Sie sind auf Seite 1von 20

Das Meerschweinchen 4 Gehege für Meerschweinchen 64

Vom Wildmeerschweinchen Das optimale


zum Heimtier 6 Meerschweinchengehege 66
Anatomie der Meerschweinchen 11 Verschiedene Gehegetypen 70
Die Sinne der Meerschweinchen 18 Materialien für den Eigenbau 74
Einstreuarten 78
Außenhaltung 81
Kalte Winter und heiße Sommer 89

Meerschweinchenverhalten 22 Einrichtung und Beschäigung 92

Verhaltensunterschiede 24 Gehegestruktur und Einrichtung 94


Laut- und Körpersprache 26 Wohnungsauslauf 103
Gruppenbildung 39

Von Menschen und


Meerschweinchen 50

Meerschweinchen als Haustiere 52


Wo man Meerschweinchen bekommt 60
Ernährung 108 Nachwuchs 176

Fressgewohnheiten und Kritische Gedanken vorab 178


Nährstoffbedarf 110 Paarung, Trächtigkeit und Geburt 182
Geeignete Futtermittel 114
Futterumstellung 136

Pege und Gesundheitsvorsorge 138 Service 188

Handling 140 Zum Weiterlesen 189


Pflegemaßnahmen 142 Nützliche Adressen und Links 189
Gesundheitsvorsorge 147 Register 190
Häufige Erkrankungen 152 Impressum 192
Tierarztbesuch und Krankenpflege 168
Das Meerschweinchen
Vom Wildmeerschweinchen zum Heimtier

Die Vorfahren unserer Hausmeerschweinchen Lebensweise wilder


sind Wildtiere, die ihr Leben ganz wunderbar Meerschweinchen
ohne Menschen meistern können. Viele der Der Lebensraum der Tschudi-Meerschwein-
Verhaltensweisen ihrer wilden Vorfahren fin­ chen liegt vor allem in den peruanischen An-
den wir auch in unseren Heimtieren wieder. den, im südlichen Bolivien, nordwestlichen
Egal wie lange sie schon als Heimtiere leben Argentinien und nördlichen Chile in einer
und domestiziert werden: Meerschweinchen Höhe von etwa 2 500 bis 4 200 Metern. Einige
sind Lebewesen mit vielen Eigenarten, Be­ Quellen gehen davon aus, dass sie auch in
dürfnissen, Besonderheiten und Verhaltens­ höheren oder tieferen Lagen zu finden sind.
weisen, die wir nur verstehen können, wenn Sie leben vermutlich in der sogenannten Wet
wir die Lebensweise ihrer wilden Verwandten Puna. In diesen Gebieten kommt es zu Regen-
genauer betrachten. und Trockenzeiten. Tagsüber ist es häufig sehr
warm, bis zu 28 °C, in der Regenzeit schwül,
nachts kann es sehr kalt werden, in Ausnah-
Peruanische Einwanderer mefällen bis -3 °C. Bodenfrost und Regen
kommen nachts in der kalten Jahreszeit häu-
Bis vor wenigen Jahren wurde angenommen, fig vor. Die Vegetation besteht vor allem aus
die „wilden Urahnen“ unserer Heimtiere seien verschiedenen, häufig hoch wachsenden Grä-
„Gemeine Meerschweinchen“ (Cavia aparea). sern, wie z. B. Weidelgras, Straußgras, Schilf-
Neuere molekulargenetische Untersuchungen gras, Pampasgras, Raugras, Binsen, Alpen-
weisen aber eher auf das „Tschudi-Meer- gras, Bambusarten und weitere. Dazu finden
schweinchen“ (Cavia tschudii) als Vorfahren sich kleine Sträucher und Bäume sowie krau-
hin. Dieses hat seinen Namen von dem tige Pflanzen, beispielsweise Gänsefingerkraut,
Schweizer Südamerikaforscher Johann Jakob Frauenmantel und Labkraut. Die karge Vege-
von Tschudi, der es als einer der ersten als tation zwingt die Tiere dazu, viel Zeit mit der
eine eigene Art erkannte. Nahrungsaufnahme zu verbringen.
Vom Wildmeerschweinchen zum Heimtier 7

Wildmeerschweinchen graben keine Baue und Allerdings haben die Gruppen nur wenig
legen keine Nester an. Sie suchen vor allem Kontakt miteinander. Es ist nicht klar, ob die
Schutz vor der Tageshitze und Fressfeinden in Böcke untereinander eine feste Rangordnung
vorhandenen Höhlen, verlassenen Bauen, Fels- ausfechten oder ob sie keinerlei Kontakte
spalten und vor allem im dichten Gebüsch, wo pflegen und andere Böcke, inklusive ihrer ge-
sie nur Hohlräume schaffen, indem sie Pflan- schlechtsreifen Nachkommen, ausschließlich
zenteile abnagen. Im hohen Gras legen sie sich vertreiben und auf Abstand halten. Innerhalb
ebenfalls Höhlen und Trampelpfade an. So sind der Meerschweinchengruppe gibt es eine kla-
sie vor Fressfeinden relativ gut geschützt. Zur re Rangordnung. Die Böcke haben die Aufgabe,
Nahrungsaufnahme werden niedrigere Weide- die Weibchen und Jungen zu beschützen. Sie
flächen bevorzugt. verteidigen ihre Weibchen auch gegen andere
Böcke. Die Weibchen pflegen innerhalb des Ha-
Gruppenleben rems enge Freundschaften und ziehen die Jun-
Tschudi-Meerschweinchen leben in Gruppen. gen gemeinsam groß. Die ganze Gruppe geht
Eine Gruppe besteht aus einem Bock, zwei bis vor allem in den Morgen- und Abendstunden
drei Weibchen, seinem sogenannten Harem, zusammen auf Futtersuche. Dabei bewegen
und deren Jungtieren. Üblicherweise steht das sich die Tiere auf ihren Trampelpfaden hinter-
älteste und somit ranghöchste Weibchen dem einander, also im Gänsemarsch, fort. Beim
Bock besonders nah und unterstützt ihn. Meh- Fressen auf der Wiese bleibt die Gruppe immer
rere solcher Harems bilden eine lose Groß- dicht zusammen. Stößt eines der Tiere einen
gruppe, die ein Gebiet durchstreift und bewohnt. Warnruf aus, fliehen alle Meerschweinchen.

Aufmerksam und immer zur Flucht bereit, Wenn einer aufpasst, können die anderen im
wird die Umgebung überwacht. sicheren Versteck in aller Ruhe fressen.
8 Das Meerschweinchen

Der Weg zum Heimtier herum. Sie werden vor allem mit Küchen-
Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, abfällen gefüttert. Diese Küchenabfälle be-
wie lange Meerschweinchen schon domesti- stehen überwiegend aus Maisblättern und an-
ziert sind. Es gibt unterschiedliche Quellen mit deren Gemüseresten. Dazu kommt eine Kost
Angaben, die von 5 000 v. Chr. bis zu 2 000 v. Chr. aus wildwachsenden Gräsern, Zweigen und
reichen. Die ältesten gesicherten Funde aus Blättern.
dem Hochland werden um 900 v. Chr. datiert. Bunte und Rosettenmeerschweinchen wur-
Diese Funde zeigen schon alle Besonderhei- den schon früh gern als Opfertiere verwendet,
ten von domestizierten Meerschweinchen. weshalb sie seit mindestens 2 000 Jahren ge-
Es wird deshalb davon ausgegangen, dass zielt nach Farben und Fellarten gezüchtet
Meerschweinchen, vor allem die der Altiplano- werden. Erst im 16. Jahrhundert gelangten
Region, wo heute noch Tschudi-Meerschwein- die ersten Meerschweinchen durch portugie-
chen wild vorkommen, schon wesentlich län- sische und spanische Händler nach Nordame-
ger in der Obhut der Menschen lebten. In rika, Portugal und Spanien. Anfangs wurden
Peru, Ecuador und Chile wurden und werden sie noch als exotische Besonderheiten von
sie vorwiegend als Opfertiere sowie Fleisch- Adeligen zur Schau gestellt. Durch ihre Ver-
und Pelzlieferanten gehalten. Sie leben häufig mehrungsfreude und ihre Anpassungsfähig-
mit den Menschen im Haus zusammen und keit wurden sie aber schon bald zu beliebten
laufen frei in den Hütten auf dem Boden Haustieren bei der Bevölkerung und gelangten

Farb- und Fellvarianten, wie Rosetten oder weiße Meerschweinchen gibt es schon lange.
Vom Wildmeerschweinchen zum Heimtier 9

vor allem im 17. Jahrhundert in weitere euro- Arten werden in „Gattungen“ zusammenge-
päische Länder und nach Deutschland. In fasst. Gattungen, deren Arten Ähnlichkeiten
Europa wurden sie nicht im großen Stil als haben, bilden eine „Familie“, die wiederum in
Nutztiere gehalten. Vor allem ihr ruhiges und Ordnungen zusammengefasst werden. Geht
freundliches Wesen sowie ihre Farben- und man höher, stellt man fest, dass Meerschwein-
Fellvielfalt macht sie bei Züchtern und Heim- chen in die Familie der Säugetiere gehören,
tierhaltern zu beliebten Haustieren. sie gehören zu unserer Familie.
Diese Einteilungen sind keine starren Ge-
Namensndung bilde und es kommt immer wieder zu neuen
Woher kommt eigentlich der recht ungewöhn- Klassifizierungen von Tieren. Unsere Meer-
liche Name? Die kleinen Wesen können weder schweinchenartigen gehören zu den Tieren,
schwimmen, noch leben sie im Meer und mit bei denen es zunehmend Zweifel an der bishe-
Schweinen sind sie auch nicht verwandt. Es rigen Ordnung gibt. Die Forschung hat anhand
gibt viele Erklärungen zur Namensfindung: von genetischen und biochemischen Untersu-
Dem Etymologischen Wörterbuch „Kluge“ ist chungen in den letzten Jahren zu der Erkennt-
zu entnehmen, dass früher die Stachelschwei- nis geführt, dass sie sich so stark von allen
ne so genannt wurden. Noch älter wäre die anderen Nagern unterscheidet, sodass sie ei-
Bezeichnung „meriswin“ für Delphine, die gentlich nicht in die Ordnung der Nager passen.
hoch quieken, ähnlich wie unsere Haustiere, Beispielsweise halten sie ihr Futter nicht mit
und im Meer leben. Eine andere und sehr po- den Vorderpfoten fest wie die meisten Nager
puläre Erklärung ist die, dass die Tiere „Meer“ und es gibt auch Unterschiede im Genom.
im Namen haben, weil sie über das Meer ka-
men, und „Schweinchen“ weil sie wie Schweine Biologische Systematik
quieken. In England heißen die Tiere Guinea
Pigs, weil sie früher für „einen Guinea“ (eine Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
alte Münzeinheit) zu bekommen waren. Heute Dazu gehören 29 Familien, unter anderem
wird dort die Bezeichnung „Cavie“ verwendet, Chinchilla, Hörnchen, Mäuseartige.
Unterordnung: Stachelschweinverwandte
die auf ihre Lebensweise in Höhlen hinweist.
(Hystricomorpha)
Meerschweinchenfans schreiben den Namen
Dazu gehören Stachelschweine und Meer-
gern um in „Mehrschweine“, weil man immer
schweinchenverwandte.
mehr davon haben möchte, oder „Möhren-
Teilordnung: Hystricognathi
schweinchen“, weil sie gern Möhren fressen.
Dazu gehören unter anderem Chinchillas,
Stachelratten und Baumratten.
Familie: Meerschweinchenartige (Caviidae)
Zoologische Zuordnung Dazu gehören 5 Gattungen, unter anderem
Zwergmeerschweinchen und Wieselmeer-
In der Biologie werden Tiere systematisch er- schweinchen.
fasst und in Kategorien aufgeteilt. Maßgeblich Gattung: Echte Meerschweinchen (Cavia)
für diese Einteilungen sind die ganz speziellen Dazu gehören vermutlich 8 Arten, unter an-
Merkmale einer Tiergruppe. So werden alle derem das Gemeine Meerschweinchen (Cavia
Tiere, die sich theoretisch untereinander er- aparea) und das Tschudi Meerschweinchen
folgreich fortpflanzen könnten und weitere (Cavia tschudii).
spezifische Merkmale haben, die als klares Art: Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus
Erkennungsmerkmal dienen können, in einer form. domestica)
„Art“ zusammengefasst. Sehr nah verwandte
10 Das Meerschweinchen

Enge Verwandte der schweine gehören ebenso zu dieser Gruppe


Meerschweinchen wie die als Heimtiere bekannten Chinchillas.
Die größten Verwandten unserer Meer-
Die engsten Verwandten unserer Meer- schweinchen sind die Capybaras, besser be-
schweinchen sind vermutlich Tschudi Meer- kannt als Wasserschwein (Hydrochoerus hydro-
schweinchen. Im direkten Vergleich mit un- chaeris). Capybaras erreichen eine Länge von
seren Haustieren fällt zuerst auf, dass diese bis zu 130 cm und eine Höhe von bis zu 60 cm.
wesentlich leichter und schlanker sind. Sie Ihr durchschnittliches Gewicht liegt bei 50–60
wiegen ausgewachsen nur etwa 500 bis 600 g. kg, wobei die Weibchen schwerer werden.
Ihr Fell ist agoutifarben, jedes Haar ist drei- Besonders große Exemplare können sogar bis
fach in grauem bis bräunlichem Farbton ge- zu 80 kg wiegen. Sie haben ein langes, aber
bändert, das ergibt einen graubraunen Ge- eher dünnes, grobes, graubraunes Fell. Mit
samteindruck. Der Bauch ist heller gefärbt. den Schwimmhäuten zwischen ihren Zehen
Tschudi Meerschweinchen sind wesentlich und ihrem ganzen Körperbau sind sie gut an
agiler als unsere Haustiere. Sie sind sehr eine Lebensweise im Wasser, vorzugsweise
flink, können besser klettern und springen. am Flussufer angepasst. Diese Riesen-
Ein ebenfalls enger Verwandter aus der schweinchen wohnen vor allem in Panama,
Gattung der echten Meerschweinchen sind Kolumbien und Venezuela und sind damit also
Gemeine oder Wildmeerschweinchen (Cavia die großen Nachbarn unserer Heimtiere.
aperea). Vor den genetischen Tests wurde an- Nutrias, auch Wasserratten genannt,
genommen, dass sie die Stammform unserer gehören ebenfalls zur Familie der Stachel-
Heimtiere wären. Sie sind ebenfalls grau- schweinartigen und sind daher entfernt mit
braun, wiegen zwischen 700–1 500 g und sind den Meerschweinchen verwandt. Sie stammen
damit etwas leichter als unsere Heimtiere. ebenfalls aus Südamerika und wurden zur
Sie leben in Gruppen von fünf bis zehn Tieren Pelzgewinnung in Pelzfarmen gehalten. Aus-
in angeblich selbst gegrabenen Höhlen. gesetzte Tiere oder solche, die fliehen konn-
Innerhalb der Teilordnung Hystricognathi ten, haben sich mittlerweile in einigen Gebie-
gibt es viele weitere Verwandte. Stachel- ten Europas angesiedelt.

Stachelschweine sind wehrhafte und eher Wasserschweine sind wohl die imposantesten
entfernte Verwandte unserer Heimtiere. Verwandten der Meerschweinchen.
11

Anatomie der Meerschweinchen

Die Meerschweinchenanatomie gleicht der Meerschweinchen haben einen breiten Brust-


vieler Säugetiere. Ihr Skelett ist im Großen korb, mit 12 Rippen auf jeder Seite. Ihre kur-
und Ganzen wie bei jedem Wirbeltier auf­ zen und kräftigen Beinchen haben je vier Ze-
gebaut. Sie haben eine Wirbelsäule, die sich hen an den Vorderfüßchen und drei Zehen an
aus 7 Halswirbeln, 12 Brustwirbeln, 6 Len­ den Hinterfüßchen. Die Zehen verfügen über
denwirbeln, 4 Kreuzbeinwirbeln und 7 Krallen. Diese bestehen aus einer massiven
Schwanzwirbeln zusammensetzt. Am Ende Krallenplatte an der oberen Seite und einer
der Wirbelsäule befindet sich ein kurzer weicheren und langsamer wachsenden Kral-
Schwanzfortsatz, allerdings haben Meer­ lensohle, zusammen ergeben sie eine röhren-
schweinchen keinen sichtbaren Schwanz. förmige Kralle. Darin befindet sich die gut
durchblutete Lederhaut. Die Krallen wachsen
zeitlebens nach.
Von Kopf bis Fuß Ein häufiger Gendefekt bei Meerschwein-
chen sind überzählige Zehen an den Hinterfü-
Am Anfang der Wirbelsäule befindet sich der ßen. Meist sind es seitlich angesetzte Zehen,
Kopf mit dem außergewöhnlichen Gebiss der die zwar im vorderen Bereich eine Kralle ha-
Meerschweinchen. Dieses verfügt über wur- ben, aber häufig nur durch ein sehr dünnes
zeloffene Zähne, die ein Leben lang nach- Stück Haut mit dem Fuß verbunden sind. Wenn
wachsen. Die oberen Schneidezähne sind fast diese Zehen sehr locker hängen, besteht die
weiß, sehr hart und werden von den unteren Gefahr des Abreißens, sie sollten von einem
Schneidezähnen beim Nagen sichelförmig ab- Tierarzt entfernt werden. Die Fußballen der
gemahlen. Meerschweinchen haben keine Meerschweinchen sind nackt und mit einer
Eckzähne. Im hinteren Kieferbereich befinden Lederhaut überzogen. Besonders bei überge-
sich beidseitig Mahlzähne, je vier auf jeder wichtigen Schweinchen wächst diese Haut am
Seite oben und unten. Diese werden durch Vorderfuß zur Seite weg und bildet dort eine
intensive Mahlbewegung abgeschliffen. Hornhaut, das sogenannte Ballenhorn.
12 Das Meerschweinchen

Die Verdauung
Die Mundhöhle des Meerschweinchens wird
in zwei Abschnitte unterteilt. Im vorderen
„Nageraum“ wird die Nahrung mit den Nage-
zähnen grob zerkleinert. Große Backenwülste
teilen den hinteren „Kauraum“ ab. Dort wird
die Nahrung mit den Backenzähnen fein zer-
kleinert (zermahlen). Im Maul wird die Nah-
rung eingespeichelt und dann über die Speise-
röhre in den Magen weitergeleitet. Im Magen
(Fassungsvermögen bei erwachsenen Tieren
ca. 20–30 ml) wird die Nahrung vermengt, mit
Am Anfang der Verdauung steht die Futterauf- verschiedenen Enzymen aufgespalten und
nahme, bevorzugt in Form von Gras.
übereinander geschichtet. Der Magen ist ein-
höhlig und dünnwandig und besitzt nur eine
geringe Muskulatur. Innerhalb von 1–7 Stun-
den gelangt der Speisebrei vom Magen in den
12 cm langen Zwölffingerdarm. Am Zwölffin-
gerdarm liegen der Gallengang und der Aus-
führungsgang der Bauchspeicheldrüse.
Der Darm des Meerschweinchens verfügt
über eine geringe Muskulatur. Der Speisebrei
wird nur in geringem Maß durch die Bewe-
gung der Darmmuskulatur (Darmperistaltik)
weitergeleitet, sondern in erster Linie durch
nachkommende Nahrung. Er wird deshalb
auch als „Stopfdarm“ bezeichnet.
Der lange Grashalm wird mit den Backenzähnen Im Anschluss an den Zwölffingerdarm
zermahlen und dabei eingezogen. (Duodenum) passiert der Speisebrei den Leer-
darm (Jejunum) und den Krummdarm (Ileum),
die zusammen 120 cm lang sind. Dort findet
eine weitere enzymatische Aufspaltung des
Speisebreis statt, gelöste Futterbestandteile
werden aufgenommen, Eiweiße werden syn-
thetisiert.
Der Blinddarm des Meerschweinchens
(Zäkum/Caecum) ist ca. 15 cm lang. Er liegt
gekrümmt (hufeisenförmig) an der Bauch-
wand an und wird in drei Abschnitte unterteilt.
Im Blinddarm befinden sich Bakterien, die für
die Aufspaltung und Bildung von Vitaminen
lebenswichtig sind. Im Blinddarm wird ein
Es dauert nur wenige Sekunden, bis der Grashalm spezieller Kot durch Vitamine und Eiweiß an-
komplett verschwunden ist. gereichert. Dieser Blinddarmkot macht etwa
Anatomie der Meerschweinchen 13

30 % des Kotes aus. Er passiert den Dickdarm pH-Wert von etwa 8–9. Im Dickdarm (ca. 80 cm
unverändert und wird vom Meerschweinchen lang) werden die Nährstoffe aufgenommen,
direkt am Anus wieder aufgenommen. So ver- Wasser wird entzogen. Die gesamte Darm-
sorgen sich Meerschweinchen mit Eiweißen passage kann etwa 5 Tage dauern!
und verschiedenen Vitaminen. Es finden sich Die Ausscheidung stickstoffhaltiger End-
im Zäkum hauptsächlich anaerobe und gram- produkte des Stoffwechsels geschieht durch
positive Bakterien (Kokken, Lactobacillen). die Nieren, Harnleiter, Harnblase und Harn-
Die Darmflora hat im Idealfall einen basischen röhre.

2
3

5 4

7
6

8
10
9

12 11

13 14

15
16

Legende:
1 Schneidezähne 5 Luftröhre 9 Leber (vierteilig) 13 Blinddarm
2 Lymphdrüsen 6 Lungen beidseitig 10 Gallenblase 14 Dickdarm
3 Kehlkopf 7 Herz 11 Magen 15 Dünndarm
4 Speicheldrüsen 8 Zwerchfell 12 Zwölffingerdarm 16 Blase
14 Das Meerschweinchen

Optische Erscheinung Tier zu schlank oder zu massig ist. Fühlt sich


das Tier knochig an, ist die Wirbelsäule leicht
„Fellkartoffeln“ ist eine der vielen liebevollen zu ertasten oder zu sehen, steht das Becken
Bezeichnungen, die Heimtierhalter für ihre spitz hervor, wirkt das Gesicht eingefallen und
Meerschweinchen haben. Und tatsächlich erin- spitz, dann ist das Meerschweinchen eindeutig
nert ihr plumper Körperbau an eine Kartoffel. untergewichtig. Es ist abzuklären, ob Erkran-
Meerschweinchen haben eine durchgehend kungen oder Darmparasiten vorliegen. Die Er-
ovale, runde bis birnenförmige Körperform. Der nährung muss überdacht werden. Fette und
Körper fühlt sich fest und kompakt an. Der Hals Proteine dürfen nicht fehlen.
ist nicht zu erkennen, der Körper scheint direkt Fühlt sich das Tier sehr schwammig an,
in den Kopf überzugehen. Beim Laufen er- hat es ein starkes, hängendes Doppelkinn
scheint das Tier waagerecht. Meerschweinchen (eine Wamme), ist es nicht mehr möglich, un-
verfügen über sehr kurze Beine, deren Anato- ter dem Tier durchzuschauen, wenn es läuft,
mie auf kurze Sprints und langsames Laufen weil der Bauch bis zum Boden hängt, hat es
ausgelegt ist. Sie laufen nur kurze Strecken Fettwulste an den Seiten, biegen sich die Hin-
und Klettern und Springen gehört auch nicht terfüße stark zur Seite weg oder sind fehlge-
zu ihren Stärken. stellt, bildet es Hornhaut an den Fußaußensei-
ten, dann ist es vermutlich stark übergewichtig
Größe und Gewicht und die Ernährung sollte überdacht werden.
Meerschweinchen haben eine durchschnittli- Ausnahme: Tragende Weibchen sind sehr rund
che Körperlänge von etwa 20–35 cm. Weibchen und bilden auch Hornhaut aus. Weibchen mit
wiegen zwischen 700–1 200 g und Böckchen sind großen Eierstockzysten (siehe Seite 164) wir-
etwas schwerer, sie können zwischen 800 und ken mitunter übergewichtig. Jüngere, ausge-
1 600 g wiegen. Cuymixe (siehe Seite 181) kön- wachsene Tiere zwischen 1,5 und 4 Jahren
nen sogar noch schwerer werden. Es gibt also sind häufig sehr schwer und groß. Ältere Tiere
kein Idealgewicht für Meerschweinchen, allein ab 5–6 Jahren nehmen oft etwas ab, dies kann
die Proportionen entscheiden darüber, ob ein aber auch krankheitsbedingt sein.

Auf ihren sehr kurzen Beinchen können Meer- Dieses ältere Meerschweinchen ist etwas struppig
schweinchen erstaunlich schnell sein. und mager, aber immer noch fit.
Anatomie der Meerschweinchen 15

Fell und Behaarung Rassen


Meerschweinchen sind fast überall am Körper
dicht behaart. Die Ohren wirken nackt, sie ha- Meerschweinchen gibt es mittlerweile in so
ben nur einen dünnen Flaum. Ein kleiner Be- vielen Farben, Fellarten und sogar in verschie-
reich direkt hinter den Ohren, die Füße und denen Größen, dass es allein zu dem Thema
Gelenkinnenseiten sowie die Innenseite der viele Bücher gibt. Es ist also nicht möglich, in
Oberschenkel und die Genitalien sind haarlos diesem Buch alle Rassen vorzustellen. Anders
oder haben ebenfalls nur einen dünnen Flaum. als beispielsweise Kaninchen zeigen die unter-
Die Haare wachsen ständig, etwa 3 bis 5 mm schiedlichen Rassen keine Größenunterschie-
in der Woche. Bei kurzhaarigen Meerschwein- de. Lediglich die sogenannten Cuymeer-
chen werden die längeren Haare regelmäßig schweinchen, die ursprünglich in Peru als
etwa alle 2 bis 3 Wochen abgestoßen und neue Masttiere gezüchtet wurden, werden wesent-
Haare wachsen nach. Bei langhaarigen Meer- lich größer als die normalen Meerschwein-
schweinchen findet ein solcher Haarwechsel chen. Sie können bis zu 3 kg, Cobayos bis 4 kg
wesentlich seltener statt. Einen jahreszeitlich auf die Waage bringen, normal sind um die
bedingten Fellwechsel gibt es nicht. Tiere in 3 kg oder weniger. Sie haben eine geringere
Winterkaltstallhaltung bilden jedoch ein dich- Lebenserwartung und sind stressanfälliger als
teres Fell aus. normale Meerschweinchen.
Die einzelnen Haare der kurzhaarigen Meer- Die meisten Fellvarianten gibt es in einfar-
schweinchen sind ca. 3 cm lang. Bei lang- big, zweifarbig und dreifarbig. Züchter unter-
haarigen Tieren kann das Fell an einzelnen scheiden nach Farben und Fellarten. Bei den
Stellen bis zu 10 cm und länger werden. Am Vollfarben ist das Fell durchgefärbt. Es gibt
Bauch ist es kürzer. Die einzelnen Haare kön- aber auch verschiedene Fellzeichnungen:
nen dreifach gebändert, „Agoutis“ (Unterfarbe, Agoutis In verschiedenen Farben gebänderte
Deckfarbe, Ticking), zweifach gebändert, „Ar- Haare, das Unterfell ist anders gefärbt.
gente“ (Unterfarbe, Deckfarbe) oder Vollfarbe Schildpatt Rotschwarze Meerschweinchen,
(Deckfarbe) sein. auch mit Weiß.

Bei diesem Lunkarya steht das bunte Fell wild Ein Schildpattmeerschweinchen mit nicht ganz
und lockig in alle Richtungen ab. optimaler Farbverteilung.
16 Das Meerschweinchen

Dieses schöne und dekorative Silberagouti schaut Käse mag dieses Tierchen nicht, obwohl es ganz
recht neugierig in die Welt. deutlich ein Holländer ist.

Brindle Wirken gestromt. Glatthaarmeerschweinchen, Englisch Kurz-


Japaner Streifenbildung im Fell. haar Kurzes, glatt anliegendes Fell. Schopf-
Magpie Drei verschiedene Farbfelder in Weiß, meerschweinchen: Kurzes, glattes Fell und
dunkel und dunkel-weiß-melierte Farbfelder. ein Wirbel auf dem Kopf. American Crested:
Holländer Ovale Kopfflecken auf weißem Kopfwirbel weiß. Englisch Crested: Kopfwirbel
Grund um Auge und Ohr, die im Nacken inein- in Fellfarbe.
ander übergehen, ein weißes Band um den Rosettenmeerschweinchen (Abyssinian)
Brustbereich, Hinterteil in der gleichen Farbe Kurzes Fell mit Wirbeln über den ganzen Kör-
wie die Kopfflecken. per verteilt. Acht Rosetten, zwei auf der Hüfte,
Himalaya Helles Fell mit einem dunklen zwei auf der Hinterhand und zwei auf dem
Fleck auf der Nase und dunklen Ohren. Rücken und zwei in Schulterhöhe.
Marder Dunkle Kopfmaske. Rexe und US Teddys Sehr kurzes, drahtig
Vollfarben Rot, Gold, Creme, Safran, Buff, gekräuseltes und abstehendes Fell.
Weiß, Schwarz, Schokolade, Slate Blue, Lilac, Ridgeback Kurzes, glattes Fell mit einem
Beige und Agoutifarben Solidagouti, Gold- Kamm auf dem Rücken.
agouti, Orangeagouti, Silberagouti, Cinnamon- Curly Kurzes, kraus gelocktes Fell mit zwei
agouti, Grauagouti, Cremeagouti, Salmagouti. Hüftrosetten.
Shelties Langes und glatt fallendes Fell.
Fellstruktur Coronets Langes, glattes Fell und einen
Das Fell der Meerschweinchenrassen kann Wirbel auf dem Kopf.
auch verschiedene Strukturen und Längen in Angoras Langes, glattes Fell mit Wirbeln
verschiedenen Farbkombinationen aufweisen. über den Körper verteilt wie Rosetten.
Anatomie der Meerschweinchen 17

Peruaner verfügen über langes Fell, zwei Wirbel an der Hüfte und über eine wilde Tolle.
Das Fell am Kopf dieses Peruaners wurde gekürzt, damit es nicht in die Augen fällt.

Peruaner Langes, glattes Fell, in der Hüfte Physiologische Daten


zwei Wirbel, dadurch entsteht ein ausgepräg-
Körpertemperatur: 37,4–39,5 °C Bei Stress
ter Pony, weil das Fell nach vorne fällt.
stark schwankend.
Merino Langes, gewelltes Fell und einen
Atemfrequenz: 100–150 Atemzüge pro Minute
Wirbel auf dem Kopf.
Herzfrequenz: 230–380 Schläge pro Minute
Lunkarya Langes, raues, gewelltes Fell mit
Blutdruck: 50–65 mm (Hg)
Wirbeln. Gewicht: Weibchen 700–1 200 g, Böcke 800–
Texel Langes, gelocktes Fell. Sie entstanden 1 600 g
aus Kreuzung von Sheltie und Rex. Futterverbrauch: Trockenmasse (nach Was-
Mohair Langes, gelocktes Fell mit Wirbeln. serentzug) 10–16 g je 100 g Körpergewicht
Alpaka Langes, gelocktes Fell, zwei Wirbel in Wasserverbrauch: ~10 ml je 100 g Körper-
der Hüfte, wodurch Fell nach vorne fällt. gewicht
Die meisten Meerschweinchen sind aller- Geschlechtsreife: Abgeschlossene Ge-
dings nicht sehr regelkonform. Viele Haustiere schlechtsreife mit 8–10 Wochen. Frühreife
entstehen durch zufällige Verpaarungen un- ab dem Ende der 3. Lebenswoche.
terschiedlicher Rassen und weisen damit auch Zuchtreife: Ab dem abgeschlossenen dritten
unterschiedliche Merkmale auf. Ihr Fell weist Lebensmonat und ab etwa 700 g.
unterschiedliche Farben und Fellstrukturen Ausgewachsen: Etwa mit 8 Monaten ab-
auf und die Rosetten sind an unterschiedli- geschlossene Entwicklung.
chen Stellen am Körper verteilt. Sie sind ein- Geschlechtszyklus: 14–18 Tage
fach nur tolle, bunte und witzige Hausmeer- Lebenserwartung: Etwa 5–8 Jahre
schweinchen.
18 Das Meerschweinchen

Die Sinne der Meerschweinchen

Die Sinneswahrnehmungen unserer Heimtie­ (der Mensch hat knapp 400). Jeder einzelne
re unterscheiden sich sehr von der mensch­ spricht auf einen bestimmten Geruch an. Da-
lichen Wahrnehmung. Sie können besser rie­ mit können Meerschweinchen sehr viele un-
chen, orientieren sich an Gerüchen, hören terschiedliche Geruchsmuster unterscheiden.
besser, können dafür aber schlechter sehen. Wenn ein Meerschweinchen etwas genauer
Sie haben einen sehr guten Tastsinn und ihr untersuchen möchte, fängt es an zu „schnüf-
Geschmackssinn ist ebenfalls gut ausge­ feln“, um mit dem so entstehenden Luftzug
prägt. Sie leben in einer ganz anderen Welt mehr Luft und somit mehr Duftmoleküle zum
als wir und so ganz werden wir ihre Welt Geruchsorgan zu leiten.
wohl nie verstehen. Der Geruchssinn der Meerschweinchen ist
also wesentlich stärker ausgeprägt als der des
Menschen. Sie können sogar verschiedene Grä-
Schnuppernasen – ser am Geruch erkennen und diese in getrock-
die Welt der Düe netem Zustand aus einem Heuberg mithilfe ih-
rer Nase selektieren. So könnten sie also auch
Einer der wichtigsten Sinne für Meerschwein- mit geschlossenen Augen genau feststellen,
chen ist der Geruchssinn. Mit ihrer Nase er- was sie fressen können und was nicht.
schnuppern sie leicht, welche Futtermittel
fressbar sind und welche nicht. Sie erkennen Dudrüsen
ihre Artgenossen und Freunde am Geruch, Meerschweinchen markieren ihre Umge-
sogar deren Gemütszustand ist für sie über bung mit ihren Duftdrüsen. Sie verfügen aller-
den Duft zu erkennen. dings nur über wenige Duftdrüsen und mar-
Die Nase der Meerschweinchen ist verhält- kieren nicht sehr intensiv. Beim Bock befindet
nismäßig groß. Sie verfügt im Inneren über ein sich unterhalb des Afters zwischen Anus und
sensibles Geruchsorgan (Organum olfactus), das Hoden eine große Hauttasche. Sie enthält zwei
mehr als 1 000 unterschiedliche Rezeptoren hat Perinealdrüsen (saccus perinei), die eine stark
Die Sinne der Meerschweinchen 19

duftende, ölige Flüssigkeit absondern. Mit die- Schweinische Blickwinkel


ser Drüse rutscht das Meerschweinchen über
den Boden, um das Revier zu markieren. Bö- Die Augen der Meerschweinchen sind sehr
cke markieren auch ihre Weibchen beim Deck- groß, rund und normalerweise braun/schwarz.
akt damit. Diese Drüsentasche ist gerade bei Je nach Rasse können sie aber auch rot bis
älteren Böcken häufig verschmutzt, es sam- brombeerfarben sein. Sie sind seitlich am
melt sich Streu und Unrat darin. Die Geruchs- Kopf angebracht, wodurch sie einen relativ
entwicklung beim Reinigen dieser Tasche ist weiten Gesichtskreis von 340° haben. Sie se-
unbeschreiblich und für uns Menschen ist es hen also, ohne sich zu drehen, fast im Kreis,
kaum vorstellbar, dass Meerschweinchen die- nur direkt vor ihrer Nase ist ein kleiner, toter
sen „Duft“ gern riechen. Beim Weibchen ist Winkel und im Nacken. Ihr räumliches Seh-
diese Drüsentasche ebenfalls angelegt, aber vermögen ist dadurch allerdings stark einge-
nur sehr schwach ausgeprägt. schränkt. Sie gelten außerdem als kurzsichtig
Etwa 1 cm oberhalb des Afters liegt die und können weiter entfernte Gegenstände
Kaudaldrüse (glandula caudalis). Sie ist als nicht mehr gut erkennen. Dafür nehmen sie
kleine Erhebung zu ertasten. Es handelt sich jede Bewegung in ihrer Umgebung üblicher-
um eine ovale Region mit meist stark pigmen- weise sofort wahr. Meerschweinchen können
tierter Haut. Mitunter kann sie auch verklebt Farben, vor allem Rot, Grün, Gelb und Blau,
sein, wenn die Drüsen stark sekretieren. gut voneinander unterscheiden. Aber sie se-
Diese Drüse produziert ebenfalls Duftstoffe, hen diese Farben ganz anders als wir, denn
vor allem Pheromone, also Sexuallockstoffe. sie verfügen nur über zwei Farbrezeptoren im
Die Drüse von Böcken ist etwas ausgeprägter Auge, den S-Zapfen für Blau/Blauviolett und
als die der Weibchen. Aber gerade bei den den M-Zapfen, der einem gelbgrünen Farb-
Weibchen ist sie für die Männchen von großem spektrum entspricht. Ihnen fehlt der L-Zapfen
Interesse, denn ihr Geruch verrät, ob das für Licht im langen Wellenbereich, welches
Weibchen paarungsbereit ist. Der für Meer- einem rötlichen Licht entspricht. Anders als
schweinchennasen angenehme Duft soll auch Menschen können sie Farben im ultravioletten
das Hinterherlaufen der Tiere fördern. Bereich gut wahrnehmen.

Das typische Hintereinanderherlaufen wird durch Meerschweinchen beobachten ihre Umgebung


die Duftdrüsen gefördert. immer sehr aufmerksam.
20 Das Meerschweinchen

Kühlschranktür? Gemüsefach? Dieses kleine Schweinchen hat etwas sehr Interessantes gehört.

Sie verfügen über mehr Stäbchen im Auge als kleinen Einschränkung hören sie damit recht
wir Menschen. Diese Stäbchen sind lichtemp- gut. Das müssen sie auch, denn Meerschwein-
findlich, je mehr vorhanden sind, umso besser chen kommunizieren sehr viel über ihre Laut-
kann Restlicht eingefangen und genutzt wer- sprache miteinander und schließlich soll diese
den. Meerschweinchen können also auch in vom Artgenossen gehört werden. Sie nehmen
der Dämmerung noch sehr gut sehen. Töne in einem Frequenzbereich von 16 bis
33 000 Hertz wahr, einige Quellen gehen sogar
davon aus, dass sie Töne bis 45 000 Hertz re-
Wir hören alles gistrieren. Vor allem ihre Warnrufe und die
Rufe von Jungtieren sind teilweise sehr hoch,
Während die Wildform unserer Hausmeer- sie liegen also in Bereichen, die wir nicht mehr
schweinchen über trichterförmige, kleine hören. Das könnte erklären, warum die ganze
Ohrmuscheln verfügt, die den Schall perfekt Schweinebande plötzlich hysterisch wegläuft,
in das Ohr leiten, haben unsere Haustiere obwohl wir nichts gehört haben und uns wun-
häufig große Schlappohren. Doch trotz dieser dern, was da los ist.

Das könnte Ihnen auch gefallen