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Kursskript „Wie geht Hausarzt“

Bauer/Bauer-Piraisoody
Anatomische Grundlagen

Projektion der Organe zu den vier Quadranten

Exkurs: Appendizitis Schmerzhafte Druckpunkte:

Mc-Burney-Punkt: Mitte der Verbindungslinie zwischen


Nabel und Spina iliaca ant. Sup.

Lanz-Punkt:1/3 der Linie zwischen beiden Spinae iliacae


ant. Sup.

Blumberg-Zeichen: kontralateraler Loslassschmerz im re. UB bei


Palpation des li. UB
Rovsing-Zeichen: Schmerzen im re. UB bei Ausstreichen des Kolons
längs in Richtung des Blinddarms usw.

Untersuchung des Abdomens

Unbedingt folgende Reihenfolge beachten

Spezielle
Anamnese Inspektion Auskultation Perkussion Palpation

Vorbereitung: Patienten bitten sich hinzulegen und den Bauch frei zu machen, Arme locker neben dem Körper legen, falls man
kalte Hände hat, vorher ankündigen und wärmen.
Kursskript „Wie geht Hausarzt“
Bauer/Bauer-Piraisoody
Spezielle Anamnese
Beachte die Grundlagen jeder Anamnese (sich vorstellen, mit offenen Fragen beginnen, Blickkontakt herstellen usw. [siehe
Skript Anamnese])

 Dauer der Schmerzen (seit wann? gibt es tageszeit-abhängige Veränderungen?)


 Lokalisation der Schmerzen ( sich zeigen lassen)
 Schmerzintensität (nummerische Skala)
 Schmerzqualität (z.B. pochend, stechend, dumpf, drückend…)

 Probleme mit Stuhlgang /Wasserlassen? (CAVE: Blut im Stuhl? )


 Begleitsymptome : Übelkeit? Erbrechen? Sodbrennen? Windabgang? Fieber?
 Letzte Mahlzeit? Bekannte Allergien?
 Regelmäßige Medikamenteneinnahme? Wenn ja, welche? Evt. Neue Medikation?
 Sind die Symptome bereits früher aufgetreten? (wenn ja, was war es, was wurde gemacht?)
 Kurz gehalten: relevante Vorerkrankungen, frühere KH-Aufenthalte?
 Bei Frauen im gebärfähigen Alter: Menstruationsprobleme? Schwangerschaft möglich?

Inspektion des Abdomens

Narben Hinweise auf frühere Operationen


Mit Ausnahme von Tumoren beginnen die meisten Gründe mit F:
Fett, Flüssigkeit, Fetus, Fäzes, Flatus
Achte auch auf die Lokalisation der Vorwölbung
Vorwölbungen (z.B. rechter oberer Quadrant  entzündliche Vergrößerungen oder
Neubildungen in Leber /Gallenblase)
Bei sehr schlanken Menschen kann die sichtbare Pulsation der Aorta
Pulsation normal sein
Ansonsten: z.B. krankhafte Erweiterung der Aorta?? (Aortenaneurysma)
Sichtbare Peristaltik Normalbefund oder Hinweise auf eine intestinale Obstruktion
Behaarung z.b. Bauchglatze?  Hinweis auf eine Lebererkrankung
Einblutungen?
Verfärbungen der Haut Hinweise auf eine subcutane Injektion?
Hinweise auf Erkrankungen wie zb. Pankreatitis
Striae (Streifen, die durch Risse der elastischen Schwangerschaft, Morbus Cushing…
Faserns der Haut entstehen)
Gefäßzeichnungen (Caput medusae) Hinweis auf Leberzirrhose oder Pfortaderthrombose (Ausdruck von
Umgehungskreisläufen)

Auskultation des Abdomens


Ziel: Untersuchung der Darmgeräusche (Transport Gas und Flüssigkeit im Darm) + Strömungsgeräusche und Pulsationen von
Gefäßen

Technik: mit dem Stethoskop in allen Quadranten auskultieren, Aorta: am besten in der Region des Magens/Richtung Nabel
Cave: vorher NICHT Palpieren, da so Darmgeräusche initiert werden können!
Normalbefund: etwa alle 10-15 sec. gurgelnde, glucksende oder knarrende Darmgeräusche

Pathologische Befunde:

Beginnender mechanischer Darmverschluss (Ileus)


Hochfrequent, metallisch klingend
Paralytischer Darmverschluss
Fehlen jeglicher Darmgeräusche („Grabesstille“)
Verstärkte Peristaltik Hunger, Entzündung des Darms (Enteritis) usw.
Atemabhängige Reibegeräusch (wie Sandpapier) Beginnende Perisplenitis/Perihepatitis
Exkurs: Auskratzen der Leber  Stethoskop auf das Epigastrium setzen und waagerechte Linien mit z.b dem Fingernagel
kratzen, von rechten Oberbauch zum Epigastrium, von rechtem Unterbauch nach kranial  gibt Auskunft über die Ausdehnung
der Leber
Kursskript „Wie geht Hausarzt“
Bauer/Bauer-Piraisoody
Perkussion des Abdomens

Ziel: Feststellung des Luftgehalts der Darmschlingen (Tympanie) [Bestimmung der Lebergröße, und Charakterisierung von
Tastbefunden]
Technik: Mittelfinger & Ringfinger einer Hand flach auf den Bauch legen  mit den Mittelfinger/Ringfinger-spitze der
anderen Hand auf die flache Hand klopfen
Typische Klangphänomene:

Perkussion zur Bestimmung der kranialen Grenze der Leber

Exkurs: Aszites („ Bauchwassersucht“  intraperitoneale Ansammlung von Flüssigkeit


Ursachen: Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, maligne Erkrankungen, geringer Proteingehalt im Blut usw.)
Flankendämpfung: bei großer Aszitesmenge  in
Rückenlage Flankendämpfung, die in Seitenlage nicht Gelingt erst bei einer Menge
mehr nachweisbar ist ab ca. 2 l
Undulationsphänomen  Eine Hand auf Flanke und [geringste Mengen können
mit den Fingerkuppen
Anatomische der anderen Hand kurz und scharf
Grundlagen im Gegensatz sonografisch
auf die Flanken der Gegenseite klopfen  Anschlagen dargestellt werden]
der Flüssigkeitswelle an der tastenden Hand bei Aszites

Palpation des Abdomens

Ziel:

- Beurteilung der Bauchdecke (Haut, Fett und Muskelschicht)


- Bestimmung der Lage und Form intraabdomineller Organe
- Prüfung auf Druck und Klopfschmerzhaftigkeit bzw. reflektorisches Anspannen

Technik:

- Beginn der Palpation an einer Stelle, an der der Pat. keine Schmerzen angibt
- Immer mit 2 Händen im flachen Winkel tasten, „untere Hand spürt, obere führt und bestimmt die Tiefe“
- Ggf. sich zum Patienten setzen
- Oberflächliche Palpation (Bauchdecke: Abwehrspannung/ Tonus der Muskulatur)
- Tiefe Palpation (Organe: Resistenzen, Druckschmerz)
- Palpation der Leber im oberen rechten Quadranten ( bei Gesunden nur sehr schwer zu ertasten)
- Palpation der Milz im oberen linken Quadranten (bei Gesunden nicht tastbar)
- Palpation der Nieren (von hinten im Sitzen oder Stehen)

Quellen und Tipps: https://www.youtube.com/watch?v=J1gCZheXlHA  Abdomen – Untersuchung von Miamed Amboss


Anamnese und klinische Untersuchung , 4.Auflage, Füeßl & Middeke , Thieme
Miamed – Amboss

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