Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
• 3.1 MitMeistcrdetektivenaufSpurensuche-
Erweiterte Inhaltsangabe von literarischen Texten . . .. ... . , . . . . . . . . . . . . . . 61
LawrenceTreat:MissBehlersFehler . .......... ... .... . . . .. . . . .. . ... ... .. .... . 61
Henning.~{ankell:Ein Mörder namens Wiren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . 62
Das Wichtigste in der Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Den Inhalt des Textes folgerichtig zusamm en fassen:
eine Gliederung erstellen . . . . . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Eine weiterführende Aufgabe zum Text bearbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
VolkerKlüpfe//MichaelKobr: Allgäu erWeihnachtsfrevel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Früh übt sich- Berufe erkunden ... ..... ... ..... .. ..... ... 9s
• 5.1 Jugendsprache unter der Lupe ..... .. ........ . .... . .......... ..... ..... ... .. 121
StephanDüfel:Das Letzte: Wörterbuch der Jugendsprache ............... . ... 121
I-Iennann Ehmann:Endgeil. Das voll korrekte Lcxi_konder Jugendsprache . . . . . 123
Kanak-Sprak ............................ .. .. .. .... . .. .. .. .. . .......... . ...... 124
Erkan und Stefan ......................... . .... . .. .. .. ... ............. . .. . ... 124
MichaelFreidank:Dem Benz und dem 3er ... ... ... . . .. ... .. .... ... .. ... . .... . . 124
• INHALTSVERZEICHNIS
D 6.3 Klischees und Stereotype erkennen ............ . .. .. .. .. .... .. .. . .. ... .. ... 147
WladimirKaminer:Russendisko ............. . . ... .. ... .. ... .. ... .. ... ... ..... 148
Gü/canKarahanci: Mein Tag bei den Engeln .. . . . . . .. .. .. . . . . .. .. .. . .. .. .. . .. .. 150
• 7.1 Großoderklein,getrenntoderzusammen?-
Das Rechtschreibwörterbuch benutzen .... . ... .. ... .. ... . . ... .. ... .. . . .... 151
JohannWolfgangGoethe:Meine liebe Freundin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
Getrennt- und Zusammenschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . 15
Groß und Kleinschreibung ................. . .. ...... . .... ... ............ . . .. 156
Testet euer Wissen und verbessert euch . . .. . . .. .. .. .. . .. . .. . . . . . .. .. . .. . . . . . 158
• 8.2 Familienbande -
Sachtexte analysieren und auswerten 185
MartineSegalen:Die Vielfalt der westlichen Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
frankSchirnnacher: Die Familie als Überlebensgemeinschaft .. ... .. .......... 188
ThomasNipperdey:Die Familie im 19. Jahrhundert .. . ... . ... .. ... .. .. .. ...... 192
10.1 Du sollst dir kein Bildnis machen . ... ................ .. . .. ... .. ... . .. . . .... 225
Max Frisch:Der andorranische Jude . . . . . . • . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Die Figuren kennen Lernen:die Exposition . •. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Max Frisch:Andorra (Erstes Bild) . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Beziehungenerkennen: Text und Bühnenrealisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Max Frisch:Andorra (Zweites Bild) . . . . . . •• . . . •• . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Max Frisch·Andorra (Siebtes Bild) . .. .. . .. ... .............. ... .. ... .. . . ... .... 235
Die Hand.Jungspitzt sich zu . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . .. . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . .. . . 238
Max Frisch:Andorra (Neuntes Bild) .................................. . ... .. .. 238
D 11.3 „Undichschreibedarüber"-
Wirklichkeitwahmehmen und festhalten ... .... . .. .............. .. ... . .. 271
MarkoMartin:Sommer 1990 .. . ....... .. .. ... ... .. . . .. . .............. .. ... . .. 272 :z:
GünterGrass:Mein Jaluhundert ....... .. . . ... ... .... . .. ............•. . . ... . .. 275 -
C>,l
-
C>,l
Ci
Der Traum vom Fliegen - Sachtexte auswerten ..... 277 z
12.1 Vom Segelfliegen zur Luftbildarchäologie-
zP--1
lnfonnationen aus Sachtexten entnehmen ... .... . ... .................. .. . 277 ><
DieterMaier:Das Spid mit dc:mAufwind ...... .. .... . . .. .................. .. . 278 E-
ThomasSchöne:Wenn Archäologen in die Luftgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 t:
• 12.2 „Männerberufe", ,.Frauenberufe"? - Erörtern im Anschluss an Sachtexte 285 zi.:i
ClaudiaWessel:Der Flug der Frauen .......... ... .. .. . ... .................. .. . 285 :r:
Beruf„Pilotf-in":Ein interview mit Irmi Zoricic . . . . . . . . . . . •. . . . ••• . . • . . . . . . . . . 288 0
::,
• INHALTSVERZEICHNIS
• 13.2 MachtFernsehenschlau?-
Informierende Fernsehsendungen untersuchen . ... . .. . .. ....... . ........ _ 311 z.:l
Die meistgesehene Sendung 2005 - Q
Unterhaltung oder Information? .............
TV-Duellder Kanzlerkandidaten:
. ... .. .... .. .......... . .. .. .... . 312
-
0
Grundwissen
1 Sprechen und Schreiben 332
2 NachdenkenübeTSprach.e . ...................... ............ . . ........ 339
3 Rechtschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
4 UmgehenmitTexte:nW1dMedie11 .... .... ... .... . ............ ... ....... 359
5 Arbeitstechniken und Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
Autoren-und Quellenverzeichnis .. . . . ... .. . .. . ....... .. .... . . . . . . . . ........ . 376
Bil<lqucllenverz.eichnis. .. .. . .. .... ... ... .. .. .. ....... .. .... .. . . .. . . ........ . 379
Textartenverzeichnis . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . 380
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . .. . . .. . . . . . . . . . 381
Wie ihr mit dem „Deutschbuch" arbeiten könnt
Lernbereiche Damit ihr euch leicht zurechtfindet, ist das Buch übersichtlich in Lern-
bereiche eingeteilt:
• SPRECHEN UND SCHREIBEN
• NACHDENKEN ÜBER SPRACHE
UMGEHEN MIT TEXTEN UND MEDIEN
• ARBEITSTECHNIKEN UND METHODEN
Grundwissen
11
Wichtige Inhalte und Die Tipps geben euch
Begriffe sind in den Hilfestellungen, wie ihr
-
Kapiteln deutlich hervor- an bestimmte Aufgaben
• •
gehoben. herangehen könnt.
Am Ende des Buchs ist das Grundwissen der Klasse 5-9 noch einmal
zusammengefasst, damitihrnachschlagen könnt, wenn ihr etwas schon
vor längerer Zeit gelernt habt und euch nicht mehr genau erinnert
( t> s.332-375).
Piktogramme Die folgenden Piktogramme treten im Buch immer wieder auf und ge-
ben euch Hinweise, wie ihr mit den Materialien und Aufgaben arbeiten
könnt.
Partnerarbeit Gruppenarbeit g:l
Rollenspiel
li5I Arbeiten mit r:JJfächerverbin- U methodisches
dem Computer dende Aufgabe tI? Arbeiten
8
1.1 Reden will gelernt sein -
Reden und Vorträge halten
D Betrachtetdieverschiedenen
Redesituationen
aufdenBildernund beantwortetdannfolgendeFragen:
a WelcheArt von Veranstaltung.findet
jeweilsstatt?
a Werhält hiereineRede?
o WaskönntederInhaltderRedesein?
o Wasbeabsichtigt derRedner?WelcheReaktionwillererzielen?
a WeristdasPublikum?
D WaserwartendieZuhörer?
9
• l Anj!~wandteRnetorik-Kommun:katiun ssiluaticne n meistem
Die Rhetorik (Lehrevon der wirkungsvollen Gestaltung der Rede)ordnet die verschiedenen For-
men der Rede in drei große Gruppen:
Informations- rRedesoll Zuhöre:- Beiden Zuhörern wird in erster Linie der Verstand
rede Informationen angesprochen. Die Inhalte werden (weit gehend)
(Sachvortrag) 1 vermitteln. wertfrei dargeboten; der Redner trennt zwischen
eigener Meinung und Fremdmeinung.
- I__
!
Überzeugungs- Rede'kill die Zuhörer 1 Die Überzeugungsredehat ein Tatzkl, auf das die
rede zum Handeln gesamte Rede ausgerichtet wird. Die Argumen-
(Meinungs- bewegen. tation wird in der Regel nur einseilig geführt,
rede) um dieses Ziel zu erreichen. Am Ende der Über-
zeugungsrede v,ird ein Appell ausgesprochen.
Durch die Überzeugungsredewerden vor allem der
[ Wille und das Gefühl der Zuhörer angesprochen.
---
Lob-oder Rededient zur Ehrung Die Lob-oder Festrede richtet sich vor allem an Herz
Festrede 1 eines bestjmmten und Gefühl der Zuhörer, weniger an den Verstand.
Anlasses oder einer VomRednerwird erwartet, dass er auf die dem An-
bestimmLenPerson. lass entsprechende Stimmung (Trauer, Freude etc.)
eingeht.
-- - ---- ---
Obwohl zwischen diesen drei Grundtypen auch Mischformenmöglich sind, wird in den
meisten Fällen eine Redeform dominieren.
D Ordne/diefolgendenRedebeispieledenjeweiligenRedeformen.zu bzw.fahrtaus,wenneurerMeinung
nach eineMischformvorliegt.BeschreibtmöglichstgenaudasZielbzw.dieAbsichtderjeweiligenRede.
Rededes Fußballtrainers
andieMann- AnfrageinerSchülerverfreferin/eines
schaft nacheinemverlorenenSp;e/ Schi.ilerverfrefers
auf der Schulf.onferenz.
10
1.1 Reden w:ll geien! sein- Redr.n und Vorträge !-.alten •
Wer vor Zuhörern redet, der mu ss V'lisse n, worüb er er sprich t, zu wem er spri ch t und was er er-
reich en möchte .
DAS JUGENDROTKREUZ
letzten Jahren haben w ir unsere Angebote für
Das Deutsche Jugendrotkreu z (JRK) ist der Schulen, beispielsweise den Schulsanitäts- 40
eigenständige Jugendverband des Deutschen dfenst oder unser Streitschlich ter-Programm,
Roten Kreuzes(DRK), eines der größten Woh l- ausgebaut. Schularbeit hat bei uns schließlich
fahrtsverbände in Deutschland . Tradition: Bei Gründung unseres Verbandes
über 100000 Kinder und Jugendliche im Alter 1925 fand JRl<-Arbeit vorwiegend in der Schu-
vo n 6 bis 27 Jahren engagieren sich beim JRK le statt.
ehrenamtlic h in über 5 500 JRK- Gruppen. Ob
Erste Hilfe, Rettungsschwimmen, Streitschlich-
10 tung oder Spendensammeln: Anderen Men- NATIONAL
schen zu helfen, steht ganz oben auf unserem Erste Hilfe: Im Jugendrotk reuz ist Erst e
Programm, denn mit unserer Arbeit woll en wir Hilfe mehr als Pflaster kleben. Engagement
uns sozial engagieren, uns für Gesundheit, im Schulsanitätsdienst, Unfallverhü tung,
Umwelt, Frieden und Völkerverständigun g ein- Schmink en bei der realistischen Unfalldar-
15 setzen und polit isch mitm ischen. stellung und spannende Wet tbe w erbe - all
Wir treffen uns regelmäßig zu Gruppenstun- das gehört mit dazu.
den und beschäftigen uns mit Erster Hilfe , den Verbandsentwicklung:Das Jugendrotkreuz
JRl<- J<ampagnen oder Themen w ie Gesund heit setzt sich momentan int ensiv mit dem s
ode r den Grundsätzen des Rot en Kreuzes. Au- Thema Verbandsentw icklung auseinander.
ßerdem organisieren wir Ferienfreizeiten, ge- Dabei geht es darum, Probleme im Jugend-
hen gelegentllch zusammen ins Freibad oder rotkreuz zu analysieren , Lösungen vorzu-
füh ren ein eigenes Theaterstüc k auf - Engage- schlagen und Zukunftsvisionen zu erarbei-
ment soll schli eßlich Spaß machen. Wer dann tet.
immer noch nicht genug vom Jugendrotkreuz
hat , kann sich bei uns zum Grup penleiter oder INTERNATIONA L
zur Gruppenleit erin ausbilden lassen und eine Internationale Begegnungen: Jugendrot-
eigene JRl<- Gruppe gründen. kreuzler kennen Menschen aus anderen
Herkunft, Nationalit ät, Religion oder Ge- Ländern nicht nur aus dem Fernsehen: Sie
schlecht spielen bei uns keine Rolle, denn haben intensive Kontakte zu Rot kreuz- und 6
Me nschlichkeit ist unser oberster Grundsatz. Rot halbmondgesellschaften in aller Welt
Und weil es überall auf der W elt Men schen und organisieren j edes Jahr internatlonale
gib t, die sich im Namen des Roten l<reuzes Begegnungen.
oder Rote n Halbmond es für An dere engagie- Aufbauhilfe: Das Jugendro t kreuz unter-
ren, haben wir l<ontakte zu Jugendrotkreuz- stützt andere Länder beim Aufbau eigener 70
lS lern und Jugendrotkreuzlerinn en aus allen Tei- Jugendrotkreuzstrukturen. Jugendrotkreuz-
len der W elt. ler aus Deutschland gehen ins Ausland, um
A ußerschulische Jugendarbeit ist das eine, vor Ort ihr Wissen weiter zugeben und zu
Schularbeit unser anderes Standbein. In den helfen.
11
• l .l\ngewar>dtr.Rhe~ori"k-Kom:nunikatio11$~it11a,ionenmeistem
75 J RK-Spendenprojekte: Jugend rotkreuzler Wir bilden Multiplika tor innen und Multi- C,,
helfen Menschen in anderen Ländern, bei- plikatoren aus. Denn: Coolness und der
spiel sweise l<indern in Afghanistan od er Ru- Umgang mit Aggressionen können t rainiert
anda. werd en.
Kindersoldaten- Youth must act !
l<AMPAGNEN DES DEUTSCHEN JUGENDROT-
Auch wenn die Rekrutie- '10
SC. KREUZES
rung von Kindern als Solda-
Das Jugendrotkreuz entw ickelt seit den 1990er
t en weltwe it verbo t en ist,
Jahren regelmäßig bun deswei te l<amp agnen
gibt es nach wie vor in vie-
zu Them en, die ju nge Leute betr effe n. Hier ein
len Länd ern l(indersolda-
Überb l_ick über einige Kam pagnenthemen:
t en. l<i nder werden ver-
85 .,BleibCOOL ohne Gewalt!" schleppt und in der Armee
Gewalt hat viele Gesichter. Ob als anspr uchsl ose Handl an-
~-.E11 Mobbing i n der Schule, Jacken- ger missbraucht, die vo n
•aAa + abziehen beim Sport od er l<anonenfutter bis Prostitu-
~\,"" "] Schlägereien auf off ener Stra- tion für alle s herh alten
90 \,,.~/i"
._.........
ße: Gewalt ist an der Tages-
o rdnung. Doch mit Gewalt
müssen. Wir wollen das nicht akzept ieren und
setzen uns dafü r ein, dass l(inder überall auf
ll>
löst man keine Probleme. Wir der Wel t friedlich aufwa chsen können.
setzen uns dafür ein, dass Konfl ikte offen und
nicht mft Faust oder Me sser ausget ragen wer- Armut: Schaunicht weg!
9S den. Armut raubt Kind ern 125
und Jugend lichen
Trainingsprogramme zur Gewaltprävention ein Stück Zukunft.
(Cool ness-Trai ning, Anti - Aggressions-Training) Und in Deutschl and
Wir geben l<onfliktsituat ionen vor und las- ist heute jedes siebte
sen Jugendliche abw echselnd Opfer- und l<ind arm. Das wol- 1C
100 Täterrollen übernehm en: Wi e verhalt e ich len wir vom Jugend-
mich, wenn mich jemand provoziert oder rotkreuz nich t länger
gew alttätig angreift? Wie kann ich mich hinn ehmen. Deshalb machen wir uns für arme
geschickt wehren? Wie erhöhe ich meine l<inder und Jugendliche in Deuts ch land stark -
eigene Hemmschwelle? und du kannst mitma chen.
1DLegteineStoffsammlung.für
euren Vortragzum Thema,,DasDeutsch
eJugendrotkreuzstelltsichvor"
an. Wertet dazu denInformationstext über dasJugendrotkreuz
aus(!>Infonnation
smatmal auswer-
tenauf S. 3 72).WeitereJrifo
rmationen zum Jugendrotkreuz
findetihr unterwww.djrk.de.
Weristda.sDeutsche
JugendrotAreuz.?
des DeutschenRotenJ<..reuz.es
- eagensfändigerjugendverband
_ Wq_rum.
..sollte...man DeJJi.s.cMJ1j1JgeadrotAre.u.z
M.Itgliedb.ß.im .w.e.r:de.n.?
12
J.J Rtdenwill gelernt sein·- Reden unc.Vo1träge h.Jten •
Die EinleiLung eines Vortrags muss "sit~en", denn hier entscheidet sich, ob die Zuhörerinnen und
Zuhörer dem Vortragfolgen oder von vornherein ~abschalten".Dabei gibt es verschiedeneVarian-
ten zur Gestaltun g der Einleitung.
Zum Thema »Das Deutsche Jugendrotkreuz stellt sich vor" haben einige Schülerinn en und Schü-
ler un terschiedlicheEinleitungen formuliert:
D Vergleichtdieverschiedenen
Einleitungenmiteinander.
a ln welchenPunktenunterschddensiesich?
o WiewirddasInleresse derZuhörerinnen undZuhörergeweckt?
II Begründe~welcheEinleitungeuch am bestengefallt
mÜberlegteuch mitHilfedesTippkastensauf Seite14 eineEinleitungfar euren Vortrag.
13
- • 1 Angew~ndte Rhetorik - Tolr'.n:u::ru:at ion~situ;;_tioner. meistern
•
Der Schluss
Der Schluss eines Vortrags kann das Wichtigste noch einmal zusammenfassen. Ihr könnt aber
auch an die Zuhörerinnen und Zuhörer appellieren, indem ihr sie zur Veränderung ihrer Positi on
auffordert. Einige Schülerinnen und Schüler haben es wie folgt probiert:
_,. WoJlt:ihrB{GJf
auch.@deu,~hfigf!.oStelle_r.ichtig_heJknZDann
la.~ste~h_z.ur
_ _S.c,bulssmftätecin
oderJ..tJ.m ®:?b.1i.chn__1,Jadm
S..c.b.ulsaaitä"ter _QI;ht
mit))_e[mj1.1gß1Jdr0.L
__
Areuz.!"
_ ,,Da~gendwt.AreJll:../J1"efef.ßlch
al~n.ic.htnurdiil!lrigjjgi/s_ejf,,.i.u_c},
in &~le.rBilf
~ -
- · weite.rz.ul;Jilfie.a4
.sonderne.s.W-eta!LWJ:.ltwdeOrgatJ.l°s()ÖfJJI.
_Jie ~qc.h er..mjjglidit_ __
_ neueu.§.undfL,tl/{ndBJJ,
fremde..&lwr.c..n
Aean.enz.uler.&D..J.Wi...ef!cb~q__zial
z.u_engagl~ -
_ f'..fJn."
_j ch bindavon iiberz.eJJgf,.da..s:Ldasjugendr_Qflirß.uz
unsalleneine41.J!e.!Yl/4JJicftf..eif
__g1Pt.a.M:iY.ZJ.l.JYerde.n.JJJJ..d
1.11J:S.../fir
.GJfil~hheit
undGerecb.ti{}M{t
e,~~t.z.en."
14
1.1 Redenwill gelernt sein- Reden und Vorträgehalten •
H~..r..a
µ_
s t rgi/J.Lsich.jiirm(ch..nur
_ Schluss/olgfmlfJ!l-
,-~
di~ Deutsches Rotes Kreuz +
_J_chmöchtenocheinmalmeine
_M e.iDung_ium..Ihema
.,.w.sam111.
ffD.::_
__
_
fas sen; ...
Ichmöchteeil.Ch
da4"'auffordem, in
dennik-hSf
enWo,11.en .,.
a) FormuliertselbsteinenSchlussfür eurenVortrag.ProbiertmehrereVariantenaus.
b) TragteureSchlussteile vor und besprecht
, welche WirkungdiejeweiligenBeispieleauf
dieZuhörerinnen undZuhörerhaben.
•
Einen Vortrag oder eine Rede halten
Von dem Pranziskanermönch Capitano wird erzählt, er habe, wie damals üblich, in lateinischer
Sprache gepredigt. Seine Zuhörer, die kein Latein verstanden, spendeten ihm trotzdem regelmä-
ßig lang anhaltenden Beifall.Nach dem Ende der Predigten wurden diesevon einem Dolmetscher
überset7.t.Nun liefen aber die Leute desinteressiert davon.
15
• l A."l~ewandt~Rhetorik- Kommwül<alionssiluatianen ir.cistem
Hugo Ball
HugoBall
Wolken
16
II
LI lede n willgelerntsein-Reden und Vorcäge '.1il1
tf:n •
Tauscht euchanschließend über die Wirkung derjeweiligen Redeaus. Was ist euch positiv aufgefallen,
-
was könnte man noch verbessern?
Opas80. Geburtstag
Fi,ireine Sportart oder einenSportverein werben
17
1 Angewandte Rhetorik -K ommunikationssit1Jationt1l mr.i~~
ern
Smalltalk
Vorstellungsgespräch
Unte rri chtsges p räch
Verkaufsgespräch
Prüfungsgespräch
Diskussion
Beratungsgespräch Streitgespräch
Interview
18
D JedeGesprächsform
l .2 Mit~inanderreden - GesprächeUlldlnterviewsführen •
hat ihreeigenenRegeln,ZieleundInhalte.AußerdemkanndieBeziehungder
-
Gesprächspartnersehrunterschiedlich sein
a) Charakterisiertin PartnerarbeitdieGesprächsformen aufSeite18 möglichst genauundhaltet eure
Ergebnisse
ineinerÜbersichtfest. Berücksichtigt
folgendeAspekte:
D WersinddieGesprächspartner?
D Welchen InhalthatdasGespräch?
D Mit welcherAbsichtbzw. mit welchemZielwird dasGespräch gejühn?
D In welcherBeziehung stehendieGesprächspartner zueinander?
D WelcheRegelnmüssen diejeweiligenGespräch spartnereinhalten?
D WelcheFolgen ergebensichausdem Gespräch?
eureErgebnisse in derKlasse.
b) Präsentiert
AlmazBöhm
,,Es hat keinen Sinn, mit Geld etwas diktieren zu woll en"
Almaz Böhm üb er Entwicklungshilfe und einen Promi-Gatten
19
- • l ,A.ngr.wandte lbetorik -KonmuuikJ l ionss:tuatione:i meisten
gegen die Armut als Fluchtursache zu kämp- erreichen. Es tu t mir aber dopp elt weh, wenn
fen. W ir müssen den Menschen in ih ren Hei- M enschen einen vermei dbaren Tod sterben.
20 matländern eine Perspektive geben. Das ist ei-
ne bessere Hilfo, als Barrieren zu errichten. Die 11nu
jü ngeren Menschen in Afrika brauchen Chan-
Wie weit mussdie EntwicklungspolitikEinfluss
cen auf Bildung und Arbeit. W enn wir diese
nehmen auf die Rahmenbedingungenin den
Fundamente nicht heute legen. zahlen wir
Armutsländern?
morgen den doppe lten Preis.
.. BÖHM: Als Hilfsorganisation haben wir nicht
über das politische ode r wirts chaftlic he System 0
Äthiopiens zu bestimmen . Es hat keinen Sinn,
Als 13-Jährige mussten Sie mit Ihrer Familie
mit Geld etwas diktieren zu woll en. Die Ät hio-
vor dem J<riegflüchten.Wie weit hat Sie diese
pier w issen selbst, welches System für sie das
Erfahrunggeprägt?
beste ist. Wir sollte n d ie M enschen unter stüt-
BÖHM : Esist schlimm , wenn man alles verli ert zen, dass sie ihren Weg selbstbestimmt gehen 65
und fortgehen muss. Aber zum Glück konnte können. Jedes Land hat seine eigene Entwick -
ich zumindest in meinem Land bl eiben und ha- lung. Es ist gar nicht lange her, da ware n die
be dort Schutz gefunden. Wenn man dagegen Staaten Afrikas europäische l<oloni en. Man
seine eigene l<ultur aufgeben muss, ist das viel muss den Menschen Zeit geben, Demokratie
härter. zu erlernen. Viele von ihnen könn en nicht ein- Jl)
20
1.2 Mitemanderreden- C',espräc~ ,111111
.~ und Interviews fi:h:re:-i
angefangen. Als Karl aus Europa zurückkam, halfen. Ich habe in Österreich und Deutsch-
sah er mich im Kuhstall. Er war überrascht, land so viele offene Türen gefunden, wie ich 110
dass zum ersten Mal eine Frau für diesen Pos- sie mir für alle anderen Ausländerinn en und
ten genommen worden war, und zollte mir Ausländer nur wünschen kann.
seinen Respekt. Eines der Kamele hatte gerade
gekalbt und ich wollte ihm das l<älbchen zei- II
gen. Wie er mir nachher erzählte, hatt e er in
Ihre Organisationversuchtin Äthiopiengezielt,
diesem Moment aber mehr Augen für mich als
Frauen zu stärken. So gibt es eine K:,.mpagne
für das Kalb .. .
gegen die brutale Mädchenbeschneidung. Wie II 5
weit können und sollensichEntwicklungshelfer
111 in kulturelle Traditioneneinmischen?
Fühlen Sie sich heute als äthiopische Ös-
BÖHM: Eine der Hauptursachen für die Armut
00 terreicherin oder als österreichische Äthio-
in Athiopien ist die Rolle der Frau in der Ge-
pierin?
sellschaft. Es gibt schlechte Traditionen wie 110
BÖHM : Ich lebe gerne in Öst erreich, habe Beschneidung oder Frühverheiratu ng, die Frau-
auch die Staatsbürgerschaft. Im Herzen aber en in ihrer Entwicklung behindern. W enn man
bleib e ich Äthiopi erin. alle Tradition en behalten soll, dann könnten
Sie auf dem Wü rzburger Marktplatz wieder
111 einen Scheiterhaufen errichten un d Hexen
verbrennen wi e im Mit telalter. Es geht nicht
10~ Wie schwer hat man es an der Seite eines so
um Einmischung, sondern um M enschen-
prominenten Mannes wie Karlheinz Böhm?
rechte.
BÖHM : Die Frage müsste lauten, wie leicht
man es hat. Seine Prominenz hat mir nur ge- 1111 II 1111 II II 1 111111111
21
-. onen :nristrm
1 Ar.gewandte lh~to rik- Komcu:.n:h 1ionssi':l:.ati
D will,mussgutvorbereitel
WereingutesInterviewdurc}ifü.hren sein.
a) BildetGruppenundergänztweitereFragen zur Interviewvorbereitu.n
g.
b) Bei denVorber
eitungenzu einemInterviewmüsstihrauchberücksichtigen, obeuerInterview-
partnereherextrovertiert(kontaktfreudig, aufgeschlossen)oder eherintrovertiert ( verschlossen) ist.
Wie könntihrdaraufreagieren?
-~ 1JBereitetinGruppenarbeiteinInteroiewvor.DerInterviewleilfaden hilfteuchdabei.
a) FindetmöglicheInterviewpartnerund -themen.Notiert,waseuchan derPerson und/oderdem
Themabesonders interessiert,
und infonnierteuchüberdasThema,überdasihrsprechenwollt
b) Überlegt,in welcherFormihr dasInterview präsentierenwollt
c) BedenktdieRahmenbedingungen,unterdenenihrdasInterviewdurchfahrenkönnt(Ort,Zeitpunkt,
DauerdesInterviews,MöglichkeitendesAufzeichnens oderMitschreibens
etc.).Entwerfteinen
sinnvollenFragenkatalogfiir dasInterview.
22
1.3 ::.angeRede,kurzerSinn?- Eine~dtc analysier~r-und selbstentw~rfen
Loriot
Loriot
DerVampyr
Meine Damen und Herren! tigt pro Nacht ein bis zwei Liter frisches Da-
Haben Sie sich schon einmal Gedanken dar- men- oder Herrenblut. Dafür verzichtet er aber
über gemacht, daß es in unserem Wohlstands- auch auf Teigwaren, Obst, Käse und Gemüse.
staat eine notleidende Bevölkerungsgruppe Durch die ablehnende Haltung der Bevölke-
s gibt, an der sogar die Reformpläne einer sozia- rung greifen schwere Depressionen und Er- s
listischen Regierung vorübergegangen sind? nährungsschäden gerade unter jugendlichen
Der Vampyr gehört in der Bundesrepublik zu Vampyren in erschreckendem Maße um sich.
einer Minderheit. Als Wähler ist er somit un- Allein in Rheinland-Pfalz waren im Jahre 1970
interessant. Noch vor wenigen Jahren in aller mehr als 2000 Vampyre zwischen zwei- und
10 Munde, ist er heute nahezu in Vergessenheit dreihundert Jahren bettlägerig. 30
geraten. Was wird für alternde oder unver- Was ist das für ein Staat, der in jedem Jahr Mil-
schuldet in Not geratene Vampyre getan? liarden für die Rüstung ausgibt und keinen
Nichts! Im Gegenteil: Wir werdm unter Miß- Tropfen Blut für seine Vampyre übrig hat. Da
achtung des Grundgesetzes in der freien Aus- stimmt doch was nicht!
1s übung unserer Lebensgewohnheiten vorsätz- Es ist kurz vor 12. Wir wenden uns an die Öf- 35
lich behindert. Es sind Fälle bekannt, in denen fentlichkeit. Wer spendet Blut, Särge, warme
unbescholtene Vampyre öffentlicher Verfol- Decken und Zahnersatz? Wer nimmt junge
gung ausgesetzt wurden, weil sie nächtlichen Vampyre in den Ferien auf? Wer schnell hilft,
Straßenpassanten, in netter Form, BluL ent- hilft doppelt. Geldspenden erbeten auf Post-
20 nommen hatten. Ein gesunder Vampyr benö- scheckkonto Baden-Baden 22648. [[I 40
23
-
D
D l llngewandtt Rhe:c1ik-Ko..
"ll:ll·.2t1ika
tionss1tua1io11en
mrkem
1J Untersuchteinige sprachlicheGestaltungsmittelderRede.
a) FormuliertdieEinleitungin einenAussagesatz um und vergleichteureLösungmit demOrigina/.-
satz. WelcheUnterschiedein derWirkung könnt ihrfeststellen?
b) Untersucht,wiederSchlussteilderRedegestaltetist.Bestimmtdiesprachlichen Gestaltungsmittel
underläutertderen Wirkung.
c) Beschreib~wie derzweiteTextabschnitt(1>Z. 7-23) ausgearbeitet ist. Wie wird dieeigenePosition,
wiedieGegenposition dargestellt?WelchesprachlichenMittel(Wortwahl,rhetorischeFiguren)
falleneuchauf?
D a) UntersuchtdiegesamteRede in Gruppen-oderPartnerarbeitgenaZLBerücksichtigt
dabeifolgende
Gesichtspunkte:
b) PräsentierteureErgebnissein derKlasse.
Wenn ihrzu unterschiedlichen
Ergebnissen gekommenseid,
nehmtzur Klärungden'Jext zu Hilfe.
24
D Erarbeitet
J.J LangeRede,kurzerSin:i?- RineRedeanalysierenund selbste:icwcrfen
inPartner-oderGruppenarbeit
eineÜberzeugungsrede
im StilevonLoriotzu
-
D
vergleichbaren
„Nonsensthemen",
z.B.:
a) PlantzuersteureRedemitHilfedesuntenstehenden
Erarbeitungsbogens.
ÜbertragtihnineuerHeft
und verändertoderergänztihndabeinacheurenBedürfnissen.
fiir eineRede
Erarbelfung.shogen
MeinThemalautet:
ÄußereBedingungen:
Anlassgibt esjifr meineRede?
Welc.hen
Wowerdeichdie Redehalten?
W,evielZeit steht mirwr Verfiigv.ng?
RedeaJJsi'chf:
Waswillichbei meinenZuhörerinnen
undZuhörernerreichen?
MeineZuhörer/·innen:
WersindmeineZuhörer/-innen,wiemuss ichsie ansprechen?
Wasf..önntensie über das Themawissen?
DerAufbaumeinerRede:
E.inleifungsgedanf..e:
Hauptteil:These,ArgumenteundBeispiele
1.
2.
3.
Schlussappell:
Unterlagen/Hilfsmittel:
Wasmuss ichaußerdemberiicJ.stchtigen,
z.11 Wegzum Rednerpulf,Mi'k.rofon,
l<Jeidung?
25
- D 1 /ugewandtc Rhetorik-Komrn1.1:iikaticmssituationer.
eineÜberzeugungsrede.
Bedenkt,dassihreure
Zuhörerl-innen
beeinflussen
bZUJ.
zum Handelnbewegenwollt.MachtdiesdurchdenAufbauder
Redeunddurchsprachlich-rhetorische
Gestaltungsmittel
deutlich.
D Entwerftgemeinsameinenübersichtlichen
Beobachtungsbogen,mit demihrdieStärkenund
SchwächeneurerRedenundjedesRednersbeurteilenkönnt,z.B.:
fJ a) HalteteureRedenvorderKlasse.DieZuhörerinnenund:Luhörer
hörenaktivzu undmachensich
mit HilfedesBogensNotizen.
b) GebteuchmitHilfeeurerNotizengegenseitig
Feedback.
Stelltheraus,wasjeweilsbesonders
gut war
und was ihrnochverbessernkönnt.
26
2.1 Schlankmachtkrank-
Die steigernde Erörterung
D SchauteuchdieobigenCollagenan undbeschreihwiedieFrauenundMännerdargestelltwerden.
fJ Diskutiertdarüber,wiedie„ideale"Fraubzw.der„ideale"MannaussiehtundobjederdiesemIdeal
nacheifernsollte.
27
- • 2 Mitalle:1Millelnnr:iZ'.el?-Erö11em
J. K. Rowling
Ist„dick"
schlimmer
als
..nachtragend",
,,neidisch"
.
..oberflächlich,,
...eitel".
,,langweilig"
oder „grausam"?
J. J<.Rowling, die Autorin der Harry-Potter-Bü-
cher, hat sich in einem Essay auf ihrer Website
ihre Wut über den Schfankheitswahn von der
Seele geschrieben. Der folgende Text ist eine
Übersetzung des englischen Originals.
Schlank sein, das ist vermutlich kein Thema, und irgendwie kamen wir auf ein Mädchen, 30
das ihr auf dieser Webseite erwartet hättet, das er kannte (keine der Potter-Schauspiele-
aber meine letzte Reise nach London brachte rinnen), die von bestimmten „bezaubernden"
mich zum Nachdenken. Klassenkameradinnen als dick bezeichnet wur-
Es begann im Auto auf dem Weg zu den de. (l<önnte es sein, dassdiese eifersüchtig wa-
Leavesden-Filmstudios. Ich vertrieb mir die ren, dass sie den in Frage kommenden Jungen 35
Zeit damit, ein Magazin zu lesen, das yerschie- kannte? Bestimmt nicht!)
dene Hochglanzfotografien einer s~hr jungen .Aber", sagte der Schauspieler ehrlich verwun-
Frau zeigte. die entweder ernsthaft krank war dert, .,sieist wirklich überhaupt nicht dick."
10 ..oaer~n~J~er Jssst!),r~ng_Ett(was n~tü!lic_hdas ,,.Dick' ist üblicherweise die erste Beleidigung,
Gleiche ist). Egal, wie man es betrachtet, es die ein Mädchen einem anderen Mädchen 40
~,rd-ere Er~lärung für..ihre Figur-.. Sie an den Kopf wirft, wenn es dieses verletzen
kann darüber reden, bis ihr die Zunge abfällt möchte", sagte ich. Ich erinnerte mich daran,
(H-orra'!"Wieder einige Gramm weniger!), sie dass das schon so war, als ich noch zur Schule
15 kann sagen, dass sie unglaubliche Mengen ging, und dass ich es unter Jugendlichen be-
esse, fürchterlich beschäftigt sei und den obachtet hatte, die ich unterrichtet hatte. Ich 45
schnellsten Stoffwechsel der Welt habe. aber konnte sehen, dassdas für ihn, einen ganz mo-
ihr nach innen gewölbter Bauch, ihre hervor- dernen jungen Mann, ein völlig bizarres Ver-
stehenden Rippen und steckendürre Arme er- halten war, so als ob jemand Stephen Hawking
20 zählen eine andere Geschichte. Dieses Mäd- als „Fettwanst" titulieren würde.
chen braucht Hilfe, aber weil die Welt ist, wie Seine Verwunderung über diesen alltäglichen 50
sie ist, setzt man sie stattdessen auf die Titel- Aspekt weiblicher Existenz erinnerte mich da-
seite eines Magazins. All dies ging mir durch ran, wie seltsam und krankhaft diese Art der
den Kopf, während ich das Interview las, dann Beleidigung ist. Ich frage mich,....ob...,.dick:.wirk-
25 schob ich diese schrecklichen Gedanken zur lich das Sc;b.Jirnroste.ist,.was ..einem. Mense::hen
-·····-··
Seite. -vorgeworfen werden kan_~?_tst.,,dick''schlim- 55
Aber nein, kaum stieg ich aus dem Auto, kam mer a1s·..nächtragendCneidisch ... ,.oberfläch-
das Thema .Mädchen und Schlanksein" wie- 1ich:. _Ait.e1:,__:1a~t!ig~ oqer
.. „grausam"?
der auf. Ich sprach mit einem der Schauspieler Nicht für mich. Aber - möchtet ihr vielleicht
28
2.1 Schlankmacht krank- Diesteigerndellrcnerung
erwidern -was weiß ich vom Druck,_schlankzu werden. lch würde mir wünschen, sie würden
60 sein? Als Schriftstellerin, die ihr Geld damit unabhängig, interessant, idealistisch, freund- 90
verafont, ihr Hirn ZU nutzen, werde ich nicht lich, engagiert, kreativ, lustig sein - tausend
nach meinem Aussehen beurteilt. Dinge, die wichtiger sind, als .schlank" zu
An diesem Abend ging ich zu einer Buchpreis- sein.
verleihung. Nach den Feierlichkeiten traf ich
65 eine Frau, die ich über drei Jahre lang nicht
gesehen hatte. Und was war wohl das Erste,
was sie zu mir sagte?
.Du hast viel abgenommen, seit ich dich zum
letzten Mal gesehen habe!"
10 „Ja". sagte ich etwas verblüfft, ,.alsdu mich das
letzte Mal sahst, hatte ich gerade ein l<ind be-
kommen 1" Viel lieber hätte ich jedoch gesagt:
.Ich habe mein drittes l<ind geboren und mei-
nen sechsten Romangeschrieben, seit ich dich
1s zum letzten Mal sah. Sind diese Dinge nicht
viel wichtiger, viel interessanter als mein Ge-
wicht?" Aber nein - meine Taille sah schlanker
aus! Vergiss das l<ind und das Buch: Endlich
etwas zum Feiern!
so Vielleicht scheint all dies lustig oder trivial,
aber das ist es in Wirklichkeit nicht. Es geht
darum, was Mädchen sein wollen, was man ih-
nen erzählt, wie sie zu sein haben, und wie sie
sich selbst sehen. Ich habe zwei Töchter, die
85 ihren Weg machen müssen in dieser schlank-
heitswahnsinnigen Welt. Das macht mir Sor-
gen, denn ich möchte nicht, dass sie hohle,
von sich selbst besessene,abgemagerte l<lone
1JBeziehtStellun_q
zu J.K.RowlingsBewertungdesSchlankheitswahns.
D InformierteuchüberUrsachen,Erscheinungsformen,
VerlaufundBehandlungvonEmtönmgen.
Interessantes
MaterialfindetihrbeiderBundeszentrale
far gesundheitliche
Aufklärung(BZgA),den
Krankenkassen oderimInternetunter www.lizzunet.deund www.lzq-bavemde.
29
- • 2 Mitallc:i Mittelr:zum Zi~l?-Erör.ern
Bevorihr euch zum Inhalt der Erörterung Gedankenmacht, müsst ihr das Thema genau erschlie-
ßen. Beispie1:
Themabegriff(l<ernbegriff):
SchlanAhe{fswahn = krankhafte
Ei'nb{ldungl
Illusion,.schlankseinz.u
V
miis:sen
Zeigedie Nachteiledes Schlankheitswahnsauf
.,f
/'
Schliisse/begriff
e: Nachteile(::negativeAspekte)aufzeigen, ei'ngliedr1g
steigernd
Thema/rage:
WelchenegativenAspekte bringtdergegenwi:irfige
Wahn.schlan/<.
sein z.umüssen.
mitsich?
D Untersucht
diefolgendenThemennachdemobigenMuster.DieFragenim Tippkastenhelfeneuchdabei.
30
Aspekte";,,Setzedich kritisch auseinander mit ...".
-·1 .._
2.1 Sölank macht krank·- Die ste.igerndeErörterung lfla
Eine Stoffsammlung anlegen
Wenn ihr ein Thema gründlich untersucht habt (Themaerschließung),wisst ihr, wie die Thema-
fragegenau lautet. Um sie ausführlich beantworlen zu können, müsst ihr vorher eine Stoffsamm-
lung an legen.DieStoffsammlungkann z.B.als Brainstorming oder al!:> Cluster erstellt werden.
1h.em4:.
ZeigedieNachteiledes Schlankheit~wahn.s
auf
einesMenschen
- Gewi'cntals ßewertu.ngsmaß.stab
- wicnttgereWerfyorstellungen
gehenverloren
- ;)fange/-undUnterernährung,
Mager~u.,ht
SchlanAheitswahn
- Aranf..hafter ver4.r.so.chf
X.ostenfiirdas Gesundhettswesen
- MerreichbaresIdeal
- dieme,sfenfrc.u1enerreichenihr Trau.mgewichf
nicht
- MecJ,l<..ümentenmi.ssJJr@ch
(Abfiihrm/ttel,lntwässer@gstabletten.Appefthiigler)
\ NachfeUedes
/
Was1stein
SchlanAheitswahn?
---- Schlankhett.swahn.s
~ ine Stoffsammlunganlegen
In einer Stoffsammlungwerden zu einem Thema möglichst viele Stichpunkte (Infor-
mationen, Gedanken und Ideen) gesammelt. FolgendeTipps können euch helfen, eine
ausführliche Stoffsammlunganzulegen:
tl Notiert,was euch zum Thema spontan einfällt. 1
•
31
- • 2 Mitalle11Mit1eln:rumZieli-Zrört em
Die Stoffordnungist die Vorstufe zur Gliederung. Es geht darum, aus den gesammelten Ideen
die brauchbaren Gedankenherauszufiltern und diese nach Oberbegriffenzu ordnen.
1) OrdnetdieStoffsammlungnachinhaltlichzusammengehörigen
Gesichtspunkten.Orientierteuch
dabeian demTippkasten auf Seite33.
Oberbegriffe Unterpunkte
Nachteilefiir - Überbewertungdes Gewichtsals Wertvorstellung
die Gesellschaft
Nachteilefiir
dasIndividuum:
.seelischeSchäden
- Ergreifenvongesundheitlichen
Maßnahmen
z.urGewichfsreduz.ierung
- Mangel-undUnfererncihrung,Magersucht
32
2.1 Sc'ilank macht krank-Die steigernd~ Erörterung JIIIIII
II Fürdiegedankliche
OrdnungderStoffsammlung
kanndieBegriffsreihen-Methode
hilfreichsein,z.B.:
a) Notiertzu denfolgendenThemenjeweilsBegrifftreihen,
diesichausder Themenstellung
ergeben.
DeruntenstehendeTipphilfteuchdabei.
Thema1: LegedieUrsachenvonEssstörungen
dar.
Thema2: ErörteredenStellenwertdesAussehensinunsererGesellschaft.
b) Vergleicht
eureErgebnisse
underklärt~
wieihr vorgegangen
seid.
mErschließtdasfolgendeThemaunderstelltdanneineStoffsammlungundeineStoffordnung.Probiert
beiderStoffordnung
dieBegriffsreihen-Methode
aus.
Thema:Stelledar,welcheEigenschaften
deinerMeinungnacheinen„schönen"
Menschen
auszeichnen.
fE1! en Stoffordnen - • -. -
Um den gesammelten Stoff nach inhaltlich zusammengehörenden Gesichts-
punkten zu ordnen, könnt ihr folgendermaßen vorge hcn: •
D Streicht alle Begriffe durch. die nicht exakt zum Thema passen.
o Sucht aus der Stoffsammlung alle zusammengehörenden Punkte heraus. -/
Cl Fasst die Punkte, die sich inhaltlich überschneiden, zusammen.
Cl Sucht passende Oberbegriffe.
Tipp: Überprüft auch. ob es Punkte in eurer Stoffsammlung gibt, die ihr als Oberbe-
griffe verwenden könnt
Die Gliederung ist das Inhaltsverzeichnis der Erörterung. Sie gibt dem Verfasser und dem Leser
eine Übersicht über Einleitung (Hinführung zum Thema), Hauptteil (Argumentationsgang) und
Schluss (Abrundung des Themas).
Eine Gliederung zum Thema „Zeige die Nachteile des Schlankheitswahns auf"könnle so aussehen:
A.._fi.J_ittcn._1m_ll.l;erjl1J~.verhunge.cnjung_e
f'!J_ensche11,
C. Da.sSel/:Jst/Jewus.sf Menschen
.sefne{t1e.s rnu~ gest?irAtwerden.
1 Verhungernjunger
Menschenmitten imOberf/us.s
_i _Na4btet1e de~~hlan/..)Je_if.~wahns_
fiir.dieG.e..s.e./Jschaft
2.1-1Y..achteile
211. ...
b) Verglei
chteureGliederungenundkonigiertsiegegebenenfall
s.
34
2.1 Schla::ikmacht krank- Die steigerndeErörterung
•
1
A. Einle(fung
B. Thesede~Haapffeils
1 Einleitung
2 ThesedesHauptteils
~i 2. ...
3. .,.
II. Argument
1.
2.1.2 ...
2.1.3 ...
2.2 Argument
r
1, ..• 2.2.1 ,..
2. ... 2.2.2 ..
l'
_J
1
IV Faz.it 2.'f Fazit
c. Schluss 3 Schlu.ss
--- - ---
- ,,,:_-_ ------ -·~
•
35
-. 2 MitallenMitte'.nzur:1Ziel?-E rört';'m
Der Hauptteil enthält die Argumentation. Nur wer ausführlich und zusammenhängend argu-
mentiert, wird andere überzeugen können. Deshalb müssen Behauptungen begründet und mit
Beispielenveranschaulicht werden.
Eine Rückführung zum Thema als Abrundung oder eine Folgerung,die zugleich zum nächsten
Argument überleitet, ist häufig sinnvoll.
Auszug aus dem Hauptteil einer Erörterung zum Thema .Zeige die Nachteile des Schlankheits-
wahns auf".
Z1.1.näch5f
hat derSchlanAhe,tswahn Nachfeilefordie Ge:sel/schaft, dellndasGewicht .
ersefz.fz.unehmend andere,sozialwichtigereWerfvorsfe/1,.mgen . So t>erichfefdie
Autorin)I<...Rowlingz.um.ßefspielaufihrerWebsiteVOfl.ßiner.&gegnung, bei.derihr
Ge.._vic,hf:svßrlu:st,
nichtaberihrdrittesl<.ind oderdasfrse,he{oenihresletz.tenBuches
5 f.omJnentierf wurden.Dasheißt,dasGew{chtwirdanderen,wichtigerenWertenwie
Familieundßeref, aufdenenFort/:Jestand undLeistu.ng.sfdhigAeit einerGesel/5Chafr
beruhen,vorgezog.en,
Dam,teng verAniipft {5f die Tatsache,dasJdurc.hdenSchlanAheifswahll dieGe:sfal -
tung.s/r..raft
derGesellschaftgeschwäcntwird.Dasliegtdaran,dassjugendlicheunfer-
10 gew,chtigeM.vdel.$ z.uVorbildern mQche.n. In diesemZ.u.sammenhang berichtetdteFAZ.
_ in.eJnem .t:crtiA
.el, da$Sder_SchlanAheifs'tt'.ahnl?ingstE.inzug jn aroeriAani.sche.Mädchen- __
... z.1m.mer-9.eha{ten habe.HufJderJe von.Web.sffes_böfen „Thföspiratioll~ dieInspiration
_ fiir.da.s/jj)nehmen. Auf den.Sertenwiir.deje.der. Gewichtsve.rlusteinesStars gelobt_
_ ,.md.als E..rmu,ti9_1,mgdes efgenen.Weiferhungerns inferp.ret.i'erll)urchdie_Fixierung_ _
_ aufdiese.Y(}rmeJnflichen Ld~alew.irdatJ/Daue.r da$Selb$twerf..gefiihl derjugendlichen
___pe.schiidigt~och,ss s1i;hv:ie&jug_endlic.heibrß.rP..o.fenäa.le und.Stä.rken nicht:..me.hr
_
.sindunddamitdie~let.ztendlichauc.h
...../Jewu.s~f de.r.Ges.~llschaft.veJloren
gehen,
Dergese/1.schaftliche l>rucJ.,demSchlanAheit sidealzu entsprechen,bela~tetdie
~0 Gesellschaftaberauchfinan4iell. DerWahn,schlanlr. sein.z.umiissen.fi.J.nrtdaw. dass
___ roProz.ent_a/Lerjugendh°f:hen .1.
wte.r..TBjahren_.sfch alsz.udicAempfrnden und..50
.Ef.Qz.enL
_ be.reitst:.ine.P.fiitgemacht.ha~ll, Qiäfengtlte..afad0.,h als.dieE.iJJ.stie.gsdro(ß
f(ic.f.§s~- -
- sfdr.(,{nge..n,
.soJ.q.ss
_Z/ Pro~entaller jJJgend/.ichen ..d(].r.tin.
er~canfa..en
,J)ie..aotweadige
_ Be.hp.ndl@gc/J.e.:$.er_[rf.ranl-ung.µnd ib.r~r&lge.n .b...elas.tet
das(;e.sqndhf:ifsweßen
2, jährlichmit2'10Mi/Honen Iuro.
_ BeMJnder_s sc.hw..err,ri_egend
sindj~do,hdreNach.tt;Jle fiir denßinz.e/oenJJle.nscben,_d[e_ _
_ ol)e.n.b.ere.itsaog.ef./Jmgen §Jfld~,
[IjJErschließt
denInhaltund denAufbauderArgumentatio
n unduntersuchlfolgendePunkte:
D RntsprichtdieReihenfolgederArgumentederderGliederung?
o Mit welchensprachlichen MittelnwerdendieArgumenteund Beispielemiteinanderverknüpft?
o An welchenStellenisteineRückführungzum Themaoder eineFolgerungerkennbar?
o Mit welchensprachlichen Mittelnwirdzum nächstenArgumentationsschritt
übergeleitet?
36
2.1 Sch;ankmachtkrank - Diesteigernde Erörterung
OftüberzeugteineArgumentationnochmehr,wennsiemöglicheGegenargumentenenntund diese
widerlegt.ErgänzteureArgumentationsketteausAufgabe11 durchein Gegenargu
ment und dessen
Widerlegung.Ihr könntdabeijolgendeInformationenaufgreifen:
Cl Nach einer Umfrage sind in Deutschland Übergewicht erhöh t das Risiko für erhöh- l'l
41 Prozent der erwachsenen Frauen und ten Blutdruck, Gallen- und Venenleiden,
58 Prozen t der Männ er üb ergewi cht ig. Arteriosklerose, Herzinfarkt , Schlaganfall,
D Üb ergewicht ist ein globa les Problem. Diabetes und Gelenkdeformationen -
Nach Schätzun gen der Wel tgesund- von den psychi schen Erkrankun gen, die
heitsorganisation (WHO) leben erstma ls schlecht messbar sind , ganz abgesehen. 15
ebenso viele übergewlchtige wie unterer- o Jeder dritte Todesfall ist laut Bundesmi-
nährte Menschen auf der Erde - jewei ls nister ium fü r Bildung und Forschung eine
rund 1,2 Milliarden. Folge von Über- od er Fehlernährung.
37
... 2 Mitallen Mi:telnzum Zid ?-Er örtern
38
2.1 Sc!-Jank roacl:t krank - Die steigernde Erörterung •
_[
Annäherung Die seelischenundge-
iiberdas sundheitlichenSchäden1
Gegenteil des Übergewichtssind
bekannt.
Annriherung Von200000 SchönheitsoperationenimJahr
iiberein sprichtdie Statistik. Darunteri:Stvorallem
verwandtes das FeftabsaugenanBauch,PoundSchen-
Thema kelnbesondersgefragt.Dies ist Au.sdru.cl<.
des herrschendenSchlanl<.heit.swahn.s.des-
sen NachteileimFolgendenerörtert werden.
1
39
- • 2 Mit a.llen Mi:telnzum ZL~l?- Erönern
•
'I
Der Schluss sollte sich sin nvoll an den Haup tteil anschließen und die Erörterun g abrunden. Der
Schlussgedanke kann ebenfallsunt erschiedlich gestaltet sein:
nacnistderSchlank.heitswahn
Meiner/l-1einung nurdanngefdhrli'ch.
wennman
nichtgenugSelbstJ:Jewusstsein
hat.DesnalbsolltenElternihrenKindernbei-
bringen,wiesie mitnegat,venBemerAungenumgehenJr.önnen undvondenßildern
__ay$de.IIMedien1Jnabhäng1gw.erderJ.
13 Wieber_eitseingangse,:wähnt(st_ da.sSchlanAbeifs{deal
histor(sch_gesehen
e(ne
.._r:elat['(jl)nge
Entw.ick/ung, diestarkmit.deLl.manzipo.tion
derFraU..Yerf)unden
war.Yie/-
/ejchtJ~fes_an der.Zejf, sichnun.1-:on
demDi~fat e.ines_AranA.machenden
SchLanAheit.s-
idealsz.uemanzipieren unddaseigenet/1/ohlfiihlgewicht
zu en.fdecAen.
Dannk.ommen
SchönheitundGesun.dheit wieder.wSiammen,wiedasjahrfc.u.sendelang
derFallwar,
IIöLestdie ausformuliert
enSchlussteilezum Thema „Zeiqe dieNachteiledesSchlankheitswahns auf" ur
ordnetsiejeweilsden im Tippauf Seite41 aufgefohrten Gestaltungsmögli
chkeitenzu.
40
, .1 Schl~nkmi:ht l:.t~nk- Die ste/gerndt>Ercrtening
1 1 1
~ en Schluss formulieren
Der Schluss soll das Thema abrunden, indem die dargelegten Gedanken in einen
größeren zeitlichen oder thematischen Zusammenhang eingeordnet werden.Auch
der Schlu ss muss sich auf das Thema beziehen, darf aber keine neuen Argumente be-
inhalten. Einleitung und Schlusssollten sich vom Umfang her ungefähr entsprechen.
Zur Gestaltun g des Schlusses gibt es z.B.folgende Möglichkeiten:
a ein persönlicher Wunsch oder eine ~orderung,
} D einen Ausblick auf künftige Entwicklungen oder ein weiterführender Gedanke.
1 a ein H~nweis auf ein verwandtesThema,
1
CJdas Aufgreifen des Einleitungsgedankens. sodassEinleitung und Schlusseinen Rah-
men bilden,
o die eigene Stellungnahme zum Thema.
•
1
Ühergewichf gesundeErnährung
1 SchreibteineErörterung(mit Gliede
rung)zu einemderfolgenden Themen.
Worin liegt die Bedeutung der Schülerzeitung? Erörtere Sinn und Zweckdieser
Einrichtung.
Umweltschutz ist auch eine Aufgabe jedes Einzelnen. Welche Möglichkeiten siehst du
für dich selbst, am Umweltschutz mitzuwirken?
41
• 2 Mital!en )..fü~cl:izum Ziel?- l!rörtem
D a) Unterscheidetim obigenArtikelberichtende
und meinungsbildendePassagenundbeziehtStellung
zur MeinungdesAutors.
b) HättederKampf bereitsinRundevierabgebrochenwerdenmüssen? BegründeteurePosition.
42
Das Thema erschließen
A Sieg um jeden Preis? Sollten Boxwettkämpfe nach schweren Verletzungen der Sportler
generell abgebrochen werden? Beziehedazu Stellung.
B Mit Michael Schumacher hat der Motorsport in Deutschland an Popularität gewonnen.
Erörtere, ob man Motorsport betreiben sollte, indem du die Vor-und Nachteile darlegst.
C Erörtere den Stellenwert des Fußballs in unserer Gesellschaft.
D Immer wieder wird die Durchfüh rung der Skilager an Schulen in Frage gestellt. Was spricht
deiner Meinung nach für und was spricht gegen Skilager?
E Imme r wieder kommt es im Zusammenhang mit Fußballspielen zu Zuschauerkrawallen.
Kann man daher behaupten, dass der Fußball Gewaltbereitschaft weckt?
F Viele Jugendliche engagieren sich in einem Sportverein. Legedie Gründe dar,die dafür
sprechen, einem Spon verein beizutreten.
G „Sport ist Mord!",sagte Winston Churchill. Beziehe zu dieser Aussage kritisch Stellung.
-•
43
• 2 Mit allen :\1it,cln wm Ziel1- Erörtem
Bei einem antith etischen Erörte run gsthema kann die Stoffsammlung als zweispaltiges Brain-
storming ange legt werden, z.B.:
Thema:
Solltenl'>oxweffl.ämpfe
nachschwerenVerletz.ungen
abgebrochen
werden?
Griindefiir d{eFortsetzung Griindefiir denAbbruch
de..sl<ampfe:s des l<ampfe:s
- Sieg hatgroße Bedeutung - leben.sgefdhrliche
Verletwngen
44
2.2 Sieg:n um jerln Preis7- Die antith~tischc :C:
rö1terung •
Eine weitere Möglichkeit der Stoffsamml ung ist die Mind-Map,bei der das Sammeln und Ord-
nen der Ideen in einem Vorgang geschieht.
1ro.il\t'
Härfedes Veranfwortun9-... Arzt
l3oxsporfs fiir aen Sportler , -"S-7,
l<.onfra Pro
~~,. - i'C',i.
....
Sollten Boxl<.ämpfe
bei schweren
Verletzungenabgebrochenwerden?
Fazit (eigeneMeinung)
.;der
1-ontra Pro
>>-
__ __,/
>----7- 7
1 ÜbertragtdieMind-Map ineuerHeftundergänzt eure Gedanken undIdeenan denentsprechenden
Stellen.
~
1
-
Eine Stoffsammlung anlegen
--- ----
-
Nach der Erschließung des Themas sammelt man Ideen für den Aufsatz.Beieinem
antithetischen Erörterungsthema bietet es sich an, die Stoffsammlungals zweispalti
gesBrainstorming (Vorteile-Nachteile; Chancen - Gefahrenetc.)anzulegen oder die
Gedanken und Ideen in einer Mind-Map (engl. Gedankenlandkan e) gleichzeitig zu
ordnen und vorzusLrukturieren.
( t>Weitere Tipps zur Stoffsammlung findet ihr auf Seite 31.)
•
45
1
2 Mit alle11MJtteln zum Zid ?- Erortem
A.
._ /J_ .
I. Gründe/iir dieFortsetwng desl<.ampfe.s
1.Griinde fiir denSportler
a)_._..
b)_, ..
cJ~-,
2._f;riindejiir.Jkr,
.f;oxspor.l
q) __~,
b)_ ..,.•
c)_.•.
II. Griinde
fiir dengenerellenA/Jbru,hbei schwerenVerletz.ungen
1_, ,
a}_,._.
b)~.- Bauprinzip für den Hauptteil der
_c).~
.. antith eti sche Erörterung:
2~ ..,
aL~- These
b)_,,. (Gegenposition)
Argument 1
lll .. Argumcnt 2
Argumcnt3
- _C~~..
These
(eigene Po~ilion)
Argumentl
EI a) ErarbeitetauseurerStoffordnungausAufgabe4 Argument2
( 1>Seite 45) eineGliederung
. Formuliertdie
Argument3
Gliederun9spW1kte einheitlich,
entwederim
Nominalstil(alsStichpunkte)oderim Verbalstil
Fa1.it
(ganzeSätzeoderSatzteile).
«;:/) b) Korrigiert gegenseitigeureGliederungen
und
überarbeitet siegegebenenfalls.
46
2.2 Siege:-,um jeden Pr~is?-D :e anti tr.~tisd,e Eröcten.:ng
A. Todd.e.s
ßox.er.s
l)aveylt1oore
B. Haupffe,·1 VORSICHTI
GeSIUldhe,flicheRisiAende.sSpJrf.s
I.
1. Ri.sil<.osportarte
n
F3HLER .
2. Le,:~tunqs.spvrf
:,. ßreiten.sport
a) unverniinftige.sTraining
/JJ/eicht.sirm(ge.s
Verhalfen
11. (;e~ndheitliche ChancendesSports
1. Sportfordert sozialefähi'gkeiten.
Ani.ipft
a) ImSpc>rfverein mansf.)z;a./e
K.;ntaAte.
/J) ImSpvrfvereinlerntman.sich in.d(evfJmein.schaft
eiaz.ufiigen
.
.2. Xräftigungder Gesu.ndheit
a) dlU'chregelm.iißiges
Training
b) durchmaßvollesTrai'nillg
DaveyMoore war ein ameri-
3. Stärkungdes Se/b.sfliewu.ssfsein.s
kanischer Federgew icht- Bo-
'f. SchaffungvonErfolg_.serlc/:m1:s..sen.
xer, der nach einem l<ampf
5. FörderungvonSchli.i.s.selk.om.petenz.en
mit Sugar Ramos 1963 in ein
q) TeamfdhigAe,r
Koma fiel und nach wenige n
b) Df.l.fchhaltevermäg.en
Tagen verstarb. Der Vorfall
c) Frustration~toleranl.
hatte eine große öffen t liche
III. Sport isteinesinnvolleFreiz..eitgesfaltunfJ.
Debatte über den Boxsport
C. Au.s4licA
indieZ.Ut<.µaft
ausgelöst.
47
• 2 Mital'.?n M:ttebzu m Ziel'-Erö rte:n
Der Ringarzt muss mein er Me inun g nach den Kampf nach einer schweren Verletzung des Boxers zu
dessen eigenem Schut ze abbre chen. Denn die Sportl er können wed er die Sit uati on noch d ie möglichen
Folgen ri chti g einschätzen . Auf Gru nd des Adr enalins bekomm en sie noch nicht einmal die Schm erzen
richt ig mit. Aus d iesem Grunde gi bt es einen Ringarzt, der für den Boxer Verantwortung trägt und für
den die Gesundheit des Spo rtlers an oberster Stelle stehen müsste. Esgeht ni cht an, d ass ein Ringarzt di e
Gesundheit dem Sieg und damit der l<arriere oder dem Geld unt ero rdnet
Der Abraham hätt e das dem Ringarzt nie verziehen, wen n er abgeb rochen hätt e.
Ich muss sagen, dass ich di esen Abr aham fü r sehr dum m halte . Sport und Sieg sind schon w as Schön es.
aber sich dafü r hal b t otsc hlagen zu lassen, ist sehr däm lich. Er hat im merhin riskiert, nie wi eder sprechen
zu kön nen. Jet zt hat er 20 Schrauben im Kiefer, ob das so das Wahre ist?
Naja , w enn es um Tit el und di cke Knete geht, Augen zu und durch. Das ist doch übe rall im Sport so .
M an muss bedenken. wie lange ein Boxer darauf hinarbeit et, dass er fit genug für die Verteidigung seines
1~ Titel s ist. Und er wusste, w as er da tut. Und wie man sieht , hat der Kieferbr uch ihm nicht w irklich groß
geschadet . Boxer halt en viel mehr aus als • Ott o Norma lverbraucher•.
Boxen ist halt mal einfach ein Spo rt , bei der es eine härt ere Gangart gibt. W em es zu brut al ist. der sollt e
auf Ballett oder Syn chronsch w im men umschalten.
Ich habe gro ßen Respekt vo r Spo rtle rn , die nicht so leicht aufgeben! Das sind noch richtig e Männer!
20 Entschul dige mal. aber einer , dem seine Gesund heit so egal ist. ist doch kein richtiger Mann! Leute, die
auch mal eine Niederlage einstecken können, sind richtige Männer.
Typische Argumentationsfehler
f.J Die Argumen te sind nicht stichhaltig, da sie keine überprüfbaren Fakten odeTTat
sachen anführen.
D Die Argumente passen nicht exakt zur These.
1
l a Die Argumentation wird nicht entfaltet, z.B.werden die.Argumente und Beispiele
wenig anschaulich ausgeführt.
C Einzelfällewerden verallgemeinert.
r' o Die Argumentt::und Beispide sagen das Gleiche.
D Argumente und BeisP,ieleverallgemeinern oder übertreiben.
•1
'
48
2.2 Siegen um jec.e n Preis,- :::lie ant'.the:iscl:e Eröner J ng •
Thema: ,,Sieg um jeden Preis? Sollten Boxwettkämpfe nach schweren Verletzungen der Sportler
generell abgebrochenwerden?"
!13Fonnuliert zum Thema ,,,Sport istMtJrd!', sagte WinstonChurchill.Nimm zu dieser Aussage kritisch
Stellung''selbst eine Überleitungzur ei9enen Position(These).Nehmt dazu dieüberarbeit
ete
Gliederungaus Aufgabe 8 (t>Seite 4 7)zu Hilfe.
Die antithetische Erörterung will die Meinung des Lesersbeeinflussen und eine Entscheidun g
pro oder kontra herbeiführen. J\us diesem Grund wird am Ende des Hauptteils das eigene Fazit
gezogen.
Im Folgendenfindet ihr verschiedene Fazits zum Thema:,,Sieg um jeden
Preis? Sollten Boxwettkämpfenach schwerenen Verletzungen der Sport- VORSICHTI
ler generell abgebrochenwerden?" F3HLER.
m.ansagen da,s.s
A Z.11~ammenfassend.kr:mn J.üreinenAbbruchdes
folgendeG..ründe .
Wettkampfes beischwererVerletzungderßoxer sprechen:diemangelnde f.insi'chfs-
fähi'g~eftdes ßoxe..rsin.der Wetfk.ampfsituation,die Verantwortung des Trainers,.
. BJngaa.tesundRingrichters sowiedießedel!.fungderGesundheit .
.G.egen ../:tbhruch
.e.(aen djßQßw~st inJ<auf
sp.re..c;heo_hingegen gß.nommene Ho.dedes
BQtsp.orte.s, l<.arciere~
dJ..e _Q,wie.der
Respektv.order.f.ntscheidung .des_Sport~rs.___
__
_ln§fJ.esam.tbin.~h al.s~dageyen,_Boxwet!Aiimpf_e
ge.genden.Wmen .desJJ:etroffe..nen
_ _
. SpoJflec;i~infw;habZJJ/:Jre..chen.Wennsic.h.samiteinßoxerJiir die [orf$.efz.ung.des .__. ___
er dasalsroiindig_er
schfi{det,.danllfut.
.. l<.al1Jj)fes__enf Biirger,dessen!j}eiru,ingz.u~speli_-__ _
fierenist.
dem_Q/:Jen.l)arge.~tellten_ergii:J.f
_ l3 A1J..s. sich.da~ d(efragenach.der.Not.wendigk.eJtde.s_
__Abbruchseines&xwett.l:iampf es ni<;bfso einfach1.ubeanfwodß.n ~tJtie das vielleJchf
_
_ aufdenerste.n.ßHcA. b.eidne.rsokhtn intsche{dunggilt.
erse.h.eint.D.~nn es,neben_____ _
_ der Schwere.der. Verletzungdiemöglichenfo_lgetLeiner_'(Orz..eitigen
&endigungdes_ __
__&mpfesfa·r.d1e/<,arrieredes.Spodler.$, qber.auch_de~.sen
persönlichef.ot.scheidung.z.u
__he.riick..sic_hfigen~-
-
mÜberarbeiteteinesder obigenFazitsnachdenRegelndesMerkkastens.Formuliertaußerdemeinen
möglichenGliederungspunkt
und überlegteuch,wiediedazugehörige
These(eigenePosition)heißen
muss.
50
2.2 Siegen·-= jeden Freis?- :Jie antitlmi sche Erörte.rung •
-
r:a: n per: önliches Fazitfo~ulieren - -...::::..-- -- -
Die antith etische Erörterung will die Meinung des Lesers beeinflussen und eine Ent-
scheidung pro oder kontra herbeiführen. Aus diesem Grund wird am Ende des Haupt-
teils das eigene Fazit gezogen. Dabei gewichtet man die im Hauptteil ausgeführte n Po-
sitionen und trifft dann die Entscheidung für die Pro- oder Kontra-Position.
Beim Schreiben des Fazits ist Folgendeszu beachten:
a Fazit und These (eigene Position) müssen sich inh altlich entsprechen.
o Das Fazit sollte knapp gehalten werden.
p Der Standpunkt des Verfassers wird deutlich fonnuliert.
o. Das Fazit bezieht sich auf bereits genannte Aspekte un d nennt ~-eine neuen.
Das Fazit wird mit entsprechenden sprachlichen Wendungen eingeleitet, z.B.:
nFührtman sich abschließend vor Augen, dass ...";,,Betrachtet man ..., dann erscheint
doch viel wichtiger ...";,,Esmuss sicher zugegeben werden, dass ..., aber gerade die Tat-
11
sache, dass ..., beweist ...";.Es ist deutlich geworden, dass die positiven/negativen Ge-
- -·
sichtspunk te die negativen/positiven überwiegen";,,Wennich aus dem Für und Wider
einen Schluss ziehen soll, so muss ich feststellen, dass ..." usw.
1
a) Schreibt selbst ein Fazit zum Thema ,,,Sport ist Mord!', sagteWinstonChurchill.Nimm zu dieser
AussagekritischStellung." BeziehteuchdabeiaufeureVorarbeiten ausden vorangegangenen
Aufgaben und orientiert eucham Merkkasten.
b) Lest eucheureFazitsgegenseitigvorundbesprech~was gutgelungen ist und was noch verbessert
werden könnte.
,nmdsätzlich wird in der Einleitung zu einem Erörterungsaufsatz das Thema erläutert und auf
lie Aktualität bi w. <lieBedeutsamkeit der Problematik aufmerksam gemacht.
,".M
- '-'- ..l'<llw..Yfel uflg~~d", .§Qqt aer:..{v..lA~!,iOß..
'PJJ;hJJeim~tre~n .na,fl.{;e-5u.flaheit _ __
- ~J-t.ieinL'tJ.elen.d.er_Sianfiir
dCJ.s
ci,nf,geMCJ,:3 ge..gangen
verlo.r:.en z.u.sein.Da.sgt:QJ}e
_ ßcai.ir/n.i~ der.Deu.f.schen nachGe.sWJ.dheit unddie ver/Jreitefe8etQnu.ng_ der Vor.sorge
_ fa°IJ.reritf.CJ~.@~ :mmer meht(l}en.schen .vVel/nc..ss~..MJJ:i
Fitnes.si.i/Jungen.ö.ix!dre,l)en
.JJnd mediz.io/.scn.e nenrne11und.selo.st./J.e.z.anlen
Angetwte.io.tJ.nsp..ruc.h ...d,~;jpe.rflii~.si"g
.
~ind.De.sh.aliLJtellt.sich n4ch aen.Ch().[lcen
d,e..Ern.ge dieserEntwic.AI/Jllg.
undRi.si/<..en
51
- • 2 N:it alkn Mi:telnz=Zie l? - Erörtcrr•
. 13 QecSA(Jfldal ($.t;erjeJ,..f!YJflcent.hafim..letzteo
Z.e.11..qn.is
eine.'f-Jn
Sp.octl3eAomroen, _
.1.mddtJ,S, weiß,da.sser,s.e,tsejnemSMunfa/1
o/J..wvh/Je.der. Angst'(Or.,_:;1;.hw.ierigen
..ße- .. .
wegungsabläufenltat un.ddesb.altJ b.ei..enf
spr..ec~nden Übungenwe.rü..ger feistet. .Weil __.
:6ncentrdchtder Note.alstm.gere.cht
de.r..sein..e.
E..iru..ige..isf, e.mp/indet.wird;inmer
.wieder diefrage auf.gewvrJen, ab da~EachSport01chfauchr)bneeJi1e z.i/f.tI..rnmäß.ige
Aufderanderen.Seite gibt e~ viele,dr'eejneß..enotung.
ß.ewertungal..{~fa.ommt. imfoch
efL.®es v.t'ele
Sport be/firwQJ"f 5.J:hiiler.irmen
und.Scbiiler.gibt,aiegerJJde in.dfe~m-
.. fa~h.d:eChance..ha/JCfl, ouch.einm.a( eine.gute .Note.zub~tomm.en. WtJ~.spri'ch.t eigen/-
wa.,s
-· li'ch.fiir. gegen.d,·e.Benotung·des faches Sport?
C /<..a.um
hat dielw./te auf d(ePistenin den
Jahreszeit begonnen.zieht es Tausende
Sl<ige..bitten,
Doe.hWt'nter.$porf {stnichf ungefdhr./ich.
LautdenVers(cher@gen yerun-
g!itcAe.ojede~JahrmndnO000 Winter:Jportle.r, vielevon.ihneatragenleben.släng(iche
Gß.sundh.eits~chädendcu:on...t.~.liegtal:Jonahe,s{chvord.em>nn.de.r.W.iiJter.~p.o.rt-
den.po.sifjyen
SQJ.'.$0J1.mff unclneg11fiven.AspeUen d~..s z.u beschiiftig@.I.
WinfßrspJJE.ts
_Q _100jahre.aach der.W10mitjung.in/Yläaner1J..aus
Iu,_wva.terjahn, P.r..ofe..stgegen_die
_
__flJJpo/e.f}J)fsche..fre.ro.d/.ier~chajtJn
deLßer./inerHa~_enhß.Lä.e öffentlic;h ..ent-
f1,Jrnf.e.
.sich.cwsder.Jsolle..k.tiven_l<.örpe.r.ertii,htigung
__w._ij:}..e/fß de.uJ_eue.lndin·dualsp.0.r..t
d_er_mo-_
__.demen gehörf.fitne.s~z..u
.Qroß.stqdf._/j!f.1.,d:e Jen pop.lJ.läc;st.e.r,
fr§.{zeifb..ßsch~ft_ig411gen..
_
_ Nac.h.Angaben .des'l2ei!ischen
Spoffstudwve.d)Qflde.~zähle.a ~5.00Spo.rtstu.di.o_.s
hie_r.:..__
_ zu.lande ro.ehra($fiinfM.illion.en
lv.i.nden
..'f2amitfreten
_sfe..ini<.onkurrenz...i!um
fra.d,tfo-=.._
_ ne/J~n.Sp_o.rfyerejfl.w_a~sprichfalso/ik . dieMitgltedschaft.ineinemSpor.tsfu.dio,was__
_ ~pr.ic.btdagegen?
-·
o eine allgemeine Feststellung, o ein historischer Rückblick. • II
- - ------
52
l2 Sieg:en
·.rmj:den Preis?- Dieantt:letische l::rönerung,,,,.
Nach dem Fazit am End e des Haup tteils wird der Schlussgedanke form uli ert. Hier gelten die
gleichen Regeln wie für den Schlus s der steigernden Erörterung .
mJa) UntersuchtdenobigenSchlussanhandfolgender
Fragen:
o WelcheArt desSchlusseswurdegewählt?
D Worin be5tehtderSchlussgedanke inhaltlich?
D Auf welcheProblembereicherichtetsich der Schluss?
b) FonnulierteinenmöglichenGliederung spunktzu diesemSchluss.
fJFonnuliert eineneigenenSchlussgedanken
zum Thema:,,Siegum jedenPreis?SolltenBoxwett-
kämpfenachschweren Verletzungen
derSportlergenerellabgebrochenwerden?Beziehedazu
Stellung!"
men bilden,
o die eigene Stellungnahme zum Thema.
---- •
53
-. 2 t,füa.llen Mi nein ZU."IIZicl/ - J-:tlirtem
Checkliste
für die Erörterung
1. Themaerschließung
Das Thema muss gründlich untersucht werden:
Welche/-r Themabegriff/ -e (Kernbegriff/-e) und welche Schlüsselbegriffe
stecken in dem Thema?
Wonach fragt das Thema?
Welche Einschränkungen gibt es bei dem Thema?
W elche Art der Erörterung (steigernde oder antithetische Erörterung) liegt vor?
2. Stoffsammlung
Notiert, was euch zum Thema spontan einfällt.
Stellt W-Fragen zum Thema 0Ner ... ? Was ... ? Wo ... ? Wie ... ? Warum ... ?).
Fragt den Themabegriff ab (Definition, Wortfeld , Gegenteil, Ursache und Folge).
3. Stoffordnung
Streicht alle Begriffe durch , die nicht exakt zum Thema passen.
Sucht aus der Stoffsammlung alle zusammengehörenden Punkte heraus.
Fasst die Punkte, die sich inhaltlich überschneiden, zusammen.
Sucht passende Oberbegriffe.
4. Gliederung
Bringt die Punkte aus der Stoffordnung in eine logische Reihenfolge.
Formuliert die Gliederungspunkte ein heitlich: entweder als Stichpunkte (Nominalstil)
oder in ganzen Sätzen oder Satzteilen (Verbalstil).
Entscheidet euch für die nummerische oder die traditionelle Gliederung.
5. Ausarbeitung
Setzt die Punkte der Gliederung in einen fortlaufenden Text um.
Stellt den Zusammenhang der Argumentation sprachlich gut dar, z.B. durch
sprachli che Wendungen, Konjunktionen und Adverbien.
Macht die gedankliche Gliederung durch Absätze deutlich.
Formul iert am Ende des Hauptte ils ein Fazit.
Gestaltet Einleitung und Schluss.
gJ Überarbeitet
eurenAufsatzmitHilfedes Merkwissensauf Seite335/336.
54
2.3 Leidenim Oioste dei Mcnsc~it ?- Disk1itierenund frciP.reFCTmen
des Erörte:ns
iJFindetmitHilfedesInternetsoder einschlägi
gerLiteratur Gründe,dievondenverschiedenen
Interessengrupp
en(Industrie,Ärzte,Tierschützeretc.)für undgegenTierversuche
insFeldgeführt
werden.Sammeltdie genanntenArgumenteund Eeispielein einerzweispaltigenTabelle.
Griinde
fiir Tierver~che Grl.inde
gegen TierYersuche
- zur weltweitenVermark.fung
der - die Ergebnisseder Experimentelassen
ProduUenotwendig,dainmanchen .sichwegender vielfältigenanatomi.sch-
für l<.o.smeti-
LändernTierverS1Jche physi.schenUnterschiedezwischen
Aavorgeschriebensind und Tiersowie z.wischenTieren
/Vlen.sch
untereinandernichtaufdenMenschen
i.ibertragen
55
2 UitallcnM! ttelnzumZitl? - Bröriem
1. Wählt für das Podium nicntmehr als achtTeilnehmer aus. Die Anzahl der Befür-
worter und der Gegnervon Tierversuchensollte gleich sein. Außerdem braucht ihr
einen Diskussionsleiter.
2. Der Diskussionsleiter eröffnetdie Podiumsdiskussion:Diskussionsthema,-anlass
un\i-teilnchmer werden kurz vorgestellt.
3. Jeder Podiumsteilnehmer gibt zunäcbst a-usscinecPcrspektive ein vorbereitetes
Statement (Behauptung;Begründung.Beispiel)von nichtme11rals-2weiMinuten 1
ab. Dazu könnt ihr auch vcrschiedene.Materia1ien als Belege nutzen (Schaubilder. 1
Fotos etc.).
4.--Anschließenddiskutieren diePodiumstcilnehmer mitein ander.Der D·skussions-
leiter sorgt dafür,dass die Diskussionsregelneingehalten wer den und alle angemes-
sen zu Wort kommen.
5. Das Publikum wird mit einbezogen.Durc FragenJKommentare, Zustimmung und '
Widerspruch schaltet es sich in die Diskussionein. '
(r' weitere Tipps zum Diskutierenauf Seite332) _/
Zu TOP 1: .. .
Zu TO P 2: . ..
Zu TOP 3: .. .
56
2.3 Leid~nim Dienste dC'IMenschhei'.?- Diskutieren und freiere Formen des Erörterns
1 lan dwirts chaftli che Produktion sgenossenschaft tu ng abgeschafft. Bis dahin werden die Tiere G,
(landwirts chaftli che Organisationsform in der DD R) w eiter gequält.
1 a) Gebtdie Kernauss
agendieser Reportage in eigenen Worten wieder und beschreibt, wiesieauf euch
wirkt.
b) Kann man dem Text entnehmen,welcheMeinung dieAutorin zum Thema hat?
Belegt eureAussagenmit Text5tellen.
c) Belegt mit konkreten Beispielen aus dem Text, dasses sichbeidiesemArtikelum eineReportage
handelt (I>Merkmaleeiner Reportage a.u f S. 368).
57
2 MitallenMi•.telnzu:nZiei?- er<:\
r:em
D a) Gebtineigenen Wortenwieder,welcheAbsichtdieVerfasserderLeserbriefe
jeweilsveifolgen..
b) Untersu
cht denAufbauderLeserbriefe.WelcherLeserbriefwirktüberzeugend?Begründeteure
Meinung.(t>lnformationenzum Leserbriefauf S. 336)
58
nschhe:t? Dish :ieren ur.d rreicre :!'armen c~sErörterns
2.3 L:id€n i:mDien~:e der W.e
Die Gesprächsteilnehmer
Susanne Kolb-Wachtel, Geschäftsfahrerin desDeutschenPelzinstitutes
Wolfgang Apel, PräsidentdesDeutschenTierschutzbundes
Andrea Kohl, NaturschutzchefindesWW F
BRtt;rITB.DE: ... "IJCi 1, • • , l \;li ,1 c r ri.<' 1 K o1a-WACHTEt: Also muss e5schnell und sauber getö- 50
tet werden.
A PEL: Es gibt keinen vernünftigen Grund, Tiere allein MKL:Die Tötung ist ja nicht das Leiden, sondern der
der Mode und des Luxus wegen :m quälen und zu Wegclahin.
töten. Die Tiere sitzen in en gen Drahtkäfigen, es Kom.:Also muss die Haltung tier- und artgerecht sein
fehlen Einrichtungen, die den natüdi cben Le- und die Totung unter akzeptablen Umständen 55
bensbedingungen entsprechen, wie zum Beispiel stattfinden.
Grabstellen für Füchse. Dadurch kommt t'S zu Bl! 11·11 DE: c n <-'lfl ßf'ISPI 1';Jlle
Verhaltensstörungen wie Kannibalismus, Apa-
thie oder Schwanzbeiß en. Erster Punkt. zweiter Ko1B -WAC li Tl!L: Also. es wird ein Label geben, wo
Punkt:Wir müssen un s mal überl egen. in welcher draufsteht. ob dieses Fell von einer europäischen 60
Form schon die halbe Tierwelt durch die Pelzin- fa rro. einer amerikanischen Farm oder aus China
dustrieausgerottet wurde_ kommt. Denn wir wollen die asiatischen Felle
Ko Ls-WACHTEL: Pelz ist die älteste und natürlichste Be- noch nicht mit unseren gleichsetzen. Die Stan-
kleidung desMenschen. dards in China sind ja noch vollkommen anders.
Al>BL:Ein Argument. das Sie immer wieder bringen. Bi ,1TI1.."1B: 65
Zur Bekleidung brau che n wir keine Tierfelle Ko HL: Die Nachfrage nachPelzen von bedrohten Tier-
mehr. arten nimmtz.B. zur Nutzung in derchinesischen
BRJGmB.DE: n e1,1 n 1! auf, 1 scr!e„ '1.tenl II' Medizinstark zu.
r flf J-,altun.11 21: li.i;nmer· Scrwe ne BRJGITIE.DE: ·h q>; c..<11sl. w.r<'al C'·- c
.v rc'en uc IP 1a~ n i t .it n riuhr, r s: l' 1 70
m l.f!!Pba,.uieP, T o,zdf' l" k. uf+ de Me ~te·r o KOHL: Sicher. Nach den Gesetzen von Angebot und
Nachfrage schwenkt man nun von kleinen Tieren
KOHL: Die meisten Menschen in den Industrieländern wie Eichhörnchen oder Zobel wieder auf attrak-
sind von der Produktion von Nahrungsmitteln tivere und seltene Arten um und jagt Tiger, Leo-
und Kleidung aus Tieren vollkommen abgekop· parden und Schneeleoparden. iS
pelt. Das fein verpackte Schnitzel in Zellopha n BRIGITI[.UE: ·r e lt: a- rtl
legt sich jeder gern in die Pfanne. Wenn man das
Schwein selbst schlai.:hten müsste, sähe es bei Kost: ErstenS:der Verlust an Lebensraum. Zweitens:
dem einen oder anderen mit der Lu5t auf Fleisch der illegale l lande! mit seltenen Arten, z.B. mi t be-
vielleicht anders aus. stimmten Pelztieren.Durch die ungez.ügelte kom- 80
8RJGITTE.Dll: 'C:. Pe,11rC.url t; Sk'ler merzielle Nutzun g vonTieren entsteht meist eine
Llbe.zwa.1:.r g Jahrer. unver nhnl h e-
1 'l '>l:,t Kettenreaktion der Ausrottung.
fen.r 'e GI ,H ltli' i t d..c \ ",•v. k N BRblITl.l>E: \o •z c t 1 1
„ave n ·'l r lz ScLte m.n c!d udt ver ut'1 n
APEi.:Da müssten sich die Tier- und die Naturschiitzer 85
KOHL:Vie Frage, die sich alle letztlich stellen, istdoch: mal zusammensetzen und entscheiden, welche
Wurde für das Produkt, das ich kaufe, ein Tier ge- Anforderungen sie an ein Gü tesiegel h ä tten . Ich
quält? Niemand will das.So können Verbraucher gehe aber davon aus. dass es, wenn es ein von uns
aber auch sagen: Für mich darf ein Tier getötet akzeptiertes Gütesiegel gäbe. keinen Pelz mehr
werden, ich möchte aber nicht, dass es leidet. im Angebot gibt. 90
59
2 Mit~llenMi:tcln'l.llmZiel?-Erörtern
D a) Lest dasStreitgespräch
( I>S. 59) und denKommentar ,,DasGeschäftmitdenFellen".
b) In einemKommentarnimmteinJournalist Stellungzu einemaktuellen Themaund äußertdeutlich
seineMeinung. Belegtanhand vonTextstellen, dass es sichbeidemText„Das Geschäftmit den
Fellen"um eineMeinungsäußerunghandelt.
6 a) BildeiunterschiedlicheGruppenzum Thema„lJarfmanheutenochPelztragen?".
b) Recherchiertz.B.im InternetnachweiteremInfonnationsmaterialzum Themaundeinigteuch
danninnerhalbeurerGruppeaufeinen Standpunkt.
c) SammeltgemeinsamArgumentefar eurenStandpunktundhaltetsiein Stichwortenfest.
d) Schreibt in eurerGruppeeinenKommentar odereinenLeserbrief,in demihr eurenStandpunkt
deutlich macht(T> Informationen
zum Kommentarfi ndetihr auf Seite36 7).
e) Lest euchdieErgebnisse eurerGruppenarbeitvorund gebteuchgegenseitigeinFeedback.Was hat
euchinhaltlich undsprachlichüberzeugt,waskönntenochverbesserlwerden?
ß ln unsererGesellschaft
bietetnicht nur das Thema„Tierschutz"Diskussions
stoff.
a) Sucht inZeitungennach weiterenArtikeln,die Gnmdlagefiir Diskussionenbildenkönnen.
b) BildetzujedemArtikel eineArbeitsgruppe und erarbeitetArgumente fü r odergegendasThema.
c) EntwerftLeserbriefeoderKommentarezum Thema. Berücksichtig t dabeiauch,farwelchesMedium
ihr eureTexteverfasst,z.B.:(Schüler-)Zeitung,Zeitschrift,Radio-oderFernsehbeitrag,undwereure
Adressatensind.
FreiereFormendes Erörterns
TmUnterschied zu fest vorgegebenen Formen des Erörterns ist bei freieren Formen des
Erört erns die Struktur der Argumentation (steigernd oder antithetisch) nicht von
vornherein festgelegt.
So kann der Schreiberbeispielswejse inXommentaren (1>367), Leserbriefen (1>S. 336),
Aufrufen.Stellungnahmen oder anderen rneinungsbiiaenden Schreibformen seinen
subjelctiven Standpunk t zu einem Thema oder zu einem Text äußern und vertreten.
Auch die freieren,Fonnen des Erörterns verlangen neb en einer klaren Gliederung die
Fähigkeit, Thesen zu formulieren und eine übe~e ugende Argumentation aufzubau~
en, in der Beispiele angeführt und Gegenargumenteberücksichtigt werden.
1
60
3.1 Mit Meisterdetelctiven auf Spurensuche-
Erweiterte Inhaltsangabe von literarischen
Texten
61
- • 3 Dem'TiiteraufderSpur-E1weiterte Inhalt~anga':>er.
fJ KlärtdenFallundkontrolliert
euerErgebnismitHilfedesAuflösungstextes.
'<li:J'!?q 1uu1!:p!i!
w;ipueq;i1!uJ1puE/i\l.1Au:iuiaum q:>1s s.luuatAlsq1as 13p1QWuaJqJ d!S11!'{ 'U!l!){Jdure){lll3U]3l[nz S<leQ ,H;i~ 'S
- re,\'IuJlloz:>llu-e
cue1pnu ;,isrp •u;i,e1;ilJ)l!ue,rU!1<1w -U;II<l!:tedS I:lUlWfZ SU! 1:pej
-uqz wJIUjt a1sw ue.i;1s;iu!;)sil{:;Jsc1aueuo1w1a11:)~ sei: -u1<1
ueui Jl\fUOl'j '18ut"1alla-e
UO){Jea
wap Jne 1eur1s1i-ef ·1,
·{.lqBl\f 811! n1!lJ au!J<ll]?tn !.P!{J;JlP!SUU.IQ ·;i"il!twU3~ '6
·u,1qe-q
u<1i1eq;i1! nz pt.re\SlJPlM u.m1i:pse11c1qP.- n1.J1?hl..l!5pun go\{JS
l)['.lJis1.1"103 apun-,ps u.i1z1a1roz S!q 1ass;i5'1J:
sl!ppun 111.2n!!fne q:iou1~11-q:>na .nu'Jdw'P.)l~U!<ll! qe~s11·e[ ·f
uaql?\{.\1.rejd33 s,1mfüos iiu. iltrJdS ssnwl.iplQJ/11l;JQ ·ef ·9 ·uiapnerd nz ua1pssrq u1<1 'P!{q'(Ia!h\ um
·1ni<1A,a8 q::>rs:ing-qpun u::ripoll{::>s ·am:q1neqJsa8Jnt?ouep pur, 18a1;iäu1q l{:Jnann1!unu
-1.1J!S<11~,\'I•ua1lf;qUJJJ!.illa8ur ais J.}Jp;,nr UUJM·u!aN •l -u;e.10A;is9.q.iul(o2rrrnA ;11suuaHosr:e'sne os 1tprs su·el ·z
·np!U 1.ipoapig."t\uaq1a -u:inai
m nzq:>l!U u~1pssnvwai1.u·ef ·r
1aqo 'JISSM\11J::mr uamn UO/\1::>u!~unu ep ·,a1panv ·9 1:1.iµo,v..iuv
1) FasstdieEreignisse
diesesKriminalfalls
folgerichtigzusammen.Überlegt,
welcheInformationen
ihr
voranschick
enundwomitihreureZusammenfas sungabschließen
müsst.
Henning Mankell
Ein Mörder namens Wiren
Hoover wohnte in einem hohen. hässlichen Er war zwölf fahre alt und wechselte alle dre
Haus mit vielen Stockwerken.Sein Name war Monate seinen Namen, was ihm ein Gefüt
nicht Hoover.Das Haus, in dem er wohnte, lag der Überlegenheit vermittelte. Sein Geheirr
außerhalb von Stockholm.Den Namen Hoover name bewirkte, dass er nicht nur der wa
hatte er sich selbst gegeben. für den sie ihn alle hielten, sondern übe
62
3.1 ·Mit\1eisterdetektiven auf Spurensuche-Erweiterte In:haltsangaoevcn lilerarl$tr..cnTexte.:i •
dies auch noch ein anderer, ein unsichtbarer Auf der anderen Seite, also rechts, wohnte ein
-
Mensch. unvcr heira teter, kurzsichtiger Programmier er
Ihm war aufgefallen, dass unterschiedliche Na- namens Rylander. Begegnete er Hoover, so ,;o
men sein Verhalten beeinflussten. In den Mo- nickte er nur und schien ihn eigentlich gar
naten, in denen er Rauch hieß, hatte er sich nicht wahrzunehmen. Das ärgene ihn rn.anc.:h -
leichten, schnellen Schrittes fortbewegt. Da- mal. Aber Hoover hatte das Gerücht ver-
nach, als er sich Wild nannt e, hatte er seinen nommen, Rylander verbringe seine Freizeit
Schritten mehr Gewicht verliehen und sich nie damit, mit einem Heißluftballon in höhere o~
umgesehen, wenn er durch die Straßen ging.In Luftschichten aufzusteigen. Hoover hatte da-
ei.n paar Wochen würde er Hoover auswech- rüber gerätselt. was er denn wohl von dort oben
seln, dann waren drei Monate vergangen.Noch erkannte, da er doch so kurzsichtig war. Ihm
hatte er sich keinen neuen Namen ausgedacht. war keine gute Antwort eingefallen. Aber
Außerdem gefiel es ihm. Hoover zu heißen. er hatte entschied en, dass Rylander auf lan- 10
Immer wenn er sein Gesicht im Spiegel sah ge Sicht kein ganz uninteressanter Nachbar
und dachte, dass dort Hoover stand, lief es ihm war.
wohlig über den Rücken. Den Namen Hoover Hinter der letzten Tür ganz hinten rechts
h_ atte er in einer Zeitschrift seiner Mutter ent- wohn ten die Brüder Ture und Axel Antonsson.
ieckt. Der Mann, der so geheißen und dem Siebesaßen einen Lastwagen und einen Bagger , 5
\Jamen zu Berühmtheit verholfen hatte, war und hinte rließen immer Lehmspuren im Lift.
: hef des FBIund vielleicht auch eigentlich ein Hoover war ein paar Mal in der Wohnung ge-
;chwarzer gewesen, obgleich klein, dick und wesen, um fernzusehen, als sein eigenes Gerät
veiß. Er war ein Mann gewesen, dessen Klei- kaputt gewesen war. Obwohl sie abends immer
lerschränke angefülll waren mit den Geheim- in schmutzigen Blaumännern nach Hause ka- R1i
1issen anderer Leute. Aber sein allergrößtes men, war ihre Wohnung stets aufgeräumt. Es
;eheimnis, dass er vielleicht gar kein Weißer gab dort riesi.ge Blumentöpfe mit Farnkraut
!iH, sondern auch schwarze Vorfahren besaß, und ein großes Aquarium. Hoovcr stellte sich
atte er ganz zuhinterst in seinem bestgehüte- vor, dass es irgendwo in der Wohnung eine un-
:n Kleiderschrank versteckt. sichtbare Frau gab, die putzte, die Blumen goss ,'i
·oover hätte nichts dagegen gehabt, als Er- und aufräumte.
·achsener die Geheimnisse anderer Menschen Manchmal fand Hoover,dass das neunte Stock-
1 überwachen. Die Frage war bloß, welchen werk nicht unbedingt das beste im Haus sei.
~ruf man in so einem Falle ergreifen sollte. Aber auch nich t das übelste. Es war immerhin
gentlich hieß er Stefan. So stand es in seinen besser als der vierte und der siebte Stock, wo
.pieren, so nannten ihn seine Multer, seine nur Menschen wohnten, die ihm gänzlich un-
·hrerin und all jene, die nie ht wussten, dass er interessant vorkamen. Der elfte Stock dagegen
1cdrei Monate den Namen wechselte. war besser.Nicht zuletzt, weil dort ein Fußball-
)over wohnte im neunten Stock,zweite Tür spieler wohnte, der in die Nationalmannschaft
1ks. Nebenan wohnte eine chinesische Fa- aufrücken würde. Hoover fuhr oft mit dem Lift
ilie. Begegnete Hoover jemandem aus der in den elften Stock und hoffte auf den glückli-
Jßen Familie, verneigte sich diese Person chen Umstand, eines Tagesdem Fußballspieler
·ts und er hatte immer Mühe, sich das La- namens Kent Olofsson zu begegnen,wenn die-
en zu verkn eifen. Sobald sich die Tür öffnete, ser sich gerade auf den Wegnach unten mach-
·suchte er, in die Wohnung zu blicken. Aber te. Bisher hatte er noch kein Glück gehabt. Nur XJ
·mand schloss Türen geschwinder als Chi- einmal war ein Mädchen mit blauen Strähn-
;en, davon war er überzeugt. Mit Sicherheit chen und sehr kurzem Rock aus Olofssons
sste er, dass in ihrer Diele eine rote Lampe Wohnung gekommen, als Hoover im elften
tg. Stock ausgestie gen war.
63
- • 3 llf.m Täter auf der Spur- Erw:iter.~ Inhaltsangaben
Er konnte sich nicht erinnern, "'rie es begonnen Interessantes zu erzählen.Aber diesmal horch-
hatte. Aber vor zwei Jahren,als er zehn gewe- te er auf
sen war, hatte er beschlossen herauszufinden, .,Hat er wirklich fünfzehn Jahre gesessen?",
wer alles in seinem Haus wohnte. Eswar eines hatte Stolt gefragt.
Abendsgewesen,als im zehnten Stockein Fest ,.Eigentlich müsste er immer noch sitzen",hat-
gefeiertv.rurdeund seineMutter geseufzthatte, te Nyberg mit verärgerterStimme geantwortet.
es sei schon sch~rierig, wenn die eigene Decke ,.Schließlich hat er ja drei Menschen umge-
zugleich der Fußboden von jemand anders sei. bracht."
Eswar wich tigzu wissen,wasfür Leuteim Haus ,;0/aicn es nicht nur zwei? Ein jüngerer Mann
wohnten. Da das Haus achtzehn Stockwerke und eine ältere Frau?"
besaß und Hoover im neunten Stock wohnte, „Eswaren drei", hatte Nyberggeantwortet. ,.Du
hielt er es, da er nun mal in der 1\t1itte
wohnte, vergisst den Bruder."
für seine Aufgabe zu kontrollieren, was für ,.Wasfür einen Bruder?"
Leute hier eigentlich wohnten. Ehe man sich's ,.DenBruderder Frau."
versah, konnte ein Serienmörder einziehen. .,Hater ihn erschossen?"
20 Oder jemand, der seine Küchein ein Laborver- „Das war der Mann, der erstochen wurde. Die
wandelte und chemischeKampfstoffeherstell- Anderen hat er erschossen."
te. Andererseits gab es hier möglichezweise Hoover hatte neben seinem Fahrrad gekauert
auch interessante oder seltsame Personen. und gelauscht.
Er machte sich unverzüglich ans Werk. „Schauderhaft", hatte Nyberg gesagt und die
In einem Notizbuch hielt er seine Beobach- pfeife ausgeklopft.
tungen fest. Unddamals hatte er auch entdeck.t, ..Er siehl so friedfertig aus", hatte Stolt geant ·
dass im vierzehnten Stocktatsächlich ein Mör- wartet und mit seinem Stockim Kieszwischen
der wohnte. Ein Mann, der drei Menschen um- den Steinplatten gekritzelt.
gebracht hatte. Ein Mann, der viele Jahre im „Sie hätten ihn nicht rauslassen dürfen", sagte
Gefängnisgesessen hatte und nun fünf Stock- Nyberg mit Nachdruck und erhob sich. ,,Rin-
werke über ihm wohnte. mal Mörder,immer Mörder."
Hooverhatte es durch einen Zufall erfahren.Er Es dauerte mehrere Monate,bis Hoover sich ei-
hatte vor dem Haus gestanden und sein Fahr- nen Überblick verschafft hatte. Mit Hilfe ver-
rad repariert. Es war an einem Tagim Septem- stohlener Fragen, sowohl an Nyberg als auch
ber gewesen. Die einsame und staubige Eber- an Stolt, hatte er Erkenntnis an Erkenntnis gc-
esche leuchtete rot. Auf einer Bankunter dem reih t, bis er gänzlichim Bildewar. .
Baum saß oft der Hausmeister Nyberg, rauchte Vom Fernsehen und aus Zeitungen kannte er
seine Pfeife und unterhielt sich mit einem al· elwas. das sich Rekonstruktion nannt e. Wenn
ten Mann, der Stolt hieß, im zweiten Stock er es richtig verstanden hatte, so bedeutele
•· wohnte, erste Tür links, und eine Beinprothese es, dass man etwasnachstellte, was tatsächlich
hatte, da er einst von einem Zug angefahren vorgefailen war. Mit Hilfe einiger uralter Zinn-
worden war. Hoover-oder der Eroberer,wie er soldaten, die ihm einst sein Großvater ge
sich damals nannte - war gerade mit seiner schenkt hatte, rekonstruierte er eines Abends
Fahrradkette beschäftigt, als er hörte, dass was sich vor fünfzehn Jahren ereignet hatte
Nyberg über den Mann im vierzehnten Stock Um sich in die richtige Stimmung zu verset
sprach, den Mann hinter der zi,veiten Tür zen, hatte er aus einer Küchenschublade eü
rechts. .Für gewöhnlich hörte Hoovernicht hin, paar Weihnachtskerzen hervorgekramt. Nm
wenn sich Nyberg und Stolt unterhielten. lag sein Zimmer im Dunkeln.
Seiner Erfahrung nach wussten Nyberg und Seine Mutter sa/5im Wohnzimmer und las. Di
Stolt. wie die meisten anderen Erwachsenen Schatten der Kerzen huschten über die ·wär
auch,nur ausgesprochenselten etwas ~rirklich de.
64
3.1 Mi! Meisterdetektiven au! Spur-~nnche-E rw~iterte l:-iha.lll~ga!>,:von ;_jtera,isd:cn Tc.ten •
Hoover machte sich an seine Rekonstruktion. Wiren sah aus wie ein Mörder, fand Hoover. Er
Vorfünfzehn Tahren.als er selbst noch garni cht war groß und kräftig und hatte buschige Au-
auf der Welt war, hatte der Mann, der Wiren genbr auen. Er trug keinen ManteL obwohl
hieß und im vierzehnten Stock wohnte, drei Herbst war und es bereits kühl wurde. Nach ei-
Menschen umgebra cht - im so genannten Af- nigen Wochen hatte Hoover sein Notizbuch 2~0
fekt. Damals hatte er nicht Wiren, sondemAn- mit Aufzeichnungen üher Wiren gefüllt. Er
dersson geheißen, Nils Evert Andersson, und wusste, dass Wiren ein e Autozeitschrift abon-
war von Beruf Schweißer gewesen. Während nierte und Lotto spielte. Nachdem er ihm ins
eines Festes irgendwo auf Kungsholmen, auf Lebensmittel geschäft gefolgt war, wuss te er,
dem viel getrunken wurde, war es geschehen. dass Wiren meist Räucherwurst, Blutwurst s
Eswar zu einem Streit gekommen, Stolt mein - oder Fischstäbchen aß. Nachmittags ging er für
te, es sei wegen Eifersucht gewesen, Nyberg gewöhnli ch in dem Waldstück, das vergessen
meint e, wegen Geld. In der Wohnung hatt e zwischen den Hochhäusern lag, spazieren.
sich ein Gewehr befunden und Wiren, der da- Abends verließ er niemals das Haus.
mals Nils Evert An<lersson hieß, hatte einen Einm al h atte sich Hoover an seine Wohnungs- &o
Mann und eine Frau erschossen und den Bru- tü r getraut und durch den Briefschlitz ge-
:ler der Frau mit einem Klappmesser erstochen. lauscht. Es war in der Wohnun g sehr still gewe-
J araufhin hatte er die Flucht ergriffen und die sen. Er hatte sich anstr engen müssen, um das
)olizei ha tte ihn erst nach einer Woche. deren gedämpft e Geräusch des Fernsehers zu verneh
\!ächt e er auf verschieden en Friedhöfen ver- men . Er hörte jemanden schluch:i:en und ver- '6~
>racht hatte, erwischt. Er hatte seine Tat ge- mutete. dass sich Wiren einen dieser roman-
tanden und war zu fünfzehn Jahren Gefängnis tischen Filme ansah , von denen das Fernsehen
erurt eilt worden. Nach der lan gen Haftstrafe immer zu viele zeigte.
, ar er nun wieder auf freiem Fuß.Jetzt war er Dann hatte ihn auf einmal das Gefühl beschli-
rührentner und lebte im vierzehnten Stock chen, Wiren steh e gleich hinter der Tür, nur 210
on Hoovers Haus. wenige Zentime ter von seinem Ohr entfernt.
loover schob seine Zinnsoldaten hin und her. Er war klopfenden Herzens die Treppen hinun-
•a er über Eifersucht nicht mehr wusst e. als tergerann t, ohne anzuhalten, bis er im neunten
lS S es sich dabei um eine besondere Art von Stock angekommen war. Seine Mutter hatte
eid han delte, die nur Erwachsene befiel, kam ihn verwund ert angesehen, als er die 'fü r auf-
·zudem Schluss, dass Wiren jemandem Geld riss.
•c;
chuldet hat te. Ein Zinnsoldat aus Napole- ,Was ist denn mit dir los?", hatte sie gefragt.
lS Armee durft e Wiren darstellen und dieser Jch trainiere". hatte er geantwortet. ,,Ich renne
hoss und stach schließli ch mit dem Messer Trepp enhoch undrunt er."
Hoover mochte seine Mutter GertTud. Über sei- o
traufhin versuchte Hoover, skh vorzustel - nen Vater wusst e er kaum mehr, als dass er ein
1. wie es woh l war, auf einem Friedhof zu glatzköpfiger Buschauffeur auf Gotland war
em achte n. Er überlegte, ob er es wohl selbst und sich nie meldete. Ab und zu versuchte er.
1genwi.irde. Genrud dazu zu bekommen, ern·as über ihn zu
ßerdem fand er, dass der Mörder Wiren und erzählen. Manchmal gelang es ihm, manc hmal ss
etwas gemeinsam hatten. Sie wechselten war sie ausgesprochen widerwillig. Aber jene
de ihre Namen. Male, als er Erfolg gehabt hatte, kam es ihm
tigc Tage später begann Hoover, Wüen wie nachher immer vor, als wisse er nun doch nicht
Schat ten zu folgen. All die Zeit, die ihm m ehr, als dass sein Vater eine Glatze habe.
·h der Schule blieb, nutzte er, um den Mann Hoov~r mochte also seine Mutter. Er war sich 290
erforschen, der fünf Stockwerke über ihm jedoch nicht sicher, ob ihm gefiel, womit sie
hnte. sich beschäftigte. Sie arbeitete in einem Kran-
65
- • 3 Dem'Ill•eraufdr.: Spur-Er1:ei1~rteinl-.al~a11gaben
kenhaus für verrückte Menschen. Schon von Wiren sah ihn unverwandt an. Es schien, als
klein auf hatte er Angst gehabt, sie könnte sich könne er HooversGedanken lesen.
anstecken und eines Tagesmit komischen Gri- Nie zuvor hat sich dieser Aufzug so langsam
massen und seltsamen Gebärden nach Hause bewegt, dachte Hoover. Fast zögernd fuhr er
kommen. Er wünschte, sie ginge einer anderen von einem Stockwerk zum nächsten. Sie er-
Beschäftigung nach. Aber das hatte er ihr nie reichten den vierten Stock. den fünften, den
gesagt. sechsten. Hoover begann zu hoffen, dass alles
Wiren traf sich nie mit anderen Leuten. Er Einbildung gewesen sei. Wiren würde ihn viel-
sprach mit niemandem. Hoover überlegte, ob leicht am Lebenlassen.
Wircn vorhatte, weitere Menschen umzubrin- In diesem Moment erlosch das Licht.
gen.Weshalb war er denn sonst so einsam,wes- Der Lift hielt zwischen dem siebten und dem
halb hatte er keine Freunde? achten Stock. Hoover glaubte, das Herz bleibe
Hooverbeschloss, Wiren als gefährlich einzu- ihm stehen. Der Sturm, dachte er. Natürlich
stufen. Es war seine Aufgabe,ihn zu überwa- weht gerade dann ein Raum auf die Stromlei-
chen. tung, wenn ich allein mit einem MörderirnLfft
Der Winter verging. stehe.
An einem ganz gewöhnlichen Tag, einem Natürlich muss das ausgerechnet jetzt passie-
Dienstag Mitte März,geschah, was Hoovernie ren. Die Dun kelheit war undurchdringlich. ET
wieder vergessenwürde. Ein Sturm fegtedurch drückte sich so weit wie möglich gegen die
die Stadt, und Hoover stemmte sich gegen Liftwand.
den Wind. Er war nach der Schule mit einem Wiren sagte nichts. Hoover hörte seine schwe-
Freundzusammen gewesenund hatte sich erst ren, röchelnden Atemzüg e.
gegen Abend auf den Heimweg gemacht. Er jetzt tut er es, dachte er. Hier im Dunkeln.
drückte auf den Knopf des Aufzugsund war- In diesem Moment spürte er Wirens Hand über
tete. In dem Augenblick, als die Lifttüren sich seinen Körper lasten. Er zuckte zusammen,
öffneten und er eintrat, merkte er, dass jemand versuchte zu entkommen, aber hinter ihm war
im Schatten zwischen Keller-und Garagentür die Wand. Wiren griffihm ans Handgelenk.Es
q1 verharrt hatte und ebenfalls in den Aufzug war, als umkralle ihn eine Klaue.Hoover hatt e
stieg. Er drehte sich erst um, als sich die Lift- solche Angst, dass er nicht einmal um Hilfe ru-
türen schlossen. fen konnte.
Eswar Wiren. In diesem Augenblick, als Hoover glaubte,
Er atmete schwer und sah Hooveran. sein letztes Stündlein habe geschlagen, ge-
L Er blockierte den Ausgang.Hoover sah ein, dass schah es.
er nicht an ihrp.vorbeikommen würde. Eine Stimme sprach ins Dunkel. Wirens Stim-
Vorsichtig hob er die Hand und drückte auf den me. ,,Ich schaff es nicht", flüsterte Wiren. »leb
neunten Slück.Wiren sah ihn unverwandt an. halt das nicht aus."
Dann drückte er mit dem Daumen auf den vier- Dann hörte Hoover ein Geräusch, das er ,vie-
zehnten Stock. dererkannte. Er hatte es schon einmal gehört
Hoover hatte Angst. Noch niemals zuvor war das wusste er. Zunächst war er nicht ganz si
er mit Wiren im Aufaug gefahren. Und jetzt eh er, was es war.Dann fiel es ihm wieder ein.
war er allein mit ihm. Er stellte sich so weit wie Es war, als er draußen vor Wirens Tür geknie
möglich an die hintere Aufzugwand. Wüen und gelauscht hatte, das Ohr gegen den Brief
sah ihn weiter an. · schlitz gepresst.
Er weiß es, dachte Hoover panisch. Er weiß, Eswar kein Fernsehfilm.
dass ich ihn beschattet habe. retzt bringt er Eswar das Schluchzenvon Wiren gewesen.
mich um. Hier im Lift.Sjefinden meine Leiche. In diesem Moment wurde es hell.
Niemand v...'irderfahren, dass er es war. \Viren ließ seine Hand los.Hooversah, dass se
66
li1e1,;.r:;;chenlh ten •
3.1 WUAeist~rdet~kt:ve:i auf Spmensuche- -Erweiterte lohalcsangab~vo'.'.I
ne Augen glänzten. Der Aufzug fuhr an und Angst wie ein verschrecktes Kind im Dunkeln .
hielt im neunten Stock. Und trot zdem hatte er drei Menschen umge-
,fch hab dich hier im Haus gesehen", sagte Wi- bracht.
·en. Als Hoover sich erhob und die Wohnungstür
,Ich wohne hier", antwortete Hoover und öffnete, überlegte er immer noch, was passiert .i ,s
n erkte, dass seine Stimme zitterte. war. War eigentlich etwas passiert ? Oder hatte
Ein Glück, dass ich nicht allein im Aufzug er alles nur geträumt?
var", sagte Wiren. ,,Ich habe dich hoffentlich Er zog die Stiefelaus und hängte seine Jacke in
ich t erschrec kt. Aber ich gerate in Panik, der Diele auf. Gertrud erhob sich vom Sofa im
,enn Aufzüge stecken bleiben." Wohnzim mer und kam auf ihn zu. 420
,chon in Ordnung", antwortete Hoover und „EinGlück, dass du nicht im Lift warst, als der
inghinaus . Strom ausfiel",sagte sie.
ie Lifttüren schlossen sich langsam. Wiren ,.Ja...sagte Hoover.,,EinGlück."
·ckte ihm zu. Als Letztes sah Hoover, wie er Dann ging erin sein Zimmer und schloss dieTür.
chelte. Durchs Fenster sah er, wie der Stmm an Bäu- m
.>over setzte sich auf den Bodenvor der Woh- men und Dächern zerrte. Ein einsamer Hund
mgstür und versuchte zu verstehen, was vor- lief über <len leeren Platz hinten beim Super-
fallen war. markt.
war mit dem Mörder Wiren Aufzug ge- Das hätte Wiren sein l<önneh, dachte er. Wenn
1ren. Einern Mann. der drei Menschen getö- er ein herrenloser Hund gewesen wäre und 430
' fünfzehn fahre im Gefängnis gesessen un d nicht ein Mensch.
nen Namen geändert hatte. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und
fachte daran, dassWirenmehr Angst geh abt hol te das Notizbuch hervor, in dem er seine Be-
te als er selbst. obachtungen über alle Hausbewohner festge-
67
3 Deo 'i'ä'.er auf de~Spu,-E.rweiterte lnha:1sangaben
4' halten hatte. Er schlug Wirens Namen au[ Er ist ein herrenloser Mensch.
Viele Seiten waren bereits gefüllt. Dannlegte er sein Notizbuch beiseite.
Er dachte lange nach, ehe er entschieden hatte, Lange stand er im Fenster und blickte in
was er schreiben v.rürde.Dann suchte er einen den Sturm hinaus. Er dachte an den Mörder 4
Stift aus und blätterte auf eine leere Seite. Wiren.
4 Mil dem Mörder Wiren Aufzug gefahren. Der Sturm wurde immer stärker. Immer stär-
Er war nicht gefährlich. Aber ängstlich. ker.
IJ Überlegt,warumHenningMankellfa.rseineErzählungdenTitel„EinMörder namensWiren"
gewählthal
D DieEinleitungeinerInhaltsangabe benenntauchdieKernaussagedesTextes.
a) Diskutiert,inwieferndiefolgendenFonnulierungendieKernaussag
e derErzählungtreffen.
Wasistungenau,unvollständig oderf alsch?
...handeltvoneinemgefdhr/ichen
Mörder.der.sichwährendeJnerFahrtim
Aufzugaberal.sharm.lo.s
Mrau.s.sfellt.
~an.
_.......,_lffz.Ji.hltder..Au.tor
d.erßege_gnI,Jn.g
e.Jne.s-12;)äbrJge.njung@
mit
einemmehrfachen Miirder,.
_.,..beschrei/Jt.Hcnning/i1Qfl.kell
.w(ee,-n @/G.r,md
12;/ä.hrigß.rjunge .eines
Situ.at,on_gero:t,
iri.e.1ne.gefährli"c,he
. Qefe.k.fi'(spie/s
h) Formulieneinevollständige
Einleitung,
in derihrüber den Autor,denTitelsowiedieTextsorte
informiertund in einbiszwei SätzendieKernaussagedesTextesbenennt.
68
3.1 Mit M~isterdeLekt:vec.au!Spurensuc.he-Erwelterteln haltsangabevon literarischen 'frxtcn •
ErstellteineGliedmmgfardieInhaltsangabe.
a) Betrachtetdienebenstehende Gliederungs-
ß, l()M/tsIJ,sr.l!lmenfos.si,119
struktur und beurteiltderenAufbau. _;._figur~Ho_Qrßr:
b) BesprechtweilereGliederungsmöglich keiten __ -: Pe~;_'CJY!tiger...,.VQf!Jt:.A.Jter
____ _
und entwerfteineeigeneGliederung.für die _ _ LefMn.g/lJJ_stiifide:.fami!iß.freu(Jf/e,
Inhaltsangabe. . Wot111 sfn.1
rt,,:on.
c) ErgänztmitHilfeeurerErgebnisseaus _ uatfVcrha/JJins...-_eiga
- J;e~-!ff~ Eigs;,1SJ;J;.u/f.§fl _
_ !/Jigl/.I..1eW'Jörfie~ir.jn· _____ _
Aufgabe4 und 5 dieGliederungspunkte A _-l.!il:P~c.son
undB mit textbezogenen Aussagen. - LeD,:/ISqfnSfÖ/lde
_ _-=..})e~11d~~nM,hafyn uatf VJ:chalte1Mwe~~
_
1Schreibtmit HilfeeurerGliederungausA ufga- II/. D•eßegegn®!J,u,Li/t:
_ _/er/auf dg_ße;;.~11:;.
1g
be 6 eineInhaltsangabezu derErzählung„Ein __ - .S~hlii~e,JM.HJJ.l)ve.r.(u11.dJieLLeserJsmra~
MördernamensWiren"vonHenningMankell. -- z,[dit_
C. weite,:Jii
hrenderArb,:its(,J
t,effrag_
· habt bisher die lnha ltsangabe als zweiteilige Inhaltsangabe, bestehend aus Einleitun g und
<tzusammenfassung, kennen gelernt.
! erweiterte Inhaltsangabe besteht aus drei Teilen.Im dritten Teilsollt ihr eine weiterführende
fgabe zum Text bearbeiten. Diese Aufgabe kann sich beziehen auf:
iie handelnden Figurenund i.hre o die sprachliche Gestaltung des Textes(Satz-
3ezichungen unt ereinander, bau, Wortwahl, Sprachebene,Stilmittel),
lie Charakteristik der Figuren, o die Vvirkun g des Textes,
len Aufbau des Textes, D die Erzählform und das Erzähl verhalten.
D ...
69
f derSpur-Erw eitene Lihal:c,mgaben
3 DemTäte, ~·.1
mBearbeitetzu derErzählung„EinMördernamensWiren"vonHenningMankellfolgendeweiter-
fahrendeAufgabe:
Zeigt auf,mit welchensprachlichenGestaltungsmitteln
aufdemHöhepunktderErzählung
(1>S. 66, Z.309-385) Spannungerzeugtwird.Beschreibt auch,wie diesesprachlichenGestal-
lUngsmittel aufdenLeserwirken.
70
3.1 MitMeisterc~tektivenaufSpurensi.:che- F.rwe.il
e.r.c lnhaltsangJbevon ;i1erarischcnTute:,
WeiterfahrendeAufgabe1:Stellungnahme
NehmtStellung zu derAussage des HausmeistersNyberg:,,EinmalMörder,immerMörder."
Weite,fiihrendeAufgabe2: ErzählfonnundErzählverhalten
BestimmtdieErzählform unddasErzähluerhalrenin dem J'ext „EinMördernamens Wiren"
undbeschreibt,
wie dieseMitteldes Erzählens auf den Leser wirken.
(I>Informationen
zur Erzählformundzum Erzählverhalten auf S.36 1- 363)
,.
~-
b) Überarbeitet eureInhaltsangabemitHilfe der Checklisteauf Seite78.
-
Erweiterte Inhaltsangabe von literarischen Texten
-
Die eiweiterte Inhaltsangabe eines literarischen Textesinformiert kurz und sachlich
über den Inhalt des Textes und bearbeitet zusätzlich eine weiterführende Aufgabe zum
Text.
Aufbau:
o Die Einleitung macht Angaben über den Autor, den Titel, die Textart, ggf.das
Erscheinungsdatum und benennt die Kernaussagedes Textes.
o Im Hauptteil werden die wichtigsten Ereignisseder Handlung mit eigenen
Worten in chronologischer Reihenfolge zusammengefasst. Dabei wird der Leser
über die Gründe der Handlun g und der Ereignisseinformiert.
r:J Im dritten Teil wird eine weiterführende Aufgabebearbeitet, z.B.:ausführlichere
Behandlung eines Untersuchungsaspekts, Erörterung einer zentralen Textaussage
etc.
Interpretierende Aussagen im dritten Teilmüssen anhand des Textes belegt
werden, entweder als wörtliche Zitate mit Anführungszeichen oder als indirekte
Zitate (mit eigenen Worten wiedergegebene Textstellen).Alle Textbelege werden
mit Zeilenangaben angeführt.
•
71
• 3 Dtm Täterauf der Spur- Erweile1telnhaltsan~ahen
Das Gehen fiel ihm schwer. Tief sackten seine Unwillkürlich 1.u dcte er zusammen: Er hatte
Stiefel bei jedem Schritt in den Schne e. Scho n n icht gedacht, dass er einen solchen Lärm ver-
n ach wenigen Metern ging sein Atem schnell ursachen würde. Sein zweiter Hieb war etwas
und im Mond licht trug er ihn wie eine mil- zurückhal tender, auch der dritte und der vierte
ehig e Fahne vor sich h er. Er blieb stehen und waren leiser. Beim fünften knack te es ein paar
wischte sich mit seinen Handschuhen den Sekunden un d die Tann e geriet in s Wanken,
Schweiß von der Stirn. Die Sonne war bereits schwankte ganz leicht nach vom , schie n es
seit über einer Stunde untergegangen , aber es sich dann aber no ch einmal zu üb erlegen . Er
war so hell, dass die Bäume Schatten warfen. duck te sich, doch der Baum änderte seine Rich-
Jetzt, da er stehen geblieben war, fiel ihm auch tung erneut un d glitt mit einem Zischen der
die Stille auf. Nur sein Keuchen war zu h ören, A.ste - als würde eine Windböe hindurchfüh-
alle ander en Geräusche schien der Schn ee zu ren - san ft in den tiefen Schne e.
versch lucken. Er begann zu frösteln und setzte Zufrieden betrachtete er sein Werk Gut , der
sich wieder in Bewegung. Baum war nicht besonders groß. aber ihn mit
1s Noch etwa eine Minute stapfte er durch die nur fünf Schlägen gefällt zu h aben , war für ei-
Nacht, dann hielt er abrupt inne . Er hatte den nen Mann seines Alters beachtlich. Er packt e
Schatten gesehen und erkannt, dass er am Ziel sein Werkzeug wieder weg, g riff den Baum an
war. Sein Opfer stand vielleicht noch fünfzig der Stelle, an der er ihn mit der Axt durchtrennt
Meter von ihm entfernt, aber es gab keinen hatte , un d zog ihn vorsicht ig durch den Schnee
Zweifel, dass es der Richtige w ar. hinte r sich her.
Er sah sich um, um sicherzug eh en, dass ihm Der Rückweg zu sein em Wagen kam ihm un
niemand gefolgtwar. Dann hatte er die Stelle gleich beschwerlicher vor als der Hinweg. Sei
erreicht. In seiner Mante ltasche sch lossen sich ne Oberschenkel brannten und seine Schu lte:
sein e Finger so fest um das Holz, dass seine schmerzte. Er war froh, dass er die Rücksitz,
Knöchel weii~wurden. seines alten Passats, den er je tzt am Waldran<
Tu es!, rief er sich in nerlich zu. Jetzt! Sachte zog erblickte, bereits umgeklappt hatte, denn e
er das Werkzeug aus der Tasche. Für einen Mo- schwitzte und wollte sich nicht läng~r als nc
ment brach sich das Mondlicht in der stäh ler- tig in der Kälte aufh al ten. Un d ein bissche:
nen Klinge un d blitzte über sein verschwitztes kam es ihm hier, im Wemandsland zwischc·
Gesicht. Er wog das Beil in sein er Hand . Es war Württemberg und Bayern , unheiml ich vo
schwer. Sein Herz schlu g schnell, er holt e tief Hier, ein kleines Stück oberhalb von Vvuchze1
Luft, hob den Arm und trieb die Klinge mit hofen, wo sich sonst bestenfalls Fuchs und H
einem Krachen in den Stam m der Tanne. se Gute Nacht sagten - auch wenn er.nicht~
72
3.: Mjt Melsterdetektivf.':'laufSpurensuche-ErNeiterte Inhaltsangabe von IiterarjscJ:enTe~tcn
recht daran glauben wollte, dass sich die Tier- nachtsgeschen k besorgte - aus der Garage ge-
welt im Grenzgebiet nicht nur zweier Bundes- holt h atte , um ihn zu schm ü cken , sahen sie die
länder, sondern auch zweier Mentalitäten bes- Bescherung: Wie immer wartete sie gespannt, m
ser verstand als die Mensc hen , die
hier lebten. bis er das Netz aufsch nitt, das die Äste zusam-
In dem Momen t, in dem er sein Auto erreicht menhi elt, freute sich auf den großen Moment
h.itte, zuckte ein grell er Blit z vor seinen Augen der Enth üllu ng und den sicherl ich schönen
auf. Für einen Moment war er geblen det und Baum. Doch was dann passierL war, hat te ihr
erst allmählich zeichneten sich hinter dem die Tränen in die Aug en getr ieben: Als die Äste 120
Lichtkegel die Umrisse zweier Menschen ab. mit einem Schnal zen nach außen schn ellten,
Obwohl das gleiß end ~ Licht noch immer auf erhob sich ein leises Prasseln und einen Atem-
ihn gerichtet war, sah er, dass sie grüne Jacken zug späte r war das Wohnzimmerp arkett von
und auf dem Kopf Uni formmü tzen tru gen. Tannenna deln üb ersät, während vom Bau m
Einer von ihnen seufzte tief und sagte dann: nur noch ein dürres, braunes Gerippe mit ein m
ohe Weihna cht en, der Herr."
.,Ei'r paar traurigen Nadeln übrig blieb .
* Man müsse ihn nur geschickt drehen, dann
Allmählich machte sich Erika ernsth aft Sor- würde er. wie neu aussehen, hatte .Kluftinger
5en. Wieder schob sie den Vorhang des Wohn- nach ein paa r Seku nden ungläubiger Stille
~immerf enstcrs zurü ck und lu gte in den Hof. noch versichert. 130
<ein Au to. Dabei war er schon über zwei Stun- ,.Entweder dieser Baum oder ich", antwortete
ien weg und läng s t war es dunk el geworden. Erika darau f mit zitternder Stimme .
,ich er: für :Mann kam schon einmal später Ein Satz, der ihr jetz t schr ecklich leidta t. Wenn
1ach Hause. Als Kriminalkommissarin Kemp- bloß nich ts passiert war. Vielleicht hatte sie ja
en konnte er eben nicht immer pünktlich Fei- überreagiert. Wenn er nur käme! An Weih- Bs
rabcn d machen. Aber heute? An Heiligabend? nacht en mussten doch alle zusammen feiern .
:r wusste doch, dass sie imm er auf den Fried- Notfalls auch ohn e Christbaum. \.
of in Altusried gingen , wenn es däm merte.
>aswar fester Bestandtei.l ihres Weihnachts-
*
..Glauben Sie mir, ich bin ein Kollege!"
.tuals: Friedh of, dann bei seinen Eltern Be- „Natürlich, Herr Kollege. Drum hab en wir Sie
:hc rung, zu Hause Kässpatzen, anschließend auchm itei nerAx tundeine rTan neim Schlepp- io
eschenke un d allgemeine, ti ef empfundene tau na cht s im Wald aufgegr iffen. Da treffen wir
-eude. Danach eine Runde Plätzle und Glü h- Polizisten uns ja regelmäßig ."
ein und schließlic h - mit einem Ächzen we- Die zwei Beamten sahen sich an und grinsten.
m des vollen Magens- in die Christme tte. Der ungeliebte Weihnach tsdienst schien ab-
b ihm irgend etw as passiert war ? Die Straßen wechslungsreicher zu werden, als sie erwartet 14s
aren schneebedec kt und glatt. Nervös kau te hatt en .
auf ihren Fingernägeln. .,,Wenn ich es Ihn en sage. Ich bin bei der Kripo
r Streit fiel ihr wieder ein. Das war aber auch Kempten. Hier in Leutkirch wi ssen Sie h alt
ne Zumu tun g gewesen, die sie nicht wortlos nichts über mich, aber in Kempten bin ich der
tt e hinn ehmen können . Bestimm t ein Dut - Polizei bekannt." ~o
nd Mal hatte sie ihn gebeten, i hn ins Wasser Kluftinger ho rchte seinen Worten nach und
stellen. Immer "wieder versprach er, es fand, dass sie in dieser Situation wenig en tlas-
eich morgen. bestiromL" zu erledigen. Als er tend klange n.
n Christbaum, den sie schon Ende Novem- Wieder sahen sich die Beamten an und der
r so billig im Baumarkt erstande n hatte n, kleine re von be iden hob misstrau isch eine Au- ,s
: h dem alljährl iche n Heiliga bend-Vormi t- genbr aue . .,'Nissen Sie was? Dann zeigen Sie
in der Stadt - an dem er, das wusste sie, uns doch einfach Ihr en Dienstausw eis", sagte
,vohl er es nie sagte, immer noch ihr Weih- er.
73
/
3 Dem TJ1eraufc.erSpur- Enveitertcjnhaitsangaben
,,Ja,meinen Sie, ich nehm meinen Dienstaus- tatsäch lieh derKluftinger. Schon viel von Ih-
weis mit, wenn ich nachts im Wald ..." Kluf- nen gehört ..."
tinger stockte. Er lief knallrot an und fuhr fort: Er hielLinne, da erneut die Tür aufging. Kluf-
„Ach, lassen Sie mich doch einfach mit meiner tingers ohnehin roter Kopfhätte nun im Dunk-
Frau telefonieren. Sie kann mir meinen Aus- len geleuchtet, denn was er erblickte, ließ seine
weis bringen .~ Backen glühen:In der Tür stand grinsend, in ei
..Geben Sie mir die Nummer - ich ruf an. Ob- nen Daunenman tel gehüllt - der aussah, als
wohl ich nicht glaube, dass wir damit weiter- habe man ihn aufgepumpt - , mit riesigen Ant-
kommen. Aber heut ist ja Weihnachten ..." 1 arktis-Überlebensschuhen und gekrönt von ei-
-· ner Pelzmütze Dr.Martin Langhammer.
*
Kluftinger saß auf der Bankvor dem Tresen des ,.Ho.ho ,ho",polterte er mit tiefer Stimm e. )I on
großen Büros wie ein armer, bußfertiger Sün- drauß, vom Walde komm ich her, das Auto kor-
der. Hätte er doch nur diesen saudummen rekt geparkt nun wär!"
Baum in einen Wasserkübel gestellt. Hätte er Kluftinger verzog das Gesicht. Bevor er etwas
nur einmal aufErika gehört. Hätte er ...Die Tür sagen konnte, mischte sich der kleine Polizist
ging auf. ein. .,Wobei- eigentlich tut das alles nichts zur
Erika betrat den Raum, sichtlich aufgelöst, Sache. Siehaben sich illegal einen Baum ange-
11. blass und nervös. Trotzdem erschien sie ihm eignet. Polizist hin oder her. Ein Delikt, das wir
wie ein Engel. Seine Andacht erstarb jedoch verfolgen müssen."
schnell, als hinter ihr Annegret Langhammer, Schnell blickte Kluftinger zu Langhammer, der
ihre beste Freundin, d1e Vvachebetrat. Für ein sich neben Annegret und Erika gestellt hatte
paar Sekunden hielt er die LufLan, dann ent- und ihn mit einem überlegenen Lächeln be-
1 ·o spannte er sieh wieder. Er war nie h.tdabei, Gott dachte. Nie würde Klufünger diesen Ausdruck
sei Dank. Dr. Schlaumeier mit seinen guten in seinem Gesichtvergessen.
Ratschlägen hätte Kluftinger jetzt auf keinen Hilfe suchend blickte der Kommissar zu
Fall ertragen. Auf Annegrets Mann, den Altus- dem größeren Polizisten. Der hatte schließlich
rieder Arzt und Kluftingers1ntimfcind, konnte schon viel von ihm gehört.
er in dieser kompromittierenden 1 Situation „Also ...Sicher hat der Herr Kluftin ger eine gute
sehr gut verzichten. Erklärung für sein Handeln, nicht wahr?", warf
.,Da bist du ja! Bist du verletzt? Ich hab gleich der ihm tatsächHch einen Rettungsanker zu,
die Annegret angerufen, du hast ja das Auto den er sofort ergriff.
mitgenommen, wir sind sofort hergekommen. ,,Äh ...ja, genau. Hab ich. hab ich. Also ... ich ...
was ist denn passiert?"Erika sprach, ohne Luft äh ...ein Bekannter von mir, jemand aus Altus-
zu holen. ried, der hat mich also gebeten, noch schnell
Kluftinger wusste nicht, wo er mit einer Erklä- einen Baum bei ihm im Wald zu schlagen
rung anfangen sollte. Und so beschränkte er Für unser ... Kinderheim. füne milde Gabe
sich darauf zu sagen: nNixpassiert. Danke fürs wissen Sie?",log Kluftinger und zu sein em ei
1 , Kommen . Und jetzt bitte den Ausweis." genen Erstaunen gewann er dadurch etwa:
Verv.•irrt reichte Erika ihrem Mann das Doku- Sicherheit zurück. Vor allem als er sah. das:
ment, das er siegessicher an die Polizisten wei- Langhammer auf einmal schuldbewusst de1
tergab. Kopf senkte.
Der große, hagere Beamte nahm den Ausweis Im gleichen Moment fuhr ein Stoßgebet au
2c • entgegen und bekam große Augen: ,.Entschul- der Leutkircher Polizeistation gen Himme
digen Sie, Herr Hauptkommissar. Sie sind also .Verzeih mir, liebes Christkind, dass ich an de
nem Ehrentag so lügen muss!"
w· · ja, und dann ... und dann hab ich mich j
l komprom itti eren: sich selbst oder einen anderen bloß-
stcUei: gcndwie verlaufen. Ich hatte ja den Baum un
74
3.1 Mit~,Msterdetektivrnau:'Spu:ensuche- Erweiterte :nhaltsangabevcn literarischenTexten •
-
:onn tc nicht schnell gehen ." Kluftin ger stei- spielte nervös m it sein en Hän den , dann sah er
erte sich immer m ehr in sein e Geschichte . zu Annegret und sagte kleinlaut: .,Die Sch lü s-
Die Dunk elh eit brach herein. Nach langem sel ..."
uch en sah ich dan n schließlich Ihr Licht. Gott Seine Fra u verstan d nicht, ebenso wenig wie
~iD ank ." Klu ftin gers und die beiden Polizisten . 1s 1
,iehst du? ", sagte der Beam te schließlich , in- ,,Ich ...ähm" , Langhammer räusp erte sich , ~···al-
::-
m er seinem Kolleg en auf die Schulter klo pf- so, ich hab die Schlüssel wohl im Auto quasi ...
:.,,Hat alles eine logische Erklärung , Alwin!" liegen gelassen ."
n d Alwin Vl,jdersprach nicht. son dern zerri ss Anne gret heß sich auf einen Stuhl fallen und
lS Formular, auf dem er den Fall bereits n o- seu fzte : ,,Auch das no ch!" iso
m h alt e. · Schnell war Lan gham m er bei ihr und beeilte
~ut, dann- packe n wir's mal wieder in Rich- sich hinzuzufügen: ,,Aber ich habe den Mer-
ng Heim at, oder?", sagte Kluftinger. cedes -Diens t schon verständigt Die werd en je-
ine Frauschie n ni cht zu wiss en, ob sie lach en den Mom ent hier sein."
er weinen sollte. „Wann?", w ar alles. was seine Frau er wider te. ,ss
·h h ol schon mal den Wagen", bot Langham- Langhammer murmelte etwas Unverständli-
~r an und wr schwa nd aus der Tür. ches .
~nige Minuten spät er kehrt e er zur ück, aller- "Wie b itte ?", hakte seine Frau na ch.
1gs weniger gut gelaunt als zuvor. Er wirkte Widerwillig ,viederholte Langhammer: ,,In ei-
~ar richtiggehend blass, fand Kluftin ger. n er Stunde etwa. An Weihnachten sin d sie ,qn
r Dok tor blieb eine Weile irn Türrah m en nicht so gut besetzt.",
hen und m achte ein bet reten es Gesicht. Er Es kostele Kluftinger große Mühe, sein Grin -
75
sen, das nun mit aller Gewalt ans Licht wollte, Plötzlichdurchbra cheineSti.mmedasSchluch-
zu unterdrücken. Es war ihm, als hörte er ei- zen der Frauen: ,,Dasist so nicht ganz richtig."
i•, nen himmlischen Chor „Halleluja" singen. Alle Köpferuckten herum und sahen den klei-
Er hob seinen Kopf zur Decke und flüsterte: neren der beiden Polizisten an, der prompt rot
„Danke, Christkind!" Es hatte ihm die Sache anlief. Nur das Radio,in dem heute Abend un-
mit der kleinen Notlüge also nicht übelgenom- ablässig Weihnachtslieder liefen, quäkte leise
men. ,.Ohdu fröhliche" in die gespannte Stille. ·
lOu Doch sein Triumphgefühl hielt nicht lange an. Der Polizist deutete mit dem Kopf in Rich-
Das Schluchzen seiner Frau hohe ihn wieder tungAus gang. Dort stand, an dieWand gelehnt,
auf den Bodender Tatsachen zurück. noch immer der kleineTannenbaum, den Kluf-
,Was ist denn, Erika?", fragte er besorgt und tinger vor Kurzem gefällt hatte.
legte unbeholfen den Arm um sie. ,.Ichmein ja nur, wegen Ihrer Frauen",erklärte
~1 ,,Na,das sind ja schöne Weihnachten. Hier auf der Beamte.
der Polizei ... Und unser Sohn ist jetzt ganz al- Etwa zwanzig Minuten später saßen sie zu
lein daheim und ... und ..." Der Rest des Satzes sechst im Halbkreis um einen Schreibtisch he-
ging in einem Wimmern unter. rum, auf dem nun der Baumstand.
Kluftinger blickte zum Doktor, der ihn mit Sie hatten das Licht etwas gedimmt und richte-
nu einem strafenden Blickbedachte. Offenbargab ten ihre Augen ergriffen auf die Tanne, deren
er Kluftinger die Schuld an der ganzen Misere. Zweige mit einer rot-weißen Flatterleine mit
Doch auch auf Langhammers Gesicht legte der Aufschrift Polizeiabsperrung und einigen
sich kurz darauf ein sorgenvollerAusdruck,als Papierschlangen aus dem Reißwolfals I.amet-
Annegret, offenbar von Erika angesteckt,eben- taersatz geschmückt waren. Daneben brann -
i , falls in ein herzerweichendes Jammern aus- ten die Kerzen eines AdventJskranzes.Und als
brach. einer der Polizisten plötzlich begann, leise
Ratlos blickten sich die Ehemänner an. Auch eines der Weihnachtslieder im Radiomitzusin -
die beiden Polizisten standen hilflos und von gen, stimmten sie nacheinander alle mit ein:
der Situation offensichtlich überfordert hinter ,,StihilleNacht, heilige Nacht,alles schläft, ein-
320 dem Tresen. sam ..."
Erika schien sich als Erste wieder zu fangen Zufrieden nahm Kluftinger wahr, wie sich
und sagte leise: .,Nicht einmal einen Baum ha- seine Frau bei ihm unterhakte und ihre Wange
ben wir."Dann brach sie erneut in Tränen aus. an seine Schulter schmiegte. Sie seufzte er-
Der Raum war sekundenlang vom Wehklagen leichtert. Als er ihr einen Kussauf die Stirn gab,
, der beiden Frauen erfüllt. Die Ehemänner ver- flüsterte sie ihm ergriffenins Ohr: ,,Soein schö-
suchten vergeblich, ihre Gattinnen zu beruhi - ner Baum ..."
gen.
D FasstdenInhaltdesTextesmündlichin wenigenSätzenzusammen.
fJ a) DiskutiertmiteurerBanknachbarin
odereuremBanknachbarn,
wasdieKernaussage
desTextes ist.
HalteteuerErgebnisin ein biszweiSätzenfest.
b) Vergleicht
eureErgebnis se inderKlasse.Wennihrzu unterschiedlichenAussagengekommenseid,
nehmtzur KlärungdenTextzu Hilfe.
1
! /
B KlärtdieZeitstrukturderHandlung:Wirdsielinearerzählt,gibtesRückblenden,Vorausdeutungen
oderwerdenmehrereHandlungsstränge gleichzeitig
dargestellt?
HalteteuerErgebnisin einerSkizze
fest.
76
D
3.1 Mit 1~eisterdetek,ive:i a-cfSpurensuche- Er.veiterte l nhal ts~ngabe von ]trmisch en Tex~ ·n •
D Bearbeitetdiefolgenden weiterführenden
Aufgaben:
Weiter.führende Aufgabe1:Charakteristik
Charakterisiert dieFigurdesHauptkommissarsKluftinger.Zeigtdabei,in welchemVerhältnis
siezu der Figur desDr. Langhammersteht.
t /
Haupflcommi's:sar
(
l<Juftinger
l
Leben5<J.msti:inde Verhältnisz.u typische
denMitmenschen Verhaltensweisen
77
- • 3 Derr.Täter ;.u; der Spur- Erwcitenr.lnhaltsangab~:1
WeiterführendeAufgabe2: Aussageabsicht
Beurteilt,obessichbeidemvorliegendenTextum eineeherernsteoderum eineeher humorvolle
Geschichte handelt.BelegteureMeinunganhanddesTextes.
Weite,jührendeAufgabe3:Stellungnahme
Beurteilt,wie diebeidenPolizeibeamten
mitKluftingersVergehenumgehen.Beachtetdazu
besonders dieTextpassage Z.199-259.
o Untersuchtanhand desTextes,wasihrüberdieFigurenderPolizeibeamten
erfahrt:Wie verhalten
siesichim VerlaufderHandlunggegenüber Khiftinger?WelcheAbsichtenundMotivebestimmen
ihrHandeln?
a Schreibteure.Ergebnisse
in einemzusammenhängenden Textauf. BelegteureAussagendurchZitate
oderVen.ueiseauf denTextundnoliertdieentsprechenden
Zeilenangaben.
ma) Schreibtzu.derErzählung„AllgäuerWeihnachtsfrevel"
von VolkerKlüpfelund.MichaelKobr
eineerweiterteInhaltsangabe.Bearbeitet
im drittenTeileineder weiterfahrenden
Aufgabenvon
Seite77178. Nutzt eureGliederungausAufgabe 4 (e>S. 77).
b) ÜberarbeiteteureInhaltsanga bemitHilfederfolgendenCheckliste:
Checklis .e
zur erweiterten Inhaltsangabe , + +
Q Ist die Einleitung vollständig und benennt Autor, Titel, Textart, ggf. das Erscheinungs-
datum und die l<ernaussage des Textes?
• Wird in der Textzusammenfassung die Handlung in der richtigen zeitlichen Reihen-
folge wiedergegeben?
Wird das Wesent liche mit eigenen Worten zusammengefasst?
Wird als Tempus das Präsens (bei Vorzeitigkeit Perfekt) verwendet?
Wird wörtliche Rede als indirekte Rede wiedergegeben?
Wird die weiterführende Aufgabe zum Text ausreichend beantwortet?
Werden die Aussagen anhand des Textes belegt (wörtlich es oder indirektes Zitat mit
Zeilen angaben)?
W erd en ei nzelne Feststellung en durch sinnvoll e Überle itungen verbunden, sodass ein
zusammenhäng ender Aufsatz entst eht?
Werd en inhaltlich neue Gliederungspunkte dur ch Absätze kenntlich gemacht?
78
3.2 .61.uf
der richtigen Fährte- F.:rweit
cne !nhaltsangab~ vcnSach1, .xten
Miss Marple, Matula oder Lenßen & Partner - wandeln private Ermittler tatsächlich
auf den Spuren ihrer„ großen Vorbilderuaus Romanenund Fernsehen?
VON StLI/IA WEIGE L UNO EVA M ARIA FUCHS
Die Fährte führt die Detektive zu einem al- meint: •Wenn es um Kreat ivität, A kri bie2 oder 20
te n, düster en Anw esen außerhalb der Stadt. Flexibilität beim lö sen eines Falles geht , dann
Es scheint verlassen zu sein. Und Beweise müs- schon. Aber ansonsten ist dasAgieren der Buch-
sen her. Also zücken die Ermittler den Dietrich und Filmhelden nicht mehr mit den heutigen
und bre chen tn das Haus ein. /v\lt Taschen- Aufgaben der Branche vergleichbar .• Ganz im
lampen in der Hand durchwühl en sie Akte n- Gegent eil. . üb er 90 Prozent der Arbeit sind 25
schränke, durchstöbern Schubladen. Plötzlich stinklangweil ig", sagt der Passauer Privatde-
ein Geräusch: Der deli nquente 1 Hausbesitzer tektiv Adolf Hasenöhd, einer von 3 000 priva-
überrascht die Privatdete kt ive, sie hechten t en Ermittl ern in Deutschland. Und doch hat
hint er ein Sofa und Sekunden später fliegen ih- er einen aufregenden Beruf. Zum Gespräch mit
nen Pisto lenkugeln um die Ohren .. . Über sol- der PNP3 hat sich der ehemalige Polizeiober- 30
che und ähnlic he Filmausschnitt e könn en kom missar auf einem Autobahnrastplatz ver-
echte Privat detektiv e nur den Kopf schütt eln. abredet, denn zwischen seiner Ankunft aus
Einige von ihne n haben verraten, wie ihre A r- Shanghai und Terminen in Berli n und Regens-
beit w irklich aussieht. bu rg blieb kaum Zelt für ein Treffen .• Der Au f-
Han deln die Detektive eigentlic h auf den Spu- t rag in China war schon ein Ausnahmefall" , 3,
·en ihrer "großen Vorbilder• aus den Romanen sagt Hasenöhrl. Für eine deutsche Firma sollt e
m d dem Fernsehen? Hans St urhan, Geschäft s- seine Detektei in Shanghai einen Lieferanten
ührer des Bundesverbandes der Detekt ive,
2 Akribie : Genauigkeit
3 PNP: A bkürzung für „Passauer Neue Presse· (regio-
delinquent: straffällig, verbrecherisch nale Tageszeitung)
79
- 3 De:nTäter aufdcri:ipur-Erw eilene bball::angabe:,
80
3.l Aufd~rrkhti genV-ahne- F.rweit
ene lnhaltsa;,cabc von Sachtc.~ten
-
Renate Höfer ist schon bei des passiert. Vor ei- einfac h w eniger zu . Deshalb bekommt man
niger Zeit hat sie einen Angestell ten beobach- die Inform at ionen manchmal leichte r.' Ob-
tet, der sich wegen Rückenp robl emen hatte wohl auch sie ihren Beruf überaus spannend
krankschrei ben lassen. Der Arbeit geber hatte finde t, sagt Höfe r: . Die Leute stellen sich das
den Verd acht , dass der Mann kerngesund war , zu einfach vor. Zur Ar beit gehört es auch , stun-
und ließ ihn beobachten. ,.Wir wu ssten schon , denlang Bericht e zu schreib en , die vor Gericht
dass w ir es mit einem Sport ler zu t un hatte n, bewei skräfti g sind ." Auch sie denkt , dass vor
der gerne Rad fährt. Also hatte auch ich mein allem die Dete ktiv serien zu m falschen Detek-
Rad dabei . Und er fuh r tatsächlich viele, viele t ivblld der Bevölk erung beit ragen: , Es kommt
Kilomet er, was mit einem kaputt en Rücken sehr oft vor, dass Leute Ab höra kt ionen verlan-
natürlich nicht geht.• Sie hat den arbeits- gen . Lenßen un d Partn er mach en das j a täglic h
scheuen M ann mit de m Fahrrad verfolgt und vor ."
ihr l<ollege mit dem Auto .• Am selben Tag ist Was für Au ft räge als Nächst es auf sie warten,
er abends auch noch j oggen gegangen un d ich w ollte n di e beiden Detek t ive nic ht verraten. l60
musste wi eder hint erher." Aber wissen Sie, wer hint er den getönten
Obwo hl das Det ektivg eschäft lange Zeit vor Scheiben in dem Auto sitzt , das seit St unden
af!em M änn ern vorbehalten war , glaubt Re- vor Ihrem Fenster parkt ?
nate Höfer, dass sie es als Frau manch mal sogar
leicht er hat: ,.Einer Frau t raut man diesen Beruf Passauer Neue Presse, 17. 06. 2006
1550 20 %
1500
1450
1400
1350 80%
1300
1250 1990 Wirtschaft
1200 2004 Privat
1Im Text ist dieRedevon„gängigenDetektivklischees"(t>S. 80, Z. 63). Erklärt, was damitgemeinl ist.
a) Stellt anhanddes Texteszusammen, welcheKlischeesvon derArbeit eines Privatdetekt.ivs sich
entwickelthaben.
b) Untersucht,'inwelchenPunktensichKlischee und Realität vonErmittlungsarbeiten unterscheiden.
HalteteuerErgebnisin einerÜbersichtfest.
81
-
I] lJberprüfi
folgendeAussagenanhanddes Textsundentscheidetdann,ob sierichtigoderfalsch sind.
D Detektive arbeiten sehr genau. Hierin gleicht ihre Arbeit den „großen Vorbildern" aus den
Romanen und dem Fernsehen.
o Die Arbeit der Detektive i.staufregend und oft sehr gefährlich.
o Bei ihrer Arbeit müssen Detektive oft „schauspielerisches Talent" beweisen.
D Nur 20 Prozent der Detektivaufträge kommen von Privatleut en.
D Für den Beruf der Detektivin/des Detektivs braucht man eine sehr gute Auffassungsgabe.
KörperlicheFitness ist dagegen n icht unbedin gt erforderlich.
Textfunktionen Textsorte
(Beispiele)
Informierende, berichtende Texte 1
Der Text will über ein Ereignis oder ein Thema informierf:!n. 1 Bericht, Reportage
Jenach Textsorte kann er sachlich und/oder persönlich
schildernd sein.
Wertend e Texte 1
DieAutorin/der Autor vvillStellung zu einem Thema nehmen Kommentar, Leserbrief
und die Meinung des Lesers beejnflussen.
- ---
Appellative (auffordernde) Texte
Die Lesendensollen meiner bestimmten Handlung Flugblatt, Aufruf,Rede
veranlasst werden.
82
B
3.2 Aufder:icbtiger.P-ahne - F.rwcitene Inha:tsa:igabevon Sacb1tx;cn
Bereitet einelnhaltsangabedesTextesvor.
-
a) Gliedertden TextinSinnabschnitteundfasst jedenAbschnittin Stichpunkten oder wenigenSätzen
zusammenBeachtetdabeifolgende Aspekte:
o WelcheKernhformationenmüsst ihr wiedergeben,was dient allein derVeranschaulichung?
o WowerdenwichtigeZusammenhänge angeführt?
b) Besprecht , wieihr die Textinformationenfiir eineInhaltsangabesinnvollstrukturierenkönnt.
c) Diskutiert,wie man ineiner Inhaltsangabemit denInfonnationenausdenGrafikenaufSeite81
umgehen sollte. BerücksichtigtfolgendeMöglichkeiten:
o 1. Weglassender Informationen ausden Grafiken.
o 2. Kernaussageder Grafikenverbalisieren unddm TextalsInfonnationskastenan die
Inhaltsangabeanhängen,z.B.:
Wererteilt den.DetekteienA1,,1fträ9e?
Nli.rW Prot.el/fderAu/fragek.om111e11
vvn?r.-vr..tleµten.
die meisten.Aufträge
(80 Proz.ent)
erhaltendieDeteAteiena«~derWirtscha ft .
Weiterfii.hrende
Aufgabe1:
Führtaus,welcheGründe.füreinegeregelte
Ausbildung von Privatdetektivensprechen.
WeiterführendeAufgabe2:
Erläutert,warumdie Klischeesvon Detektivarbeit
unddierealenErmittlungstätigkeit
en soweit
voneinanderabweichen.
83
- 3 Dem Täte, ai,;fder Spur - Erweiterte lnhalb.1r.ga~n
Aufbau:
o Die Einleitung macht Angaben über den Autor, den Titet die Textsorte,ggf.die
Quelle und benennt das Thema des Textes.
o Im Hauptteil werden der Inhalt und der Gedankengangdes Text es jn eigenen
Worten zusammengefasst.
o--Im dritten TeHwird eine weiterführende Aufgabebearbeitet, z.B.:ausführ-
lichere Behandlungeines Untersuchun gsaspekts, Erörterung einer zentralen
Textaussage etc.
•
41 •
l<rimis liest Hermann Künzel nicht . •We nn Sie geholfen, viele der spekt akulärsten Kriminal-
die Wirkli chkeit kennen, kommen die Ihnen so fälle der j üngeren deutschen Geschichte auf-
unwahrscheinli ch vor. Die wahren Krimis fi n- zuklären: die Reemtsma- Entführung, den Po-
den Sie in meinem Gewerbe." Der Professor lizistenmord in Holzminden, die Erpressung
5 für Phonetik' an der Universität Marburg hat des Lebensmittel-Herstelle rs Nestle. Der Im-
mobilienspekulant Jürgen Schneide r wu rde
1 Phonetik:Lehre von der Lautbildung mit l<ünzels Hilfe gefasst und auch dem l<auf-
84
3.2 Aui de1 richti gen Fährte - .E:weiter~e Jnha];sangabe vor. Sachtexten
-
hauserpresser Arno Funke alias Dagobert war Verräterische Heiserkeit
er auf der Spur.
Der 53-Jährige ist Pionier auf dem Gebiet der Das Marburger Büro von I<ünzel liegt in einem
forensischen 2 Phonetik, einer Disziplin, in der Betonbau , in dem die Geisteswissenschaften
man in Deutschland gerade mal ein Dutzend zu Hause sind. Genauso gut hätt e man ihn bei
Experten findet. den Naturwissenschaften unterbringen kön-
Fast20 Jahre lang leitete er beim Bundeskrimi- nen, denn die Phonetik ist ein klassisches
nalamt (BKA) die Abte!lung für Sprecher-Er- Brückenfach, angesiedelt irgendwo zwischen
kennung, die er selbst aufgebaut hat. Tag für Philologie und Med izin, Akustik und Inge-
Tag waren er und sein Team damit beschäftigt, nieurwissenschaften. Wer hier reüssieren5 will,
akustisches Materi al zu analysieren: Telefon- muss eine Art Universalgelehrter sein-Sprache
aufzeichnungen von Erpressern, Anrufe mut- beherrschen, l<enntnisse in Physiologie, Phy-
maßlicher Gew alttäter bei der Polizei oder sik, Elektronik und Statistik besitzen .• Dieses
Tonspuren von Voi ce-Recordern, die nach ei- Fach hat zwar eine rein geisteswissenschaft-
nem Flugzeugabsturz geborgen wurden. Als liche Fragestellung: Was macht sprachliche 6'>
Künzel vor vier Jahren dem Ruf nach Marburg Kommun ikation aus? Aber alle Methoden, die
folgte 3 , ließ ihn die Kriminalistik nicht los. Als man in der Forschung heute braucht, sind
Gutachter vor Gericht bearbeitet er heute rund naturw issenschaftlich oder medizinisch", sagt
ein Dutzend Fälle im Jahr. Nur die wichtigsten , Künzel. Er selbst hat vor seiner Zeit beim BKA
wie er betont, aber doch die ganze Palette von an medizinischen Anwendungen der phone- 7(
Brandstiftung bis Mord .• Das Einzige, was ich tischen Forschung gearbeitet. Für Menschen
nicht mehr habe, sind Flugzeugabstürze•, sagt mit Lippen-Gaumen- Spalte entwick elte er ein
er, ,,das ist bedauerlich." · Trainingsprogramm, durch das sie ihre Art iku-
Phonetiker widmen sich ihrem Fach traditio- lationsprobleme überwinden können.
nell mit Leidenschaft. Während der letzten Se- l<ünzel, der sich in seiner knappen Freizeit beim 75
mesterferien hat sich der Sprachdetektiv nicht Spiel mit Modelleisenbahnen entspannt , war
einen Tag frei genommen - zu viele Gerichts- st ets an praktischen Anwendungen der For-
termine und dann noch dieser Fall, den er für schung inter essiert. Genau der richtige Mann
einen ausländischen Nachrichtendienst bear- also für das BKA Als er seine Arbeit dort 1980
beiten musste. Künzel sieht sich in der Pflicht. begann, steckte die forensische Phonetik noch 80
Wenn esgelte , einen Justizirrtum aufzudecken, in den .Anfängen. In den USA hatte man lange
könne er nicht Nein sagen. Beklemmende Fäl- Zeit auf die Methode der so genannten Voice-
le wie Kindesentführungen versucht er mit prints gesetzt.
professioneller Distanz zu bewältigen .• Das ist Ähnlich wie ein Fingerabdruck sollten sie hel-
wie beim Arzt . Wenn der nicht von dem Men- fen , einen Menschen zweifelsfrei zu identifi - 85
schen abstrahiert 4 , dem er gleich die Gallen- zieren. Beim Voicepr int werden die Muster
blase aus dem Bauch schneiden muss, weil er von Frequenzen und Lautstärken visuell abge-
ihm helfen will, dann kann er den Job nicht bildet. Noch bis Ende der 1990er Jahre waren
machen." die so genannten Spektrogramme in manchen
US-Bundesstaaten als Beweismittel vor Ge-
2 forensisch:alles , was gerichtl ichen oder kriminolo- richt anerkannt. Dabei fand man schon in den
glschen Charakter hat, hier: gerichtsmed izinisch 1970er Jahren heraus, dass sie zahlreiche
3 einem Ruf folgen: eine Ste lle an der Universität be-
komm en
abstrahieren:das Allgemeine vom Einzelnen abson-
dern ; verallgemeinern 5 reüssieren:Erfolg haben
85
- 3 '.::i
em"°~:
er auidcr Spur-Erwe ,te.:telr.hal~ '.'lgaben
Justizirrtümer verschuldet haben. Die Entwick- Menschen unverwechselbar machen: zum Bei-
ler hatten unter anderem nicht bedacht, dass spiel, wie schnell er redet, wie viel e Pausen
Q ein Voiceprint nicht nur die Sprechweise eines er macht, wie er so genannte Gedankenrülp- 1
Menschen abbildet, sondern auch die Um- ser - Ahs und öhs - einbaut. Auch Sprache
stände der Übertragung. Wenn zwei Sprach- kann entlarven: l(ünzel ließ deshalb 200 regio-
signale mit demselben Störfaktor aufgezeich- nal gefärbte Umgangssprachen phonetisch
net werden , bekomm t man leicht den t ranskribie ren6 und in eine Datenbank einge-
oc Eindruck, es handele sich um denselben Spre- ben . Wenn ein Erpresseranruf aufgezeichnet 1
cher- dabei ist es womöglich nur dasselbe Te- wi rd, so können Phonetiker mit Hilfe der Da-
lefon . tenbank feststellen, aus welcher Gegend der
Statt auf Voiceprints zu setzen, entw ickelte Täter stammt.
l(0nzel ein Bündel von Verfahren, die zu- Einen Terroristen überführte l<ünzel anhand
sammengenommen verlässlichere Rückschlüs- eines Sprachfehlers. Die RAF7 hatte seinerzeit
se auf Täter zulassen. So ließ er repräsentative ein Gespräch zwischen dem entführten Hanns
Daten über Stim mton-Höhen sammeln. Aus Martin Schleyer8 und seinem Bewacher auf-
diesen Daten lässt sich ableiten. in welcher gezeichnet, um der Nachwelt ein revolutio-
Stimmlage Männer oder Frauen gewöhnlich näres Dokumen t zu hinterlassen. Wegen einer
IH, sprechen. Lücke zwischen den Schneidezähnen pro-
Die mittlere Frequenz einer Frauenstimme duzierte der Bewacher einen charakteristi -
liegt bei 205 Hertz. Die häufigste Frequenz schen Pfeifton, wenn er den Laut "sch" aus-
bei Männern liegt bei 118 Hert z. Ein gesuchter sprach.
Verbrecher mit durchschnittlicher Stimmla- l<ünzelsGutachten belegte vor Gericht, dasses
115 ge würde sich also nicht verraten. Anders lag sich um Peter-Jürgen Boock handelte.
der Fall Anfang der 1990er Jahre bei Dietmar
Jüschke. Er hatte in Holzminden zusammen
mit seinem Bruder zwei Polizisten in einen Wodka für die Wissenschaft
Hinte rhalt gelockt und ermordet. Seine Stimme
120 hat eine mittlere Frequenz von 179 Hertz- so l<ünzel träumt davon, harte Daten an Stelle
hoch spricht unter 2000 Männern vielleicht von Plausibilitäten' zu liefern.
einer. Dafür geht er auch unkonv entionel le Wege.
Nach solchen Abw eichungen suchen Sprach- Wie zum Beispiel lallen Personen unter Alko-
detektive. Zum Beispiel kann eine besonders holeinfl uss genau? Ein Ölunfall auf der Unter -
125 heisere Stimme verräterisch sein. Künzel kann- elbe, den ein trunke ner Lotse verschuldet hat-
te aus der Medizin ein Verfahren, um den Grad te, inspirierte Künzel zu einer systematischen
der Heiserkeit zu messen. Allerdings mussten Untersuchung: Als Versuchspersonen wäh lte
die Patienten dazu vier Sekunden auf dem- er kaserniert e Polizeischüler.
selben Ton den Vokal a singen - den Gefal-
l3 len tun Erpresser den Ermittlern in der Regel
nicht. In Zusammenarbeit mit der Universität
6 transkribieren: In eine andere Schrift (z. B. eine Laut-
Trier entwicke lte er deshalb eine Formel,
schrift) übertragen
bei der das a statt vier Sekunden nur 0,4 Se- 7 RAF: Abk. f. ,,Rote -Arme e- Frakti on •, eine terroristi-
kunden lang sein muss - wie etwa das a in sche Vereinigung in Deut schland in den 197Oer und
1980 er Jahren
Bahnhof. Das entsprechende Compute rpro-
8 Hann s Martl n Schleyer: Arbeitgeberpräsident , 19 77
gramm gehört heute zum Standard beim BKA. von Terroristen der RAF P.ntführt und erm ordet
Dutzende Merkmale können die Stimme eines 9 Plausibilitäten: verständlich e Gründe
86
3.2 Auf der rich!i~ n .rahne - Erweite!t ~ln haltsangahf von .3achtex te:i
-
Diese durften wählen, welche Sorte Alkohol eine Lücke, die selbst erfahrene Phonetiker
ihnen die liebste war, und entschieden sich wie l<ünzel nicht schließen können.
einstimmig für Wodka. Dann ·ging's los. Die Neulich bat ihn ein Fernsehsender, ein Video
Polizisten begannen zu trinken und mussten von Bin Laden 10 auf seine Echtheit zu prüfen.
nach jeder Runde vorsprechen. Jeder Teilneh- Ohne den arabischen Dialekt von Bin Laden
mer konnte den Versuch jederzeit abbrechen, zu verstehen , hätte er nur rein stim mliche
aber die angehenden Ordnungshüter gaben Merkm ale beurteilen können. Ein Fall für das
ihr Bestes. in Spanien entwicke lte System, das er seit 205
Der selbstlose Einsatz hat Künzel und der einem Jahr testet. Es untersucht - unabhängig
Wissenschaft neue Erkenntnisse beschert: Bei von der gesprochenen Sprache - die Reso-
zwei Dritteln der Teilnehmer erhöhte sich un- nanzfrequenzen der Hohlräume in Hals, Ra-
ter Alkoholeinfluss die Stimmfrequenz. Jen- chen oder Nase. Die sind bei je dem Mens chen
seits von 1,2 Promille klangen alle mehr oder so individuell wie sein Aussehen. Das Bin-La- 210
weniger heiser. Wer schon im nüchternen den~Video blieb letztlich unbearbeitet. Die
Zustand schnell sprach, klang betrunken .wie Überprüfung samt Rechnereinsatz hätte drei
ein Maschinengewehr mit Ladehemmung", so Tage gebraucht , der Fernsehsender wollte in
Künzel, im Fachchinesisch heißt das Phäno- der Nachrichten sendung am selben Abend ein
men Tachyla!ie. Ergebnis präsentieren. Künzel lehnte ab: ,.Ich 21~
Derzeit befasst l( ünzel sich mit einem unge- bin doch kein Kaffeesatzleser."
lösten Problem der angewandten Phonetik:
der Sprecher-Erkennung durch den Computer. DIE ZEIT,05. 06. 2003
Die Forensik hat in den vergangenen Jahren
viele Millionen in die Entwicklung gesteckt,
mit begrenztem Erfolg. Jetzt zeichnen sich
Fortschritte ab. So genannte Total-Volce-Sys~ 10 Osama Bin laden: islamistisch
er Terrorist, der u. a.
für die Ereignisse des 11. September 2001 in
teme untersuch en die Stimme unabhängig New York und Washington verantwortlich gemacht
vom gesprochenen Wortl aut und füllen damit wird
1 BeantwortetdiefolgendenArbeitsaufträge
anhanddesTextes:
o Erklärt,was ein,,Voiceprint"
(1>Z. 81182) ist und wiedieseMethodeim Zusammenhang
mit der
AufklärungvonKriminalfallen heute bewertet wird.
D Erläutert, was der Fachau.sdru.ck
„Tachylalie"(I>Z.188) bedeutet.
o Benennt dieForschungsmethoden , die indemFachPhonetikangewandt werden.
o Gebt in eigenenWortenwieder,was mitdemBegriff„forensischePhonetik"(1>Z.16) gemeint ist.
o Führtaus,was dieso genannten 1otal-Voice-Syslemeleisten.
87
-
ll
3 DemTäter auf derSpur-Erweiterte ~nnal!Silngaben
DiefolgendenTextesindAuszügeausInhaltsangaben..
a) Untersucht,welcheTextpassage jeweifrzusammengefasst wird.Gebtdieentsprechenden
Zeilenan.
b) Besprecht welchenA uszu.gihrfür gelungenundwelchenihrfür überarbeitungsbedürftig
haltet.
Begründet jeweils eureHinordnungundkritisiertdienichtgelungenen
Auszügedetailliert.
.. l Zurzeitbeschäftigt5ichl<iiflz.el
mit der Sprecher-f.rAennWlg
durchdenCom-
puter,bei derso genaMteTotal-Voice-Sysfeme Sprachenurauf{hrestimm/[chen
Merk.male hinu.ntersuchen.
Vam.ifAiinnenSti.mmenµnabhäng,gvomjewerligen
WortlautundderjeweiligenSprachealle,ndurchihreFrequenz.efnemSprecher
zu.geordnetwerden.
_4_Hermann.l<.ünz.e.Uie~t
..~e.li1e
l<.r.im{s,
weJtsie
.ihmlm. d~m.l'(as.er..be{_
Yergleich.w.
• 'LI. b 'f
_ _;.ß11JCrJ.,r._~1 l-bf
e.ris: L
.De
/, I. .. ,.J• vor"-omroen
._,1.mg„<J././1J.wuruig .. r„53jaur.ige
···1.. • O ,;_
..u.r
f;';
r:.ro;'6S$.OC;
_ fhaneti/<._g.n
_dec.Un{yer~itii.t/r1ar:/Jurg.hat
eifiig_e
Au/~hen.euege.nd~Verhre„cben _ _
l.Jl rfj~.ßeenr~ma-E.nif_iih
_ _aefgeALiir..t, ru(lgJ.Hlddi.e.fJ:p.re~ß@g L1;.~n.~iffe.l:__
.de..~
~{jJJfde.JI1
_ Ofller:n.s..Nc.st/i ._GeJJief g_ehiirLNifi-
cic.Jtt~medi'zJiJi.$cbea„P.bo1J..e.ti1
dcr_ge __
inO.e.utschl{!.n.<i
_ z.~{z.µ dea..w§nige.n.E.xperte_n
Weite,jührendeAufgabe2:
ErörtertdieFrage,obes sichbeidem vorliegenden Text um einenwissenschaftlichenoderum
einenjournalistischenTexthandelt.Berücksichtigtdabeidiesprachliche
GestaltungunddasLay-
out desTextes.
88
3.2 Aufdet richt ige;, Fährte - F.1wcit~rte in ha.ltsangabev "n Sachtex1en
89
- 3 Dew Tätet auf derSpu:- Erv.-~itcrte lnhab.ang abcn
der Insel St. Helena, und Napoleon waren Kon- und ihrem Liebhaber? Doch im Gegensatz zu
t rahenten , ihr Verhält nis war äußerstgespannt. Napoleon erfreute Albine sich eines langen Le-
Könnte dies das Mordmo t iv gewesen sein? Der bens.
strenge, misstrauische Gouverneur war von 1982 brachte Dr. David Jones vom physi- 1
der panischen Angst beherrscht, der promi- kalisch-chemischen l nstitut der Universität
nente Häftling könne eines Tagesentweichen. Newcastle in Großbritannien einen sehr inte-
So ersann er alle nur erdenklichen , zum Teil ab- ressanten dritten Verdächtigen in s Spiel : Na-
surden Sicherheitsvorkehrungen, bis Napole- poleons Tapete! In seinem Artikel weist Jones
7 on schließlich das Haus kaum noch verließ. darauf hin, dass es im 19. Jahrhundert ein als l
Dagegen kommt für Forshufvn nach umfas- „Scheeles Grün" bekanntes Pigment gab, das
sendem Studium der Tagebücher und des Be- arsenhaltig war .• Die Farbindustrie dieser Zeit
weismaterials Graf Tristan de M ontho lon als verwend ete gerne dieses billige, farbintensive,
wahrscheinl ichster l(andidat für die vorsätz- stabile Pigment und um 1800 waren l<upfer-
liche Vergiftung in Frage. Er soll Napoleon im arsenit und verwandt e Verb indungen in Far-
Auftrag der Bourbonen , die nach seiner Nie- ben, Stoffen und Tapeten weit verbrei t et", so
derlage die Macht wie dererlangt hatten , ver- Dr.Jones. Das Arsen in den neuen Pigmenten
giftet haben. Forshufvn ist der Meinung , dass schien die Tapete im Zimmer zu verlassen und
die Bourbonenmonarch ie über den Tod von in die Bewohner einzudringen. Hunderte un-
8f'\ Napoleon sehr erfreut gewesen wäre, stellte er glückliche Hausbesitzer entwickelten d ie ver-
doch - solange er lebte - eine Gefahr für die schiedenen Symptome der Arsenvergiftung
Stabil it ät der Mona rchie dar. Für den Fall, dass und eine beachtliche Zahl von ihnen st arb.
der Graf Napoleon vergiftete, ist weiterhin un- Nach 1900 wurde das l<upferarsenit durc h
klar, ob er es tat, um sich bei dem Bourbonen- harmlose Pigmente ersetzt. 1893 konnte der
8' könig Ludwig XVIII. einzuschmeicheln, oder italienische Biochemiker Gossio zeigen, wie
ob er in W ahrheit als dessenVerbündeter han- die Tapete die Menschen beeinträchtigt e. A n-
delt e, denn Montholons Frau Albine war die scheinend war das anorganische Pigment
Geliebte Napoleon s auf St. Helena. War Mon - harmlos, solange die Wand t rocken w ar. Wenn
t holon so gerissen, seine eigentli chen Ab - aber die Wände durch Kondensation oder auf-
sichte n auf diese W eise zu verheimlichen? steigenden Dampf feucht wurden, was in den
Montholon w ar geschickt, und nachdem er schlecht geheizten Räumen des 19. Jahrhun-
Napoleons Vertrauen gewonnen hatte, hätt e derts sehr wahrscheinlich war, dann schim -
er dies ausnutzen können. Andererseits wurde melten die Tapeten. Ein Pilz mit dem Namen
er bei seiner Rückkehr nach Europa in keiner Scopulariopsis, der bevorzugt auf feuchter Ta-
95 Weise von den Bourbonen belohnt. Es sprich t pete wächst, konnte die Arsenverbindung in
für die Unschuld des Grafen, dass seine Karrie- der Tapete in ein Gas umwandeln. Sobald also
re nach Napoleons. Tod äußerst bescheiden der Pilz die Tapete zerstörte, w urde die arsen-
verlief. Oder hatte er doch nur ein privates halti ge Chemikalie an die Raumluft abgegeben
Mor dmotiv? und die Bewohner, die die Dämpfe einatme-
'Oll Erstmals wurden vor l<urzem auch Albine ten , litt en darunter. In einer Radiosendung der
Montholons Haare unte rsucht - mit frappie- BBC (British Broadcasting Corporat ion) vertrat
rendem Ergebnis. Der Arsenwert bet rug 6 Mi- Dr.Jones die Ansicht , dass - falls Napo leons
krogramm pro Gramm - doppelt so viel wie in Zimmer mit einer Tapete dekoriert gewesen
den Haaren Napoleon s. Vergiftete Montholon war, die diesen arsenhaltigen Farbstoff ent-
10< demnach auch seine Frau? Rächte sich derbe - hielt- das Arsen in Napoleons Haar vo n dieser
t rogene Ehemann auf diese Weise an Albine Tapete stammen könnte. Und hatte sich Na-
90
3.2 Aufder r.:hti gen FJhrtc - Erwe1tr.rte inha1tsa:igabc von Sac.h'.exten
poleon nicht ständig darüber beschwert, dass deren Worten: Er könnte genauso gut Fahnen,
das Haus, in dem er auf St. Helena lebte, im- Vorhänge. Übergardinen und sogar Kleidungs-
mer kalt und feucht war? stücke besessen haben, die mit Kupferarsenit
Tatsächlich erhielt Dr. Jones nach der Sendung grün gefärbt w aren. 180
einen interessanten Brief von einer gewissen Derzeit ist es unmöglich zu entscheiden, wer
Shirley Bradly aus Norfolk. ln ihrem Schreiben der wah~e Schuldige an der Vergiftung Napo-
heißt es: .rn meinem Besitz befindet sich ein leons gewesen war, aber ein auf grünen Tape-
altes Buch, eher ein Buch über Alltägl ichkeiten ten oder anderen Gewebenwachsend erSchim-
(ein Album von 1823-1 829), in dem sich ein melpilz könnte durchaus der „finster e Giftmi- 135
Stück Tapete mit den folgenden Worten fin- scher· gewesen sein, der Napoleon lautlos
det: ,Dieses kleine Stück Papier wurde von der überfiel.
Wand aus dem Raum entfernt, in dem der Als sein Körper im Auftrag seines Neffen Na-
Geist Napoleons zu Gott, der ihn erschaffen poleons III. für die Beerdigung in Frankreich
hatte, zurückkehrt e.'" exhumiert wurde, fand man den toten Körper 190
Später wurde das Tapetenstück von Dr.Jones Napoleons vollkommen erhalten. Ist dies ein
und Dr. l<en Ledingham, einem Physiker der weiteres w ichtiges Indiz für eine Arsenvergif-
Universität Glasgow, untersucht. Alle Experi- tung als Todesursache? Oder wurde der tote
mente zeigten, dassdie Tapete in der Tat Arsen Körper Napoleons, wie zu dieser Zeit üblich ,
enthielt. Jedoch war der Arsengehalt im Ver- von den Lelchenbestattem mit einer Arsenlö- 193
gleich zu anderen Tapeten aus dieser Zeit re- sung einbalsamiert?
lativ gering. Trotzdem kommt Dr.Jones nach Wer oder was tötet e Napol eon? Da die tat-
wie vor zu dem Schluss,dass das l<upferarsenit sächlichen Lebensumstände des Verbannten
die eigentliche Arsenquelle für Napoleon war. heute kaum noch nachzuvollzieh en sind, w ird
Er weist darauf hin, dass Napoleons kaiserliche diese Frage wohl nie endgültig beantwortet
Farben Gold und Grün gewesen seien. Mit an- werden.
WiekamdasArsen
inNapoleons
Haar?
1 FasstdenText sozusammen,dassdieverschiedenen
Hypothesenzum TodNapoleonsdeutlich werden.
Führtim drittenTeileurerInhaltsangabeaus,
D welcheHypotheseeucham meistenüberzeugt,und begründeteureMeinung.
oder
D warum dieTodesumstände NapoleonsheutenochInteresse finden,unddasnichtnur bei
Historikern,Wissenschaftlern
undJournalisten.
a) ErstellteineStoffsammlungund eine Gliederungfo.reurenAufsatz.
b) SchreibteurenAufsatzund überarbeitetihn anschließendmit Hilfeder ChecklisteaufSeite 78.
91
3 Deo '!ä(er ,rnfderSpur- 3rwe:tc:te Inhalt.angaben
Paul Schlesinger
Die Wut des kleinen Mannes
Auf der Anklagebank des großen Schwurge- ge Male erhielt er den Lohn ausgezahlt, dann
richtssaales verliert sich die dürftige Gestalt keinen pfennig mehr. am Ende war das Geld
deskleinen,aJten Graveurs' und man will nicht verloren. Es stellte sich heraus, dass der Maler-
glauben, welches Delikt ihn hierhergeführt meister auch andere Personen mit schwindel-
hat: versuchter Mord.65 Jahre ist er alt gewor- haften Darstellungen seines flotten Geschäfts-
den, hat ein schweres Leben voll Arbeit und ganges hineingelegt hatte. Der betrügerische
Enttäuschunge n geführt, hat sich nie et was zu Meisterwurdevor Gericht gestellt und zu sechs
Schulden kommen lassen - und dann musste Monaten Gefängnis verurteilt. Man gab ihm
auch er einen Mord probieren. aber Bewährungsfrist. Den kleinen Mann aus
Die Tatsachen stehen fest, er leugnet sie nicht Amerika wurmte das schrecklich. F.rhatte das
Er hal te einst in schlechter Eh e gelebt, war ge- Letzte verloren, fand keine Arbeit und der Ur-
wissennaßen vor seiner Frau nach Amerika ge- heber seines Unglücks lief auch noch frei h e-
flüchl et; aber er liebte sein Kind und ließ nun rum. So kroch er denn aus der Laube, die erb e-
doch die famme nachkommen, die ihn nach wohnte, steckte sich den Revolver ein, den er
einigen Jahren wieder verließ. Er saß drüben, zu seinem Schutze vor einiger Zeit gekauft ha t-
arbeitete fleißig, sparte, un d als er 9 000 Mark te, griff auch nach seinem Spazierstock, den er
zusammenhatte, kehrte er in die Heimat zu- seit 30 Jahren besaß, der aber ein Degenstock
rück. Einen Teil des Geldes gab er seiner Fami- war,und begab sich in das Haus des Malermeis-
lie, von der er wusste, dass sie in Not war. Er ters. Er traf ihn auf der Treppe, stieß wütende
selbst suchte weiter Arbeit, aber er fand sie Worte aus, erhob den Revolver, schoss einmal,
nicht, weil man ihn für zu alt hielt. Endlich be der Schuss ging fehl, ein zweites Mal versagte
gegnete er einem Malermeister, der wenigstcns der Revolver. Nun zog er den Degen aus dem
für sein Geld Interesse hatte oder für den Rest Stock und brachte dem Betrüger einige unge-
des Geldes- es waren aber nur noch 2 000 Mark fährliche Stiche bei. Der Malermeister dachte
übrig. Der alte Mann sollte in das Geschäft des zuerst gar nicht daran, zur Polizei zu gehen; er
~ lermeisters eintreten und für seine Einlage sagte sich wohl, dass er den Denkzettel ver-
in der Woche 35 Mark verdienen. Einige weni- dient hätte. Erst der Arzt schickte ihn auf dü
1 Gnvcur: Meta ll-,Steinschneider,d~rOrnamente,Schriften Wache.
und Vtczierungenin festeWerkstoffeeinschneidet Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Abe:
92
ist es einer? Hatte sich der alte Mann wirklich Dieses Opfer eines b1utigen Überfalls findet im
überlegt, was er da tat? War er überhaup t mit Saalekeine Sympathie -diese wendet sich dem
dem Vorsatz zu töten ausgegangen? War es braven, bescheidenen Angeklagten zu.
vielleicht nur versuchter Totschlag oder nur Das Schwurgericht verurteil te den Angeklag-
Körperverletzung? Er war explodiert und stell- ten wegen versuchte n Totschlags und verbote-
te mit der Tat das Gericht vor schwierige Fra- nen Waffentragens zu vier Monaten und einer o.
gen. Richtig ist, dass er spä ter geäußert hat, er Woche Gefängni::;.Es verneinte <lie Überle-
würde es nicht bedauert haben, wenn es an das gung, nahm aber an, dass der Angeklagte sei-
Leben des Betrügers gegangen wäre. Aber ist nen Gegner töten wollte. Es erkannte an, dass
die Tatsache, <lassman eventuell später nichts er sich in begreiflicher Erregung befan<lund
bedauert, ein Beweisdafür, dass man vorher et- dafür die Tat nicht aus verbrecherischer Nei- 90
was beabsichtigt oder überlegt hat? Und doch gung begangen hatte, so gewährte das Gericht
handelt es sich um die Ergründung einer Seele. ihm dieselbe Gunst, über die er sich, als sie sei-
Das Gericht musste erforschen: Was ist wirk- nem Gegner zugebilligt worden war, so geär-
lich in diesem armen, geprüften Hirn vor sich gert hatte; die Bewährungsfrist.
gegangen? So il,t denn die Sache für den Angeklagten
Der.Arzt schildert ihn als einen ruhigen, sehr glimpflich ausgegangen. Aber den Herren Be-
gutmütigen Menschen von normaler Intelli- trügern möchte man raten, sie mögen ihre Op-
genz,der sicher nicht geisteskrank sei, der aber fer. nicht immer unt er den gutmütig en Men-
ebenso sicher die Tat in einer Auf\vallung be- schensuchen;dennfürdieGutmütigenkommt
gangen habe, die nicht mehr zu dämpfen war. die Stunde, wo alle Geduld und Nachsicht auf- 100
Auch der verletzte Betrüger wird vor Gericht gezehrt ist, wo das Herz bloß liegt, wo die rä-
verhört; jetzt ist er Zeuge und muss schwören. chende Hand sich erhebt, schießt und sticht.
D a) GebtdenInhaltdesTextes miteigenenWortenwieder.
b) CharakterisiertdenStil und diesprachliche
GestaltungdesTextes. WelcheBesonderheiten
fallen
euch auf?Belegt eureAussagenanhanddesTextes.
fJCharakterisiert
denAngeklagten underläutertdieHintergründeseinerTat.
a) LegteineStoffsammlungan. Übertragtdazu dasuntenstehendeSchemain euerHeftundergänzt
es.Arbeitetdabeigenauam Text.
Äüßere.s Inneres
(Ersche
inung.sbild,Leben.sum.stä
nde) G8fiihle,
(Gedanken,
- wirM.schmächtig C,di.irjfi
ge Gestalt' Z. 2) WiiMcheetc)
Erfahrungen,
DerAngeMagfe
Tatmotiv
93
3 Dem 'Iäleraul cier Spur- Erwei:erte Jnhaltsa1,gaber.
--
spruchfür denAngeklagtenalsgerechtfertigt betrachtet.
Jielnfonnatikerin/Der Infarmatikerentwickelr
undwartet DieArchitektin/VerArchitektplantGebäudeundAnlagenund
'ofl wareundHardware. leitetdere,1Ersrelhmg.
)ie fo1malistin/Derfournalistverarheirer.
Nachrichten
und DieGoldschmiedin/DerGoldschmiedentwirftundfertigt
nfonnationcn. Schmuckstück
1) Könntihr euchvorstellen,
ineinemderdargestellten
Berufezu arbeiten?BegründetineinemGespräch
in derKlasseeureZustimmungoderAblehnung.
95
1
• 4 Fliit übt sich- Berufeerkunden
D a) DieobenstehendenFragenhelfeneuch,eureFähigkeiten
und Interessen
zu erkennen.
ErstelltmitHilfederFrageneuerpersönliches
„Begabungsprofil'~
b) Für dieBerufswahlistesauchwichtigfestzustellen,was man nichtsogutkannbzw. was man nicht
sogerntut.Erstellteuerpersönliches
„Abneigungsprofil".
6 NichtjederBerufpasstzujedemMenschen.Einerealistische
Selbsteinschätzung
ist Voraussetzungfar
jedeBe~jswahl.
a) ÜbertragtdieEigenschaften
ineineTabelleundnotieH,in welchemGradsieaufeuchzutreffen.
b) Fülltin einemzweitenDurchgangfiireineMitschülerinodereinenMitschülereinesolcheTabelle
aus.Vergleicht Wogibtes Unterschiede,
Fremd-undSelbsteinschätzung. wo Übereinstimmungen?
Disku.tieH darüber,wiedieUnterschiede
zu Standekommen.
96
4.1 Wasw:llst :lu werden?-Eerufswahl ·.1r..d
Bewerbungsp:>rt:olio
.,,.
Unterschiedliche Berufsfelder
und Berufe erkunden
il Berufelassensichin unterschiedlicher
Formordnen,zum Beispieldanach,mit welchenMaterialien
oderProduktengearbeitetwirdbzw.in welchenWissensgebieten
sieangesiedelt
sind.Mansprichthier
vonBerufsfeldern.
Berufsfelder:
Agrar-und Forstwirtschaft,Biologie Bau-und Vermessungswesen
Werkstoffverarbeitung Mathematik, Physik,Informatik
Bergbau,Hüttenwesen Geowissenschaften
Chemie, Kunststoffe Medien
TexLilien,Leder,Modegestaltung Farb-und Raumgestaltung
Apparate- und Maschinenbau Tourismus, Hotel und Gaststättengewerbe
Metalltechnik Elektrotechnik
Medizin Pädagogikund Soziales
Ernährung, Hauswirtschaft Handel, Banken und Versicherungen
Recht und öffentliche Verwaltung Kultur und Sprache
Kunst und Design Kunsthandwerk
a) OrdnetdiefolgendenBerufedenentsprechenden zu.
Berufsfeldern
Gold.schmied/
-in Journaliisf/-in l<FZ-/11echafronik.er
/ -in lehrerl-in
Physiotherapeut/-in Versicherungskaufmann
1-k.auffrau Etz.ieherl-in Gcirfner/ -in
Rechtsanwalt1-anwältin Einz.elhandelskaufmann
1-Aauffrau l<och/ l<öchin
in welchemBerufsfeld
b) Überlegt, ihrgernearbeitenwürdetund welcheBerufsfelder
euchnicht
zusagen.Ziehtdazu aucheuer„Begabungsprofil"
undeuer„Abneigungsprofil"
au5Aufgabe1
(1>S. 96) heran.
c) Notiertauf einemZetteleinBerufsfeld,
daseuchbesondersinteressiert.
FindeteuchinBerufsfeld-
Gruppenzusammenundsammeltzu euremBerufsfeld(z.B.Medizin)möglichst vieleBerufe(z.B.
Arzt/Ärztin,Krankenpjlegerl-in,
A ltenpjlegerl-in
etc.).
97
-. 4 F.:ühübtsich-ßerufeetku:iden
98
4.1 Waswi:Jstdu werden?- Berufswahl'Jnd Bew~rbungspo:tfolio,-
1 a) ArbeitetausdemTextwichtigeInfonnationenzum BerufdesPhysiotherapeuten/
derPhysiotherapeutin
heraus.
z.B.nachdenfolgendenAspekten:
GliedertdieInformationen
Phy.si()therapeuf/·in
- TdtigAeiten
des ßeruf:s:...
- &.scnäftigu.ng.smög.Jichf.e1fen.:
...
wod,e~r ßerl4j ausgeüJJt
- ÖrtHch/c.eifen, wird:...
fi/r dieAu,sbildu.ng:
- v'ora.qssefz.W1ge11 ,..
- AtJ..s/Jildungsda.uer:
...
b) Diskutiertin Kleingruppen
darüber,
o waseuchandemBerufdesPhysiotherapeuten/der Physiotherapeutin
interessiert
bzw.nichtzusagt
und
o obihreuchselbstfargeeignethalte~diesenBerufzu erlernenbzw.auszuüben.
fJIm Internet.findet
ihrzahlreiche
Infonnationenzu BerufenundAusbildungsgängen.
a) Informierteuchim lnternetübereinenBeruf,dereuchbesonders z. B.unter
interessiert,
www.berufnet.deoderwww.machs-richti q.de.
b) GliederteureInfonnationen undbereitetsiefar einenKurzvortraguor.
c) Stellt„euren"
BerufineinemKurzvortragvor.
99
- • 4 Früh libl sd1 . Bm:fe erbnden
:J
nisse, sehr gute Deutsch- und Grammatikkenntni~se
sowie Englischkenntnisse. Mittlere Reife, Abitur oder
zum Logopäden
FOS sind Voraussetzung. Anmd<lungfür das Schuljahr08/09 ab sofort
Bewerbungen an: möglich.
Mindestalter: 18Jahre
VerlagsgruppeTheml GmbH Private Berufsfachschule für Logopädie
Frau Anja Heidger, Auf dem Rech 1, TurmgasseSa,94318Straubing,
86897 Landsberg 1 Tel.:0942189783
-----
Als Teil einer global l<unststoff verarbeitenden Unternehmensgruppe ent- Löffle r -Linde n
wickeln und produzieren wir innovative Verschluss- und Dosierungssysteme r<unstoffwerkGmbH
für die Bereiche Körperpflege, Haushalt, Lebensmittel und Getränke. Personalabteilung
Um die dynamischen Wachstumsprozesse eines marktführenden Unterneh- Scharperst.raße 1
94078 Freyung
mens erfolgreich umzusetzen, suchen wir
Tel.: 08551-897-308
einen Auszubildenden/eine Auszubildende
zum Eurokaufmann/zur Eurokauffrau
Erwartetwerden: mittlerer Schulabschluss oder Abitur; Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch;
l
Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen; Flexibilität; Interesse an Produktionsabläufen und Vertrieb von
Produkten, Bereitschaft, auch im Ausland zu arbeiten
Wir bieten: eine fundierte Ausbildung, ein angenehmes Betriebsklima, ein internationales Umfeld,
berufliche Entwicklungsmöglichkeiten
- -- - - ~-~
D InfonnierteuchüberdieBerufein denStellenanzeigen.
DieInfonnationenim TippkastenauJSeite99
helfeneuchbeiderInfarmationsrecherche.
6 WertetdieStellenanzeigen
aus.NotiertinStichpunkten,
D welcheAnfordero.ngen
an dieBewerbergestelltwerdenund
Cl wiebzw.womansichbewerbenmuss.
100
4.1 Waswillstdu werden?-Beru::swahl.:.ndllewerb,Jngspor.folio
fJa) Sprechtdarüber,
D welcheweiterenFähigkeiten und Charaktereigenschaftenfar dieausgeschriebenenBerufevon
Vorteilseinkönntenund
o welcheschulischen Aktivitäten(z.B.Lieblingsfächer,
SMV-Tätigkeit usw.)und außerschulischen
Interessen (z.R Hobbys,Engagementin Vereinen usw.)fiir denjeweiligenArbeitgeber
interessant seinkönnten.
b) Entwerftfür jedeStellenanzeige
einPersönlichkeitsprofil
deridealenBewerberinbzw.desidealen
Bewerbers.
Das Bewerbungsanschreiben
Betreff-Fonm.:lierung
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Eurokauffrau (in Stichwortenangeben,
_...,.....1
worumesgeht)
101
- •
-
4 Frühübtsich-Berufeerkunden
------------------- ---,
--i-- schulische Situation:
Zurzeit besuche ich die 10. l<lassedes Gisela-Gymnasiums Was machst du zurzeit?
in Passau,das ich voraussichtlich im Juli2008 mit dem Wann verlässt du die Schule?
mittleren Schulabschluss verlassen werde. Welchen Abschlussstrebst
duan?
-"""
Während eines Praktikums bei der Firma Heinemann in
Passauhabe ich einen ersten Einblick in das Aufgabenfeld
einer Eurokauffrau gewonnen. Besonders reizvoll an die-
sem Beruf finde ich, dass ich hier die Möglichkeit habe,
meine guten Fremdsprachenkenntnisse in Englisch und
Französisch einzusetzen. In der Schule gehören diese bei- Qualifikatio11enund
den Sprachen zu meinen Lieblingsfächern. Im Sommer Gründe für deinen
2006 hatte ich die Gelegenheit, einen Sprachkurs in Eng- Ausbildungswunsch
land zu besuchen. Darüber hinaus konnte ich im letzten
Jahr bei einem Schüleraustausch mit unserer französischen
Partnerschule meine französischen Sprachkenntnisse
weiter verbessern.
Da Ihr Unternehmen dafür bekannt ist, innovative
Produkte weltweit zu vermarkten, würde ich mich sehr
gerne bei Ihnen zur Eurokauffrau ausbilden lassen.
Unterschrift(möglichst
RenateFischer _,.__ mit blauer Tinte)
D DiesesBewerbungsanschreiben
beziehtsichaufdieStellenanzeige
„Auszubildender/
Auszubildende
zum Eurokaufmann/zur Eurokauffrau"auf Seite100.
a) Diskutiert,
obderAbschnitt„Qualtfikationen
undGründefür denAusbildungswunsch"
optimalauf
dieAnzeigezugeschnitten
ist.
b) Warumistessinnvollauszufahren,warum manausgerechnetindemangeschriebenen
Betriebdie
Ausbildungabsolvieren
will?
102
4.1 Waswillstdu we~den?- Berufswal:!
und Bewerbungs:;10:1folio
D DieBegründung,warummansichum einenbestimmtenAusbildungsplatz
bewirbt,orientiertsichamjeweiligenBerufoderan denAnforderungen
in VO RSICHTI
derStellenanzeige. F:IHLER.
kn naltemichausYßr~chi'edenen Gr~nd(ßfl
für .S(jflr geeignet,die.s(ß w
Au.sJ;Jildung
@solv,eren;Ich.halte.sehrgutePC-t.mdf..r,gli.schf..enntn,ss.e.
Die Fo.cnerDeutsch
W1d ßetri'eb.swirf~haftliegenmir.Während eiMs Praf..tilwm$bei der Stei''nheimer
lernte.,eh,
.z:.e,tt.mg wa.s. undYertrie/Js(J.ofeilung
d,"eAnz.ei'ge.n- einer ze.-tu.ng
.sor.i.lle.s.
[.igentlichhatmirdas allessenrge.fallen.
mCJ.cht Al.sSchiilersprecMr•nha/:Jei,h
__@t;hgelernf.A/Js,h/.t,j$_sp.a.rf)I-$
organisieren.
ZJJ.. Das mach.fmit n"elSpaß. oPwvhl
da.sAufräumenganz..:sJ;.hÖn
nervigwar.
Formulierungshilfen für Begründungen
Große Freudeberd tet mir ...
a) Besprecht,wiedieseBegründungfiirden kh interessiere mich für ..., da ...
WunschnacheinerAusbildungzur lhm Rahmen eines Praktikums bei ...konnle ich
Medienkauffeaulzum Medienkaufmann feststellen,dass ...
DigitalundPrint(1>Stellenanzeige Der Berufdes/der ...interessiert mich, weil ...
auf S. 100)aufdenAdressatenwirkt. In meiner Freizeitbeschäftige ich mich mit ...
b) ÜberarbeitetdieBegründungundformu- Ich möchte diesen Berufgerne ergreifen,weil ...
liertdieAussagenso,dasssiedenAusbil- Zusätzlichhabe ich mich ausführlich über ...
dungsbetriebüberzeugen. informiert
D a) Verfassteinvollständiges
Bewerbungsanschreiben
wieim MusteraufSeite1011102.Ihrkönntdie
StellenanzeigenaufSeite100alsAdressatenverwendenoderihr suchtim Interne/oderin der
ZeitungselbstStellenanzeigen
oderPraktikumsplätze,
aufdieihreuchbewerbenwollt.
b) Überarbeitet
eureBewerbungsanschreiben ineinerSchreibkonferenz
(t>S. 3 70).
103
-. 4 Frühübtsich-Berufeerku:,den
Der Lebenslauf
Der Lebenslauf ist ein wichtiger Teil der Bewerbungsunterlagen und ist klar gegliedert. ln der
Regelwird von den Betriebenein tabellarischer Lebenslauf verlangt.
Lebenslauf
PersönlicheDaten Lichtbild(vom
Fotografen,Name
Name, Vorname: Fischer, Renate und Anschrift auf
Anschrift: Brunngasse 3 die Rückseite,kic:ht
ankleben)
94032 Passau
Geburtsdatum: 22. Februar 1992
Geburtsort: Passau
Staatsangehörigkeit: deutsch
Eltern: Horst Fischer, Industriekaufmann
Annemarie Fischer, geb. Altmann,
familiäreVerhältnisse
Rechtsanwaltsgehilfin
Geschwister: Florian, 11 Jahre
Schulische
Ausbildung
1998-2002 Grundschule St. Nikola in Passau besuchte Schulen (lü-
ckenloseAuflistung)und
seit 2002 Gisela-Gymnasium in Passau
angestrebter Abschluss
Schulabsch Iuss: mittlerer Schulabschluss im Juli 2008 __ .....(sollte realistisch sein)
BesondereKenntnisseund Interessen:
D SuchtGründe,warumBetriebenebendemBewerbungsanschreiben
nocheinenLebenslaufverlangen.
D a) .Hrstellt
eureneigenenLebenslauf
far dieBewerbungaufeinenbestimmtenAusbildungsb~foder
Praktikumsplatz.
b) Kontrolliert
eureLebensläufe.
KannsichderEmpfängereinrichtiges
Bildvoneuchmachen?
104
Manche Betriebe verlangen von i.hrcn Bewerbern einen ausführlichen, handgeschriebenen
Lebenslauf. Hier formuliert ihr die wesentlichen Inhalte des tabellarischen Lebenslaufsaus.
.. Re.n..ate.fi~cher
.ß.tl!..nnga.~~~
J
_ <f.'1{)32.&~sau.
LePen.slau.f
Nar;ndem[>esuchder Gr1JJ1d~<;hule
St. N.,"Aola
in Passau(1998.-2002,Jwechselte(eh
in Passau.ImJ ul,·2003 werdeich vrJraussicnt/ich
2002auf aasGisela-Gymna.s,urn
aa.sGymnas;umm(tdemmittlerenSch4lab.sch/ussverlassen.
L,ebl,ngsfacher~indE.ngli~ch
/1t1e{ne undfrunäisisch. Im Sommer2000natte ich
inf.nglana?.u belegen,,inSommer2001nanm
die Gelegenheit,e,nenSpra.,nku.rs
(ehan einemScfJ.ülerau.stausch. franz.ö.s(schenPartnerschulete,Z
m,t (l.[1.serer
MeinPraAf{kum bei derF,rmaHcinemCillflinPas.sauaD.svMertei,h iml'lpr:/WOl.
RenateFi:S,ner
ß Vergleicht
Inhaltund Fonndestabellarischen
unddeshandschriftlichen
Lebenslaufs.
Suchtmögliche
Vor-und Nachteile
für denVerfasser
und denLeser.
D a) Verfassteureneigenenodereinenerfundenenausführlichen,
handgeschriebenen
Lebenslauf,
derauf
einenbestimmtenAusbildungsberufodereinenPraktikumsplatzzugeschnitten
ist.Verwendet
ein
weißesDIN-A 4-BlattundachtetaufeinsauberesSchriftbild.
b) Korrigiert
eureLebensläufe
gegenseitig.
105
-. 4 fliihühtsich-Brn1feerkunden
D SchreibteuerBewerbungsanschreiben
am Computer.
a) LegtzuerstdieBreitederSeitenränder
fest.Öffnetim Menü„Datei''dasFenster„Seite
einrichten"
und übernehmtdiefolgendenAngaben:
fffi@mfflMP.
Sotonrändo,1formot I La~ 1
M<>der
Qben: :H
@lii!i y,,len: ~""
[~]
ticr.ltom»t Quorformat
So,l:on----- --;:::::====::::::;-
!:!ehrereSete..1: lst.!"I!~ 3
Vw~hau-----------
Überoolmon
lii:
1""·-~~"'~. .:J
S~ndard ... 1 1 0X ·1
Abbreclle/1
b) VerfassteuerEewerbungsanschreiben.
ÜberprüftdannanhanddesMustersaufSeite101/102, ob
D dieeinzelnenBausteinedesAnschreibenskorrektangeordnet
sind,
D dieBausteine durchLeerzeilen
getrenntunddieAbsätzekorrektgesetztsind.
fl EuerTextverarbeitungsprogramm
hilfteuch,falsch
geschriebene
Wörterzufindenundzu
korrigieren.
a) AktiviertdasRechtschreibprogrammeuresComputers(Menü„Extras" ,,Rechtschreibung
undCrammatik'?,überprüftdiemarkiertenFehlerwörterundkorrigiert
siegegebenenfalls.
VORSICHT: DasRechtschreibprogramm kannnichtalleFeh/erfinden.
Zeichensetzungsfehler
sindz.B.mit demProgrammnichtaufzuspüren(mehrzur Rechtschreibüberprüfang
am Computer
aufs. 371).
b) DruckteuerBewerbungsanschreiben ausundlestdenTextnocheinmalKorrektur.
a SindalleSätzekorrektundvollständig?
Cl SindalleWörterrichtiggeschrieben
und istdieZeichensetzung
korrekt?
1Ja) Erstelltnuneurentabellarischen
Lebenslauf
am Computer.Orientierteuchan demMuslerauf
Seite104.Achtetaufeineübersichtliche
Geslaliung:
HebtÜberschriften
durchFelldruck
her1Jor
undachtetaufdieLeerzeilenzwischendeneinzelnenAbschnitten.
b) KorrigiertmitHilfedesRechtschreibprogramms
eurenLebenslaufGehtdabeisowieinAufgabe2
beschriebenvor.
106
4.1 Wo.S
wi:lst du werden?-Berufswahl unc.Bew~bungsportfolio,__
Anlagen
+ Zeugnisse, Bescheinigung(en) über Praktika, Sprachkurs etc. nie im Original, sondern als
Kopie beilegen
+ auf Lesbarkeit und Druckqualität achten
Äußere Form und Versand
Äußere Form
+ nur unliniertes, weißes DIN-A4-Papier verwenden
+ Papier nur einseitig beschreiben
+ Bewerbungsunterlagen dürfen keinerlei Fehler, Flecken, .Eselsohren" oder handschrift-
liche Verbesserungen enthalten
+ Bewerbungsunterlagen in der richtigen Reihenfolge ordnen und in eine Bewerbungs-
mappe einlegen
Reihenfolge der Bewerbungsunterlagen:
1. Bewerbungsanschreiben
2. Lebenslauf mit Lichtbild
3. Anlagen: zuerst r<opien der Zeugnisse (das letzte kommt zuerst), dann Praktikums-
oder Sprachkursbescheinigungen etc.
Versendung
Bewerbungsunterlagen in einem DIN-A4-Umschlag mit verstärktem Rücken versenden
Absender und Adresse überprüfen, Brief ausreichend frankieren (am besten direkt am
Postschalter)
zur Post bringen
107
-. 4 Fruhi:.btsich-Berufeer kunden
erischerWald).
108
4 2 8enie vor.;tellcn - eine ?räscnta:ion rntw ettt n ,Jllla
sein. Und man braucht Organisationstalent. der W oche acht Stunden am Stück arbeiten
Das ist ganz w icht ig. Außerdem muss man be- und um 17 Uhr Feierabend - das gibt es in die-
lastbar sein, und zwar sowohl körperlich als sem Beruf kaum. Der Abend, die Wochenen - l()
auch psychisch. Man darf sich durch Stress- den und die Feiertage sind d ie wichtigsten
situationen nicht aus der Bahn werf en lassen ' Arbeitszeiten für einen Koch. Und ein festes
Solche Situationen muss man dur chstehen Wochenarbeitsmaß ist auch selten. Gastrono-
können. Ausdauer ist ebenfalls wichtig. Und mie kann man nicht minutengenau planen.
wie schon gesagt: Kenntnisse in Fremdspra- Gesundheitliche Probleme , z.B. Bandscheiben-
chen sind sehr von Vorteil. Außerdem sollte probleme, At embeschwerden oder All ergien,
man gut e Umgangsformen mitbringen. Ein ge- sollte man ebenfalls nicht haben.
pflegtes Äußeres ist ebenfalls wichtig. Für die Und wenn man immer nur im Heimatort oder
Arbeit im Team braucht man Teamgeist, Tole- an einem ganz bestimmten Ort arbeiten will,
ranz und Hilfsbereitschaft. Natürlich muss man dann ist das auch nicht gerade von Vorteil. 80
auch ein ausgeprägtes Geschmacksempfinden
haben und das l<ochen muss einem Spaß ma- Wie läuft die Ausbildung ab?
chen. Umweltbewusstsein und ein Gespür für Die Ausbildun g dauert drei Jahre. Falls man be-
die verwendeten Produkte sind für mich auch sondere Leistungen in der Arbeit und in der
noch wichtige Faktoren. Schule erbringt, kann die Ausbildung auf zwei
bis zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Die 8,
Welche Eigenschaften,persönlichen Ausbildung läuft nach dem dualen System ab,
Vorliebenusw. wären eher hinderlich? d. h., man wird in einem Ausbildungsbetrieb
Auf keinen Fall darf man auf ein bestimmtes ausgebildet und besucht parallel dazu die Be-
Arbeitszeitmu ster festgelegt sein. Fünfmal in rufsschule. Mi t einem Ausbildungsabschluss
und einem Notendurchschnitt bis zu 2,5 hat 9(
109
-. 4 P:ühüb':sich- 11(>:-ofeer
lcundrn
ständer usw. platziert und wie man Bestecke, destvoraussetzung, um l<üchenchef in grö ße-
Gläser usw. poliert, wird einem vermittelt. ren Betrieben zu werden.
Die Abschlussprüfu ng bei der IHI<ist schriftlic h We nn man den Me isterbrief erworb en hat oder
1.s und praktisch. Schriftlich geprüft werden die w enn man Abitur hat, kann man das Fach „Ho -
Bereiche Technolog ie, Warenwirts chaft und tel betr iebswirtschaft• studieren. Dieses Studi-
W irtschafts- und Sozialku nde. In der prakti- um eröffnet den Zugang zum mittleren und
schen Prüfung muss man ein Drei-Gänge-Me- ob eren Management in der Hotellerie.
nü für sechs Personen zubereiten . Die Zutaten Für Köchinnen und Köche, die ihr Können
PO werden einem vorgegeben. Verlangt wird auch gern weltervermitt eln, gibt es eine intere ssante
ein schriftlicher Arb eitsablaufplan. Nach der Berufsvariante, nämlich als Fachlehrer/ -in an
Zubereitu ng des Menüs muss man dann der Berufsschule zu arbeiten. Dazu muss man
noch ein e Art Rollen spiel Gast/Koch absolvie- zusätzlich noch vier Semester Pädagogik in
ren. Ansbach studieren. Allerdings kann man rein
fachpraktische Bereiche auch ohne diese pä-
Sie haben IhreAusbildungals Köchin dagogische Ausbildung unterric hten . Ich un-
abgeschlossen. Welche Möglichkeiten terricht e z. 8. seit 2003 nebenberuflich an der
haben Sie, noch weitere berufliche Berufsschule Grafenau als Fachpraxis- Lehr-
Qualifikationenin IhremBerufsfeldzu kraft. Außerdem w irke ich bei der IHI< als Prü-
erwerben? fer in bei den Zwischen- und Abschlussprü-
Da gibt es vielfält ige Mögli chkeiten. Zum Ei- fungen mit. Als Voraussetzung dafür musste
nen kann man die Meisterprüfung ablegen. ich in einer Prüfung die sogenannte .Ausbilder -
Ma n darf sich dann l<üchenmeister nennen. eignung • erwerben .
Diese W eit erqu alifikation ist ganz schön an- Meine nächsten Ziele in dem Beruf? Wiege-
spruchsvoll und dauert im Allgemeinen vier sagt, der Mei sterbrief, dann möchte ich mich
1 5 Mona te - Vollzeit wohlgemerkt ! So nebenbei zur Diätköchin weit erbilde n lassen und die so
kann man das auf jeden Fall nicht machen. Für genannt e „Zuckerschule" in Angriff nehmen .
mich persönlich ist das eines meiner nächsten Übrigens gäbe es auch noch die Möglichke it,
Ziele. So eine Qualifi kation ist z.B. eine Min- Lebensmittelkontr olleur/-in zu werden.
110
4.2 Hmic vorstellen- eine Präsentation entweff~n
Der Berufdes Kochs/derKöchinwird in Ideen zu ent wic keln. Ich habe hier z. B. eine 190
der Öffentlichkeithäufigunterschätzt. neue Geschirrlinie eingefüh rt und die Speise-
SchildernSie doch einige persönliche und W einkarten neu gestalt et .
Berufs erfahrungen, die über den
„normalen"Berufsalltaghinausrekhen Welche Seiten Ihres Berufes empfinden
und die belegen, dass dieser Beruf Sie als nicht so angenehm?Würden Sie
besondereHera'!sforderungen bietet . sich trotz dem wiederfü r diesen Beruf 195
So eine Herausfor derun g ist z.B., wenn man entscheiden?
fü r pr omin ente Persön lichkeiten kochen darf. Natürlich gibt es auch Schattenseit en. Di e un-
Ein besonder es Kochereignis war für mich per - regelm äßigen Ar beitszeiten sind stressig. Au-
sönlich de r deutsch -französische Gipfel im ßerdem ist es schade, dass ich häufig gerade
Hamba cher Schlo ss. Au ßerdem durfte ich ein dan n arbeit en mu ss, w enn mein e Freunde
Aben d me nü fü r den ehemaligen Bunde skanz- fr ei haben. Dadurch hat sich me in Freund es-
ler Gerh ard Schröd er un d den bayerischen M i- krei s leider reduziert. Mich stört auch, dass
nist erpr äside nt en Edmund Stoibe r gesta lten . an ein em Arbeit stag mal weni g los fst , am
Da ist man dann schon gefordert! Auch diverse nächsten Tag dafür aber dann vielle icht so viel
Sportgr ö ßen . bekochte · ich schon , z. 8. di e zu tun Ist , dass das kaum mehr zu schaffen ist.
Fußballmannschaft des FC Barcelona. Auß erde m emp find e ich im Sommer die Hitze
Ich arbeite außerd em an einem t<och buch mit am Herd man chmal schon als sehr unange-
und im Bayer ischen Fernsehen du rft e ich auch nehm.
schon einm al ein Menü vo rstellen. Trotzdem wür de ich mich jederzeit w ieder fü r
Das sind beruflich e Höh epunkte, aber auch im diesen Beruf ents cheid en. 2J()
elterlichen Betri eb gibt es Möglichkeit en, neue
SchulischeYoraijs$efu.ingen
- mindestens
H4JJpf.schu/afJschlu~.s
~-hdhercrSc.nulab~h/usstmdgute f.nq.l,"::.ch-
1.1.nd
Fran~J.s[schAenntni:S.se
z: hiiufig/JessereAefstieg.scha.n,cn
111
t, :i'r'.lh ül>tsich-B~rutc er~uncen
Verdi
enstmöglichkeiten? Ausbildungsorte?
/
&ruf
l<.och/K.öchin - Jobchancen?
----
hilfteuch dabei.
.
Informationsmate rial auswerten und Quellen angeben
BeimAuswerten eureslnfonnationsrnate rials wendet ihr die üblichen Textbearbei-
tungsmethoden an.
c Markiert auf einer Kopieoder auf.einemAusdruck der Textedie wichtigsten Infor-
mationen.
a Notiert am Rand Stichworte,sodass ihr den Inhalt der Texte überblicksartig erfas-
sen könnt.
0 Verseht un bekarmte Wörter und unverständliche Textstellen mit einem Frage-
I/
zeichen und klärt ihren Sinn. Schlagt z.B. in einem Wcirterbuch oder in einem
Lexikon nach..
o Fasst die wesentlichen Informationen mit euren eigenen Worten zusammen.
1
D Wichtige Texteoder Statistiken solltet ihr für eure Sloffsammlungkopieren oder
ausdrucken. ff
tJ Schreibt Sätze,die ihr zitieren wollt, wörtlich heraus und notiert euch die
Quelle.
Quellenangabe zu einem Buch: Name, Vorn ame:Titel, Verlag,Erscheinungs-
ort und -jahr,Seitenangabe
/ Beispiel: Zimmer,UwePeter:Handbuch.Berufswahl. DiewichtigstenAusbildungsbe-
I rufeund ihreZukunft,Eichborn,Frankfurtam Main 2006,S. 32
Quellenangabe zu einer Zeitungoder Zeitschrift:Name, Vorname:Titel.
In: Name der Zeitung/Zeitschrift (Nr.der Ausgabet Jahr,Seitenangabe
Beispiel:Volk,BirgitRichtigbewerben.In:AbiBerufswahl-Magazin(3),2007,
S. 76-7 8
Quellenangabe zu dem Internet: (Name,Vorname: Titel.)In: Internetadresse
(Datum des Tages, an dem füc Seitebesucht wUide)
Beispiel:hltp:llinjobub.arbeitsagenrur.delbbz/modul3/modul_3.html (13.08.2007)
112
•
4.2 Berufe vorste'.le:1- eine Ptäsen1atic:nent w~rfcn ,,,,.
In eurer Stoffsammlung habt ihr wichlige Informationen zu dem Beruf des Kochs/der Köchin
zusammengetragen. Die lnformationen, die i.hr vortragen wol lt, müsst ihr strukturier en. Diese
schriftliche Gliederung ist der rote Faden für eure Präsentation.
II ErstellteineGliederungfiirdenHaupueil -~ Eia/eJfung
euresReferats. Ordnetdafar die
Infonnati.onenauseurerStoffiammlung a Ha1.1pffei/
nachsachlichen Gesichtspunkte n. ___ L,.
____2.....
D Diel::inleit1.m9
undderSchlussbilden den ___s•.,.
Rahmendes Referats.
a) DieEinleitung mussdasInteresse der
Zuhörerl-innenwecken.Rsgibt ver- C S~ lu~
schiedeneEinstiegsmöglichkeiten,z.B.:
o einZitat
o einepersönlicheBemerkungderReferentinoderdes ReferentenüberdasThema
D eine überraschendeFrage an dieZuhörer/- innen
ÜberlegteuchselbsteineninteressantenEinstiegfiir euren Vortrag.
b) Entwerft.einenpassendenSchlussteil.füreuerReferat.
•r:.o:.....-==----
Vortragskarten erstellen
o Nehmt Karteikarten im Postkartenformat (DINA6).
D Beschriftetdie Karteikarten nur einseitig. Nutzt die Rückseite der Karteikartenur,
um die Bedeutungwichtiger Fachbegriffe oder Fremdwörterzu notieren.
m Schreibt deutlich lesbar.
o Markiert einzelne Kernbegriffeoder wichtige Hinweise mit unterschiedlichen
Farben, z.B.:blau = Folie auflegen!
--
113
-. -i F:ühübt sich- Be:ufe r.rkunden
Durch den Einsa tz von Anscha uung smat erial wird der Vortra g nich t nu r abwechslun gsreiche r,
sondern die Zuhö rer/-inncn könne n sich.auch die Informati onen besser einprä gen.
Duales Syst em :
Die Ausbildung dauert in der
r,'-~---- - Regel dr ei Jahre un d läuft nach
:Betrieb -.1 Schule ein em dualen System ab, d. h.,
man wird in einem Betrieb
prak t ische ausgeb ildet und besuc ht parall el
1HK-Z wi schen prüfung dazu di e Berufsschul e.
Nach dem ersten Au sbildungs-
ja h r fin det eine pra kt ische
Zwisch enprüfun g , am Ende der
Ausbildung eine praktische und
prakti sche und schri ft l.
schriftlic he Abs ch lussprüf ung
IH K-Abschlussprüfung
statt .
mittl erer Schul abschluss möglich
6 a) ErstellteureOH-Folien,
z.B. am Computer,undübt dasPräsentieren
eurerOH-Folienvorder
Klasse. Heachtet dabei Folgendes:
o Lest nichteinfach die Stichworte vonder Folieab,sondernerklärtund erläutertdieInformationen
aufderFolie.
D IIalte/Hlickkontakt zu eurenZuhörerinnenundZuhörernund wendetihnen nicht denRückenzu.
b) GebteuchgegenseitigeinFeedback: Wasisteuch gutgelungen,was kann man noch
verbessern?
114
4.2 Em cevo rstellen-· eine l'räsentatione::itwe:!en ,,,,.
Am Computer könnt ihr mit Hilfe eines Präscn.Lationsprogramms, z.B.PowerPoint, Folien erstel-
len, die ihr mit einem Video-Beamer(Projektor)präsentieren könnt.
Wählteinerelativgroße E1 EJ
LJ'D
Schriftgröße (mindestens .- __
Schriftgröße 22). E1 F1 1 I
o Grafiken, Bilderoder Jllustrationen, , ~:
115
-
4.3
D 4 Fruh übt s'.~h- Berufeerkundcn
In Bewerbungsgesprächen
einen guten Eindruck machen
War eure schriftliche Bewerbung interessant
und aus sagekräftig, bekomm t ihr eine Einla-
dung zum Vorstellungsgespräch. Das Vorstel-
lungsgespräch entscheidet, welcher Bewerber
ausgewählt wird. Häufig ist das Vorstellungs-
gespräch ein Einzelgespräch, das z.B.die Perso-
nalche fin oder der Personalch ef führt.
- Ich lese mirnoch einmaldie Stellenanzeige - Ich fahre nicht „aufden letzten DriicAer"
undmeine!3ewerbungsunterlagen durch. los.
116
4.3 lnBewerbungsges~rächeneinen guten Eindruck machen
.Schildern Siemir doch kurz, was Sie bisher habe und mir handwerkliche Arbeit nicht
gemacht haben." gefällt."
Zahlen und der Finanzwelt gehabt. In ehrgeizig und ärgere mi ch, w enn Di nge
Mathe war ich auch immer gut." nicht so perfekt klappen. Außerdem esse
ich viel zu häufi g Schok olade."
B) .,Ein Freund vo n mir arbeit et in ein er
Bank und konnte mir ein iges über die C) ,Ich kann pr ima zeichnen und habe Spaß
2s Tätig keiten eines Bankkauf manns daran, Leute zum Lachen zu bri ngen. 50
erzählen . Gefallen hat mir, dass man in Leider bin ich manchma l ganz schön
diesem Beruf viel mit Me nschen zu t un ungedul dig und ein ziemlicher Lang-
hat.• schläfer.•
117
4 Frühü btsich- Be:dH rkunden
ß In einemBewerbungsgespräch
envarleneuchvieleFragen.Zu denfolgendenThemenbereichenwird
manhäufigbefragt:
W arum haben Sie sich gerade bei unserer
A Berufsw ahl und Firma Firma beworb en?
We lcher Beruf käme fü r Sie außerdem in
B Lebenslauf und Schul e Frage?
Was sind Ihre Liebl ingsfächer in der
C Freizeit und Int eressen Schule?
Welche Schulfäch er fallen Ihnen schwer
D Persönlichkeit und Fähigkeiten und warum?
Was machen Sie in Ihrer Freizeit ?
a) Formuliert
gemeinsam miteinerPartnerinoder etnemPartnerweiteremöglicheFragenzu den
einzelnen Themenbereiche n.Notiertin Stichworten, wie ihraufdieseFragenantworten würdet.
b) StellteureErgebnissein derKlassevor und wertetsiegemeinsamaus.
1 ,;wann darf ich mit einer Benach- 6 »Wannkann ich den ersten Urlaub
richtigung rechnen, ob ich den Aus- nehmen ?"
bildungsplatz bekomme?"
118
43 In Bewe.rb,mg!gesprächen einen gut~n ~'.indn:: k rnacbn
f.l AuchdieKörpersprachespieltineinem
Bewerbungsgesprä ch einewichtigeRolle.
a) Sprechtdarüber,wie die einzelnen Bewerber
aufeuchwirken.BegründeteureMeinung,
indem ihrauchauf dieKörpersprache
eingeht.
b) S1elltdieeinzelnenKörperhaltungen auf
denFotos nach.Verändertsiedannso,dass
dieBewerberin/derBewerbereinenguten
Eindruckhinterlässt.
' EI TrainiertdieSituationeinesBewerbungs·
gesprächsineinemRollenspiel.
a) Erstelltgemeinsameinenübersichtlichen
Bewertungsbogenfii.reureBewerbungs-
gespräche. Achtetdarauf,dassmitdiesem
Bogen dieStärkenunddieSchwächender
Bewerberin/des Bewerbersfestgehalten
werdenkönnen.
Namederßewerberln/de:s
Bewerbers:
Auftreten:
Sprechwei:se;
InhaltderAn.fworten:
Inhaltder Fra
gen: Ablauf des Gesprächs:
Anklopfen
D Begrüßun g mit Händedruck
b) BildetGruppen undentwerft eine konkrete
sich vorstellen
Bewerbungssituation. Berücksichtigt dabeifolgende
c Platz neh men
Gesichtspunkte:
a aufFragen anLworten
a In welchemBetrieb/Unternehmen bewerbtihr
eigene Fragen stellen
euchfarwelchenBeruJ?
o sich verabschieden und bedanken
o WelcheAnforderungenwerden an die
Bewerberin/den Bewerbergestellt?
c Welche Qualifikationen hat dieBewerberin/derBewerber?
c) FonnulienFragen,dieeinePersonalchefin/ein Personalchef
derBewerberin/demBewerberstellen
könnte.Ihr könntdazu auch eureErgebnisseaus Aufgabe5 (1>Seite 118) zu Hilfenehmen.
d) Notiert auchFragen,dieihrindem Bewerbungsgespräch stellenkönntet.
Nehmtdazu eureErgebnisse ausA ufgabe6 (t>Seite 118) zu Hilfe.
e) Spieltin Kleingruppen dasBewerbungsgespräch(ca.fii.nfMinulen)durch.Die Zuschauerl-innen
beobachtendas GesprächundhaltenihreEindrückeim Bewertungsbogen fest.
TIPP: Ihr könntdie Rollenspiele auchmiteinerVideokameraaufzeichnen.Das ermöglicht esden
Rollenträgern,ihr Verhaltenselbst zu überprüfen.
j) WertetdieGespräche aus.Lasst zunächst dieBewerberl-innenzu Wortkommen.DieZuschauer
undZuschauerinnensagendann,wasgelungenistund was verbessertwerdensollte.
119
4 Früh übtsich- Beru:e r.rkwic.en
D DurchGruppengesprächesollen andere
FähigkeitenderBewerbe~in oderdesBewerbers überprüftwerdenals beimEinzelgespräch
Überlegt welcheEigenschaften
, Persönlichk
eitsmerkmaleund Verhaltensweisen
derBewerberinnen
undBewerberfar das UnternehmenvonInteresseseinkönnten.
Aufgabenstellun gen:
,,Einsame Insel"
,,Klassenfahrt" Aufgabe 1: Stellt euch vor,ihr seid auf ei-
Stellt euch vor,ihr wollt einen Klassen- ner einsamen Insel gestrandet.
ausflug unternehmen. Diskutiert, wohin Welche zehn Gegenstände
ihr gerne fahren möchtet, undeinigt euch würdet ihr mitnehmen, die
auf ein Ziel. euch das Überleben erleich-
tern?
,,Firmagründen" Aufgabe 2: Wählt aus euren zehn Gegen-
Stellt euch vor , ihr wollt eine Firma ständen die dreiwichtigsten
gründen. Überlegt gemeinsam, welches aus.
Produkt ihr herstellen oder anbieten Aufgabe3: Tauscht euch mit den anderen
möchtet, und einigt euch auf einen Gruppenmitgliedern aus, dis-
.Namenfür eure Firma. kutiert und einigt euch auf
insgesamt fünf Gegenstände,
die ihr als Gruppe mitn ehmen
würdet.
11Wertetin derKlassedieGruppengespräche aus.
120
5.1 Jugendsprache unter der Lupe
r:2o.
~-:?
r
121
... 5 Sprachgehrauch'.<Ti
t.:schun:ersuche.n- Ur.terschiedliche SprJch- und Stilebenencrkenuer.
D a) Übe11ragt
allejugendsprachlichen
Beispielwörter
ausdemText(t>S. 121)ineuerHeftund
übersetztjedes \Vort insHochdeutsche (Standardsprache).
b) VergleichtdieAusdrückeausderJugendsprache mit ihrenhochdeutschen
Übersetzungen
WelcheBesonderheiten fa lleneuchauf?
einenJ<..orb
bekommen Loser Info ,,bärig einenHängerhaben
D Untersuch~welcheMerkmalediegegenwärtige
Jugendsprachehat Entwickelt selbst einenUntersu-
chungsbogennachfolgendem Musterundergänztihnmit Worlbei~ielen.
lhr könntdieobenstehenden
WörteroderBeispieleauseuremSprachgebrauchnehmen.
Untersuchung.sbogen:
Mer~male
vonjugend.sprache
_AngliiJ.smtt.n .s.
hl"t....
Metaphern du.Pfl@!Ilß:,
...
AbAiirzun
gen l?!Jiie....,.
verb -+Nomen deineGreifer,...
Nomen-+ Verb ab.sahnen. ...
__..Supß_dßfiv:i.e.mtJg supert.;11 • ...
Wortneu.schiipfung
{Neologismus) Fo~.si!.scheibe. ..
122
5.1 ;ugencispracheunte.r<l
erkpe •
Herma nn Ehmann
Endgeil. Das voll korrekte Lexikon der Jugendsprache
D a) DiskutiertdieTheseEhmannsund begründeteureMeinung.
b) Tragtgemeinsammit einerPartnerinoder einemPartnerineiner Übersicht
(Cluster,Mind-Map
etc.) Gründezusammen, warumJugendlicheeineeigene Sprachehabenund benutzen
BerücksichtigtdabeiauchdieSprechsitualionen,
in denenihrselbstJugend5PYache
verwendet.
ErfindenvonWörtern SchnelligAeif
machtSpaß
\
GründefiirJugendsprache
c) DiskutiertübereureErgebnisse.
-- (mitmöglichstwenigSprachaufwandviel
Woseidihrzu unterschiedlichen
darstellen)
Feststellunge
n gekommenundwarum?
123
• ;; Spnchgcbuueh kritisch i.:n:ersu6en · Ur.re:1,chie
dliche Sprach-und Stilebenen erkennen
r Sprachvarianten .
Alterstypische Gruppensprachen (Jugend-, Szenesprachen), Dialekte und Fachspra-
chen sowie die Standardsprache(auch; Hochsprache) und die Umgangssprache
sind verschiedeneSprachvarianten(auch: SprachvarieLätcn), die sich beim aktuellen
Sprechenunterschiedlich überlagern und mischen.
•
Kanak -Spralc
S.:Wasgeht ab?
M.:Hastu Problem, oder was?
S.:Ey,mach kein Scheiß,Alder!
M.:Was guckstu, bin isch Kino, oder was?
lsch mach dir PropeJlerkick in Fresse rein!!!
S.:Krass,ey!
Michael Freidank
Dem Benz und dem 3er
Da warn ma swei Typn vor ;v1cDonalds, dem dem Stefan angelabert: ,,Alder, dein Maschine
Stefan Hase und dem Murat Tgel,weißtu! Dem is Scheissndreck!",.Halts ~faul,du Penner,isch
Stefan hatte krasse Benz mit sekksundertem schwör! Dem 3ern versäg ich mit 600ern in
Maschine, dem anderen hatte 3ermn mit ein- Ruckwärtsgang", hat dem Stefan gesagt,,.aber 1
sekksem .Maschine.Un als dem ma Burgern o.k.,machen wirn krasse Race. Imem von eim
und Pommes gefressen ham, hat dem Murat zum nächstem Ampeln, o.k?"
0 a) SchreibtdieTextein derStandardsprache
(Hochdeutsch)niederund verbessertdabeiallesprach-
lichenFehler:
dieTexteund bestimmtdanndieMerkmaleder„Kanak-Sprak"
b) Vergleicht genau. Untersuchtdazu
1,¼rtwahl, Satzbau, GrammatikundStil.
124
5.L fugendsprar.heu:iter der !.u:;>e
Michael Freidank,
Autor des Buches .r<anakisch-D eut sch":
He rmann Ehmann,
Sprachwi ssenschaftler und Au tor
des . Lexikons der Jugendsprache":
Feridun Zaimoglu,
Autor des Buches .l<anak-Sprak" :
125
s ~rachg ~b;auch kri1is::h ·Jntem :.~hcn - Untf.rs:hi edliche Spa c::i end Stilebenen erkenn~"
Sprache wu rde und wird immer wieder dazu genutzt, Menschen in ihrem Denken zu beeinflus-
sen, sie zu manipulieren. Be-sonders deutlich wurde dies auch in der Zeit des Kalten Krieges zwi-
schen Ost und West, z.B.in der Bezeichnung pohtischer Gegebenheiten:
r
hatten.
Konnotation
Konnotation (lat. con = mit ; notatio Anm erk ung) bezeichnet die Nebenbedeutung
eines Wortes, die die Hauptbedeutung ri nes Wortes (Denotation) begleitet, z.B. Pal-
men ~ Insel, weißer Sand, Sonne, baden ...
Konnotationen sind mit dem Wort zugleich mit erinnerte Erlahrungen,Empfindungen
und Assoziationen.Sie schwingen bei der Verwendungdes Begriffsunte rbewusst mit.
Dadurch können Wörter in ihrer Bedeutung positiv oder negativ aufgeladen werden.
Die konnotative Bedeutung eines Wortes kann allen Sprecherinnen und Sprechernei-
ner Sprache geläufigsein oder auch nur einzelnen Menschen.
126
5.2 ÖflentlicherSp~achgebraxhund Wirklichkeit-Zw:schenden Zeilenlesen
Ziel der DDR-Politikwar es, den Bürgen die vermeintlichen Vorzüge der DDR-Gesellschaft gegen-
-
über der Bundesrepublik Deutschland zu vermitteln. Die Realität musste zu diesem Zweck oft-
mals verschleiert und beschönigt werden, öffentliche Kritik wurde nur versteckt geäußert. Die
Menschen gewöhnten sich deshalb daran, "zwischen den Zeilen" zu lesen.
Ulrich Plenzdorf
Legende vom Glück ohne Ende
Plenzdorfs"Legendevom GlückohneEnde"ist ei- chdn da~ No<.:hdavor und alles ist wieder in
gentlicheineLiebesgeschichte
zwischenPaul und Ordnung. Es ist doch ein Riesenunterschied, ob 10
Paula,diein der DDR lebenund sichan demgege- einer sagt: Wir haben kein Bier in Büchsen',
benenSystemreiben. oder ob er sagt: ,Noch haben wir kein Bier in
Büchsen.' Im ersten Fall steht er eindeutig als
Pauls gesamtes Studium soll nach seinen Wor- einer da, der destruktive Kritik übt, der eigent-
ten nur ein Ziel gehabt haben: die richtige An- lich sagen will, wir werden nie Bier in Büchsen ts
wendung des Noch. Dabei soll es eigentlich haben, als Systemkritiker. Im zweiten Fall, im
ganz einfach sein: ,,Lässtes sich trotz aller theo- Noch-Fall, wahrt er sein Image als kritischer
retischen Beschlagenheit und Beredsamkeit Kopf,beweist aber, dass er die Perspektive nicht
nicht vermeiden, eine Tatsache anzuerkennen, aus den Augen verloren hat und dass er sich
die nicht so recht ins schöne Bild passt, dann mit allen einig ist, dass der bewusste Zustand 20
set7.t man möglichst mit einem ernsten Lä- überwunden werden wird. Noch heruhigt un-
S
,· ... ~stimlllll
gemein, bis zum Gähnen. Es gibt auf Dauer
kein besseres Beruhigungsmittel als noch. Es
macht so schön passiv. Es flößt so viel Vertrau-
en ein zu dem, der es verteilt.
[...]
Und die von Paul später entdeckte Methode,
2s
D a) ErläutertmiteureneigenenWorten,welcheArt desSprachgebrauchs
im Textbeschrieben
wird.
BelegteureAussagenam Text.
b) Besprecht,
wasdieseArt desSprachgebrauchs bewirkensollte.Wiewirdsieim Textbewertet
(zustimmend,ablehnend,sachlich,ironisch...)? Findetim TextBelege.
127
- 5 Sprach,lel:raucr.
Ernst Röhl
hitis,:h untersuchen-T..:"nter,,:hiedlicheSprach-
und St'.lebenenerke!'lr.:n
Verachtet mir das Passiv nicht! Früher oder tont erscheinen. Deshalb zweckmäßiger: Die
später kommt die Stunde, in der man es drin- Aufgaben \~,urden nicht erfüllt.
gend brau<:ht. Spielen wir einen Fall aus der Niemand war's und keiner hat's gesehn. Nun
Praxis unverbindlich durch. Die Berichterstat- noch kurz, aber deutlich die objektiven Ursa-
s tung ist fällig und der jüngste Bericht sieht auf chen für die ausgefallenen Leistungen hervor-
den ersten Blick gar nkht gut aus: heben: Die Aufgaben konntennicht erfüllt wer-
Wir habenunsereAufgaben nicht erfüllt. Dies den. An dieser Stelle erkennt der Logiker die
ist kein schöner Satz und es hilft wenig, un- einmalige Chance zu einem weiteren Quali-
ser aufrichtiges Bedauern in diese negative tätssprung. Aufgaben, die nicht erfüllt werden 1s
10 Information mit einzubinden, etwa so: Wir konnten, konnten nach den Gesetzen der nor-
haben unsere Aufgaben leider nkht erfüllt. malen Logik erst recht nicht übererfüllt wer-
Auch die Beteuerung diverser Aktivitäten den. Hier halten wir fest: Die Aufgaben konn-
bringt uns nicht weiter: Trotz gewaltigerAn- ten nicht übererfüllt werden. Schön, wird der
strengungen,intensivenKlassikerstudiums sowie Wohlmeinende wohl meinen, übererfüllt wer- 40
15 vielfältiger
zusätzlicherInitiativenin der 3. Initia- den konnten sie nicht, aber erfüllte Aufgaben
tivdekadehaben wir unsere Aufgaben leider sind ja auch nkht von Pappe. Skeptiker indes
nicht erfüllt. könnten möglicherweise die extremen Bedin-
Wir befinden uns formulierungsmäßig in der gungen diskutieren, die zur Nichterfüllung ge-
Sackgasse. Wir haben die Aufgabenunterer- führt haben. Gönnen wir ihnen keine Denk- 45
20 füllung nur verschieden interpretiert, es gilt pause! Richten wir den Blick hurtig nach vorn!
aber, sie zum Positiven zu wenden. Exakt zu In die grammatische Zukunft! Beteuern wir
diesem Zweck bringen wir das rettende Passiv unsere ernsten Absichten, natürlich, indem
in Anwendung: Unsere Aufgaben wurdenvon wir rauschhaft das Aktiv verwenden: 'Wir wer-
uns nicht erfüllt. Schon besser, wenngleich den unsere Aufgaben erfüllen und übererfül- so
2s Kompetenz und Verantwortung noch allzu Jen. Merke: Ein aktives Passiv ist immer noch
aufdringlich betont, wenn nicht gar überbe- besser als ein passives Aktiv.
0 GebtmiteigenenWortenwieder,wasderAutormit dieserSatirekritisiert.
TIPP: DieSatireübtdurchÜbertreibung,
Ironie,Mehrdeutigkeit
und
beißenden
SpottKritikan Personen
odergesellschaftlichen
Zuständen.
fl a) In demvorliegenden
TextwirdeinBeispielsatz
variiert.
Schreibtdieverschiedenen
Variationen
diesesBeispielsatzes
aus
demTextheraus.
b) BestimmtSatzfür Satz,wassichjeweilsveränderthat.Verwendet
grammatikalischeBegriffe.
c) WasbewirktdieVerwendung desAktivsund desPassivsinden
vonRöhlangeführten Beispielen?
D Diskutiertdarüber,was ihrindensprachkritischenTextenvon
Plenzdoif(t>5.127)undRöhlüberdiepolitischenVerhältnisse inder
DDReifahrt.Welchesatirischen Gestaltungsmittelwerden
KarikaturvnnRebenBeier
verwendet?
128
Lutz Rathenow
S.2 ÖffentlicherSp:ac:1gebrauch
und W'f~liöke:t-Zwisc:1enden Zeilenlesen
-
Herr Leibling
129
5 Sprachgebrauch kritisch untersuchec.-Ur.te:säJedlichcSprach- und 5tilcl)~nencrkcnne:i
D a) FasstdenInhaltderGeschichte
in einbiszweiSätzenzusammen.
b) ErläutertdieMotiveundBeweggründe HerrnLeiblings,
dieerseihstfür seinHandelnangibt.
ErklärtseineAbsichtenundbewertetseinHandeln.
c) Versucht,dieunenvarteteReaktionderMitgliederdesGartenverbandes zu erklären.
f) Erläutert,welcheWirkungdierechts
AAfivisfderGartenbewegung
(Z.21-)
aufgefahrten
Formulierungenim vorliegenden
Texthaben.Bedenktdabeiauch,welche konspirativerf-laupfschlupfwi'nk.el
(Z. 'f'l-/'f-5)
Assoziationen
undGefühlswerte(Konnotationen) Friiher/r.ennung
von/VJaulwiirfen
(Z 'ff>)
mitdenentsprechenden
Formulierungen
verbundensind.
D a) SchreibtdenInhaltderkursivhervorgehobenen
SätzeinderUmgangssprache
auf und vergleicht
dieUnterschiedeindersprachlichenGestaltung(WirkungvonWortwahl,SatzbauundModus).
b) Erklärt,welcheFunktiondiesesprachlichen
Gestaltungsmittel
im Texthaben.Lestdazuauch
dieVorgaben desDDR-Regimes für Kleingartenanlagen
aufSeite131.
130
5.2 Öffentlicher Sprachgebrauch und 'Nirklichl:eit- Zwischen1en Zeilen lesen
Auszüge aus dem Beschluss über die Standort- des Wegenetzes und von Gcmeinschaftsein-
plan ung und über die Entwic k lung von Klein- ri.chtungen [...] sind die Kleingärtner [...) finan-
gartenanlage n in der DDR von 1978 ziell und materiell verantwoTtlich.
3c.In den Kleingartenanlagen können bei Anle- Sc.Die ökonomischen Leistungen unserer Mit-
gw1gder Maßstäbe strenger Sparsamkeit, bei glieder sind Ergebnis ihrer Freizeitbeschäfti-
Gewährleistung der Realisierung über Eigen- gung. durch die siein erster LinieFreude,Erho-
leistungen und Ausschöpfung von örtlichen lung und Entspannung suchen und finden.
materiellen Reserven als Gemeinschaftsein- Deshalb sollteder Anbau von Blumen und Zier- 0
richtungen Spartcnheime [...] vorgesehen wer- pflanzen in unseren Gärten, die Hegeund Pfle-
lll den. ge seltener Tierrassen nicht unbeachtet gelas-
Sb.Für die innere Erschließung von neuen Klein- sen werden. Sie tragen mit dazu bei, dass unser
gartenanlagen,ihre Umzäunung, die Schaffung Leben schöner und inha ltsreicherwird.
Thomas Brussig
Am kürzeren Ende der Sonnenallee
131
- 5 Spracl:gebra·Jch kritisch untersuchen- r.:nterschiedlic:1P.S
132
5.2 Ö:rentlicherSprachgebrauch an~ Wirklichkeil- Zwische:'lde.n7.eilen lesen
D Erläutert,warum Micha undMariozur Direktorin zitiert werden.Was genau ist ausSicht derSchul-
leiterinunddesParteisekretärs
ihr Vergehen?
Reiner Kunze
1
Fahnenappell
Der folgende Text erschienin dem Sammelband (Der Leiter des Wehrkreiskommando s3 hatte N., o
,,Die wunderbarenJahre",der1976 in derBRDer- Arbeitersohnund Schülerder elftenKlasse,fardie
schien.DieTexteindiesemBandentstandenanhand Offizierslaufbahnwerbenwollen.Oberam Beispiel
von zahlreichen Gesprächen, die Reiner Kunze in desDirektors nichtsähe,hatte derLeiterdes Wehr-
der DDR mit Schülern,Lehrlingen,Arbeitern und kreiskommandosgesag1,wie allseitiggebildetOffi-
SoldatenderNationalenVolksanneegeführthatte. ziere seien.N hattegeantworiet, er habeeherden 1s
Kurz nach Erscheinen des Buches wurde Reiner Eindruck,derDirektor sei„einseitiggebildet":Seine
Kunze ausdem Schriftstellerverband derDDRaus- Erziehungsmethoden bewirkten, daß in derSchule
geschlossen,was einemBero.
fsverbot gleichkam nur nochgelernt und kaum mehr9edachtwerde.)
Die Fahne war noch ni<.: ht wied er eingeho lt -
Mont ag m.orgen stand der Direk tor der en.vei- das Einho len fand am Sonnabend stat t -. als 20
tert en Oberschul e in X. in Uniform ne ben der der Schüle r N. gegen elf Stim men un d bei eine r
Fahne - in Uniform eine s Offiziers der Nalio- Enthalt ung aus der „Freie n Deut schen Jugend"'
na len Volksarmee 1,in der er den Appell n ur zu ausgeschlossen wurde.
bestimmte n Anlässen abnahm . .,Und es geht (Vorherhatte eineElternheiratssitzung stattge
fim-
nicht ", sagte er, ,,daß ein Schille r die Offiziere den,nachderElternihreTochterausdemBett geholt 2s
der Nationalen Volksarmee als dum m und hatten.,,Daßduja nichtfür den stimmst!...Daß du
ha lbgebild et bezeich net. Von diesen Schü lern ja nichts zugunstenvon dem sagst!"Der Elternhei-
müssen wir uns trennen." ratssitzungwarenKlassenversammlungengefolgt.
l Fahnenapp ell: Der Fahnenappell war in dP.rDDR eine for- 2 Nationale Volksarmee (NVA): Anuee dt:r DDR
mell an das gleichnamige Militärritual angelehnte Veran- 3 Wehrkreiskommando: Behörde der Nationalen Volks-
staltung an allgemeinbildendenSchulen.welchemehrmal<; armc::e
im Jahr :i.ubesonderen Anlässen stattfand. Dabei versam- 4 Freie Deutsche Jugend(FDJ):fugendorganisation in der
melten sich sämtliche Lc:hrcr und Schüler auf dem Schul- DDR
hofzu einer Zeremonie vunckr Dauer einer Schulstunde.
133
5 Sprachgebrauch kritisl'h untersuche?:1
-U ntcrschiedl',r.heSprach-und &ilebeu~r,eüe nnen
II VergleichtdenText„Fahn
enappell"mitdemTextausschnitt
aus„Am kürzerenEndederSonnenallee"
(t>S. 131- 132).
a) BeideAutorenlassendenoffiziellenSprachgebrauch derDDR in ihre 1exteeinfließen.
Erklärt,wiediesesprachlichen Versatzstückejeweilsinnerhalbdes Texteseingesetztwerden,wiesie
wirkenundwelcheFunktionsiehaben.
b) Formuliert für beideTexlediejeweiligeAussageabsicht undbewertetdiebeidenTexteim Anschluss
kritisch.Begründeteuer Urteil.
134
5.3 Kann/ugendsprache diskri,nir.ierend sein? - Ein!'rojekt 0
Harald Martenstein
Voll psycho
Harald Martenstein spricht mit seinem Sohn: chen, das gestern noch schwul w ar, ist heute
Mei n Sohn ist 14 Jahre alt. Wenn er etwas schon psycho . In der Kombinat ion dieser bei-
großartig fand, sagte er bis vor Kurzem: . Das den Begriffe ergeben sich reizende sprachliche
ist geil.• Das Wort geil bedeutete im Mittelal- Effekte, zum Beispiel: Psycho von Hitch cock ist
ter gut. Später bedeut ete es lüstern. Jetzt heißt ein porno Film. N. ist ein porno Typ, aber er 35
geil wi eder gut. Ich habe meinen Sohn gefragt: muss jede Woche zu einem psycho Thera-
•Was ist das Gegenteil von geil? Wie nennt ihr, peuten.
in eurer junge n, taubedeckten Welt, in wel- Nach einigem Nachdenken wurde mir klar,
cher gerade die Morgensonne der Selbstfin- dassdie Gutwörter und die Schlechtwörte r der
dung aufgeht, eine Person, ein Tier oder eine Jugend meist dem Bereich des Sexuellen ent- 40
10 Sache, die nicht großartig ist?" nommen werden. Dabei w ird stets das
M ein Sohn sagte: .Das Gegenteil von geil heißt gesellschaftlich Goutiertel negativ besetzt, das
schwul. Ein schwuler Film ist ein Film, der nicht gesellschaftlich Verpönte aber Ins Positiv e ge-
geil war . Schw ule Schulsportschuhe. Eine wendet. Dies ist die Entdeckung eines sozial-
schwule Mathearbeit. Der Pitbull - ein schwu- psychologischen Gesetzes, dies ist das Holz, 45
ler Hund. Die Klassenfahrt nach Bad Orb war aus dem Promoti o nen geschnitzt werden. tn
schwul. Die l<lassenfahrt nach Beverly Hills war zehn Jahren werden die 14-Jährigen sagen:
geil". In der neuerlichen Umprägung des Die Klassenfahrt nach Bad Orb war sensibel
Wortes kommt meiner Ansicht nach nicht ein und nachhalti g. Die Klassenfahrt nach Beverly
Wiede raufleben des Ressent iments 1 gegen Ho- Hills aber war pädophil 3 • Dann aber dachte ich so
.o mosexuelle zum Ausdruck, sondern die ewige an dasgroße Wort desgro ßen Sigmund Freud 4 ;
Lust der Jugend an der Provokatio n. . Derjenige, der zum ersten Mal an Stelle eines
t<ürzlich kehrte mein Sohn aus der Schule zu- Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der
rück und teil te mir mit , weit ere Umwert ungen Begründer der Zivilisatio n ."
hätten stattgefunden . •Man sagt nicht mehr
1 Ressentimen t: auf Vorurteil en beruhende Abnei-
<; geil. Nur DreH.~igj ährige sagen geil." Jetzt sagt
gung
man zu etwas Gutem meistens porno . Das 2 goutieren : gutheiß en
Schulfest war voll porno. Der Pfarrer im Ju- 3 Pädophi!te: sexuelle Neigun g Erwachsener zu M in-
gendgott esdienst hat porno gepredigt. Mein derjährigen
4 Sigmund Freud (18 56- 1939): ein bedeute nder ös-
Sohn sagte, das Gegenteil von porno bezeich- terreichischer Arzt und Tiefenpsycholo ge, der als
ne die Jugend neuerdings als psycho. Ein Mäd- Begründer der Psychoanalyse gilt
D a) LestdenZeitungsartikelund beantwortetdannfolgendeFragen:
D Wiekommen nachMeinungdesAutorsdie„Gutwörter"unddie..,Schlechtwörter" tnderJugend-
sprachezu Stande?
o WelchemWandelsinddieseWörterunterworfen?
b) Besprech~wiederAutordie UmprägungdesWortes „schwul= schlecht"bewertet.
135
S Spr~c.hReb
rauch kri'.ischuntersuch~n- UnterschieclJicheSpracr.-uncJStilebenencrke11:1en
fJ a) LestdiefolgendenAussagenvonJugendlichen:
Mir fällt auf, dass es in der Jugendsprache extrem abwertende Bezeichnungen gibt „Behindert", .mongo" ,
.Tussi" usw. werden als (ab)wertende Begriffe in allen möglichen Situationen verwendet. Ich frage mic h
dann manchmal, wie ich auf so etwas reagieren soll. Eigentlich möchte ich nicht den Zeigefinger heben , aber
andererseit s ärgert es mich gewalt ig, wenn ich an konkrete behinderte und/oder homosexuelle Mens chen
denke und ich erlebe, wie ihre Lebensweise als Schimpfwort gebraucht wird .
Zu Grundschulzeiten hatt e sich bei uns das Schimpfwort . Spasti" durchgesetzt. Ich hatte zwar keine Ah -
nung, w as ein Spasti eigentlich w ar, aber es funktionierte rein wortma lerisch und klang dabei in meinen
jung en Ohren nicht einm al besonders abwertend, sondern eher w itzig. Ein Tölpel, vielleicht, wobei ich mir
gerade unsicher bin, ob ich zu dieser Zeit wusste, was ein Tölpel ist. Meine Eltern erklärt en mir dann mal,
was Spasti ker wi rkli ch bedeutet, und von da an war der Begriff als Schimpfwort für mich erledigt.
Ausdrücke wi e .behindert", ,.schwul" oder auch jugendsprachliche Schimpfwörter wi e „Kanake" sind in der
Regel nicht diskriminierend oder anstöfüg gemeint, wei l sie nur in einem bestimmten Kreis oder in einer
bestimmten Gruppe verwend et w erden, wo je der weiß, was damit gemeint ist. Es ist einfach das Bedürfnis ,
sich durch di ese Ausdrucksweise sprachlich abzugrenzen. Die Ausdrücke mögen zwar anstößig klin gen , sind
aber nicht ernst gemeint.
b) Diskutiertdarüber,ob oderinwiefernJugendsprache
diskriminierend
seinkann.Lest dazu auchdie
folgendenIriformationen zu demBegrijf„Diskriminierung
".
136
6.1 Das Spiel mit der Wahrheit- Funktion von
Redewiedergabe, Satzverk.nüpfungen, Satzbau
Jurek Becker
Jakobder Lügner
„Es LUtmir leid", sagt Takob,,,bei mir ist die weiß nicht, dass Takobdie bedingungslose Ka-
Grenze jetzt erreicht. Vielleicht wäre ein Ande- pitulation vorbereitet, das schlimmste aller
rer weiter gekommen, ich kann nic:htmehr." Eingeständnisse. Wehklagend kennt man ihn
„Waskannst du nicht mehr?" ,,Ich kann nicht nicht, wehklagen alle Anderen, Jakob war so
mehr", sagt Jakob. Kowalski lässt ihm Zeil, er etwas Ähnliches wie ein Seelentröster. Man 10
137
-. 6 D!cWahrhe:t zur Sprach~brir-gen- Funktbnale r Sprachgc:irauch und ~i;.cachldtik
ist, ob bewus st oder unb ewusst , nicht selten zu i.ntcressi ert heute keine n Menschen mehr , je-
ihm gegan gen, um sich die eigenen Schwach - denfalls ist es die Wahrh eit. Und dass er sich
heit en austreiben zu lassen. Schon vor de r wohl vorstellen kann, wie bestürze nd dieses
Radiozeit, eigen tlich sogar schon vor der Ghet - Geständni s in ihren Oh ren klingen muss, da -
., tozeit. Wenn ein besond ers beschiss ener Tag rum noch einmal die Bitte um Nachsicht , er
vorübe r war, wenn man von früh bis spät hin- wollte nur das Beste, aber sein e Pläne ha ben
ter der Schau fenst erscheibe gestande n hat und sich zerschlage n.
vergeblich Aussc hau nach Kunden gehalten, Dann isLes lange still im Zimmer , ein König hat
oder irgende ine Riesenrechnung ist gekom- gewissermaße n ahgedankt. Jakob versucht ver-
men und es wollte einem jm Traum nicht ein- geblich, in Kowalskis Gesicht Bewegung zu s
fallen, aus w elcher Tasche man sie bezahlen entdecken, der sieh t durc h ihn hind urch und
sollte, wohin ist man dann am Abend gegan- sitzt wie eine Salzsäule. Natürli ch fallen Jakob,
gen ? In seine Diele, aber nich t, weil bei ihm der kaum ist das letzte Wort verklungen, Gewis-
Schnaps besonders gut geschm eckt hätte. Es sensbisse an, nicht wegen der Mitteil ung selbst,
2s war derselbe wie überall. dazu noch verboten. die war notge drung en fällig un d duldete kei- o
da ohn e Lizenz ausgeschenk L Man ist hinge- nen Aufschub. Aber ob man sie schonend er
gangen, weil die Welt na ch solche m Besuch ein hä tte vortrag en können, eventuell in einen
kleines bissch en rosiger ausgeseh en hat , weil Jfückzug der Russen eingebettet, die ganze Last
er eine Kleini gkeit überzeugender als Andere nicht mit einem Mal au f ander e Schultern ab -
„Kopfhoch" sagen konnt e oder „es wird schon wäl zen, die auch nicht br eHer sind als die eige- •s
wieder werden" oder etwas in der Art. Viel leicht nen. Ob Kowalski unbedingt der rich tige Mann
au ch deswegen, weil er der Einzige im dünn ge- war, in dessen Gegenwart der Schluss strich ge-
säten Bekannt en kreis war, der sich überhaupt zogen werden musst e, gerade Kowa lski. Wenn
die Mühe gegeben ha t, einem so etwas zu sa- er es von einem fremden gehört hätte , von
-s gen. Kowa lski lässt ihm Zeit. einem Jakob nicht so Nahestehende n, sicher .J
Da fängt Jakob zu reden an , dem Schein nach hät te er an einen Irrtum geglaubt oder an ge-
zu Kowalski, denn kein Anderer ist im Zimmer, hässige Verleumdun g, nach ein er Nacht vol-
den Worten nach zu einem größeren Auditor i- ler Zweifel hätt e er dir gesagt: "Weißt du, was
um 1, also einfach vor sich hin in die Zuhörer- sich die Idioten erzählen? Dass du kein Radio
40 sch aft Luft, mit Wehmut in der leisen Stimme hast!" -.,Das stimmt", wäre dan n die Antw ort 3s
und mit die ser nie gehörten Resignatio n, die gewesen, sie hätte ihn auch getro ffen, aberv icl-
letzt e einer verschw enderischen Vielzahl von leicht nicht so sehr, weil er in der Nach l zuv or
Meldun gen an alle. Dass sie ihm, wenn es ihre diese Möglichkei t zumi ndest erwogen hätte.
schwa chen Kräfte erlaub en , nicht böse sein Und es wäre auch irgendwie ein zur ichten ge-
•s sollen, er ha t nämlich gar kein Radio, er ha t nie wesen, genau so,Kowalskis Pech, dass er au sge- c
eins besessen. Er weiß auch nicht, wo die Rus- rechn et an diesem Abend gekommen ist
sen sind, vielleicht komm en sie mor gen, viel- .,Du sagst nich ts?", sagt Jakob.
leicht komme n sie nie. sie stehen in Pryoder in ,.Was soll ich sagen."
Tobolin oder in Kiew oder in Poltawa oder noch Au::;uner gründlichen Tiefen förd ert Kowalski
v viel weite r en tfernt, vielleicht sind sie inzwi- sein Lächeln, ohne dieses Lächeln wäre ern icht
schen sogar vernich tend geschlagen, nicht ein - Kowalski, sieht Jakob auc h wieder an , mit Au-
mal das weiß er. Das Einzige. was er mit Gewiss- gen zwar, die weniger lächeln als der Mund .
hei t sagen kann. sie habe n vor so und so langer aber dennoch nicht vom Ende aller Hoffnu ng
Zeit um ßezanika gekämpfl , woher die Gewiss- kün den , eher pfiffig blicken, als sähen sie, wie
55 heit, das ist eine ganze Gesch ichte für sich, die im mer, so auch diesmal hinter die Dinge.
„Was soll ich sagen, Jakob? Ich verstehe dich
1 Auditoriwn; Zuhöm,chaft schon, ich verstehe dich sehr gut. Weißt du, ich
138
6.1 DasSpiel mi: ~er Wahrheit-Funktion von Redewidergabe,Satzverknüpfungcn.Sa:zl:au •
bin so ziemlich das Gegenteil von einem Hu- nichts, vorerst, er klopft mit den Fingernein ge-
saren, du kennst mich lange genug. Wenn ich tragenes Moliv auf den Tisch und hält den Kopf
. hier ein Radio gehabt hätte, von mir hätte weit zurückgelehnt, in verborgene Gedanken 140
wahrscheinlich kein Mensch·ein Wort erfah- vertieft.
ren. Oder noch wahrscheinlicher, ich hätte es Jakoberwägt weitere Rechtfertigungen,er legt
aus Angst einfach verbrannt, ich mache mlr <la Wert darauf, dass seine Verurteilung glimpf-
gar nichts vor. Ein ganzes Ghetto mit Nach- lich ausfällt, <lazumuss man seine Gründe für
1 richten zu beliefern! So weit wäre ich nie ge- das Unternehmen kennen und auch die Grün- 14s
gangen, weiß man, wer mithört? Wenn ich ir- de für den plötzlichen Abbruch.Aber über die
gendwann im Leben jemanden verstanden ist er sich selbst noch nicht im Klaren,deswe-
habe, dann dich jetzt_" gen und weil er begreift,dass esbei alldem nie ht
Solehen Flug der Gedanken konnte Jakobnicht nur wn ihn geht, auch um Kowalski,schweigt
en.vartcn. der durchtriebene Kowalski hatte er und heht sich die Bitte um mildernde Um- 1so
sich selbst übertroffen, hat seine Berechnungen stände für einen späteren Zeitpunkt auf.
sogar da angestellt, wo es nichts zu rechnen Dann folgt die ernüchternde Überlegung,dass
gab.Wie willst du ihn überzeugen,dass du we- es überhaupt nicht um ihn geht, kein Mensch
nigstens jetzt die Wahrheit sagst, du kannst im Ghetto ist unwichtiger als er, ohne Radio.
ihm höchstens anbieten, alle Winkel in Stube Von Bedeutung sind nur seine Abnehmer, Ko- 1s5
und Kellerzu durchstöbern. Doch mit nach au- walski neben vielen anderen. Gnd die pfeifen
ßen gekehrten Handflächen beleuern: ,Wann auf noch so plausibel klingende Rechtfertigun-
habe ich dich je belogen?",das kannst du nicht gen, die haben andere Sorgen und nicht eben
mehr. Und wenn du ihn tatsächlich aufforderst kleine, die wollen zum Beispielwissen, wie es
zu suchen, alle Radios,die du bei mir findest, nach Prynun weilergeht. 160
Kowalski,gehören dir, er wird dir wissend zu- Kow..1lskibeendet Geklopfe und Gegrübel, er
blinkern und etwas Ähnliches entgegnen wie: steht auf,legt Jakobdie freundschaftliche Hand
„Lassenwir doch die Späße,Jakob,wozu kennt auf die Schulter. Er sagt: ,,KeineAngst, Alter,
man sich vierzig Jahre?" Er wird dir zu verste- vor mir bist du sicher. Ich werde dich nicht
hen geben, dass jedes Versteckspielüberflüssig mehr fragen." 16s
ist, Unmögliches lässtsich durch nkhts bewei- Er geht zur Tür, das Lächeln von Neuem bele-
sen. Jakob sagt erschrocken: .,Du glaubst mir bend, bevor er sie öffnet,dreht er sich noch ein-
nicht?" mal um, zwinkert tatsächlich, miLbeiden Au-
»Glauben,nicht glauben, was heißt das schon", gen.
sagt Kowalski,leise und abwesender als erwar- „Und ich bin dir nicht böse." 110
tet, in einem ähn liehen Tonfall wie Jakobeben Und geht.
bei seiner kleinen Rede an alle. Weiter sagt er
D Hrklärt,warumJakobseinemFreundJ(l)walsld
die Wahrheitanvertrauenwill.
D a) Suchtin Partnerarbeit
alleFormenderRedewiedergabe
ausdem TextherausundbestimmtdieArt
derRedewiedergabe genau.NehmtdazuauchdieInformationenzur Redewiedergabe
im Merk-
kastenauf Seite140zu Hilfe.
b) Erklärtdie Wirkungderunterschiedlichen
Redewiedergaben
im Lusammcnhang mitder
Textaussage.
139
g- ·Fonnen der Redewieaergabe I
o Mit der wörtlichen (direkten) Redewird das, was jemand sagt;wortwörtlich wieder.-
gegeben.Der Lesernimmt den Wortlaut des Gesagten direkt wahliund gewinnt da-
aurch den fündruck einer objektiven Darstellung der Fakten,die er selbst bewerten
muss.
a Mit der indirektrn Redewird eine Äußerung nicht unmittelbcn; sondern von einem
,- subjektiven Standpunkt aus wiedergegeben.Dabei gjbt es verschiedeneMöglich-
keiten der Redewiedergabe:
Beispielsatz: Jakob:,,Ich kann nicht mehTiänger mit dieser Lüge leben."
in einem dass -Satz dasVerbkann dabei im Indikativ oderJm.Konjunktiv
ste en), z.B.:
Jakob sagt, dass er nicht mehr länger mit dieser Lugeleben kann/könne.
in einem uneingeleiteten Nebensatz im Konjunktiv, z.B.:
-••
f<1kobsagt, er k_önne_nicht mehr länger mit dieser Lüge leben.
durch eine Infinitivkonstruktion, z.B.:
Jakob sagt, nicht mehr langer mit dieser Lügeleben zu können. -
•
•• -•
in einem 'Wie-Satz,z.B.:
Wie Jakob sagr. kann er nicht mehr länger mit dieser Lügeleben.
durch ein Präpositionalgefüge: --i
Nach JakobsAussagekann er nicht mehr länger mit dieser Lügeleben.
durch eine Paraphrase, die die Aussagedem Sinn nach zusammenfasst,z.B.:
Jakobwill die Wahrheit sagen.
Gestal ung der Redeeinleitung
Der Sprecher oder der Schreiber ka:i;m bei der Redewiedergabeseine persönliche
Meinung einfließen lassen,indem er die Redeeinleitun ~ neutral gestaltet (z.ß.durch
Verbenund Wendungen wie "sp echen",.,zu Protokoll geben",.,sagen",.,berichten")
oder wertend formulien (z.B. durch Verben und Wendungen wie„hoffen",,,behaup-
ten",.,leugnen",,,nach der irrigen Ansicht von",.,nach seiner Auffassung",.veIP1uten").
I!
II a) Untersucht denVerlauf desGesprächszwischen JakobundKowalskigenau:Stelltden Dialog
•
zwischenJakobund Kowalski in einerVerlaufskurvedar undskizziertdann ineinerzweiten
VerlaufskurvedenGedankengang Jakobs.MarkiertdieStellen, an denendieKommunikation
zwischenJakobundKowalskidurchdieGedankenJakobsunterbrochen wird.
b) ErklärtdieWirkungdieserErzählweiseaufdenLeser.
fJ Form.uliert
die möglichenGedankenK.owal
skisinFormeinesinnerenMonologs.SchreibtimPräsens
undinder Ich-Form(!>Informationenzum inneren Monologauf S. 363).
140
6.1 DasSpielmit der Wa.,rheit- ::Unktion',\1n Re1hvieder5ate,Sa1zvcrknüpfungcn,Satzba•J,..
Turek Becker
D a) FonnuliertdieobenstehendenTextausschnitte
in vollständige
Sätzeum.Verwendet
dabei,wo
möglich,Konjunktionen
undRelativpronomen.
eureErgebnisse
b) Vergleicht mit demOriginal.Erklärt,welcheFunktionund welcheWirkungder
unvollständige
Satzbauim Originaltextauf denLeserhat.
w•1
141
-6.2
6 DieWabrheitzur Sprachc':lrkgtet. ~\JnktionalerSprachgebm
AuszügeausderAnsprachedesBundespräsidenten
Richardvon Weizsäckeram 8. Mai 1985 im Ple-
narsaaldesDeutschen Bundestages
zum 40.Jahres-
tagderBeend;gung desZweiten Weltkrieges.
142
S.2 Wahrheit t:nd Lüge.- Sp7ach~als Geslalti:.ngs
I> Der 8. Mai 1945 ist für die Deutschen Kraft. Al s Gedenktag erinnert der 8. Mai
eines der symbolträcht igsten Dat en des jährlich an die tiefe Zäsur von 1945: den
20. Jahrhunderts. Um 23.0 1 Uhr t rit t die Neuanfang und di e Befreiung von Krieg
bed ingungslose Gesamtkapitulat ion des und Natio nalsozialismus.
nationa lsozialrstischen Deutsch lands in
143
-- 6 Die Wah:hei: iur S;,rach~ bringen -F·Jr.kticnab Sprachgebrauch und Sprachkritik
II Erläutert,welcheKonnotationen(Gefühleund Vorstellungen)
folgendeBegriffeindieserRedehaben.
Anwelche Gefiihleund Wertvorstellungenseiner Zuhörerinnenund ZuhörerappelliertderRednerund
was kanner damit bewirken?
ohneBeschönigung
undohneEinseitigAe(t
(Z. 11-118) ßefreiung(Z. 5, 25, 29)
mUntersucht, mitwelchensprachlich-rhetorischenGestaltungsmittelnderRednerseineAussageabsicht
unterstreicht.Sucht entsprechendeStellenim Text, tragtsie vorund beschreibt,welche Wirkungsie
haben.Derfolgende Merkkastenhilfteuchdabei:
Wenn ein Autor oder ei Sprecher Spra<:he e·nsetzt, nutzf er die Wirkung sprachlicher
- -·11
Gestaltungsmittel. Der Satzbau und die Wortstellung, die indireKte Redewiedergabe, ,:::,J
diewörtliche Rede, Konjunkt iv,lndikativ,Passiv,4ktiv und rhet orische Figuren erfül-
len Funktionen im Satz. zugleich lösen sie bestimmte Assoziationen beim Leser aus,
stellen yerknüpfungen her und erlauben Andeutungen.
Diese Möglichkeiten der sprachlich-rhetorischen Gestalt ung nu tzt jeder Autor und
jeder Redner für seine Aussageabsicht (Intention) und für die Wirkung, die er erzielen
möchte. Auch bei jeder Argumentation unterstützen die sprachlk hen Mittel den ln-
halt der Argumentation. Um einen '!ext vollständig zu verstehen, mü ssen Analysen zu
Xnha h-und sprachlich erGes taltung verkniipft werden_Mit Zitaten aus dem Text belegt
man sein e Analyseergebnisse.
144
6.2 Wa.'irheit und Lüge- Spracht als Gestalt.11
Deutsch e Jugend! Zum dritten Male seid ihr zu diesem Appell angetreten,
über 50 000 Vertrete r einer Gemeinschaft, die von Jahr zu fahr größer
wurde . Das Gev.i.cht derer, die ihr in jedem Jahr hier verkörpert, ist immer
schwe rer geworden. Nicht nur zahlenmäßi g, nein, wir sehen es: wert -
s mäßig. Wenn ich mich an den ersten Appell zurü ckeri nnere und an den
zweiten und diesen heuti gen damit vergleiche, dann sehe ich dieselbe
Entwicklung, die wir im ganz en anderen deutschen Volksleben heute
feststellen könn e: Unser Volk wird zusehen ds disziplinierter, straffer und
stramm er und die Jugend beginnt damit. [...]
10 Was wirvon un serer deu tschen Jugend wü nschen, 1stetwas Anderes, als
es die Vergangenheit gewünscht hat. In uns eren Augen, da mu ss der deut-
sche Junge der Zuku nft schlank. und rank sein, flink wie ein Windhund ,
zäh wie Leder und hart wie Krupp stahl. Wir müssen einen neu en Men-
schen erziehen , au f dass uns er Volk nicht an den Degenerati onse rschei-
ls nun gen qer Zeit zu Gru nde geht. Wir reden nicht, sondern wir handeln .
Wir haben es unt ernomm en, dieses Volk durch eine neu e Schule zu erzie-
hen, ihm eine Erziehung zu geben , die schon mit der Jugend anfängt und
nimme r enden soll. Von einer Schule wird in Zukunft der junge Mann in
die andere gehob en werd en. Beim Kind begin nt es und beim alt en l<.ämp-
145
- 20
6 Dit W,, hrheit zur Sp1ache br:ng:n - Fl:.11'.,
t'onalC'J'
Sprachgebrauchund S?r;;.rh'Kritik
fer der Bewegung wird es enden. Keiner soll sagen, dass es für ihn eine Zeit
gibt, in der er sich ausschließlich seJbst überlassen sein kann. Jeder ist ver-
pflichtet, seinem Volke zu dienen, jeder ist verpflichtet, skh für diesen
Dienst zu rüsten, körperlich zu stählen und geistig vorzubereiten und zu
festigen.
is Wir werden uns so stählen, dass jeder Sturm uns stark findet. Wir werden
aber auch nie vergessen, dass die Gesamtsumme aller Tugenden un d aller
Kräftenur dann wirksam werden kann, wenn sie einem Willen und einem
Befehl untertan ist. Wir stehen jetzt hier, nicht durch Zufall gefügt, nicht
weil jeder Einzel.rietat, was er wollte, sondern weil euch der Befehl eures
~t Reichsjugendführers hierh er gerufen hat und weil dieser Befehlsich um-
setzte in tausend ejnzelne Befehle. Und indem jeder dieser Befehle seinen
Gehorsam fand, ist in Deutschland aus Millionen einzelnen deutschen
Jungen eine Organisation geworden und aus Zehntausenden in Deutsch-
land lebenden Kameraden diese heutige Kundgebung, dieser heu tige Ap-
3, pell. Nichts ist möglich, wenn nicht ein Wille befiehlt, dem immer die
Anderen zu gehorchen haben, oben beginnend und ganz unte n ersl en-
dend. Und das ist neben der körperlichen Erziehung und Ertüchtigun g
die zweite große Aufgabe.
Wir sind eine Gefolgschaft, aber wie das Wort schon sagt, Gefolgschaft
10 heißt folgen, heißt Gefolgschaft leisten. Unser ganzes Volk müssen wir
erziehen, dass immer, wenn irgendwo einer bestimmt ist zu befehlen, die
Anderen ihre Bestimm un g erkennen, ihm zu gehorchen, weil schon in
der nächsten Stunde vielleicht sie selbst befehlen müssen und es genau so
nur dann können, wenn Andere wieder Gehorsam üben. Es ist der Aus-
45 druck eines autoritären Staates, nicht einer schwachen, schwätzenden
Demokratie,eines autoritären Staates,bei dem jeder stolz ist, gehorchen
zu dürfen, weil er weiß: Ich werde, wenn ich befehlen muss, genauso Ge-
horsam finden. Deutschland ist kein Hühnerstall, in dem alles durchein-
anderläuft und jeder gackert und kräht, sondern wir sind ein Volk,das von
-c klein auf lernt, diszipliniert zu sein.[...]
Und ihr, meine Jungens und Mädchen, ihr seid nun lebendige Zeugen für
das Gelingen dieses Werkes. Ihr seid die Zeugen, dass diese Idee im Deut-
schen Reich lebendig geworden ist. Und ihr seid der Beweis, wie diese Idee
nun ihre Verwirklichung erfahren hat.
D Untersuch~ welchesprachlich-rhetorischen
Mittelin dieserRedeeingesetztwerden, undzeigt,welche
Funktion und Wirkungdiesehaben.
146
6.3 !CischeesundSrereotypecrl<.e
nnen
147
5 DieWahrheit zur Sprachebriogtn -?unk:lonal e~Sprachgeb1audl und S?rachkritik
148
5.3 Klischer.sur,di.lercotypeerkerJ1en
treiben. Die kleinen gemütlichen Kneipen, die was Gro1?,emauf der S-purbin. Allein komme
oft ~BeiOlly"oder „Bei Schollt oder ähnlich ich jedoch nicht wci.ter.Wenn jemand wirklich
heißen und wo das Bier immer nur die Hälfte weiß,was sich hint er den schönen Fassaden ei- 90
kostet. Doch dort stieß ich auf eine Mauer des ner „deutschen" Kneipe verbirgt, der melde
Schweigens.Mein Gefühl sagt mir, dass ich et- sich. Ich bin für jeden Tipp dankbar.
D 13espr
echt,in welchemVerhältnisKonsumentenundGeschäftsbesitz
er stehen,und diskutiertmögliche
langfristigeFolgeneinessolchenVerhältnisses.
D DenRrzähler beschäftigtbeiseinenBeobachtungen
vor allemeins,nämlich„ wer diesogenannten
Deutschensind,diediesetypisch einheimis
chenLädenmit Eisbeinund Sauerkraut betreiben
"
( I> z.80- 83).
Führt dieEntdeckungsreisedes ErzählersweiterundbeschreibtmöglicheGespräche
oder Erlebnisse
desErzählers beiderBegegnungmilden„sogenanntenDeutschen".
rP -
H Klischees als Vorstellungen und Verhaitensmuster
,
Kischees (von franz. cliche = Abklatsch, Nachahmun g) existieren in unseren Vorstel-
lungei:ials verallgeme inernde , vereinfachende , vorgefertigte Denkschemata, die
wir beispielsweise dem anderen Geschlecht, anderen Menschen, Ethnien oder Bevöl-
kerungsgruppen entgegenbringen.
DasVorurteil hat viele Merkmale gemeinsam mit dem Klischee.
Beispiele für Klischees: "Frauen können nicht Auto fahren";,.Mänper sind dominant";
.,alleTürken essen Döner".
Stereotype Formulierungen
StereotypeFormulierungen sind abgegriffene, vers chlissene Bilder und Ausdrucks -
weisen . die einer differenzierten Ausdrucksweise im Weg stehen.
Beispie le für stereotype Formulierungen:
o abgegriffene Redensarten und Wendungen, z.B.:.,arm,aber glücklich",
o schematische Bilder und Wortgruppen, z. lt: ..Perledes Mittelmeers",
o Adjektive (oft als Superlati v), z.B.:,.toll",
o leere Phrasen, z.B.:,.nichts für ungut".
•
149
- 0 6 DieWahrheit zur Sprache b1:ngen-;Junk:ion alcrSpratl, getr auch undSprachkritik
Hallööö chen ! Ich bin gerade in Ischgl/ Ich mo ps mir direkt mal ein Brot. Hlhi. 30
Österre ich und mir ist ganz flau im Ma- Dann geht's hoch in den Tanzsaal. Vo r
gen. Wie so? Um zu den „ Popstars" zu einem Spiegel studieren die neuen En-
kommen, mu ss ich mit einer Seilbahn gel mit Detlef D ! Soost gerade eine Cho-
gaaaan2 nach oben auf den Berg fahren. reografie ein. Ich zeig ihm auch einen
Ui, ui, uil Wenn man da runterfällt ... meiner coolen Schritte. Yeah ! Ich glaub, ,,
ach, egal. Auf j eden Fall ist auf der Berg- er ist tot al begeistert ... Unt en im l<eller
spitze das Trainingslager der zukünftigen ist der Gesangsraum - da steht sogar ein
neuen Engel. Ich freu mich schon, da l<eyboa rd. Wow ! l<andida tin Senna haut
lC mal herumzuguck en. Und dann zu se- gerade in die Tasten. Die M ädchen ma-
hen, was da so abgeht . chen j etzt Gesangsübungen. Toll, das ist
.Popstars" ist imm er total lustig. Besonders, wenn ja wie bei meiner r<araoke-Sendung . Shibuya' hier.
da beim ersten Casting so Leute komm en, die über - Dle VIVA-Mitarbeiter sagen mir da immer, dass ich
haupt nicht singen können - es selber aber nicht still sein soll. Denn ich summe bei allen Liedern dau-
15 wissen. Da lach ich mich vorm Fernseher schlapp. ernd laut mit. Aber ich soll die Leute Ja bloß nicht
Aber bei den ganz gro ßen Talenten bekomm ich oft stören, wur de mir gesagt. Schmoll. Na gut, ich hab 4
Gänsehaut, we il die sooog utsi ngen. So.jetz t bin ich auch kein großes Talent. Ich kann nur ein bisschen
ob en angekomm en. Hier ist's voll kalt. Bestimm t rumtr ällern. Wenn ich bei einer Castingshow mit-
null Grad . Vor lauter Nebel sieht man nix. Und es machen wü rde, wü rde ich sofort rausfliegen. Bei mir
2C schneit sogar schon ein bisschen. Huaaaah - bibbe r ! m üsste man schon einiges am Comp uter verändern ,
Schon von draußen höre ich den Choreografen D! ; dann noch einen l<irchenchor drüberlege n und am
der ist ja immer so schön am Schreien. Der nimmt besten singt gleich jemand Ande res für mich.
halt kein Blatt vo r den Mund - sagt allen offe n seine Na ja Jetzt muss ich leider wieder Tschüssi sagen.
Meinung. Das fin de ich gut . Dann weiß man we- Ich hatte gaaaanz viel Spaß hier in Ischgl I Auch wenn
25 nigstens, wo man ist. Und er will schließlich nur das ich jetzt immer noch kein „Popstar· bin. Aber lm
Beste. nächsten Leben werde ich das auf j eden Fall! Dann
Im Work shop begrüßen mich die letzten 17 r<andi- tanze ich zusammen mit Detlef D! Soost auf Platz
datinnen total freundlich. Als Erstes gehen wir zu- eins der Charts. Hach, das wird toll! Bis bald,·
sammen in einen großen Raum, wo es Essen gibt. ·u.~ Güllt!
f.h. 0 a) BildetGruppenunderarbeiteteineInszenierungdiesesTextes.FallsdieRollederModeratorinvon
einemJungenübernommenwird, müsslihrden Textevtl.en..uasabändern.
b) FührteureI nszenienmgenmit unterschiedlichenModeratorinnen
undModeratorenvor.
D Beschreibt
dasAuftretenderModeratorinn
en undModeratoren.Inwieweitwerden klischeehafte
Vorstellungen
bedient?
D a) FasstdasgeschilderteCeschehen inHochsprache(Standardsprache)schriftlichzusammen.
b) Vergleicht
euerErgebnismit demOriginal.Washatsichinhaltlichgeändert,wie wirkendieTexte
jeweils?
D Untersucht,welchestereotypen
Fonnulierungen
der vorliegendeTextazifweisl.Begründetjeweils,
worindieStereotypieliegt.
0 BeurteiltdenAziftrittderModeratorinunderklärt,welche WirkungsieeurerMeinungnacherzielt
150
7.1 Groß oder klein, getrennt oder zusammen? -
Das Rechtschreibwörterbuch benutzen
Johann WolfgangGoethe
Meine liebe Freundin
151
... 7 WiederholungskursGrammatik,Rechtschreibung.
Zeichensetzung,Stilistik
f) Untersuchtdenrestlichen
Brief(r>Z. 1-41) undstelltmöglichstgeordnetineinerTabellezusammen,
welcheSchreibungen heuteandersgeregeltsindalszu GoethesZeit.KönntihrauchRegelnangeben,
diedieheutigenSchreibungenbegründen?
1JGoethegibtseinerFreundinganz persönliche
„Nachhilfe".
Stoßenwir heuteaufSchwierigkeiten
in der
Rechtschreibung,
schlagenwir im Wörterbuch
nach.Vergleicht
dielnhaltsverzeichnisse
eurerWörter-
bücherundstelltzusammen,wassie- außerdemWlirteroerzeichnis
--·nochallesenthalten.
D Worterbücherarbeiten
häufigmitZeichenoderAbkürzungen.
a) Lestdie„Hinweisezur Benutzung"ineuremWörterbuchdurchundfindetdieBedeutungder
einzelnenZeichenheraus,z.B.:
D Trennstrich(e)innerhalbeinesWortes,
tJ PunktoderStrichuntereinemVoka~
Cl rundeodereckigeKlammernund
D Abkürzungen(z.B. -[e},Plur.,ugs.),
b) ErklärtdanndiefolgendenWörterbucheinträge
mitallenDelails:
1 B~lg,der; -[e)s, Bälge (Tierhaut: Luftsack; K9nto, das; -s, plur. ... ten, selten -s u. ... ti
ausgestopfter Körper einer Puppe; (ital.) (Rechnung, Aufstellung über
auchfür Balgen) Forderungen u. Schulden): vgl. a conto
2
B~lg, der od. das; -[e]s, Bälger(ugs.für
unartiges l<ind) D~nklan!satz; D~nklanlstoß; D~nklart;
D~nklauflgalbe
B~mIbus,der; Gen. - u. -ses. Plur. -se d~nkl bar; die denkbar günstigsten Bedin-
(malai.) (trop. baumartige Graspflanze) gungen
8~m Ibus Ihütjte; Bc}mIbus Irohr; D~n Ike, die; - (ugs.für Denkart)
8~m Ibus Isprossmeist. Plur. df;mIken; du dachtest; du dächtest; ge-
dacht; denk[e]; D~n Iken, das; -s; ihr
ganzes Denken
D~nlker; D~nlkelrin
d~n Il<eIrisch
II Untersuch~
welcheInformationen
im vVörterbuch
beiVerbenundAdjektivengegebenwerden.
fJ FaslalleRechtschreibwörterbücher
enthalten
einenausführlichen
Teilmit Regelungen
zur Rechtschreibung,Zeichensetzung
undFormenlehre.
Macht
euchmitdemRegelteileuresWörterbuchs vertraut.Wie istergegliedert?
152
7.1 Großo<lerklein,g~trenntoderzusammen7- DasRccl:tschrcibwörterbucl:
?enut1.en
Die 9a möchte sich beim Förderverein des Emst-Mach·Gymnasiumsfür eine kräftige Aufsto
ckung der Klassenkassefür das Projekt„Sportwoche"bedanken.
über lhr Schreiben haben wir uns sehr gefreut. Dank Ihrer großzügigen Spende
können nun alle Schülerinnen und Schüler unserer f<lassebei der Sportwoche
dabei/sein.
In unserer Klassenkonferenz mussten wir erst einmal hoch/rechnen, wie viel
Geld uns zur Verfügung/steht. Insgesamt konnten wir 600 Euro gemeinsam/
sammeln, sodass niemand der Fahrt fern/bleiben muss. Dann wurde zusammen/
entschieden, wohin wir fahren/wollen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass
uns die Entscheidung schwer/fallen würde. Der Grund: Eswurden so viele
wunderbare Ideen zusammen/ getragen, dass uns die Auswahl gar nicht leicht/
fiel.
Heute haben wir dann endlich das Ausflugsziel und den Termin fest/gelegt:
Vom 12. bis zum 20. Juni werden wir an den Tegernsee fahren.
Mit der Programmgestaltung haben wir uns auch schon auseinander/gesetzt.
Unter Anleitung unserer Sportlehrkräfte wollen wir Mountainbike/fahren,
Bergtouren/absolvieren, Badminton/s pielen und schwimmen/ gehen.
l<lasse9a
b) FormulierlfarjedeSpalleeineRegelzur Zusammen-oderGetrenntschreibung,
z.B.:
Wortgruppenau.sNomenundVerbwerdenmeist ...geschrieben.
153
7 Wiederholungsb1s Grammaü. Rechtschreibung,Z~idier>$~Le.ung,
Stilistik
6 ÜberprüfteureErgebnisse
ausAufgabe1(I> S.153)anhanddesfolgendenAuszugsauseinem
Rechtschreibwörterbuch.
Verbindungenmit Verben als Substantive ihre sui:Jstantivischen Sinn verstanden werden kann
zweitem Bestandteil Merkmale weitgehend verloren. ("7 § 34 (2.2)), z.B.:
Vollständige Regelung "7 §§33-35 Diese Verbindungen schreibt man krankschreiben(= eineKrankheit
im Infinitiv, im Partizip I und im bescheinigen),~r.hwarzfahren
rm Verbindungen aus Verb
+ Verb schreibt man getrennt
Partizip II sowie im Nebensatz bei
Endstellung des Verbs zusammen
(=ohne Fahrkarte Jahren).richtig-
ste{/en(=etwas korrigieren),
schwer-
( "7 § 34 (4)). z. B : ("7§34(3),§34E.): fallen (=Mühe damithaben).
laufenfernen,lesenüben, spazieren leidtun,eislaufen,kopfstehen,not- (jemanden)freisprechen,(jemanden
gehen,schwimmengehen, bleiben tun, wundernehmen,preisgeben, politisch)kaftste{len
müssen,fliegenkönnen standhalten,heimkehren(genauso aber
aber heimgehen,heimsuchenusw.), Wenn nicht klar zu entscheiden ist.
- Bei Verbindungen mit bleiben stattfinden(genauso statthaben ob eine übertragene Bedeutung vor-
oder lassenals zweitem Bestand- usw.), teilnehmen(genauso teilha- liegt, ist sowohl Getrennt- als auch
teil ist bei übertragener Bedeu- ben usw.) Zusammenschreibung möglich, z.B.:
tung auch Zusammenschreibung - Zu Verbindungen aus Substantiv (eir,eArbeit)fertigstellen/fertigstel-
möglich. Dasselbe gilt für kennen + Partizip "7 R21, 22, 24, 25 len, (sich)bereiterklären/bereiterklä-
lernen("7 § 34 E,). Beispiele: - Substantivierte Verbindungen aus ren
sitzenbleibenI sitzenbleiben Substantiv+ Verb schreibt man
(= nichlversetztwerden), zusammen (, § 37 (2)), z.B.: Bei Verbindungen aus Parti-
liegenbleiben/liegenbleiben dasAutofahren,da, Diäthalten, kel+ Verb (z.B. Adverb+ Verb oder
(=unerledigtbleiben), das Feuerfangen,das Walzer- Präposition+ Verb) kann in der Re-
(Jemanden)stehenlassen/stehen- tanzen,das Sehlangestehen gel mit einer Betonungs probe über
lassen(=sichabwenden); Getrennt- oder Zusammenschrei-
kennenlernenlkennenlf,rnen dfl Verbindungen aus Adjektiv bung entschieden werden:
(=mit etwasvertrautwerden, +Verbwerden in den meisten Wenn die Hauptbetonung auf dem
persönlicheBekanntschaftmit Fällen getrennt geschrieben (siehe ersten Bestandteil liegt, wird zusam-
Jemandemmachen) aber R18). Beispiele mengeschrieben. Wenn die Haupt-
- Substantivierte Verbindungen ausschnellla.ujen,kritischlesen,scharf betonung nicht auf dem ersten Be-
Verb+ Verb schreibt man zusam- sehen,starkvergrößern,eindeutig standteil liegt, wird getrennt
men ( "7 § 37 (2)}, z.B.: festlegen,hartaufschlagen, geschrieben(~ 9 34 (1)).
dasLaufenlernen,da, Lernenüben, italienischessen,klardarlegen, Beispiele für Zusammenschreibung:
dasSpazierengehen,das Schwim- häufigwiederholen abwarten,anhalten,{!i!f_machen,
mengehen aber hereinkommen,hinterherlaufen,
- Zwisct1en Getrennt- und Zusam- voranbringen,weitersagen,zurück··
lllii Verbindungen mit sein menschreibung gewählt werden kommen, auseinandersetzen, wieder-
schreibt man getrennt (, § 35). z.B.: darf in vielen Fällen, in denen das sehen,dabeisitzen,zusammentragen,
beisammensein,da sein,fröhlichsein, Adjektiv ein Ergebnis der Tätigkeit daherkommen,zurückfahren;
vorbeisein,fertigsein,zurücksein, bezeichnet, die das Verb aus- abhandenkommen,bevorstehen,
zusammensein drückt(,§ 34 (2.1)). Beispiele: darfegM.überhandnehmen. k!!!_-
aber kleinschneidenlkleinschneiden, gehen,fti!.bieten,weismachen,wett-
Substantivierte Verbindungen mit blankpolieren/bla.11kpolieren, machen
seinschreibt man zusammen blaustreichenlblaustreichen, Beispiele für Getrenntschreibung:
(, §37 (2)), z.B.: kaputt machen/kaputtmachen (Nachder OPkonnteer)wieder
das Beisammensein,
das Vorhanden- - Zu Verbindungen aus Adjektiv sehen.Sie wolltedabeisitzen(=diese
sein,das Dasein + Partizip "7 R21-23. 25. Arbeitim Sitzenverrichten).Erist
- Substantivierte Verbindungen hinterhergelaufen(=nachdem
llifii Verbindungen aus Subs- aus Adjektiv+ Verb schreibt man Abendessen).
tantiv+ Verb schreibt man in der zusammen (4 § 37 (2)). z.B.: In Zweifelsfällen kann folgende Re-
Regel getrennt, z.B.: das Kleinschneiden,
daI Kaputt- gel helfen: Ist es möglich, zwischen
Angsthaben,Auto fahren, RadJah- machen Adverb und Verb ein Satzglied ein-
ren,Diäthaften,Feuerfangen, Fuß zuschieben, wird getrennt geschrie-
fassen,Rat suchen,Walzertanzen, illl1J Verbindungen aus Adjektiv ben, andernfalls gilt Zusammen-
Schlangestehen,l(uchenessen, + Verb müssen abweichend von schreibung. Beispiele:
Schachspielen R 17 zusammengeschrieben werden, (Wir könnenden Tisch)zusammen
aber wenn die Verbindung nicht wörtlich, (ausdem Haus)tragen.(Wirkönnen)
- In einigen Verbindungen haben sondern nur in einem übertragenen daher(am Donnerstag) kommen.
154
7.1 Großoder klein,getrenr_toder zusammen?- D.~~
l{e,:ht ,ch reil•wörterbuchbenutzen
D a) Lestdie nebenstehenden
Infinitivelaut. Welche freisprechen-frei sprechen
Bedeutunghat dieunterschiedlicheBetonung
für dieGetrennt·undZusammenschreibung? heimli'chtun
- heimlichtun
b) BildetSätze,in denendie voneinander - wiedergewinnen
wiedergewinnen
abweichendeBedeutungundSchreibungder
Wortpaaredeutlichwird. gutschreiben- gut schreiben
lich mit Wetterstürzen zu rechnen! Bei Gewit- und über IRGEND/WELCHE anderen Wand.e-
tern ist der Aufenthalt auf Gipfelgraten und in rer oder die NÄCHST/GELEGENEBerghütte
10 der Nähe EINZELN/STEHENDER Bäume die Bergwacht informieren. Wenn möglich,
HÖCHST/RISIKO/REICH! sollte man einen Verletzten nie ALLEIN/LAS-
EBSchneefelder sind im Sommer, aber auch im SEN. Bei jeder Tour muss eine Grundausstat-
Herbst BESONDERS/GEFÄHRLICH.Folgende tung an Verbandszeug VORHANDEN/SEIN.
155
• 7 Wiedt'rhclungsku_.,;(jcammJ1ik,
Rechtschreibung.
Zeichensmung, Siilislik
Groß-und Kleinschreibung
Jocher Alm aufbrachen, sahen wir Wolken aufzie- Abzweig verpasst haben, sodass wir wohl schon
hen, die sich rasch verdichteten. Die M/mei~ten E/einige Zeit A/abseits des richtigen Weges ge-
von uns hielten sich an die Anweisung unserer laufen waren. Ähnliche Markierungen am Weg-
Lehrerin, .zügig und konzentriert" zu gehen und rand führten uns 1/irre, doch nach W/wenigen
A/acht zu geben, dass keine zu großen Abstände Metern ging unser Weg wieder steil B/bergauf. !C
innerhalb der Gruppe entstünden. Trotzdem wur- Das konnte nicht der R/richtige sein! Dass genau
de es M/manchem A/angst bei der Vorstellung, in den Momenten, in denen N/nichts passieren
während des H/heruntersteigens vom Unwetter darf, etwas S/schlimmesvorfällt, ist wohl ein un-
überrascht zu werden. Plötzlich kam uns die von geschriebenes Gesetz. So glitt l<lara auf dem leh-
uns belächelte Prophezeiung des Hüttenwirts, es migen Boden aus und fiel auf einen Stein. Schon 3<
würde N/nachmittags ein „/1/\ordswetter" aufzie- beim A/aufstehen spürte sie große Schmerzen, so-
hen, er kenne sich schließlich aus in „seinen" Ber- dass ein W/weiter/gehen gar nicht mehr möglich
gen, gar nicht mehr so lächerlich vor. war .• Wie ich E/euch jetzt sicher N/nach H/hause
15 .Wir sollten am B/besten irgendwo S/schutz su- führen soll, ist mir U/unklar. Das 8/beste ist, die
chen", schlugen ein P/paar aus der !<lasse vor. Bergwacht zu rufen", meinte unsere Lehrerin ver- 4(
Doch A/angesichts der schroff abfallenden Ab- zweifelt. .Haben S/sie die richtige Nummer bei
hänge auf unserem Weg gab ein A/anderer Schü- S/sich?",fragte ein Schüler mit gezücktem Handy
ler K/kontra: ,,Tut mir L/leid, aber ich sehe hier und nach K/kurzem, aber B/bangem W/warten
20 N/nirgends einen Unterschlupf für f/Fünfzehn fiel uns ein Stein vom Herzen .• Die Bergwacht ist
Leute auf E/ein/M/mal", womit er völlig R/recht unterwegs zu uns", rief er, .,und wegen der Verlet- 4'.
D a) Schreib!diehervorgehobenen
Wörterund Wortgruppen
in derrichtigenGroß-und Kleinschreibung
ineuerHeft.Berücksichtigt
dabeiauchdieGetrennt-undZusammenschreibung.
VORSICHT .: BeieinigenWörternmüsstihrdieGroß-oderKlein-,Getrennt- oderZusammen-
schreibungausdemKontext(Textzusammenhang) erschließen.
b) Vergleicht
eureErgebnisseundbegründetmitI IiifederfolgendenRegelauseinem
Rechtschreibwörterbuch
dieGroß-oderKleinschreibung derhervorgehobenenWörterund
Wortgruppen.
Substantive
(= Nomen) 2. Substantivekönnen als Begleiter Buch,fürs (für das) Buch
einen (bestimmten/unbestimm- 3. Substantivekönnen dekliniert
WJ Substantiveschreibt man ten) Artikel, ein Adjektiv, ein werden. Sie stehenentweder im
Singularoder im Plural,z.B.:
groß. (-, § 55) Zahladjektivund/ oder ein Pro-
Man erkennt Substantivean fol- nomen bei sich haben;der Arti- das Buch,des Buches,vieleBücher
genden Merkmalen: kel kann auch mit einer Präpositi- 4. Steht einesder folgenden Suffixe
1. SubstantivebezeichnenGegen- on verschmolzensein, z.B.: am Wortende, handelt essich um
stände, Lebewesen,abstrakte das Buch,ein Buch,ein neues Buch, ein Substantiv:
Begriffe,z. 8.: sein Buch,sein neues Buch,viele -ung, ,keit, -heit, -schaft, -nis,
Buch, Vater,Lisa,Beziehung,Größe Bücher,drei Bücher,im (in dem) -tvm, -sal
156
Substantivierungen
7.1 C.ro@.od~rkleir.g~1r„1L"ltodernsa1:1mcn?-DasRethtschreibwörterbuc~. :ienutzel' •
157
• 7 Wiedcrhol•Jngsknr;GrJmmatik.~chtschr efoung,Zeichensetzung. Stllistik
UNERFAHR ENE Fahrer wird sich anfangs zu stürzen od er in die IRRE/GEFÜHRT vom
, auf einem BRAND/N EUEN Rad UNWO HU W EG/ AB/ZU/KOMMEN.
FÜHLEN, wenn er dieses wack lige Gefüh l Doch all das macht SELBSTNERSTÄNDLI CH
l<EN NEN/LE RNT, für das hohe Wur zeln, auch den Reiz dieser Sport art aus, die JAHR/
STEIUABF ALLENDE W ege, rutsch iges Laub, FÜR/JAHR mehr SPORT/ BEGEISTERTE AUS/ l'
Steine usw. sorgen . Möchte man diese ÜBEN. Keiner von ihnen w ird ZU/HAUSE
1·i Unsicherhe it en aus dem WEG/SCHA FFEN, SITZEN/BLEIBEN oder mit einer Radtour im
sollte man di e eigene FAHRTECHN 11(/ flachen Gelände VORLI EB/NEHM EN, wenn
SCHULEN. LEICHT/VE RSTÄNDLICH un d sich die Gelegenheit bietet, bei ein er neuen
sicher erklären Outdoor - Speziali sten in Tour DABEI/ZU/S EIN.
158
7 .2 Richtig formulieren -
7.2 Richtigforn:.u:.ieren-Gramm~tilc,Zr.i~h~r.setzungundStili slik
-
Grammatilc, Zeichensetzung und Stilistik
Wortarten wiederholen
159
7 \!/ied!rho!ungskurs Gramrr.ati.k,
Rtd •tschreibung,Zei:hensctzung.Stili:rt.ik
langen Ausbildung die Fähigkeit, bis zu tau- derstehli chen Duft werden verschiedene Es-
send verschiedene Geruchsnoten unt erschei- senzen mite inander vermischt.
den zu können. Nur vier Stunden täglich arbei- Eine empfindliche Nase zu besitzen, ist die
ten diese Parfümeure im Labor, dann ist d ie Grundvoraussetzung für einen Duftkomponis-
Aufnahmekapazität einer „Nase" erschöpft. ten. Nicht w rauchen und nicht scharf zu es-
Auf der Suche nach irgendeinem neuen unwi- sen, versteht sich von seibst.
6 .PronomenkönnenalsBegleiteroderStellvert:reter
einesNomens gebrauchtwerden.Sie werden
dekltnienund erfüllen-je nachArt desPronomens- verschiede
neFunktionenimSalz.
a) Übertragt dieTa.belle
in euer Heft und suchtfiirjedePronomenart einBeispielausdem Text
( I>S.159). WenndiePronomeneinBezugsworthaben,schreibtauchdiesesauf Notiertdann,
welcheFunktiondiePronomenim Satz haben.
b) VergleichteureErgebnisse.
Schlagtgegebenenfalls im Grundwissennach(t>S. 344).
160
Unterschiedliche Satzarten
7.2 R:r.h:igformuli~ren -Grammatik,Zeichensetzung:md Stilistik
-
Patrick Süskind
Das Parfum
Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frank- nach Urin, es stanken die Treppenhäuser nach
reich ein Mann, der zu den genialsten und ab- fauligem Holz und nach Rattendreck, die Kü
scheulichsten Gestalten dieser an genialen und chcn nach verdorbenem Kohl und Hammel-
abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche fett; die ungelüfteten Stuben stanken nach 25
gehörte. Er hieß Jean-Baptiste Grenouille, und muffigem Staub, die Schlafzimmer nach fet-
wenn sein Name im Gegensatz zu den Namen tigen Laken, nach feuchten Federbetten und
anderer genialer Scheusale, wie etwa de Sades, nach dem stechend süßen Duft der Nachttöpfe.
Saint-Justs, Fouches, Bonapartes usw., heute in Es stanken die Flüsse, es stanken di.e Plätze, es
Vergessenheit geraten ist, so sicher nicht des- stanken die Kirchen, es stank unter den Brük- 30
halb, wei I Grenouille diesen berühmteren Fins ken und in den Palästen. Der Bauer stank wie
termännern an Selbstüberhebung, Menschen- der Priester, der Handwerksg<:selle wie die
verachtung, Immoralität,kurz an Gottlosigkeit Meistersfrau, es stank der gesamte Adel, ja so-
nachgestanden hätte, sondern weil sich sein gar der König stank, wie ein Raubtier stank er,
Genie und sein einzig<:rEhrgeiz auf ein Gebiet und die Königin wie eine alte Ziege, sommers 35
beschränkten, welches in der Geschichte keine wie winters. Denn der zersetzenden Aktivität
Spuren hinterläßt: auf das flüchtige Reich der der Bakterien war im achtzehnten Jahrhundert
Gerüche. noch keine Grenze gesetzt, und so gab <:skeine
Zu der Zeit, von der wir reden, herrschte in Tätigkeit, keine aufbauende und keine zerstö-
den Städten ein für uns moderne Menschen rende, keine Äußerung des aufkeimenden oder 40
kaum vorstellbarer Gestank. Es stanken die verfallenden Lebens, die nicht von Gestank be-
Straßen nach Mist, es stanken die Hinterhöfe gleitet gewesen wäre. [ID
D Mit diesenBeschreibungen
beginntPatrickSüskindseinenRoman„DasParfum'~
a) FasstdenInhaltdesTextesin einemSatz zusammen.Waserwartetihr vonderweiterenHandlung?
b) Beschreibt
denSatzbauin diesemText.
c) DefiniertfolgendeBegriffe.
Schlagt-falls nötig im Grundwissennach:
unterordnendel<oryunf.tion nebenordnende
l<.oIJ.iunk.tion
d) Untersuchtnun denSatzbaugenauer:
Cl Wo venvendetderAutorvorwiegend Hauptsätze,wo verknüpfterHaupt-undNebensätze?
o WelcheFunktionhabendieSatzreihenunddieSatzgefügein diesemText?
e) Untersuchtdiesprachlichen desTextes.Bestimmtdabeiauch,welcheWirkung
Gestaltu.nqsmittel
dieseauf denLeserhaben.Achtetdabeibesondersaufdie WortwahlunddenSatzbau.
161
- 7 Wic.:f
erblungsl: m~Grammatik, Rechtsc~
,reibung. Zeichen:;t.-1,ung.
rdnendenKonjunktion
eingeleitet.
Ersetztsiedurcheineunterordnende
Ivmjunktion,ohnedenSinn zu verändern.
Beschreibt,wiederSatzbausichdadurchverändert.
D a) BestimmtdieadverbialenBestimmungen
in denfolgendenSätzengenau.
o Trotz der Bemühungen der Bauherren des 19. Jahrhunderts dauerte es noch lange Zeit
bis zur Sanierun g der schlechte n Wohnu ngen.
!J Nach der Errich tung großer Stadtpalä ste dur ften bedürftige Menschen in den noch
feuchten Räumen wohnen.
D Während des Wohnens in den feuchten Räumen zogen sie sich die ,;Trockenwohner "
meist schwere Krankheiten zu.
D Dur ch die Inan spruc hnah me billiger Wohngelegenheiten nahmen sie auch unheilbare
Krankheiten in Kauf.
b) FormtdieSätzezu Satzgefügen um, indem ihrdieadverbialenBestimmungen zu Adverbialsätzen
ausformuliert.AchtetdabeiaufdieKommasetzung, z.B.:
c) Vergleich
t eureLösungenmit denursprünglichenSätzenundbeurteiltdieWirkungderjeweiligen
Sätze.
Formen
des Affribufs ße i"$pi"el
A</jektivalsAttribut zu dengenialstenundabscheu-
lichstenGestalten(Z. 2/3)
Nomenim Genitiv(Genitivattribut)
162
7.7. Richtig for.nulieren -G rammatik, Ze.id1~nset
1
-
VORSICHTI
Patrick Süskind „ Das Parfum"
F:IHLER.
In dem Roman .Das Parfum• beschreibt Patrick
Süskind die Lebensgeschichte des am 17. Juli
17 38 in Paris geborenen fiktiven Frauenmör-
ders Jean-Baptlste Grenouill e.
Grenouilles Leben beginnt auf einem Pariser
Fischmarkt einem der seinerzeit schmutzigs-
t en Orte von Paris auf dem ihn seine als Fisch-
händl erin tätige M utter unbemerkt unter
einem Schlachttisch zur W elt bringt.
Bereits als kleines J<indverfügt Grenouill e über
di e Gabe Düfte jeglicher Art in sich aufzuneh-
men und in seinem Gedächtnis zu speichern.
Er selbst hingegen besitzt keinen eigenen Kör -
pergeruch.
Eines Tages läuft Grenouille fasziniert von ei- Patrick
nem ihm völli g unbekannten atemberauben- Süskind
den Duft den er unbedingt erfassen muss
durch die Straßen von Paris bis er schließlich DasPaifum
den Ursprung des Duftes ein junges Mädch en Die Ge.schidtte
erreicht. In der Absicht diesen einen Geruch ei1tes Mörders
für immer zu bewahre n bringt er das M ädchen
um. Doch er muss verzweifelt feststellen dass
er keine Möglichk eit hat den Duft des M äd-
chen s für immer aufzunehmen denn er ver- nach mit einem überirdischen Duft Ma cht über
flücht igt sich mit ihrem Tod. Er erkennt dass d ie Menschen gewinnen zu können. Doch als
er das Handwe rk eines Parfümeurs erlernen er versucht den Duft von Dingen wie Eisen 35
muss. od er Glas einzufangen versagt die ihm bekann-
Baldin l ein alt er Parfümmeister nimmt Gre- te Technik der Destillation. A ls Grenouille er-
nouill e schließlich in die Lehre. fährt dass er in Grasse einer südfranzösischen
Nachdem Grenouille endlich einen Meist er Stadt noch andere Duftgew innungsverfahren
gefunden hat der ihn mit der Parfümherstel- als das Destillieren erlernen kann reist er in die 4CI
lung vertraut gemacht hat strebt er allein da- Hauptstadt der Duftk reationen.
D In diesemTextfehlendieKommas. DiklierteuchgegenseitigdenTextabschnittsweise
und ergänztdie
f ehlendenKommas.
163
- 7 Wi~derholungskt:.TS
Wolf Raas
G:amma:ik, i!ec.htschreitung,Zeichensetzung, Stilistik
Silentium
f) a) Versucht,Erzählform,Erzählverhalten (Erzählperspektive)
und dieArt und Weise,wie die
Gedanken wiedergegeben werden,zu beschreiben.Informierteuchgegebenenfallsim Grundwissen
überdie„MerkmaledesErzählens"(I>S. 361-363).
b) VergleichtdenvorliegendenRomananfangmitdemAnfang von PatrickSüskindsRoman„Das
Parfum"(1>S.1 61). Benennt dieUnterschiedeinderErzählweisesowieim Satzbau und beschreibt
dieWirkungderbeidenRomana.nfd.nge. DieInf<mnationenauf Seite165 helfeneuchdabei.
164
7.2 Rich:igfont.lÜert-n Gramnatik, Zeicr.en.setY.ung
und Stilistik
o Ein unvollständiger Satz (Ellipse} reduziert die Aussage auf das Wesentliche,
wirkt kurz, prägnant und erzeugt Eindringlichkeit, z.B.:
,;weilJugendimmer Hang zum Risiko. Und Sonntagsmesse-Schwänzen höchste
Risikostufeim Marianum." (WoljHaas:Silentium)
165
7 W:ednhotu:igsku:s Gram=tik. ~htschrdbung. LkheDSetzung.
Stilistik
Nikos Kazantzakis
Die Blinden
0 a) IstdenStreitendenzu helfen?MachtVorschläge
für sinnvolleFortsetzungen desGesprächs und
vergleichteureEntwürfe.
b) DerAutor hatsichgegenein hannonischesEndeentschiedenWie erklärt ihr euchdas?
fJ DieGeschichtevonKazantzakisgehörtzu denParabeln.
a) Sprechtin derKlasseübermöglicheDeutungen desTextes.
b) Veifasstzu der Parabeleine erweitertelnhaltsangabe,inder ihr denTextdeutet.
(I>Informationen zure,weiterienInhaltsangabeauf S. 33 7)
J
l<.ennen.
D derniic.nde:,,[~;.steinegro;:3e
DereNfe sagte: ..Erist eingroßer Sehfall.eh': Si:it,,_le''.
I UnddieanderenfunrenMch ~inefi1auer,einen&rg Md einend(cken,dic.Aen
L Tepp~n- -----~-------------------
D a) Überarbeitet
dieeinzelnenTextausschnitte. Arbeitetda.zumit einerKopie derSchülerarbeiten.
D Prüft,obder Text richlig verstanden wurde,und markiert, woinhaltliche Verbesserungen
nötig
sind.GebtinStichwortenam Rand an,was inhaltlich falschodermissverständlichist.
D ÜberprüftRechtschreibung,Zeichensetzung,GrammatikundAusdruck.
b) Besprech~welcheFehlerschwerpunkte ihrin den'Jextauszügen erkennenkönnt.
D a) ÜberarbeitetdieTextstellen.
ZiehtinZweifelsfall
en dasRechtschreibwörterbuchzu Rate.
b) Vergleich/eureErgebnisse.Welche Fassungensind überzeugend? WelcheVersionmussin Teilen
nocheinmalbearbeitetwerden?
167
rs Gnmmati k, Rechtschreibung,~i cheI?.."l?tzung.
7 Wiederhc-.iungsl:u S:i!istl
VORSICHTI
~urParahfJI
Erweitertelnhalf.sa.ngabe .:Dießlinder(' F3HLER.
_l2_ie.&.abel_'(.o.n_ti1.1f..~f.<-az.rmtz.alll.s..lw.n.deltxo.lJ.ß.mcmJ)..orf,
_ ,n_dem tJ/seinl<örJ.(g
alle1Jnwohner_b/i11d~1nd an..die.sem.Dorf
-XQrbei!ommtwolleo die13/in.den_zum
ersfen_Mal.i'rJ
ihremLebeneil)enE.lefanten
_ _
Fifa/B_e_'-!'OhMr
_ b.e_r_ijhr_en. b.er..iihr_en.
.den..llefantea.._an
fiinf_unfß.rJ~hfed/1:,hen
_ S.te)len arJder_.s_iff!e.r..
_undj~decb..erfcbfet dieGestalt_de..§.
TJere..s. ([/_eine_
S.ie.ger.afen _
dasAns.sehendes ElefantenZ.11kennen.
in derjedec.beha1.1.ptet,
Di.sf..us.sion,
Dießlindenha'ttendieseDiskussionverme{den k.önnen, wenn.sies,ch mehrLe.it
genommenhätten..Sie habenjeder ftir .sichRechtmit ,nrenße.schrei'bungen.,jedoc.h
10 freffen dfe.senwfür bestimmteTeileoderli'gea.schaften desElefantenz.u.z.13.
/:JeidemVergleich: großer Schlauch-Ri.i.s.sel.
0/:Jertragbarist <fieseParabelauf
dasProblemder Wahrheitsfindung,
jede_rn{mmf nursu.JyiMiv,x_o_n
s~ine.JJLS.taodpunlst.au~J/ieJYelf.
.w.Phc@J/erfasst_ _
.dgmitimcne.r.nuu.lnenJ,leiQßnA~scbnitt dß.sGan.z..er1_lrotz.dem_mei0Lt2/tj1;_der _ _
1s - .Wab.rheit
Einz.eil)~, z.ukennen,
.... häußg.a.uJ..seiiJer
Mnd.il.eha.cr.f eiage~hränls.ten __
_ P.fll:spt;_ief.{ve...,_Wenn.die.ß.linde.n
ihrß_Erli.e.Mfoi~e
„z.tw,..111.1J1engesetzf"hiitten
.....
w.ären_
.siez.4 einemeinheitlich.en
Bildde~llefante~ d.h. derWa/lrneitnähergef..ommen.
6 a) Verabredet;wieihrbeiderÜberarbeitung
desvorliegenden
Textesvorgehenwollt.Nutztdabeidie
Tipps zur TextüberarbeitungaufSeite169/1 70.
b) überarbeite/dieerweiterteInhaltsangabeundbeschreibt
ineinemkurzenKommentar,wieihrbei
derÜberarbeitung vorgegangen seid.
EI Stellteureüberarbeiteten
Fassungenvor:Sindsienochverbesserungsfähig
?
168
7.3 Eine erweit erte lnhalt,an gabe üb er,;rl;eitcn
r! xt:e~ rbeite:-
DasVerfassenvon Textenist immer ein Prozess,der in mehreren Phasen abläuft:
Planung,Niederschrift und Überarbeitung. Die Überarbeitun g erfolgt am besten in
mehreren Schritten. Wennma n den Text mit Abstand liest oder ihn Anderen zum
Gegenlesen gibt, zeigt steh meistens,dass eine weitere Überarbeitung nötig ist, um
das angestrebte Schreibziel zu erreichen.
Bei der Überarbeitung sind mehrere Bereiche zu berücksichtigen, in denen Schwä-
chen eines Textes liegen können und Verbesserungen nötig sind.
Inhalt ' 1tJStimmen alle Aussagen des eigenen Textes mit denen der
Vorlageüberein?
o Ist dem Leser oder der Leserinohne besondere Mühe verständ-
lichJworum es in dem Text geht ?
•
Aufbau/ o Ist der Text übersichtlich geglieaert, z.13.nach Einleitung,
Logik Hauptteil, Schluss?
a Sind alle wichtigen Informationen an der richtigen Textstelle
platziert oder wird etwas vorweggenommen oder nachge-
schoben (Gedankensprünge)?
p Sind die einzelnen Teile(Aussagen/lnformationcn) richtig mi.r-
einander verknüpft(Ursache - Folge;Anlass- ErgebnisiTäter-
Opfer) oder gibt esWidersprüche in der Gedankenführung?
o Wird ein wichtiger Gedankezu knapp oder ein unv.richtiger zu
ausführlich dargestellt?
o Ist der Gedankengangschlüssig und für den Leser nachvoll-
ziehbar? . __,, •.
Zitate -o Werden interpretierende Aussagen anh and des Textesbde gt?
D Sind die Zitate sinnvoll gewählt und an der richtigen Stelle
verwendet, d.h.: Passen die Zitate zu der jeweiligen Textaussage?
o Wird das Zitat korrekt angeführt (Anführungszeichen, Zeilen-
angaben, Kenntlichmachenvon Auslassungen)?
---
IJ Kommentiert
als „Experten"
denfolgendenText.
_ f.r..weiterteJ.ohalf cPar.J1ke.1,;P.iiJ
$af1gt;.M...~ „ßlinden"
O.ieP.ar()/)el.J2i'e13,./inden"
\.'.'.On fiihrf.dem_Les.er
l<.al.anh4Ais
Ni/r.o~ a11.ba11d
einer
ßßispielge.sch(chfe me11sch./iche.:sVe.rhalten
uodD.enA~o vorAugen. f..s w(rdge.z.eigt,
l'tirntAre(nenT..eil
r.Jas.s der Welterfa.ssen Mnnenunddaall.rc.h oft z.ufa/5cnen
S.chlu.ssfolger1.1.(lgeo
t.om.men.
lr.l.ählt.wir..d dema.lle{iJJwobner
voaeinem72orf.,.in Als.einXön{gaef
bitnd..sind.
einem[Jefaoten.an. dieseml)orjvorbeiz.ieh.t,
be.tommen_die BJtnden 4l!m er.,sten..lfJal
jünf älfe,Ste.n
ß.ildyon~olcbeinemlt'.ßrZ.tJ.macfien„J)ie
d(e./VJöglicMeif..§!C.h.ein .
_ .lin'!Y:uhner /Je.riihr.en
denf./ejaoten.an.ll.nferschiedlfchen
!Stellenund.ber.icht.endann ..
10 _ _üb~r.d(e G~taitd~s Tieres~.
üm (bren.Zu.hiirem eineon.schauHcbe z.u.YermJtfeln,
Vo.rsfe.lkmg hez.,ehensie.s,ch
f)ei,nrenßeschreiJJungen aufalltägbche.Gegenstände. Sq_er/rJärt sich"-ß. d..er
Yergltlich .desBiis.selsm,te._inem.
..großea.Scn.(auch, l(f}dsen/<.f"
der..siCfJ..hebf
-1Z...ZJ72!f)We.ila/J.~rj§der...efMC.CL.S
ander~sJJb~r®fl E~fanten he.hatJpfe.t,_ger..Qfen..dfe_
1 _P.orfdlte~ten..b..aldine1ne QisAu~Jo.11, in..d~rJ~de.r...seioe
emges..chränUe.Sichtwe,~-
ßir_dj~einzig„rkbtige.hält.
l2ie~..1!J.einu.ng_.sver.s~hiede.aheithätte
ve.r..rniß..den....werden.Mnnen,
wenn..dje_ßf.i.nden_
h.iitte.JJ,
_ .siJ;.h..15.l.tJ.rgemacbf w~. ihr..t;_t,mter.:;c_bie..dik.Mn
A~sa.g_e.nz.u.Sttmde..liOl'OJJJen.
_ _
_ l2...aje..de.rJ111J11eu,ur_iibe.r..
ei'n...iiiu.~ne~
J<.ör.per:t.ei'J. pJJ.~sea.ihre..J:rie.nnt.n1sse.__
~pr:.icbt,
20 ®'r'-'J2hJjesierfiir
_ se.he,nfl.g_r_aicht,Y.~fJfll_meo, ~c.h.mifseil/e.r_~IJRJ."eAfi'(ß.n
l2a.r.~f.il/ung
_
_ _im„Re.'11t1ß.t
.We.on ...s[eihreEd.enatn.[~eulJ/e.r~iI!aaderal.J_.sgdqu..scht..JJnd
.häft@, .wii.rensie..z.q_1n.em..
_ _A0..01/:)i'ni.e.r.t einh§.{f/fr;beo„und.JYir:U.k;h.ßngemesgoe11./Ji
_
_ de§_Clej~nt1;.nge..langtund damitder.W.ahrhe.itn.iihe.r..geko.mmea.
_ Die.ß.li.adhe.it
der..li!J!K.9.h!Jflt
.st~htfi/r„die su/JjeAtive_SicbfweI~e
de..rM.@.sch..~n.12ie
__
2~ __ df)SS_fedeLE.inz.elne_mil~1iJer
Mei§fe111le..deriAen.oic,ht W11.hm~bmJJng
im.me.u,ur___
_
_ einea.Auß_schniff. W.fedenflliflde.n.dit;_e,gfmflKh.ihte.
.Ganzene.rf.a:$.~.
-r.om &.hi'n_-
___
deruag da~je..d..1;r:.n.u.r
A~OM1J,.m~sfß._µ_11~bew.JA~~t~cin, .s_ef{lem..eige.aßa
aq_~
__13.(icfl!Kin!el[.rjahrt!Jlgen.,~ammeltuad..LJrtßile_/dlit])a~
ergi/:J.t
_eineinse{tjg~.
b. t..J.·(l(.~~U.u
- .:s!Jye.n1
r:q-1
,
170
8.1 Die Familie im Spiegel der Literatur -
Novelle und Kurzgeschichte
fean-A ugustt-DominiqueIngres:DieFamilieStamall) (1818)
--
Fami/ieineiru:r Wohnküche(ca.
1930)
StellteucheinFamilienfoto
ausderGegenwart1Jo
r. Wiehatsichdas „Gesicht"
derFamiliein zwei
Jahrhundertengewandelt?
171
8 Erzi.lLkum :gesten und heut~
HeinrichvonKleistwurde1777inFrankfurtan der
Odergeboren Seine Familiegehörtezum .4 de!des
Königreichs Preußen.Wie es der Familientradition
entsprach,tratHeinrichvonKleistdieOffizierslauf
bahn an. Jedochweder beim Militär,von dem er
bald seinen Abschied nahm, nochin der Verwal-
tungfand er einedauerhafteAnstellungundeinzu-
friedenes Leben.
Nachdem es ihm nichtgelang,sichalsDichterund
Journalistzu etablieren,undauch einerneuterVer-
such,eine Anstellung im Staatsdienst zu erhalten,
e,nahmer sich1811das.Leben
scheitert
Die Novelle „Das Erdbebenin Chili" stelltam Bei- tigt, aus den Toren stürzte, und wagte schüch -
spieleinerhistorisch verbürgten1\laturkatastrophe tern, n ach der Tochter Asterons u n d ob die
dieAbgründe menschlichen _Zusammenlebens und Hinri chtu ng an ihr vollzogen worden sei, zu
gesellschaftlicher
Ordnungendar: fragen;doch niemand war, der ihm umständli -
Erzähltwird dieGeschichtederunglücklichen Liebe che Auskun ft gab. Eine Frau, die auf einem fast
zwischen dem HauslehrerJeronimo und seiner zur Erde gedrückten Nacken eine un geheure
Schülerinfosephe,dietrotzdesVerbotsihrerFamilie Last von Gerätscha ften und zwei Kinder , an der
ihreBeziehung zu Jeronimoheimlich fortsetzt. Jo- Brust h än gen d, trug, sagte im Vorbeigehen, als 1,
sephe wirdschwanger und beieinerPronleichnam - ob sie es selbst angesehen hätte: dass sie ent-
prozessionvon einsetzendenWehen überrascht. ha up te t worde n sei. Jeroni m o kehrt e sich um ;
Nach der Geburc des Kindes wird den beiden J.ie- un d da er, wenn er die Zeit berechnet e, selbst an
bendcn derProzessgemacht:fosephewirdzum Tode ihrer Vollendung nicht zweifeln konnte, so
verurteiltund Jeronimoin ein Gefängnisgebrach t. setzte er sich in einem einsamen Walde niede r 15
Doch am Tag der Hinrichtung fosepheswird die un d ü berl ieß sich seinem vollen Schmerz. Er
StadtSt.Jagovoneinementsetzlichen Erdbeben heim- wünsch te, dass die zerstörende Gewalt der Na-
gesuch~das sowohlJosepheals auchJeronimo vor tur von Neu em üb er ih n einbr echen m öcht e.
dem Todrettet Jeronimo- der sichebenim Gefängnis Er be griff nicht , warum er dem Tode,den seine
erhängen wollte-flüchtetausdemzerstönenGefäng - jammervolle Seele so suchte, in jen en Augen - 2,
nisund auchJosephegelingt durchdas Erdbeben die bli cken . da er ih m freiwillig von allen Seiten
Flucht vorder Hinrichtung.Hiersetzldievorliege
nde rettend ersch ien, entflohen sei. Er nahm sich
Textpassage aus derNovelleein: fest vor, nicht zu wanken , w enn auch jet7.t die
Eichen ent wurzelt werden und ihre Wipfel
Er [Jeronimolmischte sich unt er das Volk, das über ihm zusammenstürzen sollten. Darauf
überall, mit Rettung des Eigentums beschäf - nu n, da er sich au sgeweinLha tte, un d ihm , mi t-
172
8.1 Die ?-.milieir.1Spiegl'l,krLit~r~tur - Novelleund Kurzgeschichte
ten unter den heißesten Tränen, die Hoffnung tal hervor. Sie wollte der Äbtissin, welche die
wieder erschienen war, stand er auf und durch- Hände über ihr Haupl zusammenschlug, eben 1s
streifte nach allen Richtungen das Feld. Jeden in die Arme sinken, als diese, mit fast allen ih-
c Berggipfel, auf dem sich die Menschen versam· ren Klosterfrauen, von einem herabfallenden
mdt hatten, besuchte er; auf alkn Wegen, wo Giebel des Hauses auf eine schmähliche Art er-
sich der Strom der Flu<.:htno!.:hbewegte, begeg- schlagen ward. Josephe bebte bei diesem ent-
nete er ihnen; wo nur irgendein weibliches setzlichen Anblicke zurück; sie drückte der so
Gewand im Winde flatterte, da trug ihn sein Äbtissin flüchtig die Augen zu und floh, ganz
zitternder Fuß hin: Doch keines deckte die ge- von Schrecken erfüllt, den teuern Knaben, den
liebte Tochter Asterons. Die Sonne neigte sich ihr der Himmel wiedergeschenkt hatte, dem
und mit ihr seine Hoffnung schon wieder zum Verderben zu entreißen.
Untergange, als er den Rand eines Felsens be- Sie halle noch wenig Schritte getan, als ihr s5
trat und sich ihm die Aussicht in ein weites, auch schon die Leiche des Erzbischofs begeg-
nur von wenig Menschen besuchtes Tal eröff- nete, die man soeben zerschmettert aus dem
nete. Er durchlief, unschlüssig, was er tun soll- Schutt der Kathedrale hervorgezogen hatte.
te, die einzelnen Gruppen derselben und woll- Der Palast des Vizekönigs war versunken, der
te sich schon wieder wenden, als er plöLzlich Gerichtshof, in wekhem ihr das Urteil gespro- 90
an einer Quelle, die die Schlucht bewässerte, chen worden war, stand in Flammen und an
ein junges Weib erblickte, beschäftigt, ein Kind die Stelle, wo sich ihr väterliches Haus befun-
in seinen Fluten zu reinigen. Und das Herz den hatte, war ein See getreten und kochte röt-
hüpfte ihm bei diesem Anblick: Er sprang voll liche Dämpfe aus. fosephe raffte alle ihre Kräfte
Ahndung über die Gesteine herab und rief: 0 zusammen, sich zu halten. Sie schritt, den Jam- 95
Mutter Gottes, du Heilige!, und erkannte Jose- mer von ihrer Brust cnlfernen<l, mutig mit ih-
phen, als sie sich bei dem Geräusche schüch- rer Beute von Straße zu Straße und war schon
tern umsah. Mit welcher Seligkeit umarmten dem Tore nah, als sie auch das Gefängnis, in
sie sich, die Unglücklichen, die ein Wunder des wek·hem Jeronimo geseufzt hatte, in Trüm-
Himmels gerettet hatte! mern sah. Bei diesem Anblicke wankte sie und 100
Josephe war, auf ihrem Gang zum Tode, dem wollte besinnungslos an einer Ecke niedersin-
Richtplatze schon ganz nahe gewesen, als ken; doch in demselben Augenblick jagle sie
durch den krachenden Einsturz der Gebäude der Sturz eines Gebäudes hinter ihr, das die Er-
plötzlich der ganze Hinrichtungszug ausd- schütterungen schon ganz aufgelöst hatten,
nandergesprengt ward. Ihre ersten entsetzens- durch das Entsetzen gestärkt, wieder auf; sie 10s
vollen Schritte trugen sie hierauf dem nächs- küsste das Kind, drückte sich die Tränen aus
' ten Tore zu; doch die Besinnung kehrte ihr bald den Augen und erreichte, nicht mehr auf die
wieder und sie wandte sich, um nach dem Klos- Greuel, die sie umringten, achtend, das Tor. Als
ter zu eilen, wo ihr kleiner, hülfloser Knabe zu- sie sich im Freien sah, schloss sie bald, dass
rückgeblieben war. Sie fand das ganze Kloster nicht jeder, der ein zertrümmertes Gebäude be- 110
schon in Flammen und die Äbtissin, die ihr in wohnt hatte, unter ihm notwendig müsse zer-
jenen Augenblicken, die ihre letzten sein soll- schmettert worden sein.
Len, Sorge für den Säugling angelobt hatte, An dem nächsten Scheidewege stand sie still
schrie eben, vor den Pforten stehend, nach und harrte, ob nicht einer, der ihr, nach dem
Hülfe, um ihn zu retten. Josephe stürzte sich kleinen Philipp, der Liebste auf der Welt war, m
unerschrocken durch den Dampf, der ihr ent- noch erscheinen würde. Sie ging, weil niemand
' gegenqualmte, in das von allen Seiten schon kam und das Gewühl der Menschen anwuchs,
zusammenfallende Gebäude und glei<.:h,als ob weiter, und kehrte sich wieder um und harrte
alle Engel des Himmels sie umschinnten, trat wieder und schlich, viel Tränen vergießend, in
sie mit ihm unbeschädigt wieder aus dem Por- ein dunkles, von Pinien beschattetes Tal, um 120
173
8 Erzälliunst gestern 11,."'ld
heute
130 de Antlitz anweinte, mit Liebkosungen ohne Sie beschlossen, sobald die Erdcrschütterungen
Ende den Mund. Indessen war die schönste aufgehört haben würden, nach La Conception
Nacht herabgestiegen, voll wundermilden zu gehen, wo Josephe eine vertraute Freundin
Duftes, so silberglänzend und still, wie nur ein hatte, sich mit einem kleinen Vorschuss, den
Dichter davon träumen mag. Überall, längs der sie von ihr zu erhalten hoffte, von dort nach 16s
m Talquelle, hatten sich, im Schimmer des Mond- Spanien einzuschiffen, wo Jeronimos mütter-
scheins, Menschen niedergelassen und bereite liche Verwandten wohnten, und daselbst ihr
ten sich sanfte Lager von Moos und Laub, um glückliches Leben zu beschließen. Hierauf, un-
von einem so qualvollen Tage auszuruhen. ter vielen Küssen, schliefen sie ein.
Arbeitetanhanddes'Jextesin zweiListenheraus,welcheBeobachtungen
undErfahrungen
Jeronimo
undJosephejeweilsim VerlaufdesErdbebens machen.
D Überleg~
welchegesellschaftlichen
Regelnbzw.welchestaatlichenGesetze
far dasharteVerhalten
der
Obrigkeitgegenüber
Jeronimo
undJosepheverantwortlichwaren.
Beschreibt
dieWiedersehensszene
zwischenJeronimoundJosepheundbegründet,warumsichdie
beidenzusammenmit ihremSohnPhilippgleichmehrfachin einerAusnahmesituation
befinden.
Untersucht,
wiein demvorliegenden
TextauszugderKontrastzwischenderGewaltdesErdbebens
undderparadiesä.hnlichen
Wiedersehensszene
sprachlich-stilistisch
dargestellt
wird.
D Informierteuchmit HilfeeinesLiteraturlexikons
oder-handbuchs
überdenFortgang
derNovelle
,,DasErdbebenin Chili"vonHeinrichKleistundstellteureErgebnisse
in derKlassevor.
174
8.1 DieFamilieim Spiegelder Lilent·.lt- Novelleund K1meeschichte
Geschichten, die wie Kleists„Erdbebenin Chili" ein ungewöhnliches Ereigniserzählen und zu-
dem einen strengen Aufbauaufweisen,nennt man Novellen.Zu der Frage,was unter einer „Novel-
le"zu verstehen sei,haben sich auch zahlreiche Dichter geäußert.Hier drei Beispiele:
Novellendefinlfionen
Goethe Storm Hey.se
- .,sich ereigneteunerhörteßegebennei'r
ß.igeben.heif. dieeinen Wirf../i'c.b/sßil§JM.
lJ.Jfjhat und
vonetwasNeuemoderAtd)ergewöhnlic hemerzählt.
ÜbenragtdieKernaussagen derjeweiligenNovellendefinition
auf dasGeschehen in KleistsNovelle
,,DasErdbebenin Chili".Beurteilt,welcheAussagedieKleist-Novelle
am treffendstencharakterisiert.
175
8 llnät-Jkunstgestern ur.d heute
In einem Literaturltxikon findet man unter dem Stichpunkt „Novelle" folgende Erklärung:
Die Novelle (von ital. novella = Neuigkeit) gehört 1hre Blüte erlebte die Novelle im 19. Jahrhundert,
zu den epischen l<lein- und r<urzformen im Ge- vorzugsweise in der Romantik und im Realismus. ~5
gensatz zu den Großformen wie Epos und Roman. Meister der Novellenkunst im 19. Jahrhundert
Wie der Name bereits sagt. erzählt die Novelle waren Heinrich von l<leist, Clemens Brentano,
5 zielgerichtet und in straffer Form von einer drama- Achim von Arnim, Ludwig Tieck, Joseph von Ei-
tischen Neuigkeit, die im Gegensatz zu einem chendorff. E.T. A. Hoffmann, Adalbert Stifter,
Märchen einen deutlichen Wirklichkeitsbezug hat. Gottfried l<eller, Theodor Storm, Conrad Ferdi- 40
Das heißt, es wird von einer tatsächlichen oder ei- nand Meyer und Wilhelm Raabe.
ner möglichen Begebenheit erzählt. rm Mittel- Im 20. Jahrhundert wurde die Novelle als eigen-
punkt der Handlung steht meist ein l<onflikt, an ständige l<unstform nur noch vereinzelt gepflegt,
dem sich gegensätzliche Positionen entzünden, so z. 8. von Werner Bergengruen, Adalbert Wie-
z.B. zwischen Neuartigem und Bestehendem, Au- chert oder Gertrud von Le Fort. Stetig wurde sie 45
ßergewöhnlichem und Gewohntem etc. Um die von anderen Kleinformen wie der Parabeloder der
Handlung im Hinblick auf die angestrebte l<on- Kurzgeschichte verdrängt. Nur wenige bedeu-
15 fliktlösung voranzutreiben, gehorcht die Novelle tende Autoren bekannten sich bereits im Titel
ganz eigenen formalen Gesetzen. Dazu gehört die (Arthur Schnitzler: Traumnovelle; Stefan Zweig:
Zuspitzung des Erzählten auf einen Höhe- und Schachnovelle) oder zumindest im Untertitel (Tho- so
Wendepunkt hin (ein dem Drama verwandter mas Mann: Tonic r<röger; Günter Grass: l<atz und
Aufbau) und die Strukturierung durch erzähleri- Maus; Christoph Hein: Drachenblut) zu dieser Er-
20 sche Vorausdeutungen, die Leitmotivtechnik oder zählform.
die Verwendung von Dingsymbolen, d. h. stets Zahlreiche Autoren haben sich theoretisch zu die-
wiederkehrende, die Handlung bestimmende Mo- ser Erzählgattung geäußert. Berühmt geworden ist 55
tive wie die „Buche" in der Novelle „Die Judenbu- Goethes Definition, nach der die Novelle durch
che·· von Annette von Droste-Hülshoff. .,eine sich ereignete unerhörte Begebenheit" ge-
25 Sehr beliebt bei der Novelle ist auch die Rahmen- kennzeichnet sei. Von dem Novellendichter Paul
erzählung. in die das erzählte Geschehen einge- Heyse stammt die so genannte Falkentheorie. In
bettet und wie von einem Rahmen umschlossen Anlehnung an Boccaccios „Falkennovelle", in der 60
wird. In der Rahmenerzählung kann der Erzähler ein Falke Symbol und Leitmotiv einer Liebesbezie-
eine fiktive Erzählsituation entwerfen, den Leser hung ist, muss nach Heyse immer die Fragegestellt
30 direkt ansprechen oder das Erzählte bewerten. werden, ,,wo denn der Falke sei, das Spezifische,
Mit solch kunstvoller Komposition und ihrer ge- das diese Geschichte vor tausend anderen aus-
schlossenen Form steht die Novelle dem Drama zeichnet" . 65
a) LestdenLexikonartikelaufmerksamdurch.Arbeitetheraus,nachwelchenSachbereichen
der
Artikelgegliedert
ist,undformulierttreffende
Hauptgliederungspunkte
(Überschriften).
b) NotiertzujedemHauptgliederungspunkt wichtigeUnterpunkte.
D BildetArbeitsgruppen
undbeschäftigt
euchmitderNovellenkunst
inderdeutschenLiteraturin
verschiedenenZeiten(Romantik,Realismus,20.Jahrhundert).Orientierteuchdabeian denVorgaben
desLexikonartikels.
ErarbeitetmitHilfevonLiteraturlexika
und-handhüchern odermitHilfedes
InternetsKurzreferate,
Cl in denenihreinenAutorundeineseinerNovellenvorstellt
oder
Cl in denenihrMaterialien
zur NovelleundzurNovellentheorie(z.B.Autorenporträts,Textauszüge
ausNovellenundTexte,diesichmitNovellenbeschäftigen)präsentier/.
176
8.1 Die Fcmilil!-irrSpkgel de~l.i1n~1ur-Novelleur,d Kungesc:,ichte
Theodor Storm
Hans und Heinz Kirch
TheodorStorm (J817-1888) zählt zu den bedeu- seitige Ufer des Sundes 1 bildet, rotbraune Dä-
tendstendeutschenErzählernund Lyrikerndes 19. cherunddie Spitze eines Turmes auf und wenn
Jahrhunderts.VonBerufRechtsanwal~wandte er die Abenddämmerung das Bild verlöscht hat,
sichschonsehrfrüh derLiteraturzu und veröffent· entzünden dort zwei Leuchttürme ihr Feuer
lichtezunächstGedichte,spätervor allemErzäh- und werfen über die dunkle See einen Schim- 1s
177
8 Erählkunst gesten unc.he·.1te
PropsL•den einen oder andern von den Knaben heim hinter ihrem Ofen saßen, befuhr er mit
frug:,,MeinJunge, waswi 11stdu werden'?",dann seiner Jacht die Ostsee und nicht nur Fracht- 95
ric.:hteteder sich stolz von seiner Bank empor, güter für andre, bald auch für eigne Rechnung
der mit der Antwon „Schiffer'' her.auskommen brachte er die Erzeugnisse der Umgegend, Korn
ss durfte. Sc.:hiffsjunge,Kapitän auf einem Fami- und Mehl, nach den größeren und kleineren
lien-, auf einem eignen Schiffe, dann mit etwa Küsten plätzen; erst wenn bereits außen vor der
vierzig Jahren Reeders und bald Senator in der Bucht das Wasser fest zu werden drohte, band 100
Vaterstadt, so lautete der Stufengang der bür- auch er sein Schiff an den Pfahl und saß
gerlichen Ehren. beim Sonntagsgottesdienste droben im Schif-
60 Auf dem Chor 6 der von einem Landesherzog ferstuhl unter den Honoratioren seiner Vater-
im dreizehnten Jahrhundert erbauten Kirche sLadt. Aber lang vor Frühlingsanfang war er
befand sich der geräumige Schifferstuhl, für wieder auf seinem Schiffe; an allen Ostseeplät- 105
den Abendgottesdienst mit stattlichen Metall- zen kannte man den kleinen hageren Mann in
leuchten an den Wänden prangend, durch das der blauen schlotternden Schifferjacke, mit
6s an der Decke schwebende Modell eines Bark- dem gekrümmten Rücken und dem vornüber-
schiffes1 in vollem Takelwerke 8 kenntlich. Auf hängenden dunkelhaarigen Kopfe: überall
diesen Raum hatte jeder Bürger ein Recht, wel- wurde er aufgehalten und angeredet, aber er 110
cher das Steuermannsexamen gemacht hatte gab nur kurze Antworten, er hatte keine Zeit;
und ein eignes Schiff besaß; aber auch die schon in einem Tritte, als ob er an der Fallreepstrep-
10 in die Kaufmannschaft übergetretenen, die pe9hinauflaufe, sah man ihn eilfertig durch die
ersten Reeder der Stadt, hielten, während un- Gassen wandern. Und diese Rastlosigkeit trug
ten in der Kirche ihre Frauen saßen, hier oben ihre Früchte; bald wurde zu dem aus der väter- m
unter den andern Kapitänen ihren Gottes- liehen Erbschaft übernommenen Hause ein
dienst; denn sie waren noch immer und vor Stück Wiesenland erworben, genügend für die
1s allem meerhefahrene Leute und das kleine Sommer- und Winterfütterung zweier Kühe;
schwebende Barkschiff war hier ihre Haus- denn während das Schiff zu Wasser, sollten die-
marke. se zu Lande die Wirtschaft vorwärtsbringen. 120
Es ist begreiflich, dass auch manchen jungen Eine Frau hatte Kirch sich im Stillen vor ein
Ylatrosen oder Steuermann aus dem kleinen paar Jahren schon genommen; zu der Höke-
80 Bürgerstande beim Eintritt in die Kirche statt rei10,welche diese bisher betrieben, kam nun
der Andacht ein ehrgeiziges Verlangen anfiel, noch eine Milchwirtschaft; auch ein paar
sich auch einmal den Platz dort oben zu erwer- Schweine konnten jetzt gemästet werden, um m
ben, wid dass er trotz der eindringlichen Pre- das Schiff auf seinen Handelsfahrten zu verpro
digt dann statl mit gottseligen Gedanken mit viantieren; und da die Frau, welche er im Wi
85 erregten weltlichen Entschlüssen in sein Quar- derspruch mit seinem sonstigen Tun aus einem
tier oder auf sein Schiff zurückkehrte. armen Schulmeisterhause heimgeführt hatte,
Zu diesen strebsamen Leuten gehörte Hans nur seinen Willen kannte und überdies aus uo
Adam Kirch. Mit unermüdlichem Tun und Furcht vor dem bekannten Jähzorn ihres Man-
Sparen hatte er !:>khvom Setzschiffer zum nes sich das Brot am Munde sparte, so pflegte
90 Schiffseigentümer hinaufgearbeitet; freilich dieser bei jeder Heimkehr auch zu Hause einen
war es nur eine kleine Jacht, zu der seine Miuel hübschen Haufen Kleingeld vorzufinden.
gereicht hatten, aber rastlos und in den Winter In dieser Ehe wurde nach ein paar Jahren ein m
hinein, wenn schon alle andern Schiffer da- Knabe geboren und mit derselben Sparsamkeit
178
8.1 Die Familie im Spie~] der Literatur · Novelle und Ki.:ngesch:.:hte
179
8 Erzähllcunst
gesternunc:.he·.1te
und vor seinen Augen das Kind in die Tiefe nicht wieder!" Krampfhaft presste er den Kna-
schleudern konnte. Er wollte rufen; aber noch ben an sich; aber schon beganridieüberstande- 240
210 zwischen den Zähnen erstickte er den Ruf; Kin- ·ne Angst, dem Zorne gegen ihren Urheber Platz
der, wie Nachtwandler, muss man ja gewähren zu machen. ,.Das tust du mir nicht wieder!"
lassen; dann wieder wollte er das Boot ausset- Noch einmal sagte er es; aber ein dumpfes Gral-
zen und nach dem Bugdes Schiffes rudern; aber len klang jelzl in seiner Stimme; seine Hand
auch das verwarf er. Da kam von dem Knaben hob sieh, als wolle er sie auf den Knaben fallen 245
215 selbst die Entscheidung; das Singen hatte er lassen, der erstaunt und furchtsam zu ihm auf-
satt, er wollte jetzt zu seinem Vater und dem blickte.
seine T;:i.uezeigen. Behutsam, entlang dem un- Es sollte für diesmal nicht dahin kommen; der
teren R;:i.ndedes Segels, das nach wie vor Zorn des Kapitäns sprang auf den Schiffsjun-
sich ihm zur Seite blähte, nahm er seinen gen über, der eben in seiner lässigen Weise an 250
220 Rückweg; eine Möwe schrie hoch oben in der ihnen vorüberschieben wollte; aber mit ent-
Luft, er sah empor und kletterte dann ruhig setzten Augen musste der kleine Heinz es anse-
weiter. Mit stockendem Atem stand Hans hen, wie sein Freund Jürgen, er wusste nicht
Kirch noch immer neben der Kajüte; seine Au- weshalb, von seinem Vater auf das Grausamste
gen folgten jeder Bewegung seines Kindes, als gezüchtigt wurde. 255
n; ob er es mit seinen Blicken halten müsse. - Als im nächsten Frühjahr Hans F"...irchseinen
Da plötzlich, bei einer kaum merklichen Wen- Heinz wieder einmal mit aufs Schiff nehmen
d ung des Schiffes, fuhr er mit dem Kopfherum: wollte, hatte dieser sich versteckt und musste,
.,Backbord!", schrie er nach der Steuerseite; als er endlich aufgefunden wurde, mit Gewalt
„Backbord!",als ob es ihm die Brust sprengen an Bord gebracht werden; auch saß er diesmal 260
230 sollte. Und der Mann am Steuer folgte mit nicht mehr singend unterm Klüversegel 1$; er
leisem Druck der Hand und die eingesun- fürchtete seinen Vater und trotzte ihm doch
kene Leinewand des Segels füllte sich aufs zugleich. Die Zärtlichkeit des Letzteren kam
Neue. gleicher Weise immer seltener zu Tage,je mehr
Im selben Augenblicke war der Knabe fröhlich der eigne Wille in dem Knaben vruchs; glaubte 265
235 aufs Verdeck gesprungen; nun lief er mit ausge- er doch selber, nur den Erben seiner aufstre-
breiteten Armen auf den Vater zu. Die Zähne benden Pläne in dem Sohn zu lieben.
des gefahrgewohnten Mannes schlugen noch
aneinander: ,,Heinz, Heinz, das tust du mir 15 Klüversegel: Vorse.ge.l,da, a:n Bugsprietbefestigt ist
FasstdenInhaltdesTextausschnitts
miteigenenWortenzusammen.
fJ Im vorliegenden
Textausschnitt
wirdfolgendeSzenebesonders
ausführlich
beschrieben:
DerVaterkommtausseinerKajüteund entdeck~dassseinSohnsingendaufdemBugsprietsitzt.
a) Versetzteuchwechselweise in dieSituationdesVaters,HansKirch,bzw.desSohnes,HeinzKirch,
undberichtetausderjeweiligenPerspektive vonihrenEmpfindungen.
b) Beschreibt
dieReaktiondesVatersaufdieGefahrensituation undüberlegt,welcheKonsequenzen
dieslangfristigfardas VerhältniszwischenVaterundSohnhabenkönnte.
II a) InfonnierteuchmitH;/feeinesLiteraturlexikons
odereines-handbuchs überdenweiterenFongang
derNovelle„HansundHeinzKirch"vonTheodorStonn undtragteureErgebnisse in derKlassevor.
Gehtdabeibesonders aufdieGestaltungdesVater-Sohn-Konflikts
ein.
b) DiskutiertimAnschlussan dieKurzvorträge,welchenEinblickdieNovellein dasFamilienlebendes
19.Jahrhundertsgibt.
180
3.1 Die Famil:eim 5piegdC:erliteranrr--Novelleund Kurzgeschichte
r Die Novelle -
Die Novelle(von ital. novella=Neuigkeit)gehört zu den Kleinformen des Erzählensim
Gegensatzzum Roman.Die Novelle,die im 19.Jhdt. ihre Blütezeit hatte, ist eine relativ
kurze, in straffer Form erzählte,dramatische Begebenheit,die im Gegensatzzum Mär-
chen einen deutlichen Wirklichkeilsbezugaufweist.
Novellen haben meist folgende Merkmale:
o Sie erzählen von einer tatsächlichen oder möglichen Einzelbegebenheit (im
Gegensatzzum Märchen). 1
o Im Zentrum der Handlung steht ein Konflikt.
D Sie weisen eine strenge Bauformauf, die dem Drama verwandt ist: knappe
Exposition, zeitraffende,zielgerichteteHinführung zum Höhe-bzw.Wendepunkt,
Verzögerung,Lösung/Katastrophe.
o Oft wird ein Gegenstand zum Bedeutungsträger(Dingsymbol,Leitmotiv).
o Sie haben eine geschlossene Form(im Gegensatzzur offenen Form der 1
Kurzgeschichte).
J
n•
Kurzgeschichteist eine Lehnübersetzung des eng- 1920 im Zusammenhang mit dem steigenden Zeitungs-
lischen Begriffs .short story". In der angloamerika- und Magazinkonsum. Da hier das Lesevergnügen für 15
nischen Literatur verstand man darunter zunächst die den eiligen Leser gefragt war, war die Kurzgeschichte
Gattung der Novelle. Der amerikanische Schriftsteller mit ihrem geringen Umfang die ideale Literatur für den
Edgar Allan Poe (1809-1849) entwickelte die Gattung Zeitschriftenmarkt. Ihre Blüte erlebte die deutsche
der „short story· weiter und schuf eine neue Form des Kurzgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele
Erzählens, in der eine einzelne Episode mit wenigen junge Autoren begeistert die amerikanische Literatur 20
Personen oder auch nur einer handelnden Person in (Hemingway, Faulkner) rezipierten. Die Themen der
knapper Form erzählt wird. Der Schluss kommt oft un- Kurzgeschichten waren bis in die 1970er Jahre geprägt
10 erwartet, auch gibt es keine Rahmenhandlung. durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Gegenüber dem angloameri kan ischen Begriff der •short Ihre bekanntesten Vertreter sind Wolfgang Borchert,
story" ist der Begriff der Kurzgeschichte enger gefasst. Heinrich Böll, Wolfdietrich Schnurre, Marie Luise 25
In Deutschland entwickelte sich die Kurzgeschichte um Kaschnitz, Günter Eich sowie llse Aichinger.
LestdenTextaufmerksamdurchundarbeitetdieKernaussagen
desArtikelsheraus.
Stelltdie wesentlichen
MerkmaleeinerNovelleundeinerKurzgeschichtegegenüber.
Greiftdabeiauch
(t>S. 183)zurück.
aufdieMerkkästenzur Novelleund zur Kurzgeschichte
181
8 Enä :, fö:nst gestern und heute
ThomasHürlimann wurde 1950 in Zug in der Wir lausch ten seinem Gelalle, wir sahen ihn
Schweizgeboren.Nar:hdem Besuchdes Gymnasi- saufen . Der Verehrer unse rer Mutter war nicht
ums studierte er Philosophiean der Universitäl halb so gefährlich , wie wir befürchtet hatten -
Zürichund an derFreienUniversitätBerlin.Dieses er konnte nur ihr Mitleid, nicht ihre Liebe ent -
Studium bracher 1974 ab, um alsfreier Schrift- facht haben. Am Tisch schlief Trepp ein, der
steller zu leben. Diesen Schritt nannte er den Vater setzte sich lach end ans Klavier und wie
„glücklichst
en Tag in meinemLeben".Sein Werk froh, wie erleichtert stim mten wir an diese m
umfasst Erzählungen, Romane, Kurzgeschichten Abe nd un sere Familien hymne anl Nejn, für ,s
und Theaterstücke und wurde mit zahlreichen Trep p, den Tropenhengst, 'wiirde Mutter das
Preisenausgezeichnet. Famlienglück nich t zerstö ren, nie und nim-
mer .
Es begann mit Blumen. Über Nacht schoss en Er tal ihr leid, sie liebte seine Blumen und die
sie aus allen Vasen her vor, Rosen, Orchideen, Kirsch-Pralin ees, die er schicken ließ, schlürft e
Osterglocken, und eines Abends, als wir von sie andäc htig aus. Schon bald hat ten wir uns an
der Schule nach IIause kam en, hing der Bro- die Treppli e bc der Mutte r gewöhn t. Eines Ta-
dem 1einer Zigarre im Hau s, fremd, doch wür- ges aber - Trcpp war eben davongeto rkelt -
zig, kein Zweifel, Mutter halle &such gehab t, legte mein e Schwester die Serviette in den Tel-
Herrenbesuch. Sie lächelte und sie schwieg. Sie ler, spitz te ihr Münd chen und me inte qu erü ber
trug , wenn sie das Haus verlie ß, ihr e breit en den Tisch hin, sie beginne sich all mä hlich zu
Hüte, besuchte hä ufig den Coiffeur.2 und frag- fragen, womi t der arm e Trepp die te uren Bou-
ten wir, ob sie verliebt sei, rief sie lachend: qu ets bezahle. Die Mutter wur de rot Wie eine
,,Aber, Kinder, ich bin doch eure Mutter !" Erdbeere so rot. Stille trat ein un d sekunde n-
Eines Abends saß er am Stuben tisch. Er soff den lang schwe bte über dem Sonntagsbraten ein e o
Schn aps aus dem Wasserglas und das Essen, Wolke voll er Leidenschaft und Katastrophe.
<lasMutter ihm zu Ehren gekocht hatt e, ließ er ,.Er stiehlt sie vom Friedhof", sagte schließlich
steh en. Meine Schwe ster und ich zwin ker ten die Mutter. Der Vater aß weite r, die Gefahr war
dem Vater zu. Der hob fröhlich das Wein glas. gebannt, Trepp kam nicht wieder und wir alle,
»Prost", rief er und verschämt senkte die Mutter auch der Vater, mus sten feststell en, dass wir
ihren Blick auf den Teller. Trepp war ein abge- den fremdlän dischen Zigarrenrauc h und die
spru ngener Tcsuit. Fieberschübe und Schn äpse Schnapsred en vermisst en. Die Mutt er velor ihr
hat ten ihn au sgeglüh t, seine Finger zitterten, Lächeln, ihr fehlten <lie Blumen. Sie saß im
seine Augen glänzten, Er habe, erzählte Trepp, Leh nstuhl, auf ihrem Schoß lag ein Buch, die
sein Leben in den Tropen verbra cht auf fern en, Augen jedoch, die gern gewein t hä tten, blic k-
verseuchten Plät1.cn, erst vor Kurzem war er in ten ins Leere.
Zut gestrandet. in ein em Pflegeheim für Kleri- Die Jahre vergingen. Ich trieb mich heru m.
ker' , wo er, so Trcpp, unter lauter gläub igen Mein Studi u m sche itert e. Eines Abends kehr te
Greisen der einiigc Atheist 5 sei. Trepp, das ich in meine Heimatst adt zurü ck, müd e und
Wrack. kap utt, ohn e Geld. Ich setzte mich an eine Bar.
Neben mir saß ein Herr, wir kamen ins Ge-
l Brodem : gehobenfür Qualm. D;.mpf,Du nSt spräch und plötzlich sagte er: Jh re Mu tter war
2 Coiffeur: frz.bes. schweiz.für Friseur die große Liebe meines Lebens."
3 Zug: Ort in derSchwt:iz:
4 Kleriker: Priester Dieser Herr konnte jene r Trepp n ichl sein ,
5 Atheist: Gottesleu gner denn Trepp war tot schon seit Jahren, tot un d
182
8.1 :::lieFamilieim Spi~gel<'~rl .ilfratur -Novelle und Kurzgesc:1ichte
begraben. Eine Sekunde stutzte ich. Dann war und so habe er seine besten Jahre auf fernen,
mir alles klar. Unsere Mutter hatte gewusst, fiebervcrseuchten Plätzen vergeudet. Mich ss
dass sie ihre Verliebtheit vor der Familie nicht fröstelte ein wenig. Wahrhaftig, Henrys Finger
verbergen konnte, also hatte sie Trepp ins Haus zitterten, seine Augen glänzten. Noch ein paar
15 gelockt und wir alle, auch der Vater,waren nur Fieberschübe,noch ein paar Drinks und Henry,
allzu gern bereit gewesen, Mutters Verzaube- der wahre Liebhaber,sah aus wie Trcpp, der ihn
rung mit dem harmlosen Trepp in Verbindung seinerzeit getarnt hatte. 90
zu bringen! Spät in der Nacht standen wir am See. Wellen
„Wiees Ihre Mutter geschafft hat, unsere Liebe beleckten die Ufersteine und aus den Lampen
llO geheim zu halten", sagte jetzt Henry, ,,ist mir fielen silberne Regenpfeile. Henry schlug den
heute noch ein Rätsel.Ihm sei dies nicht gelun- Mantelkragen hoch. Dann ging er wortlos da-
gen. Seine Frau habe sich scheiden lassen. Er, von. 95
Henry, sei dann ausgestiegen und abgehauen
0 BeschreibtdieFamilienkonstellation
in derKurzgeschichte
„DerLiebhaberderMutter".
Untersuche
anhänddes'Jextes,wie TreppvondeneinzelnenFamilienmitgliedern
beurteiltwird und
welcheFunktiondieseFigur in der vorliegenden
Geschichte
hat.
Hrläutert,welcheüberraschende
WendedieGeschichte
nimmt,und beurteiltdieReaktiondes
Ich-ErzählersaufdieGeständnisse
deswahrenLiebhabers.
,4ndertsichdasBilddesIch-Erzählers
vonseinerMutterdurchdasGeständnis?
Überlegt,wiederIch-Erzählermit seinemWissenüberdenLiebhaberseinerMutterseinerSchwester
r
oderseinenElternbegegnenkönnte.
Die Kurzgeschichte -
Die Kurzgeschichte ist eine knappe, moderne Erzählung, die sich ab Mitte des
20. fhdt. als Erzählform durchsetzt. Sie zeigt eine Momentaufnahme, einen krisen-
haften Ausschnitt oder eine wie htige Epi:mdeaus dem Alltagsleben einer oder
mehrerer Personen.
Kurzgeschichten haben ~eist folgende Merkmale:
o geringer Umfang
liJ Ausschnitt aus einem alltäglichen Geschehen, der für die dargestellten Figuren
von besonderer Bedeutung ist
o unmittelbarer Einstieg in das Geschehen, das schlagartig eine Situation aufreißt
o zielstrebiger Handlungsverlauf hin zu einem Höhe-oder Wendepunkt
o offener Schluss, der viele Deutungsmöglichkeiten zulässt
o meist Alltagssprache mit einfachem Satzbau und umgangssprachlichen Ele-
menten in der direkten Rede(passt zur alltäglichen Thematik der Kurzgeschichte)
Die Kurzgeschichtegehört wie die Novelle, die Fabel,das Märchen oder die Anekdote
zu den epischen Kleinformen des Erzählens im Gegensatz zum Roman. Der Begriff
,,Kurzgeschichte"ist eine Lehnübersetzung des englischen Begriffs„short story".
•
183
8 ~r1.ählkuost
gesternl:.lldhe·.1
tc
Julia Franck
Streuselschnecke
Julia Franckwurde1970in Ost-Berlingeborenund kannt e ich ihn kaum , was sollt e ich da schon
übersiedelte 1978mit ihrerMutter nachWest-Ber- verlan gen? Auß erdem kon nte ich für mi ch
lin, dann nachSchleswig-Holstein. 1983 zog sie - selbst sorgen, ich ging zur Schule und putzen
mit Zustimmung der Muner - nach West-Berlin, und arbeitete als Kindermädchen. Bald wür de
wosie in Wohngemeinschajien lebte.Sieselbst sagt: ich alt genug sein, um als Kellnerin zu arbeit en,
,,F.swar ein etwasverschlungener Weg, mit vorü- und vielleicht würde ja auch noch eine s Tages
bergehendem Schulabbruch,der mich 1991 das etwas Richtiges aus mir.
beste Abitur meines Jahrgangsmachen ließ." Es Zwei Jahre spät er, der Mann und ich waren un s
folgte ein Studium der Altamerikanistik und der immer noch etwas fremd, sagte er mir, er sei
NeuerendeutschenLiteraturan der FreienUniver- kran k. Er starb einfahr lang , ich besuchte ihn
sitäl Berlin.Juliaf'ranck lebtund arbeitetin Berlin. im Krankenhau s und fragte, was er sich wü n-
sche. Er sagte mir, er hab e Angst vor dem Tod
Der Anruf kam, als ich vierzehn wa r. Ich und wolle es so schnell \vie möglich hinter sich
wohnte seit einem Jahr nicht mehr bei meiner bring en. Er fragte mich, ob ich ihm Morphium
Mutter und meinen Schwestern, sond ern bei besorgen könn e. Ich dachte nach, ich hatte ei-
Freunden in Berlin. Eine fremde Stimme mel- nige Freunde, die Drogen nahmen, aber keinen,
dete sich, der Mann nannt e seinen Namen, der sich mit Morphi um auskannt e. Auch war
sagte mir, er lebe in Berlin, und fragte, ob ich ich mir nicht sicher, ob die im .Krankenhaus
ihn kennen lernen wolle. Ich zögerte, lch war herausfinden wollten und würden, woher es
mirnicht sicher. Zwar hatte ich schon viel über kam. Ich vergaß seine Bitte.
solche Treffen gehört und mir oft vorgesteJ lt, Manch mal brach te ich ih m Blumen . Er fragt e
wie so etwas wäre, aber als es so weit war, emp- nach dem Morphium und ich fragte ihn, ob er
fand ich eher Unbehagen. sich Kuchen wünsche, schlie ßlich wusst e ich,
Wir verabredeten uns . Er tru g feans, Jacke und wie gerne er Torte aß. Er sagte, die einfachen
Hose. Ich hatte mich geschmink t Er führte Dinge seien ihm jetzt die liebst en- er wolle nur
mich ins Cafe Richter am Hindemithplatz un d Streu selschnecken, nichts sonst. Ich ging nac h
wir gingen ins Kino, ein Film von Rohmer. Un- Hause und buk Streuselschnecken, zwei Bleche
sympathisch war er nicht, eher schüchtern. Er voll. Sie war en noch war m, als ich sie ins Kran-
nah m mich mit ins Restaurant und ste Utemich kenhaus brachte. Er sagte, er hä tte gerne mit
seinen Freu nden vor. Ein feines, ironi sches Lä- mir gelebt, es zumindest gern versu cht , er hab e
cheln zog er zwischen sich und die and eren immer gedacht , dafür sei noch Zeit, eine s Tages
Mensche n. Ich ahnt e, was das Lächeln verriet. - aber jetzt sei es zu spät.
Einige Male durfte ich ihn bei seiner Arbeit be- Kurz nach meinem siebzehnt en Geburtstag war
suchen. Er schrieb Drehbü cher und führt e Re- er tol. Meine kleine Schwester kam nac h Berlin,
gie bei Filmen. Ich fragte mich, ob er mir Geld wir gingen gemeinsam zur Beerdigung. Meine
geben würde, wen n wir uns treffen, aber er gab Mutt er kam nicht. Ich nehm e an, sie war mit
mir kein s und ich trau te mich nicht, danach zu Ander em beschäftigt, auß erdem hatte sie m ei-
fragen. Schlimm war das nicht, schließlich nen Vater zu wenig gekannt und nicht geliebt
Untersuch~
welcheKennzeichen
einerKurzgeschichtedervorliegende Text aufweist.
184
8.2 Fam:lienhnde-Sachtexte anal·;sier~n und auswerten
8.2 Familienbande-
Sachtexte analysieren und auswerten
Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in vielen europäischen Staaten sowie
in Nordamerika zu einer deutlichen Aufwertung der Familie. Vor allem die Mittelschicht legte nun
großen Wert auf eine klare Trennung von öffentlicher und privater Sphäre. Wendungen wie „home,
sweet home• oder „Trautes Heim, Glück allein!" drückten diese neue Wertschätzung des Famili-
ären aus. Dem Zuhause wurden dabei Tugenden, der Außenwelt die ernsten, ja zum Teil bedroh-
lichen Seiten des Lebens zugeschrieben. Dies drückt auch die folgende Gegenüberstellung aus:
Privatsphäre öffentlicheSphäre
Zuhause Außenwelt
Familie nicht familiäre Beziehungen
persönliche Nähe und Vertrautheit unpersönliche, anonyme Beziehungen
Nähe Distanz
Liebe und legitimierte Sexualität illegitime Sexualität
Gefühl und Irrationalität Rationalität und Effizienz
Moral Unmoral
Wärme, Licht. Sanftmut Spannung und Dissonanz
Harmonie und Ganzheit Disharmonie und Spaltung
natürliches, ehrliches Leben gekünsteltes, unaufrichtiges Leben
185
• 8 E.rzählkunst gestcnund '.,eule
Marline Scgalen
Die Vielfalt der westlichen Familien
Der lateinische Begriff „fomilia" (von ,Jamu- und angeheiratete Verwandte bezeichnet, wird s
lus« = Haussklave) bedeutet nicht die heutig e die Vorstellung von einem gemeinsamen
Familie (Ehepaar und dessen Kinder),sondern Wohnsitz ausgeschlossen. Sie kann jedoch
den Besitz eines Mannes (des „pater familias"), wieder auftauchen, wenn die Vorstellung ver-
seinen gesamten Hausstand: Ehefrau, Kinder, schiedener Generationen in den Begriff „Fami-
Sklaven sowie das Vieh. Der Begriff „familia'' lie" mitein bezogen wird, sodass er die Kinder
bezeichnete also kein Verwandtschafts-, son- im Verhältnis zu den Eltern meint, wie etwa in
dern ein I Ierr~chaftsverhältnis. dem administrativen1 Terminus technicusJ
Bis zur Entlehnung des lateinischen Begriffes der „kinderreichen Familie".
„familia"im 16. Jahrh undert wurde der Begriff
Familie, family und famille
,,Familie" durch die Formel ,:Weibund Kind"
(aus der Sicht des Mannes) oder durch das Wort Wenn ein und derselbe Begriff schon innerh alb
,,Haus" abgedeckt. In diesem Stadium impli- einer Sprache in unterschiedlichem Sinn ge- s
zierte „Familie" die doppelte Vorstellung von braucht werden kann, versleht es sich von
Verwandtschaft und gemeinsamer Wohnung . selbst, dass man seine Entsprechungen in an-
Auch heute noch ist "Familie" mehrdeutig be- deren europäischen Sprachen mit Vorsicht be-
setzt und deckt eine ganze Bandbreite von In- trachten muss. So bedeutet Jam ily" für Nord-
halten ab. die je nach Gespr.ächskontext un d ameri.kaner das Elternpaar und seine Kinder,
Land variieren. Die allgemeine Verbreitung dashe il~t.dasWortwirdindernzuletz t genann -
dieses Begriffs, der weit häufiger gebraucht ten Sinn gebraucht. Ein Amerikaner, der Fotos
wjrd als etwa ,:Verwandtschaft", erklärt sich von seinen Kin dem zeigt, sagt "my family'',und
eben aus dieser Flexibilität, die es ermöglicht, sobald diese nicht mehr bei den Eltern woh-
seinen semantischen Inhalt zu erweitern. Bei nen, sagLer „my family is gone" ("meine Kinder
einer Umfrage zum Thema „Krise der Institu - sind aus dem Haus"). Das französische Wort
tion Familie"antwortete ein Befragter: ..Der Fa ,,parents" kann sowohl „Eltern" wie in erwei-
milie geht es schlecht, aber meiner Familie tertem Sinn auch ,:Verwandtschaft" (Blutsver-
gehl es gut." Indem er den Artikel „der" zu Be wandte und Angeheiratete) bedeuten, wäh-
ginn des Satzes stark betonte, unLerschied er rend das englische „parents" nur für die Eltern 1
die InsLitution in ihrer GesamtheiLvon seiner reserviert ist; ,.Verwandte" übersetzt man bes-
eigenen Ve1Wandtschaftsgruppe, mit der er ser mit „kin".
sich im t.wciten Teil der Antworl identifi- Weiß man, dass der deutsche Gebrauch des
zierte. Wortes „Familie" aus dem Französischen über-
Die Vieldeutigkeit des Begriffs kreist um Aus- nommen wurde und sich erst im 18.Jahrhun-
und Eingrenzung un d hängt mit dem Problem dert verbreitet hat, um die Gemeinschaft von
des Zusammen lebens zusammen. Dienstbo- Eltern und Kindern zu bezeichnen, mit starker
ten, die im Haus leben, werden heute nicht Betonung von Inti mitä t und Zuneigung ? Bis
mehr als Teil der Familie betrachtet. Nich L-Ve
r- zu diesem Zeitpunkt hatte man das Wort
wandte werden so zurückgewiesen, ebenso wie ,.Haus" gebraucht. das sowohl den gemein-
es der Familie auch widerstrebt, angeheiraLete samen Wohnsitz als auch die dort lebende so-
Verwandte wie Blutsverwandte zu betrachten . ziale Gruppe bezeichnete.
DieFormulierung .in eine Familie einheiraten"
wird zumeist in diesem restriktiven 1 Sinn ver-
1 l'estriktiv:einen gend, einschr änke nd
wandt. Wird der Begriff „Familie" in seinem 2 admini strativ:behö:cllidi
weitesten Sinne benutzt, sodass er Verwandte 3 Termi nus technicus: fäc.hwcrt, Fachaw;druck
186
8.2 Familienband~-s.:~'htext e ar.al:;sieren und auswe·ten •
a) GliedertdenTextinSinnabschnit
teundJorm.uliertfii.rjedenAbschnitt eineKernthese.
) ssemitdenen eurerBanknachbarinodereuresBanknachham Wennihrzu
b) VergleichteureErgebni
Kernthesen9ekcmmenseid,ziehtzur KlärungdenTextheranund versucht dann,
unterschiedlichen
gemeinsamstimmige ThesenzuJormufieren.
c) StellteureErgebnissein der Klasse vor undbegründet,warum ihr zu derjeweiligenFormulierung
gekommenseid.
Sachtexte auswerten
.--..:. =--- --
Sachtexte unterscheiden sich von literarischen Texten dadurch, dass sie in der Regel
zu einem besti.mmtenThema informieren wollen und sich deshalb auf das Wesent·
liehe (wichtige Tatsachen,Fakten) beschränken. Oft werden bestimmte Sachverhalte
mit Fremdwörtern oder Fachbegriffentreffend benannt.
Folgende Schritte können euch helfen,Schritt für Schritt einen Sachtext zu verstehen:
1. Schritt: sich einen Überblickverschaffen (Überschriften, Bilder,Grafikenbeachten)
2. Schritt: den Text genau lesen, wichtige Begriffeunterstreichen und Randbemerkun-
1
3. Schritt: Unverstandenes mit Hilfeeines Lexikons klären
4. Schritt: Kernaussageneinzelner Sinnabschnitte herausarbeiten
5. Schritt: Kernaussagen ordnen, z.B.in einer Tabelle oder einer Übersicht
--------
187
• S En~hlkur,stgest~m1:.11äh
e·Jtc
Frank Schirrmacher
Die Familie als Überlebensgemeinschaft
In seinem im Jahre 2006 erschienenen Sachbuch Es ist eiskalt. Und soweit das Auge reicht, liegt
,,Minimum" geht der Journalist Frank Schirrma- Schnee. Aus der Vogelperspektive betrachtet,
cherder Fragenach, welcheKonsequenzen esfar sieht die Landschaft aus wie ein riesiger wei-
unsereGesellschafthaben kann, wenn die Familie ßer Bogen Papier, auf dem sechs abgezirkelte
auf Grund von Individualisierungund Vereinze- schwarze Kreise eingezeichnet sind. Diese
lung zunehmend zum Ausnahmezustand wird.An Kreise markieren Lager, notdürftig errichtet
BeispielenausderGeschichte,derLiteraturgeschich- von den Mensc:hen, die hier festsitzen. Insge-
tesowieaus Film undFernsehen will erzeigen,dass samt sind es einundachtzig: mehrere große Fa-
in Krisensituationen allein auf die Solidargemein- milien, Alleinreisende und einige ortskundige
schaft„Familie"Verlassist DerfolgendeTextaus- Führer, die den Treck sicher durch die Sierra
zug aus dem Buch beschreibt die amerikanische Nevada hätten bringen sollen. Doch nun ist En-
Tragödieam „Donner-Pass".Schirrmachererzählt de November 1846 und die Siedler sind am
die Geschichtevon amerikanischen Siedlern, die Fuße eines Bergeswie festgefroren. Ohne ent-
1846 in den USA gen Westen zogen, in einem sprechende Ausrüstung und überwältigt von
Schneesturmstecken bliebenund monatelangum dem frühen Winte reinbruch, kommen sie mit
ihr Leben kämpften. ih ren Planwagen nicht meh rweiter,der Schnee
blockiert den Weg nach vorne und auch den
.. ·. . .;·:·r
...... ..... Weg zurück. Schneestürme, die sich zu Torna-
' •,
.. .. ',
, .. '·~
•••. ·' .. ! • • ;. _-: ;· :-· • • '. t . dos auswachsen, fegen fast täg lich über sie hin-
.;: . .
,,:r
.
,.-:
),, •
weg, decken ihre Habseligkeiten zu.
fenseits der Berge, wo man vergeblich auf die
Ankunft der Siedler wartet, schickt man ein
Rettun gsteam los. Doch es kommt nicht durch
un d muss umkehren. Die Retter wissen nicht,
wi e viel Vieh der Treck schon verloren hat, un d
fälschlkh erweise glauben sie, die Gruppe hät-
te noch Vorräte für vier Monate.
Die Lage ist aussichtslos. Von einem kleinen
Trupp, der einige Wochen später im Dezember
ohne die Gruppe weitergezogen ist, hören die
188
den Tod hin aus keine menschliche Größe un-
,s verzeichnet bleibt.
Das Schicksal dieser Menschen ist als die Tra-
gödie vom Donner-Pass tief in das amerika-
nische Gedächtni s eingegraben.
Voller Opti mismus hatt en sich die Siedler auf
~o den vVeg gemacht, die meisten von ihnen wa-
ren wohlhabend und stammten aus Deutsch-
land oder Österreich. Jakob Donner un d sein
Bruder George, die den Ereignissen ihren Na-
men gaben, heides reiche Landbcsilzer, h atten
Mil demPlanwagenunterwegs- Familie
aufd,emWeginden Wes-
• die Spitze des Zugs gebildet. Siewaren mit Kar- ten
ren und Planwagen und großen Vorräten für
Körper und Geist losgezogen,mit Bibel und Ge- selbstbe~'l.lssten I Ielden in der VJildnis erzähl-
sangbüchern, mit Illusionen und Träumen te.
vom fernen Kalifornien, das irgendwo jenseits Spielen auch wir ein Rollenspiel.Wer mitspielt,
Eo des Horizonts liegen musste.[...] kann sich nicht nur in eine fremde Welt hi-
Und dann beginnt es zu schneien. In der Sierra neinträumen, sondern auch eine Art Wahr- 95
)Jevada. weit entfernt von jeglicher mensch- scheinlichkeitsrechnung mit dem Schicksal
licher Behausung, bleiben sie im Schneesturm aufstellen.
stecken. Wären sie einen Tag schneller gewe- Wählen wir die Person, unseren selbstbewuss-
~5 sen, so h eißt es seither in der Literatur, hätt en ten Helden oder unsere Heldin, in deren Haut
sie womöglich geschafft, die Wüste hinter sich wir schlüpfen wollen, eine Person, von der wir o
zu lassen. Das ist der Augenblick, da diese Men- glauben, dass sie die Kälte und den Hunger am
schen ganz auf sich selbst und aufeinander an- Donner-Pass durchsteht. Doch Vorsicht bei der
gewiesen sind. Wahl: Am Ende dieser Geschich te werden
Wer sind sie? Es sind Alte und Junge. Großel- vierzig Menschen gestorben sein.
tern sind dabei und Enkel, Mütter, Väter und Was müsste man tun, um dort zu überleben? ,5
Kinder, Tanten und Onkel.Cousins und Cousi- Oder bescheidener: Was müsste man tun, um
nen, auße rdem Junggesellen und Einzelgänger. möglichst lange am Lebenzu bleiben? Auf wen
Auffallend ist die hohe Zahl allein reisender kann man in einer Gemeinschaft bauen? Wer
-~ Männ er. Es sind insge:;amtfünfzehn. alle zwi- müsste man sein?
schen zwanzig un d vierzig Jahre alt. Sie sind Die Erlebnisse der Schicksalsgemeinschaft am 1rn
stark, selbstbewusst und vertraut mit den Ge- Donner-Pass geben auf jede dieser Fragen Aus-
fahren des Wilden Westens.Wenn es irgendwo kunft.
Wagehälse, Glücksritte r und Goldsucher gibt, Wissenschaftler fast aller Fakultäten 1 haben
, dann findet man sie unter ihnen. [...] sich mit der Tragödie in der Sierra Nevada be-
Geschichten sind Rollenspiele. Auch auf dem fasst. Schriften wurden ausgewertet, Stamm- "
Donne r-Pass wurden solche Spiele ausgetra- bäume erforscht und sogar Ausgrabungen
gen. Virginia Reed, wie erstorben von der Lan- durchgeführt. Aber nur einer, der Anthropolo-
geweile des Ausharrens im Eis, hatte ihre Bü- ge2 Donald Grayson, beschäftigte sic:hmit der
" eher ,vieder und wieder gelesen. Doch jedes Frage,die unserem Rollenspiel zu Grunde liegt.
dieser Büc:her wurde verbrannt, am Schluss Keiner vor ihm hatte sie bisher gestellt, viel- w
blieb ihr nur ein Roman. den sie,wie sie später leicht weil keiner mit einer An l wort gerechnet
erzählte, wie eine Rolle nachspielte: Es war ei-
ne Art Robinson-Crusoe-Roman, dct die Ge- 1 Fakultät:Fachgrupp e einerUniversität
'" schichte des Überlebens eines starken und 2 Anthropologi e: Wissenschaf t vom Mensch en
189
• 8 Erzäh[<unst ges1e:nu_,<l~I E-
190
8.2 FaailienhJ nde Sachtcxteanalysie:en crrltlauswcrten •
am Donner -Pass gewesen war: die Familie. Ein- Als sieh am 23. März 1847 eine klein e Rettungs-
zig und all ein, ob die betreffende Person in ei- tru ppe zu den Verlor enen d urch gekäm pft hat -
ner Familie oder allein gereist war, ent schied te, weigerte Tamse n sich, m it ihr zu gehe n -si e
darübe r; m ehr noch: Je größer die Familie war, wollte ihren Mann nicht alleine zurücklas sen o
dest o größ er war die Überleben swahrs chein - und gab den Rettern ihr e drei Töchte r mit.
lichkeit des Einzeln en. Und nich t n ur das: Auch George Donn er, obwohl verw u nde t und der
wie lange jem and durch hielt, b.ing von der Älte ste der Grupp e, sch affte es dank dieser
Größ e sein es verwan dtschaftlich en Netzes ab. Zuwendun g bis zum 26. März. Tamsen üb er-
,,Jegröße r die Familie, in der eine Person reiste", lebte ihn nur um zwei Tage. ,~
so Grayson lakonisch 3,.d esto län ger überl ehte Erst einen Monat später , am 25. April 1847,
diese 'Person.'' Das galt übrigens aw.:h für den wird das letzte Mitglied des Trec ks gerettet.
, Älte sten der Grupp e, den fünfu ndsech zigjäh- Von den Ein zelreis enden waren fast alle umge-
rigen Georg e Don ner, der, obwoh l an der Hand kom me n. Auch die Familien hatten Mitglieder
schwer verwunde t, im Vergleich zu den ande - verloren, doch in den mei sten Fällen schien es 24-0
ren Männern nur deshalb so lan ge am Leben wie ein Wun der, dass die Opfer -Äl ter e, Kran-
blieb. weil seine Frau Tamsen ihn aufopfernd ke oder Kleink ind er-überh aup t so lan ge über-
·u gepfl egt hat te. lebt hatten. Famili e Eddy beispiel sweise , beste-
,,Diese Gruppen lehren uns", schreib t Grays on , hen d aus vier Personen , beklag te drei Opfer;
„was mit Gemeins chaften geschieht, die sich Familie Graves bestand aus zwölf Personen 24s
nich t gegen Kälte und Hunge r wehren können und es kam en ach t durch ; die Breens waren zu
un d denen denno ch die Fähigk eit verblieb en neunt und alle üb erlebte n . Das sagt nic hts aus
, ist, sich innerhalb einer Famili e au szutau - über Moral oder Charak ter der Einzelgänger
schen." oder der u nter schied lich en Familien. Es war,
wie Donald Grayson nach wies, viel m ehr als ,,o
lakonisch: einfach und treffend das. Eswar ein Gesetz ..
191
• 8 Enählkunst ge~Ler:i und heute
ThomasNipperdey
Die Famili e im 19. Jahrhundert
Thomas Nipperdcy (* 27. Oktober 1927 in Köln; scha ftliche Funk tion mehr wie beim Adel oder
t 14.Juni 1992inMünchen) wareindeutscherHis- bei den protes tan tische n Pfarrern.. die Famil ie
toriker. Sein dreibändiges Werk „Deutsche Ge- ist p rivat und sie ist in dieser Privath cit fest ge-
schichte1800-1918'~aus dem derfol9endeText- gen die ,,.Außenwelt " abgesch lossen.
auszug stammt,gilt alsStandardwerkderneueren Diese Familie ist 3. Kernfamili e aus Eltern u nd
Geschichte. Kin dern; Großel tern und un verhei ratet e Ge·
schwister der Eltern geh ören nich t (mehr) in
Es gibt, grob gesagt, drei Typen der Familie. die Woh n- und Haushaltsg emein schaft, die
Maßgeblich nach Geltung und Ausstrah lung Kinder bl eiben wäh rend der lang en Ausbil-
jst der Typus der bürgerlichen Famili e, wie er dun g od er bi s zur Heirat in der Familie. Die Fa- 5
sich seitd em späten 18. Jahrh u ndert im oberen milic ist 4. in ihre m inn eren Aufbau nicht meh r
u.nd mittleren Bürg ertum durchge setzt hatte, vom Beruf u nd „Amt" bestimmt, sie ist eine
stä dti sch un d modern. Fund ament al ist, dass emo tiona l gegründete in time Gemeinschaft
1. Produk tion (Arbeit, Beruf, Erw erb) un d Fa- geworden m it indi vidu ellen p ersonalisiert en
mili ensph äre, Haus (Rep rodu ktion ) voneina n- Bezieh ungen und ind ividueller Bewegun gs-
der getren nt sin d, das Privat e und In tim e und freih eit, gegründ et auf eigene n Entsch luss, per-
das Öffen tliche und Beru fliche . Das verschärft sönlich e rom an tisch e Liebe und personale Zu-
die ü berlieferte Arbeit steilu ng der Geschlech- wen d ung zu den Kindern. Ehepa rtner u nd
ter. Berufs- und Erwerb sarbeit sind Sache des Eltern und Kinder reden sich mit „duNan.
l\t[ann es allein un d finde n zun ehmend au ßer Diese Familie ist 5. pat riarc h alisch' strn kt u- ,,,
Hause statt, sie „vermännlichen"; wie für die riert. Hierfü r ist das normative 2 Modell der ge-
Wirts chaft, so gilt das auch für die Politi k, die schl echtss pezifisch en Arbeit steilu ng ebenso
wachsende Teilhabe ist eine Männersache. Die b ezeichnend wie prägend. Darüb er bildete sich
Frau ist ni cht nur von der Produktion, sondern im frühen J9. Jahrhund ert ein e ganze Theorie.
auch vom Miterwerb ausgeschlossen und ent- Aus den biologis chen Untersch ieden der Ge- o
last et, die Famili e ist Kons um-, Erziehungs -und schl echter wurd en untersc hie dliche Rollen-
Freizeitgemeinschaf t Die Fra u wird, gelernt modelle und Lebensp rojekte entw ickelt un d
oder. ung elernt. Hau shalts manag er, sie be- begründet. Die Geschl echter stehen in einem
stimmt den Konsum - darum rich tet sich die Gegens atz zueinander. Der Mann - so das Mo-
ent stehen de Werb ung an sie, an ih re Interes- dell - ist aktiv, die Frau passiv, der Mann von
sen und Wünsche. seinem Tun . die Frau von ih re m Sein her le-
Die Familie hat 2. kei ne öffentliche, gesell- bend ; der Mann geh ört in die Leistungswelt ,
die Frau steh t jenseits der Leistun gswelt, die
Frau steht jenseHs der Leistungszw än ge in ei-
ner anderen Wel t - der der Freiheit ; der Man n
lebt von seiner Kultu r, die Frau von ihrer Natur,
ihre r Geschlechl srolle; der Man n ist aufs äuße -
re und öffentliche Leben bezogen, auf Markt,
Konkurrenz und Macht, auf Arbeit und Politik
un d auch auf deren Anonymität, die Frau aufs
Inne re und Privat e, au fs Intim e und auch aufs
192
8.2 ~\;milienb, nde-Sachtexteanal r,;iercn u:idauswerten •
Personal e; der Mann ist bestimmt von Rationa- von Welt und Heim: auf der einen Seite die
htäLund Objektivität, die Frau von Emo tion ali- Welt der Konflikte, der Feindlichkeit und der
tät u nd Subjektivit ät. Das ist nich t einfach eine Härte, auf der and ere n Seile das Heim , der Ort
Unterscheidung ; vielmehr: Die Frau ist die no t- der Nähe, der Harmonie, des Friedens und der
wendige Ergänzun g zur Eins eiti gkeit des Man - Geborgenh eit. Und das war dann d ne Beschrei -
nes. Dazu kommt, dass ihr e familiale Rol- bung der Ehe. In ihr besorgt die Frau das I lei m,
le nicht als eigene ausgreifende Aktiv ität be- das ist ihre Sphär e, sie besti mm t als liebende
schrieben wird, sondern vor allem als au fop- Mutter die Familienatmosphäre. Das Heim ist
fernde, geduldig hinnehmende Liebe. Die Frau der Ruhepunkt des Mann es, dessen Leben in
ist für Andere, für den Mann, für die Kind er da. den Ausei nan dersetz un gen mit und in der
Und die Frau ist dem Mann gegenübe r schutz.- Welt abläuft, und es ist der Ort der Bildung der
be<lürftig, hilflos - so ist jedenfa lls der Stil des künftigen Genera tio nen; öffentli che Einrich-
Umgangs. Das spitzt sich zu zum Verhältnis tungen wie Schu len hauen nur Hilfsfunk tion.
Im vorliegenden
TextbeschreibtThomasNipperdeyfünf Wesensmerkmale derbürgerlichen Familie
im 19. Jahrhundert.
Arbeitet diesefa nf Wesensmerkmale heraus,beschreibt siejeweilskurz undnotiert
dieFolgen.O'bertragt
dazu diefolgende Tabellein euerHeft
DiebürgerlicheFamilieimt'IJahrhundert
MeiimaJe ~c. h~ g &igßn
1. Trennung vonProduk- Das PrivateIJfldIntime Arbeitsfeilungzwischen
fion (Arbeit,Beruf unddas Öffentlicheund MannundFrauwirdver-
Erwerb)undFamili- ßeru.jlrchewerdenge· schärft:Berufs- undEr-
ensphäre.Haus(Re- trennf. werbsarbeit,~tMänne~
produAtion) sache. die Frauwirdvom
Beruf ausgeschlossen
undist fiir Haushalt und
Erziehungz.uständig.
2. ...
Im letztenTextabschnill( t>Z. 45- 92) wird dasRollenmodell vonMann und Frau ausgeführt.Schreibt
diefür denMann unddieFraujeweilsangeführtwerden,herausundstelltsiein einer
die Begriffe,
Tabellegegenüber.
a) VergleichtanhandeurerErgebnisseausAufgabe1 und2
D dieStellung von Mann, Frau und Kindernin derFamiliedes19. Jahrhunderts
und in derFamilie
des21.Jahrhunderts, wie ihrsiein euremprivatenUmfelderlebt.
D das Rollenmodell von Mann und Frauim 19.Jahrhundertmit demdes 21.Jahrhundert.
b) Diskutieri,wassicheurerMeinungnachveränderthatuntiwelcheRollenbilder-auchals
Klischees- nachwie vorexistentsind.
LestnocheinmaldenAnfangderNovelle„HansundHeinzKirch"vonTheodorStonn (~ S.177-180)
undachtet dabeivor allemauf die BeschreibungderVaterrolle.StimmtdieAnalysedesHistorikers
Nipperdeymit derliterarischenVerarbeitungdurch1'heodor Stormüberein?
193
0 8 E.rz.ähl1<1:mst
gestern uud he.ute
Diskutiert,
D obeszwischender ErwerbstätigkeitsquotevonMüttern und Vätern und der Verfagbarkeit von
K.rippenplätzeneinenZusammenhanggibtund
o ob man von der VerfagbarkeitvonKrippenplä.tzenRückschlüsseauf dieniedrige Geburtenratein
Deutschlandziehenkann.
•
Der eigenen Familie auf der Spur:
einen Fragebogen entwerfen und auswerten
Die durchschnittliche Geburtenrate lag im Jahr 2006 bei 1,3 Geburten je Frau und ist damit seit
1992 nahezu konstant. Durch eine schnelle Umfrage in der eigenen Klasse könnt ihr feststellen,
wie hoch bei euch die durchschnittliche Kinderquote pro Familie ausfällt. Spannender ist es na-
türlich zu erfahren, welche Quote die Geburtenrate in früheren Generationen erreictue. Nicht
minder int eressant sind fragen nach der Berufstätigkeit der Frauen in diesen Familien und der Art
und dem Umfang von Kinderbetreuung. Um all diese Fragestellungen zu untersuchen und an-
schließend auszuwerten, bildet ihr Arbeitsteams, die einen Fragebogen entwerfen, anschließend
eine Befragung durchführen und schließlich die Ergebnisseauswerten und präsentieren.
Geht dabei folgendermaßen vor:
195
D R Erz.iir.lk
unstgcstern und:,eute
(durr.hschnitt liche
Zahl der Kinder In der
(Zah! der Kinde:) (Zahl der Kinder) (Zahl der Kinder) (Zahl der Kinder) UrgrolSeitcrngeneration)
196
9.1 Teil-und Wende zeiten -
Politische Gedichte erschließ en
Aufttandin FranAjit
rt am Main 1848 EdouardMurcct:Veilche
nstrauß 1872
197
9 Cedkhte h schwierigenZeitei: YolitischeLyrik
D DerAutorBertolt.Hr
echt(1898-1956)fordert:
.,[...]Lyrikmuß zweifellos etwas sein, was man ohne weiteres auf den Gebrauchswert
untersuch en können muß." [fil
a) Diskutiertdarüber,was manunterdem„Gebr auchswertvonLyrik" verslehenkann.
b) Versucht,den„Gebrauchswert"derbeiden Gedichteauf Seite197 zu bestimmen,underläutert,
wodurchsichdiebeidenGedichtein ihrerAbsichtunterscheid
en.
li h
Gedichte, die politische und gesellschaftliche - im Zusammenhang mit dem DDR-Regime
Zustände beschreiben, anklagen o der bewer- (1949 bis 1989) sowie
ten - meist mit dem Wunsch nach Verände- - im Zusammenhang mit der deutschen Wie- lO
Montagsdemonstraiion
in Halle1990
198
9.1 'n>'l uncWcndez.e:ten-Po;.itis r.heGedicbtee:sd:ließen
Wolf Biermann
Wolf Biermann
Mein Vaterland.mein Vaterland (1962)
[...]
Es war en zwei Königskinder,
Die ha tten einander so lieb,
Sie ko nnt en zusammen nicht kommen,
Das Wasser war viel zu tief.
[...]
199
9 ~:lic.htein~hwimgcnZ~iten - Pol.itische4'1ik
BertoltBrecht
Die Lösung (1953)
DasGedicht„DieI.ösung"thematisiert
historischeEreignissein derDDR im Jahr1953. Informiert
euchanhand desuntenstehendenLexikonartikelsüberden Aufs tanddes17.Juni.
fJ a) Untersuchtdas Gedichtgenauer:
o Bestimmt dieZahl derSätzeunddiejeweiligeSatzart.
tJ Überlegt,welche Vlirkungder Konjunktivgebrauchab Vers 5 hat.
o Beschreibt dieSprechhaltungdeslyrischenIchs.
b) Deutetvordem HintergrundeurerErgebnisse dasGedicht.Wiemusstedieim Gedicht
angesprocheneRegierungder DDRdasGedicht auffassen?
200
9.1 Teil-nod Wendezeitcn- Politisc~ Gedic~te md11ießen
Yaak Karsunke
deutschland
land meiner väter
allerdings: ich
hatte nur einen
, landmeinerväter
der vater meiner mutter
besaß einen garten
sein vater hingegen war tagelöhner
land meinerväter
1c mein urgroßvater
sprach nur gebrochen
& selten deutsch
sonst fließend polnisch
land meiner väter
15 der narne meiner farnilie
ist der eines russischen flusses
deutschland
land meinerväter
:genau genommen
20 kein allzu brauchbarer anfang
für ein gedieht
Erarbeiteteinen VortragdesGedichts.Überlegtdabeiauch,
CJ wie ihr diewiederkehrenden Verse,,(deutschland) landmeinerväter"jeweilsvortragenwollt und
CJ wie dieletzte Strophe gesprochen werdenkönnte.
ProbiertmehrereMöglichkeiten aus.
201
9 Gedichtein ,chwicrige11Zcitcn-P olitischc Lyr;k
Reiner Kunze
Reiner Kunze
Die Mauer. Zum 3. Oktober 1990
_...,
~_:....
.
202
9.1 Teil-und Wer.cll!",ei:ei:.
-Politische Gedichte err.chließer.
g a) OrdnetdieeinzelnenGedichtstrophen
der Geschichte
derBerlinerMauerzu. Beachtetdabeiden
Tempusgebrauchim Gedicht.
b) Das Gedichtwird bestimmtdurchein„Wir'~Klärt,wer mit diesem"Wir eigentlichgemeintist.
c) Das Gedicht weist kein durchgehendesMetrum und keinen Reim auf Inwiefern kann man dennoch
voneinem Gedicht sprechen?Untersuchtdazu.vorallem,wiedie Versgliederung zur Verdeutli-
chungdesAusgesagten beiträgt.
Mauerrrstein Rerlin(Oktober1990)
203
- 9 Gedichte in schwierigenZeit~n - Politis: he L1rik
Thomas Brasch
Thomas Brasch
Eulenspiegel (200 2 veröffentlicht)
l Partisanen:!>ewa
ffnete Kämpfereiner Wicletstandsgruppe
204
9.1 Teil-undWed ezd:er... l'nlitiscile Cedichte e~ie~n
Vergleicht dasGedicht„Eulenspiegel"
mit denanderenpolitischenGedichtenaus diesemTeilkapitel
( S. 197-20 2). FormuliertineinemSatz, was dasBesonderediesespolitischenGedichts ist.
205
• 9 G~<lichtc
in schwierigenZ~iten -PoJtisct-_~lj'Tik
9.2 Schicksalsjahre -
Sprachliche Mittel und ihre Wirl{ung
Revolution in Europa
GottfriedAugust Bürger
Der Bauer an seine n durchl auc hti gen Tyrann en (1773)
Gottfriedftugu..sf13ilrger
:Der13a1.1er
an.seinendurchlauchfi'gen
Tyrannen(1113)
Qha.LJQJ§U
Eifilt.dS)~S.
- w_eLf:J.i.st...d!.J.,.
Zerrollenm1.ch..deJnViflqenrad, Paralleli'w~.~t<2JJJJngder
-·· ,.Z_.ir_~dJJMen
darfdein.Boss? Gewaltg~en denBauern
206
b) Tragt eure Untersuchungsergebnissezu demGedicht„DerBaueran seinendurchlauchtigen
Tyrannen"in einer Übersicht zusammen.
Berücksich tigtdabei denInhalt,denAiifbau sowiediesprachliche
n Gestaltungsmittel des Gedichts.
Ihr könnt dief olgende Übersicht weiterausfahren:
r
ÜberprüfteureErqebnisse,z.B.mit Hilfe eines (Literatur-)Lexikons.
RhetorischeFiguren ••• • 1
Eine rhetorische Figur (Stilfigur) ist ein sprachliches Gestaltungsmittel, das vom
üblichen Sprachgebrau ch abweicht. Es wird vom Autor/Redner gezielt eingesetzt, um {
die Aufmerksamkeit der Leser/Zuhörer auf eine bestimmte Textstelle oder Aussage zu
Jenken. Im Folgenden findet ihr Beispiele für einige rhetoris che Figuren. _,____~-~ ...
, ,I
Rhetorische Figur Definition Beispiel I
Akkumulation, die Reihung von Begriffenzu Nennt 's Glück!Herz!Liebe!
einem - genannten oder nicht Gott!
genannten-Oberbegriff
- - ----....
207
• 5 Gedichte: n scl:wierigcnZeiten - Politische y,rik
- Satz,Auslassu:o.geines Satz·
gliedes/Wortes, dasleicht
crgänzbar ist -•
p.esto kürzer die Qual.
a- - --
' r::1,
,.
, ,, :'
Französische Revolutio
n:Szenevord!mRevolulionsausschuss
() 793)
209
• 9 Gedicht: ic.sc:iwierigen Zeiten- PolitischeLyrik
Zeitgeschichtlicher Hintergrund
ErarbeitetdenzeitgeschichtlichenHintergrund derEpigramme,indemihr einenÜberblick über
die Vorgeschichte und dieEreignissederFranzösischen
Revolutionbis 1790gebt.Nutztfar eure
RechercheeuerGeschichtsbuch,Lexika oder dasInternet ( I> Tipps zur Informationsrecherche
auf
S.3 711372). Ihr könntaucheureErgebnisseausAufgabe 4a vonSeite207 mit einbeziehen.
Französische
Revolution:
Bal/hausscltwur in Versailles
am 10./um 1789
210
Vormärz - Zwischen Hoffnung und Enttäuschung
211
• C'~dich1cin sc!lwieri~11Zciten - fulitisch,; .1.;'rik
1 Campe war der Verleger Hoffmanns August HeinrichHoffmann vonFallersleben(l 798- 1874)
212
9.' Schlchabj;)hre - Sprachlichc Mittel und ihie Wirkung •
-
kratische Reichspräsident Friedrich Ebert das
,.Lied der Deu tschen" zur offiziellen National-
hymne, ohne allerdings den Begriff zu erwäh-
nen. In seiner Festansprache hebt Ebert die
dritte Strop he als Leitged anken hervor:
,.Wir wollen keinen Bürgerkrieg, keine Tren-
nung der Stämme. Wi r wo llen Recht. Die Ver-
fassung hat uns nach schweren l<ämpfen Recht
gegeben. W ir wollen Frieden. Recht soll vor
Gewalt gehen. Wir wollen Freiheit. Recht soll
uns Freiheit bringen. Wir w ollen Einigkeit.
Recht soll uns einig zusammenhalten. So soll
die Verfassung uns Einigkeit, Recht und Frei-
heit gewähr leisten. Einigkeit und Recht und
Freiheit! Dieser Dreiklang aus dem Liede des
Reichspräsident Friedrich Ebertwährenddi:rVerfassungefeier-
Dichte rs gab in Zeiten inn erer Zersplitteru ng lichkeitenvordemReichstag
und Unterdrü ckung der Sehnsucht aller Deut-
schen Ausdruck, er soll auch jetzt unseren har- Nach 1945 10,
ten Weg zu einer besseren Zukunft begleiten. Nach 1945 wurde das Spielen und Singen des
Sein Lied, gesungen gegen Zwietracht und . Horst-Wesse l- Liedes" und des . Deutschland-
Willkür, soll nicht Missbr auch finden im Par- lieds' -wie auch viele andere nationalsozialis-
teikampf, es soll nicht der Kampfgesang derer t ische oder national sozialistisch belastete Lie-
w erden , gegen die es geschrieben war; es soll der - von den Allii erten verboten. 110
auch nicht dienen als Ausdruck nationalisti- 1949 erfolgte die Gründung der beiden deut-
scher Überhebung. Aber so, wie ernst der schen Staaten. Die DD R verwendet e bei ihrer
Dichter, so lieben w ir heute ,Deutschland über Hymne eine Neudichtung tAuf erstanden aus
alles'. In Erfüllung seiner Sehnsucht soll unt er Ruinen"). In der BRD setzte sich Konrad Ade-
den schwarz-rot -goldenen Fahnen der Sang nauer für das „Lied der Deutschen' ein, der )15
von Einigkeit und Recht und Freiheit der festli- damalig e Bundespräsident hatte Bedenken.
che Ausdruc k unserer vaterländischen Gefühle Erst 1952 wurde das „ Lied der Deutschen• als
sein." Nationalhymne anerkannt. In der Erklärung
der Bundesregierung wurde j edoch betont,
Das „Dritte Reich" dass .das Deutschlandlied als Ganzes Bundes- 120
Nur wenige Wochen nach der Machtübernah- hymn e ist, jedoch aus staatspolitischen Grün-
me erklärte Hit ler das nat ionalsozialistische den bei staatlich en Anlässen nur die dritte
„Horst-Wessel -Lied" (.Die Fahne hoch') zum Strophe gesungen wir d" . Als problem atisch
offiziellen Zusatz des Deutschlandliedes. Fort- galt und gilt vor allem d ie erste Strophe.
an erklang nach der ersten Strophe des 1m August 1991, ein Jahr nach der Wieder- 125
Deut schlandlieds (die anderen beiden Stro- vereinigung , wurde die dritte Strophe des
phen ließ man nicht mehr singen) das „Hor st- Deut schlandlieds zur Nationalhymne für das
Wessel- Lied· . w iedervereinigte Deutschland.
2 13
• 9 Gedichte in schvierigcr. Zei'.en - J>oli
tische 1:;rik
HeinrichHeine
Die sch lesischen Webe r (1844)
1; Wir weben,wi.rweben!
g Wirweben, wirweben!
214
9.2 Sc-hicl:salsjdve-Sprachlicl-.e Mittelund ihre Wirkung •
Kätht:K~llwicz:Weberz119
( 1897)
BeschreibtdenAufbauunddiesprachliche
GestaltungdesGedichts(t>rhetorische Figuren
S.2071208).
215
In Heines Buch „Deutschland. Ein Wintermärchen" (1844) finden sich im Eingangskapitel fol-
gende Verse:
Heinrich Heine
Deutschland. Ein Wintermärchen (1844)
PicterBrueghe/:
Bauernhochzeit(um 1568)
216
U Lebenun<lSr.hreibenim Exil -Reche:chiere11und präsentieren d
2]7
0 9 Gedict-.tei nsd .wicrige:i Zeiten - ?olilisc~el;,r.i~
Heinrich Heine
HeinrichHeine
InderFremde (1833)
a) FasstdieBiografie
HeinrichHeinesineinemtabellarischen
Lebenslaufzusammenundstelltsievor.
b) ObwohlHeineein Erfolgsautor war,nahmer immer wiedereineAußenseilerrolle
ein. Versuch~
dafürErklärungenzufinden.
a) Lest dasGedichtaufmerksamdurch.
b) Besprecht- auch vordemHintergrund der BiografieHeinrichHeines- , wie ihrdas Cre
dicht
versteht Wasbringt das GedichteurerMeinungnachzum Ausdruck?BelegteureDeutungsansätze
anhand desTextes.
218
9.3 Leber.und Sthreil,enim F.xil-Recherchierenund präsentieren D
Mascha Kaleko
MaschaKale1:o wurde1907alsTochterrnssisch-jüdischer
EmigranteninSchildow(Polen)geboren.1914
siedeltedieFamilienachDeutschlandüberund wohnteab 1918in Berlin,wo Kallkonachder mittleren
ReifeeineLehrebeiderjüdischenArbeiteifursorgeabsolvierte.Kenntnissein Philosophieund Psychologie
erwarbsiesichin Abendkursen an derHumboldt-Universität.In den 1920erJahrenfand siein BerlinAn-
schlussan dielilerarischen
Künstlerkreise
und veröffentlichte
ihreGedichtein verschiedenenBerliner1ages-
zeitungen.1933hattesiemit ihremBuch„DaslyrischeStenogramm" denerstengroßenEifolg.Dochim
selbenfahr wurdendieWerkederjüdischenAutorinvondenNationalsozialisten verbrannt.Nachweiteren
Angriffendurchdienationalsozialistische
PresseundeinemSchreibverbot emigrierlesie 1938in dieUSA
(New York).1960siedelteMaschaKale1.o nachIsraelüber,1975starbsiein Zürich.Der VerlustvonHei-
mat und Muttersprache prägtenihreGedichte.Zu HeinrichHeineverspürtesie eineGeistesverwandt-
schaft.
Mascha Kaleko
Emigranten-Monolog (1945)
a) Fasstin Partnerarbeit
dieAussagejederStropheinStichworten odereinemkurzenSatz zusammen.
b) Diskutiert.
eureErgebnisse
in derKlasse.Beschreibtdabeiauch,wiedaslyrischeIchin derletzten
StropheseineSituationdarstellt.Achtetdabeibesonders
aufdieletztenbeidenVerse!
Kale1:o
nimmtim erstenVersausdrücklich Bezugzu einemanderen„Flüchtling",
nämlichHeinrich
Heine.Vergleicht
dieGedichte
„InderFremde"vonHeinrichHeine(l>S. 218)und"Emigranten-
Monolog"vonMaschaKale1co inhaltlich.BeziehtbeieuremVergleich
auchdieLebensumstände
dieser
Autorenmitein.
219
9 Gedicl:te in schwierigen Zr.i1en-:'l)Et' iche JJjti.k
Bertolt Brecht
Bertolt Brecht (*10.2.1898 in Augsburg,
t 14.8.1956 in Ostberlin) war der Sohn eines
Fabrikdirektors aus Augsburg. Schon als Gym-
nasiast entwickelte Brecht eine anti bürgerliche
s Grundeinstellung. Nach dem Abitur im Jahr
1917 studierte er in München Literatur, Na-
turwissenschaften und Medizin. Sein Studium
musste er allerdings schon 1918 unterbrechen,
da er als Sanitätssoldat in einem Augsburger
10 Lazarett eingesetzt wurde, eine Erfahrung, die
ihn zum erbitterten r<riegsgegnermachte.
Er zog nach Berlin, dem kulturellen Zentrum Im amerikanischen Exil entstanden seine gro-
der Weimarer Republik, und arbeitete dort ßen Dramen wie ,,Der gute Mensch von Sezu- 40
von 1925-1926 als Dramaturg am ,,Deutschen an" (1938/39), ,.Mutter Courage und ihre l<in-
15 Theater" Max Reinhardts, wo er auch seine ei- der" (1941), .,Der kaukasische l(reidekreis"
genen Stücke inszenieren konnte. (1944/45) und „Das Leben des Galilei" (1947),
Brechts intensive Beschäftigung mit dem Mar- die dem Autor Weltruhm einbrachten.
xismus bewirkte die Annäherung an die kom- 1947, auf dem Höhepunkt der antikommunis- 45
munistische Arbeiterbewegung. Das Theater tischen McCarthy-Ära in den USA, musste
20 betrachtete er als Medium der politischen Auf- Brecht vor einem Untersuchungsausschuss
klärung, er wurde als Autor sozialkritischer wegen angeblicher antiamerikanischer Um-
Theaterstücke(,. Die Dreigroschenoper", 1928) triebe aussagen. Er verließ danach tief ent-
und marxistischer Lehrstücke (.Die heilige Jo- täuscht Amerika und kehrte über Paris, Zürich 50
hanna der Schlachthöfe", 1932) weltbekannt. und Prag 1949 nach Deutschland zurück. Da
2, 1933, nach der Machtübernahme Hitlers und er kein Einreisevisum für die Westzonen er-
dem Reichstagsbrand,der eine l<ommunisten- hielt, ließ ersieh in Ostberlin nieder. In Ostber-
verfolgung durch die Nationalsozialisten aus- lin arbeitete er mit großem Erfolg am .Deut-
löste, musste er vor den Nationalsozialisten schen Theater", später schuf er im „Theater am 55
aus Deutschland fliehen. Prag, Wien, Zürich, Schiffbauerdamm" das „Berliner Ensemble",
lO Parisund die dänische Insel Fünen waren erste das er bis zu seinem Tod leitete.
Stationen seines Exils. Im April 1939, kurz vor Brecht engagierte sich rege im politischen und
der Besetzung Dänemarks, floh Brecht über kulturellen Leben der DDR. Bereits 1951 wur-
Schweden, Finnland und die Sowjetunion in de er mit dem Nationalpreis ausgezeichnet. 60
die USA, wo er sich schließlich 1941 in Santa 1954 folgte der Stalin-Friedenspreis. Gleich-
35 Monica nahe Hollywood niederließ. wohl kritisierte Brecht den verordneten Staats-
Brechts Werke wurden in Deutschland verbo- sozialismus und die dogmatische l<ulturpolitik
ten und ihm wurde die deutsche Staatsbürger- der SED, achtete dabei jedoch stets darauf,
schaft aberkannt. seine Arbeitsbedingungen nicht zu gefährden. 65
Verfasstmit HilfedesTexteseinentabellarischen
LebenslaufvonBertoltBrecht.
NotiertdieLebensstationendesAutorssowiewichtigepolitische
Ereignisse.
D ErstellteineKarte,auf derihrdieExilortevonBertoltBrechteintragt.
220
9.3 Lebenund Söreibe:-,im F.xil-Recherch'.erenund präsentierer.
Bertolt Brecht
Über die Bezeichnung Emigranten (19 37)
a) Besprecht,
wasderSprecherdesGedichtsüberdieBezeichnung Emigrantensagt.
b) Schreibtauf,wodurchdasLebenderEmigranten bestimmtist.
c) Untersuchtanhanddes Textes,wie dieGeschehnisse
in Deutschland
beurteiltwerden.
SprechtüberdieletztendreiZeilendesGedichts.
Beziehtdabeiauchdiebiografischen
Informationen
überBertoltBrechtmitein.
221
9 Gedit:itein schwierigenZc:tcn- Politische4'P.k
Max Herrmann-Neiße
LudwigMeidner.MaxHerrmann-Neiße
(1920) GeorgeGrosz:Max HemnannNdße(l 92::i)
Lestdiebiografischen
InformationüberMax Herrmann-Neiße.
VergleichtdanndiebeidenBilderund
beschreibt,
welchenEindruckdieMalervondemDichtervermittelnwollten.
222
MaxHerrmann Neiße
Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen (19 34)
Tragt das('~dichtvor.
Sprechtdarüber,wieeinangemessener Vortragsprachlich
gestaltetwerden muss.
223
9 G~did,:e in ~chwicrigen Zeiten- PolitiscneLyri,
Schalom Ben-Chorin
Schalom ßen-Chorin
Wenn wir die Heimat erreichten (1945)
LestdasGedichtundbesprecht
dann,was daslyrischeIchüberdieHeimatbzw überdieMöglichkeit
einerRückkehrindieHeimataussagt.Achtetdabeiauchdarauf,in welchemModusdie Verbenstehen.
224
10.1 Du sollst dir k.ein Bildnis machen
DerDorfplatzvonAndorrain derdeutschenErsta1,@ihrun9,
Düsseldorfer
Schauspielhaus
1962
MaxFrisch
Der andorranische Jude
In Andorra lebte ein junger Mann, den man für ihm den Juden sehen: das fertige Bildnis, das s
einen Juden hielt. Zu erzählen wäre die ver- ihn überall erwartet. Beispielsweise ihr Miß-
meintliche Geschichte seiner Herkunft, sein trauen gegenüber seinem Gemüt, das ein Jude,
täglicher Umgang mit den Andorranern, die in wie auch die Andorraner wissen, nicht haben
225
10 MaxFrisd1s,.A.-ulorra"
-Eine Gesellschaft au:fde:n Prüfstand
kann. Er wird auf die Schärfe seines Intellektes ja, aher nicht angenehm, nicht gemütlich. Es
10 vervriesen, der sich eben dadurch schärft, not- gelang ihm nicht, zu sein wie alle andern, und
gedrungen. Oder sein Verhältnis zum Geld, das nachdem er es umsonst versucht hatte, nicht
inAndorraaucheine große Rollespielt: er wuß- aufzufallen, trug er sein Anderssein sogar mit
te, er spürte, was alle wortlos dachten; er prüfte einer Art von Trotz, von Stolz und lauernder 60
sich, ob es wirklich so war, daf~er stets an das Feindschaft dahinter, die er, da sie ihm selber
1s Geld denke,erprüftcsich, biserentdeckte,daß nicht gemütlich war, hinwiederum mit einer
es stimmte, es war so, in der Tat, er dachte stets geschäftigen Höflichkeit überzuckerte; noch
an das Geld. Er gestand es; er stand dazu, und wenn er sich verbeugte, war es eine Art von
di.e Andorraner blickten sich an, wortlos, fast Vorwurf, als wäre die Umwelt daran schuld, 65
ohne ein Zucken der Mundwinkel. Auch in daß er ein Jude ist -
,o Dingen des Vaterlandes wußte er genau, was Die meisten Andorraner taten ihm nichts.
sie dachten; sooft er das Wort in den Mund ge- Also auch nichts Gutes.
nommen, ließen sie es liegen wie eint Münze, Auf der andern Seite gab es auch Andorraner
die in den Schmutz gdalltn ist. Denn der Jude, eines freieren und fortschrittlichen Geistes, 10
auch das wußten die Andorraner, hat Vaterlän- wie sie es nannten, eines Geistes, der sich der
2s der, die er wählt, die er kauft, aber nicht ein Va- Menschlichkeit verpflichtet fühlte: sie achte-
terland wie wir, nicht ein zugeborenes, und ten den Juden, wie sie betonten, gerade um sei-
wiewohl er es meinte, wenn es um andorra- ner jüdischen Eigenschaften willen, Schärfe
nische Belange ging, erredete in ein Schweigen des Verstandes und so weiter. Sie standen zu 7s
hinein, wie in Watte. Später begriff er, daß es ihm bis zu seinem 1bde, der grausam gewesen
~o ihm offenbar an Takt fehlte, ja, man sagte es ist, so grausam und ekelhaft, daß sich auch jene
ihm einmal rundheraus, als er, verzagt über ihr Andorraner entsetzten, die es nicht berührt
Verhalten, geradezu leidenschaftlich wurde. hatte, daß schon das ganze Leben grausam war.
Das Vaterland gehörte den andern, ein für alle- Das heißt, sie beklagten ihn eigentlich nicht, so
mal, und daß er es lieben könnte, wurde von oder ganz offen gesprochen: Sie vermißten ihn
35 ihm nicht erwartet, im Gegenteil, seine beharr- nicht- sie empörten sich nur über jene, die ihn
lichen Versuche und Werbungen öffneten nur getötet hatten, und über die Art, wie das ge-
eine Kluft des Verdachtes; er buhlte um eine schehen war, vor allem die Art.
Gunst, um einen Vorteil, um eine Anbiederung, Man redete lange davon. as
die man als Mittel zum Zweck empfand, auch Bis es sich eines Tages zeigt, was er selber nicht
40 dann, wenn man selber keinen möglichen hat wissen können, der Verstorbene: daß er ein
Zweck erkannte. So wiederum ging es, bis er Findelkind gewesen, dessen Eltern man später
eines Tages entdeckte, mit seinem rastlosen entdeckt hat, ein Andorraner wie unsereiner-
und alles zergliedernden Scharfsinn entdeckte, Man redete nicht mehr davon.
daß er das Vaterland wirklich nicht liebte, Die Andorraner aber, sooft sie in den Spiegd
45 schon das bloße Wort nicht, das jedesmal, blickten, sahen mit Entsetzen, daß sie selber
wenn er es brauchte, ins Peinliche führte. Of- die Züge des Judas tragen, jeder von ihnen.
fenbar hatten sie recht. Offenbar konnte er
überhaupt nicht lieben, nicht im andorra- Du sollst dir kein Bildnis machen, heißt es, von
nischen Sinn; er hatte die Hitze der Leiden- Gott. Es dürfte auch in diesem Sinnt gelten: <Js
so schaft, gewiß, dazu die Kälte seines Verstandes, Gott als das Lebendig<:in jedtm Menschen, das,
und diesen empfand man als eine immer be- was nicht erfaßbar ist. Es ist eine Versündigung,
reite Geheimwaffe seiner Rachsucht; es fehlte die wir, so wi<:sie an uns begangen wird, fast
ihm das Gemüt, dasVerbindende;esfehlte ihm, ohnt Unterlaß wieder begehen-
und das war unverkennbar, die Wärme des Ver- Ausgenommen wenn wir lieben. [ffi oo
trauens. Der Umgang mit ihm war anreg<:nd,
226
10.1 DusollE: dir keinBilonis mac'.1P.n
LestdenTexta~fmerksam.
,- a) BildetKleingruppenund erzählteuchdieGeschichte
gegenseitig.
Achtetdarauf,welcheSchwer-
pun.klederEinzelnebeiseinerNacherzählunggesetztha~undsprechtüberdiejeweilsunter-
schiedliche
Aussage,diedamitverbundenist.
b) Tauschteuchdarüberaus,welcheSchwierigkeitenihrhattet,dieHandlungwiederzugeben.
a) ÜbernehmtdasfolgendeSchaubildineuerHeftundergänz~welcheEigenschaften dieAndorraner
demjungenMannzuschreibenund welcheersichselbstzuspricht.
b) Diskutiertdarüber,warumderandorranische
JudedieseihmzugeschriebenenEigenschaften
annimmt.BeziehtdabeiauchdieForderungein„DusollstdirkeinBildnismachen"(7..94).
denAfsfets
---
anGeld
I ßildder
Selbstbildnis
desjungen
Andorraner
Mannes
Schein:
derandorranische
Jude
Durchdieabschließende Verallgemeinerung
(Z. 94-100) machtFrischdeutlich,dassdie Eine Parabel(von griech. parabole=Gleich-
Geschichtevom„andorran;schen fuden"fii.rihn nis) ist eine gleichnishafte Erzählung mit Mo-
Modellcharakter hat.Manbezeichneteine dellcharakter. Sie wird häufig zur. didak-
solcheGeschichtealsParabel. tischen Literatur beziehungsweise zur so
a) Lestdennebenstehenden Lexikonartikel
und genannten Lehrdichtung gezählt.
erarbeitetdanninPartnerarbei~wo beiMax Eine Parabel besteht aus einer Bildebene
FrischsText„Derandorranische Tude"die (das, was erzählt wird), die auf eine so ge-
Bildebeneund wodieSachebeneliegt Auf nannteSachebene(das,was gemeint ist) ver-
welchesallgemeinmenschliche Problem weiSt. Analogie
verweistdieseParabel?
b) DieältestenParabelnwarendieGleichnis-
redenJesu.Schreib/FrischsTextnachdem Bildebene Sachebene
MusterdesNeuenTestamentsineineGleich-
nisredeum.
rezipiert überträgt
Leser
Geschehen Sinn/
Handlung Aussage
227
lU Maxl'riscr.s.Ar.dorra" -F.ine.G~s~ll~r.h~ft ~ur
de.n J>rüfätand
MaxFrisch
Andorra (Erstes Bild)
Voreinemandorranischen Haus.Barhlinweißelt1
die schmaleund hoheMauermit einem Pinselan
langemStecken.Ein andorranischerSoldat, oliv-
grau,lehntan derMauer.
228
lG.l Dusollst dir kein Bildnismachen
BARBLIK: Was willst du noch wissen? BARBLTN: Ist's wahr, Hochwürden, was die
so SowA:r:Wer dein Bräutigamsein soll. Lcut sagen? Sie werden uns überfallen, die
Barblinweijselt. Schwarzenda drüben, weil sie neidisch sind
Alle weißeln das Haus ihrer Väter.weil mor- auf unsre weii~en Häuser. Eines Morgens,
gen Sanktgeorgstagist, und der Kohlensat:k früh um vier, werden sie kommen mit tau- 100
rennt in allen Gassen herum, weil morgen send schwarzen Panzern,die kreuz und quer
5s Sanktgeorgstag ist: Weißelt, ihr Jungfraun, durch umre Äcker rollen, undmitFallschir-
weif~eltdas Haus eun~r Väter, auf daß wir men wie graue Heust:hrecken vom Himmel
ein weißes Andorra haben, ihr Jungfraun, herab.
ein schneeweißes Andorra! PATER:Wer sagt das? 105
BARBLIN:Der Kohlensack- wer ist denn das wic- BARBLIN:Peider,der Soldat.
60 der? BarblintauchtdenPinselin denEimer.
SOLDAT: Bist du eine Jungfrau? Vaterist nicht zu Haus.
DerSoldatlacht. PATER:Ich hätt es mir denken können.
Also du magst mich nicht. Pause 110
BARBLIN:Nein. Warum trinkt er soviel in letzter Zeit? Und
65 SOLDAT: Das hat schon manch eine gesagt, aber dann beschimpft er alle Welt. Er vergißt,
bekommen hab ich sie doch, wenn mir ihre wer er ist. Warum redet er immer solches
Waden gefallen und ihr Haar. Zeug?
BarblinstrecktihmdieZungeheraus. BARBLit.: Ich weiß nicht, was Vater in der Pinte m
Und ihre rote Zunge dazu! redet
10 DerSoldatnimmtsicheineZigaretteund blickt PATER: Er sieht Gespc:nster.Haben sich hierzu-
am Haushinauf. land nicht alle entrüstet über die Schwar-
Wo hast du deine Kammer? zen da drüben, als sie es trieben wie beim
AuftritteinPater,dereinFahrradschiebt. Kindermord zu Bethlehem, und Kleider ge- 120
PATER: So gefällt es mir, Barblin,so gefällt es mir sammelt für die Flüchtlinge damals? Er
s aber. Wir werden ein weißes Andorra ha- sagt, wir sind nicht besser als die Schwarzen
ben, ihr fungfraun, ein schneeweißes An- da drüben. Warum sagt er das die ganze
dorra, wenn bloß kein Platzregen kommt Zeit? Die Leute nehmen es ihm übel, das
über Nacht. wundert mich nicht. Ein Lehrer sollte nicht m
DerSoldatlacht. so reden. Und warum glaubt er jedes Ge-
w Ist Vater nicht zu Hause? rücht, das in <liePinte kommt?
SOLDAT: Wenn bloß kein Platzregen kommt Pause
über Nacht! Nämlich seine Kirche ist nicht Kein Mensch verfolgt euren Andri-
so weiß, wie sie tut, das hat sich herausge- Barblinhältinneundhorcht uo
stellt, nämlich seine Kirche ist auch nur aus - noch hat man eurem Andri kein Haar ge-
l!S Erde gemacht, und die Erde ist rot, und krümmt.
wenn ein Platzregen kommt, das saut euch Barblinweißeltwe;ter.
jedesmal die Tünche herab, als hätte man Ich sehe, du nimmst es genau. du bist kein
eine Sau drauf geschlachtet, eure schnee- Kind mehr, du arbeitest wie ein erwach- rn
weiße Tünche von eurer schneeweißen Kir- senes Mädchen.
,10 ehe. BARBLIN: Ich bin ja neunzehn.
DerSoldalstrecktdieHandnachRegenaus. PArER: Und noch nicht verlobt?
Wenn bloß kein Platzregen kommt über Barblinschweigt.
Nacht! lch hoffe, dieser Peider hat kein Glück bei 140
DerSoldatlachtund verziehtsich. dir.
PATER:Was hat der hier zu suchen? BARBLIN:Nein.
229
;o MaltFrischs.Andnrra"- EineGesellschaftad de:n Mitstand
PATER:Der hat schmutzige Augen. nick. Ist das wahr, oder ist das ein Gerücht?
Pause Und wenn er eine Braut hat. die wird ge-
145 Hat er dir Angst gema cht? Um v,icht ig zu schoren, sagen sie, wie ein räu diger Hund. 90
tun. Warum sollen sie uns überfall en? Uns- JF.MAND: Was hältst den n du für Reden?
re Täler sind eng, un sre Äcker sind steinig Barblinwendetsich und erschrickt
un d steil, unsre Oliven werd en au ch nicht JEMAND:Guten Abend.
saftiger als an derswo. Was sollen die wollen BARRUN: Gut en Abend.
1, von uns?\V erun scrnRo ggen will , der muß JEMANP: Ein schöner Abend heut. 195
230
10.1 Dusollst t!i r kein 31ldnis machen
1iSCHLER: Ich sagte:soPfund. halt, ich habe kein Vermögen wie ein Tisch-
LEHRER :-u m meinen Pflegesohn, meine ich. lermeister - ich habe keine 50 Pfund, ganz
TISCHLER: Ich sagte:50 Pfund. rundheraus, ich hab sie nicht! 2.,~
l~ ' Der Tischlerklopft mit einerMünze auf den TiscHLRR: Dann eben nicht.
Tisch LEH RER: Prader-
Ich mußgehn. TISCHLER: Ich sagte:50 Pfund.
DerTischlerklopftnochmals. Der 'fisch/ergeht.
Wieso will er grad Tischler werden? Tisch- LEHRER:Siewerden sich wundem, wenn ich die 270
l:1.5 ler werden, das ist nicht einfach, wenn's ei- Wahrheit sage. Ich werde dieses Volk vor
ner nicht im .Bluthat. Und woher soll er's im seinen Spiegel zwingen, sein Lachen wird
Blut haben?Ichm eineja bloß.Warum nicht ihm gefrieren.
Makler? Zum Beispiel. Warum nicht geht er AuftrittderWirt
zur Börse?Ich meine ja bloß ... Wncr:Washabt ihr gehabt? 2l5
! LEHRER: Woher kommt dieser Piahl? LRH RF.R:lch brauch einen Korn.
T1scHL ER:Ich weiß nicht, was Sie meinen. WIRT:Ärger?
LEHRER: Dort! LEHR ER:50Ffund für eine Lehre!
TISCHLER: Sie sind ja bleich. WIRT : Ich hab's gehört.
LEHRER: Ich spreche von einem Pfahl! LEH R.ER: - ich werde sie beschaffen. 28C
T 1sCHLER:Ich seh keinen Pfahl. DerLehrerlacht
LRHR.ER: Hier! Wenn's einer nicht im BIu t hat!
DerTischlermuß sichumdrehen. Der Win wischt mit einem Lappen über die
Ist das ein Pfahl, oder ist das kein Pfahl? Tischlein
T1scHLER: Warum soll das kein Pfahl sein? Sie werden ihr eigenes Blut noch kennen- 2~5
H-0 LEHRER: Der war gestern noch nicht. lernen.
Der Tischlerlacht. \Vnrr:Man soll sich nicht ärgern über die eige-
's ist nicht zum Lachen, Prader, Sie wissen nen Landsleute, das geht auf die Nieren und
genau, was ich meine. ändert die Landsleute gar nicht. Natürlich
T1scHLER: Siesehen Gespenster. ist's Wucher! Die Andorraner sind gemüt- 2,0
LEHRER: Wozu ist dieser Pfahl? liehe Leut, aber wenn es ums Geld geht, das
Tischlerklopft mit derMünze auf den Tisch. hab ich immer gesagt, dann sind sie ~ri.e der
Ich bin nicht betrunken. Ich sehe,was da ist, Jud.
und ich sage,was ich sehe, und ihr alle seht DerWirt will gehen.
es auch- LF.H RER: Woher wißt ihr alle, wie der Tudist? 7.95
TISCHL ER:Ich muß gehn. WrnT:Can-
DerTischlerwirfteineMünzeauf denTischund LEHRER:Woher eigentlich?
erhebtsich Wnrr:- ich hab nichts gegen deinenAndri. Wo-
Ich habe gesagt:50 Pfund_ für hältst du mich? Sonst hätt ich ihn wohl
LEHRER:Das bleibt Ihr letztes Wort? nicht als Küchenjunge genommen. Warum 0
TISCHLER: Ich heiße Prader. siehst du mich so schief an? Ich hab Zeugen.
LEHRER: 50 Pfund? Hab ich nicht bei jeder Gelegenheit gesagt,
TISCHLER: Tchfeilschenicht. Andri ist eine Ausnahme?
LEHRER: Sie sind ein feiner Mann, ich weiß ... LnrnER: Redenwir nicht davon!
Prader, das ist Wucher, 50 Pfund für eine WrRT:Eine regelrechte Ausnahme - 305
f,0 Tischlerlehre, das ist Wucher. Das ist ein
Wi Lz, Prader, das wissen Sie ganz genau.
Ich bin r.ehrer,ich habe mein schlichtes Ge- [...
] [ffi
231
10 MaxFrischs „Andorra· - EineGtsefüchaft auf dem Prüfstand
II PräsentierteureErgebnisseausAufgabe1 in derKlasse.Besprech~
inwieweitmit dem erstenBild, der
Exposition,Spannungaufgebautwird.
Stellteuchvor,BarblinwürdeamAbendihreErlebnisse
in einemTagebuch
festhalten.Schreibtdiesen
Eintrag.
BeiderInszenierungimZüricherSchauspielhaus blieblangestrittig,obderPfahlalsBühnenrequisit
gezeigtwerdensoll.Wie würdet ihreuchalsRegisseurinoderalsRegisseur entscheiden?Schreibt dazu
einenkommentierenden Beitrag,z. B.fareinProgrammheft.
LiterarischeCharakteristik
Übereine Figur eines literarischen Textes,besonders eines Dramas, wird man in viel-
fältiger Weise informiert:
mdurch Aussagen anderer Figuren (direkte Charakterisierung). In diesem Fall
muss man berücksichtigen, dass die Figuren eines Stückes einander selten neutral
gegenüberstehen. Die geäußerten.Meinungenwerden also durch Sympathie und
Antipathie geprägt sein.
o durch dasVerha Iten un d die Äußerun gen der Figurselbst,aus denen man
Rückschlüsseauf ihre Absichten und ihren Charakter ziehen kann (indirekte
Charakterisierung).
o durch den Nebentext und Regieanweisungen.
Mittels dieser Infonnationen kann man ejne literarische Figur in ihrem Äußeren
und ihrem Verhaltenwie auch in ihrer Eigenartund Funktion innerhalb eines
Textes erfassen und darstellen, d h. charakterisieren.
••
232
lC.l Du sol'.;1dir kein Bild:iism achen
Beziehungen erkennen-
Text und Bühnenrealisation
BeschreibtdasBildgenau.Achtetauf dieKörperhaltung
(Gestik),dieMimik(denGesichtsausdruck) unddie
BlickrichtungderFiguren.WelcheBeziehung istzwischen
BarblinundAndrizu erkennen?
Max Frisch
Ando rra (Zweites Bild) BarblinundAndri,llraiiffiihnmg,Zürich1961
Andri und Barblin auf derSchwellevor der Kam- werde sterben ,wenn ich es verliere.
merderBarblin. Andri küßt ihrHaar.
BARJ\LIN:Andri, schläfst du? Und warum schläfst denn du nicht?
AND RI:Nein. Barblinhorcht.
BARDLI N: Warum gibst du mir kejnen Kuß? ANDRI: Waswar das? ~s
ANDRJ: Ich bin wach, Barblin, ich denke. BARBLJN:Die Kat:i:e.
BARBL1 N: Die ganze Nacht. Andrihorcht.
.ANDRr: Ob's wahr ist, was die andern sagen. Ich hab sie ja gesehen .
BARBu:--r:
Barblinhat auf seinenKniengelegen,jetzt rich· .ANDRI:War das die Katze?
tet siesichauf,sitzt und löstihreHaare. JlARBLIN:Sie schlafen doch alle ...
ANDRJ : Find est du.sie haben recht ? Barblinlegt sichwiederauf seineKnie.
BARBLU-i: Fangjetzt nicht wieder an! Küßmich !
ANDR1: Vielleicht haben sie recht. Andri lacht.
Barblinbeschäftigt sich mit ihremHaar. BARBLI~: Worüber lachst du?
AN DRI: Vielleicht haben sie recht ... ANDRI: Ichmuß ja dankbar sein! 45
ßARBLIN: Du hast mich gan-t zerzaust. BARBUN: Ich weiß nicht, wovon du redest.
ANDRJ:Meinesgleichen, sagen sie, hat kein Ge- ANDRI: Von deinem Vater. Er hat mich gerettet,
fühl. er fände es sehr undankb ar von mir, wenn
BARBLIN:Wer sagtdas? ich seine Tochter verführte. Ich lache, aber
, ANDRI: Manche. es ist nicht zum Lachen, wenn man den
ßARBU N: Jetzt schau dir meine Bluse an! Menschen immerfort dankbar sein muß,
ANDRI: Alle. daß man lebt.
BARBUN:Soll ich sie ausziehen ? Pause
BarblinziehtihreBluse aus. Vielleicht bin ich drum nicht lustig.
AKD RI: Meinesgleichen, sagen sie, ist geil, aber Barblinküßt ihn. "s
ohne Gemüt, weißt du - .ANDRI:Bistdu ganz sicher, Barblin, daß du mich
BARBT.IN:Ap ,.,J, du denkst zuviel! willst?
Bari:,nlegtsichwiederauf seineKnie. BARBLIN: Warum fragst du das immer.
ANDRI: Ich lieb dejn Haar, dein rotes Haar, dein ANDRI: Die andern sind lustiger.
leichtes warmes bitteres Haar, Barblin, ich BARBLIN:Die andern! 6C
233
10 Max Frischs.And:,rra· -Eine Geseilschaf: auf dem Pr(lfstar.d
ANDRt Vielleicht haben sie recht. Vielleicht bin Ich weiß nicht, wieso ich anders bin als
.ANDRr:
ich feig,sonst würde ich endli ch zu deinem alle. Sages mir.Wieso? Ich seh's nicht ...
Alten gehen und sagen, daß wir verlobt Eineandere Tunnuhrschlägt.
sind. Findest du mich feig? A@Rl: Jetzt ist es schon wieder drei.
Man hörtGrölenin derFeme. BARBLI~:Laß uns schlafen!
ANDRI: Jetzt grölen sie immer noch. ANDRI: Ich langweile dich.
DasGrölenverliertsich. Barbltnschweigt.
8A RB1.1:1r:Ich geh nicht mehr aus dem Haus, da- Soll ich die Kerze löschen? ... du kannst
mit sie mich in Ruh lassen. Ich denke an schlafen, ich weckedich um sieben.
v dich, Andri, den ganzen Tag,wenn du an der Pause
Arbeit bist, und jetzt bist du da, und wir sind Da ist kein Aberglaube, o nein, das gibt's,
allein ...ich wil 1, daß du an mich denkst,An- Menschen, die verflucht sind, und man
dri, nicht an die andern. Hörst du? Nur an kann machen mit ihnen, was man will, ihr
mich und an uns. Und ich will, daß du stolz Blick genügt, plötzlich bist du so, wie sie
1~ bist, Andri, fröhlich und stolz, weil kh dich sagen. Das ist das Böse.Alle haben es in sich,
liebe vor allen andern. keiner will es haben, und wo soll das hin? In
ANDRI: lch habe Angst, wenn ich sto 17. bin. die Luft? Es ist in der Luft, aber da bleibt's
BARBLIN:Und jetzt \Vill ich einen KuK nicht lang. es muß in einen Menschen hin-
Andrigibt ihr einenKuß. ein, damit sie's eines Tages packen und tö-
so Viele,viele Küsse! ten können ...
Andri denk/. A ndr i ergreiftdieKerze.
lch denke nicht an die an dem, Andri, wenn Kennst du einen Soldat namens Peider? 11,
du mich hältst mit deinen Armen und mich Barblinmurrtschläfrig.
küssest, glaub mir, ich denke nicht an sie. Er hat ein Aug auf dich.
ss A NDRI:- aber ich. BARBLIN:Der!
BARBLIN: Du mit deinen andern die ganze Zeit! ANDR J:-i ch dachte, du schläfst schon.
ANDRI: Sie haben mir wieder das Bein gestellt. AndriblästdieKerzeaus. [fü 1•
Eine Turmuhrschlägt.
234
Max Frisch
10.J Ousollstdirke:11l:\ildrilimachen
-
Andorra (Siebtes Bild)
Sakristei1,
derPaterund Andri.
PATER:Andri, wir wollen sprechen miteinander.
Deine Pflegemutter wünscht es. Sie macht
sich große Sorgen um dich ... Nimm Platz!
s Andri schweigt.
Nimm Platz, Andri! Andriund
Andrischweigt. derPater,
Düsseldorf1984
Du willst dich nicht setzen?
Andri schweigt. ANDRI: Hochwürden irren sich, glaub ich. Nie-
10 Ich verstehe, du bist zum ersten Mal hier. mand mag mich. Der Wirt sagt, ich bin vor-
Sozusagen. Tch erinnere mich: Einmal als laut, und der Tischler findet das auch, glaub 4s
euer Fußball hereingeflogen ist, sie haben ich. Und der Doktor sagt, ich bin ehrgdzig
.dich geschickt, um ihn hinter dem Altar zu und meinesgleichen hat kein Gemüt.
holen. PATER:Setz dich!
s DerPaterlacht. ANDRI: Stimmt das, Hochwürden, daß ich kein
ANDRI: Wovon, Hochwürden, sollen wir spre- Gemüt habe? so
chen? PATER:Mag sein, Andri, du hast etwas Gehetz-
PATER:Nimm Platz! tes.
Andri schweigt. ANDRI: Und Peider sagt, ich bin feig.
10 Also du willst dich nicht setzen. PATER:Wieso feig?
Andri schweigt. ANoRr:Weil ich Tud bin. ;s
Nun gut. PATER:Was kümmerst du dich um Peider!
ANDRt Stimmt das, Hochwürden, daß ich an- Andri schweigt.
ders bin als alle? Andri, ich will dir etwas sagen.
2s Pause ANDRI: Man soll nicht immer an sich selbst den-
PATBR:Andri, ich will dir etwas sagen. ken, ich weiß. Aber ich kann nicht anders, 60
ANDRI: - ich bin vorlaut, ich weiß. Hochwürden, es ist so. Immer muß ich den-
PATl:iR: Ich verstehe deine Not. Aber du sollst ken, ob's wahr ist, was die andern von mir
wissen, daß wir dich gern haben, Andri, so sagen: daß ich nicht bin wie sie, nicht fröh-
10 wie du bist Hat dein Pflegevater nicht alles lich, nicht gemütlich, nicht einfach so. Und
getan für dich? Ich höre, er hat Land ver- Hochwürden finden ja auch, ich hab etwas 65
kauft, damit du Tischler wirst. Gehetztes. Ich versteh schon, daß niemand
ANJ.m:Ich werde aber nicht Tischler. mich mag. Ich mag mich selbst nicht, wenn
PATRR:Wieso nicht? ich an mich selbst denke.
1~ ANnR1:Meinesgleichen denkt alleweil nur ans DerPatererhebtsich.
Geld, heißt es, und drum gehöre ich nicht Kann ich jetzt gehn? 10
in die Werkstatt, sagt der Tischler, sondern PATF.R:fetzt hör mich einmal an!
in den Verkauf. Ich werde Verkäufer, Hoch- ANDRI: Was, Hochwürden, will man von mir?
würden. PAn:R:Warum so mißtrauisch?
10 PATBR:Nun gut. ANDRI: Alle legen ihre Hände auf meine Schul-
A~nru:Ich wollte aber Tischler werden. ter. 1s
PATER:Warum setzest du dich nicht? Weißt du, Andri, was du bist?
P.A.TF.R:
235
10 Max.F:-is
chs,,Andona·-Ei ncGcsell;chaflai;f derr.Priifstond
Du weißt es nicht, drum sagich es dir. würden, warum will er mir alles geben, aber 5
Andri starrt ihnan. nicht seine eigeneTochter?
~o Ein Prachtskerl! In deiner Art. Ein Prachts- PATER:Esist sein väLerliches Recht -
kerl! Ich habe dich beobachtet, /\ndri, seit ANDR J:Warum aber?Warum? Weil ich Jud bin.
fahr und Tag- PATER:Schrei nicht!
AKnR r:Beobachtet? Andrischweigt. 0
PATF.R:Freilich. Kannst du nichts andres mehr denken in
AND RT:Warum beobachtet ihr mich alle7 deinem Kopf?Ich habe dir gesagt,Andri, als
PATER: Du gefällst mir, Andri, mehr als alle an- Christ,daß ich dich liebe- aber eine Unart,
<lern, ja, grad weil du anders bist als alle. das muß ich leider schon sagen, habt ihr al-
\Vasschüttelst du den Kopf?Du bist geschei- le: Was immer euch widerfährt in diesem 35
ter als sie.Jawohl!Das gefälltmir an dir, An- Leben, alles und jedes bezieht ihr nur da-
9li dri, und ich bin froh,daß du gekommenbist rauf, daß ihr Jud seid. Ihr macht es einem
und daß ich es dir einmal sagen kann. wirklich nicht leicht mit eurer Überemp-
AND NI:Das ist nieht wahr. findlichkeit.
PATER:Was ist nicht wahr? Andrischweigtundwendetsichab. '4')
ANDR t Ich bin nicht anders. Ich will nicht an- Du weinst ja.
ders sein. Und wenn er dreimal so kräftig ist /\ndri schluchz~Zusammenbruch.
wie ich, dieser Peider,ich hau ihn zusam- Vvasist geschehen? Antworte mir. Was ist
men vor allen J.cuten auf dem Platz, das hab denn los? Ich frage dich, was geschehen isL.
ich mir geschworen - Andri! So rede doch. Andri? Du schlott erst 1~
PATER:Meinetwegen. ja. Was ist mit Barblin? Du hast ja den Ver-
A~RI: Das hab ich mir geschworen- stand verloren. Wie soll ich helfen,wenn du
PATER: Ich mag ihn auch nicht. nicht redest? So nimm dich doch zusam-
A.NnRI:Ich will mich nicht beliebt machen. Ich men. Andri! Hörst du? Andri! Du bist doch
werde mich wehren.Ich bin nicht feig- und ein Mann. Du!Alsoich weiß nicht. 0
nicht gescheiter als die andern, Hochwür- AK 0R1: - meine Barblin.
IO~ den, ich will nicht, daß Hochwürden das sa- Andri läßtdie HändevonseinemGesicht.fallen
gen. undstarr/ vorsichhin.
PATER:Hörst du mich jetzt an 7 Siekann mich nicht lieben,niemandkann 's,
ANDR!:Nein. ich selbst kann mich nicht lieben ... ,s
Andrientziehtsich. Eintritt ein Kirchendiener mit einem Meßge-
IIO Ich mag nicht immer eure Hände auf mei- wand.
nen Schultern ... Kann ich jetzt gehn?
Pause DerKirchendienerJ...?1öpft den Pater auf.
PATER: Du machst es einem wirklich nicht PATER: Du kannst trotzdem bleiben. öO
leicht. DerKirchendienerkleidet denPaterzur Messe.
: 15 Pause Du sagst es selbst. \Vie sollen die andern
Kurz und gut, deine Pflegemutter war hier. uns lieben können, wenn wir uns selbst
Mehr als vier Stunden. Die gute Frau ist nicht lieben? Unser Herr sagt:Liebedeinen
ganz unglücklich. Du kommst nicht mehr Nächsten wie dich selbst. Er sagt: wie dich 65
zu Tisch, sagt sie, und bist verstockt. Sie selbst. Wir müssen un s selbst annehmen ,
120 sagt. du glaubst nicht, daß man dein Bestes und das ist es, Andri, was du nicht tust.
will. Warum willst du sein wie die andern? Du
ANDRI: Alle wollen mein Bestes! bist gescheiter als sie, glaub mir, du bist wa-
PATER:Vvarumlachst du? eher. Wieso willst du's nicht wahrh aben? 1 •c
.ANoRI:Wenn er mein Bestes will,warum, Hoch- 's isteinFunkeindir. Warum spielst du Fuß-
236
10.1 Dusollstc.irkeinBC~nis·na,:hcn
ball wie diese Blödiane alle und brüllst auf PATER: Kein :\1ensch, Andri, kann aus seiner
der Wiese herum, bloß um ein Andorraner Haut heraus, kein Jud und kein Christ. Nie-
zu sein? Sie mögen dich alle nicht, ich weiß. mand. Gott will,daß wir sind, wie er uns ge- 1s5
1,5 Ich weiß auch, warum. 's ist ein Funke in dir. schaffen hat.Verstehst du mich? Und wenn
Du denkst. Warum soll's nicht auch Ge- sie sagen, der Jud ist feig,dann wisse:Du bist
schöpfe geben, die mehr Verstandhaben als nicht feig,Andri, wenn du es annimmst, ein
Gefühl? Ich sage: Gerade dafür bewundere ]ud zu sein. lm Gegenteil. Du bist nun ein-
ich euch. Was siehst du mich so an? 's ist ein mal anders als wir. Hörst du mich? Ich sage: 190
„o Funke in euch. Denk an Einstein2 ! Und wie Du bist nicht feig. Bloßwenn du sein willst
sie alle heißen. Spinoza3 ! wie die Andorraner alle, dann bist du feig ...
ANDRI: Kann ich jetzt gehn? EineOrgelsetztein
ANDRI: Kann ich jetzt gehn?
2 Der Physiker Albert Einstein, geborm 1879in Ulm, Ent- PATER:Denk darüber nach, Andri, was <luselbst 19s
<leckc1der Relativitätstheorie und Mitbegriincforder Quan- gesagt hast: Wie sollen die andern dich
tenmechanik, wanderte wegen seiner jüdischen Herkunft annehmen, wenn du dich selbst nicht an-
19,3 in die USAaus, wo er 1955slarb.
3 Der Philosoph Baruch de Spinoza,.geboren 1632 in Ams-
nimmst?
terdam,gestorben 1677in Den Ilaag,stammteauseinervon ANDRI: Kann ich jetzt gehn ...
Portugal nach Holland ebgewantlerten jüdischen Familie. PATER:Andri, hast du mich verstanden? [fü 200
DerPaterfordertAndrimehrfachauf,sichzu setzen,aberkeineRegieanweisung
sagt,dassAndri
dieserAufforderungfolgt.
lJasSzenenfoto
(S. 235)zeiglAndrisitzend.Beschreibt,
wiedieSzenejeweils
wirkt,wennAndristehenbleibtoderwenner sitzt.
Stellteuchvor,derPaterwürdenachAndris'JodvoneinerJournalistin odereinemJournalisten
aus
einerNachbarstadtinterviewtwerden.
a) NotiertkritischeFragen,diedieJournalistin
oderderJournalistdemPaterstellenkönnte.Untersucht
dazu.dieArgumentation unddieSprechweise desPatersim siebtenBildgenau.
h) SpieltdasInterviewin derKlasse.
237
10 Max Frhx:hs„Andcna · - Eine Gesells~h.fta ufdem Prüfät.\~,1
Max Frisch
Andorra (Neunt es Bild)
[...]
PATßR: Ich bin gekommen, um dich zu erlösen.
AN DRI: Ich höre.
PATER: Auch ich, Andri, habe nichts davon ge-
wußt, als wir das letzte Mal miteinander re-
deten. Er habe ein Judenkind gerettet, so
hieß es seit Jahr und Tag, eine christliche
Tat, wieso sollte ich nicht dran glauben!
Aber nun, Andri, ist deine Mutter gekom-
men -
AND RI: Wer ist gekommen ?
PATER:Die Senora.
Andri springtauf
Andri-d u bist kein ud. r
15 Schweigen
Du glaubst nicht, was ich dir sage?
AND RI: Nein.
PATER: Also glaubst du, ich lüge?
ANDRI : Hochwürden, das fühlt man.
DerPaterundAndri,UrauffiihnmgZürich1961
PATER:Was fühlt man?
A:-mR1:Ob man Jud ist oder nicht. PATER:Was ist denn los?
DerPatererhebtsichund nähertsich/lndri. Stille
Rühren Sie mi ch nicht an. Eure Hände! Ich AN DRI.:Seit ich höre, hat man mir gesagt, ich sei
will das n icht mehr. anders,und ich habe geachtet drauf,ob es so
PATER:Hörst du nicht, was ich dir sage? ist, wie sie sagen. Und es ist so, Hochwür-
Andri schweigt. den: Ich bin anders. Man hat mir gesagt, wie
Du bist sein Sohn. meines gleichen sich bewege, nämlich so
Andri lacht. und so, und ich bin vor den Spiegel getreten
Andri, das ist die Wahrheit. fast jeden Abend. Sie haben recht: Ich be-
ANDKI : Wie viele Wahrheit en habt ihr? wege mich so unclso.Ich kann nicht anders.
Andri nimmt sicheineZigarette,dieer dann ver- Und ich habe geachtet auch darauf, ob's
gißt wahr ist, daß ich alleweil denke ans Geld,
Das könn t ihr nicht machen mit mir ... wenn die Andorraner mich beobachten
PATER:Warum glaubst du uns nicht? und denken, jetzt denke ich ans Geld, und
AN DRI: Euch h abe ich ausgeglaubt. sie haben abermals recht: Ich denke alleweil
PATER: Ich sage und schwöre beim Heil meiner ans Geld. Es ist so. Und ich habe kein Ge-
Seele, Andri: Du bist sein Sohn, unser Sohn, müt, ich hab's versucht, aber vergeblich: Ich
und von Tudkann nicht die Redesein. habe kein Gemüt, sondern Angst. Und man
A NDRI: 's war aber viel die Reddavon ... hat mir gesagt, meinesgleichen ist feig.
GroßerLärm in derGasse. Auch darauf habe ich geachtet Viele sind
238
feig,aber ich weiß es, wenn ich feig bin. Ich
10.1 DusofütdirkeinBildnir.machen
J a) BautStandbilder,diedasEndedesneuntenBildszum Ausdruckbringen.
b) VergleichteureStandbildermit denen,dieihr zum siebtenBilderstellthabt(Aufgabe1,S. 237),und
überlegt,wiesichdas VerhältniszwischenAndri unddemPaterveränderthat.
Untersucht,durchwelchesprachlichen
MittelAndris veränderteSelbsteinschätzung
zum Ausdruck
gebrachtwird.
WelchenAussagenAndrismiichtetihrwidersprechen?
Schreibteinenszenischen
Dialog,indem ihran
StelledesPatersmitAndri diskutiert.
239
10 MaxFrischs „Andor.a• Eine Gesdlsc:.aft aclde:n P:üfstam!
Nach dem Mord an der Senora besetzen die „Schwarzen" Andorra. Der Mördersoll durch eine
,,Judenschau"ermitteltwerden.
DieAndorranerleistenkdnen Widerstand,sondernunterstützen dieMaßnahmenderBesatzer.Der
SoldatPeiderverhaftetAndri,dergegendenRatBarb/insundseinesVaters(desLehrers)nichtgeflohen
is~undfahrt ihnzur„Judenschau".Als der„Judenschauer" Andri ausderMengederAndorraneraus-
sondert,widersprechendiesenicht.Andri wird von denSoldatender„schwarzen" ermordet.Sein Va-
ter,derLehrer,erhängtsichdaraufhin.Barblin,dieals„Judenhure"
geschorenwordenis~wirdverrückt
und weißel~dasGeschehen derAnfangsszeneaufgreifend,dasPflasterdesgroßenPlatzes.
MaxFrischnanntedasneunteBilddie„ wichtigsleSzenedesStücks".ErläuterevordemHintergrund
des Inhalts des zehntenbiszwölftenBildes,inwieferndiesesBildals WendepunktdesDramaszu ver-
stehen ist.
Schuhenehmenim Volksglaubeneinewichtige
Bühnenrealisation in der Schlussszene
Bedeutungein.
a) SammeltSprichwörterundRedensarten, Nicht nur die Körpersprache (Gestik und
die„Schuhe"zum Thema haben, und erklärt Mimik) der Figuren und ihre Position im Raum
derenBedeutung. verde utli chen und interpretiere n den Dramen-
b) ErzählteuchbekannteMärchenepisoden, text, auch Requisiten (bewegliche Gegen-
stände) tragen zur Wirk ung eines Dramas bei,
in denenSchuheeinewichtigeRollespielen.
denn sie können die Figuren charakterisieren
WelcheRollespielen dieSchuhein den ode r eine wichtige Bedeutung für den Ablauf
jeweiligenMärchen,welchein der„Juden- der Handlung haben. Bei der .Judenschau·
scha.u"der Schlussszene? zum Beispiel müssen sich alle And orraner mit
schwarzen Tüchern verhüllen, ihre Schuhe aus- 10
(4 a) BildetGruppenund überlegt, wound wie die ziehen und .Schuh neben Schuh" aufstellen,
SchuheAndris in derSchlussszenestehen um sie nach dem .Freispruch· wieder an sich
sollen.Probiertdiefolgenden Veifahrenaus: zu nehmen. Allein Andris Schuhe bleiben zu-
rück, er wird von den „Schwarzen" als Jude
D ErstellteineBühnenskizze undprobiert
identifizi ert, abgeführt und ermor det. l'
dieWirkungunterschiedlicher Positionen Am Schlussdes Stückes versucht der Pater ver-
im Raumaus,z.B. in derBühnenmitte,im geblich, auf Barblin einzureden, während die
Hintergrund,vornan derRampe,an der Andris Schuhe bewacht , die stehen geblieben
Seite. sind. Der letzt e Satz des Dramas wird von
D Nehmtnun einPaarSchuheundstellt sie Barbli n gesprochen: . Hier sind seine Schuhe. JJ
malparallel,mal schräg,mal seitlich,mal Rührt sie nicht an I We nn er wiederkommt, das
gekipptetc.in denRaum sind seine Schuhe."
Notiert,welcheEmpfindungendie unter-
schiedlichenStellungenderSchuhebeimBetrachterauslösen.
b) VergleichleureErgebnissemit denenderanderenGruppenund sprechtüberdieverschiedenen
Varianten.
240
10.2 Täuschung - Wahrheit- Wirklichl<:eit
241
Max Frisch
Du sollst dir kein Bildnis machen
[...]In gewissem Grad sind wir wirklich das We- jener Kette ist, die ihn fesselt und langsam er-
sen,dasdie andern in uns hineinsehen,Freunde würgt. Wir wünschen ihm, daß er sich wandle,
wie Feinde. Und umgekehrt!Auch wir sind die o ja, wir ·wünschen es ganzen Völkern! Aber
Verfasserder andern; wir sind auf eine heim- darum sind wir noch lange nicht bereit, unsere
5 liehe und unentrinnbare Weise verantwortlich Vorstellung von ihnen aufzugeben. Wir selber
für das Gesicht,das sie uns zeigen, verantwort- sind die letzten, die sie verwandeln. Wir halten
lich nicht für ihre Anlage, aber für die Aus- uns für den Spiegel und ahnen nur selten, wie
schöpfung dieser Anlage.Wir sind es, die dem sehr der andere seinerseits eben der Spiegel
Freunde, dessen Erstarrtsein uns bemüht ', im unsres erstarrten Menschenbildes ist, unser Er-
Wege stehen, und zwar dadurch, daß unsere zeugnis,unser Opfer-.
Meinung, er sei erstarrt, ein weiteres Glied in
l bemühen, hier:Sorgebereiten
DerAndere1stfi.irda.sBild
verantwortlich,
da.sichmir von
ßilderhelfen,manAannnicht ihmmache.
jeden Menschen,njeder
Situationneubeurte11en.
fülder.sindhilfreich.
Man.sollteaberauch
Einpositives ßild von bereit sein, sie z.u
einemAnderenAann i:indern.
nichtschaden.
242
Max Frisch
Andorra (Zwischens zen en)
243
Der Wahrnehmungsprozess
Niemand nimmt die Welt unmitt elbar wahr, weil un - D Auswahlprozesse führ en zu Reduktionen und
sere Wahrnehmung durch viele Faktoren beeinflusst Tilgungen.
wird, z.B. durch unsere Erfahrungen, unser Vorwis - D Deutungen können Verzerrung en und Täuschun-
sen, unsere Lebenssituation , unsere Inte ressen und gen zur Folge haben, die Wirkli chkeit wi rd umge-
Ziele. So werden neue Eindrücke wie durch einen deutet, damit sie in das Wel tbild passt.
Filter, der die Erfahrung verallgemeinert, einzelne Fehlerhaft e Wahrn ehmun gen lassen sich häufig auf
Aspekte auswählt oder deute t. aufgenomme n und eine starre Unterscheidung verschiedener Gruppe n
mit unserem W eltbild abgeglichen. Dieser Filter ist zurückführen, die weder durch Erfahrung en noch
notwend ig, damit wir mit der Flut von Eindrücken, durch Argumente verändert wird . Was der eigenen
10 die ständig auf uns einstürmt, zurechtkommen. Sichtweise entspricht, wird um jede n Preis vertei - 25
Problematisch wird der Filter erst, wenn der Wah r- digt, fremde Sichtweisen werden negativ besetzt
nehmungsprozess erstarrt und das einm al gewon- und abgewiesen. Dieser Prozess der Vorurte ilsbil-
nene W eltbild keine Veränderun g mehr zulässt. dung dien t in der Regel der Stabilisi erung eines unsi-
D Verallgemeinerungen werden dann zu positi ven cheren und schwachen Selbstwertgefüh ls.
1~ oder negativen Vorurt eilen.
Wahrnehmungsfilter Welt
Ich - Verallgem einerung (Gegenstände, Sachverhalte,
(Subjekt) - Auswahl Personen)
- Deut ung
Fehlerhafte
Wahrnehmung~n
falsche Verall- einseitigeAuswahl verzerrteDeutungen
gemeinerungen (Redu/,,f
ion) (Täuschung)
(Vorurteile)
Bersp1ele - Pater: ... derjud ist - Pater:Du bisf - Andn:·Ich bewege
aus feig (S.237-,Z.181) gescheiterals sie ... mich.soundso. Ich
..AndorraN (S. 23/J,Z. 168-110) kannnicht anders.
(S. 238, z.lf-9-50)
eigene
Bei.spiele
b) PräsentiertderKlasseeureErgebnisseunderläutert dieZuordnung.
244
10.l .The killerin me is l h~ki[ erin you my love"- Jugendtheater d
Lutz Hüb ne r
Creeps
InLutzl Iü.bners„Creeps"(Uraufführu.ngl. 4.2000 OV:\Vas mac ht ihr denn, wenn ihr so nachts :s
am DeutschenSchauspielhaus Hamburg) treffen auf Tou r seid 7
dreiMädchen,PetraKowalski(16 Jahrealt, Outfit PETRA:Hab ich eben d gesagt.
mäßig modisch(H ff M), kein Dialek~aber säch- OV:Kein Stress mit den Bullen?
sischeSprachmelo.die),Maren Terbuyken(1 7Jahre Wegen Randa le, Gra ffiti, solche Sachen?
alt, kurzeHaare, modischeher RichtungKellyFa- (Petra schütteltden Kopf) ~'.)
mily, Naturstoffe,ungeschminkt) und Lilly Marie Oder mit ein er and eren Gang? Kerle. die
Teetz (17Jahrealt,Kostüm,sehr schick,aber trendy, euch blöd ko m men , irgendwelche Arsch -
hoheSchuhe, dezent geschminkt) aufeinander,die löche r, die man mal aufkl at sche n muss?
sich um eine Moderatoren slellefür eineneue Fern- PETRt\: Mit solch en Leuten will ich nit:hts zu
sehshowbeworben haben.Sie müssen,angeleitet tun haben. s
von einerStimmeaus dem Ojf(Off-Voice),mehrere OV:Klar, klar, wi ll keiner. Aber es gibt sie doch,
Aufgaben erfüllen, von sich erzählen,sich gegen- oder?
seitiginterviewenetc.Dabei wird dieKonkurrenz - PETRA:Arschlöcher? Klar gibt's die, gibt's doch
situationunter ihnen immer deutlicher. Die Mäd- übe rall , oder?
chen wollen einerseits aus unterschiedlichen OV:"Bloodyrigh t. Und in KM-Stadt ist doch die "l
Gründenden Job,geratenaber durchausauch in Hölle los, ode r? Hast du doc h gesagt.
Schwierigkeitenmit den Erwartungen, die an sie KM ist doch real hardboilcd , oder?
gerichtetwerden. PETRA:Versteh ich jetzt nicht.
Vor der abgedruckten Szene ist Petraaufgefordert OV:Was weiß ich, irgen dwelch e Wessis. die es
worden,übersichselbstund ihr Lebenin KM-Stadt raushängen lasse n, oder Glatzen, die du rch - s
(Chemnitz hieß zu Zeiten der DDR Karl-Mar-x- ticken, solche Typen, da läu ft doch eine
Stadt) zu berichlen. Menge, gerade in der Kante, post indu stri aJ
lan dscap es, Fabrikruinen , Feuer in alten Öl.
(Stille.) fässem, oder mit dem Trab bi die Piste run -
PErRA: Ich fang noch mal an. Geht das? ter, Crashk ids . Musik hochgezogen bis zum 40
Ich wollte das an ders ma chen. Anschl ag, od er ? Mensc h, Petra, du weiß t
So klingl das so, ich weiß nicht, ich hab doch, was ich meine, du wi llst es mi r nicht
s falsch angefangen oder so. sagen, right?
ÜFF-VOicE:Ist oka y, Petra.Das sind die facts. PRTRA:So was gibt es bei uns nicht.
Jetzt wollen wir was über dich erfah ren , OV(lacht):Petra, hör zu, d u bist eine Superfrau, 15
übe r KM-Stadt, das volle Programm. weiß du, du hast so was Direktes, und ich
PETRA: Was denn? fin d es auch ech t süß, dass du deine Leute
o OV:Deine Clique, was ist denn mit den en? schütz en will st. abe r irgendwie muss t du
PETRA: Die sin d n ett. auch dazu stehe n , dass du aus dem Osten
OV:·Bei euch in der Platt e gehl doch b estimmt komm st. 50
die Post ab, oder? Ich m eine, wir wisse n, was da läuft. Das ist
PETR.A
:Nee. nic ht so voll die heile Welt, right?
245
10 Max Prischs „Andorra"- EineC~s~llsöaft auf c.emPrü.fstauc:.
Du hast doch was durch, dieses ganze neue könnt ihr euren Scheiß alleine machen, ich
Leben, du brauchst uns nkht den Wessi zu hab auch meinen Stolz, ich mach meine Sa-
,, fal<en, du musst auch zu der Scheiße stehen , chen, ich lass mich doch hier nicht abstem ·
die da 1äuft. peln, nee,nee, ihr habt doch keine Ahnu ng,
Da steckt ja auch eine Sehnsucht in der nee, ihr immer, da müsst ihr euch das erst
ganzen Gewalt und Verzweiflung da drü- mal angucken. bevor ihr die Fresse aufreißt,
ben. was bin ich denn hier, ich mach euch doch
Die Hirnwäsche, der Druck und so, und auf hier nicht den doofen Ossi, ich bin da gern,
einmal seid ihr im Überfluss,ich red ja nicht ich leb da und Schluss,aus die Maus, ich hab
von Banan en, ich meine das feeling, neue gesagt, wie ich lebe, ihr habt doch ein Brett &s
V-lerte,all Lhatstuff. vorm Kopf,und iwar ein so dickes, das gan-
Da steckt doch irgendwo auch eine Kraft, ze Wessigelaber, nee, nee, ich hab doch mit
oder? Glatzen nix zu tun, so könnt ihr mir nicht
Die spür ich doch bei dir, Petra. kommen, das sind al Ies einwandfreie Leu tc,
Mach doch ma I deine Seeleauf. da lass ich nix drauf kommen und wilder
(Petrahat mit wach~ender Wutzugehört.) Osten und Trabbis und gefährlich un<lden
PETRA:Jetzt ist gu L,ja? Scheiß, nee, nee, ich mach hier mein Zeug.
Was glaubst du denn, wie wir leben. und wenn es euch nicht passt, so was von.
Wir sind jetzt zehn JahreWesten, ja? von nix ne Ahnung!
Ihr habt doch keine Ahnung, wir sind doch (Siesetzt sich,trinkteinenSchluckWasser,ziehl
keine wild gewordenen Affen, nec, nee, ihreJackewiederan
nicht auf die Tour. Stille.Das roteLichtgehlaus.)
7, Tchlass mich doch hier nicht verarschen, da
LestdieSzenemitverteiltenRollen.DieStimmeaus demOffist.fürPetranichtsichtbar,siesprichtins
Leere.ProbiertdurchmehrmaligesLesen aus, wiediebeidenPersonen sprechenmüssen.
246
103 .T:, c killerb meisth e k:llerin you niy lovc"- fugendtheat~r D
Andri Beyeler
The killer in me is th e kill er in you my lov e
24 7
- D 10 MaxFrischs ,.A.,dorra"- EineGr.s!llschaft acl de:nPrüfstan<l
L a) DiesesJugendtheat
erstückistinProsageschrieben,aberdie Dialogesindnichteinfach alsfortlaufen-
deTextegesetzt,sondernso,alsseienesVerse.Beschreibt
die WirkungdksesStilmittelsaufdenLeser.
b) AuchdieNicht-Verwendung vonAriführungszeichenundApostrophenentsprichtnichtdenRegeln,
dieihrkennt.Untersuchtsieunderläuter~wasdadurchbewirkt wird.
Theater, die Stücke für Jugendliche spielen, bieten häufig ein vielfältiges Programm zu-
sätzlicher Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler an, z.B.:
o Vor-und Nachbereitungen eines Theaterbesuchs,
Probenbesuche,
Führungen hinter die Bühne,bei denen man den technischen Apparatbis hin zur Be-
leuchtun g oder auch die Werkstättendes Theaters kennen lernen kann, in denen die
Bühnenbildnerz. B.Perückenund Kostümeherstellen,
o Workshops, in denen auf vielfältigeWeise Erfahrungen mit Stimme, Körper.Bewegung
und Raum gemacht werden können.
MancheJugendtheater bieten einzelnen KlassenPatenschaften für Stücke an und geben
ihnen damit die Möglichkeit,die Entstehung eines Theaterstücks auf der Bühne über ei-
nen längeren Zeitraum zu verfolgen,oder es gibt Theaterclubs, in denen gemeinsam mit
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Stücke erarbeitet und zur Aufführung gebracht
werden.
.eit n Or sa
o Beschafft euch den Spiclplan und Informationen zu den Theaterstücken, die gerade
gespielt werden, und überlegt,welches Stück ihr ansehen wollt
Nehmt Kontakt zu dem Theater auf und sprecht einen Termin für die Vorstellung ab.
Oft besteht auch die Möglichkeit,nach der Vorstellung mit den Schauspielerinnen und
Schauspielern zu sprechen oder einen Theaterpädagogen in die Schuleeinzuladen.
Informiert euch auch über diese ~öglichkeiten, z.B.in Form eines Briefes.
Überlegt, ob ihr den Drarnentext vor oder nach dem Theaterbesuchlesen wollt Wenn
ihr den Text vorher lest, könnt ihr erst einmal eure eigenen Vorstellungenzu dem Stück
entwickeln. Lestihr den Textnach eurem Theaterbesuch, könnt ihr zum Beispiel ein-
zelne Szenen, die euch während der Vorstellung besonders aufgefallen sind, ausführ-
lich im Unterricht besprechen.
Klärt, wie ihr zum Theater kommen wollt:Wenn ein Busgemietet werden muss,wird
alles sehne11sehr teuer. Sicher gibt es an eurer Schule einen Förderverein, der euer Un-
ternehmen gern unterstützt.Verfassteinen Brief,in dem ihr euer Projektbeschreibt
und um einen Zuschuss bittet.
Informiert auch eure Eltern und die Schulleitung. Schreibt einen Brief,in dem ihr mit-
teilt, wann i.hr ins Theater gehl, welches Stück ihr anseht, was es kostet, wie ihr dort
hinkommt und wann ihr wieder zurück seid.
248
11.1 Identitätsfragen und Generationslconflilcte-
Literarische Texte untersuchen
Christoph Hein
Die Vergew altigung
Zwei 1age nach dem siebzehn ten Geburtstag Zeit genutzt halte, ihre SchwiegertochLerund
von Ilona R., Tochter eines Landarbeiters in ihre Enkelin in der Räucherkammer auf dem
einem Dorf östlich von Prenzlau, wurde ihre Dachboden zu verstecken. Männer wohnten
vierundsechzigjährige Großmutter im August zu dieser Zeit nicht auf dem Gehöft: der Ehe- 1
1945 von zwei marodierenden 1 Soldaten der mann der Großmutter war zwei Jahre zuvor
so-wjetischen Streitkräftevergewaltigt.Die bei- verstorben und ihr Sohn, Ilonas Vater,befand
den Soldaten hatten sich gewaltsamZugang zu sich in englischer Kriegsgefangenschaft.
dem Bauernhaus verschafft, dessen Eingangs- Als sie hörten, dass nur die Großmutter im
tür verriegelt war. Sie trafen nur die alte Bäue- Haus sei, durchsuchten die Soldaten sämtliche
1J rin an, da diese, während die Soldaten das Tor Räume.Kleidungsstücke und verschiedene Ge-
des Gehöftes und die Haustür aufbrachen, die genstände der Einrichtung verwiesen sie da-
rauf, dass noch andere,jüngere Frauen im Haus
l marodieren: (.ils Nachzügler einerT;:uppe)plündern leben mu~sten. Sie schlugen Ilonas Großmut-
249
11 Redenund S<:hweigen: .ite-rarisch
e Texteerschließen
2. ter, um das Versteck rn erfahren, doch die alte und Lesen der amtlichen Formulare und Akten
Fra u blieb hartnäck ig bei ihrer Behauptung, al- für ihn übernah m. Sie übte täglich mit dem
lein zu wohnen. schwitz enden Bürgermei ster im verschlosse-
Die angetrunkenen Soldaten vergewaltigten nen Amtszimmer, um den vergessenen und
daraufhin die alte Bäuerin und verließen das verschü tteten Schulstoff für den fünfzigjäh-
Gehöft, wobei sie zwei Kisten mit Apfelwein, rigen Mann wied er nutzbar zu machen, sodass
die sie im Keller gefunden hatten, mitnahmen. er schon ein Jahr später, und noch ehe seine
Die alte Frau verri egelte notdürftig die zer- Behind eru ng bekann t un d zum Stadtgesprä ch
störte Tür un d befreite ihre Schwiegertochter werden konnte, mit der Grammatik und der
und jhre Enkelin aus der Räucherk ammer. Sie schrif tlichen Verwendung der deutschen Spra-
machte Wasser warm, stellte sich in der Küche che so weit zurechtka m, dass er selbstständi g
in einen Waschzub er und ließ sich von den und sicher seine beruflich en Aufgaben erfül-
beiden jünger en Frauen von Kopf bis Fuß len konnte.
gründl ich waschen . Da Schwiegerto chter und Aus Dankbarkeit und aus dem Gefühl.,der jun-
Enkelin nicht aufh örte n zu wei nen, umarmte gen Frau eine ähnli che Schm ach - als solch e
4~ die alte Frau, aufrech t und nackt im Zuber ste- empfan d er seine man gelnde Ausbildung - er-
hend, die beiden und sagte begütigend: Was sparen zu müssen, dräng te er Ilona, ihre früh
heult ihr du mmen Küken? Hab ich mi r ein abgebrochene Schulbildu ng fortzu setzen. Er
Bein gebrochen ? sorgte dafür, dass sie von der Arbeiter- und
Die Bäuerin zeigte das Verbrechen bei der sow- Bauern-Fakul lät, einer kurz zuvor gegriinde ten
4 jetis chen Komman dantur an, doch die beiden Ausbildungseinri chtung für diejenigen, die au f
Soldaten wurd en nicht entd eckt, denn di.ealte Grund ihrer sozfalen Herkun ft bisher kein e
frau war nicht bereit, dem \Vunsch des jungen ihrer Begabung gemäße Bildung hatten erhal-
russischen Leutnant s zu folgen und die ange- ten kön nen, aufgenomm en wurd e, um die
tretenen Soldaten abzus chr eiten, um die bei- Hochschulr eife zu erlangen.
den zu identifizieren. Der Leutnant garanlierte Auf dieser Schule lerne Ilona Jürgen S., ihren
ihr, dass die von ihm gewün schte Gegenüber- spätere n Mann, kennen, ein en vierun dzwan -
stellung für sie keinerlei una ngen ehm e Folgen zigjähri gen beinam putie rten Kriegsteilneh -
haben werde, mu sste aber schließlich verärgert mer. Mit ihm zusammen studierte sie in Berlin ,C
die Frau gehe n lassen. fünf Jahre Jura, beide wurden danach Assis-
Ilona verließ im darauf folgenden Jahr ihr Hei- tenten an der Humboldt-Universität und ver-
matdorf und wurd e in einer kleinen Stadt an fassten ihre Dissert ationen 2 . Ihr Mann blieb an
der neuen Grenzlin ie 7.u Polen Sekretärin cles der Universität und zählt e dort zu den jün gsten
Bürgermeiste rs. Professoren. Ilon a wurde Staatsanw ältin un d 1)5
Der Bürgermeis ter, ein Ziegeleiarbeiter, war wechselte ach t Jahre spä Ler in ein Ministerium
wegen einer wehrkr aftzersetzen den Äußerung über. Mit dreißig bekam sie ihr erstes Kind, im
währ end der Nazizeit zwei Jahre inhaf tier t ge- Abstand von zwei Jahren folgten zwei weiter e.
wesen und ausschließlich auf Grund dieser Mit fünfundvierzig wurde sie in ihrem Minis-
Haftstrafe und ohne jede weitere Qualifikation terium stellvertretende Staatssekretärin. Bei- r
für das hö chste Stadtamt gewä hlt worden. Er de, Ilon a und ihr Mann. wa ren gesellschaftlich
hatte die Ern ennun g nur ungern und wider- sehr aktiv und wurden m ehrmals ausgezeich-
willig akzeptie rt, denn er scheu te die Büro- net.
arbeit. Da er nach eigener Ans icht keinerlei Unterd essen war die Frankfur ter ./\llee in Ber-
Voraussetzung für dieses Amt besaß - er war lin, die früher Große Frankf urter hieß un d 15
nahezu Analphabet -, war er Jlona dankbar , na<.:hdem Krieg ein Trümmerfeld war, am Ge-
10 dass sie, nachdem sie seine Behinderun g begrif-
fen hatte, wie selbstverständ lich das Schreiben 2. Dissertation: Arbeit zur Erlangun~desDoktorgradr.s
250
J :.l Jdcntir.ätstragcn
undGc:icratiomko:iftiktc-LiterarischcT~xte
untersuchen
burtstag und zu Ehren des sowjetischen Staats- sprache zur Jugendweihe" der vierzehnjähri-
mannes in Stalinallee umbenannt worden und gen Mädchen und Jungen zu halten. Ilona S. 16s
der ersLeGrundstein für die neu zu errichten- stimmte sofort zu. Zwei Mal besuchte sie die
J den Gebäude gelegt. In der Allee war ein Denk- Vorbereitungsstunden der Jugendlichen, um
mal Stalins aufgestellt und eine Sporthalle an- sie kennen zu lernen.
lässlich der 3.Weltjugendfestspiele eingeweiht Die Jugendweihe fand in einem nah gelegenen
worden. Glückliche Mieter waren in die fertig Kinosaal statt. Vorden festlich gekleideten und 110
gestellten Wohnungen eingezogen und erst- dadurch ehcrnoch unreifer. wirkenden Jugend-
·~ mals in Europa wurde die Skelettbauweise mit lichen stand Ilona auf der mit Fahnen und Blu-
Stahlbeton beim Wohnungsbau in der Stalin- men geschmückten schmalen Bühne des Kinos
allee angewandt. Die Bauarbeiter der Allee und sprach über den Tag der Befreiung vom
streikten in einem Frühjahr und lösten damit Hitlerfaschismus und über die schweren An- t7s
eint:n landesweiten Aufstand aus, der mit der fangsja hrc der Republik. Sie berichtete, wi<:sie
ii, Hilfe sowjetischer Panzer beendet \Vurde. Das als Halbwüchsige die Niederlage der deutschen
Denkmal Stalins wurde in einer Nacht umge- Wehrmacht erlebt hatte, vom Einmarsch der
stürzt, an einen unbekannten Ort abtrans- Sowjetsoldaten in ihrem Dorf und von der
portiert und später dem Stifter der Bronze, der Erlekhterung der Bauern, dass die Jahre der 1so
Sowjetunion, zurückgegeben. Die zweiLe Bau- Nazibarbarei endlich vorbei waren. Sie schil-
,, ctappc der Allee, die nun über den Straußber- derte den Jugendlichen, wie der Bauernführer
ger Platz hinaus zum Alexanderplatz führte, des Ortes sich zu verstecken und später als
begann, die Stalinallee wurde in Karl-Marx- Gegner und Opfer der Nazis darzustellen ver-
Allee umbmannt und der Staatsmann Waller sucht hatte, und sprach über dk zurücklie- iss
Ulbricht besichtigte das neu entstandene Ho- genden Schwierigkeiten, ein neues Leben auf
f) tel in der Allcc, lobte den Bau und kritisierte, den Trümmern einer untergegangenen Welt
dass die Bauleute für ein Treppengeländer Holz zu organisieren. Und immer wieder erzählte
verwandt hatten statt Plastik; farbige Plaste, sie von den zusätzlichen Brotverteilungen
sagte er, sei dafür großartig geeignet, man durch die Kommandantur, von der schnell ent- 190
möge künftig daran denken. Die Fachleute, die stehenden Freundschaft zwischen den Dorf-
11 Architekten und Bauleute, dankten Walter kindern und den fremden Soldaten und von
Ulbricht und versprachen, seinen Vorschlag der wie selbstverständlichen Erntehilfe durch
bei ihren nächsten Bauten zu beherzigen. Und die sowjetischen Truppen. Sie erzählte, dass
die Sporthalle wurde wegen Einsturzgefahr sie selbst als junges Mäck:htn von den Soldaten 19s
von der Raupolizci gesperrt, da für ihre Kons- häufig etwas Essbares zugesteckt bekommen
1 truktion ein ausgebranntes und beschädigtes habe und dass ihre Grol~mutter, als diese bei
Stahlskelett aus dem im Krieg zerstörten Zen- der Stallarbeit von einer Kuh unglücklich ge-
tralviehhof übernommen worden war, das nun treten wurde, vom Kommandanten persönlich
nachzugeben drohte. Man begann, die Häuser ins Prenzlauer Kranktnhaus gefahren wor- 200
in der Großblockbauweise zu errichten, und den sei. Ihren Bericht beendete sie mit der
die Sporthalle wurde abgerissen. So entstanden Mahnung, stets die Freundschaft mit anderen
die Allee und die Stadt neu aus Trümmern und Völkern zu pflegen, besonders mit jenen, die
das Leben ging seinen Gang in dieser schönen Deutschland vom Fasc.:hismusbefreit hatten,
und grimmigen Welt und die Zeitungen des damit diese finsteren Jahre der deutschen 20;
Landes berichteten von der schönen Welt und
,,1 verschwiegen die grimmige. 3 fugendweihe: Die Jugendweil-.ewar in der DDR eine
nichtkirch:iche Altemative zur Konfirmation in den evan-
lm Januar 1983 wurde Ilona vom Direktor
gelischen Kircilen und zur Firmung der katholisch2n
der Oberschule ihres Wohngebietes gebeten, Kirche.Sie war ein Festakt, der den Übergang vom Jugend-
an einem Sonntag im April die festliche An- ins Erwachsenenalter kennzeichnete.
251
, 1 Redenund Schwcigc:n-Llterariscne Texte e;~ch.lide1;
Geschichte endgültig und unwiederbringlich Du hast mir jedenfalls noch etwas Anderes er-
vorbei seien. Ylit diesem Wissen um die Ver- zählt. 245
gangenheit, so schloss sie ihre Ansprache, seien Ja und, fragte llona fassungslos, willst du, dass
die jungen Menschen verpflichtet, für eine de- ich den Kindern davon erzähle? An einem sol-
210 mokratis<.:heZukunft zu arbeiten und ihre gan- chen Tag? Bei einer solch festlichen Gelegen-
ze Kraft für die sozialistische Republik einzu- heit, willst du das wirklich?
setzen. Nein, sagte der Mann, aber dann hättest du 2 ,o
Die angesprochenen Jugendlichen hörten ih- auch das Andere nicht erzählen müssen.
rer Rede unaufmerksam zu. Sie waren mit ihrer Tlonastand da, sie zitterte am ganzen Körper.
m neuen Garderobe beschäftigt und unterhielten Du bist ja, sagte sie und suchte nach Worten,
sich leise über die Geschenke, die sie an die- du bist ja ein ...
sem Tag bereits erhalten oder no<.:hzu erwarten Ohne den Satz vollenden zu können, verließ 2ss
hatten. sie das Zimmer. Er hörte sie im Nebenzimmer
Nach der Feierwaren Ilona und ihr Mann Gäste laut weinen. Kurz danach vernahm er das Split-
220 des Schuldirektors, der in der benachbarttn tern eines Glases. ETstand auf, um zu ihr zu ge-
Gaststätte einen Tisch hatte reservieren lasstn hen, aber bevor er die Tür erreichte, wurde
und sich dort überschwänglich für die Festrede ditse geöffnet. Ilona stand mit tränenüber- 260
bedankte, die er als besonders gelungen und strömtem Gesicht im Türrahmen, sah ihren
beeindruckend rühmte. Mann an und sagte: Du bist ein Faschist.
22s Am Nachmittag, als das Ehepaar wieder in Aber Ilona, sagte er nur.
seine Wohnung im obersten Stockwerk der Sie schlug die Tür zu. Erwartete einen Moment,
Rathauspassagen zurückgekehrt war und bei dann folgte er ihr ins Schlafzimmer. Sie lag auf 26s
einem Kaffee zusammensaß, um sich einen dem Bett, von einem heftigen Weinkrampf ge-
alten Spielfilm im Fernsehen anzuschauen, schüttelt. Er streichelte ihr Haar. Als sie::seine
1,0 sagte Ilona zu ihrem Mann: Du hast mir noch Berührung spürte, drehte sie sich um und
gar nichts gesagt. Wie hat dir denn meine Rede schrie mit verzerrtem Gesicht: Fass mich nicht
gefallen? m
Der Mann schwieg lange, so lange, dass !lona Eine Stunde später weinte sie immer noch. Ihr
ihn verwundert ansah und ihn schließlich auf- Mann brachte ihr eine Beruhigungstablette
m fordene zu antworten. und ein Glas Wasser und sie ließ sich wie ei-
Ihr Mann sagte sehr leise: Das war doch nicht ne Schwerkranke die Tablette geben und das
nötig, Ilona. Wasser einflößen. Er setzte sich ans Bett und 21s
Ich verstehe nicht, was du meinst, erwiderte wischte behutsam ihre Stirn ab. Leise weinend
die Frau ungewöhnlich scharf, es war alles die ließ sie es sich gefallen. langsam beruhigte sie
240 Wahrheit, was ich erzählte. sich und schlief ein, während ihr Mann neben
kh weiß, sagte er und nickte beruhigend, aber ihr saß. Nur gelegentlich wurde ihr Körper von
dein<:Großmutter, sie ist doch von den Russen einer nervösen Zuckung geschüttelt, so als 2so
nicht nur ins Krankenhaus gefahren worden. würde sie noch im Schlaf schluchzen.
Beschreibt
denAufbauderErzählung.
a) GliedertdenTextin einzelneSinnabschnille
undJormuliertfarjedenAbschnitteinetreffende
Überschrift.
Ermittel~an welchenStellenausfiihrlich
erzähltwirdund wo zeitlichstärkergerafft
wird.
b) Rekonstruiert
dieStationenderBiografieIlonasuordemHintergrunddersozialpolitischen
EntwicklungderDDR.WarumkombiniertderAutorPassagen individuellerErlebnisseund
Berichtevonhistorischen
Ereignissen?
252
11.1 l<lentitfüsfragenund Ger:2rationskonfliktc-Litera..ische Texte untersucr.en
UntersuchtdiePassage,in derdieGeschichtederKarl-Marx-Alleebeschrieben
wird(t>Z. 114-160).
a) SchreibtausdieserTextpassagediehistorischen
Ereignisse
mitZeilenangabenheraus.
b) LestdenfolgendenLexikonartikel derKar/.Marx:-1\
zur Geschichte llee.Ergänztdanneure
Stichwortliste
ausAufgabe2a.
c) Überlegt,warumderAutordieChronikeinereinzigenStraßedarstellt,um diesozialpolitischen
Veränderungen desLandeszu charakterisieren?
Slelltdiegeschilderte amAnfangderErzählungderJugendweihe-Szene
Vergewaltigung gegenüber.
NenntmöglicheGründe,warum llonadieGeschichte
ihrerGroßmutterverfälschthat.
D ChristophHeinsagtüberseineschriftstellerische
Tätigkeit:
253
11 Redenc:ndSchvr.:gen-LlterarischeTexteersc:iließen
Gabriele Wohmann
Verjährt
Nette Leute, unsere Nachbarn in der Strand- Engagements gerade nur diese beiden Eigen-
hütte rechts, die Leute mit dem Pudel. Ruhige schaften zur Bedingung. 45
Leute, mit vorwiegend angenehmen Erinne- Übrigens haben vor ungefähr fünfzehn Jahren
rungen. Sie verbringen jeden Sommer hier, unsere netten, ruhigen Nachbarn sich den
s kaum wissen sie noch, seit wann. Sie haben Frieden gewünscht, in dem sit: jetzt längst le-
auch letztes Jahr im „Juliana"gewohnt, waren ben. Das Erreichte scheint sie manchmal fast
einmal am Leuchtturm mit Rast in der Teebu- zu lähmen. Stundenlang reden sie kein Wort
de, bei ähnlichem Wetter wie im Jahr davor miteinander. Dann wieder das Hotelessen, der
oder danach. Es kommt ihnen auf l)berein- Vorschlag,spazierenzugehen, die lauten ball-
10 stimmung an, je mehr die Ferien sich gleichen, spielenden Leute in der Strandhütte links,
desto besser die Erholung. Öfter im Hafenon, unsere Nachbarn bedauern, daß der Strand-
die etwas längere, aber auch lohnendere Un- hüttcnvermieter nicht darauf geachtet hat, ihr ss
ternehmung. Doch noch immer haben sie sich Ruhebedürfniszu respektieren, er wird es nicht
nicht dazu aufgerafft,in einer Vollmondnacht so genau wissen, wir wollen keinen Streit an-
1s längs des Abschlußdamms zu promenieren. fangen. Mit ihrem Apfelfrühstück, den Rauch-
Wieder mal versäumten sie an keinem ihrer pausen, dem Umkleiden in der Hütte - wobei
vier Mittwochnachmittage das Folklorefest im einer immer rücksichtsvoll den anderen allein
Hauptort der fnsel, vorher Einkäufe, Mittag- läßt und, den beunruhigten Pudel an knapper
essen, als Ausklang Eis.Es pflegt sie stets eini- Ldne zurückr.cißend,vor der versperrten Tür
20 germaßen anzustrengen, im überfüllten Städt- wartet-, mit ihren kurzen, aber gründlichen,
chen findet der Mann nur mit Mühe einen von Gymnastikübungen umrahmten Bädern
Parkplatz;aber es gehört dazu und ist nett, war bei Hochflut, den Pudelspaziergängen mit Ap- 6
nett, immer gewesen. Findest du nicht, Rein- portieren und fröhlichen, aber ernsthaften Er-
hard? ziehungst:xerzitienund sparsamen Wortwech-
2s Sie mieten immer eine der Strandhütten auf seln untereinander, erwecken unsere Nachbam
der Nordseite, sie finden den dortigen Strand- in mir den Wunsch, wir beide, Reinhard, könn-
vermieter sympathischer, sie melden sich im- ten es eines Tagesgenauso angenehm haben. ,o
mer rechtzeitig an und bestehen auf einer der Ich bringe die Zeit durcheinander, entschuldi-
höheren Nummern, meistens wohnen sie in ge. Es ist so heiß, die Sommer sind sich so ähn-
io einer Hütte zwischen 60 und 65. Sie haben es lich, man kann kicht eine Schaumkrone für
gern ruhig. Der etwas weitere Weg,Preis dieser ein Segel halten oder Jahre und Leute mitein-
Ruhe, ist schließlich gesund. Sie redeten auch ander verwechseln. 1s
vor drei Jahren über den Pudel, beispielsweise. Aufregungen im Leben unserer Nachbarn lie-
Der Pudel, das Wettt:r, der Badewärter, der gen so weit zurück, daß sie nicht mehr genau
3s Jeep des Badewärters,Badeanzüge,Mahlzeiten stimmen, wenn man sich ihrer erinnert, aber
im "Juliana".Vielleicht sind einige ihrer Sätze das unterbleibt. Vor Tahrt:nhat der Mann ein
früheren Sätzen zufällig aufs Wort gleich, das Kind überfahren, es war jedoch nicht seine 80
wäre wahrscheinlich, zumindest bei kurzen Schuld, sondern die des Kindes. Die Frau, ob-
Sätzen. Die Bedienung im „Juliana" wechselt, wohl sie das so gut wie jedermann wußte,
10 aber das bringt wenig Veränderung mit sich, nahm dem Mann die Selbstsicherhdt übel, mit
denn alle Kellnerinnen und Kellner und auch der er über den Fall redete. Als käme es darauf
die Zimmermädchen sind freundlich und ver- an, wer die Schuld hat, fand sie, sie sagte es ihm s;
geßlich, als mache die Hotelleitung bei neuen auch. Weniger nett von ihr, denn sie hättt: spü-
254
, 1.1 lder.titätsfrager-
und G~ncrationskonOikte
·· LiterarischeTexteuntersuchen
ren müssen, daß der Mann unter dem Unfall sehr viele Jahre her, man zählt nicht nach.
litt wie sie, schuldig oder nicht. Diese Geliebte wäre jetzt älter und dem Mäd-
Jetzt vergessen. Während der Mittagsstunden chen gar nicht mehr ähnlich. Sie lebt nicht
,o ist es besonders ruhig am Strand. Oft nehmen mehr, ihr Selbstmord war der Frau recht: Das m
unsere Nachbarn sich Lunchpakete mit in die genügt nicht, um von Schuld zusprec.:hen.
Strandhüttc, bei schönem Wetter, die Lunch- Der Pudel ist so lebhaft. Nett zu beobachten.
pakete des "Ju!iana"sind so großzügig gepackt, Man selber liegt still, kein Wort mehr. Zu reden,
daß der Pudel kein eigenes Fressen braucht. Die das hieße: auch über Gilbert zu reden. Nach
~5 vier Wochen am Meer, von jeher eine feste Ge- dem von mir verschuldeten. tödlichen Unfall 130
wohnheit unserer Nachbarn, waren in dem unseres Kindes, Reinhard, war es doch verständ-
Jahr nach dem Unfall natürlich keineswegs lich, daß ich mit Gilbert wegging. Vorbei. Ich
geruhsam, obwohl nicht mehr darüber geredet weiß, daß die noch jungen Leute nebenan uns
wurde; beide erholten sich aber nicht ncnncns- beneiden. Nette, ruhige Leute werden sie den-
11
0 wert. Sie besaßen auch noch keinen Pudel da- ken, vorwiegend angenehme Erinnerungen. 35
mals, überhaupt keinen Hund als Ersatz für Was für friedliche Nachbarn, sie sind gut dran.
ihre kleine, vom Vater überfahrene Tochter, Ja, so wird es von uns heißen. Ich höre manch-
darauf kamen sie erst ein Jahr später, es hat aber mal Streit von nebenan, du auch, Reinhard? Es
auch dann noch nicht richtig geholfen, die erinnert uns an früher. Es erinnert uns an mei-
os Traurigkeit war doch größer. Im Jahr nach dem nen Sohn von Gilbcrl, an deine Konsequenz, 140
Unfall hatte der Mann immer noch nicht von das Kind nicht in unserem Haus zu dulden. Es
seiner Marotk genug, der Frau Vorwürfe zu erinnert uns an das gebrochene Verspret:hen,
machen. Schön und gut, ich habe sie überfah- meinen Vater bei uns aufzunehmen, aber mei-
ren, aber du hast mit ihr das blöde Privatfest ne Mutter, sterbend. wußte ja schon nicht
to gefeiert und ihr so viel Wein zu trinken gege- mehr, was sie verlangte, und übrigens starb 145
ben - c.lieFrau hörte nicht mehr zu. Wa:res an- mein Vater knapp drei Monate später in einem
ständig, Monate nachdem sie den Alkohol auf- sehr ordentlichen Altersheim.
gegeben hatte, dies Thema zu berühren? Die Seit wir nur noch wenig miteinander reden,
Frau fand jahrelang die Auseinandersetzungen Reinhard, erholen wir uns von Sommer zu
_ mit ihrem Mann schlimmer als den Verlust ih- Sommer besser. Unsere Ernährung ist reich an 1so
res Kindes, sie haßten sich, wünschten einer Vitalstoffen. Promenaden bei Vollmond aber
des anderen Tod-nicht der Redewert. Jetzt, am lassen wir besser weg. Besser,wir halten uns an
Strand, wird keinem Anlaß für Zorn mehr das Normale. Der Pudel amüsiert uns, ein spa-
nachgesonnen. Alles ist verjährt, scheint es ßiger Kerl. Das Meer ist fast schön. Viel Obst,
,, nicht so? Zwei Hütten weiter rechts sieht ein viel Übereinstimmung, viel Ruhe. [ffi iss
Mädt:hen der Geliebten des Mannes ähnlich;
Gilberf
Geliebter Frau
unsere
Erzählerin
Nachbarn
Mann
Reinhard
255
11 Rr.tltnund Schweigen- Llteraris:heTexte erschlkßcri
IJ a) GliedertdenTextin einzelneSinnabschnilleundjormuliertfa.rjedenAbschnitteinetreffende
Überschrift.
lirmitteltdabeiauchdenAufbauderHandlung:WannspieltjeweilsdieHandlung
(Vergangenheit-Gegenwart)? GibtesRückblenden
oderVorausdeutungen?
b) FertigtgemeinsameineSkizzedesHandlungsverlauftan.
UntersuchtinPartnerarbeit
dieSprachederIch-Erzählerin
im Zusammenhang mitderDarstellung
vonVergangenheitundGegenwart.Erklärtdabeiauch,welcheWirkungdiesesprachlichen
Gestaltungsmittel
aufdenLeserhaben.
TIPP: Injonnationen
zu sprachlichen
Gestaltungsmitteln
findetihrauf Seite363.
Versu.chl,
dieErzählfonn,dasErzählverhalten
unddieArt und Weise,wiedieGedankender
Ich-Erzählerin
formuliertwerden,zu bestimmen.VerwendetdazudenfolgendenMerkkasten.
ErklärtdenTitelderKurzgeschichte.
BeziehtTextstellen
ein,in deneneineindeutiger
Bezugzum Titel
hergestellt
wird.
a) FormuliertgemeinsammiteinerPartnerinodereinemPartnerineinoderzweiSätzen,welcher
zentralelvmfliktindemText„Verjährt"
deutlichwird.Überarbeitet
eureSätzeso,dassman sie
einerInhaltsangabe uoranstellen
könnte.
b) StellteucheureErgebnisse
gegenseitig
vorunddiskutiertsie.
-- - -n
Merkmale des Erzählens untersuchen
Das wesentliche Merkmalfür einen epischen (erzählenden)Text ist der Erzähler/die
Erzählerin, der/dienicht mit dem Autor/der Autorin gleichgesetztwerden darf. Ein
erwachsener Autor kann zum Beispieleine Geschichtevon einem Kind, ein männli-
cher Autor die Geschichtevon einer Frau erzählen lassenoder umgekehrt. Immer ist
der Erzähler/dieErzählerineine vom Autor erfundene Figurund gehört zur Welt der
erzählten Geschichte.
Der Erzähler/dieErzählerinund seine/ihre Erzählweiselassen sich nach den fol-
genden Aspektengenauer bestimmen:
I'
Merkmale
des Erzählens
Erklärung Beispiel
il
1
Erzählform
a) Er-/Sie-Form Der Erzählertritt als Personganz in Peters. betrat <lenGerichts-
den Hintergrund, sodassdie Leser saal.Er fühlte sich unge-
und Lesednnen nichts oder kaum mütlich, denn ...Das war
dwas über seinen Charakter und auch verständlich, weil ...
sein Lebenerfahren. Der Erzähler (FriedrichDürrenmatt:
ist Vermiuler der Geschichte und DerVerdacht)
erscheint hauptsächlich in Kom-
mentaren zum Erzählten.
256
; 1.1 ld~n;itätsfragen i:nd Generatio:iskor.flikte- Lit~Bri~cheT„xt" 1:11tcrsuchm
Erzählform
b) Ich-Form Der Erzählererscheint gleichzeitig Als ich Jenökennen lernte,
als erlebende und erzählende Per- war ich neun ...
son. Dabeikann zwischen dem er- (WolfdietrichSchnun-e:
lebenden und dem erzählenden Ich Jenöwar meinFreund)
ein großer oder ein kleiner Abstand
bestehen,je nachdem,ob der Ich-
Erzählerunmittelbar aus der dar-
gestellten Situation heraus erzählt
oder später mit zeitlichem Abstand
auf die Situation zurückblickt.
Erzähl verhalten
{Erzähl-
Der Er-/Sie-Erzählergreift in den Die Hitze war unmäßig,
perspektive)
Erzählvorgangein, er leitet den soll ich das anführen?
a) auktorial Lesermehr oder weniger sanft mit Sie war afrikanisch;die
- Hilfevon Kommentaren,Voraus-
deutungen, Urteilen über die Per-
Schreckensherrschaftder
Sonne ...MögenSiedas?
257
1: Rcder_un<lS(:1w~igtn- Litera:is(1eTuxteerschließm
Formen
der Darbietung
a) Erzählbericht Der Erzählervermittelt den Er-
- .._,
(s. Beispielzum auktorialen
zählgegenstand.Er wendet sich Erzählen)
der Handlung und den Figuren zu,
streut als auktorialer Erzähler II
Kommentare,Überlegungen,
Betrachtungenein.
u- ,_
b) Figurenrede Der Erzählerlässt die Figuren (alle folgenden Beispiele
zu Wort kommen. Dazu hat er aus: RenateWelsh:
verschiedeneMöglichkeiten: Wasgeht'sdichan?)
D direkte Gesprächewerden wie bei kleinen 5o wie die sichanma-
Rede Dramenszcnenin direkter Dialog- len, ist es kein Wunder,
form wiedergegebenund stehen wenn der F.ine oder An-
meistens in.Anführungszeichen. dere ..."
I .J
1
-- -
a indirekte
- -
Wiedergabeim Konjunktiv bzw.
,,Hörauf, du siehst doch,
es sind Kinderim Wagen ..."
Hemma [...]erklärte mit
1,
... Rede durch redeeinleitende Sätze;hier
kann der Erzählerwieder etwas
stärker in den Vordergrundtreten.
lauter Stimme,[...] ich
solle doch dran denken,
dassder arme Mann
wahrscheinlich eine ganz
schreckliche Kindheit
gehabt habe.
o innerer Wi.edie erlebte Rede(s.u.) eine Wer würde auf uns hören?
Monolog im modernen Erzählen häufig Trotzdem müssten wir et-
angewandteTechnik der Wie- was sagen.
dergabevon Gedanken,Gefühlen
usw.in der 1. Person(kh-Form).
o erlebte Wiedergabevon Gedanken, Eswar nicht möglich,
Rede Gefühlen in der 3.Person. dass Hemma resignierte.
Nicht Hemma,sie doch
nicht.
II
•
• 1
258
11.1 Jde:ititätsfragen und Generationskonflikte-IitemischeTox1r.un1ersuchen
Reiner Kunze
Fünfzehn
Sie trägt einen Rock, den kann man nicht be- Wenn sie Musik hört, vibrieren noch im über-
schreiben, denn schon ein einziges Wort wäre nächsten Zimmer die Türfüllungen. Ich weiß,
zu lang. Ihr Schal dagegen ähnelt einer Dop- diese Laulstärke bedeutet für sie Lustgewinn.
pelschleppe: Lässig um den Hals geworfen, fällt ~ilbefriedigung ihres Bedürfnisses nach Pro-. 25
, er in ganzer Breite über Schienbein und Wade. test. Überschallverdrängung unangenehmer
(Am liebsten hätte sie einen Schal, an dem log1scher Schlüsse. Trance. Dennoch ertappe
mindestens drei Großmütter zweieinhalb ich mich immer wieder bei einer Kurzschluß
Jahre gestrickt haben-eine Art Niagarafall aus reaklion: Ich spüre plötzlich den Drang in mir,
Wolle. Ich glaube, von einem solchen Schal sie zu bitten, das Radio leiser zu stellen. Wre al- 30
, würde sie behaupten, daß er genau ihrem Le- so könnte ich sie verstehen - bei diesem Ner-
bensgefühl entspricht. Doch wer hat vor zwei- vensystem?
einhalb rahrcn wissen können, daß solche Noch hinderlicher ist die Neigung, allzu hoch-
Schals heute Mode sein würden?) Zum Schal ragende Gedanken erden zu wollen.
trägt sie Tennisschuhe, auf denen jeder ihrer Auf den Möbeln ihres Zimmers flo<.:ktder 3s
Freunde und jede ihrer Freundinnen unter- Staub. Unter ihrem Bett wallt er. Daz\l\i;-
schrieben haben. Sie ist fünfzehn Jahre alt und schen liegen Haarklemmen, ein Taschen-
gibt nichts auf die Meinung uralter Leute-das spiege 1.Kna u Lschlackle<lerreste,Schnellhefter,
sind alle Leute über dreißig. Apfelstiele, ein Plastikbeute 1mit der Aufschrift
Könnte einer von ihnen sie verstehen, selbst „Der Duft der großen weiten Welt", angelesene 40
111 wenn er sich bemühen würde? Ich bin über und übereinandergestülpte Bücher (Hesse,
dreißig. Karl May, Hölderlin), Jeans mit in sich gekehr-
259
• 11 ~den w:d Schweigen- l.itcra1isc:ieTexte e::sdtließer,
ten Hosenbeinen, halb und dreiviertel gewen- Sie ekelt sich schrecklich vor Spinnen. Abo
dete Pullover, Strumpfhosen, Nylon und be- sagte ich: ,,Unter deinem Bett waren zwei Spin-
45 nutzte Taschentücher. (Die Ausläufer dieser nennester." 65
Hügellandschaft erstrecken sich bis ins Bad Ihre mit lila Augentusche nachgedunkelten
und in die Küche.) Ich weiß: Sie will sich nicht Lider verschwanden hinter den hervortreten-
den Nichtigkeiten des Lebens ausliefern. Sie den Augäpfeln und sie begann „Ix! Ääx! Uh!"
fürchtet die Einengung de!:iBlicks, des Geistes. zu rufen, so daß ihre Englischlehrerin, wäre
o Sie fürchtet die Abstumpfung der Seele durch sie zugegen gewesen, von so viel Kehlkopf- ,o
Wiederholung! Außerdem wägt sie die Tätig- knacklauten - englisch „glottal stops" - ohn-
keiten gegeneinander ab nach dem Maß an mächtig geworden wäre. ,,Und warum bauen
Unlustgefühlen, das mit ihnen verbunden sein die ihre Nester gerade bei mir unterm Bett?"
könnte, und betrachtet es als Ausdruck persön- „Dort werden sie nicht oft gestört." Direkter
licher Freiheit, die unlustintensiveren zu ig- wollte ich nicht werden, und sie ist intelligent. 1s
norieren. Doch nicht nur, daß ich ab und zu Am Abend hatte sie ihr inneres Gleichgewicht
heimlich ihr Zimmer wische, um ihre Mutter wiedergewonnen. Im Bett liegend, machte sie
vor Herzkrämpfen zu bewahren - ich muß einen fast überlegenen Eindruck. Ihre Haus-
mich auch der Versuchung erwehren, diese st:huhe standen auf dem Klavier. ,,Die stelle ich
60 Nichtigkeiten ins Blickfeld zu rücken und auf jetzt immer dorthin", sagte sie. ,,Damit keine so
die ./\usbildunginnerer Zwänge hinzuwirken. Spinnen hineinkriechen können."
Einmal bin ich dieser Versuchung erlegen.
Beschreibt,
worumesin diesemTextgeht.Belegteur-eAussagenanhanddes1extes.
Charakterisiert
diebeidenFigurenausdemText
äußeres Gedanken.Gefühle,
Erscheinungsbild Erfahrungen,
Wünsche
w charaAterisi'erende
Figur,z. ß. Vater
typische
Lebensumstände Verhältnis.w den Verhaltensweisen
Mitmenschen
260
l l.\ Tde:il}lti.lsfrageu
und Generatior.üonflikt-~- Litcr..r:scheTexte untersuchen
r,- --- -
t:f, Eine Charakteristik erstellen
Um Genaueres über die Figuren herauszufinden und um ihre Bedeutung innerhalb
eines Textes zu erschließen, erstellt man eine Charakteristik. Dabei geht man von
einschlägigen Textstellen aus, in denen wichtige Eigenschaften der Figur durch ihr
Verhalten indirekt charakterisiert werden oder in denen andere Figuren desWerks
Aussagen über die entsprechende Person machen.
Bei der ausformulierten Personencharakterisierung sollte man nur solche Eigen-
schaften benennen, die eine Figur vermutlich auf Dauer auszeichnen, nicht aber Ver-
haltensweisen, die durch eine besondere Situation bedingt sind.
Die Charakteristik ist ein wichtiges Hilfsmittel, um die Einstellungen und Motive
herauszuarbeiten, die das Denken und Handeln einer literarischen Figur bestimmen.
Oft mündet sie in dne abschließende Bewertung der Person, in der auch ihre Bedeu-
tung für das Werk herausgca rbeitet wird.
Tempus der Charakterisierung ist das Präsens.
J
Untersucht,wiedieFigurenim vorliegenden
Textzu Wortkommen.Orientierteuchdabeian dem
MerkkastenauJSeite258.
SchreibtdenTextsoum,dassdieGedankendesMädchensim Mittelpunktstehen.
a) Notiert,welcheMerkmaledesErzählensihr verändernmüsst,damitsichderLeserbesonders
gut in
dasMädchenhineinversetzen kann.
b) SchreibteureTexteaufund vergleicht
anschließend
eureErgebnisse.
Margret Steenfatt
Im Spiegel
„Du kannst nichts", sagten sie, ~du machst Eine halbe Körperdrehung nach rechts, ein
nichts", ,.aus dir wird nichts". Nichts. Nichts. Fingerdruck auf den Einschaltknopf seiner An-
Nichts. lage. Manchmal brachte Musik ihn hoch.
Was war das für ein NICHTS, von dem sie rc- Er robble zur Wand, zu dem großen Spiegel,
5 deten und vor dem sie offensichtlich Angst der beim Fenster aufgc~telll war, kniete sich da- 20
hatten, fragte sich Achim, unter Decke und vor und betrachtete sich: lang, knochig, graue
Kissen vergraben. Augen im blassen Gesicht, hellbraune Haare,
Mit lautem Knall schlug die Tür hinter ihnen glanzlos. ,,Dead Kennedys" sangen: "Weil sie
zu. dich verplant haben, kannst du nichts Anderes
o Achim schob sich halb aus dem Bett. Fünf nach tun, als aussteigen und nachdenken." 2s
eins. Wieder mal zu spät. Er starrte gegen die Achim wandte sich ab, erhob sich, ging zum
Zimmerdecke - Weiß: Nichts. Ein unbeschrie- Fenster und schaute hinaus. Straßen, Häuser,
benes Blatt Papier, ein ungemaltes Bild, eine Läden. Autos, Passanten, immer dasselbe. Zu-
tonlose Melodie, ein ungesagtes Wort, unge rück zum Spiegel, näher heran, so nahe, dass er
15 lebtes Leben. glaubte, das Glas zwischen sich und seinem 10
261
11 Rsec\e;1
unc Sr.r.w~ige::'l-LiterarischeTexte
erschließen
a) NotiertGedankenundAssoziationen, dieihrmitdemBegrifj„Spiegel"verbindet
b) Diskutiert,mit welchenBedeutungsnuancendervorliegende
Textspielt.
II DerTextenthältviele„Leerstellen".
Überlegt,werbzw.was mit„Nichts"und„sie"(vgl.Z. 1-7) sowie
mit„seineLeute"(Z. 72)jeweilsgemeintseinkönnte.
SuchtGründe,warumAchimdenSpiegelzerschlägt.
WählteinederfolgendenAufgabenaus:
D S1ellleuchvor,AchimhättevorderZertriänmerung
desSpiegelszu seinemSpiegelbild gesprochen.
SchreibrdiesenMonologauf
D EntweifteinenDialogzwischenAchimunddenjenigen, diemil „sie"(vgl.Z. 1-7) bezeichnet
werden.
D BeschreiblAcMmausderSichteineranderenPerson,z.B.seinerMu/ler,einesFreundes ...
D SchreibteinenBriefan Achim.
D SchreibteinGedichtmitdem Titel„Masken'~
262
l ,.2 ErzählteKommunikation-Sprach:icbe Mittd untersuchen •
Helga M. Novak
Diedeutsch-isländischeSchriftstellerin
HelgaM. Novak,geb.
1935inBerlin-Köpenick, wuchsbeiAdoptivelternauf Sie stu-
dierteJournafütikund Philosophiean der UniversitätLeipzig
und war nachihremStudiumals Laborantin,Monteurinund
Buchhändlerin tätig.1961gingsienachTsland,heiratetedort
einenIsländerundarbeitetezeitweisein einerFischfabrikund
ineinerTeppichweberei 1965kehrtesieindieDDRzurück.Im
JahrdaraufwurdeihrjedochweqenKritikam Sozialismusdie
DDR-Staatsbürgerschaft aberkannt, weshalb sie zunächst
nachIslandzurückging,dannin derBundesrepublik undzeit-
weiseauchinJugoslawien lebteundsichschließlichin dempol-
nischenDo,j[.egbadniederließ.Zu ihremumfangreichen, viel-
fach ausgezeichneten Werk gehörenneben ihren Gedichten
zwei autobiografische
RomaneundzahlreicheHörspiele.
Helga M. Novak
Abgefertigt (1968)
Der Zug fährt langsam. Er schlenkert. Der Zug Ihr Visum. Der Ausländer geht am Zug entlang 20
fährt schnell. Er fährt durch eine Schonung. und in sein Abteil zurück. Die Reisenden bli-
Erhält neben einem leeren Bahnsteig. Ein Laut- cktn aus den Abteilfenstern und sehen den
spm.:her sagt, die Reisenden werden gebeten, Ausländer an.
s den Zug nicht zu verlassen. Zwei Männer in Zwei Männer, beide in Uniform und mit Ma-
Uniform gehen durch die Wagen und sagen, schinenpistole, gehen durch die Wagen und 2;
Passkontrolle. Ein Mann und eine Frau, beide sagen laut in jedem Abteil, bitte mal heraus-
in Uniform, gehen durch die Wagen und sagen, treten. Sie heben die Sitzbänke hoch. Sie treten
füllen Sie bitte diesen Schein aus. Ein Mann in mit den Füßen unkr die Sitzbänke und heben
10 Uniform geht durch die Wagen und sagt, Ihr die großen Koffer in den Gepäcknetzen an. Sie
Visum bitte. Ein Ausländer sagt, ich habe kein sagen laut, danke, und verlassen das Abteil. Sie 30
Visum. Der Mann sagt, warum haben Sie kein reißen die Toilettentüren auf.
Visum? Der Ausländer sagt, ich wusste nicht, Eine Frau in Uniform geht durch die Wagen
dass. Dtr Mann sagt, kommen Sie bitte mit. und sammelL die ausgefüllten Scheine ein. Sie
15 Der Mann in Uniform und der Ausländer ge- sagt, gute Weiterreise.
hen den Bahnsteig entlang und treten in ein Ein Mann in schmutziger Geländeuniform 35
Büro. Der Ausländer füllt ein Formular aus. Der stellt sich draußen neben den Zug. Er hält t'i-
Mann reißt von dem Formular einen Abschnitt nen langhaarigen S(häferhund an der Leine.
ab, gibt ihn dem Ausländer und sagt, hier ist Er macht ihn los. Der Hund sabbert. Er trägt
263
• 11 Redenund Schwdger: - LiterarischeTexteerschließe!I
einen Maulkorb. Der Mann nimmt ihm den motive wird abgekoppelt. Eine Diesellok wird 55
4S Stange unter den Zug. Der Hund kommt unter fragt,sind hier noch Rentner? Sein Haar ist auf
dem Zug hervor. Er schüttelt sich. Der Mann dem Hinterkopf zu einem Knoten verschlun-
sagt, wirst du. Der Hund geht wieder unter den gen. Ein junger Mann ruft, ja, hier. Das Mäd-
Zug. chen lacht. Es verschüttet Tee. Es sagt, nein,
Der Zug ist zu Ende. Ein Mann in Uniform ruft, nein, nein. Der junge Mann sagt, ich habe Durst. 65
so fertig. Der Zug fährt ab. Das Mädchen sagt, ja. es ist sehr warm heute. Es
Der Zug fährt sehr schnell. geht weiter. Es ruft Tee, Pfefferminztee, 1ee.
Erhält. Der Zug fährt ab. Er fährt schnell. In den Abtei-
Zwei Männer in Uniform gehen durch die Wa- len wird geschwatzt. Eine Frau sagt, Zwillinge,
gen und sagen, Passkontrolle. Die Dampfloko- das finde ich süß, dabei noch zwei Buben. 10
Klärtdieim Textdargestellte
Situationundfasst dieHandlungineinbiszwei Sätzenzusammen.
D a) NotiertmitZeilenangaben,
an welchenStellenwörtliche
Redevorkommt,wer spricht,wer
angesprochenwird,werbzw.objemandantwortetund worumesjeweilsgeht.
TIPP: DiewörtlicheRedeistim TextnichtdurchAnführungszeichen
gekennzeichnet.
b) Besprecht
ausgehendvoneurenBefunden,wiederTextaufeuchwirkt.
Untersucht
inPartnerarbeit
diesprachliche
GestaltungdesTextes.Gehtdabeigeordnetvor:
vonderTextebeneüberdieEbeneder Sätzezur Wortebene.
Bestimmtauch,welcheWirkung
diesprachlichen
Gestaltungsmittel
aufdenLeserhaben.FassteureErgebnisseübersichtlich
zusammen.
Textebene
- häufigvertreteneWorfjelder
- auffallendeWiederholungen
Satz.ebene
- auffälligeHäufungbestimmter Satz.arten
Wortebene
- Umgangssprache
Überlegt,weshalbdieAutorinim PYäsens
erzählt.
Diskutiertdarüber,welcheAbsichtdieAutorinverfolgtBeziehtdabeidieErgebnisse
ausden
Aufgaben3 und 4 mitein
264
Figurenrede in epischen Texten
Christine Nöstlinger
Christine Nöstlinger
Liebeskummer
Der Vater kehrt vom Klo ins Wohnzimmer zu- scn hat, ist der Xandi. Der bekommt immer
rück. Er schließt den Hosenbundknopf, deutet irren Hunger, wenn er Mathematik lernt, aber
zum Vorzimmer hin und spricht: ,,Das Kind am Liebesleidder Tochter ist er völligunschul-
weint! Es schluchzt aus ihrem Zimmer!" ,,Sie dig.
s hat Liebeskummer",sagt die Mutter. „DerMichi ist der Große mit den roten Ringel- 2s
"Wieso hat sie Liebeskummer?" Der Vater locken und der randlosen Brille",sagt die Mut-
schaut kugelrund, geht z.um Fernsehapparat ter.,,Der,dem du gesagt hast, dass er ein Trouel
und schaltetihnab. Er ist ein guter Vater!Wenn ist, wenn er ohne Helm Moped fährt!" ,,Der!"
seine Tochter Liebeskummer hat, ist ihm das Der Vater lehnt sich zurück, kratzt sich dort,
10 wi chtigei-als ein Fußballmatch der B-Llga. wo er bald eine Glatze haben wird, starrt zur 30
,.Weilsie am Telefon von der Gabi gehört hat, Mutter hin und wartet auf Informations-
dass der Michi mit der Andrea ins Kino gegan- nachschub, doch die Mutter nimmt blof~eine
gen ist", sagt die Mutter. Dann strickt sie wie· Hilfsnadelzur Hand, um mit ihr zwei Maschen
der,ganz so, als wäre nun alles geklärt. 7.uzapfen, und murmelt: ,.Ja,genau der!"
ts „Werist der Michi?",fragtder Vater.Jst das der, „Naund?",drängt der Vater. 35
der vorige Woche unseren Rollschinken aufge· „Nixna und!", sagLdie Mutter. .,DeineTochter
fressen hat?" liebt den Michi und zwei Monate lang hat er sie
Die Mutter schüttelt den Kopf. Der. der ver· auch geliebt und jetzt gefällt ihm anscheinend
gangene Woche,am Mittwoch, den fürs Nacht- die Andrea besser!",.Die mit der langen Nase
20 mahl vorgesehenen Rollschinken aufgefres- und dem Silberblick?",fragt der Vater. 40
265
• l l Reden und Sch-~·eigt11- Litcrd.s che Tex-.e
erschließen
EdwardHopper:Mor9enson
ne1952
.,Genau die", sagt die Mutter. un d sich in Liebe z.uihr ver zehrt", sagt die Mut - o
,,Ich hab ja gleich gewusst, dass der Kna be ein ter.
Trottel ist." Der Vater kratzt sich am Bauch und DerVat er verschüttet Bier, während er das Glas
schüttelt dabei empört den Kopf. Dass irgend - zum Mund e füh rt, so ent setzt ist er üb er diese
einem jung en Mann diese langnasige And rea Zumutung . Er wischt an den nassen Flecken
mit Silber blick besser gefallen kann als seine herum, die das verschütt ete Bier auf seiner
schö ne Tocht er, ist nicht n ur un ver ständl ich , Hose hinte rlassen hat. .,Man muss sie trösten ,
son dern auch ungehörig ! h ab ich gemeint", sagt er.
„Fährt sie wenigstens nicht me hr hin ten auf „Das geht nicht", sagt die Mutter. Mehr sagt
sein em Moped", sagt die Mutt er. sie nich t, denn sie hat die Hilfsnad el, die sie
,Jch hab sowieso immer gezittert!" im Moment nicht braucht, zwischen den
Der Vater erhebt sich . Jch hol mir ein Bier", Lippen. Mit ein er Stricknadel im Munde ist
mu rmelt er und verlässt das Zimmer. Länger schwer zu reden . .,Trost tut immer gut", sagt der
als zum Bierholen nötig bleibt er weg. Als er Vater.
wied erkommt, mit Bierflasche und Glas, sincl ,;rrost ist gut", sagt die Mutler un d zieht die
drei tiefe Querfalte n a uf sein er Stirn . .,In ihrem Nadel aus dem Mund, .,wenn es jn der Schul e s:.
Zimme r rührt sich nichts", sagt er . .,Absolut nicht klappt oder wenn es im Bauch stich t oder
nicht s! Ich hab an der Tür gehorc ht. Aber Licht wenn sons t was weh tut Aber wenn die Liebe
brennt!" weh tut, haut das nicht hin!" Die Mutte r schaut
nWenn sie wein t", sagt die Mutter , ,,tut sie das den Vater an. ,,Oder haben dich deine Eltern
gern vor dem Spiegel und scha ut sich dabei trösten können , wenn du seine rzeit Liebes-
zu." ,,Ist das normal ?" Der Vater setzt sich und kumm er gehabt hast?" Der Vaterseufat. Das ist
lässt Bier ins Glas gluckern. ,Was ist bei Lie- doch lächer lich! Seine Eltern mit ihm zu ver-
besku mm er schon normal?", fragt die Mut- gleichen! Seine Eltern haben ihn überhaupt
65 ter. ,,Man kann sie doch nich t einfach he ulen nicht trösten können! Die waren st ur un d
lassen", sagt der Vater, ~man muss sie aufhei- bo rnie rt und un sensibel un d autori tär . Irgen d-
tern." eine Ähnlichkeit mit ihnen lehnt er ab! Sein
„Dan n brin g den Mich i dazu, dass er her ko mmt Verhältnis zur Toch ter ist doch ein ganz an -
und ihr sagt, dass er die Andrea gar ni cht mag deres und besseres als seinerzeit die „ver-
266
hatschte Beziehung", die er zu seinen Altenge- war sie nicht beim Arzt und Pillen hab ich bei
100 habthat. ihr auch noch keine gesc hen."
Die Mutter seufzt auch. Sie erinnert sich an alle „Na dann!" Der Vater nimmt einen großen l3S
dummen Standardsätze, die seinerzeit, in Lie- Schluck vom Bier. ,,Dann ist es ja nicht so arg!"
beskummerzciten, ihre Mutter zu ihr gesagt ,,Du bist ein Depp!" Die Mutter schüttelt rü.-
und die da lauteten: ,,In zwei Jahren lachst gend den Kopf. ,,Deswegen ist doch ihr Kum-
105 du darüber!", und: ,,Andere Mütter haben auch mer nicht kleiner!"
sc.:höne Söhne", und: ,,Wegen dieses Idioten „Nein ?" Der Vater schaut erstaunt und wischt 14-0
würde ich keine Träne vergießen!" Keiner die- den Bierschaum vom Mund. ,,Wiesonicht?"
ser Sätze, das weiß die Mutter genau, war ihr „Meinen größlen Liebeskummer hab ich mit
damals Trost. Alle diese Sätze haben damals ih- sieben Jahren gehabt", sagt die Mutter. ,,Ein ge-
110 ren Kummer noch verstärkt. Aber nun, denkt wisser Hansi war dran schuld und damals hab
die Mutter, fällt mir auch kein besserer ein! ich überhaupt noch nicht gewusst, dass man 145
„Und wenn wir übers Wochenende wegfahren miteinander schlafen kann!"
würden mil ihr?", fragt der Vater. ,,Nach Mün- ,,Mach dich ni<.:htlächerlich!", sagt der Vater.
chen vielleicht, dort gefällt es ihr doch so gut!" ,,Mach ich auch nicht", sagt die Mutter.
II S Der Vater kann München nicht ausstehen. Er „Und das ganze blöde Gerede hilft dem Kind
hasst es, hinter seiner Frau und seiner Tochter überhaupt nichts", sagt der Valer. HO
hcrzuzockeln, die in Schaufenster starren und ,,Du bist größenwahrisinnig", sagt die Mutter.
Gieraugen bekommen. „Dauernd glaubst du. dass du deiner Tochter
,,Wenn man Liebeskummer hat", sagt die Mut- helfen kannst! Gewöhn dir das ab!"
120 ter, ,,interessiert man sich nicht für KlamoLten, „0. k.",sagt der Vater. Er steht auf und schaltet
das gehört sich nicht! Außerdem sind am Wo- das Fernsehen wieder an. Vier zu zwei steht das 155
chene nde die Geschäfte geschlossen, da kannst Match schon! Im Vorzimmer, heim Telefon,
du ihr nichts kaufen!" steht die Tochter.
„Wie weitgehend war denn die Sache?", fragt ,,Nein, ich bin nicht allein", spricht sie mit mat-
l2S der Vater. ter Stimme in den Hörer „Meine Alten schauen
,;weitgehend? Was meinst du damit?" Tetzt im Wohrizimmer fern." Dann lauscht sie ein 160
schaut die Mutter kugelrund. paar Sekunden in den Hörer und dann !:iagt
,,Obsie mit ihm geschlafen hat?" sie: ,,Ach nein, die haben das gar nicht mit-
Die Mutter lässt die Strickerei sinken. gekriegt, die sind ja nur mit ihrem eigenen
L30 ,,Glaub ich nicht", sagt sie. ,,Wir haben ausge- Kram beschäftigt, die haben ja von nix eine Ah-
macht, dass sie zum Arzt um die Pille geht, he- nung." 165
vor sie mit einem schläft, und soweit ich weiß,
Gebtin wenigenSätzenwieder;worumesinderErzählungvonChristineNöstlingergeht.
267
Sprachliche Gestaltungsmittel untersuchen
Um einen Text vollständig zu verstehen und zu deuten, muss man die sprachl"iche r;e-
staltung des Textesunt ersuchen. Esreicht allerdings nicht aus,diese sprachlichen Auf-
fälhgkeilen nur zu benennen. Vorallem die Wirkung, die diese sprachlichen Gestal-
tungsmittel haben, müsst ihr berüd sichtigen.
Diesprachliche Analyse eines Textes schließt über eine allgemeine Untersuchung
(Satzbau, Wortwahl usw.)hinaus auch die BeLrachtung besonderer Stilfiguren (z.I}.
Metaphern, Personifikationen,Wiederholungen etc.) und der sprachlichen Stilebenen
ein.
Man unter scheidet verschiedenes rachlich e Stilebenen :
gehobene (dichterische oder poetische) Sprache, z.B.:,,A:ntlit
z!.für Gesicht und „hin-
scheiden" für sterben.
• o norrnalsp_rachliche Ebene, z.B.:,,_
Gesicht" und „sterben". - -
o Umgangssprache.z.B.:,,kriegenf'für bekommen.
tJ Vulgärsprache, z.B.:,,Fresse"für Gesicht und „verrecken"für sterben.
268
1U t-:,·,,äl,
lle Kommunikation -Sprachlich~ Mittel ,ntersuchen •
I' - •
269
• J l Reden und Schwcigcn-Ll.te,mische'~txte ers:hließen
Das folgende Beispielfür einen inneren Monolog stammt aus einem der wichtigsten Werke de
Weltliteratur, dem Roman„Ulysses"von JamesJoyce.Der Autor hat mit diesem Roman der dama:
neuen Technik des Erzählens,dem inneren Monolog,endgültig zum Durchbruch verholfen.
Im folgenden Textauszugaus dem Roman kann man verfolgen, wie ein Gedanke einen andere
auslöst, der vom eigentlichen Thema wegführt, und wie der Gedankenfluss(ein andererFachbt
griff für den inneren Monologist Stream of Consciousness) sprachlich gestaltet ist.
JamesJoyce
Ulysses
,,Ulysses"(englischfür Odysseus)ist der bedeu-
tendsteRoman des irischenSchriftstellers fames
Joyce.foyce( *1882 in Dublin;t 1941 in Zürich)
beschreibtin seinem» Ulysses"einenTag,den 16.
Juni1904, in Dublin,an demer die Hauptfiguren,
den Anzeiqenakquisiteur LeopoldBloom,dessen
Frauund den IlilfslehrerS1ephenDedalus,auf ih-
ren verschlungenen Wegendurch die Stadt beglei·
tet.
DerDublinerKleinbürger LeopoldBloom,diezen-
traleFigur des Romans„Ulysses", hat geradeden
BriefseinerTochterMilly gelesen,dermitdem Post-
skriptum endet:,,PS:Entschuldigedie schlechte
Schrift,bininEile.Tschüs."
270
0
11.3 ,Und ic:ischreibe darüber·- Wirklic:'lkeitwahrnehmen ·.m.dfes1:1a'.lfn
PotoshalteneinenMomentfest,dergleichdanachschonVergangenheit ist.EineandereMöglichkeit,
twas festzuhalten,sindTagebuchaufzeichnungen.
Jisku.tiertüberdieUnterschiede
sowiedie Vor-und NachteiledieserbeidenMöglichkeiten,
sichspäter
mdieeigeneGeschichte zu erinnern.
271
D l: Redenund Schweigen-LiterarischeText-:erschli~lkn
Marko Martin
Sommerl990
MarkoMartin,geboren1970inBurgstädt(Sachsen), ver-
ließ als Kriegsdienstverweigerer
im Mai 1989 dieDDR.
Als SchülereinerelftenKlasseaneinemBodensee-Gymna-
sium- ,,umdortalszwanzigjährigerÜbersiedler dasAb-
itur nachzuholen,das mir in der DDRaus politischen
Gründenverweigertwordenwar",wieer selbstsagt- un-
ternimmter im Sommer1990eineReisedurchseinesäch-
sischeHeimat,,,umvor allemdemerstenVergessen etwas
entgegenzusetzen".
In seinemTagebuch, daser währenddieserReiseschreibt,
hälterEindrückeaus derZeitfest,als dieDDRschonkein
Staat mehr ist, aber nochnichtBundesrepublik.Derfol-
gendeTextisteinAuszug ausdiesemTagebuch, dasunter
demTitel„Sommer1990"veröffentlicht wurde.
15.August
Abends nochmals bei S. und seiner Frau B.Sie gewusst, weshalb dann noch setn Sohn, imm1
erzählt mir folgende Geschichte, die sich ir- mehr Leute, die spitzeln sollten, immer met
gendwo hier in der Gegend abgespielt hatte. sodass sie es scheinbar vor Wut gar nicht mel
Als sie kürzlich beim Gärtner war und Blumen aushalten konnten, wenn sich einerver.weige
5 holen wollte, stand ein Mann vor ihr in der te und Nein sagte, so waren sie schon an die U:
Warteschlange, der laut und für alle hörbar mit terwerfung gewöhnt. Doch war der Druck 7.
seinem Nachbarn sprach. groß, der Sohn verschloss sich immer met
Der Mann hatte einen Sohn, 16 Jahre alt, zehnte sprach mit niemandem darüber, hielt das ab,
Klasse, ungemein begabt, sollte auf jeden Fall allein nicht aus, wusste keinen Au~weg mehr
10 auf die Erweiterte Oberschule, später dann stu- Die Mutter hat ihn erhängt auf dem Wäsch
dieren. Bis die Stasi 1 auf die Idee kam, den Mus- baden gefunden. Sofort waren Kriminalpoliz
Lerschüler für verschiedene Schulberichte, die und wieder Stasi da, haben den Abschiedsbri
er über Lehrerund Mitschülerschreiben sollte, sofort einkassiert und auch die Leiche ohr
anzuwerben. Sein Sohn widersetzte sich und wei terc Umstände mit eingesackt.
15 lehnte ab; damit wollte er nichts zu tun haben. Als der Vater von der Arbeit kam, war schon,
Die Stasi hat ihn dann immer mehr in die Enge les vorbei.
getrieben, mit schlechten Zensuren, sogar mit Wenige Tage später kam deramtliche Besehe
Versetzungsgcfahr [...] gedroht, schließlich von über den Unfalltod des Sohnes, die Autops
der Unmöglich kci t gesprochen, jemals auf eine hätte das einwandfrei bewiesen. Die Elte:
20 Universität zu kommen und Ruhe zu finden. protestierten, wollten ihren Sohn noch einm
Der Vater fragt den Nachbarn: Warum wollte sehen, vergebens. Zusätzlich zum Schme
die Stasi gerade von seinem Jungen die Informa- über den Tod diese völlige Hilflosigkeit. B.sai
tionen, haben sie denn nicht schon alles selbst sie hätte es kaum mehr mit anhören könne
der Vater war so erregt, dachte gar nicht me:
l Stasi: Abkürzung für Staatssicherheit; G€'heimdienst der
DDRund Überwae:hungsinstrument der SEDgegensystem-
daran, seine Stimme zu dämpfen. In seiner N
kritischt Bürgerder DDR entschloss er sich dann, auf eigene Faust zus
272
lU ,U:id ich schreibec.arüber"-W:i:klic:1keicwahmehme:1 d
undfestl-..alten
en. und stieg nachts heimlich in die patholo- gemacht haben sie die. Ob denn da gar nichts
:che Station des Krankenhauses ein. Mit der mehr davon bleibt, nichts?"
schenlampe fand er die Leiche: Bereits ge- Wir reden bis in die Nacht hinein. Was ist pas-
·n et, irgendwelche Eingriffe hatten stattge- siert, war alles nur Täuschung?
1den, um den Selb::;tmor<lzu vertuschen. Der Darüber muss geschrieben werden. Vorläufig 95
ter ist von den Erlebnissen, die jetzt schon ist kein Ende abzusehen.
1re zurückliegen, wieder überwältigt, stößt
1zelheiten hervor. B.will sie nicht wiederho- Nach Prag fahren. Diese Sehnsucht, irgendet-
l . Schließlich wurde er wegen Einbruch und was noch nicht kaputt vorzufinden. Träume
:hbeschädigung im schweren Fall verhaftet zum Greifen, etwas Festes, nicht im Nebel des
d mit drei Jahren Gefängnis belegt. Da er Ungewissen der Halbwahrheit. Immer wieder: 100
er selbst Mitglied des Werkschutzes eines nicht klug werden wolJen, begeistert sein. Hof-
tr iebes war, kannte er die gesetzlichen Rege fen. Nicht beherrscht werden wollen. Nichts
1gen und wehrte sich.[ ...] vergessen.
.s Ende der Geschichte ist, dass er vor weni- Was ich gestern schrieb, ist für den heutigen
n Tagen genau die Stasi-Typen, die ihm da- Tagschon falsch.Aber es gibt Zeugnis über ges- ios
tls verboten, seinen toten Sohn zu sehen, im lern. Vielleicht sind es nur diese Millimeter-
thaus von Chemnitz herumspazieren sah. schritte, vor und zurück, zurück und vor, mit
war fassungslos, konnte nichts machen, denen wir uns vortasten können, nach Auf-
f nur immer wieder: ,.Ihr Schweine, ihr gott- schluss suchen.
rdammten Schweine!", hatte nicht die Kraft, Und ich schreibe darüber. Wenn auch für den 110
1-en hinterherzulaufen, brach zusammen. Teil des Landes, in dem ich jetzt lebe, das The-
e Anderen aber waren längst wieder ver- ma längst gestorben und uninteressant gewor-
1wunden. den ist. Ein Jahr hat man sich und uns gegeben
sagt: ,,So ein Land ist das also, wo du zum wr Begeisterung. zum Staunen und Trauern
rtner gehst und solche Gest:hichtrn hörst." und Verzweifeln, z.um Erinnern und Reflektie- rn
Fragt mich: .,Mensch, und hier sollen wir er- ren.
tchsen geworden sein? Zelten fahren, Riesen- Was früher hinter Schweigemauern lag, wird
birge, Ostsee, die Grillabende und Lagerfeu- schon wieder unter dem flotten Spruch vorn
i Oder jeden Freitag im Winter ins Stadtbad deja vu eingesargt und vergessen. Eine innere
eh Hohenstein-Ernstthal, danach essen ge- Zensur beginnt zu wirken, nicht mehr das zu 120
ogen oder ins Kino, unsere ganze Truppe. beschreiben, was erlebt wird - es könnte ja
yern Drei, RIASZwei im Radio,die Kassetten, schon besprochen und veraltet sein.
! überspielten Platten aus dem Westen - ha- Der uniforme Zwang zu kollektiven Erfahrun-
n wir das geträumt? Und dabei war kdner grn, <lasDesinteresse am Individuum setzt sich
n uns in der FDJ,aber das hier, das,weißt du, fort, feuilletonistisch wird eswoh 1irgendwann 12s
,s das bedeutet? Die schöne Zeit durch, all in blendender Rhetorik beklagt werden, ehe
fahre, jeden Tag hätte so was passieren kön- die Maschinerie unverdrossen weiterrollt.
n. Nichtshaben wir gemerkt. Auch du hast es Sie wird uns aber nicht ein zweites Mal begra-
r geahnt, bist weg. Aber es war doch unsere ben. Dksmal nicht mehr.
it, die Zeit damals. Weg, einfach weg. Tot-
a) Schreibtaus demTextalleStellenmitZeilenangaben
heraus,ausdenenerkennbarist,was den
jungenTagebuchschreiber undseineGastgeberbewegt,alssiedieGeschichte
überdenunbekannten
16-Jährigen unddessenVaterhören.
b) Sprechtmit eurerNachbarinodereuremNachbarnübereureErgebnisse.
273
11 Rec.~n·.mdSchw„igfü Ll·..,ra,isc-heTex:eers,hließen
a) LestnocheinmaldenletztenTeildesTextes(!>Z. 9 7-129).
b) Formuliertmit eigenenWorten,warumderAutoreineReiseinseineHeimatunternimmtundseine
Eindrückein einemTagebuchfesthält.
c) ·tragteureTextevorunddiskutiertdarüber.
Setzteuchselbstschreibend
mit demTagebucheintrag
vom15.August1990auseinander."Wähltaus
denfolgendenA1öglichkeiten
ausundentscheide~
in welcherFormihrdieErgebnisse
sammelnund
präsentieren
wollt.
Kurzprosain Fugenform
,,S.fragt mich: ,Mensch,und hier sollen wir erwachsen geworden sein?"' ( I>Z.76-77).
Im Tagebuchsind auch die Reaktionenauf die Geschichte des 16-Jährigenfestgehalten.
Liesdiesen Textabschnitt noch einmal durch ( t>Z. 74-96).
Schreibeim Anschluss daran einen Erzähltext,in dem du ganz gegensätzlicheErlebnisse,
Ereignisseoder Erfahrungen kontrastierst, die zeitgleich passieren könnten, z.B.:
jugendlichebei einemGrillabendamLagerfeuerundderselbeAbendau.sderSicht des
16)ährigenjugendlichen, der vonder Stasi unterDrucAgesetz.t wird
Gehedabei folgendermaßen vor:
D Schreibe zuerst, am besten am Computer,zwei Erzählwigen, die eine in Normalschrift,
die andere kursiv.
D Schiebedann in der Art einer „Fuge"(siehe Infokasten) die beiden Erzählungeninein-
ander: Beginnedabei mit einem „langsamenWechsel",indem du jeweilsetwas längere
Passageneiner Erzählung (eines Thema) präsentierst, gehe dann über zu schnelleren
Wechselnund überlege,wo du durch rasche Wechsel,z.B.nach jedem Satz,eine Art
Höhepunkt setzen kannst.
Fuge (von lateinisch „fuga• = Flucht): ent- einer anderen Tonstufe weiterführt. Weitere
stand aus dem Kanon und der Imitation im Stimmen können nach diesem Prinzip hinzu-
17. Jahrhundert und ist ein mehrstimmiges kommen.
Musikwerk. Eine Fuge beginnt mit einer Stim- Eine Doppelfuge ist eine Fuge mit zwei The-
me, die das Thema vorstellt, hierzu gesellt men.
sich eine zweite Stimme, die das Thema auf
274
l 1.3 ,.Undichschreibedarüber·- W:rklichke:twa·~rnelun.en
und fest'.1alten
Günter Grass
Mein Jahrhundert
95
J nd nun, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen, rausgeputzten jungen Leute, die von überall
.wie man in Berlin sagt, der Bär los. Hören Sie her, sogar aus Australien angereist kommen, 4;
r, zwei-, dreihunderttausend mögen es sein, Frieden auf Erden! Aber zugleich wollen sie
: den Ku'damm, der so viele Schicksalsstun- auch aller Welt zeigen: Seht, es gibt uns. Wir
n erlebt hat, in ganzer Länge, von der Ge- sind viele. Wir sind anders. Wir wollen Spaß.
: htniskin:he bis hoch nach Halensee, zum Nur noch Spaß. Und den bereiten sie sich hem-
chcn, nein, zum Überkochen bringen. So et- mungslos, weil sie, wie gesagt, anders sind, kei ~o
.s ist nur in dieser Stadt möglich. Nur hier, in ne Schlägertypen von links oder rechts, keine
rlin, wo vor kurzem noch ein Event sonder- nachgeborenen Achtundsechziger, die immer
dchen, der von dem international geprie- nur gegen und nie richtig für etwas waren, aber
1en Künstler Christo auf so unvergleichlich auch keine Gutmenschen, die, vvicwir es cr!cbt
iberhaftc Weise verhüllte Reichtstag, zu haben, mit Angstgeschrei oder mittels Lichter- 5,
1em Ereignis wurde, das Hunderttausende ketten den Krieg bannen wollten. Nein, diese
gezogen hat, hier, nur hier, wo vor wenigen Jugend der Neunziger ist anders gestrickt, wie
l.fen die Tugend auf der Mauer getanzt, der ihre Musik, die Ihnen, meine lieben Zuhörer
:iheit ein überschäumendes Fest bereitet und Zuhörerinnen, womöglich nur als das
d den Ruf „Wahnsinn!" zum Wort des Jahres Trommelfell strapazierender Lärm vorkam- 60
10ben hat, einzig hier, sage ich, kann zum men mag, denn selbst ich muß, wenn auch un-
ederholten Mal, doch diesmal bei überwäl ti- gern, zugeben, <laß dieses dröhnende, den
ndem Andrang, so lebenshungrig wie total Ku'damm erschütternde W11mmern der Bässe,
sgeflippt die „Love Parade" über die Bühne dieses erbarmungslose Bum Bum Bum- Tscha-
nen und dürfen sich, auch wenn anfangs der ka Tschaka 'lschaka, kurz Techno genannt, 65
nat zögerlich reagiert und der zu erwarten- nicht jedermanns Geschmack entspricht, aber
11 Müllberge wegen sogar ein Verbot erwo- diese Tugendist nun mal in sich und das Chaos
n.hat, nun endlich doch- gewiß, liebe Zuhö- vernarrt, will sich volldröhnen lassen und in
. und Zuhörerinnen, wir respektieren Ihre Ekstase erleben. Biszur Erschöpfung tanzt sie,
:lenken - auf einer vom Innensenator zuge- bringt sich in Dampf, Schweiß, bis an die Gren- 10
senen Demonstration die sogenannten Ra- zen unddrüberweg,läßtnun auf kaum von der
r, was soviel wie Schwärmer, Phantasten, Stelle kommenden, doch aufs witzigste deko-
al Ausgeflippte heißen mag, als besessene rierten Lastwagen, Sattelschleppern, in und
:h no-Tänzer versammeln und ganz Berlin, auf gemieteten Bussen den Ku'damm - hören
'Se wunderbare, stets allem Neuen offene Sie nur! -, ganz Berlin überkochen, so daß es 1,
1dt, mit, so heißt es, ,,der größten Party der mir, der ich mich jetzt mit meinem Mikrophon
~lt" beglücken, sagen die einen, schockiert in die hüpfende, stampfende Menge wage, an
die anderen, denn was hier seit Stunden ab- Worten zu fehlen beginnt, weshalb ich fragend
tfl - hören Sie nur!-, ist an Phonstärke und an einige der besessenen Tänzer, Raver ge-
bensfreude, aber auch an lustvoller Fried- nannt, herantrete: Warum hat es dich gelockt, so
tigkeit nicht zu überbieten, heißt doch das in diese Stadt, nach Berlin zu kommen?- ,;weil
)tto dieses an der Spree gefeierten „Karnevals das super ist, einfach zu erleben, wie viele hier
Rio" diesmal „Peaccon Earth". Ja,liebe Zuhö- sind ..." - Und Sie, mein Fräulein in Pink:- ,,Na,
. beiderlei Geschlechts, das ganz gewiß und weil ich hier auf der Love Parade endlich mal
3.llererst wollen diese so phantastisch he- sein kann. wie ich wirklich bin ..." - Und Sie, a,
275
- 0 11 R€dcr.und Schweigen-literarische Textee:schliden
junger Mann? - ,,Klar.weil ich für Frieden bin, doch vorhin noch ein junger Mann bestgt
und wie das hier abläuft, so stell ich mir Frie- launt: ,,Die Welt ist sowieso nicht zu retter
den vor ..." - Und du, meine Schöne in durch- also laßt uns ne Party feiern ..." Und diese Pa1
sichtiger Plastikhülle? Was bringt dich hier- ty, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen, finde
90 htr? - ,,Mein Bauchnabel und ich, wir heute statt. Keine revolutionären Parolen sin,
wollen gesehen werden ..." - Und ihr zwei bei- gefragt, nur gegenwärtig und zukünftig Peac(
den in glänzenden Lac.:kröckchen?- ,,Echtgeil selbst wenn irgendwo auf dem Balkan,in Tm
hier ..." - ,.Supergeil..." - ,,Gtht voll auf einen la, Srebrenica und sonst noch wo geschosser
über die Stimmung ..."- ,.Nurhier kommt mein gemordet wird. Deshalb lassen Sie mich nu1
95 Outfit voll an ..." - Sie hören es, meint litben meinen StimmungsberichL vom Kurförster
Zuhörer, jung und alt, weiblich und männlich. <lammmit einem Blickin die Zukunft beschfü
DasStichwort heißt: Outfit! Denn diese wie los- ßen: Hier, in Berlin, ist sie jetzt schon da, hie:
gelasseneJugend,diese Ravertanzen nicht nur, wo einst der legendäre Bürgermeister Reute
als stecke der Veitstanzin ihnen, sie wollen ge- den Völkern der Welt zugerufen hat: ,,Schau
100 sehen werden, auffallen, ankommen, ich sein. auf diese Stadt!",hier, wo einst Amerikas Pr2
Und was sie am Leibtragen - oft Unterwäsche sident, John F. Kennedy, bekannt hat: ,,Aue]
nur , muß knapp sitzen. Kein Wunder, daß ich bin ein Berliner!",hier, in dieser einst geteil
sich jetzt schon namhafte Modedesigner von ten, nun zusammenwachsenden Stadt uni
der Love Parade inspirieren lassen. Und wen ewigen Großbaustelle, von der nunmehr- uni
10s verwundert es, wenn bereits jetzt die Tabakin- dem Jahr 2000 vorauseilend - die „Berline
dustrie, allen voran Camel, die Techno-Tänzer Republik" ihren Ausgang nehmen wird, hie
als Werbeträger entdeckt hat. Und niemand darf sich Jahr für Jahr- und in Jahresfrist soga
hier nimmt an dem Werberummel Anstoß, im Tiergarten - eine Generation in Ekstas
denn diese Generation hat sich ganz unver- tanzen, der jetzt schon die Zukunft gehör
110 krampft mit dem Kapitalismus ausgesöhnt. während wir Älteren, wenn ich mir abschfü
Sie, die Neunziger,sind seine Kinder. Er ist ih- ßend diesen Scherz erlauben darf, uns um de1
nen auf den Leib geschrieben. Sie sind seiner Müll, die Müllberge sorgen dürfen, die uns di
Märkte Produkt.Immer das Neueste wollen sie LoveParadeund große Techno-Partywie schm
sein und haben. Was manch einen dazu bringt, im Vorjahr so auch zukünftig hinterlasse1
m dem allerneuesten Hochgefühl mit Ecstasy.der wird. I!
allerneuesten Droge, nachzuhelfen. Sagte mir
GünterGrasslässtin diesemTexteinenälterenRadioreporter
überdieLove-Paradeberichten.
SuchtTextstellen,
an denen- außeran dermehrfachwiederholten
Anrede„liebeZuhörerund
Zuhörerinnen"- erkennbarist,
D dassessichum einefar dasMediumRadiobestimmte Reportagehandeltund
o dassdieEreignisse voneinemReporterwiedergegeben
werden,dersichselbstausdrücklich
zu den
,,Älteren"
zählt.
DiskutiertüberdasvomReporterberichtete
undkritischbetrachtete
Verhalten
der1eilnehmer
an der
Love-Parade.
Steifteuchvor,ihrseidbeieinerLove-Paradedabei.NehmtselbstdieRolleeinerReporterin odereines
ReporterseinundberichtetauseurerjugendlichenSichtfür einJugendmagazin einesRadiosenders
eurerWahl(I>Informationen zur Reportage
im Grundwisssen auf Seite368).
276
l.l Vom Segelfliegen zur Luftbildarchäologie-
Informationen aus Sachtexten entnehmen
loSaracet1i:
Dädaiusundlkaru~(1606107) Segelflieger
überd<:n
Alpen
...
,-;;, · !
-~···- ~
pionier0110Lilicruhal(1896)
BetrachtetdieBilder:.
WelcheeurerAssoziationenpassenzu dendreiBildern?Erklärt,warum
277
Fliegen-Sachtexte au$wene:-1
12 DerTraum v-:>m
Aus derHauptüberschrift,derUnterüberschrift
undderGrafikkönntihrschließen,wonim esin dem
Artikelgeht.
a) VerschaffteucheinenerstenÜberblicküberdenText.LestdieÜberschriften
und betrachtetdie
Grafik.
h) Formuliert-ohne denTextganz durchzulesen- möglichstgenau,wasihr vondiesemTexterwarte
II a) TauschteuchübereuerVorwissen
zum Thema„Segelfliegen"
aus.
b) LestdenfolgendenTextgenau.
278
12.: Votr.Scgcltlicgcr.iur Luftl:ild.archäologie
-Informationen aus Sachteiten entnehmen
-
) ies schien zu beweisen, dass aufsteigende kalten Luft genügt schon kurzfristige Sonnen-
_uftsäulen nicht überall vorkommen, sondern einstrahlung, um die Temperatur- und damit 10(1
fass die Vögel diese finden müssen. Ganz of- die Druckdifferenz groß genug werden zu las-
ensichtlich beobachten sie sich gegenseitig, sen. Umgekehrt kann an einem heißen Som-
md wenn einer einen aufsteigenden Luftstrom mertag die Sonne manchmal noch so brennen,
:efunden hat, kommen die Anderen schnell die ohnehin schon überall heiße Luft verhin-
Jorthin. • dert das Entstehen der notwendigen Druckdif- 105
Nas Wilbur Wright zwar scharfsinnig beob- ferenz. Auf Thermik wird man vergeblich war-
tchtet und beschrieben hatte, nicht aber er- ten.
:lären konnte, das wurde nun systematisch In der Praxis ergeben sich damit für den Auf-
irforscht. Mit Vehemenz stürzte man sich auf wind suchenden Segelflieger die beiden ele-
fie neue Aufgabe und schon bald konnten die mentaren Fragen, wo sich die Thermik bildet 110
l\lissenschaftler recht exakt definieren, was und wo sie sich vom Boden löst.
1inter dem Zauberwort „Thermik" eigentlich Um mögliche Orte der Thermikentstehung
t eckt. eingrenzen zu können, muss man sich zunächst
fa türlich hat Thermik etwas mit Wärme und klarmachen, unter welchen Bedingungen sich
ler Erwärmung von Luft zu tun. Luft überhaupt erwärmt bzw. sich so verän- 115
)asssich Luft bei der Erwärmung ausdehnt, ist dert, dass sie leichter wird als die Luft ihrer
=olge der Energiezufuhr durch die Sonne. Es Umgebung.
vächst die Bewegung der Moleküle, die ent- Ein wichtiges l<riterium dafür ist, zu welchen
prechend mehr „Ellenbogenfreiheit" und da- Teilen der jeweilige Boden die Sonnenstrah-
nit mehr Platz beanspruchen. Weniger Mole- lung absorbiert bzw. reflektiert. Da die absor- no
üle in der Raumeinheit aber ergeben nicht bierte Strahlung gleich der vom Boden ver-
1ur ein geringeres Gewicht, sondern aucl1 ei- wertbaren Energie ist, leuchtet es ein, dassder
1en geringeren Druck. Wird Luft nun am Bo- Boden umso energiereicher sein kann, je grö-
len unterschiedlich erwärmt, entsteht zwi- ßer der Anteil der absorbierten Strahlung ist.
chen den beiden Mengen nicht nur eine Wie unterschiedlich die Absorption der Son- 125
;ewichts-, sondern auch eine Druckdifferenz. nenstrahlung ist, zeigt die folgende Tabelle:
)Je um die erwärmte Luft herum gelagerte
alte Luft bleibt unter höherem Druck und
Bodenart absorbierte Strahlung
w ingt die wärmere durch seitlichen Druck, in
.ie einzig verbleibende Richtung auszuwei- Getreide 85-95%
hen - also nach oben zu steigen. schwarze Erde 85-90%
Jatürlich steigt die erwärmte Luft umso bes- feuchter Sand 90% l30
er, je stärker der Druck ihrer kalten Umge- unbewachsener
ung ist. Er wiederum ist umso höher, je kälter Boden 80-90%
s ist. trockener Sand 80%
Jaraus lässt sich direkt ableiten: Gras 60-85%
Temperaturdifferenz erzeugt Druckdiffe- gepflügter Acker 70-80% BS
renz, Wüste 70-75%
Druckdifferenz erzeugt Auftrieb, Schnee und Eis 15-50%
der Auftrieb ist proportional zur Tempera-
turdifferenz.
>arin liegt also die Begründung, weshalb die Die folgende Grafik zeigt nun für den Segelflie-
hermik im Frühjahr am besten ist. In der noch ger mögliche Orte der Thermikentstehung:
279
1i D~rTTaun vom FliegeD-Sach-iexteauswerten
140 Beim Segelfliegen im Flachland werden ther- die aber auch auf Sonneneinstrahlung zurück-
mische Aufwinde genutzt. Das Flugzeug fliegt zuführen sind. Die Kunst beim Segelflug be-
also genau genommen mit Solarenergie. lm steht darin, sich möglichst lange im Aufwind
Bergland kommen noch Hangaufwinde hinzu, und nur sehr kurz im Abwind aufzuhalten.
ArbeitetmiteinerKnpiedesTextesundlestdenTextmitStiftin derHand.
IJMarkiertSchlüsselwörterund Textstellen,
dieihrbesonderswichtigfinde~
undkennzeichnetdiese
am RandmiteinemAusrufezeichen ( ().
D UmkreistTextstellenund Wörter,dieeuchunklarsind,und versehtdieseam Randmit einem
Fragezeichen(?).
Tauschteuchdarüberaus,wieeseuchbeimerstenLesendesTextesergangenist.Hatsichdieinhaltlid
Envartung,diedieÜberschrift
gewecktha1;ajüllt? Wie vielvoneuremVorwissenhabtihr wieder-
erkannt?
ß KlärtdieTextstellen
und Wörter,dieeuchunklarsind.
a) FonnuliertmöglichstgenaueineFragezu demSachverhalt,
dereuchunklarist.
b) TauschteuchübereureFragenausundversucht,dieseanhanddesTexteszu klären.
a) GliedertdenTextinSinnabschnitte
(notiertdieZeilenangaben)
undfasstjedenAbschnittin
StichwortenodereinemkurzenSatz zusammen.
b) Vergleicht
eureNotizen.Wennihrzu unterschiedlichen
Ergebnissen
gekommenseid,ziehtzur
KlärungdenTextheran.
OrdnetdieInformationen
desTextesnachzusammengehörenden
Gliederungspunkten.
Sachtexte auswerten
FolgendeSchritte können euch helfen, Schritt für Schritt einen Sachtext zu verstehen:
1. Sc:hritt:sich einen Überblickverschaffen(Überschriften,Bilder,Grafiken beachten)
2. Schritt:den Text genau lesen und Randbemerkungen machen
3.Schritt:Unverstandenesklären
4. Schritt:Aussageneinzclner Sinnabschni tte erkennen
5.Schritt:Kerninformationenentnehmen und ordnen, z.B.in einer Tabelle
280
12.1 Vom SegdlliegenztuLuftbildarchäclogie- lnfonnationenausSachtext~n m1neh1n~n
BildetGruppenund überprüftanhandderfolgendenFragenundAufgaben,obihrdieInformationen
ausdem Textvollständigverstandenhabtundanwendenkönnt.
Der Text beginnt mit drei längeren Zitaten. Wer ist es, der hier zu Wort kommt?
1 2. Die beiden Beobachtungen, von denen berichtet wird. die Adlerfeder und der Geier-
schwarm, scheinen auf den ersten Blick dasselbe auszusagen. Doch welche zusätzliche In-
formation kann man der zweiten Naturbeobachtung entnehmen?
4. Warum sind thermische Aufwinde im Frühjahr besonders ausgeprägt? Benutzt bei der Er-
klärung die Fachbegriffe des Textes.
5. Erklärt mit Hilfe der folgenden Abbildung eines Heißluftballons der Brüder Montgolfier,
inwiefern hier dieselben physikalischen Gesetze im Spiel sind .
6. Stellt euch vor, euer Schulgelände wäre ein Segelflugplatz. In welche Richtung würdet ihr
an einem warmen Frühlingstag fliegen, um möglichst viele Aufwindzonen zu treffen?
Zeichnet in ein Profil der Landschaft eure Flugroute und die zu erwartende thermische
Energie ein.
281
12 DerTr,rnmvom Fliegen-Sachtexteauswerten
DerfolgendeTextinformiertüberLuftbildarchäologie.
überlegteuchzunächst,wasmanunterdem
Begriff„Luftbildarchäologie"
verstehenkönnte.Vlelchesbesondere
Interesse
habenwohlArchäologen
anAufnahmenausderLuft?
Überresteeinesastro-
DasLvftbild zeigt arc.häologische Das rekonstruierte Sonne11ubservatorium
in Goseck
nomischenKalendersaus der Paracas-l<ultur(900-200 (Sac.hsen-Anhalt)
v. Chr.)in Peru.
Auf der Suche nach Schätzen der Menschheit gie". Berühmt wurde die Luftbildarchäologie
gehen Archäologen in die Luft . .,Aus rund 400 mit dem 1991 auf einem Feld bei Goseck
Metern Höhe sieht die Erde wie ein aufge- (Landkreis Merseburg-Querfurt) entdeckten
schlagenes Geschichtsbuch aus", sagt der Luft- ältesten Sonnenobservatoriurn 1 der Welt. Auf
bildarchäologe Ralf Schwarz. Es sei ein Flug Grund dieser Aufnahmen konnten dann im
durch die Geschichte der Menschheit. .,Jeder Jahr 2003 die Grabungen beginnen.
Graben, der vor Jahrtausenden ausgehoben
wurde, und auch jede Flakstellung aus dem In den Spurenlesen
Zweiten Weltkrieg sind als Umrisse heute noch Schwarz startet pro Jahr zu rund 25 Erkun-
10 deutlich sichtbar." dungsflügen, was ungefähr rund 100 Flugstun-
den entspricht. Ausgerüstet mit mehreren l<a-
Grundlagefür Ausgrabungen meras, erkennt der Wissenschaftler anhand
„Die Stärke der Luftbildarchäologie ist, dass des Pflanzenwuchses auf den Feldern die
Fundstellen schnell und genau erfasst werden. Überreste der Menschheitsgeschichte . .,Bei-
Die Luftbilder können als Grundlage für Aus- spielsweise wächst das Getreide an Stellen
15 grabungen dienen", erläutert der Wissen-
schaftler. Landesmuseum und archäologisches 1 Sonnenobservatorium: Das Sonnenobservatorium
diente den Menschen in der kalenderlosen Zeit vor
Denkmalamt in Halle (Sachsen-Anhalt) haben 7000 Jahren 1Jnter anderem zur Bestimmung der
als eine der wenigen Einrichtungen in Deutsch- Winter- und Sommersonnenwende, die für die
land eine eigene Abteilung „Luftbildarchäolo- Landwirtsr.haft wichtig waren.
282
12.l VomSe~lflieg~:i ,.ur l .ur1,.ii:
darrhäologic - lnlorm„tionen am Sachtexten entnf :,rnen
cht so hoch, wo einst eine Mauer stand. Um- 550 neue Fundstellen von Gebäuden, Anlagen
?l<ehrt verhält es sich mit Löchern, in denen und Siedlungen der unterschiedlichsten Zeit-
üher Pfosten eingerammt waren. In diese epochen aus der Luft entdeckt. ,.Dazu kommt
·fcht der Humus tiefer hinein, die Pflanze die Luftbilddokumentation der bekannten 50
tnn tiefer wurzeln und hat mehr Nährstoffe Stellen·, sagt Schwarz.
1rVerfügung. Somit stehen an den Pfosten- Von jeder Fundstelle macht der Archäologe et-
ehern die Pflanzen höher", erklärt Schwarz. wa zwölf Bilder, je zur Hälfte Schwarz-Weiß-
Aufnahmen und Farbdias. Das Spektrum der
50 neue Fundstellen Luftbilder reicht von den Siedlungen der ältes- 55
er Archäologe fliegt gern am späten Nach- ten Ackerbauern vor 7500 Jahren über ger-
it tag, weil die langen Schatten über der Land- manische Dörfer, deutsche und slawische
haft die Umrisse von Wällen, Gräben, Häu- Burgen des frühen Mittelalters bis hin zu den
rn und ganzen Dorfanlagen noch deutlicher verlassenen Dörfern des 14. und 15. Jahrhun-
,zeichnen. Seit der Wende hat der Archäologe derts. 60
:est denTextgenauundformuliertdannselbsteineknappe,abermöglichst
genaueDefinitionvon
,u.ftbildarchäologie.
k nermtdieim TextgenanntenObjekte,nachderenSpurendieArchäologen
aufihrenFlügenAusschau
1alten.
283
12 DerTraum vorr_Fliegen- Saclitcrte.;us wcrten
1
,
o Überschriften undZwischenüberschriften
c Unterteilung in Absätze
tl Hervorhtbu ngen durch Fettdruck,Kursivdruck, GROSSB UCHSTAB EN
-
--,
o Schaubilder, Tabellen und Grafiken
c Fotosund andere Abbildungen
veranschaulicht.
DiefolgendenSkizzenzeigendieZerfallsstufen
-
Durch diese Gestaltungsel emente werden wichtige Textinhalte hervorgehoben bzw.
--
einerBefestigungsanlage.Fast98Prozent allervor-
mittelalterlichenWehranlagenBayerns sindnur nochimZustandD erhalten.
- 1
: :. ..
284
..
2.2 ,,M anner
12.2 „Männr.rhF.r
Wie sich die Pilotinnen Monika Köllingund lrmi Zoricic in einerMännerwelt behaupten
von Claudia Wessel
Briefing in den Räumen der Deutschen BA am hebt ab. Der Regenverschwind et , es wird hell,
Flughafen München, Wartungsallee 13 .• Ich die Sonne über den Wolken fällt durchs Cock-
riehm mehr Sprit mit heute• , sagt Monika l<öl- pitfenster. .p
ing. ,.Wir erwarten sehr starken böigen West- Fünf Jahre alt war die Münchnerin Monika
Nind. • Die Wetterkarte zeigt zwei solcher Jet- l<ölling, als sie ihren Berufswunsch Pilotin ent-
;t reams. Für den Fall, dass man auf dem ange- wickelte - damals flog sie zum ersten Ma l mit
;teuerten Flughafen nicht landen kann, wird ihrer Mutter und war fasziniert. Wovon genau.
11ehr Sprit benötigt. Es ist wie immer, w enn kann sie nicht in Wort e fassen . "Es war einfach
;ich Pilot und l<opilot über die Startvorbere i- das Fliegen und alles drum herum ." Diese Fas-
ungen unter halten - mit der Ausnahme, dass zination blieb über all die Jahre erhalten, nach
!S sich um zwei Frauen handelt - eine Selten- dem Abitur wollte sie gleich die Ausbildung
1eit. • Wie war noch mal die Flugzeit?" - .50 beginnen, doch gab es noch eine kleine Hürde
\l\inuten." - , Der Wind kommt ziemlich von zu überwinden. Ausgerechnet'je tzt lernt e sie S(,
Jer Seite, sagen wir mal: eine Stunde." einen Piloten kennen, der - selbst arbeitslos -
Nen ig später 1m Cockpit. Monika l<ölling und sie vor dem Beruf warnte, in dem sie gerade als
hre l<opilotin lrmi Zoricic gehen die Checkliste Frau wenig Chancen haben würde. Die junge
lurch, spulen Zahlen und Anglizismen runter. Abiturientin ließ sich abschrecken, begann ein
134 zweimal." - 134,ja. " - ,.One fortynine."
0
Maschinenbaustudium in Mün chen, kehrte 55
. • Unreduziert?" Die Tür zum Cockpit öffne t aber bald zu ihrer Leidenschaft zurück. .,Das
ich . .,0. k., 64" , lautet die Mitteilung über die Studium war nichts für mich." Jetzt wagte sie
,nzahl der Passagiere, die an Bord sind . .,Willst doch den W eg, den sie sich wün schte, machte
lu einen Headcount?' - , Nein, ich wi ll nur an der Flugschule ,I sar-Flug• den Schein •Ver-
vissen, ob alle da sind und wir die Tür zuma- kehrsflugzeugführer (die zirka zweijährige Aus- 60
hen können." bildung kostet zwischen 60000 und 80000
:?tzt erfahren die Passagiere,mit wem sie flie- Euro) und bekam danach auch gleich einen Job
en: ,,Grüß Gott, mein Name ist Monika l<öl- als Kopilotin. Die Ausbildung zur l<apitänln ab-
ng ... unser erster Offi zier ist Irmi Zoricic ... " solvierte sie nach 4000 Flugstunden prob-
>ann gehen die beiden die Checkliste .Before lemlos. Mittlerwe ile fliegt sie seit mehr als sie-
:art· durch, auch bei noch so großer Routine ben Jahren professionell.
tird kein Punkt überspru ngen. Die 34-Jährige ist eine von zwei l(apitäninnen
ndlich die ersehnte Ansprache vom Towe r: der Fluggesellschaft Deutsche BA, lrm i Zoricic
i peedway one eight alpha ... • Das Flugzeug eine von vier l<opilotinnen. Heute hat es der
, llt auf die No rdbahn, die schlanken Finger Zufall gewollt, dass sie einen Umlauf zusam- 70
1it den in rosa Perlmutt lackierten Nägeln men fliegen , mit den Stewardessen bild en sie
:hieben den grauen Griff langsam nach vorn, auf dem Flieger ein reines Frauenteam. Dass
ie Boing beschleunigt auf der im Regendun- daran nichts anders ist als in einer gemischten
:1 leuchtend en Lichtlinie der Rollbahn und Crew, ist ihnen wicht ig. ,.Wir sind nichts Be-
285
Der Anteil der Frauenim Cockpitist in den vergangenen Jahrenleicht gestiegen.liegt aber trotzdem weltweit bei nur
2,5 Prozent.In Deutschland sind es 3, 1 ProLent.
,S sonderes·, sagen sie. Die Relevanz, die das dur chaus verstehen, o hne darin Frauenfeind-
Frausein für diesen Beruf habe, habe nichts mit lich keft zu sehen.
der Ausübung selbst zu t un, nichts mit den Auch die Reaktionen ihrer Kollegen hat Moni-
Leistungen und Fähigkeiten, die man haben ka Kölling noch nie als An feindu ng erlebt . .,Na-
muss, nichts mit der Faszination, die einen ins türlich fallen mal flapsige Bemerkungen oder
Cockpit tre ibt. All erdings bedeuten die sozia- ein neuer l<ollege wundert sich." Aber eigent-
len Auswir kungen für eine Frau möglicher- lich bleib t für solche Nebensächlichkeiten bei
wei se etwas Anderes als für einen Mann: ,Man der Ko nzentration auf die anspruchsvolle Ar-
fü hrt ein Zigeunerleb en. Esist sehr schwer, ein beit gar keine Zeit. Zudem ist der Ton unter-
soziales Umfeld aufrechtzuerhalten. Und an einander eher fr eundschaftlich.
eine eigene Familie ist im Grunde nicht zu den- . Hallo, Moni! Hallo , lrmi!" Air craft-Ch angeauf
ken.• dem Flughafen Berlin-Tegel. Kapitänin l<ölling
Die Schwangerschaft einer Pilotin, erklärt Mo - und l(o pilotin Zoricic, soeben nach dem Flug
nika l<ölling, könne leicht das Ende der beruf- von München in Berlin gelandet , grüßen den
lichen Laufbahn bedeuten. Denn sobald eine Kollegen, der ihnen die Boeing 737 übergibt,
91) Schwangerschaft festgestellt ist, darf die Frau freundlich zurück. Erst später, beim zweiten
nicht mehr fliegen. Andererseits muss sie, um .leg" dieses Tages, der Strecke Berlin-M ün-
ihren Flugschein zu erhalten, je des halbe Jahr chen, als nach der langwi erigen Checkproze-
einen Checkflug machen beziehungsweise dur die Flughöhe erreicht und alles ruhig ist,
Flugstunden nachweisen. We r diesen Termin fragt lrmi Zoricic: .Kannt est du eigentlich den
95 verpasst, verursacht neue Kosten in großer l<ollegen eben in Berlin? Eigentlich ganz sym-
Höhe: Die Ausbildung für einen bestimmten pathisch, gell?" - .Ja", sagt Monika Kölling .
Flugzeugtyp, das „typ e rating•, muss t eilweise „ Ich we iß seinen Namen auch nicht. Aber er
wie der holt werden - und das kann bis zu kannte uns offenbar ." - .,Das ist Auswirkung
25000 Euro kosten, schätzt Monika Kölli ng. der Tatsache, dass wir Frauen sind", erklärt
1) Insofern kann sie gewi sse Bedenken beim Ein- Monik a Kölli ng. ,.Uns kennt j eder beim Na-
stellen einer Pilotin vor allem bei kleinen und men. Nur wir können uns leider die Namen all
fi nanziell nicht so gut ausgestatteten Firmen der männlichen Kollegen nicht merken .. ."
a) Formuliert in Partnerarbeit
daszentraleThema.diesesZeitungsartikels
in einbiszwei
Sätzen.
b) Stellteuret:rgebnisse
derKlassevorunddiskutiertdarüber.
a) GliedertdenTextinSinnabschnitteundformuliertfür jedenAbschnitteinepassendeÜber-
schrift.
b) NotiertzujederÜberschrift
einigewichtigeStichpunkte,diedieKerninformationen
des
jeweiligenAbschnittserfassen.
a) Besprecht,
welcheAbsichtdieZeitungsredakteurin
ClaudiaWesselmitihremArtikelverfolgt.
b) Klärt;inwieferndasFotounddieBildunterschrift
dieAussageabsicht
desArtikelsunterstützen.
Zeigtauf,inwiefernderZeitungsartikel
„DerFlugderFrauen"dieKennzeichen einerReportage
aufweist.Orientierteuchdabeian demuntenstehendenMerkkastenundbelegteureFeststellungen
mitBeispielen
ausdemText.
Reportage:Der FlugderFrauen
•Die Reportage
Eine Reportageinformiert in besonders lebendiger und anschaulicher Weise
über ein Ereignisoder eine Person.Dabei kann auch das persönliche Erleben der
Reporterinoder desReportersdeutlich werden. Reportagenführen mitten in ein
Geschehen ein; die Leserinnen und Lesersollen gedanklichund emotional in das
Geschilderte hineingezogen werden. In der Themenwahl ist der Journalist bei der
Reportagefrei:Alleskann zum Gegenstand seiner Schilderungenwerden.
Die Merkmale einer Reportagesind:
D Rechercheam Ort des Geschehens. Befragungvon Beteiligtenoder Fachleuten,
o Hintergrundinformationen und Zusammenhänge werden aufgezeigt,
o Wechselzwischensachlich informierenden und persönlichschildernden Textteilen,
o subjektive Meinung der Verfasserinoder des Verfassers,
Cl Zeitform:Präsens,
D wörtliche Rede,
o Angabedes Verfassernamens.
287
• 12 DerTraum vom ~1i~ge:i-S~chtexteauswerten
An vielen Gymnasien gibt es eine Berufsberatungder besonderen Art: Immer wieder werden ehe
malige Schülerinnen und Schüler eingeladen, die erzählen, was aus ihnen geworden ist. Der Arti
kel in der „SüddeutschenZeitung", den ihr bereits krnnen gelernt habt, war Anlass, die Pilotin Ir
mi Zoricic:einzuladen und sie in einem Interview über ihren Berufzu befragen.
288
12.2 .Männ~:berufr.",.l'r ~u~nberufe*"/-Ercrt~rn im Anschl ·JSsan Sac.h t~~te •
289
12 Der'fraum vom Fliegen-S achtexte au:;w~r,en
a) Beschreibt
dieSitualion, in derdiesesInterviewentstanden seinkönnte.
b) Woran erkenntihr,dassdieFragenvonJugendlichengestellt wurden?
a) DieInformationen
desInterviewslassensichordnen.Notierteuchzu jedemderfolgendenClie-
derungspunktewichtigeInformationen:Schulisches,
Beru
fliches,Privates.
b) Beantwortet im Klassr:nge
sprächfolgendeFragen:
o Wie bewertetIrmiZoricic ihreSchulzeitaus heutigerSicht?
D Wie wurdeIrmiZorici
c Bero.
ftpilotin?WelcheSchwierigkeitenergabensich dabei?
Cl Wassagtsieüber denBerufderPilotin/desPiloten?
tJ WassagtImriZoricicüberdieVereinbarkeit vonFamilieundBeruf?
290
12.2 .MJ ,m~rbe::uJc··.• Frau~nbmä' ?- 3rörtern Ini Anscbluss an Sachtexte •
Frauenin Männerberufen,
Männerin Frauenberufen
Sekretärin, Arzthelferinund Frisörin- klar,das sind ty- nationalenLuftfahrtbei nur 2,5 Prozent, männlicheHeb-
pische Frauenberufeund hinter technischenund hand- ammeu, Kindergärtneroder Gnu1dschulkhrersucht mau 1C
werklichenJobssteckenimmerMänner.Klischees,dieheu- heute noch wiedie Stecknadelim Heuhaufen.WelchePro-
te so nicht mehr ga112stimmen: Viele Frauen wählen blemeund welcheChancenentstehen durch die Wahleines
innvischenauchklassischeMännerberufeund Männerty- geschlechtsuntypischenBerufs?Wiesiehtesmit der Gleich-
pischeFrauenberufe.MancheBastionenkonntejedoch das berechtigungaus- etwabeimGehaltund beidenAufstiegs-
jeweilsandereGeschlechtbisheutenichterobern:ZumBei- chancen? Und wie reagiecenFreundeund Familie auf die .5
spiel liegt der Antcil von Frauenim Cockpitin du inter- e-xotische
Berufswahl?
ErläutertdieBegriffe„Frauenberufe"
und„Männerberu.fe".
Frauenin„Männerberufen" Männerin,,Frauenberufen"
b) StellteeureRechercheergebnis
se in derKlassevor und diskutiertdarüber.
Frauenin„Männerberufen"
- mit welchenSchwi'erigl<.eiten
sind .sieAonfrontierfund
wasAönntemangegendiese Schwierigl<.eiten
unternehmen?
/11änner
in„Frauenberufen
" - mit welchenSchwi'erigl<.eiten
.sind.sieAonfrontierfund
wasAönntemangegend1e.seSchwierrgl<.e{ten
unternehmen?
291
--- '. 12 De1Traum vom Fliegrn-Sachte:<teauswcrtcn
a) Lest eureErörterungen
inderKlasse uorundbesprechtsiemilHilfederfolgendenCheckliste.
h) ÜberarbeitetdanneureErörterungen.
Hauptteil
1) Sachaspekte:
• Ist der Haupttei l klar nach den ermi ttelten Sachaspekten strukturiert?
• Wer de n alle themenrelevanten Sachaspekte angesprochen?
• Ist di e Gewi chtung der einzelnen Sachaspekte stim mig?
• üb erzeugt die Anordnung der Sachaspekte?
3) Fazit:
• Ist das Fazit am Ende des Hauptteils vom Vorhergehenden klar abgegrenzt ?
• Wird zusammengefasst und nicht nur wiederholt?
• Ist ein Standpunkt des Schreib ers erkennbar? W ird hierbei genügend differe nziert?
Schluss:
D Spricht der Sch luss den Leser an?
D Verme idet der Schluss das Aufgre ifen neuer Argumente?
sprachlicheGestaltung:
o Wird der Gedankengang eurer Argumentation sprachlich deut lich , z.B.
durch Wendungen, Überleitungen, Konjunktionen und Adverbien?
o Werden Begriff e präzise eingesetzt?
D Ist der Schreibstil sachlich und poin tie rt?
292
l'.lJ Thema ..Fl'Jgsicherheit"-S achtexte seillot entwe:fen d
Die Risikogesellschaft
Billigtarifekontra Sicherheit:Warum die Angst vorm Fliegennicht unbegründet ist.
von TimvanBeveren
zu Dumpingpreisenanbieten, die jenseits der
RentabilitätsgrenzenHegenund in einigen Fäl-
len noch nicht einmal mehr die Kosten für das
Kerosin eines Flugabschnittsdecken. Doch die
schwarzeSerie des Sommers2005,die mehr als
500 Menschenlebengekostet hat, ließ anderer-
seits bei manchemdie bangeFrage aufkommen:
Ist das alleswirklichnoch sicher?
der Deregulationin den USAzu Beginnder acht- gangen, dass derzeit russische· Maschinen
10 ziger Jahre-, dass die AirlinesFlüge inzwischen Deutschlandanfliegen,für die seit über 20 Jah-
293
D 12 DerTraurr,vcm Fliegr.n- Sac:ite KtCaw;werttn
icherhei
Neue Systemebieten mehr Komfortund Sicherheit
Damit die Zahl der Unfälle bei Flügen nicht mit Cockpit . In einem Flugzeug auf Stelzen kann
den Nutzungszahlen steigt, sollen die Cockpits für die Piloten jede Bewegung tä uschend ähn- 25
technisch aufgerüstet werden. Angesichts des lich nachgeahmt werden. Die neuen Flugins-
derzeitigen Zustandes besteht durchaus Hand- tr umente werden so unter nahezu realen Be-
lungsbedarf. dingungen getestet. Auch Gefahrensituationen
Auf dem Weg von Europa in die USA gibt es - wie zum Beispiel eine drohende Kollision -
keine Radarüberwachung der Flugzeuge vom können nachgestellt werden.
Boden aus. Der Große Teich macht das tech- Ein Ziel ist es, die l<ommunikation in der Luft
nisch unmöglich . Die Piloten müssen also per zu verbessern. Der Flugplan des sich nähernden
1) Hand die richtig e Frequenz einstell en. Danach Flugzeuges wird direkt auf das so genannt e
geben sie in regelmäßigen Abständen über Navigationsdisplay übertragen und der Pilot
knisternden und rauschenden l<urzwellenfunk erkennt eine mögliche l<ollision im angezeigten
ihre Position durch. Elektronische s Herzstück gelben Kreis. Das Display zeigt sofort eine Aus-
eines modernen Großraumflugzeuges wie des weichmöglichkeit an, die der Pilot dann nur
Airbus ist der computergesteuerte Autopil ot. noch zu bestätig en braucht. Die Kommunik a-
das so genannte „Flight M anagement System· . tion mit dem Lotsen am Boden über knis-
Die Bedieneroberfläche dieses Computers ternden Kurzwellenfunk entfällt. Die Piloten 10
wirkt allerd ings etwas antiquiert. Die Compu- machen das In der Luft unter sich aus, indem
tertechnik, die hinter den Instrument en mo- sie ihre Daten dir ekt austauschen.
>o derner Großraumflugzeuge steckt, ist zum Wissenschaftler der Deutschen Forschungsan-
großen Teil mehr als fünfz ehn Jahre alt. stalt für Luft - und Raumfahrt in Braunschweig
An der TU Berlin arbeitet man mit Hilfe eines gehen sogar noch einen Schritt we iter. Ihr Ziel
Flugsimulators an neuen Technologien für das ist es, den ganzen Flug von einem Flughafen
294
1L3 ':'hema .r'lugs:~h~r.hcit"-S ach,~x,c selbst entwerfen D
Flugsimulator desFlugzeu
gtyps BoingA 320
zum anderen über einen Bildschirm zu steu- probt werden. Die Piloten müssen sich auf Ihre
ern. Einern drohendem Gewitt er w eicht der Instrumente hundertprozentig verlassen kön-
Pilot mittels Touchpad aus und verschiebt die nen. Das konservative Verhalten der Flugge-
51) Flugroute einfach etwas nach rechts. Muss das sellschaft en im Bereich Technik ist vor allem 70
Flugzeug bei schlechter Sicht landen, wi rd ein eine Frage der Sicherheit. Bis die neuen Bord-
Radarbild der Landebahn auf das Display über- instrumente Im realen Cockpit Einzug halten,
tragen und mit einer Im Bordcomputer gespei- wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Die
cherten, elektro nischen Kart e der Piste ver- neuen Fluginstrumente könnten in einigen
,r, glichen. W ährend der Pilot im Cockpit zur Jahren t rotz des immer grö ßeren Gedränges im /5
virtuellen Landung ansetzt, setzt sein Flieger Luftraum den Sicherheitsstandard weite r er-
ganz real auf. Den Weg zum Flughafengebäu- höhen. Aber sie könnten noch mehr bewirken:
de über das Rollfeld zeigt ihm ebenfalls eine Bisher fliegen die Flugzeuge auf so genannten
elektronische Karte. Der Lotse im Flughafen- Luftstraßen. Dank der besseren l<ommunika-
t 1 tower schickt dem Pilot en per Funk die not - tion der Flugzeuge untereinander könnten die 80
w endigen Daten in seinen Bordrechn er. Der Flieger die Straßen verlassen und ihr Ziel direkt
Flugkapitän braucht nur noch dem grünen ansteuern. Die Folgen: kürzere Flugzeiten und
Pfeil zu folgen. weniger Treibstoffverbrauch. Doch bis dahin
Doch bevor die neuen Bordinstrum ente zum wird noch so manches Flugzeug mit altbe-
6'- Einsatz komm en, müssen sie nicht nur im Si- währter Technik landen. g,;
295
D 12 DerTraum,·-:im Flicg,n -Sa-:ht~xte a1Jswtrter.
KlärtgemeinsamdieBedeutungunbekannterWörterund Begriffe.Versuchtzuerst,ihreBedeutung
ausdem Textzusammenhang (Kontext)zu klären, schlagtgegebenenfalls
ineinem Lexikonnach.
HalteteureErgebnisse
ineinerListefest.
Die Ri.sif.oge.sellschajt
--- ----,
l_!hema:Sicherfie{f1inLuffverAenrJ
Wunschder PassagierenachB,lligflügen
i Folge
Airlinesbieten Flugez.uDumpingpreisen
an
J
Verbe~rfe Flugsicherheit
These:NeueTechnologien:sollenFlug:s,cherhe{tverbe.ssem
1 Argument:- - - - 1 rßef:spiet
aAtuelle Flugsicherheit 1 ___ ,.. Radariiberwachung
l unbefriedigend_ _ 1 zwischen...___ _
Diskutiertüberden InformationsgehaltdereinzelnenSachtexte,indemihrdieangeführtenFakten,
Thesen undArgumenteaufihreStichhaltigkeit hinüberprüft.
HoltbeistrittigenPunktenzusätzlicheInformationenein, z.B.mitHilfedesInternets
(" 'I'ippszur lnfonnationsrecherche
auf Seite 3 7113 72).
296
•
12 3 Thema .Flugskhcrhe ·,. - S.1chtcicte selbst ~ntwerfer,
297
0 l?. De: 'l'raumvomFEcgen-S.1cnlexteauswer:er,
Prozent davon aus, dass die unmittelbare technische Befragten kennen diese Angst nach eigenem Bekun-
Sicherheit der fets trotz der geringen Ticketpreise den überhaupt. nicht; nur ein Viertelgestand zu, vor
nicht in Frage gestellt werden könne und somit trotz dem Abheben ein unf(utesGt:füh1zu haben, das sich
der Serviceeinschränkungen cias Fliegen insgesamt nach dem Start allerdingslegt.Und auch die Sorge, an
attraktiver geworden sei. Bord eines Flugzeugs zum Opfer eines Terroran- 65
Wie relativ sicher sich die Deutschen insgesamt an schiags zu werden, ist überraschend gering: 95 Prn-
Bord einer Passagiermaschine fühlen, zeigendie Ant- zent gehen davon aus, dass das Fliegen nach den An-
6\) worten auf die Fragenach Flugangst: 70 Prozent aller schlägen in New York sicherer geworden ist.
LestdenZeitungstextund notiert,
o welcheFragendieMeinungsfor schervon„sozioland"den Flugpass
agierenjeweilsgestellthabm
D und dasjeweiligestatistische
Ergebnis der Umfrage.
Beispiel:
_ Fragß:
.Wethec.Rt:isefo..rm
haltenSie./iir.die.sicher~fß:f/11gz.e.11g,...BabtLQde.r
A.,d
.o!_ _
_ Ergebnj.s:E/.ugz.eug
= 'fß_%;.8ahll=...2'1-%;Auto
9%
.=...
StelltdieUmfrageergebnisse,
die„sozioland"
ennittelt hat, inFormvonDiagrammenanschaulichdar.
a) Überleg~welcheArt vonDiagramm(z.B.Torten-oderBalkendiagramm)jür diePräsentationder
Ergebnissegeeignetist.
Torten-oder l<.reisdiagramm
-
Balkendiagramm J<..urvendiagramm
298
12.3 Therr.a.Plugs:cherheü· -Sachtex!~s<:>lb
stentwerfcn
8 r e• her :he
+ Wenn ihr für eure Sachtexte weiteres Information smateri al oder Abbildung en samm eln
wollt , nutzt dabei unterschiedlic he Medien, z. 8. das Inte rnet, Lexika, Sachbüch er, Zeit-
schriften etc. ( !>Tipps zur Informat ionsrecherche findet Ihr auf S. 371/372).
F Textüberarbeitung
+ ü berarbeitet eure Texte und führt di e Verbesserungen nach Mögli chkeit gemeinsam aus.
Die Tipps zur Textüberarbe itung auf Seite 300 helfen euch dabei.
299
- D 12 Der·;·raumvorr,Fli~gen- Sachtex'.Nl:Swerten
In diesem Teilkapitel habt ihr euch nicht nur zum Thema „FlugsicherheitNinformiert, sondern
ihr habt auch intensiv mit Sachtexten gearbeitet. Tragt nun - als \Viederholung und Abrun-
dung-zusammen, wie ihr mit Sachtexten arbeiten könnt.
aus mehreren Sachtexte n einen 4. Produk ti ver Umgang: W elche wei ter-
neuen Sachtext entwerfen l füh rende Aufgabe könnt ihr zu einem
l
oder mehreren Sachtext(en) bearbei-
ten?
am Rand Zeichen machen Sprache
(Ausrufe- und Fragezeichen),
Randbemerkungen notieren ---
im Anschluss an einen wicht ige Textinformationen in
unbe kannt e Begriffe klären Sachtext argumentieren einem Schema veranschaulichen
Schlüsselwörter und wichtige Textste llen markieren Inhalt (Info rmati onsgehalt)
300
13.l Bloggen, chatten, taggen - Mit dem Inte rnet
und über das Internet recherchieren
z - das Magazin
Weblog I Technik 1
(17 Komm entare)
301
-. 13 Immcr addern 1., ufoden-:.lmgehen:nitMcdter.
ter Bots. Das sind klein e Programme, die oder lrene, fün f waren eindeutig Jungs. Die
selbstständig im Netz unt erwegs sind und ein- restlichen vier w aren nicht eindeuti g zu identi -
fache Aufgaben erledigen , die man ihnen gibt. fizieren, ich gab ihnen neutrale Namen wie Or-
Um die Studie durch zufüh ren, musste man goth oder Stargazer. Die neutr afen User wur -
nämlich mit sehr vielen Benutzern in sehr vie- den tatsächlich häufiger attackiert als Andy 75
len Chat rooms gleichzeitig sein - das hätte ich und Brad , aber Hauptzie lscheibe blieben defi-
<10 alleine nicht geschafft. Meinen Bots gab ich nitiv die Mädchen.
alphabet isch geordnete Namen: Andy, Brad, Welch e Bedeutung unsere Studie abseits der
Cathy. Sie erhielten unter schiedliche Befehle. virtuellen Welt hat? Na ja, weiblich e Internet -
Manche sollten sich extrem passiv verhalten, nutzer werden ganz offensic ht lich eher als Op- 80
andere waren so programmiert, dass sie hin fer wahrgenommen. Daher raten wir Mädchen
und wieder andere User ansprachen: .H ey, wie grundsätzlich, sich neutr ale User-Namen zu-
geht' s di r", so etwas. Imme r freund lich jeden- zul egen - und sich vor Angr iffe n auf ihre Per-
falls. Ich setzte meine Bots also in verschiedene son und auf ihre Rechner zu schützen. Denn
IRC-Chats und ließ sie erst mal machen. sexuelle Andeutungen können sich auch auf 85
In meinen Freistunden besuchte ich sie und die reale Ebene übertragen. So w urden Mäd -
schaute nach, wie oft sie angegriffen worden chen, die im Int ernet Männ er kennen lernten ,
waren. Unter einem Angri ff verstehe ich jede dann beim Treffe n von ihnen bedroht. Aber
Art von unaufgeforderter Kontaktaufnahme. v9r allem erhöht sich die Gefahr fü r die Soft -
Das können Links und Dateien sein, die Viren ware! Die Leute haben gar keine Ahnung, was
enthalt en, oder j ede Form von Drohung. Auch solche Viren mi t dem Com puter anstellen kön-
sexuell explizite Außerunge n wurden als An- nen. Essind genügend j unge Mädch en im Netz
griff gewertet. unterw egs, die sich zum Beispiel einfach Musik
Mir wur de ziemli ch schnell klar, dass es keinen herunt erladen w ollen. Die besuchen dann gro-
großen Unterschied machte , ob ein Bot beson- ße Filesharing-Foren und bekom men viell eicht
ders kommunika t iv war oder nicht. Gesprächi- gefährl iche Links zugeschickt, die unter Um-
60 ge User wurden nur unwe sentlich häufiger be- ständen ihren PC zerstören . Die dramatischste
droht als stille. Aber eines Tages verglich ich Erkenntnis der Studi e war für mich ehrlic h ge-
Brads Ergebnisse mit Cathys Bilanz - und Ca- sagt die Tatsache, dass da draußen so viele
thy bekam dur chschnittli ch hunder t bedroh- Leute herumlaufen, die einfach Bock haben, 'Oll
liche Nachrichten pro Tag- Brad dagegen etw a anderen Leuten die Computer zu sabotieren.
dr ei. Der Unterschied lag also am Geschlecht Deswegen will ich nach dem Studium auch im
des User- Namens. Um sicher zu sein, gab ich Bereich Netzwer ksicherh eit arbeiten. Ich freue
nun allen Bots dieselben Befehle: $Je sollten mich, dass unsere Studie so viel Aufme rksam-
sich absolut ruhig verhalte n und alle immer keit erregt hat - j etzt wird den Menschen viel-
online sein. Fünf von ihnen bekamen einen leicht noch stärker bewusst, welchen Gefahren
!) eindeut ig weibl ichen Namen,. wie Stephanie sie ihre Rechner aussetzen.
O Verschafft
eucheinenerstenÜberblicküberdenText:Lestden„Kapf"desOnline-Artikelsund
formuliert-oh nedenText ganz durchzulesen- möglichst genau, was ihr vondem Artikelerwartet
302
13.1 Blogg~n, cbatte:i,tagge11-1fit dem Internet und überdas rntemct recherchieren .,..
D FachbegriffeausderComputerweltsind englischsprachigerHerkunft.
a) EinigeFachbegriffekönntihrausdem Kontextherauserschließen.Erklärt diefolgendenFach-
InternetRelayChat(r>Z. 18),Bots(1>Z 34).
begriffe:
t b) MancheFachbegriffe ausderComputenveltsind wenigergeläufig. Suchtim Internet nach
Erklärungen undInformationenzu denfolgendenBegriffen undfertigteineÜbersetzungslistean.
DeruntenstehendeTippzu.rInternetrecherchehilfieuchdabei:
n-
H
-
Internetrecherche
Um im Internet gezielt nach Info rmationen zu suchen, braucht man die Hilfe von
Suchma schinen, z.B.www.google.de. Um tatsäch lich fündig zu werden, muss man
sich geeignete Suchbegriffe überlegen. Die Suchmaschine ordnet die gefundenen
Links nach Wichtigkeit Oft kann man an den Adressen und den mitgelieferten Kurz-
beschreibun gen erkennen, ob eine Seite brauchbar ist.
--==-
303
- • H ITIL'"l'ler
auf dem :.ad e11<ltn
- Umgehenm.it).l<:dien
Die folgenden Grafikeninformieren über die Internetnutzung Jugendlicher. Befragt wurden Kin-
der und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 15Jahren.
D a) BetrachtetdieDiagrammegenau,lestjeweils Internetnutzung:
denTitelunddieübrigenAngaben. Warst du schon ein mal im Internet?
b) Fonnulien dieKernaussage dereinzelnen
Nein
Diagrammein eigenenWorten.Der Tippim
11 %
Grundwissenauf Seite3 74 hilfteuch dabeL
c) VersprachlichtdieErgebnissederDia-
grammein einemzusammenhängenden
Text. Ja
89%
D Diskutiert darüber,wieihr dasChatverhalten
derBefragtenbeurteilt.
Chatbekanntschaften Chatverhalten:
,,in real life" getroffen? W en n du chatte st, was machst du? [N=172J
17 ·\.
• Ich gebe immer
an, wer ich bin .
20 % j Manchmal
::,
16% gebe ich mir
15% - 12 % einen anderen
8.5% 52 % Namen.
10% j -0 Ich gebe nie an,
S% l1 Q..
wer ich wirklich
bin.
0% - Ich chatte
Junge Mäd chen unter 13 und selten oder
13 älter nie.
304
13.J Bloggen,ch;ittcn, 1aggen-Mit de:n lnter.iet und übn das Internet recherchieren •
D a) BildetGruppenund recherchiert
überdieverschiedenen
FunklionendesMediumsIntemet.
Gehtdabeifolgende
rmaßen vor:
o Benutzt beieurerSucheverschiedene
Suchmaschinen(t>s.unten „Suchmaschinen
im Überblick")
und verfeinerteureSuchemitHilfevonOperatoren( !>s. Tipp auf S. 3061307).
D WendetbeieurerInternetrechercheverschiedeneLesetechniken an.Lest dazu den Tippkasten
,,Lesetechniken"auf Seite306.
D Dokumentiert euer Vorgehen und dieermittelten
Ergebnissestichwortartig.
b) StelltdieErgebni
sse eurer Recherchevor.Bes-precht
auch,welcheSuchmaschinen für eureRecherche
besonders ergiebigwaren.
6 a) Vergleicht
dasInternetund seinetechnischenMöglich
keitenmit anderenMedien
o WelcheanderenMedienhabendieselbeFunktionwiedasInternet?Wo liegenhierdieVor-bzw.
Nachteile des Tnternets?
o WelcheFunktionen bietetalleindasInternet?
b) DiskutiertobsichdieArt und WeisederKommunikation
, derInformationssuche,
der Unterhaltung,
desHandelsund der WerbungdurchdasInternetveränderthat. Wennja, wie?
Suchmaschinen im Überblick
lnternetadressse Beschreibung
www. go ogle.d e Sehr großer Index, sehr schnelle Suche, Ranking der Treffer nach
Anzahl der Links auf die Seiten. Suche nach Bildern, Nachr ichten
(News) , Diskussionsgruppen (Grou ps) und Dateiform aten möglic h
Search.msn.de Suche im Web, auf dem Desktop, nach News, Bildern, Videos, im
Lexikon .E ncarta " sowi e nach Musik und Dateiformaten
305
-. 13 Imrncrauf dem Laufendcn- Umgei,en mit Medlen
~ esetechniken
--
13ei<lerSuchcim Internet stößt.man a:ufeine Fiut von Texten.L 11 sich sc:-i:icG-eben
Überblick zu verscluffen, sollte man Texte zunächst ili.agonallesen und späler nur
die wichtigen Texte einge.he11dstudieren. W.endet-hei-eurer I_::.::e;~eacchercheceide
Lesefechnikenan. • • -
überfliegendes (diagonales)Lesen:
o Verfahren:DeLText w;rd rasch überflogen. Mit die.seiLesetechnik werden die
---
wichtigsten Informationen (Schlüsselwörter) erfasst.
Wenn man während des raschen Überfliegens eines Textes auf Stellen stößt, die
von bes011deremInteresse sind, werden_ditse PassageninEorm einerStichprobe
gelesen.
o Ziel:Zief ht es, einen ersten Überblick über eim•n Text und dessen Thema zu
erhalten. Wenn qas diag_onaleLesen eines Textes abgeschlosse;nist, kann man
entscheiden, ob der Text in einem weiteren Lektüreclurchgan&-genauer
erschlossen werden soll oder nicht.
IJ
II
Textes erfasst werden. Deiml.csen werden mil dt·m Stift Schli~sselwörter..-und
c!:ezc:-;nl1al!licl;lenErfassi..ng-äesTex!es_odezurErfassu
-Text;~ellf :-:1iä.r,~;ert,
eines Gedankengangesdienen. Unbekannte Begriffemarkiert1nanmit einem
•
o
F:-ai}ezeiöm am Rcr~d.
Ziel: Ziel 1stes,eine un;ifasse11de
Textkenntnis zu_erlangen.Das genaue Lesen
•
gehört zu den Arbeitstecliniken, die bei einer Vielzahl von Aufgib{!nim--Bmgang
- ---.
mit Texten benötigt werden (z.B.Inhaltsangabe, strukturierte TGxtwiedergabe.
'Fextanalyseusw.).
---=--
306
i3.l Bloggen, chatten, tagg~:-i- Mitdem Internet und C.ber:la~1nt~rnct recherchle:re:i •
-
Operatoren Beispiel Erklärung
,,. .
1,<\ND Inte rnet AND Chat ten Er werden Seiten angegeben , die beide
Begriffe en thalte n.
UND Internet UND Chatten
!•
1 1
oder vollständigenNamen.
•
1
•
Eswerden Seiten angezeigt, die exakt die
angegebene Wortfo lge enth alten. j
-- --
,I
-= ••• •
Informationen suchen, sichten und bewerten
307
-. i3 Immcrau f d~m Laufenden- :Jmgeh~n mit Medien
--,- --
gen erscheinen in einer Liste der let zten Ände- ""'-i.Wfll.
• ....,. ... ........... Wrl
,,,.,....
.. wtll- .. '-9fllll
,...,_WNllli'lblll"-"'StitMIIIOlll.,.,......., JIO_,t~lol.....,_t,,W•o.:atA~
~- "4-- 11-- ~- ~- -
tungslisten von Benutzern, die Änderungen an
von ihnen ausgewählt en Artike ln beobachten
-·--
.....
..,,..._,._n-,-
a-a--·-·
........ ___
_,... ..-,.~ ......,.,..
........
,,,,.;
..._.~
·----. ..............,.......w-- --
---~-- --- -, .. +.......;;.-
möchten. Auf diese W eise sind alle Anderun-
---
,a.-. .......... 1 ;. ... 118·111
-.·-··--- - --
• ...,_..VV>#~
gen in der Wik ipedia nachvoll ziehbar und kön- 'r- ;_
nen notfalls rückgängig gemacht werden. Dies __
...
.....,
M-4 ....... a. ...
-- ___..........-..-..
.-......,.- .;111,....,_1,r.,
macht es möglich , dass sich die Wikipedianer ...
....... ...
..........
, ___,..._,....
.... ...__ ..
_,.., a.c,,lttwl\l.""'W"'
...........__.KA111,...
.t-· .....................
._... ,_,., .........,._
- so nennen sich die Autoren der Wik ipedia-
:.-
..a.._ ._....
.....,.""
................
.. ..,
--
•tllc ... _
_______ ..._..~
• - ......
.....
•-
--"'..,...,__
....,. _ ,__ DllflilflM'*"'-H!aatllr.
·-
,.,.,_.,..,....__
...,_,._.,,_,._.....,._ o. ...... _
können. ....
......
Zusätzlich gibt es zujedem Artikel eine Diskus-
sionsseite, auf der stritt ige Fragen geklärt und ·-
......
·-
,,.,.,
...........
40 l<ommentare hinterlassen wer den kön nen.
W ikipedia ist ein inte rnati onales Projekt, das
·-...
'
65 Weiterhin forde rt der NPOV, dassj eder Art ikel geht die Wik ipedia in Umfang und Tiefe deut-
einem Vertreter zugeschrieben und neutral lich über herkömm liche Enzyklopädien hinaus
formuliert w ird. Es dürfen also keine eigenen und erreicht eher den Charakter eines Fach-
Wer tungen vorgenomm en w erd en. In diesem buches. Auch zu akt uellen Ereignissen entste -
308
l 3.l Blogg~u, chat'.c n, taggen -Mit den: Internet u:-idÜ)Cl' daslntl'·o\et rccherchiertn •
-
IJS hen oft sehr schnell Artikel mit Hintergrundin - genutztes Inform ation smittel für norm ale Be-
formationen bzw . schon bestehende Art ikel nutzer. Als alleinige Quelle für gesichert e In-
werden aus aktuellem Anlass ausgebaut . Viele formation en ist die Wlkipedf a jed och sicher-
dieser Einträge würden allein aus Platzgründen lich nicht geeignet. Hier gilt allgemein der
und zu geringer Enzyklopädiewürdig keit in journalisti sche Grundsatz, sich nie auf eine
100 keinem anderen Nachschlagewerk auftau- Quelle allein zu verlassen. no
chen. Ihre Stärken spielt die Wikipe dia vor allem aus,
Einseitige Wertungen und Falschaussagensind wenn es darum geht , sich schnell einen über-
auf Grund des neutralen Standpunkte s weni - blick über unbekannte Themen und Begriffe zu
ger ein Problem. Da ausdrücklich alle wesent- verschaffen.
lichen Meinungen zu einem Thema erwähnt
und ihren Anhängern zugeschrieben werden Wissen im Wandel H5
sollen, ergibt sich oft ein umfassendes Bild. Die Unfertigkeit und Dynamik vieler Bereiche
Vo n der Communit y als besonders gelungen ist nicht nur Zeichen dafür, dass das Projekt
angesehene Artike l und Bilder werd en als „ex- noch stark in der Entw icklung begri ffen ist,
un zellent" gekennzeichnet. Zur Beurteilu ng der sondern gleichzeit ig Ausdrucksform dafür ,
Glaubwü rdigkeit eines Art ikels sollten vor dass Wissen nicht in Form von reinen Daten 140
allem bei stritt igen Themen seine Versionsge- vermittelb ar ist, sondern lernend kommuni-
schichte und die Diskussionsseite herangezo- ziert werden muss und in einem ständigen
gen werden. Auch die Recherche, wie viel und W andel begriff en ist. Nicht zuletzt verschwin-
in welchen Bereichen ein Wi kipedia-Auto r bis- det in der Wikipedia die Grenze zw ischen Au-
lang tät ig wa r, kann Hinweise auf die Verläss- tor und Leser.Jeder Leser ist gleichzeitig l<or- 145
lichkeit seiner Beit räge liefern . Haben mehrere rektur leser und potenzieller Auto r.
Autoren gemeinsam über einen längeren Zeit- Für Bibliotheken eignet sich die Wikipedia da-
raum an einem Art ikel gearbeitet und disku- mit nicht nur als Nachschlagewerk, sondern sie
tiert, kann man davon ausgehen, dass der In- kann auch zur Vermittlung von Informati ons-
halt relativ ausgewogen ist. und Recherchekompetenz eingesetzt werd en. ISO
Zu vielen Fachbegriffen tauchen Wiki pedia- Auf jeden Fall bleibt spannend, wi e sich das
Art ikel auf den erste n Plät2en von Internet- Projekt in den nächsten Jahren wei t erentwi -
suchmaschinen auf und bilden somit ein häufig ckeln wir d.
309
-. 13 lmmer~ufden la ufendcn - Urr,g~henmit h/~ icn
D ÜberprüftmitHilfederChecklistezur
BeurteilungvonInternetquell
en dieQualität
derfolgendenInternetadressen:
'Www.ups-schulen.de
wwwgirlsday.de
www. gu ali pass.info
3 10
13.2 11a.ch
t Fernsehenschlau?- lrlcmnierentle Fe.msehscndungcn ur.ternuchen ,,..
DIEDLJOTFNSl~GEP
2005
TV-D uell zwischen Gerhard
Schrö der und Angela Merk el
(20,98 Mi o Zuschauer)
8 Confed erations-Cup:
Deutschland - Brasilien
(12,77 M io)
311
- • 13 1mmeraufderr.Laufe:itl~,i- ,Jmgehen mit Medieu
KAUSCH: Herr Bundeskanzler. bevor wir uns Entwicklungspolitik zu tun. Es hat etwas
komplett auch in den Zahlen verheddern, zu tun mit unserer wirtschaftlichen Kraft.
das Thema Arbeitslosigkeit ist ganz wich- Und nun noch einmal zum Wachstum. Das,
tig, aber ich möcht Sie auch mal fragen. Äh, worauf wir setzen, das hab ich doch sehr
Sie sagen, Ihre Regierung steht für soziale deutlich gesagt. Wir setzen darauf, dass \Vir
Gerechti gkeit und Solidarität. Aber nach die Forschungsinvestitionen erhöhen. in
sieben Jahren Rot-Grün ist das Leitmotiv meiner Regierungszeit sind die um 30 - ist
dieser Gesellschaft .Geiz ist geil" und „Ich der entsprechende Haushalt um 30 Prozent
bin doch nicht blöd".In einer mutigen Pha- erhöht worden - einschließlich das, was
1r se haben Sie das übrigens auch schon mal Studenten ...(Restunverständlich).Wir haben
als „Mitnahme-Mentalität" bezeichnet, die inzwischen 30 Prozent mehr Studentinnen
sich durch alle Schichten hindurchzieht. un d Studenten, als wir sie 1998 hatten. Wir
Ist das nicht neben allen Zahlen auch eine sind die gewesen. die gesagt haben, wenn
traurige psychologische Bilanz gerade für wir mitt elfristig wieder noch stärker wer-
1s Rot-Grün? den woIlen, dann müssen wir mehr tun und
ScHxövER:Tchkann nun nicht verantwortlic h in Betreuung von Kindern investieren, da-
gemacht werden für dümmliche Werbe- mit Frauen eine Chance haben, erwerbsLä-
sprüche. Das kann ich nun wirklich nicht tig zu sein. Und wir haben das gemacht. 'vVir
Iuu sctt: Das drückt aber auch eine Gesell- haben 4 Milliarden in die Hand genommen
schaftsha Itung aus. (Schröderund Kausch und haben die Ganztagsbetreuung ... (Rest
sprechengleichzeitig.) verschluckt).Und das sind die Dinge, die über
SCHRÖDER:Das ist ganz interessant, dass Sie das die Zukunft unserer Gesellschaft entschei-
fragen. Wir tragen ja durch solche Diskus- den.
sionen selber dazu bei. In der Tat ist es so, KAusCH:Trotzdem, Herr Bundeskanzler, ich
h der Blick aus dem Ausland auf Deutschland hab so ein bisschen das Gefü hl, tausendmal
ist weit besser, als wir ihn uns selbst leisten. gehört, tausendmal ist nix passiert. Und
Und genau das muss sich ändern. Nun, da tausendundeine Nacht ist auch schon vor-
kann Politiketwas dazu tun. Wir versuchen, bei.
das auch zu lun, indem wir die positivenAs- SCHRÖ DER:Dann wirken Sie daran mit, dass die-
10 pekte unserer Gesellschaftbetonen. Das ge- ser Geist, den ich sehr wohl haben will,
lingt ja auch. Deutschland ist inzwischen nämlich ein Geist, der nach vorne gerichtet es
ein geachtetes Land in der Welt. Das hat ist, wirklich das Land erfasst. Das ist doch
auch etwas mit unserer Friedenspolitik zu gar keine Frage, dass man das muss,und ich
tun, keine Frage. Es hat etwas mit unserer finde, mit all dem, was wir getan hahen. so-
3 12
13.2 Macht :!'emseh<"nschlau?- lnfonni~rende Femsehsenduc.gen untersuchen •
-
wohl in der Außenpol itik als vor allen Din- das verändern können. Und nJt ü rlich sage
70 gen auc h in dem, was wir in den ökolo - ich aU< .:h,sozial ist, was Arbeit sch afft, aber
gischen Fragen tun, ist dieses Land stärker es muss eine menschenwürdige Arbeit sein ':)5
gewor den und das wird auch so bleiben. und was heißt das? Dann müssen w ir besser
Denn ich bin fest davon überzeugt, dass v.rir sein als Andere. weil wir teurer sind. Wir
einen erneuten Auftrag bekom m en, diese werden immer teurer sein, wenn wir un-
75 Politik , die das Land nach vorne gebracht seren Wohlstand erhalt en woll en. Und des-
hat, die es ern euert hat, auch wirkli ch fort- halb liegt der Schlüssel bei Innovation. Und llO
zusetz en. hier mus s man nun sagen, der Elat des ent-
CHRIS'nANSEN: Aber es hat ja nicht genug Arbeit sprechenden Ressorts ist zwar um 30 Pro-
gebracht un d genau darum. sind wir bei 7.ent gestiegen, aber dar in ist jetzt die Ganz-
80 dieser Frage, was ist eigentlich „solidarisch" tagsbetreuung. Das kann ich nun nur gam.
zukünftig in unserem Land. lst„solidarisch" bedingt. als Inn ovation sförde run g sehen. llS
das allein, was Arbeit schafft, oder ist So- Real sind die Innovation s- und Forschungs -
lidaritä t das, was wir an Arbeitnehmer - ausgaben gleich geblieben. Was wir brau-
recht en über die Tahree rworben haben un d chen, ist aber vor allem ein e Ment alil ät, die
85 was nun die CDU in ihrem Wahlprogramm Rot-Grün nich t aufbringt Dort ist man viel-
reduzieren will, Frau Merkel. Dort gibt es leicht bereit, die Windener gie zu fördern. 120
weniger Kündigungsschutz, weniger Macht Das finde ich okay, das können wir machen.
für die Gewerkschaften, die Untertariflöh - Aber wir müssen vor allen Din gen üb erle-
ne für die Langzeitarbeitlosen, die ein e Stel- gen, wo liegen die zuk unftstr äch tigen Be-
0 le annehmen. Wenn wir alles das einmal reiche. Und da dürfen wir nicht l::U-Richt-
nehm en und das, was der .Bundeskanzler Ih- linien dauern d mit Bürokr atie ums etzen. 12;
nen auf dem Parteitag an Kritik zugeworfen Da dürfen wit nicht die Chemikalienricht -
hat , nämlich dass Sie eine Gesellschaft wol- lini e so kompliziert mach en, wie das der
len, die u nsozial, ja sogar unme nschlic h ist. Herr Trittin bei Rot-Grün gerne möchte.
'I) Sollen bei Ihnen nur noch die Arbeitgeber Vielleicht würde es ja der Il err Bundes-
Recht e haben ? kanzler gern anders haben , aber er kann l'\O
MERKeL: Also ich finde eine Gesellschaft, die sich da nicht durchset zen. Da kann muss
fast 5 Millionen Arbeit slose hat un d die ich das Gentechni kgesetz lindern , damit
viele. viele Menschen hat, die um ihre n Ar- ich hier die Dinge auch wirklich auf die
1C beitsplatz bangen, die ist verpflichte l, wenn Reihe kriege, und das sagen selbst Gewerk-
sie eine menschlich e Gesellschaft sein will , schaftsvorsitzcnde wie der Herr Schmoll H5
sich darüber Gedanken zu machen, wie wir von der Chemiegewerkschaft. Und dann,
313
- • i~ lmmeraufder.ilaufeMt.n-UrngehenmitMedi~f,
Frau Christiansen, geht's in der Tat um fol- ist, aber für die, die draußen sind. Da über-
gende Frage:Was hat sich bewährt und was legen vv ir, ob wir andere Einstellungsbe- 1\0
muss ich vielleicht auf den Prüfstand stel- dingungen machen, zum Beispieldadurch,
4') len unter Bedingun gen eines weltweiten dass man die Abfindung bei Einstellung
Handels, einer Globalisierung, die wir heu- verabredet, damit niemand aufs Arbeits-
te haben, damit Arbeitsplätze hier gehal- gericht gehen muss und dann Schwierig-
ten wer.denkönnen, die hier sein könnten, keiten hat (,,Frau Merkel ..." FrauChristian-
w enn die Arbeitnehmerinne n und Arbeit- sen versucht, die nächste Frage zu beginnen.)
14> nehmer vor Ort selbst darüber bestimmen Ich finde, das ist nur fair gegenüber den Vie-
könnten? Und insofern haben wir Än de- len, die keine Chance im Augenblick in die-
rungen beim Kündigungsschutz, nicht für ser Gesellschaft haben.
die, die Arbeit haben, da bleibt alles, -wiees
314
! ~-• Machtfernsehen scl'Jau?-11
, fl,rmier<:nde
Fernsensenclt:nger.untersudlen
315
13 Im~r auf tlem ::.ai.:fe
nden - :.irr.gehen ntiL\fedi~n
Nervenstärke, Organisationskraft, Kreativi- SCHRÖDER; Ich möchte gerne zu dem Thema sa-
12s tät, dass all das den frauen mal zugestanden gen, was wir gemacht haben. \Vir haben
wird , die Kinder erziehen und wieder in den nicht nur das Kindergeld erhöht. Wir sind C
Berufwollen. Tch hab zum Beispiel im aka- hergegangen und haben gesagt, 4 Milliar-
demischen Bereich den Vorschlag zu sagen: den gibt es für Ganztagsbetreuung. Hat bis-
Man kann nicht Berufungskarrieren zum her keiner gemacht Wir haben ein Gesetz
Beispiel zum Professor für einen Mann, gemacht, in dem die Kommunen verpflich-
der nie ausgesetzt hat wegen der Kinder- tet werden, von den 2,5 Milliarden, die sie
erziehung, genauso gestalten, wie man das bekommen, weil wir die Arbeitslosenhilfe
7.UmBeispiel für Frauen machl, die eini- mit der Sozialhilfe zusammenge legt haben,
ge Jahre aussetzen, Kind er erziehen und 1,5 Milliarden in die Betreuung der unter
P5 trotzdem den Kontakt zur Wissenschaft Dreijährigen zu investieren. Das ist diskre-
behalten. Hier muss sich in unserm Land ditiert worden, dieses Gesetz, und ich finde, 0
noch viel ändern. Dafür werd ich kämpfen man sollte dann wenigstens sagen, wenn
lllld ich glaub, dass eine Frau als Bundes- ich schon was vorhabe, dann hab nicht ich
kanzlerin da auch ein gutes Beispiel sein gelernt, sondern Frau .Merkelhat gelernt.
kann. Und das, was wir dort angefangen haben,
CHRISTIANSEN: Wir alle sehen jetzt ... gerade auf dem Sektor der Betreuung, das
SCHRÖDER (gleichzeitig): Darf ich mal sagen zu wurde höchste Zeit, das muss fortgeführt
dem Thema, was wir gemacht haben ... werden.Nur wir werden es fortführen ...
CHRISTJANSEN(gleichzeitig): Tchmöchte da ganz CHRlSTIANSEN(beginnend, währendSchröder noch
1, gerne noch einmal eine Zäsur machen. spricht):Nehmen wir es doch als Endpunkt,
Wenn Sie 'ne kurze Anmerkung noch ma- dassbeide dazugelernt haben ...
chen würden, Herr Bundeskanzler.
-- 554
4
Profi !vergleich in % Schröder und Merkel:
--
Schröder Me rkel Wer war .. ./wer kann besser ... ?
Schröder 39%
sympathischer 33
glaubwü rdlger 11/\erkel - 30%
29 kein Unter schied - 31%
-- 45
kompe tent er
- 48
44 --
Schröder 46%
bessere Argume nte 35 1111 sympath ischer M erkel - 26%
•
kein Unter schied - 27%
glaubwürd ige r 38 Schröder 10%
A rbeitspl ätze Merkel 35%
tat kräftiger 43 schaffe n
kein Unte rschied 52%
infratest dimap für ARD Forsd li.lngsgruppe Wahlen
·-
ver-
1
bessert
vc-r- nicht
schiech - g;eän-
tert oert
ver-
bessert
III
ver-
tert
nicht
schiech - geän-
aert
hilfr eich
52
fr_e.~7Y Pay-7Y
öffentlich- private
rec;htliche.
Sender Sender
_J)~f[nitionlMer~male
_$.e_nder
318
13.2 MachtFernsehen schi.au?- fnformier~ndcFcrnseh.senc!,m@"P.11
untersuchen ,,-a
>o 20 .41 Uhr der Versprecher des Abend s pas- Bei den privaten Sendern „wird heftiger
siert. Er spricht Angela Merkel versehentlich und schneller geschossen"
mit „Nun mal ehrlich, Frau l<irchhof" an. Die
Angesprochene lacht, Gerhard Schröder lacht , Ein gutes Jahr zuvor, Somme r 2004, eine Ge-
selbst Sabine Christiansen lacht. 600 Jour- bur tstagsfeier in Berlin, viele Medienleute sind
25 nalisten, die die Übertragung in Berlin-Adlers - da, Polit iker, Lobbyi sten.
hof verfolgen, w enige Schritt e vom Fernseh- Thom as Kausch ist neu in der Haupt stadt. Er ist 70
studio entfernt , lachen auch, und zwar sehr aus dem beschaulichen Wiesbaden hier herge-
laut. zogen. Beim ZD F moderierte er die Nachrich-
Noch am selben Ab end verselbstständigt sich ten .h eute nacht' zu später Stunde und er
der Versprec her. M inister Wolfgang Clem ent macht e seine Sache so gut und locker, dass
nutzt in der ARD di e Chance zu betonen , dass ihm viele eine große l(ar ri ere vor aussagten. 15
Angela Merkel ihren Kirchhof nicht mehr Die will er jetzt machen . Er hat das Ange-
loswerde, Friedrich Now ott ny scherzt, dass bot angeno mmen, Leiter un d Präsentator de r
Merke l sich bei den Kirchhofs ein geheira tet „Sat.1 News• zu werden, eines neuerlichen
habe, und Zeit ungskritiker von „BI LD" bis „Ber- Versuchs des Sende rs, seriöses Profil zu gewin-
liner Zeitung • w erden am Mon~ gnadenlos nen. 80
sein. Thomas l<ausch hat ein en Ruf zu verl leren und
Um halb acht ist Thomas Kausch an diesem zögert. Soll er sich dem Druck aussetzen?
Sonnt ag von der Tochter gewe ckt w orden, Jeden Morgen die Ab rechnu ng der Markt an -
Frühstück mit Familie auf dem Balkon, ein te ile? Bei den Privaten .wird heftig er und
paar Runden geschw omm en, um den l(opffrei schneller geschossen•. weiß er .• Un d wenn ich !lS
zu bekommen. Mittags irn Büro war die Ner- das nur der Kohle wegen machen würde, wäre
vosität gestiegen. Später, hinter de n l<ulissen das zu kurz gedacht. Ok ay, ich könnt e mir zwei
im Studio Adl ershof, hat er auf einem Laptop Jahre lang j eden Abend Sushi leisten , aber
letzte Fragen noti ert , die Stimmung war auf- wenn das schiefgeht, gib t's anschli eßend nur
gekratzt. Maybrit lllner vom ZDF hatte ein l<näckebrot. • 90
sehr kon zentriertes Gesicht, Peter l<loeppel Der Start gelingt. l<ausch hat sich beim ZD F ei-
vo n RTL auch. Und Thom as l<a.usch zog sich nen eigenen Moderatio nsstil angewöhnt , läs-
um fü r die große Show. Als alles vo rbei war sig, fre ch, mit großer Distanz zum politischen
~ (I und der Abspann lief. hat Sabine Ch risti an- Betrieb. Diesen Stil behält er be i Sat.1 bei . Er
sen ihm einen Zett el zugeschoben, auf dem beginnt die Nachr ichten mit einer Art einlei - 95
stand: .,dazu die ganze Au fregun g". Im Sinne ten dem Feuillet on , das die Stimmung de s Ta-
von: Wochenlange Aufregung, am Ende kann ges wiedergeben soll, erst die Einordnung,
jeder nur ein paar Fragen steif en und das dann die Nachri cht. Oskar Lafontaine hin te r-
war's. lasse doch eine n denkbar zwiespält lgen Ein-
Wer sind die se Leute, die uns täglich aus dem dru ck, sagt er in de r ersten Sendu ng Ende Au - :oc
Fernseher die We lt erklären, deren Macht in gust , protestiere er doch gegen eine Politik ,
einer Medienrepublik wä chst und w ächst? die er ein st selbst mitge tragen habe. Die „ FAZ"
Vielleicht steht Thomas Kausch fü r einen neu- urtei lt: .D ie Präsenz des Moderators prägt den
,(1 en Typ Nachrichtenmoder ator: Er will infor - Charakter der Sendun g." Di e „Süddeutsche"
mieren und unterhal ten, experiment ieren auch lobt nach vier W oc hen, er sei .e in Gewinn fü r
fü r jen e jüng eren Zuschauer, für die die „Ta- Sat.1". Also läuft alles rund?
gesschau" eine Sendung ist, die sie nur vom In den ersten Woc hen und Monaten er-
Zappen kennen. lebt man einen oft mit tags schon gestressten
3 19
- • l3 Immeraufden:Laufe'.'lden - ·Jmgehen mit),l~,fün
Kausch. Im ZDF hat er nur jede zw eite W oc he wurde er von allen Seiten gelo bt für seinen
11 mod eriert, nun ist er fünfma l die Woche dran, neuen Ton , den er in das pol it ische Berlin
einmal kurz mitt ags, dann um halb sieben. Da- ein bri nge. Oft erzählt er von den Erfolgen, die
zu der Dru ck: Das ist seine Sendung, Sat.1 die „Sat.1 News • mitt lerw eile erzielen. Ange-
schalt et Anzeigen mit seinem Gesicht und dem fangen hat er mit 12,5 Proze nt Marktanteil en 140
Spru ch „l<ausch zeigt's zuerst". Der öffentlich- bei den 14- bis 49 -Jährigen, e!n Jahr spät er
recht lich e Kausch knall t mit seiner Privatsen- sind es 14,2 . Dazu wurd e am Dien stag be-
der-Redaktion öft er aneinand er. Seine Redak- kannt, dass er fü r den Deut schen Fernsehpreis
tion wü rde die Sendung am liebste n mit nomin iert ist.
spekt akulären Bildern beginnen, l<ausch drängt Das Duell sollte nun die l<rönung seines Jahres 14,
auf polit ische Them en . • W i r halten unseren we rden. Sei n Versprecher war nicht peinlich
120 l<urs", sagt er und meint seinen Kurs. ,.Wenn wi e Stoib ers „Frau M erke l" , er w ar nur ein Zei-
gestern der Auf macher eine Pressekonferenz chen von Nervosität. Aber das nagt so an ihm,
von Müntef ering war und keine doll en Quoten dass er am nächsten Vo rmittag unaufgefordert
hatte, dann machen wir deshalb am nächsten einen Kommentar mail t: . Ein durchaus komi-
Tag nicht mit dem Au tounfall auf der A96 scher, w enn auch nur unfre iwilliger Verspre-
1Z5 auf. · cher , w ie sich herausstellte , denn i mmer wie-
der bracht e ja Frau Merkel Herrn l<irchh of ins
Gespräch."
Wird er nun der Ulrich Wickert der
M ont agmorgen , Kausch hat gerade di e Qu o-
MTV-Generation?
tenauswertung gelesen. Sie liefert für die Pri-
Zwe i Wochen vo r de m Duell , ein Mitt ages- vat sender ein erschütterndes Ergebni s. Dass
sen im „Bor chardt", dort , wo sich die Berlf ner die ARD vo rn liegen wü rde, hatte er erwartet ,
ll Polit ik- und Med ienszene tri fft. Man kennt aber dass RTL und Sat.1 so w eit abgeschla-
Thom as l<ausch hier längst. Ein Inte rview mit gen sein würden, bringt ihn ins Grübe ln. Das lcO
dem Kanzler hat er bekomme n, we il er dessen Erste hatten 9 ,7 Millionen Zuschauer eing e-
Sprecher Bela An da zufällig im „Cafe Einstein" schalt et, das ZD F 6, RTL 3,8. Bei Sat.1 saßen
in einem günstigen Moment t raf. Nach ei- 1,4 M illion en. Glaubwürdigke it suchten sie
nem frechen Live-Gespräch mit Ange la M erkel wo ander s.
D Kommentiertdas„erschütterndeErgebnis"(1>Z. 157)derQu.otenauswertungfar
diePrivatsender
bei
demKanzlerduell.
Informationen
zu.mThema„Quore"findetihr imfolgendenKasten„Quotendeutsch".
Quot~-ideutsch
Einschaltquote: Sehbeteiligung:
Zahl der Haushalte, die eine Sendung Zahlder Zuschauer einer Sendung
eingeschaltet hatten. Hochrechnun- Marktanteil:
gen aus dem Fernsehverhalten von Anteil eines Programms oder einer Sen-
4 400 H aushalten in Prozent und Mil- dung im Verhältnis zur Gesamtnu tzung
lionen (Angabe in Prozent)
320
1l.:i MachtFerr.sehenscol;,u? -JnformierenC:
e Fernsehsendungen unt~rsuchcn
D BildetJ\rbeitsgruppenund erarbeitetfolgendeAufgaben:
a) Informierteuch überdas Thema „Information und Unterhaltungim öffentlich -rechtlichen
Fernsehenundim Privatfernsehen "anhand derfolgendenStatistiken, derGrafikunddes
Textes( t>S. 321-323 ).
b) FormuliertdieKernaussageder einzelnenStatistiken,des Diagramms und desTextesin eigenen
Worten.
c) AnalysierteureErgebnisse,setzt siezueinander inBeziehung,zichl Schlussfolgmmgenund
bewertet sie.
d) DokumentierteureErgebnisseundpräsentiertsiein einemKurzreferat( 1>Tippszum Referat
S. 375).
321
• 13 J:n.-neraddem Lau:enden · Umgehenmit Mec:.ien
Information 65 66 +1 63 64 +1 70 73 +3
Unt erhalt ung 32 31 -1 31 30 -1 38 37 -1
Fictio n 63 65 +2 61 64 +3 70 72 +2
Sport 13 10 -3 14 10 -4 12 9 -3
We rbung 15 15 0 15 14 -1 19 18 -1
Sonst iges 6 6 0 5 6 +1 7 7 0
1 z usammengefasste W erte fü r A RD, ZDF, die dri tte n Programme, RTL, SAT.1, ProSicben, RTL 11, VOX und
l<abelein s
322
13.2 Macht Fens ehen schlau?-lnfof111ie:e:idc-
Fernsehsendungen unt~rs-.ich
~n
Tagessc
hau im Ersten Mo-So , 20.00 Uhr 6,01 5,96 20 ,9 20 ,6
ProSieben Newstime Mo- So, 19 .30/19.55 Uhr 1,50 1,36 5,30 4,70
heute -journal Mo- So, 21.45 Uhr 3,67 3,81 12,9 13,5
heute-journal gesamt~ Mo-So, 21.45 Uhr 3,73 3,88 13,1 13,7
-
lnfoM onit or Mä rz 2006 · Themenst rukt ur der Nachrichtensendungen
- --
Sendeantei le in %
100% • Sonstige
Wette r
a Sport
Human ln terest/
80% ~
Buntes
• Kriminalität
• Unfall /l<atastroph e
60% ~ Wi ssenscfiaft!l <ultur
• Gesell5chaft/Just iz
Wi rtschaft
401/6 a Politik
1
20%
l
Untersuchungszeitraum:
01 .03.- 31.03 .2006 .
Tagesschau20 Uhr;
heute 19 Uhr; RTLaktu-
0% eil; SAT.1 News; Tages-
Ta~es- heute RTL SAT.1 Tages- heute- themen; heute-journal.
sc au aktuell News them en jou rnal Quelle IFEM. Köln.
323
l 3 lmwer äuf dem laufenden - Umgeh~n mi1M~die::i
Die Presse, der Hörfunk, das Fernsehen und wird, etc. Beim weit verstreuten Fernseh-, Ra- 20
das Intern et w erden al5 Massenmedien be- dio- oder Zeitungspubl ikum fällt d ieser Aspekt
zeichnet. Ihre gemeinsamen Merkmale sind, direkter Kommunikation völlig weg.
dass sie sich über ein technisches Verbrei- Der l<ommunikatio nswissenschaftler und Psy-
tungsmittel, öffentlich, indirekt und einseit ig cho loge Gerhard Ma letzke defin ierte den Be-
an ein disperses (lat. Jein verteilt") Publikum griff Massenmedien 1963 in etwa so: 2>
wenden .
Massenmedien stellen Massenkommun ikation M assenmedien sind
her, die von der Indiv idualkommun ikation zu öffent lich (nicht privat, allgemein zugäng-
lC unterscheiden ist. lich),
Das Fernsehpublikum und auch die Leser von medial (durch Nutzung eines technischen
Zeitungen/Zeitschriften bilden keine Masse im Verbreitungsmediums),
soziologischen Sinn. Das Publikum ist verstreut D einseitig (vom Sender zum Empfänger und
über ein ganzes Land, es kann nicht w ie bei- nicht umgekehrt),
spielsweise eine auf einem Platz versammelt e D indirekt (Zeit und Ort von Produktion und
Masse. die einer Rednerin oder einem Redner Rezeption sind nicht identisch) ,
zuhört, untereinander kommunizieren und ge- an ein weiter verteilte s, .disperses' Publi - 35
genseitige Handlungen hervo rrufen, z.B. Ap - kum gerichtet (verstreute und individuelle
plaus, der von den And eren aufgenomm en Nut zung).
e
Im Modell steht K für Kommunikator(zum Beispiel Journalisten. Schriftstell
er, K,instler) und A für
die von I( produzierte Aussage, die durch ein Medium (M) zum Rezipienten (R) geleitet wird.
Spontane Antl'VOrten des Rezipient en
Selbstbildnis
als Persön-
Selbstbildni s lichkeit. als
als Persön-
Auswahl aus Glied des
lichkeit, im
dem Angebot Publikums
f ea:i: etc . Sloffäu,;wahl/
Erleben etc
Gestaltung
1( Zwang der A M Wirkung R
AussagP/des Zwang des
Programms Mediums
Bild vom Medium
beim Rezipienten
Zwang des Medi ums
324
13.3 Masscn:-ncdirnunter derLupe-Medienge:irauchkritisch untersuchen
1
in. D a) BildetGruppenundbeschäftigt
eucharbeitsteilig
mit dem„Feldmodell
derMassenkommunikation".
"l:)Q
JedeGruppebearbeitet
jeweilseinederfolgendenAufgaben:
o BefassteuchmitdenLinien,dieohneUnterbrechung zwischendemKommunikator (K)und
demRezipienten (R) 1Jerlaufen.
Versucht,miteigenenWortendarzustellenund an Beispielen
zu erläutern,in welcherBeziehungKommunikatorund Rezipientzueinanderstehen.
Wähltdie Beispiele
möglichstausdemBereich „Nachrichten/Information"
undberücksichtigt
jeweilsunterschiedliche
Medien(Fernsehen, Hörfunk,Zeitung).
-
D Beschäftigt
euchmitdenLinien,dieKommunikator(K),
Aussage(A) undMedium(M)
uerbinden,
undder„Wolke"beiK. Versucht,
anhandvonBeispielenzu erklären,wieKommu-
nikatorundMediumeineAussagebeeinflussen.
WähltdieBeispiele
möglichstausdemBereich„Nachrichten/Information"
undherücksichligt
jeweilsunterschiedliche
Medien(Fernsehen,
Hörfunk,Zeitung).
b) StellteucheureGruppenergebnisse
gegenseitigvorunddiskutiertsie.
D ZeichnetjeweilsamgleichenTageineNachrichtensendung
im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen,
im
privatenFernsehensowieim Hörfunkauf undbesorgteuchdieAusgabeeinerTageszeitung
desselben
Tages.Vergleicht
dieDarstellungderNachrichtenundEreignisse in denverschiedenen
Medien.Bezieht
dabeiauchdas„Feldmodell derMassenkommunikation" (1>S. 324) mitein
325
13 Immerauf dem Lauft'tlden- :Jmgehenmit Medien
nutzung über Motive und Bedürfnisse der Re- sonen, denen es schlechter geht (Selbstwer- 70
zipienten erklärt werden kann. Gefragt wird terhöhung), als auch Personen, die uns sehr
nach den Belohnungen (gratifications), die ähnlich sind. Die Fernseh-Seifenopern der Ge-
Menschen erhalten, wenn sie sich Medienan- genwart bieten genau wie die Shows, in denen
geboten zuwenden. ,,Menschen wie du und ich" auftreten, ein gan-
In dieser Forschungstradition sind zwar teil- zes Set von möglichen Vergleichsobjekten. i5
weise sehr lange l<ataloge mit Bedürfnissen In die gleiche Richtung argumentiert das l(on-
entstanden, die von den Medien befriedigt zept der „parasozialen Interaktion"\ das die
werden sollen, in der Regel beruhen aber diese Begegnung von Medienakteur und Rezipient
l<ataloge auf Befragungen und setzen damit beschreibt. Der Zuschauer nimmt die Serien-
voraus, dass die Menschen in der Lage sind, heldin oder den Quizkandidaten ähnlich wahr 80
über ihre Bedürfnisse Auskunft zu geben. Was wie reale Personen. Er kann sie beobachten,
sagt man einem Interviewer, der wissen will, mit anderen darüber sprechen und so eigene
warum man gestern die Tagesschau gesehen Werte bestärken, Verhaltensunsicherheit ab-
hat? Selbst wenn man es weiß: Werden wir bauen und Menschenkenntnis erwerben. Da
nicht vor allem solche Beweggründe nennen, parasoziale Interaktionen keinerlei Verpflich- 35
die akzeptabel erscheinen? Die Tagesschau als tungen mit sich bringen (man muss nicht rea-
ein Muss für den verantwortungsbewussten gieren und kann sich jederzeit zurückziehen),
Staatsbürger beschreiben, als eine Sendung, gehen keineswegs nur sozial isolierte Men-
die unentbehrlich ist, um über die Lage in schen solche Medienbeziehungen ein.
Deutschland und der Welt informiert zu sein?
Dazu kommt, dass Fernsehen genau wie Zei-
tunglesen oder Radiohören oft Routine ist Un-
bewusstes, beiläufiges Verhalten wird schnell
vergessen und bei Befragungen schlecht erin-
nert. Welche Bedürfnisse der Forscher findet,
hängt deshalb stark davon ab, welche Vorgaben
er vorher in den Fragebogen geschrieben hat.
Sosehr sich deshalb die Untersuchungsergeb-
nisse unterscheiden, eine Konstante gibt es:
Fast keine Studie kommt an der Eskapismus-
these vorbei. Diese geht davon aus, dass Men- 3. Erregungstheorien 90
326
133 M,$se·,me,hn ·mter der Lupe- Mediengebrauchkritisch \mtersuc:ien
obachter dabei aus Dingen mit mittlerem Management"-Theorie nimmt dagegen an,
Erregungspotenzial. Was darunterliegt, was dass Menschen Medien nutzen, um ihre Stim-
nicht komplex genug, nicht neu und nicht mung (mood) zu manipulieren. Auch wenn ih-
überraschend ist, das langweilt, und was dar- nen das nicht immer bewusst ist, wählen sie
105 überliegt, überfordert. Die Erregungsqualität die Angebote aus, die sich positiv auf ihre
von Medienangeboten hängt damit auch von Stimmung auswirken.
der Bildung und den geistigen Fähigkeiten des
Einzelnen ab. Schluss
Vor allem Männer und jüngere Personen su- Mediennutzung muss irgendeinen Nutzen ha-
110 chen in den Medien besonders starke Reize ben, auch wenn dieser nicht immer bewusst ist
{sensation seeking) oder körperliche und seeli- und vielleicht nur darin besteht, den Tagesab-
sche Erfahrungen, die im Alltag nicht oder lauf zu strukturieren und eine Geräuschkulisse
kaum möglich sind (Erlebnisthese). Die „Mood- zu haben.
D LestdenTextaufmerksamdurchund klärtanschließend
dieBedeutungunbekannterWo'rter.
11 a) Dielriformationen
desTexteslassensichordnen.Notiengemeinsammit einerPartnerinodereinem
Partnerzu jedemGliederungspunkt
einigewichtigeStichworte:
The~reti:schß
AnsätzederMe(/.ienn.utz.ung
1. (.Jses-an.d-Gra.tific.afivns-App.roach:
...
- E.skapis.musthese:
...
2. ldent,talstheorien:...
- Soz.ialcVcrgleichsproz..es:$11:
...
- l<...o.nz..ept
der „parasoda./enInteraktion" ...
s.E.rregung.stheor,en:
...
- trle.bn[sthese:...
- /IJood-JVJanagement-lhe()rie:
...
b) ErläuterteureErgebnisseineigenenWortenundtauschteuchanschließenddarüberaus.
D Versucht,anhanddiesertheoretischen
AnsätzederMediennwzungzu erklären,weshalbdieauf
Seite311aufgeführten
„Quotensieger 2005" vonsovielenMenschengesehenwurden;
II Vergleicht
unterschiedliche
MedienderMassenkommunikation hinsichtlich
ihrerMöglichkeiten,
diein
denangeführtenTheoriendargelegtenBediüfeissezu befriedigen.
327
13 lmmeraurd~mLaufenden-UmgehenmitMedien
forderung religiösen Ernstes im Mittelalter be- Kurzweil und Zerstreuung. Oliver Kahn wird
gründet (.Christus hat nicht gelacht") sowie, sich kaum im Fußballtor entspannen und der
eng damit zusammenhängend, mit der Ent- Bildschirmarbeiter wahrscheinlich eher in der
stehung einer besonderen Arbeitsmoral vor Turnhalle oder beim Spaziergang als mit Com-
allem im Einflussbereich des Protestantismus puterspielen. 55
Massenkünste mit allerlei Gefahren verbunden nicht Muße, sondern freie, selbstbestimmte Tä-
worden seien: mit Verführung und Verbrechen, tigkeit", schreibt der Soziologe Ulrich Beck.
mit Vergnügungssucht und Verschwendung. Wem erlaubt die Arbeitsteilung, selbst darüber
Unterhaltung, das war {und ist) das Gegenstück zu entscheiden, was er tut? Die Spezialisierung
zu Kunst und Hochkultur, das Billige, das Min- zwingt uns, Zeitpläne einzuhalten und ein „Fach- 10
derwertige, dasTriviale - eine Kategorie zur Be- mensch" zu werden, und lässt die Fähigkeit
schreibung von Medienangeboten. schrumpfen, die wir für die „Muße" bräuchten.
Wer den Unterhaltungsbegriff verwendet, um Eigeninitiative erfordert ganz andere Qualifika-
das Medienangebot zu beschreiben, vermischt tionen als der Arbeitstag und sie braucht mehr
die Ebenen. Jedes Angebot kann zur Unter- Platz, als die Stadtwohnung und die Reihen-
haltung werden: die „Tagesschau", die Titelge- haussiedlung auf dem lande normalerweise ha-
schichte im .Spiegel" und natürlich all die Ange- ben. Bietet es sich da nicht geradezu an, die
bote, die mit dem Label „Unterhaltung• geliefert Medien zur Entspannung und Zerstreuung zu
werden. Der Gegensatz von Unterhaltung ist nutzen, zumal der Trend eher in Richtung Klein-
nicht Information, sondern Langeweile. familie geht und damit weg von einem Umfeld, 80
Ob eine Mitteilung für den Empfänger informa- in dem ständig genug Gesprächspartner da
tiv ist, ob sie sein Wissen erweitert, hängt vom sind? Wo lässt sich der Wunsch nach Alleinsein
jeweiligen l<enntnisstand ab. Genauso ent- und Ruhe am Feierabend besser mit dem „Fa-
328
D
13.3 Masser~d ien unte:der Lupe - .!.1ediengeb rauc h.krili~h 1:J1tc1such.en
milienleben· verbinden als vor dem Fernsehge- Zweiten W eltkri eges, als die Radionachrichten
85 rät? Leben oder Tod bed euten konnten, nicht an-
Mediennutzu ng ist außerdem die mit Abstand ders als im Herbst 1989 in der DDR. Zum Be-
bill igste Freizeitbeschäftigun g und Medien er- dürf nis nach Überblickswissen gehört auch das
lauben, faul zu sein. Man muss sich nicht vorbe- Bedürfnis nach einem. Frühwarnsystem": Wenn
reiten, muss nicht reagieren und keine Ver- etwas wirk lich Wichtiges passiert, etwas, das
90 pfli chtungen eingehen. Kein Mensch kann 16 mich betrifft und vielleicht mein Leben verän-
od er 18 Stunden hintereinander „aktiv" sein. dert , dann w erden es mir die M edien sagen.
Passive Entspannung ist deshalb kein schaler Er-
satz für irgendetwas Besseres (etwa für aktive Weitere Motive für die Mediennutzung
Freizeitbeschäftigung), nichts , was zähneknir- Min imale lnformiert heit , nicht nur über Politik ,
schend in Kauf genomm en wird, sondern Pri- sondern über die Medienthem en überhaupt , ist
märaktivitä t. allerdings eine soziale Norm . Der französische
Sozialpsychologe Gabrie l Tarde schrieb schon
überblickswissen zu Beginn des 20. Jahrhundert s, dass die Leute
Me dlen befriedigen nicht nur das Bedürfnis vor allem deshalb zur Zeitung greifen würden ,
nach Unterhalt ung, sondern auch das nach um Gesprächsst off zu haben. Jeder könne da-
100 0b erblickswissen. Dieses Bedürfnis wurzelt in rauf vertrauen, dass de r And ere am Morgen
dem Gefühl, den sozialen, poli t ischen und kul- dieselbe Geschichte gelesen habe. Das Fernse-
turell en Prozessenausgeliefert zu sein und das hen ist auch mit dem Wetter verglichen wor-
Leben nicht mehr überschauen zu können. den. Beides sei „l<leingeld der Konversation".
Was kann mehr Sicherheit geben als eine Nach- Wo rüber wo llt e man auch mit dem Nachbarn
richtensendung, die uns nach ein paar M inuten sprechen und mit den Verwandten, wenn jeder
mit der Gewissheit entlässt, Bescheid zu wis- in einem Bereich arbeitet, von dem der Andere
sen? nichts versteht und der ihn nichts angeht ?
Der Münch ener Kommunikationswissenschaft- Unterhaltung, 0berbl ickswissen, Gesprächs-
ler Hans-Gerd Brosius hat 1995 festgestellt , stoff: Medien können unterschiedliche Bedürf-
110 dass nicht po lit ische M einungsbildun g der nisse befr iedigen und mehrere gleichzeit ig (sie-
Grund für die Nachrichtenr ezeption sei, son- he Tabelle auf 5. 330) . Wer wollte bestreiten,
dern die Frage: Was gibt es Neues in der Welt ? dass Presse, Radio, Fernsehen und Online-An-
Die Antwort laute in der Regel: Alles wiege- gebote nicht nur in Krisenzeit en Informationen
habt. Folgt man dem Modell von Broslus, dann im ob en beschriebenen Wort sinn liefern? Wel -
115 geht es den meisten M enschen in erste r Linie che anderen Qu ellen sagen dem Durchschnitts -
um das Gefühl, informiert zu sein, um die Sicher- bürger nach Schule und Ausbildung, was Men -
heit, nichts Wesentli ches versäumt zu haben, schen erforschen, erfinden und entdecken, wo
und um das Wissen, dass die Wel t noch steht. sonst kann man Wissen über andere Länder und
Auch der „m ünd ige Bürger" ist am Abend meist Kulture n erwerben, über all das, was man nicht
120 ein müder Bürger. W arum sollte er sich aufraf- aus eigener Anschauung und eigenem Erleben
fen, Informationen zu sammeln, die er nicht kennt? Und verschafft es nicht auch ein Stück
veiw erten kann? Sozialprestrge, wenn man die „Frankfurter All -
In l(risenzeiten verschie ben sich allerdings die gemeine' in der Hand hält (oder sogar seinen
Nutzungsmotive. Der Unterhaltungscharakter „klug en Kopf• dahinter versteckt) und über die
125 tritt zurück, das Bedürfnis nach Inform ation ge- aktuellen Themen Bescheid w eiß?
win nt die Oberhand und die Nutzungsfrequenz Gerade die Nachrichten zeite n sind zudem Fix-
steigt. Das war in den Bombennächten des punkt e im Tagesablauf. Der Soziologe Erwin K.
329
0 13 hr.u-.:rauf6em L,:mfenden
- Umgel:enmit ~dien
Scheuch hat hierin eine wichti ge Funkt ion der Die Nähe zur Religion ist offensichtlich: Fast alle
Funkmedien gesehen. Der M ensch brauche Kirc hen rufen den Me nschen zu besti mmten
feste Zeiten zur Orientieru ng und müsse des- Stunden zur Besinnung und gliedern nicht nur 180
halb nach der Arbeit „neue Notwend igkeiten" den Tag, sondern auch die W oche und das
schaffen - eine schwere Aufgabe, die fü r viele Jahr
das Fernsehen löse.
Hörf unk Mus ikautom at: A lltagsbegleite r, W ecker, Auf munte rung , Arbeitse r-
leichterung, Geräuschkulisse
Überblick und schnelle Infor mati on: Verkehr , W ett er , Schlagzellen
Kunstgenuss
1J „ Unterhaltung
, Überblickswis
sen, Gesprächsstoff.Medien könnenunterschiedlicheBedürfnisse
befriedigen undmehreregleichzeitig"(t>S. 329, Z. 152- 15 4).
a) Ermitteltin PartnerarbeitdenGedankengangdesgesamten Textes.Notiert, welcheKernthesen
aufgestelltwerdenunddurchwelcheArgumenteundBeispielediese belegtwerden.
b) StellteureErgebnissevorund diskutiert sie. .JirscheineneuchdieAussagendesTextesplausibel und
nachvollziehbar?
EI a) Irr.formiert
euchim InternetüberRupert Die globalen Medienkonzerne
Murdochund seinen Medienkonzern, die
Keith RupertMurdoch, gebo-
„News Corporation'~sowieüber andere
ren 1931 in Melbourne (Aus-
Medienkonzerne, z.B. Time Warner
trali en), gilt derzeit als der
(www.timewarner.com ) oder
größte intern atio nal agieren-
Bertelsmann (www.bertelsmanncom).
de Medienuntern ehmer. Es
b) Klärt, was es bedeutet, wennMurdoch
wird geschätzt, dass heute
ein„Direktorim Informationszirkus"
bis zu 3/ 4 der global vert rie-
genannt wird,unddiskutiertdarüber,
benen M edien unter seinem Einflussst ehen.
welchenEinflusssolcheMedienkonzerne
Sein Lebenswerk ist die „News Corporation"
habenund wiesichdieser auswirken
(www.newscorp.com) , einer der globalen Me-
kann.
dienkonzerne.
Ein Biograf bezeichnete Mu rdoch einmal als
. Direkto r im Informat ionszirkus•.
331
1 Sprechen und Schreiben
1.1 Diskutieren 1>s.55-60
Wer erfolgreich an Diskussionen und Gesprächen teilnehmen möchte, sollte folgende
Ratschlägebeachten:
1. Konzentriertzuhören, um die Positionen der anderen Teilnehmer sowie deren
zentrale Argument e und mögliche Angriffspunkte zu erkennen.
2. EigeneDiskussionsbeiträge überzeugend und wirkungsvoll gestalten durch:
o überlegten Zeitpunkt des Eingreifens,
o Bezugzum Vorrednerbzw.zu den bisherigen Standpunkten.
o klare Gedankenführung,
o Beachtung der Redezeit durch möglichst knappe und pointierte Formulierungen.
3. Beachten der Diskussionsregeln:
IJ Unfaire Strategien vermeiden (z.B. persönliche Angriffe,Unterstellungen etc.),
o sachlieh forrnulien:!nund argumentieren,
•
Cl aufThema -und Problembezug achten.
Das Protokoll ist eine Sonderformdes Berichts.Esgibt knapp und sachlich das
Wesentliche einer Diskussion,einer Sitzung,eines Versuchsoder t'iner Unterrichtsstunde
wieder.Protokolle haben eine festeäußere Form.
2 VerschiedeneProtokollarten:
o Das Ergebnisprotokoll ist kürzer als das Verlaufsprotokoll,da es nur die End-
ergebnisse einer Veranstaltung,einer Diskussion oder eines Vortragsknapp
und übersichtlich zusammenfasst.Dabei wird das Ergebnisprotokollnach
thematischen Gesichtspunkten (z.B.den Tagesordnungspunkten) gegliedert,
d. h., man fasst verschiedeneAussagenzu einem Themenaspekt zusammen,
auch wenn sie im Verlaufdes Gesprächszeitlich getrennt voneinander geäußert
wurden.
DasTempus des Ergebnisprotokollsist das Präsens (bei VorzeitigkeitPerfekt).
o Das Verlaufsprotokoll hält den genauen Ablauf und die Ergebnisseeiner
Diskussion oder Veranstaltungfest. Dabei wird der Ablaufz.B.einer Veranstaltung
nicht wortwörtlich wiedergegeben,sondern es wird kurz und sachlich in der
richtigen Reihenfolgeder Gesprächsbeiträgezusammengefasst,was gesagtoder
beschlossen wurde.
Das Tempus des Verlaufsprotokollsist grundsätzlich das Präsens.
Wichtige GesprächsbeiträgeeinzelnerTeilnehmer/-innen werden in der
indirekten Rede(KonjunktivI mit Angabe der Sprecherin oder des Sprechers)
wiedergegeben.
Cl Das Unterrichtsprotokoll ist meist eine Mischung aus Verlaufs-und
Ergebnisprotokoll.Eshält nicht nur die Ergebnisseeiner Stunde fest,sondern
berichtet auch, wie man zu den Ergebnissengekommen ist (Festhaltender
wichtigsten Erarbeitungsschritte).
DasTempus des Unterrichtsprotokolls ist das Präsens(ggf.auch das Präteriturn).
Wichtige Gesprächsbeiträgeeinzelner Teilnehmer/-innen werden in der
indirekten Rede(KonjunktivI mit Angabe der Sprecherin oder des Sprechers)
wiedergegeben.
•
333
... G:-undwissen
334
1.4 Erörtern
Cl Der Schluss soll das Thema abrunden, indem die dargelegten Gedanken in einen
größeren zeitlichen oder thematischen Zusammenhang eingeordnet werden.Auch
der Schluss muss sich auf das Thema beziehen,darf aber keine neuen Argumentebe-
inhalten. Einleitung und Schlusssollten sich vom Umfang her ungefähr entsprechen.
Zur Gestaltung des Schlussesgibt es z.B.folgende Möglichkeiten:ein persönlicher
Wunsch oder eine Forderung,ein Ausblickauf künftige Entwicklungen oder ein wei-
terführender Gedanke,ein Hinweisauf ein verwandtes Thema, das Aufgreifendes Ein-
lcitungsgedankens, sodassEinleitung und Schluss einen Rahmen bilden,die eigene
Stellungnahme zum Thema.
335
• Grundwissen
Gegenthese
---r Argument l
Argumen t2
Argument 3
Überleitung
abnehmende
Wichtigkeit
Argumentl
These --{ Argument2
Argument3
zunehmende
Wichtigkeit
In einem Leserbrief äußern die Leserinnen und Lesereiner Zeitungoder Zeitschrift ihre
Meinung zu einem Thema, das dort behandelt wurde.
SachlicheLeserbriefehaben folgenden Aufbau:
Einleitung: In der Einleitung wird knapp dargestellt, worauf sich der Leserbriefbezieht,
i . B.auf ein bestimmtes Thema, über das in einem Zeitungsartikel berichtet wurde.
Hauptteil:
o Behauptung (Meinung) zum entsprechenden Thema.
o Argumente (Begründungen) und Beispiele: Mit den Argumentenbegründet die Ver-
fasserin oder der Verfasserihre/seine Meinung. Häufig ordnet man die Argumente nach
dem Steigerungsprinzipan (von den weniger wichtigen zu dem wichtigsten
Argument).Die Beispieleveranschaulichen und stützen die Argumente.
Schluss: Der Schlussrundet dasThema ab. Man kann einen Vorschlag bzw.eine
Empfehlung für die Zukunft geben.Oderman knüpft an die Einleitung an und
bekräftigt noch einmal die Behauptung.
Hinweisezur sprachlichen Gestaltung:
Leserbriefesollten klar und verständlichformuliert sein. DieArgumente und Beispiele
werden durch Konjunktionen und Adverbiensinnvoll miteinander verknüpft.
•
336
Freiere Formen des Erörterns
Im Unterschied zu fest vorgegebenenFennen des Erörterns ist bei freierenFormen des Er-
örterns die Struktur der Argwnentation (steigernd oder antithetisch) nicht von vornher-
ein festgelegt.
So kann der Schreiber beispielsweisein Kommentaren (1>367),Leserbriefen(1>S.336),
Aufrufen,Stellungnahmen oder anderen meinungsbildenden Schreibformenseinen sub-
jektiven Standpunkt zu dnem Thema oder zu einem Text äußern und vertreten.
Auch die freieren Formen desErörternsverlangen neben einer klaren Gliederungdie
Fähigkeit,Thesen zu formulieren und eine überzeugende Argumentation aufzubauen, in
der Beispieleangeführt und Gegenargumente berücksichtigt werden.
•
1.5 Erweiterte Inhaltsangaben schreiben 1>s.61-94
Erweiterte Inhaltsangabe von literarischen Texten I> S. 61-78
Dfr erweiterte Inhaltsangabe eines literarischen Textesinformiert kurz und
sachlich über den Inhalt desTextesund bearbeitet zusätzlich eine weiterführende
Aufgabezum Text.
Aufbau:
o Die Einleitung macht Angaben über den Autor, den Titel,die Textart,ggf.das
Erscheinungsdatum und benennt die KernaussagedesTextes.
tl Im Hauptteil werden die wichtigsten Ereignisseder Handlung mit eigenen Worten in
chronologischer Reihenfolgezusammengefasst.Dabei wird der Leserüber die Gründe
der Handlung und der Ereignisseinformiert.
CJ Im dritten Teil wird eine weiterführende Aufgabebearbeitet, z.B.:ausführlichere Be-
handlung eines Unkrsuchungsaspekts, Erörterung einer zentralen Textaussageetc.
Interpretierende Aussagen im dritten Teil müssen anhand des Textesbelegt werden.
entweder als wörtliche Zitate mit Anführungszeichen oder als indirekte Zitate (mit
eigenen Worten wiedergegebeneTextstellen).AlleTextbelegewerden mit Zeilenangaben
angeführt.
Die erweiterte Inhaltsangabewird als zusammenhängender Textverfasst.Einzelne
Aussagenoder Feststellungenwerden durch sinnvolle Überleitungen miteinander
verbunden. Inhaltlich neue Gliederungspunkte werden durch Absätze kenntlich
gemacht.
Stil und Sprache
Die Zeitform ist das Präsens (bei VorzeitigkeitPerfekt).In der Zusammenfassunger-
scheint keine wörtliche Rede. Sind Äußerungen von Figurenbesonderswichtig,werden
sie in der indirekten Redewiedergegebenoder in einem Aussagesatzzusammengefasst.
337
- • Gn:ndwi!se~
Im Laufder Zeit haben sich nicht nur die Schreibweiseund die Ausspracheder Wörter
verändert, sondern auch deren Bedeutung.Verändertein Wort im Laufeseiner Geschichte
seine Bedeutung, nennt man dies Bedeutungswandel.Dabei kann sich die Bedeutungin
unterschiedlicher Weiseverändern,sodasswir verschiedene Arten des Bedeutungs-
wandels unterscheiden:
o Bedeutungsverengung: DasWort „muos"bezeichnete im Mittelhochdeutschen alle
Arten von Speisen.Heute versteht man darunter nur noch eine breiartige Speise.
o Bedeutungserweiterung: Dasmhd. Wort „horn" bezeichnete nur das Horndes Tieres.
Heute gebrauchen wir dasWort zur Bezeichnungvieler Gegenstände,z.B.Horndes
Tieres,Horn als Blasinstrument,Horn als Trinkgefäß.
o Bedeutungsverbesserung:Das mhd. Wort „marschalc"(Marschall)bedeutete Pferde-
knecht. Heute bezeichnet diesesWort einen sehr hohen militärischen Rang.
Cl Bedeutungsverschlechterung: Dasrnhd. Wort „merhe"(Mähre)bedeutete ursprüng-
lich Pferd.Heute verstehen wir unter einer „Mähre"ein altes, abgemagertesPferd.
o Bedeutungsverschiebung: Die eigentliche Bedeutung des Wortes ist kaum mehr
feststellbar. Essind z.B.Wörter,die durch ihren metaphorischen Sprachgebrauchihre
Bedeutung geändert haben. Ein Beispielhierfür ist das Wort „Flaschenhals":DieBe-
zeichnung für den Körperteil„Hals"wird hier auch auf nicht menschliche Objekte
(den „Flaschenhals")übertragen.
•
339
-
2.2
• Grundwis,en
340
Rhetorische Figuren
2.3 Rhc:c1ischcFiguren •
-
t> S. 206-216
Wortarten
•
o Adjektiv(,,schnell",,,gut")
Nomen
o Numerus
Nomen haben einen Numerus (Anzahl):
Singular (Einzahl),z. H."dasKind",
Plural (Mchrzahl), z.B.,,dieKinder".
o Kasus
In Sätzen erscheinen Nomen immer in einem bestimmten Kasus(grammatischer Fall).
Der Kasusist meist am Artikel des Nomens zu erkennen und manchmal auch an der
Endung des Nomens. TmDeutschen gibt es vier Kasus.
Man kann den Kasuseines Nomensund seines Begleitersdurch Fragenermitteln:
Der Nominativ antwortd auf die Fragen „Wer ...?" oder „Was... ?":
„Werrettete den Jungen?- DieFeuerwehrleute
retteten den Jungen."- ,,Washat zuerst
nicht funktionierL?- EineDrehleiter
..."
Nach dem Genitiv fragt man mit „Wessen ... ?":
,,WessenDreh Ici ter funktionierte nicht? - Die Drehleiter derFeuerwehrleute
..."
Mit der Frage „Wem ... ?" ermittelt man den Dativ:
,,Wem dankten die Eltern für die Rettung?-Die Eltern dankten denFeuerwehrleuten
..."
Den Akkusativ erhält man aufdie Fragen „Wen ...?" oder „Was...?":
,,Wen haben die /\ nwohner benachrichtigt? - Die Anwohner haben dieFeuerwehr-
leute..."- ,,Was haben die Feuerwehrleute repariert?- Die Feuerwehrleute haben die
Drehleiter..."
Wenn man ein Nomen und seinen Artikel in einen Kasus setzt, nennt man das
deklinieren (beugen).
Adjektive
•
,,indas Haus",,,nehendem Haus",,,wegendes Hauses".
344
Verben
7..4 War.arten •
-
Verben bezeichnen eine Tätigkeit (MeinRoboterrechnet.),einen Zustand (MeinRoboter
funktioniert.),einen Vorgang(MeinRoboterfalltaus.).
Verben werden gebeugt (konjugiert).Dabei bildet man aus der Grundform,dem
Infinitiv, die Personalform: Durechnestschnell.Ichrechneschnell.EinRoboterrechnet
schneller:ZweiRoboterrechnenam schnellsten.
Ungebeugte Formen des Verbssind der Infinitiv, z.B.gehen,das Partizip I, z.B.gehend,und
das Partizip II, z.B.gegangenDasPartizip Präsens (PartizipI) wird aus dem Verbstamm
und der Endung-(e)nd gebildet,z.B.:bremsend,tragend,zitternd.
Das Partizip Perfekt (PartizipII) vvirdaus der Vorsilbege-, dem Verbstammund der
Endung-(e)t oder-en gebildet,z.B.:gebaut,geschwommen.
Die Befehlsformdes Verbsist der Imperativ. Er kann an einzelne oder an mehrere
Personen gerichtet sein: Geh(e)!-Geht!
Achte auf den richtigen Imperativ:geben, gib,sehen, sieh,essen, iss
Die Tempora
Verben lassen sich in verschiedeneTempora(Zeitformen)setzen.Siesagen uns, wann das
im Satz Mitgeteilte passiert.
o Präsens ist dasTempus der Gegenwart und allgemein gültiger Aussagen:Ichlesegerade.
Bildung des Präsens:Verbstamm+Personalendung,z.B.:
Ichles-egerade.
D Perfekt drückt in mündlichen Erzählungen Vergangenesaus: lchhabeihngesehen.
Bildung des Perfekts:Personalformvon "haben"oder „sein''im Präsens+PartizipII des
Verbs,z.B.:
ichhabemir dieSchürzeumgebunden.
o Präteritum wird bei schriftlichen Erzählungen und Berichtenfür die Wiedergabevon
Vergangenemgenutzt: ichging,ichsah.Bildungdes Präteritums:
Beischwachen Verbenändert sich der Stammvokal nicht. Sie werden durch die
Endung-te konjugiert, z.B.:
wandern_. wanderte,reden, redete,spielen, spielte.
Beistarken Verbenändert sich der Stammvokal beim Konjugieren,z.B.:
helfen~ half,binden_. band.reiten_. ritt.
Beiunregelmäßigen Verbenändert sieh nicht nur der Stammvokal,sondern sie
weisen auch die te-Endungder schwachen Verbenauf, z.B.:
bringen_. brachte,denken_. dachte,mögen_. mochte.
D Plusquamperfekt veiwcndet man für den Ausdruck der Vorzeiligkeit:Nachdemich
alleserledigthatte,gingichlos.
Bildungdes Plusquamperfekts:Personalformvon „haben"oder „sein"im Präteritum+
Partizip II des Verbs,z.B.:
DavorhattefesperZeitungenausgetragen.
o Das Futur dient der Wiedergabevon zukünftigem Geschehen:IchwerdeansMeerfahren.
Bildung des Futurs:Personalformvon „werden"im Präsens+ Infinitiv des Verbs,z.B.:
NachdemSprungwird eraufeinemLuftkissenlanden.
345
- • Grundwissen
346
2.4 Wor:arten •
347
• Grundwissen
Konjunktionen
Wörter,die nähere Angabenzu einem Geschehen machen, bezeichnet man als Adverbien
(Umstandswörter,Singular:das Adverb).Sie erklären genauer, wo, wann, wie oder
warum etwas geschieht, und sind nicht fü:ktierbar(veränderbar).Wir unterscheiden:
Cl Lokaladverbien (Adverbiendes Ones), z.B.:.,hier",,,dort"...
o Temporaladverbien (Adverbiender Zeit),z.B.:"heute",,,abends",.,erst"...
a Modaladverbien (Adverbiender Art und Weise),z.B.:,,genauso",.,einigermaßen"...
Cl Kausaladverbien (Adverbiendes Grundes),z.B.:,,folglich",,,dennoch"...
J\dverbien werden im Satzoft als adverbiale Bestimmungen verwendet.Der Begriff
,,Adverb"bezeichnet also eine Wortart,der Begriff„adv~rbialeBestimmung"ein Satzglied.
•
2.5 Satzglieder
Satzglieder im Überblick
Satzglieder
•
Wortarten
348
2.5 Sa:zglieder •
Ein Satz setzt sich aus verschiedenen Satzgliedern zusammen. Ob ein einzelnes Wort oder
eine Wortgruppe ein Satzgliedbildet, erkennt man durch die Umstellprobe:
Satzglieder lassen sich umstellen, ohne dass sich der Sinn des Satzesändert. Zu den Satz-
gliedern gehören:
D Das Prädikat;es stellt den Kerndes Satzes dar. Prädikate werden durch Verben gebildet.
Es gibt einteilige Prädikate(z.B.,,Siebaut einen Drachen.") und mehrteilige Prädikate
(z.B. .,Siehat einen Drachen gebaut."). Die Personalform des Verbs(,,hat")steht im
Aussagesatz immer nach dem ersten Satzglied an zweiter Stelle.
Um die weiteren Satzgliede:rzu bestimmen, stellen wir vom Prädikat ausgehend Fragen.
o Das Subjekt;es ist die wichtigste Ergänzung zum PrädikaL.Essteht im Nominativ.
Wir ermitteln es durch die Frage„Wer...?" oder "Was...?":
,,Werhat einen Drachen gebaut?-Sie hat ihn gebaut."
o Das Aklcusat1vo · b'Je]d; wir
· erf ragen es rrut
· „Wen ...?"
. oder „1.:u
vvas... ?"
. .
o Das Dativobjekt; wir erfragen es mit „Wem...?".
o Das Präpositionalobjekt;wir erfragen es mit „Worüber...?",,,Worauf...?"usw.
Cl Das Genitivobjekt;es wird nur noch selten gebraucht. Wir erfragen es mit „Wessen...?".
•
Adverbiale Bestimmungen
Attribute geben nähere Angaben über ihr Bezugswort (z.B.Nomen).Ein Attribut kann
vor oder nach seinem Bezugswortstehen. Das Attribut ist nur Teil eines Satzglieds und
bleibt bei der Urnstellprobe mit seinem Bezugswort verbunden.
Bisauf das Prädikat kann jedesSat7.glieddurch ein Attribut erweitert werden.
Es gibt verschiedene Formen des Attributs, z..B.:
D Adjektive:,,spannende Bücher",,.großeFreude"
D ~omen im Genitiv (Genitivattribut): ,,dieAbfahrt desZuges"
D Nomen mit Präposition (Präpositionalattribut): ,,dasSpiel ohneGrenzen"
D Adverb:,.dasMädchen dort",,,derTag danach"
o Pronomen: ,,unsereSchule",,,deinGeburtstag"
D Zahlwörter: ,,dreiÄpfel",,,vieleMenschen"
o Apposition (in Kommaseingeschlossen):,,Ruth,meineFreundin, ..."
•
349
• Gnrndwissen
•
und während seiner Regierungszeitherrschte Frieden."
Satzgefüge
Satzgefüge sind Sätze,die aus mindestens einem Hauptsatz und einem Nebensatz
zusammengesetzt sind. Der Nebensatzist dem Hauptsatz untergeordnet und wird durch
Kommavom Hauptsatz getrennt. Nebensätzewerden oft mit unterordnenden Konjunk-
tionen wie „dass",,.weil",.,wenn",,,als",,.bevor"eingeleitet, z.B.:,.AlsIgraineihren Sohn
gebar,erschien Merlin am Hof."
•
2.7 Nebensätze
Adverbialsätze
Nebensätzenehmen oft die Stelleeines Satzgliedsein; man nennl sie dann Gliedsätze.
Wenn ein Gliedsatzdie Stelleeiner adverbialenBestimmungeinnimmt, heißt er
Adverbialsatz.Adverbialsätzelassensich genau wie adverbiale Bestimmungennach ihrer
Zusatzinfonnation näher bestimmen. Adverbialsätze werden mit einer Konjunktionein-
geleitet.Sie werden vom Hauptsatz durch ein Komma getrennt.
o Temporalsätze geben Zeitverhältnissean. Einleitende Konjunktionen sind
z.B.:,,als",,,während",.,nachdem",,,seitdem".Beispiel:,,AlsbeideRitternichtmehrkämpfen
konnten,brachte Merlin den verwundeten Königzu einem Einsiedler."
D Kausalsätzegeben den Grund oder die Ursachean. Einleitende Konjunktionen sind
z.B.:,,weil",,.da".Beispic1:.,Merlinblieb sehr lange bei Arthur, weilderjungeKönigmitdem
Todkämpfte."
a Konditionalsätze geben eine Bedingungan. Einleitende Konjunktionen sind
z.B.:,,wenn",,.falls",,,sofern".Beispiel:,,WennArthurbeidiesemKampfgestorbenwäre,hätte
Englandseinen Königverloren."
a Finalsätze geben einen Zweckan. EinleitendeKonjunktion ist z.B.:,,damit".
Beispiel:,,DamitderSchwarzeRitterdemKönignichtmehrgefährlichwerdenkonnte,ließ
Merlin ihn durch einen Zauberspruchin einen tiefen Schlaf sinken."
o Konsekutivsätze geben die Folgeoder Wirkung an. Einleitende Konjunktionist
z.B.:.,sodass"(auch: ,,so..., dass").Beispiel:.,Arthurwar krank und schwach, sodasserdie
unbekannte Damenur verschwommen erkennenkonnte."
350
2.7 Nebensätze •
-
ClModalsätze geben die Art und Weise an. Einleitende Konjunktionen sind
z.B.:,,indem",,.wie". .,als".Beispiel:,,Dieschöne Gwinever trug viel zu seiner Genesung
bei, indemsieTagundNachtan seinemLagerwachte."
o Konzessivsätze geben eine Einräumung an. Einleitende Konjunktionen sind
z.B.:,,obwohl",,,obgleich'',,,wennauch". Beispiel:.,ObwohlArthurdieschöneDamenurun-
deutlicherkennenkonnte,beeindruckte ihn deren Schönheit sehr."
o Adversativsätze geben einen Gegensatz an. Einleitende Konjunktion ist
z. R: .,während".Beispiel:,,WahrendArthurdenKampfsobaldwiemöglich fortsetzenwollte,
war Merlin ganz und gar gegen eine erneute Gefährdung des Königsvon England."
•
Subjektsätze und Objektsätze
- •
351
... Grudw:iss~n
2.8 Zeichensetzung
Kommaregeln im Überblick t> S.163
Satzreihe
Eine Satzreihe besteht aus aneinandergereihten Hauptsätzen. Sie werden durch
Komma voneinander getrennt,
z.B.:,.Erwar ein gütiger Herrscher,das Volkliebk ihn."
Hauptsätze werden oft durch nebenordnende Konjunktionen verbunden,
z.B.:,.Arthurwar noch sehr jung, aber er war ein guter König."
DasKomma kann entfallen. wenn die I Iauptsätzedurch Konjunktionen wie „und",
,,oder",.,entweder...oder" oder „weder...noch"verbunden sind,
z.B.:.,DasVolkliebte ihn und während seiner Regierungszeitherrschte Frieden."
Satzgefüge
Satzgefüge sind Sätze,die aus mindestens einem Hauptsatz und einem Nebensatz zu-
sammengesetztsind. Der Nebensatz ist dem Hauptsatz untergeordnet und wird durch
Komma vom Hauptsatz getrennt. Nebensätz.ewerden oft mit unterordnenden Konjunk-
tionen wie „dass",,.weil",.,wenn","als",.,bevor"eingeleitet,
z.B.:.,AlsIgraine ihren Sohn gebar,erschien Merlinam Hof."
Infinitivsätze
Ein Infinitivsatz,der aus einem Infinitiv mit zu und mindestens einem weiteren Wort
besteht, muss häufig durch Kommasabgetrennt werden, und zwar immer dann,
o wenn der Infinitivsatz durch ein um,ohne,statt,anstatt,außer,als eingeleitet wird, z.B.:
,,Ichmöchte das Buch lesen, um mehr über Haiezu erfahren."
o wenn der Infinitivsatz von einem Nomen abhängt, z.B.:
"Wirhatten denPlan,unsgründlichüberHaiezu informieren."
Cl wenn dun.:hein hinweisendesWort wie daran,daraufdazuoder esauf den InfinitivsatzBe-
zug genommenwird,z.B.:,,Wirhalten uns daraufgefreut,den Filmüber Haieanzusehen."
In allen anderen Fällen ist das Komma freigestelIt. Esempfiehlt sich, die Kommas im-
mer zu setzen, weil sie die Gliederung des Satzesvcrdeutlichen und niemals falschsind.
Partizipialsätze
Ein Partizipialsatzmuss norrnalenveise nicht durch ein Kommavom übergeordneten
Satz getrennt werden. Ein Komma kann gesetztwerden, wenn der Partizipialsatzals Zu-
satz gekennzeichnet werden soll. Ein Komma muss stehen,
D wenn durch ein hinweisendes Wort auf den PartizipiaJsatzBezuggenommen wird,
z.B.mit „so".Beispiel:,,UmWorte ringend,sostellte sich Arthur der Ladyvor."
o wenn der Partizipialsatzals Einschub die gewöhnliche Satzstellung unterbricht.
Beispiel:.,DerKönig,vorFreudelächelnd,liefauf sie zu."
o wenn der Partizipialsatzeinen Nachtrag darstellt.
Beispiel:.,Erverweilte im Garten, nachihrenBlickenheischend."
Aufzählungen
Aufzählungenkönnen aus Wörtern oder aus Wortgruppen bestehen. Sie werden durch
ein Komma getrennt. Beispiel:.,Siewollte um sechs Uhr nach Hause kommen, Aufgaben
machen, dann schv.rimmengehen."
352
2./l Zeic-he:1s„lzung•
-
Wenn die Wörter oder Wortgruppen in Aufzählungendurch nebenordnende
Konjunktionen wie „und",,,oder",,,entweder...oder",,,sowohl...als auch" oder „weder...
noch"verbunden sind, entfällt das Komma.Beispiel:.,,Wirfahren bei sonnigem oder
trübem Wetter los."
Wörtliche Rede
Die wörtliche Redesteht in Anführungszeichen. Der Redebegleitsatzkann der wört-
lichen Redevorangestellt,nachgestellt oder in die wörtliche Redeeingeschoben sein.
Nach einem vorangestellten Redebegleitsatz wdst ein Doppelpunkt auf die folgende
wörtliche Redehin. Beispiel:Siesagte:,,Ichbesuche dich bald."
Der nachgestellte Redebegleitsatz wird durch ein Komma von der wörtlichen Redeab
getrennt. Beispiel:,,Halt!Stehen bleiben!",riefendiePolizisten.
Der eingeschobene Redebegleitsatz wird durch zwei Kommas von der wörtlichen Rede
abgetrennt. Beispiel:,,Ichsuche das Buch",sagtesie,,,weißtdu, wo es sein könnte?"
Das Komma bei Zusätzen und Nachträgen
Zusätze oder Nachträgegrenzt man mit Kommaab; sind sie eingeschoben, so schließt
man sie in Kommasein.
Durch Kommasabgetrennt werden:
o Appositionen sind im Kern nachgestellte Nomen und stehen im gleichen Kasuswie
ihr Bezugswort,z.B.:,.WenJiabo,derRegierungschef, lebt in Peking."
o Nachgestellte Erläuterungen werden oft mit Wörtern wie „nämlich",,,dasheißt",
,,undzwar",,,vorallem",.,,besonders",,,insbesondere",,,genauer","zum Beispiel",
„beispielsweise",,,also"eingeleitet, z.B.:,.InChina leben weltweit die meisten
Menschen,nämlich1,3Milliarden."
o Nachgestellte Partizipien, Partizip- oder Adjektivgruppen und entsprechende
Wortgruppen, z.B.:,,DerGlaubensausübung, buddhistisch, taoistisch,
islamisch,christlich
oderkonfa.zianisch,
sind in China noch immer strenge Grenzen gesetzt."
Cl Parenthesen sind Einfügungen in einen Satz,die auch alleine stehen könnten und
damit vom Gesamtsatzunabhängig sind, z.B.:,,EinesTages,es war mittenim Sommer,
hagelte es."
Das Komma bei Anreden und Ausrufen
Anreden, Ausrufeoder Ausdrücke einer Stellungnahme, die besonders hervorgehoben
werden sollen, grenzt man mit Komma ab;sind sie eingeschoben,so schließt man sie in
Kommasein. Durch Kommasabgetrennt werden:
D Anreden, z.B.:,,Leute,hört doch mal zu.",,Fürheute sende ich dir,lieber Christoph, die
herzlichsten Grüße."
o Ausrufe oder Ausdrücke einer Stellungnahme, z.B.:,,Oh,ganz schön viel los hier!"
,;Tatsächlich,das ist es!",.Leider,das hat er gesagt."
Das Komma bei mehrteiligen Orts-, Zeit- und Literaturangaben
MehrteiligeOrts-,Zeit-und Literaturangaben gliedert man durch Kommas.
Dasabschließende Kommakann entfallen, z.B.:
„DasVorbereitungstreffenfindet am Mittwoch, dem 25.Juli,um 14Uhr(.) in der
Bibliothekstatt." ,,DerArtikel ist im ,Spiegel',Heft48, 2005,S.25(,)erschienen."
•
353
... Gn.mclwissen
3 Rechtschreiben
3.1 Silbentrennung
Grundregel:MehrsilbigeWörter trennt man nach Sprechsilben, die man bei langsamem,
betontem Sprechen hören kann, z.B.:,,Spa-zier-gang",
,,Rei-he",,,heu-te".Ein einzelner
Vokalbuchstabeam ·wortanfang oder-ende wird nicht abgetrennt, z.B.:,,Igel",,,Abend".
Vonmehreren Konsonanten trennt man nur den letzten ab, z.B.:,,Damp-fer",,,Kat-ze".
Achtung: Die Buchstabenverbindung„ck"steht für einen Laut und wird nicht getrennt,
z.B.:,,ba-cken",,,De-ekel",,.Zu-cker".
•
3.2 Laute und Buchstaben
Die Schärfung: Schreibung nach kurzen Vokalen
Nach betontem kurzem Vokal stehen meist zwei Konsonanten; ent\veder zwei gleiche
Konsonanten (Konsonantenverdoppelung)oder zwei verschiedeneKonsonanten (Konso-
nan tenhä ufung).
D In den meisten Fällenkann man die zwei verschiedenen Konsonanten beim Hören gut
voneinander unterscheiden, z.B.:Hund,Topf,Karte,denken.
D Hörst du beim Sprechen nur einen Konsonanten,so wird er verdoppelt,z.B.:knabbern,
Pudding,Koffer,Bagger,schwimmen,Brunnen,Suppe,irren,vergessen,schütteln.
Achtung:
Statt verdoppeltemk schreibt man ck, z.B.:Glück, Hecke,wackeln,zwicken,Acker,hocken.
Statt verdoppeltem z schreibt man tz, z.B.:Katze,Schutz,Hitze,ätzend,trotz,plötzlich.
Ausnahme: Beimanchen Fremdwörtern folgt nach einem kurzen Vokalnur ein Konso-
nant, z.B.:April,Praxis.Beivielen Fremdwörternschreibt man nach kurzem Vokalnur ein
einfaches k, manchmal auch kk, z.B.:Anorak,Lyrik, direkt,hektisch,/\kkusativ,Akkordeon,
Mokka.
•
Die Dehnung: Schreibung nach langen Vokalen
354
3.2 Lrnte unc.Buchsta·,er, •
-
o Nur wenige Wörterw erden mit Doppelvokal geschrieben, z.B.:Haar,Paar,Saal.
Wenn sich von diesen Wörtern Ableitungen mit Umlaut bilden lassen. entstehen
einfache Umlaute , z.B.:Paar- Pärchen; Saal- Säle;Boot- Bötchen.
Für das lang gesprochene i gilt:
Cl Die meisten Wörter mit lang gesprochenem i werden mit ie geschrieben,
z. B'.:Kies, Wiese,kriechen,Tier,lieb,hier,viel,vielleicht,
ziemlich.
o Nur in den Pronomen ihm/ihn /ih r wird das lang gesprochene i als ih geschrieben,
z.B.:Wir schenkenihm einBuchundihr eineCD.
o Sehr selten sind Wörter mit ieh , z.B.:ziehen,jliehen, geliehen, Vieh.
o Ip.Fremdwörtern wird das lang gesprochenei oft mit einfachem i geschrieben,
z.B.:Maschine,Bleistiftmine,Apfelsine,Ski,Rosine,Klima,Motiv,Stil.
•
Schreibung der s-Laute
Verben, Adjektive,Partizipien und andere Wörter können als Nomen gebraucht werden.
Man sch1:eibl sie dann groß. Ihr könnt solche nominalisierten Wörter häufig an denselben
Signalwörtern erkennen wie Nomen, z.B.:
D an einem vorausgehen den Artikel:
,,gehen",,.gähnen",,,13-jährig" - .,dasGehen",,,einGähnen",»die13-Jäh rige"
o an einer vorausgehenden Präposition (die auch mit einem Artikel verschmolzen sein
kann): "gut",,,böse"- ,,im(in dem) Guten", ,,im (in dem) Bösen"
Cl an einem vorangestellten Pronomen:
,,lachen", ,,arbeiten",,,jammern"- "meinLachen",,,diesesArbeiten", ,,keinJammern"
,,schön",.,neu",,,alt" - ,.vielSchönes",,,wenigNeues", ,,nichtsAltes"
In Verbindung mit den Indefinitpronomen „etwas",,,alles",,.nichts",.,einige",,,kein",
„viel",,,wenig",,,alle rlei",,,einpaar", ,.genug",,,manches" werden Verben und
Adjektive großgeschrieben.Weil solche Wortgruppen häufig vorkommen, ist es am
einfachsten, du lernst diese Pronomen als Signalwörter auswendig.
Nicht im m.er wird ein nominalisiertes Wort durch ein Signalwort angekündigt.
Mache die Probe: Wenn du ein Signalwort ergänzen könntest, schreibst du groß, z.B.:
}Nenn man (das)Gelb mit (einem)Blau rnischl, entsteht (ein)Grün."
Achtung:
Nominalisierungen, die aus zwei Wörtern zusammengesetzt sind, schreibt man
zusammen, z.B.:
,,dasRadfahren",,,dasSehlangestehen".
•
Schreibung von Zahlwörtern
o Zeitangaben, die Nomen sind, werden großgeschrieben. Ihr könnt sie häufig an den
Signalwörtern erkennen:
an einem vorausgehenden Artikel: .,,derMittwoch",,.einSonntag"
an einer vorausgehenden Präposition (mit Artikel):"am Abend"
an einem vorangestellten Adjektiv(oft :mitArtikel)oder Partizip:
.,aneinem schönenMorgen"."kommendenFreitag"
an einem vorangestellten Pronomen oder einer Mengenangabe:
"jedenMorgen", ,,dieserAbend", ,,dreiSonntage"
o Zeitangaben, die Adverbien oder Adjektive sind.werden kleingeschrieben, z.B.:
.,früher",,.später",.,stündlich",,,gestern",,,übermorgen",.,heute", ,,sonntags", .,mittags",
„abends".TIPP: Adverbien, die Tageszeitenoder Wochentagebezeichnen, erkennt ihr
an der Endung-s.
o Beikombinierten Zeitangaben schreibt man entsprechend der Regel die Adverbien
oder Adjektive klein und die Nomen groß,,. B.:.,,gest ern Abend",,,heute Nachmittag".
•
Eigennamen
Wortgruppen
Wortgruppenmit „sein"
Wortgruppen mit seinwerden immer getrennt geschrieben,z.B.:
,,dasein",,,glücklichsein",,.gesundsein".
358
•
4.1 Bnäh le::1deLiterarur .Jlla
4 Umgehen mit Texten und Medien
4.1 Erzählende Literatur
Die Anekdote
Eine Anekdote ist eine kurze Geschichtemit einer heiteren Pointe, d.h. einem
überraschenden und geistreichen Höhepunkt. Anekdoten erzählen über bedeutende
Persönlichkeiten, gese1lschaftliche Gruppen oder über interessante Ereignisse.
Bestimmte Eigenschaiten oder Eigenarten einer bekannten Persönlichkeit oder eines
denkwürdigen Ereignisses werden dabei scharf und blitzlichtartig charakterisiert. Beider
knappen Schilderung des Geschehens wird als sprachliches Mittel häufig der Dialog
(Redeund Gegenrede) verwendet.
•
Die Kurzgeschichte t> S.181- 184
Die Kurzgeschichteist eine knappe, moderne Erzählung,die sich ab Mitte des 20.Jhdt.
als Erzählform durchsetzt. Sie zeigt eine Momentaufnahme , einen krisenhaften Aus-
schnitt oder eine wichtige Episode aus dem Alltagsleben einer oder mehrerer Menschen.
Kurzgeschichten haben meist folgende Merkmale:
o geringerUmfang
o Ausschnitt aus einem alltäglichen Geschehen.der für die dargestellten Figuren von
besonderer Bedeutung ist
o unmittelbarerEinstieg in das Geschehen, der schlagartig eine Situation aufreißt
o zielstrebigerHandlungsverlaufhin zu einem Höhe-oder Wendepunkt
o offener Schluss, der viele Deutungsmöglichkeiten zulässt
o meist Alltagssprachemit einfachem Satzbau und umgangssprachlichen Elementen
in der direkten Rede (passend zur alltäglichen Thematik der Kurzgeschichte)
•
Die Novelle t> S.172- 181
DieNovelle (von ital. novella= Neuigkeit) gehört zu den Kleinformen des Erzählensim Gegen-
satz zum Roman. Die Novelle, die im 19.Jhdt. ihre Blütezeit hatte, ist eine relativ kune, in
strafferFormerzählte, dramatische Begebenheit.
Novellen haben meist folgende Merkmale:
o Sie erzählen von einer tatsächlichen oder möglichen Einzelbegebenheit (im Gegen-
satz zum Märchen).
o Im Zentru m der Handlung steht ein Konflikt.
o Sieweisen eine strenge Bauform auf,die dem Dramaverwandt ist: knappe Exposi-
tion, zeitraffende, zielgerich tcte Hinführung zum Höhe- bzw.·wcndepunkt, Ver-
zögerung, Lösung/Katastrop he.
o Oft wird ein Gegenstand zum Bedeutungsträger(Dingsymbol, Leitmotiv).
o Siehaben eine geschlossene Form(im Gegensatzzur offenen Form der Kurzgeschichte).
•
359
- II l-;rundw!s::;t:11
-
1>S. 249-274
Erz.ählverhalten
Figurenundihre
Texterschließung t<onstellation
anfertigen untersuchen
sprachlicheBesonder-
heitenuntersuchen
(Stilebene,Metaphodk,
Wiederholungen
etc)
360
•
~-.1 F.rr.tihlf.ndr.
l.itr.ratur
Erzählform
a) Er-/Sie-Form Der Erzähler tritt als Personganz in PeterS.betrat den Gerichts-
den Hintergrund, sodassdie Leser saal. Er fühlte sich unge-
und Leserinnennichts oder kaum mütlich, denn ...Daswar
etwas über seinen Charakter und auch verständlich,weil ...
sein Lebenerfahren. Der Erzähler (Friedrich Dürrenmatt:
ist Vermittlerder Geschichteund Der Verdacht)
erscheint hauptsächlich in Kom-
mentaren zum Erzählten.
Erzählform
b) Ich-Form Der Erzähler erscheint gleichzeitig Alsich Jenö kennen lernte,
als erlebendeund erzählende Per- war ich neun ...
son. Dabeikann zwischen dem er- (WolfdietrichSchnurre:
lebenden und dem erzählenden Ich fenöwarmeinFreund)
ein großer oder ein kleiner Abstand
bestehen, je nachdem, ob der Ich-
Erzähler unmittelbar aus derdarge-
stellten Situation heraus erzählt
oder später mit zeitlichem Abstand
auf die Situation zurückblickt.
Erzählverhalten
(Erzähl- Die Hitze war unmäßig,
Der Er-/Sie-Erzählergreift in den
perspektive) Erzählvorgangein, er leitet den soll ich das anführen?
a) auktorial Lesermehr oder wenigersanft mit Sie war afrikanisch;die
Hilfevon Kommentaren,Voraus- Schreckensherrschaftder
deutungen, Urteilen über die Per- Sonne ...MögenSiedas?
sonen und Ansprachen an den (ThomasMann:
Leser. MarioundderZauberer)
•
361
(jrnndwissen
b) personal Der Erzählererzählt aus der Sicht Sie sind da. Pille kann das
(Perspektive)einer Person oder sehen. Wasdraußen ist,
wechselndaus der Sicht mehrerer sieht er sowiesobesserals
Personen.Hierbei tritt der Erzähler das,was hier drin ge-
nicht unmittelbar auf, kommen- schieht. Auch wenn die
tiert nicht, sondern bleibt in der Rolllädenfast ganz herun-
Sichtweiseeiner Figur verhaftet. tergelassensind. Alles nur
wegen dieser öden Dias ...
(PeterGrosz:
Unerlaubter Weitschuss)
Formen
der Darbietung
a) Erzählbericht Der Erzählervermittelt den Erzähl- (s. Beispielzum auktorialen
gegenstand.Er wendet sich der Erzählen)
Handlung und den Figuren zu,
streut als auktorialer Erzähler Korn-
mentare, Überlegungen,Bctrach-
tungenein.
362
4.l :3rzählende l.i~~atur •
•
Sprachliche Gestaltungsmittel untersuchen s.206 - 216; 263- 270
..., Um einen Text vollständ ig verstehen und deuten zu können, mu ss man die sprachliche
Gestaltung des Textes unters uchen. Esreicht allerdings nicht aus, diese sprachlichen
Auffälligkeiten nur zu benenn en. lhr müsst vor allem die Wirkung, die diese sprach-
lichen Gestaltun gsmittel haben, erläutern. Im Folgenden findet ihr einige sprachliche
Gestaltungsmittel.
Textebene:
o Wiederholung von Sätzen, Wortgruppen oder Wörtern
Satzbau:
o auffälllge Häufung bestimm ter Satzarten, z.B.Fragesätze
o Parataxe (aneinandergereiht e Hauptsätze)
o Hypotaxe (Satzgefüge aus Haupt- und Nebensätzen)
o Inversion (UmsLellung der geläufigen Wortstellung im Satz)
o Ellipse (unvollständiger Satz, Auslassung eines Satzgliedes/Wortes, das leicht ergänzt
werden kann)
Aussageweisen des Verbs,z.B.Konjunktiv oder Imperativ
Wortwahl, z.B.:
o auffällige Häufung bestimm ter Wortarten , z.B.Adjektive
o Verwendung von Jugendsprache oder Dialekt
Bildlichkeit der Sprache,z.B.:
o Metapher (Bedeutungsübertr agung)
o Personifikation (Vermenschlichung)
o Hyperbel (Übertreibung)
(t>-mebrInformati onen zu sprachlichen Gestaltungsmitteln auf den S.341/342)
•
363
-
4.2
• Grundwissen
Gedichte bezeichnet man auch als lyrische Texte oder Lyrik.Der Begriff„Lyrik"geht auf
ein altes Saiteninstrument, die Lyra(Leier),zurück. Dasbestimmende Merkmallyri.scher
Texteist die gebundene,rhythmische Sprache in Versen.Die deutsche Bezeichnung
.,Gedicht"verweistauf das „verdichtete"Sprechen in Bildern.
FolgendeMerkmalekennzeichnen die Lyrik:
o Strophe:
Die meisten Gedichtesind in Strophen gegliedert.Häufigbestehen Gedichte aus
mehreren gleich langen Strophen.
D Vers:
Besondersin älteren Gedichten haben alle Verseeines Gedichtsoft annähernd
dieselbe Länge,d. h., die Anzahl der Silben bleibt in jeder Zeilenahezu gleich.
D Reim:
In vielen Gedichten werden die Versedurch einen Endreim miteinander verbunden.
Die regelmäßigeAbfolgevon Endreimen ergibt verschiedeneReimschemata:
Paarreim(aabb), Kreuzreim(abab)und umarmender Reim(abba).
Cl Metrum {Versmaß):
Jenachdem, wie betonte und unbetonte Silben wechseln,unterscheidet man
verschiedene Metren,z.B.
Jambus(,,Ämgrauen Strand,am grauen Meer"),
Trochäus (,,MeineGlockenläuten")
und Daktylus (,,GotfacheFensteründ maurisch verz(ertesPortal").
D Rhythmus:
Betonungen,Sprechpausenund Sprechtempo geben beim Vortragden Rhythmus
eines Gedichts wieder.
o LyrischesIch:
Zu jedem Gedicht gehört eine Sprecherin oder ein Sprecher,der nieht mit der Autorin
oder dem Autor gleichzusetzen ist. Oft stellt sich dieser Sprecherals ein Ich vor,das
seine Gefühle,Beobachtungenund Gedanken so mitteilt, dassdie Leserinnenund Leser
sie mitempfinden können.
D Sprache des Gedichts:
Die Sprachevon Gedichten ist oft durch Vergleicheund Bilder(Metaphern)geprägt.
Sie sind besondersdazu geeignet,Gefühle und Stimmungen auszudrücken oder eine
bestimmte Atmosphäre entstehen zu lassen.
So werden zur Darstellung von Liebe,Freude,Angst oder Einsamkeitz.B.oft Bilderaus
dem Bereichder Natur verwendet (1>mehr Informationen zu sprachlichen Gestaltungs-
mitteln auf den S.341/342).
•
364
4.3 Drama!Tht ater •
Die Ballade
Die Ballade ist ein Gedicht, das eine handlungsreiche Geschichte erzählt und damit
epischen Texten nähersteht, als es Gedichte sonst tun .
Charakteristisch für die Ballade ist, dass die Handlungzeitlich gerafft ist und in einer
dramatisch zugespitzten Form dargestellt wird. Durch spannungssteigemde
Momente und wörtliche Rede werden die Leserwie bei einer szenischen Darstellung
jn das Geschehen hineinversetzt.
Wie andere Gedichte kennzeichn et auch die Balladeeine gebun dene Form: Sie hat in
der Regel ein festes Metrum, ist in Strophen gegliedert und besitzt einen Reim, oft auch
einen Refrain.
•
DasSonett
Das Sonett (von ital. sonello=Tönchen, kleiner Tonsatz)ist eine Gedichtform, die vor
allem im Barockhäufig verwendet \Vurde.Esbesteht aus 14Zeilen, die in zwei Quartette
(zwei vierzeiligeStrophen) un d zwei Terzette (zweidreizeiligeStrophen) gegliedert sind.
Während für die Quartette der umarmen de Reim (abba) vorherrschend ist, variiert in den
Terzetten das Reimschema(z.B.:ccd/eed; cdc/ded;cdelcde).
Die gängigste Versform der Sonette ist der Alexandriner, ein sechsh ebiger Tambenvers,
der eine Zäsur nach der dritten Hebung aufweist.Beispiel:
X X X X X X X XX X X X X
Du siehst,wohindu siehst,nurEitelkeitauJErd.en.(Gryphius:Es istalleseitel.)
Die innere Struktur des Sonetts ist die Antithese: These (Behauptung) und Antithese (Ge-
genbehauptung) in den Quartetten und eine Synthese(Vereinigung von Theseund Antithe-
se) in den Terzetten.Der letzte Vers enthält oft eine Schlussfolgerung oder eine Pointe .
•
4.3 Drama /Theater t> S. 228- 248
Das Drama gehört neben der erzählenden Literatur (Epik) und der Lyrikzu den drei
literarischen Großgattungen.
Dramen texte sind in Dialogform verfasst und bilden damit die Gespräche der auftre-
tenden Figurenab.
Für das Verstehen eines Dramas sind folgende Aspekte wichtig:
o Exposition: Eingangsszene eines Stückes. In ihr werden die Hauptpersonen, der Ort.
die Zeit und häufig auch die Vorgeschichte der Handlung vorgestellt.
o Konflikt: Auseinandersetzung oder Streit, der den Kern der Handlung auf der Bühne
bildet.
o Akt: auch Aufzuggenannt; Hauptabschnitt eines Dramas; geschlossene Handlungs-
einh eit, die meist aus mehr eren Szenen besteht.
o Szene: Kurzerabgeschlossener Teil eines Theaterstücks. Eine Szene endet, wenn
Schauspieler auf-oder abtreten oder wenn das Licht ausgeht
365
- • Gn:ndwissen
Sachtexte unterscheiden sich von literarischen Textendadurch, dass sie vorwiegend in-
formieren wollen und sich deshalb auf das Wesentliche(wichtigeTatsachen,Fakten) be
schränken.Oft werden bestimmte Sachverhalte mit Fremdwörternoder Fachbegriffen
treffend benannt. Sachtextehaben häufig folgendeMerkmale:
Cl Sachtextesind meist in Abschnitte unterteilt, die Zwischenüberschriftenhaben
können. Dererste Abschnitt führt oft in das Thema ein, die weiteren Abschnitte
informieren dann über spezielleThemen.
o WichtigeWörter oder Wortgruppen (so genannte Schlüsselwörter)sind oft hervorge-
hoben.
o MancheBegriffeoder Fachausdrückewerden in einer Fußnote oder in einer Randspalte
erklärt.
o Esgibt oft Abbildungen,Grafikenund TabeiIen, die wic:htigeInformationen enthalten.
Das Layout eines Sachtextes
Ob ein Sachtext leicht zu lesen ist, hängt nicht nur von seinem Inhalt, sondern auch von
seinem Layout(Text-und Bildgestaltung)ab. VieleverschiedeneElemente können das
Textbildprägen,z.B.:
o Überschriftenund Zwischenüberschriften
o Unterteilung in Absätze
Cl Hervorhebungen durch Fettdruck,Kursivdruck, GROSSBUCHSTABEN
Cl Schaubilder,Tabellenund Grafiken
o Fotosund andere Abbildungen
Durch dieseGestaltungselemente wird Wichtiges hervorgehoben.
•
Sachtexte auswerten
FolgendeSchritte können euch helfen, Schritt für Schritt einen Sachtext zu verstehen:
1. Schritt:sich einen Überblick verschaffen(Überschriften,Bilder,Grafiken beachten)
2. Schritt:den Textgenau lesen und Randbemerkungenmachen
3.Schritt: Unverstandenesklären
4. Schritt: Aussageneinzelner Sinnabschnitte erkennen
5.Schritt:Kerninformationenentnehmen und ordnen, z.B.in einer Tabelle.
•
366
4.5 Medien
4.5 Medien.
-
Zeitungen
Zeitungstypen
Boulevardzeitung:
wird meist ohne Abonnement in Geschäftenoder Kioskengekauft, ,.reißerische"
Aufmachung(Neugier erweckende Schlagzeilen,hoher Bildanteil),z.B.,,ßTLD",
..,Abendzeitung",
,,tz".
Regionale/lokale Tageszeitung:
erscheint täglich in einer bestimmten Region,wird vorwiegendan Abonnenten verkauft,
z.B.,,FränkischerTag",,,NordbayerischeNachrichten".
überregionale Zeitung:
erscheint täglich oder wöchentlich und ist in ganz Deutschland erhältlich, z.B.
,,SüddeutscheZeitung"(täglich),,,FrankfurterAllgemeineZeitung" (täglich),,,DieZeit"
(wöchentlich).
•
Journalistische Textsorten
Die Nachricht
Die Nachricht informiert knapp und sachlich über ein aktuelles Ereignis. Der
Nachrichtenstil ist geprägt durch die Beschränkungauf Tatsachen sowie das Bemühen
um Objektivität,mit dem man den Tatsachenunvoreingenommen und unparteiisch
gerecht werden will. Nachrichten sind meist im Lead-Stil(engl. lead = führen) aufgebaut,
d. h.:Die wichtigsten Informationen stehen am Textanfang (Vorspannoder Lead),
dann folgen weitere Detailinformationen.
Der Kommentar
Ein Kommentar ist ein subjektiv wertender Text, in dem ein namentlich genannter
Autor zu einem aktuellen Thema Stellung nimmt.
Kommentareordnen Nachrichtenmeldungen in Zusammen.hängeein, erhellen die
Hintergründe und führen Argumente für die eigene Meinung (argumentative Sprache)
an. Häufigwird die Meinungsäußerung auch in Formvon Aufforderungen oder Wün-
schen (appellative Sprache) zum Ausdruckgebracht
Ziel des Kommentars ist es, die Meinung des Lesers zu beeinflussen.
Eine Sonderformdes Kommentars ist der Leitartikel.
Die Glosse
DieGlosse(von griech. ,.,glossa"= Zunge,Sprache)ist ein ironisch-witziger, oft auch
polemischer Kurzkommentar zu einem Thema. In erster Linie unterscheidet sich eine
Glossevom Kommentar also nicht in der Themenwahl, sondern in ihrer sprachlichen
Form.Einesder beliebtesten Stilmittel von Glossenschreibernist die Ironie. Einebekannte
Glossenrubrikist z.B.das „Streiflicht"in der „SüddeutschenZeitung".
367
-. Grnndwis~en
DasVerfassenvon Texten ist immer ein Pruzt!SS, der in mehreren Phasen abläuft: Planung,
Niederschrift und Überarbeitung.DieÜberarbeitung erfolgt am besten in mehreren
Schritten. Wenn man den Text mit Abstand liest oder ihn anderen zum Gegenlesengibt,
zeigt sich meistens, dass eine weitere Überarbeitung nötig ist, um das angestrebte Schreib--
ziel zu erreichen.
Beider Überarbeitung sind mehrere Bereichezu berücksichtigen, in denen Schwächen
einesTextesliegen können und Verbesserungennötig sind.
369
- • GrundW::,sen
1. Eigene Textproduktion
VorBeginn der Schreibkonferenzverfasst ihr selbst Texte.Die können ganz unterschied-
lich aussehen, z.B.:Beschreibungen,Berichte,Textzusammenfassungen,Gedichte ...
Wichtig: Damit genügend Platz für die Korrekturen bleibt, klebt euren Textauf ein
DIN-A3-Blattoder lasst beim Schreiben rechts und links einen breiten Rand für Anmer-
kungen frei.
2. Gruppenbildung
Teilt euch in Arbeitsgruppen zu höchstens vier Personen auf. Die Gruppenbildung kann
durch Los bzw.Auszählverfahrenoder durch freie Einteilung erfolgen.
3. Konferenzrunde
Lestin der Arbeitsgruppe eure Textevor. DieAnderen hören aufmerksam zu und können
anschließend Fragenzum Textverständnisstellen.
Durch Markierungen und Notizenam Textrand werden dann Verbesserungsvorschläge
gemacht. Ihr könnt Korrekturzeichenverwenden, z.B.
I (Inhalt/Aufbau/Logik),A (Ausdruck),T (fempus), Sb (Satzbau/Satzverknüpfungen),
R(Rechtschreibung),Z (Zeichensetzung).
Wichtig: Vergesstnicht zu sagen,was euch an den Texten gefällt.
4. Textüberarbeitung
DerText geht an die Verfasserinoder an den Verfasserzurück. Diese/rschreibt den Text
noch einmal ab und berücksichtigt dabei die Verbesserungsvorschlägeaus der Konferenz-
runde. Ihr könnt eure Texteauch mit Hilfe des Computers überarbeiten.
Wichlig: Verbesserungsvorschlägekönnen von der Verfasserinoder vom Verfasserauch
abgelehnt werden, wenn es Gründe dafür gibt.
•
370
~.2 Tnformatior.smateria. rechercbe: en undat:Sw
encr. •
Rechtschreibprüfung am Computer
Korrekturh inweise gibt dasProgramm .Word- unter „Extras" -+ .,Rechtschreibung und
Grammatik".
Während der Rechtschreibüberprüfungwerden die Wörter in eurem Dokument mit den
Einträgen im Wörterbuch desProgrammsverglichen. Da diesesWörterbuch jedoch nur
die gebräuchlichsten Wörter enth äIt, ·werden oft Eigennamen un d Fachbegriffe als FehIer-
wörter markiert, obwohl diese korrekt geschrieben sind.
Andererseits erkennt das Rechtschreibprogramm viele Fehler nicht, z.B. das/dass-Fehler,
falsche Wortendun gen,falsche Groß- oder Kleinschreibung, falsche Zeichensetzung usw.
Überprüft also jedes markierte Wort und schlagt im Wörterbuch nach, wenn ihr
unsicher seid.
„Allerweltswörter" mit Hilfe des Thesaurus ersetzen
Die meisten Textverarbeitungsprogramme bieten einen Thesaurus (griech.:Wortschatz)
an. Der Thesaurus ist eine Art Wörterbuch sinnverwandter Wörter, mit dessenHilfeman
häufig benutzte Wörter wie „sagen" durch sinnverwandte Wörter ersetzen kann. Den
Thesaurus findet ih r unter „Extras"-+ ,.Sprache".
Layout-Gestaltung am Computer
Die Breite der Seitenränder könnt ihr unter ,.Datei"-+ "Seiteeinrichten" festlegen.
Die Schriftgröße findet ihr unter „Format"-+,.Zeichen"-+ .,Schriftgrad".
Die Schriftart wird unte r „Format"-+ ,.Zeichen" -+ ,,Schriftart" aktiviert.
Es gibt unterschiedliche Hervorhebungen. Unter ,,Format"-+ .,Zeichen"findet ihr
verschiedene Möglichkeiten, z.B. fett oder kursiv.
Den Zeilenabstand könnt ihr unter „Format" -+ ,.Absatz"-+ ,,Zeilenabstand"einstellen.
•
5.2 Informationsmaterial recherchieren und auswerten
Tipps zur Informationsrecherche
o Bibliothek:
Der OPAC(Online Public AccessCatalogue) gibt Auskunft über den gesamten Medien-
bestand der betreffenden Bibliothek un d funktioniert ähnlich wi.eeine Suchmaschine
im Internet. Aufdem Bildschirm erscheinen Suchmasken,hier kannst du verschiedene
Suchbegriffeeingeben, z.B.ein bestimmtes Schlagwort, den Namen eines Autors oder
einen Buchtitel.
o Büche r/Zeitschriften:
Das Inhaltsverzeichnis und/oder das Register zeigen dir, ob das Informationsmaterial für
deine Zwecke brauchbar ist. Schreibe wichtige Informationen heraus und notiere dir die
Textquelle.Wichtige Beiträge kannst du auch für deine Materialsammlung kopieren.
o Lexika /Enzyklopädien:
In einem gedruckten Nachschlagewerk führen dich so genannte Querverweise(-+) zu
anderen Artikeln, in denen du weiterführende Informationen findest.In einem
elektronischen Lexikon nennt man diese QuerverweiseLinks.
371
• Grundwiss~n
o Internet:
Um im Internet gezielt nach Informationen zu suchen, braucht man die Hilfevon
Suchmaschinen, z.B.www.google.de.Um tatsächlich fündig zu werden, musst du dir
geeignete Suchbegriffeüberlegen.Die Suchmaschinen ordnen die gefundenen Links
nach Wichtigkeit.Oft kann man an den Adressenund den mitgelieferten Kurzbe-
schreibungen erkennen, ob eine Seite brauchbar ist.
••
Informationsmaterial auswerten
Folgende Schritte können euch helfen, Schritt für Schritt einen Sachtext zu verstehen:
1. Schritt: sich einen Überblick verschaffen (Überschriften, Bilder,Grafiken betrachten)
Ein Diagramm ist eine grafische Darstellung von statistischen Angaben. Man unter-
scheidet z.B.Kreis-,Balken-und Kurvendiagramme.Folgende Punkte helfen euch bei
der Auswertung eines Diagramms oder einer Statistik:
o Lestden Titel des Diagramms/der Statistik und die übrigen Erklärungen. Wozu macht
das Diagramm/die Statistik Aussagen,was wurde untersucht? Für welche Zeit(spanne)
und/oder Personen(gruppen) etc. gilt es?
o Prüft bei Zahlenangaben, um welche Einheiten es sich handelt (z.B.absolute Zahlen
oder Prozentzahlen). Was sagen die Zahlenwerte im Vergleich aus? Wie groß war die
Zahl der Befragungen/Stichproben?
•
Textinformationen in einem Schaubild zusammenfassen t> S.293-296
Der Gedankengang eines Textes lässt sich oft in einem Schaubild zusammenfa~sen.Dabei
werden wichtige Textinformationen grafisch angeordnet.
Durch Kästchen und Pfeile,die beschriftet werden können, werden die gedanklichen Zu-
sammenhänge zwischen den einzelnen Aussagendeutfü·h gemacht.
•
5.6 Vortragen, Präsentieren, Interviews führen
Eine Rede/einen Vortragvorbereiten und halten 1>S.9-17; 23 26
In einer Redeoder in einem Vortragwendet man sich mit einer bestimmten Absicht an
seine Zuhörerinnen und Zuhörer. Eine Redeoder ein Vortragsollte daher das Interesse der
Zuhörer treffen,verständlich sein und die Zuhörerinnen und Zuhörer weder überfordern
noch langvveilen.
..,. Beieinem Interview handelt es sich um eine Befragungdurch einen oder mehrere Frage-
steller (so genannLeInterviewer)mit dem Ziel,persönliche Informationen oder Sachver-
halte zu ermitteln.
Wer ein gutes Interview führen will, muss gut vorbereitet sein und bereit sein,auf seinen
Gesprächspartner einzugehen. Die Fragen,die in einem Interview gestellt werden,sollten
im Allgemeinen möglichst kurz,in jedem Fallso präzise wie möglich sein.
Der folgende Interviewleitfaden hilft euch dabei, ein gutes Interview zu führen:
Interview leitfaden
o Stellt offene Fragen (W-Fragen),keine Entscheidungsfragen,die mit Jaoder Nein be-
antwortet werden können.
o Ste11t zu Beginndes Interviewseine unproblematische Einleitungsfrage, die es dem
Gegenüber ermöglicht, ins Redenzu kommen.
o Schafft eine angenehme Atmosphäre.
o Nehmt euch als Interviewerzurück und hört eurem Interviewpartner gut zu und zeigt
Interesse, z.B.Blickkontakt,Nicken usw.
o Stellt keine Fragenketten.
o Fragtnach, wenn euch etwas unklar ist oder euch etwas besonders interessant er-
scheint.
o Seid flexibel und stellt euch auf euer Gegenüber ein, d.h.: Seidnicht darauf fixiert,eu-
•
ren Fragenkatalog„abrnarbeitcn".
3i5
AUTOREN- UND QUELLENVERZEICHNIS
A)vfRND,CHRISTOPH BRUSSIG,
THOMAS (*1965) GP.RTG!.A'IP.R
318 DieschwereLeichtigkeil 131 Am kür'.lerenEnde der 42 Kieferbruch, WM-Titel,
aus: Die Zeit vom 08.09.2005 Sonnenallee Flüssignahrung
(Nr. 37){gekürzt) aus: Am kiirz~rm Encleder Son· aus, www.stem.de/sport-motor/
BALL,Huco(1886-1927) nen„llee. Volkund Welt Verl„g, sportwelt/570906html
16 Wolken Berlin 1999.S.77-81 (Sland: 24.09.2006)(gekürzt)
aus:Gesammelte Gedichte. Hrsg. BURGER, AUGUST
GOTTFRIED GOETHE,JOHANN WOLFGA:--.IG
VO'I
von Annemarie !:ichütt-Hcnnings. (I 747-1794) (r 749-1832)
Arche Verlag,Zürich 1963, S. 24 206 Der Baueran seinen durch- 151 MeineJiebeFreundin
BECKER, JURHl<(1937-1997) lauchtigen Tyrannen aus: Goethes Briefe.Hrsg. von Kar:
137 JakobderLügner aus: Sä:ntlichc Wcr:<c.Band 1. RobertMandel.kow.
aus:Jakob der Lügner.Suhrkarr.p H~g. von Dr.Wolfgang von Wurz- Weg:nerVerlag,Hamburg1962
Verlag, Frankfurt a. M. 2000 bach. HesseVerlag,Leipzig r 902 209 VenezianischeEpigramme
aus:Gcsammlete Werke.Hrsg.von
BEN-CHORIN, SCHALOM(r9r 3-1999) DÜFEL,STEPIIAl\"
Erich Trunz. Hamburger Ausgabe
224 Wenn wir die Heimaterreich- r 21 DasLetzte:»Wörterbuchder in r 4 Bänden,Bd.1.Wegner-Verlag,
ten Jugendsprache" Hamburg r960
aus:Ly~ikdes Exils.Hrsg. von aus:hLlp://www.rbb-online.cle/
_i
Wolfgang Emmerich und Susanne stilbruchl'!>eitragjsp/ GRASS, GÜNTER(*1927)
Heil.ReclamVeriag,~'tuttgart key=4325482/print=yes. html :1.75 1995
198~.s. 2r3 (Stami:n.09. ioc6) aus: Mein /ahrhunclcrt.
Steidl Verlag,Göttingen r 999
8:::VEREN,
TIM VAN cH)v!A:--.IN,
HERMANN (*1964)
3 Endgeil.Dasvoll korrekte HA.AS,
WO!.P(*r960)
293 Die Risiko-Gesellschaft 12
aus:Süddeutsche Zeitung vom Lexikonder Tugendsprache r64 Silentium
02.:::0. 2005 (Kr. 227) (gekürzt) „us: Dasvoll korrekte Lexikon der aus: Silentium, Rowohlt Verlag,
Jugendsprache. VerlagC.H. Beck, Hamburg l999,S, 5
BEYllLIJR,ANDRJ(*1976)
::vlünchen2005,S. 9 -10 HEIN.CHRISTOPH(* l 944)
247 The killerin me is the killer in
youmylovc fALLERSLEBEI\,AUGUST
HEINRJCH 249 Die Vergewaltigung
HOFFMANNVON(1798-1874) aus: Exekution eines Kalbesund
aus:Theki!ler in me is the killer in
a.ndereE:zählungen.
you my love. C-berset7.taus dem 21 I Das Liedder Deutschen
Schweizerdeutsch v. Martin Frank Aufh„u Verlag,Berlin r 994
aus: Ausgewählte Werke in 4 Bän-
und Juliane Schwerdtner. Theater- den. Hrsg.von H.llenzmann. ß<l.:. HEINE, HnlNR!CH (1797-1856)
verlag Brigitte Korn-Wimmer, HesseVerlag,Leipzig r 905 r99 Eswaren zwei Königskinder
München 2002,S. 9f. FRANCK, JULIA(* r970) aus: Reisebilder.Dritter Teil.
BrERMANN,
WoLF(*1936) Werke un<lBriefein I c Bänden.
r84 Streuselschnecke
r99 MeinVaterland,mein Vater- aus, Bauchlandung. D11Mont Hrsg.von Hans Kaufmann. Bd.3.
Au!bau Verlag,Berlinund Weimar
land Verlag,Köln 20CO
r96r,S. 277
aus:Alle Lieder.Kiepenheuer & FREID/\NK,MICHAEL(*I 974)
Witsch.Köln r991 214 Die schlesischenWeber
124 Dem Benzund dem 3er aus: Historisch-kritischeAusgabe
BRASCII, TUOMAS (r945-2001) aus: Wc:n ist dem geilste Tuss im <lerWerke.Hrsg.von Manfred
204 Eulenspiegel Land? Mirchen a:ifKanakisch Wind fuhr.Bd.2. Hoffmann &
aus:Wer durch mein Lebenwiil, und so. Eichhorn Verlag,Frank- Campe,IIamburg r973,S. 225
muss clurch mein Zimmer. Hrsg. furta. M. 2003 2 r6 Deutschland.Ein Winter-
von Katharina Tiialbach und Fritz FRISCH, MAX (19rr-1991) märchen
J.Raddatz.Suhrkamp Ve:!ag, 225 Der antlorranis1,;he
Jude aus: Ich hatte einst ein scnönes
frankfurt a M. 2002 Vaterlan<l.Heines Werke in fünf
228 Andorra(erstes Bild)
BRRCHT,BF.RTOl:T'(r898-r956) 2 33 Andorra(zweites llild) Bänden.Hrsg.unter Mitarbeit von
:wo DieLösung ILHoltzhauerundK.-1!. Klingen-
135 Andorra (siebtes Bild)
aus:Gedichle 2. Sammlungen berg. ßcl.r. ßcrlin und Weimar
238 Andorra(neuntesBild) J964, s., 37.
r938-r956. Wissenschaftlich~
242 Du sollst dir kein Bildnis 218 In der Fremde
Buchgesellschaft,Darmstadtl953
221 ÜberdieBezeichnung machen aus:Sämtl.ic;heSchriften 1.Hrsg.
Emigranten 24 3 Andorra(Zwischenszenen) von Klaus Brieglebund Günter
aus: Gesammelte Werke in zeit- Iläntzsche l. lianser Verlag,
aus:Gedichte 2.Sammlunger..
licli_erFolge.Suhrkamp Verlag, München r969,S. 279
1928-1956. Wissenschaflliche
Buchgesellschaft,Darmstadt r937 Frankfurta.M. 1916.Bd.N/2,
S. 46r-560; Bd.IT/2,S. 372, Bd.lI/2,
S.27r
376
HERRM.ANN-NEISSc, MAx( r 896-r941)
2 23 Ein deutscher Dichter bin ich
KLEIST,HEINRICH VON'(r 777-1811)
r72 Das Erdbeben in Chili
Autore:1-undQuelle:iverzeichnis •
Ml!YliN, MTCH/\EL
32s Theoretische Ansätze der
-
einst gewesen aus: Das Erdheb~nin Chili. Reclam Mediennutzung
aus:Lytikdeshxils.Hrsg. vor..Wolf- Verlag,Stuttgart r 981
328 Motivefür die Medien-
gang Emmerich und Susanne Heil KLÜ~FEL,VOLKER(*1971)/
ReclamVerlag,Stuttgart r985 nutzung
Kobr,Michael(*1973) aus: Wissensgesellschaft.Neue
HITLER.ADou(r889-1945) 72 Allgäuer Wcihnacht,frevel Medien und ihre Konsequenzen.
r 4 5 Redezur Hitler-Jugendauf aus:Tatort B~yem.Kriminalstorys. Hr~g.v.Hans-Dieter Kübler :md
dem Nümberger Parteitagam H:sg.von Angela Esser.Grafit Ver- ElmarElling.Bundeszentrale für
14.9.1935 (Auszug) lag, Dortmund ~005,S. 166-174 politische Bildung, Bo:in 2004,
aus: http://prople.freenet.de1 ~- 4 3-4 7 (gekürzt)
KUNZE, RE!NER(*1933)
beckschulze/hitleroo2.:itm N!MTZ-KÖSTRR, RENATE
r 33 Fahnenappell
(Star.d 6. 5. wo6) 57 DasKnastei
aus: Die wunderbaren Jahre.
HüBNtR,LUTZ(~1964) $.Fischer Verlag,Frankfurt a.M. In:DerSpiegel Nr. 32, 7. 5.2coo
245 Creeps 1,186 (gekürzt)
aw;:Crccps. Jugendstück,Ha,t- 202 DieMauer. Zum 3.0ktober N1PrER[)~Y,
THOMAS (r927-1992)
mann und Stauffacher,Verlagfür 1990 192 DieFamilie im 19. Jahrhundert
Bühne, Film, Funk und Fernsehen, aus: Ein Tagauf dieser Erde.Ge- aus: Deul~r.heGeschic:hte1800-
Kölno.).,S. 28f. dichte. S.FisclH::Verlag,Frank- 1918. !fand r, C.H. Beck,München
TuOl.-1AS
J JÜRLIMAN:--1, (*I950) furta.lvl. 1998 199:::,S.47 f. (gekür:.:t)
182 Der Liebhaber der Mutter 259 Fünfzehn
CHRISTlt\'E
NÖS'rLlNGER, (*r 936)
aus: Die SaLellitenstadt.Amman a1.;s:Die wunderbaren J„hre.
S.Fischer Verlag,frankfurt a M., 265 Llebeskummer
VerlagAG.Zürich r992,S. Jr-34. aus: Antwort a:ifkeine Fragen.
1986
]üYCE, /AMl'.S
(1882-1941) Gescbchten. Jt:gend und Volk,
LO~lüT(* 1923) Wien "JndMür.chen 198 5
270 Ulysses
aus: Ulysses.Ausdem Englischen 23 DerVampy1
NOVAK,Hlll.G.-\.\ !. (*1935)
übersetzt von Hans Wollschläger. aus, Loriot:Sehr verehrte IJamen
und Herren ...- Redenund Äbn-
263 Abgefertigt
Suhrkamp Verlag.Frankfurt... M., aus:Aufenthalt in einem inen
1975 Eches.Hrsg.von Danie; Ked
Diogenes V~rlag,Zi.:rich1993 Haus.Gesammelte Prosa.Schöff-
)l!NGHAI..ER,ANDRF.AS ling & Co. Verlagsbuchhandlung
MAIER,D1t:n:R Grr..bH,Frank~rt a. M. 1995
r9 „Eshat keinen Sinn. mit Geld
etwas diktieren zu woJlen" 278 DasSpielmitdemAufwind ÜPITZ, TOßIAS
aus: Main-Postvom 03.12.2005 aus: Das Spiel mit dem Aufwind.
Motorbuch Verlag.Stuttgart 1988, 297 Eine Fragedes C'~fühls
K.\LJJKO, MASCHA
(I912-1975) S.46ff. ~US; Süddeutsd.e Zeitung vom
377
- • Autoren-und Quelltn•,e rzeichnis
ROWUNC,J0ANNEK. ( '1965)
28 Ist .<lick· schlimmer als
l RE1\1'.l.AWR.CNCE
61 MissBehlers Fehler
II Das Jugen dro Lkreuz
aus: http://www.c!jrk.c.r
,.nachtr agend ", .neidi ~ch", aus:DasMordsbuch. Allesüber (St,111d: r8. 10. 2006)
..oberfläch lidr', .eitei- , Krimis.Hrsg. von l'iina Schindler. 323 Du rchschnitilich e Reichweite
.langweilig"oder „grausam"? ClaassenVerlag.Hildesheim r997. und Marktan teile der Fernseh -
aus:www.jkrowling.com/texton- s.354:355 na ch richt en 200 4 und 2005
ly/en/extrastuff_view.craflia~22 ,.,r 9 au~:Camilie Zubayr und Heinz.
(Stand:or .12.2006) 30 7 Wikiped ia - Kreativ e Anar- Gerhard:Tendenzen im Zuschau-
.., chie für den freien Info nna - erverhalten. In:Media Perspekti-
ven ~/2006,S. r33
r 88 J)ie J:iami
lie als Überlebens- tions - und Wisse nsaust au sch
aus: http:.'/www.bsz-bw.de/ifb 291 Frauen in ~1ännerberufen,
gemein schaft
(StanG.: 25.09.2006) Män ner in Frauen berufen
aus: Minimum. VomVergchei:
aus:httpJ/www.br-online.de/
und Neuen~stehcn unserer Gesell- E ,fil,
alpha/jobi2004r ro8.shtml
sc:i.ah.Blc:ssing Verlag,München
79 Die Sherlock Holme s unser er (Stand: 15 OI. 2007)
2oo6, S.7- T7
Zeit 301 Gefah ren aus dem Chat
SCHlb 'JGER,rAJL(I67ö- -19 8) aus:PassaueT~eue Pressevom aus: ii.ttp:i/jetzt.sueddeutsche.de/
92 DieWutdesklein en r7.62006 texte/anzeigen/316526
Manne s A, <.., {Stand: 15.01.2006)
aus: Sling:Ricnter und Gerir.htete. 142 Redez.um 8.Mai 198 5 154 Getrennt - und Zusammen -
Gcricltts.reportagenaus den zv..,m- aus:http-J/w11,;1.r.bun
destag.de/ schre ibung
zigerfahren. Neueingeleitet und geschidi le/parlhist!dokumente/ aus: Wahrig.Die deutsche Recht·
kommentiert von Robert doko8.html (Stand: r r. o;. iDOl ) schrcibung. WissenMediaVerlag,
M. W.Kemp~.Rogner& Bernha rd Gütmloh/München 1006,S.96f.
Verlag,München 1969 L
156 Groß- und Kleinschrei bun g
5 Der Flug der Frauen
:.18
aus: Wahrig.Die deutsche Recht-
aus:Si!ddeutscheZdtuug vom
282 Wenn Arch äologen in die Luft schreibung. Wissen Media Verlag.
15.0 1. r999
gehen Güterslo:i/München1006;S.100-
aus:http-/twv..
·w.stern.detnd- : •.1\. BP i.(*102 ) !0 3
53 26or&q=Luftbild.archäologie 254 Verjährt 323 InfoMonitor März 2006
(Sta1:d:15.01.2007) aus:Dcutschiande-ri:ählt. VonRai- aus: httr,i://wwv,·.ift:m
.de/pro;ekte/
ner Maria Rilke bis PeterHandke. infomonilor2oos}nachrichten-
Ss. .R, 9 l, Hrsg.v. Bennovon Wiese. profile2oc-5tindex_ger.html
197 Mein Veilchen Fischer Verlag. Frankfun a.M. (Stand: r5.01.2007)
aus:Wenn ich liebe. seh ich Ster- 1975.S. 2J.o-222 322 Information und Fiction sind
ne. Gedichte der Julie Schrader.
meistgenutzte Sparte n
Hrsg.von BerndtH.Wessling.
aus: Camille Zubayr und Hein1.
DeutscherTuschc:nbuchVerl.;g.
Unbekannte/ ungenannte Gerhard: Tender.zen im Zuschau-
München l97I, S. 45
erverhalten. In:Media Perspekti-
-,;: Autorinnen un d Autoren
ven 3'2 006,S. 131
186 Die Vielfalt der westlichen I9 7 Auf, Proleta rier, Arbeitlilcutel 150 Karahanci, Gülcan (*1982)
familien (r849) Mein Tagbei den Engeln
aus, f',eschichtede1ra111ilie. aus:DieAchtundvierziger.Ein aus :BRAVO Nr.39/2006
Band5.Hrsg. von Andre Burgu.iere Lesebuch für unsere Zeit. 181 Lexikonein trag „Kurzge-
u.a. CampusVerlag1997, S. 54f. Hrsg. von Bruno Kaiser.'Jbürin ge; schic hte··
•T Tf. rcI:'"" 3 Volksverlag. Weimar:95l aus: Li~raturlexikon.Hrsg. von
261 lm Spiegel 13 1 Aus dem.Be schluss üb er die Wieland Zirbs.Scriptor Verlag.
aus:Augenaufmachen.Siebtes Standortplanun g über die Ent- Berlin 200.4,S.219
TahrbuC::,derKincl~rli:erarur wick lung von Kleingart ena n- 176 Lexikoneintrag .Novelle"
Hrsg.von H. J.Gelberg.ßeltz & lagen 1978" au~: Literaturlexikon.Ursg.von
GelbergVerlag,Weinheim 1984, auS:lsoldeDietrich: J-L unmer, Wiel~ndZirbs. Scriptor Verlag.
~-218 Zirkel, Garten'.laun. Die Politik der Berlin2004,S,27 4 f.
·~ t SEDgegenüber de:i.Kleingärt- 321 fvfork tante ile der Fem:;chpro-
:i.err..Berlin 1003,S.244- 255 gramme n ach Sendersystem
177 Hans und H~inz Kirch
aus:Hans unclHeinz Kirch. 59 Darf man heu te noch Pelze 20 05
Reclam Verlag,Stuttgart 2004 trag en? aus:C.imille 7.ubayrund Heinz
aus:www.brigittc.de/mode/mocie Gerhard: Tendenzenim Zuschau-
Sü::1IND .P.•·
'l (* 9~9)
_ trends/streilgespraech_pelze/ erverhaltcn. In:Media Perspekti-
161 DasParfum in de.x.html ven 3/2006,S. 13 0
aus:DJ.s Parfum. Dioger..e~ Verlag. (Stand: 02.05.2007)(gekfuzt)
7.i)rich 1985
378
Autoren-und Qutller.veiuichnis .,,..
BILDQUELLENVERZEICHNIS
S. 9 oben links, r9, 29, ,p , 45, 95 unten S. n 3 Cover: Hermann .lfümann „End- Domin;ullste in-Schiffe r-Fu chs;Nelly
rechts, 126 1 x50, 301, 3u un ten, ,Br: geil". v~rlag c. Beck, Münche n 200 5, © Sachs: ullstein b:ld; Thomas Mann: ull-
pic ture alliällc:e/ <lpa fau ffer Fotog:afie.Pt.:c:ihcim stP.in- Irr.agno: Jirich Frled: ullscein -
S. 9 oben Mitte , 104,105, n6, 117, n9, S. 124: Dieter Mayr/Agentur Focus Friedrich
I 20:Thomas Schulz, .&rlin S. I 25 oben: © Eichhorn AG, Frankfurt S. uS:SüddeulS(; hcr VcrlagBilderdiPnst,
S. 9 oben rechts, 9; oben links, 95 am Main, Mitte: Veilag C..Beck,© L1uf- München
Mitt e rechts: picl1ue-alliance/ZB fer Fotografie, Puchh eim; unt en: EVA. S. 220,293: ull stein- M
S. 9 unten: ull stein - AP Europäische Verlagsanstalt GmbH & Co S.12:t links: akg-:mages/E.richLessing.
S. n, r5: DRK- Jugendrotk reuz .Berlin KG,© Rotbuch Verlag. Hamburg L.Meidner-Arclüv. Jüdisches Museum
S. 13: Deutsche Rote Kreuze. V, Berlin S. 127: Gerhard Medoch,Be"rlin Frankfurtlt.fain
S. r6, &,i,r89 , i9 0, wo: picturc-alliance/ S. 130: ullste in-Klöppel S. 222 rechts: a.kg-irnagcs,VG Bildkunst
akg-im ages S. 134: picture-alliance/akg-im.ages/Gar- ßonr. ·
S. 18 oben link s: Olaf Ducring, Düssel- di S. 21 4: ullstein Friedrich
dorf;oben recht s: DasFotoarcbiv.Esseu; S.137, x41, 164: Cinetext S. 225 oben, 228, 230,2 35,243: Dumont-
unten links : Michael Kndfcl. Essen; S.1 42: pictUre-alliance/Beclim:r_Kurier Lindemann-Archiv, Theatermuseum
unten rech ts: AvP.~ueImages GmbH. S. 145: ullstein oild- I:nagno Dusseldorf
Hamburg S.1 47: M. Klinnert, Köln S. 225 unten: ReneHaury, ZürichiSuhr-
S. 23: Giribas/i mages.de S. 158: Michael Reusse/'Ne.stend6r ka mp Verlag,Fran kiurt a. M.
S. 27 links oben: getty images, Sinis)\a; S. 159: pilL'> 49/terra images S. 233, 238: Rene Haury/Stadtar chiv Zü-
unten links : gettyimagP.;,DavidYoung- S.159: picture -alliance!Bildagentur Hu- rich
Wolff; unten Mitte: www.Bilde:box. ber S. aj: Wüm embergische Landesbü h r.e,
com; unten re chts: Chro morange/Arc o S. 163: .Buchcover .Das Parfum" von Pa- Esslingen
Images trick Si:skind, © Diogenes Verlag AG. S. 246: ullstein -dpa
S. 27 rechts: oben und unten :Rildagen 1985 Zürich, Schweiz S. 259:getty im ages/Ann e Ackem1a:i11
tur -onlineiCyberpho to; Mitte links: S. 151, 17r oben links, r74, 179, io9, S. 262: getty images/Bra d Wilson
gL'ttyimages, Pcte! Beavis;Mittuecht s: uo, 277 oben links und un ten, 28r : S. 263: Pcte=Peitscb/pe itc;ch photo .com
STOCK4B;MitteUDten:Avenue Images/ al<g-images S. 265: picture alliance/d pa
Index StockiKh ornak, Lucille S. J 72: llildarchi v Preuf~ischerKultnrb~- S. 266: Co:umbusMuseum of Art, Ohio
S. 28, 272: picl un:-alliancc/Berliner Zei- sitz. Berlin S. 268: www.photothe k.net
Lun g S. 177: Theodor !:>'to rm Gesellschaft, Hu- S.271 obcn: W.M. Weber/TV-yestuday;
S. 55: Caro/Hoffmann sum unt en: Stefan Bonel,1;/lpon
S. 58: Okapia, Frankfurt a.M. S. t87: ChristophBusse/tr an sit S. 277 oben rechts : VISUM
S.95 Mitte links, 282, 295, 3u oben, S.192: Sot hebys/.:ikgimages S. 278:wv,;w.bilderbox. com
313, 315: ?ictUi e-alliance/dpa/ dpaweb S. r97 rechts: akg images/Erich Lessing S. 286:© Lufthansa /RolfBewersdorf
S. 62: Peter PeiLsch/ peitschphoto.com S.198: u llstein -AD N S. 288, 290:db a Berli1,200 3
S. 72: © Johanna Mayer S. 199: Ute Mah leriOstla e'.IZ. S. 297: ullstein-CARO/Blume
S. 79: Silvia Weigel. Kaufering S. 202: u llstein-dpa S.310: Bildagentu r on:in c
S. 92, x71 1 197, 231, ix7, 219, 270: ull- S. 203: ullstein -Sc hneider S. 3u Mitte: ull stcin- Dagmar Sc:herf;
stein hild S. 204: 1Jllstein -Sc hleyer S. 318: DietmM Gust
S. 95 oben (ech ts: archivberlin/Antoni- S. 205: Constan t:n Beyer-ARTOTHEK S. 326:vario images
u s, Berlin;unten links: piclure-al liancc: S. 212: pictun!allia nce/dpa
dpa-ßildarch iv KPA/Chromorange S.215: akg-images.VGBildkwist Bonn Nicht in allen Fällen war es möglich, die
S. 98: Rainer Weisflog, Cottbu s S. 2r 6 ©: i'hot ohusines$ -AR TOTHEK RechteinhahP.rder Abbildungen ausfin-
S. 108/J::09:Gerhard Ruhland, Freyung S.117 t:rich Maria Remarque : uJlstein dig zu machen. Berechtigte Ansprüche
S. xro :Thom as Koel-Jer/phot ohek.u d bild; Kurt Tuch olsky: ullstein bild:Else werden im Rahmen derübliche n Verein-
Lasker-Schiiler: uUstein bild; Hilde barungen abgegolcer..
379
( ___i__.L T EXTA RT E N V E R Z E I C H N I S
380
Kaminer,\V1.adimir: Verbesserte Flugsicherheit 293
Voss,Jacob:Wikipeciia- Kreative
'J~xtartc:wc.rzeich nis •
Frisch, Max:Andorra
-
Russen<lisko 148 (ZweitesBild) 23 3
Plenzdorf,Ulrich: Legendevom Anarchie für den freien Frisch, Max:Andorra
Glück.ohne Ende 127 Informations-und (Siebtes Bild) 2 3s
Süskincl.,Patrick: Das Parfum 161 Wissensaustausch 307 Frisch, Max:An<lorra
Was sind Massenmedien? 324 (NeuntesBild) 238
Sachbuchauzüge Wer tötf.te Napoleon? 89 Fris::h, Max:Andorra
Nipperdey,Thomas:Die Familie im (Zwischen szenen) 243
r9. Jahrhundert r92 Satiren Hübner.Lutz.:Creeps 245
Schimn acher. Frank:Die Familie als Rathenow,Lutz.:Herr Leibling 129
Überlebr.:ru;gemeinschaft 188 Röhl,Ernst: Aktiv durchs Wörterbucheinträge
Passiv 128 Rechtschreibregeln zur Getrennt-
Sachtexte (siehe auch Sachbuch und Zusamm enschreibung 154
Lexikonartikel, Zeitschriften- Statements Rechtschreibregdn zur Grof~-und
und Zeitungsartikel, Essays) Ehmann,Hermann 125 Kleinschreibung 156
17. Juni 1953 200 Freidank.Michael ~25 Wörterbucheinträge zu „'Balg",
Bertolt Brecht 220 Zaimoglu, Fcritlun r 2 5 .Bambus", ,,Konto"und
Das fugen<lrotkreU7. TI fugcndliche über .Denkansatz· 152
Das .Lied der Deutschen" auf dem Jugendsprache r36
Weg zur Kationalhymne 2 12 Zeitschriften-und
Ehmann, Hermann: Endgeil.Das Streitgespräche Zeitungsartikel
voll korrekte Lexikonder TV-Duell der Kanzlerkandidaten Amend, Christoph: Die schwere
Jugendsprache 123 „Solidarität und soziale Leichtigkeit 3 18
Frauen in .Männccberufen,Männer Gerechtigkeit" 3 r 2 Bcveren, Tim van:Die llisii<o-
in Frauenberufen 291 TV-Duell der Kanzlerkandidaten Gesellschaft 29 3
Gefahren aus dem Chat 1or .Kinder, Frauen und Clancr, Gert: Kieferbruch, WM-
Grasse,die südfranzösische Parfum- Familie" 3 r 4 Titel, Flüssignahrung 42
Stadt 159 Keller, Martina: Der Stimme auf der
Information und Fiction sind szenesptachliche Texte Spur 84
meistgenutzte SparLen 322 Freidank, Michael: Dem Benzund Martenstein, Harald: Voll
Maier,Dieter: Das Spielmit dem dem3er 12 4 psycho 135
Aufwind 278 Erkan und Stefan 12 4 Opitz, Tobias:Eine Fragedes
Meyen. Michael:Motive für die Gefühls 297
Mediennutzung 328 Tagebuchauszüge Schlesinger. Paul:Die Wut des
Meyen,Michael:Theoretische Frisch, Max:Du sollst dir kein kleinen Mannes 92
Ansätze der Mediennutzung 32 5 Bildnis machen ?.42 Schöne, Thomas: Wenn
Physiotherapeut/ Martin,Marko:Sommer1990 J.72 Archäologen in die Luft
Physiotherapeutin 98 gehen 282
Politische Verfolgungund Dramatische Te.x.tc Weigel, Silvia und EvaMaria Fuchs:
Exil 217 Beyeler,Andri:The killer in me is Die Sherlock Holmes unserer
$egalen, Martin: Die Vielfalt der the killer ir. you my lovr.: 2 47 Zeit 19
westlichen Familie 186 Frisch, Max:Andorra Wessel, Claudia:DerF1ug der
Tierversuche in der (.Erstes Bild) 2 28 Frauen 285
Kosmetikindustrie 55
. . -
SACHREGISTER
381
-
Arbeitstechniken
• Sachr~gister
382