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12971
Pius Hauenstein
Abhandlung
zur Erlangung des Titels
der
vorgelegt von
Pius Hauenstein
dipl. Forsting. ETH
1998
Dissertation Nr. 12971 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Die vorliegende Dissertation entstand unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Bachmann,
Departement für Wald und Holzforschung, ETH Zürich. Für seine Unterstützung sowie
für die Finanzierung der ersten zwei Jahre dieser Arbeit möchte ich herzlich danken.
Herrn PD Dr. Ernst Ott, Departement für Wald und Holzforschung, ETH Zürich und
Herrn Dr. Bernhard Oester, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
danke ich für die Übernahme des Korreferates.
Zum Gelingen dieser Arbeit haben beigetragen: Frau Margrit Bischofberger, Frau Lydia
Van Winden, Frau Claudia Sutter, die Herren Urs Bischofberger und Hans-Ruedi Steiner
sowie die Nationalparkwächter bei den Feldaufnahmen und der Datenaufbereitung; Herr
Hans Ulrich Scherrer und der Kanton Graubünden mit dem zur Verfügung stellen von
Geräten; die Wissenschaftliche Nationalparkkommission und die Direktion des Schweize-
rischen Nationalparks durch die Gewährung des Zutritts in die entsprechenden Gebiete
des Nationalparks; Andreas Zingg (WSL) und Jean François Matter (ETH, D-WAHO)
mit der Überlassung von Daten– und weiterem Grundlagenmaterial; die Koordinations-
stelle für Luftaufnahmen (KSL) und das Bundesamt für Landestopographie mit dem zur
Verfügung stellen von Luftbildern sowie weitere Kolleginnen und Kollegen durch ihre
wertvollen Hinweise und Denkanstösse. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Ebenfalls meinen Dank aussprechen möchte ich meiner Familie, die diese Nebenbeschäf-
tigung unterstützt und den Abschluss geduldig abgewartet hat.
Diese Arbeit ist ein unabhängiges Einzelprojekt. Verschiedenste Grundlagen mussten
selbst zusammengetragen und Arbeitsmittel bereitgestellt werden. Ich führte sie weitge-
hend neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit – in einem Ingenieurbüro, später in der
kantonalen Verwaltung Graubünden – in der Freizeit durch. Infolge der nur beschränkt
verfügbaren Zeit wurde die Fertigstellung der Arbeit häufig unterbrochen und stark hin-
ausgezögert.
Das Gebiet der Erforschung von Strukturen im Allgemeinen aber auch von Pflanzenpopu-
lationen ist breit. Es existiert weltweit eine enorme Zahl von Arbeiten, Projekten und Pu-
blikationen. Ich habe versucht, einen möglichst breiten Überblick über dieses For-
schungsgebiet zu gewinnen. Nur ein Teil der Publikationen konnte in dieser Arbeit be-
rücksichtigt werden.
Um die Ergebnisse des umfangreichen Literaturstudiums über Strukturen, Bergföh-
ren und den Schweizerischen Nationalpark auch anderen interessierten Personen zugäng-
lich zu machen, wurden viele weiterführende und ergänzende Titel und Untersuchungen
in den Fussnoten (bezeichnet mit „siehe z.B.“ oder „vgl. dazu“) aufgeführt.
1 Einleitung 13
1.1 Ausgangslage 13
1.2 Der Strukturbegriff 14
1.2.1 Der Strukturbegriff im Allgemeinen 14
1.2.2 Der Strukturbegriff im forstlichen Sinne 16
1.2.2.1 Allgemeines 16
1.2.2.2 Begriffe und Definitionen 18
1.2.2.3 Zwecke forstlicher Strukturanalysen 20
1.3 Die Bergföhre 21
1.3.1 Systematik 21
1.3.2 Verbreitung 22
1.3.3 Eigenschaften 23
1.3.4 Forstliche Bedeutung 25
1.4 Zielsetzung 25
1.5 Methodischer Ansatz 26
2 Methoden 27
2.1 Einleitung 27
2.2 Informationsgewinnung 29
2.2.1 Informationsquellen 29
2.2.2 Baumkartierung 31
2.2.2.1 Zielsetzung 31
2.2.2.2 Mögliche Verfahren 32
2.2.2.3 Angewandtes Verfahren 34
2.3 Beschränkungen des Untersuchungsgebietes 36
2.3.1 Räumliche Beschränkung der Untersuchungsfläche 36
2.3.2 Zeitliche Beschränkung der Datenreihen 36
2.4 Strukturanalyse 37
2.4.1 Bildliche Darstellungen 37
2.4.1.1 Grundrissdarstellungen 37
2.4.1.2 Aufrissdarstellungen 37
2.4.1.3 Angewandtes Verfahren 38
2.4.2 Struktur-Kenngrössen 40
2.4.2.1 Allgemeines 40
2.4.2.2 Aggregationsindex 40
2.4.3 Standraum 41
2.4.3.1 Allgemeines 41
2.4.3.2 Dirichlet-Diagramm 41
2.4.3.3 Angewandtes Verfahren 43
2.4.4 Diskrete Textur 43
2.4.4.1 Kollektivbildung 43
2.4.4.2 Texturbeschreibung 44
2.4.4.3 Angewandtes Verfahren 45
2.4.5 Kontinuierliche Textur 45
2.4.5.1 Kernel Smoothing 45
2.4.5.2 Beschreibung der Textur 48
2.4.5.3 Angewandtes Verfahren 48
2.4.6 Einzelbaum-Modellierung 49
2.5 Datenmodell, Datenbank und Software 50
2.5.1 Allgemeines 50
-5-
6 Diskussion 149
6.1 Einzelbaum 149
6.2 Bestockungsstruktur 149
6.3 Bestockungsentwicklung 151
6.4 Methoden 154
6.4.1 Strukturanalyse 154
6.4.1.1 Struktur-Kenngrössen 154
6.4.1.2 Bildliche Darstellung 155
6.4.1.3 Dirichlet-Diagramm 156
6.4.1.4 Clusteranalyse 158
6.4.1.5 Kernel Smoothing 158
6.4.2 Informationsgewinnung 159
6.4.2.1 Grundlagen 159
6.4.2.2 Kartierung und Datenerhebung 160
6.4.2.3 Datenbank und Analyseinstrument 162
7 Folgerungen und Ausblick 163
7.1 Allgemeines 163
7.2 Methodik 163
7.3 Ökologie 165
7.4 Schlussbemerkung 165
Literaturverzeichnis 166
Beilagen
Beilage 1 Deckfolie zu Abb. 61 mit den Unterteilungen der Beobachtungsflächen aufgrund der
Strukturlinienbilder.
Beilage 2 CD-ROM mit gesamtem Text und allen Anhängen.
Zusammenfassung
Untersuchungen über die Struktur einer
Bergföhrenbestockung im Schweizerischen Nationalpark
In einer Fallstudie wurde die räumliche Struktur und Entwicklung einer sich selbst überlas-
senen Waldbestockung mittels nachvollziehbarer, quantitativer Methoden untersucht. Die
Wahl und Entwicklung der Methoden bildeten einen Schwerpunkt der Arbeit. Basierend
auf einer hierarchisch gegliederten Systematik mit verschiedenen Strukturniveaus, er-
folgte die Strukturanalyse ausgehend vom Einzelbaum.
Die Untersuchung wurde an Bestockungen mit aufrechten Bergföhren (Pinus monta-
na var. arborea) im Schweizerischen Nationalpark im Unterengadin durchgeführt. Der
Schweizerische Nationalpark ist ein Totalreservat, dessen Wald nach einer mehrere Jahr-
hunderte dauernden Phase intensiver Nutzung seit 1914 vollständig der natürlichen Ent-
wicklung überlassen wird. Das engere Untersuchungsgebiet liegt in der Nähe der Ofen-
passstrasse auf 1900 m ü.M. auf einem aus karbonatischen Sedimenten bestehenden, sanft
nach Süden geneigten Schwemmschuttfächer. Der grösste Teil der Analysen wurde an
drei seit 15 bzw. 45 Jahren bestehenden Dauerbeobachtungsflächen mit einer Ausdeh-
nung bis 35 Aren durchgeführt.
Die Kartierung der einzelnen Bäume, Stöcke und Baumleichen erfolgte mit einem ter-
restrischen Orthogonalverfahren, nachdem sich gezeigt hatte, dass grossmassstäbliche
aerophotogrammetrische Auswertungen in diesen dichten, relativ kleinwüchsigen Bestok-
kungen unvollständig und zuwenig differenziert sind. Für die räumliche Ausdehnung der
Untersuchung über die Dauerbeobachtungsflächen hinaus eigneten sich die vorhandenen
übrigen Materialien wie alte Luftbilder und Karten zu wenig.
Für die Strukturanalyse wurden folgende Methoden angewandt:
− Summarische Auswertungen ohne (Stammzahl, Zuwachs etc.) und mit Berücksichti-
gung der räumlichen Konstellation (Deckungsgrad, Kronenüberlappung, Aggregati-
onsindex nach CLARK & EVANS , Baumabstände etc.).
− Bildliche Darstellungen (Aufrisse (Profile), Grundrisse und Kartendarstellungen).
− Gewöhnliche Dirichlet-Diagramme (Standraumfläche, Bestimmung der Nachbarn).
− Clusteranalyse (single linkage) mit verschiedenen Grenzabstandsfunktionen und an-
schliessender Generalisierung in geometrische Primitiven (Linien).
− Bivariates Kernel Smoothing (Fixed Normal Density Kernel) mit verschiedenen Kernel
Weiten und Attributen.
Strukturindices allein gaben nur einen abstrakten und unvollständigen Einblick in die
Struktur einer Bestockung. Verfahren, welche nur auf dem nächsten Nachbarn bzw. des-
sen Distanz basieren, wurden den Klumpungen aus mehreren Bäumen nicht gerecht.
Bildliche Darstellungen sind seit langem bekannt und ermöglichen eine gute Doku-
mentation des visuellen Eindruckes. Mittels Computer war es möglich, aus einer einzel-
baumweise kartierten Fläche verschiedene Profile und Grundrisse in beliebiger räumli-
cher und zeitlicher Lage rasch zu generieren und darzustellen. Die Darstellungen sind
trotz der relativ einfachen Modellierung der Baumarchitektur anschaulich und realitätsna-
he. Wesentlich in Naturwäldern ist die Hervorhebung des Totholzes.
Die gewöhnliche Dirichlet-Polygonierung lieferte sehr anschauliche graphische und
numerische Resultate. Der Standraum und die Bestimmung der Nachbarn bildeten Ein-
gangsgrössen für weiterführende Analysen. Die gewöhnliche Dirichlet-Polygonierung
wurde allerdings den komplexen räumlichen Verhältnissen und damit den gegenseitigen
Beeinflussungen zu wenig gerecht. Sie muss erweitert werden, um v.a. die vertikale Glie-
derung gebührend berücksichtigen zu können. Ein einfacher Ansatz bestand in der Zerle-
gung der Bestockung in verschiedene Schichten auf der Basis des BHD.
Mit der Clusteranalyse konnten diskrete Linientexturen sichtbar gemacht werden.
Die damit gebildeten Kollektive wurden weiter analysiert. Eine Aggregierung der Ele-
mente auf hierarchisch höheren Niveaus war möglich.
- 10 -
Mit dem Kernel Smoothing wurde die Baumbestockung als kontinuierliche Textur
betrachtet. Die Ergebnisse wurden als dreidimensionale thematische Oberflächen darge-
stellt. Die Möglichkeit verschiedene Baumattribute (BHD, Basalfläche, Zuwachs, Trend-
residuen etc.) für das Kernel Smoothing zu verwenden, ergab verschiedene Sichten. Die
Kernel-Weite kann stufenlos und ohne Verlust an Objektivität verändert werden. Dadurch
werden verschiedene Generalisierungsmassstäbe möglich.
Die angewandten Methoden sind noch weiter entwicklungsfähig. Die Fortschritte in der
EDV und in der Computational Geometry eröffnen in Zukunft weitere Möglichkeiten.
Als Analyseinstrument wurde das Geographische Informationssystem Arc/Info ver-
wendet. Bei der Datenmodellierung und der Auswertung sind teilweise die momentanen
Grenzen des Softwaresystems erreicht worden.
Die Untersuchung der Bergföhrenbestockungen auf den Dauerbeobachtungsflächen liess
drei Strukturniveaus erkennen:
− Klumpung (nahe beieinander stehende, geklumpt angeordnete Bäume, bis 10 Bäume
pro m2).
− Linien (80 - 85 % aller Bäume befanden sich innerhalb von 2,5 m breiten Streifen,
welche etwa 30 - 40% der Gesamtfläche ausmachen). Teilweise verliefen die Linien
gehäuft in Richtung Nord-Süd.
− Flecken (Patch). Durch Zusammenfassen der Strukturlinien oder direkt aus den Einzel-
bäumen konnten Flecken (≤ 10 Aren) gebildet werden. Das aus den Einzelbäumen mo-
dellierte Fleckengefüge variiert je nach benutztem Kriterium.
Die räumliche Ausdehnung der Dauerbeobachtungsflächen war zu gering, um die Struk-
turanalyse gesamthaft auf höheren hierarchischen Niveaus fortzusetzen.
Die untersuchten Bergföhrenbestockungen wiesen eine recht grosse räumliche Heteroge-
nität auf. Liegende Baumleichen waren vorzugsweise nach Süden ausgerichtet. Besonders
auffällig waren die als „Friedhöfe“ bezeichnete Konzentrationen mit abgestorbenen Bäu-
men. Die Ursachen für die verschiedenen räumlichen Strukturen waren nicht bekannt. Die
im Wald des engeren Untersuchungsgebietes aber auch in anderen Bergföhrenbestockun-
gen des Schweizerischen Nationalparks aufkommende Bergföhrenverjüngung war üppig.
Über die spezielle Verjüngungsökologie war noch wenig bekannt. Es waren keine Anzei-
chen für zukünftige grössere Zusammenbrüche oder tiefgreifende Umwandlungen festzu-
stellen.
Das Schwergewicht dieser Arbeit lag in der Formulierung von Ansätzen und in der Modi-
fikation bestehender oder Entwicklung neuer Methoden für die Strukturanalyse sowie im
Experimentieren mit diesen Verfahren. Die angewandten Modelle stellten eine starke
Vereinfachung und Abstraktion eines partiellen Ausschnittes aus der komplexen Bergföh-
ren-Strukturwirklichkeit dar. Sie sind kein absolut sicheres und vollständiges Abbild der
komplexen Wirklichkeit. Es ist zu hoffen, dass die formulierten Ansätze und Methoden
sowie die offenen Fragen in weiteren Untersuchungen aufgegriffen werden.
- 11 -
Abstract
An Exploratory Study of the Structure of a Mountain Pine (Pinus
montana) Stand in the Swiss National Park
A case-study researched the spatial structure and development of a forest which has been
left undisturbed from human intervention, deploying comprehensible quantitative meth-
ods. The choice and development of the methods were the focus of this study. Based on a
hierarchically structured taxonomy with various structural levels, the structural analysis
started from the individual tree.
The study was applied to mountain pine forests (Pinus montana var. arborea) in the
Swiss National Park in the lower Engadine. The Swiss National Park is a reserve whose
forests have been completely left to their own natural development since 1914, succeed-
ing a phase of extensive clearing for several centuries. The defined study area is close to
the Ofenpass route, 1900 m above sea level, and is situated on an alluvial fan which gen-
tly slopes to the south and contains sediments rich in carbonate. The major part of the
analysis was applied to three areas totaling 35 ares which have been continuously studied
for 15 and 45 years respectively.
A terrestrial orthogonal method charted individual trees, stumps and dead trees, since
photogrammetrical analysis of large-scale aerial photographs has proved to be incomplete
and not sufficiently differentiating in these thick stands of relatively small trees. Existing
aerial photographs and charts were inadequate for a spatial expansion of the study beyond
the continuously analyzed areas.
The structural analysis deployed the following methods:
− Numerical evaluation without (number of trees, growth increment etc.) and with con-
sideration of spatial constellations (crown cover, overlapping of crowns, aggregation
index according to CLARK & EVANS, distance of neighboring trees).
− Pictorial representations (profiles, ground plans and chart diagrams).
− Ordinary Dirichlet tessellation (area potentially available by a tree, identification of
neighboring trees).
− Cluster analysis (single linkage) considering various functions in relation to distance
and subsequent generalization in terms of geometrical primitives (lines).
− Bivariate kernel smoothing (fixed normal density kernel) with various kernel widths
and attributes.
Structural indices alone conveyed only an abstract and incomplete insight into the struc-
ture of a forest. Methods based on immediate neighbours and their distance do not ac-
count for the clustering of trees.
Pictorial representations are a traditional means of documenting visual impressions.
Computers enabled an area whose trees have been individually charted to be depicted as
profile and ground plan in any spatial position or time frame. The representations render
clear and realistic pictures, despite the relatively simple reconstruction of the tree archi-
tecture. An important part of this process is the separate depiction of dead wood in natu-
ral forests.
The ordinary Dirichlet tessellation was very descriptive in its display of graphical and
numerical results. The area covered by a tree, and the identification of its neighbours,
were the basis for more extensive analyses. The ordinary Dirichlet tessellation, however,
did not account sufficiently for the complex spatial conditions and their mutual influ-
ences. The ordinary Dirichlet tessellation has to be extended in order to take into account,
first of all, the vertical structure. A basic approach lied in splitting the stand into several
layers based on dbh.
Cluster analysis visualized discrete linear textures. The assembled clusters were further
analyzed. An aggregation of the elements was feasible on hierarchically heightened lev-
els.
- 12 -
Kernel smoothing allowed the forests to be viewed as continuous texture. The results
were projected as three-dimensional, subject-related surfaces. The option to use different
attributes for the kernel smoothing (dbh, basal area, growth increment, most frequent resi-
dues, etc.) resulted in varied perspectives. The width of the kernel was continuously ad-
justable without impairing objectivity. This allowed the choice of a number of scales.
The applied methods have further development potential. Progress made in EDP and
computational geometry will open up new possibilities in the future.
The geographical information system Arc/Info was being deployed as analytical in-
strument. At times, the data modeling and evaluating pushes the limits of the software
system.
The study of the mountain pine stands in the continuous-analysis areas had classified
three structural levels:
− Clusters (trees growing in close proximity to each other, up to ten trees per square me-
ter).
− Lines (80 to 85% of all trees grow within belts of 2,5 m, which make up around 30 to
40% of the total area); in places, the lines run from north to south predominantly.
− Patches; patches appear when structural lines or individual trees cluster (less than 10
ares); patches made up of individual trees vary depending on the criteria applied.
The spatial expansion of the continuously studied areas was too limited to allow a overall
structural analysis on a hierarchically higher level.
The studied mountain pine stands demonstrated a fairly big spatial heterogeneity. Fallen
dead trees were mainly facing south. Amassing of dead trees, called ‚cemeteries‘ (Die-
back patch), were particularly striking. The reasons behind the various spatial structures
were not known. The mountain pine regeneration in the forest of the area studied, and also
in other mountain pine forests in the Swiss National Park, was luxurious. Little was
known about the special regeneration ecology. There were no signs of future, major
break-downs or profound changes.
The focus of this study lied in the description of new approaches and in the modification
of existing methods, as well as in the development of new methods for a structural analy-
sis and in the experimenting with these methods. The applied models represented a pro-
found simplification and abstraction of only a small part of the complex structural reality
of the mountain pine. They do not represent a safe and complete depiction of the complex
reality. It is to be hoped, that the formulated attempts and methods as well as the open
questions will be picked up in further studies.
(Translated by Tamara Brügger)
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
Die Erfassung und Analyse von Wald- und Bestockungsstrukturen sind Teil der forstli-
chen Grundlagenforschung. Die Ergebnisse von Strukturanalysen bilden die Basis für die
Gewinnung von Erkenntnissen der Waldökologie und des Waldwachstums. Die objekti-
vierte Erfassung und Charakterisierung der Struktur und insbesondere auch deren numeri-
sche Beschreibung gewinnt vor allem im Zusammenhang mit Wachstumsanalysen und –
modellierungen an Bedeutung.
Die Urwälder sind ein wesentliches Erkenntnisobjekt für die Waldkunde, die wachstums-
kundliche Grundlagenforschung und die Entwicklung naturnaher Formen der Waldbe-
wirtschaftung. Gerade in neuerer Zeit hat die Frage der Minimierung oder Aufgabe der
forstlichen Eingriffe – sei es aus wirtschaftlichen (SCHÜTZ 1996) oder naturschützerischen
Gründen – eine Aktualitätssteigerung erfahren. In diesem Zusammenhang sind Erkenntnis-
se aus Naturwäldern und neueren Waldreservaten ebenso nützlich wie diejenigen aus Ur-
wäldern.
Bei der Analyse eines komplexen Systems müssen als erstes die Teilsysteme beschrieben
und abstrahiert werden, bevor man ihre Interaktionen und damit der Charakter des Ge-
samtsystems untersuchen kann. Die Analyse der Struktur einer Baumbestockung erfolgt
daher im Wesentlichen in zwei Phasen:1
1) Ermittlung und Charakterisierung der räumlichen Muster und deren Veränderung.
2) Analyse der Entstehung sowie Ableitung der Faktoren, die das Muster verursachen.
Die Schwierigkeit bei der Strukturanalyse von Baumbestockungen besteht darin, dass das
Beziehungsgefüge zu kompliziert ist, als dass es in seine Einzelbestandteile zerlegt und
diese isoliert betrachtet werden können (SCHÖPFER 1973). Den Strukturanalysen liegen
immer Modelle2 zugrunde. Da die Modelle überblickbar und verständlich sein müssen,
weist jedes bestimmte Charakteristiken auf und beschreibt nur einen Ausschnitt aus dem
ganzen Beziehungskomplex. Keine Methode ist umfassend. Für Strukturanalysen von
Wäldern genügen rein zahlenmässige, beschreibende oder graphische Methoden allein
nicht. Die verschiedenen Betrachtungsmethoden müssen vielmehr kombiniert eingesetzt
werden (LAMPRECHT 1958, LEIBUNDGUT 1958a, 1959, 1963). Die Anwendung verschie-
dener Modelle auf dasselbe Objekte sollten in der Synthese zu einem erweiterten Einblick
verhelfen.
Anlass zur Durchführung dieser Arbeit bildeten Beobachtungen, die im Rahmen eines
Vorprojektes für eine umfassende Inventur im Schweizerischen Nationalpark gemacht
wurden. Auf Luftbildern wurden auffällig markante Strukturen in den Bergföhrenbestok-
kungen festgestellt. Diese Phänomene und ihre Ursachen waren nicht bekannt. Dies
weckte die wissenschaftliche Neugier, diesen Phänomenen in einem Teilaspekt etwas tie-
fer nachzuspüren.
1 In Anlehnung an BLANCKMEISTER (1966), JOHANN (1970) und URBAN et al. (1987).
2 Ein Modell ist die materielle oder ideelle (Re-)Produktion von möglichen und wirklichen Objekten, Prozessen,
Eigenschaften, Beziehungen und Funktionen durch ein Erkenntnissubjekt mittels Analogien (Homologien) oder
das Nutzen solcher Analogien in anderen materiellen oder ideellen Systemen zur Beherrschung des modellierten
Originals. Ein Modell ist stets durch seine Beziehung zu dem, wovon es Modell ist, und dem, wofür es Modell ist,
im menschlichen Erkenntnisprozess bestimmt. Bei der Modellierung geht es keineswegs um eine stete
Annäherung des Modells an das Original der Untersuchung. Modelle sind vereinfachte Abbilder der Wirklichkeit.
Sie sollen im allgemeinen nicht die gesamte Wirklichkeit erfassen, sondern nur einen besonders interessanten
Ausschnitt davon. Es geht um eine zweckbestimmte Widerspiegelung bestimmter Seiten des Originals, um eine
ziel- bzw. zweckadäquate Widerspiegelung seiner objektiven Strukturen, Funktionen und Verhaltensweisen.
Durch diese Beschränkung kann das Modell die Wirklichkeit überschaubarer machen. Bei der Prüfung der
Unterschiede zwischen Modell und Wirklichkeit wird sich zeigen, ob unsere Erkenntnis der Wirklichkeit
entspricht oder nicht. Die gefundenen Unterschiede können Fehler unserer Erkenntnis aufdecken. Man
unterscheidet zwischen gegenständlich ausgeführten Modellen in verkleinertem, natürlichem oder vergrössertem
Massstab und Gedanken-Modellen (SCHMID-HAAS 1976, BROCKHAUS 1984, HÖRZ u. WESSEL 1986).
- 14 -
Der Wald im Schweizerischen Nationalpark wird seit Ende des 19. Jahrhunderts
nicht mehr bewirtschaftet und kann sich seither ungestört entwickeln. Eine weitere Beson-
derheit im Schweizerischen Nationalpark sind die ausgedehnten Bestockungen mit auf-
rechter Bergföhre auf gleichmässigen Standorten. Diese Eigenarten führten zur Wahl des
Schweizerischen Nationalparks als Untersuchungsgebiet.
Langzeitbeobachtung in Natur3- bzw. Urwäldern4 müssen möglichst störungsarm
sein, da sonst eine unerwünschte Beeinflussung des Untersuchungsobjektes selbst statt-
findet. Aus dieser Situation ergeben sich Einschränkungen bei der Wahl der Erhebungs-
methoden, den direkt erfassbaren Informationen und in der Folge auch bei den Analyse-
methoden.
7 Topologie: Wissenschaft von den räumlichen Beziehungen im Verhältnis der Teile eines (strukturierten) Ganzen
(System, Menge) zueinander und zum Ganzen (BROCKHAUS 1984).
- 16 -
1.2.2.1 Allgemeines
Wald kann als Lebensgemeinschaft nahe stehender, sich gegenseitig beeinflussender Bäu-
me ab einer minimalen Ausdehnung bezeichnet werden (LEIBUNDGUT 1982a). Die Bäume
bilden die wesentlichen Bauelemente des Systems Wald. Die Bäume einer Waldbestok-
kung stellen ein bestimmtes horizontal und vertikal gegliedertes Gefüge dar. Die Bezie-
hungen zwischen den Bäumen sind lageabhängig. Die räumliche Grössenordnung des
wesentlichen Einflussbereiches eines Baumes ist abhängig von seiner Grösse und beträgt
eine bis mehrere Baumlängen, was im Verhältnis zur gesamten Ausdehnung eines Wald-
areals gering ist.
Die Struktur eines Waldes ist das Ergebnis der Wachstumsprozesse sowie der endo-
genen und exogenen Einflussfaktoren. Sie gibt einen Einblick in den Zustand eines Be-
standes zum Beobachtungszeitpunkt. Die Zusammenhänge zwischen Wachstum und
Struktur erlauben es, aus der punktuellen Analyse bedingte Aussagen über die Dynamik
abzuleiten. Zeitreihen verfeinern und verbessern die Aussagen.
Der Strukturbegriff ist sehr eng mit Raum und Zeit verbunden. Räumlich eng be-
grenzte Einheiten zeigen im Verlauf der Zeit einen grösseren Wechsel in den ökologi-
schen Verhältnissen. Weiträumig betrachtete Einheiten weisen räumlich grössere Unter-
schiede auf, die im Ablauf der Zeit insgesamt ausgeglichen sind. Je kleiner die räumliche
Ausdehnung, umso grösser ist die Bedeutung der zeitlichen Komponente und der Einwir-
kungen der Nachbarschaft. Die ökologische Vielfalt und Variationsbreite sind eine Frage
der Flächengrösse, die der Betrachtung zugrunde liegt (DENGLER 1980).
Bezogen auf den Wald kann eine „physiognomische“ und eine „ökologische“ Be-
trachtungsweise der Struktur unterschieden werden: Bei der „physiognomischen“ Be-
trachtungsweise stehen diejenigen Strukturelemente im Vordergrund, die dem System
seine äusseren charakteristischen Merkmale verleihen. Bei der „ökologischen“ Betrach-
tungsweise sind die Lebensformen, die sich auf die Möglichkeiten und Formen der An-
passung von Pflanzen an die Überdauerung ungünstiger Wärme- und Feuchtigkeitsbedin-
gungen usw. gründen, Gegenstand der Betrachtung (DENGLER 1980). Diese Differenzie-
rung ist analog derjenigen von JANTSCH (1990), welche die physischen Strukturen in
räumliche Strukturen und Prozesstrukturen unterteilt.
Die Art der Prozesse und die räumliche Dimension, auf die sie sich beziehen, sind sehr
verschiedenartig. Dementsprechend manifestieren sich ebenfalls die sich daraus ergeben-
den Strukturen in verschiedenen Dimensionen bzw. Massstäben.8 Die Vielfalt der Struktu-
ren und Abläufe machen es schwierig, das System als Ganzes zu analysieren. Die Analyse
und Darlegung von Waldstrukturen kann nur mittels Modellen erfolgen. Für die modell-
hafte Betrachtung werden daher auch unterschiedliche Methoden angewandt. Die Bildung
massstäblich verschiedener, hierarchisch9 gegliederter Strukturniveaus ist daher aus sy-
stematischer, ökologischer wie auch aus methodischer Sicht zweckmässig. Die Bildung
der verschiedenen Strukturniveaus ist dabei selbst Teil des Modells.
Die Tab. 1 enthält ein Schema mit hierarchisch gegliederten Strukturniveaus, wel-
ches aus einer Synthese von Strukturmodellen verschiedener Autoren gebildet ist. Das
Schema enthält keine absoluten Dimensionsangaben, da diese wesentlich von den gege-
benen spezifischen standörtlichen und ökologischen Bedingungen und Arten abhängt.
Das Standortsmosaik kann – insbesondere bedingt durch das Relief – kleinräumiger ausge-
bildet sein als die Waldstruktur, sodass bei entsprechender Dominanz der äusseren Fakto-
ren die endogene Waldstruktur nicht oder nur beschränkt zum Ausdruck kommt. Dasselbe
gilt auch bei bewirtschafteten Wäldern. Die Anzahl der Hierarchiestufen zwischen den
8 Vgl. dazu z.B. WALTER 1982, GREIG-SMITH 1983, NEWBERY et al. 1986 (mit weiteren Verweisen), KOOP 1989
(mit Verweisen), KOLASA 1989, LORIMER 1989 (mit Verweisen), MÜLLER-DOMBOIS 1991, REMMERT 1991b.
9 Unter Hierarchie sind hier nicht autoritäre Systeme im Sinne formeller Organisationen zu verstehen (vgl. dazu
SIMON 1962).
- 17 -
Stufen „Individuum“ und „Wald“ kann variieren, da sie von den ökologischen Bedingun-
gen sowie den Analyse- und Modellansätzen abhängt.
Es ist durchaus hilfreich, zunächst Subsysteme zu bilden, innerhalb derer die Struktur
und Dynamik erfasst werden. In einem weiteren Schritt versucht man, die Wirkungen der
Teilsysteme aufeinander und in ihrem Zusammenspiel im Gesamtsystem zu bestimmen
(DENGLER 1980). Die Grundidee dieser Gliederung besteht darin, dass jedes System in
das Gerüst des hierarchisch nächst höheren Systems hineinpassen soll und mit den Begrif-
fen seiner Subsysteme erklärt werden kann (KUIPER 1988). Durch Zusammenfassen von
Elementen zu Kollektiven, kann die weitere Betrachtung auf einer höheren Ebene fortge-
setzt werden. Ein Kollektiv wird dabei allgemein als eine, sich von der Umgebung abhe-
bende, (Baum-)Gemeinschaft betrachtet.
Tab. 1 Hierarchisch gegliederte Subsysteme des Systems Wald.
Natürliche Fakto-
Stufe Gesamtheit Strukturniveau ren (Bsp.)
⇑
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10 Beim „Fir Wave Regeneration“ genannte Waldstrukturphänomen in den White Mountains (N.H., USA) bzw. am
Mt. Shimagare (J) handelt es sich um einen natürlichen, kontinuierlichen, in langen Streifen erfolgenden Absterbe-
und Verjüngungsprozess, der Ähnlichkeiten mit dem Saumhieb aufweist. Die Streifen verschieben sich wellenar-
tig in die gleiche Richtung und mit nahezu konstanter Geschwindigkeit. „The special characteristic of a fully-
developed wave-regeneration forest is that directional mortality is such a powerful force that it completely con-
trols the forest structure“ (SPRUGEL 1985, S. 186). Der Name „Shimagare“ bedeutet auf Japanisch „Der Berg mit
den Streifen mit toten Bäumen“ (REINERS u. LANG 1979, SPRUGEL 1985, KOYAMA 1988, STÖCKLI 1990).
11 Vgl. dazu BRÜNIG 1986 unter dem Stichwort „Verteilung“.
- 18 -
Struktur
Bei der Bestandesbeschreibung12 für waldbauliche Zwecke LEIBUNDGUT (1963) bzw.
SCHÜTZ (1982) wird unter Struktur der vertikale Aufbau, die Art und Weise, wie die Kro-
nen im Raum angeordnet sind, verstanden.13 Der Schlussgrad ist dabei ein Mass für die
Konkurrenz der Kronen. Die Anteile der Bäume der verschiedenen soziologischen
Schichten (z.B. nach Kraft) oder Höhenschichten (z.B. nach IUFRO-Klassifikation) erge-
ben die Schlussart (horizontaler Schluss und Stufenschluss).
Häufig werden unter dem Titel „Struktur“ statistische Auswertungen (z.B. Summen, Häu-
figkeitsverteilungen) dendrometrischer und beschreibender Grössen (z.B. Durchmesser,
Volumen, Baumart) von Waldflächen oder Stichproben, jedoch ohne räumliche Differen-
zierung, präsentiert. Mit dem Ausdruck Struktur werden hier vielmehr (Struktur-) Eigen-
schaften eines Kollektives verstanden. Die statistischen Eckwerte von Waldbestockungen
mit sehr verschiedenartigen Strukturen können durchaus ähnlich sein.
BRÜNIG (1986) bezeichnet mit Bestandesstruktur den Ausdruck der Zusammensetzung,
Häufigkeit, Dominanzverhältnisse, Alter, Grösse und Verteilung. Dabei versteht er unter
Verteilung (pattern) die räumliche Anordnung von Organismen. BÜRKI (1981) verwendet
den Oberbegriff „Bestandesgefüge“ und versteht darunter die horizontale Verteilung der
Stämme (Textur) und ihre Vertikalstruktur. BARKMAN (1979) versteht Struktur ebenfalls
in einem übergeordneten Sinne und fasst darin das horizontale Muster, die vertikale Stra-
tifizierung und das zeitliche Verhalten dieser Elemente zusammen. KOOP (1982) verwen-
det die Begriffe horizontale und vertikale Struktur. PRETZSCH (1992a) spricht von räumli-
cher (Bestandes-) Konfiguration und versteht darunter die dreidimensionale Anordnung
benachbarter Bäume.
Der Begriff Struktur wird hier gemäss Kapitel 1.2.1 in übergeordnetem Sinne für die
Ordnung im Raum, die Nachbarschaftsverhältnisse, die Grösse und Lage der Elemente
sowie deren zeitliche Veränderung verstanden. Als Elemente werden – abhängig vom je-
weiligen Strukturniveau – Baumteile, Bäume oder Baumkollektive betrachtet.
Textur
Für die horizontale Verteilung der einzelnen Baumarten, Entwicklungsstufen oder Kol-
lektive wird im Rahmen von Bestandesbeschreibungen der Begriff Textur verwendet. Be-
schrieben werden die beteiligten Baumarten, der Mischungsgrad oder Baumartenanteile,
die Mischungsform (Einzelständer, Trupp, Gruppe, Horst). Ergänzt wird die Bestandesbe-
schreibung durch Angaben über die Dichte der Bestockung (Deckungs-, Beschirmungs-
und Bestockungsgrad).
12 Unter einem Bestand im waldbaulichen Sinn ist ein Waldteil zu verstehen, der sich von der Umgebung durch
Baumartenzusammensetzung, Alter, Aufbau usw. wesentlich unterscheidet und diesbezüglich eine ausreichende
Einheitlichkeit aufweist. Seine Flächenausdehnung ist genügend gross, um ein typisches Innenklima zu entwik-
keln. Der Bestand ist vielfach die Einheit, für die eine selbständige, langfristige Zielsetzung und eine einheitliche
Waldbehandlung möglich ist. Die Flächenausdehnung eines Bestandes beträgt minimal 0,5 ha (SCHÜTZ 1982,
KRAMER 1985, BRÜNIG 1986).
13 Siehe z.B. auch STIERLIN et al. 1994.
- 19 -
Unter dem Ausdruck Textur wird bevorzugt die räumliche Verteilung von Baumkollekti-
ven oder Zustandsbildern eines Waldes verstanden.14 Als Synonyme werden auch die
Ausdrücke „horizontale Struktur“ (z.B. KURTH et al. 1960, KOOP 1982) oder (horizonta-
les) „Mosaik“ benutzt. BRÜNIG (1986) hingegen bezeichnet mit Waldstruktur die räumli-
che Verteilung von Beständen. Die Waldtextur wird durch die räumliche Verteilung der
Kollektive und die Flächenausdehnungen und -formen gekennzeichnet. Um von einer
Textur sprechen zu können, muss das betrachtete Areal wesentlich grösser sein als die
Ausdehnung der einzelnen Einheiten. Ein Muster (engl. Pattern) liegt vor, wenn räumlich
wiederholte Strukturen vorliegen (NEWBERY et al. 1986). In der Anwendung wird der
englische Ausdruck pattern jedoch nicht nur in diesem Fall verwendet.
Andere Autoren verstehen unter (Vegetations)-Textur die Lebens- und Wachstums-
formen, Typ und Orientierung der Blätter (BARKMAN 1979, WALTER 1982 mit Verweis).
Im Mosaik-Zyklus-Konzept15 stellt das räumlich-zeitliche Verhalten der verschiedenen
Entwicklungszustände (Phasen) eine wesentliche Komponente dar. Die einzelnen Einhei-
ten werden bei flächiger Ausbildung als Patches, bei Lücken im Bestandesdach – ausge-
löst durch den Ausfall eines einzelnen Baumes oder weniger, gruppierter Bäume
(BARDEN 1989) – als Gaps16 (SHUGART 1987) bezeichnet.
Gemäss obigen Verständnis setzt Textur das Vorhandensein von diskreten (abgegrenz-
ten), flächigen Elementen voraus. Das Zusammenfassen von Individuen zu Gruppen,
Kollektiven, Klassen, Clusters etc., basierend auf bestimmten Regeln, ist eine grundle-
gende menschliche Arbeitsweise und ein wissenschaftliches Prinzip. Die Bildung von
Kollektiven verhilft generell zu einer besseren Sicht auf die Struktur grosser Datenmen-
gen (EVERITT 1993, O’KELLY 1994). Das Bilden von Kollektiven, die Abgrenzung von
Teilflächen, das Ziehen von Grenzen stellt einen künstlichen Vorgang dar. Je nach Anwen-
dungszweck variiert der Detaillierungsgrad bzw. der Massstab des zu bildenden Flächen-
mosaiks sowie die Abgrenzungskriterien. Werden die Abgrenzungen visuell vorgenom-
men – wie dies bei forstlichen Kartierungen üblich ist – stellt sich das Problem der hinrei-
chenden Objektivität.
In natürlich entwickelten Wäldern (Ur- oder Naturwäldern) sind äussere und innere
Grenzen selten markant. Scharfe und erkennbare Grenzen, welche eine eindeutige Ursa-
che haben, sind meist nur in Zusammenhang mit exogen bedingten Ereignissen (Sturm,
Lawine, Murgang etc.), abrupten Standortsänderungen oder im bewirtschafteten Wald
vorzufinden. Mit diskreten Texturelementen ist die Darstellung und Quantifizierung von
Übergängen nur im Verhältnis zum Detaillierungssmassstab und damit zur Grösse der
Texturelemente möglich.
Ein anderer Ansatz besteht darin, die gesamte Population als Kontinuum zu betrach-
ten. Die Textur wird hierbei durch die kontinuierlichen Übergänge ausgedrückt. Schwie-
rigkeiten ergeben sich hier bei der praktischen Umsetzung, bei der in situ durchzuführen-
den Messungen und Beobachtungen: Welches sind die Beobachtungselemente und –grös-
sen? Kann der dazu notwendige Aufwand geleistet werden? Auch hier stellt sich
schliesslich die Frage nach der räumlichen Auflösung.
Für forstliche Fragen kann ein einzelner Baum als ein diskretes Objekt aufgefasst
werden. Für den Übergang vom diskreten Einzelbaum zu einer kontinuierlichen Bestok-
kungstextur wird wieder ein Modell benötigt.
Der Begriff Textur wird hier für die auf die horizontale Ebene reduzierte, diskrete oder
kontinuierliche Ordnung reduzierte räumliche Struktur verwendet.
14 Siehe z.B. HILLGARTER 1971, MAYER et al. 1980, LIENERT 1982, HENNINGER 1983, SCHREMPF 1986, MAYER u.
OTT 1991, STROBEL 1995. Ähnlich wird der Begriff Textur in der Luftbildinterpretation verstanden: Die Textur
entsteht durch die Art der räumlichen und geometrischen Verteilung der verschieden getönten Auflösungsele-
mente einer Bildgestalt (MASUMY 1978).
15 Siehe auch JONES 1945, WATT 1947, LEIBUNDGUT 1978b, BORMANN u. LIKENS 1979, MÜLLER-DOMBOIS 1987,
1991, REMMERT 1985, 1991a, WISSEL 1991.
16 Im Französischen als Chablis bezeichnet (HALLÉ et al. 1978 in WHITMORE 1989). Chablis wird auch für „Wind-
wurf“ (SCHÜTZ 1965), „Windbruch“ und „Zwangsnutzung“ verwendet.
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Architektur
Der Begriff „Architektur“ wird für das Individuen-Niveau verwendet. Er bezeichnet den
sichtbaren morphologischen Ausdruck des genetisch bedingten Wuchses und der Adapta-
tion an das Biotop und des dynamischen Status im Bestand (HALLÉ 1978 in KOOP 1989,
OLDEMAN 1974 in WALTER 1982). Die Architektur eines Baumes wird objektiv beschrie-
ben mit Angaben über die Höhe, Durchmesser, Stammform und –volumen, Kronenform
und –grösse sowie Beastung und Verzweigung.
1.3.2 Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Bergföhre reicht im Westen von Zentralspanien und den Pyre-
näen bis zu den Karpaten im Osten, im Süden von den Abbruzzen bzw. vom Rhodope-
Gebirge bis zum Erzgebirge im Norden. Kleinere Teilareale befinden sich im Apennin,
den Dinariden und im deutschen Mittelgebirge. Die Bergföhre ist eine Pflanze der mittel-
und südeuropäischen Gebirge. Sie kommt in Skandinavien nicht vor (VIERHAPPER 1914,
MARCET 1963) und " ... besitzt kein Gegenstück im borealen Waldgürtel" (KUOCH u.
SCHWEINGRUBER 1975, S. 16).
Die aufrechte Bergföhre ist hauptsächlich im westlichen, die Legföhre im östlichen
Teil des Artareals verbreitet. Die beiden Teilareale überschneiden sich im Gebiet zwi-
27 Siehe z.B. SCHMID 1951, HESS et al. 1967, SCHÖNENBERGER 1978, LEIBUNDGUT u. SCHLEGEL 1985, SCHMID et al.
1995.
28 In den Pyrenäen Pinus x bougeti Flous, in den Bündner Alpen Pinus x rhaetica Brügger genannt. Zum Problem-
kreis der Hybridbildung zwischen P. montana und P. sylvestris sieh auch SEILER 1909, 1910, LIESE 1927, LÜDI
1930, DENGLER 1942, SCHMID 1951, MIROV 1967, MARCET 1967, STASZKIEWICZ u. TYSZKIEWICZ 1972, SZWEY-
KOWSKI u. BOBOWICZ 1977, BOBOWICZ 1990, BORATYNSKI 1978, ZOLLER in HEGI 1981, PROBST u. ROUANE 1982,
PROBST 1983, CANTEGREL 1986a, MAIER 1993.
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schen dem Berner Oberland / Oberwallis und den Berchtesgadener Kalkalpen.29 J. MAIER
hat aufgrund von Monoterpen- und Isoenzymanalysen ebenfalls eine Populationstrennli-
nie im Bereich der West-Ostalpengrenze ziehen können (pers. Mitt.). Aufrechte Bergföh-
renbestockungen an der Ostgrenze des Verbreitungsareals wurden von MAYER et al.
(1967) und THIELE (1979) bei Bechtesgaden, von KORTENHAUS (1987) im Ammergebirge
und von HERTER (1990) im Allgäu beschrieben.
Die Wälder der aufrechten Bergföhre in der Schweiz befinden sich zwischen 650 und
2300 m ü.M. ohne besondere Bevorzugung einer bestimmten Exposition (SOMMERHAL-
DER 1992). Die Bergföhre macht in der Schweiz einen Anteil von 0,3% des Holzvorrates
bzw. 0,9% der Stammzahl, jedoch einen Drittel der Föhrenstammzahl aus (MAHRER
1988). Der Schweizerische Nationalpark und seine Umgebung bilden das grösste zusam-
menhängende, mit aufrechten Bergföhren bestockte Gebiet in der Schweiz. „In der ge-
samten Alpenkette dürften Wälder der aufrechten Bergföhre nur im Gebiet zwischen Pi-
latus und Thunersee oder im oberen Durance-Tal ein vergleichbares Ausmass (wie im
Schweizerischen Nationalpark) erreichen. Bedeutend grössere Flächen nehmen sie dage-
gen in den Ostpyrenäen ein“ (ZOLLER 1995, S. 45).
1.3.3 Eigenschaften
Die aufrechte Bergföhre ist geradstämmig und trägt eine kegelförmige bis zylindrische,
lockere Krone, die ausser bei alten Solitärbäumen immer schlank ist. Alle neuen Bergföh-
rentriebe wachsen an der Spitze orthotrop. Erst durch das Eigengewicht nehmen sie eine
geneigte plagiotrope Lage ein. Dies führt zur arttypischen spiegelverkehrten S–Form der
Primäräste oder zu Ersatztrieben für abgegangene Gipfeltriebe (siehe Photos in Anhang
6). Die Apikaldominanz ist wesentlich weniger ausgeprägt als bei der Fichte. Auch die
genetisch aufrechte Bergföhre nimmt bei Schneedruck leicht die niederliegende Busch-
form mit bogig aufsteigenden Ästen an (SCHÖNENBERGER in BISCHOFF 1987). Nach dem
Nachlassen der permanenten Schneebelastung kann wieder eine deutliche Tendenz zur
Aufrichtung beobachtet werden.30 In den Pyrenäen konnten ebenfalls strauchförmige
Bergföhren festgestellt werden.31
Die Äste der aufrechten Bergföhre werden nur wenig weit hinauf, die basalen Äste
im allgemeinen frühzeitig abgeworfen. Die kleinschuppige Borke ist normalerweise braun-
schwarz und graubraun und nicht abblätternd. Die der Sonne abgewandte Seite kann ei-
nen rötlichen Schimmer und eine etwas feinere Borke aufweisen (pers. Beobachtung).
Das Wurzelsystem ist ohne Pfahlwurzel, meist weit ausgreifend (bis 10 m) und mit flach-
streichenden Seitenwurzeln. Die Nadeln werden 1 bis 7 cm lang, 5 - 10 (maximal 13) Jah-
re alt.32 Sie sitzen zu zweien an den Enden von Kurztrieben und sind allseitig grün bis dun-
kelgrün. Diese dunklen Farben verleihen zusammen mit den relativ langen Kronen den
Bergföhrenbeständen ein etwas düsteres Aussehen. Die Bergföhre kann bereits im Alter
von 5 Jahren geschlechtsreif sein. Der Baum ist zuweilen zweihäusig. Mehrere Jahre hin-
tereinander stark blühende männliche Bergföhren zeigen ein schütteres Nadelkleid (Blüh-
effekt).33 Die Bergföhre kann keine Kolonien bilden und scheint sich nicht adventiv zu be-
wurzeln (SCHÖNENBERGER 1978).
Die Bergföhre ist eine standortsvage, anspruchslose Baumart. Sie wächst auf extremen
Standorten wie trockenen, durchlässigen Skelettböden oder auch auf staunassen, basen-
und nährstoffarmen Torfböden. Die Böden können flach- oder tiefgründig sein. Die Nähr-
stoffansprüche sind bescheiden, geringer als bei der Waldföhre. Die Bergföhre verjüngt
sich im Allgemeinen gut. Flechtenbedeckter Boden (Cladonia ssp., Cetraria islandica)
hat einen deutlich ungünstigen Einfluss auf die Ansamung der Bergöhre (LEIBUNDGUT
1952, nach einem Laborversuch). Auf Moorflächen reagiert sie bei Entwässerung mit ei-
ner Steigerung des Zuwachses, die jedoch geringer ist als bei der Fichte (GRÜNIG 1955).
Ihr Wärmeanspruch ist gering, die Jahresmitteltemperatur kann 0 °C – 4 °C betragen
(CANTEGREL 1983) und sie kommt mit einer geringen Wärmesumme aus (oft nur 4 – 6
Wochen Vegetationszeit). Nach TURNER und STREULE (in BISCHOFF 1987) treiben ihre
Wurzelspitzen bereits bei Bodentemperaturen von +2 °C – +6 °C. Die Bergföhre ist we-
nig empfindlich gegen scharfe Winter- und Spätfröste und sie erträgt grosse Temperatur-
unterschiede. Sie kann jedoch unter Frosttrocknis leiden (SCHÖNENBERGER 1978).
Sie gedeiht auf trockensten Standorten und erträgt grosse Bodentrockenheit, wenn
regelmässige Niederschläge ausgleichend wirken. Die Jahresniederschlagsmenge kann
zwischen 800 und 3000 mm liegen (CANTEGREL 1983). Der Jahrringzuwachs der Berg-
föhre reagiert relativ sensibel auf klimatische Schwankungen (ROLLAND u. SCHUELLER
1996).
Die Bergföhre ist eine ausgesprochene Lichtbaumart, sie erträgt jedoch geringe Be-
schattung durch andere, locker bekronte Bäume wie die Lärche oder die Birke. Der Licht-
bedarf ist geringer als bei der Waldföhre. Die Bergföhre scheint eine längere Unterdrük-
kung zu ertragen und ist Jahrzehnte später, bei Elimination der Konkurrenz, noch fähig
den Zuwachs zu steigern (SCHLEGEL 1985).
Durch die geringe Konkurrenzkraft wird sie auf die extremen Standorte in der subal-
pinen Stufe verdrängt. Sie kommt überall dort vor, wo die ökologische Amplitude der an-
deren (Baum-)Arten überschritten wird. Sie kommt daher häufig auf Kalk- und Dolo-
mitrohböden, aber auch auf flachgründigen, vom Gletscher geschliffenen Granit- und
Gneisbuckeln, Bachrunsen, Lawinenzügen, auf Felsgräten und in Mooren vor.
Im Verbreitungsgebiet der aufrechten Bergföhre sind etwa ein Dutzend Pflanzenge-
sellschaften mit einer insgesamt grossen ökologischen Spannweite beschrieben, in denen
die Bergföhre die Baumschicht dominiert (ELLENBERG u. KLÖTZLI 1972, MAYER 1984b,
mit Literaturhinweisen). Die Bergföhre kann in Anfangs-, Übergangs- oder Dauerstadien
(z.B. BRAUN-BLANQUET et al. 1954), aber auch in Schlusswaldgesellschaften (KUOCH u.
SCHWEINGRUBER 1975) bestandesbildend sein.
Im Gebiet, in welchem sowohl die aufrechte Bergföhre als auch die Legföhre vor-
kommen, gedeiht die aufrechte Bergföhre vergleichsweise immer in ruhigerem und durch
Steinschlag und Lawinen weniger gefährdetem Gelände (ZOLLER 1995).
Die wichtigsten Schädlinge für die Bergföhre sind der Hallimasch (Armillaria mellea
(Vahl) Kumm.) und an Trieben, die längere Zeit in der Schneedecke verbleiben, der
schwarze Schneeschimmel (Herpotrichia nigra Hartig) und die Schneeschütte (Phaecidi-
um infestans Karst.). Eine Liste mit weiteren an der Bergföhre beobachteten Insekten und
Pilzen befindet sich im Anhang 1.
Abgestorbene Bergföhren können mehrere Jahrzehnte stehen bleiben (CANTEGREL
1989). BASSET (1986) hat auf Hochmoorflächen im Jura Bergföhren gefunden, die seit 35
Jahren tot sind, aber noch immer aufrecht stehen und intaktes Kernholz aufweisen. Von
Bergföhrenbestockungen in den Pyrenäen und aus dem Gebiet des Schweizerischen Na-
tionalparks sind ungewohnt hohe Totholzanteile und grössere Flächen mit abgestorbenen
Bergföhren („Friedhöfe“) bekannt. Kreisförmig ausgebildetes, gruppenweises Absterben
von Bäumen34 in Bergföhrenbestockungen werden von CANTEGREL (1983, 1986a) in den
33 BRUNIES 1906, SCHRÖTER 1926, HEGI 1935, MIROV 1967, HESS et al. 1967, SCHÖNENBERGER 1978, ZOLLER in
HEGI 1981, MARCET u. SIEBER 1985.
34 Diese Erscheinung wird auch als "maladie du rond" bezeichnet (CANTEGREL 1983).
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Pyrenäen, GÄUMANN und CAMPELL (1932), CAMPELL und TREPP (1968) und TREPP
(1981) im Ofenpassgebiet erwähnt. Diese „Friedhöfe“ werden von den o.a. Autoren auf
Hallimaschbefall und Käferschäden zurückgeführt.
Die aufrechte Bergföhre ist sehr langsamwüchsig und weist eine geringe Gesamtwuchs-
leistung auf. Im westlichen Teil des Verbreitungsareals wurden Baumalter bis 540 Jahre,
Wipfelhöhen bis 26 m und Brusthöhendurchmesser bis 70 cm, in Extremfällen bis
100 cm, beobachtet. Im östlichen Teil erreicht sie geringere Dimensionen. Hier wurden
Wipfelhöhen bis 18 m und Brusthöhendurchmesser bis 50 cm beobachtet. Bergföhrenbe-
stände können einen Derbholzvorrat von 150 bis 200 m3/ha, auf besonders guten Stand-
orten bis 270 m3/ha erreichen. Der Zuwachs kann bis 2,5 m3/ha⋅Jahr betragen, liegt jedoch
häufig im Bereich von 1 m3/ha⋅Jahr (vgl. Anhang 1).
Das Holz ist das harzreichste, härteste und am schwersten spaltbare unter den euro-
päischen Koniferen. Die aufrechte Bergföhre eignet sich hervorragend für Jahrringanaly-
sen (SCHWEINGRUBER 1992).
1.4 Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist es, in einer Fallstudie die räumliche Struktur und Entwicklung einer
sich selbst überlassenen Waldbestockung mittels nachvollziehbarer, quantitativer und stö-
rungsarmer Methoden zu erkennen und darzustellen und damit Grundlagen für weiterfüh-
rende ökologische Analysen bereitzustellen. Es stellen sich dabei folgende Hauptfragen:
− Welche Strukturformen kommen vor und wie lassen sie sich charakterisieren?
− Wie verläuft die Entwicklung der Struktur?
− Auf welchem Niveau sind Strukturen festzustellen?
Es werden a priori keine Hypothesen bezüglich des Massstabes und der Art und Dimen-
sionen der Struktur formuliert. Sie sollen durch die Analyse ermittelt werden. Daher er-
folgt die Analyse der räumlichen Struktur auf explorative Weise. Die methodischen
Aspekte bilden einen zweiten Schwerpunkt:
− Mit welchen Methoden kann auf explorative Weise die Struktur analysiert werden?
− Wie sind allenfalls bekannte Methoden den forstlichen Fragestellungen anzupassen
oder weiter zu entwickeln?
− Wie können Zustand und Veränderungen der Struktur dargestellt werden?
An die Datenerhebung werden im vorliegenden Fall besondere Anforderungen gestellt.
Zum einen sollten für das Verfolgen der Entwicklung Daten über eine möglichst lange
Periode, für die Analyse räumlicher Strukturen über möglichst grosse Areale erfasst wer-
35 Siehe z.B. PILLICHODY 1908, ZEDERBAUER 1911, FANKHAUSER 1926, SCHÖNENBERGER 1978, MAYER 1984a,
SCHÖNENBERGER u. FREY 1988.
36 Siehe z.B. BRUNIES 1906, ZOLLER in HEGI 1981, MAYER 1984a, CANTEGREL 1986a, PAROLINI 1995
37 Vgl. SCHMID et al. 1995:183.
38 Siehe z.B. MAYER 1976, CANTEGREL 1986b.
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den. Andererseits ist der Umfang der Datenerhebung aus praktischen Gründen limitiert
und muss mit möglichst störungsarmen Verfahren erfolgen. Daraus ergeben sich ebenfalls
drei Fragestellungen:
− Welche bestehenden Grundlagen können genutzt werden?
− Wie ist mit den räumlichen und zeitlichen Beschränkungen des Untersuchungsmateri-
als umzugehen?
− Welche störungsarmen Erhebungsmethoden kommen für die gegebene Problemstel-
lung und unter den gegebenen Rahmenbedingungen eingesetzt werden?
39 Deckungsgrad: Verhältnis der durch die Kronenprojektionen überschirmten Fläche zur Gesamtfläche (Grösse der
Beobachtungsfläche), wobei Mehrfachüberschirmungen nicht zählen. Der Maximalwert kann höchstens 1 sein
(SCHÜTZ 1982, STIERLIN et al. 1994).
40 Beschirmungsgrad: Verhältnis der Summe der Kronenprojektionsflächen aller Bäume zur Gesamtfläche, wobei
Mehrfachüberschirmungen mehrfach gezählt werden. Der Maximalwert kann grösser als 1 sein (SCHÜTZ 1965,
1982, BRÜNIG 1986).
41 Die Gestalt wird durch eine Funktion und dazugehörende Parameter (z.B. Kreis mit Radius r) beschrieben. Dazu
müssen Annahmen über die „normale“ Gestalt getroffen werden (z.B. KOOP 1989). Bei der Erhebung müssen nur
noch die Parameter gemessen werden. Dies ist beispielsweise bei der Berechnung von Kronenvolumen ein übli-
ches Verfahren.
42 Die Gestalt wird durch einen verbundenen Punkteschwarm umrissen. Je mehr Punkte dazu verwendet werden,
umso exakter kann die reale Gestalt approximiert werden. Jeder Punkt muss bestimmt werden. Ein übliches Ver-
fahren für die Darstellung von Flächen (z.B. Bestände).
43 Siehe z.B. DANIELS et al. 1986, LIEBERMAN et al. 1989, KOOP 1989, PICOZZI et al. 1992, PRETZSCH 1991, 1992a,
1992b, KOOP u. BIJLSMA 1993, STROBEL 1995.
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44 „Konkurrenz ist als summarische ökologische Grösse zu verstehen, welche den inter- und intraspezifischen Wett-
bewerb der Glieder einer Lebensgemeinschaft im Ringen um ihre dauerhafte Existenz charakterisiert. Da ein be-
stimmter Standort nur mit einer begrenzten Menge an pflanzenverfügbaren Nährstoffen, Wasser und Licht ausge-
stattet ist, kommt es unter den einzelnen Bestandesgliedern zu einem Wettbewerb um die Standortsfaktoren. Je
nach Konkurrenzkraft bzw. -fähigkeit der Arten, sich diese zunutze zu machen, nehmen sie eine dominierende,
gleichrangige oder beherrschte Position im Bestandesgefüge ein oder besetzen besondere ökologische Nischen,
die ihnen das Überleben und die Regeneration sichern“ (HAHN-SCHILLING 1994).
45 Übersichten über Konkurrenzmodellierungen sind z.B. enthalten in DANIELS et al. 1986, STROBEL 1995.
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Präsentation von Veränderungen besser geeignet. Allerdings ist ihre Erstellung sehr auf-
wendig, und der Betrachter benötigt dazu eine bestimmte Infrastruktur.
Die Ansätze verschiedener Methoden und Verfahren wurden bereits vor mehreren Jahr-
zehnten entwickelt. Einige Methoden sind in der Durchführung sehr aufwendig und re-
chenintensiv, wurden deshalb kaum angewandt und schafften dadurch auch nicht den
Durchbruch. Erst die leistungsfähige Computertechnik ermöglicht es, mit relativ gerin-
gem Aufwand mit diesen Methoden zu arbeiten und zu experimentieren. Die Verfügbar-
keit graphikfähiger Computer erlaubt es auch, die Ergebnisse in adäquater Form darzu-
stellen.
2.2 Informationsgewinnung
2.2.1 Informationsquellen
Die momentane Struktur einer Baumbestockung kann mit einer einmaligen Messung er-
fasst werden, nicht jedoch deren Entwicklung. Zielgerichtete langjährige Messreihen auf
grossen Dauerbeobachtungsflächen sind ohne Zweifel die beste Grundlage für Struktur-
untersuchungen. Für neue Fragestellungen können die bestehenden Dauerbeobachtungs-
flächen mit deren Messreihen oft nur teilweise verwendet werden. Die Erweiterung der
Messargumente oder die Anlage neuer Flächen erfordert eine lange Zeit, um die benötig-
ten Messreihen zu erhalten. Gerade bei Ur- oder Naturwalduntersuchungen, wo wir als
stille Beobachter fungieren sollten, muss die Beobachtungsfläche gross und die Beob-
achtungszeit lang sein, da die Ereignisse und Vorgänge abzuwarten sind.
Als Behelf kann – soweit vorhanden und greifbar – bestehendes Datenmaterial und
andere Grundlagen (z.B. Luftbilder, Photographien, Karten, Einzelbeobachtungen und
-messungen, andere mehr oder weniger verwandte Untersuchungen, Beschreibungen, Erin-
nerungen etc.) dienen. Je älter das Grundlagenmaterial ist, um so länger wird die Zeit-
spanne, über welche die Veränderungen analysiert werden können. Allerdings setzen
nicht, unvollständig erläuterte oder nicht mehr reproduzierbare Methoden, andere Zielset-
zungen und beschädigte Materialien der Verwendbarkeit oft ein Ende.
Luftbilder
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden bereits verschiedentlich mittels Ballo-
nen oder Drachen photographische Aufnahmen aus der Luft gemacht. Mit zunehmender
Verbesserung der Fluggeräte und Kameras wurde es möglich, nutzbare Luftaufnahmen zu
erstellen. In der Zeit um den 1. Weltkrieg wurden in der Schweiz die Grundlagen für die
Einführung der Photogrammetrie gelegt. Seit den 20er Jahren begannen das Bundesamt
für Landestopographie, die eidgenössische Vermessungsdirektion und private Firmen46
mit der Herstellung von stereoskopischen Luftaufnahmen und terrestrischen Aufnahmen.
Seit dem Aufkommen der Luftphotographie werden im Forstwesen Luftbilder angewandt.
Sie werden sowohl für visuelle Interpretationen wie auch für messtechnische Auswertun-
gen eingesetzt. Der Blick aus der Vogelperspektive auf den Wald ist ein geeignetes Mittel
zur Gewinnung von Erkenntnissen über dessen Struktur.47 Der aerophotogrammetrischen
Holzmesskunde war infolge des grossen Aufwandes und der bescheidenen Genauigkeit
bis Ende der siebziger Jahre kein grosser Erfolg beschieden. Erst die Entwicklung besse-
rer Aufnahme- und Photogrammetriegeräte ermöglichte Einzelbaumauswertungen mit
adäquater Genauigkeit. Grossmassstäbliche Luftaufnahmen werden nebst der Messungen
von Baumhöhen und Kronendimensionen für die Kartierung und für die Beurteilung der
Vitalität von Einzelbäumen verwendet.48 Bei dichteren Bestockungen ist dem Betrachter
der Einblick in das Bestandesinnere zumeist verwehrt, was die Beobachtung der sozial
tiefer stehenden Individuen erschwert bis verunmöglicht. Dies schränkt ihre Anwendbar-
keit für die Untersuchung der Bestockungsstruktur ein.
Flächendeckende und wiederholte Befliegungen führt in der Schweiz das Bundesamt für
Landestopographie durch. Ihre schwarzweiss Luftbilder weisen Massstäbe um 1:25'000
bzw. in neuerer Zeit 1:33'000 auf. Für die amtliche Vermessung wurden ebenfalls grosse
Gebiete beflogen, die meist schwarzweissen Luftbilder liegen im Massstabsbereich
1:10'000. Im Rahmen des SANASILVA-Waldschadenprogrammes (SCHWARZENBACH et
al. 1986, SCHERRER et al. 1990) wurde von grossen Gebieten der Schweiz Infrarot-
Luftbilder 1:9000 erstellt. Für diese und verschiedene andere Auftraggeber und Zwecke
wurden seit dem Aufkommen der Luftphotographie eine grosse Menge unterschiedliche
Luftbilder erstellt und in verschiedenen Archiven aufbewahrt. Die in der Schweiz norma-
lerweise für jedes Gebiet erhältlichen Luftbilder eignen sich aufgrund der Bildmassstäbe
eher für die Beurteilung der Waldstruktur als für die Beurteilung der Bestockungsstruktur.
Mittels Vergleichen von Luftbildern und Gegenhangaufnahmen verschiedener Aufnah-
mezeitpunkte können Waldveränderungen erkannt und quantifiziert werden.49 Um Luft-
bilder für die Erfassung von Veränderungen wirkungsvoll einsetzen zu können, sind eini-
ge Aspekte zu beachten:
− Die Unterschiede der Aufnahmebedingungen und Aufnahmetechniken (Bildmassstab,
Filmeigenschaften, tages- bzw. jahreszeitlichen Aufnahmezeitpunkte, Blickwinkel auf
die Untersuchungsgebiete und -objekte) zwischen den verschiedenen Bildserien sollten
minimal sein.
− Je grösser die Veränderungsgeschwindigkeit und je grösser die angestrebte zeitliche
Auflösung ist, desto kürzer müssen die Zeitintervalle zwischen den Aufnahmen sein.
− Kontinuierliche Veränderungen (Wachstum) sind durch Photovergleiche schwerer zu
erfassen als plötzliche Veränderungen (Absterben).
− Messungen, insbesondere stereoskopische Messverfahren, erhöhen die Objektivität der
Photoauswertung wesentlich.
− Die mit dem Bildvergleich festgestellten Veränderungen müssen – mindestens punktu-
ell – mittels unabhängigen, anderen Grundlagen (Feldmessungen, schriftlich festge-
haltene Beobachtungen, photographische Nahaufnahmen, Augenzeugen etc.) verifi-
ziert oder induktiv plausibilisiert werden können.
Sind diese Voraussetzungen nicht oder nur schlecht erfüllt, besteht eine grosse Wahr-
scheinlichkeit, dass Veränderungen nicht erkannt oder dass abweichende Abbildungen der
Objekte als deren Veränderung beurteilt werden.
48 Siehe z.B.
Geschichte: FÜLSCHER 1996.
Forstwesen allgemein: KURTH et al. 1962, HUSS 1984, OESTEN et al. 1991.
Einzelbaummessungen: SPELLMANN 1986, SCHERRER 1988, OESTER 1991.
Vitalität: HELLER 1969, CAGIRICI 1978, OESTER et al. 1981, SPELLMANN 1984, HAUENSTEIN 1985, OESTER 1991.
49 Siehe Hinweise und Beispiele in: KURTH et al. 1962, KURTH u. RHODY 1962, HENNINGER 1983, PFISTER et al.
1986, PFISTER u. EGGENBERGER 1988, SCHERRER u. LEIDIG 1988, AKÇA et al. 1991, OESTER 1991, SCHERRER
1986a, 1986b, 1989a, 1991, GALLUSSER u. SPIESS 1993, SCHERRER et al. 1994, BISCHOFF 1995, CIOCCO 1996,
DIACI 1996, SANDRI 1996, ZUBER 1996.
- 31 -
struktur eines Bestandes müssten sehr viele Photographien von verschiedenen Standorten
und mit unterschiedlichen Richtungen gemacht werden.
Diese Photographien werden zumeist zu Illustrationszwecken und für visuelle Inter-
pretationen verwendet. Die messtechnische Auswertung von terrestrisch erstellten Be-
stockungsbildern ist nicht üblich.50 Die Anfertigung von Zusammensetzungen (Photomo-
saik) ist infolge der Verzerrungen nur beschränkt möglich.51 Da auf den Aufnahmen je-
doch nur ein beschränkter Ausschnitt sichtbar und die Tiefenwirkung limitiert ist, gelingt
die Gewinnung eines umfassenden räumlichen Eindrucks nur sehr beschränkt.
Zeitliche Photoserien, welche von einem definierten Standort und mit definierten
Aufnahmeparametern gemacht wurden, können für die Darstellung und Untersuchung
von Bestockungsveränderungen verwendet werden. Durch das Wachstum der Bäume na-
he beim Aufnahmestandort können auf späteren Aufnahmen grössere Ausschnitte ver-
deckt werden, so dass die Aufnahmen beinahe wertlos werden. Photographien ersetzen
Profilzeichnungen und andere Darstellungen nicht, denn sie enthalten immer auch Infor-
mationen in zu starker Detaillierung, Störungen und verdeckte Bereiche (KOOP 1989).
Jahrringe
Das Wachstum eines Baumes widerspiegelt sich im Aufbau seiner Jahrringe. Mit Jahr-
ringuntersuchungen können heute exakte Altersbestimmungen durchgeführt, Messungen
des früheren Zuwachsverlaufs an Einzelbäumen vorgenommen und Anomalien erkannt
werden. Mittels systematischen Jahrringuntersuchungen ist die Rekonstruktion der Be-
stockungsentwicklung möglich.52
Karten, Pläne und Dokumente
Karten und Pläne verschiedener zeitlicher Erhebungen können bei geeignetem Inhalt,
Massstab, sachgerechter Darstellung und Zuverlässigkeit als Grundlage für die Analyse
der Waldentwicklung verwendet werden. Amtliche topographische Karten existieren in
der Schweiz seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Da sie nicht für spezifische forstliche Zwek-
ke erstellt wurden, eignen sie sich vorwiegend nur für Untersuchungen über die Verände-
rung des Waldareals. Wo zwischen geschlossenem und aufgelockertem Wald unterschie-
den wurde, stehen etwas mehr Informationen zur Verfügung. Die Landeskarten basieren
grösstenteils und die Übersichtspläne teilweise auf der Auswertung von Luftbildern. Sie
enthalten daher kaum mehr Informationen als die dazu verwendeten Luftbilder.
Für grössermassstäbliche und detailliertere Untersuchungen muss man sich auf spe-
zifisch forstliche Kartierungen bzw. Vermessungen abstützen. Die Forsteinrichtungswer-
ke bilden dazu die wichtigsten Grundlagen. Häufig existieren auch noch andere, projektbe-
zogene Unterlagen. Da jedoch verschiedene Methoden und Praktiken angewandt wurden
und werden, ist die Aktenlage lokal unterschiedlich.
2.2.2 Baumkartierung
2.2.2.1 Zielsetzung
Für die Analyse der räumlichen Verhältnisse der Bestockungsstruktur ist die Lage aller
Bäume eine fundamentale Information. Baumstöcke und andere Baumreste können Hin-
50 Der Grund dafür dürften die Schwierigkeiten und der Aufwand für die Erstellung stereoskopischer Aufnahmen
und Auswertungen, die grosse relative Bildtiefe, die gegenseitige Verdeckung der Objekte, das ungünstige Brei-
ten-Höhe-Tiefenverhältnis der Abbildung und die Bestimmung von Fixpunkten mit bekannten 3D-Koordinaten
sein. Nahbereichsphotogrammetrie wird in der Denkmalpflege, im Kulturgüterschutz (Gebäudefassaden) und an-
deren Gebieten hingegen häufig angewandt.
51 Für die Erstellung profilähnlicher, grösserer Abbildungen wäre eine Orthogonalentzerrung notwendig. Aufgrund
der Tiefenstruktur der Bestockung, der lateral versetzten Photostandorte, der daraus resultierenden relativen Ver-
schiebung der Nachbarpositionen der Bäume würde mit vertretbarem Aufwand kaum ein anschauliches Bild er-
stellt werden können.
52 Siehe z.B. ISELI und SCHWEINGRUBER 1990, STÖCKLI 1996.
- 32 -
weise über den früheren Bestockungszustand geben (vgl. KOTRU 1993). Zusätzlich sollen
auch die liegenden und schrägen Stämme kartiert werden.
Das Kartierverfahren muss den dichten und teilweise unübersichtlichen Bestockungen an-
gepasst sein. Das Verfahren soll auch die vollständige Erfassung und eindeutige Identifi-
kation aller Bäume unterstützen.
Die relative Lage der Bäume zueinander muss korrekt erfasst werden. Die Baumab-
stände sollten mindestens Dezimetergenauigkeit erreichen. Die absolute Lagegenauigkeit
bezogen auf das geodätische Basisbezugssystem hat im vorliegenden Fall geringere Prio-
rität. Die Einbindung der Baumkartierung in ein offizielles geodätisches System erleich-
tert allerdings die Verwendung anderer räumlicher Informationen.
Bei Baumkartierungen im Rahmen von Langzeitbeobachtungsprogrammen, bei der
die Sicherung der Identität und Wiederauffindbarkeit der Bäume ein wesentliches Ziel
bilden, ist der exakte Bezug zum geodätischen System wichtig, insbesondere als Vorkeh-
rung für Verlust der lokalen Referenzpunkte.
Die Baumkartierung muss für die Analyse in digitale Form gebracht werden. 53
Orthogonalverfahren
Beim Orthogonalverfahren wird die Lage eines Punktes durch den Abstand von einem
Basispunkt auf einer Basisstrecke zwischen zwei Referenzpunkten bestimmt. Bei einer
gut abgesteckten Basisstrecke und der Verwendung eines Winkelspiegels54 können Punk-
te in einem Abstand von bis zu 100 m von der Basisstrecke mit einer Genauigkeit von we-
nigen Zentimetern eingemessen werden. Die Lage des eingemessenen Punktes kann ent-
weder direkt gezeichnet, protokolliert oder numerisch erfasst werden.
Häufig wird das Untersuchungsgebiet mit (Mess-)Bändern in kleinere Quadrate ein-
geteilt („Schnurgerüst“), mit dessen Hilfe die Bäume und Baumkronen leicht eingemes-
sen bzw. direkt gezeichnet werden können. Je nach Grösse der Teilquadrate werden für
die Einmessung weitere Hilfsmittel wie Winkelspiegel oder Distanzmessgeräte verwen-
det. Vorteile dieses Verfahrens sind die geringen Kosten für die Ausrüstung, der geringe
Zeitaufwand, die einfache Schulung des Feldpersonals und die hohe Genauigkeit.55
Bereits KNUCHEL (1927, 1928, 1944, vgl. auch LAMPRECHT 1958) hat die Aufnah-
men für seine bekannten Bestandesprofile mit diesem Verfahren durchgeführt. Es ist das
gängigste Verfahren für die Aufnahme von Bestandesprofilen.
Dreiecksmethode
Die Dreiecksmethode basiert auf der Methode, dass die Lage eines Punktes C durch Di-
stanzmessungen von den Endpunkten einer bekannten Strecke AB bestimmt werden
kann. Ausgehend von einer Basisstrecke wird für jeden Baum die Länge der 2. und 3.
Dreiecksseite gemessen. Bei Bedarf (zu grosse Distanzen oder Hindernisse) wird eine
neue Basis gewählt, wobei dies auch eine bereits gemessene Dreiecksseite sein kann. Die
Identifikation der Eckpunkte, die Seitenlängen sowie die relative Lage der jeweils dritten
Ecke zur Basis wird protokolliert. Für dieses Verfahren werden keine speziell festgelegten
und bezeichneten Referenzpunkte benötigt.56
Die Methode ist einfach durchzuführen, birgt aber das Problem der Fehlerfortpflan-
zung. Werden zu jedem Baum mindestens drei Distanzen gemessen, ergibt sich eine
Polarvermessung
Von Referenzpunkten aus wird die Lage der Bäume mittels Winkel- und Distanzmessung
und Umrechnung in ein Koordinatensystem ermittelt. Für die Messung ist ein Theodolit
erforderlich. Bussolen genügen mit ihrer Ablesegenauigkeit von ca. 1g nicht, es sei denn,
man verdichtet das Fixpunktnetz sehr stark und misst nur über sehr kurze Distanzen. Mo-
derne Theodoliten ermöglichen auch Distanzmessungen, automatische Neigungskorrektur
und die digitale Speicherung der Messungen. Wichtig dabei ist die Korrektur der Messun-
gen mit dem halben Baumdurchmesser, bzw. bei der Verwendung von Reflektorspiegeln
mit dem entsprechenden Vorhaltemass. Bei dichten Bestockungen oder Unterwuchs kön-
nen Sichtbarkeitsprobleme auftreten, die nur mittels weiteren Fixpunkten oder Ergän-
zungsmessungen mit anderen Verfahren umgangen werden können. Die Datenerfassung
und Vollständigkeitskontrolle werden dadurch erschwert.57
Photogrammetrische Kartierung
Bei der Kartierung von Einzelbäumen werden Kronenprojektionskarten durch das Umfah-
ren der Baumkronen am Photogrammetriegerät erstellt. Bei Baumarten mit einer kegelför-
migen Krone kann zusätzlich die Baumspitze als approximativer Ort für den Baumstand-
ort erfasst werden. Mit der Erfassung von dreidimensionalen Koordinaten der Baumspitze
kann in Verbindung mit einem digitalen Geländemodell zusätzlich die Baumhöhe ermit-
telt werden.58 Enger Kronenschluss und stufiger Bestockungsaufbau erschweren eine er-
folgreiche Kartierung, in dem die Abgrenzung der Kronen gegeneinander behindert und
die Sichtbarkeit sozial tiefer stehender Bäume verunmöglicht wird. Bei lockeren Bestok-
kungen sind je nach Distanz zum Nadir und Brennweite der Aufnahmekammer teilweise
die Stammfüsse erkennbar und können direkt kartiert werden. Jungwuchs, Dickungen,
Bodenvegetation, Baumleichen, Elemente der topographischen Situation sowie Punkte
und Kanten für ein Geländemodell können – soweit sichtbar – kartiert werden. Die Gren-
ze der zu kartierenden Fläche muss entweder auf dem Luftbild sichtbar sein (z.B. mittels
Signalisation) oder bereits vermessen sein.
Bevor eine auf photogrammetrischem Weg erstellte Kronenprojektionskarte bzw.
Baumkarte verwendet werden kann, ist eine Verifikation im Gelände notwendig, bei der
die Bäume identifiziert und gegebenenfalls die kartierten Kronen geteilt, vereinigt oder –
insbesondere bei Bäumen tieferer Schichten – ergänzt werden. Um diese Feldarbeit zu
erleichtern, sind bei der Luftbildauswertung geeignete Orientierungshilfen zu kartieren.
Für die photogrammetrische Kartierung von Einzelbäumen werden grossmassstäbli-
che Luftbilder im Massstab 1:5000 und grösser benötigt.59 Beim Einsatz moderner analy-
tischer Photogrammetriegeräte wird die Auswertung direkt digital gespeichert.
Bei allen aufgeführten Verfahren können die sich bei der Messung ergebenden Ko-
ordinaten im lokalen Bezugssystem in ein geodätisches Basisbezugssystem (Landesver-
messung) umgerechnet (Landeskoordinaten) werden. Dazu muss der Bezug der verwen-
deten Referenzpunkte zum Basisbezugssystem hergestellt werden. In abgelegenen Regio-
nen und ausgedehnten Wäldern, wo die Dichte der Fixpunkte des Basisbezugssystems
gering und die Sichtbarkeit beeinträchtigt ist, muss bei terrestrischer Vermessung mit ei-
nem beträchtlichen Aufwand für einen exakten Anschluss gerechnet werden.
Da grossmassstäbliche Luftbilder nur einen relativ kleinen, stereoskopisch erfassba-
ren Geländeausschnitt abdecken, reichen in der Regel die gegebenen Passpunkte für die
absolute Orientierung nicht aus. Mittels Passpunktverdichtung (Übertragung von frei ge-
wählten, luftbildsichtbaren Passpunkten von kleinermassstäblichen Luftbildern auf die
57 Das Polarvermessungsverfahren wird von der WSL auf Dauerbeobachtungsflächen angewandt (pers. Mitt. A.
Zingg, ZEHNDER 1996), siehe auch WHITE 1985, MOEUR 1993, STROBEL 1995.
58 Siehe z.B. OESTER 1991.
59 Siehe z.B. OESTER et al. 1981, MURTHA 1983, HAUENSTEIN 1985, SCHERRER 1988, OESTER 1991.
- 34 -
mit dem Boden definiert (Abb. 1). Die Aufnahmearbeiten erfolgen mit einer Dreiere-
quipe. 62
Nach der Feldkartierung werden die Bäume auf dem Feldplan auf einem Präzisionsdigi-
talisiertisch von Hand digitalisiert. Die Nummernbeschriftungen werden anschliessend
gesetzt, um die Kontrollen zu vereinfachen. Nachfolgend wird ein Plot erstellt, welcher
mit dem Originalfeldplan kontrolliert und ggf. im Feld verifiziert wird.
2.4 Strukturanalyse
2.4.1 Bildliche Darstellungen
2.4.1.1 Grundrissdarstellungen
Bestandesgrundrisse sind die senkrechten parallelen Projektionen der Bestandesglieder
auf eine horizontale Ebene. Sie enthalten Baumstandorte, Kronenumrisse, ggf. schräge
und liegende Stämme u.a.m. Die Erstellung erfolgt entweder durch terrestrische Kartie-
rung der Baumstandorte und Kronenteile oder photogrammetrische Auswertung von Ste-
reoluftbildern (Kap. 2.2.2). Für die zeichnerische Gestaltung können auch einfache Sym-
bole (z.B. für die Baumarten) oder skalierte Symbole (z.B. für BHD) eingesetzt werden.
Das horizontale Bestandesgefüge kommt in diesen Darstellungen gut zur Geltung.
Durch das Fehlen der dritten Dimension wird kein Eindruck der vertikalen Gliederung er-
zeugt, welcher auch durch zusätzliche symbolische Hilfsmittel nicht vermittelt werden
kann. Dieser Mangel ist bei vertikal gegliederten Bestockungen gravierend. Kronenkarten
können Grundlagen für weitere Auswertungen bilden63.
2.4.1.2 Aufrissdarstellungen
Realistische Bestandesprofile
Realistische Bestandesprofile (Aufrisse) sind eine graphische Darstellung der Bäume ei-
ner konkreten Bestockung in orthogonaler Projektion auf eine vertikale Ebene. Durch die
gegenseitige Überdeckung der Bäume ist die darstellbare Profiltiefe beschränkt. Je nach
Dichte der Bestockung und Dimension der Bäume umfasst ein Profilstreifen eine Tiefe
von 5 bis 20 m64 und eine Länge bis mehrere hundert Meter.
Die Ergänzung der Profildarstellung mit einem Grundriss gibt dem Betrachter einen
besseren Einblick in die Bestandestiefe. Mittels schiefer perspektivischer Darstellung
kann die räumliche Tiefenwirkung verbessert werden. Die darstellbare Tiefe bleibt jedoch
nach wie vor beschränkt. Der Informationsgehalt der Profile kann weiter erhöht werden,
indem die Ergebnisse weiterer Erhebungen (z.B. Pflanzengesellschaften, Bodenprofile,
Basalfläche) in geeigneter graphischer Form integriert werden.65
Entsprechend dem Detaillierungsgrad der Darstellung können zwei Profiltypen unter-
schieden werden, zwischen denen es verschiedene Übergangsformen gibt:
− Im Architekturprofil66 wird jeder Baum mit seiner konkreten Gestalt, Stammform,
Ästen etc. dargestellt.
− Im Strukturprofil werden alle Bäume an ihren Positionen und mit ihren Dimensionen,
jedoch in vereinfachter Gestalt, gezeichnet.
KÖSTLER (1952, 1958) schlägt vor, die Darstellung den Bestockungsverhältnissen anzu-
passen und daher bei jüngeren Entwicklungsphasen und dichten Bestockungen schemati-
schere Darstellungen zu verwenden.
Strukturdiagramme
Strukturdiagramme zeigen die Bestockung aus der gleichen Sicht wie die realistischen
Profile, sind aber stark generalisiert. Sie sind schematische Darstellungen der Struktur,
welche die wesentlichen Charakteristiken, Muster und Regelmässigkeiten hervorheben.
Sie stellen keinen konkreten Transekt dar. Die Strukturdiagramme können verschieden
hohe Abstraktionsgrade aufweisen. Bei geringer Abstraktion sind sie den Bestandesprofi-
len sehr ähnlich (z.B. REINERS u. LANG 1979). Stark abstrahierte Strukturdiagramme stel-
len eine eigene formale Sprache dar.
Eine universelle schematische Darstellung von Vegetationsstrukturen wurde bei-
spielsweise von DANSEREAU entwickelt. Das Ziel dieser graphischen Kurzbeschreibun-
gen, auch Dansereaugramm genannt, besteht darin, mit einem akzeptablen Wiederholbar-
keitsgrad alle essentiellen Variablen einer Bestockung auszudrücken, die für einen Ver-
gleich verschiedener Vegetationsstrukturen notwendig sind. Dabei wurde grosser Wert
auf die Schlichtheit der Symbole und die Handhabung durch weniger geübte Anwender
gelegt (DANSEREAU 1951, DANSEREAU et al. 1966). Das Dansereaugramm ist ein abstra-
hiertes Bestandesprofil, in das verschiedene, in einem Bestandesprofil nicht darstellbare
Charakteristiken eingebaut werden. Strukturdiagramme haben im europäischen Raum
keine grosse Verbreitung gefunden.
und den Zeitschnitt der Profile nach Bedarf – beispielsweise aufgrund von Ergebnissen
anderer Analysemethoden – festzulegen. Entsprechende Computerprogramme waren zu
erstellen. Dabei galt es einige Rahmenbedingungen zu berücksichtigen:
− Anschauliche, leicht lesbare Darstellung (Symbole, Farben, Massstäbe).
− Reduktion der hohen Informationsdichte auf ein überblickbares Mass (Massstäbe, Ge-
neralisierung, Selektion).
− Einschränkungen für Reproduktion auf Papier (Grösse, Massstäbe, Symbole, Farben).
Das erstellte Programm für die Generierung von Bestandesprofilen aus einer Fläche mit
kartierten Bäumen weist folgende wesentlichsten Charakteristiken auf (Abb. 2):
Darstellung:
− Einfaches Profil ohne Perspektive.
− Die Informationen für die Darstellung werden der Baum-Datenbank entnommen.
Nicht für alle Bäume vorliegende Informationen werden anhand von Funktionen mo-
delliert (Kap. 2.4.6 und 5.3).
− Die Kronen werden als gleichseitige Dreiecke abgebildet, was in Anbetracht der natür-
lichen Kronengestalt der Bergföhre und geringen Variabilität eine durchaus adäquate
Vereinfachung darstellt.
− Stöcke und stehende tote Bäume werden vereinfacht dargestellt. Auf liegende, tote
Bäume (Baumleichen) wird im Hinblick auf die Übersichtlichkeit verzichtet, hingegen
werden die ins Profil ragenden im dazugehörenden Grundriss farblich hervorgehoben.
− Die Bodenoberfläche wird auf der Basis des digitalen Geländemodells dargestellt.
− Zur Orientierung wird neben die Profile ein einfacher Grundriss der Beobachtungsflä-
che mit eingetragener Profillage gezeichnet.
Parametrisierung:
− Die Lage, Länge und Breite des Profils sowie der Zeitschnitt sind frei wählbar.
− In einer Graphik können zeitliche oder räumliche Sequenzen dargestellt werden.
− Verschiedene Daten- und Darstellungsparameter (z.B. Grundlagedaten, vordefinierte
Profile, Massstäbe, Beschriftungen) für die Darstellung sind beim Programmstart
wählbar oder können durch einfache Änderungen in den verschiedenen Modulen ver-
ändert werden.
,QWHUDNWLYH'HILQLWLRQGHU
3URILODFKVHDP%LOGVFKLUP 'LJLWDOHV*HOlQGHPRGHOO
9RUGHILQLHUWH3URILODFKVHQ
$EJHOHJWLQVSH]7DEHOOH
%LOGVFKLUPGDUVWHOOXQJ
:HLWHUH3DUDPHWHU : 3URILO3URJUDPP
=HLWVFKQLWWH +DUGFRS\3ORW
0DVVVWDEKRUL]RQWDOYHUWLNDO
'DUVWHOOXQJV3DUDPHWHU
%DXP'DWHQEDQN %DXP*HVWDOW0RGHOO
*UHQ]HGHU%HREDFKWXQJVIOlFKH %DXPK|KH
HWF
Weiter wurde ein Programm für die Erstellung von flächendeckenden Kronenprojektions-
karten entwickelt, bei welchem das liegende Totholz und die Stöcke sowie die Absterbe-
zeitpunkte besonderes hervorgehoben werden. Die Baumdurchmesser der stehenden und
- 40 -
liegenden Bäumen ist proportional dargestellt. Der Zeitschnitt ist wählbar. Bei den Kro-
nenprojektionen wurde eine Darstellung gewählt, welche die Kronenüberlappungen gra-
phisch hervorhebt. Hingegen wurde auf die geometrisch korrekte Darstellung der Kro-
nenprojektionen von schräg stehenden Bäumen verzichtet.
2.4.2 Struktur-Kenngrössen
2.4.2.1 Allgemeines
Jede in kompakter Form numerisch wiedergegebene Eigenschaft einer Bestockung kann
als Struktur-Kenngrösse bezeichnet werden. Auch hier ist zu unterscheiden zwischen
Methoden, welche die räumlichen Verhältnisse direkt und solchen, die die räumlichen
Verhältnisse nur indirekt über andere Eigenschaften berücksichtigen. Struktur-Kenn-
grössen sind meist nicht sehr anschaulich. Für verschiedene Anwendungen – insbeson-
dere für den Vergleich verschiedener Bestockungen – mag dies genügen. Die Variabilität
räumlicher Verteilungen ist so gross, dass es eher notwendig ist, die Daten in Graphiken
darzustellen als nur in einfachen Zahlen (RIPLEY 1981 in TOMPPO 1986).70 Schon
einfache Werte wie Stammzahlen, Baumartenanteile, Basalfläche, Mittelstamm vermit-
teln einen einfachen Eindruck über die Bestockungsstruktur.
Die räumliche Verteilung von Bäumen kann als räumliches Punktmuster (spatial
point pattern) abstrahiert werden. Für die Analyse räumlich verteilter Punkte existieren
viele statistische Verfahren.71 Mit statistischen Methoden kann die Zufälligkeit geprüft,
die Homogenität, Heterogenität, Klumpung und Dichte der beobachteten Verteilung quan-
tifiziert werden.
2.4.2.2 Aggregationsindex
Aus der Gruppe der statistischen Methoden der spatial point pattern analysis wird in die-
ser Arbeit nur der einfache und geläufige Aggregationsindex R von CLARK und EVANS
(1954) verwendet. Der Aggregationsindex R beschreibt das horizontale Baumvertei-
lungsmuster, indem er den beobachteten mittleren Abstand zum nächsten Nachbarn (F 2)
in Beziehung setzt (F 1) zum erwarteten mittleren Abstand bei zufälliger Baumverteilung
(F 3). Aggregationswerte kleiner 1 zeigen eine Tendenz zur Klumpung an, Werte um 1
eine zufällige Verteilung (Poisson) und Werte über 1 eine Tendenz zu regelmässiger Ver-
teilung (PRETZSCH 1993, 1996).
r= beobachtet
(F 1) R Clark & Evans
r erwartet
(F 2) r = i =1
j ≠i
i j
beobachtet
n die Anzahl Punkte ist.
1
r = wobei A die Grösse der Testfläche ist.
(F 3) erwartet
2
n ,
A
70 In verschiedenen Arbeiten wurden solche statistische Methoden auf Waldbestände angewendet: Siehe z.B.
STRAND 1953, CLARK u. EVANS 1954, PIELOU 1959, KERSHAW 1964, JOHANN 1970, COX 1971, RIPLEY 1977,
1981, DIGGLE 1981, 1982, 1983, BÜRKI 1981, GALIANO 1982, WHITE 1985, UPTON u. FINGLETON 1985, TOMPPO
1986, STERNER et al. 1986, GETIS u. FRANKLIN 1987, STOYAN 1987, KENKEL 1988, DOGUWA 1989, SAMRA et al.
1989, MOEUR 1993, PRETZSCH 1996.
71 Siehe z.B. CLARK u. EVANS 1954, COX 1971, ROGERS 1974, PIELOU 1977, RIPLEY 1977, BARNETT 1981, DIGGLE
1983, GREIG-SMITH 1983, UPTON u. FINGLETON 1985, MOEUR 1993, PRETZSCH 1993, 1996.
- 41 -
2.4.3 Standraum
2.4.3.1 Allgemeines
Der Standraum ist der von einem Baum beanspruchte oder ihm zur Verfügung stehende
Raum. Er ist eine wichtige Kenngrösse für die Bestockungsstruktur (DENGLER 1980). Die
Bestimmung des verfügbaren Standraumes der einzelnen Bäume entspricht der Auftei-
lung des Raumes auf die Einzelbäume. Für das Baumwachstum bedeutungsvoll ist das
Verhältnis zwischen aktuellem und noch verfügbarem Standraum. Dabei spielt es eine
wichtige Rolle, wie der noch verfügbare Raum verteilt ist, d.h. wo und wie gross die
Sektoren des noch verfügbaren Raumes sind. Für dessen Bestimmung müssen als Erstes
die begrenzenden Faktoren bestimmt, als Zweites die begrenzenden Elemente ermittelt
werden und als Drittes die Abgrenzung der Fläche bzw. des Raumes erfolgen (FREIST-
DORR 1992).
Bei beschreibenden Methoden dient beispielsweise der in diskreten Stufen definierte
Schlussgrad72 zur Erfassung des Standraumes und der Konkurrenzverhältnisse. Bei quan-
titativen Methoden wird der ausgenutzte und freie Raum metrisch erfasst und analysiert.
Die Standraumfläche ist die zweidimensionale Vereinfachung des Problems der drei-
dimensionalen Darstellung und Analyse des Raumbedarfes eines Baumes. In neueren Ar-
beiten werden Versuche zur dreidimensionalen Analyse der räumlichen Verhältnisse un-
ternommen (PRETZSCH 1991, 1992a, 1992b, 1993).
2.4.3.2 Dirichlet-Diagramm
Das (gewöhnliche) Dirichlet-Diagramm73 ist wie folgt definiert (DIGGLE 1983, UPTON u.
FINGLETON 1985, OKABE et al. 1994): p1, .... pn sind eine endliche Anzahl verschiedener
Punkte im zweidimensionalen kartesischen Raum ℜ2, p eine willkürliche Lokation in ℜ2
und d(p, pi) die euklidische Distanz zwischen der Lokation p und dem Punkt pi in P. Die
Region V(pi) ist definiert durch die Menge der Lokationen, welche die Bedingung d(p, pi)
≤ d(p, pj) für alle j, ausgenommen j = i, erfüllen (F 4).
(F 4) Dirichlet-Kriterium { ( ) }
V( pi ) = p ∈ ℜ2 d ( p, pi) ≤ d p, p j , j ≠ i, j = 1,....,n
Die Lokationen p, welche zu zwei oder mehr Punkten pi die gleiche Distanz aufwei-
sen, bilden die Grenzen der Region V. Jeder Punkt in der Region V liegt näher zur Loka-
tion p als zu jeder anderen Lokation pj. Die Region V(pi) wird als Dirichlet-Polygon be-
zeichnet. Die Summe der Polygone bilden das Dirichlet-Diagramm. Das Dirichlet-
Polygon des Punktes pi kann konstruiert werden, indem die Mittelsenkrechten auf die
Strecken von pi zu den Nachbarn gezogen werden. Die innersten Schnittpunkte dieser
Mittelsenkrechten bilden das Dirichlet-Polygon (Abb. 3).
Die Dirichlet-Polygone überlappen sich nie und sind immer konvex. Variable Eigenschaf-
ten sind die Fläche, der Umfang, die Elliptizität und die Exzentrizität des Punktes pi zum
Schwerpunkt. Die Polygonkanten definieren die Nachbarn. Es kann zwischen direkten
und indirekten Nachbarn unterschieden werden. Bei den direkten Nachbarn schneidet die
Verbindungslinie die entsprechende Polygonkante. Diejenigen Punkte, mit denen eine ge-
meinsame Polygonseite besteht, bilden die Nachbarn erster Ordnung (First Order
neighbours). Jeder Polygoneckpunkt gehört typischerweise zu drei Polygonen. Die Li-
nien, die diese drei Punkte pi verbinden, bilden ein Dreieck, welches das Delaunay Krite-
rium erfüllt: Innerhalb des Kreises, der durch diese drei Punkte definiert wird, kommt
kein weiterer Punkt pj vor.
72 Schlussgrad: Mass der Bedrängung der Baumkrone. Siehe z.B. SCHÜTZ 1982, STIERLIN et al. 1994.
73 Das Dirichlet-Diagramm (DIRICHLET 1850) wurde verschiedentlich „neu“ entdeckt und ist daher auch unter
verschiedenen Bezeichnungen bekannt (siehe UPTON u. FINGLETON 1985): Voronoi-Polygone (VORONOI 1909),
Thiessen-Polygone (THIESSEN 1911), Wigner-Seitz Zellen (WIGNER u. SEITZ 1933), das Zellen Modell (MEIJERING
1953), S-Mosaik (PIELOU 1977).
- 42 -
#
#
## #
# ## #
Dirichlet- #
Polygon
### #
#
Delaunay # #
Triangulation # # # #
#
# #
Baumstandort
#
# ##
# #
#
##
# # #
#
#
#
# #
#
# #
74 DANIELS et al. 1986, BRANG 1987, Verweise in KENKEL et al. 1989, siehe auch Fussnote 75.
75 MOORE et al. 1973, INDERMÜHLE 1978, PELZ 1978, BÜRKI 1981.
- 43 -
2.4.4.1 Kollektivbildung
Normalerweise erfolgt die Abgrenzung und Kartierung von Baumkollektiven entweder
manuell im Gelände oder durch Interpretation von Luftbildern mit anschliessender photo-
grammetrischer Auswertung. Üblich sind auch kombinierte Verfahren. 76 Den Verfahren
gemeinsam ist die Festlegung der Grenzen nach Augenmass.
Grundsätzlich handelt es sich bei der flächigen Erfassung von Baumkollektiven um
die kartographische Problematik des Generalisierens von Punktobjekten in Flächen-
objekte. Hinzu kommt die nur begrenzte Sicht sowohl im Luftbild, wie auch im Gelände.
Die Abgrenzung verschiedener Entwicklungsphasen oder -stufen, bzw. der Flächen, auf
denen die Verjüngung zu einem bestimmten Zeitpunkt eingesetzt hat, ist schwierig und
zuweilen unklar.77 Gelegentlich weist die Natur selbst scharfe Grenzen auf. Hier wird die
Grenzziehung klarer. Im Falle von wenigen, gut sicht- und abgrenzbaren Einheiten konnte
beobachtet werden, dass eine Tendenz besteht, in der Reihenfolge abnehmender Auffäl-
ligkeit der Objekte und Grenzen die Einheiten auszuscheiden. Dies führt zwangsläufig
dazu, dass eine Art „Füllmatrix“ oder „Hintergrund“ übrig bleibt (vgl. ALBERTZ 1970).
Eine Flächenkartierung ist immer mit einer gewissen Subjektivität behaftet.78 Für
praktische Anwendungen, wie beispielsweise die Bestandeskarten als Grundlage für die
Betriebsplanung, spielt diese Subjektivität eine geringere Rolle als für wissenschaftliche
Zwecke.
Für die analytische Bildung von Baumkollektiven aus Einzelbaumdaten wurden verschie-
dene Ansätze entwickelt. Ein Verfahren ist die Clusteranalyse. Sie geht von den gegen-
seitigen Abständen der einzelnen Datenpunkte aus und vereinigt immer weitere Punkte
und Punktgruppen miteinander, die einander am nächsten liegen, bis alle Datenpunkte zu-
sammengeschlossen sind. Daraus ergibt sich eine Art Rangfolge, welche zur Bildung
hierarchisch gegliederter Gruppen oder Kollektive dienen kann.79
STROBEL (1995) hat nach dem single-linkage-Verfahren80 Kollektive gebildet. Bei
dem zu den hierarchisch agglomerativen Methoden gehörende Verfahren wird ein Indivi-
duum (bzw. ein Cluster) demjenigen Cluster zugewiesen, zu dem es die geringste Distanz
aufweist. Die Cluster-Bildung wird bis zum Erreichen einer bestimmten maximalen Dis-
tanz (Grenzabstand) fortgesetzt. Der von BRANG (1987) definierte „Gruppierungsgrad“ ba-
siert ebenfalls auf dieser Methode.
POKER (1993) bildete die Baumkollektive mittels einer Clusteranalyse, bei der die Va-
rianzen der Abstände der Bäume innerhalb eines Kollektivs (Cluster) minimiert werden.
In einem iterativen Verfahren wurden die Anzahl der Cluster sowie die Zugehörigkeit der
Bäume zu den Clustern bestimmt.
Nach dem gängigen (diskreten) Texturbegriff kann ein Baum nur zu einem Textur-
element (Cluster) gehören, die Texturelemente dürfen sich räumlich nicht überlappen und
dürfen räumlich nicht disjunkt sein. Die Lagekoordinaten (x, y Variablen) haben in der
Clusteranalyse deshalb eine besondere Bedeutung. Der Einbezug anderer Grössen in die
Clusteranalyse ist daher schwierig. POKER (1993) hat beispielsweise nur die Lagekoordi-
naten der Bäume in der Clusteranalyse berücksichtigt. STROBEL (1995) hat in seinem Ver-
fahren die Kronengrösse jedes Baumes als Faktor für den Grenzabstand in die Berech-
nungen einbezogen.
2.4.4.2 Texturbeschreibung
Liegt das Flächenmosaik vor, kann – bei genügend grosser Untersuchungsfläche – die
Textur analysiert werden. Sie kann durch folgende Merkmalsgruppen gekennzeichnet wer-
den (HILLGARTER 1971, MAYER u. OTT 1991):
− Räumliche Verteilung der Typen (analog der räumlichen Verteilung von Punkten)
− Korrelationen mit anderen räumlichen verteilten Phänomenen (Bodenverhältnisse, To-
pographie etc.)
− Flächenausdehnung (Flächengrössen und der Häufigkeitsverteilung, Anteil an der Ge-
samtfläche etc.)
− Flächenformen der Typen (Kreis, Ellipse, Streifen etc.; gerade, gebuchtet, gezahnt;
konvex; quer/längs zur Fallinie; Verhältnis von Umfang zu Fläche etc.)
− Nachbarschaftsverhältnisse (Anzahl der Nachbarn, Vorhandensein von Inseln, Häufig-
keit der Grenzlänge zu Typen von Nachbarn etc.)
− Zustände und Veränderungen der Typen sowie ihre Anteile am Gesamtwald (Stamm-
zahl, Volumenzuwachs, Vitalität, Mortalität etc.).
Differenzierte Analysen forstlicher Texturen sind beispielsweise zu finden bei
HILLGARTER (1971), BRANG (1987), PASTOR und BROSCHART (1990), STROBEL 1995.
78 Im Rahmen einer Weiterbildungstagung für SANASILVA Luftbildinterpreten (SCHWARZENBACH et al. 1986,
SCHERRER et al. 1990) führte der Autor 1988 einen Versuch über die Übereinstimmung verschiedener, unabhängig
durchgeführter Bestandeskartierungen mit Infrarot-Luftbildern im Massstab 1:9000 durch. Trotz gleicher Ausbil-
dung zeigte das Ergebnis der ca. 20 teilnehmenden Spezialisten grosse Unterschiede in der Lage und Generalisie-
rung der Grenzen sowie in der mittleren Flächengrösse (nicht publ.).
79 sieh z.B. EVERITT 1993.
80 Auch nearest neighbour technique genannt.
- 45 -
zugewiesen, wobei
x-Xi der Abstand des Datenpunktes i zum Beobachtungspunkt x,
n die gesamte Anzahl der Datenpunkte,
h die Fenstergrösse, auch Glättungsparameter (smoothing parameter) genannt,
K die Funktion, welche die Gestalt des Höckers (Kernel) bestimmt, ist.
Die Summe aller individuellen Höcker bilden die Dichteschätzung f$ . Für den univariaten
Fall lässt sich das Berechnungsverfahren anschaulich darstellen (Abb. 4). Wenn h klein
ist, kommen die feinen Dichteunterschiede zum Vorschein, während bei einem grossen h
nur die markantesten Tendenzen hervortreten.
- 46 -
f(x)
Zu unterscheiden sind Kernel mit einem festen und solche mit einem variablen Glättungs-
parameter. Beim Fixed Kernel ist der Glättungsparameter für alle Datenpunkte gleich
(F 5), beim variable Kernel (F 9) (F 10) wird der Glättungsparameter von Punkt zu Punkt
an die lokale Dichte angepasst. Wo die Beobachtungen spärlich sind, wird dann ein fla-
cher, wo sie häufig sind, ein spitzer Kernel verwendet. Dies führt zur Unterdrückung des
Rauschens in spärlich besetzten Regionen, ohne die Strukturen in den dicht besetzten Re-
gionen zu verwischen.
Der einfachste Schätzer mit einem festen Glättungsparameter ist der naive Estimator
(F 6). Für die Dichteschätzung sind alle in den Kernel fallenden Beobachtungen unabhän-
gig vom Abstand zu x gleichwertig. Beim Epanechnikov Kernel (F 7) wird der Abstand je-
des in den Kernel fallenden Datenpunktes berücksichtigt. Beim Normal Density Kernel
(F 8) wird die Normalverteilung als Funktion zur Bestimmung des Dichtewertes benutzt.
Der Glättungsparameter entspricht dabei der Standardabweichung.
1
wenn x <1
(F 6) Naive Kernel K (x) = 2
0 sonst
2
( 1 − x’ x ) wenn x’ x < 1
(F 7) Epanechnikov Kernel K (x) = π
0 sonst
1 ( x − X i )’( x − X i )
(F 8) Normal Density Kernel K (x) = ⋅ exp −
2π 2h
2
Beim variable Kernel (F 9) bestimmt der Abstand dj zum kten Nachbarn die Weite. Beim
adaptive Kernel (F 10) wird der globale Glättungsparameter h durch einen lokalen Glät-
tungsparameter λ ergänzt, welcher aufgrund einer lokalen Pilotschätzung ermittelt wird.
1 n 1 t − X j
(F 9) Variable Kernel f$ (t) = ∑ K
n j=1 hd j,k hd j,k
1 n 1 t − X j
(F 10) Adaptive Kernel f$ (t) = ∑ 2 2 K
n i =1 h λ i hi λ 2i
ben.81 Ein anderer, durchaus tauglicher Weg zur Bestimmung des Glättungsparameters
kann auch darin bestehen, den Glättungsparameter empirisch zu ermitteln. Es werden
mehrere Schätzungen mit verschiedenen Werten berechnet und derjenige Wert wird ver-
wendet, der den Sachverhalt am geeignetsten widerspiegelt. Die Analyse mehrerer Dich-
teschätzungen verhilft gleichzeitig auch zu einem tieferen Einblick in die Struktur der
Daten, als es die Betrachtung einer einzelnen, optimal geglätteten vermag.
Weil bivariate Dichteschätzungen eine kontinuierliche Oberfläche bilden, können sie
sehr anschaulich als dreidimensionale perspektivische Darstellungen oder mittels Pseu-
doisolinien82 dargestellt werden.
Das Histogramm kann als Spezialfall der Kernel-Methode bezeichnet werden. Die Breite
des rechteckigen Kernels entspricht dabei dem Intervall. Jeder Wert wird genau einmal
gezählt. Die Histogramm-Methode hat den Nachteil, dass das Ergebnis stark von der
Wahl des Ursprungs, der Zellengrösse in X und Y-Richtung und der Achsenrichtung ab-
hängt. Dreidimensionale Histogramme sind schlecht lesbar, die Generierung von Isolinien
ist schwierig und die Daten werden nicht effizient genutzt. Das Verfahren ist jedoch sehr
einfach und kann auch direkt bei der Felderhebung durchgeführt werden, indem jede Be-
obachtung direkt einer Gitterzelle zugewiesen wird.
Die Durchführung einer Dichteschätzung nach der Kernel-Methode ist sehr zeitraubend.
Der Aufwand hängt von der Datenmenge, der Komplexität der Kernel-Funktion, vom
Glättungsparameter und von der Anzahl zu berücksichtigender Datenpunkte pro Kernel
ab. In der Praxis wird eine wesentliche Reduktion des Aufwandes erreicht, wenn die
Dichteschätzung nicht für jeden einzelnen Datenpunkt, sondern für die Punkte eines regel-
mässigen Gitters berechnet werden und ein Kernel verwendet wird, der die Bedingung
K(x) = 0 wenn x’x ≥ 1 erfüllt.
In der forstlichen Literatur wurden keine Anwendungen des Kernel Smoothing gefunden.
In der mathematisch-statistischen Literatur hingegen gibt es beispielhafte Analysen von
Baumverteilungen (z.B. DIGGLE 1981). Dem Kernel Smoothing ähnliche Ansätze wurden
indessen für die Analyse von Bestockungsstrukturen bereits eingesetzt. So hat beispiels-
weise FRANZ (1956 in JOHANN 1970) das Dichtekreisverfahren83 entwickelt. WEIDMANN
(1961), DIERSCHKE und SONG (1982) und STROBEL (1995) benutzten bivariate Histogram-
me für die Darstellung der räumlichen Variabilität. WISSEL (1991) präsentierte Ergebnisse
der Modellberechnungen zum Mosaik-Zyklus-Konzept mittels bivariater Histogramme.
Die Kernel-Methode wird häufig bei der Analyse geographischer Daten angewandt.84
Bezüglich Baumbestockungen sind einige Bemerkungen anzufügen. Der Standort
Xi = [Xi(1), Xi(2)] des Baumes i ist nicht ganz unabhängig von den Standorten seiner Nach-
barn j. Je näher die Bäume stehen, um so mehr treten sie miteinander in eine kausale –
konkurrenzierende oder unterstützende – Beziehung, je grösser die Distanz ist um so un-
abhängiger sind sie voneinander. Die Wertebereiche der Ortsvariabeln Xi(1) und Xi(2) sind
nur beschränkt durch die Grösse des Untersuchungsgebietes.
81 Siehe z.B. SILVERMAN 1981 (mit Beispiel), DIGGLE 1981 (mit Beispiel), BOWMAN 1985.
82 Isolinien (Wertlinien) verbinden gleiche Werte eines Kontinuums (z.B. Höhenkurven verbinden Punkte der konti-
nuierlichen Erdoberfläche gleicher Meereshöhe). Benachbarte Isolinien umschliessen demnach bestimmte Wertin-
tervalle. Isolinien, die zur Wiedergabe von „Wertefeldern“ gestreuter Objekte verwendet werden, sollten als „Pseu-
doisolinien“ bezeichnet werden, da sie sich nicht aus Werten eines Kontinuums zusammensetzen. Damit ist aber
nicht die abwertende Beurteilung im Sinne von „falsch“ zu verstehen, sondern lediglich eine Betonung, dass es
sich um Scheinisolinien handelt (MEYNEN 1975, ARNBERGER 1993).
83 Beim Dichtekreisverfahren (FRANZ 1956 hat die Bezeichnung Probekreis verwendet) wird um jeden Baum ein
Kreis gelegt. Die Anzahl der in den Kreis fallenden Bäume wird ausgezählt (=Dichtewert). Die Dichtewerte wer-
den kartographisch dargestellt und statistisch ausgewertet. Die Fläche des Dichtekreises soll proportional zur mitt-
leren Standfläche eines Baumes sein. JOHANN (1970) hat das Dreifache der mittleren Standfläche als zweckmässi-
ge Grösse des Dichtekreises ermittelt. Damit entspricht der Radius des Dichtekreises etwa der Seitenlänge des flä-
chenäquivalenten Standflächenquadrates.
84 Siehe z.B. WORTON 1989 (Home Range), BRACKEN 1994.
- 48 -
falls von Interesse. Dies wird mit dem Varianzkoeffizient der in den Kernel fallenden
Werte ermittelt. Da beim naive Kernel keine Distanzgewichtung stattfindet, eignet er sich
für die Bestimmung des Homogenitätsmasses.
Diese Summen-, Mittel- oder Streuungswerte der Kernel dienen zur Bildung thematischer
Oberflächen bzw. zur Berechnung von Pseudoisolinien. Die Ergebnisse der Kernel-
Berechnungen werden mit dreidimensionalen thematischen Oberflächen dargestellt. Die
Erstellung der am ausdrucksvollsten anschaulicher dreidimensionaler Oberflächen ist an-
spruchsvoll und aufwendig.
Für die Berechnungen und Darstellungen wird auf die im verwendeten Geographischen In-
formationssystem integrierten Routinen zurückgegriffen.85 Für die Glättung der Oberflä-
che wird die quintische Interpolation nach Akima, für die Interpolation der Pseudoisolini-
en der Algorithmus nach Douglas-Peucker (ESRI 1997) verwendet.
2.4.6 Einzelbaum-Modellierung
Nur die wichtigsten Messargumente wurden an allen Bäumen erhoben. Andere Grössen –
wie die Kronendimensionen – wurden nur an den Probebäumen ermittelt (Kap. 4.1.2,
Anhang 5.3). Für die räumliche Analyse und die graphischen Darstellungen müssen die
fehlenden Grössen mittels Modellen ergänzt oder Annahmen getroffen werden (Tab. 2).
Die meisten Modelle sind als Funktionen des an allen Bäumen gemessenen BHD formu-
liert. Andere Faktoren, insbesondere die Nachbarschaftsverhältnisse, sind nicht berück-
sichtigt. Bei Messgrössen, welche für jeden Baum individuell vorhanden sind oder bere-
chenbar sind, können relative Anomalien bestimmt werden. Dazu wird ein Modell für das
„Normale“ benötigt. Als „Normal“ wird dabei der lokale Trend bzw. Durchschnitt be-
trachtet.
Zur Erleichterung der Auswertungen werden einfache Funktionen verwendet. Auf
eine Differenzierung der sozialen Stellung und teilweise der verschiedenen Messperioden
wird verzichtet.
Tab. 2 Verwendete Modelle für die Einzelbaum-Modellierung
Modellierte Grössen Bestimmung
%DXPDUFKLWHNWXU
.URQHQEUHLWH.URQHQDQVDW]%DXPK|KH )XQNWLRQHQLQ$EKlQJLJNHLWGHV%+'5HJUHVVLRQ
.URQHQIRUP $QQDKPHQ
6WDPPIRUP6WDPPYROXPHQ $QQDKPHQ(UIDKUXQJVZHUWHJHRPHWULVFKH%H
UHFKQXQJHQ5HJUHVVLRQ
$QIDQJV(QGGXUFKPHVVHUGHUOLHJHQGHQ6WDPPVWFNH $QQDKPHQXQGJHRPHWULVFKH%HUHFKQXQJHQ
5lXPOLFKH6LWXDWLRQ
6FKUlJHXQGJHEURFKHQH6WlPPHLP$XIULVV $QQDKPHQXQGJHRPHWULVFKH%HUHFKQXQJHQ
=HLWOLFKH$EOlXIH
8PIDOOGDWXPGHU6WlPPH $QQDKPHQXQG$EVWHUEH]HLWSXQNW
$QRPDOLHQ
hEHU8QWHUGXUFKVFKQLWWOLFKHU%DVDOIOlFKHQ]XZDFKV 5HVLGXHQGHU5HJUHVVLRQ%DVDOIOlFKHQ]XZDFKV
LQ$EKlQJLJNHLWGHV%+'SUR0HVVSHULRGH
85 Solche integrierte Routinen sind die Distanzberechnung, 3D-Darstellung, Isoliniengenerierung wie auch
Hilfsfunktionen wie Flächenberechnung bei der Randkorrektur, Generierung des Quadratgitters.
In Arc/Info ist ab der Version 7.1 im Modul GRID eine Funktion enthalten, die ein einfaches Kernel Smoothing
ermöglicht; die Modifizierbarkeit, insbesondere der Kernel Funktion, ist jedoch sehr beschränkt.
- 50 -
Topographie, Bestockungs-
Relief eigenschaften (t)
Standorts-
eigenschaften (t)
Standort
∗ ∀ †‡
† ‡
∗
∀ ∠ †
∗ ∀ † ‡
∗ ∀ † ∠ ‡
Zeit
1. 2. 3. 4. Messung
Die Ereignisse werden zufällig, bis zu einer ganzen Periodenlänge zu spät oder in speziel-
len Fällen nur unvollständig erfasst. Die Verkürzung der Erfassungsperiodizität ist kaum
- 52 -
2.5.2.3 Zusatzgraphik
Für die Handhabung der Pläne im Feld, aber auch für die Datenbearbeitung am Bild-
schirm, müssen die Bäume angeschrieben sein. Durch die teilweise sehr hohe Dichte der
Bäume und Baumleichen ist die Platzierung der Beschriftungen stark eingeschränkt. Da
automatische Schriftplatzierungen nicht zu akzeptablen Resultaten führen, müssen die Be-
schriftungen manuell gesetzt und die Positionierung der Beschriftung in der Datenbank ab-
gelegt werden. Beschriftungen werden nur von noch im Gelände sichtbaren Bäumen so-
wie bezüglich der letzten Position der Stämme geführt.
86 Siehe z.B. KUNG 1985, KIENAST et al. 1991, LANGRAN 1992, O’KELLY 1994.
87 Bei einem Geographischen Informationssystem (GIS) handelt es sich um eine Datenbank, in der Daten der Atmo-
sphäre, Erdoberfläche, der Lithosphäre und der damit verbundenen technischen und administrativen Einrichtungen
sozio-ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten in einem einheitlichen Bezugssystem gesammelt, gespei-
chert, nachgeführt, analysiert und als verarbeitete Informationen in Form von Graphiken und Tabellen wieder aus-
gegeben werden. Ein GIS besteht aus Hardware, Software, Personal, Daten und Methoden (BILL u. FRITSCH 1991,
BRASSEL 1983, GÖPFERT 1991). In der vorliegenden Arbeit wird unter GIS ausschliesslich das Software- und Da-
tenbanksystem verstanden.
88 Arc/Info, ArcView sind eingetragene Warenzeichen von Environmental System Research Institute (ESRI),
Redlands CA, USA.
89 Für die Analyse wird Arc/Info auf Sun/Solaris89 eingesetzt. Verwendet werden die Module Arc, Arcedit, Arcplot,
Arc/TIN, Arc/GRID. Am Anfang wurde auch pcArc/Info eingesetzt, welches aber den Anforderungen nicht ge-
nügte. Alle selbst entwickelten Prozeduren sind in AML (Arc Macro Language: Arc/Info’s applikationsspezische
Programmiersprache) geschrieben.
- 53 -
90 Arc/Info ist in der forstlichen Forschung und im Forstdienst (Bund, Kantone, Ingenieurbüros) in der Schweiz, in
der Forschung und Verwaltung des Schweizerischen Nationalparks sowie im Ausland im Einsatz. Anwendungen
sind beschrieben in (Auswahl): HILLGARTER et al. 1989, GROSS 1990, HILLGARTER u. HIMMELBAUER 1990, HOLT
1990, MURPHY 1990, KIENAST et al. 1991, ALLGÖWER 1993, IRMAY 1993, SCHENKER 1993, ANONYMUS 1994b,
BIEBERSTEIN u. KRANZ 1995, DAHM et al. 1995, FRANK u. BAUMANN 1995, SAGISCHEWSKI et al. 1995,
SCHIERMEIER 1995, ANDRIS 1996, ECKSTEIN u. NEUMANN 1996, HÖHNE 1996, HÄGELI u. ZINGGELER 1996, BÜRGI
1998.
Bei verschiedenen Arbeiten mit Einzelbaumdaten wurde ebenfalls Arc/Info eingesetzt: z.B. KOOP 1989, KOOP u.
BIJLSMA 1993, POKER 1993, LENZ et al. 1996.
91 Triangulated Irregular Network.
92 INFO ist ein eingetragenes Warenzeichen von Doric Computer System International Ltd., Watford, UK.
93 ORACLE ist ein eingetragenes Warenzeichen von Oracle Corporation, Redwood City, CA, USA.
- 54 -
Sekundäre Attribute
Sekundäre Attribute
komplexes Primäre * Sekundäre Attribute
geometrisches Attribute
Objekt
Sekundäre Attribute
Sekundäre Attribute
Primäres Primäre * Sekundäre Attribute
geometrisches Attribute
Objekt
die Tätigkeit des Menschen formuliert. Der Natur gegenüber ist die Haltung wertneutral,
tolerant; sie soll sich gemäss ihrer natürlichen Dynamik verändern und entwickeln kön-
nen. Das Bewahren seltener Lebensgemeinschaften, gefährdeter Pflanzen und Tiere oder
einmaliger alpiner Landschaften wurde nicht als Schutzzweck deklariert (NIEVERGELT
1989).
Die einzigen Eingriffe, die von Seite der Parkverwaltung heute noch getätigt werden, die-
nen der Sicherheit der Parkbesucher auf den offiziellen Wegen, den Infrastrukturanlagen
sowie dem Verkehr auf der Ofenpassstrasse. Die Eingriffe in den Wald reichen i.d.R. ma-
ximal etwa eine Baumlänge in die Waldbestockung hinein (pers. Mitt. K. Robin).
Die wissenschaftliche Nationalparkkommission hat in den Jahren 1985 bis 1987 ein neu-
es, den veränderten Gegebenheiten angepasstes Forschungskonzept entworfen. Das Kon-
zept enthält Grundsätze und Richtlinien, dient als Orientierungs- und Integrationsinstru-
ment und enthält Schwerpunkte für die zukünftigen Forschungsarbeiten und -projekte.
Das erste Forschungsziel lautet (WNPK 1989, NIEVERGELT 1989, 1993):
„Das Verfolgen und Analysieren der langfristigen Entwicklung bzw. der natürlichen
Regeneration (Sukzession) von Landschaften und Lebensgemeinschaften im Nationalpark
als einem einstmals intensiv genutzten, seit der Parkgründung aber möglichst wenig vom
Menschen beeinflussten alpinen Raum.“
Für den Wald wurden folgende Forschungsfragen formuliert (SCHEURER 1992, zit.):
− Wie verhalten sich räumlich, zeitlich und in deren Verlauf, die Phasen der Waldentwicklung in nicht
mehr gepflegten und gepflegten Beständen?
− Welches sind ohne die forstlichen Eingriffe die massgebenden Einflussfaktoren?
− Unter welchen Umständen verjüngen sich die Bestände, verzögert sich die Verjüngung oder bleibt
diese aus?
− Unter welchen Umständen und in welchem Ausmass nimmt die Nekromasse zu und welche Rolle
spielen dabei Abbauprozesse?
− Welche räumliche Muster bilden sich unter den verschiedenen Entwicklungsphasen?
− Unter welchen Umständen treten Bestände in die Zerfallsphase, welche Abbauprozesse sind damit
verbunden, und wie stellt sich die Verjüngung ein?
Die Ziele dieser Arbeit stehen damit im Einklang mit denjenigen der WNPK.
3.2 Standort
Der Schweizerische Nationalpark liegt etwa in der Mitte des Alpenbogens, im östlichen
Zipfel der Schweiz, zwischen dem Unterengadin, der italienischen Region Livigno und
dem Münstertal. Die Höhenausdehnung reicht von 1380 m ü.M. bis 3173 m ü.M (Abb. 8).
Die ausgedehnten Waldflächen erstrecken sich grösstenteils von 1700 bis 2100 m ü. M.
Die Waldgrenze liegt bei rund 2200 m ü. M., die Baumgrenze bei 2300 m ü. M. und die
Krüppelgrenze bei 2500 m ü.M. Das Untersuchungsgebiet liegt in der Val dal Fuorn
westlich des Ofenpasses, zwischen Zernez und dem Münstertal. Die Val dal Fuorn sowie
das östlich angrenzende Münstertal erstreckt sich im allgemeinen in WNW-ESE Rich-
tung.
Klimatisch liegt der Nationalpark im inneralpinen Trockengebiet, welches durch ausge-
sprochen kontinentale Züge geprägt ist. Das Klima ist charakterisiert durch verhältnismäs-
sig geringe Regenmengen, verbunden mit schwacher mittlerer Bewölkungsdauer, starker
Sonnenbestrahlung, geringer Luftfeuchtigkeit und hohen jahreszeitlichen Temperaturex-
tremen. Die schneefreie Zeit dauert ca. 4,5 bis 7,5 Monate (Tab. 3). Längere Trockenperi-
oden sind nicht selten. Nebeltage und Gewitter gibt es nur wenige. Die Winde wehen
vorwiegend in der Richtung des Haupttales.
Tektonisch gehört der Schweizerische Nationalpark zum oberostalpinen Deckensy-
stem. Bodenbildend sind vor allem karbonatische Sedimente (Dolomit, Kalk, Mergel). Da
die Bodenbildung auf diesem Untergrund gehemmt und die Wasserhaltung gering ist,
sind die Böden nicht sehr fruchtbar.
- 57 -
Schweizerischer Nationalpark
Österreich
Landesgrenze
1:300000 s
190000
0km 7.5km s
1.5 3 4.5 6
a
Scuol
B
i a
i n
a d
E n g
Flüela P.
180000
Zernez
a Untersuchungsgebiet
t
170000
O
P. dal Fuorn
ia
V
in a
l M
d
ü s
a ta ir
160000
Livigno
edan
Italien
Bórmio
Das engere Untersuchungsgebiet (Abb. 9) erstreckt sich auf dem sanft nach Süden geneig-
ten Hang vom Ausgang der Val dal Botsch (dt. Steinbocktal, BISCHOFF 1992), unterhalb
God dals Chamuotschts (dt. Gemsenwald, BISCHOFF 1992) über Stabelchod (dt. Warmer
Staffel, BRUNIES 1918), Lingia Lungia, bis an den Hangfuss des God da Stabelchod. Auf
den nacheiszeitlichen Schwemmkegeln der Val dal Botsch und Val da Stabelchod, beste-
hend aus kalkhaltiger Moräne, Dolomit, Kalk, Tonschiefer und Rauwacke, liegen sehr
gleichmässige Standortbedingungen vor. Das Mikrorelief ist ausser im Bereich der der-
zeitigen und früheren Bachläufe nicht stark ausgeprägt. Die Waldstruktur ist daher nicht
hauptsächlich von der Variation der Standortbedingungen geprägt. Dies stellt für eine ge-
- 58 -
schlossene Waldbestockung in dieser Höhenlage in den Alpen eine Besonderheit dar. Der
Boden wird durch eine Rendzina gebildet.
Der Piz Daint, Munt Buffalora, Munt Chavagl, Munt la Schera im Vordergrund und der
Piz dal Diavel und Piz Murter im westlichen Hintergrund bilden die Horizontlinie. Ober-
halb (nördlich) der Passstrasse erscheint die Sonne auch noch am kürzesten Tag. Die
Sonnenscheindauer beträgt dann auf den Untersuchungsflächen noch knapp 4 Stunden.
172500
Beobachtungsflächen
Alte Eigentumsgrenze
1:10000
0m 250m
50 100 150 200
172000
ETH-Flächen
5/3
Zwischen-
streifen 5/2
Dauerflächen
5/1 05005
05004
Ze
rne
WSL-Flächen
171500
z
Of
en
pa
ss,
Mü
ns
ter
tal
171000
813500 814000
Abb. 9 Gebietsübersicht über die Dauerbeobachtungsflächen der WSL und der ETH.
Kartengrundlage: Übersichtsplan der Grundbuchvermessung 1:10'000 des Kantons Graubünden.
Die Eigentumsgrenze wurde der Waldvermessung von 1913 entnommen (Anhang 3).
Reproduziert mit Bewilligung des Meliorations- und Vermessungsamtes des Kantons Graubünden vom 10. Feb. 1999.
- 59 -
3.3 Geschichte
Das Gebiet um den Ofenpass, eingeschlossen der heutige Nationalpark, wurde bis Anfang
des 20. Jahrhunderts in unterschiedlicher Intensität genutzt und kann als alte Kulturland-
schaft bezeichnet werden. In der Arbeit von PAROLINI (1995) sind die neusten Erkenntnis-
se über die Nutzungsgeschichte im Gebiet des heutigen Nationalparks umfassend darge-
stellt. Ihr wurden – wo nichts anderes vermerkt ist – die nachfolgenden Angaben ent-
nommen.
Eine Beschreibung des Zustandes und der Entwicklung des Waldes in den letzten Jahr-
hunderten ist nur sehr rudimentär möglich. Die schriftlichen Quellen enthalten vorwie-
gend Angaben über Verträge, Holzschlagbewilligungen, Verbote, Streitereien und kaum
Waldbeschreibungen und Angaben über die tatsächlichen Nutzungen (Mengen, Lokalitä-
ten). Über die Menge und Standorte der Holznutzungen vor 1850 liegen praktisch keine
Angaben vor.
Allgemeiner Überblick
Die ersten Siedlungen – und damit auch Nutzungen des Waldes – im Unterengadin gehen
auf die Bronzezeit zurück. Die erste nachgewiesene, intensive Nutzung im Ofenpassge-
biet ist der Bergbau. Die erste schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1332 zurück.
Vom 14. bis 16. Jh. wurde Eisen abgebaut und an Ort verhüttet. Als Brennmaterial wurde
der lokale Wald genutzt. In weiten Gebieten des Nationalparks findet man Spuren von
Kohlenmeilern.95 In der Umgebung der Schmelzhütten dürfte der Wald sehr stark gelich-
tet und teilweise kahlgeschlagen wurden. Anfangs des 17. Jh. wurde die Erzgewinnung
eingestellt.
Vermutlich ab dem 15. Jahrhundert, mit Sicherheit ab 1650 und bis nach 1800 wur-
den die Wälder zur Brennholzbereitstellung für die Salinen von Hall genutzt. Es scheint,
dass die Wälder meist kahlschlagartig genutzt worden sind96. Der Holztransport erfolgte
durch Trift.
Ende des 15. Jh. beginnt die Alpwirtschaft. Waldweide, Rodungen für die Gewin-
nung von Weideflächen sowie Holznutzungen für die Alpwirtschaft wurden betrieben.
94 Die Klimastation von Buffalora liegt etwa 3 km westsüdwestlich der Untersuchungsflächen auf 1968 m ü.M. Das
Tal ist hier nach Norden und Süden etwas offener, die Station genügt jedoch durchaus als Referenz.
95 In der Karte von CAMPELL u. TREPP (1968) sind Kohlenmeilerspuren eingetragen. J. Parolini hat noch weitere
Standorte inventarisiert (pers. Mitt.).
96 Vgl. Karte in BISCHOFF 1990: „Tiroler Holzschläge der Jahre 1802 - 1807 im Unterengadin“.
- 60 -
Seit Ende des 16. Jh. und dann vor allem im 18. und 19. Jh. wurden zahlreiche Weidege-
biete in den Bündner Alpen an Bergamasker, Veltliner und Tiroler Schafhirten verpachtet.
Eine Blütezeit erlebte die Verpachtung um 1800. Die Weiden im Parkgebiet wurden
praktisch alle wiederholt verpachtet.
Durch kriegerische Ereignisse im 15. bis 18. Jh. (Durchmarsch und Stationierung
von Truppen, Gefechte) wurde der Wald ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Einer Beschreibung von 1808 zufolge müssen die Wälder im Spöltal und über den
Ofenpass über ganze Strecken ausgehauen und teilweise sogar verbrannt gewesen sein.
1835 bis 1847 wurden die letzten grossen Kahlschläge im Gebiet Las Crastatschas,
La Drossa, La Schera, Val dal Spöl durchgeführt.97 Einer Beschreibung von 1850 zufolge
wiesen die Wälder von Grimmels talaufwärts ein durchschnittliches Alter von 20 - 70 Jah-
re auf und die Bergföhre war die vorherrschende Baumart.
1852 wurde erstmals eine kommunale Forstordnung von Zernez erlassen und die
Wälder eingerichtet. 1866 erfolgte der Bau und 1870 - 1872 die Verbreiterung
(CAMINADA 1983) der heutigen Ofenpassstrasse.
Engeres Untersuchungsgebiet
Im 14. und 15. Jh. wurde Holz für die Bergwerke genutzt. Vermutlich im Laufe des 15.
Jahrhunderts war ein Schmelzofen und ein Schmiedeplatz an der Ova dal Fuorn, unter-
halb Stabelchod in Betrieb. In der Val dal Botsch werden Schürfstellen nach Erz aus dem
Ende des 16. Jh. vermutet. Konzentrationen von Kohlenmeilern sind in der Umgebung
der Verhüttungsanlagen von Il Fuorn und Stabelchod festzustellen. Holzkohle wurde auch
für das Brennen von Kalk benötigt.
Im 15. Jh. wurden vermutlich die ersten Gebäude beim heutigen Hotel Il Fuorn und
der Siedlung Stabelchod errichtet.
Das Gebiet um Stabelchod wurde verhältnismässig früh alpwirtschaftlich genutzt.
Die älteste vorhandene Urkunde der Alp Stabelchod stammt aus dem Jahre 1421. Auf der
Wiese bergseits der heutigen Passstrasse und links des Baches der Val da Stabelchod sind
heute noch Spuren eines Bewässerungsnetzes vorhanden. Aufgrund der Anordnung dürfte
es mit den Gebäuden zwischen der Passstrasse und der Ova dal Fuorn – deren Reste eben-
falls noch sichtbar sind – in Verbindung gestanden haben. Die Wiese rechts des Baches
der Val da Stabelchod wurde früher ebenfalls bewässert (vgl. BRAUN-BLANQUET 1931).
Reste des Bewässerungsnetzes sind noch sichtbar.98 Ende des 18. Jh. wurden die Häuser
von Stabelchod durch die Franzosen zerstört (BRUNIES 1918).
Gemäss der Waldbeschreibung der Ofenbergwaldungen aus dem Jahre 1850 wird der
Wald um Stabelchod als bedingter Brauchwald bezeichnet, der ein durchschnittliches Al-
ter von 20 bis 70 Jahren aufweist, aus Bergföhre, auf der linken Talseite aus Lärche und
Arve besteht. Die linke Talseite, ein 20 Schritt breiter Streifen zu beiden Seiten der Stras-
se und „ein näher zu bestimmender Waldkranz auf der rechten Seite“ wurden der „I. Clas-
se zugewiesen“, in der Holznutzungen nur mit Bewilligung der Bündner Regierung mög-
lich waren. Aus dieser Beschreibung geht im Weiteren hervor, dass die Bergföhre die
vorherrschende Baumart war.
1850 wurde in den flachen Partien ein Holzschlag bewilligt und in den Jahren 1855-
57 durchgeführt. Ein Förster war für Holzanzeichnung, Überwachung und Holzeinmes-
sung zuständig. Man kann annehmen, dass der Wald nicht mehr kahlschlagartig abge-
holzt, sondern selektiv genutzt wurde. 1875 erteilte der Kleine Rat (Regierung des Kt.
Graubünden) der Gemeinde Zernez die Bewilligung, die Schafalp Stabelchod zu ver-
pachten, vorausgesetzt, es werde eine Ausgrenzung des Waldgebietes vorgenommen. Die
Vermessung der Weideplätze scheint jedoch erst 1905 abgeschlossen worden zu sein
97 Siehe Karte in PAROLINI 1993. Im Gebiet God Piz la Schera - Charbunera - La Schera sind noch viele Stöcke vor-
handen.
98 Das Bewässerungsnetz ist im Gelände je nach Bodenfeuchtigkeit und Vegetationsentwicklung mehr oder weniger
gut sichtbar. Im Rahmen einer Vorstudie für die Anwendung des Luftbildes im Schweizerischen Nationalpark
(SCHERRER 1989b) wurde ein Teil des Bewässerungsnetzes vom Autor anhand von Infrarot-Luftbildern 1:3000
(Anhang 4) kartiert.
- 61 -
(Abb. 9). 1880-1886 wurden grosse Mengen Holz von der Val Stabelchod und Val Brüna
bis Buffalora genutzt. In Stabelchod (Gebiet Nr. 11 nach KURTH et al. 1960, flache Parti-
en inkl. Talboden von der Val dal Botsch) wurden 1850 bis 1912 9800 m3 genutzt (= 161
m3/Jahr, Zuwachs 426 m3/Jahr, Vorrat 28084 m3. BRUNIES schrieb 1906, dass der dichte
Bergföhrenwald unterhalb der Alp Stabelchod vor vielen Jahren abgeholzt worden sei,
wovon die stark verwitterten Strünke zeugen, zwischen denen nun (also 1906) wieder
Bergföhren keimten. Für die Alpen Stabelchod und Val dal Botsch wird für die Zeit von
1880 bis 1910 (Einfuhrverbot für ital. Sömmerungsschafe) eine Stosszahl von 35 ( = 175
Schafe) angegeben. Seit Ende des 19. Jh. sind Streunutzungen im Gebiet von Stabelchod
nachgewiesen. Die Alp Stabelchod wurde nach Angaben von BRAUN-BLANQUET (1931)
bis im Herbst 1918 noch beweidet.
1898 wurde ein Durchforstungsversuch im Gebiet Val dal Fuorn / Stabelchod durch-
geführt. Th. Meyer nahm an, dass die damals ca. 100 bis 110 Jahre alte Bestockung auf
vorher kahlgeschlagener oder abgebrannter Fläche aufgewachsen ist (MEYER 1905).
BRAUN-BLANQUET (1931) beurteilte 1930 die Bestockung Ausgangs Val dal Botsch, ge-
gen die Strasse hin als etwa 150 Jahre alt und völlig ungenutzt.
Der heutige Zustand des Waldes am Ofenpass ist stark durch die menschliche Besiedlung
und Nutzung in diesem Gebiet geprägt. Die Spuren der früheren Nutzungen sind immer
noch deutlich sichtbar. Beim Wald im Schweizerischen Nationalpark handelt es sich dem-
nach nicht um einen Urwald99, sondern um einen Wald, der sich nach einer Periode inten-
siver Nutzung durch den Menschen wieder zu einem Naturwald100 entwickelt.
Über die ursprüngliche Zusammensetzung des Waldes – insbesondere die Anteile der
Lärche und Arve – ist nichts bekannt. Wie Vergleiche älterer Karten, Photos, Zeichnun-
gen, Luftbilder und Beobachtungen zeigen, hat sich der Wald nach der Einstellung der
Nutzungen im Nationalpark stellenweise wieder ausgedehnt (siehe auch Abb. 10).
99 Siehe Fussnote 4
100 Siehe Fussnote 3
101 Im Jahre 1957 wurde von der WSL die bisher einzige umfassende Waldinventur im Schweizerischen Nationalpark
durchgeführt. Die Hauptzwecke dieser Inventur bestanden darin,
a) die Wertleistung des Waldes als Grundlagen für die Abgeltung der Standortsgemeinden zu ermitteln (wirtschaft-
licher Zweck) und
b) eine erste Übersicht und Gliederung der Waldbestände zu erstellen und allgemeine Entwicklungstendenzen auf-
zuzeigen (wissenschaftlicher Zweck).
102 Der statistische Fehler ist kleiner 4%, bei p = 0,05.
- 62 -
103 Siehe auch SCHEURER et al. 1993 über Schadstoffe im Boden und in den Macun-Seen.
- 63 -
Sturm vom Februar 1990 („Vivian“) hat im Nationalpark ebenfalls keine nennenswerten
Schäden verursacht.
Infolge des ausgedehnten Vorkommens der brandanfälligen Föhren, des reichlich vor-
kommenden, liegenden Kleinholzes, des trockenen Klimas und trockener Böden wird
dem Wald im Nationalpark eine mittlere Waldbrandanfälligkeit zugesprochen. Seit 1914
sind zwei Waldbrände (bei Il Fuorn 1951 und bei Ova Spin 1960) aufgetreten. Sie wurden
durch Menschen verursacht. Blitzeinschläge haben in der gleichen Periode zu keinen Flä-
chenbränden geführt (SCHEURER 1991). Ältere Waldbrandspuren wurden an verschiede-
nen Orten gefunden (CAMPELL u. TREPP 1968, SCHLEGEL 1985). Sie dürften weitgehend
in Zusammenhang mit früheren Nutzungen stehen (siehe PAROLINI 1995).
In den Wäldern ist eine reiche Insektenfauna vorzufinden104. 40 Borkenkäferarten wurden
im Nationalpark und seiner näheren Umgebung gefunden (BOVEY 1994). Trotz des gros-
sen Totholzanteils und der trockenen Klimabedingungen in den Bergföhrenbestockungen
ist bis heute keine Insektenkalamität im Schweizerischen Nationalpark bekannt. Auch in
den Trockenjahren 1947 und 1949 fanden keine Massenvermehrungen statt (PETIT-
MERMET 1951, BOVEY 1994).
CAMPELL hat auf der Vegetationskarte Flächen mit starkem Befall von Hallimasch
sehr genau festgehalten (CAMPELL u. TREPP 1968, pers. Mitt. W. Trepp). Verschiedene
dieser Flächen wurden aufgesucht. Alle wiesen eine Häufung von Dürrständern, Baumlei-
chen und Jungwuchs/ Dickung auf.
105 Das Archiv des Bundesamtes für Landestopographie, der Eidg. Vermessungsdirektion, des Meliorations- und Ver-
messungsamtes Graubünden und des Geogr. Inst. Univ. Zürich sowie der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und
Landschaft wurden durchsucht. Das Archiv der Swissair Photo und Vermessungen AG (inkl. Walter Mittelholzer
Archiv) wurde nicht durchgesehen.
106 Aus dem Gebiet des Schweizerischen Nationalparks existieren mehr als 4000 stereoskopische Aufnahmen aus
dem Zeitraum von 1935 bis 1992.
107 Der Blickwinkel zur Horizontalen beträgt bei diesen Gegenhangaufnahmen -19°, der Einfallswinkel auf die Falli-
nie des Gegenhanges mit der Untersuchungsfläche 24°.
108 Beim Vergleich von Abb. 10 und Abb. 11 ist deutlich festzustellen, dass im Gegensatz zur Senkrechtaufnahme
das „Fleckenmuster“ in der Waldbestockung auf den Gegenhangaufnahmen kaum sichtbar ist.
- 66 -
dem Kipptisch entzerrt worden sind. Als Grundlage für die Entzerrung diente die Landes-
karte im Massstab 1:50’000. Die Stichprobenzentren wurden im Gelände nicht markiert,
eine Lokalisierung (z.B. mittels Polarkoordinaten) oder eine Markierung der Bäume in
den Probeflächen wurde nicht vorgenommen. Einzig die Zuwachsprobebäume, an denen
Bohrkerne entnommen wurden, wurden mittels eines Aluminiumstreifens mit der entspre-
chenden Baumnummer markiert.
Mit einem kleinen Feldversuch wurde geprüft, ob die Stichproben wieder aufgefun-
den werden können. Es zeigte sich, dass es möglich ist, die Probeflächen mit Hilfe der
Originalfeldunterlagen (Luftbilder) von 1957 aufzufinden. Voraussetzungen dafür sind
genügend markante Orientierungshilfen in der Nähe des Stichprobenzentrums sowie noch
vorhandene Aluminiumstreifen an den Probebäume. Für die exakte Rekonstruktion des
Stichprobenzentrums fehlt jedoch die notwendige Anzahl Parameter. Ohne exakte Rekon-
struktion des Stichprobenzentrums bzw. der in der Erstaufnahme erfassten Bäume,
kommt eine Zweitaufnahme einer Folgeaufnahme mit temporären Stichproben gleich.
Für die Erfassung der räumlichen Struktur bzw. deren Veränderung entstehen da-
durch grosse Unsicherheiten. Von einer Zweitaufnahme dieser Inventur wurde abgesehen.
CAMPELL und TREPP (1968) erstellten eine detaillierte Vegetationskarte über einen Teil
des Schweizerischen Nationalparks. Zum Waldzustand enthält die Karte Hinweise über
Waldbrandspuren, Lawinenschäden und Flächen mit starkem Hallimaschbefall. Der da-
malige Waldzustand dieser Hallimaschflächen ist jedoch nicht bekannt. Im Vergleich mit
dem heutigen Waldzustand ist anzunehmen, dass nicht sämtliche Hallimaschflächen er-
fasst worden sind. Die Kartierung deckt nicht das ganze Untersuchungsgebiet ab.
Die Daten des schweizerischen Landesforstinventars (1982-86, 1993-95) eignen sich in-
folge der zu geringen Stichprobenzahl im Schweizerischen Nationalpark (15 PF) und der
relativ kleinen Probeflächengrösse nicht für die vorgesehenen Strukturuntersuchungen.
Der Nationalpark wurde aus dem Waldschadenerfassungsprogramm 1984-1996 mit Infra-
rot-Luftbildern 1:9000 des kantonalen Forstdienstes Graubünden ausgeklammert und die
terrestrischen Stichprobenerhebungen der Waldschadeninventur der WSL reichen für eine
Aussage über das Parkgebiet nicht aus.
Vom Untersuchungsgebiet existieren einige Karten- und Planwerke (Anhang 3). Spezifi-
sche forstliche Kartierungsarbeiten wurden von Dr. S. Brunies 1906 (BRUNIES 1906),
1926 und später von der WSL 1957 (KURTH et al. 1960) durchgeführt. Die Karten liegen
im Massstab 1:50’000 vor und sind für diese Arbeit zu wenig detailliert. Mit den topogra-
phischen Karten sind Veränderungen des Waldareals erkennbar. Die Waldvermessung
von 1913 diente v.a. der Erfassung der Eigentumsgrenzen und der Topographie. Vegeta-
tionsgrenzen, Waldgrenzen oder ähnliches sind nur stark generalisiert enthalten. Die Erhe-
bungsunterlagen und –protokolle sowie das Datenmaterial ist nur noch bruchstückweise
vorhanden.
Verschiedene weitere wertvolle Unterlagen, die als Grundlage für die Wald- und Bestan-
desgeschichte dienen könnten, wie beispielsweise Photos von eingemessenen Standorten
aus (BRUNIES 1906), sowie Quellen über die Nutzungsgeschichte (BURCKHARDT 1991,
S. 115ƒ.) sind nicht mehr auffindbar.
4.1.2 Dauerbeobachtungsflächen
1898 wurde unter der Leitung von Oberförster Th. Meyer (MEYER 1905) ein Durchfors-
tungsversuch durchgeführt und 1905 ausgewertet (Anhang 1). Drei Flächen befinden sich
eingangs Val dal Fuorn, Val dal Botsch und am Südhang ob Stabelchod auf ca. 1920 m
ü.M. Je eine weitere Fläche befindet sich im Val Chavagl und am Munt la Schera. Die
Grösse der Flächen liegt zwischen 0,25 und 0,71 ha. Gemessen wurde der BHD (ab 6 cm)
und die Baumhöhe. Zusätzlich wurden Bohrspäne entnommenen und untersucht. Die
Versuchsflächen wurden nicht weiter gepflegt, die Einrichtungsunterlagen sowie die Ver-
suchsflächen sind nicht mehr auffindbar.
- 67 -
109 Von der Kluppierung im Frühsommer 1934 liegen nur noch bruchstückhafte Unterlagen vor.
- 68 -
der Felderhebungen zeigten sich noch Lücken und Fehler, welche mit Feldaufnahmen in
den Jahren 1992/93 bereinigt wurden.
Einzelbäume
Zusätzlich zu den von der WSL und der ETH identifizierten (numerierten) und gemesse-
nen Bäumen wurden alle übrigen Bäume und Baumreste (Stöcke) mit einem BHD über 1
cm erfasst und in ihrem Verwitterungszustand klassiert (Anhang 5). Bei abgebrochenen
oder liegenden Bäumen konnte der Durchmesser nicht immer bei 1,3 m gemessen wer-
den. Für die Messung des Durchmessers wurde daher eine geeignete Stelle am Stamm ge-
sucht, die Distanz vom Stammanlauf (≡ Höhe am stehenden Stamm) gemessen. Die Um-
rechnung von Dx auf D1,3 (BHD) erfolgte anhand einer aus BHD, D7 und H der Probe-
bäume errechneten Funktion für die Schaftform. Ebenfalls erhoben wurde der
Zersetzungsgrad des Stammes an der Messstelle (Anhang 5).
Ferner wurden alle Bäume erfasst, die von aussen in die Beobachtungsfläche hinein-
ragen. Die Erfassung dieser Bäume dient einerseits als Unterstützung bei der Feldarbeit
(Orientierung, Baumidentifikation), andererseits als Ergänzung für die Analyse (z.B. Tot-
holzmenge pro Fläche).
Für die Kartierung eines Baumes musste einerseits der Stamm individualisiert sein
(d.h. numeriert sein bzw. nach den dendrometrischen Regeln als ein Baum gelten) ande-
rerseits musste versucht werden, den für das Bestandesgefüge relevanten Ort zu finden.
Gleichzeitig musste der Baum so kartiert werden, dass er auch zu einem späteren Zeit-
punkt anhand des Planes wieder aufgefunden werden kann. Bei absolut senkrecht stehen-
den, einstämmigen Individuen stellt die Bestimmung des Baumstandortes kein Problem
dar. Schwieriger ist es jedoch bei verwachsenen, schräg stehenden und krummen Bäumen
(Abb. 1). In diesen Fällen wurde der Baumstandort nicht beim Eintritt des Stammes in
den Boden definiert, sondern beim Schnittpunkt der linearen, nach unten gerichteten
Verlängerung der Hauptrichtung des Stammes. Bei schiefen Bäumen wurde der Projekti-
onspunkt des Gipfels erfasst, wenn er mehr als 0,5 m vom Stammfuss entfernt war. Lie-
gende Stämme und Stammstücke wurden ebenfalls ab einer Minimallänge von 0,5 m er-
fasst.
Bei den Begehungen nach 1992 wurden Stämme, welche seit der Erstkartierung ihre
Lage geändert haben (neue Schräglage oder neu umgefallen) erfasst und ebenfalls in die
Datenbank integriert.
Jungwuchs
Die Erhebungen der WSL und ETH auf den Dauerbeobachtungsflächen beinhaltet die
Bäume mit einem BHD kleiner 1 cm bzw. 4 cm nicht. Auf den Pflanzensoziologischen
Dauerbeobachtungsflächen von Stüssi werden zwar alle Pflanzen inkl. Sämlinge erhoben.
Diese Flächen sind jedoch so klein und liegen so speziell (Abb. 15), dass sie wenig In-
formation über die räumliche Variabilität liefern. Damit liegen für den Jungwuchs keine
Zeitreihen vor.
Mit der eigenen Baumkartierung wurden die Bäume kleiner als 1,3 Meter nicht er-
fasst. Jungwüchse treten auf den Beobachtungsflächen nur spärlich und meist in kleineren
Gruppen auf. Auf der Basis der fertigen Baumkarte wurden die Jungwuchskollektive im
Gelände als Flächen kartiert. Auf die Aufnahme weiterer Merkmale – insbesondere auf
eine Quantifizierung – wurde verzichtet. Als Jungwuchs galt, was deutlich der Kraut-
schicht entwachsen ist (ab ca. 30 cm). Die Kartierung deutet somit lediglich an, wo es
1992 Jungwuchs hatte.
Geländemodell
Das Kleinrelief der Beobachtungsflächen und der näheren Umgebung ist sehr homogen
und wenig gegliedert. Um die Geländeformen darstellen und allfällige Einflüsse prüfen zu
können, wird ein detailliertes Geländemodell benötigt. Für das Geländemodell wurden auf
photogrammetrischem Weg Punkte und Kanten der Bodenoberfläche gemessen, welche
anschliessend mit der GIS-Software zu einem digitalen Geländemodell aufgearbeitet
- 70 -
wurden. Die Messung erfolgte auf den grossmassstäblichen Luftbildern und – soweit es
der Einblick in das Bestandesinnere gestattete – in möglichst dichter Anordnung. Der
mittlere Abstand zum nächsten Punkt beträgt 1,09 ± 0,75 m. Für die weitere Umgebung
der Beobachtungsflächen wurden Punkte in einem Raster von 5 x 5 m gemessen.
111 An den folgenden Stellen wurden Lärchen gesichtet: Oberhalb Il Fuorn auf 1800 m ü. M.; orographisch rechte
Seite eingangs Val dal Fuorn; rechte Seite eingangs Val dal Botsch, 1970 m ü. M.; God da Stabelchod auf 2100
und 2160 m ü. M.; God da Bass bei P. 2085 m ü.M. Vgl. dazu auch SCHLEGEL 1985.
112 Unter einem „Friedhof“ ist eine Fläche zu verstehen, welche einen hohen Anteil oder ausschliesslich tote Bäume
enthält. In einem späteren Stadium kann auf dieser Fläche Jungwuchs vorkommen.
113 Zum Einfluss der Bergföhre auf die Schneeablagerung vgl. SCHÖNENBERGER 1978: 256.
- 72 -
war der Boden schon ausgeapert. Besonders bei den stärkeren Stämmen sind typische
Schmelztellerbildungen festzustellen. Die Grösse der Schmelztellerbildung scheint pro-
portional zum BHD und der Kronengrösse zu sein.
Anfang Mai war das ganze engere Untersuchungsgebiet zur Hälfte bis drei Viertel,
Mitte Mai vollständig schneefrei. Mitte Mai blühte die Schneeheide (Erica carnea L.), die
Krautschicht und Kleinsträucher waren nicht mehr zusammengedrückt, das Graswachs-
tum hatte eingesetzt und die Knospen der Bergföhre haben sich zu strecken begonnen.
Überall auf den vom Schnee freigegebenen Stellen konnte ein spinnwebenartiges Geflecht
auf der zusammengedrückten Bodenvegetation und Streue114 beobachtet werden, welches
nach einigen Tagen wieder verschwand. Vermutlich handelt es sich um das Myzel eines
Pilzes, welcher sich im mikroklimatisch günstigen Grenzbereich zwischen Boden und
Schnee ausbreiten kann.
Erwähnenswert sind auch die ausgeprägten Wildwechsel. Das Relief schränkt hier die be-
nutzbaren Verschiebungswege des Wildes nicht ein. Hingegen bilden die dicht bestockten
Partien und das viele Fallholz Hindernisse, denen das Hirschwild ausweicht. Allerdings
sind die Wildwechsel nicht nur auf solche Stellen beschränkt.
Das engere Untersuchungsgebiet ist eines der am häufigsten von Touristen besuchte
Gebiet im Nationalpark. Bis 250 Personen pro Tag suchen das Gebiet Stabelchod / Val
dal Botsch auf (MÜLLER u. SCHEURER 1992, OTT 1994). Es ist anzunehmen, dass dadurch
das raum-zeitliche Verhalten des Wildes wesentlich beeinflusst wird. Der für die Ver-
breitung der Arve bedeutungsvolle Arvenhäher (Nucifraga caryocatactes) kann hier be-
114 Die gleiche Beobachtung konnte auch auf einem noch bewohnten Ameisenhaufen gemacht werden.
- 73 -
5.1.2 Untersuchungsflächen
Die verwendeten Untersuchungsflächen (Abb. 9, Abb. 13, vgl. Kap. 4.1.2) sind für das en-
gere Untersuchungsgebiet repräsentativ. Die WSL-Flächen werden im Nordwesten und
Südosten von einem alten Bachlauf gestreift. Im Übrigen ist das Mikrorelief sehr ausgegli-
chen (Abb. 12, Abb. 13, Abb. 35). Die mittlere Hangneigung der nach Südsüdwest ge-
richteten Flächen liegt zwischen 13 und 18 % (Tab. 6). Der Boden der ETH-Fläche ist
etwas grobblockiger als derjenige der WSL Fläche.
Tab. 6 Exposition und Hangneigung der Untersuchungsflächen.
Flächengewichtet berechnet aus dem digitalen Höhenmodell.
@
10 10
>O
@ L
8 8 H
W
>
Q
LO D
H Q
6 W 6 H
Q K
D F
Q l
O
4 H 4 )
K
F
Ol
2 )
2
0 0
2.5 2.5
32.5 330 32.5 330
62.5 250 62.5 250
92.5 170 92.5 170
122.5 90 122.5 90
+DQJ
10 +DQJ
10
Bäume und Jungwuchs sind nur am nördlichen Rand vorhanden. Die Kronen sind eher
kurz. Infolge der dadurch freien Sicht wirkt die Bestockung etwas hallenartig (Anhang 9,
1991) und gleichmässig. Auf der Fläche ETH 5/2 hat es mehrere kleinere Lücken sowie
einige Stellen mit jüngeren Bäumen bzw. Jungwuchs. Diese Bestockung wirkt eher etwas
ungleichmässiger. Sie weist auch eine dichtere Krautschicht auf als die Fläche WSL 4
(Abb. 1). Die Fläche WSL 5 ist von einem ins Baumholz übergehenden Stangenholz be-
stockt. Die Dichte der Bestockung ist sehr ungleichmässig, der ehemalige Kohlplatz ist
kaum bestockt. Am östlichen Rand befindet sich ein neu entstandener „Friedhof“. Jung-
wuchs ist hauptsächlich im Grenzbereich zur Fläche WSL 4 und zum westlichen Graben
vorhanden. Zwischen den beiden Flächen WSL 4 und WSL 5 ist eine deutliche Schneise
in der Bestockung sichtbar.
5.2 Baumkartierung
5.2.1 Verfahren
Beim ersten Versuch erfolgte die photogrammetrische Einzelbaumkartierung mit Infrarot-
Luftbildern im Massstab 1:3000 aus dem Jahre 1985 (Detailangaben zu den Luftbildern
im Anhang 4). Bei der Luftbildkartierung wurden möglichst viele und auch nur teilweise
sichtbare Objekte kartiert (Baumkronen resp. Kronenränder, Baumspitzen, Stammfüsse,
schräge und liegende Stämme und Stammstücke, Vegetationsgrenzen, Grenzpunkte der
Flächen). Es zeigte sich, dass die Luftbildinterpretation und insbesondere die Objektab-
grenzung für die photogrammetrische Kartierung zu stark erschwert ist. Die Gründe sind
der harte Farbkontrast der Infrarot-Luftbilder (härter als Normalfarbfilme), welcher die
- 75 -
Erkennung von Objekten in Schattenpartien erschwert bis verunmöglicht, das helle Bo-
dengestein und der hohe Totholzanteil, welche zu Lichthöfen und Überblendungen führen
sowie ein im Verhältnis zur Baumgrösse zu kleiner Bildmassstab.
Ein zweiter Versuch wurde mit speziell für dieses Projekt erstellten Normalfarbluft-
bildern im Massstab ca. 1:1700 durchgeführt. Die Interpretation, die Objektabgrenzung
und der Einblick in das Bestandesinnere sind besser. Die Schlagschatten der einzelnen
Bäume erschweren jedoch das Erkennen und Interpretieren von Objekten (Abb. 13). Bei
diesen Luftbildern war die Stereoüberdeckung aus flugtechnischen Gründen (Minimalge-
schwindigkeit, Turbulenzen) äusserst gering (≤ 50%), was zur Folge hat, dass die Stereo-
modelle nicht das ganze Gebiet – und insbesondere die Beobachtungsflächen – abdecken.
Die aus der geringen Überdeckung resultierende grosse Photobasis führt ausserdem zu ei-
ner starken Überhöhung des räumlichen Eindruckes im Stereomodell. Sie ist stellenweise
so stark, dass bei angemessener Vergrösserung im Photogrammetriegerät ein einzelner
Baum nicht mehr als Ganzes betrachtet werden kann. Die Stereomodelle mussten auch
ausserhalb des optimalen Auswertebereichs (bis an den Rand der Stereoüberdeckung) aus-
gewertet werden. Hier ist der Umkippeffekt grösser. Schon bei geringem Abstand eines
Baumes vom Nadir quer zur Flugrichtung ist nur noch ein Teil der schlanken Bergföhren-
krone sichtbar. Durch den tiefen Einblick in das Bestandesinnere sind viele Objekte nur
noch monokular (auf einem Bild) sichtbar. Die Messmarke wird daher am falschen Ort
angesetzt, was zu wesentlichen Lagefehlern führen kann.
Die Verifikation der photogrammetrischen Auswertung im Gelände hat gezeigt, dass
die erwarteten Schwierigkeiten deutlich unterschätzt und die Vollständigkeit und Zuverläs-
sigkeit der Kartierung überschätzt wurden. Nur ein bescheidener Teil aller vorhandenen
Bäume konnte mit den verfügbaren Luftbildern zuverlässig kartiert werden. Die klumpig
angeordneten Bäume (Kap. 5.5.1.2) sind im Luftbild kaum zu unterscheiden. Deshalb
wurden mehrheitlich nur Kollektive kartiert.
Das Kartierverfahren wurde darum etwas abgeändert. Bei der photogrammetrischen
Auswertung wurden nur noch die gut erkenn- und abgrenzbaren Objekte erfasst. Diese
dienten v.a. als Referenz- und Fixpunkte für die Feldkartierung nach der Orthogonalme-
thode.
Das angewandte Orthogonalverfahren bei der Feldkartierung erfordert einige Übung und
zeichnerische Geschicklichkeit. Die Zeichenarbeiten können bei Niederschlägen nicht mit
der notwendigen Genauigkeit und Sauberkeit erfolgen. Bei einfachen Bestockungsver-
hältnissen kann in diesem Fall auf eine schriftliche Protokollierung ausgewichen werden.
Bei schwierigeren Verhältnissen sind die Arbeiten jedoch zu unterbrechen. Die grossfor-
matigen Pläne sind empfindlich, Faltkanten und Knicke beeinträchtigen die Genauigkeit
des Zeichnens und Digitalisierens. Sie sind daher äusserst sorgfältig zu behandeln. Durch
eine geeignete Blatteinteilung kann dieses Problem etwas umgangen werden.
Durch Abwitterung waren die Nummern schon länger abgestorbener Bäume teilwei-
se kaum mehr lesbar. Bei geworfenen Bäumen befanden sie sich oft auf der nicht einseh-
baren Unterseite. Da die Nummerierung bis zu einem gewissen Grade systematisch er-
folgt ist, leistete der vor Ort gezeichnete Plan eine hervorragende Unterstützung für die
Rekonstruktionsarbeiten.
Für die photogrammetrischen Auswertungen und Vorarbeiten für die Feldaufnahmen
wurden etwa fünf Manntage benötigt. Für die einzelbaumweise Kartierung im Gelände
war eine Dreiergruppe ca. 25 Tage im Einsatz. Die Digitalisierung benötigte ebenfalls
noch ca. fünf Manntage. Für Nachkontrollen und Ergänzungen waren ebenfalls noch eini-
ge Tage erforderlich. Bei diesen Zeitangaben ist zu berücksichtigen, dass es sich noch
nicht um eine routinemässige Erhebung gehandelt hat.
Die starke Abstützung auf Luftbilder sollte einerseits ermöglichen, die verfügbaren Zeit-
reihen zu verlängern, indem mit aktuellem Luftbildmaterial Vergleiche angestellt und
dann mit älterem Luftbildmaterial die Entwicklung der Bestockungsstruktur fundierter
rückwärts extrapoliert wird. Andererseits sollte auf der Basis des Luftbildes eine grössere
Fläche detailliert kartiert werden, um die Strukturanalyse auf makroskopischer Ebene fort-
setzen zu können. Gleichzeitig sollte eine einfache Messung von Baumhöhen und anderen
Kronenmassen erlaubt sein.
- 76 -
Die Abb. 14 zeigt das nach der Digitalisierung geplottete Ergebnis der Kartierung im
Massstab des Feldarbeitsplanes. Solche Pläne eignen sich als Arbeitsmittel für weitere
Feldaufnahmen. Eine farbige Darstellung erleichtert die Lesbarkeit, die schrägen und lie-
genden Bäume sind gute Orientierungshilfen. Da die Zeichengenauigkeit höchstens bei
0,5 mm liegt, sollte der Massstab für Ergänzungskartierungen nicht kleiner als 1:100 sein.
Die Abb. 15 und 16 geben mit einer einfachen Symbolik einen Gesamtüberblick über
die kartierten Flächen. Sie zeigen deutlich die hohe Dichte der kartierten Objekte, eignen
sich aber infolge der geringen Differenzierung nicht als Grundlage für Strukturanalysen.
Dazu sind Karten notwendig, auf denen strukturrelevante Eigenschaften speziell hervor-
gehoben werden (Kap. 5.5.1, Anhang 10 - Anhang 16).
- 77 -
32
36
634
654
5
65
633
7
635
656
324
657 658
171600
32 3237
48
3
632 2
320
324
3201
653
35
66
32
631 66 0
3204
3
63
66
0 324
Stamm 63
0
2 652
4
661
651 662
3205
51
647
0
32
64
659
3207
06
649
32
629 648
645
646
63 650
627 6 637
4 3239
62 324 0
641 576 575
8 324 3238
3254
1
324 3208
639
644 3199
642 574
3256
638
3253
32 2
7
1
32
57
10 32 3194 3197
09
32
3208 1 92
46
501
643
G ipfel 32 31
3224
08 Gipfel 62
171595
0 3
621
08 3211 319
3255 2 31
l3 620 3234 96 319
625 fe 1 571 Stam
32 ip 58 m (2
G 3226 9
3257 59 590 ) 32
11
5
623
61
Stam
319
5
322
9
3258
m(
626
58
32
622 2) 6
588 7
578
44
13
9
324
618
5
321
624
58 57 3198 56
5 568 7
3233
32
6
321
14
569
3
326
6
322
0 58
59
2
58
582
3250
1
31
32
593 90
52
G
617 22
32
570
32 32
580
3217
62
61
584
610 3231
63 3232
32
4
28
609
61
3266 32
612
583
3264
3220
31
59 9
4 322 3277
82
61
6
02 5 446
3219
59 5
171590
611
68 1 445
Gipfel 414
12
10
32
50 595 447 31
639
50
414
67 75
5009
32 444
607
448
597
608
tam
5
3275
32
449
326
S
69
596
615
60
2
60
6
60
1
600
32
74
72
77
605
32
32
3273
m
441
603 31
am
72
0
St
1
44
317
5028
5026
442
44
604 1 3
327
0
5030
327
32 5027 43
76 9
415 327
9
599
598 8 437
43
32
32
78
81
85 6
32 41 328
0
171585
32
2
328
86
419
613
412 1
330 3283 430 436
428
5029
42
435
5
3284
01
417
33 427
m 329 424
am
429
42
41 8 33
St
329
5031
8 3313 12
32
6
3311
434
96
1
433
41
87
33
42
41
14
32
43
3
Stamm 3339
42
421 1
0
302
410
408 40 97 8
43
7 32 331
377
fel
3
37 G ip
409
10
331
9 33
33 09
422
5
33
3
3
0
171620
171600
171580
171560
171780
171760
171740
171720
171700
5.2.3 Genauigkeit
Mit der Genauigkeitsuntersuchung soll nicht die absolute Genauigkeit der Kartierung im
geodätischen Referenzsystem kontrolliert werden, sondern die Genauigkeit, mit welcher
das innere, räumliche Beziehungsgefüge der Bestockung abgebildet wird. Wesentlich sind
daher für die Strukturanalyse die Abstände zwischen den Bäumen. Der Gesamtfehler setzt
sich aus den Mess-, Zeichen- und Digitalisierfehlern zusammen.
Um die Lagegenauigkeit der Baumkartierung zu ermitteln, wurde in einem Aus-
schnitt der WSL-Flächen ein Vergleich mit der Kartierung von BRANG (1987) durchge-
führt. BRANG wandte bei seiner – von dieser völlig unabhängigen – Kartierung die Drei-
ecksmethode an. Als Grundlage aus der Arbeit BRANG standen maschinell gezeichnete
Pläne ohne geodätisches Referenzsystem im Massstab 1:50 zur Verfügung. Das Ver-
gleichsgebiet umfasst etwa 30% der Fläche WSL 5. Für den Vergleich musste die Kartie-
rung BRANG digital erfasst werden. Folgendes Vorgehen wurde beschritten:
− Orientierung der Pläne von BRANG anhand eindeutig identifizierbarer Bäume, affine
Transformation mit 9 Passpunkten in das Landeskoordinatensystem. Dies ermöglicht
die spätere Identifikation von Ausreissern.
− Digitalisierung der Baumstandorte.
− Elimination von Ausreissern118.
− Berechnung der Parameter für eine Helmert-Transformation anhand aller digitalisier-
ten Baumstandorte, Transformation aller Bäume, Berechnung aller Lagedifferenzen
(Abstand der beiden unabhängig gemessenen Lagen eines Baumes). Dadurch werden
die Differenzen minimiert, Verzerrungen und einzelne Messfehler jedoch nicht ausge-
glichen.
Die Lagedifferenz beträgt im Mittel 18 cm (Tab. 8), 95% sind kleiner als 40 cm. Die Häu-
figkeitsverteilung der Differenzen ist schief und zeigt ein Maximum bei 20 cm (Abb. 17
links). Für jeden Baum wurden innerhalb eines Radius’ von 5 Metern die Abstände zu
allen Nachbarbäumen bestimmt und die Werte der beiden Kartierungen miteinander ver-
glichen (Abb. 17). Die Abstandsdifferenzen sind noch etwas kleiner als die Lagedifferen-
zen. Der Mittelwert liegt bei 12 cm, die Häufigkeitsverteilung ist symmetrisch mit einem
Maximum um 0; 95% der absoluten Differenzen sind kleiner als 34 cm (Abb. 17 rechts).
Tab. 8 Lagedifferenzen zur Kartierung BRANG (1987).
118 Bei den Ausreissern handelte es sich meist um Fehler bei der Identifikation der Bäume bzw. um schwer rekonstru-
ierbare Baumstandorte (geworfene Bäume).
- 81 -
0.05 0.05
0.04 0.04
0.03 0.03
Häufigkeit
Häufigkeit
0.02 0.02
0.01 0.01
0.00 0.00
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8
Lagedifferenz [m] Abstandsdifferenz [m]
Durch die Überlappung der Messstreifen der Orthogonalmessungen im Bereich der Fix-
punkte konnten Kontrollmessungen direkt bei der Kartierung vorgenommen werden. Die
dabei festgestellten Abweichungen wurden zwar nicht systematisch erfasst, es konnten
aber etwa ähnliche Grössenordnungen festgestellt werden.
Der grösste Teil der nächsten Nachbarn weist einen Abstand kleiner 1,5 m auf. Der Anteil
der jeweils nächsten 5 Nachbarn, welche weniger als 0,25 m entfernt sind, liegt lediglich
zwischen 5 und 10% (Kap. 5.5.2). Die festgestellten Lage- und Abstandsdifferenzen sind
geringer. Berücksichtigt man noch die Genauigkeit, mit welcher der Standort eines Bau-
mes definiert werden kann, darf die erreichte Genauigkeit als genügend beurteilt werden.
Der durchgeführte Kartierungsvergleich stellt allerdings keine strenge und vollständige
Genauigkeitsüberprüfung dar. Für die Strukturanalyse relevant sind v.a. grobe Messfeh-
ler, Verwechslungen bei den Baumidentifikationen und Fehler bei der Festlegung des
Baumstandortes. Um objektive Angaben zu erhalten, wäre eine vollständige personell und
methodisch unabhängige Zweitaufnahme einer grösseren Fläche notwendig. Dies würde
aber eine weitere Störung des Untersuchungsgebietes mit sich bringen.
zwischen der mittleren Kronenbreite und dem BHD ergab die gesuchte Funktion (Abb.
18). Die grösste gemessene Kronenbreite betrug 3,3 m, die grösste mittlere Kronenbreite
2,6 m und die grösste Kronenbreite gemäss Funktion 2,3 m. Bei sozial tiefer stehenden
Bäumen ist die Zunahme des Kronenradius mit steigendem BHD geringer.
Für die weiteren Analysen wird die einheitliche Funktion gem. Abb. 18 verwendet. Die
realen Kronen, deren Wachstum asymmetrisch in die freien Räume tendieren, werden
durch die Vereinfachung zu einem Kreis ineinander geschoben. Dadurch entstehen im
Modell mehr Kronenüberlappungen. Die Häufigkeiten der Kronenüberlappungen werden
systematisch überschätzt, der Deckungsgrad systematisch unterschätzt. Die Auswirkun-
gen auf die Profildarstellungen (Kap. 5.5.1) sind analog. Da die Umrechnung der vier
Kronenbreiten in eine mittlere Kronenbreite über Flächengleichheit erfolgte, wird die Be-
schirmung korrekt berechnet.
3 25
Alle Beobachtungsflächen
Fläche WSL 4 und WSL 5
Mittl. Kronenbreite [m]
20
y = 0.0582x + 0.1333
R2 = 0.7529 y = -0.011x2 + 0.821x + 1.300
R2 = 0.775
2
Höhe [m]
15
10
1
0 0
0 10 20 30 40 0 10 20 30 40
BHD [cm] BHD [cm]
Bekronungsgrad [%].
90%
20
80%
y = -0.0072x 2 + 0.4891x
70%
R2 = 0.4434
15
60%
50%
10 40%
30%
5 20%
y = -0.0251x + 0.8396
10% R2 = 0.287
0 0%
0 10 20 30 40 0 5 10 15 20
BHD [cm] Baumhöhe [m]
5.3.2 Stammform
Die dickste Bergföhre der fünf Beobachtungsflächen wies 1992 einen BHD von 37 cm
auf. Dickere Bergföhren wurden lediglich an einer Stelle, eingangs der Val da Stabelchod
auf 1970 bis 1980 m ü.M. gefunden. Diese Exemplare wiesen Durchmesser bis 50 cm
und ausserordentlich starke Seitenäste auf. Sie erweckten den Eindruck von alten Weide-
protzen. Ob es sich dabei um einen Teil der Waldfläche handelt, die 1855 aus dem Holz-
schlaggebiet ausgegrenzt wurde (PAROLINI 1995), konnte nicht geklärt werden. Die Berg-
föhre kann Durchmesser bis über einen Meter erreichen, im Alpenraum wurden Durch-
messer bis 70 cm beobachtet (Anhang 1).
Die kreuzweisen BHD-Messungen auf den WSL-Flächen geben Auskunft über die
Form des Stammquerschnittes (Elliptizität, Fischigkeit). Im Durchschnitt aller Messungen
ist der hangparallel gemessene BHD 1,5% grösser als der in Hangfalllinie gemessene
BHD (N = 7712). Die Standardabweichung beträgt 5%. Bei einem Fünftel der Messungen
waren beide BHD auf den Millimeter gleich gross. Bei allen elliptischen Querschnitten ist
ein einseitiges Maximum bei +3% festzustellen, also ebenfalls grössere hangparallele
Durchmesser. Die Stammquerschnitte sind im allgemeinen annähernd kreisförmig, bei un-
runden Querschnitten sind die längeren Achsen etwas häufiger hangparallel, bzw. in
Hauptwindrichtung.
Diese Auswertung gibt nur einen vagen Hinweis auf die wahre Form des Stammquer-
schnittes, denn bei einem elliptischen Querschnitt, dessen Hauptachsen π/4 zur Messrich-
tung der Kluppe gedreht sind, werden zwei gleich grosse Durchmesser gemessen.
Der Schlankheitsgrad der Stämme – ausgedrückt als Verhältnis der Höhe zum BHD – der
Flächen WSL 4, 5 und ETH 5/1, 5/2, 5/3 beträgt im Mittel aller Messungen an den Probe-
bäumen 77 ± 18 (N=1324). Im Allgemeinen ist die Streuung der Schlankheitsgrade bei
geringeren BHD grösser. Zwischen den sozialen Stellungen sind keine deutlichen Unter-
schiede festzustellen.
Der Mittelwert der Fläche WSL 4 nimmt von 92 im Jahr 1946 auf 80 im Jahr 1991
kontinuierlich ab. Der Mittelwert der Fläche WSL 5 schwankt über den ganzen Beobach-
tungszeitraum um 80. Die individuelle Entwicklung des Schlankheitsgrades zeigt bei den
Probebäumen der Fläche WSL 4 einen deutlichen Trend zur Abnahme. Bei der jüngeren
Fläche WSL 5 wird ein heterogeneres Bild festgestellt. So gibt es Bäume, die einen zu-
nehmenden oder abnehmenden Trend zeigen und auch solche, die eine wechselnde Ent-
wicklung durchmachen (Abb. 20). Dies weist auf die grössere Umsetzungsdynamik hin,
welche in dieser Entwicklungsphase abläuft. Aus der Abb. 20 ist ein Trend zu steigendem
Schlankheitsgrad bei einem BHD von mehr als 10 cm festzustellen. Dies kann eine Folge
- 84 -
des zunehmenden Kronenschlusses sein. Die Repräsentativität ist jedoch nicht unbedingt
für alle Bestockungspartien gegeben.
Die Mittelwerte der beiden Messungen der ETH-Flächen liegen zwischen 74 und 78 mit
Streuungen zwischen 13 und 18. In der gesamten Entwicklung zeigen zwei der drei
Teilflächen ebenfalls eine Abnahme des Schlankheitsgrades.
Aus den Protokollen von MEYER (1905) lassen sich ebenfalls mittlere Schlankheits-
grade der Probeflächen Val dal Fuorn, Val dal Botsch und Val da Chavagl zwischen 80
und 90 errechnen. Auf den kartierten ETH und WSL Flächen wurde lediglich bei 1 - 2%
aller lebenden und toten Bäume ein Stammbruch festgestellt. In der Umgebung der Beob-
achtungsflächen wurden keine auffälligen Häufungen von Stammbrüchen beobachtet. Die
Bestockungen dürfen folglich als nicht sonderlich bruchgefährdet bezeichnet werden.
Aus dem BHD, d7 und H der Probebäume der WSL-Flächen wurde – unter Annahme
der generellen Form eines Rotationsparaboloids mit y2 = p·xr – ein Formexponent r von
1,0 (± 0,3) ermittelt. Die Schaftform entspricht durchschnittlich einem appolonischen Pa-
raboloid und ist daher vollholzig.
140
120
WSL 4
100 WSL 5
80
h/d
60
40
20
0
0 5 10 15 20 25 30 35
BHD [cm]
5.3.3 Stammvolumen
Die Volumina der Probebäume wurden nach der universellen Volumenfunktion für Na-
delholz in der Schweiz nach P. Schmid-Haas121 berechnet. Der Tarif wurde mit einer Po-
tenzfunktion bestimmt. Die Erhebungsjahre 1977 und 1991 unterscheiden sich gering, so-
dass sie zusammengefasst wurden (Abb. 21). Für den Rindenabzug wurde der Rinden-
faktor 1,14 aus KURTH et al. (1960) verwendet. Für Vergleiche stehen folgende Tarife zur
Verfügung:
− Durchforstungsversuch in den Ofenbergwaldungen von MEYER (1905), höchster Tarif
der fünf Versuchsflächen, vermutlich ohne Rinde.
2.26948
0.2 y = 0.00020x 0.2
2
R = 0.96
0.1 0.1
0.0 0.0
0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35
BHD [cm] BHD [cm]
5.3.4 Basalflächenzuwachs
Als Grösse für den Zuwachs der Bäume wurde der Basalflächenzuwachs pro Jahr ig/Jahr
genommen. Der Basalflächenzuwachs zeigt eine einfache, linear proportionale Funktion
zur Basalfläche am Ende der Messperiode. Die Funktion ig = a ⋅ g wurde durch lineare Re-
gression ermittelt. Der Parameter a und das Bestimmtheitsmass R2 variieren zwischen den
verschiedenen Flächen und Messperioden (Tab. 9). Den höchsten Zuwachs und die gering-
ste Streuung zeigen die Bäume der Fläche WSL 5 in der Periode 1946 - 1962 (Abb. 22).
Mit einem sechs mal geringeren Zuwachs zeigt die Fläche ETH 5/2 in der Periode 1978 -
1992 den geringsten Zuwachs. Die Bäume der ETH-Flächen zeigen ähnliche Zuwachs-
trends wie die Fläche WSL 4, jedoch deutlich grössere Streuungen. Die Residuen zum
Zuwachstrend werden beim Kernel Smoothing (Kap. 5.6.2) als Kernel-Attribut verwen-
det.
- 86 -
12 12
ETH 5/2 1978-1992
WSL5, 1946-1962
10 10
ig/a [cm2]
8
ig/a [cm2]
6 6
4 4
2 2
0 0
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
g [cm2] g [cm2]
)OlFKH 3HULRGH 1 D 5
:6/
:6/
:6/XQG
(7+
(7+
(7+NDUW
(7+
W E W E
Talrichtung, bzw.
Hauptwindrichtung
Hangrichtung
S S
5.4.1.1 Stammzahl
Auf allen Beobachtungsflächen stocken ausschliesslich aufrechte Bergföhren. Bei einer
Kluppierungsschwelle von 1 cm liegen die Stammzahlen zwischen 1500 und 5200 leben-
de Bäume pro Hektare. Bei einer Kluppierungsschwelle von 6 cm sind es zwischen 1400
und 2800. Ausser der Fläche WSL 5, welche die jüngste Bestockung aufweist, zeigen alle
Flächen über den ganzen Beobachtungszeitraum eine Abnahme der Stammzahl. Die Flä-
che WSL 5 zeigt, je nach Kluppierungsschwelle, eine Stammzahlzunahme in der ersten,
zweiten oder allen Beobachtungsperioden (Abb. 24). Die ETH-Flächen weisen Stamm-
zahlen ähnlich der Fläche WSL 4 auf.
Das arithmetische Mittel des BHD liegt – bei einer Kluppierungsschwelle von
1 cm – zwischen 4,2 cm im Jahr 1933 bei der Fläche WSL 5 und 17,2 cm im Jahr 1991
bei WSL 4. Der Durchmesser des Grundflächenmittelstammes ist höher, der Median tie-
fer als das arithmetische Mittel. Die Streuung nimmt mit steigendem mittlerem BHD zu
(Abb. 24).
Die Stammzahlverteilungen sind in Abb. 25 und Abb. 26, differenziert nach lebenden, to-
ten und in der Vorperiode abgestorbenen Bäume, als Histogramme dargestellt. Im Ver-
gleich dazu wird die mittels Kernel Smoothing berechnete Häufigkeitsverteilungen der
Brusthöhendurchmesser der lebenden Bäume in Abb. 27 gezeigt. Der Glättungsparameter
wurde bewusst klein gewählt, um auch geringe Häufigkeitsunterschiede sichtbar zu ma-
chen.
- 88 -
6000
20 arithm Mittel
Kluppierungsschwelle 1 cm
Std. abw
Kluppierungsschwelle 4 cm 18
5000 Median
Kluppierungsschwelle 6 cm
16 Mittelstamm
Kluppierungsschwelle 12 cm
4000 14
12
3000
10
8
2000
6
4
1000
2
Stk/ha
cm
0 ETH_K / 1978
0
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
WSL5 / 1933
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1933
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
Abb. 24 Entwicklung der Stammzahl und des BHD.
Links: Stammzahl pro Hektare (lebende Bäume).
Rechts: Entwicklung des BHD und des Durchmessers des Grundflächenmittelstammes122,
Kluppierungsschwelle 4 cm
4G
122 Der Grundflächenmittelstamm eines Bestandes wird berechnet als d g = .
π n
- 89 -
1400 1400
1946 1962
1200 1200
1000 1000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
1400 1400
1977 1991 lebend
1200 1200
abgestorben
1000 1000
tot
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 Stz/ha 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
1400 1400
1946 1962
1200 1200
1000 1000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
1400 1400
1977 1991
1200 1200
1000 1000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
Abb. 25 Stammzahlverteilung der Fläche WSL 4 und 5 von 1946 bis 1991.
Differenziert nach lebenden, in der Periode abgestorbenen und bereits länger toten Bäumen123,
dargestellt in 2 cm BHD-Klassen, Kluppierungsschwelle 1 cm.
Oben: WSL 5.
Unten: WSL 4.
123 Die Ergänzungsmessungen wurden in dieser Darstellung berücksichtigt, um die Totholzentwicklung von 1946 an
besser darstellen zu können. Einbezogen wurden Bäume mit einem Verwitterungsgrad ≤ 4.
- 90 -
1978 1992
1400 1400
1200
ETH 5/1 ETH 5/1 lebend
1200
abgestorben
1000 1000 tot
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
1400 1400
1200
ETH 5/2 ganze Fläche 1200
ETH 5/2 ganze Fläche
1000 1000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
1400 1400
ETH 5/2 kartierte Fläche 1200
ETH 5/2 kartierte Fläche
1200
1000 1000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
1400 1400
1200
ETH 5/3 1200
ETH 5/3
1000 1000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Stz/ha
Stz/ha
1 5 9 13 17 21 25 29 33 1 5 9 13 17 21 25 29 33
BHD [cm] BHD [cm]
Häufigkeit Häufigkeit
0.007 0.016 ETH 5/3, 1978
WSL 4, 1946 ETH 5/3, 1992
0.006 0.014
WSL 4, 1962 ETH 5/2, 1978
WSL 4, 1977 0.012 ETH 5/2, 1992
0.005
WSL 4, 1991 ETH 5/1, 1978
0.010 ETH 5/1, 1992
0.004
0.008
0.003
0.006
0.002
0.004
0.001 0.002
0.000 0.000
0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35
BHD [cm] BHD [cm]
Die Stammzahlverteilung der Fläche WSL 5 ist eingipflig (Abb. 25 oben). Das Maximum
verschiebt sich im Laufe der Zeit zu grösseren BHD. Die absterbenden Bäume weisen ge-
ringere Durchmesser auf. Die Stammzahlverteilung der Fläche WSL 4 ist eingipflig mit
zwei schwach sichtbaren Nebengipfeln (Abb. 27). Die Deutlichkeit nimmt im Laufe der
Zeit zu. Das Maximum liegt bei 15 (1946) bis 19 cm (1991). Der Maximalgipfel ver-
schiebt sich im Laufe der Zeit am deutlichsten zu grösseren Durchmessern und wird
breiter. Diese Eigenschaften sind in den Histogrammen nur schwach zu erkennen. Die ab-
sterbenden Bäume weisen zunehmend auch grössere Durchmesser auf.
Die ETH Flächen zeigen im Allgemeinen eine flachere Verteilung. Die Maxima liegen
bei 11 (ETH 5/3, 1978) bis 16 cm (ETH 5/1, 1978). Die Verschiebung zu grösseren
Durchmessern ist weniger deutlich. Die Flächen 5/1 und 5/2 weisen eine deutliche Zwei-
gipfligkeit auf. Infolge der Kluppierungsschwelle von 4 cm können die Verhältnisse im
untersten Durchmesserbereich nicht dargestellt werden. Für den kartierten Teil der Fläche
5/2 liegen auch die Messungen unter 4 cm vor. Das lokale Maximum bei 7 cm bei einer
Kluppierungsschwelle von 4 cm verschwindet beim Einbezug der Durchmesser von 1 - 4
cm durch ein höheres lokales Maximum bei 2 cm nahezu (Abb. 28).
Häufigkeit
0.007
ETH 5/2 lebend 0.006
kartierter Bereich ETH 5/2K 1992, 4 cm
inkl. Ergänzungsmessungen tot
0.005 ETH 5/2K 1992, 1 cm
0.004
Stz/ha
0.003
0.002
0.001
0.000
0 5 10 15 20 25 30 35
BHD [cm] BHD [cm]
90% 90%
80% 80%
70% 70%
unterdrückt
60% beherrscht 60%
mitherrschend
50% 50%
herrschend
40% 40%
30% 30%
20% 20%
10% 10%
0% 0%
1946 1962 1977 1991 1946 1962 1977 1991
2994 N/ha 2323 N/ha 1873 N/ha 1483 N/ha 5167 N/ha 4374 N/ha 4039 N/ha 3270 N/ha
Die individuellen Veränderungen der sozialen Stellung wurde mittels der „Profil-
Codierung“ analysiert124. In die Analyse einbezogen wurden alle Bäume der WSL Flä-
chen, für welche vier Bewertungen vorlagen. Die vier unterschiedenen sozialen Stellun-
gen inklusive das Absterben ergeben über vier Zeitschnitte total 340 mögliche Profile.
Vorgefunden wurden 76 (Fläche WSL 4) bzw. 88 (Fläche WSL 5) verschiedene Profile.
Dies entspricht lediglich einem Viertel der theoretisch möglichen Profile. Die häufigsten
22 bzw. 25 verschiedenen Profile machen 80% aller Profile aus.
Die Profile sind weiter in 7 Klassen zusammengefasst, welche sich hauptsächlich am
Verlauf der sozialen Stellung orientiert (Abb. 30). In der Klasse letal sind die Profile aller
absterbenden Bäume zusammengefasst. In der Tab. 10 sind die Profile mit einem Anteil
von mehr als 2% zusammengestellt.
In der Klasse letal befinden sich am meisten absterbende Bäume. Rund zwei Drittel
der Bäume sind ohne vorheriges soziales Umsetzen abgestorben. Bei den überlebenden
Bäumen ist die Klasse unverändert am häufigsten. Die Anteile in den Klassen mit wech-
selnd auf- und absteigenden Profilen (= schwankende) ist gering. Auf der Fläche WSL 5
sind sozial absteigenden Bäume wesentlich häufiger als aufsteigende Bäume. Auf der
Fläche WSL 5 fällt auf, dass in den sehr dichten Partien keine sozial aufsteigenden, hin-
gegen relativ viele stark schwankende Bäume vorkommen. Auf der Fläche WSL 4 hat es
hingegen etwas mehr aufsteigende als absteigende Bäume. Die aufsteigenden Bäume tre-
ten in der östlichen Hälfte der Fläche häufiger auf.
40%
Fläche WSL 4
35% Fläche WSL 5
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
aufsteigend
schwankend-
schwankend-
absteigend
schwankend
konstant
letal
absteigend
absteigend
konstant
stark
Abb. 30 Häufigkeiten der Profilklassen der sozialen Umsetzung.
Stammzahlanteil bezogen auf die Gesamtzahl Bäume pro Beobachtungsfläche, alle Profile be-
rücksichtigt.
40
30
20 Kluppenschwelle 1 cm
Kluppenschwelle 4 cm
Kluppenschwelle 6 cm
Kluppenschwelle 12 cm
10
m2/ha
0
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
WSL5 / 1933
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1933
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
*) Angaben aus den Originalprotokollen der WSL, ohne Hinweis auf den verwendeten Tarif.
- 95 -
Unter Verwendung der in Abschnitt 5.3.3 berechneten Tarif weisen die Beobachtungsflä-
chen Vorräte zwischen 70 und 293 m3/ha auf (Tab. 11). Die Fläche WSL 4 erreicht – un-
ter Berücksichtigung der unterschiedlichen Tarife – im Jahr 1962, im Alter von ca. 160
Jahren, das Vorratsmaximum. Die Veränderungen des Vorrats auf den übrigen Flächen
verlaufen ähnlich wie bei der Basalfläche.
Der gesamte Volumenzuwachs (inklusive des Zuwachses der in der Messperiode ab-
gestorbenen Bäume) liegt zwischen 0,9 (ETH 5/1, 1978-92) und 4,9 m3/ha·a (WSL 5,
1946-62) in Rinde bzw. 0,7 und 3,9 m3/ha·a ohne Rinde.
Stammzahl
1.5 1.5
Basalfläche
1.0 1.0
0.5 0.5
0.3605x
y = 0.0024e 0.4725x
2 y = 0.0003e
R = 0.9363 2
R = 0.9062
0.0 0.0
0 5 10 15 20 0 5 10 15 20
Mittl. BHD lebende Bäume [cm] Mittl. BHD lebende Bäume [cm]
3500 3500
Kluppenschwelle 1 cm Kluppenschwelle 4 cm
3000 3000
2500 2500
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
Stk/ha
Stk/ha
0 0
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
2.0 2.0
Kluppenschwelle 1 cm Kluppenschwelle 4 cm
1.5 1.5
Tote / Lebende
Tote / Lebende
Stammzahl
Basalfläche
1.0 1.0
0.5 0.5
0.0 0.0
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
ETH5_3 / 1978
ETH5_3 / 1992
ETH5_2 / 1978
ETH5_2 / 1992
ETH5_1 / 1978
ETH5_1 / 1992
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
Zwischen 3/10 und 5/10 der stehenden Bäume sind tot (Tab. 12). Bezogen auf die Basal-
fläche sind es zwischen 1/10 und 1/4. Zwischen 2/5 und 4/5 der toten Bäume standen
1991 noch.
Auf den WSL Flächen sind 2/5 bzw. 3/4 der stehenden toten Bäume vor mehr als 45
Jahren abgestorben. Von den Bäumen, welche in der letzten Messperiode abgestorbenen
sind, ist der Anteil der 1991 noch stehenden Bäume höher, als bei den früher abgestorbe-
nen Bäumen. Es ist jedoch kein klarer Trend erkennbar, dass früher abgestorbene Bäume
eher liegen und später abgestorbene eher noch stehen (Tab. 12). Nach den Jahrringunter-
suchungen von BRANG (1987) gibt es auf diesen Untersuchungsflächen Bäume, die bis
etwa 90 Jahre nach dem Tod noch stehen geblieben sind.
- 97 -
Der mittlere Durchmesser der in der jeweiligen Vorperiode abgestorbenen Bäume ist ge-
ringer als derjenige der lebenden Bäume, nimmt aber im Laufe der Beobachtungszeit
ebenfalls zu (Abb. 34). Die Durchmesser der liegenden toten Bäume ist generell etwas
höher als bei den stehenden toten Bäumen.
Die verhältnismässig feinen Äste der Bergföhre brechen bei den stehenden toten Bäumen
sukzessive ab, bis nur noch der kahle Stamm vorhanden ist. Von den Bäumen, welche
1946 schon tot waren und die 1991 noch standen, wiesen ¾ keine Äste mehr auf. Über
den genauen zeitlichen Verlauf der Astreinigung ist nichts bekannt. Die kahlen Stämme
beanspruchen nur unwesentlichen Raum im Kronenbereich.
125 Bei den Feldaufnahmen 1991 konnte das Jahr des Umfallens rückblickend nicht erhoben werden. Für die Analyse
wird daher einerseits auf den stehend/liegend Zustand zum Zeitpunkt der Feldaufnahmen Bezug genommen. Ande-
rerseits gilt die Annahme, dass ein Baum erst umfallen konnte, wenn er tot war.
- 98 -
18
Stehend lebend
16 In der Vorperiode abgestorben, 1991 stehend
In der Vorperiode abgestorben, 1991 liegend
14
12
1962
1977
1991
1962
1977
1991
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
Abb. 34 Mittlerer BHD der lebenden und abgestorbenen Bäume.
Kluppierungsschwelle 1 cm, ohne Stöcke.
Unübersehbar ist das liegende Totholz. Auf der Fläche WSL 4 erreichen die liegenden
Stämme eine Dichte von mehr als 1 m1/m2 (Tab. 13). Bei den Flächen WSL 5 und ETH
5/2 sind es immer noch 0,2 - 0,3 m1/m2. Die liegenden Stämme sind ungleichmässig über
die Fläche verteilt (Abb. 15, Abb. 16, Anhang 10 - Anhang 16). Auf der Fläche WSL 5
befinden sich die liegenden Stämme hauptsächlich im südöstlichen Bereich. Bei der Flä-
che WSL 5 fällt eine etwa in der Mitte liegende, nach NNW verlaufende Gasse auf, die
fast keine liegenden Stämme enthält. Die Fläche ETH 5/2 enthält eine markante Konzen-
tration in der nordwestlichen Ecke. Für eine numerische Analyse der räumlichen Vertei-
lung des liegenden Totholzes sind die Flächen zu klein.
Auf den WSL Flächen ist der überwiegende Teil der liegenden Holzsubstanz – ausge-
drückt in Laufmeter Stammlänge – noch in festem Zustand. Bei der ETH Fläche ist es hin-
gegen nur knapp die Hälfte, die übrigen Stämme zeigen deutliche Zersetzungsspuren.
Bei der Fläche WSL 4 ist die Summe der Stammlängen aller liegenden, toten Bäume,
deren Standort innerhalb der Flächengrenze liegt, um 10% höher als die Summe aller in-
nerhalb des Beobachtungsfläche liegenden Stämme. Dies kann damit erklärt werden, dass
die liegenden Stämme gehäuft nach Süden gerichtet liegen (Kap. 5.3.5) und mehr Totholz
ausserhalb (südlich) von WSL 4 liegt, während kaum Totholz aus der jüngeren Fläche
WSL 5 in WSL 4 hineinragt. Der höhere Wert von 1,3 m1/m2 dürfte daher für den Be-
stockungstyp von WSL 4 charakteristisch sein.
Das liegende Stammholz umfasst nicht die gesamte am Boden liegende Nekromasse
der abgestorbenen Bäume. Dazu kommen noch die Nadeln, Zapfen und das Reisig, wel-
che nicht erhoben worden sind. Obwohl Angaben zur Reisigmasse am lebenden Baum
vorliegen (BURGER 1950),126 macht eine Modellierung der Nekromasse am Boden auf der
Basis der Todesjahre der Bäume wenig Sinn. Denn der Anfall als Nekromaterial am Bo-
den erfolgt für die verschiedenen Teile eines Baumes unregelmässig und zeitlich verscho-
ben.
126 Nach den Untersuchungen von BURGER (1950) beträgt auf den Flächen WSL 4 und 5 das Trockengewicht der Rei-
sigmasse in kg ca. das 0,7-fache des BHD in cm.
- 99 -
/LHJHQGH6WlPPHGHUHQ%DXPVWDQGRUWVLFKLQQHUKDOEGHU%HREDFKWXQJVIOlFKHEHILQGHW
$Q]DKO>6WNKD@ 1734 555 725
6WDPPOlQJH>PKD@ 12586 2142 3510
0LWWOHUHU%+'>FP@ 9.5 (± 5.2) 5.3 (± 3.3) 5.6 (± 3.3)
Rund 5% der kartierten Bäume sind Stöcke. Ein Baum wird als Stock bezeichnet, wenn
kein dazugehörendes Stammstück gefunden wurde. Unterschieden wird zwischen
Stöcken, welche eindeutige Nutzungsspuren aufweisen (Stöcke von genutzten Bäumen)
und auf natürlichem Weg entstandene Stöcke ohne Nutzungsspuren. Die Entstehung der
natürlichen Stöcke dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die entsprechenden Stämme
infolge Zersetzung nicht mehr gefunden werden konnten. Wegen des teilweise weit
fortgeschrittenen Zersetzungsgrades ist es auch möglich, dass Stöcke von genutzten
Bäumen nicht mehr als solche erkennbar sind. Von den Stöcken mit deutlichen
Nutzungsspuren auf den WSL-Flächen stammen je 6 von den Probebaumentnahmen im
Jahre 1946 (BURGER 1950). Die natürlichen Stöcke weisen geringere Durchmesser auf als
die Stöcke mit Nutzungsspuren (Tab. 14).
Tab. 14 Geschätzter BHD der Stöcke.
Die gemessenen Stockdurchmesser wurden auf BHD umgerechnet (BHD in mm, ± Standardab-
weichung, absolute Werte der Beobachtungsflächen).
Fläche WSL 4 Fläche WSL 5 Fläche ETH 5/2
1 0LWWO%+' 1 0LWWO%+' 1 0LWWO%+'
1RUPDOH6W|FNH ± ± ±
6W|FNHJHQXW]WHU%lXPH ± ± ±
7RWDO
Auffällig ist die räumliche Konzentration der genutzten Bäume auf der Fläche WSL 5
(Abb. 35). Die Stöcke bilden ein hangaufwärts zeigendes „U“, wobei der linke Schenkel
am oberen Rand des Grabens liegt. Entlang des rechten Grabens liegt ebenfalls eine Kon-
zentration von Stöcken vor. Die stärkeren Stöcke liegen eher im mittleren Bereich der
Fläche. Auf den alten Photographien (Anhang 7, Aufnahme 1926) ist ein Teil der Stöcke
gut zu erkennen.
Die Stöcke von genutzten Bäumen in der Fläche ETH 5/2 sind weniger deutlich konzen-
triert, wobei sich auch hier in der Nähe des Grabens eine Ansammlung befindet. Diese
Stelle liegt südlich des Bereichs mit der höchsten beobachteten Stammdichte auf dieser
Beobachtungsfläche.
- 100 -
5.5.1.1 Verfahren
Die Erstellung eines Strukturprofils oder eines Grundrisses mit den entwickelten Pro-
grammen (Kap. 2.4.1.3) aus den Daten der flächendeckenden Baumkartierung (Kap.
2.5.2, vgl. Abb. 15, Abb. 16) und der Messreihen ist einfach. Es dauert am Bildschirm nur
wenige Minuten. Es ist daher möglich, innerhalb kurzer Zeit viele „Schnitte“ durch die
Bestockung zu legen, diese zu analysieren und für eine weitere Verwendung zu prüfen.
Für eine umfassende Analyse und insbesondere für den Vergleich mit den Ergebnissen
anderer Verfahren ist ein Ausdruck auf Papier nach wie vor notwendig. Der Aufwand da-
zu ist etwas grösser.
Um die Realitätsnähe und Anschaulichkeit der Profile zu prüfen, wurden einige mit die-
sem Programm erstellte Profile im Gelände verifiziert. Die modellierten Profile sind im
Gelände gut wieder zu erkennen. Der Eindruck, welcher anhand der gezeichneten Profile
gewonnen werden kann, ist mit demjenigen im Gelände gut vergleichbar. Probleme erge-
ben sich allenfalls dort, wo die davor liegende Bestockung den Einblick in den Kronen-
raum verhindert. Wenn infolge des lockeren Standes der Bäume im Profilstreifen ein Ein-
blick bis in die dahinter liegende Bestockung möglich ist, wird damit die hintere räumli-
che Abgrenzung des Profilstreifens erschwert. Es sind also keine anderen Schwierigkeiten
als bei den direkt im Gelände aufgenommen Profilen festzustellen. Durch das verwendete
einfache Baummodell werden die Besonderheiten von Bäumen (besondere Kronenform,
Säbelwuchs, Schiefstand u.ä.) nicht wiedergegeben. Dies beeinflusste den Gesamtein-
druck jedoch nicht wesentlich.
In einem weiteren Schritt wurde versucht, die Profildarstellungen mit den Photoserien von
eingemessenen Standorten aus (Anhang 13, Anhang 7 - Anhang 9) zu kombinieren. Dies
sollte einerseits die Anschaulichkeit verbessern, andererseits den Informationsgehalt er-
höhen, weil einige Photos älter sind als die ältesten Messungen. Dazu wurden Standort
und Blickwinkel der Photographien erfasst, in den Grundriss eingetragen (Anhang 13)
und ein geeignetes, quer zur Blickrichtung liegendes Profil erstellt. Es hat sich aber ge-
zeigt, dass infolge der zentralperspektivischen Abbildung und der grösseren Tiefe die
Photos nur sehr schwer visuell mit den Profilen in Verbindung gebracht werden können.
Da die Entwicklung eines Programmes für perspektivische Darstellungen mit der ge-
wählten Entwicklungsumgebung sehr aufwendig ist, wurde in der Folge auf die Erstel-
lung perspektivischer Profile verzichtet.
Um einen Eindruck über den früheren Zustand zu geben, wurde für die WSL-Fläche eine
Rückwärts-Extrapolation in das Jahr 1900 vorgenommen und als Grundriss dargestellt
(Anhang 10).
In den Zuständen 1900 und 1946 (Anhang 11) wurde das liegende Totholz nicht ge-
zeichnet, da die Umfallzeitpunkte nicht bekannt sind. Um die Zunahme der liegenden
Baumleichen deutlicher darzustellen, wurden die 1946 bereits toten Bäumen weggelassen.
Die Stammdurchmesser (Stöcke und liegende Stämme) sind zweifach vergrössert ge-
zeichnet. Schräg stehende Bäume wurden nur in den Darstellungen der Jahre 1991/92
schräg dargestellt, da über ihre frühere Lage keine flächendeckenden Angaben vorhanden
sind.
5.5.1.2 Bestockungsstruktur
Aus den verschiedenen erstellten Grund- und Aufrissen können nur einige wiedergegeben
werden (Anhang 10 - Anhang 22). Die Profilsequenzen der einzelnen Abbildungen zeigen
deutlich die ungleichmässige Bestockung auf den Beobachtungsflächen. Folgende beson-
deren Strukturmerkmale sind auf allen Beobachtungsflächen zu erkennen:
- 102 -
Beobachtungsfläche WSL 4
Die Rückwärts-Extrapolation in das Jahr 1900 (Anhang 10) zeigt ein ähnliches Bild wie
die Bestockung der Fläche WSL 5 in den Jahren 1962 bzw. 1977 (Anhang 12, Anhang
13).
Die Bäume sind häufig geklumpt angeordnet. Die Klumpenstruktur ist auf der ganzen
Fläche ziemlich ähnlich. Etwas oberhalb der Flächenmitte besteht heute ein „Friedhof“
(Anhang 10 - Anhang 14, Anhang 17 - Anhang 20). Er ist seit 1946 sukzessive entstan-
den. Nur von dieser Lücke an nordwärts bis etwa zur Grenze der Beobachtungsfläche ist
heute Bergföhrenjungwuchs vorhanden. Die Bäumchen sind unregelmässig geklumpt ver-
teilt. Am nordwestlichen Rand des „Friedhofs“ befindet sich der einzige Ort mit Bäumen
im Dickungsstadium. Die Bäume und Baumklumpen sind teilweise in Ketten angeordnet,
grössere Flächen mit dicht stehenden Bäumen sind nicht vorhanden. Die Bestockung hat
sich seit 1946 allgemein und mit Ausnahme des „Friedhofs“ ungefähr gleichmässig auf-
gelockert. Im westlichen Teil war die Bestockung etwas dichter und stärker geklumpt.
Der Unterschied zur östlichen Hälfte hat sich im Laufe der Zeit reduziert. Die systemati-
sche Ausrichtung der liegenden Stämme ist gut zu erkennen. Markant ist auch die Zunah-
me der Menge des liegenden Totholzes im Laufe der Zeit. Der hallenartige Charakter der
Bestockung im Jahre 1991 ist deutlich zu erkennen (vgl. auch Photo in Anhang 9).
Beobachtungsfläche WSL 5
Die zeitliche Rückwärts-Extrapolation in das Jahr 1900 zeigt im Grundriss eindrücklich
die noch geringe Bestockung zu dieser Zeit sowie die vorhandenen Stöcke (Anhang 10,
Photo von 1926 in Anhang 7).
In der südlichen Flächenhälfte, gegen die Fläche WSL 4 hin, ist die Bestockung dichter,
es sind zwei etwa truppgrosse Konzentrationen festzustellen. Die Bäume weisen keine ge-
klumpte Anordnung auf, da die sie umgebenden baumfreien Bereiche weitgehend fehlen.
Im Bereich dieser Baumkonzentration hat es keinen Jungwuchs.
Die Bäume im nordwestlichen Bereich der Fläche sind eher dicker. Hier sind auch
Baumklumpungen festzustellen. Auf dem ehemaligen Kohlplatz hat es kaum Bäume.
Nördlich der unteren Flächengrenze ist ein markanter Streifen festzustellen, der kaum be-
stockt ist. Dieser Streifen zieht sich auch noch weiter nach Westen. Im Bereich dieses
Streifens hat es etwas Jungwuchs und viele genutzte Stöcke.
Im Laufe der Beobachtungszeit hat sich die Bestockung zunehmend geschlossen. In
der Mitte des östlichen Randes hat sich von 1962 an ein „Friedhof“ herausgebildet. Die
Baumverteilung der ganzen Beobachtungsfläche ist heterogener als diejenige von WSL 4.
7 7
6 6 WSL 5 1946
WSL 5 WSL 5 1962
5 WSL 4 5 WSL 5 1977
2
2
Anzahl Bäume pro m
3 3
2 2
1 1
0 0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Umkreisradius [m] Umkreisradius [m]
2 2
2
Anzahl Bäume pro m
WSL 4 1977
ETH 5/2 1978, > 4 cm
WSL 4 1991
1 1
0 0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Umkreisradius [m] Umkreisradius [m]
Tab. 15 Anzahl der Zentrumsbäume mit einem vollständig kartierten Umkreis mit r = 12 m.
Kluppierungsschwelle 1 cm, Fläche ETH 5/2 1978: 4 cm.
Anzahl Zentrumsbäume Fläche WSL 4 Fläche WSL 5 Fläche ETH 5/2
Alle Bäume 493 785 585
Lebende Bäume 1946 290 700 -
Lebende Bäume 1962 221 618 -
Lebende Bäume 1977/78 197 544 278
Lebende Bäume 1991/92 162 424 250 (1 cm: 318)
- 105 -
Mehr als drei Viertel aller nächster Nachbarn sind weniger als 1 Meter entfernt. Die Häu-
figkeitsverteilung der Abstände zum nächsten Nachbarn ist linkssteil und weist Maxima
bei 0,4 m auf. Im Laufe der Beobachtungszeit verschieben sich die Maxima leicht nach
rechts. Es ist eine leichte Auflösung der Klumpungen festzustellen, so dass sich die näch-
sten Nachbarn in einer grösseren Distanz befinden. Die Kurvenverläufe der Flächen WSL
4 und WSL 5 sind sehr ähnlich. Die Fläche ETH 5/2 hingegen zeigt eine nach rechts ver-
schobene Maximumstelle und Kurve (Abb. 37 links).
Zwischen einem Viertel und zwei Dritteln (WSL 5, 1946) der Abstände der nächsten
fünf Nachbarn betragen weniger als 1 m. Im Laufe der Beobachtungszeit wird die Häu-
figkeitsverteilung immer flacher. Nur wenige der nächsten fünf Nachbarn sind weiter als
4 m entfernt. Auch hier zeigt die Häufigkeitsverteilung von der Fläche ETH 5/2 ein von
den anderen Flächen abweichendes Bild (Abb. 37 rechts).
Häufigkeit Häufigkeit
2.0 2.0
ETH 5/2 1992
1.8 1.8
WSL 4, 1946
1.6 1.6 WSL 4, 1962
WSL 4, 1977
1.4 1.4
WSL 4, 1991
1.2 1.2 WSL 5, 1946
WSL 5, 1962
1.0 1.0
WSL 5, 1977
0.8 0.8 WSL 5, 1991
0.6 0.6
0.4 0.4
0.2 0.2
0.0 0.0
0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6
Abstand zum nächsten Nachbarn [m] Abstand zu den nächsten 5 Nachbarn [m]
5.5.3 Standraum
5.5.3.1 Verfahren
Die Bestimmung der individuellen Standräume erfolgte mit der Dirichlet-Polygonierung
(Kap. 2.4.3). Die graphisch einfache Darstellung der Bestockung durch die punktförmigen
Baumstandorte und die Grenzlinien zu den Nachbarn ergeben einen effektvollen Eindruck
der Bestockungsstruktur (Abb. 38 - Abb. 43). Um den vertikalen Bestockungsaufbau bes-
ser berücksichtigen zu können, wurden schichtweise Polygonierungen mit den Kluppie-
rungsschwellen 1, 4, 6, 8, 12, 16 und 20 cm vorgenommen (Abb. 38 - Abb. 40). Eine gra-
phische Überlagerung der verschiedenen Polygonierungen ist einfach zu erstellen. Um die
Übersichtlichkeit zu gewähren, wurden nur drei Kluppierungsschwellen überlagert. Für
alle Zeitschnitte wurden die Kluppierungsschwellen 4, 8 und 12 cm verwendet. Um die
Darstellung überblickbar zu halten, wurden die kleinen Bäume (< 4 cm BHD) mit einem
geringen Konkurrenzeinfluss auf die Bestockung weggelassen. Der Anteil der Bäume in
den drei Schichten 4 – 8 cm, 8 – 12 cm und über 12 cm verändert sich von 1946 bis 1991
auf der Fläche WSL 4 nur gering, während sie sich bei der Fläche WSL 5 stark verändern
(Tab. 16). Die Fläche ETH 5/2 unterscheidet sich von der Fläche WSL 4 v.a. durch einen
- 106 -
höheren Anteil in der schwächsten Klasse. Diese Darstellungen erlauben die Entwicklung
in kompakter Form zu präsentieren (Abb. 41 - Abb. 43).129
Infolge der Baumklumpungen entsteht ein besonders Bild der Dirichlet-Diagramme: Die
Bäume befinden sich häufig am Rand oder in der Ecke des Dirichlet-Polygons in der Nä-
he anderer Bäume. Die Dirichlet-Polygone betonen die Klumpenstruktur graphisch zu-
sätzlich. Aus der Anzahl der zusammenlaufenden Polygonkanten ist die Anzahl der Bäu-
me einer Klumpung besser erkennbar.
Einige gemäss der Definition (Kap. 5.5.1.2) besonders ausgeprägte Klumpungen be-
finden sich in der nordöstlichen Ecke der Fläche WSL 5 (Abb. 38). In der nordwestlichen
Ecke der Fläche WSL 5 (im Bereich des Kohlplatzes) befindet sich eine Klumpung mit
einem besonders deutlichen baumfreien Ring, wobei die Klumpung hier lediglich aus
zwei Bäumen besteht (Abb. 38 links).
5.5.3.2 Bestockungsstruktur
Die Dirichlet-Polygonierungen der Fläche WSL 5 zeigen bei allen angewandten Kluppie-
rungsschwellen und Erhebungszeitpunkten Unregelmässigkeiten wie Baumkonzentratio-
nen in flächiger (z.B. Abb. 38 rechts: im südöstlichen Quadranten) oder streifenartiger
Form (z.B. Abb. 38 rechts: nordsüdlich verlaufende Schlangenlinie westlich der Flä-
chenmitte). Die Konzentrationen variieren je nach Kluppierungsschwelle. Der sich nach
1962 bildende „Friedhof“ am östlichen Rand ist auf dem Dirichlet-Diagramm – im Ge-
gensatz zum „Friedhof“ der Fläche WSL 4 (Abb. 41/Abb. 42) – nicht zu erkennen, da die
entsprechenden Polygone infolge ihrer Nähe zur Flächengrenze eliminiert worden sind.
In der Mitte der östlichen Flächenhälfte stehen die stärksten Bäume dieser Fläche in
einem Trupp beieinander. Dieser Trupp befindet sich – nur leicht verändert – bei allen Er-
hebungszeitpunkten an dieser Stelle. Die bereits erwähnten Baumkonzentrationen am
südlichen Rand sind auf den Plänen ebenfalls gut zu erkennen. Ihre Form und Ausdeh-
nung verändern sich im Laufe der Zeit.
In der überlagerten Polygonierung (Abb. 41) sticht die Lage der Bäume mit einem
BHD grösser als 12 cm im Jahr 1946 besonders hervor. Im Jahr 1991 wird die Bestok-
kung durch die verwendeten Kluppierungsschwellen von 4, 8, und 12 cm ungefähr
gleichmässig geteilt (Tab. 16).
Die Fläche WSL 4 macht eher einen gleichmässigeren Eindruck als die Fläche WSL 5.
Auch hier sind kettenartige angeordnete Baumkollektive festzustellen (Abb. 38: südöstli-
che Ecke oder südlich des „Friedhofs“). Deutlich zeigt sich die Bildung des „Friedhofes“
oberhalb der Flächenmitte von 1946 - 1991, welcher von einem beinahe geschlossenen
dichteren Ring umgeben ist (Abb. 41/Abb. 42). Bei einer Kluppierungsschwelle von 20
cm ist die Baumverteilung – von einigen kleinen Baumklumpen abgesehen – annähernd
gleichmässig. Die vertikale Gliederung, welche sich durch die Überlappungen der Di-
richlet-Polygone der verschiedenen Kluppierungsschwellen zeigt, nimmt von 1946 bis
1991 deutlich ab (Abb. 41/Abb. 42).
Bei der Fläche WSL 4 nehmen die Unterschiede im Strukturbild zwischen tieferen
und höheren Kluppierungsschwellen mit zunehmendem Alter ab. 1946 war die Anzahl
der Zentrumsbäume mit BHD grösser 1 cm vier mal höher als mit BHD grösser 16 cm;
1991 waren es nur noch doppelt so viele (Tab. 16).
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5 Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5 Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5 Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
Standraumpolygone, 1946 Dauerfläche: WSL 4 und 5 Standraumpolygone, 1962 Dauerfläche: WSL 4 und 5
Abb. 41 Überlagerte Standraumpolygone der Flächen WSL 4 und WSL 5, 1946 und 1962
Links: Zustand 1946.
Rechts: Zustand 1962.
Fläche WSL 4 (unten), Fläche 5 (oben), Kluppierungsschwellen 4, 8, 12 cm, Originalmassstab 1:400, reduziert auf 1:890.
- 111 -
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
Standraumpolygone, 1977 Dauerfläche: WSL 4 und 5 Standraumpolygone, 1991 Dauerfläche: WSL 4 und 5
Abb. 42 Überlagerte Standraumpolygone der Flächen WSL 4 und WSL 5, 1977 und 1991.
Links: Zustand 1977.
Rechts: Zustand 1991.
Fläche WSL 4 (unten), Fläche 5 (oben), Kluppierungsschwellen 4, 8, 12 cm, Originalmassstab 1:400, reduziert auf 1:890.
- 112 -
171780
171780
171760
171760
171740
171740
171720
171720
171700
171700
813220 813240 813260 813280 813220 813240 813260 813280
Standraumpolygone, 1978 Dauerfläche: ETH 5/2 Standraumpolygone, 1992 Dauerfläche: ETH 5/2
Abb. 43 Überlagerte Standraumpolygone der Fläche ETH 5/2, 1978 und 1992.
Links: Zustand 1978.
Rechts: Zustand 1992.
Kluppierungsschwellen 4, 8, 12 cm, Originalmassstab 1:400, reduziert auf 1:890.
- 113 -
Die Fläche ETH 5/2 ist bei Kluppierungsschwellen von 16 und 20 cm der Fläche WSL 4
im Jahre 1991 ähnlich. Sie ist eher noch etwas regelmässiger, da ihr ein typischer „Fried-
hof“ fehlt. Die vertikale Gliederung, welche sich durch die Überlappungen der Dirichlet-
Polygone der verschiedenen Kluppierungsschwellen zeigt (Abb. 43), ist ähnlich derjeni-
gen der Fläche WSL 4 im Jahr 1946 (Abb. 42). Die Stammzahlanteile in den drei
Schichten sind ähnlich (Tab. 16). Da aber die Fläche ETH 5/2 im Jahr 1992 eine um etwa
20% tiefere Stammzahl pro Hektare als die Fläche WSL 4 aufweist (Abb. 24), ist die
Struktur weniger gedrängt.
Tab. 16 Anzahl Zentrumsbäume der Dirichlet-Diagramme.
.OXSSLHUXQJVVFKZHOOH>FP@
17RWDO
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$QWHLO≥ FP>@
$QWHLO≥ FP>@
$QWHLO≥ FP>@
$QWHLO≥ FP>@
1≥FP
$QWHLO≥²FP>@
$QWHLO≥²FP>@
$QWHLO≥FP>@
In der Abb. 44 ist die Häufigkeit der Standraumflächengrösse dargestellt, welche mit der
Dirichlet-Polygonierung ermittelt wurde. Bei der Fläche WSL 5 liegen die Häufigkeits-
maxima zwischen 1 und 1,5 m2. Die Häufigkeit nimmt nach dem Maximum rapide ab,
Standraumflächen mit einer Grösse über 10 m2 (≈ Kreisfläche mit r = 1,8 m) sind bereits
selten. Bei den Flächen ETH 5/2 und WSL 4 liegen die Häufigkeitsmaxima zwischen 2
und 4,5 m2. Hier sind Standraumflächen mit einer Grösse über 15 m2 (≈ Kreisfläche mit r
= 2,2 m) sind bereits selten. Mit höheren Kluppierungsschwellen verschieben sich die
Kurven und Maxima nach rechts. Bei einer Kluppierungsschwelle von 12 cm liegen die
Maxima bei 5 m2 und Standraumflächen mit einer Grösse über 20 m2 (≈ Kreisfläche mit r
= 2,5 m) sind selten.
- 114 -
0.12 0.12
Kluppierungsschwelle 1 cm Kluppierungsschwelle 4 cm
0.10 0.10
ETH 5/2 1978
ETH 5/2 1992
0.08 WSL 4, 1946
0.08
Häufigkeit
WSL 4, 1962
Häufigkeit
WSL 4, 1977
0.06
0.06 WSL 4, 1991
WSL 5, 1946
0.04 WSL 5, 1962
0.04 WSL 5, 1977
WSL 5, 1991
0.02
0.02
0.00
0 5 10 15 20 25 30 0.00
0 5 10 15 20 25 30
2
Standraumfläche [m ]
2
Standraumfläche [m ]
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
S tandraum veränderung 1946 - 1991 D auerfläche: W SL 4 und 5 S tandraum veränderung 1946 - 1991 D auerfläche: W SL 4 und 5
Abb. 45 Standraumveränderung von 1946 bis 1991 der WSL-Flächen, Kluppierungsschwellen 1 cm und 4 cm.
Auf der Grundlage der Dirichlet-Diagramme ist dargestellt, wie häufig das einer bestimmten Stelle zugeordnete Individuum gewechselt hat.
Links: Kluppierungsschwelle 1 cm.
Rechts: Kluppierungsschwellen 4 cm.
Fläche WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben), Originalmassstab 1:400, reduziert auf 1:890.
- 116 -
171620
171620
171600
171600
171580
171580
171560
171560
814040 814060 814080 814040 814060 814080
Standraumveränderung 1946 − 1991 Dauerfläche: WSL 4 und 5 Standraumveränderung 1946 − 1991 Dauerfläche: WSL 4 und 5
Vom gleichen Individuum beanspruchter Standraum Vom gleichen Individuum beanspruchter Standraum
Einmaliger Wechsel Einmaliger Wechsel
Zweimaliger Wechsel 0m 10m Zweimaliger Wechsel 0m 10m
2 4 6 8 2 4 6 8
Dreimaliger Wechsel Dreimaliger Wechsel
Dauerflächen Perimeter Dauerflächen Perimeter
Herstellung: Pius Hauenstein Herstellung: Pius Hauenstein
Kluppenschwelle 8 cm Chur/Tamins, den 27.12.1997 Kluppenschwelle 12 cm Chur/Tamins, den 27.12.1997
Programm: plan3.aml Programm: plan3.aml
Abb. 46 Standraumveränderung von 1946 bis 1991 der Flächen WSL 4, Kluppierungsschwellen 8 cm und 12 cm.
Auf der Grundlage der Dirichlet-Diagramme ist dargestellt, wie häufig das einer bestimmten Stelle zugeordnete Individuum gewechselt hat.
Links: Kluppierungsschwelle 8 cm.
Rechts: Kluppierungsschwellen 12 cm.
Fläche WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben), Originalmassstab 1:400, reduziert auf 1:890.
- 117 -
171780
171780
171760
171760
171740
171740
171720
171720
171700
171700
813220 813240 813260 813280 813220 813240 813260 813280
Standraumveränderung 1978 − 1992 Dauerfläche: ETH 5/2 Standraumveränderung 1978 − 1992 Dauerfläche: ETH 5/2
Vom gleichen Individuum beanspruchter Standraum Vom gleichen Individuum beanspruchter Standraum
Einmaliger Wechsel Einmaliger Wechsel
0m 10m 0m 10m
2 4 6 8 2 4 6 8
Abb. 47 Standraumveränderung von 1978 bis 1992 der Flächen ETH 5/2 Kluppierungsschwellen 4 cm und 8 cm.
Auf der Grundlage der Dirichlet-Diagramme ist dargestellt, wie häufig das einer bestimmten Stelle zugeordnete Individuum gewechselt hat.
Links: Kluppierungsschwellen 4 cm.
Rechts: Kluppierungsschwellen 8 cm.
Originalmassstab 1:400, reduziert auf 1:890.
- 118 -
Flächenanteil
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
0x
1x 2x
3x
0x WSL 4
1x 2x
Kluppierungsschwelle 1 cm 3x
0x
1x 2x WSL 5
4 cm 3x 0x
1x 2x
8 cm 3x
12 cm
Abb. 48 Flächenanteile mit Veränderungen der Standraumpolygone der Flächen WSL 4 und 5.
Links: Flächenanteil mit Veränderung in einer Messperiode
Rechts: Flächenanteil mit mehrfachen Veränderungen in der gesamten Beobachtungsperiode,
Kluppierungsschwellen 1, 4, 8 und 12 cm.
Weiter zeigen sie im rechten, auslaufenden Kurventeil mehrere lokale Maxima oder Zwi-
schenabflachungen. Die Anzahl dieser lokalen Maxima beträgt bei den Kluppierungs-
schwellen 1, 4 und 8 cm 5 oder 6. Dies erweckt den Anschein, dass der 1. 2. K 6. Nach-
bar – ~70% der Dirichlet-Polygone haben 6 Kanten (Abb. 49) – gehäuft in einem be-
stimmten Abstandsbereich vorkommt.
Kluppierungsschwelle 1 cm Kluppierungsschwelle 4 cm
100% 100%
90% 90%
80% 80%
Anzahl
70% Nachbarn
70%
14
13
60% 60%
12
11
50% 50%
10
9
40% 8 40%
7
30% 6 30%
5
20% 4 20%
3
10% 10%
0% 0%
1962
1977
1991
ETH 1992
1962
1977
1991
ETH 1978
1992
1962
1977
1991
1962
1977
1991
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
Kluppierungsschwelle 8 cm Kluppierungsschwelle 12 cm
100% 100%
90% 90%
80% 80%
70% 70%
60% 60%
50% 50%
40% 40%
30% 30%
20% 20%
10% 10%
0% 0%
1962
1977
1991
ETH 1978
1992
1962
1977
1991
ETH 1978
1992
1962
1977
1991
1962
1977
1991
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
Kluppierungsschwelle 16 cm Kluppierungsschwelle 20 cm
100% 100%
90% 90%
80% 80%
70% 70%
60% 60%
50% 50%
40% 40%
30% 30%
20% 20%
10% 10%
0% 0%
1962
1977
1991
ETH 1978
1992
1962
1977
1991
ETH 1978
1992
1962
1977
1991
1962
1977
1991
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
WSL 5, 1946
WSL 4, 1946
6
Median der Abstände zu 5
den direkten Nachbarn [m]
4
2 20 cm
1 16 cm
12 cm
0 Kluppierungsschwelle
8 cm
WSL 5, 1946
1962
1977
1991
4 cm
1962
WSL 4, 1946
1977
1 cm
1991
1992
Abb. 50 Mediane der Abstände zu den Nachbarn erster Ordnung.
Kluppierungsschwelle 1 cm Kluppierungsschwelle 4 cm
Häufigkeit Häufigkeit
0.8 0.8
0.2 0.2
0.1 0.1
0.0 0.0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Abstand der Nachbarn erster Ordnung [m] Abstand der Nachbarn erster Ordnung [m]
Kluppierungsschwelle 8 cm Kluppierungsschwelle 12 cm
Häufigkeit Häufigkeit
0.8 0.8
0.7 0.7
0.6 0.6
0.5 0.5
0.4 0.4
0.3 0.3
0.2 0.2
0.1 0.1
0.0 0.0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Abstand der Nachbarn erster Ordnung [m] Abstand der Nachbarn erster Ordnung [m]
5.5.5.1 Verfahren
Für die Grösse der vereinfacht als kreisförmig angenommenen Kronen wird die einheitli-
che Funktion gemäss Abb. 18 verwendet (vgl. Kap. 5.3.1). Die Deckungs- und Beschir-
mungsflächen und –grade wurden rechnerisch im GIS ermittelt.
Das Wachstum der realen Kronen tendiert asymmetrisch in die freien Räume. Die
klumpige Anordnung der Bäume verstärkt diese Tendenz (siehe Dirichlet-Diagramme
Abb. 38 - Abb. 40). Durch die Vereinfachung der Grundrisse zu einem Kreis werden die
Kronen ineinander geschoben. Dadurch entstehen im Modell mehr Kronenüberlappungen.
Die Häufigkeiten der Kronenüberlappungen werden systematisch überschätzt, der Dek-
kungsgrad systematisch unterschätzt. Die Auswirkungen auf die Profildarstellungen (Kap.
5.5.1) sind analog. Da die Umrechnung der vier Kronenbreiten in eine mittlere Kronen-
breite über Flächengleichheit erfolgte, wird die Beschirmung hingegen korrekt berechnet.
Zur Elimination der Randproblematik wird ein Streifen in der Breite des grössten zu
erwartenden Kronenradius (2,5 m) entlang der Flächengrenze weggelassen. Alle Kronen
bzw. Kronenteile, welche innerhalb der Analysefläche liegen, werden bei den Berechnun-
gen berücksichtigt.
5.5.5.2 Bestockungsstruktur
Die Deckungs- und Beschirmungsgrade sind mit Werten zwischen 0,2 und 0,5 bzw. 0,3
und 0,8 relativ gering (Abb. 52). Während bei der Fläche WSL 5 die Deckungs- und Be-
schirmungsgrade über die ganze Beobachtungsperiode 1946 bis 1991 zunahmen, redu-
zierten sie sich – nach einer minimalen Zunahme des Deckungsgrades von 1946 bis 1962
– bei der Fläche WSL 4. Beim kartierten Teil der Fläche ETH 5/2 nahmen die Werte
ebenfalls zu. Der Beschirmungsgrad betrug bei allen Flächen und in allen Perioden etwa
das 1,6fache des Deckungsgrades. Der Beschirmungsgrad nimmt bei den Fläche WSL 5
und der Fläche ETH 5/2 stärker zu als der Deckungsgrad. Bei der Fläche WSL 4 nimmt
der Beschirmungsgrad stärker ab.
1.0 1.0
y = 1.57x
0.8 0.8 R2 = 0.90
0.6 0.6
BG
ETH 5/2
0.4 0.4
WSL 5
WSL 4
0.2 Deckungsgrad
0.2
Beschirmungsgrad Entwicklungsrichtung
0.0 0.0
ETH_K / 1978
ETH_K / 1992
WSL5 / 1946
WSL5 / 1962
WSL5 / 1977
WSL5 / 1991
WSL4 / 1946
WSL4 / 1962
WSL4 / 1977
WSL4 / 1991
Auf allen Flächen ist knapp zwei Drittel der bedeckten Fläche einfach, ein Viertel ist
zweifach und ein Zehntel ist drei- und mehrfach überschirmt. Die ein- bis dreifach über-
130 Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen mit der Kluppierungsschwelle 1 cm und 4 cm sind gering, da die
Bäume mit einem BHD von 1 – 4 cm eine kleine Krone haben und nur wenig zum Deckungs- bzw. Schirmgrad
beitragen.
- 122 -
schirmte Fläche nimmt 95% oder mehr der gesamten bedeckten Fläche ein. Mehr als drei-
fache Überschirmungen sind selten.
Auf der Fläche WSL 5, wo der Deckungsgrad von 1946 bis 1991 stetig zugenommen
hat, hat sich der Anteil der einfach überschirmten Fläche in den ersten drei Perioden zu
Gunsten der mehrfach überschirmten Flächen reduziert (Abb. 53). In der letzten Periode
ist wieder eine geringe Zunahme der einfach überschirmten Fläche zu verzeichnen. Bezo-
gen auf die Gesamtfläche haben sowohl die einfach- wie die mehrfachüberschirmten Flä-
chen zugenommen. In der Fläche ETH 5/2 hat sich der Anteil der einfach überschirmten
Fläche ebenfalls reduziert. Auf der Fläche WSL 4 hat sich der Anteil der mehrfach über-
schirmten Fläche stetig reduziert.
80% 80%
60%
60%
50%
50%
40%
40%
30%
30%
ETH 1992 20%
20% ETH 1978 1991 WSL 5
1991 WSL 4 10%
1977 WSL 5
10%
1977 WSL 4 0% 1962 WSL 5
0% 1962 WSL 4 0 1 2 3 1946 WSL 5
0 1 4
2 1946 WSL 4 5 6
3 4 7
5 6 8
7 8 Anzahl Beschirmungen
Anzahl Beschirmungen
80%
Anteil an der Deckungsfläche
80%
Anteil an der Deckungsfläche
70%
70%
60%
60%
50%
50%
40%
40%
30%
30%
ETH 1992
ETH 1978 20%
20% 1991 WSL 5
1991 WSL 4
10% 1977 WSL 5
10% 1977 WSL 4
0% 1962 WSL 5
0% 1962 WSL 4
1 2
1 2 1946 WSL 4 3 1946 WSL 5
3 4 4
5 5
6 6 7
7 8 8
Anzahl Beschirmungen Anzahl Beschirmungen
Aus dieser Auswertung ist zu erkennen, dass das Kronendach der Fläche WSL 5 noch im
Begriff ist, sich zu schliessen. Erst in der letzten Periode ist es so dicht geworden, dass
nahe beieinander stehende Bäume infolge fehlendem Seitenlicht oder anderen Konkur-
renzfaktoren ausscheiden mussten. Dieser Prozess scheint erst begonnen zu haben. Der
Kronenraum der Fläche WSL 4 hat sich – vor allem in sehr dichten Partien – aufgelok-
kert.
Bei dieser Auswertung ist zu beachten, dass es sich um modellierte Kronen handelt (flä-
chenäquivalente, kreisförmige Kronenprojektionen, vgl. Kap. 5.3.1). Die Häufigkeiten der
Kronenüberlappungen sind systematisch überschätzt, der Deckungsgrad wird unter-
schätzt. Der Beschirmungsgrad weist hingegen diesen systematischen Fehler nicht auf.
Die Kronenüberlappungen sind daher weniger als ein Abbild der physischen Realität zu
betrachten, sondern viel mehr als ein Ausdruck der Raumverhältnisse und der Konkur-
- 123 -
1.2
1.0
0.8
0.6
Kluppierungsschwelle 1 cm
Kluppierungsschwelle 4 cm
0.4
Kluppierungsschwelle 8 cm
Kluppierungsschwelle 12 cm
0.2 Kluppierungsschwelle 16 cm
Kluppierungsschwelle 20 cm
0.0
1946 1962 1977 1991 1946 1962 1977 1991 1978 1992
WSL 5 WSL 4 ETH 5/2
5.5.7.1 Verfahren
Je weniger Raum einem Baumindividuum zur Verfügung steht, je grösser die Konkurrenz
seiner Umgebung ist, umso mehr sind seine Ressourcen beschränkt und umso geringer ist
sein Wachstum. Mit den hier natürlich vorkommenden Baumklumpungen und den unre-
gelmässigen Baumverteilungen sollte der Einfluss der Nachbarn auf das Wachstum sicht-
bar gemacht werden können.
- 124 -
Als Mass für das Wachstum wird der Basalflächenzuwachs, für den Konkurrenzdruck die
Summe der Basalflächen der Nachbarbäume verwendet. Es stellt sich dabei die Frage,
welche Nachbarbäume als Konkurrenten berücksichtigt werden sollen. Die nächsten n
Nachbarn eignen sich dazu nicht, denn damit ist nicht bestimmt, ob zu viele (z.B. zu weit
entfernte) oder zu wenige (im ganzen Umkreis) relevante Nachbarn erfasst sind. Die mit
dem gewöhnlichen Dirichlet-Diagramm bestimmten Nachbarn erster Ordnung umschlies-
sen den Zentralbaum. Es kann aber auch weiter entfernte Nachbarn (Nachbarn höherer
Ordnung) geben, welche stärker auf den Zentralbaum einwirken als die Nachbarn erster
Ordnung. Deswegen wird das Dirichlet-Verfahren für die Bestimmung der relevanten
Nachbarn auch nicht als geeignetes Verfahren angesehen. Als einfache Alternative wer-
den alle Bäume in einem bestimmten Umkreis als relevante Nachbarn betrachtet. Eine zu-
sätzliche Distanzgewichtung wird nicht vorgenommen.
5.5.7.2 Bestockungsstruktur
Ein enger direkter Zusammenhang zwischen der Basalfläche im Umkreis von 1 bis 10 m
Radius und dem Basalflächenzuwachs der Zentralbäume ist in den verschiedenen Beob-
achtungsflächen und Beobachtungsperioden nicht festzustellen. Die Werte sind in einem
Dreieck so verteilt, dass die Hypotenuse eine obere Begrenzung des Basalflächenzuwach-
ses darstellt (Abb. 55). Zur Verdeutlichung dieser Grenzlinie ist die Regressionsgerade
des 10 % Quantils131 mit dem grössten Basalflächenzuwachs eingetragen. Daraus ist ab-
zuleiten, dass die einen Baum umgebende Bestockung ein limitierender Faktor für dessen
Zuwachs ist. Infolge des geringen Zusammenhangs ist aber auch ersichtlich, dass noch
weitere wesentliche Faktoren das Wachstum beeinflussen.
9.0 9.0
6.0 6.0
Basalflächenzuwachs [cm2/Jahr]
5.0 5.0
4.0 4.0
3.0 3.0
2.0 2.0
1.0 1.0
0.0 0.0
0.0 0.3 0.5 0.8 1.0 1.3 1.5 1.8 2.0 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0
2
Basalfläche im Umkreis [m /Are] Basalfläche im Umkreis [m2/Are]
131 Die Wertepaare für das 10% Quantil wurden mit einer abgewandelten Kernel-Methode bestimmt, bei der die je-
weils grössten 10% der Ordinatenwerte in einem vertikalen, in überlappenden Intervallen der Abszisse entlang ver-
schobenen, Streifen selektiert wurden.
- 125 -
5.6.1.1 Verfahren
Parameter und Funktionen
Die kartographischen Darstellungen (z.B. Abb. 38, Anhang 10 - Anhang 16) zeigen häu-
fig längliche Kleinkollektive. Die geometrische Generalisierung der mit dem single-
linkage Verfahren gewonnenen Kleinkollektive erfolgt daher nach einem Verfahren, wel-
ches lineare Elemente ergibt (vgl. Kap. 2.4.4.3, Abb. 56). Die statistische Auswertung von
linearen Elementen ist einfach. Folgende Schritte wurden für die Bildung und Analyse der
diskreten Textur durchgeführt:
− Bildung der Kollektivflächen (Vektordaten) mit der Grenzabstandsfunktion,
− Konvertierung der Kollektivflächen in Rasterdaten (Rastergrösse von 0,25 m),
− Ausdünnung der Rasterflächen in Rasterlinien (Maximale Breite der Kollektivfläche,
welche durch eine Linie repräsentiert wird: 5 m), 132
− Umwandlung der Rasterlinien in generalisierte Vektorlinien (Douglas-Peucker Genera-
lisierung mit Toleranzgrenze 1 m, Elimination freier oder nur an einem Ende verbunde-
ner Linien kürzer als 2 m).
Das Ergebnis dieser generalisierten Clusteranalyse ist eine graphische Darstellung mit ei-
nem Strukturlinienbild der kettenartig angeordneten Bäume. Für die Beschreibung der re-
sultierenden Linienstruktur werden folgende Begriffe verwendet:
132 Für diese Berechnungen konnte auf Funktionen der verwendeten GIS-Software (Kap. 2.5.3) zurückgegriffen wer-
den. Die Prozedur erfolgte im Wesentlichen mit folgenden Arc/Info-Commands in Arc (vgl. ESRI 1997):
BUFFER <IN-COVER> <OUT-COVER> <BUFFER-ITEM> # # 0.1 POINT
POLYGRID <IN-COVER> <OUT-GRID> INSIDE; 0.25; YES;
GRIDLINE <IN-GRID> <OUT-COVER> POSITIVE THIN NOFILTER ROUND INSIDE 5 2 1
133 Die Grenzabstandslinien sind infolge der gewählten Auflösung (Fussnote 132) keine perfekten Kreise und fallen
stellenweise zusammen.
- 126 -
6 - 10 x Stammvolumen [m3]
2
Grenzabstand [m]
0
0 5 10 15 20 25 30 35
BHD [cm]
Die Algorithmen der verwendeten Programme liefern beim Vorliegen deutlicher Linien-
strukturen auch im Detail plausible Resultate. Im Übergang zu und bei eher kompakten,
flächigen Kollektiven ergeben sie im Vergleich zur intuitiven Strukturlinienbildung bei
- 128 -
visueller Betrachtung stellenweise ein wenig groteske Ergebnisse. Es handelt sich dabei
um Netze mit kurzen Linien und Segmenten sowie mit Parallelen. Auf den kartographi-
schen Darstellungen sind sie infolge der gegenseitigen Überdeckung häufig nicht mehr
sichtbar. In den statistischen Auswertungen sind sie jedoch enthalten.
5.6.1.2 Bestockungsstruktur
Die folgenden Ergebnisse basieren auf den angewandten, geeigneten Grenzabstandsfunk-
tionen in der Tab. 17. Die Ergebnisse der statistischen Auswertung sind stark komprimiert
in den Tab. 18 - Tab. 21 sowie in der Abb. 59 und Abb. 60 wiedergegeben. Vereinzelt
werden auch weitere, nicht reproduzierte Ergebnisse erwähnt.
Die Länge der Segmente beträgt bei den älteren Flächen WSL 4 und ETH 5/2 im Durch-
schnitt etwa 2,8 m (Tab. 18). Im Durchschnitt findet nach 2,8 m eine Richtungsänderung
oder eine Verknüpfung der Strukturlinien statt. Die Standardabweichungen in den einzel-
nen Flächen und Zeitschnitten liegen zwischen 1,3 und 1,7 m, im Durchschnitt bei 1,5 m.
Die Segmente der jüngeren und dichteren Fläche WSL 5 sind kürzer (2,3 m), und die
Standardabweichungen liegen zwischen 1,1 und 1,5 m. Bei den WSL-Flächen nimmt die
mittlere Segmentlänge von 1946 bis 1991 tendenziell zu. Bei der Modellierung mit kon-
stantem Grenzabstand 1 m ist hingegen kein Trend zu erkennen.
- 129 -
Die Länge der Segmente wird wesentlich durch den Generalisierungsprozess beein-
flusst, welcher für alle ausgewerteten Strukturlinienbilder mit den gleichen Parametern er-
folgte. Die Minimumwerte von wenigen Dezimetern ergeben sich hauptsächlich aus den
geometrischen Verhältnissen bei den Verknüpfungsstellen. Gesamthaft sind die Werte der
verschiedenen Grenzabstandsfunktionen und Beobachtungsflächen auffallend ähnlich.
Die Segmentlängen der Strukturlinienmuster anderer Grenzabstandsfunktionen liegen in
ähnlichen Grössenordnungen.
Die Länge der Linien beträgt bei den Flächen WSL 4 und ETH 5/2 im Durchschnitt
3,7 m, bei der Fläche WSL 5 etwa 2,7 m (Tab. 19). Die Linienlängen streuen stärker als
die Segmentlängen. Die Linien sind im Durchschnitt bei den älteren Flächen lediglich et-
wa ein Drittel, die Maxima sind etwa doppelt so hoch wie diejenigen der Segmente. Bei
der Fläche WSL 5 sind die Linien nur etwa ein Fünftel länger als die Segmente. Dies ist
auf die stärkere netzartige Linienstruktur zurückzuführen. Die längsten 25% der Struktur-
linien weisen eine durchschnittliche Länge von 7,6 m bzw. 5,2 m, die längsten 10% einen
Durchschnitt von 9,8 m bzw. 6,8 m auf.
Bei der Fläche WSL 4 nimmt – mit Ausnahme der Grenzabstandsfunktion 7 · BHD –
die mittlere Linienlänge im Laufe der Beobachtungszeit tendenziell ab und nähert sich
damit zunehmend der Segmentlänge. Bei der Fläche WSL 5 nimmt die mittlere Linien-
länge tendenziell zu. Bei der Modellierung mit konstantem Grenzabstand 1 m ist ebenfalls
kein Trend zu erkennen.
Tab. 18 Statistik der Segmentlängen.
Mittelwerte, Maxima und Minima der Zeitschnitte pro Fläche und Grenzabstandsfunktion.
*UHQ]DEVWDQGV )OlFKH
IXQNWLRQ
(7+FP (7+FP :6/ :6/
%+' /lQJHP
6WDQGDUGDEZHLFKXQJP
0LQLPXP0D[LPXPP
+|KH 0LWWOHUH/lQJHP
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP
0LQLPXP0D[LPXPP
P 0LWWOHUH/lQJHP
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP
0LQLPXP0D[LPXPP
.% 0LWWOHUH/lQJHP
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP
0LQLPXP0D[LPXPP
*HVDPWPLWWHO 0LWWOHUH/lQJHP
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP
0LQLPXP0D[LPXPP
- 130 -
Gestreckte, kettenartige Komplexe mit nur kurzen und nicht geschlossenen Seitenästen
erreichen Längen bis 30 m. Ausgeprägte Exemplare sind v.a. im südöstlichen Bereich den
Flächen WSL 4 und ETH 5/2 vorhanden (Abb. 61). In der Fläche WSL 5 schliessen sich
die Strukturlinien meist zu netzartigen Gebilden zusammen.
Die durchschnittliche Gesamtlänge der Strukturlinien verbundener Linienkomplexe ist
mit Werten zwischen 5 und 12 m wesentlich höher als die mittlere Linienlänge (Tab. 20).
Die Streuung reicht hier von wenigen Dezimetern – im Falle von einzelnen, kurzen, iso-
lierten Linien – bis auf knapp 180 m (Grenzabstand 1 m, Fläche WSL 5, Zustand 1946).
Komplexe mit einer gesamten Linienlänge über 70 m zeigen eine netzartige Gestalt.
Tab. 20 Statistik der flächigen, netzartigen Komplexe.
Mittelwerte, Maxima und Minima der Zeitschnitte pro Fläche und Grenzabstandsfunktion.
*UHQ]DEVWDQGV )OlFKH
IXQNWLRQ
(7+FP (7+FP :6/ :6/
%+' 0LWWOHUH/lQJHP 9,3 8,6 8,6 4,6
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP 12,4 11,6 10,7 8,8
0LQLPXP0D[LPXPP 0,4 / 69,3 0,2 / 71,9 0,4 / 66,3 0,0 / 82,5
+|KH 0LWWOHUH/lQJHP 8,2 8,8 8,6 6,4
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP 13,2 13,1 12,9 13,7
0LQLPXP0D[LPXPP 0,3 / 69,6 0,3 / 79,6 0,2 / 122,6 0,2 / 105,8
P 0LWWOHUH/lQJHP 8,3 7,3 7,0 11,8
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP 9,2 7,4 10,6 32,0
0LQLPXP0D[LPXPP 0,2 / 46,3 0,4 / 45,5 0,1 / 134,0 0,2 / 178,9
.% 0LWWOHUH/lQJHP 6,8 7,1 7,0 4,7
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP 8,6 9,3 8,1 9,3
0LQLPXP0D[LPXPP 0,4 / 58,8 0,2 / 73,7 0,2 / 45,6 0,3 / 98,0
*HVDPWPLWWHO 0LWWOHUH/lQJHP 8,1 7,9 7,8 6,9
0LWWOHUH6WDQGDUGDEZHLFKXQJP 10,8 10,3 10,6 16,0
0LQLPXP0D[LPXPP 0,3 / 61,0 0,3 / 67,7 0,3 / 92,1 0,2 / 116,3
Die mittlere, gesamte Länge der Strukturlinien ist bei den älteren Flächen ausgenommen
bei konstantem Grenzabstand höher als bei der jüngeren Fläche WSL 5 (Tab. 21). Bei
konstantem Grenzabstand weist die Fläche WSL 5 die maximalen Werte von 2000 m1/ha
- 131 -
auf. Dies wird durch die sehr hohe Stammzahl bewirkt. Die Linien zeigen aber in diesem
Fall eine ausgeprägte Netzstruktur. Die Summe der Strukturlinien nimmt im Laufe der
Zeit bei der Fläche WSL 4 um etwa einen Viertel ab, bei konstantem Grenzabstand be-
trägt die Abnahme sogar die Hälfte. Bei der Fläche WSL 5 sind deutliche Zunahmen zu
verzeichnen, ausgenommen bei einem konstanten Grenzabstand.
Die Summe der Segmentfläche FS ist etwa 1,3 mal so gross wie die gesamte Streifenflä-
che FB. Bei der Fläche WSL 5, welche vermehrt netzartige Strukturlinien aufweist, ist das
Verhältnis tendenziell grösser. Dieser Wert deutet auf häufige Richtungsänderungen und
Verzweigungen hin.
Im Allgemeinen sind bei den älteren Flächen 80 - 95% der Bäume durch den Cluster-
und Generalisierungsprozess in die Strukturlinien eingeflossen. Bei der jüngeren Fläche
WSL 5 nimmt der Anteil mit zunehmendem Alter bzw. mit zunehmenden Baumdimen-
sionen markant von 40 % auf 85 % zu. Bei konstantem Grenzabstand von 1 m zeigt die
Fläche WSL 5 ebenfalls eine Repräsentanz von über 90%. Die Fläche WSL 4 zeigt hier
eine abnehmende Tendenz, was auf die Auflösung der Klumpungen zurückzuführen ist.
Aus den Strukturlinienbildern (Abb. 58, Abb. 61) ist deutlich zu sehen, dass sich die
Bäume meist in sehr geringem Abstand zu den Strukturlinien befinden. Ausgehend von
den generalisierten Strukturlinien ist festzustellen, dass sich im Abstand von 1,25 m (beid-
seitig) meist über 75% aller (Abb. 59 links), bzw. über 85% aller bei der Strukturlinienge-
nerierung berücksichtigten Bäume (Abb. 59 rechts) befinden. Die Strukturlinien reprä-
sentieren demnach vorwiegend bestockte Streifen mit einer Breite von lediglich 2,5 m
oder weniger. Diese Streifenfläche FB bedeckt etwa 30 - 40 % der Gesamtfläche. Die üb-
rigen, nicht in den Strukturlinien vertretenen Bäume sind auf den übrigen 60 - 70% der
Fläche verteilt. Die Stammzahl in den Streifen ist damit etwa doppelt so hoch als im Ge-
samtmittel bzw. acht mal grösser als zwischen den Streifen.
- 132 -
100% 100%
90% 90%
70% 70%
Anteil aller Bäume .
60% 60%
50% 50%
40% 40%
30% 30%
20% 20%
y = -0.0512x 4 + 0.4009x 3 - 1.1674x 2 + 1.5421x + 0.0028 y = -0.062x 4 + 0.4753x 3 - 1.3597x 2 + 1.7766x + 0.0004
10% 10% R2 = 0.9782
R2 = 0.8542
0% 0%
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3
Abstand zur Strukturlinie (Achse) in [m], ½ Streifenbreite Abstand zur Strukturlinie (Achse) in [m], ½ Streifenbreite
WSL 4 WSL 5
0.05 0.05
Grenzabstand konstant 1 m
Übrige Grenzabstandsfunktionen
0.04 0.04
0.03 0.03
0.02 0.02
0.01 0.01
0.00 0.00
N-S NE - SW E-W SE - NW S-N N-S NE - SW E-W SE - NW S-N
Himmelsrichtung Himmelsrichtung
0.04 0.04
0.03 0.03
0.02 0.02
0.01 0.01
0.00
0.00
N-S NE - SW E-W SE - NW S-N
N-S NE - SW E-W SE - NW S-N
Himmelsrichtung
Himmelsrichtung
In einer ersten Phase wurde aus den Einzelbäumen mit der Clusteranalyse Strukturlinien
gebildet. In einer zweiten Phase werden aus diesen Strukturlinienbildern visuell Teilflä-
chen gegliedert, welche sich bezüglich der Linienstruktur unterscheiden (Deckfolie in
Beilage 1 zu Abb. 61,). Die Eigenschaften der einzelnen Teilflächen werden im folgenden
dargestellt. Eine statistische Auswertung der einzelnen Teilflächen wurde nicht vorge-
nommen.
− Fläche WSL 5
Die Fläche ist geprägt durch die beiden dichten Partien am südlichen Rand (Nr. der
Partie auf Deckfolie in Beilage 1: 7, 8). Die Clusteranalyse führt hier zu einer Netz-
struktur. Nördlich schliesst sich eine Partie an (Nr. 2, 3), welche ab 1962 Linienstruk-
turen zeigt, ebenfalls dicht ist, jedoch weniger zu Netzstrukturen neigt. Beide Partien
werden durch eine nordsüdlich verlaufende Gasse geteilt. Im Bereich des Grabens (Nr.
1, 6) sind die Bäume noch jünger, Linienstrukturen bilden sich erst später aus. Die an-
grenzende Partie 9 liegt nicht mehr im Graben und ähnelt den Partien 2 und 3. Im
Nordosten sticht der Bereich des ehemaligen Kohlplatzes (Nr. 4) mit einer lockeren
Bestockung bzw. mit kleinen Klumpungen hervor. Südlich anschliessend liegt die Par-
tie, in der sich der „Friedhof“ bildet (Nr. 5). Deutlich ist auch die Gasse zwischen den
beiden Beobachtungsflächen herausgebildet (Nr. 10).
- 134 -
WSL 1946 WSL 1962 ETH 1978 WSL 1946 WSL 1962 ETH 1978
WSL 1991 WSL 1977 ETH 1992 WSL 1991 WSL 1977 ETH 1992
− Fläche WSL 4
Die Partie 11 weist als einzige und nur bis 1962 Netzstrukturen auf. Der „Friedhof“
(Nr. 13) ist 1946 nicht und 1962 nur schwach zu erkennen. Er teilt den mittleren Be-
reich im Laufe der Zeit in die Partien 12 und 16. Die Partien 14 und 16 zeichnen sich
durch die längsten gestreckten Baumketten aus, wobei die Partie 14 eher dichter ist.
Die Partie im östlichen Graben (Nr. 15) trennt sich v.a. bei konstantem Grenzabstand
(0,8 - 1,0 m) durch das Fehlen von Linienstrukturen ab. Die Bäume stehen hier ver-
mehrt alleine. Die südwestliche Ecke (Nr. 17) lässt sich durch kürzere und nicht ver-
netzte Linienstrukturen von den Partien 11 und 16 abgrenzen.
− Fläche ETH 5/2
Eine verzweigte, durch Lücken und wenige Strukturlinien charakterisierte Partie unter-
teilt die Beobachtungsfläche (Nr. 5). Zwei dichtere Partien im Norden (Nr. 1, 2) zeigen
Netzstrukturen. Die Partie 3 wird ebenfalls durch die Partie 5 abgetrennt und weist
kurze Linienstrukturen auf. Den grössten Anteil nimmt Partie 4 ein. Lange Baumketten
ohne deutliche Richtungstendenz sind vorherrschend.
5.6.2.1 Verfahren
wachsen und bilden zuerst eine rauhe und anschliessend eine immer ausgeglichenere
Oberfläche. Bei 6 m lassen sich bei bereits ruhigerer Oberfläche deutlich verschiedene
Kollektive und Zonen ausmachen. Sie sind teilweise vergleichbar mit denjenigen der
Strukturlinienanalyse (Kap. 5.6.1.2, Abb. 61 mit Beilage 1). Die bereits mehrfach er-
wähnte, nordsüdlich verlaufende Gasse in der Fläche WSL 5 ist hier als deutlich erkenn-
barer „Pass“ ausgebildet. Bei einer Kernel-Weite von 12 m zeigen sich höchstens noch
einige wenige, sanfte Hügel und Senken. Die beiden Flächen WSL 4 und 5 lassen sich
noch deutlich unterscheiden. Ebenso sind der „Friedhof“ der Fläche WSL 4 und der
Kohlplatz noch erkennbar.
Das Dichtemaximum f$ max beträgt 1991 bei einer Kernel-Weite von 0,5 m 700 Bäu-
me/Are, nimmt bis zu einer Kernel-Weite von 3 m rasch ab und nähert sich dann asymp-
totisch dem Flächenmittel von 28,5 Bäumen/Are. 135 Die Kurve hat angenähert die Form
(F 12) f$ max = m ⋅ ( h + k ) ⋅ h , wobei h die Kernel-Weite, m das Flächenmittel (28,5
1.4 −1. 4
135 Die Werte werden hier pro Are angegeben, da Angaben pro ha oder m2 in Anbetracht der räumlichen Variabilität
verzerrend wirken. Angaben pro 10 m2 kämen den räumlichen Verhältnissen am nächsten, sind jedoch ungewöhn-
lich.
- 137 -
0m 20m
10
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 1 Meter
Datenpunkte: Bäume
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 2.6
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 2 Meter
Datenpunkte: Bäume
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 1.3
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 3 Meter
Datenpunkte: Bäume
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.8
0m 20m
10
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 5 Meter
Datenpunkte: Bäume
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.5
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.3
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 7 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.3
0m 20m
10
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 9 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.3
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 10 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.3
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 12 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.0
Die Kernel-Weite von 6 m wurde unter Berücksichtigung der Flächengrösse, der vorhan-
denen räumlichen Variabilität und einer angestrebten, moderaten Generalisierung als ge-
eignetes Mass für die Analyse beurteilt.
Beim Kernel-Attribut „Stammzahl“ werden die Bäume wie Punkte behandelt. Unterschie-
den werden lebende, in der Periode abgestorbene und tote Bäume für jeden einzelnen Zeit-
schnitt. Aus der Dichteschätzung für tote Bäume und derjenigen für alle Bäume wird der
Anteil der toten Bäume berechnet.
Als Mass für die Stammstärke wird die Basalfläche beigezogen und der Grundflä-
chenmittelstamm pro Kernel berechnet.
Für die Darstellung der Zuwachsverhältnisse wird der Basalflächenzuwachs verwen-
det. Da mit zunehmender Basalfläche der Zuwachs ebenfalls zunimmt (Abb. 22), zeigt
dies nur die räumliche Verteilung des absoluten Zuwachses. Um die Zonen mit relativ ho-
hem bzw. tiefem Zuwachs hervorzuheben, werden auch Kernel-Berechnungen mit den Re-
siduen zum Zuwachstrend gemacht. Für jede der drei Beobachtungsflächen und jede Pe-
riode wurde die relative Differenz des Basalflächenzuwachses zum jeweiligen Trend
(Tab. 9) berechnet.
Mit den gewählten Kernel-Attributen (Tab. 22) und dem gegebenen Untersuchungsmateri-
al können bei einer einzigen Kernel-Weite über 80 einzelne 3-D Modelle erstellt werden.
Davon können hier jedoch nur einzelne reproduziert werden.
Tab. 22 Zusammenstellung der mit Kernel Smoothing durchgeführten Auswertungen.
(Flächen WSL 4, WSL 5 und ETH 5/2, alle Zeitschnitte bzw. Perioden)
.HUQHO$WWULEXW $QJDEHQ]XU%HUHFKQXQJ .HUQHO)XQNWLRQ 'DUJHVWHOOWLQ$EELOGXQJ
$Q]DKO%lXPH
6WDPP]DKO
6WDPPVWlUNH*UXQGIOlFKH
0LWWHOZHUW 1DLYH
9RUUDW
%DVDOIOlFKH
:DFKVWXP
%DVDOIOlFKHQ]XZDFKV
.HUQHO6XPPH 1RUPDO'HQVLW\
9DULDWLRQVNRHIIL]LHQW 1DLYH
5HVLGXHQEHUOHEHQGH
5.6.2.2 Bestockungsstruktur
Stammzahl
Die Fläche WSL 5 zeigt 1946 zwei markante Häufungen, deren Höhen mit der Zeit ab-
nehmen, jedoch immer noch über die übrige Fläche hinaus ragen (Abb. 65). Am östlichen
Rand befindet sich 1946 eine durch die Flächengrenze angeschnittene Häufung, welche
durch die Entstehung des „Friedhofs“ ausgeebnet wird. Der maximale Dichteunterschied
beträgt 1946 6 Bäume/Are zu 62 Bäume/Are und verschiebt sich auf 3 Bäume/Are zu 30
Bäume/Are im Jahr 1991. Im westlichen Teil nimmt mit der Zeit die räumliche Un-
gleichmässigkeit ab. Gegen die Fläche WSL 4 (Gasse zwischen den Flächen WSL 4 und
5) und die nordöstliche Ecke (Kohlplatz) zeigt sich ein allgemeines Gefälle. In den dich-
ten Partien sterben am meisten Bäume ab und sind auch am meisten tote Bäume festzu-
stellen. Der Totholzanteil ist 1946 noch sehr gering, und ab 1962 beim „Friedhof“ und in
dessen Umfeld am grössten. Ein weiteres Maximum zeigt sich bei der westlichen, gröss-
ten Stammzahlhäufung
Die Dichteunterschiede bei der Fläche WSL 4 sind geringer als bei der Fläche WSL 5
(Abb. 65). Der maximale Dichteunterschied liegt 1946 bei 5 Bäume/Are zu 20 Bäu-
me/Are und erhöht sich bis 1991 auf 2 Bäume/Are zu 12 Bäume/Are. Häufungen und Sen-
ken verschieben sich mit der Zeit, die gesamte Ungleichmässigkeit bleibt jedoch etwa kon-
stant. Es ist kein allgemeines Gefälle festzustellen. Die Entstehung des „Friedhofs“ ist
weniger auffällig als auf der Fläche WSL 5. Die frisch abgestorbenen Bäume sind in den
drei Perioden unterschiedlich verteilt. Am meisten tote Bäume sind in der westlichen
Hälfte zu verzeichnen, wo auch der Totholzanteil etwas überdurchschnittlich ist. Der
„Friedhof“ zeigt 1991 den höchsten, die direkt südlich angrenzende Fläche den geringsten
Totholzanteil.
Die Gasse zwischen den Flächen WSL 4 und 5 ist sichtbar, wobei die Deutlichkeit
mit der Zeit infolge des geringer werdenden Unterschiedes der beiden Flächen abnimmt.
Die Fläche ETH 5/2 ist der Fläche WSL 4 ähnlich (Abb. 68). Der maximale Dichteunter-
schied beträgt bei einer Kluppierungsschwelle von 4 cm 4 Bäume/Are zu 18 Bäume/Are
und verändert sich von 1978 bis 1992 kaum. Bei einer Kluppierungsschwelle von 1 cm
beträgt die maximale Dichte 1992 etwa 45 Bäume/Are. In der nordwestlichen Ecke hat es
auf einer etwas grösseren Fläche (Rippe) viele tote Bäume, wobei der Totholzanteil ge-
genüber der übrigen Fläche nur geringfügig höher ist. Gegenüber den WSL-Flächen fallen
hier bei der Dichteverteilung der toten Bäume und des Totholzanteils grössere und meist
langgezogene Senken auf.
Stammstärke (Grundflächenmittelstamm)
Auf der Fläche WSL 5 sind in der nordöstlichen Ecke die stärksten Stämme zu verzeich-
nen. Die Differenz zur übrigen Fläche nimmt von 1946 an kontinuierlich zu (Abb.
66/Abb. 67, 1. Diagramm).
Auf der Fläche WSL 4 konzentrieren sich die stärkeren Stämme im mittleren Bereich der
Fläche. Durch die Entstehung des „Friedhofes“ verschieben sich die Häufungen mehr-
mals. Die maximalen Dichteunterschiede nehmen mit der Zeit deutlich zu.
1946 ist die lokale Variabilität (Variationskoeffizient) fast auf der ganzen Fläche gleich.
Lediglich auf der Grenze der beiden Beobachtungsflächen und in der nordwestlichen Ek-
ke, im Graben der Fläche WSL 5, ist die Variabilität erhöht. Mit der Zeit nimmt die Va-
riabilität allgemein etwas zu und bei den „Friedhöfen“ beider Flächen steigt sie stärker an,
südlich des „Friedhofes“ der Fläche WSL 4, im westlichen Graben von der Fläche WSL 5
und auf der Grenze zwischen den Flächen WSL 4 und 5 nimmt sie ab.
Die räumlichen Unterschiede des Mittelstammes und des Variationskoeffizienten der Flä-
che ETH 5 sind denjenigen der Fläche WSL 4 von 1962 / 77 ähnlich. Das Maximum des
Mittelstammes liegt in der Mitte des westlichen Randes (Abb. 68, 2. Diagramm). Gerade
östlich angrenzend befindet sich das Minimum. In diesem Bereich verändert sich auch der
- 142 -
Variationskoeffizient von 1978 bis 1992 am stärksten. Sonst sind die Veränderungen von
1978 bis 1992 gering. Der Variationskoeffizient zeigt vier, etwa gleichmässig verteilte
Maximumstellen und eine Minimumstelle in der nordöstlichen Ecke.
Basalfläche
Der deutliche Unterschied der Basalflächensumme zwischen den Flächen WSL 4 und 5
von 1946 schwindet bis 1991 (Abb. 66/Abb. 67, 2. Diagramm; vgl. Abb. 31), Dichte und
Morphologie werden ähnlich. Durch die Gasse zwischen den Flächen WSL 4 und 5 und
dem „Friedhof“ auf der Fläche WSL 4 entsteht ungefähr in der Mitte der beiden Flächen
mit der Zeit eine grössere Basalflächen-Senke. Die beiden Stammzahlhäufungen der Flä-
che WSL 5 (Abb. 65) fallen bei der Basalfläche merklich weniger auf. Während bei der
Fläche WSL 5 die Morphologie der Dichteverteilung – mit Ausnahme des „Friedhofes“ –
über die Zeit ähnlich bleibt, verändert sie sich bei der Fläche WSL 4 stark.
Die Morphologie der Dichteverteilung der Fläche ETH 5/2 ist ausgeglichener, die Häu-
fungen und Senken sind ausgedehnter als diejenigen der Fläche WSL 4 (Abb. 68).
Totholz
Auf der Fläche WSL 5 ist 1991 der auf die Stammzahl bezogene erhöhte Totholzanteil
beim „Friedhof“ deutlich zu erkennen (Abb. 66/Abb. 67, 3. Diagramm).136 1991 zeigt sich
auch in stammzahlreicheren Partien eine erhöhte Totholzmenge.
Bei der Fläche WSL 4 hat es mehrere Totholzansammlungen, wobei es in der westli-
chen Hälfte deutlich mehr Totholz hat. Auffallend ist die etwas südlich der Mitte liegende
Senke, wo der Totholzanteil 1991 sehr gering ist. Der „Friedhof“ hebt sich 1962 und 1977
mehr von seiner Umgebung ab als vorher und nachher (ohne Abbildung).
Auf der Fläche ETH 5/2 hat es viel weniger Totholz als auf der Fläche WSL 4 (ohne
Abbildung). Im Nordwesten der Fläche fällt eine streifenförmige, im Südwesten eine
punktuelle Anhäufung auf. Die Morphologie der Dichteverteilung ist etwa mit derjenigen
der Fläche WSL 4 im Jahr 1946 vergleichbar.
Beim Anteil des Totholzes zur gesamten Basalfläche fällt bei der Fläche WSL 5 aus-
schliesslich der „Friedhof“ auf (ohne Abbildung).
Der „Friedhof“ der Fläche WSL 4 zeigt sich hier ebenfalls deutlich. 1946 hebt sich
hauptsächlich der nördliche Rand des „Friedhofes“ hervor, mit der Zeit verschiebt sich
das Schwergewicht weiter nach Süden. 1977 befindet sich das Minimum des Totholzan-
teils südlich des „Friedhofes“, die Ausdehnung reduziert sich bis 1991 weiter. Im westli-
chen Teil ist der Anteil generell höher.
Bei der Fläche ETH 5/2 hebt sich wieder eine streifenförmige Fläche im Nordwesten
ab. Die Morphologie der Dichteverteilung ist ebenfalls wieder derjenigen der Fläche WSL
4 im Jahr 1946 ähnlich.
136 Hier ist zu beachten, dass nur der Baumstandort als Ort des Totholzes berücksichtigt wurde und nicht die Lage der
liegenden Stämme.
- 143 -
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1946
Maximaler Z−Wert: 0.7
Skalierter Maximalwert: 0.7
0m 20m
10
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1962
Maximaler Z−Wert: 0.5
Skalierter Maximalwert: 0.7
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1977
Maximaler Z−Wert: 0.5
Skalierter Maximalwert: 0.7
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 0.4
Skalierter Maximalwert: 0.7
Fläche: WSL
0m 20m
10
Basalfläche lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1946
Maximaler Z−Wert: 3425.9
Skalierter Maximalwert: 4000
Fläche: WSL
0m 20m
10
Basalfläche lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1991
Maximaler Z−Wert: 3408.0
Skalierter Maximalwert: 4000
Fläche: ETH
Stammzahl lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1992
Maximaler Z−Wert: 0.2
Skalierter Maximalwert: 0.4
0m 20m
10
Basalfläche lebend
Summe
Kernel−Typ: normal density
Kernel Weite: 6 Meter
Datenpunkte: Gitter 2 x 2 Meter
Jahr: 1992
Maximaler Z−Wert: 4054.2
Skalierter Maximalwert: 4000
Zuwachs
Die Bäume der extrem dichten Partien der Fläche WSL 5 zeigen deutlich einen unter-
durchschnittlichen Basalflächenzuwachs Abb. 66/Abb. 67, 4. Diagramm). Das Gebiet mit
unterdurchschnittlichem Zuwachs erweitert sich mit der Zeit in der Mitte der Fläche nach
Nordwesten. Die Bäume im Bereich des westlichen Grabens weisen seit 1946 einen über-
durchschnittlich Zuwachs auf. In der letzten Periode ist er sogar stark überdurchschnitt-
lich.
Auf der Fläche WSL 4 zeigt sich ein zunehmend unterdurchschnittlicher Zuwachs
am westlichen Rand. Auffallend ist der in allen drei Perioden stark überdurchschnittliche
Zuwachs der Bäume östlich des „Friedhofs“, angrenzend an die Fläche WSL 5. Bei die-
sem Kollektiv handelt es sich um ca. 25 Bäume im Durchmesserbereich von 2 - 28 cm
(Mittelwert 11 cm; Zustand 1991). Hier konzentriert sich auch ein grosser Teil der Bäume
der Fläche WSL 4 mit einem BHD kleiner 5 cm. Dieses Kollektiv zeigt sich bei den
überlagerten Dirichlet-Diagrammen als stufig (Abb. 42).
Nahezu alle einzelnen Bäume mit stark überdurchschnittlichem Zuwachs befinden
sich konzentriert in der erwähnten Zone entlang des Grabens (Fläche WSL 5) oder im
nordöstlichen Viertel der Fläche WSL 4.
Die Fläche ETH 5/2 weist verschiedene, aber weniger ausgeprägte Stellen mit über-
durchschnittlichem Zuwachs auf (Abb. 68). Die Bäume mit stark überdurchschnittlichem
Zuwachs sind ausgeglichener über die ganze Fläche verteilt als bei den WSL Flächen. Die
beiden Stellen mit den höchsten Werten haben einen unterdurchschnittlichen mittleren
BHD.
Auf der Fläche WSL 5 ist die Morphologie der Dichteverteilung des gesamten Basal-
flächenzuwachses in den drei Perioden derjenigen der Basalfläche zu den jeweiligen Zeit-
schnitten sehr ähnlich. Auf der Fläche WSL 4 und ETH 5/2 ist die Ähnlichkeit geringer.
5.7.2 Waldstruktur
Das gesamte engere Untersuchungsgebiet (Schuttfächer der Val dal Botsch und Sta-
belchod), welches eine Waldfläche von ca. 20 Hektaren aufweist, kann in vier Teilgebiete
gegliedert werden (Abb. 11).
(1) Die Bestockung auf der ehemaligen Alpweide Stabelchod unterscheidet sich stark
von den übrigen Teilgebieten und lässt sich auch deutlich abgrenzen. Die Grenze
verläuft entlang der alten Eigentumsgrenze (Abb. 9, Abb. 11). Zur Entstehung dieser
Eigentumsgrenze konnten bei PAROLINI (1995) keine eindeutigen Hinweise gefun-
den werden. Sie dürfte in der letzten Nutzungsphase auch die Grenze der Alpweide
gewesen und im Rahmen der Ausscheidung von Wald und Weide (Ende 19. Jh.)
- 148 -
festgelegt worden sein. Ob hier einmal ein fester Zaun stand und ob diese Grenze
schon früher eine Bedeutung hatte, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.137
Die Bäume sind jünger, stehen sehr dicht, der Vorrat (vgl. Anhang 3) und der Tot-
holzanteil ist geringer. „Friedhöfe“ sind kaum zu verzeichnen, hingegen gibt es
noch diverse unbestockte Stellen. Entlang der ehemaligen Bachläufe ist der Wald
weiter nach Norden in die Alpweide vorgedrungen. An verschiedenen Stellen sind
Stöcke von genutzten Bäumen vorhanden.
(2) Zwischen der einwachsenden Alpweide und der Ofenpassstrasse befindet sich die
älteste Waldpartie. Im Luftbild ist ein deutliches, grobes Fleckenmuster zu erken-
nen, welches durch „Friedhöfe“ hervorgerufen worden ist. Der Anteil von stehen-
dem und liegendem Totholz und Jungwuchs ist in dieser Partie am grössten. Im
östlichen Teil ist die Bestockung noch kompakter, das Bestandesdach noch weniger
aufgerissen.
(3) Der Wald zwischen den beiden Gerinnen der Val dal Botsch ist noch weniger auf-
gelöst. Am südlichen Rand, westlich und östlich des Fussweges zeigen sich aber be-
reits mehrere „Friedhöfe“. Im übrigen Gebiet ist die Waldtextur feiner. Hangauf-
wärts, gegen den eigentlich Taleingang hin, sind die Bäume tendenziell kleiner.
(4) Noch etwas geschlossener und jünger ist das vierte Teilgebiet östlich der Ova Val
dal Botsch. Nur Ansätze von „Friedhöfen“ sind derzeit festzustellen, der Tot-
holzanteil ist jedoch höher als in der einwachsenden Alpweide (Teilgebiet 1).
137 Diese Grenze ist bei stereoskopischer Betrachtung neuer Luftbilder deutlich sichtbar. Auf den alten Gegenhangauf-
nahmen (Abb. 10) ist diese Grenze ebenfalls deutlich zu erkennen. Im Gelände ist diese Grenze nicht überall
deutlich auszumachen.
6 Diskussion
6.1 Einzelbaum
Die Bäume auf der Fläche WSL 5 zeichnen sich durch einen höheren Basalflächenzu-
wachs als diejenigen der Flächen WSL 4 und ETH aus (Tab. 9). Dieser höhere Zuwachs
wird geleistet, obwohl die Bäume über eine kleinere Standraumfläche verfügen (Abb. 43).
Allerdings konnte auch kein Zusammenhang zwischen dem Basalflächenzuwachs und der
Basalflächensumme der umgebenden Bestockung erkannt werden (Abb. 55). Für eine dif-
ferenziertere Erklärung der Zuwachsunterschiede ist eine Analyse mit einem Konkur-
renzmodell notwendig. Am nächsten liegend ist die Erklärung durch den unterschiedli-
chen Standort. Die Fläche WSL 5 liegt auf einer ehemaligen Alpweide und weist damit
andere Bodenverhältnisse (Bodenmächtigkeit und –struktur, Feuchtigkeit, Nährstoffange-
bot) auf.
Über die Ursachen, die zur einheitlichen Richtung der liegenden und schrägen Stämme
(Abb. 23) geführt haben, können lediglich Hypothesen aufgestellt werden. Es handelt sich
nicht um einen grösseren, flächigen, durch ein Ereignis hervorgerufenen Zusammenbruch.
Die Hauptwindrichtung verläuft etwa quer zur Hauptrichtung der liegenden Stämme. Die
Hangneigung weist zwar ungefähr in die Richtung der Stämme, sie ist jedoch gering. Di-
rekte physikalische Ursachen sind daher eher auszuschliessen.
Da auch die stehenden Bäume eine Tendenz zur Neigung Richtung Süden haben,
liegt möglicherweise eine Prädisposition für die Fallrichtung vor. Sie könnte einerseits
darin bestehen, dass die Bergföhre tendenziell nach Süden eine grössere (asymmetrische)
Krone bildet, oder andererseits durch die Anordnung der Bäume und der dadurch erzeug-
ten räumlichen Verhältnisse im Kronenraum nach Süden gedrängt wird.
Hinweise auf eine Anisotropie des Stammes sind der asymmetrische Stammquer-
schnitt (Kap. 5.3.2) und die unterschiedliche Farbe der Borke auf der Nord- und Südseite
(Kap. 1.3.3). Es ist denkbar, dass das Holz – insbesondere im Bereich des Stammanlaufs
– auf der Nordseite der Stämme etwas andere Eigenschaften aufweist, schneller abgebaut
wird. Die Stämme kippen daher durch die einseitig fehlende Zugfestigkeit systematisch
über die gegenüberliegende Seite.
6.2 Bestockungsstruktur
Mit der Analyse in den untersuchten Dauerbeobachtungsflächen wurden folgende Struk-
turelemente festgestellt:
− Klumpung
Nahe beieinander stehende, geklumpt angeordnete Bäume. Auf einem halben bis ei-
nem ganzen Quadratmeter können bis 10 Bäume stehen.
− Streifen
80 - 85 % aller Bäume befinden sich innerhalb von 2,5 m breiten Streifen. Die Fläche
zwischen den Streifen macht etwa 60 - 70 % der Gesamtfläche aus. Auf den WSL Flä-
chen tendieren die Streifen zusätzlich in Richtung Nord-Süd.
− Flecken (Patch)
Durch Zusammenfassen der Strukturlinien oder direkt aus den Einzelbäumen können
Flecken (≤ 10 Aren) gebildet werden. Das aus den Einzelbäumen modellierte Flecken-
gefüge variiert je nach benutztem Kriterium, wobei markante Flecken („Friedhöfe“,
extreme Baumkonzentrationen, übergeordnete Grenzen) meistens erkennbar sind.
Die Klumpungen sind im Gelände direkt sichtbar. Es handelt sich dabei nicht um Poly-
kormie, die Stämme sind eigenständig.138 Sie kommen auch ausserhalb der Beobach-
tungsflächen vor. Ein Zusammenhang mit den lokalen Standortsverhältnissen ist nicht di-
138 Die vegetative und generative Verwandtschaft sowie das Vorhandensein von Wurzelverwachsungen wurde nicht
geklärt. Hierzu wären biochemische Untersuchungen wie die Isoenzymanalyse notwendig (vgl. STIMM u.
BERGMANN 1994).
- 150 -
rekt erkennbar (Kuppen mit früherer Ausaperung, Senken mit höherer Feuchtigkeit, Bo-
denbeschaffenheit).
Eine Erklärung für die Klumpenstruktur könnte in der früheren Nutzung liegen.
Durch die grossen Kahlflächen und die stark aufgelockerten Restbestockungen im letzten
und vorletzten Jahrhundert dürfte im Untersuchungsgebiet, welches zusätzlich noch im
Einflussbereich zweier bis auf über 2500 m ü.M. reichender grösserer Seitentäler steht,
das Lokalklima gegenüber heute deutlich rauher gewesen sein. Möglicherweise konnte
der damals aufgekommene Jungwuchs nur durch die Bildung von Kleinkollektiven (Mini-
Rotten) überleben. Mit der zunehmenden Wiederbewaldung verbesserte sich das Lokal-
klima (Reduktion der Windgeschwindigkeit, Erhöhung der Luftfeuchtigkeit) derart, dass
die Überlebenschancen zwischen den Rotten erhöht wurden. Die noch bestehenden Lük-
ken wurden allerdings nicht vollständig bestockt, da mit zunehmendem Alter und Höhe
darin ungenügende Lichtverhältnisse entstanden. Dieser Mechanismus hätte wahrschein-
lich zur Folge, dass in der zweiten Nachkahlschlagsgeneration die Klumpen- und Linien-
struktur verschwinden würde.
Die Tendenz zur Anordnung der Bäume innerhalb relativ schmaler Streifen ist auf allen
drei Dauerbeobachtungsflächen festzustellen. Diese besondere, systematische Struktur
mahnt zur kritischen Beurteilung der Methode (Kap. 6.4.1.4) und wirft Fragen nach Ursa-
chen und Wirkungen auf.
Auch beim Strukturelement Linien sind keine offensichtlichen standörtlichen Ursa-
chen zu erkennen. Die systematische nordsüdliche Richtung der Linienstrukturen wirft
zusätzliche Fragen nach den Ursachen auf. Die ehemaligen Bachläufe, welche am Rand
der WSL Flächen liegen, verlaufen von Nordosten nach Südwesten, also etwa π/4 zu den
Linienstrukturen gedreht. Ein Zusammenhang mit oberflächlich unsichtbaren Boden-
strukturen, welche durch die Gewässer entstanden sein könnten, ist damit nicht wahr-
scheinlich. Die nach Süden ausgerichteten, länglichen Baumkollektive lassen ebenso aus-
gerichtete Gassen entstehen, in welche die Sonneneinstrahlung tiefer in die Bestockung
eindringt und Licht und Wärme hineinbringt. Gleichzeitig liegen diese Baumketten quer
zur Hauptrichtung des Tales und zu den Hauptwindrichtungen. Das Ausmass dieses
Wärmegewinns, der Reduktion der Windgeschwindigkeit und der Veränderung anderer
Faktoren ist nicht bekannt.
Die hauptsächlich nach Süden gerichteten, liegenden Baumleichen werden bei ihrer
Zersetzung ebenfalls ein nach Süden gerichtetes Muster veränderter Bodeneigenschaften
verursachen. Auf diesem kargen Boden stellt dies – je nach zeitlichem Ablauf der Zerset-
zung und der Bodenbildungsprozesse – einen nicht zu vernachlässigenden Faktor dar, ob-
schon das Moderholz für die Verjüngung der Bergföhre nicht unbedingt förderlich ist.
Vergleichbare Strukturen sind dem Autor weder aus eigener Anschauung noch aus
der Literatur bekannt.
Beim Fleckengefüge fallen die „Friedhöfe“ am deutlichsten auf. Sie sind im engeren Un-
tersuchungsgebiet, aber auch an anderen Stellen im Schweizerischen Nationalpark zu se-
hen (vgl. SCHLEGEL 1985). Je nach Fortschritt dieses Generationenwechsels ist das Tot-
holz noch stehend oder bereits liegend und es ist spärliche oder üppige Verjüngung vor-
handen. Bei der Verjüngung handelt es sich fast ausschliesslich um Bergföhre. Gelegent-
lich können im Zentrum eines „Friedhofes“ eine oder mehrere lebende, mittelstarke Berg-
föhren festgestellt werden. Ein besonders schönes Exemplar eines „Friedhofes“ mit Ver-
jüngung befindet sich westlich des Weges in die Val dal Botsch, 150 m oberhalb der
Passstrasse. Der grösste beobachtete „Friedhof“ liegt Eingangs der Val Chavagl, zwischen
dem Fussweg und der Ova dal Fuorn.139 Diese Fläche weist auch die ausgedehnteste und
dichteste Verjüngung, bestehend aus Bergföhren und einigen Arven, auf. Die primäre Ur-
sache, deren Ausbreitungsvektoren und die räumlichen Begrenzungsfaktoren sind nicht
bekannt. Hallimasch kann an den toten Bäumen festgestellt werden, muss aber nicht die
primäre Ursache sein.
139 LK: 812’700 / 171’750. Diese Fläche ist von der Ofenpassstrasse aus gut einsehbar.
- 151 -
6.3 Bestockungsentwicklung
Die Begründung der heutigen Bestockungen auf der Fläche WSL 4 dürfte um 1790 bis
1810 erfolgt sein. Das Untersuchungsgebiet wurde wahrscheinlich vorher kahlgeschla-
gen.141
Die Fläche WSL 5 ist auf einer Freilandfläche entstanden. Die Lage der Stöcke, v.a. ent-
lang des westlichen Grabens zeigt, wo das Vordringen des Waldes in die Weide begonnen
hat. Die wenigen Bäume, die hier vorher schon aufgekommen sind, wurden genutzt. Die
Nutzungen dürften mit dem Alpbetrieb bis Anfang dieses Jahrhunderts zusammenhän-
gen.142 Die Begründung der heutigen Bestockungen dürfte um 1900 erfolgt sein. Der ge-
ringe Totholzanteil im Jahre 1946 ist dadurch zu erklären, dass vorher keine Bäume auf
diesen Flächen waren, bzw. die wenigen aufgekommenen Bäume genutzt worden sind.
140 Der Manning Provincial Parc BC (CA) liegt ca. 180 km östlich von Vancouver (BC) in den Cascade Mountains.
Die „Friedhöfe“ wurde in der Nähe des Frosty Mountain Trail, zwischen dem Lightning Lake und dem Frosty
Mountain in geschlossenem, subalpinem Nadelwald an einem nordexponierten Hang gesichtet (31.7.1998).
141 Quellen: BRAUN-BLANQUET 1931, BURGER 1950, BRANG 1987, V. Stöckli (pers. Mitt.), historische Angaben in
Kap. 3.3, Materialien der WSL zu den Beobachtungsflächen.
142 In BRAUN-BLANQUET (1931:38) und den Materialien der WSL zu den Beobachtungsflächen ist bei der Fläche
WSL 5 von einem (beweideten) Kahlschlag die Rede. Die Erwähnung des Kahlschlages deutet m.E. lediglich auf
das damalige Vorhandensein von Stöcken hin und nicht unbedingt auf einen erst vor kurzer Zeit kahlgeschlagenen
(geschlossenen) Wald.
- 152 -
− Unsicherer ist die Entwicklung der sich sukzessiv auflockernden Altholzflächen. Es ist
zu wenig bekannt, bei welcher Auflockerung des Altholzes sich die Verjüngung ein-
stellt, ob sie rasch hochwächst oder durch den Halbschatten längere Zeit dafür benö-
tigt und ob sie überhaupt längerfristig überlebt. Allerdings ist zu bezweifeln, dass sich
das verbleibende Altholz regelmässig auflockern wird. Bei der vorliegenden Baum-
verteilung in Klumpen und Streifen braucht es nur wenige Bäume, um bereits eine
Lücke entstehen zu lassen. Wie die Verteilung des momentan vorhandenen Jungwuch-
ses auf den Beobachtungsflächen (Anhang 14, Anhang 16) erahnen lässt, bildet sich
schon in kleineren Lücken eine Verjüngung.
− Die skizzierte und weitere Entwicklung der Bestockung wird noch überlagert durch die
Veränderung des Bodens. Mit der verzögerten Zersetzung des heutigen Totholzes fin-
det eine weitere, langsame Veränderung der Standortsverhältnisse statt. Der Arve
könnten dadurch bessere Aufwuchschancen gegeben werden, weil auf der zunehmen-
den Streu- und Moderschicht die Aufwuchschancen der Bergföhre reduziert sind.
− Bilden sich auch in der zweiten Nachkahlschlagsgeneration „Friedhöfe“ in verschiede-
nem Bestandesalter, wird weiterhin ein Fleckenmuster bestehen. Für eine präzisere
Prognose sind genauere Kenntnisse über die primäre Ursache (Auslösefaktor) der
„Friedhofbildung“, der Wahrscheinlichkeiten über die räumliche Verteilung und über
das Auftreten in verschiedenem Bestandesalter notwendig.
6.4 Methoden
6.4.1 Strukturanalyse
6.4.1.1 Struktur-Kenngrössen
Eine Struktur-Kenngrösse beschreibt summarisch eine Eigenschaft eines Kollektivs. Bei
der Analyse wurden als Struktur-Kenngrössen mit einer direkten räumlichen Komponente
der Deckungs- und Beschirmungsgrad sowie der Aggregationsindex R nach Clark &
Evans verwendet.
Die tendenzielle Reduktion der Klumpenstruktur, die der R-Wert andeutet, ist auch
aus der Dichte der Umgebungsbestockung (Abb. 36), den Abständen zu den nächsten
Nachbarn (Abb. 37) und aus den kartographischen Darstellungen ersichtlich.
Die auf der Fläche WSL 4 im Verhältnis zum Deckungsgrad stärkere Abnahme des
Beschirmungsgrades (Abb. 52) weist ebenfalls auf diesen Prozess hin. Die stärkere Zu-
nahme des Beschirmungsgrades gegenüber dem Deckungsgrad auf der Fläche WSL 5
zeigt keinen gegenläufigen Trend, sondern wird von dem in der Jugend stärkeren Kro-
nenwachstum verursacht. Die Entwicklung des Deckungs- und Beschirmungsgrades ist
auch auf den Kronenprojektionskarten ersichtlich. Auf die Mängel des angewandten Kro-
nenmodells wurde bereits in Kapitel 5.3.1 eingegangen. Eine Erhöhung des Aufwandes
für eine realitätsgetreuere geometrische Erfassung der Krone dürfte sich allerdings nur im
Zusammenhang mit anderen Auswertungen lohnen (vgl. Kap. 6.4.1.3).
Die Ergebnisse der Analyse der Struktur-Kenngrössen stimmen mit den anderen Ergeb-
nissen überein. Wie bereits eingangs erwähnt, vermitteln die Struktur-Kenngrössen kein
Bild über die gesamte räumliche Variabilität. Dazu sind bildgebende und graphische Ver-
fahren notwendig. Der R-Wert berücksichtigt die Baumdimensionen nicht und wird daher
der diesbezüglichen Heterogenität und auch der Stufigkeit nicht gerecht.
Da der Aggregationsindex lediglich auf dem Abstand des nächsten Nachbarn beruht, sind
bei gleichem R-Wert verschiedene räumliche Verteilungen möglich (Abb. 69). Stark ge-
klumpte Verteilungen mit mehreren bis vielen Individuen pro Klumpen werden vom R-
Wert nicht sehr deutlich repräsentiert.
Verfahren, welche nur auf dem nächsten Nachbarn bzw. dessen Distanz basieren, werden
Klumpungen aus mehreren Bäumen nicht gerecht. Sie gehen auch stark simplifiziert da-
von aus, dass dieser eine, nächste Baum den wesentlichsten Einfluss ausübt.
- 155 -
Da durch die gegenseitige Verdeckung die Einblickstiefe beschränkt ist, zeigen statische
3D-Darstellungen noch nicht wesentlich mehr als die bisher bekannten Profile. Erst die
Möglichkeit, den Beobachterstandort und Blickwinkel ad hoc zu ändern – indem sich der
Betrachter in Echtzeit durch die Bestockung hindurch bewegen kann – sowie die Hervor-
hebung bestimmter äusserlich erkennbarer oder die Darstellung nur indirekt sichtbarer Ei-
genschaften, würden zu einem erweiterten Einblick in die räumliche Konstellation verhel-
fen.
Mittels dynamischen Computerdarstellungen (Animation) können Veränderungen an-
schaulicher präsentiert werden. Die Darstellung ist nicht nur auf statische Mittel limitiert,
sondern kann auch Bewegung (Wachstum) und dynamische Symbole (Blinken, Aufleuch-
ten, Farbveränderung etc.) enthalten. Dynamische Darstellungen erfordern aber auch kür-
zere Zeitschnitte. Um dies realisieren zu können, werden entweder kürzere Zeitschnitte in
den Messdaten oder geeignete Interpolationsmodelle benötigt.
Verschiedene Versuche für die dreidimensionale Darstellung von Bestockungen wur-
den schon unternommen.143 Die Entwicklung von Programmen für die Generierung von
dreidimensionalen Abbildungen wurde infolge des hohen Aufwandes im Rahmen dieser
Arbeit nicht realisiert. Allerdings sind heute die technischen Voraussetzungen für die Ent-
wicklung entsprechender Programme wesentlich günstiger als zu Beginn dieser Arbeit.
6.4.1.3 Dirichlet-Diagramm
Das Dirichlet-Diagramm wurde für die Bestimmung der direkten Nachbarn, deren Ab-
stände, für die Berechnung der Standraumfläche und deren Veränderung verwendet. Eine
Kollektivbildung erfolgte damit nicht. Die überlagerten, mit verschiedenen Kluppierungs-
schwellen gebildeten Dirichlet-Polygone eignen sich für die Kollektivbildung besser. Das
Ergebnis der Überlagerung wurde hier verbal beschrieben, steht aber einer numerischen
Analyse und Kollektivbildung offen. Bei einer numerischen Analyse der Überlagerungen
können die Kluppierungsschwellen noch feiner abgestuft werden.
Das gewöhnliche Dirichlet-Diagramm, inklusive der schichtweisen Anwendung (Kap.
2.4.3.3, 5.5.3), vermag für die Analyse der Standraumverhältnisse und der Beziehungen
zu den direkten Nachbarn in unregelmässigen Bestockungen nicht ganz zu befriedigen. In
stufigen und heterogenen Bestockungen berücksichtigt das Dirichlet-Modell die vielfälti-
gen Konkurrenzbeziehungen aller umgebenden Bäume zu wenig.
Eine einfache Methode besteht darin, dass die verwendeten Kluppierungsschwellen für
die schichtweise Betrachtung nicht fix, sondern variabel sind. Die Grenzen könnten so ge-
setzt werden, dass sie die gesamte Bestockung in n Quantile teilt. Infolge des Wachstums
der Bäume verschieben sich die Kluppierungsschwellen. Die gebildeten Schichten sind
dabei proportional zum Gesamtdurchschnitt der Bestockung. Die Verwendung der Höhe
an Stelle des BHD für die Quantilbildung wird der räumlichen Vertikalgliederung besser
gerecht. Lokale Konzentrationen kleiner oder grosser Bäume werden aber auch bei die-
sem Verfahren nicht differenziert.
Es ist auch eine angepasstere Variante des Dirichlet-Diagramms denkbar, bei der ver-
schiedene methodische Ansätze kombiniert werden (Abb. 70):
− Die Polygonkanten werden proportional zum Dimensionsunterschied der benachbarten
Bäume zum kleineren verschoben. Dies entspricht dem gewichteten Dirichlet-
Diagramm (F 13, vgl. OKABE et al. 1994).
(F 13) { 2
( ) }
V w ( pi ) = p ∈ ℜ wi d ( p, pi ) ≤ w j d p, p j , j ≠ i, j = 1,....,n
143 Siehe z.B. BURROUGH 1986, JOURDAN 1996 (Landschaftsdarstellung); PRETZSCH 1993, KOOP u. BIJLSMA 1993,
DIACI 1996, LENZ et al. 1996, SCHAAB u. LENZ 1997 (Bestockungsstruktur).
- 157 -
− Überschreitet die Differenz der Dimensionen ein bestimmtes Mass (die Konkurrenz-
schwelle), reduziert sich das Gewicht des Kleineren auf - ∞. Dadurch verschiebt sich
die Grenzlinie weiter nach aussen und tritt in Kontakt zum nächsten Punkt pk. Dies ent-
spricht dem Dirichlet-Diagramm höherer Ordnung, bei dem der kte nächste Nachbar ge-
sucht wird.
− Wird die Distanz zum nächsten Nachbarn so gross, dass keine gegenseitige Beeinflus-
sung mehr besteht, wird ein „neutraler“ Zwischenraum gebildet. Die Grenze zur „neu-
tralen Zone“ wird in einer Distanz (Maximaldistanz) proportional zur absoluten Grösse
der Bäume gezogen. Diese „neutrale Zone“ steht in einem gewissen Widerspruch zum
Grundprinzip der Lückenlosigkeit der Dirichlet-Polygone. Dies lässt sich lösen, in dem
die „neutrale“ Zone nicht zur endlichen Region S gehört, für welche die Polygonierung
durchgeführt wird.
3 3
3 3
5 1 5 1
4 4
4 4
2 2
3 3
3 3
3 3
3 3
5 1 5 1
4 4
4 4
2 2
3 3
3 3
Grössen für die Analyse des Baumwachstums. Das angewandte Kronenmodell (Kap.
5.3.1) wie auch das angewandte Dirichlet-Verfahren sind sehr einfache, stark generalisie-
rende Modelle. Eine Kombination derselben hätte nur unter Inkaufnahme noch grösserer
Unsicherheiten durchgeführt werden können (vgl. Kap. 6.4.2.2).
6.4.1.4 Clusteranalyse
Das auffällige und ungewohnte Strukturelement „Linien“ erfordert eine Plausibilisierung:
− Die Clusteranalyse bildet nicht bei jeder Parameterkombination und überall auf den
Flächen Linienstrukturen. Diese Bestockungsteile weisen deutliche, im Gelände sicht-
bare Unterschiede zu den anderen Bestockungsteilen auf.
− Nur die beiden WSL-Flächen zeigen eine systematische Ausrichtung der Strukturlini-
en. Die Anordnung der Bäume in Streifen kann stellenweise auch im Gelände gut er-
kannt werden.
− Bei der Bestockung auf dem unteren Teil des Schuttkegels der Val Brüna (God Mar-
gun Vegl) kann im Luftbild und vom Gegenhang aus ein systematisches, fächerartiges
Streifenmuster beobachtet werden (Anhang 3).
Obwohl die Methode der Clusteranalyse durchaus noch verbesserungsfähig ist, darf es als
korrekt und objektiv bezeichnet werden.
Die Clusteranalyse folgt dem Ansatz Bildung diskreter Kollektive – geometrische Gene-
ralisierung – geometrische Analyse der geometrischen Primitiven. Die statistische Analy-
se der einzelnen Kollektive (Stammzahl, mittl. BHD und Varianz, Zuwachs etc.) könnte
noch als weiterer Schritt hinzugefügt werden. Die geometrische Generalisierung kann
auch für die Bildung flächiger Objekte abgeändert werden und damit beispielsweise bei
Rotten angewandt werden.
Die Strukturlinienbilder der Clusteranalyse können für ein nächst höheres Struktur-
niveau zusammengefasst werden. Da der Datenumfang im vorliegenden Fall zu gering ist,
wurde dieser Schritt manuell durchgeführt. Dieser Schritt steht aber durchaus einer rech-
nerischen Bearbeitung offen.
Auch beim Clustern können verschiedene Kluppierungsschwellen verwendet werden, um
damit die kleineren Bäume aus dem Modell auszuschliessen. Aus den Dirichlet-
Diagrammen sind Hinweise dazu zu erkennen: Beispielsweise sind auf der Fläche WSL 5
Baumstreifen bei einer Kluppierungsschwelle von 8 cm besser zu erkennen als bei einer
Kluppierungsschwelle von 1 cm (Abb. 38/Abb. 39).
Das angewandte Verfahren kann noch verbessert werden, indem die Algorithmen, die Ge-
neralisierungsparameter und Grenzabstandsfunktionen verfeinert werden. Eine andere
Möglichkeit zur Weiterentwicklung ist die Verwendung anderer und zusätzlicher Kriteri-
en für das Clustern.
Die 3-D Modelle der Dichteschätzungen sind auch numerischen Analysen zugänglich.
Einerseits können die Modelle einzeln morphometrisch analysiert, andererseits verschie-
dene Modelle kombiniert (überlagert) resp. miteinander verglichen, sowie die Nachbar-
schaftsverhältnisse einbezogen werden.
Die dreidimensionalen Darstellungen weisen einige graphische Mängel auf, welche noch
verbesserungsfähig sind. Die Darstellung der Dichteschätzungen durch Pseudoisolinien
auf transparenten Folien ermöglicht einen einfachen Vergleich mit anderen kartographi-
schen Darstellungen.
Die Aussagekraft von Strukturkennzahlen ist immer eine Frage der betrachteten (Teil-)
Population. Die räumliche Variabilität kann beträchtlich sein (siehe z.B. Abb. 67). Im
Wald ist dies primär eine Frage der flächigen Ausdehnung. Damit verbunden ist die Pro-
blematik der Flächenabgrenzung der Bestockungseinheit. Im Naturwald gibt es dafür kei-
ne einfachen und objektiven Kriterien. Beim Kontinuum-Ansatz besteht keine Flächenab-
grenzungsproblematik. Auf der Basis des einzigen objektiv bestimmbaren und gemesse-
nen Basiselements „Baum“ wird die Population „Wald“ räumlich modelliert. Hingegen
kann nicht mehr von eindeutig identifizierten (Teil-) Populationen mit einfachen Struk-
turkennwerten und deren Veränderungen gesprochen werden.
Die Darstellung von Baum- bzw. Bestockungseigenschaften in der Form eines Kon-
tinuums, also ohne diskrete Abgrenzungen, ist neu und für den Betrachter ungewohnt. Sie
ist nicht nur eine neue graphische Darstellungsform, sondern vor allem eine andere Be-
trachtungsweise des Ökosystems Wald. Bei dieser Denkweise erhält der Wald auch in
räumlicher Hinsicht eine fliessende, dynamische Komponente.
6.4.2 Informationsgewinnung
6.4.2.1 Grundlagen
Aus den Luftbildern und historischen Quellen konnten nur marginale Informationen ge-
wonnen werden. Der retrospektiven Untersuchung der kleinräumigen Struktur und deren
Entwicklung waren daher enge Grenzen gesetzt. Die Untersuchung konnte nicht lücken-
los auf der makroskopischen Ebene fortgesetzt werden.
Die detaillierte, einzelbaumweise Kartierung ist aufwendig. Die Auswertungen dieser re-
lativ kleinen kartierten Flächen haben jedoch bereits verschiedene Strukturen und Ent-
wicklungen gezeigt. Die Luftbilder und Begehungen im engeren Untersuchungsgebiet
weisen aber darauf hin, dass noch andere Strukturbilder in diesem Gebiet vorkommen, zu
denen Detailinformationen fehlen. Das Fehlen einer hinreichend vollständigen Übersicht
über die verschiedenen Strukturformen und deren zeitlicher Entwicklung liess die Erstel-
lung von Schlüsseln oder Klassierungsschemata für eine grösserräumige, extensivere
Kartierung (terrestrisch oder luftbildgestützt) nicht zu. Dadurch konnte die Untersuchung
der Struktur nicht auf weitere, hierarchisch höhere Niveaus (Tab. 1) gebracht werden.
Es stellt sich die Frage, ob die Lage und Grösse der bestehenden Dauerbeobachtungsflä-
chen für eine vollständige Analyse der Struktur genügen. Die vorliegende Untersuchung
liefert direkt keine Angaben über die minimale Flächengrösse, welche in anderen Wäl-
dern für die Anwendung dieser Analysemethoden benötigt würden. Es wird geschätzt,
dass für räumliche Analysen der vorliegenden Art und Bestockung die Grösse einer zu-
sammenhängenden Dauerbeobachtungsfläche mindestens 0,5 ha betragen sollte. Die
Form des Untersuchungsgebietes sollte so gestaltet sein, dass der Umfang im Verhältnis
zur Fläche möglichst gering ist, um eine minimale Randproblematik und ein maximales
Analyseareal zu erhalten.
Da die Sukzession möglicherweise nicht überall gleich abläuft, sollten in allen vier
Teilgebieten Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet sein. Im Teilgebiet 3 (siehe Abb. 11)
befinden sich die Dauerbeobachtungsflächen der ETH. Sie weisen mit total 2,1 ha eine
genügend grosse Fläche auf. Für die räumliche Analyse ist es von Vorteil, die Bäume in
den Zwischenstreifen (0,5 ha) ebenfalls zu erfassen. Dadurch verbessert sich das Verhält-
- 160 -
nis Umfang zu Fläche von 0,05 auf 0,03 m1/m2 und damit wird die Randproblematik ent-
schärft. Im Teilgebiet 4 befindet sich die 1996 von der WSL eingerichtete Fläche des
LTFER-Programmes144 mit einer Ausdehnung von 2 ha. In den Teilflächen 1 und 2 be-
finden sich die 1926 von der WSL eingerichteten Dauerbeobachtungsflächen mit einer
Grösse von je 0,25 ha. Mit einer Vergrösserung dieser beiden Flächen auf das Doppelte
wären alle Teilgebiete durch genügend grosse Dauerbeobachtungsflächen abgedeckt. Um
die in verschiedenen Forschungsprogrammen eingerichteten Flächen auch tatsächlich mit-
einander vergleichen zu können, müssen die Erhebungsmethoden (insbesondere die
Kluppierungsschwelle) angeglichen werden.
blendet werden können. Die integrierte Software müsste zudem laufend Kontrollen vor-
nehmen, sowie manuelle Eingaben und Korrekturen ermöglichen. GPS-Geräte145 hinge-
gen können infolge des eingeschränkten Signalempfangs im Wald und der erschwerten
Plazierung bei den Objekten nur beschränkt eingesetzt werden.
Nach dem Vorliegen einer vollständigen Baumkarte ist der Aufwand für die Einmes-
sung einzelner weiterer Bäume oder Stammstücke gering und kann mit einfachen Mitteln
(Dreiecksmessung mit Messband) durchgeführt werden. Dies bietet gute Voraussetzun-
gen, um auch in kürzeren Zeitabständen Veränderungen – insbesondere umgefallene
Bäume und Einwüchse – ohne ein umfangreiches Instrumentarium erfassen zu können.
Die Dichte des Fixpunktnetzes ist den Sichtbarkeitsverhältnissen und der Topographie
anzupassen. Es ist zu beachten, dass sich durch das Wachstum und umfallende Bäume die
Sichtverhältnisse verändern und Fixpunkte verdeckt oder zerstört werden können.
Der grösste Teil der hier kartierten Bäume weist eine klare Individualität auf, d.h. es han-
delt sich um eindeutig abgrenzbare Individuen ohne Verwachsungen. Für die Bäume mit
abnormen Stämmen wurden bei der Kartierung pragmatische Lösungen gefunden. Durch
das Wuchsverhalten der Bäume und die Regeln der Kartierung kann es aber über längere
Zeiträume zu scheinbaren Veränderungen der Baumstandorte kommen. Beispielsweise
wird bei jungen, schräg stehenden Bäumen der effektive Stammfuss und der schräge
Stamm kartiert. Jahrzehnte später kann sich eine solche Bergföhre senkrecht aufgerichtet
haben und einen säbelförmigen Stammanlauf aufweisen. Gemäss den angewandten Kar-
tierungsregeln würde nun dieser Baumstandort an eine andere Stelle zu liegen kommen.
In Baumklumpungen kann es auch vorkommen, dass Bäume miteinander verwachsen. Sie
würden später u.U. als Zwiesel beurteilt.
Strukturveränderungen bei natürlicher Waldentwicklung erfolgen ausschliesslich durch
den kontinuierlichen Prozess des Wachstums und das abrupt eintretende Absterben mit
anschliessendem kontinuierlichem Zersetzungsprozess. Der Ablauf des Wachstumspro-
zesses kann am Baum nachträglich nachvollzogen und gemessen werden (Jahrringe). Ab-
sterbeprozesse sind reduktive Prozesse, sie tendieren dazu, die Spuren verschwinden zu
lassen. Da Absterbe- und Zersetzungsprozesse Raum und Ausgangspunkte für weiteres
Leben bilden, sind ihnen besonderes Augenmerk zu erweisen.
Die Kartierung soll sämtliche lebenden und toten Bäume auf den Beobachtungsflä-
chen umfassen. Das Totholz ist von Anfang an zu erfassen und dessen Zersetzung bis
zum definierten Auflösungszeitpunkt zu verfolgen. Dies umfasst folgende Elemente: Ab-
sterben (Zeitpunkt und Ursache), Abbauprozess (Eintreten der verschiedenen Stadien),
Stammbruch (Zeitpunkt, Höhe), Umfallen (Zeitpunkt, Grösse des Wurzeltrichters, Lage
des liegenden Stammes) Zeitpunkt der Auflösung (Baum nicht mehr identifizierbar, Zeit-
reihe abgeschlossen). Während der Absterbezeitpunkt – sofern die Zersetzung noch nicht
zu weit fortgeschritten ist – nachträglich mittels Jahrringanalyse recht gut ermittelt wer-
den kann, ist die Feststellung der Todesursache und des Verlaufs des Abbauprozesses im
nachhinein nur schwer möglich. Dazu muss u.a. sichergestellt sein, dass auch die Identifi-
kationen der Baumleichen sichergestellt wird. Die Baumkartierungen stellen dazu eine
wesentliche Hilfe dar.
Die Auswertungen der Verhältnisse im Kronenraum basieren auf einfachen Modellen mit
dem BHD als Eingangsgrösse. Dreidimensionale Analysen im Kronenraum konnten hier
noch nicht vorgenommen werden. Die Entwicklungen in computational geometry lassen
es aber durchaus als realistisch erscheinen, dreidimensionale, geometriebasierende Analy-
sen vornehmen zu können. Voraussetzung dazu ist die Messung der Baumhöhe und Kro-
ne an allen Bäumen.
Die klassierte „soziale Stellung“ wird nicht mehr als Eingangs-, sondern als Ver-
gleichsgrösse benötigt. Wichtiger wäre die Erfassung der Vitalität und der sozialen Ten-
denz (aufsteigend/absteigend). Möglicherweise könnte, unter Berücksichtigung der räum-
lichen Verteilung der Bäume, ein Modell für individuellere Kronengestalt entwickelt
werden, so dass die dreidimensionalen Messungen nur auf Teilflächen durchgeführt wer-
den müssten. Voraussetzung für diese Messungen sind geeignete Messinstrumente, mit
denen berührungslos, rasch und sicher 3-D Koordinaten erfasst werden können.
In der zeitlichen Grundrisssequenz (Anhang 10 - Anhang 13), aber auch in den andern
Analysen, fehlen leider Angaben über die Entwicklung des Jungwuchses. Wieder ver-
schwundener Jungwuchs hinterlässt infolge geringer Dimensionen kaum längere Zeit ir-
gendwelche Spuren. Die Erfassung und detaillierte Beschreibung des Jungwuchses wurde
bei den früheren Erhebungen aus Zeitgründen und infolge anderer Zielsetzungen unterlas-
sen. Über die Ansamungsverhältnisse und die Aufwuchschancen der Bergföhre können
daher keine Angaben gemacht werden.
Eine flächenhafte Kartierung mit zusätzlicher Quantifizierung (Dichteschätzung) des
Jungwuchses ist einfach und rasch durchzuführen. Die Erfassungsregeln müssen jedoch
so ausgestaltet sein, dass die Erhebungskontinuität und zuverlässiges Verfolgen der Ent-
wicklung gewährleistet ist. Bei der Analyse der Zeitreihen ergibt sich aber die methodi-
sche Schwierigkeit des Überganges von einem Kollektiv zu einem individualisierten Ein-
zelbaum. Umgekehrt ist die Erhebung und Identifikation der Bäume ab einer Höhe von
beispielsweise 20 cm auf einer grösseren Fläche sehr aufwendig.
146 Verschiedene Ansätze zur besseren Integration statistischer Funktionen sind unternommen worden: DING u.
FOTHERINGHAM 1992, JEFFERIS u. SHAW 1993, ANONYMUS 1994a, 1995.
7 Folgerungen und Ausblick
7.1 Allgemeines
Das Schwergewicht dieser Arbeit liegt in der Formulierung von Ansätzen und in der Mo-
difikation bestehender oder Entwicklung neuer Methoden für die Strukturanalyse, sowie
im Experimentieren mit diesen Verfahren anhand einer konkreten Naturwaldbestockung.
Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine Fallstudie. Das verwendete Datenmaterial
stammt lediglich von drei verschiedenen Objekten. Eine vergleichende Wertung der Er-
gebnisse mit anderen Bestockungen ist daher kaum möglich. Ebenso lässt sich die Aussa-
gekraft der Methoden nur sehr beschränkt beurteilen.
Mit der Analyse der Struktur der Bergföhrenbestockungen anhand von drei Dauerbeob-
achtungsflächen konnten nur einige wenige Aspekte dieses Waldökosystems untersucht
werden. Der überblickte Zeitraum umfasst lediglich einige Jahrzehnte und stellt daher im
Verhältnis zum Lebenszyklus von Bergföhren und Bergföhrenbestockungen nur eine
Momentaufnahme dar. Die erhaltenen Ergebnisse geben Hinweise zur Struktur von Berg-
föhrenbestockungen und sind keine Beweise. Die Resultate treffen nur für die untersuch-
ten Flächen und Zeitpunkte zu. Die Repräsentanz, insbesondere was die räumliche
Struktur betrifft, ist nicht nachgewiesen.
7.2 Methodik
Die Clusteranalyse mit anschliessender Generalisierung (diskrete Textur) und das biva-
riate Kernel Smoothing (kontinuierliche Textur) werden – so weit mir bekannt – erstmals
auf Baumbestockungen angewandt. Die Dirichlet-Polygonierung wurde ebenfalls in einer
erstmalig modifizierten Weise für eine Baumbestockung eingesetzt. Durch die flächen-
deckende Kartierung der Bestockung und deren Aufarbeitung in einer räumlichen Daten-
bank, konnten diverse methodisch einfache, geometrische Berechnungen in grosser Zahl
durchgeführt und variiert werden (Stammrichtungen, Distanzauswertungen, Kronenüber-
schirmungen u.a.m.). Dies eröffnet ebenfalls eine neue Sicht auf die Strukturverhältnisse.
Mit den angewandten Methoden werden die Struktur oder Struktureigenschaften be-
schrieben und sie können dazu verwendet werden, Kollektive objektiver zu unterscheiden
und abzugrenzen. Die Ergebnisse der verschiedenen Methoden belegen, dass mit ihnen
ein Beitrag zur Analyse und Beschreibung der Struktur von Waldbestockungen geleistet
werden kann. Die angewandten Verfahren verfügen noch über ein grosses Entwicklungs-
potential.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein hierarchisches Strukturmodell empirisch mit
analytischen Analysemethoden bestätigt werden kann. Die angewandten Verfahren sind
allerdings noch zu wenig abgerundet und noch nicht lückenlos ineinander integriert. Lei-
der verunmöglichte der beschränkte Umfang des Datenmaterials, die Ergebnisse der
räumlichen Methoden auf höheren Strukturniveaus weiter zu aggregieren und zu generali-
sieren.
Eine Problematik bei explorativen Strukturanalysen besteht darin, dass die Modellpara-
meter so lange verändert werden können, bis ein gefälliges Ergebnis entsteht. Die Mo-
delle und Parameter sind dokumentiert, und die Analysen können folglich wiederholt
werden. Die gewählten und teilweise erstmals auf Baumbestockungen angewandten Mo-
delle sind mathematisch eindeutig beschrieben. Sie stellen aber eine starke Vereinfachung
und Abstraktion eines partiellen Ausschnittes aus der komplexen Bergföhren-Struktur-
wirklichkeit dar. Sie sind kein absolut sicheres und vollständiges Abbild der komplexen
Wirklichkeit. Modelle bleiben Hilfsmittel. Die Relevanz dieser Ergebnisse für ökologi-
sche und wachstumskundliche Aspekte ist folglich noch offen.
Während die Ermittlung der zeitlich-räumlichen Veränderungen zwischen zwei Zustän-
den noch relativ einfach erfolgen kann, ist die Darstellung einer Entwicklungssequenz
- 164 -
tigung der lokalen, individuellen räumlichen Verhältnisse anregen. Begünstigt wird dies
durch die Tatsache, dass viele einzelbaumbezogene Daten aus Dauerbeobachtungsflächen
bei den Forschungsinstituten vorhanden sind.
7.3 Ökologie
Die untersuchten Bergföhrenbestockungen weisen eine recht grosse räumliche Heteroge-
nität auf. Von Gleichmässigkeit oder gar Eintönigkeit kann keine Rede sein. Es sind keine
Anzeichen für grössere Zusammenbrüche oder eine tiefgreifende Umwandlung festzu-
stellen.
Die beobachteten kleinräumigen Strukturformen „Klumpung“ und „Linie“ werfen einige
Fragen auf. Obwohl die gesamte Bodenfläche nicht maximal ausgenützt ist, beeinträchti-
gen sich die Bäume gegenseitig stark. Die Kollektive haben nicht den Charakter von
Rotten, welche durch die Bildung eines speziellen Binnenklimas und eines gemeinsamen
Schutzmantels eine bessere Überlebenschance erreichen.
Für eine Prognose über die zukünftige Entwicklung dieser Bergföhrenwälder müssen die
Kenntnisse über die Verjüngung und die Entwicklung des Jungwuchses noch erweitert
werden. Folgende Fragen wären beispielsweise zu klären:
− Welcher Vorteil entsteht durch die klumpige Anordnung für die einzelnen Bäume?
− Ist die heutige Baumverteilung hauptsächlich durch frühere lokale Keimungs- und
Aufwuchsgunst entstanden?
− Überlebt die Verjüngung (An- und Aufwuchs) nur mit relativ viel Licht, d.h. in Lük-
ken?
− Wächst sie schnell in die Höhe und besteht eine Tendenz zur Einschichtigkeit?
− Kann die Verjüngung durch Lichtmangel unterdrückt, d.h. in ihrem Wachstum ge-
bremst werden?
− Sind die „Friedhöfe“ relativ rasch hinreichend und gesichert verjüngt oder sind hierfür
viele Jahrzehnte erforderlich?
7.4 Schlussbemerkung
Die Vielfalt der von verschiedenen Autoren angewandten und beschriebenen Verfahren
und die Versuche zur Analyse der räumlichen Struktur weisen darauf hin, dass noch nach
optimalen Wegen gesucht wird und allgemein anerkannte Strukturmodelle noch fehlen.
Durch die Modifikation von Bewährtem und Kombination mit Neuem stellt diese Arbeit
einen weiteren Versuch dar, geeignete Methoden zur Analyse und Beschreibung der
Strukturen in Wäldern zu entwickeln.
Der intensive Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung trägt die Gefahr in sich,
l’art pour l’art zu betreiben. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass neue Er-
kenntnisse über die Waldstruktur gewonnen werden können. Neue Ansätze und Betrach-
tungsweisen brauchen gewöhnlich eine gewisse Zeit bis sie eine angemessene Akzeptanz
finden.
Mit der Anwendung dieser Untersuchungsmethoden auf weitere Bestockungen und einer
räumlichen Ausweitung auf grössere Flächen müssten die Erkenntnisse verifiziert und
erweitert werden, um allgemeine ökologische Schlüsse ziehen zu können.
Mit der Weiterentwicklung des Struktur-Hiearchie-Modells und insbesondere von
methodischen Ansätzen für den empirischen Nachweis können wesentliche Grundlagen
für die Erforschung und das Verständnis von Bestockungsstrukturen gebildet werden.
Es ist zu hoffen, dass die in dieser Arbeit erzielten Ergebnisse, kritischen Reflexionen und
Anschlussfragen in weiteren Projekten eine gebührende Berücksichtigung finden.
- 166 -
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Lebenslauf
Pius Johannes Georg Hauenstein-Huber von Arlesheim (Basel-Landschaft)
15. 11. 1960 Geboren in Basel, als zweites Kind des Hans T. Hauenstein und der Gisela Hauenstein -
Bischof.
1967 – 1972 Primarschulen in Reinach (BL) und Arlesheim.
1972 – 1976 Progymnasium (math. - naturw.) in Arlesheim und Münchenstein.
1976 – 1979 Gymnasium (math. - naturw.) in Münchenstein mit Maturität.
1979 – 1980 Betriebsarbeiter in der Maschinenfabrik W. A. Bachofen, Basel und Bauarbeiter bei der
Fa. E. Heller, Tief- und Strassenbau, Arlesheim.
1980 – 1985 Studium an der ETH Zürich, Abt. Forstwirtschaft, Abschluss mit Diplom und eidg.
Wählbarkeitszeugnis für eine höhere Forstbeamtung.
1980/81 Absolvierung der Rekrutenschule, Unteroffiziersschule und des Beförderungsdienstes.
1983 – 1984 Praktikum für das eidg. Wählbarkeitszeugnis auf den Kreisforstämtern Sursee (LU) und
Wattwil (SG), sowie in der Sägerei Sigrist in Rafz (ZH) und an der Professur für Wald-
bau der ETH Zürich.
1985 – 1991 Ingenieur beim Ing. Büro SIA H.U. Scherrer, Nesslau (SG).
1990 – 1998 Bearbeitung der Dissertation, 1990-1991 als teilzeitlicher Assistent bei der Professur für
Forsteinrichtung der ETH Zürich, 1992 – 1998 in der Freizeit.
seit 1992 Leiter der Zentrale des Geographischen Informationssystems der kantonalen Verwal-
tung Graubünden, beim Meliorations- und Vermessungsamt in Chur.
- 179 -
0XRWWDV&KDPSVHFK
- 180 -
Bestände
*HELHW 6WDQGRUW3UREHIOlFKH%HVWDQGHV 6WDPP]DKO 2EHUK|KH
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>1 KD@ >PKD@ ⋅
>PKD D@ >PP@
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2'+256.<
- 181 -
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±
,QLWLDOSKDVH P
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$OWHUVSKDVH P
3OHQWHUZDOGSKDVH P
±
=HUIDOOVSKDVH P
Stammzahl, Vorrat und Zuwachs der Bergföhre in ausgewählten Gebieten des Schweizerischen Nationalparks (KURTH et al. 1960).
6WUDWXP )OlFKH $QWHLO%HUJI|K 6WDPP]DKO 9RUUDW =XZDFKV
UHQ >6WNKD@ >PKD@ >PKD⋅D@
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(ULFR0XJHWXPK\ORFRPLHWRVXP
5KRGRGHQGURKLUVXWL0XJHWXPK\ORFRP
Kluppierungsschwelle: 1 cm
Vr Variationskoeffizient
1) Werte interpoliert
2) Alle Baumarten inbegriffen, gesunde Bäume
3) Schätzung aufgrund von Graphiken
4) p = 0,05
- 183 -
Charakterisierung der Überbestände148 in der die Beobachtungsflächen liegen (KURTH et al. 1960).
%HREDFKWXQJV hEHUEHVWDQG 6WUDWLIL]LHUXQJ $QWHLO%HUJI|KUH 6WDPP]DKO 9RUUDW =XZDFKV
IOlFKH >6WNKD@ >PKD@ >PKD⋅D@
:6/
KD FP
FP
FP
FP
FP
(7+
:6/ KD /HJI|KUH
1) Die Überbestände 1110 und 1111 liegen im Teilgebiet Stabelchod. Bei Anwendung der im Teilgebiet festgestellten Fehlerprozente ergibt sich dieses Vertrauensinter-
vall. Das wahre Vertrauensintervall ist jedoch grösser.
148 Zu übergeordneten Einheiten zusammengefasste Bestände werden von KURTH et al. (1960) als Überbestände bezeichnet. Überbestände sind von Beständen nicht prinzipiell sondern nur
graduell verschieden und entsprechen bezüglich Zusammensetzung und Grösse am ehesten Abteilungen, wobei sie im Gegensatzu dazu keine unveränderlichen Ordnungseinheiten darstel-
len.
- 184 -
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&XQWHU6SLQDWVFKD 6:H[SRQLHUWH7HUUDVVHP /RFNHUH%HVWRFNXQJYRQ%¶)|HLQLJH$UYHQJHJHQGHQ5DQGGHU7HUUDVVH]XQHKPHQG 7RSRJUDSKLHXQG%RGHQEHVFKDIIHQ
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¶¶¶ KHQIROJH]XQHKPHQGDQVWHKHQGHU)HOV
¶¶¶ YHUHLQ]HOWHWZDVPRRULJH6WHOOHQ
- 186 -
Hinweise und Beschreibungen über weitere Bergföhrenbestockungen können entnommen werden: JUGOVIZ 1908, SCHINZ u. KELLER 1909, FANKHAUSER 1926, SCHMID 1936,
LIENERT 1982. Die WSL hat mit Bergföhren Provenienzversuche auf 8 in der Schweiz verteilten Standorten durchgeführt.
- 187 -
Gesamtschweizerische Kartenwerke:
Dufourkarte 1:100’000 ab 1845, Originalmesstischblätter 1:50’000 ab 1838
Siegfriedkarte 1:50’000 ab 1875
Landeskarte 1:50’000 ab 1935
Landeskarte 1:25’000 ab 1952.
7%hEHUVLFKWVSOlQHGHU*UXQGEXFKYHUPHVVXQJ
%OlWWHU
$PWOLFKH9HUPHVVXQJ*UXQGEXFKSODQ ¶ 09$*5 9HUP 1XU6WUHLIHQHQWODQJGHU2IHQSDVVVWUDVVHQXU3DU]HO
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9HJHWDWLRQVNDUWHGHV6FKZHL]HULVFKHQ1DWLRQDOSDUNVXQGVHL
:13. 7KHP =2//(5 7%/DQGHVNDUWHGHU6FKZHL]
QHU8PJHEXQJ %OlWWHU
1) Das Jahr der Aufnahme entspricht dem Jahr, dessen Zustand abgebildet ist, d.h. das Jahr der Feldaufnahmen bzw. der Luftbildaufnahme für die Kartierung bzw. Nach-
führung
1A Erste Ausgabe
EA Erstaufnahme
GN Gesamtnachführung
EN Einzelnachträge
2) L+T Bundesamt für Landestopographie, früher Eidgenössische Landestopographie, Eidg. Stabsbureau, Eidgenössisches topographisches Bureau
MVA-GR Meliorations- und Vermessungsamt des Kantons Graubünden
WNPK Kommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft zur wissenschaftlichen Erforschung des Nationalparks
SGK Schweizerische Geologische Kommission
3) Topo Topographische Karte
Them Thematische Karte
Verm Vermessungsplan
4) TB Topographische Basis
- 189 -
$XIQDKPH +HUVWHOOHU(LJHQ $UWGHU$XIQDKPH )LOP %LOGIRU 0DVVVWDEFD )OXJOLQLH6HULH %LOGQXPPHUQ *HELHW 9HUZHQGXQJ
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=HUQH]%XIIDORUD 3KRWRJUDPPHWULH0HVVXQJ
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+ 9' $$ VHQNUHFKW ),5 [FP )/D :6/:6/ 3KRWRJUDPPHWULH(LQ]HO
( 9' . 5& EDXPNDUWLHUXQJ
I FP
h
+ 9' $$ VHQNUHFKW 06 [FP )/F (7+ 3KRWRJUDPPHWULH(LQ]HO
( 9' . 5& :6/:6/ EDXPNDUWLHUXQJ
I FP
h
+ 9' $$ VHQNUHFKW 06 [FP )/ (7+ 3KRWRJUDPPHWULH(LQ]HO
( 9' . 5& :6/:6/ EDXPNDUWLHUXQJ
I FP
h
+ 9' $$ VHQNUHFKW 06 [FP )/ 0DUJXQ*ULPPHOV6WD
( 9' . 5& EHOFKRG
I FP
h
- 191 -
$XIQDKPH +HUVWHOOHU(LJHQ $UWGHU$XIQDKPH )LOP %LOGIRU 0DVVVWDEFD )OXJOLQLH6HULH %LOGQXPPHUQ *HELHW 9HUZHQGXQJ
'DWXP WPHU PDW
+ /7 $$ 6: [FP )/
( /7 .
I
h
=2
Stamm baum-id
Beschriftung (baum.tataat)
Die Lage eines Stammes kann sich im Laufe der Zeit ändern. Sind von einem Stamm oder einem Stamm-
stück mehrere Lagen erfasst worden, wird jeweils nur die neueste Lage beschriftet.
Item Name Inhalt Domain Konsistenzbedingungen
aat# $UF,QIRLQWHUQHU.H\ ^1` XQLTXH
aat-id $UF,QIRLQWHUQHU.H\ ^1` XQLTXH
baum-id )UHPGVFKOVVHObaum-idDXV ^1` EHUQRPPHQYRQbaum.aat]XVDPPHQPLW
baum.aat bnrIU$text
Feld Inhalt
$symbol
$level
$size
$text ^6WDPP_*LSIHO`^%DXPQXPPHUbnr)}
$offsetx
$offsety
$word
$justify //&/
$fit 2))
Knotenattribute (baum.nat)
Item Name Inhalt Domain Konsistenzbedingungen
arc# $UF,QIRLQWHUQHU.H\ $UF,QIR WLHIVWH baum# GHUPLWGHP.QRWHQYHUEXQGH
QHQ$UFVbaum.aat)
baum# $UF,QIRLQWHUQHU.H\ $UF,QIR XQLTXH
baum-id $UF,QIRLQWHUQHU.H\ $UF,QIR XQLTXH
x-coord /DQGHVNRRUGLQDWH:HVW2VW ^5` ,GHQWLVFKPLWLQWHUQHQ.RRUGLQDWHQ
;
y-coord /DQGHVNRRUGLQDWH6G1RUG ^5` ,GHQWLVFKPLWLQWHUQHQ.RRUGLQDWHQ
<
- 194 -
Punktattribute (baum.pat)
Item Name Inhalt Domain Konsistenzbedingungen
baum# $UF,QIRLQWHUQHU.H\ $UF,QIR XQLTXH
baum-id $UF,QIRLQWHUQHU.H\ $UF,QIR XQLTXH
bnr %DXPQXPPHUJHP$QVFKULIWLP*HOlQGH ^1` HLQPDOLJHQLFKWZLHGHUYHUZHQGHWH:HUWHSUR
%HREDFKWXQJVIOlFKH
b-key 3ULPlUVFKOVVHO]XVDPPHQJHVHW]WDXV DDDDDQQQQ HLQPDOLJHQLFKWZLHGHUYHUZHQGHWH:HUWH
%H]HLFKQXQJGHU)OlFKHXQGbnr DDDDQQQQQ
DDDDD.U]HOGHU%HREDFKWXQJVIOlFKH
:6/
:6/
(7+[
QQQQ bnr
ba %DXPDUW &RGH 0DVWHUWDEHOOHbaumarten
x-coord /DQGHVNRRUGLQDWH:HVW2VW ^5` ,GHQWLVFKPLWLQWHUQHQ.RRUGLQDWHQ
;
y-coord /DQGHVNRRUGLQDWH6G1RUG ^5` ,GHQWLVFKPLWLQWHUQHQ.RRUGLQDWHQ
<
jahr_g *HEXUWVMDKUGHV%DXPHV QQQQ jahr_t
jgem 0HWKRGHGLHIUGLH(UPLWWOXQJGHV*H &RGH 0DVWHUWDEHOOHjem
EXUWVMDKUHVYHUZHQGHWZXUGH
jahr_t 7RGHVMDKUGHV%DXPHV QQQQ !jahr_g; jahr_t - jahr_g:
plausibel
jtem 0HWKRGHGLHIUGLH(UPLWWOXQJGHV*H &RGH 0DVWHUWDEHOOHjem
EXUWVMDKUHVYHUZHQGHWZXUGH
dist_pm 'LVWDQ]]XU)OlFKHJUHQ]H ^5` %HUHFKQHWPLWWHOV$UF1($5
Beschriftung (baum.tatpat)
Item Name Inhalt Domain Konsistenzbedingungen
pat# $UF,QIRLQWHUQHU.H\ ^1` XQLTXH
pat-id $UF,QIRLQWHUQHU.H\ ^1` XQLTXH
baum-id )UHPGVFKOVVHObaum-idDXV ^1` EHUQRPPHQYRQbaum.pat]XVDPPHQPLW
baum.pat bnrIU$text
Feld Inhalt
$symbol
$level
$size
$text {bnr}
$offsetx
$offsety
$word
$justify //&//8
$fit 2))
- 195 -
Probebaummessungen (mess_p)
Item Name Inhalt Domain Konsistenzbedingungen Erhebung
key =XVDPPHQJHVHW]WHU3ULPlUVFKOV DDDDDQQQQQQQQ =XVDPPHQJHVHW]W
VHOb-keyjahr
b-key )UHPGVFKOVVHOb-keyDXV DDDDDQQQQ
baum.pat
jahr -DKUGHU0HVVXQJ=XVWDQGQDFK QQQQ 9JO/LVWHPLW(UKHEXQJHQ
GHU9HJHWDWLRQVSHULRGH
dh2 'XUFKPHVVHULQP+|KH>FP@ ^1` dh2bhd_m 1 1 - -
htot %DXPK|KH>GP@ ^1` - - - -
kag .URQHQDQVDW]K|KHJUQ>GP@ ^1` kaghtot - - - -
kad .URQHQDQVDW]K|KHGUU>GP@ ^1` kadhtot - - - -
kra1 .URQHQUDGLXV>GP@ ^1` !GPLVWQLFKW]XHUZDUWHQ - - - -
OLQNVGHU%+'0HVVVWHOOH
kra2 .URQHQUDGLXV>GP@ ^1` !GPLVWQLFKW]XHUZDUWHQ - - - -
UHFKWVGHU%+'0HVVVWHOOH
kra3 .URQHQUDGLXV>GP@ ^1` !GPLVWQLFKW]XHUZDUWHQ - - - -
YRUGHU%+'0HVVVWHOOH
kra4 .URQHQUDGLXV>GP@ ^1` !GPLVWQLFKW]XHUZDUWHQ 1 1 1 -
KLQWHUGHU%+'0HVVVWHOOH
- 196 -
Ergänzungsmessungen (mess_erg)
Item Name Inhalt Domain Konsistenzbedingungen
key =XVDPPHQJHVHW]WHU3ULPlUVFKOVVHOb- DDDDDQQQQQQQQ =XVDPPHQJHVHW]W
keyjahr
b-key )UHPGVFKOVVHOb-keyDXVbaum.pat DDDDDQQQQ
jahr -DKUGHU0HVVXQJ=XVWDQGQDFKGHU9H QQQQ 9JO/LVWHPLW(UKHEXQJHQ
JHWDWLRQVSHULRGH
messort +|KHLQGPGHU0HVVVWHOOHIUGHQ'XUFK ^5` ELVGPLQGP6FKULWWHQ
PHVVHUDP6WDPP 'LVWDQ]YRP
6WDPPIXVV
ver_ms 9HUZLWWHUXQJV]XVWDQGGHV6WDPPHVDQ &RGH 0DVWHUWDEHOOHver_ms
GHU0HVVVWHOOH
d_ms 'XUFKPHVVHUGHV6WDPPHVDQGHU6WHOOH ^1` PP
messortLG5PLW8PIDQJPHVVEDQG 'XUFKPHVVHUNRQQWHLQIROJHGHUVWDUNHQ
JHPHVVHQ>PP@ 9HUZLWWHUXQJQLFKWJHPHVVHQZHUGHQ
ver_baum 9HUZLWWHUXQJV]XVWDQGGHVJDQ]HQ%DX &RGH 0DVWHUWDEHOOHver_baum
PHV
bhd_m 0LWOO%+'EHUHFKQHWDXVd_ms mittels ^5`
Formkurve
Kronengrösse (m_kronengr)
kro Definition
6HKUVWDUNH.URQHELVDXIGHQ%RGHQJU|VVHUGHU%DXPOlQJH
6WDUNH.URQHELVGHU%DXPOlQJH
0LWWHOVWDUNH.URQHELVGHU%DXPOlQJH
6FKZDFKH.URQHELVGHU%DXPOlQJH
8QJHQJHQGH.URQHNOHLQHUGHU%DXPOlQJH
Typische, gut gewachsene aufrechte Bergföhre (Bri- Mächtige, abgestorbene Bergföhre mit gut sichtbaren orthotro- Hochgewachsene, kräftige Exemplare von Bergföhren
ançon (F), V. Clarée, 1550 m ü.M., pen Ersatztrieben (Réserve Naturelle de Néouvielle (F), 0° 8’ (südl. Le Blétonnet, Briançon (F), 6° 44’ 43”E / 44° 50’
6°40’20“ E, 44°58’40“ N, Aufnahme vom 3.9.1995). 17”E/ 42° 50’ 59” N, 2280 m ü.M., Aufnahme vom 11.9.1995). 45” N, 1900 m ü.M., Aufnahme vom 5.9.1995).
- 199 -
Aufnahme 1947.
Aufnahme 1977.
Spätere Aufnahmen wa-
ren nicht mehr möglich,
da die Baumgruppe im
Vordergrund die gesamte
Bestockung verdeckt.
- 200 -
Aufnahme 1977.
Aufnahme 1991.
- 201 -
Anhang 11 Bestandesgrundriss der Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben) Zustand 1946.
Darstellung der Kronenprojektion der Baumstandorte. Die Stammdurchmesser (Stöcke und
liegende Stämme) sind zweifach vergrössert gezeichnet. Das liegende Totholz wurde nicht
gezeichnet, da die Umfallzeitpunkte nicht bekannt sind.
Anhang 12 Bestandesgrundriss der Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben) Zustand 1962.
Darstellung der Kronenprojektion, der Baumstandorte und liegenden Stämme und Differen-
zierung des Absterbeprozesses. Um die Zunahme der liegenden Baumleichen deutlicher dar-
zustellen, wurden die 1946 bereits toten Bäumen weggelassen. Die Stammdurchmesser (Stök-
ke und liegende Stämme) sind zweifach vergrössert gezeichnet.
Anhang 13 Bestandesgrundriss der Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben) Zustand 1977.
Darstellung wie Anhang 12
Anhang 14 Bestandesgrundriss der Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben) Zustand 1991.
Darstellung wie Anhang 12
Anhang 17 Bestandesprofile West-Ost, Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben), Zustand 1991.
Die Profilbreite beträgt 6 m, die Massstäbe im Profil sind horizontal und vertikal 1:200. Die
Stammdurchmesser der lebenden Bäume und Stöcke sind im Verhältnis 2:1 gezeichnet. Tote
stehende Bäume sind als Linie dargestellt, liegende tote Bäume wurden im Profil weggelas-
sen. Stöcke sind mit einer Einheitshöhe von 15 cm gezeichnet. Die Geländeoberfläche ent-
spricht dem digitalen Höhenmodell, wobei die Streifenbegrenzung und die Mittellinie durch
je eine Terrainlinie dargestellt sind. Verdeckte Mulden sind auch im Profil nicht sichtbar.
Scheinbar unter der Bodenoberfläche stehende Bäume haben ihren Standort meist in einer
verdeckten Mulde. Im Grundriss ist der jeweils neueste Zustand dargestellt.
Anhang 18 Bestandesprofile Süd-Nord, Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben), Zustand 1991.
Anhang 19 Bestandesprofilsequenz West-Ost, Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben), Zustand 1991.
Anhang 20 Bestandesprofil Süd-Nord, Flächen WSL 4 (unten) und WSL 5 (oben), Zustände 1946, 1962,
1977.
12 12 4
11 11
13 14 13 14
15 15 6
16 16
17 17
3 4 3 4
1 2 1 2
5 5 2
1 3
9 8 7 9 8 7
10 6 10 6 5
12 12 4
11 11
13 14 13 14
15 15 6
16 16
17 17
Beilage 1 Deckfolie zu Abb. 61 mit den Unterteilungen der Beobachtungsflächen aufgrund der Strukturlinienbilder.