Sie sind auf Seite 1von 10

CME

Chirurg
https://doi.org/10.1007/s00104-020-01272-x

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von


Springer Nature 2020

Wissenschaftliche Leitung
M. Betzler, Essen
H.-J. Oestern, Celle
Zertifizierte Fortbildung
P. M. Vogt, Hannover

Das penetrierende
Abdominaltrauma
Svenja Sliwinski · Wolf O. Bechstein · Andreas A. Schnitzbauer ·
Patrizia Malkomes
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Goethe-
Universität Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland

Zusammenfassung

Online teilnehmen unter: Das Management des penetrierenden Abdominaltraumas unterliegt in den letzten
www.springermedizin.de/cme Jahren einem deutlichen Wandel. Während die explorative Laparotomie bei allen
Patienten bis in die 1970er-Jahre der Goldstandard in Deutschland war, wird
Für diese Fortbildungseinheit
zunehmend ein selektives nichtoperatives Management (SNOM) bei hämodynamisch
werden 3 Punkte vergeben.
stabilen Patienten ohne pathologischen Befund in CT oder eFAST diskutiert. Ein
Kontakt Standardalgorithmus, welcher eine Balance zwischen Invasivität, Patientensicherheit
Springer Medizin Kundenservice und Ressourcennutzung schafft, besteht aktuell in Deutschland nicht. Der vorgestellte
Tel. 0800 77 80 777 Algorithmus umfasst eine sofortige Laparotomie bei instabilen Patienten als „damage
(kostenfrei in Deutschland) control surgery“ mit Second Look nach 48 h. Hämodynamisch stabile Patienten
E-Mail: sollten je nach klinischen und bildmorphologischen Befunden primär diagnostisch
kundenservice@springermedizin.de
laparoskopiert werden. „Early total care“ dient dabei der Versorgung begrenzter und
Informationen
direkt therapierbarer Verletzungen. Bei fehlender Klinik und unauffälliger Bildgebung
zur Teilnahme und Zertifizierung finden sollten die Patienten nach dem Prinzip von SNOM mit engmaschigen klinischen
Sie im CME-Fragebogen am Ende des Kontrollen behandelt werden.
Beitrags.
Schlüsselwörter
Verletzungsmuster · Behandlungsalgorithmus · Selektives nichtoperatives Management · Damage
control surgery · Diagnostische Laparoskopie

Lernziele
Nach der Lektüre dieses Beitrages ...
– sind Sie in der Lage, das Schockraummanagement anzuwenden,
– können Sie Patienten mit penetrierenden Abdominalverletzungen in unterschiedliche
Gruppen bezüglich hämodynamischer Stabilität einteilen,
– wissen Sie, wie die Diagnostik und Therapie lege artis durchzuführen sind,
– können Sie die Therapie spezifischer Organverletzungsmuster benennen.

Der Chirurg 1
CME Abstract

Hintergrund Penetrating abdominal trauma


The management of patients with penetrating abdominal trauma has
Obwohl das penetrierende Abdominaltrauma in Deutschland mit significantly changed in recent years. While exploratory laparotomy was
3,8 % aller traumatischen Verletzungen selten ist [1], bestehen the gold standard in Germany in all patients up to the 1970s, selective
nonoperative management (SNOM) is increasingly being discussed
weiterhin eine hohe Letalitäts- und Mortalitätsrate. In Europa
in hemodynamically stable patients without pathological findings in
überwiegen stumpfe Traumen bei weitem die perforierenden computed tomography (CT) scan or extended focussed assessment
Verletzungen. Außerhalb Europas wie z. B. in Südafrika oder in with sonography for trauma (eFAST). A standard algorithm taking
den USA gibt es bedingt durch den häufigeren Gebrauch von a balance between invasiveness, patient safety and the use of resources
Schuss- und Stichwaffen eine weitaus höhere Rate penetrierender into account has still to be implemented in Germany. The presented
Abdominaltraumen von bis zu 46 % [2]. algorithm includes an immediate laparotomy in hemodynamically
Laut der polizeilichen Kriminalstatistik von 2018 haben Straf- unstable patients as damage control surgery followed by a second
look procedure after 48 h. Hemodynamically stable patients should
taten gegen das Waffengesetz um 5,5 % gegenüber dem Vorjahr
primarily undergo diagnostic laparoscopy and be treated by early total
zugenommen. Entsprechend ist die Inzidenz penetrierender Ab- care surgery, depending on the clinical and diagnostic imaging findings.
dominaltraumen auch in Deutschland angestiegen. So verdop- Patients without clinical symptoms or pathological findings in imaging
pelte sich die Anzahl in einem deutschen Level-I-Traumazentrum studies should be treated according to SNOM with close clinical controls.
in einem Zeitraum von 10 Jahren [3]. In 30 % aller penetrierenden
Traumen ist das Abdomen beteiligt. Ursächlich für penetrierende Keywords
Verletzungen sind zu ca. 36 % Stichwunden und zu 12 % Schuss- Injury pattern · Treatment algorithm · Selective nonoperative
management · Damage control surgery · Diagnostic laparoscopy
wunden [4], welche in den meisten Fällen im Rahmen gewaltsamer
Auseinandersetzungen oder selbstinduzierter Verletzungen auftre-
ten. Hinzu kommen die weitaus selteneren Schrapnellverletzun-
gen bei Explosionen oder die Pfählungsverletzungen. 89 % aller Schockraummanagement und Diagnostik
Patienten mit penetrierendem Abdominaltrauma sind männlich
und mittleren Alters [5]. Die Patienten gelangen über den Schockraum zur interdisziplinären
Versorgung in die Klinik. Der Leitlinie zum Schockraummanage-
Verletzungsmuster ment folgend werden lebensbedrohliche Verletzungen gemäß dem
ABCDE-Schema (Tab. 1) nach ATLS („advanced trauma life sup-
Von einem penetrierenden Abdominaltrauma spricht man, wenn port“) ausgeschlossen bzw. direkt therapiert.
ein Fremdkörper die Haut durchstößt und das Peritoneum oder das Zum weiteren Management gehören die Anamnese sowie die
Retroperitoneum verletzt. Verletzungen des Dünndarms treten körperliche Untersuchung mit vollständiger Entkleidung, aber
am häufigsten auf, gefolgt von Verletzungen des Kolons und auch das „extended focussed assessment with sonography for
der Leber ([6]; Abb. 1). Der Fremdkörper bzw. die Waffe sollte trauma“ (eFAST). Die Sonographie dient zum Ausschluss von Blu-
bis zur Verbringung in den Operationssaal bei möglicherweise tungen im Perikard, in der Pleura sowie in den tiefsten Räumen
tamponierender Wirkung in situ belassen werden. des Abdomens wie Koller-, Morison- und Douglas-Pouch. Die Sen-
sitivität von eFAST bezüglich der Aussage zur Indikation einer La-
Behandlungsalgorithmus parotomie bei penetrierendem Abdominaltrauma ist jedoch mit
59 % eingeschränkt [3].
Der Algorithmus zur Behandlung des penetrierenden Abdominal- Weiterhin erfolgt die lokale Wundinspektion zur Erfassung
traumas ist in Abb. 2 dargestellt. der Wundgröße, -tiefe und ggf. einer Eviszeration von Omentum
oder Viszeralorganen. Bei polytraumatisierten Patienten sollte als
Goldstandard die Diagnostik mittels Ganzkörper-Computerto-
Dünn- und Dickdarm mographie (CT) eingesetzt werden. Die Sensitivität der CT liegt
11% bei ca. 98 % und die Spezifität bei ca. 97 % im Detektieren von
Leber
23% Verletzungen des Peritoneums und innerer Organe. Dabei wer-
10% Gefäße den Kontrastmittel sowie eine arterielle und eine portal-venöse
Phase empfohlen. Nachteile der CT bilden übersehene Verletzun-
Omentum/Peritoneum
gen („missed injuries“), am häufigsten hierbei Verletzungen des
10% Diaphragmas, des Mesenteriums, des Pankreas oder des Dünn-
Diaphragma
17% darms. Die diagnostische Laparoskopie hingegen zeigt eine ho-
Milz
8%
Magen
Tab. 1 ABCDE-Schema gemäß der aktuellen S3-Leitlinie Polytrauma
10% 11% A Airway: Atemwege sichern, Halswirbelsäule immobilisieren
Andere B Breathing: Gasaustausch sicherstellen
C Circulation: Gewebeperfusion gewährleisten
D Disability: Abklärung Neurologie
Abb. 1 8 Häufigste Verletzungsmuster bei penetrierendem Abdominal-
trauma. (Mod. nach [3]) E Environment: Bodycheck, Wärmeerhalt

2 Der Chirurg
Schockraummanagement

ABCDE-Schema, eFAST,
Wundexploraon

Paent hämodynamisch
Paent hämodynamisch stabil, instabil, Organeviszeraon,
asymptomasch akutes Abdomen,
Fremdkörper in situ
Herzfrequenz <110/min
RRsystolisch <90mmHg,
RRsystolisch >90mmHg
metabolische Azidose
Laktat> 5mmol/l
Hypothermie <34°C

CME
CT-Diagnosk

eFAST und/oder CT
eFAST oder CT posiv
negav

Diagnossche
Peritonis, Explorave
Laparoskopie / ggf. Observaon für 24h
Blutung Laparotomie
Laparotomie
Operave Therapie SNOM Operave Therapie

Abb. 2 8 Behandlungsalgorithmus bei penetrierendem Abdominaltrauma. CT Computertomographie, eFAST „extended focussed assessment with sono-
graphy for trauma“, SNOM selektives nichtoperatives Management

he Sensitivität und Spezifität im Erkennen von Verletzungen des und ohne Peritonitis kann konservativ behandelt werden, mit 24-
Zwerchfells und des Dünndarms [7]. stündiger Beobachtung, symptomatischer Therapie und regel-
mäßiger klinischer Reevaluation. Patienten mit multiplen Ko-
7 Cave morbiditäten oder unter Antikoagulation sollten gegebenenfalls
Missed injuries im Rahmen der CT-Diagnostik betreffen am häufigsten: einer längeren Beobachtung zugeführt werden.
– das Diaphragma Durch dieses Vorgehen konnte die Anzahl an Negativlaparoto-
– das Mesenterium mien um 45 % gesenkt werden [16]. Somit wurde eine Reduktion
– das Pankreas der Komplikationen und der Liegedauer erreicht. Das SNOM ver-
– den Dünndarm sagt in 14–17 % der Fälle [11]. Entwickelt der Patient während
der stationären Überwachung Zeichen einer Peritonitis oder eine
Selektives nichtoperatives Management hämodynamische Instabilität, erfolgt die operative Exploration.

Bei hämodynamisch stabilen Patienten wird das diagnostische 7 Merke


und therapeutische Regime in der Literatur zunehmend kontrovers Selektives nichtoperatives Management (SNOM) für hämodynamisch
diskutiert. Viele Studien postulieren das selektive nichtoperative stabile Patienten ohne Auffälligkeiten in der Bildgebung.
Management (SNOM), da gezeigt werden konnte, dass bis zu
70 % der durchgeführten Laparotomien ohne therapeutische Kon- Operative Therapie
sequenz waren [8, 9, 10, 11, 12, 13, 14]. Die Komplikationsrate lag
bei bis zu 26 % bei Patienten mit nichttherapeutischer Laparotomie Ist ein Patient hämodynamisch instabil (RRsystolisch <90 mm Hg,
[15]. Katecholaminpflichtigkeit, metabolische Azidose, Laktat
Ein hämodynamisch stabiler Patient ohne klinische oder CT- >5 mmol/l, Hypothermie <34 °C), besteht eine Organeviszera-
morphologische Hinweise auf eine Verletzung von Hohlorganen tion, ein Fremdkörper in situ oder ein akutes Abdomen sollte er

Der Chirurg 3
CME
Infobox 1 werden sollte bei unübersichtlichem Situs wie bei massiven
Mögliche Triggerfaktoren für „damage control surgery“. (Nach [17]) Blutungen, bei intraoperativ aufgetretener hämodynamischer
– Persistierende hämodynamische Instabilität Instabilität oder komplexem Verletzungsmuster.
– Multiple lebensgefährliche/penetrierende Verletzungen
– Hochgradiger/hämorrhagischer Schock Perioperative antibiotische Therapie
– ISS (Injury Severity Score) >35
– Persistierende Azidose (pH <7,2)
Gemäß aktuellen Empfehlungen ist eine einmalige perioperative
– Manifeste Koagulopathie Antibiotikagabe mit einem Breitspektrumantibiotikum (Abde-
– Hypothermie (Körperkerntemperatur unter 35 °C) ckung aerober und anaerober Keime, z. B. Cefuroxim 1,5 g und
– Massentransfusion (>10 Erythrozytenkonzentrate) Metronidazol 500 mg i.v.) Goldstandard [22]. Eine darüber hinaus
– Notwendigkeit einer Schockraumthorakotomie/Laparotomie fortgeführte Antibiotikatherapie sollte nur stattfinden, wenn sich
– Notwendigkeit einer zusätzlichen Angioembolisation
– MANV (Massenanfall von Verletzten)
intraoperativ eine Hohlorganperforation bestätigt. Es konnte kein
Vorteil einer 5-tägigen gegenüber einer 24 h andauernden Anti-
biotikatherapie gezeigt werden [23].
unverzüglich laparotomiert werden. Der Zugang bei der offenen
Operation erfolgt als mediane Laparotomie. Spezifische Verletzungsmuster und deren Therapie
7 Merke Ventrale Verletzungen
Operatives Management für hämodynamisch instabile Patienten.
Von allen ventralen Stichwunden (vom Xiphoid bis zur Sym-
„Damage control surgery“ vs. „early total care“ physe zwischen beiden Lineae axillares anteriores) penetrieren
Prinzip der „damage control surgery“ (DCS) ist die primäre Versor- ca. 50–75 % bis nach intraperitoneal. Von diesen wiederum verur-
gung lebensbedrohlicher Traumafolgen wie Blutungen oder mögli- sachen 50–75 % eine operativ zu versorgende Verletzung [24]. Am
che Kontaminationen durch Darminhalt. Mögliche Triggerfaktoren häufigsten ist der Gastrointestinaltrakt (Magen, Kolon, Dünn-
zur Initiierung einer DCS sind in Infobox 1 dargestellt. Erst nach darm) betroffen, gefolgt von Leber, Milz und Pankreas.
Stabilisierung des Patienten werden weitere primär nicht lebensbe-
drohliche Befunde als Second-Look-Operation 24–48 h nach dem 7 Merke
Initialeingriff versorgt (z. B. Depacking, Stomaanlage, VAC[„vacuum Die häufigsten intraabdominellen Penetrationsverletzungen betreffen
assisted closure“]-Wechsel). Zu den häufigsten Langzeitkomplika- Leber und Darm.
tionen beim Vorgehen nach DCS gehören ein Bridenileus und
Narbenhernien. Gastrointestinaltrakt
Demgegenüber steht das „Early-total-care“(ETC)-Vorgehen,
welches eine definitive Versorgung aller relevanten Verletzun- Zur CT-Diagnostik von Kolon- oder Rektumverletzungen ist umstrit-
gen bereits bei der Initialoperation vorsieht. Dieses Verfahren ten, ob eine rektale Füllung notwendig ist oder eine Single-contrast-
kommt insbesondere bei hämodynamisch stabilen Patienten Untersuchung ausreicht. Ein Drei-Phasen-Protokoll zeigte die
zum Einsatz. Hier kann ggf. auch primär ein laparoskopisches höchste Sensitivität und Spezifität. Hohlorganperforationen wer-
Vorgehen gewählt werden. Nach Laparoskopie haben die Patien- den übernäht, insuffizient durchblutete Darmabschnitte reseziert
ten einen signifikant kürzeren Krankenhausaufenthalt (1 Tag vs. und bei der DCS per Diskontinuitätsresektion verschlossen. Eine Ga-
5,5 Tage) mit einer niedrigeren Komplikationsrate von 1,1 % im stroenterostomie mit Roux-Y-Rekonstruktion kann bei Verletzung
Vergleich zur Patienten nach Laparotomie [18]. Die Rate an „missed des Duodenums notwendig werden. Dabei ist ein Kocher-Manö-
injuries“ wird mittlerweile mit 0,12 % angegeben [19]. Durch die ver unabdingbar, um retroduodenale Verletzungsmuster nicht zu
diagnostische Laparoskopie konnten 45,6 % nichttherapeutische übersehen (Vena cava inferior, Hilusverletzung der Niere).
Laparotomien vermieden werden, welche mit Morbiditätsraten Häufige Komplikationen sind Anastomoseninsuffizienzen,
von bis zu 40 % und Mortalitätsraten von bis zu 5 % einhergehen Nachblutungen, Ileus und Nekrosen. Bei Zustand nach Blindver-
[7, 20]. Nach Konversion (Konversionsraten von 33,8 %) liegt schluss sollte spätestens nach 48 h ein Second Look zur definitiven
die Rate an Negativlaparotomien bei über 27 % [21]. Konvertiert Versorgung erfolgen. Es wird die primäre Anastomose aufgrund

Tab. 2 Klassifizierung von Lebertraumata nach der World Society of Emergency Surgery. (Mod. nach [26])
WSES-Grad Trauma AAST-Grad Hämodynamisch CT First-Line-Therapie
MINOR I S/P I–II Stabil – –
MODERAT II S/P III Stabil Ja + lokale Exploration SNOM + intermittierend klinische laborchemische
bei Stichwunden und radiologische Evaluation
SCHWER III S/P IV–V Stabil Ja + lokale Exploration SNOM + intermittierend klinische laborchemische
bei Stichwunden und radiologische Evaluation
IV S/P I–VI Instabil Nein Operatives Management
AAST American Association for the Surgery of Trauma, CT Computertomographie, P penetrierend, S stumpf, SNOM selektives nichtoperatives Management,
WSES World Society of Emergency Surgery

4 Der Chirurg
einer signifikant geringeren Komplikationsrate favorisiert (15 % lität (26,5 %) und einer hohen Komplikationsrate einher (53 %;
vs. 29 %; [25]). [5]). In 15 % der Fälle ist das Gangsystem bei penetrierenden Ver-
letzungen des Pankreas mitbetroffen [29]. In über 90 % der Fälle
Leber treten Multiorganverletzungen auf [5]. Je nach Befund sind eine
Pankreaslinksresektion mit Splenektomie oder ein Blindverschluss
Leberverletzungen werden nach der American Association for the mit Drainageneinlage möglich.
Surgery of Trauma (AAST) in Grad I bis VI eingeteilt (Tab. 2). Dabei Komplikationen sind Pankreatitis, Blutung, Fistelbildung und
treten diese unter den Verletzungen parenchymatöser Organe mit Pseudozysten.
73 % am häufigsten auf [13]. Auch bei schweren Leberverletzun- Laut der Guideline der Eastern Association for the Surgery of
gen kann ein konservatives Prozedere zielführend sein (Grad I–III Trauma (EAST) besteht für Grad-I- und -II-Verletzungen (Häma-
über 80 %). Je nach Schweregrad der Verletzung wird nach Häma- tom oder Minor bzw. Major Lazeration ohne Gangverletzung) die
tomausräumung ein Packing mit Second Look vorgenommen oder Empfehlung zur nichtoperativen Versorgung und für Grad III–V
eine Übernähung bis hin zu Leberteilentfernungen durchgeführt. (Lazeration mit Parenchymverletzungen/Gangverletzung und Ver-
Um eine Nachblutung zu vermeiden, werden Hämostyptika wie letzung der Ampulla bzw. Abriss des Pankreaskopfes) die Indikation
Methylcellulose als Auflage oder Stärkepulver verwendet. Auch zur Resektion [30]. Es gibt Studien, welche bei Grad III oder IV

CME
ein intermittierendes Pringle-Manöver kann zur Vermeidung von Verletzungen ein SNOM präferieren [31].
Blutverlusten eingesetzt werden. Falls CT-morphologisch ein An-
eurysma oder eine arteriovenöse Fistel darstellbar sind, sind diese Dorsale Verletzungen
einer radiologischen Angioembolisation zuzuführen.
Hauptkomplikationen nach Leberverletzungen sind Galle- Retroperitoneum und Becken
leckagen. Diese werden per interventioneller Drainagenanlage
oder endoskopisch mittels endoskopischer retrograder Cholan- Das Retroperitoneum ist mittels klinischer Untersuchung oder
giopankreatikographie (ERCP) versorgt. eFAST nur schwer zu beurteilen. Daher ist bei Verdacht auf ein
sub- bzw. retroperitoneales Verletzungsmuster immer eine CT in-
Milz diziert [32]. Bei tiefen Verletzungen kann es zur Penetration von
Vena cava oder Aorta abdominalis und damit einhergehend zu ei-
Bei penetrierenden Milzverletzungen mit hämodynamisch relevan- nem massiven Blutverlust kommen. Eine schnelle Identifizierung
ter Blutung ist eine Splenektomie indiziert. Bei hämodynamisch der Blutungsquelle per Packing mit Bauchtüchern und quadran-
stabilen Patienten sollte möglichst eine Milzerhaltung angestrebt tenweisem Entfernen derselbigen ist obligat. Die Blutungsquelle
werden. Auch kommen je nach Schweregrad der Verletzung zuneh- sollte schnellstmöglich übernäht werden. Ein partielles oder voll-
mend radiologisch-interventionelle Verfahren wie die Angioembo- ständiges Ausklemmen der Gefäße kann dabei nötig werden und
lisation zum Einsatz (AAST Grad I–II konservativ, III–IV interventio- ggf. auch eine Patchversorgung. Die V./A. iliaca interna kön-
nell, V Operationsindikation). Eine zweizeitige Milzruptur nach nen aufgrund der weitreichenden Kollateralisierung meist ohne
initial konservativem Vorgehen ist bis 12 Wochen posttraumatisch nachfolgende Minderperfusion ligiert werden. Ein „Over-Packing“
möglich. Eine Intensivüberwachung sollte 3 Tage erfolgen und ei- sollte vermieden werden, um den Abfluss über die V. cava nicht
ne Überwachung auf Normalstation für 4 bis 7 Tage [27, 28]. Nach zu verhindern und die Nierengefäße nicht zu komprimieren.
Splenektomie müssen eine prophylaktische Antibiotikatherapie
(z. B. mit Amoxicillin 10 mg/kg zweimal täglich) und die Impfun- Urogenitales System
gen gegen Hämophilus influenzae, Influenza, Meningokokken und
Pneumokokken 4 Wochen postoperativ durchgeführt werden. Ei- Penetrierende Verletzungen der Nieren sind selten (s. Abb. 1).
ne Postsplenektomiethrombozytose von >1000/nl sollte mit Die Einteilung in Verletzungsgrade erfolgt analog der AAST-Skala
Acetylsalicylsäure (ASS) 100 mg pro Tag therapiert werden. (Grad I–V). Eine Untersuchung von 2018 in großen Traumazentren
ergab, dass in über 80 % der Fälle konservativ behandelt werden
7 Cave konnte [33, 34]. Nicht der Verletzungsgrad, sondern die Hämo-
Die zweizeitige Milzruptur ist eine lebensbedrohliche Komplikation dynamik war entscheidend zur konservativen oder operativen
nach abdominellem Trauma. Klinische Zeichen treten typischerweise Versorgung des Patienten. Bei höhergradigen Verletzungsmustern
verzögert und abgeschwächt auf: war häufiger eine radiologische Intervention per Angioemboli-
– plötzlich einsetzende Schocksymptomatik sation oder eine Laparotomie indiziert. Ein verletzter Ureter sollte
– linksseitiger Oberbauchschmerz, ggf. mit Ausstrahlung in die linke rekonstruiert oder per Ureterostoma versorgt werden. Blasenver-
Schulter letzungen werden primär übernäht und Verletzungen der Urethra
– Abwehrspannung mittels suprapubischem Blasenkatheter versorgt.

Pankreas Thorakoabdominelle Verletzungen


Pankreasverletzungen machen 1–12 % der Organverletzungen bei Vom 4. Interkostalraum (IKR) ventral bis zum 6. IKR lateral und
abdominellen Traumata aus und gehen mit einer hohen Morta- 8. IKR dorsal verläuft die thorakoabdominelle Region. Penetrie-

Der Chirurg 5
CME

Abb. 4 8 Leberlazeration, Hämatombildung

tachykard (124/min) und blutdruckstabil in den Schockraum ver-


bracht. Im Rahmen der klinischen Untersuchung fielen multiple
stark blutende Stichverletzungen abdominell, thorakal sowie am
linken Oberarm auf. Die apparative Schockraumdiagnostik (Thora-
xröntgenuntersuchung, eFAST) ergab den Nachweis freier intraab-
domineller Flüssigkeit sowie den Verdacht auf einen Hämatothorax
links. Es wurde die Indikation zur sofortigen Notfalllaparotomie
und -thorakotomie gestellt. Intraoperativ zeigten sich multiple Or-
Abb. 3 8 Koronare Darstellung der zweizeitigen Milzruptur, ausgedehnte ganverletzungen: Leberperforation, Magen- und Dünndarmper-
Milzlazerationmit eineraktivenBlutungamUnterpol undgroßem Hämatom foration sowie ein Hämatopneumothorax. Die Verletzungen der
Segmente II und III der Leber waren parenchymdurchtrennend
rende Verletzungen in diesem Areal verursachen in bis zu 67 % und reichten bis an die Vorderseite des Magens. Per Packing, bipo-
der Fälle eine Verletzung des Diaphragmas [35]. In ca. 25 % aller larer Koagualation, Hämostyptikaeinlage sowie Umstechung und
penetrierenden Traumen liegen kombinierte thorakoabdominelle fortlaufender Magennaht wurden die Verletzungen therapiert.
Verletzungen vor. In bis zu 24 % werden Zwerchfellverletzun- Am 1. postoperativen Tag (POD) zeigte sich ein Hämoglobin(Hb)-
gen bei penetrierenden Traumen des linken oberen Quadranten Verlust von 7,8 g/dl auf 6,9 g/dl. Es wurde die Indikation zur Re-
übersehen [36]. Bei kleinen Verletzungen kommt es häufig zur laparotomie gestellt. Intraoperativ zeigte sich eine zweizeitige
Spontanheilung bzw. zum Verschluss durch Omentum. Größere Milzruptur (Abb. 3). Es erfolgte die Splenektomie. Am 4. POD zeig-
Verletzungen hingegen können in bis zu 30 % zu Hernierungen te sich das Bild eines akuten Abdomens, putride Sekretion aus
führen [35]. Hier ist die CT-Darstellung und detaillierte Befundung den Drainagen und Sepsis. Bei der erneuten Laparotomie zeigte
durch den Radiologen oder bei Verdacht eine diagnostische Laparo- sich eine Insuffizienz der Magenübernähung, welche zweireihig
skopie zielführend. Die operative Versorgung der Zwerchfellhernie erneut angelegt wurde. Nach einem prolongierten Aufenthalt auf
sollte per Direktnaht mit nichtresorbierbaren Fäden durchgeführt der Intensivstation kam es zur klinischen Besserung und der Patient
werden [37]. konnte am 26. POD entlassen werden.
Ist das Herz mitbetroffen, kann es zu einer Perikardtampo-
nade kommen. Bei Perikardtamponade besteht die Indikation zur Fallbeispiel 2
Notfallthorakotomie. Zur Stabilisierung kann eine sonographisch
gesteuerte subxyphoidale Perikardpunktion mit Ergussentlastung Der 39-jährige Patient war in eine Messerstecherei im Bahnhofs-
erfolgen. Operative Maßnahmen beinhalten die Blutstillung, ggf. viertel verwickelt. Es erfolgte die notärztliche Überbringung des
Drainageneinlagen und die Perikardfensterung oder -ektomie. hämodynamisch stabilen Patienten in den Schockraum. Klinisch
imponierte eine epigastrische Stichwunde, beigebracht durch ein
Fallbeispiele Brotmesser, Klinge 15–20 cm lang. Die apparative Schockraum-
diagnostik ergab die Indikation zur diagnostischen Laparoskopie
Fallbeispiel 1 bei freier Flüssigkeit und Nachweis einer Leberlazeration (Abb. 4).
Intraoperativ zeigte sich ein durch das Segment IV der Leber zie-
Der 38-jährige Patient wurde bei einer Messerstecherei schwer hender Stichkanal, zudem ein perforiertes Duodenum. Es fiel der
verletzt und in Notarztbegleitung bei suffizienter Spontanatmung, Entschluss zur Konversion. Hierauf zeigte sich eine Verletzung der
V. cava inferior. Es erfolgten die Blutstillung im Bereich der Leber,

6 Der Chirurg
die Übernähung des Duodenums sowie die Naht der V. cava. Der Wissenschaftliche Leitung. Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der
Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.
Patient wurde postoperativ beatmet auf die Intensivstation verlegt springermedizin.de/cme.
und erholte sich regelrecht.
Bei posttraumatisch angegebenen Angstzuständen erfolgte Der Verlag erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsoren-
gelder an den Verlag fließen.
ein psychosomatisches Konsil zur Abwendung einer beginnen-
den posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Ein Jahr später Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren
stellte sich der Patient ambulant mit einer nichtinkarzerierten Nar- durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen
ethischen Richtlinien.
benhernie (EHS [European Hernia Society] M3 W1) vor. Der Patient
lehnte die operative Versorgung ab.
Literatur
Fazit für die Praxis 1. Gesellschaft DD, Dgu T (2019) Sektion Notfall- & Intensivmedizin & Schwerver-
letztenversorgung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. AUC –
5 Das penetrierende Abdominaltrauma stellt weiterhin eine klinische Akademie der Unfallchirurgie GmbH
Herausforderung mit einer hohen Mortalitätsrate dar. Eine interdis- 2. Olaogun JG, Etonyeaku AC, Ige JT, Wuraola OK (2019) Penetrating abdominal
ziplinäre Diagnostik per eFAST („extended focussed assessment with injuries in an emerging semiurban teaching hospital. J Emerg Pract Trauma 6:7–12.
https://doi.org/10.15171/jept.2019.15

CME
sonography for trauma“)/Computertomographie und Therapie sind 3. MalkomesP,StörmannP,ElYouzouriHetal(2019)Characteristicsandmanagement
maßgeblich. of penetrating abdominal injuries in a German level I trauma center. Eur J Trauma
5 Hämodynamisch stabile Patienten werden per Laparoskopie oder Emerg Surg 45:315–321. https://doi.org/10.1007/s00068-018-0911-1
4. Bieler D, Franke A (2015) Gunshot and stab wounds: combination of clinical and
selektiver nichtoperativer Therapie konservativ behandelt. Instabile forensic medical data. Unfallchirurg 118:726. https://doi.org/10.1007/s00113-
Patienten werden sofort laparotomiert. Es folgt die „damage control 015-0037-4
surgery“. 5. Kuza CM, Hirji SA, Englum BR et al (2019) Pancreatic injuries in abdominal
trauma in US adults: analysis of the national trauma data bank on management,
5 Die Letalität wird maßgeblich vom Verletzungsmuster parenchyma- outcomes, and predictors of mortality. Scand J Surg. https://doi.org/10.1177/
töser Organe und von deren strukturiertem Management mitbe- 1457496919851608
stimmt. 6. Gäble A, Mück F, Mühlmann M, Wirth S (2019) Acute abdominal trauma. Radiologe
59:139–145. https://doi.org/10.1007/s00117-018-0485-2
7. Uranues S, Popa DE, Diaconescu B, Schrittwieser R (2015) Laparoscopy in
penetrating abdominal trauma. World J Surg 39:1381–1388. https://doi.org/10.
Korrespondenzadresse 1007/s00268-014-2904-5
8. Shaftan GW (1960) Indications for operation in abdominal trauma. Am J Surg
Svenja Sliwinski 99:657–664. https://doi.org/10.1016/0002-9610(60)90010-6
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und 9. Navsaria P, Nicol A, Krige J et al (2019) Selective nonoperative management of liver
Transplantationschirurgie, Goethe-Universität Frankfurt gunshot injuries. Eur J Trauma Emerg Surg 45:323–328. https://doi.org/10.1007/
Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, Deutschland s00068-018-0913-z
svenja.sliwinski@kgu.de 10. Arikan S, Kocakusak A, Yucel AF, Adas G (2005) A prospective comparison of the
selectiveobservationandroutineexplorationmethodsforpenetratingabdominal
stab wounds with organ or omentum evisceration. J Trauma 58:526–532. https://
doi.org/10.1097/01.ta.0000152498.71380.3e
11. Bennett S, Amath A, Knight H, Lampron J (2016) Conservative versus operative
management in stable patients with penetrating abdominal trauma: The
experience of a Canadian level 1 trauma centre. Can J Surg 59:317–321. https://doi.
Einhaltung ethischer Richtlinien org/10.1503/cjs.015615
12. Habashi R, Coates A, Engels PT (2019) Selective nonoperative management of
penetrating abdominal trauma at a level 1 Canadian trauma centre: a quest for
Interessenkonflikt. Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden
Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und perfection. Can J Surg 62:347–355. https://doi.org/10.1503/cjs.013018
13. DemetriadesD, HadjizachariaP, Constantinou Cetal(2006)Selectivenonoperative
Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen
management of penetrating abdominal solid organ injuries. Ann Surg
und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
244:620–626. https://doi.org/10.1097/01.sla.0000237743.22633.01
Autoren. S. Sliwinski gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. Nicht- 14. Leppäniemi A (2019) Nonoperative management of solid abdominal organ
injuries: from past to present. Scand J Surg 108:95–100. https://doi.org/10.1177/
finanzielle Interessen: Assistentin in Weiterbildung am Universitätsklinikum Frankfurt,
1457496919833220
Goethe-UniversitätFrankfurt, KlinikfürAllgemein-, Viszeral- undTransplantationschir-
urgie. W.O. Bechstein: Finanzielle Interessen: Referentenhonorar oder Kostenerstat- 15. Renz BM, Feliciano DV (1996) The length of hospital stay after an unnecessary
laparotomy for trauma: a prospective study. J Trauma 40(2):187–190. https://doi.
tung als passiver Teilnehmer: Honorar und Reisekosten: Astenas, Chiesi, Falk Pharma,
org/10.1097/00005373-199602000-00002
Integra, MA Academy, Medupdate GmbH, Merck, Novartis, Sanofi, Sirtex | Honorar:
ESOT. – Bezahlter Berater/interner Schulungsreferent/Gehaltsempfänger o. Ä.: Astel- 16. Hajibandeh S, Hajibandeh S, Gumber AO, Wong CS (2016) Laparoscopy versus
las GmbH. Nichtfinanzielle Interessen: Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und laparotomy for the management of penetrating abdominal trauma: A systematic
review and meta-analysis. Int J Surg 34:127–136. https://doi.org/10.1016/j.ijsu.
Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt | Mitgliedschaften: Deut-
2016.08.524
sche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV; Präsident), Deutsche
Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DTG; Post President), Stellvertretender Vorsitzender 17. Güsgen C, Willms A, Schwab R (2017) Damage control surgery: Bestandteil der
thorakoabdominellen Notfallchirurgie. Trauma Berufskrankh 19:80–87. https://
der AG Organspende und Transplantation der Landesärztekammer Hessen, Transplan-
doi.org/10.1007/s10039-016-0200-3
tation Society, European Society of Organ Transplantation (ESOT). A.A. Schnitzbauer
gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. Nichtfinanzielle Interes- 18. Cocco AM, Bhagvan S, Bouffler C, Hsu J (2019) Diagnostic laparoscopy in
sen: Stellvertretender Klinikdirektor am Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe- penetrating abdominal trauma. ANZ J Surg 89:353–356. https://doi.org/10.1111/
ans.15140
Universität Frankfurt, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie.
19. Matsevych OY, Koto MZ, Balabyeki M et al (2018) Diagnostic laparoscopy
P. Malkomes gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. Nichtfinan-
zielle Interessen: Fachärztin am Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe-Universität or selective non-operative management for stable patients with penetrating
abdominal trauma: what to choose? J Minim Access Surg 15:130–136. https://doi.
Frankfurt, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie.
org/10.4103/jmas.JMAS_72_18

Der Chirurg 7
CME
20. Leppäniemi AK, Haapiainen RK (1996) Selective nonoperative management
of abdominal stab wounds: prospective, randomized study. World J Surg
20:1101–1106. https://doi.org/10.1007/s002689900168
21. O’Malley E, Boyle E, O’Callaghan A et al (2013) Role of laparoscopy in penetrating
abdominal trauma: a systematic review. World J Surg 37:113–122. https://doi.org/
10.1007/s00268-012-1790-y
22. Brand M, Grieve A (2019) Prophylactic antibiotics for penetrating abdominal
trauma. Cochrane Database Syst Rev. https://doi.org/10.1002/14651858.
CD007370.pub4
23. CornwellEE,DoughertyWR,BerneTVetal(1999)Durationofantibioticprophylaxis
in high-risk patients with penetrating abdominal trauma: a prospective
randomized trial. J Gastrointest Surg 3:648–653. https://doi.org/10.1016/s1091-
255x(99)80088-2
24. Biffl WL, Leppaniemi A (2015) Management guidelines for penetrating abdominal
trauma. Present from 9th Annu Electr Util Environ Conf. Bd. 39, S 1373–1380
https://doi.org/10.1007/s00268-014-2793-7
25. Cullinane DC, Jawa RS, Como JJ et al (2019) Management of penetrating
intraperitoneal colon injuries: a meta-analysis and practice management
guideline from the Eastern Association for the Surgery of Trauma. J Trauma Acute
Care Surg 86:505–515. https://doi.org/10.1097/TA.0000000000002146
26. Coccolini F, Catena F, Moore EE et al (2016) WSES classification and guidelines for
liver trauma. World J Emerg Surg 11:1–8. https://doi.org/10.1186/s13017-016-
0105-2
27. Gandhi RR, Keller MS, Schwab CW, Stafford PW (1999) Pediatric splenic injury:
pathway to play? J Pediatr Surg 34(1):55–59. https://doi.org/10.1016/s0022-
3468(99)90228-2
28. Coccolini F, Montori G, Catena F et al (2017) Splenic trauma: WSES classification and
guidelines for adult and pediatric patients. World J Emerg Surg 12:1–26. https://
doi.org/10.1186/s13017-017-0151-4
29. Bradley EL, Young PR, Chang MC et al (1998) Diagnosis and initial management
of blunt pancreatic trauma: guidelines from a multiinstitutional review. Ann Surg
227:861–869. https://doi.org/10.1097/00000658-199806000-00009
30. Ho VP, Patel NJ, Bokhari F et al (2017) Management of adult pancreatic injuries:
a practice management guideline from the Eastern Association for the Surgery
of Trauma. J Trauma Acute Care Surg 82:185–199. https://doi.org/10.1097/TA.
0000000000001300
31. Mohseni S, Holzmacher J, Sjolin G et al (2018) Outcomes after resection versusnon-
resection management of penetrating grade III and IV pancreatic injury: A trauma
quality improvement (TQIP) databank analysis. Injury 49:27–32. https://doi.org/
10.1016/j.injury.2017.11.021
32. Himmelman RG, Martin M, Gilkey S, Barrett JA (1991) Triple-contrast CT scans
in penetrating back and flank trauma. J Trauma 31:852–855. https://doi.org/10.
1097/00005373-199106000-00018
33. Bryk DJ, Zhao LC (2016) Guideline of guidelines: a review of urological trauma
guidelines. BJU Int 117:226–234. https://doi.org/10.1111/bju.13040
34. Hadjipavlou M, Grouse E, Gray R et al (2018) Managing penetrating renal trauma:
experience from two major trauma centres in the UK. BJU Int 121:928–934. https://
doi.org/10.1111/bju.14165
35. Martinez M, Briz JE, Carillo EH (2001) Video thoracoscopy expedites the diagnosis
and treatment of penetrating diaphragmatic injuries. Surg Endosc 15:28–32.
https://doi.org/10.1007/s004640002090
36. Friese RS, Coln CE, Gentilello LM (2005) Laparoscopy is sufficient to exclude occult
diaphragm injury after penetrating abdominal trauma. J Trauma 58(4):789–792.
https://doi.org/10.1097/01.ta.0000158243.78299.b5
37. Bosanquet D, Farboud A, Luckraz H (2009) A review diaphragmatic injury. Respir
Med CME 2:1–6. https://doi.org/10.1016/j.rmedc.2009.01.002

8 Der Chirurg
CME-Fragebogen
Das penetrierende Abdominaltrauma

Zu den Kursen dieser Zeitschrift: Scannen Sie den QR-Code


oder gehen Sie auf www.springermedizin.de/kurse-der-chirurg

? Wie hoch ist die Prävalenz des pe- ◯ Messer entfernen, Wundinspektion, diag- ◯ Imipenem 1 g und Teicoplanin 400 mg i.v.
netrierenden Abdominaltraumas in nostische Laparotomie für 7 Tage
Deutschland? ◯ Messer belassen, CT-Diagnostik, diagnosti-
◯ 4% sche Laparoskopie ? Ein junger Patient kommt, nachdem er
◯ 8% ◯ Messer belassen, FAST, diagnostische La- in eine Messerstecherei am Bahnhof
◯ 14 % parotomie verwickelt war, in den Schockraum. Er
◯ 34 % ist hämodynamisch stabil. Im eFAST
◯ 50 % ? Welches der folgenden Organe ist beim („extended focussed assessment with
abdominellen Penetrationstrauma am sonography for trauma“) zeigt sich
? Wofür steht das ABCDE-Schema? häufigsten von einer Verletzung be- keine freie Flüssigkeit. Im Computerto-
◯ Atemwege, Blutdruck (RR), Zirkulation, troffen? mogramm sehen Sie ein großes retro-
Neurologie, Umgebung ◯ Magen peritoneales Hämatom. Wie handeln
◯ Airway, Breathing, Circulation, Disability, ◯ Leber Sie?
Environment ◯ Pankreas ◯ Observation für 48 h
◯ Airway, Blood Pressure, Circulation, Disabil- ◯ Milz ◯ Diagnostische Laparoskopie
ity, Environment ◯ Harnblase ◯ Diagnostische Laparotomie
◯ Atmung, RR, Zirkulation, Druck, Umgebung ◯ Interventionelle Angioembolisation
◯ Airway, Bleeding, Circulation, Disability, ? Die „damage control surgery“ (DCS) ◯ Vorgehen je nach AAST(American Associa-
Environment beinhaltet nicht: tion for the Surgery of Trauma)-Grad
◯ Packing
? Ein 25-jähriger Patient wird mit einem ◯ Single-shot-Antibiose ? In den Schockraum wird ein Patient
Messer im linken Oberbauch steckend ◯ VAC(„vacuum assisted closure“)-Anlage mit penetrierendem Abdominaltrau-
in den Schockraum eingeliefert. Die ◯ Darmanastomose ma verbracht. Die Übergabe lautet:
initial erhobenen Vitalparameter sind: ◯ Mediane Laparotomie hämodynamisch instabiler Patient mit
RR: 80/50 mm Hg; Herzfrequenz (HF): linksabdomineller Messerstichverlet-
125/min. Die Blutgasanalyse (BGA) ? Für die perioperative Antibiotikathe- zung. Folgende Parameter sind für Sie
bei Aufnahme zeigt einen Hämoglo- rapie bei penetrierenden Abdominal- am wichtigsten:
bin(Hb)-Wert von 5 g/dl bei einem traumen eignet sich: ◯ RR 120/80 mm Hg, Herzfrequenz 80/min,
erhöhten Laktatspiegel. Wie handeln ◯ Piperazillin/Tazobactam 4,5 i.v. für 5 bis Darmgeräusche regelrecht
Sie am ehesten: 10 Tage ◯ RR 80/60 mm Hg, Herzfrequenz 110/min,
◯ Messer entfernen, computertomographi- ◯ Cefuroxim 1,5 g und Metronidazol 500 mg Laktat 20 mg/dl
sche (CT-)Diagnostik, Observation i.v. „single shot“ ◯ Temperatur 37 °C, RR 125/85 mm Hg,
◯ Messer entfernen, FAST („focussed as- ◯ PenicillinV 1 g i.v. „single shot“ Atemfrequenz 12/min
sessment with sonography for trauma“), ◯ Clindamycin 600 mg p.o. für 5 Tage ◯ Gewicht 90 Kg, Größe 185 cm, Temperatur
diagnostische Laparoskopie 36,5 °C

Informationen zur zertifizierten Fortbildung

Diese Fortbildung wurde von der deutschen Landesärztekammern Hinweise zur Teilnahme: – Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort
Ärztekammer Nordrhein für das anerkannten Fortbildungspunkte – Die Teilnahme an dem zertifi- zutreffend.
„Fortbildungszertifikat der Ärztekammer“ aufgrund der Gleichwertigkeit im gleichen zierten Kurs ist nur online auf – Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen
gemäß § 5 ihrer Fortbildungsordnung mit Umfang als DFP-Punkte anerkannt (§ 14, www.springermedizin.de/cme möglich. 70% der Fragen richtig beantwortet
3 Punkten (Kategorie D) anerkannt und ist Abschnitt 1, Verordnung über ärztliche – Der Teilnahmezeitraum beträgt werden.
damit auch für andere Ärztekammern Fortbildung, Österreichische Ärztekammer 12 Monate. Den Teilnahmeschluss – Teilnehmen können Abonnenten
anerkennungsfähig. (ÖÄK) 2013). Die Schweizerische finden Sie online beim Kurs. dieser Fachzeitschrift und e.Med- und
Gesellschaft für Chirurgie vergibt 1 Credit – Die Fragen und ihre zugehörigen e.Dent-Abonnenten.
Anerkennung in Österreich und der für die zertifizierte Fortbildung in „Der Antwortmöglichkeiten werden
Schweiz: Für das Diplom-Fortbildungs- Chirurg“. online in zufälliger Reihenfolge
Programm (DFP) werden die von zusammengestellt.

Online teilnehmen unter www.springermedizin.de/cme Der Chirurg 9


CME-Fragebogen

◯ Messerlänge 10 cm, Wundbreite 3 cm,


Wundtiefe 13 cm

? Es wird Ihnen ein Schockraum mit ei-


nem hämodynamisch instabilen Pati-
enten (P) angekündigt. Welcher dieser
Patienten ist es am ehesten?
◯ P1: RR 70/40 mm Hg, HF (Herzfrequenz):
115/min, Hb (Hämoglobin): 4 g/dl
◯ P2: RR: 120/80 mm Hg, HF: 90/min, Hb:
8,2 g/dl
◯ P3: RR: 180/90 mm Hg, HF: 110/min, Hb:
13,3 g/dl
◯ P4: RR: 90/60 mm Hg, HF: 65/min, Hb:
12,5 g/dl
◯ P5: RR: 160/90 mm Hg, HF; 80/min, Hb:
9,1 g/dl

? Welches der genannten Vorgehen


beinhaltet das Prinzip des selekti-
ven nichtoperativen Managements
(SNOM)?
◯ 5-tägige Beobachtung auf der Intensivsta-
tion
◯ Klinische Untersuchung in regelmäßigen
Abständen
◯ Zeichen wie Peritonitis oder hämodynami-
sche Instabilität führen nicht zur Operation
◯ keine regelmäßigen Laborkontrollen
◯ Antibiotische Therapie für 5 Tage

10 Der Chirurg Online teilnehmen unter www.springermedizin.de/cme

Das könnte Ihnen auch gefallen