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unabhängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Informationsschrift dem Empfänger
zugegangen ist.
Inhaltsverzeichnis

Einführung .....................................................................................................................4

1 Ist-Situation .............................................................................................................6
1.1 Datenerhebung...................................................................................................6
1.2 Thermische Behandlungsanlagen ......................................................................6
1.2.1 Müllverbrennungsanlage..............................................................................6
1.2.2 Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerke ..................................................................7
1.2.3 Biomasse-Heizkraftwerke ............................................................................8
1.3 Biogasanlagen....................................................................................................8
1.4 Deponiegasverwertungsanlagen ........................................................................9
1.5 Klärgasverwertungsanlagen .............................................................................10
1.6 Energieerzeugung 2008 ...................................................................................11

2 Entwicklungspotenziale .......................................................................................12
2.1 Abfallspezifische Betrachtungen.......................................................................12
2.1.1 Methodisches Vorgehen ............................................................................12
2.1.2 Siedlungsabfall zur thermischen Behandlung ............................................13
2.1.3 Ersatzbrennstoff .........................................................................................13
2.1.4 Alt- und Restholz........................................................................................14
2.1.5 Biogener Abfall...........................................................................................14
2.1.6 Gefährliche Abfälle.....................................................................................15
2.1.7 Krankenhausabfälle ...................................................................................16
2.1.8 Klärschlamm ..............................................................................................17
2.1.9 Altreifen......................................................................................................18
2.1.10 Schredderleichtfraktion ...............................................................................18
2.1.11 Treibsel.......................................................................................................19
2.1.12 Mähgut aus Gewässerunterhaltung ............................................................20
2.1.13 Brennstoff aus MBA-Ablagerungsmaterial..................................................20
2.1.14 Vorabsiebung aus Sortieranlagen für Siedlungsabfälle ..............................21
2.1.15 Deponiegas ................................................................................................22
2.1.16 Klärgas .......................................................................................................22
2.2 Anlagenspezifische Betrachtungen ..................................................................24
2.2.1 Effizienzsteigerung vorhandener Anlagen..................................................24

Seite 1
2.2.2 Technologieimplementierung in vorhandenen Anlagen .............................26
2.2.3 Neu- und Ausbau von Energieerzeugungsanlagen....................................28
2.2.4 Prognose zur Entwicklung der Energieeffizienz .........................................30
2.2.5 Projektbeispiele..........................................................................................31

3 Energiebilanzen.....................................................................................................34
3.1 Energiebilanz 2008 ...........................................................................................34
3.2 Energiebilanz 2013 ...........................................................................................35

4 Klimaschutz ...........................................................................................................37
4.1 Anteil am Primärenergieverbrauch ...................................................................37
4.2 Anteil an der Stromerzeugung gegenüber erneuerbarer Energieträger............38
4.3 Emissionsbilanzierung ......................................................................................38

5 Fazit........................................................................................................................40

Anhang .........................................................................................................................42
Anhang 1 Zugeordnete Abfallarten .........................................................................43
Anhang 2 Heizwerte der betrachteten Abfallarten...................................................47
Anhang 3 Erzeugte Mengen aller gefährlichen Abfälle über 500 Mg ......................48
Anhang 4 Glossar ...................................................................................................49
Anhang 5 Abkürzungen und Maßeinheiten .............................................................53
Anhang 6 Quellenverzeichnis .................................................................................56

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Energieerzeugung 2008 ................................................................................11


Abb. 2: Beispiel einer Verfahrenstechnik für Heizkraftwerke kleiner Leistung ..........29
Abb. 3: Vergleich der erzeugten Energie mit dem theoretischen
Energiepotenzial 2008...................................................................................34
Abb. 4: Primärenergieverbrauch 2008 in Mecklenburg-Vorpommern........................37
Abb. 5: Primärenergieverbrauch 2013 in Mecklenburg-Vorpommern........................37
Abb. 6: Energieerzeugung erneuerbarer Energieträger 2008....................................38
Abb. 7: CO2-Vermeidungspotenziale .........................................................................39

Seite 2
Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Datensatz der MVA .........................................................................................7


Tab. 2: Datensätze der EBS-HKW ..............................................................................7
Tab. 3: Datensätze der BM-HKW ................................................................................8
Tab. 4: Datensätze der Biogasanlagen .......................................................................9
Tab. 5: Datensätze der Deponiegasverwertungsanlagen............................................9
Tab. 6: Datensatz der Klärgasverwertungsanlagen...................................................10
Tab. 7: Energieerzeugung 2008 ................................................................................11
Tab. 8: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Siedlungsabfall zur
thermischen Behandlung ..............................................................................13
Tab. 9: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Ersatzbrennstoff..........13
Tab. 10: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Alt- und Restholz........14
Tab. 11: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von biogenem Abfall .........15
Tab. 12: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von
gefährlichen Abfällen ....................................................................................15
Tab. 13: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von
Krankenhausabfällen ....................................................................................17
Tab. 14: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Klärschlamm ..............17
Tab. 15: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Altreifen ......................18
Tab. 16: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 der
Schredderleichtfraktion .................................................................................19
Tab. 17: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Treibsel ......................19
Tab. 18: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Mähgut aus
Gewässerunterhaltung..................................................................................20
Tab. 19: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Brennstoff aus
MBA-Ablagerungsmaterial ............................................................................21
Tab. 20: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 der Vorabsiebung..............21
Tab. 21: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Deponiegas ................22
Tab. 22: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Klärgas .......................22
Tab. 23: Kompostierungsanlagen mit einer Durchsatzmenge > 5.000 Mg in 2008.....26
Tab. 24: Vergleich der erzeugten Energie mit dem theoretischen
Energiepotenzial 2008 ..................................................................................34
Tab. 25: Ergebnisbilanzierung 2013 ...........................................................................36

Seite 3
Einführung

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern hat sich zum Ziel gesetzt, die Abfall-
wirtschaft zu einer Stoffstrom-, Energie- und Ressourcenwirtschaft auszugestalten
(AWP M-V 2008). Mit der Nutzung von Ersatzbrennstoffen aus der Abfallbehandlung
sowie Altholz in dafür geeigneten Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern werden bereits
Primärbrennstoffe ersetzt und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Die energie- und klimapolitische Ausrichtung des Landes wurde mit der Gesamtstrate-
gie Energieland 2020 dargestellt, in der auch der Beitrag der Abfallwirtschaft des Lan-
des zu einer ressourcenschonenden Energieerzeugung aus Abfall eine wichtige Rolle
spielt. Diesbezüglich sind inhaltlich bereits konkrete Maßnahmen formuliert worden:1

Erhöhung der Effizienz der vorhandenen Sekundärbrennstoffanlagen,


Weiterentwicklung insbesondere der Wärmenutzungskonzepte und
Untersuchungen zum Potenzial der energetischen Nutzung von Bioabfall.

In der vorliegenden Studie wird der Energiebeitrag der Abfallwirtschaft des Landes
Mecklenburg- Vorpommern für das Jahr 2008 dargelegt und den ermittelten Potenzialen
(für 2008) vergleichend gegenübergestellt. Weiterführend werden systematisch alle
relevanten abfallspezifischen Entwicklungspotenziale erläutert und Beispiele anlagen-
spezifischer Optimierungsmaßnahmen aufgezeigt, die partiell in die Prognosen des
Energiepotenzials für das Jahr 2013 einfließen.

Bei den Betrachtungen der Abfallwirtschaft zur Energieerzeugung sind zunächst Ab-
grenzungssachverhalte zu definieren. Innerhalb dieser Studie wird die stoffliche Verwer-
tung von Abfällen, wie z. B. durch die getrennte Sammlung bzw. Erfassung von
Papier/Pappen/Kartonagen, Glas und Leichtverpackungen sowie Metallen, die in den
Stoffkreislauf zurückgeführt werden, vorausgesetzt. Durch diese Art und Weise des Re-
cyclings wird zudem der Primärenergieverbrauch für die Herstellung von Produkten aus
den genannten Stoffströmen enorm reduziert. Ebenso ist darauf hinzuweisen, dass die
stoffliche Verwertung von Abfällen immer Vorrang vor einer energetischen Nutzung hat.

Als weitere Abgrenzung ist die Nichtberücksichtigung von Anlagen zu nennen, die aus-
schließlich Energien aus fossilen Brennstoffen oder nachwachsenden Rohstoffe erzeu-
gen.

Ferner werden Deponie- und Klärgase als Energieträger in den folgenden Kapiteln be-
trachtet, obwohl es sich bei diesen formal nicht um Abfall handelt. Die Berücksichtigung
erfolgt deshalb, weil Deponie- und Klärgase vollständig oder teilweise durch Abfall er-
zeugt werden.

1
Vgl. MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN [2].

Seite 4
Die vorliegende Studie ist wie folgt gegliedert:

Kapitel 1: Ist-Situation

Ausgangspunkt ist die Erfassung aller relevanten Bereiche der Energieerzeugung aus
Abfall in Mecklenburg-Vorpommern. Diese wurden für das Basisjahr 2008 systematisiert
dargestellt.

Kapitel 2: Entwicklungspotenziale

Zunächst werden in diesem Kapitel die abfallspezifischen Entwicklungspotenziale unter


Bezugnahme auf alle denkbaren Quellen für eine Energieerzeugung aus Abfall betrach-
tet. Dabei werden dezidiert die theoretischen Energiepotenziale der Jahre 2008 und
2013 für die definierten Abfallarten aufgezeigt.

Weiterhin wird die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit einzelner Maßnahmen-


komplexe entwickelt, wobei hierbei die Effizienzsteigerungen vorhandener Anlagen, die
Technologieimplementierung in vorhandenen Anlagen sowie der Neu- und Ausbau von
Energieerzeugungsanlagen dargestellt werden. Abschließend erfolgt die Vorstellung
repräsentativer Projektbeispiele.

Kapitel 3: Energiebilanzen

Aus den Erkenntnissen des Ist-Zustandes und den theoretischen Energiepotenzialen


wird zunächst eine Energiebilanz für das Jahr 2008 mit Aussagen zur Energieeffizienz
der energetisch verwerteten Abfallströme aufgestellt. Die Prognose des Energiepoten-
zials aus Abfall in Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2013 wurde auf Basis der
aktuellen Bilanzierung und der ermittelten Entwicklungs- und Effizienzpotenziale erstellt.

Kapitel 4: Klimaschutz

In diesem Kapitel wird mit Blick auf die Schonung der Primärenergieressourcen zu-
nächst der Anteil der Energieerzeugung aus Abfall in Mecklenburg-Vorpommern für das
Basisjahr 2008 und für das Prognosejahr 2013 dargestellt. Weiterhin erfolgt für das Jahr
2008 ein Vergleich des Energieträgers Abfall mit anderen erneuerbaren Energieträgern.

Abschließend wird die Minderung der CO2-Emissionen durch die energetische Nutzung
des Abfalls für die o. g. Bezugsjahre hochgerechnet.

Kapitel 5: Fazit

Dieses Kapitel enthält eine zusammenfassende Bewertung der stoffstrom- und


anlagenbezogenen Maßnahmen zum Beitrag „Energie aus Abfall“.

Seite 5
1 Ist-Situation

1.1 Datenerhebung

Für die Erarbeitung der Studie wurden als Basis die Daten für das Jahr 2008 herange-
zogen. Dafür sind folgende Datenquellen berücksichtigt und ausgewertet worden:

Betreiberberichte 2008 von Abfallentsorgungsanlagen in Mecklenburg-Vorpom-


mern
nacherhobene Daten (eigene Datenrecherche)
Statistische Angaben vom Statistischen Amt Mecklenburg-Vorpommern
(StatA MV).

Der wesentliche Schwerpunkt bei der Erhebung und Auswertung der Daten lag bei der
Erfassung des Anlageninputs und der produzierten elektrischen und/oder thermischen
Energie der signifikanten Anlagen. Diese Werte, die aus Betreiberberichten stammen
bzw. auf Betreiberangaben beruhen oder auf Grundlage spezifischer Energiegrößen
berechnet wurden, bilden die Grundlage für die nachfolgenden tabellarischen Übersich-
ten.

Die Abfallarten bzw. Energieträger der jeweiligen Anlagen werden mit Mengenangaben
und in Form eines Sammelbegriffes dargestellt. Dieser wird im Anhang 1 den einzelnen
Schlüsselnummern der Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) zugeordnet. Allgemeine
Begriffsbestimmungen befinden sich im Anhang 4.

Des Weiteren werden lediglich die Datensätze der Müllverbrennungsanlage Ludwigslust


sowie der beiden Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerke der Standorte Demmin und Staven-
hagen veröffentlicht. Bei den anderen Anlagentypen erfolgen anonymisierte zusammen-
fassende Darstellungen und teilweise (bei fehlender Datenbasis) eigene Hochrech-
nungen.

1.2 Thermische Behandlungsanlagen

1.2.1 Müllverbrennungsanlage
In Mecklenburg-Vorpommern wird seit Juni 2005 am Standort Ludwigslust eine Müll-
verbrennungsanlage (MVA) mit einer Kapazität zur Verbrennung von 50.000 Mg/a
Abfall betrieben. Diese ist in 2008 mit einer Durchsatzmenge von ca. 49.200 Mg Sied-
lungsabfall ausgelastet worden (siehe Tab. 1). Ca. 7 % der Abfallmengen stammten
dabei aus anderen Bundesländern.

Die Angabe der (normativen) Durchsatzmenge bezieht sich immer auf den Auslegungs-
heizwert. Innerhalb des Regelschwankungsbereichs des Feuerungsleistungsdiagramms
erhöht sich der Durchsatz bei kleinerem Heizwert bzw. erniedrigt sich der Durchsatz bei
höherem Heizwert. Dies gilt für alle Kraftwerke.

Seite 6
Tab. 1: Datensatz der MVA
Genehmigte Durchsatz 2008 Energieerzeugung 2008
lfd.
Anlagenstandort Kreis Kapazität Abfallart Menge Strom Wärme Gesamt
Nr.
[Mg/a] [Mg/a] [MWhel/a] [MWhth/a] [MWh/a] [TJ/a]

1 Ludwigslust LWL 50.000 Siedlungsabfall 49.206 17.936 - 17.936 65

Summe 49.206 17.936 - 17.936 65

Im Basisjahr 2008 erzeugte die MVA ca. 18.000 MWh elektrische Energie; eine wesent-
liche Wärmenutzung erfolgte nicht. Daraus ergab sich für die Beseitigung von Sied-
lungsabfall in der MVA im Jahr 2008 eine Jahres-Energiebereitstellung von ca. 65 TJ.

1.2.2 Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerke
Bei Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerken (EBS-HKW) handelt es sich um Thermische Ab-
fallbehandlungsanlagen, die heizwertreiche Fraktionen des Abfalls energetisch verwer-
ten. Für das Basisjahr 2008 waren in Mecklenburg-Vorpommern das EBS-HKW Sta-
venhagen und das auf EBS-Einsatz umgerüstete Biomasseheizkraftwerk Demmin zu
betrachten.

In 2008 befanden sich zwei weitere Anlagen im Bau bzw. im Probebetrieb (Standorte
Rostock und Hagenow). Aus diesem Grund werden diese in der Ist-Situations-
Betrachtung nicht berücksichtigt.

Tab. 2: Datensätze der EBS-HKW


Genehmigte Durchsatz 2008 Energieerzeugung 2008
lfd.
Anlagenstandort Kreis Kapazität Abfallart Menge Strom Wärme Gesamt
Nr.
[Mg/a] [Mg/a] [MWhel/a] [MWhth/a] [MWh/a] [TJ/a]

1 Demmin DM 50.000 EBS 43.769 24.387 - 24.387 88

2 Stavenhagen * DM 95.450 EBS 119.477 42.578 113.182 155.760 561

Summe 163.246 66.965 113.182 180.147 649

* Die tatsächlich thermisch verwertete EBS-Menge liegt 2008 in Stavenhagen durch den geringeren durchschnittlichen Heizwert
(gegenüber der Auslegungsberechnung) über dem Auslegungsdurchsatz. Die Werte liegen innerhalb der genehmigten Bandbreite;
die Energieerzeugung liegt im Nennbereich.

Die betriebenen EBS-HKW erzeugten im Jahr 2008 in der Summe ca. 180.000 MWh
Nutzenergie in Form von Strom und Wärme. Die Anlage in Demmin verfügte dabei über
keine Wärmenutzung. Ferner stammte ein Teil des eingesetzten Abfalls (ca. 13 %) aus
anderen Bundesländern.

Insgesamt ergab sich im Jahr 2008 für die Abfallbeseitigung in EBS-HKW eine Jahres-
Energiebereitstellung von ca. 649 TJ.

Seite 7
1.2.3 Biomasse-Heizkraftwerke
Biomasse-Heizkraftwerke (BM-HKW) sind energetische Verwertungsanlagen, die zur
Energieerzeugung als feste Biomasse Alt- und Resthölzer verbrennen. Im Wesentlichen
handelt es sich dabei um Wald- und Industrieresthölzer (einschließlich Sägeneben-
produkte) sowie Althölzer aller Altholzkategorien (AI bis A IV) und Hölzer aus der Land-
schaftspflege (siehe Anhang 1).

In Mecklenburg-Vorpommern erzeugten in 2008 sieben Anlagen Strom und Wärme,


davon vier Werke allein in der Hansestadt Wismar. Insgesamt wurde dabei Energie in
Höhe von ca. 1,1 Mio. MWh produziert (siehe Tab. 3).

Tab. 3: Datensätze der BM-HKW


Durchsatz 2008 Energieerzeugung 2008 *
Anzahl der Anlagen
Energieträger Abfallart Menge Gesamt
in MV
[Mg/a] [MWh/a] [TJ/a]

7 Biomasse Alt- und Restholz 531.994 1.101.599 3.966

Summe 531.994 1.101.599 3.966

* Als Datenbasis standen von drei Betreibern komplette Anlagendaten 2008 zur Verfügung; die Angaben für die anderen vier Anla-
gen wurden hochgerechnet.

Bei der Bewertung der Inputstoffströme ist zu berücksichtigen, dass im Jahr 2008
ca. 59 % des Inputs aus Mecklenburg-Vorpommern (davon ca. 23 % betriebseigene
Lieferungen) sowie ca. 34 % aus anderen Bundesländern und ca. 7 % aus dem Aus-
land stammten.

Die BM-HKW sorgten in der Gesamtheit im Jahr 2008 für eine Jahres-Energiebereit-
stellung i. H. v. ca. 3.966 TJ.

1.3 Biogasanlagen

Biogasanlagen dienen der Erzeugung von energetisch verwertbarem Biogas durch Ver-
gärung fester und/oder flüssiger Biomasse. Bei den meisten Biogasanlagen wird das
erzeugte Biogas vor Ort in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Strom- und Wärmeer-
zeugung genutzt.

Bei der Erzeugung von Biogas ist darauf hinzuweisen, dass neben dem Einsatz von
Abfällen i. S. dieser Studie zum Teil auch tierische Nebenprodukte, die nicht für den
menschlichen Verzehr geeignet sind, z. B. tierische Exkremente gemäß der Verordnung
(EG) Nr. 1774/2002 (z. B. Gülle oder Mageninhalte) als Input (ca. 40%) eingesetzt wur-
den. Diese unterliegen teilweise nicht den gesetzlichen Bestimmungen des Kreislauf-
wirtschafts- und Abfallgesetzes (KrW-/AbfG), obwohl sie vom europäischen Abfallbegriff
erfasst werden. Allerdings ist der Energiegehalt insbesondere von Gülle (in Form von
Frischmasse) sehr gering, sodass i. S. dieser Studie die tierischen Nebenprodukte bei
der Betrachtung der Energieerzeugung eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Mit dem Stand 01.01.2009 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 188 Biogasanlagen


betrieben. Davon werden i. S. dieser Studie die Anlagen betrachtet, die in 2008 zum

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einen Abfall annahmen und zum anderen vor Ort in BHKW Strom und/oder Wärme er-
zeugten. Die Abfallinputmengen der acht Biogasanlagen stammten dabei teilweise aus
anderen Bundesländern (ca. 3,8 %). Insgesamt erzeugten die o. a. Anlagen Energie
i. H. v. ca. 78.000 MWh (siehe Tab. 4).

Tab. 4: Datensätze der Biogasanlagen


Durchsatz 2008 Energieerzeugung 2008
Anzahl der Anlagen
Energieträger Abfallart Menge ges. Biogas Gesamt *
in MV
[Mg/a] [m³/a] [MWh/a] [TJ/a]

8 Biogas biogener Abfall 311.746 25 Mio. 77.715 280

Summe 311.746 25 Mio. 77.715 280

* Zur Hochrechnung der erzeugten Gesamtenergie wurde unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Methangehaltes ein mittle-
rer Wirkungsgrad von 50 % (35 - 40 % elektrischer und 10 - 15 % thermischer Wirkungsgrad) sowie ein mittlerer Methanheizwert
von 10 kWh/m³ verwendet.

Im Jahr 2008 befand sich die Biogasanlage der Entsorgungs- und Verwertungsgesell-
schaft mbH Rostock (EVG) in der Inbetriebnahme und wird somit hier nicht berücksich-
tigt. Die Anlage erzeugt aus der nativ-organischen Fraktion fester Siedlungsabfälle als
Stufe der biologischen Behandlung Biogas, welches in einem BHKW verwertet wird.

Aus der Verwertung von biogenem Abfall in Biogasanlagen ergab sich im Jahr 2008
eine Jahres-Energiebereitstellung von ca. 280 TJ.

1.4 Deponiegasverwertungsanlagen

Im Jahr 2008 existierten in Mecklenburg-Vorpommern auf neun Deponiestandorten De-


poniegasfassungs- und -verwertungsanlagen. Seit dem 01. Juni 2005 gilt das Ablage-
rungsverbot für unbehandelte Abfälle auf Deponien, wodurch seitdem keine deponie-
gasbildenden Inputstoffe eingebaut werden. Die Deponiegasproduktion ist somit zeitlich
abnehmend und mittel- bzw. langfristig insofern wegfallend, als dass eine wirtschaftliche
Verwertung mit Energieerzeugung nicht mehr gegeben sein wird.

Tab. 5: Datensätze der Deponiegasverwertungsanlagen


Energieträger Energieerzeugung 2008
Anzahl der Anlagen
Art Gewinnung Gesamt
in MV
[m³/a] [MWh/a] [TJ/a]

9 Deponiegas 28 Mio. 79.121 285

Summe 28 Mio. 79.121 285

Auf den o. g. Deponiestandorten wurde im Jahr 2008 Energie i. H. v. ca. 79.000 MWh
erzeugt (siehe Tab. 5). Das führte insgesamt zu einer Jahres-Energiebereitstellung von
ca. 285 TJ.

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1.5 Klärgasverwertungsanlagen

In 2008 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 574 öffentliche Abwasserbehandlungsan-


lagen betrieben, wovon nach Angaben des StatA MV zwölf Anlagen das bei der anae-
roben Behandlung des Klärschlamms entstehende Gasgemisch energetisch nutzten.
Die gesamte Energieerzeugung belief sich 2008 dabei auf ca. 16.000 MWh (siehe
Tab. 6).

Tab. 6: Datensatz der Klärgasverwertungsanlagen


öffentliche Anzahl der Klär- Energieträger Energieerzeugung 2008
Abwasserbehandlungs- anlagen mit Klär- Art Gewinnung Gesamt
anlagen in MV gasgewinnung [m³/a] [MWh/a] [TJ/a]

574 12 Klärgas 12 Mio. 16.317 59

Summe 12 Mio. 16.317 59

Von dem erzeugten Klärgas wurden ca. 73 % in eigenen Anlagen zur Strom- und Wär-
meerzeugung (mittels BHKW) eingesetzt, ca. 15 % in Netze Dritter eingekoppelt und
ca. 12 % nicht verwertet.

Insgesamt stellten in Mecklenburg-Vorpommern die o. g. Klärgasverwertungsanlagen


im Jahr 2008 Energie in Höhe von ca. 59 TJ zur Verfügung.

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1.6 Energieerzeugung 2008

Zusammenfassend ist die im Jahr 2008 in Mecklenburg-Vorpommern aus Abfällen


erzeugte Energie in der Tab. 7 dokumentiert und in der Abb. 1 grafisch dargestellt.

Tab. 7: Energieerzeugung 2008


Durchsatz 2008 Energieerzeugung 2008
lfd.
Anlagenart Menge Gesamt
Nr. Abfallart Energieträger
[Mg/a] [m³/a] [MWh/a] [TJ/a]
Müllverbrennungs-
1 Siedlungsabfall Abfall 49.206 - 17.936 65
anlage
Ersatzbrennstoff-
2 Ersatzbrennstoffe EBS 163.246 - 180.147 649
Heizkraftwerke
Biomasse-
3 Alt- und Restholz Biomasse 531.994 - 1.101.599 3.966
Heizkraftwerke

4 Biogasanlagen Biogener Abfall Biogas 311.746 - 77.715 280

Deponiegas-
5 - Deponiegas - 28.000.000 79.121 285
verwertungsanlagen
Klärgas-
6 - Klärgas - 12.000.000 16.317 59
verwertungsanlagen

Summe 1.056.192 40.000.000 1.472.835 5.302

BM-HKW
76%

Gesamt: ca. 5.300 TJ

Biogasanlagen
EBS-HKW 5%
12%
MVA Deponiegasver-
1% Klärgasver- wertungsanlagen
wertungsanlagen 5%
1%

Abb. 1: Energieerzeugung 2008

Demnach sind im Jahr 2008 in der Summe ca. 1,5 Mio. MWh Nutzenergie aus Abfall in
Mecklenburg-Vorpommern erzeugt worden, was einer erzeugten Jahres-Energiemenge
von ca. 5.300 TJ entspricht. Dabei stammte ca. 3/4 dieser Energie aus den Biomasse-
Heizkraftwerken im Land.

Die im Bezugsjahr 2008 erzeugte Energiemenge aus Abfall lag tatsächlich höher, da die
seinerzeit in der Inbetriebnahme befindlichen Anlagen, die bereits signifikante Energie-
mengen erzeugten, nicht berücksichtigt werden konnten.

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2 Entwicklungspotenziale

2.1 Abfallspezifische Betrachtungen

2.1.1 Methodisches Vorgehen


Zur Ermittlung der Entwicklungspotenziale wurde zunächst das theoretische Energiepo-
tenzial der Abfälle in Mecklenburg-Vorpommern für die Jahre 2008 und 2013 wie folgt
ermittelt:

1. Auswahl von Abfallarten

Siedlungsabfall zur thermischen Behandlung


Ersatzbrennstoff
Alt- und Restholz
Biogener Abfall
Gefährliche Abfälle mit einem Energiegehalt über 10 MJ/kg
Krankenhausabfälle
Klärschlamm
Altreifen
Schredderleichtfraktion
Treibsel
Mähgut aus Gewässerunterhaltung
Brennstoff aus MBA-Ablagerungsmaterial
Vorabsiebung aus Sortieranlagen für Siedlungsabfälle
Deponiegas
Klärgas

2. Bestimmung der in Mecklenburg-Vorpommern erzeugten Mengen für 2008 für die


o. g. Abfallarten (Betreiberberichte/Befragungen)

3. Abschätzung der nutzbaren Abfallmengen für das Jahr 2013

4. Recherche der Heizwerte für diese Abfallarten

5. Festlegung eines mittleren Heizwertes, da für Abfälle i. d. R. eine Heizwertspanne


angegeben wird 2

6. Berechnung des theoretischen Energiepotenzials für diese Abfallarten aus den


Mengen für 2008/2013 und deren mittleren Heizwerten.

Bei der Mengenprognose für das Jahr 2013 sind die Berechnungsansätze des Abfall-
wirtschaftsplans (AWP M-V) vom 15. April 2008 angewandt worden. Die mittleren Heiz-
werte wurden für 2008 und 2013 konstant angesetzt.

2
Die Heizwertspanne und die mittleren Heizwerte der betrachteten Abfälle sind im Anhang 2 zusam-
mengestellt.

Seite 12
2.1.2 Siedlungsabfall zur thermischen Behandlung
Bei dem Siedlungsabfall zur thermischen Behandlung wurden für 2008 die Mengen, die
in der MVA Ludwigslust behandelt wurden, zugrunde gelegt. Diese sind mit einem mitt-
leren Heizwert und dem daraus berechneten theoretischen Energiepotenzial in der
nachfolgenden Tabelle dargestellt.

Tab. 8: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Siedlungsabfall zur thermischen
Behandlung

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Siedlungsabfall zur
8 49.206 394 50.000 400
thermischen Behandlung

Bei der Abschätzung des Energiepotenzials für das Jahr 2013 wird von einer konstan-
ten Menge von ca. 50.000 Mg ausgegangen. Dies ergibt bei gleichem Heizwert ein
theoretisches Energiepotenzial von ca. 400 TJ.

2.1.3 Ersatzbrennstoff
Bei dem Ersatzbrennstoff (EBS) werden die brennbaren Abfälle der ASN 19 12 10 der
heizwertreichen Fraktionen aus MA und MBA sowie aus Sortieranlagen für Siedlungs-
abfälle und die sonstigen Abfälle der ASN 19 12 12 aus Sortieranlagen für Siedlungsab-
fälle betrachtet.

Die Mengen, mittleren Heizwerte und theoretischen Energiepotenziale sind nachfolgend


dargestellt.

Tab. 9: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Ersatzbrennstoff

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

brennbare Abfälle aus MA und


MBA sowie Sortieranlagen für 13 131.403 1.708 310.000 4.030
Siedlungsabfälle ASN 191210

Sonstige Abfälle aus


Sortieranlagen für 10 31.843 318 110.000 1.100
Siedlungsabfälle ASN 191212

Ersatzbrennstoff (EBS) 163.246 2.026 420.000 5.130

Insgesamt sind 2008 in Mecklenburg-Vorpommern 354.902 Mg EBS, davon 240.272


Mg der ASN 19 12 10 und 114.630 Mg der ASN 19 12 12, angefallen. Nur ca. 46 % der
Menge wurden 2008 in den in Betrieb befindlichen EBS-HKW energetisch verwertet.

Seite 13
Die übrigen Ersatzbrennstoffe sind i. W. in Rosenow bzw. Ihlenberg zwischengelagert
oder in anderen Bundesländern bzw. im Ausland thermisch genutzt worden. Mit der
vollen Inbetriebnahme der EBS-HKW Rostock mit einer Auslegungskapazität von
170.000 Mg/a und Hagenow von 85.000 Mg/a steht zukünftig eine Gesamtauslegungs-
kapazität von ca. 400.000 Mg/a in Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung. Ab 2010
kann rein rechnerisch die gesamte im Land erzeugte Menge an EBS im eigenen Bun-
desland energetisch verwertet werden.

Bei der Abschätzung des theoretischen Energiepotenzials im Jahre 2013 wird von einer
Menge an EBS in Höhe von ca. 420.000 Mg ausgegangen. Der zu erwartende Mengen-
rückgang bei den heizwertreichen Abfällen aus MA und MBA wird bei dieser Annahme
durch höhere Mengen aus Sortieranlagen, durch Erhöhung der Sortiertiefe, durch
Abbau der Zwischenlager (im Juli 2009 lagerten noch 233.823 Mg) und durch Import
ausgeglichen, so dass man für das Jahr 2013 mit einem Energiepotenzial von ca.
5.130 TJ rechnen kann.

2.1.4 Alt- und Restholz


Die Auswertung der Betreiberberichte für 2008 hat ergeben, dass in den BM-HKW ca.
349.000 Mg Altholz und ca. 183.000 Mg Restholz eingesetzt wurden (siehe Tab. 10).

Tab. 10: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Alt- und Restholz

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Altholz 14 348.694 4.882 320.000 4.480

Restholz 13 183.300 2.383 180.000 2.340

Alt- und Restholz 531.994 7.265 500.000 6.820

Von den ca. 532.000 Mg Alt- und Restholz sind ca. 312.000 Mg aus Mecklenburg-
Vorpommern und ca. 220.000 Mg aus anderen Bundesländer bzw. dem Ausland gelie-
fert worden. Das theoretische Energiepotenzial für das Jahr 2008 betrug 7.265 TJ.

Für das Jahr 2013 wird von einem 8 % geringeren Altholzaufkommen von ca. 320.000
Mg ausgegangen. Damit reduziert sich das theoretische Energiepotenzial im Jahr 2013
bei Alt- und Restholz geringfügig auf ca. 6.820 TJ.

2.1.5 Biogener Abfall


Die in den Biogasanlagen eingesetzten bzw. in Vergärungsanlagen einsetzbaren bio-
genen Abfälle aus Mecklenburg-Vorpommern mit entsprechend theoretischem Energie-
potenzial sind in der Tab. 11 dargestellt.

Das theoretische Energiepotenzial der biogenen Abfälle betrug im Jahr 2008 ca.
935 TJ, da die Energie nur in den Biogasanlagen genutzt wurde. Durch einen Teil der

Seite 14
biogenen Abfälle, die bisher in Kompostierungsanlagen eingesetzt wurden, könnte die
Menge in den Biogasanlagen erhöht und die Energiepotenziale besser genutzt werden.

Tab. 11: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von biogenem Abfall

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Biogener Abfall
3 311.746 935 310.000 930
in Biogasanlagen

Biogener Abfall
- 107.500 213 60.000 119
aus Kompostierungsanlagen

Nativorganik
- 90.000 143 90.000 143
aus MA/MBA

Biogener Abfall 461.746 1.291 460.000 1.192

Bis zum Jahr 2013 werden die Mengen biogener Abfälle in Biogasanlagen konstant mit
einer Menge von 310.000 Mg prognostiziert, was einem theoretischen Energiepotenzial
von ca. 930 TJ entspricht. Weiterhin könnten mit einer Voll- oder Teilstromvergärung
von 60.000 Mg biogenem Abfall in Kompostierungsanlagen ca. 119 TJ gewonnen
werden. Die Teilstromvergärung der nativ-organischen Fraktion der MA/MBA mit einer
Menge von ca. 90.000 Mg ergibt ein Energiepotenzial i. H. v. ca. 143 TJ. (Berechnung
siehe Kapitel 2.2.2).

Insgesamt betrachtet kann man somit bis zum Jahr 2013 mit einem theoretischen Ener-
giepotenzial von ca. 1.192 TJ rechnen.

2.1.6 Gefährliche Abfälle


Bei den in Mecklenburg-Vorpommern erzeugten gefährlichen Abfällen werden nur die
betrachtet, die im Basisjahr 2008 einen Heizwert > 10 MJ/kg und eine anfallende
Menge von > 500 Mg aufweisen (siehe Tab. 12).3

Tab. 12: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von gefährlichen Abfällen

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Kohlenteerhaltige Bitumen-
20 15.352 307 5.000 100
gemische ASN 17 03 01*

Kohlenteerhaltige Bitumen-
20 15.352 307 5.000 100
gemische ASN 17 03 01*

3
Die erzeugten Mengen aller gefährlichen Abfälle > 500 Mg werden im Anhang 3 beigefügt.

Seite 15
2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Kohlenteer und teerhaltige


20 11.633 233 5.000 100
Produkte ASN 17 03 03*

Aufsaug- und Filtermaterialien


20 1.999 40 2.000 40
ASN 15 02 02*

Holz mit gefährlichen


15 1.908 29 2.000 30
Stoffen ASN 19 12 06*

Farb- und Lackabfälle


22 1.135 25 1.000 22
ASN 08 01 11*

Verpackungen mit gefährlichen


17 884 15 900 15
Stoffen ASN 15 01 10*

Farben, Klebstoffe, Kunstharze


20 832 17 800 16
ASN 20 01 27*

Farb- und Lackschlämme


18 544 10 500 9
ASN 08 01 13*

Gefährliche Abfälle 34.287 676 17.200 332

Die brennbaren gefährlichen Abfälle hatten im Jahr 2008 ein theoretisches Energiepo-
tenzial von ca. 676 TJ.

Die kohlenteerhaltigen Abfälle (ASN 17 03 01* und ASN 17 03 03*) werden zum Teil
wieder in den Bitumenmischanlagen stofflich eingesetzt. Der Rest wird vor allem in
speziellen Verbrennungsanlagen für gefährliche Abfälle anderer Bundesländer entsorgt.

Deshalb wird bei der Potenzialabschätzung für das Jahr 2013 aufgrund der möglichen
Schwankungen in den einzelnen Branchen und den Bemühungen zur Vermeidung
gefährlicher Abfälle von einer gerundeten Menge von 17.200 Mg ausgegangen, was
einem theoretischen Energiepotenzial von ca. 332 TJ entspricht.

2.1.7 Krankenhausabfälle
Generell werden Krankenhausabfälle in 5 Kategorien (A bis E) eingeteilt. Hier werden
nur die Krankenhausabfälle der Kategorie A und B betrachtet. Dabei handelt es sich um
hausmüllähnliche Gewerbeabfälle, Siedlungsabfälle und krankenhausspezifische Abfäl-
le, an deren Entsorgung aus infektionspräventiver Sicht keine besonderen Anforderun-
gen gestellt werden.

Im Jahr 2007 sind in den Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern ca. 10.000 Mg


A- und B-Abfälle angefallen.4 Die gleiche Menge wird für das Jahr 2008 angesetzt.

4
Vgl. KWAST, I. (2009).

Seite 16
Tab. 13: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Krankenhausabfällen

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Krankenhausabfälle 8 10.000 80 10.000 80

Über 8.000 Mg wurden dabei wie Siedlungsabfälle behandelt. Ca. 1.500 Mg sind von
der ASN 18 01 04 angefallen und in der MVA Ludwigslust energetisch verwertet wor-
den.

Für das Jahr 2013 wird abgeschätzt, dass eine konstante Menge von 10.000 Mg mit
einem gleich bleibenden theoretischen Energiepotenzial von ca. 80 TJ energetisch
genutzt werden kann.

2.1.8 Klärschlamm
Kommunaler Klärschlamm fällt bei der Behandlung von Abwasser in Kläranlagen an.
Nach der mechanischen Entwässerung beträgt dabei der Trockensubstanzgehalt
durchschnittlich 25 % und der Heizwert ca. 2,5 MJ/kg bei Faulung und ca. 3,5 MJ/kg bei
aerober Stabilisierung. Die in Mecklenburg-Vorpommern angefallene Menge im Jahr
2008 und das Energiepotenzial sind nachfolgend dargestellt (Angaben beziehen sich
auf 100 % Trockenmasse TM).

Tab. 14: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Klärschlamm

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Menge Theor. Energie-
[Mg TM /a] potenzial [TJ/a] [Mg TM /a] potenzial [TJ/a]

Klärschlamm 11 44.830 493 15.000 165

Das theoretische Energiepotenzial belief sich im Jahr 2008 auf ca. 493 TJ. Die Auswer-
tung der Betreiberberichte für das Jahr 2008 hat ergeben, dass neben der landwirt-
schaftlichen Verwertung des Klärschlamms nur ca. 820 Mg TM in Biogasanlagen einge-
setzt wurden.

Für die Abschätzung des Energiepotenzials für das Jahr 2013 muss berücksichtigt wer-
den, dass im Zusammenhang mit der Novellierung der Klärschlammverordnung
(AbfKlärV) und der damit verbundenen Reduzierung der Grenzwerte für die landwirt-
schaftliche Verwertung voraussichtlich bis zu 30 % der Menge nicht mehr für diesen
Verwertungsweg geeignet sind und dafür eine thermische Nutzung notwendig wird.
Hierfür kämen Verfahren zur Monoverbrennung mit der späteren Möglichkeit der Phos-
phorrückgewinnung oder die Mitverbrennung in Kraftwerken, wie das Steinkohlekraft-
werk Rostock bzw. die EBS-HKW in Frage.

Seite 17
Generell ist zu konstatieren, dass eine Mitverbrennung des Klärschlamms nur noch im
getrockneten Zustand möglich ist. Die Trocknung sollte dafür, wenn möglich, mit unge-
nutzter Abwärme von z. B. Kläranlagen oder anderer Anlagen erfolgen.

Im Jahr 2013 wird für die thermische Klärschlammverwertung von einer Menge von ca.
15.000 Mg TM ausgegangen, was einem theoretischen Energiepotenzial von ca.
165 TJ entspricht.

2.1.9 Altreifen
Die Menge des jährlichen Altreifenanfalls wird für die Bundesrepublik Deutschland mit
628.000 bis 650.000 Mg angegeben. Über den spezifischen Wert von 8 kg pro Einwoh-
ner und pro Jahr würde sich für Mecklenburg-Vorpommern eine Menge von ca.
13.600 Mg/a ergeben. In einer Diplomarbeit der Universität Rostock hingegen wurden
ca. 17.000 Mg/a abgeschätzt.5

Dieser Studie wird für das Jahr 2008 ein mittlerer Wert des Altreifenanfalls von
15.000 Mg zugrunde gelegt, was einem theoretischen Energiepotenzial von ca. 420 TJ
ausmacht (siehe Tab. 15).

Tab. 15: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Altreifen

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Altreifen 28 15.000 420 1.000 28

Gegenwärtig werden die Altreifen in Mecklenburg-Vorpommern nicht energetisch ge-


nutzt. Vorrangig sollten diese weiterhin stofflich verwertet werden.

Sollte dies nicht möglich werden, gestaltet sich eine thermische Verwertung in Meck-
lenburg-Vorpommern in den vorhandenen Anlagen aufgrund des hohen Heizwertes
schwierig. Im Jahr 2013 wird deshalb nur mit einer geringen Menge von ca. 1.000 Mg
für den Einsatz in EBS-HKW und einem theoretischen Energiepotenzial von ca. 28 TJ
gerechnet.

2.1.10 Schredderleichtfraktion
Nach dem Auslaufen der Übergangsregelung zur Deponierung der Schredderleichtfrak-
tion Mitte 2009 ist deren energetische Nutzung von besonderer Bedeutung. Die anfal-
lende Menge in Mecklenburg-Vorpommern, der Heizwert und das theoretische Energie-
potenzial sind nachfolgend dargestellt.

5
Vgl. DETLOFF, H./MORSCHECK, G. (1996).

Seite 18
Tab. 16: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 der Schredderleichtfraktion

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Schredderleichtfraktion 17 6.171 105 3.000 51

Die Schrederleichtfraktion wurde 2008 in Mecklenburg-Vorpommern nicht energetisch


genutzt. Derzeit gibt es allerdings zunehmende Bemühungen diese weiter mechanisch
aufzubereiten und eine brennbare Fraktion der ASN 19 12 10 zu erzeugen. Der dabei
entstehende Mengenanteil wird mit 50 % abgeschätzt.

Für das Jahr 2013 wird mit ca. 3.000 Mg Schredderleichtfraktion für die thermische Ver-
wertung und einem theoretischen Energiepotenzial von ca. 51 TJ gerechnet.

2.1.11 Treibsel
In Mecklenburg-Vorpommern fällt in den Küstenbereichen diskontinuierlich Treibsel an,
welches i. d. R. in den touristisch genutzten Küstenabschnitten von den Gemeinden
erfasst und verwertet bzw. beseitigt wird. Ausgehend von ca. 350 km bewirtschaftbarem
Küstenbereich (von ca. 1.700 km Gesamtküsten) und einem durchschnittlichen Treib-
selanfall von 50 Mg/km ist mit einem Aufkommen von ca. 17.500 Mg/a zu rechnen. Der
Heizwert des überwiegend aus pflanzlichen Material bestehenden Substrats liegt ohne
vorherige Aufbereitung bei ca. 3 MJ/kg.

Tab. 17: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Treibsel

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Treibsel 3 17.500 53 1.750 5

Hinsichtlich der Nutzung als Co-Substrat für Vergärungsanlagen ist von einem Gasbil-
dungspotenzial von 30-50 m³/Mg Input auszugehen. Jedoch ist darauf hinzuweisen,
dass Treibsel aufgrund der heterogenen Zusammensetzung für eine energetische Nut-
zung nur bedingt geeignet ist.

Für das Jahr 2013 wird weiterhin mit einem konstanten Treibselaufkommen von ca.
17.500 Mg gerechnet. Es wird allerdings nur ein Anteil von 10 % für die energetische
Nutzung prognostiziert. Dies ergibt ein theoretisches Energiepotenzial für das Jahr 2013
von ca. 5 TJ.

Seite 19
2.1.12 Mähgut aus Gewässerunterhaltung
Im Sommer wachsen insbesondere die Flachlandgewässer zu, sodass s. g. Krautungen
notwendig werden. Dies kann u. a. in Form einer Bootsmahd erfolgen, wobei das frisch
gemähte Kraut mit der Strömung zu einer Krautentnahmestelle treibt und dort mit ent-
sprechender Technik entfernt werden kann.

Die in Mecklenburg-Vorpommern anfallende Menge wird nach Befragungen der Was-


ser- und Bodenverbände des Landes und auf Grundlage von Literaturangaben abge-
schätzt. Größtenteils verbleibt das anfallende Biomasseaufkommen unbearbeitet vor
Ort und verrottet dort. Nur in den wenigsten Fällen wird es zerkleinert und/oder in Kom-
postierungsanlagen Dritter behandelt.

Der Anteil der Mineralik dieser Stofffraktion liegt i. d. R. bei < 5 Masse-%.

Tab. 18: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Mähgut aus Gewässerunterhaltung

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Mähgut 3 18.000 54 1.800 5

Bei Ausschluss einer stofflichen Verwertung des Mähguts (z. B. durch das Aufbringen
auf landwirtschaftliche Flächen zur Verbesserung der Humusverhältnisse) kann eine
energetische Nutzung in Biogasanlagen erfolgen. Dabei sind standortbezogen die
ökologischen und insbesondere die ökonomischen Aspekte (z. B. Transportkosten) zu
berücksichtigen.

Für das Jahr 2013 wird abgeschätzt, dass ein konstantes Mähgutaufkommen von ca.
18.000 Mg anfällt, von dem ebenfalls nur annähernd ca. 10 % genutzt werden können.
Dies entspricht einem Energiepotenzial für das Jahr 2013 von ca. 5 TJ.

2.1.13 Brennstoff aus MBA-Ablagerungsmaterial


Im biologischen Teil der Mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA)
wird als Stoffstrom ablagerungsfähiges Material, das auf Deponien der Deponieklasse II
eingebaut wird, erzeugt. Die einzuhaltenden Parameter für diese Fraktion werden in der
Deponieverordnung (DepV) definiert. Sowohl in Anlagen des Landes Mecklenburg-
Vorpommern, als auch in anderen Bundesländern wurden und werden Versuche durch-
geführt, wobei ablagerungsfähiges Material derart aufbereitet wird, dass daraus eine
Teilmenge (nieder-)kalorischen Brennstoffs gewonnen werden kann.

In den mechanischen Aufbereitungsstufen der MBA erfolgt i. d. R. zunächst die Erstse-


paration (Siebschnitt zumeist bei 60 mm), woraus sich die s. g. nativ-organische Fein-
fraktion, die biologisch behandelt wird, generiert. Für die heizwertreichen und nicht bio-
verfügbaren Anteile ergibt sich dabei weder ein Abbauverhalten noch ein
Heizwertverlust. Nach biologischer Behandlung und Trocknung ist aufgrund der deutlich

Seite 20
reduzierten Anhaftung mineralischer und sonstiger Bestandteile eine effektivere Sepa-
rierung des heizwertreichen Anteiles möglich (ca. 30 - 40 Masse-%). Die Heizwerte lie-
gen dabei im Bereich zwischen 6 MJ/kg und 8 MJ/kg, was im Jahr 2008 einem mögli-
chen Energiegehalt von ca. 245 TJ entsprach (siehe Tab. 19). Die Angabe der
Abfallmenge ergibt sich aus der Menge, die der biologischen Stufe zugeführt wird (i. M.
50 Masse-%), nach Abzug des Rotteverlustes (H2O, CO2) sowie nach Separierung.

Tab. 19: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Brennstoff aus MBA-Ablagerungsmaterial

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

MBA-Ablagerungsmaterial 7 35.000 245 33.000 231

Das heizwertreiche Material ist einer Mitverbrennung in Braun- oder Steinkohleheiz-


kraftwerken bei Gewährleistung der spezifischen Umwelt- und Technologieanforderun-
gen zuführbar, wodurch der Einsatz fossilen Brennstoffs substituiert wird.

Für das Jahr 2013 wird vom Statistischen Amt Mecklenburg-Vorpommern ein Rückgang
der Bevölkerung von ca. 5 % prognostiziert. Dieser Ansatz wird auch auf das Abfallauf-
kommen im Land übertragen. Demnach wird in 2013 ein Mengenaufkommen von
ca. 33.000 Mg MBA-Output abgeschätzt, was einem theoretischen Energiepotenzial
von ca. 231 TJ entspricht.

2.1.14 Vorabsiebung aus Sortieranlagen für Siedlungsabfälle


In einer Studie der Universität Rostock zur dezentralen Verwertung von Ersatzbrenn-
stoffen und heizwertreichen Sortierresten in Mecklenburg-Vorpommern wurde für die
Vorabsiebung aus Sortieranlagen für Siedlungsabfälle im Jahr 2008 eine Menge i. H. v.
ca. 88.500 Mg und ein Heizwert von 8 MJ/kg abgeschätzt.6

Tab. 20: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 der Vorabsiebung

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/kg] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[Mg/a] potenzial [TJ/a] Menge [Mg/a] potenzial [TJ/a]

Vorabsiebung 8 88.500 708 20.000 160

Für das Jahr 2013 wird prognostiziert, dass von diesem Vorabsiebungsmaterial
ca. 20.000 Mg einer thermischen Verwertung zugeführt werden können. Daraus ergibt
sich ein theoretisches Energiepotenzial von ca. 160 TJ.

6
Vgl. NELLES, M. et al. (2009).

Seite 21
2.1.15 Deponiegas
Die Entstehung von Deponiegas wird durch das nativ-organische Deponieinventar
verursacht. Bis zum 31. Mai 2005 wurden auf den Deponien des Landes (deponiegas-
erzeugende) weitestgehend unvorbehandelte Abfälle eingebaut. Die seitdem abgelager-
ten Abfälle auf den betriebenen und auch auf den seither in Betrieb genommenen bzw.
noch in Betrieb gehenden Deponien verursachen keine nennenswerte Gasbildung
mehr.

Nach Beendigung der Ablagerung deponiegaserzeugender Abfälle kommt es zu einem


deutlich geringeren Gasbildungspotenzial, was i. d. R. einen signifikanten Rückgang der
Deponiegasbildung zur Folge hat. Demnach ist zukünftig mit einer deutlichen Minde-
rung der erzeugten Deponiegasmenge und damit des Energiepotenzials zu rechnen.

Tab. 21: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Deponiegas

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/m³] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[m³/a] potenzial [TJ/a] Menge [m³/a] potenzial [TJ/a]

Deponiegas 18 27.756.051 500 19.500.000 351

Für das Jahr 2013 wird ein Rückgang der Deponiegasmenge von 30 % prognostiziert,
d. h. es ist dann mit einer Menge von ca. 19,5 Mio. m³/a Deponiegas und einem theore-
tischen Energiepotenzial von ca. 351 TJ zu rechnen (siehe Tab. 21).

2.1.16 Klärgas
Im Jahr 2008 wurden in 12 von 574 öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen durch
anaerobe Schlammstabilisierung (Faulung) energetisch genutztes Klärgas gewonnen.

Tab. 22: Theoretisches Energiepotenzial 2008 und 2013 von Klärgas

2008 2013
Mittlerer
Abfallart Heizwert
[MJ/m³] Menge Theor. Energie- nutzbare Theor. Energie-
[m³/a] potenzial [TJ/a] Menge [m³/a] potenzial [TJ/a]

Klärgas 21 11.600.000 244 20.000.000 420

Die 11,6 Mio. m³ Klärgas sind zu 73 % zur Strom- und Wärmeerzeugung im eigenen
Betrieb eingesetzt worden. Die Optimierung des hohen Energieeinsatzes auf Kläranla-
gen in Mecklenburg-Vorpommern ist Inhalt eines im Auftrag des Ministeriums für Land-
wirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern erarbeiteten Leit-
fadens. Darin spielt neben der Energieeinsparung auch die Eigenenergieerzeugung aus
Klärgas eine bedeutende Rolle. Bei den vorhandenen Anlagen mit Faulung könnte
durch Desintegration oder Co-Fermentation die Gasausbeute um 25 % gesteigert

Seite 22
werden. Darüber hinaus könnte in weiteren größeren Kläranlagen die Schlammfaulung
zur Klärgasgewinnung eingeführt werden.7

Für das Jahr 2013 wird abgeschätzt, dass eine Menge von ca. 20 Mio. m³ Klärgas mit
einem theoretischen Energiepotenzial von ca. 420 TJ energetisch genutzt werden kann.

7
Vgl. MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ MECKLENBURG-
VORPOMMERN.

Seite 23
2.2 Anlagenspezifische Betrachtungen

2.2.1 Effizienzsteigerung vorhandener Anlagen


Die Effizienzsteigerung in vorhandenen Anlagen wird in dieser Studie ausdrücklich nicht
auf die Maßnahmen bezogen, die sich beispielsweise durch die Implementierung eines
Lastmanagementsystems auf den Energieverbrauch elektrischer oder thermischer
Energie beziehen, wenngleich durch derartige Maßnahmen energiewirtschaftlich und
klimaschutzbezogen erhebliche Potenziale bestehen. Statt dessen werden Maßnahmen
erläutert, die zum einen zu einer Erhöhung der Brennstoff- sowie der Bio- und Deponie-
gasproduktion führen und zum anderen durch Erhöhung der Nutzungs- und Wirkungs-
grade bei der Energieerzeugung dazu beitragen, den Anteil von „Energie aus Abfall“ in
vorhandenen Anlagen zu erhöhen.

Erhöhung des Sortiergrades in den MA/MBA


Die Erhöhung des Sortiergrades kann in Mechanischen Abfallbehandlungsanlagen
(MA) bzw. Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA) für Hausmüll
und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle durch Veränderung von Einstellparametern in
Sichter- und Siebstufen sowie durch Modifikation der Zerkleinerung erreicht werden.
Dadurch ist eine signifikante massenmäßige Erhöhung der EBS-Stoffstromanteils er-
zielbar.

Des Weiteren wird in den v. g. Anlagen eine s. g. Schwergutfraktion erzeugt, die i. d. R.


einer Müllverbrennungsanlage (MVA) zuzuführen ist. Eine erneute Aufbereitung dieser
Fraktion kann derart erfolgen, dass eine mittelkalorische Ersatzbrennstoff- und eine Ab-
lagerungsfraktion separiert wird.

Wirkungsgraderhöhung für wärmeenergieerzeugende Anlagen


Bei wärmeenergieerzeugenden Anlagen ist hinsichtlich der Erhöhung des Gesamtwir-
kungsgrades insbesondere der Verwertungsgrad der thermischen Energie zu betrach-
ten. Für die Erhöhung des Wirkungsgrades stehen folgende Nutzungsmöglichkeiten zur
Verfügung:

Anschluss an vorhandene oder zu errichtende Nah- und Fernwärmenetze


Zurverfügungstellung von Prozessdampf bzw. -wärme
Installation einer Organic-Rankine-Cycle-Anlage (ORC-Anlage)
Installation einer Kraft-Wärme-Kälte-Anlage.

Wirkungsgraderhöhung durch Qualitätsbrennstoff


Bei der Thematik „Erhöhung der Wirkungsgrades“ ist für Thermische Verwertungsanla-
gen die Qualität der Einsatzstoffe, z. B. in EBS-HKW der Einsatz spezifikationsgerech-
ter Brennstoffe hinsichtlich der physikalischen und chemischen Eigenschaften, ein wich-
tiges Kriterium. Durch den Einsatz qualitätsgerechter Brennstoffe können Reisezeiten
deutlich verlängert, Revisionshäufigkeiten reduziert und damit der Gesamtwirkungsgrad
der Anlagen erhöht werden.

Seite 24
Organisatorische und technische Optimierung in Heizkraftwerken
Unter der Prämisse der Gewährleistung der Entsorgungssicherheit und der Eigenschaft
als Grundlast-Kraftwerke sind bei der thermischen Verwertung fester Abfälle in EBS-
HKW bzw. BM-HKW grundsätzlich zwischen organisatorischen und technischen Maß-
nahmen zu unterscheiden.

Organisatorisches Optimierungspotenzial besteht in der Hauptsache in der Planung und


Koordinierung des Regelbetriebes inkl. der notwendigen Revisionen. Eine Möglichkeit
liegt dabei z. B. in der Brennstoffkonditionierung zur Vergleichmäßigung des Verbren-
nungsablaufs.

Die technischen Maßnahmen umfassen Optimierungspotenziale bei der Stromerzeu-


gung und der Wärmenutzung. Eine vergleichsweise einfache Möglichkeit zur Verbesse-
rung des Gesamtwirkungsgrades ist die Auskopplung vom Wärmeenergie in Form von
Fernwärme bzw. Prozessdampf.

Wirkungsgraderhöhung durch Gasbehandlung


Bei BHKW spielt die Qualität der Deponie-, Klär- und Biogase für den Gesamtwirkungs-
grad eine entscheidende Rolle. Demzufolge ist eine Effizienzsteigerung dadurch
möglich, dass durch eine Gasbehandlungsanlage insbesondere die Reduktion des
Schwefelanteils in den Gasen erfolgt. Dieses wirkt sich positiv vor allem auf die Häufig-
keit der Ölwechselintervalle und die Aufwendungen bei Revisionsarbeiten aus.

Optimierung der Deponiegasproduktion und -verwertung


Generell ist die Nutzung von Deponiegas durch das seit dem 01. Juni 2005 bestehende
Verbot zur Ablagerung unbehandelter Abfälle aufgrund des fortschreitenden Abbaus der
nativ-organischen Bestandteile der Altdeponiekörper endlich. Darüber hinaus sind
aufgrund der Rekultivierungs- und Nachsorgeverpflichtung, die für die Besitzer von De-
ponie gilt, die mit Deponiegasfassungs- und -verwertungsanlagen ausgestatteten
Standorte weitestgehend oberflächenabgedeckt. Dies hat in den meisten Fällen (man-
gels Niederschlagswassereintritt) die Milieubedingungen im Deponiekörper derart ver-
schlechtert, dass ein teilweise drastischer Rückgang der Deponiegasmenge zu ver-
zeichnen war.

Durch bestehende Regelmechanismen, nicht zuletzt durch die Festlegungen in der


Deponieverordnung (DepV), ist auch die Infiltration von Wässern in den Deponiekörper
mit dem Ziel der Herstellung idealer Milieubedingungen und der Steuerung der Depo-
niegasproduktion gestattet. Ein solches System ist z. B. auf dem Südpolder der Abfall-
entsorgungsanlage Rosenow implementiert worden. Auf Grundlage umfangreicher
Voruntersuchungen und Feldversuche ist dort ein Infiltrationssystem installiert worden,
dass nachweislich zu positiven Ergebnissen hinsichtlich der Erhöhung und Vergleich-
mäßigung der Deponiegasproduktion geführt hat.

Es ist darauf hinzuweisen, dass ein solches System progressiv nur für derartige Stand-
orte bzw. Deponieabschnitte eingesetzt werden sollte, die mit einer entsprechenden
Basisdichtung und Sickerwasserfassung ausgestattet sind.

Durch die Wasserinfiltration werden für die technisch und wirtschaftlich nutzbare
Periode der Deponiegasproduktion die Milieubedingungen derart gesteuert, dass der

Seite 25
Hauptteil der anaeroben Abbauprozesse eben in diesem Zeitabschnitt forciert abläuft.
Dadurch wird nicht nur die Deponiegasproduktion erhöht und stabilisiert, sondern auch
die Randerscheinungen der anaeroben Prozesse, wie die Zusammensetzung des Si-
ckerwassers, Setzungen des Deponiekörpers etc. positiv beeinflusst.

Eine Möglichkeit zur Maximierung der Deponiegasnutzung bei methanhaltigem Biogas


< 40 Vol.-% stellt der Einsatz von Wirbelschichtverbrennungsmodulen mit Mikroturbinen
dar. Mit dieser Technik kann sowohl auf verringernde Gasmengen als auch Abnahmen
des Methangehaltes adäquat reagiert werden. Der Nutzungszeitraum des Deponiega-
ses zur Energieerzeugung kann hiermit deutlich erhöht werden.

2.2.2 Technologieimplementierung in vorhandenen Anlagen


Die Darstellung zur Technologieimplementierung in vorhandenen Anlagen beziehen
sich zum einen auf Technologien, die bereits als Stand der Technik anzusehen sind,
und zum anderen hinsichtlich der Stoffstrommenge und -verfügbarkeit auf geeignete
Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern.

Voll- oder Teilstromvergärung von biogenem Abfall in Kompostierungsanlagen


Das in den Kompostwerken behandelte biogene Material stellt nach der aeroben
Behandlung nicht nur einen natürlichen Dünger und Bodenverbesserer dar, sondern
kann in Anlagen mittlerer Leistung (> 5.000 Mg/a) in Abhängigkeit von dem Anteil der
anaerob abbaubaren Substanz zusätzlich zur Erzeugung von Biogas genutzt werden
(siehe Tab. 23).

Tab. 23: Kompostierungsanlagen mit einer Durchsatzmenge > 5.000 Mg in 2008


Anzahl der Anlagen Durchsatz 2008
in MV Energieträger Abfallart Menge
> 5.000 Mg Durchsatz [Mg/a]

11 Biogas biogener Abfall 107.500

Hierzu bieten sich entsprechend der Substrateigenschaften und der Aufbereitungstiefen


sowohl Nass- und Trockenvergärungsverfahren als auch Perkolationsverfahren sowie
entsprechende Kombinationen an. Des Weiteren ist prinzipiell die Nutzung aufbereiteter
Bioabfälle als Co-Substrat in landwirtschaftlichen Biogasanlagen möglich. Zu beachten
sind die saisonal schwankenden Mengen und die sich ändernden Zusammensetzungen
des Inputmaterials. So liegen die Biogaserträge von Laub zwischen 15 und 25 m³/Mg
Input, bei Abfällen aus der Biotonne zwischen 80 und 120 m³/Mg Input und bei Speise-
resten zwischen 50 und 480 m³/Mg Input.

Für das Prognosejahr 2013 wird davon ausgegangen, dass ca. 60 % der in Frage
kommenden Bioabfallmengen in neu zu errichtenden Anlagen oder Anlagenteilen zur
Biogasproduktion genutzt werden. Dies entspricht einer Inputmenge für das Jahr 2013
von ca. 60.000 Mg. Ausgehend von einem durchschnittlichen Gasbildungspotenzial von
100 m³/Mg Input ergibt sich eine theoretisch produzierbare Menge Biogas von
ca. 6 Mio. m³ bzw. bei einem Heizwert von ca. 5,5 kWh/m³ ein Energiepotenzial von
ca. 119 TJ.

Seite 26
Vergärung von Nativorganik in Mechanisch-Biologischen Behandlungsanlagen
Das Gasbildungspotenzial der Biomasse der in den MBA behandelten Siedlungsabfälle
kann in den jeweiligen biologischen Anlagenteilen in Kombination mit der vorhandenen
aeroben Behandlung durch Implementierung einer Vergärungsstufe genutzt werden.

Dazu eignen sich aufgrund der in der Nativorganik maßgeblich enthaltenen Störstoffe,
wie Inertien (Mineralik, Steine, Glas), Kunststoffe und Metallreste, in erster Linie Tro-
ckenvergärungsverfahren. Diese unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer Betriebs-
weise als auch in der Gasausbeute. Es können kontinuierliche oder diskontinuierliche
Verfahren zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist der Einsatz kombinierter Trocken-
Nass-Vergärungs- oder Perkolationsverfahren möglich. In jedem Fall ist die Vergärung
nur einer Teilmenge zu empfehlen. Der dabei erzeugte Gärrest ist mit dem verbleiben-
den Frischmaterial zu mischen und dann der aeroben (Nach-)Behandlung in den
Bestandsanlagen zu unterziehen. Dieses ist unabdingbar, um die Ablagerungskriterien
für den s. g. MBA-Output (siehe 2.1.13) sicher zu erfüllen.

Die Wahl des zu implementierenden Verfahrens hängt insbesondere von den Verfah-
rens- und Standortgegebenheiten der Bestandsanlagen sowie auch von der Inputver-
fügbarkeit ab. Aufgrund der v. g. Verfahrensspezifik unterscheiden sich die einzelnen
Verfahren zudem erheblich im technisch-monetären Aufwand zur Errichtung und zum
Betrieb der Anlagen.

Neben der Erzeugung von verwertbaren Biogas erfolgt bereits während der Vergä-
rungsprozesse der Teilstromvergärung ein Abbau organischer Substanz. Dadurch kann
für die anaerob vorbehandelte Teilmenge, der anschließende, mit erheblichem energe-
tischen Aufwand für Lüftung und Abluftbehandlung verbundene, aerobe Abbau der
Nativorganik reduziert und so der Elektroenergieverbrauch gesenkt bzw. die Kapazität
der Rottestufen deutlich erhöht werden. Der Anteil der für eine Vergärungsstufe nutzba-
ren Teilmenge der Nativorganik, der etwa 40 - 50 % des Gesamtinputs der Mechani-
schen Aufbereitung ausmacht, beläuft sich auf etwa 20 - 35 % der Gesamtmenge des
zu behandelnden Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfalls.

Bei einem Gesamtaufkommen im Jahr 2013 von ca. 300.000 Mg Haus- und Ge-
schäftsmüll in Mecklenburg-Vorpommern und einem als Teilstrom vergärbaren Anteil
von i. M. von 30 % (ca. 90.000 Mg), ergibt sich bei einem Energiegehalt von 5,5 kWh/m³
(55 % Methan im Biogas) sowie einem durchschnittlichen Gasbildungspotenzial von
80 m³/Mg Input ein Energiepotenzial von ca. 143 TJ.

Aufbereitung von Deponie- und Biogas zu Bioerdgas


Neben der klassischen Nutzung des Biogases durch Verstromung und Wärmeauskopp-
lung am Standort der Biogasanlage ist zur effektiveren Nutzung des Gesamtenergiege-
haltes des Biogases eine Aufkonzentration des Methans im Rohbiogas (ca. 50 -
60 Vol.-%) auf Erdgasqualität (> 98 Vol.-%) möglich.

Neben der Nutzung als Treibstoff für modifizierte Verbrennungsmotoren in Kraftfahr-


zeugen ist eine Einspeisung des aufbereiteten Bioerdgases in das Erdgasnetz möglich.
Die Entscheidung über die Verwendung des Bioerdgases ist dann einerseits von den

Seite 27
technischen und betriebswirtschaftlichen Eckdaten und andererseits von den örtlichen
Gegebenheiten abhängig.

Zur Erfüllung der einschlägigen Einspeiseanforderungen (nach DVGW G 260 und


G 262) sind je nach Qualitätsanforderung entsprechende Grenzwerte für unerwünschte
Störstoffe wie H2O, H2S sowie CO2 einzuhalten. Dieses ist durch verschiedene Reini-
gungsstufen und Aufbereitungsverfahren möglich.

Praxiserfahrungen bei Anlagen zur Einspeisung zeigen, dass sich derzeit solche Anla-
gen erst ab einer Größe von 500 m³/h Biogas wirtschaftlich betreiben lassen.

Zu berücksichtigen ist bei den im Rahmen dieser Studie betrachteten Anlagen, dass bei
den Deponiegasverwertungsanlagen von einer mittelfristig rückläufigen Gaserzeugung
auszugehen ist, die einer Bioerdgas-Aufbereitungsanlage mit hohen Investitionskosten
entgegensteht. Bei den Biogasanlagen, die Abfälle im Sinne dieser Studie verwerten,
erfüllen lediglich drei Anlagen die mengenmäßige Voraussetzung für eine Bioerdgas-
aufbereitung. Zudem wirken sich limitierend die bereits getätigten Investitionen in
bestehende Energienutzungs- bzw. -auskopplungskonzepte. Bei der Auskopplung des
Bioerdgases aus dem Netz ist zur Deckung der Aufbereitungskosten zwingend eine
maximale Abwärmenutzung z. B. in wärmegeführten BHKW mit einer installierten elekt-
rischen Leistung von 0,5 MW notwendig.

Potenziale für die Biogasaufbereitung bestehen in Mecklenburg-Vorpommern somit vor


allem beim Aus- und Neubau von Biogaserzeugungsanlagen wie z. B. im Rahmen von
Vergärungsanlagen für Nativorganik aus Siedlungsabfällen, die in MBA erzeugt wird.
Ausgehend von den Bestandsdaten und Planungen der MBA in Rostock und Rosenow
wird das Gesamtpotenzial für Bioerdgas aus Nativorganik auf ca. 5 Mio. m³ Bioerdgas
geschätzt.

Ein weiterer Aspekt bei Erhöhung der Effizienz ist die Verwendung von Deponie-, Klär-
oder Biogas in Anlagenteilen, bei denen beispielsweise Erdgas oder Heizöl ersetzt wird.
Das trifft z. B. beim Ersatz des Erdgases in Abluftbehandlungsanlagen der MBA, kon-
kret in Regenerativ-Thermischen Oxidationsanlagen (RTO), zu.

2.2.3 Neu- und Ausbau von Energieerzeugungsanlagen


Der Neu- und Ausbau von Energieerzeugungsanlagen bezieht sich auf innovative ther-
mische Verwertungsanlagen, die insbesondere das Kriterium „kleine Leistung“ erfüllen.
Damit werden Anlagengrößen charakterisiert, die z. T. deutlich unter dem bisher errich-
teten abfallverwertenden Anlagengrößen liegen. Diese Anlagen sollen für spezielle Ab-
fallarten (gefährliche Abfälle, Krankenhausabfälle, Produktionsabfälle) dienen und/oder
konventionelle kommunale oder industrielle Heizkraftwerke gleicher energetischer Grö-
ßenordnung ersetzen.

Heizkraftwerke kleiner Leistung - Stationäre Wirbelschichtfeuerung


Eine Möglichkeit zur thermischen Verwertung von Abfällen und der Erzeugung von
Elektro- und/oder Wärmeenergie stellt die Errichtung und der Betrieb einer kompakten
Stationären Wirbelschichtfeuerungsanlage kleiner Leistung (SWSF) zur direkten

Seite 28
energetischen Nutzung der festen, pastösen, flüssigen und vor allem hochkalorischen
Einsatzstoffen dar.

Die Technologie der Wirbelschichtfeuerung ermöglicht insbesondere den Einsatz von


Brennstoffen mit problematischen Bestandteilen. Die Besonderheit des Verfahrens liegt
in der flammenlosen Verbrennung innerhalb des verwirbelten Sandbettes. So können
bei einer Temperatur von 850 °C kontinuierlich sowohl feste und flüssige als auch gas-
förmige Brennstoffe eingetragen werden. Mit einer solchen Anlage kann ein weiter
Heizwertbereich unterschiedlichster Brennstoffe zuverlässig genutzt werden.

Untersuchungen zur energetischen Verwertung der Vorabsiebung aus Sortieranlagen


für Siedlungsabfälle mittels der SWSF wurden mit der Studie „Dezentrale Verwertung
von EBS und heizwertreichen Sortierresten in Mecklenburg-Vorpommern“ vorgenom-
men.

Heizkraftwerke kleiner Leistung - Rostfeuerung


Bei der Durchführung von Rekonstruktionen bestehender „kleiner“ Heizkraft- oder
Heizwerke sind Anlagenadaptionen zum Einsatz hochkalorischer Ersatzbrennstoffe als
Substitut für fossile Brennstoffe (Heizöl/Erdgas/Naturholz) durch Verwendung kleiner
Vorschubrostfeuerungsanlagen (350 - 25.000 kW) zur Verbrennung von Ersatzbrenn-
stoffen kleiner Stückigkeit („Fluff“) möglich.

Mit den geplanten Maßnahmen können neben der Brennstoffsubstitution und damit
Verbesserung der Klimabilanz stabile Energieversorgungskosten durch Abkopplung
vom fossilen Brennstoff-Markt, unter Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit, er-
reicht werden.

Der Einsatz hochkalorischer Ersatzbrennstoffe („Fluff“) bedingt eine Einordnung einer


solchen Anlage als genehmigungsbedürftige Anlage zur Verwertung und Beseitigung
von Abfällen.

Abb. 2: Beispiel einer Verfahrenstechnik für Heizkraftwerke kleiner Leistung 8

8
Quelle: LAMBION ENERGY SOLUTION GMBH.

Seite 29
2.2.4 Prognose zur Entwicklung der Energieeffizienz
Die nachhaltige Positionierung der Abfallwirtschaft wird in den nächsten Jahren u. a.
von deren Beitrag an einer effizienten Energieerzeugung abhängen, um im Wettbewerb
mit anderen Energieerzeugern wirtschaftlich bestehen zu können. Eine wichtige Vor-
aussetzung hierfür ist neben diversen technischen Adaptionen vor allem die bessere
Nutzung der Wärmeenergie. Dies wird aktuell bei denjenigen Anlagen sehr gut prakti-
ziert, die über einen unmittelbaren Anschluss an wärmeverbrauchenden Produktionen
oder über Nahwärmenetze verfügen.

Prognostisch ist mittel- und langfristig davon auszugehen, dass der Wärmenutzungs-
grad auch bei Standorten, die über keine periphere Lage zu potenziellen Wärmeab-
nehmern verfügen, erhöht wird. Durch die Implementierung verschiedener Anlagenteile
zur Umwandlung von Wärme in andere Energie- oder Medienformen bzw. deren Spei-
cherung und zur anderweitigen Nutzung werden weitere Lösungsansätze geschaffen.
Es ist somit eine stetige Verbesserung der Energieeffizienz für Energieerzeugungsanla-
gen auch im Sachbereich „Energie aus Abfall“ zu erwarten.

Seite 30
2.2.5 Projektbeispiele
Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk Stavenhagen www.nehlsen.com

Mit dem Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk in Stavenhagen wurde die Synergie zwischen


der Energieerzeugung aus Abfall zur Versorgung eines namhaften lebensmittelerzeu-
genden Betriebes hergestellt.

Als eines der ersten Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerke dieser Art in Deutschland über-


haupt überzeugt die Anlage durch die überwiegende Nutzung der erzeugten thermi-
schen Energie für die Kartoffelverarbeitungs- und -veredelungsprozesse mit einem
hohen energetischen Wirkungsgrad.

Technische Daten
Auslegungsdurchsatz: 95.450 Mg/a (Hu = 14 MJ/kg)
Maximale Feuerungswärmeleistung: 49,5 MW
Frischdampfmenge: ca. 53 Mg/h (bei 42 bar(ü) und 400 °C)
EBS-Durchsatz 2008: 120.208 Mg/a (Hu = 11 MJ/kg)
Gesamtenergieerzeugung 2008: 155.760 MWh/a
Energieeffizienzfaktor: 0,7

Seite 31
Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk Rostock www.ebs-hkw-rostock.de

Im Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk Rostock wird EBS aus Anlagen der Hansestadt Ros-


tock sowie von anderen Orten aus Mecklenburg-Vorpommern thermisch verwertet.

Zu den Besonderheiten dieses Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerkes gehören die Synergien


am Standort im Überseehafen Rostock in Verbindung mit der benachbarten Mecha-
nisch-Biologischen Aufbereitungsanlage sowie die Lieferung von Prozessdampf an
industrielle Kunden im Hafengebiet.

Technische Daten
Auslegungsdurchsatz: 170.000 Mg/a
Heizwert: 11 - 18 MJ/kg (Auslegung 14,5 MJ/kg)
Feuerungswärmeleistung: 87 MW (max. 108 MW)
Frischdampfmenge: ca. 100 Mg/h (bei 42 bar(ü) und 405 °C)
Turbinennennleistung: 20 MW

Harnstoff Reingas
Kalkmilchsuspension

Kalkhydrat / HOK +
Ersatzbrennstoff Dampferzeuger mit Zudosierung Filterstaub
Gewerbeabfälle Rostfeuerung
Abgasreinigung mit
Sprühabsorber
Flugstromreaktor
Gewebefilter

Brennstoff- Brennstoff-
anlieferung lagerung
Dampfturbosatz
Dampfentnahme

Kamin

Emi-Messung
Strom

Prozessdampf
MBA-Abluft

Schlacke Kesselasche Filterstaub

Seite 32
Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage Rostock,
Teilstromvergärungsanlage www.evg-mba-rostock.de

In der MBA Rostock werden Siedlungsabfälle in einer mehrstufigen mechanischen Auf-


bereitung i. W. in eine nativ-organische und in eine EBS-Fraktion separiert. Aus der na-
tiv-organischen Fraktion wird in einer thermophilen Trocken-Vergärungsstufe Biogas
gewonnen, welches in einem 2-Modul-BHKW energetisch genutzt wird. Die erzeugte
Elektroenergie wird in das Stromnetz eingespeist und ein Teil der Abwärme als Pro-
zesswärme für die Vergärung und Beheizung von Nebenanlagen am Standort genutzt.
In 2010 soll aus dem Biogas in einem mehrstufigen Verfahren Bioerdgas erzeugt und in
das Netz der Stadtwerke Rostock AG eingekoppelt werden.

Technische Daten
Auslegungsdurchsatz: 36.000 Mg/a Nativorganik
4.000 Mg/a Speisereste/Marktabfälle
Leistung der BHKW-Module: 2 x 1,78 MW
Biorohgasertrag 2009: 8,2 Mio. m³
Erzeugte Strommenge 2009: 9.725 MWh
Erzeugte Prozesswärme 2009: 1.025 MWh

Seite 33
3 Energiebilanzen

3.1 Energiebilanz 2008

Für die Abfallarten, die bereits im Jahr 2008 in entsprechenden Anlagen energetisch
verwertet wurden, ist ein direkter Vergleich der daraus erzeugten Energie mit dem theo-
retischem Energiepotenzial möglich. Dieser Vergleich wird in der Tab. 24 dokumentiert
und in der Abb. 3 grafisch dargestellt. Das Verhältnis zwischen der erzeugten Energie
und dem jeweiligen theoretischen Energiepotenzial beschreibt hierbei die Energieeffi-
zienz, die aus der Stoffstromlenkung und den energetischen Wirkungsgraden der ein-
gesetzten Technologien resultiert. Die Berechnungen zeigen, dass für die betrachteten
Abfallströme im Jahr 2008 eine Gesamtenergieeffizienz (bezogen auf die Energie-
bereitstellung) von 47 % erreicht wurde.

Tab. 24: Vergleich der erzeugten Energie mit dem theoretischen Energiepotenzial 2008
Durchsatz 2008 Erzeugte Theoretisches
lfd. Energieeffizienz
Abfallart/ Menge Energie 2008 Energiepotenzial 2008
Nr.
Energieträger [Mg/a] [m³/a] [TJ/a] [TJ/a] [%]

1 Siedlungsabfall 49.206 - 65 394 16

2 Ersatzbrennstoffe 163.246 - 649 2.026 32

3 Alt- und Restholz 531.994 - 3.966 7.265 55

4 Biogener Abfall 311.746 - 280 935 30

5 Deponiegas - 28.000.000 285 500 57

6 Klärgas - 12.000.000 59 244 24

Summe /
1.056.192 40.000.000 5.302 11.364 47
Durchschnitt

8.000
7.265
7.000
Energiebereitstellung [TJ/a]

Erzeugte Energie
6.000
Theoretisches Energiepotenzial
5.000
3.966
4.000

3.000
2.026
2.000
935
1.000 394
649 500
65 280 285 59 244
0
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Abb. 3: Vergleich der erzeugten Energie mit dem theoretischen Energiepotenzial 2008

Seite 34
Mit der aus 2008 erzeugten Energiemenge können bezogen auf den durchschnittlichen
Verbrauch eines 2-Personen-Haushaltes in Mecklenburg-Vorpommern in der Summe
ca. 170.100 Haushalte mit Strom und ca. 66.600 Haushalte mit Wärme versorgt wer-
den.

3.2 Energiebilanz 2013

Eine Energieeffizienzsteigerung gegenüber dem Jahr 2008 kann zum einen durch die
energetische Verwertung zusätzlicher Abfallarten in Mecklenburg-Vorpommern erfol-
gen:

Gefährliche Abfälle
Krankenhausabfälle
Klärschlamm
Altreifen
Schredderleichtfraktion
Treibsel
Mähgut aus Gewässerunterhaltung
Brennstoff aus MBA-Ablagerungsfraktion
Vorabsiebung aus Sortieranlagen für Siedlungsabfälle.

Allerdings sind technische Eignung und Umweltverträglichkeit der in Frage kommenden


Anlagen zu prüfen bzw. ökonomische und ökologische Aspekte abzuwägen.

Zum anderen kann die Energiemenge bei den bereits in 2008 betrachteten Abfallarten,
insbesondere bei den biogenen Abfällen, durch den Einsatz effizienter Energieerzeu-
gungssysteme gesteigert werden.

Ausgehend von den in den Kapiteln 2.1.2 - 2.1.16 ermittelten Potenzialen wurden die
Stoffströme entsprechend ihren energetischen Verwertungswegen einzelnen Energie-
erzeugungssystemen zugeordnet, die sich hinsichtlich ihrer elektrischen und thermi-
schen Wirkungsgrade unterscheiden. Bei den thermischen Wirkungsgraden wurden
dabei nicht die technisch möglichen Wirkungsgrade, sondern wirtschaftlich realisierbare
Ansätze zugrunde gelegt und mit dem elektrischen Wirkungsgrad der Energieerzeu-
gungsanlage zu einem wirtschaftlichen Gesamtwirkungsgrad aufsummiert.9

So ist z. B. bei Biomasse-Heizkraftwerken davon auszugehen, dass bei einem tech-


nisch möglichem thermischen Gesamtwirkungsgrad von 50 % standortbedingt durch-
schnittlich nur 60 % der tatsächlich erzeugten Wärme genutzt wird und der thermische
Gesamtwirkungsgrad daher auf 30 % sinkt.

Bei einem theoretischem Energiepotenzial des Abfalls von ca. 15.370 TJ im Jahre 2013
und einem wirtschaftlichen Gesamtwirkungsgrad von ca. 55 % wäre somit eine Steige-
rung von ca. 5.300 TJ (siehe Kapitel 1.6) auf ca. 8.430 TJ möglich (siehe Tab. 25). Dies
entspricht einer Steigerung der Energieerzeugung aus Abfall um ca. 59 %.

9
Vgl. WALLMANN, R. et al. (2009).

Seite 35
Tab. 25: Ergebnisbilanzierung 2013
Durchsatz 2013 Theoretisches Wirtschaftlicher Erzeugbare
lfd.
Abfallart/ nutzbare Menge Energiepotenzial Gesamtwirkungsgrad Energie
Nr.
Energieträger [Mg/a] [m³/a] [TJ/a] [%] [TJ/a]

1 Siedlungsabfall 50.000 - 400 16 64

2 Ersatzbrennstoffe 420.000 - 5.130 55 2.822

3 Alt- und Restholz 500.000 - 6.820 60 4.092

4 Biogener Abfall 460.000 - 1.192 46 548

Gefährliche Abfälle
5 17.200 - 332 55 183
(> 10 MJ/kg, > 500 Mg/a)

6 Krankenhausabfälle 10.000 - 80 55 44

7 Klärschlamm 15.000 - 165 55 91

8 Altreifen 1.000 - 28 55 15

9 Schredderleichtfraktion 3.000 - 51 55 28

10 Treibsel 1.750 - 5 46 2

Mähgut aus
11 1.800 - 5 46 2
Gewässerunterhaltung

12 MBA-Ablagerungsmaterial 33.000 - 231 40 92

Vorabsiebung aus Sortier-


13 20.000 - 160 55 88
anlagen für Siedlungsabfälle

14 Deponiegas - 19.500.000 351 46 161

15 Klärgas - 20.000.000 420 46 193

Summe / Durchschnitt 1.532.750 39.500.000 15.370 55 8.426

Mit der 2013 erzeugbaren Energie können auch mehr Haushalte mit „Energie aus Ab-
fall“ in Mecklenburg-Vorpommern versorgt werden. Konkret entspricht das einer Ener-
gieversorgung von ca. 317.800 Haushalten mit Strom und ca. 95.500 Haushalten mit
Wärme. Die Angabe bezieht sich wiederum auf den durchschnittlichen Verbrauch eines
2-Personen-Haushaltes.

Seite 36
4 Klimaschutz

4.1 Anteil am Primärenergieverbrauch

Die Ermittlung des Anteils der Energie aus Abfall am Primärenergieverbrauch des Lan-
des Mecklenburg-Vorpommern erfolgt auf der Basis der Daten des Strategiepapiers
„Energieland 2020“.

Bei dem dabei zu betrachtenden Verhältnis zwischen dem gesamten Primärenergie-


verbrauch in Mecklenburg-Vorpommern und dem Anteil der Energie aus Abfall werden
alle ursprünglich eingesetzten Energieträger wie Kohle, Mineralöle, Kernenergie, Gase
und erneuerbare Energien aus denen die entsprechenden Endenergieträger wie Kohle-
produkte, Heizöle, Kraftstoffe, Erd- und Flüssiggas sowie Strom und Fernwärme
erzeugt werden, berücksichtigt.

Energie aus Abfall


6%

Energie aus
anderen
Energieträgern
Gesamt: ca. 193.000 TJ 94%

Abb. 4: Primärenergieverbrauch 2008 in Mecklenburg-Vorpommern

Bei einem Primärenergieverbrauch im Jahr 2008 von insgesamt 193.000 TJ betrug der
Anteil des Energieträgers Abfall mit ca. 11.360 TJ ca. 5,9 %.

Energie aus Abfall


7%

Energie aus
anderen
Energieträgern
93%
Gesamt: ca. 210.000 TJ

Abb. 5: Primärenergieverbrauch 2013 in Mecklenburg-Vorpommern

Seite 37
Ausgehend von dem für das Jahr 2013 ermittelten Primärenergieanteil aus Abfall i. H. v.
ca. 15.370 TJ, kann, bei einem prognostiziertem Anstieg des Primärenergieverbrauchs
auf insgesamt 210.000 TJ, der Anteil aus dem Energieträger Abfall auf ca. 7,3 % stei-
gen.

4.2 Anteil an der Stromerzeugung gegenüber erneuerbarer Energieträger

In Mecklenburg-Vorpommern wurde im Jahr 2008 ca. 15.300 TJ Strom aus erneuerba-


ren Energieträgern produziert. Mit einem Anteil von ca. 12 % stand dabei der i. S. dieser
Studie untersuchte Bereich „Energie aus Abfall“ bereits an dritter Stelle.
Führender Energieträger für Strom aus erneuerbaren Energiequellen war in Mecklen-
burg-Vorpommern 2008 mit 61 % die Windkraft (siehe Abb. 6).

Windkraft
61%

Gesamt: ca. 15.300 TJ

Abfall
Biomasse
(i. S. dieser Studie)
7%
12%

Wasserkraft, Biogas
Geothermie (ohne biogenen
0% Fotovoltaik
Abfall)
1%
19%

Abb. 6: Energieerzeugung erneuerbarer Energieträger 2008

Aus der Energiebilanz 2013 (siehe Kapitel 3.2) geht hervor, dass weiterhin eine Steige-
rung der Energiemenge aus Abfall möglich ist. Somit wird sich daher auch der Anteil
„Energie aus Abfall“ an der Energieerzeugung erneuerbarer Energieträger erhöhen.

4.3 Emissionsbilanzierung

Mit der Erzeugung von „Energie aus Abfall“ können konventionelle Energieträger substi-
tuiert und somit CO2-Emissionen reduziert werden. Die Ansätze für die CO2-
Vermeidungsfaktoren basieren hierbei auf aktuellen Literaturangaben des BMU und des
Länderarbeitskreises Energie- und CO2-Bilanz und wurden auf die industrielle Erzeu-
gung von Elektroenergie und Fernwärme bezogen.

Hierzu wurden die Stoffströme entsprechend ihren energetischen Verwertungswegen


einzelnen Energieerzeugungssystemen zugeordnet, die sich sowohl hinsichtlich ihrer
elektrischen und thermischen Wirkungsgrade unterscheiden als auch hinsichtlich ihrer
Differenzierungsgrade in Bezug auf entsprechende CO2-Vermeidungsfaktoren.

Seite 38
Die einzelnen Ansätze für die Mengen, Wirkungsgrade 10 und CO2-Vermeidungs-
potenziale basieren auf den im Rahmen dieser Studie erfolgten Bilanzierungen, Litera-
turangaben und Angaben des Umweltbundesamtes.11

Im Ergebnis der Berechnung ist zu konstatieren, dass bei der Erzeugung von ca.
1,5 Mio. MWh Energie aus Abfall im Jahr 2008 insgesamt CO2-Emissionen i. H. v.
736.000 Mg vermieden werden konnten. Das entspricht einem Viertel der gegenwärti-
gen verkehrsbedingten CO2-Emissionen in Mecklenburg-Vorpommern, Für 2013 würde
sich bei einer Erhöhung der Gesamtenergiemenge aus Abfall auf ca. 2,3 Mio. MWh die
vermiedenen CO2-Emissionen auf ca. 1.218.000 Mg belaufen (siehe Abb. 7).

Energie aus Abfall


2,5 Mio.
CO2-Minderung 2,34 Mio. MWh

2,0 Mio.

1,47 Mio. MWh


1,5 Mio.
1,22 Mio. Mg

1,0 Mio.
0,74 Mio. Mg

0,5 Mio.

0,0 Mio.
2008 2013

Abb. 7: CO2-Vermeidungspotenziale

10
Vgl. WALLMANN, R. et al. (2009); Vgl. URBAN, I. (2008).
11
Vgl. UBA (2009); Vgl. MÜLLHANDBUCH (2009).

Seite 39
5 Fazit

A) Der Beitrag der Abfallwirtschaft in 2008 des Landes Mecklenburg-Vorpommern in


Form der Energieerzeugung aus Abfall, Deponie- und Klärgas betrug ca.
1,5 Mio. MWh bzw. ca. 5.300 TJ. Für das Jahr 2013 wird eine Steigerung der Ener-
gieerzeugung auf ca. 2,3 Mio. MWh bzw. ca. 8.430 TJ prognostiziert. Dieses ent-
spricht einer Zunahme von ca. 59 % innerhalb von 5 Jahren.

B) Die Bereitstellung von Brennstoffen aus Siedlungsabfall lässt sich partiell erhöhen.
Diese Stoffstromzunahmen sind in den bestehenden Verwertungskapazitäten im
Land sicher verwertbar.

C) Auch für die energetische Verwertung von Alt- und Resthölzern in BM-HKW beste-
hen ausreichend Kapazitäten. Die vollständige Nutzung dieser Kapazitäten kann
nur durch Alt- und Restholzlieferungen aus anderen Bundesländern und dem Aus-
land erreicht werden.

D) In der Nutzung biogener Abfälle mit dem Ziel der Biogasproduktion besteht ein
erhebliches Entwicklungspotenzial. Für den Komplex des nativ-organischen Anteils
aus dem Siedlungsabfall können, soweit noch nicht erfolgt, Teilstromvergärungsan-
lagen in bestehende MBA integriert werden. Für die biogenen Abfälle (Bioabfälle
aus Haushalten) ist für Bestandskompostierungsanlagen mit einem Durchsatz von
> 5.000 Mg/a ein Biogaserzeugungspotenzial von ca. 6 Mio. m³/a ermittelt worden.
Zur weiteren Potenzialerschließung ist die Erhöhung des Erfassungsgrades von
Bioabfällen aus Haushaltungen und anschließender Biogasproduktion zu prüfen.

E) Gefährliche Abfälle, Krankenhausabfälle, Altreifen und die Schredderleichtfraktion


stellen für sich in Mecklenburg-Vorpommern keine Stoffstromgrößen dar, die hierfür
gesonderte oder zusätzliche thermische Verwertungsanlagen rechtfertigen würden.
Gleichwohl wäre eine gemeinsame Verwertung dieser Stoffströme, z. B. unter
Zuführung von Ersatzbrennstoffen, Altholz und/oder Klärschlamm, ein Ansatz, der
die Errichtung einer Thermischen Verwertungsanlage begründen könnte.

F) Die energetische Nutzung des Klärschlamms, der künftig nicht mehr landwirtschaft-
lich verwertet werden kann, sollte in Monoverbrennungsanlagen mit der späteren
Möglichkeit der Phosphatrückgewinnung bzw. in Mitverbrennungsanlagen erfolgen.
Die vor allem für die Mitverbrennung notwendige Klärschlammtrocknung sollte mit
bisher ungenutzter Prozesswärme erfolgen.

G) Für Treibsel und Mähgut aus Gewässerunterhaltung ist auch zukünftig keine über-
wiegende und flächendeckende sowie wirtschaftlich vertretbare energetische Ver-
wertung darstellbar.

H) Das aufbereitete Ablagerungsmaterial aus MBA stellt eine zusätzliche Brennstoff-


quelle für die Mitverbrennung dar.

Seite 40
I) Der Stoffstrom der Vorabsiebung aus Sortieranlagen für Siedlungsabfälle könnte
nach entsprechender Aufbereitung eine zusätzliche Brennstoffquelle für die dezen-
trale energetische Verwertung in eigens für diesen Brennstoff errichteten Anlagen
darstellen.

J) Ziel mittelfristiger Handlungen für den Bereich „Energie aus Abfall“ sollte die Ver-
fügbarmachung aller Bioenergie- und Brennstoffquellen durch entsprechender
Öffentlichkeitsarbeit und Bereitstellung der jeweils notwendigen materiellen Basis
sein. Konkret könnte beispielsweise durch eine Zurverfügungstellung von Sammel-
bzw. Transportbehältern in Kleingartenanlagen, ein zusätzlicher nutzbarer Stoff-
strom generiert werden. Darüber hinaus ist dadurch die saisonale Verbrennung von
Garten- und Parkabfällen minimierbar. Ähnliches trifft für die biogenen Stoffströme
zu, die regelmäßig von Straßenmeistereien bearbeitet werden und zumeist an den
Anfallstellen verbleiben.

K) Es besteht bereits heute ein erhebliches Effizienzsteigerungspotenzial in bestehen-


den brennstoff- sowie deponie-, klär- und biogaserzeugende Anlagen.

L) Ein Neubau von Energieerzeugungsanlagen mit Brennstoff aus Abfall bezieht sich
nur noch auf kleinere Anlagen, die bevorzugt bestehende konventionelle Energieer-
zeugungsanlagen ersetzen können.

M) Die Erhöhung der Wirkungsgrade energieerzeugender Anlagen und die Implemen-


tierung biogaserzeugender Verfahren in bestehenden Behandlungsanlagen stellen
das größte Entwicklungspotenzial für „Energie aus Abfall“ in Mecklenburg-Vorpom-
mern dar.

N) Die 2008 erzeugte Energie aus Abfall trug zur Vermeidung von CO2-Emissionen
i. H. v. 736.000 Mg bei. Das entspricht einem Viertel der verkehrsbedingten CO2-
Emissionen in Mecklenburg-Vorpommern.

Seite 41
Anhang

Anhang 1 Zugeordnete Abfallarten ............................................................................43


Anhang 2 Heizwerte der betrachteten Abfallarten......................................................47
Anhang 3 Erzeugte Mengen aller gefährlichen Abfälle über 500 Mg .........................48
Anhang 4 Glossar ......................................................................................................49
Anhang 5 Abkürzungen und Maßeinheiten ................................................................53
Anhang 6 Quellenverzeichnis.....................................................................................56

Seite 42
Anhang 1 Zugeordnete Abfallarten

Die Zuordnung der Abfallarten zu den Anlagen erfolgt gemäß der Abfallverzeichnis-
Verordnung (AVV).

Seite 43
Seite 44
Seite 45
Seite 46
Anhang 2 Heizwerte der betrachteten Abfallarten

Abfallart Heizwert mittlerer Heizwert


[MJ/kg] [MJ/kg]

Siedlungsabfälle
- Siedlungsabfälle zur thermischen 7 – 10 8
Behandlung

Ersatzbrennstoff
- hwr. Abfälle aus MA/MBA und brennbare 10 – 16 13
Abfälle aus Sortieranlagen
- sonstige Abfälle aus Sortieranlagen 8 – 15 11

Holzabfälle
- Altholz 11 – 16 14
- Restholz 11 – 15 13

Biogene Abfälle
- biogene Abfälle in Biogasanlagen 2–5 3

Gefährliche Abfälle
- kohleteerhaltige Bitumengemische 16 – 25 20
- Kohlenteer und teerhaltige Produkte 18 – 22 20
- Aufsaug- und Filtermaterialien 17 – 23 20
- Holz mit gefährlichen Stoffen 13 – 17 15
- Farb- und Lackabfälle 20 – 25 23
- Verpackungen mit gefährlichen Stoffen 15 – 20 17
- Farben, Klebstoffe, Kunstharze 18 – 23 20
- Farb- und Lackschlämme 8 – 13 10

Krankenhausabfälle 6 – 10 8

Kommunaler Klärschlamm ™ 9 – 16 11

Altreifen 27 – 29 28

Schredderleichtfraktion 10 – 24 17

Treibsel 2–4 3

Mähgut aus Gewässerunterhaltung 2–4 3

MBA-Ablagerungsmaterial 6–8 7

Vorabsiebung aus Sortieranlagen 2 - 14 8


für Siedlungsabfälle

Deponiegas 15 - 21 MJ/m³ 18 MJ/m³

Klärgas 21 - 25 MJ/m³ 23 MJ/m³

Seite 47
Anhang 3 Erzeugte Mengen aller gefährlichen Abfälle über 500 Mg

ASN Abfallbezeichnung Mg
07 06 01* wässrige Waschflüssigkeiten und Mutterlaugen 2.194
08 01 11* Farb- und Lackabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten 1.135
08 01 13* Farb- oder Lackschlämme, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten 544
09 01 01* Entwickler und Aktivatorenlösungen auf Wasserbasis 537
11 01 05* saure Beizlösungen 799
12 01 09* halogenfreie Bearbeitungsemulsionen und -lösungen 2.933
13 02 05* nichtchlorierte Maschinen-, Getriebe- und Schmieröle auf Mineralölbasis 6.714
13 04 03* Bilgenöle aus der übrigen Schifffahrt 16.590
13 05 01* feste Abfälle aus Sandfanganlagen und Öl- / Wasserabscheidern 3.233
13 05 02* Schlämme aus Öl- / Wasserabscheidern 3.754
13 05 03* Schlämme aus Einlaufschächten 799
13 05 08* Abfallgemische aus Sandfanganlagen und Öl- / Wasserabscheidern 4.704
13 08 02* andere Emulsionen 772
15 01 10* Verpackungen, die Rückstände gefährlicher Stoffe enthalten oder durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind 884
Aufsaug- und Filtermaterialien (einschließlich Ölfilter a. n. g.), Wischtücher und Schutzkleidung, die durch
15 02 02* 1.999
gefährliche Stoffe verunreinigt sind
16 01 04* Altfahrzeuge 1.053
gefährliche Bestandteile enthaltende gebrauchte Geräte mit Ausnahme derjenigen, die unter 16 02 09 bis
16 02 13* 660
16 02 12 fallen
16 02 15* aus gebrauchten Geräten entfernte gefährliche Bestandteile 1.820
16 06 01* Bleibatterien 3.131
16 07 08* ölhaltige Abfälle 2.619
Gemische aus oder getrennte Fraktionen von Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik, die gefährliche Stoffe
17 01 06* 4.917
enthalten
17 02 04* Glas, Kunststoff und Holz, die gefährliche Stoffe enthalten oder durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind 13.182
17 03 01* kohlenteerhaltige Bitumengemische 15.352
17 03 03* Kohlenteer und teerhaltige Produkte 11.633
17 05 03* Boden und Steine, die gefährliche Stoffe enthalten 24.312
17 05 07* Gleisschotter, der gefährliche Stoffe enthält 7.921
17 06 01* Dämmmaterial, das Asbest enthält 1.009
17 06 03* anderes Dämmmaterial, das aus gefährlichen Stoffen besteht oder solche Stoffe enthält 5.134
17 06 05* asbesthaltige Baustoff 14.989
17 09 03* sonstige Bau- und Abbruchabfälle (einschließlich gemischte Abfälle), die gefährliche Stoffe enthalten 2.248
19 01 07* feste Abfälle aus der Abgasbehandlung 2.696
19 02 04* vorgemischte Abfälle, die wenigstens einen gefährlichen Abfall enthalten 1.256
19 02 05* Schlämme aus der physikalisch-chemischen Behandlung, die gefährliche Stoffe enthalten 5.233
19 02 07* Öl und Konzentrate aus Abtrennprozessen 4.491
19 07 02* Deponiesickerwasser, das gefährliche Stoffe enthält 2.495
19 12 06* Holz, das gefährliche Stoffe enthält 1.908
sonstige Abfälle (einschließlich Materialmischungen) aus der mechanischen Behandlung von Abfällen, die
19 12 11* 2.308
gefährliche Stoffe enthalten
19 13 03* Schlämme aus der Sanierung von Böden, die gefährliche Stoffe enthalten 916
20 01 27* Farben, Druckfarben, Klebstoffe und Kunstharze, die gefährliche Stoffe enthalten 832
gebrauchte elektrische und elektronische Geräte, die gefährliche Bauteile enthalten, mit Ausnahme
20 01 35* 782
derjenigen, die unter 20 01 21 und 20 01 23 fallen
(entspricht ca. 94 % der Gesamtmenge von 191.760 Mg) Summe 180.490

Seite 48
Anhang 4 Glossar

Die Abfallarten Siedlungsabfall, Ersatzbrennstoff, Alt- und Restholz, biogener Abfall und
Nativ-Organik werden im Anhang 1 durch die Zuordnung der Abfallschlüsselnummern
selbsterklärend dargestellt.

Altreifen
sind Gebrauchtreifen, die nicht mehr für den Einsatz im Straßenverkehr geeignet oder
zugelassen sind, weil sie z. B. beschädigt oder spröde sind oder die Mindestprofiltiefe
nicht mehr einhalten.

Basisdichtung
ist eine kombinierte Dichtung aus technischen Dichtungssystemen (mineralische und
Kunststoffdichtung) sowie der natürlichen geologischen Barriere gegen den Untergrund,
die das Austreten von schadstoffbelastetem Sickerwasser in den Untergrund und das
Grundwasser verhindern.

Blockheizkraftwerk (BHKW)
besteht aus einem stationären Motor, der nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung
sowohl elektrischen Strom als auch Wärme produziert. Das BHKW wird vorzugsweise
am Ort des Wärmeverbrauchs betrieben, kann aber auch Nutzwärme in ein Nahwärme-
netz einspeisen.

Bioerdgas
ist ein auf Erdgasqualität aufbereitetes Gasgemisch, das aus Biogas gewonnen wird.

Biogasanlagen
dienen der Erzeugung von Biogas durch Vergärung von Biomasse. Bei den meisten
Biogasanlagen wird das entstandene Gas vor Ort in einem Blockheizkraftwerk (BHKW)
zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt.

Brennstoff aus MBA-Ablagerungsmaterial


ist die energetisch verwertbare Fraktion nach mechanischer und aerober biologischer
Behandlung (Stabilisierung) und anschließender Fraktionierung von Restabfällen
(Heizwert = i. M. 7.000 kJ/kg).

Deponiegasverwertungsanlagen
sind technische Einrichtungen zur Erzeugung von elektrischer und thermischer Energie
aus Deponiegas (Methangehalt ≥ 35 - 40 Vol.-%) bzw. Mineralisierung von Deponie-
schwachgas (Methangehalt ≤ 35 - 40 Vol.-%) durch Verbrennung in Hochtemperaturfa-
ckeln o. a. Oxidationsanlagen.

Effizienzsteigerung
Im Sinne dieser Studie sind damit Maßnahmen gemeint, die zum einen zu einer Erhö-
hung der Brennstoff- sowie der Bio- und Deponiegasproduktion führen und zum ande-
ren durch Erhöhung der Nutzungs- und Wirkungsgrade bei der Energieerzeugung dazu
beitragen, den Anteil von „Energie aus Abfall“ in vorhandenen Anlagen zu erhöhen.

Seite 49
Energetische Verwertungsanlagen
sind Verbrennungsanlagen, die heizwertreiche Abfälle für die Strom- und Wärmeerzeu-
gung einsetzen (EBS-HKW, BM-HKW).

Energieeffizienz
beschreibt das Verhältnis zwischen der tatsächlich erzeugten Energie und dem theore-
tischen Energiepotenzial, die aus der Stoffstromlenkung und den energetischen Wir-
kungsgraden der eingesetzten Technologien resultiert.

Energieeffizienzfaktor
ist die berechnete Brennstoffausnutzung einer Anlage gemäß Abfallrahmen-Richtlinie,
Anhang II, R1-Kriterium.

Erzeugbare Energie
ist im Sinne dieser Studie die wirtschaftlich realisierbare Energiemenge.

Erzeugte Energie
ist die tatsächlich in einen bestimmten Zeitabschnitt produzierte Energiemenge. Im Sin-
ne dieser Studie ist damit auch die bereitgestellte Energie gemeint.

Feuerungsleistungsdiagramm
Darstellung der Lastpunkte einer Feuerungsanlage, die mittels des Abfallinputs (Menge,
Heizwert) und den gegebenen Randbedingungen (Rauchgas-Temperatur, Rauchgas-
O2-Gehalt etc.) unter Zuhilfenahme der Verbrennungsrechnung die Verbrennungsluft-
menge und die Rauchgasparameter bestimmen.

Fluff
bezeichnet die Leichtfraktion des hochkalorischen Ersatzbrennstoffs aus Abfall in loser
Form (in kompakter Form = Pellet).

Gasbildungspotenzial
beschreibt die theoretisch entstehende Gasmenge in Stoffwechselprozessen (hier Bio-
gas im Vergärungsprozess) in Abhängigkeit von Substrateigenschaften und Reaktions-
bedingungen.

Gefährliche Abfälle
Die gemäß § 3 Abs. 1 der AVV mit einem Sternchen (*) versehenen Abfallarten im Ab-
fallverzeichnis und die im Einzelfall von der Behörde gemäß der Gefährlichkeitsmerk-
male als gefährlich eingestuften Abfälle sind gefährlich im Sinne des § 41 KrW-/AbfG.

Haus- und Geschäftsmüll


Gemischter Siedlungsabfall aus privaten Haushaltungen und Kleingewerbe, der in
haushaltsüblichen Sammelgefäßen im haushaltsüblichen Abfuhrrhythmus erfasst wird.

Heizwert
ist das Maß für die spezifisch je Bemessungseinheit nutzbare Energie.

Seite 50
Heizwertreiche Fraktion (Abfälle)
Abfälle, die bei der mechanischen oder mechanisch-biologischen Behandlung vom
Siedlungsabfall abgetrennt werden und einen deutlich höheren Heizwert als die unbe-
handelten Abfälle aufweisen und energetisch genutzt werden können.

Klärschlamm
Bei der Behandlung von Abwasser in kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen an-
fallender Schlamm, auch soweit er entwässert oder getrocknet oder in sonstiger Form
behandelt wurde.

Klärgasverwertungsanlagen
sind technische Einrichtungen, in denen zunächst das in den Faultürmen durch Me-
thanbakterien produzierte energiereiche Klärgas (neben Klärschlamm) in einem Gasbe-
hälter gespeichert und anschließend in BHKW verbrannt wird. Damit kann der wesentli-
che Strombedarf der Kläranlage gedeckt sowie die Abwärme zur Aufheizung der
Faultürme und Beheizung der Betriebsgebäude genutzt werden.

Kraft-Wärme-Kälte-Anlage
ist eine Gasturbine oder ein Blockheizkraftwerk, bei der die Wärme eine Kältemaschine
antreibt.

Krankenhausabfälle
sind Abfälle aus den öffentlichen und privaten Einrichtungen des Gesundheitswesens,
die wegen einer möglichen Infektionsgefahr besonderen Vorschriften zur Entsorgung
unterliegen.

Mähgut aus Gewässerunterhaltung


Kraut aus Flachlandgewässern, das zur Verhinderung des Zuwachsens entfernt (ge-
mäht) wird, s. g. Krautung, einschließlich Böschungsmahd.

Mechanisch-biologische Abfallbehandlung
Aufbereitung oder Umwandlung von Siedlungsabfall mit biologisch abbaubaren organi-
schen Anteilen durch eine Kombination mechanischer und anderer physikalischer Ver-
fahren (z. B. Zerkleinern, Sortieren) mit biologischen Verfahren (Rotte, Vergärung).

Nativ-Organik
beschreibt die Fraktion des Hausmülls, die i. d. R. durch Absiebung einer Feinfraktion
< 80 mm separiert wird und einen hohen Anteil biogenen Abfalls (Speisereste, Grün-
schnitt etc.) aufweist.

Nutzenergie
beschreibt die energetisch letzte Stufe der Energieverwendung, die dem Verbraucher
für die Erfüllung einer Energiedienstleistung (z. B. Licht, Wärme, Kraft) zur Verfügung
steht.

Organic-Rankine-Cycle-Anlage (ORC-Anlage)
Hierbei handelt es sich um Anlagen zur Elektroenergieerzeugung, wobei die Dampftur-
binen anstelle von Wasserdampf mit organischen Flüssigkeiten und niedriger Verdamp-
fungstemperatur betrieben werden.

Seite 51
Perkolationsverfahren
ist ein s. g. Auslaugverfahren, bei dem durch Beregnung mit Wasser ein bestimmtes
Material/Abfall langsam durchflossen wird und wasserlösliche Stoffe (Biomasse, Mine-
ralien) herausgelöst werden.

Primärenergieverbrauch (PEV)
ist der Verbrauch, der direkt in der Natur vorkommenden Primärenergieträger, wie z. B.
Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Uran sowie erneuerbare Energiequellen. Diese
Primärenergie wird zumeist in Kraftwerken, Raffinerien etc. in verbrauchsgerechte For-
men, die Endenergie, umgewandelt (Strom, Fernwärme, Heizöl, Koks etc.).

Schredderleichtfraktion
Abfallgemisch aus Kunststoffen, Textilien, Schaumstoffen, Gummi, Lackresten, Metal-
len und mineralischen Reststoffen, das während des Recyclings von technischen Gerä-
ten und Fahrzeugen durch Zerkleinerungsprozesse und anschließender Metallabschei-
dung entsteht.

Sickerwasserfassung
Entwässerungssystem des Deponiekörpers mit dem alle anfallenden Sickerwässer der
einzelnen Deponieabschnitte über ein Rohrsystem erfasst und i. d. R. in einem Zulauf-
speicher gesammelt werden.

Teilstromvergärung
anaerober Verfahrensteil der biologischen Behandlung von Abfällen zum Abbau bzw.
zur energetischen Nutzung organischer Bestandteile, bei dem nur eine Teilmenge dem
Vergärungsprozess zugeführt wird und dessen Gärrest mit dem zweiten Teilstrom zur
Initiierung der anschließenden aeroben Kompostierungsprozesse gemischt wird.

Theoretisches Energiepotenzial
stellt die maximal mögliche Energie dar, die durch eine bestimmten Abfall bzw. Energie-
träger ohne Berücksichtigung diverser Einschränkungen erzeugt werden kann. Zur Be-
stimmung werden die verschiedenen Stoffstrommengen mit deren mittleren Heizwerten
verrechnet.

Treibsel
auch Teek genannt, ist der Begriff für Material, das durch Wind und Strömung an die
Küste getrieben und ggf. abgelagert wird, wie z. B. Gräser, Pflanzenteile, Holzreste,
Kunststoffe und andere Materialien (Abfall von Schiffen und Stränden).

Seite 52
Anhang 5 Abkürzungen und Maßeinheiten

Abkürzungen/Formelzeichen/Symbole

AbfKlärV - Klärschlammverordnung
ASN - Abfallschlüsselnummer
AVV - Abfallverzeichnis-Verordnung
AWP M-V - Abfallwirtschaftsplan Mecklenburg-Vorpommern
BHKW - Blockheizkraftwerk
4. BImSchV - Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-
Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über genehmigungs-
bedürftige Anlagen)
17. BImSchV - Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-
Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über die Verbrennung
und Mitverbrennung von Abfällen)
BM-HKW - Biomasse-Heizkraftwerk
BMU - Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit
DepV - Deponieverordnung
DVGW - Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V.
DM - Landkreis Demmin
EBS - Ersatzbrennstoff
EBS-HKW - Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk
EG - Europäische Gemeinschaft
EVG - Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft mbH Rostock
Hu - unterer Heizwert
KrW-/AbfG - Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz
LWL - Landkreis Ludwigslust
MA - Mechanische Abfallbehandlungsanlage
MBA - Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage
MVA - Müllverbrennungsanlage
ORC - Organic Rankine Cycle
RTO - Regenerativ-Thermische-Oxidationsanlage
StatA MV - Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern
SWSF - Stationäre Wirbelschichtfeuerung
VO(EG)Nr.1774/2002 - Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates vom
3. Oktober 2002 mit Hygienevorschriften für nicht für den
menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte

Seite 53
Abb. - Abbildung
Abs. - Absatz
bzw. - beziehungsweise
ca. - circa
d. h. - das heißt
etc. - et cetera
ff. - fortfolgende
i. d. R. - in der Regel
i. H. v. - in Höhe von
inkl. - inklusive
i. M. - im Mittel
i. S. - im Sinne
i. W. - im Wesentlichen
max. - maximal
Mio. - Millionen
Nr. - Nummer
o. a. - oben angeführt
o. g. - oben genannt
s. g. - so genannte
Tab. - Tabelle
theor. - theoretisch
u. a. - unter anderem
v. g. - vorne genannt
Vgl. - Vergleich
z. B. - zum Beispiel
z. T. - zum Teil

CO2 - Kohlenstoffdioxid
H2O - Wasser
H2S - Schwefelwasserstoff
O2 - Sauerstoff

Seite 54
Maßeinheiten/Umrechnungen

a - Jahr
bar - Bar
°C - Grad Celsius
h - Stunde
km - Kilometer
mm - Millimeter
m³ - Kubikmeter

% - Prozent
Masse-% - Masse-Prozent
Vol.-% - Volumen-Prozent

g - Gramm
kg - Kilogramm = 103 g (Tausend)
Mg - Megagramm = 106 g (Millionen)

J - Joule
kJ - Kilojoule = 103 J (Tausend)
MJ - Megajoule = 106 J (Millionen)
GJ - Gigajoule = 109 J (Milliarden)
TJ - Terrajoule = 1012 J (Billionen)

W - Watt
kW - Kilowatt = 103 W (Tausend)
MW - Megawatt = 106 W (Millionen)

Wh - Wattstunde
kWh - Kilowattstunde = 103 Wh (Tausend)
MWh - Megawattstunde = 106 Wh (Millionen)
GWh - Gigawattstunde = 109 Wh (Milliarden)

MWhel - Megawattstunde elektrisch


MWhth - Megawattstunde thermisch

Umrechnung:
1 kWh = 3.600 kJ
1 MWh = 3,6 x 106 kJ = 3,6 x 10-3 TJ

Seite 55
Anhang 6 Quellenverzeichnis

DETLOFF, H./MORSCHECK, G. (1996): Aktuelle und künftige Technologien des Recyclings


von Altreifen; Studienarbeit; Universität Rostock.

KWAST, I. (2009): Abfallentsorgung im Krankenhaus; Vortrag 25.06.09 in Rostock.

MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ MECKLENBURG-


VORPOMMERN: Energieeinsatz auf Kläranlagen in Mecklenburg-Vorpommern - Leit-
faden zur Optimierung, August 2009.

MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN [1]:


Abfallwirtschaftsplan Mecklenburg-Vorpommern, April 2008.

MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN [2]:


Energieland 2020 - Gesamtstrategie für Mecklenburg-Vorpommern, April 2009.

MÜLLHANDBUCH (2009): Der Beitrag der deutschen Abfallverbrennungsanlagen zum Kli-


maschutz - Status quo und Perspektiven, Müllhandbuch Bd. 4./9351, Lfg. 3/09:
Treder, Martin S. 29.

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