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ΣΧΟΛΗ
ΑΝΘΡΩΠΙΣΤΙΚΩΝ ΣΠΟΥΔΩΝ
ΔΙΠΛΩΜΑΤΙΚΗ ΕΡΓΑΣΙΑ
DIPLOMARBEIT
ΑΛΕΞΙΑ ΠΑΠΑΔΗΜΗΤΡΙΟΥ
ΠΑΤΡΑ
ΙΟΥΛΙΟΣ, 2018
1
Zusammenfassung
Zusatzmaterial notwendig ist und sich darüber Gedanken machen können, auf welche
Weise sie geeignete Lesestrategien vermitteln können.
3
Περίληψη
ΙΝΗΑLTSVERZEICHNIS
0. Einleitung 8
1. Lesen und Verstehen 10
1.1 Der Leseprozess aus neurobiologischer Sicht 10
1.6 Lesearten 17
3. Texte im Fremdsprachenunterricht 27
4.2 Lernstrategien 35
4.3 Sprachgebrauchsstrategien 37
4.5.1 Lesestrategien 38
5.1 Konzeption und Struktur des Lehrwerks „Deutsch- ein Hit! 1(Band A)“ 45
und Strategievermittlung
7. Schlusswort 59
9. Literaturverzeichnis 61
8
0. Einleitung
In den neuen Lehrwerken und Lehrbüchern für die Vermittlung der deutschen
Sprache wird auf diese Strategien eingegangen, wobei es wichtig für den Lehrenden
ist, diese zu erkennen und im Unterricht für die Lerner zu nutzen. Er muss jedoch
auch in der Lage sein, Strategien einzusetzen, die eventuell nicht im Lehrwerk
angewendet werden, da es ohnehin sehr wichtig ist, sich als Lehrer nicht immer nur
auf das Lehrwerkes zu verlassen (auch, wenn dieses neu ist und man denkt, dass es
9
die beste Ausgabe ist), sondern es immer wieder „auf seine Verwendungsfähigkeit in
seiner Zielgruppe hin“ (Heyd, 1990: 264) zu prüfen und gegebenenfalls durch
Zusatzmaterial zu erweitern, wenn er einen qualitativen, lernerorientierten und somit
effektiven Unterricht führen möchte.
Nach Theisen (2000a:21) gibt es einen Unterschied zwischen dem Lesen und dem
Verstehen. „Einen Text zu interpretieren ist nichts anderes, als ein bestimmtes
Verständnis des Textes plausibel zu machen, zunächst einmal sich selbst und dann
eventuell auch anderen.“ Je nach Text muss der Leser, um ihn zu verstehen, über
Wissen verfügen, dass über das Kennen der einzelnen Buchstaben hinausgeht, z.B.
bei einem Abfallgebührenbescheid, wo z.B. spezieller Wortschatz oder
landeskundliche Wissen notwendig ist. Die Aktivitäten, die entfaltet werden, sind je
nach Text, bzw. Textsorte unterschiedlich, denn ein literarischer Text wird z.B. von
Anfang an anders gelesen, als eine Gebrauchsanweisung. „Texte erfordern
unterschiedliche Verstehensansätze“ (Theisen, 2000a:23). Die Prozesse und
Voraussetzungen des Leseverstehens werden im weiteren Teil dieser Arbeit
beschrieben und erklärt.
Die optischen Reize, also Zeichen oder Buchstaben gelangen auf die Netzhaut der
Augen und werden dann, umgewandelt in neuronale Information, in verschiedene
Teile des Gehirns geschickt. „Beim Lesen sind alle Module der neuronalen
Verarbeitung von Information, die Wissensgenerierung ermöglichen, beteiligt. Diese
lassen sich gliedern in Systeme der 1. Reizaufnahme (Wahrnehmung), 2. Bearbeitung
(Lernen, Gedächtnis, Assoziation), 3. gefühlsmäßige Bewertung (Emotionen) und 4.
Willentliche Aktionen (Motorik, Absichten“ (Wittmann/Pöppel 1999: 224).
Ein Text wird geschrieben, um etwas mitzuteilen und ein Leser liest einen Text, um
etwas von dem Text zu bekommen, z.B. eine Information, Unterhaltung o.ä. Um dies
zu erreichen, muss der Leser den Text zunächst entschlüsseln und zwar nicht nur
indem er die Zeichen, bzw. die Buchstaben erkennt, sondern auch, indem er den
Inhalt versteht. „Unter LESEN ist eine sprachlich-geistige Tätigkeit zu verstehen,
durch die der Inhalt schriftlich fixierter Aussagen erschlossen wird. Es bedeutet eine
aktive Auseinandersetzung des Lesers mit den vom Autor im Text versprachlichten
Informationen“ (Schreiter 1996: 83). Bei der Lesefertigkeit geht es nicht nur darum
den Lesemechanismus zu können, also Zeichen und Laut zuzuordnen und die in der
Sprache benutzten geschriebenen Zeichen zu kennen, sondern auch den Sinn des
Geschriebenen, egal ob einzelne Wörter, Sätze oder Texte zu verstehen (Heyd, 1990:
264). Die Rekonstruktion der Mitteilung des Autors ist das Ergebnis „von parallel
verlaufenden Verarbeitungsschritten, die wechselseitig vom Text (data-driven) und
vom Leser (concept-driven) initiiert werden.“ Sach- und Handlungswissen des Lesers
werden mit Wissenstrukturen des Textes verknüpft, sodass Erwartungen aufgebaut
werden, die sowohl den Inhalt als auch die Sprache betreffen. Es kommt zu einem
„Wechselspiel des Hypothesenbildens und –überprüfens“, was bedeutet, dass während
des Lesens ein Kontrollprozess stattfindet, der den Leser bei Störungen, wie
Verstehensproblemen, dazu bringt, Strategiewissen zur Behebung der Störungen
einzusetzen (Schreiter 1996: 83). Somit ist das Lesen und Verstehen eines Textes kein
bloßes passives Aufnehmen, sondern ein aktives, sprachliches Handeln, wobei der
Leser nach Theisen (2000a: 65) mit dem Text kommuniziert, da dieser der einzige
Kommunikationspartner des Lesers ist. Lesen ist „ein interaktiver Prozess, bei dem
der Leser bzw. die Leserin mit den jeweiligen eigenen Erwartungen, Einstellungen
und Vorerfahrungen auf Signale des Textes reagiert“ (Westhoff 1997: 85).
12
Wenn man etwas liest, geht man von bestimmten Dingen aus, die man kennt, dem
sogenannten Weltwissen. Nach Westhoff (1999: 167) ist das Weltwissen das „Wissen
von der Welt, das ein Mensch seit seiner Geburt erworben hat“. Für alle Menschen
gibt es ein gemeinsames Weltwissen, wie zum Beispiel, dass Menschen essen müssen
oder eines Tages sterben. Bedingt jedoch durch soziokulturelle Prägungen, dass also,
was in einer Gesellschaft gilt, wie Verhaltensnormen oder Werte, gibt es bei
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auch unterschiedliche kulturspezifische
Prägungen und das wiederum hat als Resultat, dass bei gleichem Wissen das
Verstehen erleichtert werden kann, während Unterschiede Verstehensbarrieren
bewirken können. Dies entsteht bei sehr starken Abweichungen der
fremdsprachlichen von der muttersprachlichen Kultur (Heyd 1997: 83).
Für das fremdsprachliche Textverstehen bedeutet dies konkret, dass man bei einem
Text zunächst überprüfen muss, welches Weltwissen, neben dem Sprachwissen
erforderlich ist, um den Text, bzw. die Äußerungsinformation zu verstehen.
„Weltwissen ist immer wichtig; ohne etwas von der Welt zu wissen, können wir
keinen einzigen Satz verstehen“ (Theisen 2000a: 79).
„Unter textspezifischem Wissen verstehen wir Wissen, das ein Text selbst geben muss,
um verständlich zu sein“ (Theisen 2000a: 75). Es ist das Wissen, das ein Text
1 „Der Begriff Kognition wird als Sammelbezeichnung für die geistige Aktivität von Menschen
verwendet. In der kognitionspsychologischen Forschung bezeichnet Kognition die Gesamtheit der
informationsverarbeitenden Prozesse und Strukturen eines intelligenten Systems…(kluwe, online)
14
vermittelt.
Das textspezifische Wissen organisiert das Weltwissen auf semantischer Ebene des
Textes, denn die einzelnen Wörter können bekannt sein, bekommen jedoch durch den
Textzusammenhang eine Bedeutung, die man nur durch den Text erfährt. „Die
Bedeutung, die gemeint ist erschließt sich nur innerhalb des Textes“ (Theisen 2000a:
75). Es ist etwas, dass nicht durch das Weltwissen bekannt ist, sondern etwas Neues,
das speziell aus dem Text hervorgeht.
Das sprachliche Wissen ist das Wissen über die Sprache und die sprachlichen
Ausdrucksformen. Laut Theisen (2000a: 119) erstreckt sich das sprachliche Wissen
auf Form und Bedeutung von Wörtern, Satzgliedern, syntaktischen Verknüpfungen
usw. Heyd (1997: 85) macht eine Unterscheidung zwischen deklarativem
Sprachwissen, also dem Faktenwissen über Wortformen und ihren Bedeutungen oder
Merkmalen eines Textes und prozeduralem Sprachwissen, also dem Wissen, wie man
Sprache verarbeitet oder selbst produziert, z.B. ein unbekanntes Wort selbst erschließt
oder „eine nicht erfasste Textstelle aus dem sprachlichen und außersprachlichen
Kontext erschließend ergänzt.“ Theisen spricht neben Grammatik und Syntax von der
Kohärenz von Texten. Texte brauchen einen Zusammenhalt, „es gibt Beziehungen
zwischen den Sätzen, die einzuhalten sind, wenn der Text stimmen soll“ (Theisen
2000a: 79). Es geht um den logischen Zusammenhalt, der einerseits durch die Syntax
und andererseits durch kataphorisch und anaphorisch wieder aufgenommene
Begriffe hergestellt wird (Theisen, 2000a: 84). So sind Überschriften z.B.
kataphorisch, da sie darauf verweisen, worum es im Text gehen wird, während z.B.
Pronomen auf etwas verweisen, das schon aufgeführt wurde.
Um einen Text zu verstehen, brauchen wir also sowohl sprachliches Wissen als auch
Weltwissen, denn ein Leser ist immer auf der Suche nach dem Sinn eines Textes, also
nach der Kohärenz, die „nicht nur dadurch hergestellt wird, dass einzelne Wörter
innerhalb eines Textes wieder aufgenommen werden“ (Theisen, 2000a : 86), sondern
auch dadurch, dass der Kontext dieser Aufnahmen zusammenpasst. Man muss also
zum einen die Wörter und die Verknüpfungsregeln der Wörter zu Sätzen, also die
notwendige Lexik und Grammatik kennen und zum anderen verstehen, welche
Beziehung diese Sätze zueinander haben, um zu erschließen, was der Text sagen will,
15
bzw. welchen Sinn er hat. „Kohärenz meint den Zusammenhalt eines Textes, der
vorwiegend durch sprachliche Wiederaufnahmen hergestellt wird, der aber auch
inhaltlich gesichert sein muss“ (Theisen 2000a: 119).
Nach Brem/Maurer (2015: 119) spielen beim Lesen einzelner Wörter drei
Dimensionen eine wichtige Rolle: die Orthographie, also wie ein Wort in
geschriebener Form aussieht, die Phonologie, also wie es in gesprochener Form klingt
und die Semantik, also die Bedeutung des Wortes. Schründer- Lenzen (2007:87)
beschreibt den Leseprozess indem sie auf drei Ebenen Bezug nimmt:
„1. Die Ebene der Buchstaben- und Worterkennung mit basalen analytischen und
synthetischen Teilprozessen
2. Die Ebene der syntaktischen und semantischen Analyse von Wortfolgen und
schließlich
Bei der ersten Ebene des Lesens, der Identifikation von Buchstaben und Wörtern
findet eine Graphem-Phonem- Zuordnung statt. Graphische Wortgestalten und
Buchstaben müssen zunächst unterschieden und auf akustisches Signal bezogen und
verstanden werden (Heyd, 1990: 59). Damit dies gelingt, ist dieser Prozess von
verschiedenen Voraussetzungen abhängig, wie z.B. dem Interesse des Lesers an der
Entschlüsselung der Wortbedeutung, der Konzentration auf das Schriftbild oder der
Buchstabenkenntnis (Schründer- Lenzen, 2007: 88f). Wie bei einer Übersetzung wird
bei diesem Prozess, dem Prozess der Rekodierung das Geschriebene in Artikulation
übersetzt. Ein Prozess, der auch dann korrekt möglich ist, wenn das Gelesene nicht
verstanden wird, denn es geht hier zunächst um das Gelingen des Erlesens.
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In der zweiten Ebene des Lesens findet eine Dekodierung statt. Es kommt zu einer
phonologischen Zuordnung der Wörter. Hier werden nach Schreiter (1996: 85)
Schriftzeichen mit Wortbedeutungen assoziiert. „Die typischen schriftsprachlichen
Gliederungseinheiten wie Silben, Morpheme, Endungen, Signalgruppen, werden als
Basis für den Identifikationsprozess von Wörtern gesehen, aber eben auch Wörter
selbst, die bei zunehmender Leseerfahrung abgespeichert und unmittelbar gewusst
werden“. Mittlerweile weiß man, dass Wörter nicht mehr als „ganzheitlich visuelle
Gestalt“, bzw. „Wortbild“ gespeichert werden (Schründer-Lenzen, 2007: 91f). So
erklärt sich auch die Tatsache, dass man Wörter mit Tippfehlern richtig lesen kann.
Mit einem „Sichtwortschatz“, bzw. einem „inneren Lexikon“, das nicht visuell,
sondern kognitiv gesteuert ist, kann der Leser Bedeutungen der Wörter und ihre
Funktion im Satzkontext erschließen, auch wenn die optische Repräsentation
fehlerhaft ist. Nach Schründer-Lenzen (2007: 92f) sind Leseprozesse auf der zweiten,
dekodierenden Ebene effizient, wenn beim automatisierten Zugriff auf das „innere
Lexikon“ „- visuelle, -phonologische, -semantische, -orthographische, -
sprachstrukturierende Elemente und -Regularitäten der Buchstabenfolgen als mentale
Schemata zur Verfügung stehen.“
Dritte Ebene: Das Verstehen von Sinnzusammenhängen auf Satz- und Textebene
Bei der dritten Ebene des Leseprozesses geht es um das Verstehen eines Satzes, bzw.
Textes. Hierzu reicht eine Identifikation von Wörtern nicht aus. „Wortfolgen müssen
auf der Grundlage semantischer Relationen aufeinander bezogen werden und zu
sogenannten Prädikat-Argument- Strukturen integriert werden“ ( ebd: 96). Bei den
Prädikat-Argument-Strukturen oder anders genannt Propositionen, handelt es sich um
Relationen zwischen einem Prädikat (Zustände, Ereignisse, Eigenschaften) und den
einbezogenen Argumenten (Objekte, Personen, Sachverhalte), (Dorsch:online).
Wortfolgen werden zu propositionalen Einheiten verarbeitet, im Gedächtnis
abgebildet und miteinander verknüpft. So kommt es zur kohärenten Textbedeutung.
„Dies geschieht auf lokaler Ebene zwischen einzelnen Sätzen, auf globaler Ebene
zwischen einzelnen Textteilen und erfordert, dass in der Regel in Form von
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Inferenzen2 und Elaborationen3 über den gegebenen Text hinausgegangen wird. Der
Leser nutzt hierfür alle möglichen Hinweise, die der Text gibt. Solche sind z.B.
kausale, temporale oder additive Konnektiva, Überschriften oder Hervorhebungen. So
werden Textabschnitte „auch unter Beteiligung von Lesezielen, Vorkenntnissen und
Interessen der Leser/innen“ hinsichtlich ihrer Funktion im Gesamttext verdichtet.
„Der Aufbau einer kohärenten Textbedeutungsstruktur stellt zweifelsohne den
Kernprozess des sinnorientierten Lesens dar“ (Christmann,2015: 32).
1.6 Lesearten
Hier geht es um die Frage, wie man liest. Lesen geschieht sowohl zur Eigen- aber
auch zur Fremdinformation. Nach Schreiter (1996: 84) finden allerdings
unterschiedliche psychologische Prozesse statt. Eine erste Unterscheidung macht sie
zunächst zwischen stillem – und lautem Lesen.
- Lautes Lesen: Dient der Einsatz des Lesens der Fremdinformation, kommt es
zum lauten Lesen. Hier muss eine angemessene phonetische Realisierung der
Schriftzeichen stattfinden und der Leser muss sich auf eine normgerechte Umsetzung
konzentrieren, also z.B. den Text entsprechend der Textsorte vorlesen und auf Pausen
oder Tempo achten. Oft kommt es von Seiten des Lesers nur zum teilweisen
Verstehen der Bedeutungen.
- Stilles Lesen: Das stille Lesen dient der Eigeninformation. Es werden die
schriftlichen Zeichen wahrgenommen, der Sinn mit Hilfe der phonetischen
Kenntnisse und dem Assoziieren der Schriftzeichen mit den Wortbedeutungen
erschlossen und in den Kontext eingebaut, die Bedeutung durch logische Denkakte
bestätigt oder korrigiert, unbekannte Lexik aus dem Kontext oder durch sprachliche
Analyse erschlossen und der Inhalt erfasst. Hierzu kann der Leser Hilfsmittel wie z.B.
ein Wörterbuch einsetzen.
2 Es handelt sich hierbei um aufbereitetes Wissen, das aufgrund von logischen Schlussfolgerungen
gewonnen wurde. (Duden)
3 Damit sind Ausarbeitungen gemeint. (Duden)
18
Nach Conrad (2006: 70) gibt es zwei Varianten von Lesen, zum einen das
„überfliegende“ Lesen, wobei auch er auf die Lesearten eingeht, allerdings mit den
Namen scanning, skimming und antizipierendes4 Lesen und zum anderen das
„textverarbeitende“ Lesen.
Überfliegendes Lesen
- Orientierendes Lesen, bzw. globales Lesen (scanning): Viele Texte, die uns im
Alltag begegnen, haben mehr Information, als wir benötigen. Aus diesem Grund, liest
der Leser viele von diesen Texten zunächst orientierend. Es geht dabei um den ersten
Überblick. „ Orientierend liest man, wenn man ungefähr darüber Bescheid wissen
will, von was ein Text handelt“ (Theisen, ebd: 141). Der Leser versucht, so mühelos
es geht, herauszufinden, ob der Text die benötigten Informationen enthält, welche
Schwerpunkte er hat und ob diese für den Leser wichtig sind. Nach Theisen (2000a,
ebd: 137) ist die Sprache redundant 5, was bedeutet, dass wir nicht immer das gesamte
Wort, den gesamten Satz oder Text lesen, um zu verstehen, bzw. die Information zu
bekommen, die wir benötigen. Was hierbei zusätzlich hilft, sind die Muster, nach
denen sich die meisten Texte richten. Ein Verbotsschild hat z.B. ein anderes Muster
als ein Gedicht. Das weiß der Leser aus seiner Erfahrung. Außerdem hilft beim
orientierenden Lesen und um herauszufinden, welche Schwerpunkte der Text hat nach
Schreiter (1996: 86) das Erfassen bestimmter Ganzheiten wie z.B. Schlüsselwörter,
Schlüsselwortgruppen oder Schlüsselsätze. Ein anderes Orientierungssignal sind
Überschriften, welche nach Theisen (2000a: 143) zunächst vom Leser überflogen
werden. Zufällig orientiert sich der Leser dann an Signalwörtern und schließlich
überfliegt er dann, je nach zur Verfügung stehender Zeit, Sätze um diese
Signalwörter herum (ebd). In kürzester Zeit erkennt der Leser z.B. Werbungen,
Gebrauchsanweisungen, Fahrpläne oder Zeitungen und entnimmt nur die gewünschte
an einem Text als bedeutungsvoll wahrzunehmen“ (Theisen, ebd: 164). Der Leser
sollte ein Gespür für Auffälligkeiten und Besonderheiten von Texten entwickeln,
indem er z.B. gezielte Leitfragen zur Entschlüsselung zu beantworten versucht. Diese
sind: - „ Was teilt der Text mit?“, - „Wie teilt er es mit?“, - „Warum teilt er es gerade
so und nicht anders mit?“, - „ Was verschweigt er?“ (Theisen, ebd: 165).
Nach Conrad (2006: 70ff) ist es ein vorwegnehmendes Lesen, bei dem der Leser,
bevor er den Text abschnittsweise liest, Hypothesen darüber macht, worum es in dem
Abschnitt gehen wird. „Durch diese aktive Auseinandersetzung mit dem Thema wird
sowohl das Behalten als auch das Verstehen der gelesenen Informationen begünstig“.
Conrad (2006: 71) betont, dass gerade in der heutigen Zeit das Trainieren von
skimming und scanning besonders wichtig ist, da „unsere Zeit von einer rasanten
Wissens- und Informationsexplosion geprägt ist“ und man z.B. bei der
Informationssuche im Internet „unendliche Textmengen in endlicher Zeit“ bewältigen
muss. Die Lernschritte, um diese Fähigkeiten zu trainieren sind zum einen „das
Überwinden des Wort-für-Wort-Lesens, ein Überfliegen und Segmentieren größerer
Sinneinheiten, ein Erschließen unbekannter Begriffe und das Herausstellen von
Kernbegriffen“ ( ebd).
Textverarbeitendes Lesen
Nach Conrad (2006: 72) gehören zum textverabeitenden Lesen zwei Strategien, das
„intensive Sinnerfassen“ und das „Visualisieren und Strukturieren“.
Bei der SQ3R-Methode leitet sich der Name von den 5 Schritten ab, die bei dieser
Lesestrategie durchgeführt werden: Survey- Question- Read- Recite- Review. Survey
ist ein Überfliegen des Textes, wie beim skimming, Question ist der zweite Schritt,
wo Fragen an den Text formuliert werden, die auf den Eindrücken nach dem ersten
Schritt basieren. Der dritte Schritt „Read“ ist ein intensives und aufmerksames Lesen
21
des Textes. Der nächste Schritt „Recite“ ist ein Erinnern des Gelesenen, welches im
letzten Schritt „Review“ wiederholt wird. Diese Methode, die aus 5 Schritten besteht
beinhaltet durch den ersten Schritt das scimming und erinnert im zweiten Schritt an
das scanning. Durch das Formulieren von Fragen („Question“) an den Text wird die
Aufmerksamkeit des Lesers beim Lesen („Read“) vor-fokusiert. Die beiden letzten
Schritte sind eine Überprüfung des Textverständnisses. Nach Conrad (2006: 72) sollte
ein Leser, der sich nicht an des Gelesene erinnern und den Inhalt wiederholen kann,
die Schrittfolge erneut ab dem zweiten oder dritten Schritt durchlaufen.
Das Murder-Schema
Auch bei dieser Methode stehen die Anfangsbuchstaben als Abkürzungen der
Arbeitsschritte: „Set Mood to study – Read for Understanding – Recall the Material –
Digest the Material - Expand Knowledge – Review Effectiveness of studying.“ Auf
den ersten Blick scheint es viele Überschneidungen im Vergleich zu der SQ3R-
Methode zu geben, aber schon im ersten Schritt fällt ein Unterschied auf. Hier
versucht der Leser sich in eine Stimmung zu versetzen, die effektives Lesen möglich
macht. Beim zweiten, von den sechs Schritten liest der Leser den Text, wobei er
Wichtiges unterstreicht. Im dritten Schritt passiert, was Schritt vier und fünf der
SQ3R-Methode ist. Der nächste Schritt ist eine Verknüpfung des Gelesenen mit dem
Vorwissen, wobei im fünften Schritt Nicht-Verstandenes mit Hilfsmitteln wie z.B.
einem Lexikon geklärt wird. Der sechste und letzte Schritt ist wie bei der SQ3R-
Methode ein Wiederholen des Gelesenen, wobei sich der Schüler jedoch außerdem
„auf eine metakognitive Ebene begibt und seine Lesetätigkeit kritisch reflektiert“
(ebd).
Nach Conrad (2006: 73) können die beiden Lesestrategien kombiniert werden, wobei
er die SQ3R-Methode bezüglich der Altersklassen für universaler hält, da die Murder-
Methode durch die metakognitive Ebene mehr kognitive Leistung voraussetzt.
Das Lesen von Texten in der Muttersprache und das von Texten in der Fremdsprache
hat sehr viele Gemeinsamkeiten, allerdings auch einige Unterschiede. Zunächst muss
eindeutig zwischen zwei Zielen des Lesens eines fremdsprachlichen Textes
unterschieden werden:
1. Ein Text wird zur Erweiterung des Wortschatzes oder zur Einübung von
grammatischen Strukturen gelesen.
2. Ein Text wird des Inhalts willen gelesen. Man findet die Informationen, die er
enthält interessant oder liest ihn als Unterhaltung.
Der erste Fall unterscheidet sich vom Lesen eines Textes in der Muttersprache,
während der zweite Fall dem Lesen in der Muttersprache entspricht (Theisen, 2000b:
56). Für beide Fälle allerdings gilt, dass man „beim Entschlüsseln eines Textes keine
Trennung machen darf zwischen Muttersprache und Fremdsprache, dass nicht nur
sprachliches Wissen, sondern ganz selbstverständlich auch Weltwissen eingesetzt
werden muss, um einen Text zu verstehen“ (Theisen, ebd: 55). Wie schon im
Vorangegangenen betont wurde ist „rezeptiver Sprachgebrauch nicht passiv. Es
genügt nicht, dass man Wörter wiedererkennt und Strukturen entschlüsselt. Verstehen
heißt: Erkennen dessen, was ein Autor mit Hilfe eines Textes mitteilt. Diesen
Textsinn muss der Verstehende selber erarbeiten“ (Linke/Nussbaumer/Portmann,
1996: 354) und dies gilt auch für Texte in einer Fremdsprache. Nach Grotjahn (2001:
24f) ist das „Lesen eine komplexe und zudem auch hochindividuelle Tätigkeit“, die
von vielen Faktoren abhängt, wie z.B. der Distanz zwischen der Muttersprache und
der Fremdsprache, dem thematischen und kulturellen Hintergrundwissen, dem
Interesse und der Motivation des Lerners, der Vertrautheit mit der Textsorte oder der
Kapazität des Gedächtnisses. Für das Verstehen eines schriftlichen Textes reicht es
also nicht aus, nur die im Text verwendete Sprache zu beherrschen. Auch beim
fremdsprachlichen Lesen gibt es eine interaktive Wechselwirkung zwischen Signalen
aus dem Text und Kenntnissen, die man schon besitzt (Westhoff 1997: 51). Laut
Ehlers (1992: 8) müssen die Leser/innen über ausreichendes Sprachwissen, über
ausreichendes Textwissen und über ausreichendes Allgemeinwissen, also Weltwissen
verfügen. Sowohl die Vorkenntnisse, als auch die sprachlichen Fähigkeiten der Leser/
innen beeinflussen ihr Textverständnis. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben,
23
Das Verstehen der Texte in der Fremdsprache erfordert, wie auch in der
Muttersprache Faktoren, die eine Rolle spielen. Diese Faktoren werden im Folgenden
Schritt für Schritt dargestellt.
Voraussetzung für das Lesen in der Fremdsprache ist zunächst, dass man die Schrift
der Fremdsprache kennt. Für den DaF-Unterricht bedeutet das, dass man sich die
lateinische Schrift angeeignet werden muss, sofern der Lerner aus einer Kultur
kommt, die eine andere Schrift verwendet und dieser noch keine andere moderne
westliche Fremdsprache gelernt hat. „Für einen solchen Lerner besteht nicht nur die
Schwierigkeit, bekannten Buchstaben neue Laute zuordnen zu müssen, er muss zuerst
die Buchstaben selbst, ihre Bedeutung, Lautung und Schreibweise, mithin eine neue
Schrift lesen uns schreiben lernen“ (Heyd, 1990: 57). Die Lautschrift kann dem
Lerner zwar helfen Äußerungen der Fremdsprache festzuhalten und wieder in Laute
umzusetzen, auch wenn er diese nicht versteht, aber es kann passieren, dass Laute der
Fremdsprache nicht in der Muttersprache vorkommen und somit keine Entsprechung
im Schriftsystem haben. Aus diesem Grund ist es unabdinglich das fremde
Schriftsystem zu erwerben (ebd: 58). Hierbei sollte man zunächst mit der Druckschrift
beginnen, da die Buchstaben in der Schreibschrift unmittelbar ineinander übergehen
und es für einen Anfänger schwierig ist, die einzelnen Buchstaben zu erkennen (ebd:
63).
Wie auch beim Lesen eines Textes in der Muttersprache steuert der Kontext als Erstes
das Verständnis und ist daher besonders wichtig. Auch in der Fremdsprache kann er
mit Hilfe von Kontextsignalen wie Zahlen oder Tabellen, oft nachvollzogen werden,
auch wenn Wort kein einziges verstanden wird (Theisen.2000b: 17).
allem wird ihm klar, ob der Text etwas für ihn Interessantes zu bieten hat und es sich
lohnt ihn zu dekodieren. Für einen fremdsprachigen Text bedeutet das nach Theisen
(2000b: 30), dass Hemmungen sich einem Text zu nähern abgebaut werden können.
Der Leser „neigt in seiner Unsicherheit der fremden Sprache gegenüber dazu, nur
Detailverständnis anzustreben. Er ist unglücklich, wenn er einen Text nicht Wort für
Wort versteht…“ (Heyd, 1990: 82). Damit er weiterhin motiviert bleibt, ist es daher
wichtig, dass ihm klar wird, dass Muttersprachestrategien auch für einen
fremdsprachigen Text eingesetzt werden können. „Sehr viele Texte geben durch ihre
äußere Form sowie durch außersprachliche Begleiter (wie etwa beigefügte Symbole,
Zahlen oder Bilder) zu verstehen, welcher Textsorte sie angehören“ (Theisen, 2000b:
31). Der Leser eines fremdsprachigen Textes kann sein textsortenspezifisches Wissen
nutzen, um den Text zu verstehen. Hierzu braucht er nur einen Teil des Textes zu
lesen und ihm wird durch sein Vorwissen, genauer gesagt, dem textsortenspezifischen
Wissen klar, um welche Textsorte es sich handelt und was er von dieser erwarten
kann. „Dieses Wissen bewirkt eine spezifische Einschätzung des Textes und schränkt
daher unseren Erwartungshorizont sehr ein; unser Raten und Vermuten, von was der
Text allgemein handelt, sowie, was konkret in ihm steht, wird damit in recht konkrete
Bahnen gelenkt“ (Theisen, 2000b: 68). Eine weitere Hilfe, die unser Vorwissen zum
Verstehen eines Textes in einer Fremdsprache bietet, hängt mit im Text
vorkommenden Internationalismen7 zusammen. Diese Internationalismen, die der
Leser nach Heyd (1990: 91) in gleicher oder ähnlicher Form aus seiner
Muttersprache oder einer anderen erlernten Fremdsprache kennt, können, sofern sie
erkannt werden, als Anhaltspunkte und Verständnisinseln für ein Vorverständnis
genutzt werden (Theisen, 2000b: 45ff). Ebenso sind Illustrationen zu einem Text als
Anhaltspunkte zu nutzen. Es werden Illustrationen, bzw. Zeichnungen oder Fotos
gezeigt, die dem Leser eine ihm bekannte Situation verdeutlichen. Auch Illustrationen
sind demnach eine Hilfe „die Distanz zum fremdsprachlichen Text zu verringern“, da
sie den geschriebenen Text verdeutlichen. Nach Theisen dienen alle Illustrationen in
Sprachlernbüchern dazu, Verständnisbrücken zu bilden (Theisen, 2000b: 49). Texte,
die von einem Bild begleitet werden sind sogenannte multimodale Texte. Im
Gegensatz zu einem monomodalen Text ist ein multimodaler Text, also „ein Text, der
sich aus mehreren Zeichenressourcen zusammensetzt“, also nicht nur „Schrifttext“
7 Ein Wort, das in gleicher Bedeutung und gleicher oder ähnlicher Form in verschiedenen
Kultursprachen vorkommt (z. B. »Demokratie«) (Duden- Die deutsche Rechtschreibung, 2013)
27
3. Texte im Fremdsprachenunterricht
Die Authentizität der Texte im Fremdsprachenunterricht ist sehr wichtig, weil sie
nach dem kommunikativen Ansatz eine Vorbereitung auf Realsituationen mit sich
bringt (Dahlhaus 1994:16). Laut dem Duden sind Synonyme zum Begriff
Authentizität u.a. „Echtheit“ und „Glaubwürdigkeit“, während Dahlhaus (1994: 185)
von „Echtheit“ und „Ursprünglichkeit“ spricht. Für sie sind wirklich authentische
Texte, oft nicht für den Unterricht geeignet. Daher gibt es laut Dahlhaus den Begriff
der „gemäßigten“ Authentizität, für den Fall, wenn ein Text verändert werden muss.
Für Solmecke (1993: 38) ist ein authentischer Text ein Text, der von Muttersprachlern
für Muttersprachler konzipiert ist. Für ihn sind Texte, die eigens zum Einsatz im
Fremdsprachenunterricht verfasst sind, „didaktische Texte“. Um die Authentizität zu
gewährleisten müssen eventuell Fragen zum Text vor dem Lesen gestellt werden, so
dass eine situative Einbettung stattfindet. Leider kann man der Forderung nach
Authentizität und situativen Einbettung nicht immer nachgehen, was allerdings auch
nicht unbedingt sein muss, weil „Lesen in der Realität häufig mit überhaupt keiner
klar erkennbaren Aufgabe verbunden“ ist (Grotjahn, 2001: 43). Außerdem sind
authentische Texte meist zu schwierig für den Anfängerunterricht und müssen oft
verändert, bzw. vereinfacht werden. Nach Theisen (2000b: 109) lässt sich
hundertprozentige Authentizität im FSU sowieso nicht erreichen, da z.B. bei einer
Schwarz-weiß- Kopie die Farben fehlen oder bei einem Textauszug aus einer
Zeitschrift, die Zeitschrift selbst.
Vermittlung der Sprache und der Kultur. Die Texte müssen in Bezug auf den
Lernfortschritt eine geeignete sprachliche Schwierigkeit für die entsprechenden
Alters- und Lernstufen bieten, also Wortschatz und Grammatik vermitteln und zum
Verstehen der Inhalte vorhandenes Weltwissen voraussetzen. Außerdem müssen
Texte im Unterricht von Übungsformen begleitet werden, die die verschiedenen
Lesearten fordern. Schließlich sollte nach Theisen (2000b: 96) auch auf die optische
Darbietung geachtet werden, z.B. auf Schriftgröße, auf übersichtliche Anordnung, da
der Inhalt durch den außersprachlichen Kontext verdeutlicht werden kann.
Die Textarbeit lässt sich grob in drei Phasen unterscheiden: „die Hinführung zum
Text, die eigentliche Textpräsentation und die Arbeit am Text, die Anschlussphase“
(Storch 1999: 161).
Lesen
8. GER= „Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen“. Der GER wendet sich an
Lehrende, FortbilderInnen, AutorenInnen, und Curriculumplaner in der Schule und der
Erwachsenenbildung. Er stellt Referenzniveaus zur Erfassung des Lernfortschritts vor, die die
Sprachkompetenz vergleichbar machen sollen. (Steffen 2008: 237)
31
Diese Liste hilft nicht nur den Schülern sich selbst einzuschätzen, sondern auch den
Lehrern, die sich bei der Auswahl der Texte für den Unterricht, stets die zu
erreichende Niveaustufe vor Augen halten müssen, sodass die Motivation der Schüler
die Texte zu lesen immer beibehalten wird, was auch schon im Vorherigen
beschrieben wurde.
Obwohl die auf dem Markt erhältlichen Lehrwerke 9 und –bücher10 ein vielseitiges
Angebot von Texten, Bildern und Hörmaterial zu verschiedenen Themen bieten, ist es
oft angebracht, dass der Lehrer diese zunächst analysiert.
Schon seit den 70er Jahren beschäftigt sich die Lehrwerkforschung („die erste,
größere, für Deutsch als Fremdsprache relevante Untersuchung war 1974 das
Mannheimer Gutachten , wo neun Wissenschaftler von der Kulturabteilung
aufgefordert wurden DaF-Lehrwerke zu untersuchen“) mit der systematischen
Analyse von Lehrwerken, bei der viele Einzelaspekte untersucht werden, wie z.B.
soziologische, didaktische und schulpädagogische, curriculumtheoretische,
linguistische, Landeskunde betreffende oder methodische (Heyd, 1990: 259). Dies
zeigt, dass es sehr wichtig ist, sich als Lehrer nicht immer nur auf das Lehrwerkes zu
verlassen (auch, wenn dieses neu ist und man denkt, dass es die beste Ausgabe ist),
sondern es immer wieder anhand von Kriterienlisten „auf seine
Verwendungsfähigkeit in seiner Zielgruppe hin“ (Heyd, 1990: 264) zu prüfen und
9 „Das Lehrwerk besteht aus unterschiedlichen Lehrwerkteilen – wie Schülerbuch; Arbeitsheft;
Glossar, grammatisches Beiheft, … und Lehrerhandreichungen“ (Möllering, 2001: 18)
10 „Das Lehrbuch ist ein in sich abgeschlossenes Druckwerk mit fest umrissener didaktischer und
methodischer Konzeption, in dem alle zum Lernen benötigten Hilfsmittel … vorhanden sind“
(Möllering, 2001:18).
32
Wie schon zu Beginn angeführt, ist Lesen ein kognitiver Prozess, also ein Prozess der
Informationsverarbeitung, wo neue Informationen in Bezug auf Vorwissen , bzw.
vorhandener Wissensstrukturen verarbeitet werden und somit das Wissen des Lesers
rekonstruiert, verändert, erweitert oder ergänzt wird. Nach (Bimmel/Rampillon, 2000:
38ff) ist der Begriff Strategie ein zentraler Bestandteil kognitiver Lerntheorien. „Um
neue Informationen wahrzunehmen, zu verarbeiten und zu speichern, um das
vorhandene Wissen zu rekonstruieren und zu automatisieren, brauchen Lernende
Strategien der Informationsaufnahme und –verarbeitung.“ Im
Fremdsprachenunterricht ist es besonders wichtig den Schülern Strategien zu
vermitteln, die ihnen helfen einen Text mit teilweise unbekanntem Wortschatz und
noch nicht gelernten grammatischen Phänomenen zu verstehen. Nach Rösler (1994:
128) sollten die Strategien „ im Mittelpunkt des unterrichtlichen Geschehens stehen,
weil sie den Lernenden unabhängiger und autonomer in seinem Lernen machen“.
11 Das Bedingungsgefüge ist die Anzahl von 6 Faktoren, die den Unterricht DaF konstituieren
und/oder ihn beeinflussen (Schmidt, 1994: 484).
33
Obwohl die Lerner unbewusst über diese Strategien in der Muttersprache verfügen,
muss der Lehrer der Fremdsprache betonen, wie diese als Hilfen einzusetzen sind
(Storch, 1999: 152). Die Lernenden nutzen Strategien oft, ohne es zu wissen. Damit
diese jedoch effektiver eingesetzt werden können, müssen sie bewusst gemacht
werden und können somit auch das autonome Lernen 12 fördern, welches zudem zu den
Lernzielen des (GRF) Gemeinsamen Rahmencurriculums für die Fremdsprachen
(Ενιαίο Πρόγραµµα Σπουδών για τις Ξένες Γλώσσες, 2011: 22) gehört. Durch den
Einsatz von Lernstrategien wird das Bewusstsein des Erlernens der Fremdsprache
gefördert und die Schüler verstehen, wie Lernen funktioniert, sodass sie „später in der
Lage sind, den Lernprozess zu steuern“ (Chrissou, 2015: 82).
Das folgende kognitive Modell (Bimmel/Rampillon, 2000: 197), das zeigt, wie
Strategien bei der Verarbeitung von neuen Informationen zum Einsatz kommen:
1. Zum einen gibt es den Input, also das Neue, was „eingegeben“ wird, z.B. eine
Aufgabe, die besagt, dass ein Text gelesen und verstanden werden soll.
2. Im Arbeitsgedächtnis wird die Aufgabe zunächst analysiert und das Ziel festgelegt.
Im Langzeitgedächtnis sucht der Lerner nun nach Wissen, dass ihm bei der
Bewältigung der Aufgabe helfen kann. Wenn er eine brauchbare Strategie
(strategische Kompetenz) findet wendet er sie an, falls nicht, muss eine neue Strategie
konstruiert werden (Strategiekonstruktion). Ein Monitor überwacht den gesamten
Prozess und überprüft, ob die Strategie erfolgreich eingesetzt und das Ziel erreicht
wurde.
3. Im Langzeitgedächtnis befinden sich die Kompetenzen des Lerners. Diese sind für
die Verarbeitung und das Erlernen von Sprache unabdingbar. Es handelt sich dabei
um die linguistische Kompetenz, also z.B. Kenntnisse über Grammatik, Wortschatz
oder Aussprache, die pragmatische Kompetenz, also Kenntnisse bezüglich den
Gebrauch der Sprache, die textuelle Kompetenz, also Kenntnisse über den Aufbau
gesprochener und geschriebener Texte, die soziokulturelle Kompetenz, also
12 „Lernen, in dem die Schülerinnen und Schüler in zentralen Bereichen Entscheidungen über ihr
Lernen selbst treffen, z.B. was sie lernen und vor allem wie sie vorgehen, um zu lernen, welche
Materialien und Hilfsmittel sie verwenden, ob sie allein oder mit anderen zusammenarbeiten, wie sie
kontrollieren, ob sie erfolgreich gelernt haben“ (Bimmel/Rampillon, 2000: 196).
34
Kenntnisse über den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext der Sprache und die
strategische Kompetenz, welche Kenntnisse über den Sprachgebrauch und das
Erlernen der Sprache umfasst.
Hier befindet sich auch die Metakognition, also dem „Wissen über das eigene Wissen
und das eigene kognitive Funktionieren.“ Es ist das Wissen über die eigenen
Kompetenzen. „Metakognitive Strategien befassen sich mit der Regulierung des
eigenen Lernens – wie etwa sich auf das eigene Lernen konzentrieren, das eigene
Lernen planen, einrichten und überwachen.“ (Bimmel/Rampillon, 2000: 197).
4. Das Endergebnis ist der externe Output Dies kann z.B. eine mündliche oder
schriftliche Sprachäußerung sein.
1. Sprachlernstrategien, die, wie der Name schon aussagt, angewendet werden, um die
Sprache zu lernen.
Nach Bimmel/Rampillon (ebd: 64) ist es nicht notwendig, dass jeder Lernende alle
Strategien beherrscht und anwendet, allerdings sollten möglichst viele der Strategien
bewusst gemacht werden, da so das autonome Lernen unterstützt wird. Nicht jede
Strategie ist passend für jeden Lerner, jedoch kann er von den gelernten Strategien
diejenigen auswählen, die für ihn am geeignetsten sind, um sein Ziel zu erreichen.
4.2 Lernstrategien
„Eine Lernstrategie ist ein Plan, den jemand im Kopf hat, um ein Ziel zu erreichen.
Fremdsprachenlernende wenden sie an, um eine Fremdsprache möglichst erfolgreich
zu lernen“ (Bimmel/Rampillon, ebd.: 196). Wenn das Lernziel klar ist, benutzt man
die geeignete Lernstrategie, um es zu erreichen. Lernsrategien haben nicht nur mit
kognitiven Funktionen, wie der Analyse von Sätzen oder dem Einprägen von Wörtern
zu tun, sondern auch mit Bereichen wie der Organisation des eigenen Lernens oder
Handhabung von Emotionen, z.B. der Stressreduktion. Man unterscheidet zwischen
35
- Direkte (kognitive) Strategien „befassen sich direkt mit dem Lernstoff.“ Mit
Hilfe dieser Strategien wird das neu Gelernte so strukturiert und verarbeitet, dass es
im Gedächtnis gespeichert und abgerufen werden kann. Hier unterscheidet man
zwischen Gedächtnisstrategien und Sprachverarbeitungsstrategien.
Eine weitere Sprachverarbeitungsstrategie ist das Anwenden von Hilfsmitteln, z.B. die
Verwendung von Wörterbüchern oder das Nachschlagen in Grammatiken.
- Indirekte Strategien haben mit der Art und Weise des Lernens, Gefühlen und
sozialen Verhaltensweisen zu tun. Sie tragen dazu bei, „Voraussetzungen für
effektives Lernen zu schaffen.“ Sowohl Planung, Überwachung und Auswertung, als
auch die Handhabung der Gefühle, die man beim Lernen hat, wie z.B. Stress
abzubauen oder die Zusammenarbeit mit anderen gehören zu dieser Kategorie
(Bimmel/Rampillon, ebd.: 196).
Affektive Lernstrategien werden angewendet, um sich der Gefühle beim Lernen oder
dem Gebrauch der Fremdsprache bewusst zu werden, „mit dem Ziel, sich emotional
auf das Lernen einer Fremdsprache vorzubereiten“ (Bimmel/Rampillon, ebd.: 72f).
Hierzu gehört es z.B. Gefühle durch körperliche Signale zu registrieren und zu
äußern. Es kann ein Lerntagebuch geführt werden oder Gefühle können besprochen
werden. Um Stress zu reduzieren kann entspannende Musik gehört werden und um
sich Mut zu machen kann man sich belohnen, Mut zusprechen oder vertretbare
Risiken eingehen.
4.3 Sprachgebrauchstrategien
Für die Lesestrategien gilt, dass man mittlerweile in neueren Lehrwerken eine
systematische Vermittlung finden kann, allerdings meistens mit nur ganz bestimmten
Strategien.
Aus diesem Grund wird im zweiten Teil dieser Arbeit das Lehrwerk „Deutsch – ein
Hit 1! (Band A)“ auf die Vermittlung von Lern- bzw. genauer Lesestrategien
analysiert.
Um einen fremdsprachigen Text zu verstehen, muss ein Leser nach Heyd (1990:
112f), bewusst oder unbewusst Strategien verwenden. Diese Strategien können, wenn
sie einem bewusst sind, wirksame Werkzeuge werden und effektiv dabei helfen, einen
fremdsprachlichen Text, im Hinblick auf das Leseziel oder die Aufgabe zu knacken,
indem die Strategien entsprechend angemessen eingesetzt werden.
4.5.1 Lesestrategien
Bei den Lesestrategien müssen vom Leser vier Analyseebenen gleichzeitig aktivieren
werden:
- die Wortebene
- die Satzebene
- die Textebene (Textstruktur und Textumfeld)
- die Ebene der Deutung kultureller Unterschiede im Vergleich zur eigenen
Kultur
Auf der Wortebene geht es darum, bereits gelernte Wörter wiederzuerkennen und
neue Wörter, z.B. durch Internationalismen. durch die Feststellung von Wortstämmen,
der Entschlüsselung von Komposita oder dem Erkennen von Substantiven aufgrund
des ersten Buchstaben, der groß geschrieben wird, zu verstehen. Genauer wird darauf
in weiteren Verlauf unter Eschließungsstrategien zum Wortschatz eingegangen.
Auf der Satzebene geht es darum die Bedeutung der Satzzeichen zu erkennen, durch
Markierungen hervorgehobene Satzteile zu beachten, das Verb zu finden, auf Zahlen,
Namen, Negationen oder Anführungszeichen zu achten und Nebensätze zu erkennen.
Auf der Textebene geht es um das Erkennen der Textsorte, auf die Beachtung der
äußeren Gestalt, der Überschrift, der Konnektoren, der Verweiswörter und
eventuellen stilistischen Abweichungen, z.B. durch Jugendjargon oder Fachsprache.
39
Auf der Ebene der kulturellen Unterschiede geht es um das Erkennen der „falschen
Freunde“14 oder an die Erinnerung, dass „themengleiche Texte in Mutter- und
Fremdsprache Unterschiede im Aufbau oder der Verwendung syntaktischer und
stilistischer Mittel aufweisen können (Heyd, ebd).
Je nach Leseziel entscheidet der Leser, welche Art des Lesens am effektivsten ist und
wendet entweder überfliegendes Lesen durch orientierendes/globales,
kursorisches/selektives oder totales/detailliertes Lesen oder textverarbeitendes Lesen
an.
Durch Markierungen im Text wird der Text organisiert und hilft Informationen
zusammenzufassen und auf das Wesentliche zu reduzieren.
Hierbei handelt es sich um das Vorhersagen des Inhalts des Textes z.B. aufgrund von
Bildern, dem Titel, oder des Vorwissens über die Textsorte.
Es geht hier um die Strategien, die mit dem Planen und Evaluieren des eigenen
Lernerfolges zu tun haben. Beim Planen macht man sich das Ziel bewusst und
überlegt, welche Strategien angebracht sind. Beim Evaluieren wird zunächst
herausgefunden, ob das Ziel erreicht wurde und darüber nachgedacht, ob die
angewandten Strategien die richtigen waren oder andere besser gewesen wären.
Kontextuelle Erschließungsverfahren
Hier werden Wörter nicht nur durch den sprachlichen, sondern auch durch den
außersprachlichen Kontext , z.B. durch ein Situationsbild erschlossen. (Kolumbus
entdeckte Amerika. Wenn der Lerner weiß, wer Kolumbus war, kann er leicht
verstehen, was entdeckte bedeutet.)
Auf Systembeziehungen ausgerichtete Verfahren
Hier werden z.B. paradigmatische Bedeutungsrelationen der einzelnen Lexeme
genutzt, um die Bedeutung des Wortes zu verstehen, z.B. durch Synonyme 15,
Antonyme16, usw.
Auch die Aktivierung von Wortbildungsregeln kann helfen. Nach Bimmel/Rampillon
(2000: 114) gibt es zwei Möglichkeiten, neue Wörter zu bilden:
1. Zusammensetzungen (Komposita) von zwei Nomen (z.B. Diplomarbeit), Verb und
Nomen (z.B. Radfahren), Verb und Adjektiv (z.B.schreibfaul), usw.
2. Ableitungen (Derivate), z.B. wenn ein Präfix vor einen Wortstamm gesetzt wird
(vorgestern), ein Suffix angehängt wird (arbeitslos), der Wortstamm sowohl Vor- als
auch Nachsilbe enthält (Ungewissheit)., usw.
Oft wird der Begriff Lesetechnik synonym zu den Begriffen Lesestil oder –art und
Lesestrategie benutzt. Nach Thürmann (2013: 50) gibt es für diese Begriffe „in der
einschlägigen Literatur keine konsensfähige Definition“. Der Begriff Lesetechnik
beinhaltet nach ihr „punktuelles, sequentielles, diagonales, kursorisches und
intensives Lesen“, während unter dem Begriff Lesetrategien „häufig schrittig
aufgebaute Kombinationen von Einzeltechniken“ verstanden werden, wie z.B. bei der
SQ3R-Methode oder dem Murder-Schema. Storch (1999: 139) jedoch gibt eine
andere Erklärung der Begriffe, die auch im Weiteren Verlauf der Arbeit genutzt wird..
Nach ihm zielen Strategien auf die selbstständige Erschließung des Textes durch die
Lerner ab, während Techniken dazu dienen, den Verstehensprozess der Schüler durch
den Lehrer zu lenken. Durch sie lenkt der Lehrer oder das Lehrwerk die
Aufmerksamkeit der Schüler auf die wichtigen Stellen im Text, bzw. lenkt durch sie
von den unwichtigen ab. Sie signalisieren dem Lerner: „Konzentriere dich auf die
Verstehensaufgabe, die kannst du lösen. Alles andere brauchst du nicht zu verstehen“
17 Die Übertragung einer für (das britische) Englisch charakteristischen sprachlichen Erscheinung auf
eine nicht englische Sprache (Duden- Die deutsche Rechtschreibung, 2013)
18 Ein Wort, das in gleicher Bedeutung und gleicher oder ähnlicher Form in verschiedenen
Kultursprachen vorkommt (z. B. »Demokratie«) (Duden- Die deutsche Rechtschreibung, 2013)
42
(ebd). Die wichtigsten Techniken zur Steuerung des Verstehens durch den Lehrer sind
nach Storch (ebd):
Die Unterstreichung z.B. von Schlüsselwörtern während dem Lesen z.B. ist zunächst
eine Lesetechnik, wenn z.B. die Aufgabe verlangt, dass man Internationalismen
unterstreichen soll, wird jedoch zu einer Lesestrategie, wenn der Leser einen Bezug
zwischen den unterstrichenen Wörtern und seinen eigenen Erfahrungen herstellt, um
das Gelesene zu interpretieren, um es zu verstehen. (Hurrelmann 2002: 50). Das
bedeutet, dass z.B. Markierungen oder Unterstreichungen in einem Text, die eventuell
von Seiten der Schüler nur eine motorische Übung sind, noch nicht bedeuten, dass sie
eine Lesestrategie angewendet haben, die ihnen beim selbständigen Lernen hilft. Erst
wenn sich ein Bezug zwischen den Markierungen oder den unterstrichenen Wörtern
herstellen lässt, kann man von einer Strategie und nicht von einer einfachen Technik
sprechen
Im Unterricht sollten nun die Strategien, die dem Lerner das Textverständnis
erleichtern „vermittelt, in ihrer Bedeutung einsichtig gemacht und geübt werden“
(Heyd. 1990: 113). Nach Conrad (2006: 96ff) geschieht die Bewusstmachung der
Strategien auf 5 Ebenen. Auf der ersten Ebene ist dem Lerner noch gar nicht bewusst,
dass Strategien existieren. Auf der zweiten Ebene erfährt der Lerner, dass es
Strategien gibt. Auf der dritten Ebene achten die Lerner auf die Strategien, die sie und
43
ihre Mitschüler benutzen. Auf der vierten Ebene versuchen die Lerner ihre Strategien
zu verbessern, während sie sie auf der fünften Ebene beherrschen.
Unterricht, bei dem gar nicht auf Strategien eingegangen wird und die Lerner nur un-
oder unterbewusst Strategien anwenden, heißt „blindes Strategietraining“ (Conrad,
2006: 96ff). Hier wird nicht auf Hilfestellungen, die der Text eventuell bietet, wie z.B.
der Überschrift oder einem Bild, geachtet. Bewusstmachung ist allerdings nach
Conrad die essentielle Voraussetzung für ein sinnvolles Strategietraining und deshalb
sollte im Unterricht auf Strategien eingegangen werden, damit die Lerner sich darüber
Gedanken machen können. Ziel ist es den Lerner dazu zu bringen Strategien
zielgerichtet und bewusst anzuwenden. Diskussionen mit anderen Lernern
diesbezüglich helfen, sich selbst, aber auch die anderen bei dem Gebrauch von
Strategien zu beobachten. Der Lehrer muss die Schüler dazu bringen, Strategien
anwenden zu wollen. Dabei muss er individuelle Lernstile und Vorlieben
berücksichtigen und deutlich machen, dass die Lerner bessere Ergebnisse erzielen und
ihren Arbeitsaufwand reduzieren werden. Wenn die Lerner bewusst bestimmte
Strategien für spezielle Aufgaben einsetzen ist auch die fünfte Ebene erreicht. Die
Strategietrainingsprogramm für das Lesen durchläuft nach Conrad (2006: 130ff)
folgende Stadien:
2. Fakten und Informationen zum Leseprozess werden vermittelt, die Lerner sollen
bedenken, wie sie Texte in der Muttersprache lesen und die drei Lesearten skimming,
scanning und Detaillesen werden aufgeführt und es wird überlegt, welche Leseart,
wann sinnvoll ist.
3. Der dritte Schritt dient der Selbstevaluation. Die Lerner sollen anhand von
Übungen testen, wie sie das Gelernte anwenden.
Das Lehrwerk „Deutsch- ein Hit! 1 (Band A)“ ist der erste Band einer dreibändigen
Reihe, das für Schüler der ersten Gymnasialklasse in Griechenland konzipiert ist. Es
besteht aus Kursbuch und Arbeitsbuch in einem und dem Lehrerhandbuch und
behandelt fünf Lektionen. Eine CD-Rom, die für dieses Lehrwerk konzipiert wurde,
ist leider nie für die Anwendung in den Schulen verteilt worden. Laut dem
Lehrerhandbuch (Stai, Kapoti, Spyropoulou, Pasisi, 2006:6) basiert es „auf dem
Rahmenlehrplan für Fremdsprachen und dem Lehrplan für Deutsch an griechischen
Gymnasien“. Es soll die Lernenden bis zum Niveau A1- des Gemeinsamen
Europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen führen. Dabei sollen die
rezeptiven und produktiven Fertigkeiten Hörverstehen, Leseverstehen, Sprechen,
Schreiben, Interaktion (mündlich und schriftlich) und Sprachmittlung (mündlich und
schriftlich) geschult werden. Nach der Sprachniveau - Globalscala des Gemeinsamens
Referenzniveaus, welche bestimmt, welche sprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten
je nach Niveaustufe erreicht werden müssen bedeutet dies, dass der Lernende
folgende Kompetenzen in der Fremdsprache erlangen soll: „Kann vertraute,
alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die
Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und
45
anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen - z. B. wo sie wohnen, was für Leute
sie kennen oder was für Dinge sie haben - und kann auf Fragen dieser Art Antwort
geben. Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen
oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind zu helfen“
(Europarat: online).
19 Charakteristika sind z.B., dass sie pragmatisch-funktional orientiert ist, mit Gebrauchs- und
Sachtexten gearbeitet wird und dass der Lerner im Mittelpunkt steht. Er soll lernen in der FS und im
fremdkulturellen Kontext zu handeln. Im Unterricht werden authentische Texte und Situationen
behandelt und neue Übungs- und Sozialformen spielen eine große Rolle. Die visualisierte Grammatik
ist nicht das Hauptziel und die Progression verläuft zyklisch. Außerdem sind landeskundliche Themen
von großer Bedeutung und für den Lehrer gibt es ausführliche Lehrerhandreichungen (Ehnert, 2001:
165).
20 Der interkulturelle Ansatz „ist eine leichte Weiterentwicklung der Kommunikativen Methode“
(Ehnert, 2001:168), wo man vom Eigenen ausgehend das Andere untersucht, also kontrastiv die
Fremdperspektive beachtet. Das Lehr- und Lernziel ist die Offenheit und Akzeptanz anderer Kulturen
der Welt. Was die Unterrichtssprache betrifft, kann man sowohl die Zielsprache, als auch die
Muttersprache verwenden. Die Texte sind authentisch, wobei der Wortschatz und nicht die
Grammatik im Vordergrund steht. Es gibt sowohl gesteuerte, als auch freie Übungen und es werden
verschiedene Lerntechniken vermittelt.
21 Es wird im Lehrwerk eine Beispielgrammatik angegeben, an der die Schüler beobachten können,
wie die Muttersprachler das jeweilige grammatische Phänomen benutzen (Ehnert, 2001: 103).
46
Einstieg
Schon beim Einstieg, auf Seite 10 des Lehrbuchs (Abb.4 im Anhang) werden
deutsche Wörter aufgeführt, die ihre ethimologische Wurzel aus dem Griechischen
haben, also griechische Wörter, die verdeutscht sind. Es handelt sich um Wörter der
Themenbereiche: Wissenschaften und Schulfächer, Blumen und Tiere und Kultur.
Laut Lehrerhandbuch dienen diese Wörter zur Ausspracheübung. Gleichzeitig jedoch
wird dem Lerner auch vermittelt, dass es im Deutschen Wörter gibt, die ihm bekannt
sind und er selbst erschließen kann. Leider wird hier noch nicht darauf hingewiesen,
dass es sich um eine Lesestrategie handelt und deshalb sollte der Lehrer unbedingt
darauf hinweisen. Hier wird eine gute Gelegenheit geboten, den Schülern bewusst zu
machen, dass es Erschließungsstrategien zum Wortschatz gibt, die man auch für
andere Sprachen einsetzt, wie auch in der Muttersprache. Der Lehrer kann Beispiele
geben für mehrsprachige Erschließungsstrategien in verschiedenen Sprachen und
somit den Spaß am Fremdsprachenlernen betonen. Hierzu müsste er sich natürlich
entsprechend vorbereiten und z.B. Wörter aus anderen Sprachen mit griechischer
Herkunft finden oder Wörter finden, die im Griechischen benutzt werden, aber aus
anderen Ländern stammen. So hat der Lehrer auch die Gelegenheit auf kontextuelle
und systemhafte Bedeutungserschließungsstrategien einzugehen und schließlich auch
auf das Wörterbuch zu verweisen.
Kapitel 1
49
Schon beim ersten Lesetext, der im Grunde genommen aus drei kleinen Texten
besteht, auf Seite 21 des Lehrbuchs (s. Abb. 5 im Anhang) wird auf
Internationalismen und Schlüsselwörter eingegangen. Hier sollte der Lehrer, noch
bevor er zur Aufgabe geht, die Einstellung der Schüler zu diesen Texten erfragen. Er
sollte fragen, ob die Schüler glauben, dass sie diese Texte schon verstehen können
oder nicht, sodass sie später, wenn sie mithilfe der Strategie den Inhalt der Texte
verstehen, keine Angst mehr vor fremdsprachigen Texten haben und ihnen bewusst
wird, wie einem Lesestrategien dabei helfen können . Die Aufgabenstellung zum Text
verlangt, dass Wörter, die aus anderen Sprachen bekannt sind, unterstrichen werden
sollen. Es wird ganz eindeutig auf Griechisch betont, dass es sich hierbei um eine
Strategie handelt und darauf hingewiesen, dass immer nach Internationalismen
gesucht werden soll, da diese helfen den Text zu „knacken“. Es handelt sich um eine
mehrsprachige Erschließungsstrategie zum Wortschatz, die den Schülern mit sehr
hoher Wahrscheinlichkeit auch in anderen Texten helfen wird. Dadurch, dass den
Texten auch Bilder zugeordnet werden sollen, könnte es zur Hypothesenbildung
kommen, worauf allerdings nicht weiter eingegangen wird, was meiner Meinung nach
in diesem Fall auch nicht wichtig ist. Der Lehrer kann dies als Strategie zwar
anführen, allerdings dienen die Bilder wahrscheinlich eher dazu, das
Selbstbewusstsein der Schüler für die fremde Sprache zu stärken und ihnen die Angst
vor Texten zu nehmen, zumal es der erste Leseverstehenstext im Buch ist. Wichtiger
fände ich jedoch eine Bemerkung zu der angewandten strategischen Leseform, in
diesem Fall der selektiven Leseform und der organisierenden Lesestrategie, nämlich
dem Untersteichen der Internationalismen, die hier auch die Schlüsselwörter des
Textes sind. Der Lehrer sollte zumindest im ersten kleinen Text auf die Schritte des
Strategietrainings eingehen, sodass die Schüler bewusst die Lesestrategie/n einüben
können. Das bedeutet, dass die Schüler nach der Besprechung der Ergebnisse des
ersten Textes erfahren sollten, welche Strategien sie anwenden, angewendet haben,
um ihre Methodik im zweiten und dritten Text zu verbessern. Auf jedenFall sollte
nach der Übung eine kleine Besprechung stattfinden, wo die Schüler die Gelegenheit
zur Selbstevaluation und dem gegenseitigen Austausch haben. Der Lehrer sollte
betonen, dass auch das eine metakognitive Leseverstehensstrategie ist, die dabei hilft,
bewusster mit den Texten umzugehen.
Kapitel 2
50
Im Anhang zum Kursbuch zu Kapitel zwei, gibt es auf Seite 90 (s. Abb.6 im Anhang)
einen kleinen Lesetext, begleitet von einem Bild und einer Situationsbeschreibung auf
Griechisch. Die Aufgaben zum Text sind eine Richtig-Falsch-Übung und eine
Ergänzungsübung. DerText hat zwar mit dem neuen Wortschatz zum Thema Familie
zu tun, allerdings nichts mit dem Szenario des Kursbuches. Dieser Text dient meiner
Meinung nach nur zur Vertiefung des Wortschatzes und der Verstärkung des
Selbstbewusstseins und somit der Motivation zum Weiterlernen. Deshalb wird hier
auch nicht auf Strategien eingegangen sondern nur die Lesetechniken zur
Überprüfung des Leseverstehens für die erste Übung und Lenken auf das Wesentliche
durch die Übertragung von Informationen im Text für die zweite Übung. Da es sich
hier um einen vom Szenario unabhängigen Text handelt, ist dies meiner Meinung
nach auch akzeptabel, sofern man nicht vergessen darf, dass der Unterricht auch auf
Prüfungen vorbereitet, die solche Kontrollübungen beinhalten. Außerdem hilft der
Text zur Selbsteinschätzung und Selbstevaluation. Da der Text jedoch von einem Bild
begleitet wird, sollte meiner Meinung nach vor dem Lesen der griechischen
Situationsbeschreibung kurz auf die Strategie der Hypothesenbildung eingegangen
werden. Da die meisten Texte zum Leseverstehen im Unterricht von Bildern begleitet
werden, sollte dies zur Routine im Unterricht werden. Beim Wort „Ostdeutschland“
müssen die Schüler auf eine Erschließungsstrategie zum Wortschatz zurückgreifen.
Um ihnen die unbewusste Anwendung der Strategie deutlich zu machen, sollte der
Lehrer nach Besprechung der Ergebnisse darauf eingehen, sodass die Schüler in der
Zukunft auf solche Strategien achten und sie bewusst anwenden. Das Lösen der
Aufgaben erfordert selektives Lesen, was allerdings erst im dritten Kapitel
thematisiert wird und daher nicht im Unterricht kommentiert werden muss, aber kann.
Hierzu bietet sich die zweite Aufgabe an. Der Lehrer erklärt, dass die Schüler nur
nach den Namen im Text (in diesem Fall die Schlüselwörter) suchen müssen und,
dass dies durch die strategische Leseform des selektiven Lesens, also der gezielten
Suche nach diesen Wörtern beim Überfliegen des Textes (skimming), am
geeignetsten ist.
Auf Seite 140 im Arbeitsbuch (s. Abb. 7 im Anhang) gibt es zwei kleine Texte und
eine Aufgabe in Tabellenform, wo die Schüler Informationen aus dem Text eintragen
sollen, was bedeutet, dass die Lesetechnik des Übertragens von Textinformationen in
ein Raster zur Verstehenssteuerung angewendet wird. Der Text hat keinen Titel, wird
51
aber auf griechisch eingeleitet und so erfährt der Leser, dass zwei neue Schüler sich
selbst vorstellen. Zu jedem Text gibt es ein Foto. Die Schüler müssen hierzu die
strategische Leseform des detaillierten Lesens anwenden, was jedoch nicht
thematisiert wird. Ähnlich wie in der Aufgabe oben geht es um die Vertiefung des
neuen Wortschatzes. Leider wird auch bei diesem Text auf keine Strategie vermittelt.
Die Lesestrategie der Hypothesenbildung aufgrund der Bilder und des Vorwissens
könnte eingesetzt werden und Erschließungsstrategien zum Wortschatz werden von
den Schülern unbewusst angewendet. Hier könnte der Lehrer im Plenum fragen, wie
die Schüler die bisher unbekannten Wörter erschlossen haben, sodass auch andere
Schüler auf diese Strategien aufmerksam werden.
Kapitel 3
Der Lesetext auf Seite 41 (s. Abb. 8 im Anhang) hat den Titel „Στο περιοδικό ‘Star’ Star’ η
Carmen διαβάζει:“, übersetzt: „In der Zeitschrift Star liest Carmen:“. Es folgen drei
kleine Texte mit jeweils einem Foto. Auch hier wird keine Lesestrategie aufgeführt,
allerdings auch keine Lesetechnik. Anscheinend dienen diese Texte zunächst dazu,
das grammatische Phänomen der Pluralbildung einzuführen, da die nächste Aufgabe
übersetzt folgende Aufgabenstellung hat: „Lies die oberen Texte genau. Achte auf die
Substantive. Kannst du erkennen, welche Veränderungen die Pluralform hat?“ Zu
den Texten selbst gibt es keine Aufgabenstellung. Strategien, die einzusetzen wären
sind die Hypothesenbildung aufgrund der Fotos und der Überschrift,
Erschließungsstrategien zum Wortschatz, sowohl einsprachige, als auch
mehrsprachige und organisierende Lesetrategien, die zusammen mit den Schülern
festgesetzt werden könnten, wie z.B. die Reduktion auf das Wesentliche durch das
Markieren von Schlüsselwörtern und schließlich eine gemeinsame Überlegung
darüber, welche strategische Leseform dafür angebracht erscheint. Auf diese Weise
erfahren die Schüler, dass sie auch ohne vorgegebene Lesetechniken, also lenkende
Aufgaben Texte verstehen können und, wie sie sich dabei helfen können. Es scheint
mir eine ausgezeichnete Gelegenheit zu sein, verständlich zu machen, wie
selbständiges Lernen funktioniert und, wie man authentische Texte des Alltags
verstehen kann. Erst auf der nächsten Seite und drei Aufgaben weiter gibt es eine
Aufgabe zu den Texten. Es handelt sich dabei um die Lesetechnik der Übertragung
52
z.B. Hobbys in Deutschland. Die Schüler erfahren demnach durch diese Aufgabe
nicht nur, wie globales Lesen funktioniert und wann es angebracht ist, sondern auch
wieder, dass ein Titel immer das Thema eines Textes verrät und dass die
Untersuchung des Titels somit immer eine wichtige Lesestrategie ist, was allerdings
wiedermal explizit vom Lehrer betont und erklärt werden muss, allerdings eventuell
zunächst nur beiläufig, da das Hauptziel dieser Texte die Bewusstmachung der
Leseformen/arten ist. Bei der zweiten Aufgabe geht es um das selektive Lesen. Auf
Griechisch wird beschrieben, dass Carmen, eine der Hauptcharaktere des Szenarios,
beim wiederholten Lesen, für sie wichtige Informationen unterstrichen hat. Somit
wird eine Lesetechnik beschrieben, die auf Informationen lenkt, welche man nun
durch selektives Lesen im Text wiederfinden soll. Es wird explizit auf griechisch
betont, dass sich die Schüler nur auf diese Informationen konzentrieren sollen, was zu
Storchs Kommentar passt: „Konzentriere dich auf die Verstehensaufgabe, die kannst
du lösen. Alles andere brauchst du nicht zu verstehen“. Zum detaillierten Lesen sollen
die Schüler herausfinden, wo die Jugendlichen in Deutschland ihre
Freizeitbeschäftigungen treiben. Hierzu sollen sie zwei Listen ausfüllen, zum einen
die Aktivität und zum anderen den Ort. Meiner Meinung nach sind auch diese
Aufgaben dazu geeignet, den Lernern den Unterschied zwischen den Lesearten
eindeutig zu verdeutlichen. Dies ist insofern sehr wichtig, damit sie sich später bei
anderen Lesetexten für die effektivste strategische Leseform entscheiden können. In
Bezug auf das Strategietraining ist es meiner Meinung nach fraglich, ob diese
Aufgabe dazu ausreicht, dass sie die Anwendung der strategischen Leseformen
beherrschen. Ich denke, dass weitere Texte und Aufgaben hierzu notwendig sind,
zumal auch im weiteren Verlauf des Lehrwerks nicht mehr explizit auf die
Anwendung der Strategie eingegangen wird. Außerdem denke ich, dass das
detaillierte Lesen für diesen Text noch zu schwierig ist. Sinn würde es machen, wenn
die Schüler die Bedeutungserschließungsstrategie durch ein Lexikon nutzen könnten,
da einige wichtige Wörter trotz der Strategien zum Wortschatz nicht erschließbar
sind, allerdings für das Lösen der Aufgabe verlangt werden.
Im Teil des Arbeitsbuches auf Seite 147 (s. Abb. 12 im Anhang) werden zwei kleine
Texte mit jeweils einer Lesetechnik in Form einer Richtig-falsch-Übung präsentiert.
Ziel der Technik ist die Verstehenskontrolle. Der eine Text informiert über Tommy
Haas und der andere über Jennifer Aniston und es gibt jeweils ein Foto von den Stars.
Es gibt keine Überschrift, sondern wieder eine kleine Einleitung auf Griechisch.
54
Wieder wird auf keine Lesestrategie aufmerksam gemacht. Während des Lesens
sollen die Schüler fehlende Possessivartikel einsetzen, was bedeutet, dass sie den Text
detailliert lesen müssen, um die Bezüge zu verstehen. Der Lehrer sollte im Plenum
erfragen, welche strategische Leseform die Schüler für geeignet halten und warum
und schließlich erklären, falls die Schüler nicht selbst darauf kommen, warum das
detaillierte Lesen das richtige ist. Durch das ständige Eingehen auf diese Strategie,
achten die Schüler meiner Meinung nach gezielter darauf, verbessern die Strategie
und verinnerlichen diese allmählich. Nach dem Lösen der Aufgaben, kann der Lehrer
fragen, ob die Schüler Erschließungsstrategien angewendet haben, sodass die Schüler
voneinander lernen und Ideen zum Strategiegebrauch bekommen.
Kapitel 5
Auf Seite 74 des Kursbuches und in Kapitel 5 ist der nächste Lesetext mit dem Titel
„Gehen wir ins Cafe?“ (s.Abb. 13 im Anhang). Der erste Teil ist eine kleine
Bildergeschichte mit Sprechblasen, bestehend aus drei Bildern. Die erste Sprechblase
ist etwas ungünstig platziert, so dass man mit der falschen Sprechblase zu lesen
beginnt und etwas durcheinander gerät. Die Bildergeschichte soll als Einleitung zum
folgenden Dialog fungieren, ist allerdings eher verwirrend, zumal es keine Aufgabe
zu diesem Teil gibt. Die Autoren des Lehrwerks wollten eventuell eine weitere
Textsorte in Form eines Comics anbieten und die jugendlichen Lerner zum Lesen
motivieren, was allerdings wegen der chaotischen Anordnung fehlschlägt. Daraufhin
folgt ein längerer Dialog, der keinen Titel hat. Im ersten Satz kommen die Wörter
Montag und Schule vor, die nichts mit Titel des gesamten Textes zu tun haben
scheinen. Erst wenn man das Lehrerhandbuch liest versteht man den Zusammenhang
der Texte, was sehr schade ist, da genau so etwas demotivierend für die Lerner ist. Zu
diesem Dialog gibt es zwei Aufgaben, wobei die erste eine Richtig-Falsch-Übung,
also eine Lesetechnik zur Steuerung des Verstehensprozesses ist und die zweite auf
ein grammatisches Phänomen abzielt. Um die Aufgabe zu lösen ist selektives Lesen
angebracht. Auch hier gibt es keinen Hinweis auf jegliche Strategie. Daher könnte der
Lehrer die Schüler tatsächlich erstmal allein versuchen lassen, die Aufgabe zu lösen.
Erst nach dem Vergleichen der Ergebnisse könnte im Plenum über Vorgehensweisen
und Strategieanwendungen diskutiert werden, sodass die Schüler ihre eigene
Progression wahrnehmen und ihnen klar wird, dass sie autonomer lernen.
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Der letzte Lesetext des Kursbuches ist auf Seite 76 (s.Abb. 14 im Anhang). Die
Anweisungen sind auf Griechisch und der Sinn ist wahrscheinlich auf die
organisatorische Lesestrategie der Textreduzierung aufmerksam zumachen, wobei
darauf nicht explizit eingegangen wird. Zunächst handelt es sich bei der Aufgabe um
eine Lesetechnik. Es sollen Informationen zu Textteilen gefunden werden. und so soll
wohl gezeigt werden, dass die wesentlichen Informationen durch Stichpunkte
zusammengefasst werden können. Der Lehrer sollte hier unbedingt darauf hinweisen,
dass eine Zusammenfassung von Informationen im Text und eine Reduktion auf das
Wesentliche eine Lesestrategie werden kann, sofern die Schüler dies bewusst tun.
Sinn würde es machen, wenn der Lehrer als Übung dazu noch einen oder zwei
ähnliche Texte verteilt und die Schüler mit den Texten arbeiten lässt, mit dem Ziel
den Inhalt auf das Wesentliche zu reduzieren. Auf diese Weise kann man die Schritte
des Strategietrainings einbehalten, nämlich, dass die Schüler erfahren, dass es diese
Strategie gibt, dass sie darauf achten, die Strategie anhand der beiden neuen Texte
verbessern und diese schließlich beherrschen.
Im Anhang des Kursbuches zu Kapitel fünf gibt es auf Seite 99 einen Lesetext mit
einer Richtig-Falsch-Aufgabe, einer Lesetechnik zur Steuerung des Verstehens
(s.Abb. 15 im Anhang). Es handelt sich dabei um ein Veranstaltungsprogramm, bzw.
um ein Ausstellungsprogramm für Berlin aus dem Internet. Der Text hat keinen Titel
und kein Bild, wird aber von einer griechischen Situationsbeschreibung eingeleitet: «
Στον Ανδρέα αρέσει η μοντέρνα και η σύγχρονη τέχνη και θέλει να πάει την Carmen
σε μια έκθεση την Τετάρτη το βράδυ γύρω στις 9.00. Ψάχνει στο Internet να βρει πού
μπορούν να πάνε.» (übersetzt: Andreas mag moderne Kunst und möchte mit Carmen
am Mittwochabend um 21.00 Uhr auf eine Ausstellung gehen. Er sucht im Internet,
wohin sie gehen können.). Auch hier wird in keinster Weise auf jegliche Strategie
hingewiesen. Zusammen mit den Schülern sollte über die strategische Leseform
entschieden werden, welche das selektive Lesen ist,, da nur nach bestimmten
Angaben gesucht werden muss. Die Schüler sollten außerdem mit dem Lexikon
arbeiten, da viele Wörter durch Strategien nicht erschließbar sind. Allerdings sollte
der Lehrer betonen, dass man nur die wichtigen Wörter, also die der Aufgabe
nachschlagen sollte, da durch die Lesetechnik klar ist, dass die anderen Wörter
unwesentlich sind. Der Lehrer kann auch auf die Strategie der Hypothesenbildung
aufgrund des Vorwissen über die Textsorte eingehen. Da es sich um einen
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authentischen Text handelt, wie aus dem Quellennachweis hervorgeht, könnte der
Lehrer als erstes im Plenum fragen, was für Informationen wohl in diesem Text zu
finden sind. So kann er auch auf kontextuelle Erschließungsstrategien zum
Wortschatz eingehen und diese an Beispielen erklären. Durch die Strategie des
Nutzens des Vorwissens erwarten die Schülern bestimmte Informationen zum Text
und die strukturmarkierenden Hinweise z.B. der Fettdruck helfen einzuschätzen
Informationen zu finden sind. Dies sollte vom Lehrer unbedingt betont und den
Schülern bewusst gemacht werden, zumal ihnen diese Textsorte zum ersten Mal auf
Deutsch begegnet.
Der nächste Lesetext ist auf Seite 101(s.Abb. 16 im Anhang) . Der Titel des Textes
ist „Mein Schultag“ und es handelt sich dabei um ein Interview. Zu dem Text gibt es
ein Quiz, dass im Grunde genommen eine Multiple-choice-Aufgabe, also eine
Lesetechnik ist. Es scheint sich nicht um einen authentischen Text zu handeln, denn
es macht nicht viel Sinn bei einem Interview ein Richtig-falsch-Quiz in der
Muttersprache zu präsentieren. Wieder gibt es eine Einleitung auf Griechisch, in der
vorab auf das Quiz hingewiesen wird und wieder wird auf keine Strategie
eingegangen. Als ersten Schritt sollte der Lehrer auf die Lesestrategie der
Hypothesenbildung aufgrund des Titels eingehen. Danach sollten die Fragen des Quiz
zusammen gelesen werden und auf Erschließungsstrategien zum Wortschatz
eingegangen werden. Im Plenum sollte schließlich auch die strategische Leseform
gefunden werden, bevor die Schüler die Aufgaben lösen.
Der Lesetext auf Seite 175 im Arbeitsbuch besteht aus drei kleinen Texten (s.Abb. 17
im Anhang), die jeweils von einem Bild begleitet werden. Abgebildet werden die
Köpfe von drei Kindern. Der Text hat keine Überschrift, wird allerdings
folgendermaßen auf griechisch eingeleitet: « Η Carmen διαβάζει στη σχολική
εφημερίδα συνεντεύξεις με τους συμμαθητές της Μαρία-Χριστίνε. Συμπληρώνοντας
τον πίνακα κάτω θα δεις τι κατάλαβε η Carmen διαβάζοντας τα άρθρα.» (übersetzt:
Carmen liest in der Schülerzeitung Interviews von Maria- Christines Mitschülern.
Wenn du die unten stehende Tabelle ausfüllst, wirst du sehen, was Carmen
verstanden hat.) Es handelt sich beider Übung zunächst um die Lesetechnik des
Übertragens von Textinformationen in ein Raster und dient der Verstehenssteuerung.
Der Lehrer sollte hier trotzdem auf die organisierende Lesestrategie der
Zusammenfassung von Informationen eingehen. Auch hier wird nicht auf Strategien
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hingewiesen, wie z.B. dass man durch Stichpunkte den Text auf das Wesentliche
reduzieren kann. Der Lehrer sollte auch hier zusammen mit der Gruppe überlegen,
welche strategische Leseform angebracht ist und Erschließungssstrategien sowohl auf
Wortebene durch Aufteilung von Komposita, als auch auf Satzebene durch Beachtung
der Textkonnektoren betonen.
Das Lehrwerk „Deutsch- ein Hit! 1 (Band A)“ hat eine übersichtliche Aufteilung in 5
Kapitel mit Anhang sowohl zum Kursbuch, als auch zum Arbeitsbuch. Auf jeder Seite
steht am oberen Rand, welches das Thema des Kapitels ist. Sowohl im Kursbuch, als
auch im Arbeitsbuch zeigen die Symbolmäuse an, zu welchem Zweck die jeweilige
Aufgabe dient, was im Grunde genommen sehr positiv ist, da man z.B. auf diese
Weise sehr schnell Lesetexte oder Hörtexte erkennen kann, falls man nicht immer
linear, wie das Buch gestaltet ist, vorgehen möchte. In den Anhängen und dem
Arbeitsbuch jedoch wurden die Mäuse oft nicht hinzugefügt. Sicherlich ist das
Evaluationsangebot, also die Möglichkeit sein Wissen zu testen, indem man den
Abschlusstest nach jedem Kapitel macht, von Vorteil und hilft den Schülern sich und
ihr Lernen selbst zu überprüfen, was motivierend ist und das autonome Lernen fördert
und außerdem eine wichtige Rolle beim Strategietraining spielt. Sinn würde es auch
machen, wenn es einen Lösungsschlüssel zu allen Aufgaben im Lehrwerk geben
würde, so dass die Lernenden sich nicht nur im Abschlusstest selbst testen können,
sondern auch in den anderen Übungen. Die Anweisungen auf Griechisch sind etwas
gewöhnungsbedürftig, aber nicht unbedingt negativ zu bewerten, besonders, weil es
sich bei den Lernenden um Anfänger handelt. Was die Authentizität der Texte
betrifft, würde ich sagen, dass die Auswahl eher enttäuschend ist. Die Texte scheinen
speziell für das Buch geschrieben zu sein, was für das Szenario logisch ist, allerdings
gilt dies auch für die anderen Texte, sei es aufgrund der Wortwahl oder aufgrund des
Layouts. Zwar werden die meisten Texte von einem Bild begleitet, allerdings wird auf
diese visuelle Hilfe nicht eingegangen. Besonders negativ bewerte ich auch die
Tatsache, dass die meisten Texte keine Überschrift haben. Obwohl die
Strategieanwendung im Lehrerhandbuch betont wird, wird nur sehr mäßig auf
Strategien hingewiesen. Um genau zu sein wird bei 14 Lesetexten nur zweimal auf
Lesestrategien eingegangen. Diese sind die mehrsprachige Erschließungsstrategie
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Was die Phasen des Unterrichts bei Textarbeit betrifft, scheint das Lesen der
griechischen Situationsbeschreibung die Hinführungsphase zu sein. Daraufhin kommt
der Text, also die Präsentationsphase mit den textgebundenen Übungen und
schließlich die Anschluss-, bzw. Anwendungsphase, mit Übungen zur freien
Sprachanwendung. Diese letzte Phase kommt allerdings meines Erachtens im
Lehrwerk viel zu kurz. Nur bei den beiden Texten auf den Seiten 74 (s. Abb. 14 im
Anhang) und 140 (s.Abb. 8 im Anhang) gibt es weiterführende Übungen zur freien
Sprachintegration und –anwendung.
Das allgemeine Fazit ist meiner Meinung nach, dass im Lehrwerk, zumindest was die
Textarbeit betrifft, viele wesentliche Faktoren, wie die Phasenarbeit, die
Lesestrategievermittlung, das Strategietraining oder die Authentizität der Texte nicht
ausreichend beachtet wurden.
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Natürlich darf man nicht vergessen, dass es das perfekte Lehrwerk nicht gibt, was
schon im theoretischen Teil dieser Arbeit beschrieben wurde. Daher hat die
Lehrperson sowieso immer die Verantwortung bezüglich des Unterrichts, des
Materials, der Vorgehensweise und somit auch der Vermittlung von Strategien zur
Förderung Autonomisierung der Lernenden.
9. Schlusswort
Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu zeigen, ob das Lehrwerk „Deutsch- ein Hit! 1
(Band A) Lesestrategien vermittelt, die den Schülern dabei helfen, Texte der fremden
Sprache besser zu verstehen. Hierzu wurde zunächst der Leseprozess neurobiologisch
erklärt, auf das Lesen als kommunikatives Handeln eingegangen und beschrieben, wie
Lesen kognitiv funktioniert. Es wurden die Faktoren beschrieben, die beim Lesen eine
Rolle spielen und aufgeführt inwiefern das Lesen eines fremdsprachigen Textes sich
von einem Text in der Muttersprache unterscheidet. Es wurden Lesestile beschrieben
und erklärt, warum die Authentizität eines Textes eine wichtige Rolle für die
Motivation des Lerners spielt.
Im weiteren Verlauf wurde auf Strategien eingegangen, wobei zunächst allgemein
Lernstrategien thematisiert wurden und schließlich Sprachgebrauchsstrategien,
Lesestrategien und Lesetechniken aufgelistet wurden. Für die Vermittlung der
Lesestrategien wurde das Strategietraining vorgestellt.
Im praktischen Teil der Arbeit wurde das Lehrwerk „Deutsch- ein Hit! 1 (Band A)
beschrieben und anhand der Lesetexte des Lehrwerks wurde analysiert, welche
Lesestrategien von den Schülern angewendet werden können. Als Ergebnis lässt sich
sagen, dass eindeutig zu wenig auf Strategien zur Förderung der Lesefertigkeit im
DaF-Unterricht mit diesem Lehrwerk vermittelt werden, während Lesetechniken in
befriedigendem Maß eingesetzt wurden. Schließlich wurde Verbesserungsvorschläge
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gemacht, die den DaF-Lehrern an den öffenlichen Schulen als Hilfe für einen
effizienteren Deutschunterricht dienen können.
10. Literaturverzeichnis
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und Verstehen. In: : Henrici, Gert und Claudia Riemer (Hrsg.): Einführung in die
Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen (Bd.1).
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(Hrsg.): Einführung in die Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit
Videobeispielen (Bd.1). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 83 - 127.
Solmecke, Gert (1993): Texte hören, lesen und verstehen. Eine Einführung in die
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Fremdsprache . Berlin: Langenscheidt Verlag.
Steffen, Jan (2008): Planen, Vorbereiten und Erteilen von DaZ-Unterricht. FB für
DaZ-Kurse. In: Kaufmann, Susan; Zehnder, Erich; Vanderheiden, Elisabeth; Frank,
Winfried (Hrsg.): Fortbildung für Kursleitende Deutsch als Zweitsprache. Band 3
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Stöckl, Hartmut (2004): Die Sprache im Bild- Das Bild in der Sprache. Berin:
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Wittmann, Marc / Pöppel, Ernst (1999): Neurobiologie des Lesens. In: Franzmann,
Bodo/ Hasemann, Klaus/ Löffler, Dietrich/ Schön, Erich (Hrsg.): Handbuch Lesen.
München, K.G. Saur Verlag, 224-236.
Ενιαίο πρόγραµµα σπουδών για τις ξένες γλώσσες (Υπουργείο Παιδείας, ∆ια Βίου
Μάθησης και Θρησκευµάτων, Παιδαγωγικό Ινστιτούτο 2011, (επιστ. υπεύθυνος Β.
∆ενδρινού, επιστ. επιµέλεια Ευδ. Καραβά) Online: http://rcel.enl.uoa.gr/
xenesglosses/guide.htm (Stand 17.07.2018).
Lernmaterial
Stai, D.,Kapoti, Ch., Spyropoulou, P., Pasisi, A. (2006): Deutsch- ein Hit! 1. Athen:
Technologisches Institut Diofantos.
Stai, D.,Kapoti, Ch., Spyropoulou, P., Pasisi, A. (2006): Deutsch- ein Hit! 1, Βιβλίο
Εκπαιδευτικού. Athen: Technologisches Institut Diofantos.
Anhang
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Abb.1
66
Abb.2
Abb.3
67
Abb.4
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69
Abb.5
70
Abb.6
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Abb. 7
Abb.8
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73
Abb.9
Abb.10
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Abb. 11
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Abb. 12
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Abb. 13
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Abb. 14
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Abb. 15
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Abb. 16
Abb. 17
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