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Das öffentliche Wirtschaftsrecht baut darauf auf, dass es einen Staat gibt, dass es Verfahren gibt, wie der Staat handelt und dass
es staatliche Organe gibt, die nach diesen Bestimmungen handeln. unter den Vorgaben des europäischen Unionsrecht hat
Vorrang
1 LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
︖ Wer sind die Organe, die mit dem Wirtschaftsrecht konfrontiert sind?
︖ Wer übt in Österreich die Staatsgewalt aus?
︖ Was ist ein Gesetz und wer darf Gesetze erlassen?
︖ Welche Grenzen sind der Gesetzgebung gesteckt?
︖ Wie entstehen Gesetze? Wer vollzieht diese?
︖ Was ist im Wirtschaftsrecht das Organisatorische? Der Staat und seine Organisation
Staatsgewalt
1. Gesetzgebung Vollziehung
(Verfassungsrecht und einfaches
Gesetzesrecht)
2. Verwaltung
3. Gerichtsbarkeit
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
1.2.2 Bund
größte Gebietskörperschaft, umfasst ganzes Gebiet der Republik Österreich
Gesetzgebungsorgane: Bundesrat (BR), Nationalrat (NR)
Oberste Verwaltungsorgane: Bundesregierung (BReg), Bundesminister (BM), Bundespräsident (BPRäs)
Gleichberechtigte Höchstgerichte: Verfassungsgerichtshof (VfGH), Verwaltungsgerichtshof (VwGH), Oberster
Gerichtshof (OGH) Kontrollinstanzen für Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit
1.2.3 Länder
Die Staatsgewalt (Gesetzgebung und Vollziehung) ist zwischen Bund und Ländern geteilt.
Gesetzgebungsorgane: Landtage
Obersten Verwaltungsorgane: Landesregierung (LReg – bestehend aus Landesräten unter dem Vorsitz des
LH)
Landesverwaltungsgerichte Länder haben auch Anteil an Staatsfunktion Gerichtsbarkeit
1.2.4 Gemeinden
Nehmen nur Aufgaben der Verwaltung wahr
Organe: Bürgermeister, Gemeindevorstand, Gemeinderat
Keine Gesetzgebungskompetenz/ Gerichtsbarkeitskompetenz
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
gewaltenteilendendes
Prinzip
liberales Prinzip
sind nicht ausdrücklich als Grundprinzipien formuliert oder gekennzeichnet, sondern ergeben sich
aus dem Gesamtzusammenhang der Bundesverfassung
tragende Grundsätze der österreichischen Rechts- und Wertegemeinschaft
aufgrund erschwerter Erzeugungsbedingungen – höchste Normen innerhalb der österreichischen
Rechtsordnung
alle anderen Bestimmungen, also auch „normales“ Verfassungsrecht, müssen ihnen entsprechen
widersprechende Bestimmungen kann der VfGH aufheben (monopolisierte Gesetzesprüfung)
Bundesverfassung kennt keine „Ewigkeitsgarantien“
Gesamtänderung der Bundesverfassung durch EU-Beitritt 1995
durch Beitritts-Bundesverfassungsgesetz bewerkstelligt
mehrere Grundprinzipien wesentlich abgeändert
bislang einzige Gesamtänderung
auch Änderungen in der Gewaltenteilung (im europäischen Wettbewerbsrecht wirkt zB ein
Vollziehungsorgan, die Europäische Kommission, sehr weitgehend an der Rechtssetzung mit und es gibt
einen Rechtszug von der Kommission zum EuGH bzw zum EuG
Änderung des bundesstaatlichen Prinzips
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Demokratisches Prinzip
Art 1 B-VG bestimmt programmatisch „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“
Volksbegehren
Führt bei Unterstützung von mehr als 100.000 Personen zur verpflichteten Behandlung im NR
Volksabstimmung
Dem Volk wird eine Gesetzes- oder Verfassungsänderung zur Entscheidung vorgelegt
Verpflichtend bei einer Gesamtänderung der Bundesverfassung durchzuführen
Kann fakultativ durchgeführt werden, wenn NR dies beschließt
Zielt auf die Erlassung eines Gesetzes ab
Ergebnis der Volksabstimmung ist bindend
Inbetriebnahme AKW Zwentendorf
Volksbefragung
Dem Volk wird ebenfalls eine Frage zur Abstimmung vorgelegt
Ergebnis ist NICHT bindend
Es wird eine konkrete Frage mit zwei alternativen Lösungsvorschlägen formuliert
Volksbefragung über die Wehrpflicht
Diese 3 direktdemokratischen Instrumente führen NIE unmittelbar bzw. allein zur verbindlichen Rechtserzeugung
bleibt den durch Wahl legitimierten Gesetzgebungsorganen (NR, Landtage) vorbehalten (auch in Ländern und
Gemeinden vorgesehen, allerdings seltener)
Ausnahme: teilweise Direktwahl der Organe der Vollziehung (Verwaltung) Direktwahl BPräs, Gemeinderäte, zT
Bürgermeister
Republikanisches Prinzip
In Art 1 B-VG wird programmatisch festgelegt „Österreich ist eine demokratische Republik“ somit keine
Monarchie
Zeitlich begrenzte, politisch und rechtlich verantwortliche Position des Staatsoberhauptes (BPräs)
BPräs ist Bundesversammlung gegenüber rechtlich verantwortlich – kann wegen Verletzung der
Bundesverfassung durch Beschluss der Bundesversammlung vor VfGH angeklagt werden
Keine Veränderung durch EU-Beitritt
Bundesstaatliches Prinzip
Art 2 Abs 1 B-VG lautet programmatisch „Österreich ist ein Bundesstaat“
Gewaltenteilendes Prinzip
Das B-VG beruht auf dem Gedanken, dass staatliche Funktionen (Gesetzgebung, Rechtsprechung, Verwaltung)
getrennt sein müssen, um staatliche Macht zu begrenzen – Montesquieu
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Rechtsstaatliches Prinzip
Das Recht der demokratischen Republik Österreich geht gem Ar 1 B-VG vom Volk aus.
Bundesverfassung konstituiert Gemeinwesen, in dem staatliche Macht nur anhand strikter (verfassungs-
)rechtlicher Vorgaben ausgeübt werden darf
und die Richtigkeit von Entscheidungen eines Organs überprüft werden kann
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Immerwährende Neutralität?
26. Oktober 1955: Erklärung der Republik Österreichs, durch das BVG über die Neutralität Österreichs
o zum immerwährend neutralen Staat
Änderung des Art 23f B-VG Klarstellung, dass Österreich auch an humanitären Aufgaben und
Rettungseinsätzen, friedenserhaltenden Aufgaben, sowie Kampfeinsätzen bei der Krisenbewältigung,
einschließlich friedenschaffender Maßnahmen teilnehmen kann
Österreich ist nicht daran gehindert sich neutral zu Verhalten, aber es hat keine verfassungsrechtliche und
völkerrechtliche Verpflichtung mehr dazu.
Entscheidendes Element einer dauernden und immerwährenden Neutralität:
o Allgemeine Verpflichtung sich im Kriegsfall neutral zu verhalten
o (enthält auch sog. „Vorwirkungspflichten“, d.h. das Verbot, auch in Friedenszeiten Verpflichtungen
einzugehen, die die Neutralität im Kriegsfall gefährden würden)
Es kann daher gesagt werden, dass Österreich nicht mehr „immerwährend neutral“ ist
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
1.3.6 Landesverfassungen
Länder haben das Recht, sich selbst Verfassungen zu geben Landesverfassungen
o diese dürfen aber nicht gegen die Bundesverfassung verstoßen
o Bereiche, die durch B-VG nicht vorgegeben sind, können im Rahmen der relativen Verfassungshoheit
bzw Verfassungsautonomie frei geregelt werden
zB Wahl des Bgm direkt durch Gemeindevolk oder durch Gemeinderat, Anzahl der Mitglieder der LReg –
Verhältniswahl oder Mehrheitswahl?
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
1.6 Gesetzgebung
NR übt gemeinsam mit BR Gesetzgebung aus
BR soll Länderinteressen im Prozess der Bundesgesetzgebung wahrnehmen
Schaffung „generell-abstrakter“ Normen
o Beziehen sich nicht auf spezifische Einzelsachverhalte und konkrete Individuen,
o Sondern entfalten in den geregelten Bereichen für die Allgemeinheit verbindliche Wirkung
Gegenteil „individuell-abstrakte“ Normen
o Rechtsakte, die sich auf eine bestimmte Person oder einen bestimmten Personenkreis beziehen und
nur für diese bzw diesen Rechtskraft entfalten (zB Bescheid, Urteil)
Durch Gesetze werden politische Zielsetzungen verwirklicht
1.6.1 Bundesgesetzgebung
Regierungsvorlage von Bundesregierung
Grundlage sind meist Ministerialentwürfe (von BReg in Form sog Regierungsvorlagen)
zB Initiativantrag (mind. 5 NR-Abgeordnete), Gesetzesvorschläge des BR und Volksbegehren auf
Beschluss des Nationalrates
Lesung und Abstimmung im Nationalrat
1. Lesung: Beratung über allgemeinen Inhalt Zuweisung an Ausschuss
2. Lesung: Bericht der Ergebnisse der Beratungen des Ausschusses an das Plenum
o Unterteilung in General- und Spezialdebatte
o Generaldebatte: generelle Zielsetzung des Gesetzesvorschlages wird diskutiert
o Spezialdebatte: es kann auf einzelne Bestimmungen oder Problemstellungen eingegangen
werden
3 Lesung: Abstimmung im Plenum
Einfache Gesetze Verfassungsgesetz
mind 1/3 Anwesenheit mind. ½ Anwesenheit (Präsenzquorum)
mind. ½ Zustimmung mind. 2/3 Zustimmung zu (Konsensquorum)
Übermittlung an den BR zur Durchführung des Einspruchverfahrens
Lesung und Abstimmung im Bundesrat (Durchführung des Einspruchsverfahrens
bei Ablehnung des BR mit „suspensivem Veto“ kann durch Beharrungsbeschluss des NR
aufgehoben werden S.28
Beurkundung durch den Bundespräsidenten
bei Änderung der Grundprinzipien vorher noch Volksbefragung
Gegenzeichnung durch den Bundeskanzler
Verlautbarung im BGBl (ris.bka.gv.at) und gleichzeitiges Inkrafttreten des Gesetzes
wird mit Ablauf des Tages der Kundmachung rechtlich verbindlich
1.6.2 Landesgesetzgebung
Erfolgt durch den jeweiligen Landtag
Mitglieder des Landtages werden vom Landesvolk gewählt
Gesetzgebungsverfahren ist jenem im NR sehr ähnlich
o dem Bund kommt ausnahmsweise eine Mitwirkung an der Landesgesetzgebung zu, wenn diese zB
Abgaben zum Gegenstand hat
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
1.7 Vollziehung
1.7.1 Wer handelt, wenn der Staat handelt?
sind Bündel von Zuständigkeiten
vom Gesetz vorgesehene Einrichtungen, die bestimmte Staatsaufgaben wahrnehmen
o zB NR ist ein Organ der Gesetzgebung
o Polizist ist Organ der öffentlichen Sicherheitsverwaltung
Unterscheidung von
o Organ im organisatorischen Sinn Gesetzgeber ist zuständig, ihre Organisation
1.
zu regeln (BVB durch Landesgesetzgeber)
Organe
o Organ im funktionellen Sinn wird auch im Rahmen der mittelbaren
Bundesverwaltung tätig – somit funktionell für den Bund
Organwalter natürliche Personen, die Organfunktion annehmen und hinter dem
Organ stehen zB Bundespräsident ist Organ und ihr Organverwalter war Fischer
Organ handelt für juristische Person
Schäden können Dritte nur im Wege der Amtshaftung beim Bund geltend machen
Organ mit Hoheitsgewalt (imperium)
Imperium ist die rechtliche, durch Gesetz verliehene Fähigkeit, einseitig verbindliche
2. Rechtsakte zur Vollziehung von Gesetzen zu erlassen
Behörden zB Bescheide und Urteile
o zB Bundesminister (Bundesministerium als Verwaltungs- bzw. Hilfsapparat),
BVB, LH, LReg, Verwaltungsgerichte, Landesgundverkehrsbehörde, Gemeinderat
3. Unterscheidung ergibt sich daraus, ob innerhalb eines Organs die Willensbildung
Kollegialorgane o Allein monokratisches Organ bzw. Behörde
– (zB Bundesminister, Landeshauptmann LH, Bundeshauptmann BH, Bgm)
monokratische o oder durch mehrere Personen Kollegialorgane erfolgt
Organe (zB Bundesregierung, Landesregierung, Gemeinderat)
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Verwaltung
Hoheitsverwaltung Privatwirtschaftsverwaltung
Vollziehung des öffentlichen Rechts der Der Staat (Bund, Länder, Gemeinden) kann auch im
Verwaltungsbehörden zB Gewerbeordnung Rahmen des Privatrechts handeln und zB Verträge
Weisungsgebundenheit: hierarchisch gegliedert – abschließen handeln wie jede „Privatperson“
übergeordnete Organe haben Weisungsbefugnis (= „Privatrechtsfähigkeit“)
Legalitätsprinzip: gesamte staatliche Verwaltung Verträge unterliegen der ordentlichen
kann nur aufgrund von Gesetzen ausgeübt werden Gerichtsbarkeit
einfaches Verwaltungshandeln bzw. schlichte zB Gemeinde ist Eigentümer eines Seegrundstücks
Hoheitsverwaltung wie Vorbereitung von durch Fiskalgeltung der Grundrechte begrenzt
Entscheidungen, Erstellung von Gesetzesentwürfen,
Ausstellung von Urkunden, Bürotätigkeiten etc.
Prinzipien der Verwaltung
Weisungsbindung
o Hierarchische Organisation
o die nachgeordneten Organe sind den jeweils übergeordneten Organen weisungsgebunden
Legalitätsprinzip (Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung)
o Ausübung der gesamten staatlichen Verwaltung nur auf Grundlage von Gesetzen
o Jeder Bescheid, VO, AuvBZ muss gesetzlich begründet werden
Einfaches Verwaltungshandeln
Behörden und Organe werden auch tätig, ohne hoheitliche Akte zu erlassen schlichte Hoheitsverwaltung
o ist bei den meisten Staatsangelegenheiten
Staat greift aber in subjektive Rechte von Personen ein
o muss sich einer Rechtsform bedienen, die Kontrolle ermöglicht, um die Gesetzmäßigkeit zu
gewährleisten (Prinzip des Rechtsstaates).
Bundesverwaltung
Höchste Ebene der Bundesverwaltung: BPräs, BReg als Kollegialorgan und Bundeskanzler, Vizekanzler
und die einzelnen BM als monokratische Organe
o ALLE sind einander gleichgeordnet (keine Weisungsbefugnis zwischen ihnen)
o und bei der Setzung bestimmter Akten voneinander abhängig
o jeder BM ist für seinen Vollziehungsbereich oberstes Verwaltungsorgan und verantwortlich
B-VG gibt Rahmenbedingungen vor, ob und welche Angelegenheiten unmittelbar von Behörden des
Bundes oder mittelbar von Landesbehörden zu vollziehen sind
Unmittelbare Bundesverwaltung
o Bundeseigene Behörden werden tätig (eher Ausnahme)
z.B. Bundespolizei, Finanzämter, Studienbeihilfenbehörden
o Angelegenheiten können nur in unmittelbarer Bundesverwaltung vollzogen werden, wenn deren
Vollziehung dem Bund übertragen ist und für die die Möglichkeit der unmittelbaren
Bundesverwaltung eröffnet wird
o Ob Angelegenheit, welche diese beiden Voraussetzungen erfüllt, tatsächlich in unmittelbarer
Bundesverwaltung vollzogen werden, entscheidet einfache Bundesgesetzgebung.
o Gegen Entscheidungen der Verwaltungsbehörden in unmittelbarer Bundesverwaltung kann
Beschwerde an das BVwG erhoben werden.
Mittelbare Bundesverwaltung
o Landesbehörden werden tätig (BVG in Art 102 B-VG)
zahlreiche Angelegenheiten der Bundesverwaltung werden von Landesbehörden vollzogen
o Landesbehörden (insbes. die BVB und der LH) werden für den Bund, also funktionell als
Bundesbehörden tätig, obwohl sie organisatorisch Landesbehörden sind.
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Gemeinden
besondere Rolle innerhalb der österreichischen Verwaltung
eigener und übertragener Wirkungsbereich
Eigener Wirkungsbereich:
o umfasst alle Angelegenheiten, die im ausschließlichen oder überwiegenden Interesse der örtlichen
Gemeinschaft liegen
o und geeignet sind, durch die Gemeinschaft innerhalb ihrer örtlichen Grenzen besorgt zu werden (Art
118 Abs 2 B-VG)
o Aufgaben des jeweiligen Wirkungsbereichs sind in den die jeweiligen Angelegenheiten regelnden
Gesetzen explizit als solche zu bezeichnen Bezeichnung wirkt konstitutiv, dh erst AUFGRUND einer
solchen einfachgesetzlichen Anordnung zählt eine bestimmte Aufgabe tatsächlich zum eigenen
Wirkungsbereich
o Kein Weisungsrecht von Behörden außerhalb des Selbstverwaltungskörpers
o Kein Instanzenzug nach außen (aber Beschwerde an VwG)
o Nach Ausschöpfung des innergemeindlichen Instanzenzugs besteht Möglichkeit der Beschwerde an
die VwG
Übertragener Wirkungsbereich:
o Gemeinden werden funktionell für Land oder Bund tätig (Bundes- oder Landesvollziehung)
o Zuständiges Organ: Bgm
Weisungszusammenhang zu den übergeordneten Landes- bzw. Bundesorganen (Art 119 B-VG) (6)
zB Führung der Landeswählerevidenz (in Vollziehung von Landessachen), Meldewesen (in Vollziehung von
Bundessachen)
Andere Selbstverwaltungskörper
neben Gemeinde noch andere, verfassungsrechtlich verankerte, Selbstverwaltungskörper
Für sie gilt Ähnliches wie für Gemeinden: eigener und übertragener Wirkungsbereich, staatliche Aufsicht und
Weisungsfreiheit vs Weisungsbindung, etc.
Wichtige Selbstverwaltungskörper: Kammern (Wirtschaftskammer, Arbeitskammer),
Sozialversicherungsträger, Österreichische HochschülerInnenschaft und Jägerschaften Übersicht
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Gerichtsbarkeit Verwaltung
Bescheid
verfahrensgebundene Entscheidung in konkreter
Verwaltungsrechtssache
Urteil und Erkenntnis: individueller und konkreter Akt
individuell-konkrete Rechtsakte Verordnung VO
beziehen sich auf bestimmte Rechtssubjekte von Verwaltungsbehörde erlassene
verpflichten diese zu einem bestimmten Tun generelle-abstrakte Norm zur Konkretisierung
oder Unterlassen, gestalten Rechtsverhältnisse gesetzlicher Bestimmungen
oder stellen das Bestehen oder Nichtbestehen zB VO aufgr GewO über vereinfachte
eines Rechtsverhältnisses (konkret) fest Betriebsanlagengenehmigungen)
Akte unterliegt nachprüfender Kontrolle durch materiell gesehen, ist eine VO ein Gesetz, weil sie
Gerichte (VwG oder ordentlicher Gerichte) und generell-abstrakt Verhaltensweisen regelt,
durch Höchstgerichte (VfGH, VwGH, OGH) formell (von ihrem Zusammenkommen her)
betrachtet ist die VO ein Verwaltungsakt, weil sie
von einer Verwaltungsbehörde erlassen wird (u
nicht v gesetzgebenden Organen NR u BR, Landtag)
steht zwischen Gesetz und Bescheid
Beschlüsse: Akt unmittelbarer Befehls- und Zwangsgewalt
individuell-konkrete Entscheidungen der Gerichte Handlungen eines Organs einer Behörde aufgrund
oft – Entscheidungen über prozessuale Fragen des Gesetzes, die ohne vorhergehendes
zB Zurückweisung einer Klage, weil ordentliches Verfahren gesetzt werden
Angelegenheit bereits streitanhängig ist, oder Verhaftung aufgrund Fahrens unter Alkoholeinfluss
Einstellung des Verfahrens und Überschreitung der Geschwindigkeit – ohne
Führerschein
Weisungen
„Befehle“ eines übergeordneten Organs an ein
untergeordnetes
Weisungen sind auch innerhalb ein- und derselben
Behörde möglich
Weisungen richten sich immer nur an staatliche
Organe und nie an Privatpersonen (Dritte)
Können generell-abstrakt oder individuell-konkret
sein
einfaches Verwaltungshandeln
Umfasst jenes Verwaltungshandeln, das – wenn
auch im Zusammenhang mit der Vollziehung von
Gesetzen – formlos geschieht
(unverbindliche) telefonische Auskunftserteilung
einer Behörde
privatwirtschaftliches Verwaltungshandeln
Verwaltung handelt rechtstechnisch mit denselben
Mitteln wie sie auch jeder Privatperson zur
Verfügung stehen
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STEOP EÖR LE 1: Innerstaatliches Organisationsrecht
Instanzenzug – ein Urteil der ersten Instanz kann durch die zweite Instanz kontrolliert werden immer
Kontrolle übergeordneter Organe, oberste Organe haben diese Befugnis, weil sie dem Parlament
verantwortlich sind
Ein Minister kann nicht nur für sein eigenes Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden, sondern auch
für jenes der unteren Organe und muss somit auch die Möglichkeit haben hier einzugreifen
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
EGMR
o Stellt die Einhaltung der EMRK sicher
o Bei Behauptung einer Konventionsverletzung Beschwerdemöglichkeit nach Ausschöpfung
innerstaatlicher Rechtsbehelfe
Objektive Zugangsbeschränkungen
Beschränkungen des Zugangs zu einer Erwerbstätigkeit, die der bzw. die Betroffene nicht aus eigener Kraft
überwinden kann
Stellen besonders gravierende Eingriffe in die Erwerbsfreiheit dar (zB Bedarfsprüfung – nur wenn in dem
betreffenden räumlichen Gebiet ein Bedarf nach dem Gewerbe besteht)
Subjektive Zugangsbeschränkungen
Beschränkungen des Zugangs zu einer Erwerbstätigkeit, die in der Person des bzw. der Betroffenen liegen
und die diese/r aus eigener Kraft überwinden kann (zB Ausbildungserfordernisse)
Stellt einen gewichtigen Eingriff in die Erwerbsfreiheit dar – in der Regel weniger schwer als eine objektive
Zugangsbeschränkung (Befähigungsnachweis für Betrieb einer Gaststätte)
Ausübungsbeschränkungen
Beschränkungen der Ausübung der Erwerbstätigkeit, ohne den Zugang zur Tätigkeit einzuschränken.
Ausübungsbeschränkungen sind weniger schwerwiegend als Zugangsbeschränkungen (zB
Ladenschlusszeiten, Werbeverbote, Vorgaben zur Preiskalkulation).
Es wird nicht der Zugang zu einem Gewerbe untersagt, sondern lediglich das „Wie“ des Geschäftsbetriebes
reglementiert, dem Gesetzgeber steht bei Regelungen der Berufsausübung ein größerer rechtspolitischer
Gestaltungsspielraum offen als bei Regelungen, die den Zugang zu einem Beruf (den Erwerbsantritt)
beschränken, soweit durch solche die Ausübung einer Erwerbstätigkeit regelnden Vorschriften der Eingriff in
die verfassungsgesetzlich geschützte Rechtssphäre weniger gravierend ist als durch Vorschriften, die den
Zugang zum Beruf überhaupt behindern
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
2.8.1 Gesetzesvorbehalt
Grundrecht der Erwerbsfreiheit ist nicht ABSOLUT garantiert Gesetzgeber darf freie Erwerbstätigkeit
beschränken
Grds nur formeller Gesetzesvorbehalt – „unter den gesetzlichen Bedingungen“
ABER: nach stRsp unterliegen gesetzliche Eingriffe dennoch der Verhältnismäßigkeitskontrolle (VfSlg
10.179/1984) der Staat darf zwar Erwerbsbetätigung reglementieren, er muss aber im Hinblick auf die
von der Verfassung garantierte Erwerbsfreiheit möglichst schonend vorgehen
Öffentliches Interesse
Öffentliches Interesse kann in vielerlei Hinsichten bestehen
o Umweltschutz
o Konsumentenschutz (vgl Bsp im Buch, VfSlg 12.379/1990)
o Gesundheitsschutz
o öffentliche Ordnung etc.
VfGH prüft dieses Kriterium nicht sehr streng weiter Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers
(sog „Vertretbarkeitskontrolle“)
Es ist zu prüfen, ob die bekämpfte Vorschrift verhältnismäßig ist
Geeignetheit
Gesetz muss zur Erreichung des im öffentlichen Interesse gelegenen Ziels geeignet sein
Hier ebenfalls weiter Gestaltungsspielraum
o Standortbeschränkungen für Einkaufszentren geeignetes Mittel zur Verhinderung des
„Greißlersterbens“
o Bedarfsprüfung bei der Verleihung von Taxikonzessionen kein geeignetes Mittel zur Durchsetzung
der vom Gesetz verfolgten öffentlichen Interessen (reiner Konkurrenzschutz und ist daher mit dem
Grundrecht der Erwerbsfreiheit nicht vereinbar)
Erforderlichkeit
Gesetz muss erforderlich sein, um das vom Gesetzgeber angestrebte Ziel zu erreichen
Gesetzgeber muss gelindestes Mittel zur Zielerreichung wählen
Gewerbepolizeiliche, wettbewerbsrechtliche Regelungen sind weniger eingriffsintensiv als zB eine
Bedarfsprüfung
Beachte: VfGH führt Erforderlichkeitsprüfung nur bei Erwerbsantrittsbeschränkungen durch
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
2.10.2 Eigentumseingriffe
Liegt vor, wenn ein durch das Grundrecht geschütztes Recht entzogen oder beschränkt wird
Enteignung
Entziehung einer Eigentumsposition durch hoheitlichen Akt (Gesetz, Bescheid etc.)
o an einer Sache oder vermögenswertem Recht
o und Übertragung auf einen Dritten
zB Errichtung einer Schnellstraße, Eigentümer der Grundstücke wollen nicht verkaufen
Eigentumsbeschränkung
Keine Entziehung des Eigentumsrechts, lediglich Einschränkung der Ausübung
o Einschränkung einer Eigentumsposition
zB Denkmalschutz
o Materielle Enteignung – können in ihrer Wirkung allerdings auch so weit gehen, dass sie praktisch
einer Entziehung des Eigentums gleichkommen
zB Umwidmung, Betretungsverbot
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
IV. Verfahrensgrundrechte
Sichern dem Einzelnen die Durchsetzung seiner materiellen Rechte in einem fairen Verfahren
verfahrensmäßig gesicherte Rechtsposition
Gewährleisten damit das rechtsstaatliche Grundprinzip der Bundesverfassung
o Recht auf ein Verfahren vor dem gesetzlichen Richter (Art 83 Abs 2 B-VG)
o Recht auf ein faires Verfahren (Art 6 EMRK, Art 47 GRC)
Ursprünglich Schutz gegen sog „Kabinettsjustiz“ (Versuche der Monarchen gerichtliche Verfahren an sich zu
ziehen bzw. nach Gutdünken Richter zu bestellen oder abzusetzen)
Heute Schutz und Wahrung der gesetzlich begründeten Behördenzuständigkeit somit jede staatliche
Behörde – jedes Gericht und jede Verwaltungsbehörde, die mit hoheitlichen Kompetenzen ausgestattet ist
Verbot einer Behörde ihre Zuständigkeit gesetzeswidrigerweise nicht wahrzunehmen
Keine unterschiedlichen Berufungsbehörden für gleiche Sachverhalte
2.14 Recht auf ein faires Verfahren (Art 6 EMRK und Art 47 GRC)
Art 6 EMRK enthält Reihe von Mindestgarantien in Bezug auf Verfahren,
o in denen zivilrechtliche Ansprüche
o oder strafrechtliche Anklagen betroffen sind.
Eine dem Art 6 EMRK entsprechende Regelung enthält Art 47 GRC
o Schutzbereich des Art 47 GRC ist nicht nur auf zivilrechtliche Ansprüche und strafrechtliche Anklagen
beschränkt
2.14.2 Gewährleistungsumfang
Anspruch auf Tribunal bei zivilrechtlichen Streitigkeiten und strafrechtlichen Anlagen – verfahrensrechtliche
Mindestgarantien
Verfahrensrechtliche Mindestgarantien:
o Zugang zu Tribunal (gesetzlich eingerichtetes, unabhängiges und unparteiisches Gericht oder eine
entsprechende unabhängige Verwaltungsbehörde)
o Einhaltung einer angemessenen Verfahrensdauer
o Anspruch auf öffentliche mündliche Verhandlung
o Anspruch auf faires Verfahren (Gewährung von Parteiengehör)
o Zusätzliche Garantien in Strafverfahren (Unschuldsvermutung, Recht auf Verteidigung … )
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STEOP EÖR LE3: Grundrechte der Wirtschaft
Es gibt bestimmte Bereiche, in denen kein Recht eingreifen können soll und falls doch nur in bestimmten
Fällen – nämlich nur durch den Verfassungsgerichtshof
Österreich ist Mitglied in der EMRK diese hat Verfassungsstatus und somit die gleiche Ebene
Vermögen ist grundrechtlich geschützt und man darf alles machen, was man mag (Grundrecht auf
Erwerbsfreiheit und auf Eigentum sind 2 zentrale)
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STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
3.1 Die Gewerbeordnung 1994 – Was regelt sie und worauf zielt sie ab?
Staatsgrundgesetz „Jeder Staatsbürger kann (…) unter den gesetzlichen Bedingungen jeden Erwerbszweig
ausüben.“ (selbstständig oder unselbstständig)
Erwerbsbetätigungen damit nicht völlig frei, sondern durch Reihe gesetzlicher Vorschriften reglementiert
Zentrale Stellung: Gewerbeordnung (GewO)
o Bundesgesetz (vgl Art 10 Abs 1 Z 8 B-VG)
o Ursprünge bis in das Jahr 1859 (Kundmachungspatent zur GewO)
o Stammfassung der heute geltenden GewO 1994 kundgemacht – zahlreiche Novellierungen
Versucht Vielzahl an erwerbswirtschaftlichen Tätigkeiten in geordnete Bahnen zu lenken
Ziel: Förderung der Qualität der angebotenen Leistungen und Abwehr von von Gewerben ausgehenden
Gefahren
Verlangt für Antritt eines Gewerbes vielfach den Nachweis fachlicher Eignung und gewährt damit in
bestimmten Segmenten nur qualifizierten Fachleuten den Zugang zum jeweiligen Markt Förderung der
Qualität im Wettbewerb („Wettbewerb der Qualifizierten“)
Reglementierung der Ausübung des Gewerbes, um mögliche Gefahren für Kunden, Nachbarn und den
Gewerbetreibenden selbst oder sonst betroffene Personen zu verhindern bzw abzuwehren und den Schutz
der Konsumenten zu gewährleisten (Gefahrenabwehr)
Vorschriften betreffen Ausübung gewerblicher Erwerbstätigkeiten und enthalten für einzelne Gewerbe auch
detaillierte Regelungen
3.2.1 Gewerbsmäßigkeit
Gewerbsmäßigkeit iSd § 1 Abs 2 GewO wird eine Tätigkeit ausgeübt, wenn sie
o selbständig
o regelmäßig und
o in der Absicht betrieben wird, einen Ertrag oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen,
gleichgültig für welche Zwecke dieser bestimmt ist.
Selbstständigkeit
Selbständig = auf eigene Rechnung und Gefahr ausgeübt
Selbständiger ist „eigener Chef“, während Unselbständige den Weisungen eines Dienstgebers/Vorgesetzten
unterliegen
Selbständiger trägt das geschäftliche Risiko: erhält den erwirtschafteten Gewinn, muss aber auch für den
Verlust einstehen
Beachte: Wirtschaftliche Abhängigkeit schließt Selbständigkeit nicht aus! (nur ein Auftraggeber)
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STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
Regelmäßigkeit
Regelmäßig ist eine Tätigkeit, wenn sie wiederkehrend vorgenommen wird
Einmalige Tätigkeit = regelmäßig, wenn nach konkreten Begleitumständen auf Wiederholungsabsicht
geschlossen werden kann oder wenn diese Tätigkeit längere Zeit erfordert (zB Bauarbeiten)
Beachte: § 1 Abs 4 GewO
Anbieten einer den Gegenstand des Gewerbes bildenden Tätigkeit an einen größeren Kreis an Personen (zB
Inserat) wird der Ausübung des Gewerbes gleichgehalten
Ertragserzielungsabsicht
Absicht, einen Ertrag oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteil, dh Gewinn, zu erzielen
Dass Ertrag tatsächlich erzielt wird, ist nicht erforderlich – Ertragserzielungsabsicht genügt
o Anbieten von Waren und Dienstleistungen gegen Entgelt bedeutet nicht automatisch, dass
Ertragserzielungsabsicht vorliegt
o Anbieten von Waren und Dienstleistungen gegen ein variables Entgelt bedeutet nicht
notwendigerweise, dass Ertragserzielungsabsicht fehlt („Pay as you wish“-Restaurant)
Vereine nach dem Vereinsgesetz: § 1 Abs 6 GewO
o Handeln mit Gewinnabsicht, wenn Vereinstätigkeit Erscheinungsbild eines Gewerbebetriebes
aufweist und auf Erlangung vermögensrechtlicher Vorteile für die Mitglieder gerichtet ist
3.2.3 Ausnahmen
Bei Zutreffen einer Ausnahme, unterliegt die betreffende gewerbsmäßig ausgeübte und gesetzlich nicht
verbotene Tätigkeit NICHT der GewO Regelungen der GewO kommen nicht zur Anwendung
Es bestehen Sondergesetze, die spezielle Regelungen für den jeweiligen Berufsstand festlegen
Grund für Ausschluss: allgemeine
Bestimmungen der GewO für
genaue Reglementierung dieser
Tätigkeiten reichen nicht aus
(Banken, Versicherungen,
Rechtsanwälte, Notare,
Ziviltechniker, Ärzte, …)
Gesetzgeber darf aufgrund
Kompetenzverteilung (gestützt
auf die Kompetenzgrundlage
„Angelegenheiten des
Gewerbes“) keine Sachverhalte
regeln, deren Regelung den
Ländern vorbehalten ist (Land-
und Forstwirtschaft, Berg- und
Schiführer,
Privatzimmervermietung, Kinos
und Veranstaltungsbetriebe, …)
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STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
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STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
Handelsgewerbe (ausg. Medizin, Waffen, …), Werbeagenturen, Gewerbe der Dienstleistungen im Bereich
automatische Datenverarbeitung & IT, Arbeitsvermittlung, Erzeugung kosmetischer Artikel
Grundsatz: alle nicht reglementierten Gewerbe sind freie Gewerbe
o Stellt sicher, dass neue Tätigkeitsfelder und Berufsbilder entstehen können, ohne Erschwerung durch
Reglementierungen Auflistung daher nicht möglich (lediglich Liste zur Orientierung ohne Gewähr)
GewO enthält für einzelne freie Gewerbe spezielle Ausübungsvorschriften (Adressverlage, Tankstellen, …)
Beachte: Wird eine gewerbliche Tätigkeit in Form eines Industriebetriebes nach §7 GewO ausgeübt, bedarf es in
der Regel keines Befähigungsnachweises! (siehe 3.3.3)
Anmeldungsgewerbe
freie Gewerbe und die meisten reglementierten Gewerbe
Gewerbeausübung ab Anmeldung Eintrag in elektronisches Gewerberegister
o Zuvor Vorlage diverser Belege (Name, Wohnung, Alter, Staatsangehörigkeit, Befähigungsnachweis,
Firmenbuchauszug)
o Anmelder wird durch Übermittlung eines Auszugs aus dem GISA von der Eintragung verständigt
Wer ein Gewerbe ohne die erforderliche Gewerbeanmeldung ausübt, macht sich verwaltungsrechtlich
strafbar. Liegen die Voraussetzungen für die Aufnahme des angemeldeten Gewerbes nicht vor, wird dies von
der Gewerbebehörde mit Bescheid festgestellt und die Ausübung des Gewerbes untersagt.
Gewerbelizenz weitere freie Gewerbe nur Anzeigepflicht (ab 05/2018)
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STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
Unbescholtenheit
Von der Ausübung eines Gewerbes ausgeschlossen nach § 13 GewO sind insb.
o Personen, die wegen betrügerischen Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen und
Zuschlägen nach dem Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz, organisierter Schwarzarbeit
oder Kridaldelikten verurteil wurden (unabhängig von Art und Höhe der Strafe), sofern die
Verurteilung noch nicht getilgt ist (dh so lange zurückliegt, dass sie aus dem Strafregister gestrichen
wurde)
o Personen, die wegen einer sonstigen Straftat zu einer drei Monate übersteigenden Freiheitsstrafe
oder einer Geldstrafe von mehr als 180 Tagessätzen von einem Gericht verurteilt worden sind
(sofern noch nicht getilgt)
o von der Ausübung des Gastgewerbes, Personen die wegen bestimmter Suchtgiftdelikte verurteilt
wurden
o Personen, die wegen bestimmter Finanzvergehen verurteilt wurden (mit Geldstrafe von mehr als
€726,- oder mit Geld- und Freiheitsstrafe bestraft wurden, wenn seit Bestrafung noch nicht 5 J. verg)
o Personen, denen die Gewerbeberechtigung entzogen wurde (wegen schwerwiegender Verstöße
gegen die gewerberechtlichen Vorschriften)
o Personen, deren Vermögen nicht ausreicht, um die Kosten des Insolvenzverfahrens zu decken
(Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Antragstellers ist dagegen noch kein
Gewerbeausschlussgrund)
o In bestimmten Fällen besteht die Möglichkeit der Nachsicht bei Vorliegen von Ausschlussgründen.
lisaaa.wu 30
STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
Befähigungsnachweis
notwendig zum Antritt reglementierter Gewerbe
Nachweis
o fachlicher und kaufmännischer (= betriebswirtschaftlicher und rechtlicher) Kenntnisse
o Fähigkeiten und Erfahrungen zur selbständigen Ausführung der Tätigkeit
o Bei juristischen Personen hat der gewerberechtliche Geschäftsführer den entsprechenden Nachweis
zu erbringen – auch bei natürlichen Personen möglich
Erbringung des Befähigungsnachweises auf folgende Arten:
o Festlegung bestimmter Zugangswege mittels Verordnung für einzelne reglementierte Gewerbe
durch zuständigen Bundesminister
Bei deren Nachweis die fachliche Qualifikation jedenfalls als erbracht anzusehen ist
Belege: zB Zeugnisse über erfolgreich abgelegte Meisterprüfungen bei Handwerken,
Unternehmerprüfungen, Besuch einer Schule oder eines Lehrganges, Lehrabschlussprüfung,
Tätigkeit in leitender Stellung oder als Betriebsleiter, Selbstständiger
o Meisterprüfungen Zugang zu Handwerken
Zuständige Wirtschaftskammer Österreich hat gem §24 Abs 1 GewO die zu überprüfenden
Lernergebnisse unter Berücksichtigung der für die Berufsausübung charakteristischen
Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen durch Verordnung festzulegen
(Prüfungsordnung)
o Qualifizierte Bewerber, welche die Vorgaben der Befähigungsnachweis-Verordnungen nicht erfüllen,
können ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen auch individuell nachweisen. Ist auch dies
nicht möglich, kann die Gewerbebehörde eine der Befähigung entsprechende Beschränkung auf
Teiltätigkeiten des jeweiligen Gewerbes aussprechen.
generell / individuell
EU-/EWR-Bürger: Diplomanerkennungs-RL Äquivalenzprüfung durch Landeshauptmann
Zuverlässigkeit
Überprüfung durch Behörde bei Anmeldung bescheidbedürftiger Gewerbe, ob Bewerber erforderliche
Zuverlässigkeit besitzt
Die für die Gewerbeausübung erforderliche Zuverlässigkeit ist dann nicht gegeben, wenn der
Gewerbeinhaber schwerwiegend gegen die im Zusammenhang mit dem betreffenden Gewerbe zu
beachtenden Rechtsvorschriften und Schutzinteressen – die insb auch zur Wahrung des Ansehens des
Berufsstandes dienen - verstößt
fehlt zB bei schwerwiegendem Verstoß gegen die im Zusammenhang mit dem betreffenden Gewerbe zu
beachtenden Rechtsvorschriften und Schutzinteressen
lisaaa.wu 31
STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
Weitere Bedingungen
Erfüllung zusätzlicher Voraussetzungen bei einzelnen Gewerben
sog Bedarfsprüfung – Prüfung, ob tatsächlich ein Bedarf an einem (weiteren) Rauchfangkehrer in einem
bestimmten Gebiet besteht
Weitere Befugnisse
GewO räumt Gewerbetreibenden weitere Befugnisse ein
Die Rechtsinstitute “Fachübergreifende Leistungen (verbundener Gewerbe)“, „Einfache Tätigkeiten und
Teilgewerbe mit vereinfachtem Zugang“ und „Sonstige Recht von Gewerbetreibenden (Nebenrechte)“
bewirken eine Abschwächung der strikten Trennung der einzelnen Gewerbe.
o Gewerbetreibende dürfen verbundene Gewerbe aus der gleichen Gruppe der Tätigkeit, für die sie
einen Befähigungsnachweis in vollem Umfang erbracht haben, ausüben
o Einzelne, einfache Tätigkeiten von reglementierten Gewerben, deren fachgemäße Ausübung keinen
sonst vorgeschriebenen Befähigungsnachweis erfordert, dürfen ausgeübt werden (typische
Kerntätigkeiten zählen nicht dazu)
Nebenrechte
o Gewerbetreibende sind zur Ausübung in GewO aufgezählter Nebenrechte befugt
o Dürfen Leistungen anderer Gewerbe erbringen, wenn diese Leistungen die eigenen wirtschaftlich
sinnvoll ergänzen – Umfang ausdrücklich geregelt es besteht doppelte Grenze
Ergänzungsarbeiten dürfen höchstens 30% des Jahresumsatzes ausmachen
lisaaa.wu 32
STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
Für Ergänzungsarbeiten auf Gebiet eines reglementierten Gewerbes ist zusätzlich bei jedem
Auftrag die Grenze von 15% der Auftragssumme zu beachten (S.180)
Wirtschaftlicher Schwerpunkt und Eigenart des Betriebes müssen erhalten bleiben!
Es dürfen von allen Gewerbetreibenden auch Waren zurückgenommen, gekauft, verkauft, vermietet und
vermittelt werden (Ausnahme: Medizinprodukte, vorb. Einzelner regl. Gewerbe)
Weitere Nebenrechte in §§ 32 bis 34 GewO
o Arbeiten im zulässigen Umfang ihrer Gewerbeausübung planen oder Vorarbeiten und
Vollendungsarbeiten vornehmen, die der Absatzfähigkeit ihrer Produkte dienen
o Instandsetzung und -haltung von Betriebseinrichtungen (Maschinen, Anlagen, Gebäude)
o Transport von Gütern und Mitarbeitern (Werkverkehr)
o Erbringung von Dienstleistungen auf dem Gebiet des Postwesens mit Ausnahme des Geld- und
Zahlungsverkehrs, ohne besondere gesetzliche Ermächtigung einzuholen
o Allgemeines Handelsrecht, § 32 Abs 1 Z 10 GewO
o Postdienstleistungen, § 34 GewO
lisaaa.wu 33
STEOP EÖR LE5: Gewerbliches Berufsrecht
lisaaa.wu 34
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
Ortsgebundenheit
Wesen der Anlage liegt in ortsfester Einrichtung
grundsätzlich auch bei beweglichen Einrichtungen möglich; Anlage muss ausschließlich oder überwiegend und
für längere Zeit an einem bestimmten Standort liegen.
zB Foodtrucks mit nicht bloß vorübergehendem Standplatz
Gewerbliche Tätigkeit
Selbständigkeit, Regelmäßigkeit, Ertragsabsicht
lisaaa.wu 35
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
Grundsätzlich geeignet Schutzgüter zu beeinträchtigen, allerdings nur in einem geringeren Grad als bei der
Normalanlage
Für in der BagatellanlagenVO aufgezählte Anlagen ist jedenfalls ein vereinfachtes Verfahren durchzuführen.
Betriebsanlagen zur Ausübung des Gastgewerbes gem § 142 Abs 1 Z 2 bis 4 GewO 1994, mit weniger als 200
Plätzen und in denen weder musiziert noch Musik wiedergegeben wird (Bach ist okay)
Vereinfachtes Verfahren wird angewendet:
Bsp: § 1 Z 1 BagatellVO: Betriebsanlagen zur Ausübung des Gastgewerbes gem § 142 Abs 1 Z 2 bis 4 GewO
1994, mit weniger als 200 Plätzen und in denen weder musiziert noch Musik wiedergegeben wird.
Vereinfachtes Verfahren wird angewendet:
lisaaa.wu 36
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
4.3.2 Genehmigungskriterien
Folgende Genehmigungskriterien sind – vereinfacht dargestellt – zu unterscheiden:
lisaaa.wu 37
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
o Es ist auf die konkret betroffene Person abzustellen (zb besonders sensible Person oder Person mit
Vorerkrankungen)
Gefährdung des Eigentums:
o Substanz des Eigentums muss betroffen sein oder ers Nutzen des Eigentums unmöglich
o Bloßer Wertverlust stellt keine Eigentumsgefährdung dar
Im Gegensatz zu Gesundheitsgefährdungen müssen Belästigungen nicht vermieden, sondern nur auf ein
zumutbare Maß beschränkt werden!
Beeinträchtigungen müssen – allenfalls durch behördlich vorgeschriebene Auflagen – auf ein zumutbare Maß
beschränkt werden (sind solche Auflagen nicht möglich, hat die Behörde die Genehmigung zu versagen!
Beachte: Die GewO schützt alle Anlagen und Einrichtungen, die öffentlichen Interessen dienen (zB
Wasserversorgungsanlagen, Badeanstalten, Kindergärten, Sportstätten) vor Beeinträchtigungen durch gewerbliche
Betriebsanlagen
5. Luftschadstoffe
Eine Anlage darf grundsätzlich Luftschadstoffe emittieren
Behörde hat die Emission von Luftschadstoffen nach dem Stand der Technik zu begrenzen
„Minimierungsgebot“
Besonderes für bereits vorbelastete Gebiete
o Es liegen bestimmte Überschreitungen von Emissionsgrenzwerten vor
o Genehmigung darf nur erteilt werden, wenn Emissionen der Anlage keine relevante Zusatzbelastung
darstellen „Irrelevanzklausel“ (wenn bestehende sich erhöhen ist es nicht so schlimm, wie wenn
in einem anderen Bereich neue entstehen)
lisaaa.wu 38
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
o Zusatzbelastungen müssen in diesem Fall erforderlichenfalls durch Maßnahmen zur Senkung der
Immissionsbelastung soweit ausgeglichen werden, dass in einem realistischen Szenario langfristig
keine weiteren Grenzwertüberschreitungen anzunehmen sind „Kompensationsklausel“
durch Diese Regelung soll im Interesse des Umweltschutzes ein bestimmtes Qualitätsniveau der Luft
gesichert werden
6. Abfall
Einem Ansuchen um Genehmigung einer gewerblichen Betriebsanlage ist ein Abfallwirtschaftskonzept
anzuschließen
o Prüfung durch Gewerbebehörde
o Erforderlichenfalls Vorschrift bestimmter Auflagen durch Behörde
Sind nach dem Stand der Technik zu vermeiden, zu verwerten oder, wenn dies wirtschaftlich nicht vertretbar
ist, ordnungsgemäß zu entsorgen
Verfahrenskonzentration
Verfahrenskonzentration: Andere bundesrechtliche Genehmigungsvorschriften sind gem § 356b GewO
anzuwenden
o Forstgesetz
o Strahlenschutzgesetz
o Luftreinhaltegesetz für Kesselanlagen
o Eingeschränkt Wasserrecht
Landesregelungen (zB Bauordnung) sind nicht umfasst
Es werden Verfahren, die sonst getrennt geführt werden, konzentriert Verfahrenskonzentration
einheitlicher Bescheid
Vorteil: verfahrensvereinfachung, Auswirkungen gesamthaft anschauen, man hat alles im Blick
Genehmigungsverfahren – Fallbeispiel
Nach dem Einbringen der notwendigen Unterlagen und der Einleitung des behördlichen Verfahrens, treffen auch
schnell Einwendungen der Nachbarn ein:
Ulrich wohnt im Haus gegenüber, ist pensionierter Univ. Prof. der BOKU und passionierter Ornithologe. Er
befürchtet, dass durch das Abspielen der lauten Musik seltene Vögel, die sich im Nachbarhaus eingenistet
haben, vertrieben werden.
o Keine Verletzung in seinem subjektiven Recht
Lise wohnt über dem angedachten Restaurant und wendet ein, dass sie ihren Balkon nicht mehr richtig
nutzen könne, da der Abzug der Küche direkt unter diesem austritt
o Gefährdung des Eigentums? Gefährdung der Gesundheit/Belästigung?
Bernd ist besonders lärmempfindlich und hat sein Büro direkt neben dem Restaurant. Er hat die
Befürchtungen, dass dieser ihn und seine Kunden stören würde und weist darauf hin, dass ein zusätzliches
Restaurant in seiner Gegend nichts zu suchen hätte.
o Gefährdung der Gesundheit? Bloße Belästigung der Gesundheit?
Ergebnis: Die Einwände von Lise und Bernd sind im behördlichen Verfahren zu berücksichtigen.
lisaaa.wu 39
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
4.4 Auflagen
Mit Genehmigungsbescheid sind von der Behörde allfällige Auflagen anzuführen
Auflagen enthalten belastende Gebote und Verbote
Ziel der Auflage ist es den Schutzzweck der GewO zu sichern (notwendig, um die nach den Umständen im
Einzelfall voraussehbaren Gefährdungen zu vermeiden, Beeinträchtigungen oder nachteilige Einwirkungen
sind auf ein zumutbares Maß zu beschränken
Auflagen müssen
o bestimmt
o geeignet
o erforderlich und
o behördlich erzwingbar sein.
o Dürfen eingereichtes Projekt nicht in seinem Wesen verändern.
Genehmigung darf nicht allein verwehrt werden, weil die Behörde feststellt, dass Schutzgüter der GewO
beeinträchtigt werden
o Sie muss von Amts wegen prüfen, ob Genehmigungshindernisse durch Vorschreibung zulässiger
Auflagen beseitigt werden können
o Für Zulässigkeit ist weder Zustimmung des Bewilligungswerbers noch der Nachbarn entscheidend
o Es kommt NICHT auf die wirtschaftliche Tragbarkeit der Auflage an!!!
ist eine pflichtenbegründende Nebenbestimmung in einem dem Hauptinhalt nach begünstigenden Bescheid.
Haben akzessorischen Charakter
o Werden erst dann relevant, wenn von Begünstigung Gebrauch gemacht wird (Inbetriebnahme der
Anlage)
4.4.2 Bestimmtheit
Auflagen müssen konkrete Ge- bzw Verbote („Befehle“) enthalten
Klare Formulierung der Auflagen
o sodass der Verpflichtete jederzeit erkennen kann, ob er Auflagen einhält
o da Missachtung strafbar ist
„während der Winterzeit“ ist nicht ausreichend bestimmt
4.4.3 Geeignetheit
Auflagen müssen zur Erreichung des Ziels geeignet sein
Erfüllung muss faktisch möglich sein – auch technisch durchführbar
4.4.4 Erforderlichkeit
Vorgeschriebene Auflagen müssen erforderlich sein
Bestehen mehrere Möglichkeiten zur Erreichung des Schutzzwecks, ist jene Maßnahme zu wählen, die den
Unternehmer am wenigsten belastet
lisaaa.wu 40
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
Um zu verhindern, dass Nachbarn Projekte durch Zeitverzögern zu Fall bringen können, besteht die
Möglichkeit vor Eintritt der Rechtskraft des Genehmigungsbescheides die Anlage zu errichten und zu
betreiben.
o Recht kann auch durch die Behörde ausgeschlossen werden
o Bestimmung dient den Unternehmen als Überbrückung bis zur Entscheidung durch das
Verwaltungsgericht bei länger andauernden Verfahren und soll Investitionen der Unternehmer
begünstigen
o Achtung ! Betreiber trägt das Risiko, dass der Genehmigungsbescheid aufgehoben oder abgeändert
wird.
Anlage müsste nachträglich angepasst oder sogar abgerissen werden
4.6.2 Änderung der Betriebsanlage aufgrund behördlicher Anordnung (§§ 79, 79b GewO)
Behörde hat die Möglichkeit auf nachträgliche auftretende Gefahren zu reagieren und zusätzliche Auflagen
vorzuschreiben
o Ergeben sich trotz Einhaltung der im Bewilligungsbescheid vorgesehenen Auflagen Gefährdungen der
Schutzgüter, hat Behörde andere oder zusätzliche Auflagen vorzuschreiben
Mögliche Gründe
o Fehleinschätzung der Sachverständigen im Genehmigungsverfahren
o Vorliegen neuer technischer Erkenntnisse über Auswirkungen der Betriebsanlage
o In unzureichenden Auflagen des Genehmigungsbescheides
Nachträgliche Auflagen dienen Anpassung der Genehmigung an tatsächliche Gefährdungs- und
Belästigungssituation
o Dürfen nicht vorgeschrieben werden, wenn sie unverhältnismäßig sind
o Wenn der mit Erfüllung der Auflagen verbundene Aufwand außer Verhältnis zu dem mittels Auflagen
angestrebten Erfolg steht
o Beachte: Auflagen zum Schutz der Gesundheit und des Lebens können NIEMALS unverhältnismäßig
sein
Frist zur Anpassung kann vorgesehen werden (maximal 5 Jahre)
o Wenn es dem Inhaber der Anlage wirtschaftlich nicht zuzumuten ist, die Umsetzung neuer Auflagen
sofort vorzunehmen
o Sofern im Hinblick auf die Schutzinteressen der GewO keine Bedenken bestehen
Vorschreibung anderer oder zusätzlicher Auflagen ist auch für Fall vorgesehen, dass trotz Einhaltungen des
Abfallwirtschaftskonzepts und der im Bescheid vorgeschriebenen Auflagen die gem GewO
wahrzunehmenden Interessen nicht hinreichend gewahrt sind
Dürfen Wesen der Anlage nicht verändern
4.6.3 Sanierungskonzept
Würden Auflagen Wesen der Betriebsanlage verändern, muss Anlageninhaber Sanierungskonzept vorlegen
Dieses muss verhältnismäßig sein
Entspricht vorgelegtes Sanierungskonzept den gesetzlichen Voraussetzungen, hat Behörde Sanierung mit
Bescheid zu genehmigen
o Entsprechende Sanierungsfrist ist festzulegen
o Vorlage eines Sanierungskonzepts kommt außerdem im Zusammenhang mit Sanierungen gem
Immissionsschutzgesetz-Luft in Betracht
lisaaa.wu 42
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
Genehmigungspflichtige Betriebsanlagen
Genehmigungskriterien Rechtsschutz
Leben, Gesundheit, Eigentum Verwaltungsgericht
Abfall der Länder
Luftqualitäts- und Gewässerschutz Bezirksverwaltungsbehörde
Belästigung (Nachbarn)
Beeinträchtigung öffentlicher Interessen
Nicht genehmigungspflichtig sind ungefährliche Anlagen wie zB Büros
lisaaa.wu 43
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
Erfordert eine gewerbliche Betriebsanlage die Einrichtung oder Änderung einer baulichen Anlage, benötigt
Unternehmer in der Regel auch eine Genehmigung der BauO
o Des jeweiligen Bundeslandes (Baurecht) Kumulationsprinzip
Umstand der Genehmigung einer Anlage bedingt nicht automatisch,
o Dass Anlage auch nach baurechtlichen Bestimmungen zulässig sein muss
Verfahrenskonzentration (in GewO vorgesehen) ist im Betriebsanlagengenehmigungsverfahren nicht auf
Baurecht anwendbar
Baurecht wägt zwischen dem Recht des Grundeigentümers, auf seinem Grund beliebig zu bauen, und
diversen öffentlichen Interessen ab.
Schützenswerte öffentliche Interessen sind Emissionsschutz, Lärmschutz etc., Umweltschutz (Vermeidung
von gefährlichen Baustoffen etc), Sicherheit von Personen
4.9.1 Regelungsgegenstand
Öffentliches Baurecht:
o Gesamtheit jener (öffentlich-rechtlichen) Vorschriften, die das Bauen regeln
Ziele und Inhalte baurechtlicher Regelungen
o Sicherheit und einwandfreie Beschaffenheit von Bauwerken
Vor allem in technischer Hinsicht
o Dient dem Schutz der Nachbarn
o Aspekte des Ortsbild- und Umweltschutzes
Enge Verzahnung des Baurechts mit Raumordnungsrecht
o Baurechtliche Bescheide (Bauplatzerklärung, Baubewilligung) müssen raumordnungsrechtlichen
Vorgaben (Flächenwidmungsplan) entsprechen
lisaaa.wu 44
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
für Betriebsanlage (Gebäude) wird man in der Regel sowohl eine baurechtliche Genehmigung (nach Landesgesetz)
als auch eine gewerbliche Betriebsanlagengenehmigung brauchen DAS HEISST: gewerberechtliche, …
baurechtliche Genehmigung (Naturschutzgesetz, Wassergesetz, Forstschutzgesetz)
Bewilligungspflichtige Bauvorhaben
Grundsätzlich Neubauten (Errichtung neuer Gebäude)
Zubauten (Vergrößerungen eines Gebäudes in waagrechter oder lotrechter Richtung)
Umbauten (grundlegende Änderungen eines Gebäudes)
Bewilligungspflicht auch für Änderungen oder Instandsetzungen von Bauwerken, wenn diese
o von Einfluss auf Festigkeit,
o die gesundheitlichen Verhältnisse,
o die Feuersicherheit
o oder auf subjektiv-öffentlichen Rechte der Nachbarn sind
Anzeigepflichtige Bauvorhaben
Durchführung bestimmter Bauvorhaben ohne Bewilligungsverfahren
o Lediglich Anzeige an die Behörde nötig
Nach Vorlage vollständiger Unterlagen darf grundsätzlich mit Bauführung begonnen werden
o Ergibt Prüfung der Angaben in Bauplänen, dass die zur Anzeige gebrachten Baumaßnahmen nicht
den gesetzlichen Erfordernissen entsprechen oder einer Baubewilligung bedürfen, hat Behörde
binnen sechs Wochen Bauführung mit schriftlichem Bescheid zu untersagen
Beispiele: Abänderung von Badezimmern und Sanitäranlagen, Loggienverglasungen, Austausch von Fenstern
Freie Bauvorhaben
§62a listet Vorhaben auf, für die weder Bewilligung noch Anzeige erforderlich ist
Beispiele: Badehütten, Verkaufsstände, Telefonhütten, öffentliche Toiletten
lisaaa.wu 45
STEOP EÖR LE6: Betriebsanlagenrecht und Baurecht
4.9.3 Verfahren/Zuständigkeit
Baubewilligungsverfahren ist – wie Betriebsanlagengenehmigungsverfahren – Mehrparteienverfahren
o Unter Beziehung der Nachbarn des geplanten Vorhabens
Instanzenzug in Bauangelegenheiten
o 1. Instanz – Bürgermeister der Gemeinde, in dessen Gebiet Bauwerk errichtet werden soll
o 2. Instanz – Entscheidungen des Gemeinderates oder des Gemeindevorstandes
Möglichkeit einer zweiten (Verwaltungs-)Instanz innerhalb der Gemeinde ist nicht
verpflichtend
Kann vom jeweiligen Landesgesetzgeber ausgeschlossen werden
o Nach Erschöpfung des Instanzenzuges der Gemeinde kann Beschwerde beim Verwaltungsgericht
des jeweiligen Landes erhoben werden
Beispiel: Wien: Gemeindeebene – der Magistrat, Berufung gegen Bescheid bei (Landes-)Verwaltungsgericht
Wien
Rechtsschutz
In Wien In Ländern, in denen der innergemeindliche
Instanzenzug nicht ausgeschlossen wurde
Magistrat Gemeinderat/Gemeindevorstand
Bürgermeister
Fallbeispiel
Welches Gesetz für Bauvorhaben von Joachim und Johanna
o Niederösterreichische Bauordnung, da das Grundstück in Baden liegt
Um welche Art von Bauwerk handelt es sich im konkreten Fall
o Neubau, weshalb es sich um ein bewilligungspflichtiges Bauvorhaben handelt
Welche Behörde?
o Bürgermeister von Baden in der 1. Instanz weil in Baden
Baurecht spielt deshalb mit, weil man in der Praxis beides braucht
Gewerberechtliche Berufsberechtigung
Baurechtliche Berechtigung
lisaaa.wu 46
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
lisaaa.wu 47
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Zuständigkeit im Betriebsanlagenverfahren
Zuständig für Betriebsanlagenverfahren ist örtlich zuständige BVB (grundsätzlich der BH, in Städten mit
eigenem Statut der Bgm und in Wien kraft Sonderregelung der Magistrat der Stadt Wien)
lisaaa.wu 48
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Parteienrechte Parteienrechte
Bloßen Beteiligten kommen Verfahrensrecht nicht zu. Insb. Parteiengehör, Akteneinsicht, Ablehnung von
Sie sind aber, wenn eine mündliche Verhandlung nichtamtlichen Sachverständigen und Dolmetschern,
stattfindet, von der Behörde darüber in Kenntnis zu Zustellung des Bescheides, Erhebung von Rechtsmitteln
setzen und dürfen an der Verhandlung teilnehmen.
Eine Partei ist IMMER AUCH gleichzeitig Beteiligter eines Verfahrens, hingegen kann ein Beteiligter auch Partei eines
Verwaltungsverfahrens sein, MUSS es aber NICHT:
lisaaa.wu 49
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Parteirechte
Nur Parteien kommen grundlegende Verfahrensrechte („Parteirechte“) zu
Diese Verfahrensrechte schützen das Interesse der Partei auf Durchsetzung ihres materiellen subjektiven Rechts
Und stellen selbst subjektive Rechte dar Verletzung bekämpfbar
o Werden diese Rechte verwehrt rechtswidrig
o Mittels Rechtsmittel bekämpfbar (idR mit Beschwerde an das VwG)
Parteistellung im Betriebsanlagenverfahren
a) Antragsteller
Ist immer Partei
o Egal, was die Gewerbeordnung sagt oder nicht sagt
o Im Bewilligungsverfahren wird über die Interessen des Betriebsanlagenwerbers entschieden er ist
direkt betroffen
Erfüllt Anlage alle gesetzlichen Voraussetzungen, hat Antragsteller ein subjektives Recht (Rechtsanspruch)
auf Erteilung der Bewilligung
b) Nachbarn
Nachbarn haben grundsätzlich Parteistellung
Jene Personen, die durch Errichtung, Bestand oder Betrieb der Betriebsanlage gefährdet oder belästigt
werden könnten oder deren Eigentum gefährdet werden könnte (§ 75 Abs 2 GewO)
Erhalten durch Parteistellung Möglichkeit, sich gegen negative Einwirkungen von Betriebsanlagen, die in
ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gelegen oder geplant sind, zur Wehr zu setzen
lisaaa.wu 50
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
subjektives Recht auf körperliche Unversehrtheit, Freiheit von unzumutbaren Belästigungen und Schutz ihres
Eigentums, § 74 Abs 2 GewO iVm § 8 AVG
Betreiber von Beherbergungsbetrieben, Krankenanstalten, Schulen, Heimen etc, jeweils in dem Ausmaß, in
dem es um den Schutz der beherbergten Personen geht
Bloß vorübergehend in benachbarten Gebäuden aufhältige Personen (Schulkinder, Hotelgäste etc.) haben
keine Parteistellung
Die durch GewO geschützten öffentlichen Interessen (insb Schutzgüter: Leben und Gesundheit von
Gewerbetreibenden, Kunden und Nachbarn, Eigentum oder sonstige dingliche Rechte von Nachbarn, Schutz
vor Belästigung der Nachbarn durch Geruch, Lärm, Rauch, Staub, Erschütterungen oder in anderer Weise)
o Hat die Behörde von Amts wegen, also ohne Parteienaufforderung, wahrzunehmen
o Gemeinde muss von der Behörde gehört werden lediglich Beteiligtenstellung
Einleitung
Ermittlungsverfahren
Erledigung
Partei hat grundsätzlich sämtliche Möglichkeiten der herkömmlichen und modernen Kommunikation
(schriftlich, Brief, Fax, E-Mail etc.)
Verbesserungsauftrag bei fehlerhaftem Anbringen
o Behörde hat Verpflichtung Mangel im Antrag aufzuzeigen
o Zunächst Fristsetzung zur Verbesserung
o ERST BEI NICHTEINHALTUNG Zurückweisung, wenn nicht verbessert wird (§ 13 Abs 3 AVG)
Manuduktionspflicht der Behörde, wenn Partei nicht rechtsanwaltlich vertreten ist
o Begrenzte Pflicht den Parteien zu erklären, welche Auswirkungen Entscheidungen haben
Belehrung
lisaaa.wu 51
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Das Ermittlungsverfahren
Der Entscheidung der Behörde geht ein Ermittlungsverfahren voraus, in dem die Behörde den maßgeblichen
Sachverhalt erhebt, um auf Grundlage dieser Sachverhaltsermittlung eine Entscheidung fällen zu können.
(5) Effizienzprinzip
Behörde hat bei Führung des Verfahrens auf mögliche Zweckmäßigkeit, Einfachheit und Kostenersparnis zu
achten
Recht auf Parteiengehör darf nicht geschmälert werden
Feststellung der materiellen Wahrheit darf nicht darunter leiden
c) Präklusion
= Verlust der Parteistellung
Spielt im Mehrparteienverfahren große Rolle
Antragssteller kann Parteistellung NICHT verlieren
o Alle anderen müssen Einwendungen erheben, um Stellung nicht zu verlieren
Parteien präkludieren,
o wenn sie nicht rechtzeitig (während der Amtsstunden bis zum Tag vor Beginn der Verhandlung,
spätestens in der mündlichen Verhandlung)
o rechtserhebliche (rechtlich relevante) Einwendungen erheben
NICHT RECHTLICH RELEVANT sind
o Wenn deren Meinung nach Gegend „verschandelt“ wird oder öffentlicher Verkehr beeinträchtigt
wird
o Sind öffentliche Interessen müssen von Behörde gegebenenfalls selbst aufgegriffen werden
Voraussetzungen
o Partei muss über Verhandlung informiert worden sein
o Persönliche Verständigung oder entsprechende Kundmachung (zB Amtstafel)
Folgen einer Präklusion
o Verlust der Parteirechte
o Keine Akteneinsicht des laufenden Verfahrens
o Keine Zustellung des Bescheides über Erteilung der Bewilligung
o Keine Möglichkeit der Erhebung von Rechtsmittel gegen Entscheidung der Behörde
o Betroffene können KEINEN Einfluss mehr nehmen
o Eingrenzung der am Verfahren Beteiligten auf jene, die sich aktiv beteiligen
Führt zu Verfahrenskonzentration
Quasi-Wiedereinsetzung (§ 42 Abs 3 AVG)
o Unter bestimmten Voraussetzungen
Ausnahme Antragsteller: dieser kann nicht präkludieren
Ratio Verfahrenskonzentration!
lisaaa.wu 53
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Bescheid ≠
Verordnungen einer Behörde
o Nicht individuell an bestimmte Personen, sondern an die Allgemeinheit gerichtet (wie Gesetze)
o (Straßenverkehrsordnung, BagatellanlagenVO)
o Können nicht vor VwG bekämpft werden, sondern eingeschränkte Möglichkeiten vor VfGH
Akt unmittelbarer verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt (AuvBZ – verfahrensfreier Akt)
o Bestimmte Akte, die individueller Art sind
o Gehen von Verwaltungsbehörde aus und sind somit Hoheitsakte
o Stehen NICHT am Ende eines Verfahrens OHNE detailliertes Verfahren
o zB Festnahme, Beschlagnahme, Stilllegungsanordnung
lisaaa.wu 54
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Bescheid-Mindesterfordernisse
= jene Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit überhaupt ein Bescheid vorliegt:
Das Fehlen der Angabe der bescheiderlassenden Behörde oder des Bescheidadressaten, der Spruch oder der
Name des Genehmigten liegt im Sinne des Fehlerkalküls ABSOLUTE Nichtigkeit vor!
Bei Fehlen anderer Merkmale (zB Rechtsmittelbelehrung, Begründung, Einhaltung von Verwaltungsvorschriften) liegt
allenfalls eine Rechtswidrigkeit des wirksam zustande gekommenen Bescheids, aber keine absolute Nichtigkeit des
Bescheides vor.
Jeder Bescheid muss eine Rechtsmittelbelehrung enthalten, wenn es ein rechtsgültiger Bescheid sein soll
(steht eine falsche Frist, so gilt die längere gesetzliche Frist)
Ein Bescheid entsteht, kann aber bekämpft werden, wenn Folgendes fehlt oder fehlerhaft ist
o Begründung
o Rechtsmittelbelehrung
o Einhaltung von Verwaltungsvorschriften
Nebenbestimmungen in Bescheiden
o Auflagen (insb. Im Betriebsanlagenrecht)
o Bedingungen, Befristungen (Bewilligung erst, wenn etwas Anderes gegeben ist; Bewilligung so lange,
bis etwas Anderes gebaut wird / befristete Genehmigung in Bescheid angegeben)
lisaaa.wu 55
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
c) Nebenbestimmungen in Bescheiden
(1) Auflagen
Können in Zusammenhang mit begünstigenden Bescheiden ergehen
Durch Auflage werden Bescheidadressaten, wenn er die zuerkannte Berechtigung in Anspruch nimmt,
Verpflichtungen auferlegt
Behörde achtet darauf, dass Entscheidung im Konsensweg zwischen Gewerbetreibenden, Nachbarn und
Behörde erreicht wird dass Berücksichtigung aller Interessen und somit Einhaltung der Auflagen als
gewährleistet erscheint, dass Bedenken der Nachbarn angemessen entsprochen wird (schalldichte Tür)
(2) Bedingungen
Machen Eintritt oder Erlöschen der in einem Bescheid angeordneten Berechtigung oder Verpflichtung von
einem zukünftigen (ungewissen) Ereignis abhängig.
Bewilligung zum Bau eines Schleppliftes liegt nur vor, wenn mit der Errichtung eines Sesselliftes begonnen
wird so lange liegt Bau des Schleppliftes auf Eis
(2) Befristung
Verknüpft Eintritt oder Beendigung der im Bescheid ausgesprochenen Berechtigung oder Verpflichtung mit
einem zukünftigen gewissen Ereignis (Datum, Ablauf einer Zeitspanne)
Genehmigung für Zeitraum von 1. Mai bis 30. September eines bestimmten Jahres
Formelle Rechtskraft
o Unanfechtbarkeit mit ordentlichen Rechtsmitteln
o Tritt grundsätzlich erst ein, wenn während der Rechtsmittelfrist kein Rechtsmittel gegen einen
Bescheid erhoben wird oder das VwG über eine gegen einen bescheid erhobene Beschwerde
entschieden hat
o Die Erhebung einer Erkenntnisbeschwerde an den VfGH oder einer Revision an den VwGH gegen
eine Entscheidung des VwG stellt ein außerordentliches Rechtsmittel dar,
Das den Eintritt der formellen Rechtskraft grundsätzlich nicht hemmt
g) Der Mandatsbescheid
ausnahmsweise
Bescheid ohne vorangegangenes Ermittlungsverfahren
Nur unter zwei Voraussetzungen zulässig
o Festlegung von Geldleistungen (nach feststehendem Maßstab Tarif oder Statut)
o Gefahr im Verzug (und Behörde muss somit unaufschiebbare Maßnahmen setzen)
o zB Bedrohung der Gesundheit, Austritt unüblicher Emissionen
lisaaa.wu 57
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Individuell an bestimmten Adressaten gerichtete einseitige Erteilung eines Befehls bzw. die Ausübung von
Zwang durch ein Verwaltungsorgan im Rahmen der Hoheitsverwaltung
Spezieller Rechtsschutz Maßnahmenbeschwerde, Art 130 Abs 1 Z 2 B-VG
Beispiele: Festnahme durch Polizei, Entnahme von Warenproben durch Gewerbebehörde, Beschlagnahme
von Gegenständen durch Organe der öffentlichen Aufsicht, Schließung eines Betriebes durch die
Gewerbebehörde, Abnahme des Führerscheins durch Polizei
5.3 Rechtsschutz
Sicherung der Einhaltung des Rechts
o Gewährleistung durch Rechtsschutzeinrichtungen
Überprüfung der Entscheidung einer Verwaltungsbehörde mit Hilfe eines Rechtsmittels (Partei hat Mögl)
o Wesentliches Element des Rechtsstaates
Es muss möglich sein, Fehler von Staatsorganen zu verhindern oder zu korrigieren
Rechtsordnung rechnet von vornherein mit Fehlern, weil
o Auch für Staat (Bund, Länder, Gemeinden) und seine Organe können letztlich nur Menschen handeln
o Wo Menschen handeln, passieren Fehler
Rechtsstaat muss als „Rechtsschutzstaat“ entsprechende Verfahren zur Verfügung stellen, in denen
behauptete Fehler von Vollzugsakten beseitigt werden können
o Konsequenz: Rechtsstaat geht davon aus, dass der Einzelne „seine Sache“ auch selbst in die Hand
nimmt
Es gibt aber andererseits ein wesentliches Interesse an Rechtssicherheit
lisaaa.wu 58
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
o dass Vollzugsakte nicht zeitlich unbegrenzt von einer Aufhebung im Rechtsmittelweg bedroht ist
o Insbesondere dann, wenn Personen daraus eine Berechtigung erhalten
o !!! Wer aus Bescheid ein Recht erhalten hat, möchte sich zukünftig darauf verlassen können !!!
Daher knüpft Rechtsordnung typischerweise die Geltendmachung von Rechtsmitteln und somit die
Bekämpfung von Fehlern an Fristen Rechtsmittelfristen
Wird ein Bescheid wegen allfälliger Rechtswidrigkeit NICHT fristgerecht bekämpft,
o Nimmt Partei in Kauf, dass der Bescheid – so wie er ist – UNABÄNDERLICH verbindlich wird
lisaaa.wu 59
STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Allgemeines
Gliederung der Gerichtsbarkeit
o in ordentliche Gerichtsbarkeit
o und Gerichtsbarkeit des öffentlichen Rechts
Zusammen bilden diese ein umfassendes System von Rechtsschutzeinrichtungen, welche es ermöglichen,
dass die Rechtmäßigkeit jedes staatlichen Handelns von einem unabhängigen Gericht überprüft werden kann
(bei ordentlicher Gerichtsbarkeit: Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Privaten)
Ordentliche Gerichtsbarkeit
Gerichte, die für Zivil- und Strafsachen (ausgenommen Verwaltungsstrafrecht) zuständig sind
Oberste Instanz in Zivil- und Strafsachen ist der Oberste Gerichtshof (OGH) einer der 3 Höchstgerichte
Bei Vorgehen gegen Vertrag zwischen Privaten
Rechtsschutzeinrichtungen 1. Instanz
Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012 (mit 1.1.2014)
Einführung einer zweistufigen Verwaltungsgerichtsbarkeit zur Sicherung der Gesetzmäßigkeit der
öffentlichen Verwaltung
Es hat sich gezeigt, dass Anforderungen des Unionsrechts und des Völkerrechts (EMRK, GRC) die
Gewährleistung des Rechtsschutzes durch unabhängige gerichtliche Stellen verlangen
Seither gibt es grundsätzlich keinen administrativen Instanzenzug mehr gegen Bescheide kann mit
Beschwerde direkt an zuständiges VwG vorgegangen werden
o Ein von Behörde erlassener Bescheid kann daher prinzipiell von ZWEI nachgelagerten
verwaltungsgerichtlichen Instanzen (VwG, VwGH) überprüft werden
o Zudem besteht gegen Entscheidungen der VwG Möglichkeit einer Entscheidungsbeschwerde an den
VfGH
Überprüfung von Entscheidungen der Behörden auf ihre Übereinstimmung mit der
Verfassung (VfGH sowie mit einfachen Gesetzen und Verordnungen (VwGH)
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Rechtsmittel im Verwaltungsverfahren
Sachliche Zuständigkeiten
Welche Rechtsschutzeinrichtung über Rechtsmittel und Rechtsbehelfe gegen Entscheidungen von
Verwaltungsbehörden zu befinden hat, bestimmt sich nach
dem B-VG
o Nach Kompetenzverteilung
o Nach Bestimmungen über die Verwaltungsgerichtsbarkeit
den aufgrund des B-VG erlassenen Gesetzen
o Verfahrens- und Materiengesetze
Sachliche Zuständigkeit der Rechtsschutzeinrichtungen richtet sich danach, ob ein Rechtsakt in mittelbarer
oder unmittelbarer Bundesverwaltung, in Landesverwaltung oder im Rahmen der Gemeindeverwaltung
gesetzt wurde.
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
o Grundsätzlich Generalklausel zugunsten der VwG der Länder bei Verteilung der Zuständigkeiten
zwischen den VwG
o Verteilung der Zuständigkeiten kann aber durch den einfachen Bundesgesetzgeber oder
Landesgesetzgeber idR unter Einhaltung bestimmter Zustimmungserfordernisse verschoben werden
a) Bundesverwaltung
mittelbare Bundesverwaltung
„Normalfall“
Immer, wenn eine Angelegenheit grundsätzlich im Bereich der Vollziehung aufgrund der
Kompetenzverteilung des B-VG dem Bund zugewiesen ist
o Aber durch Behörden der Länder vollzogen wird
In diesen Angelegenheiten besteht grundsätzlich Zuständigkeit der LVwG
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c) Gemeindeverwaltung
Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereichs
Angelegenheiten, die im ausschließlichen oder überwiegenden Interesse der Gemeinde liegen
o und geeignet sind, innerhalb der örtlichen Grenzen durch die Gemeinde besorgt zu werden
idR Beibehaltung des (administrativen) gemeindeinternen Instanzenzuges
o Bgm als 1. Instanz, 2. und letzte administrative Instanz Gemeinderat
Erst nach Ausschöpfung des gemeindeinternen Instanzenzuges, steht Beschwerde an VwG
o Gemeindeordnung (oder Materiengesetze) kann auch Gemeindevorstand als Berufungsbehörde
vorsehen oder gemeindeinternen Instanzenzug gänzlich ausschließen gleich VwG
Gemeinderat/
Bürgermeister LVwG VwGH/VfGH
Gemeindevorstand
Aufgaben – VwG sind insb zur Entscheidung über folgende Beschwerden berufen
Bescheidbeschwerden gegen den Bescheid einer Verwaltungsbehörde wegen Rechtswidrigkeit
Maßnahmenbeschwerden gegen AuvBZ wegen Rechtswidrigkeit
Säumnisbeschwerden wegen Verletzung der Entscheidungspflicht durch eine Verwaltungsbehörde innerhalb
der gesetzlichen Frist
Übertragung sonstiger Zuständigkeiten durch Bundes- und Landesgesetze der VwG
o Beschwerden wegen Rechtswidrigkeit eines Verhaltens einer Verwaltungsbehörde in Vollziehung der
Gesetze
o Beschwerden wegen Rechtswidrigkeit eines Verhaltens eines Auftraggebers in Angelegenheiten des
öffentlichen Auftragswesens
o Streitigkeiten in dienstrechtlichen Angelegenheiten der öffentlich Bediensteten
o Beschwerden, Streitigkeiten oder Anträge in sonstigen Angelegenheiten
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Verfahrensrechtliche Besonderheiten
VwG verfügen über eigene Verfahrensordnung Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz (VwGVG)
o BFG ist davon ausgenommen
o AVG sowie die Sonderverfahrensbestimmungen der Materiengesetze sind subsidiär anwendbar
In Verwaltungsstrafsachen das VStG
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Liegt im Ermessen der Behörde, ob sie Beschwerde unter Anschluss des Verfahrensakts entweder dem VwG
vorlegt oder eine Beschwerdevorentscheidung erlässt
Behörde kann Bescheid innerhalb von zwei Monaten aufheben, abändern, abweisen oder die Beschwerde
zurückweisen
o Ist dabei (wie VwG) an Beschwerdegründe und Beschwerdebegehren gebunden)
Beschwerdevorentscheidung
o Stellt „Selbstkontrolle“ der Verwaltung dar
o Ist „zweite Chance“ für Verwaltungsbehörde
o Gegen Beschwerdevorentscheidung kann Vorlageantrag erhoben werden
Binnen zwei Wochen
Somit wird Beschwerde dem VwG zur Entscheidung vorgelegt
VwG hat aufgrund eines Vorlageantrages Beschwerdevorentscheidung auf Rechtmäßigkeit
zu kontrollieren (nach Beschwerdebehauptungen)
Hebt VwG angefochtenen Bescheid auf, ist Behörde verpflichtet, in betreffender Rechtssache
o unverzüglich den der Rechtsanschauung des VwG entsprechenden Rechtszustand herzustellen
Ist Beschwerde verspätet oder unzulässig, hat sie das VwG zurückzuweisen (durch Beschluss)
o VwG hat in der Sache selbst keine neue Entscheidung zu treffen
o Angefochtener Bescheid bleibt in Kraft
Wird Beschwerde zurückgezogen, ist Verfahren einzustellen (durch Beschluss)
zu bekämpfender Bescheid
Beschwerdefrist 4 Wochen
Beschwerde einzubringen bei der
Verwaltungsbehörde
Beschwerde keine Beschwerde
aufschiebende Wirkung Bescheid wird vollstreckbar
2 Monate
Beschwerdevorentscheidung
durch bescheiderlassende
Behörde
Entscheidung durch das VwG
Frist 2 Wochen Einstellung des Verfahrens
Zurückweisung der Beschwerde
kein Vorlageantrag Aufhebung des angefochtenen Bescheides
Beschwerde- und Zurückverweisung der Angelegenheit an
Vorlageantrag
vorentscheidung wird die Behörde
vollstreckbar Sachentscheidung
Erkenntnisse der VwG sind im Namen der Republik zu verkünden und auszufertigen
o Sie sind stets zu begründen
Hat Verhandlung in Anwesenheit von Parteien stattgefunden
o Hat das VwG das Erkenntnis mit wesentlichen Entscheidungsgründen gleich zu verkünden
Verkündung des Erkenntnisses entfällt, wenn Verhandlung nicht durchgeführt (fortgesetzt) worden ist oder
o Wenn das Erkenntnis nicht sogleich nach Schluss der mündlichen Verhandlung gefasst werden kann
o Und jedermann die Einsichtnahme in das Erkenntnis gewährleistet ist
Den Parteien ist (auch bei mündl Verh) eine schriftliche Ausfertigung des Erkenntnisses zuzustellen, wenn
dies zumindest von einer Partei beantragt wurde
o Wird kein derartiger Antrag gestellt oder verzichten alle Parteien auf Erhebung einer Revision an den
VwGH und einer Erkenntnisbeschwerde an den VfGH, kann Ausfertigung des Erkenntnisses in
gekürzter Form erfolgen
In diesen Fällen: weder Revision an VwGH noch Erkenntnisbeschwerde an VfGH
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Zuständigkeit
Parallele Zuständigkeit zwischen VwGH und
VfGH
Abgrenzung der Zuständigkeit erfolgt
vorwiegend anhand des Prüfungsmaßstabes
VfGH
o Entscheidungen im Rahmen der sog Sonderverwaltungsgerichtsbarkeit,
Inwieweit der Rechtsmittelwerber durch Entscheidung eines VwG in seinen
verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechten verletzt wurde
Oder eine Verletzung durch Anwendung einer rechtswidrigen generell Norm vorliegt
VwGH
o Überprüft lediglich eine mögliche Verletzung eines einfachgesetzlich gewährleisteten subjektiven
Rechts
Rechtsmittelwerber kann bei Entscheidungen des VwG sowohl in verfassungsgesetzlich als auch in einem
einfachgesetzlich gewährleisteten Recht verletzt sein
o Zuständigkeit begründet sich daher maßgeblich durch die vom Beschwerdeführer behauptete
Rechtsverletzung
o Auch Parallelbeschwerde möglich – gleichzeitig an beide Gerichtshöfe
o MÖGLICH: zunächst Beschwerde an VfGH und bei Ablehnung Antrag auf Abtretung an den VwGH
Umgekehrt NICHT MÖGLICH!!!
2. Zuständigkeit
Art 133 B-VG: „Der Verwaltungsgerichtshof erkennt über
3. Revision
Wichtigste Kompetenz des VwGH
Damit können sich Betroffene an den VwGH wenden, wenn sie Entscheidungen eines VwG bekämpfen
wollen
Nur im Revisionsverfahren ist inhaltliche Überprüfung einer Entscheidung eines VwG möglich
Voraussetzung für Revision ist Vorliegen eines Erkenntnisses oder Beschlusses des VwG
o Sowie Erhebung der Revision innerhalb von 6 Wochen ab Zustellung – Anwaltszwang
Formalvoraussetzungen der Revision
o Muss ausführen, in welchen (einfachgesetzlich gewährleisteten) subjektiven Rechten der
Revisionswerber verletzt zu sein behauptet (auch Unionsrecht)
VwGH kann nur dann angerufen werden, wenn Entscheidung von der Lösung einer Rechtsfrage von
„grundsätzlicher Bedeutung“ abhängt
o Dann, wenn Entscheidung des VwG von bisheriger Rechtsprechung des VwGH abweicht
o Eine solche Rechtsprechung fehlt
o Oder die zu lösende Rechtsfrage in bisheriger Rechtsprechung nicht einheitlich beantwortet wurde
Ob Revision zulässig, hat VwG bereits bei Erlassung seines Erkenntnisses auszusprechen
Bei Beschlüssen ist Revision nur eingeschränkt zulässig
Lässt VwG Revision zu, spricht man von einer ordentlichen Revision
Wird Zulässigkeit vereinen, kann der Rechtsmittelwerber dennoch eine Revision (sog außerordentliche
Revision) erheben
o Beschwerdeführer muss selbst darlegen, warum eine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung
vorliegt
Der VfGH ist weder bei ordentlicher noch außerordentlicher Revision dazu verpflichtet, die Revision auch
tatsächlich zu behandeln
o Sondern kann Vorliegen einer Rechtsfrage grundsätzlicher Bedeutung selbstständig beurteilen und
daher auch zu einer abweichenden Einschätzung kommen
kann auch von der vor dem VwG belangten, bescheiderlassenden Behörde erhoben werden
o in Ausnahmefällen auch vom zuständigen Bundesminister
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Organisation
a) Mitglieder
14 Mitglieder
o Präsident
o Vizepräsidentin
o 12 weitere Mitglieder
o 6 Ersatzmitglieder
müssen persönliche bzw fachliche Voraussetzungen erfüllen
Mitglieder werden vom Bundespräsidenten bestellt
Vorschlag erfolgt
o Durch die Bundesregierung (Präsident, Vizepräsidentin, 6 Mitglieder, 3 Ersatzmitglieder)
o Durch den Nationalrat (3 Mitglieder und 2 Ersatzmitglieder)
o Durch den Bundesrat (3 Mitglieder und 1 Ersatzmitglied)
Amt endet mit 31.12. des Jahres, in dem das Mitglied das 70. Lj vollendet hat
Ausübung des Amts des Verfassungsrichters ist formal nebenberufliche Tätigkeit
o Mitglieder der Bundesregierung, der Landesregierung, allgemeinen Vertretungskörpern dürfen dem
VfGH NICHT angehören
Sind an keinerlei Weisungen gebunden
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b) Spruchkörper
Entscheidungen fallen grundsätzlich im Plenum (Präsident, Vizepräsidentin, 12 Mitglieder)
o Ausnahmsweise „kleine Besetzung“ (Präsident, Vizepräsidentin, 4 Mitglieder)
o Präsident stimmt nur dann mit, wenn eine Pattsituation besteht
Anwesenheit von einem Vorsitzenden und mindestens acht Mitgliedern notwendig
Entscheidung mit Stimmenmehrheit (7 zu 6)
Geheime Abstimmung
Erkenntnisbeschwerde (Sonderverwaltungsgerichtsbarkeit)
Entscheidungen der VwG können vom VfGH überprüft werden, soweit Beschwerdeführer in seinen
verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechten oder durch Anwendung von rechtswidrigen Verordnungen,
Gesetzen oder Staatsverträgen in seinen Rechten verletzt zu sein behauptet
Voraussetzungen für Beschwerde
o Vorleigen eines Erkenntnisses oder Beschlusses eines VwG
o Erhebung der Beschwerde innerhalb von 6 Wochen ab Zustellung
o Beschwerde muss konkrete Angaben über Sachverhalt enthalten + ausdrückliche Behauptung, in
verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechten oder durch Anwendung einer rechtswidrigen
generellen Norm in Rechten verletzt zu sein
Rechtsverletzung muss zumindest möglich sein
o Beschwerdebegehren muss auf Aufhebung des angefochtenen Erkenntnisses oder Beschlusses
lauten
Kommen dem VfGH Bedenken der Verfassungs- und Gesetzeskonformität der im verwaltungsgerichtlichen
Verfahren anwendbaren generellen Rechtsnormen, hat er ein Gesetzes- bzw Verordnungsprüfungsverfahren
von Amts wegen einzuleiten
o In diesem Fall Unterbrechung des Entscheidungsbeschwerdeverfahrens
o Nach Abschluss Weiterführung und Entscheidung
Entscheidung des VfGH im Beschwerdeverfahren lautet auf
o Ablehnung durch Beschluss
o Zurückweisung oder Einstellung durch Beschluss
o Entscheidung in der Sache durch Erkenntnis
Ablehnung der Behandlung der Beschwerde
o Wenn Beschwerde keine hinreichende Aussicht auf Erfolg hat
o Wenn von der Entscheidung die Klärung einer verfassungsrechtlichen Frage nicht zu erwarten ist
o Ablehnung muss einstimmig erfolgen und wird meist in „kleiner Besetzung“ getroffen
Mangelt es an Prozessvoraussetzung oder weist die Beschwerde an sich einen Mangel auf, der trotz
Verbesserungsauftrags nicht beseitigt wurde, ist sie zurückzuweisen
Sachentscheidung kann entweder in Aufhebung des Erkenntnisses oder Beschlusses bestehen oder in der
Abweisung der Beschwerde, weil eine solche Verletzung nicht vorliegt.
o Eine inhaltliche Entscheidung „in der Sache“ durch den VfGH kommt (anders als beim VwGH) nicht in
Betracht
Hebt VfGH Entscheidung des VwG auf, hat dies dieselbe Wirkung wie Kassation durch den VwGH
o Verfahren wird in Stand vor der Entscheidung des VwG „zurückgesetzt“
o VwG muss erneut entscheiden
o Ist dabei an Rechtsansicht des VfGH gebunden
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
b) Antragsberechtigung
Konkretes Normenkontrollverfahren: ordentliche Gerichte, VwG und VfGH (von Amts wegen)
o Sämtliche Gerichte sind antragsberechtigt
o VfGH hat von Amts wegen ein Verordnungs- oder Gesetzesprüfungsverfahren einzuleiten, wenn die
betreffende Verordnung/Gesetz vom VfGH in einem bei ihm anhängigen Verfahren anzuwenden ist
o Das eigentliche Verfahren wird unterbrochen und nach Klärung weitergeführt
Abstraktes Normenkontrollverfahren: bspw 1/3 der Mitglieder des Nationalrats bei Bundesgesetzen
o Hat nichts mit bestimmten Verfahren zu tun ohne Anlassfall
o Recht auf Initiierung eines Normenkontrollverfahrens durch
Bundesregierung sowie 1/3 der Mitglieder des Landtages bei Landesgesetzen
Landesregierungen sowie 1/3 der Mitglieder des Nationalrates bzw des Bundesrates bei
Bundesgesetzen
Individualantrag/Parteiantrag auf Normenkontrolle
o Parteiantrag auf Normenkontrolle
Jede Person, die als Partei einer vom ordentlichen Gericht in erster Instanz entschiedenen
Rechtssache wegen Anwendung einer gesetzwidrigen Verordnung oder eines
verfassungswidrigen Gesetzes in ihren Rechten verletzt zu sein behauptet
o Individualantrag
Um Rechtsschutzlücken zu vermeiden
Direkte Anfechtung eines Gesetzes oder einer Verordnung beim VfGH
Person muss durch Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes oder Gesetzeswidrigkeit einer
Verordnung in Rechten verletzt sein
Es muss zumutbar sein, diese Frage im Rahmen eines Gerichts- oder Verwaltungsverfahrens
anhängig zu machen
c) Entscheidung
Entscheidungsmöglichkeiten:
Aufhebung des Gesetzes/der Verordnung
o Gesetzeswidrig oder verfassungswidrig
o Ist betreffende Vorschrift nicht mehr in Kraft, spricht der VfGH aus, dass Verordnung/Gesetz
rechtswidrig war
o Unverzügliche Kundmachung durch Bundeskanzler im Bundesgesetzblatt bzw durch
Landeshauptmann im Landesgesetzblatt
Aufhebung tritt mit Ablauf des Tages der Kundmachung in Kraft
Antrag abweisen
o Gesetz/Verordnung ist/war nicht rechtswidrig
Antrag zurückweisen
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STEOP EÖR LE7: Verwaltungsverfahren und nationaler Rechtsschutz
Anlassfallwirkung
Ergreiferprämie
Außerkrafttreten
Grundsätzlich mit Ablauf des Tages der Kundmachung
Frist (max 6 Monate VO/18 Monate Gesetz) kann vorgesehen werden
Die Verordnungs- oder Gesetzesbestimmung ist bis zum Ablauf der Frist weiterhin anzuwenden und kann
auch nicht mehr bekämpft werden
o Rechtssicherheit und Vermeidung von Rechtslücken wird der Vorrang vor der Einzelfallgesrechtigkeit
eingeräumt
Ausnahme: nur für den „Anlassfall“ Beschwerdeführer, die Fall beim VfGH anhängig
gemacht werden für sie ist aufgehobene Bestimmung NICHT anzuwenden
Der Verfassungsgerichtshof kann nicht entscheiden, er kann nur eine Aufhebung und eine Abweisung sein
Zuständigkeiten
VwGH VfGH
Kompetenz-
Kompetenzkonflikte
gerichtsbarkeit
Fristsetzungsantrag Gesetzprüfung
Revision Verordnungsprüfung
Erkenntnisbeschwerde
Soweit die einzelnen Materiengesetze keine Sondervorschriften enthalten, richtet sich ein Verwaltungsverfahren nach den
Vorschriften des AVG (Allgemeines Verwaltungsstrafgesetz) bzw. des VStG – Verwaltung, das kein Strafverfahren ist/Verwaltung
Strafverfahren (subsidiäre Anwendung – Anwendung, wenn es keine andere gibt)
Das Vollstreckungsverfahren ist im VVG (Verwaltungsvollstreckungsgesetz) geregelt
EGVG bestimmt, wann diese Gesetze anzuwenden sind (Einführungsgesetz zu den Verwaltungsgesetzen – es steht, in welchen
Verfahren das AVG, das VStG und das VVG anzuwenden ist ist ein Kompass, welches muss angewendet werden? Es gibt auch
einen Katalog, für Verfahren, für das nichts der oben genannten gilt – steht in der Praxis am Beginn und nicht zum Schluss
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STEOP EÖR LE2: Organisationsrecht der EU
EU nimmt heute in vielen Bereichen ehemals staatliche Aufgaben wahr und beeinfluss das in den Mitgliedstaaten
geltende Recht weitreichend
Charakteristiken:
Staaten können gegen ihren Willen gebunden werden (Mehrheitsbeschlüsse)
o Ausnahme GASP, hier grundsätzlich Einstimmigkeit
Rechtsakte können sich an Staaten UND unmittelbar an BürgerInnen richten
o Durchgriffswirkung – unmittelbare Geltung und Anwendbarkeit
o Vorrang vor nationalem Recht
unabhängige Organe (zB Europäische Kommission)
eigene, obligatorische Gerichtsbarkeit (Gerichtshof der EU) mit ausschließlicher Zuständigkeit
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STEOP EÖR LE2: Organisationsrecht der EU
Mitglieder Aufgaben
Staats- & Regierungschefs oberstes politisches Steuerungsorgan der EU
aller 27 Mitgliedstaaten fundamentale Rolle!!!
Präsident als Vorsitz
(Charles Michel) (Wahl für 2 Jahre,
legt allgemeine politische Zielvorstellungen der Union fest
1* Wiederwahl) Mediator, Gabe der für Entwicklung der EU notwendigen Impulse
Moderater, kann inhaltliche Ansätze Politische Gesamtleitung der EU
Europäischer einbringen, Außenvertretung der EU, Ist in der GASP federführend tätig
während Tätigkeit kein nationales
Rat Amt! trifft politische Grundsatzentscheidungen (auch bei EU-
Beitrittsfragen)
Präsident EU- Kommission
wählt Hohen Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik
nominiert Präsidenten der Kommission
ernennt Kandidaten (EZB)
Treffen mindestens vierteljährlich in Brüssel
28 FachministerInnen der zentrales Entscheidungsorgan und Gesetzgeber mit EU
Mitgliedstaaten (zB Erlassung wesentlicher Rechtsakte und Abschluss internationaler
Finanzminister bei Wirtschaft
Abkommen gemeinsam mit Europäischem Parlament
und Finanzen S.57)
Rat der Europ. gemeinsam Hauptrechtssetzungsorgan
wechselnder Vorsitz alle 6
Union Agiert aufgrund allgemeiner Zielvorstellungen des europäischen
Monate
(Ministerrat Rates
oder Rat) Rolle des Gesetzgebers
qualifizierte Mehrheit: doppelte Mehrheit Mehrheit der
EU-Staaten (mind 15 / 55%) repräsentiert von mind 65% der
EU-Bevölkerung – Sperrminorität aus 4 Ländern
705 direkt gewählte Vertreter beschließt Gesetze (= Gesetzgebung) mit Rat der europ. Union
der europäischen Bürger/innen wichtiges demokratisches Element
für 5 Jahre (Ö hat 19
Haushaltskontrolle mit Rat (EU- Budget kontrollieren)
Abgeordnete)
– jährlicher Gesamthaushaltsplan
insgesamt dürfen es nicht mehr als
751 (inkl Präsident) sein Wahl des Kommissionspräsidenten
kein Land darf weniger als 6 und Hoher Vertreter für GASP und übrige Mitglieder der
weniger als 96 haben (richtet sich Europäischen Kommission müssen sich im
Europäisches nach Bevölkerungsdichte im Bestellungsverfahren als Kollegium einem
Parlament (EP) Nationalstaat)
Zustimmungsvotum des Europäischen Parlaments stellen
Kontrolle der Kommission (Misstrauensvotum)
Interparlamentarische Zusammenarbeit: mit nationalen
Parlamenten (Austausch)
ordentliches Gesetzgebungsverfahren: EP mit Rat legislativ tätig seit
VvL – bei besonderem Gesetzgebungsverfahren müssen beide
Organe beteiligt sein
Tagung vierteljährlich in Brüssel und 12 Mal im Jahr in Straßburg
lisaaa.wu 78
STEOP EÖR LE2: Organisationsrecht der EU
27 KommissarInnen für 5 vertritt und wahrt EU- Interessen („Motor der Integration und
Jahre ohne politische Hüterin der Verträge“ bzw. „EU-Regierung“)
Verpflichtungen gegenüber
Fördert allgemeine Unionsinteressen und ergreift geeignete
Herkunftsland sind NUR der
EU verpflichtet
Maßnahmen
(je einer für bestimmten Politikbereich Setzt Unionsrecht um
zB Verkehr, Handel) Gesetzgebungsverfahren darf grundsätzlich nur von der
Kommission erlassen werden
Präsident: Ursula von der Leyen Gesetzgebungsinitiativmonopol
Kommissar für Österreich: o Vorlage neuer Vorschläge für Rechtsvorschriften bei
Johannes Hahn (ÖVP) Parlament und Rat (wie Nationalrat innerstaatlich)
o „Motor der Integration“
Europäische Übt Tätigkeit in voller Unabhängigkeit aus (ist nur dem
Kommission Unionswohl verpflichtet – NICHT den Mitgliedstaaten)
o Kommissionsmitglieder dürfen sich nicht an
Regierungen einzelner Länder wenden
Vergabe von Finanzmitteln
Überwachung der Einhaltung der Verträge durch Mitgliedsstaaten
delegierte Rechtsetzung: durch Rat zur Erlassung von Rechtsakten
berechtigt absolute Mehrheit bei Abstimmung notwendig
Kommissionspräsidentin legt Leitlinien für Kommission
fest, ist für interne Organisation zuständig, kann
Kommissionsmitglied dazu auffordern Amt
niederzulegen, entscheidet über Zuständigkeitsbereiche
einzelner Kommissare
Europäischer Gerichtshof 27 nominierte Richter für 6 Jahre (durch Regierungen der
(EuGH) Mitgliedstaaten)
Sitz in Luxemburg Ausübung der gesamten unionsunmittelbaren Gerichtsbarkeit
Auslegungs- und Verwerfungsmonopol für Unionsrecht
2. Instanz der EU Wahl des Präsidenten und des Vizepräsidenten
11 Generalanwälte
Ausarbeitung von Gutachten und Unterbreitung von
Entscheidungsvorschlägen (= Schlussanträge) für Richter nicht
bindend, folgen ihnen aber häufig
Aufgaben des EuGH
Auslegung des Unionsrechts (Auslegungsmonopol und
Verwerfungsmonopol) – hat ein nationales Gericht Zweifel, wie
Gerichtshof eine Vorschrift des Unionsrechts zu verstehen ist, kann es den
der EuGH um Auslegung ersuchen Einleitung eines
Europäischen Vorabentscheidungsverfahrens
Union o Vorlageberechtigt sind allein Gerichte der Mitgliedstaaten
Durchsetzung von Unionsrecht (Vertragsverletzung)
Rechtmäßigkeitskontrolle von Unionsrecht (Verwerfungsmonopol)
Gewährleistung einer funktionierenden EU
o Überprüft die Gültigkeit der Handlungen der Organe der EU
Sanktionsmaßnahmen gegen EU-Institutionen
Tagt in Kammern – Plenum (alle) nur bei schwierigen
Entscheidungen
Europäisches Gericht (EuG) 2 RichterInnen pro Mitgliedstaat
Entscheidungen über bestimmte Klagen im ersten Rechtszug und
1. Instanz der EU gegen Entscheidungen der Kommission und des Gerichtes für