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GESCHEHNISSE
NACH
DEM TOD
Mawlänä Äsiq Ilähi Bulandsahri

OSTEC
1

ASTEC

Die Geschehn isse nach dem Tod


Mawlänä 'Äsiq Ilähi Bulandsah ri

ISBN: 978-605-63720-7-0

2014

Dieses Buch ist urheberrech tlich geschützt.


Alle Rechte vorbehalten.
© Astec Verlag
www.astecgmbh.de
Bochum, 2014

ASTECGM BH
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DIE GESCHEHNISSE
NACH DEM TOD
Mawlänä cÄsiq Ilähi Bulandsahri

Übersetzer: Matthias Bernhard Schmidt


Inhaltsverzeichnis

VORWORT DES ÜßERSETZERS ........................................................................ 15


VORWORT ................................................................................................................. 21
EINFÜHRUNG .......................................................................................................... 23
DER ZUSTAND DES BARZAIJ ............................................................................ 29
Dm SCHANDE DER UNGLÄUBIGEN .............................................................................. 31
DAS BANGEN DES GLÄUBIGEN UM SEIN GEBET (~ALÄH) ................................. 34

DIE FURCHTLOSIGKEIT DES GLÄUBIGEN IM GRAB UND WIE IHM DAS


PARADIES GEZEIGT WIRD ............................................................................................... 34

DIE LEUTE DES BARZAI.J BEFRAGEN DIE GLÄUBIGEN ÜBER ANDERE ........ 38

DIE TATEN DER LEBENDEN WERDEN DEN LEUTEN

DES BARZAtJ GEZEIGT....................................................................................................... 38

DAS GRAB UMARMT DIE GLÄUBIGEN, SO WIE MÜTTER IHRE KINDER .... , 38

Dm ERDEN UND DIE HIMMEL LIEBEN DEN GLÄUBIGEN UND

WEINEN ÜBER SEINEN TOD ............................................................................................ 39

DER LOHN FÜR SADAQA AL-GARIYA,

UND DAS BITTEN UM VERGEBUNG DER KINDER .................................................. 40

DER TODESENGEL GRÜSST DEN GLÄUBIGEN MIT SALÄM ................................. 41

DIE WEIGERUNG DES GLÄUBIGEN IN DER WELT ZU VERBLEIBEN,

SOWIE DAS ERHALTEN DER FROHEN BOTSCHAFT .............................................. 42

J\LLÄIIS ANSPRACHE AN DIE MÄRTYRER ............................................................... 43

DER SCHMERZ DES MÄRTYRERTUMS IST NUR WIE EIN AMEISENBISS .... 44

EINZELHEITEN ÜIJER DIE STRAFE DES GRABES .................................................. 44

SCHLANGEN IM GRAB ....................................................................................................... 45

5
DAS WEINEN DER TOTEN IM GRAB,

UND WIE SIE MIT EISEN KEULEN GESCHLAGEN WERDEN .................... ,.......... .46

ÜBLE NACHREDE UND VERSCHMUTZUNG MIT

URIN ZIEHEN STRAFE IM GRAB NACH SICH ........................................................... 48

BESTIMMTE STRAFEN FÜR BESTIMME TATEN, .................................................... 49

ÜBER DAS REDEN DER ERDE MIT DEM TOTEN ..................................................... 52

DIEJENIGEN, WELCHE VOR DER STRAFE IM GRAB GESCHÜTZT SIND ......... 53

JENE, WELCHE DIE SURE „AL-Muu{'' UND

,,'ALIF LÄM MiM" IN DER NIEDERWERFUNG LASEN ........................................... 53

ÜBER DIE PERSON, WELCHE AN EINER MAGENKRANKIIEIT VERSTIRBT .... 54

ÜBER DIE PERSON, WELCHE IN DER NACHT DES FREITAGS, ODER AM

FREITAG STIRBT.................................................................................................................. 55
ÜBER DIE PERSON, WELCHE IM RAMADAN STIRBT ........................................... 55

ÜBER DENJENIGEN, DER AN EINER SEUCHE STIRBT ........................................... 55

DER MÄRTYRER UND DER MUGÄHID ........................................................................ 55


JEMAND, DER VOM GRAB ABGEWIESEN WIRD ...................................................... 56

ÜBER DAS ZEIGEN DES PARADIES UND

DER HÖLLE AM MORGEN UND AM ABEND ............................................................... 57

DIE TATEN DER UMMA WERDEN DEM PROPHETEN -

ALLÄHS SEGEN UND FRIEDEN AUF IHM - GEZEIGT ............................................ 57

DER PROPHET - ALLÄHS SEGEN UND FRIEDEN AUF IHM -

HÖRT DIE GRÜSSE UND SEGENSWÜNSCHE,

WELCHE AUF IHN GESPROCHEN WERDEN ............................................................... 58

ÜBER DAS LEBEN DER PROPHETEN - ALLÄHS SEGEN

UND FRIEDEN AUF IHNEN - NACH DEM TOD .......................................................... 58

DIE KÖRPER EINIGER MÄRTYRER VON

U~IUD WURDEN INTAKT VORGEFUNDEN .................................................................. 60

STUFEN UND ZUSTÄNDE DER HÖLLE .......................................................... 63


DIE TIEFE DER HÖLLE ...................................................................................................... 63

DIE WÄLLE DER HÖLLE .................................................................................................... 64

6
DIE TORE DER HÖLLE ........................................................................................................ 64
FEUER UND FINSTERNIS DER HÖLLE ........................................................................ 64
STUFEN DER BESTRAFUNG IN DER HÖLLE ............................................................. 65
DER ATEM DER HÖLLE ..................................................................................................... 66
DER BRENNSTOFF DER HÖLLE ..................................................................................... 67
STUFEN DER HÖLLE ........................................................................................................... 67
DER NACKEN DER HÖLLE ................................................................................................ 68
EINGESCHLOSSEN IN SÄULEN VON FEUER .............................................................. 69
DIE ANZAHL DER FÜR DIE HÖLLE VERANTWORTLICHEN ENGEL ................ 69
DER ZORN DER HÖLLE ...................................................................................................... 69
DIE ZÜGEL DER HÖLLE UND DIE ZIEHENDEN ENGEL .......................................... 72
SCHLANGEN UND SKORPIONE DER HÖLLE .............................................................. 72
IN DER HÖLLE GIBT ES KEINEN Ton ......................................................................... '. 73
DER RUF DER HÖLLE ......................................................................................................... 73
KEINE ERLÖSUNG VON DER STRAFE DER HÖLLE .............................................. , 74
FEURIGE DORNEN ALS TRANK UND NAHRUNG DER HÖLLENBEWOHNER ... 74
FAULIGER EITER .................................................................................................................. 74
ZAQQÜM .................................................................................................................................. 75
GASSÄQ .................................................................................................................................... 76
FLÜSSIGES METALL ............................................................................................................ 76
KOCHENDES, STINKENDES WASSER .......................................................................... , 76
UNGENIESSBARE NAIIRUNG ........................................................................................... 77
VERSCHIEDENE ARTEN DER STRAFE ........................................................................ 77
KOCHENDES WASSER WIRD ÜBER IHRE HÄUPTER GEGOSSEN ..................... 77
EISENKEULEN ....................................................................................................................... 78
STRAFE FÜR DAS VORENTHALTEN VON WISSEN ................................................. 78
STRAFE FÜR DAS TRINKEN VON WEIN UND BERAUSCHENDEM ................... 79
DIE STRAFE FÜR DIE PREDIGT OHNE PRAXIS ....................................................... 79
DIE STRAFE FÜR DAS BENUTZEN VON GESCHIRR
UND BESTECK AUS GOLD UND SILBER ...................................................................... 80
DIE STRAFE FÜR BILDHAUER UND MALER ............................................................ 80

7
DIE STRAFE FÜR SELBSTMORD .................................................................................... 81

DIE STRAFE DER HOCHMÜTIGEN ................................................................................ 81

Dm STRAFE DER HEUCHLERISCHEN FROMMEN ................................................... 81

EIN BERG AUS FEUER ........................................................................................................ 82

EINE SEHR LANGE KETTE ............................................................................................... 82

KLEIDER AUS FLÜSSIGEM TEER .................................................................................... 83

DER SPOTT UND TADEL DER HÖLLENAUFSEHER ................................................. 84

DIE ZUSTÄNDE DER HÖLLENBEWOHNER ................................................................. 85

DIE MEHRHEIT DER FRAUEN BEFINDET SICH IN DER HÖLLE ........................ 85

DIE HÄSSLICHKEIT DER HÖLLENBEWOHNER ........................................................ 85

DIE TRÄNEN DER HÖLLENBEWOHNER ..................................................................... 86

DIE ZUNGE DER HÖLLENBEWOHNER ......................................................................... 86

DIE KÖRPER DER HÖLLEN BEWOHNER ...................................................................... 87

VOM FALLEN IN DIE HÖLLE BEIM ÜBERQUEREN DER BRÜCKE ...................... 87

DAS EINTRETEN IN DIE HÖLLE .................................................................................... 88

DER TEUFEL SPRICHT ZU DEN HÖLLENBEWOHNERN ... ,.................................... 89

DER ZORN DER HÖLLENBEWOHNER GEGEN JENE,

WELCHE SIE IRREFÜHRTEN ........................................................................................... 90

DAS GESPRÄCH MIT DEN AUFSEHERN DER HÖLLE .............................. ,.............. 91

DAS SCHREIEN UND HEULEN DER HÖLLEN BEWOHNER.................................... 92

ERLÖSUNG VON DER STRAFE DER HÖLLE ............................................................... 92

FAZIT ........................................................................................................................................ 98

DER TAG DER AUFERSTEHUNG .....................................................................101


WER DEN JÜNGSTEN TAG LEIBHAFTIG ERLEBEN WIRD ................................. 108

NIEMAND WEISS, WANN DER LETZTE TAG HEREINBRECHEN WJRD ........ 109

DER TAG DER AUFERSTEHUNG WIRD PLÖTZLICH HEREINBRECHEN ....... 110

VOM STOSSEN IN DAS HORN ........................................................................................ 111

DAS UNIVERSUM WIRD IM CHAOS VERSINKEN .................................................. 113

DER ZUSTAND DER BERGE ............................................................................................ 113

DIE HIMMEL UND DIE ERDE ........................................................................................ 114

8
DER MOND, DIE SONNE UND DIE STERNE ............................................................. 116

WIE DIE MENSCHEN AUS IHREN GRÄBERN STEIGEN ....................................... 116

AUFERSTEHUNG - NACKT UND UNBESCHNITTEN ............................................ 117

DAS LAUFEN ZUM ORT DER VERSAMMLUNG ....................................................... 118

DIE UNGLÄUBIGEN WERDEN TAUB, STUMM UND BLIND AUFERSTEHEN ... 119

TRIEFÄUGIGE UNGLÄUBIGE .......................................................................................... 119

DIE KURZE BLEIBE IM DIESSEITS ............................................................................ 120


DIE VERLEGENHEIT AM TAG DER AUFERSTEHUNG ......................................... 121
FRÖHLICHKEIT UND TRAUER AUF DEN GESICHTERN ..................................... 122

STARKES SCHWITZEN AM JÜNGSTEN TAG ....................... ,................................... 124

DIE VERSCHIEDENEN ZUSTÄNDE


DER MENSCHEN AM JÜNGSTEN TAG .......................................................... 125
125
ÜBER DIE BETTLER ..................................................... ,...................................................

DERJENIGE, DER SEINER EHEFRAU GEGENÜBER UNGERECHT WAR ......... 125


DERJENIGE, DER DEN KORAN VERGESSEN HAT ................................................. 126

DIEJENIGEN, WELCHE NICHT REGELMÄSSIG BETEN ........................................ 126


DER MÖRDER UND DER ERMORDETE ..................................................................... 127
ÜBER DEN GEHILFEN DES MÖRDERS ...................................................................... 127
DERJENIGE, DER VERSPRECHEN BRICHT .............................................................. 127
DER HERRSCHER ODER KÖNIG .................................................................................. 128
DERJENIGE, DER DIE ZAKÄT NICHT ENTRICHTET ............................................ 129
DIE HUNGRIGSTEN AM JÜNGSTEN TAG .................................................................. 130

DAS Los DER ZWEIGESICHTIGEN ............................................................................. 130


DER LAUSCIIENDE ........................................................................................................... 130
DAS KLEID DER SCHANDE.......................................................................:.................... 130
DER LANDDIEB .................................................................................................................. 131

ZAUMZEUG AUS FEUER................................................................................................... 131

WER SEINEN ZORN HERUNTERSCHLUCKT ........................................................... 132


DER TOD IN DEN GEHEILIGTEN STÄTTEN ............................................................. 132
DER TOD WÄHREND DER PILGERFAHRT ............................................................... 132

9
DIE MÄRTYRER ................................................................................................................ 133
MENSCHEN MIT VOLLKOMMENEM LICHT ............................................................. 133
DIE GEilETSRUFER .......................................................................................................... 133
DIE LIEBENDEN FÜR ALLÄH ....................................................................................... 134
UNTER DEM SCHATTEN DES THRONES .................................................................. 134
EINE KRONE AUS LICHT ................................................................................................ 135

DERJENIGE, DER ERLAUBTES VERDIENT ............................................ '. ................. 135


VERWANDTE WERDEN NICHT HELFEN .................................................................. 135

FREUNDE WERDEN ZU FEINDEN .............................................................................. 136

DIE MENSCHEN SIND GEWILLT ALLES ZU GEBEN ............................................. 137


DER FLUCH AUF DEN FÜHRERN [DER UNGLÜCKSELIGEN] ............................ 138
DIE [UNGLÜCKSELIGEN] FÜHRER WERDEN SICH VON IHREM

[UNGLÜCKSELIGEN] VOLK ABWENDEN ................................................................... 139

MANIFESTATION DES ERHABENEN RANGES DES PROPHETEN·


ALLÄHS SEGEN UND FRIEDEN AUF IHM· AM JÜNGSTEN TAG ........ 141
GROSSARTIGE FÜRSPRACHE, DER VERSPROCHENE ÜRT UND DIE

ERHABENHEIT DIESER UMMA .................................................................................... 141

DIE ERKENNUNGSMERKMALE DER GEMEINDE DES PROPHETEN

MU~IAMMAD • ALLÄHS SEGEN UND FRIEDEN AUF IHM .................................. 145


DER BRUNNEN KAW'[AR ............................................................................................... 146

DIE EIGENSCHAFTEN DES BRUNNENS DES PROPHETEN -

ALLÄHS SEGEN UND FRIEDEN AUF IHM ................................................................. 146


AM JÜNGSTEN TAG WERDEN DIE MENSCHEN

ERHÖHT ODER ERNIEDRIGT ......................................................................................... 149


DIE BEFRAGUNG BEZÜGLICH DER -

VON ALLÄH GEWÄHRTEN - GNADEN ...................................................................... 150


DIE BEFRAGUNG DER PROPHETEN .......................................................................... 152

DIE ANSPRACHE ZU DEN ENGELN UND IIIRE ANTWORT .............................. 154


DIE ZEUGENSCHAFT DER GEMEINSCHAFT

DES PROPHETEN Mm,IAMMAD • ALLÄHS SEGEN

UND FRIEDEN AUF IHM - GEGEN DIE GEMEINDE VON NOAH ...................... 155

lO
DIE POLYTHEISTEN LEUGNEN l!IREN GLAUBEN .......................................,........ 156
GAR DIE ANGEBETETEN WERDEN l!IRE ROLLE BESTREITEN ...................... 157

JESUS WIRD EBENFALLS BEFRAGT WERDEN UND ANTWORTEN ................ 157

RECHENSCHAFT, WIEDERGUTMACHUNG UND AUSGLEICH ........................... 158


DIE ABSICHT ALS ENTSCHEIDENDER FAKTOR ................................................... 158

DIE RECHENSCHAFT DES GEBETES UND

DER NUTZEN DER FREIWILLIGEN GEBETE .......................................................... 160


JENE, WELCHE DAS PARADIES OHNE

RECHENSCHAFT ABZULEGEN BETRETEN .............................................................. 161

EINE LEICHTE RECHENSCJIAFT .................................................................................. 161

EINE HARTE RECHENSCHAFT ..................................................................................... 162

EINE SPEZIELLE GNADE ALLÄHS FÜR DIE GETREULICHEN .......................... 162

SCHUTZLOSE VERANTWORTLICHKEIT FÜR DIE EIGENEN TATEN .............. 163

NIEMANDEM WIRD IRGENDEIN UNRECHT WIDERFAHREN .......................... 164


DIE RECHTE DER MENSCHEN ..................................................................................... 164

AUSTAUSCH VON GUTEN UND SCHLECHTEN TATEN ......................................... 165

DER ARMSELIGSTE AM JÜNGSTEN TAG .................................................................. 165

SOGAR ELTERN WERDEN IHRE RECHTE NICHT AUFGEBEN ......................... 166


DER ERSTE ANKLÄGER UND DER ERSTE ANGEKLAGTE .................................. 167

DAS URTEIL BEZÜGLICH DER TIERE ........................................................................ 167

GERECHTIGI<EIT ZWISCHEN HERREN UND SKLAVEN ..................................... 168

DIE ANSPRACHE ZU DEN DSCHINNEN ..................................................................... 170

ZEUGNIS GEGEN JENE, WELCHE SICH WEIGERN


IHRE SCHULD EINZUGESTEHEN ...................................................................173
DIE ZEUGENSCHAFT DER ÜRGANE UND GLIEDMASSEN ................................;,173

DAS ZEUGNIS DER ERDE ................................................................................................ 174

BÜCHER ................................................................................................................................. 175

DER SÜNDHAFTE IN FÜRCHTERLICHER ANGST.................................................. 176

DIE VERTEILUNG DER BÜCHER .................................................................................. 176

DAS GEWICHT DER BÜCHER ........................................................................................ 178

11
DIE SCHWERSTE ALLER TATEN ................................................................................ 180
DIE TATEN DER UNGLÄUBIGEN HABEN KEIN GEWICHT ................................ 180

VERGEBUNG DURCH DIE GNADE ALLAHS ............................................................. 182

DIE REUE AM JÜNGSTEN TAG ..................................................................................... 183

9. DIE FÜRSPRACHE .......................................................................................... 185


WARNUNG ........................................................................................................................... 189
DIE FÜRSPRACHE DER GOTTESFREUN DE ............................................................ 189
DER VERLUST DER FLUCHENDEN .............................................................................. 190

DIE FÜRSPRACHE DES MÄRTYRERS ........................................................................ 190

DIE FÜRSPRACHE EINES UNMÜNDIGEN KINDES FÜR SEINE ELTERN ....... 191
DIE FÜRSPRACHE DESSEN, DER DEN

KORAN AUSWENDIG IN SICH BEWAHRTE .............................................................. 192

DIE FÜRSPRACHE DES FASTENS UND DES KORANS .......................................... 192

ABLAUF UND BESONDERE GESCHEHNISSE


DES JÜNGSTEN TAGES .......................................................................................195
FÜRCHTERLIC HE STRAFE FÜR DIE UNGLÄUBIGEN ,

GÖTZENDIENE R UND HEUCHLER ............................................................................... 195

DIE VERTEILUNG DES LICHTES .................................................................................. 196

DAS ANTLITZ ALLÄHS AM JÜNGSTEN TAGE ......................................................... 198


ÜER GESANDTE ALLÄHS - ALLAHS SEGEN

UND FRIEDEN AUF IHM -WIRD DIE TORE DES PARADIESES ÖFFNEN .... 203

DIE HÖLLE UND DAS PARADIES WERDEN IN GRUPPEN BETRETEN ......... 204
WIE DIE HÖLLENBEWO HNER EINANDER VERFLUCHEN ................................. 205
DIE IIÖLLENBEWO HNER ERSTAUNT ....................................................................... 206
ÜAS LAHME VERSPRECHEN DES TEUFELS ........................................................... 206
DIE GEMEINDE DES PROPHETEN MU!.IAMMAD - ALLAHS SEGEN

UND FRIEDEN AUF IHM - TRITT ALS ERSTE INS PARADIES EIN ................ 207

DIE REICHEN WERDEN DEN ANDEREN NACHEILEN .................................... ,... 207


MEHRHEITLIC H FRAUEN UND REICHE IN DER HÖLLE ................................... 208

12
DIE HÖLLE WIRD DEN PARADIESBEWOHNERN GEZEIGT,

UND DAS PARADIES DEN flÖLLENBEWOHNERN ................................................. 210

DIE HÖLLE WIRD BIS ZUM RAND GEFÜLLT .......................................................... 211

DIE DAUER DES JÜNGSTEN TAGES ............................................................................. 211

DER TOD DES TODES ...................................................................................................... 212

DAS PARADIES ..................................................................................................... 215


WORAUS BESTEHT DAS PARADIES? ......................................................................... 215

DIE WEITE DES PARADIESES ...................................................................................... 215

DIE TORE DES PARADIESES .......................................................................................... 216

DIE GRUPPEN, WELCHE DAS PARADIES BETRETEN ......................................... 218

EINTRITT INS PARADIES MIT FRIEDEN, GLANZ UND GLORIE ...................... 218

LOBPREIS ALLÄHS FÜR DAS EINTRETEN INS PARADIES ............................... 219

DAS AUSSEHEN DER MENSCHEN IM PARADIES ................................................. 220


DIE MÄNNER WERDEN BARTLOS SEIN .................................................................. 220
DIE GESUNDHEIT UND JUGEND DER PAHADIESBEWOHNER .......................... 221

DAS ALTER DER PARADIESBEWOHNER .................................................................. 221

GÄRTEN VOLLER BÄUME IM PARADIES .................... ,............................................ 222


DIE FLÜSSE DES PARADIESES .................................................................................... 224

DER FLUSS VON KAWTAR .................................................... :....................................... 226


DIE VÖGEL DES PARADIESES ...................................................................................... 226
DIE REITTIERE IM PARADIES .................................................................................... 227
DIE GEGENSEITIGE LIEBE DER PARADIESBEWOHNER .................................... 228

DIE KRONEN DER PARADIESBEWOHNER .............................................................. 229


GEREINIGTE EHEPARTNER IM PARADIES ............................................................. 229
ÜBER DIE SCHÖNHEIT DER GATTINNEN IM PARADIES ................................... 229
BRÄUTE MIT GROSSEN, WUNDERSCHÖNEN AUGEN .......................................... 231

DIE BITTGEBETE DER JUNGFRAUEN DES PARADIESES,

UND IHR MITGEFÜHL MIT IHREN GATTEN ................... ,............................. ,......... 231

DIE ANZAHL DER EHEFRAUEN IM PARADIES ..................................................... 234

DIE MANNESKRAFT........................................................................................................ 235

13
DIE GRÖSSTE GNADE - DAS ERBLICKEN DES ANTLITZES ALLÄHS .......... 236
DER EINLASS VON SÜNDHAFTEN GLÄUBIGEN INS PARADIES ..................... 238
DER LETZTE, DER DAS PARADIES BETRITT ......................................................... 241

DAS EWIGE LEBEN IM PARADIES .............................................................................. 247

EIN JEDES BEDÜRFNIS ERFÜLLT .............................................................................. , 249

NIEMAND WIRD JE GEBETEN WERDEN, DAS PARADIES ZU VERLASSEN ... 249

DIE KUNDGABE ALLÄIIS WOHLGEFALLEN ........................................................... 250


Dm SEELIGKEIT UND WONNE DES PARADIESES ................................................ 257
DER DUFT DES PARADIESES ....................................................................................... 258
WER IST BEREIT SICH HIERFÜR ANZUSTRENGEN? ........................................... 259

EIN BITTGEBET ................................................................................................... 263


Vorwort des Übersetzers

Im Namen Allahs, des Allgnädigen, des Mitleidvollen


Alles Lob, jeglicher Preis und Dank gebührt Allah, dem Herrn
aller Welten. Segen und Frieden seien auf dem edelsten seiner
Geschöpfe, dem Auserwählten, dem Siegel der Propheten, dem,
der von Gott als Barmherzigkeit für alle Welten entsandt wurde,
Mul,lammad Mu~tafä, seiner Familie, seinen Gefährten, allen
Gottesfreunden und jenen, welche ihnen in Aufrichtigkeit folgen.
Wie der Titel bereits verkündet, behandelt dieses Buch das
Leben nach dem Tod aus islamischer Sicht. Da die islamischen
Wissenschaften in Deutschland über beinahe keinerlei Geschichte
oder Fundament verfügen, sich in den letzten Jahren aber Lehr-
stühle der islamischen Theologie an verschiedensten Fakultäten
etablierten, häufen sich auch die theologischen Publikationen
zu unterschiedlichsten Themen. Manche sind bemerkenswert
fundiert ausgearbeitet und bieten dem wachen Leser reichen
Erkenntnisgewinn, andere wiederum wurden populärwis-
senschaftlich, schlecht recherchiert und von Professoren oder
Würdenträgern mit zweifelhaften Qualifikationen erstellt.
Für großen Rummel sorgte das Buch eines Professors,
welcher zwar den Anspruch stellte, die Theologie des Islams

15
Die Geschehnisse nach dem Tod

im Allgemeinen zu reformieren, nebenbei aber auch die Jenseit-


svorstellung der sunnitischen Glaubensgemeinschaft verwarf,
ähnlich vieler christlicher Theologen abstrahierte und dem
Höllenfeuer gar seine Ewigkeit absprach.
Ziel dieses Buches ist nicht, jene Ansichten auf wissen-
schaftliche Art und Weise zu widerlegen, sondern vielmehr den
Standpunkt und die Jenseitsvorstellung der sunnitischen Glau-
bensgemeinschaft anhand von Koranversen und Aussprüchen
des Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - darzulegen.
Selbstredend wurden in der über tausendjährigen Geschichte
des Islam unzählige Bücher zu diesem Thema verfasst, Millionen
von Gelehrten sprachen und schrieben über das Jenseits.
Dem deutschen Muslim soll ein Büchlein zur Verfügung
stehen, welches ihm die Grundzüge der islamischen Jenseits-
vorstellung vermittelt.
Das Buch „Die Geschehnisse nach dem Tod" von Mawlänä
'Äsiq Ilähi bietet einen knappen und dennoch präzisen und de-
taillierten Einblick in das Leben nach dem Tod. Mawlänä 'Äsiq
Ilähi führt beinahe ausschlieglich Koranverse und Aussprüche
des Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - an und
kommentiert nur wenig.
Zur Übersetzung sei angemerkt:
1. Anmerkungen des Übersetzers sind, wo nötig, in eckigen
Klammern vermerkt oder in den Fugnoten zu finden.
2. Stellenweise habe ich Textpassagen weggelassen, meist
dann, wenn Themen behandelt wurden, welche für den
europäischen Leser vollkommen ohne Belang sind oder
eine weitere Überlieferung mit ähnlichem Wortlaut

16
Die Geschehnisse nach dem Tod

angeführt wurde, da es mir unmöglich war, diesen Un·


terschied in der deutschen Sprache wiederzugeben und
Wiederholungen vermieden werden sollten. Sehr selten
kam es vor, dass Stellen der mir zur Verfügung stehenden
Druckversion unleserlich oder fehlerhaft waren. All jene
Stellen sind mit [...] kenntlich gemacht.
3. Übersetzen ist an sich eine schwierige Angelegenheit,
da es grob formuliert zwei Arten der Übersetzung gibt,
die wörtliche und die sinngemäße. Ich habe mich bei der
Übersetzung dieses Buches möglichst von einer wörtli·
chen Übersetzung entfernt und versucht beide Bücher
sinngemäß, und dennoch originalgetreu, in sprachlich
schönem Deutsch zu verfassen. Dies geschah nicht aus
Unfähigkeit, sondern aus dem Gedanken und Wunsch
heraus, dem deutschen Leser einen flüssigen, angeneh-
men Lesefluss zu bereiten.
Zu bemerken bleibt, dass Koranverse oft verschiedene
Bedeutungen mit sich tragen. Ich habe versucht die Verse
sinngemäß so zu übertragen, dass sie dem Kontext, in
welchem sie erwähnt werden, gerecht werden. Der Leser
sei nicht verwundert, wenn in seiner Übersetzung der
Bedeutung des Korans ins Deutsche eine leicht abwei-
chende Übersetzung zu finden ist.
Die stetige Erwähnung des Lohns für die gläubigen Männer
wertet nicht den Wert der gläubigen Frauen ab. Es muss vor
allem auf den Koran verwiesen werden, in dem Alläh ebenfalls
vorzugsweise die Männer anspricht, aber an vielen Stellen
auch die Frauen so konkret, dass es keinen Unterschied in der
Entlohnung gibt. Allerdings sind die zahlreichen Al)adit, welche

17
Die Geschehnisse nach dem Tod

erwähnt werden, meist lediglich auf Fragen von Männern aus-


gerichtet, was zu großen Missverständnissen führte und noch
immer führen kann. Frauen werden wegen ihrer Wünsche nicht
direkt angesprochen aus dem Respekt und der Achtung ihnen
gegenüber, was allerdings nicht heißt, dass Frauen keinerlei
Wünsche oder nur Wünsche hegen, die männlichen Vorstel-
lungen unterliegen.
Hierzu einige Verse aus dem Heiligen Koran:

„Und begehrt nicht das, womit Alläh die einen von euch vor
den anderen ausgezeichnet hat. Die Männer sollen ihren
Anteil erhalten nach ihrem Verdienst, und die Frauen sollen
ihren Anteil erhalten nach ihrem Verdienst. Und bittet Alläh
um Seine Huld. Wahrlich, Allah hat vollkommene Kenntnis
von allen Dingen." (4:32}

„Wer aber gute Werke tut, sei es Mann oder Frmt, und
gläubig ist;,sie sollen in den Himmel gelangen, und sie
sollen kein Unrecht erleiden, auch nicht (so viel wie} die
kleine Rille auf der Rückseite eines Dattelkerns." (4:124)

„Wer rechtschaffen handelt, ob Mann oder Frau, und gläubig


ist, dem werden Wir gewisslich ein reines Leben gewähren;
und Wir werden gewisslich solchen ihren Lohn bemessen
nach dem besten ihrer Werke." (16:97)

„ Wer Böses tut, dem soll nur mit Gleichem vergolten


werden; wer aber Gutes tut - sei er Mann oder Frau -
und gläubig ist, diese werden in den Garten eintreten;
darin werden sie versorgt werden mit Unterhalt ohne
Maß." (40:40)

18
Die Geschehnisse nach dem Tod

Ich danke daher jedem, der mir bei der Erstellung dieser
Übersetzung geholfen hat und bitte Allah, den Allweisen, dass
die Muslime Deutschlands aus diesem Buch Nutzen ziehen.
Nimmt nur eine einzige Person nach der Lektüre dieses Buches
eine Änderung in ihrem Leben vor und richtet den Fokus etwas
mehr auf das Jenseits, so bin ich froh und glücklich.
Ich bitte den Leser mich, meine Familie, meine Brüder und
Weggefährten sowie alle Muslime auf der ganzen Welt in ihre
Bittgebete miteinzuschließen, auf dass wir alle erfolgreich
werden und dereinst im Paradies vereint werden.
Wa salämu 'alaykum
Matthias Bernhard Schmidt

19

/,:
Vorwort

er Glaube an ein Leben nach dem Tod ist ein Pfeiler des is-
D lamischen Glaubens. Der Prophet Mul}.ammad - Allähs Se-
gen und Frieden auf ihm - wies uns an, an die Auferstehung
nach dem Tod und an den Tag des Jüngsten Gerichts zu glau-
ben. Die Gläubigen haben zu glauben, dass das Leben auf dieser
Welt und alles was diese Welt beinhaltet zu einem festgesetz-
ten Zeitpunkt zu einem Ende kommen wird. Alles wird verge-
hen. Dieser Zeitpunkt wird yaum al-qiyämah (Tag der Aufer-
stehung) genannt, der Letzte Tag.
Sie haben zu glauben, dass alle Menschen, die seit Anbeginn
der Welt gelebt haben, wieder zum Leben erweckt werden und
vor Alläh, dem Allmächtigen, zu stehen haben, welcher über sie
richten wird. Dies wird lJasar genannt, Auferstehung.
Sie haben zu glauben, dass die gesamten Taten eines jeden
Menschen zum letzten Richtspruch vor Alläh gebracht werden.
Derjenige, dessen gute Taten überwiegen, wird belohnt wer-
den; derjenige, dessen üble und schlechte Taten seine guten Ta-
ten überwiegen, wird bestraft werden.
Sie haben zu glauben, dass jene welche aus dieser Richter-
schaft erfolgreich hervorgehen, in das Paradies eingehen und

21
Die Geschehnisse nach dem Tod

die Tore der Ewigen Freuden für sie geöffnet werden; und dass
jene, welche verurteilt werden und Strafe verdienen in die Hölle
geschickt werden, der Ort des Feuers und der Folter.
Wer tiefer hierüber nachdenkt, wird zu dem Schluss kom-
men, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod die maßge-
bende Größe im Leben des Menschen ist. Die Akzeptanz oder
Ablehnung dieses Glaubens determiniert seine Lebensführung
und sein Verhalten.
Die M/s Adam Publishers & Distributors haben es sich zur
Aufgabe gemacht eine Reihe von Büchern zu publizieren, welche
die Fundamente des Islams darlegen, um Muslime und Nicht-
muslime gleichermaßen zu bilden. Die Menschen in der west-
lichen Zivilisation haben ein sehr verzerrtes Bild vom Islam,
welches von christlichen Missionaren und Vertretern der Ko-
lonialmächte geformt wurde.
Möge Alläh der Barmherzige unsere Arbeit mit Erfolg segnen.

B. Azimabadi
New Delhi - 110 017
August, 1994

22
Einführung

ll,lamdu lillähi rabbi 1-'älamin, wa-~-~alätu 'alä bayri li-


A balqihi sayyidinä Mul,lammadin sayyid al-mursalin, wa
'alä 'älihi wa ~abbihi hudäti d-dini 1-matin wa man tabi'ahum
bi-il,lsänin ilä yawmi d-din.
Die Aussprüche des Gesandten Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - zeigen klar, dass die Toten am Leben sind,
auch wenn sich ihr Leben sehr von dem unsrigen unterscheidet.
Der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Die Knochen eines Toten zu brechen, ist wie seine Knochen
zu brechen während er am Leben ist." 1
Einst sah der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - 'Amr ibn I:Iazm - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - auf
einem Grab sitzen und sagte zu ihm:
„Bring den Bewohner dieses Grabes nicht in Schwierigkeiten." 2
Verstirbt eine Person, so tritt sie in eine Welt ein, welche
wir barzalJ nennen. Dies geschieht trotzdessen er begraben
oder eingeäschert wird. Seine Sinne sowie die Fähigkeit zu
1 Mgkät
2 Miskät

23
Die Geschehnisse nach dem Tod

verstehen, bleiben intakt. Der Gesandte Allähs - Allähs Segen


und Frieden auf ihm - sagte:
„Wenn die Leiche aufgebahrt wird, und die Menschen sie
nehmen um sie zum Friedhof zu tragen, so spornt der Tugend-
hafte die Menschen an, ihn schnell zu tragen; der Sündhafte
jedoch schreit um Hilfe, und fragt wo ihn seine Familienmit-
glieder hinbringen." Er fügte hinzu: ,,Ein jedes Geschöpf, außer
der Mensch, hört seine Schreie; wäre ein Mensch in der Lage
ihn zu hören, so würde er sofort sein Bewusstsein verlieren." 3
Den Zeitraum zwischen dem Tod einer Person und dem
jüngsten Gericht nennt man barzal}, dies bedeutet wörtlich
übersetzt „Hindernis", ,,Trennung" oder „Barriere". Da der Tote
in der Regel beerdigt ist, benutzt man oft auch den allgemeinen
Begriff „Grab". Auch Eingeäscherte oder Ertrunkene bleiben
in der Welt des BarzalJ am Leben. Tatsächlich sind Lohn oder
Strafe mit der Seele verbunden, und Alläh der Allmächtige hat
auch die Macht verbrannte Asche zu belohnen oder zu bestrafen.
BulJärI und Muslim überliefern:
„Eine bestimmte Person beging viele Sünden. Als der Tod
ihm nahe war, wies er seine Söhne an, seinen Körper nach dem
Tod zu Asche zu verbrennen; die eine Hälfte der Asche solle auf
dem Land, die andere im Meer verstreut werden. Als er ihnen
diese Aufgabe vermacht hatte, fügte er hinzu:
,Wenn Alläh mich überwältigt und wieder zum Leben
erweckt, so wird er mir die schlimmste und strengste Strafe
geben, die jemals jemandem zuteil wurde.'
3 Bubäri

24
Die Geschehnisse nach dem Tod

Als er starb handelten seine Söhne gemäß seinem Wissen.


Danach befahl Alläh der Allmächtige dem Meer alle Aschepar-
tikel seines Körpers zusammenzusammeln. Das Meer gehorchte
ebenso wie das Land, nachdem auch ihm der Befehl gegeben
wurde. Nachdem seine Asche gesammelt war erweckte er ihn
zum Leben und fragte ihn:
,Warum war dies dein letzter Wille?'
Er antwortete ihm:
,0 Herr, ich tat dies aus Furcht vor dir.'
Daraufhin vergab ihm der Allmächtige."
Aus den Aussprüchen des Propheten - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - geht ebenfalls hervor, dass die Gläubigen
einander besuchen und sich einander über andere befragen.
Gubayr - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - sagte:
,,Wenn eine Person verstirbt, so heißt ihn seine Nachkommen-
schaft ebenso willkommen, wie es in dieser Welt der Fall war."
Täbit al-BanänI - möge Alläh mit ihm barmherzig sein -
pflegte zu sagen:
„Wenn eine Person verstirbt, so umringen ihn seine vor ihm
verstorbenen Angehörigen im barzab und begrüßen ihn mit
mehr Freude als einen Reisenden aus der Ferne in der Welt."'1
Qays ibn Qabisa - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
,,Den Ungläubigen ist nicht erlaubt mit den Toten zu sprechen."
4 Ibn Abi Dunyä

25
Die Geschehnisse nach dem Tod

Jemand fragte, ob die Toten denn reden könnten, und er


antwortete:
„Ja, auch besuchen sie einander." 5
'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Jemandem der kein Gläubiger ist, dem ist es nicht gestattet
mit den Toten zu sprechen."
Da fragte jemand: ,,Sprechen die Toten etwa auch?"
Der Prophet antwortete: ,,Ja, natürlich!" und fügte hinzu:
,,Ebenso besuchen sie einander."
Umm Basir - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert,
dass sie den Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - fragte:
,,0 Gesandter Allähs! Erkennen die Toten einander?"
Er antwortete: ,,Die tugendhaften Seelen ruhen im Paradies
in grünen Vögeln. Wenn sie sich in dieser Welt erkannt haben,
wieso dann nicht als Seelen?"
Abü Sa'id al-Ijudri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn jemand anfängt den heiligen Koran auswendig zu
lernen, und dann stirbt ohne sein Vorhaben zu beenden, so
lehren ihn die Engel im Grab. So wird er Alläh in einem Zustand
treffen, als hätte er ihn zur Gänze auswendig gelernt."6
Deshalb fürchten diejenigen, welche ihr Leben mit recht-
schaffenen Werken verbringen und an das Leben nach dem Tod
5 Ibn ~libbän
6 Sauq al-watan

26
Die Geschehnisse nach dem Tod

glauben, den Tod nicht. Diejenigen jedoch, welche ihr weltliches


Leben mit Schlechtem verbringen, fürchten den Tod.
Sulaymän ibn 'Abdulmälik fragte einst Abü I:Iazim - möge
Alläh mit ihnen barmherzig sein.
,,Warum fürchten wir uns vor dem Tod?"
Er antwortete: ,,Du fürchtest dich, weil du dir das Diesseits
geschmückt hast und dein Jenseits vernachlässigt hast; ebenso
fürchtest du dich ja auch davor, von der bewohnten und schönen
Welt in die Wildnis zu gehen!"
Sulaymän bestätigte: ,,Wahrlich, du hast die Wahrheit ge-
sprochen!"
Tugendhafte und rechtschaffene Menschen beunruhigt das
Konzept des Todes nicht, da sie auf ein besseres Leben in der
nächsten Welt hoffen.
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Der Mensch liebt sein Leben, obgleich der Tod besser für
ihn ist." 7
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte auch:
„Der Mensch erachtet den Tod als widerwärtig, obgleich
der Tod besser ist als Verderben. Deshalb, sobald er stirbt, ist
er sicher vor den Verderbnissen dieser Welt." 8
In einem anderen Ausspruch bezeichnete der Prophet -
Allähs Segen und Frieden auf ihm - den Tod als Geschenk für
den Gläubigen.9
7 Bayl)äqiy
8 Al,unad
9 Miskät

27
Die Geschehnisse nach dem Tod

Kurz gefasst: Der Tod ist etwas sehr Gutes, vorausgesetzt die
betreffende Person ist rechtschaffen und hat eine Verbindung
zwischen sich und Gott errichtet. Jene Menschen, welche ihre
Leben mit Gutem verbringen, ziehen den Tod dem weltlichen
Leben vor. Sie wollen das diesseitige Leben mit Sorgen und
Leid gegen das ewige Leben in Friede und Freude eintauschen.
Eines Tages fragte Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zu-
frieden sein - jemanden:
,,Wohin gehst du?"
Der Jemand antwortete: ,,Ich gehe zum Markt."
Da sprach er zu ihm: ,,Wenn es dir möglich ist, so geh, kaufe
und bringe mir den Tod."
Er war derart bereit für den Tod, dass er ihn sogar kaufen
wollte.
ljälid ibn MadaQ - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - sagte:
,,Würde mir jemand sagen, dass der Erste, der diesen Ge-
genstand berührt, den Tod bekäme; so wäre ich der Erste der
ihn anfassen würde. Jedoch ist es etwas anderes, was mich
überkommt im Rennen und Erreichen dieses Gegenstandes." 10
Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Der Tod eines Menschen ist wie die Geburt eines Kindes
aus der [dunklen und engen] Gebärmutter einer Mutter in den
Frieden und die Annehmlichkeiten dieser Welt." 11
Allähumma Qabbibi 1-mauta ilayya wa ilä man ya'lamu anna
sayyidanä MuQammadan ~allallähu ta'älä 'alayhi wa sallima
'abdika wa rasülika.

10 Sari) a~-$udür
11 Tirmigiy

28
Der Zustand des barzaf}.
(Zwischen Tod und Auferstehung)

ie Ehre des Gläubigen zum Zeitpunkt des Todes und


D danachBarä' ibn 'Azib - möge Alläh mit ihm zufrieden sein
- überliefert:
,,[Eines Tages] begleiteten wir den Gesandten Allähs -Allähs
Segen und Frieden auf ihm - mit der Leiche eines Ansaris. Als
wir den Friedhof erreichten, sahen wir, dass das Grab noch nicht
vorbereitet war. Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - setzte sich deshalb nieder, und wir taten es ihm gleich.
Wir saßen, als ob Vögel auf unseren Köpfen sitzen würden.12
Zu jener Zeit hatte der Gesandte Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - einen Stock in seiner Hand und strich damit
über die Erde [so, wie es eine traurige Person tut]. Dann hob er
sein Haupt und er sagte:
,Sucht Zuflucht vor der Strafe des Grabes!' Er wiederholte
diese Worte zwei oder drei Mal und sagte dann:
,zweifelsohne, wenn ein Gläubiger dabei ist diese Welt zu
verlassen und auf dem Weg ins Jenseits ist, so kommen aus
dem Himmel Engel mit Gesichtern, hell wie die Sonne, zu ihm.
12 D.h. vollkommen regungslos.

29

_/
Die Geschehnisse nach dem Tod

Sie tragen ein himmlisches, parfümiertes Leichentuch mit sich.


Diese Engel sind so zahlreich, dass er sie sitzen sieht, soweit sein
Auge reicht. Danach kommt 'lzrä'il [der Todesengel], setzt sich
an die Stirnseite seiner Bettstatt und spricht zu ihm:
,0 du reine und tugendhafte Seele! Schreite fort zur Verge-
bung und Gnade deines Allmächtigen Herrn.'
Sodann verlässt seine Seele den Körper, leicht und sanft,
wie Wassertropfen aus einem Wasserschlauch fliegen. Danach
nimmt der Todesengel seine Seele in seine Hand, und die sitzen-
den Engel erheben sich mit ihm gemeinsam und dem duftenden
Leichentuch in den Himmel."
Über dieses Parfüm merkte der Prophet -Allähs Segen und
Frieden auf ihm - an:
„Es ist das wohlriechendste Moschusparfüm, das auf dieser
Welt gefunden werden kann."
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
fuhr fort:
„Wenn die Engel beginnen in die Himmel aufzusteigen, so
fragen Engel, welche von dieser Gruppe unterwegs angetroffen
werden nach dieser tugendhaften Seele. Und die Engel welche die
Seele tragen, antworten in wohlgewählten, schönen Worten und
erzählen ihnen, dass dies der Soundso sei. Sodann erreichen sie
die erste Ebene des Himmels und bitten das Öffnen des Tores.
Das Tor wird ihnen geöffnet, und sie durchschreiten Himmel um
Himmel, bis sie am Siebten angekommen sind. Dort befiehlt Alläh
der Erhabene, dass sein Name in das Buch der Rechtschaffenen
geschrieben werde, und man ihn zur Erde zurückbringen solle,
denn der Mensch er erschuf den Menschen aus ihr. Und ebenso
wird er ihn wieder aus der gleichen Erde hervorbringen. So wird

30
Die Geschehnisse nach dem Tod

seine Seele zu seinem Körper zurückgebracht. Danach kommen


zwei Engel zu ihm, sie setzen ihn auf und fragen ihn: ,,Wer ist
dein Herr?" Er antwortet: ,,Mein Herr ist Alläh!" Sodann fragen
sie ihn: ,,Was ist deine Religion [din]?" Er antwortet: ,,Meine
Religion ist der Islam." Dann fragen sie ihn: ,,Wer ist es, der zu
dir entsandt wurde?" Er antwortet: ,,Es ist der Gesandte Allähs
- Allähs Segen und Frieden auf ihm!" Daraufhin fragen sie ihn:
„Was ist deine Tat?" Er antwortet: ,,Ich habe das Buch Allähs
gelesen, daran geglaubt und es bezeugt!" Sodann verkündet ein
Rufer [Allähs] aus dem Himmel: ,,Mein Diener sprach die Wahr-
heit! Deshalb richtet für ihn ein himmlisches Bett, kleidet ihn
in himmlischem Tuch und öffnet ihm die Tore des Paradieses.
So wird denn ein Tor des Paradieses für ihn geöffnet, welches
den himmlischen Duft zu ihm dringen lässt, und sein Grab wird
ihm weit gemacht, so weit wie sein Auge reicht."
Sodann erscheint ihm ein Mann mit wunderschönem Ge-
sicht, feiner Kleidung und gutem Duft. Er teilt ihm mit, dass er
frohe Botschaft für ihn habe, und dies der Tag sei, der ihm einst
versprochen wurde. Er wird ihn fragen: ,,Wer bist du? Dein Ge-
sicht ist sehenswert und du bringst frohe Kunde!" Er wird ihm
antworten: ,,Ich bin das, was du an Gutem getan hast."
Danach wird er in höchster Freude ausrufen: ,,0 Herr! Lass
den jüngsten Tag kommen, auf dass ich mit meiner Familie und
meinem Besitz vereint werde."

Die Schande der Ungläubigen


Wenn ein Gläubiger dabei ist diese Welt zu verlassen und auf
dem Weg ins Jenseits ist, so kommen aus dem Himmel schwarz-
gesichtige Engel zu ihm. Sie tragen ein Sackleinen mit sich. Sie

31
Die Geschehnisse nach dem 1bd

sitzen so weit von ihm entfernt, dass er sie gerade noch erkennen
kann. Danach kommt 'lzrä'll [der Todesengel}, setzt sich an die
Stirnseite seiner Bettstatt und spricht zu ihm:
„0 du verruchte Seele! Komm zur Unzufriedenheit und zum
Zorne Allähs!"
Nachdem sie diese Proklamation des Todesengels vernommen
hat, versucht die Seele panisch in seinem Körper - mal hier, mal
dort - Schutz zu suchen. Doch der Engel reißt sie ihm grob her-
aus und wickelt sie in das Sackleinen, welches nach den toten,
verwesenden Leichen der Erde stinkt. Wenn die Engel beginnen
in die Himmel aufzusteigen, so fragen die Engel, welche von
dieser Gruppe unterwegs angetroffen werden: ,,Wer ist dieser
Verfluchte?" Und sie antworten ihnen: ,,Dies ist der Sohn des
Soundso." Auch die Tore des Himmels bleiben ihm verschlossen,
denn Alläh der Erhabene spricht:
,,Denen, die unsere Zeichen für Lüge erklären und sie hoch-
mütig ablehnen, werden (dereinst) die Tore des Himmels nicht
geöffnet, noch werden sie in das Paradies eingehen, bis ein
Kamel in ein Nadelöhr eingeht." (7:40)
Dann befiehlt Alläh, der Erhabene, dass sein Name in das
Buch der Frevelhaften geschrieben werde, welches am Boden
der Erde liegt. Danach verlas der Prophet - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - folgenden Vers:
,,Wenn jemand Alläh etwas beigesellt, so ist er wie derjenige,
welcher vom Himmel fällt und von den Vögeln aufgegriffen oder
vom Wind in eine ferne Region verweht wird." (22:31)
So wird seine Seele zu seinem Körper zurückgebracht. Da-
nach kommen zwei Engel zu ihm, sie setzen ihn auf und fragen

32
Die Geschehnisse nach dem Tod

ihn: ,,Wer ist dein Herr?" Er antwortet: ,,0 wehe! Ich weiß es
nicht!" Sodann fragen sie ihn: ,,Was ist deine Religion [din]?"
Er antwortet: ,,0 wehe! Ich weiß es nicht" Dann fragen sie ihn:
„Wer ist der hier abgebildete?" Er antwortet: ,,0 wehe! Ich weiß
es nicht!" Nachdem die Befragung vollendet ist, verkündet ein
Rufer aus dem Himmel: ,,Er hat die Unwahrheit gesprochen! 13
Breitet Feuer unter seinem Körper auf und öffnet ihm ein Tor
der Hölle!" Dieser Befehl wird sofort in die Tat umgesetzt, und
er fühlt die Hitze und den Takt der Hölle. Sein Grab wird ihm
eng gemacht, so eng, dass seine Rippen sich ineinander kreuzen
und gewaltsam die Seiten wechseln. Sodann erscheint ihm ein
hässlicher Mann, mit zerschlissener Kleidung und spricht zu
ihm: ,,Ich habe furchterregende Nachricht!" Er wird ihn fragen:
„Wer bist du? Dein Gesicht sagt mir, dass du ein Überbringer
übler Kunde bist!" Er wird ihm antworten: ,,Ich bin das, was du
an Schlechtem getan hast." Deshalb wird er aus Furcht vor der
Strafe ausrufen: ,,0 Herr! Lass den jüngsten Tag nicht kommen." 14
In einer Überlieferung heißt es, dass alle Engel der Himmel
und der Erden ihre Segenswünsche senden, wenn die Seele eines
Gläubigen den Körper verlässt, und die Tore des Himmels für
ihn geöffnet werden.
Doch die Seele des Ungläubigen wird aus den Venen gezogen,
die Engel der Himmel und der Erden verfluchen ihn und die Tore
des Himmels bleiben für ihn verschlossen. 15
13 Die ist, weil er von der Existenz Gottes wusste und dennoch nicht glaubte; er
wusste um die wahre Religion und um den Propheten Mohammed • Allahs Se-
gen und Frieden auf ihm - ebenso, aber Unwissenheit vortäuschte um der sich
selbst vor der Strafe der Hölle zu retten.
14 Mifäät
15 Mi~kät

33
Die Geschehnisse nach dem Tod

Das Bangen des Gläubigen um sein Gebet (~aläh)


Gäbir - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wenn ein Gläubiger ins Grab gelegt wird, so fühlt er sich
so, als würde die Sonne untergehen. Deshalb setzt er sich, wenn
seine Seele zurückgebracht wird und bittet [die Engel]: ,Lasst
mich, um erst mein Gebet zu verrichten."'1 6
Mullah 'Ali al-Qäri - möge Alläh mit ihm barmherzig sein -
schreibt bezüglich dieser Überlieferung:
„Er fühlt sich, als würde er noch in der Welt weilen, deshalb
bittet er die Engel bevor die Befragung beginnt ihn in Ruhe zu
lassen, um zu beten, da er es sonst verpassen würde." Danach
fügt er hinzu: ,,Nur jemand, der beständig war in seinem Gebet
und für es Sorge getragen hat, wird diese Worte äußern können."
Dies ist eine Lehre für diejenigen, die ihre Gebete vernach-
lässigen.

Die Furchtlosigkeit des Gläubigen im Grab und wie


ihm das Paradies gezeigt wird.
Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn ein Toter ins Grab gelegt wird, wird er ohne Angst
aufgesetzt und es werden ihm die folgenden Fragen gestellt:
,Was war deine Religion [din] [in der Welt]?' Er wird ant-
worten: ,Ich habe den Islam angenommen.' Sodann wird er
16 Ibn Mägah

34
Die Geschehnisse nach dem Tod

gefragt werden: ,Wer ist er [gemäß deines Glaubens]?' Er wird


antworten: ,Er ist Mul)ammad, der Gesandte Gottes. Er kam
zu uns mit offenkundigen Wundern und wir bestätigten sie.'
Danach wird man ihn fragen: ,Hast du Alläh gesehen?' und er
wird antworten: ,Niemand kann Alläh sehen [wie also könnte
ich ihn gesehen haben?]'
Sodann wird eine Tür zur Hölle geöffnet, er betrachtet die
Hölle und sieht brennende Flammen wie sie einander verzehren.
Danach wird ihm gesagt werden, wie Alläh ihn vor der Strafe
des Feuers beschützte. Hiernach wird abermals eine Tür ge-
öffnet, welche ihm den Blick auf das Paradies freigibt. Sodann
wird man ihm sagen, dass dieses Paradies seine Heimstatt ist,
da er im Glauben gelebt hat und im Glauben gestorben ist. Und
mit ebenjenem Glauben wird er - mit der Erlaubnis Allähs - am
Jüngsten Tag von seinem Grab wiederauferweckt werden.
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wenn der Ungläubige aufgesetzt wird, betrachtet er voller
Schrecken sein Grab. Sodann wird er gefragt: ,Welcher Religion
hast du gefolgt?' er wird antworten: ,Ich weiß es nicht.' Sodann
wird man ihn über den Propheten -Allähs Segen und Frieden auf
ihm - befragen: ,Wer ist er [gemäß deines Glaubens]?' Er wird
antworten: ,Ich habe zu sagen, was andere sagten.' Daraufhin
wird ihm das Paradies gezeigt, und er betrachtet die Wohltaten
und Gnaden des allmächtigen Schöpfers. Hiernach wird ihm
gesagt: ,Du bist all dessen beraubt, da du Alläh ungehorsam
warst!' Danach wird ihm das Tor zur Hölle geöffnet, und wäh-
rend er die furchterregenden, sich verspeisenden Flammen
betrachtet, wird ihm gesagt werden: ,Dies ist deine Heimstatt,

35
Die Geschehnisse nach dem 1bcf

denn du lebtest im Zweifel und bist im Zweifel gestorben. Mit der


Erlaubnis Allähs wirst du mit demselben Glauben aus deinem
Grab wiederauferstehen."'
Die Engel weisen den Gläubigen an, wie ein Neuvermählter
zu schlafen und drücken den Ungläubigen und den Heuchler in
die Erde.
Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn die Leiche in das Grab gelegt wird, erscheinen zwei
dunkle, blauäugige Engel. Der eine wird Munkir genannt, der
andere Näkir. Beide werden ihn fragen: ,,Was sagst du über jenen
[, welcher zu dir entsandt wurde]'?"
Falls er ein Gläubiger ist, so antwortet er: ,,Er ist der Die-
ner Allähs; Ich bezeuge, dass es niemand wert ist angebetet
zu werden, außer Alläh." Nachdem sie dies hören, sagen sie zu
ihm: ,,Wir waren uns sicher, dass du derart antworten würdest."
Sodann wird ihm sein Grab um 70 Ellen geweitet und von innen
erleuchtet. Er will gehen und seinen Familienmitgliedern von
seinem Zustand erzählen, doch die Engel weisen ihn an, wie
eine frisch vermählte Braut zu schlafen, welche von niemandem
außer ihrem Ehemann geweckt werden kann.
Falls er ein Ungläubiger ist, so wird er Munkir und Näkir
antworten: ,,Ich sagte, was ich andere sagen gehört habe; Ich
weiß nicht mehr als das." Nachdem sie dies hören, sagen sie zu
ihm: ,,Wir waren uns sicher, dass du derart antworten würdest."
Sodann wird der Erde befohlen, ihn einzudrücken. Die Erde kommt

36
Die Geschehnisse nach dem Tod

diesem Befehl nach, und er leidet unter seiner Grabesstrafe bis


er am Jüngsten Tag von seinem Grab auferweckt wird.17
Die oben angeführte Überlieferung macht klar, dass jede
Person in der Welt des barzab ihre Sinne behält, so wie sie sie
in dieser Welt besaß.
Alläh, der Erhabene, spricht:
„Alläh festigt den Gläubigen mit seinem festen Wort, in
dieser Welt und in der nächsten." (14:27)
Der Gesandte Allähs - Allahs Segen und Frieden auf ihm -
sagte einst:
„0 'Umar! Was wird mit dir geschehen, wenn die Menschen
dich in dein Grab gelegt und mit Erde bedeckt haben? Was wird
mit dir geschehen, wenn die Befrager des Grabes kommen, und
dich mit donnernder Stimme und leuchtenden Augen im Grab
besuchen?"
'Umar ibn al-Ijattab - möge Allah mit ihm zufrieden sein -
antwortete:
,,0 Gesandter Allahs! Werde ich denn bei Sinnen sein?"
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
antwortete ihm:
„Ja natürlich! Du wirst Herr deiner Sinne sein, so wie du es
heute auch bist."
Als er dies hörte, sagte 'Umar - möge Allah mit ihm zufrie-
den sein:
„So werde ich denn mit der Situation umgehen." 10
17 Tirmigiy
10 Tabaräniy

37
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Leute des barzalJ. befragen die Gläubigen über andere


Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn die Engel die Seele des Gläubigen zu jenen Seelen
bringen, welche bereits dort sind, so freuen sich diese aufs
äußerste. Danach befragen sie die Engel über andere. Wenn
ihnen gesagt wird, dass jemand bereits die Welt der Lebenden
verlassen hat, er sie aber nicht erreichte, so sind sie traurig;
sie verstehen hieraus, dass er in die Hölle geschickt wurde." 19

Die Taten der Lebenden werden den Leuten des


Barzab gezeigt
Tabaräni überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - sagte:
,,Eure Taten und euer Tun werden zweifelsohne euren Ver-
wandten, welche bereits ins Jenseits gegangen sind, gezeigt.
Sind eure Taten rechtschaffen, so freuen sie sich und bitten
Alläh um euer Wohlergehen und ein glückliches Ende. Werden
ihnen aber schlechte Taten gezeigt, so bitten sie Alläh, dass er
Tugend in euer Herz strömen lassen möge, auf dass ihr sein
Wohlgefallen sucht."

] Das Grab umarmt die Gläubigen, so wie Mütter ihre Kinder


Sa'id ibn al-Musayyib - möge Alläh mit ihm zufrieden sein
- überliefert, dass 'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein
19 Al)mad, Nasä'i

38
Die Geschehnisse nach dem Tod

- einst zum Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden auf


ihm - sagte:
„0 Gesandter Allähs! Ich finde keine Ruhe, seit dem Tag, da du
die [schrecklichen] Stimmen von Munkir und Näkir erwähntest
und den Druck im Grab!"
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
antwortete ihr:
„0 'Ä'isah! Die Gläubigen werden die Stimmen von Munkir
und Näkir als süg empfinden, und der Druck im Grabe wird ·
dem liebevollen Druck der Mutter gleichen, wenn sie den Kopf
ihres Kindes streichelt, um es von Schmerz zu befreien. Doch
O 'Ä'isah! Diejenigen, welche Zweifel an Gott hegen, sind ver-
flucht! Sie werden zerdrückt werden in ihrem Grab, wie Eier
unter einem Stein!" 20

Die Erden und die Himmel lieben den Gläubigen und


weinen über seinen Tod
Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allahs - Allähs Segen und Frieden auf ihm-· sagte:
„Jeder Gläubige besitzt zwei Türen. Über die eine steigen
seine Taten in den Himmel auf, und von der anderen kommt die
Versorgung auf ihn herab. Wenn der Gläubige stirbt, so werden
beide geschlossen. 21
Ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allahs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
20 Tabaräniy
21 Tirmigiy

39

_/.
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wenn ein Gläubiger dahinscheidet, so bereitet sich ein


jeder Teil des Friedhofes für ihn vor, damit er dort begraben
werden kann." 22
Es wird überliefert, dass ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm
zufrieden sein - sagte:
„Wenn ein Gläubiger stirbt, so weint die Erde 40 Tage lang
um ihn." 23
'Atä al-IJorasänI - möge Alläh mit ihm barmherzig sein - sagte:
,,Wenn ein Gläubiger sich auf einem Stück Land niederwirft,
so wird jenes seinen Tod beweinen und am jüngsten Tag für ihn
Zeugenschaft ablegen." 24

Der Lohn für Sadaqa al-Gariya25, und das Bitten um


Vergebung der Kinder
Abü Umäma - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„zweifelsohne, was dem Gläubigen von seinen guten Taten
Nutzen bringt, ist: das Wissen, welches er verbreitet, die recht-
schaffene Nachkommenschaft, die er hinterließ, die Bauten
die er hinterließ, wie etwa eine Moschee, ein Brunnen oder
ein Kanal, sowie Almosen, welches er aus seinem Besitz und
Reichtum gegeben hat." 26
22 Ibn 'Asäkir
23 Uäkim
24 AbüTa'Im
25 Dieser Ausdruck bezeichnet eine Almosen, bzw. eine Wohltat, die der Gläubige
auf dieser Welt hinterJieg, und deren Nutzen auch nach seinem Tod andauert.
26 Miskät

40
Die Geschehnisse nach dem Tod

Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-


liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Alläh, der Allmächtige, wird die Stufe des Paradiesbewoh-
ners erhöhen. Er wird verwundert fragen: ,0 Alläh! Wie habe
ich eine solche Stufe erlangt'?' und Alläh der Allmächtige wird
ihm antworten: ,Du hast diesen Rang aufgrund deJnes Flehens
um Vergebung und deiner Kinder erhalten."' 27
Gemäß einer anderen Überlieferung werden die Menschen
Berge von Wohltaten haben. Sie werden sich wundern woher
dies stammt, und danach fragen. Alläh der Allmächtige wird
ihnen sagen: ,,All dies gehört euch, weil eure Kinder für euch
um Vergebung gebeten haben." 28
Ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass der Gesandte Allähs-Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,Ein toter Körper im Grab ist ebenso hilflos wie ein Ertrin-
kender. Er wartet auf Fürbitten seines Vaters, seiner Mutter,
seiner Brüder und Freunde. Wenn jemand für ihn betet, so
freut er sich, als besäße er die gesamte Welt und was in ihr ist.
Wahrlich, Alläh, der Allmächtige, überbringt den Menschen im
Grab Berge von Belohnung. Es ist ein Geschenk für die Toten,
wenn die Lebenden für sie um Vergebung bitten." 29

Der Todesengel grüßt den Gläubigen mit Saläm


Anas ibn Mälik - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
27 Miskät
28 Tabaräniy
29 Miskät

41
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wenn der Todesengel bei dem auserwählten Diener Gottes


( ankommt, so grüßt er ihn mit Saläm und folgenden Worten:
„Mögest du gesegnet sein von Alläh! Steh auf, o Freund
Gottes und komme aus diesem Haus, welches von dir zerstört
wurde 30 ; begleite mich zu dem Ort, welchen du mit deinen Ge-
beten gefüllt hast." 31

Die Weigerung des Gläubigen in der Welt zu


verbleiben, sowie das Erhalten der frohen Botschaft
Ibn Garil). - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
zu 'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - sagte:
„Wenn ein Gläubiger zum Zeitpunkt seines Todes die Engel
trifft, so fragen sie ihn: ,,Sollen wir dich in die Welt zurückbrin-
gen?" Daraufhin wird er antworten: ,,Ihr wollt, dass ich die Welt
des Leidens und der Sorgen verlasse? Ich will hier nicht leben;
bringt mich sofort zu Alläh, dem Erhabenen."
Zayd ibn Aslam - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - sagte:
„Zum Zeitpunkt seines Todes kommen Engel mit froher
Botschaft zum Gläubigen und sagen:
,,Hab keine Angst vor dem Ort, zu dem du gehen wirst!"
So weicht seine Angst von ihm. Auch wird ihm gesagt, dass

J
er über sein Verlassen der Welt und ihrer Bewohner nicht trau-
ern soll, da er die frohe Kunde des Paradieses hat. So stirbt er
30 Haus meint in diesem Kontext den Körper. Dass er ihn „zerstört" hat, bedeutet,
dass er sein ganzes Leben lang gegen seine Gelüste und sein Nafs angekämpft
hat.
31 ~arl_1 a~-~udür

42
Die Geschehnisse nach dem Tod

in einem Zustand, in welchem Alläh in dieser Welt seine Augen


beruhigte." 32

Allähs Ansprache an die Märtyrer


Musräq - möge Alläh mit ihm barmherzig sein - überliefert:
„Ich bat 'Abdulläh ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden
sein - um die Erklärung folgenden Koranverses:
„Und glaube nicht, dass diejenigen, die um Gottes willen
getötet worden sind, tot sind. Nein, sie sind am Leben bei ihrem
Herrn und er versorgt sie wohl." (3:169)
Daraufhin sagte 'Abdulläh ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm
zufrieden sein:
„Ich kenne die Erklärung dieses Verses. Die Seelen der Märtyrer
werden in grünen Vögeln verkörpert. Unter dem Thron Allähs
hängen ihre Nester. Die Vögel fliegen durch das Paradies und
kehren immer wieder in ihre Nester zurück. Alläh, der Erhabene,
fragt sie sodann: ,,Was wünscht ihr?", und sie antworten ihm:
„Was könnten wir wünschen, 0 Herr, wo es uns doch erlaubt
ist durch das gesamte Paradies zu fliegen?" Nachdem er ihnen
diese Frage drei Mal stellt, antworten sie: ,,Wir wünschen, dass
unsere Seelen wieder in unsere Körper eingehaucht werden
und erneut auf deinem Weg getötet werden, o Alläh!" Hiernach
wird die Frage nicht mehr wiederholt werden. Da es aber dem
Gesetz widerspricht in die Welt.zurückzukehren, wird dies
nicht geschehen." 33
32 Ibn Abi l_[ätim
33 Muslim

43
Die Geschehnisse nach dem Tod

Jedoch sind die Seelen der Märtyrer nicht die einzigen,


welche in den Körpern grüner Vögel ruhen. Auch die Seelen der
Gläubigen rasten dort und fliegen durch das Paradies.
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wahrlich, die Seelen der Gläubigen ruhen in den Körpern
grüner Vögel, welche von den Bäumen des Paradieses essen." 34
Mulla 'Ali al-Qäri - möge Alläh mit ihm barmherzig sein -
schreibt in seinem Kommentar zu Miskät:
„Eine Überlieferung erwähnt, dass die Seelen der Gläubigen
in den Körpern der Vögel weilen, sich von den Früchten des
Paradieses ernähren, hieraus Wasser trinken und in goldenen
Nestern unter dem Thron rasten."

Der Schmerz des Märtyrertums ist nur wie ein


Ameisenbiss
Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Der Märtyrer spürt den Schmerz seiner Tötung so, wie ihr
einen Ameisenbiss wahrnehmt." 35

Einzelheiten über die Strafe des Grabes


Die Strafe des Grabes ist eine Tatsache, doch die Gläubigen
und Rechtschaffenen fühlen nur Wohltat im Grab, wohingegen
die Ungläubigen und die Frevler die Strafe und Folter erdulden
34 Miskät
35 Miskät

44
Die Geschehnisse nach dem Tod

müssen. All dies ist durch Überlieferungen bestätigt. Eine Jüdin


kam zu 'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein-, erwähnte
die Grabesstrafe und sagte: ,,Möge Alläh dich vor der Strafe im
Grab beschützen."
Als 'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - dies dem
Gesandten Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - erzählte,
sagte jener: ,,Ja, die Strafe im Grab ist wahr." 'Ä'isah - möge Alläh
mit ihr zufrieden sein - sagte: ,,Von diesem Tag an suchte der
Gesandte Allähs nach jedem Gebet Zuflucht bei Alläh vor der
Strafe des Grabes."
Wann immer auch 'Utmän ibn 'Affän - möge Alläh mit
ihm zufrieden sein - in der Nähe eines Grabes stand, weinte
er bitterlich, sodass sein Bart mit seinen Tränen vollgesogen
war. Wenn man ihn fragte, warum er denn so bitterlich weine,
obgleich er dies nicht täte, wenn das Paradies oder die Hölle
erwähnt werde, so antwortete er:
,,Der Gesandte Allähs-Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Das Grab ist der erste Bestimmungsort des Jenseits. Wenn
jemandem in dieser ersten Station die Erlösung zuteil wird, so
sind die darauffolgenden Stationen leichter; wenn jemandem in
dieser Station keine Erlösung zuteil wird, so sind die darauffol-
genden Stationen schwerer."" 36

Schlangen im Grab
Abü Sa'id al-Ijudri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
36 Bu!Järi, Muslim

45
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Die Ungläubigen haben 99 Schlangen in ihren Gräbern,


welche fortfahren, sie zu bemen bis zum Jüngsten Tag. Sie sind
so giftig, dass wenn eine von ihnen in Richtung der Erde zischen
würde, nichts mehr wachsen könnte."

Das Weinen der Toten im Grab, und wie sie mit


Eisenkeulen geschlagen werden
Barä' ibn 'Azib - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wenn der Ungläubige antwortet: .,0 wehe! Ich weig es nicht.",
so ruft ein Rufer aus den Himmeln: ,,Er hat gelogen; breitet Feuer
unter ihm aus, kleidet ihn in ein Gewand aus Feuer und öffnet
ein Tor der Hölle für ihn! Sein Grab wird ihm so eng gemacht,
dass seine Rippen ineinander gequetscht werden. Danach wird
ein blinder und tauber Peiniger mit einer eisernen Keule zu ihm
geschickt. Jene ist so schwer, dass ein Berg zu Staub zerfiele,
wenn man ihn mit ihr schlagen würde. Auch jene Person zerfällt
durch den ersten Schlag zu Staub, wird dann aber wieder in seine
ursprüngliche Form zurückgebracht [, um erneut geschlagen
zu werden]." 37
Bul}ärI und Muslim überliefern, dass er bei jedem Schlag
so laut schreit, dass ihn alle Lebewesen, auger dem Menschen
und den Ginn, hören können. Sie können ihn nicht vernehmen,

J da auch sie diese Station [, in welcher er sich befindet] durch-


schreiten müssen. Könnten sie hören, was mit den Menschen in
der Welt des BarzalJ geschieht, so würden sie alle gottesfürchtig
37 Al.unad, Abü Dawüd

46
~ _;,r --

Die Geschehnisse nach dem Tod

und rechtschaffen werden. Doch dies ist nicht das Gesetz und
Prinzip des Allmächtigen. Der Glaube an das Verborgene zählt,
und jeder muss dem Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - gehorchen und daran glauben.
„Aber jene, welche ihren Herrn fürchten, obgleich sie ihn nicht
sehen; ihnen wird Vergebung und reichlicher Lohn zuteil." (67:12)
Wenn sie als die schreckliche und furchteinflößende Strafe
mit bloßen Augen sehen könnten, so würden sie alle gläubig
werden. Doch das Fundament und die Essenz bestehen aus dem
Glauben an das Ungesehene.
,,Doch der neue Glaube, den sie kundtaten, nachdem sie unse-
rer Strafe gewahr wurden, hatte keinen Nutzen für sie." (40:85)
Ja, die Menschen wären gar nicht in der Lage, die Strafe im
Grab zu ertragen! Würde man sie ihnen zeigen, so würden sie
direkt ihr Bewusstsein verlieren.
Abü Sa'id al-t[udri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wenn die Menschen die Leiche eines Ungehorsamen tra-
gen, so weint er und fragt, wohin sie ihn bringen. Diese Schreie
werden von allen, außer den Menschen gehört; denn würde der
Mensch sie hören, so würde er direkt in Ohnmacht fallen." 38
Abü Ayyüb - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
Einmal verließ der Prophet - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - Medina nach Sonnenuntergang. Er hörte eine [furchterre-
gende] Stimme und sagte: ,,Die Juden werden in ihren Gräbern
bestraft." 39
38 Bubäri
39 Bubäri, Muslim

47
Die Geschehnisse nach dem Tod

Zayd ibn Tabit - möge Allah mit ihm zufrieden sein - über-
liefert:
„Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm
- machte sich einst zum Garten von Banu Nagar auf und wir
begleiteten ihn. Plötzlich wütete sein Esel, und es machte den
Anschein als wolle er ihn abwerfen. In der Nähe waren fünf oder
•. ;J, sechs Gräber. Der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden
'J'
auf ihm - fragte:
,,Wer weig über diese Männer in diesen Gräbern?"
Jemand antwortete: ,,Ich kenne sie!"
Er - Allahs Segen und Frieden auf ihm - fragte: ,.Wann sind
sie gestorben?"
Er antwortete: ,,Sie starben in der Zeit des Unglaubens."
Daraufhin sprach der Gesandte Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm:
„Die Menschen werden in ihren Gräbern bestraft. Wäre es
nicht aus Furcht davor, dass ihr aufhört eure Toten zu beerdigen,
so hätte ich Alläh gebeten, dass ihr etwas von der Strafe des
Grabes zu hören bekommt."40

Üble Nachrede und Verschmutzung mit Urin ziehen


Strafe im Grab nach sich

J Ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,


dass der Gesandte Allähs ~ Allähs Segen und Frieden auf ihm -
an zwei Gräbern vorüberkam und sagte:
10 Muslim

48
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Sie erleiden die Strafe des Grabes, aber nicht aufgrund


irgendeiner großen Sünde, sondern aufgrund von kleinen Sün-
den, von welchen sie sich hätten fernhalten können. Diese sind
die folgenden:
Er setzte sich während des Wasserlassens nicht hinter einen
Vorhang, und pflegte zu lästern."
Danach verlangte er nach einem frischen Zweig, brach ihn
entzwei und befestigte einen jeden von ihnen auf einem Grab.
Als die Gefährten nach dem Grund fragten, erklärte er:
„Möge ihnen die Strafe im Grab erleichtert werden, bis die
Zweige ausdörren.",n

Bestimmte Strafen für bestimme Taten


BubärI überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden.auf ihm - sagte:
,,Ich träumte heute Nacht, dass zwei Männer zu mir kamen,
mich griffen und mich in ein geheiligtes Land begleiteten.
Dort sah ich eine Person sitzend, eine andere stehend, mit
Zangen in den Händen. Sie schnitt zuerst ihre eine Kinnbacke bis
zum Nacken auf, und wiederholte dies sodann mit der anderen.
Dies tun sie immer, und immer wieder. Als ich meine Begleiter
hierüber befragte, geboten sie mir weiterzugehen.
Sodann kam ich an einer liegenden Person vorbei, und einer
stehenden, mit einem schweren Stein in der Hand. Der Mann
mit dem Stein zerschmetterte dem Liegenden mit furchtbarer
Gewalt den Kopf. Wenn der Stein auf dem Kopf auftrifft, so rollt
ein Stück weg. Bevor der Stehende den Stein holen kann, wird
41 Mifäät

49
Die Geschehnisse nach dem Tod

der Kopf wieder heil und es geht ebenso weiter. Als ich hiernach
fragte, geboten mir meine Begleiter weiterzugehen.
Sodann kam ich an eine Höhle, welche wie ein Ofen war; oben
schmal, und unten weit. In ihr brannte ein loderndes Feuer mit
nackten Männern und nackten Frauen. Wenn das Feuer auflodert,
so reißt es sie nach oben, und es scheint als würden sie durch
die Öffnung [mit dem Rauch] abziehen. Wenn die Feuersbrunst
nachlässt, sind sie aber schon bald wieder auf dem Boden. Als
ich hiernach fragte, geboten mir meine Begleiter weiterzugehen.
Sodann kam ich an einen Fluss aus Blut. Ich sah eine Per-
son in seiner Mitte stehen, und eine andere am Ufer, neben
ihr einige Steine. Wann immer auch die Person aus der Mitte
versuchte ans Ufer zu kommen, warf die Person am Ufer einen
Stein mit solcher Heftigkeit in sein Gesicht, dass er an seinen
Ausgangspunkt zurückgeschleudert wurde. Als ich hiernach
fragte, geboten mir meine Begleiter weiterzugehen.
Als nächstes schritt ich in einen Garten. In ihm befinden
sich ein großer Baum und ein alter Mann, welcher mit einigen
Kindern unter dem Baum sitzt. Eine andere Person heizt mit
einem Blasebalg die Feuer in der Nähe an. Danach Jassen mich
meine beiden Begleiter auf diesen Baum klettern. Oben befindet
sich in der Mitte eines Hauses ein Haus. Sie bringen mich hinein;

] niemals habe ich ein besseres Haus gesehen. Es beherbergte


viele Männer, Frauen, Kinder, alte und junge Leute.
Sodann weisen sie mich an, das Haus zu verlassen und führen
mich nach oben in ein noch schöneres Haus. In ihm waren alte
und junge Menschen.

50

\_
Die Geschehnisse nach dem Tod

Zuletzt sagte ich zu einem von ihnen: ,,Ihr habt mich die
ganze Nacht umhergeführt, nun erzählt mir von den Geheim-
nissen hinter all diesen Dingen!"
Sodann enthüllten sie mir Folgendes:
„Derjenige, dessen Gesicht aufgeschnitten wird, war ein
Lügner. Er erzählte eine Lüge, und seine Erdichtungen verbrei-
teten sich weit und breit. Deshalb erhält er diese Strafe bis zum
jüngsten Tag.
Die Person dessen Kopf beständig mit dem Stein zerschmet-
tert wurde, war jemand, dem der Koran gelehrt wurde. Doch
er pflegte den Koran Tag und Nacht zu ignorieren. Derart wird
bis zum jüngsten Tag mit ihm verfahren.
Diejenigen, die du in der Höhle im Feuer gesehen hast, sie
sind Unzüchtige.
Der Mann in dem Fluss aus Blut hat Zinsen genommen.
Der alte Mann unter dem Baum war lbrähim - Allähs Segen
und Frieden auf ihm -, und die Kinder waren die Kinder der
Menschen, welche noch vor der Volljährigkeit verstarben.
Die Person, welche mit dem Blasebalg das Feuer anheizte,
ist der Herr der Hölle.
Das erste Haus, welches du betreten hast, ist das Haus eines
normalen Muslims, das andere gehört einem Märtyrer.
Ich bin Gibril, und dies ist Mika'il."
Hiernach sah ich ein Stück einer weissen Wolke über meinem
Haupt. Sie sagten mir, dass dies mein Haus sei.
Ich bat sie, mich zu verlassen, damit ich mein Haus betreten
könnte, doch sie sagten mir, dass meine Lebenszeit noch nicht

51
Die Geschehnisse nach dem Tod

verstrichen sei, und ich deshalb nicht in mein Haus gehen könne.
Andernfalls wäre es mir erlaubt gewesen."12

Über das Reden der Erde mit dem Toten


Abü Sa'Id - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
„Einst kam der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - heraus und sah eine Gruppe Menschen, die so sehr
scherzten und lachten, dass man ihre Zähne sah. Nachdem er
ihren Zustand begutachtet hatte, sagte er:
,,Ihr sollt beständig des Todes gedenken, welcher den Ge-
schmack einer jeden Sache verdirbt. Hättet ihr dies getan, so
hätte ich euch nicht in jenem Zustand gesehen. Nicht ein Tag
vergeht, ohne dass das Grab sagt:
„Ich bin die Heimstatt der Fremde; Ich bin die Heimstatt der
Einsamkeit; ich bin das Haus der Insekten."
Wenn ein Gläubiger begraben wird, so wird das Grab zu
ihm sprechen:
„Willkommen zuhause! Wahrlich, du bist mir lieb. Jetzt wo du
mir übergeben wurdest, wirst du sehen, welch gute Behandlung
ich für dich habe."
Sodann weitet sich sein Grab, und ein Tor des Paradieses
wird für ihn geöffnet.
Wenn jedoch ein Frevler oder ein Ungläubiger begraben

l
wird, so spricht das Grab zu ihm:
„Du bist hier nicht wollkommen! An einen üblen Ort bist du
gekommen! Du bist der Meistverfluchte! Jetzt da du begraben
wurdest, wirst du sehen wie ich mit dir verfahre!"
42 Miskät

52
Die Geschehnisse nach dem Tod

Sodann drückt ihn das Grab so eng zusammen, dass seine


Rippen ineinander brechen."
Der Gesandte Allähs verdeutliche dies, indem er die Finger
beider Hände ineinander faltete." 43

Diejenigen, welche vor der Strafe im Grab geschützt sind


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Bei demjenigen, in dessen Hand mein Leben liegt", wenn der
Tote in sein Grab gelegt wird, und die Menschen zurückkehren,
so hört er das Geräusch ihrer Schuhe. Wenn er ein Gläubiger
ist, kommen sodann seine Gebete [~aläh] zu seinem Haupt, sein
Fasten [~awm] kommt zu seiner Rechten, die Abgabe [zakät] zu
seiner Linken, und seine freiwilligen Taten [nawäfil] unterhalb
seine Beine. Wenn die Strafe von der Kopfseite kommt, so ver-
hindert sie das Gebet. Wenn sie von der Rechten kommt, so wird
sie vom Fasten aufgehalten, wenn sie von der Linken kommt
von der Abgabe. Wenn sie von seitens seiner Beine kommt, so
stehen seine freiwilligen Taten im Weg."44

Jene, welche die Sure „al-Mulk" und ,,>Alif Läm Mim" in


der Niederwerfung lasen
'Abdulläh ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein
- überliefert, dass einst ein Gefährte des Propheten - Allähs
Segen und Frieden auf ihm - sein Zelt auf einem Grab aufschlug,
ohne es zu wissen. [Während er in seinem Zelt saß], hörte er,
43 Miskät
44 Targlb

53
Die Geschehnisse nach dem Tod

wie jemand die Sure al-Mulk vom Anfang bis zum Ende las. Er
erzählte dem Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - von dieser Begebenheit, woraufhin jener sagte:
„Diese Sure beschützt vor der Strafe, und sie beschützte ihn
vor der Strafe Allähs."45
Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wahrlich, im Koran befindet sich eine Sure, welche aus 30
Versen besteht. Sie hält Fürsprache für ihren Leser ein, bis ihm
vergeben wird. Und diese Sure ist: ,Tabäraka-llagi bi-yadihi l-mulk"<l6
t{älid ibn Madän sagt über die Sure „Tabäraka-llagi bi-yadihi
1-mulk" und über die Sure ,,'Alif Läm Mim", dass diese im Grab für
ihren Leser kämpfen, und sprechen werden: ,,0 Alläh! Wenn wir
Bestandteil deines Buches sind, so akzeptiere unsere Fürsprache
zu seinen Gunsten. Gehören wir nicht zu deinem Buch, lösche
uns auch. Diese beiden werden ihre Flügel wie Vögel spreizen,
und ihn vor der Strafe im Grab bewahren."·17

Über die Person, welche an einer Magenkrankheit verstirbt


Sulaymän ibn Sarür - möge Alläh mit ihm barmherzig sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wer an einer Magenkrankheit stirbt, der wird im Grab nicht

J bestraft werden."48
45
46
Miskät
Miskät
47 Miskät
48 Al.miad, Tirmigi

54
~-.
Die Geschehnisse nach dem Tod

Über die Person, welche in der Nacht des Freitags,


oder am Freitag stirbt
'Abdulläh ibn 'Amr - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Jeder Muslim, welcher in der Nacht des Freitags, oder am
Freitag stirbt, der ist vor der Strafe im Grab sicher."49

Über die Person, welche im Ramadan stirbt


Anas ibn Mälik - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - pflegte
zu sagen:
„Wahrlich, im Monat Ramadan wird die Strafe des Grabes
von den Toten genommen." 50

Über denjenigen, der an einer Seuche stirbt


Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wer an einer Seuche stirbt, der stirbt als Märtyrer. Er wird
vor der Strafe des Grabes sicher sein, und morgens und abends
versorgt." 51

Der Märtyrer und der Mugähid


Maqdäm - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm
- sagte:
49 Tirmigi
50 Bay!Jäqiy
51 Mifäät

55
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Alläh hat für den Märtyrer sechs Belohnungen:


Sobald der erste Tropfen Blut fließt, sind ihm seine Sünden
vergeben
und seine himmlische Heimstatt wird ihm gezeigt.
Er ist vor der Strafe des Grabes sicher.
Er ist vor der Verwirrung sicher. [Wenn am Jüngsten Tag
das Horn geblasen wird.]
Er wird mit einer Krone aus Licht gekrönt.
Er erhält 72 himmlische Bräute."
Abü Ayyüb - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Jemand, der seinem Feind gegenübersteht und standhaft
bleibt, bis er den Märtyrertod erwirbt oder den Feind unterwirft,
wird vor der Strafe des Grabes sicher sein." 52

Jemand, der vom Grab abgewiesen wird


Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
„Eine Person war der Schreiber des Propheten - Allähs Segen
und Frieden auf ihm -, und schloss sich mit den Ungläubigen
zusammen. Daraufhin verfluchte ihn der Prophet - Allähs Segen
und Frieden auf ihm -, auf dass sein Grab ihn abweise. Als er
begraben wurde, sah Abü Tall:ia wie er aus seinem Grab heraus
ragte. Als er über die Angelegenheit nachfragte, sagten sie ihm,
52 Nasä'iy, Tabaräniy

56
Die Geschehnisse nach dem Tod

dass man ihn mehr als einmal begraben hatte, doch er das Grab
spuckte ihn jedes Mal wieder aus." 53

Über das Zeigen des Paradies und der Hölle am


Morgen und am Abend
'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn einer von euch stirbt, so wird ihm das Paradies oder
die Hölle am Morgen und am Abend gezeigt. Wenn er von den
Paradiesbewohnern ist, so wird ihm morgens und abends das
Paradies gezeigt; ist er von den Höllenbewohnern, so wird i_hm
morgens und abends die Hölle gezeigt." 54

Die Taten der Umma werden dem Propheten · Allähs


Segen und Frieden auf ihm - gezeigt
'Abdulläh ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs • Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Mein Leben ist gut für euch, und mein Tod ist gut für euch.
Eure Taten werden mir vorgebracht werden; sind sie gut, so
danke ich Alläh dafür; sind sie schlecht, so bitte ich Alläh den
Erhabenen für euch um Vergebung." 55

53 ßu!Järi, Muslim
54 Bu!Järi, Muslim
55 tam' al-Fawä'id

57
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der Prophet · Allahs Segen und Frieden auf ihm -


hört die Grüße und Segenswünsche, welche auf ihn
gesprochen werden
Abü Hurayrah - möge Allah mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allahs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wenn jemand mir jemand $alawät bei meinem Grab schickt,
so höre ich sie; schickt er sie aus der Ferne, so tragen sie die
Engel zu mir." 56
'Abdulläh ibn Mas'üd - möge Allah mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Es gibt viele Engel, welche auf der Erde umhereilen, um
J mir Segenswünsche zu überbringen." 57

Über das Leben der Propheten · Allahs Segen und


Frieden auf ihnen - nach dem Tod
Nachdem die Propheten - Allähs Segen und Frieden auf
ihnen - diese Welt verlassen, bleiben sie am Leben. Obgleich es
über die Märtyrer gesagt wird, gibt es auch viele Überlieferun-
gen, welche dies über die Propheten aussagen. Der berühmte
J:Iadit-Gelehrte lmäm al-Bayl)aqi verfasste ein Buch, um diese
Wahrheit zu untermauern.
Imam al-Qurtubiy schreibt in seinem „al-Tagkira":
„Die verschiedenen Propheten - Allahs Segen und Frieden
auf ihnen - entziehen sich kurz gefasst wie die Engel unserer
56 Bay~äqiy
57 ~läkim, Nasä'i

58
Die Geschehnisse nach dem Tod

Sicht. Ihre Seelen wurden zurückgebracht, nachdem sie genom-


men wurden."
Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Die Propheten - Allähs Segen und Frieden auf ihnen - sind
am Leben und verrichten das Gebet in ihren Gräbern." 58
Abü Dardä' - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Schickt am Freitag viele Segenswünsche zu mir, denn die
Engel steigen an diesem Tag in großer Zahl herab. [Danach
fügte er hinzu] Wahrlich, die Segenswünsche derer, welche sie
mir entsenden, werden mir überbracht."
Die Menschen fragten: ,,Was wird geschehen, wenn du nicht
mehr bist?"
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwortete: ,,Die
Segenswünsche werden mir auch nach meinem Verscheiden
überbracht, denn die Propheten Gottes bleiben auch in der
nächsten Welt am Leben; und dieses Leben ist nicht seelisch,
sondern körperlich. Der Erde wurde verboten, die Körper der
Propheten zu verzehren, deshalb bleiben sie am Leben und
werden versorgt." 59
Ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
„Einst reisten wir mit dem Gesandten Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - zwischen Mekka und Medina. Er fragte
über ein gewisses Tal, und die Menschen antworteten ihm, dass
58 Abü Ya'lä
59 Ibn Mägah

59
Die Geschehnisse nach dem Tod

es das Tal von Arzaq sei. Der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - sagte daraufhin:
,,Es ist, als würde ich in die Richtung von Müsä blicken."
Dies sagend fügte er hinzu:
„Ich sehe ihn durch dieses Tal wandeln, und mit den Fingern
in den Ohren seinen Herrn lobpreisen."60

Die Körper einiger Märtyrer von Ul).ud wurden intakt


vorgefunden
Im Muwana des Imäm Mälik wird überliefert:
„Die starken Regenfälle zerstörten die Gräber von 'Amr ibn
Gamü):i und 'Abdulläh ibn 'Amr - möge Alläh mit ihnen zufrieden

] sein. Diese beiden Gefährten des Gesandten Allähs fanden in


der Schlacht von U):iud den Märtyrertod und wurden im selben
Grab beerdigt. Nachdem man ihre Gräber ausgegraben hatte,
um sie an anderem Ort erneut zu beerdigen, sah man, dass der
Zahn der Zeit nicht an ihren Körpern genagt hatte. Sie sahen
aus, als wären sie gestern erst verstorben, obgleich die Schlacht
von U):iud 46 Jahre zurückliegt."
Mu'äwiyya ibn Abi Sufyän - möge Alläh mit ihm zufrieden
sein - beschloss während seines Kalifats in Medina einen Kanal
graben zu lassen, wobei der Friedhof der Märtyrer von Ul)ud
im Weg war. Mu'äwiyya - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
ordnete an, dass die Verwandten der Toten sie an einen anderen
Ort umsetzen mögen. Als man die Leichen exhumierte, fand man
sie gänzlich unbeschadet vor, obgleich die Schlacht von U):iud
50 Jahre zurücklag.
60 Muslim

60

·--
Die Geschehnisse nach dem Tod

Allähumma innf 'as'aluka bayra 1-l)ayäti wa-bayra 1-mamäti


wa an tagfirlf wa tarl)amnf wa an tatüba 'alayya innaka anta
rabbi anta mawlä wa anta li ni'ma 1-wakil wa ~allallähu ta'älä
'alä IJayri IJalqihi sayyidinä wa mawlänä Mul.iammadin wa 'älihi
wa ~al)bihi agma'fn.
0 Alläh, ich bitte dich um ein besseres Leben und einen
besseren Tod. Ich bitte dich mir aufgrund deiner Barmherzigkeit
zu vergeben und meine Reue anzunehmen. Wahrlich, du bist
mein Herr und mein Wohltäter. Der Segen Allähs sei auf dem
Besten seiner Schöpfung, MulJammad, und all seinen Gefährten.

61
J
Stufen und Zustände der Hölle

iese Abhandlung ist in zwei Teile gegliedert: Der Erstere


D befasst sich mit den Stufen und Zuständen der Hölle selbst,
der andere mit den Insassen der Hölle.

Die Tiefe der Hölle


Abü Müsä al-'As'ariy - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - [während er die Tiefe der Hölle beschrieb] -sagte:
„Wenn ein Stein in die Hölle geworfen wird, so fällt er 70
Jahre lang, bevor er den Boden der Hölle erreicht."61
Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert:
„Einst saßen wir in der Gesellschaft des Gesandten Allähs
- Allähs Segen und Frieden auf ihm -, als wir einen Gegenstand
fallen hörten. Daraufhin sprach der Gesandte Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
,,Wisst ihr, was das für ein Geräusch ist?"
Wir antworteten: ,,Alläh und sein Gesandter wissen es besse1~"
61 Ibn Hibbän

63
Die Geschehnisse nach dem Tod

Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwortete:


„Dies ist ein Stein, welcher von Alläh in den Schlund der
Hölle geworfen wurde. Nun hat er nach 70 Jahren des Falls den
Boden erreicht; dies war das Geräusch ebenjenes Steines."62

Die Wälle der Hölle


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Vier Wälle umschließen die Hölle, ein jeder Wall ist so lang,
wie man 40 Jahre läuft."

Die Tore der Hölle

] Der Heilige Koran beschreibt die Tore der Hölle mit folgen-
den Worten:
„Und wahrlich, die Hölle ist eine versprochene Heimstatt
für sie alle! Sie besitzt sieben Tore; jedes dieser Tore für eine
bestimmte Form von Sündern."63
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte ebenfalls:
„Die Hölle hat sieben Tore; eins davon ist für jene, welche
gegen meine Umma ihr Schwert ziehen.''64

Feuer und Finsternis der Hölle


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
62 Muslim
63 15:43-14
64 Miskät

64
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Die Hölle wurde 1.000 Jahre angefeuert, sodass ihr Feuer rot
wurde; sodann feuerte man sie weitere 1.000 Jahre an, sodass
ihr Feuer weiss wurde; sodann feuerte man sie weitere 1.000
Jahre an, sodass ihr Feuer schwarz wurde. Nun sieht die Hölle
schwarz und dunkel aus." 65
BulJäri und Muslim überliefern, dass der Gesandte Allähs -
Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
.,Das Feuer, welches ihr entzündet, ist nur ein Siebzigste!
des Feuers der Hölle."

Stufen der Bestrafung in der Hölle


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Die geringste Strafe unter den Höllenbewohnern erhält
derjenige, dessen Schuhe und Senkel aus Feuer sind, welche
seinen Kopf wie einen Kessel derart kochen lassen, dass er denkt
er habe die schlimmste aller Strafen, obgleich er die leichteste
erträgt."66
Muslim überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - sagte:
„Am jüngsten Tag wird von den Höllenbewohnern jener
ausgewählt, welcher im Diesseits am meisten Freuden genossen
hat. Man wird ihn nehmen, kurz in die Hölle eintauchen und
daraufhin fragen:
„0 Sohn Adams! Hast du in deinem Leben jemals Wohltaten
erfahren?"
65 Tirmigiy
66 Bugäri, Muslim

65
,- Die Geschehnisse nach dem Tod

Er wird antworten: ,,Niemals, bei Alläh! Ich habe niemals


die Wonnen des Lebens genossen!"
Sodann wird man von den Paradiesbewohnern jenen wählen,
welcher im Diesseits vom Schlimmsten geplagt wurde. Man wird
ihn nehmen, kurz in das Paradies eintauchen und hierauf fragen:
,,0 Sohn Adams! Hast du jemals in deinem Leben Leid er-
fahren?"
Er wird antworten: ,,Niemals, bei Alläh! Ich habe niemals
etwas Schlechtes erlebt!'"'

Der Atem der Hölle


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wenn die Sonne im Zenit steht, so sollte das Mittagsgebet
etwas verzögert werden; denn die Schwere dieser Hitze ist
aufgrund der Hitze der Hölle."
Weiterhin sagte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
,,Einst beschwerte sich die Hölle bei Alläh über die anstei-
gende Hitze,· welche dazu führte, dass ihre Teile ineinander
verschmolzen. So erlaubte ihr der Herr der Welten zwei Atem-
züge - einen Sommer, und einen im Winter. Deshalb ist die Hitze,
welche ihr vernehmt die Wirkung des Ausatmens der Hölle, und
die schlimme Kälte die des Einatmens.''67
Gemäß einer anderen Überlieferung wird die Hölle jeden
Mittag angeheizt.
67 Bu\}äri

66
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der Brennstoff der Hölle


Im Koran heißt es:
„0 ihr, die ihr glaubt! Schützt euch und eure Familien vor
einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.''68
Doch wer oder was sind diese Steine? Bezüglich dieses Verses
sagte 'Abdulläh ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein:
,,Die Steine, welche die Hölle anfeuern, sind aus Schwefel,
welchen Alläh, der Erhabene, im nächsten Himmel an jenem Tag,
an welchem Himmel und Erde erschaffen wurden, erschuf."69
Neben diesen Steinen werden auch die Götzen der Götzen-
diener, welche sie anzubeten pflegten, in der Hölle zu finden
sein. Denn der Koran sagt:
,,Wahrlich, ihr [Ungläubigen], und die [falschen] Götter wel-
che ihr neben Alläh angebetet habt, sind [nichts als] Brennstoff
für die Hölle!" 70

Stufen der Hölle


Es wurde bereits erwähnt, dass die Hölle sieben Tore hat.
Imäm 'Ali - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass jene Tore übereinander sind. Dies impliziert, dass die Hölle
verschiedene Stufen oder Schichten hat.
Gemäß 'Allämah ibn Katir - möge Alläh mit ihm gnädig sein
- hat die Hölle sieben Tore.
Der Koran sagt:
68 66:6
69 ~läkim
70 21:98

67
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Die Heuchler werden sich am untersten Grund der Hölle


befinden." 71
Die islamischen Gelehrten haben jede dieser Schichten mit
ihren Details erwähnt. Sie gliederten sie folgendermafsen:
1. I:Iäwiya - für die Heuchler, Pharao und seine Gefährten.
2. GaQim - oberhalb von I:Iäwiya für die Polytheisten.
3. Saqar - oberhalb von Gal_lim, für jene, welche keiner
Religion angehören.
4. Nati - oberhalb von Saqar, für Iblis und seine Gefährten.
5. Hatma - oberhalb von Nati, für die Juden
6. Sa'ah - für die Christen
7. Gahannam - dies ist die siebte, oberste Stufe. Für allge-
meine, muslimische Sünder.

Der Nacken der Hölle


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Am jüngsten Tag wird sich ein langer Hals aus der Hölle
recken, er hat zwei Augen, zwei Ohren und eine Zunge, um zu
sehen, zu hören und zu sprechen. Er wird sagen, dass er für drei
Arten von Menschen hervorgekommen ist:
Für jeden Rebellierenden und Sturköpfigen.
Für jeden, der Alläh etwas beigesellte.
Für denjenigen, welcher Bilder malte." 72
71 4:145
72 Tirmigiy

68
Die Geschehnisse nach dem Tod

Eingeschlossen in Säulen von Feuer


Der Koran sagt:
„Es ist das angefachte Feuer Allähs, und den Verdammten
bis in ihr Herz dringt. Seine Flammen schlagen über ihnen in
lang gestreckten Feuersäulen zusammen." 73
Wenn eine Person im Feuer brennt, so stirbt sie, bevor das
Feuer ihr Herz erreicht. Aber da es in der Hölle keinen Tod gibt,
wird sich das Feuer durch den gesamten Körper bis zum Herzen
fressen. Die Feuersäulen bezeichnen Säulen aus Feuer, in welchen
die Höllenbewohner eingeschlossen werden. 74

Die Anzahl der für die Hölle verantwortlichen Engel


Der Koran weist daraufhin, dass diese Engel 19 an der Zahl sind.7 5
Sie wurden erwählt, um verschiedene, von Alläh auferlegte
Aufgaben auszuführen.
Alläh spricht im Koran:
,, ... und über welches harte und strenge Engel eingesetzt sind,
die sich gegen Alläh in dem was er befohlen hat nicht auflehnen,
sondern tun was ihnen anbefohlen wurde" 76

Der Zorn der Hölle


Der Koran sagt:
,.Und jene, welche nicht an ihren Herrn glauben, haben (der-
einst) die Strafe der Hölle zu erwarten; ein übles Ende! Wenn sie
73 104:6-9
74 Bayän al-Qur'än
75 74:30
76 66:6

69
Die Geschehnisse nach dem Tod

hineingeworfen werden, so werden sie ihr [furchterregendes]


Atmen hören, wodurch sie in Wallung gerät und beinahe platzt
vor Zorn." 77
Und:
„Wenn er sie nur aus der Ferne zu sehen bekommt, hören
sie schon ihr Grollen und ihr lautes Aufheulen. Und wenn sie
sodann aneinandergefesselt werden, an einen engenden Ort
in ihr, werden sie an Ort und Stelle um Vernichtung bitten." 78
Ibn AbI l;Iätim überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm - nach dem Verlesen des Verses „igä
ra'athum" bewies, dass die Hölle zwei Augen besitzt.
Der Koran sagt:

] „All jene einladend, welche den Rücken kehren und sich


[vom Rechten] abwenden, und [Besitz] zusammenhorten und
[vor der Verwendung] verstecken." 79
Es wird bei Ibn Ka!Ir erwähnt, dass die Hölle die Übeltä-
ter am Tag der Auferstehung von der Ebene picken wird, wie
Tiere ihre Futterkörner aufpicken. Dieser Vers bezieht sich auf
all jene, welche sich das Anhäufen von Besitz zur Gewohnheit
gemacht haben.
Qatäda - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - schreibt in
seinem Kommentar zu diesem Vers:
„Jemand, der versagt einen Unterschied zwischen Erlaubtem
und Verbotenem zu machen, und trotz göttlicher Anweisung
nicht ausgibt, ist unglückselig!"
77 67:6-9
78 25:12-13
79 70:17-18

70
Die Geschehnisse nach dem Tod

'Abdulläh ibn I:Iäkim pflegte seinen Geldbeutel aufgrund


dieses Verses niemals zuzubinden.
I:Iasan al-Basri - möge Alläh mit ihm barmherzig sein -
pflegte zu sagen:
,,0 Sohn Adams! Du hörst die Drohung und Anklage Gottes,
dennoch fährst du damit fort Reichtum und Besitz zu häufen."
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Am jüngsten Tag werden die Menschen wie Kinder vor
Alläh gebracht 80 ; der Allmächtige wird sie fragen:
„Habe ich euch etwa nicht Besitz, Vieh, Sklaven und andere
Gnaden zukommen lassen? Was habt ihr getan, um hierfür zu
danken?"
Daraufhin werden sie antworten:
„0 unser Herr! Wir sammelten Besitz und häuften Reichtum
an, vervielfachten all dies und ließen mehr zurück als wir hatten.
So lass uns all dies jetzt bringen." 81
Diese Menschen haben nichts ins Jenseits vorrausgeschickt,
und werden aufgrund dessen in der Hölle darben.
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Diese Welt ist die Heimstatt dessen, der keine Heimstatt hat;
der Besitz dessen, der keinen Besitz hat; und nur wer keinerlei
Weisheit besitzt, sammelt und häuft für diese Welt etwas an." 82
80 d.h. in einem Zustand der Unbeholfenheit und Demut
81 Tirmigiy
82 Mrnkät

71

./'
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Zügel der Hülle und die ziehenden Engel


Ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
(
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
,,Am jüngsten Tag wird die Hölle von 70.000 Engeln herbei-
gezogen, welche an je einer der 70.000 Zügel ziehen." 03
'Abdul'aziz al-Mungari - möge Alläh mit ihm barmherzig
sein - schreibt in seinem Targib wa-1-Tarhib, dass Ibn 'Abbäs -
möge Alläh mit ihm zufrieden sein - sagte:
„Würden die Engel die Zügel der Hölle loslassen, so würde
sie alles Gute und Schlechte ergreifen!"

l Schlangen und Skorpione der Hölle


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:

J „Wahrlich, in der Hölle befinden sich lange, kamelhalsdicke


Schlangen. Wird ein Höllenbewohner von ihnen gebissen, so
leidet er 40 Jahre lang unter diesem Schmerz."
Sodann fügte er hinzu;
,,Wahrlich, in der Hölle befinden sich eselsgroße Skorpione.
Wird ein Höllenbewohner von ihnen gestochen, so leidet er 40
Jahre lang unter diesem Schmerz."
Im Koran heißt es hierzu:
„Für sie wird es Strafe über Strafe geben, dafür dass sie
Unheil zu verbreiten pflegten." 84
83 Muslim
84 16:88

72
Die Geschehnisse nach dem Tod

In der Hölle gibt es keinen Tod


Der Koran sagt:
„Auf keine Weise wird [die Strafe] ihnen erleichtert, und von
(der) Verzweiflung werden sie übermannt werden." 85
Und:
„Es wird ihnen weder ein Todesmoment gewährt, sodass
sie sterben würden, noch wird ihnen die Strafe erleichtert." 86
Dies bedeutet, dass in der Hölle niemand sterben kann,
obgleich er grenzenlose Leiden erfährt.
Gemäß einer Überlieferung wird der Tod in Form eines
Schafbocks gebracht, wenn der letzte Höllenbewohner in das .
Paradies eingelassen wird. Sodann wird dieser geschlachtet
und ein Rufer wird verkünden:
„0 Paradiesbewohner, nun wird es keinen Tod mehr für
euch geben; 0 Höllenbewohner, nun wird es keinen Tod mehr
für euch geben."
Nachdem sie diese Worte vernommen haben, werden die
Paradiesbewohner in überschwängliche Freude versinken, und
die Höllenbewohner in die tiefste Trauer und größte Sorge.8 7

Der Ruf der Hölle


Im Koran heißt es:
„Am Tage des Gerichts werden wir die Hölle fragen: ,Bist du
nun satt geworden?', woraufhin sie sagen wird: ,Gibt es denn
noch mehr?"'
In einem Ausspruch des Gesandten Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - heißt es:
85 43:75
86 35:36
87 Bubäri, Muslim

73
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Die Höllenbewohner werden in die Hölle geworfen wer-


den. Obgleich sie bis zum Rand gefüllt ist, wird sie nach mehr
verlangen. [...]" 88

Keine Erlösung von der Strafe der Hölle


Im weltlichen Leben ist es die Regel, dass der Mensch Er-
leichterung nach Problemen erfährt, wenn er diese geduldig
ertragen hat. Über die Strafe der Hölle jedoch wird gesagt:
,,Brennt in ihr! Es ist gleich, ob ihr geduldig seid oder nicht;
ihr erhaltet lediglich eine Vergeltung eurer eigenen Taten." 89

Feurige Dornen als Trank und Nahrung der


Höllenbewohner

J Im Koran heißt es:


„Währenddessen bekommen sie von einer kochend heissen
Quelle zu trinken, und sie werden nichts zu essen haben außer

~
(Jari', dies wird sie weder ernähren, noch satt machen." 90
Oari' ist ein dorniger Strauch, welcher derart ungenießbar ist,
dass sich sogar jegliche Tiere davon fernhalten. Wenn die Tiere
versehentlich hiervon fressen, sterben sie binnen kürzester Zeit.

Fauliger Eiter
Im Koran heißt es:
,,Keinen Freund hat er heute hier, noch hat er zu essen au-
ßer dem fauligen Eiter aus gewaschenen Wunden, welcher von
niemandem verzehrt wird, außer den Sündern." 91
88 Miskät
89 52:16
90 88:5-7
91 69:35-37

74
Die Geschehnisse nach dem Tod

Zaqqüm
Im Koran heißt es:
„Wahrlich, der Zaqqüm-Baum wird die Speise des Sünders
in der Hölle sein; [seine Früchte gleichen] flüssigem Metall und
kochen im Bauch [der Sünder], wie heisses Wasser." 92
Und:
„Hierauf werdet ihr wahrlich, 0 ihr, die ihr irregeht, und
die [die Wahrheit] ablehnt; vom Zaqqüm-Baum essen, und euch
eure Mägen mit ihm füllen. Obendrein werdet ihr heisses Wasser
trinken, wie kranke Kamele, die vor Durst verrückt sind! So
· werden sie am Tage des Gerichts beschäftigt werden!" 93
Und weiterhin:
„Denn es ist ein Baum, welcher auf dem Grund des Höllenfeuers
wächst; seine Fruchtstände sehen aus wie Köpfe von Teufeln." 94
Zaqqüm ist ein berühmter, schrecklich bitterer Baum. Doch
die Bitterkeit dieses Baumes in der Hölle kennt keinen Vergleich.
Was ein schrecklicher Anblick es doch sein muss, wenn sie von
ihm essen und wie durstige Kamele kochendes Wasser in ihre
Kehle kippen.
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Würde auch nur ein Tropfen des Zaqqüm auf die Erde fallen,
so würde dies genügen, uin den Geschmack der Nahrung der
gesamten Menschheit zu verderben." 95
92 44:43-46
93 56:51-56
94 37:64-65
95 Tirmigiy, ibn ~libMn

75
Die Geschehnisse nach dem Tod

Gassäq
Der Koran sagt:
„Nichts Kühles werden sie darin spüren, noch werden sie
etwas zu trinken erhalten; außer heissem Wasser und Gassaq." 96
Der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wenn etwas Gassaq auf die Erde tropfen würde, so würde
die gesamte Menschheit verrotten." 97
Doch was ist Gassäq? Die Gelehrten haben es auf unter-
schiedliche Art und Weise interpretiert:
1. Es ist der faulige Eiter der Höllenbewohner.
2. Es sind die Tränen der Höllenbewohner.
3. Es bedeutet höllische Strafe mit beißender Kälte.
4. Fauliger, eiskalter Eiter, der aufgrund seiner übermäßigen

l Kälte nicht getrunken werden kann.

Flüssiges Metall

n Im Koran heißt es:

u ,,Wenn sie um Hilfe rufen, so wird ihnen Wasser gewährt,


welches wie flüssiges Metall ist und ihre Gesichter verbrennt!
Welch schlimmer Ruheplatz!" 98

Kochendes, stinkendes Wasser


Im Koran steht:
„Ihm wird kochendes, stinkendes Wasser gereicht, welches
er schluckt, aber kaum schlucken kann. Der Tod kommt aus jeder
Ecke auf ihn zu, und doch wird er nicht sterben." 99
96 78:24-25
97 Tirmigfy, ~läkim
98 18:29
99 14:17

76
Die Geschehnisse nach dem Tod

Und:
,, ...welche ewig im Feuer darben werden und heisses Wasser
zu trinken bekommen, sodass es ihre Gedärme zerreißt." 100

Ungenießbare Nahrung
Im Koran heißt es:
„Bei uns sind Fesseln [, um sie zu fesseln], und ein Feuer [, um
sie zu verbrennen]; und Nahrung, welche einem vor [Abscheu und
Ekel] im Halse stecken bleibt, und eine schmerzhafte Strafe. "101
Abü Dardä' - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass der Gesandte Allähs-Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,Die Höllenbewohner werden so schlimmen Hunger leiden,
dass dieser selbst eine grausame Strafe ist [...]. So wird ihnen
denn Nahrung gewährt, welche in ihren Hälsen stecken bleibt." 102

Verschiedene Arten der Strafe


Das Feuer der Hölle und ihre brütende Hitze, ihre Schlangen,
ihre Skorpione, ihr Speis und Trank, und ihre Dunkelheit sind
alles Strafen der Höllenbewohner. Im Koran und der Sunna
finden wir jedoch noch viele andere Formen der Strafe. Einige
wollen wir im Folgenden aufzählen:

Kochendes Wasser wird über ihre Häupter gegossen


Im Koran steht:
„Über ihre Häupter wird kochendes Wasser gegossen, wodurch
ihr Körperinneres ebenso wie ihr Äußeres verbrannt wird," 103
100 47:15
101 73:12-13
102 Miskät
103 22:19-20

77
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -


sagte:
„Wahrlich, den Höllenbewohnern wird kochendes Wasser
über ihre Häupter gegossen, woraufhin ihre Eingeweide zer-
platzen. Sodann werden sie in ihren ursprünglichen Zustand
zurückgebracht und die Tortur beginnt erneut.'' 104

Eisenkeulen
Im Koran steht:
„Und Eisenkeulen [, um sie zu strafen] sind bereitet. Jedes
Mal, wenn sie versuchen zu fliehen, so werden sie mit ihnen
wieder hineingezwungen, und es wird ihnen gesagt: ,,Spürt die

J Strafe des Verbrennens!"" 105


f:lasan al-Basri - möge Alläh mit ihm barmherzig sein - sagte
einst:
„Das Feuer wird die Höllenbewohner täglich 70.000 Mal
verbrennen. Und jedes Mal, wenn das Feuer sie verbrennt, wird
gesagt werden: ,,Werdet wie ihr wart!", und sie kehren in ihren
ursprünglichen Zustand zurück."

Strafe für das Vorenthalten von Wissen


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Jeder, der Wissen vorenthält, obgleich man ihn danach fragt,
wird dereinst Zaumzeug aus Feuer in seinem Mund tragen." 106
__J1 104 Tirmigiy, Bay~äqiy
105 22:21-22
106 Miskät

78
Die Geschehnisse nach dem Tod

Strafe für das Trinken von Wein und Berauschendem


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Mein erhabener Herr schwor bei seiner Ehre, dass wer
immer seiner Diener auch Wein trinkt, in der gleichen Menge
Eiter zu trinken hat; und wer immer auch das Weintrinken
aus Furcht vor ihm unterlässt, dem wird aus reinen, sauberen
Wasserbehältern zu trinken gegeben."

Die Strafe für die Predigt ohne Praxis


Der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,In der Nacht der Himmelfahrt sah ich Menschen, deren·
Lippen mit Scheren aus Feuer zerschnitten wurden. Ich fragte:
,,0 Gibril, wer sind diese?", er antwortete:
,,Dies sind die Prediger deiner Umma, welche zu rechtschaf-
fenen Werken aufrufen und sich selbst vergessen; sie lesen aus
dem Buche Allähs, doch setzen es nicht in die Tat um."" 107
Bu]Järi und Muslim überliefern, dass der Gesandte Allähs -
Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag wird eine Person gebracht und in die Hölle
geworfen werden. Sofort werden seine Eingeweide herausplat-
zen, und er dreht sich um sie, wie ein Esel um den Mühlstein.
Nachdem sie dies sehen, werden sich die Höllenbewohner um
ihn scharen und fragen:
„Was ist mit dir geschehen? Du pflegtest uns doch zum
Rechten anzustiften und vom Üblen abzuhalten!"
107 Mfäkät

79
Die Geschehnisse nach dem Tod

Er wird antworten:
„Ja, natürlich! Ich pflegte euch das Gute anzuraten und vor
dem Übel zu warnen, doch ich handelte selbst nicht demgemäß."

Die Strafe für das Benutzen von Geschirr und Besteck


aus Gold und Silber
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Wer immer auch von Gold oder Silber isst, oder von etwas,
was diese Metalle beinhaltet, wird seinen Magen dereinst mit
Feuer gefüllt sehen." 108

Die Strafe für Bildhauer und Maler 109


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Den Bildhauern und Malern wird die schlimmste Strafe
zuteilwerden." 110
Ferner sagte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Ein jeder Bildhauer und Maler wird in der Hölle sein; seine
Malereien werden zum Leben erweckt und bestrafen ihn dort." 111
Ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - sagt zu
obigem Ausspruch des Gottesgesandten:
108 Daraqutniy
109 Der Leser soll nicht denken, dass Bildhauer und Maler verbotene Berufe wä-
ren. Es handelt sich hier lediglich um Menschen, welche versuchen Lebewesen
künstlerisch darzustellen. Für weitere Erleuchtung dieses Themas ziehe man
einschlägige Fiqh-Bücher zu Rate. [Anm. d. Ü.]
110 Bubäri, Muslim
111 Bubäri, Muslim

80
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wenn es nötig ist, dass du Bilder malst, so mache Bäume


und seelenlose Gegenstände zu deinem Thema." 112

Die Strafe für Selbstmord


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wer Selbstmord begeht, indem er sich von einem Berg
stürzt, wird in der Hölle sein und dort beständig hinauf- und
hinunterfallen. Wer sich vergiftet, wird mit diesem Gift in seiner
Hand in die Hölle eingehen; wer sich mit einem Gegenstand aus
Eisen tötet, wird sich in der Hölle beständig mit einem eisernen
Gegenstand den Bauch durchlöchern." 113

Die Strafe der Hochmütigen


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Die Hochmütigen werden in Form von Ameisen auferstehen,
indem sie den Körper einer Ameise erhalten, doch das Gesicht
eines Menschen behalten. Man wird sie erniedrigend in das
Gefängnis der Hölle treiben." 114

Die Strafe der heuchlerischen Frommen


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Sucht Zuflucht bei Alläh vor der Kuhle der Sorgen."
112 Miskät
113 BulJäri
114 Miskät

81
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Gefährten - möge Alläh mit ihnen zufrieden sein - fragten:


,,Was ist die Kuhle der Sorgen, 0 Gesandter Allähs?"
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - erklärte:
„Es ist eine Kuhle in der Hölle, vor welcher die Hölle selbst
jeden Tag 400 Mal Zuflucht sucht."
Sie fragten: ,,Und wer wird dort hineingeworfen werden?"
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwortete:
„Die Frommen, welche ihre Taten zu zeigen pflegen." 115

Ein Berg aus Feuer


,,Bald schon werde ich ihn mit einem Berg von Schwierig-
keiten besuchen [sa'urhiquhu ~a'ud· 0 116
]

Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -


sagte:
„Sa'üd ist ein Berg aus Feuer, auf welchen die Höllenbewohner
70 Jahre lang aufsteigen müssen, und sodann 70 Jahre herunter-
fallen werden. So wird es immer wieder erneut geschehen." 117

Eine sehr lange Kette


Im Koran heißt es:
,,[Den Wärtern der Hölle wird befohlen:] ,,Ergreift ihn, fesselt
ihn und verbrennt ihn daraufhin im lodernden Feuer! Ferner
legt ihm eine Kette an, welche 70 Ellen lang ist!"
115 Miskät
116 74:17
117 Tirmigiy

82
Die Geschehnisse nach dem Tod

Es wird überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen


und Frieden auf ihm - sagte:
„Wenn ein Stück Zinn vom Himmel zur Erde fallen gelassen
wird, so wird es noch vor Anbruch der Nacht den Boden erreichen,
die Strecke ist wie eine Reise von 500 Jahren. Würde man es
von der linken Seite der Kette der Hölle zur gegenüberliegenden
fallen lassen, so würde es nach 40 Jahren sein Ziel erreichen."
Im Koran heißt es:
„Für die Ungläubigen haben wir Ketten, Fesseln und das
Höllenfeuer bereitet." 118
Und:
·,,Schon bald werden sie wissen, wenn Fesseln um ihre Hälse
gelegt werden, und die Ketten; sie werden in stinkendes Wasser
gezogen; sodann werden sie im Feuer verbrannt." 119

I<leider aus flüssigem Teer


Im Koran heißt es:
„Ihre Bekleidung aus flüssigem Teer, und ihre Gesichter von
Feuer bedeckt." 120
Gemäß Ibn 'Abbäs ist qatirän flüssiges Eisen, und es wird
den Höllenbewohner zur Kleidung gegeben, obgleich es fürch-
terlich heiss ist. 121
Muslim überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - sagte:
118 76:4
119 40:70-72
120 14:50
121 Ibn Katir

83
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Der Frau, welche die Toten beweint und vor ihrem Tod
keine Reue zeigt, wird dereinst ein Kleid aus flüssigem Teer
angezogen."
Im Koran heißt es:
„doch jene, welchen ihren Herren ablehnen; für sie werden
Kleider aus Feuer zugeschnitten." 122

Der Spott und Tadel der Höllenaufseher


Neben den vielen körperlichen Strafen und der Folter, haben
die Höllenbewohner noch weiteres zu erleiden, und dieses ist
das Spotten und der Tadel der Aufseher der Hölle.
Im Koran heißt es hierzu:
„Und es wird zu ihnen gesagt werden: ,,Fühlt nun die Strafe
des Feuers für das, was ihr als falsch abzulehnen pflegtet!"
Zayd ibn Aslam - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
,,Einmal bat 'Umar ibn al-ljattäb - möge Alläh mit ihm zu-
frieden sein - um Wasser. Man gab ihm Wasser, welches mit
Honig vermischt war. Er aber weigerte sich zu trinken und sagte:
,,Obgleich es wohlschmeckend ist, will ich es nicht annehmen,
denn ich habe im Koran gelesen, dass Alläh, der Allmächtige,
denjenigen verurteilen wird, der in dieser Welt seinen Gelüsten
folgt; ihm wird gesagt werden, dass er bereits Freuden und
Behaglichkeit in dieser Welt genossen habe; ich fürchte eben
jene Konsequenz."

122 22:19

84
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Zustände der Höllenbewohner


Die Mehrheit der Frauen befindet sich in der Hölle
Der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Ich warf einen kurzen Blick auf das Paradies und sah, dass
die Mehrheit seiner Bewohner Arme waren; Ich warf einen kurzen
Blick in die Hölle und sah, dass die Mehrheit ihrer Bewohner
Frauen waren." 123
Abü Sa'Id al-ljudriy - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert:
„Einst ging der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden
auf ihm - zum Festtagsgebet, als er auf dem Weg an einigen
Frauen vorbeikam und zu ihnen sagte:
„0 ihr Frauen! Gebt Almosen, denn ich habe in der Hölle
vorwiegend Frauen gesehen!"
Die Frauen fragten: ,,Warum?"
Er antwortete:
„Weil ihr eure Ehemänner verflucht und am undankbarsten
zu ihnen seid!" 12 ·4

Die Hässlichkeit der Höllenbewohner


Im Koran heißt es:
„Doch jene, welche Übles tun, denen wird Übles im gleichen
Maße vergolten; Schande wird [ihre Gesichter] bedecken. Keinen
Schutzherrn haben sie vor dem Zorne Allähs; Ihr Gesicht wird
mit Stücken der Dunkelheit der Nacht bedeckt werden." 125
123 Miskät
124 Bubäri, Muslim
125 10:27

85

/
Die Geschehnisse nach dem Tod

Dieser Vers macht klar, dass die Gesichter der Höllenbewoh-


ner schwarz wie die Nacht sein werden.
Es wird überliefert, dass 'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh
mit ihm zufrieden sein - sagte:
„Würde einer der Höllenbewohner in die Welt getrieben
werden, so würde die gesamte Menschheit aufgrund seines
hässlichen Gesichtes und seines Gestankes sterben."
Nachdem er dies gesagt hatte, weinte er bitterlich.
Im Koran heißt es ferner:
„Das Feuer wird ihre Gesichter verbrennen, weshalb sie mit
ihren entstellten Lippen grinsen werden."

Die Tränen der Höllenbewohner


Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
J der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - zu
seinen Gefährten sagte:
„0 ihr Menschen! Weint, oder tut wenigstens so, als würdet
ihr weinen! Denn die Insassen der Hölle weinen so viel, dass
Ströme von Tränen über ihre Gesichter fließen; wenn sie denn
keine Tränen mehr vergießen können, so weinen sie Blut und
ihre Augen entzünden sich.'' 126

Die Zunge der Höllenbewohner


Der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wahrlich, den Höllenbewohnern wird ihre Zunge ein oder
zwei firsalJ 127 herausgezogen, und die Menschen werden über
sie laufen."
126 ~arl.1 as-Sunna
127 Ein Firsab entspricht in etwa drei Meilen.

86
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Körper der Höllenbewohner


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Die Strecken zwischen den beiden Schulterblättern eines
Ungläubigen ist so lange, wie ein drei Tagesritt; seine Backen-
zähne sind groß wie der Berg von UI:md, und seine Haut so dick
wie eine drei tägige Reise.'' 128
Tirmigi überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allahs Segen
und Frieden auf ihm - sagte:
,,Am jüngsten Tag werden die Backenzähne der Ungläubi-
gen so groß sein, wie der Berg von Ul)ud; sein Oberschenkel so
hoch wie der Berg Baida; und wenn er sich setzt, so bedeckt er
eine Fläche die so groß ist, wie die Distanz zwischen Medina .
und Rabda." 129

Vom Fallen in die Hölle beim Überqueren der Brücke


Im Koran heißt es:
„Niemand von euch wird sie überqueren, dies ist der Wille
deines Herrn, entschieden und beschlossen." 130
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
,,Die Brücke $irät wird auf dem Rücken der Hölle errichtet.
Ich werde der erste von den Propheten sein, der sie mit seiner
Gemeinde überqueren wird. An diesem Tag werden nur die
Propheten sprechen [...]."
128 Muslim
129 Miskät
130 19:71

87
Die Geschehnisse nach dem Tod

Dann fügte er hinzu:


„Die Hölle besitzt gekrümmte Nägel, Dornen gleich. Am
jüngsten Tag werden sie versuchen den Übeltäter in die Hölle
t:;::I zu ziehen, sodass einige in die Hölle stürzen. Einige von ihnen
werden nie herauskommen, andere nachdem sie bestraft wurden."
1
Gemäß anderen Überlieferungen werden manche Menschen
die Brücke in einem Augenblick überqueren, andere mit der
Geschwindigkeit des Lichtes, andere mit der Geschwindigkeit
des Windes, andere schnell wie Pferde und Kamele, andere in
Frieden laufend, manche verletzt [von den Dornen], und andere
werden kopfüber in den Schlund der Hölle stürzen." 131
Im Koran heißt es hierzu:

J ,,Doch wir werden jene erretten, welche gottesfürchtig waren,


und die Unrecht Tuenden lassen wir auf Knien liegend zurück." 132

Das Eintreten in die Hölle

J Die Verse des Korans beschreiben das Eintreten der Höllen-


bewohner in die Hölle. Hierzu heißt es:
„und wir werden die Sünder in die Hölle hinabtreiben. [so
wie durstiges Vieh zum Wasser getrieben wird.]" 133
Und:
„An diesem Tage, an dem sie kopfüber ins Feuer geworfen
werden [, werden sie vernehmen:] ,Fühlt nun die Berührung
der Hölle."' 134
131 Bubäri, Muslim
132 19:72
133 19:86
134 54:48

88
Die Geschehnisse nach dem Tod

Und:
„Sodann werden sie kopfüber ins Feuer gestürzt, sie und die
Abgeirrten, und die Scharen des Teufels allesamt." 135
Ibn 'Abbäs - möge Allah mit ihm zufrieden sein - erklärte
obigen Vers folgendermaßen:
„Hände und Füße der Sünder werden in Stücke zerbrochen
und sodann ins Höllenfeuer geworfen." 136
Ferner heißt es im Koran:
[Es wird gesagt werden:] ,,Versammelt die Frevler und ihre
Gattinnen, und das was sie neben Alläh verehrten; und führt
sie den Weg zum brennenden Feuer! Doch haltet sie an, denn
sie müssen gefragt werden: ,,Warum helft ihr einander nicht?"
Nein, am heutigen Tag fügen sie sich [dem Richtspruch]." 137
,,An jenem Tag, da ihre Gesichter im Feuer gewendet wer-
den, werden sie sagen: ,,Wehe uns! 0 hätten wir doch Alläh und
seinem Gesandten Folge geleistet!"" 138

Der Teufel spricht zu den Höllenbewohnern


Die Höllenbewohner werden bereuen dem Teufel gefolgt zu
sein, und jeder wird sie verfluchen, obgleich er sie in die Irre
führte. Der Koran erzählt uns hierüber:
„Und nachdem die Angelegenheit entschieden ist, wird der
Teufel sagen: ,Alläh hat euch ein wahres Versprechen gege-
ben; Ich versprach euch ebenfalls etwas, doch ich brach mein
135 26:94-95
136 At-Targib wa-1 1 farhib
137 37:22-26
138 33:66

89
Die Geschehnisse nach dem Tod

Versprechen. Ich hatte keine Herrschaft über euch, auger euch


zu rufen, und ihr habt mir Gehör geschenkt! Deshalb tadelt
I
nicht mich, tadelt euch selbst! Weder kann ich euren Schreien
::i
zuhören, noch ihr den meinen. Ich weise eure Tat, dass ihr
!
1
mich Alläh beigesellt habt, zurück.' Für die Übeltäter wird es
1
schmerzhafte Strafe geben." 139
Niemand vermag sich den Ärger und den Zorn der Höllen-
bewohner vorzustellen.

Der Zorn der Höllenbewohner gegen jene,


welche sie irreführten
Die Höllenbewohner werden dereinst sehr zornig auf dieje-

J nigen sein, welche sie in die Irre führten und sagen:


„Wir sind euch lediglich gefolgt, werdet ihr uns nun gegen
den Zorn Allähs helfen?" 140

] Und sie werden antworten:


,,Hätte Alläh uns rechtgeleitet, so hätten wir euch auch recht-
geleitet. Es macht keinen Unterschied für uns, ob wir in Raserei
verfallen oder geduldig sind; für uns gibt es kein Entrinnen." 141
Da sie sodann den Zorn Allähs erleben, jammern die Un-
gläubigen:
,,0 Herr! Zeig uns jene unter den Geisterwesen und Menschen,
welche uns in die Irre leiteten, damit wir ihnen den Fug auf
ihre Nacken setzen, auf dass sie zu den Niedrigsten gehören!" 142
139 14:22
140 14:21
141 14:21
142 41:29

90
Die Geschehnisse nach dem Tod

Das Gespräch mit den Aufsehern der Hölle


Die Höllenbewohner werden mit den Aufsehern der Hölle
sprechen und sie flehentlich bitten:
„Betet zu eurem Herren, auf dass er uns unserer Strafe
[wenigstens] für einen Tag erleichtere!" 143
Sie werden antworten:
„Ist denn etwa nicht ein Botschafter mit klaren Zeichen zu
euch gekommen?" 114
Daraufhin werden die Höllenbewohner antworten: ,,Natür-
lich, sie sind gekommen, doch wir schenkten ihnen kein Gehör."
Daraufhin werden ihnen die Engel sagen:
„So betet [wie ihr wollt.] Doch das Bittgebet der Ungläubigen
ist nichts als absolute Verfehlung!" 145
Sodann wenden sie sich an den Meister der Hölle und flehen:
,,0 Mälik! 0 würde dein Herr uns doch ein Ende setzen [,
damit wir im Tod Ruhe finden.]" Er [aber wird ihnen] antworten:
„Ihr werdet [hier] bleiben!" 146
Als letztes wenden sie sich an Alläh, dem Allerhabenen, den
Prächtigen, und flehen:
,,0 unser Herr! Unsere Unglückseligkeit hat uns übermannt,
und wir sind Menschen, welche irregegangen sind! 0 unser Herr!
Lass uns heraus; wenn wir jemals [zum Schlechten] zurückkeh-
ren, so sind wir wahrlich Frevler!" 147
143 40:49
144 40:50
145 40:50
146 43:77
147 23:106-107

91
Die Geschehnisse nach dem Tod

Doch Alläh wird ihnen antworten:


„In die Hölle mit euch! Wagt es nicht, mich anzusprechen!" 14 u
Abü Dardä' - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - pflegte
zu sagen:
„Wenn sie Alläh so erleben, werden sie enttäuscht sein und
wie Esel brüllen!" 149
Ibn Katir sagt, dass ihre Gesichter sich daraufhin so ent-
stellen werden, dass niemand sie mehr erkennt. Sie werden
bei den Paradiesbewohnern um Fürsprache bitten, doch jene
werden sie nicht erkennen. Die Höllenbewohner werden sagen:
„Ich bin der Soundso!", doch man wird ihnen antworten: ,,Lüge
nicht! Wir erkennen dich nicht!" Hiernach werden die Tore der
Hölle geschlossen werden.

Das Schreien und Heulen der Höllenbewohner


Alläh sagt im Koran:
„Die Verfluchten werden dann im Feuer sein, wo sie [vor
Schmerz und Verzweiflung] laut schreien und heulen werden!" 150

Erlösung von der Strafe der Hölle


„Sogar wenn die Frevler alles [an Besitz] hätten, was es
auf der Erde gibt, und noch einmal so viel, so würden sie es
am Tag des Gerichts anbieten, um sich von der Strafe und dem
Richtspruch freizukaufen!" 151
148 23:106-107
149 Miskät
150 11:106
151 39:47

92
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Sure Ma'ärig zeigt auf, dass die Sünder am Jüngsten Tag
bereit sind, alles zu geben, um von der Strafe loszukommen,
nachdem sie bereits ihre Söhne, Frauen, Brüder und ihre ge-
samten Familien zum Verkauf anbieten würden. Doch es wird
keinen Besitz oder Reichtum geben, der sie von ihren schlechten
Taten loskaufen könnte; sogar wenn sie alles Denkbare besäßen,
würde es dennoch nicht angenommen werden.
Im Koran heißt es:
„Hätten die Ungläubigen alles was es auf der Erde gibt; und
noch einmal so viel, um sich damit von der Strafe des Jüngsten
Tages freizukaufen, so würde es [dennoch] niemals angenommen
werden. Sie haben dereinst eine schwere Strafe zu erwarten." 152
Das Gelächter der Bewohner des Paradieses
Im Koran heißt es:
,,Doch an jenem Tag lachen die Gläubigen über die Ungläu-
bigen; auf erhöhten Ruhebetten werden sie alles erblicken." 153
Qatädah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass die Bewohner des Paradieses die Höllenbewohner durch
Fenster erblicken, und über sie lachen, so wie die Ungläubigen
im Diesseits über die Gläubigen zu lachen pflegte~. Sie werden
sich zuzwinkern, und über sie scherzen.
Der Koran sagt:
„Die Sünder pflegten über die Gläubigen zu lachen." 154
In der Sure al-Mu'minün steht, dass Alläh dereinst zu den
Höllenbewohnern sagen wird:
152 5:36
153 83:34,35
154 83:29

93
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Eine Gruppe von Gläubigen pflegte zu sagen: ,0 unser Herr!


Wir glaubten, so vergebe uns, und entsende uns Barmherzigkeit,
/ denn du bist der Allbarmherzigste!' Doch ihr habt sie ausgelacht,
und meiner nicht gedacht. [... ]"
Überzeugung und Gewissheit
Die Angelegenheiten und Begebenheiten der Hölle, die ihr
bislang gelesen habt, sind nicht dazu da, sie wieder zu vergessen,
nachdem man kurz seinen Blick auf sie geworfen hat!
Tatsächlich sind alle bislang erwähnten Begebenheiten und
Dinge authentisch. Sie sind es wert wieder und wieder bedacht
und gelesen zu werden, denn indem man sie ernst nimmt und
ihnen Folge leistet kann das Leben zum Guten verändert werden.
Die Quintessenz ist der Glaube an Alläh und seine Gesand-

J ten, sowie sich selbst für seine Missetaten und Wohltaten zur
Rechenschaft zu ziehen.
Der Gläubige zieht sich zeitlebens selbst zur Rechenschaft,
sucht nach der Barmherzigkeit seines Schöpfers und bittet um
Errettung von der Hölle und Vergebung seiner Sünden. Wie
könnte jemand, der sich all dessen bewusst ist auch der Welt
und ihren Annehmlichkeiten hinterherlaufen?
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Die Hölle wurde unter Freuden versteckt, und das Paradies
unter unschönen Dingen." 155
Dies bedeutet, dass derjenige, der sich nur mit den Annehm-
lichkeiten und Freuden des Lebens beschäftigt, Dinge tut die
ihn in die Hölle führen; jener aber, der sich auch mit den Dingen
155 Bubäri, Muslim

94
Die Geschehnisse nach dem Tod

abmüht, die ihm schwerfallen, beschäftigt sich mit Dingen, die


ihn ins Paradies führen.
Jene Menschen, welche denken, sie könnten den Sorgen und
Qualen des Diesseits durch Selbstmord entfliehen, sind dumm.
Würde man das Feuer der Hölle, seine Schlangen und Skor-
pione, seine Kleidung aus Feuer etc. im Bewusstsein halten,
so würde man nicht nach Ämtern, Macht, Geld, Häusern und
Reichtum streben.
Kann denn jemand nicht fasten, wenn er über den Hunger
der Hölle Bescheid weiß?
Kann es sein, dass jemand sein Gebet vernachlässigt, wenn
er von den Qualen der Hölle weiß?
Kann jemand Skulpturen oder Bilder von Lebewesen her-
stellen, wenn er um die Konsequenzen weiß?
Kann jemand Alkohol trinken, wenn er um die Strafe im
Jenseits weiß?
Nein, wäre er sich dessen bewusst, so wäre dies gänzlich
unmöglich.
Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, so ist der Glaube an
das Jenseits für uns nichts weiter als ein Lippenbekenntnis. Es
sind aber Überzeugung und Gewissheit gefragt.
lmäm 'Ali ibn Abü Tälib - möge Alläh mit ihm zufrieden
sein - sagte:
,,Würde man das Paradies und die Hölle vor mich bringen,
so würde dies an meinem Glauben und meiner Überzeugung
nichts ändern. [...)" 156
156 AJ,mad

95
Die Geschehnisse nach dem Tod

Sein Glaube an das Ungesehene war derart stark, dass er


die Bestätigung seiner Augen nicht nötig hatte.
Einst fragte der Prophet - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - den Engel Gibril:
,,Weshalb habe ich Mika'il nie gesehen?"
Er antwortete ihm:
„Seit die Hölle erschaffen wurde, hat Mika'il nicht mehr
gelacht."
Muslim überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - sagte:
„Bei demjenigen, in dessen Besitz mein Leben ist! Hättet
ihr gesehen, was ich gesehen habe, so würdet ihr viel weinen
und wenig lachen!"
Die Gefährten - möge Alläh mit ihnen zufrieden sein - fragten:
,,Was hast du gesehen, 0 Gesandter Allähs?"
Er - Allahs Segen und Frieden auf ihm - antwortete:
„Ich sah die Hölle und das Paradies!" 157
Ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - sagte einst:
„Ich wundere mich über das Lachen der Menschen, obgleich
sie doch vor der Hölle nicht sicher sind!"
Abü Sa'id al-ljudri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert:
„Einst kam der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - heraus und sah wie die Menschen aus vollem Mund
lachten. Daraufhin sagte er:
157 Targib

96
Die Geschehnisse nach dem Tod

,Hättet ihr euch dessen erinnert, was all eure Freuden aus-
löscht [d. h., hättet ihr dem Tod gedacht], so hättet ihr keine Zeit
für das gefunden, was ich euch tun sah!"' 158
Kurz gefasst: Der Weise ist der, der sich um sein Jenseits
bemüht! Denn tut er dies nicht, so wird er dereinst sagen:
„Ach würde der Tod mich doch auslöschen! Mein Besitz hat
mir nichts genützt, und jegliche Macht habe ich verloren!" 159
Es wird überliefert, dass der Gesandte Allahs - Allahs Segen
und Frieden auf ihm - sagt~:
„Strebt nach dem Paradies so sehr es euch möglich ist, und
haltet euch so gut es geht von der Hölle fern; der nach dem
Paradies Strebende und vor der Hölle flüchtende kann nicht
[sorglos] schlafen." 160
Yal).ya ibn Mu'ag - möge Allah mit ihm zufrieden sein - sagte:
„Wenn ein Mann die Hölle ebenso sehr fürchtet wie die
Armut, so ist er auf dem sicheren Weg ins Paradies!"
Einst weinte Mul).ammad ibn al-Munkadir so sehr, dass er
seine Tränen mit seinem Bart trocknete und über sein Gesicht
verrieb. Er erklärte sodann, dass er gelernt hatte, dass das
Feuer der Hölle jene Orte, welche von Tränen berührt wurden,
nicht verbrennt.
Einst verrichtete ein An~ärI sein Mitternachtsgebet [tahaggud],
weinte bitterlich und flehte:
.,Ich bitte dich, 0 Allah, nimm dich meiner an!"
158 Miskät
159 69:27-29
160 At-Targib wa-1-Tarhib

97
Die Geschehnisse nach dem Tod

Als der Prophet - Allähs Segen und Frieden auf ihm - dies
sah, sagte er:
,,Du hast die Engel zum Weinen gebracht!"
Zayn al-'Äbidin - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - betete
einst. Währenddessen fing sein Haus Feuer, doch er ließ sich
nicht in seinem Gebet stören. Als man ihn fragte, ob er sich des
Brandes nicht bewusst gewesen sei, antwortete er:
„Das Feuer des Jenseits verschloss meine Sinne vor dem
Feuer des Diesseits!"
Eine Person wollte einst schlafen gehen, doch schaffte es
dies trotz aller Anstrengung nicht. So stand sie denn auf und
begann zu beten. Sodann flehte sie zu Alläh:
„0 Alläh! Du weißt wohl, dass die Angst vor dem Feuer der

l Hölle mir den Schlaf raubt!"


Es wird überliefert, dass Abü Yazid ständig weinte, und wenn
man ihn nach dem Grund fragte, antwortete er:
„Hätte Alläh gesagt, dass die Sünder nach ihrem Tod in eine
Toilette gesperrt werden, so könnte ich meine Tränen zurück-
halten; doch wie soll ich sie zurückhalten, wenn mir das Feuer
, der Hölle als Vergeltung der Sünde angedroht wurde?"

Fazit
Allähumma inni a'ügubika min 'agäbi gahannam, wa a'ügübika
min 'agäbi 1-qabr, wa a'ügübika min fitnati 1-masiQi d-daggäl,
wa a'ügübika min fitnati 1-maQyä wa-1-mamät.
0 Alläh, ich suche Zuflucht bei dir, vor der Strafe des Höllen-
feuers, vor der Strafe des Grabes, vor dem Übel des Antichristen
[Daggäl] und vor den Heimsuchungen des Lebens und des Todes!

98
Die Geschehnisse nach dem Tod

Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass


der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - oft
folgendes Bittgebet zu sprechen pflegte:
„Rabbanä ätinä fI d-dunyä l)asanatan wa fI 1-abirati l)asanatan
wa qinä 'agäba n-när."
„0 unser Herr! Gebe uns Gutes in dieser Welt, und Gutes im
Jenseits, und schütze uns vor der Strafe des Feuers!" 161
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sprach zu einem Gefährten namens Muslim:
„Wenn du nach dem Abendgebet [magrib] sieben Mal
„Allähumma agirni mina n-när!" [O Alläh, schütze mich vor dem
Feuer!] sagst, bevor du mit jemandem sprichst, und in dieser
Nacht verstirbst, so wird dir die Erlösung zuteil werden. Ebenso
wirst du Erlösung finden, wenn du dies nach dem Morgengebet
[fagr] tust!" 162
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wenn jemand drei Mal um das Paradies bittet, so bittet das
Paradies für ihn: .,Allähumma adbilhu 1-gannah!" [O Alläh, lass
ihn ins Paradies eintreten!]
Und ebenso bittet die Hölle für denjenigen, der vor ihr Zu-
flucht sucht: ,,Allähumma agirhu mina n-när!" [O Alläh, schütze
ihn vor der Hölle!]
Diese Zeilen genügen dem Verständigen, für den Ignoranten
wären selbst ganze Bänder nicht genug. Ich bitte die Leser bei
Alläh für mich um Barmherzigkeit zu bitten.

161 2:201
162 Abü Dawüd

99
I

]
Der Tag der Auferstehung

er immer auch in diese Welt kam, musste sie verlassen


W und in eine andere übersiedeln. Nachdem der Mensch die-
ses kurze Leben beendet, muss er die Welt des barzalJ durch-
schreiten, mit all ihren Gefahren. Im barzab gibt es, wie wir
bereits erwähnten Strafe und Folter, aber auch Genuss und An-
nehmlichkeit. Ein jeder wird diese Welt gemäß seiner Taten
durchschreiten.
Ebenso wie das Lebensalter der Menschen und Geisterwesen
durch göttliche Vorhersehung bereits bestimmt ist, ist auch das
Alter des Universums festgelegt. Der letzte Tag ist der jüngste
Tag, der Tag der Auferstehung, der Tag des Gerichts.
Alläh der Erhabene, spricht:
„Derjenige, der den Tod und das Leben erschuf, um euch zu
prüfen, wer am besten handelt." 163
Dies bedeutet, dass der Sinn des Lebens und des Todes der
ist, die Taten der Menschen zu prüfen. Zu prüfen wer Gutes tut
und wer Schlechtes tut. Im ersten Teil des Lebens hat jeder-
mann die Möglichkeit Gutes oder Schlechtes zu tun, im zweiten
163 67:2

101
Die Geschehnisse nach dem Tod

Teil jedoch, in der nächsten Welt, wird das geschehen, was die
Propheten verkündeten.
Im Koran heißt es:
„Sodann werdet ihr am Tag der Auferstehung erneut zum
Leben erweckt, nachdem ihr tot wart." 164
Dies bedeutet auch, dass das Leben in dieser Welt nicht
das wirkliche Leben ist, und das Leben, welches voller Taten
steckt, ist kein dauerhaftes Leben, sondern wird irgendwann
ein Ende finden.
Für diese Taten muss es ein Gericht geben, und dies wird
am Jüngsten Tag stattfinden. An diesem Tag werden dem Men-
schen weder Freunde, Verwandte noch irgendeine Macht helfen

l können. Jeder wird sich hilflos fühlen.


Alläh, der Erhabene, spricht:
,,An diesem Tag werden die Menschen getrennt voneinan-
der gebracht, um ihre Taten zu begutachten. Wenn dann einer
[auch nur] das Gewicht eines Senfkorns an Gutem getan hat, so
wird er es sehen! Und wenn einer [auch nur] das Gewicht eines
Senfkorns an Schlechtem getan hat, so wird er es sehen!" 165
Ein jeder wird alleine und einsam vortreten müssen, und
niemand wird sich verstecken können.
Alläh, der Erhabene, spricht:
„Er hat sie [alle] genau gezählt und errechnet. Und sie alle
werden am Tag der Auferstehung einzeln zu ihm kommen." 166
164 23:15-16
165 99:6-8
166 19:94-95

102
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der Mensch vergisst den Großteil seiner Taten während


seines Lebens, doch am Jüngsten Tag wird er an jede einzelne
von ihnen erinnert.
Alläh spricht:
,,An dem Tag, an dem Alläh sie [wieder] auferstehen lässt,
und ihnen von ihren Taten erzählt, während sie sie vergessen
haben." 167
Nun stellt sich die Frage, weshalb die Abrechnung für die
Taten nicht bereits im Grab geschieht. In diesem Zusammenhang
ist es wichtig, eine Sache im Hinterkopf zu behalten, nämlich
dass Alläh der Allwissende und Allweise ist. Seine Taten der
Weisheit sind weit über unserem Verständnis.
Denken wir doch daran, dass Taten Auswirkungen auf das
Leben nach dem Tod haben, und sozusagen noch nachwirken, wie
etwa die Verbreitung des Islams, tugendhafte, nutzenbringende
Bücher zu verfassen, einen Brunnen zu graben, eine Moschee
zu bauen, tugendhafte Nachkommenschaft etc. Wenn jemand
Grund für sündhafte Dinge ist, so sammeln sich natürlich nach
seinem Tod auch noch weitere schlechte Taten an. All diese
Dinge benötigen eine lange Zeitspanne, um schlussendlich am
Jüngsten Tag beurteilt zu werden, deshalb die lange Spanne
zwischen Tod und Jüngstem Gericht. Würde der Tote direkt nach
seinem Verscheiden abgeurteilt werden, so bliebe ihm dieser
Lohn seiner Werke vorenthalten.
Eine andere Frage ist, warum nicht bereits im Diesseits
über die Menschen gerichtet wird. Die Antwort hierauf ist ein-
fach: Diese Welt ist eine Prüfung für die Menschen, die jeder
167 58:6

103
Die Geschehnisse nach dem Tod

anzutreten hat. Würde bereits in dieser Welt gerichtet werden,


so gäbe es den Glauben an das Ungesehene nicht und der Sinn
der Prüfung wäre hinfällig. Mehr noch: In dieser Welt werden
unsere kleinen Sünden durch gute Taten vergeben, und Alläh
gewährt uns Aufschub zur Reue, auf dass wir unser Leben zum
Besseren verändern.
Im Koran heißt es:
„Eine jede Seele wird den Tod kosten: und erst am Tage des
Gerichts werdet ihr für eure Taten entlohnt. Nur derjenige, der
vom Feuer ferngehalten wird und ins Paradies Einlass bekommt,
ist erfolgreich; denn das diesseitige Leben ist nichts als gute
Taten und Dinge der Versuchung." 168
Der Koran und die Sunna geben uns detaillierte Auskunft
über die Bestrafung am Jüngsten Tag aufgrund unserer Taten.
Andere Religionsgemeinschaften haben bezüglich dieses Punktes
große Missverständnisse und Irrlehren. Einige glauben gar an
Reinkarnation, also dass die Seele des Menschen nach dem Tod
in einem anderen Menschen oder Tier wiedergeboren wird, und
sich dieser Prozess bis in die Unendlichkeit fortsetzt. Da ihnen
die Rechtleitung der Propheten fehlt, sind sie diesem Irrtum
anheimgefallen.
Der jüngste Tag wird kommen, egal ob der Mensch es glaubt
oder ablehnt! Manche Menschen lehnen es ab, obgleich der
Koran sagt:
„Er fertigt Beispiele und Gleichnisse für uns, und vergisst
seine eigene Erschaffung; Er sagt: ,Wer kann schon Leben in
168 3:185

104
Die Geschehnisse nach dem Tod

[trockene] Knochen einhauchen, nachdem sie bereits verrottet


sind'? "'169
Dieser Vers weist uns deutlich auf das hin, was wir von an-
deren Menschen zu hören bekommen. Während der Mensch an
der Auferstehung seiner zerfallenen Knochen zweifelt, vergisst
er, dass er selbst lediglich aus einem Tropfen Samenflüssigkeit
erschaffen wurde. Und Alläh antwortet ihm:
„Derjenige, der sie zum ersten Mal erschaffen hat, wird ihnen
erneut Leben einhauchen! Denn er weiß über die Schöpfung
wohl Bescheid!"110
Dies bedeutet, derjenige, der den Körper zum ersten Mal mit
Leben erfüllte, wird ihn erneut zum Leben erwecken. Es fällt
ihm nicht schwer, er hat die Macht über alle Dinge, er wird die
Überbleibsel eines jeden Organes sammeln und aus ihnen einen ·
neuen Menschen hervorbringen.
Alläh, der Erhabene, spricht:
„Hat er etwa nicht [auch] die Macht, die Toten zum Leben
zu erwecken'?" 171
Es ist weise vom Menschen zu glauben, dass derjenige der
ihn dereinst erschuf auch erneut Leben schenken kann.
Im Koran heißt es:
,,Und er ist es, der die Schöpfung ein erstes Mal hervorbringt;
und sie dann [im Jenseits] wiederholt. Dies fällt ihm sehr leicht." 172
169 36:78
170 36:79
171 75:40
172 30:27

105
Die Geschehnisse nach dem Tod

Es ist leicht vorstellbar, dass es demjenigen, der den Men-


schen aus dem Nichts hervorbrachte, nicht schwerfällt erneut
hervorzubringen.
Im Koran steht:
„Haben sie etwa nicht gesehen, dass Alläh die Himmel und die
Erde erschaffen hat, ohne dass es ihn angestrengt hätte, [auch]
in der Lage ist, die Toten [wieder] zum Leben zu erwecken? Ja,
wahrlich, er hat die Macht über alle Dinge." 173
Wie könnte jemand, der die Himmel und Erden aus seiner
perfekten Macht heraus erschuf, nicht in der Lage dazu sein,
dem Menschen erneut Leben einzuhauchen?
Alläh, der Erhabene, spricht:
,,Von seinen Zeichen ist es, dass du die Erde leblos siehst;
doch wenn wir sodann Regen auf sie herabschicken, wird sie
zum Leben erweckt und erblüht. Wahrlich, derjenige, der die
tote Erde belebt, kann auch den Toten Leben geben, denn er hat
die Macht über alle Dinge." 174
Einst fragte ein Gefährte den Gesandten Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
,,0 Gesandter Allähs! Wie wird Alläh seine Schöpfung er-
neut zum Leben erwecken? Finden wir hierfür ein Gleichnis in
unserem Leben?"
Daraufhin antwortete ihm der Gesandte Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
„Bist du denn jemals durch einen Wald gegangen, als das
Land trocken und ausgedörrt war, und erneut, als es grün und
frisch war?"
173 46:33
174 41:39

106
Die Geschehnisse nach dem Tod

Er antwortete ihm:
,,Ja, bin ich."
Da sagte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - zu ihm:
„Dies ist das Zeichen Allahs, des Erhabenen, und ebenso
wird er die Schöpfung erneut hervorbringen." 175
Der Koran beschreibt das Wiederhervorbringen der Schöp-
fung an zahlreichen Orten:
,,,Sollen wir etwa, wenn wir gestorben und zu Staub und
Knochen wurden, abermals auferstehen? Und ebenso unsere
Vorväter?' Sprich: ,Ja! Und dann werdet ihr gedemütigt werden
[aufgrund eurer Missetaten]!' Sodann erneut ein e.inzelner
Schrei, und siehe da, sie beginnen zu sehen! Sie werden sagen:
,0 wehe uns! Dies ist der Tag des Gerichts!' [Und es wird ihnen
gesagt:] ,Dies ist der Tag des Aussortierens, den ihr damals
ablehntet!"' 176
Kurz gefasst: Der Jüngste Tag wird kommen, es wird zur
festgesetzten Zeit ins Horn geblasen werden, und niemand
wird diese offensichtliche Wahrheit leugnen. Die Zeit dieser
Begebenheit ist nur Alläh allein bekannt.
,,Und sie sagen: ,Wann wird dieses Versprechen [erfüllt wer-
den]?' Sprich: ,Euch ist ein Tag festgesetzt, den ihr nicht eine
Stunde nach vorne, oder eine Stunde nach hinten verschieben
könnt."' 177

175 Miskät
176 37:16-21 siehe auch 34:7-8 zu dieser Thematik
177 34:29-30

107
Die Geschehnisse nach dem Tod

Wer den Jüngsten Tag leibhaftig erleben wird


'Abdulläh ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Die Auferstehung wird von den schlimmsten aller Menschen
erlebt werden."
Weiterhin sagte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Solange der Name Allähs auf Erden gesprochen wird, wird
der Jüngste Tag nicht hereinbrechen." 178
'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Nach dem er den Antichristen [Daggal] getötet hat, wird
Jesus ['Isä] sieben Jahre lang unter den Menschen leben. Sodann
wird Alläh, der Erhabene, eine kühle Brise aus Syrien schicken,
welche die Seele einer jeden rechtschaffenen und gottesfürch-
tigen Person mit sich nehmen wird. Auch wenn eine Person
sich in einer Höhle oder einem Berg versteckt, wird sie nicht
entkommen können."
Hiernach werden nur noch Übeltäter auf der Erde weilen,
die sich mit Blutvergießen und anderen schlimmen Dingen be-
schäftigen. Dies wird so lange gehen, bis jeglicher Sinn für Gut
und Böse verloren geht. Dann wird der Teufel in menschlicher
Gestalt auftreten und sagen:
„Schämt ihr euch denn nicht, dass ihr die Religion eurer
Vorfahren verlassen habt?"
Sie werden fragen:
178 Miskät

108
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Was sollen wir denn tun?"


Und er wird sie anweisen Götzen zu bauen und anzube-
ten. Sie werden sich in abscheuliche Sünden verstricken. Ihre
Zivilisation wird aufblühen, und es wird Reichtum herrschen.
Doch dann wird einmal ins Horn geblasen und sie werden auf
der Stelle ohnmächtig umfallen.
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - fügte hinzu:
,,Der erste, der bewusstlos umfallen wird, wird einer sein,
der die Trinkstätte seiner Kamele kunstvoll verputzt. Hiernach
wird Alläh tautropfenähnlichen Regen schicken, durch welchen
die Menschen wachsen werden [d. h., sie wachsen aus dem
Lehm der Erde]."
Beim nächsten Stoß in das Horn, werden sie alle aufstehen.
Sodann wird den Engeln befohlen, die Höllenbewohner aus der
Menge zu holen. Sie werden nach der Anzahl derer fragen, die
sie holen sollen und es wird ihnen befohlen werden, aus jedem
1.000 999 Menschen zu nehmen. Hiernach sagte der Gesandte
Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
,,Dies wird ein fürchterlicher, ein schrecklicher Tag, an wel-
chem die Kinder vor Angst altern!" 179
Diese Aussprüche des Propheten - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - beweisen ohne Zweifel, dass der Jüngste Tag eintreffen
wird, wenn sich weit und breit kein Muslim mehr auf Erden
befindet.

Niemand weiß, wann der letzte Tag hereinbrechen wird


Alläh der Erhabene, alleine weiß, wann die letzte Stunde
über die Menschheit hereinbrechen wird. [...]
179 Muslim

109
Die Geschehnisse nach dem Tod

Im Koran heißt es:


„Wenn man dich fragt, wann die Stunde eintreffen wird, so
sag: ,Das Wissen hierüber ist nur mit meinem Herren. Niemand
außer ihm, weiß wann sie eintreffen wird. Schwer ist ihre Last
für die Himmel und der Erde; Dereinst wird sie ganz plötzlich
über euch hereinbrechen. [...] Nur Alläh allein weiß über sie
Bescheid, doch die meisten Menschen wissen es nicht."'1 80

Der Tag der Auferstehung wird plötzlich hereinbrechen


Im Koran heißt es:
„Nein! Er wird urplötzlich über sie hereinbrechen und sie
verwirren; sie haben keine Macht ihn abzuwenden, und kein
Aufschub wird ihnen gewährt!" 181
Dieser Vers sagt uns klar, dass der Tag der Auferstehung
plötzlich über die Menschen hereinbrechen wird.
Der Gesandte Allähs - Allahs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Die Stunde wird hereinbrechen, bevor ein Verkäufer, der
seinem Käufer ein Stück ausbreitete, es zusammenfalten kann;
bevor jemand, der seine Kamelstute gemolken hat in der Lage
ist, die Milch zu trinken; bevor jemand sein Vieh tränken kann,
nachdem er eine Quelle gefunden hat; bevor jemand, der sein
Brot in die Hand nimmt, es essen kann." 182
Der Jüngste Tag wird an einem Freitag geschehen, denn der
Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
180 7:187
181 21:40
182 BulJiiri, Muslim

110
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Der Freitag ist der beste der Wochentage, Adam wurde an


jenem Tag geschaffen, an jenem Tag in das Paradies eingelassen,
an jenem Tag aus dem Paradies vertrieben, und die Auferstehung
wird an einem Freitag geschehen." 103
In einer anderen Überlieferung heißt es:
„Jeder vertraute Engel, die Himmel, die Erde, die Berge und
die Meere zittern am Freitag aus Furcht davor, dass die Stunde
hereinbrechen könnte." 104

Vom Stoßen in das Horn


Der Tag der Auferstehung wird mit dem Blasen in das Horn
beginnen. Der Gesandte Allähs • Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Wie kann ich mein Leben genießen, wenn der Bläser des
Hornes das Horn schon zu seinen Lippen gehoben hat, begonnen
hat aufmerksam auf den Befehl zu warten, seinen Kopf gesenkt
hat und nur darauf wartet ins Horn zu stoßen." 185
Im Koran heißt es hierzu:
„Wenn schlussendlich das Horn geblasen wird, so wird dies
ein Tag, ein schwerer Tag für die Ungläubigen, kein leichter." 186
Die Verse des Korans und die Aussprüche des Gesandten ·
Allähs Segen und Frieden auf ihm - besagen, dass zwei Mal in das
Horn gestoßen wird. Beim ersten Ertönen des Hornes werden
alle Lebewesen, bis auf einige Ausnahmen, bewusstlos werden;
183 Muslim
184 Miskät
185 Miskät
186 74:8-10

111
Die Geschehnisse nach dem Tod

beim zweiten Blasen des Hornes, werden die ohnmächtigen


Personen ihr Bewusstsein wieder erlangen, und ihre Seelen
werden in ihre Körper zurückkehren. Hiernach werden sich
alle vorbereiten vor das Gericht Allähs zu treten.
,,Wenn das Horn geblasen wird, so werden alle in den Him-
meln und der Erde tot niederfallen, soweit es Alläh nicht anders
will. Dann wird ein zweites Mal hingestoßen, und die gleichen
stehen [wieder] und sehen [wieder]." 187
Im Koran heißt es auch:
„Und wenn ins Horn geblasen wird, werden sie aus ihren
Gräbern zu ihrem Herren eilen! Sie werden sagen: ,0 wehe uns!
Wer hat uns von unserem Todesschlaf geweckt?' [Eine Stimme
wird sagen:] ,Dies ist, was der Allbarmherzige euch versprochen
hatte. Und wahr waren die Worte der Gesandten!' Es genügt
ein einziger Stoß [ins Horn], und schon werden sie alle vor uns
gebracht." 188
Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert:
„Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm
- deutete ein Intervall von 40 zwischen den beiden Stößen in
das Horn an."
Als man ihn fragte, wie lange dieses Intervall nun sei, ant-
wortete er:
„Ich kann mich nicht mehr entsinnen, ob er 40 Tage, 40
Monate oder 40 Jahre sagte!"
187 39:68
188 36:51-53

112
Die Geschehnisse nach dem Tod

Das Universum wird im Chaos versinken


,,Mit dem Ertönen des Hornes werden nicht nur die Men-
schen sterben, sondern das gesamte Universum wird in Chaos
und Unordnung versinken; die Himmel werden entzweireißen,
die Sterne werden herunterfallen und ihr Licht verlieren, der
Mond und die Sonne werden sich zurückziehen, die Erde wird
sich in eine Flache Ebene verwandeln und die Berge werden
umherfliegen." 189

Der Zustand der Berge


Alläh, der Erhabene, spricht im Koran:
„Der Tag des Geschreis; Was ist der [Tag des] Geschreis? Und
was lässt dich wissen, was der [Tag des] Geschreis ist? [Es ist]
ein Tag, da die Menschen wie verstreute Motten umherliegen
werden, und die Berge wie zerzauste Wolle sein werden." 190
Ferner heißt es im Koran:
,,Und die Berge werden vergehen, als ob sie nur eine Luft-
spiegelung wären." 191
Obgleich die Berge so fest und solide sind, dass sie die Erde
beständig halten, heißt es im Koran:
,,Und er hat auf der Erde feststehende Berge geschaffen,
damit sie mit euch nicht ins Schwanken komme." 192

189 Mifäät
190 101:1-5
191 78:20
192 16:15

113
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Himmel und die Erde


Im Koran heißt es:
„Sie fragen dich bezüglich der Berge, sage ihnen: ,Mein Herr
wird sie entwurzeln und zu Staub machen; Er wird sie als Ebe-
nen, kahl und platt, zurücklassen; weder eine Krümmung, noch
etwas Unebenes werdet ihr an ihrem Ort sehen." 193
Und:
„Eines Tages wird die Erde gegen eine andere eingetauscht
werden, und ebenso die Himmel; und die Menschen werden vor
Alläh gebracht, den Einen und Allgewaltigen." 194
Dieser Vers zeigt deutlich, dass die Erde und die Himmel
ihre jetzige Form verlieren werden. Einst fragte 'Ä'isah - möge
Alläh mit ihr zufrieden sein - den Gesandten Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
„Wenn die Himmel und Erden verändert werden, wo werden
dann die Menschen sein?"
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
antwortete ihr:
„Wir werden dann auf der Brücke [a~-~irät] sein." 195
Mit dem Eintreffen des Jüngsten Tages werden die Sterne vom
Himmel fallen und ihr Licht verlieren, der Mond und die Sonne
werden eingehüllt werden und der Himmel wird sich spalten.
Im Koran heißt es:
193 20:105-107
194 14:48
195 Muslim

114
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Am Tag, an dem ins Horn geblasen wird, und ihr in Scharen
herbeikommen werdet; und die Himmel geöffnet werden, als
ob sie Tore wären." 196
Und:
„wenn der Himmel auseinanderbricht." 197
Und:
,,An dem Tag, an welchem der Himmel mit den Wolken aus-
einanderbricht, und die Engel herabgesandt werden!" 198
Und:
„Wenn dann einmal ins Horn gestoßen wird, und die Erde
und die Berge sich bewegen, und mit einem Schlag vernichtet
werden; an jenem Tag wird das große Ereignis geschehen, und
der Himmel wird auseinanderbrechen, denn er ist an jenem Tag
brüchig; und die Engel befinden sich an seinem Rand, während
über ihnen acht [von ihnen] an diesem Tag den Thron deines
Herren tragen." 199
Und:
„Wenn dann der Himmel sich spaltet, und rot ist[ ...]" 200
Und:
„Wenn der Himmel auseinanderbricht und auf seinen Herrn
hört [...] wenn die Erde ausgebreitet [und eingeebnet] wird, und
alles auswirft, was sie in sich hat und entleert wird, und auf
ihren Herrn hört [...]." 201
196 78:18-19
197 77:9
198 25:25
199 69:13-17
200 55:37
201 84:1-5

115
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der Mond, die Sonne und die Sterne


Wenn ins Horn geblasen wird, so werden die Sonne und die
Sterne nicht unversehrt bleiben.
„Wenn die Sonne [in Dunkelheit] gehüllt wird, und die Sterne
fallen und ihren Glanz verlieren." 202
Und:
„Dann, wenn die Sterne verdunkelt werden." 203
Und:
„Er fragt: ,Wann ist der Tag der Auferstehung?' Wenn die
Augen geblendet werden, der Mond in Dunkelheit begraben wird,
die Sonne und der Mond sich vereinigen, an jenem Tag wird der
Mensch fragen: ,Wo ist eine Zuflucht?' Nein! Kein Ort für Zuflucht!
Vor deinem Herrn wird an jenem Tag der Aufenthalt sein.'' 201
Abü Hurayra - möge Allah mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Tag der Auferstehung werden sowohl der Mond, als
auch die Sonne gefaltet werden." 205
Nachdem sie gefaltet wurden, kann sich ihr Licht nicht mehr
verbreiten.

Wie die Menschen aus ihren Gräbern steigen


'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
202 81:1-2
203 77:8
204 75:6-12
205 Bubäri

116
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Zuerst wird sich die Erde auftun, und ich werde ihr ent·
steigen; gefolgt von Abü Bakr und 'Umar. Danach werde ich zum
Friedhof (Bäqi) gehen, und sie werden sich mir anschließen.
Ich werde sodann warten, bis die Mekkaner aus ihren Gräbern
steigen, um sich mir anzuschließen; schlussendlich werde ich
von ihnen umgeben sein." 206

Auferstehung - Nackt und Unbeschnitten


'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert:
„Ich hörte den Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagen:
,Am Jüngsten Tag werden sich die Menschen barfüßig, nackt
und unbeschnitten versammeln.'
Ich fragte: ,0 Gesandter Allähs! Werden wir etwa einander
nackt sehen?'
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
antwortete:
,0 'Ä'isah! Die Ernsthaftigkeit des Tages der Auferstehung
wird es nicht erlauben einander anzusehen!"' 207
In einer anderen Überlieferung heißt es, dass der Gesandte
Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,Am Jüngsten Tag werdet ihr barfüßig, nackt und unbe·
schnitten versammelt werden." Nachdem er dies sagte, verlas
er folgenden Vers aus dem Koran:
206 ßu!Järi, Muslim
207 ßu!Järi, Muslim

117
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Genauso wie wir die erste Schöpfung hervorbrachten,


werden wir sie erneut hervorbringen." 208
Hiernach sagte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Am Tag der Auferstehung wird Ibrähim - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - der erste sein, der gekleidet wird." 209

Das Laufen zum Ort der Versammlung


Abü Hurayra - möge Allah mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Tage der Auferstehung wird es drei Arten von Menschen
geben, die einen werden zu Fuß gehen, die anderen werden krie-

l chen, und wieder andere werden auf ihren Gesichtern laufen."


Die Gefährten - möge Alläh mit ihnen zufrieden sein - fragten:
„0 Gesandter Allähs, wie werden sie auf ihren Gesichtern
laufen [können]?"
Daraufhin antwortete ihnen der Gesandte Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
,,zweifelsohne, derjenige der sie auf ihren Füßen laufen lässt,
hat auch die Macht sie auf ihren Gesichtern laufen zu lassen." 210
Den Ungläubigen wird am Jüngsten Tag dereinst ein solches
Schicksal zuteil werden, weil sie sich in diesem Leben weigerten,
sich vor Alläh, dem Allerhöchsten, niederzuwerfen. Deshalb
werden sie am Jüngsten Tag mit der Schande geplagt auf ihren
Gesichtern laufen zu müssen.
208 21:104
209 Bubäri, Muslim
210 Tirmigi

118
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Ungläubigen werden taub,


stumm und blind auferstehen
Alläh, der Erhabene, spricht:
„Wir werden sie zusammensammeln, kopfüber zu Boden
werfen, blind, stumm und taub." 211
Ferner heißt es im Koran:
,,Wer sich immer auch von meiner Botschaft abwendet,
wahrlich, ihm wird das Leben eng gemacht, und wir werden
ihn am Jüngsten Tag blind auferstehen lassen. Er wird sagen:
,0 mein Herr! Warum hast du mich blind auferweckt, obgleich
ich doch [zuvor) sehen konnte?' [Alläh] wird sprechen: ,So [ist
es geziemend]. Als unsere Zeichen zu dir kamen, da hast du sie
vergessen; ebenso wirst du am heutigen Tage vergessen werden.'
Derart vergelten wir demjenigen, der die Grenzen überschreitet,
und nicht an die Zeichen seines Herrn glaubt; und die Strafe des
Jenseits ist schwerer und anhaltender.'' 212
Menschen, welche sich in dieser Welt weigerten, das Wort
Gottes zu vernehmen, wird die Kraft ihrer Augen, Ohren und
ihrer Zunge am Jüngsten Tag genommen, weswegen sie taub,
blind und stumm auferstehen werden. Zu späterer Zeit wird
ihnen an jenem Tag wieder die Fähigkeit zu hören, zu sehen
und zu sprechen gegeben und die schwere der Bestrafung
wahrnehmen zu können.

Triefäugige Ungläubige
Im Koran heißt es:
,,Am Tag, da ins Horn geblasen wird! An jenem Tag versam-
meln wir die Sünder, triefäugig [vor Furcht], während sie sich
211 17:97
212 20:124-127

119
Die Geschehnisse nach dem Tod

gegenseitig zu flüstern: ,Ihr habt nicht länger als zehn Tage [im
Diesseits] verweilt."' 213
/ Sie werden triefäugig wiederauferstehen, damit sie entstellt
::1 und abartig erscheinen. Ja, mehr noch, sie werden sich fragen,
ob sie denn überhaupt zehn Tage die Annehmlichkeiten des
Diesseits genossen und dort verweilt haben.

Die kurze Bleibe im Diesseits


„Wir wissen am besten was sie sagen werden, wenn der beste
von ihnen im Richtspruch sagen wird: ,Ihr habt nicht länger als
einen Tag [dort] verweilt."' 214
Das Warten, die Furcht und der Schrecken des Jüngsten

J Tages werden sie schlussendlich glauben lassen, dass sie nur


zehn Tage auf Erden verblieben sind. Doch die weiseren unter
ihnen werden erkennen, dass es nicht einmal wie ein Tag war.
Alläh, der Erhabene, spricht:
,,An dem Tag werden sie sehen, dass [es so erscheint als]
hätten sie nur einen einzigen Abend oder [wenn überhaupt]
noch den darauffolgenden Morgen dort verweilt." 215
Ferner spricht Alläh:
,,An dem Tag, da die Stunde [der Gerichts] gehalten wird,
werden die Sünder schwören, sie hätten nicht länger als eine
Stunde verweilt; derart irregegangen waren sie schon [im vor-
herigen Leben]!"
213 20:102-103
214 20:104
215 79:46

120
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Bleibe in dieser Welt, und auch im Grab wird den Men-
schen sehr kurz erscheinen. Deshalb werden sie mit dem Her-
einbrechen der Stunde des Gerichts denken, sie hätten nur sehr
wenig Zeit gehabt, um sich für die nächste Welt vorzubereiten.
Alläh, der Erhabene, spricht:
„Doch jene, welche mit Wissen und Rechtgläubigkeit bekleidet
sind, werden sagen: Wahrlich, ihr seid dort verblieben, wie [es
im vornherein] durch Allähs Willen festgesetzt war, bis zum
Tage der Auferstehung. Und dies ist der Tag der Auferstehung;
doch ihr wusstet es nicht." 216

Die Verlegenheit am Tag der Auferstehung


Alläh, der Erhabene, spricht:
,,Denke nicht, dass Alläh auf das Tun der Frevler nicht achtet.
Er gewährt ihnen nur Aufschub bis zu einem Tag, da ihre Augen
vor Furcht starr werden, und sie gereckten Halses hervorrennen
werden, ihr Haupt erhoben mit einem Blick, der nicht zu ihnen
zurückkehrt und mit leeren Herzen." 217
So werden sie dereinst zum Versammlungsort eilen, be-
schämt, beängstigt und mit tiefer Furcht auf ihren Gesichtern.
Im Koran heißt es ferner:
„0 ihr Menschen! Fürchtet euren Herrn! Das Beben zur
Stunde des Gerichts wird furchterregend sein! An jenem Tag
werdet ihr erleben, dass eine jede stillende [Mutter vor Furcht]
ihren Säugling vergessen wird, und eine jede Schwangere so-
fort niederkommen wird; Ihr werdet Menschen sehen die wie
216 30:56
217 14:42-43

121
Die Geschehnisse nach dem Tod

betrunken sind, obgleich sie es nicht sind; schwer wird die


Strafe Allähs wiegen." 218
Ferner spricht der Erhabene:
„Wie könnt ihr euch, wenn ihr nicht glaubt, vor einem Tag
in Acht nehmen, der [mit seinen Schrecken] Kinder zu Greisen
werden lässf?" 219

Fröhlichkeit und Trauer auf den Gesichtern


Alläh, der Erhabene, spricht:
„An dem Tag, an dem einige Gesichter strahlend weiss, und
die"anderen finster schwarz sein werden! [wird gesagt werden:]
,Seid ihr [etwa] ungläubig geworden, nachdem ihr gläubig wart?
Kostet nun die Strafe für die Abweisung des Glaubens.' Diejenigen
aber, deren Gesichter strahlend weiss sein werden, werden in der
Barmherzigkeit Gottes sein, um [auf ewig] darin zu weilen." 220
Im Koran heißt es ferner:
„Einige Gesichter werden an jenem Tag strahlen, lachen und
fröhlich sein; und andere werden mit Staub bedeckt sein, und von
Dunkelheit umhüllt; dies sind die Ungläubigen und Sünder." 221
Die Gesichter der Rechtschaffenen werden aufgrund ihres
Glaubens und ihrer guten Tag weiss aufleuchten, wohingegen
die Gesichter der Frevler, Sünder und Ungläubigen traurig und
geschwärzt sein werden. Derart unglückselige und, missgebil-
dete und bemitleidenswerte Kreaturen werden am Jüngsten Tag
218 22:1-2
219 73:17
220 3:106-107
221 80:38-42

122
Die Geschehnisse nach dem Tod

auferstehen. Sie werden entehrt sein und dereinst die schlimmste


aller Strafen zu fürchten haben.
„so dass man meinen könnte, eine erdrückende Heimsuchung
würde über sie herfallen." 222
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Ibrähim - Allähs Segen und Frieden auf ihm - wird am
Jüngsten Tag auf seinen Vater treffen und dessen Gesicht wird
schwarz und mit Staub bedeckt sein. Sodann wird er zu seinem
Vater sprechen:
,0 Vater, habe ich dir nicht gesagt, du sollst aufhören, dich
meinem Ruf zu widersetzen?'
Daraufhin wird ihm sein Vater sagen:
,Heute werde ich dir nicht ungehorsam sein."'
Hierauf wird Ibrähim -Allähs Segen und Frieden auf ihm -
vor Alläh treten und sagen:
,0 Herr, du hast versprochen, dass mir am Jüngsten Tag keine
Schande wiederfahren wird. Was wäre schändlicher für mich,
als dass mein eigener Vater verdammt würde?'
Alläh der Erhabene wird ihm antworten:
,Ich habe das Paradies für die Ungläubigen verboten.'
Daraufhin wird man Ibrähim fragen:
,Was liegt zu deinen Füßen?'
Und zu seinen Füßen findet man einen Dachs, welcher in
die Hölle geworfen wird. 223
222 75:25
223 Bubiiri

123
Die Geschehnisse nach dem Tod

Alläh, der Erhabene, wird den Vater von lbrähim - Allähs


Segen und Frieden auf ihm - in einen Dachs verwandeln, um
ihn vor der Schande zu schützen, dass sein Vater am Jüngsten
Tag verdammt wird. Wenn nun also lbrähim, der Stammvater
aller Propheten, der Freund Allähs, der Erbauer der Kaaba,
derjenige, dem der Prophet Muhammad - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - mit seiner Gemeinde in vielem nacheifern,
seinen Vater nicht retten kann da er ungläubig war, wie sollen
dann die Fürsprachen von religiösen Führern, Gottesfreunden
und dergleichen am Jüngsten Tag für Ungläubige jemals akzep-
tiert werden?

Starkes Schwitzen am Jüngsten Tag


Miqdäd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag wird die Sonne so nah zur Schöpfung
sein, dass zwischen ihnen nur eine Meile bleiben wird. Deshalb
werden die Menschen gemäß ihren Sünden im Schweiß stehen
- einige bis zu den Knöcheln, andere bis zu den Knien, wieder
andere bis zum Hals." 224

224 Muslim

124
Die verschiedenen Zustände
der Menschen am Jüngsten Tag

Über die Bettler


'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Es gibt Menschen, die fortfahren zu betteln, bis sie sich
selbst in einen solchen Zustand bringen, dass am Jüngsten Tag
nicht ein Fetzen Fleisch auf ihren Gesichtern zurückbleibt." 225
Diese Scham und Erniedrigung wiederfährt ihnen, auf dass
die Menschen am Jüngsten Tag direkt sehen, mit wem sie es zu
tun haben.
[Natürlich gibt es einen großen Unterschied zwischen Bettlern,
welche aus Not und Bedürftigkeit heraus betteln, und Menschen,
welche sich das Betteln selbst zum Beruf machten. Anm. d. Ü.]

Derjenige, der seiner Ehefrau gegenüber ungerecht war


Abü Hurayrah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
225 Bu!}ärf, Muslim

125
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wenn eine Person zwei Ehefrauen geheiratet hat und eine


von ihnen ungerecht behandelt, so wird er am Jüngsten Tag mit
einer gelähmten Körperhälfte auferstehen." 226

Derjenige, der den Koran vergessen hat


Sa'd ibn 'Ubädah - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Wer den Koran lernt und hierauf wieder [aufgrund von
Nachlässigkeit] vergisst, der wird Alläh dereinst als Leprakran-
ker begegnen." 227
Gemäß einer anderen Überlieferung sagte der Gesandte
Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm:
,,Die Sünden meiner Gemeinde [Umma] wurden mir vorge-
legt, doch keine Sünde wog schwerer als eine Sure oder einen
Vers des Korans zu vergessen, nachdem man sie erlernt hat."

Diejenigen, welche nicht regelmäßig beten


'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wer sein Gebet nicht regelmäßig verrichtet, für ihn wird
sein Gebet weder ein Licht, noch Grund für Erlösung am Jüngsten
Tag werden; und am jüngsten Tag wird er mit Pharao, Qarün,
I:Iamän und Ubayy ibn tfallaf zusammengeheftet." 228
226 Miskät
227 Miskät
228 Al.unad, Därimi

126
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der Mörder und der Ermordete


'Abdulläh ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag wird der Ermordete seinen Mörder in der
Art herbeibringen, dass sein Kopf und sein Haupt in den Händen
des Ermordeten sein werden, und die Nerven seines Nackens
bluten. Er wird rufen:
,0 mein Herr! Er hat mich getötet.'
Sodann wird er ihn zum Throne Allähs tragen." 229

Über den Gehilfen des Mörders


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Derjenige, der auch nur mit einem Wort Beihilfe zu einem
Mord leistet, wird Alläh am Jüngsten Tag treffen, und zwischen
seinen Augen wird ,Ays"" min ral)mat 1-lläh 1/,Der Barmherzigkeit
Gottes beraubt' stehen." 230

Derjenige, der Versprechen bricht


Abü Sa'id al-t,Iudri 231 - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
229 Tirmigi, Nasä'i
230 Ibn Mägah
231 Im Originaltext des Buches heißt es „Sa'id ibn !Judrf', doch hier handelt es sich
wahrscheinlich um einen Flüchtigkeitsfehler. (J\nm. d. Ü.J

127
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Am Jüngsten Tag wird ein jeder Lügner mit einer Flagge
gekennzeichnet sein, welche an seinem Darmausgang befestigt
ist."2:i2
In einer anderen Überlieferung heißt es, dass der Gesandte
Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Derjenige, der ein großes Versprechen bricht, wird eine
Flagge mit sich tragen, so groß wie sein Versprechen." Hiernach
fügte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - hinzu:
„Seid achtsam! Kein Wortbruch ist gewichtiger als der eines
Herrschers." 233

Der Herrscher oder König


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Ein jeder, der auch nur der Führer von zehn Menschen war,
wird am Jüngsten Tag mit gefesselten Händen erscheinen. Seine
Hände werden gefesselt bleiben, bis entweder seine gerechten
Taten ihn befreien oder seine Übeltaten ihn verdammen." 23'1
In einer anderen Überlieferung sagte der Gesandte Allähs
- Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Ein jeder Herrscher über die Menschen wird am Jüngsten
Tag in einem Zustand gebracht werden, dass ein Engel ihn
am Genick packt und so wird er warten bis zum Richtspruch,
seine Augen gen Himmel gewandt. Wenn Alläh, der Erhabene,
232 Muslim
233 Miskät
234 Darimi

128
Die Geschehnisse nach dem Tod

es befiehlt, so wird er in den Abgrund fallen gelassen und für


40 Jahre fallen." 235

Derjenige, der die Zakät nicht entrichtet


Abü Hurayra - möge Allah mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allahs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Für einen jeden, welcher von Allah Reichtum gewährt be-
kommt und sich weigert die Abgabe [zakat] zu entrichten, wird
sich am Jüngsten Tag sein Reichtum in eine Schlange verwan-
deln, mit zwei herausstehenden Punkten in den Augen. Diese
Schlange wird ihm in Form eines Halsbandes um den Nacken
gelegt. Daraufhin wird die Schlange mit ihm verfahren, indem
sie ihn in seine Mundwinkel beißt."
Hierauf zitierte der Gesandte Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - folgenden Vers aus dem Koran:
„Und jene, welche etwas von den Geschenken, welche Alläh
ihnen in seiner Gnade gab zurückhalten, sollen nicht denken,
dass es so besser für sie wäre. Nein, schlimmer ist es für sie,
schon bald wird es ihnen am Jüngsten Tag wie ein Halsband um
den Nacken gehängt." 236
Abü Hurayra • möge Allah mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn ein Besitzer von Gold und Silber seine Abgabe nicht
entrichtet, so werden ihm mit Platten aus Feuer die Seiten,
235 Miskät
236 3:180

129
Die Geschehnisse nach dem Tod

die Stirn und der Rücken verbrannt; und diese Strafe wird
weitergehen.'' 237

Die Hungrigsten am Jüngsten Tag


Ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass jemand in der Gegenwart des Gesandten Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm - aufstieß, woraufhin jener anmerkte:
,,Spart euch euer Aufstoßen für den Jüngsten Tag auf, die-
jenigen, welche stets ihren Magen gefüllt hielten, werden dort
lange hungrig bleiben."

Das Los der Zweigesichtigen


'Ammär - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wer in dieser Welt zweigesichtig war, wird am Jüngsten
Tag eine Zunge aus Feuer ernten.'' 238

Der Lauschende
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wer versucht dem zu lauschen, was zwei Sprechende ihn
nicht hören lassen wollen, wird am Jüngsten Tag flüssiges Blei
in seinen Ohren haben." 239

Das Kleid der Schande


'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
237 Muslim
238 Miskät
239 Miskät

130
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wer ein Kleid des Stolzes in dieser Welt trägt, dem wird
am Jüngsten Tag [von Alläh] ein Kleid der Schande übergezogen
werden." 240

Der Landdieb
Der Gesandte Allähs · Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wer auch nur ein kleines Stückchen Land nimmt, ohne dass
es sein Recht wäre, der wird dereinst einsinken bis zur siebten
Schicht der Erde." 241
In einer anderen Überlieferung sagte der Gesandte Allähs
- Allähs Segen und Frieden auf ihm:
,,Wer immer sich auch nur eine Elle Land gewaltsam aneignet,
der wird in die Erde einsinken bis er an der siebten Schicht der
Erde angelangt ist. Wenn der Jüngste Tag vorüber ist, werden
sodann alle sieben Schichten der Erde wie ein Halsband um
seinen Nacken gelegt, bis Recht gesprochen wird."

Zaumzeug aus Feuer


Abü Hurayra • möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs • Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Ein jeder, der etwas verheimlicht, obgleich er Wissen
darüber hat, dem wird Zaumzeug aus Feuer [an seinen Mund]
gelegt werden." 242
240 Mifäät
241 BulJäri
242 Al,unad, Tirmigi

131
Die Geschehnisse nach dem Tod

Wer seinen Zorn herunterschluckt


Sahl - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert von
seinem Vater Mu'äc,I - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -, dass
der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wer seinen Zorn hinunterschluckt, obgleich er zu jener Zeit
in der Lage wäre dem Grund seines Zornes zu antworten, dem
wird Alläh am Jüngsten Tag gewähren, sich eine jede Jungfrau
des Paradieses zu wählen." 2 ·13

Der Tod in den geheiligten Stätten


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Wer in Mekka oder Medina verstirbt, der wird mit jenen
auferstehen, die den Frieden geboten."

Der Tod während der Pilgerfahrt


'Abdulläh ibn 'Abbäs - möge Alläh mit ihm zufrieden sein
- überliefert:
„Eine bestimmte Person verbrachte mit dem Gesandten
Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - Zeit bei 'Arafa.
Jener fiel von seinem Reittier und brach sich den Hals. Der
Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - wies die
Menschen an, seinen Körper mit Wasser zu waschen, welches
mit Beerenblättern gekocht wurde, und ihn in ein Leichentuch
zu hüllen; allerdings ohne seinen Kopf damit zu bedecken, denn
243 Tirmigf, Abü Dawüd

132
Die Geschehnisse nach dem Tod

er wird dereinst mit dem Talbil.1 [labbayk ...] auf seinen Lippen
wieder auferstehen." 244

Die Märtyrer
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wer immer auch sich auf Allähs Weg Wunden zuzieht -
und Alläh weiß über die Absichten wohl Bescheid - der wird
am Jüngsten Tag mit rotblutenden Wunden wiederauferstehen,
welche wie der schönste Moschus riechen." 245

Menschen mit vollkommenem Licht


Barida - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,Gebt denen frohe Botschaft, die im Dunkeln zur Moschee ge-
hen; am Jüngsten Tag werden sie vollkommenes Licht erhalten." 246

Die Gebetsrufer
Mu'äwiyya - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Die Gebetsrufer werden am Jüngsten Tag die längsten
Hälse haben." 217
244 Bul)äri
245 Bul)äri, Muslim
246 Tirmigi
247 Muslim

133
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Liebenden für Alläh


Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:
„Die Menschen, welche einander liebten, werden am Jüngsten
Tag Kanzeln aus Licht besitzen; und sogar die Propheten und
Märtyrer werden sie beneiden." 248

Unter dem Schatten des Thrones


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allahs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Alläh, der Erhabene, wird sieben Arten von Menschen am
Jüngsten Tag im Schatten seines Thrones ruhen lassen, wenn
es keinen Schatten gibt außer diesen. Sie sind:
1. Der gerechte Herrscher.
2. Derjenige, der seine Jugend im Gehorsam gegenüber
Allah verbrachte.
3. Derjenige, dessen Herz mit der Moschee verbunden war.
4. Diejenigen, die sich nur für Alläh geliebt haben.
5. Derjenige, der in Einsamkeit Allähs gedenkt und hierbei
Tränen vergießt.
6. Derjenige, der von einer Frau [zu Üblem] eingeladen
wird, und sie wegen Alläh zurückweist.
7. Derjenige, der Almosen gibt, sodass seine Linke nicht
weiß, was seine Rechte gab. 249
248 Miskät
249 Bubäri, Muslim

134
Die Geschehnisse nach dem Tod

Eine Krone aus Licht


Mu'äq - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Alläh -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,Wer immer auch den Koran liest und nach ihm handelt;
seinen Eltern wird am Jüngsten Tag eine Krone aus Licht gege-
ben, welches das Licht der Sonne übertrifft. Nun sagt mir, wenn
solche Eltern eine derartige Stufe erlangen, wie ist es dann mit
jener Person, welche [gemäß dem Koran] handelt?" 250

Derjenige, der Erlaubtes verdient


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wer erlaubtes Einkommen erwirbt, sich selbst vor dem
Betteln schützt, ausgibt für seine Familienmitglieder und gut
ist zu seinen Nachbar, der wird Alläh am Jüngsten Tag treffen
und sein Gesicht wird leuchten wie der Vollmond. Wenn er
jedoch arbeitet, um andere zu übertreffen, um sich mit seinem
Besitz zu brüsten und vor anderen anzugeben, der wird Alläh
am Jüngsten Tag treffen und er wird zornig mit ihm sein."

Verwandte werden nicht helfen


Am Jüngsten Tag wird ein jeder um seine eigene Sicherheit
besorgt sein, und niemand wird kommen um dem anderen zu
helfen, sondern sich fernhalten von ihm.
Alläh, der Erhabene, spricht:
250 A!Jmad

135
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Fürchtet einen Tag, an dem kein Vater anstelle seines Sohnes


und kein Sohn anstelle seines Vaters etwas übernehmen kann!" 251
Am Jüngsten Tag wird es grofse Zerrüttung geben. Niemand,
auch nicht die Verwandten werden zu Hilfe eilen, obgleich sie
es in dieser Welt taten.
Im Koran heifst es:
„Und wenn dann ins Horn geblasen wird, so wird es keine
verwandtschaftlichen Beziehungen mehr zwischen ihnen geben,
und sie werden nicht mehr nacheinander fragen." 252
Ferner:
,,An jenem Tag wird der Mann vor seinem Bruder fliehen,
vor seiner Mutter und vor seinem Vater, vor seiner Ehefrau und
vor seinen Kindern." 253

Freunde werden zu Feinden


Nur seine guten Taten werden dem Menschen am Jüngsten Tag
wohlgesonnen sein. Ein Mensch mag sich auf seine Verwandten
verlassen, doch die oben genannten Verse erzählen uns, dass er
dereinst vor ihnen fliehen wird. Ebenso werden die Freunde auf
dieser Welt gegeneinander sein. Die Gottesfürchtigen und Recht-
schaffenen jedoch werden an jenem Tag ihre Freunde behalten.
Im Koran heifst es hierzu:
„Und kein Freund wird nach seinem Freund fragen, obgleich
sie einander sehen können." 254
251 31:33
252 23:101
253 80:34-36
254 70:10-11

136
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Menschen sind gewillt alles zu geben


Im Koran heißt es, dass ein jeder Freund, dem anderen
Feind sein wird am Jüngsten Tag. Es sei denn sie waren von den
Rechtschaffenen. Ferner heißt es:
„Des Sünders Wunsch wird sein, sich von der Strafe dieses
Tages loszukaufen; mit seinen Kindern, seiner Ehefrau, seinem
Bruder, seiner Sippschaft, welche ihm Schutz boten. Und alles
was auf dieser Erde ist [würde er geben], damit es ihn errette,
aber nein, keinesfalls!" 255
Nichts wird dem Unglückseligen am Jüngsten Tag etwas
nützen, Alläh spricht im Koran:
„Und jene, welche den Glauben zurückweisen und derart
sterben, - niemals würde das gesamte Gold der Erde von ihnen
[als Auslöse] angenommen werden, auch wenn sie es als Löse-
geld erböten." 256
Ferner:
,,wenn du [doch] die Schuldigen dereinst [am Jüngsten Tag]
sehen könntest, wenn sie vor ihrem Herrn die Häupter senken
und sprechen: ,0 unser Herr! Wir haben [nun] gesehen und
gehört; entsende uns doch zurück ins Leben, auf dass wir gute
Werke tun! Denn wahrlich, wir glauben [jetzt]."' 257
Doch niemals werden sie in diese Welt zurückgesandt, und
würde man sie schicken, so würden sie sich erneut mit Verbo-
tenem beschäftigen, denn im Koran heißt es:
255 70:11-15
256 3:91
257 32:12

137
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Doch wenn man sie [ins Leben] zurückbrächte, würden


sie sicherlich das, was ihnen verboten ist, erneut tun. Sie sind
wahrlich Lügner." 258

Der Fluch auf den Führern [der Unglückseligen]


Im Koran heißt es:
„Wenn du nur sehen könntest, wenn die Frevler dereinst vor
ihrem Herren stehen und sich Worte [des Vorwurfs] einander
zuwerfen! Diejenigen, welche [zu Lebzeiten] schwach waren,
werden zu den Hochmütigen sagen: ,Wärt ihr nicht gewesen, so
wären wir wahrlich gläubig gewesen.' Die Hochmütigen werden
den Schwachen antworten: ,Waren es etwa wir, die euch von
der Rechtleitung fernhielten, nachdem sie euch erreichte? Nein,
vielmehr wart ihr es, die übertreten haben.' [Sodann] werden
die Schwachen den Hochmütigen antworten: ,Nein, es war eine
Verschwörung eurerseits [bei] Tag und Nacht: Damals befahlt
ihr uns [ständig] an Alläh nicht zu glauben, und ihm anderes
beizugesellen.'" 259
Diese Verse geben uns Einblick darin, wie sich die Menschen
am Jüngsten Tag vor Alläh beschuldigen werden.
Ferner heißt es im Koran:
„Und sie wenden sich einander zu und befragen sich. Sie
werden sagen: ,Ihr seid [zeitlebens] von der Rechten zu uns
gekommen [, sodass wir nicht ahnen konnten, dass ihr uns Üb-
les wollt.]' Sie werden antworten: ,Nein, Ihr selbst hattet doch
keinen Glauben! Wir hatten keine Macht über euch. Nein, es wart
258 6:28
259 34:31-33

138
Die Geschehnisse nach dem Tod

ihr, die ihr offenkundig rebellische Menschen wart! Nun hat es


sich gegen uns bewahrheitet, das Wort unseres Herren, und wir
werden sicherlich [die Strafe für unsere Sünde zu] schmecken
[bekommen]: Wir haben euch Irre geführt, denn wahrlich, wir
waren selbst abgeirrt."' 260
Und ferner erzählt uns der Koran:
„Wahrlich, an jenem Tag werden sie alle gemeinsam die
Strafe erleiden. Wahrlich, dies ist wie wir dereinst mit Sündern
verfahren, denn sagte man zu ihnen ,Es gibt keinen Gott außer
Alläh', so haben sie sich aufgeblasen mit Stolz und gesagt: ,Was?
Sollen wir etwa unsere Götter wegen eines besessenen Dichters
aufgeben?"' 261

Die [unglückseligen] Führer werden sich von ihrem


[unglückseligen] Volk abwenden
Alläh, der Erhabene, spricht:
,,[Dereinst] werden jene, welchen [im Diesseits] gefolgt wurde,
sich von ihrem Gefolge lossagen: sie werden die Strafe sehen,
und all ihre Verbindungen werden gekappt sein." 262
Am Jüngsten Tag werden die Führer der Unglückseligen ihre
Abneigung gegenüber ihrem Gefolge kundtun, welches einst
von ihnen angeführt wurde. Sie werden ihnen von keinerlei
Nutzen sein.
Ihre Trauer und ihr Unglück erklärend spricht Alläh:
260 37:27-32
261 37:33-36
262 2:166

139
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Diejenigen, die Gefolgschaft leisteten, sagen: ,Hätten wir


doch nur eine Gelegenheit mehr, so würden wir uns von ihnen
lossagen, so wie sie sich von uns lossagten!' So zeigt Alläh ihnen
[die Frucht]ihrer Werke als [nichts als] Bedauern. Und es wird
für sie keinen Ausweg aus dem Feuer geben." 263
Jene, welche diesen klaren und offenkundigen Versen des
Koran keinen Wert beimessen, haben dereinst die schlimmste
aller Strafen am Jüngsten Tag zu erwarten.

263 2:167

140
Manifestation des erhabenen Ranges des
Propheten - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
am Jüngsten Tag

Großartige Fürsprache, der versprochene Ort und die


Erhabenheit dieser Umma
Abü Sa'id al-Ijudri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag werde ich der Führer aller Kinder Adams
sein - und ich sage dies ohne mich zu brüsten. Ich werde die
Fahne [des Lobes Allähs] in meiner Hand halten - und ich sage
dies ohne mich zu brüsten. Am Jüngsten Tag werden alle Kinder
Adams und alle Propheten sich unter meiner Fahne versammeln.
Als erster werde ich in Erscheinung treten." 2M
In einer anderen Überlieferung sagte der Gesandte Allähs
- Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Am Jüngsten Tag werde ich dereinst alle Propheten anführen
und ihr Wortführer und Fürsprecher sein - und ich sage dies
nicht, um damit anzugeben." 265
264 Tirmigi
265 Tirmigi

141
Die Geschehnisse nach dem Tod

Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:


„Wir begleiteten den Gesandten Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - zu einem Festmahl, auf welchem eine Ziege
serviert wurde. Er nahm ein Stück des Fleisches und sagte:
,Am jüngsten Tag werde ich der Führer aller Menschen sein,
und ihr wisst wie dies geschehen wird."'
Hiernach erklärte er selbst die Geschehnisse:
„Am Jüngsten Tag wird Alläh die Ersten und die Letzten
auferstehen lassen, alle werden sehen, der Rufer wird rufen und
die Sonne wird nahe kommen. So nahe, dass Bestürzung und
Erstickung herrschen, in einem Maße das unerträglich ist. In
einem solchen Zustand der Rastlosigkeit werden die Menschen
sich fragen, ob es denn niemanden gibt, der für sie Fürsprache
einlegen kann. Zu guter Letzt kommen sie zu dem Schluss, dass
es ihr Stammvater Adam am meisten verdient. So werden sie
zu Adam gehen und flehen: ,,0 Vater des Menschengeschlechts!
Alläh hat dich mit seiner eigenen Hand erschaffen, und dir von
seiner Seele eingehaucht. Er hat den Engeln befohlen, sich vor
dir niederzuwerfen und dich im Paradies leben lassen. Warum
hältst du nicht Fürsprache für uns vor deinem Herren?"
Adam - Allähs Segen und Frieden auf ihm - wird ihnen
antworten:
„Seid versichert, dass mein Herr heute so zornig ist, wie
er noch nie war und nie wieder sein wird. Überdies ist es eine
Tatsache, dass mein Herr mir verbat, dem Baum nahe zu kom-
men, doch ich missachtete sein Gebot. Deshalb geht und bittet
jemand anderen um Hilfe, geht besser zu Noah [Nül)]."

142
Die Geschehnisse nach dem Tod

So werden die Menschen denn zu Noah gehen und zu ihm


sagen:
„Du warst der erste Gesandte Gottes auf dieser Erde. Siehst
du nicht, wie sehr wir leiden? Warum legst du bei deinem Herrn
keine Fürsprache für uns ein?"
Doch Noah wird ihnen antworten:
„Seid versichert, dass mein Herr heute so zornig ist, wie er
noch nie war und nie wieder sein wird. überdies ist es eine Tat-
sache, dass ich meine Gemeinde [umma] verflucht habe. Deshalb
fürchte ich die Strafe meines Herrn. Deshalb geht und bittet
jemand anderen um Hilfe, geht besser zu Abraham [Ibrähfm]."
Sodann werden die Menschen zu Abraham gehen und sagen:
„Du bist der Freund Gottes, lege gnädig bei deinem Herrn
für uns Fürsprache ein!"
Doch Abraham wird ihnen antworten:
„Seid versichert, dass mein Herr heute so zornig ist, wie er
noch nie war und nie wieder sein wird. Außerdem ist es eine
Tatsache, dass ich drei Mal gelogen habe. Ich fürchte die Strafe
meines Herrn in dieser Angelegenheit. [Hiernach erwähnte er
die drei Begebenheiten, in welchen er aus religiösen Gründen
gezwungen war zu lügen.] Deshalb geht und bittet jemand an-
deren um Hilfe, geht besser zu Moses [Müsä]."
Sodann werden sie an Moses herantreten und sagen:
„Durch deine direkte Rede mit Alläh hast du einen hohen
Rang erlangt. Warum legst du nicht Fürsprache für uns ein, wo
du doch unsere missliche Lage siehst?"
Hierauf wird ihnen Moses antworten:

143
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Seid versichert, dass mein Herr heute so zornig ist, wie er


noch nie war und nie wieder sein wird. Außerdem ist es eine
Tatsache, dass ich einen Menschen getötet habe und ich fürchte
hierfür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Es ist besser für
euch, wenn ihr geht und jemand anderen bittet. Geht zu Jesus
['Isä] ."
Sodann werden sie auf Jesus treffen und zu ihm sagen:
„Du bist der Gesandte Gottes, und sein Wort, welches zu
Maria [Maryam] überbracht wurde, du bist der Geist Gottes
[rül.i"-llah] und hast bereits aus der Wiege zu den Menschen
gesprochen. Lege bei deinem Herrn Fü~sprache für uns ein!"
Doch Jesus wird ihnen sagen:
„Seid versichert, dass mein Herr heute so zornig ist, wie er
noch nie war und nie wieder sein wird."
Doch der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - beschrieb keine Verfehlung seitens Jesu. [Jedoch wird
überliefert, dass er sagte:] ,,Geht zu Mul_iammad!"
Nachdem er all dies erzählt hatte, sprach der Gesandte Allähs:
,,Nun werden die Menschen zu mir kommen und sagen:
,,0 Muhammad - Allähs Segen und Frieden seien auf dir!
- Du bist der Gesandte Allähs, der letzte aller Propheten, und
Alläh hat dir alles vergeben. Bitte lege Fürsprache bei deinem
Herrn für uns ein, wo du doch siehst, in welch misslicher und
verzweifelter Lage wir sind!"
So werde ich denn hervortreten, und mich vor ihm, unter
seinem Thron niederwerfen. Sodann wird Alläh Lob auf mich
niederregnen lassen, wie er es nie auf jemanden niederkommen
ließ, und daraufhin sagen:

144
Die Geschehnisse nach dem Tod

„0 Muhammad! Hebe dein Haupt und bitte, ein jedes Anliegen


wird dir erfüllt werden; Halte Fürsprache, und deine Fürsprache
wird angenommen werden."
Hierauf werde ich mein Haupt erheben und flehen:
,,0 mein Herr! Sei barmherzig mit meiner Gemeinde [umma] !
0 mein Herr! Sei gütig mit meiner Gemeinde! 0 mein Herr! Sei
gnädig mit meiner Gemeinde!"
Hierauf wird er antworten:
„Lass sie zum rechten Tor des Paradieses eintreten; und
jene, welche nicht bestraft werden, mögen jedes Tor wählen,
das ihnen beliebt!"
Als er dies erwähnte, sagte der Gesandte Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
,,Bei demjenigen, in dessen Händen mein Leben liegt: zwi-
schen den zwei Toren ist eine Strecke, so weit wie der Weg von
Mekka nach Higr!" 266
Gemäß einer anderen Überlieferung zitierte der Prophet •
Allähs Segen und Frieden aufihm - folgenden Vers aus dem Koran:
„Schon bald wird dein Herr dich auf eine Stufe des Paradieses
und Glorie erheben.'' 267

Die Erkennungsmerkmale der Gemeinde des Propheten


Mul}ammad - Allähs Segen und Frieden auf ihm
Abü Dardä' - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass eine Person den Gesandten Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - fragte:
266 Bubäri, Muslim
267 17:79

145
Die Geschehnisse nach dem Tod

„0 Gesandter Allähs! Wie wirst du deine Gemeinde von den


Gemeinden anderer Propheten [dereinst] unterscheiden können?"
Der Prophet - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwor-
tete ihm:
„Durch ihre Gebetswaschung [wu9ü'] werden ihre Gesichter
hell leuchten, ihre Hände und ihre Füße. Niemand sonst wird
so aussehen. Ebenso werde ich sie daran erkennen, dass ihnen
ihr Buch zur Rechten gereicht wird."

Der Brunnen Kaw!ar


Es wird überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag wird es eine große Anzahl von Brunnen
geben, und ein jeder wird von einem Propheten besessen.
überdies werden alle Propheten mehr und mehr Menschen in
ihren Brunnen erwarten und hierauf stolz sein; doch ich hoffe,
dass die größte Anzahl von Menschen von meinem Brunnen
trinken wird." 268

Die Eigenschaften des Brunnens des Propheten -


Allähs Segen und Frieden auf ihm
'Abdulläh ibn 'Umar - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Mein Brunnen ist so weit und so breit, dass es einen Monat
dauern würde, ihn zu durchqueren; und seine beiden Seiten sind
gleichlang. Sein Inhalt ist weisser als Milch, sein Duft schöner
268 Tirmi~i

146
Die Geschehnisse nach dem Tod

als Moschus; seine Trinkgefäße so zahlreich wie die Sterne am


Himmel. Wer von ihm [dereinst] zu trinken bekommt, wird es
nie wieder dürsten." 269
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wahrlich, mein Brunnen ist so weit und so breit, wie Ent-
fernung zwischen Ila und Aden. Glaubt mir, sein Inhalt ist weiss
wie Schnee und süßer als Honig, welcher mit Milch vermischt
wurde; die Anzahl der Trinkgefäße ist größer als die der Sterne
am Himmel."
Die Gefährten fragten hierauf:
,,0 Gesandter Allahs, wie wirst du uns an jenem Tag erkennen?"
Er - Allahs Segen und Frieden auf ihm - antwortete:
„Ihr werdet gekennzeichnet sein, wie keine andere Gemeinde
[an jenem Tag]. Ihr werdet mich an meinem Brunnen treffen,
und eure Gesichter werden aufgrund eurer Gebetswaschung
hell scheinen, ebenso eure Hände und Füße." 270
Jene, welche den Brunnen als Erste erreichen werden
'Abdullah ibn 'Umar - möge Allah mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Mein Brunnen ist so groß, wie die Entfernung zwischen
Aden und Oman; es ist kühler als der Schnee, süßer als Honig
und wohlriechender als Moschus; seine Trinkgefäße sind zahl-
reicher als die Sterne am Himmel; wer von meinem Brunnen
269 Bu\}äri, Muslim
270 Muslim

147
Die Geschehnisse nach dem Tod

trinkt, wird nie wieder Durst leiden. Die ersten an meinem


Brunnen werden die armen Auswanderer sein."
Jemand sagte:
,,Erzähl uns von ihnen, 0 Gesandter Allähs!"
Daraufhin erklärte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm -:
„Es sind jene, deren Gesichter und deren Haar zerzaust und
ermattet ist [vor lauter Hunger und schwerer Arbeit.] Es sind
jene, für welche die Tore der Könige und Herrscher verschlossen
blieben, und denen vornehme und schöne Frauen für die Heirat
verwehrt blieben."
Als 'Umar ibn 'Abd al-Aziz - möge Alläh mit ihm zufrieden
sein - hörte, welchen Vorzug die armen Auswanderer genossen,
und dass es jene wären, deren Haar zerzaust ist, deren Kleidung
schmutzig ist, denen die Tore nicht geöffnet werden, und die
keine Frauen aus angesehen Familien heiraten können, war er
bestürzt und sprach:
„Prinzessin Fätima, die Tochter von 'Abd al-Malik, ist meine
Ehefrau. Alle Tore stehen mir offen! Von nun an werde ich mein
Haar erst wieder waschen, wenn es zerzaust ist, und ich werde
meine Kleidung nicht waschen, ehe sie schmutzig ist!"
Jene, welche vom Brunnen dereinst vertrieben werden.
Sahl ibn Sa'd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Glaubt mir! [Am Jüngsten Tag] werdet ihr zu mir an den
Brunnen Kawtar kommen. Wer zu ihm kommt, wird von ihm
trinken und nie wieder durstig sein."
Dann fügte er hinzu:

148
Die Geschehnisse nach dem Tod

,,Wahrlich, es werden jedoch auch Menschen zu mir kommen,


die mich erkennen und die ich erkenne. Doch man wird sie davon
abhalten, an mich heranzuschreiten, und der Weg zwischen mir
und ihnen wird versperrt sein. Sodann werde ich sagen:
,Lasst sie zu mir!"'
Doch man wird mir sagen:
,Du weißt nicht, was diese Menschen verändert haben,
nachdem du von ihnen gegangen bist!'
Dies hörend werde ich sagen:
,Geht weg, ein jeder, der nach mir Veränderungen gebracht
hat soll fortgehen!"'
Die Menschen haben viele Dinge in der Religion verändert,
und aufgrund ihres eigenen Gutdünkens eingeführt. Einern jeden
erwachsenen Menschen, der im Besitz seiner Sinne ist, obliegt
es ihre Aussagen und Taten zu hinterfragen. Der Mensch soll
allzeit wissen, dass er nur Alläh, seinem Gesandten und denen,
die in ihrer Tradition stehen, Folge leisten soll. [...]

Am Jüngsten Tag werden die Menschen erhöht oder


erniedrigt
Im Koran heißt es:
,,Wenn [dereinst] die Katastrophe unausweichlich herein-
bricht, kann keine [Seele] mehr ihr Kommen leugnen. [Viele]
wird sie erniedrigen, [viele] wird sie erhöhen.'' 271
Am Jüngsten Tag wird es die Reinheit oder die Unreinheit
sein, die den entscheidenden Faktor darstellt. Sie wird darüber
271 56:1-3

149
Die Geschehnisse nach dem Tod

entscheiden, wem ein hoher Rang zuteil wird, und wem ein
niedriger. Das weltliche Kriterium von hoch und niedrig wird im
Jenseits nicht zum Tragen kommen. So werden die Hochmütigen
und überheblichen in die Gruben der Hölle geworfen werden,
wo all ihr weltlicher Einfluss.und ihre Macht zunichte sind.
Viele Menschen waren in dieser Welt hungrig und in Fet-
zen gekleidet. Sie wurden von den Menschen übersehen und
die Hochmütigen blickten auf sie herab. Doch eine jede solche
Person, welche eine aufrichtige Verbindung mit seinem Schöpfer
pflegte, wird dereinst von ihm reichlich belohnt und geehrt wer-
den. Einige von ihnen werden auf Bergen von Moschus sitzen,
wieder andere auf Kanzeln von Licht im Schatten des Thrones.
Im Koran heißt es:
„Sie sind jene, welche dereinst mit den höchsten Rängen im
Paradies belohnt werden, dafür, dass sie beständig geduldig
waren. Und ihnen wird darin Gruß und Frieden erboten." 272
[...] Viele mächtige Menschen behandeln ihre Untergebe-
nen und Angestellten in unserer Zeit auf grausamste Art und
Weise. Sie sind Frevler gegenüber Alläh, und dereinst werden
sie schlimme Strafe zu spüren bekommen.

Die Befragung bezüglich der - von Alläh gewährten -


Gnaden
Im Koran heißt es:
„Sodann werdet ihr an jenem Tag über die Freuden [, welchen
ihr euch hingabt] befragt." 273
272 25:75
273 102:8

150
Die Geschehnisse nach dem Tod

Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-


liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wahrlich, am Jüngsten Tag, wird man zuerst gefragt werden,
ob Alläh den Körper etwa nicht gesund erhalten hat, und mit
kühlem Wasser versorgte."
Alläh, der Erhabene, hat einem jeden seiner Geschöpfe alles
was es besitzt, gewährt. Daher hat er auch das Recht sie bezüglich
diesem zur Rechenschaft zu ziehen. Er wird sie dereinst befragen,
ob sie ihre Gaben für Gutes oder Schlechtes verwendet haben.
Im Koran heißt es:
,,Und er hat euch von allem gegeben, worum ihr ihn batet.
Wenn ihr die Gnaden Allähs zählen wollt, so werdet ihr es nicht
vermögen." 274
Wahrlich, es ist eine große Dummheit, dass wir den Gnaden
unseres Schöpfers und Erhalters keinerlei Beachtung schenken,
obgleich wir uns doch weltlichen Wohltätern im Übermaß ver-
pflichtet fühlen, und dies meist auch durch Taten ausdrücken.
'Abdulläh ibn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Am Jüngsten Tag kann sich niemand vom Ort [der Rechen-
schaft] bewegen, bis er nicht fünf Fragen beantwortet hat:
1. Wo hat er seinen Lebensabend zugebracht?
2. Wo hat er seine Jugend verbracht?
3. Wo hat er seinen Besitz erworben?
274 14:34

151
Die Geschehnisse nach dem 1bd

4. Wie hat er seinen Besitz erworben?


5. Wo und wie hat er sein Wissen ausgegeben?" 275
Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag wird der Mensch wie das Zicklein einer
Ziege vorgeführt werden und vor Alläh, dem Allmächtigen, zu
stehen haben. Er wird ihn fragen:
,Ich habe dir so viele Gnaden gewährt, was hast du für mich
getan?"'
Er wird antworten:
„0 mein Herr! Ich häufte Reichtum an, und verdiente mehr
und mehr. Sodann ließ ich es im Überfluss [zurück]. Deshalb
erlaube mir, zurück zu kehren, und ich werde dir all meinen
Besitz vorbringen!"
Doch Alläh wird sagen:
,,Zeige mir, was du an guten Taten vorrausgeschickt hast,
bevor du die Welt verlassen hast!"
Er wird erneut seine Bitte vortragen, aber da er nichts
vorausschickte, ~ird er mit leeren Händen dastehen, und in die
Hölle geworfen werden." 276

Die Befragung der Propheten


Im Koran heißt es:
,,Sicher werden wir diejenigen, zu denen (unsere Botschaft)
gesandt worden ist, (dereinst) fragen, ebenso diejenigen, die mit
der Sendung (an sie) betraut waren." 277
275 Tirmigi
276 Tirmigi
277 7:6

152
Die Geschehnisse nach dem Tod

Und weiterhin wird dies durch folgenden Vers erklärt:


,,An jenem Tag wird Alläh sie rufen und fragen:
,Welche Antwort habt ihr den Gesandten gegeben?'
Dann, an jenem Tag, wissen sie über nichts mehr Bescheid,
und sie werden (nicht einmal mehr) in der Lage sein, einander
zu fragen." 278
Dies bedeutet, dass die Menschen gefragt werden, ob sie den
Gesandten Gehör schenkten oder nicht. Doch sie werden nicht
in der Lage sein, jene Fragen zu beantworten.
Im Koran heißt es ferner:
„An dem Tag, da Alläh die Gesandten versammeln und fragen
wird: ,Was war die Antwort, die ihr (auf eure Botschaft) erhalten
habt?' Werden sie sagen: ,Wir haben kein Wissen hierüber. Du
(allein) bist es, der (in Gänze) über das verborgene Bescheid
weiß."' 279
Diese Frage wird den Propheten in Anwesenheit ihrer je-
weiligen Völker gestellt. Jene werden derart von Furcht erfüllt
sein, dass sie sich selbst vergessen.
Im Koran heißt es:
„Aber wie (wird es sein), wenn wir (dereinst) von jeder
Gemeinschaft einen Zeugen herbeibringen und dich als Zeugen
über diese da eingesetzt haben?" 280
Dies bezieht sich auf die Propheten eines jeden Volkes,
sowie die rechtschaffenen und vertrauenswürdigen Menschen
einer jeden Epoche. Sie werden von der Gehorsamkeit oder
278 28:65-66
279 5:109
280 4:41

153
Die Geschehnisse nach dem Tod

Ungehorsamkeit der Menschen am Tage des Gerichts berichten.


Die Aussage Allähs: ,,(0 Prophet,) wir haben dich als Zeugen
über diese Menschen eingesetzt", bedeutet, dass auch unser
Prophet Zeugnis für seine Gemeinde ablegen wird, so wie die
anderen Propheten es tun. [...] Alle Propheten werden Zeugnis
ablegen über die Missetaten ihrer Gemeinde, weshalb diese sich
ihrer Übeltaten noch mehr schämen und am liebsten im Boden
versinken würden.

Die Ansprache zu den Engeln und ihre Antwort


Im Koran heißt es:
„An dem Tage, da er sie alle versammelt und zu den Engeln
sprechen wird: ,Wart ihr es, die diese Menschen zu verehren
pflegten?'" 281
Viele Polytheisten auf der ganzen Welt behaupten, dass die
Engel Töchter Gottes wären, ja einige Gelehrte sind gar der
Ansicht, dass der Götzendienst in Form von Engelsverehrung
seinen Anfang nahm.
Der Koran erzählt uns von der Antwort der Engel:
,,Sie werden sagen: ,Gepriesen seist du! Du bist unser Schutz-
herr, nicht sie! Nein, die Dschinnen haben sie verehrt; die meisten
von ihnen glaubten an sie.'" 282
Sie sagen also: ,,Erhaben bist du, über alles, was die Menschen
dir beigesellen! Ja, wir ersuchen nichts als dein Wohlgefallen;
doch wie sollen wir mit den anderen verfahren? Sie pflegten
281 34:40
282 34:41

154
Die Geschehnisse nach dem Tod

den Teufel anzubeten, nicht uns, sie beteten alles an, was der
Teufel sie anbeten ließ."
Ferner heißt es hierzu im Koran:
,,An diesem Tag haben sie nun keine Macht mehr übereinander,
sie vermögen sich weder zu nützen, noch zu schaden. Und wir
werden den Frevlern sagen: ,Kostet die Strafe des Höllenfeuers,
welches ihr (zeitlebens) als Lüge erachtet habt!"' 283

Die Zeugenschaft der Gemeinschaft des Propheten


Mul).ammad · Allahs Segen und Frieden auf ihm -
gegen die Gemeinde von Noah
Abu Sa'id al-ljudri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag wird Noah gebracht werden, und man
wird ihn fragen:
,Hast du verkündet?'
Er wird antworten: ,Wahrlich, ich verkündete!'
Seine Gemeinde wird man fragen: ,Wurden euch die Anwei-
sungen Gottes überbracht?'
Doch sie werden antworten: ,Nein, kein Warner ist je zu
uns gekommen!'
Sodann wird man Noah fragen: ,Wer ist hier, um deine Be-
hauptung zu bezeugen?'
Und er wird antworten: ,Mul}ammad - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - und seine Gemeinde!"'
283 34:42

155
Die Geschehnisse nach dem Tod

Hierauf sagte der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frie-


den auf ihm - zu seiner Gemeinde: ,,Und daraufhin werdet ihr
gebracht werden!", und er fügte hinzu: ,,Ihr werdet Zeugnis
ablegen, dass Noah seinem Volke (die Botschaft) verkündet hat!"
Daraufhin rezitierte er folgenden Koranvers:
„Und so haben wir euch zu einer ausgeglichenen (oder in
der Mitte stehenden) Gemeinde gemacht, auf dass ihr Zeugnis
ableget für die (anderen) Menschen, und der Gesandte Zeuge
über euch sei." 284
Obige Überlieferung finden wir bei al-BulJäri. Im Musnad
von lmäm Al).mad lesen wir, dass auch die Gemeinden vieler
anderer Propheten die Tatsache ihrer Warnung bestreiten
werden, obgleich ihre Propheten dies versichern. Hierauf wird
ebenfalls nach Zeugenschaft verlangt, und daraufhin der Prophet
Mul)ammad - Allähs Segen und Frieden auf ihm - und seine
Gemeinde hierfür eingesetzt.
So werden der Prophet und seine Gemeinde gefragt werden,
was sie diesbezüglich sagen, und sie werden beschwören, dass
die Propheten die Warnung überbrachten. [...]

Die Polytheisten leugnen ihren Glauben


Im Koran heißt es:
„An jenem Tage werden wir sie allesamt versammeln. Wir
werden jene, welche uns etwas beigesellten fragen: ,Wo sind
denn nun die Teilhaber, über welche ihr gesprochen habt?'
284 2:143

156
Die Geschehnisse nach dem Tod

Ihnen wird keine Entschuldigung bleiben, als zu sagen: ,Bei


Alläh, unserem Herrn! Wir waren nicht von jenen, welche Alläh
etwas beigesellten!'
Siehe, wie sie gegen sich selbst lügen, und wie das, was sie
[an Glaube] erfunden hatten, zunichte wurde!"

Gar die Angebeteten werden ihre Rolle bestreiten


Im Koran heißt es:
„und ihre Teilhaber werden sagen: ,Es waren nicht wir, die
ihr verehrt habt! Alläh ist hierfür als Zeuge zwischen uns und
euch genug; wir wissen wahrlich nicht, dass ihr uns je angebetet
hättet."'2os

Jesus wird ebenfalls befragt werden und antworten


Am Jüngsten Tag wird Jesu dereinst dieselbe Frage gestellt
werden:
,,Und dann, wenn Alläh sagen wird: ,Jesus, Sohn der Maria!
Hast du (etwa) zu den Menschen gesagt: ,Nehmt euch außer
Alläh, mich und meine Mutter zu Göttern!?' Er wird antworten:
,Gepriesen seist du! Niemals könnte ich sagen, wozu ich kein
Recht habe! Hätte ich Derartiges gesagt, so würdest du wahrlich
darüber Bescheid wissen. Du weißt Bescheid über das, was ich
in mir trage, doch nicht über das, was du in die trägst. Denn
du bist es, der über die verborgenen Dinge Bescheid weiß. Ich
habe ihnen nur gesagt, was du mir anbefohlen hast: ,Dienet
Alläh, meinem und eurem Herrn!' Und ich war Zeuge über sie,
solange ich unter ihnen weilte. Nachdem du mich erhoben hast,
285 10:28-29

157
Die Geschehnisse nach dem Tod

warst du es, der sie beobachtet hat, und du bist Zeuge über alle
Dinge. Wenn du sie bestrafst, so sind sie Deine Diener; wenn
du ihnen vergibst, so bist du der Allmächtige und Allweise."' 286
Doch da den Ungläubigen und den Polytheisten nicht verge-
ben wird, werden die Christen sicherlich in die Hölle einziehen.

Rechenschaft, Wiedergutmachung und Ausgleich


„Und jeder Seele wird in Gänze (die Frucht) seiner Taten
vergolten werden." 287

Die Absicht als entscheidender Faktor


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wahrlich, am Tage des Gerichts wird eine Person gebracht
werden, welche man als Märtyrer erachtete. Ihm wird aufgetragen
werden die Gnaden Allähs an seiner Person aufzuzählen, und
er wird sie alle nennen. Daraufhin wird Alläh, der Erhabene,
ihn fragen:
,,Worin hast du all diese Gnaden investiert?"
Er wird antworten: ,,Auf deinem Wege, bis ich den Märty-
rertod fand!"
Doch Alläh wird ihm sagen: ,,Du lügst! Du hast gekämpft,
damit über dich gesagt wird, du seist tapfer, und du hast deinen
Lohn in der Welt erhalten."
Hiernach wird er auf Geheiß Allähs ins Feuer geworfen werden.
286 5:116
287 39:70

158
Die Geschehnisse nach dem Tod

Eine weitere Person wird gebracht werden, welche den


Koran und die Religion zu lehren pflegte. Ihm wird aufgetragen
werden die Gnaden Allähs an seiner Person aufzuzählen, und
er wird sie alle nennen. Daraufhin wird Alläh, der Erhabene,
ihn fragen:
,,Worin hast du all diese Gnaden investiert?"
Er wird antworten: ,,Ich erlernte und lehrte die Religion und
den Koran ausschließlich für dein Wohlgefallen!"
Doch Alläh wird ihm sagen: ,,Du lügst! Du hast gelernt und
gelehrt, auf dass über dich gesagt wird, du seist ein gelehrter
Mann, und du hast deinen Lohn in der Welt erhalten."
Hiernach wird er auf Geheiß Allähs ins Feuer geworfen werden.
Eine weitere Person wird gebracht werden, welcher in dieser
Welt großer Reichtum geschenkt wurde. Ihm wird aufgetragen
werden die Gnaden Allähs an seiner Person aufzuzählen, und
er wird sie alle nennen. Daraufhin wird Alläh, der Erhabene,
ihn fragen:
,,Worin hast du all diese Gnaden investiert?"
Er wird antworten: ,,Ich habe keine Gelegenheit des Spendens
in deinem Wege verstreichen lassen."
Doch Alläh wird ihm sagen: ,,Du lügst! Du hast gespendet,
auf dass die Menschen dich einen Großzügigen nennen, und du
hast deinen Lohn in der Welt erhalten."
Hiernach wird er auf Geheiß Allähs ins Feuer geworfen
werden. 208
288 Muslim

159
Die Geschehnisse nach dem Tod

Abü Sa'Id ibn Fuc,läla - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wenn Alläh, der Erhabene, am Jüngsten Tag die Menschen
dereinst versammeln wird, so wird ein Rufer mit lauter Stimme
verkünden:
,Ein jeder, der eine Tat auf dem Wege Allähs verrichtete, um
bei den Menschen Ruhm zu ernten, soll zu ihnen gehen und sich
von ihnen entlohnen lassen."' 289

Die Rechenschaft des Gebetes und der Nutzen der


freiwilligen Gebete
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
„Ich hörte den Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagen:
„Wahrlich, am Jüngsten Tage wird der Mensch dereinst zuerst
nach seinem Gebet gefragt. Wenn er diese Stufe überwunden
hat, so wird er alles Darauffolgende meistern; und andersherum.
Wenn die Pflichtgebete (far~l) den Ansprüchen nicht genügen,
so wird Alläh, der Erhabene, sagen:
,Seht nach, ob mein Diener freiwillige Gebete (nawäfil)
verrichtet hat.'
Wenn der Diener freiwillige Gebete vorzuweisen hat, so
werden sie zu den Pflichtgebeten hinzugefügt, um jene zu
komplettieren. Und alle anderen Taten werden in ähnlicher
Art folgen." 290
289 Miskät
290 Miskät

160
Die Geschehnisse nach dem Tod

Jene, welche das Paradies ohne Rechenschaft


abzulegen betreten
Asmä' bint Yazid - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs -Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag werden die Menschen allesamt an einem
Ort versammelt. Zu jener Zeit wird ein Rufer mit lauter Stimme
verkünden:
,Wo sind jene, deren Körper von ihren Betten getrennt waren?'
Dies hörend, treten die Menschen jener Gattung hervor, ob-
gleich sie ihrer nur wenige sind. Doch jene werden ins Paradies
eintreten, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, und nach ihnen
wird zur Rechenschaft gezogen." 291

Eine leichte Rechenschaft


'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert:
„Dereinst hörte ich den Gesandten Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm - nach seinem Gebet folgendes Bittgebet
sprechen: ,0 Alläh, mache mir meine Rechenschaft leicht!' 292
Ich fragte: ,0 Gesandter Allähs: Was ist mit leichter Rechen-
schaft gemeint?'
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwortete:
,Leichte Rechenschaft bedeutet, dass einem vergeben wird,
nachdem man einen Blick auf seine [aufgeschriebenen] Taten
291 Bayl,1äqi
292 Allähumma IJäsibni l.1isäban yasiran

161
Die Geschehnisse nach dem Tod

geworfen hat. Tatsächlich, ist jener, dessen Taten ins Kreuz-


verhör genommen werden, der Verderbnis anheimgefallen."' 293

Eine harte Rechenschaft


'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert
ebenso, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag ist derjenige verdammt, dessen Taten ins
Kreuzverhör genommen werden."
Als ich dies hörte, fragte ich:
,,0 Gesandter Allähs! Alläh, der Erhabene, sagt, dass der-
jenige eine leichte Rechenschaft erhält, welchem sein Buch in
seine Rechte gegeben wird."
Als Antwort auf meine Frage sagte mir der Gesandte Allähs
- Allähs Segen und Frieden auf ihm:
„Leichte Rechenschaft bedeutet, dass dem Diener vergeben
wird, nachdem er einen kurzen Blick auf seine Taten geworfen
hat; doch für seine Taten in Gänze zur Rechenschaft gezogen
zu werden, bedeutet Verdammnis." 294

Eine spezielle Gnade Allähs für die Getreulichen


'Abdulläh ibn 'Umar ibn al-Ijattäb - möge Alläh mit ihnen
zufrieden sein - überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm - sagte:
„Wahrlich am jüngsten Tag wird Alläh den Getreulichen zu
sich bringen und ihn fragen:
293 A!Jmad
294 Buhäri, Muslim

162
Die Geschehnisse nach dem Tod

,Erinnerst du dich an diese und jene Sünden?'


Er wird gestehen: ,Ich erinnere mich an allesamt!'
Nachdem er seine Sünden bekannt hat, wird er denken, dass
er verdammt ist. Doch Alläh, der Erhabene, wird sagen:
,Ich habe deine Sünden in der Welt bedeckt und nicht erlaubt,
dass sie sichtbar werden. Nun vergebe ich deine Sünden.'
Daraufhin wird ihm das Buch seiner Taten gereicht. Doch die
Bücher der Heuchler und Ungläubigen werden gezeigt werden,
um ihre Erniedrigung zu steigern.'' 295

Schutzlose Verantwortlichkeit für die eigenen Taten


'Adi ibn I;lätim - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allahs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Nichts ist mit dem, welcher nicht über seine Taten bei
der Rechenschaft sprechen möchte. Auch keine Trennwand
und ein Hindernis. Wen.det er sich zu seiner Rechten, so
findet er dort nichts als das Buch seiner Taten, wendet er
sich zu seiner Linken, so findet er dort nichts als das, was
er vorrausschickte, und wendet er sich nach vorne, so findet
er dort die Hölle.''
Dies sagend fügte er - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
hinzu:
„Schützt euch vor der Hölle, auch wenn ihr nur ein kleines
Bisschen habt, das ihr auf Allahs Weg spenden könnt.'' 296
295 ßubäri, Muslim .
296 Bubäri, Muslim

163
Die Geschehnisse nach dem Tod

Niemandem wird irgendein Unrecht widerfahren


Alläh spricht im Koran:
„Sodann wird an jenem Tag nicht einer einzelnen Seele im
geringsten Unrecht getan; und euch wird nur das vergolten,
was ihr an Taten begangen habt." 297
Ferner heißt es im Koran:
,,Sodann wird jeder, der auch nur das Gewicht eines Staub-
korns an Gutem getan hat, es zu sehen bekommen! Und jeder,
der auch nur das Gewicht eines Staubkorns an Schlechtem tat,
wird es zu sehen bekommen." 298
Ja mehr noch:
„Heute wird jeder Seele für das vergolten, was sie (in ihrem
Leben) getan hat; keine Ungerechtigkeit gibt es an jenem Tag,·
denn Alläh ist schnell im Abrechnen." 299

Die Rechte der Menschen


Am Jüngsten Tag werden sowohl die Rechte Allähs, als auch
die Rechte der Menschen zu Rechenschaft ihre Geltung haben.
Alläh, der Erhabene, ist fern von jedweder Bedürftigkeit, und
deshalb steht es ihm frei die Verfehlungen der Menschen, welche
seine Rechte betreffen, zu vergeben, wie etwa das Gebet, das
Fasten, die Armensteuer, die Pilgerfahrt und dergleichen; doch
die Rechte der Menschen müssen jedermann gegeben werden,
denn ein jeder wird an diesem Tage bedürftig sein. Deshalb ist
nicht zu erwarten, dass die Menschen an jenem Tag auf ihre
297 36:54
298 99:7-8
299 40:17

164
Die Geschehnisse nach dem Tod

Rechte verzichten. Am Jüngsten Tag kann es keine Wiedergut-


machung in Form von Geld oder Gegenständen geben, lediglich
gute Taten werden als Währung Geltung haben. Ja gar die Tiere
werden für Ungerechtigkeiten, die sie anderen Tieren angetan
haben, Ausgleich zu üben haben.

Austausch von guten und schlechten Taten


Abü. Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Ein jeder, der seinen Bruder in irgendeiner Form entehrt
oder ihm sein Recht nimmt, soll es ihm zurückzahlen oder ihn
um Vergebung bitten, auf dass sie sich versöhnen. Andernfalls
werden seine guten Taten im Austausch für die schlechten Taten
des Unterdrückten genommen werden."

Der Armseligste am Jüngsten Tag


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
seine Gefährten - möge Alläh mit ihnen zufrieden sein - fragte:
.,Wer ist ein Armseliger?"
Die Gefährten - möge Alläh mit ihnen zufrieden sein • ant-
worteten ihm:
„Wir erachten denjenigen als arm, welcher wenig Geld und
Güter besitzt."
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
sagte:

165
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wahrlich, der Armseligste meiner Gemeinde ist derjenige, der


mit seinem Gebet, seinem Fasten und seiner Pilgerfahrt kommt,
jedoch andere beleidigt hat, sie unrechtmäßig beschuldigte, sich
ihren Besitz unrechtmäßig aneignete, jemand grundlos tötete oder
schlug. So werden denn all seine guten Taten unter jenen aufgeteilt,
welchen er irgendein Unrecht tat. Und wenn seine guten Taten nicht
ausreichen, so hat er die schlechten Taten der Unterdrückten in
seinem Buche zu tragen, woraufhin er in die Hölle gesteckt wird." 300
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert
ebenso, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Wer immer auch seinen gekauften Sklaven aus Grausamkeit
auspeitscht, der wird am Jüngsten Tag hierfür zur Rechenschaft
gezogen." 301

Sogar Eltern werden ihre Rechte nicht aufgeben


'Abdulläh ihn Mas'üd - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Wenn Eltern ihre Rechte an ihrer Nachkommenschaft ein-
fordern, so werden jene mit ihnen hadern von diesen freigestellt
zu werden. Die Nachkommenschaft wird sagen:
,,Wir sind doch eure Kinder!"
Doch all dies wird ungehört und unbeachtet bleiben. Sie
werden strikt auf ihrer Forderung beruhen, und sich gar wün-
schen, dass sie mehr zu fordern hätten." 302
300 Muslim
301 Tabaräni
302 Tabaräni

166
Die Geschehnisse nach dem Tod

Der erste Ankläger und der erste Angeklagte


'Uqba ibn Ämfr - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Am Jüngsten Tag werden der erste Ankläger und der erste
Angeklagte zwei Nachbarn sein." 303

Das Urteil bezüglich der Tiere


Am jüngsten Tag wird ein jedes unterdrücktes Lebewesen
sein Recht erhalten.
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Ihr werdet wahrlich für die Rechte der Menschen, denen
ihr schuldet, aufkommen müssen; sogar die hornlose Ziege wird
ihr Recht von der gehörnten erhalten." 304
Im Koran heißt es hierzu:
,,Dies ist der Tag der Wahrheit: Deshalb, wer nun will,
hält Einkehr bei seinem Herrn. Wahrlich, wir warnten euch
vor einer nahen Strafe, einem Tag, an dem der Mensch das zu
sehen bekommt, was seine Hände vorrausschickten, und der
Ungläubige wird sagen: ,0 wehe mir! Wäre ich doch (zu) Staub
(geworden)! "' 305
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert:
303 A!Jmad
304 Muslim
305 78:39-40

167
Die Geschehnisse nach dem 7bd

„Am jüngsten Tag werden alle Vögel, alle Tiere, alles Vieh
und alle Kriechtiere gesammelt werden. Ein jedes wird für das
Unrecht, welches es dem anderen angetan hat zur Rechenschaft
gezogen. Nachdem dieses Prozedere vorüber ist, werden sie alle
zu Staub werden. Ihr Ende sehend werden die Ungläubigen sie
beneiden und sagen: ,0 wäre ich doch nur Staub!"' 306
Die Welt ist nichts als eine Arbeitsstätte. Wer für diese
Welt arbeitet, für ihre Annehmlichkeiten und ihren Luxus, der
wird mit leeren Händen in die nächste Welt eintreten. Wer die
Botschaft von Alläh, dem Erhabenen, ablehnt, und die Aussagen
und Taten des Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm -, der wird verdammt sein, und gar sämtliche Tiere werden
ein besseres Bild abgeben als er.
Im Koran heißt es hierzu:
„An jenem Tag wünschen sich jene, welche den Glauben
zurückwiesen und dem Gesandten ungehorsam waren, dass
die Erde über ihnen eingeebnet würde." 307
Im Gegensatz dazu stehen jene, welche in dieser Welt mit
Fokus auf das Jenseits leben. Sie wünschen sich in dieser Welt
zu Staub, zu Bäumen oder Gras zu werden, und erachten sich
selbst im Vergleich zu anderen als wertlos. Nur jene werden es
sein, welche in der nächsten Welt erfolgreich sind.

Gerechtigkeit zwischen Herren und Sklaven


'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert:
„Eine bestimmte Person kam zum Gesandten Allähs - Allähs
Segen und Frieden auf ihm - und erzählte ihm:
306 Durr al-Man~ür
307 4:42

168
Die Geschehnisse nach dem Tod

,0 Gesandter Allähs! Ich habe eine Anzahl von Sklaven, wel·


ehe Lügen erzählen, Dinge unterschlagen und mir ungehorsam
sind. Im Gegenzug bestrafe und schlage ich sie. Bitte sag mir,
was am Jüngsten Tag zwischen mir und ihnen geschehen wird."
Der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm -
antwortete ihm:
.,Am Jüngsten Tag werden deine Sklaven für Unterschlagung,
Ungehorsam und Falschheit, und du für deine Bestrafung zur
Rechenschaft gezogen. Wenn deine Strafe ihren Verfehlungen
gleichkommt, so sind sich beide Parteien gleich und werden nicht
bestraft. Wenn deine Strafe geringer ist als ihre Verfehlungen,
so gereicht ihre Übertreibung in ihren Taten zum Vorteil, und
dir wird gestattet an ihnen Wiedergutmachung zu üben; wenn
deine Strafe jedoch ihre Verfehlungen übersteigt, so wird ihnen
gestattet, an dir Widergutmachung zu üben.""
'Ä'isah - möge Alläh mit ihr zufrieden sein - überliefert hierauf:
„Nachdem er dies gehört hatte, begann der Fragende zu
weinen, als der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - zu ihm sprach:
„Liest du denn etwa nicht die Worte Allähs? (Er sagt:) ,Wir
werden am Jüngsten Tage Waagen der Gerechtigkeit errichten,
auf dass keiner Seele auch nur im geringsten Unrecht getan wird.
Und sei es auch nur das Gewicht eines Senfkorns." 308 "
Dies hörend antwortete die Person:
„0 Gesandter Allähs! Ich kann nichts Besseres zwischen
mir und meinen Sklaven sehen, als dass sie mich verlassen. Ich
sage - und du bist mein Zeuge-, dass sie frei sind, zu gehen." 309
308 21:47
309 Miskät

169
Die Geschehnisse nach dem Tod

Die Ansprache zu den Dschinnen


Alläh, der Erhabene, spricht im Koran zu den Dschinnen:
„An jenem Tag, da er sie allesamt versammeln wird (und
spricht:) ,0 ihr Versammlung der Dschinnen! Ihr habt euch
viele Menschen verschafft (, die euch zu Lebzeiten verehrt
haben)!', und ihre Freunde unter den Menschen sagen: ,0
unser Herr! Wir haben von einander Nutzen gezogen. Doch
nun haben wir die Frist, welche du uns setztest erreicht.' Er
wird sagen: ,Das Höllenfeuer wird eure Heimstatt sein!' Und
ewig sollen sie darin verweilen, auger Allah will es anders.
Und dein Herr ist weise und wissend. So werden Wir dereinst
die Frevler einander zuwenden, für das, was sie (im irdischen
Leben) begangen haben." 310
Jene, welche Götzen oder dergleichen in der Welt anbeteten,
beteten in Wahrheit verfluchte Dämonen und Satane an. Sie
verehren sie, tanzen um sie herum, auf dass sie bekommen,
was sie sich von ihnen erhoffen. Doch wenn diese Übeltäter am
Jüngsten Tag zur Rechenschaft gezogen werden, versuchen sie
zu behaupten, dass sie dies nur zeitlich begrenzt getan hätten,
um ihre Bedürfnisse zu stillen.
Alläh spricht weiterhin:
..,0 ihr Versammlung von Dschinnen und Menschen! Sind
denn etwa nicht Gesandte aus eurer Mitte zu euch gekommen,
um euch meine Zeichen auszurichten und euch warnend darauf
hinzuweisen, dass ihr einst diesen Tag erleben würdet?' Sie
werden sagen: ,Wir legen Zeugnis hierüber gegen uns selbst ab.'
310 6:128-129

170
Die Geschehnisse nach dem Tod

Das diesseitige Leben hat sie betrogen, sodass sie nun gegen sich
selbst Zeugenschaft ablegen, dass sie den Glauben ablehnten." 311
Dieser Vers macht uns klar, dass Gruppen von Menschen
und Dschinnen gemeinsam angesprochen und gefragt werden:
.,Hat der Gesandte Allähs euch erreicht oder nicht?"
Sie werden dies bejahen. Der Vers deutet darauf hin, dass
sie sich ihr Unrecht eingestehen werden.

311 6:130

171
Zeugnis gegen jene, welche sich weigern ihre
Schuld einzugestehen

Die Zeugenschaft der Organe und Gliedmaßen


Der Mensch ist von Natur aus streitsüchtig, und auch am
Jüngsten Tag wird dies gezeigt werden. Auch mit Allah, dem
Erhabenen, wird er versuchen zu disputieren und Angelegen-
heiten bestreiten. Sodann wird nach Zeugenschaft gerufen, u.m
all den Bitten und Rechtfertigungen ein Ende zu setzen. Gar
die Organe und Gliedmaßen werden gegen den Menschen ihr
Zeugnis ablegen.
Allah, der Erhabene, spricht in seinem Buch:
,,An jenem versehen wir ihre Münder mit einem Siegel;
stattdessen werden ihre Hände zu uns sprechen und ihre Füße
Zeugnis über alles ablegen, was sie dereinst taten." 312
Anas - möge Allah mit ihm zufrieden sein - überliefert:
„Dereinst saßen wir in einer Versammlung des Gesandten
Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm. Plötzlich lachte er
und fragte selbst:
,Wisst ihr, was mich zum Lachen gebracht hat?'
312 36:65

173
Die Geschehnisse nach dem Tod

Wir antworteten: ,Alläh und sein Gesandter wissen es besser.'


Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwortete:
,Als ich an die Befragung der Diener am Jüngsten Tag gedacht
habe, und die Konversation zwischen Alläh und ihnen, war mir
zum Lachen zumute.
Der Diener wird dereinst sagen: [...]
,Ich werde kein Zeugnis über mich akzeptieren, welches
nicht von mir selbst stammt!'
Alläh wird ihm antworten:
,Am heutigen Tage gereichst du dir selbst zum Zeugen.'
Hierauf wird ihm sein Mund versiegelt und seine Organe
werden zu sprechen beginnen. Sie werden von all seinen Taten
berichten. Dies sehend wird der Mensch sagen:
,Schweigt! All meine Rechtfertigung war nur um euch zu
schützen!' 313
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte, dass die Lenden, das Fleisch und Knochen Zeugnis
für die Taten und Handlungen einer Person ablegen werden. 314

Das Zeugnis der Erde


Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - vor seinen Gefährten den Vers verlas, welcher von der
Zeugenschaft der Erde sprach und hierauf fragte:
313 Muslim
314 Muslim

174
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Wisst ihr, was damit gemeint ist, dass die Erde Zeugnis
ablegt?"
Sie antworteten: ,.Alläh und sein Gesandter wissen es besser."
Hierauf antwortete ihnen der Gesandte Allähs - Allähs Segen
und Frieden auf ihm:
,.Dass die Erde Zeugnis ablegt, bedeutet, dass sie Zeugen-
schaft ablegen wird über all die Taten, welche auf ihrem Rücken
begangen werden." 315

Bücher
Am Jüngsten Tag werden die Bücher der Taten der Menschen
vorgelegt. Im Koran heißt es hierzu:
„Und du wirst eine jede Nation ihr Knie beugen sehen: Eine
jede Gemeinschaft wird zu ihrem Buch (ihrer Taten) gerufen,
(mit den Worten): ,Heute wird euch für all das vergolten, was
ihr (im Diesseits) getan habt! Dies ist unsere Schrift, welche
die Wahrheit über euch berichtet; denn wir pflegten beständig
aufzuzeichnen, was ihr getan habt."' 316
In einem anderen Vers heißt es:
„Das Schicksal eines jeden Menschen haben wir ihm an
seinen Hals gehängt; und am Tage des Gerichts werden wir ihm
eine Schrift enthüllen, welche er offen ausgebreitet sieht. (Zu
ihm wird gesagt werden:) ,Lese deine Schrift! Deine Seele ist
am heutigen Tage genug, um mit dir abzurechnen!'" 317
315 AIJmad, Tirmigi
316 45:28-29
317 17:13-14

175
Die Geschehnisse nach dem 1bd

Der Sündhafte in fürchterlicher Angst


Die Aufzeichnung der Taten wird absolut alles enthalten, was
der Mensch zeitlebens tat. Er selbst wird über die Perfektion
. und Genauigkeit aufs Äufserste bestürzt sein.
Im Koran heifst es hierzu:
Und das Buch (der Taten) wird (vor euch) gelegt. Und die
11

Sündhaften siehst du in fürchterlicher Angst vor dem, was darin


(geschrieben) steht. Sie sagen: ,0 wehe uns! Welch Buch ist das?
Es lässt ja weder etwas Kleines noch etwas Grofses aus, ohne
es genau aufzuzählen.' Und sie finden all das was sie taten vor
sich; und niemandem wird dein Herr Unrecht tun.'' 3 rn

Die Verteilung der Bücher


Einern jeden wird dereinst sein Buch dargereicht werden.
Den Rechtschaffenen und jenen, welche vor dem Feuer der Hölle
geschützt werden, wird es von der Rechten zukommen; den
Übeltätern und den Bewohnern der Hölle wird es von hinten
in ihre Linke gegeben.
Im Koran heifst es hierzu:
0 Mensch! Mit all deiner Mühe strebst du deinem Herrn zu,
11

und so wirst du ihm dereinst begegnen. Wem dann sein Buch


in die Rechte gegeben wird, mit dem wird schon bald leicht ab-
gerechnet; und er wird fröhlich zu den Seinigen zurückkehren.
Wem hingegen sein Buch von hinten gereicht wird, der wird
sich schon bald nach Vernichtung sehnen, und ein loderndes
Feuer betreten. Wahrlich, er war (im Leben) fröhlich im Kreis
der Seinen, und glaubte, dass er nie davon abzukehren, und (zu
318 18:49

176
Die Geschehnisse nach dem Tod

uns) zurück zu kehren hätte. Aber nein! Sein Herr beobachtete


ihn allzeit!" 319
Der Mensch, welcher sein Leben kurzweilig lebte und dem
Jenseits gegenüber unachtsam war, der wird am Jüngsten Tage
zur Rechenschaft gezogen.
Derjenige jedoch, der stets über seine jenseitige Bleibe
besorgt war, der wird sein Buch in die Rechte, sowie ewiges
Glück erlangen.
Ferner heißt es im Koran:
„An jenem Tag werdet ihr vor Gericht gestellt, und keine
eurer Taten, welche ihr versteckt, wird verborgen bleiben. Wem
dann sein Buch in die Rechte gegeben wird, der wird sagen:
„Da, hier, verlest mein Buch! Ich rechnete seit jeher damit, diese
Abrechnung zu erleben! Und er wird ein Leben in Freude in
hohen Gärten erhalten; und tief hängenden Früchten. (Zu den
Insassen der Gärten wird gesagt werden:) ,Speist und trinkt mit
voller Zufriedenheit; (als Lohn) für das, was ihr in vergangenen
Tagen vorrausgeschickt habt!"' 320
Das Buch in die rechte Hand zu erhalten, bedeutet Erlösung
für die jeweilige Person. Er wird sein Buch den Menschen vor-
zeigen, und ihnen erzählen, dass er bereits in der Welt wusste,
dass er dereinst im Jenseits würde Rechenschaft ablegen müssen.
Sodann spricht der Koran aber von jenen, welche ihr Buch in
die Linke erhalten:
„Derjenige aber, der sein Buch zu seiner Linken erhält, wird
sagen: ,Ach wäre mir doch mein Buch nicht gegeben worden!
319 84:6-15
320 69:18-24

177
Die Geschehnisse nach dem Tod

Und wüsste ich jetzt nicht, wie es um meine Abrechnung bestellt


ist! Würde meinem Dasein doch ein Ende bereitet werden! Mein
Besitz war unnütz, und jegliche Macht ist mir entschwunden!" 321

Das Gewicht der Bücher


Alläh, der Erhabene, weiß über die Taten und Bücher all
seiner Geschöpfe Bescheid. Aufgrund dessen besitzt er alleine
das absolute und unbestrittene Recht jedermann gemäß seiner
Weisheit und seines Wissens zu strafen; so wird es jedoch am
Jüngsten Tag nicht von statten gehen. Das Buch wird dem Ge-
schöpf vorgelegt und gewogen. Der Sündhafte wird sich weigern,
dass seine Taten aufgewogen werden, doch ein jeder Vorwurf
wird erwiesen werden, auf dass die Strafe Gottes niemandem
eine Ungerechtigkeit nennen kann!
Alläh, der Erhabene, spricht:
,,Das Gewicht mit welchen an jenem Tag ausgewogen wird,
ist die Wahrheit. Jene, welche eine schwere Waagschale (des
Guten) haben, denen wird es wohlergehen. Jenen aber, welche
leichte Waagschalen (an Gutem) besitzen, finden ihre Seelen
verdammt, dafür dass sie unseren Zeichen frevelten." 322
Salmän - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert,
dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm
- erzählte:
„Am Jüngsten Tag wird eine Waage eingerichtet sein. Sie
ist so lang und weit, dass alle Himmel und Erden zur gleichen
321 69:25-29
322 7:8-9

178
Die Geschehnisse nach dem Tod

Zeit gewogen werden könnten. Wenn die Engel sie erblicken,


werden sie fragen:
,Für wen wird sie wiegen?'
Alläh, der Erhabene, wird antworten:
,Es wird die Taten jener wiegen, deren Taten ich mit ihr
gewogen sehen möchte!'
Daraufhin werden die Engel antworten:
,0 Alläh! Du bist glorreich und erhaben; wir konnten dich
nicht anbeten wie es deiner geziemt!"' 323
Anas - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überliefert, dass
der Prophet - Allähs Segen und Frieden auf ihm - sagte:
,,Am Jüngsten Tag wird ein Engel an die Waage befohlen.
Menschen werden zur Waage gebracht werden, und sie werden
in ihrer Mitte zu stehen haben. Wenn der Mensch nun schwer
wiegt, so wird der Engel laut ausrufen, dass jener sich als
Rechtschaffener erwiesen hat und zu den Glückseligen gehören
wird. Falls dies jedoch nicht der Fall ist, so wird der Engel laut
ausrufen, dass jener sich als Unglückseliger erwiesen hat und
niemals mehr glücklich sein wird." 324
Sah 'Abdulqadir - möge Alläh mit ihm barmherzig sein -
schreibt in seinem Korankommentar:
„Die Bücher einer jeden Person werden nach ihrem Gewicht
gemessen. Hat die Person mit Liebe und Aufrichtigkeit den
göttlichen Willen erfüllt, so wiegen sie schwer; tat er es aus Au-
gendienerei, so wiegen sie nur leicht. Die Schriftstücke werden
323 At-Targib wa-t-Tarhib
324 at-Targib wa-t-Tarhib

179
Die Geschehnisse nach dem Tod

am Jüngsten Tag gewogen werden: Wer schwer wiegt, dem wird


vergeben; wer nicht, der wird zur Rechenschaft gezogen."
Gemäß einiger anderer Gelehrter werden die Taten am Jüngsten
Tag in körperlicher Form erscheinen und ausgewogen werden.
Ein Schriftstück zu wiegen, oder es nach seiner Manifestation in
einem Körper zu wiegen, ist in der Macht Gottes. Ebenso ist das
Auswiegen der Bücher, ohne ihn jegliches Gewicht zu verleihen
in der Macht Gottes. In einem Zeitalter, da die Wissenschaft die
wunderlichsten Dinge hervorbringt, sollte es dem Menschen
nicht schwer fallen, sich Derartiges vorzustellen. [...]

Die schwerste aller Taten


Abü Dardä' - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte:
„Wahrlich, das schwerste was dereinst in die Schale gelegt
werden wird, sind die guten Taten. Wahrlich, Alläh ist der Feind
derer, die schamlos sind und sich mit unmoralischen Taten
beschäftigen." 325

Die Taten der Ungläubigen haben kein Gewicht


Alläh, der Erhabene, spricht:
„Sag: Sollen wir euch von jenen erzählen, welche hinsichtlich
ihrer Taten am meisten im Verlust sind? Jene, deren Anstren-
gungen in der Welt verschwendet waren, obgleich sie dachten,
sie würden durch ihre Taten Gutes tun? Sie sind jene, welche die
Zeichen deines Herren leugnen, und nicht glauben, dass sie ihn
325 Ibn Mägah

180
Die Geschehnisse nach dem Tod

dereinst zu treffen haben; ihre Taten wiegen nichts, und auch


wir werden ihnen am Jüngsten Tag kein Gewicht beimessen." 326
Die armseligsten Kreaturen sind jene, welche ihr gesamtes
Leben hart arbeiteten, um Besitz anzuhäufen und Geld zu ver-
dienen, sich selbst gar als die erfolgreichsten aller Menschen
erachteten. Am Jüngsten Tag jedoch werden sie sich in äußerster
Bedrängnis finden, ihre Taten werden kein Gewicht haben, und
deshalb werden sie für den, der sie verrichtete, keinen Nutzen
bringen.
Deshalb werden alle Christen, Juden, Polytheisten und
Nicht-Muslime, welche gute Taten verrichten, wie etwa den
Bedürftigen zu helfen, den Dürstenden Wasser zu geben oder
dergleichen, am Jüngsten Tag sehen, dass all ihre Anstrengung
fruchtlos und vergebens war.
Manche Gurus oder Mönche üben sich mit grausigen spiritu-
ellen Übungen und kommen dabei fast ums Leben. Die Mönche
und Kleriker der Christen halten sich von der Ehe aufgrund von
Gottesfurcht fern. All diese Taten sind fruchtlos und gleichgültig.
Im Jenseits werden sie hierfür nicht den geringsten Lohn erhalten.
Die Taten der Ungläubigen sind leer, fruchtlos und tot,
weshalb sie am Jüngsten Tag allem Guten beraubt sein werden.
Alläh, der Erhabene, spricht:
„Die Taten jener, welche ihren Herrn zurückweisen, sind
gleich der Asche, welcher an einem stürmischen Tag vom Wind
zugesetzt wird. Dereinst haben sie keine Macht über das, was
sie dereinst taten. Sie sind weit (vom Ziel) abgekommen." 327
326 18:103-105
327 14:18

181
Die Geschehnisse nach dem Tod

So sollen sich die Ungläubigen denn bewusst sein, dass ihre


guten Taten am Jüngsten Tag wertlos sind, und der Asche gleich
von einem starken Wind davongetragen werden. [...]
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
,,Am Jüngsten Tag werden einige stämmige, beleibte Men-
schen erscheinen, doch vor Alläh, dem Erhabenen, werden sie
nicht einmal so viel wiegen, wie der Flügel einer Mücke."
[...]
Imäm a~-~uyüti schreibt, dass die Gelehrten sich nicht einig
darüber sind, ob lediglich die Taten der Gläubigen, oder die
Taten der Ungläubigen ebenfalls gewogen werden. Ein Teil der
Gelehrten ist der Meinung, dass lediglich die Taten der Gläubigen
gewogen werden, da die Taten der Ungläubigen sich ohnehin als
nutzlos erweisen werden. [...]
Imäm al-Qurtubr ist der Ansicht, dass nicht die Taten aller
Menschen gewogen werden. Er schreibt, dass jene, welche ohne
Abrechnung das Paradies betreten dürfen, sowie jene, welche
direkt in die Hölle geworfen werden, nicht gewogen werden.
Von diesen jedoch abgesehen, werden dereinst die Taten jedes
Gläubigen und Ungläubigen gewogen. [...]

Vergebung durch die Gnade Allähs


Abü Sa'id al-Ijudri - möge Alläh mit ihm zufrieden sein -
überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:

182
Die Geschehnisse nach dem Tod

„Niemand wird dereinst ins Paradies eintreten, außer durch


die Barmherzigkeit Allähs!"
Daraufhin fragten die Gefährten des Propheten - Allähs
Segen und Frieden auf ihm:
„Wirst auch du nicht ohne die Barmherzigkeit Gottes das
Paradies betreten?"
Er - Allähs Segen und Frieden auf ihm - antwortete, während
er seine Hand auf seinen geehrten Kopf legte:
„Ich werde nicht ins Paradies eingehen, außer Alläh bedeckt
mich mit seiner Barmherzigkeit.'' 328
So müssen auch die Gottesfürchtigen, die Rechtschaffenen
und Tugendhaften stets im Hinterkopf behalten, dass keiner von
ihnen ohne die Barmherzigkeit Gottes ein gutes Ende hat, denn
die guten Taten alleine sind nicht ausreichend. Die Antwort des
Gesandten Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm-, welcher
von seinen Gefährten - möge Alläh mit ihnen zufrieden sein -
gefragt wurde, ob auch seine Taten nicht ausreichen, soll uns
genügen.

Die Reue am Jüngsten Tag


Mu}:iammad ibn 'Umayr - möge Alläh mit ihm zufrieden
sein - überliefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und
Frieden auf ihm - sagte:
„Wahrlich, wenn ein Diener Allähs von seiner Geburt bis zu
seinem Tode nichts tut, außer mit seinem Gesicht in der Nieder-
werfung gehorsam vor ihm im Staub zu liegen, so wird er seine
Tat dereinst dennoch als ärmlich erachten, und sich wünschen
328 at-Targib wa-t-tarhib

183
Die Geschehnisse nach dem Tod

in die Welt zurückkehren zu dürfen, um erneuten Lohn für gute


Taten zu erhalten." 329
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - überlie-
fert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf
ihm - sagte, dass der Grund für die Reue am Jüngsten Tag sein
wird, dass der Rechtschaffene bereut nicht mehr Gutes getan
zu haben, und der Frevler seine Sünden bereut, und dass er sie
nicht unterlassen hat. 330

329 Al,1mad
330 Tirmigi

184
9. Die Fürsprache

m jüngsten Tag wird Alläh die Fürsprache akzeptieren,


A und viele Gläubige werden hieraus Nutzen ziehen. Der Ge-
sandte Allähs - Allähs Segen und Frieden auf ihm - wird an je-
nem Tag Fürsprache halten. Ihm werden die anderen Prophe-
ten in der Fürsprache folgen, und ihnen die Gottesfreunde, die
Gelehrten und die Märtyrer. Für die Fürsprache ist die Erlaub-
nis Allähs jedoch zwingend notwendig.
Alläh, der Erhabene, sagt im Koran:
,,Wer könnte in seiner Gegenwart - außer mit seiner Erlaub-
nis - Fürsprache einlegen7" 331
An anderer Stelle sagt er:
„An jenem Tag wird keine Fürsprache etwas nützen, außer
die Fürsprache jener, welchen Erlaubnis gegeben wurde vom
Allerbarmer, und deren Wort bei ihm akzeptiert ist." 332
Ferner spricht Alläh, der Erhabene:
„Die Frevler (werden an jenem Tag) weder Freund noch
Fürsprecher haben, dem man Gehör schenken könnte." 333
331 2:255
332 20:109
333 40:18

185
Die Geschehnisse nach dem 7bd

In al-Marqät, einem Kommentar zu Miskät steht, dass es am


Jüngsten Tag fünf Arten der Fürsprache geben wird.
Zuerst werden alle Propheten am Jüngsten Tag versam-
melt, doch sie werden sich weigern vor Alläh, dem Erhabenen,
Fürsprache zu halten. Dann jedoch wird der letzte Prophet,
Mul).ammad - Allähs Segen und Frieden auf ihm - erscheinen
und für alle Gläubigen seiner Gemeinschaft, und die Gläubigen
der anderen Gemeinschaften, Fürsprache einlegen.
Die zweite Fürsprache wird ebenso vom Propheten Mul)ammad
- Allähs Segen und Frieden auf ihm - für Gläubige gehalten wer-
den, auf dass sie Einlass ins Paradies finden mögen.
Die dritte Fürsprache wird für jene gehalten, welche die
Hölle aufgrund ihrer Gräueltaten verdienen. Diese Fürsprache
wird vom Propheten Mul)ammad - Allahs Segen und Frieden
auf ihm - gehalten, aber ebenso von den Gottesfreunden, den
Märtyrern und Gelehrten.
Die vierte Fürsprache wird für jene eingelegt, welche bereits
in die Hölle gefahren sind. Alle Propheten und Engel werden
Fürsprache einlegen, auf dass sie aus ihr entlassen werden.
Die fünfte Fürsprache wird sodann gehalten werden, um
die Stufen der Paradiesbewohner weiter zu erhöhen.
'Awf bin Mälik - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Ein Bote meines Herrn überbrachte mir die Kunde, dass
ich dereinst für jeden (Einzelnen) meiner Gemeinde Fürsprache
einlegen solle. Ich nahm diese Verantwortung auf mich. Nun

186
Die Geschehnisse nach dem Tod

werde ich für jeden Einzigen, der Alläh, dem Erhabenen, nichts
beigesellte Fürsprache einlegen."m [... ]
Abü Hurayra - möge Alläh mit ihm zufrieden sein - über-
liefert, dass der Gesandte Allähs - Allähs Segen und Frieden
auf ihm - sagte:
„Jedem Propheten wurde ein Bittgebet gewährt[, welches
sicherlich erhört wird.] Ein jeder benutzte seines umsichtig in
dieser Welt, wohingegen ich das meine für den Jüngsten Tag
aufgespart habe, um Fürsprache halten zu können. Deshalb wird
mei