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Selbstmedikation
Standards für die Beratung
Bagatelle oder schwerwiegende Erkrankung? Durch
gezielte Fragen klären Sie Möglichkeiten und Grenzen der
Lennecke / Hagel

Selbstmedikation
Selbstmedikation ab. Zu über 100 Indikationen gelangen
Sie in wenigen Schritten zur optimalen Empfehlung.
Jede dieser Monographien enthält


ein Fließdiagramm: Basis für das strukturierte Gespräch
eine Kurzbeschreibung: ergänzende Informationen
Leitlinien zur
zum Beschwerdebild pharmazeutischen Beratung
■ empfehlenswerte Arzneistoffe: Überblick über
mögliche Behandlungen
■ Zusatzhinweise: Tipps zur Unterstützung der
individuellen Versorgung und zu alternativen

für die Kitteltasche


Therapiemöglichkeiten 6. Auflage
Das Kitteltaschenbuch setzt Beratungsstandards in der
Selbstmedikation: bislang über 60.000-mal verkauft!

ISBN 978-3-7692-6543-9

www.deutscher-apotheker-verlag.de
Lennecke / Hagel
Selbstmedikation
für die Kitteltasche

Lennecke / Hagel

Selbstmedikation
Leitlinien zur pharmazeutischen
Beratung

Kirsten Lennecke, Sprockhövel


Kirsten Hagel, Haldenwang

6., aktualisierte und erweiterte Auflage


Zuschriften an
lektorat@dav-medien.de

Anschriften der Autorinnen


Dr. Kirsten Lennecke Kirsten Hagel
Im Osterhöfgen 8 Leonhardstraße 22a
45549 Sprockhövel 87490 Haldenwang
www.lennecke-coaching.de

Alle Angaben in diesem Werk wurden sorgfältig geprüft. Dennoch können die Autorinnen
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6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2016


5., aktualisierte Auflage 2012
4., aktualisierte und erweiterte Auflage 2011
3., umfassend bearbeitete und erweiterte Auflage 2007
2., überarbeitete Auflage 2004
1. Auflage 2001

ISBN 978-3-7692-6543-9 (Print)


ISBN 978-3-7692-6785-3 (E-Book, PDF)

© 2016 Deutscher Apotheker Verlag


Birkenwaldstraße 44, 70191 Stuttgart
www.deutscher-apotheker-verlag.de
Printed in Germany

Satz: abavo GmbH, Buchloe


Druck und Bindung: Kösel, Krugzell
Umschlaggestaltung: deblik, Berlin
Umschlagabbildung: sumire8/fotolia
Vorwort V

Vorwort

Die Kitteltaschen sind leider zu klein, um alle Bücher aus der Reihe „Für
die Kitteltasche“ aufzunehmen. Aber dieses Kitteltaschenbuch „Selbst-
medikation“ hat offenbar einen festen Platz in den Apotheken gefunden.
Nach 15 Jahren erscheint hiermit die sechste, vollständig aktualisierte
und ergänzte Auflage.
Das Konzept dieses Buchs ist unverändert geblieben. Es ist weiterhin
alphabetisch gegliedert nach typischen Eigendiagnosen oder Wünschen
der Kunden. Es liefert das Rüstzeug, sich indikationsbezogen auf Kun-
denfragen vorzubereiten und Beratungsgesprächen Struktur zu geben.
Auf der anderen Seite hilft es, sich im ständig verändernden Markt der
Selbstbehandlung zu orientieren, Arzneimittel in Bezug auf medizinische
Notwendigkeit, Nutzen oder Wirksamkeit einzuordnen und gemeinsam
mit unseren Patienten eine geeignete Auswahl zu treffen.
Der Arzneimittelmarkt wandelt sich ständig. Wirkstoffe werden aus der
Verschreibungspflicht entlassen, scheinbar bewährte Arzneimittel wer-
den aus wirtschaftlichen Gründen oder nach neuer wissenschaftlicher
Bewertung vom Markt genommen. Alternative Empfehlungen ändern
sich, kommen „in Mode“, werden bedeutsam und verschwinden wieder
in der Versenkung.
Für eine gute Beratung in der Selbstmedikation ist es wichtig, möglichst
alle Produkte, die zur Selbstbehandlung auf dem Markt zur Verfügung
stehen, zu kennen und bewerten zu können. Denn unsere Kunden fragen
uns sowohl nach den alten, traditionellen „Mittelchen“ unserer Groß-
mütter, die im Internet gerne ihre Renaissance feiern, als auch nach den
neuesten Produkten aus der Werbung. Dieses Buch versucht, einen
Überblick über die Produkte zu geben, die im Handverkauf eine Rolle
spielen, und sie einzuordnen in Empfehlungen zur Behandlung typischer
Beschwerdebilder. Soweit es möglich war, haben wir uns auf bestehende
Leitlinien oder allgemeine medizinische Therapieempfehlungen gestützt.
Die Auswahl der genannten Fertigarzneimittel sind persönliche Empfeh-
lungen, denen Sie sich anschließen können oder von denen Sie abwei-
chen wollen. Bitte nutzen und benutzen Sie dieses Buch. Passen Sie es
VI Vorwort

Ihrem Bedarf und Ihrem Empfehlungsverhalten an. Ergänzen Sie hand-


schriftlich weitere Produkte, die Sie empfehlen möchten, markieren Sie,
kleben Sie Zettel, setzen Sie Hinweise, die Ihnen wichtig sind.
Gerne erfahren wir auch von Ihnen, was Sie ergänzen oder ergänzt haben
möchten. Über Hinweise, Anregungen, Fragen, Korrekturen (per E-Mail
lektorat@dav-medien.de) freuen wir uns jederzeit. Eine nächste Überar-
beitung kommt bestimmt und vielleicht können wir Ihre Anregung mit
aufgreifen?
Ihre Kommentare und Anregungen haben dazu geführt, dass wir Info-
Kästen zur Behandlung besonderer Patientengruppen gesetzt haben. So
lassen sich jetzt Informationen zur Selbstmedikation von Kindern oder
Schwangeren und Stillenden schnell finden.
Wir bedanken uns bei allen, die uns bei der Überarbeitung des Buchs
geholfen haben, vor allem bei den Pharmazeuten im Praktikum in Han-
nover, die beim Arbeiten mit den Indikationen immer wieder Unstim-
migkeiten aufdecken, bei Kollegen und Kolleginnen, die uns per E-Mail
auf (hoffentlich meist kleine) Fehler und Druckfehler hingewiesen haben,
bei unseren Familien, die uns im Manuskript-Fertigstell-Stress ertragen
und unterstützen, und bei allen Beteiligten vom Verlag, allen voran Juli-
ane Friedle und Antje Piening vom Deutschen Apotheker Verlag, die ein
solches Projekt zu einem echten „Buch“ werden lassen. Und nicht zuletzt:
großen Dank an Klaus Przondziono, der bis zur 5. Auflage für die Ent-
wicklung des Buchs und die Ausarbeitung der Kapitel Gesprächspartner,
Stütze und Hilfe war.

Sprockhövel, Haldenwang Dr. Kirsten Lennecke


im Frühjahr 2016 Kirsten Hagel
Inhaltsverzeichnis VII

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V
Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Akne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Allergische Hautreaktionen ....................................................... 17
Aphthen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Appetitlosigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Bindehautreizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Blähungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Blasenentzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Blasenschwäche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Bluterguss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Depressive Verstimmungen ....................................................... 45
Desinfektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Durchblutungsstörungen in den Beinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Durchfall ............................................................................ 53
Ekzem ............................................................................... 57
Erbrechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Erkältung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Fettstoffwechselstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Fingernägel, brüchige ............................................................. 76
Fingernägel, verfärbte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Furunkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Fußpilz .............................................................................. 81
Gallenbeschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
Gedächtnisleistung, nachlassende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Gelenkschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
Gerstenkorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
VIII Inhaltsverzeichnis

Gicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Haarausfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Hämorrhoiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
Halsschmerzen ..................................................................... 104
Hautentzündungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
Heiserkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
Herpes, Lippen ..................................................................... 115
Herzschwäche ...................................................................... 119
Heuschnupfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Hühneraugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
Husten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Hypotonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
„Immunstärkung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
Insektenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Insektenstiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
Ischiasschmerzen .................................................................. 151
Juckreiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Kontaktlinsenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Kopfschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Lactoseintoleranz .................................................................. 164
Läusebefall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
Magenschmerzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Menstruationsbeschwerden ...................................................... 173
Migräne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
Mineralstoffmangel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
Müdigkeit/Leistungsschwäche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
Mundgeruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
Mundsoor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
Muskelkrämpfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
Muskelschmerzen, Muskelkater. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Nackenschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
Nagelpilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Inhaltsverzeichnis IX

Narbenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
Nasenbluten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
Nervosität/Unruhe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Neurodermitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
Notfallverhütung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
Ohrenschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Pilzerkrankungen der Haut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Prämenstruelles Syndrom (PMS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Prellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
Prostatabeschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
Psoriasis (Schuppenflechte) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
Raucherentwöhnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
Reisekrankheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
Reizdarmsyndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
Rheuma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
„Rotes Auge“ – Hyposphagma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Rückenschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Schlafstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
Schnupfen .......................................................................... 268
Schuppen, Kopf- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Schwindel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
Schwitzen, übermäßiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
Sehnenscheidenentzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
Sodbrennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
„Sonnenallergie“ .................................................................. 288
Sonnenbrand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
Sportverletzung .................................................................... 296
Trockenes Auge – Sicca-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
Übelkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
Übergewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Vaginalmykose. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
X Inhaltsverzeichnis

Venenschwäche/Krampfadern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
Verstauchung, Zerrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
Verstopfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
Vitaminmangel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324
Völlegefühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
Warzen .............................................................................. 333
Wechseljahrsbeschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336
Windeldermatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340
Wundversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
Wurmerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
Zahnfleischentzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
Zahnschmerzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
Zahnungsbeschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
Sachregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
Die Autorinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385
Abkürzungsverzeichnis XI

Abkürzungsverzeichnis

Ja
Nein
ASS Acetylsalicylsäure
BPH Benigne Prostatahyperplasie
d Tag(e)
J. Jahr/e
KI Kontraindikation/en
LSF Lichtschutzfaktor
MS Multiple Sklerose
NAC N-Acetylcystein
NNR Nebennierenrinde
NSAR Nichtsteroidale Antirheumatika
NW Nebenwirkung/en
NYHA Schweregrad der Herzinsuffizienz, Definition nach der
New York Heart Association
O/W Öl in Wasser
Rp Rezeptpflichtig
Std. Stunde/n
UAW Unerwünschte Arzneimittelwirkung/en
uGV ungeschützter Geschlechtsverkehr
UV Ultraviolett
W/O Wasser in Öl
WW Wechselwirkungen
Einführung 1

Einführung

Information und Beratung sind zwei wesentliche Pflichten des Apothe-


kers nach § 20 ApBetrO. Der Apotheker hat den Patienten zu informieren
und zu beraten, soweit dies aus Gründen der Arzneimittelsicherheit
erforderlich ist. Wenn Arzneimittel in der Selbstmedikation abgegeben
werden, hat der Apotheker zusätzlich die zur sachgerechten Anwendung
der Arzneimittel erforderlichen Informationen zu geben.
Um die Verantwortung für die Abgabe eines Arzneimittels in der Selbst-
medikation übernehmen zu können, gehen der eigentlichen Beratung
und Information noch weitere Schritte voraus:
(A) die Abklärung, ob die Beschwerden des Patienten überhaupt in der
Selbstmedikation zu behandeln sind oder ein Arztbesuch erforderlich ist,
und
(B) welche arzneilichen Wirkstoffe zur Behandlung des Krankheitsbildes
in Frage kommen.
Das gilt selbstverständlich für Kunden, die um Rat zur Behandlung eines
Symptoms oder einer Indikation fragen. Es gilt aber auch für Kunden mit
einem konkreten Arzneimittelwunsch.
So einfach, wie sich diese Aufgabe formulieren lässt, ist sie nicht umzu-
setzen. Ein typischer Kunde ist sich dieser Aufgabe nicht immer bewusst.
Wer als Kunde mit einem konkreten Präparatewunsch in die Apotheke
kommt, erwartet oft ausschließlich die Belieferung mit dem gewünschten
Arzneimittel. Die Entscheidung für ein bestimmtes Mittel ist für ihn
bereits abgeschlossen. Wenn er bei seinem Apothekenbesuch einem
kompletten Anamnesegespräch unterworfen wird, empfindet er diese
Vorgehensweise als Bevormundung und lästige Zeitverschwendung.
Wer als Apotheker oder PTA von einem selbstsicheren Kunden um die
Aushändigung eines bestimmten Arzneimittels gebeten wird, tut sich
schwer, diesen Wunsch zurückzustellen, um zunächst die Eigendiagnose
kritisch zu hinterfragen. Der Kunde erwartet keine Abweisung seines
Wunsches, deshalb ist er nicht auf ein längeres Beratungsgespräch einge-
stellt. Der Apotheker nimmt wahr, dass der Kunde kurz angebunden und
scheinbar nicht beratungswillig ist, deshalb beschränkt er sich auf die
zügige Auslieferung und auf eine minimale Beratung.
2 Einführung

Aber nicht jeder Kunde, der selbstbewusst einen Arzneimittelnamen


nennt, kennt sich mit diesem Mittel auch aus – vielleicht hat er diesen
Namen gestern Abend zum ersten Mal in der Fernsehwerbung gehört
oder bei einer Empfehlung eines Bekannten aufgeschnappt. Wenn jeder,
der selbstsicher ein Arzneimittel wünscht, dieses auch ohne Rückfragen
ausgehändigt bekommt, ist der Sinn der Apothekenpflicht in Frage zu
stellen.
Das Besondere an apothekenpflichtigen Arzneimitteln ist, dass sie auf
den menschlichen Körper einwirken und dort Schaden anrichten kön-
nen, wenn sie nicht bestimmungsgemäß angewandt werden. Bestim-
mungsgemäß – das bedeutet erstens, die Arzneimittel müssen in der
richtigen Indikation unter Berücksichtigung von Kontraindikationen
und Wechselwirkungen angewandt werden, und zweitens, die Arznei-
mittel müssen in der richtigen Dosierung, in der richtigen Art und über
einen angemessenen Behandlungszeitraum angewendet werden. Das
heißt für den Apothekenmitarbeiter im Handverkauf, er muss abklären,
ob das gewünschte Arzneimittel tatsächlich das richtige für den Bedarf
des Patienten ist, er rät eventuell von der Anwendung eines Arzneimittels
ab und verweigert die Abgabe und bei Abgabe berät er, wie, in welcher
Dosierung und wie lange das Arzneimittel einzunehmen ist.
Eine zusätzliche Aufgabe von Seiten der Apotheker ist es, nicht nur zu
verkaufen, was auf dem Arzneimittelmarkt angeboten wird, sondern vor-
rangig die Therapie empfehlen, die Evidenz-basiert die beste Aussicht auf
schnelle Linderung bzw. Heilung der Patientenbeschwerden bieten kann.
Nun ist der Nutzen der Therapie in der Selbstmedikation selten so ein-
deutig nachgewiesen, wie wir es uns wünschen würden. Auch eine Thera-
pie, deren Wirksamkeit nicht in Doppelblindstudien belegt werden
konnte, kann im Einzelfall als lindernd und hilfreich wahrgenommen
werden. Oft ist es so, dass allein eine Medizin einzunehmen, von der wir
erwarten, dass sie helfen wird, unsere Selbstheilungskräfte aktiviert und
tatsächlich eine schnellere Genesung eintritt. Hier spielt der Plazeboef-
fekt eine große Rolle. Es ist gut, diesen im Sinne des Patienten zu nutzen.
Schlecht ist es allerdings, wenn dem Patienten die sicher nutzbringende
Therapie nicht angeboten wird und ihm stattdessen in der Apotheke
etwas empfohlen wird, was von zweifelhaften Nutzen ist oder deren feh-
Einführung 3

lende Wirksamkeit sogar belegt ist. Apothekenpflicht ist Verbraucher-


schutz – das sollte jedem Apothekenmitarbeiter im Handverkauf bewusst
sein. Im Apothekenalltag ist dem Kunden in möglichst jedem Kunden-
kontakt durch ein angemessenes Beratungsgespräch der Sinn der Apo-
thekenpflicht vor Augen zu führen. Dafür ist es nötig, jedem Kunden
aktiv eine Beratung anzubieten. Nach kurzer Zeit wird der Gesprächsab-
lauf beim Beratungsgespräch für Apothekenmitarbeiter zur Routine.
Nach und nach gewöhnen sich auch die Apothekenkunden an diesen
Ablauf und fordern eine Beratung in vielen Situationen sogar ein.
Trotz aller Beratungsroutine wird es jedoch immer Kunden geben, die
eine Beratung rundweg ablehnen. Diese Ablehnung ist zu respektieren.
Trotz Beratungspflicht auf Seiten der Apotheker gibt es keinen Bera-
tungszwang für Kunden.

Abklärung der Eigendiagnose


Ein Beratungsgespräch in der Selbstmedikation läuft im Alltag variabel
ab je nach Fragen und Auftreten des Patienten. Trotzdem lässt es sich in
ein Schema fassen. Im Gesprächsverlauf müssen die folgenden Fragen
geklärt werden:

Wer ist der Patient?


Diese Frage scheint banal. Dennoch ist es wichtig, sich klarzumachen,
dass der Mensch, der vor uns steht, nicht immer der Patient ist, der
behandelt werden soll. Eine Beratung in der Selbstmedikation ist am
effektivsten, wenn mit dem Patienten selbst gesprochen werden kann.
Nur in Ausnahmefällen und bei eindeutigen Symptomen kann eine Bera-
tung über Dritte erfolgen.
Die Selbstmedikation bei Säuglingen und Kleinkindern ist nur nach
Rücksprache mit dem behandelnden Kinderarzt möglich. Auch schein-
bar leichte Beschwerden, wie Erkältungssymptome, können bei Säuglin-
gen zu lebensbedrohlichen Zuständen führen; banales Fieber kann Sym-
ptom einer schweren Erkrankung sein. Deshalb sollten Kinder, sobald
Krankheitssymptome zum ersten Mal auftreten, auf jeden Fall dem Kin-
derarzt vorgestellt werden. Erst im Schulkinderalter, wenn das Kind seine
Beschwerden beschreiben kann und diese Beschwerden eindeutig einer
4 Einführung

leichten Erkrankung zuzuschreiben sind, kann eine Selbstmedikation für


einige Tage versucht werden.
Ebenfalls eingeschränkt ist die Selbstmedikation von schwangeren und
stillenden Frauen. Schwangere und Stillende sollten möglichst auf jede
Arzneimittelanwendung verzichten. Wenn das nicht möglich ist, erfolgt
die Abwägung im Einzelfall unter besonders strenger Indikationsstel-
lung. Für einige Arzneimittel liegen ausreichende Erfahrungen zur
Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit vor. Bei bestimmungsge-
mäßem Gebrauch ist hier eine Abgabe zur Selbstmedikation möglich.
Liegen keine Erfahrungen des Arzneimittelherstellers vor, ist von einer
Anwendung abzuraten. In diesem Fall sollte eine Behandlung möglichst
nur nach Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen erfolgen.
Eine besondere Beachtung erhalten Patienten mit anderen Grunderkran-
kungen, vor allem multimorbide, alte Patienten. Hier müssen Kontrain-
dikationen und Wechselwirkungen im Einzelfall sorgfältig geprüft wer-
den.

Welche Beschwerden liegen vor?


Wann treten die Beschwerden auf?
Um zu entscheiden, welche Behandlung für den Patienten in Frage
kommt, folgt das Erfassen der Symptome. Die Standardfrage an dieser
Stelle lautet: „Welche Beschwerden haben Sie genau?“ Schmerzen können
lokalisiert und beschrieben werden, allgemeine Bezeichnungen für
Beschwerden müssen konkretisiert werden. Häufig unterliegen Krank-
heitssymptome tageszeitlichen Schwankungen oder lassen sich auf kon-
krete Auslöser zurückführen. Begleitsymptome geben Hinweise auf die
Krankheitsursache und auf eine mögliche Diagnose.
An dieser Stelle haben sich offene Fragen (Wie? Welche? Was?) bewährt.
Hier hat der Patient die Möglichkeit, von sich aus die Informationen zu
geben, die ihm wichtig erscheinen. In vielen Fällen eignet sich zusätzlich
die Frage „Was ist wohl die Ursache für Ihre Beschwerden?“. Patienten
haben meist klare Vorstellungen von den Zusammenhängen ihres Krank-
heitsgeschehens. Sie berichten darüber aber oftmals erst auf konkrete
Nachfrage.
Einführung 5

Im weiteren Verlauf kann es notwendig sein, mit geschlossenen Fragen


fehlende Informationen einzuholen (Haben Sie auch …? Leiden Sie
unter …?) Diese geschlossenen Fragen dürfen jedoch nicht zu früh
gestellt werden, um sich nicht zu schnell auf eine Verdachtsdiagnose fest-
zulegen.
Diese Fragen sind notwendig, um entscheiden zu können, ob das Krank-
heitsbild in den Bereich der Selbstmedikation fällt oder eine Selbstbe-
handlung die notwendige ärztliche Diagnosestellung nur unnötig verzö-
gert. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Selbstmedikation über-
nehmen wir Apotheker eine große Verantwortung. Der Patient hat zwar
umfangreiche Möglichkeiten, z. B. über Gespräche mit Bekannten und
Freunden, mit Hilfe von Fernsehsendungen, Zeitungen, Büchern und
Veröffentlichungen im Internet, sich zu informieren. Es kann jedoch
nicht vorausgesetzt werden, dass er notwendige Informationen tatsäch-
lich erhalten hat und diese auch richtig bewerten kann. Wenn er schließ-
lich in der Apotheke seine Arzneimittel erwerben möchte, steht er even-
tuell zum ersten Mal einem professionellen Gesprächspartner gegenüber.
In der Apotheke besteht nun die Verpflichtung, Verantwortung für die
Behandlung des Patienten zu übernehmen und zu entscheiden, ob eine
Selbstmedikation überhaupt in Frage kommt.
Nur durch eine umfassende Erhebung des Beschwerdebildes können wir
zwischen harmlosen Befindlichkeitsstörungen und ernsten Erkrankun-
gen unterscheiden. Dabei müssen wir stets die breite Spanne der mögli-
chen Differenzialdiagnosen vor Augen haben. Scheinbar banale
Beschwerden können Hinweise auf schwere Erkrankungen sein, das gilt
vor allem bei anhaltenden oder immer wieder kehrenden Beschwerden.
Gezielte Fragen sind notwendig, um effektive Wirkstoffe zur Behandlung
der Beschwerden auszuwählen. Das gilt für Patienten, die unbestimmt
nach einem Mittel gegen ihre Beschwerden fragen, genauso wie für Kun-
den mit einem konkreten Arzneimittelwunsch.

Wie lange bestehen die Beschwerden?


Selbstmedikation ist nur zur Behandlung kurzfristiger Beschwerden
sinnvoll. Die Dauer der Anwendung ist meist auf wenige Tage beschränkt.
Die konkrete Angabe in Tagen kann nur einen Anhaltspunkt geben. Bei
6 Einführung

starken oder stärker werdenden Beschwerden ist es sinnvoll, den Arzt


zeitnah aufzusuchen. Bei Beschwerden, die im Rahmen eines zum Zeit-
punkt der Beratung kursierenden Virusinfekts auftreten, wird der Arzt-
besuch eventuell erst später notwendig erscheinen. Zur Sicherheit gilt:
Lieber einmal mehr zum Arzt, als einmal zu spät oder einmal zu wenig.
Sobald Beschwerden über längere Zeit anhalten oder immer wiederkeh-
ren, muss eine Diagnose vom Arzt eingeholt werden, um schwerwie-
gende Erkrankungen auszuschließen. Ist die Diagnose gestellt, kann die
Selbstbehandlung in Absprache mit dem Arzt fortgesetzt werden. Hier
bestehen zwei Möglichkeiten:
(1) Der Arzt hat schwerwiegende Krankheitsursachen ausgeschlossen.
Die Beschwerden des Patienten können im Rahmen der Selbstmedika-
tion behandelt werden. Hier können nach einem Stufenschema Arznei-
mittel empfohlen werden, um die Beschwerden zu lindern und die Gene-
sung zu beschleunigen.
(2) Der Arzt stellt eine Diagnose, die eine ärztliche Behandlung erfordert.
Hier liegt der Beratungsschwerpunkt auf der Complianceförderung des
Patienten. Der Patient braucht zunächst Information und Beratung zur
ärztlich verordneten Therapie, um diese empfehlungsgemäß anwenden
zu können.
In einigen Fällen kann hier die ärztliche Therapie mit Arzneimitteln aus
dem Bereich der Selbstmedikation ergänzt werden: z. B. kann bei einer
Sinusitis zum verordneten Antibiotikum die Einnahme eines Sekretolyti-
kums und die Anwendung von abschwellenden Nasentropfen empfohlen
werden. Es besteht die Möglichkeit, dass der Arzt diese Selbstmedikation
ausdrücklich empfiehlt; in anderen Fällen kann sie mit ihm abgestimmt
werden.
In anderen Fällen ist eine Selbstbehandlung mit Arzneimitteln neben
einer ärztlich verordneten Arzneitherapie nur unter Vorbehalt sinnvoll,
z. B. bei Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes. Je mehr Arzneimittel
ein Patient regelmäßig anwenden soll, desto wahrscheinlicher ist es, dass
er die regelmäßige Arzneimittelanwendung vergisst oder die empfohlene
Dosierung eigenmächtig verändert. Das zentrale Anliegen muss sein, die
ärztliche Therapie wie verordnet durchzuführen, um den Behandlungs-
erfolg zu erreichen und die Wirksamkeit der eingeschlagenen Behand-
Einführung 7

lung beurteilen zu können. Eine therapiebegleitende Selbstmedikation ist


in diesem Fall nur zu empfehlen, wenn sichergestellt ist, dass der Patient
die Notwendigkeit der ärztlichen Medikation kennt und die Therapie
einhält. Zudem wirken Arzneimittel aus dem Bereich der Selbstmedika-
tion häufig neben der ärztlich verordneten Therapie so schwach, dass
eine Anwendung unnötig ist. Die Selbstbehandlung hat in diesen Fällen
eine untergeordnete Bedeutung.

Welche anderen Arzneimittel nehmen Sie ein?


Welche anderen Erkrankungen haben Sie?
Diese Frage zielt in erster Linie auf Kontraindikationen und Wechselwir-
kungen. Auch scheinbar harmlose apothekenpflichtige Arzneimittel kön-
nen lebensgefährliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
eingehen. Meist können sie durch Wechsel des empfohlenen Wirkstoffs
vermieden werden. Wenn eine Kombination unumgänglich ist, können
leichte Wechselwirkungen mit besonderer Beobachtung der verordneten
Therapie in Kauf genommen werden.
In zweiter Linie richtet sich diese Frage auf potentielle Nebenwirkungen
anderer regelmäßig eingenommener Arzneimittel. Patienten nehmen
unerwünschte Arzneimittelwirkungen nicht immer als solche wahr, son-
dern sehen sie als isolierte Symptome, die als Beschwerden in der Selbst-
medikation behandelt werden sollen.

Was haben Sie bereits gegen die Beschwerden unternommen?


Eine letzte Frage nach den bisherigen Erfahrungen mit Behandlungen
hilft bei der Entscheidung, ob eine Selbstbehandlung tatsächlich möglich
ist und welche Therapieprinzipien in Frage kommen. Zählt der Patient
hier sämtliche in Frage kommenden Arzneimittel der Selbstmedikation
auf, sind offensichtlich diese Möglichkeiten ausgeschöpft. Hat der Patient
bereits gute Erfahrung mit einem empfehlenswerten Arzneimittel
gemacht, so kann diese Empfehlung wiederholt werden. Hat er schlechte
Erfahrungen gemacht, so können wir die Anwendung hinterfragen oder
Alternativen anbieten. Eventuell zeigen sich hier Präferenzen für pflanz-
liche Arzneimittel, alternative Therapieformen oder die Eignung
bestimmter Anwendungsformen.
8 Einführung

Je mehr Erfahrung der Patient mitbringt, umso wichtiger ist es, ihn in die
Arzneimittelauswahl mit einzubeziehen.

Auswahl des Arzneistoffs und des Fertigarzneimittels


Bei der Auswahl des Wirkstoffs und des Fertigarzneimittels wird berück-
sichtigt, welche Therapie bzw. welche Arzneimittel der Patient bereits
gegen seine Beschwerden angewendet hat. Aus dem Erfolg und der Ver-
träglichkeit der bereits verwendeten Arzneimittel ergeben sich erste Hin-
weise auf erfolgversprechende Therapieversuche, aber auch auf mögliche
Anwendungsprobleme.
Die Auswahl des Wirkstoffs erfolgt schließlich unter Berücksichtigung
der Wirksamkeit des Arzneistoffs bei der vorliegenden Indikation, des
Nebenwirkungsprofils des Arzneistoffs, möglicher Kontraindikationen
auf Grund von Vorerkrankungen, möglicher Wechselwirkungen mit der
Begleitmedikation und individuellen Faktoren des zu behandelnden
Patienten. In diesem Buch werden lediglich die Nebenwirkungen,
Wechselwirkungen und Kontraindikationen genannt, die aus Sicht der
Autoren von besonderer Bedeutung sein können. Vollständige Angaben
finden sich in den Gebrauchsinformationen für Fachkreise, Aufberei-
tungsmonographien des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizin-
produkte und der ABDA-Datenbank.
Der Entscheidungsablauf richtet sich, wenn möglich, nach ärztlichen
Leitlinien zur Behandlung von entsprechenden Beschwerdebildern. Wir
haben versucht, durch die Reihenfolge der Empfehlungen eine Gewich-
tung in Bezug auf Evidenz-basierter Auswahl vorzunehmen.
Dosierungsempfehlungen für Wirkstoffe werden in diesem Buch nur in
wenigen ausgewählten Fällen genannt. Sie finden sich in Wirkstoffmono-
graphien und Gebrauchsinformationen für Fachkreise.
Die Wahl des Fertigarzneimittels richtet sich schließlich nach dem Wirk-
stoffgehalt und einer entsprechend sinnvollen Dosierung. Bei pflanzli-
chen Arzneimitteln können auch Kombinationspräparate sinnvoll sein.
Fertigarzneimittel werden in diesem Buch nur beispielhaft genannt. Die
Informations- und Beratungsinhalte richten sich nach dem ausgewählten
Wirkstoff, der Darreichungsform und schließlich dem entsprechenden
Einführung 9

Fertigarzneimittel und lassen sich in entsprechenden Literaturquellen


nachlesen (s. Literatur).
Unter dem Titel „Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe
von Arzneimitteln – Selbstmedikation“ wurde von der Bundesapotheker-
kammer im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems eine allgemeine
Leitlinie zur Qualitätssicherung erstellt, die ebenfalls bei den notwendi-
gen Fragen beginnt und über die Auswahl des geeigneten Präparats bei
der angemessenen Beratung und Information des Patienten und even-
tuell sogar im Angebot einer Pharmazeutischen Betreuung endet (s. Abb.
1). „Selbstmedikation für die Kitteltasche“ versucht, die ersten Schritte
einer qualifizierten Beratung indikationsbezogen mit Leben zu füllen.

Aufbau der Indikationsmonographien


Um die Informationen zu den einzelnen Indikationen übersichtlich zu
gestalten, liegt den Indikationsmonographien ein Schema zu Grunde,
das sich wie in Abb. 2 verallgemeinern lässt.
Mit unserer Frage „Welche Beschwerden haben Sie genau?“ gelangen wir
zum Kasten la; dessen Inhalt lässt sich durch die Informationen im Kas-
ten 1 b „Beschwerdebild aus der Selbstmedikation“ ergänzen.
Die Frage „Wie lange bestehen die Beschwerden?“ führt bei den meisten
Indikationen zur Unterscheidung der Kästen la und 2 und zur ersten
Abgrenzung der Selbstmedikation von der ärztlichen Behandlung.
Weitere Möglichkeiten zu geschlossenen Fragen finden sich in Kasten 3.
Hier sollten der Reihe nach problematische Symptome abgefragt werden,
die einen Arztbesuch nötig machen. Erst danach fällt die Entscheidung
für bestimmte Therapieprinzipien, die im Text im Anschluss an das
Flussdiagramm näher erläutert werden.
In einigen Fällen lässt sich dieses Schema jedoch nicht halten, da nicht
die Zeitdauer der Beschwerden sondern z. B. deren Stärke eine erste
Unterscheidung notwendig macht und bestimmt, wann die Grenzen der
Selbstmedikation erreicht sind und der Patient zu einem Arzt geschickt
werden muss.
Besonderen Wert legen wir darauf, dass die Behandlung nicht mit der
Entscheidung für eine Therapie, also mit der Abgabe der Arzneimittel,
beendet ist, und sich die Beschwerden nicht mit dem Erhalt des richtigen
10 Einführung

Patient mit Eigen- Anwender des Arzneimittels


diagnose oder Arznei- – Lebensalter, z.B. Säuglinge, Kleinkinder
mittelwunsch – Begleitumstände, z.B. Schwangerschaft, Stillzeit

Hinterfragen der Eigendiagnose/des Arzneimittel-


wunsches
Offene Fragen
– Welche Beschwerden liegen vor?
– Seit wann?
– Wann und wie häufig treten die Beschwerden auf?
Hinterfragen der Eigen-
– Weitere Begleitsymptome?
diagnose /des Arznei-
Weitere Fragen, z.B.
mittelwunsches
– Wurden die Beschwerden schon durch den Arzt
abgeklärt?
– Welche Arzneimittelerfahrungen liegen vor?
– Liegen noch andere Erkrankungen vor?
– Welche AM werden regelmäßig /zurzeit eingenommen
(verordnet/Selbstmedikation)?

Werden die Grenzen Grenzen der Selbstmedikation können z.B. sein:


der Selbstmedikation – Alter des Patienten
überschritten? – Unklare Symptomschilderung
– Art, Dauer, Häufigkeit der Symptome
Ja Nein – Andere Erkrankungen
Arztbesuch empfeh- – Verdacht auf UAW aufgrund verordneter Arzneimittel
len, keine Abgabe – Verdacht auf Arzneimittelmissbrauch
des Arzneimittels – Selbstmedikation in der Schwangerschaft /Stillzeit
bzw. nur in einer
kleinen Menge zur Auswahl/Beurteilung des Arzneistoffs und des
Überbrückung Fertigarzneimittels
Beurteilung des Arzneistoffs nach pharmakologisch-
toxikologischen Kriterien
– Wirksamkeit
Auswahl/Beurteilung
– Art der Beschwerden
des Arzneistoffs und
– Berücksichtigung patientenspezifischer Faktoren
des Fertigarzneimittels
– Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Auswahl/Beurteilung des Fertigarzneimittels
– Anzahl der Inhaltsstoffe
– Menge bzw. Konzentration der Inhaltsstoffe
– Dosierung, Darreichungsform, Packungsgröße
Einführung 11

Informationen über das Arzneimittel


– Dosierung und Anwendung
– Anwendungsdauer
Informationen über – Wirkung und Nutzen des Arzneimittels
das Arzneimittel – Häufige und relevante unerwünschte Arzneimittel-
wirkungen
– Wichtige Hinweise/Warnhinweise
– Grenzen der Selbstmedikation

Unterstützende Maßnahmen
– Aufkleber auf der Packung mit Dosierungs- und
Unterstützende Anwendungshinweisen
Maßnahmen – Erläuterung von Informationsmaterial
– Zusatzempfehlungen
– Applikationshilfen

Abgabe der Arzneimittel


– Rückfrage beim Patienten, ob noch weitere Fragen
Abgabe der Arzneimittel
bestehen
– Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, z.B. telefonisch

Ⴜ Abb. 1 „Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe von
Arzneimitteln – Selbstmedikation“ aus den Leitlinien zur Qualitätssicherung
der Bundesapothekerkammer (Revision vom 13.11.2013)

Arzneimittels bessern und sofort verschwinden, sondern die Behandlung


zu diesem Zeitpunkt erst beginnt. Der Patient braucht gerade in der
Selbstmedikation eindeutige Informationen darüber, wann er – bei opti-
maler Anwendung – eine Besserung spüren sollte oder wann die
Beschwerden verschwunden sein sollten. Schlägt die Selbstbehandlung
nicht an, benötigt er das konkrete Angebot, wieder in die Apotheke
zurückzukommen, um einen sinnvollen zweiten Behandlungsversuch zu
beginnen, oder die dringende Aufforderung zu einem Arztbesuch.
Die Entscheidung zu einer Selbstmedikation und schließlich zu einem
konkreten Arzneimittel muss in jedem Beratungsgespräch der verant-
wortliche Apotheker treffen. Die Beratungsschemata dieses Buches kön-
nen als Richtlinie einen Beratungsverlauf empfehlen. Sie sind dabei
weder bindend noch vollständig.
12 Einführung

1a 2
Symptome akut bis zu x Tagen Chronische Beschwerden

Arzt
3 Symptome, die einen Arztbesuch Arztbesuch erforderlich, mögliche
erforderlich machen Arzt Differenzialdiagnosen

Arzt

Therapieprinzip – Wirkstoffgruppe 1

Therapieprinzip – Wirkstoffgruppe 2

Bei anhaltenden Beschwerden

Ⴜ Abb. 2 Schematischer Aufbau einer Indikationsmonograpie


Akne 13

Akne

Leichte Hautveränderungen im Gesicht, Dekolleté- Stark entzündliche


bereich und auf dem Rücken: unreine großporige Haut Hautveränderungen;
mit deutlicher Überproduktion der Talgdrüsen, Pickel, Arzt Zusammenfließen der
Papeln, Pusteln Pickel; Narben und
Zerstörung des um-
liegenden Gewebes

Juckreiz (s. Ekzem S. 57)

Arzt
Personen < 20 J. Personen > 20 J.
Ärztliche Diagnose,
z.B.: bakterielle
Superinfektion
Typische juvenile Akne Für das Alter übermäßig mit Staphylokokken,
mit Pickeln und starke Akne Arzt Streptokokken; Acne
Mitessern conglobata; Mallorca-
Akne; UAW: z.B.
Steroide, Gestagene,
Gemäßigte Form der Cloroquin
Akne
Unterstützung Arzt
der ärztlichen
Therapie

Reinigung und Tonisierung der Haut

Mechanische Schälung der Haut durch Peelings

Antibakterielle Wirkung gegen Propionibakterien durch


Benzoylperoxid

Wechsel der Pflegeserie, bzw. Empfehlung einer


geeigneten Hautpflege

Keine Besserung durch die lokale


Behandlung nach ca. 8 Wochen
14 Akne

Akne (Acne vulgaris)


Verhornungsstörung der Haut im Bereich der Talgdrüsen mit einer Über-
produktion von Talg. Dadurch entstehen Mitesser, Pickel und entzündli-
che Veränderungen der Haut (Papeln, Pusteln) unter Mitbeteiligung von
Propionibakterien und Staphylokokken. Lokalisation vor allem im
Gesicht, Rücken und Brustbereich, da dort die Haut sehr reich an Talg-
drüsen ist. Auftreten einer meist physiologischen Akne vor allem bei
Jugendlichen bei der Umstellung des hormonellen Gleichgewichts in der
Pubertät bis 20 Jahre. Die psychische Belastung durch stark unreine
Haut ist hoch.

Reinigung und Tonisierung der Haut


Schonende Reinigung zur Entfernung des überschüssigen Hautfettes und
des Schmutzes mit Hilfe von Syndet, Waschgel, Reinigungsmilch o. Ä. Es
sollen keine stark rückfettenden Produkte verwendet werden. Der pH-
Wert des Reinigungsprodukts sollte dem der Haut angepasst sein und im
sauren Bereich liegen. Syndets oder Waschgele sind gut geeignet.
Nachreinigung und Entfettung der Haut mit leicht alkoholischen
Gesichtswässern. Ein Alkoholanteil von über 30 % trocknet die Haut aus.
Für die normale bis empfindliche Haut ist ein Alkoholanteil von 5–10 %
ausreichend.
󠀂 Syndet (Dermowas® compact)
󠀂 Reinigungsgel (Roche Posay® Effaclar)
󠀂 Gesichtswasser (Widmer® Tonique)

Peelings
Sanfte Abrasivbehandlung der Haut zur Verbesserung des Abflusses von
Talgdrüsensekreten. Peelings bewirken eine Abschilferung der oberen
Hornschicht und so eine Eröffnung von Komedonen. Die Anwendung
(1–2 × pro Woche) ist bei unreiner Haut zu empfehlen, nicht aber bei
entzündeter Aknehaut. Gut mit Wasser abspülen. KI: Eitrige Pusteln,
hochentzündete Aknehaut.
Akne 15

󠀂 Aluminiumoxid (Brasivil® Peeling)


󠀂 Mikropartikel (Avène® Cleanance Mask)

Benzoylperoxid (BPO)
Benzoylperoxid wirkt durch Freisetzung von atomarem Sauerstoff desin-
fizierend, v. a. bei anaeroben Keimen, wie Propionibakterien. Die blei-
chende Wirkung auf farbige Kleidung, Augenbrauen und Wimpern ist zu
beachten. Im Gesicht niedrige Konzentrationen von 3–5 % BPO über
4–10 Wochen anwenden. NW: Irritationen der Haut, Hautreizung v. a. zu
Beginn der Behandlung.
Benzoylperoxid wird laut Leitlinie bei leichter Akne als Basistherapeuti-
kum verwendet, bei schweren Formen in Kombination mit verschrei-
bungspflichtigen Aknetherapeutika. Je höher die Konzentration an BPO
ist, desto höher ist die Gefahr, dass die Haut austrocknet oder gereizt
reagiert.
󠀂 Benzoylperoxid (Aknefug-oxid® mild 3 %, 5 %; Benzaknen®)

Geeignete Hautpflege
Eine geeignete Pflegeserie für die unreine, großporige Haut beinhaltet
neben einem milden Reinigungsmittel und einem leicht alkoholischen
Gesichtswasser leichte Cremes (O/W) mit nicht komedogenen Inhalts-
stoffen oder fettfreie Gele.
󠀂 Avène® Cleanance
󠀂 Weleda® Iris Erfrischende Feuchtigkeitspflege
󠀂 Sebamed® unreine Haut
16 Akne

Zusatzhinweise
󠀂 Angemessene Hautreinigung und Hautpflege sind Grundlage der
Therapie. Aggressive Hautreinigung verschlechtert den Hautzustand.
Keine stark fetthaltigen Cremes verwenden, nur Feuchtigkeits-
cremes, -gele, -Lotionen.
󠀂 Im Entzündungsstadium möglichst Einmalwaschlappen zur
Gesichtsreinigung benutzen oder jedes Mal einen frischen Wasch-
lappen nehmen. Separate Handtücher für das Gesicht, möglichst
täglich wechseln.
󠀂 Keine eigenmächtige Eröffnung der Komedonen, nur durch eine
Kosmetikerin. Bei starker psychischer Belastung durch die Akne kann
zu einem Besuch einer geschulten Kosmetikerin geraten werden, die
die Haut fachgerecht ausreinigt.
󠀂 Kosmetische Abdeckung der Pickel und Hautunreinheiten mit getön-
ter Tagescreme, bei einzelnen Pickeln mit einem Abdeckstift.
󠀂 Gesunde Lebensweise: viel frische Luft, ausreichend Schlaf.
󠀂 Gesunde Ernährung, keine spezielle Aknediät notwendig.
󠀂 Frühzeitige dermatologische Behandlung anraten. Gute Erfolge mit
systemischer Langzeitantibiose (Tetracyclin oder Minocyclin), lokaler
antibiotischer Behandlung (u. a. mit Erythromycin), Azelainsäure
(Skinoren®) und Retinoiden zur Normalisierung der Verhornungs-
störung.
󠀂 Zusätzliche Therapieversuche: Zink (Zinkorotat POS®), Pflegecremes
mit Fruchtsäuren (AHA-Creme®).
󠀂 Entzündete Hautstellen: Calendula-Urtinktur im Verhältnis 1:10 mit
Wasser mischen und die betroffene Haut damit betupfen.
Allergische Hautreaktionen 17

Allergische Hautreaktionen

Akute Beschwerden der Hautoberfläche Chronische Beschwerden, die


(< 1 Woche): Rötung der Haut, Juckreiz, über eine Woche andauern, bzw.
Schmerzen, Schwellung der umgebenden immer wieder auftreten, Haut
Haut, Pickel, Blasen, Quaddeln. Auslöser großflächig betroffen; starke
bekannt. Lokale Begrenzung der Symptome akute Beschwerden, großflächige
Ausbreitung der Symptome

Arzt

Begleitsymptome Atemnot, Blutdruckabfall, Ärztliche Diagnose:


Tachykardie Arzt z.B. Quincke-Ödem; Urtikaria-
Vaskulitis; generalisierte
Allergie; Schock; Virus-
erkrankungen; Parasiten;
Ekzem (s.S. 57); „Sonnenallergie” UAW: Medikamente mit hohem
(s.S. 288); Neurodermitis (s.S. 217); allergisierendem Potenzial,
Insektenstiche (s.S. 147) z.B. Cotrimoxazol, Penicilline

Arzt

Kühlung der Haut, Milderung des Juck-


reizes durch Lotionen und Schüttelmix-
turen und ggf. Lokalanästhetika

Juckreizlinderung, Bekämpfung der Allergie


mit H1-Antihistaminika

Entzündungshemmung mit lokalen


Corticoiden: Hydrocortison

Keine deutliche Besserung


innerhalb 1 Tages,
weiteres Ausbreiten der Symptome,
Verschlechterung des Allgemeinzustands
18 Allergische Hautreaktionen

Hautallergie, Kontaktekzem und Nesselsucht (Urtikaria)


Oft entzündliche Reaktionen der Haut mit Juckreiz, Rötung und Quad-
delbildung. Ursachen vielfältig, im Einzelfall oft unbekannt. Nach Kon-
takt mit dem allergieauslösenden Stoff reagiert die Haut oft innerhalb
von Minuten, manchmal aber erst nach Stunden. Wichtigste Therapie-
maßnahme ist die Identifikation und Vermeidung des allergieauslösen-
den Stoffs.

Lotionen, Schüttelmixturen, Lokalanästhetika


Durch die Verdunstungskälte auf der Haut entstehende Kühlung. Zur
Förderung der Heilung bei geröteter, gereizter Haut, Zusatz von Dexpan-
thenol möglich.
Bei sehr quälendem Juckreiz Zusatz von Lokalanästhetika wie Polidoca-
nol, cave: Sensiblilisierungen möglich.
󠀂 Lotion mit Dexpanthenol (Bepanthol® Körperlotion)
󠀂 Schaumspray mit Dexpanthenol (Panthenol® Spray)
󠀂 Lotio alba aquosa, ggf. mit Polidocanolzusatz (Anaesthesulf® Lotio)

H1-Antihistaminika
Juckreizstillende Wirkung durch Unterdrückung der Histaminwirkung.
Die Gelgrundlage hat eine kühlende Wirkung. Bei stärkeren Erscheinun-
gen kann das Antihistaminikum auch oral gegeben werden. Als UAW
kann Müdigkeit auftreten, WW mit Alkohol und zentraldämpfenden
Arzneimitteln beachten.
󠀂 Dimetinden (Fenistil®Gel, -24-Stunden Retardkapseln)
󠀂 Bamipin (Soventol®)
󠀂 Cetirizin (Cetirizin Hexal®)
󠀂 Loratadin (Lorano® akut)
Allergische Hautreaktionen 19

Besondere Patientengruppen
In Schwangerschaft und Stillzeit können neben der lokalen Therapie die
H1-Antihistaminika Dimetinden und Loratadin eingesetzt werden.

Hydrocortison
Analgetische, antiphlogistische und juckreizstillende Wirkung. Zur
kurzfristigen Anwendung, nicht länger als zwei Wochen. KI: Kinder
> 12 J., Schwangerschaft 1. Trimenon. NW: selten allergische Hautreak-
tionen.
󠀂 Hydrocortison 0,25–0,5 % (Soventol® Hydrocortisonacetat, Ebenol®,
Linola® akut)

Zusatzhinweise
󠀂 Kühlung mit feuchten Tüchern oder unter der kalten Dusche wird oft
als angenehm empfunden.
󠀂 Ursachenfindung und Vermeidung des allergenen Stoffes.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Combudoron® Gel, Cardiospermum hali-
cacabum als externe Zubereitung (z. B. Halicar® Creme, Derma-
plant®).
20 Aphthen

Aphthen

Vereinzelte, schmerzhafte Schleimhauterosionen >1 cm, tiefe


Schleimhauterosionen Ulzerationen, evtl. erhabener Wall; Befall
großer Teile der Mundschleimhaut; weiß-
liche Flecken auf der Mundschleimhaut;
schmerzhafte, gehäufte Bläschen oder
Verkrustungen; chronisch rezidivierende
Beschwerden; Patient mit Zytostatika- oder
Strahlenbehandlung; bekannte Immun-
schwäche (z.B. AIDS)

Arzt

Fieber; andere Begleiterkran- Ärztliche bzw. zahnärztliche Diagnose:


kungen wie Grippe, Masern, Arzt Stomatitis aphthosa (Herpes simplex oralis,
Scharlach; Kinder Gingivostomatitis herpetica = Mundfäule);
Hand-Mund-Fuß-Krankheit (Coxsackie-
Virus-Infektion); Morbus Crohn, Colitis
Unterstützung der
ulcerosa; Lupus erythematodes; Herpes
ärztlichen Therapie
zoster;
selten: Maul- und Klauenseuche beim
Menschen; Autoimmunerkrankungen;
Auslöser meiden Karzinome; therapiebedürftige Superinfek-
tionen mit Bakterien oder Pilzen

Schmerzstillung durch Lokal- Arzt


anästhetika

Lokale Antiseptika zur Keim-


reduktion
Keine deutliche
Besserung innerhalb
Bei rezidivierenden Infektionen
von 2–3 Wochen
Entzündungshemmung durch
lokale Corticoide

Wundheilungsförderung mit
Kamille, Salbei, Dexpanthenol,
Hyaluronsäure, Adstringenzien
Aphthen 21

Aphthen
Nichtinfektiöse Erkrankung der Mundschleimhaut. Schmerzhafte, oft
linsengroße Erosionen der Mundschleimhaut, umgeben von einem ent-
zündlichen Randsaum, weißlicher Fibrinbelag auf der Erosion sichtbar.
Erste Symptome: brennendes Gefühl, Bläschenbildung, dann Umwand-
lung in ein Schleimhautgeschwür. Ursachen sind unbekannt, aber oft
Auftreten gemeinsam mit geschwächter Immunabwehr. Stress, Hor-
monschwankungen (z. B. vor der Periode) oder auch verschiedene Nah-
rungsmittel können Auslöser sein. Schmerzen werden durch bakterielle
Superinfektionen ausgelöst; deshalb ist eine gute Mundhygiene zur
Beschwerdelinderung wichtig. Essen und Schlucken können durch
Schmerzen erschwert werden. Die regionalen Lymphknoten im Hals-
bereich können geschwollen sein. Spontane Abheilung meist innerhalb
von 2 Wochen.

Lokalanästhetika
Zur lokalen Schmerzlinderung. Anwendung als Salben oder Gele.
󠀂 Lidocain (Dynexan® Mundgel, in Kamistad®, Xylocain® Gel 2 %,
InfectoGingi® Mundgel)
󠀂 Polidocanol (Recessan® Salbe, in Solcoseryl® akut)
󠀂 Benzocain (Anaesthesin® Pastillen, Neo Angin® Benzocain dolo, in
Dolo Dobendan®)

Lokale Antiseptika
Zur lokalen Keimreduktion im Mundraum, Infektionsprophylaxe und
Beschleunigung der Wundheilung. Anwendung als Mundspüllösung,
z. T. in Kombination mit Lokalanästhetika. Chlorhexidin wirkt gut gegen
Bakterien, die Wirksamkeit gegen Viren ist gering. NW: reversible Beein-
trächtigung des Geschmacksempfindens, reversible Taubheit der Zunge,
zur kurzfristigen Anwendung (< 10 Tagen). Povidon-Iod wirkt gegen
Bakterien, Viren und Pilze und wird verdünnt als Mundspüllösung ein-
gesetzt. KI: Hyperthyreose. Benzydamin hat neben seinen desinfizieren-
22 Aphthen

den Eigenschaften noch eine analgetische und lokalanästhetische Wir-


kung. Wasserstoffperoxid wirkt desinfizierend.
󠀂 Chlorhexidin (Lemocin® CX Gurgellösung, Chlorhexamed® 1 % Gel)
󠀂 Hexetidin (Hexoral®)
󠀂 Benzydamin (Tantum® verde)
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona® Mundantiseptikum)
󠀂 Wasserstoffperoxid ca. 0,5 %, durch Verdünnen der 3 %igen Lösung

Lokale Corticoide
Zur lokalen Entzündungshemmung in bekannten, schweren Fällen, bei
häufigen Rezidiven. Rücksprache mit dem (Zahn-)Arzt sinnvoll.
󠀂 Triamcinolonacetonid (Aftab® Hafttabletten)

Kamille, Salbei, Dexpanthenol, Hyaluronsäure


Zur Entzündungshemmung und Schaffung eines gutes Wundheilungs-
klimas. Kamille antiphlogistisch und wundheilungsfördernd, Salbei mit
antiphlogistischer, desinfizierender und adstringierender Wirkung.
󠀂 Kamillenblütenextrakt (in Kamillosan® Mund- und Rachenspray, in
Kamistad®)
󠀂 Salbeiblätterextrakt oder Salbeiöl (Salvysat® Bürger, in Salviathymol®,
Hauschka® Med Mundspüllösung Salbei)
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen® Lösung, Panthenol 100 mg Jenapharm®
Lutschtabl.)
󠀂 Hyaluronsäure (Bloxaphte®)
󠀂 Hämodialysat (Solcoseryl® Paste)

Adstringenzien
Adstringenzien koagulieren die Eiweiße an der Oberfläche der Wunde
und sorgen so für eine leichte Gerbung, d. h. der entzündete Bereich wird
unempfindlicher.
󠀂 Rhabarber-Trockenextrakt (in Pyralvex®)
󠀂 Ratanhiawurzelextrakt bzw. Ratanhiatinktur (in Repha-Os® Mund-
spray, Weleda® Ratanhia Mundwasser)
Aphthen 23

󠀂 Myrrhentinktur (Myrrhentinktur Hetterich®, in Hauschka® Med


Mundspülung Salbei)
󠀂 Cistus incanus (als Tee zum Spülen)

Zusatzhinweise
󠀂 Harte, saure, salzige, scharfe Speisen und Getränke meiden. Häufige
Auslöser Obstsäfte, Zitrusfrüchte, Tomaten, Gewürze (Pfeffer, Paprika,
Curry), stark gewürzte Speisen, alkoholische Getränke, CO2-haltige
Getränke.
󠀂 Verzicht auf Natriumlaurylsulfat-haltige Zahnpasta. Beschleunigung
der Abheilung und Verringerung der Schmerzhaftigkeit.
󠀂 Kaugummis und weiche Pastillen lutschen zur Vermehrung des Spei-
chelflusses.
󠀂 Kauen von getrockneten Heidelbeeren, wegen der enthaltenen
Gerbstoffe.
󠀂 Nicotin meiden (Verringerung der Durchblutung der Mundschleim-
haut).
󠀂 Stress meiden.
󠀂 Zusammenhang von Aphthen und Mangel an Eisen, Folsäure, Vita-
min B12 und Zink wird diskutiert. Empfehlung von entsprechenden
Multivitamin- und Mineralstoffpräparaten.
󠀂 In schweren Fällen kann Babykost empfohlen werden.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Borax als homöopathisches Mittel
(Potenzen bis D 30). Mundspülungen mit Echinacea-angustifolia-
Tinktur.
24 Appetitlosigkeit

Appetitlosigkeit

Wunsch nach Appetitanregung, Anhaltende Appetitlosigkeit mit auf-


Appetitlosigkeit ohne auffälligen fälligem Gewichtsverlust; beim Kind:
Gewichtsverlust; beim Kind: Gedeihstörungen
Essunlust

Arzt

Übelkeit (s.S. 301); Ärztliche Diagnose:


Magenschmerzen (s.S. 169); z.B. Infektionskrankheiten; Ausschluss
Verstopfung (s.S. 318); schwerer, zehrender Krankheiten;
depressive Verstimmungen Malabsorptionssyndrom; chronisch
(s.S. 45) entzündliche Darmerkrankungen;
Hepatitis; Depression; Anorexie, Bulimie;
Drogenmissbrauch; Stomatitis; Kau- oder
Schluckbeschwerden; Kachexie bei
bekannter Krebserkrankung; Demenz

Arzt
Ernährungsberatung Aufbaunahrung und Behand-
Bei lung von Mangelsymptomen
Bedarf zur Unterstützung der Rekon-
valeszenz

Appetitanregung durch Bitter-


stoffdrogen

Bei ausbleibender Besserung nach 2–3 Wochen,


bei Gewichtsverlust
Appetitlosigkeit 25

Appetitlosigkeit (Anorexie, Inappetenz)


Appetit ist ein Allgemeingefühl, das durch das Bedürfnis nach Nah-
rungsaufnahme gekennzeichnet ist. Beeinflussung durch exogene Sti-
mulation, Hunger, Sättigungsreize u. Völlegefühl. Fehlendes Verlangen
nach Nahrung ist typisches Begleitsymptom von psychischen und physi-
schen Belastungssituationen, sowie verschiedener Erkrankungen, z. B.
Infektionskrankheiten. Nach Ende der Belastung oder einer akuten
Erkrankung wird durch vermehrte Nahrungsaufnahme die Phase der
verringerten Nahrungsaufnahme wieder ausgeglichen. Bei Kindern wird
zwischen Essunlust (meist wegen energiereicher Zwischenmahlzeiten,
manchmal aus Trotz) und Gedeihstörungen (Nahrungsmangel, Folge
anderer Grunderkrankungen) unterschieden. Cave: Gewichtsverlust,
Kachexie (Auszehrung); Appetitlosigkeit kann als Symptom einer larvier-
ten Depression auftreten. Die Magersucht (auch Pubertätsmagersucht,
Anorexia nervosa) ist eine psychisch bedingte Sonderform der Anorexie.

Ernährungsberatung
Information über gesunde Ernährung, Gleichgewicht zwischen Energie-
verbrauch und -bedarf, Energiegehalt von Getränken (Milch, Frucht-
säfte, Softdrinks, Alkoholika) und Süßigkeiten.
Einnahme von drei Hauptmahlzeiten aus abwechslungsreicher, gemisch-
ter Kost, nur bei Bedarf Zwischenmahlzeiten. Vermehrte Verwendung
von Gewürzen, regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten möglichst in der
Familie.
Ausschließlich Mineralwasser oder ungesüßte Tees als Getränke,
1,5–2  l/d. Vermeidung von kalorienhaltigen Getränken: Zur Deckung
des Calciumbedarfs für Klein- bzw. Schulkinder max. 250–500 ml
Milch/d. Eine individuelle Ernährungsberatung durch ausgebildete
Ernährungsberater kann im Einzelfall unterstützend angeboten werden,
vor allem wenn auf besondere Ernährungsformen Wert gelegt wird
(vegane, vegetarische Ernährung).
26 Appetitlosigkeit

Besondere Patientengruppen
󠀂 Bei Krebspatienten zusätzlich eine psychoonkologische Beratung
empfehlen, auf Pflege der Schleimhäute achten (Cave: Mucositis).
Auf Bitterstoffe verzichten. Co-Medikation bei Chemotherapie über-
prüfen.
󠀂 Bei Mädchen bzw. jungen Frauen ist meistens eine psychotherapeu-
tische Behandlung erforderlich.

Bitterstoffe
Anregung des Speichelflusses und anderer Verdauungssäfte. Einnahme
als Tee, Pflanzensaft oder als Tinktur ca. ½ Std. vor einer Mahlzeit, zur
Unterstützung der Verdauungsfunktionen. KI: Magen- und Darmulzera,
Gallensteine.
󠀂 Enzianwurzel, Angelikawurzel, Wermutkraut u. a. (in Abdomilon® N)
󠀂 Tausendgüldenkraut, Wermutkraut, Pomeranzenschale u. a. (in
Amara-Tropfen)
󠀂 Wermutkraut, Tausendgüldenkraut, Enzianwurzel als Tee oder als bit-
tere Elixiere (Bitterelixier Wala®).

Aufbaunahrung
Sog. „Astronautenkost“. Enterale Zufuhr leicht verdaubarer, hochkalori-
scher Spezialnahrungen (ca. 100 kcal/100 ml) als kompletter oder partiel-
ler Ersatz der normalen Ernährung. Solche Spezialnahrungen sollten den
appetitlosen Patienten möglichst nach den normalen Mahlzeiten ange-
boten werden, um ernährungsbedingte Defizite dadurch auszugleichen.
󠀂 Maltodextrin, Milcheiweiß, pflanzliche Öle, Vitamine und Mineral-
stoffe (Palenum®, Fresubin®, Fortimel®)
Appetitlosigkeit 27

Zusatzhinweise
󠀂 Multivitamin- und Mineralstoffpräparate zur Vorbeugung oder
Behandlung eines (latenten) Mangels. Vitamin-B-Komplex-Präpa-
rate können appetitanregend wirken.
󠀂 Stark aromatisierte Fruchtsäfte in kleinen Mengen (Esslöffel) wirken
appetitanregend.
󠀂 Bewegung in frischer Luft.
󠀂 Viele kleine Mahlzeiten anbieten.
28 Bindehautreizung

Bindehautreizung

Akute Bindehautreizung ohne Horn- Chronische oder immer wiederkeh-


hautverletzung; leichte Beschwerden rende Bindehautreizung; starke
< 48 Std., Rötung, Fremdkörperge- Beschwerden, Schmerzen, Beein-
fühl, Brennen, Jucken mit bekannter trächtigung des Sehvermögens
Ursache z. B. Wind, Zug

Arzt
Unver-
Verletzung, nicht entfernbarer Augenärztliche Diagnose:
züglich
Fremdkörper, Verätzung, starker z.B. infektiöse Konjunktivitis, Horn-
Tränenfluss oder eitriges Sekret, Arzt haut-, Regenbogenhautentzündung,
einseitiger Beginn, Trübung der Hornhautverletzung, Entzündung des
Hornhaut und Iris. „Rotes Auge“ Sehnervs, Glaukom, Netzhautablö-
(s. S. 257) sung, Sicca-Syndrom, evtl. ärztliche
Diagnose: Hypertonie, Blutgerin-
nungsstörungen
Unterstützung der
(augen-)ärztlichen Behandlung Arzt

Nichtinfektiöse Konjunktivitis Allergische Konjunktivitis (s. auch


Heuschnupfen, S. 123)

Basistherapie mit Tränenersatzflüssigkeit zur Reizlinderung

Antihistaminika oder Mastzell-


stabilisatoren zur Unterdrückung
der allergischen Reaktion

Kurzfristige Anwendung von Vasokonstringenzien als Soforthilfe bei


störendem Tränenfluss und geröteter Bindehaut

Nach 24 Std. keine Besserung


Bindehautreizung 29

Nicht infektiöse Konjunktivitis


Leitsymptom gerötetes Auge und Kratzgefühl. Augenbrennen, gerötete
Bindehaut, Fremdkörpergefühl, Lichtscheu, häufig mit starkem Tränen-
fluss. Auslöser: kalter Wind, UV-Strahlung, Chlorwasser, Rauch, Staub.
Cave: Stäube (Verätzungen durch Kalk- und Zementstaub), Fremdkörper
(Hornhautschäden), eitriges Sekret (bakterielle Konjunktivitis), einseiti-
ger Beginn mit starkem Tränenfluss (virale Konjunktivitis), Augen- oder
Kopfschmerzen, deutliche Sehverschlechterung (z. B. Glaukom, Iritis,
Keratitis, Entzündung des Sehnervs), flächenhafte Einblutung unter die
Bindehaut (Hyposphagma), getrübte Hornhaut (Keratitis), getrübte Iris
(Iritis).

Tränenersatzflüssigkeit
Basistherapie. Viskose, isotone Flüssigkeiten zur Reizlinderung, Ausspü-
len von kleinen Staubpartikeln, regelmäßig 4–5 × tägl. in beide Augen
träufeln. Augentropfen möglichst ohne Konservierungsmittel in Einzel-
dosen.
󠀂 Polyvinylalkohol (Lacrimal® o. k. N)
󠀂 Povidon (Oculotect® fluid sine PVD, Protagent®-SE Augentropfen)
󠀂 Polyethylenglycol, Propylenglycol (in Systane® Benetzungstropfen)
󠀂 Hypromellose (Artelac® EDO, Sic-Ophthal® sine)
󠀂 Hyaluronsäure (Hylo-Comod®, Vislube®)

Vasokonstringenzien
Bei bekannter Ursache der Bindehautreizung nur kurzfristige Anwen-
dung der α-Sympathomimetika über 24 bis max. 48 Std. Besserer Tränen-
abfluss durch Abschwellung des Tränenkanals, Verblassen der Bindehaut
durch Verengung der Gefäße. KI: trockenes Auge, Engwinkelglaukom,
Blasenentleerungsstörungen.
󠀂 Tetryzolin (Berberil® N EDO, Ophthalmin® N, Visine® Yxin)
30 Bindehautreizung

Zusatzhinweise
󠀂 Genügend Schlaf zur Regeneration des Auges. Lange Bildschirmar-
beit und Naharbeit möglichst vermeiden, genügend Pausen einle-
gen.
󠀂 Kontaktlinsen durch Brille ersetzen.
󠀂 Kein Reiben an den Augen.
󠀂 Kühle Auflagen/Kompressen für die Augen.
󠀂 Dexpanthenol zur Unterstützung der Heilung von leichten Binde-
hautschäden.
󠀂 Retinol bei großer Lichtempfindlichkeit durch möglichen Vitamin-A-
Mangel, Cave: Schwangere.
󠀂 Bei chronischer Lidrandentzündung: Liposomensprays, auch zur Sta-
bilisierung des Tränenfilms (Tears Again®), Posiformin®2 % Augen-
salbe.
󠀂 Alternative Therapie: bei gerötetem Auge Euphrasia D 3 Augentrop-
fen, Vidisan®; bei Bindehautentzündung Calendula Augentropfen
D 4.

Allergische Konjunktivitis
Leitsymptom: Juckendes Auge. Starker Tränenfluss, Juckreiz, nach Krat-
zen oder Reiben Bindehautrötung und -schwellung. Häufig saisonal.
Meist in Kombination mit Fließschnupfen, Niesreiz oder allergischen
Hauterscheinungen. Auslöser: Allergene, häufig Gräser- und Baumpol-
len oder Hausstaubmilben, Kosmetika.

H1-Antihistaminika
Lokale Anwendung zur Unterbrechung der allergischen Reaktion. Regel-
mäßige Anwendung z. B. von Levocabastin 2 × tägl.
󠀂 Azelastin (Vividrin® akut Azelastin antiallergische Augentropfen)
󠀂 Levocabastin (Livocab® direkt)
Bindehautreizung 31

Mastzellstabilisatoren
Zur Verhinderung der allergischen Reaktion. Regelmäßige Anwendung
von Cromoglicinsäure 4 × tägl., antiallergische Wirkung nach
7–14 Tagen, Reizlinderung durch Ausspülen der Allergene schneller.
󠀂 Cromoglicinsäure (Allergocrom®, Vividrin® antiallergische AT)

Vasokonstringenzien
Zur symptomatischen Akutbehandlung, bis zum Wirkeintritt von Anti-
allergika, bei nicht ausreichender Wirkung der Antiallergika. Kurzfris-
tige Anwendung der α-Sympathomimetika nur bei Bedarf möglichst nur
24–48 Std., max. Anwendungsdauer 5 Tage. Besserer Tränenabfluss
durch Abschwellung des Tränenkanals, Verblassen der Bindehaut durch
Verengung der Gefäße. KI: trockenes Auge, Engwinkelglaukom.
󠀂 Tetryzolin (Berberil® N EDO, Ophthalmin® N, Visine® Yxin)

Zusatzhinweise
󠀂 Vermeidung der Allergene.
󠀂 Häufiges Duschen und Haarewaschen reduziert die Allergenkonzent-
ration.
󠀂 Allergenreduktion im Gesicht durch Verwendung von Thermalsprays
(Vichy, Avène, Roche Posay).
󠀂 Systemische Behandlung der Allergie (s. Heuschnupfen S. 123).
32 Blähungen

Blähungen

Blähungen nach blähenden Speisen; Starke, quälende Blähungen


im Anschluss an Gastroenteritis mit unbekannter Ursache
Durchfall und Erbrechen

Arzt

Kolikartige Schmerzen; aufgeblähter Ärztliche Diagnose: z.B. Reizdarm-


harter Bauch; Herzrhythmusstörungen Arzt syndrom; akutes Abdomen; Darm-
verschluss; Pankreatitis, Pankreas-
insuffizienz; Roemheld-Syndrom;
Unterstützung der Leberzirrhose; Leber- und Gallen-
ärztlichen Therapie erkrankungen; Lactoseintoleranz;
Dickdarmkarzinom
UAW: z.B. Acarbose, Lactulose,
Quellstoffe
Ernährungsberatung

Anwendung von Entschäumern zum


Lösen großer Gasansammlungen im
Darm

Karminativa

Unterstützung der Verdauung durch


Enzympräparate
Blähungen 33

Blähungen (Flatulenz, Meteorismus)


Luft- und Gasansammlung im Darm, Abgang als meist übel riechende
Blähungen, oft in Kombination mit Druck, Völlegefühl und Unbehagen,
seltener Bauchkneifen oder -schmerzen. Ursache häufig blähende Spei-
sen: Kohl, Hülsenfrüchte, Zwiebeln, ballaststoffreiche Nahrungsmittel,
kalte kohlensäurehaltige Getränke, nervöse Ursachen, Reizdarmsyn-
drom (s. S. 250), im Anschluss an Gastroenteritis. Blähungen ohne
Begleitsymptome und Beschwerdefreiheit nach Stuhlgang oder Windab-
gang sind ohne Krankheitswert. Cave: Malassimilationssyndrom, Leber-
zirrhose, Stenosen im Magen-Darm-Trakt.

Ernährungsberatung
Umstellung der Ernährungsgewohnheiten: Vermeidung von blähenden
Nahrungsmitteln (Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Kohl, unreifes Obst, Sorbit
und andere Zuckeraustauschstoffe, kohlensäurehaltige Getränke). Kleine
Bissen und gründliches Kauen verhindern Aerophagie und verbessern
die Verdauung. Ballaststoffe und Vollkornprodukte nur schrittweise in
die Nahrung einführen. Verdauungsfördernde und karminative Gewürze
verwenden (Kümmel, Anis, Koriander, Ingwer).

Entschäumer
Auflösung von Gasschäumen durch Veränderung der Oberflächenspan-
nung, Verbesserung der intestinalen Gasresorption, erleichterter
Abtransport der Gase in Form kleiner Bläschen. Regelmäßige Einnahme
erforderlich, bei Gasbildung in den tieferen Darmabschnitten Wirkung
um etwa 8 Std. verzögert.
󠀂 Dimeticon (Sab Simplex®, Espumisan®, Lefax®)
34 Blähungen

Besondere Patientengruppen
󠀂 Für Säuglinge und Kleinkinder geeeignet sind die Entschäumer,
sowie die Apiaceenfrüchte (Anis, Fenchel, Kümmel) als Tee oder in
säuglingsgerechten Ölzubereitungen zum Einreiben des Bauches.

Karminativa
Wirkung der verwendeten ätherischen Öle spasmolytisch, gärungswidrig
und verdauungsfördernd. Reines Anis- und Fenchelöl (wg. möglichem
Gehalt an Estragol) nicht in der Schwangerschaft anwenden.
󠀂 Anis, Fenchel, Kümmel, Kamillenblüten, Pfefferminzblätter als Tee
󠀂 Kümmel- und Pfefferminzöl (Carmenthin® bei Verdauungsstörun-
gen)
󠀂 Fenchel, Kümmelsamen, Pomeranzenschalen (in Carminativum-Het-
terich® Balance)

Enzympräparate
Substitution von Pankreasenzymen. Bei Enzymmangel hochdosierte
Gabe notwendig, sonst unterstützende Wirkung der physiologischen
Verdauung.
󠀂 Pankreatin u. Simeticon (Enzym-Lefax®, Meteozym®)
Blähungen 35

Zusatzhinweise
󠀂 Bitterstoffe zur Anregung der Gallenproduktion und Förderung einer
vollständigen Verdauung (z. B. Tausendgüldenkraut, Wermutkraut,
Enzianwurzel, Angelikawurzel).
󠀂 Auf eng sitzende Kleidung verzichten.
󠀂 Bewegung (Sport), Massage der Bauchmuskulatur.
󠀂 Warme Auflagen: Wärmflasche, Leibwickel.
󠀂 Bauchmassagen im Uhrzeigersinn, evtl. mit Stadelmann® Fenchel-
Kümmel-Öl oder Vier-Winde-Öl®.
󠀂 Bei Bedarf Spasmolytika: Butylscopolamin (Buscopan®), Kamillen-
blüten, Pfefferminzblätter (Sidroga® Magen-Darm-Beruhigungstee).
󠀂 Stärkung der physiologischen Darmflora (Enterococcus faecialis in
Symbioflor® 1, E. coli in Symbioflor® 2, Mutaflor®).
󠀂 Einnahme von Heilerde (Luvos® Heilerde ultrafein): Beschwerdelin-
derung durch Adsorption von Luft, Bakterien und Toxinen möglich.
󠀂 Alternative Heilverfahren: Lycopodium, Carbo vegetabilis, Asa foe-
tida, Nux vomica in Homöopathika.
36 Blasenentzündung

Blasenentzündung

Akute Reizung der Blase; häufiger Erstmalig auftretende akute Blasen-


Harndrang; schmerzhafte Blasenent- reizung; chronische Reizblase; Dauer
leerung; Dauer < 5 Tage, bekannte > 5 Tage; häufig rezidivierende
Beschwerden Beschwerden, Kinder, Schwangere,
Diabetiker, Männer mit Prostata-
beschwerden

Arzt

Starke, krampfartige Schmerzen bei Ärztliche Diagnose: Entzündungen;


Harndrang (Tenesmen) und Wasser- Blasensteine, mechanische Behinde-
lassen; veränderter Geruch o. Farbe Arzt rung der Blasenentleerung (z.B. durch
des Urins; Fieber >38°C; Flanken- Prostataadenom, Harnröhrenver-
schmerzen; Diabetiker/in engung); Nierenfunktionsstörungen;
Anwendung von Diuretika

Arzt

Unterstützung der ärztlichen Therapie

Intensive Durchspülungstherapie mit


Aquaretika

Desinfizientia zur Keimreduktion

Spasmolytika gegen Blasentenesmen

Bei sich verschlimmernden Beschwerden,


bei > 5 Tage anhaltenden Beschwerden
Blasenentzündung 37

Blasenentzündung (Cystitis)
Symptome sind: häufiger Harndrang (Pollakisurie) bei kleinen Urinmen-
gen, Brennen und Stechen beim Wasserlassen (Dysurie), Blasenkrämpfe,
z. T. Blut im Urin. Ursache: Durch die Harnröhre in die Blase aufsteigende
Bakterien. Auslösende Faktoren: Kurze Harnröhre der Frau, Erkältung,
Unterkühlung, Schmierinfektion durch falsche Toilettenhygiene oder
Intimverkehr; bei Männern meist Obstruktion und Restharnbildung.

Aquaretika
Durchspülungstherapie als wichtigste Maßnahme. Aquaretischer Effekt
zum Aus- und Durchspülen der Blase, bevorzugt als Tee. Goldrute wirkt
entkrampfend auf die Blase, entzündungshemmend, durchspülend. Zur
Unterstützung der Therapie bei bakteriellen Harnwegsinfekten, die mit
Antibiotika behandelt werden.
󠀂 Goldrutenkraut (Cystinol® long, Solidagoren® mono)
󠀂 Schachtelhalmkraut (Nieron® E 185 mg)
󠀂 Birkenblätter, Queckenwurzelstock, Goldrutenkraut, Hauhechelwur-
zel, Schachtelhalmkraut als Tee (in Sidroga® Blasen-Nieren-Spültee,
auch in Nephroselect®).

Desinfizientia
Leicht desinfizierender Effekt der eingesetzten pflanzlichen Wirkstoffe.
Ausscheidung über die Nieren und Anreicherung in der Blase. Arbutin
(aus Bärentraubenblättern) wirkt desinfizierend, unabhängig vom pH-
Wert des Urins. KI: Schwangerschaft und Stillzeit, eingeschränkte Herz-
oder Nierentätigkeit. Bei Beschwerden > 5 Tage Arztbesuch.
󠀂 Bärentraubenblätter (Arctuvan® Bärentraubenblätter, Cystinol akut®
überzogene Tabletten)
󠀂 Orthosiphonblätter (Carito® mono)
󠀂 Kapuzinerkresse, Meerettichwurzel (Angocin® Anti Infekt N)
38 Blasenentzündung

Spasmolytika
Tonussenkung der überaktiven Blasenmuskulatur. KI: mechanische Ste-
nosen des Verdauungssystems, Refluxösophagitis, Verengung oder Ver-
schluss der ableitenden Harnwege, Engwinkelglaukom, Blasenentlee-
rungsstörungen, Tachyarrhythmien, Kinder < 12 J. Goldrute hat eine
leichte spasmolytische Wirkung.
󠀂 Butylscopolamin (Buscopan®)
󠀂 Goldrutenkraut als leichtes Spasmolytikum (Herba Solidaginis als
Tee, in Solidagoren®)

Zusatzhinweise
󠀂 Analgetika zur Schmerzlinderung (z. B. Ibuprofen 400 mg)
󠀂 Wärmeanwendungen, ansteigende Sitz- oder Fußbäder, Wärmflasche.
󠀂 Ausreichend viel trinken, mehr als 2 l/d, um die Erreger auszuspülen.
󠀂 Regelmäßige Blasenentleerung.
󠀂 Ausreichend warme Kleidung, Unterkühlung vermeiden.
󠀂 Hinreichende Hygiene.
󠀂 Nach Geschlechtsverkehr die Blase entleeren.
󠀂 Zur Kontrolle des Urins Harnteststreifen auf Nitrit und Erythrozyten
(z. B. Combur® 5 Test HC). Zur Kontrolle des Harn-pH-Werts: Uralyt®-
U-Indikatorpapier.
󠀂 Bei wiederholter Infektion zur Rezidivprophylaxe: Ansäuerung des
Harns (Urin pH < 6) durch L-Methionin (Acimethin®, Acimol® mit pH-
Teststreifen), hochdosierte Ascorbinsäure, Preiselbeersaft (3 × 2 cl).
󠀂 „Blasenstärkung“ mit Cranberryextrakten. Vermutet wird eine pro-
phylaktische Wirkung der Pro- und Anthocyanidine. Kein Einfluss
auf bestehende Infektionen.
󠀂 Bei wiederholter Harnwegsinfektion Stärkung der Immunabwehr
durch Wechselduschen, Sauna, Bewegung an frischer Luft; evtl. Vor-
beugung nach ärztlicher Verordnung empfehlen, z. B. Uro-Vaxom®
6 mg Hartkapseln, Langzeitantibiose.
Blasenschwäche 39

Blasenschwäche

Erstmalig auftretende Harninkontinenz; Immer wiederkehrende, bekannte Harn-


Überlaufinkontinenz; Dranginkontinenz inkontinenz
mit schmerzhaftem Harndrang

Arzt

Ärztliche Diagnose: Dranginkontinenz; Reizblase Belastungs-


Belastungsinkontinenz durch Becken- (s. Blasenentzündung S. 36) inkontinenz
bodenschwäche nach Operationen,
Geburten, in den Wechseljahren, bei
älteren Patienten; Dranginkontinenz
Training der Beckenmuskulatur
bei Entzündungen, sensorischen oder
motorischen Störungen; Überlaufinkon-
tinenz durch mechanische Behinderung Geeignete Versorgung mit Inkontinenz-
der Blasenentleerung; Schlaganfall; vorlagen
Bandscheibenvorfall; (Querschnitt-)
Lähmungen; Polyneuropathie; Parkinson- Kürbissamen und pflanz-
Patienten liche Spasmolytika gegen
UAW: z.B. Antihypertonika, Antidepressiva, die überaktive Blasenmus-
Antiemetika, Sedativa kulatur

Arzt

Bei anhaltenden Beschwerden


40 Blasenschwäche

Blasenschwäche (Inkontinenz) allgemein


Schwierigkeiten die Blase zu kontrollieren, dadurch unerwünschter Ver-
lust von Urin. Unterscheidung von Belastungsinkontinenz und Drangin-
kontinenz.
Belastungsinkontinenz
Plötzlicher Harnverlust bei körperlicher Belastung, z. B. Husten, Niesen,
Treppensteigen, Heben schwerer Gegenstände. Dem Druckanstieg im
Bauchraum kann eine schwache Beckenbodenmuskulatur nicht stand-
halten. Ursache z. B. (zahlreiche) Schwangerschaften und Geburten,
Operationen im Bauchraum, Estrogenmangel im Verlauf des Klimakteri-
ums.

Training der Beckenbodenmuskulatur


Regelmäßige Übungen zum Anspannen und Lösen der Gesäß- und
Beckenbodenmuskulatur. Kurse zum Beckenbodentraining empfehlen
(z. B. Volkshochschule, Physiotherapeuten, Sportvereine). Training mit
Hilfsmitteln möglich.
󠀂 Vaginalkonen und -kegel (Elanee® Beckenboden-Trainingshilfen,
Ladysystem® Vaginalkonenset, Femcon® Vaginalkonen-Set)

Versorgung mit Inkontinenzvorlagen


Geeignete, dem Urinverlust entsprechende Versorgung mit Inkontinenz-
produkten solange, bis die anderen Maßnahmen greifen (Beckenboden-
training, ärztlich verordnete Medikamente).
󠀂 Tena®, Molimed®, Attends®, Seni® lady

Zusatzhinweise
󠀂 Miktionsprotokoll zur Dokumentation der Trinkmenge und zur
Abschätzung der Inkontinenz.
󠀂 Gewicht normalisieren.
Blasenschwäche 41

Dranginkontinenz (Urge-Inkontinenz)
Starker, nicht zu unterdrückender Harndrang mit Harnverlust. Ursache:
Überaktivität der Blasenmuskulatur infolge einer Infektion, Blasen-
steine, in Verbindung mit psychischen Anspannungen und Stress, selte-
ner durch sensomotorische Störungen z. B. bei Morbus Alzheimer, Multi-
pler Sklerose, Schlaganfall.
Reizblase: Leichtere Form ohne Harnverlust. Chronische Reizzustände
ohne akute Infektion oder anatomische Veränderungen. Psychovegeta-
tive Auslöser.

Kürbissamen und pflanzliche Spasmolytika


Zur unterstützenden Therapie von Funktionsstörungen im Bereich der
Blase. Goldrutenkraut wirkt leicht spasmolytisch.
󠀂 Kürbissamen (Granufink® Blase, in Granufink® femina, Granufink®
Prosta plus Sabal, Nomon® mono)
󠀂 Goldrutenkraut (Solidago Steiner®, Solidagoren® mono)

Zusatzhinweise
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr zum regelmäßigen Spülen der
Blase, zur Vermeidung von Infektionen.
󠀂 Der Stärke der Inkontinenz angemessene Inkontinenzhilfsmittel:
Vorlagen, Windelhosen, Unterlagen.
󠀂 Gewicht normalisieren.
󠀂 Regelmäßige Blasenentleerung fördern: Blasenentleerung nach der
Uhr (direkt nach dem Aufstehen, 30 Min. nach den Mahlzeiten,
direkt vor dem Zubettgehen). Bei kindlicher Inkontinenz bewährt.
󠀂 Bei chronischen Reizzuständen zur Beeinflussung der psychovegeta-
tiven Auslöser pflanzliche Sedativa wie Baldrian, Hopfen, Melisse
(Baldriparan® zur Beruhigung).
󠀂 Bei nicht ausreichender Wirkung ärztliche Therapie mit miktionsbe-
einflussenden Spasmolytika.
42 Bluterguss

Bluterguss

Kleinflächig; durch äußere Großflächig; ohne erkennbaren Grund


Krafteinwirkung verursacht; entstanden; ungeklärte oder zweifelhafte
bis auf Druckschmerz keine Umstände vor allem bei Kindern; multiple
weiteren Symptome Blutergüsse unterschiedlicher Abheilungs-
grade

Arzt

Sensorische oder motorische Ärztliche Diagnose: z.B. innere Blutungen,


Ausfälle; in Augen- oder innere Verletzungen; Leukämien; andere
Arzt
Genitalbereich; Patienten mit Komplikationen; evtl. Kindesmisshandlung
hämorrhagischer Diathese UAW: z.B. Glucocorticoide

Arzt
Externe Anwendung von Heparin
zur beschleunigten Auflösung
des Hämatoms

Externe Anwendung von Arnika


zur Abschwellung

Hyperämisierende Externa zur


Beschleunigung des lokalen
Stoffwechsels

Bei Auftreten von Komplikationen


Bluterguss 43

Bluterguss (Hämatom)
Durch Schlag oder Stoß (Prellung, Quetschung) auftretende Verletzung
der Blutgefäße im subdermalen Bereich, u. U. mit ödematöser Schwel-
lung. Blut tritt ins Gewebe aus und verursacht die Färbung. Die im Ver-
lauf auftretenden Färbungen des Hämatoms entstehen durch den Abbau
des Hämoglobins.

Heparin
Beschleunigt den Abbau des Hämatoms, optimale Konzentration
30 000–60 000 I. E. Höhere Konzentrationen können zu einer Vergröße-
rung des Hämatoms führen. Gele zur akuten Kühlung, Salben zur Mas-
sage und Tiefenwirkung.
󠀂 Heparin (Thrombareduct® Sandoz Gel/Salbe, Heparin AL, ratio-
pharm Gel/Salbe)

Arnika
Wirkt als Tinktur entzündungshemmend, schmerzlindernd und
abschwellend. Anwendung verdünnt als Umschlag.
󠀂 Arnikatinktur (Arnikatinktur Hetterich®)
󠀂 Arnikasalben (Doc® Arnika)

Hyperämisierende Externa
Beschleunigen den lokalen Stoffwechsel, Anwendung im späteren Ver-
lauf der Therapie, nach der Kältebehandlung.
󠀂 Capsaicin (Finalgon® CPD Wärmecreme, Advel® Thermobalsam,
Hot Thermo Dura® C Creme)
44 Bluterguss

Zusatzhinweise
󠀂 Sofortiges Kühlen mit Eis(wasser) verringert die Größe und Ausbrei-
tung eines Hämatoms.
󠀂 Bei Schwellungen und Schmerzen zusätzliche Anwendung antiphlo-
gistischer Gele (Diclofenac-Gele). Bei starken Schmerzen systemische
Analgetika (s. Prellung S. 236).
󠀂 Aescin-Gel zur Kapillarabdichtung (Reparil® Gel N).
󠀂 Pflanzliche externe Zubereitungen mit Beinwell, Calendula zur
unterstützenden Therapie.
󠀂 Homöopathie: Arnica montana als Globuli, in tiefen Potenzen mehr-
mals geben, als C 30 Einmalgabe oft ausreichend, Arnika in Gelform,
z. B. von Weleda®. Traumeel® S Creme und Traumeel® S innerlich.
Depressive Verstimmungen 45

Depressive Verstimmungen

Niedergedrückte Stimmungslage, die Chronische, starke depressive


eine für den Patienten ersichtliche Beschwerden ohne erklärbare Ursache
Ursache hat (Zeitraum: Wochen) (Zeitraum: Monate)

Zyklusabhängige depressive
Verstimmungen (s. Menstruations-
beschwerden S. 173)

Arzt

Ursache feststellbar und plausibel; Ärztliche Diagnose: z.B. endogene


Patient verarbeitet seine Problematik, Arzt Depression; andere psychische/psy-
benötigt nur etwas zur Unterstützung chiatrische Erkrankungen; Durchblu-
tungsstörungen des Gehirns (s. S. 277);
UAW: z.B. Reserpin, Antihypertonika,
Glucocorticoide

Evtl. Unterstützung der ärztlichen


Arzt
Therapie - Wechselwirkungen
beachten

Stimmungsaufhellung durch
Johanniskrautpräparate

Beruhigende Wirkung bei Unruhe-


zuständen durch Baldrianpräparate

Effektive Therapie und bessere


Compliance bei komplexen Sympto-
men durch Kombinationspräparate
mit Johanniskraut

Keine deutliche Besserung innerhalb von


3–6 Wochen
Verselbstständigung der Beschwerden
46 Depressive Verstimmungen

Depressive Verstimmungen
Affektive Störung mit krankhaft niedergedrückter Stimmung. Häufig
auftretende Symptome: Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, Niedergeschla-
genheit, Appetitlosigkeit, nervöse Unruhezustände, aber auch körperli-
che Symptome wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, prä-
menstruelle Beschwerden. Auslöser meist konkrete Ereignisse, wie z. B.
nervliche Überbeanspruchung, Trauer, Verlust eines nahe stehenden
Menschen. Ein Indikator für eine massive depressive Verstimmung ist,
dass keine Freude mehr empfunden werden kann. Cave: Stärkere Symp-
tome, wie z. B. seelische, nicht mehr zu überblickende Probleme, Hoff-
nungslosigkeit, emotionale Verarmung, Appetit- und Gewichtsverlust,
Suizidgedanken, deuten auf echte Depressionen hin und müssen von
einem Facharzt behandelt werden.

Johanniskraut
Stimmungsaufhellende Wirkung durch Regulation des Neurotransmit-
terstoffwechsels im Gehirn. Johanniskrautpräparate finden in der Selbst-
medikation Anwendung bei psychovegetativen Störungen, leichten vorü-
bergehenden depressiven Verstimmungen, Unruhe, Angst. Wirkung
setzt erst nach einer Latenzzeit von ca. 2 bis 4 Wochen voll ein. Eine aus-
reichend hohe Dosierung (750–900 mg Trockenextrakt/d) ist Vorausset-
zung. NW: Photosensibilität bei hellhäutigen Patienten. KI: Schwere
Depressionen. WW: u. a. mit anderen Antidepressiva, hormonellen Kon-
trazeptiva, oralen Antikoagulanzien beachten.
󠀂 Johanniskraut-Trockenextrakt (Felis® 425 oder 650, Laif® 900
balance)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Kinder, Schwangere und Stillende sind kein Fall für die Selbstmedi-
kation.
Depressive Verstimmungen 47

Baldrian
Leichte sedierende und beruhigende Wirkung. Anwendung bei Unruhe-
zuständen, Überarbeitung, zur Nervenberuhigung, bei leichter nervöser
Anspannung, bei Schlafstörungen. Auf ausreichend hohe Dosierung ach-
ten (200–500 mg Trockenextrakt verteilt auf 2–3 Einzeldosen). Wirkung
steigt bei regelmäßiger und langfristiger Einnahme.
󠀂 Baldrianwurzel-Trockenextrakt (Sedonium® 300)

Kombinationspräparate mit Johanniskraut


Gutes Wirkprofil bei leichten, komplexen depressiven Verstimmungen, je
nach Ausprägung. Johanniskraut + Baldrian + Passionsblume: Bei agi-
tierten depressiven Verstimmungsepisoden, die mit Unruhe einherge-
hen, auch bei stressbedingten Problemen. Johanniskraut + Cimicifuga:
Bei depressiven Symptomen in der Menopause.
󠀂 Johanniskraut + Baldrian + Passionsblume (Neurapas® balance)
󠀂 Johanniskraut + Cimicifuga (Remifemin® plus)

Zusatzhinweise
󠀂 Professionelle Psychotherapie, Gesprächstherapie, Verhaltensthera-
pie in Kombination mit Arzneitherapie empfehlenswert.
󠀂 Entspannungstechniken (autogenes Training, progressive Muskel-
entspannung).
󠀂 Viel Bewegung in der Sonne und an der frischen Luft.
󠀂 Ausgewogene, gesunde Ernährung.
󠀂 Gute Strukturierung des Alltags wichtig, Stressvermeidung.
󠀂 Sinnvolle Freizeitgestaltung.
󠀂 Verständnis und viel Zuwendung, gute soziale Kontakte.
󠀂 Bei zyklusbedingten depressiven Verstimmungen z. B. Agnus castus
(Agnucaston®) zur Regulation des Hormonspiegels.
󠀂 Evtl. durchblutungsfördernde Substanzen (Ginkgo, Ginseng).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Calmvalera Hevert®.
48 Desinfektion

Desinfektion

Oberflächendes- Wunddesinfektion;
infektion; Geräte- Hautdesinfektion
desinfektion (s. Wundversorgung S. 344)

Größere Verletzungen; Ärztliche Diagnose und


unzureichender Tetanus- Therapie: ggf. chirurgische
schutz; Stich-, Biss- Arzt Versorgung; Tetanus-
verletzung) immunglobulin/-schutz-
impfung; Abklärung der
Hautreaktion

Flächen- Wund- und Hautdesin-


desinfektionsmittel fektionsmittel Arzt

Verzögerter
Wundverschluss

Allergische Reaktion bei Kontakt mit Desinfektionsmittel

Desinfektion
Verfahren zur sicheren Deaktivierung von Bakterien, Pilzen und Viren in
Situationen bei denen ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht (Verletzung
der Haut, vor Injektionen oder operativen Eingriffen, nach Piercing).
Flächendesinfektion vor allem in Stätten erhöhten Übertragungsrisikos
(Arztpraxis, Großküche, Apothekenrezeptur, o. Ä.).

Flächendesinfektionsmittel
Anforderungen: Breites Wirkspektrum, kurze Wirkzeit, gute Umweltver-
träglichkeit.
󠀂 Alkohole (Ethanol 70 %, 2-Propanol 70 %, Sagrotan® med Sprühdes-
infektion für Haut und Flächen)
Desinfektion 49

󠀂 Quarternäre Ammoniumsalze, z. B. Benzalkoniumchlorid (Quarta-


mon Med®)
󠀂 Aldehyde, z. B. Formaldehyd (Lysoform® Konzentrat, verdünnt
anwenden)

Wund- und Hautdesinfektionsmittel


Anforderungen: Geringe Toxizität, gute Gewebeverträglichkeit, niedri-
ges Allergisierungspotenzial, möglichst breites Wirkspektrum. Tyrothri-
cin mit Wirkung auf bestimmte grampositive und einige gramnegative
Bakterien und auf Candida, Ethacridinlactat mit Wirkung auf gramposi-
tive Bakterien.
󠀂 Alkohole, Ethanol 70 % oder höher je nach Wirkeinsatz, 2-Propanol
70 % (z. B. in Sterillium® zur Händedesinfektion, in Sterillium® viru-
gard)
󠀂 Octenidinhydrochlorid (Octenisept®)
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona® Lösung/Salbe)
󠀂 Tyrothricin (Tyrosur® Gel/Puder)
󠀂 Chlorhexidindigluconat (in Bepanthen® Antiseptische Wundcreme)
󠀂 Ethacridinlactat (Rivanol® Lösung/Salbe)
󠀂 Wasserstoffperoxidlösung 3 %

Zusatzhinweise
󠀂 Auf ausreichende Einwirkzeit achten (siehe Packungshinweise).
󠀂 Ausreichende Menge Desinfektionsmittel verwenden (siehe
Packungshinweise).
󠀂 Evtl. Desinfektionsplan aufstellen.
󠀂 Bei längerer Anwendung Wechsel des Desinfektionsmittels, um
Resistenzentwicklung der Keime zu vermeiden (Cave: Hospitalis-
muskeime).
50 Durchblutungsstörungen in den Beinen

Durchblutungsstörungen in den Beinen

Akute, plötzlich auftretende Chronische Beschwerden; Ruheschmerzen, vor


Beschwerden; starke Schmer- allem nachts; Kältegefühl in den Beinen; peri-
zen und Kältegefühl in den phere arterielle Verschlusskrankheit bekannt
Beinen; Hautverfärbungen; und in ärztlicher Behandlung
verminderte Gehstrecke mit
Ischämieschmerz (Claudicatio
intermittens, Schaufenster-
krankheit) Schwellungen an den Knöcheln (s. Venen-
schwäche S. 312)

Arzt

Ärztliche Diagnose: z.B. Arte-


riosklerose; pAVK (periphere Hautveränderungen oder offene Stellen an den
Arzt Beinen
arterielle Verschlusskrankheit)
Stadium I–IV; Arterienentzün-
dungen; Embolie; Polyneuro-
pathie z.B. bei Diabetes, MS,
Bandscheibenvorfall oder Parästhesien (Kribbeln, Ausfallerscheinungen),
anderen Wirbelsäulen- Arzt Schmerzen an den Beinen
erkrankungen; Embolie

Unterstützung der ärztlichen Therapie


Arzt

Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes


durch Acetylsalicylsäure nach ärztlicher
Empfehlung

Verbesserung der Fließeigenschaften des


Blutes durch Ginkgo-biloba-Extrakte

Knoblauch zur Vorbeugung weiterer Gefäß-


veränderungen

Bei > 3 Monate anhaltenden Beschwerden


Durchblutungsstörungen in den Beinen 51

Periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine, Arterioskle-


rose
Sich langsam (über Jahre) entwickelnde Verengung der Beinarterien.
Einteilung in die Stadien I bis IV. Leitsymptome: Kalte Füße; Ischä-
mieschmerz der Beine nach Bewegung, z. B. nach gewisser Gehstrecke,
Lokalisation oft in der Wade; in Ruhe verschwindet der Schmerz inner-
halb weniger Minuten; in höherem Stadium auch Ruheschmerz. Cave:
Diabetiker können aufgrund einer Polyneuropathie auch in höherem
Stadium ohne Symptome bleiben. Risikofaktoren: Rauchen, Diabetes,
Hypertonie, Hyperlipidämie, Adipositas.

Acetylsalicylsäure
In der Selbstmedikation steht als Thrombozytenaggregationshemmer
nur Acetylsalicylsäure zu Verfügung. Anwendung nach ärztlicher Emp-
fehlung in einer Dosierung von 100–300 mg/d. Verbesserung der Fließ-
eigenschaften des Blutes. Verhinderung von kardiovaskulären Prob-
lemen. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Schwangerschaft
3. Trimenon, Kinder < 16 J. WW mit Blutgerinnungshemmern.
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin® protect 100 mg, ASS Stada® 100 mg
magensaftresistente Tabletten, Herz ASS 50 mg/100 mg)

Ginkgo-biloba-Extrakte
Zur Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke der pAVK Grad II.
Durch die vielfältigen Inhaltsstoffe wird u. a. das hinter der Verengung
liegende Gewebe wieder besser mit Sauerstoff versorgt, die Mikrozirkula-
tion wird verbessert. Die Schmerzen können sich bessern. Studienlage
uneinheitlich. Lange Behandlungsdauer, geringe NW. Spürbare Besse-
rung sollte nach 6 Wochen eintreten. Wirkungsverstärkung mit Throm-
bozytenaggregationshemmern beachten. KI: Kinder < 12 J. WW mit
Thrombozytenaggregationshemmern beachten.
󠀂 Ginkgo-biloba-Trockenextrakt (Tebonin® spezial 80 mg, Gingium®
intens 120)
52 Durchblutungsstörungen in den Beinen

Knoblauchpräparate
Empirisch eingesetzt zur Vorbeugung von Arteriosklerose (keine ausrei-
chenden Studien). Auch um fortschreitende arteriosklerotische Prozesse
zu verlangsamen. Knoblauch verbessert die Fließeigenschaften des Blutes
und hat antioxidative Wirkungen. Tagesdosis: 500–1000 mg Trockenpul-
ver. WW mit blutdrucksenkenden Mitteln, die Blutdrucksenkung kann
verstärkt werden.
󠀂 Knoblauchzwiebelpulver (Kwai® forte 300 mg)

Zusatzhinweise
󠀂 Bewegungstherapie als wichtigste Maßnahme. Flottes Gehen mit
einer Schrittgeschwindigkeit von ca. 120 Schritten/Min. und recht-
zeitiges Stehenbleiben vor Auftreten des Ischämieschmerzes als Trai-
ning zur Verlängerung der Gehstrecke. Empfehlung: zweimal pro
Woche für mind. 1 Std. Gilt für die pAVK Stadium I und II, Rückspra-
che mit dem Arzt.
󠀂 Wassertreten. Kalt-warme Wechselbäder als Gefäßtraining.
󠀂 Minimierung der Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes mellitus,
Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Tabakabhängigkeit.
󠀂 Umstellung der Ernährung: fettarm, ballaststoffreich, kein Alkohol.
󠀂 Nicotinverzicht (s. Raucherentwöhnung S. 245).
󠀂 Vitaminkombination aus Folsäure, Vitamin B6 und B12 (Medyn®) zur
Senkung der erhöhten Homozysteinkonzentration (Begleitfaktor bei
pAVK).
󠀂 Keine engen Schuhe tragen, Strümpfe ohne Gummizug bevorzugen,
keine heißen Bäder.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Rosmarinsalbe 10 % Weleda.
Durchfall 53

Durchfall

Akuter Durchfall; Stuhlgang Subchronisch oder chronisch-rezidivierend:


häufiger als 2–3 ×/d, weiche, länger als 2 Wochen oder immer wieder-
breiige Konsistenz; Dauer kehrender Durchfall; wiederholter Wechsel
<2 Wochen zwischen Durchfall und Verstopfung

Einnahme von Laxanzi- Absetzen,


en, Zuckeraustausch- Vermeidung
stoffen (Sorbit, Lactose), der Ursache
Eisen o. Magnesium
Blutiger Stuhl; Fieber >38 °C;
kolikartige Schmerzen; Wechsel
Arzt
zwischen Diarrhö und Obstipa-
tion; Antibiotikaeinnahme; Ärztliche Diagnose: z. B. chronische
Leberfunktionsstörungen; großer Pankreatitis; Morbus Crohn; Colitis ulcerosa;
Wasser- und Gewichtsverlust; pseudomembranöse Colitis; bakterielle
Kinder < 2 J.; ältere Patienten; Arzt Infektion (Salmonellen); Lactoseintoleranz;
Patienten mit maligner Grund- Hyperthyreose; Reizdarmsyndrom;
erkrankung UAW: z. B. Acarbose, Antibiotika

Arzt
Akute Gastroenteritis meist in Reisediarrhö
Kombination mit Übelkeit und
Erbrechen Therapie Prophylaxe

Nahrungskarenz bzw. Nahrungsbeschränkung Probiotika

Orale Rehydratation: Flüssigkeits- und Elektrolytersatz


Keine Besserung
Bei starken Beschwerden Motilitätshemmer oder nach 24 Std.
Sekretionshemmer

Bindung der Durchfall auslösenden Stoffe durch Adsorben-


zien: Kohle, Probiotika, Quellstoffe
Sich verschlimmernde
Beschwerden, anhaltende
Normalisierung der Darmfunktion durch Hefelyophilisate oder immer wiederkeh-
und Probiotika rende Beschwerden
>2 Wochen
54 Durchfall

Durchfall (Diarrhö)
Mehr als drei ungeformte, dünnflüssige, voluminöse Stühle täglich.
Häufig Symptom einer akuten Gastroenteritis. Auslöser meist Bakterien-
toxine, durch Infektion oder Aufnahme bakteriell verunreinigter
Lebensmittel. Auf eine Phase mit plötzlich einsetzender Übelkeit und
Erbrechen folgt Durchfall häufig in Kombination mit (leichten) Darmko-
liken. Selbstlimitierend, Dauer: wenige Tage. Anschließend häufig große
Schwäche durch Wasser- und Elektrolytverlust.

Flüssigkeits- und Elektrolytersatz


Erste und wichtigste Maßnahme bei einer Diarrhö ist der orale Ausgleich
des Flüssigkeitsdefizits (mind. 2 l/d), oft ausreichend in Kombination mit
der richtigen diätetischen Ernährung (siehe Zusatzhinweise). Orale
Rehydratationslösungen dienen der Vorbeugung und Behandlung des
Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts. Durch rechtzeitigen Einsatz kann
nachfolgende Schwäche vermieden werden. Anwendung mehrmals täg-
lich, abhängig von der Häufigkeit und Intensität des Durchfalls. KI: Nie-
reninsuffizienz, Herzinsuffizienz.
󠀂 Glucose-Natrium- und Kaliumchlorid-Kombinationen (Oralpädon®
240 Pulver, Elotrans® Pulver)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere und Stillende werden mit geeig-
neter (fettfreier) Diät und oraler Rehydratation behandelt. Arztbe-
such dringend anzuraten.

Motilitätshemmer
Für unkomplizierte Durchfallerkrankungen nach Ausschluss der KI, in
Kombination mit Flüssigkeits- und Elektrolytersatz. Beendigung des
Durchfalls durch Hemmung der Darmmotilität. Anwendung in der
Selbstmedikation für max. 2 Tage, wenn kein Fieber auftritt und der
Stuhl nicht blutig ist. Bei Ausbleiben einer Besserung Arztbesuch erfor-
Durchfall 55

derlich (Abklärung: Infektion z. B. mit Salmonellen, Yersinien, Shigel-


len), KI in der Selbstmedikation: Kinder < 12 J. Stillzeit, Ileus, Colitis
ulcerosa, Durchfall nach Antibiotikaeinnahme.
󠀂 Loperamid (Imodium® akut lingual Schmelztabletten, Lopedium®
akut bei akutem Durchfall Kapseln)

Sekretionshemmer
Für unkomplizierte Durchfallerkrankungen nach Ausschluss der KI, in
Kombination mit Flüssigkeits- und Elektrolytersatz. Racecadotril redu-
ziert als Motilitätshemmer den Wasser- und Elektrolyteinstrom in den
Darm ohne Hemmung der Darmmotilität. Einnahme max. für 3 Tage. KI
in der Selbstmedikation: < 18 J., Schwangerschaft, Stillzeit.
Gerbstoffe spielen eine untergeordnete Rolle. Uzarawurzel wirkt über Bit-
terstoffe zusätzlich leicht spasmolytisch und prokinetisch gegen beglei-
tende Übelkeit. KI Uzarawurzel: Therapie mit herzwirksamen Glykosiden.
󠀂 Racecadotril (Vaprino® Kapseln)
󠀂 Heidelbeeren, getrocknet oder im Tee (z. B. Sidroga® Durchfalltee),
Tormentillwurzelstock z. B. als Tee oder Tinktur
󠀂 Uzarawurzel (Uzara® 40 mg überzogene Tabletten)
󠀂 Tanninalbuminat (Tannalbin®, in Tannacomp®)

Adsorbenzien
Neutralisierung der Toxine durch Bindung an die große Oberfläche.
Medizinische Kohle, ausreichende Dosierung notwendig (3–4 × 1 g/d),
1 g Kohle entspricht 4 Compretten. NW: Schwarzfärbung des Stuhls,
WW mit anderen Arzneistoffen: Einnahmeabstand von 2 Std. einhalten.
Quellstoffe: Bindung von Wasser im Darm, dadurch kommt es zu einer
Konsistenzverbesserung des Stuhls und zu einer Verlängerung der Passa-
gezeit. Quellstoffe können als Adsorbenzien giftige Substanzen binden.
Einsatz von Quellstoffen auch in der Durchfalldiät (geriebene Äpfel oder
Möhren). WW: Resorptionsbeeinträchtigung anderer Arzneimittel mög-
lich.
󠀂 Carbo medicinalis (Kohle Compretten®)
󠀂 Flohsamen (Mucofalk®)
󠀂 Pektin (in Diarrhoesan®)
56 Durchfall

Hefelyophilisate und Probiotika


Probiotika sind lebende Organismen, die gut für Organismus und Darm
sind. Adsorption der Toxine, Hemmung der Sekretion. Auch zur Vorbeu-
gung gegen Reisediarrhö. Hefelyophilisate sind zur Verringerung von
Durchfall bei Antibiotikagabe geeignet.
󠀂 Saccharomyces boulardii (Perenterol®forte 250 mg, Omniflora® akut
Hefekapseln)
󠀂 Lactobazillen, Bifidobakterien (Omniflora® N)

Zusatzhinweise
󠀂 Möglichst fettfreie (fettarme) Nahrung, evtl. Nahrungskarenz für
24 Std., um die geschädigte Darmmukosa nicht weiter zu reizen.
󠀂 Hausmittel: fein geriebene Äpfel und Möhren, zerdrückte Bananen,
Reis- oder Haferschleim, Heilerde (Luvos®). Trinken von fettarmer
Brühe und mit Traubenzucker gesüßtem Tee.
󠀂 Kohlensäurehaltige Getränke, blähende Nahrungsmittel meiden.
󠀂 Warme Bauchauflage (Wärmflasche, Leibwickel).
󠀂 Wiederaufbau der physiologischen Darmflora (Enterococcus faecialis
in Symbioflor® 1, E. coli in Symbioflor® 2, Mutaflor®, Lactobazillen-
Präparate).
󠀂 Mineralstoff- und Vitaminpräparat in der Rekonvaleszenz (s. Mine-
ralstoffmangel S. 180, s. Vitaminmangel S. 324).
󠀂 Angemessene Hygiene: nach jedem Stuhlgang Waschen der Analre-
gion mit Seife, Händewaschen mit Seife, evtl. Händedesinfektion
(z. B. mit Sterillium®), Reinigung und Desinfektion der Toilette und
des Toilettensitzes (z. B. mit Sagrotan® Med Sprühdesinfektion).
󠀂 Auf Reisen vorbeugende Maßnahmen beachten: nur gekochtes oder
geschältes Gemüse oder Obst essen, Trinkwasser abkochen oder aus-
schließlich verschlossene Getränke verwenden. Keine Eiswürfel in
Getränke. Zähneputzen mit Mineralwasser.
Ekzem 57

Ekzem

Juckreiz, Rötung, Papelbildung auf der Chronisches oder immer wieder-


Haut, < 7 Tage kehrendes Ekzem

Arzt

Großflächiges Auftreten, starker Juckreiz Ärztliche Diagnose: z.B. seborrho-


(s. auch Neurodermitis S. 217) Arzt isches Ekzem; atopisches Ekzem
(Neurodermitis); UAW; Leber-
erkrankungen; Diabetes mellitus;
Schuppenflechte; Kontaktallergie;
Ursache z.B. allergische Reaktion
Mykosen
(s. Allergische Hautreaktionen S. 17)

Weiterbehandlung nach Arzt


ärztlicher Emfehlung

Vermeidung der Auslöser

Lokale Anwendung von Hydrocortison


gegen entzündliche Prozesse

H1-Antihistaminika und Lokalanästhetika


gegen Juckreiz

Nachbehandlung mit geeigneten Pflege-


präparaten als Basistherapie

Bei Andauern der Beschwerden >7 Tage


58 Ekzem

Ekzem, Dermatitis
Sammelbegriff für juckende, flächenhafte, entzündliche Erkrankungen
der Oberhaut. Symptome: Juckreiz, Rötung, Papeln, Nässen, Schuppung.
Mögliche Ursachen nicht allergisch: Veränderung des Säureschutzman-
tels der Haut durch Entfettung, dadurch gesteigerte Empfindlichkeit
(Hausfrauen- oder Waschekzem). Allergisch: spezifische Sensibilisierung
durch Hautkontakt, z. B. Nickelallergie. Möglichst Vermeidung der
Noxen, Beendigung der Exposition als wichtigste Maßnahme. Endo-
genes Ekzem (Neurodermitis): chronisch-rezidivierende Entzündungs-
reaktion der Haut mit starkem Juckreiz (s. S. 158).

Hydrocortison
Gegen entzündliche und allergische Hautreaktionen. Mittel der 1. Wahl
laut Leitlinie. In der Selbstmedikation kurzfristig anwenden
(< 2 Wochen). KI: Kinder < 6 J. nur nach ärztlicher Verordnung.
󠀂 Hydrocortison 0,25 oder 0,5 % (Ebenol®, Linola® akut)

H1-Antihistaminika
Gegen die Histaminwirkung im Gewebe, gegen Juckreiz. Bei großflächi-
gem Auftreten evtl. systemische Behandlung. Bei Einnahme Müdigkeit
und Konzentrationsschwäche möglich, eingeschränkte Fahrtüchtigkeit;
WW mit zentral wirksamen Arzneimitteln, Alkohol. Bei topischer
Anwendung hydrophile Zubereitungen wählen. Nicht auf großen Flä-
chen in der Selbstmedikation anwenden.
󠀂 Dimetinden (Fenistil® Gel, Fenistil® 24-Stunden)
󠀂 Bamipin (Soventol® Gel)
󠀂 Chlorphenoxamin (Systral® Creme)
󠀂 Loratadin (Lorano®)
󠀂 Cetirizin (Zyrtec®)
Ekzem 59

Lokalanästhetika
Symptomatische Behandlung des Juckreizes, bei allergischer Genese
möglich. Meist in Kombination mit austrockenden Schüttelmixturen wie
Zinkschüttelmixtur zur Milderung von Entzündungssymptomen.
󠀂 Polidocanol (Anaesthesulf® Lotio)

Basistherapie und Hautschutz


Eine feuchtigsspendende Nachbehandlung nach Abheilung des Ekzems
ist laut Leitlinie über mehrere Wochen sinnvoll. Die feuchtigkeitsspen-
denden Substanzen in für die Haut geeigneten Pflegeprodukten haben
positive Effekte auf den Hautzustand. Keine fettenden Salben verwenden.
󠀂 Linola® Hautmilch
󠀂 Bepanthol® Lotio
󠀂 Excipial® Hydrocreme, Excipial® U Hydrolotio

Zusatzhinweise
󠀂 Vermeidung der Ursachen.
󠀂 Hausfrauenekzem: Vermeidung der starken Entfettung, Tragen von
Schutzhandschuhen, Schutzkleidung.
󠀂 Allergisches Kontaktekzem (z. B. Nickelallergie): Vermeidung der
Allergene.
󠀂 Bäder mit Weizenkleiezusatz (Töpfer® Kinder Kleiebad).
󠀂 Regelmäßige leichte Sonnenbestrahlung (Urlaub am Meer, Sola-
rium).
󠀂 Verwendung von Hautschutzcremes (Silicoderm® F).
60 Erbrechen

Erbrechen

Akutes Erbrechen seit Chronisches Erbrechen Vorbeugung vor


höchstens 2 Tagen, seit mind. 3 Tagen, star- Erbrechen (und
nicht häufiger als kes Erbrechen in großer Behandlung) bei
3–4 ×/d, Übelkeit Häufigkeit und Intensität Bewegungsschwindel
(s. Reisekrankheit
S. 248)
Arzt

Begleitsymptome: Ärztliche Diagnose:


Fieber >39 °C; kolik- z.B. Ulcus ventriculi;
artige Schmerzen; Appendizitis, Stenosen, Arzt
Krämpfe; Kopfschmer- Ileus; Infektionen
zen (Migräne, Gehirn- (Salmonellose); Intoxi-
erschütterung); Arzt kationen; Bulimie;
plötzliches Erbrechen Schädel-Hirn-Trauma;
ohne vorherige Übel- Meningitis; Migräne;
keit; schlechter Allge- UAW: z.B. Digitalis-
meinzustand intoxikation, Zytostatika, Evtl. Unter-
Alkohol, Nicotin, Blei stützung
der Therapie
Morgendliches Schwangerschaft? nach
Erbrechen/Übelkeit ärztlicher
Arzt
(s. Übelkeit S. 301) Empfehlung

Akute Nahrungsunver- Akute Gastroenteritis Erbrechen bei Migräne


träglichkeit; Lebensmit- meist selbstlimitierend; (s.S. 176); nervöses
telvergiftung; meist nur Begleitsymptom häufig Erbrechen s. Nervosität,
einmaliges Erbrechen Durchfall (s.S. 53) Unruhe (S. 213)

Flüssigkeits- und Elektrolytersatz

Nahrungskarenz für einige Std., bei Appetit kleine Mahlzeiten

Bei Bedarf

H1-Antihistaminika als Antiemetika Bei anhaltenden


oder rezidivierenden
Beschwerden über
Pflanzliche Prokinetika bei gestörter Magenmotorik
1 Woche hinaus
Erbrechen 61

Erbrechen (Vomitus, Emesis)


Erbrechen ist ein Symptom, das durch Reizung der Rachenhinterwand-
oder der Magenschleimhaut, durch ekelauslösende Geruchs- oder
Geschmacksempfindungen, unverträgliche Nahrungsmittel, über das
Gleichgewichtsorgan, als psychovegetative Reaktion auf optische oder
akustische Reize oder über Magen-Darm-Infektionen ausgelöst werden
kann (s. auch Übelkeit S. 301, Schwindel S. 276).

Lebensmittelvergiftung, Nahrungsmittelunverträglichkeit
Der klassische „verdorbene Magen“ zeigt sich durch starke Übelkeit
(Nausea) und Erbrechen (Vomitus, Emesis) nach Zufuhr verdorbener,
unverträglicher Nahrung oder einem Übermaß an Speisen oder (alkoho-
lischen) Getränken, Auslöser meist bekannt. Erbrechen innerhalb weni-
ger Stunden nach Nahrungszufuhr. Schwallartiges Erbrechen, meist mit
vorausgehender Übelkeit. Besserung der Symptome nach dem Erbre-
chen. Verlauf selbstlimitierend.

Akute Gastroenteritis
Infektionserkrankung des Magen-Darm-Trakts mit plötzlich einsetzen-
der Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Vomitus), häufig in Kombination
mit Darmkoliken und Durchfall, evtl. Fieber. Selbstlimitierend, Dauer
wenige Tage. Anschließend häufig große Schwäche durch Wasser- und
Elektrolytverlust. Akute Gastroenteritis ist sehr häufig bei Säuglingen
und Kleinkindern, Dehydration beachten, Arztbesuch anraten.

Flüssigkeits- und Elektrolytersatz


Zur Vorbeugung und Behandlung des Flüssigkeits- und Salzverlustes.
Durch rechtzeitigen Einsatz kann nachfolgende Schwäche vermieden
werden. Anwendung mehrmals täglich abhängig von der Häufigkeit und
Intensität des Erbrechens.
󠀂 Glucose-Natrium- und Kaliumchlorid-Kombinationen (Oralpädon®
240 Pulver, Elotrans® Pulver)
62 Erbrechen

Besondere Patientengruppen
󠀂 Bei Säuglingen, Kleinkindern und alten Menschen besteht das Risiko
des übermäßigen Flüssigkeitsverlusts (Dehydratation). Deshalb ist
hier der Flüssigkeits- und Elektrolytersatz die wichtigste Maßnahme.
Bei starkem Erbrechen ist ein Arztbesuch dringend anzuraten.

Pflanzliche Prokinetika
Unspezifisch wirksam gegen die Übelkeit, gestörte Magenmotorik und
Krämpfe im Bauchbereich. Zur Wiederanregung der Magenfunktion,
Beschleunigung der Magenentleerung. Einnahme nach Bedarf. KI: Gal-
lensteinleiden, mechanische Stenosen, Lebererkrankungen.
󠀂 Pfefferminzöl (Medacalm®, in Carmenthin® bei Verdauungsstörun-
gen)
󠀂 Iberis amaris und Schöllkraut (in Iberogast® flüssig)

H1-Antihistaminika als Antiemetika


Unterdrückung des Brechreizes durch starke zentrale Dämpfung. Bei
starkem Erbrechen Suppositorien bevorzugen. Einsatz nicht bei akuter
Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelvergiftung. NW:
Sedierung, eingeschränkte Fahrtauglichkeit, Mundtrockenheit. WW:
Alkohol u. zentral dämpfende Arzneimittel. KI: Prostataadenom, Eng-
winkelglaukom.
󠀂 Dimenhydrinat (Vomex A® Dragées N, Vomex A 150 mg Supposito-
rien)
󠀂 Diphenhydramin (Emesan® Tabletten)
Erbrechen 63

Zusatzhinweise
󠀂 Nahrungskarenz oder leicht verdauliche Kost nach individueller Ver-
träglichkeit. Unverträgliche Kost meiden.
󠀂 Magenberuhigende Tees trinken, z. B. Kamille.
󠀂 Bei leichten Formen Flüssigkeits- und Elektrolytersatz durch ver-
dünnte Obstsäfte, stille Mineralwässer, salzreiche Kost.
󠀂 H1-Antihistaminika sollten bei verdorbenem Magen in der Akut-
phase nicht eingesetzt werden, damit die auslösenden Faktoren
durch das Erbrechen beseitigt werden können.
󠀂 Bei psychovegetativ bedingter Übelkeit können Teedrogen wie Bal-
drian, Hopfen, Melisse, Lavendel helfen, in besonderen Fällen auch
ein Johanniskrautpräparat (s. auch Kap. Nervöses Erbrechen, S. 213).
󠀂 Behandlung zusätzlicher Symptome: Darmkoliken, Durchfall (s. S.
53).
󠀂 Alternative Heilverfahren: Nux vomica, Ipecacuanha, Colchicum.
64 Erkältung

Erkältung

Erkältungssymptome: Kopf- und Erkältungssymptome seit >10 Tagen


Gliederschmerzen, Halsschmerzen,
Heiserkeit, Husten, Schnupfen;
Dauer < 10 Tage

Arzt

Fieber > 38 °C über 48 Std.; Ohren- Ärztliche Diagnose: z. B. bakterielle


schmerzen; starke Kopf- und Superinfektionen; Borreliose;
Arzt
Gliederschmerzen; Schmerzen beim Influenza; Arzneimittelunverträglich-
Atemholen oder Husten, Atemnot; keit; s. auch einzelne Symptome
eitriger Auswurf

Arzt
Selbstbehandlung nach
ärztlicher Diagnose

Symptomatische Therapie

Kopfschmerzen (s.S. 161); Glieder-


schmerzen (s. Schmerzen S. 266);
Fieber (s.S. 72); Husten (s.S. 131);
Schnupfen (s.S. 268); Halsschmerzen
(s.S. 104); Heiserkeit (s.S. 112)
Ausbleibende
Besserung innerhalb
1 Woche,
Behandlung der Einzelsymptome oder Verschlimmerung
in Kombinationsarzneimitteln der Beschwerden
„Grippemittel“; Wunsch nach Immun-
stärkung (s.S. 141)
Erkältung 65

Erkältung (grippaler Infekt)


Virusinfektion der Schleimhäute von Nase, Hals oder Bronchien ausge-
löst meist durch Rhino- oder Influenzaviren, Übertragung durch Tröpf-
cheninfektion. Schleichender Beginn, häufig mit Halsschmerzen oder
Heiserkeit, nach 1–2 Tagen Reizhusten durch zähen Schleim, der sich
nach weiteren 1–2 Tagen langsam löst. Begleitend Schnupfen. Kopf-
und Gliederschmerzen verbunden mit erhöhter Temperatur oder Fieber
verursachen Krankheitsgefühl. Nach 7–10 Tagen deutliche Besserung
der Beschwerden. Bakterielle Sekundärinfektionen möglich, die die
Krankheitsdauer verlängern.

Grippemittel
Sogenannte Grippemittel sind meist Analgetika in Kombination mit
Wirkstoffen gegen andere Erkältungssymptome. Die einzelnen Bestand-
teile müssen auf Indikation und ausreichende Dosierung geprüft werden.
Empfehlenswert ist eine Behandlung der einzelnen Symptome mit
Monopräparaten. Phytotherapeutika können als Grippemitteln bei den
ersten Anzeichen einer unspezifischen Erkältung angewendet werden,
auch in Kombination mit anderen Arzneimitteln.

Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber


Paracetamol, KI: Leberfunktionsstörungen. Acetylsalicylsäure und Ibu-
profen. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Asthma, Schwanger-
schaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern. ASS nicht für
Kinder < 12 J.
󠀂 Paracetamol (Paracetamol ratiopharm®, Ben-u-ron®)
󠀂 Ibuprofen (Dolormin®)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin® plus C)
66 Erkältung

Besondere Patientengruppen
󠀂 Erkältungskrankheiten treten bei Säuglingen und Kleinkindern sehr
häufig auf: bei Säuglingen 6–8 ×/Jahr, bei Schulkindern 3–5 ×/Jahr,
bei Erwachsenen dann nur noch 1–2 ×/Jahr. Die Behandlung erfolgt
symptomatisch meist ausschließlich mit Ibuprofen bzw. Paracetamol
in altersgerechter Dosierung und Anwendung bei Bedarf zur Fieber-
senkung: Paracetamol als Zäpfchen oder Saft, Dosierung je nach Alter
und Gewicht; und Ibuprofen als Saft, für Kinder > 6 Monate.

Reizhusten
Antitussiva: Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit. KI: Leberfunktions-
störungen, Kinder < 12 J., Schwangerschaft, Stillzeit, Epilepsie. WW:
Alkohol, zentraldämpfende Stoffe. Spezielle KI u. WW s. Husten S. 131
Kombinationen mit Analgetika möglich.
󠀂 Pentoxyverin (Silomat® gegen Reizhusten Saft/Tropfen, Sedotussin®
Hustenstiller)
󠀂 Dextromethorphan (Silomat® DMP intensiv gegen Reizhusten Kap-
seln)
󠀂 Paracetamol + Dextromethorphan + Phenylephrin (in Cetebe® anti-
grippal Erkältungstrunk forte)
󠀂 Eibischwurzel (Phytohustil® Hustenreizstiller)

Husten mit zähem Sekret


Zur Wirkung der Sekretolytika ist eine ausreichende Flüssigkeitsauf-
nahme (> 2 l/d) notwendig, s. Husten S. 131. Kombinationen mit Analge-
tika sind möglich. Keine zeitgleiche Anwendung von Antitussiva und
Sekretolytika.
󠀂 Thymian (in Bronchipret®, in Bronchicum®)
󠀂 Efeublätterextrakt (Prospan® Hustensaft, Bronchoverde®)
󠀂 Myrtol/Cineol (Gelomyrtol® forte, Soledum® forte)
󠀂 Acetylcystein (ACC® akut)
Erkältung 67

󠀂 Ambroxol (Mucosolvan®)
󠀂 Paracetamol + Guaifenesin (in Wick Daymed® Kombi Erkältungs-
getränk)

Schnupfen
Systemische Sympathomimetika, KI: schwere Herz-Kreislauferkrankun-
gen, Engwinkelglaukom, Blasenentleerungsstörungen, Leberfunktions-
störungen, Behandlung mit β-Blockern. Lokale Behandlung bevorzugen.
󠀂 Xylometazolin (Otriven®)
󠀂 Pflanzliche Sekretolytika (Sinupret®, Gelomyrtol® forte) in Kombina-
tion mit Xylometazolin (Otriven®)
󠀂 ASS + Pseudoephedrin (Aspirin® complex)
󠀂 Paracetamol + Phenylephrin (Doregrippin®, Geloprosed®)
󠀂 Ibuprofen + Pseudoephedrin (Boxagrippal®)

Pflanzliche Grippemittel
Einnahme bei den ersten Anzeichen einer Erkältung. Gut kombinierbar
mit Analgetika und anderen Substanzen zur Beschwerdelinderung (siehe
Einzelmedikation).
󠀂 Eibischwurzel, Löwenzahnwurzel, Schachtelhalmkraut (in Imupret®
N)
󠀂 Kapuzinerkressenkraut, Meerettichwurzel (Angocin® Anti Infekt N)
󠀂 Pelargoniumwurzel (Umckaloabo®, Pelasya®)
68 Erkältung

Zusatzhinweise
󠀂 Ausreichend trinken, z. B. heiße Zitrone, Ingwertee, Hühnersuppe.
󠀂 Befeuchtung der Atemwege: kochsalzhaltige Nasentropfen, Inhala-
tion mit Kochsalz mittels Verneblern (Pari®), Nasendusche (Emser®
Nasendusche)
󠀂 Körperliche Schonung.
󠀂 Wärmeanwendung, Wärmewickel, Erkältungsbäder.
󠀂 Angemessene Hygiene zur Vermeidung von Ansteckung: Begrüßung
mit Händedruck möglichst vermeiden, häufiges hygienisches Hän-
dewaschen, korrektes Naseputzen.
󠀂 Gesunde Lebensführung: vitaminreiche Nahrung, Alkohol und Rau-
chen vermeiden.
󠀂 Einnahme von Zink, lokale antivirale Wirkung von Zink an Schleim-
häuten.
󠀂 Immunstärkung bei rezidivierenden Infekten (s. S. 141).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Meditonsin®, Toxi-Loges®, Esberitox®
Compact, Contramutan®, Infludo®.
Fettstoffwechselstörungen 69

Fettstoffwechselstörungen

Erhöhte Blutfettwerte Arzt Ärztliche Diagnose:


Hypercholesterolämie,
Ernährungsberatung Hypertriglyzeridämie.
Weitere Untersuchungen
(Nüchternwerte Cholesterin,
Bei Übergewicht (s. S. 304): Hilfen zur Gewichts-
Triglyzeride, HDL, LDL, VLDL)
reduktion
Festlegung der Therapie

Unterstützung der Therapie nach


ärztlichem Rat

Verminderung der Fettresorption durch


Adsorbenzien und lösliche Ballaststoffe

Unterstützung der Fettverdauung durch


Artischockenextrakt

Vorbeugung von Gefäßveränderungen durch


Knoblauch

Verbesserung der Fettwerte durch essenzielle


Phospholipide
70 Fettstoffwechselstörungen

Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipidämie, Hypercholesterin-


ämie)
Erworbene oder vererbte Erhöhung der Cholesterol- und/oder Triglyze-
ridwerte. Ursachen: meist falsche Ernährung, Adipositas, Diabetes,
metabolisches Syndrom, UAW Glucocorticoide. Risikofaktor für koronare
Herzkrankheit. Als Normwerte gelten Gesamtcholesterol < 200 mg/dl,
HDL > 40 mg/dl, LDL < 150 mg/dl, Triglyzeride < 150 mg/dl.
Oft wird nach Produkten zur besseren Fettverdauung gefragt. Eine
umfasssende Beratung, die auch die Lebensgewohnheiten einbezieht,
ist sinnvoll.

Ernährungsberatung
Empfehlenswert ist eine gemüsereiche, fettarme Kost. Ersatz tierischer
Fette mit gesättigten Fettsäuren durch pflanzliche Öle mit ungesättigten
Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren aus z. B. Leinöl, in Kombination mit
Quark, evtl. in Kombination mit Ballaststoffen. Erhöhung der Ballast-
stoffzufuhr. Lösliche Ballaststoffe (Pektine) reduzieren Cholesterinspie-
gel. Cholesterinzufuhr auf 300 mg/d beschränken. Einschränkung bzw.
Verzicht auf Alkohol. Bei Übergewicht Gewichtsnormalisierung anstre-
ben (s. Übergewicht S. 304), BMI und Waist-to-Hip-Ratio als Beratungs-
instrumente nutzen, Blutfettwerte und Glucosewerte erfragen, ggf. mes-
sen.

Adsorbenzien und lösliche Ballaststoffe


Nicht resorbierbare Quellmittel adsorbieren Wasser und Nährstoffe und
setzen die Nährstoffe verzögert wieder frei. Dadurch werden Nahrungs-
fette schlechter resorbiert. Lösliche Ballaststoffe wie Inulin, Pektin bin-
den Gallensäuren, regen die Neusynthese von Gallensäuren an und ver-
brauchen dadurch Cholesterin. Anwendung zur Unterstützung diäteti-
scher Maßnahmen. NW: häufig Blähungen, Übelkeit, Völlegefühl (wie
bei der Einnahme von Ballaststoffen). WW: verzögerte oder verhinderte
Resorption anderer Arzneistoffe. Über den Tag verteilt einzunehmen,
einschleichend dosieren, ausreichend trinken.
Fettstoffwechselstörungen 71

󠀂 Flohsamenschalen (Mucofalk®)
󠀂 Inulin + Flohsamenschalen (Flosa® Balance Pulver)
󠀂 Guarkernmehl (Figur Verlan®)
󠀂 Haferkleie (Haferkleie mit Keim Resana®)

Artischockenextrakt
Choleretische Wirkung. Unterstützung der Fettverdauung, mäßige Sen-
kung des Triglycerid- und Cholesterinspiegels möglich. KI: mechani-
scher Verschluss der Gallenwege.
󠀂 Artischockenextrakt (Hepar-SL® forte)

Knoblauch
Unterstützung der diätetischen Behandlung. Verbesserung des Blutfett-
spiegels und der Fließeigenschaften des Blutes. KI: Stillzeit wg. Säuglings-
koliken.
󠀂 Knoblauch (Kwai® forte 300 mg)

Essenzielle Phospholipide
Phospholipide können bei leichten Formen der Hypercholesterinämie
eingesetzt werden. Fettes Öl von Hochseefisch wird unterstützend einge-
setzt zur Senkung des Triglyzeridspiegels. KI: Gallenblasenentzündung,
Leberentzündung.
󠀂 Essenzielle Phospholipide aus Sojabohnen (Lipidavit® SL forte)
󠀂 Omega-3-Fettsäuren aus Öl von Hochseefischen (Ameu® 500 mg,
Lipiscor®, Eicosan® 750 Omega-3-Konzentrat)

Zusatzhinweise
󠀂 Regelmäßige Kontrollen der Blutfettwerte, Blutdruck und Blutzucker
󠀂 Umstellung des Lebensstils, mehr Bewegung, ballaststoffreiche fett-
arme Ernährung, weniger Genussmittel.
󠀂 Unterstützung durch vermehrte Aufnahme von Mikronährstoffen,
u. a. Vitamin C, D, B3 und der Aminosäuren Lysin und Prolin.
󠀂 Raucherentwöhnung zur Verringerung der Risikofaktoren für KHK.
72 Fieber

Fieber

Erhöhte Temperatur 37,5–38,5 °C Erhöhte Temperatur oder leichtes


oder leichtes Fieber 38,5–39,5 °C; Fieber seit > 7 Tagen; hohes Fieber
hohes Fieber > 39,5 °C, < 24 Std. seit > 24 Std.: Auftreten nach Medi-
kamenteneinnahme, Hautausschläge,
Verdacht auf Masern, Windpocken o. ä.

Arzt

Ursache bekannt, z. B. Erkältung Ärztliche Diagnose:


(s.S. 64), Magen-Darm-Infekt Arzt z.B. behandlungsbedürftige
(s. Erbrechen S. 60, Durchfall S. 53); Infektionskrankheiten oder Immun-
prozesse

Behandlung der Grunderkrankung


Fieber unbekannter Ursache Dauer
> 7 Tage Arzt

Weiterbehandlung Arzt
nach ärztlichem Rat

Erhöhte Temperatur (37,5–38,5 °C) Fieber (> 38,5 °C)

Bei an-
haltendem
Schwitzkur unter Anwendung Bei Bedarf, Fieber
schweißtreibender Mittel z. B. Säuglingen > 7 Tage
und Kleinkindern,
Wärmeableitung und multimorbiden
Flüssigkeitsausgleich Patienten

Bei anhaltend Fiebersenkung mit


erhöhter Temperatur > 2 Tage Antipyretika
Fieber 73

Fieber
Erhöhung der Körpertemperatur als Folge einer unspezifischen Abwehr-
reaktion des Körpers (Akute-Phase-Reaktion verschiedener Erkrankun-
gen). Auslöser: Infektionen, Gewebeschädigung, Injektion von körper-
fremdem Protein. Beschleunigung von biochemischen Prozessen,
dadurch Unterstützung der Abwehrvorgänge des Körpers. Begleitsymp-
tome meist Krankheitsgefühl, Schwäche, Appetitlosigkeit. Problem:
katabole Stoffwechsellage, Abbau von Muskeleiweiß. Behandlung oder
Auskurieren der Grunderkrankung im Vordergrund. Die symptomatische
Therapie des Fiebers besteht laut Leitlinie aus ausreichender Flüssig-
keitszufuhr, Antipyretika und wärmeableitenden Maßnahmen.

Schweißtreibende Mittel
Weitere Erhöhung der Körpertemperatur. Anwendung nur bei leicht
erhöhter Temperatur (37,5–38,5 °C) zur Steigerung der Immunabwehr,
vor allem bei erkältungsbedingten Erkrankungen. Wirkung lässt sich
hauptsächlich auf physikalische Effekte zurückführen: Zufuhr von heißer
Flüssigkeit in Form von Tee, ggf. Erkältungsbad (Cave: Kreislaufpro-
bleme). Saunagänge können prophylaktisch in der Erkältungszeit sinn-
voll sein, bei Fieber oder erhöhter Temperatur sind sie belastend für das
Herz-Kreislauf-System und deshalb nicht empfehlenswert.
󠀂 Lindenblüten, Holunderblüten in Tees, als Monodroge oder in Erkäl-
tungsteemischungen
󠀂 Erkältungsbad mit geeeigneten Zusätzen wie Thymian, Eukalyptus,
Kiefernnadeln (z. B. Pinimenthol® Erkältungsbad).

Wärmeableitung und Flüssigkeitsausgleich


Durch erhöhtes Schwitzen während einer fieberhaften Erkrankung ver-
liert der Körper viel Flüssigkeit, die durch eine erhöhte Zufuhr von
Getränken ausgeglichen werden sollte. Die Trinkmenge sollte um ca.
1  l/d erhöht werden. Geeignete Getränke sind lauwarme Tees, Wasser
und verdünnte Fruchtsäfte je nach Vorlieben des Patienten. Oft wird eher
kalten Getränken der Vorzug gegeben.
74 Fieber

Als geeignetes Mittel zur Wärmeableitung bieten sich Wadenwickel oder


„nasse Strümpfe“ an, wenn der Patient warme Extremitäten hat. Die
Wassertemperatur wird hierbei nur wenige Grad unter der aktuellen
Körpertemperatur gewählt, um das Herz-Kreislaufsystem nicht zu belas-
ten.

Besondere Patientengruppen
󠀂 Säuglinge und Kleinkinder: Leicht erhöhte Temperaturen sind häu-
fig, sie treten auf als Begleiterscheinung von Infektionserkrankun-
gen. Bei Temperaturen > 38,5 °C Arztbesuch erforderlich. Behand-
lung mit Wadenwickeln, Paracetamol (als Zäpfchen oder Saft, Dosie-
rung je nach Alter und Gewicht) und Ibuprofen (als Saft, für Kinder
> 6 Monate).

Antipyretika
Fiebersenkung zur Vermeidung von Folgen (z. B. Tachykardie, Fieber-
krampf) durch zu starke oder zu langfristige Überhitzung. Paracetamol,
KI: Leberfunktionsstörungen. Acetylsalicylsäure u. Ibuprofen, KI:
Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Asthma, Schwangerschaft
3. Trimenon, WW mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln. ASS
nicht für Kinder < 12 J. (Reye-Syndrom).
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®, Paracetamol-ct®)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®, ASS ratiopharm® 500)
󠀂 Ibuprofen (Aktren®, Ibuprofen Heumann®, Nurofen® Junior Fieber-
saft)
Fieber 75

Zusatzhinweise
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 3–4 l/d je nach gewünschtem
Effekt in Form von warmen oder lauwarmen Getränken.
󠀂 Körperliche Schonung.
󠀂 Zur Unterstützung der schweißtreibenden Wirkung bei erhöhter
Temperatur: heiße Fußbäder oder Vollbäder, warme Kleidung,
Wärmflasche, heiße Brustwickel. Je nach Temperaturentwicklung
leichte Kleidung, leichte Decke notwendig, um Wärmeabstrahlung
zu ermöglichen.
󠀂 Die Zimmertemperatur sollte nicht zu hoch sein, frische Luft ist wich-
tig.
󠀂 Zur Unterstützung der kühlenden, fiebersenkenden Wirkung: kühle
Fußbäder, kühle Auflagen z. B. auf der Stirn. Kühl bedeutet hier nur
wenige Grad unter der aktuellen Körpertemperatur, um eine unnö-
tige Belastung des Kreislaufs zu vermeiden.
󠀂 Behandlung der Ursache bzw. zusätzlicher Symptome: z. B. Erkäl-
tungssymptome, Magen-Darm-Infekt, Erbrechen, Durchfall (s. Ein-
zelindikationen).
󠀂 Stärkung der Immunabwehr mit Hilfe von Immunstimulanzien
(s. Immunschwäche S. 141).
󠀂 Alternative Heilmittel: Viburcol® N, Fieber- und Zahnungszäpfchen
Weleda®, Chamomilla, Aconitum, Belladonna, Ferrum phosphori-
cum.
76 Fingernägel, brüchige

Fingernägel, brüchige

Erhöhte Brüchigkeit der Fingernägel Erhöhte Brüchigkeit der Fingernägel


und Fußnägel

Gleichzeitig Verfärbung der Nägel Arzt


(s. Fingernägel, verfärbte S. 78)
Ärztliche Diagnose:
z. B. Vitaminmangel; Hyperthyreose;
Stoffwechselerkrankungen;
Ursache exogene Einflüsse: Nagelpilz
Auslaugen der Nägel
Zur Unter- Weiterbehandlung
stützung nach ärztlichem
Schonung der Nägel Rat

B-Vitamine und Aminosäuren zur


Nagelschutz mit medizinischen Unterstützung des Nagelwachstums
Pflegesalben bei Mangelernährung

Brüchige Fingernägel (Onychorrhexis)


Abnorme Brüchigkeit der Nägel mit Einreißen, Splittern, Spaltung. Ursa-
che meist exogene Einflüsse wie starke Reinigungsmittel, Waschmittel,
Säuren. Dabei meist nur die Nägel der Hände betroffen. Wenn auch
Nägel der Füße betroffen sind: evtl. Schilddrüsenerkrankungen, Vita-
minmangel als Ursache.

B-Vitamine und Aminosäuren


Zur Unterstützung des Nagelwachstums bei Vitaminmangelzuständen.
Zur Bereitstellung der Ausgangsstoffe zur Nagelsynthese, Wirksamkeit
nur zur Behandlung von Vitaminmangel belegt, traditionell angewendet
bei brüchigen Nägeln.
Fingernägel, brüchige 77

󠀂 Pantothensäure, L-Cystin (in Pantovigar®)


󠀂 Biotin (Gabunat® forte)
󠀂 B-Vitaminkomplex+ Spurenelemente (in Pure® Haut Haare Nägel)

Zusatzhinweise
󠀂 Umgang mit scharfen Reinigungsmitteln vermeiden, Tragen von
Haushaltshandschuhen.
󠀂 Verwendung von Schutzcremes, die einen hydrophoben Film auf der
Haut hinterlassen (Silicoderm® F).
󠀂 Medizinische Nagelschutzcremes, Pflege durch hydratisierende,
rückfettende Zusätze (Gehwol® Nagelschutz Stift, Hauschka® Neem
Nagelöl, Bio-H-tin® Nagelcreme plus).
󠀂 Häufiges Auftragen und vor allem häufiges Entfernen von Nagellack
vermeiden.
󠀂 Medizinische Fußpflege.
󠀂 Alternative Therapie zur Nagelhärtung: Flügge® Kieselerde, Silicea,
Schüssler Salz Nr. 1 als Tabetten und Salbe.
78 Fingernägel, verfärbte

Fingernägel, verfärbte

Verfärbungen der Fingernägel

Weiße Flecken; quergerichtete Streifen Hinweis auf zurückliegende Traumen


des Nagelwalls

Weißlich-gelbe Verfärbung mit Ände- Bogenförmig begrenzte Veränderungen


rung der Struktur (Verdickung) (s. Psoriasis S. 242)

Netzartig (s. Nagelpilz S. 203)

Braunschwarze Bekanntes Trauma Hämatom


Verfärbung des Nagels

Arzt

Andere, z.B. rotbraune, gelbliche, Ärztliche bzw. hautärztliche Diagnose:


grünlich, schwärzliche Verfärbung; Arzt z. B. Nierenstörungen, pulmonale
Deformationen Veränderungen, Infektionen mit
Schimmelpilzen oder Pseudomonas,
Melanome des Nagelbetts; Chemo-
therapie; Rauchen

Verfärbungen der Fingernägel


Weiße Flecken auf den Nägeln sind oft harmlos, einige Verfärbungen
eher ein kosmetischer Makel als dass eine Erkrankung vorliegt. Häufige
Ursache sind zurückliegende Traumen. Bei unklarer Ursache ärztliche
oder hautärztliche Diagnose notwendig: Differenzialdiagnosen systemi-
scher Erkrankungen, lokale Infektionen, Melanome des Nagelbetts.
Furunkel 79

Furunkel

Akute Beschwerden mit Rötung, Große Furunkel; Zusammenfließen


Schwellung, Schmerzen, Funktions- mehrer Furunkel, Gewebeeinschmel-
einschränkung; knotige Schwellung zung
der Haut, Eiterpfropf

Arzt

Lokalisation im Kopfbereich, vor allem Ärztliche Diagnose:


oberhalb des Mundes Arzt z. B. Karbunkel; Disposition bei
Diabetes; Infektionskrankheiten;
Gefahr von Komplikationen (eitrige
Sinusthrombose im Mundbereich);
Erweichung des Eiterpfropfs mit operative Eröffnung des Furunkels
Zugsalbe

Arzt
Keimabtötung durch Antiseptika und
Lokalantibiotika

Keine Eröffnung oder Abheilung des


Furunkels innerhalb von 1 Woche

Furunkel
Akute eitrige, schmerzhafte Entzündung eines Haarfollikels und seiner
Talgdrüse. Erreger: Staphylokokken, meist Staphylococcus aureus, oft
mit starkem Ödem in der Umgebung. Symptome: Schmerzhafter, geröte-
ter Knoten, der bis zu einigen cm groß werden kann; zentraler Eiter-
pfropf sichtbar. Die regionalen Lymphknoten können geschwollen sein.
Als Karbunkel bezeichnet man ein Konglomerat mehrerer benachbarter
Furunkel. Laut Leitlinie wird eine Ruhigstellung des Bezirkes ohne Mani-
pulation empfohlen mit lokalen antiseptischen oder antibiotischen
Maßnahmen. Reife Furunkel können geöffnet werden.
80 Furunkel

Zugsalbe
Traditionelle Anwendung. Erweichung des Eiterpfropfes, Reifung von
Furunkeln. Desinfizierende Wirkung enthaltener Phenole in Ammoni-
umbituminosulfonat. Der Eiter fließt nach erfolgter Erweichung oft
spontan ab. Anwendung als Salbenverband, nur 1 × tägl., bzw. alle 2 Tage
wechseln. Terpentinöle, KI: Überempfindlichkeit gegen ätherische Öle.
Färbung der Kleidungsstücke möglich.
󠀂 Ammoniumbituminosulfonat (Ichtholan® 10 %, 20 %, 50 %)
󠀂 Lärchenterpentin, Terpentinöl (Ilon® Salbe classic)

Antiseptika
Zur Keimabtötung auf geschädigter Haut. Nachbehandlung des eröffne-
ten Furunkels. KI Povidon-Iod: Schilddrüsenüberfunktion, Kinder
< 6 Monaten.
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona®)
󠀂 Clioquinol (Linola-sept®)
󠀂 Ethacridinlactat (Rivanol® als Lösung 0,05–0,1 %ig, als Creme)
󠀂 Wasserstoffperoxid (3 %ige Lösung)

Lokalantibiotika
Zur Bakterienabtötung auf geschädigter Haut. Zur Nachbehandlung.
󠀂 Tyrothricinlactat (in Tyrosur® Gel)

Zusatzhinweise
󠀂 Baden in warmer Seifenlauge zur Unterstützung der Erweichung.
󠀂 Rotlicht oder andere Wärme zum Erweichen des Furunkels.
󠀂 Abdeckung der Haut mit Verbandmull oder Kompressen.
󠀂 Auf ausreichende Körperhygiene achten, um die Erreger nicht zu
verschleppen, milde Syndets benutzen (z. B. Dermowas® compact).
󠀂 Im Bereich des Gesichts besondere Vorsicht: Eiterbakterien können
beim Eröffnen des Furunkels über Gesichtsvenen ins Gehirn gespült
werden. Keine Eigenmanipulation im Bereich des Gesichts.
󠀂 Bei immer wiederkehrenden Beschwerden kann die Ursache in einer
Immunschwäche liegen (s. Wunsch nach Immunstärkung S. 141)
Fußpilz 81

Fußpilz

Juckreiz zwischen den Zehen; weiß- Chronische Beschwerden,


lich aufgequollene Haut; Rötung die immer wieder auf-
und Erosionen; Pustelbildung; treten, vor allem mit
Abschuppung der Haut blutigen Erosionen

Arzt

Begrenzung Übergreifen der Ärztliche Diagnose:


der Symptome Pilzinfektion auf z. B. Tinea pedum;
auf die Füße Hände, Nägel Arzt Allergie; Ekzem; Genera-
oder auf andere lisierung der Dermato-
Körperteile phyteninfektion;
bakterielle Superinfek-
tion; Begünstigung der
Ausbreitung einer Mykose
durch Antibiotika, Gluco-
Bekämpfung der Pilzinfektion durch
corticoide, Immun-
lokale Antimykotika
suppressiva

Keine Besserung
nach 3 Wochen

Arzt

Keine deutliche
Besserung innerhalb
von 3 Wochen
Bekämpfung der Pilzinfektion und
Verhinderung einer bakteriellen Arzt
Superinfektion mit Povidon-Iod
82 Fußpilz

Fußpilz (Tinea pedum)


Durch Dermatophyten (Fadenpilze) hervorgerufene entzündliche
Erkrankung der Haut mit weißlich aussehender, aufgequollener Epider-
mis. Ausbreitung des Pilzes in der Hornschicht, oft Beginn zwischen den
Zehen. Weitere Symptome sind Rötung und Erosionen, Hauteinrisse,
Abschuppung der Haut und starker Juckreiz. Häufige Lokalisation in den
Zehenzwischenräumen. Unbehandelt kann die Erkrankung auf den
gesamten Fuß und auf die Fußnägel übergreifen (s. Nagelpilz S. 203).
Hohe Infektionsgefahr in Schwimmbädern, Gemeinschaftsduschen und
Saunen, da infektiöse Hautschuppen auf den Böden oder Schuhen etc.
verteilt werden. Fußpilz muss behandelt werden, da er nicht von selber
ausheilt. Eine lokale Therapie ist in der Regel ausreichend. Immunsup-
pression fördert die Entwicklung einer Mykose.

Antimykotika
Azol-Derivate
Gute antimykotische Wirksamkeit (Breitbandantimykotika) durch
Angriff an der Zellmembran der Pilze. Wirkung hauptsächlich fungista-
tisch. Topische Anwendung gut verträglich, die Azolderivate zur systemi-
schen Anwendung sind rezeptpflichtig. Therapiedauer 2 Wochen über
die sichtbare Erkrankungsphase hinaus. Bei Beschränkung auf Zehen-
zwischenräume kürzere Behandlungszeiträume ausreichend.
󠀂 Clotrimazol (Canesten®, Canifug®Creme/Lösung)
󠀂 Miconazol (Daktar® 2 % Creme)
󠀂 Bifonazol (Canesten® extra Creme, Antifungol Hexal® Extra 1 %)
󠀂 Ketoconazol (Nizoral® Creme)

Allylamine
Terbinafin, Tolnaftat und Naftifin haben ein schmaleres Wirkungsspekt-
rum als die Azole, sind aber gut geeignet bei Fußpilz. Fungizide Wirkung
durch Anreicherung von Squalen in der Hornhaut. Wirksam gegen Der-
matophyten. Die systemische Anwendung von Terbinafin ist verschrei-
bungspflichtig.
Fußpilz 83

󠀂 Terbinafin (Lamisil®, Creme/Spray, Lamisil® Once)


󠀂 Naftifin (Exoderil®)
󠀂 Tolnaftat (Tinatox®)

Amorolfin
Fungistatische Wirksamkeit durch Angriff an der Pilzzellmembran. Gute
Wirksamkeit gegen Dermatophyten. Nur topische Anwendung möglich.
󠀂 Amorolfin (Loceryl® Creme)

Povidon-lod
Fungizid wirksames Desinfektionsmittel. Wirkt pilzabtötend und anti-
bakteriell bei Superinfektionen der Haut. KI: Hyperthyreose.
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona®)

Zusatzhinweise
󠀂 Schonende Reinigung der betroffenen Bezirke mit milden, rückfet-
tenden Waschlotionen, um eine übermäßige Aufquellung der Haut
zu vermeiden. Lange Fußbäder meiden.
󠀂 Trocknen der Haut mit einem Föhn oder Rotlicht, Vorsicht bei Diabe-
tikern: nur lauwarm föhnen.
󠀂 Pflege der Füße mit speziellen Fußcremes, da sich Pilze vor allem in
Hauteinrissen einnisten.
󠀂 Täglicher Socken- und Handtuchwechsel, möglichst kochbare
Baumwollsocken tragen, evtl. Einmalhandtücher verwenden. Nicht
kochbare Fußkleidung: Canesten® Hygiene Wäschespüler.
󠀂 Keine synthetischen Stümpfe tragen, möglichst keine Turnschuhe
tragen, um ein feucht-warmes Hautklima zu vermeiden.
󠀂 Tragen von Badeschuhen in Schwimmbädern oder Gemeinschafts-
duschen, kein Barfußlaufen auf Hotelteppichböden.
󠀂 Schuhe täglich wechseln, gut austrocknen lassen, mit Desinfekti-
onsspray behandeln.
󠀂 Bei Therapieresistenz gegen Externa: systemische Behandlung mit
Antimykotika unter ärztlicher Kontrolle.
84 Gallenbeschwerden

Gallenbeschwerden

Akute Gallenkoliken: starke Immer wiederkehrende leichte Gallenbe-


krampfartige Schmerzen im schwerden, nach fettreichen Mahlzeiten,
Oberbauch; ggf. mit Übelkeit Oberbauchbeschwerden mit Völlegefühl,
und/oder Fieber Übelkeit und Blähungen; Diagnose bekannt

Arzt

Ärztliche Diagnose: Immer wiederkehrende Übelkeit, evtl.


z. B. Gallenblasenentzündung; Arzt Erbrechen vor allem nach Aufnahme fetthal-
Gallensteine tiger Speisen
Differenzialdiagnose:
z. B. Bauchspeicheldrüsen-
oder Magenschleimhaut-
entzündung
Bei bekannter Diagnose
und leichten Beschwerden
Arzt

Vermeidung fettreicher Speisen

Bei Beschwerden durch


unzureichenden Gallefluss

Verstärkung des Galle- Gegen akute Schmerzen, kurzfristig: Spasmo-


flusses durch Choleretika lytika, evtl. in Kombination mit Analgetika

Feuchtwarme Umschläge zur Unterstützung

Bei über 1 Woche anhaltenden oder sich verstärkenden


Beschwerden
Gallenbeschwerden 85

Gallenbeschwerden
Eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) ist eine akute oder chroni-
sche Entzündung der Gallenblasenwand. Symptome: Schmerzen im
rechten Oberbauch, Ausstrahlung in die rechte Schulter, Übelkeit, Erbre-
chen, Fieber möglich.
Ursache: > 90 % Gallensteine, Steineinklemmung im Gallengang oder
bakterielle Infektion. Nur leichte Beschwerden können in der Selbstme-
dikation behandelt werden. Gallenbeschwerden sollten immer ärztlich
abgeklärt werden.

Spasmolytika
Gegen kolikartige Schmerzen nach Berücksichtigung der Kontraindika-
tionen. Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit. KI: Stillzeit, Engwinkel-
glaukom, Prostataadenom, mechanische Stenosen im Magen-Darm-
Trakt (Gallensteine), Leberschäden, Tachyarrhythmien. Kombination
mit Analgetika sind möglich.
󠀂 Butylscopolamin (Buscopan®),
󠀂 Schöllkraut (in Choleodoron®)
󠀂 Pfefferminzöl (Spasmo Gallo Sanol® N, Carmenthin®)

Analgetika
Symptomatische Behandlung der Schmerzen und der Entzündung. Para-
cetamol, KI: Leberschädigung.
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®, in Buscopan® plus)

Choleretika
Anregung des Gallenflusses und Verhinderung eines Gallenstaus. Emp-
fehlenswert beim Vorliegen von Gallensteingrieß. Bei bekanntem Gal-
lensteinleiden Einnahme von Choleretika nur nach ärztlicher Rückspra-
che. KI: mechanischer Verschluss der Gallenwege (Gallensteine).
󠀂 Curcumawurzelstock (in Choleodoron®, Curcu Truw®)
󠀂 Artischockenblätter (Hepar SL forte®, Aristochol® Gallekapseln)
86 Gallenbeschwerden

󠀂 Löwenzahnwurzel, Schöllkraut, Schafgarbenkraut, Wermutkraut,


Angelikawurzel u. a. in Mischungen als Leber-Galle-Tee oder Bit-
terelixier (Bitterelixier Wala®).

Zusatzhinweise
󠀂 Vermeidung von fetthaltigen Speisen, nur leichtverdauliche Fette zur
Nahrungszubereitung einsetzen, wie z. B. kaltgepresste Öle.
󠀂 Gesunde ballaststoffreiche, fettarme Ernährung.
󠀂 Gewürze zur Anregung der Galleproduktion einsetzen (z. B. Korian-
der, Kümmel, Fenchel).
󠀂 Reizstoffe, wie z. B. Kaffee, Alkohol und Nicotin meiden.
󠀂 Warme bzw. heiße Auflagen nur bei leichten, chronischen Beschwer-
den, bei akuter Entzündung kalte Umschläge und Empfehlung zum
Arztbesuch.
󠀂 Homöopathie: Chamomilla, Magnesium phosphoricum, Colocynthis.
Gedächtnisleistung, nachlassende 87

Gedächtnisleistung, nachlassende

Akute, plötzlich auftretende Chronische Beschwerden; langsam nach-


Beschwerden; nachlassende lassende Gedächtnisleistung im Alter,
Gedächtnisleistungen; Konzen- Vergesslichkeit; Nachlassen des Kurzzeit-
trationsstörungen; Schwindel gedächtnisses; leichte Konzentrations-
(s. S. 276); Ohrensausen, Ohr- störungen
geräusche

Arzt

Ärztliche Diagnose: Ohnmachtsanfälle, Krämpfe, Bewusst-


z. B. transitorische ischämische Arzt seinsstörungen, motorische oder sensori-
Attacke; Arteriosklerose; sche Ausfälle; Bewusstseinsveränderungen
Hypotonie; Hypertonie; Apoplex;
Hirntumor; Arterienentzündungen;
Embolie; Enzephalopathien;
Arzt Nicht altersgerechte Demenzerscheinungen
Morbus Alzheimer, andere
Demenzerkrankungen; psychische
Erkrankungen, z. B. Depression;
UAW: z. B. Psychopharmaka, Demenzerkrankung bekannt und in
Hypnotika, Sedativa, Antiar- Arzt ärztlicher Behandlung
rhythmika

Nach ärztlicher Empfehlung


Arzt

Verbesserung der Fließeigenschaften des


Blutes durch Ginkgo-biloba-Extrakte

Versuch der Steigerung der Hirnleistung


Bei anhaltenden durch Geriatrika
Beschwerden
(> 3 Monate) Verbesserung der Fließeigenschaften des
Blutes durch Knoblauch
88 Gedächtnisleistung, nachlassende

Nachlassende Gedächtnisleistung (Demenz)


Subjektiv und/oder objektiv empfundene Hirnleistungsstörung mit Ver-
lust intellektueller Fähigkeiten, vor allem das Kurzzeitgedächtnis ist
betroffen. Leitsymptome: Zerstreutheit, Reizbarkeit, Störungen der
Merkfähigkeit und der Konzentration, das Erinnerungsvermögen lässt
nach. Oft schleichender Prozess.

Ginkgo-biloba-Extrakte
Durch die vielfältigen Inhaltsstoffe wird u. a. das hinter der Verengung
liegende Gewebe wieder besser mit Sauerstoff versorgt. Die Hirnleistung
soll durch eine gesteigerte Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert
werden. Verbesserung der Fließfähigkeit des Blutes durch Hemmung der
Erythrozyten- und Thrombozytenaggregation. Lange Behandlungsdauer,
geringe NW. Spürbare Besserung sollte nach 6 Wochen eintreten. Tages-
dosis: 240 mg Extrakt verteilt auf 2–3 Einzelgaben. WW (Wirkungsver-
stärkung) mit Thrombozytenaggregationshemmern beachten.
󠀂 Ginkgo-biloba-Trockenextrakt (Tebonin® spezial 120 mg)
󠀂 Mikronährstoffe und Ginkgo (Orthomol® mental)

Geriatrika
Geriatrika sind Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, die eine
aufbauende Wirkung haben und für ältere Menschen gut geeignet sind.
Eine kritische Beurteilung des Marktes ist notwendig. Ziel ist der Versuch
die Hirnleistung und somit die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern.
󠀂 Deanol, Cholin, Vitalstoffe (VitaGerin®)
󠀂 Procain (K. H.3®)
󠀂 Ginseng (Ardey®-aktiv, in Pharmaton® Vitalkapseln N)
󠀂 Pyritinol (Encephabol®)

Knoblauchpräparate
Empirisch eingesetzt zur Vorbeugung von Arteriosklerose. Auch um
fortschreitende arteriosklerotische Prozesse zu verlangsamen. Knob-
Gedächtnisleistung, nachlassende 89

lauch verbessert die Fließeigenschaften des Blutes. Tagesdosis: 500–


1000 mg Trockenpulver.
󠀂 Knoblauchzwiebelpulver (Kwai® forte 300 mg)

Zusatzhinweise
󠀂 Gedächtnistraining („Gehirnjogging“).
󠀂 Viel Bewegung an frischer Luft zur Verbesserung der Sauerstoffver-
sorgung des Gehirns.
󠀂 Viel Trinken (Blutverflüssigung).
󠀂 Minimierung der Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes mellitus,
Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht.
󠀂 Nicotinverzicht (s. Raucherentwöhnung S. 245).
󠀂 Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten zur Verbesse-
rung des Allgemeinzustands.
󠀂 Kontakte zu anderen Menschen pflegen, um der Vereinsamung zu
entgehen.
󠀂 Strukturierung des Tagesablaufs hilft bei Unsicherheiten.
90 Gelenkschmerzen

Gelenkschmerzen

Akute Gelenkschmerzen < 5 Tage, Andauernde Gelenksschmerzen


Schwellungen, Gelenksteifheit > 5 Tage oder wiederholt auftretende
Beschwerden, Bewegungsein-
schränkungen

Arzt

Ursache bekannt, z. B. Grippe (s. Er- Ärztliche Diagnose:


kältung S. 64); Verletzung (s. Prellung Arzt z. B. Arthritis, Arthrose; Gicht,
S. 236; Verstauchung S. 315) Rheuma; Borreliose; Psoriasis.
UAW: z. B. CSE-Hemmer, Calcium-
antagonisten, Dihydralazin,
Gyrasehemmer
Starke Schmerzen, Fieber > 39 °C,
Bewegungseinschränkung Arzt

Evtl. Behandlung nach Rücksprache mit Arzt Arzt

Analgetika, NSAR oder pflanzliche


Antiphlogistika peroral und/oder Bei anhaltenden Beschwerden
extern zur Schmerzlinderung und
Entzündungshemmung

Hyperämisierende Externa zur


Bei anhaltenden Beschwerden
Beschleunigung des lokalen Stoff-
wechsels
Gelenkschmerzen 91

Gelenkschmerzen (Arthralgie)
Schmerzen in einem Gelenk bei Belastung aber auch im Ruhezustand,
oft verbunden mit Schwellungen und Steifheit des Gelenks. Ursachen
meist Entzündung, Kapselspannung bei Erguss, Fehlbelastung bzw.
Überbelastung, und mechanische Irritation, sowie periartikuläre Verän-
derungen (z. B. akut durch Distorsion, chronisch durch Arthrose).

Analgetika, NSAR
Hemmen den Entzündungsprozess, reduzieren den Schmerz. Lokal
angewendet zeigen sie begrenzte Wirkung bei tief im Gewebe sitzendem
Entzündungsherd.
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel)
󠀂 Ibuprofen (doc® Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Piroxicam (Pirocutan® Creme, Piroxicam AL Gel)
󠀂 Indometacin (Mobilat® Schmerzspray)

Systemische Anwendung stärker wirksam als externe. Bei systemischer


Anwendung KI und WW beachten, kurzfristige Anwendung. Mittel der
Wahl Ibuprofen, Diclofenac. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung,
Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern. ASS
nicht für Kinder < 12 J. (Reye-Syndrom). Paracetamol, KI: Leberfunkti-
onsstörungen, WW mit Alkohol.
󠀂 Ibuprofen (Aktren®)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS mit Naproxen)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Pflanzliche Antiphlogistika
Äußerlich zur Behandlung von akuten oder chronischen Schmerzen.
󠀂 Arnikablütentinktur (doc® Arnika Salbe)
󠀂 Beinwellwurzelextrakt (Kytta®Schmerzsalbe, Traumaplant®)
92 Gelenkschmerzen

Innerlich gegen Schmerzen und Entzündungen.


󠀂 Eschen- und Pappelextrakt (in Phytodolor®)
󠀂 Teufelskrallenextrakt (Rivoltan®)

Hyperämisierende Externa
Regen die lokale Durchblutung an und beschleunigen u. U. den Hei-
lungsprozess. Überdecken den eigentlichen Schmerz.
󠀂 Capsaicin (Finalgon® CPD Wärmecreme, Hansaplast® med ABC
Wärmepflaster Capsicum)
󠀂 Nonivamid (in Hansaplast® med ABC Wärme Pflaster Sensitiv)
󠀂 Methylnicotinat (in Kytta® Balsam)

Zusatzhinweise
󠀂 Bei akuten Beschwerden ist Kühlung (Eiswasser, Kältekompresse)
möglicherweise günstiger als Wärmebehandlung.
󠀂 Umschläge mit essigsaurer Tonerde.
󠀂 Je nach Ursache sind belastungsarme Bewegungsübungen günstig.
󠀂 Zur Unterstützung bei Arthrose Chondroprotektiva, z. B. Glucosamin
(Dona® 250 mg), Chondroitin, Kollagen (Kombination in Orthomol®
Arthroplus), Gelatine (Mobiforte® mit Collagen-Hydrolysatpulver) als
Nahrungsergänzungsmittel zum Aufbau von Gelenkknorpel, Sehnen
und Bindegewebe. Bei Chondroprotektiva-Einnahme immer auf
ausreichende Bewegung des betroffenen Gelenks achten.
󠀂 Homöpathische Zubereitungen mit Rhus toxicodendron, Symphytum
oder Calciumsalzen, Bienengift in Arnica comp Apis® Salbe.
Gerstenkorn 93

Gerstenkorn

Akute schmerzhafte Schwellung der Augenlid- Chronisch


kante oder im Wimpernbereich rezidivierende
Beschwerden

Allergische Lidschwellung (s. Heuschnupfen


S. 123)
Arzt

Schmerzfreie Entzündung, derber, indolenter Augenärztliche


Knoten Arzt Diagnose:
z. B. Erysipel;
Phlegmone;
Allergie; Arzt
Rötung, Entzündung des gesamten Augenlides Hagelkorn
bzw. der Haut um das Auge herum; Lidschwel- Arzt (Chalazion)
lung ohne Schmerzen

Nach Rücksprache
mit dem Arzt

Akute Schmerzen Leichte Beschwerden Vorbeugung von Rezidiven


und Schwellung

Reduktion der Zur Unter- Milde Wärmeanwen- Frühzeitige Behandlung


Entzündung durch stützung dung: warme (wirk- und Pflege mit wirkstoff-
desinfizierende stofffreie) Kompressen freien oder wirkstoffneu-
Augensalben oder Rotlicht tralen Augensalben
(Vaseline)

Bei > 3 Tage anhaltenden oder wiederholt auftretenden Beschwerden


94 Gerstenkorn

Gerstenkorn (Hordeolum)
Akute eitrige Entzündung der Liddrüsen im Lidkanten- oder Wimpern-
bereich (Hordeolum externum) oder an der Lidinnenseite (Hordeolum
internum) meist infolge einer Lidrandentzündung (Blepharitis). Rötung,
Schwellung und starke Schmerzen des betroffenen Lids, innerhalb
weniger Tage Abszessbildung mit meist sichtbarer Eiterkuppe. Auslöser
meist Staphylokokken. Cave: Lidschwellung mit Spannungsgefühl, aber
ohne Schmerzen (Hagelkorn).

Desinfizierende Augensalben
Zur Verminderung der akuten Entzündung. Im Bereich der Selbstmedi-
kation Wirkstoffeinsatz stark eingeschränkt.
󠀂 Bibrocathol (Posiformin® 2 % Augensalbe)

Wirkstofffreie oder wirkstoffneutrale Augensalben


Zum Geschmeidighalten des Lidrands, um eine Verstopfung der Liddrü-
sen zu verhindern.
󠀂 Vaselinum ophthalmicum
󠀂 Neutrale Wirkstoffe, wie z. B. Dexpanthenol (Bepanthen® Augen-
salbe, Corneregel® Augengel)
󠀂 Phospholipide (Tears Again® liposomales Augenspray, Opticalm
Lipomyst®)
Gerstenkorn 95

Zusatzhinweise
󠀂 Augensalben nicht länger als 4–6 Wochen (Bepanthen® Augensalbe
1 Woche) nach Öffnung verwenden.
󠀂 Bei der Anwendung von Salben im oder am Auge ist eine kurzfristige
Beeinträchtigung des Sehvermögens möglich.
󠀂 Rotlicht oder trocken-warme Kompressen zur schnelleren Reifung
des Abszesses. Augenbäder oder feuchte Kompressen mit Kamille
lösen oft Allergien aus und können die Augen schädigen. Sie sollten
deshalb unterbleiben. Feucht-warme Auflagen bergen die Gefahr,
dass sich die Erreger beim Platzen des Gerstenkorns weiter verteilen,
so dass die trockene Wärme zu bevorzugen ist.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Staphisagria, Graphites, Euphrasia
Augentropfen.
96 Gicht

Gicht

Akuter Gichtanfall Symptomfreie Intervallphase

Arzt

Zur Akutbehandlung: NSAR extern Ärztliche Diagnose:


oder peroral zur Schmerzlinderung z. B. Gicht; organische Gelenkverän-
Arzt
und Entzündungshemmung; sofor- derung; Arthritis; Arthrose; Rheuma;
tiger Arztbesuch nötig Borreliose

Zusätzlich

Mit ärztlicher Empfehlung


Ernährungsberatung

Gichtanfall (Arthritis urica)


Erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Blut führen zu einer Ausfällung
(Kristallisation) im Bereich der kleinen Gelenke mit der Folge einer
spontan auftretenden, hochschmerzhaften Schwellung (häufig eines
Zehengelenks). Die Niere kann bei manchen Menschen die Harnsäure
nicht komplett ausscheiden, daher lagert sie sich dann in den Gelenken
ab. Ärztliche Behandlung des akuten Gichtanfalls laut Leitlinie: Nicht-
steroidale Antirheumatika, Corticoide allein oder in Kombination,
Magenschutz. Wenn KI gg. NSAR oder Corticoide bestehen, kommt Col-
chicin im akuten Anfall zum Einsatz. Ohne Medikation dauert ein Gicht-
anfall 1–2 Wochen.
Ärztliche Therapie: Verminderung der Harnsäurewerte durch Urikostatika
und Urikosurika. Der Harnsäurewert im Blut sollte langfristig im Norm-
bereich liegen.

NSAR
Nichtsteroidale Antirheumatika hemmen den Entzündungsprozess,
reduzieren die Schwellung des betroffenen Gelenks und den Schmerz,
zur Akutbehandlung bei Schmerzen.
Gicht 97

󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel)


󠀂 Ibuprofen (Ibutop®Schmerzcreme)
󠀂 Piroxicam (Pirocutan® Creme, Piroxicam AL Gel)
󠀂 Indometacin (Mobilat® Schmerzspray)

Systemische Anwendung stärker wirksam als externe. Bei systemischer


Anwendung KI und WW beachten. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungs-
neigung, Kinder < 14 J., Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutge-
rinnungshemmern. Cave: ASS > 0,5 g/d erhöht den Harnsäurespiegel.
Paracetamol, KI: Leberfunktionsstörungen, WW mit Alkohol.
󠀂 Ibuprofen (Aktren® Tabletten, Ibuprofen Heumann®)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS mit Naproxen)

Ernährungsberatung
Purinarme Ernährung. Auf purinhaltige Lebensmittel möglichst verzich-
ten (Fleisch, Innereien, Sardinen). Verzicht auf Alkohol; v. a. Bier (auch
alkoholfreies) kann Gichtanfall auslösen. Normalgewicht anstreben. Bei
Übergewicht Gewichtsreduktion (s. S. 304). Ausreichende Flüssigkeits-
zufuhr, möglichst Wasser oder Tee, Kaffee ist erlaubt. Vorsicht bei Frucht-
säften.

Zusatzhinweise
󠀂 Rechtzeitiges Erkennen und Therapie von (Keto-)Azidose auslösen-
den Faktoren (Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen).
󠀂 Gelenk im akuten Anfall ruhigstellen, kühlen.
󠀂 Meiden von Arzneimitteln, die den Harnsäurespiegel erhöhen (z. B.
ASS > 0,5 g/d).
󠀂 Ausschwemmende Tees trinken, traditionell wird grüner Hafer (in
Vollmers® Grüner Hafertee) verwendet.
󠀂 Kühlende Kompressen im akuten Anfall unterstützen die Schmerz-
linderung.
98 Haarausfall

Haarausfall

Verlust von > 100 Haaren/Tag

Diffuse Alopezie: Androgenetische Alopezie: Alopecia areata:


Ausdünnen der Haare im auf den zentralen Kopf- und Stirn- kreisrunder
gesamten Kopfbereich bereich beschränkter Haarausfall Haarausfall

Mögliche physiologische Ursache: erblich bedingte Über- Ursache


Ursachen nach der Schwanger- empfindlichkeit der Haarwurzeln unbekannt
schaft, Wechseljahre, Alter, auf Androgene
nach Infektionen; mechani-
sche Belastung, unsachgemäße
Behandlung der Haare
Arzt Arzt

Stoffwechselbedingte Ärztliche bzw. hautärztliche Diagnose und


Ursachen: Mangelzustände, Behandlung der Grunderkrankungen: z.B.
vor allem Eiweiß- oder Eisen- der Schilddrüsenfunktionsstörungen; Leber-
mangel, Grunderkrankungen, Arzt erkrankungen; Infektionen; Diabetes melli-
Stress, Blutverlust, Strahlen, tus; Hypophysenstörungen; Durchblutungs-
Medikamente, symptomatisch störungen; UAW: z.B. Antikoagulanzien,
bei Hauterkrankungen β-Blocker, D-Penicillamin, Simvastatin,
Spironolacton, Terbinafin, Thyreostatika,
Vitamin A, Corticoide, Zytostatika

Evtl. Weiterbehandlung nach ärztlichem Rat


Arzt
Wenn möglich Behandlung der Ursachen

Eisen- oder Zinkpräparate bei nachge- Minoxidil zur Anregung des


wiesenem Mangel Haarwachstums

B-Vitamine und Aminosäuren zur 17-α-Estradiol gegen leichte


Unterstützung des Haarwachstums bei androgenetische Alopezie
Mangelernährung

Beurteilung der Therapie nach 6 Monaten, bei anhaltenden Beschwerden


Haarausfall 99

Alopezie, Effluvium (Haarausfall)


Im Gleichgeweicht beträgt der Haarverlust ca. 100 Haare/d. Darüber
hinausgehender Haarausfall führt zu einer Ausdünnung der Haare. Phy-
siologisch schleichender Haarverlust im Verlauf des Alters.

Diffuse Alopezie
Allgemeine Ausdünnung der Haare. Psychische Belastung ist sehr hoch
bei starkem diffusem Haarausfall. Ursache vor allem bestimmte Grund-
erkrankungen, Mineralstoffmangel oder Fremdstoffeinwirkung (z. B.
Arzneimittel, Zytostatika).

Eisen- und/oder Zinksubstitution


Substitution von Mikronährstoffen bei Mangelerscheinungen, hier Eisen
und Zink als wichtige Stoffe für das Haarwachstum.
Bei nachgewiesenem Eisenmangel. Anwendung über mindestens drei
Monate. WW mit Tetrazyklinen, Antazida und Colestyramin beachten.
󠀂 Eisenglycinsulfat (Ferro sanol® duodenal)
󠀂 Eisensalze (Floradix® mit Eisen Tonikum)

Bei Zinkmangel, Anwendung über mind. 6 Monate. WW mit Eisensal-


zen.
󠀂 Zinkorotat (Zinkorotat® POS)
󠀂 Zink-D-gluconat (Zink Verla® 10 mg)
󠀂 Zinksulfat (Zink Sandoz®)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Frauen nach Schwangerschaft und Geburt, in der Stillzeit: Physiolo-
gischer Haarverlust durch Hormonumstellung (postpartales Efflu-
vium). Behandlung nicht erforderlich, vitamin- und mineralstoffrei-
che Ernährung empfehlen, auf Wunsch evtl. B-Vitamine-Präparate
und Mineralstoffsubstitution.
100 Haarausfall

B-Vitamine und Aminosäuren


Zur Unterstützung des Haarwachstums bei Mangelzuständen. Zur
Bereitstellung der Ausgangsstoffe zur Haarsynthese.
󠀂 z. B. Pantothensäure, L-Cystin (in Priorin® neu, in Pantovigar® Hart-
kapseln)
󠀂 Biotin (Gabunat® forte 10 mg)

Androgenetische Alopezie
Beim Mann typischer Haarverlust auf Hinterkopf (Tonsur) und Stirnbe-
reich (Geheimratsecken) bis hin zur Glatze mit übrig bleibendem Haar-
kranz. Beginn je nach Veranlagung ab der Adoleszenz. Bei der Frau Aus-
dünnung der Scheitelregion.

Minoxidil
Zur Anregung des Haarwuchses, laut Leitlinie bei Männern in Konzen-
tration von 5 % besser wirksam. Bei Frauen sind 2 % meist ausreichend.
Cave: bei Minoxidil Blutdruckabfall möglich.
󠀂 Minoxidil (Regaine® für Frauen bzw. für Männer, Minoxidil Bio-H-
Tin®)

17-α-Estradiol
Anwendung bevorzugt bei Frauen. Zur kompetitiven Verdrängung der
Androgene an den Haarwurzeln. Nicht bei Kindern < 18 J. Nicht in
Schwangerschaft und Stillzeit. Anwendung in der Selbstmedikation max.
1 Jahr.
󠀂 17-α-Estradiol (Ell-Cranell® 250 g Lösung)
Haarausfall 101

Zusatzhinweise
󠀂 Verwendung von milden Shampoos, Vermeidung von heißem Föh-
nen, besondere Haarbehandlungen (Dauerwelle, Färbung) durch
den Friseur durchführen lassen.
󠀂 Starken Zug auf Haarwurzeln (Haarknoten, Zöpfe, Lockenwickler)
vermeiden.
󠀂 Protein-, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung empfehlen.
Auf ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen achten.
󠀂 Bei starker psychischer Belastung Haarteil oder Perücke.
󠀂 Zur Stärkung des Haarwachstums Vichy® Dercos® Pflegeserie mit
Aminexil.
󠀂 Bei Frauen: Umstellung auf ein antiandrogenhaltiges Kontrazepti-
vum.
󠀂 Therapieversuch mit Orthomol® femin.
󠀂 Gesunde Ernährung, Stressreduktion und ggf. ein Multivitamin-
Mineralstoffpräparat, um eine gute Versorgung zu gewährleisten.
󠀂 Alternative Therapie: Silicea in Homöopathika.
102 Hämorrhoiden

Hämorrhoiden

Dumpfer Druck und Schmerzen im Ärztliche Diagnose, Differenzial-


Enddarm, Juckreiz und Nässen, diagnosen: z. B. perianale Thrombose;
Schmerzen beim Stuhlgang, hellrot- Arzt Hämatom; Proktitis; Analekzem;
blutiger Stuhl, schmerzende Knoten Analmykose; Darm-Karzinom
im Analbereich; (s. Pilzerkrankung der Haut S. 228;
Diagnose Hämorrhoiden bekannt Wurmerkrankungen S. 348)

Bei bekannter Diagnose


Selbstmedikation evtl. nach Arzt
Empfehlung des Arztes
Akutbehandlung mit Lokalanästhetika

Lokale Antiphlogistika und Adstrin-


genzien für den Akutfall und zur
anschließenden Pflege

Erweichung des Stuhls und Regulation


des Stuhlgangs durch Ballaststoffe Regelmäßige zumindest
und Lactulose (s. Verstopfung S. 318) jährliche Kontrolle durch einen
Proktologen – Arztbesuch bei
Blut im Stuhl

Hämorrhoiden
Knotenförmige Erweiterungen der Blutgefäße des Rektums. Beschwer-
den: Blutungen im Analbereich als Leitsymptom. Weitere Symptome
sind Juckreiz, Brennen und Nässen der Analgegend, dumpfer Druck und
Schmerzen im Enddarm, schmerzende Knoten im äußeren Analbereich
(äußere Hämorrhoiden), Schmerzen beim Stuhlgang, evtl. hellrot-bluti-
ger Stuhl. Auslöser: Bindegewebsschwäche, starke Bauchpresse z. B.
beim Stuhlgang.
Hämorrhoiden 103

Lokalanästhetika
Akutbehandlung gegen Schmerzen und Juckreiz. Lokale Anwendung in
Form von Salben, Suppositorien oder Sitzbädern. Anwendung 3 × tägl.,
möglichst nach dem Stuhlgang und vor dem Schlafengehen.
󠀂 Lidocain (Posterisan® akut Salbe, Suppositorien)

Lokal wirksame Antiphlogistika und Adstringenzien


Entzündungshemmende, juckreizstillende und zusammenziehende Wir-
kung. Zur Behandlung oder Vorbeugung einer perianalen Entzündung.
Hamamelis und Eichenrinde enthalten Gerbstoffe. Auch zur Pflege nach
dem akuten Stadium ist Hamamelis gut geeignet. Anwendung je nach
Arzneimittel in Form von Salben, Suppositorien oder Sitzbädern, mög-
lichst nach dem Stuhlgang und vor dem Schlafengehen.
󠀂 Hamamelisrinde, -blätter (Posterine® Salbe, in Eulatin® NH, Hame-
tum®, Faktu® lind)
󠀂 Bismutgallat (in Mastu®, in Eulatin®NH)
󠀂 Kamillenblüten (Kamillosan® Konzentrat)
󠀂 Eichenrinde (Tannolact® Badezusatz)

Zusatzhinweis
󠀂 Verwendung von weichem Toilettenpapier, gründliche Reinigung der
Analgegend nach jedem Stuhlgang, in beschwerdefreien Phasen
Verwendung von feuchten Tüchern möglich.
󠀂 Regulation des Stuhlgangs, Erweichung des Stuhls mit Hilfe von Bal-
laststoffen und Lactulose, s. Verstopfung S. 324.
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (2 l/d).
󠀂 Verbesserung der Ernährung: ballaststoffreich, viele Pflanzenfasern.
󠀂 Regelmäßige Bewegung auch bei sitzender Tätigkeit.
󠀂 Vermeidung oder Abbau von Übergewicht, s. Übergewicht S. 304.
󠀂 Nach Hämorrhoidaloperationen Anwendung von heparinhaltigen
Salben, Zinkoxid-Salben.
104 Halsschmerzen

Halsschmerzen

Akute Halsschmerzen, Schluck- Chronische Halsentzündungen >2–3


beschwerden (s. Erkältung S. 64) Wochen, auch mit nur mäßigen
Beschwerden, Krankheitsgefühl nicht
stark ausgeprägt (s. Heiserkeit S. 112)

Arzt

Starke Schluckbeschwerden; Fieber Ärztliche Diagnose:


>39°C; Schwellung der regionalen Arzt z.B. Angina follicularis, lacunaris,
Lymphknoten; Ohrenschmerzen; eitrig lateralis, Herpangina; Scharlach;
belegte, angeschwollene Tonsillen Mononukleose; Grippe; hyperplasti-
sche Pharyngitis; Kehlkopftumor;
Refluxkrankheit; Diphtherie

Unterstützung der ärztlichen Therapie


Arzt

Befeuchtung der Schleimhäute durch


ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Symptomatische Schmerzlinderung
mit Analgetika

Schmerzlinderung durch Lokal-


anästhetika und lokale Reizlinderung

Lokale Keimreduzierung durch


desinfizierende Wirkstoffe

Keine deutliche Besserung nach 3 Tagen,


Verschlimmerung der Beschwerden
Halsschmerzen 105

Halsschmerzen
Akute Entzündung im Rachenraum mit Schluckbeschwerden, Rötung,
Brennen im Mund- Rachenraum, Heiserkeit sowie leichtem Krankheits-
gefühl. Häufig viral bedingt. Oft als Begleitsymptom bei Erkältungen,
kann auch durch Überbeanspruchung der Stimme und durch Reizung
der Atemwege ausgelöst werden.

Analgetika
Leitliniengerechte Therapie zur Behandlung der Schmerzen bei Halsent-
zündungen: Paracetamol oder Ibuprofen je nach Verträglichkeit und
Kontraindikationen, Dosierung 3 × tgl. für 2–3 Tage. Paracetamol, KI:
Leberfunktionsstörungen, WW mit Alkohol. Ibuprofen, KI: Magen-
Darm-Ulzera. Lokale Anwendung von NSAR möglich.
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®, Generika)
󠀂 Ibuprofen (Ibuflam® 2 %/4 % Saft, Dolormin®, Generika)
󠀂 Flurbiprofen (Dobendan® direkt Flurbiprofen Lutschtabletten/Spray)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Säuglinge und Kleinkinder werden altersgerecht mit Paracetamol (als
Zäpfchen oder Saft, Dosierung je nach Alter und Gewicht) und Ibu-
profen (als Saft, für Kinder > 6 Monate) behandelt.

Lokalanästhetika
Zur kurzzeitigen lokalen Schmerzlinderung, langfristige Effekte oder
Beschleunigung der Heilung können nicht nachgewiesen werden.
Anwendung meist als Lutschtabletten in Kombination mit desinfizieren-
den Wirkstoffen. Lidocain und Benzocain, KI Kinder < 6 J. Ambroxol
hochdosiert besitzt lokalanästhesierende und gleichzeitig schleimlö-
sende und schwach entzündungshemmende Eigenschaften.
󠀂 Benzocain (Anaesthesin® Pastillen, Lemocin® forte, in Dolo-Doben-
dan®, in Dorithricin®)
106 Halsschmerzen

󠀂 Lidocain (in Lemocin®, in Wick Sulagil® Halsspray)


󠀂 Ambroxol (Mucoangin® Lutschtabletten)

Lokale Reizlinderung
Lokale Anwendung von schleimhaltigen oder schleimbildenden Subs-
tanzen, die den Rachenraum mit einer Schutzschicht bedecken.
󠀂 Malve, Isländisch Moos (neo-angin® Junior Halsschmerzsaft)
󠀂 Isländisch Moos (Isla® Moos, Cassis, Ingwer, mint)
󠀂 Hyaluronsäure (in Isla® med hydro+, Gelorevoice®, neo-angin® stim-
mig plus)

Desinfizierende Wirkstoffe
Zur lokalen Keimreduktion im Mund-Rachenraum. Therapeutische Not-
wendigkeit wird angezweifelt. Anwendung als Lutschtablette z. T. in
Kombination mit Lokalanästhetika und Lokalantibiotika, als Gurgellö-
sung oder als Halsspray. Zuckerfreie Lutschtabletten (zum Schutz der
Zähne vor Karies) bevorzugen. Gurgellösungen erreichen nur den vorde-
ren Mundraum und nicht die betroffene Rachenschleimhaut. Die quartä-
ren Ammoniumbasen, Chlorhexidin, Hexetidin wirken gut gegen Bakte-
rien, gegen Viren nur gering. Povidon-Iod (KI: Hyperthyreose) wirkt
gegen Bakterien, Viren und Pilze und wird verdünnt als Gurgellösung
eingesetzt. Der Zusatz von Lokalantibiotika (Tyrothricin) bei Hals- und
Rachentherapeutika ist umstritten.
󠀂 Cetylpyridiniumchlorid (in Wick Sulagil® Halsspray, in Dolo-Doben-
dan®)
󠀂 Cetrimoniumbromid (in Lemocin® Lutschtabletten)
󠀂 Benzalkoniumchlorid (in Dorithricin® Halstabletten)
󠀂 Chlorhexidin (Chlorhexamed®-Fluid Lösung)
󠀂 Hexetidin (Hexoral® Gurgellösung, Spray)
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona® Mundantiseptikum)
󠀂 Tyrothricin (in Dorithricin®, in Lemocin®)
Halsschmerzen 107

Zusatzhinweise
󠀂 Halswickel, Wärmeanwendung können lokale Abwehr stärken
(Medivital® Wärmeschal).
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr am besten durch möglichst warme
Arzneitees mit Salbei oder Kamille.
󠀂 Gurgeln mit Salzwasser, Salbei- oder Kamillentee (Sidroga® Hals-
und Rachentee), Kamillosan® Mund- und Rachenspray, Salviathy-
mol®.
󠀂 Zum Feuchthalten des Rachenraums Bonbons lutschen (Salbeibon-
bons, Emser® Pastillen, Isla Moos®). Lutschtabletten mit Dexpanthe-
nol (z. B. Panthenol 100 mg Jenapharm® Tabletten) werden als
angenehm empfunden.
󠀂 Raumluft befeuchten.
󠀂 Gurgellösungen: ausreichend lange gurgeln (eine Minute), Mund
hinterher nicht ausspülen (Kontaktzeit erhöhen). Chlorhexidinhal-
tige Lösungen nur bis zu 10 Tage anwenden wegen reversibler Zahn-
und Zungenverfärbungen.
󠀂 Nicotin, Alkohol, reizende Speisen meiden.
󠀂 Weiches Essen bei Schluckbeschwerden.
󠀂 Einnahme von Pfefferminzöl und Zink (Laryngsan®+ Zink).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Meditonsin®, Tonsiotren® H; Bolus euca-
lypti comp. Pulver Weleda®, Echinacea Mund- und Rachenspray
Wala®).
108 Hautentzündungen

Hautentzündungen

Akute Beschwerden der Hautoberfläche Chronische Beschwerden, die


(<1 Woche); Rötung der Haut, evtl. Juck- > 1 Woche andauern, bzw.
reiz; Schmerzen; Schwellung der Haut, immer wieder auftreten
Exsudation; Wärmeentwicklung im
betroffenen Gebiet

Arzt

Ursache sichtbar oder bekannt Arzt Ärztliche Diagnose:


z.B. Allergie; bakterielle Super-
infektion; Mykose; generalisierte
Hautentzündung; Neurodermitis;
Furunkel (s.S. 79); Sonnenbrand (s. S. 292); atopisches Ekzem; sehr trockene
Ekzeme (s.S. 57; Insektenstiche (s.S. 147); Altershaut; Frühsymptom bei
allergische Hautreaktionen (s.S. 17) Diabetes

Arzt
Großflächige Entzündung, bakterielle Infektion mit starker Eiterentwick-
lung, weißliche Beläge

Trockene Nässende Bakteriell infizierte Haut-


Hautentzündung Hautentzündung entzündung, Wunden
(s. Wundversorgung S. 344)

Abhärtung der Haut mit Keimreduktion durch Anti-


Gerbstoffen septika und Lokalantibiotika

Austrocknung der nässen-


den Haut mit Zinkoxid

Entzündungshemmung mit Hydrocortison

Entzündungshemmung, Heilungsförderung durch Kamille


Bei
anhaltenden
Reparation der Haut mit Dexpanthenol Beschwerden
>7 Tage
Hautentzündungen 109

Hautentzündungen
Durch vielfältige Ursachen hervorgerufene lokal begrenzte Hautschädi-
gung. Oft bakterielle Infektion auf schon vorgeschädigter Haut. Die klas-
sischen Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Schmerz, Wärmeent-
wicklung, eingeschränkte Hautfunktion) sind vorhanden.

Gerbstoffe
Zur oberflächlichen Gerbung der Haut, adstringierende Wirkung. Die
Haut wird unempfindlicher gegen die reizenden Stoffe. Anwendung als
Creme oder Salbe bei trockenen Entzündungen, als Creme oder Schüttel-
mixtur bei nässenden Dermatitiden und als Bad möglich.
󠀂 Synthetischer Gerbstoff (Tannolact® Creme, in Tannolact® Lotio
Schüttelmixtur, Tannosynt® Flüssigkeit/Creme)
󠀂 Hamamelisextrakt (Hametum® Wund- und Heilsalbe/Hautpflege-
creme)
󠀂 Eichenrinde (Quercus cortex) als Badezusatz

Zinkoxid
Austrocknung von nässenden Wunden, antbakterieller Effekt.
󠀂 Zinkoxid (Pasta Zinci, Pasta Zinci mollis, Unguentum Zinci, in Tan-
nolact® Lotio Schüttelmixtur, in Mirfulan® Wund- und Heilsalbe)

Antiseptika
Zur Keimabtötung auf geschädigter Haut. Iodhaltige Antiseptika, KI:
Hyperthyreose, Iod-Überempfindlichkeit, Kinder < 6 Monate. Chlor-
hexidin, KI: tiefe Wunden, Säuglinge.
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona®, Braunvidon®, PVP-Jod Hexal 10 %
Wundsalbe)
󠀂 Chlorhexidin (in Bepanthen® antiseptische Wundcreme)
󠀂 Polihexanid (Hansaplast® Wundspray)
󠀂 Octenidin (Octenisept® Wunddesinfektion)
110 Hautentzündungen

Lokalantibiotika
Bei bakterieller Superinfektion zur Bakterienabtötung auf geschädigter
Haut. Tyrothricin als einziges Lokalantibiotikum in der Selbstmedika-
tion.
󠀂 Tyrothricin (Tyrosur® Gel)

Hydrocortison
Analgetische und antiphlogistische Wirkung. Zur kurzfristigen Anwen-
dung, nicht länger als zwei Wochen. KI: Kinder < 6 J., Schwangerschaft
1. Trimenon.
󠀂 Hydrocortison 0,25–0,5 % (Soventol® HydroCort 0,25 %, 0,5 %
Creme, Linola® akut, Ebenol®)

Kamille
Verbesserte Abheilung durch antiphlogistische und leicht antibakterielle
Wirkung der Kamille. Am besten standardisierten Kamillenextrakt ver-
wenden. Anwendung als Lösung oder Creme. KI: Allergie gegen Korb-
blütler.
󠀂 Kamillenblütenauszug (Kamillosan® Konzentrat Lösung, Kamillo-
san® Creme, Salbe)

Dexpanthenol
Zur Förderung der Heilung bei geröteter, gereizter Haut. Bei nässenden
Entzündungen erst nach Abtrocknen des Exsudats im Anschluss an die
akute Phase.
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen® Wund- und Heilsalbe, Panthenol Wund-
und Heilsalben)
Hautentzündungen 111

Zusatzhinweise
󠀂 Kühlung mit feuchten Tüchern wird oft als angenehm empfunden.
󠀂 Wirkstofffreie Cremes und Salben als Anschlusstherapie an die akute
Phase, evtl. mit Harnstoffzusatz.
󠀂 Ein Versuch mit Nachtkerzenöl (Efamol® 500, Epogam® 1000) kann
bei Neurodermitis gemacht werden. Spezielle Hautpflegeserien für
Atopiker, z. B. Eucerin® AtopiControl® mit Traubenkernöl und Nacht-
kerzensamenöl.
󠀂 Ölbäder bzw. Duschen mit einem Duschöl bringen oft Linderung
(z. B. Eucerin® pH5 Creme Duschöl).
󠀂 Nach der akuten Phase Cremes mit bis zu 5 % Harnstoff zur Rehydra-
tation der Haut (Eucerin® TH 5 % Urea).
󠀂 Abdeckung der Haut mit Verbandmull oder Kompressen, wenn nötig.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Halicar® Creme, Salbe; Dermaplant®;
Calendula Wundsalbe von Weleda®, Calcea® Wund- und Heilcreme,
Heilsalbe Weleda, Rosatum® Heilsalbe.
112 Heiserkeit

Heiserkeit

Akute Heiserkeit <7 Tage; raue, belegte Stimme; Andauernde Heiserkeit


Stimmlosigkeit >7 Tage; chronische
Veränderungen der Stimme;
Heiserkeit durch Schnar-
chen; Räusperzwang

Ursache: Sprechen, Ursache: Erkältung


trockene Luft, Klima- (s. Halsschmerzen
anlage, ungewohnte S. 104, Erkältung S. 64)
Überbeanspruchung
der Stimme, Rauchen

Arzt

Vermeidung der Fieber >39,5°C, starke Ärztliche Diagnose:


Ursache Schluckbeschwerden Arzt z.B. Laryngitis; Pharyngitis;
Angina; Refluxkrankheit;
Diphtherie; Tumor, patho-
logische Veränderungen
Symptomatische Therapie der Stimmlippen; endo-
krinbedingt durch z.B.
Hypothyreose
Befeuchtung und Abschwellung der Rachen- UAW: z.B. inhalative Gluco-
schleimhaut und Stimmbänder durch salzhaltige corticoide, Nicotinabusus
Mittel

Arzt
Reizlinderung durch schleimhaltige Drogen

Regeneration der entzündeten Schleimhaut


durch Dexpanthenol

Anhalten der Beschwerden >5 Tage


Heiserkeit 113

Heiserkeit (Dysphonie)
Stimmstörung mit Veränderung des Stimmklangs und Einschränkung der
Stimmleistung. Symptome: Klanglosigkeit, belegte, raue Stimme bis hin
zur Stimmlosigkeit (Aphonie). Häufige Ursachen: Entzündungen des
Rachenraums (z. B. bei Erkältung), Überbeanspruchung der Stimmbän-
der.

Salzhaltige Arzneimittel
Zur Befeuchtung der Mund- und Rachenschleimhaut, bewirken eine
Reizlinderung. Anwendung isotonischer Salzlösungen in der Regel als
Inhalation mit Verneblern. Salzhaltige Lutschpastillen sollen durch eine
leichte hypertone Konzentration eine Straffung und Entquellung der
Stimmbänder bewirken.
󠀂 Inhalationen mit Kochsalz (Pariboy®-Vernebler mit isotonischer
Kochsalzlösung)
󠀂 Mineralsalze (Emser® Pastillen, Hals- und Rachenspray)

Schleimdrogen/Gelbildner
Linderung des Kratzgefühls im Hals durch Überziehen der Rachen-
schleimhaut mit Pflanzenschleimen.
󠀂 Primelwurzelextrakt (Ipalat® Halspastillen)
󠀂 Isländisch Moos (Isla® Moos, Isla® Cassis, Isla® mint Pastillen, in neo-
angin® junior Halsschmerzsaft)
󠀂 Hyaluronsäure (Isla® med hydro+, in Gelorevoice®, neo-angin® stim-
mig Plus)

Dexpanthenol
Dexpanthenol baut als Hautvitamin die entzündete Schleimhaut wieder
auf. Bei Entzündungen der Rachenschleimhaut 3 × tgl. 1 Tablette über
den Tag verteilt lutschen.
󠀂 Dexpanthenol (Panthenol 100 mg Jenapharm® Lutschtabletten)
114 Heiserkeit

Zusatzhinweise
󠀂 Stimmschonung, aber kein vollständiger Verzicht auf Sprechen.
󠀂 Zum Befeuchten der Rachenschleimhäute viel trinken und Raumluft
befeuchten.
󠀂 Tees mit reizlindernden Schleimstoffen (Eibischwurzel, Primelwur-
zel, Wollblume, Isländisch Moos).
󠀂 Wärme am Hals (Tuch oder Medivital® Wärmeschal).
󠀂 Lutschen wirkstofffreier Bonbons zur Erhöhung des Speichelflusses.
󠀂 Rauchen einstellen, Rauch meiden.
󠀂 Vermeidung der Ursache, die die Heiserkeit ausgelöst hat.
󠀂 Bei häufig auftretender Dysphonie ärztliche Diagnose und evtl.
logopädische Behandlung.
󠀂 Oral einzunehmendes Medikament: Laryngsan® plus Zink (Zink,
Pfefferminzöl, Campher).
Herpes, Lippen 115

Herpes, Lippen

Juckreiz, Kribbeln, Typische flüssig- Große Ausbreitung der Herpesbläs-


Spannungsgefühl an der keitsgefüllte chen, Befall von Schleimhäuten, Nase,
Lippe, Neigung zu Lippen- Bläschen an der Kinn oder Augen; starke Schwellung,
herpes bekannt Lippe Schmerzen oder Fieber; häufige
Rezidiven

Im Frühstadium Vorbeu-
gung der Virusausbreitung
durch lokale Behandlung
mit Melissenblätterextrakt,
Zinksulfat oder Docosanol

Arzt

Topische Virustatika: Aciclovir, Penciclovir Ärztliche Diagnose: Herpes simplex,


Herpes-zoster-Infektion, Ekzem,
Erythema exsudativum multiforme,
bakterielle Superinfektion (Impetigo
Beschleunigung der Abheilung durch Zinksulfat
contagiosa); Begünstigung der Ent-
oder Herpespflaster
stehung durch Immunsuppressiva,
Zytostatika, Immunerkrankungen

Keine deutliche Besserung innerhalb Arzt


von 7 Tagen, weitere Ausbreitung,
ungewöhnliche Symptome, Fieber
116 Herpes, Lippen

Lippenherpes (Herpes labialis)


Virusinfektion, verursacht durch Herpes simplex. Im Frühstadium
Schmerzen, Kribbeln, Brennen, Spannungsgefühl, im Verlauf Rötung
und Schwellung bis zur lokalen Bläschenbildung auf den Lippen, oder
auch umliegender Haut und Schleimhäuten (Vesikelphase). Vesikelse-
kret ist bei Kontakt hochinfektiös. Die Bläschen brechen meist auf, ver-
krusten im Verlauf und heilen dann ab. Die Erkrankung kann mit starken
Nervenschmerzen und Fieber einhergehen. Da das Virus in den Trigemi-
nus-Ganglien persistiert, hohe Neigung zu Rezidiven, die z. B. ausgelöst
werden können durch Fieber, Stress, UV-Bestrahlung, Ekel, Hormon-
schwankungen oder Immunschwäche z. B. bei Erkältungskrankheiten.
Übertragung durch Mensch-zu-Mensch-Kontakt (Tröpfchen-Schmierin-
fektion). Erstinfektion meist asymptomatisch unerkannt im Kindesalter
(Gingivitis, Pharyngitis).

Virustatika
Virustatika wirken selektiv gegen humanpathogene Herpesviren, sie lin-
dern Symptome, verkürzen den Krankheitsverlauf, Penciclovir beschleu-
nigt Krustenbildung. Anwendung in jedem Stadium der Herpesepisode
möglich. Resistenzen sind selten. Anwendung 5 × tgl. für 5–7 Tage, nicht
länger als 10 Tage. KI der Lippencreme: Anwendung auf Schleimhäuten,
am Auge. NW: vorübergehendes Brennen.
󠀂 Aciclovir (Zovirax® Lippenherpes Creme, Aciclostad®)
󠀂 Penciclovir (Pencivir® bei Lippenherpes Creme/gefärbte Creme)
Herpes, Lippen 117

Besondere Patientengruppen
󠀂 Kinder: Keine Alterseinschränkungen zur Anwendung der genannten
Therapiemöglichkeiten, Aciclovir wird auch bei Neugeborenen ein-
gesetzt. Generelle Empfehlung: Keine Selbstmedikation bei Säuglin-
gen und Kleinkindern.
󠀂 Schwangerschaft und Stillzeit: Strenge Indikationsstellung. Für die
Standardtherapie Aciclovir besteht in der gesamten Schwangerschaft
und in der Stillzeit kein Risiko, die lokale Anwendung gilt als unbe-
denklich.

Zinksulfat
Virustatikum mit adstringierender Wirkung durch den Wirkstoff Zink-
sulfat. Verhindert das Eindringen der Viren in die Wirtszellen. Durch
Zusatz von Heparin soll die Wirkung verstärkt werden. Virustatische
Wirkung nur im Frühstadium, Förderung der Wundheilung in späteren
Stadien möglich.
󠀂 Zinksulfat (Virudermin® Gel)
󠀂 Zinksulfat mit Heparin (Widmer Lipactin® Gel)

Melissenblätterextrakt
Pflanzliches Virustatikum. Verhindert das Eindringen der Viren in die
Wirtszellen.
󠀂 Melissenblättertrockenextrakt (Lomaherpan® Creme)

m-Docosanol
Pflanzliches Virustatikum. Verhindert das Eindringen der Viren in die
Wirtszellen im Frühstadium einer Herpesepisode.
󠀂 m-Docosanol (Muxan® Creme)

Herpespflaster
Beschleunigung der Abheilung, Prinzip der feuchten Wundheilung.
Durch das Abdecken Verringerung der Ansteckung und Verbreitung.
󠀂 (Compeed® Herpesbläschen Patch, SOS Lippenherpes® Patch)
118 Herpes, Lippen

Zusatzhinweise
󠀂 Konsequentes Auftragen der Topika beim Spüren der ersten Symp-
tome. Auftragen möglichst mit Wattestäbchen, nach Kontakt Hände
gründlich reinigen.
󠀂 Vermeidung der Auslöser, wenn möglich, Stress reduzieren.
󠀂 Sonnenschutzpräparate für die Lippen, vor allem bei intensiver Son-
neneinstrahlung (Skifahren, südliche Länder).
󠀂 Immunstärkung in den Remissionsphasen (s. Immunschwäche
S. 141).
󠀂 Perorale Zinkpräparate, da Zinkionen auch virustatische Eigenschaf-
ten besitzen sollen (Zinkorotat POS®).
󠀂 Vorbeugung vor einer bakteriellen Superinfektion durch lokale Anti-
septika bzw. Antibiotika (Clioquinol, Linola® sept; Tyrothricin, Tyro-
sur® Gel).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Echinacin® Salbe Madaus in der Abhei-
lungsphase, Echinacin® Lippstick Care+Sun, LomaProtect® Lippen-
pflege.
󠀂 Homöopathie: u. a. Natrium chloratum, Echinacea, Mezereum, z. B.
Herpes Gastreu® R68 Tropfen.
󠀂 Rezidivprophylaxe bei häufigen Rezidiven (> 6 Episoden/Jahr) und
schweren Verläufen (> 10 Tage): Arztbesuch, systemische Therapie
mit Aciclovir 5 × 400 mg/d für 7 Tage.
Herzschwäche 119

Herzschwäche

Wunsch nach „Herzstärkung“ Zunehmende Atemnot und/oder


Herstolpern bei körperlicher Belas-
tung; Ödeme vor allem in Füßen
und Unterschenkeln
Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungs-
schwäche, s. Müdigkeit/Leistungs-
schwäche S. 186

Arzt

Häufiges nächtliches Wasserlassen Ärztliche Diagnose:


s. Blasenentzündung S. 36 Arzt KHK, Kardiomyopathien,
Herzmuskelentzündungen,
Herzklappenerkrankungen,
Herzrhythmusstörungen, Bluthoch-
Schwindel/Ohnmachtsanfälle
Arzt druck, Anämie, Hormonstörung der
s. Hypotonie S. 137
Schilddrüse und Nebenniere,
Nierenfunktionsstörungen,
UAW: Antidepressiva, Zytostatika

Mitbehandlung nach Arzt


ärztlicher Diagnose
Vorbeugung und Verbesserung von und leitlinien-
Symptomen durch Ernährung, gerechter Therapie
Gewichtsreduktion, Rauchverzicht
und körperliches Ausdauertraining

Positive Beeinflussung des Herzmus-


kels durch Magnesium und Kalium

Verbesserung der Pumpleistung des


Herzens durch Weißdorn (NYHA I
und II)

Verschlechterung der Beschwerden


Auftreten schwerwiegender Symptome
120 Herzschwäche

Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
Der Herzmuskel ist nicht mehr in der Lage, das von den Venen kom-
mende Blut kräftig genug in den Körperkreislauf zu pumpen. Die Kon-
traktilität des Herzens ist vermindert. Folgen sind Rückstau des Blutes
mit Ödembildung in der Peripherie bzw. in der Lunge, Mangeldurchblu-
tung und Sauerstoffunterversorgung der Gewebe. Typische Symptome
sind z. B. Schwäche, Schwindel, Zyanose, Müdigkeit, zunehmende
Atemnot und evtl. Schmerzen im Brustbereich bei körperlicher Belas-
tung, Nykturie, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Knöchelödeme,
zerebrale Insuffizienz bei älteren Patienten. Leitsymptom bei Rechts-
herzinsuffizienz: Stauungsödem in der Peripherie, bei Linksherzinsuffi-
zienz: Atemnot (Asthma cardiale). Ursachen sind z. B. Koronarsklerose,
Herzmuskelerkrankungen, Herzklappendefekte, Hypertonie, nachlas-
sende Leistungsfähigkeit des Herzens im Alter.
Einteilung der Herzinsuffizienz (in Anlehnung an die New York Heart
Association, NYHA) je nach Schweregrad in 4 Stadien:
NYHA I: Bekannte Herzerkrankung ohne Beschwerden bei körperlicher
Aktivität oder in Ruhe,
NYHA II: Leichte Beschwerden bei körperlicher Aktivität, keine
Beschwerden in Ruhe,
NYHA III: Starke Beschwerden bei körperlicher Aktivität, keine
Beschwerden in Ruhe,
NYHA IV: Starke Beschwerden bei geringer körperlicher Aktivität,
Beschwerden in Ruhe.

Magnesium, Kalium
Magnesium kann die kardiale Erregbarkeit senken und die Symptome
der Herzrhythmusstörungen und der Tachykardie lindern. KI: Einge-
schränkte Nierenfunktion. Kalium ist notwendig für die Erregbarkeit der
Herzmuskelzelle (Natrium-Kalium-Pumpe). Bei Kalium sollte auf die
natürlichen Kaliumspender verwiesen werden (z. B. Trockenfrüchte, Spi-
nat, Bananen), da Überdosierungen schwere Störungen an Herz und
Muskulatur verursachen können. Hochdosierte Kaliumpräparate sollten
Herzschwäche 121

in der Selbstmedikation nicht empfohlen werden (WW mit Herzglykosi-


den und kaliumsparenden Diuretika). Mineralstoffpräparate, die beide
Stoffe in Kombination enthalten, sind als Nahrungsergänzunsgmittel auf
dem Markt und können zur Prophylaxe und zur Unterstützung der ärzt-
lichen Therapie empfohlen werden. Ein Wirksamkeitsnachweis liegt
nicht vor.
󠀂 Magnesiumcitrat (Magnesium-Diasporal®)
󠀂 Magnesiumaspartat (Magnesiocard®)
󠀂 Magnesiumorotat (Magnerot® CLASSIC)

Kombination von Magnesium und Kalium


󠀂 Kalium- und Magnesiumhydrogenaspartat (Tromcardin® Kalium +
Magnesium, Magium® K forte, Trophicard® Köhler)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Patienten mit der Diagnose NYHA III oder IV sollten neben ihrer ärzt-
lich veordneten Therapie keine Selbstmedikation in Bezug auf ihre
Herzschwäche vornehmen.

Weißdorn
Positiv inotrope Wirkung auf das Herz, die Pumpleistung wird verbes-
sert. Weißdorn hat eine antiarrhythmische Wirkung und kann die Koro-
nararterien erweitern. Eine Metaanalyse zeigt eine Verbesserung der
Belastungstoleranz, des myokardialen Sauerstoffverbrauchs und der sub-
jektiven Empfindungen Atemnot und Erschöpfung. Ein hochdosierter
Trockenextrakt aus Weißdornblättern mit Blüten (standardisiert auf Pro-
cyanidine (Epicatechin) oder Flavonoide (Hyperosid)) kann in den Sta-
dien NYHA I und II angewendet werden. Weißdorn, KI: Kinder < 12 J.
󠀂 Weißdorn (Crataegutt® novo 450, Koro-Nyhadin®)
󠀂 Weißdorn und Campher (Korodin® Herz-Kreislauf-Tropfen)
󠀂 Tee aus Weißdornblättern mit Blüten (2–5 Min. ziehen lassen, dann
sofort trinken, Tee reich an oligomeren Procyanidinen)
122 Herzschwäche

Zusatzhinweise
󠀂 Gesunde Lebensweise, Stressfaktoren vermeiden.
󠀂 Vollwertige, vitaminreiche, kochsalzarme und kaliumreiche Ernäh-
rung.
󠀂 Alkoholverzicht.
󠀂 Tägliches Wiegen dient der Kontrolle der Ödembildung. Bei sehr
schneller Gewichtszunahme Arzt aufsuchen! Trinkmenge auf
1,5–2 l/d begrenzen.
󠀂 Schlafen mit erhöhtem Kopfteil zur Entlastung der Lunge.
󠀂 Gewichtsreduktion auf Normalgewicht zur Herzschonung (s. auch
Übergewicht S. 304).
󠀂 Rauchen einstellen (s. Raucherentwöhnung S. 245).
󠀂 Eine der Leistungsfähigkeit des Patienten angepasste leichte sportli-
che Aktivität trainiert die körperliche Ausdauer und die Herzfunktion
und verbessert die bestehenden Symptome (Spazieren gehen, Rad-
fahren).
󠀂 Grippeschutzimpfung empfehlen.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Homöopathika mit Herzglykosiden in
niedrigen Potenzen, z. B. Adonis vernalis, Convallaria majalis, Nerium
oleander, Urginea maritima (in Convallocor®), KI: Therapie mit Herz-
glykosiden, NYHA III und IV. Diacard® Tropfen, Goldtropfen DHU, Cra-
lonin®.
󠀂 Zur Vorbeugung werden Knoblauch (z. B. Kwai® N) und Ginkgo (Tebo-
nin® intens) zur Förderung der Durchblutung und zum Schutz der
Gefäße angeboten, Antioxidanzien, wie Vitamin E, C, Carotinoide,
Coenzym Q10 und Selen, sollen freie Sauerstoffradikale unschädlich
machen und damit vor Arteriosklerose schützen. Carnitin und Taurin
sollen den Herzmuskel schützen. Bei allen fehlt ein Wirksamkeits-
nachweis für die Anwendung bei Herzinsuffizienz.
󠀂 Allgemeine zusätzliche Maßnahmen nach Rücksprache mit dem Arzt:
Lokale Herztherapeutika mit Reizwirkung auf die Haut. Sie werden
auf die Herzregion aufgetragen. Die lipophilen Bestandteile werden
gut resorbiert und stimulieren nervale Reflexe: Campher, Levo-
menthol, Fichtennadelöl, Rosmarinöl (Cor-Vel Truw® Herzsalbe);
Aurum met. praep. D 4, Lavendelöl, Rosenöl (Aurum/Lavandula comp.
Salbe Weleda®).
Heuschnupfen 123

Heuschnupfen

Leichte Beschwerden an Starke Beschwerden,


Nase: Niesen, Fließschnupfen, Obstruktion (s. auch schwere Symptome,
Schnupfen S. 268) Husten, Bronchospasmen
Auge: Tränen, Rötung, Juckreiz (s. auch Bindehautrei- atopisches Ekzem
zung S. 28)

Arzt

Ärztliche Diagnose: Rhinitis


allergica, anatomische
Prophylaxe Akutbehandlung
Veränderungen im Nasen-
bereich, Sinusitis, Asthma
Bei
bronchiale,
Lokale Anwendung Bedarf
UAW: ASS, Hydantoin,
von Mastzellstabili- zusätz-
Lokale Anwendung Clonidin, Reserpin u.a.
satoren zur Vermin- lich
von H1-Antihistami- Intensivierte Therapie:
derung der Histamin- nika Glucocorticoide, spezifische
ausschüttung Immuntherapie, Hypo-
sensibilisierung
Einnahme von
Antihistaminika

Arzt
Bei Behinderung
der Nasenatmung
oder starken
Bindehautreizung

Lokale Anwendung
von α1-Sympathomi-
metika begrenzt auf
7 Tage

Lokale Anwendung von Corticoiden zur Reduktion der


Entzündungsreaktion in der Nase und am Auge

Bei ungenügender Wirkung, bei schwerer


Einschränkung der Lebensqualität, bei
progredienter Symptomatik
124 Heuschnupfen

Heuschnupfen (Allergische Rhinokonjunktivitis)


Symptomatische Überempfindlichkeitsreaktion der Nase (und Bindehaut
des Auges) induziert durch IgE-vermittelte Entzündung als Reaktion auf
Allergene, wie z. B. Blüten- und Gräserpollen, Schimmelpilzsporen,
Hausstaubmilbenkot oder Tierhaare. Symptomatik ähnelt primär der
eines Schnupfens (Niesen, Juckreiz, Sekretion der Nasenschleimhaut,
Obstruktion), häufig mit begleitender Konjunktivitis. In verstärkter Form
bzw. fortgeschrittenen Stadien auch sekundäre Symptome wie Husten,
Halsschmerzen, Lidödeme, Dyspnoe, Schlafstörungen und sich daraus
entwickelnden Begleiterkrankungen Asthma, Sinusitis, atopisches
Ekzem, Nahrunsmittelallergie, rezidivierender Paukenerguss, einge-
schränkte Leistungsfähigkeit. Selten anaphylaktoide Reaktion auf Aller-
gene.

Mastzellstabilisatoren
Stabilisieren die Membranen der Mastzellen und verringern so die Frei-
setzung von Histamin im Zielgewebe. Regelmäßige Applikation notwen-
dig, Cromoglicinsäure 4 × tgl., Nedocromil 2 × tgl. Wirkeintritt erst nach
Latenzzeit von bis zu 48 Std. Basismedikation zur Prophylaxe. Nedocro-
mil KI: Kinder < 6 J.
󠀂 Cromoglicinsäure (Vividrin® Nasenspray, Augentropfen)
󠀂 Nedocromil (Irtan® Augentropfen)

Lokale H1-Antihistaminika
Kompetitive Hemmung des Histamins im Zielgewebe. Reduktion der
Histaminreaktion. Effizientere Wirkung bei regelmäßiger Anwendung
als bei Anwendung nach Bedarf. KI Azelastin Nasenspray Kinder < 6 J.,
Augentropfen Kinder < 4 J., Levocabastin Kinder < 1 J. Dosierung 2 × tgl.
1 Sprühstoß bzw. Tropfen.
󠀂 Azelastin (Allergodil® Nasenspray, Augentropfen, Vividrin® akut)
󠀂 Levocabastin (Livocab® direkt Nasenspray, Augentropfen)
Heuschnupfen 125

Systemische H1-Antihistaminika
Kompetitive Hemmung des Histamins und damit Reduktion der Hista-
minreaktion bei systemischer Anwendung im gesamten Körper. Anwen-
dung 1 × tgl. 1 Tablette, regelmäßige Anwendung in der Zeit der Aller-
genexposition empfehlenswert. Unterscheidung zwischen „alten“
(Dimetinden, Azelastin, Tiprolidin) und „modernen“ Antihistaminika
(Loratadin, Cetirizin). KI Dimetinden: Prostatahyperplasie, Tachykardie,
Engwinkelglaukom; KI Loratadin Leberfunktionsstörungen, KI Cetirizin
Niereninsuffizienz. NW Dimetinden, Azelastin: Müdigkeit, Herabsetzen
der Reaktionsfähigkeit, Mundtrockenheit. Neuere Antihistaminika
(Loratadin, Cetirizin) zeigen diese UAW deutlich seltener.
󠀂 Loratadin (Lorano® Tabletten, Generika)
󠀂 Cetirizin (Generika)
󠀂 Azelastin (Allergodil® Tabletten)
󠀂 Dimetinden (Fenistil® 24-Stunden Retardkapseln)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Für Kinder gelten dieselben Therapieentscheidungen wie bei
Erwachsenen, altersbedingte KI und Dosisanpassungen beachten.
Keine Selbstmedikation für Säuglinge und Kleinkinder.
󠀂 Schwangere und Stillende: Nach embryotox.de können bevorzugt
Mastzellstabilisatoren, Cetirizin und Loratadin als H1-Antihistami-
nika und lokale Corticoide (hier bevorzugt Budesonid, verschrei-
bungspflichtig) angewendet werden.
󠀂 Ältere Patienten: Bei den H1-Antihistaminika sollten (wegen KI und
NW der älteren) nur die neueren Wirkstoffe zur Anwendung kom-
men.

Kombination von H1-Antihistaminika und α1-Sympathomimetika


Bei schwerer Obstruktion der Nasenatmung stehen Kombination aus
Antiallergika und Pseudoephedrin zur Verfügung. Tiprolidin gilt als
„altes“ Antihistaminikum mit entsprechenden Risiken wie z. B. Dimetin-
den. KI Pseudoephedrin: z. B. kardiovaskuläre Grunderkrankungen,
Herzrhythmusstörungen, unbehandelter Hypertonie, Leber- und Nie-
126 Heuschnupfen

renfunktionsstörungen. Die kurzfristige lokale Anwendung ist wegen


geringerer Risiken zu bevorzugen.
󠀂 Cetirizin + Pseudoephedrin (Reactine® duo Tabletten)
󠀂 Tiprolidin + Pseudoephedrin (Rhinopront® Kombi Tabletten)

Lokale Corticoide
Hemmung der lokalen Entzündung (Reduktion der Hyperreaktion und
Schwellung), Dämpfung der Immunreaktion. In der Selbstmedikation
nur schwach wirksames Cortison verfügbar. Cortison eignet sich nicht
zur sofortigen Symptomlinderung, Wirkeintritt nach 2–4 Tagen, eventu-
ell ein paar Tage in Kombination mit α1-Sympathomimetikum, bis das
Cortison greift.
󠀂 Beclometasondipropionat (Otri-Allergie® Heuschnupfenspray, Ratio
Allerg® Spray)

α1-Sympathomimetika
Vasokonstriktion im Zielgewebe, Rückgang der lokalen Schwellung.
Cave: Rebound bei chronischem Gebrauch. Regelmäßige, mehrmals tägl.
Anwendung auf wenige Tage begrenzen, bis der Wirkeintritt der antial-
lergischen Therapie erfolgt. Seltene Anwendung (z. B. nur zur Nacht)
über längere Zeit akzeptabel.
󠀂 Tetryzolin (Visine® Yxin Augentropfen, Berberil® N Augentropfen)
󠀂 Oxymetazolin (Nasivin® Nasenspray, Nasentropfen)
󠀂 Xylometazolin (Otriven®, Olynth®)
Heuschnupfen 127

Zusatzhinweise
󠀂 Allergenkontakt reduzieren. Pollenfilter, Pollenschutzmaske ver-
wenden.
󠀂 Pollenvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (www.dwd.de/pol-
lenflug) nutzen, Pollenflugkalender.
󠀂 Reduktion der Pollenbelastung: Abends Haare waschen, Fenster
nachts schließen, Kleidung des Tages außerhalb des Schlafzimmers
lagern.
󠀂 Bei Hausstaubmilbenallergie milbendichte Matratzen-, Betten- und
Kopfkissenbezüge verwenden (Encasings, Allergocover®).
󠀂 Kühlkompressen für die Augen. Kochsalz- oder Meersalzlösung zum
Ausspülen der Pollen aus der Nase (Rinupret®, Emser® Nasenspray.
Ectoin® oder Dexpanthenol zur Pflege und zum Schutz der Nasen-
schleimhaut (Olynth® Ectomed®, Licvocab® Ectomed®, Mar® plus
Nasenspray).
󠀂 Bei bekanntem Allergen und starken die Lebensqualität beinträchti-
genden Beschwerden Hyposensibilisierung in Betracht ziehen.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Galphimia glauca, Luffa, Heuschnupfen-
mittel DHU®, Klosterfrau® Allergin, Pollenschutzcreme (Vaseline),
Heuschnupfenspray Weleda®, Euphorbium comp. Nasentropfen SN.
Bei leicht entzündeten Augen: Euphrasia Augentropfen Wala®.
128 Hühneraugen

Hühneraugen

Schmerzhafte, verhornte Druckstelle Hühnerauge infolge Hallux valgus;


im Bereich der Füße tiefreichende Verhornung; infizierte,
entzündete Hühneraugen

Arzt

Diabetiker; Verdacht auf Dornwarze Med. Fußpfleger, ggf. Arzt zur pro-
(s. Warzen S. 333) Arzt fessionellen Entfernung bzw. chirur-
gischen Behandlung

Beseitigung der Ursache (korrektes Arzt


Schuhwerk)

Druckentlastung durch Polstermaterial

Keratolytika zur Entfernung des


Hornpropfes

Bei ausbleibendem Erfolg oder Rezidiv


Hühneraugen 129

Hühnerauge (Clavus)
Reaktive Keratinisierung stark druckbelasteter Bereiche vorwiegend im
Bereich der Zehen, des Fußballens oder der Ferse. Der Hornpfropf kann
tiefer liegende Gewebe schädigen. Hauptsymptom ist der bei Druckbe-
lastung auftretende stechende Schmerz. Ursachen: Fehlstellungen, wie
Hammerzehen, Hallux valgus oder Spreizfüße, und schlecht sitzendes
Schuhwerk aus unelastischem Material. Verwechslung mit Dornwarzen
möglich, diese haben meist einen oder mehrere kleine bräunliche oder
schwarze Punkte im harten Kern, die durch Einblutungen aus kleinen
Gefäßen stammen.

Polstermaterial
Zur Reduktion der Druckbelastung am Clavus und ihrer Verteilung auf
das umgebende Gewebe. Sog. Hühneraugenpflaster enthalten einen kera-
tolyischen Kern.
󠀂 (Bort Pedisoft®, Hansaplast® Druckschutzringe, Gehwol® Schutz-
polsterringe)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Diabetiker: Vorsicht Infektionsgefahr. Behandlung durch spezielle
Fußpfleger.
󠀂 Kinder: Besonders weiche Hornhaut erfordert besonders vorsichtiges
Vorgehen. Auf Keratolytika verzichten. Häufige Seifenbäder der Füße
und mechanische Entfernung der Hornhaut mit nachfolgendem Ein-
cremen mit rückfettender Creme.

Keratolytika
Lösen die verhornten Hautanteile auf und ermöglichen so eine mechani-
sche Entfernung. Allein als Lösung, Stift oder als Pflaster. Vom Salicyl-
säurepflaster (Guttaplast®) können ausreichend große Stücke ausge-
schnitten werden und mit einem Fixierpflaster (Leukoplast®) befestigt
130 Hühneraugen

werden. Sog. Hühneraugenpflaster sind Druckschutzpflaster mit kerato-


lytischem Kern.
󠀂 Salicylsäure (Collomack® Topical, Guttaplast®)
󠀂 Milchsäure (in Clabin® plus, Duofilm® Lösung, in W-Tropfen® gegen
Hühneraugen und Hornhaut)
󠀂 Trichloressigsäure (Wartner® Stift gegen Hühneraugen)
󠀂 Hühneraugenpflaster (Compeed® Hühneraugenpflaster, Hansaplast®
Hühneraugenpflaster, Lebewohl®, Scholl®)

Zusatzhinweise
󠀂 Schuhe häufig wechseln (wechselnde Druckbereiche).
󠀂 Bequemes Schuhwerk tragen.
󠀂 Regelmäßige Fußbäder (Gehwol®, Biomaris®, Allgäuer® Latschenkie-
fer Hornhautreduzierbad), pflegende Fußcremes möglichst mit 10 %
Urea (Allpresan® Fuß Spezial Hornhaut- und Schrundensalbe, Eubos®
Sensitive Fuß Repair und Scutzcreme, Eubos® Diabetische Haut Fuß
und Beincreme, Allgäuer® Latschenkiefer Hornhaut Schälsalbe, Efa-
sit® Hornhaut und Schrundensalbe, Gehwol® med Hornhautcreme).
󠀂 Vorsichtige Entfernung der überschüssigen Hornhaut mit Bimsstein
oder Hornhautfeilen (Allpresan® Antihornhautschwamm, Efasit®
Classic Hornhautraspel, Credo® Hornhauthobel). Auf keinen Fall
scharfe Gegenstände anwenden (Skalpell, Schere), um Infektionen
zu vermeiden.
󠀂 Langes Stehen vermeiden.
󠀂 Fußgymnastik unter krankengymnastischer Anleitung, Gangschule.
Husten 131

Husten

Akuter Husten, Dauer <3 Wochen in Subakuter oder chronischer Husten


Kombination mit typischen Erkältungs- (auch Husten oder Räuspern), Dauer
symptomen (s. S. 64) >3 Wochen, vor allem ohne weitere
Erkältungssymptome; akuter unge-
wöhnlicher Husten

Arzt

Fieber > 38,5°C, starkes Krankheits- Ärztliche Diagnose: akute oder


gefühl, Abgeschlagenheit, Atemnot, chronische Bronchitis, Lungenent-
atemabhängige Schmerzen, Keuchen, Arzt zündung, Grippe, Pertussis,
Giemen obstruktive Lungenerkrankungen
(COPD, Asthma, Emphysem),
Mitbehandlung, Lungenembolie, Pneumothorax,
Weiterbehandlung Bronchialkarzinom, chronische
nach ärztlichem Rat Linksherzinsuffizienz;
UAW: z.B. ACE-Hemmer

Arzt
Trockener Reiz- Produktiver
husten ohne Husten
Sekret

Befeuchten der Atemwege durch aus-


reichende Flüssigkeitszufuhr und
Wasserdampfinhalation

Bei schweren Symptomlinde-


Beschwerden rung durch
kurzfristig Anti- Sekretolytika und
tussiva Expektoranzien

Bei ausbleibender Besserung innerhalb von 2 Wochen, bei


anhaltenden Beschwerden > 8 Wochen
132 Husten

Reizhusten
Oft erstes Symptom eines Virusinfekts der oberen Luftwege, dann meist
in Kombination mit oder als Vorläufer von anderen Erkältungssympto-
men. Unproduktiver, quälender Hustenreiz (manchmal nur als Hüsteln
oder Räuspern) und Heiserkeit in den ersten Tagen einer Erkältung, evtl.
Halsschmerzen bzw. Schluckbeschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen.
Trockener Reizhusten im Anschluss an eine akute Bronchitis kann bis zu
8 Wochen persistieren. Cave: trockener Reizhusten ohne Erkältungssym-
ptome, Krampfhusten, Atemgeräusche (Keuchen, Giemen), Atemnot,
Husten bei Rauchern, Einnahme von Arzneimitteln, die Husten als mög-
liche Nebenwirkung haben, Refluxbeschwerden, Herzinsuffizienz.

Arzneitees
Wichtigstes und einziges Evidenz-belegtes Mittel zur Symptomlinderung
und Beschleunigung der Infektausheilung ist die Befeuchtung der Atem-
wege. Als erstes muss eine ausreichende Trinkmenge (mehr als 2 l, Cave:
Begrenzung der Flüssigkeitsaufnahme bei Herzinsuffizienz) sicher
gestellt sein. Sinnvoll sind hier Arzneitees mit Kombinationen aus reiz-
lindernden und sekretolytischen Drogen.
󠀂 Reizlindernde Arzneidrogen: Eibischwurzel (Kaltmazerat), Isländisch
Moos, Primelwurzel, Huflattichblätter, Malvenblüten.
󠀂 Saponinhaltige Drogen zum Schleimlösen: Primelwurzel, Königs-
kerze, Efeublätter, Spitzwegerichkraut, Süßholzwurzel.
󠀂 Krampflösende Arzneidrogen: Thymiankraut und Efeublätter.
󠀂 Arzneitees (Sidroga® Husten- und Bronchialtee, Sidroga® Reizhus-
tentee, H&S Husten- und Bronchialtee).

Inhalationen
Zur lokalen Befeuchtung der oberen Atemwege eignen sich Wasser-
dampfinhalationen mit (oder ohne) unterstützenden Zusätzen, z. B. anti-
entzündliche Kamille oder sekretolytische Eukalyptus- und Kiefernna-
delöl. Von den Bronchialsalben bzw. –balsam werden einige Zentimeter
Salbenstrang (bzw. 15–20 Tropfen Balsam) mit heißem Wasser übergos-
Husten 133

sen und mit Topf und Handtuch oder einem speziellen Inhalator mit
einem Aufsatz für die Nase eingeatmet. Vorsicht bei zu heißem Wasser –
Verbrühungsgefahr. Spezielle Kinderpräparate sind mentholfrei. Nicht
für Kinder < 2 J. geeignet. Zur Befeuchtung der Bronchien werden
Druckvernebler eingesetzt, die mit ca. 4 ml isotonischer Kochsalzlösung
beschickt werden.

Wasserdampfinhalationen
󠀂 Inhalatoren (Bronchoforton®, Pinimenthol®, Soledum®)
󠀂 Kamille (Kamillosan® Konzentrat)
󠀂 Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl (in Bronchoforton® Salbe, Pini-
menthol® Erkältungssalbe, Soledum® Balsam, Transpulmin® Balsam)

Druckverneblerinhalationen
󠀂 Vernebler (Pari® Compact)
󠀂 Isotonische Kochsalzlösung (Pari® NaCl Inhalationslösung)
󠀂 Sekretolytika (Mucosolvan® Inhalationslösung)

Antitussiva
Zur Unterdrückung des Hustenreizes. Anwendung bei belastendem
Reizhusten zu Beginn einer Erkältungskrankheit für 2–3 Tage. Sobald
sich der Husten löst, sollte das Antitussivum abgesetzt, bzw. bei starkem
Hustenreiz nur noch zur Nacht 1 Std. vor dem Einschlafen eingenommen
werden. Bei Kombination mit Sekretolytika Gefahr des Sekretstaus.
Besondere Anwendungseinschränkungen bei Kindern beachten. KI:
Schwangerschaft, Stillzeit, Epilepsie. WW: Alkohol, zentraldämpfende
Stoffe. Sedierung; Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit. Ausnahme:
pflanzliche Antitussiva. Besondere KI und WW der Wirkstoffe beachten,
z. B. Pentoxyverin, KI: Säuglinge und Kleinkinder mit Krampfneigung;
Dextromethorphan, KI: Kinder < 1 J., Asthma, Leberfunktionsstörun-
gen, Behandlung mit MAO-Hemmern.

Chemische Antitussiva
󠀂 Pentoxyverin (Silomat® gegen Reizhusten Saft/Tropfen, Sedotussin®
Hustenstiller Saft/Tropfen)
134 Husten

󠀂 Dextromethorphan (in Silomat® DMP intensiv Kapseln/Pastillen,


Hustenstiller-ratiopharm® Kapseln)
󠀂 Benproperin (Tussafug® Tabletten)
󠀂 Dropropicin (Larylin® Hustenstiller Pastillen)

Pflanzliche Antitussiva
Bei pflanzlichen Antitussiva sind keine KI bekannt.
󠀂 Spitzwegerich (Bronchosern®, Broncholind® Saft)
󠀂 Eibischwurzel (Phytohustil® Hustenstiller Sirup/Pastillen)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Säuglinge und Kleinkinder: Keine Selbstmedikation von Säuglingen
bis zum 2. Lebensjahr. Verordnet werden meist Kinderhustensäfte
mit Ambroxol oder mit pflanzlichen Wirkstoffen (Mucosolvan® Kin-
derhustensaft, Bronchicum® Saft, Phytohustil®). Unterstützende
Selbstmedikation z. B. Babix® Inhalat, Transpulmin® Baby Balsam.
Cave: Für Kinder < 2 J. auf mentholhaltige Bronchialsalben und
Inhalationen verzichten.
󠀂 Schwangerschaft und Stillzeit: Für die Leitlinien-gerechte Behand-
lung reicht die vermehrte Flüssigkeitszufuhr und Wasserdampfinha-
lation aus. Bei strenger Indikationsstellung sind Ambroxol, NAC und
Cineol erlaubt. Dextromethorphan ist im 1. und 2. Trimenon der
Schwangerschaft und in der Stillzeit bei strenger Risikostellung ohne
Risiko anwendbar, im 3. Trimenon wegen möglicher Atemdepression
des Neugeborenen nur im (ärztlich verordneten) Ausnahmefall.

Produktiver Husten
Abhusten von Schleim (Auswurf, Sputum) im Laufe einer Erkältung,
meist in Kombination mit Schnupfen, Hals- bzw. Schluckbeschwerden,
Kopf- und Gliederschmerzen. Cave: Anfallsartige oder belastungsab-
hängige Atemnot, hohes Fieber, Krankheitsgefühl, Muskelschmerzen,
bekannte COPD oder Asthma.
Husten 135

Sekretolytika und Expektoranzien


Zum Lösen des Bronchialsekrets, zur Unterstützung des Abhustens.
Wirksamkeit der chemischen Hustenlöser nicht belegt, bessere Evidenz
bei Cineol, schleimlösend, entzündungshemmend und leicht spasmoly-
tisch. Leichte bronchienerweiternde Wirkung auch bei Efeuextrakt. Evtl.
Nutzen des Pelargonium-Extrakts bei akuter Bronchitis, Cave WW Wir-
kungsverstärkung von Phenprocoumon. Gefahr der Allergisierung durch
Pflanzenextrakte. Regelmäßige Einnahme für ca. 7 Tage, bis der Husten
abklingt. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (3‒4 l/d) durch Trinken und
Inhalation ist für die Wirkung notwendig. Zur Anwendung bei Kindern
und in Schwangerschaft und Stillzeit spezielle Angaben zu den Wirkstof-
fen beachten. Cave N-Acetylcystein: Inaktivierung von Penicillinen,
Cefalosporinen u. Tetracyclinen (außer Doxycyclin), 2 Std. Einnahmeab-
stand einhalten.

Pflanzliche Sekretolytika
󠀂 Thymiankraut (Aspecton®, Tussamag® Hustentropfen, in Bronchi-
pret®, in Bronchicum)
󠀂 Efeublätter (Hedelix® s. a., Prospan® Hustenliquid (Hustensaft, in
Bronchipret®, BronchoVerde® Brausetabletten)
󠀂 Cineol (Soledum®, in Gelomyrtol® forte, in Aspecton® Eukaps,
Exeu®)
󠀂 Kapland-Pelargoniumwurzel-Extrakt (Umckaloabo®)

Chemische Expektoranzien
󠀂 Ambroxol (Mucosolvan®, Generika)
󠀂 Bromhexin (Bisolvon® Hustensaft)
󠀂 N-Acetylcystein (Acemuc® 200 bzw. 600 akut, ACC® akut, NAC-
Generika)
136 Husten

Zusatzhinweise
󠀂 Lutschtabletten zur Milderung des Hustenreizes, z. B. mit Salz
(Emser® Pastillen), pflanzlichen Wirkstoffen (Isla-Moos® Pastillen,
Bronchicum® Pastillen) oder Lokalanästhetika (Mucosolvan® Lutsch-
pastillen).
󠀂 Nicht rauchen bzw. Rauch vermeiden.
󠀂 Für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen.
󠀂 Je nach Schwere der Beschwerden, z. B. bei begleitendem Fieber,
körperliche Schonung bis hin zur Bettruhe.
󠀂 Wärmeanwendung: Hals- und Brustwickel, Rotlicht, Erkältungsbad.
󠀂 Behandlung der zusätzlichen Symptome: Halsschmerzen, Kopf- und
Gliederschmerzen, Fieber, Schnupfen (s. Einzelindikationen).
󠀂 Bei wiederholt auftretenden Bronchialinfektionen Immunstärkung
nach ärztlicher Verordnung empfehlen, evtl. Broncho-Vaxom®,
s. auch Immunschwäche S. 141.
󠀂 Alternative Therapie: Drosera (in Monapax®), Kalium iodatum in
Homöopathika, Bomapect®, Bronchiselect®, Hustenelixier Weleda®,
Plantago Hustensaft, Pertudoron®.
Hypotonie 137

Hypotonie

Niedriger Blutdruck: <100:60 mmHg

Beschwerden: Kopfschmerzen, Augenflimmern, Schwarz-


Keine Therapie werden vor den Augen, Schwindelgefühle, Gangunsicherheit,
erforderlich kalte Gliedmaßen, Ohrensausen (s. auch Herzschwäche
S. 119)

Immer wiederkehrende leichte Akut starke Beschwerden


Beschwerden Ohnmachtsanfälle,
Sturzneigung

Arzt

Schwangerschaft Arzt Ärztliche Diagnose:


z.B. Arteriosklerose; Herz-
insuffizienz; Herzrhythmus-
störungen; Schockzustand;
Herzkreislauferkrankungen
NNR-Insuffizienz; Hypo-
Herzrhythmusstörungen Arzt
thyreose; starke Flüssig-
keitsverluste;
UAW: z.B. Neuroleptika,
Einnahme von Antihypertensiva Sedativa, Neueinstellung
Arzt
auf Antihypertensiva,
Überdosierung

Kreislaufstabilisierung durch
physikalische Maßnahmen

Erhöhung des Gefäßstroms


durch α1-Sympathomimetika

Pflanzliche Antihypotonika
138 Hypotonie

Hypotonie
Symptome der Hypotonie werden verursacht durch leichte Mangel-
durchblutung im Gehirn, Schwindelgefühle, Schwarzwerden vor den
Augen, Ohnmachtsanfälle, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Blässe,
Antriebslosigkeit, kalte Hände und Füße, herabgesetzte Leistungsfähig-
keit. Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Hyoptonie. Pri-
märe Hypotonie häufig bei jungen schlanken Mädchen und Frauen, in
der Schwangerschaft, bei Essstörungen (Magersucht, Bulimie), und
hageren älteren Menschen, sekundäre Hypotonie als Folge von Herz-
kreislauferkrankungen, Herzinsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion,
Arzneimittel, Blutungen, Flüssigkeitsverlust. Treten die Symptome bei
Lageveränderung des Körpers auf spricht man von orthostatischer Dysre-
gulation.

Physikalische Maßnahmen
Sie dienen der Vorbeugung vor plötzlichen Blutdruckabfällen, nicht der
Behandlung. Stabilisierung des Regulationsfähigkeit der Blutgefäße
durch leichte Ausdauersportarten (Radfahren, Jogging, Walking) und
Anregung der Kreislauftätigkeit durch mehr Bewegung im Alltag (Trep-
pensteigen, Wechsel zwischen sitzender Tätigkeit und Bewegung, Betäti-
gung der Wadenmuskelpumpe), Wechselduschen (abwechselnd kalte
und warme Güsse, mit kalten Güssen abschließen, sog. Kneippsche
Güsse), Bürstenmassagen (zum Herzen hin).
Hypotonie 139

Besondere Patientengruppen
󠀂 Schwangerschaft: Wegen der hormonellen Weitstellung der Gefäße
kann es zur Hypotonie kommen, mögliche Folge mangelnde Plazen-
tadurchblutung und Mangelversorgung des Feten. Physikalische
Maßnahmen empfehlen, Stützstrümpfe, um das Versacken des Blu-
tes in den Beinen zu vermeiden. Behandlung nur nach ärztlicher
Empfehlung, Etilefrin im 1. Trimenon kontraindiziert, im 2. und 3.
Trimenon strenge Indikationsstellung. Alternative Dihydroergotamin
(Rp) hat die Zulassung für diese Indikation verloren.

α1-Sympathomimetika
Vasokonstriktion peripherer Gefäße durch Stimulation der α1-Rezep-
toren. Einnahme vor 16 Uhr zur Vermeidung von Schlafstörungen.
󠀂 Etilefrin (Effortil®)

Pflanzliche Antihypotonika
Reflektorische Stimulation des Kreislaufzentrums durch Campher. Stei-
gerung der Herzleistung durch Weißdorn, Wirkung als Adaptogen.
󠀂 Campher und Weißdorn (Korodin® Herz-Kreislauf-Tropfen)
140 Hypotonie

Zusatzhinweise
󠀂 Bäder und Waschungen mit anregenden Zusätzen (z. B. Rosmarin)
wirken belebend.
󠀂 Stützstrümpfe unterstützen den Blutfluss aus den Beinvenen Rich-
tung Herz.
󠀂 Viel Trinken (> 2–3 l) hält das Blutvolumen konstant. Empfohlen
werden können Kräuter- und Früchtetee, Obst- und Gemüsesäfte
und natriumreiches Mineralwasser.
󠀂 Alkohol meiden. Vorsicht bei traditionell angewendeten alkoholhal-
tigen Hausmitteln.
󠀂 Sich Zeit lassen beim morgendlichen Aufstehen, evtl. Kaffee oder
schwarzen Tee trinken. Nachts mit erhöhtem Kopfteil schlafen.
Schnelle Lagewechsel vermeiden.
󠀂 Auf eine ausgewogene, vitaminreiche und eher salzreiche Ernäh-
rung achten.
󠀂 Empfehlung von herzstärkenden Salben möglich, z. B. Cor-Vel Truw®
Herzsalbe (s. Herzschwäche S. 119).
󠀂 Vermeidung von Übermüdung und Überlastung. Entspannungstech-
niken anwenden.
󠀂 Bei den Anzeichen für einen drohenden Blutdruckabfall: Hinlegen,
Beine im rechten Winkel hochlagern, bis die Symptome sich bessern.
󠀂 Alternative Heilverfahren: Haplopappus, Crataegus, Weleda® Ros-
marin Aktivierungsbad.
„Immunstärkung“ 141

„Immunstärkung“

Vorbeugung vor Akute Infektion (s. Erkältung Häufige oder anhaltende


Infektionskrankheiten S. 64; Fieber S. 72; behandlungsbedürftige
in Zeiten hoher Blasenentzündung S. 32; Infektionskrankheiten der
Ansteckungsgefahr Herpes S. 115) Atemwege oder ableitenden
Harnwege, Herpes, >4 × im
Zur Unter- halben Jahr
stützung Bei schweren
der Selbst- Symptomen
heilung Arzt Arzt

Autoimmunkrankheiten wie z.B. Ärztliche Diagnose und Therapie:


Multiple Sklerose, progrediente Arzt z.B. zehrende Krankheiten,
Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Erkrankungen des Immunsystems,
Leukämie, HIV-Infektion UAW: z.B. Cortison

Selbstmedikation nach ärztlicher Empfehlung

Ausreichend Schlaf- und Ruhezeiten


Ausgewogene Ernährung

Pflanzliche Immunstimulanzien

Vitamin C

Zink
142 „Immunstärkung“

Wunsch nach Immunstärkung


Bei gehäuftem Durchlaufen von Infektionskrankheiten, bei chronischen
Rezidiven. Ursache: nicht voll ausgebildetes Immunsystem bei Säuglin-
gen und Kleinkindern, vermehrter Kontakt mit Erregern von Infektions-
krankheiten (bei Eintritt in neue Kindergruppen, Kindergarten, Schule,
bei Beginn eines Berufs mit häufigem Menschenkontakt, bei Kontakt mit
erkrankten Personen), geschwächtes Immunsystem z. B. in der Rekon-
valeszenz, durch Ernährungsdefizite, bei Autoimmunkrankheiten, durch
andere Grunderkrankungen. Durchschnittliche Anzahl an Erkältungs-
krankheiten bei Säuglingen 6–8 ×/Jahr, bei Schulkindern 3–5 ×/Jahr,
bei Erwachsenen 1–2 ×/Jahr.

Pflanzliche Immunstimulanzien
Zur unterstützenden Behandlung bei rezidivierenden Infekten der Atem-
wege und der ableitenden Harnwege, evtl. zur Vorbeugung vor Erkältung
oder Abkürzung der Erkrankungszeit. Wirksamkeit nicht gesichert. KI:
Autoimmunerkrankungen (Multiple Sklerose), Tuberkulose, Leukämie.
󠀂 Echinacea purpurea-Kraut (Echinacin®, Esberitox® mono)
󠀂 Echinacea pallida-Wurzel (in Lymphozil® Lutschtabletten)
󠀂 Eleutherokokkwurzel (Eleu-Kokk®)
󠀂 Thuja-Kraut (in Esberitox® Tabletten)

Vitamin C
Steigerung des Immunsystems, wahrscheinlich durch Hemmung der oxi-
dativen Selbstzerstörung der Phagozyten. Zur Verkürzung der Dauer
einer Erkältung. Nicht wirksam bei gesunden Menschen zur Vorbeu-
gung.
󠀂 Ascorbinsäure (Cetebe® Vitamin C retard 500, in Cetebe® Abwehr-
plus)

Zink
Unterstützende Wirkung zur Abwehr von viralen Infektionen. Hemmt
die Vermehrung von Rhinoviren. Kann die Dauer und Schwere von
„Immunstärkung“ 143

Erkältungskrankheiten reduzieren. Einnahme bei den ersten Anzeichen


einer Erkältung.
󠀂 Zink (Zinkorotat-POS®, Zinkit®, in Cetebe® Abwehrplus, in Biolec-
tra® Immun direkt)

Zusatzhinweise
󠀂 Zusätzliche Befeuchtung der Raumluft bzw. der Schleimhäute durch
Inhalation, Raumbefeuchtung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
󠀂 Angemessene Hygiene zur Verhinderung der Ansteckung, z. B. häufi-
ges Händewaschen. Begrüßung per Handschlag vermeiden.
󠀂 Moderates regelmäßiges körperliches Training (Ausdauersport).
󠀂 Ausreichend Schlaf- und Ruhezeiten.
󠀂 Ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen, Mineralstoffen und
Spurenelementen. Hochdosierte Vitamine und Mineralstoffe bei
unausgewogener Ernährung (z. B. Orthomol® immun).
󠀂 Gesunde Lebensführung, nicht Rauchen.
󠀂 Vermeiden von Stress, evtl. Entspannungstraining (Yoga, autogenes
Training), pflanzliche Sedativa (Baldrian, Johanniskraut).
󠀂 Physikalische Verfahren zur Abwehrsteigerung (Abhärtung): Hydro-
therapie (kalte Güsse), Wärmeanwendung, Sauna.
󠀂 Empfehlung spezifischer Immunisierung bei abwehrgeschwächten
Patienten: Impfungen, z. B. Grippeschutzimpfung, Impfung gegen
Pneumokokken, Broncho-Vaxom®, Uro-Vaxom® durch den Arzt.
󠀂 Alternative Heilverfahren: homöopathische Zubereitungen (z. B.
toxiloges®, Contramutan®).
󠀂 Probiotische Kulturen bzw. Bakterienlysate zur Sanierung des
Magen-Darm-Trakts als Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel
(z. B. Omniflora®, Kijimea®). Bakterienautolysate als Kur (Pro Symbi-
oflor®, Symbioflor® 1, Symbioflor® 2).
144 Insektenschutz

Insektenschutz

Wunsch nach Insektenschutz

Ärztliche Diagnose und Therapie:


Hyperreaktivität gegenüber Insekten-
Arzt Desensibilisierung, Notfallbehand-
stichen; Allergie
lungsset

Schutz gegen Zecken zur Vermeidung


Arzt FSME-Impfung
von Infektionen

Schutz vor Malaria in entsprechenden Malariaprophylaxe,


Gebieten Arzt Stand-By-Therapie

Zusätzlich

Vermeidung des Insektenkontakts


durch Verhalten, Kleidung und
Mückennetze

Insektensprays Repellenzien zur


für Räume Insektenabwehr
Insektenschutz 145

Insektenschutz
Vernichtung oder Abwehr von Insekten zur Verhinderung von Stichen
und Bissen und damit verbundenen allergischen und entzündlichen
Reaktionen, zur Prophylaxe von Krankheiten, die durch Insekten über-
tragen werden, z. B. FSME oder Borreliose durch Zecken, Malaria durch
Mücken.

Insektensprays
Zum Abtöten von fliegenden und kriechenden Insekten in geschlossenen
Räumen. Anwendungshinweise beachten: Einatmen des Sprühnebels,
Benetzen der Haut und Schleimhäute vermeiden, besondere Vorsicht bei
Säuglingen, Kleinkindern und Kranken. Tiere und Lebensmittel aus dem
entsprechenden Raum entfernen. Nach dem Sprühen den Raum verlas-
sen, ausreichend lange einwirken lassen (10–20 Min.), anschießend aus-
reichend lange lüften (20 Min.). Anwendung auch als elektrischer Ver-
dampfer für die Steckdose.
󠀂 Pyrethrumextrakte, Piperonylbutoxid (Mepha Insektenkiller ®, Nexa
Lotte®, Celaflor®)

Repellenzien
Zur Insektenabwehr auf der Haut. Verdampfen auf der Haut bei Raum-
temperatur, wirken indem sie bei Insekten entweder zu einer unangeneh-
men Reizung führen oder die Ortung des Wirts unmöglich machen.
Gleichmäßig auf alle Hautpartien auftragen, bei Nachlassen der Wirkung
wiederholen. Nicht in die Augen, auf Schleimhäute oder offene Wunden
bringen. Keine großflächige Anwendung bei Säuglingen und Kleinkin-
dern. Stärkste Wirkung für DEET-haltige Produkte (> 20 %), nahezu
gleich starke Wirkung, bessere Hautverträglichkeit für Icaridin.
󠀂 Diethyltoluamid (Autan® Family Care Soft Spray, Antibrumm® forte)
󠀂 Icaridin (Autan® Protection plus, Family Care Pumpspray, Anti-
brumm® classic, Mosquito® protect Mückenschutzspray)
󠀂 Ethyl-3-(butylacetylamino)propionat aus Pelargoniumextrakt (Pery-
san®)
146 Insektenschutz

󠀂 P-Menthan-3,8-diol (Perysan® Mepha Insektenschutz, Mosquito®


Mückenschutzspray)
󠀂 Natürliche ätherische Öle z. B. Minzöl, Eukalyptusöl, Nardenöl;
Zitronellöl (Zanzarin®)

Zusatzhinweise
󠀂 Mücken mit Fliegen-/Mückengitter vor den Fenstern und Mücken-
netzen um den Schlafplatz bzw. den Kinderwagen abhalten.
󠀂 Haut möglichst mit langer, heller Kleidung aus festem Stoff bede-
cken, um Stiche zu verhindern.
󠀂 Mücken werden von Gerüchen anlockt, die möglichst vermieden
werden sollten. Schweiß- und Fußgeruch vermeiden. Kein Parfum
oder duftende Körperpflegeprodukte verwenden.
󠀂 Gebiete mit hohem Insektenrisiko vermeiden (für Mücken z. B. ste-
hende Gewässer, Regentonne, Gartenteich, Sumpfgebiete).
󠀂 Je höher der Wirkstoffgehalt, umso stärker die Wirkung, spezielle
Präparate für verschiedene Urlaubsregionen (z. B. Europa, Tropen).
󠀂 Wirksamkeit von ätherischen Ölen zur Insektenabwehr (Citronell-,
Pfefferminz-, Nelkenöl) individuell unterschiedlich: geringe Reich-
weite, enges Wirkspektrum, kurze Wirkdauer.
󠀂 Akustische Abwehrstecker („Buzzer“), UV-Fallen, Arm- oder Hals-
bänder, Einnahme von Vitamin B1 (z. B. B1-Kattwiga® Tabletten) zur
Insektenabwehr nachweislich unwirksam.
󠀂 Wenn gleichzeitig Sonnenschutz aufgetragen werden soll, erst den
Sonnenschutz, 15–20 Min. später das Repellent auftragen.
Insektenstiche 147

Insektenstiche

Schwellung, Quaddelbildung, Juckreiz Symptome nach Stich, Biss breiten sich


mit zentraler sichtbarer Einstichstelle; aus; allgemeines Unwohlsein, Übelkeit,
nur lokale entzündliche Reaktion Fieber, Schüttelfrost; Atemnot; Gelenk-
beschwerden; untypisches Fieber nach
Aufenthalt in Malariagebieten

Stiche von Wespen, Bienen, Hornissen Arzt


bei Kleinkindern; Stiche oder Bisse in Ärztliche Diagnose:
die Zunge, Halsregion, Augenpartie; Arzt z.B. allergische Reaktion auf Arzt
mehrere Stiche; bekannte Allergie auf Insektengift; anaphylaktischer
Wespen- oder Bienenstiche Schock; parasitäre Hauter-
krankungen; andere Hauter-
krankungen (s. Ekzem S. 57);
systemische Erkrankungen
Ursache für Stiche oder Bisse ein- durch Infektion (z.B. Malaria,
deutig und bekannt FSME, Borreliose)

Zur Erstversorgung, Selbstmedikation nach ärztlicher Diagnose

Flohbisse Mücken-, Bremsen-, Zeckenbiss


Bienen-, Wespenstiche;
bei Bienen Stachel mit
Vernichtung der Flöhe Pinzette entfernen FSME-Impfung
Bei Bedarf

Kühlung und Juckreizlinderung durch >1 Zeckenbiss aus einem


Kälte FSME-Endemiegebiet Vedacht
auf FSME
Juckreizlinderung mit H1-Antihista- Starke Kopfschmerzen, Fieber
minika ohne Erkältungssymptome Vedacht
auf FSME;
Betäubung von Schmerz und Juckreiz Bissstelle über mind. 4 Wochen Behand-
durch Lokalanästhetika beobachten: Auftreten einer kreis- lung
förmig wachsenden Rötung (Ery-
Entzündungshemmung und Juckreiz- thema chronica migrans); Auftreten Verdacht
linderung durch Hydrocortison von Fieber und Gelenkschmerzen auf Lyme-
(s. auch Hautentzündungen S. 108) ohne erkennbare Ursache Borreliose

Keine deutliche Besserung innerhalb von 24 Std.


Auftreten von Fieber nach Mückenstichen in Malariagebieten
148 Insektenstiche

Insektenstiche
Durch eine Vielzahl von Parasiten (z. B. Mücken, Bremsen, Bienen, Wes-
pen, Hornissen, Zecken, Flöhe) hervorgerufene Hauterscheinung. Vor-
ausgegangen ist immer ein Stich oder ein Biss. Symptome sind Schwel-
lung der Einstichstelle und der Umgebung, Rötung, Juckreiz und Wär-
meentwicklung. Zusätzlich können bei systemischer Reaktion
Allgemeinsymptome auftreten, wie Fieber, Übelkeit, Herz-Kreislaufbe-
schwerden. Cave: Übertragung von Infektionskrankheiten (FSME, Borre-
liose, Malaria in betroffenen Gebieten): Arztbesuch erforderlich.

Kälte
Linderung des Juckreizes und der Entzündungsreaktion durch Kälte-
reize. Cold-Packs nicht direkt auf der Haut (Einschlagen in ein Tuch) und
nicht zu lange anwenden, sonst Gefahr lokaler Erfrierungen. Essigsaure-
Tonerde-Lösung als Umschlag wirkt kühlend und leicht adstringierend.
Alternativen: Umschläge mit Alkoholika oder Quark.
󠀂 Kältepacks (ColdHot® Pack, Mobilat® Kältepack) für die Sofortan-
wendung
󠀂 Zinkoxid-Schüttelmixtur
󠀂 Liquor Aluminii acetico-tartarici (Essitol® Tabl. zur Herstellung einer
Lösung)
󠀂 Minzöl (After Bite®, JHP-Roedler®)
󠀂 Kühlendes Gel (Brand- und Wundgel Medice®, Systral® Kühlgel)

H1-Antihistaminika
Juckreizstillende Wirkung durch Unterdrückung der Histaminwirkung.
Die Gelgrundlage hat kühlende Wirkung. Üblicherweise lokale Anwen-
dung: schwache Wirksamkeit zu erwarten. Bei schweren allergischen
Reaktion systemische Anwendung. Bei Einnahme kann vor allem bei
Dimetinden als NW Müdigkeit auftreten, WW mit Alkohol und zentral
dämpfenden Medikamenten.
󠀂 Dimetinden (Fenistil® Gel, Dragees)
󠀂 Bamipin (Soventol® Gel)
Insektenstiche 149

󠀂 Chlorphenoxamin (Systral® Creme)


󠀂 Loratadin (Lorano® akut Tabletten)
󠀂 Cetirizin (Cetiderm® Tabs)

Lokalanästhetika
Betäubung von Schmerz und Juckreiz durch Rezeptorblockade. Keine
großflächige Anwendung, Sensibilisierungen möglich.
󠀂 Polidocanol = Macrogollaurylether (Anaesthesulf® Lotio, in Brand-
und Wundgel Medice®)
󠀂 Lidocain (Xylocain® Gel)

Hydrocortison
Analgetische, juckreizstillende und antiphlogistische Wirkung. KI: Kin-
der < 6 J.
󠀂 Hydrocortison 0,25–0,5 % (Soventol® HydroCort 0,25 %, 0,5 %, Ebe-
nol®)
150 Insektenstiche

Zusatzhinweise
󠀂 Prophylaktische Anwendung von Repellenzien (s. auch Insekten-
schutz S. 144).
󠀂 Sinnvoller Einsatz von Mückenschutzgittern, Moskitonetzen.
󠀂 Ätherische Öle (z. B. Zitronenöl) in die Duftlampe als natürliche
Repellenzien.
󠀂 Langärmelige, helle Schutzkleidung bei Exposition.
󠀂 Keine Parfüms oder stark riechende Körperpflegemittel verwenden,
um Anlockung von Insekten zu verhindern.
󠀂 Menschen mit bekannter Allergie auf Bienen- oder Wespenstiche
sollten immer ein Notfallset mit sich führen. Bei Stichen ist sofort der
Notarzt zu rufen. Langfristig ist eine Hyposensibilisierung sinnvoll
(spezifische Immuntherapie, SIT).
󠀂 Bei Zeckenbissen auf die korrekte Entfernung der Zecke hinweisen
(Zeckenzange), Gefahr von FSME und Lyme-Borreliose. Desinfektion
der Bissstelle zur Vermeidung entzündlicher Hautreaktionen (Octe-
nisept®)
󠀂 Insektenstichpflaster (z. B. von Draco®) zur Hautberuhigung und
Schutz vor Kratzen.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Combudoron® Gel oder Combudoron®
flüssig. Homöopathika: Apis bei Bienen- oder Wespenstichen,
Ledum bei anderen Insektenstichen, verwendete Potenzen in der
Selbstmedikation bis D 30.
Ischiasschmerzen 151

Ischiasschmerzen

Akute Rückenschmerzen im Lenden- Chronische Rückenschmerzen;


bereich; ins Bein ziehende Schmerzen; Beschwerden seit >48 Std. oder
Beschwerden seit < 48 Std. wiederholt

Arzt

Zusätzliche Beschwerden: Kribbeln, Ärztliche Diagnose:


Taubheitsgefühl in Gesäß, Beinen oder z.B. Ischialgie; Bandscheibenvorfall;
Füßen; Bewegungseinschränkung; Arzt rheumatische Erkrankungen; Tumoren
Kinder und Jugendliche bis 18 J.; der Wirbelsäule und des Retroperito-
Beschwerden in der Schwangerschaft neums

Weiterbehandlung nach ärztlichem Rat


Arzt

Gegen neuralgische Beschwerden,


Nervenentzündung perorale oder
externe Analgetika/ NSAR

Wärmeanwendung in Form von


Salben, Pflastern oder Bädern bei
Muskelverkrampfung durch Fehlhal-
tung

Bei anhaltenden Beschwerden über weitere 72 Std.


152 Ischiasschmerzen

Ischiasschmerzen (Ischias-Syndrom)
Schmerzen im Lendenwirbelbereich und Bereich des Ischiasnervs, die
ins Bein bis zum Fußaußenrand strahlen und sich ggf. beim Husten oder
Niesen verstärken. Ursache: Reizung der Nervenwurzeln des Nervus
ischiadicus, z. B. meist durch nichtspezifische Rückenschmerzen. Nur
leichte Beschwerden können in der Selbstmedikation therapiert wer-
den, wiederholt auftretende Beschwerden, vor allem auch starke
Beschwerden mit neurologischen Ausfällen (Taubheitsgefühl, Blasen-
störungen, starke Bewegungseinschränkungen) müssen durch eine
ärztliche Diagnose geklärt werden. Notwendig ist es vor allem, körperli-
che Bewegung beizubehalten, evtl. in Kombination mit einer effektiven
Schmerztherapie, um eine Chronifizierung zu vermeiden.

Analgetika/NSAR
Symptomatische Behandlung, um Schonhaltungen, daraus folgende Ver-
spannung und Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden. Lösung
der Verspannung. Einnahme von Ibuprofen oder Diclofenac als Mittel
der Wahl in der Selbstmedikation. Systemische Anwendung immer mit
der niedrigsten noch wirksamen Dosierung, so kurzfristig wie möglich.
Anwendung in der Selbstmedikation auf 3 Tage wg. GI-Risiko beschrän-
ken. Externe Anwendung nur bedingt wirksam. Ibuprofen, Diclofenac
und Acetylsalicylsäure, KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung,
Asthma, Kinder < 12 J., Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutge-
rinnungshemmern. Cave Paracetamol, KI: Leberschädigung, WW mit
Alkohol.

Interne Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Aktren® forte, Dolormin® extra)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS, Aleve®)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)
Ischiasschmerzen 153

Externe Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme/Gel, doc® Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel/Wirkstoffpflaster, Diclac®
Schmerzgel, Flector® Schmerzpflaster)
󠀂 Indometacin (Indo Top® ratiopharm Spray, Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
󠀂 Beinwell (Kytta® Schmerzsalbe)
󠀂 Arnika (doc® Arnika Creme)

Hyperämisierende Externa
Lösen der muskulären Verspannung durch Wärme. Anwendung in Form
von Salben, Pflastern oder Bädern. Wärmende, durchblutungsfördernde
Wirkstoffe in Salben manchmal in Kombination mit externen Antiphlo-
gistika. Anwendung kann bei akuten Beschwerden Linderung bringen.

Salben
󠀂 Methylnicotinat plus Beinwell (in Kytta® Balsam F)
󠀂 Nonivamid (in Finalgon® Wärmecreme stark)
󠀂 Capsaicin (Hansaplast® med ABC Wärme Creme Capsicum, Final-
gon® CPD Wärmecreme)

Pflaster
󠀂 Capsaicin (in Hansaplast® med ABC-Wärme-Pflaster Capsaicin)
󠀂 Nonivamid (Hansaplast® med ABC-Wärme-Pflaster Sensitiv)

Bäder
󠀂 Benzylnicotinat (Pernionin® Thermo-Teilbad/Vollbad)
154 Ischiasschmerzen

Zusatzhinweise
󠀂 Von Bettruhe soll abgeraten werden. Die Beibehaltung von körperli-
cher Bewegung bringt schnelles Abklingen der Beschwerden.
󠀂 Von der Anwendung von Kälte soll abgeraten werden.
󠀂 Einnahme von Magnesium gegen Muskelkrämpfe, verursacht durch
Magnesiummangel; zur Senkung der Krampfbereitschaft der Musku-
latur.
󠀂 Bei chronischen, rezidivierenden Beschwerden können Massagen
unterstützend empfohlen werden.
󠀂 Rückenschmerzen vorbeugen durch regelmäßige Kräftigung der
Rückenmuskulatur mit Hilfe abgestimmter Gymnastik, Rückenschu-
len.
󠀂 Entspannungsmethoden wie progressive Muskelrelaxation ist bei
chronischen Beschwerden hilfreich, kann auch bei akuten und sub-
akuten Ischiasbeschwerden eingesetzt werden.
󠀂 Bei länger als 3 Tage anhaltenden Schmerzen sollte eine ärztliche
Schmerztherapie, evtl. unter Einsatz prophylaktischer Protonen-
pumpeninhibitoren, unter Berücksichtigung des Alters und der
Komorbidität des Patienten eingeleitet werden.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Rhus toxicodendron, Arnica.
Juckreiz 155

Juckreiz

Juckreiz auf der Kopfhaut (s. Schuppen S. 273; Läusebefall S. 166)

Juckreiz im Genital- vor allem Vaginalbereich (s. Vaginalmykose S. 308,


s. Wechseljahrsbeschwerden S. 336)

Juckreiz im Analbereich (s. Hämorrhoiden S. 102; Pilzerkrankung der


Haut S. 228; Wurmerkrankungen S. 348)

Juckreiz an den Füßen (s. Fußpilz S. 81; Pilzerkrankung der Haut S. 228)

Juckreiz lokal Juckreiz am ganzen


begrenzt Körper

Insektenstich Akute, starke Beschwerden Chronische Beschwerden


(s. S. 147):
z.B. Mücke,
Biene, Floh Arzt

Ärztliche Diagnose: z.B.


Arzt
UAW; Lebererkrankungen;
Ekzem (s. S. 57) Diabetes mellitus;
Arzt
Schuppenflechte; Neuro- Nach ärztlicher
dermitis; Kontaktallergie; Diagnose
Urtikaria; Mykosen
Geeignete Körperpflege;
Pflege der trockenen und
empfindlichen Haut

Milde Reinigung, Fettung


der Haut, Harnstoff zur Re-
hydrierung der Hornschicht
156 Juckreiz

Juckreiz (Pruritus)
Hautjucken meist mit zwanghaftem Kratzen. Begleiterscheinung von
Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis, Pilzerkrankungen), Erkrankun-
gen der inneren Organe (z. B. Cholestasesyndrom, Diabetes mellitus)
oder ohne nachweisbare auslösende Faktoren (z. B. bei trockener Haut).
Bei Verdacht auf Allergie (s. allergische Hautreaktion S. 17).

Reinigung
Milde, pH-neutrale, evtl. rückfettende Reinigung der Haut.
󠀂 Eucerin® pH 5 Creme Duschöl, Balneum® intensiv Dusch- und
Waschlotion, Ducray Oleobal® med Dusch- und Badeöl, Avène Cold
Creme rückfettendes Duschgel, Bepanthol® Dusch- und Waschlotion

Rückfettende Basispflege der Haut


Basistherapie in Rücksichtnahme auf den individuellen Hautzustand.
Zur intensiven Pflege der Haut. Die Verträglichkeit muss individuell
getestet werden.
󠀂 Fettsalben (Unguentum emulsificans (aquosum), Linola® fett Creme,
Excipial® Mandelölsalbe)
󠀂 Natürliche pflanzliche Öle (Weleda® Sanddorn Pflegeöl, Mandelöl,
Johanniskrautöl)
󠀂 Ölbäder (Balneum Hermal® F, Linola® fett N Ölbad, Neuroderm®
Mandelölbad , Ducray Oleobal® med Dusch- und Badeöl)

Lokale Prurituslinderung
Kurzfristige Prurituslinderung mit unterschiedlichen Wirkprinzipien.
Harnstoff zur Rehydrierung. Cave: Harnstoff hat evtl. starke Reizwirkung
auf entzündete Haut. Salzbäder: nach dem Baden mit klarem Wasser
abduschen, da verbleibendes Salz den Juckreiz verstärken kann. Lokala-
naesthesie durch Polidocanol. Kühlung durch Campher und Menthol:
Cave Allergiegefahr.
Juckreiz 157

󠀂 5 % Harnstoff in Unguentum emulsificans aquosum, Widmer Reme-


derm® Creme, Eucerin® TH Salbe 10 % Urea, in Optiderm® Creme
oder Fettcreme
󠀂 Salzbäder (Dermasel® Totes Meer Salz Bad Pur)
󠀂 Polidocanol (Brand- und Wundgel® Medice, in Optiderm®, Anaest-
hesulf® Lotion, in Balneum® Hermal plus)
󠀂 Gerbstoffe (Tannolact®, Tannosynth®)
󠀂 Campher/Menthol (z. B. Menthol 0,25 % in Unguentum emusifans
aquosum)

Zusatzhinweise
󠀂 Den Juckreiz verstärken oft Stress, Schweiß, hohe Raumtemperatur,
enge hautreizende Kleidung, heiße Getränke, Alkohol, scharf
gewürzte Speisen. Auslöser nach individueller Verträglichkeit mei-
den.
󠀂 Zufuhr ungesättigter Fettsäuren zur Verbesserung der Lipidzusam-
mensetzung der Haut z. B. Nachtkerzenöl (2 × 2000–3000 mg/d =
2 × 160–240 mg γ-Linolensäure, Epogam® Kapseln, Efamol®
500  Kapseln) oder Borretschöl (Glandol®). Lokale Anwendung von
Omega-Fettsäuren (Eucerin® AtopiControl).
󠀂 Bei juckender Haut eines alten Menschen ist manchmal Flüssigkeits-
mangel die Ursache: Flüssigkeitszufuhr erhöhen.
󠀂 Alternative Heilmethode: Sulfur, Silicea, Konstitutionsmittel, Cardio-
spermum (Halicar®, Dermaplant®), Dolichos.
158 Kontaktlinsenpflege

Kontaktlinsenpflege

Dauerlinsen Kurzzeitlinsen
Harte, halbharte oder weiche Kontaktlinsen (KL)

Wochen-, Monatslinsen Tageslinsen

Tägliche Reinigung, Desinfektion und Aufbewahrung der KL Keine Pflege notwendig

Für weiche Vor dem


und halbharte KL Einsetzen der KL

Intensivreinigung für weiche Tränenersatzflüssigkeiten


und halbharte KL 1 ×/Woche als Benetzungslösung vor
vor dem nächsten Einsetzen allem für weiche KL, aber
Reinigen, Spülen und Auf- auch für harte
bewahren

Kontaktlinsen, Kontaktschalen, Haftschalen


Der Hornhaut oder dem vorderen Augapfel angepasste, durchsichtige
Schalen aus hartem oder weichem Kunststoff zur Behandlung von Seh-
fehlern. Im Gegensatz zur Brille erhöhter Pflegebedarf, bei mangelnder
Pflege mechanische Irritationen, allergisch-toxische Reaktionen, Infek-
tionen.

Kurzzeitlinsen
Tages-, Wochen- oder Monatslinsen mit individueller Dioptrie. Durch
zeitlich begrenzte Anwendung der Linse reduzieren sich das Kontamina-
tionsrisiko und der Pflegeaufwand. Kombinationslösungen zur Reini-
gung, Desinfektion und Aufbewahrung sind ausreichend.
󠀂 Lenscare® Seeone
Kontaktlinsenpflege 159

Reinigung
Entfernen von Staub- und Schmutzpartikeln, von Schleim- und Lipidab-
lagerungen aus dem Tränenfilm, von Kosmetika. Inhaltsstoffe meist Ten-
side, Chelatbildner (EDTA). Für die Reinigung Linse in die Handfläche
legen, mit ca. 10 Trofen Reinigungsflüssigkeit beträufeln und mit einem
Finger für ca. 30 Sek. reiben. Kombilösungen zur Reinigung, Desinfek-
tion und Aufbewahrung für weiche Dauerlinsen und für Kurzzeitlinsen
(Wochen- bzw. Monatslinsen) geeignet.
󠀂 Total Care® Desinfektions-Aufbewahrungslösung
󠀂 Lenscare®-Kombilösung

Intensivreinigung
Enzymatische Reinigung von Protein-, Lipid- oder Kohlenhydratresten.
Anwendung bei weichen oder halbharten (atmungsaktiven) Kontaktlin-
sen 1 ×/Woche. Intensivreiniger häufig in Form von Tabletten oder Pul-
vern, aufzulösen in vorgegebener Lösung (isotonische Kochsalzlösung
oder Wasserstoffperoxidlösung). Einwirkzeiten einhalten, meist reichen
10–15 Min.
󠀂 Totalcare® Proteinentfernung, Lenscare® Proteinentferner Tabletten

Desinfektion und Aufbewahrung


Nach jeder Reinigung Desinfektion in der Aufbewahrungslösung zur
Vorbeugung vor Infektionen.
󠀂 Totalcare® Desinfektions- und Aufbewahrungslösung, Lenscare®
Aufbewahrung für harte Linsen,
󠀂 Kombilösungen (Lenscare® Kombilösung)

Desinfektion mit H2O2 vor allem für weiche Dauer-KL optimal geeignet.
Verwendung von 3 %iger Wasserstoffperoxidlösung, Einwirkzeit 20 Min.
Für harte KL längere Einwirkzeiten notwendig. Im Anschluss Spülen der
KL mit Neutralisationslösungen, um H2O2 aus der Linse (enzymatisch)
zu entfernen. Häufig auch Platinkatalysatoren in der Aufbewahrungs-
dose. Neutralisationslösung als Aufbewahrungslösung für die Nacht.
󠀂 H2O2 (AO-Sept plus)
160 Kontaktlinsenpflege

Benetzungslösung
Zur Bildung eines Gleitfilms, auf dem die Linse auf dem Auge schwimmt.
Künstliche Tränenflüssigkeit. Benetzung der weichen KL vor dem Einset-
zen, während des Tragens bei Fremdkörpergefühl, trockenem Auge, vor
dem Herausnehmen zum Schutz der Linse. Benetzung der harten KL zur
Verminderung des Fremdkörpergefühls.
󠀂 Vislube®, Vidisept® EDO, Blink® Contacts, Lenscare® Drops

Zusatzhinweise
󠀂 Während der Behandlung des Auges mit wirkstoffhaltigen Augen-
tropfen, sollten die Linsen möglichst nicht getragen werden: Einla-
gerung von Arzneistoffen ins Linsenmaterial.Haltbarkeit von Kon-
taktlinsen: harte Linsen ca. 4 Jahre, weiche Linsen ca. 1–2 Jahre.
Haltbarkeit abhängig von Pflege.
󠀂 Bei der Einnahme von z. B. β-Blockern und oralen Kontrazeptiva
kommt es zu einem verminderten Tränenfluss und zu einer schlech-
teren Verträglichkeit von Kontaktlinsen.
󠀂 Bei der Abgabe von Augentropfen auf Kontaktlinsenverträglichkeit
achten, Adhäsion des Konservierungsmittels der Augentropfen an
KL. In der Zeit der Behandlung auf weiche KL verzichten. Harte KL vor
der Anwendung herausnehmen, 10–15 Min. später wieder einset-
zen.
Kopfschmerzen 161

Kopfschmerzen

Akute Kopfschmerzen; Schmerzdauer Über 24 Std. andauernde, immer


<24 Std.; Häufigkeit <10 ×/Monat wiederkehrende Kopfschmerzen;
Häufigkeit >10 ×/Monat

Arzt

Anfallsartiger Kopfschmerz; Kopf- Ärztliche Diagnose:


schmerzen ungewöhnlicher Stärke; Arzt z.B. Migräne; chronischer Spannungs-
Kopfverletzungen kopfschmerz; Cluster-Kopfschmerz;
Kopf- und Gesichtsneuralgien;
Meningitis; Schädeltrauma; vaskuläre
Störungen; Sinusitis; grippaler Infekt;
Zusätzliche Symptome:
Hypertonie; Sehschwäche, Glaukom-
Hohes Fieber >39 °C;
anfall.
neurologische Ausfallssymptome: Arzt
UAW: z.B. Nitrate, Calciumantago-
Lähmungen, Gefühlstörungen,
nisten, Missbrauch von Analgetika
Sehstörungen, Schwindel, Erbrechen,
Sprachstörungen, Störungen der
Merkfähigkeit, Nackensteifigkeit, Arzt Arzt
Verschlimmerung bei Bewegung;
Kinder <7 J.

Kopfschmerz dumpf- Kopfschmerz pulsierend, Andere Arten von


drückend, Bandgefühl, pochend, stechend, häufig Kopfschmerz
Benommenheit, meist halbseitig, Licht- und Lärm-
ganzseitig empfindlichkeit, Übelkeit, evtl.
Erbrechen (s. Migräne S. 176)

Spannungskopfschmerz

Bei ausbleibender Besserung, bei immer wieder-


Analgetika zur Schmerz- kehrenden Kopfschmerzen >10 ×/Monat
behandlung
162 Kopfschmerzen

Spannungskopfschmerz
Sporadischer (< 1 ×/Monat), häufiger (1–14 ×/Monat) oder chronischer
Kopfschmerz (> 15 d/Monat) von milder bis mittlerer Schmerzintensität,
dumpf-drückendem Charakter, meist ganzseitig, manchmal in Beglei-
tung von Licht- oder Lärmempfindlichkeit, meist aber ohne vegetative
Begleiterscheinungen. Normalerweise keine Verstärkung durch körperli-
che Routinetätigkeiten (Gehen, Treppensteigen). Auslöser sind z. B.
Stress, Fehlhaltungen, muskuläre Verspannungen im Nackenbereich.
Etwa 90 % aller Menschen mit Kopfschmerzen leiden entweder an Mig-
räne, an Spannungskopfschmerz oder einem Kombinationskopf-
schmerz. Häufige Kopfschmerzen neigen zu Chronifizierung. Bei Kopf-
schmerzen an mehr als 10 d/Monat ärztliche Therapie empfehlen.

Analgetika
Symptomatisch gegen Schmerzen. Ausreichend hohe Dosierung anwen-
den. Einsatz in der Selbstmedikation nicht länger als 3 Tage hintereinan-
der. Ibuprofen (200‒400 mg), Acetylsalicylsäure (500‒1000 mg) u. Dicl-
ofenac (12,5‒25 mg), KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung,
Asthma, Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshem-
mern. Acetylsalicylsäure nicht für Kinder < 12 J. Ibuprofen und Diclofe-
nac in der Selbstmedikation nicht länger als 3 Tage. Paracetamol
(500‒1000 mg, Mittel der 2. Wahl), Maximaldosierungen beachten, KI:
Leberschädigung, WW mit Alkohol. Kombination von ASS, Paracetamol
u. Coffein zur kurzfristigen Behandlung empfehlenswert, Coffein ver-
stärkt die Wirkung der Arzneistoffe, NW von Coffein: Einschlafstörun-
gen. Cave: Analgetikainduzierter Kopfschmerz durch regelmäßige
Anwendung > 10 ×/Monat.
Andere Schmerzmittel (z. B. Naproxen, Phenazon, Propyphenazon oder
andere Kombinationen) werden wegen nicht ausreichender Studienlage
von den Fachgesellschaften nicht empfohlen.
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Ibuprofen (Dolormin® extra, Aktren® forte)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
Kopfschmerzen 163

󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®, Vivimed® N gegen Fieber und Kopf-


schmerzen)
󠀂 ASS, Paracetamol, Coffein (Neuralgin®, Thomapyrin® intensiv)

Zusatzhinweise
󠀂 Bekannte Auslöser vermeiden, z. B. Alkohol, Nicotin, Coffeinentzug.
󠀂 Ausreichende Ruhezeiten, ausreichende Schlafdauer.
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, mind. 1,5 l/d.
󠀂 Methoden zur Muskelentspannung: progressive Entspannung nach
Jacobsen, Yoga, autogenes Training.
󠀂 Rückentraining, Muskelaufbautraining im Nackenbereich zur Entlas-
tung der Halswirbelsäule.
󠀂 Großflächiges Auftragen von Minzöl auf Schläfen oder Stirn (z. B.
Euminz®, JHP® Roedler).
󠀂 Hausmittel: Schwarzer Kaffee mit Zitronensaft.
󠀂 Sportliche Betätigung mit Ausdauersportarten (Joggen, Radfahren,
Schwimmen).
󠀂 Bei häufigeren Kopfschmerzen: Führen eines Kopfschmerz-Tage-
buchs zur Selbstkontrolle.
164 Lactoseintoleranz

Lactoseintoleranz

Bauchschmerzen oder -krämpfe, Durchfälle Ärztliche Diagnose:


oder Blähungen im Anschluss an Mahlzeiten Ausschluss schwerwiegender
Erkrankungen, Colitis ulcerosa,
Morbus Crohn, Reizdarm-
syndrom, Lactose-Intoleranz,
Diagnose Lactoseintoleranz bekannt Arzt Kohlenhydrat-Malabsortption

Unterstützung der ärztlichen Therapie

Vermeiden der unverträglichen Kohlen- Ersatz des fehlenden lactose-


hydrate in der Nahrung; Bei Lactoseintole- spaltenden Enzyms Lactase vor
ranz Verzicht auf Milchprodukte je nach einer lactosehaltigen Mahlzeit
Verträglichkeit

Lactoseintoleranz
Angeborene Störung (Gendefekt) des Abbaus von Lactose, Lactaseman-
gel, meist aber physiologische Abnahme der Lactaseaktivität im Laufe
der ersten Lebensjahre mit der Folge von Lactoseunverträglichkeit. Leit-
symptome sind in kurzem Abstand nach milchzuckerhaltigen Mahlzeiten
Durchfälle und Darmkrämpfe, die osmotisch bedingt bzw. Folge der
unvollständigen Verdauung und Vergärung der Kohlenhydrate durch
Darmbakterien sind. Andere Formen von Kohlenhydratmalabsortions-
störungen: Glucose-Galactose-Malabsortion, Saccharoseintoleranz,
Maltoseintoleranz.
Lactoseintoleranz 165

Lactase
Ersatz des lactosespaltenden Enzyms Lactase bei Bedarf und Zufuhr
einer lactosehaltigen Mahlzeit. Dosierung individuell je nach aufgenom-
mener Menge Lactose.
󠀂 Lactase (Allergolact®, Laluk® 4500, Lactostop®, Lactrase®)

Zusatzhinweise
󠀂 Beachtung der individuellen Verträglichkeit: Milchprodukte in klei-
nen Mengen werden oft gut vertragen, größere Mengen nicht.
Joghurt wird oft besser vertragen als Frischmilch oder Sahne. Alter,
gereifter Käse ist quasi lactosefrei.
󠀂 Lactose als Hilfsstoff zur Tablettenherstellung wird in den eingesetz-
ten kleinen Mengen von den meisten Betroffenen gut vertragen, aus
Vorsicht aber gerne vermieden.
󠀂 Durch Vermeidung von Milchprodukten ist das Osteoporoserisiko
erhöht. Deshalb Substitution von Calcium zur Osteoporoseprophy-
laxe besonders bei Frauen (z. B. Calcium Sandoz® forte) empfehlens-
wert.
166 Läusebefall

Läusebefall

Befall mit Kleiderläusen Befall mit Kopf- oder


Filzläusen

Entfernung aller Läuse Behandlung aller Meiden aller Gemein-


von den Gegenständen Kontaktpersonen mit schaftseinrichtungen
des täglichen Gebrauchs antiparasitärem Mittel (Schule, Kindergarten),
durch Waschen, Absau- zum Abtöten der um Verbreitung der
gen, Aushungern, Läuse und soweit Läuse zu verhindern
Erfrieren möglich der Nissen

Erlaubnis
zum Besuch
von
Gemein-
schaftsein-
richtungen

Nissenkamm (und Ärztliche Untersuchung


evtl. Pinzette) zur Arzt
hinsichtlich Läuse- bzw.
vollständigen Entfer- Nach Ent- Nissenbefall
nung der Nissen aus fernung
den Haaren aller
Nissen
Läusebefall 167

Läusebefall (Pedikulose)
Kopfläuse: Befall der Kopfhaare mit Läusen, starker Juckreiz im Haaran-
satz und im Nacken, oft aufgekratzte, infizierte Kratzstellen, Nissen vor
allem am Haaransatz, im Nacken und über den Ohren.
Filzläuse: Befall der Schamhaare.
Kleiderläuse: Einstichstellen am ganzen Körper mit Aussparung der
Kopf- und Genitalregion.

Antipedikulöse Mittel
Haare mit der notwendigen Menge des verwendeten Mittels tränken,
ausreichend lange einwirken lassen. Anwendung nach 9–10 Tagen wie-
derholen. Anwendung auf trockenem oder feuchtem Haar nach Anwei-
sung. Einwirkzeiten: Permethrin 45 Min., danach 3 Tage nicht auswa-
schen; Pyrethrum 30–45 Min.; Allethrin 30 Min.; Dimeticon 30 Min.,
danach 8 Std. nicht auswaschen.
󠀂 Permethrin (Infecto Pedicul®)
󠀂 Pyrethrumextrakt (Goldgeist® forte)
󠀂 Allethrin (in Jacutin® Pedicul Spray)

Besondere Patientengruppen
Schwangere und Stillende: Physikalische Mittel bevorzugen. Haare mit
einem handelsüblichen Conditioner einschäumen, mit einem geeigne-
ten Nissenkamm (z. B. Nisska®) auskämmen und herausgekämmten
Schaum auf Läuse untersuchen. Bei tägl. Durchführung keine weitere
Behandlung notwendig.

Dimeticon- und ölhaltige Sprays bzw. Lösungen umhüllen die Kopfläuse,


verkleben die Atemöffnungen und ersticken die Laus.
󠀂 Dickflüssiges Paraffin (Mosquito® med Läuseshampoo 10)
󠀂 Dimeticon (Nyda®, Etopril® Lösung, Jacutin® Pedicul fluid)
168 Läusebefall

Zusatzhinweise
󠀂 Läusebefall ist kein Zeichen mangelnder Hygiene. Sie lassen sich
durch Haarewaschen nicht vermeiden und nicht behandeln.
󠀂 Läuse können nur laufen, nicht springen. Sie laufen von Haar zu
Haar (oder Stoff) bei direktem Kontakt. Sie sind relativ leicht
geschwächt, setzen dann keine Nissen mehr ab und überleben bei
Zimmertemperatur nicht > 3 Tage.
󠀂 Alle Kontaktpersonen auf Läusebefall untersuchen und evtl. vorbeu-
gend mit antiparasitärem Mittel behandeln.
󠀂 Kombination von chemischen, physikalischen und mechanischen
Mitteln zur Läusevernichtung zeigt die besten Behandlungserfolge.
Tag 1 und Tag 9–10: topische Behandlung mit pedikuloziden Subs-
tanzen. Tag 1, 5 und 9 nasses Auskämmen der mit Haarpflegespü-
lung eingeschäumten Haare mit einem Nissenkamm (Nisska®) zum
Entfernen aller adulten Läuse und geschlüpften Larven und am Tag
13 und 17 zur Kontrolle, ob die Behandlung ausreichend war.
󠀂 Vollständige Entfernung aller Nissen mit Hilfe eines engmaschigen
Kamms (Nisska®) oder einer Pinzette. Zur leichteren Entfernung der
Nissen Kittsubstanz der Nissen mit Essigwasser anlösen: Haare mit
Essigwasser (2 Essl. Essigessenz in 1 l Wasser) spülen und einige
Minuten einwirken lassen.
󠀂 Kämme, Bürsten und Haarspangen in heißer Seifenlösung reinigen.
󠀂 Bettwäsche, Handtücher und Kleidung wechseln und waschen.
󠀂 Kopfbedeckungen und Schals, evtl. auch Kuscheltiere und Kissen,
die in direkten Kontakt mit den Haaren des Betroffenen gekommen
sind, für 3 Tage isolieren.
󠀂 Mitteilung an Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten, Schulen)
machen.
󠀂 Läuseprophylaxe mit Weidenrindenshampoo (Rausch® Weidenrin-
den Spezial Shampoo) o. ä. nicht sicher wirksam.
Magenschmerzen 169

Magenschmerzen

Funktionelle Dyspepsie: akute, leichte Chronische oder rezidivierende


Beschwerden im Oberbauch Schmerzen im Oberbauch; starke
Schmerzen, evtl. ausstrahlend bis
zum Rücken

Aufstoßen von saurem Magensaft (s. Sod-


brennen S. 284); Völlegefühl (s. S. 331); Arzt
Übelkeit (s. S. 301); krampfartige Be-
schwerden (s. Gallenbeschwerden S. 84) Ärztliche Diagnose:
z.B. akute oder chronische
Gastritis; Ulcus ventriculi; Ulcus
Auftreten nachts, auf nüchternen Magen;
duodeni, evtl. Helicobacter pylori
Sofortschmerz nach Nahrungsaufnahme;
Arzt assoziiert; Gallen- oder Nieren-
unbeabsichtigter Gewichtsverlust; Blut
kolik; Hinterwandinfarkt; Appen-
im Stuhl oder Bluterbrechen
dizitis; chronische Pankreatitis;
Hepatitis; Wurmerkrankungen.
Auslöser meist Alkohol, Nicotin, Kaffee, UAW: z. B. nichtsteroidale Anti-
übermäßige Nahrungszufuhr, psychischer rheumatika, orale Corticoide
Stress; nichtsteroidale Antirheumatika:
z.B. ASS, Ibuprofen auch aus der Selbst-
medikation Unterstützung der Arzt
ärztlichen Therapie,
Weiterbehandlung
nach ärztlichem Rat
Vermeidung der Auslöser

Prokinetika zur Verringerung des


Magendrucks

Antazida zur akuten Beschwerdelinderung

H2-Antihistaminika und Protonenpum-


penhemmer zur Verminderung der
Magensäureproduktion

Bei nicht ausreichender Wirksamkeit und anhaltenden


Beschwerden
170 Magenschmerzen

Funktionelle Dyspepsie
Oberbauchschmerzen, Druckgefühl in der Magengegend, Magenschmer-
zen, Magenbrennen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen. Je nach vor-
herrschenden Symptomen kann nach Motilitätsstörungen (Hypo-, selten
Hypermotilität), Perzeptionsstörungen, säureinduzierten Störungen und
helicobacterinduzierter Gastritis unterschieden werden. Motilitätsstö-
rungen häufig durch Viren oder Bakterien. Säureinduzierte Störungen
häufig durch Alkohol, ungesunde Ernährung, Salicylate oder Stress. Dia-
gnostische Einteilung in drei Typen A, B und C je nach Ursachen: Typ-A-
Gastritis ungeklärte Ursache (Autoimmunerkrankung, ca. 5 %), Typ-B-
Gastritis bakterielle Ursache (meist Helicobacter pylori-Infektion, ca.
85 %), Typ-C-Gastritis chemische Ursachen (NSAR, Kaffee, Alkohol, ca.
10 %).

Pflanzliche Prokinetika
Zur Regulation der Magenmotilität und Verringerung des Magendrucks.
Einnahme jeweils 30 Min. vor den Mahlzeiten. KI: Mechanische Steno-
sen der Gallenwege, Gallensteinleiden.
󠀂 Pfefferminzöl (Medacalm®, in Carmenthin®)
󠀂 Iberis amaris, Schöllkraut, Angelikawurzel u. a. (Iberogast® Tinktur)

Antazida
Beschwerdelinderung durch Neutralisation des Magensaftes. Einnahme
jeweils 1–2 Std. nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Car-
bonate führen zur Freisetzung von CO2 und können dadurch saures Auf-
stoßen verstärken. Verzögerung oder Verminderung der Resorption
anderer Arzneimittel, 2 Std. Einnahmeabstand einhalten. KI: Nieren-
funktionsstörungen, Dialysepatienten.
󠀂 Magaldrat (Riopan® Magentabletten)
󠀂 Algeldrat (Maaloxan® 25 mval)
󠀂 Hydrotalcit (Talcid®)
Magenschmerzen 171

󠀂 Aluminium/Magnesium-Silicat (Gelusil® lac)


󠀂 Natrium-, Kalium-, Calcium- oder Magnesium-Carbonat (Gaviscon®
advance, -duo, Rennie®)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Schwangerschaft: Bei Magenschmerzen und Sodbrennen in der
Schwangerschaft können Antazida und PPI eingesetzt werden. Emb-
ryotox empfiehlt bei den gängigen Antazida trotz des Aluminiumge-
halts Magaldrat. Große Erfahrung, keine klinischen Hinweise für
funktionelle Schädigung im Zentralnervensystem oder den Nieren
des Feten durch Aluminiumaufnahme. Zulassung in der Schwanger-
schaft besteht für Gaviscon® advance (Natriumalginat, Kaliumhydro-
gencarbonat), Gaviscon® dual (Natriumalginat, Natriumhydrogen-
carbonat, Calciumcarbonat) und Rennie® (Magnesium- und Calci-
umcarbonat).

H2-Antihistaminika
Säuresuppression zur Beschwerdelinderung und Verhinderung von
säurebedingten Schleimhautschäden. Einnahme bei Bedarf maximal
2 Tabletten/d. KI: Kinder < 10 J., Schwangerschaft.
󠀂 Ranitidin (Zantic® 75 mg Magentabletten, Ranitic® 75 akut)

Protonenpumpenhemmer (PPI)
Zur Verringerung der Magensäureproduktion und Ausheilen der säure-
bedingten Schleimhautschäden. Zugelassen zur Behandlung von Sod-
brennen und saurem Aufstoßen. Einnahme auf leeren Magen (30 Min.
vor einer Mahlzeit). Regelmäßige Einnahme einmal täglich, bis die
Beschwerden abgeklungen sind für max. 14 Tage. KI Einnahme von Ata-
zanavir, vielfältige WW beachten, z. B. mit Benzodiazepinen, trizykli-
schen Antidepressiva, Antimykotika.
󠀂 Omeprazol (Antra® 20 mg, Omep® Hexal)
󠀂 Esomeprazol (Nexium® Control 20 mg)
󠀂 Pantoprazol (Pantozol® control)
172 Magenschmerzen

Zusatzhinweise
󠀂 Über 24 Std. Nahrungskarenz oder Beschränkung auf gut magenver-
trägliche Kost (Zwieback, Haferschleim, Tee).
󠀂 Ernährungsumstellung bei Magenschmerzen durch übermäßig
zuckerhaltiges oder zu fettes Essen.
󠀂 Verzicht auf Alkohol und Coffein.
󠀂 Bei der Einnahme von NSAR in der Selbstmedikation Umstellung auf
Paracetamol, bei ärztlicher Therapie ebenfalls Therapieumstellung
oder dauerhafte Säureprotektion mit PPI.
󠀂 Raucherentwöhnung (s. S. 245).
󠀂 Kamille (Kamillenextrakt, z. B. Kamillosan®), Schafgarbe, Süßholz-
wurzel gegen leichte Magenschleimhautentzündungen.
󠀂 Wärmeauflagen (Wärmflasche, Kirschkernkissen) können Linderung
bringen.
󠀂 Bei krampfartigen Beschwerden Spasmolytika (Buscopan®).
󠀂 Änderung der Lebensführung zur Vermeidung von psychischem
Stress, evtl. pflanzliche Sedativa, Antidepressiva, Entspannungs-
übungen, autogenes Training, Yoga (s. Nervosität, Unruhe S. 213,
depressive Verstimmungen S. 45).
󠀂 Bei Dauertherapie mit PPI kann es zu Vitamin-B12-Mangel kommen,
orale Substitution (z. B. Vitasprint®). Bei chronischer Gastritis ist eine
mögliche Folge eine Zerstörung der Intrinsic-Factor-bildenden
Belegzellen, dadurch verringerte Resorption von Vitamin B12, Folge
Vitamin-B12-Mangel, Risiko der perniziösen Anämie. Orale Vitamin-
B12-Substitution hier nur begrenzt wirksam, meist i. v.-Substitution
erforderlich (Rp).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Natrium phosphoricum, Gastricumeel®.
Menstruationsbeschwerden 173

Menstruationsbeschwerden

Primäre Dysmenorrhö; chronisch Sekundäre Dysmenorrhö; neu auftre-


immer wiederkehrende bekannte tende, akut starke, unbekannte
Beschwerden in Zusammenhang mit Beschwerden, Verschlimmerung im
der Menstruation Verlauf von Wochen und Monaten

Arzt

Blutungsunregelmäßigkeiten, Gynäkologische Diagnose:


Amenorrhö, Polymenorrhö Arzt z.B. Endometriose; Myome; Eileiter-
und Eierstockentzündungen;
Lageanomalien; Extrauteringravidität;
Jugendliche <15 J. Intra-Uterin-Pessare;
Arzt
Schilddrüsenfunktionsstörungen

Regelmäßige, mind. jährliche


gynäkologische Untersuchungen Arzt

Arzt
Beschwerden an den Tagen vor Ein-
setzen der Menstruation (s. Prämen-
struelles Syndrom S. 233)
Behandlung nach
ärztlichem Rat

Starke Unterbauchschmerzen im
Verlauf der Menstruation, evtl.
Rückenschmerzen

Symptomatische Behandlung mit


Analgetika

Bei Bedarf Spasmolytika


Bei anhaltenden starken
Zur Unterstützung und möglichen Beschwerden,
Prophylaxe Agnus-castus-Präparate bei sich ändernden,
verstärkenden Beschwerden
174 Menstruationsbeschwerden

Primäre Dysmenorrhö
Schmerzhafte Menstruation ohne organisch-pathologische Veränderun-
gen, Auftreten in den Menstruationszyklen mit Eisprung, meist seit der
Menarche (ersten Regelblutung). Krampfartige Schmerzen kurz vor und
in den ersten Tagen der Periode, bei jeder Periode gleichartig, sind Aus-
druck von übermäßigen und ungeordneten Kontraktionen der Uterus-
muskulatur.

Analgetika
Zur symptomatischen Behandlung der Schmerzen, spasmolytische Wir-
kung durch Prostaglandin-Hemmung der Uterusmuskulatur. Ibuprofen,
Naproxen und Acetylsalicylsäure, KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungs-
neigung, Jugendliche < 12 J., Asthma, WW mit Blutgerinnungshem-
mern. Paracetamol, KI: Leberfunktionsstörungen, WW mit Alkohol.
󠀂 Ibuprofen (Aktren®, Dismenol®)
󠀂 Naproxen (Dolormin® für Frauen)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®, in Buscopan® plus)

Spasmolytika
Bei starken krampfartigen Schmerzen. KI: Blasenentleerungsstörungen,
Engwinkelglaukom, Stenosen des Magen-Darm-Trakts, Muskelschwä-
che, Herzrhythmusstörungen. Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit:
Vorsicht im Straßenverkehr.
󠀂 Butylscopolamin (Buscopan®)

Agnus castus-Präparate
Können bei regelmäßiger Einnahme über mind. 3 Monate Beschwerden
normalisieren. Diskutiert wird eine hormonähnliche Wirkung.
󠀂 Mönchspfefferfrüchte (Agnucaston®, Agnolyt®, Biofem®)
Menstruationsbeschwerden 175

Zusatzhinweise
󠀂 Wärmeanwendung (Wärmflasche, Kirschkernkissen oder warmes
Vollbad) unterstützt krampflösenden Effekt.
󠀂 Verminderung der Beschwerden in Ruhe oder durch leichte körperli-
che Bewegung
󠀂 Wahl des Verhütungsmittel beeinflusst Dysmenorrhö: orale Kontra-
zeptiva führen meist zu einer Verbesserung, IUP zu einer Verstärkung
der Beschwerden.
󠀂 Hochdosiertes Magnesium (400 mg/d, z. B. Magnesiocard®, Biolec-
tra®) kann als Calciumantagonist wirken und so über eine Verminde-
rung der neuromuskulären Erregbarkeit zu einer Relaxation der
quergestreiften und glatten Muskulatur führen.
󠀂 Regelmäßige, mind. jährliche gynäkologische Untersuchung.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Schüssler-Salz Nr. 7 (Magnesium phos-
phoricum), Homöopathie: Cimicifuga, Chamomilla, Magnesium
phosphoricum.
176 Migräne

Migräne

Akute Kopfschmerzen; anfallsweise, Andere Arten von Kopfschmerzen


meist einseitig, pulsierend oder (s. S. 161)
hämmernd, meist begleitet von Licht-
und Lärmempfindlichkeit, Übelkeit
Ärztliche Diagnose: Migräne.
und Erbrechen; Schmerzdauer Arzt
Zur Sicherung der Diagnose ist meist
4–72 Std.; Diagnose Migräne bekannt
Führen eines Kopfschmerz-Tagebuchs
notwendig

Vier oder mehr Attacken im Monat,


Kopfschmerzen an >15 d/Monat,
veränderte Migräne-Symptomatik, Arzt
unerwartete neurologische
Symptome
Arzt
Weiterbehandlung nach
ärztlicher Empfehlung

Ärztliche Verordnung
von Metoclopramid
Prokinetika zur Beschleunigung der oder Domperidon
Magenentleerung

Analgetika in ausreichender Dosierung


zur Schmerzunterbrechung

Triptane

Bei häufigen und/oder schweren


Migräneattacken Migräneprophylaxe

Bei nicht ausreichender Schmerzbeeinflussung oder


Häufigkeit der schweren Migräneattacken > 3 ×/Monat
oder gleichzeitigem dumpfdrückenden Spannungs-
kopfschmerz
Migräne 177

Migräne
Episodisch auftretender Kopfschmerz von pulsierend-pochendem Cha-
rakter, häufig halbseitig auftretend, begleitet von Übelkeit, Erbrechen,
Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Dauer der Schmerzattacken 4–72 Std.
Körperliche Aktivität verstärkt die Beschwerden. Ursache: unbekannt.
Mögliche Auslöser: unregelmäßiger Schlaf-Wachrhythmus, Nahrungs-
und Genussmittel (z. B. Rotwein, Käse, salzhaltige Speisen), Menstrua-
tion, Wetterwechsel, Stress.

Prokinetika
Zur Beschleunigung der Magenentleerung, um die Resorption von
Analgetika zu ermöglichen. Gegen die begleitende Übelkeit. Bei den ers-
ten Anzeichen einer Migräneattacke anwenden. Für die Selbstmedika-
tion stehen nur begrenzt wirksame Prokinetika zur Verfügung. Bevor-
zugte Anwendung als Suppositorien oder Tropfen. Monopräparate
bevorzugen, in Kombinationsarzneimitteln ist das Prokinetikum meist
zu niedrig dosiert. Dimenhydrinat, Diphenhydramin beeinträchtigen
das Reaktionsvermögen, Vorsicht im Straßenverkehr. KI: Engwinkel-
glaukom, Prostatahyperplasie, Krampfanfälle (Epilepsie).
󠀂 Dimenhydrinat (Vomex A® Drg., Supp.)
󠀂 Diphenhydramin (Emesan® E Supp.)
󠀂 Pflanzliche Prokinetika, z. B. Iberis amaris u. Angelikawurzel (in Ibe-
rogast®), Wermut u. Angelikawurzel (in Gasteo®), Wermut, Tausend-
güldenkraut u. Enzianwurzel (Amara-Tropfen Weleda®)

Analgetika
Zur Schmerzunterbrechung. Bei den ersten Anzeichen einer Migräneat-
tacke anwenden. Ausreichende Einzeldosierung: Acetylsalicylsäure
1000 mg, Paracetamol 1000 mg, Ibuprofen 400 mg oder in Kombination
(ASS 500 mg, Paracetamol 500 mg und Coffein 100 mg). Bevorzugte
Anwendung als Brausetabletten oder evtl. Suppositorien. Meist einma-
lige Anwendung ausreichend, evtl. zweite Einzeldosis nach Abklingen
der Analgesie. ASS und Ibuprofen, KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungs-
178 Migräne

neigung, Asthma, Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerin-


nungshemmern. ASS nicht für Kinder < 12 J. Ibuprofen, nicht länger als
3 Tage in der Selbstmedikation. Paracetamol, Maximaldosierung beach-
ten, KI: Leberschädigung, WW mit Alkohol. Cave: Analgetikainduzierter
Kopfschmerz durch regelmäßige Anwendung > 10 ×/Monat möglich.
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin® Migräne Brausetabletten)
󠀂 Ibuprofen (Dolormin® Migräne Filmtabletten)
󠀂 Paracetamol (Paracetamol ratiopharm® Brausetabletten)
󠀂 ASS, Paracetamol plus Coffein (Thomapyrin® intensiv)

Triptane
Zur Kupierung des Migränekopfschmerzes. Vor der Anwendung sollte
eine ärztliche Diagnose Migräne vorliegen. Einnahme einer Filmtablette
bei Beginn einer Migräneattacke. Einnahme nicht während der
Auraphase der Migräne. Wenn nach der ersten Filmtablette eine Besse-
rung der Beschwerden eingetreten ist, die Migräneschmerzen aber wie-
derkommen, kann eine 2. Tablette eingenommen werden.
Abstand zur ersten Einnahme mind. 4 Std. (Naratriptan) bzw. 2 Std.
(Almotriptan). Höchstmenge in der Selbstmedikation 2 Tabl. (5 mg
Naratriptan bzw. 2,5 mg Almotriptan) in 24 Std. KI: Herz-Kreislaufer-
krankungen, Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit,
schwere Leber- und Niereninsuffizienz, Schwangerschaft und Stillzeit,
Migräne mit Aura, Patienten < 18 J. oder > 65 J. WW mit Ergotamin,
SSRI, SNRI, Johanniskraut und Sibutramin.
󠀂 Naratriptan (Formigran®)
󠀂 Almotriptan (Dolortriptan®)
Migräne 179

Besondere Patientengruppen
󠀂 Kinder und Jugendliche: ärztliche Behandlung erforderlich. Keine
Behandlung mit Triptanen in der Selbstmedikation.
󠀂 Alte Patienten: Bei Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen und/
oder > 65 J. ist eine ärztliche Behandlung erforderlich. Keine
Behandlung mit Triptanen in der Selbstmedikation.
󠀂 Schwangere und Stillende: Bis zum 6. Schwangerschaftsmonat
Behandlung mit NSAR möglich, ab dem 7. Monat Paracetamol. Bei
den Triptanen wird Sumatriptan (Rp) wegen der meisten Erfahrung
bevorzugt (Embryotox).

Migräneprophylaxe
Bei häufigen (> 3 ×/Monat) oder sehr schweren Migräneattacken kann
eine Migräneprophylaxe empfohlen werden, meist Betablocker nach
ärztlicher Verordnung. In der Selbstmedikation stehen schwach potente
Mittel der 2. Wahl zur Verfügung. Magnesium (2 × 300 mg), NW: Durch-
fall bei zu schneller Aufdosierung. Pestwurz (2 × 75 mg) NW: Magen-
schmerzen, Aufstoßen, KI Leberfunktionsstörungen (Dt. Zulassung für
Petadolex® erloschen, s. unter www.petasites.eu).
󠀂 Magnesium (Magnetrans® forte, Magnesium diasporal®)

Zusatzhinweise
󠀂 Wenn möglich bekannte Auslöser vermeiden.
󠀂 Regelmäßigen Schlafrhythmus einhalten.
󠀂 Ausreichend viel Flüssigkeit trinken (mind. 1,5 l/Tag).
󠀂 Kühle Kompressen, kalter Waschlappen auf Stirn und Nacken aufle-
gen, Ruhe in abgedunkeltem Raum.
󠀂 Stressreduktion, evtl. Erlernen von Entspannungsmethoden (Yoga,
autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson).
󠀂 Großflächiges Auftragen von Minzöl auf Schläfen oder Stirn (z. B.
Euminz®, JHP® Roedler Japanisches Heilpflanzenöl).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Akupunktur, Akupressur, Kephalodoron®.
180 Mineralstoffmangel

Mineralstoffmangel

Latenter Mineralstoffmangel; prophylaktische Ver- Evidenter Mineralstoff-


sorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen mangel, Auftreten von
Mangelsymptomen

Arzt

Ausgleich von Therapie von unspezifischen Ärztliche Diagnose:


mangelhafter Mangelsymptomen; Prophylaxe z.B. Malabsorptions-
Aufnahme gegen konkrete Symptome syndrom; Magen-
oder erhöhtem Darm-Erkrankungen;
Bedarf Nierenerkrankungen;
zehrende Krankheiten;
Sucht; Alkoholab-
hängigkeit; Anorexia
Mineralstoff- nervosa, Bulimie
Niereninsuffizienz, Herzinsuffi-
kombinationen zienz, Einnahme von Diuretika Arzt
zur umfassen-
den Versorgung Selbstbehandlung
Arzt
nach ärztlichem Rat

Calcium zur Osteoporoseprophylaxe

Magnesium gegen Muskelkrämpfe (s. S. 194)

Eisen zur Blutbildung, gegen Haarausfall (s.S. 98)

Kalium bei Laxanzienabusus (s. Verstopfung


S. 318), starken Durchfällen (s. S. 53)

Iodid zur Verhinderung einer Iodmangelstruma

Fluorid zur Kariesprophylaxe

Zink bei Infektanfälligkeit (s. Immunschwäche


S. 141)

Selen und Silicium bei vermutetem Mangel


Mineralstoffmangel 181

Mineralstoffmangel
(Mangel an Elektrolyten und Spurenelementen)
Trotz guter Ernährungssituation Mangelversorgung möglich: Calcium,
Eisen bei Frauen, Iodid in Iodmangelgebieten, Magnesium bei körperli-
cher Überlastung. Ursache: zu geringe Zufuhr durch unangemessene
Nahrung oder Malabsorptionssyndrom, erhöhter Verbrauch durch Belas-
tungssituationen (Grundkrankheiten, Schwangerschaft, Stillzeit, Leis-
tungssport, Kontakt mit Genussgiften, wie Alkohol, Nicotin). Latenter
Mangel führt zu unspezifischen Beschwerden.

Calcium
Mangel durch unausgewogene Ernährung, hoher Bedarf in Schwanger-
schaft und Stillzeit, bei Nebenschilddrüsenunterfunktion, Vitamin-D-
Mangel, phosphatreicher Ernährung. Mangelerscheinungen: gesteigerte
Erregbarkeit des Nervensystems, Muskelkrämpfe, Gefühlsstörungen, bei
chronischem Mangel Störungen des Knochenstoffwechsels, Osteopo-
rose. Zur Vorbeugung von Mangelzuständen und Folgeerkrankungen,
auch schon in jungen Jahren, Knochenaufbau erfolgt bis zum 30. Lebens-
jahr. Zur Osteoporoseprophylaxe und -therapie in Kombination mit Vit-
amin D. Dosierung: 500–1000 mg/d. WW mit Antibiotika (Doxycyclin,
Gyrasehemmer), Bisphosphonaten und L-Thyroxin: Komplexbildung,
2 Std. Einnahmeabstand einhalten; Diuretika (HCT): Gefahr der Hyper-
calcämie; mit anderen zweiwertigen Ionen (außer Magnesium) gegensei-
tige Behinderung der Aufnahme.
󠀂 Calciumsalze (Calcium Sandoz® forte, Biolectra® Calcium 500)
󠀂 Calciumcarbonat + Colecalciferol (Calcimagon® D 3, Ideos®, Cal-
cium Sandoz® D osteo Kautabletten)

Magnesium
Mangel durch chronische Darmerkrankungen, chronischen Alkohol-
konsum, Diuretikabehandlung, Leistungssport. Kombinationsbehand-
lung von PPI (z. B. Pantoprazol) plus Schleifendiuretikum (z. B. Furose-
mid) führt häufig zu Hypomagnesiämie. Mangelerscheinungen: gestei-
182 Mineralstoffmangel

gerte Erregbarkeit des Nervensystems, Muskel- (Waden)krämpfe,


muskuläre Verspannungen, Tachykardien. Dosierung: 400 mg/d, Über-
dosierung führt zu Durchfällen. WW mit Antibiotika (Doxycyclin, Gyra-
sehemmer), Bisphosphonaten und L-Thyroxin: Komplexbildung, 2 Std.
Einnahmeabstand einhalten.
󠀂 Magnesiumsalze (Magnesiocard®, Magnesium Diasporal® 100)

Eisen
Mangel durch verminderte Eisenaufnahme oder Blutverluste, z. B. nach
Operationen oder bei Blutungen des Magen- und Darmtrakts, bei star-
ken Menstruationsblutungen. Mangelerscheinungen: Blutarmut, Eisen-
mangelanämie, Müdigkeit, Leistungsschwäche. Einnahme zur Behand-
lung und Vorbeugung von Mangelerscheinungen. Tagesbedarf 10–15 mg
Fe II/d. Zur Verringerung von Nebenwirkungen (Magen-Darm-
Beschwerden) Einnahme mit den Mahlzeiten empfehlen, zur Verbesse-
rung der Resorption Einnahme mit kleinen Mengen Vitamin C, z. B. mit
einem Glas Orangensaft. WW mit Antazida und anderen zweiwertigen
Ionen, mit Tetracyclinen und Gyrasehemmern (Komplexbildung).
󠀂 Eisensalze (Loesferron®, Ferro-sanol duodenal®, in Floradix® Kräu-
terblut)

Kalium
Mangel bei unzureichender Kaliumzufuhr, durch Kaliumverluste bei
übermäßiger Aldosteronproduktion, beim Cushing-Syndrom, bei
Behandlung mit Diuretika (Thiaziddiuretika), bei chronischer Überdo-
sierung von Abführmitteln. Mangelerscheinungen: Muskelschwäche,
Magen-Darm-Störungen, Nierenfunktionsstörungen, EKG-Verände-
rungen, Herzinsuffizienz. Akute Störungen des Kaliumstoffwechsels
gehören in ärztliche Behandlung. Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme
von (kaliumsparenden) Diuretika und ACE-Hemmern, Gefahr der
Hyperkaliämie. Einnahme zur Vorbeugung und Behandlung von Man-
gelerscheinungen nur nach ärztlicher Empfehlung und unter ärztlicher
Kontrolle des Kaliumspiegels. Tagesbedarf ca. 1–2 g Kalium/d.
󠀂 Kaliumsalze (Kalinor®, Kalium-Duriles®)
Mineralstoffmangel 183

Iodid
Iodmangel häufig in sog. Iodmangelgebieten durch zu geringen Iodgehalt
des Trinkwassers. Mangelerscheinungen: Wachstumsstörungen u.verzö-
gerte geistige Entwicklung im Kindesalter, Grundumsatzerniedrigung,
Iodmangelstruma, Zyklusstörungen. Behandlung zur Vorbeugung und
Behandlung von Mangelerscheinungen. Dosierung: 100–200 μg/d. Emp-
fehlung für Frauen mit Kinderwunsch zur Verhinderung von Entwick-
lungsstörungen des Feten durch Iodmangel.
󠀂 Kaliumiodid (Jodid® 100, Jodetten® Henning 1 × wöchentl., in Folio®)

Besondere Patientengruppen
󠀂 In Schwangerschaft und Stillzeit wird von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung die tägl. Zufuhr von 100 μg Kaliumiodid empfohlen.

Fluorid
Mangelversorgung durch zu geringe Aufnahme. Mangelerscheinungen:
Störungen der Knochenentwicklung u. des Wachstums in der Kindheit,
erhöhte Kariesanfälligkeit. Einnahme zur verstärkten Mineralisierung
des Zahnschmelzes in der Zeit der Zahnentwicklung (bis ca. 12. Lj.) wird
nicht mehr allgemein empfohlen. Lokale Fluoridanwendung durch
altersgerechte fluoridhaltige Zahnpasten bzw. -gele ausreichend.
󠀂 Natriumfluorid in Tabletten (Fluoretten®, Zymafluor®)
󠀂 Fluoride zur lokalen Anwendung Olaflur, Natriumfluorid (Elmex®
Gelée, Sensodyne® Pro Schmel Fluorid Gel)

Zink
Zinkmangel bei chronischen Darmerkrankungen, Diabetes mellitus,
während des Wachstums, bei Alkoholikern und Nierenerkrankungen.
Erniedrigter Serumzinkgehalt bei Infektionen. Unspezifische Mangeler-
scheinungen, z. B. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Wundheilungs-
störungen, erhöhte Infektanfälligkeit. Lokale antivirale Wirkung an
Schleimhäuten, Stärkung der Immunabwehr, Verkürzung von Erkäl-
tungskrankheiten. Unterstützende Wirkung der Aknetherapie. Beteiligt
184 Mineralstoffmangel

am Aufbau von Haut, Haaren und Nägeln. Tagesbedarf 7–10 mg/d. WW


mit Antazida und anderen zweiwertigen Ionen, mit Tetracyclinen und
Gyrasehemmern (Komplexbildung).
󠀂 Zinksalze (Unizink® 50, Zinkit®, Zinkorotat-POS®)

Selen
Essenzielles Spurenelement in Zähnen und Knochen. Ursachen für
Selenmangel Malabsorption, Essstörungen. Mangelerscheinungen Anä-
mie, Hautveränderungen, Muskelschwäche. Anwendung als Antioxidans
zur Unterstützung enzymatischer Systeme. Häufig empfohlen in der
adjuvanten Krebstherapie. Tagesbedarf ca. 50 μg, Überdosierung mög-
lich.
󠀂 Selen (Selenase® 100 XL, Selen forte Syxyl®, Selen Loges® 100 NE)

Silicium
Kieselsäure als Spurenelement v. a. in Lipoiden gebunden. Siliciumman-
gel bei Menschen nicht bekannt, bei Tieren Veränderung der Knochen-
dichte und des Bindegewebes. Angenommener Bedarf 10–40 mg. Tradi-
tionell als Nahrungsergänzungsmittel für Haut, Haare und Nägel.
󠀂 Silicium (Sikapur® Gel)

Mineralstoffkombinationen
Je nach Zusammensetzung und Dosierung entweder zur gezielten
Behandlung von Mangelsyndromen oder zur allgemeinen Prophylaxe.
󠀂 Kalium- und Magnesiumsalze (Tromcardin® duo Tabletten, in Zent-
ramin® classic)
󠀂 Mineralstoffkombinationen (Inzelloval® NE, Neukönigsförder Mine-
ral® Tabletten, Basica® vital, Minalka®)
󠀂 Kombination mit Multivitaminen (Frubiase® Sport, Centrum
A-Zink®, Multibionta® Multivitamin, Orthomol® immun, Eunova®
Langzeit 50+ Kapseln)
Mineralstoffmangel 185

Zusatzhinweise
󠀂 Empfehlung einer ausgewogenen Mischkost mit ausreichenden
Mengen Obst und Gemüse.
󠀂 Vermeidung von phosphathaltigen Getränken und Lebensmitteln
(z. B. Cola): Phosphat verdrängt Calcium aus der Knochenbindung.
Gefahr der erhöhten Knochenbrüchigkeit schon bei Jugendlichen
und jungen Frauen.
186 Müdigkeit/Leistungsschwäche

Müdigkeit/Leistungsschwäche

Tagsüber Müdigkeit, Schläfrigkeit, Unaufmerk- Müdigkeit, Leistungsschwäche mit


samkeit mit bekannter Ursache unbekannter Ursache >14 Tage

Arzt

Schwäche, Appetitlosigkeit (s.S. 24), Gewichts- Ärztliche Diagnose:


verlust; möglicher Eisenmangel (s. Mineralstoff- z.B. Infektionen; Schlaf-Apnoe;
mangel S. 180); möglicher Vitamin-B12-Mangel Diabetes; chronische Krankheiten;
(s. Vitaminmangel S. 324) Depression, Angststörungen;
Eisenmangel; Schwangerschaft

Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit Arzt


(s. Depressive Verstimmungen S. 45)

Hypotonie (s.S. 137)

Nächtliche Schlafstörungen (s.S. 263)

Ausreichende Schlafzeiten zur Nacht, Ruhezeiten


tagsüber, Schlafhygiene

Aktive, anregende Tagesgestaltung, angepasste


Belastung, Überbelastung vermeiden

Kurzfristige Anwendung von Coffein zur Anregung

Bei anhaltenden Beschwerden ohne


Bezug zur Belastung
Müdigkeit/Leistungsschwäche 187

Müdigkeit, Leistungsschwäche
Erhöhter Schlafbedarf > 8 Std., Gefühl des nichterholsamen Schlafes,
eingeschränkte oder hinter den Erwartungen zurückbleibende körper-
liche oder mentale Leistungsfähigkeit. Nach physischer und psychischer
Überlastung ist ein erhöhter Schlafbedarf eine physiologische Erho-
lungsreaktion. Begeitsymptom vieler chronischer Erkrankungen
(Fatigue-Syndrom). Bei anhaltenden Beschwerden ohne erkennbare
Ursache > 14 Tage ist eine ärztliche Diagnose erforderlich. Häufigste
Ursachen: behandlungsbedürftige psychische Störungen (Depression,
Angststörung), Folge des Schlaf-Apnoe-Syndroms, Medikamentenne-
benwirkung oder Folge von Substanzabusus. Behandelbare schwere
körperliche Erkrankungen sind selten und meist schnell diagnostiziert.

Coffein
Zur kurzfristigen Anwendung gegen Ermüdungserscheinungen. Entge-
gengesetzte Wirkung möglich. Einnahme spätestens am Nachmittag (ca.
16 Uhr), um den Nachtschlaf nicht zu stören. Keine regelmäßige Ein-
nahme, um Gewöhnung zu verhindern. Vorsicht bei Tachyarrhythmien,
Hyperthyreose, Angstzuständen. WW mit Theophyllin und Sympatho-
mimetika.
󠀂 Coffein (Coffeinum N® 0,2 g, Percoffedrinol® N 50 mg Tabl.)
188 Müdigkeit/Leistungsschwäche

Zusatzhinweise
󠀂 Coffeinhaltige Getränke (Kaffee, schwarzer Tee) können coffeinhal-
tige Arzneimittel ersetzen.
󠀂 Regelmäßige Einnahme von Coffein vermeiden, bei Absetzen Ent-
zugssymptomatik: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen,
Nervosität, vegetative Symptome.
󠀂 Auf ausreichende Ruhezeiten achten, regelmäßige Schlafenszeiten
einhalten, individuelles Schlafbedürfnis beachten.
󠀂 Körperliches Training, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft
und physiologische Lichtverhältnisse regulieren Schlaf-Wach-
Rhythmus.
󠀂 Erlernen von Entspannungsmethoden ist hilfreich (Yoga, autogenes
Training).
󠀂 Hochdosierte Multivitamin- und Mineralstoffpräparate zur Rehabili-
tation bei Erschöpfung nach Krankheiten, psychischer oder physi-
scher Überanstrengung empfehlenswert (Orthomol® vital f/m, Zell
Oxygen® plus). Häufig Eisenmangel oder Vitamin-B12-Mangel (s.
Mineralstoffmangel S. 180, Vitaminmangel S. 324).
Mundgeruch 189

Mundgeruch

Nach bestimmten Spei- Unabhängig von der


sen, z.B. Knoblauch, Nahrungsaufnahme
Zwiebeln, Meerrettich;
bei unregelmäßiger
Nahrungsaufnahme, bei
nüchternem Magen

Überdecken des Geruchs Magenbeschwerden, Ärztliche Diagnose:


durch Mundwasser oder süßlich-fruchtiger oder Arzt z.B. Magen- oder
Lutschen von Ätherischöl Ammoniak-Geruch Speiseröhrenkarzinom;
enthaltenden Bonbons Diabetes, Lebererkran-
kung, Infektionen

Prophylaxe: Karies, Zahnfleischent- Zahnärztliche Diagnose


Vermeiden der Ursache zündungen, Parodontose; Arzt und Behandlung
bei Zahnersatz: lose
Kronen oder Brücken
Arzt
Nach Rücksprache

Regelmäßige Mahlzeiten, Empfehlungen zur


evtl. Zwischenmahlzeiten Mundhygiene
einplanen

Antiseptika, Adstringen-
zien oder Antiphlogistika
in Gurgel- oder Mund-
spüllösungen gegen
Entzündungen

Fluoridgele zur Karies-


prophylaxe

Bei anhaltenden Beschwerden


190 Mundgeruch

Mundgeruch (Foetor ex ore, Halitosis)


Ursache meist bakterieller Abbau von Nahrungsresten oder Gewebetei-
len bei schlecht gereinigten oder kariösen Zähnen. Seltener Mund-
schleimhautentzündungen, Zungenbelag, Erkrankungen der Speise-
röhre oder des Magens. Ketongeruch nach langem Fasten, bei unregel-
mäßigem Essen oder bei Diabetes.

Mundwasser
Zum Gurgeln und Spülen, Überdecken des schlechten Geruchs und
Geschmacks, Wirkung nur über kurze Zeit.
󠀂 Pfefferminz-, Eukalyptusöl (in One drop only®, Inspirol® Original
Lösung Mundwasser)
󠀂 Salbei-, Eukalyptusöl (in Salviathymol®)

Antiseptika
Zur vorübergehenden Reduktion der Keimzahl im Mundraum, unter-
stützend zur mechanischen Zahnreinigung, zum Ausheilen von Mund-
schleimhaut- und Zahnfleischinfektionen. Chlorhexidin: Anwendung
auf 10 Tage begrenzen, reversible Verfärbung der Zunge und Zähne,
Geschmacksveränderungen, Taubheitsgefühl der Zunge. Verdünnung
zur Anwendung der 3 %igen Wasserstoffperoxid-Lösung: 1 Esslöffel auf
1 Glas Wasser. Durch Zink und Fluorid Inaktivierung der Bakterien.
󠀂 Chlorhexidin (Chlorhexamed® fluid oder Gel, Dynexan® ProAktiv
CHX Lösung, in CB 12® Mundspüllösung)
󠀂 Hexetidin (Hexoral® Lösung oder Spray)
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona® Mundantiseptikum)
󠀂 Wasserstoffperoxid-Lsg. 3 %ig
󠀂 Zinkdiacetat (CB 12® Mundspüllösung)
󠀂 Fluoride wie Zinnfluorid, Olafluor (Meridol® Halitosis Mundspül-
lösung, Parodontax® Mundspülung, Listerine® Mundspülung)
Mundgeruch 191

Adstringenzien und Antiphlogistika


Antientzündliche Wirkung durch Abdichtung der obersten Schleim-
hautschichten und Hemmung der Sekretion aus dem entzündeten
Gewebe.
󠀂 Salbeiöl (in Salviathymol®)
󠀂 Myrrhentinktur (in Echtrosept® Mundspülung)
󠀂 Kamillenblütenextrakt (in Kamillosan® Mund- und Rachenspray)
󠀂 Aluminiumtrichlorid (Mallebrin®-Konzentrat)

Fluoridgele
Zur Härtung des Zahnschmelzes und Kariesprophylaxe. Verwendung
1 ×/Woche.
󠀂 Olaflur, Dectaflur, Natriumfluorid (Elmex® Gelee)

Zusatzhinweise
󠀂 Gründliche Zahnreinigung nach jedem Essen: Zahnbürste + Zahn-
pasta, Zahnseide, evtl. Zahnzwischenraumbürste. Zahnbürste häufig
wechseln (1 ×/Monat).
󠀂 Zungenreinigung mit Zungenbürste und Zungenpaste (Meridol®,
Dr.Best®). Zungenreiniger mehrmals von hinten nach vorne drucklos
über die Zunge ziehen (1–3 ×/Woche).
󠀂 Lutschen von zuckerfreien Bonbons.
󠀂 Regelmäßige Mahlzeiten einhalten.
192 Mundsoor

Mundsoor

Weiße, abwischbare Auflagerungen Andere Veränderungen der Mund-


auf Mundschleimhaut und Zunge schleimhaut, z.B. Entzündungen,
Schmerzen

Arzt

Ärztliche Diagnose „Mundsoor” Ärztliche Diagnose: z.B. bakterielle


bekannt Arzt oder virale Entzündungen. Bei
wiederholt auftretendem Mundsoor
Abklärung der Ursache: z.B. UAW von
Antibiotika, Abwehrschwäche

Ursache erfragen: häufig falsche


Anwendung von glucocorticoidhaltigen Arzt
Inhalationssystemen

Behandlung nach ärztlicher Empfehlung

Orale Anwendung von Nystatin

Bei anhaltenden Beschwerden > 3 Tage oder


bei immer wiederkehrenden Beschwerden

Mundsoor
Candidabefall der Mundhöhle. Auslöser lokale Verwendung von Gluco-
corticoiden, Antibiotika, verändertes Keimspektrum durch unangemes-
sene Mundhygiene, schlechter Allgemeinzustand, krankheits- oder
behandlungsbedingte Abwehrschwäche.
Mundsoor 193

Nystatin
Wirkung gegen verursachende Hefepilze (Candida). Anwendung in flüs-
siger Form. 4 × tägl. jeweils nach den Mahlzeiten Suspension in den
Mund träufeln, möglichst lange im Mund bewegen, bevor sie geschluckt
wird. Übliche Behandlungsdauer ca. 2 Wochen.
󠀂 Nystatin (Adiclair® Suspension o. Mundgel, Nystatin Lederle® Trop-
fen, Nystaderm® Mundgel)

Zusatzhinweise
󠀂 Intensive Mundhygiene. Bei Bedarf gründliche Reinigung und Des-
infektion des Zahnersatzes.
󠀂 Auf ausreichenden Speichelfluss hinweisen, evtl. bei Mundtrocken-
heit zuckerfreie Pastillen (Emser®) und Mundpflegeprodukte (Repha-
Os® Mundspray) empfehlen, bei Krebspatienten zusätzlich Speiche-
lersatzpräparate (Saliva natura® Mundspray).
󠀂 Korrekte Anwendung von glucocorticoidhaltigen Inhalationssyste-
men: bei Dosieraerosolen Anwendung von Spacern, nach Inhalation
Mund ausspülen, danach etwas essen oder Zähne putzen, um Corti-
sonniederschlag im Mund-Rachenraum abzutragen.
󠀂 Bei Säuglingen: Trink- und Beruhigungssauger sterilisieren.
󠀂 Babys oder Kleinkinder wegen möglicher Ansteckung mit eigenem
Löffel füttern, Löffel nicht ablecken.
󠀂 Stillende Mütter sollten vor und nach dem Stillen Brustwarzen gut
reinigen.
194 Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe

Akute Muskelkrämpfe nach starker Auftreten im Zusammenhang mit


Anstrengung oder nach längerer Medikamenteneinnahme: z.B. Anti-
Belastung; nächtliche Wadenkrämpfe hypertonika; wiederholtes Auftreten,
in der Schwangerschaft auch ohne entsprechende Belastung,
starke Beschwerden

Ggf. unterstützende Behandlung


Arzt

Krampflösung durch Magnesium Ärztliche Diagnose: z.B. Varikosis; peri-


(s. Mineralstoffmangel S. 180) phere arterielle Verschlusskrankheit;
neurologische Störungen; Störungen im
Elektrolythaushalt; Durchfall, Erbrechen.
UAW: z.B. β-Blocker, Clofibrate, Diuretika

Massage mit hyperämisierenden Externa Arzt

Sich verschlimmernde Symptome,


andauernde Beschwerden

Muskelkrämpfe
Spontane, schmerzhafte Dauerkontraktion einzelner Muskeln bzw. Mus-
kelgruppen. Ursachen meist Elektrolytverschiebungen, Hyponatriämie,
Hypomagnesiämie, Hyperkaliämie. Auslöser z. B. starke körperliche
Belastung vor allem unter Hitze, erhöhter Bedarf in Schwangerschaft,
verminderte Magnesiumzufuhr bei einseitiger Ernährung und/oder
erhöhtem Alkoholkonsum, lang andauernde Durchfälle oder Erbrechen,
Hyperventilation. Zahlreiche Differenzialdiagnosen möglich: z. B. Elek-
trolytstörungen, Restless-Legs-Syndrom, Durchblutungsstörungen, Urä-
mie, Carnitinmangel, Polyneuropathien.
Muskelkrämpfe 195

Magnesium
Ausgleich des Magnesiummangels führt zu normalisierter Muskelaktivi-
tät. Magnesium kann bei hohen Dosierungen (ca. 400 mg/d) als Calci-
umantagonist wirken und so über eine Verminderung der neuromusku-
lären Erregbarkeit zu einer Relaxation der quergestreiften und glatten
Muskulatur führen. Überdosierungen führen zu Durchfällen. KI: Nie-
reninsuffizienz. WW mit Tetracyclinen und Eisen, Einnahmeabstand
3–4 Std. einhalten.
󠀂 Magnesium (Magnesiocard®, Magnesium diasporal®)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Bei Muskelkrämpfen in der Schwangerschaft wird Magnesium (ca.
400 mg/d, Magnesiocard®) eingesetzt.

Hyperämisierende Externa
Regen die lokale Durchblutung an, lösen Muskelverspannungen, lindern
Schmerzen durch Muskelkrämpfe. Anwendung in Form von Salben,
Pflastern oder Bädern. Wärmende, durchblutungsfördernde Wirkstoffe
in Salben auch in Kombination mit externen Antiphlogistika.

Salben
󠀂 Methylnicotinat und Beinwellextrakt (in Kytta® Balsam F)
󠀂 Nonivamid (in Finalgon® Wärmecreme stark)
󠀂 Capsaicin (Hansaplast® med ABC Wärme Creme Capsicum, Final-
gon® CPD Wärmecreme)

Pflaster
󠀂 Capsaicin (in Hansaplast® med ABC-Wärme-Pflaster Capsaicin)
󠀂 Nonivamid (Hansaplast® med ABC-Wärme-Pflaster Sensitiv)

Bäder
󠀂 Benzylnicotinat (Pernionin® Thermo-Teilbad/Vollbad)
196 Muskelkrämpfe

Zusatzhinweise
󠀂 Bei akuten Beschwerden Muskelkompression, passive Dehnung des
Muskels, Hochlagern der Extremität.
󠀂 Bei nächtlichen Wadenkrämpfen sollen regelmäßig Dehnübungen
des Wadenmuskels durchgeführt werden.
󠀂 Lokale Wärmeanwendung. Heiß duschen oder baden, warme wirk-
stoffreie Auflagen (z. B. Thermacare® flexible Anwendung) lockern
die Muskulatur.
󠀂 Regelmäßiges Muskeltraining, Ausdauersportarten.
󠀂 Elektrolythaltige Getränke (Frubiase® Sport) oder Mineralstoffpräpa-
rate (Neukönigsförder® Mineraltabletten, Basica® compact) mög-
lichst vorbeugend vor oder bei starkem Elektrolytverlust (Erbrechen,
Durchfall) oder starker körperlicher Belastung verwenden. Ausrei-
chende Flüssigkeitszufuhr mit möglichst isotonen Getränken (z. B.
Mineralwasser, Isostar®).
󠀂 Abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
󠀂 Ärztliche Therapie mit Chinin (Limptar®) ist bei schwerer Ausprägung
der Beschwerden und Unwirksamkeit von Magnesium indiziert.
Wegen der seltenen, aber schwerwiegenden NW Thrombozytopenie
verschreibungspflichtig.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Schüsslersalz Nr. 7 (Magnesium phos-
phoricum), auch homöopathisch.
Muskelschmerzen, Muskelkater 197

Muskelschmerzen, Muskelkater

Nach sportlicher Aktivität; in Zusammen- Auftreten im Zusammenhang mit Medi-


hang mit banaler Grunderkrankung kamenteneinnahme; unbekannte
(z.B. grippaler Infekt) Ursache, wiederholtes Auftreten

Arzt

Trainingspause bis zum Ende der Ärztliche Diagnose: z.B. Thrombose;


Schmerzen Rheuma; Borreliose; Muskelfaserriss;
UAW: z.B. CSE-Hemmer; Calciumantago-
nisten; Gyrasehemmer

Ggf. unterstützende Behandlung


Arzt

Massage mit hyperämisierenden Externa

Nicht steroidale Antirheumatika und


pflanzliche Antiphlogistika zur Linderung
des Bewegungsschmerzes

Sich verschlimmernde Symptome,


andauernde Beschwerden

Muskelschmerzen, Muskelkater
Schmerzen der Muskulatur nach starker körperlicher Belastung, nach
intensivem Training. Auftreten meist 12–24 Std. nach der Belastung.
Ursache lokale Entzündungsreaktion durch (kleinste) Muskelfaserrisse.
Vermutete Ursache Übersäuerung der Muskulatur („Laktathypothese“)
gilt als widerlegt. Schmerzen bei Bewegung, schmerzfrei im Ruhezu-
stand.
198 Muskelschmerzen, Muskelkater

Hyperämisierende Externa
Regen die lokale Durchblutung an, beschleunigen die Regeneration des
entzündeten Gewebes. Lösen der muskulären Verspannung. Anwendung
in Form von Salben, Pflastern oder Bädern. Wärmende, durchblutungs-
fördernde Wirkstoffe in Salben manchmal in Kombination mit externen
Antiphlogistika.

Salben
󠀂 Methylnicotinat plus Beinwellextrakt (in Kytta® Balsam F)
󠀂 Nonivamid (in Finalgon® Wärmecreme stark)
󠀂 Capsaicin (Hansaplast® med ABC Wärme Creme Capsicum, Final-
gon® CPD Wärmecreme)

Pflaster
󠀂 Capsaicin (in Hansaplast® med ABC-Wärme-Pflaster Capsaicin)
󠀂 Nonivamid (Hansaplast® med ABC-Wärme-Pflaster Sensitiv)

Bäder
󠀂 Benzylnicotinat (Pernionin® Thermo-Teilbad/Vollbad)

Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)


Reduzieren die Entzündung des betroffenen Gewebes und verringern die
Schmerzen. Bei starken Schmerzen und tiefliegender Lokalisation syste-
mische Anwendung bevorzugen. Bei systemischer Anwendung KI und
WW beachten. Ibuprofen, Diclofenac KI: Magen-Darm-Ulzera, Blu-
tungsneigung, Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungs-
hemmern. Systemische Anwendung nicht > 3 Tage in der Selbstmedika-
tion. Cave: Einnahme sollte nicht dazu führen, über die Belastungsgrenze
hinweg weiter zu trainieren.

Interne Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Aktren® forte, Dolormin® extra)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS, Aleve®)
Muskelschmerzen, Muskelkater 199

󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Externe Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme/Gel, doc® Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel/Wirkstoffpflaster, Diclac®
Schmerzgel, Flector® Schmerzpflaster)
󠀂 Indometacin (Indo Top® ratiopharm Spray, Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
󠀂 Beinwell (Kytta® Schmerzsalbe)
󠀂 Arnika (doc® Arnika Creme)

Zusatzhinweise
󠀂 Solange Bewegungsschmerzen auftreten Trainingspause oder Trai-
ningsreduktion (Fahrradfahren, Wassergymnastik).
󠀂 Regelmäßiges angepasstes Muskeltraining, Ausdauersportarten
bevorzugen.
󠀂 Aufwärmphase und Dehnungen vor sportlicher Aktivität einhalten,
um Zerrungen zu vermeiden. Gegen Muskelkater wirkungslos.
󠀂 Kalte Bäder (< 15 °C) nach dem Training können das Auftreten von
Muskelkater verringern und die Erholungszeit beschleunigen.
󠀂 Leichte Massagen verbessern die Durchblutung der Muskulatur und
führen zu Beschwerdeverringerung. Starke Massagen vermeiden.
󠀂 Abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Vor und
nach Belastungssituationen eiweißreiche Kost.
󠀂 Heiße Bäder evtl. mit durchblutungsfördernden Zusätzen beschleu-
nigen den Regenerationsprozess.
200 Nackenschmerzen

Nackenschmerzen

Akute Nackenschmerzen Subakute oder chronische Nacken-


(seit ≤ 3 Wochen) schmerzen; Beschwerden seit
4 Wochen oder wiederholt

Arzt

Zusätzliche Beschwerden: Kribbeln, Wenn ja Ärztliche Diagnose:


Taubheitsgefühl in Händen oder sofort! z.B. Bandscheibenvorfall;
Füßen, Lähmungen; Bewegungsein- HWS-Syndrom; rheumatische
schränkung; Nackensteifigkeit; starke Arzt Erkrankungen; Meningitis; Tetanus;
Kopfschmerzen; Fieber >39°C, Kleinhirntumoren; Halswirbel-
Reduktion des Allgemeinzustands, frakturen
Erbrechen; maligne Erkrankung in der
Vorgeschichte, ungeklärter Gewichts-
verlust; Osteoporose, Langzeitbehand- Arzt
lung mit Corticosteroiden; Kinder und
Jugendliche bis 18 J.

Ursache: Stumpfe Verletzung (s. Sport-


verletzung S. 296)

Weiterbehandlung nach ärztlichem Rat

Unterbrechung des Schmerzkreislaufs


durch perorale oder externe
Analgetika/NSAR

Wärmeanwendung in Form von Salben,


Pflastern oder Bädern zur Lösung ver-
spannter Muskulatur

Bei anhaltenden Beschwerden


> 48 Std.
Nackenschmerzen 201

Nackenschmerzen
Muskuläre Verspannung im Bereich der Halswirbelsäule. Ursache: Über-
belastung, untrainierte falsche Bewegung, Fehlhaltung, lange Bild-
schirmarbeit. Als Folge Verspannung, dadurch meist Fehlhaltung und
Verschlimmerung der Beschwerden.

Analgetika/NSAR
Schmerzlinderung, Entzündungshemmung. Unterbrechung des Teufels-
kreises Schmerzen – Fehlhaltung – Verspannung – Schmerzen. Ein-
nahme von Ibuprofen als Mittel der Wahl. Externe Anwendung nur
bedingt wirksam. Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen u. Acetylsalicylsäure,
KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Asthma, Schwangerschaft
3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern. Anwendung in der
Selbstmedikation nicht länger als 3 Tage. ASS nicht für Kinder < 12 J.
Paracetamol, KI: Leberschädigung, WW mit Alkohol.

Interne Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Dolormin® extra, Aktren® forte)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Externe Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme/Gel, doc® Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel/Wirkstoffpflaster, Diclac®
Schmerzgel, Flector® Schmerzpflaster)
󠀂 Indometacin (Indo Top® ratiopharm Spray, Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
󠀂 Beinwell (Kytta® Schmerzsalbe)
󠀂 Arnika (doc® Arnika Creme)
202 Nackenschmerzen

Hyperämisierende Externa
Lösen muskulärer Verspannung durch Wärme. Unterbrechnung des Teu-
felskreises Verspannung – Schmerzen – Fehlhaltung – Verspannung.
Anwendung in Form von Salben, Pflastern oder Bädern. Wärmende,
durchblutungsfördernde Wirkstoffe in Salben meist in Kombination mit
externen Antiphlogistika. KI gegen die Inhaltsstoffe beachten.

Salben
󠀂 Methylnicotinat (in Kytta® Balsam F)
󠀂 Capsaicin (Finalgon® CPD Wärmecreme, Hansaplast® med ABC
Wärme Creme Capsicum)
󠀂 Nonivamid (in Finalgon® Wärmecreme stark)

Pflaster
󠀂 Capsaicin (Hansaplast® med ABC Wärme-Pflaster)
󠀂 Nonivamid (Hansaplast® med ABC Wärme-Pflaster Sensitiv)

Bäder
󠀂 Benzylnicotinat (Pernionin® Thermo Teil- oder Vollbad)

Zusatzhinweise
󠀂 Einnahme von Magnesium gegen Muskelkrämpfe, verursacht durch
Magnesiummangel.
󠀂 Massagen mit durchblutungsfördernden Ölen (Dolo-cyl® Öl, Aconit®
Schmerzöl, Weleda® Arnika Massageöl).
󠀂 Wärmeanwendung in Form von Kalt-Warm-Kompressen, Therma-
care® Auflage Nacken/Schulter/Arm, Medipolan®-Bandagen, Halswi-
ckel, Rotlicht.
󠀂 Beibehalten der körperlichen Aktivität. Nackenschmerzen vorbeu-
gen durch regelmäßige Kräftigung der Nackenmuskulatur, bei sub-
akuten oder chronischen Nackenschmerzen Krankengymnastik, pos-
tisometrische Muskelrelaxation, Rückenschulen.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Rhus toxicodendron, Traumeel®.
Nagelpilz 203

Nagelpilz

Unansehnliche Nägel; Gelbfärbung Erstmalig auftretende Beschwerden,


(s. Fingernägel, brüchige, verfärbte Befall des Nagelbetts
S. 76, 78) Veränderungen der Nagel-
platte

Arzt

Wiederholt auftretende Beschwerden Ärztliche Diagnose:


nach ärztlicher Erstdiagnose Arzt z.B. Nagelmykose; Allgemeinerkran-
kungen; Dermatosen (Psoriasis,
Behandlung nach Ekzeme, bakterielle Infektionen);
ärztlicher Empfehlung Abklärung der Ursache, evtl. Nagel-
auflösung mit Harnstoffsalben;
systemische Antimykotika in schweren
Bekämpfung der Pilzinfektion durch
Fällen
tief in die Hornschicht eindringende
Antimykotika
Arzt

Auflösen der erkrankten Nagelanteile


mit Harnstoff 20–40%ig in einer
Creme- oder Salbengrundlage

Keine Besserung innerhalb von 3 Monaten


204 Nagelpilz

Nagelpilz (Onychomykose)
Durch Pilze (häufig Dermatophyten oder auch Hefepilze) hervorgerufene
Erkrankung der Nägel. Symptome: Gelbfärbung der Nägel, Absplitterun-
gen, zu Beginn verstärkte Verhornung der Nägel, später Nagelablösung
möglich. Voraussetzung für die Entstehung einer Nagelmykose ist eine
Schädigung des Nagelwachstums z. B. mechanisch, chemisch oder durch
Krankheiten. Gesunde Nägel werden nicht befallen. Fußpilzerreger kön-
nen auch die Nägel befallen und umgekehrt (s. Fußpilz S. 81). Cave: Bei
Befall von mehr als 2 Nägeln oder mehr als ⅔ der Nagelfläche Behand-
lung vom Hautarzt mit systemischer Antimykose erfoderlich.

Antimykotika
Einsatz von Breitband-Antimykotika, die tief genug in die Nagelschicht
eindringen können. Anwendung bevorzugt als Lack, Creme oder Lösung.
Sinnvoll ist bei den Cremes die Vorbehandlung mit Harnstoffsalben zum
Entfernen des betroffenen Nagelanteils. Bei den Lacken ist darauf zu ach-
ten, dass der Lack an den Seiten gut aufgetragen ist. Ciclopirox, KI: Kin-
der. Amorolfin, KI: Nagelbettentzündung, Diabetes, Kinder. Naftifin, KI:
offene Wunden, Schleimhäute. NW: Rötungen, Irritationen, Juckreiz.
Besondere Anwendungsmodalitäten beachten, z. B. Ciclopirox als was-
serlöslicher Lack (Ciclopoli®) 1 × tgl. auftragen, als wasserfester Lack
(Nagel-Batrafen®) im 1. Monat 3 ×/Woche, im 2. Monat 2 ×/Woche, im
3. Monat 1 ×/Woche anwenden, Canesten® extra Nagelset für 2 Wochen
jeweils im Okklusivverband zum Ablösen der betroffenen Nagelsubs-
tanz, danach Nachbehandlung erforderlich.
󠀂 Ciclopirox (Ciclopoli®, Nagel Batrafen® Lösung zum Auftragen auf
Nägel)
󠀂 Amorolfin (Loceryl® Nagellack Roche Lösung)
󠀂 Bifonazol (in Canesten® extra Nagelset)

Bei lokaler Behandlung ist es sinnvoll, die Zehenzwischenräume und die


Fußsohlen mit einer antimykotischen Creme mit zu behandeln. Bei der
Verwendung von Canesten® extra Nagelset ist es erforderlich, bis zum
Nagelpilz 205

gesunden Nachwachsen der betroffenen Nägel mit entsprechenen


Cremes nachzubehandeln. Je nach Lokalisation der Nagelmykose kön-
nen Tropflösungen die betroffenen Hautstellen erreichen.
󠀂 Naftifin (Exoderil®)
󠀂 Terbinafin (Lamisil®)
󠀂 Miconazol (Micotar®)
󠀂 Clotrimazol (Canesten® Creme/Lsg., Antifungol® Creme/Lsg.)
󠀂 Bifonazol (Bifon®)

Bei gesicherter Keimbestimmung Candida kann auch ein Polyen-Anti-


mykotikum eingesetzt werden.
󠀂 Nystatin (Candio-Hermal® Salbe)

Besondere Patientengruppen
Diabetiker leiden oft unter Nagelpilz, auf gute Einstellung des Zucker-
spiegels achten. Gefahr der Infektion. Behandlung in Kombination mit
professioneller Fußpflege.
Bei Rauchern kann der Verzicht auf Nicotin eine verbesserte Durchblu-
tung und so eine Verkürzung der Therapiezeit bewirken.

Harnstoff 20–40 %ig


Zum Ablösen bzw. Anlösen erkrankter, pilzbefallener Nägel. 1 × tägl.
messerrückendick auftragen und den Nagel mit einem Okklusivverband
abdichten. Täglich die aufgeweichte erkrankte Nagelsubstanz abtragen.
Anschließend erfolgt eine konsequente antimykotische Therapie mit
Cremes oder Lösungen. NW: leichte Schmerzen möglich.
󠀂 Harnstoff 20 % (Onychomal®, in Canesten® extra Nagelset, Harnstoff-
Paste 40 % NRF)
󠀂 Harnstoff + Clotrimazol (Fungidexan®, Harnstoffpaste 40 % mit Clo-
trimazol 1 % NRF)
206 Nagelpilz

Zusatzhinweise
󠀂 Regelmäßige und schonende Nagelpflege, das Nagelbett öfter mit
einer Fettcreme pflegen. Nagelhäutchen nicht verletzen, es wirkt als
Abdichtung gegen Infektionen von außen.
󠀂 Zum Schutz der Fingernägel: Vermeidung von Tätigkeiten, die den
Nagel aufweichen können, z. B. Spülen, Hautschutzcremes (Excipial®
Protect Creme, Neutrogena® norweg. Formel, Lindesa® Hand- und
Hautschutzcreme, Silicoderm® F).
󠀂 Zum Schutz der Fußnägel: kein Schuhwerk oder Socken tragen, die
Feuchtigkeit begünstigen, keine drückenden Schuhe.
󠀂 Täglicher Socken- und Handtuchwechsel, möglichst kochbare
Baumwollsocken tragen. Socken, Handtücher, Badematten und
Bettzeug möglichst bei 60 °C waschen, für empfindliche Textilien:
Canesten® Hygiene Wäschespüler.
󠀂 Auf die langwierige Therapie ist hinzuweisen, Therapiedauer über
Monate, bis die betroffene Nagelsubstanz herausgewachsen ist.
󠀂 Bei Therapieresistenz systemische Anwendung von Antimykotika
unter ärztlicher Kontrolle. Hier ist die Vorbehandlung der Nägel mit
einer Harnstoffsalbe zu empfehlen. Sinnvoll ist auch die Kombina-
tion von systemischer und topischer Therapie.
󠀂 Auf ausgewogene Ernährung achten für ein gutes Nagelwachstum,
Vitamin- und Mineralstoffpräparat kann empfohlen werden (s.
Mineralstoffmangel S. 180, Vitaminmangel S. 324).
󠀂 Mittel zur Immunstärkung, da eine Pilzinfektion der Haut sich bei
immungeschwächten Menschen leichter ausbreitet (s. Immun-
schwäche S. 141).
Narbenpflege 207

Narbenpflege

Tiefe Wunden der Lederhaut, Schnitt- Oberflächliche Wunden der Epidermis,


wunden, Risswunden Schürfwunden

Arzt

Arzt: Desinfektion der Wunde, Arzt Infektion der Wunde


Begradigung der Wundränder, wenn
möglich Annäherung der Wundränder
durch chirurgische Wundnaht, sterile
Abdeckung s. Wundversorgung S. 344

Für junge Narben (2–3 Wochen nach


OP) Narbenkosmetika

Silikon- oder Polyurethanfolien zur


Verbesserung der Hydratation der
Haut

Atrophe Keloide
Narben

Operative Chirurgische
Dermabrasion Methoden zur
oder chemisches Keloidentfernung
Peeling (Kryochirurgie,
Drucktherapie)

Camouflage,
Abdeckcremes,
hoher Sonnen-
schutz
208 Narbenpflege

Narbe (Cicatrix)
Defektheilung bei Substanzverlust der Lederhaut. Zerstörtes Gewebe
wird durch Bindegewebe ersetzt. Frische Narben sind meist rötlich,
ältere weiß. Bei Bindegewebsneubildung über das Hautniveau hinaus
spricht man von hypertrophischen, bei Narben unter dem Hautniveau
von atrophischen Narben. Keloide sind überschießende Bindegewebs-
neubildungen, die sich über die eigentlichen Wundränder hinaus ver-
breiten.

Narbenkosmetika
Antiproliferative, antiphlogistische und glättende Wirkung auf Narben-
gewebe. Anwendung auf möglichst frischen Narben (Beginn 2–3 Wochen
nach der OP). Mehrmals täglich unter Druck in Längsrichtung einmas-
sieren. Behandlungsdauer ca. 6 Monate.
󠀂 Heparin (in Contractubex®, in Kelofibrase®)
󠀂 Harnstoff (in Kelofibrase®)
󠀂 Allantoin (in Contractubex®)

Silikongele und Polyurethanfolien


Luftdichte Abdeckung des Narbengewebes. Zur Hydratisierung des Bin-
degewebes und Schaffung von optimalen Bedingungen der Gewebsneu-
bildung. Behandlung mind. 2 Monate.
󠀂 Topische Silikongele (Dermatix® ultra, Kelocote®, AGIskin® Narben-
pflege)
󠀂 Polyurethanfolien (Mepiform®, Hansaplast® med Narben Reduktion
Pflaster)

Camouflage
Abdeckung der Narben mit haltbaren, getönten Abdeckcremes.
󠀂 Dermacolor®
Narbenpflege 209

Zusatzhinweise
󠀂 Alternative Therapie: Narbengel® Wala.
󠀂 Bei frischen Narben die Topika nur leicht auftragen und einstrei-
chen. Ältere Narben können fester massiert werden.
210 Nasenbluten

Nasenbluten

Akutes Nasenbluten Wiederholt auftretendes Nasenbluten

Arzt

Sehr starke, lang anhaltende Notarzt Ärztliche Diagnose:


Blutung; Patient mit Blutgerinngs- z.B. Bluthochdruck; Blutgerinnungs-
Arzt
störungen, Einnahme von oralen störungen; erhöhter Alkoholkonsum;
Antikoagulanzien; Bewusstlosigkeit Infektionskrankheiten, wie Sinusitis,
Viruserkrankungen; Verletzungen in
der Nase; Mittelgesichts- oder
Schädelbasisfrakturen; Vitamin-C-
Hinweise auf Infektionserkrankung;
Arzt Mangel;
Gefäß-, Kreislauferkrankung
UAW: z.B. Phenothiazine, Zytostatika,
Retinoide, orale Antikoagulanzien,
HNO-Arzt Thrombozytenaggregationshemmer
Mögliche Verletzung der Nase oder
des Schädels; nach Schlägerei; Arzt
Fremdkörper in der Nase

Erstversorgung
Arzt
Patient beruhigen, aufrecht hin-
setzen, Kopf nach vorne beugen,
mit erhöhtem Oberkörper lagern;
Nasenflügel gegen das Nasenseptum
drücken, 5–10 Min. ohne Unter-
brechung; kalte Nackenumschläge;
leichte Nasentamponade

Bei > 20 Min. anhaltenden oder immer wieder-


kehrenden Beschwerden, Patienten mit Herz-
Kreislauferkrankungen, Gerinnungsstörungen,
unter gerinnungshemmender Therapie
Nasenbluten 211

Nasenbluten (Epistaxis)
Sog. habituelles Nasenbluten, vor allem bei Kindern, durch lokale Ursa-
chen wie Gefäßverletzungen, physikalische oder chemische Schädigung
der Nasenschleimhaut, Trauma, Nasenfremdkörper oder Wucherungen/
Tumoren in der Nase. Auch als Symptom einer Allgemeinerkrankung,
z. B. akute Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauferkrankungen, hämor-
rhagische Diathese. Blutungsursache meist im unteren Teil der Nase, bei
Verletzungen im oberen Teil läuft das Blut beim Vornüberbeugen des
Kopfes in den Rachen – Arztbesuch erforderlich.

Nasentamponade
Zur Unterstützung der Blutstillung durch Kompression der Blutungs-
quelle, zum Schutz der Kleidung. Ausreichend großer Verbandwatte-
pfropf, im Notfall auch saubere Baumwolltücher oder Papiertaschentü-
cher.
󠀂 (Verbandwatte, Mullkompressen, Kwizda® Erste Hilfe bei Nasenblu-
ten Nasenstöpsel)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Kinder u. Jugendliche: Nasenbluten tritt häufig bei Kindern und
Jugendlichen auf. Wichtigste Maßnahme beruhigende Zuwendung.
Besondere Ursachen wie Fremdkörper in der Nase bedenken. Nasen-
bluten sollte nach mind. 10 Min. zum Stillstand kommen.
󠀂 In der Schwangerschaft ist ein häufigeres Auftreten von Nasenbluten
häufig und harmlos.
󠀂 Multimorbide, ältere Patienten: Vermehrtes und verlängertes Nasen-
bluten durch Einnahme von Blutgerinnungshemmern (ASS, Hepari-
noide).
212 Nasenbluten

Zusatzhinweise
󠀂 Nasentamponade getränkt mit Hamamelisextrakt (Hametum®
Extrakt) oder α-Sympathomimetika, z. B. Xylometazolin (Otriven®
Tropfen) bewirkt Gefäßkonstriktion.
󠀂 Ausreichend lange Kompression im Nasenflügelbereich, Nase bzw.
Nasenrücken zugedrückt lassen (mind. 3 Min.).
󠀂 Beruhigung des Patienten, Lagerung mit erhöhtem Oberkörper,
Vornüberbeugen des Kopfes, damit das Blut nicht in den Rachen
läuft, Auflegen eines kalten Waschlappens ins Genick.
󠀂 Übermäßiges Naseschneuzen und Nasenbohren vermeiden.
󠀂 Ursache für immer wiederkerhendes Nasenbluten häufig trockene
Nasenschleimhaut: vorbeugende Pflege mit Nasensalben oder -ölen
(Bepanthen® Augen- und Nasensalbe, Euphorbium® comp, Gelo-
sitin®, Mar® plus 5 % Nasenpflegespray, Hysan® Pflegespray),
Befeuchtung der Schleimhäute mit Inhalationen und Nasenspülun-
gen (Emser® Nasenspülsalz physiologisch).
󠀂 Vitaminreiche Nahrung (Obst, grünes Gemüse). Vitamin C- und Vit-
amin K-Mangel kann Nasenbluten auslösen bzw. verstärken.
Nervosität/Unruhe 213

Nervosität/Unruhe

Akute Nervosität, innere Unruhe Nervosität, innere Unruhe


<2 Wochen >2 Wochen

Arzt

Ursache für Nervosität bekannt: Ärztliche Diagnose:


z.B. Stress, Prüfungsangst Arzt z.B. Depression; psychische Erkran-
kung; Schilddrüsenerkrankungen;
Herzrhythmusstörungen.
UAW: z.B. Theophyllin, Coffein,
Herzrhythmusstörungen; Schilddrüsen-
Sympathomimetika, Tokolytika,
erkrankung; Diabetes mellitus – mög- Arzt hoch dosierte Cortisontherapie
liche Hypoglykämie

Arzt
Nächtliche Schlafstörungen (s. S. 263);
Niedergeschlagenheit (s. depressive
Verstimmungen S. 45); Wechseljahre
(s. S. 336); prämenstruelles Syndrom
(s. S. 233)

Entspannungsmethoden

Baldrian und andere pflanzliche Sedativa

Lavendel bei Unruhe mit Angstsympto-


matik

Johanniskraut bei Unruhe mit depressi-


ver Komponente

Bei >2 Wochen anhaltenden Beschwerden


214 Nervosität/Unruhe

Nervosität, psychische Unruhe


Psychische Grundstimmung der inneren Erregung, Agitiertheit, im Allge-
meinen negativ erlebt. Folgen: Konzentrations- und Schlafstörungen.
Ursachen: häufig Stress, Überbelastung, zu wenig Schlaf, Lärm; psychi-
sche Erkrankungen, Angst- und Zwangserkrankungen, Depressionen,
Herzrhythmusstörungen, Hyperthyreose, Hypertonie, Hypoglykämie,
Leberzirrhose, Hitzschlag, Sonnenstich, hormonelle Schwankungen in
den Wechseljahren oder vor der Periode, ADHS.

Baldrian
Gegen Unruhezustände. Sedierende Wirkung setzt erst nach einige
Tagen oder Wochen ein. Wirkmaximum nach ca. 2–4 Wochen regelmä-
ßiger Einnahme. Tagsüber Beruhigung und Erhöhung der Konzentrati-
onsfähigkeit, nachts Verbesserung der Schlafqualität. Dosierung
1–3 × tgl. 600 mg Baldriantrockenextrakt o. 2–3 g Droge. Kombinationen
von Baldrian mit anderen Pflanzenextrakten wirken nach bisherigen
Erkenntnissen nicht stärker als Baldrian alleine.
󠀂 Baldrianwurzel (Baldriantinktur® Hetterich, Baldrian-Dispert® Tag,
Baldriparan® stark für die Nacht)
󠀂 Kombinationen mit Hopfenzapfen und Passionsblumenkraut (in
Kytta-Sedativum®)
󠀂 mit Hopfenzapfen und Melissenblättern (Baldriparan® zur Beruhi-
gung)
󠀂 mit Melissenblätter (in Euvegal® 320/160 mg Filmtabletten)
󠀂 mit Johanniskraut (Sedariston® Konzentrat)
󠀂 mit Johanniskraut und Melissenblättern (Sedariston® plus Tropfen)

Pflanzliche Sedativa
Traditionell angewendet bei Unruhezuständen. Von der Kommission E
positiv monographiert. Anwendungsgebiete von Hopfenzapfen: Unruhe,
Angstzustände, Schlafstörungen; Melisse: nervös bedingte Einschlafstö-
rungen, funktionelle Magen-Darm-Beschwerden; Passionsblume: ner-
Nervosität/Unruhe 215

vöse Unruhezustände. Anwendung häufig in Kombination mit Baldrian


(s. o.).
󠀂 Einsatz als Tee (z. B. Sidroga® Melissenblätter, Beruhigungstee, Schlaf-
und Nerventee N, Stress- und Nerventee)
󠀂 Passionsblumenkraut (Kytta-Sedativum® für den Tag, Lioran®, Hog-
gar® Balance, Pascoflair®)

Lavendel
Anwendungsgebiete nach Kommission E: Unruhe, Einschlafstörungen,
funktionelle Oberbauchbeschwerden, in der Balneotherapie funktionelle
Kreislaufbeschwerden. Möglicher Einsatz bei Unruhezuständen mit
Angstsymptomatik. Einsatz von 20–80 mg Öl pro ED.
󠀂 Lavendelöl (Lasea®, Sidroga® Lavendel)

Johanniskraut
Stimmungsaufhellende Wirkung. Anwendung bei psychovegetativen
Störungen, depressiven Verstimmungen, Unruhe, Angst. Wirkung setzt
erst nach einer Latenzzeit von ca. 2 Wochen voll ein. Eine ausreichend
hohe Dosierung (900 mg/d) ist Voraussetzung. Leitsubstanz: Hypericin.
Zahlreiche WW über Cytochrom P450, z. B. Antimykotika, Antidepres-
siva (SSRI), Marcumar®, HIV-Proteaseinhibitoren. KI gleichzeitige Ein-
nahme von hormonalen Kontrazeptiva.
󠀂 Johanniskraut-Trockenextrakt (Felis® 425, 650, Jarsin® 300, 450, 750,
Laif® 900 Balance)
216 Nervosität/Unruhe

Zusatzhinweise
󠀂 Ausreichende Schlaf- und Ruhezeiten. Gleichmäßiger Tag-Nacht-
Rhythmus.
󠀂 Verzicht auf anregende (coffeinhaltige) Getränke, wie Kaffee,
schwarzer Tee, Cola.
󠀂 Verzicht auf Alkohol.
󠀂 Entspannungsmethoden (Yoga, autogenes Training, progressive
Muskelrelaxation nach Jacobson).
󠀂 Sportliche Aktivitäten, Spaziergänge in der Natur, Aufenthalt im
Wald, Sauna, Massagen können entspannend wirken.
󠀂 Vollbäder mit Melissen- oder Lavendelöl.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Aromatherapie mit Lavendel und Melisse,
Zincum Valerianicum comp. Hevert®, Neurexan®, Neurodoron®,
Avena sativa comp Weleda®.
Neurodermitis 217

Neurodermitis

Trockene schuppige, rissige Haut; starker Juckreiz;


betroffene Hautgebiete vor allem Ellen- und Knie-
beugen

Diagnose: Neurodermitis bekannt Arzt Ärztliche bzw. haut-


ärztliche Diagnose und
Therapie

Unterstützung der Behandlung nach


Arzt
ärztlicher Verordnung

Sorgfältige Hautpflege Akuter Ekzemschub

Leichter Schub Schwerer Schub

Milde Reinigung Hydrocortison gegen die Behandlung nach


Entzündung ärztlicher Verordnung

Zur Unter-
stützung

Fettung der Haut mit Gegen starken Juckreiz


fettreichen Salben und Antihistaminika und
Lotionen Lokalanästhetika

Harnstoff zur Rehydrie- Gerbstoffe gegen ent-


rung der Hornschicht zündliche Hautreaktion

Bei Unverträglichkeit, mangelnder Wirksamkeit


218 Neurodermitis

Neurodermitis (atopisches Ekzem)


Andere Bezeichnungen: endogenes Ekzem oder atopische Dermatitis.
Chronische oder chronisch-rezidivierende Entzündungsreaktion der
Haut, Symptome unterschiedlich, immer starker Juckreiz, meist trockene
schuppige, rissige Haut vor allem in Ellen- und Kniebeugen, deutliche
Rötung der Haut, aufgekratzte, nässende und blutende Bereiche als
Folge des starken Juckreizes. Ursache: unbekannt, genetische Veranla-
gung und allergische Disposition sind beteiligt. Auftreten meist schon
im Kindesalter. Nur symptomatische Behandlung möglich.

Reinigung
Milde, pH-neutale, evtl. rückfettende Reinigung der Haut. Wasser allein
trocknet die Haut beim Waschen schon aus. Lieber Duschen als Baden,
Anwendung von milden Wassertemperaturen.
󠀂 Duschöle, Ölbäder (Avène XeraCalm® A. D. Rückfettendes Reini-
gungsöl, Cetaphil® Restoraderm Waschlotion, Eucerin® AtopiCon-
trol Dusch- und Badeöl, Balneum Hermal® flüssiger Badezusatz,
Ducray Oleobal® Dusch- und Badeöl, Apoderma Exomega® Duschöl)

Hautfettung
Intensive Pflege der Haut mit fettreichen Salben, Cremes oder Lotionen.
Anwendung nach jeder Reinigung, mindestens 2–3 × tägl. Die Verträg-
lichkeit muss individuell getestet werden. Einsatz von Omega-3-Fettsäu-
rehaltigen Ölen (Nachtkerzenöl, Borretschsamenöl).
󠀂 Unguentum emulsificans (aquosum), Linola® fett Creme, Linola®
Hautmilch, Excipial® Mandelölsalbe, Avène XeraCalm® A. D. Rück-
fettender Balsam, Avène Cicalfate Creme, Cetaphil® Restoraderm
Pflegelotion, Eucerin® AtopiControl Creme, Gesichtscreme, Lotio,
Dermatop® Basiscreme, Wolff® Basiscreme
Neurodermitis 219

Harnstoff
Zur Rehydrierung der Hornschicht. Cave: evtl. starke Reizwirkung auf
die entzündete Haut.
󠀂 5 % Harnstoff in Unguentum emulsificans aquosum, Widmer Reme-
derm® Creme, Eucerin® TH 10 % Urea Salbe, in Optiderm®

Hydrocortison
Gegen die entzündlichen Hautveränderungen. In der Selbstmedikation
nur schwach wirksames Glucocorticoid verfügbar.
󠀂 Hydrocortison 0,25–05 % (Fenihydrocort®, Ebenol®, Soventol® Hyd-
roCort Creme, Linola® akut)

H1-Antihistaminika
Alte Antihistaminika mit sedierenden Nebenwirkungen wirksamer als
neue. Cave: Verzögerung der Reaktionszeiten, Vorsicht im Straßenver-
kehr. WW mit zentral wirksamen Arzneimitteln und Alkohol.
󠀂 Dimetinden (Fenistil® 24 Std.)
󠀂 Clemastin (Tavegil® Tabl.)
󠀂 Cetirizin (Cetiderm®)
󠀂 Loratadin (Loraderm®)

Lokalanästhetika
Zur lokalen Juckreizstillung.
󠀂 Polidocanol (in Thesit® Gel, in Optiderm® Creme, Balneum Hermal®
plus, Eucerin® AtopiControl® Anti Juckreiz Spray)

Gerbstoffe
Zur Stärkung der Hautbarriere. Gegen die Entzündungsreaktion.
󠀂 Synthetische Gerbstoffe (Tannolact® Creme, Fettcreme, Badezusatz,
Tannosynth® Creme, flüssig, Lotio)
󠀂 Natürliche Gerbstoffe (Eichenrinde als Badezusatz)
220 Neurodermitis

Zusatzhinweise
󠀂 Hautpflege dem Entzündungszustand täglich neu anpassen: Haut-
bereiche mit Symptomen mit wirkstoffhaltigen Salben behandeln,
symptomfreie Hautbereiche mit wirkstofffreien Salben behandeln.
󠀂 Salben nicht zu dünn auftragen, um die Haut nicht unnötig zu rei-
zen.
󠀂 Fingernägel kurz halten, um Verletzungen beim Kratzen zu vermei-
den.
󠀂 Allergentestung, um Allergieauslöser zu meiden: Haustiere, Teppi-
che, Staubfänger, Zimmerpflanzen. Nahrungsmittelunverträglich-
keiten (Nüsse, Milch, Weizen) berücksichtigen.
󠀂 Kleidung möglichst aus Baumwolle. Synthetikmaterialien und Wolle
meiden.
󠀂 Neugeborene Kinder mit Atopiker-Eltern sollten mind. 4 Monate voll
gestillt werden ohne Beikost.
󠀂 Weitere Therapiemöglichkeiten: Lichttherapie (UV-A-Strahlung); zur
unterstützenden Behandlung Entspannungstechniken, autogenes
Training, Psychotherapie.
󠀂 Zufuhr ungesättigter Fettsäuren zur Verbesserung der Lipidzusam-
mensetzung der Haut, z. B. Nachtkerzenöl (2 × 2000–3000 mg/d
= 2 × 160–240 mg y-Linolensäure, Epogam® Kapseln, Efamol® 500-
Kapseln) oder Borretschöl (Glandol® Atop Kapseln, in Addy® plus
Kapseln).
󠀂 Ungesicherte Therapieverfahren: Eigenblutbehandlung, Bioreso-
nanztherapie, Stutenmilch.
󠀂 Kontakt zu Selbsthilfegruppen suchen.
󠀂 Alternative Heilmethode: Sulfur, Silicea, Konstitutionsmittel, Cardio-
spermum (Halicar® Creme, Dermaplant® Salbe, Dolichos).
Notfallverhütung 221

Notfallverhütung

Wunsch nach Notfallverhütung, nach Beratung und Abgabe einer Pack-


der „Pille danach“ nach ungeschütz- ung möglichst nur mit Beratung
tem Geschlechtsverkehr an die betroffene Frau persönlich

Betroffene Frau = Kundin Schriftliche Beratungsdokumenta-


tion empfohlen
<14 J.: Arztbesuch empfehlen,
Betroffene Frau = <18 J. nach Selbst- keine Abgabe in der Selbstmedi-
auskunft kation ohne Einverständnis eines
Erziehungsberechtigten

Arzt
Zeitpunkt des ungeschützen Geschlechts- Ärztliche Untersuchung und
Arzt
verkehrs vor > 120 Std./5 Tagen weitere Maßnahmen nach Bedarf

Verdacht auf Ansteckung mit sexuell


übertragbaren Infektionskrankheiten Arzt

Verdacht auf vorliegende Schwanger-


Arzt
schaft

Verdacht auf Gewaltanwendung,


Arzt
evtl. forensisch relevante Hinweise

Akute gesundheitliche Probleme bzw.


chronische Vorerkrankungen (z.B. Arzt
M. Crohn, schwere Leberfunktions-
störungen, Einnahme anderer
Arzneimittel mit WW-Potenzial Arzt
Bei Verspätung
der Menstruations-
blutung von
Zeitpunkt des ungeschützten
> 7 Tagen
Geschlechtsverkehrs

Max. 72 Std., 3 Tage Max. 120 Std., 5 Tage

Levonorgestrel oder Ulipristalacetat Levonorgestrel


222 Notfallverhütung

Notfallverhütung, Notfallkontrazeption
Wunsch nach der sog. „Pille danach“ in der Zeit nach ungeschütztem
Geschlechtsverkehr (uGV) ohne Schwangerschaftswunsch. Anwendung
möglichst innerhalb von 12 Std. (präparateabhängig bis zu 120 Std.)
nach uGV. Wirkung durch eine Verschiebung bzw. Verhinderung des
Eisprungs. Wenn der Eisprung bereits erfolgt ist, sind die zur Verfügung
stehenden Präparate wirkungslos.
Der Eisprung findet ca. 12–14 Tage vor dem Einsetzen der nächsten
Regelblutung statt, er unterliegt individuellen Schwankungen und ist
nicht exakt vorhersagbar. Das gilt erst Recht bei unregelmäßigen Blu-
tungen. Spermien sind etwa 5 Tage überlebens- und befruchtungsfä-
hig.
Ein Geschlechtsverkehr war „ungeschützt“ 1. ohne Verwendung irgend-
welcher Verhütungsmittel, 2. nach Fehlanwendung oder Versagen eines
Kondoms bzw. anderer Verhütungsmethoden (Temperaturmethode)
oder 3. nach vergessener oder falscher Einnahme bzw. Anwendung hor-
monaler Kontrazeptiva:
󠀂 Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva: bei Verzögerung/Vergessen
der Pilleneinnahme > 12 Std.,
󠀂 „Minipille“ (Gestagen-Monopräparate): bei Verzögerung um
3–12 Std. (präparateabhängig),
󠀂 Vaginalringe (Nuvaring®): wenn der Ring > 3 Std. außerhalb der
Vagina war, das anwendungsfreie Intervall > 7 Tage überschritten
wurde oder der Vaginalring > 4 Wochen nicht mehr gewechselt
wurde,
󠀂 Transdermale Verhütungspflaster: wenn das Pflaster > 24 Std. nicht
richtig geklebt hat.

Levonorgestrel
Synthetisches Gestagen, Einnahme zur Notfallkontrazeption möglichst
innerhalb von 12 Std., nicht später als 72 Std. (3 Tage) nach uGV. Wir-
kung über eine Verhinderung des zyklusabhängigen Anstiegs des Lutei-
nisierenden Hormons (LH) und damit des Eisprungs. Bei bestehender
Notfallverhütung 223

(nicht bekannter) Schwangerschaft ist die einmalige Einnahme unbe-


denklich. Häufige NW: Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühl,
Bauch- und Unterleibsschmerzen, Dysmenorrhoe, Müdigkeit, Spannun-
gen in der Brust (Mastodynie). WW mit CYP3A4-Induktoren: abge-
schwächte Wirksamkeit des Notfallkontrazeptivums. KI: Leberfunkti-
onsstörungen. Bei Anwendung in der Stillzeit: 8 Std. Stillpause nach Ein-
nahme.
󠀂 Levonorgestrel (PiDaNa®, Unofem® Hexal)

Ulipristalacetat
Selektiver Progesteron-Rezeptormodulator, Einnahme zur Notfallverhü-
tung möglichst bald nach uGV, spätestens innerhalb von 120 Std.
(5 Tagen). Wirkung über Ovulationshemmung. Bei Verdacht auf eine
bestehende Schwangerschaft keine Einnahme. Häufige NW: Kopf-
schmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühl, Bauch- und Unterleibsschmer-
zen, Dysmenorrhoe, Müdigkeit, Spannungen in der Brust (Mastodynie).
WW mit CYP3A4-Induktoren: abgeschwächte Wirksamkeit des Notfall-
kontrazeptivums. KI: Leberfunktionsstörungen. Bei Anwendung in der
Stillzeit: 1 Woche Stillpause nach Einnahme.
󠀂 Ulipristalacetat (Ellaone®)

Zusatzhinweise
󠀂 Abgabe nur bei akutem Bedarf, nicht auf Vorrat. Abgabe möglichst
nur an die betroffene Frau nach Beratung und Abwägung.
󠀂 Einnahme/Anwendung max. 1 ×/Zyklus. Bei häufiger Nachfrage
durch eine Patientin Arztbesuch empfehlen.
󠀂 Nicht anwenden bei Verdacht auf Bestehen einer Schwangerschaft:
verspätete Monatsblutung, unüblich schwache oder kurze Montas-
blutung.
󠀂 Aufklärung über Ablauf des Monatszyklus, empfängnisbereite Tage
und Information über Verhütungsmethoden (s. auch S. 222).
224 Notfallverhütung

󠀂 Notfallkontrazeptiva sind keine Abortiva. Eine bestehende Schwan-


gerschaft kann mit den zur Verfügung stehenden Präparaten nicht
abgebrochen werden.
󠀂 Notfallkontrazeptiva schützen nicht vor sexuell übertragbaren Infek-
tionskrankheiten (z. B. Gonorrhö, Syphilis, Chlamydien, HPV, Hepati-
tis, HIV). Bei Bedenken in Bezug auf Infektionskrankheiten Arztbe-
such erforderlich.
󠀂 Bei Verdacht auf Gewaltanwendung Patientin ggf. wegen Feststel-
lung forensischer Hinweise zum Arzt schicken, Kontakt zum Frauen-
notruf herstellen (www.frauen-gegen-gewalt.de).
󠀂 Bei gleichzeitig vorliegender Übelkeit mit Brechreiz bzw. Erbrechen:
Risiko der verminderten Wirksamkeit der oralen Notfallkontrazep-
tiva, bei Erbrechen innerhalb von 3 Std. nach der Einnahme wird
eine zweite Einnahme empfohlen. Zur Verminderung der Übelkeit
bzw. des Erbrechens wird empfohlen, vor der Einnahme der Tablette
etwas zu essen. Bei anhaltendem Erbrechen: Arztbesuch.
󠀂 Bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Arzneimittel (CYP3A4-
Induktoren, z. B. Johanniskraut, Phenytoin, Phenobarbital, Carba-
mazepin, Oxacarbazepin, Primidon, Ritonavir, Efavirenz, Nevirapin,
Rifampicin, Rifabutin) kann die Wirksamkeit vermindert werden.
󠀂 Bei Ausbleiben der Monatsblutung von > 7 Tage ist ein Frauenarzt
aufzusuchen.
󠀂 Bei vergessener Einnahme/Anwendung hormonaler Kontrazeptiva
im selben Zyklus nach der Notfallverhütung mit der Einnahme/
Anwendung regelmäßig fortfahren, zusätzliche Anwendung von
Barrieremethoden (Kondome) bis zum Zyklusende für eine sichere
Verhütung erforderlich.
Ohrenschmerzen 225

Ohrenschmerzen

Akute Schmerzen oder Druck im Ohr; Immer wiederkehrende oder anhal-


Leichte Einschränkungen des Hörver- tende Schmerzen oder Druck im
mögens Mittelohr, Einschränkungen des Hör-
vermögens

Arzt

Fieber >39°C; starke Schmerzen bei Sofort Ärztliche Diagnose:


Druck auf den Tragus (äußeren z.B. akute oder chronische Otitis
Gehörgang); Nackensteifigkeit, Arzt media; Otitis externa; Fremdkörper im
Erbrechen äußeren Gehörgang, Parotitis,
Tonsillititis, Pharyngitis; Zahnschäden;
Kiefergelenksentzündungen;
Cave: Meningitis
Infekt der oberen Atemwege

Arzt
Analgetika zur Analgetische
Nach ärztlicher
Schmerzbehandlung Ohrentropfen
Inspektion
zur lokalen
Schmerzlin-
derung

Kombination von
α-Sympathomimetika
in schleimhaut-
abschwellenden
Nasentropfen und
Sekretolytika gegen
den Druck im Mittel-
ohr

Bei anhaltenden Schmerzen >24 Std., Einschränkungen des


Hörvermögens >7 Tage
226 Ohrenschmerzen

Infekt der oberen Atemwege


Otitis media bei Kindern häufigste Ursache für Ohrenschmerzen. Infolge
eines Infekts des Nasen-Rachenraums über die Ohrtrompete aufstei-
gende Infektion des Mittelohrs. Fehlende Abflussmöglichkeit durch Ver-
engung der Eustachischen Röhre, dadurch Druck und Schmerzen. Cave:
andere Ursachen wie Fremdkörper in äußerem Gehörgang, andere
Infektionserkrankungen (Mumps, Rachen-, Mandelentzündung).
Bei Erwachsenen häufiger Ohrenschmerzen durch Otitis externa, aber
auch durch Weisheitszähne, Zahnschäden, Erkrankungen des Kieferge-
lenks.

Analgetika
Gegen die akuten Schmerzen. Paracetamol: KI Leberschädigung, WW
mit Alkohol. Acetylsalicylsäure u. Ibuprofen: KI Magen-Darm-Ulzera,
Blutungsneigung, Asthma, Schwangerschaft 3. Trimenon. ASS: Kinder
< 12 J. WW mit Blutgerinnungshemmern.
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Ibuprofen (Dolormin®, Nurofen®)

α-Sympathomimetika
Lokale Anwendung als Nasentropfen oder -sprays. Zum Abschwellen der
Nasenschleimhaut und der Mündung der Ohrtrompete im Nasenrachen,
dadurch Verbesserung des Sekretabflusses, nur kurzfristig anwenden,
max. Anwendung für 5–7 Tage. NW: Nasentrockenheit führt zum Gefühl
der verstopften Nase und zur Gefahr des Missbrauchs der Tropfen bzw.
des Sprays, reflektorisches Anschwellen der Gefäße im Dauergebrauch.
Systemische NW bei häufigem exzessivem Gebrauch. KI: schwere Herz-
Kreislauferkrankungen, Engwinkelglaukom, Prostataadenom. Bis zu
3 × tägl. je eine Dosis (Tropfen, Sprühstoß) je nach Alter dosieren.
󠀂 Oxymetazolin (Nasivin®)
󠀂 Xylometazolin (Otriven®)
Ohrenschmerzen 227

Systemische Anwendung: Wegen des höheren Risikos von NW nicht


empfehlenswert. Monopräparate nicht im Handel, Kombination mit
Antihistaminika nicht sinnvoll.

Sekretolytika
Zum Sekretlösen, zum Auflösen des Sekretstaus. Ausreichende Flüssig-
keitszufuhr (2–3 l/d) für die Wirkung erforderlich. Cave Acetylcystein:
Inaktivierung von Penicillinen, Cefalosporinen u. Tetracyclinen (außer
Doxycyclin), 2 Std. Einnahmeabstand einhalten.
󠀂 Cineol, Myrtol (Soledum®/forte, in Gelomyrtol®/forte)
󠀂 Enzianwurzel, Holunderblüten, Primelblüten, Sauerampferkraut (in
Sinupret®/forte/extrakt)
󠀂 N-Acetylcystein (Acemuc®, ACC® akut)

Analgetische Ohrentropfen
Lokalanästhetika und Analgetika in Ohrentropfen erreichen nur den
äußeren Gehörgang bis zum Trommelfell. Anwendung nur bei intaktem
Trommelfell, ärztliche Inspektion erforderlich. Lösung vor der Anwen-
dung in der Hand erwärmen.
󠀂 Phenazon + Procain (Otalgan®)

Zusatzhinweise
󠀂 Bei nur leichten Beschwerden kann Wärme durch warme Auflagen
oder Rotlicht die Heilung beschleunigen. Bei akuter Entzündung und
starken Schmerzen Wärme vermeiden.
󠀂 Zwiebelwickel (Zwiebelsäckchen) als Hausmittel zur Unterstützung
gegen leichte Entzündung und zur Schleimlösung.
󠀂 Vermeidung von Rauch, Schnullern und Saugflaschen.
󠀂 Hyperbare Belüftung des Innenohrs mittels Nasenballon (Otobar®,
Otovent®).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Otovowen®.
228 Pilzerkrankungen der Haut

Pilzerkrankungen der Haut

Erythem, Pusteln, Juckreiz Wiederholt auftretende Beschwerden nach ärztlicher Erst-


(s. Ekzem S. 57; Hautent- diagnose
zündungen S. 108; aller-
gische Hautreaktion S. 17),
erstmaliges Auftreten
Lokalisation in Lokalisation Haut, Kleine hyperpig-
feuchtwarmen Haare, Nägel mentierte
Arzt Hautfalten, Flecken, bei
Ärztliche Diagnose: im genitalanalen gebräunter Haut
evtl. Allergie; Ekzem; Bereich als weißliche
Pyodermie; Viruserkran- Flecken
kungen; Generalisierung
der Pilzinfektion; bakteri-
elle Superinfektion; Candidose Dermatophyten- Pityriasis versi-
mechanische Mazeration (s. Mundsoor infektion (s. Fuß- color (Kleien-
der Haut; Psoriasis; S. 192, Vaginal- pilz S. 81, flechte)
Begünstigung der Ausbrei- mykose S. 308, Nagelpilz S. 203)
tung einer Mykose durch Windeldermatitis
Antibiotika, Glucocortico- S. 340)
ide, Immunsuppressiva

Bekämpfung der Pilzinfektion durch Breitspektrum-Anti-


Arzt
mykotika (Azol-Derivate)

Bekämpfung der Pilzinfektion und Verhinderung einer


bakteriellen Superinfektion mit Povidon-Iod

Abtötung der Abtötung der Bekämpfung der


Hefepilze durch Dermatophyten Kleienflechte mit
Polyen-Antibio- durch Squalen- Azolderivaten
tika epoxidase- und Selendisulfid
hemmer und
Amorolfin

Keine deutliche Besserung innerhalb von 1–2 Wochen


Pilzerkrankungen der Haut 229

Pilzerkrankungen (Mykosen) der Haut


Durch Hautpilze hervorgerufene Erkrankungen. Die wichtigsten sind:
Candidose, Tinea und Pityriasis versicolor. Immunsuppression fördert
die Entwicklung einer Hautmykose. Symptome sind: gerötete, gereizte
Haut, Abschuppung, Juckreiz. Es können Bläschen und Hauteinrisse vor-
handen sein. Besonders gefährdet sind Stellen, an denen Haut auf Haut
liegt und/oder immer feuchtes Hautklima herrscht.

Breitspektrum-Antimykotika (Azol-Derivate)
Azolderivate stehen für die Selbstmedikation zur Verfügung. Gute anti-
mykotische Wirksamkeit (Breitbandantimykotikum) durch Angriff an
der Zellmembran der Pilze. Topische Anwendung gut verträglich, KI:
Anwendung am Auge. NW: Vorübergehende Rötung möglich, Brennen,
Juckreiz. Azolderivate zur systemischen Anwendung sind rezeptpflichtig.
󠀂 Clotrimazol (Canesten®, Canifug®, Antifungol® Hexal)
󠀂 Miconazol (Daktar®, Vobamyk®, Micotar®)
󠀂 Bifonazol (Mycospor®, Canesten® extra)
󠀂 Ketoconazol (Nizoral®, Terzolin®)

Povidon-Iod
Fungizid wirksames Desinfektionsmittel. Wirkt pilzabtötend und anti-
bakteriell bei Superinfektionen der geschädigten Haut. KI: Hyperthy-
reose.
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona®)

Candidose der Haut


Durch Hefepilze (Candida albicans) hervorgerufene entzündliche Erkran-
kung der Haut vornehmlich in feuchtwarmen Körperfalten wie unter der
Brust, unter den Achseln, zwischen den Beinen. Häufig bei übergewich-
tigen Menschen und Diabetikern. Symptome sind Rötung, Juckreiz und
Erosionen mit Abschuppung und weißlichem Rand.
230 Pilzerkrankungen der Haut

Polyen-Antibiotika
Gute Wirksamkeit gegen sich vermehrende Hefepilze. Schmales Wir-
kungsspektrum, deshalb keine Wirkung bei Dermatophyten. Topische
Anwendung. NW: allergische Kontaktdermatitis, Überempfindlichkeits-
reaktion.
󠀂 Nystatin (Nystatin acis®, Adiclair®, Biofanal®, Lederlind® Heilpaste,
Nastaderm®)
󠀂 Nystatin und Zinkoxid (Multilind® Heilsalbe, Candio hermal® plus,
Mykundex®)

Dermatophyteninfektion (Tinea) der Haut


Durch Dermatophyten hervorgerufene entzündliche Erkrankung der
Haut. Meist kreisrunde, scharf begrenzte Herde mit Rötung, Juckreiz und
Abschuppung der Haut.

Squalenepoxidasehemmer
Tolnaftat und Naftifin haben ein schmaleres Wirkungsspektrum als die
Azole. Wirksam gegen Dermatophyten, für Fußpilz geeignet. Keine
Anwendung bei Infektion durch Hefepilze. NW selten: lokale Reizungen
oder Brennen der Haut.
󠀂 Terbinafin (Lamisil®, Terbiderm®)
󠀂 Naftifin (Exoderil®)
󠀂 Tolnaftat (Tinatox® Creme/Lösung)

Amorolfin
Antimykotische Wirksamkeit durch Angriff an der Pilzzellmembran.
Gute Wirksamkeit gegen Dermatophyten. Nur topische Anwendung
möglich. NW: Juckreiz, leichtes Brennen, allergische Reaktion möglich.
󠀂 Amorolfin (Loceryl® Creme)
Pilzerkrankungen der Haut 231

Kleienflechte (Pityriasis versicolor)


Durch den Sprosspilz Malassezia furfur hervorgerufene nicht entzündli-
che Erkrankung der Haut mit kleinfleckigen Hyperpigmentierungen
(gelbbraun), die auf gebräunter Haut hell erscheinen. Leichte kleieartige
Abschuppung der Haut, kaum Juckreiz. Lokalisation am häufigsten auf
Brust, Rücken und am Hals. Begünstigende Faktoren sind hohe Haut-
feuchtigkeit, starke Talgproduktion, geschwächtes Immunsystem. Auch
nach erfolgreicher Therapie bleiben die Pigmentveränderungen noch bis
zu einigen Monaten sichtbar.

Azol-Derivate
Antimykotische Wirksamkeit durch Angriff an der Zellmembran der
Pilze. Ganzkörperanwendung an drei aufeianderaufeinander folgenden
Abenden, Einwirken zur Nacht. KI: Anwendung am Auge. NW: v. a. zu
Behandlungsbeginn Brennen, Hautrötung.
󠀂 Econazol (Epi-Pevaryl® p. v.)

Ciclopiroxolamin
Fungizider Wirkstoff, penetriert gut in Hornschichten.
󠀂 Ciclopiroxolamin (in Ducray® Kelual P Waschgel Pityriasis versi-
color)

Selendisulfid
Wirkung gegen Pityriasis versicolor in 2,5 %iger Konzentration als
Waschgel. Bei Befall der Haut immer auch die Haare mitbehandeln
(Ganzkörperbehandlung, da der Pilz schwer zu bekämpfen ist). KI: offene
Wunden, akute Hautentzündungen. NW selten: eine Verfärbung der
Haare ist möglich.
󠀂 Selendisulfid (Selsun® Suspension)
232 Pilzerkrankungen der Haut

Zusatzhinweise
󠀂 Trockenhalten der Haut.
󠀂 Schonende Reinigung der betroffenen Bereiche, Vollbäder vermei-
den, um ein übermäßiges Aufquellen der Haut zu vermeiden.
󠀂 Täglicher Kleidungs- und Handtuchwechsel, möglichst kochbare
Wäsche tragen, evtl. Einmalhandtücher. Für nicht kochbare Klei-
dung: Canesten® Hygiene Wäschespüler.
󠀂 Mittel zur Immunstärkung, da eine Pilzinfektion der Haut sich bei
immungeschwächten Menschen leichter ausbreitet.
󠀂 Bäder mit Adstringenzien unterstützen die Therapie, z. B. mit
Eichenrindenextrakt oder synthetischem Gerbstoff (Tannosynt® flüs-
sig).
󠀂 Bei Therapieresistenz systemische Behandlung mit Antimykotika
unter ärztlicher Kontrolle.
Prämenstruelles Syndrom (PMS) 233

Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Typische Befindlichkeitsstörungen Starke Beschwerden, ungewöhnliche


(Gewichtszunahme, Mastodynie, Beschwerden, Beschwerden, die mit
Reizbarkeit) an den Tagen vor Ein- dem Einsetzen der Monatsblutung
setzen der Menstruation, in der nicht besser werden
2. Zyklushälfte

Arzt

Regelmäßige gynäkologische Unter- Gynäkologische Diagnose:


suchung, mind. 1 ×/Jahr Arzt Hormonstörung, Endometriose, Infek-
tion der Geschlechtsorgane (Kolpitis,
Adnexitis), Myom
Unterstützung der
ärztlichen Therapie Ärztliche Diagnose:
Erkrankung der Schilddrüse, des
Verdauungstrakts

Symptomatische Behandlung der


Arzt
vorherrschenden Symptome

Kopfschmerzen (S. 161), Rücken-


schmerzen (S. 259), Schmerzen im
Unterleib (s. Menstruationsbeschwer-
den S. 173), Durchfall (S. 53)
Verstopfung (S. 318), Übelkeit (S. 301),
Reizbarkeit (s. Nervosität S. 213),
Depressionen (S. 45)

Pflanzliche Diuretika bei Beschwerden


durch übermäßige Wassereinlagerung

Agnus castus oder Cimicifuga zur


Unterstützung und Prophylaxe

Bei anhaltend starken Beschwerden, bei sich


verändernden, verstärkenden Beschwerden
234 Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Prämenstruelles Syndrom (PMS)


Komplexes Beschwerdebild im Zeitraum vor Einsetzen der Regelblutung.
Beginn 2 Wochen bis 4 Tage vor Beginn der Blutung, Nachlassen der
Beschwerden in den ersten Tagen der Periode. Zusammenhang mit Hor-
monveränderungen offensichtlich (Progesteronanstieg, Östrogenabfall).
Typische Symptome: Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme, Übelkeit
und Kreislaufbeschwerden, Spannungsgefühl in den Brüsten (Masto-
dynie), Schmerzen im Unterbauch, Durchfall oder Verstopfung, Kopf-
und Rückenschmerzen, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit,
Antriebslosigkeit, Hyperaktivität.

Pflanzliche Diuretika
Zur verstärkten Diurese und Erleichterung bei Beschwerden durch Was-
sereinlagerungen). Anwendung als Arzneitee oder Dragees.
󠀂 Arzneitees mit Ackerschachtelhalm, Hauhechel, Brennnessel, Gold-
rute, Birke, Orthosiphon (z. B. Sidroga® Schachtelhalmtee, H & S®
Blasen und Nierentee)
󠀂 Schachtelhalmkraut (Nieron® E Kapseln), Goldrutenkraut (Nieral®
100)
󠀂 Birkenblätter, Hauhechelwurzel, Bohnenhülsen (Biofax® classic)
󠀂 Hauhechelkraut, Orthosiphonblätter, Goldrutenkraut (Aqualibra®)
󠀂 Hirtentäschelkraut, Brennnesselblätter (in Menodoron®)

Pflanzliche Mittel zur Hormonregulation


Zur Förderung der Hormonregulation: Vitex agnus castus (Mönchspfef-
fer, Keuschlamm) Einfluss auf Gestagenbildung, Cimicifuga (Traubensil-
berkerzenwurzelstock) Östrogen-ähnliche Eigenschaften (SERM).
Regelmäßige Anwendung über mind. 3 Zyklen notwendig.
󠀂 Vitex agnus castus (Agnolyt®, Biofem®, Femicur®, Agnus castus AL®)
󠀂 Cimicifuga (Klimadynon® uno, Feminkliman®, Cimicifuga AL®)
Prämenstruelles Syndrom (PMS) 235

Zusatzhinweise
󠀂 Ernährungsanpassung: Vermeiden von kochsalzreichen Speisen,
Alkohol, Schokolade, Coffein.
󠀂 Entspannende Sportarten (Ausdauersport): Spazierengehen,
Schwimmen, Fahrradfahren.
󠀂 Entspannungsmethoden (progressive Muskelrelaxation, Yoga).
󠀂 Zufuhr ungesättigter Fettsäuren, Nachtkerzenöl (Efamol®, Epogam®).
󠀂 Ausreichende Vitaminzufuhr, speziell Vitamin B6 (B6 Vicotrat®), in
Orthomol® femin.
󠀂 Beschwerden treten in Zyklen mit Eisprung auf. Unterdrückung des
Eisprungs bei nichtbestehendem Kinderwunsch durch hormonelle
Kontrazeptiva (Rp).
󠀂 Alternative Therapie: Weleda® Lavendelöl, Mastodynon®, Klimakto-
plant®, Homöopathika Ignatia, Sepia, Cimicifuga.
236 Prellung

Prellung

Kleinflächig, im Bereich der Extre- Großflächig oder im Brust-, Bauch-,


mitäten Genital- und Kopfbereich, vor allem
im Augenbereich

Arzt

Patienten, die blutgerinnungs- Ärztliche Diagnose:


Arzt
hemmende Arzneimittel einnehmen z. B. Untersuchung auf innere
Verletzungen oder andere Komplika-
tionen
Im Bereich der Gelenke mit Bewe-
gungseinschränkung Arzt

Weiterbehandlung nach Arzt


ärztlicher Empfehlung

PECH-Schema; innerhalb der ersten


Stunden Kältekompressen

NSAR/Analgetika extern oder peroral


gegen Entzündung, Schmerzen und
Schwellung

Heparinsalben zur Vorbeugung und


Behandlung von Blutergüssen
(s. S. 42)

Bei ausbleibender Besserung


Prellung 237

Prellung (Contusion)
Nach Schlag oder Stoß auftretende Schwellung zumeist mit Hämatom-
bildung ohne äußerlich erkennbare Gewebsschädigung. Schmerzen.

PECH-Schema
Zur Erstversorgung einer stumpfen Verletzung wird das PECH-Schema
angewandt: Pause, Eis, Compression, Hochlagern.
Pause: Ruhigstellen des betroffenen Körperteils, Bewegung möglichst
nur bis zum Auftreten des Schmerzes, Schonung.
Eis: Sofortiges Kühlen mit Eiswasser, Kältespray, kühlende Gele oder Käl-
tekompresse, Umschläge mit essigsaurer Tonerde.
Kompression: Bei Bedarf betroffene Körperstelle mit Idealbinde oder
Gelenkbandage fest wickeln.
Hochlagern: reduziert den Blutzufluss und damit die Schwellung.
󠀂 Kältesprays (Eisspray ratiopharm®, Olbas® Kälte-Spray, Reparil® Ice
Spray, Sportslife® Eis Spray akut)
󠀂 Kältegele (Dolobene® cool, Essitol®)
󠀂 Kältekompresse (ColdHot® Pack, Icepower® Kühlgel)
󠀂 Bandagen (Idelabinden, Bort®, Hansaplast®)

NSAR/Analgetika
Reduzieren die Schwellung des betroffenen Gewebes und verringern die
Schmerzen. Bei starken Schmerzen und tiefliegenden Gewebeschäden
systemische Anwendung von Antiphlogistika bevorzugen. Anwendung
in der Selbstmedikation auf 3 Tage begrenzen. Bei systemischer Anwen-
dung KI und WW beachten. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung,
Kinder < 12 J., Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungs-
hemmern.

Interne Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Aktren® forte, Dolormin® extra)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS, Aleve®)
238 Prellung

󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Externe Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme/Gel, doc® Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel/Wirkstoffpflaster, Diclac®
Schmerzgel, Flector® Schmerzpflaster)
󠀂 Indometacin (Indo Top® ratiopharm Spray, Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
󠀂 Beinwell (Kytta® Schmerzsalbe)
󠀂 Arnika (doc® Arnika Creme)

Heparin
Beschleunigt den Abbau von oberflächlichen Hämatomen. Eingesetzte
Konzentration 30 000–60 000 I. E./100 g. Bei höherer Konzentration Ver-
stärkung von Hämatomen möglich.
󠀂 Heparin (Thrombareduct® Sandoz Gel/Creme, Heparin AL® gel
30000)

Zusatzhinweise
󠀂 Nach Abklingen der Akutbeschwerden durchblutungsfördernde oder
heparinhaltige Salben zur Beschleunigung des Heilungsprozesses.
󠀂 Bei älteren Prellungen hilft Wärme.
󠀂 Alternative Heilmethoden: proteolytische Enzyme sollen die Repara-
tur des geschädigten Gewebes beschleunigen (z. B. Bromelaine in
Phlogenzym®, Wobenzym® plus, Bromelain POS®), Homöopathika
mit Arnica, Calendula, Hamamelis (in Traumeel® S).
Prostatabeschwerden 239

Prostatabeschwerden

Erstmalig auftretende Beschwerden: Bekannte Beschwerden


häufiger Harndrang, Miktionsbeschwer- Diagnose: benigne Prostatahyper-
den, Harnverlust, verzögerter Beginn plasie bekannt
der Harnentleerung, unvollständige
Entleerung der Blase

Arzt

Urologische Diagnose: z. B. benigne Regelmäßige, halbjährliche Unter-


Prostatahyperplasie; Einstufung in Arzt suchungen beim Urologen
Schweregrade; Prostatitis, Cystitis; „kontrolliertes Zuwarten”
Prostatakarzinom

Arzt Selbstmedikation nach ärztlicher


Empfehlung bei leichten Blasen-
entleerungsstörungen

β-Sitosterin, Pollenextrakte,
Brennesselwurzel, Sägepalmen-/
Sabalfrüchte zur Symptomverbesse-
rung gegen Miktionsbeschwerden

Symptomverbesserung und Stärkung


der Blasenmuskulatur mit Kürbis-
samen

Regelmäßige urologische Kontrollen


240 Prostatabeschwerden

Benignes Prostatahyperplasie Syndrom (BPH, BPS)


Gutartige Prostatavergrößerung (Adenom), Beginn bei ca. 40 J.; bei fast
50 % aller Männer > 65 J., Verengung der Harnröhre, Harnstrahlab-
schwächung, Miktionsstörungen, Restharnbildung, häufige Entleerung
kleiner Harnmengen (Pollakisurie), Nykturie. Als Folge Überlaufinkonti-
nenz: durch die Miktionsstörungen staut sich der Harn in der Blase an.
Bei zusätzlichen Harnmengen läuft die Blase über, meist Tröpfelinkonti-
nenz. Selbstmedikation bei leichten Miktionsbeschwerden (BPH I und II)
möglich. Die Einnahme der Präparate kann die Beschwerden verbessern,
ohne dass die Vergrößerung der Prostata zurückgeht, d. h. Arztbesuche
in regelmäßigen (halbjährlichen) Abständen sind anzuraten.

β-Sitosterin, Brennnesselwurzel, Sabalfrüchte


Verbesserung der Miktionsstörung, Verringerung der Restharnbildung.
Wirkungsmechanismus unbekannt. Wirksame Dosierung Brennnessel-
wurzel 400 mg bei Stadium I, 600 mg bei Stadium II, Sabalfrüchte (=
Sägepalmenfrüchte) 320 mg Extrakt oder 1–2 g Droge.
󠀂 Phytosterole, β-Sitosterin (Harzol®, Azuprostat®)
󠀂 Brennnesselwurzel (Bazoton® uno, UTK® uno Filmtabletten B, in
Prostagutt® forte 160/120 mg)
󠀂 Sabalfrüchte (Prostagutt® uno, in Prostagutt® forte 160/120 mg, in
Granufink® Prosta)

Kürbissamen
Stärkung der Blasenmuskulatur, positiver Effekt bei beginnender Inkon-
tinenz.
󠀂 Kürbissamen, -öl, -trockenextrakt (Granufink® Kürbiskerngranulat,
Granufink® Prosta forte Kapseln, Granufink® Kürbiskerne, Nomon®
mono)
Prostatabeschwerden 241

Pollenextrakte
Vor allem aus Roggenpollen. Zur Behandlung von Miktionsstörungen
bei Prostatahyperplasie.
󠀂 Gräserpollenextrakt (Pollstimol®)

Zusatzhinweise
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, mindestens zwei Liter pro Tag.
󠀂 Durchspülen der Blase mit Blasen- und Nierentees (z. B. Birkenblät-
ter, Bärentraubenblätter, Queckenwurzelstock, Riesengoldruten-
kraut, Hauhechelwurzel, Ackerschachtelhalm) zur Vermeidung von
Harnwegsinfektionen.
󠀂 Infektprophylaxe durch Harnansäuerung (pH < 6) mit L-Methionin
(Acimethin®).
󠀂 Regelmäßige Blasenentleerung und Darmentleerung anstreben.
󠀂 Kälteexposition meiden, Wärme erleichtert die Miktion.
󠀂 Regelmäßige Bewegung, Vermeiden von langem Stehen.
242 Psoriasis (Schuppenflechte)

Psoriasis (Schuppenflechte)

Übermäßige Verhornung der Haut, vor allem an Stirn, Kopfhaut, Ellenbogen, Knie,
Händen und Füßen; scharf begrenzte entzündliche Herde auf der Haut mit silbrigen
Schuppen bedeckt (kein Juckreiz)

Diagnose bekannt: Psoriasis vulgaris, Ärztliche bzw. hautärztliche Diagnose:


Schuppenflechte Arzt z.B. Psoriasis; Candidose; Ekzem

Unterstützung der Behandlung nach ärztlicher


Verordnung

Basisbehandlung Antipsoriatische Therapie

Fettung der Haut Reduktion der Entzündung durch


topische Glucocorticoide

Rehydrierung der Hornschicht durch


Arzt
Harnstoff
Ärztlich verordnete Therapie:
Calcineurininhibitoren, Dithranol,
Entschuppung der Hornschicht durch stark wirksame Glucocorticoide, Laser,
Keratolytika Tazaroten, Teer, Vitamin D3.
Bei schweren Verläufen systemische
Therapie, z. B. mit Ciclosporin, Fumar-
säure, Retinoide, Phototherapie
Regulation der Verhornung durch
Keratostatika
Psoriasis (Schuppenflechte) 243

Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte)


Entzündliche Verhornungsstörung der Haut mit erythematösen Plaques,
scharf begrenztes Erythem mit grausilbriger Schuppung. Vorkommen
besonders an Knie, Ellenbogen, Kreuzbeingegend. Ursache: unbekannt,
genetische Faktoren.

Fettung der Haut


Zur intensiven Pflege der Haut. Die Verträglichkeit muss individuell
getestet werden.
󠀂 Unguentum emulsificans (aquosum), Linola® fett, Excipial® Mandel-
ölsalbe, Asche® Basis Creme
󠀂 Pflanzliche Öle (Mandelöl, Johanniskrautöl)

Harnstoff
Zur Rehydrierung der Hornschicht. Verwendete Dosierung 3–10 %.
Cave: evtl. starke Reizwirkung auf die entzündete Haut.
󠀂 5 % Harnstoff in Unguentum emulsificans aquosum, Widmer Reme-
derm® Creme, Eucerin® TH 5 % Urea Creme/10 % Urea Salbe

Keratolytika
Zur Entschuppung der Haut. Alleinige Behandlung bei leichten Verlaufs-
formen, zur Vorbereitung der Haut für antipsoriatische Therapie. Salicyl-
säure: Hand- und Fußsohlen: 3‒5 %ig in Vaseline, bei starker Verhornung
10 %ig, auf der behaarten Kopfhaut 3 %ig.
󠀂 Salicylsäure (Lygal® Kopfsalbe N, Squamasol® Gel, Lsg., Psorimed®
Lösung)

Keratostatika
Zur Regulation der Verhornung der Haut.
󠀂 Pyrithion-Zink (de-squaman® Hermal Lösung)
244 Psoriasis (Schuppenflechte)

Glucocorticoide
Reduktion der Entzündung. Nur in Ausnahmefällen in der Selbstmedi-
kation verwenden. Nur schwach wirksame Glucocorticoide verfügbar.
󠀂 Hydrocortison (FeniHydrocort® 0,25/0,5, Soventol Hydrocort®
0,25/0,5, Linola® akut)

Zusatzhinweise
󠀂 Möglichst nur in Ausnahmefällen Selbstbehandlung mit Glucocorti-
coiden bei Psoriasis. Hautveränderungen sprechen zwar gut auf
Glucocorticoide an, aber es kommt zu Rebound-Effekten, die nur
schwer auf Behandlungsversuche ansprechen.
󠀂 Unterstützung der regelmäßigen Hautpflege durch fettende Badezu-
sätze (Balneum Hermal® F).
󠀂 Steinkohlenteerpräparate (Lorinden® Teersalbe oder als Rezeptur-
Verordnung) werden nur noch unter ärztlicher Kontrolle mit Vorsicht
und nach Abwägung des therapeutischen Nutzens gegenüber dem
kanzerogenen Risiko eingesetzt.
󠀂 Alkoholkonsum einschränken.
󠀂 Vermeidung von Stresssituationen.
󠀂 Gewichtsreduktion.
󠀂 Urlaub in warmen, sonnenreichen Gegenden.
󠀂 Wobenzym® bei entzündlichen Formen der Psoriasis und Beteiligung
der Gelenke.
󠀂 Substitution von Zink (Zinkorotat POS®) kann sich positiv auf die
geschädigte Haut auswirken.
󠀂 Weitere Therapieformen: Lichttherapie (UV-A), auch in Kombination
mit photosensibilisierenden Psoralenen (PUV-A).
󠀂 Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Darmsanierung, homöopathische Mittel
mit Mahonia aquifolium (z. B. Rubisan® Salbe N).
Raucherentwöhnung 245

Raucherentwöhnung

Wunsch nach Raucherentwöhnung Patienten mit Herz-Kreislauferkrankung,


Atemwegserkrankung, Magen-Darm-
Geschwür; Frauen mit Kinderwunsch, in
Schwangerschaft und Stillzeit

Motivation zur Raucherentwöhnung

Selbstbeobachtung: Anzahl Kontakt zu Selbsthilfegruppen,


Zigaretten/Tag, Gelegenheiten zu Raucherentwöhnungsprogramm
Rauchen, Gründe, Orte u. a.

Beurteilung der Anzahl Zigaretten/Tag

Leichter Raucher, < 20 Zigaretten/Tag Starker Raucher, > 20 Zigaretten/Tag

Punkt-Schluss-Methode Nicotinsucht

Ärztliche Therapie, Rauchen zur Überbrückung negativer


evtl. Psychotherapie Arzt Gefühle
oder Selbstmedikation
unter ärztl. Kontrolle
Schwangerschaft; frischer Herzinfarkt;
Herzrhythmusstörungen; Angina pec-
Arzt toris; Gefäßerkrankungen; insulin-
abhängiger Diabetes mellitus

Kontakt zu Selbsthilfegruppen Nicotin zur Linderung der Nicotinent-


zugssymptome

Hauterkrankungen, Überempfindlichkeit der Haut Gebissträger

Nicotin- Nicotin-Spray/ Nicotinpflaster;


Kaugummis -Inhalator Nicotinlutschtabletten

Bei Rückfall
246 Raucherentwöhnung

Rauchen – Nicotinabusus
Nicotin ist das Hauptalkaloid des Tabaks. Wirkung: Gefäßverengung,
Durchblutungsstörungen, Blutdrucksteigerung, verstärkte Magensaft-
sekretion, Tonuserhöhung des Magen-Darm-Kanals. Bei wiederholter
Zufuhr Gewöhnung. Neben physischer auch großer Anteil an psychischer
Abhängigkeit. Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, pAVK,
chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Lungenfibrose, Kar-
zinome der Atemwege.

Nicotin
Unterstützung der Raucherentwöhnung durch Linderung der Nicotin-
entzugssymptome. KI für Nicotin: frischer Herzinfarkt oder Schlaganfall,
schwere Herzrhythmusstörungen, instabile oder stabile Angina pectoris,
Herzinsuffizienz, Hyperthyreoidismus, insulinabhängiger Diabetes,
akute Magen-Darm-Geschwüre. KI für Membranpflaster: generalisierte
Hauterkrankungen wie z. B. Psoriasis, Neurodermitis. Problem bei Kau-
gummis für Gebissträger. Vorsicht: Kinder und Nichtraucher. Dosierung
schrittweise reduzieren.
󠀂 Nicotinpflaster (Nicorette® TX Pflaster, nikofrenon®, Nicotinell®,
Niquitin® Clear)
󠀂 Nicotinkaugummi (Nicotinell® 2 mg/4 mg Kaugummi, Nicorette®
2 mg/4 mg Kaugummi)
󠀂 Nicotinlutschtabletten (Niquitin® mini 2 mg/4 mg, Nicotinell®
1 mg/2 mg)
󠀂 Nicotininhaler (Nicorette® Inhaler, Spray)
Raucherentwöhnung 247

Zusatzhinweise
󠀂 Zur Motivation: Rauchen verursacht Folgeerkrankungen: Arterioskle-
rose, koronare Herzerkrankungen, Magen-Darmstörungen, COPD,
Lungenkrebs.
󠀂 Zur Motivation: Das Rauchen von 20 Zigaretten/Tag kostet in 10 Jah-
ren mehr als 20 000 Euro.
󠀂 Zur Unterstützung Selbstbeobachtung, Selbstkontrolle, um Situatio-
nen aufzudecken, die zum Rauchen verleiten.
󠀂 Orte, an denen viel geraucht wird, meiden.
󠀂 Alternativen zur Stressbewältigung.
󠀂 Freizeit bewusst gestalten.
󠀂 Gewichtszunahme ist nicht zwangsläufig Folge der Raucherentwöh-
nung.
󠀂 Gesunde Ernährung, kalorienarme Zwischenmahlzeiten einplanen.
󠀂 Kalorienarme Alternativen zur Zigarette überlegen: z. B. Salzstangen,
zuckerfreie Bonbons oder Kaugummis immer dann konsumieren,
wenn der Drang zur Zigarette stark wird.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Suggestivmethoden (Akupunktur, Hyp-
nose)
248 Reisekrankheit

Reisekrankheit

Vorbeugung vor Reisekrankheit Behandlung der Reisekrankheit


(s. Erbrechen S. 60)

Bei ersten Anzeichen von Übelkeit H1-Antihistaminika zur Unterdrückung


Anwendung von H1-Antihistaminika des Brechreizes in Form von Supposi-
als Kaugummi torien

Vorbeugende Einnahme von H1-Anti- Flüssigkeits- und Elektrolytersatz


histaminika zur Unterdrückung des
Brechreizes

Reisekrankheit, Seekrankheit (Kinetosen)


Durch Bewegung ausgelöster Schwindel begleitet von Übelkeit und
Erbrechen, Schweißausbrüchen und Blutdrucksenkung. Häufig ausge-
löst durch Reisen mit dem Schiff, dem Flugzeug, der Bahn oder dem
Auto.

H1-Antihistaminika
Zur Unterdrückung des Brechreizes durch zentrale Sedierung. NW:
Müdigkeit, eingeschränkte Aufmerksamkeit. Einschränkung der Fahr-
tüchtigkeit. WW mit Alkohol u. zentral dämpfenden Arzneimitteln. Zur
Vorbeugung Einnahme ½ Std. vor Reisebeginn. Kaugummis zur Anwen-
dung bei ersten Symptomen, Wirkungseintritt innerhalb von 10 Min. Bei
starkem Erbrechen Suppositorien bevorzugen. KI Engwinkelglaukom,
Prostataadenom, Epilepsie, akutes Asthma.

Zur Vorbeugung
󠀂 Dimenhydrinat (Vertigo-Vomex-SR® Retardkapseln, Reisegold® tabs,
Reisetabletten ratiopharm®)
󠀂 Diphenhydramin (Emesan® Tabletten)
Reisekrankheit 249

Bei ersten Symptomen


󠀂 Dimenhydrinat (Superpep® Reisekaugummi Dragees)

Zur Behandlung
󠀂 Dimenhydrinat (Vertigo-Vomex S® Suppositorien, Vomex® A 150
Supp.)
󠀂 Diphenhydramin (Emesan® E Erwachsenenzäpfchen)

Flüssigkeits- und Elektrolytersatz


Zur Vorbeugung und Behandlung des Flüssigkeits- und Salzverlustes.
Durch rechtzeitigen Einsatz kann nachfolgende Schwäche vermieden
werden. Anwendung mehrmals tägl. abhängig von der Häufigkeit und
Intensität des Erbrechens.
󠀂 Kombinationen aus Glucose, Natrium- und Kaliumchlorid (Oralpä-
don® 240 Pulver, Elotrans® Pulver)

Zusatzhinweise
󠀂 Bewegungsschwindel auslösende Reiseart vermeiden.
󠀂 Frische, kühle Luft ist besser als stickige und warme.
󠀂 Während der Reise versuchen einen festen Punkt am Horizont zu
finden. Während der Fahrt nicht lesen.
󠀂 Plastiktüten und feuchte Tücher bereithalten.
󠀂 Alternative Therapie: Ingwer (Zintona®), Nux vomica, Ipecacuanha,
Cocculus, Sea Band® Akupressurbänder.
󠀂 Ingwerstäbchen, Ingwerbonbons und Ingwertee (Sidroga® Ingwer-
tee) für unterwegs lindern leichte Beschwerden.
250 Reizdarmsyndrom

Reizdarmsyndrom

Wechselnde Beschwerden im Unter- Ärztliche Diagnose: Ausschluss


bauch: Bauchschmerzen, Flatulenz, schwerwiegender Erkrankungen,
Wechsel zwischen Durchfall und Infektionen, Ileus, Karzinom, Diverti-
Verstopfung kulitis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn,
Reizdarmsyndrom, Kohlenhydrat-
Malabsorption; Medikamenten-
nebenwirkung
Diagnose Reizdarmsyndrom bekannt Arzt

Unterstützung der ärztlichen Therapie

Behandlung je nach vorherrschendem Symptom

Durchfall (s.S. 53) Verstopfung (s.S. 318) Schmerzhafte Gasbildung ohne


Blähungen, Krämpfe (s. S. 32)
Bauchkrämpfe
(s. S. 251)

Probiotika

Trinkbare Quellmittel Karminativa und Phytotherapeutika

In schweren
Fällen

Loperamid als Osmotisch wirkende Spasmolytika Entschäumer


Antidiarrhoikum Laxanzien – Lactulose

In schweren In schweren In schweren


Fällen Fällen Fällen

Ärztliche Therapie: Ärztliche Therapie: Ärztliche Therapie:


Alosetron Prucaloprid Mebeverin, Ami-
triptylin, Paroxetin
Reizdarmsyndrom 251

Reizdarmsyndrom (Reizkolon, Colon irritabile)


Funktionelle Störung der Darmtätigkeit, die durch Bauchschmerzen, das
Gefühl der Flatulenz und Stuhlunregelmäßigkeiten (Wechsel von Diarrhö
und Obstipation) gekennzeichnet ist. Ausschlussdiagnose anderer
Darmerkrankungen. Manchmal Überschneidung von Kohlenhydrat-Mal-
absorptionsstörungen oder Glutenunverträglichkeit.

Probiotika
Ausgewählte Probiotika können nach aktueller Leitlinie je nach Symp-
tom gezielt eingesetzt werden. Bei voherrschenden Blähungen kann nach
aktuellem Wissen Bifidobacterium infantis oder Lactobacillus plantarum
eingesetzt werden, bei Blähungen und Obstipation Bifidobacterium ani-
malis ssp. oder Lactobacillus casei Shirota, bei vorherrschenden Schmer-
zen Lactobacillus rhamnosus GG oder Kombinationspräparate, beim
Obstipationstyp E. coli Nissle 1917. Auswahl der Produkte nach vorherr-
schenden Symptomen. Dosierung idividuell je nach Herstellerangaben.
󠀂 Kombinationen aus Lactobacillus, Bifidobacterium und Enteroccus
sp. (z. B. Enterobact®-protect, Probiotik® protect, Lactobact® Pre-
mium)
󠀂 Bifidobacterium bifidi (Kijimea® Reizdarm)
󠀂 E. coli (Mutaflor®, Symbioflor® 2)

Quellmittel
Bindung von Wasser im Darm durch Quellung oder osmotische Bin-
dung, dadurch kommt es zu einer Konsistenzverbesserung des Stuhls
und zu einer Regulation der Stuhlfrequenz bei Durchfall und Verstop-
fung. Einsatz von Quellstoffen auch in der Durchfalldiät (geriebene Äpfel
oder Möhren). Eine geregelte Verdauung ist auch wirksam gegen
schmerzhafte Bauchkrämpfe und übermäßige Gasbildung. WW: Resorp-
tionsbeeinträchtigung anderer Arzneimittel möglich. Dauertherapie
möglich 1–4 × tägl., auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
󠀂 Macrogol (Movicol®, Isomol®)
󠀂 Flohsamenschalen (Mucofalk®)
252 Reizdarmsyndrom

Karminativa und Phytotherapeutika


Wirkung der verwendeten ätherischen Öle spasmolytisch, gärungswidrig
und verdauungsfördernd. Anis- und Fenchelöl nicht in der Schwanger-
schaft anwenden. Pflanzenextrakt-Mischung in Iberogast® zeigte sich
wirksam gegen alle Reizdarmsymptome.
󠀂 Anis, Fenchel, Kümmel, Kamillenblüten, Pfefferminzblätter als Tee
󠀂 Pfefferminzöl (eingenommen auf Zucker)
󠀂 Kümmel- und Pfefferminzöl (Carmenthin®)
󠀂 Fenchel, Kümmelsamen, Pomeranzenschalen, Kamillenblüten, Pfef-
ferminzblätter (Carminativum-Hetterich® N)
󠀂 Bittere Schleifenblume, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmel-
früchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter,
Schöllkraut, Süßholzwurzel (Iberogast®)

Loperamid
Beendigung des Durchfalls durch Hemmung der Darmmotilität. Anwen-
dung in der Selbstmedikation für max. 48 Std., bei Ausbleiben einer Bes-
serung Arztbesuch erforderlich (Abklärung: Infektion z. B. mit Salmo-
nellen, Yersinien, Shigellen), KI in der Selbstmedikation: Kinder < 12 J.,
Stillzeit, Ileus, Colitis ulcerosa. In der ärztlichen Therapie bei Reizdarm-
syndrom Daueranwendung möglich und manchmal notwendig (bis zu
8 × 1 Tabl./d, nach jedem Durchfall).
󠀂 Loperamid (Imodium® akut, Lopedium® T akut Tabletten)

Lactulose
Osmotisch wirksame Substanz, Bindung von Wasser führt zur Erwei-
chung und Vermehrung des Darminhalts. Einsatz, wenn Quellmittel
keine ausreichende Wirksamkeit zeigen. Lactulose einschleichend dosie-
ren, bis gewünschte Stuhlfrequenz erreicht ist. 1–4 × tgl. 10‒20 ml. Dau-
ereinnahme möglich. KI: Darmverschluss, entzündliche Darmerkran-
kungen.
󠀂 Lactulose (Bifiteral® Sirup, Lactulose ratiopharm®)
Reizdarmsyndrom 253

Entschäumer
Auflösung von Gasschäumen durch Veränderung der Oberflächenspan-
nung, Verbesserung der intestinalen Gasresorption, erleichterter
Abtransport des Gases in Form kleiner Bläschen. Regelmäßige Einnahme
erforderlich, bei Gasbildung in den tieferen Darmabschnitten Wirkung
um etwa 8 Std. verzögert. 1–5 Einzeldosen, max. 400 mg/d üblich, höhere
Dosen sind möglich und können effektiver sein.
󠀂 Simeticon (Sab Simplex®, Lefax®)

Spasmolytika
Gegen kolikartige Schmerzen nach Berücksichtigung der Kontraindika-
tionen. Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit. KI: Stillzeit, Engwinkel-
glaukom, Prostataadenom, mechanische Stenosen im Magen-Darm-
Trakt (Gallensteine), Tachyarrhythmien. Dosierung 3–5 × tgl. 1–2 Tabl.
Bei akuten, sich verschlimmernden Schmerzen kurzfristig auch in Kom-
bination mit Paracetamol, dann nur für max. 3 Tage, keine Dauerbe-
handlung.
󠀂 Butylscopolamin (Buscopan®)

Zusatzhinweise
󠀂 Beachtung der individuellen Verträglichkeit von Nahrungsmitteln,
Vermeidung unverträglicher Speisen.
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
󠀂 Wärme in Form von Auflagen, Wärmflasche zur Entspannung der
Bauchdecke.
󠀂 Generell gleichmäßige Lebensführung anstreben, regelmäßige Nah-
rungszufuhr, Bewegung, Schlafrhythmus.
󠀂 Unterstützende Psychotherapie möglich, z. B. Verhaltenstherapie.
Entspannungsmethoden wenig erfolgreich.
󠀂 Therapieversuche ohne Wirksamkeit spätestens nach 3 Monaten
abbrechen.
󠀂 Bauchmassagen im Uhrzeigersinn mit karminativ wirkenden Ölen,
z. B. Weleda® Baby Bäuchlein Öl, Fenchel-, Kümmelöl.
254 Rheuma

Rheuma

Erstmaliges Auftreten von Gelenk- Wiederholtes Auftreten der


oder Muskelschmerzen (s. S. 90, Beschwerden; Schwellung von Gelen-
S. 197); leichtere Beschwerden ken; Bewegungseinschränkungen
(Morgensteifigkeit)

Arzt

Anamnese: Zeckenbiss oder Psoriasis Arzt Ärztliche Diagnose:


z. B. (Poly)arthritis; Arthrose;
Fibromyalgie; Borreliose; Morbus
Bechterew
Unspezifische Rücken- oder Gelenk-
schmerzen in den frühen Morgen- Arzt Ärztliche Therapie mit DMARDs
stunden, die im weiteren Tagesverlauf
verschwinden; Verschlimmerung des
Schmerzes in Ruhe, Besserung bei Arzt
Bewegung; grippeartige Schmerzen
ohne die dazugehörige Grippe

Ggf. adjuvante Therapie nach


Rücksprache mit dem Arzt

Einnahme von nicht steroidalen


Antirheumatika zur Schmerzlinderung
und Reduktion der Entzündung, evtl.
externe Anwendung

Pflanzliche Antiphlogistika zur


Schmerzlinderung bei leichteren
Beschwerden

Vitamin E zur Reduktion der Entzün-


dung und zur Unterstützung der
Behandlung

Hyperämisierende Externa: zur Anre-


gung des lokalen Stoffwechsels.
Lokale Wärmetherapie zur subjektiven Sich verschlimmernde
Symptombesserung Symptome, andauernde
Beschwerden
Rheuma 255

Rheuma
Sammelbegriff für verschiedene Grunderkrankungen mit ähnlicher Sym-
ptomatik oder auch völlig unterschiedlicher Symptomatik gleicher Ursa-
che (Autoimmunreaktion). Entzündlich rheumatische Erkrankungen,
degenerative Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen, Weichteilrheu-
matismus, Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden.
Spezielle Erkrankungen: Vaskulitis, systemischer Lupus erythematodes.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)


Reduzieren die Schwellung des betroffenen Gelenks und verringern die
Schmerzen. Bei starken Schmerzen und tiefliegenden Gewebeschäden
systemische Anwendung bevorzugen. In der Selbstmedikation Anwen-
dung auf 3 Tage beschränkt. Bei systemischer Anwendung KI und WW
beachten. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Kinder < 12 J.,
Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern.
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel, Voltaren® dolo 25 mg)
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme, Dolormin® Tabletten)
󠀂 Ketoprofen (Effekton® Gel)
󠀂 Indometacin (Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS)

Pflanzliche Antiphlogistika
Vermutlich Hemmung proinflammatorischer Zytokine, Wirkeintritt
nach Tagen bis Wochen. Kein systematischer Wirksamkeitsnachweis.
󠀂 Brennnesselextrakt (Hox alpha®, Rheuma Hek®, Selenk®)
󠀂 Teufelskrallenextrakt (Rivoltan® 480, Doloteffin®, Teufelskralle ratio-
pharm®)
󠀂 Eschenrinden-, Zitterpappel-, Goldrutenextrakt (Phytodolor®)
󠀂 Weidenrindenextrakt (H&S Rheumatee)
256 Rheuma

Vitamin E
Hypothetischer Wirkmechanismus: Neutralisation von reaktiven Radi-
kalen im Bereich der Entzündung. Keine allgemeingültige Dosierungs-
empfehlung, üblich 300‒400 mg/d. Kein Wirksamkeitsnachweis.
󠀂 RRR-α-Tocopherolacetat (Spondyvit®, Eusovit® forte, Optovit® for-
tissimum)

Hyperämisierende Externa
Regen die lokale Durchblutung an, subjektive Besserung der Symptoma-
tik, vorwiegend bei chronisch degenerativen Formen.
󠀂 Capsaicin (Hansaplast med ABC® Wärmecreme Capsicum)
󠀂 Nonivamid (in Finalgon® Wärmecreme stark)
󠀂 Campher, Eukalyptusöl, Terpentinöl (Rubriment® Öl)

Zusatzhinweise
󠀂 Wärme- oder Kälteanwendung kann die Symptomatik verbessern.
󠀂 Regelmäßiges Muskel- und Gelenktraining und körperliche Bewe-
gung verlangsamt die Progredienz degenerativer Erkrankungen.
󠀂 Antiphlogistisch wirksame Enzyme sollen den entzündlichen Prozess
positiv beeinflussen (z. B. Bromelain POS®, Wobenzym® plus).
󠀂 Verwendung diverser Hilfsmittel bei Bewegungseinschränkung.
󠀂 Alternative Therapie: Traumeel®, Zeel®, Rhus toxicodendron
(Rubax®), Arnica zur Entzündungshemmung (Arnica Massageöl®,
Aconit® Öl).
„Rotes Auge“ – Hyposphagma 257

„Rotes Auge“ – Hyposphagma

Flächenhafte Unterblutung der Wiederholt auftretende flächenhafte


Bindehaut mit bekannter Ursache Unterblutung ohne bekannte Ursache
(z. B. Pressen, Niesen, Keuchhusten)

Arzt

Ursache: Trauma, Stoß, Schlag Arzt Augenärztliche Diagnose:


Hyposphagma, Hornhaut-Verletzung,
Gewebeschädigung

Pupillenveränderungen, Schmerzen, Ärztliche Diagnose:


Sehverschlechterung, Transparenz- Arzt Arteriosklerose, Diabetes, Hypertonie,
verlust, Blendung hämorrhagische Diathese

Arzt
Unterstützung der ärztlichen Therapie

Spontane Abheilung und Resorption


der Blutung innerhalb weniger Tage
auch ohne Therapie

Heparin-Augensalbe zur beschleu-


nigten Auflösung des Hämatoms

Dexpanthenol bei Hornhautläsionen

Nach 7 Tagen keine Besserung


258 „Rotes Auge“ – Hyposphagma

„Rotes Auge“ (Hyposphagma)


Flächenhafte Unterblutung der Bindehaut, lackartige Rötung der Kon-
junktiva mit scharfer Abgrenzung. Ursachen spontan (bei Arterioskle-
rose, Diabetes mellitus, Hypertonie, hämorrhagischer Diathese) oder
nach Druckbelastung durch Niesen, Pressen (z. B. unter der Entbindung),
Husten (Keuchhusten), Trauma. Spontane Abheilung, Resorption der
Blutung innerhalb einer Woche auch ohne Therapie. Cave: bei allen
anderen Augenveränderungen und Schmerzen zum Augenarzt.

Heparin
Zur beschleunigten Auflösung des Hämatoms. mehrmals täglich ins
betroffene Auge, kurzfristige Sehbeeinträchtigungen möglich.
󠀂 Heparin (in Hyloparin® Augentropfen)

Dexpanthenol
Zur Behandlung von Hornhautläsionen.
󠀂 Dexpanthenol (Corneregel®-Fluid Augentropfen/Augengel, Bepan-
then® Augensalbe, in Bepanthen® Augentropfen)

Zusatzhinweise
󠀂 Zur Regeneration ausreichend Pausen und ausreichend Schlaf ein-
planen.
󠀂 Kontaktlinsen durch Brille ersetzen.
󠀂 Kühle Auflagen/Kompressen für die Augen.
󠀂 Alternative Therapie: Euphrasia D 3 Augentropfen zur Befeuchtung,
Euphrasia homöopathisch innerlich.
Rückenschmerzen 259

Rückenschmerzen

Akute Rückenschmerzen Chronische Rückenschmerzen;


Beschwerden seit > 48 Std.
oder wiederholt

Arzt

Zusätzliche Beschwerden: Kribbeln, Taubheits- Ärztliche Diagnose:


gefühl in Händen, Armen, Schulter, Füßen, z. B. Bandscheibenvorfall;
Beinen, Gesäß; Bewegungseinschränkung; Arzt Ischias-Syndrom;
Kinder und Jugendliche bis 18 J. rheumatische Erkrankungen;
Osteoporose; Tumoren der
Wirbelsäule

Verdacht auf innere Erkrankungen


(z. B. Magen, Nieren) Arzt

Arzt
Ursache: Dysmenorrhö (s. Menstruations-
beschwerden S. 173)

Ursache: Stumpfe Verletzung (s. Prellung


S. 236; Verstauchung S. 315; Sportverletzung
S. 296)

Ins Bein ziehende Schmerzen (s. Ischias-


schmerzen S. 151)

Weiterbehandlung nach ärztlichem Rat

Unterbrechung des Schmerzkreislaufs durch


perorale oder externe Analgetika/NSAR

Wärmeanwendung in Form von Salben,


Pflastern oder Bädern zur Krampflösung

Bei anhaltenden Beschwerden über weitere 48 Std.


260 Rückenschmerzen

Nichtspezifischer Kreuzschmerz
Muskuläre Verspannung, oft im Bereich der Lendenwirbelsäule (Lum-
bago, Hexenschuss). Ursache: Überbelastung, untrainierte falsche
Bewegung, Fehlhaltung. Als Folge Verspannung, dadurch meist Fehlhal-
tung und Verschlimmerung der Beschwerden.

Analgetika/NSAR
Symptomatische Behandlung, um Schonhaltungen und daraus folgende
Verspannung und Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden. Ein-
nahme von Ibuprofen oder Diclofenac als Mittel der Wahl in der Selbst-
medikation. In der Selbstmedikation systemische Anwendung auf 3 Tage
beschränkt. Diclofenc, Naproxen, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure, KI:
Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Asthma, Schwangerschaft
3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern. ASS: nicht für Kinder
< 12 J. (Reye-Syndrom). Paracetamol, KI: Leberschädigung, WW mit
Alkohol.

Interne Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Dolormin® extra, Aktren® forte)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Externe Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel)
󠀂 Indometacin (Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Flufenaminsäure (Mobilat® intens Muskel- und Gelenksalbe 3 %)
󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
Rückenschmerzen 261

Hyperämisierende Externa
Lösen der Verspannung durch Wärme. Anwendung in Form von Salben,
Pflastern oder Bädern. Wärmende, durchblutungsfördernde Wirkstoffe
in Salben meist in Kombination mit externen Antiphlogistika.

Salben
󠀂 Capsaicin (Rheumamed Salbe, Finalgon® CPD Wärmecreme)
󠀂 Nonivamid (in Finalgon® Creme stark)
󠀂 Methylnicotinat und Beinwellwurzel-Fluidextrakt (Kytta® Balsam F)

Pflaster
󠀂 Capsaicin (Rheumaplast®, Hansaplast® med ABC Wärme-Pflaster)
󠀂 Nonivamid (Hansaplast® med ABC Wärme-Pflaster Sensitiv)

Bäder
󠀂 Benzylnicotinat (in Pernionin® Thermo Vollbad/Teilbad)

Zusatzhinweise
󠀂 Von Bettruhe soll abgeraten werden. Die Beibehaltung von körperli-
cher Bewegung bringt schnelles Abklingen der Beschwerden.
󠀂 Wärmeanwendung in Form von Kalt-Warm-Kompressen, Medi-
polan®-Bandagen, Thermacare® flexible Anwendung, Leibwickel,
Rotlicht.
󠀂 Von der Anwendung von Kälte soll abgeraten werden.
󠀂 Einnahme von Magnesium gegen Muskelkrämpfe, verursacht durch
Magnesiummangel; zur Senkung der Krampfbereitschaft der Musku-
latur.
󠀂 Bei chronischen, rezidivierenden Beschwerden können Massagen
mit durchblutungsfördernden Ölen (Dolo-cyl® Öl, Arnika Massageöl®,
Aconit® Schmerzöl) unterstützend empfohlen werden.
262 Rückenschmerzen

󠀂 Rückenschmerzen vorbeugen durch regelmäßige Kräftigung der


Rückenmuskulatur mit Hilfe abgestimmter Gymnastik, Rücken-
schulen.
󠀂 Entspannungsmethoden wie progressive Muskelrelaxation ist bei
chronischen Beschwerden hilfreich, kann auch bei akuten und sub-
akuten Ischiasbeschwerden eingesetzt werden.
󠀂 Bei > 3 Tage anhaltenden Schmerzen sollte eine ärztliche Schmerz-
therapie, evtl. unter Einsatz prophylaktischer Protonenpumpeninhi-
bitoren, unter Berücksichtigung des Alters und der Komorbidität des
Patienten eingeleitet werden.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Rhus toxicodendron, Arnica, Traumeel®,
Schüssler-Salze Nr. 7 (Magnesium phosphoricum) auch aufgelöst in
heißem Wasser als „heiße 7“.
Schlafstörungen 263

Schlafstörungen

Ein- oder Durchschlafstörungen, < 3–4 Wochen Ein- oder Durchschlaf-


störungen, > 3–4 Wochen

Schlafdauer Schlafdauer < 6 Std.


entsprechend dem
durchschnittlichen Arzt
Schlafbedarf (> 6 Std.)
Tagsüber Antriebslo- Ärztliche Diagnose und
und/oder ausgiebiger
sigkeit, Abgeschlagen- Therapie: Depression;
Mittagsschlaf Arzt
heit, Verdacht einer (chronisch-obstruktive)
Depression Atemwegserkrankungen;
Herzinsuffizienz; Herz-
Keine Behandlungs- rhythmusstörungen;
indikation Schmerzerkrankungen;
Andere Ursachen für
Schlaf-Apnoe-Syndrom;
Schlaflosigkeit:
Hauterkrankungen; Wurm-
Atemnot, Hustenreiz,
erkrankungen; Prostata-
Verbesserung der Schmerzen, Schnar-
hyperplasie;
Schlafgewohnheiten chen, Juckreiz, stän-
UAW: z.B. trizyklische
diger Harndrang
Antidepressiva, Coffein,
Diuretika, MAO-Hemmer,
Psychostimulanzien,
Ursache bekannt: Theophyllin
z. B. unregelmäßiger
Schlafrhythmus,
Schichtarbeit, weite Arzt
Flugreisen, Aufregung,
Stress, Prüfungsangst

Zusätzlich

Entspannungs-
methoden

Pflanzliche Hypnotika/
Sedativa Bei anhaltenden
Beschwerden
H1-Antihistaminika > 3 Wochen
264 Schlafstörungen

Schlafstörungen (Insomnie)
Einschlafstörungen, Einschlafzeiten > 30 Min., Durchschlafstörungen:
vorzeitiges Erwachen nach Schlafzeit < 6 Std. > 3 ×/Woche. Ursache:
psychosoziale Überlastungssituationen, bei psychiatrischen Erkrankun-
gen (Depressionen, Sucht, Demenz, Angsterkrankungen, Schizophrenie),
organische Erkrankungen (chronische Schmerzen, Hyperthyreose, Herz-,
Lungenerkrankungen, nächtliche Apnoe, Restless-Legs-Syndrom, zere-
brale Durchblutungsstörungen), zeitl. begrenzte externe Ursachen
(Schichtarbeit, Jetlag, Lärm, Kälte, Wärme). Verändertes Schlafmuster im
Alter (verkürzter Rhythmus, verkürzte Schlafzeiten, oberflächlicher
Schlaf).

Pflanzliche Hypnotika/Sedativa
Gegen nervös bedingte Schlafstörungen. Wirkung steigt bei regelmäßi-
ger Einnahme, Wirkmaximum nach ca. 1–2 Wochen regelmäßiger Ein-
nahme. Schlafanstoßende Wirkung durch Baldrian, Zusatzwirkungen
wie Stimmungsaufhellung durch Johanniskraut in Kombinationspräpa-
raten fraglich wegen Unterdosierung. Passionsblume positiv monogra-
phiert bei nervöser Unruhe, Lavendelöl bei Angststörungen.
󠀂 Baldrianwurzel (Baldriantinktur Hetterich®, Baldriparan® stark für
die Nacht, Euvegal® Balance)
󠀂 Baldrian u. Hopfenzapfen (Baldrian-Dispert® Nacht, Kytta® Sedati-
vum)
󠀂 Bladrian, Hopfenzapfen u. Passionsblumenkraut (Moradorm® S)
󠀂 Baldrian, Passionsblumenkraut u. Johanniskraut (Neurapas® Balance)
󠀂 Baldrian u. Melissenblätter (Euvegal® 320/160)
󠀂 Baldrian, Melisse u. Johanniskraut (Sedariston® Tropfen plus)
󠀂 Baldrian u. Johanniskraut (Sedariston® Konzentrat)
󠀂 Passionsblumenkraut (Hoggar® Balance, Lioran®)
󠀂 Lavendelöl (Lasea®)
Schlafstörungen 265

H1-Antihistaminika
Sedierende, schlafanstoßende und durchschlaffördernde Wirkung.
Rechtzeitige Einnahme ca. 1 Std. vor dem gewünschten Einschlafen, ca.
8 Std. vor dem geplanten Wiederaufstehen, ansonsten Hang-Over mit
Einschränkung der Aufmerksamkeit und Beeinträchtigung der Ver-
kehrstüchtigkeit. NW: Obstipation, Miktionsstörungen. KI: Prostatahy-
perplasie, Engwinkelglaukom, Schwangerschaft und Stillzeit, Epilepsie.
Vorsicht bei Leberfunktionsstörungen, Magen-Darm-Ulzera. Einnah-
mezeit begrenzen, nicht länger als 1 Woche, Auslassversuche festsetzen.
WW mit zentral wirksamen Arzneimitteln und Alkohol. Nicht zusam-
men mit Alkohol einnehmen. Kombinationen mit pflanzlichen Sedativa/
Hypnotika nicht sinnvoll.
󠀂 Diphenhydramin (Halbmond® Tabletten, Dolestan® forte)
󠀂 Doxylamin (Gittalun® Trinktabletten, Hoggar® Night, Schlafsterne®)

Zusatzhinweise
󠀂 Beseitigung aller Störfaktoren, Licht-, Schallschutz, optimale Schlaf-
temperatur (18–20 °C).
󠀂 Regelmäßige Schlafzeiten, Verzicht auf Mittagsschlaf.
󠀂 Eigenes Schlafbedürfnis kennen lernen, abhängig vom Alter.
18–30 J. ca. 8 Std., 30–45 J. ca. 7 Std., > 45 J. ca. 6 Std.
󠀂 Keine coffeinhaltigen Getränke nach 16 Uhr.
󠀂 Mäßiges Essen und Trinken nach 18 Uhr, mäßiger Alkoholkonsum.
󠀂 Fernsehen vor dem Zubettgehen vermeiden.
󠀂 Entspannungsmethoden (Yoga, autogenes Training).
󠀂 Vollbäder mit Melissen- oder Lavendelöl.
󠀂 Teemischungen mit Baldrian, Hopfen (in Sidroga® Schlaf- und Ner-
ventee), Melisse.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Aromatherapie mit Lavendel und Melisse,
Zincum Valerianicum-Hevert®, Neurexan®, Neurodoron®, Avena
sativa comp Weleda®).
266 Schmerzen

Schmerzen

Im Kopfbereich (s. Kopfschmerzen S. 161; Nackenschmerzen S. 197; Ohrenschmerzen


S. 225; Zahnschmerzen S. 354; Halsschmerzen S. 104)

Im Brust- Mögliche Ursache Lunge, Ärztliche Diagnose;


bereich Herz, unbekannt Arzt ohne Befund evtl. Depression

Nach ungewohnten Bewegungen (s. Muskelkater S. 197)

Schmerzen im Busen im Zusammenhang mit der Menstruation


(s. Menstruationsbeschwerden S. 173)

Bauch- Oberbauch (s. Sodbrennen S. 284; Magenschmerzen S. 169;


schmerzen Gallenbeschwerden S. 84)

Unterbauch (s. Durchfall S. 53; Menstruationsbeschwerden S. 173;


Blasenentzündung S. 36)

Nach ungewohnten Bewegungen (s. Muskel-


kater, -schmerzen S. 197)

An der Nach Verletzung (s. Prellung S. 236; Sport-


Muskulatur verletzung S. 296)

Andere Auslöser (s. Rheuma S. 254; Erkältung


Schmerzen
S. 64; Muskelkrämpfe S. 194)
am Bewe-
gungs-
apparat Bevorzugt an den kleinen Gelenken
(s. Gicht S. 96)

In den Nach Verletzung (s. Prellung S. 236; Sport-


Gelenken verletzung S. 296)

Andere Auslöser (s. Rheuma S. 254;


Erkältung S. 64)
Schmerzen 267

Schmerz (Dolor)
Durch Schmerzrezeptoren hervorgerufene Sinnesempfindung. Komple-
xes Geschehen mit starker psychischer Beteiligung. Ursachen vielfältig.
Funktion: Alarmsignal, Schutzfunktion. Bei anhaltenden oder immer
wiederkehrenden Schmerzen Behandlung notwendig, um Chronifizie-
rung zu vermeiden.

Symptomatische bzw. ursächliche Behandlung mit Analgetika und ent-


sprechender Begleittherapie s. Einzelindikationen.
268 Schnupfen

Schnupfen

Akuter Schnupfen/Erkältungsschnupfen; Chronischer Schnupfen,


Fließschnupfen; Symptom der „verstopf- Beschwerden > 8 Wochen
ten Nase”

Anfallsartiger Niesreiz; Augenjucken


(s. Heuschnupfen S. 123), mögliche
Arzt
Zuordnung von Auslösern (Allergenen)
Ärztliche Diagnose: z.B. Rhinitis
chronica, Rhinitis sicca, Rhinitis
vasomotorica, medicamentosa;
Starke Kopf- und Gesichtsschmerzen vor
Sinusitis.
allem beim Bücken; Ohrenschmerzen; Arzt UAW: z.B. Clonidin, Missbrauch
Fieber > 39°C; neuralgische Symptome
von abschwellenden Nasentropfen

Akuter Schnupfen Symptom der „verstopften Nase” Arzt


Rhinitis acuta Rhinitis sicca/Rhinitis chronica

Behinderung der Nasenatmung Befeuchtung der Nasen-


schleimhaut mit salzhalti-
gen Tropfen bzw. Salben

Schleimhautab- Erleichterung des


schwellung mit Freischnupfens der Bei Borkenbildung und
α-Sympathomime- Nase mit α-Sympa- wunder Nase Dexpanthenol
tika thomimetika in Nasensalben, -ölen

Bei trockener, angeschwol-


In Kombination lener Nasenschleimhaut
lokale Anwendung von
Sekretlösen mit Sekretolytika Corticoiden

Dampfinhalation mit ätherischen Ölen

Im Anschluss häufig

Bei sich verschlimmernden oder > 2 Wochen anhaltenden


Beschwerden
Schnupfen 269

Akuter Schnupfen (Rhinitis acuta)


Virusrhinitis. Auslöser meist Rhinoviren. Zunächst katarrhalisches Sta-
dium (Fließschnupfen): wässriger Schnupfen mit starker Sekretbildung
und behinderter Nasenatmung im Verlauf einer Erkältung, meist ver-
bunden mit Niesreiz, Augentränen und anderen Erkältungssymptomen.
Nach wenigen Tagen Eindickung des Sekrets („Stockschnupfen“), bei
Sekretstau, anatomischen Abflussbehinderungen Gefahr der Sinusitis:
Gesichtsschmerz, Stauungsgefühl im Gesichtsbereich, auch Ohren- oder
Zahnschmerzen, Fieber, Erschöpfung.

α-Sympathomimetika
Lokale Anwendung als Nasentropfen, -sprays, -salben, -gele. Zum
Abschwellen der Nasenschleimhaut und Verbesserung des Sekretabflus-
ses bei behinderter Nasenatmung, nur kurzfristig anwenden, max.
Anwendung für 5–7 Tage, NW: Dauergebrauch führt zum reflektori-
schen Anschwellen der Nasenschleimhaut und zur Chronifizierung von
Schnupfenbeschwerden. Bei chronischem Schnupfen keine Indikation.
Kombination mit Dexpanthenol als Schleimhautschutz kann sinnvoll
sein. Systemische NW: bei häufigem exzessivem Gebrauch Blutdruckstei-
gerung möglich. KI: schwere Herz-Kreislauferkrankungen, Engwinkel-
glaukom, Prostataadenom. Bis zu 3 × tägl. je eine Dosis (Tropfen, Sprüh-
stoß, Gelmenge) je nach Alter dosieren.
󠀂 Oxymetazolin (Nasivin®)
󠀂 Xylometazolin (Otriven®, Olynth®)
󠀂 Xylometazolin in Kombination mit Dexpanthenol (Nasic®)

Systemische Anwendung: Monopräparate nicht im Handel, Kombination


mit Antihistaminika und Analgetika nur bedingt empfehlenswert; höhe-
res NW-Risiko.
270 Schnupfen

Besondere Patientengruppen
󠀂 Bei Säuglingen sollte Schnupfen möglichst nur mit isotoner Koch-
salzlösung behandelt werden. Bei eingeschränkter Nasenatmung
durch Schnupfen kann der Kinderarzt abschwellende Nasentropfen
in entsprechender Dosierung verordnen (Xylometazolin 0,025 %,
Oxymetazolin 0,01 %), um ihnen das Trinken zu ermöglichen.Eine
möglichst seltene Anwendung ist sinnvoll: auch bei zulassungskon-
former Dosierung kann es zu Überdosierungs- und Vergiftungser-
scheinungen (Symptome: Erbrechen, Apnoe) kommen. Keine Selbst-
medikation!
󠀂 In der Schwangerschaft ist die lokale Anwendung von abschwellen-
den Nasensprays oder –tropfen empfehlenswert, wenn ohne
Behandlung das Risiko einer Sinusitis besteht.

Sekretolytika
Zum Sekretlösen, zur Sinusitisprophylaxe. Sinnvoll in Kombination mit
abschwellenden Nasensprays. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2 l/d)
für die Wirkung erforderlich. N-Acetylcystein: Inaktivierung von Peni-
cillinen, Cefalosporinen u. Tetracyclinen (außer Doxycyclin), 2 Std. Ein-
nahmeabstand einhalten!
󠀂 Mischdestillat aus Eukalyptus-, Apfelsinenschalen-, Zitronen- und
Myrtenöl (Gelomyrtol®/-forte)
󠀂 Cineol (Soledum®)
󠀂 Gentianaextrakte (in Sinupret®)
󠀂 Anisöl, Thymiankraut, Primelwurzel (in Sinuforton®)
󠀂 Eukalyptusöl, Sternanis, Pfefferminzöl (in Bronchoforton® Kaspeln)
󠀂 N-Acetylcystein (ACC® akut)
󠀂 Efeublätterextrakt (in Sinuc®)

Ätherische Öle
Dampfinhalation bzw. Nasentropfen zur Sekretlösung und Befeuchtung
der Nasenwege und -nebenhöhlen. Vor der Inhalation Anwendung eines
abschwellenden Nasensprays, um Sekretabfluss zu erleichtern.
Schnupfen 271

󠀂 Kamillenöl, -extrakt (Kamillosan®)


󠀂 Kombinationen aus Pfefferminz-, Eukalyptus-, Fichtennadel-, Kie-
fernnadelöl, Menthol, Campher zum Einreiben oder Inhalieren
(Bronchoforton®, Pinimenthol®)
󠀂 Eukalyptusöl (in Rinupret®, Bronchoforton® Lutschtabletten)
󠀂 Apfelsinenschalen-/Zitronenöl (Gelositin® Nasenöl)

Chronischer Schnupfen (Rhinitis sicca/Rhinitis chronica)


Hauptsymptom „verstopfte Nase“. Geschwollene Nasenschleimhaut,
häufig mit behinderter Nasenatmung; kaum Sekretfluss. Oft im
Anschluss an einen akuten Schnupfen, bei allergischer Rhinitis, anato-
mischer Abflussbehinderung, assoziiert mit Polypenbildung. Dauer
> 8 Wochen oder > 4 Episoden/Jahr bei Anhalten von Restsymptomen.
Auslöser bzw. Verstärker: Rauchen, Allergien, Störungen der Zilienfunk-
tion, trockene Raumluft, Nasentropfen-Abusus (Privinismus), uner-
wünschte Arzneimittelwirkung (z. B. Clonidin). Gefahr der chronischen
Rhinosinusitis mit Geruchseinschränkungen oder Verlust des Riechver-
mögens.

Salzhaltige Nasentropfen bzw. -salben


Zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut, zur Sekretverdünnung, zur
Erleichterung der Nasenatmung.
󠀂 Isotonische Salzlösung (Rhinomer®, Emser Nasenspray®)
󠀂 Isotones Meerwasser + Dexpanthenol (Mar® plus)
󠀂 Hypertone Kochsalzlösung (Rinupret®, Rhinomer® Schnufenspray)
󠀂 Salzhaltige Nasensalben (Nisita®, Emser® Nasensalbe sensitiv)

Dexpanthenol
Zur Auflösung von Sekretverkrustungen, Unterstützung der Regenera-
tion des Schleimhautepithels. Anwendung in Form von Nasensalben
oder -gelen nicht > 3 Tage, Verkleben und Degeneration der Zilien. In
flüssigen Arzneiformen Anwendung über 1 Woche möglich.
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen® Augen- und Nasensalbe, in Mar® plus
Nasenspray)
272 Schnupfen

Corticoide
Zum Abschwellen der entzündeten, trockenen Nasenschleimhaut, vor
allem bei Schnupfen mit allergischer Komponente. Anwendungsdauer in
der Selbstmedikation auf 7 Tage begrenzen. Zu Beginn eventuell in Kom-
bination mit α-Sympathomimetikum, bis die Corticoidwirkung einsetzt.
󠀂 Beclometasondipropionat (RatioAllerg® Heuschnupfen Nasenspray,
Otri-Allergie® aktiv Heuschnupfenspray)

Zusatzhinweise
󠀂 Tägl. Anwendung von Nasenduschen empfehlen zum Befeuchten der
Nasenschleimhaut (Nasendusche in Kombination mit Emser® Salz).
󠀂 Nicht rauchen bzw. Rauch vermeiden!
󠀂 Raumluft befeuchten. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
󠀂 Wärmeanwendung: Rotlicht, Erkältungsbad.
󠀂 Bakterienlysate (Symbioflor® 1) zur Prophylaxe von rezidivierenden
Rhinosinusitiden.
󠀂 Ärztliche Therapie zur Behandlung einer chronischen Rhinosinusitis:
stark wirksame Corticoide zur lokalen Anwendung (Verschreibungs-
pflicht!).
󠀂 Behandlung zusätzlicher Symptome: Kopf- und Gliederschmerzen,
Halsschmerzen, Husten (s. Einzelindikationen).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Luffa, Euphorbium compositum® Nasen-
tropfen SN, Sinusitis-Hevert® SL, Engelwurzbalsam IS, Wala Nasen-
balsam®, Sambucus D 6 bei Säuglingsschnupfen.
Schuppen, Kopf- 273

Schuppen, Kopf-

Schuppende Kopfhaut

Begleitende Merkmale: rote Flecken, Hautärztliche Diagnose:


Papeln oder Pusteln mit silberweißer z.B. Psoriasis; Mikrosporie; Pityriasis
Schuppung, vor allem an den Streck- Arzt versicolor; starkes seborrhoisches
seiten der Extremitäten; Juckreiz, Ekzem; Neurodermitis; andere
nässende Stellen, Krustenbildung, Dermatitiden
verstärkter Haarausfall

Arzt

Evtl. Reizung der Kopfhaut durch Waschekzem, trockene Haut


unsachgemäße Pflegemaßnahmen

Evtl. Pilzerkrankung der Kopfhaut, Anwendung eines milden


Seborrhoische Dermatitis Schampoo

Antimykotika zur Anwendung auf Einreiben der Kopfhaut mit


der Kopfhaut neutralem, fettem Öl

Bei starker Schuppung Keratolytika

Antiseborrhoika zur Regulation des


Talgflusses

Bei >2 Wochen gleichbleibenden Beschwerden, bei stärker


werdenden Beschwerden
274 Schuppen, Kopf-

Kopfschuppen (seborrhoische Dermatitis)


Entzündung der Kopfhaut. Symptome: Schuppenbildung, leichter Juck-
reiz. Verstärkte Abschuppung der behaarten Kopfhaut durch eine gestei-
gerte Talgproduktion (Seborrhoe) der Kopfhaut, die dazu führt, dass
eine Vermehrung des auf der Kopfhaut lebenden Pilzes Malassezia furfur
auftritt, der für die verstärkte Abschilferung der Hornzellen verantwort-
lich ist. Hornzellen und Talg zusammen bilden sichtbare Kopfschuppen.

Antimykotika
Ursächliche Behandlung: antimykotische Wirksamkeit (Breitbandanti-
mykotikum) durch Angriff an der Zellmembran der Pilze. Topische
Anwendung gut verträglich; KI: Anwendung am Auge. Bei Kopfschup-
pen ist die Arzneiform des Shampoos sinnvoll. Auf ausreichende Ein-
wirkzeit hinweisen! Anwendungszeiträume beachten. Max. Beschwerde-
freiheit von 3 Monaten zu erwarten.
󠀂 Ketoconazol (Terzolin® Lösung, Ket® med 20 mg/g Shampoo, Ketozo-
lin® Shampoo)
󠀂 Clotrimazol (SD-Hermal® Minuten-Creme)
󠀂 Ciclopirox (Stieprox® Intensiv Shampoo gegen Schuppen)
󠀂 Piroctonolamin (= Octopirox) und Climbazol (in Eucerin® Dermo-
Capillaire Anti-Schuppen Shampoo)

Keratolytika
Zur Schuppenlösung, Verminderung der Schuppen. Symptomatische
Behandlung.
󠀂 Salicylsäure (Lygal® Kopfsalbe N, Kopftinktur N, Squamasol® Gel,
Lösung, in Vichy® Dercos Shampoo gegen trockene Schuppen/gegen
fettige Schuppen)
Schuppen, Kopf- 275

Antiseborrhoika
Zur Regulation der Talgproduktion. Bei Kopfschuppen mit trockener,
schuppender Kopfhaut. NW: zu Beginn verstärkt fettige Haare. Selendi-
sulfid, KI: offene Verletzungen.
󠀂 Selendisulfid (Selsun®, Selukos®, in Vichy® Dercos Shampoo gegen
trockene Schuppen/gegen fettige Schuppen)

Zusatzhinweise
󠀂 Regelmäßige Haarwäsche (2–3 ×/Woche) mit mild entfettenden
Shampoos (z. B. Linola® Shampoo), die Haare gut mit Wasser nach-
spülen.
󠀂 Steinkohlenteerpräparate werden nur noch unter ärztlicher Kont-
rolle und nach Abwägung des therapeutischen Nutzens gegenüber
dem kanzerogenen Risiko eingesetzt.
󠀂 Sonne und frische Luft reduzieren die Entstehung von Schuppen.
276 Schwindel

Schwindel

Akute Schwindel- Wiederholte leichte Schwindel bei


attacken für wenige oder heftige, > 1 Std. Kinetosen
Sek. bis Min. andauernde (s. Reisekrank-
Schwindelattacken heit S. 248)
evtl. mit Dreh-
schwindel

Arzt

Fieber > 39°C; Läh- Ärztliche Diagnose: z.B. transitorisch


mungserscheinungen, Sofort ischämische Attacken; Wirbelsäulen-
Gefühlsstörungen, Hör- syndrom; Menièresche Krankheit;
minderung, Ohrgeräu- Arzt Gehirnerschütterung; Glaukomanfall; Arzt
sche, Sehstörung, Herzrhythmusstörungen; Blutgefäßsteno-
starke Kopfschmerzen sen; Hirntumore;
UAW: z.B. ASS, Antihypertonika

Verdacht auf Gehirn-


erschütterung, auf Arzt
Glaukomanfall

Blutdruckmessung

Evtl. Durchblutungs- Erhöht Niedrig


störungen des Gehirns RR >140:95 RR <100:60
(s. S. 227)

Arzt

H1-Antihistaminika Ärztliche Diagnose: Orthostasepro-


gegen Übelkeit und evtl. Hypertonie blem (s. Hypo-
Schwindel tonie S. 137)

Anhaltende oder sich verschlimmernde Beschwerden


Schwindel 277

Schwindel (Vertigo)
Oberbegriff für subjektive Störung der Orientierung des Körpers im
Raum, Scheinbewegung von Körper und Umwelt. Häufig in Kombination
mit Übelkeit und anderen vegetativen Symptomen. Mögliche Formen:
Drehschwindel, Schwankschwindel, Liftschwindel. Begleitsymptome:
Gleichgewichtsstörungen, Gangabweichungen (Torkeln, Schwanken,
Fallneigung), Übelkeit, Erbrechen. Ursachen: z. B. Störungen des Gleich-
gewichtsorgans, Vestibularisschädigung, Läsionen oder Durchblutungs-
störungen im Hirnstamm.

H1-Antihistaminika
Unterdrückung des Schwindels und der begleitenden Übelkeit durch
starke zentrale Dämpfung. NW: Sedierung, eingeschränkte Fahrtauglich-
keit, Mundtrockenheit. WW: Alkohol u. zentral dämpfende Arzneimittel.
KI: Prostataadenom, Engwinkelglaukom.
󠀂 Dimenhydrinat (Vertigo Vomex® Retardkapseln)

Zusatzhinweise
󠀂 Langsame Lageveränderungen.
󠀂 Benutzung von Gehhilfen.
󠀂 Blutdruck kontrollieren, ggf. kreislaufanregende Präparate (siehe
„niedriger Blutdruck“ S. 137).
󠀂 Viel Flüssigkeit trinken.
󠀂 Alternative Therapie: Cocculus, Conium, Nicotiana, Ambra, Petroleum
(zum Teil in Vertigo Hevert® SL, in Vertigoheel®, in Capillaron® Vertigo
Madaus, Taumea®).
278 Schwitzen, übermäßiges

Schwitzen, übermäßiges

Starke Transpiration vor allem Generalisierte Schweißbildung


in den Achselhöhlen, Hand-
flächen, an den Fußsohlen, in
der Leistengegend

Arzt

Begleitsymptome Tachykardie, Ärztliche Diagnose:


Zittern, erhöhte Temperatur z.B. Hyperthyreose; Hypoglykämie;
oder Fieber; Verdacht auf akute Hormonstörungen; psychiatrische
Infektion; Verdacht auf psychi- Arzt Erkrankung (Panikattacken); Arzt
atrische Erkrankung neurologische Störung; Schweiß-
(z.B. Depression) drüsenabszess;
UAW: z.B. trizyklische Anti-
depressiva, Antihypertonika,
Opioide, Parasympathomimetika
Hitzewallungen im Klimak-
terium (s. Wechseljahrs-
beschwerden S. 336)

Lokale Anwendung bei fokalem Systemische Anwendung bei


Schwitzen generalisiertem Schwitzen

Antiperspiranzien und Adstrin- Salbeipräparate zur Verminderung


genzien zur Verminderung der der Schweißproduktion
Schweißsekretion

Bei nicht ausreichender Wirkung, psychischer Belastung


Schwitzen, übermäßiges 279

Schwitzen, übermäßiges (Hyperhidrosis)


Fokale oder generalisierte Steigerung der Schweißsekretion. Physiolo-
gisch zur Temperaturregulation, als Symptom im Klimakterium, bei
endokrinen und neurologischen Erkrankungen, wie Hyperthyreose, bei
psychiatrischen Erkrankungen, Angststörungen mit Panikattacken.

Antiperspiranzien
Bei fokaler Hyperhidrosis, zur lokalen Anwendung an Handflächen,
Fußsohlen und Achselhöhlen. Kontakt mit Schleimhäuten meiden. Alu-
miniumsalze in 15–25 %iger Lösung, zur mechanischen Obstruktion der
Schweißdrüsenausführungsgänge, bei längerer Anwendung evtl. Atro-
phie der Schweißdrüsen, NW: Brennen der Haut, Reizungen, Kontakt
mit Textilien meiden (gelbliche Verfärbung).
󠀂 Aluminiumsalze (Hidrofugal®, in Ansudor® N Emulsion, Alsol®
Salbe, Essitol® Tabletten)
󠀂 Methenamin, Talkum, Zinkoxid (in Antihydral® Salbe)

Adstringenzien
Bei fokaler Hyperhidrosis, zur lokalen Anwendung an Handflächen,
Fußsohlen und Achselhöhlen. Kontakt mit Schleimhäuten meiden.
󠀂 Synthetische Gerbstoffe (Tannosynt®, Tannolact®)

Salbeipräparate
Beeinflussung der Schweißproduktion wird postuliert. Wirksamkeit
nicht belegt. Regelmäßige Einnahme erforderlich.
󠀂 Salbeitee
󠀂 Salbeiblätter (Sweatosan® N, Salvysat® plus Bürger®)
280 Schwitzen, übermäßiges

Zusatzhinweise
󠀂 Atmungsaktive Kleidung tragen, Baumwolle bevorzugen, keine Klei-
dung auf Kunstfaserbasis.
󠀂 Angemessene Körperhygiene, pH-neutrale Reinigungs- und Pflege-
mittel.
󠀂 Regelmäßige heiß-kalte Wechselduschen, Saunabesuche.
󠀂 Waschungen, Bäder mit Zusatz von Eichenrindenextrakt.
󠀂 Überhitzte Räume meiden.
󠀂 Stresssituationen meiden, evtl. Entspannungstraining, Yoga, auto-
genes Training, progressive Muskelrelaxation.
󠀂 Scharf gewürzte Speisen meiden.
󠀂 Alkohol meiden.
󠀂 Behandlung der Grunderkrankung. Ärztliche Therapiemöglichkeiten:
Leitungswasseriontophorese, intradermale Injektion von Botuli-
numtoxin, operative Therapie, Pharmakotherapie mit Anticholiner-
gika (Methantheliniumbromid), Betablocker, Calciumantagonisten.
Sehnenscheidenentzündung 281

Sehnenscheidenentzündung

Akute Beschwerden nach stärkerer Länger andauernde Beschwerden


längerer Belastung; bekannte, zeit- > 2 Wochen
nahe Ursache

Arzt

Schwellung oder Überwärmung des Ärztliche Diagnose:


betroffenen Gelenkes, Taubheits- Arzt z. B. organische Gelenkveränderung;
gefühle Karpaltunnelsyndrom; Arthritis;
Arthrose; Rheuma; Borreliose; Gicht

Evtl. Unterstützung der


ärztlichen Behandlung Arzt

Beseitigung des Auslösers, Ruhig-


stellung des Gelenkes

Kühlung durch Kältekompresse

NSAR/Analgetika extern oder peroral


gegen Entzündung, Schmerzen und
Schwellung

Bei ausbleibender Besserung innerhalb


2 Wochen
282 Sehnenscheidenentzündung

Sehnenscheidenentzündung
(Tendopathie, Tendovaginitis)
Plötzlich auftretender, stechender Schmerz, häufig am Unterarm nach
länger dauernder einseitiger Belastung (z. B. Tätigkeit an Tastaturen,
Stricken, Tennisspielen o. Ä.). In Ruhehaltung meist schmerzfrei. Ähnli-
che Symptome beim Karpaltunnelsyndrom: hier kommt es zum Ein-
schlafen der Hände, Kribbeln oder Schmerzen (kleiner Finger ausge-
nommen) vor allem nachts, aber auch tagsüber beim starren Halten der
Hände (z. B. beim Fahrradfahren, Autofahren oder Zeitunglesen).

NSAR/Analgetika
Reduzieren die Schmerz auslösende Schwellung des betroffenen Gelenks
und verringern den Bewegungsschmerz. Bei systemischer Anwendung
KI und WW beachten. Anwendung in der Selbstmedikation auf 3 Tage
begrenzt. KI: Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Kinder < 12 J.,
Schwangerschaft 3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern.

Lokale Antiphlogistika
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel, Diclac® Schmerzgel)
󠀂 Piroxicam (Pirocutan® Gel)
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Schmerzcreme, -gel, Ibuprofen Proff® Gel, doc®
Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
󠀂 Indometacin (Mobilat® Schmerzspray)
󠀂 Flufenaminsäure (Mobilat® intens Muskel- und Gelenksalbe 3 %)
󠀂 Arnika (in Arnika Schmerzfluid®, doc® Arnika Salbe)

Systemische Antiphlogistika
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo 25 mg)
󠀂 Ibuprofen (Dolormin® extra Tabl.)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Esche, Zitterpappel, Goldrute (Phytodolor®)
Sehnenscheidenentzündung 283

Zusatzhinweise
󠀂 Schonung des Gelenks: belastende Bewegung oder Haltung vermei-
den.
󠀂 Ruhigstellung des Gelenks. Stabilisierende Bandagen oder Verbände
(Bort®, Bauerfeind®, Sporlastic®).
󠀂 Beim Karpaltunnelsyndrom mehrwöchiges nächtliches Ruhigstellen
des Handgelenks, einzige Therapiemöglichkeit vor einem chirurgi-
schen Eingriff.
󠀂 Kühlen mit Eiswasser, Kältekompresse (ColdHot® Pack) oder Kälte-
spray (Eisspray ratiopharm®, Olbas® Kälte-Spray).
󠀂 Umschläge mit essigsaurer Tonerde.
󠀂 Proteolytische Enzyme sollen die Reparatur des geschädigten Gewe-
bes beschleunigen (z. B. Bromelain in Bromelain-POS®, Wobenzym®
plus).
󠀂 Alternative Heilmethoden: homöpathische Mischungen (Traumeel® S
Salbe Creme und Tabl.), Arnica homöopathisch.
284 Sodbrennen

Sodbrennen

Akutes Sodbrennen; Häufigkeit Chronisches oder rezidivierendes


sporadisch Sodbrennen; tägl. oder mehrmals in
der Woche

Auslöser meist reichliche Nahrungsauf- Schwangerschaft


nahme, fetthaltige Speisen, Wein und
hochprozentige Alkoholika, Kaffee, Tee,
Stress

Unterstützung der
ärztlichen Therapie
Arzt Arzt

Auslöser wenn möglich meiden Ärztliche Diagnose:


z. B. Refluxösophagitis: Schleimhautver-
änderungen der Speiseröhre, Ulkus;
Gewicht normalisieren; nächtliche infektiöse Ösophagitis;
Hochlagerung des Oberkörpers um UAW: z.B. Anticholinergika, Benzodiaze-
10 – 20 cm; Nahrung auf mehrere kleine pine, β-Mimetika, Calciumantagonisten,
Mahlzeiten verteilen Nitrate, Theophyllin

Antazida zur Beschwerdelinderung Arzt

H2-Antihistaminika und Protonen-


pumpenhemmer zur Verminderung der
Magensäureproduktion

Bei nicht ausreichender Wirksamkeit und


anhaltenden Beschwerden
Sodbrennen 285

Sodbrennen (Refluxkrankheit)
Retrosternale Beschwerden (Brennen, Schmerzen) durch Aufsteigen von
saurem Magensaft in die Speiseröhre, manchmal saures Aufstoßen. Auf-
treten häufig beim Bücken, nach üppigen Mahlzeiten, bei flachem Lie-
gen. Beschwerdeverstärkung nach Nahrungsaufnahme, kurzfristige Bes-
serung nach Antazida.

Antazida
Beschwerdelinderung durch Neutralisation des Magensaftes. Einnahme
jeweils 1‒2 Std. nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. WW:
Verzögerung o. Verminderung der Resorption anderer Arzneimittel,
2 Std. Einnahmeabstand einhalten. KI: Nierenfunktionsstörungen, Dia-
lysepatienten. Schichtgitterantazida vorteilhaft, Carbonate führen zu
unerwünschtem Aufstoßen. Unterschiedliche Säurebindungskapazitä-
ten, d. h. unterschiedliche Wirksamkeiten.
󠀂 Magaldrat (Riopan® Magenkautabletten, Suspension)
󠀂 Magnesiumhydroxid + Algeldrat (Maaloxan® 25 mval Kautabletten,
Suspension)
󠀂 Hydrotalcit (Talcid®)
󠀂 Aluminium/Magnesium-Silicat (Gelusil® lac)
󠀂 Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat (Rennie®)
󠀂 Natriumalginat, Kaliumhydrogencarbonat, Calciumcarbonat (Gavis-
con® dual Kautabletten, Suspension)
286 Sodbrennen

Besondere Patientengruppen
󠀂 Sodbrennen in der Schwangerschaft: Zulassung für die Behandlung
in der Schwangerschaft besteht für Rennie® und Gaviscon® dual.
Aluminiumhaltige Schichtgitterantazida sind in der Kritik: Alumium-
salze können zu Störungen im Zentralnervensystem führen. Die Alu-
miniumresorption aus Antazida ist allerdings vernachlässigbar. Laut
Embryotox ist Magaldrat Mittel der ersten Wahl bei entsprechenden
Beschwerden in der Schwangerschaft.

H2-Antihistaminika
Säuresuppression zur Beschwerdelinderung und Verhinderung von säu-
rebedingten Schleimhautschäden. Einnahme bei Bedarf maximal 2 Tab./
Tag über 3 Tage. KI: Kinder < 10 J., Schwangerschaft.
󠀂 Ranitidin (Zantic® 75 mg Magentabletten)

Protonenpumpenhemmer (PPI)
Zur Verringerung der Magensäureproduktion und Ausheilen der säure-
bedingten Schleimhautschäden. Zugelassen zur Behandlung von Sod-
brennen und saurem Aufstoßen. Einnahme auf leeren Magen (30 Min.
vor einer Mahlzeit). Regelmäßige Einnahme 1 Woche lang 1 × tägl., bis
die Beschwerden abgeklungen sind, für max. 14 Tage. KI Einnahme von
Atazanavir, vielfältige WW beachten, z. B. mit Benzodiazepinen, trizykli-
schen Antidepressiva, Antimykotika.
󠀂 Omeprazol (Antra® 20 mg, Omep® Hexal)
󠀂 Pantoprazol (Pantozol® control)
Sodbrennen 287

Zusatzhinweise
󠀂 Pflanzliche Prokinetika zur Steigerung des Ösophagusphinkters und
Verminderung des Magendrucks. Einnahme 1⁄2 Std. vor den Mahlzei-
ten (s. auch Magenschmerzen S. 169).
󠀂 Fettarme Ernährung, Gebratenes meiden.
󠀂 Kamillentee zur Magenberuhigung, Rollkur mit Kamillenextrakt
(Kamillosan®). Einnahme von Luvos® Heilerde, Basica®.
󠀂 Von der Einnahme von Kaisernatron® ist abzuraten, fehlende Abpuf-
ferung, bei starker Alkalisierung des Mageninhalts vermehrte Säure-
bildung als physiologische Gegenregulation.
󠀂 Engsitzende Kleidung meiden.
󠀂 Raucherentwöhnung s. S. 245.
󠀂 Gewichtsreduktion s. S. 304.
󠀂 Alternative Heilverfahren: Natrium phosphoricum, Gastricumeel®.
288 „Sonnenallergie“

„Sonnenallergie“

Zustand der Haut während oder/und kurz nach Sonnenexposition: Rötung, Schwellung
der Haut, Bläschen, Blasen, Quaddeln, Pickel, Juckreiz (s. Sonnenbrand S. 292)

Verzögerte Reaktion nach intensiver Auftreten der Beschwerden in Kombi-


Sonneneinstrahlung, bei wiederholter nation mit Sonnenschutzmitteln und
Sonneneinstrahlung auch während- Kosmetika, Lokalisation vor allem im
dessen (polymorphe Lichtdermatose, Dekolleté, Oberarme, Brust und
PLD) Rücken (Mallorca-Akne)

Generalisierte Hautreaktion, sehr Ärztliche Diagnose:


starke Beschwerden Arzt z. B. polymorphe Lichtdermatose;
Mallorca-Akne; Lupus erythematodes;
Unterstützung der ärzt- generalisierte allergische Reaktion;
lichen Behandlung, evtl. Schock; andere Dermatosen; Akne
Weiterbehandlung UAW: z. B. Tetracycline, Johanniskraut

Vermeidung Behandlung Arzt


der Ursache der Beschwerden

Vermeidung der Sonne, tragen Entzündungshemmung und


geeigneter Schutzkleidung Juckreizstillung durch
Hydrocortison
Lichtschutz durch geeignete
Lichtschutzpräparate mit Breitband- Reduktion der Hautreaktion und
wirkung (UV-A und UV-B) in Juckreizstillung durch Antihista-
Kombination mit langsamer Licht- minika
gewöhnung, bei Mallorca-Akne
Vermeidung von Emulgatoren durch
Juckreizstillung durch Lokal-
fettfreie Sonnenschutzgele
anästhetika

Prophylaxe vor erneuter Sonnen- Keine deutliche


exposition Besserung nach
1 – 2 Tagen,
Anhalten der
Beschwerden
> 14 Tage
„Sonnenallergie“ 289

„Sonnenallergie“
Der Begriff „Sonnenallergie“ wird nicht einheitlich verwendet. Juckende
Bläschen und Pusteln auf nicht sonnengewöhnter Haut haben oft meh-
rere Ursachen.

Polymorphe Lichtdermatose (PLD)


Häufigste, durch Sonne ausgelöste Hautkrankheit. Symptome: Verzö-
gerte Lichtreaktion mit juckenden, fleckigen Erythemen, die zusam-
menfließen können. Erstes Symptom Juckreiz, es folgen Papeln und Pus-
teln. Spontane Abheilung. Auftreten bevorzugt im Frühjahr und
Frühsommer bei sonnenungewohnter Haut. Die PLD verschwindet oft
nach mehreren Wochen Sonnengewöhnung.

Mallorca-Akne (Acne aestivalis)


Allergische Reaktion der Haut, ausgelöst durch eine Reaktion zwischen
UV-Licht und den Emulgatoren in Sonnenschutzmitteln oder anderen
Körperpflegeprodukten. Symptome: pickelartige, juckende Knötchen im
Dekolletébereich, an den Armen, an Brust und Rücken.

Geeignete Lichtschutzpräparate
Fett- und emulgatorfreie Sonnenschutzgele zur Vermeidung der Mal-
lorca-Akne und polymorphen Lichtdermatose. Lichtschutzpräparate
sollten eine Breitbandschutzwirkung haben (UV-A- und UV-B-Schutz).
Lichtschutzfaktor je nach Hauttyp, geplantem Aufenthaltsort und geplan-
ter Aufenthaltszeit im Sonnenlicht auswählen.
󠀂 Vichy® Capital Soleil Gel, Ladival® Allergische Haut-Gel LSF 20

Besondere Patientengruppen
󠀂 Säuglinge und Kleinkinder: Zum Schutz der empfindlichen Baby-
und Kleinkinderhaut eignen sich vor allem physikalische Licht-
schutzpräparate mit mineralischen Wirkstoffen. Max. Sonnenschutz
empfohlen.
290 „Sonnenallergie“

Hydrocortison
Analgetische, juckreizstillende und antiphlogistische Wirkung.
󠀂 Hydrocortison 0,25–0,5 % (Soventol® HydroCort Creme, Soventol®
Hydrospray, FeniHydrocort® Creme, Ebenol®)

H1-Antihistaminika
Juckreizstillende Wirkung durch Unterdrückung der Histaminwirkung.
Die Gelgrundlage hat eine kühlende Wirkung. Bei stärkeren Erscheinun-
gen kann das Antihistaminikum auch oral gegeben werden. NW bei ora-
ler Gabe: Müdigkeit; WW mit Alkohol und zentral dämpfenden Arznei-
mitteln beachten.
󠀂 Dimetinden (Fenistil® Gel, Fenistil® Tabletten, 24-Stunden Retard-
kapseln)
󠀂 Bamipin (Soventol® Gel)
󠀂 Cetirizin (Cetiderm®, Cetirizin ratiopharm®)
󠀂 Loratadin (Loraderm®, Lorano®)

Lokalanästhetika
Betäubung von Schmerz und Juckreiz.
󠀂 Polidocanol (Anaesthesulf® Lotio, Soventol® Stift Roll-On Gel)
󠀂 Lidocain (Xylocain® Gel)
„Sonnenallergie“ 291

Zusatzhinweise
󠀂 Schonende Gewöhnung der Haut an die Sonne, evtl. im Solarium.
󠀂 Abends gründliche Reinigung der Haut und Entfernung des Sonnen-
schutzmittels.
󠀂 Auch bei Aftersun- und Gesichtscremes auf Emulgatorfreiheit ach-
ten.
󠀂 Vermeidung weiterer Sonnenbestrahlung.
󠀂 Lichtundurchlässige, leichte Schutzkleidung zur Vermeidung der
direkten Sonnenbestrahlung.
󠀂 Jedes Jahr frische Sonnenschutzpräparate benutzen, um die Qualität
der Lichtschutzfaktoren zu gewährleisten.
󠀂 Je nach Hauttypen gibt es durch die Grundpigmentierung einen
gewissen Eigenschutz gegen Sonnenbrand. Unterscheidung von
sechs Hauttypen: I keltischer Typ, II nordischer Typ, III Mischtyp, IV
mediterraner Typ, V dunkler Typ, VI schwarzer Hauttyp. In Europa gibt
es meist den nordischen Hauttyp mit einer Eigenschutzzeit von
10–20 Min. und den Mischtyp mit 20–30 Min. Die Sonneneinstrah-
lung ändert sich nach Aufenthaltsort: in den Bergen, am Wasser und
im Schnee findet eine verstärkte UV-Einstrahlung statt.
󠀂 Für Betacarotin wird ein Schutzeffekt für die Hautzellen postuliert.
Studienlage nicht überzeugend. Anwendungsversuch bei Wunsch
(Carotaben®).
󠀂 Calcium soll in hoher Dosierung die Neigung zu allergischen Reaktio-
nen reduzieren (Calcium Sandoz® Sun). Wirkung ebenfalls umstrit-
ten. Individuelle Wirksamkeit testen.
󠀂 Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl können evtl. die Schwere der PLD
reduzieren.
292 Sonnenbrand

Sonnenbrand

Zustand der Haut nach Sonnen- Rötung und Juckreiz treten schon
exposition: Rötung, Schwellung der während der Sonnenexposition auf
Haut, Bläschen, Blasen, Juckreiz oder danach als juckende Erytheme
(s. „Sonnenallergie” S. 288)

Arzt

Starke Blasenbildung, großflächige Ärztliche Diagnose:


Verbrennungen der Haut, Kleinkinder z. B. starke Verbrennungen der Haut;
oder Babys; zusätzlich Übelkeit und Arzt Sonnenstich; Schockzustand möglich;
Erbrechen, Kopfschmerzen Dermatosen, die sich nach Sonnen-
einstrahlung verstärken;
UAW: z.B. Tetracycline, Johanniskraut,
Teer, Rivanol, Sulfonamide,
Kühlung der Haut mit O/W-Emulsionen,
Sulfonylharnstoffe
Lotionen

Reparation der Haut mit Dexpanthenol Arzt

Juckreizstillung, Schmerzlinderung mit


H1-Antihistaminika, Lokalanästhetika

Lokale Bekämpfung der Schmerzen


und Entzündung mit Diclofenac

Lokale Bekämpfung der Schmerzen,


Entzündung und Juckreiz mit Hydro-
cortison

Bekämpfung von Schmerzen und


Entzündung mit Analgetika

Keine deutliche Besserung innerhalb


von 1–2 Tagen
Sonnenbrand 293

Sonnenbrand (Dermatitis solaris)


Durch eine für die Haut zu lange Sonneneinstrahlung oder künstliches
UV-B-Licht hervorgerufene akute entzündliche Reaktion. Symptome:
Rötung und Ödeme, Bläschen, Blasen, Juckreiz und im Verlauf eine
Abschuppung der Haut.

Kühlende O/W-Emulsion, Lotion


Angenehme Kühlung und Entspannung der leicht geröteten und gereiz-
ten Haut durch die auf der Haut entstehende Verdunstungskälte.
󠀂 O/W-Körperlotion (Eucerin®pH 5 Intensiv-Lotio, Roche Posay Cold
Cream®)
󠀂 Lotio alba aquosa (Zinkoxid-Schüttelmixtur)

Dexpanthenol
Dexpanthenol fördert die Heilung der verbrannten, entzündeten Haut, in
kühlenden Lotionen oder als Lösung zum Auftragen.
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthol®-Körperlotion, Bepanthen® Roche
Lösung, Bepanthen® Schaumspray, Panthenol Spray®)

H1-Antihistaminika
Juckreizstillende Wirkung durch Unterdrückung der Histaminwirkung,
kühlender Effekt durch die Gelgrundlage. In schweren Fällen orale Ein-
nahme möglich. Bei oraler Gabe NW: Müdigkeit möglich; WW mit
Alkohol und zentral dämpfenden Arzneimitteln beachten.
󠀂 Dimetinden (Fenistil® Gel/Dragees)
󠀂 Bamipin (Soventol® Gel)
󠀂 Loratadin (Lorano®, Loraderm®)
󠀂 Cetirizin (Cetiderm®, Cetirizin Hexal®)
294 Sonnenbrand

Lokalanästhetika
Betäubung von Schmerz und Juckreiz durch Rezeptorblockade.
󠀂 Lidocain (Xylocain® Gel)
󠀂 Polidocanol (in Anaesthesulf® Lotio)

Diclofenac
Analgetische und antiphlogistische Wirkung durch Hemmung der Cyc-
looxygenase im entzündeten Gewebe. Lokale Anwendung.
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel)

Hydrocortison
Analgetische, juckreizstillende und antiphlogistische Wirkung.
󠀂 Hydrocortison 0,25–0,5 % (Soventol® HydroCort Creme, Ebenol®,
Linola® akut)

Analgetika
Systemische analgetische und antiphlogistische Wirkung durch Hem-
mung der Cyclooxygenase im entzündeten Gewebe. KI: Magen-Darm-
Ulzera, Blutungsneigung, Asthma, Schwangerschaft 3. Trimenon. WW
mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln.
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Ibuprofen (Dolormin®)

Zusatzhinweise
󠀂 Kühlen als wichtigstes Mittel zur Unterbrechung der Verbrennung,
z. B. kühle Dusche. Befeuchtung der Haut mit kühlen Kompressen,
evtl. mit Zusatz von Calendula oder Kamille; Quarkkompressen.
󠀂 Möglichst fettarme Topika, keine Puder, da sonst Wärmestau.
󠀂 Vermeidung weiterer Sonnenbestrahlung.
Sonnenbrand 295

󠀂 Prophylaxe: geeignete Sonnenschutzpräparate.


Je nach Hauttypen gibt es durch die Grundpigmentierung einen
gewissen Eigenschutz gegen Sonnenbrand. Unterscheidung von
sechs Hauttypen: I keltischer Typ, II nordischer Typ, III Mischtyp, IV
mediterraner Typ, V dunkler Typ, VI schwarzer Hauttyp. In Europa gibt
es meist den nordischen Hauttyp mit einer Eigenschutzzeit von
10–20 Min. und den Mischtyp mit 20–30 Min. Die Sonneneinstrah-
lung ändert sich nach Aufenthaltsort: in den Bergen, am Wasser und
im Schnee findet eine verstärkte UV-Einstrahlung statt.
󠀂 Viel trinken, da die entzündete, gerötete Haut viel Wasser verliert.
󠀂 In der Abheilungsphase: pflegende O/W-Körperlotionen, um das
Spannungsgefühl der Haut zu lindern (Eucerin® pH5 Lotion für emp-
findliche Haut).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Combudoron® Gel oder Flüssigkeit.
296 Sportverletzung

Sportverletzung

Leichtere Beschwerden, keine Verdacht auf Fraktur oder andere


Bewegungseinschränkung, kleinere innere Verletzung; sensorische oder
offene Verletzungen motorische Ausfälle; größere offene
Verletzungen

Arzt

Traumata im Augen- oder Genital- Ärztliche Diagnose:


bereich Arzt z. B. Fraktur; Ruptur; Distorsion;
Contusion.
Ggf. chirurgische Versorgung
Weiterbehandlung nach
ärztlichem Rat
Arzt Arzt

Stumpfe Traumata Schürfwunden, Platzwunden


(s. Verstauchungen S. 315;
Prellungen S. 236;
Gelenkschmerzen S. 90)

Erstversorgung der Ausreichender Tetanus-


Verletzung nach dem PECH- impfschutz (s. Wundversor-
Schema gung S. 344)

Bei verzögerter Heilung

Sportverletzung
Durch größere Krafteinwirkung (Schlag, Stoß, Drehung) auftretende Prel-
lung, Zerrung, Quetschung oder offene Verletzung. Häufig verbunden
mit Schwellung und/oder Hämatombildung (s. Einzelindikationen).
Sportverletzung 297

PECH-Schema
Erstversorgung einer stumpfen Verletzung:
󠀂 P: Pause, Schonung des betroffenen Körperteils,
󠀂 E: Eis zur Kühlung auf die betroffene Körperstelle (ColdHot®-Pack,
Olbas® Kältespray),
󠀂 C: Kompression der betroffenen Stelle zur möglichst schnellen Stil-
lung einer Blutung und Minimierung eines Hämatoms,
󠀂 H: Hochlagern des betroffenen Körperteils zur Reduktion der Schwel-
lung.

Zusatzhinweise
󠀂 Sinnvolle Bestandteile einer Erste-Hilfe-Tasche im Sport:
󠀂 Eisspray (Olbas® Kältespray).
󠀂 Eiskompressen (Kältekompressen, Kalt-Warmkompressen),
Anwendung nach Kühlung im Eisfach, vor dem Auflegen auf die
Haut in dünnes Tuch einschlagen, Cave: Frostgefahr).
󠀂 Desinfektionsmittel (Betaisodona® Lösung, Hansaplast® med
Wund-desinfektionsspray, Octenisept®).
󠀂 Pflaster (Hansaplast®) zum Abdecken von kleineren Hautverlet-
zungen und Verbandschere.
󠀂 Kompressen (ES-Kompressen) und Mullbinden (Elastomull®) zum
Abdecken größerer Hautverletzungen.
󠀂 Antiphlogistisches Mittel zur lokalen Anwendung (z. B. Voltaren®
Schmerzgel, doc® Arnica Salbe oder Mobilat® Schmerzspray).
󠀂 Idealbinde und Verbandklammern zur Stabilisierung eines
Gelenks.
󠀂 Vorbeugung vor Sportverletzungen: Kompressionssportstrümpfe
(Belsana® Kompressionssportstrümpfe Sport professional).
298 Trockenes Auge – Sicca-Syndrom

Trockenes Auge – Sicca-Syndrom

Akuter Reizzustand des Auges durch Chronische oder immer wiederkehren-


Luftzug, Wind o. ä. bei bestehender de Bindehautreizung durch Luftzug;
Diagnose „Trockenes Auge” (bei „empfindliches Auge” ohne augen-
anderen Auslösern s. auch Binde- ärztliche Diagnose
hautreizung S. 28)

Arzt

Fehlender Lidschluss, Lidfehl- Augenärztliche Diagnose:


stellungen; Proteinmangelsyndrom Sicca-Syndrom, Lidfehlstellungen,
durch Resorptionsstörungen, Arzt Xerophthalmie, Sjögren-Syndrom;
Lichtscheu, Nachtblindheit; Trockener UAW Arzneimittel: Diuretika, Beta-
Mund und Trockenes Auge blocker, tricyclische Antidepressiva,
Neuroleptika, Hormonpräparate

Unterstützung der ärztlichen Therapie


Arzt

Tränenersatzflüssigkeit als Tropfen je


nach Schweregrad in unterschiedli-
cher Viskosität und/oder Gele/Salben
zur Nacht

Phospholipide zur Verhinderung der


Verdunstung des Tränenfilms

Retinol bei Lichtscheu

Dexpanthenol bei Schleimhaut-


läsionen

Nach 24 Std. keine Besserung


Trockenes Auge – Sicca-Syndrom 299

Trockenes Auge (Keratoconjunctivitis sicca)


Sicca-Syndrom, Dry-Eye-Syndrom. Durch Tränenmangel ausgelöster
chronischer Reizzustand des Auges mit Augenbrennen, Juckreiz,
Schmerzen, Fremdkörpergefühl, Müdigkeits- und Trockenheitsgefühl.
Verringerte Tränenproduktion in höherem Lebensalter, als Nebenwir-
kung von Arzneimitteln, durch Sjögren-Syndrom; erhöhte Verdunstung
des Tränenfilms durch Zugluft, Rauch, Staub, trockene Luft, Klimaanla-
gen, verringerte Blinzelfrequenz bei konzentrierter Schreibarbeit, vor
allem bei langer Bildschirmarbeit („Office Eye Syndrom“), aber auch Lid-
fehlstellungen, Kontaktlinsen.

Tränenersatzflüssigkeit
Viskose, isotone Flüssigkeiten zum Ersatz des unzureichenden Tränen-
films, nach Bedarf regelmäßig 4–5 × tägl. in beide Augen träufeln.
Augentropfen möglichst ohne Konservierungsmittel in Einzeldosen oder
geeigneten Mehrdosenbehältnissen. Salben oder Gele zur Nacht, kurz-
fristige Sehbeeinträchtigungen möglich.
󠀂 Polyvinylalkohol (Lacrimal® o. k. N, Liquifilm® benetzende Augen-
Pflegetropfen)
󠀂 Povidon (Oculotect® fluid sine, Protagent®-SE Augentropfen, Lac
Ophtal MP®)
󠀂 Hypromellose (Artelac® EDO, Sic-Ophthal® sine, Corneregel® fluid)
󠀂 Hyaluronsäure (Hylo-Comod®, Artelac®, Opticalm®, Hylo-Vision®)
󠀂 Carbomer (Artelac® Lipids, EDO, Siccapos® Gel, Thilo Tears®Gel,
Visine® trockene Augen)

Lipide
Zur Verhinderung der vorzeitigen Verdunstung des Tränenfilms. Zur
Pflege des Lidrands und Vorbeugung einer Lidrandentzündung (Blepha-
ritis).
󠀂 Triglyceride + Carbomer (Artelac® Lipids EDO)
󠀂 Phospholipde/Liposomensprays (Tears Again® liposomales Augen-
spray)
300 Trockenes Auge – Sicca-Syndrom

󠀂 Vaselinum ophthalmicum, neutrale Augensalben (Bepanthen®


Augensalbe)

Retinol
Bei starker Lichtempfindlichkeit, mögliche Ursache der Beschwerden
(latenter) Vitamin-A-Mangel (Xerophthalmie).
󠀂 Retinol (Vita POS® Augensalbe)

Zusatzhinweise
󠀂 Häufig lüften, Luftbefeuchter einsetzen.
󠀂 Viel trinken, empfohlene Menge 2 l Flüssigkeit.
󠀂 Vitaminreiche Kost und viel Schlaf.
󠀂 Lange Bildschirmarbeit und Naharbeit möglichst vermeiden, genü-
gend Pausen einlegen. Bei Naharbeit häufig bewusst blinzeln.
󠀂 Im Auto auf Gebläse verzichten.
󠀂 Kontaktlinsen durch Brille ersetzen. Kühle Auflagen/Kompressen für
die Augen.
󠀂 Lidrandmassage zur Stimulation der Meibom-Drüsen. Lidrandpflege
mit liposomalen Suspensionen (Blepha Cura® Suspension).
󠀂 Vasokonstringenzien bei geröteter Bindehaut ganz vermeiden!
󠀂 Räume mit Klimaanlage meiden.
󠀂 Zufuhr von ausreichenden Mengen an Omega-3-Fettsäuren (in
Leinsamen, fettem Fisch, Doppelherz® Omega 3 Seefischöl Kapseln,
Abtei® Omega 3-6-9).
󠀂 Alternative Therapie: Euphrasia D 3 Augentropfen zur Befeuchtung,
Chelidonium Rh D 4 Augentropfen zur Anregung der Tränensekretion
bei trockener Bindehaut.
Übelkeit 301

Übelkeit

Akute Übelkeit seit < 48 Std. Chronische oder immer


wiederkehrende Übelkeit

Übelkeit, Schwindel, Erbrechen bei


Kinetosen (s. Reisekrankheit S. 248)

Arzt

Begleitsymptome: Fieber > 39 °C, Ärztliche Diagnose:


kolikartige Schmerzen, Bauchkrämpfe, z. B. Gallenbeschwerden;
Arzt Arzt
Kopfschmerzen (Migräne, Gehirn- Pankreatitis; Darmverschluss;
erschütterung) Migräne; Gehirnerschütte-
rung; Ulkus; Schwangerschaft

Erbrechen (s.S. 60)

Lebensmittelvergiftung Akute Gastroenteritis Psychogene Übelkeit

Nahrungskarenz oder leicht verdauliche Kost Pflanzliche Sedativa


(s. Nervosität S. 213)

Prokinetika zur Entlastung Vorbeugung vor Erbrechen


des Magens mit Antiemetika

Bei Andauern der Beschwerden > 48 Std.


302 Übelkeit

Lebensmittelvergiftung
Starke Übelkeit (Nausea) nach Zufuhr verdorbener, unverträglicher oder
einem Übermaß an Speisen oder (alkoholischen) Getränken. Auslöser
meist bekannt. Beschwerden innerhalb weniger Stunden nach Nah-
rungszufuhr. Erbrechen wirkt als Schutzmechanismus und sollte nicht
unterdrückt werden.

Pflanzliche Prokinetika
Zur Verringerung des Magendrucks. Einnahme nach Bedarf. KI: Mecha-
nische Stenosen der Gallenwege, Gallensteinleiden.
󠀂 Pfefferminzöl (Medacalm®, in Carmenthin®)
󠀂 Gänsefingerkraut (in Gasteo®)
󠀂 Iberis amaris, Schöllkraut u. a. (in Iberogast® Tinktur)

Akute Gastroenteritis
Infektionserkrankung mit plötzlich einsetzender Übelkeit, häufig in
Kombination mit Erbrechen, Darmkoliken und Durchfall, evtl. Fieber.
Selbstlimitierend, Dauer wenige Tage.

H1-Antihistaminika als Antiemetika


Unterdrückung des Brechreizes durch starke zentrale Dämpfung. Uner-
wünschte Wirkung: Sedierung. Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit
möglich. WW mit anderen zentraldämpfenden Stoffen beachten. Bei
starkem Erbrechen Suppositorien bevorzugen.
󠀂 Dimenhydrinat (Vomex A® 150 mg Supp., Dragees N)
󠀂 Diphenhydramin (Emesan® Tabletten)
Übelkeit 303

Zusatzhinweise
󠀂 Unverträgliche Kost meiden. Nahrungskarenz oder leichtverdauliche
Kost nach individueller Verträglichkeit.
󠀂 Warme Auflagen, Wärmflasche.
󠀂 Bewegung an frischer Luft.
󠀂 Ingwertee, Pfefferminztee, Kamillentee trinken.
󠀂 Behandlung zusätzlicher Symptome: Erbrechen, Durchfall (s. Einzel-
indikationen).
󠀂 Alternative Heilverfahren: Nux vomica, Ipecacuanha, Colchicum.

Psychogene Übelkeit
Übelkeit ausgelöst durch psychische Faktoren, wie großer psychischer
Stress und Angst.

Pflanzliche Sedativa
Leichte Tagesberuhigung ohne zentraldämpfenden Effekt. Bei begleiten-
den depressiven Verstimmungen in Kombination mit Johanniskraut.
Baldrian-Extrakt wird max. 1‒3 × tgl. 600 mg/d dosiert, Johanniskraut-
extrakt 900 mg/d.
󠀂 Baldrianwurzel (Baldrian-dispert® Tag, in Baldriparan® z. Beruhi-
gung, in Sedariston®)
󠀂 Johanniskraut (Jarsin® Tabletten, in Sedariston® Konzentrat)

Zusatzhinweise
󠀂 Entspannungsübungen, Yoga, autogenes Training.
󠀂 Psychotherapeutische Hilfe im Umgang mit Angst oder Stress auslö-
senden Situationen.
󠀂 Regelmäßige Zufuhr kleiner Mahlzeiten.
󠀂 Warme Auflagen, Wärmflasche.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Neurexan®, Neurodoron®.
304 Übergewicht

Übergewicht

Plötzliche Gewichtszunahme innerhalb Konstant hohes Gewicht oder langsame


weniger Wochen bzw. Monate Gewichtszunahme über Monate und Jahre

Mit dem Rauchen aufgehört oder Ziga-


rettenkonsum stark eingeschränkt?

Beurteilung des Gewichts


Arzt
nach Body Mass Index
Ärztliche Diagnose: Verhaltenstipps (s. Raucher- BMI = Körpergewicht:
z.B. Hypothyreose; entwöhnung S. 245) (Körpergröße)2 [kg/m2]
Schwangerschaft;
Herzinsuffizienz
(Ödeme); BMI > 30 BMI 25 – 30 BMI 20 – 25 BMI < 20
UAW: z.B. Adipositas Übergewicht Normalgewicht Untergewicht
trizyklische Anti-
depressiva, Sulfo-
nylharnstoffe,
Ernährungsberatung
Astemizol

Motivation zur Gewichts- Erhalt des Keine Empfehlung


reduktion, Übergewicht Körper- zur Gewichtsreduk-
Unterstützung Risikofaktor z. B. für meta- gewichts tion s. auch Appe-
der ärztlichen bolisches Syndrom anstreben titlosigkeit S. 24
Therapie
Evtl.Gewichtsab- Ernährungstagebuch zur Aufdeckung der Diätfehler; Umstellung
nahme unter ärztl. der Ernährung: Nahrungsmittel mit geringer Energiedichte, auf
Kontrolle; evtl. Zucker und Alkohol verzichten; Reduktionsdiät (1200 kcal);
Verordnung von regelmäßige Bewegung, Ausdauersport (> 150 Min./Woche);
Anorektika; Ziel: Gewichtsabnahme 1 kg/Monat
Selbsthilfegruppe
(z. B. Weight Zur Unter- Zur Erleichterung
Watchers) stützung des Diäteinstiegs

Ballaststoffe und Quell- Formuladiäten


stoffe zur Magenfüllung
Arzt

Lipasehemmer

Bei ausbleibendem Erfolg


(Zunahme oder Gewichts-
stagnation über Wochen)
Übergewicht 305

Übergewicht
Beurteilung des Gewichts nach Body Mass Index: BMI = Körpergewicht in
kg/Körperlänge in m2. Bei BMI > 25 wird zusätzlich der Taillenumfang
berücksichtigt: Bei großem Umfang (für Frauen > 88 cm, für Männer
> 102 cm) erhöhtes Arterioskleroserisiko. Bei Adipositas verminderte
Lebenserwartung wegen zahlreicher Komorbiditäten. Körperliche
Beschwerden als Folgen mechanischer Überlastung (Gelenkveränderun-
gen, Beinvarikosis, Ateminsuffizienz), von Stoffwechselveränderungen
und erhöhtem vaskulärem Risiko (Diabetes Typ II b, Hypertriglyceridä-
mie, Hyperurikämie, Hypertonie, metabolisches Syndrom, KHK), erhöh-
tem Risiko für Karzinome und adipositasbedingten psychischen Proble-
men (Depression). Ursachen der primären Adipositas: Ernährungs- und
Lebensweise, mangelnde körperliche Aktivität; Ursachen der sekun-
dären Adipositas: z. B. Cushing-Syndrom, Hypothyreose.

Ernährungsberatung
Information über Gleichgewicht zwischen Kalorienzufuhr und -ver-
brauch, über Kaloriengehalte einzelner Nahrungsmittel und Kalorien-
verbrauch durch einzelne Tätigkeiten. Empfehlung einer ausgewogenen
fettreduzierten Mischkost. Reduktionskost mit einem Kaloriendefizit
von 500 kcal/d. Bevorzugung von Gemüse und Obst, Vermeidung fett-
haltiger Lebensmittel, Verzicht auf tierische Fette, Ersatz durch pflanz-
liche Fette (Öle). Verzicht auf Fast Food, zuckerhaltige Softdrinks,
Alkohol. Getränkeempfehlung Mineralwasser, (zuckerfreien) Tee oder
Kaffee. Angestrebter Gewichtsverlust 1 bis max. 2 kg/Monat. Führen
eines Ernährungstagebuchs zur Selbstkontrolle und zum Aufdecken von
Ernährungsfehlern. Regelmäßige Gewichtskontrolle. In Kombination
mit Bewegunsgtherapie und bei Bedarf Verhaltenstherapie.

Formuladiäten
Ersatz aller oder einzelner Mahlzeiten durch suppenförmige Fertigge-
richte. Geeignet für einen schnellen Einstieg in die Diät, Kalorienzählen
entfällt. Nachteil: eintönige Diät, hohe Abbruchquote, Patient erfährt
306 Übergewicht

keine Änderung seiner Ernährungsgewohnheiten, bei Absetzen der For-


muladiät meist Rückfall in alte Ernährungsmuster, Gefahr Jo-Jo-Effekt
des Gewichts. Vorteil: schnelle Gewichtsabnahme zu Beginn einer
Ernährungstherapie, hohe Motivation weiterzumachen.
󠀂 Slim-Fast®, Modifast® Program, Yokebe®, Almased®

Ballaststoffe und Quellstoffe


Als kalorienarme Magenfüllung, zur Verzögerung der Resorption von
Nahrungsfetten. Aufnahme ½ Std. vor den Mahlzeiten mit mind. 250 ml
Flüssigkeit. Wirkung gegen Hunger, aber nicht gegen Appetit. Effekt stark
vom Willen des Patienten abhängig.
󠀂 Weizenkleie, Haferkleie
󠀂 Grapefruit-Zitrusfaser (Grapefruit spezial® Diätsystem Tabletten)
󠀂 Guar (Figur-Verlan®)
󠀂 Glucomanna aus Konjakwurzel (Bionorm® Sättigungskapseln-Kon-
jak-Kapseln)
󠀂 Natiumalginat (CM 3® Alginat)
󠀂 Poliglusan/Polyglucosamin (Formoline® L 112)

Lipasehemmer
Zur Gewichtsreduktion bei Erwachsenen mit einem BMI > 28 kg/m2,
nur in Kombination mit einer kalorien- und fettreduzierten Ernährung,
verteilt auf drei Hauptmahlzeiten. Verringert die Fettresorption aus der
Nahrung, unterstützt die Ernährungsumstellung auf fettärmere Kost.
Einnahme von bis zu 3 × tägl. 1 Tablette zu den Hauptmahlzeiten, keine
Einnahme, wenn eine Mahlzeit ausgelassen wird oder fettfrei ist. Maxi-
male Behandlungsdauer: 6 Monate. NW: nach fettreichen Mahlzeiten
Stuhldrang, Flatulenz, Abgang öliger, fettiger Stühle, Stuhlinkontinenz,
vermehrter Stuhlgang. WW mit fettlöslichen Vitaminen, oralen Antiko-
agulanzien, Ciclosporin, Amiodaron. Bei Durchfall Wirkungsbeein-
trächtigung von Arzneimitteln, z. B. oralen Kontrazeptiva.
󠀂 Orlistat (Orlistat Hexal® 60 mg, Orlistat ratiopharm® 60 mg)
Übergewicht 307

Zusatzhinweise
󠀂 Regelmäßige Gewichtskontrolle.
󠀂 Regelmäßige Bewegung, Ausdauersportarten, anzustreben sind
> 150 Min./Woche, bei starkem Übergewicht gelenkschonende
Sportarten bevorzugen.
󠀂 Zur Unterstützung kann eine Verhaltenstherapie hilfreich sein.
󠀂 Unterstützung durch Abnehmgruppen oder Selbsthilfegruppen
(Leichter Leben in Deutschland®, Weight Watchers®)
󠀂 Ausreichend trinken, vor jeder Mahlzeit ein großes Glas Wasser redu-
ziert den Hunger.
󠀂 Vitamine und Mineralstoffe zur ausreichenden Versorgung trotz
Reduktionskost, vor allem bei Einnahme von Lipasehemmern.
󠀂 BMI-Rechner, Maßband, Ernährungstagebücher, Kochbücher (For-
moline® Kurkonzept-Buch, Almased® Kochbücher, Ernährungsratge-
ber der Apothekerverbände).
󠀂 Kontrolle des Harnsäurespiegels bei schneller Gewichtsabnahme.
󠀂 Kontrolle der Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerte zur schnel-
len Aufdeckung eines metabolischen Syndroms.
󠀂 Keine Abführmittel oder Diuretika zur Gewichtsabnahme.
󠀂 Keine einseitigen Diäten, keine Crash-Diäten, um Jo-Jo-Effekt zu
vermeiden.
󠀂 Alternative Heilverfahren: Fucus vesiculosus, Madar (z. B. Cefama-
dar®).
308 Vaginalmykose

Vaginalmykose

Juckreiz im Genitalbereich und in der Scheide; Chronische Beschwerden,


weißlicher Ausfluss; Rötung und Schwellung der die sehr häufig auftreten
Genitalschleimhäute (> 4 Infektionen/Jahr)

Arzt

Brauner, blutiger oder wässriger Ausfluss, fisch- Ärztliche Diagnose:


artiger Geruch Arzt z. B. Allergie; andere Pilz-
infektionen; bakterielle,
parasitäre oder virale
Infektionen; Lichen sclero-
sus; Gonorrhö; Herpes
Wiederholt auftretende Erstmalig auftretende genitalis; Psoriasis;
Beschwerden nach Beschwerden, Frauen Arzt Malignom; Begünstigung
ärztlicher Erstdiagnose < 18 J. der Ausbreitung einer
(< 4 Infektionen/Jahr) Vaginalmykose durch
bei Frauen > 18 J. Schwangerschaft, Diabetes
mellitus, Antibiotika,
Glucocorticoide, Immun-
suppressiva

Behandlung nach ärztlicher Empfehlung


Arzt

Bekämpfung der Pilzinfektion durch die Antimy-


kotika Clotrimazol oder Nystatin
Keine deutliche
Besserung innerhalb
Bekämpfung einer Mischinfektion und Verhin-
von 3 Tagen
derung einer bakteriellen Superinfektion mit
Antiseptika

Im Anschluss an eine
antimykotische Therapie

Ansäuerung des Scheidenmilieus durch


Lactobazillen, Milchsäure oder Ascorbinsäure
Vaginalmykose 309

Scheidenpilz (Vaginalmykose)
Durch Candida-Arten hervorgerufene Erkrankung des Genitalbereichs
und der Vaginalschleimhaut. In 80–90 % der Fälle ist Candida albicans
der Auslöser. Symptome sind Rötung und Schwellung der Schleimhäute,
weißlicher, bröckeliger Ausfluss, starker Juckreiz und/oder Brennen.
Antibiotika, Cortison, Immunsuppressiva, hormonelle Schwankungen,
übertriebene Körperhygiene sind begünstigende Faktoren für eine Vagi-
nalmykose.

Antimykotika
Clotrimazol
Gute antimykotische Wirksamkeit (Breitbandantimykotikum) durch
Angriff an der Zellmembran der Pilze. Topische Anwendung gut verträg-
lich. Anwendung am sinnvollsten als Kombination von Vaginaltabletten
und Vaginalcreme. Behandlung des Partners ist sinnvoll, vor allem bei
rezidivierenden Vaginalmykosen. 3-Tages-Therapie oder Einmaltherapie
gleich wirksam. Keine Anwendung während der Menstruation.
󠀂 Clotrimazol (Canesten® Gyn Once, Canifug® Cremolum Kombi)

Nystatin
Als Polyen-Antibiotikum gute Wirksamkeit gegen Hefepilze. Anwen-
dung als Kombipackung (Salbe + Vaginalovula) sinnvoll. 3-Tages-Thera-
pie in der Selbstmedikation zu empfehlen. KI: Dermatophyteninfektio-
nen.
󠀂 Nystatin (Biofanal® Vaginaltabletten/Kombipackung, Adiclair® Vagi-
naltabletten)
310 Vaginalmykose

Besondere Patientengruppen
󠀂 Schwangerschaft: In der Schwangerschaft sollte Frauen keine Vagi-
nalapplikatoren zum Einführen der Zäpfchen verwenden, um den
Muttermund nicht zu reizen und vorzeitig Wehen auszulösen. Aus-
schließlich die Finger verwenden.

Antiseptika
Povidon-Iod
Fungizid wirksames Desinfektionsmittel bei leichten/beginnenden Vagi-
nalmykosen. Wirkt pilzabtötend und antibakteriell bei Superinfektionen
der geschädigten Schleimhaut. KI: Hyperthyreose.
󠀂 Povidon-Iod (Traumasept® Ovula)

Andere Antiseptika
Zur Vermeidung einer pathologischen Besiedelung der Scheide. Behand-
lung von Mischinfektionen, Vermeidung bakterieller Superinfektionen.
󠀂 Hexetidin (Vagi-Hex®)
󠀂 Dequaliniumchlorid (Fluomizin® 10 mg Vaginaltabletten)
󠀂 Polycresulen (Albothyl® Vaginalzäpfchen)

Lactobazillen, Milchsäure oder Ascorbinsäure


Zum Aufbau einer physiologischen Vaginalflora. Lactobazillen, Milch-
säure, aber auch Ascorbinsäure sorgen für den sauren pH-Wert (ca. pH
4) in der Scheide. Zur Vorbeugung oder im Anschluss an eine antimyko-
tische Therapie zur Herstellung des physiologischen Gleichgewichts
möglich.
󠀂 Lactobacillus acidophilus (Vagiflor® Vaginalzäpfchen, Vagisan®
Milchsäure Bakterien Vaginalkapseln)
󠀂 Milchsäure (Vagisan® Milchsäure Vaginalzäpfchen)
󠀂 Ascorbinsäure (Vagi-C® fem Vaginaltabletten)
Vaginalmykose 311

Zusatzhinweise
󠀂 Mittel zur Immunstärkung, da eine Pilzinfektion der Haut sich bei
immungeschwächten Menschen leichter ausbreitet, (s. Wunsch nach
Immunstärkung, S. 141).
󠀂 Intimhygiene mit Wasser oder mit schonenden Reinigungsmitteln
(Lactacyd® femina, Sagella® pH 3,5; ab 40 J. Sagella® pH 7, Vagisan®
Intimwaschlotion).
󠀂 Unterwäsche, Handtücher und Waschlappen nach einmaligem
Gebrauch auskochen bzw. desinfizieren (z. B. Canesten® Hygiene
Wäschespüler).
󠀂 Bei wiederholter Infektion und Therapieresistenz systemische Anti-
mykotika unter ärztlicher Kontrolle.
󠀂 Bei rezidivierenden Infekten Blutzuckerkontrolle.
󠀂 Gesunde ausgewogene Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten
statt Monosacchariden.
󠀂 Zur Vorbeugung Multigyn® Actigel, Kadefungin® Milchsäurekur.
󠀂 Pflege der trockenen Vaginalschleimhaut (s. a. Wechseljahresbe-
schwerden S. 336).
󠀂 Alternative Therapie: Weleda® Majorana Vaginalgel, Argentum met.
praep. 0,4 % Vaginaltabletten.
312 Venenschwäche/Krampfadern

Venenschwäche/Krampfadern

Leichte Beschwerden: Schweregefühl Krampfadern; Ödeme, starke Schwel-


in den Beinen; leichte Schwellung lung; Hautveränderungen, schlecht
nach langem Stehen oder Sitzen) heilende Wunden (offene Stellen),
Verdacht auf arterielle Insuffizienz
(Schaufensterkrankheit) (s. Durchblu-
tungsstörungen der Beine S. 50)

Arzt

Herzinsuffizienz; Diabetiker; Leber- Ärztliche Diagnose:


oder Nierenfunktionsstörungen; Arzt z. B. Varikosis; Thrombose; Thrombo-
Schwangerschaft phlebitis; Embolie; Claudicatio; ggf.
chirurg. Eingriff notwendig (Venen-
stripping, Venenklappenmodelling)

Weiterbehandlung nach ärztlichem Rat


Arzt

Kompressionsstrümpfe, -strumpfho-
sen zur Refunktionalisierung des
insuffizienten venösen Systems

Unterstützende Einnahme von sog.


Ödemprotektiva

Topische Anwendung von Venensal-


ben, -gelen zur symptomatischen
Linderung und Beinmassage

Bei unzureichender Wirkung


Venenschwäche/Krampfadern 313

Venenschwäche (Venöse Insuffizienz)


Infolge andauernder Überbelastung auftretende Störung des venösen
Rückstroms (aus den unteren Extremitäten) verbunden mit Ödembil-
dung, Missempfindungen und z. T. Schmerzen oder Krämpfen in den
Beinen. Vorstufe der Varikosis (Krampfaderleiden).

Kompressionsstrümpfe, -strumpfhosen
Durch den von außen erzeugten Gegendruck werden insuffiziente
Venenklappen wieder in Funktion gebracht (erleichterter Rückstrom),
außerdem werden vorhandene Ödeme reduziert. Wirksam sowohl bei
Insuffizienz der oberflächlichen als auch der tiefer liegenden Beinvenen.
Je nach Schweregrad in unterschiedlichen Kompressionsklassen (Kl. I–
IV) verfügbar.
󠀂 Lastofa®, Belsana®, Medi®, Juzo®, Sigvaris®

Ödemprotektiva
Erhöhen den venösen Gefäßtonus (Verringerung der Klappeninsuffizi-
enz) und dichten die venösen Gefäße ab (Reduktion der Ödeme) bei
innerlicher Anwendung. Aescin: WW mit gerinnungshemmenden Arz-
neimitteln möglich.
󠀂 Aescin (Reparil® Dragees)
󠀂 Oxerutine, Rutoside (Venoruton® intens Tabletten)
󠀂 Mäusedornwurzelstockextrakt (Phlebodril® Venenkapseln)
󠀂 Weinblättertrockenextrakt (Antistax® extra Venenkapseln)

Venensalben, -gele
Wirken subjektiv symptomlindernd, durch entsprechende Massage (dis-
tal nach proximal) kurzfristig verbesserter Rückstrom.
󠀂 Heparin (Vetren® 30.000 Gel/60.000 Salbe, Thrombareduct 30.000
Gel/Salbe, Venorutin® Emulgel Heparin)
󠀂 Aescin (in Reparil® Gel N, Venostasin® Gel Aescin)
󠀂 Weinblättertrockenextrakt (in Antistax® Venencreme)
314 Venenschwäche/Krampfadern

Zusatzhinweise
󠀂 Mobilisation des venösen Systems durch Gymnastik und anderen
Sport (Schwimmen, Radfahren, Joggen).
󠀂 Kneipp-Therapie (kalte und warme Wechselgüsse).
󠀂 Ggf. Gewichtsreduktion.
󠀂 Langes Stehen oder Sitzen vermeiden.
󠀂 Anziehhilfen für Kompressionsstrümpfe bzw. -strumpfhose (von
Kompressionsstrumpfherstellern), Handschuhe, Feinwaschmittel.
󠀂 Stützstrümpfe, wenn keine Kompressionsstrümpfe getragen werden
(Belsana®, Varilind®).
󠀂 Bei langen Reisen Bewegung einplanen, Stützstrümpfe tragen, evtl.
zur Vorbeugung Einnahme von Aescin, Heparinisierung.
󠀂 So oft wie möglich Betätigung der Beinmuskelpumpe (zwischen
Zehenspitzen und Ferse hin und her wippen), um aktiv das Blut in
Richtung Herz zu bewegen.
󠀂 Beine hochlagern, dabei möglichst liegen oder Winkel zwischen
Oberschenkel und Becken > 90°.
󠀂 Nicotinverzicht (s. Raucherentwöhnung S. 245).
Verstauchung, Zerrung 315

Verstauchung, Zerrung

Akute leichtere Beschwerden Starke Beschwerden, Schwellung,


Bewegungseinschränkung

Weiterbehandlung nach
ärztlichem Rat
Arzt

Innerhalb der ersten Stunden Kälte- Ärztliche Diagnose:


kompressen z.B. Bänderriss; Gelenksverletzung;
Frakturausschluss
Ruhigstellung des Gelenks durch
Idealbinden
Arzt

NSAR/Analgetika extern oder peroral


gegen Entzündung, Schmerzen und
Schwellung

Heparinsalben gegen ausgeprägte


Blutergüsse

Sich verschlimmernde Symptome,


anhaltende Beschwerden

Verstauchung, Zerrung (Distorsion)


Nach starker Überdehnung (Hand, Fuß) oder Verdrehung (Arm, Knie,
Hals) eines Gelenks auftretende schmerzhafte Schwellung, mitunter
Hämatombildung. Häufige Sportverletzung.
In schweren Fällen unter Umständen mit Bänderabriss (ärztliche
Behandlung erforderlich). Dauer bis zur Beschwerdefreiheit evtl.
Monate.
316 Verstauchung, Zerrung

PECH-Schema
Zur Erstversorgung einer stumpfen Verletzung wird das PECH-Schema
angewandt: Pause, Eis, Compression, Hochlagern.
Pause: Ruhigstellen des betroffenen Körperteils, Bewegung möglichst
nur bis zum Auftreten des Schmerzes, Schonung.
Eis: Sofortiges Kühlen mit Eiswasser, Kältespray, kühlende Gele oder Käl-
tekompresse, Umschläge mit essigsaurer Tonerde.
Compression: Bei Bedarf betroffene Körperstelle mit Idealbinde oder
Gelenkbandage fest wickeln.
Hochlagern: reduziert den Blutzufluss und damit die Schwellung.
󠀂 Kältesprays (Eisspray ratiopharm®, Olbas® Kälte-Spray, Reparil® Ice
Spray, Sportslife® Eis Spray akut)
󠀂 Kältegele (Dolobene® cool, Essitol®)
󠀂 Kältekompresse (ColdHot® Pack, Icepower® Kühlgel)
󠀂 Bandagen (Idealbinden, Bort®, Hansaplast®, Bauerfeind®, Medi®)

NSAR/Analgetika
Reduzieren die Schwellung des betroffenen Gelenks und verringern die
Schmerzen. Bei starken Schmerzen und tiefliegenden Gewebeschäden
systemische Anwendung bevorzugen. In der Selbstmedikation auf 3 Tage
beschränken. Bei systemischer Anwendung KI und WW beachten. KI:
Magen-Darm-Ulzera, Blutungsneigung, Kinder < 12 J., Schwangerschaft
3. Trimenon, WW mit Blutgerinnungshemmern.

Interne Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Aktren® forte, Dolormin® extra)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® dolo)
󠀂 Naproxen (Dolormin® GS, Aleve®)
󠀂 Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Externe Anwendung
󠀂 Ibuprofen (Ibutop® Creme/Gel, doc® Ibuprofen Schmerzgel)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Schmerzgel/Wirkstoffpflaster, Diclac®
Schmerzgel, Flector® Schmerzpflaster)
Verstauchung, Zerrung 317

󠀂 Indometacin (Indo Top® ratiopharm Spray, Mobilat® Schmerzspray)


󠀂 Felbinac (Thermacare® Schmerzgel)
󠀂 Beinwell (Kytta® Schmerzsalbe)
󠀂 Arnika (doc® Arnika Creme)

Heparin
Beschleunigt den Abbau von oberflächlichen Hämatomen, Reduktion
der Schwellung. Eingesetzte Konzentration 30 000–60 000 I. E./100 g
Salbe, höhere Konzentrationen können Hämatome verstärken.
󠀂 Heparin (Thrombophob® Gel/Creme)

Zusatzhinweise
󠀂 Nach Abklingen der Akutbeschwerden durchblutungsfördernde oder
heparinhaltige Salben zur Beschleunigung des Heilungsprozesses.
󠀂 Proteolytische Enzyme sollen die Reparatur des geschädigten Gewe-
bes beschleunigen (z. B. Bromelain-POS®, Wobenzym®plus).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Homöopathika mit Arnica, Calendula,
Hamamelis (Traumeel® S), Arnica, Rhus toxicodendron als Einzel-
mittel.
318 Verstopfung

Verstopfung

Entleerung kleiner Stuhl- Verzögerte, schmerz- Akute Obstipation:


massen tägl. oder alle hafte Entleerung von starkes Druckgefühl,
drei Tage hartem Stuhl, > drei Blähungen, Schmerzen
Tage ohne Stuhl- im Abdomen, Übelkeit
keine Verstopfung,
entleerung
ausschließlich allgemeine
Empfehlungen
Arzt

Chronische Obstipation: Passagere Obstipation: Ärztliche Diagnose:


andauernde oder vorübergehende akut z. B. Ileus;
immer wiederkehrende Beschwerden, z. B. im Exsikkose; chronisch
Beschwerden Urlaub z. B. Kaliummangel;
Kolitis; Stenose;
Depression; Morbus
Akute starke Beschwerden: starkes Druckgefühl,
Parkinson, autonome
Blähungen, Schmerzen im Abdomen, Übelkeit, Arzt
Polyneuropathien
evtl. Erbrechen
(Diabetes mellitus),
Hypothyrease; Kolon-
Ursachen bekannt: Fehlernährung, ballaststoff- karzinom; Hypo-
Arzt
arme Kost, Bewegungsmangel, Nahrungsum- thyreose; Analfissuren
stellung, fieberhafte Erkrankungen, vorüberge- UAW: z.B. Opiate,
hende Bewegungseinschränkung bei passagerer Sedativa, Diuretika
Obstipation; Analerkrankungen

Weiterbehandlung Arzt
Ballaststoffreiche Kost und ausreichende nach ärztlicher
Flüssigkeitszufuhr, körperliche Aktivität, Verordnung
Bauchmassage

Zusätzliche Ballaststoffe je nach Verträglichkeit

Entleerungsstörungen

Klysmen und Supposi- 1. Wahl: Macrogol oder


torien mit osmotisch Bei Bedarf hydragoge Laxanzien
wirkenden Laxanzien zusätzlich
oder salinischen
2. Wahl: Lactulose oder
Laxanzien
Anthrachinone

Bei nicht ausreichender Wirkung, Verschluss


Verstopfung 319

Passagere Obstipation
Kurzfristig veränderter Stuhlgang, härtere Konsistenz des Stuhls, gerin-
gere Häufigkeit. Ursachen z. B. Reisen, kurze Bettlägerigkeit, Änderung
der Lebensbedingungen, Kostumstellung, mangelnde Flüssigkeitszu-
fuhr, Bewegungseinschränkung, nach Operationen im Analbereich,
Defäkationsstörungen. Eine akut auftretende Obstipation insbesondere
mit Begleitsymptomen (Blut im Stuhl, Gewichtsverlust, Ileussymptome)
bedarf einer raschen Abklärung durch einen Arzt.

Chronische Obstipation
Unbefriedigende Stuhlentleerung seit mind. 3 Monaten, starkes Pres-
sen, klumpiger Stuhl, subjektiv unvollständige Entleerung, Stuhlfre-
quenz < 3 ×/Woche.

Habituelle Obstipation: Auslöser meist ballaststoffarme Nahrung in


Kombination mit Bewegungsmangel. Behandlung durch Ernährungs-
umstellung auf ballaststoffreiche Nahrung ausreichend.

Intestinale Motilitätsstörungen, z. B. „Slow Transit“ Obstipa-


tion: Verlängerte GIT-Passagezeit. Ernährungsumstellung hat keinen
Einfluss auf Stuhlfrequenz. Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ballast-
stoffen oft nicht gegeben. Regelmäßige Behandlung mit Laxanzien indi-
ziert. Andere schwere Formen von Motilitätsstörungen aufgrund von
neuronaler Dysfunktion von Dünn- und Dickdarm werden mit hochka-
lorischer, ballaststoffarmenen Trinknahrungen behandelt. Koloskopi-
scher Ausschluss einer mechanischen Stenose bzw. eines Kolonkarzi-
noms notwendig.

Anorektale Entleerungsstörungen: Aufgrund von anorektalen


Erkrankungen (Fissuren, Hämorrhoiden, Abszesse, Fisteln) kommt es bei
Darmentleerung zu Schmerzen, zur Schmerzvermeidung wird Stuhl
zurückgehalten, er dickt ein und kann entsprechend schlechter abge-
setzt werden. Behandlung mit lokal wirkenden stuhlerweichenden
Mitteln.
320 Verstopfung

Ballaststoffe
Nicht resorbierbare Substanzen, die im Darm Wasser adsorbieren, quel-
len und dadurch den Defakationsreiz auslösen. Ersatz zu ballaststoffar-
mer Nahrung. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2–3 l/d) Voraussetzung
für die Wirkung, Cave: Darmverschluss! Einschleichend dosieren, um
NW, vor allem Blähungen, zu vermeiden. Enddosierung: 2–4 Esslöffel
über den Tag verteilt einnehmen.

Niedriges bis mittleres Quellvermögen


󠀂 Weizenkleie (Weizenkleie Granolax Grandel® Pulver)
󠀂 Leinsamen (Linusit® Gold)
󠀂 Haferkleie (von Koelln®, Resana®)

Hohes Quellvermögen
Bei nicht ausreichender Wirkung Umstieg auf Quellmittel mit hohem
Quellvermögen. Einschleichend dosieren, Flüssigkeitszufuhr von
2–3 l/d.
󠀂 Plantago ovata-Samenschalen (Mucofalk®, Linusit® Flohsamen-
kerne)

Macrogole
Nicht resorbierbare osmotische Substanzen, die im Darm Wasser binden,
quellen und dadurch den Defäkationsreiz auslösen. Ausreichende Flüs-
sigkeitszufuhr (2–3 l/d) Voraussetzung für die Wirkung, Cave: Darmver-
schluss! Einschleichend dosieren, um NW, vor allem Blähungen, zu ver-
meiden.
󠀂 Makrogole (Isomol®, Laxofalk®, Dulcolax® M balance, Movicol®,
Generika)

Hydragoge Laxanzien
Hemmung der Wasserresorption aus dem Darmlumen (antiresorptiv),
Förderung des Wassereinstroms in das Darmlumen (hydragog), dadurch
Erweichung und Vermehrung des Darminhalts. Wirkung tritt verzögert
6–8 Std. nach Einnahme ein. Anwendung in Dosierungen, die einen
„normalen“ Stuhlgang auslösen, können bei Bedarf auch dauerhaft einge-
Verstopfung 321

nommen werden. KI: Darmverschluss, entzündliche Darmerkrankun-


gen, Gallenwegserkrankungen. Rizinusöl wird in Therapieleitlinien nicht
mehr erwähnt.
󠀂 Rizinusöl (Abtei® Abführkapseln SN, Doppelherz® Abführkapseln
Rizinusöl 1000 mg)
󠀂 Bisacodyl (Dulcolax® Dragees, Suppositorien)
󠀂 Natriumpicosulfat (Laxoberal® Tropfen, Abführperlen)

Lactulose
Osmotisch wirksame Substanz, Bindung von Wasser führt zur Erwei-
chung und Vermehrung des Darminhalts. Einsatz, wenn Quellmittel
keine ausreichende Wirksamkeit zeigen. Lactulose einschleichend dosie-
ren, bis gewünschte Stuhlfrequenz erreicht ist. Dauereinnahme möglich.
NW bei schneller Aufdosierung: Blähungen, Bauchkrämpfe. KI: Darm-
verschluss, entzündliche Darmerkrankungen. Bei langfristiger hochdo-
sierter Einnahme Kaliumverlust beachten (WW mit Herzglykosiden).
󠀂 Lactulose (Bifiteral® Sirup oder Pulver, Lactulose Generika)

Anthrachinone
Hemmung der Wasserresorption aus dem Darmlumen (antiresorptiv),
Förderung des Wassereinstroms in das Darmlumen (hydragog), dadurch
Erweichung und Vermehrung des Darminhalts. Wirkung tritt verzögert
6–8 Std. nach Einnahme ein. Anwendung in Dosierungen, die einen
„normalen“ Stuhlgang auslösen, können bei Bedarf auch dauerhaft einge-
nommen werden. KI: Darmverschluss, entzündliche Darmerkrankun-
gen, Gallenwegserkrankungen.
󠀂 Sennesblätter und/oder Sennesfrüchte (Alasenn®, Neda® Früchte-
würfel, Midrotee®)
󠀂 Aloetrockenextrakt (Kräuterlax®)

Osmotisch wirksame Substanzen


Osmotisch wirksame Substanz, Anwendung bei gefülltem Enddarm und
anorektalen Entleerungsstörungen. Bindung von Wasser führt zur
Erweichung des Darminhalts.
322 Verstopfung

󠀂 Glycerol (Glycilax® Suppositorien)


󠀂 Sorbitol (in Microlax® Rektallösung Klistiere)

Salinische Laxanzien
Stark osmotisch wirksame Substanzen, Reservemedikation. Einsatz als
Klysma bei anorektalen Entleerungsstörungen oder zur sog. „Darmreini-
gung“ zu Beginn einer Fastenkur.
󠀂 Glaubersalz, Bittersalz (FX® Passage SL Pulver, Glaubersalz Caelo®
HV-Packung, Bittersalz Caelo® HV-Packung)
󠀂 Natrium-mono/di-hydrogenphosphat (Freka-Clyss®, Klysma® sali-
nisch)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Schmerzpatienten, die mit Opioiden behandelt werden, sollten
begleitend mit Macrocol oder Lactulose versorgt werden, um der
unerwünschten Arzneimittelwirkung der Morphine entgegen zu wir-
ken.
󠀂 In der Schwangerschaft sind Verstopfungen häufig, Grund dafür ist
eine mechanische Einengung des Darms durch den wachsenden
Uterus. Empfohlen wird eine ballststoffreiche Ernährung, ausrei-
chende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung. Quellstoffe,
Macrocol und Lactulose können auch hier langfristig eingesetzt wer-
den. Bei nicht ausreichender Wirkung kann schließlich Bisacodyl für
die kurzfristige Anwendung zum Einsatz kommen.
󠀂 Für Säuglinge und Kleinkinder stehen bevorzugt Milchzucker, Glyci-
lax® K und Babylax® zur Verfügung.
Verstopfung 323

Zusatzhinweise
󠀂 Wenn möglich: Vorbeugung durch Vermeidung der auslösenden
Ursachen.
󠀂 Je nach Verträglichkeit ballaststoffreiche Kost (evtl. Sauerkraut- oder
Pflaumensaft).
󠀂 Inaktivität meiden. Kolonmassage kann Darmmotilität beeinflussen
(entlang dem Kolonverlauf gerichtete Druck- und Streichbewegung).
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5–2 l/d. Mehr Flüssigkeit ist bei
der Einnahme von Ballaststoffen und osmotischer Laxanzien erfor-
derlich. 1 Glas Wasser oder Fruchtsaft morgens auf nüchternen
Magen getrunken kann eine Defäkation auslösen (gastrokolischer
Reflex).
󠀂 Zeit für den Gang zur Toilette einplanen, auch leichten Defäkations-
reiz wahrnehmen, Toilettengang nicht verschieben.
󠀂 Vor allem bei verlängerter Darmpassagezeit kann ein Aufbau der
Darmflora zu Symptomverbesserung führen. Nach aktueller Leitlinie
zur Reizdarmbehandlung werden bei Verstopfung Bifidobacterium
animalis ssp. Lactobacillus casei Shirota (z. B. in Enterobact® protect)
oder E. coli Nissle 1917 (Mutaflor®, Symbioflor® 2) eingesetzt.
󠀂 Mineralöle, wie Paraffinöl (z. B. Obstinol® M), sind obsolet, Resorp-
tion führt zu Fremdkörpergranulomen.
324 Vitaminmangel

Vitaminmangel

Latenter Vitaminmangel; prophylaktische Vitamin- Schwierige Ernährungs-


versorgung situation; evidenter Vitamin-
mangel; Auftreten von
Mangelsymptomen

Arzt

Ausgleich von mangel- Therapie von unspezifi- Ärztliche Diagnose:


hafter Aufnahme oder schen Mangelsymptomen; z. B. Malabsorptionssyndrom;
erhöhtem Bedarf Prophylaxe von konkreten Magen-Darm-Erkrankungen;
Symptomen zehrende Krankheiten; Sucht,
Alkoholabhängigkeit;
Anorexia nervosa, Bulimie,
Multivitaminpräparate Evtl. nach
Anämie;
zur umfassenden Vitamin- ärztlichem
UAW: z. B. Colestyramin,
versorgung Rat
Laxanzien

Arzt
B-Vitamine gegen unspezifische Hautsymptome,
neurologische Ausfälle, zur Mangelvorbeugung in der
Schwangerschaft (s. Haarausfall S. 98; brüchige
Fingernägel S. 76)

Vitamin D zur Osteoporoseprophylaxe und Unter-


stützung der Gesundheit

Vitamin C zur Immunstärkung (s. S. 141) bei körperli-


cher Belastung

Vitamin E zur unterstützenden Behandlung von


Entzündungsschmerzen (s. Rheuma S. 254)

Provitamin A (Betacaroten) als Hautschutzvitamin


(s. Sonnenbrand S. 292; „Sonnenallergie“ S. 288)
Vitaminmangel 325

Vitaminmangel
Trotz guter Ernährungssituation Mangelversorgung, vor allem der B-Vit-
amine, Vitamin D und Vitamin C. Ursache: zu geringe Zufuhr durch
unangemessene Nahrung oder Malabsorption, erhöhter Verbrauch
durch Belastungssituationen (Grundkrankheiten, Schwangerschaft,
Stillzeit, Leistungssport, Kontakt mit Genussgiften, wie Alkohol, Nicotin).
Latenter Vitaminmangel führt zu unspezifischen oder verzögerten
Beschwerden, Avitaminosen zeigen akute, spezifische Mangelsymp-
tome. Empfehlungen der täglichen Zufuhr nach der Deutschen Gesell-
schaft für Ernährung (DGE) oder nach D-A-CH-Referenzwert (gemein-
same Grenzwerte der deutschsprachigen Gesellschaften für Ernährung
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz). Zur Behandlung von
Mangelzuständen wird meist ein Vielfaches des Tagesbedarfs eingesetzt.

Multivitaminpräparate
Zum Ausgleich eines erhöhten Vitaminbedarfs und einer mangelhaften
Aufnahme durch die Nahrung. Bei Appetitlosigkeit in der Rekonvales-
zenz sind vor allem Säfte geeignet. Auf ausreichende Dosierung der im
Einzelfall notwendigen Vitamine achten, Gehaltsangabe in % Empfeh-
lung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) oder des D-A-
CH-Refenzwerts. Empfohlene Dosierung wegen Gehalts an Vitamin A
nicht überschreiten.
󠀂 Allgemeine Multivitaminpräparate (Centrum®, Multibionta® Nutri-
tion forte, Eunova® Multi Vitalstoffe Langzeit, Orthomol®)
󠀂 Spezielle Multivitaminpräparate: wasserlösliche Vitamine B und C
(Dreisavit®)
󠀂 Präparate für Kinder: Centrum® Junior, Multi-Sanostol® (für Kinder
> 1 J.), Sanostol (für Kinder > 4 J.), Mulgatol® junior Gel

B-Vitamine
B1 Thiamin
Mangel bei Alkoholikern häufig. Diuretika steigern die renale Thiamin-
ausscheidung. Mangelerscheinungen: neurologische Störungen, Störun-
326 Vitaminmangel

gen der Herzmuskelaktivität, Muskelschwäche, -schwund. Avitaminose


Beri-Beri. Bedarf nach D-A-CH-Referenzwert 1,0–1,3 mg/d. Einnahme
zur Abwehr von Mücken zweifelhaft (s. auch Insektenschutzmittel
S. 144).
󠀂 Thiamin (B1 Kattwiga® Tabletten, Vitamin B1-ratiopharm® 200 mg
Tabletten, B1 ASmedic® 100 mg)

B2 Riboflavin
Mangel bei chronischen Durchfällen und lang andauernder Antibiotika-
therapie möglich. Mangelerscheinungen: Mundwinkelrhagaden, Lippen-
und Zungenentzündungen, Gesichtsekzem. Tagesbedarf 0,7–1,5 mg.
󠀂 Riboflavin (Vitamin B2 10 mg Jenapharm®, B2 ASmedic® 10 mg)

B6: Pyridoxin, Pyridoxamin und Pyridoxal


Erhöhter Bedarf in der Schwangerschaft, bei Hyperthyreose, bei Lang-
zeitbehandlung mit oralen Kontrazeptiva, bei erhöhter Eiweißzufuhr.
Mangelerscheinungen: gestörte Immunabwehr, Nervenentzündungen,
epileptiforme Krämpfe. Gegen Beschwerden des prämenstruellen Syn-
droms in Einzelfällen wirksam. WW mit L-Dopa. Tagesbedarf 1,4–
1,6 mg. Langfristige Zufuhr von bis zu 500 mg/d kann zu sensiblen Neu-
ropathien führen. Die tägl. Zufuhr von 100 mg gilt heute langfristig als
unbedenklich.
󠀂 Pyridoxin (B6 ASmedic, B6-Vicotrat® 300 mg)

Niacin: Nicotinamid und Nicotinsäure


Mangel möglich bei Alkoholikern, Patienten mit chronischen Durchfäl-
len, mit Leberzirrhose, unter Einnahme von Medikamenten, z. B. Tuber-
kulostatika, Analgetika, Psychopharmaka. Mangelerscheinungen Der-
matitis, Demenz und Diarrhö. Avitaminose: Pellagra. Tagesbedarf
13–18 mg Niacinäquivalent.
󠀂 Nicotinamid (Nicotinsäureamid 200 mg Jenapharm®)

Biotin (Vitamin H)
Mangel selten, evtl. nach langfristiger parenteraler Ernährung, alkoholi-
schen Leberschäden, Zufuhr von rohem Eiweiß (Avidin). Mangelerschei-
Vitaminmangel 327

nungen: Schwellung von Haut und Schleimhäuten, Abgeschlagenheit,


Muskelschmerzen, Haarausfall. Anwendung gegen erhöhte Brüchigkeit
der Nägel fragwürdig. Tagesbedarf 30–60 μg.
󠀂 Biotin (Bio-H-tin®, Gabunat®)

Pantothensäure
Mangel sehr selten. Mangelerscheinungen: Dermatitis, Depigmentie-
rung, Lähmungserscheinungen. Anwendung in Vitamin-B-Komplex-
Präparaten. Lokale Anwendung zur Förderung der Wundheilung.
Geschätzter Tagesbedarf 4–6 mg.
󠀂 Pantothensäure (Panthenol 100 mg Jenapharm® Tabletten)
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen® Salbe, Panthenol Wund- und Heilsalbe
Generika)

B12 Cobalamine
Mangel selten wegen hoher Speicherkapazität des Körpers (1‒2 Jahre),
bei Vegetariern und Veganern, bei Resorptionsstörungen (fehlender
Intrinsic-Faktor des Magens), im Alter, bei Dauereinnahme von
H2-Antagionisten und PPI, nach Gastrektomie. Mangelerscheinungen:
Blutbildungsstörungen (perniziöse Anämie), Blässe, Verfärbung der
Haut, neurologische Ausfallserscheinungen, Vergesslichkeit. Nur bei
nahrungsbedingtem Mangel orale Substitution sinnvoll, bei Resorptions-
störungen parenterale Zufuhr notwendig. Traditionell angewendet zur
Stärkung oder Kräftigung des Allgemeinbefindens. Tagesbedarf 3 μg. Bei
nachgewiesenem Vitamin-B12-Mangel intramuskuläre Injektion durch
den Arzt oder perorale Zufuhr von 1000 μg/d.
󠀂 Cyanocobalamin (in Vitasprint® B 12, B12-Ankermann®)

Folsäure
Mangel häufig durch zu geringe Aufnahme, bei Malabsorptionssyndrom,
Morbus Crohn, Einnahme von oralen Kontrazeptiva, Alkoholismus, Ein-
nahme von Sulfonamiden, Antiepileptika (z. B. Phenytoin, Primidon).
Mangelerscheinungen: Störungen des blutbildenden Systems (megalo-
blastische Anämie), in der Schwangerschaft Missbildung des Feten (Neu-
328 Vitaminmangel

ralrohrdefekte). Folsäuresubstitution bei Frauen mit Kinderwunsch zur


Verringerung des Missbildungsrisikos. Tägl. Bedarf 400 μg Folat-
äquivalent/d.
󠀂 Folsäure (Folarell®, Folsan®, Generika)
󠀂 Kombination mit Iodid und Vitamin B12 (Folio®+B12)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Für die Schwangerschaft und Stillzeit gilt die Empfehlung zur Ein-
nahme von Folsäure der Deutschen Gesellschaft für Ernährung:
800 g/d für die Zeit vor der Schwangerschaft bis zum 3. Schwanger-
schaftsmonat, 400 g/d ab dem 4. Schwangerschaftsmonat bis zum
Ende der Stillzeit.

Vitamin-B-Komplex
Kombination möglichst aller B-Vitamine. Bei gesteigertem Vitaminbe-
darf oder Behandlung von Vitamin-B-Mangelerscheinungen.
󠀂 Vitamin-B-Komplex (in Dreisavit® N, in Milupa® Neovin®, Medyn®,
Femibion®)

Neuro-Vitamine
Kombination von B1, B6, (B12) zur Behandlung von Nervenschmerzen,
neurologischen Ausfallssymptomen, alkoholbedingte Neuropathie.
󠀂 B1 B6 (Neuro-Ratiopharm® N Filmtabletten, Neuro-Lichtenstein®,
Neurotrat® S forte)
󠀂 B1 B6, B12 (Vitamin-B-Komplex-forte-Hevert®)

Vitamin C
Ascorbinsäure. Mangel bei erhöhtem Bedarf bei körperlicher und psychi-
scher Belastung, in Schwangerschaft und Stillzeit, bei Fieber und Infekti-
onskrankheiten. Mangelerscheinung: Leistungsminderung, Müdigkeit,
Antriebslosigkeit, erhöhte Blutungsneigung, Infektanfälligkeit. Avitami-
nose Skorbut. Anwendung zur Verkürzung einer Erkältungszeit, Steige-
rung der Infektabwehr unter körperlicher Belastung, Schutzwirkung für
Vitaminmangel 329

andere Vitamine. Maximale empfohlene Zufuhr 100 mg/d, für Raucher


150 mg/d. Maximale Aufnahme von 200-mg-Einzeldosen, Retardpräpa-
rate empfehlenswert.
󠀂 Ascorbinsäure (Cetebe® Vitamin C retard 500,Vitamin C Ascorbin-
säure Caelo® HV-Packung)

Vitamin D
D2 Ergocalciferol, D3 Cholecalciferol. Entsteht durch Einwirken von Son-
nenlicht auf die Haut, 30 Min. UV-Strahlung reicht zur Deckung des
Tagesbedarfs. Mangel durch ungünstige Lebensweise unter schlechten
klimatischen Bedingungen, bei gastroenterologischen Erkrankungen.
Mangelerscheinungen: während des Wachstums Rachitis, bei Erwachse-
nen Osteoporose, Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und
Auftreten von z. B. Typ-1-Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Multipler
Sklerose, psychischen Erkrankungen u. a. möglich. Zur Verhinderung
von Rachitis prophylaktische Behandlung aller Säuglinge bis zum ersten
Lebensjahr empfohlen, in Kombination mit Fluorid zur Unterstützung
der Zahnentwicklung. Zur Osteoporosebehandlung in Kombination mit
Calcium bei verminderter Einlagerung von Calcium in die Knochen.
Tagesbedarf 5 μg, ab dem 65. Lebensjahr 10 μg/d.
󠀂 Colecalciferol (Vigantoletten® 500/1000, in Vitamin D-Sandoz®)
󠀂 in Kombination mit Fluorid (D-Fluoretten® 500/1000, Zymafluor® D
500/1000)
󠀂 in Kombination mit Calcium (Calcimagon-D3®, Calcilac® KT)

Besondere Patientengruppen
󠀂 Säuglingen im ersten Lebensjahr wird Vitamin D (500 I.E./d) zur
Rachitisprophylaxe verordnet.
󠀂 Alten Menschen und immobilen Patienten, die nur selten dem dir-
keten Sonnenlicht ausgesetzt sind, kann eine Vitamin-D-Substitu-
tion (1000 I.E./d) empfohlen werden.
330 Vitaminmangel

Vitamin E
Tocopherole. Natürliche wirksame Form RRR-alpha-Tocopherol. Bei
gatroenterologischen Erkrankungen verminderte Tocopherolresorption.
Mangelerscheinungen bei Menschen unbekannt. Als Radikalfänger, zur
unterstützenden Behandlung bei Herz-Kreislauferkrankungen, rheuma-
toider Arthritis beworben. Cave: Hohe Dosen > 400 I. E./d führen bei
Patienten mit Vorerkrankungen zu einer Zunahme der Gesamtmortali-
tät.Tagesbedarf 11–15 mg RRR-alpha-Tocopherol-Äquivalent (entspr.
16,5–22,5 I.E).
󠀂 Tocopherol (Eusovit® 201/forte 403, Optovit® fortissimum 500)

Vitamin A, Betacaroten
Retinoide: Retinol, Retinal, Retinsäure. Mangel bei Störungen der Fett-
verdauung möglich, z. B. Pankreasinsuffizienz, Sprue. Mangelerschei-
nungen: Nachtblindheit, gesteigerte Blendempfindlichkeit, Xerophthal-
mie, Störungen der Infektabwehr. Überdosierung von Vitamin A schäd-
lich, karzinogen und teratogen, in therapeutischen Dosierungen
verschreibungspflichtig. In der Schwangerschaft und für Raucher
Anwendung nur unter ärztlicher Kontrolle bei medizinischer Indikation.
Provitamin A (Betacaroten) zur Hautbräunung bei gesteigerter Licht-
empfindlichkeit der Haut keine medizinische Indikation.
󠀂 Retinol (Augenschutz Kapseln NA® Salus, Oculotect® Augentropfen)
󠀂 Betacaroten (Carotaben®)

Zusatzhinweise
󠀂 Die Wirkung von Vitaminen wird allgemein überschätzt.
󠀂 Empfehlung einer ausgewogenen Mischkost mit ausreichend Obst
und Gemüse steht im Vordergrund der Empfehlung.
󠀂 Nahrungsmittel möglichst frisch kaufen, zubereiten und essen. Tief-
kühlkost besonders vitaminreich. Lange Lagerung, langes Erhitzen,
Wiedererwärmen vermeiden.
󠀂 Fettlösliche Vitamine A, D, E zur fettreichen Mahlzeit einnehmen.
Völlegefühl 331

Völlegefühl

Akutes Völlegefühl nach Akutes Völlegefühl ohne


< 24 Std. zurückliegen- übermäßige Nahrungs-
der übermäßiger aufnahme
Nahrungsaufnahme

Darmkrämpfe, kolikartige Ärztliche Diagnose:


Schmerzen, Erbrechen, z. B. Ileus;
Fieber > 39 °C, akuter Arzt Pankreatitis;
Durchfall, akute Obsti- Pankreasinsuffizienz;
pation Lactoseintoleranz;
Magenkarzinom;
Reizmagen,
Reizkolon;
Nahrungskarenz oder Wenige Tage zurück-
UAW: z. B. Antibio-
kleine Mengen leicht liegende Gastroenteritis Arzt tika
verdaulicher Nahrung oder Gastritis

Arzt
Pflanzliche Prokinetika Bitterstoffe zur Appetit-
zur Entlastung des anregung
Magens

Bei Anhalten der Beschwerden über mehrere Tage

Völlegefühl
Nach reichhaltigen Mahlzeiten, nach Magen-Darm-Infektionen, häufig
in Kombination mit Blähungen und Verstopfung, bei psychischen Belas-
tungen, Depression, Trauer. Ursache Überlastung des Verdauungstrakts.
Bei Auftreten von akutem Völlegefühl mit schweren Begleitsymptomen
(z. B. verändertes Stuhlverhalten, Übelkeit, Erbrechen, starke Bauch-
schmerzen) ist eine ärztliche Diagnose erforderlich.
332 Völlegefühl

Pflanzliche Prokinetika
Zur Verringerung des Magendrucks. Einnahme nach Bedarf. KI: Mecha-
nische Stenosen des Magen-Darm-Trakts, Gallensteinleiden.
󠀂 Pfefferminzöl (Medacalm®, in Carmenthin®)
󠀂 Iberis amaris, Schöllkraut u. a. (in Iberogast® Tinktur)
󠀂 Gänsefingerkraut (in Gasteo®)

Bitterstoffe
Anregung des Speichelflusses und anderer Verdauungssäfte. Einnahme
als Tee, Pflanzensaft oder als Tinktur. KI: Magen-Darm-Ulzera.
󠀂 Enzianwurzel, Tausendgüldenkraut, Pomeranzenschale, Wermut-
kraut u. a. in Mischungen (Amara Pascoe® Tropfen, Amara-Tropfen
Weleda®, Bitter-Elixier Wala®, Enzian-Magentonikum® Wala)

Zusatzhinweise
󠀂 Nahrungskarenz, kleine Mengen leichtverdaulicher, fettarmer Nah-
rung.
󠀂 Zur Unterstützung der Verdauung fettreicher Mahlzeiten: Pankreatin
(Pankreatan®, Kreon®). Bei Blähungen in Kombination mit Simethi-
con (Enzym Lefax®).
󠀂 Behandlung der begleitenden Verstopfung (s. 318).
󠀂 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
󠀂 Bewegung an frischer Luft.
󠀂 Bauchmassage.
󠀂 Alternative Heilmethoden: China, Lycopodium, Carbo vegetabilis,
Bolus alba comp Pulver Wala®, Gastricumeel®.
Warzen 333

Warzen

Banale Warze an unkomplizierter Warzen in Augennähe; im Anogenital-


Stelle; vereinzeltes Auftreten bereich; Warzen auf Schleimhäuten;
Verdacht auf Melanom (auffällige Ver-
änderungen, Blutung, Vergößerung);
schmerzhafte Warzen

Arzt
Ggf. Weiter-
Keratolytika zur Entfernung behandlung Hautärztliche Diagnose;
überschüssiger Hornhaut bei Genitalwarzen zum
Gynäkologen oder Urologen

Bei auftretenden Blutungen, Arzt


Ätzmittel zur Zerstörung des bei ausbleibendem Erfolg
infizierten Gewebes

Bei Rezidiv
Vereisung des Warzengewebes

Anschließend

Dexpanthenol zur narbenfreien Bei wiederholtem Auftreten


Abheilung des verätzten Hautareals
334 Warzen

Warzen (Verrucae)
Die Infektion mit humanem Papillomvirus (HPV) führt u. U. zu einer gut-
artigen Wucherung der Haut. Je nach Ausprägung und Lokalisation
unterscheidet man:
󠀂 Stachelwarzen: an den Händen vorkommende, bis zu erbsengroße
halbkugelige harte Knötchen mit rauer Oberfläche.
󠀂 Dornwarzen: an den Füßen vorkommend, flache Oberfläche, Wachs-
tum ins Gewebe hinein.
󠀂 Pinselwarzen: fadenförmige Warzen an zarter Haut (Gesicht, Hals).
Kaum Symptome, evtl. Juckreiz, Druckschmerz.

Keratolytika
Zur Entfernung der überschüssigen Hornhaut.
󠀂 Milchsäure und Salicylsäure (in Clabin® plus, W-Tropfen®)
󠀂 Salicylsäure (Guttaplast®, Collomack®)
󠀂 Salicylsäure und Essigsäure (Verrucid®)
󠀂 Harnstoff (Harnstoffpaste NRF)

Ätzmittel
Zur Zerstörung des infizierten Gewebes.
󠀂 Chloressigsäure (in Acetocaustin®)
󠀂 Trichloressigsäure (Wartner® Stift gegen Warzen)

Vereisung
Zerstörung des Warzengewebes durch gezielte Erfrierung.
󠀂 Dimethylether/Propan (Wartner®, Wortie®, Verrukill® ratiopharm)

Dexpanthenol
Zur Abheilung des verätzten Areals.
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen® Salbe, Panthenol-Salben Generika)
Warzen 335

Zusatzhinweise
󠀂 Umgebende Haut vor der Behandlung mit Zinkpaste oder anderen
Fettsalben schützen.
󠀂 Keratolytische Pflaster exakt zuschneiden und mit Pflasterstreifen
fixieren.
󠀂 Ggf. Teilbad zur leichteren Entfernung aufgelösten Warzengewebes.
󠀂 Keine Manipulation mit scharfen Gegenständen (Verletzungsgefahr/
Streuung).
󠀂 Infektion vermeiden (Schwimmbad, Sauna).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Homöopathische Therapie mit Thuja
(Thuja extern®, Verintex® spag. Tropfen).
336 Wechseljahrsbeschwerden

Wechseljahrsbeschwerden

Erstmalig auftretende Beschwerden Chronische, bekannte Beschwerden in


Zusammenhang mit den Wechsel-
jahren der Frau

Arzt

Gynäkologische Diagnose, Untersu- Regelmäßige, mind. jährliche


chung auf Indikation zur Hormon- Arzt gynäkologische Untersuchung
substitution

Weiterbehandlung
nach ärztlichem Rat

Art der Beschwerden

Hitzewallung, Depressive Herzjagen, Trockene


Schweißausbrüche Verstimmungen, Schwindel, Schleimhäute
Libidoverlust Schlaflosigkeit

Pflanzliche Isoflavone zur Normalisierung aller Beschwerden

Salbeipräparate zur Johanniskraut Baldrian Gleitgel bei


Verringerung der (s. depressive (s. Nervosität S. 213, Kohabitations-
Schweißproduktion Verstimmungen Schlafstörungen beschwerden
(s. Schwitzen, über- S. 45) S. 263)
mäßiges S. 278)
Pflege der Vagi-
nalschleimhaut

Lokale
Verbesserung des
Scheidenmilieus
Wechseljahrsbeschwerden 337

Wechseljahrsbeschwerden
(Vegetativ-klimakterisches Syndrom)
Klimakterium (Wechseljahre der Frau) = Übergangsphase ab dem Beginn
der unregelmäßigen Blutungen bis zum Zeitpunkt der Postmenopause
(Menopause = letzte Regelblutung), häufig zwischen dem 40. u. 55 Lj.
Ursache: Erlöschen der Ovarialfunktion. Vegetativ-klimakterisches Syn-
drom: Hauptsymptome sind Hitzewallungen, Schwindel, Schweißaus-
brüche.

Pflanzliche Isoflavone
Normalisierung aller klimakterischen Beschwerden. Regelmäßige
Anwendung erforderlich. Wirkungseintritt nach 4 Wochen, Wirkung als
Phytoestrogene (Isoflavone) bzw. Estrogenrezeptor-Modulatoren (Triter-
penglykoside in Cimicifuga/Traubensilberkerzenwurzelstock). Cimici-
fuga: Cave bei Patientinnen mit Leberschäden. Phytoestrogene kontrain-
diziert bei Patientinnen mit hormonabhängigen Tumoren in der Anam-
nese.
󠀂 Cimicifugawurzelstock (Klimadynon®, Remifemin®)
󠀂 Soja-Extrakt (in Alsifemin® Klima Aktiv mit Soja 1 × 1, in Femi-Fla-
von®, Phyto-Soya® 35 mg)
󠀂 Rotklee-Extrakt (Menoflavon®)
󠀂 Rhapontik-Rhabarberwurzel-Trockenextrakt (Femi-Loges®)

Johanniskraut
Besserung der depressiven Beschwerden. Regelmäßige Einnahme erfor-
derlich. Max. Wirkung wird frühestens nach ca. 14 Tagen erreicht. KI:
Behandlung mit Psychopharmaka. Mögliche WW beachten.
󠀂 Johanniskraut (in Remifemin® plus, Hypericum Stada® 425, Laif® 900
Balance)
338 Wechseljahrsbeschwerden

Gleitgel
Bei durch Trockenheit der Scheide bedingten Schwierigkeiten des Intim-
verkehrs. Die Sicherheit von gleichzeitig angewendeten Kondomen ist
u. U. beeinträchtigt.
󠀂 (KY Jelly® Gel, Gleitgelen®, Multigyn® Liquigel)

Pflege der Vaginalschleimhaut


Zur regelmäßigen Pflege der Schleimhäute im Intimbereich. Zur Vermei-
dung von Verletzungen der trockenen Vaginalschleimhaut, zur Feucht-
haltung. Linderung bei Juckreiz.
󠀂 Intim-Waschlotionen (Sagella® poligyn Intimwaschlotion 50+ pH
6–7; Sagella® Hydraserum bei Neigung zu Scheidentrockenheit, Vagi-
san® Intimwaschlotion, Multigyn® Femiwash Schaum)
󠀂 Unterschiedliche Gelbildner in Gelen oder Cremes (in Multigyn®
Liquigel, in Multigyn® Actigel, Vionell® Intimpflege-Salbe, Replens
Sanol® Vaginalgel, Gynomunal® Vaginalgel, Vagisan® Feuchtcreme,
Deumavan®, Kadefungin® Befeuchtungsgel)

Lokale Verbesserung des Scheidenmilieus


Bei unspezifischen Störungen des physiologischen Scheidenmilieus. Zur
Vorbeugung vor Vaginalmykosen.
󠀂 Lactobazillen (Döderlein Vaginalkapseln®, Vagiflor® Vaginalzäpf-
chen, Vagisan® Milchsäurebakterien Vaginal Kapseln)
󠀂 Milchsäure (Vagisan® Milchsäure Vaginalzäpfchen, Eubiolac® Verla)
󠀂 Vitamin C (Vagi C®)
Wechseljahrsbeschwerden 339

Zusatzhinweise
󠀂 Regelmäßige, mind. jährliche gynäkologische Untersuchungen, evtl.
Hormonbehandlung notwendig.
󠀂 Entspannungsmethoden, wie Yoga und autogenes Training zur
Beeinflussung der psychischen Komponente.
󠀂 Gesunde, abwechslungsreiche Ernährung. Ausreichende Flüssig-
keitszufuhr (1,5–2 l/d).
󠀂 Calciumreiche Ernährung zur Osteoporoseprophylaxe, evtl. Calcium-
substitution (z. B. Calcium-Sandoz® forte) oder Kombination aus
Calcium und Vitamin D3(Calcimagon®-D 3), evtl. Hormonbehandlung
vorteilhaft.
󠀂 Multivitaminpräparate (Orthomol® femin).
󠀂 Regelmäßige leichte sportliche Betätigung, u. a. zum Training der
Beckenbodenmuskulatur, ansonsten Gefahr der Harninkontinenz.
󠀂 Verschiedene fette Öle unterstützen die Regeneration der Vaginal-
schleimhaut, z. B. Nachtkerzenöl, Johanniskrautöl möglich in Kom-
bination mit Granatapfelsamenöl.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Homöopathika mit Cimicifuga, Sepia (Kli-
maktoplant® N, Cefakliman® Tropfen, Majorana Vaginalgel Wala® bei
Entzündungen der Vaginalschleimhaut).
340 Windeldermatitis

Windeldermatitis

Akute Beschwerden, erstmaliges oder Chronische Beschwerden, die


seltenes Auftreten, Entwicklung innerhalb immer wieder auftreten, vor allem
von Stunden möglich; geröteter Windel- mit blutigen Erosionen
bereich, Pickel, Erosionen, z.T. blutig,
aufgequollene, gereizte Haut, nässende
Bezirke, Schmerzen beim Windelwechsel

Arzt

Ursache bekannt: Speiseplan verändert, Ärztliche Diagnose:


neue Nahrungsbestandteile hinzugefügt? z. B. Allergie; Soor; Generalisierung
Gabe von Speisen, die die Haut reizen der Candidainfektion; Psoriasis;
können (Zitrusfrüchte, Rosinen o. a.); Arzt Neurodermitis; bakterielle Super-
Windelwechsel zu selten; Stuhlgang infektion;
schon längere Zeit in der Windel; neue UAW: z. B. Antibiotika
Windelmarke

Weiterbehandlung Arzt
nach ärztlichem Rat
Wenn möglich Vermeidung der Ursache

Trockenhalten des Wundbereiches mit


Zinkoxid

Antimykotische Topika mit Nystatin oder


Clotrimazol

Abhärtung der Haut mit Gerbstoffen

Baden des gereizten Windelbereiches


mit Kamille

Reparation der Haut mit Dexpanthenol

Keine deutliche Besserung innerhalb


von 48 Std.
Windeldermatitis 341

Windeldermatitis
Schädigung der Haut im Windelbereich verursacht durch die ständige
Wärmestauung der Windel. Mazeration der Haut, Ammoniakbildung
durch Zersetzung des Urins, Besiedlung mit Candida und eventuell bak-
terielle Superinfektion sind die Folge. Auftreten bei Wickelkindern und
auch bei inkontinenten Schulkindern und Erwachsenen möglich. Ursa-
chen: zu langes Liegen in nasser Windel, Hautreizungen durch Nah-
rungs- oder Windelbestandteile, Immunschwäche. Symptome: näs-
sende, unscharf begrenzte, oft schuppige Erosionen. Zu Beginn Rötung
der Haut, Bläschen, Pusteln, Juckreiz; im weiteren Verlauf kann es zu
schmerzenden offenen Hautstellen und Krusten kommen.

Zinkoxid
Zur Abdeckung der Haut. Zinkoxid hat austrocknende, wasserabsto-
ßende Wirkung, um ein Aufweichen der Haut zu verhindern, und wirkt
granulationsfördernd.
󠀂 Pasta zinci, Pasta zinci mollis, Lotio alba aquosa
󠀂 Zinkoxid (Zinksalbe ct®, Multilind® Wickelspray; in Mirfulan®, in
Multilind® Heilsalbe, in Mykoderm® Heilsalbe, in Nystaderm® Paste)

Antimykotika (Nystatin oder Azolantimykotika)


Zur Bekämpfung der Candida-Besiedlung im Windelbereich. Zuerst
werden topische Antimykotika verwendet. Gegen Hefepilzinfektionen
der Haut (Windelcandidose oder Windeldermatitis) sind Nystatin und
Azolantimykotika (vor allem Miconazol) Mittel der ersten Wahl, bevor-
zugt werden zinkoxidhaltige Pasten. Erst wenn das nicht ausreicht, kön-
nen Nystatin-Suspensionen systemisch eingesetzt werden. Nystatin wird
nicht resorbiert, die Substanz wird nach Magen-Darm-Passage wieder
ausgeschieden, somit keine systemische Wirkung.
󠀂 Nystatin extern (Multilind® Heilsalbe, Adiclair®, Candio hermal®
Softpaste, Lederlind® Heilpaste, Mykoderm® Heilsalbe, Nystaderm®
Paste)
342 Windeldermatitis

󠀂 Nystatin intern (Adiclair®, Moronal®, Nystaderm® jeweils Suspensio-


nen)
󠀂 Miconazol (Infectosoor® Zinksalbe, Micotar® ZP Paste)

Gerbstoffe
Zur oberflächlichen Gerbung der Haut, adstringierende Wirkung. Die
Haut wird unempfindlicher gegen die reizenden Stoffe in Stuhl und Urin.
Anwendung als Creme oder Salbe, Schüttelmixtur bei nässenden Derma-
titiden und als Bad möglich.
󠀂 Synthetischer Gerbstoff (Tannolact® Creme, Tannolact® Lotio, Tan-
nosynt® Flüssigkeit)
󠀂 Hamamelis-Destillat (Hametum® Extrakt/Wund- und Heilsalbe)

Kamille
Verbesserte Abheilung durch antiphlogistische, leicht antibakterielle
Wirkung der Kamille. Standardisierten Kamillenextrakt verwenden.
Anwendung als Sitzbad oder Salbe zu empfehlen.
󠀂 Kamillenblütenauszug (Kamillosan® Wund- und Heilbad Lösung,
Salbe)

Dexpanthenol
Zur Förderung der Heilung bei geröteter, gereizter Haut.
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen® Wund- und Heilsalbe, Generika)
Windeldermatitis 343

Zusatzhinweise
󠀂 Häufiges Wickeln als beste Therapiemaßnahme.
󠀂 Windelwechsel mit Wasser und Waschlappen oder Abwaschen des
Bereichs unter fließendem Wasser. Keine Öltücher oder feuchten
Tücher zur Vermeidung von weiteren Hautreizungen.
󠀂 Möglichst hochwertige Windeln, die von der Haut gut vertragen wer-
den.
󠀂 Viel Luft an den Windelbereich lassen.
󠀂 Speiseplan beobachten, zur Vermeidung reizender Speisen.
󠀂 Trocknen der Haut mit einem Föhn oder Rotlicht.
󠀂 Cave: Dekubitusentwicklung im Bereich des Steißbeines bei bett-
lägerigen Inkontinenzpatienten.
󠀂 Ringelblumensalben helfen in leichteren Fällen (Weleda® Calendula
Babycreme).
󠀂 Alternative Heilmethoden: Seide-Einlagen in die Windel; Chamo-
milla.
344 Wundversorgung

Wundversorgung

Schürfwunden, kleine Schnittwunden, Größere Schnitt-, Riss-, Platz- oder


Risswunden, Platzwunden oder Brandwunden, infizierte Wunden;
Brandwunden Verdacht auf innere Verletzungen;
hoher Blutverlust (arterielle Ver-
letzung); Ulzerationen, Dekubitus;
Allgemeinreaktionen, wie Fieber,
regionale Lymphknotenschwellung

Erst- Erst-
versorgung versorgung
im Notfall im Notfall Arzt

Schürfwunden, kleine Schnittwunden, Ggf. chirurgische Versorgung:


Risswunden, Platzwunden oder Arzt Tetanusimmunglobulin und/oder
Brandwunden -serum; Antibiose (lokal/systemisch);
Tollwutimmunglobulin

Desinfektionsmittel zur Verhinderung


Arzt
von Wundinfektionen

Weiterbehandlung
Mittel zum Wundverschluss zum
durch den Arzt
Schutz der Wunde vor Sekundärin-
fektionen

Mittel zur Regeneration zur Förderung


der Wundheilung

Bei verzögerter Wundheilung oder anderen


Komplikationen
Wundversorgung 345

Offene Verletzung
Durch mechanische Einwirkung (Schnitt, Riss, Schürfung, Stoß) oder
infolge lokaler Entzündung oder erhöhtem Dauerdruck auftretende
Schädigung der Haut aber auch darunter liegender Gewebe sowie Blut-
gefäße. Gefahr ernsthafter Infektionen (Tetanus, Gasbrand, lokale
Wundinfektionen durch z. B. Streptokokken).

Erstversorgung im Notfall
Bei Blutungen Kompression, bei starken Blutungen evtl. mit Hilfe eines
Druckverbands. Sterile Abdeckung und Fixierung. Absetzen des Notrufs.
󠀂 Kompressen (ES-Kompressen steril)
󠀂 Mullbinden (Elastomull®)
󠀂 Pflaster (Leukosilk®)

Wunddesinfektion
Zur Wundversorgung nach der Reinigung und vor Abdeckung der
Wunde Desinfektion zur Verhinderung von Infektionen. Ethanol- und
2-Propanol-Wassergemische haben ein Desinfektionsoptimum bei einer
Konzentration von ca. 70 % (V/V). Iodhaltige Desinfektionsmittel und
Wasserstoffperoxid wirken über Oxidation keimabtötend.
󠀂 Ethanol, Isopropanol 70 %
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona® Lösung/Salbe, Braunol®, Frekacid®,
Polysept®)
󠀂 Tyrothricin (in Tyrosur® Gel/Puder)
󠀂 Chlorhexidindigluconat (Hansaplast® med Wunddesinfektionsspray,
in Bepanthen® atiseptische Wundcreme)
󠀂 Octenidin (in Octenisept® Lösung/Wundgel)
󠀂 Wasserstoffperoxid-Lsg. 3 %ig

Wundverschluss
Pflaster zum Abdecken kleinerer Schürf- oder Schnittwunden.
󠀂 Wundschnellverband (Hansaplast®, Curaplast®, Dracoplast®)
󠀂 Steriler Wundschnellverband (Hansapor®, Dracopor®)
346 Wundversorgung

Klaffende Wunden, Platzwunden oder Schnittwunden: Kontakt und


Fixierung der Wundränder. Bei größeren Wunden möglichst durch eine
chirurgische Naht, bei kleineren Wunden durch sog. Klammerpflaster.
󠀂 Klammerpflaster (Porofix®, Leukostrip®)

Saubere Abdeckung und Abpolsterung größerer Wundbereiche, zum


Schutz einer chirurgischen Naht. Befestigung je nach Größe und Lokali-
sation mit Heftstreifen oder Mullbinden.
󠀂 Kompressen (ES Kompressen, Dracopeel®)
󠀂 Heftpflaster (Leukoplast®, Leukosilk®)
󠀂 Mullbinden (Mollelast®, Elastomull®, Elfi® Elastische Fixierbinde)

Bei genähten Wunden, die keine regelmäßige Inspektion mehr brauchen,


Abdeckung mit sterilen Pflastern.
󠀂 Hansaplast® Sterile Pflaster, Dracopor® Steriler Wundverband

Für kleine oberflächliche Schürfwunden sog. Sprühpflaster möglich.


Kurzzeitiges Brennen auf der verletzten Haut unvermeidlich.
󠀂 Sprühverband (Hansaplast® Sprühpflaster, Flint® Sprühpflaster)

Regeneration
Unterstützung der Reparatur des zerstörten Gewebes, Förderung der
Granulation und Wundheilung.
󠀂 Dexpanthenol (Bepanthen®, Panthenol-Generika)
󠀂 Kamillenextrakte (Kamillosan® Creme)
󠀂 Zinkoxid (in Desitin®)
󠀂 Lebertran (in Mirfulan® Wund- und Heilsalbe)
󠀂 Hamamelisextrakte (Hametum®)
󠀂 Natriumalginat, Polidocanol, Harnstoff (in Brand- und Wundgel
Medice®)
Wundversorgung 347

Zusatzhinweise
󠀂 Wundbereich möglichst trocken halten. Nach Duschen Verband
wechseln. Baden meiden.
󠀂 Duschpflaster (Opsite® Post OP, Ratioline® Aqua Duschpflaster) wäh-
rend des Duschens empfehlenswert, dann Wechsel auf ein normales
Pflaster.
󠀂 Beim Verbandwechsel verklebtes Material mit isotoner Kochsalzlö-
sung aufweichen.
󠀂 Pflasterkleber mit Wundbenzin anlösen.
󠀂 Brandwunden sofort 20 Min. lang kühlen (z. B. mit fließendem kal-
ten Wasser), keine Hausmittel (Mehl, Öl) anwenden.
󠀂 Alternative Therapie: bei Brandwunden Combudoron® Gel (Arnica
und Urtica urens Urtinktur).
348 Wurmerkrankungen

Wurmerkrankungen

Juckreiz im Analbereich, Heißhunger oder Appetit- Andere Magen-Darm-


vor allem nachts, Anal- losigkeit, Übelkeit, Störungen, Ileus, Schmer-
ekzem; Spuren, Streifen Erbrechen, Gewichtsverlust, zen im Unterbauch, evtl.
von Stuhl in der Unter- Schwäche, Anämie, Wurm- Wurmeier im Stuhl (s. Ma-
wäsche, ständiger Stuhl- abschnitte im Stuhl oder in genschmerzen S. 169)
drang (s. Hämorrhoiden der Wäsche
S. 102)

Infektion durch ver- Infektion durch infiziertes Infektion z. B. durch


unreinigte Wäsche und rohes Rind- oder Schwei- Gartenerde, verschmutzte
Nahrungsmittel nefleisch (Tartar, Schabe- Finger, Rohkost
fleisch) oder rohen Fisch

Arzt Arzt Arzt

Ärztliche Diagnose Ärztliche Diagnose, Ärztliche Diagnose:


Nur in Ausnahmefällen,

Nur in Ausnahmefällen,
bei bekannter Diagnose

bei bekannter Diagnose

nach Analabdruck- Bandwurmbefall z. B. Askaridiasis,


präparaten (Eiab- (Taeniasis), Fisch- Spulwurmbefall und
lage in der Peri- bandwurminfektion Therapie
analregion): (Diphyllobotriasis)
Madenwurmbefall
(Enterobiasis,
Oxyuriasis)

Arzt Kontrolle

Pyrviniumembonat Niclosamid
Wurmerkrankungen 349

Madenwurmbefall (Enterobiasis, Oxyuriasis)


Symptome Analpruritus, Stuhldrang, Proktitis, Analekzem, nervöse Stö-
rungen. Kaum Eier im Stuhl, Eiablage erfolgt in der Perianalregion.
Infektion durch verunreinigte Wäsche, Nahrungsmittel u. a., Verstärkung
über Autoinfektion durch Kratzen (Finger, Mund, Darm).

Pyrviniumembonat
Zur Abtötung der Madenwürmer. Einmaldosisbehandlung. KI: Leber-
schädigung, Niereninsuffizienz, entzündliche Magen-Darm-Erkrankun-
gen. Keine Selbstbehandlung in Schwangerschaft und Stillzeit, Kinder
< 3 J. Der Stuhl färbt sich nach Einnahme rosa bis rot. Dosierung: 1 Tabl.
(50 mg Pyriviniumembonat) pro 10 kg KG, max. 8 Tabl., Behandlung
nach 2–4 Wochen wiederholen.
󠀂 Pyrviniumembonat (Molevac® Dragees, Suspension)

Bandwurmbefall (Taeniasis),
Fischbandwurmbefall (Diphyllobotriasis)
Symptome fehlen meist, wenn vorhanden Bauchschmerzen, Gewichts-
verlust, Schwäche, Bandwurmglieder im Stuhl. Infektion durch rohes
Rind- oder Schweinefleisch oder rohen Fisch.

Niclosamid
Die im Darm befindlichen Würmer werden abgetötet. Dosierung einhal-
ten. Je nach Wurmart Einmalgabe oder Therapie über 7 Tage erforder-
lich. Tabletten vor der Einnahme zerstoßen und in Wasser einrühren
oder zerkauen und mit viel Wasser herunterspülen. Einschränkung des
Reaktionsvermögens. Alkoholkonsum während der Behandlung vermei-
den. Keine Selbstbehandlung in Schwangerschaft und Stillzeit, Kinder
< 6 J. Zur Unterstützung der Wirkung auf tägliche Stuhlentleerung ach-
ten, evtl. mit Hilfe eines Laxans. Bei Schweinebandwurm zusätzliche
Anwendung eines Abführmittels, um Erregerausscheidung zu forcieren.
350 Wurmerkrankungen

Kontrolluntersuchung nach 3 Monaten für Taeniasis solium (Schweine-


bandwurm), nach 4–7 Wochen für Diphyllobotriasis.
󠀂 Niclosamid (Yomesan®)

Zusatzhinweise
󠀂 Die Aftergegend ist für die Dauer von 8 Tagen nach der Einnahme
mehrmals tägl. mit warmem Wasser und Seife zu waschen, anschlie-
ßend mit Vaseline einzucremen.
󠀂 Unterwäsche ist täglich zu wechseln und auszukochen, Bettwäsche
und Leibwäsche ist für die Dauer von 8 Tagen nach der Einnahme
häufig zu wechseln und auszukochen.
󠀂 Die Hände sind nach jedem Stuhlgang und vor jeder Mahlzeit mit
Seife und Nagelbürste sorgfältig zu reinigen, die Fingernägel sind
kurz zu schneiden.
󠀂 Gründliche Reinigung aller Lebensbereiche (Wohnung, Arbeitsstätte,
Sanitäreinrichtungen). Der Fußboden ist möglichst staubfrei zu hal-
ten, Wurmeier verteilen sich über Staub.
󠀂 Bei ähnlichen Beschwerden der Familienmitglieder diese mitbehan-
deln.
󠀂 Auslöser möglichst vermeiden: ausschließlich Gegenstände in den
Mund nehmen, die dafür vorgesehen und entsprechend gereinigt
sind, nur durchgegartes Fleisch oder durchgegarten Fisch essen,
Rohkost ausreichend waschen oder in zweifelhaften Fällen meiden.
󠀂 Zusätzliche Empfehlung für Tropenreisende: Trinken von Leitungs-
wasser vermeiden, auf rohes oder halbrohes Fleisch oder entspre-
chenden Fisch, auf rohes Gemüse und Salat verzichten. Frisches Obst
schälen. Zur Prophylaxe von Trematodeninfektionen (Saugwürmer,
z. B. Leber- o. Darmegel): Kontakt mit stehendem oder fließenden
Gewässern vermeiden. Zur Prophylaxe von Filarieninfektion (Faden-
würmer, Auslöser der Elephantiasis): Moskitonetz. Zur Prophylaxe
von Hakenwurminfektionen (Ankylostoma oder Necator): Barfuß-
laufen im Freien vermeiden.
Zahnfleischentzündung 351

Zahnfleischentzündung

Zahnfleischbluten, -entzündung, Zahnfleischbluten beim Essen, bei jedem


-verletzung, Aphthen, Druckgeschwüre Zähneputzen; schmerzhafte Entzündung;
im Mundraum starke Beschwerden, Beschwerden > 5 Tage

Arzt

Aphthen s. S. 20 Zahnärztliche Diagnose:


z.B. Gingivitis; Parodontitis; Prothesen-
druckstellen; Anpassung des Zahnersatzes

Unterstützung der ärztlichen Therapie


Arzt

Ursache: mangelnde Ursache: schlecht Ursache: festsitzende


Mundhygiene, sitzender Zahnersatz, Zahnspangen
Verletzungen bei der Druckgeschwüre
Zahnreinigung oder
durch harte Speisen

Haftcremes, Haftkissen Schutzwachs für


störende Drähte

Empfehlungen zur Mundhygiene

Antiseptika oder Adstringenzien in Gurgel- oder Mundspüllösungen gegen


akute Entzündungen

Lokalanästhetika und Wundheilungsmittel; lokale oder systemische


Anwendung von Analgetika

Bei anhaltenden starken Beschwerden


352 Zahnfleischentzündung

Zahnfleischentzündung (Gingivitis, Stomatitis, Parodontitis)


Akute oder chronische Form der Zahnfleischentzündung. Ursache
mechanische oder thermische Verletzung, bakterielle Zahnbeläge. Sym-
ptome: Rötung, Schwellung und Blutung des Zahnfleisches. Cave: akute
nekrotisierende ulzeröse Gingivitis (ANUG), meist plötzlich beginnend,
sehr schmerzhafte Entzündung, sofortige zahnärztliche Behandlung
notwendig, bleibende Zahnfleischschäden.

Haftcremes, Haftkissen
Zur Verbesserung der Haftung an der Mundschleimhaut, zur Minderung
von Beweglichkeit und Reibung.
󠀂 Blend A Dent®, Corega®, Protefix®, Kukident® Haftcremes
󠀂 Protefix® Haftpolster für Ober- bzw. Unterkiefer

Schutzwachs
Zur Umhüllung von störenden Drahtenden.
󠀂 Wachs für Zahnspangenträger

Antiseptika
Zur vorübergehenden Reduktion der Keimzahl im Mundraum, unter-
stützend zur mechanischen Zahnreinigung, zum Ausheilen von Mund-
schleimhaut- und Zahnfleischinfektionen. Chlorhexidin: Anwendung
auf 10 Tage begrenzen, reversible Verfärbung der Zunge und Zähne,
Geschmacksveränderungen, Taubheitsgefühl der Zunge. Anwendung
der 3 %igen Wasserstoffperoxid-Lösung: 1 Esslöffel auf 1 Glas Wasser,
zum Gurgeln.
󠀂 Chlorhexidin (Chlorhexamed® Fluid u. Gel)
󠀂 Hexetidin (Hexoral®)
󠀂 Povidon-Iod (Betaisodona® Mundantiseptikum)
󠀂 Wasserstoffperoxid-Lsg. 3 %ig
Zahnfleischentzündung 353

Adstringenzien
Antientzündliche Wirkung durch Abdichtung der obersten Schleim-
hautschichten und Hemmung der Sekretion aus dem entzündeten
Gewebe. Lokale Anwendung in Form von Gelen oder Tinkturen zum
Aufpinseln. Salbeitinktur (in Salviathymol® N).
󠀂 Rhabarberwurzelextrakt (in Pyralvex® Lsg.)
󠀂 Myrrhentinktur (Myrrhentinktur Hetterich®)
󠀂 Ratanhiatinktur

Lokalanästhetika
Zur Schmerzbetäubung.
󠀂 Polidocanol (Recessan®)
󠀂 Lidocain (in Kamistad® Gel, Dynexan® Mundgel)

Wundheilungsmittel
Zur Beschleunigung der Wundheilung.
󠀂 Kamillenextrakt (in Kamistad® Gel)
󠀂 Hämodialysat (in Solcoseryl® Paste)

Zusatzhinweise
󠀂 Gründliche Zahnreinigung nach jedem Essen: Zahnbürste + Zahn-
pasta, Zahnseide, evtl. Zahnzwischenraumbürste. Regelmäßiger
Wechsel der Zahnbürsten 1 ×/Monat).
󠀂 Professionelle Zahnreinigung durch Zahnarzt in empfohlenem
Abstand durchführen lassen.
󠀂 Prothese möglichst herausnehmen, um Druckstelle zu entlasten.
󠀂 An Unterversorgung mit Vitaminen denken, evtl. Multivitamintab-
letten (Centrum®, Orthomol®) oder Vitamin C hochdosiert (1 g/Tag)
(s. a. Vitaminmangel S. 324).
354 Zahnschmerzen

Zahnschmerzen

Akute Zahn- Akute oder chronische


schmerzen nach Zahnschmerzen ohne
zahnärztlicher aktuelle zahnärztliche
Behandlung Behandlung

Schmerzen der Zähne Ärztliche Diagnose:


und Druck im Ober- Sinusitis maxillaris
Arzt
kiefer in Kombination (s. auch Schnupfen
Evtl. zur Über- mit Erkältungssymp- S. 268)
brückung bis zur tomen
(zahn-) ärztlichen
Behandlung
Arzt

Analgetika zur Zahnärztliche


Schmerzlinderung Diagnose und Therapie

Bei anhaltenden Beschwerden


Arzt
> 48 Std.

Zahnschmerzen
Scharfer stechender oder ziehender Schmerz. Ursache: durch unbehan-
delten Defekt im Zahnbein (Karies) Reizung der Ausläufer des Zahn-
marks; evtl. auch empfindliche Zahnhälse. Behandlung: Reinigung und
Verfüllung des kariösen Defekts. Bei ausbleibender Behandlung Ent-
wicklung einer Pulpitis (meist irreversible Entzündung des Zahnnervs);
Wurzelbehandlung erforderlich, bei weitreichend zerstörtem Zahn
Zahnextraktion. Alternativ: Dumpf-drückende Schmerzen meist verur-
sacht durch Wachstum der Weisheitszähne.
Zahnschmerzen 355

Analgetika
Zur Schmerzlinderung. Bevorzugtes Mittel Ibuprofen. Ibuprofen, KI:
Magen-Darm-Ulzera, Asthma, Blutungsneigung, WW mit Blutgerin-
nungshemmern. Paracetamol, KI: Leberfunktionsstörungen, WW mit
Alkohol, Maximaldosierung beachten. Um eine Blutungsgefahr bei
nachfolgenden zahnärztlichen Behandlungen zu vermeiden, scheidet
Acetylsalicylsäure zur Behandlung aus.
󠀂 Ibuprofen (Pfeil® Zahnschmerz-Tabletten forte, Tispol® Ibu DD)
󠀂 Propyphenazon (Demex® Zahnschmerztabletten)
󠀂 Diclofenac (Voltaren® Dolo 25 mg)
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron®)

Zusatzhinweise
󠀂 Nach Zahnextraktionen: Kühlung der betroffenen Wangenpartie von
außen mit Eisbeuteln, in den ersten Stunden Vermeiden von Nicotin,
Kaffee, Alkohol.
󠀂 Nach Lokalanästhesie: erst nach Abklingen der Betäubung essen/
kauen, damit Verletzungen der Mundschleimhaut und Zunge ver-
mieden werden.
󠀂 Bei anhaltenden Blutungen: auf ein sauberes Tuch beißen, bis die
Blutung zum Stillstand kommt (ca. 1 Std.).
󠀂 Vor geplanten Zahnbehandlungen (mit Blutungsgefahr) nach Rück-
sprache mit dem behandelnden Arzt 5 Tage vorher Absetzen von
Acetylsalicylsäure (zur Thrombozytenaggregationshemmung oder
Analgesie), um physiologische Blutstillung zu gewährleisten. Phen-
procoumon-Patienten vor großen, planbaren Zahnoperationen
Umstellung auf Heparin.
󠀂 Effektive Mundhygiene: 2–3 × tägl. Zähneputzen, Zahnseide, Zahn-
zwischenraumbürsten. Häufiger Wechsel der Zahnbürsten (1 ×/Mon.).
󠀂 Zahnhärtung mit fluoridhaltigen Gelen (Elmex® Gelee) oder Mund-
spüllösungen (Meridol®).
󠀂 Halbjährliche zahnärztliche Kontrolluntersuchungen zur rechtzeiti-
gen Diagnose von Zahnerkrankungen. Professionelle Zahnreinigung.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Kauen von Gewürznelken auf dem
erkrankten Zahn bewirkt eine leichte Lokalanästhesie.
356 Zahnungsbeschwerden

Zahnungsbeschwerden

Säuglinge und Kleinkinder 3 Mon. – 3 J.;


erhöhter Speichelfluss, Schmerzen bei
Druck auf Kieferkamm, Herumkauen auf
harten Gegenständen

Fieber >39 °C; eingeschränkte Nahrungs- Ärztliche Diagnose:


aufnahme; evtl. Gewichtsstagnation oder Arzt z. B. Infektion unabhängig vom
-verlust; Durchfall, Erbrechen, Krämpfe, Zahnen
Ausschläge

Arzt

Lokalanästhetika zur lokalen Schmerz-


linderung

Zur Unterstützung Kühlung der


betroffenen Stelle im Kieferkamm durch
Herumkauen auf kalten Gegenständen

Analgetika bei starken Schmerzen

Bei >3 Tage anhaltenden Beschwerden

Zahnungsbeschwerden
Beschwerden während des Zahndurchbruchs bei Säuglingen und Klein-
kindern. Symptome: Essunlust, Unruhe. Gesteigerte Infektbereitschaft
von Kindern im Zahnungsalter, deshalb häufig erhöhte Körpertempera-
tur ohne ursächlichen Zusammenhang. Bei zusätzlichen Symptomen
ärztliche Diagnose einholen.
Zahnungsbeschwerden 357

Lokalanästhetika
Zur lokalen Schmerzbetäubung. Wirkung nur kurzfristig.
󠀂 Lidocain (in Dentinox® Gel N Zahnungshilfe, in Kamistad® Baby,
Dynexan® Mundgel)

Kühlung
Wassergefüllte Beißringe im Kühlschrank vorbereiten. Nicht im Eisfach
vorkühlen: Gefahr von Kälteschäden.
󠀂 Eisbeißringe (Eisbeißerle®)

Analgetika
Bei stärkeren Schmerzen kurzfristige Anwendung von Paracetamol oder
Ibuprofen.
󠀂 Paracetamol (Ben-u-ron® Supp.)
󠀂 Ibuprofen (Nurofen® Saft, Generika)

Zusatzhinweise
󠀂 Etwas Hartes zum Kauen bieten: trockenes Brot, Zwieback, Mohrrü-
ben.
󠀂 Alternative Heilmethoden: Osanit®, Difoss® spag. Peka N Globuli,
Escatitona® Zahnungstropfen/-globuli, Chamomilla, Viburcol® N,
Fieber- und Zahnungszäpfchen Weleda®. Zahnöl IS äußerlich auf-
tragen.
358 Literatur

Literatur

Aktories K, Förstermann U, Hofmann FB, Starke K. Allgemeine und spezielle


Pharmakologie und Toxikologie. 11. Aufl., Urban & Fischer, München 2013
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Stadelmann I, Wolz D. Ganzheitliche Therapien in Schwangerschaft, Wochen-
bett und Stillzeit. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2010
Vaupel P, Schaible HG, Mutschler E. Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie
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von Braunschweig R. Pflanzenöle. Qualität, Anwendung und Wirkung. 2. Aufl.,
Stadelmann-Verlag, Wiggensbach 2010
360 Sachregister

Sachregister

A – Hämorrhoiden 103
Acetylcystein – Mundgeruch 191
– Erkältung 66 – Schwitzen, übermäßiges 279
– Husten 134 – Zahnfleischentzündung 353
– Ohrenschmerzen 227 Aescin, Venenschwäche 313
– Schnupfen 270 Agnus castus
Acetylsalicylsäure – Menstruationsbeschwerden 174
– Durchblutungsstörungen in den – Prämenstruelles Syndrom 234
Beinen 51 Akne 13
– Erkältung 65 Algeldrat
– Fieber 74 – Magenschmerzen 170
– Gelenkschmerzen 91 – Sodbrennen 285
– Ischiasschmerzen 152 Alkohole, Desinfektion 48
– Kopfschmerzen 162 allergische Hautreaktionen 17
– Menstruationsbeschwerden 174 Allethrin, Läusebefall 167
– Migräne 178 Allylamine, Fußpilz 82
– Muskelschmerzen, Muskelka- Almotriptan, Migräne 178
ter 199 Aloetrockenextrakt, Verstop-
– Nackenschmerzen 201 fung 321
– Ohrenschmerzen 226 Alopezie, Haarausfall 99
– Prellung 238 Aluminium/Magnesium-Silicat
– Rückenschmerzen 260 – Magenschmerzen 171
– Sehnenscheidenentzündung 282 – Sodbrennen 285
– Sonnenbrand 294 Aluminiumoxid, Akne 15
– Verstauchung, Zerrung 316 Aluminiumtrichlorid, Mundge-
Aciclovir, Herpes, Lippen 116 ruch 191
Acne aestivalis, Sonnenallergie 289 Ambroxol
Acne vulgaris 14 – Erkältung 67
Adipositas 303 – Halsschmerzen 106
Adsorbenzien – Husten 135
– Durchfall 55 Aminosäuren
– Fettstoffwechselstörungen 70 – Fingernägel, brüchige 76
Adstringenzien – Haarausfall 100
– Aphthen 22
Sachregister 361

Ammoniumbituminosulfonat, Antihypnotika, Hypotonie 139


Furunkel 80 Antimykotika
Amorolfin – Fußpilz 82
– Fußpilz 83 – Kopfschuppen 274
– Nagelpilz 204 – Nagelpilz 204
– Pilzerkrankungen der Haut 230 – Vaginalmykose 309
Analgetika – Windeldermatitis 341
– Gallenbeschwerden 85 antipedikulöse Mittel, Läusebe-
– Gelenkschmerzen 91 fall 167
– Halsschmerzen 105 Antiperspiranzien, Schwitzen, über-
– Ischiasschmerzen 152 mäßiges 279
– Kopfschmerzen 162 Antiphlogistika
– Menstruationsbeschwerden 174 – Mundgeruch 191
– Migräne 177 – Sehnenscheidenentzündung 282
– Nackenschmerzen 201 Antiphlogistika
– Ohrenschmerzen 226 – lokal wirksame, Hämorrhoi-
– Prellung 237 den 103
– Rückenschmerzen 260 – pflanzliche
– Sehnenscheidenentzündung 282 – – Gelenkschmerzen 91
– Sonnenbrand 294 – – Rheuma 255
– Verstauchung, Zerrung 316 Antipyretika, Fieber 74
– Zahnschmerzen 355 Antirheumatika
– Zahnungsbeschwerden 357 – Gicht 96
analgetische Ohrentropfen, Ohren- – Muskelschmerzen, Muskelka-
schmerzen 227 ter 198
Anis – Rheuma 255
– Blähungen 34 Antiseborrhoika, Kopfschup-
– Reizdarmsyndrom 252 pen 275
Anorexie, Appetitlosigkeit 25 Antiseptika
Antazida – Furunkel 80
– Magenschmerzen 170 – Hautentzündungen 109
– Sodbrennen 285 – lokale, Aphthen 21
Anthrachinone, Verstopfung 321 – Mundgeruch 190
Antiemetika – Vaginalmykose 310
– Erbrechen 62 – Zahnfleischentzündung 352
– Übelkeit 302 Antitussiva, Husten 133
362 Sachregister

Aphthen 20 Augensalbe, Gerstenkorn 94


Appetitlosigkeit 24 Azelastin
Aquaretika, Blasenentzündung 37 – Bindehautreizung 30
Arnika – Heuschnupfen 124
– Bluterguss 43 Azolantimykotika, Windeldermati-
– Gelenkschmerzen 91 tis 341
– Ischiasschmerzen 153 Azol-Derivate
– Muskelschmerzen, Muskelka- – Fußpilz 82
ter 199 – Pilzerkrankungen der Haut 229,
– Nackenschmerzen 201 231
– Prellung 238 B
– Sehnenscheidenentzündung 282 Baldrian
– Verstauchung, Zerrung 317 – depressive Verstimmungen 47
Arteriosklerose, Durchblutungsstö- – Nervosität/Unruhe 214
rungen in den Beinen 51 – Schlafstörungen 264
Arthralgie, Gelenkschmerzen 91 – Übelkeit 303
Arthritis urica, Gicht 96 Ballaststoffe
Artischockenblätter, Gallenbe- – Fettstoffwechselstörungen 70
schwerden 85 – Übergewicht 306
Artischockenextrakt, Fettstoffwech- – Verstopfung 320
selstörungen 71 Bamipin
Ascorbinsäure – allergische Hautreaktionen 18
– Vaginalmykose 310 – Ekzem 58
– Vitaminmangel 329 – Insektenstiche 148
ASS 67 – Sonnenallergie 290
ätherische Öle – Sonnenbrand 293
– Insektenschutz 146 Bandagen
– Schnupfen 270 – Prellung 237
atopisches Ekzem, Neurodermi- – Verstauchung, Zerrung 316
tis 218 Bandwurmbefall, Wurmerkrankun-
Ätzmittel, Warzen 334 gen 349
Aufbaunahrung, Appetitlosig- Bärentraubenblätter, Blasenentzün-
keit 26 dung 37
Aufbewahrung, Kontaktlinsen- Basistherapie, Ekzem 59
pflege 159 Beclometasondipropionat
Auge, trockenes 298 – Heuschnupfen 126
Sachregister 363

– Schnupfen 272 – Durchfall 56


Beinwell – Reizdarmsyndrom 251
– Gelenkschmerzen 91 Bifonazol
– Ischiasschmerzen 153 – Fußpilz 82
– Muskelschmerzen, Muskelka- – Nagelpilz 204
ter 198 – Pilzerkrankungen der Haut 229
– Nackenschmerzen 201 Bindehautreizung 28
– Prellung 238 Biotin
– Rückenschmerzen 261 – Fingernägel, brüchige 77
– Verstauchung, Zerrung 317 – Haarausfall 100
Belastungsinkontinenz, Blasenen- – Vitaminmangel 326
schwäche 40 Birkenblätter, Prämenstruelles Syn-
Benetzungslösung, Kontaktlinsen- drom 234
pflege 160 Bisacodyl, Verstopfung 321
benignes Prostatahyperplasie Syn- Bismutgallat, Hämorrhoiden 103
drom (BPH, BPS), Prostatabe- Bittersalz, Verstopfung 322
schwerden 240 Bitterstoffe
Benproperin, Husten 134 – Appetitlosigkeit 26
Benzalkoniumchlorid – Völlegefühl 332
– Desinfektion 49 Blähungen 32
– Halsschmerzen 106 Blasenentzündung 36
Benzocain Blasenschwäche 39
– Aphthen 21 Bluterguss 42
– Halsschmerzen 105 Breitspektrum-Antimykotika, Pil-
Benzoylperoxid (BPO), Akne 15 zerkrankungen der Haut 229
Benzydamin, Aphthen 22 Brennnessel
Benzylnicotinat – Prämenstruelles Syndrom 234
– Ischiasschmerzen 153 – Prostatabeschwerden 240
– Muskelkrämpfe 195 – Rheuma 255
– Muskelschmerzen, Muskelka- Butylscopolamin
ter 198 – Blasenentzündung 38
– Nackenschmerzen 202 – Gallenbeschwerden 85
– Rückenschmerzen 261 – Menstruationsbeschwerden 174
Betacaroten, Vitaminmangel 330 – Reizdarmsyndrom 253
Bibrocathol, Gerstenkorn 94 B-Vitamine
Bifidobakterien – Fingernägel, brüchige 76
364 Sachregister

– Haarausfall 100 Cetrimoniumbromid, Halsschmer-


– Vitaminmangel 325 zen 106
B-Vitaminkomplex, Fingernägel, Cetylpyridiniumchlorid, Hals-
brüchige 77 schmerzen 106
C Chloressigsäure, Warzen 334
Calcium, Mineralstoffmangel 181 Chlorhexidin
Calciumcarbonat, Sodbrennen 285 – Aphthen 22
Camouflage, Narbenpflege 208 – Halsschmerzen 106
Campher – Hautentzündungen 109
– Hypotonie 139 – Mundgeruch 190
– Juckreiz 157 – Zahnfleischentzündung 352
– Rheuma 256 Chlorhexidindigluconat
– Schnupfen 271 – Desinfektion 49
Candidabefall, Mundsoor 192 – Wundversorgung 345
Candidose der Haut, Pilzerkrankun- Chlorphenoxamin
gen der Haut 229 – Ekzem 58
Capsaicin – Insektenstiche 149
– Bluterguss 43 Choleretika, Gallenbeschwerden 85
– Gelenkschmerzen 92 chronischer Schnupfen 271
– Ischiasschmerzen 153 Cicatrix, Narbenpflege 208
– Muskelkrämpfe 195 Ciclopirox
– Muskelschmerzen, Muskelka- – Kopfschuppen 274
ter 198 – Nagelpilz 204
– Nackenschmerzen 202 Ciclopiroxolamin, Pilzerkrankungen
– Rheuma 256 der Haut 231
– Rückenschmerzen 261 Cimicifuga
Carbo medicinalis, Durchfall 55 – Prämenstruelles Syndrom 234
Carbomer, trockenes Auge 299 – Wechseljahrsbeschwerden 337
Cetirizin Cineol
– allergische Hautreaktionen 18 – Husten 135
– Ekzem 58 – Ohrenschmerzen 227
– Heuschnupfen 125 – Schnupfen 270
– Insektenstiche 149 Cistus incanus, Aphthen 23
– Neurodermitis 219 Clavus, Hühneraugen 129
– Sonnenallergie 290 Clemastin, Neurodermitis 219
– Sonnenbrand 293 Clioquinol, Furunkel 80
Sachregister 365

Clotrimazol Desinfizientia, Blasenentzün-


– Fußpilz 82 dung 37
– Kopfschuppen 274 desinfizierende Augensalben, Gers-
– Nagelpilz 205 tenkorn 94
– Pilzerkrankungen der Haut 229 desinfizierende Wirkstoffe, Hals-
– Vaginalmykose 309 schmerzen 106
Cobalamine, Vitaminmangel 327 Dexpanthenol
Coffein, Müdigkeit/Leistungsschwä- – Aphthen 22
che 187 – Gerstenkorn 94
Colecalciferol, Vitaminmangel 329 – Hautentzündungen 110
Colon irritabile, Reizdarmsyn- – Heiserkeit 113
drom 251 – rotes Auge 258
Contusion, Prellung 237 – Schnupfen 269
Corticoide – Sonnenbrand 293
– lokale, Heuschnupfen 126 – Vitaminmangel 327
– Schnupfen 272 – Warzen 334
Cromoglicinsäure – Windeldermatitis 342
– Bindehautreizung 31 – Wundversorgung 346
– Heuschnupfen 124 Dextromethorphan
L-Cystin, Haarausfall 100 – Erkältung 66
Cystitis, Blasenentzündung 37 – Husten 134
D Diarrhö, Durchfall 54
Dectaflur, Mundgeruch 191 Diclofenac
Demenz, Gedächtnisleistung, nach- – Gelenkschmerzen 91
lassende 88 – Gicht 97
depressive Verstimmungen 45 – Ischiasschmerzen 152
Dequaliniumchlorid, Vaginalmy- – Kopfschmerzen 162
kose 310 – Muskelschmerzen, Muskelka-
Dermatitis, Ekzem 58 ter 198
Dermatitis solaris, Sonnen- – Nackenschmerzen 201
brand 293 – Prellung 237
Dermatophyteninfektion, Pilzer- – Rheuma 255
krankungen der Haut 230 – Rückenschmerzen 260
Desinfektion 48 – Sehnenscheidenentzündung 282
– Kontaktlinsenpflege 159 – Sonnenbrand 294
– Verstauchung, Zerrung 316
366 Sachregister

– Zahnschmerzen 355 Dranginkontinenz, Blasenenschwä-


Diethyltoluamid, Insekten- che 41
schutz 145 Dropropicin, Husten 134
Dimenhydrinat Druckverneblerinhalatoren, Hus-
– Erbrechen 62 ten 133
– Migräne 177 Durchblutungsstörungen in den
– Reisekrankheit 248 Beinen 50
– Schwindel 277 Durchfall 53
– Übelkeit 302 Dysmenorrhö, Menstruationsbe-
Dimethylether, Warzen 334 schwerden 174
Dimeticon Dysphonie, Heiserkeit 113
– Blähungen 33 E
– Läusebefall 167 Echinacea purpurea, Immunstär-
Dimetinden kung 142
– allergische Hautreaktionen 18 Econazol, Pilzerkrankungen der
– Ekzem 58 Haut 231
– Heuschnupfen 125 Efeublätterextrakt
– Insektenstiche 148 – Erkältung 66
– Neurodermitis 219 – Husten 132, 135
– Sonnenallergie 290 – Schnupfen 270
– Sonnenbrand 293 Effluvium, Haarausfall 99
Diphenhydramin Eibischwurzel
– Erbrechen 62 – Erkältung 66
– Migräne 177 – Husten 132, 134
– Reisekrankheit 248 Eichenrinde
– Schlafstörungen 265 – Hämorrhoiden 103
– Übelkeit 302 – Hautentzündungen 109
Diphyllobotriasis, Wurmerkrankun- – Neurodermitis 219
gen 349 Eisbeißringe, Zahnungsbeschwer-
Distorsion, Verstauchung, Zer- den 357
rung 315 Eisen
Diuretika, pflanzliche, Prämenstru- – Haarausfall 99
elles Syndrom 234 – Mineralstoffmangel 182
Dolor, Schmerzen 267 Ekzem 57
Doxylamin, Schlafstörungen 265 Elektrolytersatz
– Durchfall 53
Sachregister 367

– Erbrechen 60 Esomeprazol, Magenschmerzen 171


– Reisekrankheit 248 18-α-Estradiol, Haarausfall 100
Elektrolytmangel, Mineralstoffman- Ethacridinlactat
gel 181 – Desinfektion 49
Eleutherokokkwurzel, Immunstär- – Furunkel 80
kung 142 Ethanol, Wundversorgung 345
Emesis, Erbrechen 61 Ethyl-4-propionat, Insekten-
Emulsion, kühlende, Sonnen- schutz 145
brand 293 Etilefrin, Hypotonie 139
Enterobiasis, Wurmerkrankun- Eukalyptus
gen 349 – Husten 133
Enterococcus, Reizdarmsyn- – Mundgeruch 190
drom 251 – Rheuma 256
Entleerungsstörung, Verstop- – Schnupfen 270
fung 319 Expektoranzien, Husten 135
Entschäumer F
– Blähungen 33 Felbinac
– Reizdarmsyndrom 253 – Ischiasschmerzen 153
Enzianwurzel – Muskelschmerzen, Muskelka-
– Appetitlosigkeit 26 ter 199
– Migräne 177 – Nackenschmerzen 201
– Völlegefühl 332 – Prellung 238
Enzympräparate, Blähungen 34 – Rückenschmerzen 260
Epistaxis, Nasenbluten 211 – Sehnenscheidenentzündung 282
Erbrechen 60 – Verstauchung, Zerrung 317
Erkältung 64 Fenchel
Ernährungsberatung – Blähungen 34
– Appetitlosigkeit 25 – Reizdarmsyndrom 252
– Blähungen 33 Fettstoffwechselstörungen 69
– Fettstoffwechselstörungen 70 Fieber 72
– Gicht 97 – Erkältung 65
– Übergewicht 305 Fingernägel
Erstversorgung im Notfall, Wund- – brüchige 76
versorgung 345 – verfärbte 78
Escherichia coli, Reizdarmsyn- Fischbandwurmbefall, Wurmer-
drom 251 krankungen 349
368 Sachregister

Flächendesinfektionsmittel, Desin- Gelbildner, Heiserkeit 113


fektion 48 Gelenkschmerzen 90
Flatulenz, Blähungen 33 Gerbstoffe
Flohsamen – Hautentzündungen 109
– Durchfall 55 – Juckreiz 157
– Fettstoffwechselstörungen 71 – Neurodermitis 219
– Reizdarmsyndrom 251 – Windeldermatitis 342
– Verstopfung 320 Geriatrika, Gedächtnisleistung,
Flufenaminsäure nachlassende 88
– Rückenschmerzen 260 Gerstenkorn 93
– Sehnenscheidenentzündung 282 Gesichtswasser, Akne 14
Fluoride Gicht 96
– Mineralstoffmangel 183 Gichtanfall 96
– Mundgeruch 190 Gingivitis, Zahnfleischentzün-
Fluoridgele, Mundgeruch 191 dung 352
Flurbiprofen, Halsschmerzen 105 Ginkgo-biloba-Extrakte
Flüssigkeits- und Elektrolytersatz – Durchblutungsstörungen in den
– Durchfall 54 Beinen 51
– Erbrechen 61 – Gedächtnisleistung, nachlas-
– Reisekrankheit 249 sende 88
Flüssigkeitsausgleich, Fieber 73 Ginseng, Gedächtnisleistung, nach-
Foetor ex ore, Mundgeruch 190 lassende 88
Folsäure, Vitaminmangel 327 Glaubersalz, Verstopfung 322
Formaldehyd 49 Gleitgel, Wechseljahrsbeschwer-
Formuladiäten, Übergewicht 305 den 338
funktionelle Dyspepsie, Magen- Gliederschmerzen 64
schmerzen 170 Glucocorticoide, Psoriasis 244
Furunkel 79 Glucomanna, Übergewicht 306
Fusafungin, Halsschmerzen 106 Glycerol, Verstopfung 322
Fußpilz 81 Goldrutenkraut
G – Blasenenschwäche 41
Gallenbeschwerden 84 – Blasenentzündung 37
Gänsefingerkraut, Völlegefühl 332 grippaler Infekt, Erkältung 65
Gastroenteritis, Erbrechen 61 Grippemittel, Erkältung 65
Gedächtnisleistung, nachlas- Guaifenesin, Erkältung 67
sende 87 Guar, Übergewicht 306
Sachregister 369

Guarkernmehl, Fettstoffwechselstö- – Übelkeit 302


rungen 71 H2-Antihistaminika
H – Magenschmerzen 171
Haarausfall 98 – Sodbrennen 286
Haferkleie Harnstoff
– Fettstoffwechselstörungen 71 – Juckreiz 157
– Übergewicht 306 – Nagelpilz 205
– Verstopfung 320 – Neurodermitis 219
Haftcremes, Zahnfleischentzün- – Psoriasis 243
dung 352 – Warzen 334
Haftkissen, Zahnfleischentzün- – Wundversorgung 346
dung 352 Hautallergie 18
Halitosis, Mundgeruch 190 Hautentzündungen 108
Halsschmerzen 104 Hautfettung, Neurodermitis 218
Hamamelis Hautpflege, Akne 15
– Hämorrhoiden 103 Hautreaktionen, allergische 17
– Hautentzündungen 109 Hautreinigung, Akne 14
– Windeldermatitis 342 Hautschutz, Ekzem 59
– Wundversorgung 346 Hefelyophilisate, Durchfall 56
Hämatom, Bluterguss 43 Heidelbeeren, Durchfall 55
Hämodialysat, Zahnfleischentzün- Heiserkeit 112
dung 353 Heparin
Hämorrhoiden 102 – Bluterguss 43
H1-Antihistaminika – Prellung 238
– allergische Hautreaktionen 18 – rotes Auge 258
– Bindehautreizung 30 – Venenschwäche 313
– Ekzem 58 – Verstauchung, Zerrung 317
– Erbrechen 62 Herpes, Lippen 115
– Insektenstiche 148 Herpes labialis 116
– lokale, Heuschnupfen 124 Herpespflaster 117
– Neurodermitis 219 Herzinsuffizienz, Herzschwä-
– Reisekrankheit 248 che 120
– Schlafstörungen 265 Herzschwäche 119
– Schwindel 277 Heuschnupfen 123
– Sonnenallergie 290 Hexenschuss, Rückenschmer-
– systemische, Heuschnupfen 125 zen 260
370 Sachregister

Hexetidin – Ischiasschmerzen 153


– Aphthen 22 – Muskelkrämpfe 195
– Halsschmerzen 106 – Muskelschmerzen, Muskelka-
– Mundgeruch 190 ter 198
– Vaginalmykose 310 – Nackenschmerzen 202
– Zahnfleischentzündung 352 – Rheuma 256
Holunderblüten, Fieber 73 – Rückenschmerzen 261
Hopfenzapfen Hypercholesterinämie, Fettstoff-
– Nervosität/Unruhe 214 wechselstörungen 70
– Schlafstörungen 264 Hyperhydrosis, Schwitzen, übermä-
Hordeolum, Gerstenkorn 94 ßiges 279
Huflattich, Husten 132 Hyperlipidämie, Fettstoffwechsel-
Hühneraugen 128 störungen 70
Husten 131 hypertone Kochsalzlösung, Schnup-
– mit zähem Sekret, Erkältung 66 fen 271
– produktiver 134 Hypnotika, pflanzliche, Schlafstö-
Hyaluronsäure rungen 264
– Aphthen 22 Hyposphagma 257
– Bindehautreizung 29 Hypotonie 137
– Halsschmerzen 106 Hypromellose
– trockenes Auge 299 – Bindehautreizung 29
Hydrocortison – trockenes Auge 299
– allergische Hautreaktionen 19 I
– Ekzem 58 Iberis amaris
– Hautentzündungen 110 – Übelkeit 302
– Insektenstiche 149 – Völlegefühl 332
– Neurodermitis 219 Ibuprofen
– Psoriasis 244 – Erkältung 65
– Sonnenallergie 290 – Fieber 74
– Sonnenbrand 294 – Gelenkschmerzen 91
Hydrotalcit – Gicht 97
– Magenschmerzen 170 – Halsschmerzen 105
– Sodbrennen 285 – Ischiasschmerzen 152
hyperämisierende Externa – Kopfschmerzen 162
– Bluterguss 43 – Menstruationsbeschwerden 174
– Gelenkschmerzen 92 – Migräne 178
Sachregister 371

– Muskelschmerzen, Muskelka- Intim-Waschlotionen, Wechsel-


ter 198 jahrsbeschwerden 338
– Nackenschmerzen 201 Inulin, Fettstoffwechselstörun-
– Ohrenschmerzen 226 gen 71
– Prellung 237 Iodid, Mineralstoffmangel 183
– Rheuma 255 Ischiasschmerzen 151
– Rückenschmerzen 260 Ischias-Syndrom, Ischiasschmer-
– Sehnenscheidenentzündung 282 zen 152
– Sonnenbrand 294 Isländisch Moos
– Verstauchung, Zerrung 316 – Halsschmerzen 106
– Zahnschmerzen 355 – Heiserkeit 113
Icaridin, Insektenschutz 145 – Husten 132
Immunstärkung 141 Isoflavone, pflanzliche, Wechsel-
Immunstimulanzien, Immunstär- jahrsbeschwerden 337
kung 142 Isopropanol, Wundversorgung 345
Inappetenz, Appetitlosigkeit 25 isotonische Salzlösung, Schnup-
Indometacin fen 271
– Gelenkschmerzen 91 isotonisches Meerwasser, Schnup-
– Gicht 97 fen 271
– Ischiasschmerzen 153 J
– Muskelschmerzen, Muskelka- Johanniskraut
ter 199 – depressive Verstimmungen 45f.
– Nackenschmerzen 201 – Nervosität/Unruhe 213f.
– Prellung 238 – Schlafstörungen 264
– Rheuma 255 – Übelkeit 303
– Rückenschmerzen 260 – Wechseljahrsbeschwerden 337
– Sehnenscheidenentzündung 282 Juckreiz 155
– Verstauchung, Zerrung 317
Infekt der oberen Atemwege, K
Ohrenschmerzen 226 Kalium
Inhalationen, Husten 132 – Herzschwäche 120
Inkontinenz, Blasenenschwäche 40 – Mineralstoffmangel 182
Insektenschutz 144 Kaliumhydrogencarbonat, Sodbren-
Insektensprays 145 nen 285
Insektenstiche 147 Kälte, Insektenstiche 148
Insomnie, Schlafstörungen 264 Kältegele
– Prellung 237
372 Sachregister

– Verstauchung, Zerrung 316 – Pilzerkrankungen der Haut 229


Kältekompresse Ketoprofen
– Prellung 237 – Gelenkschmerzen 91
– Verstauchung, Zerrung 316 – Rheuma 255
Kältepacks, Insektenstiche 148 Keuschlamm, Prämenstruelles Syn-
Kältesprays drom 234
– Prellung 237 Kiefernnadelöl, Husten 133
– Verstauchung, Zerrung 316 Kinetosen, Reisekrankheit 248
Kamille Klammerpflaster, Wundversor-
– Aphthen 22 gung 346
– Blähungen 34 Kleienflechte, Pilzerkrankungen der
– Hämorrhoiden 103 Haut 231
– Hautentzündungen 110 Knoblauch, Fettstoffwechselstörun-
– Husten 133 gen 71
– Mundgeruch 191 Knoblauchpräparate
– Reizdarmsyndrom 252 – Durchblutungsstörungen in den
– Schnupfen 271 Beinen 52
– Windeldermatitis 342 – Gedächtnisleistung, nachlas-
– Wundversorgung 346 sende 88
– Zahnfleischentzündung 353 Kochsalz, Heiserkeit 113
Kapuzinerkressenkraut, Erkäl- Kompressen, Wundversorgung 345
tung 67 Kompressionsstrümpfe, Venen-
Karminativa schwäche 313
– Blähungen 34 Kompressionsstrumpfhosen, Venen-
– Reizdarmsyndrom 252 schwäche 313
Keratoconjunctivitis sicca, trockenes Konjunktivitis, Bindehautrei-
Auge 299 zung 29
Keratolytika Kontaktekzem, allergische Hautre-
– Hühneraugen 129 aktionen 18
– Kopfschuppen 274 Kontaktlinsenpflege 158
– Psoriasis 243 Kopf- und Gliederschmerzen, Erkäl-
– Warzen 334 tung 65
Keratostatika, Psoriasis 243 Kopfschmerzen 161
Ketoconazol Kopfschuppen 273
– Fußpilz 82 Krampfadern 312
– Kopfschuppen 274
Sachregister 373

Kreuzschmerz, Rückenschmer- – Bindehautreizung 30


zen 260 – Heuschnupfen 124
Kühlung, Zahnungsbeschwer- Levonorgestrel, Notfallverhü-
den 357 tung 222
Kümmel, Blähungen 34 Lichtschutzpräparate, Sonnenaller-
Kürbissamen gie 289
– Blasenenschwäche 41 Lidocain
– Prostatabeschwerden 240 – Aphthen 21
Kurzzeitlinsen, Kontaktlinsen- – Halsschmerzen 106
pflege 158 – Hämorrhoiden 103
L – Insektenstiche 149
Lactase, Lactoseintoleranz 165 – Sonnenallergie 290
Lactobazillen – Sonnenbrand 294
– Durchfall 56 – Zahnfleischentzündung 353
– Reizdarmsyndrom 251 – Zahnungsbeschwerden 357
– Vaginalmykose 310 Lindenblüten, Fieber 73
– Wechseljahrsbeschwerden 338 Lipasehemmer, Übergewicht 306
Lactoseintoleranz 164 Lipide, trockenes Auge 299
Lactulose Liposomensprays, trockenes
– Reizdarmsyndrom 252 Auge 299
– Verstopfung 321 Lokalanästhetika
Lärchenterpentin, Furunkel 80 – allergische Hautreaktionen 18
Läusebefall 166 – Aphthen 21
Lavendel – Ekzem 59
– Nervosität/Unruhe 215 – Halsschmerzen 105
– Schlafstörungen 264 – Hämorrhoiden 103
Laxanzien – Insektenstiche 149
– hydragoge, Verstopfung 320 – Neurodermitis 219
– salinische, Verstopfung 322 – Sonnenallergie 290
Lebensmittelvergiftung – Sonnenbrand 294
– Erbrechen 61 – Zahnfleischentzündung 353
– Übelkeit 302 – Zahnungsbeschwerden 357
Lebertran, Wundversorgung 346 Lokalantibiotika
Leinsamen, Verstopfung 320 – Furunkel 80
Leistungsschwäche 186 – Hautentzündungen 110
Levocabastin lokale Antiseptika, Aphthen 21
374 Sachregister

lokale Corticoide, Aphthen 22 Magnesiumhydroxid, Sodbren-


lokale Reizlinderung, Halsschmer- nen 285
zen 106 Mallorca-Akne, Sonnenallergie 289
Loperamid, Reizdarmsyndrom 252 Malve
Loratadin – Halsschmerzen 106
– allergische Hautreaktionen 18 – Husten 132
– Ekzem 58 Mangel an Elektrolyten und Spuren-
– Heuschnupfen 125 elementen, Mineralstoffman-
– Insektenstiche 149 gel 181
– Neurodermitis 219 Mastzellstabilisatoren, Heuschnup-
– Sonnenallergie 290 fen 124
– Sonnenbrand 293 Mäusedorn, Venenschwäche 313
Lotio alba aquosa m-Docosanol, Herpes, Lippen 117
– Sonnenbrand 293 Meerrettichwurzel, Erkältung 67
– Windeldermatitis 341 Melisse
Lotionen – Herpes, Lippen 117
– allergische Hautreaktionen 18 – Nervosität/Unruhe 214
– kühlende, Sonnenbrand 293 – Schlafstörungen 264
M Menstruationsbeschwerden 173
Macrogol P-Menthan-4,9-diol, Insekten-
– Reizdarmsyndrom 251 schutz 146
– Verstopfung 320 Menthol
Madenwurmbefall, Wurmerkran- – Juckreiz 157
kungen 349 – Schnupfen 271
Magaldrat Meteorismus, Blähungen 33
– Magenschmerzen 170 Methylnicotinat
– Sodbrennen 285 – Gelenkschmerzen 92
Magenschmerzen 169 – Ischiasschmerzen 153
Magnesium – Muskelkrämpfe 195
– Herzschwäche 120 – Muskelschmerzen, Muskelka-
– Migräne 179 ter 198
– Mineralstoffmangel 181 – Nackenschmerzen 202
– Muskelkrämpfe 195 – Rückenschmerzen 261
Magnesiumcarbonat, Sodbren- Miconazol
nen 285 – Fußpilz 82
– Nagelpilz 205
Sachregister 375

– Pilzerkrankungen der Haut 229 – Zahnfleischentzündung 353


– Windeldermatitis 342 Myrrhentinktur, Aphthen 23
Migräne 176 Myrte, Schnupfen 270
Migräneprophylaxe 179 Myrtol/Cineol, Erkältung 66
Milchsäure N
– Hühneraugen 130 Nackenschmerzen 200
– Vaginalmykose 310 Naftifin
– Warzen 334 – Fußpilz 82
– Wechseljahrsbeschwerden 338 – Nagelpilz 205
Mineralsalze, Heiserkeit 113 – Pilzerkrankungen der Haut 230
Mineralstoffkombinationen, Mine- Nagelpilz 203
ralstoffmangel 184 Nahrungsmittelunverträglichkeit,
Mineralstoffmangel 180 Erbrechen 61
Minoxidil, Haarausfall 100 Naproxen
Mittel zur Hormonregulation, – Gelenkschmerzen 91
pflanzliche, Prämenstruelles Syn- – Gicht 97
drom 234 – Ischiasschmerzen 152
Mönchspfeffer – Menstruationsbeschwerden 174
– Menstruationsbeschwerden 174 – Muskelschmerzen, Muskelka-
– Prämenstruelles Syndrom 234 ter 198
Motilitätshemmer, Durchfall 54 – Prellung 237
Motilitätsstörung, Verstopfung 319 – Rheuma 255
Müdigkeit/Leistungschwäche 186 – Rückenschmerzen 260
Mullbinden, Wundversorgung 345 – Verstauchung, Zerrung 316
Multivitaminpräparate, Vitamin- Naratriptan, Migräne 178
mangel 325 Narbe, Narbenpflege 208
Mundgeruch 189 Narbenkosmetika, Narben-
Mundsoor 192 pflege 208
Mundwasser, Mundgeruch 190 Narbenpflege 207
Muskelkater 197 Nasenbluten 210
Muskelkrämpfe 194 Nasentamponade, Nasenbluten 211
Muskelschmerzen 197 Natriumalginat
Mykosen, Pilzerkrankungen der – Sodbrennen 285
Haut 229 – Übergewicht 306
Myrrhe – Wundversorgung 346
– Mundgeruch 191 Natriumfluorid, Mundgeruch 191
376 Sachregister

Natrium-mono/di-hydrogenphos- Notfallkontrazeption, Notfallverhü-


phat, Verstopfung 322 tung 222
Natriumpicosulfat, Verstopfung 321 Notfallverhütung 221
Nausea, Übelkeit 302 Nystatin
Nedocromil, Heuschnupfen 124 – Mundsoor 193
Nervosität 213 – Nagelpilz 205
Nesselsucht, allergische Hautreakti- – Pilzerkrankungen der Haut 230
onen 18 – Vaginalmykose 309
Neurodermitis 217 – Windeldermatitis 341
Neuro-Vitamine, Vitaminman- O
gel 328 Obstipation, Verstopfung 319
Niacin, Vitaminmangel 326 Octenidin
Niclosamid, Wurmerkrankun- – Desinfektion 49
gen 349 – Hautentzündungen 109
Nicotin, Raucherentwöhnung 246 – Wundversorgung 345
Nicotinabusus, Raucherentwöh- Ödemprotektiva, Venenschwä-
nung 246 che 313
Nicotinamid, Vitaminmangel 326 Ohrenschmerzen 225
Nicotininhaler, Raucherentwöh- Olaflur, Mundgeruch 191
nung 246 Omega-4-Fettsäuren, Fettstoffwech-
Nicotinkaugummi, Raucherentwöh- selstörungen 71
nung 246 Omeprazol
Nicotinlutschtabletten, Raucherent- – Magenschmerzen 171
wöhnung 246 – Sodbrennen 286
Nicotinpflaster, Raucherentwöh- Onychomykose, Nagelpilz 204
nung 246 Onychorrhexis, Fingernägel, brü-
Nicotinsäure, Vitaminmangel 326 chige 76
Nonivamid Orlistat, Übergewicht 306
– Gelenkschmerzen 92 Oxerutine, Venenschwäche 313
– Ischiasschmerzen 153 Oxymetazolin
– Muskelkrämpfe 195 – Heuschnupfen 126
– Muskelschmerzen, Muskelka- – Ohrenschmerzen 226
ter 198 – Schnupfen 269
– Nackenschmerzen 202 Oxyuriasis, Wurmerkrankun-
– Rheuma 256 gen 349
– Rückenschmerzen 261
Sachregister 377

P Pasta zinci mollis, Windeldermati-


Pankreatin, Blähungen 34 tis 341
Pantoprazol PECH-Schema
– Magenschmerzen 171 – Prellung 237
– Sodbrennen 286 – Sportverletzung 297
Pantothensäure – Verstauchung, Zerrung 316
– Fingernägel, brüchige 77 Pedikulose, Läusebefall 167
– Haarausfall 100 Peeling, Akne 14
– Vitaminmangel 327 Pektin, Durchfall 55
Paracetamol Pelargoniumwurzel-Extrakt
– Erkältung 65 – Erkältung 67
– Fieber 74 – Husten 135
– Gallenbeschwerden 85 – Insektenschutz 145
– Gelenkschmerzen 91 Penciclovir, Herpes, Lippen 116
– Halsschmerzen 105 Pentoxyverin
– Ischiasschmerzen 152 – Erkältung 66
– Kopfschmerzen 163 – Husten 133
– Menstruationsbeschwerden 174 Permethrin, Läusebefall 167
– Migräne 178 Pfefferminze 252
– Muskelschmerzen, Muskelka- – Blähungen 34
ter 199 – Gallenbeschwerden 85
– Nackenschmerzen 201 – Magenschmerzen 170
– Ohrenschmerzen 226 – Mundgeruch 190
– Prellung 238 – Reizdarmsyndrom 252
– Rückenschmerzen 260 – Völlegefühl 332
– Verstauchung, Zerrung 316 Pfefferminzöl, Übelkeit 302
– Zahnschmerzen 355 Pflaster, Wundversorgung 345
– Zahnungsbeschwerden 357 Pflege der Vaginalschleimhaut,
Paraffin, Läusebefall 167 Wechseljahrsbeschwerden 338
Parodontitis, Zahnfleischentzün- Phenazon, Ohrenschmerzen 227
dung 352 Phospholipide
Passionsblume – essenzielle, Fettstoffwechselstö-
– Nervosität/Unruhe 215 rungen 71
– Schlafstörungen 264 – Gerstenkorn 94
Pasta zinci, Windeldermatitis 341 – trockenes Auge 299
378 Sachregister

physikalische Maßnahmen, Hypoto- Polyethylenglycol, Bindehautrei-


nie 138 zung 29
Phytosterole, Prostatabeschwer- Polyglucosamin, Übergewicht 306
den 240 polymorphe Lichtdermatose (PLD),
Phytotherapeutika, Reizdarmsyn- Sonnenallergie 289
drom 252 Polyurethanfolie, Narbenpflege 208
Pilzerkrankungen der Haut 228 Polyvinylalkohol
Piperonylbutoxid, Insekten- – Bindehautreizung 29
schutz 145 – trockenes Auge 299
Piroctonolamin, Kopfschuppen 274 Pomeranzenschale, Völlegefühl 332
Piroxicam Povidon
– Gelenkschmerzen 91 – Bindehautreizung 29
– Gicht 97 – trockenes Auge 299
– Sehnenscheidenentzündung 282 Povidon-Iod
Pityriasis versicolor, Pilzerkrankun- – Aphthen 22
gen der Haut 231 – Desinfektion 49
Polidocanol – Furunkel 80
– Aphthen 21 – Fußpilz 83
– Ekzem 59 – Halsschmerzen 106
– Insektenstiche 149 – Hautentzündungen 109
– Juckreiz 157 – Mundgeruch 190
– Neurodermitis 219 – Pilzerkrankungen der Haut 229
– Sonnenallergie 290 – Vaginalmykose 310
– Sonnenbrand 294 – Wundversorgung 345
– Wundversorgung 346 – Zahnfleischentzündung 352
– Zahnfleischentzündung 353 Prämenstruelles Syndrom
Poliglusan, Übergewicht 306 (PMS) 233
Polihexanid, Hautentzündun- Prellung 236
gen 109 Primelwurzel
Pollenextrakte, Prostatabeschwer- – Heiserkeit 113
den 241 – Husten 132
Polstermaterial, Hühneraugen 129 Probiotika
Polycresulen, Vaginalmykose 310 – Durchfall 56
Polyen-Antibiotika, Pilzerkrankun- – Reizdarmsyndrom 251
gen der Haut 230 Procain, Ohrenschmerzen 227
Prokinetika
Sachregister 379

– Migräne 177 – Magenschmerzen 171


– pflanzliche 170 – Sodbrennen 286
– – Erbrechen 62 Ratanhiatinktur
– – Magenschmerzen 170 – Aphthen 22
– – Übelkeit 302 – Zahnfleischentzündung 353
– – Völlegefühl 332 Raucherentwöhnung 245
Propan, Warzen 334 Refluxkrankheit, Sodbrennen 285
Propylenglycol, Bindehautrei- Regeneration, Wundversor-
zung 29 gung 346
Propyphenazon, Zahnschmer- Reinigung
zen 355 – Akne 14
Prostatabeschwerden 239 – Juckreiz 156
Protonenpumpenhemmer – Kontaktlinsenpflege 159
– Magenschmerzen 171 – Neurodermitis 218
– Sodbrennen 286 Reinigungsprodukte, Akne 14
Pruritus, Juckreiz 156 Reisekrankheit 248
Pseudoephedrin Reizdarmsyndrom 250
– Erkältung 67 Reizhusten
– Heuschnupfen 126 – Erkältung 66
Psoriasis 242 – Husten 132
psychogene Übelkeit 303 Reizkolon, Reizdarmsyndrom 251
Pyrethrumextrakte Repellenzien, Insektenschutz 145
– Insektenschutz 145 Retinol
– Läusebefall 167 – trockenes Auge 300
Pyridoxal, Vitaminmangel 326 – Vitaminmangel 330
Pyridoxamin, Vitaminmangel 326 Rhabarber-Trockenextrakt, Aph-
Pyridoxin, Vitaminmangel 326 then 22
Pyrithion-Zink, Psoriasis 243 Rhabarberwurzelextrakt, Zahn-
Pyrviniumembonat, Wurmerkran- fleischentzündung 353
kungen 349 Rhapontik-Rhabarberwurzel-Tro-
Q ckenextrakt, Wechseljahrsbe-
Quellmittel, Reizdarmsyndrom 251 schwerden 337
Quellstoffe, Übergewicht 306 Rheuma 254
Rhinitis acuta, Schnupfen 269
R Rhinitis chronica, Schnupfen 271
Racecadotril, Durchfall 55 Rhinitis sicca, Schnupfen 271
Ranitidin
380 Sachregister

Rhinokonjunktivitis, allergische, Schuppen, Kopf- 273


Heuschnupfen 124 Schuppenflechte 242
Riboflavin, Vitaminmangel 326 Schüttelmixturen, allergische Haut-
Rizinusöl, Verstopfung 321 reaktionen 18
rotes Auge 257 Schutzwachs, Zahnfleischentzün-
Rotklee-Extrakt, Wechseljahrsbe- dung 352
schwerden 337 schweißtreibende Mittel, Fieber 73
Rückenschmerzen 259 Schwindel 276
Rutoside, Venenschwäche 313 Schwitzen, übermäßiges 278
S seborrhoische Dermatitis, Kopf-
Sabalfrüchte, Prostatabeschwer- schuppen 274
den 240 Sedativa, pflanzliche
Saccharomyces boulardii, Durch- – Nervosität/Unruhe 214
fall 56 – Schlafstörungen 264
Salbei – Übelkeit 303
– Aphthen 22 Seekrankheit, Reisekrankheit 248
– Mundgeruch 191 Sehnenscheidenentzündung 281
– Schwitzen, übermäßiges 279 Sekretionshemmer, Durchfall 55
Salicylsäure Sekretolytika
– Hühneraugen 130 – Erkältung 67
– Kopfschuppen 274 – Husten 133, 135
– Psoriasis 243 – Ohrenschmerzen 227
– Warzen 334 – Schnupfen 270
salzhaltige Arzneimittel, Heiser- Selen, Mineralstoffmangel 184
keit 113 Selendisulfid
salzhaltige Nasensalben, Schnup- – Kopfschuppen 275
fen 271 – Pilzerkrankungen der Haut 231
Schachtelhalm, Prämenstruelles Sennesblätter, Verstopfung 321
Syndrom 234 Sennesfrüchte, Verstopfung 321
Scheidenpilz, Vaginalmykose 309 Sicca-Syndrom 298
Schlafstörungen 263 Silicium, Mineralstoffmangel 184
Schleimdrogen, Heiserkeit 113 Silikongel, Narbenpflege 208
Schmerzen 266 Simeticon
Schnupfen 268 – Blähungen 34
– Erkältung 67 – Reizdarmsyndrom 253
Schöllkraut, Gallenbeschwerden 85
Sachregister 381

β-Sitosterin, Prostatabeschwer- – Völlegefühl 332


den 240 Tendopathie, Sehnenscheidenent-
Sodbrennen 284 zündung 282
Soja-Extrakt, Wechseljahrsbe- Tendovaginitis, Sehnenscheidenent-
schwerden 337 zündung 282
Sonnenallergie 288 Terbinafin
Sonnenbrand 292 – Fußpilz 82
Sorbitol, Verstopfung 322 – Nagelpilz 205
Spannungskopfschmerz 162 – Pilzerkrankungen der Haut 230
Spasmolytika Terpentin, Rheuma 256
– Blasenentzündung 38 Terpentinöl, Furunkel 80
– Gallenbeschwerden 85 Tetryzolin
– Menstruationsbeschwerden 174 – Bindehautreizung 29
– Reizdarmsyndrom 253 – Heuschnupfen 126
Spasmolytika, pflanzliche, Blasenen- Teufelskralle
schwäche 41 – Gelenkschmerzen 92
Spitzwegerich, Husten 134 – Rheuma 255
Sportverletzung 296 Thiamin, Vitaminmangel 325
Sprühverband, Wundversor- Thrombozytenaggregationshem-
gung 346 mung, Durchblutungsstörungen in
Spurenelemente, Mineralstoffman- den Beinen 51
gel 181 Thuja, Immunstärkung 142
Squalenepoxidasehemmer, Pilzer- Thymian
krankungen der Haut 230 – Erkältung 66
Stomatitis, Zahnfleischentzün- – Husten 132, 135
dung 352 – Schnupfen 270
α-Sympathomimetika Tinea, Pilzerkrankungen der
– Ohrenschmerzen 226 Haut 230
– Schnupfen 269 Tinea pedum, Fußpilz 82
α1-Sympathomimetika Tiprolidin, Heuschnupfen 126
– Heuschnupfen 125 Tocopherol, Vitaminmangel 330
– Hypotonie 139 Tolnaftat
T – Fußpilz 82
Taeniasis, Wurmerkrankungen 349 – Pilzerkrankungen der Haut 230
Tausendgüldenkraut Training der Beckenbodenmuskula-
– Migräne 177 tur, Blasenenschwäche 40
382 Sachregister

Tränenersatzflüssigkeit vegetativ-klimakterisches Syndrom,


– Bindehautreizung 29 Wechseljahrsbeschwerden 337
– trockenes Auge 299 Venensalben, -gele, Venenschwä-
Trichloressigsäure che 313
– Hühneraugen 130 Venenschwäche 312
– Warzen 334 venöse Insuffizienz 313
Triglyceride, trockenes Auge 299 Verbesserung des Scheidenmilieus,
Triptane, Migräne 178 Wechseljahrsbeschwerden 338
trockenes Auge 298 Vereisung, Warzen 334
Tyrothricin Verletzung, offene, Wundversor-
– Desinfektion 49 gung 345
– Furunkel 80 Verrucae, Warzen 334
– Halsschmerzen 106 Verschlusskrankheit der Beine,
– Hautentzündungen 110 Durchblutungsstörungen in den
– Wundversorgung 345 Beinen 51
U Versorgung mit Inkontinenzvorla-
Übelkeit 301 gen, Blasenenschwäche 40
– psychogene 303 Verstauchung 315
Übergewicht 304 Verstopfung 318
Ulipristalacetat, Notfallverhü- Vertigo, Schwindel 277
tung 223 Virustatika, Herpes, Lippen 116
Unruhe 213 Vitamin A, Vitaminmangel 330
– Nervosität/Unruhe 214 Vitamin C
Urea, Juckreiz 157 – Immunstärkung 142
Urge-Inkontinenz, Blasenenschwä- – Vitaminmangel 328
che 41 – Wechseljahrsbeschwerden 338
Urtikaria, allergische Hautreaktio- Vitamin D, Vitaminmangel 329
nen 18 Vitamin E
Uzarawurzel, Durchfall 55 – Rheuma 256
– Vitaminmangel 330
V Vitamin H, Vitaminmangel 326
Vaginalmykose 308 Vitamin-B-Komplex, Vitaminman-
Vaselinum ophthalmicum 94 gel 328
– trockenes Auge 300 Vitaminmangel 324
Vasokonstringenzien, Bindehautrei- Völlegefühl 331
zung 29 Vomitus, Erbrechen 61
Sachregister 383

W Wundverschluss, Wundversor-
Wärmeableitung, Fieber 73 gung 345
Warzen 333 Wundversorgung 344
Waschgel, Akne 14 Wurmerkrankungen 348
Wasserdampfinhalationen, Hus- X
ten 133 Xylometazolin
Wasserstoffperoxid – Erkältung 67
– Aphthen 22 – Heuschnupfen 126
– Furunkel 80 – Ohrenschmerzen 226
– Mundgeruch 190 – Schnupfen 269
– Wundversorgung 345
– Zahnfleischentzündung 352
Z
Zahnfleischentzündung 351
Wasserstoffperoxidlösung, Desin-
Zahnschmerzen 354
fektion 49
Zahnungsbeschwerden 356
Wechseljahrsbeschwerden 336
Zerrung 315
Weidenrinde, Rheuma 255
Zink
Weinblätter, Venenschwäche 313
– Haarausfall 99
Weißdorn
– Immunstärkung 141f.
– Herzschwäche 121
– Mineralstoffmangel 183
– Hypotonie 139
Zinkdiacetat, Mundgeruch 190
Weizenkleie
Zinkoxid
– Übergewicht 306
– Hautentzündungen 109
– Verstopfung 320
– Windeldermatitis 341
Wermutkraut
– Wundversorgung 346
– Appetitlosigkeit 26
Zinkoxid-Schüttelmixtur
– Migräne 177
– Insektenstiche 148
– Völlegefühl 332
– Sonnenbrand 293
Windeldermatitis 340
Zinksulfat, Herpes, Lippen 117
Wund- und Hautdesinfektionsmit-
Zugsalbe, Furunkel 80
tel, Desinfektion 49
Wunddesinfektion, Wundversor-
gung 345
Wundheilungsmittel, Zahnfleisch-
entzündung 353
Wundschnellverband, Wundversor-
gung 345
Die Autorinnen 385

Die Autorinnen

Dr. Kirsten Lennecke


Studium der Pharmazie und Promotion an der
Freien Universität Berlin. Angestellt als Apo-
thekerin in der Park Apotheke, Bochum. Refe-
rentin im praktikumsbegleitenden Unterricht
in Niedersachsen, Westfalen-Lippe und Nord-
rhein zum Thema Patientenberatung in der
Apotheke als auch Referentin zahlreicher Vor-
träge zum Thema Kommunikation und aktive
Beratung. Beratung, Coaching und Teamschu-
lungen in Apotheken. Aktuelle Projekte unter
www.lennecke-coaching.de. Autorin und
Coautorin zahlreicher Bücher wie z. B. „Das Kundengespräch in Apothe-
ken“, „Zusatzempfehlung – Zusatzverkauf “ oder CheckAp, z. B. „Kun-
dengespräch“ bzw. „Kommunikation im Team“.

Kirsten Hagel
Ausbildung zur medizinisch-technischen
Laboratoriumsassistentin an der Lehranstalt
für technische Assistenten in der Medizin der
Universität Tübingen. Studium der Pharmazie
an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Weiterbildung zur Fachapothekerin für Offizin-
pharmazie (1999), Homöopathie und Natur-
heilkunde (2006). Angestellt als Apothekerin in
der Bahnhofs-Apotheke Kempten. Seit 1998
Arbeit als externe Lektorin für den Deutschen
Apotheker Verlag. Coautorin der Bücher „The-
rapie-Profile für die Kitteltasche“, „Prüfungstrainer Pharmazeutische
Praxis und Recht“, „HV-Trainer“ und „Rezept-Trainer 2“.
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