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Repressionen gegen Piratenpartei werden

fortgesetzt
20.9.2008 15:30

Der Fall um die Repression von Mitgliedern der Piratenpartei setzt


sich fort. Nachdem Ende vergangener Woche ein Durchsuchungskommando
beim Pressesprecher der Partei, Ralph Hunderlach, anrückte und ein
Server des ehemaligen politischen Geschäftsführers der Partei, Jan
Huwald, beschlagnahmt wurde, zieht der Fall nun weitere Kreise.
Vorausgegangen war eine Veröffentlichung eines internen Dokuments des
bayerischen Justizministeriums durch die Piratenpartei im Januar.
Dieses Dokument belegt den damals rechtswidrigen Einsatz von
Trojanern, mit deren Hilfe die Polizei in der Lage ist, verschlüsselte
Telefonate via Skype und SSL-Verbindungen abzuhören.

Nun wurde Huwald auch der elektronische Zugang zur Universität


gesperrt. Da dieser erst nach der Beschlagnahmung seines Server als
Kommunikationsmittel verwendet wurde, liegt die Vermutung nahe, dass
es sich um eine weitere Maßnahme der Behörden handelt. Huwald wurde
bis heute weder über die Beschlagnahmung noch die Sperrung informiert,
sondern musste diese erst durch eigene Nachforschungen erfahren. Der
Zugang zu den Dokumenten zur Beschlagnahmung und damit dem Mittel,
sich juristisch zur Wehr zu setzen, wurde Huwald seitens seines
Providers verweigert.

"Bis vor einer Woche habe ich nur abstrakt gegen die allumfassende
elektronische Überwachung gekämpft. Jetzt erfahre ich sie am eigenen
Leib", so Huwald. "Durch meinen aktuellen Auslandsaufenthalt kann ich
mich mit meinem Anwalt nur elektronisch in Verbindung setzen. Nachdem
all meine privaten E-Mail-Adressen gesperrt wurden, musste ich auf
einen Freemailer ausweichen. Nur sind die in Deutschland zur
Vorhaltung aller E-Mails an die Polizei verpflichtet. Ein
vertrauliches Gespräch mit einem Anwalt ist damit unmöglich, und mir
bleibt die Möglichkeit zur Verteidigung verwehrt." Huwald und
Hunderlach werden trotz der erschwerten Bedingungen gegen die
Repression ihrer politischen Arbeit mit juristischen Mitteln vorgehen.

Andreas Popp, Vorsitzender der bayerischen Piraten, meint dazu: "Diese


Schikanen veranlassen uns nur dazu, uns noch mehr ins Zeug zu legen.
Die beiden Betroffenen haben die volle Unterstützung der ganzen
Partei. Es wurde bereits beschlossen, ihnen bei den Kosten für die
Verfahren unter die Arme zu greifen, und aus ganz Deutschland melden
sich Parteimitglieder, die ihren Teil dazu beitragen wollen.
International erregt der Fall großes Aufsehen, weltweit berichten
Magazine darüber."

Ihr Fall zeigt ein weiteres Mal, dass ein Quellenschutz in Deutschland
nur noch am Gutdünken der Obrigkeit hängt und dass im bayerischen
Einparteienstaat Transparenz mit allen Mitteln bekämpft, statt
gefördert wird. Die PIRATEN fühlen sich nun umso mehr in der
Notwendigkeit ihrer politischen Arbeit bestärkt. "Wir werden uns trotz
dieser Einschüchterungsversuche gegen einzelne Mitglieder nicht von
unserem Weg abbringen lassen, die Bürgerrechte auch im digitalen
Zeitalter zu bewahren. Diese Vorfälle zeigen umso deutlicher, dass das
Thema Überwachung keine Lappalie ist und dass es uns alle treffen
kann. Die Überwacher müssen dringend stärker selbst kontrolliert
werden, sonst bildet sich ein Staat im Staate", sagt Jens Seipenbusch,
stellvertretender Vorsitzender der Piratenpartei Deutschland.

Pressekontakte:

Andreas Popp
Vorstandsvorsitzender Piratenpartei Bayern
E-Mail: andreas.popp@piratenpartei-bayern.de
Telefon: ?0176-24025171

Thorsten Wirth
Vorstandsvorsitzender Piratenpartei Hessen
E-Mail: t.wirth@piratenpartei-hessen.de
Telefon: 069-78807681

Jens Seipenbusch
Stellvertretender Vorsitzender Piratenpartei Deutschland
E-Mail: js@piratenpartei.de
Telefon: 0175-3482668

Internationale Artikel zum Fall:

The Register (England)


http://www.theregister.co.uk/2008/09/18/german_police_raid_pirate_party

Dziennik Internautów (Polen)


http://di.com.pl/news/
23529,0,Niemiecka_Partia_Piratow_atakowana_politycznie.html

Numerama (Frankreich)
http://www.numerama.com/magazine/10664-Un-Parti-Pirate-perquisitionne-
apres-la-publication-de-documents-secrets.html

Der Standard (Österreich)


http://derstandard.at/?url/?id20458410477

Slashdot (USA)
http://yro.slashdot.org/article.pl?sid/09/17/1830230
-----BEGIN PGP SIGNATURE-----
Razzia wegen Bundestrojaner
Bedingt abhörbereit 19.09.2008 12:03 h

Hat Bayern den Bundestrojaner bereits illegal eingesetzt? Die


Piratenpartei hatte einen Brief veröffentlicht, der das nahelegt.
Jetzt durchsuchte die Polizei die Wohnung des Pressesprechers.

Von Mirjam Hauck

Was kostet es, einen Bundestrojaner in den Computer eines Verdächtigen


einzuschleusen? Zumindest die Preise der bayerischen Variante sind
bekannt. Im Januar 2008 veröffentlichte die Piratenpartei auf ihrer
Website ein Schreiben des bayerischen Justizministeriums.

Darin teilen die Beamten den Generalstaatsanwälten in München,


Nürnberg und Bamberg unter anderem mit, dass die umstrittene
Schnüffelsoftware bereits für 3500 Euro im Monat einsatzbereit sei.
Der Brief ist der Piratenpartei nach deren Angaben von einem
Informanten zugespielt worden.

Die Veröffentlichung des Schreibens hatte für die kleine Partei, die
sich für einen freien Wissensaustausch, für besseren Datenschutz und
ein neues Urheberrecht einsetzt, schwerwiegende Folgen. Vergangene
Woche durchsuchten bayerische Beamte die Münchner Wohnung des
Pressesprechers Ralph Hunderlach und beschlagnahmten dessen Computer,
um die Identität des Informanten zu ermitteln.

Die Münchner Staatsanwaltschaft begründet den Durchsuchungsbeschluss


damit, dass mit der Veröffentlichung des vertraulichen Schreibens das
Dienstgeheimnis verletzt und die Arbeit der Ermittlungsbehörden
behindert worden sei.

Umstrittene Spionagesoftware

Das Schriftstück des Justizministeriums, das die Piratenpartei ins


Netz gestellt hatte, ist auf den Dezember 2007 datiert. Allerdings war
zu diesem Zeitpunkt der Einsatz eines Trojaners illegal. Erst im Juli
2008 hat der CSU-geführte bayerische Landtag ein Polizeigesetz
beschlossen, das das Ausspähen von Computern erlaubt.

Der Bund ist bislang noch nicht so weit. Nachdem im Februar das
Bundesverfassungsgericht das nordrhein-westfälische Gesetz zum
Trojanereinsatz für verfassungswidrig erklärt hatte, berät der
Innenausschuss derzeit noch das neue BKA-Gesetz, das Regelungen zur
umstrittenen Verwendung der staatlichen Spionagesoftware enthalten
soll.

"Das Vorgehen der Münchner Staatsanwaltschaft kann man nur als


Repression unserer politischen Arbeit verstehen", sagt Jens
Seipenbusch, stellvertretender Vorsitzender der Piratenpartei. "Einige
unserer Staatsdiener möchten den Überwachungsstaat wohl zu gerne ohne
Wissen der Bevölkerung installieren.“ Die Münchner Staatsanwaltschaft
will sich zur Hausdurchsuchung nicht äußern. "Zu laufenden
Ermittlungsverfahren geben wir keine Stellungnahme ab", sagt deren
Sprecher, Oberstaatsanwalt Anton E. Winkler.

Welche Folgen die polizeiliche Maßnahme der Staatsanwaltschaft für die


Partei und ihren Informanten hat, ist somit noch unklar. Anders als
Journalisten genießen Organisationen wie Parteien keinen
Informantenschutz. Erst 2007, zur Cicero-Affäre, hatte das
Bundesverfassungsgericht den Schutz der im Grundgesetz garantierten
Pressefreiheit gestärkt: Durchsuchungen bei Journalisten sind dann
unzulässig, wenn sie allein dazu dienen, die Identität eines
Informanten zu ermitteln.

Das Monatsmagazin Cicero hatte 2005 einen Artikel veröffentlicht, der


ausführlich aus einem Bericht des Bundeskriminalamtes zitiert.
Daraufhin wurden die Potsdamer Redaktionsräume und die Wohnung des
Autors des Artikels durchsucht, Datenträger sichergestellt und eine
Kopie der Computerfestplatte angelegt.

(sueddeutsche.de/bön)
17.09.2008 10:04 Uhr
http://www.sueddeutsche.de/computer/557/310486/text/print.html

Piratenpartei Deutschland
Razzia um fünf Uhr früh
Bayerische Polizeibeamte haben am Freitag, wie erst jetzt bekannt
wurde, die Privaträume des Pressesprechers der "Piratenpartei
Deutschland", Ralph Hunderlach, durchsucht. Die Partei ist ein
Zusammenschluss von Datenschützern und Computerexperten, die in der
Vergangenheit vor allem die Risiken der Online-Durchsuchung und des
geplanten "Bundes-Trojaners" angeprangert haben.

Im Januar hatte die Partei ein brisantes internes Dokument des


bayerischen Justizministeriums veröffentlicht. Aus dem Schriftstück
ging hervor, dass Bayern zur Überwachung von Internet-Telefonaten
bereits eine Abhör-Software benutzt hat, die dem geplanten
Bundes-Trojaner sehr ähnlich war - obwohl die gesetzlichen Grundlagen
für Online-Durchsuchungen auf Bundesebene bis heute politisch hoch
umstritten und nicht endgültig beschlossen sind.
"Die bayerischen Behörden haben ohne jede gesetzliche Grundlage an
einem Trojaner gearbeitet und versuchen jetzt, die Kritiker mundtot zu
machen", sagte Strafrechtler Udo Vetter der FR. Die Durchsuchung sei
ein höchst fragwürdiges Mittel, um die undichte Stelle in der Behörde
zu finden. "Die Strafjustiz wird instrumentalisiert, um unbequeme
Behördenmitarbeiter einzuschüchtern, die auf Missstände hinweisen."

Skandalös sei das Vorgehen der Polizei auch deshalb, weil der
Pressesprecher laut Durchsuchungsbeschluss lediglich als
"unbeteiligter Dritter", also als Zeuge eingestuft werde, sagte
Vetter. Dennoch seien am vergangenen Freitag gegen 5.45 Uhr
"überfallartig" mehrere Beamte an Hunderlachs Privatwohnung
aufgetaucht und hätten gedroht, alle Zimmer des selbstständigen
Computerexperten auszuräumen, wenn er seine Quellen nicht nenne. "Das
löst Existenzängste aus", sagt Vetter. "Das war völlig
unverhältnismäßig."

Es sei die Frage, "ob hier nicht ein Übermaß an staatlicher Aktivität
stattfindet", sagte der ehemalige Innenminister Gerhart Baum (FDP) der
FR. "Diese Sache hat einen unguten Geschmack."

VON MATTHIAS THIEME 17. September 2008


Artikel-URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1595306_Razzia-um-
fuenf-Uhr-frueh.html

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