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Erklärungsversuche für das schreckliche Töten der japanischen Soldaten in Nanjing

Die Soldaten des Kaisers folgten dem Bushido, einem Kriegerverhaltenscodex aus der Zeit
der Samurai. Dazu gehörten absolute Loyalität und eine bis zu Selbstmord gehende
Opferbereitschaft. Nach dem Bushido ist ein anderer Soldat kein Feind, sondern ein Freund,
dem man die Möglichkeit gibt, sein Talent zu zeigen. Allerdings gab es zu dieser Zeit eine
Herrenmenschenideologie, in der sich die „göttliche Rasse“ der Japaner als zur Herrschaft
über Asien berufen sah. Die radikale Modernisierung seit der Öffnung des Landes Mitte des
19. Jahrhunderts schien dies zu bestätigen.

Aus dieser Perspektive waren die Chinesen wie Schweine, welche man töten sollte. Das
Nicht-Töten oder Nicht-Befolgen von Befehlen wurde als unehrenhaft und Mangel an
Disziplin und Kampfbereitschaft gesehen. Es gab einen Befehl des Kaisers, bzw. von seinen
Offizieren, keine Gefangenen überlassen zu lassen.

Um zu zeigen, dass sie ein Herrenmensch, ein Mensch höherer Rasse waren, mussten neue
Soldaten ihre Kriegerehre erst zeigen. Der britische Historiker Antony Beevor zitiert aus den
Erinnerungen des Soldaten Toshio Shimada: Ein Gefangener war mit ausgestreckten Armen
an zwei Pfähle gebunden worden. 50 neue Soldaten begannen, ihn mit dem Bajonett zu
bearbeiten. „Meine Gefühle waren wie erstarrt. Ich spürte kein Mitleid mit ihm. Schließlich
flehte er uns an: ,Los, mach schon!‘, was wohl bedeuten sollte, dass er rasch sterben wollte.“

Alles in allem gibt es keine komplette Erklärung für das Verhalten der Soldaten während des
Massakers, weil es mit keinen menschlichen Moralvorstellungen zusammenpasst.

Quelle Nanjing-Massaker

Der deutsche Vertreter der Firma Siemens in Nanjing, John Rabe, erlebte das Massaker selbst.
In seinem Haus und Garten gab er mehreren hundert Chinesen Sicherheit. Fast jeden Abend
schrieb er in sein Tagebuch. Eine Absicht seiner Tagebuchnotizen war, dass er Hitler davon
überzeugen wollte, mit dem Verbündeten Japan zu sprechen, um das Massaker zu beenden.
Im Dezember 1937 schrieb er:

„Das [Verhalten] der Japaner in diesem Fall ist [für mich] ganz rätselhaft. Auf der einen Seite
wollen sie als eine den europäischen Großmächten gleichgestellte Großmacht anerkannt […]
werden, andererseits tragen sie zur Zeit eine Gefühlsrohheit, Brutalität und Bestialität zur
Schau, dass man sie mit den Horden Dschingis Khans vergleichen könnte […] Einem bleibt
der Atem weg vor Ekel, wenn man immer wieder Leichen von Frauen findet, denen
Bambusstangen in die Vagina getrieben werden. Selbst alte Frauen von über 70 Jahren
werden andauernd vergewaltigt.“

zur Schau tragen = zeigen

Bewerte auf Grundlage von Ursprung, Absicht und Inhalt den Wert und die Grenze der
Quelle für Historiker, die das Nanjing-Massaker erforschen wollen.

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