Lichtigfeld – Schule
Grundkurs Geschichte Q2
Herr Hartenfeller
Vorwort…………………………………………………………………….1
Fazit………………………………………………………………………...8
Eigenständigkeitserklärung……………………………………………….10
Vorwort
„Deutsche Physik“ – dieser Begriff könnte doch durchaus Verwirrung auslösen. Bedeutet es
einfach nur Physik, die von Deutschen kommt? Warum sollte man diese Differenzierung
machen?
In dieser Hausarbeit sollte ursprünglich lediglich ein allgemeiner Überblick über die Art
entstehen, wie Wissenschaft im dritten Reich betrieben wurde.
Jedoch drängte sich mir während meiner Recherche auf, wie unsinnig diese Idee in ihrem
Ganzen ist.
Bei „deutscher Physik“ handelt es sich nicht einfach um physikalische Entdeckungen
Deutscher. Es geht viel weiter. Die Entdeckungen selbst seien „deutsch“ und andere Völker
hätten andere Entdeckungen. Eine völlig andere Art der Physik.
Wissenschaft solle eine „rassisch“ und „blutbedingte“1 Sache sein.
Dass im NS rassistische Propaganda alltäglich war, ist bekannt. Wenn man eine rassistische
Politik betreiben möchte, ist es nachvollziehbar Biologie oder Geschichte entsprechend
anpassen zu lassen, sodass diese die Politik unterstützen.
Genau hier ist mir ein wichtiger Unterschied zwischen dem NS und anderen Regimen
aufgefallen. Diesen zu überprüfen ist mir nun ebenfalls ein Anliegen in dieser Hausarbeit.
Uns ist es allgemeinhin bekannt, dass Wissenschaft und Politik zwei verschiedene Dinge sind,
die jedoch korrelieren. In der Wissenschaft, bzw. genauer Naturwissenschaft werden
natürliche Begebenheiten untersucht und zu Erkenntnissen zusammengetragen.
Bei solchen Dingen können dann etwas wie Klimawandel oder Corona als eine Pandemie
Erkenntnisse sein. Nach diesen richtet sich nun die Politik. Sei es durch CO 2-Steuer oder
Maskenpflicht.
In anderen totalitären Staaten mag es sein, dass gewisse Erkenntnisse totgeschwiegen oder gar
verboten werden. Im Nationalsozialismus scheint jedoch beides nicht ganz zutreffend zu sein.
Worin er sich von anderen Regimen der Weltgeschichte unterscheidet, werde ich ebenfalls in
dieser Arbeit versuchen herauszuarbeiten.
1
Der Nationalsozialismus: Dokumente 1933-45 / Hrsg. Walther Hofer – Frankfurt: Fischer, 1957 [52]: „Der Rassegedanke in
der Wissenschaft“ – Schrift von Prof. Philipp Lenard; Z. 8
1
Kapitel 1 – Wissenschaft im Nationalsozialismus
Forschung und Wissenschaft hatten einen durchaus besonderen Stand im Nationalsozialismus.
Die propagandistische und pseudowissenschaftliche Deutung der Nationalsozialisten in
Zweigen wie Biologie und Anthropologie ist den meisten heutzutage vertraut.
Studien, welche die Rassenlehre belegen sollten und eine Diskriminierung gegenüber Juden
und anderen Gruppen legitimiert. Das war Ziel der Nationalsozialsten in Sachen Biologie und
auch Geschichte. Teilweise wurde dies aus tatsächlicher Überzeugung betrieben, teils aus
reiner Propaganda. So war die Rassentheorie der Nationalsozialisten, welche die „arische
Rasse“ als höhergestellt als beispielsweise die slawische Rasse sah, ein perfekter Anlass für
der Angriff auf die Sowjetunion.2
Wenn man über Legitimation von Verbrechen der Nationalsozialsten im Namen der
Rassentheorie spricht, ist natürlich der Holocaust das wahrscheinlich größte Thema, wo dies
zu beobachten ist.
So sind die Judenverfolgung und Vernichtung an sich ein rassistisch-motiviertes Verbrechen.
Allerdings wurde Wissenschaft nicht nur als Propaganda betrieben, sondern auch für
tatsächliche Erkenntnisse, die dem Regime helfen konnte.
Natürlich sind hier die inhumanen Menschenversuche an KZ-Häftlingen zu nennen, welche
für medizinische Erkenntnisse durchgeführt wurden. Im Namen der Medizin wurden so
beispielsweise mit Sterilisationsmethoden experimentiert, Infektionskrankheiten erforscht
oder Erkenntnisse gesucht, die militärischen Vorteil haben können.3
Man kann also sagen, dass das nationalsozialistische Regime als wissenschaftsfeindlich zu
bezeichnen falsch wäre.4 Die Forschung war ein eigener Bereich im NS, dem viel
Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der Staat nutzte die Wissenschaft, als Instrument für
sowohl Ideologie, aber sehr präsent auch für die Kriegsführung.5
2
Vgl. Informationen zur politischen Bildung: Nationalsozialismus II Nr. 266/2000; Herausgeber Bundeszentrale für
politische Bildung; S.54, Ausschnitt aus Hitlers Rede: „[…] Es ist der alte Kampf der Germanen gegen das Slawentum[…]
3
Vgl. https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/nazi-medical-experiments
4
vgl. Tagesspiegel (tagesspiegel.de) – Online-Artikel: Im Dienst des ‚Dritten Reichs‘: („Das NS-Regime also war keineswegs
grundsätzlich wissenschaftsfeindlich – konnte es nicht sein“)
5
vgl. Tagesspiegel (tagesspiegel.de) – Online-Artikel: Im Dienst des ‚Dritten Reichs‘: („Darunter waren etwa […] Legierungen
für den Flugzeugbau […]“)
2
Die Waffenforschung ist selbstverständlich einer der wichtigsten Punkte, wenn man über
Forschung im NS spricht. Von neuen Super-Panzern oder der V-Raketenserie als
„Wunderwaffen“ spricht das Regime gerade am Ende des Krieges.6
Doch das wichtigste Waffenprojekt, was vielleicht wirklich eine Wunderwaffe hätte erzeugen
können war durch nicht genügend Investition nie erfolgreich.
Das deutsche Uranprojekt, war das Projekt zur militärischen Nutzung von Kernspaltung. Mit
anderen Worten, eben das was den USA Ende des Krieges gelang, die Produktion einer
Atombombe. Auf dieses wird später noch ausführlich eingegangen werden.
Doch hier haben wir einen Bereich, bei dem die Physik eine riesige Rolle spielte. Dies dürfte
wahrscheinlich das Projekt sein, an dem man am besten sehen kann, wie der NS auch die
Physik instrumentalisierte. So bildeten die Spitze des Uranprojekts der auch international
renommierte Nobelpreisträger Werner Heisenberg.
Nachdem nun ein Überblick über die Art, die Ziele und die Bereiche der Wissenschaft und
Forschung im NS gegeben ist, wird sich das nächste Kapitel den Einflüssen auf die Physik
widmen und wie diese sich unter der NS-Diktatur verhielt.
9
Vorwort. In: Philipp Lenard: Deutsche Physik. Folgezitat zu obiger Quelle: „Naturforschung […] hat kein Volk überhaupt je
begonnen, ohne auf dem Nährboden schon vorhandener Eigenschaften von Ariern zu fußen“
10
Der Nationalsozialismus: Dokumente 1933-45 / Hrsg. Walther Hofer – Frankfurt: Fischer, 1957 [52]: „Der Rassegedanke in
der Wissenschaft“ – Schrift von Prof. Philipp Lenard
11
Der Nationalsozialismus: Dokumente 1933-45 / Hrsg. Walther Hofer – Frankfurt: Fischer, 1957 [52]: „Der Rassegedanke in
der Wissenschaft“ – Schrift von Prof. Stark – Z.24
12
Vgl. Der Nationalsozialismus: Dokumente 1933-45 / Hrsg. Walther Hofer – Frankfurt: Fischer, 1957 [52]: „Der
Rassegedanke in der Wissenschaft“ – Schrift von Prof. Stark – Z.8ff
12
4
Volk aufgrund der speziellen Veranlagung jeder Person eines Volkes auch eine andere Art der
Wissenschaft hätte.13
Diese beiden Schriften fassen die rassistische Idee dieser „deutschen Physik“ gut zusammen.
Im Klartext: Wissenschaft ist nicht international, sondern hat eine völkische Eigenart. Jede
Nation und jede Rasse haben eine eigene Art Wissenschaft zu betreiben. Die Wissenschaftler
sollten ihrer Nation treu sein und für den Vorteil dieser arbeiten.
Dies passt sehr gut in die beiden Arten, wie Wissenschaft im NS betrieben wurde. Wie in
Kapitel Eins aufgestellt, war Wissenschaft meist entweder aus propagandistischen Gründen
nationalsozialistisch betrieben oder um Vorteile für den Staat zu sichern.
In der Physik haben wir beides, einmal die Verbreitung der Rassenlehre, welche im dritten
Reich in beinahe jedem Bereich der Gesellschaft Einzug fand, um die Menschen von der
Politik zu überzeugen. Allerdings haben wir, wenn wir über die Physik sprechen auch den
Hintergrund tatsächlicher Forschungserkenntnisse vor allem zur Waffenentwicklung.
Die Besonderheit in der Art, wie die Nationalsozialisten die Kontrolle über die Wissenschaft
übernahmen lag also genau dort, wo auch die Besonderheiten in den meisten anderen
Bereichen zu dieser Zeit lag.
Das Absolutum des NS. Von der Macht des Regimes, über den Charakter der
Massenvernichtung, die Gleichschaltung der Gesellschaft und besonders erkenntlich durch
das Ausrufen eines „totalen Krieges“. Alles geschah in einem absoluten Ausmaß, wie es
selten in der Geschichte zu finden ist.
18
Vgl. Max-Planck-Gesellschaft: https://www.mpg.de/945731/34_event24-1937
a
6
Besonders, wie oben erläutert, auch in der Wissenschaft. Wenn man eine „rassische“
Wissenschaft betreibt, muss diese alle Bereiche betreffen, selbst eine doch eigentlich
objektive Physik.
Eng verbunden mit dieser Totalität ist auch die Auffälligkeit, auf die bereits im Vorwort
verwiesen wurde.
Das NS-Regime hat nicht einfach nur Wissenschaft verboten, welche ihnen nicht gefiel,
sondern eine eigene Form der Wissenschaft entwickelt.
Es reicht nicht, wie die Kirche gewisse Weltbilder zu verbieten. Es wurde in jedem Zweig
eine eigene Ideologie geschaffen. In Biologie und Anthropologie, aber eben auch Geschichte.
Die Wissenschaft beeinflusste nicht mehr die Politik. Die Politik beeinflusste die
Wissenschaft. Die politische Ideologie sorgte für eine eigene „Art“ der Wissenschaft, der
durchaus auch Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Hier passen auch die Quellen von Stark und Lenard, welche die Wissenschaft mit Kunst
vergleichen. Der starke Nationen- und Rassengedanke des NS war überall anwesend.
Fazit
Um auf das Vorwort zurückzukommen. Das besondere an dem NS-Regime ist eben dieser
Umstand, dass die Politik des NS nicht nur darin bestand einzuschränken, sondern selbst eine
Form der Wissenschaft schaffen wollte.
7
Die Gründe hier lagen, nach allem was die Recherche gezeigt hat, einmal in Propaganda,
manchmal in tatsächlicher Überzeugung oder auch in dem Wunsch nach tatsächlichen
Erkenntnissen. Wichtig ist auch festzuhalten, dass den NS als wissenschaftsfeindlich
darzustellen nach allem was diese Arbeit ergeben hat, nicht ganz richtig ist.
Der NS war kontrollierend was die Wissenschaft angeht, da die Politik – wie festgestellt –
direkt die Wissenschaft beeinflusste. Allerdings nicht gänzlich feindlich.
Auch, dass ein Uranprojekt unterstützt wird, zumindest anfänglich, ist ein Zeichen dafür, dass
die Nationalsozialisten auch manche Ideologien zeitweise aussetzten, um reale Fortschritte zu
erlangen. Dies ist bezeichnend dafür, dass die Ideologie des NS-Regimes eigentlich auch
nicht so fest und strikt war, wie man es vielleicht denken würde.
Man könnte zu dem Schluss kommen, dass auch die Ideologie nur ein Mittel zum Ziel war, da
diese wie beispielsweise beim Uranprojekt nicht mehr beachtet wurde, solange dieses
erfolgsversprechend war. Dies soll allerdings ein anderes Thema sein, dass zu einem anderen
Zeitpunkt bearbeitet werden kann.
8
- Der Nationalsozialismus: Dokumente 1933-45 / Hrsg. Walther Hofer – Frankfurt: Fischer,
1957 [52]: „Der Rassegedanke in der Wissenschaft“ – Schrift von Prof. Stark
- Vorwort aus: „Deutsche Physik“, 1938, Philip Lenard
Sekundärliteratur
- Reid Hilbert, Springer Verlag 1996
- Informationen zur politischen Bildung: Nationalsozialismus II Nr. 266/2000; Herausgeber
Bundeszentrale für politische Bildung
- Übersichten zum deutschen Uranprojekt – Kernenergieforschung in Deutschland von 1939 bis
1945
- Das Zeitalter der Unschärfe – Die glänzenden und die dunklen Jahre der Physik 1895-1945,
Tobias Hürter, Hrsg. Klett Verlag
Internetquellen
- Artikel des „Tagesspiegel“, 19.09.2007: „Im Dienst des ‚Dritten Reichs‘“
https://www.tagesspiegel.de/wissen/nationalsozialismus-im-dienst-des-dritten-reichs/
1046592.html
(zuletzt abgerufen am 09.06.22 19:32 Uhr)
- Website der Max-Planck-Gesellschaft, „Chronik der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft“,
https://www.mpg.de/geschichte/kaiser-wilhelm-gesellschaft
(zuletzt abgerufen am 09.06.22 20:49 Uhr)
- Website des US Holocaust Memorial Museums, “Nazi Medical Experiments”,
https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/nazi-medical-experiments
(zuletzt abgerufen am 10.06.22 15:33 Uhr)
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de) – Zweiter Weltkrieg: „Waffen, Militärtechnik
und Rüstungspolitik“
https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/der-zweite-weltkrieg/
199407/waffen-militaertechnik-und-ruestungspolitik/
(zuletzt abgerufen am 10.06.22 17:24 Uhr)
- Wikipedia-Artikel, „Uranprojekt“
https://de.wikipedia.org/wiki/Uranprojekt
(zuletzt abgerufen am 12.06.22 12:04 Uhr)
- Wikipedia-Artikel, „Werner Heisenberg“
https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg
(zuletzt abgerufen am 12.06.22 15:13)
Eigenständigkeitserklärung
Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem
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Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken (dazu zählen auch Internetquellen)
entnommen sind, wurden unter Angabe der Quelle kenntlich gemacht.
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(Datum, Unterschrift)
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