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Mit der Änderung seines Nachnamens von Luder zu Luther nach dem griechischen Wort
"eleutheros" ("Befreiter", "frei") signalisierte er seit 1517 auch äußerlich seine innere
Verwandlung.
1517 verfasste Luther seine 95 Thesen, die sich kritisch mit dem Ablasshandel
auseinandersetzen.
Kardinal Albrecht zeigt daraufhin Luther in Rom an und es kommt 1518 zu einem
Ketzerprozess in Augsburg, der aber ohne Ergebnis bleibt.
Erst mit dem Reichstag zu Worms 1521 gelingt es dem Papst, Martin Luther zu
exkommunizieren und für vogelfrei zu erklären.
Luther findet Exil auf der Wartburg in Eisenach, wo er als Junker Jörg unerkannt bleiben soll.
Dort übersetzt Luther 1521 das Neue Testament in die deutsche Sprache.
Diese Bibelübersetzung wird später in großer Auflage verbreitet und dann mit dem Alten
Testament (übersetzt 1534) zusammen zur berühmten Lutherbibel.
Im Juni 1525 heiratet Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora.
Die Eheschließung war für ihn eine logische Konsequenz seiner Lehren, da er den Zölibat
ablehnte, die Auflösung der Klöster verlangte und die Eheschließung nicht mehr als sakrales
Sakrament verstand.
Damit machte Luther biblische Inhalte auch dem einfachen Volk zugänglich. Zwar gab es
vorher schon 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben, jedoch
waren diese Übersetzungen durch ihr „gestelztes“ Deutsch für das einfache Volk schwer
verständlich.
Luther dagegen bemühte sich wie die Humanisten um eine möglichst direkte Übersetzung
der hebräischen und griechischen Urtexte. Er übersetzte weniger wörtlich, sondern
versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Wortsinn (sensus literalis) ins Deutsche zu
übertragen.
Seine Sprachform war das Ostmitteldeutsche seiner Heimat, in dem nord- und süddeutsche
Dialekte schon verschmolzen waren. Aber erst durch Luthers Bibelübersetzung entwickelte
sich dieser Dialekt zum gemeinsamen Hochdeutsch.
Luthers Übersetzung des Neuen Testaments 1522 hatte einen außerordentlichen Erfolg und
wurde ins Niederländische, Niederdeutsche, Dänische und 1524 ins Schwedische übersetzt.
Hierbei lernte er viel von der gesprochenen Volkssprache: den einfachen Stil, den Gebrauch
von einführenden Modalpartikeln (allein 'nur', ja, doch, denn, schon usw.) und die Vorliebe
für eine bildhafte Ausdrucksweise mit Metaphern, Redensarten und Sprichwörtern, die man
auch in der polemischen Literatur jener Zeit wiederfindet.
So ersann er Ausdrücke wie Feuertaufe, Bluthund, Selbstverleugnung, Machtwort,
Schandfleck, Lückenbüßer, Gewissensbisse, Lästermaul und Lockvogel.
Metaphorische Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben
Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine
Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“ und „der große Unbekannte“ gehen
auf ihn zurück.
Luther legte selbst eine Sammlung von Sprichwörtern an, und manche seiner
Formulierungen sind auch zu Sprichwörtern geworden (Der Geist ist willig, aber das
Fleisch ist schwach).
Luthers Stil ist aber auch durchdacht; er verwendete geschickt die Stilmittel der Rhetorik wie
Hervorhebung durch synonyme Ausdrücke, Steigerung, rhetorische Fragen usw.
Luthers Wortschatz war außergewöhnlich groß. Von seinem umfassenden Studium her
kannte er u.a. die Rechtssprache und die Sprache der Mystiker, die ihn zu vielen neuen
Wortbildungen inspirierte: Feuereifer, friedfertig, gastfrei, gottselig, Herzenslust,
kleingläubig, lichterloh, Sündenangst usw.
Luthers Wirken beeinflusste wesentlich die Entwicklung der deutschen Sprache. Er stellte die
deutsche Sprache gleichberechtigt neben die drei bis dahin als heilig erachteten Sprachen
Hebräisch, Griechisch und Latein.