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Lektion 21: Was bedeutet Gesundheit?

21.1 Gesundheitsbegriffe

Dimensionen von Gesundheit

• Gesundheit als Störungsfreiheit


• Gesundheit als Wohlbefinden
• Gesundheit als Leistungsfähigkeit und Rollenerfüllung
• Gesundheit als Gleichgewichtszustand (Homöostase)

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• Gesundheit als Flexibilität (Heterostase)
• Gesundheit als Anpassung
• Gesundheit als höchstes Gut
• Gesundheit als relativer Wert
• Gesundheit als Geschenk, Leistung oder Pflicht

Franke (2012)

Gesundheitsbegriff der WHO VON 1948

In der Gründungsakte der WHO von 1948 findet sich folgende Definition:
„Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, psychischen und
sozialen Wohlbefinden und nicht nur das Freisein von Krankheit und
Gebrechen.“ Es fallen folgende vier Kernaspekte auf:
• Es handelt sich bei Gesundheit um eine subjektive Einschätzung.
• Gesundheit wird als Idealstatur definiert.
• Gesundheit wird mehrdimensional bestimmt.
• Gesundheit und Krankheit werden diametral gegenübergestellt.

Erklären Sie, wie man zu den vier Kernaspekten der Definition von Gesundheit
der WHO von 1948 kommt.

Aktueller Gesundheitsbegriff

Der Begriff „Gesundheit“ wird in der aktuellen Forschung


mehrperspektivisch und dynamisch unter Einbeziehung einer
körperlichen, seelischen und sozialen Gesundheit betrachtet.

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21.2 Gesundheitsmodelle

Risikofaktorenmodell

Das Risikofaktorenmodell betrachtet Gesundheit aus der


Perspektive des kranken Menschen und konzentriert sich dabei
auf psychische und physische Risikofaktoren, die mit
Krankheiten im Zusammenhang stehen sowie auf
Schutzfaktoren, die Krankwerden verhindern sollen.

Risiko- und Schutzfaktoren

Risikofaktoren sind „Faktoren, die statistisch mit bestimmten


Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Sie erhöhen das Risiko, von
einer Erkrankung betroffen zu werden, stehen aber [. . .] nicht
unbedingt in einem Kausalzusammenhang.“ (Graf, 2012, S. 379)

Schutzfaktoren vermindern die Gefahr einer Erkrankung.

Risikofaktoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Genetik Stress

Ungesunde Negative Umwelt-


Ernährung bedingungen

Bewegungs-
Rauchen
mangel Herz-Kreislauf-
Erkrankungen

Ein typisches Ergebnis der Risikoforschung

„Frauen, die pro Tag ein bis zwei Zigaretten rauchen, weisen gegenüber
Nichtraucherinnen ein zweifach erhöhtes kardiovaskulares
Mortalitätsrisiko auf. Bei Männern erhöht ein gleich niedriger
Zigarettenkonsum das kardiovaskulare Mortalitätsrisiko nicht
signifikant. Das Risiko für einen Herzinfarkt bei Frauen wird zudem
noch erheblich gesteigert, wenn die Frau die Pille nimmt: Wahrend jeder
der Einzelfaktoren das Risiko für das Auftreten um das Zwei- bis
Vierfache steigert, führt die Kombination beider Faktoren zu einem
vierzigfach erhöhten Risiko“ (Landtag NRW, 2004, S. 187-188).

Erörtern Sie, inwiefern der obige Bericht zu einem gesunderen Verhalten


in der Bevölkerung beitragen kann.

Grenzen des Risikofaktorenmodells

Zwar kommt dem Risikofaktorenmodell im Kontext der


Krankheitsbehandlung und Prävention eine große Bedeutung
zu, doch ist sein Beitrag für ein vertieftes Verständnis von
Gesundheit (etwa im Sinne der Gesundheitsdefinition der WHO)
begrenzt, da Gesundheit ausschließlich als Abwesenheit von
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Krankheit betrachtet wird und die Gesundheitsressourcen
weitgehend außer Acht gelassen werden.

Salutogenesemodell

Mit dem Salutogenesemodell (Salutogenese: Entstehung von


Gesundheit) wird ein Perspektivwechsel vorgenommen von der
Krankheits- zur Gesundheitsdynamik. Das Salutogenesemodell
betrachtet dementsprechend Faktoren, die zur Gesundheit beitragen.

Salutogenesemodell nach Antonovsky

Die wesentlichen Bestandteile des Salutogenesemodells sind:


• Heterostase,
• Gesundheits-Krankheits-Kontinuum (HEDE-Kontinuum),
• Stressoren und Widerstandsressourcen sowie
• Kohärenzgefühl.

Heterostase

Heterostase bedeutet, dass Krankheit als eine normale


Erscheinung des Lebens gesehen wird und nicht als
Abweichung von der Normalität. Aus salutogenetischer
Sicht geht es darum, das Ungleichgewicht zu akzeptieren
und zu überwinden.

Gesundheits-Krankheits-Kontinuum

Das HEDE-Kontinuum hebt die Gegensätzlichkeit von


Krankheit und Gesundheit auf und betrachtet Gesundheit als
dynamischen Zustand.

Völlig Völlig
HEDE-Kontinuum
Gesund Krank

Beispiele?

Stressoren und Widerstandsressourcen

​Stressoren bedeuten aus Sicht der Salutogenese nicht


etwas grundsätzlich Schädliches. Ein erfolgreicher
Umgang mit ihnen sorgt zusammen mit den
Widerstandsressourcen dafür, dass sich ein Mensch auf
dem HEDE-Kontinuum stärker in Richtung des gesunden
Pols bewegt.

Beispiele?

Individuelle & gesellschaftliche Ressourcen

Franke (2012, S. 173)

Kohärenzgefühl

Das Kohärenzgefühl beschreibt ein Vertrauen in sich und in die Welt und
setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Verstehbarkeit, Handhabbarkeit
und Bedeutsamkeit.

Beispiele?

Das Salutogenesemodell nach Antonovsky (1997)

Stressoren

Schutzfaktoren Kohärenz

Spannungszustand

Völlig Völlig
HEDE-Kontinuum
Gesund Krank

Grenzen des Salutogenesemodells

• Das Salutogenesemodell vernachlässigt Faktoren, die als


positive Ressourcen direkt auf die Gesundheit wirken (z. B.
Humor, Optimismus).
• Darüber hinaus trifft das Modell von Antonovsky (1997)
keine fundierten Aussagen über einen guten
Gesundheitszustand.
• Ebenso wird der Zusammenhang von physischer und
psychischer Gesundheit weitgehend ausgeklammert.

Zusammenfassung: Salutogenesemodell

• Das Salutogenesekonzept betrachtet Krankheit als normale


Erscheinung des Lebens und nicht als Abweichung von der
Normalität (Heterostase).
• Ein ausgeprägtes Kohärenzgefühl führt zusammen mit den
Widerstandsressourcen zu einer positiven Verarbeitung von
Stressoren und damit zur Reduzierung des aktuellen
Spannungszustandes.
• Es hebt die Betrachtung von Gesundheit und Krankheit als zwei
Gegensatze auf und veranschaulicht sie stattdessen mit einem
Gesundheits-Krankheits-Kontinuum.

Risikofaktoren- & Salutogenesemodell im Vergleich

Modifiziert nach Bengel et al. (2001, S. 35)

Schon fit?

Salutogenese- und Pathogenesemodell im Vergleich

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