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Musik-Lexikon

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Muſik-TLexikon.
Holzfreies vadier.
Nufik-Sexikon
von

Dr. Hugo Riemann,


Lehrer am Konjervatorium zu Hamburg.

Cheorie und Geſchichte der Muſik,


die Tonfünftler alter und neuer Zeit mit Angabe ihrer Werke,
nebit einer vollftändigen Jnftrumentenfunde.

4, = 8
Zweite, vermehrte Ausgabe.

. Sran)


Verlag des Bibliographiſchen Inſtituts

1884.
A/L/oo
BE
II 44

Alle Rechte vom Verleger vorbehalten.


Vorwort.

Das vorliegende Muſik-Lexikon ſoll in erſter Linie dem Muſiker


und Mufiffreund kurze und bündige Aufſchlüſfſe geben über Lebens—
zeit, Schickſale und Verdienſte von Komponiſten, Virtuoſen und Lehrern
ſeiner Kunſt, über die Geſchichte und den gegenwärtigen Stand der Kunſt
ſelbſt ſowie ihrer Theorie und der muſikaliſchen Inſtrumente. Nach
Möglichkeit iſt die relative Ausdehnung der Artikel in Einklang gebracht
worden mit der Bedeutung ihres Anhalt. In der Auswahl der Ar-
tifel war eine gewiffe Bejchränfung durch Raumrüdfichten geboten, trotzdem
bei der Fülle des Material3 dem Buch jchon ein größerer Umfang be-
willigt wurde als andern der Sammlung. Der Gefahr einer Inhalt:
lofigkeit der Artikel wegen zu großer Anzahl derjelben — einer Eigenjchaft,
die gewiſſe mufiklerikalifche Verſuche der neuern Zeit zum „warnenden
Beifpiel” gemacht Hat — war nur auf dieſe Weiſe zu begegnen. Die
Gemeinfaßlichkeit ift bei der Darjtellung als jtrenges Geſetz im
Auge behalten worden; doch glaubfe der Verfaſſer darin nicht jo weit
gehen zu dürfen, daß jchlieglich jelbjt der nur praftijch gebildete Or—
heftermufiter in den theoretifchen und hiſtoriſchen Artikeln nicht mehr
fände, ala er ſelbſt weiß. So wie das Buch ift, wird es auch dem
höher gebildeten Mufiler und dem Mann der Muſikwiſſenſchaft Inter:
efie abgewinnen und dem ftrebjamen Kunſtjünger mancherlei Anregung
geben. Im Gegenjaß zu Schuberths „Muſikaliſchem Konverjations-
lexilon“ und Ähnlichen Büchern ift verjucht worden, auch für ältere Epo—
hen der Muſikgeſchichte Intereſſe und Berjtändnis in weitern Kreiſen
zu weden, was gewiß im Hinblid auf die eine immer breitere Baſis
gewinnenden Berjuche der Wiederbelebung von Werfen des 16. und 17.
Jahrhunderts nur Billigung finden kann. Die Yehre vom muſikaliſchen

159804
VI Vorwort.

Satz (Harmonielehre, Kontrapunkt, Kompoſition) konnte nur in allge—


meinen Umriſſen und hinſichtlich einzelner hervortretender Spezialfragen
Aufnahme finden; wer der Kompoſitionslehre wirklich näher treten will,
wird ſich Belehrung nicht aus einem Lexikon holen, ſondern ſich an die
ſyſtematiſchen Lehrbücher halten. Ebenſo konnte die Geſchichte nur in
tabellariſcher Form und einigen knappen Spezialartikeln gegeben werden.
Die Aufgabe des Lexikons iſt, für ſolche Gebiete die gute Litteratur
nachzuweiſen; dieſer Geſichtspunkt wurde durchweg feſtgehalten, auch für
die Biographien. Der bei dem großen wie dem kleinen Mendel-Reiß—
mannſchen Lexikon hervortretende Mangel einer ungenügenden Berück—
ſichtigung der Litteratur wird daher in dem vorliegenden Buch nicht
bemerklich ſein. Auch eine möglichſt vollſtändige Aufzählung der Werke
der Komponiſten wurde verſucht; wenn auch hier Raumrückſichten eine
ziemlich enge Schranke zogen, ſo wird man doch mehr finden als in
den andern Büchern gleichen Umfangs. So hofft denn dieſes neue Nach—
ſchlagebuch in mancher Beziehung eine wirkliche Lücke auszufüllen und
dadurch ſeine Daſeinsberechtigung nachzuweiſen.
Die biographiſchen Daten lebender Tonkünſtler ſtützen ſich zumeiſt
auf originale, direlt eingeholte Informationen; leider blieb jedoch auch
manche Anfrage unbeantwortet. Von den Männern, welche zur Er—
langung biographiſcher Notizen dem Herausgeber behilflich waren, ſeien
mit bejonderer Anerkennung genannt: Dr. Hans von Bülow in Mei—
ningen, Mathis Luſſy in Paris, Wjätſcheslaw Roſſolowski in
Pelerburg, Martin Röder in Mailand (jet in Berlin), %. Flo:
rimo in Neapel, AU. Berwin in Kom, Kichard Hol in Utrecht,
GE. Gregoir in Antwerpen, W. %. ©. Nicolai im Haag, E. Dann:
reuther in London und Dr. X. Damroſch in New York. Berich—
tigungen faljcher oder unvolljtändiger Daten wird die Berlagshandlung
jederzeit danfend entgegennehmen.
Hamburg.

Dr. Hugo Riemann,


A ift der Name des erften Ton unfrer ſtala nur in der Orgel vor; notiert werben
Grundſtala (AB[HJCDEFG), vgl. Grund» diefelben nicht, fondern treten bloß als
itala, Die Jtaliener, Franzoſen und Spas Klau verftärfungen auf (in der 32füßi:
nier nennen den Ton la ober (befonders gen Stimme einerfeit3 und den Fleinften
in ältern tbeoretifchen Werfen) mit dem Hilfsftimmen Quinte ?/s ober !s und Terz
vellläindigen Solmijationsnamen A la- /s anberjfeit3; ſ. Fußton). Die Noten:
mire, auch wohl A mila; vgl. Solmifation ſchrift kann zwar diefe Töne auch wieber-
und Mutation. — (durch 8* und Bye bass» oder auch
Die A der verfchiedenen Oftaven wer: urch 15 me und 15» bassa), doch find die
den in der Buchftabenbezeichnung durch gewöhnlichen Grenzen ber Rolen chrift die
zujäe voneinander unterfchieden. Der unfrer heutigen großen Konzertflügel mit
efamtumfang der mufifalifch brauchba= dein Umfang vom Doppelfontra= A bis
ton Töne reicht vom Rn bis Bu fünfgeſtrichenen c; vgl. folgende
jum ſechsgeſtrichenen c, d. h.durch neun berficht, in welcher zugleich die nöfiche
Oltaven; doch fommen die alfertiefiten Buciabenbegeinung der Noten ange:
wie die allerhödjiten Zöne diefer Riefen: geben i
d E
Heine Oftape eingeſtrichene Dit. sau ser
edefgahcdefgah PREIS erErT
[ Er I
— rt
=FE
— =
— ——=
| — ⸗ ——————
2* —a⸗e g“a ER e“ ei: zo Sk Sg h““ c#-h* c®
:3 7° : jiveigeftric. Oltave dreigejtrichene Ottave 4geitr.
Ra: :
; nn — —

— Diskant⸗ * — =
ſchlüſſel t3 —

ec 8 0 _ ©.
Doppel.
große Oltave Kontra ⸗ Oltave Kontra
H AGF E D c ıH ıA ıG ıF ıE ıD ‚C aH aA

t — ==
edefgahcdefgah'c“
er

Heine Oftave eingeftrih. Ditave


Überfidt der Noten und Shlüffel und ihrer Bezeihnung.
Das eingeftrichene c (c) ift das in ber mein — indem es die Oboe angibt.
Nitte des Klaviers gelegene; nad dem Die ormaltonhöhe bdesfelben, welche
angeftrihenen a (a), oben in fämtlichen Sand fehr ſchwankend war, ift durch bie
Shtüffeln durch eine O=-Mote hervorge: anzöfifche Akademie 1858 auf 875 ein«
babe, wird in unfern Orcheftern allge: u ia 437,5 Doppelfhwingungen in
Tai. 1
2 A# — Abbreviaturen.
der Sekunde feftgeftellt CBarifer Kammer: tats »De utilitate cantus vocalis et d
ton, aud) »tiefe Stimmung« genannt, modo cantandi atque psallendi« fomw:
sum Unterfchied von ber erheblich höhern, noch eines andern (nad Zritbemius): »D
die zuleßt [in verfchiebenen Ländern und regulis tonorum etsymphoniarum«. —
Städten verſchieden) üblich war); bie 2) Pietro, aud Aron gefchrieben, be
Barifer Stimmung (Diapason normal) deutender Mufiftheoretifer, geboren um
wird jegt allmählich überall eingefübrt. 1490 zu Florenz, geftorben zwifchen 154!
In Deutſchland und Frankreich haben und 1569; Ranonifus in Rimini, fpäte
auch die Stimmgabeln, nad denen die (1536) Mönd vom Orden ber Kreuzträ
Klaviere geitimmt werden, bie Tonhöhe ger, erft in Bergamo, dann in Padua
des a’ (oder a”), während fie in England ulegt in Benedig, gab heraus: »I tre
auf c” geftimmt find. — Auf den Titeln ibridell’ istituzione armonica« (1516,
alter Stimmbücher bebeutet A foviel wie auch Iateinifh von G. A. Flaminio);
Altus (Altftimme). In neuern PBartitu: »Il Toscanello in musica« (1523, 1525,
ren und Stimmen werden die Buchjtaben 1529, 1539 u. 1562); »Trattato della
(A—Z, Aa—Zz) ald Merkzeichen einge: natura et cognitione di tutti gli tuoni
Ichrieben, um beim Einjtudieren das Wie: di canto fi to« (1525); »Lucidario
deranfangen von einer beliebigen Stelle in musica di alcune opinioni antiche e
an zu erleichtern. In neuern theoretijchen moderne« (1545) und »Compendiolo di
Werfen (bei Gottfried Weber, M. Haupt: molti dubbi segreti et sentenze intorno
mann, E. %. Richter u. a.) werden die al canto fermo e figurato« (ohne Jahr).
Buchſtaben in der Bedeutung von Afkor: Abato, Evarijta %. del, geb. 1662
den gebraucht; dann bedeutet A den zu Verona, geftorben als Furfürjtlich bav-
A dur-Aftord, a den A moll- Afkord zc. riſcher Kapellmeifter 26. Febr. 1726 in
In den ältern Antipbonarien, To— München; veröffentliäte Sonaten für
narien 2c. des Gregorianijchen Kirchenges Violine mit Continuo und Konzerte für
ſangs, befonderd den mit Neumen nos Streihhinftrumente.
tierten, bedeutet einzu Anfang beigefchrie- Abb., Abfürzung von abbassamento
benes a, daß ſich der Gefang im eriten (di mano), »Tieferftellung«, deutet bei
Kirchenton bewegt. — In italienischen einer Kreuzung der Hände in Klavier:
Vortragsbezeihnungen ijt a als »mite, oder Orgelfompofitionen an, daß die betr.
»zu«, »aufe, »an«, »bei« 2c. zu überfegen, Hand unter der andern fpielen fol.
3.B.: a due, zu zwei (zweiftimmig), ſ.die Abbandono (ital.), Hingebung.
betr. Hauptworte. Abbe l’aine, cadet und Als, j. Saint-
AK — ais, das um einen Halbton er: Sevin.
Abbellimento (ital.), ſ. v. w. Ber:
böhte af; ; bannn aber im Anz zierung (f. d.).
Abbey (ipr. abbeh), John, berühmter
ſchluß an die Generalbaßbezifferung Parifer Orgelbauer, geb. 22, Dez. 1785
(eigentlich f) f. v. w. der Dreiklang von zu Wilton (Northampton), geit. 19. Febr.
1859 in Verſailles. Viele Orgeln in
a mit erhöhter Terz, d. h.A dur-Afford, Paris und in der Provinz find von ihm
und endlich A dur-Tonart. Im Gegen erbaut oder umgebauf. 1827 baute er
jaß dazu bedeutet a% oder a9 denA moll- die Orgel für die nationale Ausitellung,
Afford oder die A moll-Tonart. Doch ift dedaleichen die leider 1830 zeritörte Er:
diefe Bezeichnungsweife keineswegs allge: preffivorgel in ben Tuilerien (beide von
mein und zufolge ihrer Mehrdeutigfeit ©. Erard entworfen).
nicht empfehlenswert. Bol. Klangſchlüſſel. Abbreviaturen (Abfürzungen)find
Aaron, 1) Abt der Klöfter zu St. fowohl in der Notenſchrift ferof als in
Martin und St. PBantaleon in Köln, den beigefügten Vortragsbezeichnungen
geſt. 14. Dez. 1052; Berfaffer des in ber in großer Zahl üblih. Die gewöhnlic-
St. Martinibibliothek befindlichen Traf: ften A. der Notenfhrift find: 1) Die
Abbreviaturen. 3

Anwendung bed Wiederholungszeichens 4) Beim Vorkommen einer gran An:


Rerik), anjtatt daß eine Anzahl Takte a0hl von Taften Paufe die Bezeichnung
ein ganzer Teil zweimal außge: etr Zahl der Takte über ſchrägen Balfen:
mır EZ 10

5) Das Arpeggio für die Auflöfing in


wird flatt deſſen, beſonders bei Wie- eine vorher gebrauchte, auggeführtere Art
—— weniger Takte, die Bezeich— der Akkordbrechung:
nımg bis (>3weimal«) angewandt:

ſelten iſt tris (»dreimal«). 2) Bei Wieder:


bolungen einer kurzen Figur das Zeichen
z oder 7, auch2:

nn 6) Das Dftavenzeihen zur Vermeidung


der vielen Hilfslinien für jehr hohe oder
ſehr tiefe Noten:
3) BeiWiederholungen besfelben Ton? in Bein Ma
turzen Rotenwerten die Anwendung von
Roten längerer Geltung mit Andeutung,
in welche Rotengattung fie aufgelöft wer:
den jollen:
veDie Bezeichnung con (coll’) ottava
er con ottava bassa anjtatt ausge:
Ichriebener Oktaven:
— —— — —

—— PasgessseSHEER
con — bassa m

|8) An Bartituren, wenn verfchiedeneIn:


jtrumente dasſelbe zu fpielen haben, Die
Anweifung col basso (»mit dem Kontra-
— baß-, d. h. diefelben Noten wie diefer),
col violino ı:
Flauti c. Viol.


te
— el
S ee SE

Yiolini
Ausführung:

——— SS
16
tele

*
4 ABC, mufitalifches — Abenheim.

\
anftatt baß nochmals biefelben Noten ge: Wiſſenſchaft der mufifalifhen EyFlen«.
fchrieben werden. Abnlich wird öfters in Bol. Riefewetter, Die Mufif der Ara-
Rlavierjachen, wern beide Hände biefelben ber, ©. 33 (1842).
Pafjagen in verfchiebener Dftavlage ſpie⸗ Abd el Mumin (Abdolmumin), j.
len, nur der Bart der einen Hand ausge: Sſafſiddin.
jchrieben, während der der andern, nach—⸗ Abeille (pr. aväj), J. Eh. Ludwig,
dem durch wenige Noten die Entfernung eb. 20. Febr. 1761 zu Baireuth, geit.
der Hände voneinander feitgeftellt ift, durch 832 als Konzertmeifter und Hoforganiit
»all’ unisono« oder einfach »unisono«: in Stuttgart; war ein vortrefflicher Kla—
vier= und Orgelfpieler und fruchtbarer
Komponift (Opern, Kammermuſik 2c.).
Lieder von ihm werden in den Schulen
noch gehen en.
Abel, riKlamor Heinrich, herzogl.
——
me — Kammermufitus zu Hannover, gab 1674
SEEN —
Fua SEO EEE

bis 1677 drei Zeile Inftrumentalftüde:
ger unisono »Erſtlinge mufifalifher Blumen«, ber:
aus (Allemanden, Eouranten, Saraban-
bezeichnet wird. 9) Auch die Phrafie- ben 2c.). — 2) Leop. Auguft, geb. 1720
rung wird, wenn fie durch eine Reihe zu Köthen, vortrefflicher Violiniſt, Schü—
ähnlicher Figuren biefelbe bleibt, häu— ler von Benda, wirkte an den arg
fig nicht außgefchrieben, fondern durch inBraunfchweig, Sonderöhaujen (1758),
»simile« oder »segue« als dem Voraus: Schwedt und Schwerin (1770) und hat
gegangenen entfprechend angedeutet: ſechs Violinfonzerte herausgegeben. —
3) Karl Friedrich, Bruder de vori-
simile gen, geb. 1725, geit. 20. Juni 1787 zu
London; der leizte Gambenvirtuofe und
feiner Zeit hochangefehener Komponiit,
1748—98 Mitglied der Dresdener Hof:
Auch die Zeichen für Triller, Doppel: Fapelle, danach auf Konzertreifen, 1759—
ſchlag, Mordent ꝛc. find U. ber Noten: 1782 in London, wo er — und all⸗
fchrift. Val. Verzierungen und Zeichen. Die — verehrt wurde und auch nach vor:
Abkürzungen der Vortragäbezeichnungen bergehendem Aufenthalt in Deutjchland
und Namen der Inſtrumente find an ftarb. Seine Kompofitionen zeichnen fich
ihrer Stelle befonderd aufgeführt, 3. B.durch die der Gambe Fest Weich⸗
B. C. (Basso continuo) unter B, m. 8. heit der Empfindung aus, beſonders ſind
(manu sinistra) unter M ıc. ſeine zahlreichen Sonaten und Konzerte
AB 6, mufilalifces, ſ. Buchſtaben ⸗ für Klavier mit Streichinſtrumenten ſo—
to nfchrift. wie feine Quartette hervorzuheben.
Asbscsdieren nennt man das Gin: Abela, 1) Karl Gottlob, Gefang?:
en ber Töne mit Aussprache ihrer Buch: fomponift, geb. 29. April 1803 zu Borna
tabennamen, welches in Deutjchland feit in Sadjen, geft. 22. April 1841 als Kan:
Zahrbunderten im Elementargefangun: tor an ber Frande- Stiftung zu Halle;
terricht ftatt des Solmiſierens üblidy ift. bat ein Liederheft für Schulen fowie zabl:
Bol. Eolmifation, reihe Männerchorlieder herausgegeben.—
Abd el ſtadir nat: Ben 2) Dom Placido, Prior des Kloſters
fa, arab. Deufiffchriftiteller des 14. onte Caſſino, geftorben im Juli 1876,
Jahrh., ift der Verfaſſer von drei und war ein tüchtiger Orgelfpieler und kirch⸗
erhaltenen Schriften: »Der Sammler ber licher Komponiſt.
Melodiene, »Die Zwecke der Melodien in Abenheim, Joſeph, geb. 1804 zu
der Kompofition der Töne und Mafe« Worms, verbientes Mitglied der Hof:
und »Der Schaß der Melodien in der fapelle in Stuttgart (Biolinift), 1854 aum
Abert — Accelerando. 5
Wuftfdireftor ernannt, bat viele Entr’- »barjtellenben« oder »PBrogramme«- Mufif,
aces, Duvertüren ꝛc. geichrieben; doch d. h. zu der Mufif, die etwas Beftimmtes
find im Drud nur Fleinere anjprechende ausdrüden fol. Nach der Anficht einer
Sachen für Klavier und Gefangerfchienen. hypermodernen Minorität it alle Muſik,
Abert, Zobann Jofepb, einer unfrer die nicht einen poetifchen Gedanken zum
bebeutendern lebenden Romponiften, geb. Ausdruck bringt, leere Spielerei. Umge—
2. Sept. 1832 zu Kochowig in Böhmen, fehrt fprechen ultrafonfervative Mufifer
erbielt jeine erfte mufifalifche Ausbildung der Mufif ganz und gar bie Fähigkeit ab,
ald Chorfnabe zu Gaftdorf und Klojter etwas — Bol. uiſthetit.
%eipa, flob aber aus dem Klojter und Abſtrakten (franz, Abreges) ——
wurde, dank der Unterftügung eines Vers diejenigen Zeile des Regierwerks ber Or:
wandten, Schüler des Prager Konjerva- gel, welche ziehend wirken, im Gegenſatz
tetiums unter Kittl und Tomaczef. 1852 zu den brüdend wirkenden Stechern (f. d.).
wurde er ald KRontrabaffift in die Stutt- Abt, Franz, geb. 22. Dez. 1819 zu
garter Hoffapelle engagiert und erhielt Eilenburg, befuchte die Thomasſchule in
1867 nach Ederts Weggang die Hoffapell- seipäig und follte Theologie jtudieren,
ineifterftelle dajelbit. Abertö © moll-Sym: wandte ſich aber bald der Mufif & biri-
rbonie (1852 zuerftaufgeführt), feine N gierte einen »philharmonifchene Studen⸗
rhoniſche Dichtung »Kolumbus« (1864) tenverein und verfuchte fih als Kompo—
jowie feine Opern: »Anna von Xand3: nijt mit Beifall. 1841 wurde er Mufif:
frone, »König Enzio«, »Ajtorgae, »Ef: bireftor am Hoftheater zu Bernburg, ging
lehard«, ferner Duvertüren, Quartette, aber noch in demjelben Jahr in gleicher
Lieder ıc. haben feinem Namen einen Eigenjchaft an das Aftientheater in Zü—
guten Klang gemadt. rich, wo er bis zu feiner Ernennung zum
ejang, j. Strophe. berzoglih braunfchweigiichen Hoffavell:
Ablürzungen, ſ. Abbreviaturen. meijter (1852) blieb. 1872 bejuchte er
Abos, Girolamo, Komponift ber auf —— verſchiedener großer Ge⸗
neapolitan. Schule, geboren Anfang des ſangvereine Nordamerika und feierte
18. Jabrb. zu Malta, geftorben um 1786 außerordentliche Triumphe. A. erfreut
in Reapel; Schüler von Leo und Durante, jo einer jeltenen Bopularität; feine Lie-
Ihrieb für Neapel, Venedig, Rom und r und Männerquartette, deren er eine
Turin Opern, welche von den Zeitgenoj: fehr große Zahl herausgegeben, jtehen der
ſen jehr hoch geftellt wurden; 1756 —57 fünftlerifchen Faktur nad) durchaus nicht
dirigierte er die Italieniſche Oper zu Yon: boch, zeigen aber vielfach eine fließende
don und brachte enge »Tito Manlio« zur melodijhe Erfindung, oft freilich jtarf
Aufführung. 1758 wurde er als Xehrer and Sentimentale ftreifend. Einzelne der:
am Gonjervatorio della Bietä de’ Turchini kan find vollftändig Volkslieder gewor:
zu Reapel angeitellt. Außer ben Opern: en (»Wenn die Schwalben heimmärts
:La pupilla e’l tutore«, »La serva pa- ichn«e, »Gute Nacht, du mein herziges
drona«, »Ifigenia in Aulide«, »Arta- Binde 2c.); unter ben Chorliebern find
serse« , »Adriano« und »Tito Manlio« einige von poetifcher Schönheit (»Die ftille
bat er auch eine große Anzahl Firchlicher Waſſerroſe«). 1881 wurde N. in Rube:
Kompofitionen gejchrieben. ftand verfeßt.
Abraham, ſ. Braham. A cappella (itaf.), im Kapellſtil,
Abſolute Muſik (d. h.Muſik an db. h. für Singftimmen allein ohne jede
ſich, ohne Beziehung zu andern Künſten Inſtrumentalbegleitung (f. Kapelle).
oder zu irgend welchen außer ihr liegen Accademia, j. Atademie.
den Borftellungsobjekten) iſt ein Termis Accademia degli Arcadi, j. %-
nus, ber in neuerer Zeit dad Loſungs— ladier.
wort einer großen Bartei unter den Mus Accarezzevole (ital.), ſchmeichelnd,
ſternund Mufiffreundenbildet. Diea. M. f. v. w. lusingando.
Rebt im Gegenjag zur smalenden« oder Accelerando (ital., fpr. attjä-), be:
6 Accent — Acceiaccatura.

ichleunigend, jchneller werbend, allmäh— dulation einführen zc., find fie harın o=
lich (nicht mit einem Marl) fchneller. nische, fofern fie die Spigen der Melodie
Accent, 1) die Pac einzelner hervorheben, melodifche Accente, und
Töne vor den andern durch ftärfere Bes endlich, jofern fie im Widerſpruch mit
tonung. Sofern die Accente in furzen den im vorigen angebeuteten einfachen
Zeitabjtänden einander regelmäßig folgen Geſetzen der Accentuierung jtehen und be—
und die fortlaufende Tonreibe in Tafte ondern Zweden des Künſtlers (Kontraft,
teilen, find fie metrifche Accente (f. Me berrafhung, Effekt) dienen, find jie
teit);Jofern fie dagegen innerhalb des jche: pathbetifhe Accente (. Ausprud). —
matifchen Verlaufs der Tafte da eigent= 2) Eine früher durch befondere Zeichen ge—
liche mufifalifche Leben repräfentieren und forderte, heute veraltete Verzierung (ital.
melodiſch⸗ rhythmiſche Motive markieren, accento), etwa unferm Vorſchlag ent:
der Taftgliederung nicht widerjprechend, Iprechend. Der X. wurde verſchiedenartig
aber frei —*u derjelben bewegen, angedeutet; feine Ausführung geſchah fo,
find fie rhythmiſche Accente (ſ. Rhyth⸗ daß der Note, vor welcher das Zeichen bes
mit); fofern fie die Aufmerffamfeit auf der Accents ftand, ihre Ober: oder Unter-
Tonart fremde Töne lenken, die eine Mo— fefunde vorausgeſchickt wurde.
Ausführung

Bei Schneller Bervegung und Furzen No— eine Hilfe für den, welcher die Melodie
tenwerten verlor Die Pia ote bie durch mündliche Trabition erlernt Hatte.
Hälfte ihres Werts, bei fürzern Noten Daß die brei griehifchen A. in der Bedeu:
weniger. Walther (1732) unterfcheidet tung ihres Wortſinns die Urelemente ber
noch einen doppelten. (accento dop- Neumenfhrift find, ift Teicht erfichtlich
pio), bei dem bie erfte Note verfürzt und ( oxytonon = Erhebung der Stimme —
die ziveite durch eine Art Bortament vor: Pirga ’; ferner" barytonon — Senkung
ausgenommen wird; berjelbe fällt dann ber Stimme — Jacens, Punctus * - —
mit dem Port de voir völlig zufammen: und a oder e perispomenon, ein Hin:
und Herziehen der Stimme, Schnörfel =
Plica). Vgl. Neumen.
Accentus ift als ein Teil des Fatboli:
ſchen Ritualgefangd ber Gegenfag von
Die Bezeichnung duch ” ift indes eine Concentus. Unter demftamenConcentus
feltene; die oben gegebenen Zeichen des begreifen die Ältern Ammweifungen für ben
einfachen Accent? werden vielmehr bald Gregorianifchen Gefang alles, was ber
jo, bald fo verftanden und die Benennun: Gefamtchor vorzutragen bat, d.h. Hym⸗
en A., Chute, Port de voir als gleich: nen, Palmen, Refponforien, Halleluja,
————— gebraucht. Bgl. auch Aſpiration. Sequenzen 2c.; unter A. bagegen ben
Arccente als muſikaliſche Noten aufzu— Kollekten», —— Evangelien= und
faſſen und zu deuten, hat man ſchon ver: Leftionston, überhaupt das, was vom
ſchiedentlich verfucht, befonders die U. der Prieſter und den andern Altardienern ge-
bebräifhen Sprache (vgl. Anton). Al: jungen oder eigentli mehr recitiert als
ferdings iſt es kaum zweifelhaft, daß efungen wird. Der A. hält zumeifl den:
die Accentuation der Hlalmen 2c. eine —* Ton feſt und zeichnet nur die In—
Art Notenfhrift war, aber wohl nur in terpunktionen des Textes durch Eng
dem Sinn wie die Neumenfchrift (die Frage) oder Senfungen (Punkt) bes
ja allem Anfchein nach aus den griechi- onfall® aus,
chen Accenten hervorgegangen ift), näm— Acciaccatüra (ital., fpr. atiſcha · Zu:
ih eine ungefähre Zonbezeihnung, fammenfhlag), eine veraltete Berzie:
Hecidentalen — Adam. 7
rumg beim Orgel: umd Klavierſpiel, die Stimme der Orgel, die in ber Regel einc
im gleichzeitigen Anſchlag der Meinen Un: Terz hat und Feiner als Mirtur tft, d. 1
terietunde mit einem Affordton bejtand; mit höhern Tönen anfängt (drei bis fünf:
dech mußte der Nebenton fofort wieder fach au 126 und 1 Fuß).
leögelafien werden. Die A. wurde jelten Adagio (ipr. avappjco), eine der älteften
(duch Feine Noten) vorgejchrieben, ges Tempobezeihnungen, die fchon zu Anfang
dörte vielmehr zu den beliebten Zuthaten des 17. Jahrh. vorfommt; a. bedeutet im
der Organiften und Gembaliften. Italieniſchen: bequem, behaglih, bat
Actidentalen, Aceidentien, ſ. Ber- aber für die Mufik im Lauf der Zeit die
changszeichen. Bedeutungvonlangfam, jafehr lang:
Aecompagnato ſital., fpr. -panjä-), fam (aber nicht fo langjam wie largo)
begleitet· technifcher Ausdruck für das erhalten. Die Bezeihnung a. fommt
mit fortgehender Begleitung verjehene ſowohl innerhalb eines Tonttüds für we⸗
Recitativ zum Unterjchied vom Secco⸗ nige Noten wie auch zu Anfang eines
recitativ, bei welchem nur die Harmo= Satzes als Tempobeftimmung für deſſen
nien kurz angegeben werben. ganze Dauer vor, fo daß man jeßt ge
Accordion, ſ. v. w. Ziehharmonita. wöhnlich unter einem A. einen ganzen
Aetordo, j. Lyra. Sag einer Sonate, Symphonie oder eines
Arcordoir (ipr. »doar), franz. Name bed Duartett3 ꝛc. verficht. Gewöhnlich ift
Stimmbammers für die Klaviere ſowie das A. ber zweite Sa, doch find Aus—
des Stimmborns für die metallenen La⸗ nahmen nicht felten (neunte Symphonie
bialpfeifen der Orgel. von Beethoven, Waldſymphonie von Raff
Acerescendo tarſpr.treſch⸗), ſ. v.w. u. a.) man nennt einen ſolchen Sak
crescendo. auch dann ein A., wenn er einen beweg⸗
Achard (ipr. aſchaht), Leon, bedeutender tern Teil (andante, piü mosso u. dgl.)
Sänger (Iyrifcher Tenor), geb. 16. Febr. enthält. Der Superlativ adagissimo
1831 zu yon, Schüler von Borbogni am * adagiosissimo), »äußerjt lang⸗
Barifer Konfervatorium, debütierte 1854 ame, ift felten. Die Diminutivform ada-
am Theätre Iyrique, war 1856—62 am gietto bebeutet: ziemlich langſam, d. 1
Grand Theätre zu Lyon, 1862—71 an nicht fo lanafam wie a.; als Überfchrift
der Opera comique zu Bari und ift nad) fennzeichnet fie ein langſames Sätzchen von
erneuten Studien in Mailand feit 1871 furzer Dauer (kleines A.). Bol. Tempo.
an der Großen Oper zu Paris. dam, 1) Louis, geb. 3. Dez. 1758
Adtel, der achte Teil einer Taftnote u Miettersbolg (Elſaß), einer deutſchen
N oder, wenn mehrere X. gemeinfame milie entjtammend, geit. 11. April
848 in Paris; ein vorzüglicher Mufi-
erftriche haben, . Der alte Name fer, der Bach und Händel gründlich ftu-
des Achtels ift »Fuſa«, eine alte, aber dierte, 1797 — 184 Brofetfor be Kla⸗
no bis Anfang vorigen Jahrhunderts vierfpiel3 am Pariſer Konſervatorium,
Lehrer von Kalfbrenner, Herold u. a.,
vorfommenbe Geftalt N der gegenüber ift der Verfaffer einer vorzüglichen »Me⸗
thode des Klavierfpield« (1802; überfegt
Das Biertel als auftritt. Die Achtel⸗ von Ezerny, 1826), auch hat erKlavierſona⸗
dauſe bat die Geftalt 7, alt "]; daneben ten, Variationen ꝛc. ——— — 2)
beſtand im 16. und 17. Jahrh. die den Adolphe Charles, Sohn de vorigen,
Achten mit weißem Notenkopf entſpre⸗ befannter Opernfomponift, geb. 24. Juli
1803 zu Paris, geft. 3. Mai 1856; follte
tfühig f. Sußton eigentlich ein Gelehrter werben, zeigte aber
Action (ipr.ätig'n) ift der engl. Aus: dazu er Neigung und Ausdauer; doch
drud für Mechanik (der Orgeln, ber Kla⸗ auch als Muſiker (1817 wurde er ing Kon:
viere ıc, fervatorium aufgenommen) arbeitete er
Aeũta (Scharf), eine gemiſchte nur nachläſſig und flüchtig, bis Boieldieu
8 Adam de la Hale — Adelburg.
ihn in feine ED HL nahm, ba Reihe andrer Jeux (»Jeu d’Adam« zum
er fein Talent für Melodie entdedte; nun »Jeu du pölerin«), Rondeaux, Mote£
ging ed raſch vorwärtd. Nachdem er fid) und Chansons. Die Werfe Adams de I
durch allerhand Klavierſtücke (Transſkrip⸗ ale find von unfhäßbarer Bebeutur
tionen, Lieder) befannt gemacht, brachte für die Mufifgefchichte feiner Zeit.
er 1829 feine erjte er Oper: »Be: Adams (ipr. vväims), Thomas, vor
ter und Katharina«, in der Opera comique üglicher engl. Organift und Komponi
zur Aufführung; der gute Erfolg ermus I fein Inftrument, geb. 5. Sept. 17
tigte ihn, fo daß fchnell eine Reihe von zu London, geft. 15. Sept. 1858 bafeIbk
13 weitern Werfen folgte, bis er 1836 leitete unter anderm die mufifalif
mit dem »Boftillon von Yonjumeaue« glän- Aufführungen auf dem Apollonifon v
zend durchſchlug. 1846 — 49 trat eine and Sn Robſon. Seine veröffentlä
vollſtändige Pauſe in Adams Kompofi- ten Werfe find Orgelfugen, Zwif
tionsthätigkeit ein, da er wegen eines Kon: fpiele, Bariationenmwerfe (aud für Bianes
flift3 mit dem Direktor der Komiſchen forte), Fleine a cappella -Geſangſtũcke
Dper felbft daran ging, ein Opermunter: Adam von Fulda, ein gelehrter f
nehmen zu begründen (Theätre national, Mönd um 14%, Verfaffer eines int
1847); die Revolution von 1848 ruis ejfanten, von Gerbert im 3. Bande d
nierte feine Finanzen, und nun ring er »Scriptores« abgedrudten mufiftheoreti#'
wieder an, fleißig zu ſchaffen. Nach dem ſchen Traftats, | 4
Tod feines Vaters (1848) wurde er Kom: Adcod (ipr. id), James, geb. 1778:
pofitionsprofeffor am Konſervatorium. zu Eton (Bucks), geit. 30. April 1860°
Von feinen 53 Bühnenwerfen feien noch in Cambridge; Chorfnabe in der Georgs="
hervorgehoben die Opern: »Le fidele fapelle r Windfor und dann zu Etom,
berger«, »La rose de P£ronne«, »Le wurde 1797 zum Laienpriefter geweibt,
roi d’Yvetot«, »Giralda«, »La poup6e trat Später ald Mitglied in verſchiedene
de Nuremberg« jowie die Ballette: »Gi- Kirchenchöre zu Gambridge, wo er endlich
sella«, »Le Corsaire« x. Wenn auch Chormeiſter des King's College wurde
feins von Adams Werfen als klaſſiſch be: Er veröffentlichte eine Geſangſchule und
zeichnet werden kann, fo fichern doch die eine Anzahl Glees eigner Kompoſition
rhyihmiſche Grazie und der melodiſche —8 (pr. oͤddifn), John, engl.
Reichtum zum mindeſten einem Teil der⸗ Komponiſt, geboren um 1770, geſt. M
jelben nody eine längere Kortdauer. Eine Jan. 1844 in London. Seine Hauptwerlt
furze Biographie Adams ift 1876 von N. find die Singfpiele: »The sleeping
Bougin herausgegeben worden ; vgl. auch beauty«, »The Russian impostor«,
»Derniers souvenirs d’un musicien« »My aunt«, »Two words«, »Free and
(autobiograpbijche je ai und verſchie⸗ easy«, »My uncle«, »Robinet the ban-
dene Journalartifel aus der Feder Adams, dit«, »Rose d’amour« und »The far-
1857—59, 2 Bbe.). mer's wife« (letzteres in Gemeinjdaft
Adam de la Hale (oder Halle), mit mit * andern erg
dem Beinamen le Bossu d’Arras (»der Addoloräto (ital.), wehmütig.
Budelige von Arcade), geboren um 1240 Adelboldus, Bifchof von —* geil.
u Arras, geft. 1287 in Neapel; ein hoch: |27..N
. Nov. 1027, ift Verfaſſer eines von
— enialer Dichter und Kom— Gerbert im 1. Bande der »Scriptores«
poniſt (Trouvere), von deſſen Werken uns —* mufiftheoretifchen Traftats.
viele erhalten und 1872 von Couſſema—⸗ delburg, Auguft, Ritter von,
fer herausgegeben worden find (»(Euvres Violinift, geb. 1833 zu Konftantinopel,
completes dutrouvere A.delaH.etc.«). geftorben geiftesfrant 20. DEt. 1873 in
Das wichtigfte derfelben ift das »Jeu de Berlin; war für die biplomat. Karriere
Robin et de Marione, eine Art fomifcher beſtimmt, wurbe aber jchon 1850 —54
Oper (Liederfpiel), in Dichtung und Schüler Mayfebers, der ihn zum hervor»
Mufit volftändig erhalten; ferner eine ragenden Violinvirtuofen ausbildete. In
Aelung — Affilard. 9
den 60er Jahren erregte A. durch die latur (Bräludien, Phantafien, Madrigale,
Größe ſeines Tons Aufjehen. Er kompo⸗ Motetten, Kanzonetten und Zanzitüde).
zierte Somaten und Konzerte fiir Violine, Adrien (eigentlih Andrien), Mar:
Streihquartette ac. ſowie drei Opern: tin Joſeph, genannt La Neuville, aud)
Ztinvi ·(1868 in Peſt), »Wallenftein« A. l’aine, geb. 1766 zu Lüttich, Baßſan⸗
und »Martinuzzi«. ger an der Parifer Oper 1785—1 804,
Adelung j Adlung. dann Mepetitor an bemjelben Inſtitut,
Adglo Ado, abgefürzt für Adagio. geftorben im März 1822 als Geſang—
Adiräto ital.), zornig. lehrer am Ronfervatorium; ift Komponift
Adler, Georg, ungar. Komponift, der »Hymne ä la libertö« aus Feier des
geb. 1806 zu Dfen, tüchtiger Violin= und Abmarjches der Preußen (1792) und der
Klavierfpieler und Lehrer, gab eine Reihe Hymne auf die Märtyrer der Freiheit.
auter Rammermufifwerke, Klaviervaria- A dur-Aflord = a.cis.e; A dur-
tionen, Lieder und Ehorlieder heraus. Tonart, 3 vorgezeichnet, ſ. Tonart.
Adlgaſſer, Anton Rajetan, geb. 3. Alrophon, ſ. Harmonium. ‚
April 1728 zu Luzern, Schüler von Eber⸗ Werts (ipr. ahrts), 1) Egide, Flöten-
iin in Salzburg, geft. 23. Dez. 1777 da= virtuofe, geb. 1. März 1822 zu Boom bei
ibit als erfter Organiſt der Kathebrale. Antwerpen, trat mit zwölf Zahren ins
Im Arhiv der Kapelle zu Salzburg Brüffeler Konfervatorium und machte be=
werden verjchiedene größere Rompofitio= reits 1837 Auffehen in Paris als Flöten⸗
nen von ihm aufbewahrt. virtuoſe, wurde 1847 Lehrer der Flöte am
Adtung — — Jakob, geb. Konfervatoriumzußrüffel,ftarb aber ſchon
14. Jan. 1699 zu Bindersleben bei Er⸗ 9. Juni 1853 an der Shwindjucht. Seine
hart, gef. 5. Juli 1762; ftudierte in Er: Kompofitionen (Symphonien, Flötenton-
jurt und Jena Philologie und Theologie, zerte way nicht gedrudt. — 2) F. ...,
trieb aber dabei jo ernitlich muſikaliſche geb. 4. Mai 1827 zu St. Trond, Schüler
Studien, daß er gleichzeitig als Gyme de3 Brüffeler Konfervatoriums (6. Hanj:
nafialprofefjor und ſtädtiſcher Organift fen), wirfte erſt einige Zeit als Violinift
zu Erfurt angeftellt werben fonnte und in Brüjfel, fodann als Kapellmeifter zu
üne erhebliche Thätigfeit als Privats Tournay, lebte einige Jahre in Baris und
mufiffehrer entfaltete. A. hat brei für bie it jeit 4862 Muhfiehrer zu Nivelles.
Nufifgefhichte bochwichtige Werke ges Gab zwei Schriften Über den Gregoriani=
ihrieben: „Anleitung zur mufifalifchen hen Gefang (plain-chant), ein Schul-
—— (1758; 2. Aufl. 1783, beſorgt liederbuch, Litaneien, eine elementare
von Joh. Ad. Hiller); »Musica mecha- Mufiflehre fowie eine Reihe Orchefter:
niea organoedie (1768) und »Mufifa- — Violinvariationen ꝛc. heraus.
liches Siebengeftirne (1768, beide von IA oder Aevia, aeuia ift in den
x. Wbrecht herausgegeben). ältern Notierungen des Gregorianischen
Adrafloß, peripatetifcher Philofoph um Gefangs Abkürzung des Worts Alleluja
3 v. Chr., Schüler des Arijtoteles, hat (mit Auslaffung der Konfonanten).
em Werk über die Muſik us Affetto (ital.), Gemütsbewegung ;
(sdguorızav Alßlıa rola«), das in⸗ con a., affettuoso, gemütvoll, mit viel
des nur in Auszügen in der »Harmonif« Ausdrud (und feinem Vortrag).
des Manuel Bryennius erhalten ift. Affilar (ober filar) il tuono (ital.),
Adrianfen (Hadrianius), Ema= den Ton andauernd gleihmäßig augftrö-
nuel, ausgezeichneter Lautenvirtuofe im men laſſen, ungefähr gleichbedeutend mit
16. Jahrh., geboren zu Antwerpen, gab metter la voce, messa di voce (f. d.), nur
53 heraus: »Pratum musicum etec.«, daß bei leßterm gewöhnlich ein Crescendo
eine gg reale von Ey: und Diminuendo mitverjtanden wird.
prian di Rore, Orlando di Laſſo, Jachet Affilard (ipr. Tape), Michel d’, Ka—
van Berchem, Hubert Waelrant u. a. in ———— (Tenor) Ludwigs XIV. 1683
freier Bearbeitung für die Laute in Tabu: is 1708, gab eine Lehrmethode für das
10 Affitto — Agoge.
Bomblattfingen ee tres - fa- Jahrh., defien Traftat über bie Menfur=
ciles ete.«, 1705, 1710 u. 1717) heraus. ralmufif bei Couſſemaker (»Scriptores«,
Afflitto (ital.), niedergejchlagen, Bd. Sie edrudt ift.
traurig. Agilitälital.,ipr.agdfg-),Beweglichfeit
Affrettando (ital), befchleunigend, Agitato (ital., fpr. ahdſch⸗), aufgeregt.
ſ. v. w. stringendo; affrettato, beſchleu⸗ Agnelli (ipr. anjemi), Salvatore, geb.
nigt, j. dv. w. pi mosso. 1817 zu Palermo, ausgebildet am Kon—
Wiranio, Ranonifus von Ferrara, fervatorium zu Neapel durch Furno, Zirt-
geboren Ende des 15. Jahrh. zu Pavia, garelli und Donizetti, fehrieb erft eine
ift ber Erfinder des Fagott. ReiheOpern für italienische Theater (Mea⸗
Alzelius, Arvid Auguft, geb.6. Mai pel und Palermo), ging aber 1346 nach
1785, geft. 25. Sept. 1871 als Pfarrer zu Marfeille, wo er noch Iebt und die Opern:
Entöping in Schweden; hat zwei Samm⸗ »La Jacquerie« (1849), »L&onore de
lungen jchwedifcher Volkslieder heraus: Medicis« (1855) und »Les deuxavares«
gegeben (mit Melodien): »Svenska folk- (1860) zurAufführung brachte; außerdem
visor« (1814—16, 3 Bde.) und »Afsked jchrieb er mehrere Ballette, ein Miferere,
of svenska folksharpan« Stabat Mater, eine Kantate —
Agazzari, Agoftino, geb. 2. Dez. Napoleons J., 1856 durch drei Orcheſter
1578 zu Siena, geitorben daſelbſt 10. April im Tuileriengarten a) und bat
1640; zuerft Muſiker in Dienften des Kai⸗— brei Opern (»Cromwell«, »Stefania«,
ſers Matthias, barauf einige Zeit Kapell- »Sforza«) im Manuffript.
meifter des deutfchen Kollegs und in der Agnefi (ipr. anj-), 1) Maria There-
Folge Kapellmeijter des römifchen Semi ſia d’, vorzügliche Klavierfpielerin, geb.
nars zu Rom, wo er mit Biadana befannt 1724 zu Mailand, Tomponierte viele
wurde und ſich feinen Neuerungen ans Klavierwerfe und vier Opern (»Sofo-
ſchloß, 1630 Kapellmeijter der —— nisbe«, >Ciro in Armenia«, »Nitocri«
Siena. Ein ſeiner Zeit hochangeſehener und »Insubria consolata«). — NLouis
omponift, deſſen Werke in Deutſchland Ferdinand Leopold Agniez, genannt
und Holland nachgedruckt wurden (Madri⸗ Luigi A. geb. 17. Juli 1833 zu Erpent
gale, Motetten, Pſalmen und andre kirch— (Namur), geit. 2. Febr. 1875 in London;
iche Kompoſitionen, darunter viele acht— vortreffliher Sänger (Baß), Schüler des
jftimmige). U. ift einer ber erjten, welche Brüffeler Konfervatoriums, war eine
über die — der Generalbaßbe⸗ Zeitlang Kapellmeijter ander Katharinen⸗
zifferung Anweiſungen gaben (in der Bor: ficche und Dirigent mehrerer Vereine zu
rede zum 3. Buch feiner Motetten, 1605). Brüffel, wurde aber durch den geringen
Agelaos von Tegen war ber erfte Sie- sn feiner Oper »Harmold, le Nor-
ger im mufifalifchen Agon bei den Pythi- mande bewogen, ſich dem Gejang zu wid:
ſchen Spielen (559 v. Ehr., 8. Pythiade); men, ftudierte von neuem bei Duprez in
er fol zuerft als Virtuofe auf der Kithara Paris und lebte dann in verfchiedenen
ohne Geſang aufgetreten fein. Engagement3 und auf Kunftreifen, die
Agende (Tat. agenda, »was gethan legten Jahre in London ald renommierter
werben foll«) heißen die Borfchriften ei ändel: Sänger. Als Komponift bat er
Reihenfolge und fpezielle Geftaltung der ch noch in Liedern, Motetten ꝛc. bethätigt.
ech lichen Handlungen befonders — Dei (Iat., »Lamm Gottes«)
er reformierten Kirche, die für die Fatho= | S. e Mefie.
lifche Kirche das Rituale beftimmt. Agobardus, Erzbifchof von Lyon, geft.
Agidins, 1) A. Zamorenfis (Jo: 840 in Saintonge; ift Verfaſſer dreier
bannes), jpan. Franzisfaner aus Za— mufifalifcher Traftate: »De divina psal-
mora um 1270, tft Verfaſſer eines bei modia«, »De ecclesiae officiis« und »De
Gerbert (»Scriptores«, Bd. 3)abgedruck⸗ correctione Antiphonarii« (abgedrudt in
ten mufiftheoretifchen Traftatd. — 2) ber »Bibl. Patr.«, XIV).
de Murino, Mufiftheoretifer bes 15. Agoge ijt der griechiſche Ausdruck für
Agon — Agricola. 11
Tempo (rbutbmijche A.); in der Melodie tetti XXXIII« (1502) drei Stüde von
int A die Folge benachbarter Töne. ihm brachte und 1504 einen Band Mefien
Agon (griech.), ſ.v.w.Wettkampf; ber von ihm drudte (»Misse Alexandri
muftfaliiche A. bildete einen wefentlichen Agricolae: Le serviteur, Je ne de-
Beftandteil der Feſtſpiele ded alten Grie- mande, Malheur me bat, Primi toni, Se-
chenland, beſonders der Pythiſchen Spiele. eundi tonie). Da nur bis 1506 Rompofi-
Agoſtini, 1) Ludovico, geb. 1534 zu tionen Agricolas in Betruccifchen Druden
Ferrara, geſtorben daſelbſt als Kapell⸗ erjcheinen, jo Scheint es faft, daß er fchon
meiſter Alfonſos II. von Eſte und Kapell⸗ in diefem Jahr gleich feinem König in
meister der Kathedrale; hat Madrigale, Spanien geftorben ift; fein Geburtsjahr
Meilen, Motetten, Veſpern ꝛc. gefchrieben, wäre dann auf 1446 zu feßen Wie
die teild zu Venedig (Gardano), teils zu allbefannt A. war, kann man daraus
Ancona (Sanbrini) edrudt wurden. — ſchließen, daß er häufig nur als »Aler-
2) Baolo, aeb. 159 zu Ballerano, andere bezeichnet wird. — 2) Martin,
üler und — ——— von Bern. geb. 1486 zu Sorau, geft. 10. Jan. 1556;
Ranini, geit. 1629 als Direktor der vati⸗ einer der wichtigiten Mufiffchriftfteller
tanifchen Kapelle; vorzüglicher Rontra- des 16. Jabrb., befonders neben Seb.
punftift, der eine große Anzahl firchlicher Virdung eine der Hauptquellen für die
Rompofitionen geichrieben bat(bis zu 48 Geſchichte der Anftrumente feiner Zeit,
Stimmen), die aber er Teil noch als mufifalifcher Autodidaft, feit 1510 Pri—⸗
Manuffripte in römiſchen Bibliotheken vatmufiklehrer zu Magdeburg, 1524 zum
ahrt werben. Gebrudt wurden 2 Kantor der Iutherifchen Schule ernannt,
Pialmen (1619), 2 — me lebte in ziemlich dürftigen Berhält:
nififat? und Antipbonen (1620) und niffen. Seine wichtigften Werfe find:
Bücher Meflen. — 3)Pietro Simone, »Mufica figuralis deudfhe; »Von den
geb. 1650 zu Rem, war berzoglicher Ka⸗— Proportionibuse (beide ohne Jahr, aber
pellmeijter zu Parma; in Venedig wurde 1532 vereinigt auf neue gedrudt); »Mu⸗
eine Oper von ihm aufgeführt (»Il ratto fica inſtrumentalis deudſch⸗ 1528, 1529
"Agrel,Sodann, geb. 1, Sehr. 1701
„Johann, geb. 1. Febr.
und 1932; das wichtigite Werf); »Ru-
dimenta musices« (1539, 2. Aufl. 1545
zu Loeth (Oſtgotland), geil19. Yan. 1769 unter bem Xitel: »Quaestiones vul-
in Nürnberg; war 1723 —46 Hofmufi: gariores in musicam«); »Duo libri
tus (Biolinift) in Kaffel, von wo aus musices« (1561, Bereinigung der Ru⸗
er ſich auch als Klaviervirtuofe einen Na= dimenta« und »De proportionibus«);
men machte, und ſeit 1746 Kapellmeiſter »Scholis in musicam ur Wenceslai
zu Nürnberg. Eine Reihe tüchtiger Kom⸗ de Nova Domo« (1540). Auch gab er
pofitionen (Symphonien, Konzerte, So- einige Hefte Kompofitionen — (2Ein
naten 2c.) von ihm find in Nürnberg ges kurz deudſch Muſica«, 1528; »Mufica
ſtochen worden, viele andre find im Ma⸗ choralis deudfch«,1533 ; »Deutſche Muſica
nuffript auf und gefommen. und Geſangbüchlein«, 1540; »Ein Sang:
Agr&öments (franz., fpr. »mäng), Ber büchlein aller Sonntags Evangeliene,
zierungen. 4541). A bediente fich, abweichend vom
rieöla, 1) Alerander, einer Ufus feiner Zeit, in der »Mufica inftru-
der hervorragendſten belgifchen Kompo: mentalis« der Menfuralnotenjchrift ftatt
niften des 15.—16. Jahrh., Schüler von der deutjchen Tabulatur. — 3) Johann,
Ddenbeim, Kaplan und Rapellfänger geboren um 1570 zu —— rofeſſor
König Philipps des Schönen, gejtorben am — ep ee in Erfurt, gab
an einem beftigen Fieber zu Valladolid, 1601 —11 eine Anzahl kirchlicher Kompo⸗
M Jahre alt (Datum und Jahreszahl fitionen (Motetten, Gantiones ıc.) her:
en); ftand in ben erften Jahren deö aus. — 4) Wolfgang Chriſtoph gab
1 F ch. in hohem Anſehen als Kom: 1651 zu Würzburg und Köln heraus:
doniſt, fo daß Petrucci in ben »Mo- »Fasciculus musicalis« (8 Mefjen) und
12 Agthe — Agypten.
»Fasciculus variarım cantionum« 1824 in England, einer ſpaniſchen Farrri=
—5) Georg Ludwig, geb. fie entftammend, Schüler von Shnober
25. Oft. 1643 zu Großfurra bei Sonders⸗ v. Wartenfee zu Franffurt a. M., por-
haufen, 1670 Kapellmeifter in Gotha, trefflicher Bianift, Lebt feit 1848 in fon=
eft. 22. Febr. 1676 dafelbft;
gab zu Mühl: don, wo er auch Klavierfompofitiorıen
—— mehrere Hefte Sonaten, Prälu— veröffentlicht bat.
dien und Tanzſtücke für Streichinſtru— Aguilera de Heredia (ipr. agilira»),
mente ſowie auch einige Bußlieder und Sebaftian, Drdensgeiftliher und Ra=
Madrigale heraus. — 6) Joh. Fried— pellmeifter in Saragojja zu Anfang bes
rich, geb. 4. Jan. 1720 zu Dobitjchen 17. Jahrh., gab 1618 eine Sammlung
bei und geft. 1. Dez. 17745 ftudierte Magnififats heraus, die noch jegt zu Sa=
in Leipzig die Nechte, wurde Schüler vagoife gefungen werben.
. ©. Bachs und fpäter in Berlin von gujari, Zucrezia, phänomenale
uanz, 1751 Hoffomponift, 1759 Nach— Sängerin, geb. 1743 zu Ferrara, geit. 18.
folger Grauns ald Dirigent der könig— Mai 1783; befannt unter dem Namen
lichen Kapelle. Er fchrieb Opern und fird: La Baftardella (fie war die natürliche
liche Kompofitionen, die jedoch ungedrudt Tochter eines hoben Herrn, der fie durch
blieben. Als Mufifichriftiteller hat er fich den Abbe Lambertini ausbilden ließ).
in polemifchen Schriften gegen Marpurg Außer Stalien (Florenz, Mailand 2c.)
(unter dem Pſeudonym Dlibrio), ferner in verjegte fie auch 1775 London in Efftafe;
einer Überfegung von Tofis Gejangfchule 1780 309 fie fi von ber Bühne zurüd
fowie als Mitarbeiter an Adelungs »Mu- und vermäblte ſich mit dem Kapellmeifter
sica mechanica organoedi« bethätigt. Golla zu Parma, deſſen Kompofitioner
Agthe, 1) Karl Ehriftian, geb. fie mit Vorliebe fang. Der Umfang ihrer
1762 zu Hettftädt (Mansfeld), gelt. 27. Stimme nad der Höhe war faſt unglaub-
Nov. 1797 als Hoforganift des Fürften lich; fie trillerte noch auf dem breigeftri=-
von Bernburg zu Ballenftedt; fchrieb fünf chenen f und fang daß viergeftrichene c.
Opern u. einige fleinere Gefangswerfe. — Ügypten, das Land einer alten, weit
2) Wilhelm Joſeph Albrecht, Sohn über die altgriechiſche Kulturperiode zu—
des vorigen, geb. 1790 zu Ballenjtebt rüdreichenden Kultur, fcheint auch auf
Schüler von Silber in Erfurt, ging 1810 dem Gebiet der mufikalifchen Kunſt ſchon
nad Leipzig als Muſiklehrer und Mit: weit vorgefchritten gewejen zu fein, als
glied des Gewandhausorcheſters, begrüns Europa noch im Zuftand völliger Barbarei
dete 1823 ein Mufifinftitut zu Dresden, war. Zwar ift weder irgend ein Überrejt
1826 ein ſolches zu Pofen (wo Theodor ägpptifcher Muſik noch ein theoretifcher
Kullak fein Schüler war), wurde durch die Traftat auf ung gefommen, wohl aber
politifchen Unruben 1830 verjcheucht,ging weiſen die älteſten Felſengräber Abbils
zuerſt nach Breslau, dann 1832 nadı dungen muſikaliſcher Inſtrumente auf,
Berlin, wo er bis 1845 ein neues Muſik— die aufs höchſte überraſchen müſſen. Wir
inftitut leitete; ſeitdem Iebt er zurüd: finden da neben Inſtrumenten, die der
gezogen feiner Gefundheit. A. hat eine griechiſchen Kithara Ähnlich und in ägyp⸗
Anzahl Klavierfompofitionen gediegener tiſcher Weiſe verziert ſind, harfenartige
Richtung herausgegeben. Inſtrumente von primitivſter bis zu höchſt
Aguado (jpr. agädo), Dionifio, bes kunſtvoller Konſtruktion und geſchmack—
rübmter Guitarrenvirtuofe, geb. 8. April voller Arbeit; dieſe Harfen ſind ſehr hoch
1784 zu Madrid, geft. 20 De. 1849; (über Mannshöhe) und haben eine große
gab 1825 eine Methode bed Guitarren: Anzahl Saiten. Harfen ſolcher Konſtruk⸗
jpiel8 heraus, die drei fpanifche und eine tion ſind aber im Altertum, ſoviel bekannt,
franzöfifche Ausgabe (1827) erlebte, fo: bei feinem andern Volf als den Israeliten
wie verjchiedene andre Werke für fein im Gebrauch gewejen, welche fie höchſt
Inſtrument (Studien, Rondos ıc.). wahrfcheinlich in A. kennen lernten. Faſt
Aguilar (ipr. agilar), Emanuel, geb. noch frappanter ift bad Vorkommen laus
Ahle — Aigner. 15
tenartiger Inſtrumente auf dieſen Abbil⸗ Kompofitiondlehre in 4 Teilen find die
dungen, Inſtrumente mit langen Hälfen »Mufifalifchen Frühlings:, Sommers,
aan und rundem ober ae De und Winteraefprächee (1695—
Uförper mit oder ohne Schalllödher; 701). Zu je Yafind noch feine» In:
ſelche Inftrumente, bei denen Töne ver: ſtrumentaliſche Frühlingsmuſik« (169
Ihiedener Höhe durch Verkürzung der bi3 1696) und »Anmutige zehn vierſtim⸗
Saiten erzielt wurden, find den Griechen mige Viol- die gamba=-Spiele« (1681).
durchaus unbekannt geblieben und tauchen Ahlſtröm, U. } N., geb. 1762 in
erſt bei den Berfern, rejp. Arabern nad) Schweden, Örgani an ber Jakobskirche
der Eroberung Perſiens auf (7. Jahrh.). u Stodholm und —— ver⸗
Der altäguptifhe Name ber Harfe fl öffentlichte Klavierfonaten um Violin—
Zebuni, der ber Laute Nabla (vgl. Rab» ſonaten (1783 und 1786) ſowie Geſang—
lm). Die Blasinjtrumente ber Agypter ſachen, ſoll auch Opern komponiert haben.
waren hauptſãchlich gerade Flöten (Mam Zwei Jahre lang redigierte erreine Muſik⸗
oder Mem), auch Doppelflöten, air zeitung: »Musikalisk Tidsfoerdrife«,
Trompeten, außerdem hatten fiezablreiche gab auch in Gemeinfchaft mit Boman
Schlag: und Klapperinjtrumente; das eine Schwedische Volkstanz⸗ und Volkslie—⸗
vielgenannte Sijtrum war fein Mufif: ar beraugd. Er funktionierte
inftrument, jondern wurde beim Kultus |noch
angewandt, um die Aufmerffamfeit auf Ahna, ſ. De Ahna.
die heilige Handlung — lenken. Bol. Aibl, Joſeph, bedeutender Muſikver—
Tieſewetter, Die ſik der neuern lag zu München (gegründet 1824); jetzige
Griechen ıc., ©. 41 ff. (1838); Ambros, Inhaber Ed. Spitzweg (feit 1836) und
—— der Muſik, Bd. 1, ©. 137 ff. deilen Söhne Eugen und Otto.
Aiblinger, Job. Kaſpar, geb. 23
Ahle, 1) Joh. Rudolf, geb. 24. Dez. en 1779 zu Wafferburg am Inn, geft.
1625 zu Mühlhauſen i. Th. geſt. 8. Juli . Mai 1867 in München; machte mufi:
1673; Kantor der St. Andreaskirche faliihe Studien zu Münden und 1802
in Göttingen, 1649 Organift an der St. bei S. Mayr zu Bergamo, lebte erft einige
Blaſiuslirche zw Mübhlbaufen, 1655 = in Mailand als zweiter Kapellmei-
Ratsmitglied und 1661 fogar Bürger: er des Vizekönigs, ging dann nach Be:
meifter der Stabt. Seine Hauptwerfe nedig, wo er den Verein Odeon gründete,
nnd: die »Geiftlichen Dialoge« (mebrjtim: und wurde 1825 als zweiter Kapellmeis
mige Gejänge, 1648); »Thüringifcher fternah München berufen. Seine Kirchen:
ee 1657) fowie die nachgelaſſe⸗ fompofitionen werben fehr gerühmt (Mef:
nen »Geiftlichen Felt: und Kommunion⸗ fen, Litaneien, Requiems, Bfalmen, Offer:
andacdhtene; auch zwei theoretifche Werke torien 2c.). Weniger Glüd hatte er mit
verfaßte er: »Com ium pro tonellis« feinen Bühnenwerfen, ben Opern: »I
(1648; 2. Aufl. 1673 als: »Brevis et Titanie (für Mailand), »Robdrigo und
perspicua introductio in artem musi- xXximene« (Münden) und dem Ballett
cam« , 3. und 4. Auflage 16% und 1704 »Bianca« (Mailand 1820).
ald: »Rurze doch deutliche Anleitung«e 2c.) Aidinger, Öregor, geboren um 1565
und »De pro essionibus Cconsonan- zu Augsburg (?), Organift des Freiherrn
tome. — 2) 305. Georg, Sohn und Satob yupgein Augsburg, hateinegroße
Schüler de3 vorigen, geb. 1650, geft. 1. Anzahl kirchlicher Muſikwerke geſchrie—
Dez. 1706; wurde feines Vaters Nachfol: ben: drei Bücher »Sacrae cantiones«
ger ald Organift, avancierte auch jpä- (15% zu Augsburg und Venedig, 1595
ter zum Stadtrat. Er war faum minder zu Venedig und 1597 zu Nürnberg), »Tri-
dedeutend — ſein — ee eine cinia«, »Divinae laudes«, »Ghirlanda
ihe hochgeſchätzter kirchlicher Werke ge: di canzonette spiritali« ıc., bis 1613,
—** von denen indes viele durch Ai am welche Zeit er geftorben zu fein ſcheint.
Feuersbrunſt vernichtet wurden; eine Art iger, Engelbert, geb. 23. Febr.
14 Aimo — Akeroyde.
1798 zu Wien, war einige Zeit Ballett- —— (Rechte, Volkswirtſchaft ꝛc.). Dir
direftor der Wiener Hofoper (1835—37), A. des beaux-arts iſt reich dotiert und
errichtete 1839 eine große Mafchinenfabrif, bat alljährlich eine Anzahl anfehnlicher
ab diejelbe 1842 wieder auf und Iebte Preiſe zu vergeben; die Muſikwiſſenſchaft
eitdem ohne Amt in Wien. Mehrere verdanft jchon manche Förderung den
fomijche Opern und Vaudevilles von ihm Konkurjen diefer A. Die Berliner A.
wurden zu Wien im Kärntnerthor:Thea- ber Künſte ift eine ftaatliche, aber mit ber
ter aufgeführt (1826 und 1829), auch hat A. der Wiſſenſchaften nit zufammen-
er Meiten, ein Requiem, Männerchöre, ein hängende Inftitution, deren Depenberzen
Quintett mit Flöte 2c. gefchrieben. die Kompoſitionsſchule, die Hochſchule
Aimo, j. Haym 2). für Mufif und das Inftitut für Kirchen:
Air (franz , ipr. äh), Lied, Geſang; mufif find (vgl. Konfervatorium). Auch Die
auch Snjtrumentalmelodien, Tänze (Ga: fönigliche A. zu Brüffel bat eine Abtei=
votte, Mufettezc.) werden häufig als Airs lung für bie hönen Künfte; in Bofton
bezeichnet. ©. Arie. befteht feit 1780 eine A. der Künfte uud
Aireton (ipr. ehrtön), Edward, be: Wifienfchaften. — Im weitern Sinn ver:
rühmter engl. Inftrumentenmacher ber ficht man jegt unter Afademien höhere
zweiten Hälfte des 18. Jahrh. gu London, Bildungsanftalten aller Art, befondbers
geft. 1807, 80 Jahre alt; Fopierte mit Er: die Univerfitäten, dann aber auch Hoch
—— Violinen und Celli der Amati. ihulen für einzelne Fächer. Unter bie
„das durch $ erböhte A. Ais dur- Akademien diefer Art gehören auch bie
Aftord — ais.cisis.eis; Ais moll-Af: mufitalifchen Afabemien, d.h. die Kon⸗
ford = ais.cis.eis; Ais moll- Tomart, fervatorien, von denen inded nur we:
7 8 vorgezeichnet (f. Tonart). nige den Namen N. führen —— Aca-
jahli Keman, ein türfifches Streich- demy of Music in London, Kullaks Neue
inftrument mit einem Fuß, etwas Fleiner A. der Tonkunſt in Berlin, das Akade—
als das Cello. mifche Inftitut für Kirchenmufit zu Bres⸗
Ajolla, f. Layolle. lau 2c.). Bgl. Lyceum. — Aud Konzert:
Akademie hieß ein Promenadenplatz gefellichaften und Opernunternehmungen
im alten Athen, auf welchem Platon ſeine haben mehrfach den Namen A. angenom:
Schüler zu verſammeln und ihnen Vor: men. So war die Academy of ancient
träge zu halten pflegte; der Name ging Musie (1710—92) in London eine Kon:
dann auf Platon Schule über und wurde zertgefellichaft zur Pflege alter Mufif, bie
1470 von einer am Hof Gofimos von Acad&mie(nationale,imp£riale, royale,
Mebici zu Florenz fich bildenden Gelehr: je nach dem jeweiligen Regierungsſyſtem)
tengefelfchaft neu aufgegriffen, die fich de musique FR Paris ijt nichts andre
»PBlatonifche A.« nannte. Seitdem ent: als die feıt 1669 beftehende Große Oper,
ftanden zahlreiche andre Gelehrten- und von der feiner Zeit (1784) mit einer
Künftlergefellichaften, die den Namen N. Operngefangichule die Keime des jetzigen
annahmen. Die Mehrzahl unfrer Ata- Barifer Konfervatoriums gelegt wurden,
bemien find Staatdinftitutionen, fo die und bie Academy of music guNew York
Akademien zu Paris und zu Berlin, fogar nur das Opernhaus, das überwie⸗
welche aus einer feft normierten Anzahl gend Konzertzweden dient. Belannt iſt
ordentlicher Mitglieder befteben. Die auch die im erjten Viertel des vorigen
Pariſer A. zerfällt in die Académie Jahrhunderts unter Händel emp
frangaise (N. für franzöfiihe Sprade lienifche Oper zu London unter bem Na:
und Yitteratur), die A. des inscriptions men Academy. In Stalien ift Accade-
et belles-lettres (für Geſchichte, Archäo- mia ein ganz gewöhnlicher Ausbrud für
logie und klaſſiſche Literatur), die A. Konzert, muſikaliſche Unterhaltung.
des sciences (für Naturwijjenfchaften), Aleroyde Cipr. ehe'reud), Samuel, po:
die A. des beaux-arts (N. der Künfte) |pulärer und fruchtbarer engl. Liederfom:
und bie A. des sciences morales et po- ponijt zu Ende bes 17. Zabrh.; Kompo⸗
Akkolade — Akuftif. 15
Alionen von ibm finden fich in zahlreichen Atuflik (griech.), dem Wortfinn nad)
eagliſchen Samme lwerken dieſer Zeit, foin die Wiſſenſchaft des Hörbaren, d. h. bie
dUrjfeds dritter ner. (1685 h Lehre von der Natnr bes Schalles, ben Be:
in dem » Theatre of music« (1 \ dingungen feiner Entjtehung, der Art und
»Comes amorise (1687— 3%), »The- Geihwindigkeit feiner Fortpflanzung fo=
ssurus musicus« (1693 — 96) u. a. wie legten Endes feiner Wahrnehmung
Allolade (franz.), die Klammer, die durch dag Ohr. Man unterfcheidet phufis
mehrere Linienſyſteme verbindet (in Or: kaliſche A. und phyſiologiſche A., welch leg:
gel:, Klavierfachen, Bartituren 2c.). tere jpeziell die Xehre von den Schallem-
Allompagnement (franz., ipr. aftong- pfindungen behandelt. Die mufifa=
yanj'mäng, ital. Accompagnamento, » Bes liſche A. bat es nur mit einem Teil ber
gleitung«) heißt inStüden, die für Solo: Unterfuchungen der 9. zu thun, nämlich
inftrumente oder Geſang geichrieben find, mit denjenigen Arten des Schalles, welche
der übrige, nicht foliftifche Inſtrumental⸗ als muſikaliſch brauchbare Töne (Klänge)
part, 3. DB. bei Kongertitüden ber Orche: von ben —— Geräuſchen uns
fierpart, bei Liedern mit Klavier der Kla⸗ terſchieden werden. Solche Klänge ſind:
vierpart ꝛc. Alfompagnieren, be 1) die der Saiten, ſowohl der geſtrichenen
gleiten, Aftompagnateur (Akkom— als gezupften oder mit Hämmerchen an-
pagniji), Spielerdes Aftompagnementg, eſchlagenen; 2) die der Blasinſtrumente
beionderö der Klavierjpieler, der einen u denen auch die menſchliche Stimme ge—
Sänger oder Jnftrumentaljoliften affom- ört); 3) die elaftifcher Stäbe (Stimmga=
pagntert, früher der Gembalift oder Or: bel, Stahlharmonika, Strobfiedel); Mdie
ganift, der aus ber Generalbaßftimme ein gefrümmter Metallfcheiben (Beden, Tam:
volltändiges A. entwidelte. &, Generalbaß tam, Gloden); 5) die gefpannter Dem:
und Begleitjtimmen. branen, d. h. Häute(Paufen, Trommeln).
Altord (v. lat. cor, Herz, ober v. Der muſikaliſche Klang ift feiner phyſi—
chorda, Saite), 1) der Bufammenklang ſchen Beichaffenheit nach ein regelmäßiger
mehrerer Töne verfchiedener Höhe; «8 Schneller Wechfel von Verdichtung und Ver:
find bauptfächlich zu unterfcheiden: Fon: dünnung elaftifcher Körper (Schwingun«
fonante und dijjonante Aftorde. Bel. Dur- gen); von der Geſchwindigkeit der Folge
atlord, Mollattord und Diffonanz. — 2) Ac- der Schwingungen hängt die Höhe, von
cord & l’ouvert hieß ein A. der auf den der Größe (Amplitude) der Abweichungen
ältern faitenreihen Streidhinjtrumenten, aus der Gleihgewichtälage die Stärke
wie 3 B. der Gambe, durch lauter leere (Intenfität) des Klanges ab. Die Schwin⸗
Saiten bervorgebragt wurde — 3 ) |gungen des tonerregenden elaftifchen Kör⸗
Im 15.—17. Jahrh f. v. w. ein Chor pers teilen fi der umgebenden Luft
von AInftrumenten derſelben Familie, — feſten Körpern, die mit ihm in
aber von verjchiedener Größe, auch ein erührung ſtehen, ſ. Reſonanjboden) mit
»Stimmmerfe« genannt, 3. B. ein Quar- und pflanzen ſich in derſelben mit einer
teit von Flöten oder Krummbörnern oder Geſchwindigkeit von 340 m in der Se:
Bojaunen 2c.; die Jnftrumente wurden da⸗ funde bei einer Temperatur von 16° E,
mal3 zumeift in drei oder vier verſchiede⸗ fort. Gewöhulich nimmt man indes für
nen Dimenfionen und Tonlagen gebaut, afuftifche Demonfirationen die Schallge:
entiprechend den vier Hauptgattungen der ſchwindigkeit zu 1056 Fuß in der Sefunbe
menſchlichen Stimme (Disfant, Alt, Tes an, weldhe Zahl in Be iehung fteht zur
nor, Baß). Bol. Inftrumentalmufit. Beſtimmung ber Tonhöhe nah Fu ton
Aftordion, j. v. w. Zichharmonila. (j. d.). Da nämlich die Schallgefchwin-
Altorbpafjage, j.v.w. Arpegaio, figu- digkeit, dividiert Durch die Schwingungs⸗
rierter Aftord, » 5b. ein fchneller Lauf zahl, notwendig die Länge der einzelnen
durch die Töne eines Akkords, im Gegen Schallwelle —— naͤmlich
hat zu den fich ſtufenweiſe fortbewegen- Summe einer Verdichtungs⸗ und einer
den Zonleiterpajjagen. Berdbünnungswelle) ergeben muß, fo er:
16 Al] — Albergati.
halten wir für Kontra:C mit 33 Schwin- 13. April 1753 zu Muret bei Tortloufe
gungen (1056: 33) eine Scallwellen: aeft. 27.Nov. 1809 in Baris; feiner Zei
länge von 32 Fuß, d. h. da die Länge ſehr beliebter Opernfomponift vorı etwad
einer offenen Labialpfeife immer nur einer leichter Gefhmadgrichtung und er ſtaunli⸗
einfachen Welle (halben Doppelwelle) ent: her Fruchtbarkeit und GefhwindigFeit der
ſpricht, KRontra=C wird durch eine offene Arbeit (57 Opern in 38 Jahren).
Labialpfeife von 16 Fuß bervorgebradht. dem Repertoire hat fi) von feiner Wer—
Die Zählung der Schwingungen, welche fen nichts erhalten.
ein Ton in einer bejtimmten Zeit (Se— Alba, f. Aubade.
Funde) macht, ift heute mit Hilfe der Si— Albanefe, Rn 1729 zu Albano in
rene (. d.) in Cagniards be la Tour ver: Apulien, geft. 1800 zu Paris; erfter Sän-
befferter Konftruftion ein Leichtes. Bes ner ge in den Concerts spirituels
ſonders intereffante Objekte der afuftifchen 752—62, war feiner Zeit fehr beliebter
Unterfuhungen find die Bhänomene der Romanzenfomponiit.
Dbertöne, des Mittönens, der Kom— Albani, Matthias, Namezweier vor:
binationstöne und der Shwebun: züglicher Geigenbauer (Bater und Sohn).
gen (vgl. die betreffenden Urtitel). Der ältere, geb. 1621 zu Bozen, Schüler
1 (ital.), ſ. v. w. a il (»biß zu«), von Steiner, ftarb in Bozen 1673; der
}. B. crescendo al forte. Sohn arbeitete einige Jahre bei den
Ala, Giovanni Battifta, Orga— Meiftern des Violinbaus in Cremona
nift an der Servitenfirhe in Monza zu und ließ fi dann in Rom nieder; Soden
Anfang des 17. Jahrh., gab heraus: Kan: mente von ihn aus den Jahren 1702 und
zonetten und Madrigale (1617, 1625), 1709 werben fehr gerühmt und faft den
»Concerti ecclesiasticie (1616—28, 4 Amatis gleichgeftellt.
Bücher); auch das »Pratum musicum« Albenizipr. mis), DonPedro,1)ipan.
(1634) enthält Motetten von ibm. Er Mönch, neb. 1755 in Biscaya, geft. 1821
jol jung (32 Jahre alt) geftorben fein, zu San Sebaftian; war Kapellmeifter der
nach Gerbert ſchon 1612 9 Kathedrale zu San Sebaftian, wo er 1800
Alardiipr.alapı), Delphin, Violinift, eine Mufif ge herausgab, die von ben
‚geb. 8. März 1815 zu Bayonne, Schüler Spaniern fehr geſchätzt wurde. Eine fehr
es Barifer Konſervatoriums (Habeneck) große Anzahl Mefjen, Motetten, Bilhanci-
und 1843— 75 Violinprofeſſor daſelbſt als c08 2c. zeugen von feinem Fleiß als Ton⸗
Nachfolger Baillots, einer der berühmte— feßer und brachten ihm wenigiteng in feiner
ſten Geiger Frankreichs und ein vorzügs HeiRuhm mat ein. — 2) Altmeifter des mo-
licher Lehrer (Saraſate iſt ſein Schüler): dernen Bianofortefpiel in Spanien, geb.
ein Spiel zeichnete ſich durch Degagiert: 14. April 1795 zu Kogroiio (Altkajtilien),
eit und Verve auß. A. bat eine große geft.12. April 1855 inMabrid; Schüler von
nzahl von Violinfompofitionen (Phan⸗ . Herz, einige Jahre Organift zu San
tafien über Opern» und Originalthemen, ebaftian, 1830 Klavierprofefjor am neu⸗
Konzerte, Etüden, Duos für Klavier und gegründeten Föniglichen —————
Biolinezc.) jowie eine ganz ausgezeichnete, zu Madrid, 1834 Hoforganiſt und über:
ins Spaniſche, Ztalienifche und Deutjche häuft mit Ehren aller Art. Eine große An:
überfette Violinjchule herausgegeben. ahl Klavierfompofitionen (Variationen,
Alary, Jules, geb. 1814 zu Mantua, —8B Phantaſien, Etüden ꝛc.) erſchie⸗
Schüler des Konfervatoriums in Mai: nen im Druck ſowie eine am Konſervato⸗
land, war einige Jahre Flötift am Scalas rium zuMabrid eingeführte Klavierfchule.
theater dafelbft, ging aber 1833 nad) Pa⸗ al ergati, Pietro Eapacelli,
ris als Mufiflehrer und erwarb fich einen Conte bd’, war ein geſchätzter Komponift
Namen als Komponift im feichten Mode: u Ende des 17. und — des 18.
efhmad, bat auch einige Opern ges —5**8— (Meſſen, Motetten, Kantaten,
——— Pſalmen ſowie Sonaten für zwei Vio—
Alahrat (ipr. alärin, Nicolas d', geb. linen mit Continuo, Tanzſtücke ꝛc.).
Albert — Albicaftro. 17
Albert, Prinz von Sachſen-Ko— ſchen Bäſſe (. v.), die in feinen Sona—
burg:®otba, geb. 26. Aug. 1819, feit ten zuerſt auffallend hervortraten. — 4)
1840 Gemahl der Königin von England, Karl Edmund Robert, geb. 12. Juli
get.14. Dez.1861 ; war ein eifriger Pfleger 1301 zu Danzig, ſtudierte &heofogie und
und Beichüger der Muſik und hat ſelbſt Bhifofophie tn Berlin, nebenbei aber bei
viele Geſangswerke (Mefjen, Lieber ꝛc.) — fleißig Muſik, gründete als Geiſt—
fomponicrt. licher zu Danzig einen muſikdramatiſchen
Albert,1) Heinrich, geb. 28. Juni Dilettantenverein und blieb auch, als er
1604 zu LXobenjtein im Boigtland, geſt. 1854 Schulrat in Stettin geworden war,
10. Dt. 1651 zu Königsberg; ftubierte noch eifrig für die Mufif thätig. Kompo-
uerjt Jura in Leipzig, dann Muſik unter niert hat er nur ** Hefte Lieder, da-
einem Obeim H. Schüß zu Dredben, ging gegen ſich als mufifalifcher Schriftiteller
1626 nad Königsberg i. Br., wo er 163 mehrfach bethätigt: »Die Mufik in Kirche
Drganijt wurde. A. war nicht nur vortreff- und Staate (1843); »Andeutungen zur
licher Mufiter, fondern auch Boet, und die Geſchichte der Oper« — »Richard
Mehrzahl feiner Liederterte rühren von Wagner 2c.« (1856); »Raphael und Mo:
ihm ber (viele von Simon Dach, feinem arte (1856); »Beethoven als dramati-
Zeitgenofien und Freund); noch heute wer⸗ * Tondichter« (1859). Seit 1866 pri⸗
den in Preußen von ibm gebichtete und vatifierte er in Berlin und hat ber »Neuen
fomponierte Choräle gefungen. Sein be⸗ Berliner Mufifzeitunge verfchiebene in-
rũhmteſtes Wert ift: > —— ifalis tereifante Artifel yet,
ches Luftwäldlein 2c.«, erfchienen 1642— Albertini, 1) Giopacchino, Fönig-
1648 (aber ohne Jahrzahl) und wiederholt fich poln. Rapellmeifter um 1784, feiner
nen aufgelegt, eine Sammlung von 192 Zeit beliebter italienifcher Opernfompo:
liederart ei en.—2) Mar, geb. nift; feine »Circe ed Ulisse« wurde 1785
7. Jan. 1833 zu Münden, Virtuofe auf in Hamburg mit großem Beifall aufge
der Zither und Verbeſſerer dieſes Inſtru— führt, beögleichen 1786 »Virginia« in
ments, das ſich zum großen Teil zufolge Rom. — 2) Michael, genannt Momo:

—— Bemühungen in ber Gunſt des Pu⸗ letto, berühmter Kaftrat am Kaffeler


likums neuerdings jo auffallend geho⸗ of zu Anfang des 18. Jahrh., wo auch
ben bat, lich fi 1853 in Berlin nieder, eine Schweſter Giovanna, genannt
wo er eine große Zahl Zitherfchüler aus: Romanina, ald erfte Sängerin glänzte.
gebildet bat. Albertiihe Bäffe heigen nach Dome:
Alberti, 1) 305. $riedrich, geb. 11. nico Alberti, der fie zuerſt reichlich zur
1642 zu Zönning (Holftein), get. Anwendung brachte, die fortgef etzten gleiche
4. Juli 1710; ſtudierte zuerft Theologie, artigen Aftordbrehungen für die linke
fodann unter Werner Fabricius in Leip- Hand als Begleitung einer von ber rech-
ig Mufif, wurde Domorganift zu Merſe⸗ ten Hand gefpielten Melodie, welche noch
urg, mußte aber 1698 infolge eines heute im leichtern Klavierftil fehr beliebt
Schlagfluffes fein Amt nieberlegen. Er find; 3. B. (Mozart, Sonate in F):
batte ald Komponiſt von- Rirchenfachen
und gelehrten Kontrapunften großes Ans
Ya — 2) Giufeppe Matteo, geb.
1 zu Bologna, bedeutender Violin-
fpieler und Injtrumentaltomponift.(Kon-
gerte, Symphonienzc.).—3) Domenico,
geboren zu Anfang des 18. Jahrh. in Ve:
— war ein —— Muſikfreund Albicafro, Henrico (eigentlid
und dilettierte zuerſt als Sänger, Be Weißenburg), Schweizer von Geburt,
auch als Klavierfpieler und ſchließl ch als machte den jpanifchen Erbfolgefrieg mit
Komponiſt, bewundert von ſeiner Umge⸗ und gab eine Reihe Kammermuſikwerke
bung; er iſt der Erfinder der Alberti— heraus (Sonaten für Violine, teils mit
Muſil 2
18 Albinoni — Albrici.

Cello und Baß, teild nur mit einem von ben. — 3) Eugen Maria, geb. 16. Jumi
beiden Inftrumenten). 1842 zu Beteröburg, wo fein Bater Karl
Albinöni, Thomas, fruchtbarer ital. A., aus Breslau gebürtig, zwölf Jahre
DOpernfomponift um die Wende des 17. lang Kapellmeifter der kaiſerlich ruifi»
zum 18. Jahrh. (Fetis zählt 43 Opern ſchen Oper war, 1857—60 Schüler Da:
auf), bat auch eine Anzahl Inſtrumen— vids am Leipziger Koniervatorium, 1860
tafwerfe (Sonaten, Sympbonien, Konz bis 1877 erjter Biolinift der Petersbur—
zerte, Tanzſtücke 2c.) veröffentlicht, die ger Stalienifchen Oper, 1867—72 Leiter
mehr wert find als feine Opern. des Muſik- und Gefangumterrichts bei
Iböni, Marietta, berühmte Alt der Hauptverwaltung der Militärlehr—
fängerin, geb. 10. März 1823 zu Gefena anftalten, feit 1877 Mufifinfpeftor der
(Romagna), Schülerin der Bertolotti umd faiferlichen Theater zu Betersburg, Grün:
Roffinis zu Bologna, debütierte 1843 der und Vorfigender bes 1872 bejtätigten
zu Mailand als Orfini in »Lucrezia Vereins für Kammermufif, Viofinfehrer
Borgia« von Donizetti, jepte 1847 Lon⸗ mehrerer faiferlicher Prinzen ꝛc. A. iſt
don und Paris in Efftafe, machte 1853 ein vortrefflicher Geiger und fehr ver:
einen Triumphzug durch Nord: und Süd: dienftvoller Mufiker.
ımerifa und vermählte fi 1854 mit Albredtöberger, zu Georg, geb.
einem Grafen Bepoli. 1863 indes, noch 3. Febr. 1736 zu Kloiterneuburg be
im Vollbefiß ihrer herrlichen, wohl= und Wien, geft. 7. März 1809; außsgezeic:
volllautenden Stimme, trat fie von der neter Theoretifer und Komponift, der
Bühne zurüd und iſt dann überhaupt mır Lehrer Beethovend, wurde, nachdem er
noch einmal (1869) öffentlich aufgetreten, mehrere andre Amter in Fleinen Städten
in Roffinis fleiner »Messe solennelle«. verwaltet, Regens chori am Rarmeli
Albredt, NYJoh.Lorenz eier terflofter zu Wien, 1772 Hoforganift umd
A.«), geb. 8. San. 1732 zu Görmar bei 1792 Rapellmeifter ander Stephansfirde.
Mühlbaufen i. Th, geit. 1773; jtubdierte Bon feinen Kompofitionen iſt nur ein Hei:
zu Leipzig Philologie, aber daneben fo ner Teil im Drud erfchienen (Orgelpri:
ernſtlich Mufif, daß er 1758 zugleich ala ludien, Klavierfugen, Streichquartett,
Gymnaſiallehrer und Organiitder Haupt: -Quintette, =Sertetteund=Oftette, ein Kla⸗
firche zu Mühlhaufen angejtellt werden vierquartett und ein Concerto leger für
fonnte. Am befannteften ijt N. ala Her: Klavier, m Violinen und Baß); in Ma:
ausgeber von X. Adlungs »Musica me- nuffript blieben : 26 Meſſen, 6 Dratorien,
chanica organoedi« und »Mufifalifchem 4 große Symphonien, 42 Streichquat⸗
Siebengeftirne ; doch hater auch eine Reihe tette, 38 Quintette, 28 Streichtriog, viele
jelbftändiger Arbeiten geliefert: »Gründ— Hymnen, Offertorien, Gradualien ac. An
liche Einleitung in die Anfangslehren der wichtigften find indes feine theoretiichen
Tonkunſt« (1761); »Abhandlung über die Werke: »Gründliche Anweifung zur Kom:
Frage: ob die Mufif beim Gottesdienit pofition« (1790 u. 1818, franzöfifch 1814);
su dulden fei oder nichte (1764); ferner »Kurzgefaßte Methode, den Generalbaf
einige Auffäge in Marpurgs -Kritiſchen zu eriernene (1792); »Klavierichule für
Beiträgene x. A. war Schiedsrichter in Anfängere (1808) und einige Fleiner
dem tbheoretifhen Streit zwiihen Mar- Abhandlungen. Eine Gejamtausgabe der
purg und Sorge. Auch hat er einige Komz theoretifchen Werke beſorgteJ.v. Seyfried
pofitionen (Kantaten, eine Paſſion und Albrici (pr. »tihi), Vincenzo, geb
Rlavierübungsftüde) herausgegeben. — 26. Juni 1631 zu Rom, um 1660 Kapell
2) Job. Matthäus, geb. 1. ai meister der Königin Ehriftine von Schwe
1701 zu Ofterbehringen bei Gotha, Or: den in Stralfund, 1664 Furfürftlicher Ka:
ganift an der Katharinenfirche, ſpäter an pellmeifter zu Dresden, 1680 Organift an
der Barfüßerfirche zu Frankfurt a. ML, der Thomasfirche in Leipzig, ftarb 16%
eft. 1769 dafelbit. Seine fehr gelobten als Kirchenmufikdireftor zu Prag. Seine
lavierfonzerte find nicht gedrudt wor: einſt hochgeſchätzten Werfe wurden fir dit
Alcarrotti — Alfarabi. 19
Dresdener Bibliothek angefauft, aber ſcher Muſik«, »Theorie bed Orgelbaus«,
durch das Bombardement 1760 vernich⸗ » Theorie ber modernen Inftrumentee u.a.
tet. Rur weniges iſt noch erhalten (ein —— von ihm ſind in verſchie⸗
zehnilimmiges Tedeum, der 150. Pjalm denen Sammelwerken zu finden (Boyce,
ı. a.), aber nicht gedrudt. Arnold, Page), andre werden im Manu—⸗
Alcarrotti, Giov. Francesco, gab jeript in Orforder Kirchen aufbewahrt,
— Bücher fünf- und ſechsſtimmiger Alembert (ipr. alangbär), Jean Ic
rigale heraus (1567 u. 1569). Rond d’, der berühmte Mathematiker,
lcd, Kohn, geb. 11. April 1715 weldyer dem mufifalifchen Syitem Ra:
zu London, Schüler des blinden Organi> meaus eine wijjenjchaftliche Faſſung gab,
nen Stanlevn, wurde bereits 1731 Orga⸗ geb. 16. Nov. 1717 zu Paris, geit. 29.
nift an zwei Londoner Kirchen, ging jpä> Dft. 1783 dafelbft. Seine auf die Muſik
ter nach Flymoutb, Reading und jchließ- bezügliden Werke find: »El&ments de
lich nad Lichfield al Organift an der musique th6orique et pratique, suivant
Rathedrale, wo er im März 1806 flarb. les principes de M. eau« (1752,
1855 erlangte er zu Orford den Doftor- wiederholt aufgelegt; deutſch von Mar:
titel A. gab viele Anthems, Glees, Pſal⸗ purg, 1757); ferner »Unterfuchungen über
men, Hymnen ꝛc. ſowie Klavierübungs- die Kurve einer Ihwingenden Gaite«
ftüde, Lieder 2c. heraus, verfaßte auch (1747 u. 1750), »Über die Schwingun-
eine Rovelle: >Das Leben der Miß Fanny gen tönender Körper« (1761 f-) und
Btown«. Sein Sohn gleichen Namens »Über die Fortpflanzungsgefchtwindigfeit
gab 1773 — 76 einige Anthems heraus. des Tons« (fämtlih in ben Memoiren
Alday (ipr.aldäp), franz. Muſikerfami⸗ ber Berliner Akademie) u. a.
lie aus Berpignan. Der Bater, geb. Aleffandri, Felice, geb. 1742 zu
1737, Birtuofe auf der Mandoline, war Rom, in Neapel ausgebildet, war zuerjt
der Lehrer feiner Söhne, von denen der Kapellmeiſter zu Turin, führte dann ein
ältere, geb. 1763 zu Paris, in den Eon: bewegtes Leben in Paris, London, Be:
cert3 fpirituel3 zuerji als Mandolinenz, teröburg und in verfchiedenen italieni-
dann als Biolinwirtuofe auftrat und eine Ihen Städten, war 1789—92 zweiter
Biolinſchule herausgegeben bat; der jün- Kapellmeifter der Berliner Oper, wurde
gere, geb. 1764, Schüler von Viotti, ging durch Kabalen von dort wieder verdrängt
jpäter nach England, ließ fih in Edin— und ftarb 1810 in Stalien. Seine zahl:
g ala Mufiflehrer nieder und hat eine reichen Opern hatten überall nur ephe-
* Anzahl gefälliger Violinkompoſi⸗ mere Erfolge, auch Scheint fein Charafter
tionen herausgegeben. nicht ohne Tadel geweſen zu fein.
Aldevrandini, Giuſeppe Anto— Alefiondro Romano, genannt della
nio Bincenzo, geb. 1660 zu Bologna, Biola,päpftlicher Kapellfänger um 1560,
Mitglied der philharmoniſchen Afademie, jpäter Dlivetanermöndh, hat Motetten,
1:09Vorſitzender derſ elben Prinecipe dei Madrigale zc., nad Fetis auch Jnjtrus
filarmonici), hat eine Reihe Opern ge: mentalfompofitionen (für Viola )gefchrie-
ſchrieben, auch einige Eirchliche und In— ben; erhalten find nur zwei Bücher »Can-
frumentalwerfe. zoni alla Neapolitana« (1572 u. 1575),
Aldrid (pr. äplerittig), Henry, geb. das zweite Buch feiner Madrigale (1577),
1647 zu Zondon, geſt. 14. Dez. 1710 in ein Buch fünfftimmiger Motetten (1579)
Orferd; trat 1662 ald Student in das Kol: und einzelne Stüde indem Sammeliwerf
leg der Chriſtuskirche zu Orford, machte »Delle muse libri III etc. (1555 —61).
die alademiſche theologijche Karriere und Alerandre : Orgel, j. Ameritaniſche
war zulegt Dekan. A. war nicht nur gelehrs Drgeln.
ter Theolog und Hiftorifer, jondern auch Alfarabi, richtiger El Farabi (Al:
Arhiteft und Mufiker; er hat, abgeſehen pharabiug), aud Furzweg Farabi
von feinen ſonſtigen gefehrten Werken, genannt nad) jeinem Geburtsort Farab,
yſchrieben: »Über die Anfänge griechi⸗ dem heutigen Dtrar im Land jenjeit bes
2%
20 Alfieri — Allegri.
Oxus, berühmter arab. Mufiktheoretifer, öffentlicht (Präludien, Etüden, Märfche,
wurde geboren um 900 n. Chr. und ftarb ein Konzert, eine Sonate ꝛxc.) — Auch
etiva um 950. Sein eigentlicher Name ift fein Bruder Napoleon Morhange,
Abu Naszr Mohammed Ben Tar: geb. 2. Febr. 1826 zu Paris, ift ein tüch-
han. A. war ein gründlicher Kenner der tiger Pianiſt und bat einzelne Piano:
griechiſchen Mufikfchriftfteller und beftrebt, fortefachen herausgegeben.
da3 griechijche Tonſyſtem bei feinen Lands⸗ Allabrebe⸗Takt iſt ein t/a-Taft, bei dem
leuten einzuführen, boch ohne Erfolg. Al: sticht die Viertel, fondern die Halben ge
lerdings hatten dieſelben, wie es fcheint, Ihlagen werden; er wird gefordert durch
auch Faum nötig, bei den Griechen in bie bad Zeichen &. Der fogen. große A,
a zu — Bol. Araber und Perſer.
Ifieri, Abbate Pietro, ehemaliger vorgezeihnet durch C|A (alt Ö) oder },
Ramaldulenfermönd, Gefangsprofefior gebietebenfall3 nad) Halben, umfaßt aber
am ———— Kolleg zu Rom, geb. 1805, eren bier, Bgl. Brevis,
Fiein» — des Gregorianiſchen Ge⸗ Allacei (fpr. alattii, Allatius),Leo,
angs· — aggio storico etc.«, 1835), geb. 1986 auf Chios von griehifhen EI:
»Ratſchläge zur Wiederherſtellung des tern, get. 19. Jan, 1669 zu Rom; kam
Gregorianiſchen Geſangs« (1843) ſowie als Knabe nad) Kalabrien, fpäter nad
drei Sammelwerke von Stücken Paleſtri—⸗ Nom, wo er nach fleißigen Studien Leh—
nas, Vittorias, Allegris, Anerios u. a. rer am griechifchen Kolleg und 1661 Bi:
al Free auch bie »Harmonielehre« bliothefar der vatifanischen Bibliotbef
von Gatel ind Italieniſche überfekt. wurde. Das 5 die Mufifgefchichte wich⸗
Algarotti, Francesco, geb. 11. Der. tige Werf dieſes gelehrten Archäologen ift
1712 zu Venedig, geft. 3. Mai 1764 in feine »Drammaturgia« (1666), ein Ber:
Piſa; ein Mann von vielfeitiger Bildun zeichnis aller big zu feiner Zeit in Italien
und Weltkenntnis, wurde von Friedri —— Dramen und Opern.
d. Gr. 1740 nady Berlin gezogen, wo er Allegramente(ital.), ſ.v. w.Allegro
neun Jahre als Kammerherr blieb und (moderato).
in den Grafenftand erhoben wurde. 1749 Allegretto (ital., abgefürzt Alltto,
ing er aus Gefundheitrüdfichten nad) Diminutiv von Allegro), gemäßigt Ich:
talien zurüd; Friedrich d. Gr. ließ ihm baft, Tenipobezeichnung von fehr ſchwan—⸗
in Piſa ein Denfmal errichten. N. ſchrieb fender Bedeutung; es gibt Allegretti, die
unter anderm: »Saggio sopra l’opera bem Allegro fehr nabe Neben (3. B. in ber
in musica« 92* mehrfach a Sonate Op. 14, 1 von Beethoven), wäb-
ing Franzöſiſche und Deutfche überfegt). rend andre volftänbi Andante-Ehtraf:
Aliquotflügel, j. Bluthner. ter haben (in der A dur- Symphonie).
Aliqguottöne, |. v. w. Obertöne (f. d). Degri, 1) Gregorio, geboren zu
Allan (ipr. altäng), Charles Henri Nom, der Familie 5 entſtammend
Balentin, geb. 30. Nov. 1813 zu Paris, Schüler von Giov. M. Nanini, ſeit 1629
wurde mit 6 Jahren Schüler des Barifer päpftlicher Kapellfänger, geft. 18. Febr.
Konfervatoriumß, erhielt ſchon nach an— 1652; ift ber Komponift des berühmten
derthalb Jahren den erften Solftgepreig neunftimmigen »Miserere«, welches in
und mit 10 Jahren den erjten Klavier: der Karwoche in ber Sirtinifchen Kapelle
preis (Schüler von Zimmermann). 1831 gefungen wirb und früher nicht Fopiert
fonfurrierte er um den Römerpreiß und werben durfte, das aber Mozart einmal
erbielt eine Ehrenerwähnung. Seit die: während der Aufführung notierte (feither
fer Zeit widmete er ſich der Kompofition mehrfach herausgegeben, unter andern
und dem Unterricht, von Zeit zu Zeit als von Burney und —53 Außer dieſem
Pianift in den Konſerpatoriumskonzer— Miſerere find von A. bekannt: 2 Bücher
ten und anderweit auftretend. A. wirb »Concertis zu 2—4 Stimmen und 2
in Paris fchr hoch geſchätzt und hat eine Bücher Motetten zu 2—6 Stimmen,
Reihe gediegener Pianofortewerfe ver: während eine große Anzahl Manuffripte
Allegro — Alquen. 21
in den Archiven von Santa Maria in der beiten Schüler von Duarte Lobo und
Ballicella und in denen ber päpftlichen bochgefhägt vom König Johann IV.
Rapelle verwahrt werden. — 2) Dome: Bon feinen Werfen eriftiert nur noch ein
nico, einer der erjten Romponiften, die Folioband im Manuffript (»Lamenta-
eine wirkliche Inſtrumentalbegleitung göes, responsorios e misereres dos tres
(d. 5. nicht im Einklang) für Gefangs: officios da IV., V.e VI.feriada semana
muſiken jchrieben; er war Kapellmeiſter santa«).
u Santa Maria Maggiore in Rom 1610 Almenräder, Karl, geb. 3. Ott.
bis 1629. Es find nur wenige Werke 1786 zu Ronsdorf bei Düfjeldorf, geit.
von ihm erhalten (Motetten). 14. Sept. 1843 in Naffau; wurde, aus
egro (ital., abgefürzt Allo), eine ärmlichen Berbältnifien ſich mühſam ber:
der Älteften Tempobezeihnungen, bedeus ausarbeitend, ohne eigentlichen Inter:
tet im Jtalienifchen »beiter«, »luftige, hat richt ein vortrefflicher Fagottvirtuofe, 1810
aber im Yauf ber Zeit die Bedeutung von Lehrer des Fagottſpiels an der Muſik—
sfchnelle erhalten, fo daß es heute in ſchule zu Köln, 1812 Fagottiit im Thea:
Zuſammenſetzungen allgemein gebraucht terorcheiter zu Frankfurt a. M., während
wird, die gegenüber deritalienifchen Wort: des zweiten franzöfiichen Feldzugs (1815)
bedeutung pleonaftifch oder auch geradezu Mufifmeifter beim 3. Landwehrregiment,
ſinnlos erſcheinen, 3. B. A. giojoso (2lu⸗ 1816 beim 34. Linienregiment zu Mainz,
tig:beitere), A. irato (»lujtig=zornig«). wo er fich dauernd niederließ und die Mi-
Der alte Wortſinn eriftiert wenigjteng für litärlaufbahn aufgab. Er verfehrte dort
uns Deutfche alfo nicht mehr. Wie man viel mit Gottfried Weber. 1820 errichtete
von einem Adagio als einem langjamen er in Köln eine Fabrik von Blasinſtru—
Sat ge allgemein fpricht, fo hat auch menten, gab jedoch biejelbe Schon 1822
das Wort A, die allgemeine Bedeutung wieder auf und trat in die najjauiiche Hof:
eines ſchnell Fe a erhalten und Fapelle zu Biebrich, nebenbei die Anferti:
man nennt Daher 3. B. einen erjten Sum: gung der Sagotte in der Schottjchen In:
rhonieſatz ein A., auch wenn derfelbe viel: ftrumentenfabrif zu Mainz überwachend.
lädt mit vivace oder con fuoco über: A. hat das Fagott nicht unweſentlich ver-
ſchrieben ift. Der Superlativ allegris- bejjert und darüber eine Brofchüre gefchrie:
simo ift felten, ſteht aber in der Bedeutung ben; auch hater ae Ne airBrei
etwa mit presto gleich. Phantafien 2c. für Fagott mit Streidhin:
. Mllemande(franz., ſor. almangd, »deut= ftrumenten fowie einige®efangfachen tom:
ſchet Tanze), einer der Hauptteile ber poniert, darunter die populär gewordene
ältern franz. Suite (f.d.), von mäßiger, Ballade »Des Haufes letzte Stunde«.
behaglicher Bewegung im Hı-Taft, wurde Alphabet, muſikaliſches, i. Buchſtaben⸗
von den beutichen Komponiſten zu Anfang tonſchrift.
des vorigen Jahrhunderts unter gleichem lpharabius, ſ. Alfarabi.
Ramen acceptiert und aus naiven Patrio: Alphorn (Alpenborn), ein ziemlich
tömus befonders fultiviert. Die A. im primitives, uraltes Blasinſtrument, deſ—
*Talt als wirklicher Tanz ift jüngern ſen ſich die Hirten in den Alpen bedienen;
Urfprungs; auch ein noch heutein Schwa= die gerade, 5—6 Fuß lange, koniſche Röhre
ben und der Schweiz üblicher lebhafterer ift aus Holzdauben — und
Tanz im 4: Taft wird A. genannt. ihr ein aus her Holz gefertigteg Drund:
entando (itaf.), ſ. Rallentando, ſtück aufgeſetzt.
Alle, Abfürzung für Allegro; Alltto Alquen (ipr. »ten), Peter Cornelius Jo:
für Allegretto. hann d’, geb. 1795 zu Arnsberg (Weit:
Almeida (ipr.«mei-), Fernando d’, ge⸗ falen), IR; 27.Nov. 1863; ftudierte in
boren um 1618 zu Liffabon, geſt. 21. März Berlin Medizin und unter Klein und Zel:
1660; trat 1638 in den Ghriftusorden und ter Mufif, wandte fich aber ala praftijcher
war in das Kloſter zuThomar und wurde Arzt zu Mülbeim a. Rh. überwiegend
1656 Vifitator des Ordens. A. war einer der Kompofition zu und wurde Durch Kine
Zn.
22 Alſchalabi — Alt.
Lieder populär. — Sein jüngerer Bruder, men, welche den Schmwerpunft im Bruftre
Brand, war für die juriſtiſche Karriere gifter hat. Zur Zeitder komplizierten Men⸗
eſtimmt, bildete fich jedoch unter Ferd. furalmufit, welche von Knaben nicht aus⸗
Nies zum Biolinvirtuofen aus, lich ſich geführt werden Fonnte, weil die Erlernung
1827 in Brüffel als Muſiklehrer nieder der Regeln Jahre in Anſpruch nahm, wur⸗
und fiedelte 1830 nach London über, wo den die hohen Parte (N. und Diskant, refp.
er verjchiedene Violin- and Pianoforte: Sopran) von Männern mit Filtelftimme
werfe veröffentlichte. aefungen (Alti naturali) oder aber von
Alſchalabi, Mohammed, fpan. Ara= Raftraten, da a in der Kirche nicht
ber, zu Anfang des 15. Jahrh., hat ein fingen burften (»mulier taceat in eccle-
Merf über die Mufifinitrumente feiner sia«); aus diefem Grund haben die Dis-
eit geichrieben, deſſen Manuffript im kant⸗ und Altpartien jener Zeit auch einen
skorial liegt. nur jehr mäßigen Umfang nad) der Höhe
Alsichen, Julius, geb. 24. März und dafür einen bejto größern nach ber
1832 zu Berlin, ftudierte dafelbft Orien— Tiefe. Der Normalumfang der wirklichen
talia, promovierte in Kiel, widmete ſich Altitimme reicht von a, beim tiefen N.
dann aber gänzlich der Muſik. Seine (Rontraalt) von f rer re ee,d),
Ausbildung im Klavierjpiel verdankt er bis e”, f (bei beſonders umfangreichen
Leuchtenberg und Zeh, in der Theorie ©. Stimmen aber höher). Hiftorifch ift die
Debn. Nachdem er in verfchiedenen Konz Altpartie die von den Komponijten zu
zerten als Pianiſt erfolgreich aufgetreten legt eingeführte, da der normalen Män—
war, entwidelte er eine rege Thätigfeit nerftimme, weldye ben Cantus firmus
als Klavierlehrer, leitete zeitweilig ver— (Tenor) vortrug, zuerft eine höhere gegen-
jchiedene Bereine und wurde 1865 Vor: übergeftellt wurde, welche den Ramen Dis-
fipender des Berliner Tonfünftlervereing. cantus erhielt, danach beiden ald Grund:
1872 erhielt er den PBrofefjortitel. Er ift lage (harmonische Stüge, Baſis) eine
Mitarbeiter mehrerer Mufikzeitungen, dritte, tiefere (der Baß) umtergelegt umd
rebigierte feit 1874 mehrere Jahre die endlich als Rontratenor die vierte zroifchen
—— veröffentlichte: ⸗Zwölf Vor: Tenor und Disfant eingefchoben ward.
lefungen über Mufifgefchichtee; »Licht: 2) Altinftrumente. Als im 15. und
und Wendepunkfte in der Entwidelung 16. Jahrh. bei dem gewaltigen Aufichwung
der Mufif« (1880). Bon feinen Kom: der mehrjtimmigen Mufif der Gebrauch
pofitionen ift noch wenig erfchienen. auffam, die Singſtimmen nötigenfalls
Alſtedt, Job. Heinr., geb. 1588 zu durch Inftrumente im Uniſono zu verftär:
Herborn (Naffau), Profefior der Theo: fen oder auch zu erjeßen, baute man fait
logie und Philologie dafelbft und ſpä— alle Arten von Inftrumenten in drei oder
ter zu Weißenburg in Siebenbürgen, wo vier verfchiedenen Größen, entiprechend
er 1638 ftarb; handelte in feiner »En— den vier Stimmgattungen, fo daß man
cuMlopädie der gefamten Wiſſenſchaften« Disfants, Alt, Tenor: und BaßViolen,
(1610) vielfach von ber Mufif, gab auch =Bofaunen, «Flöten, -Krummbörner x.
ein»Elementalemathematicum«(1611) Det von denen fich die vier Arten ber
heraus, von dem ein Teil das »Elemen- ofaune bis in unfre Zeit erhalten haben,
tale musicum« ift, welches jeparat ins während derStamm unſersOrcheſters, das
Englifche überjeßt wurde (1644 durch 3. Streichquartett, wenigftens eine ähnliche
a) endlich beſchäftigt fich auch Gliederung bat, nur daß zufolge des ge»
der achte Zeil feiner »Admirandorum waltig erweiterten Umfangs der Inſtru—
mathematicorum« (1613) mitder Mufir. mentalmufit nach der Höhe und Tiefe das
Alt, 1) Altitimme (ital. Contr’alto ursprüngliche Altinftrument, die Altviole
—— ‚ franz. Haute-contre, bei lateini— (Bratjche, Alto), die dritthöchſte Partie
her Bezeichnung der Stimmen Altus, erhalten bat und das Bahinftrument
Voxalta oder Contratenor), dietiefereder (das Violoncell, das noch unter »Bassi+
beiden Arten ber Frauen: und Knabenjtim= mit verftanden wird) die zweitticfite.
Altenburg — Amadẽ. 23
Altenburg, 1) Michael, geb. 1583 Stüde, die mit einem Trio abwechſeln
a Tröbtelborn (Thüringen), geft. 12. (Menuetto a.); auch wird wohl das Trio
Febr. 1640 als Pfarrer an der Andreas» in ſolchen Stüden ein A. genannt.
firde in Erfurt; war ein fruchtbarer und Altes (ipr. altäp) Soteph Henri,
seihägter Kirchenfomponift. Beſonders zu geb. 18. Jan. 1826 zu Rouen, 1840
erwähnen find feine Kirchen= und Haus: chüler des Pariſer Konfervatoriums,
gejänge, feine Feitgefänge und feine In— ein vorzüglicher Flötenvirtuoſe, Mitglied
traden für Geige, Laute ꝛc. mit einem bed DOrcheiter8 der Großen Oper, 1868
Choral als Cantus firmus. — 2) Joh. Nachfolger von Dorus ala Profeffor des
Ernit, geb. 1734 zu Weißenfels, geſt. Flötenſpiels am Konſervatorium, hat auch
17% als Organiſt in Bitterfeld; berühm: Kompoſitionen für Flöte herausgege—
ter Trompetenvirtuofe und Keldtrompeter ben.— Sein Bruder Er neſt Eugene iſt
im Siebenjährigen Krieg, hat eine Art tüchtiger Biolinvirtuofe und jet zweiter
Inftrumentationslebre für Trompeten Kapellmeifter der Großen Oper (1880).
und Baufen herausgegeben (1795). Althorn, ein Sarhorn in Es oder F.
Alteration, in der Menjuralnotierung Bol. Car.
(5) die Verdoppelung der Zeitdauer der Altklarinette, Altoboe, Altpo=
weiten von zwei Noten gleicher Gattung faune ac. find Inftrumente, deren Mit:
(zwei Breves oder zwei Semibreves), tellage etwa der Tonlage der Altjtimme
welhe dann ſtatthatte, wenn eine drei— (j. aut ı) entjpricht. Bel. Klarinette, Oboe xc.
teilige Menfur der nächit größern Noten- Altnikol, Job. Chriſtoph, Schüler
gattung vorgefchrieben war und die bei- und Schwiegerjohn von J. ©. Bach (ver-
den Noten entweder zwijchen zwei folchen mäblt 20. Jan. 1749 mit Elifabeth Ju—
größern (3.8. zwei Breves zwifchen zwei liane Friederike Bach), feit 1748 Organiijt
Longae) Ken. oder durch einpunctum zu Naumburg, war feiner Zeit als Kom—
divisionis von den folgenden gleichen oder ponift angeſehen; doch erjchien nichts im
Heinern abgetrennt waren. Somußte aljo Drud, einige Manuffripte liegen auf der
bei vorgeichriebenem Tempus perfectum Berliner Bibliothek.
(O) die Folge = + + = verftanden Alto (ital.), 1) Altſtimme (Contr’-
werden ald (die Werte um die Hälfte alto); 2) Altviole, Bratiche.
verfürzt): Altſchlüſſel, der e'-Schlüſſel auf der
o.\d lo. Mittellinie: 3 gleich:
Alterierte Akkorde jind diejenigen
Diifonanzen (j. d.), welche durch chro= ward früher allgemein für die Altſtimme
matiſche Erhöhung oder Erniedrigung gebraucht, iſt aber heute nur noch für die
eines Tons des Dur- oder Mollaffords Bratſche üblich.
entſtehen, befonders der durch Erhöhung Altſtimme, ſ. aut 1).
der Quinte des Durafford3 oder durch Alypios, griech. Muſikſchriftſteller um
Erniedrigung des Grundtons des Moll: 360 n. Chr., deſſen »Einleitung in die
allords entſtehende übermäßige Drei— Muſik« zuerſt vonMeurfius(»Ariftorenos,
Hangc:e:gis, as:c:e und der durch Nikomachos, A. ıc.«, 1616) und ſodann
Ermiedrigung der Quinte des Duraffords von Meibom (»Antiquae musicae auc-
und Erhöhung des Grundtons des Moll: tores septem«, 2. abgedrudt wurde.
afford3 (der Mollquinte, vgl. Mollattord) Der Traftat enthält ſämtliche Transpofi:
enttebende übermäßige Quart= tionsffalen der Griehen in griechifcher
jertafford und übermäßige Sext— Bokal: und Inftrumentafnotierung, und
afford ges: c:e(—=c :e:„)c:e:als wir haben die Kenntnis der griechifchen
Notenichrift hauptſächlich U. zu banken.
(=Ba:c:e). Amade, Ladislaw, Baron von,
Alternativo (ital , »abwechfelnd«) ift geb. 12. März 1703 zu Kaſchau (Ungarn),
eine Bezeichnung für Feine, tanzartige geft. 22. Dez. 1764 in Felbar als Hof-
24 Amalia — Ambros.
fammerrat; war ein beliebter nationaler rer von Andrea Guarneri und Antonio
Dichter und Komponift von Volksweiſen, Strabivari. Der Vorzug der Amatigeigen
die von Thaddäus, Grafvon.i ift weniger Größe als Weichheit und
eraus — wurden. Letzterer, geb. 10. Neinheit ded Tond. Der Nachfolger von
an. 1783 zu Preßburg, get. 17. Mai Niccold A. war befien Sohn Geronimo,
1845 in Wien, ebenfalls Staatsbeamter, geb. 26. er 1649, geitorben um 1730,
war ein vorzüglicher Klavierfpieler und ber Teste Vertreter der Familie, der indes
ber Entdeder von Franz Liſzts Begabung, weit hinter feinem Bater zurückſtand
der auch für bejjen Ausbildung Sorge Vielleicht auch zu derſelben samirie ge
trug. 1831 wurde er zum Hofmufifgrafen hörig ift Giufeppe, der zu Anfang bes
ernannt. 7.Zahrh.zu Bologna Biolinen und Bäſſe
Amalia, Name dreier fürftlichen Künft- baute, die einen jchönen hellen Ton haben
lerinnen: 1) Anna A., Prinzeffin von follen.—2) Vincenzo (Amatus), Doftor
Preußen, Schwefter Friedrichs d. Gr., der Theologie und Kapellmeifter ber Ka—
geb. 9. Nov. 1723, geit. 30. März 1787; thedrale zu Palermo um 1665, geb. 6.
fomponierte eine Heide vortrefflicher Cho⸗ gan. 1629 zu Cimmina (Sigitien), geft.
räle, auch fchrieb fie zum Textbhuch von 9. Juli 1670 in Palermo; veröffent-
Grauns »Tod Zefu« eine neue Muſik. — Lichte Kirchenfachen und eine Oper. — 3)
2) Anna U, g ogin von Weimar, Antonio und Angelo, Gebrüder, Or:
die Mutter des re Ernjt Au: gelbauer zu Bavia um 1830.
guft geb. 24. Okt. 1739, geft. 10. April Ambitus (lat.), |. v. w. Umfang; man
807; fomponierte bie Operette »Erwin fpriht vom A, einer Melodie (db. b. der
und Elmire« (Tert von Goethe). — 3) Entfernung des höchſten vorfommenbden
Marie N. Friederike, Prinzeſſin von Tons vom tiefiten), ferner vom A. eines
Sachſen, Schweiter des Königs Johann Kirchentons (ob er von A—a oder von
von Sachſen, geb. 10. Aug. 1794, geft. C—e xc. feinen regelmäßigen Sik bat) xc.
18. Sept. 1870, ald Luftipieldichterin be⸗ Ambo (lat.) hieß in der ältern chrift:
fannt unter dem Namen »Amalie Heiter«, lichen Kirche der Altar, auf deſſen Stufen
fomponierte auch Kirchenfachen und meh: (in gradibus ambonis) das darum jo
rere Opern. —— Gradual (Responsorium gra-
Amati, 1) die hochberühmte Familie uale oder auch gr che wurde.
von Geigenbauern zu Eremona im 16.— Ambros, Auguſt Wilhelm, Mu:
17. Jahrh., deren Inftrumente jegt für iefchriftiteller, geb. 17. Nov. 1816 zu
wahrbafte Kleinodiem, gelten; ber Ältefte autb bei Prag, aeft. 28. Juni 1876 in
A., welcher die foeben erfundene, aus der Wien, Neffedes umdie Muſikgeſchichte vers
Viola hervorgegangene Violine baute, dienten R. Kiefewetter; ſtudierte Rechts—
war Andrea, geitorben um 1577; er wiflenfchaft, aber nebenher fleißig Mufik,
baute daneben auch noch Violen in ver: trat zwar in den Staatsdienft, in welchem
fchiedenen Größen; fein jüngerer Bruder er 1850 als Staatsanwalt beim Prager
und Ajjocie, Nicola, baute hauptſäch— Landgericht angeftellt wurde, war aber
lich ausgezeichnete Baßviolen in den je gleichzeitig als mufifalifcher Kritiker thä⸗
ren 1568—86. Antonio R., ber älteſte tig und trat mit einigen Kompofitionen
Sohn des Andrea, fertigte Überwiegend an bie Öffentlichkeit. Sein Ruf als Mufif:
Violinen, beren Größe übrigens damals fchriftjteller datiert feit der Herausgabe
noch jehr ſchwankend war, in der Zeit von feiner Schrift »Die Grenzen der Poefic
1589— 1627; er war einige Zeit ajfociiert und Muſik« (1856, 2. Aufl. 1872), einer
mit feinem Bruber Geronimo, Andreas Entgegnung auf Hanslicks Schrift »Bom
5 Sohn, der ihm indes an Ge— Muſikaliſch-Schönen«, die ihn unter an—
ſchicklichkeit nachſtand, und deſſen Violinen dern mit Lilzt zufammenführte. 1860
alle etwas groß ſind. Der bedeutendſte A. erhielt er von feinem fpätern Verleger,
iſt Geronimos Sohn Niccold, geb. 3. Zeudart in Brezlau, den Auftrag, eine
Sept. 1696, geſt. 12. Aug. 1684, der Leh⸗ »Gejchichte der Muſik« auszuarbeiten,
Ambrofianifcher Gefang — Ambrofius. 25
welche Aufgabe er wenigftend zum großen gen Zeugnifjen bes heil.Auguftin Die Zubi-
Zeil aufs glänzendfte gelöft hat; Teider lationen gerabe fo den Kern des Ambros:
farb er vor Beendigung bed 4. Ban fianiichen Geſangs bildeten wie nachher
dei, welcher bie Zeit Paleſtrinas und die den des Gregorianifchen. Allem Anjchein
Anfänge der modernen Muſik behandelt je ift ber —— Geſang nicht
(®. 1—4, 1862 — 78). Bon hohem |im
i Prinzip vom Ambroſianiſchen verſchie⸗
Bert find der 2. und 3. Band, erſte— den geweſen, ſondern nur eine umfaſſende
rer bie Mufit des Mittelalters, letzterer
und für die geſamte kat oliſche Chriſten⸗
die Epoche der Niederländer behandelnd. beit zur Norm gemachte Reviſion des Kir:
Zu benumfaſſenden Studienreifen, welche Aengelangd, u dem feit Ambrofius’ Tod
ne Ausarbeitung biefed Werks —*— (397) ohne Zweifel vieles Neue a
derte, wurden ihm nicht nur Urlaub in gefommen war (Gregor L, geft. bi
einer Stellung, ſondern von der Wie— auch fcheint es, daß Gregor eine große
ner Afabemie auch Geldmittel bewilligt. Anzahl Hymnen ausgeſchieden hat, da bie
1869 ward er zum außerorbentlichen Bro- Notierung des Antiplanre von St. Gal⸗
iflor der Mufit an der Univerfität zu len nur einen einzigen Humnus (»Crux
Pragernannt, daneben warer Direktions⸗ fideliseJenthält Diefrühern Mufiffchrift:
mitglied und Lehrer der Mufifgefchichte fteller des Mittelalterd wiſſen nichts von
am Prager Ronjervatorium. 1872 wurde dem Unterfchied des Ambrofianifchen und
er nah Wien berufen, wo er neben einer Gregorianifchen Gef * und a Guido
Anftelung im Juſtizminiſterium Lehrer von Arezzo (geft. 1037) fpricht über bie
des Kronprinzen Rudolf war und eine Melodien bed Ambrofius wie über etwas
Drofeffuram Konfervatoriumerbielt. Al Allbekanntes. Die Unterfcheidung wird
Komponift war A. nicht unbedeutend, hat wahrjcheinlich aufgebracht worden fein,
größere Kirchenmufifen (eine Meſſe, ein nadydem (im 12. Jahrh.) der Gregoriani-
‚Stabat Mater 2e.), Klavierfachen im Stil fche Geſang zum den inerlei gleichlans
Shumanns, auch eine böhmifche Natio- ger Töne erftarrt war. Bol. Gregorianiſcher
naloper: »Bretislaw a Jitka«, gefchrie- Geſang.
ben; doch liegt der Schwerpunft feiner Ambrofianiſcher Lobgeſang (Hym-
Bedeutung in feiner fchriftitellerifchen nus — wird der herrliche
Ihätigfeit, die eine ganz ausgezeichnete, Geſang »Te deum laudamus« genannt;
wenn auch von Irrtümern nicht freie war. doch ift bie Urheberſchaft des heil. Ambro-
Zu erwähnen find noch feine »Kulturbi- fiug durchaus nicht verbürgt, vielmehr
toriihen Bilderun dem Mufifleben der wahrjcheinlich, daß er denſelben von ber
rt« (1860). griechischen Kirche herübergenommen und
ofianifher Gefang, ber kirch— nur ben Tert überfegt bat.
licheGeſang, wie ihn der heil. Ambrofiug, Ambrofiuß, Biſchof von Mailand feit
Biſchef von Mailand, in den Kirchen ſei⸗ 374, geb. 333 zu Trier, geit. 397 in Mai—
ner Diözefe einführte. Der Ambrofianis land; hat um die Entwidelung de chrift-
\de Geſang ift eins ber rätjelhafteften lihen Kirchengeſangs außerordentliche
Kapitel der Mufifgeichichte, da wir von BVerdienite, jofern er verfchiedene Arten des
ihm eigentlich faſt gar nichts wifjen; feft Nitualgefangs (befonders die Antipho-
üeht nur, dag Ambrofius den Halle nien und ben Hymmengejang), wie fie in
Inja: und Antiphonengefang aus Grie der morgenländifchen Kirche ich ausgebil-
senfand nach Italien verpflanzte, auch bet hatten, in Italien einführte (vgl. Am-
wird er ald der Urheber des Reſponſo— broſianiſcher Gejang). Daß er damit auch
riengefangs angefehen; ba er aber auch bie in ber irMag Kirche unterfchie=
den Hymnengeſang nicht nur nad) Italien denen vier Kirchentöne (die fpäter durch
tragpte, jondern ſeibſt jehr viele Hymnen Spaltung in authentifche und 75 zu
verfaßt hat, fo erfcheint der Ambrofianifche acht anwuchſen) übernommen hat, iſt mehr
Gefang kaum als etwas andre als der als wahrſcheinlich. Dagegen wußte er
Örtgerianifche, zumal nach unzweideuti⸗ von einer Bezeichnung der Töne durch die
26 Amerbah — Anader.
ſieben erjten Buchjtaben des Alphabets bis 1593 zu Wienund München. Mit Recht
noch nichts (f. Buchſtabentonſchrift). A. hat macht Feti3 auf die Lüde 1594— 82 auf.
ſelbſt eine große Anzahl von Hymnen ver: merkſam und vermutet, A. ſei in diefer Zeit
faßt (vgl. Ambroſianiſcher Lobgefang). in andrer Stellung gewefen. Die Mün-
Amerbag (Ammerbadh), Elias chener Bibliothek bat auch noch eine An:
Nikolaus, ein trefflicher Tonfeger im zahl Motetten von A.im Manujfript, teil:
16. Zahrh., um 1570 Organiſt an der weife in Orgeltabulatur= Bearbeitungen.
Thomaskirche zu Leipzig, gab ein Tabus Amner, Sohn, DOrganift und Ghor-
laturwerf heraus, das von großer bi: meifter der Eliasfirche zu London 1610
jtorifcher Bedeutung tit, da es Anweiſun—⸗ bis 1641, zum Doftor der Mufif in Or
gen für den Fingerſatz ber Inſtrumente, ford ernannt 1613, war ein quter Kirchen:
Erflärumgen der Verzierungen ꝛc. ent: fomponift (1615 erſchienen: »Sacred
hält: »Orgel- und Injtrumenttabulatur« ymns«, 3 — 6itimmig). — Sein Sobn
(1571) 2c. Fettis nennt in der zweiten Auf: Ralph war 1623—63 Baßſänger in ber
lage der »Biographie universelle« noch föniglichen VBofalfapelle zu Windfor.
ein zweites Tabulaturwerf Am merbachs A moll-Afford = a.c.e; A moll-
(fo geichrieben): »Ein neu fünftlich Tabus Tonart, ohne Vorzeichen (Moll-Grund—
laturbucdye 2c. (1575), das mit jenem nicht ſtala), j. Tonart.
identifch zu ſein fcheint, da dejjen zweite Amon, Joh. Andreas, geb. 1763 zu
Auflage 1583 erfchien. Bamberg, geſt. 29. März 1825; bildete
Amerikanifhe Orgeln, eine eigen- fih im Geſang und verfchiedenen Inſtru—
tümliche Art barmontumäbnlicher In— menten aus, widmete ſich aber ſchließlich
firumente, welche nicht durch die ausſtrö— bauptjählih dem Waldhorn und wurde
mende, fondern durch die eingefogene Luft Schüler von Giov. Punto (Stidy), der ihn
die Jungen zum Anjprechen bringen und mit nach Baris nahm und von Saccdhini
auch fonjt noch Fleine Abweichungen auf: in der Kompofition unterrichten ließ. Nah
weifen. Die Erfindung der amerifanifchen längern Konzertreifen mit Punto über-
Orgeln ftammt von einem Arbeiter in nahm er dic Stelle des ſtädtiſchen Mufif-
der Harmoniumfabrif von Alerandre zu direktors zu Heilbronn. Er jtarb als Ka—
Paris, der nad) Amerika auswanderte; pellmeifter des Fürſten von Ottingen
doch Famen diefelben in ihrer jeßigen MWallerftein. A. war ein fruchtbarer Kom:
vollfommenen Geſtalt erjt feit 1860 durch ponijt; gedrudt find Symphonien, je ein
die Firma Majon u. Hamlin zu Bojton Konzert für Klavier, Flöte und Bratſche,
in Aufnahme. Etwas ganz nen iſt Sonaten für verfchiedene Anftrumente,
die Alexandre-Orgel (1874 durch Trios, Quartette, Quintette, Variatio
Alexandre zu Paris gebaut). nenwerfe, Lieder 20.5; im Manuffript
Amiot (pr. amisy), Pater, Jeſuit blieben zwei Mefjen, ein Requiem und
und Miſſionär in China, geb. 1718 zu zwei Operetten.
Toulon, bat ein chineſiſches muſiktheore— Amplitude (frang., fpr. angplitüpd) ber
tiſches Werk (von Li-Koang-Ti) ins Schwingungen ihdie Größe der Ab:
Franzöſiſche überſetzt, das mit Anmerkun— weichungen von der Ruhelage des fchwin:
gen des Abbés Rouſſier in den »M&moi- genden Körpers; die A. der Schwingun:
res concernant l’histoire ... des Chi- gen beſtimmt die Tonftärfe, die Periode
nois« als fechiter Band abgebrudt wurde. der Schwingungen die Tonhöhe. Ein
Ammerbad, j. Amerbach. Ihwingendes Pendel (an der Uhr) kann
Ammon, Anton Blafius, angefehe: den Unterfchied Far machen; die Erfur-
ner Kontrapunftift, geb. 2. Jan. 1917 zu fionen des Pendel (eben die A.) mögen
Imot in Tirol, get. 9. April 1614 zu durch Verftärfung der bewegenden Kraft
München, wo er mehrere Jahre Hofkapell⸗ noch fo jehr vergrößert werden, die Periode
meifter war. Eine Reihe firhlicher Kompo⸗ (Zeitdiffereng an ſich gleich.
fitionen von en auf ung gefommen, Anader, Aug. Ferdinand, geb. 17.
gedrudt 1540—54 in München und 1582 Oft. 17% zu Freiberg in Sachſen, gell.
Anakruſis — Andamento. 27
2. Aug. 1854; bildete ſich in Leipzig, Ichen die Rinne (Schnabel, Kelie), auf
wehin er des Studiums wegen ging, welcher bei den Zungenpfeifen der Orgel
um tüchtigen Mufifer aus, wurde 1822 die Zunge aufliegt; jeux à anches, Jun:
Kantor und Mufifdireftor ſowie bald aenjtimmen. Much das Nohrblättchen der
darauf Seminarmufiflebrer in feiner Klarinette heißt A., und Anftrumente,
Bateritadt, wo er größere Kirchenauffühe welche, wie bie Dboe und das Fagott, zwei
rungen veranftaltete und auch eine Sing: Blättchen haben, beißen instruments &
afademie gründete. 1827 wurde er aud) a. double.
neh Dirigent des Bergmufifforps. Seine Ancora (pr. anglöra, ital., »noch ein=
Rompofitionen find nurzum Fleinften Teil male), f. v. w. da capo.
gdrudt worden: die Kantaten »Berg- Ancot (ipr. angtoh), 1) Jean, neb. 22.
mannsgruß«, die ſehr belicht wurde, und Oft. 1779 — geſtorben daſelbſt
»Lebens Blume und Lebens Unbejtande, 12. Juli 1848; ftudierte 1799 — 1804 in
Klavierjtüde, Yieder und Ehorlieder. Eine Paris bei Kreuger und Baillot Violine
Oper: »Bergmannötreue«, wurde zu und bei Gatel Harmonie und Tieß fich
Dresden aufgeführt. dann als Mufiflebrer in feiner Vaterſtadt
Anafrüfis(grich.),j.v.w.Auftaft (. d.). nieder. Nur ein Meiner Teil feiner Kom—
Analyje der Klänge durchs Ohr pofitionen it im Druck erfchienen (vier
ift ein Terminus der neuern Akuſtik und Biolinfonzerte, Kirchenfompofitionen,
bedeutet die Unterfcheidung der in dem Duvertüren, Märjche ⁊c., er Teil für
einzelnen Ton (Klang) unjrer Mufifin- er u. a.). eine beiden
firumente —— Partialtöne. Die öhne bildete er zu tüchtigen Muſikern
aus den vielfachen Einzelſchwingungen aus. Der älter, —2) Jean, geb. 6. Juli
zuſammengeſetzte Schwingungsform der 1799, geft. 5. Juni 1829 in Boulogne, er:
Klänge wird durchs Ohr ( .d.) auf eine noch bielt feine legte Ausbildung am PBarifer
nicht hinlänglich erklärte Weiſe in ihre Konfervatorium durch Pradher (Klavier)
Angelnen Komponenten zerlegt, jo daß es und Berton (Kompofition), ging 1823
möglich ijt, die Partialtöne einzeln zu nach London und wurde Profejlor am
unterjcheiden (f. Klang); — nimmt Athenäum und Pianift der Herzogin von
man zum Zweck der Verſtärkung einzelner Kent, verließ jedoch England ſchon 1825
Bartialtöne Reſonatoren zu Hilfe, doch wieder, machte Konzertreifen in Belgien
find ſolche für ein gut muſikaliſches Ohr und ließ fich in Boulogne nieder. Seine
ın den meiften Fällen durchaus entbehrlich. Fruchtbarkeit al8 Komponiſt war erſtaun—
Analyje von Muſikwerken iſt die lich (225 Werfe mit noch nicht30Jahren);
Darlegung ihres formellen Aufbaus jo: bervorzubeben find feine Sonaten, ein
wohl binfichtlich der Themen und Motive Konzert, viele Bariationenwerke, Etüben,
und ihrer Verarbeitung als aud der Be- Fugen, vierhändige Phantafien ꝛc. für
riodenbildung, Modulationsordnung zc. Bianoforte, ferner feine Violinfonzerte,
Diefe Art der A. iſt eine der wichtigjten Geſangſzenen mit Orcheſter, Ouvertü—
Aufgaben der Muſikſchulen, die leider ren ꝛc. Der jüngere, — 3)Louis, geb. 3.
nur allzuleicht genonmen, wo nicht gan Juni 1803, geſt. 1836 in Brügge, ging
vernadläffigt wird. In England hat fi nad längern Reifen auf dem Kontinent
jcit etwa 40 Jahren die löbliche Sitte ein- gleichfalls nach London und wurde Pianiſt
gebürgert, auf den Programmen der Kon: des Herzogs von Suſſex, lebte dann einige
serie außer den Terten der Geſangsnum— Zeit zu Boulogne und Tours ala Mufif:
mern auch biograpbiiche Notizen über die lehrer und zulegt im feiner Vaterſtadt.
Remponijten und die Entitebung der Als Komponiſt war er zwarnicht ſo frucht⸗
Berfe fowie furze Analyfen der Tegtern bar wie ſein Bruder, hat ſich aber doch
abzudruden; in Deutjchland find Analy⸗ auch ſo ziemlich auf allen Gebieten verſucht
fen, felbitverftändlich von verſchiedenem d., Abbreviatur für andante;
Rert, nur in Mufikzeitungen zu finden. andno. für andantino,
Anche (ipr. angi&) heißt im Franzöſi⸗ Andamento (ital., »Gang«) beißen
28 Andante — ndre.

in der Fuge bie freien, jedoch in der Regel |fang ber 60er Jahre eine komiſche Dper:
aus Diptiven des Themas oder Gegen: »Der Töpfer« (eigne Dichtung), [omie bie
ſatzes gebildeten Zwiſchenſätze zwiſchen Operette »Erwin und Elmire« (Goetbe)
den einzelnen Durchführungen (auch Di- mit Erfolg in Frankfurt zur Aufführumae.
vertimento). 1777 nahm er bie Kapellmeifterftelle am
Andante (ital.), eine ber älteften Tem: Döbbelinjhen Theater zu Berlin an und
pobejtimmungen, bedeutet im Stalienis fam damit in einen äußerſt anregendben
ſchen »gehend« (d. 5. in mäßiger Bewe— Er gr Verkehr; während der ſieben
ung, ziemlich langſam), und man muß Jahre dieſes Berliner Aufenthalt3 Foms
ich wohl hüten, e8 im Sinnvon »langfam« ponierte er Ar fleißig (Operetten, Entr’s
aufzufajjen, weil man fonjt etwaige ge actes, ein Ballett, Lieder :c.). 1784 ginger
ſatzbeſtimmungen falfch verjichen würde; nach Offenbach zurüd, wo er ſchon Früher
piü a. Ale nämlich »jchneller« und nicht neben bem Setdengefchäft eine Noterftech-
etwa »langjamer«, un poco a. ijt »nur anftalt gegründet hatte, bie er num zu
— bewegt«, d. h. ziemlich langſam; einem bedeutenden Berlagsgeichäft eriwei-
die Diminutivform andantino bedeutet terte. Bon feinen Kompofitionen ift das
eine langſamere Bewegung alda. Un— Rheinweinlieb er am bekaunte⸗
ter einem A. verfteht man heute, ähnlich ften geworden; feine 26 Opern und Ope
wie unter Adagio, einen langfamen Sat retten find heute vergejjen. — 2) Johann
einer Symphonie, Sonate ıc. Anton, dritter Sohn des vorigen, geb.
Andantino (ital.), J. Andante. 6. DEt. 1775 zu Offenbach, geit. 6. April
Anderfon, Ders. Lucy, geb. 1797 1842; erhielt 1793—96 durch Vollweiler
anHalb Tochter des Mufiffebrers und in Mannheim eine gründliche mufifali-
ufifalienhändlerd Sohn Philpot zu Ihe Bildung, ftudierte darauf noch zu
Bath, jeit 1820 vermählt mit dem Vio— Jena, machte umfängliche Reifen und
linijten ©. Fr. A. in London. Mrs. A., in übernahm dann beim Tode des Vaters
der Hauptfache Autodidaft, war eine aus: dad Verlagsgefhäft. Noch in demſelben
gezeichnete Pianiſtin und die erfte, welche Jahr Be nach Wien und erwarb von
in den philharmoniſchen Konzerten aufges Mozarts Witwe den Manuffriptennacd-
treten ift; fie war die Muſiklehrerin der laß des Meifterd, wodurch mit Einem
jegigen Königin Viktoriaund ihrerKinder. Schlag die Firma eine der bedeutendften
nding, Johann Michael, geb. 25. ber Welt wurde. Die Technif des Noten
Aug. 1810 zu Dueienfeld bei Meiningen, drud3 gewann einen neuen Auffchwung
befuchte das Lehrerjeminar zu Hildburgs durch Anwendung der Lithographie, weldye
haufen und wurde, nachdem er verjchiedene Franz Gleißner in großem Maßſtab
Lehrerpoften in andern Städten innege: dur Hhhrte Aber Anton A. war aud
habt, 1843 Mufiflehrer am Seminar zu als Komponift und Theoretifer bedeuten:
Hildburghaufen, wo er 9. Aug. 1879 der al? fein Vater. Sein wichtigftes Wert
Hars. Im Drud erſchienen Schullieder: ijt das »Lehrbuch ber Tonſetzkunſt« (1832
bücher, Ehorgejänge und Drgeliachen jo: bis 1843), daß er aber nicht vollendete;
wie ein »Vierſtimmiges Choralbuch« die beiden erfchienenen Bände behandeln
(1868) und »Handbüclein für Orgel: Harmonielchre, Kontrapunft, Kanon und
jpieler« Aufl. 1872). Fuge (neuerdings in einer Überarbeitung
Andre, 1) Johann, der Begründer von H. Henfel neu gedrudt). Bon feinen
des berühmten Mufitverlags in Offen: Söhnen haben ſich der Muſik zuge
bach, ge; 28. März 1741 zu Offenbach, wandt — 3) Rarl Auguſt, geb. 45. 8ımi
geſt. 18. Juni 1799; follte eigentlich die 1806, Inhaber der Krankfurter Filiale
Seidenfabrif feines Vaters übernehmen, und Bianofortefabrik (fchrich: »Der Ma:
ſchlug jedoh aus vorherrichender Nei: vierbau und feine Geſchichte«, 1855). —
gung und mit gefunder Begabung Die 4) Julius, geb. 4. Juni 1808, geft. 17,
mufifaliiche Karriere ein, machte früh April 1880 in — a. M.; tücti-
Kompofitionsverfuhe und brachte Anz: ger Organiſt und Klavierſpieler, Schüler
Andreoli — Anerio. 29
von Aleis Schmitt (der wieber feines lonien) von italieniſchen Eltern, geſt. 23.
Baterd Schüler war), auch Komponift Nov. 1853; war Prieſter, hatte nachein⸗
y: Drgeliahen. — 5) Auguft, geb. ander Kapellmeiſterſtellen an den Kathe—
März 1817, ber Iepige Inhaber des dralen verfchiedener Städte (Barcelona,
‚Difenbacher Berlaasaeihäfts, dem fein Valencia, Sevilla 2c.) inne und wurde
im arl (geb. 1853) zurSeite ſteht. — ſchließlich Kapellmeifter der Föniglichen
ean Baptiſte, geb. 7. März 1823, Rapelle. Während des Karliftenfriegs
ORit, Schüler von Alois Schmitt, Kep: flüchtete er nach Bordeaux, wo er auch eine
ker, Zaubert und Dehn, herzoglich bern- Anftellung fand, lebte 1845 — 49 in Pa⸗
Surgifcher Rapellmeijter a. D., lebt in ris und enblich bis zu feinem Tod als
Berlin; er bat mehrere Sachen für Kla— Rapellmeifter an der Notre DameKirche
vier und Geſang veröffentlicht. u Barcelona. Beſonders hervorzuheben
Undresli, 1) Giuſeppe, geb.7. Juli nd fein »Jüngites Gerichte (Drato-
1757 zu Mailand, geil. 20. Dez. 1832 rium), ein Requiem für Ferdinand VII.
ebenba; vorzüglidyer Kontrabaffift im Or⸗ und ein Stabat Mater. Ein theoretifches
heiter der Ecala umd Lehrer feines In— Perf von ie über Harmonie und Kom:
frument? am Ronfervatorium in Mai: vu erichien 1848 in franzöfifcher
land, auch guter De — 2) berfegung zu Paris.
———— geb. 22. April 1835, geſt. Andrien (ipr. angdriäng), ſ. Adrien.
1 in Nizza; Schüler des Mailänder Andrieß, Jean, geb. 25. April 1798
Kenſervatoriums, renommierter Bianift, zu Gent, geft. 21. Jan. 1872; 1835 Pro:
beiien fauberes und ausdrucksvolles Spiel teffor der Violin- und Enſembleklaſſen,
mt wird, machte in England 1856 1851 Nachfolger Mengals als Direftor
E 1859 in verschiedenen Konzerten (Kris bed Konfervatoriums zu Gent, baneben
fiallpalaft x.) Auffeben. — 3) Earlo, bis 1855 Soloviolinift am Theater, feit
fein Bruder, geboren zu Mirandola, wo 1856 Ehrendireftor des Konſervatoriums.
beider Vater (Evangelifta A., geb. Er hat einige biftorifche Arbeiten veröffent⸗
181 geit. 16. Juni 1875) Organift und fiht: »Apercu historique de tous les
Echrer war, ift gleichfalls ausgezeichneter instruments de musique, actuellement
Aavierſpieler und jeit 1875 Lehrer feines en usage«; »Pr&cis de l’histoire de
\ am Mailänder KRonjervato- la musique depuis les temps les plus
rum, deſſen Schüler er war. Er iſt in recules etc.« (1862); »InstrumentsA
London 1871 mit Erfolg aufgetreten. vent. La flüte« (1866); »Remarques
Andreosyi, Gaetano, geb. 1763 sur les cloches et les carillons« (1868).
—— Anemodord (Animocorde, ſ. v. w.
geſt. 1826 in Paris; frucht:
Opernkomponiſt, fchrieb Opern für pneumatiſches Saiteninftrument) war ein
alle ößern Theater Italiens, auch für geiftreicher Verſuch des Pianofortefabri-
Et eröburg imd Madrid, hielt fich fanten 3. 3. Schnell zu Paris (1789),
immer am Ort feiner jeweiligen Erfolge mittel3 künſtlich (durch re erzeugten
auf, Vieh fi indes endlich in Neapel nie: Windes den Effeft der Aolsharfe auf einen
der, wo er fih dem Mufifunterricht wib: aa Ya Anftrument für eine
t, verarmte aber fchließlich und ging funftgemäße Mufif zu verwenden. Bal.
Paris, um bie Unterftügung ber — Muſikaliſche Zeitung« 1798,
in von Berry, feiner frühern Schü= S. 39 ff. Die Idee wurde fpäter von
in, anzurufen. — Seine frau Anna
Kalfbrenner und auch von Henri Herz
2: zu Florenz, war 1801—1802
wieder aufgenommen, welch leßterer fein
ald Primadonna engagiert,
1851 fonftruiertes derartiges Inftrument
glüdte aber 2. Juni 1802 auf einer Piano &olien —— nannte.
von Billnig nach Dresden. Anerio, 1) Felice, einer ber hervor:
i,grancesco,einerber bedeu⸗ ragendſten römiſchen Komponiften ber
—— Komponiſten, geb. 16. Epoche Paleftrina, geb. 1560, Schüler
‚1786 zu Sanabuya bei Lerida (Kata⸗ von G. M Nanini, wurde 3. April 1594
30 Anet — Anglebert.
der Nachfolger Paleſtrinas als Komponiſt Dpern zur Aufführung — batte,
der päpftlichen Kapelle (den Kapellmeiſter⸗ aing er nad Stalien zurüd, übernabm
poften erhielt Ruggiero Giovanelli). Sein 1791 die Rapellmeifterftelle am LZateran
Todesjahr ift nicht befannt. Mehrere und war in feinen legten Zabren nur noch
Kompofitionen Anerios haben lange für mit firchlichen Kompofitionen befchäftiat.
folhe von Paleſtrina gegolten (»Adora- Angelet (pr. angſch'lͤ), Charles
mus te, Christe« und ein dreichöriges Ben, geb. 18. Nov. 1797 zur Gent,
Stabat Mater). Im Drud erijtieren von gen 20. Dez. 1832; Schüler des Pariſer
A. aus der Zeit 1585 —1622 mehrere Bü- onfervatoriums, bildete fich unter Zim-
cher Mabdrigale zu 5—6 Stimmen, zwei mermann zu einem vortrefflihen Piani-
Bücher Hymnen, Cantica und Motetten, jten aus und jtudierte unter Fetis Kom:
ferner KRanzonetten und Mabrigale zu pofition, nachdem er ſich als Muſiklehrer
3—4 Stimmen, Concerti spirituali zu zu Brüfjel niebergelafien hatte. 1829
4 Stimmen, Yitaneien zu J—8 Stimmen wurde er zum Hofpianijten König Wil
und einzelne Motetten zc. in Sammel: helms ernannt. Seine Kompofitionen
werfen. Viele Manuffripte werden in find hauptſächlich Klavierfachen ——
römischen Bibliotheken aufbewahrt. — taſien, Variationen 2c.), doch find darun⸗
2) Giovanni Francesco, Bruder des ter auch ein Trio und eine preisgekrönte
vorigen, aeb. 1567, Rapellmeifter Sigis- Symphonie.
mund3 III. von Bolen, fpäter an der Ka: Angelica (Vox a., »Engelsſtimme⸗
thedrale zu Verona, kam von da an dag eine gewöhnlich imAfuß-Ton fteberrde Or-
römifche Seminar und war jchlichlid gelſtimme, welche gleich ver Vox hurnana
1600—1603 Kapellmeijter am Lateran. (8) auf die verjchiedenartigite Weife Fon:
Er ijt einer der erjten Italiener, welche jtruiert wird, gewöhnlich al& freifchwin:
gende Zungenjtimme mit furzen Auffägen
ſich der Hleinern Notenwerte N N & be⸗ Angeloni (ipr. anndſch⸗), Luigi, geb.
. 1758 zu Froſinone im Kirhenftaat, geit.
dienten. Bekannt ift, daß er Paleſtrinas 1842 zu Xondon; war bei der PBroFlagna:
für kleinere Chöre jchwer ausführbare tion der römiſchen Republit 1799 im
jechöftinumige»MissaPapae Marcelli« zu Komitee, mußte daher flüchten und ging
vier Stimmen umarbeitete (1600). Wenn nach Baris, wo er aber 1801, fompromit:
feine zahlreihen Kompofitionen (Madri: tiert bei ber Verjhwörung von Gerack!
nale, Motetten, Litaneien, Ranzonetten, und Topino=Lebrun, eine zehnmonatliche
Palmen 2c.) auch nicht an die Bedeutung Haft erduldete. 1823 wurde er wegen
derjenigen jeined Bruders heranreichen, Beziehungen zu den Karbonari aus Baris
jo gebührt ihnen doch ein hoher Rang. ——A und ging nach London. A.
net (ipr. ana), Baptijte, f. Baptifte. bat veröffentlidt: »Sopra la vita, le
Anfoffi, BPasauale, einit aefeierter opere ed il sapere di Guido d’Arezzo:
Opernkomponiſt, neboren um 1736 zu Rea= (1811), ein bedeutfames Werf.
pel, geitorben im Februar 1797 ;Schüler Anglaise (ipr. anggläf, »englifcher
Piccinnis, fchrieb jeine erjte Oper: »Cajo Tanz«), der alteName des jetzt Francaise
Mario«, für Venedig 1769, jchlug mit (j. d.) genannten Tanzes. Doch hat man
»L’incognita perseguitata« 1773 zu auch allerlei andre englijche Tänze Ang:
Rom durch und feierte in der Folge laijen genannt (Ballads, Hornpipes xc.)
Triumphe, befonders folange man feine Anglebert (pr. anglöbär), Jean Henri
Werke in den Himmel erhob, um dafür dv’, Kammermuſikus Ludwigs XTV,, gab
die feines Lehrers Piccinni berabzufegen. 1689 einen Band »Pièces de clavecin⸗
Doch fing feit 1775 fein Stern an zu (Klavierjtüde) heraus, darunter auch 22
finfen. In Paris hatte er fein Glüd Variationen über die »Folies d’Es-
(1780— 81). Nachdem er zwei Jahre in pagne«, welche 1700 auch von Gorelli
London die Stalienifche Oper dirigiert variiert wurden. U. gehört zu den beifern
(1781 —83), bann zu Berlin und Nrag |Ältern Klaviermeiſtern; fein erftgenanntes
Anima — Anſatz. 31
Bert gibt in derVorrede Borfchriften für ſtimmiger Madrigale (1583) und vier:
Ausführung einiger Berzierungen ſtimmiger Motetten (1592) ſowie zwei
amblement simple und appuye, Ca- Meſſen und einige Madrigale in Sam:
ince, Double, Pinc&, Chute, Port de melwerfen (1566 u. 1575). Geburts:
x, Coule, Arpege). und an find unbefannt.
(ital.), Seele; con a., »mit Annunciagäo (ipr. «fäung), Gabriel
me, mit Wärme, feurig. da, portug. Komponift, geb. 1681 zu
ii a (pr. »müttige), Giovanni, Ovar, trat 1706 in den Franzisfanerorben
ren um die Wende des 15.— 16. und — zu Leiria, wurde zum Chorvikar
brb., geil. 1570 oder Anfang 1571; des Kloſters zu Coimbra, ſpäter zu Porto
a richtiger Vorläufer Paleſtrinas, nicht und zuletzt in Liſſabon ernannt und lebte
im Amt (Paleftrina wurde fein noch um 1747. 1735 gab er eine Geſang—
arhjolger als Kapellmeijter an St. Pe: Schule für feinen Orden nach portugiefifcher
J, ſondern auch in der Art, denn U. Objervanz beraus; feine Kompofitionen
erebte ſich bei aller aufgewandten fon- find Antiphonen, Mejjen und Offizien.
Mpunktiihen Kunſt der harmoniſchen Anſatz, 3 bei Blasinſtrumenten,
kürbeit wie Paleſtrina. Animuccias deren Mundſtücke nicht inden Mund ge—
äme wird aber in einem andern Zus nommen, ſondern nur vor den Mund ge—
amenhang weit häufiger genannt, näm- bracht werden, die Stellung der Lippen
a als Mitbegründer der Kımitgattung beim Anblaſen. Der A.iſt bei der Flöte ein
Oratoriums (j. d.); feine für Neris ganz andrer als bei den Blechblasinſtru—
ie
orio fomponierten »Laudi« batten menten, wo die Yippenränder zugleich die
3 durchaus nichts mit diefer Kumjt- Stelle von Zungen vertreten und daber
a Berwandtes, jondern waren ein- ber A. ein jehr verjchiedenartiger fein
be, bumnenartige Lobgefänge. A. wurde muß, je nachdem hohe oder tiefe Töne
05 zum vatifanijchen Kapellmeifter er: hervorgebracht werden follen. Der Bläfer
Mn Bon Kompoſitionen Animuccias jagt, er habe feinen A., wenn er nicht
win Drudenerbalten: ein Band Meſſen völlig Herr feiner Lippen, d. h. aufgeregt,
57), zwei Bände Magnifikats, einvier: matt zc. if. — 2) Beim Gefang die
Aimmiges Gredo ſowie mehrere Bände Art und Weife, wie der eine Phraje be:
Motetten, Palmen, geijtlihen Ma: —— Ton hervorgebracht wird, wo—
sah und Hymnen; doc müjjen viele ei man unterſcheidet: a) den A. mit
erfe im Dianuffript inder vatifanifchen Glottisſchluß, bei dem die Offnung
bibliothef geblieben fein. — Sein der Glottis (Stimmritze) einen eigentüms
Deuber Baolo, gleihfall ein fehr be: lichen Gutturallaut (Knad), das hebräi—
d der Kontrapunktiſt, war 1360 -52 che Aleph, dem Ton vorausſchickt, und
Kapelimeijter am Lateran und ſtarb 1563. b) ben hauchartigen A., bei dem bie
don ſeinen Werfen iſt indes nur einzelnes Glottis leicht geöffnet ift und dem Ton
in Sammelwerfen enthalten. ein ſchwacher Hauch (spiritus lenis) vor:
Anferis, d', j. Danters. ausgeht. Man nennt auch wohl die Stel:
Antterissmuß (arich., »Verband«), lung der gejamten bei der Tonbildung
Infibulation, eine mildere Art der Kaſtra⸗ und Refonanz beteiligten Keblfopf:, Gau:
tion (zur Berbinderung der Mutierung). men= und Munbdteile A. und jpridht von
Amalia, j. Amalia 1). einem »gaumigen A.« ꝛc. Go viele ges
Annibale, Kontrapunftiit im 16. Ichrte Werfe auch ſchon über Stimmbil:
Jubrh., geboren zu Padua (daher Pata— dung geichrieben find, jo fehlt es doch eis
vinus oder Badovano), wurde 1552 der noch immer an zweifellojen wijjen:
Otganift der zweiten Orgel der Markus ichaftlihen Refultaten und für die Braris
* zu Benedig; ſein Nachfolger war nugbaren Anbalten; der befte Geſang—
Andreas Gabrieli 1556. Von feinen lehrer ift noch immer der befte Sänger,
Lompofitionen find je ein Buch fünf⸗ und d. b. der, der alles vormadt. Die Werfe
"höftimmiger Motetten (1567), fünf: eines Helmbolg (»Lehre von den Ton:
32 Anſatzrohr — Anfchlag.
empfinbungen«, 1862), Merkel (2Authro⸗ das Klavier: als das Orgelſpiel, durt
popbonife, 1856) u. a. handeln in ber welche die vom Komponiſten vorgeſchrit⸗
augführlichften Weife von vg main bene Phraſierung zur Geltung gebrad!
der Stimmbänder, von ber Zuſammen— wird. Die Hauptarten find: ber Legato
fegung der Bofale aus Obertönen ꝛc., A. und der Staccato-N.; ber erjtere ver:
überjehen aber faft gänzlich, daß die Ge- bindet die Töne genau miteinander, fi
way des Anfaprobrs,d.b.des den Ton daß, während die zweite Tafte nieder
er Stimmbänder verftärfenden Hobl- gebrüdt wird, die erfte ſich hebt; der letz
raums vom — bis zu den Lippen, tere trennt fie fcharf, d. h. die erite Taſt
auch für denſelben Vokal (3. B. für bag wird losgelaſſen, ehe bie zweite berühr
reine A) fehr verjchieben fein kann, je wird. Unterarten find: der Legatissimo-
nachdem die weichen Teile bed Gaumen? xc. A., bei welchem die Töne noch nach bem
ſich ftellen. Der Sänger weiß, daß er fein A. folgender ausgebalten werden, ſofern
A vorn an ben Zähnen fingen fann, aber fie ſich harmoniſch mit benfelben wertra-
auch ganz hinten am Gaumen, daß er: gen; ber Non legato-N., die weichfte Art
ftereß einen »flachene, letzteres einen »ge⸗ ed Staccato, wenn bie Töne möglichit
auetfchtene Ton gibt ei eigentlichen fang gehalten werben und doch nod
Gaumenton), und daß die beften Töne bie gerade von den folgenden immer er:
find, welche er mitten im Mund fühlt, —
daß es feine großen Schwierigfeiten hat, fennbar abgetrennt (Notierungsart * " ""* :
einem U, einem bellen E ıc. diefe Art der d. h. Verbindung der Staffatopunfte und
Refonanz zu geben, und daß zu gunften de Legatobogens). Das eigentliche Stac-
der Rundung und Fülle de Tons häufig cato fann auf breierlei Weije gefpielt wer:
dem Vokal etwas von feiner ftrengen den: 1) mit völlig ruhiger Arm= umdb |
SE abgezogen werben mu A —— nur durch ſchnelles Ab:
wird nad) O Hin, E nach Ö, I nach Ü hin eben der Finger von den Taſten (leg-
— Das ſind —XRX die der iero), eine Anfchlagsart, die beſonders
nger ſofort begreift, und die ihm mehr fir ſchnelle Tonleiterpajiagen zur Ans
nügen als alle Hypotheſen über die Thä— wendung fommt; 2) mittel® einer leicht
tigfeit der Stimmbänder. Die men: Ichnellenden Bewegung des Handgelenks
lihe Stimme ift eine Jungenpfeife; die für jeden einzelnen Ton (befonder® bei
Drgelbauer aber wiffen, daß die Klang: Arpeggien und Terzengängen); 3) mit
farbe, Klangfülle 2c. weit weniger von der leichter Bewegung ded Ellbogengelents,
Geftalt der Zunge und ber Windſtärke d. h. Aufhebung des ganzen Unterarms
al3 von der Form des Aufſatzes ab: Staccato voller Akkorde). Das bärtefte
ängen. taccato ift das Icptgenannte. Eine be-
Eeezer, Anſatz 2). jondere Anſchlagsart erfordern die aus
Anſchlag, 1) veraltete Bezeichnung wei und zwei mit Legatobogen verichenen
einer befondern Art des Vorſchlags Önen beitehenben änge:
(. 8). — 2) Bei Tafteninftrumenten
—— Orgel) das Niederdrücken der
ſten. Man ſagt: »das Inſtrument hat
einen ſchweren oder leichten A.«, d. h. eine
ſchwere, leichte Spielart, es erfordert viel zn ſolchen Fällen muß nach jedem zweiten
oder wenig Kraftaufwand. Ferner fpricht on Hand und Arm leicht gehoben wer:
man vom N. eine Klavierjpielerß: er den, oder vielmehr der zweite (Teichtere)
bat einen guten, weichen, Fräftigen oder Ton wird während der Aufwärts ewegung
einen harten, edigen, ſchwächlichen A., der Hand angeſchlagen. Auch anſchlagende,
je nachdem er das Inſtrument zu behan— d. h. einen Notenwert beginnende, Verzie—
dein verjteht oder feiner —328* An⸗ rungen (Pralltriller, Mordent, A. und
lage nach vermag. Endlich gibt es ver: anſchlagender Doppelſchlag) werden viel
fchiedene Anſchlagsarten, ſowohl für leichter und runder herausgebracht, wenn
Anſchütz — Antiphona. 33
ihnen eine leichte Aufhebung der Hand merflicher Zwiſchenraum zwifchen dem
voraußgcht, da jolches die Elaftizität ders Niederdrüden der Tafte und dem Gr:
felben ungemein erhöht. flingen des Tons ift. Vgl. Elektrizität.
Auſchüz, Joh. Andreas, geb. 19. ntegnäti (ipr. «tennj«), Orgelbauer, Or:
März 1772 zu Koblenz, Entel und Schü: ganift und Komponift zu Brescia, gebo=
ier des Hoforganiften und kurfürſtlichen ren um 1550, geftorben um 1620; bat
Zapelldireftord A. zu Trier, ftudierte in Meſſen, Motetten, Pfalmen, Kanzonen
Mainz Jura und ftarb zu Koblenz 1858 fowie mehrere Werfe in Orgeltabulatur
als Staatsprofurator. 1808 errichtete er herausgegeben.
‚u Koblenz einen Mufifverein mit Inſtru⸗ Anthem, eine England eigentümliche
mentale und Gefangichule, der eine Runftform, die etwa mit unfrer kirch—
Naatlihe Subvention erhielt. U. war ein lihen Kantate zufammenfällt, nach Seite
erzellenter Klavierſpieler und bat auch ber Motette von ihr abweihend. Das
xlumgene Kompofitionen, bejonders für Wort A. wird abgeleitet von Antihbymne
Klavier, veröffentliht, — Sein —— oder Antipbona, bezeichnet alfo urfprüng=
Larl, geſt. 1870 zu New York, Schüler lich einen Wechſelgeſang; doch ift in dem
ft. Schneiders, übernahm 1844 das von A. auch der Ältern Zeit (Tye, Tallig,
kinem Vater begründete Mufikinftitut, Byrd, Gibbons) von diefer Bedeutung
ung aber 1848 nach England und fpäter nicht3 mehr zu finden. Das U. wurde
nad Amerifa und bdirigierte mehrere 1599 in die englifche Kirche als weſent—
Jahre die Oper zu New York. Kompo— licher Beſtandteil des Gottesdienftes ein-
niert ſcheint er nur Eleinere Klavierſachen geführt; zu hoher Bedeutung gelangte es
sı haben. durch die bahin gehörigen Kompofitionen
Anfelm von Flandern, ein Mufifer Burcell3 und Händeld. Man unterſchei—
der berzoglich bayrischen Kapelle zu Mün⸗ det»fullanthems« und»verseanthems« ;
sen im 16. Jahrh., ift einer von denen, in erftern überwiegt der Chor, in legtern
melden die Einführung eines fonftan: die Soli, Duette xc. (verse, ſ. v.w. Solo:
ten Solmifationsnamens für den Ton ſatz); bei beiden Arten wirft das Orchefter
h zugeſchrieben wird; ſ. Solmifation und mit. Die Terte find biblifh (Pfalmen,
*
Sprüde 2c.). In neuerer Seren man
Anfelm von Parma (Anſelmus auch vielfah Anthems aus Mefjenteilen
Georgiuß Parmenfis), vielfeitiger und Oratorienbrudhftüden nichtenglifcher
Gelehrter im 15. Jahrh., ift Verfafjer Komponijten zurechtgemacht zum großen
tned verloren geglaubten, 1824 zu Mai⸗ Verdruß der Verehrer des reinen Genre
land aufgefundenen mufifalifchen Traf: des Anthems. Bon neuern englijchen
tatö: »De harmonia dialogi«. Komponijten auf dem Gebiet des Anthems
Anſprache, anſprechen find Aus: find hervorzuheben: ©. Wesley, J. Goß
drüde, die fıch auf das prompte Erflingen und Fr. Dufeley.
ins Ton beziehen, den man auf einem Anthropoglossa (grich.), f. v. w.
Iuftrument bervorzubringen fucht. Ein Vox humana (———
Ten ſpricht nicht am, wenn er entweder Anthropophönif (griech), die Lehre
gar nicht erfcheint (3. B. auf dem Klavier von der Natur der menjchlichen Stimme.
oder der Drgel, wenn an ber Mechanik Antienne (franz., fpr. angtjänn), Anti—
etwa in Unordnung ift), oder umfchlägt phonie (j. Antiphona).
(bei Blaginftrumenten), oder ftörende Antiphon, antiphonifch (»gegen:
Seräufche mit fich führt (bei der Ging: klingend«) hieß bei den alten Griechen
kumme, bei Streihinjtrumenten, wenn ſchon bei Arijtoteles) dag Intervall ber
Ne Saite nicht »rein« ift, bei der Orgel, ktave, das einzige, welches fie als Zu-
nenn entweichender Wind ein Summen fammenflang augübten. Bgl. Paraphonie.
der Saufen hervorruft, 2c.). Unter prä⸗ Antiphöna (Antiphonie, franz.
wer A, verfteht man bei der Orgel, daß Antienne, engl. Antiphon; vgl. auch An-
Ne Mechanik fo eraft wirft, daß Fein them),eigentlich ein Wechjelgefangzwifchen
Duft 3
34 Antiphonar — Holsharfe.
wei Chören (Halbchören), einer ber Älte:
henBeftandteile des katholiſchen Ritual- Dagegen ift bei IE nicht eit
eſangs, ben nach bem Zeugnis des Aure-
ianus Reomenfis (9. Jahrh.) der beil.
Ambrofiuß von der griech. Kirche über:
*
A., fondern ein breifaher Borba
|
nahm und nad Stalien verpflanzte; in was fehr fcharf zu unterfcheiben ift.
die griech. Kirche foll den Antiphonenges Anton, Konrad Gottlob, Profeik
fang ber heil. Chryſoſtomus ein eführt der oriental. Spraden zu Wittenbe
haben. Heute ift die A. nur noch ein ein= feit 1775, geft. 3. Juli 1814; fchrieb me
ziger zuerft vom Priefter, danach vom reres über die Metrik ber Hebräer ur
Chor gefungener Vers aus einem Pfalm. verjuchte, ihre Accente als muſikali
Antiphonär, eigentlich die Zuſam— Noten (und zwar a Rh — |
menftellung der Antiphonien bes kathol. ziffern;bie Schriften haben fürdie Rufi
Kirchengefangs, dann allgemein bie nad gejchichte nur einen Wert als Kuriofitäte
den Feſtzeiten geordnete ammlung ber Antony, FranzJoſeph, geb. 1. ch
firchlichen Gefänge, ſowohl der Antipho— 17% zu Münſter (Re alen), geft. 189
nien al® der ——— Offertorien te feit 1819 Chordireftor am Dat
und Kommunionen ſowie der Halleluja— daſelbſt und feit 1832 als Nachfolger |
geſänge, Traktusmelodien und Hymnen. nes Vaterd auch Domorganift, bat auf
Antiphonie, ſ. Antiphona. kirchlichen Rompofitionen ein »Archäoft
Antiquis, Johannes de, Kapellmei— giſch-liturgiſches Geſangbuch des Great
er der Nikolauskirche zu Bari (Neapel) rianiſchen Kirchengeſangs« (1829) ı
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., gab eine »Geſchichtliche Darſtellung der €
eine Sammlung »Villanelle alla Na- ftehung und Vervolllommnung ber ©
poletana« von Romponiften aus Bari gele (1832) herausgegeben.
beraus (1574), welche auch ſelbſtkom— Antwort, in der Fuge, f. d.
ponierte entbält; desgleichen eine Samm⸗ Aöden (griech.), Sänger im gri
lung »Kanzonen« (1584). Auch erſchien Altertum; vgl. Rhapfoden.
1584 ein Band von ihm komponierter Roline, Aolodion, Nolodiko
vierſtimmiger Madrigale. Klaväoline find Namen für älter
Antiquus, Andreas (de Mon— unferm heutigen Harmonium ähnlich
dona), Mufifdruder zu Nom, vielleicht Tafteninftrumente (frei [hwingenbe Zu
itentiich mit Andreas de Antiauig, en ohne Aufſätze). Das Ältefte derartig
von welchem Petrucci einige Frottole Inſtrument foll Eſchenbach, Türmer @
drudte (1504— 1508), gab einen Band der Michaelisfirche zu Hamburg, u
Meſſen der bebeutendjten Meifter (Jos— 1800 Eonftruiert haben. — Als Name
auin, Brumel, Pipelare ꝛ⁊c.) heraus: »Li- für Orgelftimmen bezeichnen fie Regiſt
ber XV missarum« (1516). ähnlicher Konftruftion, d. b. Zungenitir
Antiflrophe, ij. Stropbe. men ohne Auffäte oder mit ganz Feine
Antithefe (grieh.), Gegenſatz; anti— Auffägen, die daher einen fehr zarte
thetiſch, gegenſätzlich. Klang haben und befonders für Ed
Antizipation (lat., »Voraußnahmee«) werke zur Anwendung kommen (meift mil:
beißt die Bildung, wenn im mehrſtimmi— Jalouſieſchweller).
gen Sat eine oder ein paar Stimmen auf Aoliſche Tonart, ſ. Kirhentöne un
dem fchlecht accentuierten Taftteil Töne Griechiſche Muſit.
der folgenden Harmonie angeben; 3. B.: Aolsharfe (Winbharfe, Wetter:
barfe, Geifterbarfe) ift ein langet,
ſchmaler Refonanzfaften mit oder obn:
Schallloch, anf dem eine ans große)
Anzahl im Einklang abgeſtimmter Darm:
faiten aufgefpannt ift; die Saiten mül:
fen von verfchiebener Die fein, fo dat
Apel — Aprile. 35

für jede ein andrer Spannungsgrad zur fchiedenartigften Urſachen baben Tann
Erreihung derfelben Tonhöhe erforderlich (entzündliche Zuftände, Geſchwüre, Läh—
it, doch darf Feine fehr ftarf angeipannt mungen 2). Die 4. benimmt dem
fein Streift ein Luftzug die Saiten, fo Sprechen nur ben Ton, gejtattet aljo das
fangen biefelben an zu tönen, und zwar Lifveln. *
machen fie zufolgeder verfchiebenen Span- Apollon (Apollo), der griech. Licht:
nung verjchiedenartige Partialſchwingun⸗ gott, der bie Laute der Natur wedt und
on, body natürlich immer nur Töne ges die Bewegungen der Planeten, die Har-
bend, die der Obertonreihe des gemeins monie ber Sphären ordnet, daher auch
Ihaftlichen Grundtons angehören. Der Gott der Dichtkunft und Mufik, in dejien
lang ift von märchenhafter, gauberijcher Gefolge fi die Mufen befinden (»Mu:
Birtung, da je nad der Gtärfe bes ſagetes« . Zu Ehren des N. wurden zu
Bindes die Akkorde vom zartejten Pia: neh alle vier Zahre die Pythiſchen
niffimo zum raufchenden Forte anſchwel⸗ Spiele gefeiert, bei denen die mufifalifchen
len und wieder verhallen. Die X. ift alt; Wettfämpfe die erjte Stelle einnahmen.
als Erfinder, reſp. Verbefierer werden Apollonifon nannten Flight und
genaunt ber Beil. Dunftan (10. Jahrh.), Nobjon in London ein 1812—16 von
Tthanaſius Kircher (17. Jahrh.) und ihnen gebautes Inftrument, das zugleich
Bope (1792). In neuerer Zeit bat fie be⸗ ein Niefenorcheftrion und eine Orgel mit
fonder8 durch H. Chr. Koch wejentliche fünf Manualen vorjtellte, d. b. das ſo—
Berbeflerungen erfahren. wohl durch Maſchinerien (Walzen) als
Apel, Job August, geb. 1771 zu auch von Menjchen gejpieltwerden fonnte.
Leipzig, geit. 9, Aura. 1816 dafelbit; pro= Das Inſtrument wurde, nachdem der Reiz
mevterte 1795 zum Doktor ber Rechte und der Neuheit verflogen, 1840 wieder aus:
wurde jpäter Ratsmitglied in Leipzig. einander genommen und feine Teile an-
Er bat zwei interefjante Schriften über derweit verwertet.
Röotbmik veröffentlicht im Gegenſatz zu Apotome hieß bei ben alten Griechen
Gottfried Hermanns »Elementa doc- das Intervall, welches wir heute »chroma=
tringe metricae«, nämlich: eine Serie tiſche Sekunde« nennen; der diatonifche
von Artifein in der »Allgemeinen Mu— Halbton hieß Limma (a-b Limma, b-h
flafifchen Zeitunge von 1807 und 1808 A). Während aber bei uns nad) ben
umb eine umfängliche »Metrife (1814— akuftifchen Berechnungen der biatonifche
Halbton (15:16) größer ijt als der chro⸗
* — ob. David
David von, b.
geb. 23 2 3 . matifche (24:25, rejp. 125:128), war es
Febr. 1754 zu Kaſſel, geſt. 1833 dafelbit bei den Alten umgefehrt, da man da?
als Geheimer Kammerrat und Theater: Limma als Neft der Quarte (3:4) nad
intendant, Mitglied der Afademien zu Abzug zweier Ganztöne (beide al3 8:9)
Stodholm, Bologna (Philharmoniker) beſtimmte (2: [] = =), während
und Rom (Arfadier); war ein ſehr frucht-
barer Tonfeger ſowohl auf dem Gebiet die A. dem Werte des Ganztons (8:9)
der Kirchenmufit (eine Pius VII. gewid- nad Abzug bes Limma (55) entjpricht
meteMefie, für die erden Goldnen Sporn
erhielt, zc.) als der Oper, Kantate und (= 2) Bol. Zonbeftimmung.
Inftrumentalmufit. Auch ſchrieb er »Ga⸗
jerie der vorzüglichiten Tonkünftler und Applifatür, f. dv.w. Fingerſatz.
merfwürbigen Mufifdilettanten in Kaſſel Appoggiatüra (ital., jpr. appodbiha-),
vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis ſ. v. w. Vorichlag.
auf genenwärtige Zeiten« (1806). Aprile, Giuſeppe, berühmter Kon:
Ahhonie (griech), Stimmlofigfeit, zu trraltift und Gefanglehrer, geb. 29. Okt.
unterfcheiden von Alalie (Spracdlofig- 1732 zu Martina, geftorben daſelbſt 1814;
keit, Stummbeit), ift eine Kranfheitser: war mehrere Jahre (ſeit 1763) eine Zierde
ihernung des Kchlfopfö, welche die ver: verfchiedener Opernbühnen 3*(Stuttgart,
36 Aptommas — Araber und Perſer.
Mailand, Florenz, Neapel) und Tebte (geſt. 1315), Mahmud el Amul (geit
dann als Geſanglehrer in Neapel. Er war 1349) und Abdolfadir Ben Jſa (ir
Lehrer von Gimarofa und Manoel Garcia perfifcher Sprache) Das Mufiffpyiten
Sohn. Die Verſuche, aus dem einen A. diefer Schriftiteller ift bag währemb beı
zwei zu machen, weil 1809 in der Per: arabifchen Herrfhaft in Perſien entſtan
gola zu Florenz ein Tenorift N. bril: dene, zweifellos altarabifche Elemente ent:
lierte, erjcheinen bisher nicht genügend haltende, gegen welches ſchon Alfaraki
begründet. Apriles Gefangichule mit anfämpfte. Das Gigentümlihe diefes
Solfeggien erfchien zuerjt in London bei Syſtems ift die Teilung der Oftaven im
Broderip: »The italian method ofsing- 17 Teile (Dritteltöne); nehmen wir ben
ing, with 36 solfegges«. Ton 1 ald c an, fo find die übrigen (nad
ptommas (fpr. äptommäs), Namte Abdolfadird Monochord): 2 des, 3 eses,
zweier Brüder, bie vorzügliche Harfenvir= 4d,des,6 fes, 7e,8f, Iges, 10
tuofen find und für ihr Inftrument qute asas, 11 g, 12 as, 13 heses, 14 a.
Mufif gefchrieben haben. Der eine wurde 15 b, 16 ces, 17 deses, 18 c, d. &
1826, der andre 1829 zu Bridgend gebo- wenn wir abfolut nicht wahrnehmbare
ren; beide leben in London als Muſik— Differenzen ignorieren (pgl. Logarithmren),
lehrer befonders für ihr Inftrument. in andrer Bezeichnung (vgl. Buchſtaben
Aquãl (lat., »gleiche), ſ. v.w. achtfüßig tonfchrift): c, cis, d, d, dis, e,e, f, fis,
. Fußton), d. h. von normaler Tonhöhe,
eine Bezeichnung für Orgelſtimmen, die 8,8, gis,a,a,b,h,c,c. Es ift fein
auf der Taſte groß C den Ton groß C hr daß diefed Syſtem eine große
geben; 3. B.Aqualprinzipal. Bol. auf ab! fo gut wie abfolut reiner Terzen ers
leide Stimmen. gibt, nämlih: ce, d fis, egis, fa,
Aquifön (Tat.), ſ. v. w. unifon. gh,acis, bd, h dis (vgl. Mefied. Ans
Araber und Perfer. Die Mufif ber geſichts diefer foliden, praktiſchen Unter—
A. u. P. hat durch R. ©. Kiefewetter lage dürfen wir vielleicht annehmen,
eine monographiſche Darjtellung gefun: daß die zwölf Haupttonarten(Mafamat),
den (1842). Danach hatten die Araber welche die Theoretifer aufitellen, eben nur
vor dem Islam Feine nennenswerte mus Theorie find; die praftifche Mufif macht
ſikaliſche Kultur; eine Blüteperiode der ja feine Tonleitern, fondern Melodien.
mufikalifchen Kunſt begann aber nad ber Hier find die Tonleitern (die Tonnamen
Groberung Perſiens (7. Jahrh.), da die find nach dem oben gegebenen Schema ber
alte perfiiche Kultur auf die Eroberer Zahlen übertragen): Ufhaf=c,d, e,
überging und Er friiher Blüte gelangte. f, g, a, b, ezNewa=c, d, es, f,g, as,
Der ältefte arabifche Muſikſchriftſteller iſt b,6; Bufelit — c, des, es, f, ges, as,
Chalil (geit. 776 n. Ehr.), der ein Bud)
ber hytbenen (Metrif) und ein Buch der b, ce; Raft=c,d,e,f,g,a,b,c;
Töne verfaßte Im 10. Jahrh. verfuchte Srat=c,d,e,f, g, gis, a,h, c;
Ulfarabi dj. d.) die griechiiche Theorie Iszfahan = c,d,e,f,g,as,b,c;
einzubürgern. Perfifche — über
Muſik treten erſt im 14. Jahrh. auf, nach⸗ Zireffend=c,d, es, f, fis, gis, a,
dem Perſien aus der Türkenherrſchaft h, ec; Büfürg=c, d,e,f, fis,g, a,
(11.—14. Jahrh.) unter die Herrſchaft h, e; Sengule=c,d,e, f, fis, a, b,
der Mongolen gefommen war, unter wel:
cher (befonders unter Tamerları) Künſte c;Rehbawi=c,des,e,f, ges, as, b,
und Wiffenfchaftenwieder aufblühten. Der c; Huffeini=c, des, es, f, ges, as,
Begründer der neuen perfiichen Schule b, e (= Bufelif); Hidſchas = c, des,
itSfaffieddin, ein Araber; fein Haupt— es, ges, as,b,c. Nod im 14. Jahrb.
wert, die »Schereffije« , iſt in arabijcher wurde das abendländiſche Tonſyſtem der
Sprache — Hervorragende Ver⸗ fieben Stammtöne und Fan!Zwijchentöne
treter ſind ferner: Mahmud Schiraſi in Berfien befannt und faßte daſelbſt feflen
Aranda — Arbuthnot. 37
Juß, beſonders in ber praftiihen Mufit- für arabifch=perfifche Inftrumente, doch
—* während bie Theoretiker noch an bezeichnen nachweislich viele derfelben ein
der Mefleltheorie Gi. d.) feftbielten biz in und dasſelbe Inftrument. Bol. Kiefe-
die neuefte Zeit hinein. wetter, Die Mufit der A.u. P. ©. % ff.
Das vornehmite Mufifinftrument Aranda, 1) Matheus de, portug.
der Araber war nach Alfarabi die Laute Mufifer, zum Brofefjor der Mufif an ber
(el aud), welche nad ber Eroberung Univerfität Goimbra ernannt 26. Juli
Spanien® buch die Mauren auch ing 1544, war gleichzeitig Kapellmeifter an
Abendland Fam, J jedoch nur langſam der dortigen Kathedrale; vorher war er
verbreitete, jo daß fie erſt im 14. Jahrh. Kapellmeister der Kathedrale zu Liffabon,
anfing, eine Rolle zu jpielen. Die Ara: wie aus dem Titel feined Werks hervor:
ber erhielten die Laute von den Perſern geht: »Tratado de cantollano ycontra-
und zwar nach dem Bericht arabifcher wiicto por Matheo de A., maestro de
Shriftjteller noch vor ber et des a capilla de la S& de Lixboa etc.«
Iglam; die Perſer mögen fie während (1533). — 2) Del Seſſa d’, ein von M.
ihrer Herrfchaft in Agypten (525 — 323 Prätorius mit Auszeihnung genannter
v. Chr.) von den Agyptern übernont- ital. Komponift im 16. Zahrh., von dem
men haben (j. Ägypten). Eine Abart der 1571 bei Gardano in Benedig ein Band
Yaute war dad Tanbur (mit längerm vierftimmiger Madrigale herausfam.
Hals, Heinerm Refonanzfajten und nur Arauxro (ſpr. ara⸗ichho, Araujo),
drei im Einflang geſtimmten Saiten). Francisco Corrka de, ſpan. Domi—
Die perfifchen Schriftfteller des 14. Jahr. nikaner, geſt. 13. Jan. 1663; anfänglich
erwähnen außerdem noch an Saitenin- Organiſt zu San Salvador, ſpäter in Se—
Nrumenten die unfrer Zither ähnlichen, villa, dann Profeſſor zuSalamanca und
bei denen die Saiten über einen flachen ſchließlich Biſchof von Segovia; hat zwei
Rejonanzfaften geſpannt waren und mit theoretiſche Werke geſchrieben: & Tientos
an ben Singern befeftigten Federpoſen y discursos musicos y facultad orga-
gefpielt wurden (Ranun [offenbar vom nica« (1626) und »Casos morales de la
griechiſchen Monochord, Canon, abjtam- musica« (Manuffript zu Liſſabon).
mend)], Tſchenk und Nufhet), ſowie die Arbeau (ipr. arböp), Thoinot, Pſeudo⸗
Streidinjtrumente Kemantjche und num von Jean Tabourot, Offizial zu
Rebab (Rubeb), von denen nach allgemei= Langres gegen Ende des 16. Jahrh.; geb
ner Annahme die abendländifchen Streich: heraus: »Orch&sographie, etc.« (1989
inftrumente abftammen follen ; boch fpricht u. 1596), ein litterarifches Kuriofum, in
dagegen erftend die bis heute gleichgeblie- welchem das Tanzen, Trommeln, Pfei:
bene primitive Konftruftion diefer In: fen 2c. in Form eines Dialogs und mit:
krumente(derSchallförper besfemantjche teld einer Art Tabulatur gelehrt wird.
iſt eine ns hnittene und mit Fiſchhaut Dal. Choreographie.
überfpannte KRolosnuß, der des Arbitrio (ital.), Gutdünfen; a suo
Rebab
a., nach Belieben.
cin vierediger, nach oben fpig zulaufender
Kaſten), fodann der auffallende Umftand, Arbuthnot (ipr. drbötpnot), John, engl.
Mediziner, Leibarzt der Königin Anna
daß die fidula (Fiedel, viola, viella) ſchon
von abendländijhen Schriftitellern des (1709), geit. 27. Febr. 1735; hat bei den
%. Jahrb. gekannt ift und die Älteften Ab:
Zerwürfniſſen Händels mit feinen Opern
bildungen eine viel entwideltere Form mitgliedern Iebhaft für Händel Partei
eigen, während vor dem 14. Jahrh. die genommen und einige interefjante De:
IOrtentalen Inftrumente diefer Art nicht tail8 veröffentlicht in den beiden feinen
währen. Die Blasinftrumentezer- »Miscellaneous works« einverleibten
ten im zwei Hauptarten: Ney(Schna:= Schriften: »Der Teufel ift los zu St.
ee und Arganım (Drganım? James, oder umftändlicher Bericht über
»Sadpfeifee). Sehr groß iſt die Zahl einen jchredlihen und bfutigen Kampf
er von den Autoren gebrauchten Namen zwischen Madame Fauftina und Madame
38 Arc. — Argine.
Cuzzoni 2c.e und »Die Mufif in Aufruhr, umfangs und ber Bauart, 3. B. Ardı
Brief an ©. F. Händel von Hurlothprumbo cymbal (arcicembalo, da3 von Bin
Johnſon Esq.« centino im 16. Jahrh. Fonjtruierte Ka
Arc. ,abgekürzt fir arco (Bogen). vierinftrument mit ſechs Klaviaturen, ba:
Arcadelt, Jakob (auch gefchrieben: für alle Töne ber drei antiken Tonge
Jachet Arkadelt, Arhadet, Har— jchlechter [diatonifch, hromatifch und en
cadelt, Arcadet), bedeutender nieder: harmonisch] bejondere Taften und Saite
länd. Komponift des 16. Jahrh., begab hatte), Ardiliuto (arciliuto, fran
fi 1536 nah Nom und wurde Direktor archiluth, Erzlaute, vgl. Baklaute, Gpiter
des Knabenchors der Betersfirche (1539), one und Theorbe), Archiviola di fir:
dann päpftlicher Rapellfänger (1540), ſpä⸗ (f.v. w. Lirone, Accordo, Lira da Gambe
ter zum Abtfämmerling ernannt (1544), die größte Art der Lyren [Biolen mit vie
folgte um 1559 dem Herzog von Guife len Saiten]) ꝛc.
nach Barid, wo wir ihn mit dem Titel Arco (ital.), Bogen; coll’ arco (ab
eine Regius musicus 1557 finden. Eine gekürzt arc., c. arc.; arcato, »mit dem
ziemlich große Zahl Arcadeltfcher Kom— Bogene), fr die GStreidinftrument
pofitionen find auf und gekommen, zu: nad) vorausgegangenem pizzicato ba}
vörderft 5 Bücher fünfftimmiger Madri- Zeichen, daß wieder mit dem Bogen au
gale, in welcher Kunſtgattung A. ganz be= streichen werden joll,
ſonders erzellierte (1538—56), ein Band Arditi, 1) Michele, Marchefe, a
drei= bis fiebenftimmiger Mejjen (1557; 29. Sept. 1745 zu PBreficca (Neapel), ad.
feine Verleger find die berühmteften der 23. April 1838; — Archãolog und
Zeit: Gardano und Scoto zu Venedig Komponiſt, 1807 Direktor des bourbe
und Le Roy u. Ballard in Paris). Viele niſchen Muſeums, 1817 Oberinſpeltet
Motetten, Kanzonen zc. finden ſich in der Ausgrabungen im Königreich Ne
Sammelwerfen der Zeit. pel, fchrieb eine Oper: »Olympiad« (mad
Arcaid (ipr. -tais), Grancesco, Mar» Zr taBane), fowie zahlreiche Rantaten,
cheſe d’, geb. 1830 zu Gagliari (Sardi- Arien und Anftrumentalwerfe. — 21
nien), langjähriger Mufifreferent der Luigi, geb. 22. Juli 1822 zu Crescen
»Opinione«, führt eine vortreffliche Feder,tino (Vercelli), Schüler des Konjervate
leider im Sinn einer etwas veralteten riums in Mailand, Biolinift, war 2x
Geihmadsrichtung, die nicht nur Wag— pellmeifter zu Vercelli, Mailand, Turin,
ner, fondern alled perhorregziert, was ging dann in gleicher Eigenfchaft nah
über die italienifche Oper im quten alten Havana, New Horf, Konftantinopel um
Sinn hinausgeht. Er felbft bat fich einige Ichließlich nach London, wo er mehrer
Male ald Opernkomponiſt verfucht, aber Jahre die Jtalienifche Oper birigierte und
wenig Glück gehabt. N. iſt Mitarbei- feitdem als Mufiffehrer und Komponif
ter der Mailänder »Gazetta musicale«. lebt. A. iſt befonders befannt geworden
Seinen Wohnſitz bat er jet in Rom, wo: durch eine Reihe geſungener Tänze, von
bin er der »Opinione« von Turin aus denen »Il bacio« (Der Kuße) die Runde
über Florenz gefolgt ift. um die Welt gemacht bat. Auch ein
Archadet, j. Arcadelt. Oper: »Der Spione, hat er gefchrieben
Arhambean (ipr. arſchangböh), Jean fowie einige Inſtrumentalſtücke (Klavier:
Micheld’, — geb. 3. März phantafien, Scherzo fürzwei Biolinen x.)
1823 zu Herve, mit 15 Jahren Muſik— Aretiniſche Silben, f. v. w. Solmiix
Ichrer am dortigen Gymnafium, fpäter tiongfilben (ut, re, mi, fa, sol, la), weldt
DOrganift zu Petit Nechain, bat Meilen, Guido von Arezzo zuerjt als Tonnamm
Litaneien, Motetten, Romanzen und Sa: verwandte. Bol. Solmifation.
lonitüde gefchrieben. Argine (pr. ardſchi), Conftantine
Ardi... (pr. «fi) und Arci... (pr, iſchi) dall’, geb. 12. Mai 1842 zu Parma,
als Zuſatz zu Namen älterer Inſtrumente geft. 1. März 1877 in Mailand; war cin
deutet auf eine beſondere Größe des Ton— in Italien beliebter Ballettkomponiſt und
Aribo Scholaſticus — Arie. 39
btachte auch mehrere Opern zur Auffüh- deren Hauptgehalt eine ſchöne Melodie
if. Diefe Bedeutung hatte im 17.—18.
— Scholafticus, um 1078, hat Jahrh. auch bei und das Wort A., und
einen ſehr wertvollen muſiktheoretiſ man ſprach Be ebenfowohlvonSpiel=
Traftat verfaßt, welcher bie on arien al Geſangsarien. — Zu einer
Guides von Arezzo fommentiert. Abges feftftebenden Kunftform von - er Be
dudt bei Gerbert, »Script.«e, II. ——— ſich die A. entwickelt in der
Arie nennt man in Deutfchland zur fogen. Großen A. oder Da caͤpo-A.,
Zeit nur noch ausgeführtere Sologejang- welche aus zwei Hauptteilen befteht, bie
rüde mit Orchefterbegleitung, mögen die- der Stimmung, Bewegungsart und ber
jelben Bruchſtücke einer Oper, Kantate gejamten Fünftlerifchen Behandlung nach
oder eines Oratorium oder für den Kon⸗ miteinander fontraftieren. Der erfte Teil
rtoortrag beftimmte Einzelwerke (Kon: ibt dem Sänger Gelegenheit zur Ent:
zertarien) fein. Bon der Ballade, welche —— ſeiner Kehlfertigkeit, iſt reich
dbenfalls mit Orchejterbegleitung vor= an Textwiederholungen und verarbeitet
fommt, unterjcheibet fich die A. dadurch, ſein Thema in reichem Maß, während der
daß fie lyriſch if, d. b. Empfindungen weite Teil im Geſangspart ruhiger ge
in der erften Perſon jchildert, während Fi ift und bafür reichere harmonifche
jene erzählt (epifchelyrifch); der Ausdruck und kontrapunktiſche Mittel entfaltet; dem
tanın ſich bis zum hochdramatiſchen ſtei⸗ weiten Zeil folgtbanndasDacapo,b.b.
arm, wenn bie Rede aus der einfachen ie getreue, nur vom Sänger durch rei-
Schilderung und Reflerion zur Form der chere Verzierungen auggeftattete Wieder:
Anrede übergeht. Es gibt baher Arien, olung bes erften Teild. Ein wejentlicher
welche in Muſik geſetzte Monologe find, eftandteil der Großen N. ift das zu An-
während andre fieals Teile einer großen fang vorausgefchicdte, die Hauptmelodie
Enjemblefzene darftellen; eine bejondere enthaltende Inſtrumental-Ritornell.
Gruppe bilden die geiftlihen Arien Die durch die fteigenden Anforderungen
(8irdenarie, Aria da chiesa), bie ent: immer mehr gefteigerten Birtuofenleiftun-
weber Gebete oder andächtige Betrachtun⸗ gen ber Sänger wurden in ber italieni-
gen find und die verfchiebenartigften Stim⸗ ichen Oper derart Hauptſache, daß die
— zum Ausdruck bringen können Komponiften in erjter Linie daran benfen
Zerknitſchung, Angſt, Dank, Freude, mußten, für die Sänger dankbare Num—
Klage xc.). Bom Lied unterſcheidet ſich die mern zu fchreiben; fo entwickelte fich die
a. dur größere Breite der Totalanlage, Große N. zur Koloraturarie oder
bauptjählich aber durch den Äußerlichen Bravourarie. Die Da capo-A. Fam
Umſtand, daß das Lied nur von einem ein⸗ ſchon im 17. Jahrh. auf (f. Scarlatti 1) und
zelnen od. wenigen Inſtrumenten begleitet blühte bis gegen Ende bes 18. Jahrh.;
wird (Rlavierlied, Lied mit Cello oder Vio- jegt ift fie außer Gebrauch gefommen
line und Klavier zc.). Arien Heinern Unt- und bat einer freiern, vielgeitaltigen Be:
fange,die dem Lied fehr nahe ftehen und, handlung der A. Platz gemacht. Das no:
wo die Orchefterbegleitung durch Klavier- tengetreue Da capo ift als undramatifch
begleitung erjeßt in(wie es beim Bortrag aufgegeben, das Ritornell tritt nur noch
m Salon ftet3 zu geſchehen pflegt), prin= ausnahmsweife auf, und die thematifche
ipiellen Unterjchied3 vom Lied gänzlich hier der A. hängt von den Erfor:
entbehren, heißen Kavatinen, Ariet— berniffen des Textes ab, fo daf fie öf-
ten oder auchwirklich ⸗Lieder« (Eouplet, ters ronboartig angelegt ift oder einen
— — Das franzöfifche Wort Air Allegrofag durch zwei langfamere ein-
dat noch heute einen viel allgemeinernSinn fchließt 20. — Die äfthetifche Bedeu—
und entipricht ungefähr unferm »Melo- tung ber A. im mufifalifhen Drama
diee,d. h. es wird ebenfo für Vokalſtücke (Oper) ift ein Stagnieren ber Handlung
verihiedenen Genres wie für Inſtrumen⸗ zu gunſten der breitern Entfaltung eines
talftüde gebraucht, vorausgefegt nur, daß lyriſchen Moments; Wagner und feine
40 Arienzo — Armbruft.
Anhänger halten ein her für unbe- fi nad) London, wo er mit Buononcini
rechtigt und ftilwidrig, während eine ans Zriumpbe feierte, bis Händels leuchten:
bre ftarfe Partei die A. gerade für bie be3 Geftirn fie beide verdunfelte. 1728
ſchönſte Blüte der dramatifchen Muſik veröffentlichte er einen Band Kantaten
anſieht. Es find dies Prinzipienfragen, auf Subftription, um feine Berbälmifie)
in demen nidht eine Verftändigung, ſon— aufzubefiern, was auch gelang; er ging,’
dern nur Parteinahme möglich ijt. Die a nad Bologna zurüd.
lediglich’de8 Birtuofen wegen gejchaffene Ar ae Quiutilianus, griech. Mu=
Bravourarie ift freilich ein Afthetijch ver: ſikſchri —— des 1.—2. Jahrh. n. Ebr., )
werfliche8 Ding, doch ijt wohl zwiſchen ihr deſſen Werk »Über die Muſik« bei Mei’
und der großen A. des Fidelio ein Inter: bom (»Antiquae musicae auctores‘
ſchied, groß genug, um zu geftatten, daß an 1652) abgebrudt ift.
die Verächter ai Verehrer diefer find. riftoteles, 1) der griech. Philoſoph,
Arienzo, Nicola d’, geb. 24. De.Schüler Platon, lebte 334—322 v. Ebr.;
1842 zu Neapel, Schüler von V. Fiora— jeine Schriften enthalten zwar nur weni⸗
vanti, G. Moretti und Sav. Mercadante, ges Über Mufik, dies wenige ift aber von
brachte mit 19 Jahren feine erfte Oper: allergrößter Wichtigkeit für die Erfor:
»La fidanzata del perucchiere«, zur Ihung des Wefens der griechifchen Mu—
Aufführung, 1864 folgte in Mailand fit, vor allen der 19. Abfchnitt feiner in
»I due mariti« im neuen Königstheater, Frage und Antwort abgefaßten »Proble-
1875 ebenda »I viaggi«, 1879 am Bel: mata«, der augjchliehlich von der Muſit
lini= Theater zu Neapel »La figlia del handelt, ferner einzelne Kapitel feiner
diavolo«, welche die Kritik als zu rea— »Politica« und einzelne Stellen der »Bo=
liſtiſch und forciert originell verwarf. tife. — 2) Pſeudonym eines Schriftitel:
Außerdem jchrieb er noch: »Il cuocoe, lers über die Menfuralmufif im 12.—13.
»Lerose« und »Il cacciatoredelle Alpi« Jahrh. nach verfchiedenen Anzeichen iden⸗
fowie mehrere Duvertüren. 1879 erſchien tijch mit dem Verfaffer bes dem Beda Bes
fein theoretifche® Werf »Die Einführung nerabilis (7. Jahrh.) zugefchriebenen und
des Tetrachordenſyſtems im die moderne in der Ausgabe der Werke desjelben abs
Mufike,in welchem er für die reine Stim— gedruckten mufifalifchen Traftats.
mung auftritt (gegen die Temperatur) Ariflorenos, der Schüler des Ariftes
und neben den beiden herrſchenden Ton- teles, der ältejte und wichtigfte der griech.
gefchlehtern Dur und Moll ein drittes Mufikfchriftiteller (abaejehen von eingels
verfiht, das der Heinen Sekunde (vgl. nen Abhandlungen bei Platon und Ariz
Molltonleiter). ftoteles), geboren um 394 v. Chr. Bon
Ariette, ſ. v. w. kleine Arie (. d.). jeinen zahlreichen Schriften find allein die *
Arion, der jagenummwobene Sänger »Harmoniſchen Elementee volljtändig cr-
des griech. Altertumg, Tebte um 600. Chr. halten. Nur ald Fragment eriftieren noch
Ariöso (ital.) heißt ein kurzes melo: die »Rhythmiſchen Elemente«. Beide
diſches Sätzchen inmitten oder am Schluß Werfe erfchienen griehifch und deutſch
eines Recitativg. Das A. unterfcheidet ſich mit Fritiihem Kommentar von PB. Mar:
von ber Arie dadurch, daß es Feine the— quard (1868). Bol. Weſtphal.
matifche Glieberung bat, d. h. es ift nur Arkadier (Arkadiſche Gejell:
ein Anlauf zu einer Arie, ein Iyrifcher Ihaft, Accademia degli Arcadi), eine
Moment von geringer Dauer. 16% entjtandene Künftlergefellichaft zu
Ariofli, Attilio, geb. 1660 zu Bo- Rom (Dichter und Dufiker). Die Mitglie
logna, einft — Fe ae der führen altgriehifche Schäfernamen.
debütierte in Venedig 1686 mit der Oper Arkadifhe Dionyfien waren bei den
»Dafne«, ſchloß ſich anfänglich eng an Römern Feitipiele, bei denen Knaben umd
die Manier Lullyg an, ging aber fpäter Jünglinge mimifche Tänze aufführten.
u der Aleſſandro Scarlattis über. 1700 Armbruf, Karl F., vortrefflicher
abet wir A.zu Berlin, 1716 wandte er Organiſt, geb. 30. März 1849 zu Ham:
Armer ]la clef — Arnold. 41
burg, Schüler de3 Stuttgarter Konſer⸗ Jean Etienne Guillaume, geb. 16. März
batoriums, ſpeziell Faißts, deſſen Schwie⸗
1807 zu Marjeille, beliebter Romanzen-
zaſehn er 1874 wurde, folgte bereits fomponijt, der auch in Deutichland befannt
1369 feinem Vater, dem Organiſten ber geworden ift (⸗Zwei Auglein fo blau«).
Petrifirhe und Dirigenten des Badı- Arne (ipr. am), 1) Thomas Augu:
Bereind zu Hamburg, Georg A., im ftine, geb. 1710 zu Xondon, geit. 5.
Amt umd it daneben Lehrer für Orgel: März 1778 dafelbft; einer der bedeutend:
und Klavierſpiel am Hamburger Konſer⸗ ften engl. Komponiften, von welchem die
vatorium. Melodie des »Rule Britannia« herrührt.
Armer la clef (franz., fpr. armeh lä Seine Gattin Cecilia N., Tochter des
fe), die Vorzeichen zum Schlüſſel ſetzen. Drganijten Doung, war eine berühmte
rmgeige (Bratiche, ital. Viola da Dpernjängerin, Schülerin von Gemi—
braechio) Bießen rüber die Fleinern, im niani. U. bat eine große Anzahl von
Arm gehaltenen Geigenarten im Gegen Dpern und Mufifen zu Shafefpearefchen
ja& zu den größern, zwijchen den Knieen und andern Dramen, auch zwei Orato—
zbaltenen Kniegeigen (Viola da rien, Lieder, Glees, Catches, Klavierſo⸗
gamba, Gambe). Bol. Biole. naten, Orgelkonzerte ꝛc. geſchrieben. Die
a aud (ipr. armänggöh), Jules, Univerfität Oxford verlieh ihm den Dot:
zeb. 3. Mai 1820 zu Bayonne, ausgebil⸗ tortitel. —2) Michael, Sohn des vori-
det in feiner Vaterſtadt, wollte 1839 fich gen, geb. 1741 zu Xondon, gejtorben um
auf dem Barifer Konjervatorium vervoll- 806; fomponierteebenfallß einige Opern,
foınmnen, wurde aber als bereit3 zu weit die er mit Erfolg zurAufführung brachte,
cuwickelt nicht mehr aufgenommen. Seit verfiel aber 1780 auf die dee, ben »Stein
dieſer Zeit ift er im Orchefter der Großen der Weijene finden zu wollen, und erbaute
Oper tbätig umd hat mit Leon Jacquard, fich in Ehelfea ein Laboratorium. Nach—
&. Lalo und Mas ein Streichquartett ge dem er badurch feine Finanzen ruiniert,
bildet, das fich ein vorzügliches Renommee fehrte er zur Muſik zurüd und fchrieb
erworben und neuerdings, durch einige noch eine Anzahl Kleiner Stüde für die
Bläfer verftärft, den Namen Socist& Londoner Theater. \
elassique angenommen bat. U. hat auch Arneiro (jpr. nei), Zoje Augufto Fer⸗
Ziolinfompofitionen veröffentlicht. reira Beiga, VBicomte d’, portug.
Armonie (Harmonie) wird als In— Komponift, geb. 22.Nov. 1838 zu Macao
ftrument ber Mendtrier8 im 12.—13. in China, einer edlen portug. Familie ent=
Jahrh. genannt, ohne Zweifel nichts an- ftammend (die Mutter war fchiwedifcher
dtes als die auch chifonie (symphonie) be⸗ Abfunft), ftudierte Jura zu Coimbra, jo:
nannte Bielle(Organiftrum, Drehleier). dann feit 1859 Harmonie unter Dtanoel
Arnaud (ipr. amöh), 1) Abbe Fran: Joaquim Botelho, Kontrapunft und
cois, geb. 27. Zuli 1721 zu Aubignan Fuge unter Vicente Schira und Klavier
bei Catpentras, geit. 2. Dez. 1784; Fam unter Antonio Jofe Soares und fing an
1752 nad) Paris, wurde 1765 Abt von fleißig zu fomponieren. 1866 wurde am
Grandchamps, fpäter Vorlefer und Bi- Theater San Carlos in Lifjabon ein Bal—
bliothefar des Grafen von Provence und fett von ihm aufgeführt, »Ginn« betitelt.
Mitglied der Akademie. U. bat eine Sein Hauptwerk ift ein Tedeum, das 1871
Keihe muſikaliſcher Abhandlungen ges zuerft in der Paulskirche zu Liffabon
ihrieben, die meift in größern Werfen zu und jpäter unter bem in Frankreich neuer—
finden find; feine gefammelten Werke er: dings beliebten Namen »Symphonie
‚dienen in 3 Bänden 1808 zu Paris. Er Kantate« in Baris zur Aufführung kam.
war ein eifrigerBarteigänger©lud3; feine 1876 brachte daß Carlos-Theater zu Lij-
arauf bezüglichen Briefe Andzu finden in ums eine Oper: »Das Jugenbelirire.
ven »Mömoires pour servir à l’histoire . gilt für den bedeutendften neuern por—
de la rövolution oper&e dans la mu- tugieſiſchen Komponiſten.
sique par M. le chevalier Gluck«. — 2) Arnold, 1) Georg, kirchlicher Kom:
42 Arnulf von St. Gillen.
ponift im 17. Son, geb. zu Weldsberg (1806). — 5) Karl, geb. 6. März 174
in Tirol, zuerſt Organift zu Innsbruck, zu Neufirchen bei Mergentheim, Sobn
jpäter in Bamberg bifchöflicher Hofor: von Johann Gottfried A., wurde nad
ganift, gab 1652 —76 Motetten, Pfal- deſſen Tod in Offenbach erzogen, mo
men und 2 Bücher neunftimmiger Mef- Alois Schmitt, Vollmeiler und Joh. Ant.
fen heraus. —2) Samuel, geb. 10. a Andre feine Lehrer in der Muſik wurden.
1740 zu London, geft. 23. Oft. 180 : Nach einem bewegten Leben als Pianiſt
warb in der königlichen Bofalfapelle unter ließ er fi 1819 zuerft in Petersburg
Gates und Nares erzogen, erhielt bereits nieder, wo er bie Sängerin Henriett:
mit 23 Jahren den Auftrag, für Eovent- Kifting heiratete, ging 1824 nach Berlin,
garden eine Oper zu fchreiben, bie denn 1835 nah Münfter und 1849 nach Ehri-
auch 1765 glüdlich in Szene ging: »The ftiania als Dirigentder Philharmoniſchen
maid of mille. In der Folge bis 1802 Gefellfchaft und Drganift der Hauptfirck.
fchrieb er über 40 Bühnenwerke. 1783 Bon feinen Kompofitionen find bervor-
wurde er Organift und Komponiſt der kö— zubeben eine Reihe trefflicher Kammer:
niglichen Kapelle, 1789 Direftor der Aca- mufifwerfe (Slavierfertett, Sonaten,
demy of ancient music, 1793 Organift Phantafien, Variationen, eine Oper:
der Weftminfterabtei; 1773 erwarb er ſich » Irene, 1832 in Berlin enufgeführt, 2.)
den Doktorgrad zu Oxford. A. hat auch Sein Sohn Karl, geb. 1820 zu Peters:
einige Oratorien geſchrieben; vielleicht das burg, Schüler von M. Bohrer, ift Cellifi
verdienſtlichſte ſeiner Werke iſt aber die der füniglichen Kapelle in Stodholm. —
»Cathedral music«, eine Sammlung der 6) Friedrih Wilhelm, geb. 1810 au
beiten Firchlichen Kompofitionen englilcher Heilbronn, geft. 13. Febr. 1864 als Muſi
Meijter (1790, 4 Bde.), Fortjeßung der falienbändler in Elberfeld; gab zebn
gleichnamigen Sammlung von Boyce, Hefte »Volkslieder« heraus, ferner da:
neu herausgegeben 1847 von E. F. Rim: »Lochheimer Liederbuche, Konrad Pau:
bauft. Die von ihm beforgte Ausgabe mannd »Ars organisandi«e (beide in
von Händels Werken (1786 ff., 36 Ba Chryſanders »Jahrbüchern«), Klavicr-
it leider nicht frei von Fehlern. — 3 ſtücke, Arrangements der Symphonien
Johann Gottfried, geb. 15. Febr. Beethovens für Klavier und Violinex.—
1773 zu Niedernhall bei Ohringen (Hohen: 7) Yourij von, geb. 1. Nov. 1811 zu
ie vortrefflicher Eellift und Kompo: eter8burg, two fein Bater Staatsrat war,
niſt; nad) längern Studien bei den beiten ftudierte in Dorpat Staatswifienfchaften,
Meiftern (M. Willmann, B. Romberg) trat dann 1831 in die ruffilche Armee
und vielfachen Konzertreifen in derSchweiz und machte den polniichen Feldzug mit,
und Deutjchland wurde er erfter Gellift am quittierte indes 1838 den Militärdienfi -

Theater zu Frankfurt a. M., wo er fchon um fi ganz ber Muſik zu widmen, fom-


26. Juli 1806 ftarb. Seine Hauptwerfe ponierte mehrere ruffiihe Opern (»Di:
find: 5 Gellofonzerte, 6 Bariationenwerke Bigeunerin«, »Swätlanae, letztere preis:
fürGello, eineSymphonie concertante für gefrönt), ferner Ouvertüren, Lieder, Chor:
incl Löten mit Orchefter ac. — HIgna lieder 2c., hielt mufifhiftorifche und af:
ınjt Ferdinand, geb. 4. April 177 ftifche Borlefungen und wirkte als ftrenger
zu Erfurt, Abvofat dafelbft, aeit. 13. Kritiker. 1863—68 Iebte er in Leipzig,
Okt. 1812; veröffentlichte (1803 ff.)kurze geigte fi als eifriger Anhänger der neu:
Biographien von Mozart, Haydn, Che: eutjhen Richtung und redigierte eine
rubini, Gimarofa, Paiſiello, Dittersdorf, eigne Mufikzeitung. Seit 1870 ift er
Zumiteeg, Winter und Himmel, die 1816 Profeffor der Gefangunterrichtämethod:
gefammelt in 2 Bänden neu erfchienen als am Mosfauer Konfervatorium. 1875
»Öalerie ber berühmteften Tonfünftler des veröffentlichte er: »Die alten Kirchenmodi
18.u. 19. Jahrhunderts«.Außerdem fchrieb biftorifch und afuftifch entwickelt«.
er: »Der angehende Muſikdirektor, oder Arnulf von St. Gillen (15. Jahr:
die Kunſt, ein Orcheſter zu bilden ꝛc.« hundert) ift Verfaffer eines bei Gerbert
Arpa — Arriaga y Balzola. 43
(»Seript.- IIT)abgedrudten Traktats: De Affordpafjagen zu bedienen, die natür—
üfferentiis et generibus cantorum«. lih vorher einmal ausgejchrieben fein
um (it.)‚Harfe;Arpanetta, Spigharfe, mußten, 3. B.:
© (ital., fpr. »edvjho) oder ar-
peggiato, eigentlih »nach Harfenarte, |
ane Bezeichnung, die andeutet, daß die S
Töne eines Akkords nicht gleichzeitig, ſon⸗
dern, wie auf ber Harfe, nacheinander ge
draht werden follen (barpeggiert, gebro: In ben Altern Biolinfompofitionen
den). Daß A. wird entweder durch bie (Bach) findet ſich öfter eine Reihe Ak—
wörtliche Vorſchrift (auch abgekürzt als korde in langen Notenwerten mit dem Ar-
arp,) oder durch folgende Zeichen gefordert: peggiozeichen, die in folgender oder ähn—
liher Weife aufgelöft zu werden pflegen:

— —
Pat: 2 — 4Fe

Im allgemeinen Gebrauch ift heute nur


noch das erjte Zeichen, doch findet ſich bag Arpeggione (ſpr. arpeddſchöne, Gui—
vierte 3. B. in der neuejten Ausgabe von tarre-Violoncell), ein 1823 von ©,
Mozarts Klavierfonaten in der Edition —— in Wien erbautes, wohl der
Peters; bie beiden legten deuten die Auf: Gambe ähnliches Streichinſtrument, für
löfung in Achtel an. Früher unterfchied welches Franz Schubert eine Sonate ge—
man befonbere Zeichen für daß A. von ſchrieben und Binz. Schufter eine Schule
unten (Beifpiel I) und das von oben (II), herausgegeben hat. Die ſechs Saiten wa:
heute muß das A. von oben durch Heine ren geftimmt nEAdghe..
Roten angedeutet werden (III). Arpg., Arpio, abgekürzt für Ar-
I von unten II von oben III von oben pegeis.


tpidord, f. v. w. Harpfichord.
Arrangement (frz., ipr. arrang’fhmäng),
ſ. v. w. Bearbeitung eines Tonftüds für
andre Inftrumente, als der Komponift e8
Steht dor einem Ton eines arpeggierten geſchrieben; 3. B. ift der Klavierauszug
Attords ein langſamer Vorfchlag, fo ge: eines Orcheſterwerks ein N.; begleichen
rt die Vorſchlagsnote in dasA.,und die werden vierhändige Klavierwerfe zwei:
ttichreitung fommt binterdrein; furze händig »arrangiert«; auch Klavierwerke,
Borjhläge find auszuführen wie bei b: die für Orchefter umgeſetzt (inftrumen:
Zeichen: tiert) werden, bei:
a) b) ® BenArrangements,
— — —
Das Gegenteil von
A. iſt Driginal-
fompofition.
Ausführung: Arriüga yBal:
nr Juan Cri—
oftomo Jacobo
Antonio, fpan.
Komponift, geb.
21.3 an. 1806 zu
Die gewöhnliche ya A. |Bilbao, geftorben Ende Februar 1825; ſtu⸗
it einmalige fchnelle Folge der öne der |dierte 1821 am Konfervatorium in Paris
Reihe nach, einfegend mit dem Accent; |umter Fetis in drei Monaten die Harmo—
früher war es jedoch üblich, fi des Zeis |nielehre und löſte nach zwei Jahren bereits
Gens des A. ala Abkürzung r allerlei |die fchwierigften Probleme bed Kontra:
44 Arrieta — Artiſt.

Bone Als 1824 am Konfervatorium als Niederihlag (Thefis) und Aufbeben


epetitiongkurfe für Harmonie und Kon (A) des Taktſtocks oder der Hand. Alfo:
trapunft errichtet wurden, jtellte man U.
als Repetitor an. Derfelbe hatte fich zu:
feich zum vortrefflihen Geiger ausge— 73 l

ifdet. Die großen Hoffnungen, zu denen antile Metrit . Th, A Th, A


mittelalterlie und
das jugendliche Genie berechtigte, wur: moderne Metrif A. Th. A Th
ben burch feinen en Tod zerjtört. heutige Mufit . . Th A, Tu. A:
etis fpricht mit Begeifterung von feinen
— die indes bis auf drei Artaria, befannte Kunſt- und Mus
Streichquartette (1824) nicht gedruckt fifalienhandlung zu Wien, begründet
worden ſind. 1769 von Carlo A. als KRunfthandlung,
Arrieta, Juan Emilio, jpan. Kom— 1780 als Mufitverlag; Aſſociés waren
ponift, Direktor des Madrider Konſerva— von Anfang an drei Vettern desfelben,
toriums, geb. 21. Dft. 1823 zu Puente he und Basquale
la Reina (Navarra), 1842 —45 Schüler A. Eine Filiale des Gefchäfts in Mainz
des KRonfervatoriums in Mailand, wo er wurde ſchon 1793 aufgelöft und zu Mann⸗
bald darauffeine erfie Oper, »Ildegonde«, beim von zwei Brüdern Pasquales, Do=
zur Aufführung brachte, kehrte 1848 nad) menico und Giovanni Maria A,
Spanien zurüd und brachte zu Madrid ein Gejchäft für eigne Rechnung mit der
eine große —* (bis 1878 ſchon 35) Opern irma »Domenico A.« errichtet, welches
und Operetten (zarzuelas) zur Auffüh— päter, mit der Fontaineſchen Buchhand⸗
rung. 1857 wurde er ald Rompofitiong- lung verbunden, »A. u. Fontaine« fir
en am Madrider Konfervatorium ans mierte. Die Wiener Handlung nahm 1793
geitellt, 1875 als Nachfolger Eslavas Rat zwei neue Ajjocies auf, Giovanni Gappi
im Unterrichtsminiſterium. und Tranquillo Mollo. Cappi trat 1796
Arrigöni, Carlo, geboren zu Florenz aus und errichtete unter eignem Namen
im Anfang des 18. Sabır ., vortrefflicher einen Verlag (Später Tobias aan:
Lautenfpieler, Kapellmeijter des Prinzen desgleichen Mollo 1801 (ſpäter Diabelli);
von Garignan, wurde 1732 von Händels der Erbe bed Geſchäfts, Domenico A,
— nach London gerufen, um in Ber: Schwiegerſohn Carlos, ftarb 1842; fein
indung mit Borpora jenenzu verdrängen, Sohn August ift der jegige Inhaber.
mußte aber vor dem großen Genius bald rtenga, Stefano,’ fpan. Jeſuit,
genug die Segel ftreichen. eboren zu Madrid, geft. 30. Okt 1799
Arrigo Tedesco (j. v. w. Heinrich der in Paris; ging nad Interdrüdung des
Deutſche) wurde Heinrih Jfaac (f.d.) in Drdend in Spanien nad Stalien und
Italien genannt. lebte mehrere Jahre im Haus des Karbi:
Arfis (gricch.), |.v. w.Hebung, Gegey- nals Albergati zu Bologna in engem Ber-
fag von Theſis (Senkung); diefe Aus: fchr mit dem Padre Martini, der ihn
drücke unterfchieden bei den Griechen die zur Abfafjung der berühmten Gejchichte
ſchweren (accentuierten) und leichten (ac= der Dper in Italien veranlaßte. U. be:
centlofen) Taftteile derart, baß der ſchwere gab fich fpäter nad Nom, wo er fich mit
als Theſis bezeichnet wurde und der leichte dem ſpaniſchen Geſandten Azara befreun:
als A. vn Senfung des Fußes dete; diefem folgte er dann nach Paris,
beim Tanzen). Die mittelalterlichen latei— wo er ftarb. Sein Werk beißt: »Le rivo-
nijchen Grammatifer drehten die Bedeu— luzioni del teatro musicale italiano«
tung um und faßten X. ald Hebung ber (1783, völlig umgearbeitet 1785). Ein
Stimme (betont), Thejis ald Senkung im Manufjfript binterlafjenes Werk über
(unbetont); in legterm Sinn werden bie antife Rhythmik ift verloren gegangen.
Ausdrüde noch heute in der Metrif per Artifl — Artiste), Kunſtler, ın
braucht, während in der Muſiklehre die Frankreich befonders beliebte Bezeichnung
alte Bedeutung wieder zur Geltung fommt für Schaufpieler und Opernfänger.
er
Artöt — Aſantſchewski. 45
Artöt (ipr. «töh), Name oder Beiname zöſiſcher, belgifcher und holländiſcher Büh—
einer ausgezeichneten Mufikerfamilie,‘die nen und ging dann nach Italien, um ſich
igentlih Montag ney heißt; ber im italieniſchen Geſang zu vervollkomm⸗
Siammvater des muſikaliſchen Zweigs iſt nen. Ihre Triumphe erreichten den Höhe—
Maurice Montagney, genannt A., punkt, als fie um 1859 mit ber Lorini—
1.3. Febt. 1772 zu Gray(Haute⸗Sadne), fchen italienischen Operngeſellſchaft in
get. 8. Jan. 1829; Muftfmeifter eines Berlin auftauchte; mehrere Jahre fang
franzöfiihen Regiments in der Revolu: fie überwiegend in Deutichland, befonders
tonzzeit, kam fpäter als erfter Hornift an Berlin, 1866 in Rußland, zwifchendurd,
Ya Theätre be fa Monnaie zu Brüjjel, wo auch in London, Kopenhagen zc. 1869
er auch Kapellmeifter am Beguinenflofter verheiratete fie fich mit dem fpanijchen
wurde. A. war zugleich ein vortrefflicher Sänger Badilla y Ramos, ber fortan
Auitarre= und Biolinfpieler fowie Ge ihre Erfolge teilte. Die Stimme der A.,
\anglehrer. — 2) Jean Defire Montag- urfprünglich ein voller Mezzofopran von
a), Sohn des vorigen, geb. 23. Sept. leidenſchaftlichem Ausdrud, hat burch
185 zu Paris, Schüler feines Vaters fonfequente® Stubium eine bedeutende
und defien Nachfolger am Theater in Höhe gewonnen, fo daß fie bie größten
Srüffel, erfter Horniſt de Guidenregi- dramatifchen Sopranpartien fingt. Noch
ments (Leibgarde), 1843 Profeſſor des heute ift fie ein Magnet erften Ranges.
horns am Brüffeler Ronjervatorium, Artufi, Giovanni Maria, orbent-
1849 eriter Horniſt der Privatkapelle des licher Ranonifus von San Salvatore zu
Königs von Belgien, 1873 penftoniert, hat Bologna um 1600, gab heraus: » Artedel
ine Anzahl Kompofitionen für Horn ver: contrapunto« (1 ‚Teile; 2.Aufl.
Sffentliht (Phantafien, Etüden, Quar- 1598); »L’Artusi, ovvero delle imper-
tette für vier dhromatifche Hörner oder fecioni della moderna musica« (1600
Comets à piston). — 3) Alerandre bis 1603, 2 Zeile) jowie einige Fleinere
Joſeph Montagney (A.), Bruder des vo- Schriften (»Considerazioni musicali«,
gen, geb. 25. Jan. 1815 zu Brüjfel, aeft. 1607, u. a.) und einen Band vierjtimmis
MJuli 1845 in Bille d'Avray bei Paris; ger Ranzonetten (1598). A. war ein vor:
Schüler feines Baterd, dann von Snei trefflich gefchulter Rontrapunftifer, wußte
in Brüffel und 1824—31 von Rudolf und aber mit den Neuerungen eine Monte
Auguft Kreuger am Parifer Konjervato: verde oder gar Gefualdo di Venofa, jaſelbſt
num, entwidelte fi) zu einem vorzüg: eines N. Vincentino Enprian de Rore, A.
lihen Geiger, machte, ohne irgend welde Gabrieli ꝛc nicht3 anzufangen, eine jener
Antellung anzunehmen, die ausgedehn⸗ Ericheinungen, wie he immer in Zeiten
teten Konzertreifen durch Europa und der Gärung und Entwidelung neuer Rich—
Amerifa (1843). Erhat verjchiedene Kom: tungen in der Kunft vorfommen.
vofitionen für Violine (A moll- Konzert, As, das durch berniedrigte A. Asdur-
Phantafien, Variationenwerke 2c.) publi⸗ Aftord = as.c.es; As moll-Afford —
siert; Streichquartette, ein Klavierquin- as.ces.es; As dur- Tonart, 4b, As
tt u.a.blieben Manuiffript. — 4) Mar: moll-Tonart, 7 bvorgezeichnet; j. Tonart.
guerite Zofepbine Defirde Montagney Alantihewsti, Michael von, rufi.
(A), Tochter von Defird A., geb. 21. Juli KRomponift, geb. 1838 zu Moskau, ſtu—
1535 zu Paris auf einer Reife ihrer El: dierte 1861—62 in Leipzig unter Haupt:
kn, Schülerin der Biardot-Garcia 1855 mann und Richter —— lebte
dis 1857, trat zuerjt 1857 in Konzerten 1866 —70 zu Paris, wo er die wertvolle
‚u Brüffel auf und wurde auf Empfeh- mufifalifhe Bibliothek von Anders er:
lung Menerbeerd 1858 an der Großen warb und jamt der feinigen fehr bedeu—
per zu Paris engagiert. Ihre Erfolge tenden bem Beteröburger Konfervatorium
waren fogleich außerordentliche. Doc verwachte, defjen Direktor er 1870 an
gab fie nach Furzer Zeit ihr Engagement Stelle A. Rubinfteind wurbe. Seit 1876
auf, gajtierte auf einer großen Zahl fran= bat er fich aber von diefem Poſten zurüd:
46 Asas — Assai.
gegogen und lebt ber — hat in⸗ dann die — Gherardini nach Ve
es bisher noch wenig veröffentlicht (Kla⸗ nedig und ließ ſich 1799 in Mailand
vierſachen, Streichquartett, Duvertüren). nieder. 1801 ernannte ihn der Bizefönig
Asas, das burch bb erniedrigte A. von —— Kapellmeiſter und zum
Aſcheubrenner, Chriſtian Hein— Zenſor (Studiendirektor) des erg
rich, ge 29. Dez. 1654 zu Altitettin, toriums, welche Amter er biß 1813 ver:
geft. 13. Dez. 1732 in Jena; zuerft Schü- waltete. Er 38 fi barauf in feine Bo:
ler feines Vaters, ber berzoglicher Kapell⸗ terftabt zurüd, bis 1820 noch fomponie
meijter in Wolfenbüttel geweſen und ba= rend. U. hat eine große Anzahl Rantaten,
mals ftädtifcher Mufikdireftor zu Altjtet- Mefien, Motetten, Gefänge, Duette x.
tin war, ftudierte 1668 bei Theile in mit Klavier, Konzerte für verjchiedene In⸗
Merfeburg und zuleßt bei Schmelger in ſtrumente, Nokturnen für 3—5 Singitim:
Wien. A. war ein vorzüglicher Violin- men mit und ohne Begleitung, mebrere
fpieler, hatte nacheinander mit Unterbre= Opern x. fowie eine Anzahl ———
uch, die ihn jedesmal in Nahrungs: Werke geſchrieben, nämlich: »Principj
forgen ftürzten, die Stellungen als erjter elementari di musica« (allgemeine Mu:
ah Zei (1677— 81), Merfeburg jiffehre, 1809; mehrfach aufgelegt, aud
(1683), ald Mufikdireftor des ar franzöſiſch 1819); »L’allievoalcembalo«
3098 von Sachfens Zeit (1695— 1713) (Klavierfchule); »Primi elementi per il
und als Kapellmeifter ded Herzogs von canto« —A— »Elementi per
SahjeneMerfeburg (1713—19). Seit ilcontrabasso« (1823); »Trattato d’ar-
biefer Zeit lebte er ohne Amt mit Fleiner monia e d’accompagnamento« (Gene
Penſion, im Alter noch auf3 Stundenge ralbapjchule); »Dialoghi sul trattato
ben angewiefen, zu Jena. Bon feinen d’armonia« (Brage: und Antwortbud
Kompofitionen it nur noch erhalten: zur Harmonielehre, 1814); »Osserva-
»Gaſt- und Hochzeitsfreude, bejtehend in zioni sul temperamento proprio degli
Sonaten, Präludien, Allemanden, Cou— stromentistabili ete.« und »Disinganno
ranten, Balletten, Arien, Sarabanden sulle osservazioni ete.«; endlich »Ilmae-
mit drei, vier und fünf Stimmen, nebit stro di composizione« (anfchließend an
dem basso continuo« (1673). die Generalbaßichule, 1836).
Aſcher, Joſeph, geb. 1831 zu London Alola (at. Asula), Giovanni Mat:
von deutichen Eltern, geft. 1869 dafelbit; teo, fruchtbarer Kirchenkomponiſt, geboren
aenoß bier den Unterricht von Mofcheleg, zu Verona, geit. 1. Dft. 1609 in Venedig;
den er 1846 nad) Leipzig ald Schüler einer ber eriten, welche ben Gebraud dei
des Konfervatoriums folgte. 1849 ging Baffo continuo für die Begleitung ber
er nach Paris, wo er zum Hofpianiften der kirchlichen Geſangsmuſik durch die Orgel
Raiferin Eugenie ernannt wurde. Bekannt acceptierten. Außer einer großen Zahl
al? Komponift von fogen. Salonmufif. von Mejien, Pialmodien 2c. find zwei
Afioli, Bonifazio, geb. 30. April Bücher Mabdrigale (1587, 1596) erhalten.
1769 zu Gorreggio, geſt. 26. Mai 1832 Alpiration (lat.), eine jet veraltete
dafelbft; entwidelte ſich unglaublich früh Verzierung, ber noch viel ältern Plica
um Komponiften (er foll mit acht Jahren (i. d.) entjprechend und ein kurzes Berüb-
* drei Meſſen, eine Reihe andrer Bir: ren ber Ober= oder Unterſckunde am
chenwerfe, ein Violinkonzert, Klavier: Ende des Notenwerts bedeutend:
ftüde ꝛc. gefchrieben haben und zwar
ohne vorgängigen theoretiichen Unter—
richt). Nachdem er einige Jahre regel:
mäßige Kompofitionsftudien unter Mo—
rigi zu Barma gemacht hatte, wurde er Rouſſeau gibt diefe Definition für Accent,
zum Kapellmeifter in Correggio ernannt. Assai (ital., »genuge, »ziemlic«).
1787 ging er nach Turin, wo er, fleißig |eine Tempo= oder Vortragsbezeichnung
fomponierend, bis 1796 Iebte, begleitete | verſtärkend, 3. ®. allegro a., recht ſchnell.
Assemblage — Aſthetik. 47
Assemblage —— ſpr. affangblaͤhſch), der fogen. Programmmufif ab. Wie die
ſ. v. w. Ahnlichkeitszeichen (0), d. b. das neuern Philofophen überhaupt mehr und
Zeichen des Doppelſchlags. Die eigent⸗ mehr ben Zufammenbang mit der eraften
liche frauzöſiſche Benennung bed Doppel: Wiſſenſchaft anjtreben und baherihr Haus
ſchlags ift aber Double. nicht mehr von oben herunter, fondern
Abmayer, Ignaz, geb. 11. Febr. 1790 von unten hinauf bauen, jofangen auch die
su Salzburg, get. 31. Aug. 1862 in Wien; mufitalifchen Afthetifer an, das frühere all-
Schüler von Brunmayr und M. Haydn, gemeine Räfonnement über Runftformen,
1808 Organift ber Betersfirche in Salz- Stile ıc. — und dem Weſen der
burg, wandte fih 1815 nad) Wien, wo Muſik auf den Grund zu geben, d. h. über
er bei Eubler fich noch weiter fortbildete, dieelementare Bedeutung des Melodifchen,
wurde 1824 — Kapellmeiſter am Schot⸗ Rhythmiſchen und Harmonifchen nachzu-
tenſtift, 1825 zum Hoforganiſten ernannt, denken. Dabei ergibt ſich zunächſt, daß das
1838 überzäbliger Bizehofkapellmeijter Prinzip des Melodifchen die Tonhöhen:
und 1846 Weigls Nracıto ger als zweiter veränderung ift, und zwar nicht bie abge:
offapellmeifter. Bon feinen wertvollen ftufte, fondern die ftetige, allmäbliche; das
15 Meſſen gab er nur eine heraus; auch Steigen ber Tonhöhe erfcheint als Stei-
von feinen Gradualien, Offertorien ıc. gerung, Anfpannung, e8 regt auf, treibt
erſchien nur ein Feiner Teil. Die Orato- an, reißt mit ſich fort, während umges
rien»Sauld Tode und »David und Saul« fehrt dag Fallen ber Tonhöhe beruhigt, als
find bei Hazlinger (Wien) erſchienen. Nachlajien, Abnehmen, Verminderung
Assolüto (ital.), abfolut; primo erjcheint. Das Steigen der Tonhöhe er:
uomo a., ein Sänger * erſte Rollen. ſcheint als eine pofitive Bewegungsform,
Aſſonanz (lat), ofalreim, 3. B. das Fallen als eine negative. Als Prin-
»Mann« und »Fall«. 6. Allitteration. gibbes Rhythmiſchen ergibt fich die Glie-
aſthetit, muſikaliſche, ift die ſpe— erung des zeitlichen Verlaufs der Töne
kulative Theorie der Muſik im Gegenſatz in Fleine, aber deutlich unterfcheibbare
ſowohl zu der für die Praxis berechneten Abjchnitte; die Thatfache, daß es für un
Muſiktheorie im engern Sinn (Harmo- fer Empfinden einen mittlern Geſchwin—
nielehre, KRontrapımft, Rompofitionde — der Folge der Zeiteinheiten
lehre) als auch zu der naturmwijlenfchaft- gibt, welcher uns weder als ſchnell noch
lichen Unterfuhung der Klangerſcheinun⸗ als langſam erſcheint, zwingt zu der An—
gen und Gehörsempfindungen (Akuftit nahme, daß es irgend einen Maßſtab in
und Phyſiologie des Sirene). Die mus ung gibt, nach dem wir meſſen. Wahr:
fifaliiche A. ift ein Teil der A. ober ſcheinlich ift das der Pulsichlag; das Be:
Lunſtwhiloſophie überhaupt und hat zur ftreben, als A Blic (fürs Taktieren,
Aufgabe die Ergründung der Prinzipien Zählen oder jtille Gliedern) immer einer:
des Mufitalifh= Schönen, bie Unterfus Wert zu nehmen, welcher Airinnerhalb
hung des Verhältnified von Inhalt und der Grenzen ber möglichen Pulsgeſchwin—
Form in der Muſik ſowie die Entwide- digkeiten hält (60 —120), fpricht ſehr für
ung der Gefege für die mufifalifche a diefe zunächſt vielleicht abſonderlich ſchei—
gebung. Ferner hat diefelbe zum Gegen: nende Annahme. Die verſchiedenartige
Rand die Feſtſtellung des Anteils der Muſik Wirkung verſchiedener Tempi nicht nur,
an der Wirkung gemiichter Kunftformen, ſondern auch der verſchiedenartigen Fi—
. 8. ber Bereinigung von Mufif und gurationen ſowie ber punktierten Rhyth—
Goefie (Vokalmuſit) oder auch noch ala men, überhaupt aller rhythmiſchen Mo—
dritter der darjtellenden Kunft (Oper). Die tive, iſt hiernach leichtbegreiflich. Das
—5 ob Muſik etwas darſtellen könne, Schuellere iſt Steigerung, regt auf, das
eſchaftigt, im verneinenden Sinn ange Langſamere — t. In ganz ähnlicher
regt von Ed. Hanzlid (1854), noch immer Weite wirft auch die verichiedene Ton:
die muſikaliſchen Aſthetiker; von ihrer Be: ftärfe mit elementarer Gewalt; das Cres⸗
jabung hängt befanntlich die Bejahung cendo ijt wie melodiſches Steigen und
48 Aſtorga — Alten.
=
rhythmiſche Befchleunigung eine Steige: Die wichtigften nenern Werfe über mufis |
rung (pofitive Berwegungsform), das kal iſche A.find von Fechner, Loße,Hanzlid,
Diminuendo dagegen ein Zurückſinken Hoſtinsky (vgl. die betreffenden Biographien),
2 (negativ). Ganz andrer Art find die Prin⸗ Aftorga, Emanueled’, geb. 11. De
"zipien der — ihre Geſetze ſind 1681 zu Palermo, gejt. 21. Aug 1736 in‘
allgemeine Geſetze der Denkthätigkeit, ihre Prag; war ber Sohn eines aufjtändiichen!
Wirkungen nicht mehr elementare, fon= fizilifchen Adligen, der 1701 entbauptd
dern mittelbare, bedingte, ihre Wirkungs— wurde. Eine hochgeftellte Dame nahm fid
mittelnicht mehr natürliche, ſondern kunſt⸗ des Knaben an und brachte ibn in dem
mäßig zubereitete (vgl. lang, Tonalität). ſpaniſchen Klofter Aftorga unter, wo a
Doch haben vermöge ber Untrennbarfeit feine mufifalifchen Fähigkeiten auszubil—
des Harmoniſchen vom Melodijchen (die den Gelegenheit hatte. Drei Jahre ſpäter
Töne der Harmonien haben verjchiebene verjchaffte fie ihm den Namen und Titel ciz !
Höhe, nicht nur im Nacheinander, jondern nes Baron? v. A., unter dem er bie Belt !
aud im ne) die elementaren wieder betrat und vom fpanifchen Hofaus !
Wirfungen des Melodifhen auch ihren eine diplomatifhe Miffion ar ben Hof
Anteil an.der Wirkung der einfachiten von Parma erbielt. Bald wurde er durch
harmonischen Mittel (Dur= und Moll: feine Lieder und feinen Gefang der allge
fonfonanz). Jene elementare Wirfung meine Liebling, jo daß fogar der Herzog
der melodifchen, rhythmiſchen und dyna= aus Fürforge für feine Tochter Eliſabeth
mifchen Steigerung und ihres Gegenteil Farneſe e8 für gut bielt, den gefährlichen
bedeutet für unfer Empfinden ganz ähn— Sänger in diplomatifcher Miffion nad
liche Erfchütterungen des feelifchen Gleich: Wien zu entjenden. A. führte auch ferner
gewichts, wie fie Affekte berporbringen, ein abenteuerliches Leben ‚erfchienin Spa
und kann baber vom XTonfünftler mit nien wieder, um feine Wobltbäterin ai:
Glück zur Erzeugung bejtimmter feelifcher BIST, bereifte Portugal, Stalien (mit
Dispofitionen verwendet werden, fei es, usnahme feiner Heimat, der er fremd |
daß dadurch die durch ein Gedicht (Lied) bleiben mußte), England, kam wieder nad
oder eine jzenifche Handlung (Oper) ber: Wien und verbrachte feine legte Lebens:
vorgerufenen Affekte verjtärft, oder daß zeit in einem Klofter zu — Aſtorga⸗ẽ
mit Hilfe eines als Erflärung beigegebe= Kompoſitionen zeichnen ſich durch Selb—
nen Programms durch die Muſik allein ſtändigkeit der Erfindung aus; Anmut,
bejtimmte Borjtellungen erweckt werden Einfachheit und warme Empfindung ſind
follen. Imletztern Fall jtehen indes die eig- ihre Vorzüge. Eine größere Anzahl Kan—
nen Bildunasgefege der Mufif als Kun taten (detachierte Arien mit Klavier), aud
obenan (vgl. Formen), da andre Mittel für Duette, eine Oper: »Dafne«, und, bas
‚eine strenge Wahrung der Einheit der kunſt⸗ befannteite, ein Stabat Mater für vier
mäßigen Geftaltung fehlen. Die Reful: Stimmen mit Inftrumentalbegleitung
tate diefer Betrachtungen erweifen aller- find auf und gefommen.
dings die Programmmufif als eine durdh- Atem, die inden Lungen aufgefpeichert:
aus erflärliche und berechtigte Kunftgat- Luft, die beim Ausatmen dur Muskel:
tung, die aber ins Gebiet der gemifchten fontraftion verdichtet als Wind wirft und
Kunftformen gehört, in welcher daher das ſowohl das dem Menfchen eigne Blasin-
rein Diufifalifche nicht am vollkommenſten jtrument (die Stimme) als auch andre
zur Geltung fommt. Die bobe läuternde Blasinftrumente, inderen Mundſtücke der
Kraft der reinen (abjoluten) Muſik Liegt Luftſtrom geleitetwird, zum Tönen bringt.
darin, daß fie gegenſtandsloſe Affekte er- Die rechte Sparfamfeit mit dem A., das
wedt; ihr durch ein beftimmtes Programm rechtzeitige Atembolen find ſowohl fürdas
ihre Allgemeinheit nehmen, beißt durchs Singen als dag Blaſen ichwierige Dinge
aus nicht ihre Wirkung intenfiver machen, Wichtig für beide ijt das tiefe Atmen
fondern fie aus dem Bereich des reinen See— (ganzen A. nehmen), wo größere Baufen
lenlebens in die reale Wirklichfeit ziehen. es geitatten, denn die dadurch einmal
Attacca — Yuber. 49
ãndlich mit friſcher Luft vollgepumpte bildung nad Italien ſandte. 1783—84
en nötigt dann nicht zu jo rk sie ftudierte er zuNeapel unter Filippo Einque
Heinen Atemzügen (balbem A.). Für den und Gaetano Latilla, darauf inWien un:
Sänger ift es ferner von Bedeutung, daß ter Mozart, der von feinem Talent eine
er ver dem Toneinfaß nicht haucht (f. An- günftige Meinung hatte, und Fehrte 1787
fat) und jelbft da, wo er ben haucharti- nah England zurüd, wo er fogleich ver:
gen Anſatz abfichtlich aut Anwendung ſchiedene Anftellungen erbielt. 1795 wurde
bringt, denjelben möglihft abzufürzen er Organift der Paulskirche und Kompo-
jucht. Während des Aushaltens eines nift der VBofalfapelle, 1821 DOrganift der
Tous ijt alles Herauspreſſen des Atems Privatfapelle König Georgs IV. zu Brigh—
zu vermeiden, beſonders im piano und ton und 1836 Organiſt der Vokalkapelle.
mezzoforte, wo ber Windbedarf ein außer⸗ A. war mit Mozart und Mendelsſohn be—
ordentlich geringer iſt; nur das forte ver⸗ freundet und bildet ſo ein ſeltenes Zwi—
langt etwas ftärfern Drud, und felbit da ſchenglied zwiſchen dieſen beiden muſika—
it noch eine große Atemverſchwendung liſchen Naturen. Seine Kompoſitionsthä—
möglich. Wann geatmet werben foll, ift der tigkeit zerfällt inzwei Perioden; in der
Hauptjadye nady vom Komponijten vor: eriten widmete er fich überwiegend der
geſchtieben; der Bläfer darf eine gebuns Oper, inder zweiten ber Kirchenmufif. Auf
dene Bhrafe nicht unterbrechen, der Sän— beiden Gebieten bat er fleißig gearbeitet
ger hat au noch auf den Tert Rück⸗ und gute Erfolge erzielt. Er zählt zu den
ſicht zu nehmen und zu atmen, wo beim bedeutendjten Komponiften Englands.
Sprechen fleine Paufen gemacht werben. Aubade(Ipr. obaͤhd', vom provengalifchen
Beſonders ift zu warnen vor dem Atmen alba, dem heutigen aube, »Morgenrötee«),
am Ende der Takte oder zwifchen Artikel Zagelied, eine bei den Troubabouren
und Subftantiv zc. Ir beliebte Art von Gefängen, welche
Attacca (ital., »falle eine) ift bie ie Trennung ber Liebenden beim Tages:
Beſtimmung am Schluß eine Teild oder anbruch — Vorwurf haben, alſo das
einer Phrafe, das Folgende plöglich einzus Gegenteil von Serenade. Wie der Name
fo daß die gemachte Baufenureine der letztern, ſo iſt auch der der A.auf In—
ſcht furze fein darf. ſtrumentalmuſiken übergegangen (beſon—
Attaignant (Attaingnant, At ders im 17.—18. Jagh
teignant, fpr. attänjdng, latinifiert At- Auber (ipr. obaͤty Daniel François
tingens), Pierre, ber Ältefte Pariſer Eſprit, geb. 29. Jan. 1782 zu Caen
ytuntoruder. der mit beweglichen Tupen (Normandie), der Heimat ſeiner Eltern,
drudte (ogl. Petrucci); die Typen Attaig⸗ welche aber in Paris anſäſſig waren, geſt.
nants, zierlih und fauber, ftammen aus 12. Mai 1870. Aubers Bater war Officier
der Werkſtatt von Pierre Hautim (f. d.), des chasses des Königs, malte, fang und
welcher 1525 feine erften Bunzen anfer: pielte Violine; einen Handel mit Kunft-
tigte. Er brudte zwifchen 1526 und 1550, gegenftänden (Rupferflihen 2c.) ſcheint er
darumter allein 20 Bücher Motetten. At: erh nach der Revolution angefangen zu
taignantd Drude bringen überwiegend fie ber Großvater war fogar Peintre
Berfe von franzöfifchen Komponiften und u roi (Hofmaler). X. ſtammt alfo Fei-
nd gerade darin beſonders interefjant, neöweg3 aus einer Kaufmanns, jondern
fie find aber fehr felten geworben. aus einer Künftlerfamilie. Schon mit elf
Attwood (ipr. ättwubd), Thomas, geb. Jahren fchrieb der Knabe Romanzen, bie
1767, geſt. 28. März 1838 auf feinem in den Salon bed Direftoriums beliebt
Yandfig Cheyne Walf bei rg wurde wurden. Der Bater beftimmte ihn für
mit neun Jahren Kapellfnabe ber kö— ben Kaufmannsftand und fchicte ihn
niglihen Vokalkapelle, wo er den Mu: nah England; allein A. fam wieder
ſitunterricht von Nared und Ayrton geel mehr Mufifer als zuvor. 1806
ieß er fich als Mitglied
noß; er zeichnete fich bald fo aus, daß der in die Geſellſchaft
Prinz von Wales ihn zu fernerer Aus: der »Kinder Apollons« — der
Muft,
90 uber.

auch fein Vater angehörte; er wird das |gern Werfen: »Le timide« und »Fio-
mals jchon als compositeur bezeichnet. |rella« (beide 1826), folgt nach einjähri-
Das Feld der Hauptthätigkeit feines Les | ger Pauſe Aubers erſte große Oper, die
beng, nämlich das der dramatischen Kom— ibn auf den Gipfel des Ruhms brachte,
pofition, betrat er zuerſt 1812 mit der »Die Stumme von Portici« (1828), das
Kompofition eines alten Libretto: »Ju— erite jener drei Werke, welche in ſchneller
lie«, für ein Xicbhabertheater, dag nur Aufeinanderfolge einen volljtäindigen Um—
ein Orchefter von wenigen Streichinſtru— Ihwung in das Repertoire der Großen
menten batte. Gherubini, der der Bor: Dper brachten (Roifinis »Telle 1829,
jtellung beiwohnte, erfannte aber troß Meverbeers »Robert der Teufele 1851,
der mangelhaften Darjtellung und der Der Meifter der fomifchen Oper entfals
Dürftigfeit der Mittel die bedeutende Be— tete hier eine Großartigfeit der Anlage,
gabung und veranlaßte ihn zu ernithaf: dramatifhen Schwung, Feuer, Leiden
ten Kompofitiongjtudien unter feiner Lei: Ichaft, die man nicht in ihm gefucht hatte,
tung. Das liebengwürdige Talent Auberg und bie in ber That auch die Schwäde
entwidelte fih num fchnell und trug bald feines Talents waren. Das Sitijet der
die ſchönſten Früchte. Einer Mefje, von Oper fteht in inniger Beziehung zu der
welcher ein Bruchjtüd als Gebet in der gärenden Stimmung ber Seit ihrer Ent:
»Stummen« fonferviert ift, folgte 1813 ftehung; fie gewann fogar eine geſchicht
die erfte öffentlich aufaeführte Oper: »Le liche Bebeutung dadurch, daß 1830 ibre
s&jour militaires (Theätregeydeau1813), Aufführung zu Brüffel dag Signal für
die aber wie die nächitfolgende, >»Le testa- den Aufitand gab, welcher mit der Iren:
ment et les billets doux« (1819), nur nung Belgiens und Hollands endete. Der
einen fehr mäßigen Erfolg hatte. Die » Stummen« folgte zunächſt »La fiancke«
erſte Anerfennung rang er der Kritik 1820 (»Die Braute, 1829), ein bürgerliches
mit »La bergere chätelaine« ab und Genrejtüd wie der »Maurer«, und 1830
drang num mebr und mehr durch, zunächſt das elegantere: »Fra Diavolo«, Auberd
1821 mit »Emma« (»La promesse im- populärfte Oper im In- und Ausland.
prudente«) und dann nut einer Reihe Noch eine ftattliche Reihe von Jahren hielt
Dpern, zu deren Mehrzahl Scribe, mit fi A. auf der Höhe der Situation. Ei
denn er fich befreundet, die Terte verfaßte: folgten: »Der Gott und die Bajadere«
»Leicester« (1822); »La neige« (»Le (1830; gleich der »Stummen« mit einer
nouvel Eginhard«, 1823); »Vendöme en ftummen, aber tangenden ‚Bauptperion):
Espagne« (zufammen mit Herold, 1823); »La Marquise de Brinvilliers« (1831,
»Les trois genres« (mit Boicldieu, mit acht andern Komponiſten zufanımen);
1524); »Le concert A la cour« (1824); »Le philtre« (»Der Yiebestranfe, 1831);
» Le&ocadie« (1524); »Le macons(»Maus »Le sermente« (»Der Schwure« oder »>Die
rer und Schlojier«, 1825). Mit Teßterer alfchmüngzere, 1832); »Gustave III:
Dper that. den erften Wurf von bleiben: »Der Masfenball«, 1833); »Lestoeg:
der Bedeutung; fie läßt ibn als einen der 1834); »Le cheval de bronze« (»Da2
Hauptvertreter der Fomifchen Oper cr: eherne Pferde, 18355; zum großen Ballett
icheinen, in dem ſich zugleich das ccht erweitert 1857); »Act£on«, »Les chape-
Franzöfifche, Grazie, Liebenswürdigkeit, rons blancs«,»L’ambassadrice«( 1836);
Yeichtigfeit, verförpert twie außer ihm nur »Der jchwarze Domino« (1837); »Le
in Boieldieu. Einmal (in »La neige«) lac des Fees« (1839); »Die Krondia-
hatte A., vielleicht in der Überzeugung, nur manten« (1841); »Le duc d’Olonne:
jo zum Erfolg zu fommen, fih an Roj- (1842); »Des Teufel Anteile (1843);
im angelehnt und die Koloratur kulti— »La Siröne« (1844); »La barcarolle«
viert; im»Maurer« ift davon nichts mehr (1845); »Haydee« (1847). Die teften
zu fpüren, fondern frei und fröhlich alei= Werk Aubers fallen allmählich ab und
ten die Melodien hin ohne unnötigen und |zeigen Spuren des zunehmenden Alters
unnationalen Ballaſt. Nach zwei gerinz |Ihres Schöpfers. Er fchrieb noch: »L'en-
Aubert — Auflöſung. 51
todigrue« (1850); »Zerline«(»Das Mittel ausgingen (Cherubini und Leborne
eförbchen«, 1851); >MarcoSpada« meinten, er habe kein Talent), ſo daß ſein
zum großen Ballett erweitert1857); alter Lehrer Arnaud ihn zu Ende ausbil—
hy Bell« (1856); »Manon Lescaut« den mußte. Sieben Jahre ſpäter war A.,
); »Magenta« (1859); »Die Cirkaſ⸗ der unterdeſſen bereits in Marfeille, Brüf:
£(1861); »La fiancee du roi de fel, Bordeaur und Lyon mit Erfolg auf:
fe (1864); »Der erſte Glückstag⸗ getreten war, eriter Tenor an der Ko:
1; »Röves d’amour« (1869) und mifchen Oper zu Paris, Solift der Kon
Gelegenbeitäfantaten. In den letz⸗ jervatoriumsfonzerte und Mitglied der
gen ſeines Lebens hat er mehrere Jury des Ronfervatoriumsd. Von 1852
nicht veröffentlichte Streichquar— ab führte er ein unrubiges Leben, gaſtie—
geſchrieben. A. wurde 1829 als rend und Kunſtreiſen machend, bis er fich
lger Goſſecs Mitglied der Akade— 1861 in Marfeille feitfeßte, wo er 1863
1842 als Nachfolger Cherubinis Direktor und Gefangsprofefjor des Kon:
tor des Konſervatoriums; Napo— fervatoriums wurde. Er hat auch eine An—
TI. ernannte ihn 1857 noch oben- hl gefälliger Lieder gefchrieben. — Sein
zum faiferlichen Hoffapellmeifter. obn&@dmond, geb. 11. April 1842 zu
(pr. obär), Jacques, bedeu— Lyon, fam mit dem Vater 1861 nah Mar:
# Riolinvirtuofe, geſtorben zu Belle feille, wo er Kapellmeiſter der Joſephs—
bei Raris 1753, Mitglied des Orche— fircheiftz derfelbe bat einige Opern mit Er=
der Großen Oper und ber Concerts folg in Marfeille zur Aufführung gebracht
mel, 1748 Kapellmeifter desſelben Sowie eine Meſſe aejchrieben, die auch zu
iſters; bat eine größere Anzahl ftil- Paris in St. Euftache gefungen wurde.
Biolinfompofitionen und andre Auer, Leopold, geb. 28. Mai 1845
ermufitwerfe veröffentlicht. zu Beszprim in Ungarn, ausgebildet
abern du Boulley (ipr. oberi dü buld), am Peſter Konfervatorium durch Ridley
dent Louis, franz. Komponift, geb. Kobnetol, ſodann am Wiener Konſerva—
3. 1796 zu Verneuil (Eure), geft. im torium 1857 —58 durch Dont, endlich zu
ar 1870 dajelbit; Schüler von Mo: Berlin durch Joachim, ift einer der vor:
dh, Méhul und Cherubini am Barifer züglichjten lebenden Biolinvirtuofen ; 1863
Avatorium (bis nk Die Zahl erhielt er feine erſte Anjtellung als Kon—
# Rompofitionen ift fehr groß (156 zertmeifter in Düffeldorf, 1866 ging er in
6), darunter eine ganze Reihe Kam: gleicher Eigenjhaft nah Hamburg und
Aufifiwerfe, in denen Guitarre mit: iſt nun feit 1868 Ronzertmeifter der kai—
(mit Klavier, Violine, Flöte, Brat- ferlichen Kapelle zu Petersburg und Bio:
, für die er eine befondere Licbha- linprofeflor am dortigen Konfervatorium.
‚gehabt zu haben fcheint. Er ſchrieb: rn ſ. v. w. Vorbalt.
gu
gu
ons
immaire musicale« (1830), eine Auflöfung ift der technifche Ausdrud
pde des Unterricht3 im mufifal. Saß.
für die Fortſchreitung diffonanter Afforde
diphön heißt ein neuerdings in(vgl. Diffonanz). Es find zu unterjcheiden:
Pe
— kita (von Greydon und Rhodes) er: 1) die VBorbaltslöfung, wenn ber diſ—
mer Apparat, welcher durch Übertra=
fonangbildende Ton oder die diſſonanzbil—
d von Molefularvibrationen auf bie denden Töne, d. b. diejenigen, welche dem
fe ein Eintreten der Zahnnerven für
Klang nicht angehören, in dejien Sinn
chörsnerven ermöglichen und daher
der Akkord aufgefaßt wird (f. lang), weg—
völlig Tauben dad Gehör einiger: treten und fid nach Tönen fortbewegen,
m erjepen joll. welche dem Klang angehören:
Fan (ipr.odräng), Marius,Sänger,
126. Sevt. 1816 zu Air (Provence),
Mer von E. Arnaud, dann am Kon:
erium in Paris, wo er indes Feine
elle erhielt, als feinen Eltern die
4*

52 Auflöſungszeichen — Auffätze.
Eine Vorhaltslöſung ift e8 auch, wenn beſonders diejenigen, welche ſtatt eines er—
bei Afkorden, die im Sinn zweier zugleich warteten abſchließenden fonfonanten Al⸗
vertretener Klänge gefaßt werben fönnen, kords entweder einen im Sinn des erwar—
ein oder mehrere Töne fich fo fortbewegen, teten aufzufaffenden diſſonanten oder aber
daß nur Beftanbdteile eines der dijjonanz- einen andern als ben erwarteten fonic
bildenden Klänge übrig bleiben, auch nanten ober dijjonanten Akkord bringen
wenn dies derjenige von beiden Klängen Eine verzögerte A. ift es, wenn ba
fein follte, in beffen Sinn ber Afford Stimmſchritt, welcher die natürliche A
nicht gefaßt worden war; 3. B.: der Difionanz herbeiführen würde, erit
en Septimen = Afford nad Durchgang der andern Stimmen
— c:e:g:h wird man in durch einen andern Afford gefchieht. Pal.
C dur gewiß im Sinn auch das unter »Tonalität« und »Modu: |
f eines durch den diſſo— lation« über die Bedeutung der Folge fon:
nanten Ton h geftörten fonanter Afforde Gefagte; dasjelbe gibt
C dur-Afforb3 fafjen, dennoch ift aber die bejonder8 über viele natürliche Löſun—
X. in den E moll-Aftord eine Vorhaltge gen der Dijjonanzen Aufihluß, da meiſt
löfung, da c:e:g:h in ber That ein er Unterdominante die große Serte umd
Zufammenflang bes C dur-Affords und der Oberdominante die feine Septime
E moll-Afford3 ift. — 2) Eine fort: beigegeben werden fann ohne wejentlide |
jhreitende Löſung bat jtatt, wen kei— Underung des Effefts.
ner ber diſſonanzbildenden Klänge bleibt,
Auf löf ungszeihen K hebt die Bedeu: |
fondern nach einem dritten fortgegangen tung eined vorausgegangenen Kreuzes?
wird, refp. für Dijfonanzen, die im Sinne
nur eine? Klanges verjtanden werben, oder Be d wieder auf; das x (Doppel:
wenn die Stimmfortjchreitung, welche kreuz) und bb (Doppel:Be) werden eigent:
beim Bleiben desfelben langes die Dijio- lich durch KH aufgehoben, doch wenden |
nanz befeitigt hätte, zwar gefchieht, zugleich manche auch das einfache H für die Wieber-
aber noch mehrere Stimmen fortfchreiten, herftellung de8 Stammtong aus dem dor-
fo daß der neue Afford im Sinn eines
andern Klanges verftanden werden muß: pelt veränderten an. &# macht aus dem
I u Doppelfreuz ein einfaches, Hb aus dem
Doppel=zBe ein einfaches; nad voraus:
gegangenem b wird ein Kreuz ebenfalls
durch &F umd ebenfo nach # ein hdurch
| 4b verlangt. Bot. Verfegungszeigen.
Bei I löſt fich die Diffonanz des C dur- Aufläge heißen in der Orgel die Schall-
undE moll-Afforbs in den Fdur-Aftord, trichter der Zungenpfeifen, welche entweder
bei II bewegt fich die vorgehaltene Quarte aus Holz und dann umgekehrt puramidal
f zwar nach ber is gleichzeitig jchrei- oder aus Metall (Orgelmetall, auch Jin?)
ten aber die andern Stimmen zumA dur- und dann trichterförmig oder cylindriſch
Septimenafford fort. Man unterfcheidet find. Die A. find zur Erzeugung der
auch eine natürliche und eine Trug: Töne ber Zungenpfeifen nicht nötig, mie
fortihreitung und verfteht dann unter man am Harmonium ficht, geben aber
erfterer die erwartete, unter leßterer aber denjelben eine Kraft umd Fülle, melde
eine unerwartete A. der Diſſonanz. Natür: ohne fie nicht erreichbar wäre. Je mebr
liche Löſungen find 3. B. die Vorbalts- fich die A. nad) oben erweitern, deſto glaͤn⸗
löfungen, wenn fie in die Konſonanz des ender und durchbringender, je mebr fr
Klanges gefchehen, in deſſen Sinn ber * verengen, deſto dunkler und ruhiget
difjonante Afford gefaßt wurde, aber auch wird der Klang. Übrigens iſt die Höbe
viele fortjchreitende Löfungen, 3. B. die der A. nicht ohne Einfluß auf die Ton
obige bei I; Xrugfortfchreitungen find höhe; ein cylindrifcher Auffag von mehr
Auffchlagende Zungen — Ausdrud. 53
als der halben Höhe einer den Zon ber gerien). Die Werke bes heil. X. enthalten
Zunge gebenden offenen Labialpfeife ver: ehr wichtige Zeugnifje über den Stand
tieft den Zungenton erheblich, die ganze der Mufik in der ältern riftlichen Kirche,
Höbe vertieft ihn fogar um eine Oktave ıc. bejonderg über ben fen Ambrofianifchen
Aufihlagende Zungen, ſ. Zunge und Gefang. A. wurde 387 durch Ambrofius
Sungenpfeifen. jelbft getauft und befreundete fich mit dem:
Auffänitt, j. Labialpfeifen. jelben aufs innigite. Er hat auch ein Wert
Auftalt heißt der ein Tonftüd oder »De musica« gefchrieben, das aber nur
ane Phraſe beginnende unvollitändige von Metrif handelt.
Aulos, altgrieh.Blasinftrument,allem
Tatt, . 8. in Fi Anjchein nad) der jeßt vergefjenen, aber bis
Mitte vorigen Jahrhunderts allgemein
das zu Anfang allein ftehende Achtel. Da verbreiteten Schnabelfläteg. Flöte) ähn-
nämlich unfre Notenichrift den Taktſtrich lih. Der Spieler des Inſtruments hieß
immer vor den am ftärfften accentuwierten Auletes, daher Auletif, !v. w. Kunſt
Zaftteil ſetzt dj. Metrit), jo werden alle des Flötenſpiels; Dagegen bedeutet Aulo—
metrijhen Glieder era die mit dieden Geſang mit Flötenbegleitung. Der
der Kürze, refp. dem leichten (accentlofen) A. wurde in verfchtedenen Größen, ent:
Zeil beginnen (Jambug, Anapäft, Amphi⸗ Iprechend ben Hauptarten der Menfchen-
brachys :c.), zu auftaltigen, d. h.der Takt⸗ ſtimme, und in verjchiedenen Tonarten
#rih fällt mitten in fte hinein. Es ift gebaut. Vgl. Gapiftrum und Blasinftrumente.
daber ganz verfehrt, einen folchen unvoll= Aurelianus Reomenfis, Mönch zu
ftändigen beginnenden Takt durch Paufen Neome (Moutier St. Jean bei Langres)
u vervollftändigen; dadurch wird das im 9. Jahrh., hat einen muſiktheoreti—
thothmiiche Gefühl farfirre geleitet. Dem ſchen Traftat gejchrieben, der bei Gerbert
4. entipricht, folange derjelbe Versfuß (»Script.«, I) abgebrudt ift.
dem Metrum zu Grunde liegt, ein unvoll Ausdrud (ital. Espressione, franz.
tändiger legter Taft; fobald indes in ein Expression) nennt mandiefeinere Nüanz
nicht auftaftiges Metrum übergegangen cierung im Vortrag mufifalifcher Kunſt—
wird, hört diefe Notwendigfeit auf; 3. B.: werfe, welche die Notenfchrift nicht im
einzelnen —— vermag, d. h. alle,
—— — —

die kleinen Verlangſamungen und Be—


(222232252 ſchleunigungen ſowie die dynamiſchen
(ambifd) (trogäifc) Schattierungen, Accentuationen und ver—
— Vierer in der Menjuralmufif ſchiedenartigen Tonfärbungen durch die
das gan ber Diminution (ji. d.), Art des Anſchlags (Klavier), Strichs
d. b. in der Regel nur die Wiederberftel- Violine ꝛc.), Anſatzes (Blasinſtrumente,
lung der gewöhnlichen Notengeltung. ingſtimme) ꝛc., welche in ihrer Geſamt⸗
Doch wurden auch wohl die Proportions⸗ heit als ausdrucksvolles Spiel be—
jeichen (f. Proportion) - - zu Anfang einez zeichnet werden. Wollte man alle die klei—
Stüds gefegt, um einelangfamere Tempo: nen Nccente durch A < sf ac. bezeichnen,
nahme als bie des Integer valor (f. d.) welche dem kunſtgerechten Vortrag eines
Werks unerläßlih find, fo würde bie
vorzufchreiben. Die Umfehrungen : - Notenjchrift fehr Überladen werden; zu—
hellten dann die gewöhnliche Geltung ber. [eich würde aber auch dem ausführenden
Auch die Berlängerumg bed Themas in ber —** alle ſubjektive —* ber Em:
fuge und andern fontrapunftifchen Bil- pfindung geraubt. Beim Zuſammenſpiel
dungen wird A. genannt (f. Verkürzung), vieler, wie im Orchefter, ift e8 freilich nicht
uguflinns, Aurelius(Sanft A.), möglich, ber Subjeftivität viel Spielraum
Kirhenvater, geb. 13. Nov. 354 zu Tas zu lajjen; das espressivo muß fich daher
gafte in Numidien, get. 28. Aug. 430 auf foliftifche Stellen einzelner Inſtru—
als Biſchof von Hippo (jetzt Bone in Al- mente bejchränfen, während dag Tutti
54 Ausgleichung — Auslöſung.
ſich an bie vorgejchriebenen Zeichen, reip. ſungsſünde, wenn er das Irreguläre nicht
die Modifikationen des Dirigenten zu als ſolches kennzeichnet. Ferner gilt die Re
balten bat; im Tutti ift der eigentliche gel, daß das Beſondere, d. h. im einfachen
vortragende Künitler der Kapellmeiiter. melodiſchen, rhythmiſchen, harmoniſchen
Es iſt nicht leicht, für den A. beftimmte Verlauf Auffallende, hervorgehoben, ac
Regeln zu geben, aber es iſt immerhin centuiert wird, zunächſt in harmoniſcher
möglih, denn fonft würden nicht alle Beziehung das Auftreten von Akkorden,
quten Künſtler in der Hauptfache diefelben die der Tonika fehr fremd find, oder die
Abweichungen von der fchlichten, durch die Einführung einzelner jcharf dijjonieren-
Notenfchrift angezeigten Vortragsweiſe der Töne; die Modulation in eine andre
zur Anwendung bringen. Verſuche, zu Tonart wird regelmäßig im Crescendo
allgemeinen Gefihtöpunften zu gelangen, nefchehen; die Akkorde oder Töne, welche
find bereit vereinzelt gemacht worden. jie einleiten, werben ſtärkere Accente er:
Das befte bis jett Geleijtete ift wohl der halten, als ihnen nach ihrer metrijchen
»Traitö de l’expression musicale« von und rhythmiſchen Stellung zufommen.
Mathis Luſſy (3. Aufl. 1877); vgl. auch Eine jharfe Diffonanz durch accentlofes
U. Kullats »Aſthetik des Klavierfpiels« Spiel mildern wollen, hieße fie vertufchen,
2. Aufl. 1876). Was zunächit die Heinen die Aufmerffamteit von ihr ablenken; ber
empoveränderungen anlangt, fo ijt zu Effekt wäre ein nicht genügendes Auf:
bemerfen, daß eine Beſchleunigung eine faffen derfelben, ein Nichtverjtehen, Un:
Steigerung, eine Berlangfamung das flarheit, d. b. ein großer Fehler. Doch
Gegenteil bedeutet, daß daber in der fann natürlich der Komponiſt mit künſi—
Regel ein geringes Treiben, Drängen am leriſchem Vollbewußtſein die gegenteilige
Plaß fein wird, wo die mufifalifche Ent— Vortragsmeife verlangen, er fann im
mwidelung noch eine aufiteigende, pofitive Diminuendo die abenteuerlichiten Modus
ist, ein Nachlafien dagegen, wo diefelbe lationen machen, kann die kraſſeſten Diffo-
umbkehrt, fi zum Schluß wendet; dieſe nanzen im Pianissimo bringen 2c.; der
Veränderungen müſſen natürlich in den erzielte Eindrud wird dann der des Fremd⸗
einzelnen mufifalifchen Phrasen fehr kleine artigen, Sonderbaren, Märchenbaften,
fein, dürfen aber für ein länger ausges Unbeimfichen 2c fein, eben zufolge ber
ſponnenes Thema jchon bedeutender wer: abfichtlich vermiedenen vollen Klarheit.
den und erreichen für ganze Sätze eine Alfo muß auch bier das Abnorme, die
Ausdehnung, welche die Notenjchrift nur Abweihung vom fchlichten Bortrag, bes
felten ignoriert. Das Anwachſen der Ton- ſonders verlangt werden.
jtärfe ift gleichfall3 eine Steigerung, das Ausgleihung der Regifter ber
Abnehmen ein Nachlaffenz; die natur: Singitimme, f. Regifter.
gemäße dynamiſche Scyattierung einer Ausgleihungsbalg (Konkuſſions—
muſikaliſchen Phraſe ift daber das Cres- balg), in der Orgel ein nahe am Wind:
cendo bei fteigender Melodie und das fajten auf eine Offnung des Kanals geley
Diminuendo bei fallender. Es verjteht ter Fleiner Balg, dejjen Oberplatte durch
jich, daß auch hiermit haushälteriſch um: eine Feder halb aufgezogen erhalten wird,
gegangen werden muß und die fir eine der aber bei jeder plöglichen Verdichtung
furze Phraſe aufgewandten Unterfchiede oder Verdünnung der Luft (durch Unvor:
der Tonjtärfe geringer fein müſſen als fichtigfeit des Kalfanten oder übermäßis:
die jür ein ganzes Thema oder die Stei: gen Windverbrauch bei vollen Afforden)
gerung in einem Durcführungsteil. Die entweder durch Aufnehmen überflüffiger
Abweichungen von diefen allgemeinften Luft oder durch Abgeben der in ihm ents
Regeln wird der Komponiſt meift anzei— — die Gleichmäßigkeit der Wind-
gen, 3. B. ein Diminuendo bei fteigender ärfe für den Windfajten reguliert.
MelodieoderbeimStringendo,desgleichen Auslöfung, die Vorrichtung im ber
ein Ritardando bei jteigender Melodie und Mechanik bed Bianoforte, welche bewirlt.
Crescendo; ficher begebt er eine Unterlaf: daß die Hämmerchen fofort nach ber Be:
Auſpitz-⸗Kolar — Aventinus, 55
rübrung der Saiten in ihre frühere Lage auf achtet, daß die A. des Konſonanten
zurüdiallen. &. Klavier. ſchnell und fcharf erfolgt, danach aber je—
Aufpit-Kolar, Augufta, geb. 1843 der Reſt desjelben in der Mundjtellung
* Prag Tochter des Schauſpielers und befeitigt wird. Auch kann das Gaumen-R
damanſchen Dichters J. G. Kolar, 1865 durch das Zungen=R erfegt werden. —
vermählt mit — Auſpitz in Prag, geſt. Ein nicht ganz leichtes Problem, dem bei
23. Aug. 1878; war eine vortreffliche weiten nicht die genügende Beachtung ge:
Pianiſtin, Schülerin von Smetana, ſpa— ſchenkt wird, ift ferner das der forreften
ter von J. Prokſch, endlich von Frau Silbenteilung beim Gefang; eine Lö—
Clauß⸗Szarvady zu Paris. Sie hat auch fung degfelben it im Art. »Vokal« ver-
einige Pianofortekompoſitionen veröffent⸗ jucht, doch überfchreitet eine erfchöpfende
licht Abhandlung die Aufgabe und den Raum
Ausſprache des Textes beim Ge— eines Lexikons.
fang. In neuerer Zeit wird aufeine deut⸗ er ac f. Modulation,
liche A. befonderes Gewicht gelegt, da in AuterisManzochi, Salvatore,
der modernen Richtung der Vokalkompo— Komponiit, geb. 25. Dez. 1845 zu Pas
fition vom Lied bis zur Oper das Singen lermo, hat mit der Oper »Dolores« (zu:
des Tertes mehr ein gefteigertes Sprechen, erſt aufgeführt 1875 an der Pergola in
in der Regel mit nur einem Ton auf jede Florenz, dann zu Mailand, Palermo und
Silbe, ift; in der italienischen Oper, wo an andern Orten) Aufjeben gemacht. Die
es manchmal jcheint, als diene der unter: Hauptpartie war in den Händenvon Frau
gelegte Tert nur als Vorwand für die Galetti-Gianoli, einer ausgezeichneten
Befhäftigung der Singftimme, ift bie Sängerin. Die Mufif der Oper foll
deutliche Ausſprache von weit geringerer fließend melodifch und ungemein anſpre—
Bedeutung als die Schönheit der Tonbil: hend fein, d. bh. echt italienisch.
dung und tritt baber guniten diejer Authentiſche Tonarten, ſ. Kirhentöne.
bäufigzurüd, Es muß aber zugegeben wer: Auto (ſpan., »Att«) heißt in Spanien
den, daß die verjchiedenen Vokale zufolge jede öffentliche oder gerichtliche Handlung
ihrer verjchiedenen natürlichen Reſonanz (3.B.A. da Fé, ſ.vw. actus fidei,⸗Glau⸗
(beim Sprechen) leicht zu einer Verſchie— bensgericht«), insbeſondere aber drama—
denbeit des Anjages der Töne Urfache ge tiſche Darſtellungen aus der bibliſchen
ben, welche fi) ohne Beeinträchtigung der Geſchichte, Myſterien (autos sacramen-
Reinheit mancher Bofale nicht völlig ver- tales), bei denen auch Muſik zur Anwen—
meiden läßt (f. Anſatz); es ift daher im dung kam. Die hervorragendſten ſpani—
Anterefje des fchönen, gleihmäßigen Ges ſchen Dichter (Xope de Vega, Calderon)
ſangs nicht fo ganz verwerflich, wenn dem haben jolche Autos gefchrieben. 1765 wur:
E, A auf der einen und dem U, O auf den fie durch Föniglichen Befehl verboten.
der andern Seite etwas von ihrer Schärfe, Ave (Ave Maria), der Gruß des
reip. Dumpfbeit genommen wird. Das Engels Gabriel bei der Verfündigung
läßt fih erreichen, obne baß die gefamte Mariä, ein Lieblinasobjeft Firchlicher
Vofalijation in einem mittlern Ö-artigen Kompofition; dem A. folgt als weiterer
Laut untergebt und ber ganze Gefang Tert entweder eine hymnenartige Dich:
einen injtrumentalen Charakter annimmt. tung oder ein Gebet.
Befondere Schwierigkeiten verurjacht dem bentinus, Johannes, eigentlich
Sänger die A der Konfonanten Lund R, Koh. Thurnmayer, nannte fich A. nach
zumal vor A, da bei erjterm die ftarf ge: feiner Baterjtadt Abensberg (Bavern),
frümmte Zunge leicht in ihrer Stellung bayr. Hiftoriograph, geb. 4. Juli 1477,
verbarrt und die Rejonanz beeinträchtigt geſt. 9. Jan. 1534; verfaßte die »Annales
und bei letzterm Neigung vorhanden in, Bojorums, weldye, was Muſik anlangt,
dern A Refonanz dicht am Gaumen Au ge: nur mit Borficht und Bergleichung Älterer
ben; beides ijt durch gewiſſenhafte Übung Annalen zu benugen find. Nicht von ihm
leicht zu vermeiden, wenn man nur dars verfaßt, — nur herausgegeben ſind
96 Adifon — Barfart.
bie »Musicae rudimenta admodum bre- gent am Königlichen Theater und als fol:
via etc.« (von Nikolaus le cher fehr verdient um die Aufführıma
Avifon (pr. epwil'n), Charles, ach. Mozarticher Opern, gab 1823 — 34 mit
1710 zu Newcaſtle am Tone, geit. 1770; Clowes bie Mufifzeitung »Harmonicon«
ftudierte in Stalien und zu London unter heraus (monatlich) ſowie zwei Sammel:
Geminiani, wurde 1736 Organift in fei= werfe praftifcher Mufif: »Musical li-
ner Baterftabt, veröffentlichte einen etwas
brary« (1834, 8 Bbe.) und »Sacred
phantaſtiſchen Traftat über den mufifali- Minstrelsy« (2 Bbe.).
[hen Ausdrud: »An essay on musical Azenedo, Alexis Jacob, franz, Mu:
expression« (1752), ber durch W. Hayes fiffchriftteller , go. 18. März 1813 zu
Scharf angegriffen wurde, auch einige Or: Bordeaur, geft. 21. Dez. 1875 in Paris;
chejter= und Kammermuſilkwerke. zuerſt Mitarbeiterber >» ce musicale«
Ayrton (pr. ehrt'n), 1)Edmund, geb. und des »Siecle«, ſpäter Redakteur einer
1734 zu Ripon, geft. 1808; langjähriger eignen Zeitung, »La ceritique musicale«,
Shormeifter des Knabenchors ber fünig- dieaberbald einging, bann vorübergebend
lichen Vokalkapelle in London, hat einige an ber »Presse« und endlich 1859 —70
Kirchenmuſiken (zwei komplette Morgen: Feuilletonift der »Opinion nationale«.
und Abendiervices und verfchiedene An— A. war ein leidenjchaftlicher Verehtet
thems) gefchrieben.—2)William, Sobn Roffinis und der italtenifchen Schule und
des vorigen, geb. 1777 zu London, geit. in feinen Kritifen anders gearteter Wert:
1858; verbienftlicher mufifalifcher Kriti— nicht8 weniger als höflich. Auch verfoht
fer verfchiedener Zeitungen, Mitglied mu— er die von Thevé angeftrebte Reform ber
fifalifcher Gefellihaften in London, zeit: Notenſchrift (Zifferſyſtem) in mehreren
weilig VBorftandsmitglied der Bhilharmo- Broſchüren
nischen Geſellſchaft, mehrfach Operndiri- Azione sacra, j. Oratorium.

D.
B, eigentlich der zweite Ton unfrer pre, 2c, heißt der Ton jebt sih
Grundffala (f. d.), ift infolge eines Miß— si bémol).
verftändnifje8 durch H erfeßt und felbit B. = Basso, c. B. = col Basso, C.-B.
zum Verſetzungszeichen (b) geworden. In —Contrabasso, B. C.=Basso continuo.
Holland und England hat B noch heute In England ift B. au Abfürzung für
die Bedeutung des Ganztond über A, ' Baffalaureuß (Bachelor): Mus. B.=
db. b. unfer8 H, während wir unter B ‚Musicae Baccalaureus (M. B. dagegar
das um einen Halbton erniebrigte H ver: |Medicinae B.).
ftehen (j. Verfegungszeihen). B quadratum ba, i. Bobifationen, Solmifation,
(quadrum, durum, franz. becarre) ijt Babbi, Chriſtoph, geb. 1748 zu Ge-
unfer H ($g) jowie defjen Gebraudy ala ſena, fam 1780 als Furfürftlicher Kon:
Auflöfungszeihen (. d.), Quadrat; ertmeifter nach Dresden, wo er 1814
B rotundum (molle, franz. b&mol) ba= arb; Fomponierte Biolinfonzerte, Sym:
gegen unfer B (b) und deſſen Gebraud phonien, Quartette 2c.
als Erniedrigungszeichen (daher: Moll: Baboracka und Baborak, böhmiſche
Afford, Molltonart, mit erniebrigter |Tänze mit wechfelnder Taftart.
Terz; B cancellatum, das gegitterte B Bacchius (Senior), griech. Mufik:
—#, urfprüngfid mit & ibentifch, im Ichriftfteller (um 150 n. Sir), von wel:
Anfang des 16. Jahrh. davon unter: chem zwei theoretifche Traftate auf und
ſchieden. — Der alte Solmifations: gekommen find (berausgeg. von Meibom,
name be8 B ift Bfami, d. h. entiweber Merfenne und Fr. Bellermann).
Bfa (=b) oder Bmi (=h); in Stalien, Bacfart (Bacfarre), eigentlid
Bad) (Johann Chriſtoph, Joh. Michael). 57
Gracw, Balentin, berühmter Lauten: Sohn Chriftoph Bachs, Ambroſius
Spider, geb. 1515 in Siebenbürgen, lebte B. (der Bater J. ©. Bachs), von Erfurt
abwechſelnd am Kaijerbof zu Wien und nach Eifenah, um in die Stelle eines
am Hof Sigidmund Auguft3 von Polen andern B. einzurüden. Die bebeutenbiten
und jtarb 13. Aug. 1576 in Padua. 2. Romponijten aus diefer Familie find:
—— Lautentabulaturwerke heraus 1) Johann Ehriftopb, Sohn Hein-
u. 1565 rih Bachs, aljo Obeim 3. ©. Bachs,
Bad, Name ber thüring. Familie, eb. 1643 zu Arnftadt, von 1665 big zu
in welcher, wie in feiner zweiten, mufifa= Hd Tod 31. März 1703 Organift in
liſche Künitlerfhaft im 17. und 18. Eiſenach, ift der hervorragendite der äl-
Jabrb. erblich war und von Kindheit an tern B., befonderd auf dem Gebiet der
forgfältig gepflegt wurde. Wenn fich Bokalfompofition; erhalten find von ihm
ie ea Mitglieder diefer — zu⸗ eine Art Dratorium: »Es erhob fidh ein
ſammenfanden, fo wurde in der ernſthaf⸗ Streit« (Dffenb. Joh. 12, 7—12), fowie
teten Weiſe mufiziert, man taufchte Mei- einige Motetten, auch 44 Choralvorfpiele
nungen über neue Kompofitionen aus, und eine Sarabande mit 12 Variationen
improvifterte, furz förderte fich gegenſei⸗ für Klavier.
tig jo im Wiſſen und Können, daß die B. 2) Sobann Michael, Bruber des
ein ausgezeichnetes Anfehen im Land ges vorigen, geb. 1648 zu Eifenach, feit
nofjen und daher ein ftarfed Kontingent 1673 DOrganift in Gehren bei Arnftadt,
zu den Rantoren und Organiften der thü⸗ wo er 1694 ftarb. Seine jüngfte Tochter,
ringischen Städte ftellten. So finden wir Maria Barbara, wurde J. S. Bach erfte
in Erfurt, Eiſenach, Arnftadt, Gotha, rau, die Mutter K. Ph. Emanuel und
Mübhlhaufen B. als Organiſten, und noch Friedemann Bachs. Johann Michael
zu Ende des 18. Jahrh. hießen in Er: war auf inftrumentalem Gebiet bedeu-
turt die Stadtpfeifer »Die Bache«, obgleich tender als fein Bruder; leider find nur
fein einziger B. mehr darunter war. Die wenige Choralvorfpiele auf ung gefom=
Familie ift, wie Spitta in feiner Bio- men, die aber — Meinung von ſei⸗
grapbie J.©. Bachs nachgewieſen hat, nem Können erweden. Seine Vokalwerke
eine alte thüringifche und nicht, wie man eugen, ſoweit nach den wenigen erhaltenen
früber annahm, eine ungarifche. Der um eotetten zu urteilen ift, zwar auch von
15 aus Ungarn nah Wechmar bei Gotha bedeutender technifcher Routine, ſtehen
eingewanderte Bäder Veit B. flammte aber hinter denen feines Bruders zurüd,
nämlich aus ebendiefem Dorfe. Veit B. 3) Johann Gebaftian, geb. 21.
war nur Muſikliebhaber (er fpielte die März 1685 zu Eiſenach, geft. 28. Juli
Zaute); fein Sohn Hans B. (der Urgroß: 1750 in Leipzig; einer ber größten Mei:
vater J.S. Bachs) war dagegen ſchon Mu—⸗ jter aller Zeiten, einer von denen, welche
ſilet von Profeſſion und wurde zu Gotha nicht übertroffen werden fönnen, weil
duch Nikolaus B. ausgebildet. Die B. fih in ihnen das mufifalifhe Empfin-
waren alfo, wie es fcheint, jchon damals den und Können einer Epoche gleich-
sim Metiere. Bon Hans Bachs Söhnen ſam verförpert (PBaleftrina, B., Häns
wurde Johann B. der Stammvater ber del, Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven,
Erfurter »Bache⸗, Heinrich, Organift Wagner), der aber eine beſondere Be—
zu Arnftadt, der Bater von Job. Ehrijtian deutung, eine beifpiellofe Größe dadurch
und Joh. Michael B., und Chriſtoph gewinnt, daß die Stilgattungen zweier
B. Organift und Stadtmufifug zu Weis verfchiedener Zeitalter zugleich in ihm zu
mar, %. S. Bachs Großvater. In ben ge Blüte gelangt find, ſo daß erzwiſchen
60er Jahren des 17. Jahrh. waren die eiden wie ein gewaltiger Markſtein ſteht,
B. fozufagen fefte Inhaber der Mufiker- in beide riefengroß bineinragend. B. ge
ftellen zu Weimar, Erfurt und Eiſenach; hört mit gleihem Rechte ber hinter “=
fehlte e8 bier oder dort, fo zog einer hinliegenden Periode der polyphonen Mu—
und füllte die Lüde aus. So zog 5. B. ein fit, des Fontrapunftifchen, imitatorifchen
58 Bach (Johann Sebaftian).
Stils, wie der Periode der harmoniſchen Burrtehude, dem berühmten Orgelmeiiter,
Muſik, der ausgeprägten Tonalität, an. welche ihn in Ronflift mit feiner vorge
Seine Lebenszeit fällt in eine Periode des feßten Behörde brachte, da er feinen Ur:
Überganga, d. h. in eine Zeit, wo der alte laub ungebührlich ausdehnte; doch Fam
imitatorische Stil fich noch nicht ausge: es nicht zum Bruch, da man ben gentalen
lebt hatte, der neue aber noch in den erſten Jüngling gern halten wollte. 1706 wurde
Stadien feiner Entwidelung ftand und durch den Tod von Job. G. Ahle die Or-
das Gepräge des IUnfertigen trug. Das ganijtenitelle zu St. Blafii in Mühlhau—
Genie Bachs vereinigte die Eigentümlich— jen vafant, und B. rüdte 1707 in dieſelbe
feiten beider Stilgattungen in einer Weife, ein, verheiratet mit feiner Baje Maria
welche als erjtrebenswert für eine noch Barbara, Tochter Joh. Michael Bachs
vor uns liegende zufünftige Periode zu Gehren. Trotzdem die mufifalifchen
betrachtet werden muß; von einen Ber: Verhältniſſe Mühlhauſens nit um
alten der Bachſchen Muſik kann daber erfreulich, jedenfall3 größer ala die zu
nicht die Rede fein, höchſtens könnte man Arnftadt waren, blieb B. doch muır ein
jagen, daß einiges äußerliche Beiwerf, Jahr und ging 1708 als Hoforgamiit und
wie Schlußfälle, Verzierungen u. dgl., Kammermufifug des regierenden Herzogs
worin B. ganz ein Kind feiner Zeit if, nach Weimar, wo er17 14 zum Hoffongert:
ung an die Bergangenbeit gemahnt. Das meifter ernannt wurde. Doc ging er
gegen ift feine Melodif fo urgefund und ihon 1717 nach Köthen al3 KRapellmeiiter
unerſchöpflich, feine Rhythmik fo viel- und Rammermufifdireftor des Fürften
geſtaltig und lebendig pulfierend, feine Leopold von Anhalt, eine Stellung ganz
Harmonif fo gewählt, ja kühn und doc andrer Art, als er fie bisher innegebabt,
jo Flar und durchlichtig, daß feine Werfe denn er hatte dba weder eine Orgel zu
nicht allein der Gegenitand der Bewun— traftieren, noch einen Chor zu leiter, war
derung, fondern de3 eifrigften Studiums, vielmehr gänzlich auf Orcheiter und Kam:
der Nacheiferung der Tonkünſtler unfrer mermuſik angewiefen. Wie die verſchie
Zeit find und es vermutlich noch lange denartigen Stellungen, die er auszufüllen
bleiben werden. hatte, immer in befonderer Weife bejtim:
Bachs äußerer Lebensgang war ein mend auf die Richtung feiner Kompoſi
Ichlichter. Sein Water war der Stadt: tionsthätigfeit wirkten, jo jchrieb er auch
mufifus Ambrofius B,, feine Mutter in Köthen deshalb überwiegend Kam:
Elifabeth, geb. Lämmerhirt, aus Erfurt. mermufifwerfe. Seine volle Schaffen?-
Mit neun Jahren verlor er die Mutter, kraft entfaltete er aber erft in Leipzig, me
mit zehn den Vater und wurde nun feis hin er 1723 als Kantor an der Thomas:
nem Bruder Johann Chriftopb B,, Ichule und jtädtifcher Mufifdireftor fam,
Drganift in Obrdruf, zur Erziehung al3 Nachfolger von Johann Kuhnau
übergeben. Der Bruder, ein Schüler In diefer Stellung ftarb er nach 27jäbri-
Pachelbels, wurde jeßt fein Lehrer. 1700 ger Amtsthätigkfeit, die legten drei Jabre
erhielt B. eine Freiftelle auf der Michaelis feines Lebens von einer die Schfrait
Schule zu Lüneburg, von wo aus er mehr: allmählich vernichtenden Augenkrankheit
mald Ausflüge nach Hamburg machte gequält, zuletzt völlig erblindet. Er war
(zu Fuß), um die berühmten Organiften weimal verheiratet; Maria Barbanı
Reinkens und Kübel zu bören. Seine Ber 1720, und jo glüdlich ihr Zujam:
erſte Anjtellung erbielt er 1703 als Vio— nıenleben geweſen war, fo nlaubte doch
linift in der Privatfapelle des Prinzen B. feinen Kindern eine neue Mutter geben
Johann Ernft von Sachen zu Weimar, zu müſſen und vermäblte fich 1721 mit
blieb indes nur wenige Monate dafelbft, Anna Magdalena, Tochter des Kammer:
da er die Organiftenstelle an der Neuen muſikus Wülken zu Weißenfels, welche
Kirche zu Arnjtadt annahm. Von Arn- ihn überlebte. B. hinterließ 6 Söhne und
ftadt aus machte er 1705 — 1706 die be: 4 Töchter; I Söhne und 5 Töchter waren
rühmte Fußreiſe nach Lübeck zu Dietrich vor ihm gejtorben.
Bach (Johann Sebaftian). 59
Die Zahl der Werte J. ©. Bachs Kollmann in London mit dem »Wohltem-
ift eine jehr große. In erfter Reihe find perierten Klaviere, Es ift aber Mendels—⸗
jeine Kirchenfantaten zu nennen, deren ſohns Verdienit, Bachs ganze Größe wie
er fünf vollftändige Jahrgänge (für alle der ans Tageslicht gebracht zu haben durch
Sonn= und Fefttage) gefchrieben hat, die die 1829 in Berlin veranftaltete Auffüh—
aber bei weitem nicht alle erhalten jind. rung der Matthäuspaffion. Die nun
Aud von fünf Baffionamufifen find nur ſchnell um fich greifende Pflege der Werte
zwei erbalten, nämlic) die Matthäuspaj- Bachs machte ed möglich, daß 1837 Pe—
ton (ein wahres Riefenwerf) und die Jo- ter3 eine Gefamtaudgabe ber Inſtrumen⸗
bannızpajfion. Diefen beiden — talwerfe Bachs in Angriff nahm; neuer:
Werken ſchließt ſich würdig die H moll- dings dehnt fich diefelbe auch auf die Vo—
Meſſe an, die nebſt vier kürzern Meſſen falwerfe aus. Eine wahrhaft mommen—
der Reſt einer größern Zahl von B. ge— tale Eritifche Gefamtausgabe aber veran—
ſchriebener Meſſen iſt. Auch das große jtaltet feit 1851 die Bach-Geſellſchaft
fünfſtimmige »Magnififate ift eins der (alljährlich ein ftarfer Kolioband), die
bervorragendften Werke Bachs. Den Pai: 1850 von Härtel, R.F. Beder, WM. Haupt:
fionen nabejtehende Werke find das Weih— mann, D. Jahn und R. Schumann in
nacht3oratorium jowie das Himmtel- Leipzig begründet wurde. Der jährliche
fahrts⸗ und Ofteroratorium. Faſt noch im= Beitrag für die Mitglieder der Gefellichaft
pojanterift die Zahl der Inftrumentalfom- beträgt 15 ME., wofür dieſelben ein
pojitionen, beſonders derer für Klavier, Eremplar ber jährlichen Publikation er-
Orgel ſowie Klavier mit andern Inſtru— halten. Bach-Vereine, welche fich ſpe—
menten (Bräludien und Fugen, Phanta— ziel! die Pflege Bachſcher Muſik zur Auf-
fien, Sonaten, Toffaten, PBartiten, Sui— gabe gemacht haben, exiftieren zu Ber:
ten, Konzerte, Bariationen, Choralvor: lin, Leipzig, Hamburg, Kondon, Königs-
ipiele, Ehoräle 2c.). Beſonders jeien nam: berg u.a. O.
baft gemacht: »Das wohltemperierte Kla= Die Lebendgefchichte I. ©. Bachs ift
vier«e (24 Präludien und 24 Fugen, je mehrfach geichrieben worden, zuerſt von.
2 für jede Dur= und Molltonart, ein Ph. Emanuel B. und %. fr. Agricola
Bert, das jeder Klavierfchüler ald Vade— in Mizlers »Mufifalifcher Bibliotheke,
mefum führen müßte) und »Die Kunit der Bd. ‚ 1 (1754), dann von *
Fuge ·(Id Fugen und 4Kanons überdas: —— J. ©. Bachs Leben, Kunſt und
elbe Thema). Für Violine allein: 3 Par: unſtwerke⸗, 1802), Hilgenfeldt reg
tien und 3 Sonaten, Werfe, die ihres— Bitter (xJ.S. B.«; 2. Auf.1881, 4Bde.).
gleichen nicht haben; allein ſchon diegroße Der legtere hat auch das Xeben der Söhne
Ciacona ber D moll- Partie genügt, um Bachs beichrieben: »K. Ph. Emanuel B.
einen Begriff von Bachs immenjem Kön- und W. Friedemann B. und deren Brü—
nen zu geben. Bon jegt nicht mehr üb: dere (1868, 2 Bde. ; 2. Aufl. 1880). Eine
lichen Inſtrumenten hat B. die Gambe mit eingehende, des Meijters würdige Biogra=
3 Sonaten, die Yaute mit 3 Partien und phie hat in neueſter Zeit Ph. Spitta veröf⸗
die von ihm ſelbſt Eonftruierte Biola pom- fentlicht (J. ©. B.«, 187380, 2Bde.)
poſa mit einer Suite bedadyt. Nur ein Flei- 4) Wilhelm Friedemann (der
ner Teil der Werfe Bach erjchien bei fei- » Hallifche« B.), Ältefter Sohn des vorigen,
nen Lebzeiten in Drud —— geb. 22. Nov. 1710 zu Weimar, geft. 1.
»Das muſikaliſche Opfer«, die »Gold— Sur 1784 in Berlin; war außergawöhn-
bergichen« Variationen, Choräle 2c.); die lich begabt und der bejondere Liebling ſei—
Kunſt der Fuge« veröffentlichte Ph. E. nes Vaters, ſchlug aber leider total aus
8. 1752. Als man nad etwa 5Ojäh: der Art, da er fich einem ungebundenen,
rigem Vergejfen wieder begann, Bachs liederlichen Lebenswandel ergab, der ihn
Serfen größere Beachtung zu jchenfen, zu gefammelter Arbeit nicht kommen ließ.
Ang man an, einzelnes zu druden, reſp. Er war 1733 — 47 DOrganift an ber
mwiderzudruden. Den Anfang machte 1799 Sophienfirche zu Dresden, fodann bis
60 Bad (Joh. Sebaſtians Söhne).
1769 an ber Marienfirche zu Halle a. ©. die Erflärung der Spielmanieren im vo—
Seit er diefe Stelle feiner Ertravaganzen rigen Jahrhundert (meu herausgegeben
wegen aufgeben mußte, lebte er, ohne und bearbeitet von Schilling, 1857). Die
eine neue Stellung anzunehmen, bald dab! feiner Kompofitionen ift fehr groß,
* bald dort (Leipzig, Berlin, Brauns eſonders für Klavier (210 Solojtüde,
hweig, Göttingen ꝛc.) und ftarb, ein 52 Konzerte, viele Sonaten 2c.); auf dem
verfommened Genie in des Worts wah— Gebiet der Kirchenmufif war er zwar
rem Sinn, gänzlich verarmt in Ber: weniger bedeutend, boch fehr ——
lin. Eine größere Anzahl Kompofitio- (22 Paſſionen, viele Kantaten, 2 Dratos
nen von ihm liegt im Manuffript auf rien 2c.). 9. vd. Bülow bat 6 Klavier:
ber Berliner Bibliothef. Leider ſcheint fonaten 8. Ph. E. Bachs neu herausge⸗
es, daß durch feine Schuld ein großer geben (Peters).
Teil der Werfe feines Vaters verloren 6) Johann Chriſtoph Friedrid,
gegangen ift; denn von den nach dem (ber »Büdeburgere B.), ber dritte der
Tode desſelben unter die beiden älteften mufifalifhen Söhne J. ©. Bachs, geb.
Söhne verteilten Manuffripten find, ſo— 29. Juni 1732 zu Leipzig, ftudierte eben-
weit bis jegt befannt, nur die Ph. Emas falls erft Jura, wurde aber fchlieklic
nuel zugefallenen erhalten. Mufifer und war lange Zeit gräflid
5) Karl Philipp Emanuel (der lippefcher Kapellmeifter zu Büdeburg, wo
»Berliner« oder »Hamburger« ex ber er 26. Jan. 1795 ftarb. Er war ebenfalls
weite der überfebenden Söhne 3. ©. ein fleißiger Komponift (Kirchen: und
achs, geb. 14. März 1714 zu Weimar, Kammermufitwerfe, Kantate ⸗»Pygma—
geit. 14. Sept. 1788 in Hamburg; follte lione, Oper »Die Amerifanerin«), doc
eigentlih Jura fjtudieren, weshalb es nicht von der Bedeutung Ph. Emanuels.
der Vater ruhig geichehen ließ, daß feine 7) Zohann Ehriftian (der »Mai-
mufifalifchen Neigungen fich mehr dem länder« oder »englifche« > der jüngfte
leichtern, »galanten« Genre zuwandten; Sohn J. ©. Bachs, geb. 1735 zu Leipzig,
gerade diefe Richtung follte ihn aber groß eit. 1782 in London; war gleich Frie⸗
machen, denn er iſt darin der Vater der emann fehr talentvoll, aber auch bei—
neuern Inftrumentalmufif geworden, ber nahe ebenfo leichtfinnig. Nach des Va—
Vorgänger von Haydn, Mozart, Beet: ter8 Tod wurde er von Ph. Emanuel
hoven auf bem Gebiet der Sonate, Sym- B. ausgebildet, ging 1754 als Organift
phonie 2c., benen er das gefälligere, mo= nah Mailand und wurde dort ein ziem—
derne Gewand gab. Seine Karriere ift li flacher Modekomponiſt. 1759 gina
einfach genug. Er ging nad) Frankfurt er als Opernfapellmeifter nach London,
a. D., um Jura zu ftudieren, gründete wo er auch als Komponift italienifcher
aber jtatt dejjen dort einen Gefangverein; Dpern ephemere große Erfolge errang.
1738 fiebelte er nach Berlin über und 8 Wilbelm Friedrich Gent
wurde 1740 Kammercembaliſt * Enkel und legter männlicher Nachkomme
richs d. Gr., der freilich in der Muſik ein %. ©. Bachs, Sohn des »Büdeburger«
ſtarker Dilettant war und B. manchmal B. (6), eb. 27. Mai 1759 zu Büde
arg quälte, wenn dieſer ſein Flötenſpiel burg, A 25. De. 1845 in Berlin;
begleiten mußte. Der Siebenjährige Krieg Schüler feines Baterd und des engli-
fühlte des Königs mufifalifche Liebhabe— [hen B. (7), zu dem er fi nad Lon—
rei ab, und B. bat daher 1767 um feinen don begab, war ein vorzüglicher Kla—
Abſchied, um zu Hamburg in Telemanns viers und Orgelfpieler und zunächſt in
Stelle ald Kirchenmuſikdirektor einzu— London ein fehr gefuchter Xehrer, ging
rüden. Dort ftarb er hochangefeben an nach feines Onkels Tod nad Paris, wo
einem Bruftleiden. Sein für die heutige er Fongertierte, und ſieß ſich dann in
Zeit bedeutendfied Werk ift die Schrilt Minden nieder. 1792 ſiedelte er nach
»Verſuch über die wahre Art, das Klavier Berlin über, wo er als Cembaliſt der
zu fpielen« (1780), die Hauptauelle für Königin mit dem Titel Kapellmeiſter an—
Bach — Bachmann. 61
geſtellt wurde; fpäter warb er Gembalift bam, daun Kompofitionzfchüler von Ben-
der Königin Luife und Mufiflchrer der nett, 1853 — 55 Schüler von Haupt:
feniglihen Bringen, — aber nach mann und Plaidy am Leipziger Kon
dem Tode der Königin feine Penfionie- fervatorium, war ein fehr talentwoller
rang und lebte bis zu feinem Tod zurüd- Komponift, leider aber bruftfranf, Iebte
gegen von der Welt. Nur einige Kom 1855 —58 in Algier und Italien, im
vofitionen von ihm find gedrudt (Ge Sommer 1856 zu Leipzig und Wien, feit
jang&= und Klavierfahen). Sommer 1857 in England. Eine An
Bad, nicht zur Familie J. S. Bachs zahl Klavierftüde, Lieder, ein Trio, Vio-
abörig, wenn auc, vielleicht legten En: linenromanzen find gebrudt, ein Klavier:
»3 mit berielben — ängenbd, fonzert und zwei Opern (»Rübezable«,
ind: 1) Auguft Wilhelm, geb. 4. Okt. »Which is which«) Manuffript geblie:
1736 zu Berlin, geft. 15. April 1869; ben. — 2) Walter, geb. 19. Juni 1842
Sohn des Sefretärg beim Lotterieamt und zu Birmingham, zuerſt Schüler des Or-
Organifter derTrinitatisfirche, Gottfried rar Stimpfon in Birmingham, dann
2., war erſt Organift an Berliner Kir- 858 —61 am Leipziger Konfervatorium
hen, 1822 Lehrer am Föniglichen Infti- unter Plaidy, Moſcheles, Hauptmann
tut für Kirchenmuſik, 1832 Direktor des- und Richter, gleichzeitig mit feinen Lands⸗
ſelben als Nachfolger Zelters, Mitglied leuten Sullivan, Dannreutber, E. Rofa,
der Akademie und wurde 1845 zum Bro: Franflin, Taylor ꝛc. Nach furzem Auf:
fojler ernannt. Er gab Firchliche Kompo- enthalt in Mailand und Florenz ging er
wionen, auch Klavierſtücke und Lieder ber- 1862 nach Rom und ftudierte drei Jahre
aus. — 7 Otto, geb. 9. Febr. 1833 zu unter Lifzt, befreundet mit G.Saambati.
Dien, wo jein Bater Advofat war, Schüler 1865 kehrte er nah England zurüd und
Sechters in Wien, Marr’ zu Berlin und lebt feitdem als Dirigent und Mufif-
Hauptmann zu Leipzig, war zuerft Opern⸗ (ehrer in London. B. ijt ein warmer Vers
fapellmeifter an verfchiedenen deutfchen ehrer Liſzts und bat fajt defien ſämtliche
Bühnen und wurde 1868 artiftifcher Di- ſymphoniſchen Dichtungen, auch die »Le⸗
teftor des Mozarteum und Domtkapell: gende von ber heil. Elifabeth«e und ben
meijter zu Salzburg. Seit 1. April 1880 »13. Pjalme, in London zur Aufführung
it er Rapellmeifter an ber neuen großen ebracht und die beiden Klavierfonzerte
Botiofirhe zu Wien. Bon feinen Kom: n Es dur und A dur jelbjt gefpielt.
pofitionen find hervorzuheben die Opern: Bachelier (franz., fpr. baſch'ljeh; engl.
»Lenoree, »Die Argonauten«, »Mebea«, Bachelor, jpr. bätr’tör), ſ. Battalaurens.
»Sardanapale; ein Requiem, vier Sum: Badımann, 1) Anton, —
phonien, die Ballade für Chor und Or: und Inſtrumentenmacher zu Berlin, geb.
hefter: »Der Blumen Rache«, die Ouver⸗ 1716, geit. 8. — 1800. Sein Sohn
türe»@&leftra« Kammermuſikwerke, Chor: und Geſchäftserbe Karl Ludwig, geb.
lieder, Meſſen, Tedeum xc., von benen 1743, gef 1809, war guter Bratfchift und
vieles im Drud erjchienen ift. Seine als ſolcher Mitglied der Föniglichen Ka—
Thätigfeit ald Direktor des ara pelle. Defien Gattin Charlotte Karo—
war eine ſehr verdienftliche. — )Scon- line Wilhelmine, er Stöwe,
bard Emil, geb. 11. März 1849 zu eb. 2. Nov. 1757 zu Berlin, gejt. 19.
boſen, tüchtiger Bianift, Schüler Kullaks ug. 1817, war eine tüchtige Sängerin
Elavier), Wüerſts und Kiels (Theorie), und verdiente Mitglied der Singafade-
it ſeit 1869 Lehrer an Kullaks Akademie mie unter Faſch.
und wurde zum königlichen Hofpianijten 2) Pater Sirtus, geb. 18. Juli 1754
ernannt. zu Kettershauſen (bei Babenhaufen),
Bade (ipr. Hate), 1) Francis Ed— geft. 1818; Prämonftratenfermönd zu
ward, geb. 14. Sept. 1833 zu Birming- archthal, war ein fruchtbarer Komponiſt
bam, geſt. 24. Aug. 1858 dajelbit; Vio- jowohl auf inftrumentalem ala vofalem
Iinfhüler von N. Melon in Birming- Gebiet, doch it nur wenig von ihm ge
62 Bachofen — Baillot.
drucdt worden. Als neunjähriger Knabe Konfervatoriums (Dionys Weber), ipä
beftand er ehrenvoll einen nufifalifchen ter noch von ©. Schter in Wien, wurde
Wettfanpf niit dem jungen Mozart; er 1851 Kompofitionslehrer am Konſerva—
erzellierte damals ſchon durdy ein vorzüg: torium zu Wien, gab 1855 diefe Stellung
liches Gedächtnis. B. war Mitarbeiter auf und polemifierte in der »Monat#
an ig Mufifalienfammlung. Ichrift für Theater und Muſik« fomwie
3) ..., ausgezeichneter Klarinettenvirs 1860 in der »Deutfchen Mufifzeitung« ge
tuofe, Soloflarinettift der Föniglichen Ka— gen die Organifation des Inſtituts. No
pelle zu Brüffel und Xehrer feines Inſtru— längere Zeit blieb er nun Mufiffrititer u.
ments am Ronfervatorium, ftarb 1842, Redakteur, indem er 1863 die Redaktion
Bachofen, Job. Kafvar, kirchlicher der feit 1848 eingegangen geweſenen Breit
Komponiit, geb. 1692 zu Zürich, geft. 1755; fopf u. Härtelfchen »Allgemeinen Mufi-
ward 1718 Singmeiiter der dortigen La— falifchen Zeitung« übernabm und diefelbe
teinfchule und Organiſt, fpäter Direftor auch noch zwei Sabre weiterfübrte, als fie
der Chorberren-Befellichaft. Seine in der 1866 in den Verlag von Nieter-Bieder-
Schweiz einft fehr beliebten Kompofitionen mann überging (vgl. Zeitichriften). Seit
find überwiegend firchliche Gefänge: » Mur 1868 ift B. Direktor der Muſikſchule zu
ſikaliſches Hallelujae, »Ardifches Verguü⸗ Bafel. Außer feinen journaliftifchen Ar-
gen in Gott« (nad Brodes), »Pfalmen«, beiten veröffentlichte er Kammermuſik⸗
die Brodesiche »Paſſion« 2c., auch ein in— werfe, eine Symphonie, Lieder und ein
jtruftives »Mufifalifches Notenbüchlein«. »Lehrbuch der Tonfunft« (1873).
Badofen, Joh. ©. Heinrich, Bir: Bähr (Bär, Beer), Sobann, ber
tuofe auf der Harfe, Klarinette und ans zonlicher Konzertmeiiter zu Weißenfels,
dern Inſtrumenten, geb. 1768 zu Durs eb. 1652 zu St. Georg a.d. Enns (Oſter⸗
fach, gejt. 1839 in Darmitadt; machte auf reich), ach. 1700 infolge einer Berwun-
Kunſtreiſen als vielfeitiger Künftler Auf: dung beim Schütenfeftz hat fich einen
Schen, war 18V6Rammermufifuszubotha, Namen gemacht durch Tatirifche muſika—
1815 Injtrumentenfabrifant zu Darm: liſche Streitfchriften, in denen er feinen
ftadt. B. gab Kompofitionen für Harfe, Namen in Ursus (»Bär«e) Tatiniiterte
eine Harfenfchule und cine Methode des (»Ursus murmurat, U. saltat, U. trium-
Baſſetthorn- u. Klarinettenfpielß heraus. phat« zc., 1697 ff., gegen den Gummafial-
Bacon (ipr.beht'm),Rihard Madden: reftor Hartnoth zu Gotha), ferner: »Bel-
zie, geiftvoller muſikaliſcher Kritiker, geb. lum musicum« (1701) und »Mufifali-
1. Mai 1776 zu Norwich, geit. 2. Nov. che Diskurſe« (1719, beide nachgelafien).
1844 bafelbft; war Herausgeber des Baif, Jean Antoine de, Dichter
»Quarterly musical Magazine and Re- und Mufifer, geb. 1532 zu Venedig, geit.
view« (1818—26) fowie der »Elements 19. Sept. 1589 in Bari; gab 2 Lauten:
of vocal science« (1328). Auch bat er tabulaturwerke, 12 geiftliche Lieder umd 2
die alle drei Jahre ftattfindenden Mufif:Bücher vierftimmiger Chanfons heraus.
fefte zu Norwich ing Leben gerufen. Baillot (pr. dajöh), Pierre Marie
Badarczewska, Thefla, geb. 1838 François de Sales, geb. 1. Oft. 1771
zu Warfchau, geſt. 1862; befannt durch zu Paſſy bei Paris, geſt. 15. Sept. 1842;
Salonftüde (»La priere d’une vierge«e). einer der berühmteften Wiolinvirtuoien,
Badia, 1) Carlo Agoftino, Opern: die Frankreich hervorgebracht bat, erbielt
fomponift in Wien um 1700, geboren zu den erjten VBiolimunterricht von einem Flo—
Benedig. Auch einige Dratorien und Solo: rentiner, Namens Polidori, zu ‘Bafiv, fo:
gefänge find unter feinem Namen erhal: dann 1780, als feine Eltern nach Parid
ten. — 2) Ludovico, geb. 1822 zu Ti: überfiedelten, von Sainte-Marie, der be:
rano (Neapel), komponierte Opern, auch ſonders auf exaktes Spiel hielt. Nach
Lieder, mit denen er guten Erfolg hatte. dem Tod feines Baters (1783) wurde er
Bagge, Selmar, geb. 30 Juni 1823 zu weiterer Ausbildung nach Rom zu Bol-
zu Koburg, 1837 Schüler des Prager lani, einem Schüler Nardinis, gefchidt,
Baint — Baler. 63
ber auf großen Ton bielt. 1791 kam er römischen Schule, der noch an den Tradi—
wieder nach Paris und fpielte vor Viotti, tionen de3 Paleſtrina-Stils feitbielt, ſpä—
ber ihm eine Stelle als erjter Biolinift am ter Schüler und Freund des Kapellmeiſters
Thlätre Feydeau verfchaffte. Er fcheint an St. Peter, Jannaconi, der 1802 feine
jdoch die Mufif troß feiner bereits ſehr Anftellung als Sänger in ber päpjtlichen
weit entwidelten Künſtlerſchaft noch nicht Rapelle bewirkte. 1817 wurde er der Nach⸗
alö Lebensberuf betrachtet zu haben, denn folger Jannaconis als päpftlicher Kapell—
er nahm bald darauf eine untergeordnete meifter, in welcher Stellung er bis zu fei-
Stellung im Finanzıninifterium an, die nem Tod verblieb. B.ifteinemerfwürdige
er, fih durch Auftreten in Konzerten im— Erjcheinung in unferm Jahrhundert; er
mer mebr befannt machend, bis 1795 be- lebte und ging volljtändig auf in der Mu—
bielt, wo er al3 Lehrer des Violinſpiels ſik des 16. Jahrh., und hatte für die feit-
an dem neuorganifierten Konfervatorium dem gefchebene aewaltige Entwidelung
angejtellt wurde. Nun fuchte er die Lücken der Kunſt Fein Verftändnid. Seiner Anz
feines muſikaliſchen Wiſſens auszufül— ficht nach war die Muſik feit Paleftrinas
len und jtudierte unter Catel, Reicha und Tod bergab gegangen. Seine eignen Kom—
Cherubini fleißig Theorie. Erſt 1802 pofitionen ſtehen daher auch wirklich ganz
unternahm er ſeine erſte Kunſtreiſe und auf dem Standpunft jener Zeit und müſ—
war nach Rußland, der bald andre durch jen von dieſem Gefichtspunft aus beur—
ranfreich, die Niederlande, England und teilt werden; befannt ift, daß ein Miſerere
Italien folgten. 1821 wurde er eriter von ihm bei feinen Lebzeiten (1821 )unter
Biolimift der Großen Oper, 1835 Sole: die regelmäßigen Karwochenaufführun:
aeiger der füniglichen Kapelle. Er itarb gen der Sirtiniſchen Kapelle aufgenom:
bochgeehrt und von einer großen Zahl men wurde (alljährlich wechjelnd mit dem
bedentender Schüler betrauert. Bail— Miferere Allegris und dem Bajs). Das
lets Hauptwerf iſt feine »Biolinjchule« Hauptwerf Bainis, zu deſſen Ausarbei-
(»L’art du violon«, 1834), die als tung er einem großen Teil feiner Lebens—
ganz vorzüglich und umübertroffen binges zeit verbraucht bat, ift die Biographie und
itellt wird; in Gemeinſchaft mit Rode GharafteriftifBaleftrinag(»Memoriesto-
und Kreutzer aab er heraus: »Methode rico-critiche delle vita e delle opere di
de violon«, das offizielle Schulwerf Giovanni Pierluigi da Palestrina etc.«,
des Parifer Konfervatoriums, das wie— 1828), die von Kandler ins Deutjche übers
derbolt aufgelegt, nachgedrudt und in jegt wurde (mit Anmerkungen von Kiefes
fremde Sprachen überfeßt wurde; ferner wetter, 1834). Außerdem bat er einen Ef-
redigierteerdie»M&thodede violoncelle« ſay über antike Rhythmik (1820) und eine
des Konſervatoriums (Berfafier: Levaſ— ſcharfe Kritik über eine preisgekrönte vier—
ſeur, Catel und Baudiot). Auch ſchrieb chörige Motette von Santucci geſchrieben.
er: »Notice sur Gretry« (1814), »No- Baj, Tommaſo, geboren um 1650
tice sur Viottie (1825) und andre fleine zu Crevalcuore bei Bologna, war Tenor:
Sachen. Seine Kompofitionen, die zum ſänger in der päpitlichen Kapelle, 1713
Zeil jehr große Anfordungen an die Vir- Kapellmeijter, ftarb aber ſchon 22. Dez.
tuojen ftellen, find: 10 Violinfonzerte, 30 1714. B. ift der Komponift des berühm—
Bariationenwerfe, eine Symphonie con- ten Miſerere, welches in der päpftlichen
eertante für 2 Violinen mit Orcheiter, Kapelle in ber Karwoche abwechfelnd mit
ABräludieninallenTonarten, Kapricen, denen Allegris und Bainis gefungen wird
Rotturnos xc. für Violine, 3 Streichauar: (veröffentlicht in den Sammlungen ber
tette, 15 Trios für 2 Violinen und Bafıc. päpftfihen Kapellmuſiken der Karwoche
Baini, Abbate Giufeppe, aeb. 21. [Burney, Choron, Peterd]). Eine Ans
Oft. 1775 zu Rom, geit. 21. Mai 1844; ahl andrer Kompofitionen Bais liegt im
wert Schüler feines Dheims Lorenzo B. anuffript in römischen Bibliothefen.
(Rapellmeifter ander Zwölfapoftelfirchezu Baker (ipr. behter), nambafter engl.
Kom), eines gediegenen Mufifers aus der Komponift, geb. 1768zuEreter, geft. 1835;
64 Bakkalaureus — Balfe.
Schüler von ®. Gramer und Duſſek in kirche zuPadua, ſpäter am großen Fran⸗
London, jpäter Organift in Stafford, ziskanerkloſter zu Venedig, mit Job.
1801 zum Doktor der Muſik zu Orford Gabrieli und Orazio Vecchi Herausgeber
promoviert. Seine Hauptwerfe find An- des 1591 bei Gardane zu Venedig ei Fr
thems, Glees, DOrgelpräludien (volunta- nenen Graduals und Antiphonard. Bon
rien) Rlavicrjonaten ꝛc. feinen Rompofitionen find erhalten: Mei:
affalaureus (auch Baccalarius, fen (1584), Gantiones (1576), Motetten
rn Bachelier, engl. Bachelor), ein (1578), Ecclesiastici concentus (1 9—
rüber auf allen Univerfitäten üblicher, Baldeneder, Nikolaus, geb. 2
jegt nur noch von engliichen und einigen März 1782 zu Mainz, Chordireftor am
deutfchen Univerfitäten verliehener afas Stadttheater in Frankfurt a M. umd
demifcher Grad, der niebriger ift als der Mitbegründer des »Kiebbaberfonzerts«.
Doktorgrad und in der Regel diefem vor: aus dem der Gäcilienverein hervorging,
auszugeben bat. Bgl. Doktor der Mufit. ſchrieb Theatermufifen, auchſtlavierſachen,
Balafirew, Mily Alerejewitich, geb. Lieder, Violinſtücke xc.
1836 zu Niſhnij Nowgorod, trat ſchon Baldewin, ſ. Bauldewiin.
als Knabe mitwirkend in Konzerten auf, Balfe, Michael William, eimer
abjolvierte aber das Gymnaſium und be ber bedeutendſten neuern — Kom:
309 die Univerfität Kafan, um Mathe: poniften, geb. 15. Mai 1 zu Dublin,
matif und Naturwiſſenſchaften zu ftudie- geit. 20. Dft. 1870. B. ift einer der we
ren, faßte dann im Verkehr mit A. Uli— nigen Engländer, welche fich der Opern:
biſchew den Entſchluß, fich ganz der Mufif fompofition zumwandten, freilich ohne die
zu widmen. 1855 trat er in Petersburg jer Kunſtgattung irgendwelche neue Sei—
mit großem Erfolg als Pianift auf. 1862 ten abzugewinnen, denn B. war nur ein
gründete er mit Lamakin die »Ilnentgelt- italienifher Opernkomponiſt englifcher
liche Drufiffchule« unter den Proteftorat Abftammung. Schon mit 17 Jahren
des ei ee et 1865 ging (1825) ging B. mit einem reichen Gön-
er nad Prag ans tichechifche Theater, umner nah Italien und jtudierte unter
Glinkas »Rußlan und Lubmilla« einzu: Frederici zu Rom Rontrapunft ſowie
ftudieren. Seit 1867 dirigierte er allein nachher zu Mailand unter Filippo Galli
die Unentgeltlihe Muſikſchule, Teitete Geſang. Sein erfter größerer Kom:
1867—70 aͤuch die Konzerte ber Ruffifchen pofitionsverfuh war das Ballett »La
Mufifgejelichaft, 309 fich aber 1872 gänz- Perouse« für da8 Scalatheater (1838).
lich ins Privatleben zurüd. 8. buldigt In demfelben Jahr trat er zuerjt umter
der Richtung Berlioz-Liſzt. Seine Haupt: Roffini als erfter Baritonift in der Ita
werfe find: Duvertüren über ruffifche, lienifchen Oper zu Paris auf. Bis 1855
fpanifche und tichechifche Themen, Mufif fang er an verjchiebenen italienifchen
zu »König Lear«, eine orientalifche Phans Bühnen, brachte zu Palermo, Pavia und
tafie für Klavier (»Slamey«), Klavier: Mailand eigne italienifche Opern zur
ftüde, Rlavierarrangements von Ouver— Aufführung und verheiratete fich mit
türen von Glinfa und Berlioz ac. ſowie der beutjchen Sängerin Fräul. Rojfen.
eine Sammlung ruffiicher Volkslieder. Nah England zurlidgefebrt, feierte er
Balalaifa, ein primitives quitarren- nun doppelte Triumpbe als Komponifl
artiges Saiteninftrument, das in ber und Sänger. Schnell folgten einander
Ukraine zur Begleitung der Volksgeſänge die Opern: »Die Belagerung von Ro
in Gebrauch ift; auch in den Händen der chelle«, »Das Mädchen von Artoiß«, »Ca-
Zigeuner trifft man es bisweilen. tharineGreye, »Joanof Arce, »Faljtafi«
Balancement (franz., ſpr. balangfı- und »Reolanthee, in welch leßterer aud
mäng), |. v.w. Bebung (f. d.), eine Spiel: feine Gattin auftrat. »Fatitaffe wurd
manier auf dem Klavichord. in Her Majeity’3 Theatre aufgeführt
Balbi, Ludovico, Kirchenfomponift die übrigen im Drurylanetbheater bis au
um 1600, Rapellmeifter an der Antonius⸗ die letzte, welche B. als jelbjtändiger Opern:
Balg — Ballad-opera. R 65
untrnehmer im Lyceum aufführte; das bälge) und Parallelbälge (Horizon:
Unternehmen hatte feinen Erfolg, und B. talbälge) und je nach den verjchiebenen
ing baber bald nad Paris, wo er in der Zweden Schöpfbälge und Magazin=
comique »Die Blumen der Liebe« bälge Ein Diagonalbalg mit nur einer
x »Die vier Haimonsfinder« mit großem Falte heißt Spannbalg.
Erfolg berausbradte. 1843 folgte im Balgklavis, ſJ. Clavis.
Drurylanetbeater »Das Zigeunermäb- allade(ital. Ballata, franz. Ballade,
Gene, feine berühmtefte Dper, die über engl. Ballad), uriprünglich ſ. v. w.
die meiſten größern europäijchen Bühnen Tanzlied (v. ital. ballo, »Tanz«); die Be⸗
ging, 1844 » Das Mädchen vom Markus: deutung einer epifch=Iyrifchen Dichtung,
plage, 1845 »Die Zauberin« und für bie ausgeftattet mit ſagenhaften, phantaſti—
Barifer Große Oper »Der Stern von Se- Shen Zügen, bat die B.in Schottland und
villae. Weiterhin folgte noch eine Reihe England gewonnen. DieBekanntſchaft mit
andrer Opern, doch fing Balfes Stern den jchottifchen Balladen veranlaßte Ende
allmählich am zu finten. 1846 befuchte er des vorigen Jahrhunderts unfre ee
Vin, 1849 Berlin, 1852—56 Petersburg Dichter zu ihren Balladendichtungen, ohne
und Trieft, Opern zur Aufführung brin- daß ſie aber zwiſchen Romanze und B.
gend und Geld einheimfend. 1857 trat eine durchgeführte Unterſcheidung mach—
eine Tochter Bictoria zum erftenmal ten. Die muſikaliſche Form der ®. ift eine
ald Sängerin in der Ztalienifchen Oper noch unbeftimmtere als die poetifche. Ge
um Lyceum auf. Seit 1864 Iebte B. auf fangftüde heißen Balladen, wenn fie er—
(einem Landgut Rowney Abbey in Hert: vb end gehalten er Dichtungen, welche
fordjbire. 1874 wurde feine Büfte (von ie Poetifer zweifellosß zu den Romanzen
Mallempre gefertigt) im Veftibül des rechnen, find als Gefangftüde ebenfo un-
Drurplanetheaters aufgeftellt. Außer fei- —— Balladen. Die B. iſt nach
nen Opern bat er auch Rantaten, Balla- heutigem Gebrauch eine erzählende Dich-
den xc.gefchrieben. Balfes Vorzüge waren tung, bie für eine Sologefanaftimme mit
eine außerordentliche Leichtigkeit der Kon⸗ Klavier= oder Orchefterbegleitung gefett
xption und natürliche Anlage für eine it; wird fie mufifalifch breiter ausge
anfprechende Melodif, feine Mängel das führt mit Chören, verfchiedenen Soli :c.,
Xblen aller Selbſtkritik und ernithafter jo beißt fie jchon nicht mehr B. (wenn
Sammlung zu gebiegenerer Arbeit. auch einige Komponiften bie Bezeichnung
Balg beit eigentlich eine Tierhaut in folchen Fällen gebraucht haben). Um
md zwar nicht eine am Bauch aufge- die Unklarheit des Begriffs vollftändig zu
Ihlißte, jondern eine möglichit intaft ab⸗ machen, bat ſich auch bie reine Inſtru—⸗
geftreifte, die fich daher mit wenig Nach⸗ mentalmufif des Namens B. bemächtigt,
hilfe als Schlau; oder Windbehälter be- und wir haben daher jet Rlavierballa:
nugen läßt. Die primitivite Geftalt des ben, Biolinballaden, Orcheſterballaden ıc.,
Balges in leßterer Bedeutung treffen wir bie halb und halb zur Programmmuſik
beim Dudeljad, dem Vorahnen der Or: gerechnet werben müffen, weil fie fich fo
gel, beren Windbehälter daher auch jet geben, ala babe fidh ber Komponiſt etwas
noch troß ihrer ganz veränderten Kon— Beitimmtes dabei gedacht. Doch dürfte es
mftion Bälge heißen. Der B. des ge: immerbin einige Schwierigkeiten machen,
wöhnlichen Dudelſacks wird von dem Spie⸗ für Chopins Balladen nachzuweiſen,
ler des Inſtruments voll Wind geblaſen; warum fie biefen Namen führen. E3 wäre
dagegen find auch ſchon die einfachſten zu wünfchen, baß die Komponijten den
Bilge der eigentlichen Orgeln etwa wie Namen B. für in Muſik gefeßte Balladen-
unfre Schmiedebälge Tonftruiert, db. 5. Dichtungen refervierten (auch für folche,
Pumpwerte. 3 nach ihrer Korm und die als Chorwerke behandelt find) umd
der Art bes Aufziehens unterfcheidet man —28 auf Inſtrumentalwerke mit
Falten bälge und Kaftenbälge (Cy— rogramm ausbehnten.
Iimderbälge), Querbälge (Diagonal- Ballad-opera, bei ben Engländern
Mut. 5
66 Ballard — Balthalar.
eine Oper, bie fich in der Hauptſache aus delnd, mit allegoriiher Beziehung auf
Volksliedern zuſammenſetzt; das erfte anmwejende Fürftlichfeiten waren bei Ber-
Beifpiel einer folhen war John Gays mählungzfeierlichfeiten an den Höfen im
»Bettleroper« (1727). Italien und Franfreich ſchon im 15. Jahrb.
Ballard (ipr. ballähr), berühmte franz. nichts Seltenes; diefelben unterſchieden
Notendruderfamilie, außer P. Attaignant fid) von dem modernen »großen« B. prin-
die Ältefle Parifer Firma auf diefem Ge zipiell kaum irgendwie. Der Aufwand, der
biet. —— ſcheint etwa um dieſelbe für ſolche Aufführungen gemacht wurbe,
Zeit geſtorben zu ſein, als Robert B. war ein ganz bedeutender. Aber auch bie
anfing zu drucken; letzterer erhielt 1552 eingelegten Ballette find alt; Tänze mit
von Heinrich II. dag Patent als alleiniger oder ohne Öefang inmitten oder amSchlun
füniglicher Hofmufifalienlieferant (seul von Tragödien (in Nahabmung der an-
imprimeur de la musique de la cham- tifen Chortänze) famen ebenfall3 bereit:
bre, chapelle et menus plaisirs du roi) im 15. Jahrh. vor. Sie entwidelten fid
in Gemeinjchaft mit feinem Schwager und aber fchon in den erjten Zeiten der Oper
Affocie Adrien Le Roy. Auf ihr Patent zu der feltfamen Gejtalt der Zwifchen:
pochend, das bem jedesmaligen Gejchäft?- aftsballette (Intermedien), welche in die
erben erneuert wurde (Pierre 1633, Handlung der Oper bruchſtückweiſe ein:
Robert 1639, Ed. Chriſtophe 1673, u berjelben in feinerlei Zuſammenhang
Sean Baptijte Ehriftophe 1695, Ehri- Hchende zweite Handlung einfeilten. —
Berge Jean Francois 1750, Pierre Der Name balletto für eine vollſtändige
Robert Ehriftophe 1763), hat die Fami— Ballettoper, in ber aber auch gefungen
lie von den Fortfchritten der Druderfunft wurbe, findet fich ſchon 1628 Verse e |
feine Notiz genommen umd bediente fich freiung Ruggieros von der Inſel der U:
noch 1750 derfelben Tupen wie zu Ans cina«, Dichtung von Saracinelli, Mufit
fang, nämlich der 1540 von Guillaume von Gaccini). Befonderer Gunſi erfreu:
le BE (f. d.) angefertigten, deren Punzen ten fich die Ballette am franzöſiſchen Hof,
Pierre B. um 50,000 Livres erworben wo nicht nur der hohe Adel, fondern die
hatte. Diefelben find für ihre Zeit ele— Könige jelbjt mittanzten (Ludwig XII.
gant und deutlich, nehmen ſich aber frei- 1625,2udwigXLIV. ſehr häufig); befonders
lich im vorigen Jahrhundert neben denen batten fich zur Zeit Ludwigs XIV. die Bal-
eines J. Breitfopf altertümlich aus. Die lette der Quinault=Lullyihen Oper höch
Aufhebung der Patente 1776 machte end- fter Gunft zu erfreuen. Eine wejentlice
lich den Borrechten der Ballards und da— Umgejtaltung erfuhr das B. durh No
mit ihrer Firma ein Ende. verre (geft. 1810), der dem Tanz jeine ge⸗
Ballett (ital. Balletto, von ballo, bührende untergeordnete Stellung anwies
»Tanze) nennt man heute ſowohl die in und bie ausdrudsvolle Pantomime in
Opern eingelegten (manchmal zur Hand— den Vordergrund ftellte; er ift der eigent
lung in jehr lofer Beziehung jtehenden liche © öpfer des modernen Ballett3.
Tänze, die inder verfchiedenartigiten Weife Balthafar (Baltazarinmi), genannt
aus Bas der Solotänzer und Evolutio- de Beaujoveulr (ipr. bohihoajöh), Nr
uen des Corps de ballet beſtehen, als auch bürtig aus Piemont, ein vortrefilicer
ganze Bühnenjtüde, in denen nicht oder Geiger und Intendant der Hofmufif
doch nur wenig gefprochen und gejungen, Heinrichs III.von Frankreich, entwarf und
vielmehr eine Handlung nur durch Banto- arrangierte das berühmte »Ballet comi-
mimen und Tänze dargeftellt wird. Beide que de la reine« zur Bermählung Mar:
Arten des Ballett? haben ein beträcht: garetend von Lothringen mit dem Herzog
liches Alter, auch wenn wir von den ge: von Joyeuſe (1981), das den Anfang
mejjenen Tanzbeiwegungen des Chor der machte zu den nachmals jo fehr beliebten
altgriechifchen Tragödie abſehen. Pan großen Ballett. Die Muſik war abernidt
tomimen mit Muſik, meift der qriechiichen von B. jondern vonden Rammermufifern
Mythologie entnommene Sijets behan- Beaulicu und Salmon.
Balthajar- Florence — Banti. 67
Belthafar» Florence (ip. -fordngf), Schlaginſtrumente; auch ein etwa auf der
Henri Mathias (Baltbafar, ge ir vorfommenbes tchefter heißt B.
re 21. Dft. 1844 zu Arlon andoͤla (fpan., Bandolon, Ban
Feagien), üler von Fetis am Brüſſe⸗ bora, Bandura), Tautenartige Inſtru—
nfervatorium, jeit 1863 mit einer mente mit einer Fleinern oder größern
Zochter des Inftrumentenfabrifanten Flo⸗ Anzahl Stahl: oder Darmfaiten, die ge—
tence verheiratet, von deſſen Inftrumenten rifjen wurden; wie die Pandora, Pan—
er inRamur eine Niederlage bat; fleißiger dura, Pandurina, Mandora, Mandola,
und talentvoller Romponift (Opern, Sym⸗ Mandoer, Mandura, Mandürcen, im
rbonien, Missa solemnis, Kantaten :c.). wejentlichen mit der noch heute eriftieren-
Bandieri (ipr. Ajiri), Adriano, gebo- denMandolinedi.d.)identifch. Bol. Laute.
ten um 1567 zu Bologna, geft. 1634, zu= Banifler (ipr. bännifter), 1) John, vor:
er Organift zu Jmola, fpäter Olivetaner⸗ trefflicher Geiger, geb. 1630 zu St. Giles’
mönd im St. Michaelöflofterzu Bologna; | in * Fields bei London, geſt. 3. Okt.
war ein feiner Zeit angefehener Koınpo- 1679; ward von Karl IL zu weiterer Ver:
nift, von dem noch zahlreiche Werke erhal- vollfommnung nad Frankreich geſchickt
ten find (Meffen, Madrigale, Kanzo— und dann ala Kapellmeifter der könig—
netten, Kirchenkonzerte 2c.); wichtiger für lichen Privatfapelle (King’s band) ange:
unfre Zeit find aber feine theoretifchen jtellt. Später wurde er entlafjen, weil er
Schriften: »Cartella musicale sul canto geringihägig von ben englifchen Geigern
figuratoe (2. Aufl. 1610); »Direttorio ie und Iebte nun bis zu feinem
monastico di canto fermo« (1615) ıc. od als Direktor einer Mufiffchule und
BL auch Bobifationen. Beranftalter von Konzerten in London.
Band, Rarl, after zu Mag⸗ B.ſchrieb eine Mufifzu Davenants»Girce«
deburg, Schüler Kleins und 2. Berger jowie gemeinfchaftlich mit Pelham Hum—
in Berlin und %. Schneiders in Deſſau, phrey zu Shafefpeares »Sturme; ferner
machte 1831—32 mit dem Dichter Karl Lieder, Violinlektionen ꝛc. — 2) John,
Alerander eine längere Reife nad) Jta= geboren um 1663, aeft. 1735, Sohn de
lien, lebte dann in Magdeburg, Berlin vorigen; war erfter Violinift am Drury—
und Leipzig, fpäter in Jena und Tübin- lanetheater, fchrieb einige Theatermuſiken
gan und ſeit 1840 in Dresben. Geit und war Mitarbeiter von J. Playfords
861 mit einer Amerifanerin verheira- Violinſchule »Division violin« (1685).
tet, hielt er fich auch ein Jahr in Nord: Banjo, ein Lieblingsinftrument ber
amerifa auf. B. iſt einer unfrer ange— amerifanifchen Neger, das diefelben aus
jebenften mufikalifchen Rritifer und ge: Afrika mitgebracht haben, wo es ſich un:
nießt auch als Liederfomponift Aner: ter dem Namen Bania vorfindet. Das
ſennung; außerdem erfchienen Klavier: B. ift eine Art Guitarre mit langem Hals
tüde, Chorlieder ꝛc. Eine Reihe bisher und einer Art Trommel als Schallförper
umedierter älterer Werke (Sonaten von (eine über einen nad rüdwärts offenen
Scarlatti und Martini, Arien von Ring gefpannte Haut). Es hat 5—9 Sat:
Glud ıc.) fanden in ihm einen vortreff- ten; die Melodiejaite wird nıit dem Dau—
lichen Herausgeber. men gefpielt und liegt neben der tiefiten
Banda (ital., franz. Bande, engl. von den andern.
Band), Bande, Mufifbande, war früber Banti, Brigitta, geborne Giorgi,
eine durchaus erg ae re Be Sängerin, geb. 1759 zu Grema (Xombar:
wihnung für ein fifhor, beſonders dei), get. 18. Febr. 1806 in Bologna;
für Blaömufifen; fo pienen 1.B. aud wurde ald Chanteufe in einem Gafe zu
die 24 Biolond Ludwigs . Bande, Baris entdedt und machte durch ihre herr=
desgleichen die 24 Fiddlers Karla IL von liche Stimme großes Aufichen in Paris
England King’s private-band x. Im und London, vermochte indes nicht, fich
italtenifchen Dpernorcheiter ift B. der Aus⸗ die fehlende mufifalifche Bildung noch an:
drud für den Ehor der Blechbläjer und zueignen, ſondern blich zeitlebens Natur
5*
68 Baptifte — Barbireau,

fängerin. Auf ihren Reifen in Deutfch- B. bat eine Anzahl Opern gefhrieben,
land, Oſterreich und Italien feierte fie von benen befonders »Perdita, ein Rin-
großeTriumpbe; 1799— 1802 war fie in termärchen« über viele deutſche Bühnen
ondon ald Primadonna engagiert und gegangen if.— 2) Francisco Afenio,
lebte dann wieder in Stalien. geb. 3. Aug. 1823 zu Mabrid in beſchei⸗
Baptifte (eigentlih Baptifte Anet, denen Verhältniſſen, ftudierte am dorti⸗
pr. batift and), berühmter Geiger um 1700, gen Konfervatorium Klavier, Klarinette, |
Schüler von Eorelli, machte Aufſehen in Geſang und Kompofition, war zuerjt Kla—
zen ging fpäter nach Polen, wo er als rinettijt in einem Militärmufifforp umb |
apellmeifter ftarb. Er bat einige Vio— einem Fleinen Theaterorcheiter, ging dann
linfonaten und Sonaten für zwei Mus als Chorführer und Souffleur einer ita-
fetten gejchrieben. ltenifchen Operntruppe in das nörbliche
Bar, ſ. Strophe. Spanien (Bamplona, Bilbao ıc.), über:
Bar (engl.), Taft, Taktſtrich. nahm eine Tags für einen erfranften
Barbacola (Barbarieu, Barbe: Sänger ben Bafılio im »Barbier« umd
rau), i. Barbireau. ward nun für einige Zeit Opernjänaer.
Barbarini, Manfredo Lupi, Roms 1847 nady Mabrid zurüdgefebrt, wurde
ponift um die Mitte des 16. Jahrh., von er Sefretär ber Selelicaft für Begrüm-
dem auch einzelne Motetten in Sammel: dung eined Zarzuelatheaters (komiſche
werfen unter dem einfachen Namen Lupi Dper), Mufifreferent der »Illustracion«
(j. d.) borfommen, ber aber die Ehiffre und verfchaffte ſich Renommee. al3 Mu:
einer ganzen Reihe andrer Meifter jener fiffehrer, zugleich fleißig fomponierend.
Zeit ik 1850 brachte er feine erite einaftige Zar:
Barberean (pr. barb'roh), Mathurin juela »Gloria y peluca« heraus ımbd
Augufte Balthafar, geb. 14. Nov.1799 wurde nun, befonders nachdem 1851 die
zu Paris, geft. 18. Juli 1879; Schüler dreiaftige Zarzuela »Jugar con fuego:
von NReiha am Konfervatorium, erhielt aefolgt war, fchnell der De bes Tags
1824 den großen Römerpreis, war einige B., nicht nur der beliebtefte »Zarzuelero«
Zeit Kapellmeifter am Theätre frangaiz, in Madrid (in 30 Jahren hater über 60
lebte ange Jahre mit hiftorifchen Studien Zarzuelas — iſt auch Mitglied
beichäftigt und als Muſiklehrer in Paris, mehrerer Künſtlergeſellſchaften, ausge
wurde „1872 zum Rompofitionsprofefior zeichneter Dirigent und tüchtiger Mufit-
am Ronfervatorium ernannt, vertaufchte gelebrter. 1859 veranftaltete er »Concerts
aber diefes Lehramt gegen das bes Pro— spirituels« in dem unterbed erbauten
feſſors der Mufifgefhichte, daß er bald —— richtete 1866 ſtändige
wieder ne mußte, weil ibm alles onzerte klaſſiſcher Muſik ein, aus denen
Talent zum Reden fehlte (fein Nachfolger fih 1867 die Mabribder — eſell ſchaft
wurde E. Gautier). B. hat veröffentlicht: entwickelte (1868 gab er Ronzerte),
»Trait& th&orique et pratique de com- wurde 1868 zum Profeffor der Harmonie
position musicale« (1845, unvollendet) und Mufifgefhichte am Konfervatorium
und »Etudes sur l’origine du systöme und 1873 zum Mitglied der Afademie ber
musical« (1852, ebenfalls unvollendet) Künfte ernannt. Neben diefer vielfeitigen
Barbieri, 1) Carlo Emanuelebi, Thätigfeit fchrieb er noch eine große An-
aeb. 1822 zu Genua, geft. 1868; Schüler zahl Orcheiterwerfe, Hymnen, Wotetten
Mercadbantes in Neapel, Opernfapellmei- Chanfond und Artikel für muſikaliſche,
ſter an verschiedenen italienifchen Bühnen, politijche und gelehrte Zeitungen.
ſodann 1845 am Kärntnertbortheater zu Barbirenau (pr. barbiröp, Barbiriau,
Mien, 1847 am Königsftädtifchen ey Barberau, Barbarieu, Barbyrianus,
Bar:
ter zu Berlin, 1851 in Hamburg, 1853 in bingant, Barbacola), Jacques, 1448
Mio be Janeiro, privatifierte 1856—62 in Kapellmeifter des Knabenchors an Notre
Wien und war dann bis zu jeinem Tod Dame zu Antwerpen, geftorben daſelbſt
Rapellmeifter am Nationaltheater zu Bet. |8. Aug. 1491; ein hochangefehener Kon:
Barbitos — Bargheer. 69
trapunftifer, befreundet mit Rudolf Agri⸗
italienische Korrumpierung des Teßtern
cola, von Zinctoris ald Autorität citiert.
Worts, während die auch vorkommende
Dir Biener Hofbibliothek enthält einige Bezeihnung Viola di bordone ſich auf
wenige Werfe von ihm im Manuffript. die neben dem Griffbrett liegenden mit:
Barbitos (Barbiton), ein altgriech. tönenden oder gezupften Saiten bezieht.
Saiteninjtrument, das Lieblingainftru= ‚Bgl. Bordun.
mient des Alfäo8, der Sappho und des Barem, Name einer befonders fanft
Anafreon zur Begleitung ihrer Gefänge, intonierten, in ber Regel achtfüßigen Ge-
Bon deſſen Konjtruftion aber weiter nichts dadtitimme der Orgel.
befannt ift, ald daß es eine größere Barge, Johann Ders Wilhelm,
Anzabl Saiten hatte als Kithara und ausgezeichneter Flötijt, geb. 23. Nov. 1836
Zora (Harfe?). zu Wulfſahl bei Dannenberg (Hannover),
Barcaruöla (ital.), j. Bartarote. iſt Autodidaft, war vom 17.— 24. Lebens:
Barden biegen die Sänger (Dichter) jahr Flötift im bannöverfchen Leibregi-
bei den alten Kelten in England, Schott: ment, jodann erſter Flötift im Senke
land, Irland und Gallien, wo fie eine zu Detmold und wirft num feit 1867 in
befonbers bevorzugte, allverehrte und durch gleicher Eigenjchaft im Gewandhausorche⸗
Geſetze geſchützie Kafte bildeten. In Gal- jter zu Leipzig. DB. veröffentlichte eine Flö—
lien und den von ben Römern unterjoch⸗ tenfchule (Forberg), vier Hefte Orcheiter:
ten Teilen Britanniens verfhiwanden die ftudien für Flöte (Sammlung der bedeu-
B. bald, weil die Römer diefelben ala die tenditen Stellen aus Opern, Sympho—
Nährer des Patriotismus foitematijch ver⸗ nien 2c.) und Bearbeitungen (Arrange-
folgten. In Irland hielt ſich das Barden⸗ ments) vieler flaffiihen und neuern
tum bis zur Schlacht von Boyne (1690), Kompofitionen y:Flöte und Klavier.
in Schottland bis zur Aufhebung ber Bargbeer, 1) Karl Louis, Violiniſt,
Erbgerichts barkeit (1748). Die®ermanen geb. 31. Dez. 1831 zu Bückeburg, wo fein
baben niemals einen bevorzugten Sän— Vater Mitglied ber Hoffapelle war, erhielt
gerftand gehabt, wohl aber die Skan— 1848—50 als Schüler Spohrs in Kaſ⸗
dinavier ff. Stalden). Das Anjtrument, jel feine Ausbildung als Violinvirtuofe
mit dem die B. ihre Gejänge begleiteten, und wurde ſodann in der Detmolder Hof:
war bie Ehrotta (iriſch Cruit). fapelle angeftellt. Den reichlich gewährten
Barbi, Giovanni, GonteBernio, Urlaub benugte er zu weitern Studien bei
ein reicher und geiftvoller florentin. Edel⸗ David (Leipzig) und Joachim (damals
mann zu Ende des 16. Jahrh. der in fei- in Hannover). 1863 rüdte er in die Hof:
nem Haus die bedeutendſten Künſtler und fapellmeijterftelle zu Detmold ein. Auf
Gelehrten von Florenz verfammelte und, ablreichen Konzertreifen dofumentierte er
wie es fcheint, perfönlich den Anftoß zu hd als ein vortrefflicher Konzertipieler.
den erjten Berfuchen dramatiicher Kom: Als beim Regierungswechfel in Detmold
pofitionen (Oper) in Nahabmung der 1876 die Kapelle aufgelöft wurde, nahm
antifen Tragödie gegeben hat (vgl. Oper); B. die Kongertmeifterjtellein Hamburg an,
er war übrigen, wie ein und erhaltenes die er noch innehat — 2) Adolf, Bruder
fünfſtimmiges Mabdrigal beweift, ſelbſt des vorigen, geb. 21. Dft. 1840 zu Bücke⸗
can geſchickter Tonſetzer. burg, war gleichfalls Schüler Spohrs und
ardit, Bardiet, ſ. v. w.Barbenge zwar jein legter (1857— 58), wie Spohr
ſang; der Ausdrud ift von Klopſtock in Die ausdrüdlid in dem ihm ausgeſtellten
deutiche Dichtung eingeführt und verbanft Zeugnis bemerkt. Auch er fürchte bei Joa—
einer faljchen Lesart einer Stelle des Ta him feine legte Ausbildung, war, wie
citus jeine Entjtehung(barditus ftatt bar- jein Bruder, zuerft zwei Jahre Hofmufifus
ritus; man jchloß daraus, daß auch die in Detmold, dann fünf Sabre Konzert-
Germanen Barden hatten); j. Barden. meifter in München und iſtjetzt (ſeit 1866)
Bardöne, Viola di, tft f. v. w. Ba- Konzertmeifter und erfter Lehrer an der
titon (das Inſtrument), wohl nur eine —8 zu Baſel.
70 Bargiel — Baritonschlüffel.
Bargiel, Wolbemar, Komponift, B. Hauptpartien, was gewiß nicht zum
geb. 3. Dt. 1828 zu Berlin. Sein Va— Fleinjten Zeil feinen Grund in der Sel-
ter war ber 1841 verftorbene Mufiflehrer tenheit guter und gebildeter Tenore bat.
AdolfB., feine Mutter, Marianne, ges 2) Ein Streidinftrument, das jetzt
borne Tromlig, war zuerjt mit Sr. Wied veraltet ift, aber im vorigen Jahrhundert
verheiratet. B. ift daher Stiefbruder von ſichgroßer Beliebtheit —— (ital Viola
Klara Schumann (f. d.). Zuerſt von fei- di Bordone oder Bardone). Dasſelbe
nen Eltern unterrichtet, wurde er fpäter hatte die Größe des Cello (reſp. der
Schüler von Hauptmann, Mofcheleg, Gambe) und war ſeiner Konſtruktion
Rietz und Gade am Leipziger Konſerva— nach das Baßinſtrument der Viola d'a-
torium. Nachdem er einige Zeit in Ber: mour, ſofern es fieben Saiten hatte, un-
lin Privatunterricht erteilt hatte, ward ter denen aber (unterm Griffbrett) noch
er Lehrer an der Rheinischen Mufiffchule, eine Anzahl andrer (I—24 Stahlſaiten)
1865 Direftor der Inſtitute ber Maat- lagen, welche, wenn das Jnftrument ge
schappij tot bevordering van toon- jpielt wurde, mittönten, auch wohl mit
kunst zu Amfterdam, 1874 Brofefior an dem Daumen ber linken Hand gerifien
der Hochſchule für Mufif in Berlin und wurden. Die Stimmung ber obern Sai—
18759 Mitglied des Senats ber Afademie ten war: ,HEAdfhe‘. Fürft Nifolaus
der Künfte daſelbſt. B. ift bedeutender Eſterhazy, Haydns Gönner, war ein
Inftrumentalfomponift und gehört als großer Liebhaber dieſes Inſtruments, und
folcher der Richtung Robert Schumannd ** hat daher eine große Anzahl von
an; mehrere Duvertüren, eine Sympho— Kompoſitionen (175) für dasſelbe g
nie, Sonaten, Trios, Quartette, ein Of: Ichrieben (125 Divertifjements für B.,
tett, Suiten 2c. befunden originelle Er: Bratjche und Cello, 6 Duos für zwei Ba:
— ———— und geiſtreiche Arbeit. Auch ritons, 12 Sonaten für B. und Gello,
einige — und Pſalmen für Chor 17 Rafjationen 2c.). Die Mehrzahl der
und Orcheſter hat B. veröffentlicht. jelben ift durch eine Feuersbrunft zer:
Bariton (ital. Baritono, Baryton), ftört, gedruckt ift nicht davon. Auch meb-
1) die ſchönſte aller männlichen Stimm: rere andre zeitgenöffifche Komponiften ba-
gattungen, welche bie Würde und Kraft ben für B. gejchrieben (F. Baer, Weial,
der Baßſtimme mit bem Glanz der Tenor: Eyble, Pichel xc.). Das Inſtrument wurde
ftimme vereinigt, alfo ein Mittelding zwi- ſchon im 17. abrh. gebaut, 3. B. von 9.
Ihen Tenorftimme und Baßſtimme; je Stainer (1660).
nachdem fie mehr nach der Höhe oder nach 3) Ein Blechblasinſtrument (Ba—
der Tiefe ausgedehnt ift, unterfcheidet man ritonhorn), das feines weichen, vollen
einen Tenorbaritonund Bafbariton. Der Tons wegen auch »Euphonium« genannt
Tenorbariton ift vom Heldentenor ſchwer wird, hat, wenn es in © ſteht, einen Um:
oder gar nicht zu unterfcheiben, wenigſtens fang vom (großen) C bis zum (eingeftri-
find viele Heldentenore nicht andres als henen) b’ oder, wenn es in B ftebt (in
Baritonftimmen, welche nach der Höhe bin legterm Fal auh Tenortuba ge
befonder8 ausgebildet worden find. Der nannt), vom (Kontra) ‚B big zum (einge
Name B. bedeutet eigentlich »tieftönend«e, ftrichenen) as’. Das Initrument ift in
it alfo offenbar im Hinblid auf den den deutjchen Militärmufifen eingeführt.
höhern Tenor gewählt. Die Franzoſen 4) In Zufammenfeßung mit Namen
nennen ihn basse-taille, d. 5. tiefer Te— von Inftrumenten deutet B. auf die Ton:
nor, was dem völlig entipricht, oder con- lage bderjelben, 3. B. Baritonhorn, ».
cordant (übereinftimmend), vermutlich, oben; Baritonflarinette, f. Slarinette.
weil er ſich ſowohl mit den Tenoren als Baritonfhlüffel beißt der jekt ganz
den Bäſſen binfichtlih ber Stimmlage außer Gebraud gefommene F- Schlüfiel
ungefähr in Übereinftimmung befindet auf der Mittellinie Bel. Chia
(A—fis‘, refp. G—g'). In neuerer Zeit
Schreiben die Opernfomponiften gern für dette und Transponieren.,
Barkarole — Baron. 71
Sertarõle (ital. barcaruöla, von kleiner Bühnenſtücke geſchrieben, die teils
bare, Barfe), j. v. w. italienifches Schif- im Lyceum, teils im Olympic Theatre
Fertid, Sondoliera. und im Drurylanetheater zur Aufführung
Barker, Charles Spadman, geb. kamen, that er ſeinen erſten Hauptſchlag
10, Ott. 1806 zu Bath, get. 26. Rov. 1834 mit der »Bergnymphe«, 1837 folgte
579; berühmter Orgelbauer zuerjt in »Schön Rofamund« und1838> Farinellie.
Bmbon, jpäter in Paris, der Erfinder des 1841 fieß fih B. in Cheltenham ala Ge-
æumatiſchen — . d.), welcher fanglebrer nieder. Die yon! ber von ihm
vollftändige Umwälzung der Spiel- gefchriebenen —— nge ſoll gegen
* großer Orgeln bewirkte. 4000 fein. Drei Opern barren noch der
Sırmenı ‚ 1) Heinrid oſeph, erjten Aufführung. — 2) John Fran:
berühmter Klarinettift, geb. 17. ebr. cis, Neffe des vorigen, geb. 6. Oft. 1838
4784 zu Potsdam, gel 11. Aym 847 zu London, begabter Komponift und gu—
in Münden; bi3 1806 Hautboijt in einem ter Pianift, Freiſchüler der Akademie,
derliner Garderegiment, fpäter Hofmufi: ipielte bereit? 1853 unter Spohrs Di-
zu Münden. B. war befreundet mit reftion Mendelsſohns D moll-Ronzert in
Seber und Meverbeer und hat auf feinen der Neuen Philharmoniſchen Gefellichaft
Ronzertreifen Triumpbe gefeiert, wie wohl und trat 1860 im Gewandhaus zu Leip-
Kein zweiter Klarinettift. Seine Kompo= ig auf. Bon feinen Kompofitionen find
ionen für Klarinette ftehen noch jeßt ervorzubeben: eine Sumphonie, ſym—⸗
"beiden Rlarinettiften in hohem Anſehen.— phoniſche Duvertüre, Duvertüre zum
2) Rarl, Sohn ded vorigen, geb. 1820 »Wintermärchen«, Streichquartette und
zu Münden, begleitete feinen Vater auf Duintette, Bianofortetriog, einDratorium
deflen jpätern Kunftreifen und zeichnete »Die Auferjtehung des Lazarus«), zwei
ſich gleichfall3 ald Klarinettift rühmlich antaten für die Mufiffefte zu Birming:
aus. Nach deö Vaters Tod rüdte er in bam(»Der alte Seemann« und »Paradies
deilen Stelle als erſter Klarinettift der und Perie) und ein achtflimmiges Tan-
Heflapelle ein. Außer verjchiebenen Kom: tum ergo. Tür das Mufiffeft zu Liver-
voitionen für Klarinette bat er fich be: pool 1874 jchrieb er ein Orcheiterftüd::
ſenders durch eine Slarinettenfchule ein »Lied des letzten Minſtrels«.
bleibendes Denkmal geſetzt. Baron, Ernft Gottlieb, berühmter
Barnby, Joſeph, geb. 12. Aug. Zautenjpielerund Hiſtoriograph der Laute,
1838 zu Norf, Schüler der Royal Aca- geb. 27. Febr. 1696 zu Breslau, geft. 12.
demy of Musie, Dirigent eines nad) ihm April 1760 in Berlin; wurde 1727 zum
benannten Chorvereins, der Oratorien: gothaiſchen Hoflauteniften und 1734
fonzerte und des Royal Albert = Hall zum SKammertbeorbiften des preußi—
Chorvereind ſowie 1875 Direktor des hen Kronprinzen, nahmaligen Königs
Muffunterriht3 am Eton College zu Friedrich I., ernannt. Sein Haupt:
London, bat fich auch ald Komponiſt be= werk iſt: »Hiftorifch=theoretifche und
thätigt durch Beröffentlihung bed Ora⸗ praftifche Unterfuchung des Inftruments
totiums »Rebeflae ſowie fleiner Geſangs⸗ ber Laute 2c.« (1727); in Marpurgs »Hi-
und Inſtrumentalwerke. ftorifchefritiichen Beiträgen« (2. Bd.) hat
Baruett, 1) John, geb. 1. Juli 1802 er noch einiges Ergänzende (»Beiträge«)
zu Bedford, Sohn eines eingewartderten über bie Laute fowie eine »Abhandlung
deutihen Juweliers, der eigentlih Bern: von dem Notenſyſtem der Laute und ber
bard Beer hieß, erhielt frübpeitig eine Theorbe folgen laſſen. Einige andre Ar:
gründliche muftfalifche Ausbildung und beiten von ihm (»Abriß einer Abhand—
trat bereit 1825 mit feiner erften Oper lung von ber Melodie«, »Jufällige Ge:
uite: »Borm Frühftüd«, and Yampenlicht danfen über verfchiedene Materien«, »Ver⸗
des Loceums und entwidchte fich ſchnell juch über das Schöne«, »Von dem ur:
zu einem jehr fruchtbaren Bühnenfom: alten Adel und dem Nuten der Muſik«)
veniften; nachdem er eine große Zahl find von geringerer Bedeutung.
72 Baroryton — Barth.
Barörhton (grich., wörtlih: »was worunter ein Brief über Mozarts Auftre-
tief und hoch tünt«), ein zuerſt 1853 von ten in London (1764) fowie eine Beſchrei⸗
erveny in Königgrätz konſtruiertes Blech⸗ bung der beiden altwalififhen Inſtru—
blasinſtrument von weiter Menſur mit mente Crewth (j. Chrotia) und Pib⸗Corn
dem reſpektabeln Umfang vom Kontra D ——
bis zum eingeftrichenen a (‚,D bis a‘). Barſanti, Francesco, geboren um
Bärpfeife (Barpipe, Bärpipe.c.), 16% zu Lucca, kam 1714 mit Geminiami
ein vielleicht nach einem vergefjenen Blas⸗ nad England und trat in das Orcheſter der
inftrument benannte® AZungenpfeifen- Italieniſchen Oper als Flötift, ging aber
regifter (Schnarrwerf) in alten Orgeln jpäter zur Oboe über. Längere Zeit hatte
mit eigentümlich fonftruierten, fait ganz er eine lufrative Stellung in Schottland
gebedten Auffägen, welche ben Tönen inne, kehrte aber 1750 wieder nad Kon:
etwas Brummiges geben. Sie Hingen don zurüd und wirkte nun ald Viola:
nach Prätorius »in fich hinein«. [pieler in ben Theaterorcheftern der Opern
Barre (franz.), Taktſtrich. und von,Baurhall mit. B. veröffentlichte
Barre, 1) Leonard, Kontrapunftift eine Sammlung altfchottifcher Lieder mit
ded 16. Jahrh. (auch Barra genannt), Ba, 12 Violinkonzerte, 6 Flötenfoli mit
Schüler Willaerts, geboren zu Limoges, Baß, 6 Sonaten für zwei VBiolinen mit
1537 zum päpfilihen Kapellfänger er— Bag und 6 AntiphonenimBaleftrina-Stil
nannt, war Mitglied der vom Papſt auf Barjotti, Tommajo Gasparo
das Tribentiner Konzil (1545) entfand- Yortunato, geb. 4. Sept. 1786 zu le
ten mufifalifhen Sacverftändigentom- renz, geftorben im April 1868 zu Mar:
miffion. Madrigale und Motetten von feille; begründete 1821 zu Marjfeille eine
ihm find erhalten. — 2) Antoine, ein unentgeltliche ſtädtiſche Muſikſchule, deren
Zeitgenofje und vielleicht Verwandter bed Direktor er bis 1852 war. Seine veröf:
vorigen, Komponift von Mabdrigalen und fentlichten Werke find Klaviervariationen,
Inhaber einer Notendruderei zu Rom ein »Salvum fac regem« und eine »Me-
von 1595 big gegen 1570, fpäter nad thode de musique« für die Mufiffrei-
Mailand übergefiedelt. ſchule (1828).
Barret (ipr. barcch), Apollon Marie Büärte —* Flügeh beißen bei den
Rofe, hervorragender Oboebläfer, Fran: Zabialpfeifen der Orgel die behufs beſſeret
zofe von Geburt, geb. 1804, geſt. 8. März Anſprache beſonders ber eng menſurierten
1879; Schüler von Vogt am Barer Kon⸗ Kin entweder zu beiden Seiten dei
ſervatorium, Orcheftermitglied am Odéon⸗ Aufſchnitts (Mun 2) oder direkt umter
theater und der Komiſchen Oper, zuletzt demfelben ober an beiden Stellen u
an ber Italieniſchen Oper zu London bis angebrachten kleinen Vorſprünge. Man
1874, Berfaffer einer vorzüglichen »Voll⸗ unterfcheidet daher Seitenbärte um
ftändigen Methode bes Oboeſpiels«, ber Querbärte,
eine Reihe Sonaten und Etüden für Oboe Barth, 1) Chriſtian Samuel, her:
— ſind. vorragender DOboevirtuofe und Kompo—
arrett, John, Muſikmeiſter am nift für fein Inſtrument, geb. 1735 zu
Shriftushofpital und DOrganift an Gt. Glauchau (Sadjen), geft. 8. Zuli 1
Maria at Hill zu London un 1710, Kom: in Kopenhagen, war Schüler von 9. ©.
poniſt einjt in England fehr beliebter Lie- Bad an der Thomasſchule; er bat nad
der, von denen eins in Gays »Bettler: einander in ben Kapellen von Ruͤdolſtadt,
opers aufgenommen wurde, fowie von Weimar, Hannover, Kafjel und Kopar
Duvertüren und Entr’actes. Hagen als Oboift gewirft. — 2) 5. Bhi:
Barrington (ipr. barringt'n), Daines, ipp C. A., Sohn des vorigen umd fein
geb. 1727 zu London, gejtorben dafelbft Nachfolger als Oboijt in der Hoffapell:
1. März 1800; Syndikus zu Briftol, zuKopenhagen, geboren um 1773 Kuaut
jpäter Richter in Wales „iſt Verfaſſer veröffentlihte Sammlungen bänijcher
mehrerer kleiner muſikaliſcher Auffätze, und beutjcher Lieder ſowie ein TFlöten:
Barthel — Ba. 73
Dur und binterlieg Oboenkonzerte ac. Bartöli, 1) Bater Erasmo, geb. 1606
im Nanuffript. — 3) Sofepbgob Au r zu Gaeta, lebte, befannt unter dem Na-
ab.29. Dez. 1781 zu Großlippen 8 men Pater Raimo, in Neapel, trat
men), —— gie er — 03 ihließli in den Dratoriumsorden und
bocdangeiehener Konzertjänger (Tenori jtarb 14. Juli 1656 an der Bet. Seine
und f. t. —— — 4) Guſtav, Kompofitionen (Manuffript) werben in
eb. 1818 zu Wien, Sohn bes vorigen, der Bibliothefder Dratorianer aufbewahrt
Bianift und Komponijt von Geſangswer⸗ Mejien, Palmen, Motetten ꝛc.) — 2)
ten, jeit 1848 lange Zeit Dirigent bes anielo, geb. 1608 zu Ferrara, geft. 13.
Wiener Männergejangvereind. Er war Yan. 1685 in Rom; gelehrter Jefuit,
vermählt mit der berühmten Sängerin Verfaſſer eines afuftifchen Xberfs: »Del
ZilhelmineHafielt.—5)Rarl Heinrich, suono de’ tremori armonici e dell’
geb. 12. Juli 1847 zu Billau bei Königs: udito« (1681).
berg i. Pr. als Soßn eines Lehrers, er= Bardton, j. Bariton.
bielt den erjien Muſikunterricht von ſei— Bas-dessus (franz., ſpr. ba-d’gü, »tiefer
nem Bater, 1856—62 von L. Steinmann Soprane«), f. v. w. Mezzojopran.
in Botödam und wurde dann in Berlin Baflli, Francesco, geboren im Fe—
Schülervon Bülow (1862 — 64), Bronfart bruar 1766 zu Xoreto, geit. 25. März 185
umd furze Zeit von Taufig. 1868 wurde in Rom; Schüler des päpftlichen Kapell-
er Lehrer am Sternchen Ronfervatorium, meiſters Jannaconi in Rom, verfah zuerft
1871 an der Fönigl. Hochſchule in Berlin. kleinere Kapellmeijterftellen zu Foligno,
B. ift ein vorzüglicher Klavierfpieler, be- Macerata und Loreto, während eine Reihe
ſonders ein Enjemblefpieler erſter Quali⸗ Opern von ihm über die Bühnen zu Mai-
tät; wiederholt bat er erfolgreiche Kouzert⸗ land, Rom, Florenz und Venedig ging.
teuren in Deutjchland und England ge: 1827 wurde er zum Studiendireftor (Zen:
t, unter andern mit Joſeph und Ama⸗ for) am föniglichen Konfervatorium zu
lie im. Das Trio: B., be Ahna, Mailand ernannt und endlich 1837 ala
Hausmann erfreut fich eines vorzüglichen Kapellmeifter ber Peterskirche nach Rom
Rufs. B. ift Hofpianift bed Kronprinzen berufen. B. bat eine Menge firchlicher
und ber Sronpringeifin. Kompofitionen gefchrieben (Meſſen, Offer-
Barihel, Jobann Ehriftian, geb. torien, Magniftats, Motetten ꝛc.), auch
19. April 1776 zu Plauen, gejt. 10. Juni ein Requiem un Jannaconis Leichen:
1831; Mufitdireftor in Öreiz, fpäter Hof- feier) und ein Oratorium: »Samfon«.
erganift zu Altenburg (Nachfolger von Bafilius der Große, geb. 329 zu Gä-
Krebs ),hat eine große Zahl kirchlicherKom⸗ farea in Kappadokien, geft. 379 daſelbſt
poſitionen (104 Pjalmen, Ofterfantate), als Bifchof; fol fich bedeutende Verdienfte
Orgeljtüde zc. geichrieben; gedrudt wur: um den Kirchengefang erworben und bie
ben aber nur wenige Tänze für Klavier. Antiphonien eingeführt haben, welche
rthelemon (ipr. «telemöng), Francois demnach fein Zeitgenofie Ambrofius in
Dipvelnte. nes.27. Quli 1741 zu Bor» Mailand von ihm überfommen hätte.
deaur, get. 20. Juli 1808 in Dublin; Bafis (griech., »Grundlage«), ältere
batte in London große Erfolge ald Opern» Bezeichnung der Baßſtimme, befonders im
fomponift (deutjch: »Pelopidas«, 1766; griechentümelnben16.$abrh. ‚ftattBassus,.
Der Fluß Skamander«, »Das Urteil Baskiſche Trommel (franz. Bedon
des Paris«, »Der Zaubergürtel«, »The de Biscaye), eine Art Zamburin, zu:
maid of the oaks«, 1774); 1770 wurde gleich Handpaufe und Raffelinftrument.
erOrcheiterchef von Vauxhall. Nach län- Baß (ital. Basso, franz. Basse), 1) die
zen Reifen in Deutſchland, Italien und tieffte der menjhlihen Stimmgat:
Kranfreich nahm er 1784 eine Stelle in tungen. Man unterjcheidet den tiefen
Dublin an. B. hat eine größere Zahl In⸗ (zweiten) B. und hohen (erften) B. (Baß⸗
krumentaltompofitionen (für Bioline, bariton, ſ. Bariton); der Umfang bes
Orgel, Klavier) publiziert. Baffes ift regulär F—Ff', ber tiefe B.
74 Bassa — Bafjett.
reicht etwa3 weiter hinab, im einzelnen auf die Tonlage des Inſtruments (vgl. die
Fällen bis(Kontra=),B und weiter, derhohe einfachen Namen). In der Orgel bedeutet
nicht fo weit (bis [groß] A), während in der der Zuſatz B., daß die Stimme zum Bebal
Höhe bei beiden die Grenze diefelbe ift gehört; 3. B. Gemähornbah x.
oder höchſtens um 1—1"/a Töne differiert assa (ital., »tief, Unter=...<) in Bere
(indem ber tiefe nur bis [eingeftrichen ] bindung mit 8, 8” (ottava) bebemte
es’, der hohe allenfall® big fis‘ hinauf: die Unteroftave. Bel. Abbreviaturen.
fommt). Bezüglich der Klangfarbe unter: Baſſanello, jetzt veraltetes Holzblas
fcheidet man feridfe Bäffe, deren Ton inſtrument, dem Fagott verwandt, mil‘
voll und mächtig ift, und Buffobäffe, boppeltem Robrblatt, das in ein trichters
die meift etwas Schreiendes, minder Edle förmige® Mumdftüc geftet wurde; —
haben, und für welche Zunmgenfertigfeit hatte auch einen gebogenen Hals (S) ımb
erſtes Erfordernis ift. wurde in drei verfchiedenen Größen gebaut
2) Auch die yaleu mente, welche bie (ald Baß-, Tenor: und Diskantinſtru—
tiefften Parte der Inſtrumentalmuſiken ment). Bassanelli 8 Fuß und 4 Fuß fom
auszuführen haben, heißen Bäſſe, und zwar men in ältern Orgeln als Robrwerfe vor,
verftebt man unter B. fchlechtweg in Baffäni, 1) Giovanni, Muſiklehret
Deutfchland jett meift den Kontrabaf am Seminar der Marfudfirche zu Vene:
(5.d.), rüber aberbasBioloncello (.v.), din um 1600; erhalten find zwei Bücher
unter Bassi (Bäjje) dagegen Gelli und »Concerti ecclesiastieie (1598 u. 1599)
Kontrabäffe, unter Harmoniebaß das und ein Buch vierftimmiger Kanzonette
tieffte Bapinftrument eine Harmonie— (1587). -2)Giovanni Battista, gebe
orcheſters (Baßtuba, Helifon zc.). ren um 1657 zu Babıra, geft. 1716; Kapell⸗
3) Der tiefite Bart einer Kompofition meifter der Kathedrale zu Bologna, 16%
ſelbſt (vgt. Bafıs), welcher als Stüße, Grund: zu Ferrara; war ein vorzüglicher Geiger
lage der Harmonien eine befondere Art (Lehrer Gorelliß) und fruchtbarer Kom:
der Behandlung erfordert 4.Stimmführung) ; ponift, deſſen Werke ſehr geſchätzt waren‘
in den Kompofitionen der großen Periode Sonaten (Suiten) für Violine (Op. 1
des imitatorifchen Stils (f. Niederländer), in und Op. 5), viele Sologefänge, Meotetten,
der e8 eine felbftändige Anftrumentalmufif Pſalmen, Meffen ꝛc. und ſechs Opern. —
bis auf einfache Tanzſtücke noch nicht gab, 3)Geronimo, geborenzu Benedin, Schü:
eriftierte auch eine Bafftimme in unſerm ler von Lotti, vortrefflicher Sänger umd
Sinne noch nicht, wenn auch gewiſſe un— Gefangfehrer fowie Komponift von Kir:
abweisliche Rückſichten fich ſchon damals chenmufifen — en, Motetten, Veſpern)
geltend machten (Quarten⸗- oder Quinten⸗ und Opern (»Bertoldo«, 1718; »Amor
jchritte in Kadenzen). Der Erfinder ber per forza«, 1721; beide in Venedig auf:
Baßſtimme im modernen Sinn ift Via— geführt).
dana (f. d.), fein Basso continuo ift eine Basse (franz.), i. Baß. |
wirkliche Stütßftimme Man muß wohl Basse contrainte (franz., fpr. bit
unterfcheiden Basso eontinuo (General: tongträngt), |. vd. w. Basso ostinato, |
baß) und Fundamentalbaß (franz. Ostinato,
basse fondamentale); der leßtere, eine Basse- contre (franz., fpr. bäß-köngtr),
Erfindung Rameaus (auch) Grundbaf ſ. v.w. tiefe Bapftimme, wie Haute-contre
enannt), ift gar feine reelle Stimme, die tieffte der hohen (weiblichen) Stim:
——— eine bei der Analyſe einer Kom— men ift (Alt, ital. Contr’alto).
ige theoretifch Fonftruierte, die Folge Basse double (franz., fpr. Haß dühbl)
er Grundtöne der einander folgenden ebenfo double bass (engl.,ipr.döper"), j.v.w.
Harmonien (j. Rangfolge). Kontrabaß.
4) In ——— mit Namen Baſſeti (Baſſettl, ital. Bassetto),
von Inſtrumenten (3. B. Baßklarinette, kleiner Baß, häufig in Zuſammenſetzun
Baßpoſaune, Baßtrompete, Basse de gen mit Namen von Inſtrumenten, wo od
Viole, Basse de Cromorne :c.) beutet B. andeutet, daß diefelben eine mittlere Ten:
Baſſetthorn — Bates. 75
lage —— haben; z. B. Baſſett— db. h. eine Quinte abwärts ober eine Quarte
bern G. ».), Bafſſettpommer (f. Bomharh, aufwärts von Dominante zu Tonifa.
Baffettflöte ꝛc. Auch eine Orgelſtimme Baßlaute, eine größere Art Laute (f.d.).
dieſes Namens fommt vor (B.4 Fuß,Fd- Basso (ital.), |. Baß.
tnftimme im Bedarf). Baßpommer, ſ. Bomhart und Fagott.
Bafletihorn (ital. Corno di bassetto, — — f. Poſaune.
franz. Cor de basset), ein neuerdings Baßſchlüfſel heißt der P-Schlüſſel auf
außer Gebrauch gefommened Holzblas-
inftrument, das in F fteht (d. h. das ge= der vierten Linie In frühern
Ihriebene e flingt wie F) und ſich von der Jahrhunderten kamen auch der G-Schlüj-
Altflarinette in F dadurch unterfcheidet, jel und F-Schlüffel, wie heute noch der
daB es drei Halbtöne tiefer binabreicht C-Schlüjfel, auf verfchiedenen Linien vor:
(ogl. Marimette); fein Umfang iftvon (groß)
F bis en) ce” (gefchrieben: c—
ce”). Das B. wurde feiner erheblichen zZ BEE 1°

tänge wegen gefrümmt ober gefnidt ge⸗ Baritonſchlüſſel Subbaßſchlüſſel


baut; gewoͤhnlich ift die eigentliche Schall: Bol. F und Schlüſſel.
röbre gerade, aber das Mundſtück im J. Agujari,
Machen Winfel angefeßt und ber Feine Baftinans, I. ©., geb. 1812 zu Wilp
meifingene Schalltricyter am Ende nadı —— geſt. 1874 in Haarlem; Schü-
der entgegengefeßten Seite hin abgebogen. er von F. Schneider in Defjau und Mens
Mozart bat in feinem Requiem zwei delsfohn in Leipzig, Tieß fich in Amfterbam
Barfettbörnerangewanbt, auch im⸗ Titus · nieder, wo er Organift der Juiderferf und
Soli für das Inſtrument geſchrieben; Lehrer des Orgelſpiels am Blindeninftitut
noch Mendelsſohn ſchrieb zwei Konzert: wurde. 1868 ward er Organiſt ber be-
ſtũde für Klarinette und B. Die Klang: rühmten großen Orgel der St. Bavons—
farbe ift, wie bei der Bafflarinette, befon- firche zu Haarlem, hochgeachtet als Orgel»
ders im tieferer Lane büfter, aber weich. fpieler und Lehrer. B. hat einige Lieder
Baflevi, |. Gervetto. und ein Choralbuch herausgegeben.
. Bahhorn, cin dem Baffetthorn ähn- Baflon (ipr. baptöng), Jos au in, nieder:
Tiches Holzblasinftrument mit Blechftürze, fänd. Komponift um 1556, defien Chan
das aber vier Oftaven Umfang hatte, vom ſons und Motetten in mehreren 1542 —61
(großen) C bis zum (breigeftrichenen) e; u Antwerpen, Löwen und Augsburg ge:
die ſchwere Aniprache und der bumpfe rudten Sammelwerfen zu finden find.
Alang haben eine weitere Verbreitung des Bateß (pr. behts), Joah, ein fehr ver:
Inſtruments verbindert. Es ift mır durch dientlicher Mufitfreund, geb. 1740 zu
enige Jahrzehnte zu Anfang unfers Jahr: en geſt. 8. Juni 1799 ala Direktor
bumdertö gebaut worden. des Greenwichhoſpitals in London, war
Baffi, Luigi, geb. 1766 zu Peſaro, ſelbſt mufifatifch gründlich gebildet (fom-
gefl. 1825 in Dresven; vorzüglicher Bari: ponierte die Oper »Pharnaces«, Operet⸗
tonift, 1784— 1806 zu Prag, dann zufolge ten, Klavierjonaten:c.). Er errichtete 1776
der ri eignifle ohne agement zu in Gemeinjchaft mit andern »Amateurd«
Rien lebend, 1814 wieder in Prag (unter die Concerts of ancient music, wohl
eher), ſodann Operndireftorin Dresden. zu unterfcheiden von der von Pepufch ge—
a ichrieb den »Don Juan« für B. gründeten Academy of ancient musie,
Baffiron Apr. baifring, Philippe, welche daneben bis 1792 bejtand, während
niederländ. Komponiſt des 16. Jahrh., von das erftere Inftitut noch heute floriert.
welhenm Petrucci einige Mefjen (»Missae Auch die großen Mufikfefte au Ehren des
diversorum«, 1508) gebrudt hat. Andenken? von Händel (1784, 1785,
Baplla rinette ‚ 1. Marinette, 1786, 1787 und 1791) wurben durch ihn
Bafklanfel, die gewöhnliche — angeregt. Er jelbft dirigierte ſowohl diefe
nung beim Ganzſchluß (elausnla final is), al® die Ancient concerts.
76 Batefon — Battishill,
Batefon (pr. beht'ſſön) Thomas, 1599 Battaille (pr. Battdj), Charles
bis 1611, Organift zu Chefter, fpäter Amable, ausgezeichneter Sänger (Ba),
Baffalaureus der Mufif, Organijt und geb. 30. Sept. 1822 zu Nantes, geft. 2. Mai
Direktor des Knabenchors an der Kathe— 1872; urfprünglich Mediziner, 1848—57
drale zu Dublin. Zwei Bücher Madri: an ber Komifchen Oper zu Paris, feitdem
gale von ihm find erhalten. eines Halzleidend wegen von der Bühne
Bathyphön (griech. »Tieftöner«) hieß zurüdgetreten, trat nur 1860 vorüber:
ein 1829 von Sforra in Berlin konftruiers gehend noch einmal im Theätre Iyrique
te8 Holzblaßinftrument in Kontrabaß- und der Komiſchen Oper auf, war feit
tonlage (vom — D bis zum lklei⸗ 1851 — des Geſangs am Konſerva⸗
nen] 9 das dem Baſſetthorn und Baß—⸗ torium. Er veröffentlichte eine große Ge⸗
om nicht unähnlich geweſen zu fein ſangſchule, deren erſter Teil umfängliche
eh aber nur vorübergehend bei Mi: phyſiologiſche Unterſuchungen enthält.
litärmufifen Eingang gefunden hat. Battement (franz., ſpr. batt'mäng),
Bäton (fran;., fpr. batöng), 1) f. v. w. eine jetzt veraltete Verzierung (j. d.), be=
jtehend aus demtrillerartigen wiederholten
Pauſenſtrich x. Baus Wechfel der Hauptnote mit ber kleinen Un—
fen von mehr als 2—3 Taften werben be= terfefunde, anfangenb mit Iegterer. Ein
fanntlich jeßt nur noch durch zanren an⸗ Zeichen für das B. gibt es nicht, fondern
gegeben. Bol. Pauſen. — 2) B. de me- dasjelbe wird immer durch Fleine Noten

bear:
sure, Taftjtod. angedeutet: Ausführung:
Baton (ipr. batöng), Henri, Virtuofe
auf der Mufette (Sadpfeife), während
fein Bruder Charles (B. le jeune)
Meifter auf ber Vielle (Drebleier) war;
der legtere hat Kompofitionen für Vielle Kleinere Notenwerte werden durch dad B.
und Deufette gefchrieben, auch ein »Mé- vollftändig aufgeläft.
moire sur la vielle en D la re« im Battements (franz., jpr. batt'mäng),
»Mercure« von 1757 veröffentlicht. f.v.w. Schwebungen (f.d.), die ja auch bei
Batta, 1) Alerandre, geb. 9. Juli uns Schläge heißen.
1816 zu Maaftricht, zuerft Schüler feines Batten (fpr. bätt'n), Adrian, 1614
Baters — or des Geſangs am Brüſſe⸗ Choralvikar ber Weftminfterabtei, 1624
ler Konſervatorium), dann Schüler von | in i ag Eigenfhaft und ald Organift
Platel am Brüffeler Konfervatorium, an der Paulskirche zu London, bat vor=
1834 mit Demund durch den erften Preis treffliche Anthems Fomponiert, die noch
für Gellofpiel ausgezeichnet, hat ſich in gefungen werben, ferner eine Morgen:
der Folge aud) im Ausland, befonders in und Abendandaht und Kommunion 2c.
Paris, wo er ſich dauernd niederlich, Ans Einiges ift in englifchen Sammelwerken
erfennung verſchafft. Sein Spiel ift auf (Barnard, Boyce) gebrudt
den Effeft berechnet und entbehrt ber Batterie (franz, , eine veraltete Be-
böhern Weihe. ErhatRomanzen für Cello, zeihnung für gleichartige Brehungen
Phantafien, Bariationen 2c. herausge— einander folgender Afforbe, nach Rouſſeau
geben. — Seine Brüder find: 2) Jean dadurch vom Arpeggio unterfchieden, daß
Laurent, geb.30.Dez. 1817 zuMaaftricht, die B. nicht — ſondern staccato ge⸗
tüchtiger Pianiſt; Iebte zu Bars, fpäter ſpielt wird; z. B.:

—— —
(1848) als Mufiflehrer zu Nancy, wo er
im Dezember 1879 ftarb. — 3) Jofepb,
geb. 24. April 1820 zu Maaftricht, Violi-
nift und Komponift; erhielt 1845 ben
roßen Kompofitionspreis zu Brüfjel und Battishill (or. bätt), Jonathan,
ebt jeit 1846 als Violinift der Komiſchen Cembaliſt am Coventgardentheater, gebo-
Oper zu Paris, ren im Mai 17383u London, geſt. 1. Dis.
_A
Battifta — Bauer. 77
1801 ; fhrieb mehrere Opern für dieſes Taktichlan;abatt. (sim Taft«e), Vorſchrift
Theater, die erfte: »Almena«e (1764) in für die Begleitftimmen eines Geſangs—
Gemeinihaft mit Arne, wandte fich aber parts (im Gegenfaß augolla parte, wel:
Ipäter mebr der firchlihen Kompofition ches bedeutet, daß die Inſtrumente fich
za, bie legten Jahre der Anfammlung nad dem Sänger zu richten haben), des⸗
einer wertvollen muſikaliſchen Bibliothef gleichen für den Sänger felbft als Finger-
mibmend. Glees, Authems umd Fugen zeig, baß er die folgende Stelle nicht frei
von ibm finden fih in Sammelwerten vortragen darf. Das fogenannte Arioso
(Barren, Bage); 6 Anthems und 10 Gans oder Accompagnato (f. d.), welches zeits
tiomes erſchienen jeparat 1804. weilig Recitative unterbricht, wird daher
Battiſta, Bincenzo, geb.5. Oft. 1823 durch a batt, bezeichnet. Im engern Sinn
zum Reapel, geit. 14. Nov. 1873 daſelbſt; ift B.Niederſchlag, d. h.Anfang eines
Schüler des Neapeler Ronfervatoriumg, Taktes; daher ritmo di tre oder di quat-
bat elf Opern an verichiedenen italieni- tro battute, f. v. w.Rhythmus von je
Ichen Theatern auf air mit zeitweilig 3 oder je 4 zufammengebörigen Taften
autem Erfolg, ift aber ſchließlich ziemlich Chb. diefe gebt Takte bildet einen Taft
vergeſſen geftorben. öherer Ordnung; vgl. dad Scherzo von
Battmann, Jacques Louis, geb. Beethovens 9. Symphonie). — In der
25. Aug. 1818 zu Maadmünfter (Elfa$), Lehre bed Kontrapunkts verfteht man
1840 Drganift in Belfort, fpäter in Be- unter B. eine von den alten Rontrapumft=
ſeul, bat eine große Anzahl Klavier: und lehrern verbotene Fortfchreitung, nämlich
Orgelwerfe herausgegeben, barumter viele ben Übergang der beiben Außenftinnmen
Gtüdenwerfe, eine Klavierfchule, Harmo: aus der Dezime in die Dftave auf ben
nielehre (für das Affompagnement be guten Taftteil; 3. ®.:
Gregorianifchen Geſangs), eine Harmo:
wiumichufe, viele Kompofitionen für Har⸗
menium x, auch Mefien, Motetten, — m
Sherwerfe ıc. ——
Batton (ipr. battöng), Deſirée Alex an⸗
bre, geb. 2. Jan. 1797 zu Paris, gef. 15.
Dft. 1855; Schüler des Konfervatoriums
(Cherubini), erhielt 1816 den Römer:
preis, wibmete ſich ber Opernfompofition, Das Verbot derartiger Fortſchreitungen
hatte aber geringe Erfolge, ben wre 1332
wurde fchon von J. Fur (geft. 1741) nicht
mit der in Gemeinfchaft mit Auber, Ga=
mebr aufrecht erhalten.
Baudiot (ipr. boypjöh), Charles Ni:
tafa, Herold u. a. gejhriebenen »Marauife
cola, Gellovirtuofe, geb. 29. März 1773
% Brinvillierde. Nachdem er längere Zeit
u Nancy, geft. 26. Sept. 1849 in Paris;
dad Geſchäft feines Vaters, die Fabrikation
hüler von Zanfon und deſſen Nachfol:
fünftlicher Blumen, betrieben, wurbe er
Ida) Infpektor ber Suffurjalen (3 ger ala Profeſſor feines Inſtruments am
liafen) des Konjervatoriumd und 1 onfervatorium zu Paris 1802, 1816 zu:
auf zum Lehrer einer Enfemble gleich eriter Gellif ber Föniglichen Kapelle,
Nafle ernannt. 1822 penfioniert, hat viele Kompofitionen
Battu (ipr. battü), Pantaléon, geb. für Cello herausgegeben, auch mit Le—
1799 zu Paris, geft. 17. Jan. 1870; Schũ⸗ vaffeur und Baillot die Gellomethobe des
la von R. Kreußer, Mitglied des Opern: Ronfervatoriums, ferner allein eine »M&-
etcheſters und der fönigl. Kapelle bis 1830, thode complète de violoncelle« (Op. 25)
jeit 1846 zweiter Kapellmeifter ber Opera; und eine Anleitung für Komponiſten, wie
publizierte zwei Biolinfonzerte, einige fie für Cello fchreiben dürfen und follen.
Biolinromanzen, Variationen und brei Baudoin (Baudouyn), f. Bauldewijn.
Duos concertants. Bauer, Chryſoſtomus, mwürttems
Battüta (ital.,von battere, fchlagen), berg. Orgelbauer zu Anfang des vorigen
78 Bauernflöte — Bazzint.
Jahrhunderts, führte die jetzt üblichen (1853) und eine »Kurz gefaßte Geſchich
großen Bälge ftatt der frühern vielen der mufitaliichen Rotation«( 1856 heraus
einen bei der Orgel ein. Baufd, Ludwig Ehrifian A
Bauernflöte — guit, 'y . 15. Jan. 1805 zu Naumburg
Bäuerlein, Feldflöte, lat. Tibia ru- get. 26. Mai 1871 in Leipzig; I
restris), eine in ältern Orgeln im Pedal mentenmacher in Dresden (1 Deſſe
nicht feltene Kleine Gedadtftimme von (1828), Leipzig (1839), Wiesbaden ( 188
weiter Menfurz zu zwei Fuß beißt fie ges jeit 1863 wieder in Leipzig; war befe
wöhnlih B., zu einem Fuß dagegen ders renommiert als Berfertiger von ®i
Bauernpfeife(dieeinfüßigen Stimmen linbogen und als Reparateur alter Gi
werben meijt Pfeifen genannt). gen. Er arbeitete die legten Jahre ı
Bauldewiin(Baldewin, Balduin, fanmen mit feinem Sohn Ludwig, get
Baulbuin, Baudoin, Baudouyn), Noel 1829, der nad) langem Aufenthalt in Net
(Natalis), Kapellmeifter der Notre Dorf zuerft jelbftändig in Leipzig etablie
damefirche iuAntwerpen 1513—18, geſt. war und furz vor dem Vater (7. April
1529 daſelbſt. Meotetten von ihm fin— 1871) ſtarb. Deffen Bruder und Gefchäftkt
ben ſich in verjchiedenen Sammelwer: erbe Otto, geb. 1841, ftarb ſchon 30. Def
fen (3. B. in Petrucciß »Motetti della 1874. Das Geſchäft!gingauf A. Ba
corona« ), Mejjen im Manuffript zu Rom in Marfneufirchen über.
und München (Missa »Mijn liefkens Baxoncello (ſpan., pr. bädon«), f.d.1%
bruijn oghen« und eine fonjt unter Jos⸗ Prinzipal (Orgelitimme). B. de 13 =
quins Namen befanute: »Da pacem«). PBrinzipal 8 Fuß, B. de 26 — Prinzipa
Baumann, ſ. Baumann. 16 Fuß. Dagegen ift Brinzipal 32 Fuß
Baumbadh, Friedrich Auguft, geb. — Flauto de D2, PBrinzipal 4 Fuß
1753, geft. 30. Nov. 1813 in Leipzig; war Octava, Prinzipal2 — Qui
1778—89 Kapellmeifter an der Oper zu Prinzipal 1 Fuß = Flauto en 22 (Tri:
Hamburg und lebte dann in Leipzig aus: peloftave).
ſchließlich der Kompofition. Außer vielen Bazin (ipr. bafäng), he ee (ma:
Injtrumental: und Vokalwerken (für Kla⸗ nuel Joſeph, geb. 4. Sept. 1816 zu Mar
vier, Violine, Guitarre) ꝛc. bat er auch feille, geit. 2. Sept. 1878 in Baris; Schi:
die mufifalifchen Artikel in dem 1794 er: ler des Barifer Konjervatoriums, erbielt
Ihienenen »Kurz gefaßten Handwörter— 1840 den Römerpreiß, wurde nad bar
buch über die ſchönen Künſte« gefchrieben. Rückkehr aus Italien (1844) Gefanad:
Baumgarten, 1) Gottbilf von, profejfor, fpäter Harmonieprofeffor, 1871
geb. 12. Jan. 1741 zu Berlin, gejt. 1813 Nachfolger des zum Direktor avancierten
als Landrat in Großftrehlig (Schlefien); A. Thomas als Kompoſitionsprofeſſor am
fomponierte Opern, die zur Aufführung Konfervatorium, 1872 Nachfolgervon Ga:
famen (>3emire und Azor«, »Anbdro: rafa ala Mitglied der Akademie. Bon ja:
meda«, »Das Grab des Muftie, letztere nen Opern bat fich Feine auf dem Repu:
im Klavierauszug gedrudt 1778). — 2) toire erhalten. Er gab einen »Cours d’har-
Karl Friedrid, in Deutjchland gebo: monie th&orique et pratique« heraus
ren, fam jung nad) London und war lang- Bazuin (holläud., ſpr. baſeun), Poſaunt.
jähriger Kapellmeifter am Goventgarben: Bazzini, Antonio, ausgezeichneter
theater (1780— 94). Seine Opern: »Ro- Biolinvirtuofe und Komponijt, geb. 11.
bin Hood«, »Blaubart« wurden daſelbſt März 1818 zu Brescia, Schüler des dor:
mehrfach aufgeführt. tigen Kapellmeifters Fauftino Gamijani,
aumgartner, Auguft, —— zu jpielte 1836 vor Paganini, der ihm rikt,
München, veröffentlichte 1852 in der>Ste- zu reifen. B. ging nach verfchiedenen Für:
nograpbiichen Zeitfchrifte Ideen zu einer zern Reifen 1841—45 nad Deutichlam
mufifalifchen Stenograpbie, gab auch eine wo er beſonders in dem damals in böd-
»Kurz gefaßte Anleitung zur mufikali: fter mufifalifcher Blüte ftchenden Leipzig
chen Stenograpbie oder Tonzeichenfunft« länger verweilte und fich für die deutſche
Bazzino — Bebung. 19
m, befonderd aber für Bach und ris, gejtorben im Dezember 1863 zu Niort;
pen, begeifterte. Nach mehrjährigem Sch üler von Mehul, erhielt 1810 den
mtbaft in Jtalien ging er 1848 nad) Prix de Rome, machte indes von dem
Danien und Frankreich umd ließ ſich Stipendium feinen Gebraud, fondern ver-
2 in Paris nieder. 1864 zog er fi heiratete fic bald darauf und zog ſich nach
Brescia zurüd, um ſich ausjchlieh- Niort zurüd, wo er einen Mufifverein bes
Br Rompofition zu widmen, folgte gründete und bem Studium und der Kom:
och 1873 einem Ruf ald Kompoſitions⸗ pofition lebte. Im Lauf der Jahre wirkte
eſſor and Mailänder Konjervatorium, er auch in andern Städten ber wejtlichen
er noch heute wirft. Als Komponiſt Departements anregend für das mufifa-
amt B umter den talienern eine liſche Leben und brachte es dahin, daß
Fmartige Stellung ein; die Leichtig: 1835 ein großer Zentralverband unter
Feit und ie feiner Melodien iſt echt dem Namen Association musicale de
lieniſch, die Sorgfalt der Arbeit und l’Ouest entftand, welcher alljährlich ein
# harmonische Reichtum verraten da= großes Mufiffeft mit wechſelndem Sitz
gegenben Einfluß Deutſchlands. Unter fei- veranjtaltet. Diefem Verein vermachte ex
wen Werken ſtehen die drei Streichquartette 100,000 7* Auch der Pariſer Verein
amd das Streihamintett obenan, doch hat für klaſſiſche Muſik iſt ſeine Schöpfung.
er auch mit Chor= und Orchefterfompo: Außer einer ſtattlichen Reihe von Kompo-
ienen glückliche Würfe getban (»La fitionen (Opern: »Anafreone und »Phi—
Zisurrezione di Cristo«, die Sympho⸗ ladelphia«, Inrifhe Szenen: »3Jeanne
mietantate »Senacheribbo«, der 51. und d'Arc«, »Pſyche und Amor«, Dratorien,
6. Blalm, Duvertüren zu Alfieris »Saul« Meſſen, Hymnen, Orcheſterſtücke, Violin—
amd Shafejpeares »König Lear« und eine phantaſien, Sologefänge ꝛc.) hat B. meh:
bonifche Dichtung: >»Francesca da rere Schriften veröffentlicht: >Über den
inie), Mit der Eper »Turandote Rhythmus, feine Wirkungen und ihre Ur—
as in der Scala zu Mailand aufge jachen« (1852); >Über die Überbleibjel
) hatte er dagegen fein Glüd. altgriehiicher Muſik im chriftlichen Kir—
Bazyino, 1) Francesco Maria, be — »Über den rechten Charakter
rübmter Theorbift, geb. 1593 zu Lovero der Kirchenmuſik« (1858); »Über die Kir⸗
(Benetien), geft. 15. April 1660 in Ber: chentonarten in VBolfämelodien« (1858);
zamo; jchrieb für Theorbe, aber auch Kan »Über den Urfprumg der Mufif« (1859).
sonetten, ein Oratorium 2c. — 2) Na— Beaumarchais (ipr.bohmarigäh), Pierre
tale, geft. 1639, hat Meſſen, Meotetten, Auguſtin Caron de, geb. 24. Jan. 1732,
Blalmen ıc. berausgegebeit. eft. 19. Mai 1799 zu Paris; berühmter
bb (be be), f. v. w. Doppel=b, ſ. Ber A Dichter, deffen Luſtſpiele: »Der
\egungäjeihen. Barbier von Sevilla« und »Die Hochzeit
Bdur-Altord = b.d.f; B dur- des Figaro« die Kibretti der beiden Opern
Tonart, 2 P vorgezeichnet, |. Tonart. abgaben, in denen das Genie Roſſinis
Be, Guillaume le, f. Le 2e und Mozarts fich zur ſchönſten Blüte ent:
Beauhamps (ipr. bohihäng), Pierre faltete.
krangois Godard de, geb. 1639 zu Bebifation, j. Bobifationen.
Paris, geft. 1761 dafelbit; jchrieb eine »Ge⸗ Bebung (franz. Balancement) war
\hichte der franzöſiſchen Theater jeit 1161« eine Spielmanier auf dem Klavichord,
1735) und »Bibliothöque des theätres« die auf dem Bianoforte (heutigen Klavier)
(Aufzählung aller aufgeführten Dramen, nicht möglid) iftz fie beitand in einem
Opern ꝛc. nebft Notizen über Tonkünſt⸗ leichten Wiegen des Fingers auf der Taſte,
er x, 1746). dem ein fanftes Reiben der Saite durch
» Beanjoyeulg (ipr. bohjhoajöh), de, i. die Tangente entſprach. Zu den notwen—
delihaſat. digen Eigenjchaften eines guten Klavi-
Beanlien (ivr. bohljöh), Marie DE: chords gehörte durchaus, daß es die B.
irt Martin, geb. 11. April 1791 zu Paz |deutlich hören ließ. Etwas dem Ähnliches
80 Becarre — Bed.

ift dad Beben des Tons der Streichin— Bechſtein, Fr. W.Karl, Klavierbauer,
ftrumente, auch der Zither und Guitarre, geb. 1. Juni 1826 zu Gotha, arbeitete zu=
das in einem leichten Schwanfen ber Ton: erft in verfchiedenen deutfchen Pianoforter
böbe befteht und durch eine fchnell zit fabrifen, war 1848—52 Gefhärtsführer
ternde Bewegung des auf bie Saite Er von ®. Veran in Berlin, machte bann nech
ten Fingers hervorgebracht wird (vibrato); Studienreifen nad London und Pariz,we
auch da8 Tremolieren ber Singitimme er bei Pape und Kriegelftein arbeitete, und
(das bie Sänger ebenfall® lieber B. oder etablierte fich 1856 mit bejcheidenen Mit-:
vibrato nennen) ift ein damit vergleich. teln zu Berlin. Binnen furzem nahm bie
barer Effekt, Übermäßiger Gebrauch fol: Fabrik einen folhen Auffchwung, daß bie‘
cher Manier wirft abjtumpfend unb läßt größten Klaviermeiſter anfingen, fich für’
ben Vortrag weichlich erjcheinen. Bechſteins Fabrifate zu intereffieren, und
Be6carre (franz., ipr. behtarr’), |. v. w. derfelbe fih mehr und mehr dem Baur,
Auflöfungszeichen, 4(B quadratum); j.B. großer Konzertflügel zuwenden konnte
Bereatelli, Giovanni Francesco, Der Betrieb wurde nun allmählich je
ebürtig aus Florenz, Kapellmeifter zu vergrößert, daß B. jeßt mehrere Hundert
vato, geſt. 1734; en mehrere Tleine Arbeiter befchäftigt umd jährlich über 1000
mufifaliiche Eſſays — die teils Anftrumente fertig ftellt. Auf mebreren
im »Giornale de’ Letterati d’Italia« Weltausftellungen (Xondon 1862, Paris
(33. Jahrg. und 3. Suppl.) abgebrudt, 1867, Sydney 1880) erhielt er erfte Breiie.
teils Manufkript geblieben find. Die Spielart der Bechfteinfchen Flügel
Beer (Schallbeher) heißen bie ift Teicht und glatt, ber Ton in allen 2a:
Aufſätze ber —— der Orgel, gen voll und groß.
welche meiſt eine becherförmige Geſtalt Bel, 1) David, Orgelbauer zu Hal:
haben ie weiter find); auch die erwei⸗ berftadt um 1590, erbaute die Orgel zu
terten Enden ber Schalltörper der Holz- Grüningen bei Magdeburg 15N2—%,
blasinftrumente (Klarinette 2c.) heißen welche 1705 reftauriert wurde (vgl. A. Wert
B. (Scalltrichter). meifter), bie Martinsfirhenorgel zu Hal:
er, 1) Alfred Julius, geb. 27. berjtu.a. abt — 2) Reihardt Karl, gab
April 1803 zu Manchefter von deutichen EI- 1654 ein Buch Tanzitüde (Allemanden,
tern, fam ala Kind nach Deutichland, war Ballette 2c.) für zwei Violinen und Baß zu
furze Zeit Advokat in Elberfeld, wandte Straßburg heraus. — 3) Johann Phi—
fih aber mufitalifhen Studien und ber lipp, edierte 1677 einen Band Tanzitüde
Kompofition zu, lebte als Zeitungsredak⸗ für Viola da Gamba. — 4) Michael,
teur zu Köln, ging dann nad Düffeldorf, Profeſſor der Theologie und der orientali-
dem Haag und fchließlich nach London, wo chen Spraden in Ulm, geb. 24. Jan. 1653
er 1840 als Harmonielehrer an der Afa- dajelbft, fchrieb Ȇber die mufifalifche Be-
demie angeftellt wurde, wandte fich von beutung ber hebräifchen Accentee (1678
dort nad) Wien und wurbe bier 23. Nov. u. 1701). — 5) Gottfried Joſeph,
1848 wegen feiner Teilnahme an der Dr: geb. 15. Nov. 1723 zu Podiebrad (Böb-
ganifierung des Aufftands ſtandrechtlich men), geft. 8. April 1787; Organift in
erfchoffen. Eine größere Anzahl Klavier: Prag, —53 Dominikanermönch, Pro—
fompofitionen und Lieber von ihm find im feſſor der Philoſophie zu Prag und ſchließ
Drud erfchienen, auch einige Schriften: lich Provinzial ſeines Ordens, ſchrieb
»Das niederrheinifche Mufikfeft, äfthetifch viele Kirchenmuſiken, auch Inſtrumental⸗
und hiſtoriſch betrachtet« (1836) und werke. — 6) Franz, geb. 1730 zu Mann:
»Jenny Lind, eine Skizze ihres Lebens« beim, guter Biolinfpieler und am Hof gern
(1847). — 2) Sofepb, geb. 1. Aug. 1821 geſehen, mußte wegen eined Duells mit
zu Neukirchen (Bayern), Seminarpräfeft tödlihem Ausgang flüchten, ging nad
und Ehorregent in Amberg, hat eine große Bordeaur, wo er Konzertdireftor wurd:
a kirchlicher Kompofitionen gefchrieben 2% und wo er 31. Dez. 1809 ftarb
allein über 60 Meſſen). bat vortrefflihe Inftrumental: und
Becke — Beder. 81
elaichn geſchtieben. 7) Chriftian eingeführt worden. Die B. werben viel-
iebrich Iebte zu Kirchheim und gab fach von demſelben Mufifer behandelt, ber
Anftrumentalwerfe heraus die große Trommel ſchlägt, und es iſtdaher
onaten, Konzerte, Bariatio- eins der B. auf der großen Trommel Iofe
Pic). — 8) Friedrich Adolf gab befeftigt, fo baß ber Spieler beide Inſtru—
2 zu Berlin heraus: »Dr. Martin Lu⸗ mente gleichzeitig bearbeiten kann, indem
#8 Gedanken über die Mufit«. — 9) er mit einer Hand ben Trommelfchlägel,
ri, geb. 1814, der erfte Sänger be3 mit der andern das zweite B. ſchwingt.
in, geft. 3. März 1879 zu®ien. — Wo B. und Trommel nur einen Rhytb-
Johann Nepomuf, geb. 5. Mai muß in groben Schlägen markieren follen,
28 zu Belt, vorzüglicher Baritonift, .. das angeben; die Funftmäßige Be:
‚nacheinander zu Wien, Hamburg, handlung der B. fordert aber, daß ber
en, Köln, Düſſeldorf, Ma — Muſiker in Do Hand ein B. hält.
„Wiesbaden und Frankfurt a. M. Beder, 1) Dietrich, gab zu Ham—
iert und ift num feit 1853 der Stolz burg 1668 heraus: »Sonaten für eine
Er iener Hofoper. — 11) Joſeph, Violine, eine Viola bi Samba und Gene:
Sohn des vorigen, geb. 11. Juni 1850, ralbaß über Chorallieder« fowie »Mufi-
leichfall3 vortrefflicher Baritonift, fang Falifche Frühlingsfrüchtee (drei= bis fünf:
ect auf verjchiebenen öfterreichifchen Pro⸗ fimmige Inftrumentalftüde mit basso
ielbühnen, wurde 1876 zu Berlin und continuo). — 2) Johann, geb. 1. Sept.
Frankfurt a. M. engagiert. 1726 zu Helfa, geft. 1803 ; Hoforganift in
Bede, ob. Baptift, geb. 24. Aug. Kaſſel, Komponift von Kirchenmuſiken,
1743 zu Nürnberg, erft Adjutant de Ge von denen aber nur ein — erſchie⸗
meralö v. Roth im Siebenjährigen Krieg, nen iſt. 3) Karl Ferbinand, geb. 17.
fäter Hofmufifus zu München (1766) Juli 1804 zu Leipzig, geft. 26. Oft. 1877;
war ein vorzüglicher Flötenvirtuofe und wurbe 1825 Orgarit an der Beteräfirche,
bat Flötenfonzerte herausgegeben. 1837 an der Nikolaifirche bafelbft, 1843
eig Shine Piatti), Lehrer des et am Konſervato⸗
auch »türfische B.« genannt, find Schlag: rium, gab feine Stellungen 1856 auf, ver-
inftrumente von unveränberlicher und machte feineBibliothefderStabdt (»Beders
undefinierbarer Tonhöhe, die einen auf: Stiftunge, reich an theoretifchen Werfen)
regenden, lauten, grell dröhnenden und und privatifierte bis zu feinem Tod in
lang nachhallenden Schall geben. Sol: Plagwig. Bederd verdienftlichfted Werk
in dieſelben nur kurze Schläge mar: ift die Neubearbeitung von Forkels »Syſte⸗
feren, fo werben fie bireft nach dem An- matifch» hronologifcher Darftellung der
Slag durch Anprefien an die Bruft ge eg area 1836, Nadıtrag dazu
dimpft. Die B. find teßerförmige e⸗ 839). Zunennen find ferner: »Die Haus:
talffcheiben mit breiten, flachen Rändern, Sale in Deutfchland im 16., 17. und 18.
melde letztern der eigentlich klingende Sahrhundert« (1840); »Die Tonwerfe des
Zeil find, während ber durdybohrte kon⸗ 16. und 17. Zahrhunderts« (1847) ac.
ave Mittelteil, an dem die als Handgriffe Auch hat er einige Inftrumentalfompofi:
dienenden Leberriemen befeftigt find, nicht tionen (Klavier und Orgelftüde) und
mitfhwingt; je zwei folder Scheiben ge mebrere Choralbücher herausgegeben. B.
bören zufammen und werden gegenein« war ein ——— Sammler, aber fein Ge-
under geichlagen (forte), oder man läßt fehrter. — 4) Konftantin Julius, geb.
Ne Ränder leife gegeneinander Flirren 3. Febr. 1811 zu Freiberg, geft. 26. Febr.
(piano). Urfprünglich find die B. zwei- 1859; Schüler des vorigen, 1837 Redak—
kllog ber Kriegamufif angehörige In— teur der »Neuen Zeitfchrift für Mufife,
\ e und auch jeßt noch am fir ließ fich 1843 zu Dresden als Mufiflchrer
?n in Militärmuſiken zu finden (Sanit- nieder und lebte feit 1846 in Oberlößniß.
Warenmufif); doch find fie mit Glüd in Er hat Opern, Chor- und Inſtrumental⸗
dt Opern: und jelbjt Symphonieorchejter werfe gejchrieben, aud eine »Männer—
Nuſit. | 6
82 Beckmann — Belvatopaty.
geſangſchule⸗ Er »Harmonielehre für Florenz und begründete das Florenti
Dilettanten« (1844) fowie einen Tendenz⸗ ner Quartett (zweite Violine: Mafi
roman: »Der Neuromantifer« (1840). — Bratſche: Ehioftri, Cello: Hilpert), we
5) Valentin Eduard, geb. 20. Nov. ches feiner hervorragenden Lei en we
1814 zu Würzburg, feit 1833 ftädtifcher gen Weltruf erlangt hat (feit 1 |
Beamter dafelbft, befannter Männerge- L. Spitzer-Hegyeſi ald Erllift an Stik
fangsfomponi (»Das Kirchlein«), hat —— getreten). Ju neuerer Zeit wohn
aber auch Mefjen, Opern, Lieder und viele „wenn er nicht auf Reifen ijt, in Man
Snftrumentalwerfe gefchrieben, von be er Seine Tochter Jeanne, geb.9.5
nen ein Quintett für Streidhinjtrumente 859 zu Mannheim, Schülerin von Re
und Klarinette Beam wurde. — nede und Bargiel, ift eine treffliche P
6) Georg, aeb. 24. Juni 1834 zu Frau—⸗ niftin, fein Sohn Hang, geb. 12. Me
tenthal (Schweiz), Mufiffcgriftiteller und 1860 zu get Schüler von Sim
Komponift, Schüler von Kuhn und Pru- er, ein leiftungs higer Bratjchift, um
dent, lebt zu Genf; er veröffentlichte: »La ugo, geb. 13. Febr. 1864 zu Stra
musique en Suisse« (1874), »Apergu sur burg, Shüter von Friedrich Grükmadhır
la chanson frangaise«, »Pygmalion de ein jehr begabter Gellift. Seit1880 fonzez
J. J. Rousseau«, »Eustorg de Beau- tiert diefe mufifalifche Familie mit augen
lieu«, »Guillaume de Gu£roult« und hat gewöhnlichem Erfolg; e8 wäre aber zu
einige weitere Monographien unter ber bedauern, wenn daß Florentiner Quar
Preſſe. Auch gibt er feit mehreren Jah: tett darum verſchwinden follte.
ren ein Fleined mufifalifches Flugblatt: Beckmann, Joh. —S—
»Questionnaire de l’association inter- 1737, geſt. 25. April 1792; Organiſt im
nationale des musiciens - &crivains«, Gelle, war ein ——— Klavier
heraus und ift Mitarbeiter verfchiebener fpieler und beſonders durch jene Ampres
Fachzeitſchriften. Bon feinen Kompofitio- vifationen berühmt. Er gab 12 Klavier⸗
nen find Rlavierftüde und Lieder erſchie— fonaten, 6 Konzerte und ein Solo für
nen. — 7) Albert Ernjt Anton, geb. 13. Klavier heraus; 1782 wurde feine Op
‘uni 18354 zu Quedlinburg, Schüler von »Lufas und Hannden« mit großem Bein
Bönide daſelbſt und von Debn in Berlin fall in Hamburg gegeben.
(1853—56), lebt in Berlin ala Mufit- Bedwith, Son Chriſtmas, geb. 25,
lehrer, feit 1881 Kompoſitionslehrer an Dez. 1759 zu Norwic, geft.3. Juni 1809;
Scharwentasfonfervatorium. Eine Sym— wurde 1780 Drganift der dortigen Katbe
phonie in G moll von B. wurde 1861 von brale, erwarb Ni 1803 den Doftorgrab
- ber Gefellichaft der Mufikfreunde in Wien für Mufif zu Oxford. Er hat viele Um
preißgefrönt. 1877 erregten feine Lie thems, Glees, Lieder gefchrieben, bie ihren
der aus Wolffs »Rattenfänger« und Zeit populär wurden, auch Klavierfonaten
»Wildem Jäger« zuerſt allgemeinere Auf: und ein Orgelfonzert.
merkſamkeit. Seine große Meſſe in Becquiẽ (ipr.dedjeh), J.M. u geboren
B moll (juerft aufgeführt 1879 zum um 1800 au Touloufe, geft. 10. Rov. 183
25jährigen Stiftungsfeft des Riedelſchen als Flötiit ber Opera comique, Schüle
Bereind, gedruckt bei Breitfopf u. Härtel) des Pariſer Konfervatoriumsg. Seine d
ift ein bedeutfamed Werk. — 8) Jean, tenfompofitionen (Rondos, Variationen,
geb. 11. Mai 1836 zu Mannheim, Schü: Phantaſien) find wertvoll. — Sein Brie
ler von Kettenus und Vincenz Lacher, der Jean Marie, genanntB.dbe Peyre—
vorzüglicher Violinvirtuofe, wurde als ville, geb. 1797 zu Touloufe, geft. 1876,
Konzertmeijter zu Peg Pepe zeichnete ſich als Violinift aus (Schüler
gab aber diefe Stellung ſchon 1858 auf von Rudolf und Auguft Kreußer), war
und machte ausgebehnte Reifen als Vir— viele Jahre Mitglied des Orcheſters des
tuofe, auf denen er unter anderm in Paris Theätre italien, gab Violinfachen heraus.
und London mit großem Erfolg auftrat. Betbarobsky (Beczwarzomstn),
1866 nahm er feinen feiten Wohnfig in Anton Felir, geb. 9. April 1704 zu
Bedon — Beethoven. 83
Ten lau (Böhmen), geil 15. Mai Beethoven, Ludwig van, mwurbe
in Berlin; wurde 1777 Organiſt 17. Dez. 1770 zu Bonn getauft, ift daher
an der Jakobskirche zu Prag, 1779 an — einlich 16. Dez. geboren; geſt. 26.
der Hauptfirde in Braunfchweig, gab März 1827 in Wien. Sein Vater war
17% jeine Stelle auf und Tebte bis 1 Tenorift in ber kurfürſtlichen Kapelle,
in Bamberg, von ba ab in Berlin. Er fein a Ha Baffift und zuletzt Rapell-
veröffentlichte Sonaten und Konzerte für meifter; die Familie war alfo ſchon feit
Klavier fowie Lieder und größere Gefänge mehreren Generationen mufiltreibend.
mit 2lavier. Den erjten Mufifunterricht erhielt B. von
Bedon (franz.), früher eine Art Trom- jeinem Bater; fpäter wurden ber geniale
mel; B. de Biscaye (fpr. bödöng do biatäj), Oboiſt Pfeiffer, den B. fpäter von Wien
j.v. w. Baskiſche Trommel. aus unterflügte, und im der Folge ber
Bedos De Celles, Dom Frangois en van ber Eden feine Lehrer.
(au) furz Dom Bedos genannt), geb. 785 wurde B. als Organift ber fur:
1706 zu Caur bei Biers, trat 1726 zu fürftlichen Kapelle angeftellt. Diefe An—
Toufoufe in den Benediktinerorden und | ftellung wie feine fpätere Entfendung
farb 25. Nov. 1779. B. fchrieb ein hoch⸗ nah Wien verdankte er dem Grafen von
bedeutended Werk: »L’art du facteur Waldſtein, feinem erften und in jeder Hin-
d’orgues«(»Die Kunjt des Drgelbauerd«, fiht wichtigſten Gönner. Derfelbe war
1766-78, 3 Bbe.); ein vierter Teil ent: Deutſchordensritter, fpäter Kommandeur
hält eine unbedeutende Gefchichteder Orgel und Kämmerer des Kaiferd und fchäßte
- Deutfche überjegt von Bollbeding, nicht nur die Muſik fehr, fondern fpielte
793). Das Wert liegt allen jpätern (be jelbjt vortrefflich Klavier (befanntlich hat
ſonders denen Töpfers) zu Grunde, und ihm B. die große C dur- Sonate Op. 53
die vorzüglichen Zeichnungen find immer — als 1792 Havdn von Eng:
wieder benußt. B.jchrieb auch einen Prü— and zurüdkehrte und er in Godesberg
fungöbericht über die neueDrgel der Mar: vom Bonner Orchefter berwirtet wurde,
tindlirche zu Tours (1762 im »Mercure hatte B. Gelegenheit, ihm cine Kan—
de France«), der in Adlungs »Musica tate vorzulegen, die von demjelben be
— etc.« — iſt. fonder8 beachtet wurde (mwahrfcheinlich
e naz von, geftorben im Ja—⸗ wurde bei dieſer Gelegenheit verabre=
nuar 1803 4 Wallerftein, württemberg. det, daß B. nah Wien kommen follte).
Offizier fpäter Mufifintendant des Waldſtein fchrieb im Oktober d. %.:
Fürften von Ottingen-Wallerſtein, war »Lieber B.! Sie reifen jet nah Wien
am vorzüglicher Pianift, befreundet mit ur Erfüllung Ihrer jo lange beftrittenen
Gluck, Jomelli und Mozart, hat Opern, ünſche. Mozart3 Genius trauert nod)
Inftrumentalwerfe, Lieder und ein Ora⸗ und beweint den Tod jeined Zöglings.
torium (»Auferftehunge) gefchrieben. Bei dem unerfhöpflichen Haydn fand er
Beellaerts, B, j.
|. Bent te, Zuflucht, aber Feine Beſchäftigung; durch
Beer, Jofepd, geb. 18. Aprif 1744 ihn wünfchte er noch einmal mit jemand
u Grünwald (Böhmen), geil1811; zu= vereinigt zu werden. Durch unumter-
erit ——— met — brochenen Fleiß erbalten Sie Mozarts
Regiment, fpäter in franz en Dienjten, Geiſt aus Haydns Händen. 30 wahrer
Sülbete ſich zu einem vorzüglichen Klari- reund Waldftein.e Schon 1787 war B.
nettenvirtuofen (dem erjten überhaupt) einmal furze Zeit mit Empfehlungen des
aus. Nach einem bewegten Leben (er Kurfürjten an deſſen Bruder, Railer Jo⸗
machte Konzertreifen) ftarb er als Fünig- eph II., in Wien geweſen. Damals ſoll
lich preußischer Ranımermufifer zu Pots⸗ hn Mozart gehört und ihm eine große
dam. B. verbefjerte ſelbſt die Klarinette ufunft prophezeit haben. Ein Wunbder-
(dur Hinzufügung der fünften Klappe) nd iſt B. nicht geweſen, wenigjtens find '
und bat verſchiedenes für das Inſtrument joldye phänomenale Leiftungen wie die
geichrieben (Konzerte 2c.). Mozarts von bem Knaben B. nicht zu vers
6*
84 Beethoven.
zeichnen. Auch in der Kompofition ift er Stellung angenommen, fondern ſeit ſeit
nicht frühreif gewefen, fondern hat ſich Ankunft in Wien nur der Kompofiti
normal entwidelt. Als er nad Wien gelebt. Seine Werke wurden qut ba
ging, war er 22 Jahre alt. Da er gut unb er bezog vom Fürſten Lichnomf
empfohlen war, fo fonnte es nicht fehlen, jährlich einen Gehalt von 600 Fl., 18
daß er in Wien in funftfinnige hohe Kreife bis 1811 fogar vom Erzherzog Rubt
kam (Fürft Karl Lichnowski, Graf Moritz und den Fürſten Lobfowig und Rin
Lichnowski, Graf Raſumowski ꝛc.). Aug jährlich 3. Trotz diefer vielfac
dem beabſichtigten Studieren Beethovens ah ie en zu Erzberzögen und Fürfk
bei Haydn wurde nicht viel; Haydn war war B. nicht3 weniger al3 ein Liebebia
zum Lehrer nicht geichaffen. Zwar wurde und Hofmann, blieb vielmehr fein [et
ein Kurfus in der Kompoſitionslehre bei lang ein Demofrat und Republikaner,
ibm abfolviert, aber hinter Haydns Rüden die Herrfcher für Torannen bielt.
arbeitete ®. bei Schenk, bem Komponiiten kanntlich widmete er urfprünglich fe
bed »Dorfbarbierde, und ging mit ben Symphonie »Eroica« Napoleon, weil
von Schenf bereits forrigierten Arbeiten in ihm einen echten Republifaner jab;
zu Haydn. Diefe gut gemeinte Moftififa- berfelbe aber die Kaiferwürbe annaf
tion dauerte zwei Sabre. B. hatte den 2 die Dedifation. Als währe
Gewinn, daß er von Schenf ben firengen es Wiener Kongreſſes (1814) die <
Satz Iernte und von Haydn für weiter: wefenden fremden Monarchen mehrf
gehende fünftlerifche Geſichtspunkte profi- beim Erzherzog Rudolf zufammen mit
tierte. Danach hatte er noch bei Albrechts⸗ zu Gafte geladen waren, ließ fich Icpterl
berger Unterricht im Kontrapunkt und —* feiner eignen Ausſage) von bi
bei Salieri in der bramatifchen Kompo- oben Häuptern die Kour machen und be
fition. In die erfte Periode von Beetho- nahm jich ſtets vornehm. Er füblte fi
vens Kunftichaffen, die man bis 1800 zu mit Recht als ein König ber Kunft. Di
normieren pflegt, gehören die Werfe mit trübfte Zeit feine? Lebens oe.
ben Opusnummern 1—15, dbarımter 6 dem Tod feines Bruders Karl (1815), f
Klaviertrios, I Klavierfonaten, 4 Streich: defien Sohn B. die Bormundfchaft über
triod, ein Streihquintett, verfchiebene nahm. Der letztere hat ihm viel Kumr
Variationenwerfe, bie große Arie »Ah bereitet; betreff3 feiner wie aller ander
perfido« und bie drei Ri Streihauar: Detaild aus Beethovens Leben verweiſt
tette, deren höhere Opusnummer durch wir auf bie ausführlichern Biograpbia
eine fpätere neue Ausgabe veranlaßt iſt. Beethovens. Von ganz andrer, noch tiefet
Die Kritif (inder Leipziger »Allgemeinen eingreifender Bebeutung für die Stim
Mufifalifchen Zeitunge«)zmweifelte nicht an mung und demzufolge Kompofitiongridt
ber Bedeutung bed Mannes, befämpfte tung Beethoven? war bagegen ein f jr
aber feine harmoniſchen Kühnheiten und ei aufgetretenes, fih mehr und mehr
rhythmiſchen Wagniſſe. Der Kreiß ber verichlimmerndes Obrenübel, das bereit
um B. geſcharten hohen Muſikfreunde ver: 1800 zu einer ftarfen Schwerhörigfeit ſich
rößerte fich durch Hinzukommen des Gra⸗ entwidelt hatte und ——— in völlige)
en Franz von Brundwid, bed Barons v. Taubheit überging. Er ſchämte fich feiner?
Gleichenſtein und Stephans v. Breunung, Schwerhörigkeit und fuchte fie zu verber⸗
eines alten Freundes und Gönners von en; fein raubes, mürrifches und einfil-
Bonn ber. Bald fiedelten fich aber auch * Weſen war daher, wenigſtens in
Beethovens Brüder Karl (Banfbeamter) frühern Jahren, teilweiſe Maske, wern
und Jobann — in Wien an unb es auch anderſeits eine unausbleiblich
vertraten in einem ber Poeſie nicht ent⸗ % olge des Übels fein mußte. Seine font
behrenden Leben die dürre Proſa, da ſie rüftige Gefundbeit fing um 1825 allmäb:
einen widerwärtigen Schacher mit ſeinen lich an, zu wanfen; 1826 ftellten fih Som:
Manuffripten trieben. Es ging B. pe— ptome von Wafferfucht ein, die fein Leben
tuniär gut; er hat niemals wieder eine bedrohten. Eine dazugefommene beftiar
Beethoven. 85

Erkältung im Dezember b.3. warf ihn fiten zu »Prometheuß« und »Egmonte«,


aufs Kranfenlager; nad einer [hm »Die in bon Athene (Duvertüre und
fihen Operation feiner Waſſerſuchtna Marſch mit er), weitere Duvertüren
men feine Kräfte mehr unb mehr ab, und (»Coriolane«, 3 »Leonorene« =Duvertüren,
rs 1827, früb 6 Ubr, verfchieb er. König Stephan«, »Namensfeier« Op.
Rir verehren in B. den größten Mei- 1a und >Zur Weihe des Haufed«e
Ber dermodernen
In entalmufif, der
|12 „i eg (D dur, ‚Für —
er zugleich einige Volalwerke von ber- * avierfongerte en dur, er2
jelben Höbe der Bedeutung gejchrieben hat Op. 19, Cmoll,
—** und »Missa solemnis«). Wenn Es dur, Op. 73, dazu * — —
das religiöfe ——* in den Werken des Viol monzerts) 1 Ronzert firKla⸗
Bab feinen ſchönſten Ausdruck gefunden vier, Violine, Vio oncello und Orcheſter,
bat,jo it eö dagegen in benen Beethovenz 1Phantaſie für Piauoforte, Orcheſter und
des rein Meuſchliche, Freud’ und Leid, Chor, 1 Rondo für Klavier und Orcheſter,
das mit der Sprache ber Leidenfchaft zu 2 Romanzen für Violine und Orcheiter,
und redet. Die allmächtig in den Bor: 1 Biolinfonzertfragment, 1 Allegretto für
rrgrumd tretende Subjeftivität, das cha⸗ —— Märſche, 12 Menuette, 12
ie Agens unfrer Zeit, iftin B. deutiche Tänze und 12 Kontertänze für
aber zum Kla figismus ab: Orche »Der glorreiche Augenblick«
—— durch die Schönheit der Form. Kantate), »Meerezjtille und —5—
Epigonentum Beethovens durchbricht ja (& Soloftimmen und Orchefter
uch BefeSchranfe und fordert völlige |» erfido«e (Sopranfolo mit Orde
Freiheitfür die muſikaliſchen Ergüfie ber A pferliebd« (deögleichen),»Tremate
Impfindung (Romantifer). asſelbe empj« opran, Tenor und Baß mit
map direft an die legten Werke des Drchefter), »Bunbesliede (zwei Solojtim-
Meiſters ſelbſt au. Der »letzte B.e da⸗ men, dreiffimmiger Chor, 2 Klarinetten,
tiert ungefähr ſeit der Zeit, wo er feinen 2 Hörner umb 2 — »Glegifcher
Ren aufnahm (1815) und feine ganze Gejang« (Quartett mit Streichordheiter),
Lebensweiſe veränderte, ein eignes Haus⸗ 66 Lieder und 1 Duett mit Pianoforte, —
weſen einrichtete ac. Diefer F — 18 Kanons für Singftimmen, »Geſang
wen die fünf letzten Klavierſonaten (Op. der Mönche« (dreiſtimmig a capella),
101, 106,109, 110 und 1). die großen 7 Hefte englifcher, fchottifcher, irifcher und —
— Op. 127 ") p. walijifcher Lieder mit Klavier, Violine
3% (B dur), Op. 131 (Ci all Op. und Gello; 38 Rlavierfonaten, 10 Violin:
ı»(A moll) und Op. 135 (F dur), die fonaten, 1 Rondo und 1 Bariationenwert
woße Quartettfuge p. 133, die neunte Pr Violine und Klavier, 5 Eellofonaten,
Spmphonie, »Missa solemnis« und die Hefte Variationen für Cello und Kla-
Ouvertüren Op. 115 und Op. 124. vier, 7 Hefte Variationen für Flöte und
Die Zahl “= Werke Beeibovend ift, Klavier, 21 Variationenwerke fiir Kla—
verglichen mit denen anbrer Meeifter, nicht vier allein, 4 Sonate, 2 Bariationenwerfe
groß; er ſchrieb: 2 Meffen (C dur, Op. und 3 Märjche für Klavier zu vier Hän—
%, und die »Missa solemnis« in D dur, den; 4 Rondos, 3 Hefte Bagatellen, 3
Op, 123), 1 Oper —5 1 Drato: Bräludien, 7 Memnette, 13 Zändler, je
Am * riſtus am ber 9 Sym: ein Andante (F dur), Bhantafie (G moll),
!onien (I.C dur,O m II. D dur, Polonäfe, ſämtlich für Klavier allein;
. Es dur Groica], Op. 55, { Sonate für Horm und Klavier, 8 Trios
N Br, fi De Op: 67, für Klavier, Violine und Gello, 2 Baria-
ur [Baftorale], Op tionenwerfe für Trio, 1 Trio für Klavier,
A dur, 1: —— Op. 93, Klarinette und Cello, Bearbeitung ber
XD mo 0p.125, mit Chor: "Schillers D dur-Symphonie und de Septett3 für
Homme an die Freude), »Die Schlacht Trio: Klavier, Klarinette und Cello, 4
von Vittoriae (Orchefterphantafie), Mu:
Klavierquartette (3 nachgelafjene Judeud⸗
86 Beethoven= Preis — Begleitftimmen.
werfe und 1 Bearbeitung des Klavier: und Fleinern Werfen über B. find R
auintettö), 1 Quintett für Klavier und zu nennen: Song >.Seyfried, »Lubmi
Blaginftrumente, 2 Dftette und 1 Ser: van Beethovens Studien im Genera{
tett für Blasinftrumente, 1 Septett und Kontrapunft und in ber Kompofiti
1 Sertett für Streid: und Blasinftrus lehre« (1832; neu bearbeitet von Me
mente, 2 Streichauintette, 1 Arrangement bohm, 873): ferner Nottebohms »%
des C moll-Rfaviertrioß für Streichquin⸗ hoveniana« — »Neue Beethe
tett, 16 Streichauartette (Op. 18, 1—6, niana« (im⸗Muſikaliſchen Wochenblat
ber erften Periode — „or 59, und deſſen »Thematifches Verzeichnis®
1—3; Op. 74, 95 und die großen »letz⸗ Werke Beethovend« (1868); Th:
tene: P17. 430, 131, 192 135). he je »Chronologifches —— nie (18€
1 Fuge ür Streichquartett und — — Denkmäler wurden B. errichtetin Be
quintett, 5 Streichtrios, 1 Trio für2 — Hä grBao). > — in Wien (
Sboen und engliſch Horn, 3 Duos für umbuſch,
Klarinette und Fagott, 2 ee In — rn Gulden), f
Poſaunen. Die erſte Gefamau⸗ abe ber 1875 vonder Geſellſchaft der Muſikfreu
Werke (von Rietz, Nottebohm, Reinecke, in Wien jährlich ausgeſchrieben, E
David, Hauptmannac. )erfchien bei Breit — erſtenmal — an Hugo Rei
ug u. Härtel 1864—67 in 24 Serien. > Konkurrenz nur für —
er ten: F. ©. Wegeler und * (er des Wiener Konfervatoriums,
ies iographiſche er über eethoven» Stiftung, |. Pfiughaupt.
Hubioig van Be (188), A. Schindler, a rn Francois, geb. 2
»Biographie von 5 van B.« (1840, Aug. 1751A Nonancourt (Eure), F
3. Aufl. W. v. Lenz, »B. et ses 2. Febr. 1 in Paris, wo er IR
trois styles« Cie, 2 Bde), »B., eine Ta Polizeilommiſſar war; veröffe
Kunſtſtüdie« ( 85560, 6 Bde.; 2. Aufl. lichte: »Dictionnaire de l’Acade
des 1. Bandes — unter St royale de musique« (7 Bde.) nebſt
parattitel nur 3 »Beethovend weitern Bänden mit Verordnungen ı
Leben« (1 3 Bbe.), »B. nad Verfügungen, bie fi — —* —*
ben Schilderung J Teiner eitgenofien« (Große Oper) beziehen »Di
(1877); Ulibifcheff, Se ses critiques tionnaireal —— —
et ses — 185 7; deutich von (3 Bde.); ·Tableau —*
Biſchoff, 1859);U. . Marı,>»Lubwig repr&sentations etc.« (von
van Beethovens Leben und Schaffen« | » —— —— des trag®
(3. Aufl. 1875, 2 Bode.F die gründlichſte dies lyriques etc. non repr&sentses
Biographie lieferte A. W. Thayer, »Lud⸗ l’Academie ete.« (5 Bde. ) und empf
wig van Beethovens Leben«ey eine große »Dramaturgie lyrique &t:
vonH. Deiterd, 1866— 79, gere« (17 Bde.). Seine reiche Bibliothk
Intereffante —8— gibt — Ga vermadhte er ber Stabt Paris.
v. Breuninnd »Aus dem Schwarzjpanier: — (franz., ſpr. bäffrsa), Sturm:
baus« (1874). Briefe Beethovens vers s auch das Tamtam wird ‚genannt
Öffentlichten: Nohl, »Briefe Beethovend« * „J. Belederung.
(1865, 411 Briefe enthaltend), »Neue mmen Seifen in ber moder:
Briefe "Beethovende (1867, 322 Briefe);|n la diejenigen Stimmen, weldt
Köcel, »83 neu aufgefundene Driginal: nicht ſelbſt als melodieführend berver:
briefe Ber odend an den Erzherzog Rus treten, fondern einer elodieſtimmt
bolf« ; Schöne, »Briere von B. (Hauptſtimme) untergeordnet ſind und
an Grä fin dodv und Mag. Brauchle« deren harmoniſchen Gehalt erſchließen
(1867); auch Ah —535 einzelne in den Bio⸗ Die ältern Kontrapunktiker des 14.—16.
Dee: in [8 »Die GeSog der Jahrh. Fannten Feine eigentlichenB. Im
eunde zu Wiene (1871) u.a. O. reinen Vokalſatz mit ſtrengen oder freien
Bon Pie fonftigen zahlreihen größern Nahahmungen, welchen fie ausſchließlich
Beißer — Belde. 87
ti ‚war jede Stimme Melodie zu jenen magern Inſtrumentalbegleitun—
enzertierend) und gewöhnlich die am gen, bie unter dem Namen des Gene:
iten, welche das, was wir heute dag ralbajjesoder&ontinuo bekannt find:
na nennen, vortrug (den gern in * eine fortlaufende Baßſtimme ift notiert,
jen Roten gehaltenen Cantus firmus). und übergefchriebene Ziffern deuten an,
primitive Art von Begleitung wird in welcher Harmonie fid) der Aklkompagniſt
zeilich Schon viel früher gegeben haben. zu halten hat; bie fpezielle Ausarbeitung
Gefänge der Troubadoure wurden blieb feiner Routine überlajjen. Noch in
den Minſtrels auf der Biola oder den erjten Jahrzehnten des 17. Jahrh.
elle begleitet, die Barden fangen zur fingen bie Romponiften an, bem Gontinuo
fotta, die Griechen zur Kithara, Lyra ausgearbeitete Parte einzelner (obliga=
⁊ zum Aulos, die Hebräer zum Pfal: ter) Inſtrumente —— und ſo
m; boch jcheint e8, daß alle dieſe Inſtru⸗ entwickelten ſich bie B. allmählich wieder
entalbegleitungen die Töne der Sing: zu einer großen Selbftändigfeit, ohne doch
Himme im Einklang oder ber Oftave mit- der PBrinzipalftimme, welche unterdeſſen
Fielten und, wo nicht alle, wenigſtens vom Gefang auch auf einzelne dazu geeig:
Se auf rhythmiſche Hauptaccente fallen: nete Injtrumente (Violine, Flöte, Oboe)
ben. x Begleitung im —** — übergegangen war, den Rang ftreitig zu
enmnt dagegen erſt ungefähr um machen. Auch im Ehorftil hatte a
auf, und ihre wg ift Stalien. Nachdem unterdefjen eine ähnliche Wandlung voll:
der Sologefang derart im Chorgefang zogen, und der Sopran (bie Oberftimme)
aufgegangen war, daß and) daß einfache war Träger ber Melodie geworden, wäh:
Liebeslied und das Duett nur nody in der rend die andern Stimmen eine einfachere
Geftalt des vier⸗ oder fünfftimmigen Chor- Behandlungsweiſe erfuhren, welche ihre
fiebs (Madrigals) vorfamen, erfolgte end- Bezeichnung als B. — In J.S.
Ach die notwendige Reaktion, welche den Bach feierte der one Stil noch
— wieder in feine natürlichen einmal eine herrliche Nachblüte, ja ſeine
e einjegte, ohne darum doch ben ein: höchſte Blüte; doch iſt ſeine Polyphonie
mal erfannten Reiz ber — zu op⸗ jo durchdrungen von harmoniſcher Klar:
fern So wurde die Inſtrumentalbe— beit, und das Enſemble orbnet fich fo
Eattung geichaffen, anfänglich derart, meijterlich der einheitlichen Geltendma-
8 von einem mebritimmigen Chorſatz chung der die Bolyphonie krönenden Me-
der eberite Bart der Singſtimme zugeteilt lodie unter, daß fein Stil als ein für alle
wurde, während bie übrigen durch Inſtru⸗ Zeit bewunderungswürbiger und mufter-
mente auögeführt wurden (diefe Pſeudo⸗ ültiger erfcheinen muß. Thatſächlich
Monodie war ſchon im 16. Jahrh. Häufig), eben wir heute, nachdem eine Bertode
dann aber fo, daß die Komponijten gleich ftarfauggeprägterHomophonie hinter ung
für eine Sinaftimme mit —— fiegt,deren Gepräge das Herrfchender Me:
u ner jchrieben. Den Übergang ver: lodie über eine mehr oder weniger einfache
elten, wie es fcheint, Bearbeitungen Akkordbegleitung ift (beſonders im Kla—
von Chorftücden für eine Singjtimme mit vierſatz), zurück nach einer der Manier
2aute, welche das Saloninjtrument der J ©. Bachs nahekommenden ſelbſtändi—
war. Die Unmöglichkeit, auf dieſem gern kontrapunktiſchen Behandlung der B.
ent bie Töne auszuhalten, der: Beißer, Überfegung des Worts Mor—
Fte zur Einflehtung von Verzierun⸗ dent (. d.), aber nicht gebräuchlich.
gen, Arpeggien, Läufen x., und die Ges Belielen nennt man das Anbringen
wöhnung an diefe führte rüchvirfend zu neuer Kiele (von Rabenfedern) im Ela:
diner von Haus aus verfchiedenen Sep: vicembalo (j. Alavier); ein Gembalift
weife für das Begleitinftrument. Statt mußte fich ſelbſt auf das years ed
der Raute rüdte das Clavicembalo und fehr Häufig vorfam, daß ein Kielumknickte
für den Vortrag in der Kirche die Orgel u. durch einen neuen erfeßt werden mußte.
ein, und fo gelangte man ganz allmählich Belde, Friedrich Auguſt, geb. 27.
88 Beldomandi3 — Bellermann.

Mai 1795 zu Luda —— geſt. 10. für zwei Biolinen, obligates Celle,
Dez. 1874 daſelbſt; berühmter Poſaunen— Gembalo zu Venedig heraus. —2)3
virtuofe und Komponiſt für fein Inſtru— Leopold, geb. 1843 zu St.Nicolau
ment, 1816—58 Rammermufifer zu Ber: ungarn), Priefter und Dompräben
lin, lebte ſeitdem zurüdgezogen in feiner zu — koniponierte Kirchenm
Baterftadt. — Sein Bruder Chriſtian auch Chorlieder von nationaler Fark
Gottlieb, geb. 17. Juli 1796 zu Luda, und einige Klavierjachen. E
gel 8. Zuli 1875 bafelbit, war 1819— Bella — geborenzu Be
832 renommierter Flötift im Gewand: gab 1579 ein Buch Madrigalen. 15%
bausorchefter zu Leipzig, nach einigen lanelle alla romana« zu Venedig ber
Fahren der Rube noch einmal 1834—41 auch ein Sammelwerk von 1568
zu Altenburg aktiv. Seine Flötenkonzerte, affettie) enthält Madrigale von if
Bhantafien 2c. find befannt. ee rance3co, geborem
Beldomandis (Belbemandiz, Bel: —— üler von Johannes Gabr
bemando), Prosbocimuß be, um gab 1618—28 in Venedig Pfalmen,
1422 Brofeffor der Philoſophie in feiner tetten, Litaneien, Fauxbourdons,
Baterftadt Padua, intereffanter Schrift: Meſſe, Kanzonen 2c. (überwiegend
fteller über die Menfuralmufit, dejien ftimmig) heraus.
Schriften bei Couſſemaker (»Script.«, III) Bellere (ipr. -lür, Belleruß), Je
abgebrudt find. B. war ein Gegner des eigentlich Beellaerts, Buchhändle
Marchettus von Babua in Sachen der mu— Antwerpen, verband fich 1579 mit Pie
ſikaliſchen Afthetik, aber auch die praftifche Phaleſe (Sohn); fie drudten WiO7
Lehre beider weift ftarfe Differenzen auf. Werke italienifcher Komponijten (bi
elederung beißt beim Pianoforte das gen 1600). — Sein Sohn Baltbaf
Volfter der Hämmerchen, welches bie —— nach des Vaters Tode die B
jelben elaftifh macht und ein ſchnelles handlung nad Douaiz; er veröffentiik
urüdfpringen von der Saite bewirkt. 1603—1605 ben Katalog feines 2
ährend man früher das nur weich ges welchen Couſſemaker in der Bibliothe
erbte Leder benußte (daher der Name B.), Douai auffand.
iſt ſeit etwa 50 Jahren ein beſonders dich⸗ Bellermann, 1) Johann Friedri
ter, feſter Filz inAufnahme gekommen — 1795 zu Erfurt, geft. 5. Fe
(Befilzung), — Leder nur noch 874 in Berlin, wo er feit 1819 Lch
ausnahmsweiſe, beſonders für die höch— und 1847—67 Direftor des Gym
ſten Töne, verwendet wird. Um die er— ſiums zum Grauen Kloſter war; bat
forderliche Elaftizität zu erzeugen, müſſen um bie Mufifgefchichte verdient ger
die Leber: oder Filzſtreifen jehr ftraff über durch fehr wertvolle Unterfuchungen
bie Hammerföpfe gefpannt werben. dem Gebiet der — X
Belegt, von der menjchlichen Stimme Sein Hauptwerk: »Die Tonleitern ı
gefagt, iſt f. v. w. heifer, getrübt, matt. Mufifnoten der Griechen« (1847),
Belin (ipr. beläng, Bellin), 1) Guil— erſchöpfend das Notenſyſtem der Gried
laume, ea ber Föniglichen Ka— und bie zwei kleinern Schriften: »i
pelle zu Paris 1547, Fomponierte vier: ymnen bed Dionvfioß und Dtefomek
ftimmige Gantica (biblifhe Lobgeſänge, 1840)und »Anonymiscriptio de mugie
1560) und Chanſons, deren ſich eine An: et Bacchii Senioris introductio etc:
zahl in un Sammlungen von (1841) behandeln die wenigen Überree
1543 und 1544 finden. — 2) Julien, altgriechifcher praftifcher Mufik.
geboren um 1530 zu Le Mans, berühms 2)3. Gottfried Heinrich, geb. 10.Miär;
ter Lautenift, veröffentlichte 1556 ein 1832, Sohn und Schüler des vorigen, br
Buch Motetten, Chanfons und Phanta— fuchte das Graue Klofter, dann das fi:
fien in Zautentabulatur. nigliche Inftitut für Kirchenmufifund war
Bella, 1) Domenico bella,aab 1705 längere Zeit Privatichüler von €. A. Grell
ein Gellofonzert und 1704 zwölf Sonaten 1853 ward er als Geſanglehrer am Grauen
er
Belleville- Duryg — Bellini. 89
angeftellt, erhielt 1861 den Titel Belli, 1) Girolamo, geboren zu Ar-
her Mufifdireftor und 1866 die genta, Kapellfänger des Herzogs zu Man-
B. Marr’ Tod erledigte Profeſſur tua, veröffentlichte ein Buch jechäftimmiger
t an ber Iniverfität. Er iſt feit Motetten (1586), ein Buch fehöftimmiger
fitglied der Akademie der Künite. Mabrigale (1587); auch enthält das
nanns im Drud erſchienene Kom— Sammelwerf »De’ floridi virtuosi d’Ita-
en gehören ausſchließlich dem Ge⸗ lia« (1586) einzelne fünfftimmige Madri⸗
et Bokalmuſik an (Motetten, Pfal- gale. — 2) Giulio, Ranonifer zu Lon⸗
avierlieder, Ehorlieber, ein Chor: giano, um 1600 Kapellmeifter in Imola,
mit Orcheiter: »Geſang der Geiſter fruchtbarer Kirchenfomponift: fünfftim-
m Waſſern«); größere Werke (auch mige Mefjen (1597), vierftimmige Meſſen
Dper) find noch Manuffript, aber 1599), vier= bis fechsſiimmige Mefien
Al zur Aufführung gefommen, be= 1608), adtftimmige Palmen (1600,
73 die Kompofition der Chöre aus 604, 1615, letztere mit Eontinuo), doppel⸗
öfled’ >Aiade, „König Odipus« und hörige Motetten, Litaneien 2c. (1605,
13 auf Kolonode. Ein befonderes 1607), zwei= bis dreiftimmige Concerti
Kenit erwarb fih B. durch feine Schrift ecclesiastici mit Orgelbaß (1613).
Meniuralnoten und Taftzeichen im Bellin, j. Belin.
mb 16. Jahrhunderte (1858), das Belint, Vincenzo, ber berühmte
Bert, welches das Studium der Dpernfomponift, geb. 1. Nov. 1801 zu
maltbeorie denen möglich machte, Catania (Sizilien), geft. 24. Sept. 1835
denen mangelnder Lateinfunde den in Paris; Schüler des Konfervatoriums
ten der Dienfuraltbeoretifer jelbft zu Neapel unter Zingarelli, veröffentlichte
Aber treten fönnen. Iufeinem Bud zuerft Injtrumentalwerfe und Kirchen-
Bontrapunfte« (1862, 2. Aufl. 1877) fompofitionen. Seine erfte Oper: >»Adel-
ft B. einen veralteten Standpunft, son e Salvina«, wurde im Theater des
ben von 3. 3. $ur’ »Gradus ad Konjervatoriums 1824 aufgeführt, 1826
Assum«, der ſelbſt jchon für feine za folgte am San Carlo-Theater »Bianca e
det war (1725). Die Brojhüre »Die Fernando« mit fo gutem Erfolg, daß er
& der mufitalifchen Intervalle als für 1827 ein Engagement für die Scala
blage der Harmoniee (1873) ift ein in Mailand erhielt. Er fchrich den »Pi—
x Verſuch, die moderne Akuftif rate, ber glänzend durchſchlug, aber im
m Rontrapunft in Einflang zu folgenden Sup durch »La Straniera«
m. Wertvolle Auffäge von B. ent: noch überboten wurde. Weiter folgten nun
> Allg. Muſikal. Ztg.« (1868— 74). für Barma: »Zaira«, biedurchfiel, »Mon-
bille-Durd (ipr. bälwil-uri), Emi= tecchi e Capuleti« zu Venedig und »Die
b. 1808 zu München, geit. 22. Quli Nachtwandlerin« (flr die Bajta) in Mais
ſelbſt; vorzügliche Klavierſpiele— land. Die Kritik tadelte Bellinis allzu
hülerin von Ezernv, machte große einfache Inftrumentation und den Mangel
reifen und vermäblte * mit dem größer angelegter Formen feiner Gefangs-
ſen Oury in London; fie veröffent⸗ nummern; B. nahm fich die Borwürfe zu
Havierfompofitionen. Derzen und bot 1831 mit »Norma« (Mai:
PHaver, Bincenzo, geboren um and) etwas forgfältigere Arbeit, und die
u Benedia, Schüler von. Gabrieli Dper machte, beſonders mit der Mali:
in Nachfolger als Organift der bran in ber Titelrolle, Furore. Minder
Orgel der Markuskirche (1556), reüffierte »Beatrice di Tenda«. 1833
1588 geftorben zu fein, da 30. fiebelte B. definitiv nach Paris über, wo
3. Giufeppe Guarni fein Nach— er, wenn auch nur für furze Zeit, reiche
rbe. B. war ein renommierter Lorbeeren fand; denn nur noch eine Oper
nit von Madrigalen, deren meh: war ihm ey Schreiben, die » Bu:
ücher (1567— 75) fowie einzelne in ritanere, welche 1834 am Theätre italien
werfen erhalten find, gegeben wurde. Das allgemeine Bedauern
90 Bellmann — Benda.

über feinen frübzeitigen Tod äußerte fich ichender Wlufifant, wobei er fid zum
in zahlreichen Nachrufen u. Denfjchriften. iolinvirtuojen entwidelte, fo daß er cl
elmann, Karl Gottfried, geb. 11. in Warſchau und 1732 zu Berlin augeſtel
Aug. 1760 zu Schellenberg (Sadjien), geſt. wurde; 1771 wurde er Föniglicher Ronzerke
1816 als Inſtrumentenmacher in Dres: meifter. An feinem Spiel wurde bejom
den; baute feiner Zeit jehr renommierte ders jeelenvoller Vortrag gerühmt. F
Klaviere, war auch ein Birtuofe auf dem bildete viele Schüler. —
agott. er nur wenige Violinſoli und ein 7
elloli, 1) Luigi, geb. 2. Febr. 1770 tenfolo; nach feinem Tod erfchienen Et
zu Gaftelfranco (Bologna), geſt. 17. Nov. ben ac. — 2) Johann, Bruder dei ve
1817; Virtuofe auf dem Waldhorn und rigen, geb. 1713 zu Altbenatef, geft. 17%
1812 Lehrer dieſes Inſtruments am als Kammermufifer in Potsdam; ei
Mailänder Konjervatorium, jchrieb meh— tüchtiger Geiger, hinterließ drei Biolin®
rere Opern und hinterließ eine Horn: fonzerte in Manuffript. — 3) Grorg
ſchule — 2) A 90 ino, geboren zu Bo— > 1721 zu Jungbunzlau (vielleicht em
logna, gleihfalld Hormvirtuofe, hat meh: etter der vorigen), get 6. Nov. 17H
rere Stubdienwerfe für Horn herausge— in Köftriß; wurde 1748 Rapellmeiitera
geben, auch vier Opern 1816—23 in Gotha und vom Herzog zu höherer Aus:
Mailand aufgeführt. bildung nach Italien geſchickt, erregte vom
Belloni, 1) Giufeppe, Kirchenkom— 1774 an Auff On durch jeine Melodrame
ponift, geboren zu Lodi, - en fünfs (»Ariadnıe auf Narose, die er 1781 aud
jftimmige Meſſen (1603), fünfftimmige in Paris, jedoch ohne Erfolg, zur Ax
Pjalmen (1605), ſechsſtimmige Mefien führung brachte; »Mebea«, »Almanſor⸗
und Motetten (1606). —2) Bietro, aus und »Nadine«). Weil er ſich zurüdgeiek
Mailand, Gefanglebrer am Conservato- glaubte, nahm er 1778 jeinen Abſchich
rio di Sant’ Onofrio zu Neapel, fpäter lebte darauf zu Hamburg, Wien u. a.
in Baris, fchrieb daͤſelbſt mehrere Ballette und zog fich nach Georgenthal bei ur
——— und gab eine Geſangſchule fpäter, ganz losgeſagt von ber Mufif, na
eraus (1822). öftrig — Seine Kompoſitionen find
Bemetzrieder, Muſiktheoretiker, geb. fehr zah reich, beſonders die in Manuffripl
1743 im Elſaß, trat in den Benediftiner: gebliebenen, welche die ur Biblie⸗
orden, verlich ihn aber bald wieder u. ging thek in Berlin aufbewahrt (Kirchenfantas
nad Paris, wo fi) Diderot feiner annahm, ten, Meſſen ꝛc.). Er jchrieb 14 Bühnen
ohne ihn jedoch zu etwas bringen zu kön— werfe (Opern und Melodramen). — 9
nen ;feine Spur verliert ſich 1816 in on: Joſeph, der jüngfteBruder und Schüler
don. B. bat mehrere theoretifhe Schrif: von Franz B., geb. 7. März 1724 zu Alte
ten herausgegeben: »Legonsde clavecin benatef, wurde Feines Bruders Nachfolger
et —— es d’harmonie« (1771, engl als Konzertmeifter und ftarb, feit 179:
1778); »Trait& de musique, concernant penfioniert, 22. Febr. 1804 in Berlin. —
les tons, les harmonies etc.« —678 — jriebrig Wild. Heinr., geb. 15. Juli
»Nouvel essai sur l’harmonie« (1779); 1 u Potsdam, geft. 19. Juni 1814
»New guide to singing« (1787); »Ge- dafelbh, ältefter Sohn von Franz ®.;
neral instruction of music« (1790); 1765—1810 föniglicher Rommermukte
»A complete treatise of music« (1800) tüchtiger Geiger, Plavier: und Orgelfpie
und —— kleinere, auch einige nicht: ler, fomponierte Opern, KRantaten und
muſikaliſche philoſophiſche Schriften. Snitrumentalfahen. — 6) Friedrid
mol (franz.), f. dv. w. b (Erniebri- — von GeorgB. — 1746
gungäzeichen); E bemol = eb (es) ıc. u Gotha, geit. 27. März 17 IR
enda, 1) Franz, geb. 25 Nov. 1709 pernfapellmeifter in Hamburg, fpäter
zu Altbenatet (Böhmen), geft. 7. März Kammervirtuofe zu Schwerin, zulept Kon:
1786 in Potsdam; war Ehorfnabe an der — in el: fomponierte
Nitolausfirche zu Brag, ſodann herum— iolinfonzerte und Opern. — 7) Karl
Bendel — Benedictus Appenzelders. 91
Serm. r.,jüngfter Sohnvon FranzB., nerthor-Theater zu Wien, 1825 am San
graka leugnen, landjährı er Garlo-Theater in Neapel, wo er feine erfte
fter der königl. Opernfapelle, Oper: »Giacinta ed Ernesto«e, zur Auf⸗
—— einige Kammermuſikwerke. ig brachte; 1830 fotgte in Stutt-
endel, Franz, geb. 23. 2. 1833 art »I Portoghesi in Goa«. Beibe
zu Schönlinde bei Rumburg, geft. 3.Juli pern hatten wenig Erfolg. 1835 wandte
1874 zu Berlin, Schüler von Prokſch in er fi von Neapel nad Paris und noch
Prag und Lijzt in Weimar, war eine in denifelben Jahr nach London. Seitdem
Seitlang Lehrer an Kullaks Afabemie in ift er vollſtändig afflimatifierter Englän-
Berlin; vorzügliher Pianiſt, kompo— der, von dem bie wenigften wifjen, daß er
nierte gefällige Klavierjtüde des bejjern ein geborner Deuticher if. 1836 ala
Rapellmeifter der Opera buffa im Lyceum
Bendeler,Johann
3 hann Phili ilipp, geb. b brachte er ein Feines Werf: »Un anno ed
1660 zu Riethnordhauſen bei Erfurt, geſt. un giorno«, ferner 1839 als Rapellmeifter
1708al3 Kantor in Quedlinburg; ſchrieb: am Drury LanesTheater unter Bunn feine
»Melopoeia practica« (1686); »Aera- erite englifche Oper »The gypsy’s warn-
rium melopoeticum« (1688); »Organo- inge (»Der Zigeunerin Weisfagunge),
poeia« (16%; neu aufgelegt 1739 als weicher »Die Bräute von Venedig« und
»Orgelbaufunft«); »Directorium musi- »Die Kreuzfahrer« folgten. 1850 ging er
eaum« (1706); »Collegium musicum de mit Jenny Lind nach Amerika, wurde bald
eompositione« (Manuffript, citiert in nach feiner Rückkehr Kapellmeifter von
Mautheſons »Ehrenpfortee). Wapleſons Opernunternehmen (in Her
Bender, Balentin, geb. 19. Sept. Majeſty's Theatre, ſpäter in Orury Lane),
1801 zu Bechtheim bei Worms, geft. 14. wo er unter anderm Webers »Oberon« mit
April 1873 als Mufifdireftor des Fönig- zugefügten Recitativen aufführte; auch die
lichen ſes und der Guiden (Garde) Direktion der »populären Montagsfon-
inBrũſſel; war vorher niederländiſcher zerte« übernahm er 1859, dirigierte meh⸗
Niitärmufilmeifter und dann Dirigent rere Mufiffejte zuNorwich, wurde Rapell-
der »Harmonie« zu Antwerpen, welche meifter des Govent Garden und war
Stellung er feinem Bruder überließ, wurde 1876—80 Dirigent ber Philbarmonifchen
darauf al3 Klarinettenvirtuofe bedeutend Geſellſchaft in Liverpool. An Anerfen:
und fomponierte mehrere je fein In⸗ nung feiner Berdienfte hat es nicht gefehlt,
frument fowie für Militärmufit. — unter anderm wurde er 1871 zum Ritter
Sein Bruder Jakob, geb. 1738 zu ernannt und ift mit vielen auslänbdifchen
eim, erſt nieberländifcher Militär- Drden deforiert. Bon feinen Kompoſitio⸗
ifter, geftorben als Dirigent ber nen find mit Auszeihnung zu nennen:
»Harmonie« zu Antwerpen, war ein gu⸗ die Oper »Lilli of Killarney« (186 )
ter Klarinettenfpieler, fomponierte haupt⸗ die Rantaten »Undine« (1860 Norwid),
(ählih für Militärmufik. »Richard Löwenherze (1863 bafelbit),
Bendl, Karl, geb. 16. April 1838 zu »St. Gäcilia« (1866 dafelbft), »St. Bes
Prag, 1864 Opernlapellmeifter in Brüf: ter« (1870 gg ei zwei Sym⸗
id, ordireftor an der Deutjchen phonten— im Kriſtallpalaſt).
Oper zu Amſterdam, feit 1866 wieder in Benedictus (lat., »gebenedeit«), ein
Prag als Dirigent eined Männergejang- Teil des Sanctus, f. Meile.
vereins, fchrieb tfchechifche Nationalopern Benedictuß Appenzelderß (B. von
(»Lejla«), Lieber, Chorwerte ꝛc. Appenzell), Kontrapunftift des 16.
Bene, ben (itaf.), gut. Yahrh., Knabenmeiſter des Föniglichen
Benedict, Julius, geb.24. Dez. 1804 Kapellhors zu Brüffel 153955, nicht
u Stuttgart (Sohn eines jüdischen Ban- abge ki mit Benebift Ducis, lei:
fiers), Shüker von Abeille, Hummel er aber nicht von ihm zu unterfcheiden,
(Beimar 1819) und 8. M. v. Weber ba viele Kompofitionen nur mit »Benes
(1820), 1823 Kapellmeifter am Kärnt- dict« bezeichnet find, die fich in den Sam:
T——
92 Benediktiner — Bennett.
melwerken von Chanſons, Motetten ꝛc. (1643 — 45) in Wien als Hofmufitus
1540—69 vorfinden. eines Erzherzogs. B.war ein hervorragen⸗
Benediktiner. Der Orden der B. * der Kontrapunktift, feine Werke (Meſſen
ſich um die Muſik, ihre Theorie und ihre ee: 16 und 24 Stimmen, ——— |
Geſchichte außerordentlich verdient ge— otetten, Pfalmen zc.) Tiegen Ma:. |
macht, beſonders im Mittelalter, wo ja die nuffripte in römifchen Bibliotheken. Eine |
B.⸗Klöſter die Hauptſtätten wiſſenſchaft⸗ 4öftimmige, zwölfchörige Meſſe wurde |
licher Studien waren. Anfangend mit 1650 zu Santa Maria jopra Minerva in |
dem Papſt Gregor d. Gr., ſind beinahe Rom aufgeführt.
alle die Männer, welche die Muſikge— Benincori, Angelo Ma Een
ſchichte des Mittelalters mit Auszeich— 28. März 1779 zu Brescia, feit 1803 in
nung zu nennen bat, Benediktinermoͤnche Baris, wo er 30. Dez. 1821 jtarb; Violin-
gewefen: Aurelianus Neomenfis, Remi virtuofe und Komponijt, veröffentlichte |
d’Aurerre, Regino von Prüm, Notfer Streichquartette und Klaviertrioß. Seine |
Balbulus, Hugbald von St. Amand, Ddo Kirhenfompofitionen blieben Manu:
von Clugny, Guido von ey Berno jfript. Er war Komponijt der letzten drei
von Reichenau, Hermannus Contractug, Afte der Dper »Alabin oder die Wunder:
Wilhelm von Hirfhau, Aribo Scholaftis lampee (zwei Afte von Nicold Zjouard), |
cus, Bernhard von Clairvaux, Eberhard die 1822 in Paris Furore machte.
von Freiſing, Adam von Fulda ꝛc. Bon Bennett, 1) William Sterndale, geb. |
Neuern feien beſonders hervorgehoben der 13. April 1816 zu Sheffield, geft. 1. (ehr.
Fürft: Abt Martin Gerbert von St. Bla: 1875 in London; aus einer Muſiler—
en (gel 1793), Dom Beboß de Eelleg, und Organijtenfamilie ftammend, wurd
Jumilhac, Schubiger. Eine idewichtige mit acht Jahren Ehorfnabe der Kapelle
Duelle für bie mittelalterlide Muſik— der Föniglichen Eolleges zu Sambridge, wo
efchichte find auch des Benediktiners Ma- er fich jo auszeichnete, daß er 1826 in
Billon »Annales ordinis 8. Benedicti« die Royal academy of music zu London
(1703 — 39, 6 Bbe.). aufgenommen wurde (Schüler von Lucas,
Benelli, 1) Alemanno, Pfeudbonym Groth, W. H. Holmes und €. Potter).
von Bottrigari (fd). —2)Antonio 1833 fpielte er in dem öffentlichen Prü:
Peregrino, geb. 5. Sept. 1771 zu Forli fungsfonzert der Afademie ein eignes
(Romagna), geft. 16. Aug. 1830 in Bör- Klavierfonzert in D moll in Gegamvart
nichau im fächfifchen Erzgebirge, wohin Menbelsiobng, der ihn ſehr aufmuunterte;
er fich feit 1829 zurüdgezogen; war zuerjt das Werk wurde von der Akademie ber:
al3 Tenorift am San Carlo-Theater in ausgegeben. 1837 ging B., unterftügt
Neapel, 1801—22 in Dresden, jpäter als durch den Verleger Broadbwood auf ein
Gefanglehrer an der königlichen Theater: Jahr nach Leipzig, wo er zu Mendelsſohn
gefangichule zu Berlin tätig: gab eine und Schumann in ein freundfchaftliches
Geſanglehre (1819), Solfeggien fowie Verhältnis trat; ein zweiter Aufenthalt
Kirchenfompofitionen, einige Kammer: in Leipzig folgte 1841— 42. Wenn aud
mufifwerfe ıc. herauß. der Einfluß Mendelsſohns auf Bennettö
Benefh (Benes), Joſeph, geb. 11. Stil nicht geleugnet werden kann, jo mu
San. 179 gu Batelov (Mähren), Violin- doch anderſeits zugegeben werben, daß
virtuofe, Orcheftergeiger in Preßbur feine natürliche Beanlagung Verwandte
fpäter auf Konzertreiſen in Stalien, 18 mit Mendelsjohn hatte. B. begründet:
Konzertmeifter in Laibach, 1832 Mitglied 1849 die Londoner Bach Society, welche
ber Hoffapelle zu Wien; bat Biolinfom- unter anderm 1854 die Matthäuspai-
pofitionen herausgegeben. fion —528 1856 wurde er zum Ra:
Benevoli, Orazio, geb. 1602 zu pellmeijter der Philharmoniſchen Geſell⸗
Rom, get. 17. Juni 1672; war Rapell: ſchaft erwählt, * aber dieſe Stellung
meifter an verichiedenen römifchen Kir-auf, als er 1866 Direktor der Akademie
chen, zulegt (1646) am Vatikan, vorher wurde. 1856 ward ihm die Mufifpre-
Benoiſt — Berceuse. 93
fefiur der Univerfität Cambridge über- »L’&cole de musique flamande et son
tragen, welcher fich bald bie Verleihung avenir«. 1861 ging er nad) Paris, um
derDoftorwürbe anſchloß (1867 »Master eine Oper: »Erlfönige, zur Aufführung
of arts«, 1870 zu Drforb Ehrenboftor). zu bringen, bie vom Theätre Iyrique
1871 wurde er in den Ritterftand erhoben. zwar angenommen, aber nicht infzeniert
Seine Hauptwerfe find: vier Klavier- wurde; während der Zeit de Warteng
torgerte, vier Duvertüren (»Najabene«, dirigierte er die Bouffes- PBarifieng. Nach
Waldnymphe«, »Parifinae, » Paradies Brüffel zurüdgefehrt, führte er daſelbſt
und Perie), G moll-Sumphonie, bie eine folenne Meffe auf, welche einen großen
Kantate »Maitönigine, »Das Weib von Eindrud machte und für B. große ef
Samariae(Dratorium), Mufifzu>Njare«, nungen wedte B. iſt mit Leib und Seele
Sonaten, Kapricen, Rondos u. a. für Bläme, d. h. Germane, und wirft im
Bianoforte, Lieber, eine Gellofonate, ein Sinn des innigften geiftigen Anſchluſſes
Trio ıc. Die Engländer fehen in B. den an Deutichland in feiner Stellung als
Begründer einersenglifchen Schules; ohne Direktor des Konfervatoriumd zu Ant:
Zweifel ift er einer der bebeutendften Mu⸗ werpen, bie er feit 1867 innehat. Die
fifer, die England bervorgebradt hat. — wichtigiten Kompofitionen Benoit find
2) Theodore, f. Ritter 3). außer den genannten: —— 3),
Benoift (ipr. bönse), Francois, geb. Requiem (isch),Klavierkonzert, Flöten:
10. Sept. 1794 zu Nantes, — im konzert, »Lucifer«, vlämifches Dratorium
Mai 1878; 1811 Schüler des Pariſer 1866); »Iſa«, vlämifche Oper; »Die
Konſetvatoriums, 1815—19 Penfionär cheldee, vlämifches Oratorium; »Die
endgr ran a be ftreitende, Teidendbe und triumphierende
nah der Rüdfehr aus Italien erfter für Kirchee,religiöfes Drama für Solt,Chöre,
niglicher —— und bald darauf Drgel, Eelli, Bäffe, Trompeten und Po—
brofeſſor des Orgelſpiels am Konſerva⸗ faunen; »DeOorlog« (»Der Kriege, Kan⸗
torium, 1840 erfter Chef du chant an ber tate); »Die Schnitter«, Chorfyniphonie,
Großen Oper, feit 1872 penfioniert. Seine Mufıt zu »Charlotte Cordaye ıc.
Orgelmerfe erjchienen gefammelt als »Bi- Berardi, Angelo, Kirchenkapellmeis
hliothöque de l’organiste« (12 Hefte); fter Ju Viterbo, ſpäter zuSpoleto (1681),
außerdem fchrieb er: eine breiftimmige 1687 Kanonikus zu Viterbo und 1693
Mefie mit Orgel ad libitum, die Opern Kapellmeiſter der Baſilika Santa Maria
»Löonore et Felixe (1821, gebrudt), in Traßtevere, war ein hervorragender
»L’apparitione (1848) und die Ballette Theoretifer (»Ragionamenti musicali«,
»La Gipsy« (1839, mit Marliani und N. 1681; »Documenti armonici«, 1687;
Xbomas), »Le diable amoureux« (1840, »Miscellanea musicale«, 1689; > Arcanı
mit Reber), »Nisidas(»Die Amazonender musicalie, 1690; »Il perche musicale
Merene, 1840) u. »Päquerette« (1851). ovvero staffetta armonica«, 1693). Von
(ipr. bönoa), Peter Leonard feinen Kompofitionen find erhalten: eine
Leopold, geb. 17. Aug. 1834 zu Harlebefe fünfſtimmige Totenmeſſe (1663), zwei—
(Flandern), 1851—55 Schüler des Brüf: bis vierſtimmige Motetten (1665), Pſal⸗
(der Konfervatoriums, ſchrieb Mufiten men (1675), Offertorien (1680) 2.
zu mehreren vlämischen Melodramen fo= Berbiguier (ipr. · bighjeh), Benoit
wie eine kleine Dper für das Parktheater, Tranquille, geb. 21. Dez. 1782 zu Ca⸗
wurde 1856 Rapellmeifter dieſes Theaters berouffe —— geſt. 20. Jan. 1838;
md errang 1857 mit der Kantate »Die vortrefflicher Flötiſt, Schüler von Wun—
Ttumg Abels« den großen Staatspreis derlich am Pariſer Konſervatorium, 1813
(Prix de Rome). Daß ftaatliche Stipen- bis 1815 Soldat, ſeitdem privatifierend
dium benutzte er zu umfaſſenden Studien- ala Komponiſt, ſchrieb eine ftattliche Reihe
räfen in Deutfchland (Leipzig, Dresden, von Werfen für * (10 Konzerte, 7
en, Berlin), von wo aus er an bie Hefte Sonaten ꝛc.).
Mademie zu Brüffel eine Schrift fandte: erceuse (frz ſpt.vohſ) Wiegenlied.
94 Berchem — Berger.
Berchem (Besen); Jachet be wo er fih, Violinſchüler von Fränzl im
(Jaquet, Jacquet, Giachetto di Mantova), Mannheim, danach (1806-1807) Schü:
einer der berühmteften Kontrapunftiften ler des Barifer Konfervatoriums, 1808!
des 16. Jabrh., um 1535—65 beim Her: als Klavierlehrer niedergelafien hatte. Er
09 von Mantua angeftellt, war wahr: fchrieb Klavierwerfe (3 Konzerte, Somas'
Ieintig gebürtig aus Berchem bei Ant: ten, Variationen, 10 Klaviertrios 2c., au
werpen. Die Zahl feiner auf uns gekom⸗ Vierhändiges), 4 Streichquartette ac. ſe
menen Werke ift eine große (1532—67): wie »Ideen zu einer rationellen Lehrme⸗
Meſſen, Motetten, Madrigale. Bol. Buus. thode der Mufif mit Anwendung auf bad
Berend, Hermann, geb. 1826 zu Klavierjpiele in G. Webers »Eäcilin«
— geſt. 9. Mai 1880 in Stock⸗ Bd. 5) undeinen»Apercuhistoriquesur
olm; Sohn des als Flötift und Komponift &tat de la musique A —— —
für Flöte befannt gewordenen Militär: dant les 50 dernieres ann6es« ( }.
mufifdireftord Karl B. (geb. 1801, geit. Bergamasca (Bergamasfer:
1857) zu Hamburg, zuerjt Schüler feines tanz), alter ital. Tanz (von Bergamo);
Baters, dann Reif —*— in Dresden, lebte ett! fragt im »Sonmernadhtätraum« ben
nach einer Kunſtreiſe mit der Alboni erzog, ob er einen bergamasfifchen Targ
einige Zeit in feiner Vaterſtadt, ging 1847 uf 2. wünfche; der an war alfo offen-
nad) Stodholm, wo er ſich um das Mufif- chon im 16. Jahrh. in England be-
leben durd Einrichtung von Kammer: annt.
mufifen 2c. verdient machte, wurde 1849 Berger, Ludwig, geb. 18. April 1777
Mufikdireftor zu Orebro, 1860 Kapell⸗ zu Berlin ala Som eined Architekten,
meifter am Minbdretbeater in Stodholnt, geil 16. Febr. 1839 daſelbſt; wuchs in
jpäter —— Kompoſitions⸗ emplin und Frankfurt a. O. auf, ftu:
lehrer an der Afademie, zum Profeſſor bierte 1799 zu Berlin mit J. A. Gürrlic
ernannt und ordentliches Mitglied ber Harmonie und Kontrapunft, reifte 1801
Akademie. B. fomponierte ein griechifches nach Dresden, um %. ©. Naumannd
Drama »Kodrose, eine Dper »Violetta«, Schüler zu werden, fand denfelben aber
fowie drei Operetten: »Ein Sommer: foeben gejtorben. Seinem Andenfen wib-
nachtstraum«, »Lully und Quinault« und mete er eine Trauerfantate. 1804 ging
»Riccardo«, die ſämtlich mit Beifall auf: er mit M. Glementi, den er in Berlin
genommen wurben, auch einige wohlges fennen gelernt hatte, als beffen Schüler
Iungene Klavier: und RKammermufifwerfe. nad St. Petersburg, befreundete fich dort
Berg, 1) Adam, berühmter Mufita- mit U. Klengel und fand neben feinem
liendruder zu Münden von 1540-99; Lehrer auch in Gteibelt und Field vor:
eine Hauptleiftung feiner außerordentlich treffliche Vorbilder. Nachdem er in Et.
produftiven Thätigfeit ift die Herjtellung age nach kurzem ehelichen Gtlüd
des auf Koften der herzoglichen Schatulle mit der Sängerin Wilhelmine Karges
herausgegebenen großen Sammelwerks Frau und Kind zugleich verloren hatte,
»Patrocinium musicum« (10 Bde.), dei: ging er 1812 nad) Stodholm und von da
fen fünf erfte Bände ausſchließlich Werke RNClementi nad) London, wo er auch 3.
von Orlandus Lafjus enthalten. — 2) . Gramer kennen lernte. 1815 fehrte er
SEA Kiel von, ebenfall® ein berühmter nad Berlin zurüd und wirkte daſelbſt
ufifdruder, geboren zu Gent, Tieß fi num bis zu feinem Tod als höchverehrter
in Nürnberg nieder, wo er ſich um 15 Lehrer einer Reihe ausgezeichneter Schüler
mit Ulrich Neuber affociierte; er nannte endelsjohn, Taubert, denfelt, Yarıny
fich auf ben Büchertiteln immer Johannes enfel, H. Küjter 2c.). B. gab viele vor:
Montanus Da fi Neuber 1556 mit treffliche Klavierwerfe fowie Lieder, Män-
Gerlach ajlociierte, jo fcheint B. um bicfe nerquartette, Kantaten 2c. heraus, 1819
Zeit geftorben zufein. 3) RonrabMat- ründete er mitB. Klein, G. Reichardtund
bias, geb. 27. April 1785 zu Kolmar einem fpätern Biograpben 2, Rellftab
Elſaß), geft. 13. Dez. 1852 in Straßburg, die jüngere Liedertafel.
Berggreen — Berlioz. 95
Berggreen, Andrea Beter, geb. Fan Tiby zu Löwen. Als er 1821
2. März 1801 zu Kopenhagen, flubierte vor Viotti fpielte, war er fchon ein felb-
erſt Rechtswiſſenſchaft, ging dann zur ftändiger Künftler, trat zwar einige Zeit
Muſik über und wurde 1838 Organiſt der in da8 Konfervatorium ein als Schüler
Trinitatisfirche und 1843 Kapellmeiſter Baillots, doch nur um einzufehen, daß bie=
der Metropolitanfirhe in Kopenhagen. fer feine Individualität beeinträchtigen
B. edierte Klavierfachen, Lieder, befonders würde. Sein erſtes Auftreten in Paris
ſolche mit ſchwediſchen und däniſchen Ter: gewann ihm das Feld, und er fonnte nun
ten, auch 1854 eine Zeitlang eine Mufil- gig eine erfolgreihe Konzertreife nach
zeitung: »Heimdale«. e and machen. Nach feiner — zu⸗
Berghem, j. Berchem. rückgekehrt, wurde er zum erſten Solo—
Bergkreyen(Bergreihen),urfprüng- violiniſten des Königs der Niederlande
lich weltliche Lieber und zwar, wie ber ernannt mit einem Gehalt von 2000 FI.
Name andeutet, Tanzlieder, zu denen aber Die Revolution 1830 ſchnitt diefe Ein:
in ber Reformationdzeit geiftliche Terte nahmequelle ab, und B. war genötigt,
aedichtet wurden. Es erfchienen Samm⸗ wieder zu reifen, biegmal mit Frau Gar⸗
lungen weltlicher und er DB. (aber cia-Malibran, mit der er ſich vermählte,
ohne die Melodien) 1531, 1533, 1537 u. und beren Gefang vielleicht noch von Ein⸗
1547. Der Name Berg reihen fommtmwohl fluß wurde auf feine Art der Tongebung.
daher, weil dieſe Lieder,wieaus dem Titel Sie gab ihm 1833 einen Sohn, ftarb
des 3. Teils von Daubmanns B. (1547) aber ſchon 1836. Mehrere Jahre we,
orzugehen ſcheint, aus dem Erzgebirge trat B. nicht Öffentlich auf, erft 184
ammten: »Epliche ſchöne Bergreyen vom machte er wieder eine Kunjtreife nach
Schneeberg, Annaberg, Marienberg, rei Deutjchland. 1843 wurde er zum Pro=
berg und St. Joachimsthal«. fejjor de3 Violinſpiels zuBrüſſel ernannt,
Bergongi, Carlo, vorzüglicher Geis: mußte aber 1852, völlig erblindet und
genbauer zu Gremona um 1716 —55, obendrein am linfen Arm gelähmt, in den
A. Stradivaris bebeutendfter Schüler. Nubeftand treten. Geine ——
Minder bedeutend waren fein Sohn Mi: ſind: ſieben Zr Tg ne Biolin-
chelangelo und feine beiden Enkel Niccold ſchule in 3 Teilen (1858), mehrere So—
und Garlo B. naten, Bariationenwerfe und viele Etüden
Bergreiben, |. Bergtreyen. für Violine jowie einige Triog.
Bergt, ChriſtianGottlobAuguſt, Berlijn (ipr. dein), Anton, geb. 2.
eb. 17. Zumi 1772 zu Oderan bei Frei⸗ Mai 1817 zu Amfterdam, geft. 16. Jan.
erg, von 1802 bis zu feinem Tod En 1870; Schüler von Ludwig Erf, war
sebr. 1837) Organift in Baugen, zugleich Mufifdirektor in Amfterdam, fomponierte
Seminarmufiflehrer und Dirigent des Dpern, Dratorien, Symphonien 2c. und
Singvereind. B. bat ein Paffionzora- vieled Kleinere, it aber über Holland
torium, Tedeum, Rantaten und andre hinaus wenig befannt geworben.
Kirhenfachen fowie Syumphonien, Quar⸗ Berlin, Joh. Daniel, geb. 1710 zu
tette, Trios, Klaviervariationen, mehrere Memel, ging 1730 nad) Kopenhagen und
Opern, Ductte, Balladen und Fleinere 1737 ala Organift nad; Drontheim (Nor⸗
Lieder gefchrieben, wovon vieles heraus: wegen), wo er 1775 ftarb, gab eine Ele=
gekommen ift. mentarmufiffehre heraus (1742) fowie
Beriot (pr. berio), Charles Au— TE age
auftede, — chneter VBiolinvirtiofe, |(
geb. 20. Febr. 1802 zu Löwen, geſt. 8. April Berlin te. berljöhe), Hector, geb.
1870 in Brüſſel; verbanfte, ohne einen 11. Dez. 1803 zu Eöte St. Andre (fere),
namhaften eigentlichen Lehrer gehabt zu geft. 9. März 1869 in Paris; Sohn
baben, feine Virtuofität glüdlicher An— eines Arztes und felbft zur Medi in
lage, andauernden Fleiß und folider Bor: beftimmt, ging er gegen den Willen der
bildung durch feinen Bormund, den Mu— Eltern von der Univerfität zum Kon:
96 Bermudo — Bernabet.
ervatorium über und mußte, ba ber tute überbieten fich im Berlioz-Rultus. An
ater ihm jede Unterftügung verfaate, dem Befeitigen fo manchen Borurteils bat
fih als Choriſt am Theater des Gymnaſe B. wader mitgeholfen, fein größtes Ber
dramatique feinen Unterhalt verdienen. dient ift aber die Bereicherung der Orche⸗
Das Ronfervatorium verlieh er bald wie- fterinftrumentation um neue Effekte wie”
der, weil ihm das trodne Regelmwefen umganzneue Geſichtspunkte. Sein »Lebt⸗
ber foliden Lehre nicht zufagte, und lich buch der Anftrumentatione (deutjch vom
nun feiner Phantaſie völlig die Zügel Dörffel, 1864) fteht trog mander neuen‘
hießen. Eine Meſſe mit Orchefter, zuerſt Bere noch immer obenan, und feiner
aufgeführt in ber Rochuskirche, die Ou— Werke find die reichſten lebendigen Beiſpiel⸗
vertüren: »Maverleye, »Die Kemrichter« ſammlungen dazu. Außer den obengenann⸗
und bie phantaflifäe Symphonie »Epi- ten find noch beſonders hervorzuheben: das
sode de la vie d’un artiste« waren großartige »Requieme (für bie Beiſetzung
bereit3 gejchrieben und dem Publikum des Generals Damremont im Invaliden⸗
vorgeführt, als B. 1830 mit der Kantate dom 1837), »Harold in Stalien« (Sumsr
»Sardanapale« den Römerpreis errang; phonie), »Romeo und Julic« (Syumpbo=“
er war, um * bewerben zu können, wie⸗ nie mit Soli und Ehören), das dreichö-
der ins Konſervatorium eingetreten und tige »Tedeume mit Orcheiter und Orgel,
Schüler Leſueurs geworden. Während die Opern »Benvenuto Gellinie, »Bea=
des Studienaufenthalts in Italien ent—⸗ trice und Benedift«e, »Die Eroberung‘
ſtanden: die Ouvertüre zu »König Lear« Trojas«, »Die Trojaner in Karthago«,
und die ———— Dichtung mit Ge— die dramatiſche zur »Fauſts Wer:
fang »Lelio« oder »Retour à la vie«, dammnis«, die bibliſche Trilogie »Die
Pendant zur »Symphonie fantasti- Kindheit Ehriftie (1. der Traum des He
que«. Zugleich bethätigte ſich B. als geijt- roded, 2. die Flucht aus Agypten, 3. bie
reiher Schriftjteller durch mufifalijche Ankunft zu Sais), die große ⸗Trauer⸗ und
Teuilletond im »Gorrefpondante, ber Triumphſymphonie« für große Blas—
»Revue europeenne«, dem »Courrier be orchefter (Streihordeiter und Chöre ad
l'Europe⸗, »Xournal des Debatde und libitum), »Der 5. Mai«, zur Feier vom
feit 1834 in der neugegründeten »Ga- Napoleons Todestag (Baß, Chöre und
zette musicale de Paris«, fo durch Wort Orcheſter), »Römifcher Karneval · ¶Duver⸗
und That verfuchend, eine neue Stilgat: türe) ꝛc. Dazu kommen bie Schriften: 7
tung einzubürgern, die noch heute viele »Voyage musicale en Allemagne et en
Gegner und Leugner hat, in derHauptfache Italiee (1844, 2 Bbe.), »Soirees d’or-
jebod als berechtigt anerkannt ift: die chestre« (1853), »Grotesquesde la mn-
jogen. Brogrammmufif. In Deutjchland sique«(1862),»A traverschants«(1862)
ſchloß ſich ihm befonders Fr. Lifzt an, feine u.a.; in deutjcher Überfegung von. Bebi
Keen in felbjtändiger Weife fich zu eigen (Gefamtausgabe 1864, 4Bde.). Nady fer:
machend. 1843 beſuchte B. Deutjchland, nem Tod erjchienen »M&moires« (1870),
1845 Hfterreih, 1847 Rußland, in ben welche auch feine Reijebriefe enthalten.
bedeutendften Städten feine Werfe vor: Bermudo, Juan, geboren um 1510
führend und wenn auch oft heftigen bei Aftorga ( ei, verfaßte eine
Widerfpruch, jedenfall überall Iebhaftes Beichreibung muſikaliſcher Inſtrumente
Intereſſe findend. Vergeblich erhoffte er (»Declaracion de instrumentos«), von
eine Anftellung ala Kompofitionslehrer der ein Band erjchien (1545); Manuſtript
am Konfervatorium; nur zum Bibliothe- in der Nationalbibliothef zu Madrid.
far wurde er 1839 ernannt und blieb in Bernabei, 1) Siufeppe Ercole, geb.
diefer Stellung bis zu feinem Tod B. ift 1620 zu Gaprarola (Rirchenftaat), gef.
bei Lebzeiten in Paris nicht durchgedrun⸗ 16% in Münden; Schüler von Benwoli,
gen; erft in neuefter Zeit fängt man an, 1662 — 67 -Rapellmeifter am Lateran,
feine Bedeutung zu begreifen, vielleicht zu dann an der Kirche Sam Luigi de Fram
überfchägen, und die Parifer Konzertiniti- cefi, 1672 Nachfolger Benevolis am
Bernacht — Berner, 97
Beatifan, 1673 Nachfolger Kerls als Hof: Kritiker für die Pariſer Muſikzeitungen:
Fapdimeifter zu Münden. B. gehört als »Mönestrel« und »Revue et Gazette
Fomponift der römischen Schule an. Außer musicale« thätig.
drei in Münden aufgeführten Opern Bernardi, 1) Steffano, Kanonikus
(rieb er hauptfächlich Archenwerke; Meſ⸗ u Salzburg um 1634, gab eine Reihe
(em, Bialmen, Offertorien zu 4—16 Stim- ücher Madrigale, auch Meſſen, Motetten
mıen liegen im Archiv der Bafilifa des und Pfalnıen heraus Gi WÄN
Batifans; gedrudt wurden nur Motet: eine »Lehre vom Kontrapunft« (1634). —
en (1696) und Madrigale (1669, 2 2) Francesco, unter dem Namen Se-
Düder zu 3 und zu 5—6 Stimmen). — nefino weltberühmter Kaſtrat, geb.
2) Giufeppe Antonio, Sohn bed vo- 1680 zu Siena, war zuerjt in Dresden
aaen, geb. 1659 zu Rom, geft. 9. März engagiert, von wo ibn Händel 1720 für
1732; feit 1690 Nachfolger feines Vaters London gewann; 1729 überwarf er fich
13 bayriſcher Hoffapellmeifter. Er bat mit Händel und ging zu Bononcini über.
»ier Opern für München gefchrieben jo» 1739 kehrte er nah Italien zurüd.
vie eine Anzahl Meſſen herausgegeben. Bernardini, Marcello, geboren um
atchi (ipr. natti), Antonio, geb. en Capua (Marcellodi Capua),
6% zu Bologna, geftorben im März fchrieb 1784 — 94 eine große Anzahl
17565 berühmter Raftrat, Schüler von Pi⸗ Opern (meift fomifche) für italienifche
tochi, fang bereits 1716—17 in London, Bühnen, die guten Erfolg hatten, aber
yanac zu Münden und Wien und wurde fchnell vergeffen wurden.
1729 von Händel aufs neue für London Bernascöni, Andrea, geb. 1712 zu
mgagiert (für — als der zur Zeit Marfeille, geit. 24. Jan. 1784 in Mün-
enommierteſte italieniſche Sänger. Er chen, wo er Veit1755 Kapellmeifter war;
zlangte eine beſondere Berühmtheit durch jchrieb zahlreiche Overn für Venedig,
eine abweichende Art der Verzierung feis Wien und befonder8 München; auch eri:
ne# Geſangs. 1736 ging er nad) Bologna ftieren von ihm noch viele Kirchenwerke
xrũd und begründete dort eine Gefang- im Manuffript.
qule. Das Barijer Konjervatorium bes Bernelinus, Mufiffchriftiteller zu Pa:
het einige Oefangsfompofitionen von ri (wahrſcheinlich Benediktinermönch)
m im Manujfript. Die 1834 von Mans um 1000, deſſen Traftat über die Teilung
hädt veröffentlichte ⸗Große Gefangfchule des Monochords (abgedrudt bei Gerbert,
53 8. von Bologna« rührt nicht von B. »Scriptores«, I) eins der wichtigften Do:
ber, fondern bat ſich nur defjen Lehrme— fumente der fränfifchen Notation ift (vg.
hede, ſoweit diefelbe durch Tradition er: Buchſtabentonſchrift); derſelbe jagt von den
balten ift, zum Mufter genommen. Buchſtaben A— G im Sinn unfers beu:
Bernard (ipr. bernde), 1) Emery, tign C—H: »quibus organa nostra
xboren zu Orleans, gab eine Geſangs⸗ notata sunt« (d. h. »mit welchen unjre
methode heraus (1541, 1561, 1570). — mebrftimmigen Kompofitionen notiert
2) Morig, geb. 1794 in Kurland, geit. werden«, oder »mit welchen für die Or:
3. Mai 1871; Schüler von 3. Field und el notiert wird«, oder aber [da8 Wahr:
Hidler in Mosfau, 1816 Kapellmeifter Neinlichfte] »welche auf die Orgeltaften
%s Grafen Potocki, 1822 Muſiklehrer gefchrieben werden«). Vgl. Riemann,
in Petersburg, errichtete bafelbit 1829 Orgelbau im frühern Mittelalter (»AI:
am Muftkalienhandlung, bie zu bober gemeine Mufikalifche Zeitung« 1879, Nr.
Blüte gelangte. Er bat Klavierfachen |4,5, 6)
veröffentlicht, auch eine ruſſiſche Oper Berner, Friedrich Wilhelm, geb.
#iärieben. — 3) Baul, geb. 4. Oft. 16. Mai 1780 zu Breslau, geft. 9. Mai
827 zu Poitierd, geft. 24. Febr. 1879 1827, Drganift der Elifabethfirche, Mu—
ad Brivatlehrer in Paris; Schüler des fiffehrer am Seminar und fpäter Diref:
Phrifer Konſervatoriums, gab viele Kla- tor des föniglichen afademifchen Inſtituts
Virfachen, Lieder zc. heraus und war ala für Kirhenmufif, war ein vorzüglicher
Ruſtl. 7
98 Bernhard — Berr.
Organift (Lehrer von Ernft Köhler und bert, »Script.«, II).
Abd. Heffe) und refpeftabler Romponift (be noch einen Zraftat:
jonders Kirchenfachen ; vieled ungebrudt). musicalibus«e, Eine Monoarapbie üb
Bernhard, Ghriftop b, geb. 1612 zu B. lieferte W.Brambad (1881).
Danzig, geit. 14. Nov. 1692 in Dresden; Bernouilli (ipr. bernuji), Jobann,
Schüler von H. Schüß daſelbſt, wurde 27. Zuli 1667 zu Bafel, geit. 2. 3
vom Kurfürften von Sacjen zu feiner 1747 daſelbſt ala Profefior der Nat
Ausbildung zweimal nah Italien ge wiljenfchaften, und fein Sohn Danie
ſchickt, war dann einige Zeit Kantor zu geb. 9. Febr. 1700 zu Groningen, <
Hamburg und zulegt Schüp’ Nachfolger 17. März 1782 als Profeſſor der Natur
als Kapellmeijter in Dresden. B. war wiſſenſchaften in Bafel, jchrieben wichtig
ein vortrefflicher Kontrapunftift. Ges Abhandlungen über Akuftit.
druckt wurden: »&eiftliche Harmonien« Bernsdorf, Eduard, geb. 25. Miä
Ned und »Prudentia prudentiana« 1825 zu Dejfau, Schüler von Fr. Schnei
Homnen, 1669); fein »Tractatus com- ber bafelbft und A. B.Marr in Perli
ositionise und ein Wert über den Mufiklehrer und Kritiker in Leipzig, a
ontrapunft blieben Manuffript. da3 von J. Schlabebach begonnene »Un
Bernhard von Glairvaur, ber verjallerifon der Tonfunft« (3 Bde, mi
Heilige, geb. 1091 zu Fontaine in Burs Nachtrag 1855—56) zu Ende heraus.
gund, geft. 20. April 1153 ala Abt von Bernuth, Julius von, ausgezei
Glairvaur; ſchrieb: »De correctione an- neter Dirigent und Lehrer, geb. 8. Au
tiphonariie (Brief) und »Prolo in 1830 zu Rees (Rheinprovinz), jtudierte
antiphonarium Cisterciense«. Ein un: die Rechte, genoß daneben aber in Berfiz:
ter feinem Namen befanntes Tonarium Mufifunterricht von Taubert und Dieb
(Tonale, in dialogifcher Form) ift wahr: und ging, nachdem er bereitö zwei Jahre
icheinlich nur unter feiner Autorität ver- Neferendar zu Wefel gewefen, 1854 an
faßt. Alle drei Schriften find abgedrudt das Konfervatorium nach Leipzig. 1867
in einem 1517 zu Leipzig gedrudten Sam: gründete er bort ben Verein» Aufichiwuna«,
melwerf (vgl. ers, iographie uni- 1859 den Dilettanten = Orcheiterperein,
verselle, Art. »Bernarb«') ſowie bei Ger: dirigierte zeitweilig die Euterpe (Made:
bert (»Scriptores«, II), doch nicht in Ma⸗ folger von Langer) fowie Singafademit:
billons Ausgabeder Werke St. Bernhards. (Nachfolger von Rieg) und den Männer⸗
Bernhard der Deutfche, der angebliche gefangverein. 1863 ftudierte er noch im
Erfinder bes Pedals ber Orgeln, der aber London bei Garcia Gefang, leitete aufs‘
wahrſcheinlich dasſelbe nur in Italien neue mehrere Sabre die Euterpefongerte
eingeführt hat, Organiſt an der Markus— in erfolgreichiter Weife und ift jeit 1867
firche zu Venedig 1445—59, beißt nach Direktor der philharmonifchen Konzerte
den Regiftern ber Marfusfirche Bernardo und der Singafademie in Hamburg und
di Steffanino Murer. Nach einer Kon— feit 1876 Direftor eine? ſchnell aufblüben-
jeftur von TFetiß wäre der Erfinder des den Konfervatoriums. Derneuerliche Auf:
Pedals Ludwig van Valbeke, Verfertiger Ihwung des Hamburger Mufiflebens it
von Viellen (Violen) und Rubeben in zum guten Teil Bernuths Verdienft. 1875
Brabant (gebürtin aus Valbefe), re. wurde er zum k. preuß. Brofefjor ernannt.
de Vedelaere (der Fiedler), um 1300. Berr, Friedrich, berühmter Kari:
Berno, Abt des Kloſters Reichenau netten= und Fagottvirtuoſe, geb. 17. April
(daher Augienfis) feit 1008, geit. 7. 1794 zu Mannbeim, geit. 24. Sept. 18,
Juni 1048; ſchrieb außer vielen nicht: zuerſt Militärmufifer in verſchiedenen
mufifalifchen Werfen ein Tonarium mit franzöſiſchen Regimentern, ſodann (1823)
Vorwort (Prologus), ferner: »De varia erſter Klarinettiſt am Theätre italien zu
psalmorum atque cantuum modula- Paris, 1831 Klarinettlehrer am Konier:
tione« und »De consonona tonorum vatorium, 1832 Soloflarinettift der Fi:
diversitate« (fämtlich abgebrudt bei Ger⸗ niglichen Kapelle, 1836 Direktor der mau:
su

Bertelmann — Bertoni. 99
zeſchaffenen Militärmufiffchule. Er gab 1793 Schüler von Glementi in London,
186 heraus: »Trait& complet de la lebte zeitweilig in Paris, Neapel und
darinette & 14 clefs«. wieder in London ald Klavierlebrer, gab
Bertelmann, Jan Georg, geb. 1830 heraus: »Phonological ven for
21. Ian. 1782 zu Amfterdam, geit. 25. acquiring extraordinary facility on all
Ian. 1854; Schüler des blinden Orael: musical instruments as well as in
virtuofen D. Brachthuijzer, hochgeſchätz⸗ singing« jowie früher zu Baris (1812):
ter Lehrer (Stumpff und Hol find jeine »Stigmatographie, ou l’art d’&crire
Schüler) und bemerkenöwerter Kompo: avec des points, suivi de la m&logra-
niſtz es erfchienen von ihm: ein Requiem, phie, ete.« — 3) Henri (ber jüngere),
eine Meſſe, ein Streichquartett, Violin— jüngerer Bruber und Schüler des vori-
und Klavierfompofitionen. Manuffript gen, geb. 28. Okt. 1798 zu London, geſt.
blieben verfchiedene Kantaten, Violinetü- . O8. 1876; fam mit fech8 Jahren nad
den, Klarinettentonzerte, Kontrabaßfon: Paris, wo er, abgefehen von feinen Kon:
serte x. fomwie eine »Harmonielehre«. zertreifen, meijt lebte. 1859 zog er fidh
Bertelömenn, Karl Auguft, Ne auf feine Billa Meylan bei Grenoble
1811 zu Güterdlob, geft. 20. Nov. 1861; zurüd, wo er ftarb. Seine Etüden find
Schüler von Rind in Darmftadt, dann allaemein verbreitete Schulwerfe.
Sefanglehrer am Seminar zu Soeit, zu: Berton (ipr. bertöng), 1) PierreMon:
legt in Amſterdam, wo er aud) 1839 ie tan, geb. 1727 zu Paris, geft. 14. Mai
Zeitung ber neugegrünbeten Eutonia über: 1780 daſelbſt als föniglicher Rapellmeifter
nahm. 1853 dirigierte er das Mufikfeft und Dirigent der Großen Oper; war ein
zu Arnheim. Schrieb Männerdorlieber, vorzüglicher Orchefterchef und bat aroße
auch Klavierlieder u. einzelneKlavierftüde. Berdienfte um die Aufführung der Werke
Berthaume (ipr. bertohm), Zfidore, Glucks. Auch hat er mehrere Opern ge:
acb. 1752 zu Paris, geft. 20. März 1802 ſchrieben und Lullyfche Opern neu arran:
in St. Beteröburg; wurde 1774 erfter Bios giert. — un Montan, Sohn des
Iinift an der Großen Oper, 1783 Dirigent vorigen, geb. 17.Sept.1767 zu Paris, geit.
derConcerts fpiritueld, ging während ber 22. April 1844 daſelbſt; beliebter Opern:
Kevolution auf ——— ward 1793 fomponift, 1795 Harmonieprofeffor an
rzogl. oldenburg. Konzertmeifter auEu: dem neuerrichteten Ronfervatorium, 1807
tin, fpäter Soloviolinijt der kaiſerl. Pri⸗ Kapellmeifter der Opera buffa (Stalie:
vatfapelfe zu Petersburg. B. gab Violin⸗ nifche Oper), 1815 Mitglied der Afademie,
jonaten, auch ein Violinfonzert heraus. 1816 Kompofitionsprofefior am Ronfer:
Berthold, R. Fr. Theodor, geb. 18. vatorinm; außer vielen Opern fchrieb er
Dez. 1815 zu Dresden, Schüler von Fr. auch Oratorien, Rantaten ꝛc., die in ben
Schneider und J. Dtto, lebte 1840—64 Concerts ſpirituels zur Aufführung ge:
in Rußland; in Peterdburg gründete er langten. Sein natürlicher Sohn —
Fan St. Annenverein (für Oratorien). zo is, geb. 3. Mai 1784 zu Paris, geſtorben
1864 wurde er Nachfolger Fr. Schneiders im Juli 1832, 1821—27 Brofeffor ber
als Hoforganift in Dresden. B. ift ein Vokaliſation am Konfervatorium, bat
olidet Romponift (Missa solemnis, Ora⸗ gleichfalls einige Opern Bene.
terium »Petruße, Sympbonien 2c.); er Bertöni, Kerdinando Giufeppe,
(rich: »Die Fabrikation muſikaliſcher geb. 15. Aug. 1725 auf der Inſel Salo bei
—— im Boigtland« (mitM. Für⸗ Venedig, geit. ad 1813 in ——
fan, 1876). ward 1752 erfter Organiſt an der Mar:
„Bertini, 1) Abbate Giufeppe, geb. tuskirche, 1757 zugleich Chormeiſter des
76 zu Palermo, königlicher Kapell: Konſervatoriums de’ Mendicanti, 1784
meifter daſelbſt, gab 1814 heraus: »Di- Nachfolger Galuppis als erjter Kapell-
zionario storico -exitieo degli scrittori meifter an San Marco und zog ſich 1810
di musica« ; er lebte noch 1847.—
2) Be⸗
in Rube nad Defenzano zurüd. B. hat
eitAungufte,geb.d.
Juni 1780 zu yon, viele Kirchenmufifwerfe und 5 Dratorien,
7%
100 Bertrand — Bell.
31 Opern fowie mehrere Kammermufif- Beihnitt, Johanues, geb. 30. April
werfe gefchricben. 1825 zu Bodau in Schlefien, geft. 24
ertrand (ipr. berträng), Jean Gu— Juli 1880 zu Stettin; beſuchte 1842
ftave, geb. 24. Dez. 1834 zu Baugirard das Lehrerfeminar in Breslau und 1844
bei Paris, gelehrter Schriftjteller, Mu: bis 1845 das fönigliche Inftitut für Kir:
fifreferent fowie Feuilletonift verſchie— chenmufit dafelbft. 1 wurde er ala
dener Barifer Zeitungen, gab heraus: Kantor und Lehrer ber Fatholifchen Schule
»Histoire ecclesiastique de —— zu Stettin angeftellt,dirigierte einen Män-
(1859); »Essai sur la musique dans nergefangverein und fchrieb eine große
l’antiquit«; »Les origines de l’har- ur leichter, melodiöfer Männerhör
monie« (1866); »De la reforme des (»Mein Schifflein treibt inmittene, >Djf:
&tudes du chant au Conservatoire« fiane ıc.).
(1871) und »Les nationalit6s musi- Beſekirskij, Waſil Wafilewitich, acb.
cales &tudi6es dans le drame lyrique« 1836 zu Mosfau, bedeutender Biolimmwir:
(1872). " tuofe, ging zu feiner Vervolllommnung
— —— 1858 nach Brüſſel zu Leonard, trat dort
zu Stockhholm, geſt. 1861; war einmufifa- und in Paris mit großem Erfolg auf umd
Lifches Wunderkind, fpielte mit fünf Jah— fehrte 1860 nach Moskau zurüd, wo er
ren öffentlih Violine und brachte mit ihon früher Mitglied des Theaterorche
neun Jahren eine Symphonie zur Auf: fter war. Seitdem hat er viele Konzert:
führung, machte viele Runfireifen, war reifen gemacht, unter andern 1866 nad
längere Zeit Schüler von Abt Vogler, Madrid, 1869 nad Prag ꝛc.; auch Bat
wurde 1 um Rammermufifuß er: er mehreres für Violine herausgegeben
nannt und 1834 Kapellmeifter in Stod- (Konzert 2
bolm. Bon feinen Kompofitionen, bie Besler, Samuel, geb. 15. Dez. 1574
übrigens nicht von großer Bedeutung find, zu Brieg, 1599 Kantor und 1605 Rektor
erjchienen einige ſchon vor 1800. der Heiligengeiftfchule zu Breslau, ſtarb
Berwin, Adolf, geb. 30. März 1847 19. Juli 1625 an ber Peſt. Eine Reibe
zu Schwerfeng bei Poſen, befuchte das firchlicher Kompofitionen aus den Jabren
Gymnaſium in Pojen, hatte Klavier: 14611—58 find erhalten.
unterricht bei Lechner und Violinunter— Befozzi, Louis Defirk, geb. 3. April
richt bei er: ftubdierte bann zu Ber: 1814 zu Verſailles, geit. 11. Nov. 1879
lin bei Ruſt Kontrapunft und in Wien als Mufiflehrer in Paris; einer fehr mu:
bei Defioff Rompofition. B. ift afademi- fifalifchen Familie entjtammenb (mebrere
icher Profeſſor und ordentliches Mitglied Birtuofen auf der Oboe, dem Fagott und
der Afademie der heil. Gäcilie in Rom, der Flöte erzellierten feit 1750 zu Turin,
Oberbibliothefar diefer Afademie und des Parma, Dresden und Paris), Kompofi:
Muſiklyceums und wurde 1879 zum Rit— tionsſchüler von Leſueur am Barifer Kon-
ter ernannt. Gr bearbeitete eine italie: fervatorium, erbielt 1837 den prix de
nifche Überfegung der Lebert: Starffchen Rome und bat befonders Klavierwerke
Klavierfchule, und gegenwärtig arbeitet geichrieben.
er an einer »Gefchichte der Dramatifchen Beſſems, Antoine, geb. 6. April
N in Italien während bes 18. Jahr: 1809 zu Antwerpen, geft. 19. Dft. 1868
hunderts«. dafelbit; war 1826 Schüler von Baillot
Beſard (pr. boͤſahr), Jean Baptiſte, am Barifer Konfervatorium und einige
eboren zu Befangon, Lautenfpieler und Zeit Mitglied des Orcheſters ber Jtalie*
omponift für die Laute, gab heraus: nifchen Oper, ging aber dann auf Kon:
»Thesaurus harmonicus«e (1603, Ar: zertreifen als Violinvirtuofe und feßte fih
rangements für Er »Novus Par- 1852 in Antwerpen fell. B. bat Inſtru⸗
tus« (1617, desgleichen) und »Traite de mentalwerfe, auch einige Kirchenfompe:
luthe, in zweiter Auflage als »Isagoge fitionen gefchrieben.
in artem testudinariam« (1617). Beh, William Thomas, geb. 13.
Bettlerleier — Beyer. 101
Aus 1826 zu Carlisle, hochbedeutender diefem Sinn erflärt am beften irgend ein
— zuerſt 1840 an Pembroke Variationenwerf, 3. B. bad Andante
Chapel in Liverpool, 1847 an ber Blin- von Schubert? A moll- Sonate; bei
denfirche und 1848 Organiit der Phil: diefem wird zuerjt das Thema in rubi-
bermonifchen Gejellichaft, 1852 zu Lon⸗ er Achtelbewegung vorgetragen (Takt
don an ber berühmten Panoptikumorgel — 32), dann folgt bie erfte Variation
und der Martinsfirche, 1854 an Lincoln's in doppelter B., d. h das Thema behält
Inn Ehapel und 1855 an St. George's diefelben Werte, wird aber von Sechzehn-
Hall zu Liverpool; außerdem ijt er noch teln umfpielt (Taft 33—40), und weiter:
Organift der Mufical Society (1868) bin die zweite in vierfacher B. (in Zwei:
und Philharınonic Society (1872) da— —— nach einer wieder ruhi⸗
elbſt. —— Anthems und andern Kir— ger gehaltenen (in Sechzehnteln) dievierte
dentlompoſitionen hat er beſonders Fu— in Zweiundbreißigftels Triolen (As dur)
an, Sonaten und andre Orgel⸗ und und endlich die legte wieder in Sechzehn-
Mavierſtücke, auch zwei Ouvertuͤren her⸗tels Triofen, alles bei gleichbleibendem
ausgegeben.” Seine Hauptwerke find aber:Tempo. — 3) Im melodiſchen Sinn ver:
‘The modern school for the organ« fchiedene Bewegungsarten find das Stei-
(1853) und »The art of organ playing« gen und Fallen der Tonhöhe; zwei Stim-
(1850, Teil 1 u. 2; zwei weitere Teile men haben entweder gleiche B., nämlich
md noch Manuffript). wenn fie parallel miteinander fteigen oder
Bettlerleier, ſ. Drehleier. fallen (motus rectus, Barallelbewe:
Beitleroper, I. Ballad Opera. ung), oder verfchiedene, wenn bie eine
Beh, Franz, geb. 19. März 1835 zu eigt, während die. andre fällt (motus
Mainz, einer der vorzüglichiten Bühnen- contrarius, Gegenbewegung), oder
länger ber Gegenwart (Bariton), 1856 wenn die eine liegen bleibt, während die
bis 1859 an den Bühnen zu Hannover, andre jteigt oder fällt (motus obliquus.
Altenburg, Gera, Bernburg, Köthen und Seitenbewegung).
Roſtock, jeitdem am königlichen Opern: Berfield, William Richard, geb.
baus zu Berlin, wo er zuerft 1859 ala 27. April 1824 zu Norwich, geit. 29. Oft.
Don Carlos in »Ernanie debütierte. B. 1853 in London; war zuerſt Organift zu
ift einer der beften Wagner-Sänger; in Bofton (Lincolmfbire), feit 1848 an der
baireuth 1876 fang er den Wotan. Helenenfirche zu London. 1846 wurde er
Bevin, Elway, 1589 Organift der in Orford zum Baffalaureus und 1849
Kathedrale zu Brijtol, 1605 außerordent: in Sambridge zum Doftor der Muſik er:
liches Mitglied der Chapel Royal, verlor nannt. Er fchrieb ein Oratorium: »Israel
1637 beide Stellungen, weil er ber rö- ristorede, eine Kantate: »Hektors Tode,
miſch⸗ katholiſchen Kirche zugethan war; fowie Orgelfugen und Anthems.
er gab Kirchenmufifen heraus (Ans Beyer, 1) Nob. Samuel, geb. 1669
thems ıc.) und »Brief and short intro- zu Gotha, geft.9. Mai 1744 in Karlsbad;
duetion to the art of music« (1631). 1697 Kantor zu Freiberg i. S., 1722 zu
Bewegungsart, 1) die durch Worte Weißenfels und 1728 wieder als Muſik—
(adagio, allegro) oder Metronombeſtim⸗ bireftorzu Freiberg;gab heraus: »Primae
mung (j. Metronom) vorgefchriebene ab: linese musicae vocalis« (Elementar—
olute Geltung der Notenwerte im ein- efangfchule, 1703) ſowie »Mufifalifcher
Anen Fall, welche eine jo verfchieden- orratb neu variirter Feſtchoralge⸗
artige fein kann, daß im Prefto die Hal: fänge ⁊c.« (1716) und ———
im fchneller genommen werden als im kaliſche Seelenfreude, beſtehend aus 72
Largo die Achtel; vgl. Tempo, — 2) Bei Konzertarien 2c.« (1724). — 2) Ferdi—
Jeichbleibendem Tempo ift eine verſchie⸗ nand, geb. 25. Juli 1805 zu Querfurt,
ne ® möglich, je nachdem Noten von et. 14. Mai 1863 in Mainz; war eindem
längerer oder Fürzerer Geltung einges Ülechten Geſchmack Huldigender Kompo—
rührt werden. Den Begriff ber B. in niſt von Potpourris, Arrangements ꝛc.
102 Bezifferung — Bifara.
Bezifferung, ſ. Generalbaß. tuoje, von Kaiſer Leopold L. geadelt, jpäter
Bezug, die Geſamtheit der auf Saiten: am bayrifchen Hof, gab beraus: 6 Wiolin:
inftrumente gefpannten Saiten oder auch fonaten (1681), 7 dreiftimmiige PBartı
ein Sortiment ſämtlicher für ein Inſtru— ten, 2 Sonaten >tam aris quam aulıs
ment zur Verwendung foınmendenSaiten; servientes« und ein Buch; »Veſpern und
fo begreift 3.8. ein vollftändiger B. für die Litaneien mit Inftrumentenbegleitung«
Violine je eine g-, d‘-, a’- und e’-Gaite. (1693). — 2) Aloys, get. 1804 zu Ei:
Für den B, eines Pianofortes ift eine lingen, geft. 13. Dez. 1858 in München
große Zahl (gegen 20) verſchieden ſtarker als angeſehener Bianofortefabrifant.
aitenarten notwendig. Es ift von gib Bicinium (fat.), |. v.w.zweiftimmig:
ter Wichtigkeit, daß, wenn eine Saite Kompofition, befonders für Gefang. Ba
jpringt, eine von genau derfelben Stärke Trieinium.
dafür aufgezogen wird, weil ſonſt feicht Biedermann, ..., um 1786 Amts:
ber Ton gegen die andern abjticht. ſchöſſer zu Beihlingen in Thüringen, war
Bi, f. Bobifationen. einer ber legten Birtuofen auf der Biel:
Bial, Rudolf, geb. 26. Aug. 1834 (Drebleier), die er felbit verbeſſert bat.
zu Habelfchwerdt (Schlefien), war Or: Bierey, Gottlob Benedikt, ach.
cheftergeiger in Breslau, machte mit ſei— 25. Juli 1772 zu Dresden, geft. 5. Mai
nem Bruder, dem Pianiſten Kar 1B. (geb. 1840; Schüler von Weinlig, war zuerii
14. Juli 1833), eine Kongertreife nad Mufifdireftor bei wandernden Operntrug:
Afrika und Aujtralien und ließ ſich dann pen, verfchaffte ſich durch die erfolgreid«
in Berlin nieder, zuerit ald Dirigent ber lan feiner Oper »Wladimir«
Krollſchen Kapelle, feit 1864 Kapellmeiſter (1807 in Wien) den Ruf als Theata:
des Wallnertheaters, das viele amüfante fapellmeijter nad) Breslau ala Nachfolger
Poſſen und Operetten von ihm brachte. 8. M. v. Webers, wurde 1824 zuglad
Bianca(ital.), »weiße« (Note), ſ. v. w. Direktor des Theaters, trat 1828 zurüd
halbe Taftnote. und lebte einige Jahre in verjchiedenen
Biandi (ipr. bidnti), 1) Francesco, deutichen Städten, ging aber fchlichlid
geb. 1752 zu Eremona, geit. 24. Sept. nach Breslau zurüd. Außer vielen Opern
1811 in Bologna; fam 1775 nad) Paris bat er auch Kantaten, Meſſen fowie Or-
als Gembalift am Theätre italien, wo er heiter: und Kammermuſikwerke gejchrie:
mehrere fleine Opern aufführte, 1780 ben, auch eine »Harmontelehre« im Ma
nach Florenz, wo eine Reihe neuer Opern nujfript binterlajien.
folgte. 1785 wurde er zweiter Organiſt Bieſe, nun geb. 20. April 1822
an der Markuskirche zu Venedig, aber zu Rathenow, jeit 1853 Pianofortefabrı-
als ungeeignet bald wieder abgeſetzt. Bis fant in Berlin ——— Pianinos).
1758 gab er noch jährlidy mindeſtens Bifara (Bifra oder gar Piffara,
eine neue Oper. Ein theoretifcher Traf: Piffaro, eigentlich Tibia bifaris, >dor-
tat von ihm blieb Manujfript. — 2 ) |peltredenbe feifee) ift eine von den Or-
Bianca (eigentih Schwarz), Büh: — welche den Zweck haben, den
nenfängerin (bober Sopran), geb. 27. remulanten (f. d.) zu erſetzen und
Juni 1858 zu Heidelberg, ausgebildet dem Ton ein leichte Beben zu geben (mic
vom Mufikdireftor Wilczek daſelbſt und Unda maris, Meerflaut, Geleftina x.).
von Frau Viardot-Garcia in Paris auf Sie wird auf zweierlei Weife gebaut. Bei
Koſten Pollinis, der fie für zehn Jahre der eriten Art der B. haben die Pfeifen
engagierte. Nachdem fie für deſſen Rech— zwei Auffchnitte (an zwei gegenüberlie—
nung in London gehungen, nahm ſiejedoch — Seiten) und natürlich auch zwer
1876 Engagement zu —— danach ernſpalten; der eine Aufſchnitt ſteht ein
zu Karlsruhe und 1880 zu Wien. wenig niedriger als der andre, ſpricht da-
Biber, NHeinrich Johann Franz ber etwas tier an, jo daß die beiden von
von, geb. 1638 zu Wartenberg in Böh— derjelben Pfeife erzeugten Xöne ftartı
men, geft. 1698 zu Salzburg; Violinvir— Schwebungen geben. Bei der andern Art
Bigaglia — Birdenftod. 103
febar zwei um ein Geringes in der Ton⸗ zweiten Gatten und zog fih auf einen
höbe differierende Pfeifen auf derfelben Landſitz bei Venedig zuruͤck, wo fie ftarb.
Ramzelle (Muſikhalle zuBofton im dritten Bilroth, Joh. Guftav Friedrich,
Manual Biffaro —— 4 Fuß und Bifra geb. 11. Febr. 1808 zu Hall bei Lübeck,
wtifach 8 Fuß und 4 Fuß, jo daß bei letz⸗ gel 1836 in Halle als Brofefior der Bhi-
tern bie Schwebungen zwijchen der4 “is oſophie; war Mitarbeiter mufifalifcher
Stimme und dem erſten Oberton der 8Fuß⸗ Zeitfhriften umd gab mit K. F. Beder
Stimme entſt auch in der Petrikirche Ghoräle des 16. und 17. Jahrh. heraus.
‚u Petersburg). Bgl. Unda maris. Bilfe, Benjamin, geb. 17. Aug. 1816
Bigaglia (ipr. bigalja), Diogenio, zu Liegnig, von Flein auf zum Muſiker
aeberen zu Benebig, Benediktinermönd) erzogen, 1840 Stadtmuſikus in feiner
dajelbit, gab 1725 zwölf Sonaten für Vio- Vaterftadt, brachte bie dortige Kapelle jehr
line oder Flöte allein heraus; andre Werke in bie —28 ſo daß er es unternehmen
nd Manuffript geblieben. konnte, 1867 mit ſeinem Orcheſter nach
t, Marie (geborne Bucht Paris zur Weltausſtellung zu reiſen, un-
xb. 3. März 1786 zu Kolmar, geft. 16. terwegs hin und zurück in vielen größern
Sept. 1820; ausgezeichnete Pianiſtin, von Städten mit bedeutendem Erfolg konzertie—
Beethoven ſehr hoch geſchätzt, Tebte viele rend. Seiner Stellung war er ſchon vorher
Jahre in Wien, wo ihr Gatte Bibliothekar durch Intrigen verluftig gegangen, hatte
%5 Grafen Raſumowski war, fiedelte aber fein Orchefter ie eigne Fauſt bes
1809 nah Paris über und erteilte dort halten. Seit 1868 hat er fein Domizil in
jat 1812 Klavierunterridht. Berlin, und feine Konzerte (im Konzert-
Bilden (Billon), Jean de, päpft haus) ftehen in hohem Anſehen; auch jetzt
liher Sapelljänger, von dem in Sammel: noch geht B. öfters mit feinem Orcheſter
werten von 1534—44 ſich Mefjen, Mo: auf längere —— in andre Städte
ictlen ıc. vorfinden. ige arſchau, Leipzig 2c.). Der
_Bilert, Karl Fr. Auguft, geb. 14. aifer zeichnete ihn durch den Titel Hof:
Sat. 1821 zu Altftettin, Maler und Mus mufifdireftor aud. .
her, Schüler der Malerafademie und der Binchois (ipr. Hängihoa), Gilles (Hgi-
Kompofitionäftaffe ber königlichen Afa= dius), einer der ältejten Komponiften der
mie zu Berlin, bat in Berlin einige eriten niederländischen Schule, Zeitgenoffe
größere eigne Werke zur Aufführung ges Dufays, geboren um 1400 zu Bing
bradt; eime große Anzahl Artikel des Binde) im Hennegau, war 1452 zweiter
Nendel:Reifmannfhen Mufikieritong apellan der Kapelle Bhilipps des Guten
rübrt von ihm ber. von Burgund. Bon feinen Kompofitionen
Bilington (jpr. lingt'n), Elifabeth ift fehr wenig erhalten. Außer den bei Te:
geborne Weichſel), geboren um 1768 zu tis genannten haben fich in neuerer Zeit
Eonden, geft.25. Aug. 1818; Tochter eines in der Münchener Bibliothek 6 Rondeaur
deutihen Muſikers, Schülerin von Joh. und 2 Chanſons von B. gefunden.
Ghriftian Bach, ausgezeihneteSängerinu. Bindebogen, j. Legato.
auffallende Schönheit, ließ fi von ihrem Binder, 1) K. Wilh. Ferd., geb.
lavierlehrer Thomas B. 1786 nad) Du- 1764 zu Dresden, war renommierter Har:
lin entführen, wo fieihreBühnenlaufbahn fenbauer in Weimar um 1797. — 2) Rarl,
gan. Noch in demſelben Jahr kehrte fie geb. 29. Nov. 1816 zu Wien, geft. 5. Nov.
ad London zurüd mit einem Engagement 1860 bafelbit; war bier zuerft Kapellmei:
auDrurslanetheater mit 1000 Prd. Sterl. jter de8 Joſephſtädter Theaters, darauf
174 verlieh fie London und brillierte in zu Hamburg, Preßburg und zulegt wie:
Jalien, wo fie in Neapel ibren Gatten der in Wien; fomponierte Operetten, Me-
lot und fich von einem zweiten (Feliſ⸗ lodramen ꝛc.
\mt) bald wieder ſcheiden ließ. 1801 nach Birdenflod, Johann Adam, PVio-
indon zurüdgefehrt, fang fie noch bis linijt, geb. 19. Febr. 1687 zu Alsfeld (Hei:
189. 1817 verföhnte fh mit ihrem fen), geft. 26. Febr. 1733 in Eifenah Der

104 Bird — Bizet.


Landgraf ließ ihn forgfältig ausbilden 1855; Schüler von Francesco Biandl,
durch Ruggiero Fedeli in Kaſſel, Volumier 1810 KRomponift und Kapellmeijter in Ge
in Berlin, Fiorelli in Baireuth und de Bal ventgarden, 1813 Leiter ber neu
u Bari. 1725—30 war er Kapellmei⸗ deten Philharmoniſchen Gefellichart, 1819
er in Kaſſel, zulegt Kapellmeifter in Dirigent der Oratorios (große Konzern,
Eifenad. B. gab 24 Biolinfonaten mit in Goventgarbden, 1830 fifdireftor m
Continuo fowie 12 Konzerte für 4 Violi- Baurball, 1839 Baffalaureus der Mufl:
nen mit Bratfche, Eello und Baß heraus. anDOrford, 1841 Profeffor der Mufifz:
Bird, ſ. Byrd. Fdinburg, welche — 1843 auf
Birkler, Georg Wilhelm, geb. 23. nab, 1842 um Ritter (Sir) ermannl,'
Mai 180 zu Buhau (Württemberg), 1848 Nachfolger Knyvetts im der muſil⸗
Gymnaſialprofeſſor in Ehingen, ſchrieb lifchen —— zu Oxford; der Dokter
in katholiſch-kirchlichen Mufifzeitungen titel folgte 1853 nad. 1840—48 Teitehe,
über ältere Kirhenmufif und bat jelbjt er die Ancient Concerts. B. ift einer ver‘
Meilen, Pfalmen ac. veröffentlicht. bedeutenditen Komponiften, die England
Birnbad, 1) Karl Joſeph, ach. aufzuweiſen bat; feine Fruchtbarkeit auf)
1751 zu Köpernid bei Neiße, geft. 25. Mai dem Gebiet der dramatifchen Kompofis'
1805 als KRapellmeifter am beutjchen Thea⸗ tion war fehr groß, auch hat er ein Drate
ter in Warfchau; bat Werke aller Gattun— rium: »Der gefallene Engel«e, eine Kam’
gen fomponiert, doch ift wenig gedrudt. — tate: »Der fiebente Tage (derSchöpfumg), |
) Joſeph Benjamin Heinrich, Sohn eine Triumphode u. a. gejchrieben, ſowe
%3 vorigen, geb. 8. Jan. 1795 zu Bres⸗ 1 Band »Melodies of various nations |
Tau, geit. 34. Aug. 1879 ala Inhaber und 3 Bände nationaler Melodien mit
eine? Mufifinftituts in Berlin; zuletzt Tert von Th. Moore herausgegeben.
gänzlich erblindet, hat viele Anjtrumen: Bisogna (ital., fpr. -fonja), es iſt n&
talwerke fomponiert und herausgegeben, tig; sib. d. c. dal segno, muß repetiert
auch eine Mufiflchre: »Der vollfommene werden vom Zeichen an.
Kapellmeiftere (1845), verfaßt. Bitter, Karl Hermann, preuß. Fi
Bis (Tat.), zweimal, ſ. Abbreviaturen 1). nanzminijter, geb. 27. Febr. 1813 zu
Biſchoff, 1) Georg Friedrich, geb. Schwedt a. D., ift mit Auszeichnung zu
21. Sept. 1780 zu Ellrih am Harz, geft. nenn a ala Verfaffer der Schriften: >. |
7. Sept. 1841 im Halberftadt; erft Kan ©. Bade (Biographie, 1865, 2 Bde;
tor und Schullehrer zu Franfenhaufen, 2. Aufl. 1881, 4 Bde); »Mozarts Don |
1816 Mufifdireftor in Hildesheim, hat Quan und Gluds Ipbigenia in Taurise
das Verdienft, das erjte deutiche Muſikfeſt (1866); >R. Ph. E. und W. Friedmann |
zuftandegebracht zu haben (20.—21. Juli Bad und deren Brüder« (1868, 2 Bbe);
1804 zu Franfenhaufen unter Spohrs »Über Gervinus’ Händel und Shafe-
Direftion und folijtiicher Mitwirfung). fpearc« (1869); »Beiträge zur Geſchichte
Für faft alle in der Folge arrangierten de8 Dratoriumsd« (1872). Auch gab er ®. |
Mufiffefte war er ein thatfräftiger Agi- Löwes Eclbftbiographie heraus (1870)
tator. — 2) Ludwig Friedrid Chris Bizet (ipr. bifä), ——— 3, eigentlich |
tian, geb. 27. Nov. 1794 zu Defau, geft. Alerandre Ceſar Leopold B., bedeutender
24. Febr. 1867 in Köln; war 1823—49 franz. Komponift, geb. 25. Olt. 1838 zu
Gymnaſialdirektor zu Wefel, gründete Paris, geit. 3. Zuni 1875. Sohn eines
1850 in Köln die »NRheinifche Muſikzei— Geſanglehrers, wurde er bereits mit neun
tunge, gab biefelbe 1853 auf und rief da: Jahren Schüler des Konſervatoriums, wo
für die »Miederrheinifche Mufifzeitung« er während zehnjähriger Studienzeit Preis
ind Leben, bie er bis zu feinem Tod redi- über Preis errang. Seine Lehrer warın
— überſetzte auch Ulibiſchews Werk Marmontel (Klavier), Benoift (Orad),
ber Beethoven (1859). Zimmermann — und Hallo
Bilhop (ipr. biſch), Henry Romlen, (Kompofition). 1857 erhielt B.den grand
geb. 18.Nov.1786zu London, geft.30. April | prix de Rome, nachdem er kurz vorber bei
u
Bl. — Blane. 105
tinervon Offenbach ausgefhriebenen Kon- bie, geboren im Oftober 1811 zu Not:
lertenz inder Kompoſition einer Operette: tingham, geil 15. Dez. 1872; außsgezeich-
»Der Wunderdoktor«, zugleich mit Lecoca neter Biolinfpieler, wurbe erfter Schüler
sehegt hatte. Die beiden PBartituren mö⸗ der 1823 eröffneten Royal academy of
gen verichieben genug ausgefehen haben. music, fpeziell von Francois Cramer,
Aus Italien ſandte B. als pflichtfchuldige ging 1833 —34 noch zu Spohr nad) Kaſſel
Beweife feiner fleigigen Ausnutzung bed und war dann bis zu feinem Tod Mit:
ipendi eine italienische Oper: »Don glied der beften Londoner Orcheiter.
Proeopio«, zwei Symphonieſãtze, eine Bl “ Joſeph, geb. 1779 zu Rag—
Ouvertüre: »La chasse d’Ossian«, und endorf (Ungarn), geit. 15. Dez. 1846;
tinefornifche Oper: · La adel’emir«. 802 Senorilt am Leopoldjtädter Theater
Rad ber Rückkehr aus Italien brachte er zu Wien, 1824 Nachfolger Preindls ala
1863 im Theätre lyrique eine große Oper: Kapellmeifter ber Betrifirche dafelbit, war
»Die Perlenfifchere ‚zurAufführung, die ein fehr fruchtbarer Kirchenfomponifi
indes wie auch bie 1867 folgende: »La jo- (Meſſen, Offertorien :c.).
lie fille de Perth«, beim Bubtlifum feinen Blahella, Leopoldine, geb. 15.Nov.
Anflang fand ; das Streben, Wagner nach⸗ 1811 zu Guntramddorf bei Wien, Schü:
eifern, trug ihm feine guten Früchte. lerin von Czerny, jpäter von Kalfbrenner
och abfto wirfteda3 einaftigeWerf und Mojcheles, vortreffliche Klavierjpie-
»Djamileh«e. Mehr Glüd hatte er mit lerin, auch Birtuofin auf der Physhar—
feinen von Basdeloup aufgeführten Sym= monifa und anerfennenswerte Komponi:
vhoniefägen und der Duvertüre »Patrie«. fin (S. Sechter war ihr Lehrer), Lebt feit
B. fieß ſich übrigens nicht durch die Miß- 1840 in Boulogne. Viele Klavierfachen,
erjolge feiner Opern abjchreden; nad) Konzertftüde, Sonaten, Rondos ıc. find
kurzer Pauſe erfchien die Muſik zu Daudets gebrudt; auch wurde 1830 am Kärntner:
Drama⸗LArlésienne«, welche auch durch thor-Theater eine Feine Oper von ihr auf:
deutſche Konzertſäle gegangen iſt und vongeführt (»Die Räuber und die Sängere).
Bizeis Talent günſtiges Zeugnis ablegte, Blainville (ipr. Hlängwil), Charles
und endlich 1875»Carmen«, Oper in vier Henri, geb. 1711 bei Tours, geit. 1769
Alten, Bizets Hauptwerl, das große Hoff⸗ als Celliſt und Muſiklehrer zu Paris;
nungen für ſeine Zukunft weckte, die aber gab zwei Orcheiterfyinphonien und einige
durch feinen infolge eines Herzleidens Heinere Sachen heraus, auch hat er Tars
ſchnell erfolgten Tod vernichtet wurden. tinis Sonaten ala große Konzerte bear-
Die Oper ift in Wien und Berlin (auch beitet. Als Theoretifer ift B. infofern eine
in London und anderweit) aufgeführt interefjante Erjcheinung, als er die Um—
worden und jcheint ſich aufdem Repertoire fehrung der Durtonleiter, b. 5. die reine
su halten; jo »Wagnerifche wie die Barifer Molltonleiter, als Grundlage für ein dem
vermögen freilich die Deutſchen B. nicht Dur: und Mollgeſchlecht gleichberechtigtes
wu finden, vielmehr erfcheint er U. Thomas drittes Tongejchlecht vertritt (troisiöme
und Gounod zum mindeften ebenfo nahe mode, mode hell&nique). ®gi. Molltonart.
iehend. B. war vermählt mit Haldvys Blamont (ipr. blamong), François Co—
Tochter Genevieve lin de, geb. 22. Nov. 1690 zu Verſailles,
Bl., Abfürzung für⸗ Blasinftrumentee, geſtorben daſelbſt als königlicher Ober—
i v. w. Blechblasinſtrumente. muſikintendant 14. Febr. 1760. In der
laes ſpt blahs ArnoldJoſeph, geb. Kompoſition Schüler von Lalande, hat
1. Dez. 1814 zu Brüſſel, ausgezeichneter er eine Anzahl Opern und Ballette ge—
Marinettift, Schüler von Bachmann, ward ſchrieben, teils für die Opera, teils für
neben diefem an der föniglichen Kapelle Hoffefte, jowie Kantaten, Motetten und
und am Konfervatorium angejtellt und Lieder, aucheine Abhandlung: »Essai sur
1842 deſſen Nachfolger als eriter Solofla= les goüts anciens et modernes de la
ünettift und Lehrer am Konjervatorium. musique frangaise« (1754).
Blagrove(ipr. blägröw), Henry Gamez Blanc (ipr. blang), Adolphe, geb. 24.
106 Blanhard — Blasinftrumente.
Juni 1828 zu Manosque (Baſſes-Alpes), föniglicher Obermufifintendant, Hoffen:
einer der wenigen franzöfiichen Kompo= ofiteur und Gejangsprofefior am Kon
niften, die fich überwiegend der Kammer- —— wurde; letztere Stelle wurde
mufif zugewandt Haben, wurde 1841 hm aber wieder entzogen. fiberhaupt ver-
Schüler des Pariſer Konfervatoriums, ſpä⸗ ließ ihn nun bald das Glüd; jeine ange
ter beſonders Kompoſitionsſchülervon Ha⸗ jammelten Schäße verminderten fi 1890
levy; 1862 wurde ihm von der Afademie rapid, feine Opern zogen nicht mebr, und
der prix Chartier für Verdienfte um die feine Erfolge find heute vergejien. 8.
Pflege derKanımermufifzuerfannt. B.war fchrieb 174 Romanzen für eine und 170
vorübergehend Kapellmeifter am Theätre Notturnos für zwei Singjtimmen, 4Or
lyrique unter Carvalho. Außer vielen cheſtermeſſen, über 30 Opern ıc.
Sonaten, Trio, Duartetten, Quintet= Blankenburg, 1) Duirin van, ach,
ten ac. hat er auch Lieder, zwei Operetten 1654 zu Gouda, gejtorben gegen 1740 als
und eine einaftige fomifche Oper: »Une Drganift im Haag; fchrieb: »Elementa
aventure sous la ligue«, gefchrieben. musica etc.« (1739) und »Clavicimbel
Blandard (ipr. blangihähr), — en orgelboek der gereformeerde — |
Louis, geb. 7. Febr. 1778 zu Bordeaux, men en kerkgezangen etc.« (177 ). —
geſt.18.Dez. 1858 in Paris; Schüler von 2) Ehriftian Friedrich von, geb. 24
R. Kreutzer (Violine), Bed (Harmonie) Jan. 1744 bei Kolberg, geit. 4.Mai 17%;
und Walter, Mehul und Reiha (Kompo— Dffizier ber preußifchen Armee, 1777 ai
fition), war 1818—29 Kapellmeifter des Sutabe zu penfioniert, veröffentlichte
Theätre bed Variétés zu Paris, 1830 ujäge zu Sulzers » Theorie ber ſchönen
am Molieretheater. Außer Opern bat B. ünfte«, welche der 2. Auflage dieſes Werts
einige Kammermuſikwerke gejchrieben, die 1792—94 einverleibt wurden (befonders
folider gearbeitet find als jene, und da— Mufikalifches).
neben, befonders in fpätern Jahren, ſich Blaramberg, Paul, ruſſ. Kompe—
vielfach als mufifalifcher Kritiker bethä- nift, geb. 26. Sept. 1841 zu Orenburn,
tigt, auch einige Mufiferbiograpbien für ftudierte in Petersburg Jura und neben
Zeitfchriften verfaßt (Fr. Bed, Berton, bei fleißig bei Balafirew Muſik, trat als
Eherubini, Garat). Beamter ins ftatiftiiche Zentralbüren
Blanche (franz., fpr. blangid), weiße und wurbe 1869 als Delegierter zum in-
(Note), ſ. dv. w. halbe Taftnote. ternationalen un nah dem Haas
Diengin! (ipr. blanndſchini), Giufeppe gefandt, bei welcher Gelegenheit er Eu—
Marco Maria Felice, geb. 18. Nov. 1781 ropa bereifte. Nach Petersburg zurüd:
zu Turin, geft. 18. Dez. 1841 in Paris; gekehrt, gab er feine Stellung auf und
wurde mit neun Jahren Kapellichüler am wurde Journalift (Redakteur der Mo
Turiner Dom unter Abbate Ottani, kom— kauer »Ruffifchen Zeitung« für die Sel—
ponierte mit zwölf Jahren ſchon Kirchen tion: auswärtige Politik). Seine befann
efänge und jpielte gut Gello. Bei Aus- tejten Kompofitionen find: »Der Dimone,
ruch des Kriegs 1797 wandte ſich die Fa— Kantate nach Lermontows Gedicht (großen
milie nach dem füdlichen Franfreich, wo Beifall fanden die Tatarentänze darin);
B. erfolgreiche Konzerte gab. 1799 kam er Mufif zu Ditrowsfis Drama »Der Roi
nad) Paris und machte fich zuerjt als Ro: wode; eine Oper, »Maria Tudor«, wird
manzenfomponift, von 1802 ab aber als an ber Beteräburger Ruffifchen Oper dem
Operntomponift einen Namen; bald war nächſt aufgeführt; eine fomifcheOper, » Der
er bier auch der gejuchtefte Gefanglebrer. erjte ruffitcheKomiker«, iſt erjt Fürzlich be
1805 führte er eine Oper zu München auf endet. B. huldigt der modernen muſika—
und wurde zum Hoffapellmeifter ernannt, liſchen Richtung (Berlioz-Liſzt)
1806 machte ihn die Bringeffin Borghefe, Blasinſtrumente (franz. Instruments
Napoleond Schwefter, zu ihrem Kapell— a vent, engl. Wind-instruments, ital.
meifter und 1809 König Zerdme zu Kaſſel. Stromenti da fiato) beißen alle dieje
1814 kehrte er nady Paris zurüd, wo er nigen Injtrumente, bei denen ein Strom
Blasinjtrumente (Flöten). 107
her Luft (Wind) das tonerregende tave tiefer als gleichlange offene. Bei den
Seine jchwingende Luftfäule das tö-
|3 ungenpfeifen wird eine den Weg des
€ Elcement ijt. Nicht unter die B. ge- Windes verſchließende Zunge durch den
find daher diejenigen Inftrumente, Wind abgebogen (nach außen oder nach
ben Saiten durch Wind in Schwine innen), um dem Winde den Eintritt zu
J verfetst werden (Aolsharfe, Ane- geſtatten, ſchnellt aber vermöge ihrer
Bord); Dagegen werden aber frei: Elaſtizität, ſobald durch den Eintritt des
Binaerıde Zungen ohne Auffäge (Har- Windes eine Ausgleichung der Druckver⸗
Alım, Holine, Ziehbarmonifa 2c.), bei hältniſſe ftattgefunden hat, zurüd, um
a zweifellos die Zunge das tonge= immer wieder von neuem abgebogen zu
? Element ift, dody unter die B. ge: werden. Die Periode der Wiederkehr dieſer
et. Das Inſtrument der Injtrumente, Abweichungen — zunächſt nur von der
SDrgel, int aus allen erdenfbaren Ar: Elaſtizität und Größe der Zunge ab, und
Eder B. zujammengefegt; doch find bei Inſtrumenten mit freiſchwingenden
&, da fie nur je einen Ton anzugeben Zungen ohne Aufſätze wird in der That
m,von typiſch einfachiter Ronjtruftion. die Tonhöhe nur durch die Geſtalt der
die Regijter der Orgel, zerfallen bie Zunge beſtimmt (j. oben). Bei Inſtru—
> überhaupt in zwei Gruppen: in La— menten mit Auflägen dagegen iſt das
pfeifen (Lippenpfeifen, Flötenpfeifen) Verhältnis ein ganz andres, fofern bei
d Einqualpfeifen (Zungenpfeifen). Die ihnen die Zunge eine ähnliche Rolle fpielt
ber Zonerzeugung ift bei beiden eine wie ber blattförmige Luftſtrom bei der
A; verjchiedene, wen fie auch legten Zabialpfeife; die Periode der nn Pannen
s wieder auf diefelben Grundgeſetze der gi wird dann nämlich durch die
füdzuführen ift. Beidentippenpfeiz Größe der Aufſätze beftimmt. Die durch
fen wird der durch ben Pfeifenfuß eintre- die geöffnete Zunge eingelaffene Zuft ver—
Hide Luftjtrom durch eine Schmale Spalte dichtet die Luftfäule im Auffaß und er:
mipalte) gegen die fcharfe Kante des wet gerade wie bei den Labialpfeifen eine
Derrlabiums getrieben, welches ihn teilt urückkehrende VBerdichtungswelle, welche
md einen Teil in den Pfeifenförper eintres er Zunge die Rüdfehr in die Gleichge⸗
im läßt, während der andre nach außen wichtslage —— Bei metallenen Zun⸗
Beh. Durch die eintretende Luft wird die geniſtdieſe Wirkung nicht ſo frappant und
men befindliche jo weit verdichtet, daß jo vollkommen wie bei den minder ſteifen
zurüddrüdend den leicht ablenfbaren Rohrblattzungen unb membranöjen Jun-
BMattijörmigen Luftjtrom ganz nach außen gen, bei denen fich die Schwingungen der
Bieat ; nach den Geſetzen ber Adhäfion
wird Zunge vollftändig nach den Schwingungen
arın aber durch den Luftſtrom auch ein Teil der Luftfäulerichten. Die Hauptgattungen
Der Luft in der Pfeife mit hinausgezogen, der B. find num hiernach:
"ba& um eine leichte Verdünnung der 1) $löten, bei denen der Ton in ber:
ft in der Pfeife entjtcht, welche umge: jelben Weiſe erzeugt wird wie bei ben
Kört das Luftblatt wieder einwärts biegt. Zabialpfeifen. Diefelben eriftieren haupt»
Die Seihwindigkfeit ber Wiederfchr die— fächlich in zwei Arten: in geraden Flöten
Fr Berdichtungen und Verdünnungen und Juerflöten. a) Die geraden Flöten
Ecwingungen) iſt abhängig von der Shnabelfidten) find jegt ganz außer
ge der in ber Pfeife eingeichlofienen ebrauch gekommen und eriftieren nur
itſäule, d. 5. bei einer längern Pfeife noch als Kinderfpielzeug jowie als ſogen.
die VBerdichtungswelle einen weitern »Pfeifen«; die zuletzt verſchwundene Spe-
Da zurüdzulegen, bis fie refleftiert wird, zies derſelben war das Flageolett. Ob der
dr Ton wird daher ein tieferer als bei »Aulos« der Griechen eine Schnabelflöte
er Fürzern. Bei offenen Labialpfeifen oder ein Robrblattinftrument mit keſſel—
iu Sımft ber Reflerion in der Mitte, fürmigem Mundſtück geweſen (vgl. v.
a nebadten am Ende der 8 d. h. ges Sch häutl, Bericht über die Muſikin—
date Pfeifen klingen unge ähr eine Ol⸗ ſtrumente der Münchener Induſtrieaus—
108 Blasinftrumente (Anftrumente mit Robrblatt).
ftellung von 1854, ©. 141), ift noch nicht für aua diefer Art find gleichjal
ur Genüge erwiejen. Der Umftand, daß ehr alt; der calamus ber Römer, &
bie Drgelpfeifen im 10. Jahrh. aus: anzeige chalumeau wie unſre be
nahmslos Labialpfeifen ganz derfelben he Schalmei find ein umb dasſelbe F
Gejtaltwaren, wie fie heute gemacht werden ftrument, das in Italien unter dem %
(»Allgemeine Wufitalifche Zeitunge187 9, men Biffaro befannt ift. Zur Familie
Nr. 4—6), legt — die Vermutung Schalmei gehörte der Bombart (Pat
nahe, daß auch die noch aͤltern Orgeln die— mer, Bommıert, franz. bombarde, word
ſelbe Art Pfeifen hatten; in der Beſchrei— die andern Formen abzuleiten find), ;
bung der Orgel des Raiferd Julian (4. Baßſchalmei, die in verfchiedenen Grö}
Jahrh.) werden aber die Pfeifen Auloi ge= gebaut wurde. Aus der Schalmei &
nanni. Jedenfalls war auch die römijche wicelte fi im Anfang bes 17. Jabhrb.M
Fıltula »ein Ähnliches Inftrument, denn |Ob oe, aus dem Bombart das Fagel
fistulae nennen die frühmittelalterlichen
Schriftſteller ee die Orgelpfei- born und Kontrafagott.
fen. Das 16. Jahrh. Fannte eine größere Schryari,Baffanelli,Krummbörner gebit
Anzahl Flöteninftrumente. Der Schwe: ten zu derfelben Kamilie. Die Schalmaik
gel (Schwiegel, Schwägel) war eine ges Bombarte und Lrummbörner wurk
rade Flötenart und ——— ſich von der mittel3 eines Fejjelföürmigen Munditidt
Schnabelflöte (Pfeife, franz. flüte A bec) angeblafen, in welches das Röhrchen
nur durch die geringere Zahl von Tonld: ftedt wurde. Auch die Pfeifen des Dude
ern. Suegala nennt Notfer (10. Jahrh.) ſacks (Sadpfeife) haben doppeltes Rob
die Orgelpfeife; damit ift die flötenartige blatt. 1863 hat der Barifer Inftrumente
Konftruftion des Schwegels verbürgt, dag bauer Gautrot Blechblasinftrumente mi
Wort fommt aber als — für doppeltem Rohrblatt und Grifflöche
Pfeifen viel früher vor (bei Otfried, ja bei fonjtruiert, die er nach ihrem Erfinde
Uifilas). Die Plockflöte und Rußpfeife a Sarrufophon genannt bat. .
(ruyspipe) waren kleinere Pfeifenarten. b) Injtrumente mit einfachen Rob
b) Die Querflöte, das heute allein blatt. Diefelben find neuern Datums. DM
übliche Flöteninſtrument (franz. flütetra- Klarinette it 1690 zu Nürnberg vor
versiere), bieß früher »Schweißerpfeif: Ehriftoph Denner erfunden, ihre Unterae
fen«, bei den Franzoſen flüte allemande, ten (Altklarinette, Baßflarinette ac.) fin
auch wohl flüte douce, engl. german erheblich jünger. Bereitö wieder ve
flute. Sie unterfcheidet fich von der Schna= ſchwunden ift da8 Baffetthborn; da
beiflöte nur dadurch, daß der tonerregende Baßhorn und Batypbon haben überbam
ſchmale Luftitrom nicht durch eine Kern nur eine ephemere Erijtenz gehabt. Bon
jpalte auf das Oberlabium geleitet wird, größerer Bedeutung find die von Sar it
fondern direkt vom Mund aus gegen dic Bari feit 1840 gebauten Blchblasinitrie
icharfe Kante eines runden Loches an ber mente mit einfacher Zunge, die er Hard“
Seite des Inſtruments. Die Ältefte Form phone genannt bat.
dieſes Inſtruments ift zweifellos eine auf 3) Inftrumente ohne Zungen, bei de
einer Seite gefchlofiene Röhre, genen deren nen die Lippen des Blaͤſers als membra
offenes Ente man bläft; mehrere derfelben nöje Zungen fungieren. Einfache at
vereint gaben die Panzflöte (Syrinr und rabe oder gefrümmte, von dem zum At
ähnliche Inftrumente bei den älteſten Kul: blafen bejtinımten Ende aus fich mehr oder
turvölfern). Die eigentümliche Art des minder erweiternde Rohre find bereits in
Anblajens der Querflöte hat man auf bie den ältejten Zeiten al3 B. benußt worden
DOrgelpfeifen übertragen, indem man ein fei && num, bag man Stierbörner oder
rundes Loch durch einen aufgefeßten Froſch roße Schnedengehäufe (Tritonshorn)am
anblafen läßt (f. Labialpfeifen). piten Ende anbohrte, oder daß man auf
2) Inftrumente mit Robrblatt und Holz fi Röhren anfertigte oder endlich
war a) mit doppeltem Rohrblatt. aus Metall. Die Älteften derartigen Jr
Blasinjtrumente (Juftrumente ohne Zungen). 109
irumente hatten Feine Tonlöcer, gaben ftrumenten ohne Tonlöcher, Ventile, Ey:
aber nur die jogen. Naturtöne, d. h. linder 2c. Fönnen Töne verfchiedener Höhe
ie Zöne, welche DObertönen des tiefjten nur durch eine Veränderung der Art des
gentons ber Röhre entſprachen (vgl. Anblaſens hervorgebracht werben. Eine
kung. Die Eupen, baß bei fhärfere Anfpannung der Lippen (deren
närumenten von enger Menſur der tieffte Ränder ja ald Zungen fungieren) fowie
on nicht anfpricht; um num diefen tief: eine Verftärfung bes Luftſtroms rufen bei
m Zon boch zu gewinnen, baut man in ben Inftrumenten ohne Jungen bie Bil-
merer Zeit vielfach Blechinftrumente von dung eines höhern Tons aus der Reihe
üterer Menfur, bei denen der Grund: der Naturtöne bed Inftruments hervor;
n leicht anſpricht, dafür aber nach der bei den Inftrumenten mit Jungen und bei
&be der Umfang ein befchränfterer ift, den Flöten kommt die Lippenftellung nicht
» nenntdiefelben®anzinftrumente, weiter in Betracht, der Übergang zu an-
ährend die engern Halbinftirumente dern Tönen ber Reihe hängt baber nur
ißen. Jene ältern B. waren wohl aus: von der Stärfe des Blaſens ab. Da nun
huslos Halbinftrumente (Salpinr, Li: aber die Naturffala aus einer fehr be-
us, Tuba, Buccina, Schofar, Keren). ſchränkten Anzahl von Tönen beſteht,
ine eigentümliche Erſcheinung find die welche für eine funjtmäßige Muſik ſchlecht
ı diefer Gattung gehörigen B. mit Ton⸗ ausreichen, verfielmandarauf, die Schall:
“bern, welche im 15.—18. Jahrh. eine röhre an verfchiedenen Stellen durch Ton:
coße Rolle fpielten und allgemein vers löcher zu durchbrechen und dadurch die=
titet waren, bie Zinfen (Zinden, Cor: jelbe zu verfürzen. Natürlich müffen die
etti), welche in verfchiedenfter Geftalt Löcher gefchlojjen werden, wenn eine Ver:
ns Größe gebaut wurden (gerade und fürzung nicht jtattfinden fol. Diefe Ein»
runıme, die letztern als Baßinjtrumente). rihtung ift befonders für die Holzblas:
Ne Röhre ber Zinfen war von Holz. inftrumente allgemein in Gebrauch. Für
hne Tonlocher waren danegen bieBlechin- die Blechinftrumente wendet man das ge-
zumente Glareta Vai ſ. v. w. Clarino), genteilige Auskunftsmittel an, d. b. man
jeldtrumet, Bufaun Sag, die verlängert die ———— durch Einſchal⸗
estere hatte Schon im 16. Jahrh. die ber tung von Bogen, die für gewöhnlich mit
"st allmählich ſeltener werdenden Natur= dem Hauptrohr nicht kommunizieren, aber
ojaume eigentümliche ——— durch eine leicht zu behandelnde Vor—
atch welche die Länge des Rohrs nach richtung in Kommunikation geſetzt wer:
lieben verändert wird. Die Zahl der den (Ventilinſtrument, Cylinder,
n neuerer Zeit erfundenen hierher gebö: Tonwechſelmaſchine). Bei der Zug—
gen Inftrumente ijt eine jehr große. Es poſaune wird die — des Rohrs
am nur noh Namen genannt: Ser: durch Ausziehen bewerkſtelligt. Die Ven—
ent, Ophikleide (Holzblasinftrus tilinſtrumente unterſcheiden ſich aber ſehr
nente, die letztere in neuerer Zeit Blech- in der Klangfarbe von den Naturinſtru—
ntrument), — Trompete (beide menten; deshalb geben unſre Sympho—
ıiprünglih Naturinſtrumente, neuer: niker noch den letztern den Vorzug, welche
nngd mit verfchiedenerlei mecdhanifchen eine größere Verſchiedenheit von Timbres
Borrihtumgen für die Veränderung der aufzuweiſen haben. Beſonders ſind die
Zonhöheverf an) Cornet à pistons, Bü: fogen. geſtopften Töne der Hörner und
Hlborn (Elairon), Tuba, Bombardon, Trompeten von einem eigentümlichen dü—
Sahern, Euphonion, Phoniton, Baro: ftern Effekt; das »Stopfen« iſt nämlich das
non, Helifon ac. Über die Konftruftion einzige Mittel, auf den Naturinftrumen-
dar einzelnen Inſtrumente find die Spe= ten die um einen Halbton oder Ganzton
lartitel zu vergleichen. Hier folgen nur von ben Naturtönen nach ber Tiefe ge
26 eimige Bemerkungen über bie Hervor⸗ legenen ee bervorzubringen.
von Tönen verjchiebener Höhe Bor der Gefahr, eine Fülle fhöner Klang: '
2 demjelben Inftrument. Auf Blasin⸗ fombinationen der Bequemlichkeit der Ton⸗
110 Blaſius — Blechinftrumente.
erzeugung zu opfern, muß daher ernftlich ris zugleich das Konſervatorium und
gewarnt werben. Über bie verfchiebenen nete ſich eine tũchtige muſikaliſche Bill
Arten von DOrgelpfeifenregiftern vgl. 2a-
bialpfeifen und Zungenpfeifen.
Blafius, Matthieu Fredfric, geb. er ſich ſchnell einen Namen als W
23. April 1758 zu Lauterburg 6. ſchriftſteller und Kritifer machte, zu
geſt. 1829 in Verſailles; 1795 Profeſſor durch Herausgabe von »L’opera
der Blasinſtrumente am Pariſer Konſer— France« (1820, 2. Aufl. mit einen
vatorium, 1802 Kapellmeiſter ber Opéra⸗ bang über das Iyrifhe Drama und
Comique, 1816 penfioniert, war ein vor⸗ Rhythmik), dann als Redakteur berm
trefflicher Klarinetten= und Fagottbläſer, Falifchen Berichte des >»Journal des
auch Geiger, deſſen Kompofitionen für bats«. Weiter veröffentlichteer: »Dictä
Blasinftrumente großen Beifall fanden naire de musique moderne« (121
(Suite für Blasinjtrumente, Klarinctten- Aufl. 1825; neu herausgegeben mit cĩ
fonzerte, Fagotttonzert, »Nouvelle mé- Abriß der neuern Mufifgefchichte u.
thode pour la clarinette«, 1796, 2c.);Anhang: »Biograpbie flamändiicer!
er fchrieb aber auch 3 Violinkonzerte, fifer«e, von Mées, 1828); »Chape
12 Streichquartette, Violinfonaten mit musique des rois de France« und
Baß ꝛc. und 2 komiſche Opern. danse et les ballets depuis Bace
Blaßmann, Adolf Joſeph Maria, jusqu’& Mademoiselle Taglioni«
geb. 27. Dft. 1823 zu Dresden, tüchtiger paratabbrud von Artikeln für die⸗F
Bianift, Schüler von Charles Mayer und de Paris«, wie die beiden folgende
Lifzt, Lehrer am Konfervatorium in Dress »Memorial du grand op£ra« (von
den, 1862-64 Dirigent der Euterpefon: bert 1669 bis inkl. der Reftauration);
zerte zu Leipzig, dann wieder in Dresden, ichichte des Klaviers (En felbitänd
1867 Hoffapellmeifter zu Sondershauſen, »Moliöre musieien« (1852) und ⸗N
feitdem wieder in Dresden, hat bisher nur
kleinere Pianofortewerfe herausgegeben.
Blatt, Franz Thabdäus, geb.
1793 zu Prag, befuchte Der bie Maler:
akademie in Wien, 1807 aber das Kon—
jervatorium zu Prag unter Dionys Weber, (»Don Juane, »Figaro«, »Freiſchu
wo er fich zu einem trefflichen Klarinets »Barbier« 2c.) ind Franzöſiſche. —
tiften beranbildete und 1818 als Hilfs: Henri, Baron de Bury, Sohn
lehrer, 1820 als ordentlicher Lehrer fei= vorigen, geb. 1813 zu Avignon, eine F
nes Inftruments angeftellt wurde. Er hat lang Gefandtfchaftsattache, während d
befonders für Klarinette fomponiert, aud) fer Zeit geadelt, widmete fich gleich fei
eine Klarinettenfchule (1828) und eine Vater der Schriftjtellerei und lieferte
Gefangfchule (1830) herausgegeben. Reihe mufifalifcheäfthetiicher Cilavs
Blatt, ſ. v. w. Junge; vol. Zungenpfeifen biographiſcher Skizzen in ber »Ref
und Blasinftrumente, des Deux Mondese«, deren erſte er
Blaze (ipr Blapj), 1) Francois Henri »Hans Wernere unterzeichnete. E
Joſeph, genannt Caſtil-Blaze, geb. Sammlung folcher Artikel ift aud: >
1. Dez. 1784 = Gavaillon (VBauclufe), siciens contemporains« (1856), me
geft. 11. Dez. 1857 in Paris; erhielt den er allerdings einen beute veralteten Sta
erjten Mufikunterricht von feinem Bater punft vertritt; in feiner neueſten Sch
H. Sebaftien B. (geb. 1763, gejt. 11. Mai »Musiciens du passe, du present, @
1833), der neben feiner Amtstbätigfeit fucht er auch Wagner, denerbisdabinit
als Notar ein fleißiger Komponift (Opern, nungslos verfolgte, bis zu einem gewiſ
Somaten) und Dichter war (Roman »Ju- Grad Gerechtigkeit widerfahren zu laſſ
lien, oule pretre«). Auch der Sohn wurde RTL, f. Blasinftrumenil
Advokat, befuchte aber ald Student in Pa— un .
Bletzacher — Blumenthal. 111
‚Blefader, 3ojepb,geb.14. Aug.1835 war nach der Rüdkehr aus Italien bis
Schwoich in Tirol, Aubierte nach Ab⸗ 1842 Bratſchiſt ber Großen Oper. Außer
g bes Sumnafiuma zu Salz: einer Anzahl von Rammermufifwerfen,
vier Jahre Jurisprudenz in Wien Klavierftüden, Liedern bat er Denn
—* um Geſangsfach über und ift 2 roße Tedeums, 1 doppelchörige Meſſe,
Jahren eriter Baffiit am kö⸗3 uvertüren, 1 Oper und 1 Ballett, die
J
— — Hannover ſowie ein fämtlich zur Aufführung Famen, und die
tüchtiger und beliebter Konzertſänger, theoretischen Werfe: Geſangsmethode, Ele
—— vieler Vereine, unter an⸗ mentarmufilfehre, Harmonielebhre, Kon:
pij tot m. trapunft und Fuge, Mufitgefchichte (ſeit
van — in — 2*— Chriſti Geburt).
Slewitt (ipr. blufeit), So o — n, geb. Blom (ipr * John, geb. 1648 zu
—* zu London, geſt. 4. Sept. 1853 ba: Northeen = Ostingbamtbire),
ſt — dee ganiſten Jonas B. geft.1. Oft. 1708; wurde 1660 Kapell:
805), ber eine Orgellehre unb fnabe der Chapel Royal (föniglichen Vo⸗
En berausgab, war Organift in Falfapelle) unter Henry Goofe,fomponierte
Bondon, fpäter zu Haverbill (Suffolf), ſchon 1663 Anthems, wurbe jpäter Schü:
— an der Andreaskirche zu Dublin, ler von 3. Hingefton und Ch Gibbong
* er Kapellmeiſter und Komponiſt bes und jhon 1669 Organift der Weftminfter:
iglichen Theaterd wurde, fowie Or- abtei, in welcher Stellung er freilich 1680
Bu der irifchen Freimaurer- Großloge Purcell Platz machen mußte, nad deſſen
amd Dirigent ber bedeutenditen Konzerte Tod (1695) er aber wieder einrüdte. 1674
Dublins. 1825 war er wieber in London, wurde er Mitglied day-gentleman) der
»=o er im Drurylanetheater und an an Chapel Royal, kurz darauf Humfreys
dern Bühnen eine Anzahl Opern und m. Nachfolger als Master ofchildren (»Rna:
femimen (»Der brachtim — —*6) benmeijter«), fpäter auch Organift und
zur Aufführung brachte und beſonders endlich 169 Komponift der Kapelle. Den
En —— Balladen im iriſchen Stil po⸗ Doktortitel verlieh ihm der Erzbifchof von
ular wurde. Canterbury. Die Zahl ber von B. ge:
Blind heißen in kleinern Orgeln die fchriebenen und erhaltenen Kirchenmu—
Boßder Verzierung wegen im Brojpeft an⸗ fifen (Anthems, Services, Neujahr:
Ebrachten hölzernen, mit Stanniol über=. lieder, Gäcilienoden %) ift febr groß,
zogenen Pfeifen ſowie Regifterzüge, welche doch find nur wenige gedrudt. Dagegen
gr feine Stimme regieren, jondern nur erichienen Fugen, Klavierübungen (» Les-
Symmetrie wegen angebracht jind sons for sichord«) und auf Sub:
und öfters ſcherzhafte Auffchriften tragen jfription 1700 »Amphion Anglicus«
ieie: Manıum detabula (Finger Ran. (eine Sammlung Lieber).
MB rsndire — bören!), Nihil (Nichts Blum, Karl Ludwig, re um
Vacat ($ x. 1785 zu Berlin, geft. 2. Juli 1844; lang⸗
8 it Blodflöte) war eine im jähriger Regiſſeur der föniglichen Dper
16. Jahrb. gebräuchliche Art der geraden in Berlin, war ein gründlich gebildeter
öten, eine Schnabelflöte von fleinern Mufiter (Schüler von N. Hiller in Kö:
fionen. Auch ein Drgelregifter heißt nigäberg und Salieri in Wien) und hat
B, —— von pyramidaler Form, eine große Anzahl Bühneniverfe (Opern,
auch ald Gedackt, von etwas ſtumpfem Ballette und Baubdevilles, welch Teßtere
' Mans, nad Walther Hauptfäglic zu 2 er zuerfi nad Deutfchland verpflanzte)
Hub, doch auch zu 4, 8 und 16 Fu ſowie auch Jnjtrumentalfompofitionen
Blodek, Bierre Augufte Louis, geſchrieben, die ihrer Zeit ſehr gefielen,
1 Aug, 1784 zu Paris, geit. 1856; ſich aber wegen Mangel an Originalität
er des Barifer Konfervatoriums nicht dauernd behaupten konnten.
uhr ec, Mehul) erhielt 1808 den Blumenthal, 1) Joſeph von, geb.
merpreis (Kantate » Maria Stuart«), 1. Nov. 1782 zu Brüffel, geft. 9. Mai 1850
112 Blüthner — Bobijationen.
in Wien; Schüler von Abt Vogler in Prag, bie Tafteninftrumente); in Stalien umb
jolgte diefem 1803 nach Wien, wo er als Frankreich kannte man fie nur nod i
DOrcheftergeiger Anftelung fand, fpäter Berbindung mit den Solmifationsname
Chorregent an ber Biariftenfirche wurde. (e solfaut, f faut 2c.). Al3 man me
B. war ein vortrefflicher Geiger und hat anfing, dieſe letztern zu fchwerfällig und
vieles für fein Inſtrument gefchrieben was wichtiger ijt, nicht ausreichend J
(Biolinfchule, Duette, Etüden ꝛc.), ſich finden (nämlich für die Benennung be
auch mit Glück auf dem Gebiet der Or: chromatiſchen Töne), unb den einfache
chefterfompofition und bramatifchen Kom⸗ Silben ut, re, mi, fa, sol, la eiu fü
pofition verſucht. — 2) Jakob, geb. allemal feliftehende Bedeutung ammid
4. Oft. 1829 zu Hamburg, vortrefflicher um fie burch b und # beliebig verändern
ianift, Schüler von F.W. Grund in zu Tönnen, bemerfte man, daß ein Te
amburg und Bodlet und ©. Sechter in (unfer h) gar feinen Namen — ind
ien, fpäter noch von Halevy am Barifer man nun auch dieſem Ton einen Name
Konfervatorium, lebt feit 1850zu London. ab, verfegte man ber Solmifation be
B. bat viele brillante Salonftüde gefchrie= odesſtoß, denn die bamit befeitigte Mu
ben ſowie einige Kammermufifwerfe. tation war beren Wefendfern. Einfache
Blüthner a. Ferdinand, geb. wäre es freilich geweſen, > ſchlichte
1. März 1822 zu Faltenhain bei Merfes Buchſtabenbenennung zurũckzukehren, wi
burg, Begründer und Leiter einer ‘Piano: fie durch die Schlüffelzeichen (F, c, g
fortefabrif zuLeipzig (feit 7. Nov. 1853),
erhielt 1856 ein Patent für Verbefjerun: 9: B36) ein für allemal in unire
gen der Konftruftion bes Bianofortes umd
brachte fein Etabliffement fchnell zu einem Tonſchrift implicite enthalten if. Stat
bedeutenden Renommee, jo daß dasſelbe deſſen joll um 1550 Hubert Waelrant
jeit einigen Jahren mit Dampfbetrieb ar- ein belgifcher Tonſetzer und Begründe
beitet und bis 1. Kan. 1880: 15,000 In⸗ einer Mufiffchulezu Antwerpen, die fogen
ſtrumente fertig geftellt hat. Eine Spezia⸗ belgifche Solmifation mit den fieben &
lität Blüthners find die »Aliquotflügele,
ben: bo, ce, di, ga, lo, ma, ni(Bocebi
bei welchen der Ton durch boppelten Sai—fation) vor eilagen und eingeführ
tenbezug verftärft wird (die höher Tiegen-
haben, während um diejelbe Zeit der be
den, vom Hammer nicht getroffenen Sai— rifche ——— Anſelm von Fla
ten find in der höhern Oftave — .|bdbern ür h den Namen si, für b aber
B moll-Aflord =b ..des.f; Bmoll- bo wählte (beide galten nad alter Amt
Tonart, 5 b vorgezeichnet. 6. Tonart. ſchauung für Stammtöne). Henri van
Bobifationen, zujammenfafiende Be: be Butte —— Dupuy) ſtellte it
zeichnung ber verjhiebenen Benennungss feiner »Modulata Pallas« = ) bi für
arten bed fiebenten Tons der Grund— h auf, Adriano Bandhieri in der »Cs
jfala mit einer Solmiſationsſilbe, welche tella musicale« (1610) dagegen ba un
im 16. und 17. Jahrh. von einer Reihe Don Pedro d’Urenna, ein ſpaniſch
von Tonfegern und Theoretifern vorge Mönch um 16%, ni. Ganz andre Silber
fhlagen wurden, bis man endlich bas wünfchte Daniel Hitzler (1628): la, be/
»si« allgemein acceptierte. Wir Deutfchen, ce, de,me,fe,ge(Bebifation), unferm
Holländer und Engländer müffen, um die] a ‚b,c,d, f g entiprechend, und noch
ea zu begreifen, weldye man dieſer Graun (1750) glaubte mit dem Vor—
Sache beilegte, ung vergegenwärtigen, daß ihlag von da, me, ni, po, tu, la, be
die heute beit ung allgemein übliche Buch— etwas Nütliches zu thun (Bamenifa:
Habenbenennung der Töne chedem nur in tion). Die meijten dieſer Borjchläge find
Deutſchland und den Niederlanden, aber nur zu lokaler Bedeutung aelanat; ber
auch da nicht ausschließlich, Sondern neben ſchließlich zu allgemeiner Geltung ge⸗
der Solmifation im Gebraud war (haupt- langte, das si für h (aber ohne bo für b),
fächlich für die Inftrumentalmufik, ſpeziell wird einem Franzoſen, Lemaire, zugefchrie
Bocca — Bochſa. 113
Ben, doch ſchwerlich mit Recht, da Mar: jowie zwei Hefte Streichtrios (für zwei
| (»Harm. univers.«, ©. 342) nur Violinen und Gello). Der Erfolg war
| ‚bag ein Lemaire den Vorſchlag ein außerordentlicher und nachhaltiger.
SE Ramens za für die letzte Silbe ge= 1769 zogen die beiden Künſtler (von denen
bat, Broſſard aber Lemaire ein übrigens ber andre mehr Gefhäftsmann
zufchreibt, das gar nicht von ihm war) nad Madrid, wo ſich B. definitiv
frrübrt (>L,e gamme du Si, nouvelle feſtſetzte, zunächſt als Kammervirtuoſe
e pour apprendre à chanter en des Infanten Luiz und nach deſſen Tod
ique sans muances«, 1646; Berfaf: — als Hofkapellmeiſter des Königs.
kr: Kive ” Faft r e3 den Anfchein, 787 erbielt er von Friedrich Wilhelm II.
als 06 doch ſchon Anjelm von Flandern von Preußen für ein ihm bediziertes Opus
mit dem si allgemach durchgebrungen fei; den Titel eines Hoffompofiteurs und
Bm Seth Galvis, der verdienftvolle Leip: fchrieb von der Zeit an nur noch für die—
Fer Thomasfantor, tritt 1594 in dem fen König, der leider 1797 ftarb, wodurch
»Compendium musicae practicae pro B. feinen Önadengehalt verlor. Auch feine
ineipientibus« für die Bocedifation, Kapellmeiſterſtelle fcheint B. fpäter ver-
1611 aber in der »Exercitatio musicae Ioren zu haben, denn er Icbte die letzten
fertia etc.« für das si ein, das aber ſei⸗ Fahre in großer Dürftigfeit. Seine Werfe
ner Ausdrucksweiſe nach ſchon etwas All: wurden fchlecht bezahlt, jo beliebt fie auch
befanntes zu fein fcheint, denn e3 han⸗ bei Mufifern und Mufiffreunden wurden.
beit ſich für ibn nicht mehr darum, wie Er hat nicht weniger als 91 Streichquar:
ber fiebente Ton zu benennen fei, fondern tette und 125 Streichauintette (113 mit 2
um die Frage, ob die Solmifation mit Gelli, 12 mit 2 Bratfchen), 42 Triog,
ã (alfo obne Mutation) oder bie mit 54 Streichtrios (42 für 2 Violinen und
Mutation das Richtigere ift. Daß gerade Gello, 12 mit Bratiche), 12 Klavier:
si ſchließlich accentiert wurde, erflärt fich auintette, 18 Quintette für Streichquar:
hinreichend daraus, daß es wie die übri— tett mit Flöte oder Oboe, 16 Sertette,
Solmiſationsſilben dem befannten 2 Oftette, VBiolinfonaten, Duette ıc., 20
——— entnommen iſt (die Symphonien, eine Orchefterfuite, ein Cello—
buchſtaben der beiden Worte der konzert herausgegeben ſowie auch Kir—
—— Sancte Ioannes). Bol. Sol⸗ chenmuſikwerke (Meſſe, Stabat Mater,
milatien. Weihnachtskantate, Vilhancicos ꝛc.) und
Bocea (ital.), ver Mund; a b. chiusa, eine Oper geſchrieben. uͤber Boccherinis
I Brammftimme Leben und Werfe exiſtiert eine vortreff—
Bocherini (ipr. bode-), Luigi, bes lihe Monographie von L. Picauot (1851).
&eutender ital. Kombonift auf dem Ge: Boredifation, ſ. Bobifationen.
Biet der Rammermufif, geb. 19. Febr. Bochkoltz⸗Falcöni, Anna Sl
1743 zu Lucca (die abweichenden fons Bodholg), Sängerin, geb. 1820 zu
fügen Daten find falſch), geft. 28. Mai Frankfurt a. M., geft. 24. Dez. 1879 in
1805 in Madrid; Sohn eines Kontra= Paris; trat er 1844 in einem Kon—
baffiften, Schüler des erzbifchöflichen Ka— ſervatoriumskonzert zu Brüffel auf, fo:
Kellmeifterö Abbate Vannucci zu Lucca, dann 1845 in den vom Fürften von ber
zu weiterer Ausbildung in Rom. Moßkwa (Joſeph Napoleon Ney) arran-
gekehrt nach Zucca, unternahm B., gierten Concerts de musique ancienne
ein vortrefflicher Gellofpieler war, mit in Paris, ging bei Ausbruch der Revolu—⸗
Km Bioliniften Filippino Manfredi eine tion 1848 nad London, von ba nad
m ehrige große Konzertreife, welche fie Italien, war einige Zeit in Koburg en:
nach Paris fü rte; dort veröffent- auiert und Tieß fich endlich 1856 als
ÜdteB, feine erften Streichauartette (Op. efanglehrerin zu Paris nieder. Sie hat
I: »6 sinfonie o sia quartetti per due Lieder und Gefangjtudien veröffentlicht.
Yielini, alto evioloncello dedicati a veri Bochſa, 1) Karl, Oboift des Theater:
ti e conoseitori di musica«) orchefterg zu Lyon und fpäter in Borbeaur,
Wfl e 8
114 Bod — Bodenſchatz.
ging 1806 nad) Paris, wo er 1821 ala Bollet, KariMariavon, geb 18017
Mufitalienhändler ftarb, gab Quartette zu Prag, geſtorben im Aug. 1831 zu Wien;
für Klarinette, Violine, Bratjche und Schüler von Zamora (Klavier), Pirik
Gello, jeh® Duos concertants für zwei ne) und Dionys Weber (Komp
Dboen ꝛc. fowie eine Flöten- umd eine ition), wirkte 1820 in Bien als Bio)
Rlarinettenichule heraus. — 2) Robert linift am Theater an der Wien mit, wibe” —

Nicolas Charles, Harfenfpieler, Sohn mete fih aber bald ausjchließlich dem’
des vorigen, geb. 9. Aug. 1789 zu Mont: Klavierfpiel. Einige Zeit trat er öffent? uf

medy (Meufe), geit. 1855 zu Sydney in lich als Klavierjpieler auf, bejchränfie"
Auftralien; fomponierte Früh(mit16 Jah⸗ ſich aber jpäter auf3 Unterridten. Ber
ren eine Oper), Schüler von Franz Bed hoven intereffierte fich für ihn, und Schu—
in Bordeaur, 1806 am Konjervatorium zu bert war fein Freund.
Paris unter Gatel und Mehul. Im Har: Boddhorn (Gapricornus), Sar”

fenfpiel waren Nadermann und Marin muel, geb. 1629, war Mufifdirektor
feine Lehrer, doc, ging er bald feine eig: einer Kirche zu Preßburg, feit 1699 Ka—
nen Wege. 1813 wurde er als Harfenift pellmeijter in Stuttgart, wo er um 1669 |
bes Raiters Napoleon angeftellt und blieb jtarb. B. gab Kirchenmufifen (Mefien, |
auch unter Ludwig XVII in feiner Motetten 2c.) jowie weltliche ſaug
Stellung, mußte aber 1817 wegen Fäl: und Inſtrumentalwerke heraus.
Ihungen flüchten und ging nad) London, Bocquillon⸗Wilhem, ſ. Wilyen.
wo er ein gefuchter Lehrer wurde. Pariſh⸗ Bode, Johann Idachim Chri—
Alvard und Chatterion wurden jeine ſtoph, geb. 16. Jan. 1730 zu Barım
Schüler. 1822 veranftaltete er mit Smart (Braunfchweig), geft. 13. Dez 1793 im |
und 1823 auf eigne Fauft Oratorien— Weimar; Sohn eines armen Ziegelftris |
Fonzerte in der Kaftenzeit. Mit Grün: chers, bildete fih allmählich und aus |
dung der Academy of music (1822) eigner Kraft; als Lehrling des Stadt
wurde er Profefjor der Harfe, ward aber mufifus Kroll in Braunihweig begamı |
1827 entlafien, weil er fich gegen erho— er 1745 er mufifalifche Laufbahn, ı
bene Angriffe auf feinen Charakter nicht war um 1755 Hoboijt zu Gelle, 176 |
verteidigen fonnte. 1826—32 dirigierte bis 1763 Mufiklchrer in Hamburg um |
er die Stalienifche Oper (King’s theatre). zugleich Redakteur des »Hamburger Kor |
Schließlich ging er 1839 mit der Gattin rejpondentene, zehn Jahre fpäter ın Kom: |
H. Biſhops durch, machte große Konzert: panie mit Lejfing Buchdruder und Ber: |
touren und fand feinen Tod in Aujtralien. Teger daſelbſt (die»Hamburgijche Drama: |
Er gab Harfentompofitionen und eine turgie« erichien bet ihm) und Iebte jeit |
Derkuienie heraus, auch brachte er 1813 1778 in Weimar. B. bat viele Inſttu—
bi8 1816 acht Opern in der Barifer Opera: mentalfompofitionen gefchrieben und ber: |
Comique zur Aufführung. ausgegeben (Symphonien, Fagottfon: |
Bol, j. Bote u. 2. erte, Gellofonzerte, Violinkonzerte, Soli
Bod (polnijher B. Groß-Bock), Fi Viola d’amour x.), auch war ea
i. Dubdeljad. ein gejchickter Überfeger aus dem Eng:
Bödh, Auguft, gelehrter Philolog lichen und hat ımter anderm Burrmens
und Altertumsforſcher, geb. 24. Nov Reiſe inDeutichlande« übertragen (1773,
1785 zu Karlsruhe, geft. 3. Aug. 1867 Selbftverlag).
als Profeſſor in Berlin; fehrieb in der Bodenſchatz, Erhard, geb. 1570 zu
umfangreichen Einleitung zu feiner Aus: Lichtenberg (Erzgebirge), geit. 1638; fiu-
gabe des Bindar (1811, 1819 und 1821) dierte in Leipzig Theologie und wurde Ma:
mit der Überfchrift: »De metris Pin- gifter, 1600 Kantor in Schulpforta, 1608
dari« mit großer Sachkenntnis und fchar- Baftor in Rebaufen, zuleßt jeit 1608
fem Urteil über die Mufif der Griechen Paftor in Groß: Ofterhaufen bei Quer
— Melopdie, Symphonie, Mus |furt. Was den Namen von B.Aebendig
ifinftrumente 2c.). erhält, jind nicht feine eignen Kompofitie:
Boely — Bogenflügel. 115
—* ificat ſampt Benedicamus«, mit der »Arithmetif«) 1867 zu Leipzig,
159; »Psalterium Davidis«, 1605; beutih von D. Paul (1872). Eine fran=
»Harmonia angelica«, 1608; »Bicinia«, zöſiſche Überfeßung von Fetis iſt bis jeßt
1615), ſondern jeine Sammelwerfe, vor Manuffript geblieben. Die vielfach ver⸗
"allen das »Florilegium Portense« (2 breitete Annahme, B. habe die lateini-
Zeile,der erfte 1603,2.Aufl. 1618, in acht, Ihe Buchſtabenſchrift an Stelle der gric-
ber zweite 1621 in zehn Stimmbüchern ge= chiſchen gefeßt, ift eine irrige, die Bezeich-
drudt). Das Werk enthält 115 und 1 nung der im 10.—12. Jahrh. vorfommen:
rier⸗ bis zehnſtimmige Gefänge von 93 den Notierung mit a—p oder A—P ala
Romponijten der Zeit um 1600. Ein klei⸗ Notation Boötienne daher eine falfche.
nered Sammelwerf ift das »Florilegium Bol. Riemann, Studien zur Gefchichte
issimorum hymnorum« (für den der Notenjchrift (1878).
Schulgebraud der Bortenfer, daher mehr- Bogen, 1) in ber Notenfchrift (Binde:
fach wieder aufgelegt, zulegt 1713). bogen, Legatobogen, Haltebogen), ſ. Le-
Botly, Alcrandre Pierre u gato. — 2) Dasjenige Werkzeug (ital.
co is, 9 . 19. April 1785 zu Verſailles, Arco, franz. Archet, engl. Fiddle-stick),
A. Dez. 1858 in Paris; re mit dem die Saiten der Geigeninftrumente
tanift und Biolinift, einige deit chü⸗ efpielt werden, aus fehr hartem Holz
ler des Konſervatoriums, Schüler von La⸗ (Brafilienhoh, Pernambufholz) gefertigt,
durner, ein Muſiker von ernſtem Stre— mit Pferdehaaren bezogen, die mittel?
ben und klaſſiſcher Richtung, gab Klavier- eined Gewinde am Griffende (Froich)
fonaten, Biolinfonaten, Streichtriog, ftraffer gezogen werden fünnen. Die Bor:
Or füde x. heraus, ſchriften: »a punto d’arco« (mit der Bo⸗
(ipr. boafjd), Antoine, Herr genfribe) und »am Froſch« fordern jeneein
(Sieur) von Billedieu, Mufifinten- eſonders leichtes, dieſe ein hartes Spiel. —
bant Ludwigs XIIL, geboren gegen 1585, 3) Die Einſatzſtücke für die Schallröhre
geſt. 1643; komponierte Ballette für bie der Waldhörner, welche den Stimmungs—
——— ton verändern, jo daß aus einem eHorn
etins, Auicius Manlius Tor: ein b-Horm gemacht werden kann ac.,
quatusGeverinud,gebpren gegen 475 ae ebenfalls B. In den wenigen Or:
n. Chr. zu Rom aus einer alten edlen rö- hejtern, wo noch Waldhörner gebraucht
milchen familie, 510 Konſul, langjähriger werden, find auch die B. noch im Gang.
vertrauter Ratgeber des an Bogenflügel (Bogenklaviere) find
Xheoderich, der ihn aber 524 (526) un⸗ Verſuche, den Effekt von Streichinſiru—
nn binrihten ließ, weil er menten mit einer Klaviatur zu verbin-
acht hatte, B. ſtehe in verräterifchen den. gr Hans Heydens Nürnbergis
Ginverftändnid mit dem Kaiſerhof in Ihem Geigenwerk (Geigenflavi:
Byzanz. B. war Philojoph und bedeu— cymbal) wurden bie bei Niederdrud
tender Mathematiker und bat aud ein der Tajten durch Häfchen herabgezogenen
®ert: »De musica« (in 5 Büchern), ge: Darmjaiten durch mit Kolophontum be:
ihrieben, eine gründliche, umfaſſende Be- jtrichene Räder zum Tönen gebracht, welche
arbeitung des damald untergehenden grie: mitteld eines Fußtritts im fletem Um—
&ilchen fiffvftems. Was dag Mittel: lauf erhalten werden mußten. Bol. Dreh:
alter von griechifcher Muſik wußte, wußte leier und Schlüſſelfiedel. 1709 Fonftruierte
es aus B., der übrigens ein Bythagoreer, Georg Gleihmann, DOrganift in Il—
d. b. Gegner der Anjchauungen des Ari: menau, ein — Inſtrument mit
fiorenos, war. Die »Musica« des 2. ift einigen Verbeſſerungen und nannte es
bandichriftfich in vielen Bibliothefen zu Klaviergambe; 1741 folgte Le Voirs
finden; gebrudt wurde fie in der Geſamt⸗ in Paris ebenfall3 mit einem Gamben:
ausgabe der Werke des B. zur Venedig flavier, 1754 Hoblfeld zu Berlin mit
49A—92 und (2.Aufl.)1499 (Greg ori) dem Bogenflavier, das gegenüber
ſewie Bafel 1570 (Glarean), feparat (nur Heydens Inftrument den Vorzug hatte,
8*
116 Bogenführung — Böhme.
daß die Räder mit Pferbehaaren über: Bau ber Holzblaginftrumente berborge
zogen waren, 17% Garbrecht in Königs- bradt. B. ging im Anſchluß an den Eng:
berg mit einer verunglüdten Verbeſfe— länder Gordon von der Idee aus, baf
rung des Bogenflaviers, 179 Mayer nicht die Bequemlichkeit der Applitatur,
in Görlig mit feinem B., den 1799 jondern die afuftifchen Prinzipien ber
Kunze in Prag brauchbar geftaltete, und beiten Refonanz maßgebend fein müſſen
enblich 1797 Röllig in Wien mit der Xä— für die Anbringung der Zonlöcher; fe
norpbifa, bem komplizierteſten Inſtru— ftellte er zuerft die Menſur der Flöte feſt
ment diefer Art, das für jede Tajte und und jann erjt dann auf eine pafiende Ein:
Saite einen befondern Bogen in Bewer richtung ber Mechanif. Die früber fehr
gung ſetzte. Trotz der vielen an dieſen fleinen Tonlöcher machte er fo weit, daß
Anftrumenten
haftenden Denkerqualen bat die Fingerſpitze fie nicht völlig dedte, x.
es fein derfelben über dad Renommee Der Ton der Böhmfchen Flöte ift aller:
eines Kuriofums bringen fünnen. Eine ding® von dem der alten Flöte ſehr ver:
Kombination des Bogenflügels mit einem ichieden, ift viel voller, runder, prinzipal-
gewöhnlichen Klavier war Karl reis ftimmenartiger; die Gegner des Spitemd
nerö Bogenhammerklavier (1779). vermifien an ihm bie Charafteriftif des
BogenführungBogenftrih,Strid, Flötentons. B. arbeitet noch immer an
franz. Coup d’archet), die Handhabung neuen Berbefferungen, fein wiſſenſchaft⸗
des Bogens ber Streichinftrumente (ge= licher Beirat ift Brofeflor v. Schafhäutl.—
wöhnlich mit ber rechten Hand), ift für 2) Jofepb, geb. 4. März 1795 zu Bell,
das Spiel von ebenjo großer Bedeutung, geft. 23. März 1876 in Wien; vorzüg-
wenn nicht von größerer als bie Appli- licher Geiger und Lehrer, Schüler von
fatur, die Thätigfeit der andern Hand, Rode, trat 1815 mit großem Erfolg in
welche die Saiten — (greift). Die Wien auf, reifte dann in Italien und
Reinheit des Tons bezüglich der Ton- wurde nach jeiner Rückkehr (1819) al?
höhe hängt von der Applifatur ab, alles 200m des Violinſpiels am Wiener
andre aber von ber B., nämlich Weichheit onfervatorium angeftellt und 1821 Mit-
oder Härte des Tons, Ausdrud, Vortrags- glied ber Faiferlihen Kapelle. 1823—%
art (Staffato, Legato). Man unterfchei- machte er wiederholt Kongertausflüge
det bei der B. ben Herunterftrich und nach deutſchen Städten und impomiertc
den Hinaufftridh. In Biolinfchulen und überall durch großen Ton und wahrbaft
Etüden wird die Stridart genau vorge— mufifalifches Spiel. Als Lehrer ift 8.
fchrieben, und dann bezeichnet A ober ſo fehr bedeutend: Ernft, Joadhim, Sin:
den Herunterftrich und \/ oder (_j den er, Hellmesberger —* 2. Straus,
Hinaufſtrich. In einzelnen Orcheſtern z.B. appoldi u. a. find ſeine Schüler. 1848
früber unter David im Leipziger Gewanb: gab er die Lehrthätigfeit am Konſervate
hausorcheſter) wird darauf gehalten, daß rium auf, 1868 zog er ſich auch von ber
auch bei Konzertaufführungen jämtliche Kapelle zurüd. Er hat wenige Violin—
Geiger derfelben Partie (erite und zweite werte herausgegeben.
Biolinen) mit gleihen Strichen fpielen; Böhme, ran Mag nus, geb. 11.März
dann müffen natürlich die Bogenftriche 1827 zu Willerſtedt bei Weimar, Schü-
genau in die Stimmen — ſein. ler von G. Töpfer, fpäter von Hauptmann
Bogenhammerklavier und Bogen⸗ und Rietz in Leipzig, war 11 Jahre lang
tlavier, f. Bogenflügel. Scullehrer, dann über 20 Sabre in
Böhm, 1) Theobald, geb. 9. April Dresden als Muſiklehrer * und wurde
1794 zu München, langjähriges Mitglied 1878 als Lehrer für Muſikgeſchichte und
der Föniglihen Kapelle (Hofmufifus), Kontrapunkt an das neugegründete Hoch
lötenvirtuofe, Komponift für fein In: ſche Konſervatorium zu Frankfurt a. M.
jtrument und geiftreicher Berbefjerer der berufen. B. veröffentlichte: »Altdeutſches
Konftruftion desfelben. Das »Syſtem Liederbuche (1877, eine dankenswerte,
B.« hat eine vollftändige Revolution im mübfame Sammlung von Terten und
Böhner — Boieldien. 117
ien) und ein »Aufgabenbucd zum pable«, zu ber fein Vater das Libretto
Hubium der Harmonie« (1880). geliefert hatte, in feiner Vaterſtadt Rouen
‚Bößnuer, Johann Ludwig, geb. 8. aufgeführt, und 1795 folgte eine zweite:
1787 zu Töttelftebt bei Gotha, geit. »Rosalie et Myrza«, beren günftige Auf:
ä dafelbit; talentvoller Kom: nahme ihn ermutigte, nach Paris zu wan⸗
iſt, deſſen Leben mancherlei Ahnlich- dern und fein Glüd zu verfuchen. Dort
fit mit dem Friedemann Bachs hat. Er fand B. im Haus Erards eine gute Auf:
niemals eine feite Stellung angenom- nahme und Gelegenheit, die bedeutend-
ien, jondern ein ewiges Wanderleben ge= ſten Meiſter zu jehen und kennen zu lernen
Führt, fongertierend und ſich nieberlafjend, (Mehul, Eherubini). Der Sänger Ga:
chmal jahrelang, wo es ihm gerade rat trug dort zuerft Lieder von B. vor,
: gte; leider fam er dabei allmählich welche großen Beifall und einen Verleger
i er und ergab fich dem Trunf. Seine fanden. 1795 brachte er in der Opera:
ofitionen find: Klavierſonaten und Comique eine einaftige fomifche Oper:
Konzerte, Phantafien, Duvertüren, März »La famille suisse«, * Aufführung, die
Ihe und Tänze für Orchefter, Divertiſſe— durch ihre friichen Melodien allgemein ge—
Ment3 ıc. fowie eine Oper: »Der Drei: fiel; in erhöhten Maß traten aber Boiel-
ne. dieus glüdliche Gaben u Tage in: »Zo-
Bohrer, 1) Anton, geb. 1783 zu raime et Zulnare« (1798), welche voll-
Münden, Biolinvirtuoje, Schüler feines jtändig ducchfchlug, nachdem in der Zwi-
Baters, fräter R. Kreutzers in Paris, Ichenzeit einige unbebeutendere Werkchen
und jein Bruber — 2) Mar, geb. 1785 fühl aufgenommen worden waren. Ein
dafelbit, Gellovirtuofe, Schüler von neuer glüdlicher Wurf war der »Kalif
Schwarz, wurden beide jung im bay: von Bagdad« (1800). Zu gleicher Zeit
riſchen Hoforcheſter angeftellt, wo ihr machte ſich B. als Inftrumentalfomponift
Bater Kontrabafjift war, und machten einen Namen (Klavierfonaten, ein Kon:
dann zujanımen ausgedehnte Kunſtreiſen, zert, Kompofitionen für Harfe). Der Le—
1810—14 durch Oſterreich, Bolen, Ruß: benslauf Boieldieus ift einfach genug. Die
land, Skandinavien und England, 1815 hohe Schule der Kompofition hat er nur
nad Ftankreich, 1820 nach Jtalien ꝛc. in der Praxis abjolviert und fih um
Anton B. jegte fi 1834 ald Konzert⸗ Kontrapunft und Fuge nie große Sorge
meijter in Hannover feft, wo er 1852 jtarb. gemacht. DasNötigfte hatte er von Broche
Mar B. wurde 1832 erfter Eellift und profitiert, einzelne Winfe von Mehul und
Konzertmeifter zu Stuttgart und jtarb Cherubini wußte er zu benußen, war
1867. Beide haben Konzerte und Solo: aber nie ber Schüler eines von ihnen.
Hüde für ihre Anftrumente und Kammer⸗ Seine Naivität und natürlich frifche Er:
mufifwerfe herausgegeben; der bebeuten- findung würde auch vielleicht nur dadurch
dere Virtuoſe war Mar, dagegen war Anz beeinträchtigt worden fein. 1802 verhei⸗
ton ald Komponiſt bemerfenäwerter. ratete fih B. mit der Tänzerin Clotilde
Boieldien (ipr. böjetjö), 1) Francois Augufte Mafleuroy ; die Wahl war nicht
Adrien, geb. 16. Dez. 1775 zu Rouen, glücklich, und B. entſchloß ſich ſchon 1803,
ae. 8. Dft. 1834 auf feinem Landfig um häuslichen Zwiſtigkeiten aus dem
Jarcy bei Grosbois. Sohn eines erz Weg zu geben, zu einer Reife nach Peters:
biihöflihen Sefretärd, wurde er Chor» burg, wo er bis 1810 blieb. Bon den
fuabe ber Metropolitanfircdhe und erhielt dort aufgeführten Opern (B. war zum
weitern geregelten Mufitunterricht vom Hoflompofiteur ernannt) ift feine zu
Organiften Broche, ber ihn grob behan⸗ dauernder Anerfennung gelangt ;Dagegen
deite und zu Lakaiendienſten mißbrauchte, war gleich die Dper, die er nach jeiner
ſo daß ihm B. einmal entlief und aus Rückkehr brachte, wieder ein Erfolg erjten
Paris zurüdgebolt werden mußte. Als Ranges: »Johann von Paris« (1812).
8. 18 Jahre alt war (1793), wurde eine 1817 wurde er ald Mehuls Nachfolger
Heine Dper von ibm: »La fille cou- Kompofitionsprofeffor am Konfervato-
118 Boife — Boito.
rium; um bie Wahl zu rechtfertigen, ver: soubrette« (Vaudeville);Ghörezu> Atha-
wandte er erhöhte Sorgfalt (die ihm übri- lie«e. Endlich in Paris nad 1810: »Le
gens immer Gewijjensjache war) auf bie nouveau seigneur de village« (1813); '
Kompofition des »Rotkäppchens« (»Le »Bayard à Meziöres« (mit Eberubimi,
chaperon ronge«), befien erfte Auffüh⸗ Gatel und Niccold Iſouard, feinem lang;
rung (1818) für ihn ein wahrer Triumph jahr en — »Les B£arnais«
wurde. Nach langer Pauſe (in die Zwi- (1814, mit Rreußer); »Angela< (»L’ate-
fchenzeit fallen nur zwei Kompaniearbei- lier de Jean Cousin«, 1815; mit Ma—
ten mit Cherubini, Kreußer, Berton und dame Gail, Schülerin von Fitis); »La Hum
«+
-

Paer) folgte endlich 1825 »Die weiße fete du village voisin«; >C harles de
Damee, die Krone von Boieldieus Schö- France« (mit Herold); »Blanche de"
pfungen. Nur noch eine Oper fchrieb er: Provence« (»La cour des fees« , 1821;
»Deux nuits« (1829); der Erfolg war mit Cherubini, Berton 2c.); »Phara-
nur ein Achtungserfolg des Komponiften mond« (beögl.). Daß Leben Boieldieus
der »Weißen Dame«, B. fühlte es felbft am befchrieb A. Bougin: »B., sa vie et ses
beten und a die Feder für immer aus auvres« (1875).
ber Hand. Nach dem Tod feiner erſten 2) Adrien 2. ®., Sohn des vorigen,
Frau (1825) vermählte er fich im tolgen- eb. 3. Nov. 1816, bat ſich gleichfalls
den Jahr zum zweitenmal mit ber Sän- uch eine Reihe von Opern einen Na—
gerin Phillis, Schwefter von Jeanette men gemacht, auch eine Meſſe gefchrie
Phillis. 1829 nahm er feinen Abfchied ben, welche 1875 zur 100jäbrigen Ge —
|
n

am Konfervatorium und erhielt eine gute ——— ſeines Vaters in Rouen |


Penfion, die aber 1830 verfürzt wurde. zur Aufführung fam.
war gab ihm ber König eine Ertrapens- Boife, Dtis Bardwell, geb. 13. Aus.
won, beögleichen der Direktor der Komi— 1845 in Obio (Nordamerifa), 1863—64
fchen Oper; beide verlor er jedoch 1830 Schüler des Leipziger Konfervatoriumg,
gänzlich, ſo daß er fich die letzten Jahre ernſt⸗ banadı noch einige Zeit bei Kullak in Ber:
lich um ſeine Zukunft ſorgen mußte und lin, lebt feit 1868 als gefhäßter Muftt-
um Wiederanſtellung am Konſervatorium lehrer und Komponift zu New York. 2.
bat; er wurde auch wieder eingeſetzt, ſtarb * geſchrieben: eine Symphonie, zwei
aber bald darauf an der Kehlkopfſchwind⸗ uvertüren, ein Klavierkonzert, Trio, Lie⸗
ſucht; im Invalidendom fand ſeine Lei— der und Chorlieder.
chenfeier ſtatt, zu welcher das Requiem von Boito, Arrigo, geb. 24. Febr. 1842
Cherubini aufgeführt wurde. Boieldieus —— Schüler von Mazzucato am
berühmteſte Schüler find: Fetis, Adam ailänder Konſervatorium, talentvoller
und Zimmermann. Der Aufzählung ſei— Opernkomponiſt und Dichter, beſuchte
ner Werke find noch nachzutragen: »L’heu- 1862 und 1869Paris, Deutſchland undPo
reuse nouvelle« (1797); »Mombreuil et len (die Heimat ſeiner Mutter, einer Kom⸗
Merville« (»Le Peri«, 1797); »Ledotde teſſe Joſephine Radolinska) und machte
Suzette« (1798); »Les m&prises espag- ſich mit deutſcher Muſik und den muſil⸗
noles« : »La prisonniere« (mit dramatiſchen Reformen Wagners bekannt
Gherubini, 1799); »Beniowsky« (1800); Nachdem er ſich zuerſt mit den Kantaten:
»Ma tante Aurore« (1803); »Le baiser »Der 4. Juni« (1860) und »Le sorelle
et; la quittance« (1803, mit Meéhul, d’Italia« (1862, mit F. Faccio) befannt
Kreuger 2c.). In Beteröburg: »Rien de gemacht, trat er 1868 mit der Oper »Me-
trop« (»Les deux paravents«, Vaude fistofele« (nach Goethes 2 1. und
ville); »La jeune femme coläre«; 2. Teil) hervor, welche in Mailand voll:
»Amour et mystöre« (Vaudeville); ftändig durchfiel, feitdem aber mehr und
»Abderkan« ; »Calypso«; »Aline, reine mehr Beachtung findet (1875 in Bologna
de Golconde«; »Les voitures vers6es« mit großem Erfolg wieder aufgenommen,
(Baudeville, jpäter für Paris zur komi— 1880 in Hamburg). Zwei neuere Opern:
chen Oper umgearbeitet); »Un tour de »Hero und Leander« und »Mero«, find

— ng
Boldt — Bönide. 119
mob nicht aufgeführt, beögleichen bie injtrument (ſchlechthin B. genannt), als
Dr an die Kunſie (1880). Als Dichter Kontrabaßinjtrument (großer Baßbom—
MB. in Italien faft mehr gefchägt denn hart, Doppelquintbombart, Bombar-
a8 Romronift (»Libro dei versi<, »Re done), ala Tenorinftrument (Baſſettbom⸗
Orso<:; Dpernterte: »Gioconda«, »Pier bart oder Nicolo) und als Altinjtrument
augi Farnese«, »Zoroastro«, »Iram«; (Bombarde piccolo). Die unförmlicdhe
Diele Novellen). Länge ber beiden größten Arten führte zur
Bold, Dätar, geb. 4. März 1839 zu Erfindung der Fagotte, indem Afranio
Hehenntein (Oftpreußen), Schüler des darauf verfiel, bie Röhre umzufniden. —
Leipziger Konſervatoriums, Iebte abwech⸗ Als Orgelftimme ift B. eine ftarf into-
find als Mufiflchrer zu Leipzig und nierte Zungenftimme mit großen trichter-
inverfchiedenen Stellungen zu Wiborg förmigen Aufjfägen (16 Fuß oder aud
(Finnland), Liverpool, Würzburg, Aachen 32 Fuß); das franzöfifche Bombarde iſt
und Riga. Seit mehreren Jahren ijt er die gavöhnliche Benennung für die bei
al3 Ehordireftor am Leipziger Stabt- ung »Pofaunee genannte Stimme.
theater thätig. Außer verfchiedenen klei⸗ Bomtempo, Soäo Domingos,
nern Sachen (Klavierftüde, Lieder ıc.) eb. 1775 au Liſſabon, geft. 13. Aug.
bat B. zwei Opern gefchrieben (»Gudrun« 842; ging 1806 zur weitern Ausbildung
und »Bierre Robine). nad Baris und lebte nach furzem Aufent:
Bolero, ſpan. Rationaltanz, meift im halt in London wieder in Paris bis 1820,
Ye Tatt, doch auch oft mit Taftwechjeln, gründete darauf in Liſſabon eine philbar:
wm mäßig geichwinder Bewegung; ber monijche Gefellichaft, die aber jchon 1823
Tanzende begleitet feine Bas mit Kaſtag⸗ wieder einging. 1833 wurde er Direktor
netten. Gharafteriftifch it der Rhythmus: des dortigen Konſervatoriums. B. war
tr tr ein beachtendwerter Komponift und tüch-
tiger Bianift; er fchrieb: zwei Klavierfon-
erte, Sonaten, Variationen, mehrere
eſſen, ein Requiem zur Gedächtnis—
Bolicius, j. Wolid. feier Camoens', eine Oper und eine Kla—
Bombardon (ipr. bongbarböng) heißt vierſchule.
nemerdings (vgl. Bomhart) ein weit men⸗ Bona, Giovanni, geb. 12.Okt. 1609
jnriertes, der Baßtuba ähnliches Blech: zu Mondovi (Piemont), geft. 25. Oft.
blasinftrument mit Eylindern oder Ton: 1674 als Kardinal in Rom; fchrieb: »De
wechſel, d. b. einer der vielen jetzt ge divina psalmodia« (1653 u. öfter), ein
bauten, verfchieben fonftruierten Kon: Werk, das reich an Auffchlüffen über den
trabäfie der Harmoniemufif. Man bat ältern Kirchengefang ift.
jegt Bombarbons in B, F, C und Kon Bonawik (Bonewig), Job. Hein:
tra-B; das eigentliche B. älterer Kon: rich, geb.4.Dez. eos Rh,.,
itruftion ift aber eng menfuriert und ſtets beachtenswerter Bianijt, befuchte dag Kon-
Halbinftrument, ftebt in F und bat drei fervatorium zu Lüttich, wanderte aber
Biftons; Umfang vom Kontra=F bis zum ſchon 1852 mit feinen Eltern nad) Ame—
eingeftrichenen d. rifa aus, von wo er 1861 zur weitern
ombyz(zudeutihBrummer?),alt- mufifalifchen Ausbildung wieder nad
griech. Blasınflrument von großer Länge, Europa ging. 1861—66 zu Wiesbaden,
wahrfcheinlich mit Rohrblatt. dann zu Paris, London ꝛc. auf Konzert:
mbart (Bommert, Pommer, reifen. 1872—73 veranjtaltete er zu New
forrumpiert aus dem franz. Bombarde, Pe populäre Symphoniekonzerte und
Donnerbũchſe⸗) war ein Holzblasinſtru⸗ rachte 1874 in Philadelphia zwei Opern
ment von ziemlich großen Dimenfionen, zur Aufführung. Seit mehreren Jahren
das Baßinſtrument der Schalmeien. Der lebt er in Wien, von dort auß Konzert:
8. wurde aber jelbit in verjchiedenen reifen unternehmen.
Größen gebaut: ald gewöhnliches Baß⸗ Bönide, Hermann, geb. 26. Nov.
120 Bonnet — Boom.
1821 zu Endorf, Organift und Mufif: Charakter dadurch erbielt, da zufolgebt
lehrer in Quedlinburg, geit. 12. Dez. Proteftion Händel jeitens dei Hofsk
1879 als Dirigent des Mufifvereing zu der Bononcinis durch den Herzog
Hermannftadt (Siebenbürgen ; bat eine Marlborougb der Gegenfag einen F
»Chorgeſangſchule« und »Kunſt des freien politiſchen Eharafter erhielt. Er ji
Orgelſpiels« herausgegeben⸗ für London: »Astarto«(1720), »Cris
onnet (pr. bonnah), 1) Jacques, »Griselda« (1722), »Farnace<, 34
geb. 1644 zu Paris, geſt. 1724 daſelbſt minia« (1723), »Calfurnia« (1722) m
als Parlamentszahlmeiſter; gab heraus: »Astianax« (1727). Das Ende wa
»Histoire de la musique depuisson ori- noncinis Niederlage, welche durch
gine jusqu'â presente« (1715) und »Hi- Entdefung, daß er ein Madrigal.i
stoire de la danse sacrée et profane« Lotti für fein Werk ausgegeben, %
(1723). — 2) — Baptiſte, geb. 23. ſtändig wurde. 1733 ging er mit di
April 1763 zu Montauban, 1802 Orgas Aldhimiften nah Paris und wurde
nift in feiner Vaterftadt, Biolinvirtuofe dem Schwindler gründlich geplündert, je
und Komponijt von Biolinduetten und daß er wieder an den Erwerb denfen mußt
Konzertanten für zwei Violinen. Er jchrieb noch für Wien und Venedig; ſch
Bononeini (for. ti), 1) Giovanni Todesjahr ift unbefannt, doch ift er wohl
Maria, geb. 1640 zu Modena, geit. 19. MJahre alt geworden. Sein Bruder
Nov. 1678 dafelbit; fruchtbarer Kompo— 3) MarcoAntonio, geboren gegen
nift von Inftrumentenftüden, Kammer: 1675 zu Modena, 1721 Hoffapellmeif
jonaten, auchvoneinigen Kantaten (Solo: daſelbſt, get. 8. Juli 1726, ſchrieb ge
la berg rang ih ara Erjchrieb fall8 mehrere Opern, deren Mehrzahl
ein Werk über den Kontrapunft: »Mu- —— en der rn en
sico pratico ete.« (1673). Seine Söhne owie ein Dratorium: »Die Enthauptumg
find: — 2) Giovanni Battijta, geb. Johannis des Täuferd«, und eine Babe
1660 zu Modena (jchrieb ſich gewöhnlich nachtsfantate. Padre Martini rübmtibm
Buononcini),feiner Zeithochberühmter einen gewählten, großen Stil nadm
Dpernfomponift, Schüler feines Vaters ftellt ihn über feine meiften Zeitgenoſſen
und von Colonna in Bologna, jchrieb zuerfi Bontempi, Giovanni Andrea,
Meſſen und Inftrumentalwerfe; um 1691 nannt Angelini, geb. 1630 zu B
ging er nad Wien als Violoncellift der lebte einige Zeit am Hof zu Berlin, ip
Dolfapete und jchrieb dort feine erfte ter in Dresden und ging 1694 nad Pe
per: »Camilla«, die immenjen Erfolg rugia zurüd; fchrieb:»Nova quatuorre
hatte und ihm Engagements für andre cibus componendi methodus« (1660%
Bühnenverſchaffte; 1694» TullioOstilio«»Tractatus in quo demonstrantur cot-
und »Serse« für Rom, 1699 »La fede venientiae sonorum systematis partic-
pubblica« und 1701 »Affetti piü grandi pati« (1690) und »Istoria musica nella
quale si ha piena cognizione dellater
|
vinti dal piü giusto« fiir Wien, 1703
»Polifemo« für Berlin, wo er bis 1705 ria e della pratica antica della musica
Hoffompofiteur der Königin Sophie Char— armonica« (1695). In Berlin ſchrichet
fotte war, die bei der erjten Aufführung 1662 eine Oper: »Paride«, diedem Marf:
des »Polifemo« ſelbſt am Klavier akkom— grafen Chriſtian Ernjt gewidmet und in
pagnierte. Nach dem Tode der Königin Dresden gebrudt iſt.
ging er wieder nach Wien, und es folaten: Boom, 1) Jan van, geb. 17. April
»Endimione« (1706), »Mario fugitivo« 1783 zu Rotterdam, Flöterwirtuofe und
und »Tamiride« (1708), »Abdalonimo« Komponift für fein Inſtrument, Lebte in
(1709), »Mucio Scaevola« (1710) xc. Utrecht. Seine Söhne find: — 2) Jan
1716 wurde er nach London an das ncu: geb. 15. Okt. 1807 zu Utrecht, geitorben im
gegründete King's Theatre gezogen, und Aprit 1872 als Profeſſor des Rlavicr:
es folgte nun die berühmte Nivalität ſpiels (feit 1849) an der Akademie zu
von B. mit Händel, die einen gefchärften Stodbolm, wo er fidh nach einer Konzer!:
Bordeje — Böfendorfer. 121
durch Dänemark 1825 niedergelaf: ten des Griffbrettö der Drehleier (orga-
batte; Fomponierte ein Klavierfon: nistrum) liegenden, immerfort mitjchnurs
‚ Streichauartette, Triod, Sympho: renden Saiten hießen Bordune (bour-
c. — 3) Hermann M., geb. 9. dons), und von diefen ging wohlder Name
. 1809 zu Utrecht, vorzüglicher Flö— auf die Bafquinte des Dudelſacks über.
Schüler von Zulou in Baris, Lebt Der Gedanke liegt nabe, B. von
1830 in Amjterdam. bord (ital. bordo), »Rand«, abzuleiten.
ordefe, Luigi, geb. 1815 zu Neapel, über Faux bourdon, Falso bordone vgt.
üfer des bortigen Konjervatoriums, Faux bourdon.
e 1834 eine Oper in Turin auf, ging Borodin, Alerander, geb. 12. Nov.
n nach Paris, wo er troß vielfach er: 1834 zu Petersburg, fludierte Medizin
Berjuche feine Bühnenerfolge zu und Semi an der medifo=chirurgijchen
ingen vermochte. Seit 1850 — Akademie dafelbit, wurde Militärarzt,
er daher ber Bühne den Rüden ges ging dann zur afademifchen Karriere über,
rt und eine faſt unermehliche Menge iſt jetzt ordentlicher Profeſſor an der ge:
erer Geſangſachen, auch eine Meſſe, nannten Akademie, Akademiker, kaiſer—
Requiem ıc. jowie eine Gefangfchule, licher Wirklicher Staatsrat, Ritter ac.
entargefangjchulen, Solfeggien ıc. Neben ſeiner wiſſenſchaftlichen Thätigkeit
&rieben. iſt B. eifriger Muſiker und einer der
Borbier (ipr. borvjeh), Louis Char: Hauptvertreter der jungruſſiſchen Schule,
es, geb. 1700 zu Paris, geft. 1764 da⸗ befreundet mit Balakirew, deſſenAnregung
ft; ichrieb eine Geſanglehre (1760 u. er ſeine muſikaliſche Ausbildung verdankt,
781) und eine Kompoſitiouslehre —— Vorſitzender des Petersburger Vereins der
Bordogni (pr. bordonji), Marco, geb. Muſikfreunde ꝛc. B. iſt viel gereiſt, auch
1788 zu Bergamo, geit. 31. Juli 1856 in Deutſchland; feine Hauptwerke find:
in Paris; vorzügliher Gejanglehrer, zwei Symphonien (Nr. 1, Es dur, 1880
Schäler von Simon Mayr, war 1813 aufderZonfünjtlerverfammlung zu Wieg-
die 1815 im Mailand, 1819—33 in baden aufgeführt), ſymphoniſche Dichtung
Paris am Theätre italien ald Tenoriſt »Mittelafien«, Klavierfahen, Kammer:
engagiert, feitdbem lediglich Ichrend, feit mufifwerfe (Streichquartette) ꝛc. Eine
120 mit einmaliger mehrjähriger Unter: Dper: »Fürjt Igore, ift noch nicht beendet.
bredung ed, Profeſſor des Geſaugs Bortniansli, Dimitri Stefano:
am Pariſer Konſervatorium. Er war Leh— witjch, gr 1751 zu Glukow (Ufraine),
rer der Sontag und vieler andrer Größen geft. 9. Oft. 1825; jtudierte zuerjt in Be:
een Ranges und hat eine Menge vor: at unter Galuppi, feßte dann, um:
trefflicher Bofalifen herausgegeben; an terftügt durch — L. feine Studien
der Ausarbeitung einer großen Gejang: bei demfelben Meiſter zu Venedig fort
chule verhinderte ihn der Tod. und bielt ſich danach noch in Bologna,
Borböni, Fauſtina, f. Hafle 3). Nom undNReapel ftudienbalber auf. 1779
Borbun, Bourdon (franz. fpr. bur— Echrte er nach Petersburg zurüd und wurde
Yong), Bordone (ital.), auch forrumpiert zum kaiſerlichen Kapellmeijter ernannt.
Barduen, Berduna, Bortunen, ge Sein Berdienit ift es, den Kapellchor durch
drämchliche Bezeichnung des 16':Gedadts ganz neue Refrutierungen in die Höhe ge:
| rg Orgel. DieAbſtammung bracht zu haben. Für den fo gewonnenen
x: Worts iſt ſtrittig. Bourdon bedeu⸗ vorzüglichen Chor ſchrieb er 45 vier: und
it im Franzöſiſchen f. v. w. Hummel, achtjtimmige Pfalmen, eine Meſſe nach
Faux bourdon ſ. v.w. Drobne; doc) ift eö griechifchem Ritus ac. Seine Kompofitio:
raglih, ob nicht diefe Bedeutungen bie nen nehmen einen hohen Rang ein.
jängern find. Das Wortbordunus fommt Böfendorfer, bedeutende Pianoforte—
im 13. Jahrh. vor ald Name der neben fabrif zu Wien, begründet 1828 von
dem Griffbrett der Viole (viella) lie: Ignaz B. (geb. 28. Suri 1796 zu Wien,
xnden Baßſaiten; auch die zu beiden Sei— |Schüler von J. Brodmann, geft. 14. Aprif
122 Bote und Bod — Bottrigari.
1859), ſeitdem weitergeführt von deſſen sur les travaux de Guido d’Arezzu«
Sohn Ludwig ®. (1837); »Des instruments de musigß
Boteund Bol, bedeutende muſikaliſche au moyen-äge« (1838 u. 1844; fi
Berlagsfirma in Berlin, begründet 1838 im > Annuaire historique«, auch fe
dur Eduard Bote und Guſtav Bod, Bottefini, Giovanni, geb. 24.
welche die Mufitalienbandlung von Fröb- 1823 zu Grema (Xombarbei), 1837
lih u. Weftphal fauften. E. Bote ſchied ler des Mailänder Konferpatori
bald aus; nad ©. Bocks Tod 27. April Tbegiell von Roffi (Kontrabaß),
1863 wurde dejien Bruder Emil Bod und Baccai (Theorie), fonzertierte1 i
aa und, als 31. März 1871 auch diefer 1846 als Kontrabafvirtuofe in Italien;
ftarb, Hugo Bod, Sohn von Guftav ging dann al8Rapellmeijter nach H H
Bod. Die feit 1847 ericheinende »Neue von wo aus er den amerikanischen Km
Berliner ei rag redigierte ©. Bod tinent bereifte. 1855 kehrte er über Enge)
biß zu feinem Tode. Die Firma bat das land — und war zwei Jahre Ras
Berdienjt, mit Herausgabe der billigen pellmeifter am Pariſer Theitre italien
Klaffiferausgaben den Anfang gemacht fegte dann fein Wanderleben wieder fork
zu haben. war 1861 Rapellmeifter bes Bellini-Thes-
Bott, Jean Zofepb, geb. 9. März 1826 ter8 zu Palermo, 1863 in Barcelon®
zu Kaſſel, Sohn des Hofmuſikus A. Bott, gründete dann zu Florenz die Societä di.
der fein erjter Xehrer war, fpäter Schü- uartetto für Pflege deutſcher klaſſiſcher
ler von Morig Hauptmann und Ludwig ufit, war 1871 Operndireftor am2üuceum |
Spohr, 1841 Stipendiat der Mozart-Stif: in London, Tchrte wieder nach Italicn
tung, 1846 Sologeiger der furfürftlichen urüd, wo er zulegt 1879 in Turin eime |
Kapelle, 1848 Konzertmeifter, 1852 neben per: »Ero e dro«, zur Aufführuma '
Spohr zweiter Rapellmeijter, 1857 Hof: brachte. Frühere Opern von ibm find: |
fapellmeijter in Meiningen, 1865 in glei: »Cristoforo Colombo« (Havana 1847); |
cher Eigenfchaft zu Hannover, 1878 pen: »L’assedio de Firenze« (Baris 1856);
fioniert, jegt Direktor eined neugegrün- »Il diavolo della notte« ‘ ailand1858);
deten Konfervatoriums in Magdeburg. »Marion Delorme« ( alermo 1862); |
B. ift ein vorzüglicher Geiger und wurde
» Vinciguerra«(PBari81870);> Ali Babas
London 1871). Außerbem bat er vidk
von Spohr febrhoch geſchätzt; auch hat er |
viele Kompofitionen veröffentlicht, be— ompofitionen für Kontrabaß geicdrie |
ben, aber bis jett nicht herausgegeben.
ſonders Violinfonzerte und Soloftüde für
Violine und Klavier, Lieder, eine Sym— Bottrigäri, Ercole, geboren im Aır |
phonie und zwei pern: »Der IInbefannte«auft 1531 zu Bologna aus einer begü: |
u.»Das Mädchen von Korinthe(>Aftäa«)terten und bochangefehenen Familie, ae
Bottde de Toulmon (ipr. botte dd tu- ftorben auffeinem Schloß dafelbfit3_ Se. |
möng), Augujte, geb. 15. Mai 1797 zu 1612; ein Dann von ausgezeichneter Bil:
Bari, geft. 22. März 1850. Urfprüng: bung, fchrieb: »Il Patrizio, ovvero de
lih Juriſt, nahm er jeboch niemals ein tetracordiarmonici di Aristosseno etc.«
Amt an, fondern 308 es vor, feinen Nei- (1593); »Il Desiderio, ovvero de’ con-
gungen im Fretheit zu Ieben, beſonders certi dı varii stromenti musicali, dia-
der Mufik, die er zunächſt als Eellofpieler logo ete.« (1594, unter den Namen Alc
ausübte. Seit Erfcheinen ber »Revue manno Benelli); »Il Melone, discarso
musicale« 1827 wanbte er fein ne armonico ete.« (1602). Außerdem binter:
merf auf die mufifalifche Fitteratur. 1831 ließ er einige Arbeiten (hauptfächlich Über
erbot er ſich zum Bibliothefar des Kon fegungen) im Manuffript. Die Vortitel
jervatoriums ohne Befoldung und wurde der Werfe —— ſich auf die Namen
angeftellt. Seit der Revolution 1848 war von Freunden Bottrigaris: Francesco
er geiftig geftört. B. fchrieb unteranderm: Patrizio, Grazioſo, Deſiderio und Anni—
»De la chanson en France au moyen- bale Melone; das zweite Werk erſchien
üge« (1836); »Notice biographique ſogar unter dem Anagramm des letztern.
Bouché — Boyce. 123

Bouche (franz., ſpt. bũſcheh), geſtopft oper 1847, jpäter an der Stalienifchen
(beim Horn). Dper, einige Zeit Mitglied ber Studien
(ipr. bũſcheh), Alerandre fommiffion des Konſervatoriums und auch
van, geb. 11. April 1770 zu Paris, ge: alsKritiker geachtet (fürden»Commerce«,
nach einem vielbewegten Leben da⸗ die »Illustration« und »Gazette musi-
29. Dez. 1861; war ein höchjt eigen- cale deParis«). Er jchrieb einige Opern:
u und interefjanter VBiolinvirtuofe, »L’hötesse de rn
— 18505 Soloviolinift Karls IV. von quetaires« (1844), »Tabarin« (1852).
Spanien Er bat zwei Biolinfonzerte Boutade (franz., ipr. butahd'), ſ. v. w.
beraudgegeben. AImprovifation, war eine Bezeihnung für
Bourbon (franz., fpr.burdöng), ſ.Bordun. impropifierte feine Ballette, auch Inſtru⸗
Bourgeoiß (ipr. burſchõa), Louis, ein mentalphantafien u. —*
gißreicher Theoretifer des 16. Jahrh., Bovery, Jules (eigentlich: Antoine
zab 1550 heraus: »Le droict chemin de Nicolas Jojeph Bovy) geb. 21. Oft. 1808
musique, ete.«e, worin er eine Reform zu Lüttich, geft. 17. Juli 1968 in Paris;
Kr Tonbenennungen vorihlug, die in war erft Kapellmeifter in Gent, fpäter an
Aranfreih allgemeinen we fand, Barifer Operettentheatern (Folies nous
nämlich ſtatt (berunterwärtd gelejen): velleg, Folied St. Germain) u. hat Opern,
r a A B c D E Dperetten, Duvertüren ꝛc. geichrieben.
fa sol la .. F ah aa Bohte (ipr. Hoi), William, geb.
ut re mi fa sol la 1710 zu London, aeft. 7. — 1779;
ut re mi fa sol la Chorknabe der Paulskirche, Schüler von
ut re mi Maurice Greene und fpäter ald Orga—
die rationellere, ut vorausſchickende: nift der Orfordfapelle Schüler von Bes
8 3,3 +0 0° puſch, 1736 Organift der Michaelskirche
« rer mi fa sol la und furz darauf Komponiſt der könig—
fa sol la ut re mi lichen Bofalfapelle (King’s chapel) als
u e mi fa sol la Nachfolger Weldons. 1737 übernahm er
Diefe Ramen blieben fogar im Gebrauch, auch die Keitung der Mufikfefte von Glou⸗
ald jhon dad si Eingang gefunden cefter, Worcefter unb Hereforb (three
hatte (ogl. Bobifationen). B. hat auch vier: choirs = drei Chöre, wie bei ben nieber-
rn Pfalmen herausgegeben (1541 rheinifchen), 1749 noch ein DOrganiften-
u 1561). amt an ber ren aha (All Hal-
SBourges (ipr. buhrih), Jean Mau: lows) und warb 1755 Komponiftder könig⸗
rice, geb. 2. Dez. 1812 zu Borbdeaur, lichen Inftrumentalfapelle(King’s band).
aeit. 1868 in Paris; hat ſich als Kritiker, ALS er 1758 eine ber Organijtenjtellen an
beionder8 als Mitredafteur der »Revue King’3 Chapel_ erhielt, gab er die beiden
et Gazette musicale«, einen guten Na= Stellungen an St. Michael's und Allhal:
wen gemacht, auch eine Oper: »Sultana«, lows auf und zog ſich nad Kenſington
in der Opera = Somique aufgeführt und zurück, um ſich ganz den Arbeiten für die
Remanzen herausgegeben. Herausgabe der von Greene vorbereiteten
Bourree (ipr. bureh), altfranz. Tanz Sammlung »Cathedral music« (Parti⸗
von fröhlicher Bewegung im «Takt mit turausgabe von englifchen Kirchenfompo:
Auftaft von einem Viertel und häufiger fitionen der beiden legten Jahrhunderte)
Srntopierung des zweiten und dritten 5 widmen. Zubem hatte fich ein altes
Dierteld. Die B. ſtammt nad Rouffeau hrenübel zu völliger Taubheitentwidelt.
ans der Auwergne. Seine Hauptwerfe And: »Cathedral mu-
VBeusquet (pr. bustäh), Georges, sic« (1760—78, 3 Bbe., enthaltend Mor-
2.12. März 1818 zu Perpignan, gefl. gen- und Abendandachten, Anthems,
15, Juni 1854 in ©t. Cloud; war ein Sanktus ꝛc. von Aldrich, Batten, Bevin,
Iuabter Komponiſt, erhielt 1838 den Rö⸗ Bird, Blow, Bull, Child, Clarke, Creygh⸗
mapreid, war Kapellmeiſter der National⸗ ton, Groft, Farrant, Gibbons, Goldwin,
124 Br. — Brahms.
König — VIII., Humfrey, Lawes, biefem ben erften Mufitunterricht um
Lock, Morley, Purcell, Rogers, Tallis, wurde dann von Eduard Marrfen weh
Turner, Tye, Weldon, Wiſe); »Lyra ausgebildet. Schumanns warme S
britannica« (Lieder, Duette, Kantaten ꝛc. pfehlung in ber »Neuen Zeitjchrift fi
von B., erjchien in mehreren Heften); »15 Mufif« (1853, 28. Oft.) machte M
Anthems, Te deum and Jubilate« (1780 fer, Bublifum und Verleger auf dent
von feiner Witwe herausgegeben); vers gen Mann aufmerkfam, der in der Fl
ſchiedene Theatermuſiken (masks, dirges langjam, aber ficher die Bahn zu da
zu »Romeo und Julie«, »Cymbeline«, dem FKünftlerrubm zurüdlegte. N
»Der Sturme u. a.); zwölf Violinſonaten, mehrjähriger erfter Dirigententbätigia
ein Violinkonzert, Symphonien (mehr— am Tippelihen Fürftenhof zu Dem
ſtimmige Inſtrumentalſtücke) ꝛc. lebte B. erjt einige Jahre fleißig jtudiert
Br., Abkürzung für Bratſche. und fomponierend in feiner WBaterfi
denen (pr. brabangfiönn), bag und ging dann 1862 nah Mien,
heutige Rationallied der Belgier, gedichtet feine zweite Heimat wurde; denn we
von Louis Dechez, gen. Jenneval, kom— er auch nach einjähriger Wirkfamfeit @
poniert von Franz dv. Gampenhout 1830. Dirigent der Singafademie 1864 Die
Anfang: wieder verlieh, fo wollte esibm doch mE
gends recht behagen (MR
— Zürich, Bade
aden 2c.), und er keht
1869 wieder nach ber
mit dem Refrain: »La mitraille a brise nauftadt zurüd, leitete 1872 — 74
l'orange sur l’arbre de la libert&«. Sefellfchaftötonierte (Konzerte der Ei
Braceio (ital., ipr. brattigo), Arm; jelfchaft der Muſikfreunde), bis ſie
Viola da b., ſ. Viole. unterdejjen als Hoffapellmeijter vorab: |
Braham (fpr. brayäm, eigentlich Abra— fchiedete Herbed wieder übernahm, Ich!
bam), John, geb. 1774 zu London von dann aufs neue einige Zeit aufßerball!
jüdifchen Eltern, geit. 17. Febr. 1856 Wiens (bei Heidelberg), um 1878 abe‘
dafelbjt; war ein bedeutender Sänger an mals dorthin zurüdzufehren.
verjchiedenen Londoner Dpernbühnen Zweifellos B. von den jetzt lebe—
feiner Zeit (Coventgarden, Drurylane, den Meiſtern einer der bebeutendjten. An}
Royalty Theatre). Inn Webers bekannt— fangs, beſonders in der Umgebung Lilzt?
ih für London gefchriebenem »Oberon« in Weimar, der »neudeutſchene Richtung
war er der erſte Hüon. BB. pflegte fich die folgend, die duch Schumann in der jhom!
Muſik für feine Bartien felbft zu Fompo: genannten Zeitung inauguriert war,
nieren und machte fich durch manche Num— wandte er ſich, je mehr der jugendliche |
mer jehr populär. Sein ftattliches ange- Ungeftüm fich zu befonnenerm Safe
ſammeltes Vermögen verlor er als Unter— abflärte, mehr der klaſſiſchen Richtung
nehmer des Roloffeums (1831) und St. u, jo daß er heute durch die »Baireutber
ag (1836). lättere verfemt und durch Fonjervatiu
Brähmig, Julius Bernhard, geb. Inſtitute als ein Elaffifcher Komponit
10. Nov. 1822 zu en bei Lieben» anerkannt ift. Thatjächlich ift B. eine
Er:
werba, Seminarmufiflehrer in Detmold, ſcheinung, welche die verfchiedenen Kid:
gab heraus: »Choralbuch« (1859); »Rat: tungen der Zeit in fich vereinigt um
geber für Mufifer bei der Auswahl geeig: mit gleichem Recht von den muſikaliſchen
neter Mufifalien« (1865); Schullieder- Fortjchrittlern wie den Klaſſiziſten zu den
bücher, Klavier- und Orgelftüde, Schulen Ihren gerechnet werden kann. Er ijtAlal-
für Klavier, Violine und Bratfche. (it in der Form und doch Romantıla
Brahms, Johannes, geb. 7. Mai em Inhalt nach. Das Weſen der Re
1833 zu Hamburg, wo fein Vater Kon: mantik ift das flärfere Hervortreten des
trabafjift im Orchefter war, erhielt von Gefühlsinhalts gegenüber der Geftaltung
Brah- Müller — Brambad). 125
nach formellen Prinzipien, db. b. letzten nennen: ein Konzert in D dur (Op. 15),
Endes binfichtlich der mufifalifchen Mit: 3 Sonaten, mehrere VBariationenwerfe
tel ein vermebrter Gebraud der Diſſo— > 9, 21, 24, 35 u. 23 [bierhänbig]),
nanzen, Modulationen, Rhythmenwech— alladen, ein Scherzo, Walzer Cor 3°
ſel, Synkopierungen, dynamifchen Kon vierhändig), Liebesliederwalzer (Op. 52
trafte, kurz alles deſſen, was dem ruhigen, u. 62, vierhändig mit Gefang), unga=
ſchlichten Verlauf widerfpricht. Alle Ros riſche Tänze (4 Hefte, »gefeßt« von B.,
mantif ift ein Abweichen von ber rubigen — auch für — Rhapſo⸗
Schönbeitslinie zu gunften der Eharaf: dien (Dp: 9); ferner an Enfemblemufif:
teriftif, der gefteigerten Kraft des Aus— eine Violinfonate (Op. 78), eine Gello:
drudd. In diefem Sinn ift B. fo gut fonate, 2 Klaviertrios (Op. Su. 40, letzte⸗
Romantifer wie Liſzt oder Wagner oder re3 mit Horn oder Gello), 3 Klavierquar⸗
Schumann. Es iſt Mar, daß ſchon in tette, ein Klavierquintett (Op. 34, auch
Beethoven ein gut Stück Romantif jtedte, arrangiert zu 4Händen), 2 Streichfertette,
und daß B. mit dem gleichen Recht an 2 Serenaden (Op.11 in Gdur für großes,
diefen angefchlojfen werden kann wie an .16 in A dur für fleines Orcheſter),
Schumann. Was B. heute von ben endlich 4 Gefänge für Frauenchor, zwei
»Meudeutfchene umterfcheidet, ift im Hörner und Harfe (Op. 17), der 13.
Grund Lediglih der Umftand, daß er Palm für Frauendor mit Orgel, 2
feine Programme zu feinen injtrumen= fünfftimmige Motetten und einige andre
talen Schöpfungen gibt und cykliſche For: religiöfe Chorgefänge. ine leſenswerte
men feithält, von denen ſich aber auch die a A are
Neuerer um jeden Preis nicht ganz los⸗ Brad: Müller, Karl Friebrid
jagen fönnen. Guftav (Müller, als Komponift B.),
Menn auch B. zufolge ber Empfehlung gen.7. O8t. 1839 zu Kritſchen bei Ols in
Schumanns fogleih Beachtung fand, fo hlefien, geit. 1. Nov. 1878 zu Berlin;
datiert doch die Anerkennung Aue Bes befuchte das Seminar in Bromberg a. d.
deutung im weitern Kreifen erſt feit ber Brahe, von wo aus er feine erjten Werke
Vorführung (1868) feines »Deutjchen publizierte (daher ber Name B.), war
Requieme (Op.45). Dieſes großartige und einige Zeit Lehrer zu Pleſchen, dann in
doch jo liebliche Werk hat vielen die Augen Berlin, machte unter Geyer und Wüerſt
geöffnet, die ihn bis dahin für einen noch weitere mufifalifhe Studien und
Grübler gehalten hatten. Seitdem wurde wurde 1867 als Lehrer am Wandeltſchen
jedem neuen größern Werf von ihm mit Mufikinftitut angeftellt. B. komponierte
Spannung und wachlender Freude et: Klavierfachen, Lieder, einige Operettenac. ;
gegengeſehen Es folgten: »Rinaldo« ein Quartett von ibm wurde 1875 zu
(Kantate für Männerchor, Solo und Dr: Mailand preisgefrönt.
befter), »Schidjalslied« (von Hölderlin) Brambach, 1) K. Joſeph, aeb. 14.
für Chor und Orchefter, »Triumpblieb« für Nee1833 zu Bonn, 1851—54 Schüler des
Doppelhor und Orchefter, »Rhapſodie« ölnerKonfervatoriumg, dannStipendiat
(ausßoetbed>Harzreife« fur Männerchor der Mozart: Stiftung zu Frankfurt a. M.
und Orchefter, 3Streichquartette (Op. 51 und als folder Privatjchüler Ferdinand
und 67), 2Sumpbonien (C moll, Op. 68; Hillers in Köln, darauf 1858—61 Lehrer
D dur, Op. 73), ein Violinfonzert und am Kölner Ronjervatorium, 1861 ftäbti-
wiſchendurch beſonder⸗ eine große An⸗ jher Mufifdireftor in Bonn, gab 1869
zahl Lieder, darunter ber Romanzencyklus die Stellung auf und Iebt feitdem ba=
ans Tiecks »Magelone«, Duette, Chorlie ſelbſt als Komponift und Privatlebrer.
ber ac. Gerade im Lied ift B. ein würdi⸗ B. bat fich befonderd befannt gemacht
ger Nachfolger Schumanng, und auch wo durch eine Anzahl größerer Chorwerfe:
man feine Chor⸗ und Orchefterwerfe nicht »Troft in Tönen«, »Das eleufiiche Felt«
femnt, lernt man und liebt man doch feine (mit Soli), »Frühlingshymnus« für
Lieder. An Klavierwerken find noch zu gemifchten Chor mit Orchefter, »Die
126 Brambilla — Bree.

Macht des Geſangs«, »Velleda«, »Alce⸗ liner Hofoper (Alt). 1869— 70 mi


ſtis« für Männerchor, Soli und Orche⸗ jie in den serien noch Studien bei
ſter; fein neueſtes derartiges Werk: »Pro- Viardot-Garcia in Paris.
metheus«, wurde 1880 vom Rheinijchen Branle (ipr. brangl, Bransle),
Sängerverein preißgefrönt. Auch Fleis frangöftfcher Rundtanz mit Gefang,
nere Chorwerke: »Germanifcher Sieges⸗ ſchneller Bewegung, mit einem
gdangge, »Das Lied vom Rheine u. a., jeder Strophe wie erfehrenden Re
borlieder, Klavierlieder, Duette ıc., ein —
Klavierjertett, zwei Klavierquartette, ein Braffin, 1) Louis, geb. 24.7
Klavierkonzert, eine Konzertouvertüre 1840 zu Aachen, ausgezeichneter Die
(»Tafjo«) u. a. hat er veröffentlicht. — Schüler von Mofcheles am Leipziger
— verdienter Philolog, geb. jervatorium, war erft Lehrer am
Dez. 1841 zu Bonn, 1866 aueror: fchen Konfervatorium in Berlin (1%
dentlicher, 1868 ordentlicher Profefjor der 1869—79 am Konfervatorium zu Brei
Philologie zu Freiburg, jeit 1872 Ober: feitbem am SKonfervatorium zu P
bibliothefar der Hof: und Landesbiblio⸗ burg. Bon feinen Klavierfompofit
thef zu Karlsruhe, fchrieb außer verſchie— find befonders die Etüden bervorzuf
denen philologifchen Arbeiten (über rö— Seine Brüber find: 2) Leop
mifche Altertüümer, Iateinifche ramma= eb. 28. Mat 1843 zu Straßburg,
tif, griechifche Metrif) eine Studie über Sofpanit in Koburg, jetzt — x
das Tonſyſtem Bernos von Reichenau ufiffchule zu Bern (rd furzer Je
(f. Berno): »Das Tonſyſtem und die Ton= mütskrank), und — 3) Ger Es
arten des hriftlichen Abendlands im Mit: 10. Juni 1844 zu — ausgez
telalter 2c.« (1881). ter — 1863 Lebrer an
Brambila, Marietta, —— um Muſikſchule zu Bern, fodann Konzert
1807 zu Gafjano d'Adda, . 6. Nov. fter in Gotenburg (Schweden),
1875 ın Mailand als —28 Ge⸗ Lehrer am Sternichen Konſervaton
ſanglehrerin; war Schülerin des Konſer⸗ zu Berlin, 1875— 80 Dirigent des 4
vatoriums ihrer Vaterſtadt, debütierte fünftlervereing in Breslau; derſelbe
1827 zu London mit großem Erfolg als mehrere gehaltvolle und technijch Im
Arfaces in Roffinig »Semiramis« umd effante Stüde für Violine allein berai
war lange Jahre eine Zierde ber Bühnen gegeben.
au London, Wien und Paris. Gie hat ratſche,j. Biola.
Botalifen, Lieder ac. herausgegeben. Bravo (ital.), brav, tapfer; übLIdRE
randes, Emma, geb. 20. Jan. 1854 Wort für eifallszurufe, im Superlat
bei Schwerin, tüchtige Bianiftin, Schü— bravissimo. Die Italiener rufen ein
(erin von Aloys Schmitt und Hofpianift Mann bravo, bravissimo (Blur. brari®
Goltermann, ift feit einigen Jahren ver: einer Dame brava, bravissima (Plur®
mäblt mit den Phyſiologen Profeſſor brave) zu.
Engelmann in Utrecht. Brabour (franz., jpr. wuhr, ital. Bra‘
randl, Johann, geb. 14.Nov. 1760 vura), Tapferkeit; Brapourarie, [om
zu Klofter Robr bei Regensburg, geft. Arie mit großen technifchen Schwierigfis
26. Mai 1837 in Karlsruhe als Hof: ten, ebenjo Bravourftüd, Allegrodi”
mufitdireftor; Fomponierte Meſſen, Ora- bravura, Valse de bravour x.
torien, Symphonien, eine Oper und viele tee, Jean Bernardvan, geb. A
Heinere Sachen. Jan.
Dh zu Amfterdam, geit. 44. ger.
Brandt, Marianne (eigentlih Ma: 1857 dafelbft; Schüler von Bertefmant,
vie Bifchof), geb. 12. Sept. 1842 zu 1829 artiftiicher Direftor des Verein?
MWien, wo fie am Ronfervatorium Schü— »Felix meritis«e, begründete 1840 den
lerin ber Frau Marſchner war, wurde Gäcilienverein, den er big zu feinem Tod
zuerſt 1867 in Graz engagiert und ift ſeit⸗ leitete, und war Direftor der Muſilſchule
dem ein hochgefchättes Mitglied der Ber- de8 Vereins zur Beförderung der Tor:
Breidenftein — Breitfopf und Härtel. 127
unf. 8. war ein fruchtbarer Komponift |ihn einen großartigen Auffhwung, ba er
ur imftrumentalem und vofalem Gebiet. |ein umfajjendes Lager handſchriftlicher und
Breidenflein, Heinrich Karl, geb. |gebdrudter Mufifalien und Bücher über
8 er 1796 zu Steinau (Heilen), get. |Muſik anlegte und gedrudte Kataloge aus⸗
Juli 1876 in Bonn; ftudierte anfäng- |gab. Er ſchrieb auch: »Über bie Gejchichte
ih Jura, ging aber in Heidelberg, wo er |und Erfindung der Buchdruderfunjt«
us mit Thibaut befannt wurde, zur | (1779); »Verſuch, den Urfprung der Spiel»
Silologie über, war dann Hauälehrer |karten, die Einführung des Leinenpapiers
em Grafen Wintzingerode in Stuttgart |und den Anfang der Holzichneibefunft in
mb jpäter Oberlebrer zu Heidelberg. |Europa zu erforfchene (1784); »Über
821 gina er nach Köln, wo er Borlefun: |Schriftgießerei und Stempelfchneiderei«;
ven über Mufif hielt, und wurde 1823 als |»Über Bibliographie und Bibliophiliee
Iniverfitätämufifdireftor nad) Bonn bes |(1793). Nach jeinem Tod (28. Jan. 1794)
fen, wo er fich gleichzeitig ald Dozent der |übernahm fein Sohn Ehriftoph Gott:
Rufif habilitierte und fpäter zum Pro: |Iob Breitkopf, geb.22. Sept. 1750,da3
mot ernannt wurde. Die Errichtung |Gejchäft, überließ es aber bald gänzlich
ws Beethoven-Denfmalg zu Bonn wurde |feinem Freund, Affocie und Erben ©. €.
such ibm angeregt, wie auch zur Ent= | Härtel und ſtarb jchon 7. April 1800 —
yüllungsfeier eine Feitjchrift von ihm er: | Öottfried Chriſtoph Härtel war
bien und eine Kantate aufgeführt wurde. |27. Jan. 1763 zu Schneeberg geboren;
Son feinen Kompofitionen find beſon⸗ mit jeinem Eintritt wurde bie Firma in
derö einige Choräle jehr befannt. Seine |B. u. H. umgewandelt. Er erweiterte den
wertvollen Materialfaramlungen für eine |Gejchäftsbetrieb durch eine Pianoforte-
Orgellebre gingen in ben Beſitz des Herz |fabrif, die bald zu außerordentlichem Re-
ausgebers dieſes Lexikons über. Seine nommee gelangte, gab jeit Oftober 1798
»Singihulee war früher ſehr verbreitet. |die »Allgemeine Mufifalifche Zeitung«
Breitlopf und Härtel, hochbedeutende |heraus (die erfte zu Dauernder Bedeutung
wufifel. Berlagsfirma zu Leipzig, wurde |gelangte Mufikzeitung), veranftaltete Ge—
1719 durh Bernbardb Ghriftoph |jamtausgaben der Werke Mozarts und
Breitkfopf aus Klausthal im Harz (geb. |Haydns u.a., führte den Zinnplattendrud
2. März 16%) als Buchdruderei gegrüns | ein und verband ſich 1805 mit dem Er:
xt. Sein Sohn Johann Gottlob | finder der Lithographie (Senefelder) Be
Immanuel Breitfopf, — 23. Nov. |Einführung der Lithographie für den
1419, trat 1745 in das Gefchäft, das |Drud der Titel, Er ftarb 25. Juli 1827.
von 1765 ab B. E. Breitkopf u. Sohn Zunächſt führte fein Neffe Florenz Härtel
famierte und bereitö eine joldye Ausdeh- das Gefchäft für die Erben fort, bis 1835
nung gewonnen hatte, Daß das Haus »zum |ber ältefte Sohn Gottfriedg, Hermanıı
geldnen Bärene nicht mehr augreichte und |Härtel, geb. 27. April 1803, Chef wurde;
ch Ankauf des »filbernen Bären« eine |fein Bruder Raimund, geb. 9. Juni
Örweit geſchaffen werden mußte. Als |1810, teilte fih mit ihm in die Oberlei—
der Bater 26. März 1777 ftarb, wurde |tung. Diefe beiden Männer, welche lange
Ymmanuel Breitfopr alleiniger Gejchäfts= |an der Spike des Leipziger Buchhandels
adv. Deſſen Name hat in der Geichichte — haben, hielten die guten Tra—
x: Rufifdruds einen bedeutſamen Klang, | itionen des Haufes hoch und verjchafften
vun er war es, der Petruccis Erfinz demſelben ein noch größeres Anjehen. Mo—
tung ded Notentypendrucks zeitgemäß er= |numentale fritiiche Gefamtausgaben der
nuerte (dgl. Notendruch. Dbgleich feine |Werke Beethovens, Mozart und Men:
Naxrfindumg,, die nn mit Fug als |delsfohng find ihr Verdienſt; die Ausga—
ame neue Erfindung bezeichnet werden |ben der Händel: Gefellihaft und Bach:
darf, bald Nachahmer fand, jo fam doch Geſellſchaft find bei ihnen geftochen und
Ihr Segen bauptfächlich ihm jelbftzu gute. |gedrudt. Der Verlag hat die Höhe von
Auch der Muſikalienhandel erhielt durch nahezu 16,000 Nummern erreicht. Neuer-
128 Brendel — Breval.

lich haben B. u. H. auch eine billige Klaſ— Berliner Symphoniekapelle und feitdem
fiferausgabe (Bolfsausgabe) unternom⸗ ein eigned Orchefter (die »neue Berlimer
men, die fich unter ihresgleichen fehr vor⸗ Symphonienfapellee), ſchrieb Orcheſter⸗
teilbaft auszeichnet. Bejonbers aber bat und Geſangswerke.
fih der Bücherverlag unter ihrer Ge: Breslaur, Emil, geb. 29. Mai 18%
ſchäftsleitung außerordentlich erweitert. zu Kottbus, befuchte das Gymnaſium Tei-
Nach dem Tod Hermann Härtel8 (4. Aug. ner Baterftadt und dad Seminar in Rex
1875) und dem Außtritt feines Bruders elle und wurde nach beftandener Prüfumg
Raimund (1880) haben die Söhne ihrer eligionglehrer und Prediger der jübi-
beiden Schweitern, Wilhelm Rolf: ſchen Gemeinde feiner Vaterſtadt. 1863
mann (Sohn des Hallenjer Pbufiolos fiedelte er nach Berlin über, um fih aamt
gen) und Dr. Ostar Hafe (Sohn des der Mufif zu widmen, ftudierte vier Jaber
Senaer Kirchenhiſtorikers), jetzt die Ver— am Sternchen Ronfervatorium, ſpeziel
waltung des Geſchäfts allein übernommen. unter Jean Vogt, H. Ehrlich (Klavier),
Brendel, Karl Franz, geb. 26. Nov. l. Geyer, F. Kiel (Kompofition), 9.
4811 zu Stolberg, geft. 25. Nov. 1868 in chwantzer (Orgel) und 3. Stern (Bar
Leipzig; ftudierte zu Leipzig Philofopbie, titurfpiel, Direktion). 1868—79 war er
daneben bei Fr. Wied Klavier, promovierte an der Kullafichen Akademie Lehrer für
in.Berlin und wandte fich erit 1843 ganz Klavierfpiel und Theorie, die letzten Jabre
der Muſik zu. Er bielt in Freiberg, fpäter für rt an des Klavieripield. Auch als
in Dresden und Leipzig mufifwifienfchaft: Mufifreferent war B.thätig(>»Speneric«
liche Borlefungen. 1844 übernahm er die Zeitunge,>rembdenblatt«). 1879gründete
Redaktion der »Neuen Zeitichrift für Mus er den Berein der Muſiklehrer und »Xeb:
fif« (begründet 1834 von Schumann), rerinnen zu Berlin und errichtete ein Se
die er im Geifte der »neudeutichen«e Schule minarzur Ausbildung
von Klavierlehrem
fortführte. Auch feine Monatsſchrift »An= und = Xehrerinnen dajelbft. Tür das im:
regungen für iu Leben und Wiſ— ftruftive Werk »Die technifche Grundlagt
fenfchafte (1856— 60) verfolgte diefelbe des Klavierfpield« (1874) erhielt er den
Tendenz. Bald barauf wurde er auch Profeſſortitel. Weitern Kreifen it ®.
Lehrer der Muſikgeſchichte am Leipziger befonders audy befannt geworden burd
Konfervatorium, weldhe Stellung ihn je= die Herausgabe der pädagogiſchen Zeil:
denfall3 jpäter abhielt, mit Liſzt und fchrift >Der Mlavierlehrer« (feit 18:8)
Wagner fonfequent weiterzugeben. B war ſowie durch die bei Breitfopf u. Härte
Mitbegründer und langjähriger Präſi— erjcheinenden »Noten-Schreibbeftee. Aus
dent de Allgemeinen Deutjchen Muſik— at er eine Anzahl Chorfachen, Lieder,
vereind (1861). Außer den Arbeiten für lavierſtücke 2c. veröffentlicht ſowie die
die Zeitungen find von ihm herausgege— Brofhüren: »Zur methodifchen übung
ben worden: »Grundzüge ber Gefchichte bes Klavierſpiels«, »Der entwidelndelln
der Mufif« (1848, 5. Aufl. 1861); »Ge⸗ terricht in ber Harmonielebre«, »über dit
fchichte der Muſik in Jtalien, Deutichland ſchädlichen Folgendes unrichtigen Übend«.
und Franfreich von den erften chriftlichen Bretigeige(Tafchengeige),f. Potetir.
Zeiten an 2c.« (1852, 2 Bde; 6. Aufl., Breunung, Ferdinand, ach. 2. Man
berausgeg. von F. Stabe, 1879 ; »Die 1830 zu Broderode (Harz), Schüler dei
ee der Gegenwart und die Geſamt— Leipziger Konjervatoriums, 1855 Ra
kunst der Zufunfte (1854); » Franz Lilzt nedes Nachfolger ald Klavierlebrer am
als Sumphonifer« (1859) und »Geift Konfervatorium in Köln, feit 1865 ftädti-
und Tehnifim Klavierunterricht« (1867). ſcher Mufikdireftor zu Machen.
Brenner, Ludwig von, geb. 19. Breval (ipr. brewan), Jean Baptiſte
Sept. 1833 zu Leipzig, Schüler des Leip— geb. 1756 im Departement de I’Aisn,
iger Konfervatoriums, Tebte 15 Jahre geft. 1825 zu Chamouille bei Laon; elle:
in Petersburg als Mitglied der Faifer- virtuofe, erjter Gelliit an ber Großen Oper
lichen Kapelle, dirigierte 1872
— 76 die und Gelloprofefjor am KRonfervatorium zu
Brevis — Bronfart. 129
Baris bis 1802, bei der Neuorganifation boren im November 1838 zu Amfterdanı,
des Inſtituts penfioniert, bat eine große Schüler von Heinze bafelbit, von Dupont
Meng Inftrumentalmufif, bejonders in Brüffel und €. Fr. Richter in Leipzig,
Ronzrt: und Kammermufif für Streich⸗ war 1860—68 Mufifdireftor zu Lyon
infirumente, geſchrieben. ’ und lieh fich 1868 in ‘Paris nieder, wo
Brevis (=), die drittgrößte Noten: er fich durch mehrere Inſtrumentalkom—
gattung der Menfuralmufif, — Ya oder pofitionen, die teil$ im Concert spiri-
Ya 2onga (je nach ber vorgejchriebenen tuel, teil3 (1878) in einem eignen Kon
Menfur; vol. Menfuralnote). In unſrer zert vorgeführt wurden, als begabter
heutigen Notierung kommt die B. faum Romponijt befannt machte (Orchefterfuite,
mebr vor, nur der jogen. große Allabreve- iumphonifche Dichtung, Symphonie, Vio-
taft (?) ift noch eine Erinnerung an die linkonzert 2c.). Eine einaftige komiſche
Seltung der B., da er ihren Zeitwert (— Oper:
ter
»Calonice«, fand im Athendethea-
günftige Aufnahme (1869), eine große
smwei Scemibreven oder ganzen Taftnoten)
fünfaftige harrt der Aufführung.
als Tafteinheit ſetzt; das Zeichen & ift Brio (ital.), Xebhaftigkeit; con b.,
auch noch das alte der Menjuralmufif, brioso, lebhaft.
wo es Zweiteiligfeit der B. und nr Broadwood (ipr.bröhdwudd) and Song,
Zempo bedeutete (f. Diminution). Über die
ochbedeutendbefondonerBianofortefabrif,
Breven inden Ligaturen cum proprietate egründbet 1732 durch einen eingewan—
und sine perfectione f. Ligatur, Proprie- derten Schweizer, Burkhard Tſchudi
tas und Imperfeltion. In neuern Druden (Shubdi), deſſen Harpfichorde fchnell zu
älterer Muſik wird die B. meift durch A Anfehen gelangten (auf dem Schloß zu
wiedergegeben. Windfor und deögleichen in Potsdam
Briard (ipr. briahr), Etienne, Schrift: find noch Eremplare). Tſchudis Teilha—
zießer zu Avignon um 1530, dejien Tupen, ber, Schwiegerſohn und Geſchäftserbe war
datt der üblichen edigen, runde Notenfor= John Broadwood, von Haus aus
mengaben und ftattder fompligierten Liga: Kunſttiſchler. Die ſogen. »engliſche Me—
turen die Notenwerte aufgelöft brachten. chanik« des Pianofortes iſt das Verdienſt
Die Werke des Carpentras (f. d.) wurden eines Hollaͤnders, Americus Backers, ber
1532 von Jean de Ehannay RNAvignon das erſte derartige Klavier 1770 baute
mit ſolchen Typen gedrudt. Der Verſuch und Broadwood bei ſeinem Tod 1781 die
blieb vereinzelt. Erfindung empfahl; dieſer hat ihr erſt
Briceialdi (ipr. brittihäti), Giulio, praktiſche Bedeutung verſchafft. John
geb. 4. März 1818 zu Terni (Kirchen: Broadwood ſtarb 1812, ſeine nächſten Ge—
kaat), vorzüglicher lötenvirtuofe, machte ſchaäftsnachfolger wurden feine Söhne
umfängliche Reifen und lebte lange Jahre James Shudi und Thomas Broadwood;
in Ponden. Seine Flötenfompofitionen der gegenwärtige Chef iſt Henry Fowler
Reben in Anfeben. Broadwood. Die Dimenſionen, welche
Briegel, Wolfgang Karl, geboren bie Fabrifation allmählich angenommen
ım 1626, 1650 Hoffantor zu Gotha, 1670 bat, find Folojjale, da jührlich mehrere
Lapellmeifter in Darmftadt, geftorben da⸗ taufend Anftrumente fertig geftellt werden.
jet 1710; war ein jehr fruchtbarer Kom: Broderies (fran;., ipr. brodd'rih), Ver-
yonift von Kirchenſachen, Inftrumenten: zierungen (. d.).
tüden ıc. Bromel, j.Brumel.
Brillante (ital., ipr. brittj.), glänzend. Bronfart, Hans von, geb. 1828 zu
Brillenbäffe, Spottn ame für die in Königsbera, brillanter Pianiſt, Schüler
Ahtel oder Sechzehntel aufzuldfenden Liſzts, 1860 — 62 Dirigent der Euterpes
konzerte in Leipzig, fodann Hofpianift des
Aguren, wie: Fürſten von Hohenzollern= Hechingen, ift
feit 1869 Hoftbeaterintendant zu Hanno⸗
Brint, Jules ten, Komponift, ges ver. Seine Öattin Ingeborgv. B.(geb.
Rufit. 9
130 Bro3 — Bruch.
Starf), geb. 24. Aug. 1840 zu Peterd: einige Hefte Kirchenfompofitionen ber
burg, ift gleichfalls eine bedeutende Pia- gegeben. — 2) Noel Mattbien, &
niftin und Schülerin Liſzts, feit 1862 ver: 25. Der. 1789 zu Ehälon fur Sant,
heiratet. Beide haben fich auf dem Gebiet er als Tribumalrichter geftorben ift, m
der Klavierfompofitionen einen gutklin— reicher Theoretifer, der in feinem B
genden Namen gemadyt. Frauv.B. fchrieb »Theorie des sons musicaux« (18
auch mehrere Fleine Opern (»Sery und auf die verfchiedenen möglichen atuftild
Bätely«) ſowie Lieder, Violinftüde ꝛc. Werte der Töne aufmerffam madıte w
Bros, Juan, geb. 1776 zu Tortoſa deren 48 für den Umfang der Oftave it
(Spanien), geſt. 1852 in Oviedo; nadys rechnete; auch eine Tonartentabelle bat
einander Kapellmeifter an den Kathedra— herausgegeben (1843) nebft einer 9
len zu Malaga, Leon und Oviedo, war — ihren Gebrauch beim Unt
renommierter Kirchenfomponiift. icht (1844).
Brosdi (ipr. «Kti), Carlo, f. Farinelli. rouillon⸗Lacombe, j. Lacombt.
Brofig, Morit, geb. 15. Oft. 1815 Bruch, Max, geb.b. Jan. 1835
zu Kl
zu Fuchswinkel (Oberjchlefien), beſuchte erhielt den erften Mufifunterricht von
das Matthias-Gymnaſium in Breslau, ner Mutter (gebornen Almenräder), M
war dann ein eifriger Schüler des Fünigl. eine gefchäßte Mufiflehrerin war und
Muſikdirektors und Domorganiften Franz ihrer Jugend wiederholt auf den rbeinl
Wolf, ward nad) dejfen Tod (1842) fein [hen Mufiffeften als Soloſopraniſte
Amtsnachfolger, erlangte, 1853 zum mitwirfte. Bereit al3 elfjäbriger Kmak
Domfapellmeifter ernannt, ben pbilofo= verjuchte ſich B., damals Schüler von 2
phifchen Doftorgrad und iſt jet zweiter Breidenftein, in größern Kompefitionge
Direktor des Fönigl. Inftituts für katho— und bradhte mit 14 Jahren ſchon eh
liſche Kirchenmufif und Dozent an der Symphonie in Köln zur Auffübrum
Univerfität fowie Mitglied der Akademie 18953—57 wurde er Stipendiat der
der heil. Eäcilia zu Rom. 8. iſt einer zart-Stiftung (f. d.) und als folder IM
der bedeutenditen lebenden Fatholifchen zieller Schüler von Ferdinand Hiller W
Kirchenfomponiften und bat 4 große und der Theorie und Kompofition, von Kat
3 Fleinere Anjtrumentalmefien, 7 Hefte Reinede (bi 1854) und Ferdinand Bra
Gradualien und Offertorien, 20 Hefte nung im Klavierfpiel. Nach furzem u
DOrgelfompofitionen, ein Orgelbuch in enthalt in Leipzig lebte er 185861 di
3 Heften, ein Choralbuch und eine gedie— Mufiflehrer zu Köln, fleißig Fomponie
gene Harmonielchre herausgegeben. rend. Nach bem Tod feines Vaters (1861
Broffard (pr. broſſahr), 1) Sebaftien trat er eine ausgedehnte Studienreiie am
de, geb. 1660, geit. 10. Aug, 1730; nahm welche nach Fürzerm Aufenthalt in Ir
geijtliche Weihen und war zuerjt Bräben- lin, Leipzig, Wien, Dresden, Münden it
darius, 1689 Kapellmeifter am Straß: Mannheim endete, wo feine Oper »tort
burger Münfter, jeit 1700 big zu feinem Ieie (nad dem fiir Mendelsſohn geſchrie
Tod Groffaplan (grand chapelain) und benen Text von — 1863 augen
Mufikdireftor an der Kathedrale zu ward. In Mannheim (1862-64) jörid
Meaur. B. ift der Verfaffer des älteſten er die Chorwerfe: »Frithjof⸗, »Romilht
mufifalifchen Lerifons (abgefchen vom Triumphgeſang«, »Geſang der heiligen
»Definitorium« des Tinctoris, Neapel drei Königee, »Flucht der heiligen Fam
obne Jahr, um 1475, und von Janowkas lie« 2. 1864—65 wieder auf Reifen
:Clavis ad thesaurum magnae artis (Hamburg, Hannover, Dresden, Bretlan,
musicae etc.«, 1701); fein Werf hat Münden, Brüffel, Baris ıc.), brachte g
den Titel: »Dietionnaire de musique, in Aachen, Leipzig und Wien feinen »yrifte
contenant une explication des termes jofe mit außerordentlidhem Erfolg zur
grecs, italiens et francais les plus Aufführung. 1865 —67 war er Muli
usité sdans Ja musique, ete.« (1703, 2. direftor zu Koblenz, 1867—70 Hoffane!
Nufl.1705,3. Aufl. ohne Jahr). B.batauc meifter in Sondershaufen; in Koblen
Brud — Brumel. 131
er unter anderm fein allbefanntes Organift und Komponift für Orgel und
Biolinfonzert, in Sondershaufen Klavier, Schüler Burtehudes in Lübeck,
Eompbonien, Teile einer Mefie ac. wurde auf des legtern Empfehlung zuerft
Oper >Hermione«, weldhe 1872 in Drganift in Kopenhagen, ging aber fpä-
zur Aufführung gelangte, wo B. ter von da nad) Hufum, wo er 1697 ftarb.
—73 fih aufbielt, hatte nur einen Brül, Ignaz, geb. 7. Nov. 1846 zu
erfolg. Auch das Chorwerf Proßnig in Mähren, erhielt Klavierunter:
fiend« gehört in die Berliner Zeit. riht von Epftein in Wien und ftudierte
dem er fünf Jahre (1873 — 78) zu Kompofition unter Rufinatfcha, fpäter
on ausſchließlich der Kompofition ges unter Defioff. Zum tüchtigen Pianiften
(»Arminiug«e, »Lieb von der Glode«, berangebildet, trat er zuerft in Wien kon—
zweite Biolinkonzert) und nur zwei zertierend mit eignen Kompofitionen auf
ijen nah England zu Aufführungen (Klavierkonzert 2c.)und machte fpäter auch
Werke gemacht hatte, wurbeer 1878, einige Konzertreifen als Bianift. Eine Dr:
Stodhaufens Abgang, Dirigent bed chefterferenade gelangte 1 zur erſten
hen Gejangvereins in Berlin und Aufführung in Stuttgart. 1872— 78 war
als Nachfolger Benedictd Direftor ——— am Horakſchen Inſtitut zu
i onic Society zu Liverpool. Wien. Der wachſende Erfolg feines »Gold⸗
1081 vermählte er ſich mit der Sänge— nen Kreuzes« veranlaßte ihn, ſich ganz der
Fräuf. Tuczet aus Berlin. — B. ifl Kompofitionzu widmen. Bis jegt hat er
Zweifel einer unſrer bedeutendften —— die Opern: »Die Bettler von
iften, auf bem Gebiet der Ehor: amarfand« (1864), »Das goldne Kreuz«⸗
| fition unter ben lebenden Kompo- 1874, eine allerliebfte Spieloper, die ſich
— Brahms der erſte. Die großen chnell Bahn gebrochen bat und bereits
efür gemiſchten Chor, Soli und m Ausland in fremden Sprachen zur
er: »Odyſſeus⸗·,»Arminiug« und Aufführung gelangt ift), »Der Land:
das »Lied von der Glodee, ebenfo die riede« (1876) und »Bianca«e (1879);
MirNännerhor: »Frithjofe,»Salamise, erner: zwei Klavierfongerte, eine Sonate
Mormannenzuge bilden ben Schwer: für zwei Klaviere, eine Gellofonate, ein
| feines Schaffens; doch zählt auch Trio, Klavierftüde, Lieder ıc.
erfted Biolinkonzert zu ben Lieblings Brumel (Bromel), Antonius,
Iuerten aller Geiger. Das Eharafteriftiiche bedeutender niederländ. Kontrapunftift,
der Kompofitionsthätigkeit Bruchs ift die eitgenofje Josquins und Schüler von
Freude an der ſchönen Klangwirkung, keghem; Petrucci drudte 1503 fünf vier:
Welche er nie des Effelts wegen opfert; jtimmige Mejfen Brumels, eine andre
Biefer Grundfag jcheidet ihn ſtreng von »dringhs«) im erſten Buch der »Missae
Der neudeutichen Schule und hebt ibnjo: iversorum« (1508), ferner Mejienteilein
merklich gegen Brahms ab. den »Fragmenta missarum«, Motetten
Brad, Arnold von (van Brugge, in ben »Motetti XXXIHe« (1502), den
an Brud, be Prug, de Bruca, »Canti CLe« (1504), »Motetti C« (1504),
tnoldus de Ponte), niederländ. »Motetti libro quarto« (1505) und »Mo-
———— — ei — u tetti della corona« a: drei Meffen
Brügge (daher van Brugge), geſt. 2. ftehen in dem »Liber XV missarume« be3
Stpt 1536als Rapellmeilter halter Fer: Andreas Antiquus (1516), eine in den
nds L in Wien. Bon feinen Kom— »Missae XIII« des Örapheus (1539) und
Pelitionen find erhalten: Motetten, Hym⸗ zwei in des Petrejus »Liber XV missa-
Km und deutiche Lieder in Sammelwerfen rum« (1538). Endlid finden fich eine
am 1540, einzelne auch in gefchriebenen zwölfftimmige (!) Meſſe und drei vierftim:
‚Sammlungen. Arnold von B. ift nicht mige Credo auf der Münchener Bibliothet
Bentiich mit Arnold von Flandern. an Meſſe auch in einer von Bottde be
8, Nikolaus, geb. 1666 zu oulmon veranlaßten Kopie in ber Biblio-
> Ehmabftädt (Schleswig), ausgezeichneter thek des Pariſer Konſervatoriums).
9*
132 Brummeifen — Buchftabentonjchrift.
Brummeifen, ſ. v. w. Maultrommel. 12. Dez. 1792 zu Brünlos bei Stolfke
Brummer, j. Dudeljad. im Erzgebirge, geft. 14. April 18744
Brummflimmen, j. v. w. Gefang ohne Organijt und Dirigent von Gefangt
Worte und mit geichloffenem Mund (a einen zu Chemnitz; bekannt gewer
bocca chiusa), fo daß der Ton nur brum—⸗ durch inftruftive Klavierfachen, Potpua
mend durch die Nafe fommt. Bon den B. ris ac. befonders für Anfänger.
ift öfter in Männergefangsauartetten ie f. Regifter 2) und Spell
Gebrauch gemacht worden. Brufiwerk, in der Orgel das ind
Brunei, Antonio, Domfapellmei« Regel zum zweiten oder dritten Mam
fter zu PBrato, fpäter in Florenz, two er ebörige, in der Mitte der Orgel auf
zufeßt den Titel eines großberzoglichen Helft Pfeifwerf. Das B. ift regelmäg
KRapellmeifters erhielt, firchlicher Kompo—⸗ ſchwächer intoniert ald dad Haupt
nift, gab 1605 —21 Motetten, Gantica, S. Manuale.
Madrigale zc. heraus fowie ein Werk Bryennius, Manuel (nach Fetiseh
über ben Kontrapunft: »Regole e dichia- alten franzöſiſchen Familie entitanme
razioni di alcuni contrapunti doppi .... die ſich während der Kreuzzüge in Er
emaggiormente...contrapuntiall'im- chenlanb feſtſetzte), ift der letzte arichili
proviso etc.« (1610). : Mufiffchriftiteller (um 1320). Seimeh
Brunetti, Gaetano, Violinvirtuofe vielen Handſchriften eriftierende >
und Komponift, geb. 1753 zu Pifa, geſt. monife ift indes nicht eine felbfländ
1808 an ben Folgen des Schreds über Arbeit, fondern eine Bearbeitung
die Einnahme Madrid durch Napoleon; fummarifche Zufammenfaffung frübat
Schüler Nardinis, wurde von Boccherini Schriften über die Muſik der alten Or
1766 nad Madrid gezogen, wo er im chen und enthält mehr oder minder ı
Umgang mit diefem Meifter fich fchnell füngliche Auszüge aus Adraft, Ariiten
weiter entwidelte; doch lohnte er Bocche— nos, Euffid, Ptolemäos, Nitomad
rini mit Undanf, dba er gegen ihn intri— Theo von Smyrna u. a. Die Erflün
nierte und ihn fchlieklich aus feiner Stel- ber neugriechifchen Kirchentonarten ilta
lung als Rapellmeifter und Hofkomponiſt dem Pachymeres (1242—1310) entme
verdrängte. Er felbjt dagegen blieb in men. Gedruckt findet fich die »Harmenik
Gunſt und Stellung. 31 Symphonien für bes B. im 3. Band von Job. Bub
Orcheſter und zahlreiche Werke für Kam: »Opera mathematica« (1699). ?
mermufif find erbalten, aber zum größten Ehrift, Über die Harmonik des B., um
Teil als Manuffript im Beſitz des Bio: Paranikas, Beiträge zur byzanti
graphen Bocherinis (Picquot). fhen Litteratur (Situngsberichte F
runi, Antonio Bartolommeo, Münchener Afademie 1870), werte
Violinvirtuofe, geb.2. Febr. 1759 zu Gont Abhandlungen. i
(Piemont), geft. 1823 dafelbft; Schüler Buceina (v. griech. bykane oder v. ak
von Pugnani und Spezziani, ging 1781 bucca, »Bade« ‚und canere, »ſingen⸗
nach Paris, wo er zuerſt Biolinijt der Co— röm. Blasinjtrument, wahrſcheinlich am
medie italienne, dann Kapellmeifter am gerade Trompete oder Tuba, aus J
Theätre Montanfier, an der Komiſchen unfre Poſaune (auch dem Namen |
und zulett an ber Jtalienifchen Oper war entwidelt hat. |
und verfchicdene eigne Opern zur Auffüh— Buchſtabentonſchrift it die Amon
rung brachte. 1801 je er ſich nach Paſſy dung der Buchftaben zur Bezeichnung de
bei Paris zurück; 1816 machte er noch ein= Töne. Es fcheint, daß die B. die ältdke
mal einen ziemlich unglüdlichen Bühnen: Art der Notenfchrift ift; wenigſtens find
verfuch (»Le mariage par commission«) wir fie bereit8 bei dem Griechen (nk
und fehrte bann in feine Baterjtadt Coni Griechiſche Muſit). Die griechiſche B. bich
— Er bat auch eine Violin- und eine ſich, zum mindeſten in den Traltaten DE
ratſchenſchule berausgeneben. Mufiftheoretifer, bis ins 10. Jabrk
Brunner, ChriftianTraugott,geb. In. Chr., während die Praris fih unge
Buchſtabentonſchrift. 133
übe ſeit dem 6. Sr vielfeicht noch A—P (die fäljchlich fogen. Notation bes
rüber, der Neumenfchrift di. dv.) bes Boẽtius, Notation boetienne) im fränfi:
Yente. Im 10. Jahrh. aber finden wir fhen Sinn (H = unjerm e) wie im Odo—
nerit eine neue Art der B., nämlich mit nifchen (H = a) vor. Überhaupt hielt fich
steinifchen Buchftaben und zwar mit den bie fränfifche B. neben der Odonifchen
ben eriten Buchftaben des Alphabets: mindeſtens biß ind 12. Jahrh. hinein.
\BCDEFG für die fieben Töne ber Nachdem man erjt die Kenntnis des Ur:
dateniichen Stala; doch hatten diefelben ſprungs der Doppelbedeutung der Buche
amals nicht gleich die Bedeutung, welche ftaben verloren hatte, Fonnte es Leicht ges
w heute haben, vielmehr entjprachen fie ſchehen und geſchah, daß man fich derſel—
niern heutigen cdefgah. Oberhalb ben auch in einer dritten, vierten 2c. Be—
; folgte wieder A, unterhalb A wieder G, deutung bediente je nach der Stimmung
rade jo wie heute. Der Herausgeber des des Injtruments, für welches fie zur Ans
erliegenden Lexikons bat diefe Art der B. wendung Fam. Es herrſchte daher in den
ie »fränfifche« genannt, weil fie allem theoretijchen Traftaten des 12. und 13.
Ankhein nach fränfifchen Urſprungs it. Jahrh. eine vollftändige Willfür in der
Diefelbe kam nach den Zeugniffen früh: Verwendung der Buchitaben als Zeichen
mittefalterlicher Schriftiteller für Gai- für die Tonhöhe, 3. B. fommt A in der
aninftrumente (Pfalterium, Rotta) zur Bedeutung unſers F vor xc. Als wirf:
Ansoendung und wurde. für die damals in liche Tonjchrift für die Praris verlieren
Aufnahme kommende Orgel bald allge: wir dann längere Zeit die B. aus den Aus
men. Die Mönche, damals die einzigen gen. Durch des Guido von Arezzo (geft.
Nufittgeoretiker, führten fie bald in ihre 037) Erfindung oder Einrichtung unfrer
Traltate ein, aber in einer veränderten modernen Notation auf Kinien, die aber,
Schalt, indem fie diejelbe auf das grie— wie die vorgezeichneten Schlüffel noch
She Syſtem (eine Molltonleiter durch verraten, nichts weiter iſt als cine abge-
wei Dftaven), das noch immer Iebendig fürzte und anfchaulichere B., fam der
war, übertrugen. Dadurch erhieltA die Gebrauch der Buchftaben, wenigfteng für
Sdeutung, die ed noch heute hat, d. h. die Notierung der Gefünge, nad) und nad)
während in der fränfijchen B. CD und immer mehr ab, während die Inftrumen-
(A Halbtonfchritte waren, wurden in der talijten fich ihrer wohl nad) wie vor weis
ferormierten, die man nach ihrem mut⸗ ter bedient haben werben. Leider haben
maplihen Umgeftalter (Odo von Elugny, wir feine notierten Inftrumentalfompos
adt. 942) die ⸗Odoniſche⸗ nennen kann, fitionen, die Älter wären ald aus dem Ende
BC und F Hafbtonichritte. B war alfo de3 15. Jahrh. Am diefe Zeit endlich
x Ton, den wir heute nennen. Schon im taucht die B. wieder auf und zwar als die
1. Jahrh. fing man an, die Buchjtaben befannte Orgeltabulatur (j. Tabula
ır jede Oftave verfchieden zu geftalten. hir 2). Die Buchftabenbedeutung iſt nur
Das griechifhe Syſtem war um einen noch eine einzige, feftftehende, nämlich die
ton nad der Tiefe bereichert worden, Dbdonifche, wie fie ing Guidonifche Linien:
Awlich um unfer großes G; dieſes bezeich⸗ notenſyſtem übergegangen und Grund:
te man durch das griechiiche Gamma; lage der Menfuralnotenfchrift(.d.)
T. Dann folgte die Oftave der großen geworden war; dagegen finden wir ver:
Suhftaben ABCDEFG, weiterhin die Ichiedene Arten der Buchjtabenordnung
xtfeiinenabedefg; brauchte man noch bezüglich der Oftaventeilung. Neben der
re, jo verdoppelte wan die Heinen alten: 7, A-G, a—g x. finden wir
Suhflaben aa bb cc dd ee oder der f-e, f—e, f—e, feltener G—F, g-fıc.,
Infatt in der zweiten Oftave die Meinen und e8 tauchen bereits zu Anfang des 16.
Suöftaben zu bringen, bediente man ſich Jahrh. die Anfänge unfrer heutigen OF:
Aweilig auch der weiter folgenden HI taventeilung auf, die immer mit c be
KLMNOP, und zwar kommt dieſe B. ginnt (wie die fränfifche mit dem ınfer e
134 Buchſtabentonſchrift.
bedeutenden A). Vollſtändig entwidelt kleinere Potenz von 2, d. b. 64
finden wir die heutige zuerft zu Anfang Intervall 2). 64:81 iſt aljo der Oi
bed 17. Jahrh. bei Michael Prätorius tient für diefe fogen. puthagoreiihe Ex
(1619); doc) erhielt fich die alte Oftaven- dagegen ift das Verhältnis ber rap
teilung ald A—G, a—g, a—g, nad) der Terz als das des vierten > fümt
Tiefe erweitert A—G, jo lange, wie über: Bartialton (f. Mlang) — 4:9 oder, =
haupt die Tabulatur gebraucht wurde dasſelbe ift, 64:80, d. b. die Terz iffR
(bis ins vorige Jahrhundert), und da= 80:81 tiefer als bie vierte Quinte. ®
neben eine im 16. Jahrh. aufgefommene, en Unterfchieb nennt man das font®
welche die DOftaventeilung zwiichen B che Komma. Hauptmarm bezeichnet
und H (B rotundum und quadratum) öne, welche durch Quintichritte erre
jeßte (vgl. Grundſtala und Berfegungszeichen): werben, Durch große Buchftaben. Die ©
töne dagegen befonmen Feine Buch
ABHCDEFGABhedefgabhede««c. ben, 3.B. CeG,aCe x. Dieje Beat
über die rhythmiſchen Wertzeihen und numgömeife, jtellte fich für die erafte m
Paufezeichen der Tabulaturen vgl. Tabula. ſenſchaftliche Behandlung als unzulä
tur 2). — Mährend für die Praxis die B, lich heraus, 3. B. mußte bie zweite Ober
gänzlich abgefommen ift, bedienen fich ter; von C, als Terz von e, wieber
ihrer die a in ihren Abhandlun⸗
gen nad) wie vor Br Demonjtrierung der
afuftifchen Verbältniffe ꝛtc., aber ſtets nur
mit ber Teilung von c aus. Doc, hat
man in neuerer Zeit von ben großen und
Heinen Buchſtaben einen abweichenden
Gebrauch gemacht. Erftens hat fich feit
Anfang dieſes Jahrhunderts eine Ak— ———— unter dem großen B | —
fordbedbeutung der Buchſtaben ein aben für die zweite Oberterz: Ce, e
—— indem manuntereinemgroßen und eines ebenfolchen über dem Bucht
uchitaben ben Dur-Afford des durch den ben als Zeichen der Erhöhung für Di
Buchftaben bezeichneten Tons (ohne Rüd:
fiht auf die Lage in diefer oder jener Of: zweite Unterterz: asC, Fesas. Endi
tape) und unter einem Fleinen deſſen Moll: vereinfachte A. v. Öttingen ba: Ir
Afford verfteht, . 9. A=Adur,a= fahren, indem er gleich zuerjt zu den
A moll; eine Feine Null bezeichnet dann
rizontalftrichen griff und von ber
den verminderten Dreiflang, z.B. a — wendung ber großen Buchſtaben gänzlid
a:c:es. Eine andre Bedeutung der abſah; er bezeichnete nämlich durch De
Null xc. ſ. unter Klangfplüfiel. Auch verfteht Horizontalftrich über dem Buchſtaben -
man wohl unter A die Adur-Tonart jelben als Oberterz, durch den Strid mr
und unter a die A moll-Tonart. Mo» ter bem Buchftaben aber als Inter
ri Hauptmann und feine Schüler bie zweite Terz durch zwei, die dritte bundt
brauchen große und Fleine Tonbuch— brei Striche ac., fo daß dieB.jetzt genaudt
ftaben wieder in anderm Sinn, näm— Schwingungszahl der Intervalle verräl
lich zur Unterfcheidung der Quint— —=c:e, e:gis, gis:his, as: c, fes: as x’
töne und Terztöne Macht man Jeder Strich bedeutet die Vertiefung, reir
nämlich 3. B. von C aus vier Quints Erhöhung des durch Tauter Quinifchritte
ſchritte nach oben, fo erreicht der vierte gefundenen Ton? um 80:81. Der Ge—
einen Ton E (ganz abgefehen von ber winn für die theoretifche Betrachtung il
Dftavlage); diefer Ton jtimmt nicht ges ein ſehr erheblicher, weil die barmoniid:
nau überein mit der nn. C, fon: Auffaffung eines Intervalls direft dur
bern ift etwas höher; die Schwingungs-
geh! für die vierte Quinte ift 81 (3), die B. gegeben ift; 3. B. ift eis— Terz der
ag nächſt tiefere e ift dann bie nächſt dritten Quintevon e (ce—g—d— a—is),
Buffo — Bitlow. 135

cs dagegen zweite Terz der Unter: king« ſein. — 2) DIe Bornemann, geb.
5. Febr. 1810 zu Bergen (Norwegen), geft.
inte von c (c—f-a—cis) x. Leider 17. Aug. 1880 auf feiner Billa Lyfoen bei
bat Helmbolß, als er diefe Verbejjerung Bergen; berühmter, aber etwas erzentri=
im der 2. Auflage des genannten Werks ſcher Biolinvirtuofe, dejjen kapriziöſes
anmabnı, dabei die Bedeutung der Hori: Spiel vielfach den Vorwurf des Charla—
aljtriche über oder unter dem Buchs tanismus erfahren bat, ging 1829 gegen
vertaujht. Man muß deshalb jegt den Willen feiner Eltern nad Kafjel zu
au zujchen, ob man die v. Öttingenjche Spohr, um defjen Schüler guwerden, ſah
Sder bie verbreitetere, auch in dieſem Lexi— indejjen bald ein, daß fie beide nicht zu=
fon mehrfach angewandte Helmboltfche jammen tauaten, und folgte vielmehr —*
Sezeichnungsweiſe vor ſich hat. ganini nach Paris, um ſich deſſen ihm ſym—
Buffo (ital.), komiſch. Opera buffa, pathiſchere Manier anzueignen. In Paris
[. v. w. komiſche Oper (ij. Oper). Baß— wurden ihm alle ſeine Sabıeligfeiten, auch
u Baſſiſt, der komiſche Partien fingt; die Violine, geftohlen, und verzweifelt
%
ſprang'er in die Seine, wurde aber wieder
Bugle (fran;., ſpr. büggt, u. engl., ſpr. berausgezogen und von einer reichen Dame
Sest. Flügelhorn, Bügelborn, aufgenommen und gepflegt, erhielt auch
Sigualborn), das gewöhnliche Signal: wieder eine GuarnerisBioline zum Ges
inftrument ber Infanterie; dasfelbe hat ſchenk. Seit diefer Zeit begann kin viel⸗
weite Menjur und feine eigentliche Stürze, bewegtes Wanderleben durch Italien,
daher einen vollen, nicht ſchmetternden Deutſchland, Rußland, Skandinavien,
Ton. Das B. ift in neuerer Zeit auch mit Nordamerika (1844), Frankreich, Alge—
Tonlöchern und Klappen verjehen worden, rien und Belgien. 1848 ging er nach Ber-
)o daß es die Lücken der Naturjfala aus: gen zurüd und begründete ein National=
füllen kann (Klappenborn). Umfang theater, geriet aber in Zerwürfnijje mit
fein e bis zweigejtrichen g. der jtädtifchen Behörde und reifte ſchon
Bull, 1) John, geb. 1563 in Somer: 1852 wieder ab, abermald nad Nord:
jetibire, geit. 12. März 1623 zu Antwer: amerifa, wo er große Dijtrifte in Penn—
ven; wurde inder Föniglichen Vokalkapelle
ſylvanien anfaufte und eine norwegiiche
(Chapel Royal) unter Willianı Blithes Kolonie gründete, die aber mißglückte und
man ausgebildet, 1582 Organijt der Ka⸗ ihn um fein Vermögen bradte. Nach
!hedrale zu Hereford und jpäter Knaben: Europa zurüdgefehrt, reilte er noch in
meifter (master of children); 1586 er: Frankreich, Spanien, Deutjchland und
langte er den atabemifchen Grad bes Baf: 308 fih dann wieder nach Bergen zurüd,
falaureus der Muſik von der Univerjität ereifte jpäter aber noch mehrere Male
Orford und 1592 den Doftorgrad zu Cam⸗ Amerifa. Als Komponiſt für fein Inſtru—
dridge und Drford. 1591 wurde er Ra= ment hatB. manches Intereſſante und Pi:
vellfänger ber Chapel Royal und 1596 kante geichaffen, beſonders Phantafien
Trofeffor der Mufif am Gresham Eollege über nordijche Themen.
mit ausnahmsweiſem Dispens vom Bor: Bülow, Hans Guidovon,geb.8.Yarı.
trag im lateinifcher Sprache. 1607 ver: 1830 zu Dresden, wurde mit neun Jah—
heiratete er fich und mußte daher ftatuten: ren Klavierfchüler von Fr. Wied und Har:
zmaß feine Stellung am Gresham Eol- moniejchüler von Eberwein in Dresden,
ge aufgeben. 1617 wurde er Organiſt bezog 1848 zum Studium der Rechte die
an der Kathedrale zu Antwerpen. B. war Univerfitäit Leipzig, ftudierte dabei aber
in außerordentlich renommierter Orga— unter Hauptmann Rontrapunft, ging
zit und tüchtiger Kontrapunftift; von 1849, durch die politifchen Ereigniſſe er:
anen Kompofitionen find nur Schuljtüde zent,nad) Berlin und ſchloß ſich als Mit:
ud Rariationen für das Virginal, ein arbeiter der »Abendpojt« den Ideen Wag:
Anthem und einige Kanons erhalten. Er ners an, bejjen Schrift »Die Kunft und
sl der Komponijt des >God save the die Nevolution« damals erfchien. Eine
136 Bünde.

Aufführung des »Lohengrine in Weimar theater? zu Hannover angeftellt(al3 Nach⸗


brachte feinen Entihhut zur Reife, ſich folger Botts), doch führten Kompetenz
ganz der Muſik zu widmen, und trotz des fonflifte mit ber Intendantur ſchon nach
Widerſpruchs ſeiner Eltern eilte er nach zwei Jahren zur Auflöfung des Verbält-
Zürich, der Zufluchtsſtätte des feiner poli- niffes. Seit 1. Oft 1 ift er Hof-
tifchen Überzeugung wegen außgewiefenen mufifintendant des Herzog3 von Mei-
Meifterd, welcher ihn 1850—51 in ber ningen. — B. iſt nicht ein Pianift, wie
Direktion unterwieß. Nachdem er fich als ihrer fo viele, ſelbſt hochbedeutende, im
Theaterfapellmeifter in Zürich und St. Triumph die Welt durchziehen; er impo-
Gallen die erften Sporen verdient, begab niert nicht nur, fondern er belehrt, er ift
er fich nadı Weimar zu Lifzt, welcher feiner ein Miffionär der wahren, echten Kunſt
ſchon weit vorgefchrittenen pianiftifchen und fpielt daher mit Vorliebe klaſſiſche
Meifterfchaft die legte Weihe gab. 1853 Mufit. Sein Repertoire ijt jedoch das
machte er feine erjte Konzerttour durch reichhaltigfte aller Bianiften und umfaßt
Deutſchland und Ofterreich, deren Erfolg auch alle Bedeutende, was bie jüngite
nicht gerade ein glänzender, doch ein fteis Generation hervorgebracht bat; gegens
gend guter warz eine zweite Tour folgte über biefer ilt er der einflußreichite Kri—
1855 und endete zu Berlin mit Bülows tifer — die Werfe, weldye von ihm öffent:
Anftellung als erjtem Klavierlchrer am lich gefpielt worden find, haben freie Babn.
Sternfhen Ronfervatorium (an Kullafs B. jpielt immer auswendig, wie er auch
Stelle). 1857 vermäblte er fidy mit Liſzts ſtets auswendig dirigiert (das auswendig
Tochter Cofima. 1858 wurde er zum Dirigieren ift durch ihn in Mode gefom:
königl. Hofpianiften und 1863 von ber men); fein Gedächtnis ift geradezu bei:
Univerfitit Nena zum Dr. phil. ernannt. jpiellos. Die ſpezifiſchen Eigenſchaften
Unterdeſſen hatte Wagner in dem König feine Spiel find eine bis ins Fleinfte
Ludwig von Bayern einen hoben Gönner gehende muftergültige, aber ſchwer nad:
gefunden und zog nun B. gleichfall® nach ahmliche Ausarbeitung, eine völlige
Münden, zunächſt als Hofpianift, 1867 Durchgeiftigungderinterpretierten Werte,
aber, nachdem er zwiſchendurch Furze Zeit technifche Tadellofigfeit und Glätte, we—
ih in Bafel lehrend und Fonzertierend niger impofante Kraft und Großartigfeit.
aufgebalten, als Hoffapellmeifter und Als Komponift hat er fi mit Klavier:
Direktor der zu reorganifierenden Fünigl. werfen, Liedern und einigen Orchefter-
Muſikſchule. So Furze Zeit diefe Thätig- ſtücken bethätigt, die überall den feingebil-
feit währte, fo bedeutungsvoll war fieden= deten und feinfühligen Tonfünftler ver-
noch für die Münchener Muſikverhält— raten; von hohem fünftlerifchen Wert find
niffe. Eheliche Zerwürfniſſe führten 1869 die von ihm redigierten Ausgaben klaſſi—
zur Scheidung, und B. verließ München. cher Werke, die zum Teil (4. B. Gramers
Mehrere Jahre nahm nun er feinen feiten Etüden) mit vorzüglichen injtruftiven Ans
Wohnfig zu Florenz, dort durch Einfüh: merfungen verjehen find.
rung jtändiger Konzerte und Kammer Bünde (Plur., engl. Frets, franz. Tou-
muftfaufführungen mit größtem Erfolg ches, ital. Tasti), auerüber das Griffbrett
für die Verbreitung der deutſchen Muſik von Saiteninftrumenten laufende ſchmale
in Stalien wirfend. Seit 1872 ift er wie Holz: oder Metallleiften, welche beim
der mit vielfach wechjelndem Aufenthalt Niederdrüden der Saiten durch die grei-
als Anterpret Haffifcher Klavierwerke ein fenden Finger zu Stegen werden und die
ganz Europa gehörender Meiiter, überall Länge des A Teils der Saite
mit Enthuſiasmus aufgenommen; ja felbft genau beftimmen, d. b. ein reines Spiel
Amerifa bat er aus ne unerichöpf: erleichtern, vorausgeſetzt, daß die Entfer:
lichen Füllhorn Fünftlerifche Genüſſe ges nungen der B. richtig berechnet find. Die
ſpendet und zwar 1875—76 in nicht we: B. eignen jpeziell den lautenartigen In—
niger als 139 Konzerten. Am 1. Ian. ftrumenten und fcheinen mit diefen durch
1878 wurde er als Kapellmeifter des Hof: die Araber ins Abendland gebracht worden
Bundfrei — Burgk. 137
zu fein. Streidinftrumente mit Bünden und * tüchtiger Muſiker, Mitglied der
tauchen im Abendland erft auf, nachdem Brüſſeler Akademie ꝛc. B. hat eine Menge
fih die Laute verbreitet hatte, im 14. kirchlicher Kompoſitionen, auch Orcheſter⸗
Sabrb. ;diefe »Lautengeigen« hatten auch, werke, Kammermuſiken ꝛc. geſchrieben
wie die Laute die jogen. »Roſe«, eine und zum Teil herausgegeben, desgleichen
große Anzahl Saiten umd feinen Steg. gg über die alte Antwerpe:
Dieälteften abendländifchen Streichinſtru⸗ ner ufifantenbrüderfhaft von Gt.
mente, die Fidel (viola, viella), Chrotta Jakob und St. Maria Magdalena, über
umdRubebe, hatten feineB. (Vgl. »Allge⸗ Antwerpener Klavierbauer und Lauten:
meine Mufifalifche Zeitunge« 1879, Nr. 5.) macher feit dem 16. Jahrh., über Ch. X.
Die legten Nachfommen der Lautengeigen Hanſſens, ©. F. M. Boſſelet und Jan
waren bie Viola da gamba und ihre Ber: van Okeghem jowie über den belgiſchen
wandten. Heute haben nur noch die Gui⸗ Gäcilienverein. Diefe Arbeiten find wert:
tarre, Mandoline, Zither und ähnliche voll. B. hat auch einen ausgezeichneten
Kneifinſtrumente B. Katalog des Antwerpener biftorifchen
Bundfrei, Bezeichnung für ein Pla: Mufeums abgefaßt.
vichord, dag für jede Taſte eine befondere Burti, j. Burtius.
Saite hatte (dgl. Klavier). Bürde⸗-Neh, Jenny, ausgezeichnete
Bungert, Auguft, geb. 14. März 1846 Bühnenſängerin Nager: ti opran:
zu Mülheim a. d. Rubr, erhielt den erjten partien), geb. 21. Dez. 1826 zu Graz als
Klavierunterricht von. Kufferath dafelbft, Tochter einer Sängerin, ber i.auch ihre
befuchte dann das Kölner Ronjervatorium erfte Ausbildung verdanft, debütierte
und ging zur weitern — vier 1847 zu Olmütz umd fang danach in
Jahre uach Paris, wo ſich Mathias für ihn Prag, Kemberg, 1850 am Kärntnerthor:
intereffierte. 1869 wurde er Muſikdirek⸗ Theater zu Wien, 1853 zu Dresden, 1855
tor zu Kreuznach und lebt nun Ih 1873 bis 1856 zu London und auf Gajtjpiel
in Berlin, wo er nochmals fleißig unter u Berlin, Hannover zc. 1855 heiratete
Kiel Kontrapunft ftudierte. B. ift ein ta= fe den Schaufpieler E. Bürde und z09
lentvoller Komponift. Sein Klavierquar⸗ ſich 1857 von der Bühne zurüd.
tett Op. 18 wurde 1878 bei der von lo: Burette (ipr. bürdtt), Pierre Jean,
tentiner Quartett ausgefchriebenen Kon: geb. 21. Nov. 1665 zu Paris, geft. 19.
furrenz preißgefrönt; außerdem veröffent- Mai 1747 als Profeffor der Medizin an
lichte er&lavierftüde, Lieder, Dlännerquar: der Univerfität in Paris; Mitglied der
tette, Duvertüre zu »Tajjo« und »Hohes Afademie 2c., hat eine Reihe geiftvoller
Yicd der Liebe« mit Orchefter. Unterfuchungen über die Muſik der Grie:
Bunting (fpr. bönn-), Edward, geboren chen gefchrieben, die fämtlich in den Me:
im Februar 1773 zu Arnagh in Irland, moiren der Acad&mie des inscriptions
ſt. 21. Dez. 1843 zu Belfaſt; hat das (8d.1—17) enthalten find. B. iſtder An-
serdienft, die Melodien der außjterben- ſicht, daß die Alten mehrftimmige Muſik
den irifchen Barden mit Hilfe einiger ba= nicht kannten; befanntlich wird auch heute
mal3 noch lebenden bedeutenden Harf: noch mit wenig Erfolg der Beweis bed
ner (O'Neill, Hempfon, Fanniug u. a.) Gegenteil verfuht (Weftphal).
xfammelt und der Nachwelt erhalten zu ürgel, Konſtantin, geb. 24. Juni
haben. Seine Sammlungen erfchienen in 1837 zu Liebau (Schlefien), Schüler von
3 Bänden 1796, 1809 und 1840: M.Brofig in Breslau und Fr. Kielin Ber:
Buononeini (ipr. ii), |. Bononcini 2). lin, war 1869—70 Klavierlehrer an ber
Buranello, j. Saluppi. Kullakſchen Akademie zu Berlin, lebt jetzt
Burbure (ipr. bürbühr), Kon Philippe daſelbſt als Brivaimufiklehrer. Seineſ om⸗
Marie de B. de Wefembeef, geb. 16. pofitionen (Kammermuſikwerke, Duvertüs
Aug. 1812 zu Termonde (Oftflandern), ren 2c.) verdienen Beachtung.
ein begüterter belgifcher Edler, lebt in Burgk, JoachimMoller(Müller),
Antwerpen als gediegener Kunſtkenner aus Burg bei Magdeburg, genannt Joa:

2,'
138 Burgmüller — Busby.
chim a B. (Burg, Burd), Kantor umd ihn die Univerſität Oxford zum Bakkalau—
Organift und fpäter auch Natsherr zu reus und Doktor der Muſik. Seine Bro:
Mühlhaufen in Thüringen in ber zwei— motionsfantate (Anthem) wurde noc
ten Hälfte des 16. Jahrh., war einer der lange nachher in Oxford oft wiederbelt,
bedeutendften ältern proteftantifchen Kir— auch in Hamburg mehrmals durch Pb.
chenfomponijten, von dem Paſſionen, das E. Bach aufgeführt. Seit feinem Aufent-
Nickifhe Symbolum und ein Tedeum halt in Lynn Regis fammelte B. Ma:
eigen eine Abendmahlgfeier, terial für eine Gehichte der Mufif; der
erner Gantioned (auf PVillanellenart), Verfolg feiner Studien veranlaßte ihn
beutfche Lieder und geiftliche Oden (nad) 1770 zu einer Forſchungsreiſe nach Frank—
Villanellenart) nah Dichtungen des Mühl⸗ reich und Stalien, der 1772 eine zweite
bäufer Superintendenten Helmbold in nad) den Niederlanden, Deutjchland und
Druden von 1550—1626 erhalten find. DOfterreih folgte. Die Refultate diejer
Burgmüller, 1) Joh. Friedrid Reifen, foweit fiedie Mufif der Gegenwart
Franz, wo: 1806 zu Regensburg, geft. 13. betrafen, veröffentlichte er in zwei Reife:
Febr. 1874 zu Beaulieu in Frankreich tagebüchern: »The present state of mu-
Seinet-Oike); war ein beliebter Kom⸗ sic in France and Italy etc.« (1771)
ponift leichterer Klaviermufif. — 2)N or: und »The present state of music in
bert, geb. 14. Jan. 1808 zu Düſſeldorf, Germany, the Netherlands and United
Bruder des vorigen, Schüler Spohrs und Provinces etc.« (1773). 1776 erichien
— in Kaſſel, komponierte Or: der 1. Band feiner »General history of
ſter- und Kammermuſikwerke, die von music«, gleichzeitig mit Hawkins' voll:
Talent zeugten, ſtarb aber ſchon 7.Mai ftändigem Werk; ber 4. (letzte) Band er:
1836 zu Aachen im Bad. ſchien 1788. 1789 wurde er zum Orgas
Burkhard, Joh. Andr. Chriſtian, niften am Chelfea College ernannt und
Pfarrer und Schulinſpektor zu Leipheim Sole nun bis zu feinem Tod in diejem
(Schwaben), gab 1832 in Ulm ein klei— Anftitut. Außer den ſchon angeführten
ned mufifalifches Wörterbuch und 1827 Schriften find noch zu nennen: »Plan of
eine Generalbaßlehre heraus. a public music school«e (1767); »Ac-
Burletta (ital.), Burleske, Bojjenoper. count of the musical performances in
Burney (ipr. böreneh), Charles, be— Westminster Abbey in commemoration
rühmter Mufifhiftorifer, rn 7. April of Handel« (1785); die mmufifalifchen Ar-
1726 zu Shrewsbury, geft. 12. April 1814; tifel für Need’ »Cyelopedia« und einige
Schüler von Baker in Chejter, dann von untergeordnete, auch nichtinufikalifche Ar:
feinem Bruder James B. zu Shrewsbury beiten. B. gab auch heraus: »La musica
und endlich von Arne in London. 1749 che si canta annualmente nelle funzioni
erhielt er eine Organijtenftelle in London della settimana sante nella capella
(St. Dionys-Backchurch). 1750 jchrieb er Pontificia, composta da Palestrina,
für das Drurylane= Theater die Mufifen Allegri e Baj« (1784). Klavierjonaten,
zu drei Dramen: »Alfreb«, „Robin Hood« Violinfonaten, Flötenduette, Violinkon—
und »Königin Mab«; feine Gefundheit erte, Kantaten ꝛc. feiner Rompofition
geftattete aber auf die Dauer diefe ange— * gleichfalls im Druck erſchienen.
ſtrengte Tätigkeit nicht, und er nahm Burtius (Burci, Burzio), Nico—
daher 1751 eine Organiftenjtelle zu Lynn las, geb. 1450 zu Parma, geſtorben da—
Regis (Norfolf) an. 1760 Eehrte er nad) ſelbſt gegen 1520; iſt der Verfaſſer des
London zurüd, führte einige Klavierfon: 1487 von Ugone de Rugeriis zu Bologna
zerte feiner Kompofition mit großemErfolg — »Musices opusculum«, des
vor und brachte ein neues Bühnenwerfam lteſten Werks, welches gedruckte Men—
Drurylane-Theater heraus: »The cun- ſuralmuſik enthält (auf Holztafeln ge—
ning mane, ſowohl dem Text als der Muſik ſchnitten).
nach eine Bearbeitung von Rouſſeaus Busbh (pr. bösbi), Thomas, geb. 1755
»Devin du village«. 1769 grabuierte |zu Weftminfter, geftorben im April 1858;

[4
Busnois — Burtehude. 139
Organiſt an mehreren Londoner Kirchen, befuchte er New Norf und Baris, wo er er:
1801 zu Cambridge zum Dr. mus. er: folgreich Eongertierte; nach feiner Rückkehr
nannt, war ein fleißiner und fruchtbarer nad) Amerika ließ er fich dauernd in New
Komponift fowohl auf dem Gebiet der dra⸗ York nieder. B. iſt Verfaffer einer Schrift:
matijchen als der Konzert-Vokalkompoſi⸗ »DasHeidentum inder Mufit« (1871). —
tion, doch ohne originelle Begabung. Seine 2) Hand, geb. 29.März 1853 zu Braun:
»Mufifgefchichtee ifteine Rompilation aus (mei, Bruder des vorigen, Schüler der
Buruey und Hawfind. Er jchrieb noch: königl. Mufiffchule in München, daran
»A dictionary of music« (1786); >A einige Zeit bei Liſzt, machte 1872 —7
grammar of music« (1818); »A musical Ronzertreifen alsPianiſt nahSüdamerifa
manual, ortechnicaldirectory« (1828); mit längerm Aufenthalt in Buenos Ayres,
»Concert room and orchestra anecdo- wurde nach feiner Rückkehr 1374 alsLehrer
tes« Senf »The monthly musical der königl. Mufiffchule zuMünden ange:
Journal« (1801, nur 4 Nummern) u. a. ſtellt, vermählte fich 1878 mit der Sän—
Bußnoiß (ipr. bünda), Antoine, ei: gerin Math. Wekerlin und dirigiert feit
gentlich be Busne, bedeutender Kontra= Herbit 1879 den von ihm ing Leben gerufe-
pımftift der erjten niederländifchen Schule, nen Münchener Chorverein.
1467 als Ravellfänger Karla des Kühnen Buttfledt, Joh. Heinrich, geb. 25.
von Burgund angeftellt, geft. 1481. Nur April 1666 zu Bindersleben bei Erfurt,
wenig ift von feinen Werfen auf ung ge— geſt. 1. Dez. 1727 als Domorganijt in
fommen, nämlid 3 Chanſons in Petrucs Erfurt; tüchtiger Drganijt, Schüler von
cis »Canti CL« (1503), ferner hand—⸗ Pachelbel, komponierte Kirchenmufifen,
fhriftlih 2 Magnififats, 1 Meſſe (Ecce Fugen, PBräludien für Klavier ꝛc., ver:
ancilla) und einige Fleinere Stüde in dankt aber feine Berühmtheit der Schrift
einer Handfchrift zu Brüjfel, mehrere »Ut re mi fa sol la, tota musica et
Meſſen in der päpftlichen Kapelle zu Rom harmonia aeterna«, oder »Neu eröffnetes
und einzelne Motetten und Ehanfong ver: altes, wahres, einziges und ewiges Fun-
ftreut in andern Bibliothefen. damentum musices« (um 1716), welche
Busfhop (ipr. büjhöp), Jules Auguſte fi gegen Mattheſons »Neu eröffnetes
Guillaume, geb. 10. Sept. 1810 zu Paris Orcheſter« wandte und nicht ohne Geſchick
von belgifchen Eltern, die ſchon 1816 nad die Solmifation aufrecht zu halten fuchte,
Brügge zurüdfehrten, wo B. heranwuchs aber durch desſelben »Befchüßtes Orche—
und lediglich durch Selbititubium ber ftere (1717) gründlich abgetban wurde,
Werke von Albrechtöberger und Reicha fich Buus, Jacques (Jachet) de, nieber:
zum Komponiſten beranbildete. Seine pa= länd. Kontrapunktiſt des 16. Jahrb., wahr:
triotifche Kantate »Das befaifche Banner« Icheinlich zu Brügge geboren, wo ber Name
wurde 1834 preisgefrönt. Außerdem bat de Boes (ipr. bus) um 1506 vorfommt, er:
er zahlreiche Kirchenfompofitionen und richtete in Venedig eine Mufifdruderei und
Chorwerke mit und ohne Drchefter bers wurde 1541 zum zweiten Organijten ber
ausgegeben, auch Symphonien, Duver: Markuskirche gewählt, gab aber dieſe
türen ıc. — Ein großes Tedeum Stellung wegen des zu geringen Salärs
wurde 1 zu Brüffel mit großem Er: (80 Dufaten) wieder auf und ging nad)
folg aufgeführt, desgleichen brachten bie Wien. Je zwei Bücher Ricercari, Can-
neuerdings eingerichteten Concerts natio- zoni francesi und ein Buch Motetti von
naux zu Brüſſel eine Symphonie in F, B. find erhalten (gedrudt 1547-50).
mebrere Duvertüren 2c, von ihm. - Bon vielen andern in Sammelwerfen ver:
Bußmenper, 1) Hugo, geb. 26. ehr. ftreuten, mit Jachet, Jacques, Jacches,
1842 zu Braunfchweig, Schüler von Li- Giacche, Jaquet, Giachetto bezeichneten
telff und Metbfeflel, ging 1860 nad Süd: Motetten ꝛc. ift e8 zweifelhaft, ob fie ®.
amerifa, trat in Rio are als Pia⸗ oder Berchem (f. d.) —
nift auf, veröffentlichte auch einige Kla— Burtehude, Dietrich, berühmter
vierwerke, bereite Chile, Peru ac. 1867 Drgelmeijter, geb. 1637 zu Helfingör,
140 Byrd — C.
wo fein Vater Job. B. (geil. 22. Zar. pelle, feit 1575 mit dem Titel eines Orga⸗
1674), der ihn ohne Zweifel ausbildete, niften diefer Kapelle, aber ohne die Funk—
Drganift war. Schon 1668 befam er bie tionen eines folhen. B. und fein Lehrer
bedeutende Stelle de& Organiften an ber Tallis erhielten 1575 ein Patent für 21
Marienfirche zu Lübeck, die er bis zu ſei⸗ Jahre, das fieallein zum Drud u. Berfauf
nem Tod 9. Mai 1707 innehatte. 167 rich⸗ von Mufikalien berechtigte; nach Tallis'
tete er die ſchnell zugroßer Berühmtheit Tod (1585) trat B. in den Alleinbefit des
gelangenden »Abendmuſiken« ein, große Patents. DB. ift vielleicht der bedeutendfte
Kirchenkonzerte nach dem Nachmittags— englifche Kirchenfomponift, Fetis nennt
gottesdienſt ber fünf letzten Sonntage vor ihn den Baleftrina oder Orlandug Lajjus
Meihnnachten, für die er immer neue Werke der Engländer. Bon feinen meijt im pa—
ſchrieb. Bekanntlich a Bad zu Fuß tentierten Selbjtverlag, refp. bei Thomas
von Arnftadt nach Kübel, um B. zu hören Eit, feinem fpätern Bevollmädtigten, ge
und von ihm zu lernen. Die Orgelwerfe druckten Werfen ift eine ftattliche Menge
Burtehudes find in neueſter Zeit von Ph. — »Cantiones« (sacrae) (1579,
Spitta in Fritifcher Gefamtausgabe ver: zujammen mit jolchen von Talliß);»Psal-
öffentlicht worden. Einzelne Ehoralbear: mes etc.« (1587); »Songs of sundrie na-
beitungen wurden fchon früher dur ©. turesetc.« (1589); 2 Bücher»Sacrae can-
Dehn, Commer u. a. ang Fe ep ge tiones« (1589, 1591); 2 Bücher »Gradna-
gegen; feine Bedeutung liegt aber nicht in lia ac sacrae cantiones« (1607, 1610);
iefen, fondern in den Sri Drgelfompos »Psalmesetc.«(1611). Drei ebenfalls von
fitionen. Bon feinen Vokalwerken find ihm gedrudte Dieffen find bisher nur in
einige Kantaten und Arien handichriftlich je einem Eremplar aufgefunden, eine ber:
erhalten; —— wurden die Abendmuſi⸗ jelben ift 1841 durch die Musical anti-
fen von 1678—87, find aber bis jetzt quarian Society neu gebrudt worden
nirgends aufgefunden; überhaupt find 5 mit einer Biographie Byrds von E. F.
Hochzeitsarien und 7 Sonaten für Violine, Rimbault. Außerdem enthalten einige
Gambe und Cembalo die einzigen bis jebt englifche Sammelwerfe des 16. Jahrh.
entdedten gedrudten Werfe Burtehudes. Stüde von B.Das »Virginal-Booke ber
Byrd (ipr. borrd; auch Bird, Byrde, Königin Elifabeth im Fitz-William-⸗Mu—
REN), William, geboren feum zu Cambridge enthält 70 Klavier:
um 1538 zu Pondon, get. 4. Juli 1623; und Orgelftüde Byrds, deögleihen bag
ward 1954 Chorfnabe der Paulskirche, der Lady Nevill 26.
Schüler von Tallis, 1563 Organiftzu Lin— ByzantinifheMufik, j.JopannesDamas-
coln, 1569 Kapellfänger der Fünigl. Ka— cenus, au Bryennius.

C.
Artikel, die unter E vermißt werben, find unter ® oder 3 nadyyufchlagen.
C, ber Name des dritten Tons unjrer tons gemahnt zu werden; biefe Wirfung
Grundffala (f. d.) und zwar einer von wurde noch verjtärft, indem die Linien des
den Tönen, welche feit Erfindung der No: f und c farbig gezogen wurden (frot, ce
tenlinien (10. Jahrh.) als Schlüffel für gelb). Im 11.—13. Jahrh. war die Be=
die Bedeutung der Linien benutzt wurden. deutung des f- und c-Schlüjfels noch nicht
Man wählte zu Sclüjjelnoten folche, auf das Feine f umd eingejtrichene e (c)
unter denen dag Semitonium (Halbton) befchränft, fondern kommt ebenſowohl
in der Grundſkala Tiegt, d. b. f und c für das eingeftrichene f (f) und Feine ce
(e—f, h—c), um beim Gefang immer an vor; die Farbe fiel dann in ein Spatium.
den Unterfchted des Ganztons und Halb: Die Form unſers c- Schlüffels bat fich
Gaballero — Gäkcilia. 141
aus einem wirflichen c allmählich ent- Recht zu verbelfen und ihm durch fchlichte
widelt: mufifaliiche Deflamation einen erhöhten
pathetifchen Ausdrud zu verfchaffen. So
Zn zn u zn 2 20 2 entſtand das Necitativ, bag ſich mit Stei-
gerung des mufifalifchen Ausdrucks zur
Als Auffchrift eines Stimmbuchd bedeutet Arie entwicelte und neben diefer den Kern
Cf.v. w. Cantus (Discantus); C1,C2 derneugeichaffenen Runftgattung der Oper
find der erfle und zweite Sopran. Über bildete; der neue Stil fand dann zugleich
e solfaut, C faut, cc solfa vgl. Solmi- Eingang in die Kirche. Caccinis frühefte
ietion. — An Italien, Spanien ꝛc. heißt Kompofitionen waren Mabrigale ohne
der Ton © jegt einfach ut, in Franfreich großen Wert im alten polyphonen Stil;
do (f. ».). erft im Verkehr mit Galilei und Beri bei
S, 6, in ältern Druden auch wohl Bardi und Borfi ward er in die neue
I, find Taftvorzeichnungen (f. d.); das Nichtung — und gelangte ſchnell
zu außerordentlicher Berühmtheit. Sein
eift eigentlich ein Halbfreis (C). erſtes Werk der neuen Art war: »Il com-
e als ae Kiel bebeutet 1) con battimento d’Apolline col serpente«
(mit); e. b.= col basso, mit dem Baß; (15%), gebichtet von Barbi; es folgten:
e. 8ra — coll’ ottava, mit Oftaven; »Dafne« , gedichtet von Ninuccini, tom
2) cantus (ec. f. = cantus firmus); 3) poniert in Gemeinſchaft mit Peri 6:
capo (d. ce. = da capo, von vorn). Rinuccinis »Euridice« (tragedia per
Gaballero (ipr. tabaljer), Manuel musica , 1600; mit ausgearbeitetem Ge⸗
Kernandez, geb. 14. März 1835 zu neralbaß herausgegeben von R. Eitner,
Murcia, Schüler von Fuertes und Es—⸗ 1881); »Il rapimento di Cafalo« (1600);
lava am Konfervatorium in Madrid, ijt »Lenuove musiche« pe für eine
einer der beliebteften ſpaniſchen Kom: Singitimme mit Baß, 1602); »Nove
peniften von Zarzuelas (Operetten); auch arie« (1608) und »Fuggilotio musi-
bat er Kirchenmuſiken gefchrieben. cale« (Madrigale, Sonette 2c., 1614).
Gabs, Francisco Qavier.geh. 1768 Cachucha (ipr. katſchütſcha), ein dem
zu Naquera bei Valencia, geit. 1852; Bolero ähnlicher Spanischer Tan.
ward 1810 Kavpellfänger, 1816 Organift Cäcilia, die Heilige, war eine edle
und 1830 Rapellmeifter der dortigen Ka— Römerin, die 177 fürdenchrijtlichen Glau—
tbedrale, einer ber bedeutendern neuern ben den Märtvrertod erlitt. Eine jpätere
ipanishen Kirchenkomponiſten (Meſſen, Zeit hat die Geichichte ihres Todes mit
Beipern x.). Legenden ausgeſchmückt und fie fogar zur
Gaccini (for. kattihini), Giulio, ge Erfinderin der Drgel gemadt. Sie ift
boren um 1550 zu Rom (daher auch die Schußheilige der Muſil, infonderbeit
Giulio Romano genannt), Schüler der Kirchenmuſik; ihr Gedächtnistag ift
von Scipione della Palla im Gefang und der 22. November, zu deſſen Feier mehrere
Fautenfpiel, fam um 1565 nach Florenz, bedeutende Romponiften befondereftirchen:
wo er etwa 1615 geitorben if. €. iſt mufifen (Gäcilienoden) geichrieben
einer der Mitbegründer des neuen Mufif- haben (Purcell, Clark, Händel). Zahl:
fils, des Stils unfrer Zeit, deſſen Wefen loje Bereine führen den Namen Cäci—
bealeitete Melodie ift; feine »Nuove mu- lienvereine; der ältejte ift wohl ber
siche« £1602) gaben demfelben den erjten von Paleftrina gegründete in Rom, wel-
umterfcheidenden Namen. Die Verſamm⸗ En zunächit eine Art Orden mit vielen
lungen von Künftlern und Gelehrten rivilegien feitens der Päpfte war und
in den Häufern der Florentiner Bardi 1847 von Pius IX. in eine Akademie
und Gorfi (fi. d.) haben den neuen Stil umgewandelt wurde, die fich fortdauernd
auf dem Weg nüchterner Überlegung ge= um die kirchliche Muſik große Verdienſte
funden; es galt, dem imfontrapunftijchen erwirbt. Der Londoner Gäcilienverein
Etimmengewirr erbrüdten Tert zu feinem (»Caecilian Society«) wurde 1785 ges
Artifel, bie unter & vermißt werben, find unter R ober 3 nadzufchlagen.
142 Gadaur — Gahen.
gründet und machte ſich bis 1861 ver: thetiichen Geſaug, beſaß aber auch eine
dient um Dratorienaufführungen (befon: immenſe Roloraturfertigfeit, beſonders
ders Händel und Haydn). Der »Gäcilien: in chromatiſchen Läufen, die er zuerſt kul⸗
verein für Länder deutfcher Zunge« wurde tiviert haben foll.
1867 durch Franz Mitt in Regensburg Caffi, Francesco, ital. Mufifichrift-
zur Hebung der katholiſchen Kirchenmuſik fteller, geb. 1786 zu Venedig, gen.1874
gegründet (vgl. Vereine). dafelbit; war bis 1827 Rat am Appellbof
san (pr. tadoh), Juſtin, geb. 13. in Mailand und lebte — privatiſie⸗
April 1813 zu Alby (Tarn) geft. 3.Nov. rend und mit muſikhiſtoriſchen Studien
1874 in Paris; Komponift Tomifcher beſchäftigt inVenedig. Sein bedeutendes
Opern, Schüler des Barifer Konſervato⸗ Hauptwerk ijt: »Storia della musica
riums, aus dem er jedoch wegen Mangels sacra nella gia capella ducale di San
an&raftheit entlajjen wurde, lebte längere Marco in Venezia dal 1318 al 1797«
Jahre in Bordeaur, jpäter zu Paris, auch (1854—55, 2 Bbde.). Auch verdanken wir
vorübergehend in London. en Monographien über Zarlino (1836),
Gadear, Pierre, franz. Kontrapunk⸗ onaventura Furnaletto (1820), Lotti,
tift des 16. Jahrh., Chorkfnabenmeifter Benedetto Marcello (in Cicognias »Vene-
in Auch. Bon feinen Kompofitionen find ziani inscrizioni«e) und Giammateo
Meſſen und Motetten feparat ausgegeben Afola (1862). Eine »Gefchichte des Thea-
in Barifer Druden von 1555 —58 (Le ters« blieb unbeendet.
Roy u. Ballard) fowie einzelne Werke in Gaffiaug (ipr.taffjöp), Dom Philippe
Sammlungen dieſer geit verftreut. Joſeph, Benediftinermönd von der
Gafaro, Basauale, angefehener ital. Kongregation von St. Maur, geb. 1712
Komponift, geb. 8. Febr. 1708 zu San zu Balenciennes, geft. 26. Dez. 1777 zu
en in Galantina bei Lecce (Neapel), Paris in der Abtei St. Germain bes
Schüler von Leonardo Leo am Eonfervas Preis; ift Verfaſſer einer ziemlich um-
torio bella Pietä in Neapel, wo er 23. Oft. fangreihen Mufifgefchichte, deren Drud
1787 ftarb; fchrieb Dratorien, Kantaten 1756 angezeigt, aber nicht ausgeführt
und andre Kirchenwerfe, auch Opern; wurde. Fetis hat das Manuffript auj
hervorzuheben iſt fein Stabat Mater der Barijer Bibliothek entdedt und rühmt
(zweiftinnmiger Kanon mit Orgel). Bat. dagjelbe ſehr.
Gaffarelli. Gagniard de la Tour (ipr. Lannjahr
Gaffareli, Gaetano Majorano, dvörätupe), Charles, Baron de, geb. 31.
genannt C., berühmter Rajtrat, geb. 16. Mai 1777 zu Paris, geft. 5. Zuli 1859
April 1703 zu Bari, geit. 30. Nov. 1783 dafelbit; bedeutender Phyſiker und Mecha—
nifer, Mit lied der Akademie ꝛc., ift der’
in Neapel; wurde von Gafaro (f. d.) ent:
dedt und ausgebildet; ihm zu Ehren geiftreiche Verbefferer der Sirene (f. d.),
nannte er fih C. Später fandte ihn welche er zum eraften Schwingungszäh:
Gafaro zu Porpora, der ihn nach fünf fer umſchuf.
Jahren al Sänger erften Ranges ent: Cagnoni (ipr. tanjoni), Antonio, be
ließ. Nachdem er ſich bereits in Italien liebter ital. Opernfomponift, geb. 8. Febr.
großes Renommee verjchafft, ging er 1737 1828 zu Godiasco (Üogbea), Schüler
nach London, reüffierte indes dort nicht des Konfervatoriums in Mailand. Sein
befonders; dejlo größere Triumpbe feierte »Don Bucefalo«, vor — Abgang vom
er wicder in Jtalien, Wien und Paris. Konſervatorium 1847 geſchrieben, hält
C. war jehr habgierig und fcharrte ein ſich auf dem Repertoire italieniſcher Büh—
großes Vermögen zufammen, womit er nen. Bis jetzt hat er gegen 20 Opern ge:
das Herzogtum Santo Dorato anfaufte ſchrieben.
er führte ſeitdem auch den Titel eines —** (pr. fang), Erneft, geb. 18.
uca) und ein großartiges Palais baute Aug. 1828 zu Paris, Schüler des Kon:
mit der ſtolzen nfchrift: » Amphion The- fervatoriumg, Bianijt und Muſiklehrer zu
bas, ego domum«. 6. erzellierte im pas | Paris, Fomponierte einige Operetten ac.
Artifel, die unter & dermißt trerten, find unter R oter 3 nachzuſchlagen.
u
Baillot — Galvifius. 143
Gaillot (pr. tajop), Joſeph, ausge: ! und 1 Bud) fünf- bis achtjtimmiger Ma-
zeichneter franz. Schaufpieler und Opern drigale ſowie 2 Bücher vierſtimmiger
jänger (Tenorbariton) an der PBarifer Kanzonetten heraus.
Gomidie italienne, geb. 1732 zu Paris, a ira, berühmtes franz. Revolutions⸗
geſt. 30. Sept. 1816 daſelbſt. lied (Carillon national) von 1789, Tert
Caimo, Joſeffo, Madrigalenfompo: von einem Straßenfänger, Namens Labre,
niſt der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., Melodie von Becourt, Trommeljchläger
gab 1568 — 85: 4 Bücher fünfftimmiger der Großen Oper; Anfang:

Ah! ga i - ra, gair -a ga i- ra! Lepeupleen ce jour sans ces-se r6-pö-


te, etc.

Calämus (lat.), auch Calamellus, Kirchen, Baffalaureus und Doktor der


i. v. w. Rohr, Robrflöte. Bon dem Wort Mufif (Orford) und feit 1806 Xeftor der
ftammen das franzöfifche chalumeau und Muſik an der Royal Inftitution (Nach:
das beutjche »Schalmeie«. folger von Crotch). C. hat befonders viele
Calando (ital.), nachlaſſend, abneh⸗ Glees und Gatches gefchrieben, auch An:
mend an Tonjtärfe wie an Lebendigkeit, thema, Oden 2c. Eine Sammlung wurde
alio die Bedeutung diminuendo und ri- 1824 von feinem Schwiegerfohn Sorsfen
tardando vereinigend. veröffentliht. C. beabfichtigte auch die
Calascione (Colascione, fpr. »jhöne; Bearbeitung eines mufifaliichen Lerifong,
franz. Colachon, fpr. laſchoͤng), ein in Un⸗ hatte fi) Boyces hinterlaſſenes Manu:
teritafien gebräuchliches, der Mandoline jEript verfchafft und viel Material geſam—
ähnliches Grifibrettinftrument, bag mit melt; doch Fam es nur 1797 bis zum
einem Plektrum gejpielt wird. Proſpekt. Seineinziges theoretifches Werk
Galdara, Antonio, geb. 1678 zu Ve: ift ein »Musical grammar« (1806).
nedig, geft. 28. Aug. 1763 dafelbit; zuerjt Callinet (fpr. «nä), f. Daublaine et E.
Kapellſanger an der Markuskirche, 1714 Galvifins, Sethus, eigentlich Seth
Hoffapellmeifter in Mantua, 1718 Vize Kallwitz, Sohn eines Tagelöhners zu
boffapellmeijter zu Wien, feit 1738 wie: Gorſchleben (Thüringen), geb. 21. Febr.
der in Venedig; war ein fehr fruchtbarer 1556, geit. 24. Nov. 1619 in Leipzig;
Opern: und Kirchenkomponiſt und jchrieb erwarb ſich als Kurrendenfänger zu
auch einige Kammermuſikwerke. Magdeburg die Mittel zum Befuch des
Galegari, Francesco Antonio, Gymnaſiums und durch Privatitunden die
Franzisfanermönd, geboren zu Padua, für den Beſuch der Univerſitäten Helm—
um 1/02 Kapellmeiiter am großen Mino: ſtedt und Leipzig. 1580 wurde er Muſik—
ritenflofter, 1724-40 Rapellmeifter zu direftor der Paulinerfirhe zu Leipzig,
Padua, wo Balloiti und fpäter Sab— 1582 Kantor zu Schulpforta und 1594
batini feine Nachfolger wurden. C. bat Kantor an der Thomasſchule und Mufit:
außer verjchiedenen Kirchenfompofitionen direftor der Hauptfirchen zu Leipzig. Diefe
ehrenvolle Stellung behielt er bis zu fei-
cin tbeoretifches Werk gefchrieben: »Am-
pia dimostrazione degli armoniali nem Tod und jchlug alle anderweiten
musicali tuoni«, das 1829 von Balbi Berufungen, 3. B. ala Profefior der
berausgegeben wurde als »Trattato del Mathematif nach Wittenberg, aus. C
sistema armonico di F. A. O. etc.« hatte eine bedeutende theoretifche Bil:
RBallotti und Sabbatini haben das Manu— dung, und feine Werfe find heute eine
ifript gefannt und aus ihm gejchöpft. der wichtigften Quellen über den Stand
Galettis Bruni, j. Cavalli. der Mufiklchre feiner Zeit: »Melopoeia
Gallcott, Kohn Wall, geb. 20. Nov. seu melodiae condendae ratio« (1182) :
1766 zu Kenfington, geit. 15. Mai 1821; »Compendium musicae practicae pro
war Organift an verichiedenen Londoner | incipientibus« (1594; 3. Aufl. unter dem
Artikel, Die unter & vermißt werben, finb unter M ober 3 nachzufchlagen.
144 Galvdor — Gampenhout.
Titel: »Musicae artis praecepta nova lungen war, die Übertragung des Patents
et facillima«, 1612); »Exercitationes auf feine Perſon durchzuſetzen. Berbittert
musicae duae« (1600); »Exereitatio verließ C. Parid ımd ging nad Zonden,
musicae tertia« gel Bol. Bobifationen. wo er zuerſt Mufifmeifter einer Mili-
Bon feinen Kompofitionen find erhal: tärfapelle wurde und als KRapellmeifter
ten: »Auserleſene teutfcheLieder« (1603); Karls II. ftarb. Fragmente ber »Po-
»Biciniorum libri duo« (1612); »Der mone« find bei Ballard gedrudt worden.
150. Pfalme«, zwölfſtimmig; ferner eine Cambiata (ital.), ſ. v. w.Wechjelnote.
Sammlung »Harmonise cantionum Gambini, Giovanni Giufeppe,
ecclesiasticarum a M. Luthero et aliis geb. 13. Febr. 1746 zu Livorno, geſt
viris piis Germaniae compositarum« 1825; Schüler des Badre Martini, kam
(1596) und eine vierftimmige Bearbei- nach abenteuerlihen Scidjalen 1770
tung ber Pialmenmelodien Cornelius nad) Paris, wo er ald Ballettfomponift
Beer (1615). Manuffripte von Mo: einigen Erfolg hatte und mehrere Stellen
tetten, Hymnen ac. Tiegen noch in ber als Theaterfapellmeiiter befleidete,. aber
Bibliothek der Thomasſchule. fchließlich ganz heruntergefommen im Ar:
Galvör, Kafpar, gelehrter Theo— menhaus zu Bicetre ftarb. C. fchrieb mit
fon, geb. 1650 zu Hildesheim, geft. 1725 außerordentlicher Leichtigkeit und produ-
als Generalfuperintendent in Klausthal; zierte in wenigen Jahren allein 60 Sym⸗
ſchriebt »De musica ac singillatim de phonien, die zum Teil durch Goſſec zur Auf:
ecclesiastica eoque spectantibus orga- führung gelangten, ferner mehrere Ora—
nise (1702) jowie eine Vorrede zu Sinns torien, 144 Streichquartette x. 1810—
»Temperatura practica« (1717). 4811 war er Mitarbeiter an Geraudés
Gambert (ipr. tangbär), Robert, ae Mufitzeitung »Tablettes de Polymnie«.
boren um 1628 zu Paris, geil 16 Gampagnoli (ipr. tampanjöli), Barto⸗
in London; Schüler von Chambonnieres, fommeo, geb. 10. Sept. 1751 zu Eento
war einige Zeit Organift ber Stifts— bei Bologna, geſt. 6. Nov. 1827 in Neu—
firche St. Honore und wurde 1666 Muſik⸗ ftreliß; Biolinfhüler von Dal’ Ocha
intendant der Königins Mutter (Anna (Schüler von Lolli in Bologna), Qua:
von SOfterreih). E. ift ber eigentliche jtarobba (Schüler Tartinis) in Modena
Schöpfer der franzöfifchen Oper, bejien und nad mehrjähriger Thätigfeit als
Verdienſt fpäter durch Lully verdunfelt DOrcheftergeiger zu Bologna noch Schüler
und verleugnet wurde. Angeregt durch Nardinis in Florenz. Nachdem er ſich durch
die von Mazarin veranlafte Vorftellun Konzerte in verſchiedenen Städten befannt
von itafienifchen Opern (1647), entwa ——— wurde er 1776 Konzertmeiſter
Perrin ein Libretto für ein lyriſches es Fürſtbiſchofs von Freiſing, ſpäter
Bühnenſtück, das er »La Pastorale« Muſikdirektor des Herzogs von Kurland
naunte und dag C. in Muſik fete (1659); in Dresden, von two aus er umfängliche
der Erfolg ber Aufführung im Schloß Miy Konzerttouren unternabm, 1797— 1818
war ein guter, und Ludwig XIV. inter: Konzertmeijter zu Leipzig und endlich Hof:
effierte fich dafür. 1661 folgte »Ariane, fapellmeifter zu Neuftrelig. Außer vielen
ou le mariage de Bacchus« und 1662 KRammermufifen bat er Flötenkonzerte,
»Adonis«e (nicht aufgeführt und völlig ein Violinfonzert und eine Violinſchule
verloren gegangen). 1669 erhielt Berrin gefchrieben.
ein Patent für die Errichtung ftändiger Campana (ital.), Glode. Campa-
Dpernaufführungen unter dem Namen nella, Glöckchen.
cad&mie royale de musique; er Gampenhout, Francoisvan, geb.
afjociierte fi mit E., und 1671 fam bie 1780 zu Brüſſel, geft. 1848 daſelbſt; war
erfte wirfliche Oper: »Pomone«, heraus; zuerft Violinift am Theätre de la Mon«
eine weitere: »Les peines et les plai- naie, fpäter geſchätzter Tenorift dort und
sirs de l’amoure«, kam ſchon nicht mehr an andern belgifchen, bolländifchen und
zur Aufführung, weil es 1672 Lully ge franzöfifchen Bühnen bis 1827, ſeitdem
Urtitel, bie unter & vermißt werben, find unter M oder 3 nadynfchlagen.
=
Gampion — Ganbdeille. 145
zu Brüſſel der Kompofition Iebend, hat haben die Titel: »L’Europe galante«
ich durch eine Reihe Opern, Mefien, Te (1697), >LecarnavaldeVenise« (1699),
um, eine Symphonie x. einen Nas »Hesione« (1700), »Aröthuse« (1701),
men gemacht und ijt bejonders ala Kom: »Tancerede«(1702),»LesMuses« (1703),
bonift ber Brabangonne (f. d.) befannt.»Iphig&nie en Tauride« (1704, mit
Gampion, Desmaret3), »Telemaque«, »Aline«
1) (ipr. tangpjöng) Franz
cois, Theorbiſt an der Großen Oper zu (1705), »Le triomphe de l’amour«,
Paris (1703— 19) ;gab heraus: »Nouvel- »Hippodamie« (1708), »Les fetes veni-
lesd&couvertes sur la guitare« (1705); tiennes« (1710), »Idoménée- (1712),
»Trait& d’accompagnement pour la »Les amours de Mars et Venus«, »Té-
theorbe« (1710); »Trait& de composi- lephe« ns »Camille« (1717), »Les
tion selon lesreglesdel’octave« (1716) Ages« (1718, Balfettoper), »Achille et
und Zuſätze zu den genannten Werfen Deidamie« (1735), wozu eine Anzahl
(»Additions etc.«, 1739). — 2) (pr. tämp» Divertiſſements und Fleinere Opern für
im) Thomas, Mediziner, Komponift und die Hoffeite zu Verfailles fommen, fowie
Ruftffchriftiteller zutondon; gab heraus: (gedrudt) 3 Bücher Kantaten (1708 ff.)
»Twobooks ofaires« (mit Laute und Bio: und 5 Bücher Motetten (1706 ff.).
line, 1610; das dritte Buch folgte 1612); Camps y Soler, Oscar, geb. 21.
ein Lehrbuch des vierjtimmigen Tonjapes Nov. 1837 zu Alerandrien (Agopten) von
(1. Aufl. ohne Jahrzahl, 2. Aufl. 1660); fpanifchen Eltern, kam mit dieſen nad)
auch ſchtieb er viele »Masques« — Slorenz, wo er Schüler von Döhler
ipiele) und Gelegenheitäfompofitionen. wurde und bereitö 1850 öffentlich ala
Gampiöni, Carlo Antonio, geb. Pianiſt auftrat, beendete feine Studien als
17W zu Livorno, geft. 1793 als Hoffa= Schüler Mercadantes in Neapel und
pellmeifter in Florenz; war als Biolinift ließ ſich nach einigen weitausgreifenden
und Komponiſt von Kirchenwerfen an: Konzerttouren in Madrid nieder. Außer
geieben. verfchiedenen Kompofitionen (Liedern,
Gampos, Zoäo Ribeiro be Almeida Klavierftüden, einerdreiftimmigen großen
de, geboren um 1770 zu Bizeu (Portu⸗ Rantate xc.) hat er herausgegeben: »Teo-
af), um 1800 Kapellmeijter in Lamego ria musical illustrada«, »Metodo de
ſowie Profeſſor und Eraminator des solfeo«, »Estudios filosoficos sobre la
Rirhengefangs; gab heraus: »Elemen- musica« und eine fpanifche Überfeßung
tos de musica« (1786) und »Elementos der Inſtrumentationslehre von Berlioz.
de cantochäo« (Elemente des Cantus Canarie (frany., ſpr. ·rih), ein zur
planus, 1800; vielfach aufgelegt). Zeit Ludwigs XIV. beliebter, der Gigue
Gampra (pr. fang), Andre, ber be bnlicher Tanz in %s= oder %8-Taft.
deutendite franzöſiſche Opernkomponiſt Gancellen, ſ. Kanzellen.
der Zeit zwiſchen Lully und Rameau, geb. Gandeille (fpr. tangdäj), Amelie Ju—
4. Dez. 1660 zu Air (Provence), geſt. lie, Sängerin, Schaufpielerin und Kom:
29, Suli 1744 in Verſailles; war zuerjt ponijtin, geb. 31. Juli 1767, geit. 4
Rapellmeiiter der Kathedralen zu Toulon Febr. 1834 zu Paris; debütierte 1782
(1679), Arle3 (1681) und Touloufe (1683) als Iphigenie in Glucks »Iphigenie in
und kam 1694 nach Paris zunächſt als Ka⸗ Aulis« mit großem Erfolg an der Pari—
vellmeifter der Stiftäfirche der Jeſuiten, jer Großen Oper, verließ aber doch jchon
bald danach an Notre Dame. Da ibm dieſe 1783 diefe Bühne, um ald Schaufpielerin
Stellung indes verbot, Opern aufzufüb: an das Theätre frangais überzugehen,
ven, fo gab er fie auf, nachdem er mit welchem fie bis 1796 angehörte. 1798
mei unter dem Namen feines Bruders verbeiratete fie fih mit dem Wagenfabri:
Joſeph E. (Biolinift an der Oper) gege— fanten Simons zu Brüjfel, welcher aber
benen Opern Erfolg erzielt hatte. 1722 1802 fallierte. Sie Iebte fodann, von
wurde er Föniglicher Kapellmeifter und ihrem Gatten gefchieben, als Muſiklehre—
Direftor der Mufitpagen. Seine Opern rin zu Paris und vermählte fich 1821 mit
Mut, 10
146 Gange — Capistrum.
einem Maler, Pierie (geft. 1833), dem »Maagnififat« genannt),ba8C.Zachariae:
fie die Direftorftelle der Zeichenſchule Benedictus dominus deus Israel, und
zu Nimes verfchaffte. Frau E. brachte das C.Simeonis: Nunc dimittis servum
1792 ein Luftfpiel mit Mufif: »La belle tuum. — Die Cantica minora (7) find
fermiere« ,im Theätre frangais mit Er⸗ dem Alten Teftament entnommen. Samt⸗
folg zur Aufführung, daß fie gedichtet liche Cantica gehören zum Pfalmenge:
und fomponiert hatte; fie fpielte darin die fang, und die Bjalmen felbjt werden auch
Titelrolle, fang und an fih am Cantica (Davidis) nenannt. — Cantica
Klavier und mit Harfe. 1807 machte fie graduum, j. v. w. Graduale; C. canti-
mit einer fomifchen Oper: »Ida, l’orphe- corum, das Hohe Lied Salomoniß.
line de Berlin«, Fiasko. Im Drud er: Cantiones (sacrae) (lat.; ital. Can-
ſchienen: 3 Klaviertriog, 4 Klavierfona- zoni spirituali) ijt im 15.— 18. Jahrh.
ten, eine Sonate für zwei Klaviere, bie gleichbedeutend mit Motetten.
Lieder aus der »Belle fermiere« und Cantus (lat.; ital. Canto), ſ. v. w. Ge⸗
einige Romanzen und Klavierphantafien. fang, Melodie, daher die vorzugäweife me-
nge, Du (pr. dülangſch), |. Ducange. lodiefübrende Stimme, der Sopran (dis-
Gannabid, 1) Chriftian, geb. 1731 cantus). Melodieftimme, Hauptitimme
zu Mannheim, geft. 1798 in Frankfurt war zwar bei den Kontrapunftiften des
a. M. auf einer Reife; Sohn des Flötiſten 15.—16. Jahrb. eigentlich der Tenor, da
der Furfürftlichen Kapelle, Matthias C., bemjelben der C. firmus, bas zumeiſt dem
Schüler von Stamiß, ftudierte noch meh— Gregorianifchen Gefang (C. planus) ent:
rere Jahre auf Koften des Kurfürjten in nonmene Thema, zugeteilt wurde, gegen
talien unter Jomelli und wurde 1765 welches die übrigen Stimmen bewegte
onzertmeifter und 1775 Rapellmeifter zu Kontrapunfte ausführten (C. figuratus) ;
Mannheim, deſſen Kapelle damals be: unter diefen übrigen Stimmen war jedoch
kanntlich zu einem außerordentlichen Ruf zweifelloß der Sopran bie Stimme, welche
gelangte. Das nüancierte Orchefteripiel, am meilten als melodieführende hervor:
befonder8 das Crescendo und Dimi- ſtach. Zudem wurden die Noten des Te—
nuendo, ijt zuerft unter E. in Mannheim nors oft zu fo langer Dauer ausgeredt,
ausgebildet worden. 1778 wurde ber Hof daß von einer Melodie desjelben füglich
Karl Theodord und mit ihm die Kavelle nicht mehr geiprochen werden fonnte.
nach München verlegt. Cannabichs Kom: Cantus durus, mollis, is
pofitionen (Opern, Ballette, Sympho— (lat.); vgl. Dur, Solmifation und Mutation,
nien, Biolinfonzerte, Rammermufifen zc.) Canzona (ital.), ſ. Kanzone.
wurden mit Achtung aufgenommen. — 2) Canzonetta (ital.), Diminutiv von
Karl, Sohn des vorigen, geb. 1769 zu Canzona, fleines Lied; ſ. Kanzone.
Mannheim, 1800 Nacfolger feines Bas Capella, Martianus Minneus
ters als Hoffapellmeifter in München, geſt. Felix, lateinifcher Dichter und Gelehrter
1. März 1805 ;war gleichfalls ein tüchtiger zu Anfang des 5. Jahrh. n. Ehr. in Kar:
Dirigent, Biolinfpieler und Komponift. tbago, deſſen »Satyricon« im 9. Bud
Cantabile(ital., »gejangartige), aus: von Mufif handelt; Remi dD’Aurerre(Re-
drudsvoll, ungefähr identijch mit »con migius Altifiodorenfiß) hat über dbas-
espressione«. Das Wort C. bezeichnet felbe einen Kommentar gefchrieben (abge-
auch einen getragenen melodiöfen Saß. drudt bei Gerbert, »Scriptores«, I); die
Cantatrice(ital., ſpr.⸗itſche, franz., ſpr. beiden erften Bücher des »Satyricon«, be⸗
:ih5), Sängerin. titelt: »De nuptiis Philologiae et Mer-
Canticum (Ilat.), f. v. w. Lobgefang. curiie, enthalten Auszüge aus Ariftides
Die drei fogen. »evangelifchen«, vb neu⸗ Quintilian (abgedrudt bei Meibom, »An-
teſtamentariſchen, Yobgefänge oder Can- tiquae musicae auctores VIl«, und in
tica der Fatholifchen Kirche find: den verjchiedenen Ausgaben des »Saty-
das C. Mariae (bei der Verfündigung): ricon«, zuleßt von %. Kopp, 1836).
Magnificat anima mea (gewöhnlich) Capistrum(lat. ;griech.Peristomion,
Urtilel, die unter E vermißt werben, find unter M oder 3 nacınfchlagen.
Capo — Carey. 147
Phorbeia) bieß bei den Alten bie Binbe, 2 Bücher Maagnifitats, 5 Bücher Ma:
welche die Aulosbläfer um bie Wangen brigale (das dritte fehlt), Pfalmen, Ran.
banden, um bei angeftrengtem Bialen zonen, Totenmeſſen zc.
eine übermäßige Ausdehnung derfelben Carafa (de Eolobrano), Michele,
zu verhindern. Schafhäutl (»Bericht über eb. 17. Nov. 1787 zu Neapel, geit. 26.
die Ausſtellung zu Münden u Fur 1872; zweiter Sohn bes Fürjten von
ihließt aus der Anwendung bed C., ba Golobrano, Herzogd von Alvito, war
der Aulos nicht eine Schnabelflöte, ſondern N der neapolitanifchen Armee, feit
ein Robrblattinftrument mit Keſſelmund⸗ 1806 perjönlicher Adjutant Murat und
ftüd geweſen ei (vgl. jedoch Blasinftrumente1). machte den ruffifchen Feldzug mit. Mit
Capo (ital.), Haupt, Kopf, Anfang; Napoleons Sturz gab er die militärifche
da capo (abgefürzt d. c.), von vorn, Laufbahn auf und widmete ſich ganz ber
Vorſchrift der Wiederholung eines Tons Muſik, die er Schon früher mit Ernft Ful:
tüds bis zu der mit fine (Ende) bezeich tiviert hatte. Schon 1802 und 1811 batte
neten Stelle. er in Neapel Feine Opern zur Auffüh—
Capotasto (ital., »Hauptbund«, ſea⸗ rung gebracht. Nachdem er eine größere
yodajfter), bei Saiteninftrumenten mit Anzahl Opern für Neapel, Mailand und
Griffbrett das obere Ende des Griffbrettö Venedig gefchrieben, aud zu Paris am
nach den Wirbelfopf hin, auch (beſonders Theätre Feydeau einige Stüde herausge-
bei der Guitarre) eine Vorrichtung, durch bracht hatte, ließ er fih 1827 in Paris
welche der nächitfolgende Bund zum Ka— nieder, wo.er 1837 Mitglied der Afade:
podalter gemadt wird (die Saiten um mie (Nachfolger Le Sueurs) und 1840
einen Halbton verfürzt). — — am Konſervato⸗
Capoul (ipr. tapupl), Joſeph Amt: rium wurde. Außer vielen Opern hat C.
dee Bictor, Tenorift, geb. 27. Febr. auch einige größere kirchliche ur
1839 zu Touloufe, am Parifer Konfer: fchrieben (Meſſe, Requiem, Stabat Ma:
vatorium Gefangichüler von Nevial und ter, Ave Berum).
Moder, 1861—72 an ber Opera:Gomique Garamuel de Lobkowitz, Zuan, geb.
zu Paris, ijt feitdem in New York, Lon— 23. Mai 1606 zu Madrid, geit. 8. Sept
den (mit Ehrijtine Nilsfon) u. a. O. mit 1682 als Bifchof von Vigevano (Kom-
grokem Erfolg aufgetreten. barbei); gab heraus: »Arte nueva de
Cappella ital‘), f. Kapelle. musica, inventada anno de 600 por
Capriececio (ital., ipr. »prittigo, franz. S. Gregorio, desconcertada anno da
Caprice, »Laune«, »Grille«) bezeichnet 1026 por Guidon Aretino restituida a
ald Name eined Tonſtücks nicht eine be su primera perfeccion anno 1620 por
fimmte Form, fondern deutet nur an, Fr. Pedro de Urenna etc.« (1644). Bol.
dak dasfelbe rhythmiſch pifant, überhaupt Bobifationen.
reich an originellen, überrafchenden Wen Gareftini, Giovanni, Kajtrat, be:
dungen iſt.Das C. ift daher vom Scherzo fannt unter dem Namen Gufanino,
nicht zur unterjcheiden; Stüde wie dad B ben er fich zu Ehren der Familie Eufani
moll-Scherzo von Ehopin würden mit in Mailand beilegte, welche ihn als zwölf⸗
gleihem Recht als Capricci bezeichnet jährigen Knaben protegierte, geboren zu
werden. A c., f.v. w. ad libitum (nad) Monte Filatrano bei Anfona um 1705,
Belieben,mitfreiem, pointiertem®ortrag). geitorben dafelbit gegen 1760. Er fang zu
Gapricornuß, j. Bodshorn. Nom, Prag, Mantua, London (1733—
Garactio (ipr. »rättigo), Giovanni, 1735 unter Händel, während Farinelli
geboren um 1550 zu Bergamo, geft. 1626 von feinen Gegnern engagiert war), Fi
in Rom; war am Hof in München als Benedig, Berlin, Petersburg (1755 —58).
Sänger angeftellt, ſpäter Kapellmeifter Careh (ipr. kärri), Henry, geit. 4. Oft.
an der Kathebrale zu Bergamo, zuletzt 1773 zu London, natürlicher Sohn von
an Santa Maria Maggiore in Rom.. Georges Savile, Marquis von Halifar;
Bon feinen Kompofitionen find erhalten: | war ein beliebter englifcher Komponijt
Artikel, bie unter & vermißt merken, fine unter R ober 3 nachzuſchlagen. 10*
148 Carillon — Carnicer.

von Balladen, Operetten und jogenanns des deutſchen Stifts zuRom, wo er 1674
ten Ballad-Dperag, gab 1740 eine Samm- ſtarb. C. hat große perſönliche Verdienſte
fung von 100 Balladen unter dem Titel: um die Entwickelung des zu Anfang des
»The musical century« heraus. C. aalt Jahrhunderts aufgekommenen monodi-
früber für den Komponiften des »God ſchen Stils; beſonders hat er das Reci—
save the king«, doch hat R. Clark 1822 tativ weſentlich vervollkommt und der
John Bull als den eigentlichen Urheber Inſtrumentalbegleitung mehr Reiz ver—
nachaewiefen. liehen. Er gilt auch für den Erfinder der
Garillon (franz., ipr. tarijöng), Glocken⸗ Kammerkantate, was inſofern eine zu
ipiel. In frübern Jahrhunderten hatte Mißverſtändniſſen verleitende Angabe iſt,
man große Liebhaberei für Garillong. Die als ſeine Kantaten durchaus auf geiſtliche
gröfte Art de C. findet ſich auf Kirch: Texte komponiert find. Bon feinen Wer—
tiiemen, wo eine Anzahl Feinerer Gloden ken ſind leider ſehr viele verloren gegan—
durch einen Uhrwerkmechanismus mit gen, als bei Aufhebung des Jeſuiten—
Walzen wie in der Drehorgel oder Spiel: ordens die Bibliothek des deutſchen Stifts
uhr gefpielt werben; dieſe Art Garillons verkauft wurde. Aber ſelbſt von den ge—
find befonders in Holland und den Nie— druckten (2—4itimmige Motctten, 1
derlanden fehr verbreitet und wurden erjt und 1667 ;Arie da camera, 1667) eriitie
in neuerer Zeit nach England verpflanzt, ren nur noch einzelne Eremplare. Die
wo man den Mechanismus wejentlic, Barifer Bibliothek enthält ein Manu:
vervollfommt bat. Kleinere Garillong ffript mit zehn Dratorien von E., aud
werden entweder mit einer Taftatur ae= die Bibliothek de Konſervatoriums da—
jpielt (jo die in ältern Orgeln für die ſelbſt und die des Britischen Muſeums zu
obere Hälfte der Klaviatur vorfommen: London weiſen einzelne Werfe Garijfimis
ah oder mit einen Klöppeln gefchlagen auf, und eine befonderd reiche Samm—
(bejonders die tragbaren, früher bei Mi— lung (von Aldrich zufammengebracht) ift
litärmufifen nicht feltenen, die jeßt durch in der Bibliothef der Ehriftusfirche zu
die »Lyra« mit Stabljtäben erjegt find). Oxford. Eine Feine Abhandlung: > Ars
Die Idee des E. ift ſehr alt und beſonders cantandi«, von C. eriftiert nur in einer
bei den Chineſen ſeit langer Zeit im Ge— deutſchen Überjegung (3. Aufl. 1696).
brauch; möglich, daß die Holländer ſie Carmagnole (fran;., ſpr. farmanjol),
von dort übernommen haben. Doch fer— eins ber berüchtigtiten Volkslieder ber
re Schon die Mönche des frühern Mit: Scredenzzeit der franzöfifchen Revolu:
telalter8 verſchieden abgeftimmte Glöck— tion, bejjen Urfprung unbefannt iſt.
chen (nolae, tintinnabula); eine ganze Anfang:
Reihe Anweiſungen für die Herftellung
derjelben für die neun Töne der Oftave
(C—c mit b und h) find ung in Manus —
jfripten des 10.—12. Jahrh. erhalten Ma - dame Ve-to a - vait promis, Ma-
und zum Xeil bei Gerbert (»Scripto-
res etc.«e) abgedrudt. Auch die Cymbala _—
(Kleine Miniaturpaufen) jcheinen in ähn—
dame Ve-to a-vait pro - mis, etc.
licher Bedeutung benugt worden zu fein.
— Garillond beißen auch Tonſtücke, bes Garnicer, Ramon, geb. 1789 bei
Sonder für Klavier, weldhe die Klangwir— Lerida (Katalonien), geit. 1855; 1818—
fung des Glockenſpiels nachahmen jollen 1820 Rapellmeifter der Jtalienifchen Oper
(Melodie in Terzen mit nachſchlagenden zu Barcelona, 1828 Rapellmeifter ber fö-
tiefern Tönen). niglichen Oper in Madrid und 1830—54
Gariffimi, Giacomo, geboren gegen Kompofitionsprofefior bed dortigen Kon:
1604 zu Marino (Kirchenftaat), war zu= fervatoriumsd; fomponierte neum Opern,
erſt Kirchenfapellmeifter in Aſſiſi und * en Symphonien, Rirchenmufifen, Lies
1628 Kapellmeiſter der Apollinariskirche er ꝛc.
Urtifel, die unter & bermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
\

\o aim.I Imorata. 149


Garolan, j. O'Carolan. nu Carter, Thomas, geboren um 1735
Garon (ipr. taröng), Firmin, bedeu- zu Dublin, geft. 12. Dft. 1804; ftudierte
tender Kontrapunttift de 15. Jahrh., in Italien Mufif, wurde Theaterfapell:
ätgenofje von Dfeghem, Busnois ꝛc., meijter zu Ralfutta (Indien), fam aber
Schüler von Binchois und Dufay, von bald nach London zurück, wo eram Drury—
defien Kompofitionen bis auf einige Mei- lane= Theater mehrere Opern heraus:
im in einem Manuffript der päpjtlichen brachte, 1787 mufifalifcher Direftor des
Rapellarchive und eine dreiſtimmige Chan⸗ Royalty Theatre wurde und für dasfelbe
ion in einem Manuffript der Pariſer ebenfall3 mehrere Opern fchrieb. Außer
Bibliothek nichts erhalten ift. Dpern fchrieb er auch Klavierkonzerte
Garpani, Giujeppe, geb. 1752 zu und Übungen für Klavier fowie Balla-
Billalbeſe (Lombardei), neh. 22. Jan. ben, die zum Teil ſehr populär wurden.
1825 in Wien als Hofpoet. €. iſt haupt: Cartier (pr. kartjeh), Sean Baptifte,
jählih befannt durch feine Schriften: Violinift, geb. 28. Mai 1765 zu Avignon,
»Le Haydine, ovvero Lettere su la eft. 1841 in Paris; Schüler von Piotti,
vita e le opere del celebre maestro päter Affompagnateur der Königin Ma—
Giuseppe Haydn« (1812) und »LeRos- rie Antoinette, 1791—1821 Violinift der
siniane, ossia Letteremusico-teatrali« Großen Oper, 1804 in ber faiferlichen Ra-
(1824). In Mailand brachte er mehrere pelle und 1815—30 in ber Föniglichen,
Opern zur Aufführung. feitdem penfioniert; hat außer Biolin-
Garpentrad(ipr.tarpangträ, ital.ilCar- variationen, Etüden, Sonaten, Duos ꝛc.
pentrasso, eigentlih Eleazar Genet), zwei Opern gefchrieben und eine fehr wert:
aeboren gegen 1475 zu Garpentrag (Baus volle Biolinjchule herausgegeben: »L’art
cduſe), 1915 erjter Rapellfänger und wenig du violon« (1798 u. 1801).
ipäter Rapellmeifter der päpjtlichen Ka— Garufo, all, ge: 25. Sept. 1754
pelle, wurde 1521 nady Avignon gefanbdt zu Neapel, geft. 1 in Berugia; war
zur Regelung gewiſſer den päpjtlichen einer der fruchtbarften Opern= und Sir:
Stuhl betreffender Angelegenheiten und chenfomponiften feiner Zeit.
iheint nach 1532 daſelbſt geftorben zu Garvalbo (jpr.-wälju), Caroline Fe:
fin. € gab 1532 zu Avignon im Ber: fir-Miolan, geb. 31. Dez. 1827 zu
lag von Jean de Channay heraus je ein Paris, ausgezeichnete franzöfifche Büh—
Buch Mefien, Lamentationen, Hymnen pe gen opran, Iyrijche Partien),
und Magnifikats, diemit runden Noten (!) feit 1850 vermählt mit Leon Garvaille,
md ohne Ligaturen gedbrudt find (vgl. enannt E. (geb. 1825, erjt Opernfänger,
Sriard). Einzelned daraus iſt in Sam: ann bis 1869 Direftor des Theätre ly—
melwerfen diefer Zeit nachgedrudt wor⸗ rique, das er fehr bob, feit 1876 Direktor
den. Einige Motetten von E. finden ſich der Opera : Comique); Mab. E. war erft
in Petruccis »Motetti della Corona« im an der Opera: Gomique engagiert, ging
1. und 3. Band (1514 u. 1519). dann zum Theätre Inrique über, 186
Garre, Louis, geb. 1663 zu Glofon- zur Großen Oper, 1872 wieder zur Ko:
taine (Brie), geit. 11. April 1711; Mas mifchen Oper und 1875 wieder an bic
tbematifer und Mitglied der Pariſer Afa- Große Oper.
demie, bat mehrere Schriften über Akuſtik Gafäli, Giovanni Battifta, 1759
veröffentlicht. bis 1792 Rapellmeifter am Lateran, war
Carrodus (jpr. kärrövog), John Ti— ein Kirchenfomponift im Geifte der römi—
vlady, geb. 20. Jan. 1836 zu Keighley ſchen Schule.
—— Violinvirtuoſe, Schüler von Gafamoräta, Luigiigernando,geb.
olique in London und Stuttgart (1848 15. Mai 1807 zu Würzburg von italieni-
bis 1853), lebt jeit 1854 in London als Shen Eltern, fam 1813 mit feinen Eltern
Soloviolinift im Coventgarden⸗Orcheſter nach Florenz, erhielt frühzeitig geregelten
und Ronzertfpieler. Er bat zwei Violin- mufifalifchen Unterricht, fludierte aber
ſonaten herausgegeben. die Rechte und promovierte, rebigierte
Mrtifel, bie unter E vermißt werben, finb unter M ober 3 nachzufchlagen.
150 Gajella — Gatalani.
nebenbei die »Gazetta musicale« zu Flo⸗ war befannt mit Rameau, man fagt fo:
ren; und war eifriger Mitarbeiter der ar, daß er an Rameaus theoretifchen
—— en Mailänder Zeitung, brachte hriften Anteil gehabt babe; doch iſt das
Ballettmufifen und eine Oper zur Auf: unerwiefen. E. war ein Phantaft, Ra:
—— und wandte ſich nach deren Miß- meau aber ein Mufifer von feinem bar:
erfolg der Kirchen- und Inſtrumental— monifchen Inſtinkt.
muſik zu. 1859 wurde er als Vizepräfi- Caſtelli, Ignaz Franz, geb.6. März
dent in bad Gründungsfomitee des könig— 1781 zu Wien, geft. 5. Febr. 1862 da:
lihen Mufikinftituts zu Florenz berufen felbft; Dichter von Weigls »Schmweizer-
und fpäter mit der Ausarbeitung der Or: familiee unb anbern beliebten Opern,
ganifation betraut und zum Direktor der auch Überfeger vieler ausländifcher Open
Anftalt ernannt. Außer vielen Vokal: und ind Deutfche für den Bühnengebraud,
Inſtrumentalwerken hat er auch ein »Ma- ward 1811 zum Hoftheaterdichter für das
nuale diarmonia« (1876) herausgegeben Kärntnerthor:Theater ernannt, 1829 —4U
jowie: »Origini, storia e ordinamento Begründer und Herauögeber des »Allge-
del R. Istituto musicale fiorentino«. meinen mufifaliichen Anzeigers«.
Gajella, Pietro, geb. 1776 zu Pieva Gaftrueci (ipr. »ftrüttigi), Pietro, ach.
(Umbrien), geit. 12. Dez. 1843 ala Pro⸗ 1689 zu Rom, eft. 1769; Biofinift, Schü-
feſſor am königlichen Konfervatorium in ler von Eorelli, fam 1715 nad England
Neapel; war Kapellmeiſter mebrerer Bir: als Konzertmeifter an Händel Opern:
chen bafelbt und bat viele Meſſen, Ves— orchefter. Sein Spiel war nicht frei von
pern ac. und mehrere Opern gefchrieben. effefthafcherifchen Manieren. Ein befon:
Gaferta, Philipp de, Menjuraltheo- deres Reuommee hatte er als Birtuofe auf
retifer des 15. Jahrh. zu Neapel, von dem der Violetta marina, einem von ibm
ein Traftat bei Goufjemafer (»Script.e, ſelbſt Fonftruierten Inſtrument; Händel
Er»abgedrudt ijt. bat im »Orlando« und »Sosarme« Soli
affiodörus, Magnus Aurelius, für die Violetta marina gefchrieben. €.
geboren um 470 zu Scyllaceum (Schil: ftarb in dürftigen Verhältniſſen. Er bat
lazzo in Lufanien), war Kanzler der Kö— 2 Hefte Violinfonaten und 12 Piolin-
nige Odoaker und Theoderih und 514 fonzerte herausgegeben.
Konſul zu Rom und wirkte fehr ſegens— atalani, Angelica, geboren im
reih. Dur Vitiges 537 abgefegt, 309 Dftober 1779 zu Sinigaglia, geft. 12. Zuni
er fih in das Klojter zu Vivarium N 1849 in Paris ander Cholera; eine Sänge
varefe in Kalabrien) zurüd, wo er fein rin erjten Ranges zu ke dieſes Jahr⸗
Werk »De artibus ac disciplinis libe- hunderts, machte ſchon als Kind ungeheu—
ralium litterarume fchrieb, deffen über red Aufſehen und wurde als Wunder an:
Muſik handelnder Teil (»Institutiones — ihre Ausbildung erhielt ſie im
musicae«) von Öerbert (»Script.«, I) ab: loſter Santa Lucia zu Gubbio bei Rom,
gebrudt wurde. welches aus ihrer Gegenwart großen pe
Gaflel, Louis Bertrand, Sefuiten- funiären Vorteil zog. Eines großen Mei-
pater, geb. 11. Nov. 1688 zu Montpel: fter8 Schülerin tjt fie nie geweſen, ver:
lier, get. 11. San. 1757 in Paris; griff mochte auch einige fehlerhafte Manieren,
die von Newton angerente Idee ber Far— welche fpäter Erescentini an ihr tadelte,
benhbarmonieaufund fonftruierte, zunächſt nicht mehr abzulegen. Ihre Stimme war
theoretifch, dann auch praftifch, ein Far— voll, beivegli und von großem Umfang.
benflavier (Augenklavier), deſſen Beſchrei⸗ uerft pflegte fie den getragenen Gefang,
bung Telemann ind Deutfche überjeßte für welchen ihr jedoch die innere Wärme
(1739). Er fchrieb ferner: »Lettres d’un fehlte; erft als fie fi dem Bravourge:
acad&micien de Bordeaux sur le fond long widmete, ftieg fie zu ihrer wahren
de la musique« (1754) ſowie auch die Ent⸗ Größe auf. 1795 debütierte fie zu Vene
geqnungdarauf: »Röponsecritiqued'un dig am Teatro de la Fenice, jang 1799
acad&micien de Rouen etc.« (1754). €. an der Pergola in Florenz und 1801 an
Artitel, bie unter & vermißt werben, find unter ® ober 3 nachzuſchlagen.
Catch — Catelani. 151
der Scala zu Mailand, weiter in Trieft, melia« (1609); »Deuteromelia« (1609)
Rom, Neapel. In demfelben Jahr nahm und »Melismata« (1611). Die Terte der
fie ein Engagement bei der Jtalienijchen Catches waren oft genugfehrlasciv. Seit
Oper in Lijjabon an, wo ihr Bortogallo 1761 beſteht in London ein Gatchflub zur
die Partien einfiudierte und fie fich mit Ronfervierung und fernern Pflege die:
Balabröque, einem Attache der franzöfi- fer eigentümlichen Kunftform; der Ver:
ſchen Gejandtichaft, verheiratete, der nun ein zählt Königliche Prinzen umd den höch—
ald bloßer Geihäftsmann ihre fernere jten Adel neben den beiten Mujifern bes
Karriere von dem Gefichtöpunft der mög- Landes zu feinen Mitgliedern. Die von
lichiten Einträglichfeit aus dirigierte. Zus demjelben ausgeſetzten Preiſe wurden un:
nächſt wandten fie fih nach Paris, wo die ter andern Arne, Hayes, Webbe, Cooke,
C. nur in Konzerten auftrat, aber ihr Re— Alcod, Calcott und in neuejter Zeit Gum:
nommee endaültig befeftinte; 1806 ging mings zuerkannt.
fie mit einem glänzenden Kontraft nad Gatel (ipr. taten, Charles Simon,
London. 1807 allein bat fie nicht weniger geboren im Juni 1773 zu L'Aigle (Orne),
als 16,700 Pfd. Sterl. eingenommen. geft. 29. Nov. 1830; kam jung nach Pa—
Sieben Jahre blieb fie in London, in den ris, wo ſich Sacchini für ihn intereffierte
Theaterferien Schottland und Irland be: und feine reger in die Ecole royale
reiſend. Nah Napoleons Sturz 1814 de chant (das jpätere Konfervatorium)
febrte fie nach Paris zurüd, und König bewirkte Gobert und Goſſec wurden
Zudwig XVII. übergab ihr die Direftion dort feine Lehrer. Schon 1787 wurde er
des Theätre italien mit einer Subvention zum Affompagnijten und Hilfälebrer er:
von 160,000 Frank. Während der Huns nannt, 1790 Aftompagnijt ber Großen
dert Tage räumte fie vor Napoleon aber- Oper und zweiter Dirigent des Muſik—
mals das Feld, bereiſte Deutſchland und korps ber Nationalgarde (Goffec war
Skandinavien und are erjt nach der Ge erfter). Als 1795 das Ronfervatorium ors
fangennahme bes Kaiſers Über die Nieder- nanifiert wurde, erhielt er die Stelle eines
(ande nach Paris zurück. Diefe Scheu vor Harmonieprofeffor® und wurbe mit der
Napoleon datiert jeit 1806, wo fie fein Ausarbeitung einer »Harmonielehre« be
Angebot eines Engagements für Paris auftragt, welche 1 erſchien. 1810
ausſchlug und London den Vorzug nab. wurde er neben Gojjec, Mehul und Cheru⸗
Als Theaterdirektrice hattefiewenig Glüd. bini Inſpektor des Konſervatoriums, trat
1817 gab fie die Direktion auf, führte die aber 1814 von allen Amtern zurück, als
nächyjten zehn Jahre ein unrubiges Wans bei der Reorganiſation der ihm befreun—
derleben, das mit ihrem Auftreten in Ber- dete Sarrette feinen Abſchied erbielt. 1815
lin 1827 feinen Abjchluß fand. Auf einem wurde er zum Akademiker gewählt. ©.
Pandfig in der Nähe von Florenz ver- bat fih ald Opernfomponift verfucht, je:
brachte fie den Reit ihres Lebens, wie doch mit wenig Glüd; auch feine natio-
man fagt, flimmbegabte Mädchen im nalen Feitmufifen und einige Kammer-
Singen unterrichtend. In der E. verban- muſikwerke find nur gute Arbeiten, Feine
den ſich mit außerordentlichen Stimm: genialen Erzeugniffe Sein Hauptver:
miiteln eine impofante förperliche Schön dienit bleibt der »Trait& d’harmonie«,
beit und eine hobe, königliche Haltung. ber 20 Jahre lang für das Konjervato:
Catch (ipr. tättih, »Haſchen«), eine rium maßgebend war. E. war audy bei
ſpezifiſch englifche Kompofitionsgattung, ber Nebaftion der »Solfeges du Con-
eine Art Fugen für Singitimmen mit fo: servatoire« beteiligt.
miſchem Tert und allerlei Schwierigkeiten Gateläni, Angelo, geb. 30. März
der Ausführung, welche das Singen ber 4811 zu Guaftalla, 1831 am Ronfervas
Catches zu einer fchweren Kunſt machen torium in Neapel Schüler von Zinga—
(Zerteilung des Terted, ja ber Worte auf relli, Privatſchüler von Donizetti und
verjchiedene Stimmen 2c.). Die älteften Grescentini, 1834 Opernfapellmeijter zu
Sammlungen von Catches find: »Pam- Meffina, 1837 ftädtifcher Mufifdireftor
Urtitel, bie unter & bermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
152 Catrufo — Gavalieri.
zu Gorreggio, lebt feit 1838 in Modena, (Chanſons, Pfalmen, Weibnadtälieber)
wo er nacheinander zum ftädtifchen, Hof- und Phantafien find erhalten.
und Hauptfirchenfapellmeifter und 1859 Gavaille:
Col (pr. tawajc-to), Ari-
zum zweiten Bibliothefar der vormaligen ftide, geb. 1811 zu Montpellier, einer
ejtenfifchen Bibliothek ernannt wurde, C. alten Orgelbauerfamilie entſtammend,
hat einige Opern geſchrieben, ijt aber ver- fam 1833 nad) Paris, wo er bei der Kon—
dienter als Mufifhiftorifer. Er fchrieb furrenz für den Bau einer neuen Drgel
biographijche Notizen über Pietro Aaron für St. Denis erwählt wurbe. Er ließ *
und Nicola Bincentino (in der Mai: nun in Paris nieder und baute außer der
länder »Gazetta musicale« 1851), gab Orgel für St. Denis, in der er zuerſt
Briefe von berühmten ältern Muſikern Barfers pneumatiſchen Hebel anbrachte,
heraus (1852 — 54), berichtete über die auch die berühmten Werfe zu St. Sul:
beiden ältejten Drude Petruccis, welche pice, Ste, Madeleine und fehr viele andre
Gaspari in Bologna wieder aufgefunden in Paris und der Provinz, aud in Bel-
hatte (1856), und endlich über Leben und gien, Holland ꝛc., über welche zum Teil
Werke von Drazio Vecchi (1858) und |ausführliche Bejchreibungen herauska—
Claudio Merulo (1860). men (von La Tage, Lamazou 2c.). Der
Gatrufo, Giujeppe, geb. 19. April |Orgelbau verdanft E. bedeutende Ber-
1771 zu Neapel, geft. 19. Aug. 1851 in |bejjerungen, fo 3. B. die Anwendung ge
London; trat mit Ausbruch der Revolus |fonderter Windkaften mit verfchiedener
tion in Neapel in franzöfilche Dienjte |Windjtärfe für die tiefere, mittlere und
und war bis 1804 Offizier, ließ fich dann ne Partie der Klaviatur, die über:
in Genf, 1810 aber in Paris nieder und |jchlagenden Flöten (flütes oetaviantes):c.
jiedelte 1835 nad) London über. E. war Er felbft fchrieb: »Etudes experimentaux
ein fruchtbarer, aber nicht origineller sur les tuyaux d’orgue« (Berichte der
Opernfomponift, bat auch Arien, Kir: Acad&mie des sciences 1849); »De
chenmufifiwerfe, Klavier: und andre In— l’orgue etdesonarchitecture« (»Revue
ftrumentaljachen fowie eine »M&thode de generale de l’architecture des travaux
vocalisation« (1830) herausgegeben. publies« 1556) und »Projetd’orgue mo-
Cauda (lat., »Schwanz«) heißt in der numental — la basilique de saint
Terminologie der Menjuralichriftiteller Pierre de Rome« (1875).
der herabgehende vertifale Stridy an ben Gavalieri, Emilio del, geboren zu
Notenföpfen der Longa "7, Marima " Zahre aus Nom cdler Familie, lebte längere
in Rom und wurde dann von Fer—
fowie zu Anfang u. Schluß der Ligatu— nando von Medici als »Generalinipeftor
ren (d.d.). Seltener ift die Bezeichnung. der Künfte und Künftlere (Intendant)
fiir den Strich nad) oben (sursum c.) bei nach Florenz berufen, wo er 1599 ge
der Minima $ und Semiminima 4 ıc. ftorben zu fein jcheint, da fein berühmte-
und für die opposita proprietas der Li— ſtes Werf, die »Rappresentazione di
gaturen. Auch die Plica dj. d.) am anima e di corpo«, 1600 von Aleſſan—
Schluß der Ligaturen der Ältern Men: dro Buidotti berausgegebenund mit einer
juralmufif wird öfters C, genannt. Vorrede undAnmerkungenverjehen wurde.
Gaurroy (ipr. toroa), Francois C. ift ohne Zweifel einer der Mitbegrüns»
Euftahe du, Sieur de St. Fremin, der des modernen (homophonen, begleite-
geboren im Februar 1549 zu Gerberoy ten) Mufifjtils und unter allen der zuerſt
bei Beauvais, geft. 7. Aug. 1609 in Pa— eftorbene; ob aber er durch die ällbetie
vis; 1569 Kapellſänger der königlichen Ichen Zirkel im Haus der Bardi und Eorfi
Kapelle, fpäter Rapellmeifter und 1598 (j. d.) in die neue Nichtung gedrängt
Surintendant der föniglichen Mufif da= |wurde (e8 ift nicht befannt, daß er dort
jelbit, war ein feiner Zeit bochangefehener |verkehrt hätte), oder ob umgekehrt jene
Komponift. Eine Totenmeſſe, zwei Bücher |durch ibn mit angeregt wurden, ijt bisher
Bittgefänge(Preces), ferner »Melangese« | nicht feitgeitellt. Jedenfalls war er wie
Artikel, die unter & dermißt werben, finb unter M ober 3 nadyufdlagen.
Be
Gavalli — Cembal d’amour. 153
jene ein Feind des Kontrapumft3, und | die einzelnen Gefangsnummern bei ihm
wen fie nebeneinander hergegangen find, anfangen, größere Gejtaltung anzuneh—
jo find die Gründe dafür ficher außerhalb men, und an Wärme des Ausdrudfs ge
der Mufif zu ſuchen. €. jchrieb ſchon in winnen. Rhythmiſche Kraft und gefunde
dem genannten Werk einen »Basso conti- Melodif erheben fie über einen blog bifto-
nuato« (Eontinuo) mit Bezifferung, und rischen Wert. Welches Nenommee G. ge-
Guidotti aab eine Erflärung der Bedeu— noß, kann man daraus ermejfen, daß er
tung der leßtern bei; auch legte E. bereit es war, der die Feſtopern (»Xerxes«) zur
Bert auf die Melodiebildung, die er, viel- Bermählungsfeier Ludwigs XIV. (1660)
leicht zuerſt, mit (von der Yaute und dem und zur eier des Pyrenaͤiſchen Friedens
Slavicembalo berübergenommenen) Ber: (»Ercole amante«, 1662) für dag Louvre
serungen ausſchmückte (Guidotti erflärt fomponierte; fein »Giasonee ging mit
vie Zeichen bderjelben in der Worrede). größtem Erfolg (1649—62) über die ita:
Gavalierid Kompofitionen find für unfern lienifchen Bühnen.
Zeitgefhmad troden und monoton; doch Cavos, Gatterino, geb. 1775 zu
darf man nicht vergejien, daß fie erite Venedig, geft. 28. April 1840 in Beters-
Berfuche eine ganz neuen Stils find. burg; Schüler von Biandi, ging 1798
Die genannte »Rappresentazione« gilt nach Petersburg, wo er nach gutem Erfolg
für das erfte Oratorium (f. d.), wie jeinefeiner auf ruſſiſchen Tert Fomponierten
»Disperazione de Filene«, fein »Satiro« Dper »Iwan Sujfanina« zum Faiferlichen
150) und »Giuoco della cieca« (1595) Kapellmeijter erwäblt wurde, welche Stel:
unter die Anfänge der Oper (. d.) geredh- lung er bis zu feinem Tod innehatte. €.
net werden. Als früheſtes Wert Gava- bat eine große Anzahl ruffifcher Opern ge:
lteris ift ein Band von über 80 Madri— jchrieben, die günjtige Aufnahme fanden
galen dem Namen nad befannt; wie und ihm hohe Auszeichnungen eintrugen;
Saccini, bat aljo auch er zuerjt im »stilo außerdem eine franzöfijche und mehrer:
osservato« geichrieben. italienische Opern fowie ſechs Ballette.
Gevalli, Francesco (eigentlich Pier Gayluß (ipr. keplüs), Anne Claude
Francisco Ealetti- Bruni), geb. 1599 Philippe de Tubieres, Graf von, geb.
oder 1600 zu Erema, wo fein Bater Giam- 31. Okt. 1692 zu Paris, geft.d. Sept.1765
battifta Galetti, genannt Brumi, Kirchen: daſelbſt; hatin einem»Recueil d’antiqui-
fapellmeifter war, get. 14. Jan. 1676 in tes &gyptiennes, &trusques, grecques,
Benedig; warb von Federigo E., einen ve- romaineset gauloises« (1752 ff., 7 Bde.)
nezianiſchen Edlen, der zeitweilig Podeſta manches über die Diufif der Alten geſchrie⸗
su Grema war, ſeines muſikaliſchen Ta— ben, desgleichen inden »Aémoires de
lents wegen zu künſtleriſcher Ausbildung l’Acad&mie des inscriptions« (Bd. 21).
mit nach Venedig genommen. Nach der C dur-Attord = c.e.g; C dur-
in Italien ſo häufigen Sitte nahm er den Tonart, ohne Vorzeihen (Dur- Grund:
Namen feines Patrons an. 1617 fungierte jfala), f. Zonart.
a unter den Sängern der Markuskirche Geller, Ludovie, Pſeudonym von
mit dem Namen Bruni, 1628 als Galetti Louis Xeclerca, geb. 8. Febr. 1828 zu
und 1640 als zweiter Organift Galetti Barig, veröffentlichte unter dem Namen C.
xtto C. 1665 wurde er eriter Organift außer andern, nidhtmufifalifchen Schrif:
und 1668 Rapellmeifter der Marfusfirche. ten: »La semaine sainte au Vatican«
Ju feiner Totenfgier wurde fein eigneg, 1867); »Les origines de l’op6ra et le
nicht lange vorher fomponiertes Requiem allet de la Reine‘« (1868) und »Mo-
aufgeführt. C. war ein gefhäßter Orga— liere-Lully: Lemariage forc&(le Ballet
nit, guter Kirchenfomponift, vor allem du Roi)« (1867).
aber ein Opernfomponift von hoher Bes Gello (ital., jpr. tſchello), ſ. dv. w. Vio—
deutung, der Schüler und würdige Geiftes- loncello.
erbe Dionteverded; jeine Werke bedeuten Cembal d’amour Car: fpr. ſſang
anen Schritt Über diefen hinaus, jofern | dal damuhr), eine von Gottfried Silber:
Artikel, bie unter @ vermißt werden, find umter M ober 3 nachzuſchlagen.
154 Cembalo — Gerbetti.
mann onftruierte Art des Clavicembalo zwei verfchiedenen Bearbeitungen (1623
mit Saiten von doppelter Länge, die ge u. 1631) im Manuffript erhalten ift.
nau in ber Mitte durch einen Steg geteilt Certon (ipr. fiertöng), Pierre, Chor:
wurden, fo daß beide Hälften denjelben meifter ber Ste Chapelle ded Louvre,
Ton gaben. Die Saiten wurden durd) war einer ber bebeutendften franzöftichen
die Tangenten, je nach der Stärke des An— Kontrapunktiſten der erften Hälfte des 16
ſchlags, verfchieden weit vom Steg abge Jahrh. Bon feinen Werken find Meiien,
hoben. Der Verſuch, auf diefem Weg das Magnififats, Motetten, Pfalmen und
erfehnte piano und forte zu finden, wurde viele Chanſons in Parijer Druden von
aber bald wieder aufgegeben. Bol. Klavier. 1533 —59 erhalten. Auch Drude von
Cembalo (ital., ipr. tich⸗), j. Klavier. Tylman Sufato (Antwerpen) und Pierre
Cento (ital., ſpr. ti), 1) dag Anti: Phaldje (Löwen) weifen einzelne Eban-
phonar Gregor db. Gr., welches eine ſons und Motetten von E. auf.
Sammlung der in den verfchiedenen Kir— Geru (ipr. tie), Domenico Ago—
hen Staliens üblichen Gefänge war. — ftino, geb. 28. Aug. 1817 zu Lucca, In—
2) Eine Flidoper oder andre größere, aus genieur und Mufiffreund daſelbſt, veröf-
Bruchſtücken andrer Werke zuſammenge— fentlichte 1864 eine Biograpbie Boche:
jeßte Kompofition (Gentone, Paſtie— rinis, 1870 einen Brief an A. Bernardini
cio). Das davon abgefeitete Verbum cen- über die deutſche Mufif im Vergleich mit
tonizare, franz.centoniser, bedeutet daher der italienifchen und 1871 wertvolle bilte
zufammenftellen, und zwar meiftens im riſche Unteriuchungen über Mufif und
verächtlichen Sinn (zufammenjtoppeln). Mufifer in Qucca.
Cercar la nota (ital., fpr. tſcherkar, »die erveny (Ezerveny, fpr.tiher), V. F.
Note fuchene) heißt beim Gefang ben auf geb. 1819 zu Dubec in Böhmen, aufge
die folgende Silbe fallenden Ton ſchon zeichneter Blechinitrumentenfabrifant zu
leicht voraus anjchlagen, wie Died beim Königgräß (feit 1842), deſſen Etablific-
fogen. Bortament zu aefchehen pflegt: ment, feit 1876 »V. %. €. u. Söhnee fir-
ftatt: fo: mierend, einen großartigen Betrieb bat,
unter anderm auch eine Glodengiepera.
Cervenys zahlreiche Erfindungen erfreuen
fi allgemeiner Anerkennung und mwur-
den * vielen Ausſtellungen prämiiert
Geröne (ipr.tige), Domenico Pietro, den umfaſſenden Bericht Schaf—
eb. 1566 zu Bergamo, ging 1592 nad) autls über die Muſikinſtrumente auf der
Spanien, wo er Kapellfänger Philipps IL. Münchener Induſtrieausſtellung 1854).
und Philipps IIL war, in defjen Dienften Seine Erfindungen find: die Tonwechſel—
er 1608 in die Kapelle zu Neapel überging, mafchine, die Walzenmaſchine u. a., fer:
wo er noch 1613 lebte Erichrieb:»Regole ner die Inftrumente: Phonikon, Barorv-
per il canto fermo« (1609) und »El me- ton, Kornon, Kontrabaß, Rontrafagott,
lopeo y maestro, tractado de musica Subfontrabaß und Subfontrafagott und
theorica y—— (1613), welches viel⸗ andre Blechblasinftrumente, meift von
leicht eine Bearbeitung eines verloren ge⸗ fehr weiter Menfur (Ganzinftrumente).
gangenen Manuffript3 von Zarlino iſt Auch Pauken von neuer Konitruftion
(val. Fetis, Biographie universelle). Votivfirhen-Tumpani, weil er die erſten
Gerreto (ipr. tiere), Scipione, geb. Fremplare ber eier Votivfirche in Wien
1551 zu Neapel, wo er auch gelebt zu ſchenkte) fertigt fowie türfijche Ci—
haben und geftorben zu fein jcheint, hat drei nellen, Tamtams xc.
bedeutende theoretiſche Werke geſchrieben, Gerdera, Francisco, fpan. Ther
vondenen zwei imDruderfjchienen: »Della retifer des 16. Jahrh., verfaßte unter an:
pratica musica vocale e stromentale« derm: »Declaracion de lo canto llano«
1601) und »Arbore musicale etc.« (1593).
1608, ſehr felten), das dritte aber in Gervetti (fpr. tſcherw ·), ſ. Gelinet.
Artitel, die unter @ vermißt werben, fInb unter M oder 3 nadhzufchlagen.
Gervetto — Chanot. 155
Gerveito (for. tiherm.), Giacomo Chaconne (fpr. ſchalonn, ital. Ciacona)
(Baffevi, genannt E.), ausgezeichneter ift wie die Paſſacaglia (f. d.) ein Inſtru—
Bioloncellift, geboren um 1682 in Jta= mentalftüd, das über einem Basso osti-
lien, ging 1728 nad London und trat ing nato von höchſtens acht Taften (u: Taft,
Orceiter des Drurylane-Theaters, dejjen langfame Bewegung) immer neue Varia-
Direktor er fpäter einige a hindurch tionen ausführt. Eine berühmte großar—
war; er ftarb 14. Jan. 1783, über 100 tige C. ift die der Dmoll-Sonate für Vio:
38 alt, und hinterließ ſeinem Sohn line allein von J. S. Bad) angehängte.
2,000 Pfdb. Sterl. Dieſer, gleichfalls Gia⸗ Chambonnieres (ipr. ſchangbonnjähr),
como (engliſch James C.) genannt, geſt. Jacques (Champion de), eigentlich
5. Febr. 1837, war ebenfalls ein vor: Jacques Champion, wie fein Water
licher Gellift, wirfte eine Zeitlang in und Großvater, die bochgeichäßte Orga—
Konzerten mit, gab aber nach feines Va— niften waren; war erjter Kammercemba:
terö lift Ludwigs XIV, und Lehrer ber ältern
Tode die praftifche Thätigfeit auf. Er
bat auch Soli für Eello, Duos und Trios Gouperins, d'Angleberts und Le Beques.
für Biofine und Gello veröffentlicht. Bon ihm find zwei Hefte Klavierftüde er:
Ces, das durch b erniedrigte O. Ces halten (1670).
dur-Aftord ⸗ ces.es.ges; moll- Champein (ipr. ihangpang), Stanid:
Afford —= ces.eses.ges; Ces dur-Ton- laus, geb. 19. Nov. 1753 zu Marfeille,
art, 7 b vorgezeichnet, f. Tonart. geft. 19. Sept. 1830 in Paris; war be
Gefi qor tiger), Beniamino, geb. 6. reit3 mit 13 Jahren Kapellmeifter ber
Stiftäfirche zu Pignon (Provence) und
Rov. 1845 zu Neapel, Kompoſitionsſchü—⸗
ler von Mercadante und Bappalardo am fam 1770 nad Paris, wo er fidh zuerft
Ronjervatorium zu Neapel und Privat: durch einige kirchliche Werke bekannt
Havierfchüfer von —— vortrefflicher machte ſowie durch eine kleine komiſche
Pianiſt, der außer in Italien auch in Paris,Oper, die im Theätre italien zur Auf:
Alexandrien, Kairo ⁊xc. konzertierte, ſeit führung fam. Seit 1780 fchrieb er nicht
1866 Profeſſor des Klavierſpiels am Kon⸗ weniger ald 37 Opern für das Theätre
ſervatorium zu Neapel. Bon feiner Kom— italien, das Theätre de Monfieur und die
pofition find Klavierftüde und Lieber er: Große Oper, von denen die »Mölomanie«
ſchienen; eine Klaviermethode und eine 189) und der »Neue Don Quichotte«
Oper: »Vittor Pisanie, find Danuffript. 1789) als die beiten hervorzuheben find.
Gefli (ipr. tigeiiti), Marc Antonio, Spampien (fpr. fhangpjong), j. Cham⸗
geboren um 1620 zu Florenz, geit. 1669 bonnieres.
in Venedig; Schüler von Gariffimi in Channah (ipr. iyannäp), Jean de, Mu:
Rom, 1 Kirhenfapellmeifter zu lo: ſikdrucker zuAvignon im 16. Jahrh.; vgl.
renz, 1660 Tenorfänger in der päpftlichen Briard und Garpentras,
Kapelle, dann Kapellmeifter Raifer Leo— Chanot (ipr. ſchanoh), Francoiß, geb.
pold3 I. in Wien, ift einer der bedeu- 1787 zu Mirecourt, Sohn eines Inſtru—
tendften Opernfomponiften des 17. Jahrh. mentenmachers, machte die militäriſche
C. übertrug die von Cariſſimi ausgebil- Karriere als Seeingenieur, wurde aber
dete Kantate (Wechfel von Recitativ und in der Zeit der Reſtauration wegen eines
ariofem Gejang) auf die Bühne Man ſatiriſchen Pasquills außer Dienſt und
kennt nur die Titel von acht feiner Opern auf halben Gehalt geſetzt, auch unter Bo:
(»Orontea«, 1649; »Cesare amante«, lizeiaufficht geitellt. In diefer Zeit Tegte
1651; »La Dori«, 1663; »La schiava er der Afademie eine Nioline vor, die
fortunata«, 1667; »Argene«, 1668; » Ar- in verjchiedener Hinficht ein Zurüdgehen
gia«, »Genserico«, 1669, und »Il pomo auf ältere unvollfommnere Formen war
d’oro« u Wien]). Außerdem find einige (ohne Seitenaugfchnitte und ohne Sai—
»Arie da camera« auf und gefommen. tenhalter, mit geraden Schalllüchern in
Den größten Erfolg hatte »La Dori«. der Richtung der Saiten und ber Länge
Cetera (ital., jpr. tie-), f. Zither. nad aus einem Stüf). Die Afademie
Urtifel, bie unter @ vermißt werben, finb unter M ober 3 nachzuſchlagen.
156 Chanson — Chauvbet.
blamierte fich durch ein fehr günftiges Ur: Abſpannung, als bunflere, verfchleierte”
teil, welches die Violine Chanots denen die erjtere Wirkung ift eine dursartige,
der Stradivari und Quarneri gleichitellte. die Ießtere eine — Dazu fonımt
C. wurde wieder in Gnaden aufgenom«- die Berjchiedenheit der aͤſthetiſchen Wir-
men, und fein Bruder, Inſtrumenten— fung der Durtonarten und Molltonarten
macher zu Paris, arbeitete einige Zeit jelbft, welche in der Verfchiedenheit der
nad) feinem Modell, mußte feine Thätig- Prinzipien ihrer Konſonanz wurzelt (f.
feit indejjen bald aufgeben. Klang); Dur Klingt hell, Mol dunfel. Die
Chanson (fran;3.), f. Kanone. Durtonarten mit Kreuzen baben daber
Ghanterelle (franz., fpr. ſchangt'rähl, einen potenzierten Glanz, wie bie Dtoll-
Sangfaite), franz. Name ber höchſten tonarten mit Been potenziert dunkel find;
Saiten der —— und Kneifinſtrumente, —— Miſchungen beider Wirkun—
beſonders ber e-Saite der Violine. gen ſind das Helldunkel der Durtonarten
—— Royal (engl., ſpr. tſchäppel mit Been und die fahle Beleuchtung der
ing's Chapel, ſ. Kapelle. Molltonarten mit Kreuzen. Die Wirkung
Ghappell and Eo. (ipr. tſchͤppell··,bedeu⸗ wächſt mit der Zahl der Vorzeichen.
tende Londoner Mufifverlagsfirma, bes Gharpentier (ipr. jharpangtjeh), Marc
gründet 1812 durb Samuel E., Jean Antoine, geb. 1634 zu Paris, geftorben
Baptift Cramer und F. T. Latour. Cra— im März 1702; ging 1djährig nach Ita—
mer trat 1819 au, Yatour 1826. Nach lien, um fih als Maler auszubilden,
dem Tod Samuel Chappells (1834) wurde aber durch Garijjimis Kompofitio-
wurde fein Sohn William (geb. 20. nen fo für die Muſik begeiftert, daß er fich
Nov. 1809) Chef. Diejer rief die Musical ihr ganz widmete und in Rom Gariffimis
Antiquarian Society ind Leben (1840), Schiller wurde. Nach feiner Rüdfehr er:
für welche er Dowlands Geſänge und eine bielt er die Stelle eines Kapellmeiſters
Sammlung älterer —— Airs ver: des Daupbing, die er aber durch Lullys
öffentlichte, die fih 1859 —59 zu der »Po- Intrigen wieder verlor; daher ſeine Ab-
pular music of the olden time« (2 Bde.) neigung gegen Lully, die fo weit ging, daß
erweiterte. Ein jüngerer Bruder, Tho— er al8Opernkomponijt deſſen Manier mied,
mas E., begründete die populären Mon— obgleidy er damit feine Erfolge jchädigte.
tags= und Samstagäfongerte, die unter Zunächſt wurde er Kapellmeifter des Fräu-
Direktion des jüngjten Bruders, Arthur leing von Guife und Muſiklehrer, jpäter
E., zu einem immer bedeutenden Faktor Intendant des Herzogs von Orleans, fo-
des Londoner Muſiklebens geworben find. dann Kapellmeifter an der Stiftskirche
Charakter der Tonarten. Der ver— und dem Ordenshaus der Jejuiten und
ſchiedene C. iſt kein leerer Wahn, hängt endlich Kapellmeijter der Ste. Chapelle.
aber nicht, wie man wohl glauben möchte C. war Lully an Bildung, auch fachmän-
und hier und da leſen kann, von der nifcher, überlegen; doch fehlte ihm defien
ungleichartigen Temperatur der Töne Genie. Außer 15 Opern bat er einige
ab (nämlich C dur als am reinſten ge— »tragedies spirituelles« für das Jeſui⸗
ſtimmt gedacht), ſondern iſt eine äſthetiſche tenſtift geſchrieben fowie einige Paſtorales,
Wirkung, die in der Art des Aufbaus Trinklieder und Kirchenmuſikwerke (Meſ⸗
unſers Muſikſyſtems wurzelt. Dasſelbe ſen, Motetten ꝛc.).
baſiert auf der Grundſkala der ſieben Chauvet (pr. ſchowäh), Charles
Stammtöne A—G, und die beiden dieſe Alexis, talentvoller Organiſt, geb. 7.
vorzugsmweife benugenden Tonarten Cdur Juni 1837 zu Marnies (Seineset:Dife),
und A moll erjcheinen als jchlichte, ein- geft. 28. Jan. 1871 in Argentan (Ome)
fache, weil fie am einfachiten vorzujtellen trat 1850 ind Pariſer Konfervatorium
find. Die Abweichungen nach der Ober: als Orgelfchüler von Benoift und Kom—
tonfeite (#=Tonarten) erfcheinen als eine pofitiongihüler von Ambroife Thomas,
Steigerung, als hellere, glängendere, die erhielt 1860 den erjten Preis der Orgel:
nach ber Untertonfeite (= Tonarten) als klaſſe und wurde dann Organift zunädhjt
Artitel, bie unter @ bvermißt werben ‚find unter M ober 3 nachuſchlagen.
Chelard — Cherubini. 157
an einigen kleinen Barifer Kirchen, 1869 einigen Jahren am Gumnafe, fompo-
an der Trinitatifirche. Eine Reibe fei- nierte graziöfe Ballettmufifen, ein Biolin:
zer Orgelfompofitionen wurden gebrudt. konzert, Rlavierfachen ꝛc.
Chelard (pr. ihdtapr), HippolyteAn= eherubini (ipr. te), Maria Luigi
br& Jean Baptijte, geb. 1. Febr. 1789 — Carlo Salvatore, geb. 8. (nach
zu Paris, wo jein Bater Klarinettiit an —* oder 14. (nach ſeiner eignen
der Großen Oper war, geft. 12. Febr. Angabe) Sept. 1760 zu Florenz, geft. 15.
1861 in Weimar; Schüler ded damals März 1842 in Paris. Seine erften Leh—
I6jährigen Fetis am Hixſchen Penfionat, rer waren jein Bater, Afktonıpagnift am
1803 in3 Ronfervatorium aufgenommen, Theater be la Bergola, ſodann Bartolo—
wo Dourlen und Gojjec jeine Lehrer wur: meo Felici und U. Felici und nach deren
den, erbielt 1811 den Römerpreis, ſtu— Tod Bizarri und Gaftrucci. 1778 fandte
dierte unter Baini den PBaleftrina : Stil, ihn der Großherzog, nachmals Kaiſer
unter Zingarelli den begleiteten Kirchen Zeopold MW., nad) Bologna zu Sarti,
Mil und noch einige Zeit unter Baifiello deifenSchülerim Paleſtrina⸗Stil er für dic
in Neapel die Opernfompofition. 1815 nächſten Jahre wurde; ohne Zweifel vers
wurde jeine erite Oper in Neapel aufge dankt E. ihm die völlige Beherrfchung des
fübrt(»Lacasaavendere«). 1816 kehrte polyphonen Stils. Bis 1779 hat er (auch
er nah Paris zurüd und trat als Violi- in Florenz) nur Rirchenmufifwerfe ge
nift ind Orcheſter der Opera. Erjt 1827 fchrieben; 1780 betrat er mit »Quinto
gelang ed ihm, eine Oper: »Macbethe«, Fabio« (aufgeführt zu Alejffandria) das
wm bringen (Libretto von Rouget be Gebiet der Oper. Es folgten nun bald:
Isle), die aber wenig Beifall fand, jo »Armida« (Florenʒ 1782), »Adriano in
dat fih E. nah Deutichlanb wandte, um Siria«, »Il Messenzio«, »Lo sposo di
1828 den »Machbethe, weſentlich umge- tre« (Venedig 1783), »Idalide«, > Ales-
arbeitet, mit durdichlagendem Erfolg in sandro nell’ India« (Mantua 1784).
Münden vorzuführen, worauf er als 1784 wurde er nach London gezogen, wo
Hoffapellmeifter engagiert wurde. Doc er »La finta principessa« und »Giulio
ing er fchon 1829 nah Paris zurüd, Sabino« jchrieb und die Stellung eines
machte mit einer neuen Oper Fiasko und föniglichen —J————— erhielt. Sein
gründete eine Mufifalienhandlung, welche Renommee ſtand bereits feſt, und auch in
die Revolution 1830 ruinierte. In Müns Paris, wo er zuerſt das Jahr 1787 ver:
hen errang er darauf mit neuen Opern brachte, erntete er große Anerkennung.
und einer Meſſe neuen Beifall. 1832— Am Winter 1787—88 ſchrieb er in Turin:
1833 dirigierte er die Deutjche Oper in »Ifigenia in Aulide«. 1788 fegte er ſich
Zondon; aber fie fallierte, und E. war definitiv in Paris feſt. Der Gegenfaß der
wieder auf Münden angeaviejen, wo er Gluckiſten und PBicciniften in diefer Stabt
1835 fein beftes Werf, »Die Hermann- war wohlgeeignet, einen Dann von der
ihlacht«,, herausbrachte. 1836 wurde er Begabung Cherubinis zu ernftem Nach—
sum Ken in Weimar ernannt benfen zu bringen. Biöher hatte er jeine
und bfieb in diejer Stellung auch, als Dvern in dem leichtern italienifchen Stil
Lijzt im gleicher Eigenſchaft nah Weimar gefchrieben, aber feit der Überfiedelung
zezogen wurde, noch bis gegen 1850. nah Paris wurde er ein andrer. Es
In den Sahren 1852—54 lebte er wieder wäre falfch, zu fagen, daß er ſich Glud
in Bari3. anjchloß; er griff etwas tiefer in das Füll⸗
Chelys (griech), im Altertum f. v. w. born feines Können, er vertiefte die mus
!yra, im 16.—17. Jahrh. ſ. v. w. Laute. fifalifche Arbeit. Seine Werke erfchienen
Gheri (jpr. ſcheri), Bictor —— ge⸗ daher ebenjo den Gludiften wie ben Pic:
nannt C.), geb. 14. März 1830 zu Auxerre, ciniſten als etwas Neues. Seineerften Bas
Schüler des Pariſer Konſervatoriums, rifer Schöpfungen waren: »D&mophon«
vortrefflicher Dirigent zuerſt am Theaͤtre a »Lodoiska« (1791), »Elisa«
des Barietez, daun am Chätelet und feit 1794), »Med6e« (1797), »L’hötellerie
Urtilel, bie unter & vermißt werben, find unter ® ober 3 nachzuſchlagen.

158 Cherubini.
portugaise« (1798), »Les deux jour- cendo« (1810), »Les Abencerrages«
n6es«e (»Der Waſſerträger«, 1800), 1813 (in der Großen Oper, aber mit
»Anacr&on« (1803), »Achille à Scyros« totalem Mißerfolg), zwei Gelegenheits⸗
(1804). Alle diefe Werke, mit Ausnahme werfe in Gemeinschaft mit andern Opern:
des einzigen »Demophoon«, ber für die fomponiften: »Bayard de Mezieres«
Große Oper gefcehrieben war, aber feinen Bon) und »Blanche de Provence«
Effekt machte, wurden am Theätre de la 1821), endlich fein leptes größeres Wer:
Ben St. Germain gegeben; C. dirigierte »AliBaba« (1833, Bearbeitung einer frü-
elbft 178I—N diefeg kleine, von Leonard, ber Manuffript gebliebenen Oper: »Kou-
dem Frifeur Marie Antoinetteng, gegrün— kourgi«e). Doc, bejtärfte der Erfolg der
dete Theater. 1795 wurbe er bei Organifa- Meſſe auch im Ausland feinen Entſchluß,
tion des Konſervatoriums einer der In: ſeine Kraft mehr auf andre Gebiete zu
fpeftoren des Inſtituts. Andre Anerfens konzentrieren. 1815 verweilte er einige
nungen blieben ihm verfagt, und die Pforte Monate in London und ſchrieb für die
der Großen Oper blieb ihm verſchloſſen, Philharmoniſche Geſellſchaft eine Sym—⸗
weil Napoleon, der immer höher empor: phonie, eine Ouvertüre und vierſtimmige
jtieg, E. nicht Teiden mochte. C. war fein Frühlingshymne mit Orcheſter. Die Un—
Schmeichler und hatte ben General wegen ſerdrückung des Konſervatoriums zu Be:
feines mufifalifchen Urteils getadelt; das ginn der Reſtaurationsära brachte ihn
hatihm felbftder Kaiſer nie vergeſſen. 1805 um feine Inſpektorſtelle; er wurde aber
wurde C. aufgefordert, eine Oper für noch 1816 als Kompoſitionsprofeſſor an-
Wien zu ſchreiben, was er um ſo lieber en und außerdem zum königlichen
that, als ſeine Einkünfte in Paris mager bermufifintendanten ernannt undſchrieb
genug waren. Er reiſte daher nach Wien, —— fleißig Meſſen und Motetten für
und nachdem zuerjt »Lodoigfa« infzeniert ie königliche Kapelle. 1821 wurde er Di-
war, folgte im Yebruar 1806 »Faniska« reftor des Konſervatoriums und bradıte
(Kärntnerthor:Xheater) Haydn und Beet⸗ das unter Papillon de la Ferté etwas her:
boven waren begeiitert für das Werk. Die untergefommene Inftitut jchnell wieder
Ereigniffe von 1806 führten ihn in Wien zu feinem alten Glanz. Ein Jahr vor fei:
mit Napoleon zufammen, der ihn nad nem Tod batte er ſich von allen Amtern
Schönbrunn als Dirigenten feiner Hof: zurüdgezogen. Ein eigenbändiger Titel:
konzerte befahl; doch blieb G. in Ungnade. fatalog von Cherubini Werten wurde
Nach Paris zurückgekehrt, machte er mit 1843 durch Bottee de Toulmon veröffent:
dem »Pygmalion« den legten Berfuch, ben licht; derfelbe weift auf: 11 große Meffen
Kaiſer für fih günftig zu ftimmen, doch (5 gedrudt), 2 Requiems, viele Meſſen—
abermals vergeblich. Entmutigt gab er fich teile (zum Zeil gedrudt), 1 achtſtimmiges
danach längere Zeit der Unthätigfeit bin. Eredo mit 2 Dirit, je 1 Magnıfi-
1806-1808 Haterfogut wienichts gefchrie= fat, Miferere, Tedeum mit Orchefter, 4 Li:
ben; er zeichnete Kartenblätter und trieb tancien, 2 Lamentationen, 1 Oratorium,
Botanif. Ein Zufall brachte ihn aufandre 38 Motetten, Gradualien, Hymnen ac. mit
Gedanken: in Chimay follte eine Kirche Orcheſter, 20 Antiphonen, 13 italienische
eingeweiht werben, und E., der ſich auf dem und 16 franzöfifche Opern, viele Arien,
Schloß des Fürften von Chimay längere Duette ꝛc. als Einlagen in italienifche
Zeit zu feiner Erholung aufbielt, wurde und frangöfifche Opern, 1 Ballett, 17
aufgefordert, eine Meffe zu fchreiben. Die große Kantaten und andre Gelegenbeits:
herrliche Meſſe in F war die Frucht; €. fompofitionen mit Orchefter, 77 Roman:
entfaltete darin feinereineund ganze Kunft gen, italienische Gefänge, Notturnog xc.,
in der Beherrſchung des jtrengen Stils Hymnen und NRevolutiongzlieder mit
und betrat bamit wieder einen Boden, den Orcheſter, viele Kanonz, Solfeggien xc.,
er feit ge verlaſſen hatte. Übrigens je 1 Duvertüre und Symphonie, mcb:
entfagte er der Thätigkeit für die Bühne rere Märfche, Kontertänge ıc., 6 Streich:
noch nicht ganz; es folgten noch: »Cres- quartette, 1 Quintett, 6 Hlavierfonaten,
Artitel, bie unter & bermißt werben, find unter ® ober 3 nachzuſchlagen.
Cheve — Chiavette. 159
1 Somate für 2 Orgeln, 1 große Phan⸗ (hohe C.) oder die diefelbe um eine Terz
tafte für Klavier ıc. Sein Leben wurde erniedrigenden
beihrieben: (anonym deutjch) 1809, von me mn en
Lomẽnie (pfeudonym als Hommederien)
1841, Miel 1842, Place 1842, Picchianti
(ital 1844), Rochette (1843), Gamucci — C.) zur Anwendung kamen. Der
(ital. 1869), Bellafis (engl. 1876). omponift meinte dann, daß die Kompo—
Chevẽ (ipr. ihöwe), Emile Joſeph Mau⸗ fition um ebenfoviel höher oder tiefer aus-
rice, geb. 1804 * Douarnenez (Finis⸗ aeführt werben follte, modern ausgedrüdt:
tere), get. 26. Aug. 1864; urfprünglic die hohe C, bedeutet foviel, ala wenn die
Arzt, verheiratete fih mit Nanine Pa— aber mit
ris (geit. 28. Juni 1868) und veröffent: Been oder 4 Kreuzen (Es dur oder Edur
lichte in Gemeinſchaft mit diefer eine Reihe ftatt Cdur; Cmoll oder Cismoll ftatt A
Schriften über B. Galins Methode der moll), die tiefe C. (feltener)) aber foviel wic
Rotierumg u. des Muſikunterrichts (Melo- die gewöhnlichen Schlüffel mit 3Kreuzen
plajt), begründete auch eine Mufiffchule, oder 4 Been (A dur oder Asdur, Fismoll
in welcher er dieſelbe anwandte, und pro» ober Fmoll jtatt Cdur und Amoll). Ge:
vozierte wiederhoft erfolglos das Konſer⸗ jungen wurde alſo ungefähr in ber Ton:
vatorium zum Wettfanpf der Methoden, höhe, welche die Notierung gehabt hätte,
Ghiaromante (ipr. tja-), Francesco, wenn flatt der O. die gewöhnlichen Schlüf:
gb- 1814 zu Gaftrogiovanni (Sizilien), fel dageftanden hätten, db. b. F
apelljänger in Palermo, Schüler von
Donizetti in Neapel, fomponierte Opern
und Kirchenmufifen, fpäter Gefangspro: ; bie C.
jeſſor am Konjervatorium dafelbft, wurde
aber,fompromittiert beidenlinruben1848, regelte aber die Berfchiebung der Halbton-
we Jahre eingeferfert und 1850, wäh. und Ganztonverhältnijje der gemeinten
rend er mit einer neuen Oper: »Caterina transponierten Tonart ebenfo wie jeßt
Cleves«, beiten Erfolg hatte, ausgewieſen. bie Tonartvorzeichnung. Da man außer:
Er wandte fich zuerft nach Genua, wo er bem noch die wirflihe Transpofi:
mit abnehmendem Erfolg Opern aufführte, tion in die Unterquinte (durch VBorzeich:
ging nach Paris als Repetitor ans Theätre nungbesb vor * allgemeinem Gebrauch
italien, fpäter nach London als Ehordiref: hatte und das p auch bei ben beiden Ar:
tor der Stalienifchen Oper und ließ ſich ten derC. zur Anwendung fommen konnte,
ſchließlich zu Brüjfel ala Gefanglehrer fo hatte man troß des Anfcheins des Ge-
nieder, wo er 1871 Anjtellung am Kon— genteils doch die Möglichfeit, fo ziemlich
jervatorium erbielt. Dajelbjt wurden in allen transponierten Tonarten fingen
größere Kirchenfompofitionen von ibm zu laffen und die gewünſchte Tonart durch
aufgeführt; auch erfchien eine »Methode Schlüſſel und b anzubeuten. Denn ber
de chant«. einfache Disfantichlüfjel obneb entſprach
Chiavette (Chiavi transportate, pr. unferm Cdur-Borzeichen, mitb —=Fdur,
am», »perjeßte Schlüffel«) nannte man bobe C. obneb—=Edur (Esdur),mit =
eneim 15. u. 16. Jahrb. übliche eigentüm⸗ Adur (Asdur), tiefe ©. ohne b= Adur
lihe Verwendung der Schlüjfel, darin be: (Asdur), mitp»—D dur(Des dur). So ein:
fiehend, daß ftatt der gewöhnlichenSchlüſſel fach die Xheorieder ©. hiernach außfiebt, fo
tt — fompliziert erfcheint fie doch mandymal in
ne
€ —
A — ber Praxis, weil die Wahl eines andern
ald des gewöhnlichen Schlüſſels nicht
entweder dic die Tonbedeutung des Linien: immer die O. bedeutete, fondern aus Rüd:
ivftem3 um eine Terz erhöhenden fiht auf den zufälligen Umfang bes Ge:
Be
a
fangspart3 häufig nur zur Vermeidung
Ay ’
tr 9
U "di
A ber Hilfslinien gefhab. Auch wurde der
Artitel, die unter & vermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
160 Chidering and Sons — Chitarrone.
recht anzufchlanen. Der E. hat viel Staub
g· Schlüſſel 6) häufig für den ober: aufgewirbelt, ift von Stöpelnahgeabmt
und von Kalfbrenner vereinfacht wor:
jten Bart angewandt, um eine ber Vorzeich- den, in Gejtalt des »Bobrerjchen Hand:
nung des b für die Transpofition in die leiterd« in neuer verbefferter Geitalt in
Unterquinte entfprechende Trangpofition neuejter Zeit wieder aufgelebt, wird aber
in die Oberauinte anzubeuten; dann war in diefer wieinjeder andern Geſtalt immer
das fis ftatt f felbftverftändlih, und es balb wieder ad acta gelegt werden, weil
mußte ein b vor f gefegt werden, wenn ein Schüler, für ber diefe Mittel nötig
es nicht jo gemeint und der Violinfchlüjf- find, nach Wegfall der mechanischen Nach—
ſel nur der Bermeidung von Hilfälinien bilfe immer wieder in die alten Fehler
wegen gewählt war. verfallen wird. Der befte E. ift ein quter
Ghidering and Sons (pr. tihid’ring Lehrer. Eine Erfindung von mehr Bert
änd-), berühmte Bianofortefabrifzu Bofton ift Seebers Fingerbildner, welcher nur
(und New Horf), begründet 1823 von Jo— zum Einziehen ber Nagelglieder zwingt,
nas €. (geb. 1800, geft. 1853 in Bofton), d. bh. ein Rüdwärt3-Durchfniden des letz⸗
rivalifiert mit Steinwan zu New Dorf ten Gelenks beim Anſchlag unmöglich
in ber Großartigfeit des Tons ihrer In— macht, übrigens aber der ganzen Hand
jtrumente. 1867 wurde die Fabrik auf volle Freiheit läßt, da nur auf jeden
der Barifer Weltausftellung durch den Finger eine einzelne Fleine Zwinge auf:
erjten Preis ausgezeichnet und der Chef gelegt wird; der Vorzug dieſes Apparats
zum Ritter ber Ehrenlegion ernannt. befteht darin, daß das fehlerhafte Dur»
Chifonie (Cyfonie), forrumpiert alt: knicken einzelner Finger burch Anwendung
franzöfifch für Symphonia, Name ber einzelner Zwingen befeitigt werden fan.
Drebleier (f. d.), der noch im 15. Jahrh. Da das Gelenf dabei nicht völlig in Un-
vorfommt. thätigfeit gefegt wird, fo iſt eine Kräfti—
Child (ipr. tigeim), William, aus: gung desjelben beim Spielen mit der
gezeichneter Organift, Dr. mus. (Orferd), Zwinge bie heilfame Folge.
geb. 1606 zu Brijtol, geft. 8. Juli 1697 in Chitarra (ipr. ki.), j. Guitarre und Zither.
Windfor, Organift und »Chantre« an Ehitarröne (m., ital., ipr. fir, » große
der füniglichen Vofalfapelle ſowie könig— Chitarra⸗, »Baßchitarra«), eind von
(iher Kammermufifus (private musi- den großen lautenartigen Bapinitrumen-
cian), veröffentlichte Palmen (1639, 3. ten des 17. und 18. Jahrh. Nach Präto—
Ausg. 1656); auch finden fich einzelne rius — 2c.«, 1618) und Mau⸗
Anthems, Gatches ac. feiner Kompoſi— gars (»Reponse etc.«, 1639) eriftierte ein
tionen in Sammelwerfen (Hilton, Play: Unterfchied zwiſchen Theorbe, Baplaute
ford, Boyce, Arnold, Smith). und C. nicht. Doc war nad A. J. Hip-
Ehipp (ipr. tigipp), Edmund Tho⸗ fin? (in Groves »Dictionary of music«)
mas, geb. 25. Dez. 1823 zu London, be: nah den erhaltenen Eremplaren bes
deutender Draaniit, feit 1867 Organift South Kenfington-Mufeums die Erzlaute
und Chormeiſter der Eliaskathedrale zu Arciliuto) eine große Theorbenart, ber
Edinburg, fomponierte ein Oratorium: . aber noch einen Fuß böber als jene,
»Jobe (»Hiobe), ein bibliſches Idyll: nämlich 5 Fuß 4 Zoll; während bei ber
»Naomi« (»Naemie), und gab ein Buch Erzlaute ber obere Wirbelkaften fich direft
Orgelftüde und verjchiedene andre Fleine an den untern anjchloß, Tag bei dent E.
Sachen heraus. zwifchen beiden ein 1Ya Fuß langer zwei:
Ehiroplaft (grich., »Hanbbildnere), ter Hals; auch war bei legterm der Schall:
eine zuerjt von Joh. Bernhard Logierin förper Heiner. Die Saitenzabl der Theorbe
Yondon erfundene und 1814 patentierte wird auf 14—16, die dei C. auf 20 (12
Borrihtung, welche den Klavierfpieler auf dem Griffbrett, 8Borbune) —
verhinderte, das Handgelenk ſinken zu lafz Die Erzlaute hatte zwar noch mehr (24),
fen und mit den Fingern ander? als ſenk— doch war fie doppelchörig (je 2 unijono)
Artikel, bie unter &@ vermißt werben, finb unter ® ober 3 nachzufchlagen.
Chladni — Chopin. 161
bezogen. Die Stimmung ber letztern kleinere, zur Begleitung des Chorgeſangs
war nach Merjenne (»Harmonie univer- beſtimmte Orgel mit wenigen ſtarken
selle«): ‚4,A,HCDEFGAadfHe; Stimmen, in neuerer Zeit bei einer drei—
nech tiefer wird wohl der C. auch nicht ge= manualigen Orgel das fogen. dritte Ma—
reiht haben oder höchſtens 1—2 Töne. nual oder Oberwerf, während das Haupt»
Die gnannten Inftrumente wurden jümt- wer? Great organ und dad Unterwerf
lich neben der Baßviole und dem Gravi- Swell organ heißt.
cembalo als tiefjte Baßinftrumente ges Chopin (ipr. Ndopäng), STedEric Kran:
braucht. Bol. Theorbe. geld. geb. 1. März 1 an Zelazowa
Ehladni, Ernſt Florens Friedrich, Wola bei Warſchau, geft. 17. Oft. 1849
ger.30. Rov. 1756 Ei Wittenberg, geit. in Paris; Sohn eines eingewanberten
. April 1827 in Breslau; ftubierte in Kae (Nicola E. aus Nancy, zuerft
feiner Vaterſtadt und in Leipzig Jura, rivaterzieber, fodann Lehrer am Gym—
promovierte 1780 und dozierte ın Wit: nafium zu Warſchau) feine Mutter war
tenberg, ging nach bem Tod feines Vaters eine Polin, Juftine Kryzanowska. Be
Nauen: der | um Stubium ber reit3 mit neun Jahren fpielte C. öffentlich
aturwiffenfchaften über, das er fchon und wurbe ald Wunbderfind —
vorher aus Liebhaberei fleißig getrieben Seine Lehrer waren ein Böhme, Namens
batte. Große, wichtige Entdedungen ver: Sal und Jofepb Elsner, Direktor der
dankt feinen unermüdlichen Forſchungen ufifjchule zu Warſchau. 1828 verlieh er
die Wiffenfchaft, befonders aber die Afus als vollendeter Pianofortevirtuofe feine
wit. Vorzüglich waren e8 die Schwin- Vaterſtadt und wandte ſich nach Paris,
gungen der Glasplatten, denen er Auf: unterwegs in Wien und München fonzer:
merkſamkeit fchenfte; die Klangfigu— tierend. Wie ein Meteor erfchien er am
ren, d. 5. bie eigentümlichen regelmäßi- Himmel, kurze Zeit inhellem Glanz ſtrah⸗
gen, fternartigen formen, welche ber auf lend und jchnell —— Er kam =
mit einem Bogen geſtrichene Glasſtücke tig nach Paris und hatte einen großen
geftreute Sand annimnt,tragen noch heute Teil — Kompoſitionen bereits im Por⸗
jeinen Namen. Seine Erfindungen find tefeuille, darunter ſeine beiden Klavier—
auch dad Euphon (Glasſtabharmonika) konzerte. Seine erſte Publikation, die
und ber Klav — lasſtabtla⸗ Variationen über ein Thema aus »Don
vier). C. machte viele Reiſen, ſeine Er: Juan« (Op. 2), entflammte Schumann
findungen vorführend und gelehrte Vor: u heller Begeifterung, und es war ein
träge haltend. Seine wichtigſten aku— hoher Teittag, als ©. eines Tags felbit
ſtiſchen Schriften ſind: »Die Aluſtik« in Leipzig anlangte. In Paris fand E.
(1 franz. 1809); »Neue Beiträge zur jchnell einen Freundeskreis, wie er ihn
Afuıftife (1817); »Beiträge zur praftis nicht ſchöner wünfchen konnte, Lifzt, Ber:
ſchen Afuftif« (1821); »Kurze Überficht lioz, Heine, Balzac, Ernft, Meyerbeer —
der Schall: und Klanglehre« (1827); Menſchen, die ihn verftanden, und an de—
ferner die früher erfchienenen kleinern: nen er fefbft mebr hatte als fade Bewun⸗
»Entdedungen über bie Theorie des Klan⸗ derer. C. wurde, nachdem er fich als
8« (1787) und »Über die Longitubinal- Bianift und Komponift eingeführt hatte,
— —————— der Saiten und Stäbe« ichnell ein überaus gefuchter Lehrer; er
(1796) ſowie Mitteilungen in Zeitfchrif: ward in.den beten Kreifen Mode. Leider
ten: in Reichardts ⸗Muſikaliſcher Monats⸗ zogen bald finftere Schatten über feine
ſchrift· (1792), den »Neuen Schriften der zwar fenfible, aber von Haus aus nicht
Berliner Naturforfchere (1797), Voigt? melandolifche Seele. Symptome eines
»Magasin etc.«, Builbert3 »Annalen« bedenflichen Bruftleideng ftellten fich ein,
(1800) und in der Leipziger » Allgemeinen unb er mußte 1838 zur Kur nah Ma—
u spe Zeitung« (1800— 1801). jorca. George Sand, die von ihm ſchwär—⸗
Choir organ (ipr. ter örghen, »Chor⸗ merifch verehrte Dichterin, begleitete und
orgel« )bich in England urfprünglich eine pflegte ihn, ließ chn aber freilich Die Ich-
Muñl. 11
162 Ghor.
ten Jahre feines Lebens im Stiche. Das | 74 Opusnummern und 7 nichtnumerierte
übel war nicht zu heben und fchritt ſchnell Werke. Sein Leben wurde bejchrieben
vorwärts. Im Frühjahr 1849 ſchien in phantaftifcher Weife von Lifzt (2.
eine Beſſerung einzutreten, und E. führte Aufl. des franzöfifchen Originals 1879;
einen lange gehegten Wunfch aus, indem deutfch von La Mara, 1880), mit Friti-
er nach London reifte und mehrere Kon ſcher Gewifjenbaftigfeit von Kara—
zerte gab; mit Nichtachtung feines Förper- ſowski (2. Aufl. 1878). 1880 wurde
lihen Befindend machte er verfchiedene ihm in ber Heiligengeiftfirchezu Warfchau
Gefellfchaften mit, befuchte auch noch eine Votivtafel gefeßt.
Schottland und fam völlig erfchöpft wie Chor (griech. Choros, »Reiben, Rei-
der nach Paris zurüd. Im Herbit d. J. gene), 1) in der griehifhen Tragöbie
ftarb er; zu ** Totenfeier wurde der Flaffifchen Zeit 12—15, in der Ko—
auf ſeinen Wunſch Mozarts Requiem möbdie 24 Sänger, welche auf dem bafür
aufgeführt; ſein Grab iſt zwiſchen denen beitimmten Teil der Bühne (ber Orcheſtra)
von Cherubini und Bellini. C. war eine um die Thymele (Altar) in gemejfener
ſeltene poetiſche Natur; wie Heine in Bewegung Tänze ausführten, die der
Morten, fo dichtete er in Tönen völlig Choragos (Ghorführer) durch bag Klap⸗
frei und unbefüimmert um berfümmliche pen ſeiner Schuhe auf den Boden leitete;
und anerkannte Formen. Aber nicht nur der den Tanz begleitende rhythmiſche Ge⸗
im großen, audy in den Details war er fang, ebenfalls C. genannt, war durchaus
völlig neu und originell; er ift ber Bes einſtimmig und ohne Begleitung. Die
gründer eines vorher ganz unbefannten Hauptarten der Chöre waren der Auf—
enred, eines neuen Klavierftild, den trittschor (Parodos), die Stand—
Lifzt aufgenommen und fortgepflanzt hat, lieder (Stafima), das Abgangslied
aber ohne ihn eigentlich fortzubilden— er —— . Der C. war an ber Hand—
ift nicht fortbildungsfäbig, jo wenig E. ung ſelbſt nicht beteiligt, fondern jchwebte
jerbft fih nach feinem 20. oder 22. Jahr über ihr als Allgemeinheit, nur auf die
noch fortentwidelt hat. Schumann hat Entſchließungen der handelnden Berfonen
ihn einige Male in Fleinen Stüden fos durch feine Räfonnements einwirfend.
viert; befannt ift auch die Anekdote, wie 2) Ganz allgemein eine Bereinigung
Liſzt feine Art zu pbantafieren zu völliger vonSängern zum Zweck fünftlerifchen Zu:
Täufhung der Treumbe — — auch fammenwirfengd. Die Älteften Chöre der
in den Nachahmungen iſt er ſofort kennt— hriftlichen Kirche fangen wie die antifen
lich, aber fie bleiben Nachahmungen. Da— ſtets unifono oder, wenn Knabenſtimmen
bei ift er nicht etwa jtereotyp, nicht auf neben den Männerjtimmen verwenbet
wenige originelle Wendungen und Ma— wurden, in Oftaven. Im Lauf bes
nieren befehränft; im Gegenteil, gerabe 10.— 12. Jahrh. wird die Unterjchei-
in dem Reichtum berfelben Tiegt vielleicht dung ber verjchiedenen Stimmgattum-
der Schlüſſel iudem Rätſel feines We— gen RN und hohe Männerftimme, tiefe
fend. Seine Werke, ausschließlich Kla— und hohe Knabenftimme) für die ver:
vierwerfe oder Werfe mit Klavier, find: Ichiedenen Barte de8 Organums (fj. v.)
2 Konzerte (F moll und Fis moll), 3 ©o: fih ausgebildet haben. Die Menſu—
naten, 4Ballaben, 4 Bhantaficn, 12 Bolo- ralfomponiften des ausgebenden 12.
näfen, 52 Mazurfas, 25 Prälupien, 19 Jahrh. fchrieben bereit? Tripla umd
Notturnos, 13 Walzer, 4 Impromptug, Quadrupla, db. b. Stüde mit drei und vier
3 Ekoſſaiſen, je 1 Krafowiaf, Bolero, ng ie Stimmen. Die Einführung
Tarantella, Barfarole,Berceufe,d5Rondog, er Frauenftimmen in bie Chöre fcheint
4 Scherzi, 4 Bariationenwerfe, 1 Trauer: erft im 17. Jahrh. gefchehen zu fein; die
marfch, 1 Kongertallegro und 27 Kon fatholifche Kirche verbietet noch beute
zertetüden, 1 Klaviertrio, 1 Rondo für 2 den Gefang ber Frau in der Kirche (mu-
Klaviere, 2 Sonaten für Klavier und lier taceat in ecclesia). Über die einzel:
Cello und 16 polnifche Lieder, in Summa nen Stimmengattungen vgl. Sopran, Alt,
Artifel, bie unter @ vermißt werben ‚ find unter RM ober Z naczufchlagen.
Choral. 163
Zemor, Baß. Je nad) der Zuſammen— ber Halleluja= und Bfalmengefang einem
fegung unterfcheidet man einen Männer: Jauchzen, Jubilieren vergleichbar; bie
cher, — (Knabenchor) oder ge⸗ endlos langen Silbendehnungen waren
miſchten C. Ein Doppelchor (f. d.) beſteht ehedem flüchtige, für die beutfchen und
meiſt aus zwei vierftimmigen Chören. franzöfifchen Sänger unausführbare Ver:
3) Der Platz der Kirche, wo der Sän- zierungen und Roloraturen. Leider ift der
—— aufgeſtellt wird, meiſt unmittel⸗ Schlüter für die Rhythmik der alten No—
r vor der Orgel, gegenüber dein Altar. tierungen (Neumen) verloren gegangen,
4) Auf dem Klavier die zu einer Tafte und es jcheint feine Hoffnung vorhanden
gehörigen Seiten. Man * 3. B.: ein zu fein, daß man den Choralgefang in
Pianinoiftzweihörigoder dreichörig jeiner urjprünglichen Geftalt wiederher:
bezogen; das letztere ift für alle Pianofor= jtellen fünnte. Mit dem Auffommen ber
tes jeßt bie Regel, nur wenige tiefjte Töne mehrſtimmigen Mufif gefellte fich Dem als
erhalten nur eine und einige folgende Cantus firmus ober Tenor unantajtbaren
zwei Saiten. Auch die Stimmung je ig zunächſt eine parallel in Ok⸗
zweier Saiten im auf der jetzt taven oder Quinten(Quarten) mitgehende
veralteten Laute und Theorbe oder auf der Stimme —— der man in der
Zitber beißt ein — Bezug. Folge die ſtete Gegenbewegung zur Norm
5) In der Orgel bei den gemiſchten machte (Discantus), und bie bald freier
Stimmen (Mirtur, Kornett, Sesquial⸗ geftaltet wurde und einen verzierten Ge:
tera x.) die zu derſelben Taſte gehöri- fang über den C. ausführte. So gewöhnte
gen Pfeifen verfchiedener Tonböbe, bie mant fich Prag ‚ben C. als ein flarred
von der Windlade aus eine gemeinfchafte Gerippe zu behandeln, welches die Kon—
liche Windleitung haben. trapunftijten mit bem Fleiſch und Blut be:
6) Eine ee Na mehreren In⸗ lebter Stimmen umfleideten. Der größte
leere shit lasinjtrumenten) Teil der reihen Mufiflitteratur des 12.—
derfelben Klangfarbe, aber von verjchie 16. Jahrh. ift auf Tenore aus dem Can-
dener Größe und Tonlage (Stimmwert, tus planus aufgebaut, und noch heute
Afforbdb); 3. B ein Bofaunendor. legen die Kirchenkomponiſten vielfach ihren
Choral. 1) Der ———6 Werken Choralmotive zu Grunde Bal.
choralis, Cantus planus) der fathofifchen ſtirchenmuſil.
Kirche ift der aus ben erften Jahrhun— 2) Der proteftantifche C. hat eine
derten de3 Chriftentums ftammenbde fogen. anz ähnliche Gefchichte wieder Fatholifche.
Gregorianifhe Gefang (. d). Gre— [3 es galt, für bie kunge reformierte
ger d. Gr. Iebte zwar erſt um 600, doch Kirche auch frifche, nicht an dieErftarrung
rühren die nach ihm benannten Gefänge de3 römijchen Dogmas erinnernde Ge—
nicht von ihm ber, fondern find Älter und fänge zu fchaffen, griff Luther zum Volks⸗
dem Weſen nad) nicht von dem Ambro= lied und zu der damals in F Blüte
ſianiſchen Gefang (fi. d.) verjchieden. ſtehenden Kompoſition mehrſtimmiger
Der Ehoralgefang wird als Concentus volksmäßiger Geſänge (ae Lied»
unterfchiedben von den mehr bloß reci- feine 20.) und nahm biefeiben bireft
tierenden Accentuß (ij. d.) der von einem bherüber, indem er ihnen geiftlichen Tert
einzelnen Priefter vorgetragenen Lektio— unterlegte. Manche Ehoräle, 3. B. »Ein’
nen xc. Der — Fe entbehrt des fefte Burge, find freilich direft für die
Rhothmus. Wie er heute geübt wird, ift Kirche komponiert worden, aber doch in
er eine Folge gleichlanger Töne von er: berjelben Form und auch die Dichtung
müdender Monotonie, weldye nur dog: an das einfache Strophenlied von zwei
matiſche Gläubigfeit Ieugnen kann; er il Stollen und Abgefang anlehnend. Auch
dies aber erft im Lauf der Zeit, beſonders wurden einzelne fatholifche Hymnen äbn:
feit Auffommen des Disfantus im 12. lichen Charakters herübergenommen. Alle
Jahrh., geworden. ee war er diefe Choräle waren von einer prägnan:
ſogar fehr lebendig bewegt und beſonders ten Rhythmik, find aber wie der Grego—
Artikel, die unter E vermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen. 11»
164 Choralbearbeitung — Choralnote.
rianifche Gefang zur Folge gleichlanger Ghoralbearbeitung ift die kontra—
Töne erftarrt. die eier den rhyth⸗ punftifche Behandlung bed Chorals ent=
miſchen E. wieder aufleben zu lajfen, find weder als einfacher vierftimmiger (oder
bis jeßt gefcheitert. E3 fcheint, daß an mehrjtimmiger) Sag, Note gegen
der Zerftörung des Rhythmus ber Cho— Note, oder mit freien Figurationen in
räle wieberum die Kontrapunktiſten ſchuld mehreren oder allen Stimmen, mit dem
find, diesmal bie beutfchen Organiſten, Choral als Cantus firmus (figurierter
welche, wie früher die Kapellfänger, bie Ehoraf), odermit kanoniſchen Führungen
Hauptvertreter der Kompofition wurden. fei e8 der Choralmelodie jelbjt oder der
Auch mag der Umſtand, daß noch im Lauf freien Stimmen (Choralfanon), ober
des 16. Jahrh. die Gemeinde anfing, den endlich in Geftalt einer Fuge (Choral:
C. mitzufingen, bejonder8 in Kirchen, fuge, fugierter a) welche ebenfalls
welche feinen gefchulten Sängerchor un: wieder in zweierlei Geftalt vorfommt,
terbielten, — mit darauf hinge⸗ nämlich als Fuge über einen Choral als
drängt haben, die Melodie ſo zu geſtalten, Cantus firmus oder ald Fugierung des
daß ſie ſich für den gemeinſchaftlichen Ge⸗ Choralthemas felbft. Säntliche Formen
ſang einer Menge eignete; in dem Maß, ber E. kommen fowohl vokal als inftru=
wie die Melodie ſelbſt verlangſamte und mental vor. Der figurierte Choral mit
des — verluſtig ging, wurde aber Cantus firmus eignet ſich ald Orgelbe-
eine belebtere Begleitung Bedürfnisſache, gleitung des Gemeindegefangs, fand aber
und die Figuration ber Choräle (f. Choral. noch häufiger feine Verwendung alsCh o⸗
bearbeitung) entwickelte ſich daher bereits ralvorfpiel. Der größte Meifter in der
im 17. Jahrh. zu großer Künftlichkeit. C. war oh. Seb. Badı.
Über die Entftehung bes proteftantifchen Choralbuch, eine Sammlung von
Chorals und feine Entwidelung vgl. v. Chorälen, meift in fchlichter bierfimmi-
Winterfeld, Der evangelijche Kirchens ger Bearbeitung oder nur Melodie mit
efang (1843—47, 3 Bbde.). Von protes ezifferten Bäſſen, zum Gebrauch der Or:
antischen Kirchenkomponiſten, welche be- ganijten für bie Begleitung des Genteinde-
fonders ben Schaf ber Kirchenlieder (Cho⸗ gefangs der protejtantifchen Kirche. Ein
räle) bereichert haben, find hervorzuheben: ausgezeichnetes C. iftbag aus 371 Choral:
Luther, Johann Walther, Georg Rhau, ſätzen 3. S. Bachs — Haie Pr
Martin Agricola, Nikolaus Selneccer, von den zahlreichen andern Choralbüchern
Johann Eccard, Ehrhardt Bodenſchatz, find befonder8 die von Knecht, Kittel,
Melchior Frand, Heinrich Albert, Tho: Bierling, Rind, Schmidt, Schicht, An-
mas Selle, Johann Rofenmüller, Johann big, K. F Becker ıc. hervorzuheben.
Grüger, Georg Neumark, Andreas Ham: ai note ift im Gegenfaß zur Dien:
merſchmidt, Joh. Rub. Ahle, Rob. Herm. furalnotierung die Notierungsweiſe des
Schein und Johann Sebaſtian Bach. Dal. Oregorianifchen Gefangs, welche nicht den
Tucher, Schap bed evangelifchen Kir— Rhythmus ausdrüdte, fondern nur bie
—— m erſten N rhundert der Tonhöhenveränderungen. Alle Noten ber
eformation (1848, 2 Bde,). Die refor: Musica plana (Cantusplanus), wie man
mierte Kirche erhielt erheblich fpäter als den Gregorianifchen Geſang fpäter wegen
die lutheriſche den ag und zwar des mangelnden Rhythmus nannte, find
uerft in der Schweiz, wo 50 Palmen in Ihwarz und haben die quadratifche Ge-
der Überfegung von Marot durch Wil: ftalt ®, weshalb man fie auch nota qua-
beim Frand mit Melodien verfehen wur: drata oder quadriquarta genannt bat.
den (1545), welche 1562 Claude Goubi- Alleinige Ausnahme ift eine Notenform,
mel (f. d.) einftimmig fegte; feinem Bei- die nur in gewifien Figuren, wie J ,
ſpiel folgten Bourgedis und Claudin Les
jeune. Auch bie englifche Hochkirche erbielt oder „ +", vorkommt. Mit den Men:
noch im Lauf des 16, Ya Ghoralge: furalwerten der Longa, Brevis und Senti:
ſänge (einftimmig gefeßte Pjalmen). brevis haben dieſe Zeichen troß der Gleiche
Artikel, bie unter & dermißt werben, find ımter R ober 3 nachzuſchlagen.
Chordometer — Choron. 165
beit ber Geftalt nichts zu thun. Die im letters«, herausgeg. von Hewlett, 1873,
12. Jahrh. auffommende Menfuralmufit 2 Bbe.): »National music of the world«
benußte einfach die Notenzeihen der E. (1879).
und verlieh ihmen beftinmte rhythmiſche Choron (ipr.toröng), Alerandre&tien-
Bedeutung, was fogar zeitweilig Urfache ne, geb. 21. Oft. 1772 zu Caen, geft. 29.
wurde, daß die E. fich ber Zeichen und + un? 1834 in Paris; gelebrter Theoretifer,
— enthielt und nur mit ®@ notierte. dierte Sprachen, ſpäter Mathematik,
ie &. ijt nicht3 andre als auf Linien angeregt durch Rameaus an bdieafuftifchen
gefegte Neumenfhrift dj. vd.) mit Phänomene anfnüpfende Mufiktheorie,
etwas fchärferer Beftimmung ber gefor: unb trieb gegen den Willen feines Vaters
derten Tonhöhe durch deutlich ausgeprägte eifrig theoretiſch-muſikaliſche Studien.
Rotenförper: @ ift die alte Virga, = und Erft mit25 Jahren widmeteer fid) ganz ber
* der Punkt. Die direkte Abkunft von der Muſik, ftudierte die italienischen und deut-
Neumenſchrift verrät ſich ig durch fchen Theoretifer und wurde »ber grünb=
die fogen. Figura obliqua innerhalb zu⸗ lichſt gebildete Theoretifer, den Feet
ug Ag Figuren, [hräglaufender je bejefjen« (Fetis). Eine große Anzahl
Ballen, deren Anfang und Enbe eine Note Bublifationen alter praftifcher und theo-
bedeutet, z. B. RN. Solche Figuren retifcher Werke und zahlreiche felbjtändige
Arbeiten charakterijieren ben unermüds
nannte man Ligaturen (f. d.); bie Men— lichen Fleiß dieſes Mannes. 1811 wurde
juralmufif übernahm auch dieſe. er korrejpondierende Mitglied ber Afa=
Ghordometer (griech., »Saitenmef- bemie ber Künfte und vom Minifterium
fere), ein einfaches Anftrument zum — ‚bie Einrichtungen ber Kirchen—
Mefien der Stärfe der Saiten (vgl. Bezug). höre und ihrer Direktion (maitrise) zu
oreographie (griechifch, wörtlich reorganifieren. Auch wurde er zum
» Tanzfchrifte), die sein derXänge mufifaliihen Dirigenten ber kirchlichen
dur konventionelle Zeichen für bie Pas und andrer Feftlichfeiten ernannt; zwar
und Evolutionen. Sie wurde zuerft anges 6% ihm eigentliche Dirigentenroutine,
wandt von Arbeau (f.d.), ber fie »Orches oh ſchlug er ſich a 1816 wurde er
ſographie⸗ nannte. Den Namen C. führ: zum Direktor der Großen Oper ernannt
ten Lefeuillet und Beauchamp ein. und bewirkte nun die Wiedereröffnung
—— f. Aapellinaben. des 1815 gefchlofienen Konfervatoriums
orley (pr. törle), Henry Fothergill, al3 »Ecole royale de chant et de d&-
eb. 15. Dez. 1808 zu Bladiey Hurft clamation«e. 1817 obne Benfion verab⸗
Lancaſhire), geft. 16. Febr. 1872; war fchiedet, weil er zuviel mit Novitäten er=
1830 —68 Mufifreferent des Londoner perimentierte, begründete und leitete er
»Athenaeume«, ift auch als dbramatifcher die Institution royale, auch Conser-
Dichter, Novellift und Verfaſſer von Li« vatoire de musique classique et reli-
bretti für englifhe Komponijten (Wal: gieuse geannnt, die zu großer Blüte ge=
lace, Bennett, Benedict, Sullivan ac.) be langte und bis zur Julirevolution beftand
fannt. Er war hochgeachtet als ein (dgl. Niedermeyer). 3 Untergang war fein
Mann von unparteiifhem, wenn aud) Tod. Aus der großen Zahl von Chorons
etwas einjeitigem Urteil (er vermochte Schriften find hervorzuheben: »Diction-
Schumann nicht zu goutieren). Seine naire historique« (mit Fayolle, 1810—
ipeziell der Mufiflitteratur angehörenden 1811, 2 Bde); »Principes d’accom-
Werke find: »Music and manners in pagnement des 6coles d’Italie« (1804);
France and Germany« (1841, 3 SRH »Principes de composition des &coles
»Modern German music« (1854, 2Bbe.); d’Italie« (1808, 3 Bde.;2. Aufl. 1816, 6
»Thirthy— musical recollections« Bde.); »Methode &l&mentaire de mu-
1862, 2 Bde). Aus feinem Nachlaß er: sique et de plain-chant« (1811); Fran⸗
dien noch außer feiner intereffanten ceurs »Trait6 general des voix et des
Selbſtbiographie (»Autobiography and instruments d’orchestre« (revidiert und
Artikel, bie unter & vermißt werden, find unter M ober Z nachzuſchlagen.
166 Chouquet — Chromatifche Inſtrumente.
vermehrt, 1813); franzöfifche überſetzun— erhöhten oder ein einfach erniedrigter mit
gen von Albrechtsbergerd »Gründlicher einem (durd bb) doppelt ermiedrigten
Anweifung zur Kompofition« und »Ge— derfelben Etufe:
neralbaßichulee (1814, 1815; neue ver:
einigte Ausgabe 1830) und von Azopar:
dis »Musico prattico«e (1816); »Me£- *

thode concertante de musique & plu-


}.

sieurs parties« (1817, auf diefer Methode Die mathematische Beftimmung der In—
fußte fein Konjervatorium); »Methode tervalle (vgl. Tonbeftimmung) unterfcheidet
de plain-chant« (1818); »Liber chora- ein großes und ein kleines E.; bas große
lis tribus vocibus ad usum collegii G. (128:135) findet fich zwiſchen Tönen,
Sancti Ludovici« (1824) und endlich in die im Verhältnis des dreifachen Quint=
Gemeinfhaft mit Xe age: »Manuel ſchritts und eines Terzichrittö jtehen, wie
complet de musique vocale et instru- fefis f—c—g—d—fis), das Fleine
mentale, ou Encyclopedie musicale« (24:25) zwifchen ſolchen, die im Verhält⸗
(1836—
38, 8 Bde.). nid des Doppelterzfchritt3 und ein
Chouquet (ipr. jhutip), Adolphe Quintjchritt3 im entgegengefegßter Rich—
Guftave, geb. 16. April 1319 zu Havre, — wieg:gis(g—c—e—gis);
lebte 1840—60 ald Mufiflehrer in Ame⸗ 4
rifa, feitdem in Paris mit bijtorifchen
Arbeiten befchäftigt; 1864 erhielt er den ar.|
prix Bordin für eine Mufifgefchichte vom * nei =
14.—18. Jahrh. und 1868 denfelben
Preis für eine Arbeit über die drama:
tifche Muſik in Frankreich; Teßtere ver:
re
öffentlichte er 1873: »Histoire de la Chromatifhe Töne im Afford find
musique dramatique en France depuis nur folche, welche als Erhöhungen oder
ses origines jusqu’& nos jours«e. Seit Erniedrigungen eines zum Klange gehö⸗
1871 it C.Konfervator der Inftrumenten: rigen Tons (Hauptton, Terz, Quinte bes
fammlung des Konferbatoriums und bat Dur: oder Mollakkords) aufgefaht wer—
1875 einen Katalog derfelben verdffent: den, 3. B. gis als erhöhte Quinte in
lit. C. bat auch den Tert verjchiedener c.e.gis; as als erniedrigter Grundton
befannt geworbener Kantaten gedichtet in as,c.e x. (f. Alterierte Alforde). Über
(unter andern »Hymne de la paix«, das chromatifche Tongefchlecht der Gric-
Preisfantate der Auͤsſtellung 1867). hen f. Griechiſche Mufit; über Chromatif im
Chrifimann, 1) Franz Xavier, vor 16. Jahrh. vgl. Bicentino und Geſualdo.
trefflicher Öfterreih. Orgelbauer, geſt. 2) Ein neuerdings gebildeter Berein
20. Mai 1795 während des Baues einer tür Erjtrebung einer Reform unfers Mu—
Orgel inRottenmann See —2) jiffuftems, Befeitigung der Grundffala
Joh. Friedrich, geb. 1752zu Ludwigs: (f. d.) und Zugrundelegung der Teilung
———
un

—nn

a*

burg, geft. 1817 baſelbſt als evangeli: der Oftave in zwölf gleiche Teile (Zwölf:
ſcher Geiftlicher; Komponiſt von Kirchen— halbtonſyſtem) derart, daß 3.B. auf
liedern und Kammermuſikwerken, gab dem Klavier auch jede Ipertafte ihren
auch heraus: »Elementarbuch der Ton: jelbjtändigen Namen haben und nicht von
kunſt« (1782, 2. Aufl. 1790). der Untertafte abgeleitet werden foll.
Chroma (griech., »Farbe«), 1) ſ. v. w. Chromatiſche Inſtrumente find jolche,
chromatiſcher Halbton, d. b. das In— denen alle Töne der chromatifchen Ton—
tervall, welches ein Ton der Grundſtala leiter zu Gebote fteben, d. b. die alle zwölf
(Ton ohne Verfegungszeichen) mit dem Halbtöne innerhalb der Dftave des tempe⸗
durch $ erhöhten oder durch erniedrig— rierten Syſtems bervorbringen können.
ten derjelben Stufe bildet, rejp. ein einfach Dean braucht den Ausdrud c. 3. befonders
erhöhter Ton mit einem (durch x) boppelt für Blehblasinftrumente mit Ventilen,
Artikel, bie unter & vermißt werben, find unter M oder 3 nachzuſchlagen.
Chromatiſche Tonleiter — Chryfander. 167
Eylindern x. zum Unterfchied von den in welcher der Afkord auftritt, eine ver—
Raturinfirumenten, denen nur die Ichiedene fein lann, fo wird auch die c. T.,
Dbertonreibe des tiefften Eigentons ihrer die nur eine Ausfüllung der diatoniſchen
Rohre zu Gebote fleht; vgl. Waldhorn, Skala durch chromatiſche Zwiſchentöne iſt,
Trompete, Bentilborn ıc. von demſelben Geſichtspunkt aus zu be⸗
Chromatiſche TZonleiter, die burch bie urteilen ſein. Die an zer c. X. führt ers
zwölf Halbtöne des temperierten Syſtems höhte, die fallende ern en chromatiſche
laufende Skala. Die c. T. wird fehr ver: Töne ein. So ergibt z. B. der D moll-
fchieden notiert, je nach der Tonart, in AftordinC dur gewöhnlich die diatoniſche
welcher fie vorfonmt, und der Harmonie, Sfala:d,e,f,g,a,h, c, d, der D dur-
in deren Sinn fie verjtanden wird, Wenn
die diatonishe Skala angefehen werben Akkord in Adur:d,e, H, fg, a,h, #e,
muß als ein Dur= oder Mollafford mit d, fallendder Des dur-Afford in Ges dur:
— — (dgl. Tonleiter), und wenn
die Wahl der Durchgangstöne, beſonders ba,Pe,b,Pa,’g,f,be,Pa. Die chro⸗
ven der Te zur Quinte und von ber matifchen Skalen diefer drei Fälle würden
Quinte zur ftave, je nach ber Tonart, daher jo ausſehen:
a)

Chronometer (gricch., »Zeitmefler«e), find; die Saiten (d)laufen teils über, teils
j. Metronom. neben einem fchmalen Griffbrett (ohne
Ghrotta, eins der Älteften, wenn nicht Bünde), das vom Bügel bis faft in bie
das aͤlteſte europäische Streichinftrument, Mitte des Schallfaftend reiht. Schall:
ihen von Venantius Fortunatus (609) Löcher und Steg find gleichfalls vertreten.
erwähntindem Berö:»Romanusquelyra Die Ältefte Art der 8. crwth trithant,
plaudat tibi, Barbarus harpa, Oraasıs hatte nur drei Saiten (Feine Bordune).
achilliaca, chrotta Britanna canit«. 68 Das Inſtrument ift alfo eine Viella, fobald
ſcheint, daß die. (crwth, crowd, crouth, der Bügel wegfiel und durch eine folide
eruit) ein urfprünglich britannifches In—⸗ Sortiegung in der Mitte (unterm Griff:
ftrument ift, das in feiner eigentümlichen rett) erfeßt wurde; diefe Umwandlung
Form fih nur in Großbritannien und in Icheint früh vor fich gegangen zu fein. Nicht
der Bretagne längere Zeit gehalten bat, zu verwechfeln mit der E., wernn auch viel:
während es fich in Frankreich und Deutich- leicht von ihr herſtammend, ift die Rotta
land jchnell umbildete. Von den bier jeit (1.d.). Die. eriftierte noch zu Ende des vo:
dem 9. Jahrh. vorfommenden Streichin: rigen und Anfang dieſes Jahrhunderts in
firumenten (Lyra, Rebefa, Rubeba,Biella) ihrer alten Geftalt beider Landbevölkerung
unterjcheidet es fich durch bag Fehlen des in —— ales und in der Bretagne.
Halſes. Der vieredige Schallfaften jet hryſander, Friedrich, geb. 8. Juli
fich vielmehr in einen Bügel fort, in deſſen 1826 zu Lübtheen (Medlenburg), ftudierte
Mitte oben die Saitenwirbel eingefügt in Roftod Philofophie und promovierte
Artifel, die unter & dermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
168 Chryſanthos — Gimarofa.
dafelbft. Nachdem er verfchiedentlich feinen durch Feine Noten ausgebrüdten Tang-
Aufenthalt gemechfelt, auch längere Zeit ſamen Vorſchlag (Borhalt) aufgelöft hat;
in England Tee batte, nahm er feinen die Ältern franzöſiſchen Klaviermeiſtet
dauernden er in Bergeborf bei forderten die O. durch ein Häfchen vor
en E. ift einer unfrer verdient ber Note: P (d’Anglebert 1689) oder
ichſten Mufikfchriftfteller. Seine bis *
noch nicht beendete Biographie Händels durch einen fchiefen Balten «P, reip. J
(1858—67, bis zur ing Hälfte des brit- Die vorgefchlagene Ober= oder Unterſe⸗
ten Bandes reichend) ift ein mit großem funbe erhielt ben halben Wert ber Mote.
Fleiß, hiſtoriſchem Verftändnig und wars Ghwatal, 1) Franz Xaver, geb. 19.
mer Verehrung bed Meiſters gearbeitetes uni 1808 u umburg (Böhmen), geil.
Werk; die wichtigſte Shaffensperiobe 4. Zuni 1879 im Soolbad Elmen; Fam
Händels, die ber großen Oratorien, ſteht 1822 ala Mufiflehrer nah Merfeburg,
noch aus. E. ift Mitbegründer der Leipzi⸗ von wo er 1835 nad Magdeburg über:
er Sünder: Gefellfchaft und beforgt bie fiebelte; jchrieb eine Menge Kfavierfachen,
Drebaftion ber von ihr veranftalteten mo: befonders Salonftüde, auch Snitruftives,
numentalen »Hänbelausgabe«. 1863 und unter anberm zwei Klavierfhulen, ſowie
1867 erichienen unter feinem Namen zwei Männerquartette 2. —2)Zofepb, Bru—
»Jahrbücher für mufifalifche Wilfen: der bed vorigen, geb. 13. Jan. 1811 zu
ſchaft« mit wertvollen Beiträgen —— NRumburg, ift Orgelbauer in Merfeburg
dener Schriftſteller (darin unter anderm (E. u. Sohn) und hat mandhe wertvolle
das »Lochheimer Liederbuche und Paus feine Berbejjerungen in die Mecanif
manns »Ars — ediert von F. —
W. Arnold). 1868—71 und aufs neue cöna (ital., ſpr. iicha
·),f. Chaconne,
feit 1875 redigiert er bie »Allgemeine Cifra (ip. tihi-), Antonio, geb:
Mufifalifche Zeitunge, welche zahlreiche 1575 im Rirchenftaat, geftorben um 16:
fehr intereffante Artikel aus jeiner Feder n Zoreto; Schüler von Baleftrina und
brachte, unter andern einen Abriß der anini, zuerft Kapellmeifter des beut-
Geſchichte des Muſikdrucks (1879), Un: ihen Kollegs zu Rom, dann in Xoreto,
terſuchungen über die rn Dper 1620 am Lateran, 1622 im Dienfte
unter Keyſer, Kuffer ac. (1878—79). bes Erzherzogd Karl von Öfterreich, feit
Zwei Heine Schriften: Ȇber die Mollton- 1629 wieber zu Lorelo. C. war einer
art in Volksgeſängen« und »Über das ber beiten Komponiften ber römijchen
Dratoriume, erichienen 1853. Endlich hat Schule, wovon eine ftattliche Reihe ge—
er auch Bachs »Rlavierwerfe« (1856) und drudter und erhaltener Werke Zeugnis
»Denfmäler der Tonkunſt« (Dratorien ablegt (5 Bücher Meffen, 7 Bücher zwei:
von Gariffimt 2c.) herausgegeben. bis vierflimmige Motetten [mit Orgel:
Ghryfanthoß von Madyton, Erz baß], le Motetten und Pal:
bifchof von Durazzo un) in men, Scherzi und Arien mit Cembalo
Albanien, vorber (1815) Lehrer des Rir- oder Chitarrone, Madrigale, Nicercari,
chengeſangs zu Konftantinopel, einer von Kanzonen, Concerti esiastici x. in
denen, welche neuerdings die Fiturgifche Druden von 1600— 33).
Notation der bygantinifchen Kircheverein- Gimaräfa (ipr. tigi), Domenico,
fachten burch —— vieler überflüſ⸗ geb. 17. Dez. 1749 iu Averfa (Neapel),
ſiger Zeichen. Seine beiden Werke heißen: geſt. 11. Jan. 1801 in Venedig; befuchte,
»Einführung in die Theorie und Praxis Sohn eined Maurer und früh verwaift,
der Kirchenmuſik« (»Isagoge etc.«, die Armenfchule der Minoriten in Neapel
1821, rebigiert von Anaftafios Thamy— und wurde, als feinemufifalifchen Talente
ris) und »Große Mufiflchre« (»Theore- fich zeigten, vom Pater Polcano, Organiſten
tikon mega«, 1 des Minoritenkonvents, unterrichtet und
Chute (franz., ſpr. ſchut), veraltete 1761 am Konfervatorium Santa Maria
Berzierung (. d), bie fich im ben di Loreto untergebracht, wo nadyeinnander
Artikel, bie unter @ vermißt werben, find unter M ober 3 nachuſchlagen.
u

Gimbal — Clarino. 169


Manna, Sachini, Fenaroli und Biccini fomponierte E. noch mehrere Meſſen (2Re
jeine Lehrer waren. 1772 begann er feine quiems),Dratorien(»Judithe, »Triumph
Laufbahn alddramatifcher Komponift mit der Religion«), Kantaten und 105 einzelne
»Le stravaganze del conte« für das Fleinere Gefangftüde für den Hof in Pe—
Theater be’ Florentini zu Neapel; obgleich ter8burg. Cimaroſas »Heimliche Ehe«
Baifiello damals in der Blüte feines ericheint noch heute bier und da auf dem
Ruhms ftand, gelang es C. doch fchnell, Repertoire der beften Bühnen; feine Muſik
fich neben diefem einen Namen zu machen. ift nach heutigen Begriffen einfach, aber
Mit beifpiellofer Geihwindigfeit folgten frifh und voller Humor. Eine ausge
fh feine Werke. 1773 fchrieb er für zeichnete Büfte, im Auftrag bes Kardinals
Rom: »L’'Italiana in Londra« und wed): Eonfalvi von Ganova —— befin⸗
jelte nun zunächſt zwifchen Neapel und det ſich auf dem Kapitol zu Rom.
Rom, damaliger Sitte immer an
Ort und Stelle feine Opern fchreibend, rg j. Eymbal und Eymbalum.
wo fie auf ü werden follten. 1781 Cis, das durch # erhöhte C; Cis dur-
Ichrieb er Ar om, Venedig, Turin und Afford — cis.eis. Bis; Cis moll-Aftord
Bicenza je eine neue Oper, und fo ging = cis.e.gis; Cis dur-Tonart, 7 $ vor:
es weiter. 1789 reifte er mit glänzenden gezeichnet; Cis moll-Tonart, 4 # vorge:
Engagement2bedingungen nach Peters⸗ zeichnet, f. Zonart.
burg, wo vor ihm 1776—85 Baifiello die Cisis, ba3 durch x doppelt erhöhte O.
Stalienifche Oper mit Novitäten verforgt Cistole, ‚Cistre, Citole Nj. Bither.
Gither
batte. Er nahm feinen Weg über Florenz
und Wien, überall mit größten Ehren Gi308, |. Cheri.
aufgenommen. Lange konnte er inbefjen Cl., Abkürzung für Clarinetto.
das ruſſiſche Klima nicht vertragen und Clairon (franz., ſpr. Häröng), f. Clarino,
wandte fich 1792 zunächft wieder nach Glapiffon (ipr. Hapifiöng), Antonin
Rien, wo man ihn gern ganz ref ehalten Louis, Ks 15. Sept. 1808 zu Neapel,
bätte. Er fchrieb dort fein ber —** get. 19. März 1866 in Paris ala Mit:
Berk: »Die heimliche Ehe« (»Il matri- lied der Akademie und Ronfervator der
monio se «), bejjen Erfolg nicht nur nftrumentenfammlung des Konfervato-
alle feine frühern übertraf, jondern über: riums, die er zum größten Teil zufammen=
baupt ein beifpiellojer war. C. hatte ba= gebradhtu.anden Staat verkauft hafte, war
mals bereitö beinahe 70 Opern in weni- u Komponift (Opern, Romanzen ıc.).
ger ala 20 Jahren geichrieben. »Die heim⸗ lari, Giovanni Carlo Maria,
lihe Ehe⸗ wurde 1793 auch in Neapel eb. 1669 zu Bifa, Schüler von Eolonna in
gefpielt und 67mal wieberholt, und es Bologna, Rapellmeifter zu Biftoja, kompo—
—— ihr noch einige andre Opern, von nierte für Bologna eine Oper: »Il savio
welchen bejonbers >» ie feminelle« delirante«, . als Kirchenkomponiſt Bes
(»BWeiberlifte) hervorzuheben ift. Er a deutendes geleiftet (Mefjen, Pſalm, ein Res
th 1798 am neapolitanifchen Aufitand quiem 2c.), ift aber befonders berühmt ges
beteiligt, war verhaftet und zum Tod ver- worden durch feine 1720 erfchienenen Kam⸗
urteilt, aber vom König Ferdinand begna⸗ merbduette u.Terzette mit Gontinuo, welche
digt und in Freibeit ** worden; in der fi) denen Steffanis würdig anfchloffen.
Abſicht, nach Rußland zu gehen, ſegelte er Clarinetto (ital.), f. Marinette.
nach Venedig, erkrankteund ſtarb dort, wie ‚Clarino (ital.; Clarin, Clairon,
man ſagt, an Gift. Die öffentliche Mei: franz.; Clarion, engl.), 1) eine ältere,
nung beſchuldigte die Regierung, und es eng menfurierte Trompetenart, die vors
bedurfte einer amtlichen Bekanntmachung ugsweiſe als Melodieninftrument in
des Leibarztes Pius’ VIL, der in Venedig Biehmufiten gebraucht wurde; wahr:
refidierte, um dieGerüchte zu zerſtreuen und ſcheinlich ift damit auch die von Seb. Bir:
eine natürliche Todesart zu konſtatieren dung (»Musica getufchte, 1511) erwähnte
(Unterleibögefhwüre). Außer 76 Opern Glareta identiih.—2) In der Orgel eine
Urtikel, bie unter & vermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
170 Clark — Clay.
4: ußtrompete (Oftaptrompete); in ber Glaudin le Jeune (ipr. tlodäng loͤ jhon,
PBanoptifonorgel zu London fteht neben Lejeune, auch einfach Claudin), franz.
Clarion 4° noch Octave Clarion 2°, in Kontrapunftift, deſſen Kompofitionen
der Marienfirhe zu Kübel ift O. 4° eine ey pc gg Airsꝛc.)
Labialftimme (halbe Stimme von f an). 585 —1610 erſchienen; nicht zu verwech-
Glart, 1) Jeremiab, älterer engl. feln mit dem DO Jahre ältern Claudin
Komponift, 1704 neben Croft Orga— de Sermify, weöhalb er fi aufallen fei-
nijt der Chapel Royal, erichoß ſich Ende nen Werken als »der jüngere« bezeichnete.
Dftober 1707 aus unglüdlicher Liebe zu Clauß⸗ ee , Bilbelmine,
einer Lady. E. war der erjte Komponiſt eb.13. Dez. 1834 zu Prag, ausgezeichnete
von Drydens Gäcilienode (Händels Bianifin, Schülerin des Prokſchſchen In:
»Aleranderfeft«) 1697, audy bat er An— jtitut3, feit 1852 in Paris, 1857 ver:
thems, Kantaten und gemeinjchaftlich mit mäblt mit Fr. Szarvady, gehört zu den
dem jüngern Purcell (Daniel) und Leve— Hafftichen Interpreten, denen Die ——
ridge mehrere Opern, auch einige Entr’- tion des Kompon * über den Efieht geht
actes ꝛc. neichrieben. —2) Richard, geb. Clausüla (Iat.), f. Alauſel.
9. April 1780 zu Datchet (Bucks) get. 5. Glaväoline, j. v. w. Xoline.
Okt. 1856 ;Laienpriefter am St. George’3 Clavecin (jranz., jpr. Haw’fjäng), Cla⸗
und Eton College, ſpäter Yaienvifar an vicembalo, Glavidhord, f. Mlavier.
der Weftminfterabtei und Choralvifar Clavis (lat., »Schlüfjels, Blur. Cla-
der Paulskirche, bat ſich außer durch ves) biegen zuerjt die Taften der Orgel,
Glees, Anthems ꝛc. durch einige Mono: welche in ber That eine dem Schlüſſeil
grapbien über Händels-Meſſias«, »Har- ähnliche Funktion haben, jofern fie dem
monious blacksmith«, über das »God Winde den Weg zur ag offnen. Bon
save the king« und über die Etymolo— dem Gebraud, auf die Orgeltaften die
ie des Worts »Madrigal« ſowie durch Namen ber Töne (Buchſtaben A—G) auf:
De einer Sammlung ber Terte zuichreiben, welche nachweiglih im 10.
beliebter Glees, Madrigale, Rondos Jahrh. ftatthatte, ging der Name C. auf
und Gatches (1814) befannt gemacht. die Tonbuchjtaben ik über; ala im 11.
Glarke, John (C.⸗-Whitfeld, fpr. Jahrh. dieBuchftabennotierung durd das
tlahrt ·weit ·), geb. 13. ir 1770 zu Glou⸗ Linienſyſtem abgefürzt wurde, jofern nur
cejter, geſt. 22. Febr. 1836 in Holmar bei nody einige Buchſtaben als Merkzeichen
Hereford; Schüler von Hayes in Orford, vor die Linien gezeichnet wurden (Olaves
nacheinander Organift zu Ludlow, Ars signatae), behielten dieſe ſpeziell den
magb und Dublin (St. Batrid und Chri- Namen 0. (unfern heutigen⸗ Rher
ſtuskirche), verlieh zufolge des Aufſtands Daneben verblieb aber auch den Taſten
1798 Irland und wurde Organift und der Name C. und ging von der Orgel
Chormeiſter am Trinity und ©t. Sach auf die Klaviere und alle ähnlichen In—
Kollege zu Cambridge, vertaufchte jedoch ftrumente über. Auch die »Klappen« der
diefe Anıter 1820 mit den gleichen zu Blasinftrumente find Claves (franz.
Hereford. 1833 trat er in den Ruheſtand. clefs). — In der Orgel heißt die Stange,
6., 1799 in Cambridge, 1810 in Orford vermittelt deren ein Balg aufgezogen
zum Dr. mus., 1821 in Gambridge zum (getreten) wird, C. (Balgflavıs).
Profeſſor der Mufif ernannt, gab 1805 ———— tleh), Frédéric, geb. 3.
vier Bände »Cathedral services« und Aug. 1840 zu Paris von engliſchen Er—
Anthems heraus, aud eine Sammlılng tern, erhielt feine mufifalifche Erzichung
lirchlicher Kompofitionen neuer Meifter; daſelbſt durch Molique forwie Furze Zeit
außerdem hat er ein Oratorium: »Die in Leipzig durch Hauptmann. 1859 trat
Kreuzigung und Auferfichunge, fowie er we in London als Opernfomponijt
Glees, Lieder zc. gejchrieben und Händel: = und hat ſeitdem in Eoventgarden eine
ſche und andre Werke für Gefang und Reihe von Opern gebradt: »Court and
Klavierbegleitung arrangiert. cottage« (1862), »Constance« (1865),
Artilel, bie unter E vermißt iwerben, find unter M oder 3 nachzufchlagen.
Cleemann — Glementi. 171
Ages ago« N) »The gentleman Glement (jpr. Hemäng), 1) Charles
in black« (1870), »Hap y Arcadia« Francçois, geb. 1720 in der Provence,
(1872), »Cattarina« (18/ N »Princess lebte fpäter als Klavierlehrer zu Paris; er
Toto andDonQuichote« (1875). Außers gab heraus: »Essai sur l’accompagne-
sem ſchrieb er einige Mufiken zu Dramen ment du clavecin« (1758), »Essaisurla
md die Rantaten: »The knights of the basse fondamentale« (1762), beide ge=
roas« und »Lalla Rookh«, nannte Werke vereinigt unter erfterm Zi-
Gleemann (Kleemann),$r.$ojepb tel,u. a. Auch bat er zwei Feine Opern
Shriftopb, geb. 16. Sept. 1771 zu Kri⸗ in Paris aufgeführt, ein Heft Klavierſtücke
wiß in zer geft. 25. Dez. 1827 mit Violine umd ein »Journal de clave-
a Parchim; ſchrieb ein »Handbuch der eine 1762—65 herausgegeben.
Zonfunfte (1797) ſowie ein Heft Lieber. 2) Felir, geb. 13. Jan. 1822 zu Barig,
—* (franz., ſpr. tieh), Schlüſſel. Bat. trieb, für den Lehrerſtand beftimmt, früh
Clavia, mufitalifhe Studien hinter dem Rüden
ee se feiner Eltern, war dann einige Jahre
MRufktichriftiteller um 1680, jchrieb ein a in der Normandie und in
Bert über den Kontrapunft und: »Ex Paris, bis er 1843 den Entſchluß faßte,
musiea didactica temperierte® Mono- ſich ganz der Muſik zu widmen, und be-
chordum«., Ihäftigte fi von da an bejonderd mit
Glemens non Papa (zu deutſch: C., mufifhiftorifchen Studien. Noch in dem:
nicht der Bapft), eigentlih Jalob Ele= jelben Jahr wurde er Mufiflehrer und
mens, nieberländ. Kontrapunttift bes Drganijt am Gollige Stanislas und
16. Jahrh., war erfter Rapellmeifter Rai- daneben nacheinander Kapellmeifter ber
ier Karls V. und gehört unter die be- Kirhen St. Auguftin und St. Andre
deutenditen Komponijten der Epoche von d'Antin, zulegt Organift und Kapellmei-
Josquin bis Palejtrina. Elf Meſſen und jter an der Kirche der Sorbonne. 1849 di-
ne große Anzahl Motetten, Chanſons ıc. rigierte er die Firchlichen Feitaufführungen
in Sonderausgaben von Meter Phalefe in der »beiligen Kapelles des Louvre, bei
in Löwen (155580) fowie 4 Bücher welcher Gelegenheit er eine Reihe Kom:
»Souter lidekens« (Pjalterlieder), d. h. pofitionen aus dem 13. Jahrh. in Bartitur
Bialmen mit Zugrundelegung volkstüm— brachte und vorführte (veröffentlicht als
icher nmiederländifcher Melodien, ges »Chants de la Sainte Chapelle«, 1849).
rudt 1556—57 bei Tulman Sufato in Hauptjächlich auf feine Anregung ward
Antwerpen, find ung erbalten, ferner viele das Inſtitut für Kirchenmufif gegründet,
änzelne Stüde in Sammelwerfen der dejjen Direktion Niedermeyer übertragen
verichiedenften Druder und Verleger feit wurde. Bon feinen vielen Schriften find
1543. Nach Fetis’geiftvollen, aber gewag- die bedeutendften: »Mö&thode complete de
ten Schlüjjen wäre E. gegen 1475 geboren lain-chante (2. Aufl. 1872); »Methode
und 1558 gejtorben ; richtiger ifttwoßL,feine e musique vocale et concertante«;
Lebenszeit ganzins 16. Yabrb, zu verlegen. »Histoire générale de la musique reli-
Element, Franz, ——— gieuse« (1861); »Les musiciens cele-
19. Nov. 1784 zu Wien, geſt. 3. Nov .| bres depuis le XVI. siecle ete.« (1868,
1842 daſelbſt; trat ſchon als Knabe in 3. Aufl. 1879); »Dictionnaire lyrique,
!ondon und Amjterdam erfolgreich auf, ou Histoire des op&ras« (1869, mit vier
war 1802—11 Rapellmeifter am Theater Supplementen bis 1881), letzteres eine
an der Wien, fpäter unter K. M. v. Weber aufählung »aller« 2) jeit Entjtehung
—— in Prag, 1818—21 wieder der er aufgeführten dramatijchen Mu—
ım Theater an ber Wien und reiſte dann fihwerfe; »Möthode d’orgue, d’harmo-
mehrere Jahre mit der Catalani. C. hat nie et d’accompagnement« (1874).
b Konzerte und 25 Concertinos für Vio— Glementi, Diuzio, geb.17523u Rom,
Iime, Klavierfonzerte, Duvertüren, Quar: geit. 10. März 1832 auf feinem Landfig
tette, auch Feine Bühnenftüde gefchrieben. in Evesham bei London. Sohn eines
Artikel, bie unter & vermißt werden, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
172 Element y Gavedo — Elifton.
Goldarbeiters, erhielt er, als fich fein in Berlin eine Zeitlang Clementis Schü:
muſikaliſches Talent zeigte, geregelten ler. C. vermäblte fi in Berlin, verlor
Mufitunterricht, zunächſt im Klavierjpiel aber feine junge Frau ſchon vor Jahres⸗
und Generalbaß von einem Verwand— frift und reijte tiefbetrübt mit feinen
ten, bem Organiften Buroni, ſpäter von Schülern Berger und Klengel nach Peters⸗
Carpani und Santarelli im Kontrapunft burg, kehrte aber 1810 über Wien und
und Geſang. Nebenber verſah er jchon Italien nah England zurüd. Mit Aus:
feit 1761 ein Organijtenamt. Als er 14 nahme eines —— zugebrachten Win⸗
Jahre alt war, erregte er in Rom durch ters (1820 —21) blieb er fortan in Lon⸗
feine mufifalifchen Kenntnifje und Fer— don, feit 1811 zum zweitenmal verbei-
tigfeiten wie durch feine Kompofitionen ratet. Er hinterließ ein ftattlicheß Wer:
Auffehen, umd ein Engländer, Namens mögen. Seine Hauptwerfe find: 106
Bedford (Bedford), erwirkte von dem Klavierfonaten (46 davon mit Violine,
Bater bie Erlaubnis, ben Knaben mit Cello, Flöte), ferner der »Gradus ad
vad England nehmen zu dürfen und Parnassum«, noch heute ala hochbedeu⸗
für feine fernere Ausbildung Sorge zu tendes Schulwerk in allgemeinem Ge:
tragen. Biß 1770 Iebte er im Sa ſei⸗ braud und in vielen Ausgaben erſchie
ned Gönners und bildete ſich zum perfek⸗ nen; weiter: Symphonien, Ouvertüren,
ten Pianofortevirtuofen aus. Schnell ge ein Duo für zwei Klaviere, Kapricen,
langte er num, eingeführt durch Bedford, GEharafterftüde ꝛc. fowie eine Anthologie
in Zonbon zu einem — Re⸗ von Klavierwerfen älterer Meifter.
nommee als Meiſter un Lehrer ſeines Glement y Cabedo, geb. 1. Zanı. 1810
Inſtruments. 1777—80 fungierte er als zu Gandia beiValencia, war zuerft Orga-
Cembaliſt (Kapellmeiſter) an der Jtalieni- nift in Algamefi, fpäter zu Balencia, lebte
fhen Oper und machte 1781 feine erjte 1840—52 als Mufiflehrer in Gußret
Reife auf dem Kontinent und zwar über (Frankreich) und feitdem zuMadrid, wo er
—— und München nach Wien, wo eine Elementarmufiffehre: »Grammatica
er einen Wettſtreit mit Mozart ehrenvoll musical« — im Auftrag Es⸗
beftand. 1785 folgte eine Konzerttour nach parteros 1855 einen Reorganifationsplanı
Paris. In der Zwiſchen- und Folgezeit der Mufiffchulen ausarbeitete und ſich
bis 1802 wirkte er in London mit tet? ſchriftſtelleriſch anden Zeitungen: »El
fteigendem Anfehen, beteiligte fi an dem Rubi«unb »E] Artistaebeteiligte. Neben:
Mufitverlag und der PBianofortefabrif bei erteilte er franzöfifchen Sprachunter:
von Longman u. Broberip und errichtete richt und Mufifunterricht. Eine Zauber:
nach dem Falliſſement berfelben ein gleis oper und eine Poſſe (Zarzuela) ſowie
ches Gefchäft auf eigne Fauſt in Gemein Romanzen und Balladen machten ihn
ſchaft mit Gollard, unter defjen Namen es auch als Komponiiten bekannt.
noch heute bejteht. Neben den mechaniſch⸗ ———— rangoisHenri,
technischen Studien für den Pianofortebau geb. 1728 zu Paris, geit. daſelbſt 1791;
fand er noch Zeit genug, um eine Reihe war ber bedeutendfte hamgöfige Orgel:
hochbedeutender Klavierwerfe zu jchreiben bauer bed vorigen Jahrhunderts, ſeit 1765
und bedeutende Schüler auszubilden (3. affociiert mit Pierre Dallery. Aus die
B. Cramer und John Field). 1802 gin fer Werkſtatt ftammen eine Reihe vorzüg:
er mit Field über Paris und Wien na liher Werke in Paris und ber Provinz.
Petersburg, überall mit Enthuſiasmus Glifford, James, geb.1622 zu Or-
aufgenommen; field blieb in Petersbur ford, geftorben um 1700 al® »senior
in vorteilhafter Stellung zurüd, währen cardinal« an der Paulskirche zu London;
fi) dafür Zeuner anfchloß; in Berlin und veröffentlichte 1663 eine Sammlung der
Dresden gefellten ſich Ludwig Berger und Terte von damals gebrauchten firchlichen
Alerander Klengel zu ihnen, alle Män— Gefängen, Anthems zc. (2. Aufl. 1664).
ner, die zu hoher Bedeutung gelangten. lifton (pr. tifft'n), Sohn Charles,
Auch Moſcheles und Kalkbrenner waren geb. 1781 zu London, zuerft Mufifichrer
Brtifel, bie unter & vermißt werben, finb unter M ober 3 nachzuſchlagen.
Cotz — Eohen. 173
Bath, 1802 zu Dublin, 1816 in Lon⸗ capo © pei la c.) wird. Auch der freie
von, wo er nach Logierd Methode unter: Schluß bei Kanons heißt C.
chtete, Tomponierte Gleed, Chanſons, oenen,Johannes Meinardus,
zu eine Oper: »Edwin«, fonftrutierte geb. 28. Jan. 1824 im Haag, ausgebildet
Kesretiich eine Art Melograph (f. d.), auf dem dortigen Konſervatorium unter
Fidemuficon« genannt, den er jedoch derCh. H. Lübeck, Virtuoſe auf dem Fagott,
war 1864 Kapellmeiſter des großen hollän⸗
Koften wegen nicht praktiſch herſtellte,
(&rieb eine vereinfachte Harmonielehre, bie
diſchen Theaters zu Amſterdam und wurde
aber nicht gebrudt wurde, und gab eine dann Kapellmeiſter des Induſtriepalaſtes
Sammlung britifher Melodien heraus. und ſtädtiſcher Muſikdirektor daſelbſt,
Gloß, j. Riot. fomponierte Kantaten (eine Feſtkantate
Eluer, Sohn, engl. Mufitdruder in * 600 jährigen Gründungsfeier von
r eriten Hälfte des 18. Jahrh., der mut⸗ miterdam 1875), Muſiken zu bolländi-
maßliche vo bed Stih3 auf Zinn- ſchen Dramen, Ballettmufifen, Ouver:
vlatten o Ehryfanderd Abhandlung türen, zwei Sympbonien, ein Klarinetten:
in ber » Allgemeinen Mufitalifchen Zeis fonzert, Flötenkonzert, Quintett für Blas⸗
tumg« 1879, Nr. 16). E. verlegte mehrere inftrumente und Klavier, Sonate für
Berle von Händel; nad feinem Tod Fagott oder Gello, Klarinette und Klavier,
faufte Walſh den Verlag. — x.—2) Franz, geb.
Cmoll-Allord =c.es.g; Cmoll- 26. Dez. 1826 zu Rotterdam, Sohn eines
Tonart, 3 vorgezeichnet, f. Tonart. dortigen Organiften, zuerſt Schüler feines
Coctia (ipr. toitſcha), Carlo, geb. 14. Vater, dann von Molique und Vieur:
April 1782 zu Neapel, geft. 13. April temps, machte Konzertreifen als Violin—
1873 als Rapellmeifter der Kathedrale in virtuoſe in Amerika mit H. Herz und ſpä⸗
Nevara; war ein jehr fruchtbarer Kom⸗ ter mit E. Lübeck und ließ ſich hierauf in
renift und fchrieb über 30 Opern, eine Amſterdam nieder. C. iſt eine der bebeu-
Reihe Kantaten und allein 25 Meſſen tendften muſikaliſchen Perfönlichkeiten
und viele andre Kirchenmufifen. Hollands, fteht mit R. Hol, Fr. Gerns⸗
Cochlãus, Johannes, geb. 1479 zu beim und Schlegel an ber Spitze des weit-
Bendelftein bei Nürnberg * er auch verzweigten Vereins zur Beförderung der
unter dem Namen Wendelſtein einiges ver⸗Tonkunſt, iftDireftorfowiefompofitiong:
öffentlichte), geſt. 10. Jan. 1552 in Bres⸗
und PViolinprofeffor des zu den Depen-
lau als Ranonifus; gab heraus: »Trac- benzen beöfelben gehörenden Konjervato-
tatus de musicae definitione et inven- riums in Amfterdam, Kammervirtuofe
tione etc.« (1597, unter bem Namen Job. Versen sernaien sderNiederlandere.
Bendelftein); »Tetrachordum musices as von ihm eingerichtete Streichquartett
Joannis Coclaei Norici ete.« (1511, neu leiftet Ausgezeichnetes. Auch alsKomponiſt
aufgelegt 1513 u. 1526). u C. rühmlichft befannt (der 32. Pfalm,
orlins (nicht Eoclicus), Adrian kranke, Rantaten, Quartette 2c.).
Betit, geboren um 1500, Schüfer von oben, 1) Henri, geb. 1808 zu Am—⸗
Jesquin des Preis, lebte zu Nürnberg fterdam, geft. 17. Mai 1880 zu Brysfurs
und gab er »Compendium musi- Marne; fam früh mit feinen Eltern nad)
e8« (1552) und ein Bush vierftimmiger Paris, wo er unter Reicha Theorie und
Palmen (»Consolationes ete.«, 15952). bei Lays und Bellegrini Geſang ftudierte.
Coda(ital., v. fat.cauda, »Schtwanz«), Nach ziemlich refultatlofen Verſuchen, in
ein abſchließendes Anhängjel bei Ton: Neapel fich die Sporen als dramatifcher
tüden mit‘ Reprifen. Die Bezeichnung Komponift zu verdienen (1832—34, 1838
C. findet fich befonders dann, wenn bei und 1839), —* ſich C zu Paris als Mu=
der Repetition ein Sprung gemacht wer: ſiklehrer feſt und war nur vorübergehend
den muß, 3. B. bei Scherzi, wo nad) dem Direktor der Sukkurſale des Pariſer Kon—
Trio dag a. repetiert werben joll ſervatoriums in Lille. Da er ausgedehnte
und dann bie O. gefpielt (Scherzo da numismatiſche Kenutniſſe beſaß, wurde er
Artikel, bie untere & vermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
174 col — Color.
zum Konfervator des Münzkabinetts ber nigen Betrieb überließ. Der berzeitige
ationalbibliothef ernannt. Außer eini- Chef ift Charles Lufey C.
gen Opern fowie Meinen Sachen bat E. collo (ital.), |. v. w. con lo (. com.
mehrere tbeoretifhe Elementarwerfe ges Golonna, Giovanni Baolp, geb.
ſchrieben und fich als Mitarbeiter verſchie— 1640 zu Brescia, fpäter Kapellmeijter an
dener Mufifzeitungen kritiſch bethätigt. — San Setronio in Bologna, Mitbegrün-
2) Leonce, geb. 12, Febr. 1829 zu Paris, der und wiederholt Vorfikender ber Acca=
Schüler von Leborne am Konfervatorium, demia filarmonica, war einer ber bedeu⸗
erbielt 1851 ben Römerpreig, wurde dar: tendjten italienifchen Kirchenfomponiften
auf Violinift am Theätre italien, fom: des 17. Jahrh. Eine große Menge feiner
ponierte einige —— und gab eine Werke find ung erhalten: 3 Bücher adht-
ſehr umfangreiche »Ecole du musicien« ftimmiger Pfalmen mit Orgel ——
heraus. — 3) Jules, geb. 2. Nov. 1830 1686, 1694), »Motetti a voce sola con
———— Schüler von Zimmermann, 2 violini e bassetto de viola« SEN
armontel, Benoiſt und Halevy am Pa⸗ zwei= bis breiftimmige Motetten (1698),
riſer Konſervatorium; vom Konkurs um achtſtimmige Litaneien und Marien
An-
den Römerpreis zog er ſich zurück, da er tiphonen (1682), achtſtimmige Mefien
vermögende Eltern hatte, erhielt geg (1684), 8 Mejien, Pfalmen zc. (1685),
eine Stelle als Hilfslehrer und 1870 als achtftimmige Kompletorien und Sequen-
ordentlicher Lehrer des Enſemblegeſangs zen (1687), achtſtimmige Lamentatiomen
am Konſervatorium. C. bat als drama= (1689), drei= biß fünfjtimmige »Messe
tiſcher Komponiſt trotz vielfach wiederhol⸗ e salmi concertati« (1691), drei: bi
ter Verſuche fein Glück gehabt; mehr Ge- fünfftimmige Befperpfalmen mit Inſtru—
alt fcheinen feine zahlreichen Firchlichen menten (1694) und ein Oratorium: »La
ompofitionen (Meſſen ꝛc.), Inſtrumen— profezia d’Eliseo« (1688). Vieles andrı
talwerfe (Symphonien, Ouvertüren ꝛc.) im Manujfript (Wien, Bologna).
und Kantaten zu haben. Colonne (ipr. tolönn), Edouard (nid!
col (ital.), nv.w. con il, »mit dem⸗. Jules), geb. 23. Juli 1838 zu Bordeaur,
Golin (ipr. koläng, Colinus, Coli— Schüler des Pariſer Konfervatoriumi,
näus, auch mit bem Spitznamen Cha: fpeziell von Girard und Sauzay (Pioline),
mault), Pierre Gilbert, 1532—36 Elwart und A. Thomas ( suipofttion,
Kapellfänger zu Paris unter franz J., ift der Begründer und Leiter der Concerts
fpäter Ghormeifter an der Kathedrale in du Chätelet (jeit 1874), vorzüglicher Di:
Autun, war einer ber bejten franzöfifchen rigent und bat fich bejondere Verdienit:
Kontrapunftiften. Zablreiche Mejjen und erworben dur volljtändige Aufführung
Chanſons, auch einige Motetten in Origi- der großen Werke von Berliog: »Re
naldruden bis 1567 find vonihmerbalten. quiene, »Romeo und Julie«, »Fauſit
coll’ el vor Vofalen f. v. w. colla Verdammunge, »Ehrifti Kindbeit«, »Er:
(für con la) oder collo (für con lo »mit oberung Trojaße. 1878 birigierte er dit
dem« ; coll’ arco, f. Arco. offiziellen Konzerte der Weltausſtellung
colla LT, j.v.w.conla, »mitber«; lor (lat., »Farbe«), in der Menfu-
c.parte, »mit derHauptſtimme«, Bezeich- ralmuſik die allgemeine Bezeichnung für
nung für die begleitenden Stimmen, daß Noten von abweichender Narbe, daher fo:
diefe fich im bezug auf Jeitmaß und Aus wohl für die im 14. Jahrh. übliche rote
drud nach der Hauptjtimme zu richten Note (notula rubra) als für die eben
haben (f. Battuta). falls im 14. Jahrh. auffommende weiht
Collard (ipr. tollaͤhr), bedeutende Yon: Note (motula alba, dealbata, cavata)
doner Pianofortefabrit, urjprünglic im Gegenfaß zur ſchwarzen, die Damals
Longman u. Brobderip (1767), 1798 von noch die allgemeine war, wie endlich nad
Muzio Elementi (f d.) übernonmen, ber Einführung der weißen Note als gewöhn
fih mit F. W. C. affociterte und einige licher (15. Jabrb.) für die ſchwarze (no-
Jahre vor jeinem Tode diefem den allei- tula nigra, denigrata) im Gegenjag zu
Artikel, die unter & termißt werben, find unter R oder 3 nadyjufchlagen.
Come — Goncertina 175
ihr. Urfprünglich wurde der ©. (die rote XVl.« (12 Bde); »Musica sacra XVL,
Farbe) anjtatt eines Taktzeichens *— XVII. saeculorum« (13 Bde.); »Collec-
wandt, das veränderte Menſur (f. d.) bes tion de compositions pour | * des
deutete, d. h. alſo bei vorgezeichneter per: XVI. XVII, XVII. siecles« (6 £fgn.)
jefter Menſur wurden bie vorkommenden und »Cantica sacra« (16.—18. Jahrh.,
roten als imperfeft menjurierte verjtan: 2 Bde.). Neben ben für diefe Bublifatio:
ben und umgekehrt bei imperfefter als nen nötigen Reviſions- und Redaktions—
perjeft menfurierte. Diefe leßtere Bedeu⸗ arbeiten befleidete er die Stellungen eine3
tung gab man indes bald auf und hielt Regens chori der Fatholifchen Hedwigs—
nur feit, daß der O. imperfiziere. Die fiche, Gefanglehrer8 an der —
weine Note des 14. Jahrh. ift deshalb ſchule, Theatergeſangſchule, dem franzö-
inmmer imperfeft, ebenfo die ſchwarze des fiiſchen Gymnaſium ꝛc. 1844 gründete er
15. und 16. Im Anfang des 17. Jahrh. mit H. Küſter und Th. Kullak den Ber:
wurde ber O. aufgegeben. Bol. Hemiolie. liner Tonfünftlerverein, wurde in bem-
Come (ital., »wiee); c. sopra (»wie jelben Jahr zum — — Muſikdirek⸗
oben«), bei Abkürzung der Rotierumg einer tor ſowie nachher zum Mitglied der Akade⸗
ihen dagemwejenen Stelle. mie, königlichen Profeſſor und zuletzt zum
Comes (at.), ſJ.Fuge. Senatsmitglied der Akademie ernaunt.
&omettant (ipr. tomettäng), D8car, geb. E. hat ſelbſt Meſſen, Kantaten, Chorwerke,
18. April 1819, Schüler von Elwart und Muſiken zu den »Fröſchen« des Ariſtopha⸗
Sarafa am Parifer Konjervatorium, lebte nes und der »Elektra« des Sophokles ge⸗
1552—55 in Amerifa, feitdem in Paris ſchrieben. Auch iſt er Vorſitzender der Ge—
und bat fich weniger durch feine Kompofi- ſellſchaft für Muſikforſchung.
onen (Männerhöre, Klavierphantafien, Commodo (ital., »bequeme«); a suo
Ftüden, einige Rirchengefänge) al3 durch c., nach Belieben.
ſeine Schriftitellerifche Thätigkeit einen Na⸗ Gompenius, Heinrich, geboren um
men gemacht. C. ift mufifalifcher Feuille— 1540 zu Rordhaufen, Orgelbauer, auch
tonift des »Siecle« und Mitarbeiter einer Komponiſt, vielleicht ein Brudervon &fa=
aanzen Meihe andbrer Blätter (befonders jas C., der um 1600 ein fehr berühmter
Mufifzeitungen) und bat außerdem ver- Drgelbauer in Braunfchweig war und
öffentlicht: »Histoire d’un inventeur au nad Prätorius (»Syntagma«, auch
AIX. siecle: Adolphe Sax« (1860); über die Konftruftion der Orgelpfeifen ge
»Portefeuille d’un musiciene; »Mu- ichrieben haben foll. Er erfand die Dop-
sique et musiciens« (1862); »La mu- pelflöte (Duiflöte).
sique, les musiciens et les instruments Gompere (ipr. tongpär), Loyſet, be=
de musique chez les differents peuples rühmter niederländ. Kontrapunftift, geft.
du monde« (1869, auf Grund der Bari- 16. Aug. 1518 als Kanonifus der Ka—
fer Ausftellung 1867) ac. thedrale zu St. Quentin. Leider find nur
Comma, j. Komma, wenige Motetten Gomperes erhalten, die
Commer, Kranz, geb. 23. Jan. 1813 Mehrzahl derfelben (21) noch dazu in
su Köln, wo er zuerjt Schüler von Leibl Büchern von äußerfter Seltenheit, näm-
und of. Klein war und bereitö 1828 Or⸗ lih in Petruccis »Odhecaton« (1501—
ganift der Karmeliterfirhe und Dom: 1503), deſſen 3. Teil fih in einem Erem:
fapellfänger wurde. 1832 ging er zu wei= plar auf der Wiener Bibliothef befindet,
terer Ausbildung nah Berlin und flus während der 1. und 2. erjtvor etwa 20 Jah:
dierte unter Rungenhagen und U. B. ren von Gaspari in Bologna entdeckt wur-
Marr. Der Auftrag, die Bibliothek des den. Zu den von Fetis aufgezählten Wer:
iniglichen Inſtituts für Kirchenmuſik zu fen ift noch ein auf ber Münchener Biblio
orbnen, regte ihn gu biftorifchen Studien thefbefindliches Magnififat hinzuzufügen.
an, deren Frucht die Sammelwerfe älte- Con (ital.), mit.
ter Kompofitionen find: »Collectio ope- Concentus, f. Accentus.
ram musicorum Batavorum saeculi Goncertina, 5. Ziehharmonila.
Artilel, bie unter € dermißt werben, find unter @® oder 3 nachzuſchlagen.
176 Goncertante — Gonradi.

Goncertante (Duo [Trio] concer- feine Vofalifen (5 Hefte) fehr bekannt ge=
tant), eine Kompofition für zwei (drei) worden und werben als Geſangunterrichts⸗
fonzertierende Inftrumente mit Beglei- material hoch gejchägt.
tung, f. Konzert 8). Conductor (engl., fpr. »död-), |. v. w
Concerto (ital.,ipr.tontj&erto),i.Ronzert. — Dirigent.
Concerts duConservatoire (franz.), nduetus (lat.),eineder ãlteſten mehr⸗
das angefehenfte Konzertinititut von Pas ſtimmigen Kompoſitionsformen (im 12.
ris, eins ber beften der Welt, begründet — die ſich von Organum und Dis⸗
1828 unter Leitung Habened3, deſſen kantus dadurch unterſchied, daß nicht ein
Nachfolger bis jegt waren: Girard (1849), Tenor aus dem Gregorianiſchen Geſang
Tilmant (1860), Hain! (1864), Deldev kontrapunktiert wurde, ſondern auch der
(1872). Die Zahl der Konzerte war zuer Tenor freie Erfindung des Komponiſten
jährlich ſechs, jegt neun; doch wird feit war. Man unterſchieb den C. simplex
1866 jebes Konzert doppelt gegeben für (zweiftimmig) und duplex (dreijtimmig,
bie zwei Serien der Abonnenten. Das daher * triplum) ⁊c.
Orcheſter ee aus 74 ordentlichen und Con vie(frau). Ipr.tongfedeih, »Brü-
10 Hilfsmitgliedern, den Stamm be derfchafte), j. Junftweſen.
Chors bilden 36 ordentliche Mitglieder. onind, 1) Zacques Felir de, geb.
Concerts spirituels (franz., »geiit- 18. Mai {7 1 zu Antwerpen, geft. 25.
liche konzerte; )hießen die imvorigen Jahr: April 1866; Schüler des Parifer Konjer-
hundert in Paris an ben kirchlichen Feſt⸗ vatoriums, vortrefflicher Pianift, lebte
tagen, wo die Theater geſchloſſen waren, längere Jahre in Amerifa, wo er unter
veranſtalteten Konzerte. Dieſelben wur- anderm mit ber Malibran reifte, ſodann
den zuerſt ins Leben gerufen von Philidor einige Jahre in Paris und zulegt in Ant:
(1725) und im Schweizerſaal der Tuile⸗ werpen ald Dirigent der von F begrün-
rien an 24 Tagen im Jahr abgehalten Sie beten Societe b’Harmonie. Kompofitio:
wurben fortgeführt von Mouret, Thuret, nen: Konzerte, Sonaten, Bariationen für
Royer, Mondonville, d'Auvergne, Gavi— Klavier. —2) Francois, geb. 20. Febr.
niesund Le Gros bis 1791. Die in e 1810 zu Sebbete (DOftflandern), ſtudierte
der Revolution machten ihnen ein Ende. erft in Gent, fpäter in Paris unter Pixis
Die O. s. hatten eineähnliche tonangebende und Kalfbrenner und ließ ſich 1832 zu
Bedeutung wie heute die Concerts du Con- Brüffel als Mufiflehrer nieder; gab eine
servatoire (j.d.). Die heutigen Pariſer Klavierſchule und verfchiebene Klavier:
C. 8. finden nur in der Karwoche ftatt, be- fachen heraus. —3) Joſeph Bernard,
ſchränken fich —— eMuſik und wur: geb. 10.März1827 zu Oftende, fam jung
den in dieſer Form 1805 wieder aufgenom⸗ mit feinen Eltern nad Antwerpen, wo
men. Eine bedeutende Konkurrenz der C. s. er gründliche mufifafifche Studien unter
waren ſeit 1770 die Concerts des ama- Leitung von Leun, Kapellmeifter der An
teurs (Liebhaberkonzerte) unter Leitung dreagfirche, trieb. Sein »Essai sur l’his-
Goſſecs, ſeit 1780 unter demNamen Con- toire des arts et sciences en Belgique«
certs de la Loge Olympique, für welche wurde 1845 vom Verein zur Beförderung
Haydn ſechs Symphonien geſchrieben hat. der Tonkunſt preisgefrönt. 1851 fam er
Auch die Concerts de laruedeClery(feit nad Paris, ftudierte noch am Konſerva⸗
1789) und dieConcerts Feydeau (1794) torium unter Zeborne und fegte fi dann
gelangten vorübergehend zu Anfehen. dauernd in Baris als Mufiflehrer und Re:
Goncöne, Giufeppe, geb. 1810 zu ferent verfchiedener Zeitungen feſt. Außer
Turin, geftorben im Juni 1861 dafelbft als kleinern Sachen für Gefang und Klavier
Organik der föniglichen Kapelle; war vor: mehrere Opern gejchrieben.
ber jan Jahre in Baris als Geſanglehrer Gonradi, Auguft, geb. 27. Juni
anfäfjig (bis 1848). Von feinen Kompo- 1821 zu Berlin, geft. 26. Mai 1873 ba=
fitionen, unter denen fich uach zwei Opern, ſelbſt; Schüler Rungenhagens an ber
Arien, Szenen ꝛc. befinden, find befonders Alademie, 1843 Organift des Invaliden-
Urtitel, die unter & vermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
Conseguente — Contrapunto. 177
baufes in Berlin, 1849 Theaterfapell Dratorien gefhrieben. —2) Gioachino,
meifter zu Stettin, 1851 am alten Kö- — Gizziello (nach ſeinem Lehrer
nigsftädbtifchen Theater in Berlin, dann izzi), einer der berühmteſten Kaſtraten
zu Düſſeldorf und Köln uud feit 1856 des vorigen Jahrhunderts, geb. 28. Febr.
wieder in Berlin, wo er nacheinander am 1714 zu Arpino (Neapel), geſt. 25. Dft.
Frollichen, neuen Königsſtädtiſchen, Wall: 1761 in Rom; debütierte 1729 in Rom
nertheater und Biftoriatheater ala Rapell- mit größten Erfolg, fang bafelbft bis
meifter wirfte. Seine Hinterlaffenfchaft 1731, fodann zu Neapel und 1736 — 37
dermachte er mufifalifchen Stiftungen. in London, fpäter in Liffabon, Madrid
€. it jetzt hauptſächlich befannt durch und wieder in Liffabon. 1753 zog er ſich
jeine Botpourrig, Arrangements ꝛc. für nad) Arpino zurüd. — 3) Garlo, Opern:
Sartenfonzerte; doch hat er einft mit ſei⸗ fomponift, geb. 14. Oft. 1797 zu Arpino,
nen Opern und Poſſen ſowie mit einer eft. 10. Zuli 1868 daſelbſt; Mitglied der
Symphonie gute * — fabemie der Künjte in eap 1846
nte (ital.), die »nachfol⸗ —5* des Kontrapunkts am dortigen
gende⸗ (d.b. imitierende) Stimme im Ra: onſervatorium und 1862 ſtellvertreten⸗
non; Conseguenza, f. v. w.Kanon. der Direktor (für den erblindeten Merca⸗
Gonflan n (pr. tongftangtäng), Titus dante). Die bedeutendſten Erfolge errang
Charles, —— Dirigent, geb. er mit der Oper »Olimpiade«. C.hat auch
7. Jan. 1835 zu Marſeille, Schüler von 6 Meſſen, 2 Requiems und andre kirch⸗
Ambroife Thomas am Barifer Konfervas liche Kompofitionen gefchrieben. Schüler
torium, 1866 Kapellmeifter der Fantai⸗ von ihm find Florimo, Marchetti xc.
fies pariſiennes, auch nach ihrer Verlegung Continuo (ital.), eigentlich Basso c.
ins Atbenäum, 1871 Leiter der Eoncert3 ober continuato, der »fortlaufende Baße,
du Gafıno, 1872 am Renaiffancetheater, Name der um 1600 in Stalien aufge-
1875 an ber Komiſchen Oper. €. bat fommenen bezifferten Inftrumental:Baß-
einige Opern, Duvertüren 2c. gefchrieben. ftimme, aus welder ſich en allmäb-
ntano (ital., abgefürzt cont., »fie lic) der moderne begleitete Stil entwidelt
blen«, d. h. paufieren), eine Bezeichnung bat (f. Begleitfimmen und Altompagnement).
in Bartituren zu Anfang eines Satzes, Gavalieri, Caccini, Biadana u. a. treten
welche anbeutet, daß die Inftrumente, für ungefähr gleichzeitig mit dem Gebraud)
welche das ©. u eichnet ift, nicht wäh: de8 O. ur fo daß mer zu Tonftatieren
rend dieſes Satze * (ſonſt würde it, wer bamit den Anfang gemacht hat
tacet, tacent daſtehen), ſondern ſpäter — wahrfcheinlich Gavaliert. Bemerkens—
eintreten, aber aus Raumerſparnis und wert ift, daß ein Engländer, Nichard Dee=
zur bequemern Überficht fo lange in ber ring, aus Rom fommenb, bereit3 1597 zu
Partitur fein Syftem erhalten haben, bis Antwerpen fünfftimmige Cantiones cum
Ne eintreten. Auch wenn innerhalb des basso c. herausgab.
Sapes einzelne Injtrumente längere Zeit Contrabasso (ital.), ſ. Kontrabaß.
paufieren, findet ſich diefe Bezeichnung. Contrainte (franz., ſpr. tängt'), 1.
Die Anweilung gilt natürlich dem bie Ostinato.
Stimmen aus derBartitur außfchreiben: Contr’alto (ital., franz. Haute-con-
den Kopiſten. tre), »hohe Gegenftimme«, ſ. v. w. Alt:
Gonti, 1) Francesco Bartolommeo, ſtimmez f. Alt.
geb. 20. Jan. 1681 zu Florenz, 1701 Hof⸗ Contrapunetus (lat), Kontrapunkt
theorbift in Wien, 1713 Hoffomponift, .d.)3 C. aequalis, gleicher Kontrapunkt;
aeft. 20. Jun 4732 dafelbft; war als C. inaequalis, ungleicher Kontrapunft;
Operntomponift und Virtuofe auf ber C. floridus, diminutns, verzierter, flos
Theorbe — — Sein bedeutend⸗ rierter (d. 5. ungleicher) Kontrapunft
fe Werk war »Don Chisciottein Sierra (zwei und mehr Roten gegen eine, in gleis
Morena« (1719). Er bat im ganzen 16 chen Üerten oder rhythmiſchen Motiven).
Opern, 13 Feſtſtücke (Serenaden) und 9 Contrapunto (ital.), Kontrapunkt
Duft, 12
178 Contratenor — Goppola.
(j.d.); C. alla zoppa, »binfender«, ſyn⸗ firumentalwerfe und war zugleich als
fopierter KRontrapunft (C. sincopato). C. Theoretifer fehr angefehen. — 2) Tho⸗
sopra (sotto) il soggetto, Kontrapunft mas Simpfon (Tom E.), geb. 1782
über (unter) dem Cantus firmus. C.alla zu Dublin, geft.26. Febr. 1848 in London;
mente,improvifierterontrapunft (franz. war zuerſt Theaterfapellmeifterzu Dublin,
chantsurlelivre), dieältefte Art bed Kon⸗ ſodann längere Zahre felbft Opernjänger
trapunft3; denn der Dechant (f. Discan- (Tenor) zu London (Drurylane) und zu⸗
tus), d. 5. die Gegenüberftellung einer ab» letzt wieder Dirigent an Drurylane, Co⸗
weichenden Stimme gegen den Tenor des ventgarden und ausbilfgweife auch bei der
Gregorianifchen Gefangs, warim Anfang Philharmoniſchen Gefellihaft und feit
(12, Sahr).) durchaus eine Improviſa— 1846 Leiter ber Concerts of ancient mu-
tion, und die ung erhaltenen Vorſchriften sic. C. it, gleich dem vorigen, mehrfach
für den Disfantus find daher nicht eigent= preisgefrönter Komponiſt von Glees, Cat⸗
lih für aufzufchreibende Kompofitionen ches 2c.; vor allem aber war er ein ſehr
berechnet, jondern zur Injtruftion der fruchtbarer Opernfomponift (für Drurp-
Säuger (ieübrigens damals bie Haupt: lane) und ein augeſehener Gefanglehrer
fomponiftenwaren). Dieunausbleiblichen (gab auch eine Selangfhule heraus).
übeln Wirkungen des mehr als zweiftim- Gooper (ipr. tubp'r), George, ge
migen Disfantus (Triplum, Quadru— 7. Juli 1820 zu London, geft. 2.
plum) führten aber naturgemäß aur Vor: 1876; befleidete ſeit früheſter Jugend ver:
ee ber jchriftlichen Bearbei— ichiedene Londoner Organijtenftellen und
tung. Doc bat ſich daneben der C. alla war zulegtefangmeifter und Organiftam
mente (al improviso) noch bis ing 16. Chriſtushoſpital und Nachfolger Smarts
Jahrh. erhalten. als Organift der Chapel Royal. E. bat ſich
ontratenor — j. Alt. verdient gemacht durch die Pflege Bach—
Contredanse (franz., fpr. kongttdangſſ) cher Orgelwerfe, hat auch eine Anzahl
ift ein urfprünglich engl. Tanz (An- inftruftiver Orgelwerke herausgegeben.
laise), der zu Anfang bes — —— Goperario (eigentl. Coop 9 3obn,
hunde in Frankreich eingeführt und engl. autenfpieler und Kompon 1 ür die
chnell beliebt wurde; der Name C. bezicht Laute, Mufiffehrer Jafob3L, auch waren
fih auf die Eigentümlichfeit desſelben, Denr und William Lawes feine Schüler.
daß die Paare gegeneinander tanzen und Einige Gelegenbeitsjtüde (Traueroden u.
nicht, wie bei den Rundtänzen, hinterein- — ind 1606—14 erſchienen.
ander ber. Die Ableitung von Country- Goppöla, Pier Antonio, geb.1792
dance, »Bauerntanze, iffalfch. in pe (Sizilien), geft. 14.
Goofe (ipr. tupt), 1) Benjamin, geb. ov. 1877 in Lijfabon; Opernfomponift
1734 zu London, gejt. 14. Sept. 1793; von Talent, der leider daß Unglüd hatte,
wurde 1752 Nachfolger Pepuſchs als Di- Zeitgenofie von Roffini zu fein. Nach
rigent ber Academy of ancient music, wiederholten und von mittelmäßigem Er:
1757 nach dem Rüdtritt von Gates Chor: folg gefrönten Verſuchen that er einen
meifter, 1758 Lay Bicar und 1762 Or- glüdlihen Wurf mit »Nina pazza per
ganift der Weftminjterabtei. Die Diref: amore« (1835), die nicht nur an allen *
tion der Afadbemie gab er 1789 an Arnold lieniſchen Bühnen viele Wiederholungen
ab. 1775 promovierte er in Cambridge erlebte, ſondern auch ihren Weg nach
zum Doktor der Mufif und erhielt 1782 Wien, Berlin, Madrid, Liffabon und
denfelben Grad zuOxford. C. ijt in Eng: Meriko fand. In Paris wurde fie 1839
land bejonderd berühmt ald Komponift in verunftalteter Form als »Eva« gegeben.
von Glees, Kanons und Catches, für dieer Um diefelbe Zeit erhielt E. ein Engage»
vom Catchklub wiederholt Preiſe erbielt. ment als Kapellmeifter an der Föniglichen
Außerdem jchrieb er Anthems und andre Dper zu Liffabon, hielt ſich aber fpäter
Kirchenſtücke, auch Oben für die Academy vorübergehend zur Aufführung neuer
of aneient musie und verfchiedene In: Opern wieder einige Jahre in Italien auf.
Artikel, bie unter & vermißt werben, find unter M ober 3 nachzuſchlagen.
Copula — Cornelius. 179
Außer der »Nina« hatte er am meiſten lais des Kardinals. Man verfuchte ihn
Erfolg mit »Enrichetta di Baienfeld« nach Neapel zu ziehen, und wach wieder:
(®ien 1326) und »Gli Illinesi« (Turin). holten Einladungen ließ fih C. bewegen,
Copüla (lat.), in der Orgel ſ. v. w. dorthin zu gehen und vor dem König zu [pie
Koppel (j. 2.); dann Name für Flötenregi- len; e8 begegneten ibm aber während des
fer umd zwar a) für Prinzipal 8° vermut: Vortrags mehrere Flüchtigkeiten, fo daß
in als die zur VBerfoppelung mit allen er ſich einbildete, Fiasko gemachtzu haben,
ern geeignete Stimme, b) für Hohl: und ſehr erregt wieder nach Rom abreiſte.
flöte 8° (Roppefftäte). bie umgekehrt der Hier in der Folge vorübergehend durch die
Berfoppelumg mit andern bedarf. Leiſtungen eines mittelmäßigen Violin—
Copyright (engl., ſpr. töppireit), Vers ſpielers, Valentini, in den Hintergrund
lagsrecht. Eine fnappe Darftellung ber gedrängt, ——— er in Melancholie. Seine
un hen Rechtsverhaͤltniſſe des Autors epochemachenden, noch heute bei allen
a mufifalifcher Werke f. in Violinſpielern in hohem Anſehen ſtehen—
Groves Dictionary of music, den Werke ſind: 48 dreiſtimmige Sonaten
Cor (rang), Horn; C. anglais, Eng- für zwei Violinen in 4Werken à 12 Sona-
ſiſch Horn (Altoboe, [. Oboe). ten (1683 — 94); als dritte Stimme ift bei
Gorbett, William, engl. Violine Op. 1 Orgelbaß, Op. 2 Cello und Baß:
virtuoje, Mitglieb des Föniglichen Or: viole oder Cembalo, Op. 3 Baßlaute (Ar:
cheſters (Queen’s band), lebte 1711—40 ciliuto) und Orgelbaß, Op. 4 Bafviole
im Italien (Rom), in den meijtengrößern oder Cembalo geforbert; — 12 zwei⸗
Städten gelegentlich Fonzertierend und ſtimmige Sonaten für Violine und Baß—
Mufitalien und mufifalif y mente viole oder Cembalo (1700), bis 1799 fünf:
fanımelnd, er nach ber ehr nad) mal aufgelegt, von Geminiani zu »Con-
London feine Stelle im Orchefter wieber certi grossi« erweitert (auch zu Amſter⸗
ein und ftarb 1748. Seine Inſtrumenten⸗ dam in Bearbeitung für zwei Flöten und
ſammlung vermachte ernebft einem Fonds Baß erfchienen); weiter 9 Sonaten für
für vie Bejoldung des Konfervators ber- zwei Biolinen und Gembalo (1695 in Rom
jelben dem Gresham College. €. hat und fpäter im Nahdrud in Amfterdam);
verſchiedene eigne Inſtrumentalwerke, bes ein Opus nachgelaffener Sonaten für
ſenders für Violine, herausgegeben. zwei Biolinen mit Drgelbaß und fein
Corda (ital.), Saite; una c. (>auf leted und größtes Werf (Op. 6): zwölf
einer Saitee) bedeutet in derKlaviernmufit Concerti grossi * zwei Violinen und
dieAnwendung ber Verſchiebung (lin: Cello als Soloinſtrumente (Concertino
tes Bedal der Flügel); due corde (>»mit obligato) u. zwei weitere Violinen, Viola
zwei Saitene), f. v. m. mit halber Ver: und Baß als Begleitungsinftrumente, die
ihiebung; tuttele corde (»alleSaiten«), verboppelt werden können (Concerto
j.v. w. obne Berjchiebung. grosso). Die 48 Sonaten Op. 1—4 und
Gorelli, Arcangelo, einer der erften die Concerti grossi Op. 6 erfchienen in
wirflihen Birtuofen auf der Bioline und 2 Bänden zu London bei Walfh, revidiert
Maffiicher Komponift für dies Inſtru⸗ von Pepuſch. Von neuern Ausgaben
ment, geboren im Februar 1653 zu Fu— feien die von Op. 1 und 2 durch Joachim
ſignano bei Imola, geſt. 18. Jan. 1713 (in Ehryfanders »Denfmälerne) und ein:
in Rom; war im Kontrapunkt Schü— zelner aus ne 5 durch Alarb und David
(er von Matteo Simonelli und im Vio- '(»Folies d’Espagne«) genannt.
linfpiel von 3. B. Baffani. Über feine Cornamusa (franz. Cornemuse), äl:
frühere Lebenszeit ift wenig befannt; es tere ital. Art der Schalmei, aber am un
ſcheint, daß er um 1680 am Hof zu Mün- tern Ende gefchloffen, jo daß die Schall:
hen Anftellung gehabt hat. 1681 feßte wellen fich Durch die Tonlöcher Ieetpfleng
er fih in Rom feit, wo er im Kardinal ten, vgl. Baflanello ;auch f. dv. w.Dubelfad.
Ottoboni einen Freund und Mäcen fand; Cornelius, Peter, geb. 24. Dez. 1824
G. wohnte bis zu feinem Tod im Pa= 'zu Mainz, geft. 24. Dt. 1874 bafelbit;
Artikel, die unter & vermißt werten, finb unter R ober 3 nachzuſchlagen. 12*
|
180 Cornet — Coſta.
ein naher Verwandter des Malers gleichen dem E. 1797 einen Mufifverlag grünbete,
Namens, hatte ſich urfprünglich für bie der aber fallierte. Außer vielen Liedern,
Schaufpielfunft entjchieden, wandte fidh Rondos, Arien, Sonaten ꝛc. ſchrieb €.
aber nach einem verunglücten Verfuch auf noch: »The singer’s preceptor« (1738);
ber Bühne ber Mufif zu und ftudierte1845 »The art of fingering« (1799); »Mu:
bis 1850 Rontrapunft unter Dehnin Ber: sical grammar« und ein »Musical
lin. 1852 ging er nad) Weimar, wo er fich dictionary«.
Lifzt anfchloß, und wurde in der »Neuen Gorfi, Jacopo, florentin. Edelmann
——— für Muſik« einer der eifrigſten um 1600, einer der Männer, mit deren
orkämpfer der neudeutſchen Schule. Namen die Entftehungsgeichichte der Oper
1858 wurde in Weimar — komiſche eng verwachien ift, ein warmer Kunjt-
Oper »Der Barbier von Bagdad« gege: —— in deſſen Haus wie in dem ſeines
ben, fiel aber beim Publikum durch, was reundes Conte Bardi die Begründer des
Liſzt, der dad Werk ſchätzte, jo ver: neuen Stils, ein Peri, Caccini, Cava—
ftimmt haben foll, daß erWeimar verlieh. lieri, Galilei 2c., aus und ein gingen. Bei
E. ging nun nad Wien zu Wagner und den Aufführungen ber erften mufifdrama-
folgte diefem 1865 nad München, wo er tischen Verfuche fpielte €. felbft bag Gra—
Anjtellung an der Föniglichen Muſikſchule vicembalo (Gembalo).
erhielt. Eineneue Oper: »Eid«, ward 1865 Gortectia (pr. «teitiga), Francesco di
zußeimaraufgeführt. Einedritte: Gun⸗ Bernardo, geboren zu Arezzo, geit. 7. Zuni
[öd« (Tert aus der»Edda«), blieb unvoll⸗ 1571 als Hoffapellmeifter und Kanonikus
endet. Am befannteften find feine fleinern ber Lorenzokirche in Florenz. Bon feinen
Vokalwerke (Lieder, Duette, gemifchte und Kompofitionen find Mabrigale, Cantica,
Männerchöre) geworden, obgleich auch eine Feſtmuſik zur Bermählung Coſi—
diefe wegen der Sprödigfeit der Stimm— mo? J. de’ Medici gedrudt erhalten, ein
führung und Herbheit der Harmonien für ymnarium als Manuffript;vielegandre
weitere Kreife nicht genießbar find. C. iſt verloren gegangen.
dichtete zu feinen Dpern und der Mehrzahl Coßmann, Bernhard, Cellovirtuoſe
der Gefänge bie Terte ſelbſt und hat auch erſten Ranges, geb. 17. Mai 1822 ii Dei:
einen Band »Lyrifche Poefien« (1861) fau, Schüler von Theodor Müller und
herausgegeben. Kummer, 1840 im Orcheſter der Großen
Corne 3) Cornetto (it)f. Kornett, Dper zu Paris, 1841 zu London, 1847 im
Corno (ita ), Horn; C. di caccia, Gewandhausorcheſter Leipzig, 1852 in
Waldhorn; C. di bassetto, Bafjetthorn. Weimar unter Lifzt, 1866 Gelloprofefjor
Gornon, eine große Art ded krummen am Konfervatorium zu Mostau, 1870—
Zinks ci.d.); dann ein weit menfurierted 1878 zu Baden =Baben obne Anjtellung,
euered Blehblasinftrument, 1844 von jeitdem Gelloprofefjor am Hochſchen Kon:
Eervenn fonftruiert. fervatoriuum [= Fraukfurt a. M. €, ift
Gorrente(ital.; franz. Courante), eine * guter Quartettſpieler wie Konzert⸗
ältere, ber Suite einverleibte Tanzform im pieler.
Tripeltaft, beren Charafteriftifum Ieben- Coſta, Michele, bemerkenswerter
dige Bewegung im gleichen Noten ift; fo Opernkomponiſt, geb. 4. Febr. 1810 zu
heint fie wenigfteng bei den Jtalienern Neapel, Schüler ſeines Vaters Pasquale
(Sorelli), während die deutſchen und fran= E., jeines Großvaters Tritto und Zinga—
zöfifchen Komponiften ihr einen mehr lei⸗ relliß, verdiente fih die Sporen an den
benichaftlichen Charakter gegeben haben. Theatern zu Neapel, wurde 1829 von
Gorri, Domenico, geb. 1744 zu Zingarelli nad) —— berufen, um auf
Neapel, geft. 1826 in London; Schüler einem Muſikfeſt zu irmingham ein größe⸗
von Porpora, fam 1774 nad London, res Werk desſelben zu dirigieren (Pſalm
wo er die Opern: »Alessandro nell’ In- »Super flumina Babylon«) mußte aber
die« und » The Travellers« fchrieb. Seine ftatt deſſen als Tenorjänger einfpringen.
Tochter verheiratete fich mit Duſſek, mit Seitdem ift er afflimatijierter Englän:
Artifel, Die umter E vermißt werben, find unter M oder 3 nachzuſchlagen.

Cotta — Gouperin. 181
det geworden, war ſeit 1830 als Opern⸗ Brüder: 1) Louis, geb. 1630, geft. 1665
dirigent in London thätig, ſchrieb ſelbſt als Organift von St. Gervaiß und Des-
mebrere Opern, übernahm 1846 die Di- sus de Viole (Biolinift) Ludwigs XIIL;
reftion der Philharmoniſchen Gefellichaft — Klavierſtücke im Manuffript.—
und 1848 die ber Sacred Harmonic So- Charles, geb. 9. April 1638, vor:
ciety. Seit 1849 leitete er regelmäßig bie züglicher Orgelipieler. ftarb ſchon 1669
Ruſikfeſte zu Birmingham, jeit 1857 bie ald Organift von St. Gervais, 3)
Händel: Keftivals. Bei der Philharmoni⸗ Are vis i8 (Sieur de Erouilly), geb.
isen Geſellſchaft warb 1854 für ein Jahr lavierjchüler von Chambonniereg,
Bagner fein Nachfolger. 1869 wurde er geft. 1698 als Organift von St. Gervais;
Ritter und ift feit 1871 Opernbdireftor, von ihm: »Pidces d’orgue consistantes
Komronift und Kapellmeifter von Her en deux messes etc.« — 4) Francois,
Rajeftv’3 Opera. €. bat mehrere Ora⸗ ber peobe €. (le Grand), Sohn von
torien für die Muſikfeſte gefchrieben. Charles E., geb. 10. Nov. 1668 zu Paris,
Gotta, Johann, geb. 24. Mai 1794 geft. 1733; war ein Jahr alt, als fein
u Rubla (Thüringen), get. 18. März Bater jtarb. Ein Freund besfelben und
1868 als Paftor in Willerftedt bei Weis fein Nachfolger im Amt, Jacques Thome-
mar; ijt der Komponift bed zum Volkslied lin, wurde fein Lehrer. 1698 folgte er
zewordenen »Was ift bes Deutfchen Bas jeinem Obeim als Drganift von St. Ger:
terland ?« vais und wurbe 1701 zum Rammerflave-
Gotto(Eottonius), Johannes, ein ciniften und Hoffapellorganiften bes Kö⸗—
Ruſilſchriftſteller in der zweiten Hälfte nigs ernannt. Seinebeiden Töchter waren
des 11. Jahrh., deſſen Traftat »Epistola DEREN ERIE BIER NEL EUEE
sd Fulgentiume« wichtige Notizen über die in ein Kloiter ging und Organiſtin
die Anfänge der Notenfchrift und der Sol- der Abtei Montbuifjjon wurde, und Mar:
milation 2c. enthält (abgedrudt bei Ger: qguerite Antoinette, Kammerklaveci—
bert, »Scriptores«, II). niftin bes Königs. Couperins Werfe neh:
Goucy (ipr. tupsi), Regnault, Chäs men inder Gefchichte der AH eine
telain de, Troubabour bes 12, Jahr), bebeutjame Stelle ein; J. S. Bach hat ſich
machte unter Richard Löwenherz ben drit- in jüngern Jahren vielfah an C. ange—
ten Kreuzzug mit unbfie[l1192. Sterbend lehnt, befonbers in ber Behandlung der
befahl er, daß fein Herz der Dame, bie er franzöfifhen Tanzformen (fpeziell ber
liebte, gebracht werden follte; ber eifer: Gourante). C. fchrieb: 4 Bücher »Pidces
füchtige Gemahl fing bie rn. Sen: de clavecin«e (1713, 1716, 1722, 1730;
bung ab und ließ bas pe raten unb dem 3. Buch findvier Konzerteangebängt);
feiner Gattin jervieren, Die vor Beh »L'art de toucher le clavecin« (1717);
farb, als fie erfuhr, was fie gegejien. So »Les goũts r&unis« (neue Konzerte, neb
der »Roman vom Ehaftelain de&. und der einem Trio: »Apotheofe Eorellis«, 1724);
Dame de Fayele. Eine Anzahl (24) er- » Apoth&ose de l’incomparable L.« (Lul⸗
saltener Chanſons bed Ehätelain be E. Ivy); »Trios pour deux dessus deviolon,
(auf der Parifer Bibliothek) gehören zu basse d’archet et basse chiffr&e« ;»Le-
ven Älteften Denkmälern abendlänbifcher cons des tendbres«. Eine neue Ausgabe
Nuſik. Diefelben find in forgfältig nad der Couperinſchen Klavierwerfe rebigiert
ven verichiedenen Manuffripten revibiers Joh. Brahms (bis jetzt 2Bde., in Chryſan⸗
ten nn mit en in ders »Denkmälern ber Tonkunſt«). —
alter Rotierung herausgegeben von ran: 5) Nicolas, geb. 20. Dez. 1680 zu Pa:
sque Michel 0) ris, Sohn de Ältern Frangois, ftarb 1748
Coul& (franz., ſpr. duleh), ſ. Schleifer. als Organiſt zu St. Gervais. — 6) Ars
Gonperin (ipr. tuhp'räng) ift ber Name mand Louis, Sohn bed vorigen, geb.
einer Reihe vortrefflicher Organiften an 25. Febr. 1725 zu Paris, geit. 1789;
St. Gervaiszu Paris. Die Familie flammt ausgezeichneter Orgelfpieler, als Kom:
aus Chaume in ber Brie, zunächft die drei ponift weniger bedeutend, Auch er war
Hrtitel, bie unter & vermift werben, find unter R ober 3 nadhzufchlagen,
182 Courante — Gramer.
Drganift von St. Gervais, daneben kö— neben verfolgte er feine juriftifche Lauf⸗
niglicher Hoforganiit an der Ste. Cha: bahn weiter und wurbe riebensrichter
pelle bed Louvre, an St. Barthelemy, Ste. zu Bergued, Tribunalrichter zu Haze
Marguerite und einer ber vier Organiften broud, VBerwaltungsbeamterzu Sambrai,
von Notre Dame und war Autorität bei Richter zu Dünfirchen und Lille. Seine
Prüfungen nener Orgeln. Seine Gattin mufifhifiorifehen Arbeiten find:»M&moire
Elifabeth Antoinette, geborne Blanchet, sur Hucbald«(1841); »Histoiredel’har-
war gleichfalls hervorragende Klavecini⸗ monie au moyen-äge« (1852); »Dra-
ftinund Organiftin. — 7) BierreLouiß, mes liturgiquesdumoyen-äge« (1860);
Sohn des vorigen, unterftüßte den Vater »Les harmonistes des .et XIU.
in feinen vielen Organijtenfunftionen, siecles« (1864); »L’art harmonique au
ftarb aber fchon im gleichen Jahr wie XII. et XIII. siöcles« 6 ; »(Kuvres
diefer (1789). — 8) Frangoiß Ger: completes d’Adam de la Halle« (1872);
vais, geis alls ein Sohn von Armand ein großartiged® Sammelmwerf in vier
Louis C., der fette der Organiften E. an ftarfen Quartbänden: »Scriptores demu-
St. Gervais, überhaupt Erbe jämtlicher sica medii aevi« (Fortſetzung der Ger:
Stellungen jeines Vaters, verdiente die bertichen »Scriptores« 186676, 4Bbe.),
Auszeichnungen nicht, fondern war ein Kleinere Schriften find: »Notices sur les
mittelmäßiger Organift und unbedeuten= collections musicales delabiblioth&que
der Komponijt. Er lebte noch 1815. de Cambrai et d’autres villes du d&par-
Courante (franz.,ipr.turangt),f.Gorrente. tement du Nord« (1843); »Essai sur
Courtois (fpr. turtoa), Jean, franz. les instruments de musique en moyen-
Kontrapunftift, um 1539 Rapellmeifter äge« (in Didrond »Arhäologiihen An-
des bifhof3 von Gambrai. Bon den nalen«, mit vielenAbbildungen); »Chants
durch Gerber und Fetis ihm — — des Flamands de France«
benen acht Meſſen auf der ünchener |(1 6) ꝛc. E. war forrefpondierendes
Bibliothek (Mf. 51) iſt nur eine: »Do- Mitglied ber Parifer Akademie.
mine quis habitabit«, von C. Außerdem Couſſer, ij. auſſer.
find nur Motetten und Pſalmen von E. Cowen (ipr. toren), Frederic Hymen,
in Druden diefer Zeit erhalten. geb. 29. Jan. 1852 zu Kingston auf Ja—
Couſſemaker (ipr. tufimatdr), Charles maifa, wurde als vierjähriger Knabe von
Edmond Henri de, geb. 19. April 1805 feinen Eltern nach England gebradt, ba-
= Bailleul (Nord), geft. 10. Jan. 1876in mit feine bereit3 entjchieden fich zeigenben
ourbourg; ftudierte zu Paris Jura und mufifalifhen Anlagen durch Benebict
nahm gleichzeitig mufifalifhen Privat- und Goß ausgebildet würden. 1865—
unterricht bei Bellegrini (Gejang), Bayer 1868 machte er noch weitere Studien in
und Reiha (Harmonie). Zu Douai, Leipzig und Berlin. Ein beachtendwertes
wo er feine Karriere als Advofat begann, Talent, bat er bisher eine Operctte: »@a-
ftudierte er noch Kontrapumft unter Vic— ribaldie, eine Oper: »Bauline« (1876 mit
tor Lefebvre. Die erworbenen praftifch- Erfolg im Lyceum Theatre), zwei Kan:
mufifalifhen Kenntniffe erprobte er in taten (»The Rose Maiden«, 1870, und
Kompofitionen verichiedenfterArt( Mefien, »The Corsar«, 1876), eine Ouvertüre,
Opernfragmente, Ave, Salve regina :c.; eine Symphonie in C moll und mehrere
bis auf einige Hefte Romanzen ijt alles Kammermuſikwerke gefchrieben.
dies Manuffript geblieben). Angeregt Cracovienne (franz.), f. Aratowiat.
durch die von Fetis redigierte »Revue Gramer, 1) Karl Friedrich, geb.
musicale«, fing er nun an, mufifhiftori= 7. Mär 1752 u Quedlinburg, geft. 8.
ſche Studien zu treiben und befonders dem Des. 1807 in Paris; war erjt Profeſſor
Mittelalter Fine Aufmerkſamkeit zuzu— in Riel, verlor aber 1794 feine Stelle,
wenden; durch unermüdlichen Forſcher— weil er feine Sympatbien mit ber fran-
eifer iſt er einer der verdienſtlichſten Mu— zöfiichen Mevolution zu offen zur Schau
fifhiftorifer unfrer Zeit geworden. Da— trug. C. bat mehrere Sammelwerfe
Urtifel, bie unter @ vermißt werben, find unter M oder 3 nachzuſchlagen.
Graywindel — Crescendo. 183
mit Fritifchen Einleitungen veröffentlicht bat als Unterrichtämaterial dauernde Be-
(>Flora«, Klavierftüde und Lieder; »Po⸗ deutung gewonnen; bie legtern entbehren
lohhmnia«, Opern im Klavierauszug; ſogar eines gewiſſen poetifhen Hauchs
Magazin für Mufif«, 1783-89), ou nicht, der ihr Studium für Schüler und
ſeaus Werke⸗ ing Deutfche überfegt und Lehrer angenehm macht. Daneben erfreut
eime »Rurze Überficht der Gefchichte der ſich die »Schule der Fingerfertigfeite, Op.
DR! chen Mufif« (1786) glchrieben. — 100 (100 täglihe Studien, der 2. Teil
2) Wilhelm, bedeutender VBiolinfpieler, der »Großen Pianoforteſchule«), noch eini-
geb. 1745 (oder 1743) zu Mannheim, Er ger Berüdfihtigung, doch nicht in dem
>,O8. 1799; Schüler von an ta: aß, wie fie es verdient.
mig und Gannabich, bis 2 in ber Graywindel, Ferdinand Manuel
Mannheimer Kapelle, feitdem in London de, geb. 24. Aug. 1820 zu Mabrid, Tebt
ala föniglicher Kapellmeijter und zugleich feit 1825 in Borbeaur, wo er durch Bel»
ald Konzertmeifter an der Oper, dem Ion, einen Schüler Reihas, ausgebildet
Bantbeon, ben Ancient Concert und wurde. E. ift ein beachtengwerter Kirchen
Profeffional Eoncert3, führte 1784—87 fomponift (ſechs große Meſſen, ein Sta:
auch bei den Händel-Feſten bie Biolinen. bat, Motetten, Cantica
Als Solofpieler war er fehr angefehen. — F 0 (lat.), ber britte Zeil der Mefje
3) Franz, geb. 1786 zu München, Brus= (.
ders ſohn des vorigen, lebte ald erfter Ild⸗ Gremonejer Geigen nennt man befon-
tift der Hofkapelle in München. Bon ihm ders die aus den Werfftätten ber Amati,
find Flötenkonzerte, Variationen 2c. im Strabivari und Guarneri gie
Drud erfchienen. — 4) Johann Bap— genen Inſtrumente; doch find daneben
tift, einer der bebeutenditen Klavierfpie- auchBergonzi, Guadagnini, Montagnana,
ler und Klavierlehrer aller Zeiten, geb. Ruggieri, Storione und Teſtore zu nennen.
24. Febr. 1771 zu Mannheim, der ältefte requillon (Crecquillon, ſpr. kre⸗
Sohn von Wilhelm E. (j. 2), geft. 16. tijong), Thomas, Kontrapunktiſt bes 16.
April 1858 in London; Klavierfchliler von Jahrh. Kapellmeiſier Kaiſer Karls V. zu
Schröter und Clementi, bie ihn mit ben Madrid um 1544, ſpäter Kanonikus zu
Rlaffifern vertraut machten, in der Theo: Namur, Terbonde und zulegt zu Bethune,
rie jedoch der Hauptſache nach Autobidaft. wo er 1557 ftarb, war einer ber beften
1788 begann er feine Konzerttouren, die Meifter der Zeit zwiſchen Josquin und
fein Renommee als Pianift fchnell ver: Drlandus Laſſus. Eine große Anzahl
breiteten. Als Heimat und Ruhepunkt bes feiner Werke (Meſſen, Cantiones es iſt
trachtete er immer London, und nur 1832 uns teils in Sonderausgaben, teils in
bis 1845 hatte er fih in Paris teiincießt. Sammelwerken dieſer Zeit erhalten.
1845 zog er fi) nach London zurüd. 18 Crescéndo (ital., ſpr. kreſch⸗ »wach⸗
batte er mit Addiſon in London einen ſende), an Tonſtärke zunehmend. Im
Mufifverlag errichtet, der bejonders Flaf- Orcheſter wird dag O. auf zweierlei
ftiche Werke brachte, und den er bis 1842 Weiſe erzielt, erftend durch Hinzutreten
jelbft, mit leitete; das Geſchäft ſteht heute von immer mehr Snjtrumenten und
noh in höchfter Blüte unter der Firma zweitens durch ftärfere® Spiel ber ein-
G. u. Komp. Gramerd Kompofitionen zelnen Inſtrumente. Die Singftimme,
—* Klavierfonaten, 7 Konzerte, je ein die Blas- und Streihinftrumente haben
lavierquintett und -Quartett, Varia⸗ das C. völlig in der Gewalt und können
tionen, Rondos xc.) find heute fo gut wie den einzelnen Tom anfchwellen; dem Kla⸗
vergeflen; nur feine »Große Pianofortes vier fehlt die legtere Fähigkeit, und das
ſchule«, befonderd deren 5. Zeil, bie C. wird durch jtärfern Aha hervor:
>34 Studien« (auch feparat als Op. 50 — Auch der Orgel fehlte früher das
mit 16 neuen Etüden; in Auswahl [50] . ganz und kounte nur durch ...
von Bülow neu herausgegeben mit Bes von immer mehr NRegiftern bewerfitelligt
merkungen und einigen Veränderungen), werben, was natürlich eine ruckweiſe Ver⸗
Artifel, die unter @ vermißt werben, find unter M ober 3 nadzufclagen.

184 Grescentini — Crivelli.
ftärfung ergibt. Diefem Übelftand hat Preis, beſtehend aus ben Zinſen des Kapi⸗
man in neuerer Zeit auf zweierlei Weife tals, wird alle drei Jahre vergeben. Der
abzubelfen verfucht: 1) hat man eine oder erſte Sieger (1875) war William Chaumet
ein paar zarte Stimmen in einem Kaſten mit einer komiſchen Oper: »Bathyle«.
mit beweglihem Dedel eingeſchloſſen, Grifloföri(auhGriftofali, Erifto=
der durch einen Pebdaltritt regiert wurde fani genannt), Bartolommeo, lati—
(Schweller, Dachſchweller, Jalouſieſchwel⸗ nifiert Bartholomaeus de Christopho-
ler); 2) eine ſinnreiche mechaniſche Vor: ris, geb. 4. Mai 1653 zu Padua, geit. 17.
richtung, welche durch einen Pedaltritt in März 1731 in Florenz; war erſt Klavier-
Funktion gefegt wird, bewirkt in einer bauer in feiner Vaterſtadt, fpäter (gegen
beflimmten Reihenfolge den allmählichen 1690) zu Florenz, wo er 1716 zugleich ala
Eintritt der Stimmen. Ein wirkliches Konfervator der Snfrumentenfammlung
C., wie e8 das Orcheſter hervorbringen ———— von Medici fungierte, ber Er—
fann, ift aber der Drgel noch heute un— nder des Hammerklaviers oder, wie er es
möglich und ift vielleicht auch für diefelbe benannte, und wie es noch heute heißt, Pia=
nicht wünfchenswert, ba e8 bem Orgelton nofortes. Seine Erfindung wurde 1711
feine majeftätifche Leidenfchaftslofigfeit vom Marchefe Scipione Maffei im »Gior-
nehmen und eine fentimentale oder pathe= nale dei letterati d’Italia« angezeigt
tiſche Spielweife inaugurieren würde, und bejchrieben; troßdem diefe Bc rei-
Grescentini (ipr. frei), Girolamo, bung, von König überjegt, in Matthefons
einer der legten und bebeutendften italie- »Critica musica« (1725) aufgenommen
nischen Sopranijten (Kaftraten), geb. 1766 und im Adlungs »Musica mechanica
zu Urbania bei Urbino (Kirchenſtaat), Organoedi« (1767) wiedergegeben wurde,
geft. 1846; debütierte 1783 zu Rom und auh Scafhäutl in feinem befannten
war darauf in Livorno, Padua, Bene: »Sadpverftändigenbericht über bie Mün-
dig, Turin, London (1786), Mailand, chener Ausſtellung 1854« auf allediefe Bes
Neapel (1788—89) und an andern Orten lege hingewiefen hatte, gab doch O.Paul
engagiert. Napoleon hörte ihn 1805, des in feiner »Geſchichte desKlavierd« (1869)
forierte ihn mit dem Orden der Eifernen den Organiften Schröter in Nordhauſen
Krone und zogihn 1806 nach Paris. 1812 die Ehre der Erfindung (vgl. Schröter). Die
zog er fi ganz von der Bühne zurüd. von C. angewendete Mechanik ift, abge:
1816 feßte er fiezu Neapel I und wirkte ſehen von geiftreihen Verbeſſerungen ein-
lange Jahre ald Oefanglehrer am Real zelner Teile, diefelbe wie die Gottfried
Collegio di musica. Fetis nennt ihn den Silbermanns, Streichers, Broadwoods ıc.,
letzten großen Sänger, den Jtalien ber- die fogen. englifche Mechanik (vgl. Klavier).
vorgebracht; er vereinigte höchſten Wohl: 1876 wurbe in Florenz zu feiner Ehre ein
laut mit vollendeter Virtuoſität und bins großes Feſt veranftaltet und eine Gedenk
reißender dramatijcher Wärme. C.
bat tafel im Kloſter Santa Eroce eingemauert.
auch mehrere anfprechende Geſangſachen Crivelli (ipr. triw), 1) Arcangelo,
fomponiert jowie eine Sammlung Voka⸗ geboren zu Bergamo, päpftlicher Kapell:
lifen nebft einleitenden Bemerkungen über fänger (Tenor) um 1583, geft. 1610; fom:
die Kunft des Gefangs herausgegeben. ponierte Meſſen, Pfalmen und Motetten,
Creſſent (ivr. kreffäng), Anatole, geb. die aber bi8 auf wenige Motetten Manu—
24. April 1824 zu Argenteuil (Seineset- ffript blieben. — 2) Giovanni Bat:
Dife), geft. 28. Mai 1870 als Advokat in tifta, geboren zu Scandiano (Modena),
Paris; warein gründlich gebildeter Mufi- 1651 Rapellmeiiter Bang L von Modena,
ter und Mufiffreund. Er fegte in feinem geitorben im März 1652; fomponierte
Teftament ein Legat von 100,000 Frank »Motetti concertati« —— und »Aa⸗
aus (dem feine Erben weitere 20,000 bei: drigali concertati« (1633). — 3) Gae:
fügten) zum Awed einerDoppelfonfurrenz tano, vorzüglicher Tenorfänger, geb.
für die Dichter von Libretti und die Kom: 1774 zu Bergamo, geft. 10. Zuli 1856
- ponijten von Opern (Concours C.). Der in Brescia; fang erſt an allen größern ita—
Artikel, bie unter @ vermißt werden, finb unter M ober 3 nachzuſchlagen.
Croce — Grotd. 185
lieniſchen Bühnen, 1811—17 am Theätre Croft (Eroft3), William, geb.
alien zu Paris, das folgende Jahr zu 1677 zu Nether Eatington(Warividfhire),
Lendon und in der Folge wieder in Italien. gen 14. Aug. 1727; war unter Blow
Er fang bis 1829, — ſeine Stimme — der Chapel Royal (St. James),
angſt ruiniert war. Sein Sohn Dome— 1700 Kapellmitglied, 1704 mit Clark ge:
ntco, geb. 1794 zu Brescia, jchrieb eine meinfchaftlich und nach defien Tod (1707
Oper für London, war einige Jahre Ge: allein Organiſt der Chapel Royal, 17
janglehrer an dem Real Collegio di mu- Nachfolger Blows als Drganift der Welt:
siea zu Neapel und lebte jpäter als Geſang⸗minjterabtei und Knabenmeiſter und Kom⸗
(ehrer zu London, wo er auch eine Gejang: ponift der Chapel Royal. Seine Haupt:
qule herausgab: »Art of singing etc.« werfe find: »Musica sacra« (2 Bde.: 40
Crotce (ipr. trohtſche) Giovanni balla, Anthems und ein Totenamt), dag erfte eng⸗
geboren um 1560 zu Ehioggia bei Vene: liſche in Partitur geftochene Wert (1724);
rg (daher »il Ehiozotto« genannt), ges »Musicus apparatus academicus« (eine
terben im Auguft1609; Schüler Zarlinog, PBromotionsarbeiten: zwei Oben auf ben
der ihn in ben Sängerchor ber Markus Frieden von Utrecht), Biolinfonaten, Flö—
firhe aufnahm, wurde 1603 Nachfolger tenjonaten ıc.
Denatos als Kapellmeifter der Markus: rosdill, Sohn, ein vortrefflicher
firde. C. ift nicht nur Zeitgenofje, ſon— Gellovirtuofe, geb. 1751 zu London, ge
em auch ein Geiftedverwandter de jün⸗ orben im Oktober 1825 zu Escrid (York⸗
san Gabrieli, einer der bedeutenditen ire); war 1769—87 erjter Celliſt ber
Xomponiften ber venezianifchen Schule. ufiffefte zu Gloucefter-Worcefter-Here-
Seine auf und gefommenen Werke find: ford (Three Choirs), 1776 Solift des Con-
fünfſtimmige Sonaten (1580), zwei Bü- cert of ancient music, 1777 Biolinift der
her ahtftimmige Motetten (1589 — 90; Chapel Royal, 1782 Rammermufitus
das zweite Buch 1605 neu aufgelegt mit der Königin Charlotte und Lehrer bes
Orgelbaß, gefammelt 1607), zwei Prinzen von Wales (Georg IV.). 1788
fünfltimmige Madrigale (1585 — 88); verheiratete er fich mit einer reichen Lady
»Triacca musicalee(1597, >» Muſikaliſche und entjagte der öffentlichen Ausübung
Arneie, bumorijtiihe Geſänge [>ca- feiner Kunſt.
prieei« ]zu 4—7 Stimmen, unter andern Crotch (fpr. frottih), William, geb. 5.
Bettftreit des Kududd und der Nachtigall Juli 1775 zu Norwich, geft. 29. Dez.
nit dem Bapagei ald Schiedsrichter), 6= 1847 in Zauntonz war ein mufifalifches
timmige Mabrigale, Sftimmige Cantio- Wunderfind ungewöhnlichfter Art, da er
nessacrae mit Gontinuo, Aftimmige Ran: ihon mit 2’/a Jahren anfing, auf einer
sonetten, Bftimmige Meſſen (1596), 4- von feinem Vater (einem Zimmermann)
tummnige und 6jtimmige Lamentationen, jelbft gefertigten Fleinen Drgel zu ſpie—
ſtimmige Improperien, Sjtimmige und b⸗ len, urney berichtete bereits in den
immige Pſalmen, Aftimmige Motetten, »Philosophical Transactions« von 1779
oſtimmige Magnifikats, Sſtimmige Veſper⸗ über das feltene Phänomen. Zwar ift
palmen und einzelnes inSammelwerken. aus E. Fein Mozart geworden, er ift aber
Croche (franz., ſpr. troj'), Achtelnote; auch nicht, wie bie meiſten Wunderfinder,
Double-c., Secdyzehntelnote. in dem Stadium einer frühen Entwide:
Crocheta (Tat.), Biertelnote. lung ftehen geblieben, fondern hat ſich fo-
Croes (ipr. frohe), Henri Jacques lid zu einem —— Muſiker und Leh—
de, geboren zu Brüffel, wo er 1753 Nach— rer ausgebildet. 1786 kam er nach Cam—
jolger (feines Vaters ?) N. de E.’ als kö— bridgealsAſſiſtentdesProfeſſors Randall,
nalicher Kapellmeifter wurde und 16. Aug. ftudierte von 1788 ab Theologie zu Ox—
1786 ftarb. C. hat viele Firchliche und In— ford, wurbe aber 1790 als Drganift der
ttumentalwerfe gejchrieben; dag volljtän- dortigen Chriſtuskirche angeftellt, gra=
dige Verzeichnis feiner Werfe im Supple- duierte 1794 als Baffalaureus der Mufit
mentzu etiß’»Biographieuniverselle«. !und wurde 1797 Nachfolger von Hayes
Artikel, die unter & vermißt werben, finb unter M oder Z nachzuſchlagen.
186 Crotehet — Grudelli.

als Mufifprofeffor der Univerſität und chenliederfomponiften, deſſen Choralmelo⸗


Organiſt am St. John's College. Den dien noch heute geſungen werden (»Rum
Doktortitel erwarb er ſich 1799 und hielt danfetalle®otte, »FJejus meine ZJuverficht«
1800—1804 Vorleſungen an der Muſik⸗ u. a.). Seine Kirchenliederfammlungen
fchule. 1820 als Lektor der Mufif an die find: »Neues vollkömliches Geſangbuch
Royal Inftitution nad London berufen, Augspurgiſcher Konfeſſion 2c.« u
wurde er 1822 als Direktor an die Spige »Geiftliche Kirchenmelodeyenzc.« (1649);
ber neugegründeten Muſikakademie ges »Dr. M. Luthers wie auch andrer gott:
ftellt, in welcher ehrenvollen Stellung er feliger chriftlicher Leute Geiftliche Lieder
ftarb. €. fomponierte mehrere Dratorien und Pjalmen« (1657); »Psalmodia sa-
das befte ift: »Paläftina«), Anthems, era etc.« (1658); »Praxis pietatis me-
feed, Oelegenheitsfantaten (Dden), 3 lieaete.« (1658). EineMonograpbie über
Orgelkonzerte u. a.; auch ſchrieb er: |C rügers Choralmelodien verfaßte Lang:
»Practical thorough bass« (General: beder (1835). Außerdem fomponierte ©.:
baßichule); »Questions in harmony« »Meditationum musicarum Paradisus
(Katechismus, 1812); »Elements of primus (1622) und secundus« (1626);
musical composition« (1833). »Hymni selecti« (0.%.); »Recreationes
Crotchet (ipr. tröttipet) ift der englifche musicae« (1651). Theoretijche Werke von
Name der Viertelnote (> Der auffal: öchſtem Intereffe fürdie Kunſtlehre diefer
eit find: »Synopsis musica« [»musi-
lende Widerſpruch, baß im Englifchen C- ces«] (1624?, 1630 und erweitert 15):
das Viertel, im SR er aber Croche »Praecepta musicae figuralis« (1625);
bag Achtel (N) ift, erflärt ſich einfach — musicae pPracticae«
daraus, daß crocheta ber ältere Name ( 650).
der Semiminima war, als diefelbe noch Cruvelli (ipr. trüw-), — mit herrlichen
als offene Note mit dem Häfchen (franz. Stimmen(Gontr’alto) begabteSchweftern,
deren eigentlicher Name Crüwell ift;
eroe, erochet) gezeichnet wurde (D). die Ältere, 1) Friederife Marie, geb. 29.
Als ftatt diefer die gefchwärzte Semimis ee 1824 zu Bielefeld (Weftfalen), trat
nima allgemein durchdrang, behielten bie 1851 in London auf, erregte zwar Be:
Engländer den Namen für ben Wert, bie wunderung ihrer jhönen Stimmmittel,
Franzoſen für die Figur. vermochte aber dauernde Erfolge nicht zu
Crout (Crowd, Crwth, pr. traut), |. erringen, ba ihr eine gebiegene Schule
Chrotta. ae Sie zog ſich baher bald von der
Grüger, 1) Pankraz, geb. 1546 zu Bühne zurüd und ftarb, vom Gram über
Frege (Niederlaufig), Rektor in die mißglüdte Karriere verzehrt, 26. Juli
"übed 1580, geſt. 1614 als Profejjor zu 1868 zu Bielefeld. Die jüngere, 2) Xo-
——— a. O.; war nach Mattheſon ein hanue Sophie Charlotte, geb. 12. Mär;
Bekämpfer der Solmiſation und wollte 1826 zu Bielefeld, hatte bejjern, ja ſehr
dieſelbe durch das A⸗b⸗c-dieren erſetzt wiſ⸗ roßen Erfolg. Sie debütierte 1847 in
ſen, weshalb er in Lübeck abgeſetzt worden enedig und —— ſogleich außerordent⸗
fein fol. — 2) Johannes, geb. 9. April liche Triumphe. 1848 erſchien ſie in Lon⸗
1589 zu Großbreefen bei Guben, aeft. 23. don als Gräfin im »Figaro«, vermochte je:
ebr. 1662 in Berlin; bildete ſich zum doch neben Jenny Lind als Suſanna nicht
—— aus und war 1615 Hausleh⸗ recht zur Geltung zu fommen. Ihr lei:
rer in Berlin, ging aber 1620 noch nad denfchaftliches Naturell wie ihre immer:
Wittenberg, um Theologie zu ſtudieren; bin auch unvollfommene Auzbildung
daneben eriwarb er fichgründliche mufifa= wies fie mehr auf die neuere italieni-
Tische Kenntniffe und ward 1622 als Orga⸗ iche Oper hin. Sie ging 1851 nach Ba:
nift an ber Nikolaikirche zu Berlin ange ris, trat in der Stalienijchen Oper auf
ftellt, welches Amt er big zu feinem Tod und jchlug in Verdis »Ernani« vollftän:
verwaltete. E. ift einer unfrer beften Kir» dig dur. Ihr nunmehr befejtigter Ruf
Artitel, bie unter & vermißt werben, find unter M oder 3 machzufchlagen.
Cui — Cuſins. 187
verhalf ihr auch in London zu der ge= Eurei (ipr. kürtihi), Giuſeppe, geb.
wünjchten Anerfennung; fie fang da— 15. Juni 1808 zu Barletta, 1823 Schü⸗
ſelbſt mehrere ae und erhielt 1854 ein ler des Konſervatoriums in Neapel
Engagement für die Barifer Große Oper (Furno, Zingarelli, Grescentini), machte
mir 100,000 Frame jährlich. Der Enthu- fich zuerjt als Opernkomponiſt in Ztalien
Nasmus bed Publikums über ihre Va— befannt, lebte als Gefanglehrer in Wien,
lentine in den »Hugenotten« kannte feine Paris, London und kehrte Schließlich nach
Grenzen, aber er legte fi bad, Man Barletta zurüd. €. yob viele Firchliche
fing auch in Bari an, ihre Fehler zu be: Mufifwerfe jowie vier Orgelſonaten, auch
merken; noch einmal erwärmte fi das Kantaten, Lieder und Solfeggien heraus.
Publikum für fie in Verdis »Giziliani- Curſchmann, Karl Friedrich, geb.
ſcher Beiper«. Seit 1856 mit dem Gra- 21. Juni 1805 zu Berlin, geft. 24. Aug
ſen Bigier vermählt und von ber Bühne 1841 in Langfuhr bei Danzig; fludierte
urüdgezogen, lebt fie ſeitdem teils in Pas anfangs Jura, ging aber ſchon 1824 zur
rid, teils im Bielefeld. Muſik über und wurde in Kaſſel Schüler
Eui, Ceſar Antonowitih, geb. 6. von Hauptmann und Spohr. 1828 wurde
Jan. 1 zu Wilna, beſuchte erft das in Kaſſel feine einaftigeDper »Abdul und
dortige Gymnaſium, dann bie Ingenieur- Erinniehe aufgeführt. Seitdem Iebte E.
Ihule und Ingenieurafademie zu Peters⸗ zu Berlin ald Liederfomponift und treff:
burg und wurde nach beendigtem Stu: licher Sänger; feine Lieder (1871 in Ge—
dium zumächit ald Repetitor, dann nad): famtausgabe erſchienen) ſtehen ungefähr
einander ald Lehrer, Adjunftprofefjor auf gleicher Höhe mit denen Abts, viel-
und Brofefjor der Fortififation an derſel⸗ leicht etwas höher, und find ſehr populär.
ben Afademie m. ellt. In feinem Fach Curwen, f. Tonic-Solfa - Association.
ihrieb er ein >» 7 der Feldbefe⸗ Gufanino, j. Careſtini.
figungen«e (3. Aufl. 1880) und einen Eufins (fpr. töfins), William George,
furzgetaßten Umriß der Geſchichte der geb. 14. Oft. 1833 zu London, erhielt die
gen Mit Mufit befchäftigte erite mufifalifche Bildung als Chorknabe
) E.von Flein auf, erhielt geregelten der&hapel Royal, wurde 1844Schüler von
tbeoretifchen Unterricht von Moniuſzko etis am —— —— 1847
umd ftudierte mit Balafirew die Bartitu= reifchüler (King’s scholar) an der Lon⸗
ren der beiten Meifter. 1864—68 war er doner Mufifafademie unter Botter, Ben—
mufifalifcher Mitarbeiter der ruffiichen nett, Lucas und Sainton. 1849 zum Hof:
»&t. Beteräburger Zeitunge und verfocht organiften ber Königin ernannt, trat er
warm die Sache Schumanns, Berlioz' zugleich als Biofiniit ing Orchefter ber
und Liſzts; 1878—79 veröffentlichte er föniglichen Oper, erhielt 1851 die Er-
in der ‘Barifer »Revue et Gazette mu- nennung zum Hilfsprofeffor und fpäter
sieale« eine Serie von Artikeln: »La mu- die zum ordentlichen Brofejjor an der Aca-
sigue en Russie«. ©. ift ald Komponiſt demy of music, 1867 wurde er Bennett3
einer der jogen. »Novatorene(jungruffüiche Nachfolger als Dirigentder Philharmonic
Schule: Rimski-Korſakow, Mufforgsfi, Society und 1875 auch ald Eraminator
Dargomyzski), d. h.Programmmufifer, am Queen's College, 1870 königlicher Ra=
doch mit ber verftändigen Referve, daß pellmeifter (Master of the music of the
alle Programmmuſik auch gr bag Pro⸗ queen), 1876 Eraminator für die Vers
gramm gute Mufit fein fol. Geine gebung der Afademiefreiftellen (mit Hul⸗
Hauptwerke find: 4 Dpern (»Der Ge— ahu. Goldſchmidt). C. iſt auch in Deutjch-
tangene im Kaukaſus«, »Der Sohn bes land (Leipzig, Berlin) als Violinvirtuoſe
Mandarind«, »William Ratcliffe, »An— aufgetreten. Als Romponift hat er fich be=
gelo«, beide letztern mit ruſſiſchem und thätigt mit einer Serenade zur Hochzeits⸗
deutſchem Tert erfchienen), 2 Scherzi und feier des Prinzen von Wales (1863),einem
eine Tarantelle für Orchefter, eine Suite Oratorium: »Gideon«, einigen Ouvertüs
für Klavier und Violine und über b0Lieder. ren, einem Klavierkonzert ıc.
Artikel, die unter & vermißt werben, finb unter R oder 3 nadhzufchlagen.
188 Cuzzoni — Gziaf.
Euzzöni, Francesca, ausgezeichnete in Bewegung gefeßt und bringt dann ein
Sängerin, geb. 1700 zu Parma, geft. für die Kunſt wertlofes Klingeln hervor.
1770; Schülerin von Lanzi, fang 1722— Czardas (ipr. tihardaig), wilder unga=
1726 unter Händel in London mit enor: rifher Tanz mit wechſelndem Tempo.
men Erfolg, überwarffich aber mit Händel Gzartorysfa (pr. tihartorügste), Mars
und wurde durch Fauftina Bordoni, die BETT geneern" Torben? Dh
fpätere Gattin Haſſes dj. d.), erſetzt. Ein geb. 1826 zu Wien, Schülerin Czernys,
Jahr lang rivalifierten die beiden Sän- bebeutende Bianijtin, jeit 1848 in Barıs.
gerinnen in ber erniteften Weije, bie E. Gzerny (ipr. tiherni), Karl, geb. 21.
am Theater von Händels Feinden. 1727 Febr. 1791 zu Wien, geft. 15. Juli 1857
vermäblte fie fidy mit dem Klavierfom: dafelbit; Sohn und Schüler eine tüchti⸗
poniften und Birtuofen Sandoni und gen Bianijten und Klavierlchrers, Wen⸗
nahm einEngagenent nah Wien an, ging zel C., genoß auch einige FirBeethovens
Ir nad Stalien, machte aber fchlechte Unterricht, entwidelte fidy jo jchnell zum
efchäfteund wurbein Holland in Schulbd- Rlavierpädagogen, baß er bereitö mit 15
baft genommen. 1748 verfuchte fie fich Jahren ein auperordentlich gefuchter Leh⸗
aufs neue in London, machte aber feinen rer war, Mit Ausnahme — kurzer
Effekt mehr und ftarb ſchließlich in Sta= Reiſen nach eeinäiß, Bari, London x.
lien gänzlich verarmt, die letzte it durch bat er immer in Wien als Lehrer gelebt
Fabrikation ſeidener Knöpfe ihr Brot vers und als Komponiſt überwiegend inftrufs
dienend. tive Werfe gefchrieben; ber Erfolg feiner
Eylinder (Bentileder Hörner :c.), Lehrtätigkeit war ein außerordentlicher:
f. Piſtons. Lilzt, Döhler, Thalberg, Frau v. Belle
Gymbal, 1) (Hadbrett, 5. d.) der ville-Dury, Zaell u. a. Kb feine Schüler.
Vorfahr des Klavierd, welch letzteres Die Zahl der Werke Czernys überfteigt
nichts als ein C. iſt, das mittels einer 1000, darunter eine große Anzahl Kir:
Klaviatur geſchlagen wird (Klavicymbal). chenmufifen (Meſſen, Offertorien xc.),
Der Name C. iſt in ſeiner italieniſchen Orchefterfompofitionen und Ranımermus
Form Cembalo auf das Klavier überge— fifwerfe. Eine dauernde Bedeutung ge
gangen und war bis Ende des vorigen wannen aber nur feine Etüdenwerke, be
——— ſehr verbreltet. —2) In fonderd: »Schule der Geläufigkeit«, Op.
der Orgel eine gemiſchte Stimme von 299; »Schule der Fingerfertigfeite, sur
ſehr kleinen Dimenſionen, wie Schar f1740; »40 tägliche Studien«, Op.
(j. Acuta). »Schufe des Legato und Staffato«, Op.
Cymbälum, 1) bei den Römern eine 335; »Schule ber Berzierungen«e, Op.
Art Beden (Schlaginftrument); baber 355; »Schule bes Fugenfpield«, Op. 400:
vielleicht der heutige italienische Name »Schule des Birtuofen«, Op. 365; » Schule
der Beden (cinelli). — 2) Eine Art klei— der linfen Hand«, Op.399; und die Tof:
ner Baufen, deren die Mönche im 10.— fata in C dur, Op. 92. €. hatte wie faum
12. Jahrh. eine Reihe verjchieden abge: ein andrer die einfachen Grundformen
ftimmter (eine Skala von 8—9 Tönen )\erfannt, aus denen fid alle Klavierpaf=
anfertigten und wie ein ©lodenfpiel be: ſagenwerke Rs ige darum für:
arbeiteten. Eine Anzahl Anweifungen für dern feine Etüden befonders in ben frü—
die Herftellung berfelben ift auf ung ge: bern Stadien der Entwidelung außer:
tommen. (Bal. Gerbert, Script. etc.). orbentlich. Diefelben find, im Gegenfag
Gymbelfiern, eine Spielerei an man- u vielen neuern Etüden, ungemein large
cher Ältern Orgel, ein am Proſpekt ficht: Theke und aus Einem Guß gearbeitet.
barer Stern mit Meinen Glödchen; ber: Czersth, j. Tſchirch.
felbe wird vermittelft eines durch einen be= Gjerveny, j. Cerveny.
ſondern Regifterzug regierten Luftſtroms Gzial, j. Sad.

e Artikel, bie unter & vermift werben, find unter M oder 3 nachzuſchlagen.
— D — Dameniſation. 189

D.
D, Buchſtabenname des vierten Tous nen, »Evas Klage« und »Der fterbenbe
unjrer Grumbdffala (fi. d.); das d unſrer Ehrift an in eele« (beides Kantaten
nad Klop 2 x. und fchrieb: »Blid
jweigejtrichenen Dftave - gehörte eined Tonfünitler® in die Mufif der
Geijtere (1777), »Vom Erkennen und
jät bem 13. Jahrh. unter die Claves sig- Erfinden« (1791), »Unterfuchungen über
natae ( Schlüffel), Fam aber fo gut wie nie ben Urfprung der Harmonie« (1301),
sur Anwendung. Nur bei Tabulaturno: »Die Aols Be ein allegoriſcher Traum«
terungen im 16. Jahrh. findet fich, wenn (1801), »über griechiſche Inſtrumental⸗
die Melodie auf Notenlinien geſetzt ift, muſik und * irfung«e und ——
der dd- Schlüffel mit dem gg-Schlüffel Sones’»Über dieMuſik der Inder« (1
Dalla (ital.),f.v.w.da la(»von dere).
vereinigt: Betr über die Dalvimare (fpr. dalwimähr), Martin
Ben ‚ bedeutender Harfenvirtuofe und
Solmijationsnanen des D vgl. Deutation. omponift für fein Inſtrument, geb.
In Frankreich, Italien 2c. heißt D jet 1770 zu Dreur a trieb ur:
einfach Re. — Als Abkürzung bedeutet ſprünglich Muſik nur als Xiebhaber,
d. die rechte Hand (droite, dextra, destra wurde aber durch bie Revolution 1789
sc. main, manus, mano, daher d. m. in die Lage gebracht, fich durch jeine Fer:
oder m. d.) oder das italienifche da, dal, — zu ernähren. 1806 wurde er
das übrigens beſſer nicht abgefürzt wird kaiſerlicher Hofharfeniſt, gab aber 1812
(d. ec. = da capo, d. s. — dal segno). dieſe Stellung wieder auf, da er durch
Us Aufſchrift auf Stimmbücern fommt Erbſchaft wieder in gute Verhältniſſe ges
D (Discantus, Dessus) gleichbedeutend fommen war. Er lebte noch 1837. Seine
mit C (Cantus) und S (Sopranus, Su- Werke find: Sonaten für Harfe und Vio—
perius) vor. line, Duo? für zwei Harfen, für Harfe und
Da (ital.), »von«. Da capo, j. Capo. Klavier, Harfe und Horn, Variationen ꝛc.
Dahihweller, j. Crescendo. Damde, Berthold, geb.6. Febr. 1812
Daltylion (griech., >Fingerbildnere), zu Hannover, geft. 15. Febr. 1875 in Pa⸗
eine 1 von H. Herz fonjtruierte Art ris; Schüler von Aloys Schmitt und F.
Ries in Frankfurt a. M., 1837 Dirigent
von Chiroplaſten (j. d.), Die, wie alle an=
den ähnlichen Verſuche, jchnell wieder der Philharmoniſchen Geſellſchaft zu Pots⸗
—— worden iſt. dam und des Geſangvereins für Opern⸗
al (ital.), ſ. v. w. dail(»von — muſik, mit denen er 1839 — 40 größere
Dalayrac (Ipr. valäri), Nicolas, geb. Konzerte veranſtaltete. D. ſiedelte 1845
13, Juni 1753 zu Mufet (Languedoc), nach Petersburg über und erwarb ſich
get. 27. Nov. 1809 in Paris; angefehener eine geachtete und einträgliche Stellung als
franz. Opernfomponijt, deſſen Werke in- Lehrer, ging 1855 nach Brüffel und lebte
deſſen nicht über Paris hinausgebrungen jeit 1859 in Paris. Er war ein glühen-
ind, Seine »Camille« wird von Fetis der Berehrer von Berlioz und einer feiner
ud ein ausgezeichnetes Werft gerühmt. intimften Freunde (einer feiner Teſta—
Paiberg, Sganngriebrinäuge, mentsvollitreder). Damde3 eigne Kom:
Reihsfreiberr von, geb. 17. Dlai pofitionen (Dratorien, Chorlieder, Kla⸗
1752 zu Afchaffenburg, geſt. 26. Juli vierfachen ꝛc.) geigen Routine, aber weni⸗
1812 daſelbſt; Domkapitular in Trier ger Originalität. Die legten Sabre feines
und Wormd, war ein tüchtiger Klavier: Lebens machte er fich verdient ala Reviſor
ipieler, refpeftabler Komponift und den= der von Fräul. Pelletan veranftalteten

lender Mufiffchriftfteller. Er fomponierte Partiturausgaben Gluckſcher Opern.
Zammermufifwerfe, Sonaten, Bariatio: Damenijation, j. Bobifationen.
190 Damm — Damroſch.
Damm, Friedrich, geb. 7. März an und erwarb fich fchon damals Ber:
1831 zu Dresden, Schüler von Zul. Otto, dienfte um die Verbreitung der Werke
Krägen und Reichel, Tebte längere Jahre Wagners, Liſzts und Berlioz”. 1860 gab
in Amerifa und ift jetzt Muffiehrer in er dieſe Stellung auf, um mit Bülow
Dresden. Er hat eine Klavierfchule und und Tauſig mehrere Konzertreifen zu
verfchiedene Klavierfachen herausgegeben. machen, bebielt jedoch feinen Wohnſitz in
amoreau (pr. damordh), Zaure Ein: Breslau, wo er Duartettfoireen einrich⸗
tbie, geborne Montalant, bedeu— tete und 1862 den Breölauer Orchefter:
tende franz. Opernfängerin, geb. 6. Febr. verein ind Leben rief (70 Mitglieder,
1801 zu Paris, geft. 25. Febr. 1863 da⸗ jegiger Dirigent Bernd. Scholz); das
ſelbſt; Schülerin des Konfervatoriumg, neue Unternehmen fand allgemeine An—
fang zuerft an ber Stalienifchen Oper uns erfennung, und die beften Künſtler traten
ter dem Namen Mabemoijelle Cinti, in feinen Konzerten auf. Außerdem be-
1822 in London, dann wieder in Paris, gründete er einen Chorverein, leitete ben
glänzte 1826—35 an der Großen Oper Verein für Maffifhe Mufif, war aud
(Ref fchrieb mehrere nn für fie), zwei Jahre lang Kapellmeijter des Stabt:
odann bis 1843 an der Komifchen Oper, theaterd und trat nebenher in Leipzig,
wo unter andern Auber den »Schwarzen Hamburg xc. als Solift auf, 1871 erhielt
Dominoe für fie ſchrieb. Zurückgezogen er einen Ruf als Dirigent des Männer:
von der Bühne, trat fie dann noch meh— gefangvereing Arion nad New Dorf, den
rere Jahre in Konzerten in Belgien, Hol: er um fo lieber annahm, als jeine Begei:
land, Petersburg, auch in Amerifa auf. ſterung für die neudeutſche Richtung ibm
1834 war fie zur Gefangsprofefforin am in Breslau mandherlei Schwierigkeiten
Konferpatorium ernannt worden, in wel: machte. In New NVork entfaltete er nun
her Eigenihaft fie auch eine »Möthode fein organifatorifches Talent, brachte ſei—
de chant« fowie felbfttomponierte Ro: nen Verein außerordentlich empor, grün
manzen berausgab. 1856 zog fie ſich nad) dete 1873 die Oratorio Society, einen
Chantilly zurüd. jetzt nach Hunderten zählenden Ehorverein,
Dämpfer, ſ. Sorbinen, und 1878 die New York Symphony
Damrofh, Leopold, geb. 22. Oft. Society, beides Inſtitute von höchſter Be-
1832 zu Pofen, zeigte zwar früh mufifa= rg Mn dad Muſikleben New ort.
liſches Talent und Neigung für den Mu— Seine Symphoniefonzerte in Steinwad
fiferberuf, jtudierte aber, dem Wunſch ſei— Hall rüdten an die Stelle der 1877 ein-
ner Eltern nachgebend, in Berlin Medi— gegangenen Konzerte des Thomas⸗Orche⸗
in und promovierte 1854 zum Dr. med. jter3 ein. D. bat die Werke von Berligz,
Nach abjolviertem Fachſtudium widmete Lifzt, Wagner in New York eingebürgert,
er fi jedoch im Einverjtändnis mit den vergißt aber auch andre Iebende Meifter
Eltern eingehendern mufifalifchen Stu: nicht, bringt Beethovend »Neunte« all:
dien unter Hubert Ried (Violine), Dehn jährlich zur Aufführung und pflegt mit der
und Böhmer (Theorie), trat 1856 in Dratorio Society en Händel und
Magdeburg als Violinvirtuofe öffentlich Haydn (im vorigen Jahr brachte er zum
auf und wurde in bemjelben Jahr durd) eritenmal Bachs »Matthäuspaffion«);
Lifzt in der Hoffapelle zu Weimar ange daneben aber finden Brahms’ »Requiem«,
jtellt. D. trat perfönlich zu Lifzt und ſei— Liſzts »Chriſtus«, Berlioz' »Damnation
nen bedeutendften Schülern: Bülow, Tau: de Faust« zc. ihre Stelle. Neuerdings
18, Gornelius, Laffen, auch zu Raff in verlieh ihm die Golumbia=Univerfität den
reundſchaftliche Beziehung; aud ver: mufifafifchen Doktorgrad. Lifzt hat feinen
mahlte er fich in Weimar mit Helene v. »Triomphe funebre de Tasso« D. ge:
eimburg, einer vortrefflichen Lieder: widmet. D. felbit ift als Komponift auf:
fängerin, biedort die Bühne betreten hatte. getreten mit 12 Heften Lieder, mehreren
1 nahm er die Dirigentenftelle der Biolinwerfen (Konzert D moll, Serena-
Breslauer Philharmonifchen Geſellſchaft den, NRomanzen, Impromptus), einer
Dandert? — Danjou. 191
Feſtouvertũre, einigen Geſangswerken mit ten »Langue des sons« (»Sprache ber
Ordeiter (»Brautgefang« für Männer: Töne«). Er bezeichnet die Töne ber
dor; »Ruth und Naemie, bibliſches Idyll Grundffala durch die Anfangskonſo—
mit Soli und Ghören; ag a nanten ihrer Solmifationdnamen: Do
Schwert«, Tenorfolo), Duetten ıc. Außer: ReMiFaSolLa=DRMFSL um
Km bat er noch mancherlei Werfe im für Si, ba3 wiederS ergeben würde, mit B.
Ranuffript, unter andern eine Sym— Die Tondauer zeigen die Vokale an:
rhomie. D. leitete das 1881 abgehaltene
arte große New Morker Mufitfeft (über = o e= J 1824 =D
1200 Sänger und 250 Inftrumentiften N N
in vorzüglichiter Weife. Ohne Zweifeli
D,neben Thomas zur Zeit die bedeutenbfte A N en (u) = Rs ou (u) = Er
muñtaliſche Perfönlichkeit New Yorks. # wird durch z (didze), D durch 1(b&mol)
nderiß, j. Danters. und H dur r (b&carre) ausgedrückt.
Danıla, Jean Baptifte Charles, geb. Folgende Phrafe:
19. Dez. 1818 zu agneres de Bigorre
(Hautes= Porenees), Schüler von Baillot
(Bioline), Halevy und Berton am Kon—
jerwatorium zu Paris, trat bereits 1834 würde in Danels Tonſprache fo ausſehen:
ala — Solovioliniſt ins Orcheſter Bel si foz so loü fuz ri xc. Näheres ſ.
der Komiſchen Oper, machte ſich beſonders in feiner »Methode simplifie pour l’en-
in den Konzerten der Société des con- seignement erh de la musique
certs ſchnell einen Namen und wurde vocale« (4. Aufl. 1859). D. hat felbft
1857 als Violinprofeſſor am Konfervas mit großen Roften inverfchiebenen Städten
torimm angeftellt. Seine Quartettfoireen und Dörfern ded Departements du Nord
baben ein vorzügliched Renommee; in ——— ſeiner Methode eingerichtet.
denfelben wirfen mit feine Brüder: Ar: ein gemeinnütziges Streben wurbe mit
naud, geb. 1. Jan. 1820, de dem Kreuz ber Ehrenlegion belohnt.
Celliſt und VBerfaffer einer Gellofchule, Danican, f. Philidor.
und Leopold, geb. 1. Zuni 1823, ber Daniel, Salvador, während des
gleichfalls ein guter Geiger ift und Etü- Communeaufſtands 1871 wenige Tage
den, Bhantafien ꝛc. veröffentlicht hat. D. Direftor des Barifer Konfervatoriums
bat gegen 150 Werke, meift für Violine als Nachfolger Aubers, fiel 23. Maid. J.
oder Kammerenjemble (Biolinfonzerte, im Kampf mit ben regulären Truppen.
Streihquartette, Trioß 2c.), gefchrieben Sp wenig er auch für die Stellung be
und ift wiederholt durch ehrenvolle Preiſe Direktors de Konfervatortums qualifi-
ausgezeichnet worden, unter andern durch
ziert gewefen zu fein fcheint, war er doch
den pi Chartier für Kammermuſik nicht ohne Berdienft; mehrere Jahre
(1861 in Gemeinfhaft mit Farrenc). Mufiflehrer an der arabifchen Schule
Unter feinen injtruftiven Werfen find: zu Algier, veröffentlichte er 1863 eine
ine »Möthode — et Pe Monographie: »La musique arabe«,
sive de violon«, »Ecole de l’expres- nebft einem Anhang über bie Entftehung
sion«, »Ecole de la melodie«, »Art de der Mufifinftrumente, ferner ein Album
moduler sur le violon« ꝛc. arabifcher, maurifcher und kabyliſcher
Danel, Louis Albert Joſeph, geb. Gefänge, eine Abhandlung in Briefen
2. März 1787 zu Lille, geft. 12. April über die franzöfifhe Chanjon und war
1875 bateibft; war Buchdruder, 309 ſich einige Zeit mufifalifcher Mitarbeiter an
aber 1854 zurüd und widmete die letzten Rocheforts »Marseillaise«.
20 Jahre ſeines Leben? wohltbätigen Danjon (pr. dangſchuh), Jean Louis
Zwecken. D. iſt der Erfinder einer ri Felir, geb. 21. Juni 1812 zu Paris,
nellen Rotation für ben mufifalifchen Ele= geft. 4, März 1866 in Montpellier; Or:
mentarunterricht, der von ihm fo genann- ganift an verſchiedenen Parifer Kirchen,
192 Dankers — Dargomyzski.
1840 an Notre Dame, regte zuerft die ſeine erſte muſikaliſche Ausbildung von
gr e ber Reform des Big Pr Se F. 2. Ritter erhielt. 1809 — 63 beſuchte
———— an in der Schrift »De er das Konſervatorium zu Leipzig und
l’ötat et de l'avenir du chant eccl6- lebt ſeitdem inLondon, angeſehen als Kla—⸗
siastique« (1844) und machte umfafjende vierfpieler, Lehrer und Muſikſchriftſtel⸗
Studien über bie Geſchichte des Kirchen: ler. D. iſt ein begeiiterter Anhänger Wag-
gefangs, deren Reſultate er in feiner ners, begründete 1872 die Londoner Wag⸗
»Revue de la musique religieuse, po- ner Society, deren Konzerte 1873—74 er
pulaire et classique« (1845 —49) nie= dirigierte, war einer der Hauptförderer
derlegte. Eine Anzahl hochwichtiger mit- des Wagner-Feſtes 1877, überjegte Wag-
telalterliher Mufifmanuffriptewurbevon ners ep an einen franzöfijchen
ihm auf der 1847 mit Morelot unternoms reund«e und »Beethoven« (1880) ins
menen Reife durch Südfranfreih und glifche, Teßtere mit einem —
Ktalien entdedt, darunter das berühmte übet Schopenhauers Philoſophie, verfaßte
Antiphonar von Montpellier (mit Neu— außerdem: »Richard Wagner, his theo-
men und fogen. Notation Bo6tienne; ries and tendencies« ſowie in englijchen
dgl. —— D. hatte ſich im Mufikzeitungen Artikel über Beethoven,
Intereſſe der Aufbeſſerung der franzöſi— Chopin, Wagners »Nibelungen«, ift Mit-
ſchen Kirchenorgeln in Deutſchland, Hol⸗ arbeiter an Groved Mufiflerifon und
land und Belgien bedeutende Kenntuiſſe * Vorleſungen über Mozart, Beet—
in der Orgelbautechnif erworben und ſich oven und Chopin. D. gehört zu ben an—
mit ber Barifer irma Daublaine et gefehenften Mufifern London.
Gallinet (f. v.) affoctiert, dabei aber fein Danzi, 1) Franz, geb. 1763 zu Mann:
Vermögen eingebüßt. Dazu Tam, baf — geſt. 13. April 1826 in Karlsruhe;
feine Reformbejtrebungen auf dem Gebietohn des Violoncelliſten der kurfürſtlichen
der Kirchenmufif ihm viele Feinde mach— Kapelle, Innocenz D., Celloſchüler ſeines
ten. Erbittert ſagte er ſich 1849 ganz von Vaters und Kompoſitionsſchüler des Abt
ber Muſik los und lebte zuerjt in Mar- Vogler ſowie ſchon im 15. Jahr, als die
feille, dann in Montpellier als politifcher Kapelle 1778 nach München verlegt wurde,
Sournalift. Mitglied derſelben. 1779 ſchrieb er ſeine
Dankers (Danderts), Ghifelin, erſte Oper: »Kleopatra«, der ſieben andre
nieberländ. Kontrapunktift des 16. Jahrh., folgten. 1790 mit der Sängerin Mar—
2. zu Tholen Re), päpftlicher garete Marchand, Tochter des Münchener
apellfänger um 1595060, Zwei Bücher Theaterdirektors, verheiratet, erhielt er
4—b6jtimmiger Motetten (1599) find von unbefchränften Reifeurlaub, ging mit
ihm erhalten, einzelne Motetten in Augs⸗ ihr nach Leipzig, Prag, und durchzog Ita—
burger Sammelwerfen von 1540 und 1545 lien. Nach dem Tod feiner F (1799)
ſowie in der Ballicellanifchen Bere oa 108er fich mehrere Jahre von jeder Thätig:
zu Rom ein handſchriftlicher Traftat über eit zurüd. 1797 war er zum Bizefapell:
die antifen Klanggeſchlechter, ber Schieds⸗ meifter ernannt worden. 1807—1808 fin:
richterfpruch in einem Streit zwifchen Vi⸗ den wir ihn als Kapellmeifter zu Stutt-
centino (j. d.) und Luſitano. art wieder und zuleßt in gleicher Eigen=
Danneley (ipr. dänn’tig), John Felt: haft in Karlsruhe. Außerden acht Opern
ham, geb. 1786 zu Dafingham, geft. bat D. Kantaten, Mefien, Tedeums, Mag:
1836 ald Mufiflehrer in London; ver: nififats, Symphonien, Gellofonzerte und
öffentlichte eine Elementarmufiflehre: Sonaten, Duartette, Trioß, Lieder ac. in
»Musical Grammar« (1826), und ein großer Anzahl gefchrieben. — 2) Frans
Heine Muſiklexikon: »Encyclopedia, ziska, f. Lebrun,
or dictionary of music« — Dargompyzskicipr.müpse), Alerander
Dannreuther, Edward, geb. 4. Nov. Sergiewitfch, geb. 2. Febr. 1813 auf dem
1844 zu Straßburg, Fam, fünf Jahre alt, Gut feines Vaterdimruffiihen Gouverne:
mit feinen Eltern nach Eincinnati, wo er ment Tula, geft. 29. Jan. 1369 zu Beter3:
Daube — Bauprat. 193
burg, machte trübgeitig Kompoſitions⸗ chefterfompofitionen Dargomyzskis: die
detſuche und trat mit Glück als Pianiſt »Finniſche Phantafic«, der »Kozaczek«
auf. Seit 1835 lebte er in Petersburg. — «), »Baba -Jaza« ıc. und
Die erften Erfolge ald Komponift * eine Lieder, Balladen zc., von denen bie
er mit der Oper »Esmeralda«, dic 183 zufegt entftandenen fich burch mehr Nerv
sendet, 1847 in Moskau und 1851 und Charafteriftif von den frühern vor:
wert am Alerandratheater zu Peters: teilbaft unterfcheiden.
er gegeben warb. Sein »Bacchusfeſt«, Danube, Joh. Friedrich, geboren um
Ballett mit Gefang, 1845 gefchrieben, 1730 (zu Kaſſel, Augsburg ?), geit. 19.
wurde erſt 1867 in Moskau aufgeführt. Sept. 1797 in Augsburg; Hofmufifus
1345 —50 veröffentlichte er eine große in Stuttgart, fpäter Sefretär der Augs—
Anzahl Lieder, Duette, welche bald popu= burger Afademie ber Wiffenfchaften, gab
ir wurden. In ber »Esmeralda« hatte Zautenfonaten heraus fowie die Schrif:
ih D. in der Form ganz an die gangbar- ten: »Generalbaß in drei Afforden«
ten Opern Auber) angelehnt; (1756 ,angegriffen von Marpurg in ben
eine 1855 geſchriebene »Russalka« (»Die »Beiträgene); »Der mufifalifche Dilet-
Rompbe«), mit geringen Veränderungen tante (1773, Kompoſitionslehre); »An⸗
nach einer Dichtung U. Puſchkins gcar- leitung zum Selbjtunterricht in ber Kom=
beitet, zeigte auch in der äußern Geſtal— pofition« (1798, 2 Teile).
tung eine weſentliche Fortentwidelung, Daublaine et Gallinet (pr. doblän e
da D. darin dem Recitativ eine bebeut: tolinäg), Parifer Orgelbauerfirma, be-
jamere Rolle zugewiefen und dasſelbe mit ründet 1838 als Daublaineet Comp. ;die
vielem Glück behandelt bat. Die »Ruj: intelligente Seele de8 Geihäftswar Dan:
jalfa«e wurde zuerjt 1856 zu Peteröburg jou dj. d.), der geſchickte Techniker Galli=
im Zirfustheater (dem jegigen Marien: net (geb. 1797 zu Ruffah im Elſaß,
theater) aufgeführt ;1866 neu infzeniert, eingetreten 1839), während Daublaiste
batte fie einen derartigen Erfolg, daß fie ber Kaufmann war, Gallinet überwarf fich
feitdem Repertoireftüd aller nationalruffi: 1843 mit feinem Aſſocié, zerbrach alles,
hen Bühnenift. Von einer phantaftifchen was er von der in Bau begriffenen Or:
fomifchen Oper: »Rogdana«, jfizzierte gel für St. Sulpice gefertigt hatte, und
er nur wenige Szenen. 1867 erwählte trat aus (wurde Arbeiter bei Gavailld). An
ihm die Ruſſiſche Muſikgeſellſchaft zu ihrem feiner Stelle trat Barfer ein. Der Name
Bräfidenten; fein Haus wurde der Ver: ber Firma, die wiederholt in andte Hänbe
einigungspunft ber jungruffifchen Schule, überging, veränderte ſich 1845 in Du:
welche Schumann, Berlioz, Wagner, Liſzt crocauet et Comp., 1855 in Merlin,
huldigt, und D. näherte ſich mehr und Schütze u.Komp. Zur Zeit ift alleini-
mehr denPrinzipien Wagners und hat ihn ger Chef Merklin, und Sig der Haupt:
qließlich (nicht zu feinem Vorteil) über: werkſtatt ift Lyon.
boten. Seine nachgelafjene Oper: »Der Dauprat (fpr. doprah), Louis ran:
fteinerne Gaſte (»Kamennoi göst«), 018, berühmter Hornvirtuofe und Kom:
wortgetreu nah A. Puſchkins Don Juan: ponift für fein Snjtrument, geb. 24. Mai
Dichtung, entjagt auch noch den letz— 1781 zu Paris, geft. 16. Juli 1868 da—
ten rein mufifalijchen Geftaltungen und ſelbſt; Schüler von Kenn am Konferva-
fennt nur noch die mufifalifche Recitation torium, zunächit Mitglied des Militär:
(Hanzlid3 »Sprechfingen«); nah Dar: mufifchors der Nationalgarde, jpäter der
gomyzskis letztem Willen ſchrieb Eui ein Konfulgarde, machte 1801—1805 nodı
furzed Vorſpiel, und Rimski-Korſalow einen tbeoretiichen Kurs am Konjervato-
inftrumentierte die ganze Oper, Idaß fie rium unter Gatel und Goifec durch, war
1872 im Marientbeater zur Aufführung 1806—1808 erfter Hornift am Theater zu
gelangte. Der Erfolg galt dem Andenken Bordeaur und jodann Nachfolger Kenns
ded Komponiften der »Rufjalfae.. Zu und Duvernoys an ber Barifer Oper;
großer Beliebtheit gelangten auch die Or⸗ dancben war er Kammermuſikus Napo-
Mufit, 13
194 Dauffoigne- Mehul — Davibd.
leons J.und Lubwigs XVII. 1802 wurde in Peteröburg, Moskau, Riga ıc. 1856
er als Hilfslehrer und 1816 als Profeſſor zog ihn Mendelsjohn, der ihn in Ber:
des Horns am Konfervatorium angejtellt; lin fennen gelernt hatte, als Konzertmei-
4831 nahm er feinen Abfchied von der fier an das Gewandhaus nach Leipzig;
Dper und 1842 auch vom Ronfervatorium. die eminent mufifaliihe Natur Davids
Seine edierten Werke find: »Methode fand nun ein reiches Feld der Betbäti-
pour cor alto et cor basse« (d. h. »für ung, befonder8 nah Begründung bes
erſtes und zweites Horn«), Hornfonzerte onjervatoriums (1843), und Leipzig war
und viele Kammerenfemble® mit Horn; durch ihn noch lange Zeit die bobe Schule
Manuffript blieben: Sumphonien, eine des Violinfpiels, al3 der Nimbus der Na—
Harmonielehre, eine »Theorie analy- men Mendelsjobn, Schumann und Gabe
tique de la musique« ıc. ewichen war. Es wird nie vergeſſen wer:
Daufioigne-Mehul (ipr.dofiodnj meul), en, wie er dad Gewandhausorcheſter zu⸗
Louis Joſeph, Neffe und Pflegefohn fammenbielt; die Einheit des Bogenſtrichs
Mehuls, geb. 24. Juni 1790 zu Givet der Geiger machte einen beinahe militäri=
(Ardennen), geft.10.März 1875 in Lüttich; ſchen Eindrud, und D,, ber ala Konzert:
war am Barijer Konfervatorium Schüler meifter bei Solovorträgen mit Orcheſter
von Gatel und Mebul, erhielt 1809 den u dirigieren hatte, war der Schreden ber
großen Römerpreis und verjuchte nad) irtuofen, welche zum erftenmal dem Ge:
der Kückkehr aus Italien als Opern: wandhaus nabten. Was er ald Lehrer
fomponift jein Glüd, fand aber außer: leiftete, mag man an feinen Schülern er-
ordentliche Schwierigfeiten und gab nach meſſen; die beiten deutſchen Geiger der
einigen mittelmäßigen Erfolgendie Bühne legten Jahrzehnte vor feinem Tod find
auf. 1827 wurde er zum Direktor des jeine Schüler (darımter Joahim und Wil-
Konfervatoriums zu Lüttich ernannt, das helmj). Mendelsjohn ſchätzte D. fehr und
et bis 1862 leitete und zu bedeutender bat während der Zeit ihres gemeinfamen
Blüte brachte. Daß er ein geſundes Ta— Wirkens in Leipzig feinen Rat oft genug
Ient hatte, gebt daraus hervor, daß in eingeholt; fein Violinkonzert ift unter
den von ihm beendigten pofihumen Wer: Davids Augen entjtanden und durch ihn
fen feines Oheims die Kritif nicht unters kreiert. Davids eigneKompofitionen find:
fcheiden fonnte, was von ihm oder von fünf Violinkonzerte, Variationenwerke,
jenem herrührte. Als Mitglied der Brüf- Soloſtücke, eine Oper: »Hans Wacht«,
feler Atademie bat D. eine Reihe mufi- zwei Symphonien, vor allen aber eine
kalifcher Abhandlungen in den Sitzungs— »Biolinjchule«, die zu den beften zäblt,
berichten diejer Akademie veröffentlicht. und die »Hohe Schule des Violinipiels«
David, 1) Ferdinand, bedeutender (eine Sammlung älterer Violinfompo-
PViolinvirtuofe und einer der beften Vio- fitionen, befonders frangöfifcher und ita:
linichrer aller Zeiten, geb. 19. Jan. 1810 lieniſcher Meifter des 17.—18. Jahrb.)
zu Hamburg, geit. 18. Juli 1873 auf 2) Felicien Ceiſar, hervorragender
einer Neife zu Kloſters in der Schweiz; franz. Komponift, geb. 13. April 1810 zu
1823— 24 Schüler von Spohr und Cadenet (Bauclufe), geit. 29. Aug. 1876
Hauptmann in Kaſſel, trat bereits 1825 in St. Germain en Laye; kam feiner
als fertiger Künftler im Gewandhaus zu Ihönen Stimme wegen ald Chorknabe
Leipzig auf (mit feiner Schweiter Suite, an die Erlöferfirche zu Air, erbielt ſodann
nachmals Frau Dulden). 1827 wurde eine Freiftelle im Jeſuitenſtift, entlief aber
er Riolinift im Orcheiter des Königsſtäd— nad) drei Jahren der Schule, um fich ganz
tifchen Theaters zu Berlin, trat 1829 ala der Mufif zu widmen, ernährte ſich als
erjter Geiger in das Privatquartett eines Büreaujchreiber eines Abvofaten, bis ihm
reichen Mufiffreunds (von Lipharbdt) in endlich die zweite Kapellmeijterftelle am
Dorpat, mit defien Tochter er fich ſpä— Theater zu Air befchieden ward. 1829 er:
ter vermäblte, und madhte ji von Dor⸗ bielt er auch die Kapellmeifterftelle an der
pat aus einen Namen als Konzertgeiger Erlöferfirche. Aber bald regte fich in ihm
u
David. 195
sr Drang, mehr zu lernen, um ben wie in Paris; doch war nun fein Ruf
mufttalifchen Gedanken, die in ihm keim— feft gegründet, und man ſchenkte jetzt fei:
ten, einen kunſitgerechten Ausdrud geben nen ältern wie allen folgenden Werten
zu föonnen, und mit einer magern Unter: Aufmerffamfeit. Sein Dratorium »Mo:
rügung vonbO Frank monatlich wanderte je8 auf dem Sinai« (1846) wurde zwar
a nach Barid. Cherubini, dem er feine rubiger aufgenommen, auch die Ode—
Kompofitionsverjuche vorlegte, veranlaßte Symphonie »Eolumbus« und das Myſte⸗
eine Aufnabme ind Konfervatorium, und rium »Eden« erweckten nicht wieder den
D.ward Schüler von Fetid (Rompofition) begeifterten Applaus der »Wüſte⸗, zudem
md Benoijt (Orgel), mebenber noch Pri: ließ das Jahr 1848 den Pariſern nicht
vatfturnder bei Reber nehmend. Als ihm Muße für eingebendere Würdigung von
Sließlich fein Oheim noch bie Meine Kunftwerfen; aber D. hatte freie Bahn
Unterftügung entzog, ermäbrte er fich und fand auch die Pforten der Opern:
durch Privatſtunden. Eine entfcheibende bäufer feinen Werken offen. 1857 brachte
Bendung in Davids eben brachte der er »La perle du Bresil« (Theätre lyri⸗
Saint-Simonismus, filr ben er fich begei- que). Sein »Weltende« wurde des felt:
werte; zunächſt ſchrieb er Chorlieder Hır famen Süjet3 wegen von ber Großen Oper
die Konzerte ber Apoftel des Saint⸗Simo⸗ abgelehnt und am Theätre lyrique ftudiert,
niemus, zu bemen er jelbft zählte, und aber nicht aufaeführt. 1859 brachte bie
als 1833 die Sekte gerichtlich aufgeboben Große Oper »Herculanum«,1862 »Lalla
wurde, ging D. mit einigen andern Apo- Roukh« und 1865 »Le saphire. Allein
ſteln als Mifftionär der neuen Lehre nach fein »D6sert« war und blieb fein Haupt:
dem Orient. Unter abenteuerlichen Schid= werf; der »Saphir« fiel ziemlich ab,
jafen gingen fie über Marfeille nad während »Lalla Roukh« großen Erfolg
Konſtantinopel, Smyrna, Agypten; D. hatte. Eine fünfte Oper: »La captive«,
allein wendete ſich fpäter durdy Ober: zog D. felbft wieder — und ſchrieb
agopten nach dem Roten Meer, mußte nicht mehr für die Bühne. Bon feinen
aber ſchließlich vor der Peft flüchten und fonftigen Werfen find bejonders die 24
fam 1835 wieder nach Paris zurüd. Die Streichauintette (»Les quatre saisons«),
Frucht feiner Reife war eine eingehende zwei Ronette für Blasinftrumente, Sym-
Bekanntſchaft mit der Mufif der orien- pbonie in F, Lieder zc. zu nennen. D. er:
taſiſchen Völker, eine Sammlung ie hielt 1867 von der Akademie ben großen
waler orientalifcher Melodien und eine Staatöpreiß von 20,000 Frank, wurde
Fülle mächtiger, nachhaltig feine Phan— 1869 an Berlioz' Stelle zum Akademiker
tafte befchäftigender Eindrüde. Seine gewählt und war auch als Bibliothekar
1835 veröffentlichte Sammılung orientali= am Konjervatorium fein Nachfolger.
her Gejänge machte nicht den eriwarte- 3) Samuel, geb. 12. Nov. 1836 zu
tm Effekt, und D. zog fich mißmutig aufs Paris, Schüler von Bazin und Halton
Sand zu einem Freund zurüd, wo er am Konjervatorium, feit 1872 Mufit:
ine große Anzahl Anjtrumentalwerfe bireftor der Barijer israelitifchen Tempel.
ihrieb, von denen einige in Paris zur Auf: Er erhielt 1858 den prix de Rome und
führung famen 1844 enblich gelang «# 1859 einen Preis für ein Männerchor:
ibm, feine Dde : Symphonie »Le désert« werf mit Orcheſter: »Le genie de la
(»Die Wülte«) in einem Konzert des Konz terre«, das von 6000 Sängern aufae:
\ervatoriums zur Aufführung zu bringen, führt wurde. Komponift mehrerer Opern
das Werf, in welchem die ee Ein: und Operetten (aufgeführt nur bie Fomi:
müde der orientalifchen Reife muſikaliſch ſche Operette »Les chevaliers du poig-
friert find. Der Erfolg war ein außer: nard« und bie einaftige komiſche Oper
ordentlicher, und D. war von bem Augen: »Mademoiselle Sylvia« , 1868).
bil als bochbedeutender Tonſetzer aner⸗ 4) Erneft, verdienter Mufiffchrift:
fannt. Zwar vermochte er nicht, 1845 in fteller, geb. 4. Juli 1824 zu Nancy, bes
Deutichland die gleiche Efftafe zu erregen ftimmte fih troß Iebhafter Neigung zur
13*
196 Davidow — Debillemont.
Muſik anfänglih für den Kaufmanns: ſtrebt. Die Generalbaßbezifferung erſetzt er
ftand, und erft 1862, ala eine Lähmung durch eine neue Baßbezifferung (von dieſer
beider Beine ihn — ein zurüdge: machte er ſich leider nicht los), welche die
zogenes Leben zu führen, widmete er ie Identität der Harmoniebedeutung der ver:
dem Studium der Mufifgefchichte unter Ichiedenen Lagen dbesfelben Akkords kennt⸗
der Leitung von Fetis, mit dem er ſich in lich machen fol. Der wunde Punkt feines
brieflichen Berfehr fegte. Zunächſt wurde Syſtems ift die Aufitellung des monjtrö:
er Mitarbeiter ber > e et Gazette fen Tredezimenakkords ald Gebilde von
musicale«, des »Menestrel« und des pringzipieller Bedeutung.
»Bibliographe musicale«, veröffentlichte D. e., Abfürzung für da capo, f. Capo.
1873 eine©&tudie: »La musique chez les D dur-Attord — d.fis.a; D dur-
Juifs« ,und gewann 1880 mit M. Luſſy Tonart, 2 $ vorgezeichnet. S. Zonart.
den von ber Akademie ausgejchriebenen De Ahna, 1) Heinrich, Karl Her:
Preis für eine Arbeit über die Entwides mann, geb. 22. Juni 1835 zu Wien,
fung ber Notenſchrift (»Histoire de la Schüler von Mavfeder daſelbſt, fodann
notation musicaledepuis ses origines«, auf dem Prager Ronfervatorium von
1881 auf Staatöfoften in pradtvoller Mildner weitergebildet, trat ſchon im
Austattung gedrudt). Gegenwärtig ar: Alter von 12 Se zu Wien, London zc.
beitet er an einer De über Bach. als Biolinvirtuofe auf, wurde 1849 vom
Davidom (ipr. »doff), Karl, Eellift, geb. Herzog von Koburg-Gotha zum Kammer:
45. März 1838 zu Goldingen (Kurland), virtuoſen ernannt, ſprang aber troß guten
fam als Knabe mit feinen Eltern nad) Erfolgs wieder von der Mufif ab und
Moskau, wurbe bafelbft im Violoncell⸗ trat 1. Oft. 1851 ala Kadett in bie öfter:
Ir Schüler von H. Schmidt, bildete reichifche Armee, wurde 1853 Leutnant
ich im Petersburg unter K. Scuberth und machte ben italienischen Feldzug 1859
weiter aus und ging dann nach —35 — mit. Nach dem Friedensſchluß erwachte
wo er unter Hauptmann Kompoſition die Liebe zum Künftlerberuf aufs neue,
ftudierte. 1859 trat er mit außerordent: er nahm feinen Abjchied, machte Kunft:
lihem Erfolg im Gewandhaus auf, ward reifen durch Deutihland und Holland
fogleih als Solocellift engagiert und und jeßte ſich 1862 in Berlin feft, zunächſt
rückte auch al8 Lehrer een als Mitgliebder königlichen Kapelle. 1868
in $. Grützmachers Stelle ein. Doch wurde er zum Konzertmeijter ernannt und
kehrte er nach einigen Konzerttouren bald 1869 Lehrer an der Föniglihen Hochſchule
nach Petersburg zurüd, wo er Solocellift für Muſik. D. ift nicht allein ein guter
bed Faiferlichen Orcheiters, Lehrer am Virtuoſe, fondern auch ein vortrefflicher
Konfervatorium (1862) und fpäter Diri: Quartettgeige. —2)Eleonore, Schwe:
gent der Ruſſiſchen Mufifgefellfchaft und fter des vorigen, geb. 8. Jan. 1838 zu
Direktor des Konfervatoriums (1876) Wien, Schülerin von E. Mantius, vor:
wurde. Seine Kompofitionen find haupt: trefjliche Sängerin —— ſtarb
fächlich Konzerte, Soloftüde ıc. für Eello; ſchon 10. Mai 1865 in Berlin als Hof:
doc hat er auch einige treffliche Kammer: opernfängerin.
mufifwerfe veröffentlicht. Debillemont (ipr. döbihl'mong), Jean
Day (ipr. dep), Alfred,
geboren im Jacques, geb. 12. Dez. 1824 zu Dijon,
Januar 1810 zu London, 2 11. Febr. geft. 14. Febr. 1879 in Paris; Schüler
1849 dafelbjt; ftudierte in London und des Barifer Konfervatoriums unter Alard
Paris Medizin, promovierte in Heidel: (Violine), Leborne und Garafa, brachte
ber — Dr. med. und lebte als homöo⸗ zuerft in feiner Vaterſtadt einige Opern
patbijcher Arzt in feiner Baterftadt. D. ur Aufführung, lieh fi dann 1859 zu
ift der Verfaffer einer intereflanten Har« Daris nieder, wo er ſich durch Operetten,
monielchre (»Treatise on harmonye, eerien, auch durch einige Fomifche Opern
1845), welche zeitgemäße Reformen derlin- »Astarothe, am Theätre Iyrique 1861),
terrichtömetbode in geiftwoller Weife an— Kantaten 2c. befanmt machte. D. war
Dechant — Dehn. 197
früher Dirigent der Konzerte ber Societ& Berfaffer des äAlteften bekannten Werks
des beaux-arts, dann Kapellmeijter am mit Gontinuo (fortgehendem Inſtrumen⸗
Theater der Porte St. Martin. talbaß). Auf der Heimreife aus Sta:
Dechant (franz., ſpr.deſchäng), [.Discantus. lien veröffentlichte er in Antwerpen 1597,
Döcima (lat.), die ge Stufe, De: d. b. drei Jahre vor Gaccinis »Euridice«
jime; in der Orgel (Decem, Dezem, und Gavalieris » Anima e corpo« (1600):
Dez, Decupla) — welche »Cantiones sacrae quinque vocum cum
die Dezimen ber 8-Fußſtimmen, d. h. Die basso continuo ad organum«. 1610
fünften Obertöne der 16-Fußſtimmen, an: promovierte er zu Oxford zum Bakkalau—
gibt, identiſch mit Terz 396 Fuß. reus der Muſik, wurde auf vieles Drängen
Deeiso (ital., jpr. »tii-, »beſtimmt«), Drganift am englifchen Nonnenklojter
mticdhieden. zu Brüffel, 1625 Hoforganift der Königin
Deder, Konjtantin, geb. 29. Dez. Henrietta Maria und ftarb 1658. Er
1810 zu Kürjtenau (Brandenburg), acht jchrieb noch: »Cantica sacra ad melo-
1868; Schüler Dehns in Berlin, tüchti- diam madrigalium elaborata senis vo-
aer Lehrer, Bianift, auch Komponiit, lebte cibus« (1618); »Cantica sacra ad duas
längere Jahre in Petersburg, dann in et tres voces cum basso continuo ad
Königsberg, wo 1852 feine Oper »Iſolde⸗ organum« (1662). Einige Stüde finden
aufgeführt wurde. fih aud, in Playfords »Cantica sacra«
ecrescendo (ital., ſpr. «trejh-), ab⸗ ——— und einige Manuffripte in der
nehmend an Tonftärke, ſchwächer werdend. ibliotbef der Sacred Harmonic Society.
Dedekind, 1) Henning, Kantor zu Deflciendo (ital., jpr. «fitjdendo), nach
Langenſalza um 1590, ſpäter Bajtor da= lafjend an Tonjtärfe und Bewegung, wie
* und 1622 zu Gebeſee, geſt. 1628; mancando und calando.
zab heraus: »Dodekatonon musicum Dehn, Siegfried Wilhelm, geb. 25.
rieiniorum« (0 %.; 2. Aufl. als »Neue Febr. 1799 zu Altona, gejt. 12. April
auserlefene Tricinia«, 1588); »Einefin- 1858 in Berlin; Sohn eines reichen
dermufit«e (1589, Elementarmufiflehre, Bankiers, ftudierte 1819—23 in Leipzig
in Frage und Antwort abgefaßt); »Prae- Jura, nahm aber nebenher beim Orga:
cursor metricus musicae artis« (1590) nijten Dröbs Unterricht in der Har:
und »Dodekas musicarum delicia- monielehre und vervollftommte fi im
ram, Soldatenleben, darinnen allerlei Gellofpiel. 1823 erhielt er in Berlin An-
Kriegshändel ꝛc.« (1628). Die Spielerei ftellung bei der ſchwediſchen Gefandtfchaft.
mit dem griechifchen dodeka ift wohl eine 1829 verlor er fein väterliche® Vermögen
Anfpielung auf des BVerfafierd Namen. und machte nun die Mufif zum Lebens—
2) Konftantin Ehriftian, geb. 2. beruf, wurde Schüler B. Klein und
April 16283 zu Reiersdorf, Kreisſteuer— war bald ein durchgebildeter Theoretifer.
einnehmer, Boeta lTaureatuß und Hof: Meyerbeer verichaffte ihm 1842 die Stelle
mufifus in Meißen (Iebte noch um des Bibliothefars der mufikalifchen Ab:
u! fomponierte kirchliche Gefänge teilung der Föniglichen Bibliothek, welche
mit Inſtrumentenbegleitung, die ihrer durch D. zuerft vollftändig geordnet und
Zeit belicht waren; z. B. »Mufifalifcher fatalogifiert wurde und große Bereiches
Jahrgang und Veſpergeſang· Kon⸗ rungen erfuhr, da derſelbe alle Biblio:
zerte) 1674; »Davidiſcher Harfenſchall«; thefen Preußens durchſuchte und die ge
»Singende Sonn- und Feſttagsandach— fundenen Schäße der ihm anvertrauten
ten«, 1683; »Mufifalifcher Jahrgang zc.« Sammlung einverleibte. Auch ſetzte er
[zweiftimmig mit Orgel], 1693), u.a. eine große Zahl älterer Werke in Bartitur.
Deering (Dering), Richard, einer 1849 erhielt D. den Titel Föniglicher
Familie aus Kent entijtammend, erhielt Profeſſor. 1842—48 redigierte er die
eine muſikaliſche Erziehung in Stalien, von Gottfried Weber begründete Muſik—
vermutlich zu Rom (Eavalieri, Via: zeitfchrift »Cäcilia« und ſchrieb felbft
dana?) ober Florenz, denn er ift der vieles Wertvolle fürdiefelbe. Sein Haupt:
198 Dei — De !’Aulnaye.
=praftifche 3 Bde., 1866— 79).
werf ijt aber die »Theoretifch Eine Abhandlung
Harmonielehre« (1840), deren Einlei- über die Quellen der Harmonik des Ari:
tung wertvolle biftorifhe Bemerkungen ftideg Duintilian erfchten 1870 als Bro:
— ferner gab er heraus: »Analyſe ramm des Gymnaſiums zu Düren.
dreier dugm aus J. S. Bachs Wohltempe⸗ rößere Arbeiten über altgriechifche Mu—
riertem lavier und einer Vofaldoppels | fiif, bez. Tertausgaben ber griechijchen
fuge G. M. Buononcinis« (1858); eine Mufiffchriftiteller ſtehen in Ausficht.
»Sammlung älterer Muſik aus dem 16. Deflamation nennt man in der Bo:
und 17. Jahrhundert« (12 Hefte); eine falfomvofition die Ilmmwanblung des
Überfegung von Delmotte8 Notiz über poetifchen Rhythmus (Metrum) in einen
Orlando Laſſo x. B. Scholz gab 1859 aus mufifalifchen; ein Lied ift fchlecht dekla—
feinen binterlafjenen Bapieren eine »Lehre miert, wenn eine leichte Silbe einen ftar:
vom Kontrapunft, den Kanon und der fen mufifalifchen Accent oder eine lange
Fuge« heraus. D. war einer der renom= Note erhält, oder wenn eine jchwere Silbe
mierteften Theorielehrer; zu feinen Schü— oder ein durch den Sinn hervorgehobenes
lern zählen: Glinka, Kiel, A. Rubinjtein, Wort in der Melodie eine untergeordnete
Th. Kullaf, H. Hofmann u. a. Stellung auf dem leichten Taftteil und
Dei (ital.), f. v. w. di i (»von den«). in furzen Noten erbält. Die poetifche
Deiterd, Hermann, Mufifjchriftitel- und muſikaliſche Nccentuation müſſen ein:
fer, geb. 27. Juni 1833 zu Bonn, ftudierte ander im — decken, ohne daß
daſelbſt zuerjt Jura, fpäter Philologie, darum die Melodie zur regelmäßigen
promovierte zum Dr. jur. und Dr. phil. Skanſion zu werden braucht; das ſchlichte,
(1858) und war nacheinander thätig als populäre Lied folgt meiſt ſtreng dem Gang
EBENE u Bonn (1858), Düren des Metrums, das Kunſtlied dagegen ge—
(1869), Snumeliefbirekier zu Konitz ftaltet dasſelbe freier, verlängert und ver-
(Weftpreußen) und ift feit 1878 Direktor fürztdieBerioden burhSilbendehnungen,
des Mariengyumnafiums zu Poſen. D. durch Folgen einer Anzahl furzer Tönezc.
ift neben feiner pädagogifchen Thätigfeit Del (itatl.), ſ. v. w. di il (»von beme«).
mit großem Erfolg ald muſikaliſcher Delaborde (ipr. dölabörb), ſ. Laborde
Schriftiteller aufgetreten. Wertvolle Auf: Delätre (Delattre, fpr.völdhtr), Name
ſätze aus feiner Feder finden fich in Bagges breier niederländ.Rontrapunftiften des 16.
»Deuticher Mufitzeitunge (1860 —62 )| Sahrh. 1) Roland, f. Lafio (Orlando). —
und befonders im der »Allgemeinen Muſi⸗ 2 Olivier, von dem Chanſons und
falifhen Zeitung«, darunter: »Beetho- otetten in Pariſer, Lyoner und Antwer⸗
vens dramatiſche Kompofitionen« Era — Druden von 1539—55 erbalten
»R. Schumann als Schriftiteller« (1865), nd. — Tage Betit:Jan, Chor:
»Dtto Jahn« (1870), »Beethovens SA: fnabenmeijter der Kathedrale zu Verdun,
kularfeier in Bonne (1871), >» Mar Bruchs ebenfalls Komponift von Chanſons und
Odyſſeus« (1873) und eine Reihe Artikel Motetten, deren fidh eine — Anzahl
über Brahms; auch die ⸗Ergänzungsblät— in Löwener (Phaleſe) und Antwerpener
ter zur Kenntnis ber Gegenwart«, bie Drucken (Sufato, Bellere) von 1546—
»Deutfche Wartee und die »Münchener 1574 findet.
Propyläene« weifen Arbeiten von ihm auf, De lAulnahe (ipr.dö lona), Francois
ebenfo rühren eine Anzahl Mufiferbiogra: Heuri Stanislas, geb. 7. Juli 1739
pbien der 3. Auflage von » Meyers Kon: zu Mabrid von franzöftichen Eltern, nefl.
verfationg= Lerifone von ibm ber. Eine 1830 in Ehaillot; fam früh nah Ber:
Charakteriftif von Brahms erfchien in jaille8 und wurde bei Begründung de&
der »Sammlung mufifalifcher Vorträge« Barifer Muſeums als Sefretär desſelben
1880, D. Hauptleiftung aber ift die Bes angeitellt. Die Revolution brachte ihn
arbeitung von A.W. Thayers »Beethoven: um feine Stellung, und er mußte jich ver:
Biographie« nad) bemenglifchen (nicht ges borgen halten, da er in Brojchüren bie:
druckten) Originalmanuffript (bis jet felbe bekämpft hatte. Nach Vergeudung
Deldevez — Delmotte. 199
ſines väterlichen Bermögeng ſchlug erfich aftigeOperette: »Deux sacs de charbon⸗,
fummerlich ala Korrektor durch und ftarb am Theater Folies Nouvelles zur Auf:
im Armenbaus. D. bat mehrere muſik— führung, welcher einige weitere in den
theoretifche und Hiftorifche Schriften publi= Bouffes parifiens folgten. Das Theätre
ziert, barunter; »De la saltation theä- lyrique brachte die einaftigen komiſchen
trale« (Unterfuchungen über ben Ur:|O pern: »Maitre Griffard« 1857 und
iprun der Bantomime, 17%). »Der Gärtner und fein Herr« 1863. Mehr
D eve (fpr. deh’wid), Edouarb und mehr zeigte fih D.' Talent für eine
Marie Erneft, geb. 31. Mai 1817 zu beitere, feine, graziöfe Muſik. 1865 wurde
Paris, Schüler von Habened (Violine), er zweiter Chordireftor der Großen Oper.
Haleoy und Berton am KRonfervatorium, 1866 brachtediefe das Ballett »La source«
veranjtaltete 1840 im Konfervatorium (in Wien als »Naila, bie Quellenfee«
em ng mit eigner Kompofition, das gegeben), das D. mit einem Bolen, Min:
großen Beifall fand, wurde 1859 zweiter fus, zufammen fomponiert hatte; 1870
Rapellmeifter der Großen Oper und ber folgte das Ballett »Goppelia oder das
Konſervatoriumskonzerte, 1872 erjter Di: Mädchen mit den Glasaugen«, das fein
rigent ber letztern und 1873, nach dem Renommee endgültig feititellte, und 1876
Tod Hainl3, erſter Kapellmeijter ber das Ballett »Sylvia oder die Nymphe ber
Großen Oper, in ber Folge auch Profeffor Diana«. 1873 war dazwiſchen die fomifche
der Orcheſterklaſſe des Konfervatoriums. Oper »Le roi l’a dit« mit beftem Erfolg
D. iſtreſpektablerKomponiſt von Sympho⸗ zur Aufführung gelangt und ift feitdem
nien, Kammermuſikwerken, Balletten, Iy- auch über deutſche Bühnen gegangen.
rischen Szenen, Kantaten, Kirchenmuſik⸗ Sein befted Werk ift »Coppélia«; bei den
werfen xc., bat ältere Biolin- und andre In⸗ übrigen jhädigt das mangelhafte Libretto
firumentalfompofitionen herausgegeben den Erfolg der Muſik. Neuerdings hat
(»Trilogie«) fowie zwei intereffante Mo⸗ D. ſeine —— aufgegeben und
nographıen gefchrieben: »Curiosit&s mu- iſt ſeit 1880 als Nachfolger Rebers Kom:
sicalese (Unterjuchung einzelner ſchwie⸗ poſitionsprofeſſor am Konſervatorium.
riger und zweifelbafter Stellen in klaſſi— Delicato (ital., delicatamente, con
ſchen Werfen, 1873) unb »La notation delicatezza, »gejhmadvoll«), fein, d. h.
de la musique classique compar6e A la durchfichtig und zart.
notation de la musique moderne« Della Maria, Dominiaue, neb. 1768
(über das Verzierungsweſen). zu Marfeille, neit. 9. März 1800; Sohn
Delezenne (ipr. dörjäin, Charles eines italieniihen Mandolinenvirtuojen,
Edouard Jolehb, geb. 4. Oft. 1776 entwidelte frübzeitig Rompofitionstalent
Lille, geit. 20. Aug. 1866 dafelbit; und brachte mit 18 Jahren zu Marfeille
rofefior ber Mathematik und Phyſik da⸗ eine große Oper zur Aufführung. Da:
ſelbſt, ſchrieb für die Sigungsberichte der nach wandte er ſich nach Italien, wo er
Liller Gefellichaft der Wiffenfchaften, deren zehn Jahre, zuleßt unter Paifiello, ein:
Mitglied er feit 1806 war, im 1.— 35. Band gehendeKonpofitionsftudien machte. 1796
eine er auf Muſik (Afuftif, Into— fam er nach Paris, erhielt von Duval
nation, Tonleitern ei bezüglicher Arbei⸗ ein Libretto, das er in acht Tagen in Muſik
ten von hohem willen Gaftlicen Wert. jeßte, jo daß wenige Wochen fpäter die
—— F — — der Dper in Szene ging; der Erfolg war ein
na eſten lebenden franz. Komponi— vortrefflicher, und D. hatte gewonnenes
ſten, geb. 1836 zu St. Kain du Spiel. In Schneller Folge brachte er fie:
Val —— wurde 1848 Schüler des ben weitere Opern und wurde bei ben
Pariſer Konſervatoriums (ſpeziell von Barijern fehr beliebt. Kirchenfompofitio:
Le Couppey, Bazin, Adam und eg nem 2c. blieben Danuffript.
1853 Aftompagnateur am Theätre lyri⸗ Dello(ital.), f.v.w.dilo(»von beme«).
aue und Organift der Kirche St. Jean et Delmotte (fpr. deimött), Henri Flo—
St. François. 1855 fam feine erfte ein- rent, geb. 1799 zu Mong, aeit. 9. März
200 Demancher — Demund.
1836 bafelbft als — Sohn ausgezeichnet, erfter Gelfift am Theater
des Schriftſtellers Philibert D., eifriger u Selancon und Gellolehrer am dortigen
Bibliophile, entdeckte in der Bibliothef zu onfervatorium. Bon feinen Kompojt-
Mon wichtiges biographifches Material tionen find die Kantaten: »Die erjten
über Orlando Laſſo, das nach feinem Tod Märtyrere (NRömerpreis) und »Hercula-
als »Notice biographique sur Roland nume aufgeführt worden, gebrudt jcheint
Delattre« (1836) herausgegeben u. 1837 nicht3 zu fein. — 2) Francois Marie,
von S. Dehn ing Deutjche überfegt wurde. Neffe des vorigen, geb. 3. März 1844 zu
Demancher (fran;., fpr. demangfäeh), Brüffel, ebenfalld am Brüfieler Konfer-
bedeutet in der technijchen Terminologie vatorium ausgebildet und mit dem erjten
der Streichinitrumente foviel wie aus Preis für Kontrapunft und Fuge und
einer Lage (Poſition) in die andre über: für Orgelfpiel ausgezeichnet, zuerjt Or⸗
gehen, mit der linfen Hand am Hals ganift am Beguinenflojter zu Brüfjel,
manche) des Inſtruments hinauf» oder jodann auf Fetis Empfehlung als Orga⸗
eruntergleiten. nift der Karlskirche nah Marfeille berus
Demantius, Chriſtoph, geb. 1567 zu fen, wo er 1872—75 Leiter ber Bopulär-
Reichenberg, 1596 Rantor in Zittau, 1607 konzerte war und 1875 Harmonieprofejlor
in gleicher Einenfchaft zu Freiberg i. ©., des Konſervatoriums wurde. 1876 kehrte
wo er 20. April 1643 jtarb. Bon feinen er nach Brüſſel zurüd ald Rapellmeifter
Kompofitionen find außer einer Anzahl des Nationaltheaterd. Als Komponift
firchlicher Werfe (Magnifikats, Tedeum, hat er fihnurin kleinern Werfen betbätigt.
Beipern, Mejien, Profen 20.) noch be= Demund (de Mund), 1) Francois,
fannt: »Weltliche Lieder« (1595); »Con- berühniter Gellovirtuofe, geb. 6.DFt. 1815
vivalium conventuum farrago« (ſechs⸗ = Brüffel, geft. 28. —— 1854 bafelbft;
ftimmige deutſche —— und Villa— ohn eine Muſiklehrers, Schüler von
nellen, 1609); zwei Teile »Neue teutſche Platel am Brüffeler Konfervatorium, er=
Liedere (161 ) »72 auserleſene liebliche * 1834, gleichzeitig mit Alexandre
Polniſcher und Teutfcher Art Tänze mit atta, den erſten Preis für Celloſpiel
und obne Tert 2c.« (1601); »Conviviorum und wurde bereits 1835 Hilfslehrer und
deliciae, newe liebliche Intraden und in demſelben Jahr, nach Platels Tod,
Aufzüge nebft Fünftlichen Galliarden und erſter Celloprofeſſor am Konſervatorium.
frölichen polniſchen Tänzen« (1609); Ein ungeordneter Lebenswandel bedrohte
»Threnodiaee (Begräbnisgefänge, 1611 aber ſchon nach wenigen Jahren ſein Ta—
u. 1620) und »Timpanum militare oder lent und feine Geſundheit. 1845 machte
24 Streit= und Triumphlieder« (fünfs bis er mit einer Sängerin längere Rongert-
zehnſtimmig, 1615) ſowie endlich eine reifen duch Deutichland, nahm 1848
»Isagoge artis musicae etc.« (»Rurke Stellung als Eellift am Föniglichen Thea=
Anlettung, recht und leicht fingen zu ler— ter zu London und lebte, Förperlich im:
nen, nebſt Erflärung ber griechifchen mer mebr heruntergefommen, feit 1853
MWörtlein, fo bei neuen Muficis im Ges wieber in Brüffel. Gebrudt wurbe von
brauch find«, 1605). ihm nur Op. 1: Phantaſie und Baria-
Demelius, Chriftian, geb. 1. April tionen über ruffiiche Themen.
1643 zu Schlettau bei Annaberg (Sad: 2) Erneſt, Sohn des vorigen, geb.
fen), aeft. 1. Nov. 1741 als Stadtfantor 21. Dez. 1840 zu Brüfjel, Schüler fein.
in Nordbaufen; komponierte Motetten Vaters und Servais’, reifte zuerft einige
und Arien (1700) und ſchrieb ein »Tiroci- Zeit in England, Schottland und Irland
nium musicum« (Elementarmuſiklehre, als Eellovirtuofe, ließ fi in London nie:
ohne Jahreszahl). der, fiebelte 1868 nadı Paris über, wo er
Demol (de Moſh), 1) Pierre, geb. am Maurinfchen Quartett mitwirfte, und
7. Nov. 1825 zu Brüffel, Schüler des wurde 1870 als erſter Celliſt in die Hof:
Brüſſeler Konfervatoriums, 1855 mit Tapelle zu Weimar berufen. Ein nervöfes
dem großen Römerpreis für Kompofition Handleiden verhinderte ihn mehrere Jahre
Denner — Destouches. 201
au der Ausübung feiner Künftlerfchaft, Desangierd (pr. däfofhieh), Marc
wurde jedoch gänzlich gehoben. D. bat Antoine, geb. 1742 zu Frejus, geft. 10
ich 1879 mit Carlotta Patti verheiratet. Sept. 1793 in Baris; mufifalifcher Au-
Denner, Johann Chriftopb, geb. todidaft, Fam 1774 nad) Paris und machte
13. Aug. 1655 zu Leipzig, geit. 20. April ih zuerft durch die Überfegung von
707; Sobn eines Horndrechslers, ber ancinis Werf über den Figuralgefang
bad nach Nürnberg überfiedelte, erwarb befannt (1776), brachte an verfchiebenen
ih eine große Geihidlichkeit in der An— Barifer atern (Opera, Theätre ita-
ettigung von Holzblaginftrumenten. Ber: lien, Feydeau ac.) Fleinere Opern zur
uche, die Konftruftion der Schalmei zu Aufführung, die durch Natürlichkeit an-
verbejiern, — ihn gegen 1700 zur fprachen. D. begeifterte fich für bie Revolu⸗
Erfindung der Klarinette, die he tion und feierte die Erftürmung der Ba:
bald —F Rolle eines Hauptinſtruments ftille in einer Feftfantate, »Hi6rodrame«
aller Orcheſter aufſchwang. Die von D. genannt. Er war befreundet mit Glud
begründete Juſtrumentenfabrik wurde und Sachini und komponierte für bie
nad feinem Tod von feinen Söhnen weiter⸗ Totenfeier des Ießtern ein Requiem.
geführt und gelangte zu großer Blüte. Desmarets (fpr. bämaräh), Henri, geb.
Deppe, Ludwig, geb. 7. Nov. 1828 zu 1662 zu Paris, geft. 7. Sept. 1741; Ram:
Alverdiffen (Lippe), 1849 in Hamburg mermufifer Qudwigs XIV., vermäblte ſich
Schüler von Marxſen, ſtudierte danach noch heimlich mit der Tochter eines höhern Be—
in Leipzig unter Lobe und ließ ſich 1860 amten und wurde auf Klage des Vaters
als Muſiklehrer in Hamburg nieder, be wegen Raub und Verführung zum Tod
gründete eine Gefangsafademie, die er bis verurteilt, floh aber nach Spanien und
1868 Ieitete, gab Konzerte und brachte wurde Rapellmeifter Philipps V., welche
agmeKompofitionen zu Gehör. Seit 1874 Stelle er des Klimas wegen nachher mit
Iebt er in Berlin. D. dirigierte bisher die ber eine Mufifintendanten des Herzogs
vom Grafen Hochberg (3. H. Franz) 1876 von Lothringen zu Lunäöville vertaujchte.
ins Leben gerufenen fchlefiichen Muſikfeſte. 1722 wurde fein Prozeß revidiert und die
Deprofie, Anton, Komponijt, geb. Ehe für gültig erflärt; er blieb indeſſen
18. Mai 1858 zu Münden, geft. 23 Juni in Luneville. Seine Dpern fanden einft
1878 in Berlin; bi3 1855 Schüler der großen Beifall. Eine Anzahl Motettenvon
föniglihen Mufikfchule dafelbit, banadı ihm find unter dem Namen Goupilliers,
noch Privatſchũler von Sturz und Herzog, des Verfailler Kapellmeiſters, erfchienen.
wurde 1861 als Klavierlehrer an der kö— Des Pres (ipr. däprä; Depres, De:
niglihen Muſikſchule —— ab in⸗ pre3), f. Iosquin.
deſſen dieſe Stelle ſchon 1864 — lebte Defloff, Felix Otto, geb. 14. Jan.
inige Zeit in Frankfurt, ſodann als Leh- 1835 zu Leipzig, Schüler des a.
rer an einem Muſikinſtitut zu Koburg, das Konfervatoriums, fpeziell von Moſcheles,
aber 1868 einging. 1871 zog er wieber ik und Rieß, war 1854 — 60
nah München und 1875 nad Berlin. beaterfapellmeifter zu Chemnitz, Alten:
Bon feinen Werken ift daß bedeutendite burg, Düſſeldorſ, Aachen, Magdeburg,
und befanntejte das Oratorium »Die Sal: 1 75 Hofovernkapellmeifter in Wien,
bung Davids«; außerdem veröffentlichte Lebrer am Konfervatorium der Gejell:
a befonderd Lieder, Klavierftüde (Op. 17, haft ber Mufikfreunde und Dirigent der
temantifche Etüden); einige Opern find philharmoniſchen —— Seit 1875
Nanuffript geblieben. iſt erHofkapellmeiſter in Karlsruhe. D.
Deren, f. Deering. veröffentlichte einige Kammermuſikwerke
Des, dad durch b erniebriate D. Des (Klavierſonate, «Quartett, «Quintett 2c.).
dur-Afford — des -f- as; Des moll- Dessus( franz., fpr. d'ſſü,⸗ oben«), ſ. v.w.
Aftord — des - fes- as. Des dur- Ton: Oberſtimme, Diskant, Sopran, daher auch
art, 5 h vorgezeichnet; Des moll-Tonart, ein älterer Name der Violine (D. de viole).
6b umd 1 bb vorgezeichnet. S. Tonart. Destouches (ſpr. dätũſch)j, 1) Andre
202 Destra — Dezime.
Gardinal, DOpernfomponift, aeb. 1672 ſchafften, 1865 ala Konzertmeifter zu Düf:
zu Paris, geft. 1749 dafelbft; 1713 — 31 jeldorf angejtellt, ging von dort als erjter
föniglicher Obermufifintendant und Ge: Celliſt in die Hoffapelle zu Weimar und
neralinfpeftor der Oper, hatte den meijten wurde nach wenigen Monaten als Fönig:
Erfolg mit »Iss&«, welche Oper er ohne licher Konzertmeifter, Solocelliit und Lich:
theoretische Kenntniſſeſchrieb; ſpäter, als er rer an die Hochfchule nach Berlin berufen.
mehr gelernt hatte, fehlte e8 ihm an guten 1877 gab er dieſe Stellung auf und un:
Gedanken, und feine Erfolge verfchlechter: ternahm neue Konzerttouren, verlegte ſei⸗
ten fi. Doc fchäßte ihn Ludwig XIV. nen Wohnſitz zunähft nah Wiesbaden,
ſehr hoch und erflärte ihn für den einzigen, 1881 aber nad —— Seine Oper
der ihn Lully vergeſſen laſſe —2) Franz »Die Albigenfer« wurde 1878 mit gutem
Serapb von, Dpernfomponift, 2 weis zu Wiesbaden aufgeführt.
re 1772 zu Mündyen, geft. 10. De. Detonieren, den Ton berunterzieben,
1844 daſelbſt; Schüler J. Haydns in einer ber verbreitetften Fehler mangelbaft
Wien, ward 1797 Mufikdireftor in Erlan- gebilbeter Sänger. Das D. ift gemöhn-
gen, 1799 Konzertmeifter zu Wien, 1810 lich die Folge einer gewiffen natürlichen
Brofefior der Miufiftheorie in Landshut, Trägbeit, in welchem Fall e8 leicht zu
1826 Rapellmeifter zu Homburg und lebte befeitigen iſt; fchlimmer ift e8, wenn
jeit 1842 zurüdgezogen in Münden. D. mangelbaftes mufitalifche® Gehör Urſache
fomponierte eine Oper: »Die Thomas- unreiner Intonation ift. Daßacappella-
ichlachte (1791, Tert von feinem Bruber Chöre leicht herunterfommen, d. b. tiefer
Joſeph), eine Operette: »Das Mißver: —— als ſie angefangen haben, iſt in
ſtändnis«, und (fein letztes Werf) eine er Regel die Folge des Detonierens. Die
fomifhe Oper: »Der Zeufel und ber wechſelnden akuſtiſchen Verhältniſſe der
Schneidere (Text von feinem Neffen Töne, welche in neuerer Zeit öfter dafür
Ulrich v. D.), viele Schaufpielmufifen verantwortlich gemacht werben, müßten
zu Schillerd »Tell«, »Jungfrau von Or- ebenfo oft Urfache des Hinauffommens
leans«, »MWallenfteind Lager«, »Braut werben, was indes ein äußerſt feltener
von Meffina«, Werners »Wanba«, Koke- * und meiſt Folge abſichtlichen Trei—
bues »Huffiten vor Naumburg« xc. Im ens einzelner Sänger iſt.
Drud erfchienen einige Klavierfonaten, Deutörus(Authentusd.), ſ.Mirchentöne
Phantaſien, Variationen xc. für Klavier, Deutſche Tabulatur, ſ. Tabulatur 2).
ein Klavierfongert, ein Trio ꝛc. Deutz, ſ. Magnus.
Destra (ital.), rechte (Hand). Devienne (ſpr. döwjenn), Francois,
Desvigneß (ipr. bäwinj), Victor Fran⸗ geb. 1759 zu Joinville (Haute-Marne),
goiß, geb. 5. Juni 1805 zu Trier, geft. get. 5. Sept. 1803 im Jrrenbaus zu
30. Dez. 1853 in Meg; war lange Jahre Eharenton; PVirtuofe ag ber Flöte und
Kapellmeifter an Operettentheatern ver- dem Fagott, Mitglied der fit der
ſchiedener franzöfifher Provinzialftädte Schweizergarden zu Paris, 1788 im Or:
und begründete 1835 zu Metz ein Konfer: heiter des Theätre de Monfieur, fpäter
vatorium, daß jchnell zu folcher Blüte ges Profeffor am Konfervatorium, bei der Re-
langte, daß es 1841 als Suffurfale des form 1802 vpenfioniert. Scrieb neun
Barifer Konfervatoriumd vom Staat Opern, viele Ronzertanten für Blasinftru:
übernommen wurde, Er bat eine Anzahl mente mit Orcheiter, Flöten= und Fagott:
Kammermufitwerfe, auch kirchliche höre fonzerte, Quartette, Triod und Sonaten
herausgegeben, und viele größere Werke, für Blas- und Streidhinftrumente, zwölf
auch zwei Opern, blieben Manuffript. Suiten für 8, reip. 12 Blasinftrument:
Deiwert (de Swert), Jules, geb. und eine große Flötenfchule (1795).
15. Aug. 1843 zu Löwen, Schüler von Dextra (lat.), rechte (Hand).
Servais in Brüſſel, bedeutender Biolon: Dezem (Dez), ſ. Decima,
cellvirtuofe,wurde nach mehrjährigenKons Dizime (lat. decima sc. vox), dic
serttouren, bie ihm einen großen Ruf vers zehnte Stufe der biatonifchen Tonleiter,
Di — Dibdin. 203

welhe ebenfo heit wie bie dritte ©. ralle[bewegung in Quarten oder Duinten
Intervall bie nur in gewiſſen Ausnahmefällen durch
Di (itaf.) bezeichnet, wie das frangd- Terzen, Sekunden und Einflänge unter:
de, ben Genitiv; tempo dimarcia, brochen wurde.
Marichtempo. Diaſchiſsma (ipr. vch⸗), ſ. Shisma.
Diabelli, Antonio, geb.6. Sept. 1781 Diaſtema, der griech. Ausdruck für
zu Mattjee beiSalgbur ‚geft. 7.April1858 Intervall.
inWien ; erhielt die erjte mufifalifche Bil: Diatefſüron, griech. Name ber Quarte.
dung als Chorknabe im Klofter Michael- Diatõ niſch (griech.) heißt eine Tonfolge
beurn und fpäter in der Domfapelle zu im Gegenſatz zur chromatiſchen und en—
Salzburg, jtudierte auf der Lateinfchule harmoniſchen, wenn ſie ſich überwiegend
in München und trat 1800 in das Kloſter durch Ganztonſchritte bewegt. Das an:
Raichenhaslach. Seine Kompofitionsar- tife diatonifche Tetrachord (e, f, g, a)
beit überwachte Michael Haydn. Als 1803 beftand aus einem Halbton und zwei
die Klöfter in Bayern fäfularifiert wur: Ganztönen, das chromatiſche (e, f. fis, a)
ven, ging er nad Wien, wo er zuerft als aus zwei Halbtönen und einer kleinen
Klavier= und Guitarrelebrer Iebte, [4 Terz, dad enharmonifche (e, eis, f, a) aus
dann mit dem Mufitverleger Cappi aſſo⸗ wei Vierteltönen und einer großen Terz.
aierte und 1824 das Big ar ai für In unferm modernen Tonſyſtem ift ber
eigne Rechnung übernahm (D. u. Komp.). Begriff d. an die Örundjkala(f.d.) ges
1554 verfaufte er feinen Berlag an E. 4. bunden, d. h. diatoniſch find die Ganzton⸗
Spina. D. war ein ———— leicht oder Halbtonfortfchreitungen von einem
ſchreibender Komponiſt, von deſſen Wer: Ton zu einem andern ber Grunbjfala,
fen jedoch nur die inſtruktiven Klavier: reſp. von oder zu einem Durch # ober b ac.
jachen (Sonatinen, vierhändige Sona= abgeleiteten; chromatiſch find die über:
tem 2c.) fi dauernd behauptet haben, gänge von einem Ton zu einem auf berfel:
während feine Opern, Mejien, Rantaten, ben Stufe der Grundjfala befindlichen und
Kammermuſiken ꝛc. nur ephemere Beach: buch, p ac. unterfchiedenen ;enharmonifch
tung fanden. D. war der Hauptverleger verfchieden find endlich Töne, die von zwei
Schuberts, dem er schlechte Honorare zahlte benachbarten oder eine Terz entfernten
und obendrein Bielfchreiberei vorwarf. Tönender Grunbfkala abgeleitet find, aber
Diapäson, 1) griech. Name der Of- der Tonhöhe nach annähernd zufammen:-
tave. —2) Bei den Franzoſen in übertra= fallen und im 12ftufigen, gleichſchwebend
genem Sinn Ausdrud für die Menjur temperierten Syſtem identifiziert werben:
der Inſtrumente, z. B. bei Flöten, Oboen ac. — —
die —— Entfernungsbeſtimmung der
Tonlöcher; D. normal, die Normaloftave
binfichtlich der abfoluten Tonhöhe; daher Dietomifd) gromaiſh A
bebeutet D. auch ohne Zuſatz die Stim—
mung, Kammerton, Parifer Stim: Diaulos, doppelter Aulos (f. d.), zwei
mung und wird jogar jchließlich für die im ſpitzen Winkel zuſammenlaufende Au⸗
Stimmgabel gebraudt.— 3) Im Eng: losröhren, die mit einem gemeinſamen
liſchen bedeutet Open d. ald Name einer Mundſtück angeblaſen wurden. Weiter
Orgelftimme unfer Brinzipal, Stopped wiſſen wir nichts darüber.
d. — Gedadt. Dibdin, Charles, geb. 15. März
Diapente griech. Name der Quinte. 1745 zu Southampton, geft. 25. Juli
Diapho I) griech. Ausdruck für 1814 in London; war — Dpernfänger
Diffonanz, der Gegenſatz von Sympho- am Goventgarben= und Drurylanethea⸗
nia (Konſonanz). — 2) Im frühern Mit: ter zu London und Fomponierte fpäter eine
tefalter (9.— 12. Jahrh.) ift D. identisch ſehr große Anzahl (70) Opern und andre
mitOrganum (f. v.), d.h. dieprimitivfte dramatifhe Mufitwerke, zumeift heitern
Art der Mebrftimmigfeit, fortgefeßte Ba- Genres, für deren Mehrzahl er auch bie
204 Didymos — Dieter.
Terte dbichtete. Das Projekt einer Reife pro defunctis (f. Sequenz), beren Verfafjer
nach Indienveranlaßteihnzueinergroßen nicht befannt ift; das D. bildet jeßt den
KRonzerttour durch England, um das nö= zweiten Teil des Requiems (Totenmeſſe)
tige Geld aufzutreiben; die Eindrüde dies und gibt dem Tonſetzer Gelegenheit zu
jer Tour Iegte er nieber in dem Bud) großartiger Tonmalerei (vgl. das gewal⸗
»The musical tour of Mr. D.« (1788). tige D. in Berlioz' Requiem).
Die indifche Reife gab er übrigens jchließ- Diefis (griech.; ital. Didsi, franz.
(ih wieder auf. 1796 erbaute er ein eig— Dieze, Diese, fpr. diähf"), ſ. v.
w. Kreuz £
nes Fleines Theater auf bem Leicefterplag, Pythagoras nannte D. den überſchuß der
da3 er 1805 verkaufte. In feinen alten Quarte über zwei Ganztöne, d. b. deu
Tagen eröffnete er noch zu feinem Lebens: nachmals Limma genannten Pythagorei⸗
unterbalt eine Mufikichule, die aber aus ſchen Halbton 256:243; ſodann erbiel-
Mangel an Schülern bald wieder einging. ten bie Pykna (Kleinen Intervalle) des
Er ftarb in dbürftigen Verbältnijien. D. enharmonifchen Gefchleht3 den Namen
ichrieb noch eine Anzahl »Table-enter- D. Das 15. Jahrh. machte mit feinen
tainments« (Sologejangizenen), eine Ele⸗ bumaniftifchen Bejtrebungen auch bie
mentarmufiffebre(»Musicepitomished«) läugſt erftorbene antife Muſiktheorie wie:
und eine »Geſchichte berengliichen Bühne« ber lebendig, natürlich auf feine Art.
(179,5 Bbe.). Die D. Iebte als Vierteldton wieder auf,
Didymos, griech. Grammatifer, geb. und man verfuchte hinter das Geheim—
63 v. Chr. zu Alexandria, hat außer vie nis ber Wunderwirkung der antifen Du:
fen nihtmufifalifchen Schriften ein Werk fif zu fommen durch Einführung viel:
über Harmonif gefchrieben, das wir in— facher ge aeg nah mit Hilfe
des nur aus Auszügen bei Porphyrios der D., fonjtruierte Inftrumente mit be-
und Gitaten bei Ptolemäos Fennen. Die fondern Taften für die Viertelätöne ꝛc.
Tetrachordenteilungen des D. find: ALS der Wahn verraujcht war, blieb ber
biatonifch 2 2: (.-2.:hede), Name D. für das f "Ganz falſch ift je
doch die Annahme, daß das & jelbft aus
chromatiſch Bi :G-®.:heeise), diefer Zeit famme. Das # findet fich viel-
mebr in feiner heutigen Geftalt und Be:
enbarmonifch = . 3. (. B.: hXCG). beutung Schon im 13. Jahrh.; es hieß aber
Pol. dazu die Tabelle unter Tonbeſtimmung ohne Unterichied B quadratum, wenn es
Faſt fcheint e8, daß D. die Bedeutung der ein vorausgegangenes p auflöjte (Auflö-
Terz 5:4 abnte, ba er fie in allen brei ſungszeichen), und wenn 3 einen Stanm-
Klanggefchlechtern fefihält (ce e). Mit ton erhöhte. Das 15. Jahrh. brachte nur
Rechk heißt der Unterjchied des großen ben Namen D. auf für das $ in der Be
deutung des Erhöhungszeicheng, während
und Meinen Ganztong G: ;) nad ihm dasſelbe als Auflöfungszeichen (M) den
das didymiſche (jonit aud das ſynto— Namen b quadratum (Quadrat h, fran;.
nische) Komma (81:80). böcarre) behielt, Die ftrenge Unterſchei⸗
Diener, Franz, vortrefflicher Opern: dung ber Geftalt für beide Bedeutungen
jänger (Heldentenor), geb. 19. Febr. 1849 ift noch nicht 200 Zahre alt.
su Deſſau, geft. 15. Mai 1879 bafelbit; Dieter (Dietter), Chriftian Lud—
war zuerft Biolinift im Defjauer Hof: wig, Biolinift, geb. 13. Juni 1757 zu
— und ſpäterhin am Luiſenſtädti— Ludwigsburg, geit. 1822 als Rammer-
ſchen Theater in Berlin, auf dem er auch muſiker in Stuttgart; ſchrieb für Stutt:
zuerſt als Sänger debütierte. D. war als art die Lieberfpiele: »Der Schulze im
erſter Tenoriſt engagiert zu Köln (1872— orfe, »Der Irrwilche, »Das Frei—
1873), Berlin, Nürnberg, wieder in Köln fchießene«, »DerRefrutenausbub«,»GTüd-
(1876), Hamburg, Dresden (1878). lich zufammengelogen«e, »Die Dorfdepn:
Diesirae (lat ), die Sequenz ber Missa tiertene, »Der Luftballon«, »Elifindee,
Dietger — Dilliger. 205

die fomifchen Opern: »Belmont und Auszeihnung zu nennen. Sein neueſtes


KRonitanzee, » Des Teufel? Luftichloße und Werfiftdiedreiaftige Dper»Robin Hood«.
Die große Oper »Laura Rofettie. Seine etter, ſ. Dieter.
Piolin=, Horn:, Flöten, Oboen-⸗, Fagott: Dieupart (pr. djöpahr), Charles,
Eonzerte, Biolinfoli, Konzertanten für franz. Klavierſpieler und Komponiſt, ging
Flöten, für Oboen xc. blieben Manuffript. 1707 nach London, fungierte unter Hän—
Dietger, f. Theogerus.8 del als Cembaliſt der Oper und ſtarb
Dietri, 1) Sirtus (au Diete— 1740 in dürftigen Verhältniſſen. Von
rich, Xiftus Theodoricuß), deutjcher ihm exiſtieren: »Six suites de clavecin
Kontrapunktiſt des 16. Jahrh., angeb= |... mises en concert pour un violon
ih zwifchen 1490 und 1495 zu Augs⸗ et une flüte, avec basse de viole et un
burg geboren und 21. DM. 1548 in St. archiluth«.
Gallen geftorben; ftudierte zu Freiburg Diez, Sophie, geborne Hartmann,
und lebte in Konjtanz. Bon feinen Wer: vortrefflihe Bühnenfängerin (Sopran),
fen ift in Separataußgabe bisher nur geb. 1. Sept. 1820 zu Münden, Schüle:
em Buch Magnififats (1535) und ein rin von %. Lachner, war 1837 —78 an
Buch Antiphonen (1541) aufgefunden. ber Münchener Hofoper engagiert, 1841
Einzelne Motetten, Lieber xc. befinden fi vermäblt mit bem Tenoriften Friedrich D.
in verfchiebenen Sammelwerfen beutfcher (1837 — 49 am Münchener Hoftheater
Druder zwifchen 1538 und 1545. — 2) |und 309 fih 1878 von der Bühne zurüd.
Albert Hermann, nambafter Kom: Ditzeugmänon, j. Griechiſche Muftt 1).
ponift unjrer Perg— 28. Aug. 1829 Differenzen lat. Differentiae tono-
in dem Forftba olf bei Meißen ala rum) hießen im regorianifchen Pſalmen⸗
Sohn eines Oberforftmeifterd, abjolvierte gefang des Mittelalters die verfchiedenen
die Kreuzſchule in Dresden und erhielt möglichen Arten ber Schlüffe (Tropen) des
ben eriten theoretifchen Unterricht bafelbft Seculorum amen, je nachdem im dieſen
von Julius Otto, fette feine Muſikſtu— ober Ni Ton übergeleitet werben follte.
bien 1847 —51 zu Leipzig unter Rick Dilettant — franz. Ama-
und Mojcheles fort und Anake zugleich teur), in bezug auf die Vꝛufit der Ge⸗
die Univerfität. 1851 ging er zu Robert geniob zum Berufömufifer. Das Wort
Schumann nad Düffeldorf und weilte . hatte früber durchaus nicht ben Bei-
als treuer Schüler bei ihm bis zum Aus: gefhmad von Geringſchätzigkeit, den man
bruch von defien Gemütskrankheit (1854). jetzt damit verbindet. Boccherini wid—
Ron 1855 an befleidete er die Stelle des mete 1768 ſeine erſten Streichquartette
Dirigenten der Abonnementskonzerte zu »den rechten Dilettanten und Kennern⸗
Bonn (feit 1859 als ftädtifcher Muf: (»ai veri dilettanti e cognoscitgri di
bireftor), biö er 1861 die Berufung in musica«). Der Gefchmad der Dilettan-
feine jenige Stellung ala Hoffapellmeis ten war nicht immer ſo durchſchnittlich
fter in Oldenburg erhielt. D. ift ein fin- ſchlecht und auf feichte, füßliche Eintags:
niger Komponift und ficher einer der be- muſik gerichtet wie heute, beſonders fand
deutendften Schüler Schumanns. Seine die Rammermufif mehr als heute Pflege
D moll- Sumphonie Op. 20 ift ein weit in den Häufern von Nichtberufsmuſikern,
bekanutes und beliebtes Wßerf,feine Ouver⸗ es wurde ernſthafter mufiziert und wohl
türe »Normannenfahrt«e, die Chorwerfe auch befjer gefpielt als heute. Heute ver:
mit Orchefter: »Morgenhumne«, »Rheinz |fteht man leider unter Dilettantismus
morgene und »Altchriftlicher Bittgefang« eine oberflächliche und manierierte Kunft-
baben namhafte Erfolge erzielt; desglei⸗ übung ſowohl auf dem Gebiet ber Aus-
hen find fein Violinkonzert, Gellofon- führung als auch der Kompofition. Ein
ert, jeine Klaviertrioß, Gellofonate, vier⸗ D. ift, wer nicht? Rechtes gelernt hat;
ändige Klavierfonate, feine Romanze es iſt Ehrenfache der Dilettanten, ibren
ür Horn mit Orchefter, ferner Lieber, Namen wieder ehrlicher zu machen.
Duette, Chorlieder, Klavierjtüde mit Dilliger, Johann, geb. 1590 zu Eis—
206 Diluendo — Dirigieren.
feld, geft. 1647 als Diafonus in Koburg; Dirigieren (lat.), ein Orcheiter ober
gab 1612 —42 kirchliche Kompofitionen einen Chor, eine Opernaufführung ꝛc. lei⸗
heraus (»Prodromi triciniorum sacro- ten. Gin mufifalifches KRunftwerf kann
rum«; »Medulla ex psalmo LXVII. innerhalb des Rahmens der vom Kom—
deprompta et harmonica 6 voc.«; poniften genebenen Vorjchriften in ver:
»Exercitatio musica I, continens XIII jchiebenjter Weife vorgetragen werben, je
selectissimos concentus musicos vario- nad der Auffaffung des Interpreten. Bei
rum autorum cum basso generali«; Aufführung einer Oper, Symphonie xc.
»Trauerlied auf den Tod eines Kindes«, ift aber nicht ein Einzelner, ſondern eine
mit vier Stimmen; »Geſpräch Dr. Lu: größere Anzahl zugleich thätig, deren inbi-
therö und eines franfen Studioſi«, vier: viduelle Auffaſſung jich einer gemeinfamen
jtimmig; »Musica votiva«; »Musica unterordnen muß; ber eigentliche vortra=
christians cordialis domestica«; »Mu- gende Künftler ift dann eben der Diri-
sica concertativa« oder »Schaßfämmer: ent. Die Mittel, durch welche derjelbe
lein neuer geiftlicher auserlefener Kon— A Auffaffung zur Geltung bringen
jerte« ;»Jeremias poenitentiarius« :c.). fann, find ſehr befchränfte, wenigitens
Diluendo (ital.), »erlöjchend«, wie während der eigentlichen Aufführung; in
morendo.