2) In der Linguistik werden mehrere Testverfahren unterschieden, mit deren Hilfe man
Satzglieder identifizieren kann. Erläutern Sie die einzelnen Verfahren:
Phrasen bilden unterschiedliche Bestandteile des Satzes; sie werden auch
Konstituenten genannt
Diese Phrasen können selbstständig ( dann sind sie Satzglieder) oder
unselbstständig sein ( dann sind sie Satzgliedteile)
Satzglieder sind also:
- selbstständig
- bilden eine formale und funktionale Einheit
- können im Satz nur als Ganzes verschoben werden
- können in der Regel durch einen anderen Ausdruck (z.B. ein Pronomen)
ersetzt werden
- können erfragt werden
daraus ergeben sich die drei wichtigsten Testverfahren, um Satzglieder zu
identifizieren:
a. Verschiebeprobe/Umstellprobe: Satzglied kann nur als Ganzes verschoben
werden
z.B. Die Katze frisst einen Vogel. / Einen Vogel frisst die Katze. / Frisst die
Katze einen Vogel?
b. Ersatzprobe: Satzglieder können durch Pronomen/andere Wortfolgen ersetzt
werden.
z.B. Die Katze frisst eine Maus / Der Tiger frisst einen Vogel.
c. Fragetest: Satzglieder können als Ganzes erfragt werden
z.B. Wer frisst einen Vogel? Was frisst die Katze?
3) Was verstehen Sie unter den folgenden Begriffen?
+
4) Erklären Sie an einem konkreten Beispiel, wie die Wertigkeit der Verben funktioniert:
Rektion:
zentrale Idee: regierende und regierte Elemente im Satz (=
Dependenzordnung)
Verben bestimmen (= regieren) die Form der Objekte: entweder den Kasus
(Akkusativ, Dativ, Genitiv) oder die entsprechende Präposition
das nennt man Rektion
Valenz:
vgl. Chemie: „Wertigkeit“ der Elemente (ein Atom hat verschiedene
Wertigkeiten und kann unterschiedlich viele andere Atome an sich binden)
Verb: kann unterschiedlich viele Aktanten an sich binden; Anzahl der Aktanten
= Valenz des Verbs
aber: die Valenz muss nicht immer ausgeschöpft werden (z.B. bei „lesen“)
1-stellig: intransitiv
o Subjekt + Prädikat
o z.B. schlafen – Ich schlafe. / gehen – Ich gehe. / sitzen, telefonieren,
essen, …
2-stellig: transitiv
o Subjekt + Objekt + Prädikat
o Verb regiert auch einen bestimmten Fall:
o Akk.: lieben – Ich liebe dich. / betrachten – Ich betrachte das Bild. , …
o Dat.: helfen – Ich helfe dir / gehören – Ich gehöre dir. / verzeihen, …
o Gen.: gedenken, bedürfen, ermangeln, …
3-stellig: bitransitiv
o Subjekt + Prädikat + 2 Objekte
o Akk. & Dat.: geben – Ich gebe dir ein Geschenk. / schulden – Ich
schulde dir Geld. /, schenken, widmen, …
o Akk. & Gen.: beschuldigen, zeihen, …
Angaben:
Nicht valenzgeforderte „Mitspieler“
= Weglassbarkeit
allerdings problematisch, da außer dem Subjekt unter bestimmten
Kontextbedingungen alle Ergänzungen weggelassen werden können
Z.B. schlafen
Ich schlafe in einem Doppelbett.
Ich schlafe. – Ist ein grammatischer Satz. (einwertiges Verb, das nur eine
Ergänzung im Nominativ (das Subjekt) fordert)
Objektsprädikativ:
o Prädikative, die sich auf das (Akkusativ)Objekt beziehen
o Wenn bei bestimmten Verben des Nennens und Einschätzens (nennen,
schimpfen, bezeichnen als, finden, …) ein prädikativer Ausdruck steht, der
sich auf das Akkusativobjekt bezieht; z.B.:
- Sie nannte ihn einen großen Komponisten.
- Er schimpfte den Angestellten einen Versager.
- Ich finde diesen Film langweilig.
14) Im Deutschen gibt es auch Sätze ohne Subjekt. In welchen Fällen kann dieses
Phänomen vorkommen?
Bestimmte Passivkonstruktionen
o Intransitive Verben, die eine Handlung oder einen Vorgang ausdrücken,
können passiviert werden, die entsprechenden Sätze enthalten dann kein
Subjekt (= unpersönliches Passiv)
z.B. Es wurde die ganze Nacht gesungen und getanzt.
Subjekt kann weggelassen werden, wenn es selbstverständlich erschlossen
werden kann
o Vor allem in der gesprochenen Sprache
z.B. Warum kommst du nicht mit? – Keine Lust. Bin müde.
Imperative
o Enthalten normalerweise kein Subjektpronomen, dieses ist in der
imperativistischen Verbform mit impliziert.
z.B. Komm her!
Einige wenige Verben werden im Deutschen ohne Subjekt konstruiert
o Z.B: Mich friert. , Mir graut vor diesem Test.
15) Charakterisieren Sie den Begriff „Objekt“:
Objekte = die Satzglieder, die vom Verb regiert werden
bedeutet, dass das Verb, die formalen Kennzeichen eines Objekts bestimmen
Es lassen sich daher im Deutschen 4 verschiedene Typen von Objekten
unterschieden:
o Akkusativobjekt
o Dativobjekt
o Genitivobjekt
o Präpositionalobjekt
Bei Akkusativ-, Dativ- und Genitivobjekt bestimmt das Verb den Kasus des
Objekts, beim Präpositionalobjekt die Präposition
Das Akkusativobjekt bezeichnet semantisch sehr häufig den Mitspieler, der von
einer Handlung direkt betroffen ist (= Patiens)
o Wie in Bsp 1: Sie schneidet den Flieder.
Temporaladverbiale:
o Geben Zeitpunkt oder Zeitraum einer Handlung/eines Vorgangs an
Sie fahren morgen / am Dienstag / wenn alles erledigt ist.
Modaladverbiale:
o Bezeichnen die Art und Weise bzw die Umstände einer Handlung/eines
Vorgangs genauer
o Zu ihnen werden auch die instrumentalen (womit?) und die komitativen
(mit wem?) Adverbiale gezählt
Sie kochen in diesem Restaurant sehr aufwändig / mit regionalen
Zutaten. (modal)
Der Einbrecher öffnete die Tür mit einer Scheckkarte. (instrumental)
Sie kam zur Eröffnung mit ihrem Lebenspartner. (komitativ)
Kausaladverbiale:
Subkategorien:
o Kausale: geben einen Grund an (warum?)
Sie hatten aus Liebe geheiratet und nicht, weil die Eltern es erwartet
hatten.
o Konditionale: nennen eine Bedingung
Wenn Sie den Diebstahl nachweisen können, werden Ihnen bei
Verlust die Kosten ersetzt.
o Finale: nennen Zweck oder Ziel einer Handlung
Damit wir besser planen können, füllen Sie bitte den Fragebogen aus.
o Konzessive: geben einen Gegengrund an
Trotz aller Sorgfalt lassen sich Unfälle nicht vermeiden.
Beispiel:
Nomen + haben Lust haben
Ich habe Lust zu schwimmen.
Unpersönliche Ausdrücke Es freut mich, dich zu treffen.
Es ist schön, dich kennenzulernen.
Verben: Erlaubnis Erlauben, gestatten, …
Ich erlaube dir, bis Mitternacht aufzubleiben.
Ist es gestattet, zu rauchen?
Verben: Anfang + Ende Anfangen, aufhören, ..
Ich möchte anfangen, mehr Sport zu treiben.
Dieses Jahr werde ich aufhören zu rauchen.
Verben: Absicht Vor haben
Ich habe vor, mehr zu lesen.
Verben: Gefühl Hoffen
Ich hoffe, bald fertig zu werden.
Brauchen + zu („nicht müssen“) Du brauchst nicht zu kommen.
Sein + zu + Infinitiv Es ist abzuholen.
25) Was versteht man unter dem Begriff Ersatzinfinitv?
Im Perfekt und Plusquamperfekt haben die Wahrnehmungsverben sowie
lassen+Infinitiv den sogenannten Ersatzinfinitiv statt des Partizip II bei sich
Sie verhalten sich ähnlich wie Modalverben
o Hast du die Vögel zwitschern hören?
o Er hat den Zug in der Ferne verschwinden sehen.
o Sie hat die Kinder im Garten spielen lassen.
Der zusätzliche Infinitiv steht immer vor dem Ersatzinfinitiv
26) Wie funktioniert die Negation im Deutschen? Welche Mittel stehen zu Verfügung? In
welchen Fällen werden sie verwendet?
Verschiedene Mittel, um Negation zum Ausdruck zu bringen:
o Syntaktische Mittel: verschiedene Negationswörter
am wichtigsten nicht und nein sowie weiters: kein, niemand, weder –
noch, …
o Morphologische Mittel: Formen der Wortbildung, die der Negation dienen
z.B. unbequem, intolerant, Desinfektion, Unruhe, Missverständnis, …
o Lexiaklische Ausdrücke: die eine Negation implizieren
sich weigern, leugnen, Mangel, leer, …
sowie idiomatische Wendungen
Sie versteht nur Bahnhof. Das interessiert mich nicht die Bohne.
Weitere Negationswörter: