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Chirurg
https://doi.org/10.1007/s00104-020-01272-x
Wissenschaftliche Leitung
M. Betzler, Essen
H.-J. Oestern, Celle
Zertifizierte Fortbildung
P. M. Vogt, Hannover
Das penetrierende
Abdominaltrauma
Svenja Sliwinski · Wolf O. Bechstein · Andreas A. Schnitzbauer ·
Patrizia Malkomes
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Goethe-
Universität Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
Zusammenfassung
Online teilnehmen unter: Das Management des penetrierenden Abdominaltraumas unterliegt in den letzten
www.springermedizin.de/cme Jahren einem deutlichen Wandel. Während die explorative Laparotomie bei allen
Patienten bis in die 1970er-Jahre der Goldstandard in Deutschland war, wird
Für diese Fortbildungseinheit
zunehmend ein selektives nichtoperatives Management (SNOM) bei hämodynamisch
werden 3 Punkte vergeben.
stabilen Patienten ohne pathologischen Befund in CT oder eFAST diskutiert. Ein
Kontakt Standardalgorithmus, welcher eine Balance zwischen Invasivität, Patientensicherheit
Springer Medizin Kundenservice und Ressourcennutzung schafft, besteht aktuell in Deutschland nicht. Der vorgestellte
Tel. 0800 77 80 777 Algorithmus umfasst eine sofortige Laparotomie bei instabilen Patienten als „damage
(kostenfrei in Deutschland) control surgery“ mit Second Look nach 48 h. Hämodynamisch stabile Patienten
E-Mail: sollten je nach klinischen und bildmorphologischen Befunden primär diagnostisch
kundenservice@springermedizin.de
laparoskopiert werden. „Early total care“ dient dabei der Versorgung begrenzter und
Informationen
direkt therapierbarer Verletzungen. Bei fehlender Klinik und unauffälliger Bildgebung
zur Teilnahme und Zertifizierung finden sollten die Patienten nach dem Prinzip von SNOM mit engmaschigen klinischen
Sie im CME-Fragebogen am Ende des Kontrollen behandelt werden.
Beitrags.
Schlüsselwörter
Verletzungsmuster · Behandlungsalgorithmus · Selektives nichtoperatives Management · Damage
control surgery · Diagnostische Laparoskopie
Lernziele
Nach der Lektüre dieses Beitrages ...
– sind Sie in der Lage, das Schockraummanagement anzuwenden,
– können Sie Patienten mit penetrierenden Abdominalverletzungen in unterschiedliche
Gruppen bezüglich hämodynamischer Stabilität einteilen,
– wissen Sie, wie die Diagnostik und Therapie lege artis durchzuführen sind,
– können Sie die Therapie spezifischer Organverletzungsmuster benennen.
Der Chirurg 1
CME Abstract
2 Der Chirurg
Schockraummanagement
ABCDE-Schema, eFAST,
Wundexploraon
Paent hämodynamisch
Paent hämodynamisch stabil, instabil, Organeviszeraon,
asymptomasch akutes Abdomen,
Fremdkörper in situ
Herzfrequenz <110/min
RRsystolisch <90mmHg,
RRsystolisch >90mmHg
metabolische Azidose
Laktat> 5mmol/l
Hypothermie <34°C
CME
CT-Diagnosk
eFAST und/oder CT
eFAST oder CT posiv
negav
Diagnossche
Peritonis, Explorave
Laparoskopie / ggf. Observaon für 24h
Blutung Laparotomie
Laparotomie
Operave Therapie SNOM Operave Therapie
Abb. 2 8 Behandlungsalgorithmus bei penetrierendem Abdominaltrauma. CT Computertomographie, eFAST „extended focussed assessment with sono-
graphy for trauma“, SNOM selektives nichtoperatives Management
he Sensitivität und Spezifität im Erkennen von Verletzungen des und ohne Peritonitis kann konservativ behandelt werden, mit 24-
Zwerchfells und des Dünndarms [7]. stündiger Beobachtung, symptomatischer Therapie und regel-
mäßiger klinischer Reevaluation. Patienten mit multiplen Ko-
7 Cave morbiditäten oder unter Antikoagulation sollten gegebenenfalls
Missed injuries im Rahmen der CT-Diagnostik betreffen am häufigsten: einer längeren Beobachtung zugeführt werden.
– das Diaphragma Durch dieses Vorgehen konnte die Anzahl an Negativlaparoto-
– das Mesenterium mien um 45 % gesenkt werden [16]. Somit wurde eine Reduktion
– das Pankreas der Komplikationen und der Liegedauer erreicht. Das SNOM ver-
– den Dünndarm sagt in 14–17 % der Fälle [11]. Entwickelt der Patient während
der stationären Überwachung Zeichen einer Peritonitis oder eine
Selektives nichtoperatives Management hämodynamische Instabilität, erfolgt die operative Exploration.
Der Chirurg 3
CME
Infobox 1 werden sollte bei unübersichtlichem Situs wie bei massiven
Mögliche Triggerfaktoren für „damage control surgery“. (Nach [17]) Blutungen, bei intraoperativ aufgetretener hämodynamischer
– Persistierende hämodynamische Instabilität Instabilität oder komplexem Verletzungsmuster.
– Multiple lebensgefährliche/penetrierende Verletzungen
– Hochgradiger/hämorrhagischer Schock Perioperative antibiotische Therapie
– ISS (Injury Severity Score) >35
– Persistierende Azidose (pH <7,2)
Gemäß aktuellen Empfehlungen ist eine einmalige perioperative
– Manifeste Koagulopathie Antibiotikagabe mit einem Breitspektrumantibiotikum (Abde-
– Hypothermie (Körperkerntemperatur unter 35 °C) ckung aerober und anaerober Keime, z. B. Cefuroxim 1,5 g und
– Massentransfusion (>10 Erythrozytenkonzentrate) Metronidazol 500 mg i.v.) Goldstandard [22]. Eine darüber hinaus
– Notwendigkeit einer Schockraumthorakotomie/Laparotomie fortgeführte Antibiotikatherapie sollte nur stattfinden, wenn sich
– Notwendigkeit einer zusätzlichen Angioembolisation
– MANV (Massenanfall von Verletzten)
intraoperativ eine Hohlorganperforation bestätigt. Es konnte kein
Vorteil einer 5-tägigen gegenüber einer 24 h andauernden Anti-
biotikatherapie gezeigt werden [23].
unverzüglich laparotomiert werden. Der Zugang bei der offenen
Operation erfolgt als mediane Laparotomie. Spezifische Verletzungsmuster und deren Therapie
7 Merke Ventrale Verletzungen
Operatives Management für hämodynamisch instabile Patienten.
Von allen ventralen Stichwunden (vom Xiphoid bis zur Sym-
„Damage control surgery“ vs. „early total care“ physe zwischen beiden Lineae axillares anteriores) penetrieren
Prinzip der „damage control surgery“ (DCS) ist die primäre Versor- ca. 50–75 % bis nach intraperitoneal. Von diesen wiederum verur-
gung lebensbedrohlicher Traumafolgen wie Blutungen oder mögli- sachen 50–75 % eine operativ zu versorgende Verletzung [24]. Am
che Kontaminationen durch Darminhalt. Mögliche Triggerfaktoren häufigsten ist der Gastrointestinaltrakt (Magen, Kolon, Dünn-
zur Initiierung einer DCS sind in Infobox 1 dargestellt. Erst nach darm) betroffen, gefolgt von Leber, Milz und Pankreas.
Stabilisierung des Patienten werden weitere primär nicht lebensbe-
drohliche Befunde als Second-Look-Operation 24–48 h nach dem 7 Merke
Initialeingriff versorgt (z. B. Depacking, Stomaanlage, VAC[„vacuum Die häufigsten intraabdominellen Penetrationsverletzungen betreffen
assisted closure“]-Wechsel). Zu den häufigsten Langzeitkomplika- Leber und Darm.
tionen beim Vorgehen nach DCS gehören ein Bridenileus und
Narbenhernien. Gastrointestinaltrakt
Demgegenüber steht das „Early-total-care“(ETC)-Vorgehen,
welches eine definitive Versorgung aller relevanten Verletzun- Zur CT-Diagnostik von Kolon- oder Rektumverletzungen ist umstrit-
gen bereits bei der Initialoperation vorsieht. Dieses Verfahren ten, ob eine rektale Füllung notwendig ist oder eine Single-contrast-
kommt insbesondere bei hämodynamisch stabilen Patienten Untersuchung ausreicht. Ein Drei-Phasen-Protokoll zeigte die
zum Einsatz. Hier kann ggf. auch primär ein laparoskopisches höchste Sensitivität und Spezifität. Hohlorganperforationen wer-
Vorgehen gewählt werden. Nach Laparoskopie haben die Patien- den übernäht, insuffizient durchblutete Darmabschnitte reseziert
ten einen signifikant kürzeren Krankenhausaufenthalt (1 Tag vs. und bei der DCS per Diskontinuitätsresektion verschlossen. Eine Ga-
5,5 Tage) mit einer niedrigeren Komplikationsrate von 1,1 % im stroenterostomie mit Roux-Y-Rekonstruktion kann bei Verletzung
Vergleich zur Patienten nach Laparotomie [18]. Die Rate an „missed des Duodenums notwendig werden. Dabei ist ein Kocher-Manö-
injuries“ wird mittlerweile mit 0,12 % angegeben [19]. Durch die ver unabdingbar, um retroduodenale Verletzungsmuster nicht zu
diagnostische Laparoskopie konnten 45,6 % nichttherapeutische übersehen (Vena cava inferior, Hilusverletzung der Niere).
Laparotomien vermieden werden, welche mit Morbiditätsraten Häufige Komplikationen sind Anastomoseninsuffizienzen,
von bis zu 40 % und Mortalitätsraten von bis zu 5 % einhergehen Nachblutungen, Ileus und Nekrosen. Bei Zustand nach Blindver-
[7, 20]. Nach Konversion (Konversionsraten von 33,8 %) liegt schluss sollte spätestens nach 48 h ein Second Look zur definitiven
die Rate an Negativlaparotomien bei über 27 % [21]. Konvertiert Versorgung erfolgen. Es wird die primäre Anastomose aufgrund
Tab. 2 Klassifizierung von Lebertraumata nach der World Society of Emergency Surgery. (Mod. nach [26])
WSES-Grad Trauma AAST-Grad Hämodynamisch CT First-Line-Therapie
MINOR I S/P I–II Stabil – –
MODERAT II S/P III Stabil Ja + lokale Exploration SNOM + intermittierend klinische laborchemische
bei Stichwunden und radiologische Evaluation
SCHWER III S/P IV–V Stabil Ja + lokale Exploration SNOM + intermittierend klinische laborchemische
bei Stichwunden und radiologische Evaluation
IV S/P I–VI Instabil Nein Operatives Management
AAST American Association for the Surgery of Trauma, CT Computertomographie, P penetrierend, S stumpf, SNOM selektives nichtoperatives Management,
WSES World Society of Emergency Surgery
4 Der Chirurg
einer signifikant geringeren Komplikationsrate favorisiert (15 % lität (26,5 %) und einer hohen Komplikationsrate einher (53 %;
vs. 29 %; [25]). [5]). In 15 % der Fälle ist das Gangsystem bei penetrierenden Ver-
letzungen des Pankreas mitbetroffen [29]. In über 90 % der Fälle
Leber treten Multiorganverletzungen auf [5]. Je nach Befund sind eine
Pankreaslinksresektion mit Splenektomie oder ein Blindverschluss
Leberverletzungen werden nach der American Association for the mit Drainageneinlage möglich.
Surgery of Trauma (AAST) in Grad I bis VI eingeteilt (Tab. 2). Dabei Komplikationen sind Pankreatitis, Blutung, Fistelbildung und
treten diese unter den Verletzungen parenchymatöser Organe mit Pseudozysten.
73 % am häufigsten auf [13]. Auch bei schweren Leberverletzun- Laut der Guideline der Eastern Association for the Surgery of
gen kann ein konservatives Prozedere zielführend sein (Grad I–III Trauma (EAST) besteht für Grad-I- und -II-Verletzungen (Häma-
über 80 %). Je nach Schweregrad der Verletzung wird nach Häma- tom oder Minor bzw. Major Lazeration ohne Gangverletzung) die
tomausräumung ein Packing mit Second Look vorgenommen oder Empfehlung zur nichtoperativen Versorgung und für Grad III–V
eine Übernähung bis hin zu Leberteilentfernungen durchgeführt. (Lazeration mit Parenchymverletzungen/Gangverletzung und Ver-
Um eine Nachblutung zu vermeiden, werden Hämostyptika wie letzung der Ampulla bzw. Abriss des Pankreaskopfes) die Indikation
Methylcellulose als Auflage oder Stärkepulver verwendet. Auch zur Resektion [30]. Es gibt Studien, welche bei Grad III oder IV
CME
ein intermittierendes Pringle-Manöver kann zur Vermeidung von Verletzungen ein SNOM präferieren [31].
Blutverlusten eingesetzt werden. Falls CT-morphologisch ein An-
eurysma oder eine arteriovenöse Fistel darstellbar sind, sind diese Dorsale Verletzungen
einer radiologischen Angioembolisation zuzuführen.
Hauptkomplikationen nach Leberverletzungen sind Galle- Retroperitoneum und Becken
leckagen. Diese werden per interventioneller Drainagenanlage
oder endoskopisch mittels endoskopischer retrograder Cholan- Das Retroperitoneum ist mittels klinischer Untersuchung oder
giopankreatikographie (ERCP) versorgt. eFAST nur schwer zu beurteilen. Daher ist bei Verdacht auf ein
sub- bzw. retroperitoneales Verletzungsmuster immer eine CT in-
Milz diziert [32]. Bei tiefen Verletzungen kann es zur Penetration von
Vena cava oder Aorta abdominalis und damit einhergehend zu ei-
Bei penetrierenden Milzverletzungen mit hämodynamisch relevan- nem massiven Blutverlust kommen. Eine schnelle Identifizierung
ter Blutung ist eine Splenektomie indiziert. Bei hämodynamisch der Blutungsquelle per Packing mit Bauchtüchern und quadran-
stabilen Patienten sollte möglichst eine Milzerhaltung angestrebt tenweisem Entfernen derselbigen ist obligat. Die Blutungsquelle
werden. Auch kommen je nach Schweregrad der Verletzung zuneh- sollte schnellstmöglich übernäht werden. Ein partielles oder voll-
mend radiologisch-interventionelle Verfahren wie die Angioembo- ständiges Ausklemmen der Gefäße kann dabei nötig werden und
lisation zum Einsatz (AAST Grad I–II konservativ, III–IV interventio- ggf. auch eine Patchversorgung. Die V./A. iliaca interna kön-
nell, V Operationsindikation). Eine zweizeitige Milzruptur nach nen aufgrund der weitreichenden Kollateralisierung meist ohne
initial konservativem Vorgehen ist bis 12 Wochen posttraumatisch nachfolgende Minderperfusion ligiert werden. Ein „Over-Packing“
möglich. Eine Intensivüberwachung sollte 3 Tage erfolgen und ei- sollte vermieden werden, um den Abfluss über die V. cava nicht
ne Überwachung auf Normalstation für 4 bis 7 Tage [27, 28]. Nach zu verhindern und die Nierengefäße nicht zu komprimieren.
Splenektomie müssen eine prophylaktische Antibiotikatherapie
(z. B. mit Amoxicillin 10 mg/kg zweimal täglich) und die Impfun- Urogenitales System
gen gegen Hämophilus influenzae, Influenza, Meningokokken und
Pneumokokken 4 Wochen postoperativ durchgeführt werden. Ei- Penetrierende Verletzungen der Nieren sind selten (s. Abb. 1).
ne Postsplenektomiethrombozytose von >1000/nl sollte mit Die Einteilung in Verletzungsgrade erfolgt analog der AAST-Skala
Acetylsalicylsäure (ASS) 100 mg pro Tag therapiert werden. (Grad I–V). Eine Untersuchung von 2018 in großen Traumazentren
ergab, dass in über 80 % der Fälle konservativ behandelt werden
7 Cave konnte [33, 34]. Nicht der Verletzungsgrad, sondern die Hämo-
Die zweizeitige Milzruptur ist eine lebensbedrohliche Komplikation dynamik war entscheidend zur konservativen oder operativen
nach abdominellem Trauma. Klinische Zeichen treten typischerweise Versorgung des Patienten. Bei höhergradigen Verletzungsmustern
verzögert und abgeschwächt auf: war häufiger eine radiologische Intervention per Angioemboli-
– plötzlich einsetzende Schocksymptomatik sation oder eine Laparotomie indiziert. Ein verletzter Ureter sollte
– linksseitiger Oberbauchschmerz, ggf. mit Ausstrahlung in die linke rekonstruiert oder per Ureterostoma versorgt werden. Blasenver-
Schulter letzungen werden primär übernäht und Verletzungen der Urethra
– Abwehrspannung mittels suprapubischem Blasenkatheter versorgt.
Der Chirurg 5
CME
6 Der Chirurg
die Übernähung des Duodenums sowie die Naht der V. cava. Der Wissenschaftliche Leitung. Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der
Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.
Patient wurde postoperativ beatmet auf die Intensivstation verlegt springermedizin.de/cme.
und erholte sich regelrecht.
Bei posttraumatisch angegebenen Angstzuständen erfolgte Der Verlag erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsoren-
gelder an den Verlag fließen.
ein psychosomatisches Konsil zur Abwendung einer beginnen-
den posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Ein Jahr später Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren
stellte sich der Patient ambulant mit einer nichtinkarzerierten Nar- durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen
ethischen Richtlinien.
benhernie (EHS [European Hernia Society] M3 W1) vor. Der Patient
lehnte die operative Versorgung ab.
Literatur
Fazit für die Praxis 1. Gesellschaft DD, Dgu T (2019) Sektion Notfall- & Intensivmedizin & Schwerver-
letztenversorgung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. AUC –
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ziplinäre Diagnostik per eFAST („extended focussed assessment with injuries in an emerging semiurban teaching hospital. J Emerg Pract Trauma 6:7–12.
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CME
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tung als passiver Teilnehmer: Honorar und Reisekosten: Astenas, Chiesi, Falk Pharma,
org/10.1097/00005373-199602000-00002
Integra, MA Academy, Medupdate GmbH, Merck, Novartis, Sanofi, Sirtex | Honorar:
ESOT. – Bezahlter Berater/interner Schulungsreferent/Gehaltsempfänger o. Ä.: Astel- 16. Hajibandeh S, Hajibandeh S, Gumber AO, Wong CS (2016) Laparoscopy versus
las GmbH. Nichtfinanzielle Interessen: Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und laparotomy for the management of penetrating abdominal trauma: A systematic
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Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt | Mitgliedschaften: Deut-
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Med CME 2:1–6. https://doi.org/10.1016/j.rmedc.2009.01.002
8 Der Chirurg
CME-Fragebogen
Das penetrierende Abdominaltrauma
? Wie hoch ist die Prävalenz des pe- ◯ Messer entfernen, Wundinspektion, diag- ◯ Imipenem 1 g und Teicoplanin 400 mg i.v.
netrierenden Abdominaltraumas in nostische Laparotomie für 7 Tage
Deutschland? ◯ Messer belassen, CT-Diagnostik, diagnosti-
◯ 4% sche Laparoskopie ? Ein junger Patient kommt, nachdem er
◯ 8% ◯ Messer belassen, FAST, diagnostische La- in eine Messerstecherei am Bahnhof
◯ 14 % parotomie verwickelt war, in den Schockraum. Er
◯ 34 % ist hämodynamisch stabil. Im eFAST
◯ 50 % ? Welches der folgenden Organe ist beim („extended focussed assessment with
abdominellen Penetrationstrauma am sonography for trauma“) zeigt sich
? Wofür steht das ABCDE-Schema? häufigsten von einer Verletzung be- keine freie Flüssigkeit. Im Computerto-
◯ Atemwege, Blutdruck (RR), Zirkulation, troffen? mogramm sehen Sie ein großes retro-
Neurologie, Umgebung ◯ Magen peritoneales Hämatom. Wie handeln
◯ Airway, Breathing, Circulation, Disability, ◯ Leber Sie?
Environment ◯ Pankreas ◯ Observation für 48 h
◯ Airway, Blood Pressure, Circulation, Disabil- ◯ Milz ◯ Diagnostische Laparoskopie
ity, Environment ◯ Harnblase ◯ Diagnostische Laparotomie
◯ Atmung, RR, Zirkulation, Druck, Umgebung ◯ Interventionelle Angioembolisation
◯ Airway, Bleeding, Circulation, Disability, ? Die „damage control surgery“ (DCS) ◯ Vorgehen je nach AAST(American Associa-
Environment beinhaltet nicht: tion for the Surgery of Trauma)-Grad
◯ Packing
? Ein 25-jähriger Patient wird mit einem ◯ Single-shot-Antibiose ? In den Schockraum wird ein Patient
Messer im linken Oberbauch steckend ◯ VAC(„vacuum assisted closure“)-Anlage mit penetrierendem Abdominaltrau-
in den Schockraum eingeliefert. Die ◯ Darmanastomose ma verbracht. Die Übergabe lautet:
initial erhobenen Vitalparameter sind: ◯ Mediane Laparotomie hämodynamisch instabiler Patient mit
RR: 80/50 mm Hg; Herzfrequenz (HF): linksabdomineller Messerstichverlet-
125/min. Die Blutgasanalyse (BGA) ? Für die perioperative Antibiotikathe- zung. Folgende Parameter sind für Sie
bei Aufnahme zeigt einen Hämoglo- rapie bei penetrierenden Abdominal- am wichtigsten:
bin(Hb)-Wert von 5 g/dl bei einem traumen eignet sich: ◯ RR 120/80 mm Hg, Herzfrequenz 80/min,
erhöhten Laktatspiegel. Wie handeln ◯ Piperazillin/Tazobactam 4,5 i.v. für 5 bis Darmgeräusche regelrecht
Sie am ehesten: 10 Tage ◯ RR 80/60 mm Hg, Herzfrequenz 110/min,
◯ Messer entfernen, computertomographi- ◯ Cefuroxim 1,5 g und Metronidazol 500 mg Laktat 20 mg/dl
sche (CT-)Diagnostik, Observation i.v. „single shot“ ◯ Temperatur 37 °C, RR 125/85 mm Hg,
◯ Messer entfernen, FAST („focussed as- ◯ PenicillinV 1 g i.v. „single shot“ Atemfrequenz 12/min
sessment with sonography for trauma“), ◯ Clindamycin 600 mg p.o. für 5 Tage ◯ Gewicht 90 Kg, Größe 185 cm, Temperatur
diagnostische Laparoskopie 36,5 °C
Diese Fortbildung wurde von der deutschen Landesärztekammern Hinweise zur Teilnahme: – Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort
Ärztekammer Nordrhein für das anerkannten Fortbildungspunkte – Die Teilnahme an dem zertifi- zutreffend.
„Fortbildungszertifikat der Ärztekammer“ aufgrund der Gleichwertigkeit im gleichen zierten Kurs ist nur online auf – Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen
gemäß § 5 ihrer Fortbildungsordnung mit Umfang als DFP-Punkte anerkannt (§ 14, www.springermedizin.de/cme möglich. 70% der Fragen richtig beantwortet
3 Punkten (Kategorie D) anerkannt und ist Abschnitt 1, Verordnung über ärztliche – Der Teilnahmezeitraum beträgt werden.
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