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Jesus sehen hören - verinnerlichen - handeln

6 Jesus Christus im Himmel


Bibellese: Psalm 110; Apostelgeschichte 1; Epheser 1; Hebräer 7-8; Offen-
barung 1 & 4-5
Darum hat ihn Gott (der Vater) auch über alle Massen erhöht und ihm
einen Namen verliehen, der über allen Namen ist, … Philipper 2:9

6.1 Himmelfahrt, Auffahrt


Nachdem Jesus während 40 Tagen sich ausschliesslich Gläubigen gezeigt
hatte, wurde Er in den Himmel aufgenommen:
Und als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben,
und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg. Und als sie unver-
wandt zum Himmel blickten, während er dahinfuhr, siehe, da standen zwei
Männer in weisser Kleidung bei ihnen, die sprachen: Ihr Männer von Ga-
liläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch
weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise
wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen! (Apg.
1:9-11)
Wir feiern jährlich diese Begebenheit mit dem Feiertag der Auffahrt bzw.
Jesu Himmelfahrt. Leiblich ist der Herr Jesus jetzt im Himmel und wartet,
bis Er vom Vater für sein zweites Kommen in Macht und Herrlichkeit gesen-
det wird. Wir sind aber nicht allein, der Vater und der Sohn (siehe Joh.
14:15-26; 15:26; 16:5-15) haben uns den Heiligen Geist gesendet, damit Er
in uns wohne. In seiner menschlichen Natur ist Jesu somit im 3. Himmel,
im Paradies (siehe 2. Kor. 12:2-4). In seiner göttlichen Natur ist Er durch
den Heiligen Geist zusammen mit dem Vater bei uns, in unseren Herzen.
Als der Heilige Geist an Pfingsten, d.h. 10 Tage nach der Auffahrt, ausge-
gossen worden ist, bildete der Herr seine NT-Gemeinde:
Er aber sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeit-
punkte zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt
hat; sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch

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gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in
ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde! … Diese alle
blieben beständig und einmütig im Gebet und Flehen, zusammen mit den
Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.
Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig bei-
sammen. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von
einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in
dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich
zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten. Und sie wurden alle vom
Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie
der Geist es ihnen auszusprechen gab. (Apg. 1:7-8;14;2:1-4)
Diese wichtigen Ereignisse waren in den jüdischen Festen in 3. Mose 23
bereits vorgeschattet:
a) Passahfest (Kap. 23:4-8)  Opfertod Jesu am Kreuz
b) Darbringung der Erstlingsgabe (Kap. 23:9-14)  Auferstehung Jesu
c) Fest der Wochen (Pfingsten76, Kap. 23:15-22)  das Kommen des
Heiligen Geistes
In Bezug auf die aktuelle Zeit, in welcher wir jetzt leben, ergeben sich nach-
folgende Überlegungen zur Tätigkeit unseres Herrn Jesus:

6.2 Die Herrlichkeit von Jesus Christus


Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was
droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. (Kol. 3:1)
Wir sollen unsere Aufmerksamkeit ganz auf den Herrn richten, welcher nun
im Himmel ist, sitzend zur Rechten des Vaters. Der Herr Jesus hat nun alle
Macht und Johannes, als er Ihn sah fiel wie Tod zu Seinen Füssen:
Und ich wandte mich um und wollte nach der Stimme sehen, die mit mir
redete; und als ich mich umwandte, da sah ich sieben goldene Leuchter,

76Das Fest war 50 Tage nach der Darbringung der Erstlingsgabe. Im Griechischen heisst
50. Tag: pentekostē hēméra, daraus hat sich das Wort Pfingsten abgeleitet.

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und mitten unter den sieben Leuchtern Einen, der einem Sohn des Men-
schen glich, bekleidet mit einem Gewand, das bis zu den Füßen reichte,
und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber
und seine Haare waren weiß, wie weiße Wolle, wie Schnee; und seine
Augen waren wie eine Feuerflamme, und seine Füße wie schimmerndes
Erz, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler
Wasser. Und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus sei-
nem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor; und sein
Angesicht leuchtete wie die Sonne in ihrer Kraft. Und als ich ihn sah, fiel
ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine rechte Hand auf
mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der
Letzte und der Lebende; und ich war tot, und siehe, ich lebe von Ewigkeit
zu Ewigkeit, Amen! Und ich habe die Schlüssel des Totenreiches und des
Todes. Offb 1:12-18
Sie dazu die Theophanie (Gotteserscheinung) in Daniel 10:5-9.
Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft mit seinem
Sohn Jesus Christus, unserem Herrn. (1. Kor. 1:9)
„Kyrie“ ist das griechische Wort für Herr, im Hebräischen entspricht dies
„Adonai“. Gott wurde mit diesem Titel angesprochen. Herr sein bedeutet,
dass Er einen absoluten Anspruch an unser ganzes Leben hat. Wir sind
seine Knechte, Er hat uns erkauft und somit gehören wir als Gläubige Ihm:
Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht Knechte der Menschen! (1. Kor. 7:23)
Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet
nach dem Werk jedes Einzelnen, so führt euren Wandel in Furcht, solange
ihr euch hier als Fremdlinge aufhaltet. Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit
vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus
eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem
kostbaren Blut des Christus als eines makellosen und unbefleckten
Lammes. (1. Petr 1:17-19)
Paulus nannte sich immer wieder Knecht (gr. doulos) Jesu Christi. Er ord-
nete sich und sein Leben vollständig der Herrschaft von Jesus unter. Wir

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beurteilst du deine Unterordnung und Glaubensgehorsam dem Herrn Jesus


gegenüber? Wie können wir die Ehrfurcht vor unserem Herrn fördern?

6.3 Jesus ist der Grund-/Eckstein


Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein ge-
worden; (Ps. 118:22; siehe die Erfüllung in Jesus in Markus 12:10 bzw.
Lukas 20:17)
Der Eckstein war in der Bauarchitektur der Antike der wichtigste Stein. Er
wurde als erstes gesetzt und der Rest des Gebäudes musste sich an die-
sem Stein orientieren.
Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, der Sohn
des lebendigen Gottes! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glück-
selig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das
nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel! Und ich sage dir auch:
Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen,
und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. (Matt.
16:16-18)
Ein Felsen gibt einen festen, unverrückbaren Untergrund. Der Felsen ist
Jesus selbst und das Bekenntnis, dass Er der Sohn des lebendigen Gottes
ist.
Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr aber seid Gottes Ackerfeld und Got-
tes Bau. Gemäss der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein
weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf. Jeder
aber gebe acht, wie er darauf aufbaut. Denn einen anderen Grund kann
niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (1.
Kor. 3:9-11)

6.4 Jesus, das Haupt der Gemeinde


Paulus hat durch die Offenbarung Gottes das Bild des menschlichen Kör-
pers als Vergleich zur Gemeinde herausgearbeitet:
 Das Haupt, Jesus Christus

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 Der Leib, wir Gläubigen


… was auch die überwältigende Grösse seiner Kraftwirkung an uns ist,
die wir glauben, gemäss der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. Die
hat er wirksam werden lassen in dem Christus, als er ihn aus den Toten
auferweckte und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen [Regi-
onen], hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herr-
schaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in dieser Weltzeit,
sondern auch in der zukünftigen; und er hat alles seinen Füssen unter-
worfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib
ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt, (Eph. 1:19-22)
Denn gleichwie wir an einem Leib viele Glieder besitzen, nicht alle Glieder
aber dieselbe Tätigkeit haben, so sind auch wir, die vielen, ein Leib in
Christus, und als einzelne untereinander Glieder, wir haben aber ver-
schiedene Gnadengaben gemäss der uns verliehenen Gnade; (Röm.
12:4-6, siehe dazu auch 1. Kor. 12ff)
In seiner göttlichen Natur ist Jesus Christus anwesend:
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in
ihrer Mitte. Mt 18:20
Er führt durch den Heiligen Geist seine Gemeinde und weist die Dienste zu:
Es bestehen aber Unterschiede in den Gnadengaben, doch es ist der-
selbe Geist; 5 auch gibt es unterschiedliche Dienste, doch es ist derselbe
Herr; 6 und auch die Kraftwirkungen sind unterschiedlich, doch es ist der-
selbe Gott, der alles in allen wirkt. 7 Jedem wird aber das offensichtliche
Wirken des Geistes zum [allgemeinen] Nutzen verliehen. 1Kor 12:4-7
Was bedeutet das Haupt-der-Gemeinde-Sein Jesu in Bezug auf die Dienste
in der örtlichen Gemeinde?
Wo siehst du dich im Leib Christi, welche Gaben hat der Herr dir gegeben,
wo möchtest du dich eingeben?

6.5 Jesus, der Oberhirte


Im AT zeigt sich Jahwe als der Hirte, welches sein Volk gut führt:
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Der Herr (Jahwe) ist mein Hirte … Psalm 23


Jesus hat sich besonders in Johannes 10 als der gute Hirte geoffenbart und
sich damit wesensmässig eins gemacht:
Ich bin der gute Hirte … Joh 10:11,14
Als guter Hirte führt und leitet er uns mit seiner Liebe. Wir dürfen auf seine
Stimme hören und ihm nachfolgen.
Der Gott des Friedens aber, der unseren Herrn Jesus aus den Toten her-
aufgeführt hat, den großen Hirten der Schafe durch das Blut eines ewi-
gen Bundes, Heb 13:20
Er ist nicht nur einfach der gute Hirte, sondern besonders der grosse Hirte.
Er hat die Macht, uns zu bewahren vor allem Bösen und er wird uns ge-
wisslich ans Ziel, nämlich das himmlische Jerusalem zu seiner Gegenwart
führen.
Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge
der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die ge-
offenbart werden soll: 2 Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht
gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Ge-
winn strebend, sondern mit Hingabe, 3 nicht als solche, die über das ihnen
Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid! 4
Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unver-
welklichen Ehrenkranz empfangen. 1Pe 5:1-4

6.6 Jesus ist unser Hohepriester


Wir sind noch nicht vollkommen und wie dankbar sind wir, dass wir einen
Fürsprecher im Himmel haben:
Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass
er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn
wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner,
und sein Wort ist nicht in uns. Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit
ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürspre-

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cher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühn-
opfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für
die der ganzen Welt. (1. Joh. 1:8 - 2:2)
Dies ist genau die priesterliche Aufgabe, Fürsprache für andere vor Gott.
Jesus ist gemäss seiner menschlichen Abstammung aus dem Stamme
Juda und deshalb als Sohn Davids König, wie dies oben ausgeführt wurde.
Als Hohepriester kann er deshalb nicht nach der Ordnung von Aaron ein-
gesetzt sein, da er nicht aus dieser Familie stammt. Deshalb hat Gott im AT
den Melchisedek erscheinen lassen:
Als aber [Abram] von der Schlacht gegen Kedor-Laomer und die Könige,
die mit ihm waren, zurückkehrte, ging ihm der König von Sodom entgegen
in das Tal Schaweh, das ist das Königstal. Aber Melchisedek, der König
von Salem, brachte Brot und Wein herbei. Und er war ein Priester Gottes,
des Allerhöchsten. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram
von Gott, dem Allerhöchsten[e], dem Besitzer des Himmels und der Erde!
Und gelobt sei Gott, der Allerhöchste, der deine Feinde in deine Hand
gegeben hat! Und [Abram] gab ihm den Zehnten von allem. (1. Mose
14:17-20)
Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester
in Ewigkeit nach der Weise (Ordnung) Melchisedeks! (Psalm 110:4)
Die Auslegung und Erklärung zu diesen Versen geben uns der Schreiber
des Hebräerbriefes:
Denn dieser Melchisedek [war] König von Salem, ein Priester Gottes, des
Allerhöchsten; er kam Abraham entgegen, als der von der Niederwerfung
der Könige zurückkehrte, und segnete ihn. Ihm gab auch Abraham den
Zehnten von allem. Er wird zuerst gedeutet als »König der Gerechtigkeit«,
dann aber auch als »König von Salem«, das heisst König des Friedens.
Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder
Anfang der Tage noch Ende des Lebens; und als einer, der dem Sohn
Gottes verglichen ist, bleibt er Priester für immer. (Heb 7,1-3)
Melchisedek war ein Jebusiter und somit Nachkomme von Ham über Ka-
naan (siehe 1Mo 10,15). Ein späterer Nachkomme von Melchisedek war

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Adoni-Zedek, welcher sich Josua entgegensetzte (Jos 10,1ff). Melchisedek


hatte den überlieferten Glauben von Noah her bewahrt und betete den wah-
ren, höchsten Gott an, damals unter dem Namen El bekannt. In der Bege-
benheit in 1Mo 14 wird jedoch seine Abstammung und auch seine Nach-
kommen bewusst verschwiegen, damit er ein Typus (Schattenbild) auf Je-
sus ist, der als Sohn Gottes keinen Anfang und kein Ende hat. Jesus ist als
Mensch nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt Hohepriester gewor-
den.
So seht nun, wie gross der ist, dem selbst Abraham, der Patriarch, den
Zehnten von der Beute gab! Zwar haben auch diejenigen von den Söhnen
Levis, die das Priestertum empfangen, den Auftrag, vom Volk den Zehn-
ten zu nehmen nach dem Gesetz, also von ihren Brüdern, obgleich diese
aus Abrahams Lenden hervorgegangen sind; der aber, der sein Ge-
schlecht nicht von ihnen herleitet, hat von Abraham den Zehnten genom-
men und den gesegnet, der die Verheissungen hatte! Nun ist es aber un-
widersprechlich so, dass der Geringere von dem Höhergestellten geseg-
net wird; und hier nehmen sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber
einer, von dem bezeugt wird, dass er lebt. Und sozusagen ist durch Ab-
raham auch für Levi, den Empfänger des Zehnten, der Zehnte entrichtet
worden; denn er war noch in der Lende seines Vaters, als Melchisedek
ihm begegnete. (Heb 7,4-10)
Der Schreiber des Hebräerbriefes zeigt immer wieder, wie vortrefflicher Je-
sus ist. Hier zeigt er auf, dass das Vorrecht der Priester bzw. Leviten, näm-
lich den Zehnten des Volkes zu erhalten, primär auf Melchisedek zutrifft. Er
hat den Zehnten sinnbildlich sogar von den Leviten und Priestern erhalten
und ist somit grösser als sie.
Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekom-
men] wäre — denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen —
, wozu wäre es noch nötig, dass ein anderer Priester nach der Weise
(Ordnung) Melchisedeks auftritt und nicht nach der Weise Aarons be-
nannt wird? (Heb 7,11)
Hier argumentiert der Schreiber, dass offensichtlich das Aaronische Pries-
tertum nicht das Endziel Gottes war, da es nicht vollkommen war. Alle

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Handlungen und Opfer im alten Bund konnten letztendlich keine Sünden


wegnehmen, sondern nur zudecken in der Hoffnung auf das wahre Opfer
von Jesus Christus hin.
Damit erfolgt nämlich eine Aufhebung des vorher gültigen Gebotes wegen
seiner Kraftlosigkeit und Nutzlosigkeit — denn das Gesetz hat nichts zur
Vollkommenheit gebracht —, zugleich aber die Einführung einer besseren
Hoffnung, durch die wir Gott nahen können. Und insofern dies nicht ohne
Eidschwur geschah — denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden,
dieser aber mit einem Eid durch den, der zu ihm sprach: »Der Herr hat
geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit
nach der Weise Melchisedeks« —, [insofern] ist Jesus umso mehr der
Bürge eines besseren Bundes geworden. Und jene sind in grosser Anzahl
Priester geworden, weil der Tod sie am Bleiben hinderte; er aber hat, weil
er in Ewigkeit bleibt, ein unübertragbares Priestertum. Daher kann er auch
diejenigen vollkommen erretten, die durch ihn zu Gott kommen, weil er für
immer lebt, um für sie einzutreten. Denn ein solcher Hoherpriester tat uns
not, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und
höher als die Himmel ist. (Hebr. 7:18-26)
Jesus wurde nach seiner Himmelfahrt vom Vater in der Ordnung Mel-
chisedeks als Hohepriester im Himmel eingesetzt. Er vertritt uns nun dort.
Das Aaronische Priestertum ist beiseitegesetzt und das Priestertum nach
Melchisedek ist dem Aaronischen mehrfach überlegen, wie wir dies aus den
Ausführungen des Schreibers des Hebräerbriefes entnehmen können:
 das neue Priestertum hat Kraft (7,16)
 es ist ewig und unveränderlich (7,17;24)
 es wurde durch einen Eid (Schwur) Gottes bekräftigt (7,20-21)
Wie wunderbar, unser Herr Jesus trägt uns in Liebe auf seiner Brust und
mit seiner Allmacht auf seinen Schultern (siehe dazu die Kleidung des Ho-
hepriesters 2. Mose 39).
Welche Bedeutung hat die Erkenntnis, dass Jesus unser Hohepriester ist,
für das praktische Gebetsleben und das Bekennen von Sünden?

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Lies den Hebräerbrief speziell unter diesem Aspekt durch und notiere deine
Entdeckungen!

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