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14 Leistung im WS- Kreis

14.1 Allgemeine Festlegungen


In der Gleichstromtech-
nik ergibt sich die Leis-
tung als das Produkt
aus Spannung und
Strom.

In der Wechselstrom-
technik ändern sich
aber die Werte nach
. Entsprechend ändert sich auch die Leistung innerhalb der Periodendauer. Somit
wird der Augenblickswert der Leistung aus den Augenblickswerten der Spannung und der
Stromstärke definiert. ⋅ .

Zur besseren praktischen Handhabung werden anstelle der Augenblickswerte durch Mittel-
wertbildung gewonnene, in stationären Vorgängen konstante Größen verwendet.

 Effektivwerte der Spannung U und der Stromstärke I


 Wirkleistung P, die tatsächlich umgesetzte Energie pro Zeitspanne. In W (Watt).
 Scheinleistung S, Gesamtleistung. In VA (Voltampere)
 Blindleistung Q, meist nicht nutzbare Energie pro Zeit. In Var (Voltampere reaktiv).
 Phasenverschiebung ° .

Entsprechend dem Verhalten der Elemente R, L und C im WS- Kreis gilt für die Phasenver-
schiebung:

Ohmsch- Induktiver Verbraucher: I eilt U nach 0° 90° 0

Ohmsch- Kapazitiver Verbraucher: U eilt I nach 0° 90° 0

Der sinusförmige Verlauf von Strom und Spannung tritt nur dann auf, wenn sich ausschließlich
lineare Verbraucher im Netz befinden. Zudem ist die Phasenlage zwischen U und I zu beach-
ten:

 Bei ohmschen Verbrauchern verlaufen Spannung und Strom gleichphasig.


 Beim Auftreten kapazitiver oder induktiver Verbraucher tritt zusätzlich eine Verschie-
bung der Phasenwinkel zwischen dem Verlauf von Strom und Spannung auf.

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14.2 Wirkleistung bei sinusförmigen Größen
Mit den Augenblickswerten von Spannung u (t) und Strom i (t) und mit Betrachtung der Pha-
senlage von Spannung und Strom gilt mit

⋅ ⋅ ̂⋅ ⋅

Mit Anwendung des Additionstheorems ⋅

ergibt sich ⋅ ⋅ 2

und mit Verwendung des Effektivwertes ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ 2

Damit ergibt sich für die Wirkleistung:

⋅ ⋅ in W (Watt)

Der Ausdruck ergibt eine Momentan-


leistung mit einem sinusförmigen Ver-
lauf, allerdings die doppelte Frequenz,
dessen Mittelwert gleich Null ist.

Dieser Ausdruck stellt die Amplitude


der Funktion ⋅ ⋅ 2 dar und wird als Scheinleistung bezeichnet.

Die Wirkleistung P ist die Leistung, die im zeitlichen Mittel im Verbraucher in Wärme umge-
wandelt wird. Die Wirkleistung kann positiv als auch negativ werden,

 Positive Werte entsprechen einer Leistungsaufnahme des Verbrauchers,

 Negative Werte entsprechen einer Leistungsabgabe bzw. eine Einspeisung el. Energie
in das Netz.

Die Wirkleistung kann ebenso als arithmetisches Mittel (bei kontinuierlich vorhandener Größe

der Gleichwert) der Momentanleistung: ̅ ⋅ betrachtet werden. Die

tatsächlich bezogene Leistung (Kurve 1) kann als Überlagerung angesehen werden aus ei-
nem zur Wirkleistung beitragenden Anteil (Kurve 3) und einem zur Blindleistung beitragenden
Anteil (Kurve 2). Dabei ist T bei periodischen Vorgängen die Periodendauer oder bei statisti-
schen Vorgängen eine hinreichend lange Zeit

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14.3 Blindleistung bei sinusförmigen Größen
Die im Wechselstromnetz enthaltenen Blindelemente L und C bauen in jeder Netz-Halb-
schwingung ein magnetisches und/oder elektrisches Feld auf und wieder ab. Diese Art von
Blindleistung ist mit einer Phasenverschiebung zwischen Spannung und Stromstärke ver-
bunden.

Für den Strom gilt unter Beachtung der Phasenverschiebung zwischen u(t) und i(t)

cos sin

Dies lässt sich als einen im Phasenwinkel mit der Spannung übereinstimmenden Wirkstrom
und einen um 90° versetzten Blindstrom interpretieren.

Damit ergibt sich für die Leistung ⋅ cos cos sin

Dies lässt sich mit der Doppelwinkelfunktion umformen zu

cos ϕ⋅ 1 cos 2 - sin ϕ⋅ sin 2

Kurve 2 zeigt den zweiten Summan-


den als eine Schwingung um Null,
die damit nichts zum Energiefluss
beiträgt. Der Faktor sin ϕ in

diesem Summanden dient in Analo-


gie zur Definition der Wirkleistung
zur Definition der Verschiebungs-
blindleistung

Für den Effektivwert der Blindleistung ergibt sich damit ∙ ∙ sin

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14.4 Scheinleistung
Da in einem Elektroenergiesystem sowohl

 die Wirkleistung; resultierend aus der Energieumwandlung der Elektroenergie in Nut-


zenergie ⋅ ⋅
 als auch die Blindleistung, resultierend aus den durch die Blindelemente L und C abge-
forderten el. und mag. Feldenergien ∙ ∙ sin

bereitgestellt werden müssen, ist für den Versorger die vom Verbraucher abgeforderte resul-
tierende Gesamtleistung ausschlaggebend.

Die Gesamtleistung wird als Scheinleistung S be-


zeichnet und ergibt sich aus den Effektivwerten
von Strom und Spannung

⋅ in VA (Voltampere)

Aufgrund der unterschiedlichen Phasenlage zwi-


schen P und Q können die Energien nur geomet-
risch addiert werden.

Der resultierende Leistungsfaktor ergibt sich dann


zu tan

In der komplexen Wechselstromrechnung für den


sinusförmigen Spannungs- bzw. Stromverlauf ist
die Scheinleistung definiert als

 komplexe Addition aus Wirkleistung P und


Blindleistung Q.
 Produkt der Spannung U mit der konjugiert
komplexen Stromstärke ∗ ∙ ∗

Die Wirkleistung P resultiert aus der Energiewand-


lung am ohmschen Widerstand und kann aus dem
2. Hauptsatz der Thermodynamik nur positiv sein.
Da die Phasenverschiebung >0 bzw. < 0 sein kann,
kann auch die Blindleistung zwei Größen anneh-
men

 positiv als induktive Blindleistung:

 negativ als kapazitive Blindleistung:

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14.5 Leistungsfaktor und Kompensation
Bildet man das Verhältnis aus Wirk- und Scheinleistung, so ergibt sich der sogenannte Leis-
tungsfaktor cos : cos

Meist liegt eine Kombination von Wirk- und Blindleistung vor, die zueinander eine relative
Phasenlage von  90° aufweisen. Alle drei Leistungsarten lassen sich auf der Basis des Zei-
gerdiagramms verknüpfen. Das Leistungsdreieck ist ein rechtwinkliges Dreieck, bei dem die
Scheinleistung die Hypotenuse, die Blindleistung die Gegenkathete und die Wirkleistung die
Ankathete ist. Anzustreben ist ein Wert von cos1. Da die Blindleistungsanteile von L
und C gegenphasig sind, kann eine Kompensation durch Hinzufügen des jeweils anderen
Blindleistungsverbrauchers erfolgen.

In der Energietechnik sind die meisten Verbraucher ohmsch-induktiv, so dass ein Leistungs-
faktor <1 auftritt und die Scheinleistung größer als die Wirkleitung ist. Um eine Reduzierung
der bereitzustellenden Leistung zu erreichen, kann die induktive Blindleistung durch eine
gleich große kapazitive Blindleistung erfolgen

Die notwendige Kapazität zur Kompensation einer ergibt sich dann zu:

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