Landesbetrieb Landwirtschaft
Hessen
Schadschwellen Erfahrung aus der Praxis
Bei der Bewertung von Bienenprobe wird aus dem Sowohl Beobachtungen von schwärmenden Völkern
Probengewicht und der Anzahl der enthaltenen als auch Versuche mit verschiedenen Behand-
Milben die Milbenanzahl/10 g Bienen errechnet. Da lungsmethoden zeigen, dass die zeitweilige Unter- Naturnahe
100 Bienen etwa 10 g wiegen können diese Werte als brechung der Brutaufzucht eine entscheidende Rolle
prozentualer Befall interpretiert werden. Somit weist für die Varroa-Befallsentwicklung spielt. Varroabehandlung
eine 50 g schwere Bienenprobe mit 10 Milben einen
Befall von 2 Milben/10 g Bienen bzw. 2 % auf. In der nebenstehenden Abbildung wird der Anstieg Grundlagen biotechnischer
der Milbenzahl in einem nicht geschwärmten, unbe-
Methode Juni- Aug. - Okt. - handelten Volk gut ersichtlich. Die steigende Zahl der
Behandlungsmethoden
Juli Sept. Nov. Milben bei gleichzeitig abnehmender Bruttätigkeit
der Bienen sorgt dafür, dass die verbleibende Brut im
Biotechnische Behandlung
Was heißt naturnah? Was sind biotechnische Methoden? Konzept einer naturnahen Varroabehandlung Auswahl von Brutpause-Verfahren
Bienenvölker verfügen über vielfältige Schutz- Biotechnische Methoden sind gezielte imkerliche Je mehr der genannten biotechnischen Maß- Die am besten geeignete Brutpausen-Methode
mechanismen, um sich ohne menschliches Zutun Eingriffe, die die Biologie der Erreger oder die Abwehr nahmen eingesetzt werden, umso geringer sind richtet sich nach den Zielen und der Erfahrung des
gegen Krankheiten und Parasiten zur Wehr zu setzen. mechanismen der Bienen aufgreifen, um das natürliche die Völkerverluste und die Abhängigkeit von Imkers. Zu jeder im nachfolgenden Auswahlschema
Dazu zählen unter anderem: Wechselspiel zugunsten der Bienengesundheit zu be- Medikamenten. Die größte Bedeutung kommt dabei genannten Verfahrensweise ist ein eigener, detaillier-
einflussen. Dazu zählen im Falle der Varroose: einer Brutpause im Sommer, analog dem natürli- ter Flyer verfügbar.
Die räumliche Trennung der Nester. chen Schwarmverhalten zu. Inzwischen sind hier-
Verbreitung resistenter Bienen (z. B. VSH- zu verschiedene Methoden entwickelt, die je nach Sollen Völker ja Komplette Brutentnahme
Eine kompakte Nestanlage. Selektion). Betriebssituation gezielt eingesetzt werden kön- vermehrt werden? mit Sammelbrutablegern
nen. Richtig terminiert, können sie sogar zu einer
Die Brutpause, Trennung der Völker und Regelmäßiges Entfernen befallener Drohnenbrut. Steigerung der Honigernte führen. Alle Methoden nein
Bauerneuerung im Zuge des Schwärmens. ermöglichen zudem eine einfache und vollständige
Begrenzung der Bruttätigkeit und saisonale Bauerneuerung. eher
nein Komplette Brutentnahme
Ein breites Spektrum spezifischer Hygiene Brutpausen. Kann die Königin mit Einschmelzen
gefunden werden?
verhaltensweisen. Durch die frühzeitige Befallssenkung im Sommer kön- der Waben
Einsatz von Fangwaben in brutfreien Phasen. nen die Winterbienen gesund aufwachsen und ja
Die moderne Imkerei setzt einige dieser Schutz- Winterverluste vermieden werden. Sofern die biotech-
strategien außer Kraft und ist dadurch zunehmend auf nischen Maßnahmen effizient durchgeführt wurden
den Einsatz von Medikamenten angewiesen. Eine na- und der externe Milbendruck gering ist, kann in der Soll auf Medikamente ja
Bannwabenverfahren
turnahe Behandlung setzt hingegen auf eine Stärkung Regel ganz auf den Einsatz von Medikamenten im verzichtet werden?
natürlicher Abwehrmechanismen und nutzt dabei ganz Herbst und Winter verzichtet werden. Hierzu muss man
gezielt bestimmte biotechnische Eingriffe, um den sich allerdings durch Befallskontrollen zwischen
Krankheits- und Parasitendruck abzusenken. Einige August und Oktober vergewissern, dass der Befall un- nein Brutunterbrechung durch
grundlegende Empfehlungen sind daher: terhalb bestimmter Grenzwerte liegt (s. Tab. S. 6). Käfigen
Durch Varroabefall und das Deformed-Wing-Virus stark geschädigte Arbeiterin. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ — beim Schwärmen teilen sich nicht nur Brut und Bannwabe.
Bienen, sondern auch die Milbenpopulation.