Der Auferstehungshoffnung im AT
Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war,
es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die
Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein
Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am
Kreuz. Darum hat ihn Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über
allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Er‐
den und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre
Gottes, des Vaters. (Philipper1 2: 5‐11)
In diesen Versen ist das ganze Evangelium (die gute Heilsbotschaft) zusammengefasst:
Das ewige Wort Gottes, die 2. Person der dreieinigen Gottheit, wurde freiwillig Mensch (sie‐
he Joh. 1:1‐14 und Lukas 1:26‐37; 2:1‐7).
Als 100%ig Mensch und gleichzeitig 100%ig Gott ging die freiwillige Erniedrigung von Jesus
Christus bis zum schmählichen Tod am Kreuz, um als Opfer für uns sein heiliges, makelloses
Leben zu lassen (siehe Joh. 19:17‐30).
Das absolut revolutionierende ist jedoch seine Auferstehung nach 3 Tagen (jüdische Zählung
Freitag, Samstag, Sonntag), welches die Grundlage des christlichen Glaubens schlechthin dar‐
stellt (siehe Joh. 20).
Nachdem sich der auferstandene Herr während 40 Tagen den an Ihn Glaubenden gezeigt
hatte, ist er als glorifizierter (verherrlichter) Mensch in den Himmel aufgefahren (siehe Apg.
1:9‐11) von woher wir Ihn als den kommenden Christus (Messias) in Macht und Herrlichkeit
erwarten.
Für uns persönlich ist die Auferstehung Jesu Christi die Gewähr (die Sicherheit, die Garantie), dass
auch wir einstmals auferstehen werden. Wie grundlegend die Auferstehungshoffnung ist, zeigt uns
Paulus:
Wenn aber Christus verkündigt wird, dass er aus den Toten auferstanden ist, wieso sagen denn et‐
liche unter euch, es gebe keine Auferstehung der Toten? Wenn es wirklich keine Auferstehung der
Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferstanden! Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so
ist unsere Verkündigung vergeblich, und vergeblich auch euer Glaube! Wir werden aber auch als
falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir von Gott bezeugt haben, dass er Christus auferweckt hat,
während er ihn doch nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden! Denn
wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Chris‐
tus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; dann
sind auch die in Christus Entschlafenen verloren. Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hof‐
fen, so sind wir die elendesten unter allen Menschen! Nun aber ist Christus aus den Toten aufer‐
weckt; er ist der Erstling der Entschlafenen geworden. (1. Kor. 15:12‐20)
In diesem ersten Teil über das Thema Auferstehung gehe ich der Frage nach, ob und wenn ja wie
ausgeprägt die Auferstehungshoffnung im AT war.
1
Die Bibelstellen sind aus der Schlachter 2000 Bibel entnommen.
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2
Abraham
Da sprach Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Knabe wol‐
len dorthin gehen und anbeten, und dann wollen wir wieder zu euch kommen. (1. Mose 22:5)
Gott gab den für Abraham wahrscheinlich unverständlichen Auftrag, seinen Sohn Isaac zu opfern.
Uns ist nicht offenbart, was er sich dabei alles dachte. Wir dürfen aber aus dieser Aussage „dann
wollen wir wieder zu euch kommen“ mit dem Schreiber des Hebräerbriefes schliessen, dass er Isaac
aus den Toten als auferstanden wieder erwartete:
Durch Glauben brachte Abraham den Isaak dar, als er geprüft wurde, und opferte den Eingebore‐
nen, er, der die Verheißungen empfangen hatte, zu dem gesagt worden war: »In Isaak soll dir ein
Same berufen werden«. Er zählte darauf, dass Gott imstande ist, auch aus den Toten aufzuerwe‐
cken, weshalb er ihn auch als ein Gleichnis wieder erhielt. (Hebr. 11:17‐19)
Weiter ist es interessant zu sehen, dass die Patriarchen (wie Abraham, Isaak, Jakob) in ihrem Ausdrü‐
cken wie selbstverständlich davon ausgingen, dass die Seelen lebend mit Gott waren. Jesus sagt uns
in diesem Zusammenhang:
Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr nicht gelesen, was euch von Gott gesagt ist,
der spricht: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist aber
nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. (Matt. 22:31‐32)
Der Schreiber des Hebräerbriefes unterstreicht diese Überzeugung als er von Abraham und Sara
schrieb:
Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie ha‐
ben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen
und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden; denn die solches sa‐
gen, geben damit zu erkennen, dass sie ein Vaterland suchen. Und hätten sie dabei jenes im Sinn
gehabt, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie ja Gelegenheit gehabt, zurückzukehren;
nun aber trachten sie nach einem besseren, nämlich einem himmlischen. Darum schämt sich Gott
ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. (Hebr. 11:13‐16)
Jakob
Bei der Täuschung durch die Söhne (nebenbei bemerkt ein schwieriger aber gnädiger Erziehungsweg
Gottes mit dem "Betrüger") rief Jakob in seiner Trauer um seinen Lieblingssohn Joseph aus:
Da machten sich alle seine Söhne und Töchter auf, um ihn zu trösten; er aber wollte sich nicht trös‐
ten lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins
Totenreich! So beweinte ihn sein Vater. 1 Mo 37:35
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3
Hiob
Wahrscheinlich lebte Hiob während der Zeit der Patriarchen. Wir finden nebst vielen tiefen Gedan‐
ken in schönster hebräischer Poesie eine ganz interessante Aussage, welche seine klare Auferste‐
hungshoffnung ausdrückt:
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben. Und nachdem
diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los, Gott schauen; ja, ich
selbst werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen, ohne [ihm] fremd zu sein. Danach
sehnt sich mein Herz in mir! (Hiob 19:25‐27)
David
Ca. 1000 Jahre vor der Auferstehung Jesu prophezeite David in einem seiner messianischen2 Psalmen
dieses einmalige Ereignis und drückte damit auch seine eigene Hoffnung aus:
Darum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt;
auch mein Fleisch wird sicher ruhen,
denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben
und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer die Verwesung sieht.
Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen;
vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle,
liebliches Wesen zu deiner Rechten[g] ewiglich!
Psalm 16:9‐11
Paulus wendet diese Verse ausdrücklich auf Jesus als Messias an, als er den Juden von Antiochia in
Pisidien das Evangelium verkündete:
Dass er ihn aber aus den Toten auferweckte, sodass er nicht mehr zur Verwesung zurückkehren
sollte, hat er so ausgesprochen: »Ich will euch die heiligen [Gnaden‐]Güter Davids geben, die zu‐
verlässig sind«. Darum spricht er auch an einer anderen Stelle: »Du wirst nicht zulassen, dass dein
Heiliger die Verwesung sieht«. Denn David ist entschlafen, nachdem er seinem Geschlecht nach
dem Willen Gottes gedient hat; und er ist zu seinen Vätern versammelt worden und hat die Ver‐
wesung gesehen. Der aber, den Gott auferweckte, hat die Verwesung nicht gesehen. (Apg. 13:34‐
37)
Im nachfolgenden Psalm drückt David seinen Glauben und seine Hoffnung in ähnlichen Worten wie
Hiob aus:
Ich aber werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit,
an deinem Anblick mich sättigen, wenn ich erwache.
Psalm 17:15
2
Psalmen, welche prophetisch von Jesus Christus (= Gesalbter, Messias) reden
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4
Elia
Elia ist der Prophet des Gerichts in einem von geistlicher Dekadenz und Götzendienst gekennzeichne‐
ten Volk Gottes. Er durfte wie später Jesus einen Menschen vom Tode zurückholen und damit die
Auferstehung zum Ewigen Leben bildlich vorschatten:
Aber nach diesen Ereignissen wurde der Sohn der Frau, der Hauswirtin, krank, und seine Krankheit
wurde so schwer, dass kein Lebensodem mehr in ihm blieb. Und sie sprach zu Elia: Du Mann Got‐
tes, was habe ich mit dir zu tun? Du bist zu mir hergekommen, damit an meine Schuld gedacht
werde und mein Sohn sterbe! Er sprach zu ihr: Gib mir deinen Sohn her! Und er nahm ihn von ih‐
rem Schoß und trug ihn hinauf in das Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Und
er rief den Herrn an und sprach: Herr, mein Gott, hast du auch über die Witwe, bei der ich zu Gast
bin, so Schlimmes gebracht, dass du ihren Sohn sterben lässt? Und er streckte sich dreimal über
das Kind aus und rief zu dem Herrn und sprach: Herr, mein Gott, lass doch die Seele dieses Kindes
wieder in es zurückkehren! Und der Herr erhörte die Stimme des Elia. Und die Seele des Kindes kam
wieder in dasselbe, und es wurde lebendig. Und Elia nahm das Kind und brachte es von dem Ober‐
gemach ins Haus hinab und übergab es seiner Mutter und sprach: Siehe, dein Sohn lebt! 1 Kön
17:17‐23
Elisa
Elisa ist im Gegensatz zu Elia der Prophet der Gnade und es gibt viele Parallelen zwischen seinem
Leben und dem Leben Jesu auf dieser Erde. Auch er durfte ein Kind vom Tode zurückholen:
Als aber der Knabe heranwuchs, geschah es eines Tages, dass er zu seinem Vater, zu den Schnit‐
tern hinausging. Da sprach er zu seinem Vater: Mein Kopf, mein Kopf! Jener aber befahl einem
Knecht: Trage ihn zu seiner Mutter! Der hob ihn auf und brachte ihn zu seiner Mutter. Und er saß
auf ihrem Schoß bis zum Mittag, dann starb er. Da ging sie hinauf und legte ihn auf das Bett des
Mannes Gottes, schloss hinter ihm zu und ging hinaus; und sie rief ihren Mann und sprach: Sende
mir doch einen von den Knechten und eine Eselin, ich will schnell zu dem Mann Gottes gehen, aber
[bald] wiederkommen! Er sprach: Warum gehst du heute zu ihm? Es ist doch weder Neumond
noch Sabbat! Sie sprach: Lebe wohl! Und sie sattelte die Eselin und sprach zu ihrem Knecht: Treibe
das Tier immerzu an und halte mich nicht auf beim Reiten, es sei denn, dass ich es sage! So ging sie
denn und kam zu dem Mann Gottes auf den Berg Karmel. Als aber der Mann Gottes sie aus einiger
Entfernung sah, sprach er zu seinem Diener Gehasi: Sieh dort die Schunamitin! Nun laufe ihr doch
entgegen und sprich zu ihr: Geht es dir gut? Geht es deinem Mann gut? Geht es dem Kind gut? Sie
sprach: Jawohl! Als sie aber zu dem Mann Gottes auf den Berg kam, umfasste sie seine Füße; da
trat Gehasi herzu, um sie wegzustoßen. Aber der Mann Gottes sprach: Lass sie, denn ihre Seele ist
betrübt, und der Herr hat es mir verborgen und es mich nicht wissen lassen! Sie aber sprach: Habe
ich denn von meinem Herrn einen Sohn erbeten? Sagte ich nicht, du solltest mich nicht täuschen?
Da sprach er zu Gehasi: Gürte deine Lenden und nimm meinen Stab in deine Hand und geh hin!
Wenn dir jemand begegnet, so grüße ihn nicht, und grüßt dich jemand, so antworte ihm nicht, und
lege meinen Stab auf das Angesicht des Knaben! Aber die Mutter des Knaben sprach: So wahr der
Herr lebt und so wahr deine Seele lebt, ich lasse nicht von dir! Da machte er sich auf und folgte ihr.
Gehasi aber ging vor ihnen hin und legte dem Knaben den Stab auf das Angesicht; aber da war
keine Stimme und kein Aufmerken. Und er kehrte um, ihm entgegen, und berichtete es ihm und
sprach: Der Knabe ist nicht aufgewacht! Als nun Elisa in das Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot
auf seinem Bett. Und er ging hinein und schloss die Tür hinter ihnen beiden zu und betete zu dem
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Herrn. Dann stieg er hinauf und legte sich auf das Kind, und er legte seinen Mund auf den Mund
des Kindes und seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände und breitete sich
so über es, dass der Leib des Kindes warm wurde. Danach stand er auf und ging im Haus einmal
hierhin, einmal dorthin; dann stieg er wieder hinauf und breitete sich über ihn. Da nieste der Knabe
sieben Mal; danach tat der Knabe die Augen auf. Und er rief Gehasi und sprach: Rufe die Schuna‐
mitin! Da rief er sie, und als sie zu ihm hereinkam, sprach er: Da nimm deinen Sohn! Und sie kam
und fiel nieder zu seinen Füßen und neigte sich zur Erde, und sie nahm ihren Sohn und ging hinaus.
2 Kön 4:18‐37
Selbst in seinem Tod durfte Elisa die Kraft der Auferstehung für uns, welche durch Jesu Tod erwirkt
wurde, vorschatten:
Und Elisa starb und wurde begraben. Im folgenden Jahr aber fielen die Streifscharen der Moabiter
ins Land. Und es geschah, als man einen Mann begrub, da sahen sie plötzlich die Streifschar
[kommen]; und sie warfen den Mann in das Grab Elisas. Und sobald der Mann hinabkam und die
Gebeine Elisas berührte, wurde er lebendig und stellte sich aufrecht auf seine Füße. 2 Kön 13:20‐
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6
Hosea
Inmitten der Untreue des Volkes Gottes gegenüber ihrem Bundesgott durfte Hosea ca. 300 Jahre
nach David folgende Hoffnungszeilen schreiben:
Ephraims Schuld ist zusammengebunden, seine Sünde ist aufbewahrt. Geburtswehen werden ihn
ankommen; er ist ein unverständiges Kind; denn er stellt sich nicht zur rechten Zeit ein zur Geburt!
Ich will sie erlösen aus der Gewalt des Totenreichs (Scheols), vom Tod will ich sie loskaufen. Tod,
wo ist dein Verderben (LXX3: Stachel)? Totenreich, wo ist dein Sieg? (Hosea 13:12‐14)
Der hebräische Begriff Scheol drückte den Ort im Jenseits aus, in welchem die AT‐Gläubigen annah‐
men, dass sich die Seelen der Verstorbenen befanden. Erst durch das Kommen unseres Herrn Jesus
wurde klar geoffenbart, wie diese Erlösung geschehen kann:
Das aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können; auch erbt
das Verwesliche nicht die Unverweslichkeit. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar
nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur
Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt
werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unver‐
weslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Ver‐
wesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird
das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein
Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?« Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sün‐
de aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Chris‐
tus! (1. Kor. 15:50‐17)
Jesaja
Einige Jahre später (d.h. ca. 700 v. Chr.) spricht dann Jesaja ausdrücklich von der leiblichen Auferste‐
hung der Toten:
Aber deine Toten werden leben, [auch] mein Leichnam; sie werden auferstehen! Wacht auf und
jubelt, ihr Bewohner des Staubes! Denn dein Tau ist ein Morgentau, und die Erde wird die Toten
wiedergeben. (Jesaja 26:19)
Er wird den Tod auf ewig verschlingen. Und Gott, der Herr, wird die Tränen abwischen von jedem
Angesicht und die Schmach seines Volkes hinweg nehmen von der ganzen Erde. Ja, der Herr hat
[es] gesprochen. Und an jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf den wir gehofft
haben, dass er uns rette; das ist der Herr, auf den wir hofften; nun lasst uns frohlocken und fröh‐
lich sein in seiner Rettung! (Jesaja 25:8‐9)
Paulus zitiert den ersten Teil von Jesaja 25:8 in 1. Kor. 15:54 und Johannes bezieht sich in der Offen‐
barung auf diese Verse:
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder
Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. (Offenbarung
21:4)
3
LXX = Septuaginta, die griechische Übersetzung des AT, welche mehrheitlich beim Zitieren im NT verwendet
worden ist.
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7
Jesaja prophezeite in wunderbarer Weise von Jesus Christus als der Messias und sah sowohl den
stellvertretenden Tod für uns als auch die Auferstehung mit dem Gewinn für uns voraus:
Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer will aber sein Geschlecht be‐
schreiben? Denn er wurde aus dem Land der Lebendigen weggerissen; wegen der Übertretung
meines Volkes hat ihn Strafe getroffen. Und man bestimmte sein Grab bei Gottlosen, aber bei ei‐
nem Reichen [war er] in seinem Tod, weil er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem
Mund gewesen war. Aber dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden. Wenn er sein
Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen sehen und seine Tage verlängern;
und das Vorhaben des Herrn wird in seiner Hand gelingen. Nachdem seine Seele Mühsal erlitten
hat, wird er seine Lust sehen und die Fülle haben; durch seine Erkenntnis wird mein Knecht, der
Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Sünden wird er tragen. Darum will ich ihm die Vielen zum
Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, dass er seine Seele dem Tod preisgege‐
ben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltä‐
ter gebetet hat. (Jesaja 53:8‐12)
In Gedichtform geschrieben drückt Jesaja die Auferstehung in lebendigen Worten indirekt aus:
Nachdem sein Grab bei einem Reichen (gem. Matt. 27:57‐60 bei Joseph von Arimathia) war,
wird er doch (geistliche) Nachkommen sehen und seine Tage werden (in die Ewigkeit) verlän‐
gert.
Er wird seine Lust sehen und die Fülle haben, viele (alle, welche Ihn durch Glauben anneh‐
men) wird er gerecht machen.
»Kommt, wir wollen wieder umkehren zum Herrn! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er
hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden! Nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen,
am dritten Tag wird er uns aufrichten, dass wir vor ihm leben. So lasst uns [ihn] erkennen, ja, eifrig
trachten nach der Erkenntnis des Herrn! Sein Hervorgehen[a] ist so sicher wie das Licht des Mor‐
gens, und er wird zu uns kommen wie ein Regenguss, wie ein Spätregen, der das Land benetzt!«
Hos 6:1‐3
Die Hand des Herrn kam über mich, und der Herr führte mich im Geist hinaus und ließ mich nieder
mitten auf der Ebene[a], und diese war voller Totengebeine. Und er führte mich ringsherum an
ihnen vorüber; und siehe, es waren sehr viele auf der Ebene; und siehe, sie waren sehr dürr. Da
sprach er zu mir: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete:
O Herr, Herr, du weißt es! Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen:
Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn! So spricht Gott, der Herr, zu diesen Gebeinen:
Seht, ich will Odem[b] in euch kommen lassen, dass ihr lebendig werdet! Ich will euch Sehnen ge‐
ben und Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen und Odem in euch geben,
dass ihr lebendig werdet; und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin! Da weissagte ich, wie mir
befohlen war, und als ich weissagte, entstand ein Geräusch[c], und siehe, eine Erschütterung[d],
und die Gebeine rückten zusammen, ein Knochen zum anderen. Und ich schaute, und siehe, sie be‐
kamen Sehnen, und es wuchs Fleisch an ihnen; und es zog sich Haut darüber; aber es war noch
kein Odem in ihnen. Da sprach er zu mir: Richte eine Weissagung an den Odem; weissage, Men‐
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schensohn, und sprich zum Odem: So spricht Gott, der Herr: Odem, komme von den vier Windrich‐
tungen und hauche diese Getöteten an, dass sie lebendig werden! So weissagte ich, wie er mir be‐
fohlen hatte. Da kam der Odem in sie, und sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füße —
ein sehr, sehr großes Heer. Und er sprach zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze
Haus Israel. Siehe, sie sprechen: »Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren;
es ist aus mit uns!« Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will
eure Gräber öffnen und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufbringen, und ich will euch wie‐
der in das Land Israel bringen; und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber
öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufbringen werde. Und ich werde meinen
Geist[f] in euch legen, und ihr sollt leben; und ich werde euch wieder in euer Land bringen; und ihr
werdet erkennen, dass ich der Herr bin. Ich habe es gesagt und werde es auch tun!, spricht der
Herr. Hes 37:1‐14
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9
Daniel
Nochmals ca. 150 Jahre später erhält Daniel die klarste Offenbarung über die Auferstehung:
Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen
Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande. (Daniel 12:2)
Das erste Mal wird von zwei unterschiedlichen Auferstehungen gesprochen:
1. Eine Auferstehung zum ewigen Leben (in der Gegenwart Gottes)
2. Eine andere Auferstehung zur ewigen Schmach und Schande (getrennt von Gott)
Zusammenfassend dürfen wir festhalten, dass der Auferstehungsglaube während der Zeit des AT
(wahrscheinlich seit Adam) lebendig war:
Die Seele ging nach dem Tod in den Sheol (hebräischer Begriff für Totenreich).
Der Körper wurde begraben auf die Auferstehungshoffnung hin4.
Man erwartete die Auferstehung der Toten am letzten Tag5, was auch durch die Aussage von
Martha in Joh. 11:24 bestätigt wird.
Die letztendliche Hoffnung war das himmlische Jerusalem in der Gegenwart Gottes, was uns
der Hebräerbrief noch unterstreicht (Hebr. 11:16).
Es fehlte noch an der Klarheit, welche durch die Offenbarung im NT gegeben worden ist.
4
Es gab deshalb auch keine Verbrennung der Toten, da dies die Auferstehungshoffnung leugnet.
5
Manche übersetzen „den jüngsten Tag“. Gemeint ist der Moment, in welchem diese Erdenzeit ein Ende hat
und Gott (in Jesus Christus) wiederkommt.
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