Sie sind auf Seite 1von 66

Gynäkologie und Geburtshilfe

Vorlesung 23.4.2020
Infektionen
Warum geht eine Frau zum Frauenarzt ?
Die häufigsten Gründe:

• Es blutet
• Ich habe Schmerzen
• ...
Warum geht eine Frau zum Frauenarzt ?

• ...
• ...
• Es juckt
• Es brennt
• Ich habe immer so einen Ausfluß
Leitsymptom Juckreiz
Es juckt

• Inspektion: ein weißer


quarkähnlicher
Belag
• Frischpräparat
mikrobiologischer
Abstrich
Soor-Vulvitis
2
9
2
9

Candida-Infektion (Intertrigo)
Candida-Mykose

Übertragung:
– sexuell, Kontaktinfektion
– Nie durch Toiletten

Prävalenz:
– 10 % ohne Symptome und Beschwerden
– Zufallsbefund beim Abstrich

Klinik:
– Pruritus, Brennen,
– Ausfluß weißlich, bröcklig
– Erythem
Candida-Mykose

Therapie:
– Keine Beschwerden keine Therapie
– Ein Tages Behandlung (z.B. Canesten Once)
ausreichend
– Keine Partnerbehandlung erforderlich

Vorsicht !

Mykosen lassen sich gut behandeln


Was spätestens nach zweimaliger Behandlung
nicht weg ist muss zum Gynäkologen

Auch das
juckt

Allergisches Kontaktekzem
Leitsymptom „Es brennt und tut weh“
Herpes genitalis
Herpes genitalis

– Diagnose: Q-Tip Test: Schmerzen bei


Berührung, herdförmig gruppierte Bläschen,
Abstrich

– Therapie: Aciclovir oral 5x200mg/die mind. 5d


Creme völlig unwirksam!
Herpes genitalis

– Übertragung nur durch Verkehr, nicht durch


Kontamination
– In der Schwangerschaft ggf. eine Indikation für
eine Sectio
Leitsymptom „Ich fühl da was“
Condylome

subklinische HPV-Infektion Condylomata accuminata


nach Essigsäurebehandlung der Vulva
©Seifert-Klaus
Condylome als Folge einer
HPV-Infektion
• Therapie:
– häufig spontane Remission, sonst:
• mechanische Abtragung der
Condylomata per Laser falls
Beschwerden
• Falls nicht gewünscht: Versuch mit
Podophylin lokal

©
Standard der Behandlung von
Condylomen: CO2-Lasertherapie
Fall 1

24 Köln| Gynäkologie REFRESHER - 18.05.2017 | T. Einzmann


Fall 2

31 jähr. Patientin mit systemischem Lupus erythematodes


Immunsuppressive Therapie bei LE
Z.n. mehrfacher Laservaporisation
Rezidivneigung innerhalb von Tagen !!
Therapie: Laservaporisation

25 Köln| Gynäkologie REFRESHER - 18.05.2017 | T. Einzmann


Fall 2

26 Köln| Gynäkologie REFRESHER - 18.05.2017 | T. Einzmann


Fall 3

Bekannte HIV-
HIV-Erkrankung
Nachweis von HPV-
HPV-high risk und HPV-
HPV-low risk

27 Köln| Gynäkologie REFRESHER - 18.05.2017 | T. Einzmann


Fall 3

28 Köln| Gynäkologie REFRESHER - 18.05.2017 | T. Einzmann


Leitsymptom „Ausfluss“
Das ist normal
Jede Frau hat Ausfluss: Normale Flora

1.) Lactobazillen (Döderlein-Bakterien):

• sind fakultativ anaerobe grampositive Bakterien

• 105 – 108 Keime/ml

• bauen im Vaginalepithel gespeichertes Glykogen zu


Milchsäure ab (pH 3.8 – 4.5)

• ermöglichen wesentliche
Schutzfunktionen

2.) Verschiedene Anaerobier


Sprosspilze
Scheideninfektionen

Entstehen als Folge einer gestörten Vaginalflora


mit Abnahme der Döderleinflora
z.B. durch Antibiotikagabe, Scheidenspülungen,
Östrogenmangel, uterine Blutungen
Diagnostik

• Inspektion:
Vaginaler Fluor ist wegweisend !

Farbe Konsistenz Geruch Mögliche Ursache


klar mittel keiner Mittelfluß, Östrogen-
stimulation
weißlich cremig/käsig modrig Soorkolpitis
grün-gelb schaumig fötid Trichomonadenkolpitis
weiß-grau dünnflüssig fischartig bakterielle Vaginose
braun- wässrig faulig Malignom
blutig
Diagnostik

• Nativpräparat:
Sekret in einen Tropfen 0.9%
NaCl-Lsg. auf Objektträger,
Deckglas
Sekret in einen Tropfen 10%ige
KOH-Lsg. auf Objektträger,
Deckglas
Riechprobe (Amintest):
geruchsneutral ist normal
Diagnostik

• pH-Indikator:
normal: 3.8 – 4.5

• Mikrobiologischer
Abstrich

• Kolposkop
Starker schaumiger Fluor

Komischer Geruch nach Verkehr


Bakterielle Vaginose = Aminkolpitis

Grampräparat mit clue cells


Bakterielle Vaginose = Aminkolpitis

• Häufigste Störung der Vaginalflora

• Erreger: Gardnerella vaginalis u.a. Anaerobier

• Klinik: fischartiger Geruch, insbesondere nach Verkehr

• Diagnose: pH>4.5, clue cells im Nativpräparat

• Therapie: Metronidazol einmalig oral 2g oder für 5 Tage als


lokale Therapie
Schaumiger Ausfluß

„Bläschen“
am
Muttermund
Trichomoniasis

Nativ, 0,1 % Methylenblau


Trichomoniasis

• Erreger: Trichomonas vaginalis

• Weltweit häufigste STD, in Deutschland selten

• Klinik: nur bei 50% der betroffenen Frauen


Fluor, Brennen, Juckreiz, Dyspareunie, Dysurie

• Befund: schaumiger Ausfluß

• Diagnose: nativ, geißeltragende, sehr bewegliche Protozoen und


Nachweis von Granulozyten, Kultivierung

• Therapie: Metronidazol 2g oral als Einmaltherapie,


Partnerbehandlung
Eitriger Ausfluss
Gonorrhoe

Grampräparat
Gonorrhoe

• Erreger: Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken)

• Übertragung: sexuell, häufig zusammen mit Chlamydien

• Klinik: eitriger Fluor

• Diagnose: nativ, Nachweis von Diplokokken, Kultivierung in


Spezialmedien, PCR

• Therapie: Ceftriaxon 1 g i.m./i.v. + Azithromycin 1,5 g p.o. als


Einmaltherapie, zunehmende Chinolonresistenz
Partnerbehandlung
Ausfluss und ein Geschwür der Vulva
Lues

Ulcus durum

Condylomata lata
Lues
• Erreger: Treponema pallidum

• Übertragung: GV, Schmierinfektion, intrauterin

• Stadium I: schmerzloses, hartes Geschwür Ulcus durusm)


indolente LK-Schwellung, Spontanabheilung nach 4 Wochen

Stadium II: Condylomata lata (infektiös, Auftreten nach 4-6


Wochen), generalisiertes Exanthem, Tonsillitis, Spontanab-
heilung möglich
Lues
• Diagnostik: Dunkelfeldmikroskopie, TPHA-Test

• Therapie: Benzathin-Penicillin G einmalig, bei


Penicillinallergie Doxycyclin, Erythromycin
Ausfluss + Blutungsstörungen

+ Unterbauchbeschwerden
Chlamydien
• Erreger: Chlamydia trachomatis (Serovar D – K)
Übertragung: Sexualkontakt, Schmierinfektion, perinatal
• Klinik: sehr häufig asymptomatisch !!
Häufigster Grund für eine tubare Sterilität !

Mögliche Krankheitsbilder / Symptome:


- Chlamydienzervizitis (Ausfluss, Zwischenblutungen)
- Adnexitis, Tuboovarialabszeß (Unterbauchbeschwerden,
Dyspareunie, Sterilität)
- Urethritis (Dysurie, Pollakisurie)
Mehr Partner – Mehr Chlamydien
20
Erkrankungshäufigkeit in %

18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
1 2 bis 4 5 bis 9 10+
Anzahl der Geschlechtspartner

2005: Berliner Studie:


Jede Zehnte 17jährige erwies sich als Chlamydien-infiziert!
Chlamydien - Adnexitis

• Symptome:
Unterbauchbeschwerden,
ggf. Fieber, Dyspareunie,
reduzierter AZ

• Klinik: path. Fluor in


Kombination mit Portio-
schiebeschmerz und
bds. Unterbauchschmerzen
Chlamydia trachomatis

Diagnostik
Abstrich (PCR, IFT; ELISA)

Serologie
©USB
Chlamydia trachomatis

Diagnostik
Abstrich (PCR, IFT; ELISA)
Serologie (IgG, IgM und IgA-Antikörper v.a.
bei generalisiertem Verlauf; bei
Sterilitätsabklärung IgA-Antikörper als
Therapiemarker)

©USB
Chlamydia trachomatis

Therapie (10 bis 20 Tage)


Doxyccyclin 2 X 100 mg/d
Erythromycin 4 x 500 mg/d
Tetracyclin 4 x 500 mg/d
Gyrasehemmer
z.B. Ofloxacin (Tarivid©) 0,4 - 0,8g/die

Partner unbedingt mitbehandeln!


©USB
Endo-/ Myometritis Adnexitis

von der Zervix über das Endometrium bis in die


Adnexe aufsteigende Entzündung mit möglicher
Beteiligung angrenzender Organe einschließlich
Peritoneum

• Adnexitis/Salpingitis
• entzündlicher Adnexprozeß PID
• pelvic inflammatory disease
Aufsteigende Infektionen

• Perihepatitis (Fritz-Hugh-Curtis-Syndrom)
• Parametritis
• Pelveoperitonitis
• Adnexitis
• Salpingitis
• Perimetritis
• Endometritis
• Zervizitis
Adnexitis
Diagnostik
• Abdominale Untersuchung
– Abwehrspannung im gesamten Unterbauch
• Vaginale Untersuchung
– Fluor?
– Druckschmerz
– Peritonitiszeichen
• Labor
Portioschiebe-
– Leukozytose, Linksverschiebung, CRP schmerz
• Sonographie
• Mikrobiologie
– Keimnachweis (Zervix, Tube)
• Laparoskopie
Adnexitis Therapie
Allgemeine Maßnahmen:
• Bettruhe, Flüssigkeitszufuhr
Nicht steroidale Analgetika/Antiphlogistika
Antibiose nach Antibiogramm

• Entfernung IUP!
• Operative Therapie nur bei fehlendem Erfolg der konservativen
Therapie oder Abszedierung

Antibiose vor Antibiogramm:


• Ampicillin + Sulbactam + Doxycyclin
Folgen der Adnexitis

Tube:
ödematöse Schwellung des Schleimhautepithels
und leukozytäre Infiltration des Stromas

Absonderung eines Exsudats:


Serös: Hydrosalpinx
Putrid: Pyosalpinx
(Blutig: Hämatosalpinx)

Atrophie der Tubenschleimhaut


Saktosalpinx

Adhäsionen
Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom
Das sind die Zahlen: Adnexitis

• häufigste gynäkologische Infektionskrankheit der


nichtschwangeren Frau
• vorwiegend im reproduktiven Alter
• > 70 % sind jünger als 25 Jahre
• 33 % haben die Erstinfektion < 20 Lebensjahr
• bei Nullipara um 75 % häufiger
• 1 Fall auf 100 Frauen
Wann kriegt man eine Adnexitis ?

• Menstruation
• nach intrauterinen Eingriffen
- IUP
- Kürettagen
- Geburt und Wochenbett
• Hohe Partnerzahl und –wechsel
• frühe Kohabitarche
• vaginale Infektionen
Infektionen des weiblichen
Genitaltrakts

– Potentiell kann jede Infektion zur


Unfruchtbarkeit führen
– Deshalb: immer ernst nehmen, konsequente
und frühzeitige antibiotische Behandlung, ggf.
gezielt nach Keimnachweis durch diagnostische
Laparoskopie

Das könnte Ihnen auch gefallen