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) · Allgemeine BWL
Jürgen R. Tiedtke (Hrsg.)
Allgemeine BWL
Betriebswirtschaftliches Wissen für
kaufmännische Berufe – Schritt für Schritt
Erarbeitet von
Birga Döring, Tim Döring, Wilfried Giesler,
Wolfgang Harmgardt, Regina Kühn, Axel W. Lange,
Kai Michaelsen, Jürgen R. Tiedtke
1. Auflage 1998
2., überarbeitete Auflage Januar 2007
Alle Rechte vorbehalten
© Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007
Lektorat: Dr. Riccardo Mosena
Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media.
www.gabler.de
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vevielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk
berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im
Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
von jedermann benutzt werden dürften.
Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany
ISBN 978-3-409-29740-0
V
Vorwort
Wir hoffen, dass Sie Freude am Buch und an der Erarbeitung der Inhalte haben und Ihr Interesse für alle
wirtschaftlichen Fragen geweckt und verstärkt wird.
Die Autoren
VI
Inhaltsverzeichnis
3.2 Die Vorschriften über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften ..258
3.3 Die Vorschriften über Verbraucherdarlehensverträge .......................................................260
4. Der Kaufvertrag ......................................................................................................................262
4.1 Inhalt des Kaufvertrages.....................................................................................................262
4.2 Pflichten der Kaufvertragsparteien.....................................................................................265
4.3 Übereignung .......................................................................................................................266
4.4 Veräußerung unter Eigentumsvorbehalt.............................................................................267
4.5 Pflichtverletzungen beim Kaufvertrag ...............................................................................269
4.6 Besondere Kaufvertragsarten .............................................................................................274
Stichwortverzeichnis .........................................................................................................................551
XIII
Besondere Kennzeichen:
• preisgünstig durch kundenfreundliche Kalkulation
• sicher durch Seitenverstrebungen und Airbag
• diebstahlgeschützt durch Sicherheits-Code-Verschluss
• kurvenstabil durch das elektronische Kurvamatik-System
• laufruhig
• frisch und lebendig durch Design und Farbe.
Seit zwei Jahren basteln unsere Ingenieure an einem Geländewagen (Funny) herum. Jetzt kann das Modell
in Serie gehen. Dafür ist das Werk in Halle vorgesehen, das bislang den Single produziert.
Die Planung für das Projekt Elektro-Auto sind weit vorangeschritten. Auch für den Roadster „Joy" sind
bereits die Weichen gestellt. Jedoch ist die Planung erst in der Anfangsphase. Lean Production (schlanke
Produktion) bei gleichzeitiger Teamarbeit in der Herstellung ist für uns kein Fremdwort mehr. System-
statt Komponentenanbieter und der Einbau der Teile – z. B. der Elektrizität –, der von ihnen übernommen
wird, garantieren höchste Qualität. Wir selbst liefern Chassis, Motor, Getriebe, Bleche und anderes
(Abb. 2).
XV
Immaterielle Vermögensgegenstände 18
Sachanlagen 328
Finanzanlagen 96
Anlagevermögen 442
Vorräte 166
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 275
Übrige Forderungen und sonstiges Vermögen 28
Wertpapiere 152
Flüssige Mittel 47
Umlaufvermögen 668
Rechnungsabgrenzungsposten 10
1.120
Passiva
Gezeichnetes Kapital 90
Kapitalrücklage 82
Gewinnrücklagen 260
Jahresüberschuss 24
Eigenkapital 456
Pensionsrückstellungen 224
Übrige Rückstellungen 210
Rückstellungen 434
1.120
XVI
180
Umsatz
160 Personalaufwand
140
Automobilproduktion
Mitarbeiter
120
100
4. Personal
Ende 2005 arbeiteten in den Werken und Verwaltungen 18.800 Mitarbeiter. 400 weniger als ein Jahr zu-
vor. Mit weiteren 700 Mitarbeitern wurden Vereinbarungen über einen vorgezogenen Ruhestand geschlos-
sen, soweit es gesetzlich möglich ist.
Für die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter sowie für das technische Training und die Ver-
kaufsschulung von Mitarbeitern hat das Unternehmen hohe Geldsummen eingesetzt. Der Standard der
Mitarbeiter ist hoch. Förderprogramme für den Nachwuchs geben jungen Menschen Orientierungshilfe für
den künftigen Berufsweg.
Eine eigene Betriebskrankenkasse schafft für Mitarbeiter günstige Tarife.
5. Verkauf
Der Verkauf wurde zu sogenannten Gewinnzentren umorganisiert. Jedes Produkt bildet im Unternehmen
eine eigene Sparte mit eigener Ergebnisverantwortung. So hatten es die Händler immer gleichzeitig mit
mehreren Kundenberatern und Verkäufern zu tun. Auch wurde Spartenwerbung mit eigener Strategie be-
trieben, was zur Konkurrenz im eigenen Unternehmen führt und eine höhere Effizienz mit sich bringt.
6. Altfahrzeuge
Außer Betrieb genommene Fahrzeuge mit der DMW-Marke werden von selbstständigen Verwerterbetrie-
ben zerlegt. Die Bestandteile werden zum großen Teil aufbereitet und stofflich verwertet. Und das alles im
Auftrag von DMW.
Kapitel 1
Rechtsverhältnisse Dienstleistungen
Wirtschaftliche
Güter
Konsumgüter Produktionsgüter
(produktive)
(produktive)
Verbrauchsgüter Gebrauchsgüter Gebrauchsgüter =
Verbrauchsgüter
Investitionsgüter
Abb. 3: Güterarten
Aufgabe
5. Sie haben in Abb. 3 die Güterarten vor
sich.
a) Wieso spricht man von wirtschaftli-
chen Gütern?
b) Kennen Sie nicht-wirtschaftliche Gü-
ter? Nennen Sie diese!
c) Sehen Sie sich bitte Abb. 4 genau an.
Da ist von Gütern unterschiedlicher
Ordnung die Rede, da ist der Begriff
„Kombination“ ausgewiesen, und da
sind die Elementarfaktoren darge-
stellt.
ca) Wieso nennt man die Güter,
die ein Betrieb für andere Be-
triebe herstellt, Güter „höhe-
rer Ordnung“?
cb) Welche Aufgaben haben Gü-
ter „niederer Ordnung“ und
welche Güter „höherer Ord-
nung“ zu erfüllen?
cc) Können Sie die Abb. 4 inter-
pretieren? Versuchen Sie es
bitte! Vielleicht lässt sich sogar
Abb. 4: Zusammenhang von Produktion eine Art Kreislauf heraus-
und Konsumtion lesen.
6 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
Zusammenfassung
Haushalte sind Stätten des Konsums, Betriebe Stätten der Produktion. Hier werden Güter
und Leistungen erzeugt, die einerseits den Haushalten dazu dienen, ihr Leben abzusichern
und zu gestalten, und andererseits erlauben sie den Betrieben, auf der Grundlage der Ele-
mentarfaktoren – Arbeitskräfte, Betriebsmittel, Werkstoffe und Informationen – neue Gü-
ter herzustellen, die sowohl an die Betriebe als auch an die Haushalte veräußert werden.
Sachleistungsbetriebe
Betriebe
(Produktionswirtschaft)
Dienstleistungsbetriebe
Abb. 5 a Betriebsarten
Wird die Anzahl der Produkte, die hergestellt Auch Porsche ist wegen der Exklusivität
werden, in den Vordergrund gerückt, dann seiner Sportwagen ein Großbetrieb (hoher
führt das zu Umsatz), von der Menge der fabrizierten
• Betrieben mit Massenfertigung Wagen dagegen ein Mittelbetrieb.
Die DMW AG ist zugleich Serienhersteller,
• Betrieben mit Sortenfertigung
die obengenannten Autofirmen, außer Por-
• Betrieben mit Chargenfertigung sche, produzieren in Massen.
• Betrieben mit Partieleistungen
• Betrieben mit Serienfertigung Aufgaben
• Betrieben mit Einzelfertigung. 6. Versuchen Sie herauszufinden, was unter
Während es Klein-, Mittel- und Großbetriebe einem Gewerbebetrieb zu verstehen ist!
sowohl bei Dienstleistungsbetrieben als auch Ziehen Sie hierzu ein Wirtschaftslexikon
bei Sachleistungsbetrieben gibt, gehören die zu Rate!
Betriebe, die Produkte herstellen, einzig und 7. Einzel-, Serien- und Massenfertigung
allein zu den Sachleistungsbetrieben. Auch sind bekannte Begriffe.
hier sind Kleinbetriebe (z.B. Klempnereien,
a) Erläutern Sie diese!
Dachdeckereien, Tischlereien etc.) ebenso
anzutreffen wie Mittelbetriebe (örtliche Brau- b) Machen Sie sich über Sorten-, Partie-
ereien) und Großbetriebe. und Chargenfertigung kundig!
Viele Betriebe sind miteinander verbunden. c) Warum hat die Massenfertigung im
Von einigen wissen wir, dass sie mehr als Laufe der Zeit ständig zugenommen
hundert Lieferanten haben, von den vielen und andere Fertigungen ersetzt?
Kunden ganz zu schweigen. Dann unterhalten
sie meist Konten bei verschiedenen Geldinsti-
tuten und sind bei einigen Versicherungsge- Auch die DMW AG unterhält vielfache Ge-
sellschaften gegen alle möglichen Risiken schäftsbeziehungen zu ihren Lieferanten und
(Feuer, Diebstahl, Brand, Unfall, Haftpflicht Abnehmern. Dabei spielen in- und ausländi-
etc.) versichert. sche Kontakte eine gleichgroße Rolle.
Abb. 6 a: Wirtschaftsbereiche
1. Grundlagen der Leistungserstellung 9
Zusammenfassung
Die vielen Unterscheidungsmerkmale der Betriebe erschweren eine eindeutige Systematik.
Wichtig ist, dass einerseits nach Dienstleistungs- und Sachleistungsbetrieben unterteilt
wird und andererseits nach Betrieben, die den einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren zuge-
rechnet werden. Primärsektor ist die Urproduktion, Sekundärsektor die Weiterverarbei-
tung, der Tertiärsektor umfasst Dienstleistungen.
1.3 Industriebetriebe
Industrie Handwerk
Kapazität meist groß; Herstellung in Serien und meist begrenzt; Einzelprodukte
Massen
Käuferkreis anonym Individualnachfrage
Anlagen- hohes Anlagevermögen; Fertigungsma- relativ geringes Anlagevermögen;
struktur schinen Maschinen als Hilfsmittel
Arbeitskräfte unterschiedliche Quantitäten, bei auto- meist relativ wenig Arbeitskräfte (AK). Lehr-
Quantität und matischer Fertigung wenig Arbeitskräf- zeit (beruflich gut und lange ausgebildet)
Qualität te (AK), bei Fließbandfertigung sehr
viele AK beschäftigt, meist oben Tech-
niker, unten angelernte Kräfte
Produktions- verschiedene; Werkstattfertigung; weniger arbeitsgeteilt
verfahren sehr starke Arbeitsteilung
Art der Auf- hohe Aufwendungen für Instandhaltung geringe Abnutzungsaufwendungen, aber hohe
wendungen der Maschinen, hohe Abnutzungsauf- Personalausgaben, weil geschulte AK
wendungen
Erzeugnis- Einproduktunternehmen, Mehrprodukt- mehrere Produkte, Individualfertigung, Son-
programm unternehmen (verwandte Produkte, derwünsche
Baukastensystem)
Abb. 12: Wesentliche Merkmale zur Unterscheidung von Industrie und Handwerk
Wird für den anonymen Markt produziert – So legt sich eine Organisation wie ein Netz
also bei Massenerzeugnissen und Serienpro- über das gesamte Unternehmen, verbindet
dukten –, dann werden sie bis zum Verkauf Abteilungen miteinander und schafft Bezie-
gelagert (Nachlagerung). Schließlich gelan- hungen zu den Arbeitsplätzen mit Regeln, die
gen sie zu den Kunden. Oft über Groß- und für alle verbindlich sind. Nach außen tritt die
Einzelhändler, oft direkt. Mit diesen Aussa- Organisation als Firma mit einem Namen in
gen sind die für die Produktion notwendigen Erscheinung.
Faktoren – in der Betriebswirtschaftslehre als
Elementarfaktoren bezeichnet (menschliche
Arbeitsleistungen, Betriebsmittel und Werk-
stoffe) – noch nicht ganz vollständig aufge-
zählt. Es fehlt als weitere Größe ein Informa-
tionssystem, das sich durch alle Abteilungen,
zu allen Arbeitsplätzen, einschließlich denen
der Leitung, zieht. Wie ein Büro im einzelnen
ausgestattet ist, mit welchen Geräten gearbei-
tet wird, welche Formulare wann und wo
eingesetzt werden, wie Nachrichten weiterge-
leitet und Anweisungen erteilt werden, ist in
diesem Zusammenhang nicht wichtig. Wich-
tig aber ist, dass alle Faktoren aufeinander
abgestimmt sein müssen (Kombination), damit
der Prozess reibungslos abläuft. Kein Betrieb
kann es sich nämlich leisten, dass bei Ausfall
einer Maschinenanlage das ganze Unterneh-
men stillgelegt wird. Ersatzanlagen stehen Abb. 16: Die Kombination der Betriebs-
daher meist bereit. Für viele Eventualfälle elemente mit Abteilungsver-
werden vorher Konzepte ausgearbeitet, die je knüpfung am Beispiel der
nach Art des Geschehnisses realisiert werden. DMW AG
Dass es allerdings immer wieder zu Pannen und
Fehlentscheidungen kommt, liegt daran, dass
die verantwortlichen Planer nicht alle Einflüs-
se und Möglichkeiten voraussehen können. Aufgaben
1.4.1.1 Organisation in der 18. Sehen Sie sich bitte noch einmal Abb. 16
Prozesskette an! Was besagen die Pfeile, die sich
Die hier erwähnte Kombination der Elemen- durch die Einzelsektoren ziehen?
tarfaktoren läuft natürlich nicht von selbst und 19. Man nennt den Betriebsprozess auch
ohne Zwischenfälle ab. Wertbildungsprozess. Versuchen Sie zu
erläutern, was man sich hierunter vorstel-
len könnte!
1. Grundlagen der Leistungserstellung 19
Die Organisation setzt das um, was die Lei- Zur Produktqualität
tung und die entsprechenden Mitarbeiter
Mehr denn je scheint in der Gesellschaft Qua-
geplant haben. Damit jeder einzelne seine ihm
lität der Produkte gefragt zu sein. Ein moder-
zugewiesenen Aufgaben auch erfüllt, damit
nes Qualitätsprodukt hat es leichter, am Markt
die Reihenfolge der Abläufe eingehalten wird.
platziert zu werden; es ist haltbarer, reparatur-
Mehr noch. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
unanfälliger und erzielt höhere Wiederver-
der Organisationsabteilungen suchen ständig
kaufswerte. Da lassen sich die Betriebe die
nach Verbesserungen. Für Belegschaft und
Qualitätskontrolle im eigenen Hause schon
einzelne Mitarbeiter werden Arbeitsplatzbe-
etwas kosten.
schreibungen, Explosionszeichnungen der
Erzeugnisse, Stücklisten für die Teile, Lauf-
karten, Arbeitszeitregelungen, Betriebsver-
einbarungen, Teamordnungen u.a. entwickelt,
die den reibungslosen und möglichst schnel-
len Prozess unterstützen, weil sie ihn durch-
sichtig machen.
Zusammenfassung
Das Betriebsgeschehen ist ein sich ständig erneuernder Prozess. In ihm werden die Elemen-
tarfaktoren „menschliche Arbeitskräfte“ (Belegschaft und Leitung), Betriebsmittel, Werk-
stoffe und Informationen auf der Basis von Leitungsentscheidungen kombiniert. Er bringt
Güter und Dienstleistungen nach bestimmten Regeln hervor. Je kürzer die Durchlaufzeit ist,
desto produktiver ist ein Unternehmen. Die fertiggestellten Erzeugnisse wandern meist in
die Nachlagerung, von dort über den Verkauf zum Kunden. Die Prozesskette ist ein Wert-
bildungsprozess, weil aus den Werkstoffen neue Produkte entstanden sind.
20 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
1.4.2 Der Geldprozess Der Q1 Award von Ford. „Es ist ein Geschäftsgrundsatz
von Ford, Geschäftsbeziehungen nur mit solchen Liefe-
Dem „Strom“ aus Gütern und Leistungen von ranten zu unterhalten, die ständig danach streben, ihre
Qualität zu verbessern und ihre Produktivität zu stei-
der Beschaffung zum Absatz – ein Halbkreis- gern.“ Mit diesem Satz leitet das Corporate Quality
lauf also – wird der Geldstrom gegenüberge- Office der Ford Motor Company seinen „Leitfaden Q1 –
stellt. Er verläuft genau entgegengesetzt. Das Qualitätsauszeichnung für Kaufteillieferanten“ ein. Der
Geld wird beim Absatz vereinnahmt, wenn Leitfaden erläutert die weltweit gültigen Auswahlkrite-
rien und Prüfstandards (Q 101a und Q 101b), nach denen
Kunden die Rechnungen begleichen. Und es Lieferanten des Automobilherstellers als „bevorzugt“,
wird der Kasse (Kassenhaltung) zugeführt, „geeignet“ oder „ungeeignet“ eingestuft werden.
von wo aus die nachrückenden Werkstoffe Lieferanten, die als „bevorzugt“ beurteilt werden und die
bezahlt werden können. Auch die übrigen Q1-Auszeichnung (Q1 Preferred Quality Award) erhalten
wollen, müssen eine Reihe von Mindestanforderungen
Faktoren werden entgolten. Die Arbeitnehmer erfüllen, beispielsweise
erhalten meist am Monatsende ihr Gehalt, • bei der „Systemüberprüfung“ (vom Einkauf über die
Miete dagegen wird im voraus fällig. Produktion bis zum Kundenservice) in 20 Kategorien
wenigstens 160 von 200 möglichen Punkten erreichen
Wie auch immer: Das Geld wird für betriebli- • dieses Niveau vor der Auszeichnung ein halbes Jahr
che Zwecke eingesetzt. Hier dient es zur Auf- lang dauerhaft und ohne jede Beanstandung beibehal-
rechterhaltung der Prozesskette und stammt ten haben
von den Kunden. Bei Gründung müssen es • ein hohes „Qualitätsbewusstsein der Führungskräfte“
nachweisen.
die Eigentümer und Kreditgeber aufbringen,
um den Prozess überhaupt in Gang zu setzen. Abb. 18: Qualitätsstandards (Quelle:
manager magazin)
Wertbildungsprozess
istungss
rle
te
tro
Gü
Güter und
Geld
Leistungen
Geld Güter
Ge
Wertverteilungsprozess ldstrom
Abb. 19: Die entgegengesetzten Halbkreisläufe, der Güter- und Leistungsstrom im Wert-
bildungsprozess und der Geldstrom im Wertverteilungsprozess
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher Betriebe 21
Fließt mehr Geld in das Unternehmen zurück Die DMW AG erzielt ihre Einnahmen durch
als Ausgaben anfallen werden, dann können den Verkauf ihrer drei Autotypen „Single“,
neue Pläne geschmiedet werden. So kann man „Shopper“, „Sporty“. Von den Einnahmen
z.B. neue Maschinen kaufen, die entweder die (Umsatz 900 Mio. EUR) müssen 9.400 Mit-
Kapazität erhöhen oder die die Fertigung arbeiter bezahlt werden. Die Ausgaben für
modernisieren. Beides zum Vorteil für den Werkstoffe, Energie und Investitionsgüter
Betrieb. Dass sich mit der Durchführung der waren im vergangenen Jahr beträchtlich. Sie
Entscheidung die Kombination ändert, wird werden sicher auch das nächste Jahr belasten.
deutlich.
Kaufleute und Betriebswirte sprechen – wenn Aufgaben
sie vom Geldprozess im Betrieb reden – vom
Wertverteilungsprozess, weil das eingehende 20. In der Presse ist folgendes bekannt gewor-
Geld sozusagen auf die Betriebselemente auf- den: „Mittlerweile laufen die Opelrückrufe
geteilt oder auf sie verteilt wird. Soundso viel 3 und 4. Erst war es der Tankstutzen, dann
bekommen die Mitarbeiter und die Leitung, so der Airbag links, jetzt der Benzinschlauch
und so viel muss für neue Werkstoffe aufge- im Motor.“ (Quelle: Auto Bild).
wandt werden, so und so viel kosten Werkzeu- Welche Folgen wird das für den großen
ge und Vorrichtungen, Maschinen und Fahr- deutschen Autohersteller – jedenfalls
zeuge, so und so viel ist für Reparaturen fällig, kurzfristig – haben?
so und so viel verschlingt die Miete etc.
21. Prüfen Sie, wie viel Bargeld laut Bilanz
Für alles wird Geld beansprucht. Es verlässt der DMW AG zur Verfügung stand! Fin-
den Betrieb. Damit ist der Kreislauf dann den Sie in der Bilanz weitere Positionen,
geschlossen. die dem Unternehmen zu Bargeld verhel-
fen, damit es seine künftigen Ausgaben
decken kann!
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher
Betriebe
Sie stellen den größten Teil aller Betriebe in Eine nähere Beschäftigung mit diesen Zahlen
unserer sozialen Marktwirtschaft. Daneben erfolgt im Kapitel Finanzierung – und hier
gibt es solche, die einzig und allein auf Be- besonders im Rahmen der Selbstfinanzierung
darfsdeckung aus sind, und solche, die für – und soll daher nicht weiter verfolgt werden.
sich und ihre Mitglieder Vorteile erwirtschaf-
ten wollen. Düsseldorf - Die Adam Opel AG ist 2003 noch tiefer in
Der Gewinn gilt als Antriebsmotor unserer die roten Zahlen gefahren. Das Minus in der Bilanz des
Rüsselsheimer Automobilherstellers stieg von 227 Mio.
Wirtschaft. So setzen Betriebsgründungen
Euro 2002 auf 384 Mio. Euro.
meist voraus, dass diejenigen, die das Kapital Als Grund für den hohen Verlust nannte er schwierige
hierzu bereitstellen, Geld verdienen wollen, Bedingungen im westeuropäischen Markt und die Kauf-
und das heißt Gewinne erwirtschaften, die zurückhaltung der Verbraucher.
Frankfurt - Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Por-
eine gute Verzinsung mit sich bringen. Be-
sche hat offenbar im abgelaufenen Geschäftsjahr 2002/03
triebe, die Gewinne erzielen, werden als ren- vor Steuern einen Rekordgewinn von gut 950 Mio. Euro
tabel bezeichnet. Um rentable Betriebe ver- eingefahren. Dies entspreche einer Bruttorendite von 17
gleichbar zu machen, werden die Gewinne Prozent, berichtete „Der Spiegel" unter Berufung auf
namentlich nicht genannte Porsche-Manager. „Gesünder
mit dem eingesetzten Kapital in Beziehung
kann eine Firma nicht sein", zitierte das Magazin zudem
gesetzt. Zunächst soll sich hier auf das Eigen- Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. „Wir leiden auf
kapital beschränkt werden. Die so ermittelte hohem Niveau", fügte der Vorstandsvorsitzende von
Kennziffer heißt Rentabilität. Genau gesagt: Porsche – angesichts der schwachen Konjunktur und des
ins Stocken geratenen Verkaufs der Sportwagen – hinzu
Eigenkapitalrentabilität.
Nun soll der Gewinn nicht irgendeine Höhe Abb. 20: Gewinn- und Verlustrechnungen
haben, sondern er soll hoch ausfallen. In vie- 2003 Opel/Porsche (Die Welt)
len Büchern wird vom Maximalgewinn ge-
sprochen. Dennoch scheint es sinnvoller zu
sein, auch mit einem angemessenen Gewinn
zufrieden zu sein, und seine Höhe sollte eben Aufgabe
so bemessen sein, dass sie über derjenigen
liegt, die bei Investition des gleichen Betrages 22. a) Wie würden Sie zur Zeit ererbte
bei einer Bank herauskommt, und das über 1.000 EUR anlegen? Holen Sie bei
Jahre hinweg. Kreditinstituten Vorschläge ein!
Da die Zukunft aber nicht voraussehbar ist b) Zwei Freunde stritten miteinander.
und einige wirtschaftliche Entwicklungen nur Der eine sagte, er habe 500 EUR
abgeschätzt werden können, haben manche verdient. Der andere meinte, er müs-
Gründer von Betrieben und manche Geldge- se sich mit 200 EUR begnügen, dies
ber nach ersten Erfolgsjahren große Enttäu- sei aber viel rentabler. Wie wird er
schungen erleben müssen, weil der Gewinn das begründen?
spärlicher floss oder ganz versiegte. Ein Un- c) Suchen Sie bitte in diesem Buch und
ternehmen dann gleich aufzulösen, ist aller- in wirtschaftswissenschaftlicher Lite-
dings keine Alternative, oftmals gibt es ande- ratur nach weiteren Begriffen der
re Möglichkeiten zur Existenzsicherung. Rentabilitätsrechnung.
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher Betriebe 23
Nun gibt es Menschen, die nur ihr Geld in Die DMW stellen eine Aktiengesellschaft
einem Unternehmen anlegen (z.B. Aktionäre), (AG) dar. Ihr Vorstand leitet das Unterneh-
ohne es zu leiten und in der Leitung mit- men. Vorstände sind keine Eigentümer. Sie
bestimmen zu wollen. Sie sind Eigentümer haben daher auch keinen Anspruch auf eine
und ausschließlich an einer hohen Verzinsung Verzinsung.
(Rendite) interessiert.
Aufgabe
2.1.2.6 Leitungsorgane
24. Die DMW hatten 2005 durch den Ver-
Die Unternehmensleitung, die nicht zugleich kauf ihrer PKW 130 Mio. EUR verdient.
Eigentümer ist (Manager), z.B. der Vorstand Hinzu kamen 20 Mio. Gewinn aus dem
in einer Aktiengesellschaft, eventuell Ge- Verkauf einer nicht genutzten Lagerhalle.
schäftsführer einer GmbH, würde am liebsten Das gesamte Eigenkapital belief sich auf
alle Gewinne im Unternehmen belassen. Das 456 Mio. EUR.
liegt daran, dass sie ihre Politik ganz dem
Unternehmen verschrieben haben. Sie wollen a) Wie hoch war die Eigenkapitalrenta-
seine Kraft stärken, gegebenenfalls die Macht bilität ( R[EK ] ). Sie ist eine Signal-
ausbauen und vor allen Dingen die Existenz kennziffer (vgl. 2.1 – 2.9). Was
des Unternehmens für die Zukunft absichern. meint man damit?
26 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
neutrale
Aufwendungen
neutrale Ergebniszahlen aus
Erfolge nicht
zweckbezogenen
neutraler Gewinn Vorgängen
(neutraler Erfolg)
Gesamt-
gewinn = G
Unternehmens- Leistungsgewinn
gewinn (U-K)
(Leistungserfolg)
Ergebniszahlen aus
Umsätze durch der Zwecksetzung
Kosten für die den Verkauf des Unternehmens
verkauften der
Erzeugnisse hergestellten
=K Erzeugnisse
(auch
Umsatzerträge
genannt) = U
Insofern unterscheiden sie sich nicht von b) Das Unternehmen hatte für die Pro-
Unternehmern selbst. Der Unterschied ist nur duktion und deren Vertrieb insge-
der, dass Unternehmer eben auch Eigentümer samt an Kapital ca. 650 Mio. EUR
des Unternehmens sind. Geht ein Unterneh- eingesetzt. In diesem Kapital sind
men in Konkurs, verliert der Eigentümer nur solche Titel enthalten, die unbe-
sozusagen Haus und Hof, der Vorstand in dingt für den Prozess und Verkauf
einer Aktiengesellschaft seine Stellung. Das benötigt wurden (betriebsnotwendi-
Verlustrisiko tragen letzten Endes immer ges Kapital). Wie hoch war seine
diejenigen, die das Kapital zur Verfügung Verzinsung? Vergleichen Sie beide
gestellt haben, und die Mitarbeiter, die ihren Zinssätze! Welche Schlüsse ziehen
Job verlieren. Den Managern geht es genauso. Sie daraus?
c) Das in der Bilanz ausgewiesene Ge-
2.1.2.7 Mitarbeiter und Controller samtkapital hatte seinerzeit (2002)
Auch die Mitarbeiter verfolgen die Gewinn- ein Volumen von 950 Mio. EUR. An
entwicklung ihres Betriebes mit Interesse, Fremdkapitalzinsen wurden 10 Mio.
sofern ihnen die Zahlen bekannt sind. Denn EUR abgeführt. Versuchen Sie nun,
der Gewinn ist schließlich auch Ausdruck die Gesamtkapitalrendite zu ermit-
ihrer Arbeitsleistung. Ein guter Gewinn lässt teln!
auf Tantiemen hoffen, und er wird, wenn er d) Im März 2006 rechneten die Planer
gut angelegt ist, das Unternehmen stärken und mit einem Umsatz von 190 Mio.
damit die Arbeitsplätze sichern. EUR. Als Leistungserfolg (Umsatz-
erfolg) werden 3,8 Mio. EUR veran-
schlagt. Wie hoch wird die Umsatz-
rendite sein?
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher Betriebe 27
öffentliche
Leistungen
Lebens-
Freizeit qualität
Lebens-
standard
Zusammenfassung
Der Gewinn ist eine zentrale Größe der betrieblichen Aktivitäten. Sein größter Teil ergibt
sich aus der Differenz der Kosten und der verkauften Erzeugnisse und ihren Umsätzen. Er
wird Leistungsgewinn genannt.
Ein Betrieb, der Gewinne erzielt, ist rentabel. Setzt man das eingesetzte Eigenkapital in
Beziehung zum erzielten Gewinn, gelangt man zur Eigenkapital-Rentabilität, kurz Renta-
bilität genannt.
Der Gewinn hat sowohl für Unternehmer als auch für nicht leitende Teilhaber, sonstige Ei-
gentümer, für Kreditgeber und für Mitarbeiter etc. große Bedeutung. Betriebe, die ange-
messene Gewinne erwirtschaften, sitzen meistens fest im Sattel der sozialen Marktwirt-
schaft.
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher Betriebe 29
2.2.1.1 Ergebnisziele
Es ist unbestritten, dass als Ergebnis der ge-
schäftlichen Tätigkeit eine hohe Rentabilität
erreicht werden soll. Sie ist das Primärziel
eines Unternehmens. Andere Ergebnisziele –
und sie gelten als Zweit- oder Sekundärziele
– werden
• durch Wirtschaftlichkeitskennzahlen
(mit denen offenbart wird, wie rationell im
Betrieb gearbeitet wird)
• durch Liquiditätskennzahlen, die im
Rahmen des gesamten betrieblichen Fi-
nanzverhaltens beurteilt werden (und die
aufdecken sollen, wie weit die Zahlungs-
verhältnisse gediehen sind)
Abb. 27: Ergebniszahlen nach Schott
• durch Produktivitätskennzahlen (die
ersehen lassen, mit welchem Einsatz die Ergebnisziele und Ergebniszahlen
Leistungen erbracht werden)
Die Ergebniszahlen sind Ausdruck der Er-
nachgewiesen. gebnisziele. Abb. 27 soll die zentrale Stellung
der Rentabilität dokumentieren. Die hier nicht
2.2.1.2 Andere Differenzierungen bezeichneten „Ableger“ lassen sich auffüllen.
Eine anerkannte Zielunterteilung geht von So zählen zur Wirtschaftlichkeit auch die
drei Zielbereichen aus. Dazu gehören Herstellungsdurchlaufzeit, die Rationalität der
Kostenstellen, die Abfallmengen u.a., zur
• Leistungsziele
Rentabilität der Verschuldungsgrad.
• Erfolgsziele
• Finanzziele.
Hiernach gehören die obengenannten Ziele
Wirtschaftlichkeit und Rentabilität in den
Erfolgszielsektor, Produktivität ist den Leis-
tungszielen zuzuordnen, wobei es z.B. um Aufgabe
den Menschen geht (Arbeitsproduktivität)
oder um Sachen (z.B. Maschinenstundenpro- 26. Ein Zulieferer der DMW AG veröffent-
duktivität), und die Liquidität findet unter den lichte folgende Anzeige. Können Sie dar-
Finanzzielen Platz. in dessen Ziele erkennen?
30 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
In beiden Fällen fehlen Mitarbeiter- und Um- Wir sind ein Hersteller mit einem Servicemanage-
weltziele. Daher müssen sie um solche Ziele ment. Sie werden fragen, was das ist? Hier ist die
Antwort:
erweitert werden.
• Viele Unternehmer und deren Mitarbeiter wissen
wenig über industriellen Service. Die meisten sind
2.2.1.3 Personale und Service-Ignoranten. Wir nicht. Denn die Verbesserung
umweltbezogene Ziele der Information über Kosten und Nutzen von Services
ist unabdingbar für ein professionelleres Servicemana-
Was könnten personale Ziele beinhalten? gement. Das haben wir. Und das kommt Ihnen zugute.
Dazu könnten zählen: • Services bieten einerseits ungeahnte Chancen für
dauerhafte Wettbewerbsvorteile, die Sie in der Zu-
• menschenwürdige Arbeitsbedingungen sammenarbeit mit uns spüren werden, weil wir uns als
• Mitverantwortung Dienstleister mit Herstellerbasis verstehen. Wir planen
• Arbeitsplatzsicherheit mit Ihnen und stimmen Produktion, Lagerhaltung, Lie-
ferung, Einbau und Entsorgung mit Ihren Vorstellun-
• Mitsprache gen ab. Andererseits teilen wir uns die Ersparnisse
• gerechte Entlohnung durch genaueste Kosten-Nutzen-Analysen.
• Beteiligung der Arbeitnehmer am Ge- • Service beginnt bereits bei der Auswahl der richtigen
winn und Vermögen Mitarbeiter. Unsere Führung garantiert deren Motiva-
• Bevorzugung von Teamarbeit tion.
• Gleichbehandlung in Quoten, Positionen • Früher konzentrierte sich das Servicemanagement
und Gehältern von Frauen und Männern ausschließlich am Produkt. Diese Konzentration hat zu
einem hohen Qualitätsstandard geführt. Den haben wir
Lassen sich ebenso einige betriebliche Um- beibehalten. Aber wir konzentrieren uns auf mehr:
weltziele formulieren? nämlich auf Anwendungsberatung, auf Beschwerde-
management, auf schnelle Reaktion, auf Lieferflexibi-
Dies könnten sein: lität, auf Liefersicherheit und auf unsere Kunden integ-
rierende Teams mit dem Ziel, Zulieferer und Kunden
• Entwicklung und Produktion umwelt- in Entwicklungsaktivitäten, Logistikfunktionen und
freundlicher Produkte Qualitäts-Shifts verantwortlich einzubinden.
• umweltbewusster Einkauf von Werkstof- Abb. 28: Anzeige (Auszug)
fen und Zubehörteilen Quelle: IK, Zeitschrift für Industriekaufleute
• Verringerung und Eigenentsorgung pro-
duktionsbedingter Schadstoffe
• Rücknahme und Entsorgung von nicht
mehr gebrauchsfähigen verkauften Er- Die DMW AG hatte mit den Betriebsräten
zeugnissen und Teilen von Anfang an eine Mitarbeiterbeteiligung in
• offensive Informationen über die eigenen einer Betriebsvereinbarung unter bestimmten
umweltfreundlichen Erzeugnisse und de- Voraussetzungen festgeschrieben. Beide Sei-
ren umweltfreundliche Handhabung ten erhofften sich die Erfüllung einiger Ziele.
• Einrichtung von Seminaren über die Und in der Tat: Ein Großteil dieser Ziele wird
betriebliche Umweltpolitik für alle Mit- ständig erreicht, wenn dies auch von der Zu-
arbeiter weisung von Geld, Zinsen und Anteilen ab-
• Aufbau eines Ressorts, das für den Um- hängt. Als es dem Unternehmen im Jahre l997
weltschutz im Unternehmen und für die nicht sehr gut ging, wurden die Arbeitsentgel-
eigenen Erzeugnisse zuständig ist. te mit Zustimmung der Belegschaft eingefro-
Weitere Ausführungen sind in Abschnitt 5.4 ren. Ein Zeichen für ihre „Emanzipation“, ein
enthalten. Erfolg für die Atmosphäre.
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher Betriebe 31
2.2.2 Wirtschaftlichkeit
Ein Betrieb ist wirtschaftlich, wenn er kos- Wirtschaftlichkeitskennzahlen (W)
tengünstig arbeitet. Je weniger Kosten anfal- Die Praxis unterscheidet drei Formeln:
len, desto eher besteht die Chance, dass die
auf dem Markt erzielbaren Produktpreise Kosten
W (1) =
nicht nur alle Kosten decken, sondern auch Leistungen
noch Gewinn einbringen. Ein wirtschaftliches Aufwand
Unternehmen arbeitet rationell. Um seine W ( 2) =
Erträge
Rationalität zu messen, werden Wirtschaft-
lichkeitskennzahlen gebildet. Istkosten
W (3 ) =
Da sich in einer sozialen Marktwirtschaft die Sollkosten
Betriebe in Konkurrenz mit anderen befinden, Für alle drei Kennzahlen gibt es weitere Un-
bemühen sich Hersteller, Dienstleister wie terteilungen.
Banken, Handelsunternehmen, Spediteure,
Verkehrsgesellschaften etc. ständig darum,
die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Sie ist Beispiel:
zu einem fundamentalen Prinzip der Markt- W (1) beantwortet die Frage, wie viel EUR
wirtschaft geworden. Dieses Prinzip wird Kosten in einem EUR Leistung stecken. Ist
auch ökonomisches Prinzip genannt. die Kennzahl z. B. 0,60, dann lässt sich aus-
sagen, dass in einer EUR Leistung 60 EUR-
2.2.2.1 Das Minimalprinzip Cent oder 0,60 EUR an Kosten enthalten sind.
Das ökonomische Prinzip kommt in zwei Multipliziert man das Ergebnis mit 100, dann
Spielarten zum Ausdruck. Sie heißen gelangt man zu 60% und kann nun ausführen,
dass in den hergestellten Leistungen insge-
• Minimalprinzip und samt 60 % an Kosten stecken. Diese Berech-
• Maximalprinzip. nung der Wirtschaftlichkeit ist deutlich und
aussagekräftig. Sie wird auch in anderen
Das Minimalprinzip besagt, dass eine be- Kapiteln berücksichtigt.
stimmte Leistung mit geringstmöglichen Dabei sind zwei Dinge zu bedenken:
Kosten, die mit der Prozesskette verbunden
sind, erbracht werden soll. Kosten sind alle Verbräuche (man nennt sie
auch Aufwendungen), die für die Prozesskette
In die Praxis übertragen kann dieser Grund- aufgewandt werden. Und das muss in einer
satz für den Einkauf lauten, dass bei einem Periode sein und für die Produkte, die in die-
Vergleich zwischen verschiedenen Lieferan- ser Periode auch hergestellt werden.
ten, die die gleichen Rohstoffe zu denselben
Qualitäten und Quantitäten liefern können, W (2) setzt Größen in Beziehung, die nicht
derjenige den Zuschlag bekommt, der am allein der Prozesskette der gegenwärtigen
preiswertesten ist (siehe hierzu auch das JIT- Periode angehören. Die Aufwendungen ent-
Prinzip im Einkauf). Für die Herstellung halten nämlich alle Verbräuche, die für die
würde das Prinzip besagen, dass ein herzu- betriebliche Leistung (Erzeugnisse) und eben
stellendes Produkt in kürzester Durchlaufzeit auch für anderes (z. B. Spenden bei Kapital-
produziert wurde. gesellschaften) anfallen. Auch bezieht man in
die Erträge solche ein, die nicht auf das Be-
triebsziel ausgerichtet sind (Wertpapierver-
käufe u.a.).
32 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
Oder ein anderes Beispiel – dass, wenn W (3) sagt aus, wie weit die Istkosten die
Nachtstrom billiger angeboten wird, in der Sollkosten unterschreiten oder höher sind.
Nacht betriebene Maschinen bei derselben Eine Zahl über 1 weist darauf hin, dass die
Dauer dieselbe Menge (wie tagsüber) herstel- Istkosten über den Sollkosten liegen und
len lassen. Aber die Energiekosten werden damit die Norm übersteigen. Multipliziert
geringer. man die Kennzahl mit 100, dann bedeuten
Produkte, die konventionell entwickelt wer- zum Beispiel 120 %, dass die Istkosten 20 %
den, brauchen Wochen und Monate, bis sie in höher als die Sollkosten sind oder dass die
Serie gehen können. Bedenkt man, wie viele Istkosten 120 % der Sollkosten betragen.
Teile beim PKW zu entwickeln sind, dann ist Demnach wäre dieser Betrieb (in dem hier
das auch verständlich. Heute helfen Computer gemessenen Rahmen) unwirtschaftlich.
und ganze Programm-Systeme. Sie reichen Alle Berechnungen müssen kritisch hinterfragt
von der Konstruktion (CAD – computerge- werden, denn allen Wirtschaftlichkeitskenn-
stütztes Aussehen – Computer Aided Design) zahlen haften Probleme an. Sind es bei der
über computergestützte Fertigung (CAM – Kennzahl W (1) insbesondere Bewertungs- und
Computer Aided Manufacturing) bis hin zur Abgrenzungsfragen (hier vornehmlich von
computerunterstützten Qualitätssicherung Aufwendungen und Kosten sowie von einzel-
(CAQ – Computer Aided Quality), siehe Abb. nen Leistungen – Fertigerzeugnissen, unferti-
29. So haben die Verkürzung der Entwick- gen Erzeugnissen, Eigenleistungen –), bei der
lungszeit und die Senkung der Gesamtkosten Kennzahl W (2) Interpretationsfragen, so han-
die Prozesskette wirtschaftlicher gemacht. delt es sich bei der Kennzahl W (3) schließlich
um Planungsfragen (Kostenhöhe, die das Soll
2.2.2.2 Das Maximalprinzip vorgibt) und Bewertungsfragen (Kostenhöhe,
Das Maximalprinzip besagt, dass mit gege- die das Ist mit sich bringt). Wirtschaftlichkeits-
bener Kostenhöhe der Prozesskette die analysen werden sich daher nie auf nur eine
höchstmögliche Leistung erbracht wird. Sichtweise beschränken.
Die industrielle Entwicklung ist bis heute eine
Entwicklung zu höchsten Präzisionsmaschi-
nen gewesen. Diese arbeiten so genau, dass
sich Abweichungen kaum mit der Lupe mes-
sen lassen. Sie betragen manchmal nur hun-
dertstel Millimeter. In der Autoindustrie kön-
nen heute mehr Teile aus einem Blech ge-
stanzt werden als es früher vorstellbar war.
Bei gleichem vorstellbarem Kosteneinsatz
(Bleche) hat sich die Leistung (Teile) erhöht.
Heute wird in vielen unternehmen verlangt,
ohne zusätzlichen Lohn länger zu arbeiten.
Das aber zieht eine höhere Produktivität nach
sich. Auch die Arbeitsplätze haben sich
grundlegend geändert.
Minimalprinzip Minimalprinzip
Arbeitsplatz-Engagement-Index
im internationalen Vergleich
Zusammenfassung
Das Wirtschaftlichkeitsprinzip – auch ökonomisches Prinzip genannt – ist die Richt-
schnur, nach der der Betriebsprozess organisiert wird. Es umfasst das Minimal- und das
Maximalprinzip. In beiden geht es darum, die Kosten-/Leistungsverhältnisse zu verbes-
sern. Das bedeutet, dass mit den Elementarfaktoren sparsam und rationell umgegangen
wird. Es ist vornehmlich an dem Quotienten K:L zu messen.
ten (siehe hierzu Abb. 36). Liquide Mittel 1. Ordnung stehen sofort zur Verfü-
Soll festgestellt werden, wie zahlungsfähig gung, liquide Mittel 2. Ordnung können z.T. erst
nach einer bestimmten Zeit verflüssigt werden,
das Unternehmen (Qualität der Zahlungs- jedoch besteht hierauf ein Anspruch (Forderungen,
fähigkeit) zu einem bestimmten Zeitpunkt ist, aber auch Wechsel, Schecks), liquide Mittel 3.
setzt man die Zahlungsmittel zu den Verbind- Ordnung müssen z.T. erst umgesetzt werden (Er-
lichkeiten in Beziehung. Die Verbindlichkei- zeugnisse, die noch verkauft werden müssen u.a.).
ten auf Grund von Warenlieferungen und Dynamische Liquidität**
Leistungen stellen die eingegangenen Rech- ( Zahlungsmittel + Forderungen + Umsätze ) × 100
nungen für die eingekauften Werkstoffe und L2dyn =
Verpflichtungen
Betriebsmittel dar. Sie sind meist innerhalb
eines Monats fällig. Man spricht von Kurz- * Zahlen aus der Finanzwirtschaft und der Bi-
lanz. L bedeutet Liquidität 1. Grades.
fälligkeit. Reichen die liquiden Mittel zur
** Meist bezogen auf einen bestimmten Zeitraum,
Zahlung der Verbindlichkeiten aus, dann ist
zum Beispiel einen Monat. Selten als L1 dar-
der Betrieb nicht nur allein liquide, sondern er gestellt und meist in Über- und Unterdeckung,
hat eine Liquidität, deren Zahl über 1 (siehe nicht aber in % ausgedrückt.
hierzu Abb. 35) ist. Abb. 35: Verschiedene Liquiditäten
Unter Liquidität ist eine Kennzahl zu verste- „Es war schon ein weiter Weg von der ersten Näh-
hen, die angibt, ob ein Betrieb zu einem be- maschine bis zum Großunternehmen Pfaff, der
stimmten Zeitpunkt (statische Liquidität) oder größten europäischen Nähmaschinenfabrik mit rund
innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (dy- 10 000 Mitarbeitern in aller Welt“, schrieb die Mitar-
beiterzeitschrift „Pfaffianer“ zum 125jährigen Jubi-
namische Liquidität) seine Verbindlichkeiten läum der traditionsreichen Firma. Das war 1987.
(statisch) oder Verpflichtungen (dynamisch) Den Weg in die Beinahe-Pleite schafften die Pfälzer
erfüllen kann. Die statische Liquidität errech- weit schneller: In nur zwei Jahren sackte der Um-
nen Außenstehende bei Kapitalgesellschaften satz von mehr als einer Milliarde Mark auf inzwi-
schen weniger als 900 Millionen Mark ab, die Zahl
mit Hilfe von deren Bilanzen um sich über der Mitarbeiter halbierte sich, und nach vielen Jah-
den finanziellen Status des Unternehmens ein ren mit guten Gewinnen schrieb das Unternehmen
Bild zu verschaffen. plötzlich tiefrote Zahlen.
So purzelte der Marktanteil in Deutschland von 50
Ähnlich steht es mit Forderungen auf Grund Prozent (1985) auf weniger als 25 Prozent (1990).
von Warenlieferungen und Leistungen. Sie Bald stürzten die Pfälzer noch tiefer. Und in den
sind durch den Verkauf entstanden und stellen asiatischen Wachstumsregionen, die fast zwei
Drittel des gesamten Weltmarktes ausmachen,
die Verpflichtung des Käufers dar, die er auch spielte Pfaff wenig später mit einer Quote von weni-
in der Regel ausgleicht. Meist sehr schnell ger als 2 Prozent faktisch keine Rolle mehr. Heute
nach Ablieferung der Ware und Rechnungs- ist Pfaff nicht mehr in deutscher Hand. Erhalten
zustellung, um den Skonto in Anspruch zu blieb nur der Markenname. Der Hersteller firmiert
nun mit VSM Deutschland.
nehmen. Auch Forderungen auf Grund von
Warenlieferungen haben eine kurze Laufzeit. Abb. 36: Wie in der Vergangenheit ein
großes deutsches Unternehmen
in Schwierigkeiten geriet (Quel-
le: manager magazin)
38 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
Zusammenfassung
Zu den betrieblichen Sekundärzielen zählt die Erreichung des finanzwirtschaftlichen
Gleichgewichts, das das finanzielle einschließt. Und letzteres kommt durch die Liquidi-
tätskennzahlen zum Ausdruck. Diese Kennzahlen sollten auch unter der Perspektive der
Vermögens- und Kapitalstrukturen beurteilt werden. Die statischen Liquiditäten sind das
Ergebnis der betrieblichen Arbeit der Vergangenheit (Ergebnisziele). Die dynamische Li-
quiditätskennzahl gibt den Status (Ergebnis) an, der sich unter den Voraussetzungen der
Planung (Soll) – Umsatz/Kosten – und des Kassenbestandes (Ist) [bei Berücksichtigung von
Forderungen und Verbindlichkeiten] ergibt (siehe Finanzierung).
Auch könnten Marktnischen, die ein Unter- bei. So stehen einer überzeugenden Berech-
nehmen mit seinen Erzeugnissen ausgemacht nung des betrieblichen Gleichgewichts zu
hat, zu guten Umsätzen beitragen. Diese ga- viele Unwägbarkeiten entgegen. Daher be-
rantieren meistens auch einen Gewinn.) Ver- schränkt man sich auf verschiedene Kennzah-
einnahmte Umsätze, die auch Gewinne ent- len, die den ausgewogenen Zustand des Un-
halten, stabilisieren die liquiden Verhältnisse ternehmens einigermaßen widerspiegeln.
eines Unternehmens.
Aufgaben
32. Die DMW AG stellt trotz ihrer Größe
2.4 Das betriebliche hervorragende Kleinwagen her. Die
Gleichgewicht DMW produzieren wirtschaftlicher als
manche Konkurrenz, und doch ist die li-
quide Basis des Unternehmens be-
Der Volksmund würde sagen, dass ein Be-
schränkt. Wie ist das zu erklären?
trieb im Gleichgewicht ist (betriebliches
Gleichgewicht), wenn er funktioniert. Und 33. Sie sehen hier eine Abbildung (Abb. 41),
der Gewinn ist sicher Indiz dafür, dass es ihm die auch verschiedene Zielsetzungen do-
gut geht. Aber diese Aussagen genügen für kumentiert. Sehen Sie Unterschiede zu
eine Definition nicht. dem bisher Gesagten?
2. Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher Betriebe 43
Los Angeles – Mit der wohl ungewöhnlichsten Jordan Manufacturing ist eine Superfirma. Sie hat
Kette amerikanischer Lebensmittel-Supermärkte Supergewinne, eine Superpolitik, Superprodukte,
haben die deutschen Albrecht-Brüder (Aldi) in den Superproduktivität, Superpotential und die Leute,
USA großen Erfolg. An der Westküste sind ihre die das alles bewirken – Supermitarbeiter.
Trader-Joe’s-Märkte schon seit zwei Jahrzehnten Dies ist die spannende Geschichte von Jim Jack-
geradezu Kultobjekte. In diesen Monaten geht die son, dem Eigentümer und Gründer von Jordan.
Kette, die mit 83 Geschäften 750 Millionen Dollar Jacksons Konkurrenzstrategie basiert auf Qualität
umsetzt, auch an die Ostküste nach Massachusetts, und Service, worüber heutzutage alle reden. Etwas
New York und Washington D. C. ganz anderes ist es aber, diese dem Kunden tat-
Das Erfolgs-„Geheimnis“ ist ein Konzept, das am sächlich zu bieten, und das tut Jordan. Zwischen
US-Markt bislang einmalig blieb. Gourmetwaren 1982 und 1983 erhöhten sich die Umsätze von 74
verkauft Trader Joe’s zu Discountpreisen. Die Aus- auf 90 Millionen Dollar, und die Gewinne stiegen im
wahl ist gering. Wo ein normaler Supermarkt ein gleichen Zeitraum um über 700 Prozent. Die Aktien
Sortiment von 20000 Artikeln führt, gibt es bei Tra- des Unternehmens stiegen 1982 um 42 Prozent und
der Joe’s gerade mal 2000. Dennoch gilt die Kette 1983 ebenso. Der Verfasser eines Zeitschriftenarti-
in Kalifornien zum Beispiel als umsatzstärkster kels über Jordan bemerkte: „Der Erfolg des Unter-
Weinanbieter des Bundesstaates. nehmens basiert in erster Linie auf einer wohl-
Die Kundschaft wird monatlich mit einem 24seitigen durchdachten Strategie, die darauf abzielt, Vertrau-
Heft bedacht, das wie eine Mischung aus Mad en zwischen Mitarbeitern und den Eigentümern
Magazine und Stiftung Warentest anmutet. Inklusive aufzubauen.“ Jackson lässt es sich angelegen sein,
Cartoons, Witzen und jeder Menge kleiner Ge- mindestens zweimal wöchentlich in der Fabrikhalle
schichten über die Produktpalette von Trader Joe’s. zu erscheinen, um all jenen ein Lob auszusprechen,
Um die typisch kalifornisch-freundliche Kunden- die besonders gut gearbeitet haben, um zu fragen,
betreuung auch in den neuen Filialen an der Ost- wie es den Angehörigen geht, und um das Betriebs-
küste zu garantieren, hat das Unternehmen Filiallei- klima zu überprüfen. Seine Mitarbeiter brauchen
ter wie Mitarbeiter nach Boston transferiert. „Trader nicht zu befürchten, dass er sie über ihre Aufgaben
Joe’s hat eine Reputation als extrem kundenfreund- belehren wolle, da er so gut wie nichts über Einzel-
licher Supermarkt, wir nehmen uns alle Zeit der heiten der Fertigung weiß. Er lässt sich gern mit
Welt, um unseren Kunden die neuesten Importe zu dem Ausspruch zitieren, dass er „kaum weiß, wie
erklären.“ (von Holger HOETZEL) man ein Auto anlässt“.
Abb. 43: Ein Unternehmen im Gleichgewicht Abb. 44: Der Erfolg durch Menschenführung
Quelle: Hamburger Abendblatt Quelle: Führungskräfte
Zusammenfassung
Das betriebliche Gleichgewicht ist der Zustand, der die gegenwärtige Betriebsexistenz sichert
und die Grundlage für das zukünftige Dasein bildet.
Es setzt voraus, Es wird gemessen an den Kennzah-
• dass die Ertragsquellen ausge- • dass die Mitarbeiter einsatzfä- len
schöpft sind hig und mit Interesse entspre-
• in Umsatzeinnahmen** zu markt- chend ihren Kenntnissen und • Produktivität
gerechten Preisen transferiert wer- ihrem Können arbeiten • Wirtschaftlichkeit
den • dass die Arbeitsatmosphäre • Rentabilität
• dass auf der Grundlage* einer durch gegenseitige Anerken- • Liquidität,
ausgewogenen Vermögens- und nung geprägt ist • die als Signalkennziffern ausge-
Kapitalstruktur die Kapazität aus- • dass die Kunden umworben wiesen sind und um, meist aus
genutzt und die kürzesten Durch- und zuvorkommend behandelt ihnen abgeleitete, Nebenkennzah-
laufzeiten wirtschaftlich produziert werden. len (Derivate) erweitert werden,
werden • und am vorgegebenen Soll.
• dass Unternehmer, Handwerks-
meister und Leitung innovationsge-
richtet und flexibel, verantwor- * Langfristige Liquiditätsdimension
tungsbewusst und motivationsför-
** kurzfristige Liquiditätsdimension
dernd agieren
3. Die Leistungsfaktoren im Betriebsprozess 45
3.1.1 Der Mensch im Mittelpunkt Selten hat der Neubau einer einzigen Fabrik
für noch nicht einmal zweitausend Arbeits-
Jeder Betriebsprozess braucht Menschen. Sie plätze ein solches öffentliches Echo ausgelöst
sind heute genauso wichtig wie früher. wie das Eisenacher Opel-Werk.
Datenverarbeitungssysteme, computergesteu- Mit schlanker Fertigung und demokratischer
erte Produktionsverfahren und Roboter haben Gruppenarbeit ist der Anspruch verbunden,
zahlreiche Arbeitsplätze in den Werkshallen nicht nur die veralteten Produktionsmethoden
überflüssig gemacht. Neue Arbeitsplätze sind in Westdeutschland abzulegen, sondern damit
im Dienstleistungssektor – sowohl innerhalb auch die fortschrittlichsten Verfahren in Japan
der Unternehmen als auch auf den Märkten – und Amerika zu überholen. Humanisierung
dazugekommen. der Arbeitswelt und Produktivitätssteigerun-
In vielen Fällen stellt die veränderte Arbeits- gen von beachtlichem Ausmaß könnten sich
welt höhere Anforderungen an den einzelnen. zum Wohle von Umland und Umfeld gegen-
seitig bedingen … In steter Reihe, genau
Seit den achtziger Jahren zeichnet sich eine gesprochen nach jeweils 122 Sekunden, darf
Entwicklung ab, die den Mitarbeitern im jeder Arbeitnehmer einen neuen Corsa (zu-
Betriebsgeschehen wieder eine zentrale Stel- weilen auch Astra) bedienen. Sie tragen –
lung einräumt. Nicht mehr das Taylorsche ausnahmslos alle vom Werksleiter bis zum
Prinzip der Arbeitsteilung (siehe Fließband- Bandarbeiter – weiße Hemden und graue
fertigung), das den Arbeitnehmer durch im- Hosen mit verdeckter Knopfleiste und Klett-
mer wiederkehrende Arbeitsgriffe zu einem verschluss.
menschlichen „Roboter“ mit höchster Produk-
tivität machte, sondern eine Art ganzheitliche Abb. 45: Die Eisenacher und die Rüs-
Herstellung in einem Team rückt in den Mit- selsheimer
telpunkt der Produktionsverfahren. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung
Mit letzterer gehen autonome Arbeitsgruppen, Was ist Total Quality Management?
Fertigungsinseln und Qualitätszirkel, die aus Auf der Mitwirkung aller ihrer Mitglieder beruhende
dem „Qualitätsmanagement“ (Total Quality Führungsmethode einer Organisation, die Qualität in den
Management) abgeleitet sind, einher. In die- Mittelpunkt stellt und durch Zufriedenstellung der Kun-
sen Fällen ist dem Mitarbeiter eine größere den auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen
für die Mitglieder der Organisation und für die Gesell-
Verantwortung zugewachsen. schaft zielt.
Was heißt das? Total: Einbeziehung aller Beteiligten (Mitar-
beiter, Lieferanten, Öffentlichkeit)
Alle in der Gruppe arbeitenden Mitarbeiter
sind an planerischen Aufgaben, die früher nur Quality: Qualität der eigenen Arbeit, Qualität
aller Prozesse, Qualität des Unterneh-
der Leitung zugedacht waren, beteiligt. Da mens mit dem Ergebnis: die Qualität der
sind z.B. Produkte und Dienstleistungen
• Arbeitsverteilung Management: Führen, Fördern der Teamfähigkeit,
Vorbild sein
• Terminplanung
Abb. 48: Qualitätsmanagement
• Maschinenwartung Quelle: IK, Zeitschrift für Industriekaufleute
• Teileversorgung und -nachschub
• Qualitätssicherung und Urlaubsplanung Frankfurt/Main – Die deutsche Industrie könnte
mit einem besseren Einkauf jährlich zweistellige
zu regeln.
Milliardenbeträge einsparen. Das geht aus einer
Das „Mehr“ an Verantwortung hat sich viel- Studie der Universität Köln und der Unterneh-
fach ausgezahlt: mensberatung Masai hervor, die den Einkauf von
• Erstens arbeiten Mitarbeiter engagierter. französischen, deutschen und spanischen Unter-
nehmen verglichen haben.
• Zweitens identifizieren sie sich eher mit
ihrem Betrieb. Vor allem bei der Qualifizierung der Einkäufer und
der weltweiten Suche nach Lieferanten ist
• Drittens werden die Arbeiten zuverlässig Deutschland weit abgeschlagen: In nur knapp 20
erledigt. Prozent der deutschen Unternehmen verfügen
• Viertens schafft Verantwortung eine mehr als die Hälfte der Mitarbeiter über einen
größere Arbeitsfreude und mit ihr Ar- Hochschulabschluss. In Spanien sind es 48 Pro-
beitszufriedenheit. zent, in Frankreich sogar zwei Drittel.
So zahlt sich humaneres Arbeiten für alle aus. Abb. 49: Qualifizierung (DW 2003)
Sowohl das eine als auch das andere hat nicht Pressenotiz
bewirken können, dass Frauen Männern ge- Frauen verdienen bis zu 30 Prozent weni-
genüber im Beruf gleichberechtigt sind, eine ger
Forderung, die überall erhoben, aber bisher
nur teilweise verwirklicht worden ist. Diese Wiesbaden – Frauen mit einem Vollzeitjob
nicht zu begründende mangelnde Gleichbe- verdienen immer noch weniger als Männer.
rechtigung wird spürbar bei Weibliche Angestellte bekamen 2003 im
Schnitt 2560 Euro im Monat – 30 Prozent
• der Bezahlung weniger als ihre männlichen Kollegen. Arbei-
• den Positionen und Stellen terinnen in der Industrie hatten brutto 1885
Euro – 26 Prozent weniger. (dpa)
• der Behandlung.
Abb. 50: Frauenverdienste
In vielen großen Betrieben und in der öffent- Quelle: Hamburger Abendblatt
lichen Verwaltung sind zur Gleichstellung der
Frauen Frauenbeauftragte ernannt bzw.
gewählt worden, die die Rechte der Frauen
vertreten. Auch existieren Programme zur
Frauenförderung. Da aber der größte Teil der Zusatzinformationen
Frauen in Klein- und Mittelbetrieben beschäf-
tigt ist, bei denen derartige Stellen fehlen, In mehr als 60 Berufen von circa 180 ehema-
weil die finanziellen Mittel hierfür nicht frei- ligen Männerberufen gehen Frauen eine Aus-
gemacht werden können, müssen die dort bildung ein und üben ihren Beruf darin auch
beschäftigten Frauen ihre eigenen Belange aus, manchmal allerdings nur in Teilzeitar-
vertreten. Das ist angesichts der Leitungseta- beit. Immerhin machen sie circa 35% aus. So
gen, die vornehmlich von Männern besetzt gibt es vermehrt Konditorinnen, Chemigra-
sind, schwierig (siehe Abschnitt 4.5). finnen, weibliche Postfachkräfte, Restaurant-
fachfrauen, Raumausstatterinnen, Gärtnerin-
Gesetzliche Bestimmungen über die Gleich- nen, Floristinnen, Vermessungstechnikerin-
berechtigung lassen sich u.a. aus dem Grund- nen und Köchinnen. Eine traditionelle Domä-
gesetz (Artikel 3, Absatz 2) ableiten, aus dem ne der Frauen sind Tätigkeiten im Dienstleis-
Betriebsverfassungsgesetz (§75 u.a.) und aus tungssektor. Da der Zuwachs an Arbeitsplät-
dem BGB, §§611, 612, Absatz 3. zen hier besonders hoch ist (Reisebüros, Wer-
beagenturen, Arztpraxen, Krankenhäuser,
Sozialstationen), konnten viele Frauen neue
3.2 Betriebsmittel Beschäftigungsverhältnisse eingehen. Zählt
man hierzu auch schreibtechnische Berufe
3.2.1 Arten der Betriebsmittel und und Sekretärinnen, dann allerdings hat in
Charaktermerkmale dieser Sparte der Abbau von Arbeitsplätzen
durch den Computer erhebliche Wirkung
Zu den Betriebsmitteln zählen u.a. gehabt. Dass für Teilzeitarbeitskräfte nicht die
• Grundstücke (Gebäudestandort, Außen- gleichen Positionen offen stehen, versteht sich
läger) von selbst. Sicher würden sich manche Frau-
en überlegen, ganztägig zu arbeiten, würden
• Gebäude (Verwaltung, Produktion) sie wie ihre männlichen Kollegen besoldet
• Ausstattungen (Büroeinrichtungen) werden.
50 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
Fast kein Erzeugnis wird mehr ohne Normen Rückruf 1: Volvo. Weltweit müssen 105.000
hergestellt. Handelt es sich nur um betriebsei- Volvo der Modelle S60, S80 und V70 in die
gene Normen, spricht man auch von Stan- Werkstätten, davon 8000 in Deutschland. Bei
dards. den zwischen 31. März und 12. Oktober 2003
gebauten Fahrzeugen kann sich eine nicht
ausreichend angezogene Mutter am Kugelge-
lenk des Querlenkers lösen.
3.4 Informationen Rückruf 2: Corvette. General Motors ruft
weltweit 117 000 Chevrolet Corvette der Bau-
Der vierte Elementarfaktor – in vielen Lehr- jahre 1997 bis 2000 wegen eines Defekts an
büchern noch nicht enthalten – hat einen der elektronischen Lenkradsperre in die
Werkstätten.
anderen Charakter. Es sind Informationen, um
die es sich handelt (siehe auch S. 58 f.). Abb. 58: Keine Kostensenkungspoten-
ziale durch Pfuscharbeit
Informationen sind Beschreibungen von
Quelle: Auto Bild
vergangenen, gegenwärtigen oder zukünftigen
Sachverhalten, die für bestimmte Adressaten Wir stehen seit vielen Jahren in Geschäftsverbindungen.
Dabei haben wir mit Ihnen gute Geschäfte abgeschlossen,
verständlich sind und von mindestens einem auch wenn sich die Verhandlungen über Mengen und
genutzt werden. Die Beschreibung von Sach- Preise Wochen hinzogen.
verhalten wird in Form von Daten dargestellt. Das hat zu einem erheblichen Aufwand geführt, den wir
Daten sind somit die Darstellungsform der nicht mehr zu tragen gewillt sind. Wir können ihn auch
Informationen. nicht mehr übernehmen, weil die Kostenschraube unauf-
hörlich weiterläuft. Die Konkurrenz zieht mit günstigeren
Der Elementarfaktor Information muss aus Angeboten davon, weil deren Kosten weit unter den
zwei sich ergänzenden und sich überschnei- unsrigen liegen.
denden Sichtweisen gesehen werden: Wir haben bei uns schon einiges getan, wie Sie wissen.
Insbesondere haben wir Millionen in den Service gesteckt,
1. Informationen sind Rohstoff. um den Kunden wenig Anlass zur Kritik zu bieten. Dennoch
hat sich der Kampf um die Absatzmärkte verschärft.
2. Informationen gehören einem logischen Wir bitten zu prüfen, ob Sie bei unseren nächsten Preisver-
System an. handlungen nicht mit einem Preissenkungsvorschlag von
circa 5 Prozent aufwarten. Das würde uns und Ihnen helfen.
Zu 1. Dieser Abschlag wäre noch nicht einmal ausreichend, um
Als Rohstoff werden Informationen innerhalb die Konkurrenzpreise in der Zuliefererindustrie zu errei-
des Betriebes bearbeitet, veredelt und an- chen, hilft aber, unsere eigenen Kosten zu drücken und
unsere Preise für ein weiteres Jahr stabil zu halten.
schließend zur Planung und Steuerung des
Wir wissen, dass wir mit diesem Vorschlag erhebliche
Unternehmens eingesetzt. Widerstände errichten. Wir werden in den Preisverhand-
Hierbei kann es sich um Marktdaten handeln, lungen der kommenden Runde auch Ihre Wünsche nicht
unberücksichtigt lassen. Schließlich möchten wir unsere
die im Rahmen einer Marktforschungsanalyse alten Geschäftspartner, mit denen wir lange Zeit gut
verdichtet und umgeformt werden, um die zusammengearbeitet haben, nicht ohne weiteres verlieren.
Erschließung neuer Absatzsegmente vorzube- Aber die Anbieter aus dem Ausland, bei mindestens
reiten. Es können auch nur Zahlen aus dem derselben Qualität, würden uns bei einer Ablehnung
Ihrerseits zu neuen Geschäftsverbindungen zwingen.
eigenen Prozess sein oder nur solche, die
Bitte überdenken Sie unseren Vorschlag, und lassen Sie
befreundete Unternehmen zur Verfügung uns wissen, ob wir mit einem Entgegenkommen rechnen
stellen. Es kann sich jedoch auch um Techni- können.
ken handeln, die zur Prozessinnovation des Mit freundlichen Grüßen
Unternehmens beitragen. Abb. 59: Wie die DMW AG zu
Kostensenkungen kommen
wollte
3. Die Leistungsfaktoren im Betriebsprozess 57
Die Verwirklichung dieses Grundsatzes wird Die DMW AG verwendet genormte Schrau-
im Verbundsystem einer computerintegrierten ben, Muttern, Scheiben, Walzlager, Stifte,
Fertigung ermöglicht. Passfedern, Ringe, Dichtungen, Bolzen, Flan-
schen, Rohrverschraubungen, elektrische
Es beginnt bei der Konstruktion. Auf der Leitungen, Keile, Kondensatoren, Nieten,
Grundlage standardisierter Vorgaben wie Widerstände, Stecker, Relais etc.
Normen, Richtlinien etc. im Computer und
unter Ausnutzung des Know-hows des Kon- Zum Begriff der Information
strukteurs werden Teile und Erzeugnisse Der Vollständigkeit wegen sind Aussagen
konstruiert. Man spricht von computerunter- über „Wissen“, „Nachrichten“ und „Zeichen“
stützter Konstruktion (CAD). zu ergänzen.
3. Die Leistungsfaktoren im Betriebsprozess 59
Genau definiert hört sich dieser Begriff so an: Wissen ist die Voraussetzung dafür, Sachver-
CAD (Computer Aided Design) ist ein Sam- halte zu erkennen, zu beschreiben, zusam-
melbegriff für alle Aktivitäten, bei denen die menzuführen und Entscheidungen treffen zu
EDV direkt oder indirekt im Rahmen von können.
Entwicklungs- und Konstruktionstätigkeiten Nachrichten sind konkrete Mitteilungsfor-
eingesetzt wird. Dies bezieht sich im engeren men einer Information.
Sinne auf die grafisch interaktive Erzeugung
Zeichen stellen die Grundelemente der Daten
und Manipulation einer digitalen Objektdar-
dar. Sie erlauben eine allgemein anerkannte
stellung, zum Beispiel durch zweidimensiona-
Ordnung, die jedem, der sie kennt, den Zugriff
le Zeichnungserstellung oder durch dreidi-
zu den Daten gestattet.
mensionale Modellbildung (räumliche Dar-
stellung von Gegenständen). Zur Speicherung und Übermittlung dienen u.a.
Vernetzungssysteme (Computer und Bild-
Ihm folgt die computerunterstützte Planung schirme) und Disketten.
(CAP – Computer Aided Planning) Sie über-
nimmt die Daten aus der Konstruktion und
Die moderne Welt
arbeitet sie entsprechend ihrer Aufgabenstel-
lung auf. So werden von der computerunter- Informationen kommen von außen (externe
stützten Planung die für die Produktion und Informationsbeschaffung) und werden mit
für den Einkauf notwendigen Stücklisten den Daten des Betriebes innen (interne Infor-
aufgestellt. Sie enthalten die für die einzelnen mationsbeschaffung) zusammengeführt. Die
Erzeugnisse oder Erzeugnisteile erforderli- Globalisierung der Märkte und der Struktur-
chen Abmessungen, Gütegrade etc. Auch wandel der Industrie zwingen ständig zur
lassen sich hier Arbeitspläne ableiten, deren Aufnahme der vielfältigen Mitteilungen.
Inhalt vom Fabrikat über die zu verwenden- Nicht nur das. Der Wandel ist auch in den
den Werkstoffe bis hin zu Arbeits- oder Ferti- Betrieben selbst bemerkbar. Er vollzieht sich
gungsgängen, -stufen, Arbeitsgriffen und u.a. durch die Abnahme der Hierarchien.
Griffelementen reicht. Folge ist, dass sich die Aufgabenbereiche der
Entscheidungsträger erweitern. Das bedeutet,
Nach diesem Schritt hat die Fertigung das
dass der Informationsbedarf größer wird.
Wort. Ob die Herstellung nun schon compu-
Auch bedingt der Wandel, dass aus Gründen
tergesteuert verläuft, ist eine Frage des Be-
der innerbetrieblichen Koordination die Ein-
triebes. Tut sie es, dann sprechen wir von
zelstellen und Abteilungen untereinander
computerunterstützter Herstellung (CAM
mehr Informationen austauschen müssen.
– Computer Aided Manufacturing). Rechner
übergeben Teileprogramme an einzelne CNC- Der Strukturwandel hat es auch mit sich ge-
Bearbeitungsmaschinen, sorgen dafür, dass bracht, dass die Fertigungstiefen verringert
Werkzeuge und Werkstücke über Transport- werden. Dabei ist von schlanken Fabriken die
systeme an die Maschinen gelangen, kurz, sie Rede. Sie machen es aber erforderlich, dass
übernehmen die Fertigungssteuerung und mehr Teile zum Endprodukt hinzugekauft
Fertigungsüberwachung. Die computerunter- werden müssen. Also müssen die Verbindun-
stützte Herstellung trägt dazu bei, dass Men- gen zu Lieferanten verstärkt oder neu aufgebaut
schen eingespart werden. Für sie eine bedenk- werden. Nun werden in den Herstellungsbe-
liche Entwicklung. trieben die Durchlaufzeiten verringert.
60 Der Betrieb als Teil der Wirtschaft
Was folgt, ist die Qualitätskontrolle. Auch sie Voraussetzung ist die Abstimmung der ge-
ist computerunterstützt. Fachwort hierfür ist samten Prozesskette. Hierin einbezogen sind
CAQ. Sie kann endproduktbezogen sein, aber die Lieferanten. So gilt es auch hier, sich
auch prozessbezogen. Man spricht von Com- gegenseitig zu informieren. Was ja so weit
puter Aided Quality – computerunterstütz- geht, dass über Computeranbindung zusam-
ter Qualitätssicherung. mengearbeitet wird. Siehe hierzu auch: JIT.
Unter das Dach der computerintegrierten Bleibt noch hinzuzufügen, dass heute bereits
Herstellung gehören auch die Planung und 75% der Belegschaft eines Industrieunter-
Steuerung des gesamten Betriebsgeschehens. nehmens nichts mehr mit der Verarbeitung zu
Das leistet das so genannte PPS-System. Die tun haben. Vielmehr erfasst sie Daten und
drei Buchstaben stehen für Produktionspla- Informationen, verarbeitet, speichert und
nung und -steuerung. Es integriert die Men- überträgt sie. Folgende Beobachtungen sind
gen-, Termin-, Personal-, Kapazitäts- und gemacht worden:
Personalplanung einschließlich der Maschi-
• Bis zu 50 % der Produktionskosten sind
nenbelegung (siehe auch Kapitel Produkti-
Kosten für Information.
onswirtschaft).
• Mehr als 50 % der Gemeinkosten sind
Dass der Informationsaustausch im Unter-
Kosten für Information.
nehmen selbstverständlich auch die Verwal-
tung berührt, bedarf keiner Erläuterung. Die Das bekräftigt die Aussage, dass Informati-
Verwaltung (z.B. Lager und Rechnungswe- onserzeugung und Informationsbe- und -
sen) muss mit der Fertigung zusammenarbei- verarbeitung ebenso wie die Produktion pro-
ten. Wie kann sie es besser als über eine Ver- duktive Vorgänge sind.
netzung? So ist LAN das lokale Netzwerk des
Betriebes.
Verarbeitungs- Liege und
Die