K L U B Z E I T U N G D E R S Ü D -T I R O L E R F R E I H E I T | 3 - 2 0 2 2 | E R S C H E I N T V I E R T E L J Ä H R L I C H
Stefan Zelger,
Sekretär der Landtagsfraktion
MARSCH AUF ROM
Noch nichts gelernt?
Vor hundert Jahren fand der
„Marsch auf Rom“ statt, die
Machtergreifung der Faschisten.
Das „Ventennio fascista“ wurde
bis heute nie richtig aufgearbeitet.
Regierungsmitglieder können
für Mussolini schwärmen, den
römischen Gruß einfordern oder
krude Theorien verbreiten, ohne
dafür medial oder juridisch be-
langt zu werden. In italienischen
Ministerien hängen immer noch
Duce-Bilder und kaum jemand
echauffiert sich darüber.
Auch sonst sieht es nicht besser
aus. Mussolinis Grab in Predappio
ist ein Wallfahrtsort für Faschis-
ten. Mit Devotionalien wie Hit-
ler- und Mussolini-Wein lässt sich
weiterhin munter Geld verdienen.
Und Süd-Tirol? In Süd-Tirol
wimmelt es vor faschistischen
Relikten, die nicht oder nur un-
zureichend historisiert wurden.
Noch immer sind Massenmör-
der Ehrenbürger von Süd-Tiro-
ler Städten, wie Gennaro Sora
in Brixen. Noch immer erinnern
Straßennamen an Kriegsverbre-
chen und Völkermord.
Das alles muss sich schnell än-
dern! Oder will man noch einmal
hundert Jahre warten?!
LUEGBRÜCKE
Tunnel
notwendig!
SEITE 4
NEUE REGIERUNG
Duces
Schatten
Italien hat eine neue Regierung. Die rechteste
seit Mussolini. In Giorgia Melonis Kabinett tum-
meln sich Duce-Verehrer und Faschistenversteher.
Süd-Tirol muss wachsam sein. Daran ändern auch
schwammige Aussagen von Meloni nichts.
Giorgia Meloni wurde im „Movimento Sociale Italiano“ (MSI) politisch sozialisiert.
Nun ist eingetreten, wovor die Süd- das Land zu verlassen.
Tiroler Freiheit gewarnt hatte: Die In Süd-Tirol ebenfalls bestens be-
„Brüder Italiens“, regieren in Rom. kannt ist Ignazio La Russa. Er ist der | Unerlässlich:
Es ist jene Partei, für die Alessandro neue Senatspräsident und bekleidet Warum der Proporz bleiben und
Urzì viele Jahre im Landtag für die damit das formal zweithöchste Amt besser vermittelt werden soll – S. 3
„Italianità“ Süd-Tirols kämpfte. im Staat. La Russa forderte einst, pat-
Die neue Regierung ist auch sonst riotische Bewegungen in Süd-Tirol zu
ein Panoptikum von Duce-Verehrern verbieten. Als Verteidigungsminister | Ungeteilt:
und Menschen, die – euphemistisch ließ er vor dem Siegesdenkmal einen Interview mit Gudrun Kofler über
ausgedrückt– für Süd-Tirol wenig üb- Kranz niederlegen; und in der Coro- die Tiroler Landeseinheit – S. 6-7
rig haben. Beispiele gefällig?! na-Zeit rief er auf, anstelle des Hän-
Die neue Regierungschefin Giorgia deschüttelns den römischen Gruß
Meloni hatte 1996 Benito Mussolini zu verwenden. | Ungeeignet:
als den besten Politiker der letzten La Russa in nichts nach steht Fran- Internationale Tagung zu EU-Wahl-
50 Jahre bezeichnet. Erst 2015 riet sie cesco Lollobrigida. Um die „nationale recht und Doppelpass – S. 9
jenen Süd-Tirolern, die sich nicht mit Integrität“ Italiens zu schützen, for-
der Trikolore identifizieren wollen, derte er die Regierung auf, gegen
Die Brennerautobahn stößt schon jetzt an ihre Grenzen. Mit
dem Neubau der Luegbrücke wird die Situation untragbar!
Die Autobahnbrücke im nördlichen Wipptal soll neu gebaut werden.
Dann wird sie über zwei Jahre lang nur noch einspurig befahrbar sein.
Ein totales Verkehrschaos droht! Dabei gäbe es eine realistische Alter-
native, für die die Süd-Tiroler Freiheit nun Druck macht.
W W W . S U E D T I R O L E R - F R E I H E I T. C O M / L A N D TA G
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Passend: Unter den Augen Andreas Hofers präsentierten Myriam Atz Tammerle Hitler-Gruß statt Händeschütteln: Senatspräsident Ignazio La Russia ist einer
und Sven Knoll ihren Antrag, damit zumindest der Landtag das schwarze Trei- von mehreren Verantwortungsträgern der italienischen Regierungskoalition, die
ben der neuen italienischen Regierung verurteilt. aus ihrer faschistischen Gesinnung kaum einen Hehl machen.

Süd-Tirol vorzugehen. Eben-
so verlangte der neue Minister die
Auslieferung der im Exil lebenden
Süd-Tiroler Freiheitskämpfer.
Andere Minister wie Adolfo Urso
sind durch faschismusverherrlichen-
de Publikationen aufgefallen oder,
wie Tourismusministerin Daniela
Santanchè, durch krude Theorien
über die „Leistungen“ Mussolinis.
„Rückgratlose SVP“
Doch selbst diese Entgleisungen
scheinen für die SVP keine rote Li-
nie darzustellen. „Meloni steht zur
Autonomie“, frohlockte SVP-Partei-
obmann Achammer nach Melonis
Regierungserklärung. Er zimmerte
sich damit eine Argumentation zu-
recht, warum die SVP-Parlamentarier
sich der Stimme enthielten.
Was hatte Meloni gesagt? „In Be-
zug auf die Provinz Bozen werden
wir uns mit der Wiederherstellung
der autonomen Standards befassen,
die 1992 zur Streitbeilegung vor der
UNO geführt haben“, meinte die
neue Regierungschefin. Es handelte
sich bezeichnenderweise um eine
von wenigen Stellen in ihrer Rede, für
die Meloni keinen Applaus bekam.
Und „befassen“ heißt nicht „wieder-
herstellen“!
Der Abgeordnete Sven Knoll, findet
deutliche Worte: „Das rückgratlose
Verhalten der SVP schadet dem An-
sehen Süd-Tirols und schwächt die
Autonomie!“ Außerdem seien viele
Kompetenzen erst nach 1992 hinzu-
gekommen und wieder genommen
worden, die es genauso wiederher-
zustellen gelte, betont Knoll.
Zeichen im Landtag
Für die Abgeordneten Knoll und
Myriam Atz Tammerle ist klar: „Süd-
Tirol darf nicht schweigen. Es geht
um die Verteidigung unserer Rechte
und um die politische Glaubwürdig-
keit Süd-Tirols“.
Die Süd-Tiroler Freiheit brachte
deshalb einen Antrag im Landtag ein,
der mehrheitlich angenommen wur-
de. Damit werden klare Zeichen nach
Rom gesendet. Der Landtag verurteilt
faschistische und nationalsozialisti-
sche Haltungen von Regierungsver-
tretern, unterstreicht die Unantast-
barkeit der ethnischen Autonomie
und bekräftigt Österreichs Schutz-
funktion. Zudem fordert der Land-
tag die italienische Regierung auf,
verlorengegangene Kompetenzen
wiederherzustellen und die Auto-
nomie weiter auszubauen.
„Unsere Vorfahren haben sich mit
Leib und Seele für die Autonomie
eingesetzt, und bis zur Loslösung
Süd-Tirols von Italien ist es unsere
Pflicht, diese zu schützen“, unter-
streichen Knoll und Atz Tammerle.
Autonomie und Meloni ‒ Die Bilder und Filme unter:
suedtiroler-freiheit.com/autonomie-meloni
4. November
Wohin die Reise geht, zeigt indes
ein Gesetzentwurf des Vizepräsident
des Senats, Maurizio Gasparri. Wäh-
rend in Europa wieder Krieg herrscht,
möchte Gasparri einen Feiertag am
4. November einführen. Am 4. No-
vember 1918 trat bekanntlich der
Waffenstillstand zwischen Öster-
reich-Ungarn und Italien im Ersten
Weltkrieg in Kraft.
Gasparri möchte den Sieg Italiens
im Ersten Weltkrieg gegen Österreich-
Ungarn glorifiziert wissen. Süd-Tirol
würde damit genötigt, den Angriffs-
krieg Italiens und die darauf folgende
Teilung Tirols zu feiern.
Ein Grund mehr, den Sirenenge-
sängen Melonis nicht zu trauen und
wachsam zu bleiben. | SZ

ALTENHEIME UND KRANKENHÄUSER

Besucher nicht länger ausschließen!

Noch immer dürfen viele Menschen ihre Angehörigen im Altenheim und Krankenhaus nicht uneingeschränkt besuchen. Wer gegen Coro-
na weder geimpft noch genesen ist, hat oft kein Besuchsrecht. Diese Regeln machen medizinisch längst keinen Sinn mehr!

Personen, die weder geimpft noch
genesen sind bzw. deren Impf- oder
Genesenen-Status abgelaufen ist,
dürfen ihre Familienangehörigen
im Altenheim und Krankenhaus oft
immer noch nicht besuchen. Auch
nicht, wenn sie einen negativen Test
vorweisen können. Personen, die
dreimal geimpft sind, dürfen hin-
gegen ihre Angehörigen ohne nega-
tiven Testnachweis besuchen.
„Dies macht medizinisch gesehen
keinen Sinn, da eine Person, die drei-
mal geimpft ist, weiterhin sich und
andere anstecken kann“, betonen die
Abgeordneten Sven Knoll und Myri-
am Atz-Tammerle. Nachdem Ärzte
und Pfleger ohne Impfnachweis (zu
Recht) wieder arbeiten dürfen, ma-
che die Regelung noch weniger Sinn
als ohnehin schon.
Es sei zudem eine Diskriminierung,
wenn gesunden Menschen, die sogar
mit einem Test nachweisen könnten,
dass sie gesund sind, verboten wird,
ihre Angehörigen zu sehen. „Nicht
vergessen werden darf, wie wichtig
für Altenheim-Bewohner der persön-
liche Kontakt zu ihren Angehörigen
ist“, so Knoll und Atz-Tammerle.
Sie fordern daher eine umgehende
Anpassung der Besuchsregeln für Al-
tenheime und Krankenhäuser. „Jede
Person – ob geimpft, genesen oder
nichts von beidem – soll seine Ange-
hörigen im Altenheim und Kranken-
haus besuchen dürfen. Alles andere
ist eine Schikane und medizinisch
nicht begründbar. Es ist längst an
der Zeit, alle Corona-Maßnahmen
zu beenden und den Menschen die
Entscheidung zu lassen, ob und wie
sie sich schützen wollen“, sind sich
Knoll und Atz Tammerle einig. | TI/SZ

2

STUDIE UND ANTRAG
Menschen für
Proporz!
Die große Mehrheit der deutsch- und ladinischsprachigen Süd-Tiroler befürwortet den
Proporz! Das zeigt eine Studie des Landesstatistikamtes ASTAT. Die Zahlen strafen jene
linksgrünen Kritiker Lügen, die den Proporz als anachronistisch abtun und abschaffen
wollen! Ein Antrag der Süd-Tiroler Freiheit zur besseren Vermittlung des Proporzes wurde
angenommen.
Der Proporz sorgt für eine wichtige Balance zwischen den Sprachgruppen in Süd-Tirol.
Der Proporz ist eine der wich-
tigsten Säulen der Autonomie. Er
garantiert unter anderem, dass öf-
fentliche Arbeitsplätze und Sozial-
leistungen proportional zwischen
den drei Sprachgruppen aufgeteilt
werden. Heißt: Wenn das Land zehn
Straßenwärter sucht, müssen sieben
der deutschen, zwei der italienischen
und einer der ladinischen Sprach-
gruppe angehören. Der Proporz hat
entscheidend dazu beigetragen, den
Süd-Tirol-Konflikt zu befrieden.
Vor allem von linken und italieni-
schen Politikern und Kommentato-
ren wird der Proporz aber regelmäßig
als obsolet verunglimpft. Eine Studie
des Landesstatistikamtes ASTAT zeigt
nun, dass die deutsch- und ladinisch-
sprachigen Süd-Tirol das vollkom-
men anders sehen!
Über 60 Prozent der deutschspra-
chigen Süd-Tiroler halten den Pro-
porz für wichtig. Bei den Ladinern
liegt die Zustimmung sogar bei 85
Prozent! Schon beim Autonomiekon-
vent zeigte sich, dass viele Süd-Ti-
roler den Proporz nicht abschaffen,
sondern beibehalten und aufwerten
wollen.
Über 60 Prozent der deutschsprachi-
gen Süd-Tiroler halten den Proporz für
wichtig. Bei den Ladinern liegt die Zu-
stimmung sogar bei 85 Prozent!
Die ASTAT-Studie zeigt aber auch,
dass immer mehr junge Menschen
die Grundpfeiler der Autonomie
nicht kennen. Fast ein Viertel der
18- bis 39-Jährigen weiß nicht, was
der Proporz überhaupt ist.
Um dagegen vorzugehen, brachten
die Abgeordneten Sven Knoll und
Myriam Atz Tammerle einen Antrag
im Landtag ein. Er wurde von Landes-
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IMPFSCHÄDEN
Anlaufstelle
gefordert
Längst ist klar: Die Corona-
Impfung kann auch krank
machen! Betroffene werden
jedoch oft nicht ernst genom-
men und im Stich gelassen. Das
soll sich nun ändern.
Die Landtagsabgeordnete Myriam
Atz-Tammerle fordert im Landtag
die Einrichtung einer Anlaufstelle für
Menschen mit Impfschäden.
Menschen, die von Impfneben-
wirkungen betroffen sind, berichten
von unterschiedlichen Beschwerden,
die oft nicht mit der Impfung in Zu-
sammenhang gebracht werden. Ärzte
aus Deutschland berichten zudem,
dass der Verdacht von Impfschäden
oftmals aus Angst nicht gemeldet
wird. Der Grund: Das Thema ist so
emotionalisiert, dass man als Impf-
gegner abgestempelt würde.
Deshalb will Atz-Tammerle den Be-
troffenen helfen. Sie bringt im Land-
tag einen Antrag zur Abstimmung,
der die Einrichtung bzw. Bekannt-
machung einer Anlaufstelle für Men-
schen mit möglichen Impfnebenwir-
kungen und Impfschäden vorsieht.
Atz-Tammerle hofft auf Zustim-
mung im Landtag: „Kranken Men-
schen muss geholfen werden, egal,
warum sie krank sind“. | TI/SZ
rätin Maria Hochgruber Kuenzer und
der Abgeordneten Paula Bacher (bei-
SPRECHSTUNDEN
de SVP) mitunterzeichnet. Mit dem
Antrag wird die Landesregierung auf-
gefordert, die Bevölkerung, und vor Fragen, Anregungen und
allem die Jugend, „[…] gezielt über Terminanfragen für Sprech-
die unver- stunden können gerne an
zichtbare Be-
deutung der landtag@
Sprachgrup- suedtiroler-freiheit.com
penzugehö-
rigkeitserklä- gesendet
rung und des oder unter
Proporzes zu
informieren sowie zu sensibilisieren“. 0471 94 61 70
Der Antrag wurde mit großer Mehr-
heit angenommen. gestellt werden.
Die Süd-Tiroler Freiheit ist über-
zeugt, dass junge Menschen über die
Autonomie Bescheid wissen müssen:
„Denn wie sollen künftige Genera-
tionen um unsere Rechte kämpfen,
wenn sie diese noch nicht einmal
kennen?!“ | SZ
3
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Die Luegbrücke verdankt ihren Namen Nach dem Bau eines

dem Ort unterhalb der Brücke. Im
Tunnels könnte das
Mittelalter war Lueg eine wichtige Zoll-
stätte. Heute existieren nur noch eine Gebiet um den Brenner
Kapelle und das Widum. renaturiert werden!

VERKEHRSCHAOS DROHT

Luegbrücke:
Tunnel statt Neubau!
Die Luegbrücke ist die längste Brücke der Brennerautobahn auf Nord-Tiroler
Seite. Vor mittlerweile 54 Jahren wurde der 1,8 Kilometer lange Bau fertig-
gestellt. Da das Tragwerk irreparabel geschädigt ist, plant die ASFINAG
einen Neubau. Dann wird die Brücke nur noch einspurig befahrbar sein. Ein
Verkehrschaos droht! Dabei gäbe es eine Alternative.

Ab Jänner 2025 ist die Luegbrücke
gesperrt. Über zwei Jahre lang wird
die alte Brücke abgetragen und
an selber Stelle neu errichtet. Ver-
größert um zwei Pannenstreifen.
In dieser Zeit ist die Brücke nur
einspurig befahrbar. Die „Krone“
schreibt treffend von einem „nie
dagewesenes Nadelöhr“. Schon
jetzt ist die Brennerautobahn dies-
und jenseits des Brenners am Limit.
Mit den jahrelangen Arbeiten an der
Luegbrücke wird das Verkehrschaos
eine neue Dimension erreichen! Rie-
senstaus werden dann (noch mehr)
zum Alltag gehören!
„Jahrhundertchance“
Das alles muss nicht sein! Die 17
Bürgermeister der Gemeinden im
Stubai- und Wipptal fordern Ent-
lastung vom Verkehr. Vor allem aber
sprechen sie sich für den Bau eines
Tunnels aus, anstelle einer neuen
Brücke.
Auch die Süd-Tiroler Freiheit
spricht sich für einen Autobahn-
tunnel aus. Er sollte zwischen Gries
am Brenner in Nord-Tirol und dem
Schon jetzt ist die Bren-
nerautobahn dies- und jen-
seits des Brenners am Limit.
Brennerbad in Süd-Tirol verlaufen.
„Durch diesen Tunnel unter dem
Sattelberg würde das Verkehrschaos
beim Neubau der Luegbrücke
verhindert. Das gesamte Bren-
nergebiet könnte entlastet und
renaturiert werden. Es wäre eine
Jahrhundertchance“, betonen die
Abgeordneten Sven Knoll und My-
riam Atz Tammerle.
Als Vorbild nennt Knoll den Ka-
rawanken-Tunnel zwischen Öster-
reich und Slowenien. Dort wird
gerade eine zweite Röhre gebaut.
Während der Neubau der Luegbrü-
cke über 300 Millionen Euro kostet,
schlägt das Karawanken-Projekt mit
„nur“ 325 Millionen zu Buche. Darin
enthalten sind neben den Kosten für
den Tunnel auch die Zufahrten, die
am Brenner nicht benötigt würden.
Außerdem wäre der Tunnel unter
dem Sattelberg kürzer und je zur
Hälfte auf Nord- und Süd-Tiroler
Seite gelegen. Die Baukosten wären
dadurch geringer und könnten auf-
geteilt werden.
Gesamt-Tiroler Treffen
Auf Antrag der Süd-Tiroler Freiheit
„Wir dürfen nichts un-
versucht lassen, um den
Neubau der Luegbrücke zu
verhindern. Die Menschen
im Wipptal haben ein Recht
auf ein gesundes und gutes
Leben.!“
wurde daher beschlossen, zwischen
den Klubobleuten des Süd-Tiroler
und des Tiroler Landtages ein Tref-
fen zu organisieren. Ziel ist es, das
gemeinsame Vorgehen und Alter-
nativprojekte – wie den Tunnel – zu
besprechen. Sobald sich der neue
Tiroler Landtag konstituiert hat, soll
das Treffen stattfinden.
Die Süd-Tiroler Freiheit wird dabei
nochmals das Alternativprojekt eines
Tunnels unter dem Sattelberg vor-
schlagen. Die Abgeordneten haben
zudem eine Anfrage im Süd-Tiroler
Landtag einreichen, damit die Tun-
nel-Variante unter dem Sattelberg
auch von Süd-Tirol geprüft und
unterstützt wird.
Knoll und Atz Tammerle unter-
streichen: „Wir dürfen nichts un-
versucht lassen, um den Neubau
der Luegbrücke zu verhindern. Die
Menschen im Wipptal haben ein
Recht auf ein gesundes und gutes
Leben. Wir nehmen es nicht hin,
dass – im wahrsten Sinne des Wor-
tes – über die Köpfe der Menschen
drübergefahren wird!“ | SZ

4
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Anfragen der Süd-Tiroler Freiheit 1 ZAHL DES

| Die Abgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit
wollten wissen, wie viele Ärzte und Pfleger, die
in den letzten fünf Jahren ohne Zweisprachig-
keitsnachweis eingestellt worden sind, diesen
mittlerweile erworben haben.
Landeshauptmann Kompatscher antwortete, dass
man es nicht wisse! Der Sanitätsbetrieb weiß auch
2,45 8
MONATS
suchungshaft genommen. Gewaltverbrechen mit
mafiösem Hintergrund habe es in den letzten fünf
Jahren in Süd-Tirol keine gegeben.
| Die Abgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit
wollten wissen, wie viele in Süd-Tirol ansässi-
ge Ausländer im letzten Jahr die italienische

6
nicht, wie viele Angestellte zurzeit einen Deutsch- Staatsbürgerschaft bekamen. 2,45 Millionen

kurs absolvieren. Der Landeshauptmann konn-
te nur berichten, dass zurzeit 182 Ärzte und 167
Krankenpfleger ohne Zweisprachigkeitsnachweis
für den Sanitätsbetrieb arbeiten. Ein durchdachtes
4
Das Regierungskommissariat teilte mit, dass im Sattelschlepper und
Jahr 2021 610 Personen die italienische Staatsbürger-
Lastwagen mit An-
schaft verliehen wurde. Der Großteil ging an Nicht-
EU-Bürger. In den letzten Jahren wurden tausenden hängern zählte die

9
Programm zur Förderung der deutschen Sprache im Ausländer die Staatsbürgerschaft gegeben. Sie schei- Mautstelle Schön-
Gesundheitswesen sieht anders aus. Oder besser: nen damit nicht mehr in der Ausländerstatistik auf. berg im letzten Jahr.
Es gibt keines!
Damit rollten fast
| Das Alpenregionstreffen der Schützen war
| „Die Mafia ist überall“ heißt es im Volks- ein Ausdruck gelebter Heimatverbundenheit, so viele Lkws wie im
mund. Wie sehr sich das organisierte Verbre- betonten Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle. Rekordjahr 2019 über
chen in Süd-Tirol bereits breitgemacht hat, Sie wollten wissen, warum den Schützen aus Ti- den Brenner. Dazu
wollte die Süd-Tiroler Freiheit wissen. rol und Bayern die Einreise mit den historischen kamen 8,87 Millio-
Es gebe eine begrenzte Anzahl von Straftaten, die Waffen verwehrt wurde.
mit möglichen Mafia-Aktivitäten in Verbindung ge- Für die Süd-Tiroler Schützen gebe es eine Ge- nen Pkws. Aufgrund
der Corona-Be-

0
bracht werden, antwortete der Landeshauptmann. nehmigung des Innenministeriums, für die anderen
Insbesondere im Bereich des Drogenhandels sei die nicht, bemerkte Landeshauptmann Kompatscher schränkungen waren
Mafia auch hierzulande aktiv. Im Juni 2020 wurden lapidar. Eine Lösung ist nicht in Sicht. | SZ
es weniger Autos als
diesbezüglich 20 Mitglieder einer Bande in Unter-
2019. Damals waren
es rund 11 Millionen.

2 5
(SZ)

VORARBEIT FÜR STRECKENFÜHRUNG

Reschenbahn endlich umsetzen!

Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit und der FPÖ-Tirol haben ein geologisches Gutachten für den Bau
der Reschenbahn vorgestellt. Es kann als Grundlage für weitere Planungen dienen. DENKMAL

Im März 2022 wurde zwischen Re-
gierungsvertretern aus dem Bundes-
land Tirol, Süd-Tirol und Graubünden
vereinbart, vertiefende Informationen
für eine mögliche Streckenführung
der Bahn zwischen Mals und Landeck
einzuholen. Geschehen ist bisher aber
nichts.
Ein solches geologisches Gutach-
ten für die Reschenbahn existiert be-
reits und wurde von Ing. Max Singer
in den Jahren 1906 bis 1918 erstellt.
Da die geologische Struktur entlang
der Strecke unverändert geblieben
ist, hat der Landtagsabgeordnete
Sven Knoll das Gutachten im öster-
reichischen Staatsarchiv ausgeforscht
und transkribiert. „Dieses Gutachten
ist eine wertvolle Grundlage für alle
weiteren Planungen zum Bau der
Reschenbahn. Es erspart der öffent-
lichen Hand Zeit und Geld“, betont
Knoll.
Die Landtagsabgeordneten Sven
Knoll, Myriam Atz Tammerle, Evelyn
Achhorner und Gudrun Kofler be- penbekenntnissen nun endlich auch Geschütztes
Fascio-Haus
tonten bei der Pressekonferenz die Taten“. Kofler streicht hervor, dass
Bedeutung der Bahn für die Umwelt „dieses Projekt für die engere Zu-
und die Wirtschaft. sammenarbeit und den Austausch
„Der Mehrwert für Pendler, Tou- zwischen Süd- und Nord-Tirol sehr Im Juli ist das INFPS-Gebäude
risten und Anrainer wäre enorm. wertvoll wäre“.
am Siegesplatz in Bozen unter
Gerade in den oft vernachlässigten Die Reschenbahn ist eine Jahr-
Denkmalschutz gestellt wor-
Randregionen“, hält Atz Tammerle hundertchance für ganz Tirol, sind
fest. Achhorner erwartet sich von sich die Süd-Tiroler Freiheit und die
den. Von wem? Von der Lan-
den Regierungsparteien „nach Lip- FPÖ-Tirol einig. | SK/SZ desregierung!
Bilder, Filme und die Pressekonferenz in voller Länge: Das von den Faschisten errichtete
suedtiroler-freiheit.com/gutachten-reschenbahn Gebäude hinter dem Siegesdenkmal
beheimatete einst das „Istituto Na-
zionale Fascista della Previdenza So-
ciale“ (faschistisches Sozialinstitut).
Dass die Süd-Tiroler Landesre-
gierung solche faschistische Bauten
unter Denkmalschutz stellt, ist leider
bezeichnend. Gleichzeitig werden
historisch wertvolle Gebäude in Bo-
zen abgerissen. Jüngstes Beispiel war
die Negrelli-Halle beim Zugbahnhof,
die dem provisorischen Busbahnhof
Stellten das Gutachten in Innsbruck vor: (v.l.) Evelyn Achhorner, Myriam Atz Platz machen musste. | SZ
Tammerle, Sven Knoll und Gudrun Kofler.

5
T I R O L E R S T I M M E N 0 3 / 2 0 2 2 | S Ü D -T I R O L E R F R E I H E I T

INTERVIEW MIT Gudrun Kofler

„Das Recht und die

Gerechtigkeit sind auf
unserer Seite!“
Am 25. September wurde in
Nord- und Ost-Tirol ein neuer
Landtag gewählt. Mit Gudrun
Kofler schaffte erstmals eine
Vertreterin der Süd-Tiroler
Freiheit auf der Liste der FPÖ
den Sprung in den Landtag.

Die Tiroler Stimmen sprachen mit

Kofler über ihre Familiengeschichte,
über Motivation und Widerstände,
über die Politik nördlich und südlich
des Brenners und natürlich über die
Tiroler Landeseinheit.

Gudrun, Du bist eine Enkelin

von Freiheitskämpfer Georg
Klotz, Deine Tante ist Eva Klotz:
Wurde Dir die Volkstumspolitik
praktisch in die Wiege gelegt?
Ja, in der Tat kann man das so
sagen. Ich bin schon sehr früh in
Berührung mit Politik gekommen,
sei es über die Schützen, bei denen
mein Vater damals aktiv war und
noch immer ist, oder auch über die
politische Tätigkeit meiner Tante
Eva. Das alles, und meine Familien-
geschichte, hatten und haben sehr
großen Einfluss auf meine politische
Entwicklung und meinen Werdegang.
Schon früh erlebte ich, dass man für
seine Meinung sehr viel Gegenwind
erfahren kann. Aber auch, dass es
sich lohnt, für sich und seine Ideale
einzustehen. Man muss eben etwas
dafür tun, wenn man mit der Situ-
ation unzufrieden ist und für seine
Ideen und Ideale Mitstreiter und Ge-
hör finden möchte.
Was hat Dich dazu bewogen,
Dich auch in Nord-Tirol politisch
zu engagieren und warum in der
FPÖ?
Als ich zum Studieren nach Inns-
bruck gezogen bin, war ich schon et-
liche Jahr in Süd-Tirol politisch aktiv.
So war es nur logisch, dass ich mich
auch für die politische Landschaft im
Bundesland Tirol und ganz allgemein
in Österreich interessierte. Natür-
Gudrun Kofler (39) wurde in Bozen geboren und ist in Kurtatsch im Süd-Tiroler Unterland aufgewachsen. Seit einigen Jahren
lebt sie in Silz im Tiroler Oberland. Die zweifache Mutter war schon in der Union für Südtirol politisch aktiv, kandidierte 2008
für den Süd-Tiroler Landtag und war u.a. Gemeinderätin in Kurtatsch.
lich war es mir besonders wichtig, die Anfeindungen Dir gegen- ten kommt ja bekanntlich immer
dass auch die Süd-Tirol-Thematik über, wegen einiger vermeintlich was. Andererseits war es aber doch
Gehör findet. Und so, wie man sich politisch inkorrekter Beiträge in erschreckend zu sehen, wie schnell
in jedem fremden Ort, wo man neu den Sozialen Medien? Menschen in eine Schublade gesteckt
hinkommt, auch einen Freundes- Die Zeit des Wahlkampfes und werden und wie mit Menschen, die
kreis sucht, sucht man sich dort auch die Wahl waren sehr spannend und eine andere politische Meinung ver-
Mitstreiter für die gemeinsame Sa- lehrreich. Die Stimmung für die FPÖ treten, umgegangen wird. Ich war
che. Mir war es wichtig, mich auch war – im Unterschied zu den letzten vorher als Privatperson auf sozialen
in Nord-Tirol (partei-)politisch zu Jahren nach Ibiza – wieder sehr posi- Plattformen unterwegs und nicht im
engagieren und meine Wahl fiel auf Lichte der Öffentlichkeit, bin Mut-
die FPÖ, zu welcher ich über die Frei- ter von zwei Kindern und führte ein
heitliche Jugend und die Freiheit- „Man muss eben etwas tun, „normales“ Leben, wie jeder andere
lichen Studenten rasch Zugang fand. wenn man mit der Situation auch. Da wird weder vom politischen
Neben den gesellschaftspolitischen unzufrieden ist“ Gegner noch von Journalisten drüber
Themen, die sich mit meiner Ein- nachgedacht, was sie mit der persön-
stellung ohnehin deckten, fand ich lichen Diffamierung mitunter los-
dort auch ein offenes Ohr für unsere tiv, vor allem auch nach der Coro- treten. Glücklicherweise hatte ich
Anliegen betreffend Süd-Tirol. na-Zeit, wo die Menschen sich nach zu jeder Zeit volle Rückendeckung
dem strengen Maßnahmen-Regime und Loyalität von der FPÖ und auch
Du bist seit wenigen Wochen der Regierung spürbar nach Verän- der Süd-Tiroler Freiheit und bekam
Abgeordnete zum Tiroler Land- derung sehnten. Die Angriffe gegen viel Zuspruch, weshalb ich den sog.
tag. Wie hast Du die Wahl und meine Person in den Medien waren „Shitstorm“ gegen meine Person gut
den Wahlkampf erlebt? Auch zum Teil vorhersehbar. In Wahlzei- überstanden habe und gestärkt dar-

6

Die Abgeordneten Myriam Atz Tammerle (links) und Sven Knoll (rechts) unter-
stütz-ten Gudrun Kofler im Wahlkampf. Hier auf einer Pressekonferenz in Bozen.
aus hervorgehen konnte. Die Zeiten
haben sich diesbezüglich leider zum
Negativen gewandelt und man muss
sich einfach immer vor Augen halten,
dass es in diesen Zeiten und im Lich-
te der Anonymität im Internet ein
Leichtes ist, Personen zu diffamieren
und Hetze zu verbreiten. Umso wich-
tiger ist es, sich dennoch nicht den
Mund verbieten zu lassen.
Gudrun, die FPÖ hat in Tirol
bei der letzten Landtagswahl
das beste Ergebnis ihrer Ge-
schichte erzielt und wurde zur
zweitstärksten Partei hinter der
ÖVP. Trotzdem wollte Landes-
hauptmann Anton Mattle nicht
mit der FPÖ regieren. Was be-
deutet diese Entscheidung für
Euch?
Es hatte sich schon in den letzten
zwei Jahren abgezeichnet, dass es
bei nächster Gelegenheit zu einer
Koalition zwischen ÖVP und SPÖ
kommen wird. SPÖ-Chef Dornauer
wurde vom Oppositionspolitiker zum
handzahmen ÖVP-Schoßhündchen
und es war allen klar, worauf es hi-
„Es war erschreckend,
wie schnell Menschen in
eine Schublade gesteckt
werden“
nauslaufen würde. Die FPÖ wurde
von Mattle zwar zu „Koalitionsge-
sprächen“ eingeladen, es handelte
sich dabei aber im Grunde um ein
Kaffeekränzchen, das man aus de-
mokratischen Gründen halt abhal-
ten muss. Schwarz-rot war da aber
schon ausgemacht und alles ein ab-
gekartetes Spiel. Die Menschen im
Bundesland Tirol und vor allem auch
unsere Wähler waren und sind aber
sehr enttäuscht und verärgert und
fragen sich zurecht, wie es sein kann,
dass die zweitstärkste Partei eines
Landes einfach links liegen gelassen
und die Wünsche des Volkes igno-
riert werden. Wir nehmen jedenfalls
den Auftrag an, als stärkste Opposi-
tionspartei den Regierungsparteien
so richtig auf die Finger zu klopfen
und werden laut sein. Schwarz-rot
wird es mit dem starken freiheitlichen
Klub nicht leicht haben.
Nach Süd-Tirol: Wie intensiv
verfolgst Du die Politik in Süd-Ti-
rol noch? Und wie bewertest Du
die politische Situation südlich
des Brenners?
Ich verfolge die Geschehnisse in
Süd-Tirol natürlich nach wie vor,
wenngleich mir vielleicht manch-
mal aufgrund der Entfernung auch
etwas entgeht. Da der Großteil mei-
ner Familie aber in Süd-Tirol lebt,
werde ich neben der Lektüre von Ta-
geszeitungen und die Informationen
über die sozialen Medien auch von
dort mit Informationen versorgt,
und zudem bin ich sowohl politisch
als auch freundschaftlich mit den
Mandataren und Funktionären der
Süd-Tiroler Freiheit verbunden. An
der politischen Situation südlich des
Brenners hat sich meiner Meinung
nach leider nicht wirklich etwas
verändert. Die SVP hat noch immer
die Macht im Land und lässt das die
Menschen auch bei jeder Gelegen-
heit spüren. Die Coronapandemie
hat uns außerdem gezeigt, dass die
hochgelobte Autonomie auch in
Krisenzeiten keinen Pfifferling wert
ist und Rom immer das letzte Wort
haben wird. Mit Arno Kompatscher
hat Süd-Tirol derzeit außerdem wohl
den schwächsten und romhörigsten
Landeshauptmann, den es je hatte.
Andererseits ist es sehr erfreulich zu
sehen, dass immer mehr junge Men-
schen sich nicht mehr mit der Situa-
T I R O L E R S T I M M E N 0 3 / 2 0 2 2 | S Ü D -T I R O L E R F R E I H E I T
tion abfinden möchten
und wieder vermehrt
nach ihren Wurzeln su-
chen und sich politisch
engagieren.
Gudrun, wo siehst
Du in Sachen Zu-
sammenarbeit zwi-
schen den Tiroler
Landesteilen zurzeit
den größten Hand-
lungsbedarf und wo
möchtest Du kon-
kret ansetzen?
Die Coronazeit hat
uns gezeigt, dass die
Grenzen zwischen
den Landesteilen eben
nicht nur in unseren
Köpfen existieren, wie
man uns dies- und jen-
seits des Brenners jahrelang weis-
machen wollte, sondern dass sie sehr
real sind und man nichts dagegen
ausrichten kann, solange sie beste-
hen. Unser Ziel ist die Landeseinheit,
keine Frage. Aber bis es so weit ist,
gilt es, die Zusammenarbeit auszu-
bauen und auf allen Ebenen zu ver-
bessern und der Europaregion Tirol
realpolitisches Leben einzuhauchen.
Ich stelle mir eine Zusammenarbeit
bspw. beim Verkehr, im Tourismus
und bei der regionalen Vermarktung
von Produkten vor, aber auch in Kul-
tur, Bildung und Wissenschaft. Die
Krise hat uns gezeigt, wie wichtig
es wäre, als Region eine Einheit zu
bilden und zusammenzuarbeiten,
um bestehen zu können und im Fall
des Falles auch unabhängiger sein
zu können. Das könnte Tirol – wenn
es mehr zusammenarbeitet. Dafür
werde ich mich einsetzen. Gemein-
sam mit meiner Fraktion im Landtag
des Bundeslandes Tirol und den Ab-
geordneten der Süd-Tiroler Freiheit
im Süd-Tiroler Landtag.
Du bist in Kurtatsch aufge-
wachsen und lebst seit vielen
Jahren in Nord-Tirol. Was kön-
nen deiner Meinung nach Süd-
Tiroler von Nord-Tirolern lernen
und umgekehrt?
Eine sehr interessante Frage, die
gar nicht so leicht zu beantworten
ist. Jeder, der schon mal längere Zeit
im jeweiligen anderen Landesteil
verbracht hat, weiß auf jeden Fall,
dass wir Tiroler gleich und doch
nicht gleich sind. Nord- und Ost-Ti-
roler sind sehr traditionalistisch und
brauchtumsbezogen, man könnte
aber manchmal den Eindruck gewin-
nen, dass es für sie derart „normal“
Die Bilder und Filme von der PK mit Gudrun Kofler:
suedtiroler-freiheit.com/gudrun-kofler
7
und alltäglich ist, dass sie oftmals
den Ursprung und Sinn aus den Au-
gen verloren haben. Ich denke hier
bspw. an die Schützenkompanien.
Während Schütze-Sein in Süd-Tirol
etwas sehr politisches und ein echtes
„Statement“ ist, ist es in Nord-Tirol
für viele nicht viel anders als jeder an-
dere Verein auch. Von (ideologischer)
Landesverteidigung und politischem
Auftrag keine Spur. Auch wird das
Tragen der Tracht und das Pflegen
von Traditionen im südlichen Tirol
gefühlsmäßig etwas mehr zelebriert,
was vermutlich daran liegt, dass das
Verbot während der Zeit des Faschis-
mus noch sehr tief sitzt und daher
vermehrt darauf geachtet wird. Was
Süd-Tiroler auf jeden Fall von Nord-
Tirolern abschauen können, ist deren
Selbstbewusstsein und Selbstver-
„Die Coronapandemie hat
gezeigt, dass die Autonomie
auch in Krisenzeiten keinen
Pfifferling wert ist und
Rom immer das letzte Wort
haben wird“
ständnis, wenn es darum geht, die
eigenen Interessen bspw. gegenüber
Wien zu vertreten. Da können sie
schon sehr kompromisslos und un-
nachgiebig sein. Eine solche Portion
Selbstbewusstsein für die Vertretung
der eigenen Interessen täte Süd-Tirol
bestimmt gut.
Viele halten eine Wiederver-
einigung der Tiroler Landesteile
als anachronistisch. Was ent-
gegnest Du solchen Behauptun-
gen? Warum sollte Tirol wieder
eins werden?
Die Forderung nach der Wiederver-
einigung kann niemals aus der Mode
kommen, weil die Zerreißung Tirols
einfach Unrecht war und wiedergut-
gemacht werden muss. Es muss doch
alles in einem rechtschaffenen und
heimatbewussten Menschen schrei-
en, wenn man sich dieses Unrechts
bewusst wird. Da können andere
Kräfte uns noch so lange einreden,
dass wir die Ewiggestrigen sind und
die Dinge endlich ruhen lassen sol-
len. Das Recht und die Gerechtigkeit
sind auf unserer Seite.
Herzlichen Dank und viel Er-
folg! (Das Interview führte Ste-
fan Zelger).
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ANTRÄGE ABGELEHNT

„Leidtragenden sind
Schüler und Eltern!“
Funktionierender Schülertransport, kostenlose Schulbücher, Geld
für Schulmaterialien und nie wieder Maskenpflicht: Das waren die
Vorschläge der Süd-Tiroler Freiheit beim diesjährigen Schulbeginn.
Alle Punkte wurden von SVP und Lega abgelehnt!

Die Landtagsabgeordnete der
Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz-
Tammerle, brachte im Landtag einen
umfänglichen Antrag für eine unbe-
schwerte Schulzeit zur Abstimmung.
Ein brennendes Thema war und ist
der Schülertransport, der in einigen
Teilen des Landes mehr schlecht als
recht funktioniert. Die Süd-Tiroler
Freiheit forderte daher, dass jene Li-
nien, die vom KSM nicht abgedeckt
werden, so schnell wie möglich di-
rekt an interessierte Personentrans-
portunternehmen vergeben werden.
Zudem schlug die Süd-Tiroler Frei-
heit ein eigenes Amt zur Planung,
Führung und Förderung des Schüler-
transportes vor, damit es künftig kein
kompliziertes und aufwendiges Aus-
schreibungsverfahren mehr braucht.
Ein weiterer Teil des Antrags sah die
finanzielle Entlastung von Eltern von
Schulkindern vor. Die Süd-Tiroler
Ein brennendes Thema war
und ist der Schülertrans-
port, der in einigen Teilen
des Landes mehr schlecht
als recht funktioniert
Freiheit wollte erreichen, dass auch
Schüler, die eine nicht-staatliche
Schule besuchen bzw. Privatunter-
richt in Anspruch nehmen, Schulbü-
cher kostenlos zur Verfügung gestellt
bekommen.
Zudem sollte es für Eltern von
Schulkindern ein Schulstartgeld ähn-
lich dem Modell Österreichs geben.
Die Maskenpflicht an den Schulen und die Testpflicht ein für alle Mal
beenden: SVP und Lega sprachen sich – wie fast immer bei Vorschlä-
gen der Opposition – dagegen aus!
Konkret ist damit eine finanzielle zumal Corona für Kinder und Jugend-
Unterstützung für den Ankauf von liche meistens keine Gefahr darstellt.
Schulmaterialien gemeint. Die Landesregierung lehnte sämt-
Nicht zuletzt sollte sich der Land- liche Vorschläge ab. „Die Leidtra-
tag gegen die Wiedereinführung ei- genden sind die Schüler und deren
ner Masken- und Testpflicht an den Eltern“, betonte die Landtagsabge-
Schulen aussprechen. Schüler sollen ordneten der Süd-Tiroler Freiheit,
nicht noch einmal mit restriktiven Myriam Atz-Tammerle und Sven
Maßnahmen drangsaliert werden, Knoll. | TI

NEUES AUS EUROPA

Die Queen ist tot. Und jetzt…?

Sie war das Symbol Großbritanniens und seiner Einheit: Königin Elizabeth Alexandra Mary
Windsor. Oder kurz: die Queen. Fast 71 Jahre lang saß Elizabeth Ⅱ auf dem Thron Britanni-
ens. Welche Auswirkungen hat ihr Tod auf die Unabhängigkeitsbestrebungen in Schottland?

Vorneweg: Die Frage ist aus mehreren Grün-
de nicht leicht zu beantworten. Die Queen
wurde auch in Schottland geschätzt, das Ver-
hältnis der Schotten zur Monarchie ist zwie-
gespalten, und die Gründe für oder gegen die
Unabhängigkeit zu sein, hängt für die meisten
Schotten an anderen Faktoren.
„Queen of Scots“
Am 8. September starb die Queen auf Bal-
moral Castle in Schottland. Dass dort ihr Leben
endete, war kein Zufall. Zeitlebens verband sie
eine tiefe Verbundenheit mit dem Land. Die
Queen war die integre, unprätentiöse Verkörpe-
rung der britischen Identität. Während sich die
Welt im letzten Jahrhundert rasant veränderte,
war Elizabeth Ⅱ 71 Jahre lang der Fels in der
Brandung. Sie war immer da.
Eine der emotionalsten Wortmeldungen im
britischen Parlament nach dem Tod der Queen
kam von Ian Blackford von der „Schottischen
Nationalpartei“ (SNP), die für einen eigenen
schottischen Staat kämpft. Blackford ist An-
führer der SNP im Parlament. Elizabeth sei
die „Queen of Scots” gewesen, die Königin der
Schotten. „Und die Zuneigung, die die Königin
für Schottland und Schottland für die Königin
hatte, kann nicht hoch genug eingeschätzt wer-
den“, betonte Blackford. Ähnlich äußerte sich
auch die schottische Regierungschefin Nicola
Sturgeon.
Diese Wortmeldungen spiegeln das Dilem-
ma der Unabhängigkeitsbefürworter mit der
Monarchie wider.
Krone spaltet statt zu einen
Die offizielle Linie der SNP ist, die Monarchie
auch nach der Unabhängigkeit beizubehalten.
Der britische Monarch wäre also weiterhin
Staatsoberhaupt Schottlands. Die Grünen –
die ebenfalls für die Unabhängigkeit eintre-
ten – sind hingegen für eine republikanische
Staatsform.
Die Mehrheit der Unabhängigkeitsbefür-
worter – bei weitem nicht alle – lehnen die
Monarchie ab. Entgegen der SNP-Linie. Ins-
gesamt stehen die Schotten dem Königshaus
skeptischer gegenüber als andere Teile des Ver-
einigten Königreichs.
Studien zeigen aber auch, dass der größte
Teil der Wähler ihre Meinung zur Unabhän-
gigkeit auf andere Überlegungen stützt: die
Wirtschaftslage, den Brexit, Energiefragen usw.
Fazit: Die Monarchie ist sehr wohl ein Thema
in der Unabhängigkeitsdebatte, gerade nach
dem Ableben der Queen. Aber es ist kein be-
stimmendes Thema. Für die Befürworter der
Unabhängigkeit ist die Monarchie ein Punkt der
Spaltung, nicht der Einheit. Daran wird auch
der Tod von Elizabeth Ⅱ nicht viel ändern. | SZ

8

GESAMT-TIROLER EU-WAHLKREIS
EU-Wahl zu einer echten
europäischen Wahl machen!
In eineinhalb Jahren ist es wieder so weit: Dann sind fast 400 Millionen EU-Bürger aufgerufen, das neue EU-Parlament zu wählen. Ob-
wohl es eine europäische Wahl ist, wird wieder nach nationalen Wahlrechten und mit nationalen Wahllisten gewählt. Die Süd-Tiroler
Freiheit fordert eine Reform des EU-Wahlrechts und hat eine internationale Tagung zum Thema organisiert.
Referenten aus ganz Europa sprachen in Bozen über grenzübergreifendes Wählen (v.l.): Dr. Eva Klotz, Dejana Ðurđević
(Vojvodina), Zsolt Szilágyi (Siebenbürgen), Thomas Sinha (Moderator), Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle. Über Inter-
net zugeschaltet waren Paul Butcher (Schottland) und Ruth Candussi (Nordschleswig).
Das Europäische Parament ist das
einzige EU-Organ, das direkt von den
Menschen gewählt wird. Es ist zudem
die einzige direkt gewählte supra-
nationale – also über den National-
staaten stehende – Institution welt-
weit. Trotzdem ist die EU-Wahl noch
immer keine echte europäische Wahl.
Die 705 Abgeordneten werden nach
nationalen Wahllisten und nationa-
len Wahlrechten gewählt. Ein Schotte
hat zum Beispiel nicht die Möglich-
keit einen Katalanen zu wählen, ein
Süd-Tiroler kann keinen Nord-Tiroler
wählen und umgekehrt. Es gibt nach
wie vor keine europaweiten Parteien
und transnationale Listen.
Gesamt-Tiroler Wahlkreis
Geht es nach dem Willen der Süd-
Tiroler Freiheit, soll sich das ändern!
Die Landtagsabgeordneten Sven
Knoll und Myriam Atz Tammerle
betonen: „Die Europaregion Tirol
sollte künftig bei EU-Wahlen einen
eigenen grenzübergreifenden Wahl-
kreis bilden“. Die Abgeordneten sind
überzeugt: „Die Europaregion Tirol
wäre dazu regelrecht prädestiniert.
Es könnte eine Art Pilotprojekt ge-
schaffen werden und anderen EU-
Regionen als Modellregion dienen!“
Die Idee eines eigenen Tiroler EU-
Wahlkreises hat eine Vorgeschichte:
Ein ähnlicher Vorstoß auf EU-Ebene
liegt bereits auf dem Tisch. Er sieht
die Zulassung von grenzübergrei-
fenden Listen bei EU-Wahlen vor.
Konkret soll pro EU-Mitgliedsstaat
je einem Kandidaten, der auf einer
transnationalen Liste kandiert, ein
fixer Sitz garantiert werden. Dieser
Vorstoß, der vom Europäischen Par-
lament bereits gutgeheißen wurde
und allerdings noch den EU-Rat
passieren muss, wird auch von der
Süd-Tiroler Freiheit begrüßt.
Internationale Tagung
Um die Idee eines Tiroler EU-
Wahlkreises und andere Vorschläge
zu diskutieren und zu vertiefen, hat
die Süd-Tiroler Freiheit eine inter-
nationale Tagung in Bozen organi-
siert. Referenten aus Schottland,
Nordschleswig, Siebenbürgen und
der Vojvodina lieferten dabei wert-
volle Redebeiträge.
T I R O L E R S T I M M E N 0 3 / 2 0 2 2 | S Ü D -T I R O L E R F R E I H E I T
des grenzübergreifenden Wahlrechts
(regionale EU-Wahlkreise) zu disku-
tieren und die diesbezüglichen ge-
setzlichen Rahmenbedingungen zu
untersuchen.
Formuliert wurden bei der Ta-
gung auch einige Forderungen an
die „Europäische Freie Allianz“ bzw.
die EU-Institutionen. Gefordert wird:
1. Die Realisierung von grenzüber-
windenden Regional-Wahlkreisen,
die sich an den ethnischen, sprach-
lichen, kulturellen und historischen
Realitäten orientieren. Die Europa-
region Tirol im Rahmen des bereits
bestehenden „Europäischen Verbun-
des für territoriale Zusammenarbeit“
(EVTZ) könnte hierbei eine Vorreiter-
rolle einnehmen.
2. Die Unterstützung und Auf-
forderung zur Nicht-Behinderung
von Doppel- und Mehrfachstaats-
bürgerschaften für autochthone eth-
nische Minderheiten, so dass ihnen
die grenzüberwindende politische
Teilhabe über Staatsgrenzen hinaus
Konkret ging es darum, die bereits ermöglicht wird.
existierenden (dank Doppelstaats- Die Teilnehmer waren sich einig:
bürgerschaften), in Ausarbeitung „Nur so kann eine echte europäische
befindlichen (transnationale Listen) Identität und ein Europa der Regio-
oder neu anzudenkenden Modelle nen entstehen!“ | CK/SZ
Das EU-Parlament ist eines der beiden gesetzgebenden Gremien auf EU-Ebene.
Zusammen mit dem Rat kann es Legislativvorschläge annehmen und ändern
und über den EU-Haushalt entscheiden. Außerdem überwacht es die Arbeit der
Kommission, die man als Regierung der EU sehen kann.
Der kurze Film zur Tagung:
suedtiroler-freiheit.com/eu-tagung
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HERKUNFTSANGABEN AUF LEBENSMITTEL

Italienisch Pflicht, Dr. Cristian Kollmann ist

CASTEL FLAVON Deutsch freiwillig Toponomastikexperte der Landtagsfraktion

der Süd-Tiroler Freiheit.

Die Haselburg bei Bozen ist nach der
Hasel, das ist der Strauch für die Ha-
selnuss, benannt. Ebenso sind dies die
Herren von Haselberg als die Gründer
der Burg sowie der ihr zu Füßen gele-
gene Bozner Stadtteil Haslach.
Für den Ort Haslach konstruierte
Ettore Tolomei den Begriff „Aslago“,
der wohl an den Ort Asiago (zimbrisch
Schlege) anklingen sollte. Für die Ha-
selburg ersann sich Tolomei den Begriff
„Castel Flavon“. Dabei griff er auf die
Herren von Flavon zurück, die ihren
Stammsitz im Ort Flavon am Nonsberg
hatten.
Die Haselburg wechselte im Laufe der
Geschichte oft den Besitzer. Unter die-
sen befanden sich in ferner Vergangen-
heit u.a. die Herren von Völs oder eben
auch die Herren von Flavon. Dennoch:
Eine „Flavon-Burg“ hat es nie gegeben,
und schon gar kein „Castel Flavon“.
Immer wieder kommt es vor, dass auf Lebens-
mittel, die in Süd-Tirol produziert werden, aus-
schließlich der so genannte „italienische“ Name
des Produktionsortes angegeben wird – angefan-
gen bei „Alto Adige“. Laut Antwort der Landesre-
gierung auf eine Landtagsanfrage der Süd-Tiroler
Freiheit beruht die Herkunftsangabe auf Lebens-
mittel in italienischer Sprache auf einer EU-Ver-
ordnung. So besagt Artikel 15 der EU-Verordnung
Nr. 1169/2011 vom 25. Oktober 2011 u.a., dass
„verpflichtende Informationen über Lebensmittel
in einer für die Verbraucher der Mitgliedstaaten,
in denen ein Lebensmittel vermarktet wird, leicht
verständlichen Sprache abzufassen“ sind und, zu-
dem, dass die EU-Mitgliedstaaten „diese Angaben
in einer Amtssprache oder mehreren Amtsspra-
chen der Union“ machen können.
Die Landesregierung leitet aus dieser Verord-
nung ab, dass „in Italien die Etikettierung auf jeden
Fall in italienischer Sprache erfolgen“ muss. Auf
die Frage, ob dann die Landesregierung speziell
für Süd-Tirol eine Sonderregelung, laut der die An-
gaben verpflichtend auch in deutscher Sprache zu
machen sind, für sinnvoll erachten würde, antwor-
tete der Landeshauptmann: „Eine Sonderregelung
hinsichtlich der angesprochenen Herkunftsangabe
würde eine Abänderung des Autonomiestatutes
voraussetzen“ und „dem Hersteller steht es aber
frei, die Angaben auch in anderen Sprachen an-
zubringen“.
Wie lässt sich eine derartige Antwort des Landes-
hauptmannes nun interpretieren? In deutscher
Sprache gehaltene Herkunftsangaben auf einem
Produkt sind in Süd-Tirol also eine rein freiwillige
Angelegenheit! Mangels gesetzlicher Vorschrift
hat in Süd-Tirol die deutsche Sprache in diesem
Bereich denselben, auf reiner Freiwilligkeit basie-
renden Status wie jede x-beliebige andere Sprache,
beispielsweise das Chinesische oder Arabische!
Korrekturbedarf sieht der Landeshauptmann an-
scheinend keinen. Vielmehr geht es ihm um etwas
Anderes: Wie nämlich weiters aus der Antwort
hervorgeht, hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb seit
1. Jänner 2017 insgesamt vier Strafen an Betriebe
verhängt, weil auf manchen ihrer Produkte die An-
gaben in italienischer Sprache fehlten. Fazit: Kein
Deutsch: Kein Problem, kein Italienisch: Strafe!

NEUES WAHLGESETZ

„Starke Frauen
brauchen keine Quoten!“
Am 20. Oktober hat der Regionalrat mit den Stimmen der SVP und der Grünen einen Gesetzentwurf von letzteren angenommen. Dem-
nach muss künftig ein Drittel der Kandidatenplätze bei den Gemeindewahlen mit Frauen besetzt sein. Die Abgeordnete Myriam Atz
Tammerle stimmte gegen das Gesetz. Sie ist überzeugt: „Starke Frauen brauchen keine Quoten!“

Sind bei Gemeindewahlen auf
einer Liste nicht ein Drittel der Lis-
tenplätze von Frauen besetzt, werden
Männer künftig von der Liste gestri-
chen. Was bei Landtagswahlen schon
gilt, gilt dank SVP und Grüne künftig
auch auf Gemeindeebene.
Die Süd-Tiroler Freiheit sieht in
dieser Zwangsquote keinen Fort-
schritt für die Frauen. Im Gegenteil:
„Frauen dürfen nicht länger auf ihr
Geschlecht reduziert werden. Wir
Frauen haben das notwendige Poten-
zial, alles erreichen und mitgestalten
zu können. Wir müssen dieses nur
nutzen“, meint Regionalratsabge-
ordnete Myriam Atz Tammerle. „Wir
brauchen Frauen in der Politik, die
sich aus Überzeugung aktiv einbrin- Kandidaten wirbt. Ganz besonders
gen und somit Vorbilder für andere um Frauen. Auch ohne Quote!
Frauen sind, aber keine Quotentan- Die Quotendiskussion setzt ohne-
ten!“ hin an der falschen Stelle an. Anstatt
Argumente gegen die Quotenregel sich zu fragen, warum sich immer
gibt es einige. Durch die Quote wird weniger Menschen in der (Gemein-
das passive Wahlrecht beschnitten de)Politik engagieren wollen, wird
und die Wähler zu einem gewissen der Quotenhammer ausgepackt. Die
Teil entmündigt. Zu einer Demokratie Politikmüdigkeit, die bessere Verein-
gehört auch das Recht, selbst zu ent- barkeit von Mandat, Beruf und Fami-
scheiden, wen man bei einer Wahl lie, die Überbürokratie und enorme
ins Rennen schickt. In der Realität ist Komplexität, mit der die Arbeit im
es meistens so, dass bei Gemeinde- Gemeinderat heutzutage behaftet ist,
wahlen jede Liste händeringend um werden dadurch nicht bekämpft. | SZ
„Gendersprache“ - Myriam Atz Tammerle in Pro und Contra:
suedtiroler-freiheit.com/gendersprache

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VORSCHLAG AN DIE LANDESREGIERUNG

Gibt es bald Strom

aus dem Bahngleis?
Spätestens seit die Energiepreise in die Höhe schießen ist klar, dass die Energiegewinnung unabhängiger von Gas und Öl werden muss.
Windräder und Solaranlagen beeinträchtigen aber oftmals das Landschaftsbild. In Deutschland wird gerade ein zukunftsweisendes
Projekt getestet, das auch für Süd-Tirol interessant sein könnte: Photovoltaik im Gleisbett.

Zusammen mit britischen For- „In einem Tourismusland wie Süd-

schern testet die Deutsche Bahn
diese moderne Form der Stromge-
winnung. Dabei werden im Gleisbett
auf den Bahnschwellen Photovoltaik-
Module angebracht. Pro Kilometer
Schiene könnten an die 100 Kilowatt
Strom erzeugt werden. Hochgerech-
net auf das gesamte deutsche Schie-
nennetz würde dies der Leistung von
fünf Atomkraftwerken entsprechen!
Getestet wird vor allem, wie sehr
die darüberfahrenden Züge den
Solarpaneelen zusetzen. Sollten die
Ergebnisse des Experiments vielver-
sprechend sein, könnte es ein Modell
für viele andere Regionen werden.
Denn die Vorteile sind groß: bedeu-
tende Mengen an sauberem Strom
könnte gewonnen und eine schon
versiegelte Fläche genutzt werden.
Zudem wird das Schienennetz per-
manent überprüft und ist frei von
Die Deutsche Bahn prüft, Photovoltaikanlagen ins Gleisbett zu integrieren.
Sträuchern und Bäumen.
Was für Süd-Tirol besonders wich-
tig ist: Das Landschaftsbild würde
kaum in Mitleidenschaft gezogen.
Denn gerade große Photovoltaikan-
lagen und Windräder sind für das
Landschaftsbild problematisch und
umstritten. Das zeigte sich z. B. an der
Diskussion um den Bau eines Wind-
parks auf dem Brenner Sattelberg.
„Experiment mit Potenzial“ – Sven Knoll im Video:
suedtiroler-freiheit.com/solar-gleise
Tirol sind große Windräder und So-
larzellen auf freien Flächen undenk-
bar. Umso interessanter erscheinen
daher derartige Bahn-Photovoltaik-
Anlagen, die fast unsichtbar sind“,
betont der Landtagsabgeordnete
Sven Knoll.
Deshalb haben er und seine Kol-
legin Myriam Atz Tammerle die
Landesregierung aufgefordert, das
Projekt auch auf die Anwendbarkeit
im Süd-Tiroler Bahnnetz zu prüfen.
Landesrätin Hochgruber Kuenzer
sagte ihre Unterstützung zu. In ei-
nigen Monaten wird die Deutsche
Bahn ihre Ergebnisse präsentieren.
Vielleicht kommt die Sonnenergie
dann buchstäblich auf Schiene. | SZ

Das Recht auf Selbstbestimmung...

In der Rubrik „Das Recht auf Selbstbestimmung…“ werden Hintergründe, verschiedene
Aspekte und aktuelle Entwicklungen rund um das Selbstbestimmungsrecht der Völker
beleuchtet. Heute: der Fall Westsahara.

Die Westsahara liegt östlich der Kanarischen
Inseln im Nordwesten Afrikas. Von der Welt
vergessen, erleidet die Bevölkerung der West-
sahara, die Sahrauis, ein leidvolles Schicksal.
Erst Kolonie, dann Kolonie
Fast hundert Jahre lang war die Westsahara
eine Kolonie Spaniens. Ende 1975, als die Fran-
co-Diktatur ihre letzten Atemzüge tat, wollte
Spanien das Land in die Freiheit entlassen.
Marokko kam dem zuvor und marschier-
te ins Nachbarland ein. Ähnlich wie die Pa-
lästinenser mussten zehntausende Sahrauis
aus ihrer Heimat fliehen. Sie und ihre Nach-
kommen – beinahe die Hälfte der gesamten
sahrauischen Bevölkerung – leben seither in
algerischen Flüchtlingslagern, abhängig von
der Mildtätigkeit der Weltgemeinschaft. Seit
47 Jahren besetzt, majorisiert und unterdrückt
Marokko die Westsahara.
Selbstbestimmung festgeschrieben
Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Die West-
sahara steht seit 1975 auf der Liste der „nicht
selbstverwalteten Gebiete der Vereinten Na-
tionen“. Der Internationale Gerichtshof ver-
fügte im gleichen Jahr, dass die Westsahara den
Sahrauis gehöre. Der Europäische Gerichtshof
bestätigte dies kürzlich.
Erst vor wenigen Wochen, am 22. September
2022, fällte der Afrikanische Gerichtshof für
Menschenrechte ein ebenso eindeutiges Urteil:
Die Besetzung der Westsahara durch Marokko
sei eine Verletzung des Rechts auf Selbstbe-
stimmung und alle Staaten seien verpflichtet,
die Sahrauis im Kampf um die Unabhängigkeit
zu unterstützen!
Das Gericht bestätigte und bekräftigte damit
die bereits 1991 vom UN-Sicherheitsrat ein-
gerichtete „Mission für die Organisation eines
Referendums in der Westsahara“.
Recht des Stärkeren
Doch das Referendum kam nicht. Und
kommt wohl auch nicht. Marokko hat das Land
längst „erfolgreich“ majorisiert und blockiert
alle Bestrebungen nach Selbstbestimmung.
Phosphatgestein, das für die Düngemittelin-
dustrie essenziel ist, wird in der Westsahara
abgebaut und in die ganze Welt verkauft. Das
Land wird wirtschaftlich ausgebeutet und viele
haben etwas davon – außer die indigene Be-
völkerung.
Einflussreiche Nationen wie die USA unter
Donald Trump oder Deutschland mit seiner
jetzigen Regierung lassen sich mit Autonomie-
versprechen abspeisen. Marokko belohnt das
Verhalten der Europäer unter anderem mit
Zusammenarbeit in der Anti-Migrationspolitik.
Der Fall Westsahara ist ein gutes Beispiel
dafür, wie das Recht des Stärkeren (einmal
mehr) über Moral und Völkerrecht obsiegt. | SZ

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T I R O L E R S T I M M E N 0 3 / 2 0 2 2 | S Ü D -T I R O L E R F R E I H E I T

BETRIEBSBESICHTIGUNG
Meine
Muttersprache Die besondere Genossenschaft
ist für besondere Menschen
Deutsch Der Landtagsklub der Süd-Tiroler Freiheit war kürzlich zu Gast bei der Sozialgenossenschaft
„Stick Trend Südtirol“ (STS) in Villnöss. Die Vorsitzende Johanna Schweinberger Lambacher
erläuterte dabei Konzept und Werdegang dieses in Süd-Tirol einmaligen Betriebes.
Ich mache von
meinem Recht, Ziel von STS ist, benachteiligten Ob T-Shirts, Kappen oder Be- Der Landtagsklub zeigte sich
Frauen den Berufseinstieg zu er- rufsbekleidung: Mithilfe von mo- beeindruckt von der Leistung der
DEUTSCH möglichen und einen sicheren Ar- dernen Maschinen bestickt der Mitarbeiterinnen und hofft, dass
zu sprechen, beitsplatz zu bieten. Fünf Frauen Betrieb alle möglichen Kleidungs- STS noch lange benachteiligten
mit einer psychischen Erkrankung stücke. Aufträge jeglicher Art und Frauen eine Perspektive bieten
Gebrauch! arbeiten zurzeit bei STS. Größe können erledigt werden. kann. | SZ

Beschwerden bei
Verletzungen der
Zweisprachigkeits-
pflicht:

Tel.: 0471 41 39 25
E-Mail: landessprachen.
buergerrechte@provinz.
bz.it
Zu Gast bei Stick Trend Südtirol (v.l.): Werner Thaler, Fabian Baumgartner (STS), Myriam Atz Tammerle, Johan-
na Schweinberger Lambacher (STS), Paul Runggatscher, Sven Knoll, Tobias Innerhofer und Oswald Lambacher
(STS).

Der Zopf In Tirol vor... IMPRESSUM

Die Berge und Berggebiete fehlen
im Regierungsprogramm der neuen
italienischen Regierung. Dabei ist
Italien ein einziges großes Berggebiet:
ein Schuldenberggebiet!
Eigentümer und Herausgeber
Süd-Tiroler Freiheit / Landtagsfraktion Süd-
Tiroler Straße 13, 39100 Bozen
104 Jahren:
Am 11. November 1918 war Süd-Tirol bis Süd-Tiroler Freiheit / Regionalratsfraktion
zum Brenner von Italiens Truppen besetzt. Laubengasse 9, 39100 Bozen
Ein ungarischer Soldat wurde nahe des
Presserechtlicher Verantwortlicher
Hotel Post hingerichtet, weil er auf ein Stefan Zelger, BSc, BA
italienisches Auto geschossen haben soll.
Redakteure dieser Ausgabe
Stefan Zelger, BSc, BA (SZ)
103 Jahren: Dr. Cristian Kollmann (CK)
Am 1. Dezember 1919 sagte König Viktor Tobias Innerhofer (TI)
Emanuel III in seiner Thronrede den Süd- Sven Knoll (SK)
Tirolern zu, dass ihre Selbstverwaltung Redaktionsschluss
gewahrt werden würde. Eine Lüge, wie Montag, 28. November 2022
sich bald herausstellte.
Fotos
Shutterstock (S. 1, 2, 3, 4, 8, 9, 11), Süd-Tiro-
65 Jahren: ler Freiheit, Pixabay.
Am 22. November 1957 – fünf Tage nach
Druck
der Kundgebung von Sigmundskron – ver- Effekt GmbH (Neumarkt)
übten Freiheitskämpfer einen Anschlag
auf das Grab von Tolomei in Montan. Eintragung
Eingetragen im Register der
Druckschriften des Landesgerichts Bozen Nr.
56 Jahren: 1/2015 vom 5.3.2015
Am 1. November 1966 ordnete Regie-
rungskommissar Schiavo an, dass ein Jahr
lang keine Herz-Jesu-Feuer und Sonn-
wendfeuer angezündet werden durften.
Sie würden „öffentliche Unruhe auslösen“.

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