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Pécs zur Zeit der Zsolnays

Thematischer Spaziergang in Pécs

Route der Führung:

Zsolnay Denkmal – Postpalast –


Szerecsenpatika – Zsolnay Museum -
Széchenyi Platz – Király Str. – Vasváry
Haus

Mitte des 19. Jahrhunderts war Pécs noch eine Kleinstadt ohne besondere
Bedeutung. Man lebte vor allem aus der Landwirtschaft, aus Obst- und
Gemüseanbau, Viehzucht. Über Industrie kann man noch nicht sprechen.
Energie der Bäche von dem Mecsek wurde von Müllern, Gerbern und
Bierbrauereien benutzt. Fassbinder, Töpfer gab es schon, sie arbeiteten
aber noch in Zünften. Die Produkte verkauften sie auf den Marktplätzen der
Stadt.
1769 hat man Kohle in Mecsek Gebirge gefunden und damit begann eine
immer schnellere Entwicklung. 1853 kaufte und pachtete die
Donaudampfschifffahrtsgesellschaft das Recht zum Abbau der Kohle. Diese
Prozesse wirkten auch auf andere Zweige der Wirtschaft positiv: der
Verkehr entwickelte sich, neue Firmen und Fabriken wurden gegründet.
Denken wir nur an die Sektfabrik der Littke Familie, an die Handschuhfabrik
der Hamerlis, Orgelfabrik von Angster, an die Zsolnay Fabrik. Man
veranstaltete Industriemessen und -ausstellungen.
Die Kaufkraft der Menschen wurde größer und damit auch ihre Ansprüche.
Der Handel blühte. In der Hauptstraße (heutige Király Str.) wurden in den
Höfen Lagerräume errichtet, da das Dach- bzw. Kellergeschoss nicht mehr
genug groß für die Aufbewahrung der Produkte war. Das Bürgertum wurde
stärker und es entstand eine reiche Schicht, die diesen Aufschwung auch
nach außen zeigen wollte. Das Stadtbild veränderte sich: Bürgerliche
Wohnhäuser im romantischen Stil verzierten die Straßen, Denkmäler
wurden aufgestellt, man gründete das Bürgerliche Casino, baute Hotels,
Cafes. Die Verschönerung der Stadt zu dieser Zeit ist im großen Maß der
Zsolnay Baukeramik und den Initiativen der Zsolnays zu verdanken.
Während unseres Spaziergangs wollen wir auf die Spuren der Zsolnays
gehen.

Das Denkmal neben uns stellt Vilmos Zsolnay, den „größten


Töpfer“ des Landes dar. Sein Sohn, Miklós Zsolnay, hat vor
100 Jahren (1907) die Initiative ergriffen, ihm eine Statue
aufzustellen. Die Bekanntheit und der Weltruhm der Zsolnay
Manufaktur ist vor allem ihm zu verdanken. Vilmos übernahm
die im Jahre 1853 gegründete mit Schwierigkeiten
kämpfende Manufaktur von seinem Bruder. Von nun an
wendete er immer größere Energien für den Ausbau des
kleinen Betriebes auf. Er führte in den umliegenden Tongruben zahlreiche
Materialprüfungen durch, verwendete den Profit seiner Unternehmen für
die Technisierung des Betriebes. Die Wiener Weltausstellung (1873)
brachte ihm den ersten größeren Erfolg. Zu seiner Zeit erlebte die Firma
ihre Blütezeit, die Erneuerungen wurden entwickelt. Vilmos studierte
Chemie, nahm an Experimenten selbst teil, führte eine künstlerische
Tätigkeit aus.
1877 entwickelte er die Porzellanfayence und die damit verbundene
Scharffeueremail-Technik. Er interessierte sich immer mehr für die
Baukeramik, begann zusammen mit Vince Wartha und Lajos Petrik seine
Experimente mit Reduktionsglasuren. Die Eosin-Technik wurde dann bei
der Millenniumsausstellung (1896) vorgestellt. Zsolnay führte weitere
Experimente durch und arbeitete dabei zahlreiche Variationen des
Verfahrens aus. Mit seinem Tod im Jahre 1900 wurde eine Periode
abgeschlossen.
Sein Sohn produzierte überwiegend Industrieporzellan (Isolatoren,
Wasserröhre) und Baukeramik im Jugendstil. Bei den Ziergegenständen
nahm der Anteil der serienmäßig erzeugten Figuren zu. Nach dem ersten
Weltkrieg verlor die Firma wegen des Friedens von Trianon ihre Rohstoffe
und Märkte und geriet in großen Schwierigkeiten. Dann kamen noch der
zweite Weltkrieg und die Verstaatlichung. Die Produktion wurde eingestellt,
die Eigenständigkeit der Fabrik aufgehoben. Unter dem Namen
Porzellanfabrik Pécs wurde sie in das landesweit ausgedehnte Feinkeramik-
Industrieunternehmen eingegliedert. Erst 1982 gewann sie ihre
Selbstständigkeit zurück. 1991 wurde sie privatisiert.
Die Bedeutung von Vilmos Zsolnay wurde auch dadurch grösser, dass er
eine Gesellenschule, dann die Industrie- und Handelskammer gründete, an
der Arbeit der Bürgerlichen Casino teilnahm, also vieles für die Stadt tat.
Das Aufstellen des Denkmals wurde 1907 aus Spenden verwirklicht und
hundert Jahre später finanzierte man die Erneuerung wieder mit Hilfe der
Bürger der Stadt und der Industrie- und Handelskammer.

Die Pläne des Denkmals stammen von Frigyes Schulek – einem der
bedeutendsten Architekten des 19. Jh. (Matthiaskirche, Fischerbastei in
Budapest). Die Hauptfigur stellt Vilmos dar. János Horvay hat sie
geschaffen. Die Nebenfiguren sind Werke von Sándor Apáti Abt und
verewigen fünf solche Berufe, die irgendwie mit dem größten Töpfer
zusammenhängen: Man sieht da einen Töpfer, einen Bildhauer, einen
Architekten, einen Maler und einen Chemiker.

Setzen wir jetzt unseren Spaziergang in Richtung des Zsolnay Museums


fort!
Unterwegs bleiben wir für einen Moment vor dem
Postpalast stehen. Auf dem Dach und an der Fassade
des imposanten Gebäudes glänzt Zsolnay Keramik.
Der Postpalast wurde zwischen 1902 und 1904 im Stil
der Sezession nach den Entwürfen von Ernő Balázs
gebaut. Er ist durch allegorische Figuren, die die
Tätigkeit der Post darstellen, durch Friese und durch Großwappen von
Ungarn verziert. All diese wurden in der Zsolnay Fabrik hergestellt. Seit
1893 ließ Vilmos Zsolnay unter der Bezeichnung „Pyrogranit“ eine grobe,
hoch gebrannte Steinzeugmasse produzieren, die speziell für den Bereich
der Baukeramik entwickelt wurde. Sie wurde bei hoher Temperatur
gebrannt, hatte eine homogene Struktur und hielt auch Extremen des
Kontinentalklimas stand. Um die Jahrhundertwende entstand in Ungarn
eine spezielle architektonische Stilrichtung – die Sezession -, bei der die
Verwendung farbiger Keramikelemente eine wesentliche Rolle spielte. Die
Zsolnay Baukeramik war sehr gut geeignet für die Verzierung der Gebäude
und man trifft sie an vielen Bauten der Zeit (Parlament, Matthiaskirche in
Budapest, Cifrapalast in Kecskemét). Das Material konnte man
auch für Herstellung von Brunnen, Kachelöfen, Kamins, Kacheln
benutzen. Zsolnay Fliesen verzieren z. B. die alten Metrostationen
in Budapest.
Das Wappen wird von zwei Seiten von Engeln getragen. Über dies
befindet sich die ungarische Krone. Im Hintergrund sind die
Wappen von Kroatien, Siebenbürgen, Fiume, Slawonien und
Dalmatien zu sehen. In den 50er Jahren musste es verdeckt werden, aber
seit der politischen Wende kann man es wieder bewundern.

Zu bewundern ist auch die älteste Apotheke der Stadt, die sog.
Szerecsenpatika (Maurenapotheke). Sie wurde noch im 17. Jh.
gegründet. In diesem Gebäude empfängt sie ihre Kunden seit
1897, der Besitzer zu der Zeit war István Sipőcz. Die Einrichtung
der Apotheke wurde aus Eichenholz im Neurokokostil in der
Werkstatt von Károly Hoffmann hergestellt. Die bunten Blumen
darstellenden Keramikeinlagen stammen aus der Zsolnay Fabrik.
In der Officina (Laden) steht der Trinkbrunnen von Gyula Zsolnay.
Er entwarf auch die kleinen Maurenstatuen, die sich über dem
Eingang in einer Nische und im Laden befinden. Zur Zeit der
Sezession wendete man seine Aufmerksamkeit nach Osten,
exotischen Sachen zu. Sehr beliebt waren dann
Figuren wie Maure, Elefant, Löwen, märchenhafte
Farben und Formenwelt.
Da die Apotheke auch als Museum funktioniert,
schlage ich vor, sie zu betreten!

Das Zsolnay Museum befindet sich in dem ältesten


Gebäude der Stadt, in der Káptalan Straße. Fragmente
von der Romanik an sind an der Fassade zu erkennen.
Das Gebäude wurde in den letzten Jahren renoviert
und ab Herbst 2007 empfängt es wieder die Gäste.
Über dem Eingangstor sieht man ein Immaculata-
Relief, im Torgewölbe gotische Sitznischen. Der Hof
des Hauses wurde auch für das Publikum eröffnet, da
kann man verschiedene Zierkeramiken der Zsolnay
Fabrik bewundern.
Die Zsolnay Familie errichtete ein Museum zum 100.
Geburtstag von Vilmos (1928) auf dem Gelände der
Fabrik. Da sie fast von jedem wertvollen Stück der
Fabrik mehrere Exemplare besaßen (zerbrechlich), entstand eine
wunderbare Kollektion. (Eine kleinere Sammlung bekam auch die Stadt
1907 von Miklós geschenkt.) Die Geschichte der Fabrik darstellende
Sammlung mit mehreren Tausend Exponaten und wertvollen Dokumenten
wurde 1948, von einem Tag auf den anderen verstaatlich, der Familie
weggenommen. Ab 1951 gehörte sie dann dem Janus Pannonius Museum.
Da die Kollektion riesengroß ist, kann man nicht alles dem Publikum zeigen.
Die heutige Ausstellung wurde von der Kunsthistorikerin und Zsolnay-
Expertin, Orsolya Kovács zusammengestellt und zeigt uns alle drei
wichtigen Erfindungen der Zsolnay Familie.

Im Erdgeschoss führt man uns in die Welt des


Pyrogranits. Diese wetterfeste Masse war ursprünglich
Steindl-Masse genannt, nach dem Architekten des
Parlaments. Experimente von Vilmos begeisterten auch
ihn und er beauftragte den „Töpfer“ mit der Verzierung
des Landeshauses. Statuen, Friesen, Wappen wurden
von der Firma hergestellt und der Pyrogranit zuerst an
Bauten benutzt. Im Museum kann man den Altar von
Mariasdorf (Österreich) bewundern, die von Steindl mit
Hilfe der Zsolnay Produkte erneuert wurde. Unter
einem Baldachin sieht man Maria mit dem Jesuskind.
Rechts von ihr steht Hl. Elisabeth von Thüringen
(Tochter von Andreas II.), die eben Brot verteilt. Links
ist Franz von Assisi zu sehen. Der Entenbrunnen von Géza Maróti zieht die
Blicke an sich, das Meisterstück wurde zur Weltausstellung in Mailand
(1906) geschaffen. Weiters sind Kachelöfen, Fliesen, Brunnen, Büste von
berühmten Personen aus Pyrogranit ausgestellt.
Im ersten Stock trifft man sich in dem Gedenkzimmer.
Diese Räumlichkeit existiert ab 1990, Möbel, Fotos,
Gemälden und Gebrauchsgegenstände der Familie
findet man da. Der Besucher kann sich ein Bild darüber
schaffen, wie die Zsolnays gelebt hatten, in welchem
Milieu. Im Flur empfangen uns Dokumente, alte Fotos,
die die Entwicklung, Geschichte der Firma und die
Tätigkeit der Familie und die Familienmitglieder zeigen.
Keramikbilder hängen an der Wand. Die Schwierigkeit
der Herstellung lag darin, dass der Künstler im Laufe des
Malens die gewünschten Farben nur auf einer
nummerierten Tabelle sehen konnte, da die Farbmassen die endgültige
Farbe erst nach dem Brand erhielten. Mit dieser Technik haben die Künstler
entweder eigenes Werk geschaffen oder von bekannten Gemälden Kopien.
Anhand der Vitrine können wir der Veränderung der Techniken und Motiven
im künstlerischen Bereich der Zsolnay Keramik kennen lernen.
Einer der wichtigsten Erneuerung der Firma war die Porzellanfayence. Sie
wurde zuerst auf der Pariser Weltausstellung (1878) vorgestellt. Zsolnay
erhielt dafür eine Goldmedaille, den Grand Prix und wurde in die
französische Ehrenlegion aufgenommen. Zur Masse benutzte man neben
den üblichen Ton, Quarz, Feldspat auch noch Rhyolith, ein vulkanisches
Gestein. Die Grundfarbe wurde so weiß, aber wenn man mehr Eisen im Ton
hatte, dann elfenbeinfarbig. Diese stabile Masse wurde mit bleifreien
Scharffeuerglasuren dekoriert. Der Brand erfolgte bei niedrigerer
Temperatur als bei chinesischem Porzellan (statt 1400 bei 1250 Grad). Die
Verzierung lag über der Glasur, deshalb hoben sich die Muster heraus. Den
verschmolzenen Randen hat man dann mit Gold Kontur gegeben.
Was Zsolnay noch so berühmt machte, war die Eosin.
Bei der Eosin-Technik handelte es sich um eine spezielle
Lüsterglasur (Metallglasur). Diese metallisch wirkende
Oberfläche entstand beim Brand durch Reduktion der
Metalloxide. Der Phantasiename „Eosin“ wurde
vermutlich vom griechischen Wort „eos“ (Morgenröte)
abgeleitet und stammt von einer Textilfarbe, die ihre
Farbe ähnlich veränderte (vom Rot wurde Grün an der
Luft). Lüsterglasur haben zuerst die Persier an
Keramiken im 9. Jh. angewandt, die Technik gelang
durch arabische Vermittlung nach Europa, aber man vergaß sie. Sie wurde
im 19. Jh. neu entdeckt und es entstanden mehrere Varianten. Vilmos
Zsolnay begann 1891 mit Experimenten auf diesem Gebiet. Die Firma
entwickelte insgesamt 58 neuartige Lüsterfarben.
Außer diesen gab es noch eine Menge unterschiedlichen Glasuren:
Die so genannten Tigerglasuren bestehen aus zwei oder mehreren
Schichten. Die dickflüssige Glasur reißt in vielen Fällen bereits im
Rohzustand auf. Durch ihre hohe Oberflächenspannung entsteht im Verlauf
des Brennens ein aus Flecken bestehendes Muster. Es sieht mal wie
ausgetrockneter Salzboden, mal wie Ölperlen aus. Die Wirkung wird
gesteigert, wenn die Glasuren unterschiedliche Farben haben. Entstehung
dieser Glasur ist einem reinen Zufall zu verdanken, da eine Arbeiterin eine
Flasche Petroleum versehentlich in die Glasur fallen ließ und daraus die
Perlenformen entstanden.
Wenn durch die langsame Abkühlung die Bestandteile kristallisieren,
sprechen wir über Kristallglasur. Den mattschwarzen Grund nennt man
Mattglasur, die vergoldete Oberfläche auf rotem Grund – Goldbrokat.
Die Grünglasur, die die römischen und griechischen Vasen nachahmt,
bezeichnet man „vert antique”. Man benutzte aber auch die
Durchbruchstechnik und wenn eine hauchdünne Glasurschicht die
Durchbrüche füllt, bekommt man die sog. Bienenwaben. Wenn die
Bestandteile der Glasur bei unterschiedlicher Temperatur schmelzen und
ineinanderlaufen, entsteht die Laufglasur oder „flowing”
Die Motivwelt der Keramik veränderte sich auch mit der Zeit. Die ganze
Familie hat an der Entwicklung der Motive teilgenommen. Während ihrer
Reisen im Ausland oder im Land sammelten sie die verschiedensten Muster.
Die sog. Pannon-Gefäße sind Kopierung der aus der Bronzezeit
stammenden Keramikgefäße. Vilmos Zsolnay mochte die Urwaldmotive mit
Kobalt zeichnen. Ihre Töchter waren besonders begabt und geschickt: Júlia
benutzte orientalische Motive, Teréz - volkstümliche Motive. Sie sammelten
begabte Künstler der Zeit, die neue Motive für sie schufen: Von Ármin Klein
und Kelemen Kaldeway stammen die Ritter und Hofdamen der Renaissance.
Tádé Sikorski schuf im maurischen Stil. Die Vorliebe zu den persischen,
arabischen Motiven ist spürbar an den Werken, was auch mit dem Zeitgeist
zu erklären ist. Und dass diese Gefäße bis heute aktuell, in sein können,
beweist nichts besser, als dass 2007 der Sultan von Oman nach den alten
Fotos solche Gegenstände bestellte.

Nach der Besichtigung des Museums gehen wir auf den Széchenyi Platz,
auf einen der Hauptplätze der Stadt. Er gewann sein heutiges Antlitz im
18.-19. Jahrhunderten. Die einflussreichen Bürger bauten Paläste auf, die
nicht mehr einstöckig waren, sondern mächtig und pompös. Sie
präsentierten den Vermögenszuwachs der Familien. Und da die Zsolnay
Keramik beliebt und modisch war, verzierten damit die Gebäude.
An der Ecke, wo wir den Platz erreichen, steht das Gebäude des
Gymnasiums Nagy Lajos. Sein Nordgeflügel wurde 1936 errichtet, als in
einer Nische die Mariastatue aus Pyrogranit ihren Platz fand. Anhand der
Zeichnung von Gyula Kőszeghy wurde sie in der Fabrik gemacht, genauso
wie die Reliefs über den Eingang in der Janus Pannonius Straße.

Als schönstes Beispiel für Paläste des Platzes könnten wir das Gebäude
der ehemaligen Sparkasse hervorheben, das unsere Aufmerksamkeit
gleich an sich zieht.
Das dreistöckige Haus wurde 1898 im eklektischen
Stil gebaut. Diese Jahreszahl zeigen uns auch die
römischen Ziffern oben mit Reliefs verziert, die
natürlich aus der Zsolnay Fabrik stammen. Die
weiteren Reliefs sind Symbole der Sparsamkeit. Das
Dach war zwar abgebrannt, ist aber Produkt der
Firma.

Auf der anderen Seite gegenüber der Sparkasse steht das einstige Zsolnay
Haus. 1845 wurde es gebaut und hier hatte der Vater von Vilmos, Miklós
ein Geschäft errichtet. Wie üblich, wohnte die Familie oben, das Geschäft
fand unten Platz. 1858 erweiterte der Sohn das Gebäude mit einem
anderen in der Fő (heute: Király) Straße, das den Namen Basar bekam.
Die zwei Häuser wurden durch eine glasbedeckte Passage verbunden. Die
Töpferfabrik war dann noch in den Händen von Ignác, der die ersten
Experimente mit Baukeramik machte. Die Fassade wurde durch
Terrakottenmotive verziert, die als „Werbemittel“ dienten. Die Bürger
konnten die Vielseitigkeit der Keramik bewundern, sie wurden dadurch zum
Kauf motiviert.

Das Wappen der Stadt über dem Eingang des Rathauses stammt auch
aus der Zsolnay Fabrik. Pécs wurde im Jahre 1780 zur freien königlichen
Stadt. Die Buchstaben weisen auf Joseph II. und Maria Theresia hin. Das
Mecsek Gebirge mit der Krone und die Stadt mit vier Toren ist gut zu
erkennen. Die zwei Berge mit Weintrauben sind der Arany-hegy und Tettye.

Vor der Kirche der Barmherzigen Brüder steht ein


Prachtstück der Fabrik, der Zsolnay Gedenkbrunnen.
Miklós Zsolnay schenkte ihn der Stadt Pécs 1912. Nach
den Entwürfen von Andor Pilch wurde er aus Pyrogranit
hergestellt, die Stierköpfe bekamen Eosinglasur. Als
Muster diente der Goldfund von Nagyszentmiklós.
Setzen wir jetzt unseren Spaziergang in der Király Straße
fort! Fast jedes Gebäude, das in der Zeit der Romantik
gebaut wurde, wurde mit den Produkten der Firma
verziert. Die Fensterrahmen des Nendtvich Hauses
fallen gleich am Anfang der Straße auf. Unter anderem lernte Vilmos
Zsolnay bei Károly Nendtvich, dem berühmten Naturwissenschaftler
seiner Zeit, Chemie.

Die Fassade des Archivs zeigt eine breite Palette der Zsolnay
Verzierung. An der Stelle stand das Salzhaus, das aber 1870 völlig
neugestaltet wurde und beheimatete die Finanzverwaltung. An der
Fassade sind die früheren Werke der Firma, noch ohne Glasur zu
erkennen. Die hier zu sehende Baukeramik wurde von Vilmos Zsolnay
auf der Weltausstellung in Wien (1873) präsentiert. Im ersten Stock
sieht man über die Zwillingsfenster Mercurius, den mythologischen
Gott des Handels und Boten der Götter. (In der griechischen Mythologie
wird er Hermes genannt). Sein Kopf ist durch Blumengirlanden umfangen.
Im zweiten Stock umrahmen diese Girlanden das Wappen von Ungarn. Die
Blumeneinlagen unter den Fenstern wiederholen sich an zahlreichen Bauten
der Stadt, da sie nach der Ausstellung sehr in die Mode kamen.
Das Nationaltheater wurde 1894 nach den
Plänen von Antal Steinhard und Antal Lang
gebaut. Die Stadt wollte zur Verzierung
repräsentative, wertvolle Statuen, die auf das
Theater hinweisen. Zuerst wurde György Kiss
– der Bildhauer, dessen Werke wir aus der
Basilika kennen – mit der Arbeit beauftragt
und er hat die Pläne gemacht. Aber da Vilmos
eine preisgünstigere Variante anbot, wurde
ein Teil der geplanten Statuen statt Stein aus
Pyrogranit gefertigt. Die Genius-Gestalt oben auf der Kuppel war dann noch
vergoldet. Die fünf Künstler (Erkel, Csiky, Szigligeti, Kisfaludy, Vörösmarty)
sind von Kiss geschaffen. Die drei Gestalten über dem Tympanon, das Relief
über Diana in dem Tympanon und die allegorischen Frauenfiguren zwischen
den Säulen wurden aus Pyrogranit hergestellt, genauso wie die braunen
Reliefs und von Innen das Treppengeländer. Über der Kasse kann man ein
Relief aus dem Jahre 1986 sehen, das von Imre Schrammel und György
Fürtös geschaffen wurde.

Unseren Spaziergang beenden wir bei dem Vasváry-Haus. Das Haus


gehörte der Eisenhändlerfamilie Traiber, die aber später ihren Namen
magyarisierte. Die Familie siedelte 1812 nach Pécs über und wohnte zuerst
in dem sog. Hattyúház (Schwannhaus) wo sie ein Geschäft eröffnete.
Eisenwaren und Gewürze führten sie. Der Sohn der Familie János Lipót
kaufte das als Vasváry-Haus bekannt gewordene Immobilie 1840. Dann sah
es aber noch nicht so wie heute aus, der Neubau erfolgte in den siebziger-
achtziger Jahren im eklektischen Stil. Da die Inneneinrichtung fast
unberührt erhalten geblieben ist, kann man ein treues Bild über das Leben
der Bürger im 19. Jahrhundert schaffen. Nicht nur dieses Haus und die
Wohnung wurde so schön errichtet, die Familie besaß
sogar eine Villa, die man schon luxuriös bezeichnen
könnte. Und diese Pompöse entstand mit Hilfe der
Zsolnay Keramik: ihr Pyrogranit benutzte man zur
äußeren Verzierung, zu den Kachelöfen in den Zimmern.
Eosin und andere Glasurtechniken sind an den
Gegenständen zu entdecken und zu bewundern. Und
dann hat man über das Tafelservice noch nicht
gesprochen, oder die Spiegelrahmen und Kronleuchter.
Die Familie hatte mehr als tausend Produkte aus der
Zsolnay Fabrik!
Nehmen wir jetzt die Fassade unter die Lupe! Oben, über der Aufschrift
Vasváry-ház, halten zwei Frauenfiguren das Wappen der Familie. (Die
Familie wurde 1688 geadelt.) Ihr Wappentier war der Löwe. Die
Frauengestalten haben Hammer und ein Zahnrad in den Händen, das soll
die Hüttenindustrie symbolisieren. Die Giebelfenster verziert
Blumenornament. Unter den Fenstern sind in der Mitte eingesenkter
Spiegel Löwenköpfe zu erblicken. Zwischen den Fenstern erzählen die
Reliefs über die Besitzer: an der östlichen Seite wurden Handel und
Verkehr, auf der anderen Seite Kunst und Industrie dargestellt.

Quellen:
Bezerédy Győző: Pécs, Mecsek-Tourist 1988
Katona Imre: Zsolnay szemtől szemben, Gondolat, Budapest 1977
Romváry Ferenc: A néhai Vasváry-ház In: Pécsi Szemle, 2002 nyár 28ff

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