Problemstellung: Gentechnik - Ein Teilgebiet der Biotechnologie mit Chancen und Risiken
LERNJOB
Lesen Sie den folgenden Text und schlagen Sie unbekannte Fachbegriffe nach. Bearbeiten Sie
anschließend die Aufgaben.
In der Biotechnologie
nutzt der Mensch Zellen
– die kleinsten Einheiten
des Lebendigen – oder
d e re n B e s t a n d t e i l e .
Vom Einzeller bis zum
komplexen Lebewesen
besitzen alle Zellen
einen ähnlichen Aufbau.
G r u n d s ä t z l i c h
unterscheidet man
prokaryotische Zellen
(z.B. Bakterien) und
eukaryotische Zellen
(Tiere, Pflanzen, Pilze
und Einzeller).
P ro k a r y o t e n ( a u c h :
Prokaryonten) besitzen
keinen echten Zellkern.
Das Erbmaterial liegt in
Form eines geschlossenen DNA-Strangs, dem Bakterienchromosom vor. Der DNA-Strang konzentriert sich in
einem Bereich der Zelle, der als Kernäquivalent oder Nucleoid bezeichnet wird. Zusätzlich enthält die Zelle kleine
zirkuläre genetische Zusatzelemente, die Plasmide. Diese spielen in der gentechnischen Nutzung eine bedeutende
Rolle. Prokaryoten besitzen keine funktionellen Untereinheiten der Zelle (Kompartimentierung durch Organellen).
Bei Eukaryoten (auch: Eukaryonten) ist das Erbmaterial in Form mehrerer Chromosomen im Zellkern enthalten. Sie
besitzen Organellen, die durch Membranen vom restlichen Inneren der Zelle, dem Cytoplasma, abgetrennt sind.
Sie bilden so genannte Kompartimente. Im Gegensatz zur heterotrophen Tierzelle besitzt die autotrophe
Pflanzenzelle zusätzlich noch Chloroplasten für die Photosynthese und eine Vakuole zur Speicherung von Stoffen.
Da Zellen in der Biotechnologie industriell genutzt werden, kann man ihre Bestandteile und Stoffwechselvorgänge,
hier am Beispiel einer eukaryotischen Zelle aufgezeigt, durchaus mit einem produzierenden Chemieunternehmen
vergleichen: Der Zellkern ist die Managementzentrale, in der die Informationen f r den Bau und die Funktion der
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Mit Hilfe der Enzyme findet eine regelrechte Verbundproduktion statt. Als eine Gruppe der Proteine synthetisieren
sie alle weiteren Produkte und Vorprodukte, die f r die Zelle oder den Organismus lebensnotwendig sind:
Kohlenhydrate, Aminosäuren, Fette, Öle, Wachse, Hormone, Farb-, Duft- und Giftstoffe etc.
Hinsichtlich der Synthese und Modi kation von Proteinen sind eukaryotische Zellen den prokaryotischen
überlegen. Sie können komplexere Proteine bilden und sind imstande, diese nach der Proteinbiosynthese in
vielfältiger Weise zu modifizieren. Zu diesen Modifikationen zählen u.a. komplizierte Proteinfaltungen oder das
„Zurechtschneiden“ von Eiweißmolekülen durch Protein spaltende Enzyme (Proteasen).
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Lesen Sie den folgenden Text und schlagen Sie unbekannte Fachbegriffe nach. Bearbeiten Sie
anschließend die Aufgaben.
1. Listen Sie auf: Welche Eigenschaften sollten Bakterienzellen aufweisen, um für die industrielle
Biotechnologie nutzbar zu sein?
2. Welche Schwierigkeit ergibt sich durch das Ausschalten oder Beeinflussen von Genen? Erklären Sie.
3. Forscher wenden verschiedenste Untersuchungen und Methoden an, um als „Zellfabriken“ geeignete
Bakterien zu identifizieren, selektieren und für die Stoffproduktion zu optimieren. Erst danach wird ein
Laborstamm als Produktionsstamm verwendet. Beschreiben Sie:
• Welche Untersuchungen werden an klonierten Bakterien vorgenommen?
• Welche drei Methoden der Zelloptimierung lassen sich unterscheiden?
4. Was versteht man unter „gelenkter Evolution?“ Listen Sie die Vorgehensweise eines Gentechnikers
Schritt für Schritt auf.
Von Natur aus sind Mikroorganismen eine schier unerschöpfliche Quelle für Substanzen, die sich z.B als
pharmazeutische Wirkstoffe nutzen lassen. Mit zusätzlichen Genen ausgestattet, können lebende Zellen in
leistungsfähige „Fabriken“ verwandelt werden. So können biologische Stoffe wie Antikörper, Enzyme oder
Impfstoffe produziert werden.
Bakterien haben im Laufe der Evolution die vielfältigsten Eigenschaften entwickelt. Das macht sie so interessant für
einen Einsatz als industrielle Helfer. Bakterielle Zellen müssen ganz speziellen Anforderungen genügen, um in
industriellen Prozessen eingesetzt werden zu können. Das fängt schon bei der Auswahl eines geeigneten Stammes
an: Dieser muss leicht zu kultivieren sein und die Fähigkeit besitzen, fremdes Erbgut stabil aufzunehmen. Darüber
hinaus sollten sie gentechnisch leicht zu verändern sein. Mit ihren ursprünglichen Verwandten aus der Natur sind
die in der Industrie eingesetzten Mikroorganismen nicht mehr vergleichbar. Vielmehr handelt es sich um
Hochleistungsbiofabriken, die das gewünschte Produkt in möglichst hoher Ausbeute und Qualität herstellen.
Agarplatte sichtbar. Bei einer Generationszeit von 30 Minuten kann in 24 Stunden aus
Text und Bilder verändert nach: Fonds der Chemischen Industrie im Verband der Chemischen Industrie e. V. (Hrsg.) (2009): Biotechnologie – kleinste Helfer - große Chancen. Frankfurt am Main.
einer Zelle ein Klon mit einer Billiarde identischen Zellen heranwachsen. Anschließend wird
der Klon meist auf ein definiertes, flüssiges Nährmedium überimpft. In diesem werden
dann verschiedene Untersuchungen durchgeführt: Diese betreffen beispielsweise die
Wachstumsgeschwindigkeit, die Kulturbedingungen und den pH-Wert. Weiterhin werden
der Nährsalzbedarf, der Bedarf an verwertbaren Kohlenstoff- und Stickstoffquellen und die
Abgabe von Stoffwechselprodukten in das Medium untersucht. Auf Basis dieser
Ergebnisse werden die für den jeweiligen Mikroorganismus optimalen Kulturbedingungen
Wachstum verschiedener Bakterien-
ermittelt und eingestellt. kolonien auf einer Agarplatte
Oft ist es auch notwendig, den Bakterienstamm zu optimieren, um eine wirtschaftliche Produktion zu ermöglichen.
Ein Weg besteht beispielsweise darin, die Natur mit ihren zufälligen genetischen Veränderungen (Mutationen) im
Zeitraffer nachzuahmen, weshalb man dabei von „gelenkter Evolution“ (directed evolution) spricht. In einem ersten
Schritt werden dabei Ausgangsorganismen herausgesucht, die bestimmte gewünschte Eigenschaften aufweisen –
allerdings noch nicht in optimaler Form. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn zwar eine gewünschte Substanz
hergestellt wird, aber noch zu langsam oder in zu geringen Mengen. Forscher greifen dann auf die zufallsbasierte
Mutagenese (Methode zur Erzeugung von Mutationen) zurück. Klassische Methoden der Mutagenese bedienen
sich ultravioletter Strahlung oder mutagener Chemikalien, die dem Nährmedium zugesetzt werden. Damit haben
sie ein Mittel in der Hand, neue genetische Varianten des Ausgangsorganismus herzustellen. Die dadurch
ausgelösten Mutationen ereignen sich zufällig und sind über das ganze Erbgut des Mikroorganismus verteilt. Diese
Mutanten bieten wiederum eine große Auswahl an potenziellen Produkten und Eigenschaften, die anschließend
auf die jeweiligen Ansprüche getestet werden müssen. Die geeignetsten Kandidaten können schließlich erneut in
eine „gelenkte Evolutionsrunde“ geschickt werden. Ein solcher Vorgang kann in beliebig vielen Runden wiederholt
werden – so oft, bis die angestrebten
Eigenschaften vorliegen.
Anschließend werden die so optimierten Zellen auf gewünschte Merkmale hin selektiert und dienen dann als
Hochleistungsbiofabriken der gewünschten Stoffproduktion. Vor allem die Molekularbiologie hat es in den letzten
Jahren möglich gemacht, dass man die Genaktivitäten und Stoffwechselvorgänge von Organismen immer besser
versteht. Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Verständnis hat die moderne Genomforschung geleistet. Unter
Genom versteht man die Gesamtheit aller Gene eines Organismus.