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Kapitel 9 Satzglieder und die interne Struktur von Sätzen

Allgemeines – interne Struktur von Sätzen:

 Sätze haben interne Struktur


= Wörter sind nicht einfach unmittelbar aneinandergereiht, sondern bilden Gruppen
 sogenannte Phrasen
 Phrasen = Ebene, die zwischen Wörtern und Sätzen liegt; bilden
zusammengehörende Einheiten; stellen „Bausteine“ für Sätze dar
 Beispielsatz: An einem außergewöhnlich milden Herbsttag traf der Altbauer unten am
See die neue Besitzerin vom Posthotel.
o Unterschiedliche Phrasen innerhalb dieses Satzes; z.B. der Altbauer, unten
am See, die neue Besitzerin vom Posthotel, vom Posthotel, …
o Es ist „intuitiv einleuchtend“, dass die Wörter der und Altbauer enger
zusammengehören als traf und der; bzw unten am See enger als See die
neue, usw.
 Jede Phrase hat einen sogenannten Kopf (oder Kern), der ihr Zentrum bildet, ihre
Merkmale steuert und nach ihm benannt ist:
1) Finden Sie für u.a. Begriffe passende Beispiele:
a. Nominalphrase: gebildet von einem Substantiv (oder Pronomen) als Kopf +
alles, was zum Substantiv dazu gehört (Artikel und Attribute)
 z.B.: der Altbauer, die neue Besitzerin vom Posthotel
b. Präpositionalphrase: gebildet von einer Präposition als Kopf und einer
Nominalphrase
 z.B.: an einem außergewöhnlich milden Herbsttag, am See, vom Posthotel
c. Adjektivphrase: gebildet von einem Adjektiv und seinen Erweiterungen oder
Spezifizierungen
 z.B.: außergewöhnlich mild, neue ; an einem [außergewöhnlich milden]
Herbsttag  hier ist die Adjektivphrase in eine Präp.phrase eingebettet
d. Adverbphrase: gebildet von einem Adverb als Kopf und seinen
Erweiterungen oder Spezifizierungen
 z.B.: unten am See
e. Verbphrase (auch Verbalphrase): enthält ein Verb (Vollverb oder Kopulaverb)
als Kopf und entsprechende Ergänzungen
 z.B.: die Besitzerin treffen
 Existenz der Verbphrase und ihr Umgang (was alles dazu gehört) sind sehr
umstritten; wird daher nicht weiter erwähnt
f. Subjunktionalphrase (auch Konjunktionalphrase): gebildet von einer
Subjunktion (weil, dass, ob, …) als Kopf
 z.B.: weil sie etwas besprechen wollen, dass sie gemeinsame Interessen
haben
 traditionell handelt es sich um unselbstständige Nebensätze

2) In der Linguistik werden mehrere Testverfahren unterschieden, mit deren Hilfe man
Satzglieder identifizieren kann. Erläutern Sie die einzelnen Verfahren:
 Phrasen bilden unterschiedliche Bestandteile des Satzes; sie werden auch
Konstituenten genannt
 Diese Phrasen können selbstständig ( dann sind sie Satzglieder) oder
unselbstständig sein ( dann sind sie Satzgliedteile)
 Satzglieder sind also:
- selbstständig
- bilden eine formale und funktionale Einheit
- können im Satz nur als Ganzes verschoben werden
- können in der Regel durch einen anderen Ausdruck (z.B. ein Pronomen)
ersetzt werden
- können erfragt werden
 daraus ergeben sich die drei wichtigsten Testverfahren, um Satzglieder zu
identifizieren:
a. Verschiebeprobe/Umstellprobe: Satzglied kann nur als Ganzes verschoben
werden
 z.B. Die Katze frisst einen Vogel. / Einen Vogel frisst die Katze. / Frisst die
Katze einen Vogel?
b. Ersatzprobe: Satzglieder können durch Pronomen/andere Wortfolgen ersetzt
werden.
 z.B. Die Katze frisst eine Maus / Der Tiger frisst einen Vogel.
c. Fragetest: Satzglieder können als Ganzes erfragt werden
 z.B. Wer frisst einen Vogel? Was frisst die Katze?
3) Was verstehen Sie unter den folgenden Begriffen?
+
4) Erklären Sie an einem konkreten Beispiel, wie die Wertigkeit der Verben funktioniert:
Rektion:
 zentrale Idee: regierende und regierte Elemente im Satz (=
Dependenzordnung)
 Verben bestimmen (= regieren) die Form der Objekte: entweder den Kasus
(Akkusativ, Dativ, Genitiv) oder die entsprechende Präposition
 das nennt man Rektion

Valenz:
 vgl. Chemie: „Wertigkeit“ der Elemente (ein Atom hat verschiedene
Wertigkeiten und kann unterschiedlich viele andere Atome an sich binden)
 Verb: kann unterschiedlich viele Aktanten an sich binden; Anzahl der Aktanten
= Valenz des Verbs
 aber: die Valenz muss nicht immer ausgeschöpft werden (z.B. bei „lesen“)

 Quantitative Valenz: Unterscheidung nach der Anzahl der Argumente


 0-stellig:
o es gibt kein semantisches, handelndes Subjekt
o die syntaktische Stelle des Subjekts wird vom unpersönlichen „es“
eingenommen
o z.B. regnen – es regnet, schneien – es schneit, donnern, blitzen, …

 1-stellig: intransitiv
o Subjekt + Prädikat
o z.B. schlafen – Ich schlafe. / gehen – Ich gehe. / sitzen, telefonieren,
essen, …

 2-stellig: transitiv
o Subjekt + Objekt + Prädikat
o Verb regiert auch einen bestimmten Fall:
o Akk.: lieben – Ich liebe dich. / betrachten – Ich betrachte das Bild. , …
o Dat.: helfen – Ich helfe dir / gehören – Ich gehöre dir. / verzeihen, …
o Gen.: gedenken, bedürfen, ermangeln, …

 3-stellig: bitransitiv
o Subjekt + Prädikat + 2 Objekte
o Akk. & Dat.: geben – Ich gebe dir ein Geschenk. / schulden – Ich
schulde dir Geld. /, schenken, widmen, …
o Akk. & Gen.: beschuldigen, zeihen, …

 Qualitative Valenz: Unterscheidet nach der Art der Ergänzung


 Z.B. morphosyntaktische Kennzeichen zur Klassifizierung
 klassifiziert danach, ob ein Verb als Ergänzung z.B. eine Nominalphrase,
Präpositionalphrase oder einen Nebensatz erfordert; ob die Ergänzung im
Dativ oder Akkusativ steht etc.
5) Erläutern Sie (im Zusammenhang mit dem Begriff Valenz) die Begriffe Ergänzungen
und Angaben:
Ergänzungen:
 Von der Valenz geforderte „Mitspieler“
 Z.B. geben: dreiwertiges Verb, das eine Ergänzung im Nominativ (das
Subjekt), eine im Akkusativ und eine im Dativ fordert
 Ich gebe dir ein Geschenk.
 wird eine dieser Ergänzungen weggelassen, ist der Satz ungrammatisch
 = Nicht-Weglassbarkeit

Angaben:
 Nicht valenzgeforderte „Mitspieler“
 = Weglassbarkeit
 allerdings problematisch, da außer dem Subjekt unter bestimmten
Kontextbedingungen alle Ergänzungen weggelassen werden können
 Z.B. schlafen
 Ich schlafe in einem Doppelbett.
 Ich schlafe. – Ist ein grammatischer Satz. (einwertiges Verb, das nur eine
Ergänzung im Nominativ (das Subjekt) fordert)

6) Was versteht man unter dem Begriff „Satzbauplan“?


 Ähnliche Überlegungen wie bei Valenzgrammatik
 Satzbauplan besteht aus einem Prädikat (typischerweise das Verb) und dessen
Ergänzungen
 Beispiele: 2 typische Satzbaupläne des Deutschen
o [Subjekt] + [Akkusativobjekt] + Prädikat
- Verben wie bauen, lesen, essen, lieben, loben, …
- Ich lese ein Buch.
- Wir essen Suppe.
o [Subjekt] + [Akkusativobjekt] + [Dativobjekt] + Prädikat
- Verben wie geben, schenken, kaufen, erzählen, …
- Ich erzähle dir eine Geschichte.
- Sie kauft mir ein Geschenk.

7) Charakterisieren Sie den Begriff „Prädikat“:


 Eine der zentralen Funktionen im Satz ; bestimmt diesen sowohl syntaktisch als
auch semantisch
 Das Prädikat enthält immer mindestens ein Verb!
 im einfachsten Fall besteht es nur aus einem Verb (Er antwortet ihr.), kann aber
auch aus mehreren Verben bestehen. (Er hat ihr gestern nicht mehr antworten
können.)
 Oft gehören zum Prädikat auch noch andere Ausdrücke, die eng mit dem Verb
verbunden sind: Die Frage bleibt äußerst umstritten. Dieses Gesetz steht als
nächstes zur Abstimmung.

8) Führen Sie Beispiele für einfache und mehrteilige Prädikate an:


Einfache Prädikate:
 = Prädikat, das nur aus einem einfachen Verb besteht
 Verb vereint in sich die grammatische Markierung (Konjugation = Person,
Numerus, Tempus, Modus) mit dem Bedeutungskern der Aussage.
 z.B. Eva schläft.
Mehrteilige Prädikate:
 = Prädikat, das aus mehreren Ausdrücken besteht
 grammatische Markierung und Bedeutungskern der Aussage verteilen sich
häufig auf mehrere Elemente.
 z.B: Eva geht spazieren. – grammatische Markierung liegt beim Verb
„geht“, Bedeutungskern liegt im Vollverb „spazieren“
 Prädikate, die aus mehr als einem Element bestehen, bilden eine
Verbalklammer

9) Man unterscheidet komplexe Prädikate mit grammatischen Prädikatsteilen und


Prädikate mit lexikalischen Prädikatsteilen. Erklären Sie diese zwei Begriffe an
passenden Beispielen:
 Grammatische Prädikatsteile
o bestehen aus (infiniten) Verbformen, die zur Bildung von Tempus,
Modus (Konjunktiv, Modalverben), Passiv grammatisch notwendig sind

 ich bin gekommen, ich würde sagen, er soll anrufen, er wurde


angerufen, …
o es kann zur Doppelung von Modalverben kommen, wenn das finite
Modalverb eine Einschätzung zur Sicherheit / Wahrscheinlichkeit des
Sachverhalts ausdrückt
 Ich hab gehört, Eva ist wieder ganz gesund. Sie soll jetzt wieder
länger arbeiten können.
 Lexikalische Prädikatsteile
o Sind Elemente, die den verbalen Ausdruck lexikalisch
vervollständigen; dazu gehören
- trennbare Partikeln: sie rief gestern Abend an
- Bestandteile von Funktionsverbgefügen und festen Wendungen:
diese Frage steht heute im Parlament zur Diskussion
- Infinitive, die Teil fester Wendungen sind: sie gingen zusammen
spazieren
- Reflexivpronomina: sie erkundigte sich nach dem Buch

10) Können Sätze ohne Prädikat bzw. mit Teil-Prädikat vorkommen?


 In verschiedenen Kontexten treten im Deutschen auch Sätze ohne Prädikat oder
ohne finiten Prädikatsteil auf
 Besonders in bestimmten Textsorten und Äußerungskontexten, in denen das
Prädikat mitverstanden wird z.B.:
- Alles okay bei euch? – Ja klar, und bei dir? (Kopulaverb Ist alles … wird
mitverstanden)
- Eine Tasse Kaffee? – Gern. (Situation und Intonation erlauben Verkürzung; statt
Möchtest du …)
11) Was versteht man unter dem Begriff Prädikativ? Charakterisieren Sie das Subjekts-
und Objektsprädikativ:
 Prädikative = bestimmte Ausdrücke, die sich obligatorisch mit einer kleinen
Gruppe von Verben (= Kopulaverben) verbinden
 Subjektsprädikativ:
o Prädikative, die sich auf das Subjekt beziehen
o Verbinden sich mit Kopulaverben sein, bleiben, werden, heißen
o Dem Subjekt wird explizit eine Rolle oder Eigenschaft zugeordnet
o Prädikativ kann durch verschiedene Ausdrücke realisiert werden:

Beispielsatz Art des Prädikativs


Sie ist müde. / Er ist sauer auf ihn. Adjektiv / Adjektivphrase
Er ist ein guter Schauspieler. / Sie Substantiv / Nominalphrase im
wird Ärztin. Nominativ
Sie ist hier. / Das Konzert war Adverb
gestern.
Sie ist aus Bonn. / Die Zeitung ist Präpositionalphrase
von gestern.
Die Frage ist, ob wir noch Nebensatz (Relativsatz,
hinfahren. Subjunktionalsatz)

 Objektsprädikativ:
o Prädikative, die sich auf das (Akkusativ)Objekt beziehen
o Wenn bei bestimmten Verben des Nennens und Einschätzens (nennen,
schimpfen, bezeichnen als, finden, …) ein prädikativer Ausdruck steht, der
sich auf das Akkusativobjekt bezieht; z.B.:
- Sie nannte ihn einen großen Komponisten.
- Er schimpfte den Angestellten einen Versager.
- Ich finde diesen Film langweilig.

12) Charakterisieren Sie das Subjekt als Satzglied:


 Das Subjekt ist das Satzglied, auf das sich das Prädikat direkt bezieht, indem es
darüber eine Aussage macht
 Deshalb stimmen Subjekt und das finite Verb im Prädikat in Person und Numerus
überein = Kongruenz
 Das Subjekt steht im Nominativ, man kann es mit der Frage wer? Oder was?
Erfragen
 Formal kann das Subjekt folgende Gestalt haben:

Beispielsatz Form des Subjekts


Der Gärtner schneidet die Rosen. Nominalphrase im
Nominativ
Das beruhigt ihn. Pronomen
Dass es so wenig geregnet hat, schadet den Bauern. Nebensatz
Protestieren hilft da wenig. (einfacher) Infinitv
Sich mit Problemen auseinanderzusetzen ist wichtig. Satzwertiger Infinitiv
Wer das genauer wissen will, schaut in ein Lexikon. Freier Relativsatz

13) Was versteht man unter dem Begriff „Agens“?


 Subjekte sind oft Handlungsträger (die „Mitspieler“, die als Handelnde auftreten)
 diese Rolle nennt man Agens; z.B.:
- Der Gärtner schneidet die Rosen.
- Die Studentin bringt das Buch in die Bibliothek.
- Der IT-Experte repariert den Computer.
 Seltener hat das Subjekt andere semantische Rollen; insbesondere im Passiv tritt
das Subjekt als Patiens (der von der Handlung betroffene), Instrument oder
Rezipient (der Empfänger einer Handlung) auf

14) Im Deutschen gibt es auch Sätze ohne Subjekt. In welchen Fällen kann dieses
Phänomen vorkommen?
 Bestimmte Passivkonstruktionen
o Intransitive Verben, die eine Handlung oder einen Vorgang ausdrücken,
können passiviert werden, die entsprechenden Sätze enthalten dann kein
Subjekt (= unpersönliches Passiv)
 z.B. Es wurde die ganze Nacht gesungen und getanzt.
 Subjekt kann weggelassen werden, wenn es selbstverständlich erschlossen
werden kann
o Vor allem in der gesprochenen Sprache
 z.B. Warum kommst du nicht mit? – Keine Lust. Bin müde.
 Imperative
o Enthalten normalerweise kein Subjektpronomen, dieses ist in der
imperativistischen Verbform mit impliziert.
 z.B. Komm her!
 Einige wenige Verben werden im Deutschen ohne Subjekt konstruiert
o Z.B: Mich friert. , Mir graut vor diesem Test.
15) Charakterisieren Sie den Begriff „Objekt“:
 Objekte = die Satzglieder, die vom Verb regiert werden
 bedeutet, dass das Verb, die formalen Kennzeichen eines Objekts bestimmen
 Es lassen sich daher im Deutschen 4 verschiedene Typen von Objekten
unterschieden:
o Akkusativobjekt
o Dativobjekt
o Genitivobjekt
o Präpositionalobjekt
 Bei Akkusativ-, Dativ- und Genitivobjekt bestimmt das Verb den Kasus des
Objekts, beim Präpositionalobjekt die Präposition

16) Was versteht man unter dem „Akkusativobjekt“?


 Auch „direktes Objekt“; entspricht der Akkusativergänzung
 Ist ein vom Verb gefordertes Satzglied mit akkusativischer Markierung
 Verben mit Akkusativobjekt sind sogenannte „transitive Verben“
 Das Akkusativobjekt kann von einem Pronomen, einer Nominalphrase im
Akkusativ oder von Nebensätzen/Infinitivkonstruktionen besetzt sein
 Das Akkusativobjekt kann mit wen? oder was? erfragt werden

Beispiel Form des Akkusativobjekts


Sie schneidet den Flieder. Nominalphrase im Akkusativ
Er hat das nicht so gemeint. Pronomen
Er fragt, ob er vorbeikommen kann. Subjunktionaler Nebensatz
Sie hofft, heute noch fertig zu werden. Infinitivkonstruktion
Er hat behauptet, du kommst morgen. Abhängiger Hauptsatz

 Das Akkusativobjekt bezeichnet semantisch sehr häufig den Mitspieler, der von
einer Handlung direkt betroffen ist (= Patiens)
o Wie in Bsp 1: Sie schneidet den Flieder.

17) Was versteht man unter dem Dativobjekt?


 Auch „indirektes Objekt“; entspricht der Dativergänzung
 Ist ein vom Verb gefordertes Satzglied mit dativischer Markierung
 Das Dativobjekt kann von einer Nominalphrase oder einem Pronomen im Dativ
besetzt werden; Sätze kommen hier in der Regel nicht vor
 Benennt sehr häufig eine Person, an welche die mit dem Verb bezeichnete
Handlung gerichtet ist
o Wir helfen dir bei der Wohnungssuche.
o Wir danken dem Spender von Herzen.
o Sie gefiel ihm sehr.
 Bei Verben, die sowohl ein Akkusativ- als auch ein Dativobjekt regieren, lassen
sich zwei große semantische Gruppen unterscheiden:
o Verben des Gebens und Nehmens: geben, reichen, schenken, leihen,
kaufen, verkaufen, schicken …
 Im Anhang sende ich Ihnen die nötigen Unterlagen.
 Der Dekan hat den Studierenden feierlich die Urkunde überreicht.
o Verben der Mitteilung: erzählen, berichten, mitteilen, vorsingen, …
 Erzähle mir genau, was gestern passiert ist.
 Die Kinder trugen den Gästen einige Gedichte vor.

18) Was versteht man unter dem Genitivobjekt?


 Entspricht der Genitivergänzung
 Sehr selten; nur noch ein Relikt bei bestimmten Verben (besonders im
juristischen Bereich)
 Das Genitivobjekt kann nur als Nominalphrase oder Pronomen realisiert sein
o Sie bezichtigen den Mann eines schrecklichen Verbrechens.
o Um 12 Uhr gedachte die Stadt der Toten des Anschlags.
 Gilt als stilistisch hochstehend
 eher in der schriftlichen Sprache angesiedelt
 wird (wenn möglich) häufig durch Präpositionalobjekte ersetzt
o Wir denken an unsere Eltern. Statt: Wir gedenken unserer Eltern.
o Ich erinnere mich an ihn. Statt: Ich erinnere mich seiner.

19) Was versteht man unter dem Präpositionalobjekt?


 Entspricht (in etwa) der Präpositionalergänzung
 Sehr häufiges Objekt
 Wichtigstes Kennzeichen: das jeweilige Verb fordert eine feste Präposition
(= das Verb regiert die Präposition)
 Bei Präpositionalobjekten ist im Regelfall jedes Verb nur mit einer einzigen
Präposition verbunden!  Z.B. glauben an, warten auf, sprechen über, …
o Ausnahmen: stimmen für/gegen, freuen auf/über, berichten von/über
 Verb  regiert Präposition  regiert Kasus (entweder Akkusativ oder Dativ)
 Wir freuen uns auf den Urlaub. (freuen + auf + Akk.)
 Die Polizei warnt zu Beginn der Urlaubszeit vor Einbrechern. (warnen + vor +
Dat.)
 Das Präpositionalobjekt kann besetzt werden durch
o eine Präpositionalphrase oder
o einen Nebensatz, der oft über ein Präpositionaladverb wie daran, darauf,
darüber, … als Korrelat bei sich hat

20) Charakterisieren Sie den Begriff Adverbial. Welche Adverbiale werden


unterschieden?
 Auch: adverbiale Bestimmung oder Umstandsbestimmung
 Sehr vielfältige und heterogene syntaktische Funktion
 Kennzeichen aller Adverbiale: sind nicht vom Verb gefordert, sondern können
zusätzlich hinzugefügt werden
 In der Valenzgrammatik werden die Adverbiale den Angaben zugeordnet
 Sie dienen dazu, genauere Informationen zum Satz zu geben: sie beschreiben
die näheren Umstände einer Handlung, eines Vorgangs oder eines Zustandes
 Die syntaktische Funktion „Adverbial“ kann von unterschiedlichen Formen (bzw.
syntakt. Kategorien) wahrgenommen werden:

Beispiel Form des Adverbials


Nach dem Gewitter gibt es erhebliche Präpositionalphrase
Schäden.
Das Regenwasser lief nur schlecht ab. Adjektiv(-phrase)
Morgen wird man mehr wissen. Adverb(-phrase)
Der Fluss trat über die Ufer, weil sein Subjunktionaler Nebensatz
Bett das Wasser nicht mehr fassen
konnte.
Es hatte den ganzen Nachmittag Nominalphrase im Akkusativ
gestürmt.
Adverbiale dienen dazu, zusätzliche Informationen zu geben. Daher können sie
nach ihrer Bedeutung klassifiziert werden. Folgende Gruppen werden
unterschieden:
 Lokaladverbiale:
o Entweder: sind lokal und geben Ort einer Handlung/eines Vorgangs an
(Frage wo?)
o Oder: sind direktional und geben Richtung an (Frage wohin? Woher?)
 Wir treffen uns vor dem Rathaus / am Bahnhof / hier. (lokal)
 Wir gehen zum Bäcker / in die Kirche / hinüber. (direktional)

 Temporaladverbiale:
o Geben Zeitpunkt oder Zeitraum einer Handlung/eines Vorgangs an
 Sie fahren morgen / am Dienstag / wenn alles erledigt ist.

 Modaladverbiale:
o Bezeichnen die Art und Weise bzw die Umstände einer Handlung/eines
Vorgangs genauer
o Zu ihnen werden auch die instrumentalen (womit?) und die komitativen
(mit wem?) Adverbiale gezählt
 Sie kochen in diesem Restaurant sehr aufwändig / mit regionalen
Zutaten. (modal)
 Der Einbrecher öffnete die Tür mit einer Scheckkarte. (instrumental)
 Sie kam zur Eröffnung mit ihrem Lebenspartner. (komitativ)

 Kausaladverbiale:
 Subkategorien:
o Kausale: geben einen Grund an (warum?)
 Sie hatten aus Liebe geheiratet und nicht, weil die Eltern es erwartet
hatten.
o Konditionale: nennen eine Bedingung
 Wenn Sie den Diebstahl nachweisen können, werden Ihnen bei
Verlust die Kosten ersetzt.
o Finale: nennen Zweck oder Ziel einer Handlung
 Damit wir besser planen können, füllen Sie bitte den Fragebogen aus.
o Konzessive: geben einen Gegengrund an
 Trotz aller Sorgfalt lassen sich Unfälle nicht vermeiden.

21) Erläutern Sie die Tendenz-Regel TeKaMoLo:


 Reihung der Adverbiale im Mittelfeld
 Temporale VOR Kausalen VOR Modalen VOR Lokalen
 Z.B. Er stürzte sich dann am Abend (Te) vor lauter Hunger (Ka) gierig (Mo) auf
das Büffet (Lo).
22) Welche Adverbiale sind obligatorisch?
 Grundsätzlich sind Adverbiale fakultativ: sie sind nicht vom Verb gefordert, geben
zusätzliche Informationen und können jederzeit hinzugefügt oder weggelassen
werden, ohne, dass der Satz ungrammatisch wird
 Es gibt nur eine kleine Gruppe von Verben, die aus semantischen Gründen eine
adverbiale Bestimmung brauchen:
o Bei Verben der (gerichteten) Bewegung: ein Direktionaladverbial ist
erforderlich; z.B.:
 nach Schweden / auf die Malediven / in den Iran fliegen
 zum Kühlschrank / sich auf das Buffet stürzen
 sich in den 5. Stock / zum Chef begeben
o Bei Befindlichkeitsverben: wie sich befinden, sitzen, wohnen, … sollte ein
Lokaladverbial oder Modaladverbial auftreten; z.B.:
 Das Hotel befindet sich am Ende eines Strandes.
 Wir wohnen jetzt in der Stadt.
o Bei Verben der zeitlichen Erstreckung: ein Temporaladverbial ist
erforderlich
 Die Prüfung dauert 45 Minuten.

23) Welche Entsprechungen des Adverbials gibt es in der Valenzgrammatik?


 Wiederholung: Adverbiale fakultativ: sie sind nicht vom Verb gefordert, geben
zusätzliche Informationen und können jederzeit hinzugefügt oder weggelassen
werden, ohne, dass der Satz ungrammatisch wird
 Die notwendigen (obligatorischen) Adverbialen werden in den meisten Versionen
der Valenzgrammatik als eigenständiger Typ von Ergänzungen gefasst:
 Situativergänzung, Direktivergänzung und Temporalergänzung
 Wesentlicher Unterschied zu den anderen Ergänzungen (Nominativ / Akkusativ /
Dativ / Präpositional): hier keine formale Bestimmung (Rektion) zwischen Verb
und Ergänzung!

Einschub: Infinitive und Infinitivkonstruktionen:

 Infinitive und Infinitivkonstruktionen können unterschiedliche Funktionen im Satz


ausüben: teils bilden sie mit dem finiten Verb ein komplexes Prädikat, teils
übernehmen sie eine Satzgliedfunktion.
 Allgemein gilt: nur bestimmte Verben oder Verbgruppen können Infinitive bzw.
Infinitivkonstruktionen bei sich haben, die nicht der Bildung einer Verbform (Tempus,
Modus, Passiv) dienen, sondern zusätzlich auftreten
 Man unterscheidet einfache Infinitive (ohne zu) und Infinitive mit der Partikel zu
24) Erklären Sie Verben mit einfachem Infinitiv (ohne zu):
 Modalverben wie können, dürfen, mögen, …
o Diese kleine Spinne kann mir nichts tun!
o Klaus möchte die Spinne fangen.
 In Aufforderungen mit müssen und sollen werden Subjekt und Modalverb
manchmal weggelassen, sodass nur ein Infinitivsatz übrigbleibt.
o Du musst ruhig bleiben. → Ruhig bleiben!
o Du sollst nicht weglaufen. → Nicht weglaufen!
 Wahrnehmungsverben wie sehen, hören, spüren, fühlen
o Susi sieht eine Spinne von der Decke krabbeln.
o Klaus hört Susi laut aufschreien.
 Bewegungsverben wie gehen, kommen, fahren, laufen, …
o Susi läuft Hilfe holen.
o Klaus kommt Susi besuchen.
 lassen
o Sie lässt die Spinne verjagen.
o Die Spinne lässt sich nicht verjagen.
 bleiben (in der Bedeutung von die Lage nicht verändern)
o Die Spinne bleibt vor ihrem Gesicht hängen.
 finden und haben (in Verbindung mit einer Ortsangabe)
o Susi fand die Spinne vor ihrem Gesicht hängen.
o Susi hat ihren Teller auf dem Tisch stehen.

Teil der Tabelle auf Handout: Infinitive + zu stehen nach:

Beispiel:
Nomen + haben Lust haben
 Ich habe Lust zu schwimmen.
Unpersönliche Ausdrücke Es freut mich, dich zu treffen.
Es ist schön, dich kennenzulernen.
Verben: Erlaubnis Erlauben, gestatten, …
 Ich erlaube dir, bis Mitternacht aufzubleiben.
 Ist es gestattet, zu rauchen?
Verben: Anfang + Ende Anfangen, aufhören, ..
 Ich möchte anfangen, mehr Sport zu treiben.
 Dieses Jahr werde ich aufhören zu rauchen.
Verben: Absicht Vor haben
 Ich habe vor, mehr zu lesen.
Verben: Gefühl Hoffen
 Ich hoffe, bald fertig zu werden.
Brauchen + zu („nicht müssen“) Du brauchst nicht zu kommen.
Sein + zu + Infinitiv Es ist abzuholen.
25) Was versteht man unter dem Begriff Ersatzinfinitv?
 Im Perfekt und Plusquamperfekt haben die Wahrnehmungsverben sowie
lassen+Infinitiv den sogenannten Ersatzinfinitiv statt des Partizip II bei sich
 Sie verhalten sich ähnlich wie Modalverben
o Hast du die Vögel zwitschern hören?
o Er hat den Zug in der Ferne verschwinden sehen.
o Sie hat die Kinder im Garten spielen lassen.
 Der zusätzliche Infinitiv steht immer vor dem Ersatzinfinitiv

26) Wie funktioniert die Negation im Deutschen? Welche Mittel stehen zu Verfügung? In
welchen Fällen werden sie verwendet?
 Verschiedene Mittel, um Negation zum Ausdruck zu bringen:
o Syntaktische Mittel: verschiedene Negationswörter
 am wichtigsten nicht und nein sowie weiters: kein, niemand, weder –
noch, …
o Morphologische Mittel: Formen der Wortbildung, die der Negation dienen
 z.B. unbequem, intolerant, Desinfektion, Unruhe, Missverständnis, …
o Lexiaklische Ausdrücke: die eine Negation implizieren
 sich weigern, leugnen, Mangel, leer, …
sowie idiomatische Wendungen
 Sie versteht nur Bahnhof. Das interessiert mich nicht die Bohne.

Das Negationswort nicht:

 Das wichtigste Negationswort im Deutschen


 Kann in verschiedenen Satzarten und an verschiedenen Positionen stehen:
o Sie kommen heute nicht. (Aussage)
o Kommen sie heute nicht? (Frage)
o Warum kommen sie nicht? (w-Frage)
o Kommt heute besser nicht! (Aufforderung)
 Dient vor allem dazu, einen Satz/eine Äußerung als Ganzes zu verneinen (=
Satznegation)
 Kann sich aber auch nur auf Teile der Äußerung beziehen
 hat dann nur bestimmte Elemente im Fokus und zeigt eine Korrektur an
 nicht steht dann meist vor dem fokussierenden Element
 Vergleich:
o Sie hat ihn in der Stadt nicht getroffen. (Satznegation)
o Sie hat ihn nicht in der Stadt getroffen. (sondern im Zug  Fokus: Stadt)

Das Negationswort nein:

 Zentraler Verwendungsbereich: Antwortpartikel


 Dient in einer Dialogsituation nach einem Sprecherwechsel als negierende
Reaktion auf Entscheidungsfragen, Aufforderungen oder Aussagen
o Hast du das verstanden? – Nein, erkläre es bitte noch einmal.
o Kommst du heute Abend? – Nein, ich habe keine Lust.

Weitere Negationswörter:

 Es gibt einige weitere Negationsmittel, die das Negierte inhaltlich spezifizieren.


 Sie können die Funktion „Negationswort“ haben, gehören eigentlich aber anderen
Wortarten an.
 Einige Beispiele:

Negationsmittel Wortart Beispiel


Niemand Pronomen Niemand kann auf Wasser
gehen.
Nichts Pronomen Sie konnte nichts finden.
Nie, niemals Temporales Adverb Er war noch nie in Kuba.
Kein Artikel Sie haben keine Lust.
Nirgends, nirgendwo Lokales Adverb Er hat es nirgends gefunden.

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