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Wiederholung zu den Themen der

der Analysis II für Ingenieure im SS


2011
Günter Bärwolff
26. Dezember 2015

Zusammenfassung
Es soll hier nur stichpunktartig der Inhalt der Vorlesungen vom
12.7.2011 und 15.7.2011 wieder gegeben werden. Eine ausführliche
Darstellung der Themen findet man z.B. im Skript oder auch in dem
Lehrbuch ”Höhere Mathematik für Ingenieure” von G. Bärwolff unter
Mitarbeit von G. Seifert (Spektrum-Verlag).

i
Inhaltsverzeichnis

1.6.3 weiter: Extremwerte von Funktionen . . . . . . . . . . 1


1.6.4 Lösung von Extremwertaufgaben mit NB durch Elimi-
nation der Nebenbedingung oder Parametrisierung der
Nebenbedingungsmenge . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2 Semesterhälfte 2 6
2.1 Vektoranalysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.1.3 Operatoren der Vektoranalysis . . . . . . . . . . . . . . 6
2.1.4 Potentiale und Potentialfelder . . . . . . . . . . . . . . 7
2.2 Mehrdimensionale Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.2.1 Doppelintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.2.2 Dreifachintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.2.3 Integralberechnung durch Koordinatentransformation . 14
2.2.4 Kurven- und Oberflächenintegrale . . . . . . . . . . . . 15
2.3 Integralsätze von Gauß und Stokes . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.3.1 Beispiele für Flächen- und Volumenberechnungen . . . 20

1.6.3 weiter: Extremwerte von Funktionen


Die Aufgabe besteht in der Bestimmung von Extremwerten einer Funktion
f : D → R, d ⊂ Rn unter Berücksichtigung einer Nebenbedingung der Form

g(~x) = 0 (1) oder g(~x) ≤ 0 (2) ,

wobei mit der Funktion g : D → R, d ⊂ Rn die Nebenbedingungsmenge

M = {~x ∈ D | g(~x) ≤ 0}

z.B. im Fall (2) beschrieben wird.


Ist f stetig (auf M ) und ist M kompakt, dann nimmt f auf M Maximum
und Minimum an. Im Falle der Differenzierbarkeit von f und g unterscheidet
man bei der Ungleichungsnebenbedingung (2)

1
(i) Untersuchung des Extremalverhaltens im Innern von M mit der im
vorigen Abschnitt behandelten Methode (Auswertung der notw. Be-
dingung grad f = ~0 und Überprüfung der Definitheit der Hessematrix
in den gefundenen Kandidaten)
(ii) Bestimmung von Kandidaten von Extremalstellen (kritischen Punk-
ten) unter Berücksichtigung der Gleichungsnebenbedingung g(~x) = 0
(Rand von M ) mit der im Folgenden kurz beschriebenen Methode mit
Lagrange-Multiplikatoren.
Theorem 1.6.1. Seien f, g : G → R, G ⊂ Rn auf der offenen Menge G
definiert und mögen dort stetige partielle Ableitungen haben. Gesucht sind die
Extremwerte von f unter der Nebenbedingung g = 0. Die einzigen möglichen
Kandidaten für Extremalstellen sind dann die Lösungen ~x ∈ G von einem
der folgenden Gleichungssysteme

grad ~x f = λgrad ~x g
g(~x) = 0 (1.1)

oder

grad ~x g = 0
g(~x) = 0

Im ersten Fall (Normalfall) hat man ein Gleichungssystem von n+1 Gleichun-
gen für die n+1 Unbekannten ~(x) = (x1 , . . . , xn und den Lagrange-Parameter
λ vorzuliegen.
Im zweiten Fall des Verschwindens des Gradienten von g auf der Nebenbe-
dingungsmenge spricht man vom singulären Fall, der für die Bestimmung von
Kandidaten für Extremalstellen ungeeignet ist.
Zur Illustration der Methodik sollen die Extremwerte von f (x, y) = xy 2 unter
Berücksichtigung der Nebenbedingung g(x, y) = x2 + y 2 − 1 ≤ 0 bestimmt
werden.
f nimmt auf der kompakten Nebenbedingungsmenge M (Kreisfläche mit
Rand) wegen der Stetigkeit Maximum und Minimum an.
Zur Betrachtungen des Inneren von M (x2 + y 2 < 1) werten wir die notwen-
dige Bedingung
 2   
y 0
grad ~x f = 0 ⇐⇒ =
2xy 0
aus, und finden mit
(α, 0) , α ∈] − 1, 1[

2
die Nullstellen des Gradienten von f . Für die Hessematrix ergibt sich
 
00 0 0
f (α, 0) = ,
0 2α
die weder positiv noch negativ definit ist, so dass mit dem hinreichen Kriteri-
um keine Aussage über lokale Extremalstellen möglich ist. Allerdings merken
wir uns, dass für die Funktionswerte von f (α, 0) = 0 gilt.
Bei der Betrachtung des Randes von M kann man den singulären Fall aus-
schließen, da der Gradient von g auf dem Rand von M nicht verschwindet.
Das Gleichungssystem (1.1) ergibt sich bei unserem Beispiel zu
y 2 = λ2x
2xy = λ2y
x + y2 = 1 .
2

Für y = 0 erhält man


x2 = 1 =⇒ x = ±1
also die kritischen Punkte P1,2 = (±1, 0) (und λ = 0).
Für y 6= 0 erhält man
1
λ = x =⇒ 2x2 = y 2 =⇒ 3x2 = 1 =⇒ x = ± √
3
also die kritischen Punkte

1 2
P3,4,5,6 = (± √ , ± √ ) .
3 3
Mit
√ √ √ √
1 2 1 2 2 3 1 2 2 3
f(√ , √ ) = √ = = fmax und f (− √ , √ ) = − = fmin
3 3 33 9 3 3 9
findet man das Maximum und das Minimum von f auf M .

1.6.4 Lösung von Extremwertaufgaben mit NB durch


Elimination der Nebenbedingung oder Parame-
trisierung der Nebenbedingungsmenge
Wenn es einfach möglich ist, d.h. wenn man z.B. die Nebenbedingung nach
einer Variablen auflösen kann, kann man bei Extremwertaufgaben die Neben-
bedingungen eliminieren, und sucht dann die Extremwerte der resultierenden
Funktion. In unserem Beispiel wäre das möglich:

fˆ(x) = f (x, 1 − x2 ) = x(1 − x2 ) .

3
Es bleibt dann die (hier sehr leichte) Aufgabe der Bestimmung der Extrem-
werte von fˆ.
Die Lösung von Extremwertaufgaben mit NB durch eine geeignete Parame-
trisierung der Nebenbedingungsmenge soll an einem Beispiel demonstriert
werden.
Gesucht sind Maximum und Minimum der Funktion f (x, y, z) = xyz unter
Berücksichtigung der Nebenbedingung x2 + y 2 + z 2 = 1.
Die Funktion ist stetig und die Menge

M = {(x, y, z) ∈ R3 | x2 + y 2 + z 2 = 1}

ist kompakt. Damit existieren Maximum und Minimum.


Eine Möglichkeit der Lösung der Aufgabe bietet die Parametrisierung der
Nebenbedingungsmenge und in diesem Fall der Sphäre bieten sich Kugelko-
ordinaten an:

M = {(x, y, z) | x = cos φ sin θ, y = sin φ sin θ, z = cos θ, φ ∈ [0, 2π], θ ∈ [0, π]}

Damit kann man die Extremwertbestimmung der Funktion f auf M auf die
Extremwertbestimmung der Funktion

h(φ, θ) = f (x(φ, θ), y(φ, θ), z(φ, θ)) = cos φ sin φ sin2 θ cos θ ,

die auf der Parametermenge P = [0, 2π]×[0, π] definiert ist, zurückführen


p (ei-
ne andere ”Parametrisierung” wäre die Verwendung von x, y, ± 1 − x2 − y 2
für (x, y) ∈ K = {(x, y)|x2 + y 2 ≤ 1} und die Bestimmung der Extremwerte
der Funktionen
p p
g1 (x, y) = xy 1 − x2 − y 2 , g2 (x, y) = −xy 1 − x2 − y 2

auf K).
Zur Auswertung der notwendigen Bedingungen werden die partiellen Ablei-
tungen bestimmt:
∂h
= (cos2 φ − sin2 φ) sin2 θ cos θ
∂φ
∂h
= cos φ sin φ(2 cos2 θ − sin2 θ) = cos φ sin φ(2 − 3 sin2 θ)
∂θ
Man überlegt sich, dass die kritischen Punkte (φ, θ) mit beliebigen φ ∈ [0, 2π]
und θ = 0, π2 , π nicht für das Maximum bzw. Minimum in Frage kommen
(Funktionswert gleich Null), da man man in jedem Fall Werte aus P findet

4
mit h > 0 und h < 0. Damit wird für θ 6= 0, π2 , π die notwendige Extremal-
bedingung
∂h ∂h
= =0
∂φ ∂θ
nur dann erfüllt, wenn

cos2 φ − sin2 φ = 0 und 2 − 3 sin2 θ = 0 (1.2)

gilt. (1.2) wird für


π 3π 5π 7π
| cos φ| = | sin φ| ⇐⇒ φ = , , ,
4 4 4 4
und r r
2 2
sin θ = ± ⇐⇒ θ = arcsin(± )
3 3
q
erfüllt. Für (φ, θ) = ( π4 , arcsin( 23 )) erhält man mit
r r r
π 2 π π 2 2 2
h( , arcsin( )) = cos sin sin [arcsin( )] cos[arcsin( )]
4 3 4 4 3 3
√ √ s r
2 22 2
= 1 − sin2 [arcsin( )]
2 2 3 3
r √
12 1 1 3
= = √ =
23 3 3 3 9

das Maximum und mit


r √
3π 2 3
h( , arcsin( )) = −
4 3 9
das Minimum.

5
Kapitel 2

Semesterhälfte 2

2.1 Vektoranalysis
2.1.3 Operatoren der Vektoranalysis
Im Folgenden bezeichnen ~v : G → Rn , φ : G → R, G ⊂ Rn , stetig partiell
differenzierbare Abbildungen (Vektor- bzw. Skalarfelder). Mit dem Nabla-
Operator

 
∂x1
  ∂
∂x2
∇ :=  . 
 
.
 . 

∂xn

wird durch  ∂φ 
∂x1
  ∂φ
∂x2
∇φ =  .  =: grad φ
 
 .. 
∂φ
∂xn

der Gradient von φ, durch


∂v1 ∂vn
∇ · ~v = + ··· + = div ~v
∂x1 ∂xn

die Divergenz von ~v , und im Falle von Vektorfeldern aus dem R3 durch
 ∂v3 ∂v2 
~e1 ~e2 ~e3
∂ ∂ ∂ ∂y
− ∂z
∇ × ~v = ∂x ∂y ∂z =  ∂z − ∂v
∂v 1
∂x
3 
=: rot ~v
∂v2 ∂v1
u v w
∂x
− ∂y

6
die Rotation von ~v definiert. Die Mehrfachanwendung von Operatoren er-
gibt mit
n
X ∂ 2φ
∇ · ∇φ = =: ∆ φ
j=1
∂x2j

den Laplace-Operator angewendet auf das Skalarfeld φ.

2.1.4 Potentiale und Potentialfelder


Definition 2.1.1.
Ist ~v ein Vektorfeld und gilt für das Skalarfeld u

~v = −grad u ,

dann heißt u Potential von ~v . Besitzt ~v ein Potential, dann heißt ~v Poten-
tialfeld. Gilt für das Skalarfeld φ

~v = grad φ ,

dann heißt φ Stammfunktion von ~v (Existenz von Potential impliziert Exis-


tenz einer Stammfunktion und umgekehrt).

Definition 2.1.2.
Ist ~v ein Vektorfeld und gilt für das Vektorfeld w
~

~v = rot w
~,

dann heißt w
~ Vektorpotential von ~v .

Sind ~v und u zweimal stetig partiell differenzierbar (mit Blick auf den Satz
von Schwarz), dann rechnet man

rot grad u = 0 und div rot ~v = 0

aus. Diese Ergebnisse sind die Grundlage für die folgenden Kriterien für die
Existenz von Potentialen bzw. Vektorpotentialen.

Theorem 2.1.3.
Notwendig für die Existenz eines Potentials u des Vektorfeldes ~v ist die
Bedingung
∂vj ∂vk
rot ~v = 0 bzw. = , j, k = 1, . . . , n .
∂xk ∂xj

7
Notwendig für die Existenz eines Vektorpotentials w
~ des Vektorfeldes ~v ist
die Bedingung
div ~v = 0 .
Die beiden genannten Bedingungen sind auch hinreichend, wenn der Defi-
nitionsbereich von ~v konvex ist.

Potentiale bzw. Stammfunktionen kann man auch ausrechnen (wenn es denn


welche gibt). Das macht man durch die sukzessive Auswertung der Gleichun-
gen (hier für n = 3)

∂u
− = v1
∂x
∂u
− = v2
∂y
∂u
− = v3 .
∂z
Darauf gehe ich hier nicht weiter ein.

2.2 Mehrdimensionale Integration


2.2.1 Doppelintegrale
Voraussetzung für die Berechnung von Integralen der Form
Z Z
f (x, y) dxdy ,
B

wobei B ⊂ R2 ein hier den Integrationsbereich bezeichnet, ist eine handhab-


bare Beschreibung von B. Ist B ein Rechteck, d.h.

B = [a, b] × [c, d] ,

dann ist die Integral-Berechnung in der Form


Z Z Z bZ d Z dZ b
f (x, y) dxdy = [ f (x, y) dy] dx = [ f (x, y) dx] dy
B a c c a

offensichtlich. Ist der Bereich krummlinig berandet, d.h. sollte man ihn immer
(evtl. auch als Vereinigung von Teilbereichen) in der Form

B = {(x, y) ∈ R2 | a ≤ x ≤ b, α(x) ≤ y ≤ β(x)} (2.1)

8
darstellen können, ansonsten hat man ein Problem. Hat man B aber in der
Form (2.1) oder auch in der Form

B = {(x, y) ∈ R2 | c ≤ y ≤ d, α(y) ≤ x ≤ β(y)} (2.2)

vorzuliegen, dann gilt das

Theorem 2.2.1.
Seien α, β : [a, b] → R differenzierbar und α ≤ β. Sei B in der Form (2.1)
gegeben. Dann ist B kompakt und für stetiges f : B → R gilt
Z Z Z b Z β(x)
f (x, y) dxdy = [ f (x, y) dy] dx .
B a α(x)

2.2.2 Dreifachintegrale
Ist K ein Bereich aus dem R3 , dann hat man es bei der Masse- oder Schwer-
punktberechnung mit Integralen der Form
Z Z Z
f (x, y, z) dxdydz
K

zu tun. Um das jeweilige Integral berechnen zu können braucht man wieder


eine geeignete Beschreibung von K. Eine Berechnung wird z.B. möglich, wenn
K in der Form

K = {(x, y, z) ∈ R3 | (x, y) ∈ B ∗ , α(x, y) ≤ z ≤ β(x, y)} (2.3)

vorliegt, wobei B ∗ ein kompakter Bereich aus dem R2 ist (Projektion des
Körpers K in die x − y-Ebene). In diesem Fall gilt das

Theorem 2.2.2.
Seien α, β : B ∗ → R differenzierbar und α ≤ β. Sei K ⊂ R3 in der Form
(2.3) gegeben. Dann ist K kompakt und für stetiges f : K → R gilt
Z Z Z Z Z Z β(x,y)
f (x, y, z) dxdydz = [ f (x, y, z) dz] dxdy .
K B∗ α(x,y)

D.h. man führt letztendlich eine iterierte Integration durch, muss natürlich
zur Berechnung des Doppelintegrals über B ∗ diesen Bereich auch wieder ge-
eignet beschreiben.
Zur Illustration sollen nun 2 Beispiele besprochen werden.

9
Berechnung des Volumens des Vivianischen Körpers
Wenn man aus einer Kugel x2 + y 2 + z 2 = R2 mit einem Zylinder
R 2 R
x2 + y 2 = Rx ⇐⇒ (x − ) + y 2 = [ ]2
2 2
einen Körper ausstanzt, entsteht der Vivianische Körper K. Dessen Volu-
men V soll berechnet werden, d.h. es geht um das Integral
Z Z Z
V = dxdydz .
K

Der Körper liegt in den 4 Quadranten mit x ≥ 0 und aufgrund der Symmetrie
reicht es, ein Viertel des Volumens von K auszurechnen, also das Volumen
von KI . In der Abbildung 2.1 ist die Situation perspektivisch dargestellt.
Die Abbildung 2.2 zeigt die Situation in der Draufsicht mit dem schraffierten

Abbildung 2.1: Skizze des Vivianischen Körpers (aus Fichtenholz, Bd. III)

relevanten Bereich P ⊂ R2 , über den zu integrieren ist. Für das Volumen von

10
Abbildung 2.2: Draufsicht auf den Stanzbereich des Vivianischen Körpers

KI ergibt sich nun


Z Z Z
VI = dxdydz
KI
Z Z Z √R2 −x2 −y2
= [ dz] dxdy
P
Z Z p 0

= R2 − x2 − y 2 dxdy .
P

Die Beschreibung von P durch



P = {(x, y) | 0 ≤ x ≤ R, 0 ≤ y ≤ Rx − x2 }
ergibt schließlich
Z Z Z
VI = dxdydz
KI

Z R Z Rx−x2 p
= [ R2 − x2 − y 2 dy] dx .
0 0

11
Die durchzuführende Integration ist sehr aufwendig, eigentlich nur für sehr
Interessierte geeignet, und kann im ebenfalls als Material bereitgestellten
Papier vivian-kartesisch.jpeg (zitiert aus Fichtenholz, Bd. III) nachgelesen
werden.
Aber mit einiger Mühe erhält man das Resultat
π 2
VI = R 3 ( − ).
6 9
Dieser Ergebnis werden wir etwas später auf wesentlich einfacherem Weg
bestätigen.

12
Berechnung eines Dreifachintegrals über einen Bereich
Es soll der Schwerpunkt eines Zylinderabschnitts Z berechnet werden, wobei
Z sich aus dem Zylinder x2 + y 2 = R2 durch den Schnitt mit den Ebenen
z = 0 und z = ky, k ∈]0, ∞[ ergibt. Die Projektion dieses Zylinderabschnitts
in die x − y-Ebene ist der Halbkreis

B = {(x, y) | − R ≤ x ≤ R, 0 ≤ y ≤ R2 − x2 } .
Für die Schwerpunktkoordinaten xs , ys , zs ergibt sich z.B. für ys
Z Z Z
1
ys = y dxdydz ,
V (Z) Z

wobei für das Volumen


Z Z Z
V (Z) = dxdydz
Z
gilt. Es soll hier nur das Integral
Z Z Z
My = y dxdydz
Z
berechnet werden, da die anderen Integrale sehr ähnlich zu berechnen sind.
Z Z Z
My = y dxdydz
Z
Z Z Z ky
= [ y dz] dxdy
B
Z Z 0

= k y 2 dxdy
B

Z R Z R2 −x2
= k [ y 2 dy] dx
−R 0
Z R
k
= (R2 − x2 )3/2 dx
3 −R
kR3 R x2
Z
= (1 − 2 )3/2 dx
3 −R R
4
kπR
= ,
8
wobei ich den letzten Schritt vielleicht etwas zu kurz gefasst habe1 . Für das
3
Volumen erhält man V (Z) = 2kR 3
und damit
3πR
ys = .
16
1 x
hier hilft die Substitution R = cos t

13
Eine analoge Rechnung wie im Falle von My ergibt für Mz
ky
k 2 πR4
Z Z Z Z Z Z
Mz = z dxdydz = [ z dz] dxdy = · · · =
Z B 0 16
3kπR
und zs = 32
. Für xs ergibt sich schon allein aus Symmetriegründen xs = 0.

2.2.3 Integralberechnung durch Koordinatentransfor-


mation
Speziell bei der Berechnung des Vivianischen Körpers führt die Beschreibung
des Integrationsbereiches auf sehr komplizierte Integrale bei denen die Be-
rechnung der Stammfunktionen fast den Rahmen sprengt.
Wenn man√allerdings den Bereich P beschreibt, indem man den Halbkreis-
bogen y = Rx − x2 , x ∈ [0, R] durch
π
ρ = R cos φ , φ ∈ [0, ]
2
beschreibt, dann kann man P auch mit den Parametern φ und ρ durch
π
P = {(x, y) | 0 ≤ φ ≤ , 0 ≤ ρ ≤ R cos φ}
2
beschreiben.
Der Vollständigkeit sei hier noch die benötigte Transformationsregel für Dop-
pelintegrale angegeben.

Theorem 2.2.3.
Seien B, R ⊂ R2 kompakte Bereiche und sei f : B → R stetig. Sei
 
x(u, v)
~x(u, v) =
y(u, v)

eine Transformation mit stetigen partiellen Ableitungen, welche R surjek-


tiv und (mit möglichen Ausnahmen in RAndpunkten von R) injektiv auf B
abbildet (d.h. ~x(R) = B). Dann gilt
Z Z Z Z
f (x, y) dxdy = f (x(u, v), y(u, v))|det(~x0 (u, v))| dudv .
B R

det(~x0 (u, v)) bedeutet hierbei die Determinante der Ableitungsmatrix, die
auch oft durch  ∂x ∂x 
∂(x, y) ∂u ∂v
:= det ∂y ∂y
∂(u, v) ∂u ∂v

14
bezeichnet wird. Für die Polarkoordinaten x = ρ cos φ, y = ρ sin φ findet man
 ∂x ∂x   
∂u ∂v cos φ −ρ sin φ
det ∂y ∂y = det =ρ.
∂u ∂v
sin φ ρ cos φ

Unter Verwendung von Polarkoordinaten ergibt sich für den Vivianischen


Körper
Z Z Z
VI = dxdydz
KI
Z Z Z √ R2 −x2 −y 2
= [ dz] dxdy
P 0
Z π/2 Z R cos φ p
= R2 − ρ2 ρdρdφ
0 0
Z π/2
1
= − [R2 − ρ2 ]3/2 |ρ=R
ρ=0
cos φ

0 3
1 π/2
Z
= [−R3 (1 − cos2 φ)3/2 + R3 ] dφ
3 0
R3 π/2
Z
= [1 − sin3 φ] dφ
3 0
R3 π 2
= [ − ].
3 2 3

2.2.4 Kurven- und Oberflächenintegrale


Es sollen nun Kurvenintegrale und Oberflächenintegrale (Flussintegrale) er-
klärt werden. Dazu brauchen wir Kurven und Flächen im R3 . Um Integrale
über Kurven oder Flächen berechnen zu können braucht man Parametrisie-
rungen zur mathematischen Beschreibung.
Eine Parametrisierung einer Kurve γ des Rn ist eine Abbildung

~x : [a, b] → Rn ,

von der wir die stetige Differenzierbarkeit fordern.


Eine Parametrisierung einer Fläche F ⊂ R3 ist eine Abbildung

~x : B → R3

mit stetigen partiellen Ableitungen, wobei


• der Parameterbereich B kompakt ist mit einem Rand, der aus höchstens
endlich vielen glatten Kurven bestehen darf,

15
• ~x ist surjektiv und im Innern von B injektiv, d.h. es gilt ~x(B) = F ,
∂~
x ∂~
x
• ∂u
und ∂v
sind linear unabhängig.

Entlang der beschriebenen Kurven und auf den Flächen werden nun Kurven-
und Oberflächenintegrale definiert.

Definition 2.2.4.
Sei ~v ein stetiges Vektorfeld, f eine stetige Funktion auf der Kurve γ ⊂ Rn .
Unter der Arbeitsintegral bzw. dem Kurvenintegral des Vektorfeldes über die
Kurve γ versteht man
Z Z b
~
~v · ds := ~v (~x(t)) · ~x˙ (t) dt .
γ a

Unter dem skalaren Kurvenintegral der Funktion f über die Kurve γ versteht
man Z Z b
f ds := f (~x(t)) |~x˙ (t)| dt .
γ a

Ist f = 1, dann ergibt das skalare Kurvenintegral mit


Z b
L(γ) = |~x˙ (t)| dt
a

gerade die Länge der Kurve.

Für die logarithmische Spirale (c > 0)


 
−t cos t
~x(t) = ce , t ∈ [0, b]
sin t

errechnet man mit


−e−t cos t − e−t sin t
 
~x˙ (t) = c
−e−t sin t + e−t cos t

und
|~x˙ (t)|2 = c2 2e−2t
die Länge
Z b Z b √ √
L= |~x˙ (t)| dt = c 2e−t dt = c 2(1 − e−b ) .
0 0

16
Definition 2.2.5.
Sei ~v ein stetiges Vektorfeld, f eine stetige Funktion auf der Fläche F ⊂ R3 .
Unter dem Flussintegral des Vektorfeldes durch die Fläche F man
Z Z Z Z
~
~v · dO := ~v (~x(u, v)) · (~xu × ~xv ) dudv .
F B

Unter dem skalaren Oberflächenintegral der Funktion f auf der Fläche F


versteht man
Z Z Z Z
f dO := f (~x(u, v)) |~xu × ~xv | dudv .
F B

Ist f = 1, dann ergibt das skalare Oberflächenintegral mit


Z Z
O(F ) = |~xu × ~xv | dudv
B

gerade den Flächeninhalt der Fläche.

Als Beispiel einer Flächeninhaltsberechnung betrachet wir einen Kegel y 2 +


z 2 = x2 um die x-Achse und schneiden aus dem Kegel mit dem senkrecht auf
der x − y-Achse stehenden Zylinder x2 + y 2 = R2 einen Zylinderausschnitt Z
heraus. Von diesem Ausschnitt soll nun der Flächeninhalt berechnet werden.
In den Abbildungen 2.3 und 2.4 ist die Situation geschildert.
Aufgrund der Symmetrien reicht es, den Flächeninhalt der Teilfläche ZI im
ersten Oktanden (x, y ≥ 0) zu berechnen (das 8-fache des Ergebnisses ergibt
den gesamten Flächeninhalt). In Abb. 2.4 ist die relevante Projektionsfläche
P dargestellt.
Als Parametrisierung der Fläche ZI verwenden wir
 
x
~x(x, y) =  p y  ,
2
x −y 2

mit
R p
(x, y) ∈ P = {(x, y) | 0 ≤ y ≤ √ , y ≤ x ≤ R2 − y 2 } .
2
Für |~xx × ~xy | erhält man
s
x2 + y 2 √ x
|~xx × ~xy | = 1+ = 2 p .
x2 − y 2 x2 − y 2

17
Abbildung 2.3: Kegel und Zylinder, Frontansicht

Für den Flächeninhalt von ZI erhält man dann


Z Z
O(ZI ) = dO
ZI
Z √R Z √x2 −y2 √
2 x
= [ 2p dx]dy
0 y x2 − y 2
√ Z √R2 p
= 2 R2 − y 2 − y 2 dy
0
s
√ Z √R2 √ R
= 2 2 ( √ )2 − y 2 dy
0 2
Z √R s
2 R
= 2 ( √ )2 − y 2 dy
0 2
1 R2 R2 π
= 2[ π ] = .
4 2 8

18
Abbildung 2.4: Kegel und Zylinder, Draufsicht

Im letzten Schritt wurde benutzt, dass das Integral


Z √R s
2 R
( √ )2 − y 2 dy
0 2

gerade ein Viertel des Flächeninhalts eines Kreises mit dem Radius √R2 be-
deutet. Mit dem 8-fachen von O(ZI ), also 2πR2 erhält man schließlich den
Flächeninhalt des ausgestanzten Zylinderstücks.

2.3 Integralsätze von Gauß und Stokes


Im Weiteren soll K eine Bereich aus dem R3 sein, mit einem Rand ∂K, der
aus höchstens endlich vielen Fächen im oben beschriebenen Sinn besteht. ~v
als Vektorfeld habe stetige partielle Ableitungen.

Theorem 2.3.1. (Integralsatz von Gauß)

19
Es gilt die Beziehung
Z Z Z Z Z
div~v dxdydz = ~
~v · dO
K ∂K

zwischen einem Dreifachintegral und einem Flussintegral. Beim Flussintegral


ist ∂K durch ~x(u, v) so zu parametrisieren, dass der Vektor

~xu × ~xv

nach außen (aus K heraus) zeigt.


Sei nun S eine Fläche im oben besprochenen Sinn mit einer Randkurve ∂S,
die durch ~x(t) so parametrisiert ist, dass man beim Durchlauf der Randkurve
die Fläche S links von sich zu liegen hat.
Theorem 2.3.2. (Integralsatz von Stokes)
Es gilt die Beziehung
Z Z Z
~ =
rot ~v · dO ~
~v · ds
S ∂S

zwischen einem Flussintegral und einem Kurvenintegral.

2.3.1 Beispiele für Flächen- und Volumenberechnun-


gen
Zum Schluss will ich noch 2 Beispiele angeben:
1) Flächenberechnung
Der Bereich A sei durch den Zykloidenbogen
 
a(t − sin t)
~x1 (t) = , t ∈ [0, 2π],
a(1 − cos t)

und die x-Achse begrenzt. Zu berechnen ist der Flächeninhalt von A.


A wird von 2 Kurvenstücken, also dem Zykloidenbogen und der Kurve
 
2πa(1 − t)
~x2 (t) = , t ∈ [0, 1],
0

begrenzt. Der Satz von Green ermöglicht die Flächeninhaltsberechnung mit


dem Integral
Z Z 2π Z 1
x(t)ẏ(t) dt = x(t)ẏ(t) dt + x(t)ẏ(t) dt = (∗)
x1 ∪~
~ x2 0 0

20
Beachtet man die Komponenten und deren Ableitungen der 2 Kurvenstücke,
dann ergibt sich
Z 2π Z 1
(∗) = a(t − sin t)a sin t dt + a2π(1 − t) ∗ 0 dt
0 0
Z 2π Z 2π
2 2
= a t sin t dt − a sin2 t dt
0
Z 02π
= a2 [t(− cos t)|2π0 −a
2
(− cos t)dt − a2 π
0
= −3a2 π .

Das Ergebnis ist negativ, warum?


Wir haben hier nicht das Integral
Z Z
dxdy ,
A

sondern Z Z
− dxdy
A
berechnet, weil unsere Randkurve A im Uhrzeigersinn umrundet hat, und
nicht in mathematisch positiver Richtung. Also hat A natürlich den positiven
Flächeninhalt 3a2 π.
2) Volumenberechnung
Es soll das Volumen eines Körpers berechnet werden, der zwischen einem
Bereich B ⊂ R2 aus dem 1. Quadranten und dem Graphen der Funktion
f (x, y) = xy 2 liegt.
B ist ein Bereich, der von den Graphen der Funktionen y = 3 − x2 und
y = 1+x2 und der y-Achse begrenzt wird (machen sie sich dazu eine Skizze!!!,
dann wird alles viel klarer). Der Schnittpunkt der Funktionen ergibt sich aus

3 − x2 = 1 + x2

zu (1, 2). Damit ist das Integral


Z Z
xy 2 dxdy
B

mit
B = {(x, y) | 0 ≤ x ≤ 1, 1 + x2 ≤ y ≤ 3 − x2 } .

21
Es ergibt sich
Z Z Z 1 Z 3−x2
2
xy dxdy = [ xy 2 dy] dx
B 0 1+x2
1
y 3 y=3−x2
Z
= x |y=1+x 2 dx
0 3
Z 1
1
= [x[(3 − x2 )3 − (1 + x2 )3 ] dx ,
3 0

und hier mache ich Schluss, denn den Rest können sie ganz sicher auch selbst
erledigen. zu berechnen.

Schlussbemerkung
Ich wünsche allen Studierenden viel Erfolg bei der Klausur und danach ein
paar wohlverdiente Ferienwochen.

Berlin, 16.7.2011
Günter Bärwolff

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