Inhalt
Das Pronomen
Pronomina (Fürwörter) sind Wörter, die ein Hauptwort (Nomen) oder eine
Wortgruppe mit einem Hauptwort als Kern ersetzen, bezeichnen oder begleiten.
Wir unterscheiden:
Pronomina sind nach dem Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum), nach dem
Numerus (Einzahl oder Mehrzahl) und nach dem Kasus (Nominativ, Akkusativ, Dativ
oder Genitiv) flektierbar.
Wenn Pronomina Stellvertreter von Nomina sind, richten sie sich im Genus und
Numerus nach ihnen. Sie ersetzen als Stellvertreter das Nomen. Sie haben aber kein
festes Genus, dieser wird durch das Nomen, das sie ersetzen oder begleiten,
bestimmt.
Beispiel: Walter hat das Mädchen gestern gesehen. Er hat sie gestern gesehen.
Wenn Pronomina Begleiter von Nomen sind, richten sie sich im Genus, Numerus
und Kasus nach ihm.
1. Das Personalpronomen
Die Personalpronomina heißen: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie.
Die Personalpronomina werden immer als Stellvertreter des Nomens in
einem Satz verwendet.
Beispiel: Christine liest ein Buch. > Sie liest ein Buch.
Singular
Nominativ
ich du er/ sie / es
Genitiv
mein dein sein/ ihr/ sein
Dativ
mir dir ihm/ ihr/ ihm
Akkusativ
mich dich ihn / sie/ es
Plural
Nominativ wir ihr sie
Genitiv unser euer ihr
Dativ uns euch ihnen
Akkusativ uns euch sie
3. Das Interrogativpronomen
Formen:
a) wer/was
b) welcher/welche/welches
c) was für ein(er)/was für eine/was für ein(es)
a) Das Fürwort wer ist hinsichtlich seiner grammatischen Zahl ( Numerus) Einzahl
(Singular) und hinsichtlich seines Geschlechts (Genus) männlich (maskulin).
Dennoch wird es sowohl für männliche als auch für weibliche Personen gebraucht,
und es steht immer in der Einzahl (Singular), auch wenn nach mehreren Personen
gefragt wird.
Das Fürwort was ist sächlich und fragt nach Sachen. Auch was steht in der Regel
in der Einzahl.
wer und was werden allein stehend, also als Stellvertreter verwendet
b) Das fragende Fürwort welcher fragt nach einer Auswahl unter mehreren
Möglichen Personen oder Sachen. Es kann entweder allein stehend oder
als Begleiter eines Hauptwortes gebraucht werden.
c) Die Form was für ein fragt nach Beschaffenheit oder Eigenschaft einer
Person oder Sache. Sie wird als Stellvertreter oder als Begleiter gebraucht.
Beispiele: Was für ein Mensch ist er eigentlich? (Begleiter)
Ich habe gestern einen Film gesehen. – Was für einen? (Stellvertreter)
Singular Plural
Maskulin Feminin Neutrum
Nominativ welcher? welche? welches? welche?
Genitiv welches?/ welcher? welches?/ welcher?
welchen? welchen?
Dativ welchem? welcher? welchem? welchen?
Akkusativ welchen? welche? welches? welche?
4. Das Demonstrativpronomen
Beispiel: Wie findest du die Schuhe? Die finde ich sehr hübsch.
e) Die Fürwörter derjenige, diejenige, dasjenige weisen auf etwas hin, das später
durch einen Relativsatz näher bestimmt wird. Sie können als Begleiter eines
Hauptwortes verwendet werden, aber ebenso als sein Stellvertreter.
Beispiele: Diejenige Person, die mir hilft, ist mein bester Freund.
Derjenige, der mir hilft, ist mein bester Freund.
Beispiele
5. Das Indefinitpronomen
Wir unterscheiden:
Keiner: Er wollte einen Apfel kaufen, aber er hat keinen gekauft. (Sv.)
Er hat keinen Apfel gekauft. (B.)
Einer wird nur als Stellvertreter gebraucht und hat unterschiedliche Formen.
Das Pronomen einer ändert im Plural seine Form auf welch-.
Beispiel: Heute war einer von Finanzamt da.
Deklination als Begleiter( nach Modell Artikelwort, also wie der unbestimmte
Artikel)
Singular
maskulin feminin netrum
Nominativ irgendein irgendeine irgendein
Genitiv irgendeines irgendeiner irgendeines
Dativ irgendeinem irgendeiner irgendeinem
Akkusativ irgendeinen irgendeine irgendein
N man
A Beispiel: Wie spricht man das Wort aus? (N)
einen Man kann einem reden, er versteht trotzdem nichts. (D).
D
einem
G -
2. Jemand/niemand
Das Pronomen jemand bezeichnet irgendeine Person, die man nicht näher
bestimmen kann oder will. Das Pronomen niemand ist die Verneinung von
jemand, es bedeutet “keine einzige Person, überhaupt keiner”.
Zu Verstärkung der Umbestimmtheit ist das Pronomen “jemand” mit
“irgend-” kombiniert.
N jemand
A
jemanden/jemand
D
jemandem/jemand
G - Beispiele: Jemand hat nach dir gefragt. (N)
Er wartet seit Stunden auf jemand(en). (Akk.)
Etwas/nichts
Singular Plural
1. Person(ich) mein unser
2. Person(du) dein euer
3. Person(er, sie , es) sein/ ihr/ sein ihr
Possesivpronomina stehen meisten als Begleiter vor dem Nomen, auf das
sie sich beziehen. Sie werden stark dekiniert. Sie werden auch als Stellvertreter
verwendet.
Beispiele: Meine Mutter is junger als seine Mutter. (B.)> Meine ist junger als
seine. (Sv.)
Euere Schule hat einen großen Turnsaal. (B.)> Eure hat einen großen
Turnsaal. (Sv.)
7. Das Relativpronomen
Relativpronomina leiten Relativsätze ein. Sie beziehen sich auf ein Nomen
oder ein anderes Pronomen, das zuvor genannt wurde, und ersetzen dieses
Wort im Relativsatz. Dabei müssen sie in Genus (Geschlecht) und Numerus
(Singular oder Plural) mit dem Wort übereinstimmen, das sie ersetzen.
Sie heißen:
der, die, das (werden wie das Demonstrativpronomen der, die, das dekliniert)
welcher, welche, welches (werden wie Interrogativpronomina dekliniert)
wer, was
Beispiel: Der Zug, der gestern zu spät abfuhr, fährt heute gar nicht.
Wo sind die Akten, welche gestern noch auf meinem Schreibtisch lagen?
Ich wiederhole nur das, was du selbst gesagt hast.
8. Das Reflexivpronomen
Singular
1. Person 2. Person 3. Person
Plural
1. Person 2. Person 3. Person
Dativ uns euch sich
Akkusativ
Reflexivpronomina verwenden wir in einem Satz immer mit Reflexivverben.
9. Das Reziprokpronomen
Einander drückt eine wechselseitige Beziehung aus und funktioniert nur im Plural.
Neben einander können auch die Reflexivverben im Plural benutzt weden. Dabei
wird oft zusätzlich das Wort gegenseitig verwendet, um Wechselseitigkeit zu
verdeutlichen.
Es als Prowort
b) Darüber hinaus kann es auch für ein Nomen oder Adjektiv als Prädikativ
stehen.
Beispiel: Sein Vater ist Regisseur. Er möchte es auch werden.
Es als Platzhalter
Es kann Platzhalter sein für ein Subjekt, das erst weiter hinten im Satz genannt
wird. Dann steht es am Satzanfang.
Es als Korrelat
Es kann als Korrelat für einen ganzen Nebensatz oder einen Infinitivsatz
stehen, der Subjekt oder Objekt ist.
Beispiele:
Als Subjekt: (nur an erster Stelle)
Dass man die Prüfung besteht, ist nicht sicher.
Es ist nicht sicher, dass mann die Prüfung besteht.(Nebensatz)
Die Prüfung zu bestehen, ist schwierig.
Es ist schwierig, die Prüfung zu bestehen.(Infinitivsatz )
Als Subjekt: - das Pronomen es steht als rein formales, dass heißt
bedeutungsloses Subjekt bei unpersönlichen oder bei unpersönlich verwendeten
Verben. Es kann in der Regel nich wegglassen oder ersetzt weden.
Beispiele: Es regnet stark.
Es schneit schon den ganzen Tag.
Es handelt sich um eine Missverständnis.
Als Objekt: - die Verben, bei denen die Pronominalform es als Objekt steht,
bilden feste Verbindungen (Wendungen).
Beispiele: Wir hatten es eilig.
Lass es dir schmecken!
Pronomina / Übung
Suchen Sie und identifizieren Sie verschiedene Arten von Pronomina in den
folgenden Sprichwörter.
a. Dieser jagt das Wild, jener ißt den Braten.
b. Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist.
c. Alles vergeht, Tugend besteht.
d. April tut, was er will.
e. Alte Marksteine soll man nicht verrücken.
f. Am Gelde riecht man es nicht, womit es verdient ist.
g. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch verstand.
h. Alle wissen guten Rat, nur nicht, wer ihn nötig hat.
i. Zu solchem Wild gehört solcher Waidmann.
j. Das Glück schenkt nichts, leiht nur.
k. Wem soll der nützen, der sich selber nicht nützt?
l. Arme Leute kennt niemand.
m. Die einem drohen, wollen einem nichts tun.
n. Wer heute spart, hat morgen etwas.
o. Der liebe Niemand ist an allem schuld.
p. Wenn jemand mich einmal betrügt, so verzeih‘ es ihm Gott, betrügt er mich
zum zweitenmal, so verzeih‘ es mir Gott.
Die flektierbaren Wortarten
Das Substantiv(Nomen)
1. Definition
Substantive/Nomen sind Wörter mit folgenden grammatischen Eigenschaften:
sie haben ein festes Genus (grammatisches Geschlecht- maskulin, feminin,
neutrum)
sie sind nach dem Numerus (nach der grammatischen Zahl) bestimmt-
Singular/Einzahl und Plural/Mehrzahl
sie sind nach dem Kasus (nach dem Fall) bestimmt- ihre Flexionsformen stehen je
nachdem im Nominativ, Genitiv, Dativ oder im Akkusativ
2. Einteilung
Bei den Substantiven kann man in semantischer Hinsicht weiter zwischen:
2.1 Konkreta (Mann, Frau, Wasser, Bamberg) und Abstrakta (Liebe, Ehrlichkeit,
Reise)
2.2 Eigennamen (Moritz, Berlin, Titanic) und Appellative (Katze, Blume)
unterscheiden.
a) steht bei Substantiven auf –s (-nis wird zu –nisses), -ß, -x, -tsch, -z:
b) haben viele einsilbige Substantive: der Tag – des Tages, der Arzt – des Arztes;
c) wird bevorzugt bei Substantiven auf –sch und –st: der Fisch – des Fisches, der Dienst – des
Dienstes;
a) steht bei mehrsilbigen Substantiven, die auf eine unbetonte Silbe enden:
3.1.3
a) Substantive auf –e, die Lebewesen bezeichnen, erhalten –n in den obliquen(Genitiv, Dativ
und Akkusativ) Kasus: Junge, Kunde, Neffe, Zeuge, Affe, Löwe, Rabe usw.
b) Das geschieht auch mit den Namen der Angehörige verschiedener Völker: Franzose, Däne,
Chinese usw.
c) und mit den Berufszeichnungen auf –oge: Pädagoge, Biologe, Psychologe usw.
3.1.4
a) Fremdwörter, die auf –ent, -ant, -ist, -at, -nom, -et, -and, -urg enden, erhalten –en in den
obliquen Kasus: Präsident, Absolvent, Diamant, Konsonant, Polizist, Optimist, Demokrat,
b) Substantive mit konsonantischem Auslaut erhalten –en. Dazu gehören einige Einsilber und
diese Substantive bezeichnen ebenfalls Lebewesen: Mensch, Prinz, Bär usw.
3.1.5
a) Einige maskuline Substantive auf –e werden nach einem Mischtypus aus Typ 1 und Typ 2
flektiert. Sie erhalten in den obliquen Kasus die Endung –n, im Genitiv auch –s:
N. die Tage die Boten die Vögel die Kinder die Parks
G. der Tage der Boten der Vögel der Kinder der Parks
D. den Tagen den Boten den Vögeln den Kindern den Parks
Akk. die Tage die Boten die Vögel die Kinder die Parks
c) Einsilbige Neutra und Neutra mit untrennbarem Präfix: Bein, Geschäft, Haar, Gefäß, Salz;
e) Maskulina auf –ling und Neutra auf –nis (mit Verdoppelung des –s): Zwilling, Verhältnis,
b) Die Maskulina des Singulartyps 2 und die Maskulina des Mischtyps im Singular: Junge,
Löwe, Name;
d) Maskulina auf -ent, -loge, - ant, -ist, -at, -et, -nom und weitere Bezeichnungen für Personen
als Handlungsträger: Absolvent, Biologe, Demonstrant, Artist, Athlet, Agronom, Doktorand;
3.2.3 Typ 3: ohne Endung (bei umlautfähigem Stammvokal mit und ohne Umlaut) – mit Endung
–n nur im Dativ
a) Die meisten Maskulina auf –el, -en, -er:
Strudel, Tunnel, Schatten, Kuchen, Sommer, Bruder, Vater, Apfel, Ärmel, Körper, Berliner;
3.2.5 Typ 5: -s
a) Substantive, die auf Vokal enden (außer e): Sofa, Oma, Uhu usw.
1. Besonderheiten
4.2 Homonyme mit verschiedenem Genus:
der Leiter – die Leiter (Vorgesetzter) die Leiter – die Leitern (zum Steigen bestimmt)
der Band – die Bände (Buch) die Band – die Bands (Musikgruppe)
der Flur – die Flure (Diele, Korridor) die Flur – die Fluren (Feld)
der Schild – die Schilde (Schutzwaffe) das Schild – die Schilder (Erkennungszeichen)
das Koppel – die Koppel (Gürtel) die Koppel – die Koppeln (eingezäuntes
1
Waagerechte Fläche, die den Rumpf von Wasserfahrzeugen nach oben hin abschließt
2
Anlegestelle, Landungsbrücke, an der die Schiffe beiderseits anlegen können
3
Mit deutlich sichtbaren Zeichen des Verfalls, der Beschädigung unbrauchbar gewordenes [nur
noch als Rest vorhandenes] Schiff, Auto o. Ä.
Weideland)
der Mangel – die Mängel (Fehler) die Mangel – die Mangeln (Wäscherolle)
4.2 Die Namen der Jahreszeiten, Monate und Wochentage sind maskulin: der Frühling, der
August, der Freitag;
Die Namen der Bäume und vieler Blumen sind feminin: die Buche, die Kiefer;
Gebirgsnamen sind zum Teil maskulin: der Harz, aber viele Gebirgsnamen werden im
Mehrzahl benutzt: die Karpaten, die Kordilleren und andere sind Verbindungen mit dem
Neutrum Gebirge: das Erzgebirge.
Einige deutschsprachigen und die übrigen fremdsprachigen Flussnamen sind maskulin: der
Main, der Rhein, der Neckar, der Nil, der Ganges, der Amazonas;
Im Gegensatz zu normalen Substantiven wird bei Personennamen wie im Englischen normalerweise ein
vorangestellter Genitiv mit –s gebildet, umgangssprachlich aber ebenfalls meist die Präposition von
benützt.
Beispiele:
Genitiv: Peters Haus
Einen Apostroph bekommt der Genitiv im Deutschen nur, wenn der Namen bereits auf –s endet.
Hier sollte der Genitiv aber besser durch die Präpositionvon ersetzt werden.
Beispiel:
Genitiv mit Apostroph: Klaus‘ Haus
besser: das Haus von Klaus
4.5 Suffixe, von denen aus man auf das Genus der Substantive schließen kann:
2. Regelmäßige Verben
3. Unregelmäßige Verben
3.1. Klassen
4. Halbunregelmäßige Verben
Nach der Art, wie sie ihr Präteritum und ihr Partizip II bilden, lassen sich zwei große Teilmenge von Verben
unterscheiden, die man regelmäßige und unregelmäßige Verben nennt.
Zwischen den regelmäßigen und den unregelmäßigen Verben bestehen folgende Unterschiede:
(1) Regelmäßige Verben bilden ihr Präteritum mit Hilfe des Suffixes -te- (fragte, machte, zeigte), unregelmäßige
Verben ohne zusätzliches Suffix, sondern durch Vokalalternation und zwar Ablaut im Wortstamm (rufen-rief, finden
- fand)
(2) Regelmäßige Verben bilden ihr Partizip II mit dem Suffix -t- oder -et (gelacht, geredet, geatmet), unregelmäßige
Verben mit Hilfe des Suffixes -en. (geblieben, gesungen, gefahren)
(3) Regelmäßige Verben ändern im Präteritum und Partizip II ihren Stammvokal nicht, unregelmäßige Verben ändern
ihren Stammvokal in gesetzmäßiger Weise in den drei Stammformen
Die regelmäßigen Verbe, auch ,,schwache Verben” gennant, sind daran erkennbar, dass sie
das Präteritum mit einem -t Suffix bilden. (blicken - ich blickte).
Historisch gesehen sind die schwachen Verben die jüngeren. Die meisten von ihnen
wurden in germanischer Zeit aus dem alten Bestand der starken Verben gebildet, und zwar
vorzugsweise durch ein j-Suffix, das später verschwand, aber vielfach einen Umlaut
bewirkte. Deshalb zeigen die schwachen Verben einen Umlaut. Deutlich wird der
historische Zusammenhang noch in Verbpaaren wie fallen (stark) und fällen (schwach).
2.1 Besondere Gruppe der regelmäßigen Verben
Zu den regelmäßigen Verben gehören auch einige Gruppen von Verben, die in ihrer
Tempusbildung einige Besonderheiten aufweisen.
1. Einige Verben (brennen, kennen, nennen, rennen) verändern (auf Grund besonderer
sprachgeschichtlicher Entwicklungen) ihren Stammvokal. Sie haben im Präsens ein e, im
Präteritum und im Partizip II jedoch ein a. (sogenannter Rückumlaut) Beispiele: brennen-
brannte- gebrannt; kennen-kannte-gekannt; nennen-nannte-gekannt; rennen-rannte-gerannt
2. Einige andere Verben (bringen, denken) verändern ebenfalls im Präterium und Partizip II
ihren Stammvokal im Verhältnis zum Präsens; sie haben Vokalwechsel (von i-e zu a), außerdem
wird das n des Präsens ausgestoßen und der n dem folgende Konsonant verändert: bringe —
brachte—gebracht, denken—dachte—gedacht
3. Einige Verben — vor allem modale Hilfsverben — (dürfen, können, mögen, müssen,
sollen, wissen, wollen) weisen mehrere Besonderheiten auf die mit der Tatsache im
Zusammenhang stehen, daß ihr Präsens ursprünglich ein Präteritum war:
(1) Außer sollen, haben diese Verben Vokalwechsel zwischen dem Singular und dem Plural
des Präsens: ich darf — wir dürfen, ich muß — wir müssen, ich kann —wir können, ich
weiß —wir wissen, ich mag — wir mögen, ich will — wir wollen
(2) Alle diese Verben sind in der 1. und 3. Pers. Sing. Präs, endungslos (wie im Präteritum
der unregelmäßigen Verben, aber im Unterschied zum Präsens der regelmäßigen Verben):
ich / er darf, ich / er kann, ich / er mag
(3) Das Präteritum wird wie bei den anderen regelmäßigen Verben gebildet. Die
Präteritalendung wird an den Stamm des Infinitivs (bzw. des Plurals des Präsens) angefügt.
Dabei wird jedoch bei dürfen, können, mögen, müssen der Umlaut rückgängig gemacht,
und bei wissen tritt ein Wechsel des Stammvokals auf: ich durfte, konnte, mochte, mußte
4. Zu den regelmäßigen Verben mit einigen Besonderheiten zählt auch haben, da das
Präsens im Singular verschiedene Formen aufweist und im Präteritum der Stamm geändert
wird: ich habe, du hast, er hat, ich hatte
3. Unregelmäßige Verben
Die Zahl der unregelmäßigen Verben im Deutschen ist begrenzt. Wir können die
unregelmässigen Verben nach regelmäßigen Vokalwechsel in einige Klassen einteilen.
Auf diese Weise kann man aus dem Vokal des Präsens und dem folgenden Laut darauf
schließen, welcher Vokal im Präteritum und im Partizip II stehen muß.
Klasse 1 a: ei - i: - i: Klasse 1 b: ei - i - i
Ebenso: gedeihen, leihen, meiden, preisen, Ebenso: beißen, bleichen, gleichen, greifen,
reiben, scheiden, scheinen, schreiben, kneifen, pfeifen, reißen, reiten, scheißen,
schreien, schweigen, speien, steigen, treiben, schleichen, schleifen, schleißen, schmeißen,
weisen, zeihen schreiten, streichen, streiten, weichen
Von l a gehören hierher (außerdem im
Präteritum und Partizip -tt- statt -d-): leiden,
schneiden
Klasse 2 a: i: - o - o Klasse 2 b: i: - o: - o:
Ebenso: fließen, genießen, kriechen, riechen, Ebenso: bieten, fliegen, fliehen, frieren,
schießen, schließen, sprießen, triefen, schieben, sieden (statt o: erscheint o,
verdrießen Von Klasse 8 gehört hierher: außerdem im Präteritum und Partizip -tt-
saufen; von Klasse 3 b gehören hierher: statt -d-), stieben, verlieren, wiegen, ziehen
glimmen, klimmen (mit Konsonantenwechsel: im Präteritum
und Partizip -g- statt -h-)
Von Klasse 8 gehören hierher: saugen,
schnauben
Klasse 3 a: i - a - u Klasse 3 b: i - a - o
Ebenso: erlöschen, erwägen, fechten, flechten, gären, heben, lügen, melken, pflegen, quellen,
scheren, schmelzen, schwören, (be)trügen, verlöschen, weben; (dreschen, vgl. auch Klasse 4 a)
Aus Klasse 7 a gehört hierher: (er)schallen
Klasse 7 a: a - i: - a Klasse 7 b: a - u: - a
oder a: - i: - a: oder a: - u: - a:
1. Die drei Verben gehen, stehen, tun haben nicht nur einen von den normalen
Gruppen abweichenden Vokalwechsel, sondern zusätzlich einen Wechsel im
Konsonantismus: gehen - ging - gegangen, stehen — stand — gestanden, tun —
tat — getan.
2. Das Verb werden weicht im Präteritum von der Klasse 4 a ab, in die es
eigentlich gehört: werden — wurde — geworden.
3. Das Verb sein setzt sich in der Konjugation aus verschiedenen Stämmen
zusammen:
ich bin, du bist, er ist, wir sind, ihr seid, sie sind
ich war, ich bin gewesen
3.3 Alphabetische Liste der unregelmäßigen Verben
Da die Zahl der unregelmäßigen Verben begrenzt ist und es ziemlich viele Klassen des Vokalwechsels gibt, werden
alle unregelmäßigen Verben in einer alphabetischen Liste zusammengestellt. Diese Liste enthält die drei
Stammformen (Infinitiv — Präteritum — Partizip II) und folgende zusätzliche Informationen:
(1) Vor dem Infinitiv steht ein (r), wenn das gleiche Verb auch regelmäßig konjugiert werden kann, wenn auch
manchmal mit verschiedener Valenz und/oder verschiedener Bedeutung.
(2) Vor der betreffenden Form steht ein +, wenn es sich um eine veraltete oder ausschließlich gehobene
Konjugationsform handelt.
(3) In Klammern hinter dem Infinitiv steht die 3. Pers. Sing. Präsens, wenn die 2. und 3. Pers. Sing. Präs, vom
Infinitiv abweicht, etwa durch Umlaut oder Wechsel von e (ä, ö) zu i.
(4) In Klammern hinter dem Präteritum steht der Stammvokal des Konjunktivs Präteritum, wenn dieser vom
Indikativ Präteritum abweicht.
(5) In Klammern vor dem Partizip II steht ist, wenn die Vergangenheitsformen mit sein gebildet werden. Hat ist nur
vermerkt, wenn es alternativ zu sein verwendet wird. Bei Verben, die ihre Vergangenheitsformen ausschließlich mit
haben bilden, ist nichts vermerkt.
(6) In einer Spalte nach dem Partizip II ist das betreffende Verb der jeweiligen Konjugationsklasse der
unregelmäßigen Verben zugeordnet.
(7) In die alphabetische Liste sind auch jene Verben aufgenommen, die ihrem Wesen nach zwar regelmäßig
konjugiert werden, aber einige Besonderheiten aufweisen. Diese Verben, die in der rechten Spalte natürlich keiner
Klasse der unregelmäßigen Verben zugeordnet werden können, sind an dieser Stelle mit r ausgezeichnet.
befehlen befahl (+ ö) befohlen
1. Ein Mischtyp entsteht dadurch, dass neben einem unregelmäßigen Präteritum ein regelmäßiges
Partizip II steht oder umgekehrt. Dabei sind folgende Fälle unterscheidbar:
(1) Das Präteritum ist regelmäßig, das Partizip II ist regelmäßig oder unregelmäßig:
dingen — dingte — gedingt / gedungen
spalten — spaltete — gespaltet / gespalten
Anmerkung: In übertragener Bedeutung erscheint nur das unregelmäßige Partizip von spalten:
Er hat das Holz gespaltet /gespalten. Die Meinungen waren gespalten.
(2) Das Präteritum ist regelmäßig oder unregelmäßig, das Partizip II ist unregelmäßig:
backen — buk / backte — gebacken hauen —
hieb / haute — gehauen
Anmerkung: Zwischen dem regelmäßigen und dem unregelmäßigen Präteritum von backen besteht
ein Bedeutungsunterschied:
Der Bäcker buk (selten: backte) frisches Brot.- Der Bäcker hat frisches Brot gebacken.-Der
Schnee backte. Der Schnee hat gebacken.
(4) Das Präteritum ist regelmäßig oder unregelmäßig, das Partizip II ist regelmäßig:
fragen — fragte / frug — gefragt stecken — steckte / stak — gesteckt
Anmerkung: Bei fragen ist die unregelmäßige Präteritalform landschaftlich begrenzt. Zum
Unterschied des regelmäßigen und unregelmäßigen Präteritums von stecken
Bei diesem Nebeneinander ist die regelmäßige Form jünger und häufiger.
Anmerkung:In manchen Fällen sind die unregelmäßigen Formen auf die gehobene Sprache beschränkt:
Sie webten den Teppich.Ein Dunstschleier wob sich über die Landschaft.
In anderen Fällen tritt bei übertragener Verwendung nur die regelmäßige Form auf:
Der Wein gärte /gor im Keller. Es gärte unter der Bevölkerung schon vor der Revolution.
3. Ein dritter Mischtyp entsteht dadurch, dass regelmäßige und unregelmäßige Konjugationsformen mit
Bedeutungsunterschied nebeneinander stehen; es handelt sich um homonyme Verbvarianten:
bewegen: Er bewog ihn zu dieser Entscheidung (= veranlassen).
Die Nachricht bewegte die Welt (= in Bewegung versetzen)
schaffen: Der Dichter schuf ein großes Kunstwerk (= schöpferisch gestalten).
Wir haben heute viel geschafft (= arbeiten, erledigen).
Er hat den Brief zur Post geschafft (= wegbringen)
wiegen: Die Kartoffeln wogen einen halben Zentner (= schwer sein)
Er wog die Kartoffeln (= Gewicht feststellen).
Sie wiegte die Petersilie (= zerkleinern).
Sie wiegte das Kind (= hin- und herbewegen).
4. Ein weiterer Mischtyp ist dadurch charakterisiert, dass regelmäßige und unregelmäßige
Konjugationsformen mit Bedeutungs- und Valenzunterschied nebeneinanderstehen. Der
Bedeutungsunterschied besteht darin, dass die regelmäßigen Formen kausativ bzw. faktitiv sind, d. h. ein
Bewirken, ein Versetzen in den mit den unregelmäßigen Formen bezeichneten Zustand ausdrücken. Damit ist
ein Valenzunterschied verbunden:
Die regelmäßigen Formen haben einen Aktanten mehr (das Agens des Bewirkens als syntaktisches
Subjekt); die regelmäßigen Formen sind transitiv, die unregelmäßigen Formen intransitiv:
erschrecken:
Das Auto hat das Kind erschreckt (= in den Zustand des Schreckens versetzen).
Das Kind ist vor dem Auto erschrocken ( = in den Zustand des Erschreckens geraten)
hängen:
Er hängte das Bild an die Wand (= in den Zustand des Hängens versetzen).
Das Bild hing an der Wand (= im Zustand des Hängens sein).
schmelzen:
Der Arbeiter schmelzte (auch: schmolz) das Erz (= flüssig machen).
Der Schnee schmolz im März (= flüssig werden)
schwellen:
Der Wind schwellte die Segel (= größer machen).
Sein verletzter Fuß ist geschwollen (= größer werden)
5. Ähnlich wie die unter 4. genannten Verbvarianten unterscheiden sich auch andere Verben, die schon im
Infinitiv verschieden sind (im Unterschied zu 4.). Das regelmäßige Verb ist jeweils kausativ, transitiv und hat
einen Aktanten mehr, das entsprechende unregelmäßige Verb ist intransitiv:
Der Waldarbeiter fällte den Baum (fällen). Die Bäume fielen zu Boden (fallen).
Er legte das Buch auf den Tisch (legen). Das Buch lag auf dem Tisch (liegen).
Sie setzte das Kind in den Kinderwagen (setzen). Das Kind saß im Kinderwagen (sitzen).
Das Flugzeug versenkte das Schiff (versenken). Das Schiff versank (versinken).
Er schwemmte das Holz an das andere Ufer (schwemmen). Das Holz schwamm an das andere Ufer
(schwimmen).
Eine Sonderstellung nimmt die Vorsilbe miss- ein. Bei einigen Verben ist sie unbetont und also
untrennbar (missachten, missbrauchen, missfallen), bei anderen ist sie betont; dennoch ist das Verb
untrennbar (missverstehen).
1.Im Präsens und Präteritum bleibt die Vorsilbe beim Verb. (sie geht nicht ans Satzende)
3. Die Betonung liegt auf dem Verbstamm, die Vorsilbe ist betont, zu steht vor dem Infinitiv.
Die trennbaren Verbteile treten auch miteinander kombiniert auf. In diesem Falle werden die
1. Wenn das Verb in einer finiten Form steht, trennt sich das erste Teil vom Verb und tritt an
das Satzende. Diese Trennung tritt nicht bei Endstellung des finiten Verbs ein.
Beispiele:
Er weiß, dass sie in Berlin ankommt. (keine Trennung, Endstellung des Verbs)
2. Wenn das Verb im Infinitiv steht, tritt die Partikel zu zwischen ersten Teil und Verbstamm.
3. Wenn das Verb im Partizip II steht, wird die erste Teil durch das Präfix ge- vom Stamm
getrennt.
Einige Vorsilben treten sowohl ungetrennt als auch getrennt auf. Dazu gehören: durch-,
hinter, über-, um-, unter-, wider-, wieder-.
Im Allgemeinen gilt die Regel, dass es sich im Falle der betonten (trennbaren) Vorsilben um
die konkrete Bedeutung handelt, im Falle der unbetonten (untrennbaren) Vorsilben um die
übertragene Bedeutung.
Die Verben mit trennbare Vorsilben bilden das Partizip Perfekt mit -ge und die Verben mit
untrennbare Vorsilben bilden das Partizip Perfekt ohne -ge.
Beispiele:
● durchlaufen
Schuhe mit dünnen Ledersohlen läuft man bei Bergwanderung sehr schnell durch. -konkrete
Bedeutung
Er durchläuft (=absolviert) das Institut in drei statt in vier Jähren.- übertragene Bedeutung
● überwerfen
● hinterbringen
Es war mir nicht möglich, ein Stück Torte hinterzubringen. - konkrete Bedeutung
VL Morphologie
Wintersemester 2021-2022
Lehrverantwortlicher: Lekt. Dr. Széll Anita
Wortbildung, Sprachsystem und Kreativität
Gesellschaftliche, wissenschaftliche, technische Entwicklungen
die tägliche Veränderung des Wortschatzes
z.B. Modeme ermöglichen uns heute, direkt von unserem
Computer aus zu faxen, in internationalen Datennetzen zu
surfen oder Partnern am anderen Ende der Welt via E-Mail
Nachrichten zukommen zu lassen. (Konstruierter Text).
Wortbildung: trägt zur Anpassung des Wortschatzes einer
Sprache an die Erfordernisse bei der ständige Ausbau des
Wortschatzes, die Dynamik der Sprache Variabilität und
Stabilität, Veränderung und Beständigkeit sind universelle
Eigenschaften der Sprachen.
Die sprachliche Kreativität: spontan die Möglichkeiten der
Wortbildung zu nutzen, um für neue Gegenstände oder
Sachverhalte Bezeichnungen zu schaffen.
z.B. Bei Kinder: Zeitungsstaben, Pfuierei, ich habe geballt,
parfümen, schwitzwarm, Ohrschlag usw.
1. Wortbildung beim Substantiv
2.2. Adjektive, die mit den Suffixen –los, -leer, -arm, -frei,
-reich, -stark, -voll gebildet werden, drücken aus, dass etwas
wenig oder viel mehr wirksam ist.
Beispiele: verantwortungslos, gedankenlos;
lawinenfrei, alkoholfrei;
traditionsreich, segensreich.
2.3. Endungen, wie –mäßig, -gemäß, -haltig, -artig drücken
abstrakte Beziehungen aus. Die Endung –mäßig wird besonders
oft verwendet. Die Ausdrücke haben oft einen künstlichen Klang.
Beispiele: berufsmäßig, leistungsmäßig, wahrheitsgemäß,
bleihaltig, fluchtartig, neuartig.
Feste Präfixe
3.1. Mit dem Präfix be- bildet man Verben aus Verben. Die Verben mit dem
Präfix konkurrieren mit Verben mit einer festen Präsposition. Die Bedeutung
verändert sich dabei leicht oder stärker. Die Verben mit Präfix haben oft eine
Ergänzung im Akkusativ. Sie klingen präziser, sie drücken aus, dass etwas
besonders intensiv getan wird.
3.3. Mit dem Präfix ge- bildet man Verben, die zu keiner
einheitlichen Bedeutungsgruppe gehören.
Beispiele: gehören, gelingen, geraten, gewinnen.
3.4. Mit dem Präfix er- kann man Verben bilden, die einen
Produkt, einen bestimmten Zustand oder einen Ziel zeigen.
Beispiele: erreichen, erbauen, erschossen, erledigen, erleben.
3.5. Verben mit dem Präfix ent- bilden 2 Kategorien.
a) etwas wird weggenommen: (sich) entfernen, entkorken,
entfallen;
b) andere Bedeutungen: entstehen, entdecken, enthalten.
3.6. Bei den Verben mit dem Präfix zer- geht etwas auseinander
oder kaputt. Meist wird dieser Effekt negativ bewertet.
Beispiele: zerkochen, zerbrechen, zerstören, zerreden, zerfallen.
3.7. Die Verben mit dem Präfix miss- haben oft eine negative
Bedeutung.
Beispiele: missachten, missverstehen, missbrauchen, misshandeln.
3.8. Präfixe, die Negation ausdrücken:
un-, de-, dis-, gegen-, anti-, in-, im-, il-, ir-.
Beispiele: unmöglich, unvorsichtig, destabilisieren,
disqualifizieren, dagegen, Gegenbewegung,
Antikommunist, inhuman, intolerant, illegal, irregulär.
3.9. Einige Präfixe können sowohl fest als auch trennbar sein:
durch-, hinter-, über-, um-, unter-, voll-, wider-, wieder-.
Beispiele: durchschauen, überfahren, durchfallen, hintergehen.
(die Absicht sehen) (mit dem Auto) (bei der Prüfung) (hinterlisten).
Das Verb
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Wintersemester 2021-2022
Lehrverantwortlicher: Lekt. Dr. Széll Anita
Verb – allgemeine Regeln
Verben (auch: Zeitwörter oder Tätigkeitswörter) bilden die Prädikate von Sätzen.
Person, Zahl, Zeit, Imperativ etc. drückt man durch eine Veränderung der
Verbform aus.
Diese Veränderung heißt Konjugation.
Man unterscheidet zwischen:
a) Verben (auch Vollverben) z. B. spielen, laufen, blühen
b) Hilfsverben sein, haben, werden
c) Modalverben können, wollen, mögen, müssen, sollen, dürfen
Im Deutschen kann man meist nicht mit der Verbform ausdrücken, ob man
eine andauernde Handlung oder eine grundsätzliche Eigenschaft meint.
Ich studiere. (Ich bin Student.) / Ich studiere. (Ich studiere jetzt gerade.)
Singular Plural
1. Person ich -e wir -en
2. Person du -st ihr -t
3. Person er, sie, es -t sie -en
Bildung der Zeiten
Das Präsens kann zeigen, dass etwas passiert ist. (auch: historisches
Präsens)
Im Jahre 79 n. Chr. bricht der Vesuv aus und verschüttet die Stadt
Pompeji.
Das Präsens kann zeigen, dass etwas allgemein gilt oder ständig passiert.
Die Sonne scheint für dich und mich. / Die Donau fließt ins Schwarze
Meer.
Das Präsens ist eine einfache Zeitform, d. h. man bildet es mit dem Stamm
und den Endungen.
Es gibt regelmäßige und unregelmäßige Verben.
Singular Plural
Singular Plural
ich sitze wir sitzen
du sitzt ihr sitzt
er, sie es sitzt sie sitzen
-Bei Verben auf -eln und -ern fällt in der 1. und 3. Pers. Pl. Präs.
das -e in der Endung weg. Bei Verben auf -eln fällt in der 1. Pers. Sing.
Singular Plural
zu einem Vokalwechsel.
Der Stammvokal a wechselt zu ä.
z. B. bei den Verben braten, fahren, fangen, fallen, halten, lassen,
einladen, schlafen, waschen
Der Stammvokal e wechselt zu i.
z.B. bei den Verben brechen, essen, geben, gelten, helfen, messen,
nehmen, sprechen, werfen
Der Stammvokal e wechselt zu ie.
z. B. bei den Verben empfehlen, geschehen, lesen, sehen, stehlen
Der Stammvokal au wechselt zu äu.
z.B. bei den Verben laufen, saufen
Singular Plural
ich falle / gebe wir fallen / geben
du fällst / gibst ihr fallt / gebt
er, sie es fällt / gibt sie fallen / geben
Der Stammvokal o wechselt zu ö.
bei den Verben stoßen, anstoßen, verstoßen etc.
Er stößt sich den Fuß an einem Stein.
Singular Plural
ich weiß wir wissen
du weißt ihr wisst
er, sie es weiß sie wissen
Singular Plural
ich halte / trete wir halten / treten
du hältst / trittst ihr haltet / tretet
er, sie es hält / tritt sie halten / treten
Das Präteritum / Imperfekt
Das Präteritum bildet man schwach (regelmäßig), stark oder gemischt (unregelmäßig).
Beachte:
Verben auf -ieren (z. B. studieren), -eln (z. B. klingeln), -ern (z. B. liefern) und -igen (z. B.
erkundigen) sind schwache Verben.
Das Perfekt
Das Perfekt bildet man mit haben oder sein und dem Partizip II.
Die meisten Verben bilden das Perfekt mit haben.
Das Partizip II bildet man schwach, stark oder gemischt.
z. B. aufstehen, einschlafen, abfahren, fallen, gehen, springen, kommen, sterben, laufen, sinken,
steigen, verschwinden, gelingen, misslingen, geschehen, einfallen etc.,
aber auch: bleiben, sein
In der Regel steht das Hilfsverb an der Position II und das Partizip II
am Ende des Satzes.
Oft gebraucht man das Perfekt auch für mündliche Erzählungen und
Berichte.
Er ist nach Hause gefahren und hat sich vor den Fernseher gesetzt.
Beachte: In der Regel bildet man bei Verben auf -ieren das Partizip II
ohne ge-.
studieren Partizip II: studiert
Das Plusquamperfekt
Das Plusquamperfekt zeigt, dass eine Aktion / ein Geschehen weiter zurückliegt als
ein anderes.
Sie hatten sich Karten gekauft und dann gingen sie in den Kinosaal.
Sie waren zu spät gekommen. Deshalb bekamen sie keine Plätze mehr.
Das Plusquamperfekt bildet man mit hatte oder war und dem Partizip II.
ich hatte gearbeitet / ich war gegangen
Das Futur II bildet man mit werden und Infinitiv Perfekt (Partizip II + haben oder sein).
Es beschreibt eine in der Zukunft abgeschlossene Handlung.
Paul fährt morgen nach Italien und will schon am Wochenende zurückkommen.
Dann wird er nicht weit gekommen sein und nicht viel gesehen haben.
Aktion / Futur I
Zeit
Gegenwart Zukunft Morgen Mittag werde ich das Fahrrad reparieren.
VL Morphologie
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Substantiv – allgemeine Regeln
Man muss Substantive immer groß schreiben.
a) einige Endungen für maskulin: -en der Garten -or der Motor
-ent der Student -iker der Mechaniker
-ist der Pianist -ismus der Organismus
-ant der Diamant -ling der Schmetterling
b) einige Endungen für feminin: -in die Studentin -age die Etage
-ei die Metzgerei -ik die Mathematik
-ung die Prüfung -ion die Situation
-heit die Schönheit -ur die Natur
-keit die Traurigkeit -tät die Qualität
-schaft die Wirtschaft -enz die Differenz
c) einige Endungen für neutral: -chen das Mädchen -ett das Ballett
-lein das Tischlein -um das Datum
-ma das Thema -ment das Argument
Wortbildung des Substantivs
(kurze Wiederholung - Derivation)
Im Deutschen kann man Nomen bilden, indem man sie z. B.
In der Regel legt das Grundwort die wesentliche Bedeutung fest.
z. B. ein Fußball ist ein besonderer Ball.
Es gibt aber auch Wörter, die durch ihre Kombination eine völlig neue
Bedeutung erhalten.
z.B. der Spaß - der Vogel der Spaßvogel (ein Mensch, der immer Späße
macht)
Beispiele für Zusammensetzungen
Nomen als Grundwort
Nomen + Grundwort der Kaffee + die Tasse die Kaffeetasse
Verb + Grundwort schreiben + der Tisch der Schreibtisch
Adjektiv + Grundwort neu + der Bau der Neubau
Adverb + Grundwort innen + die Stadt die Innenstadt
Präposition + Grundwort neben + die Straße die Nebenstraße
Der Dativ tritt hauptsächlich als Objekt (Frage: wem?) oder hinter einer
Präposition auf.
Beispiel: Paul hilft der Freundin aus dem Mantel.
Bei Nomen, die den Plural nicht mit [e]n oder s bilden, muss man im Dativ
ein -n anfügen.
z. B. Kinder - von Kindern, aber: Frauen - von Frauen / Hotels - in den Hotels
Der Akkusativ tritt vorwiegend als Objekt (Frage: wen? oder was?) oder
hinter einer Präposition auf.
Beispiel: Horst holt den Schlüssel für den Wagen.
Wenn in einem Satz ein Dativ und ein Akkusativobjekt auftreten, wird in der
Regel die Person im Dativ und die Sache im Akkusativ gebraucht.
z. B. Man gab ihm den Autoschlüssel.
n-Deklination des Substantivs
Beibestimmten maskulinen Nomen muss man - außer im Nominativ Singular -
immer -[e]n anhängen.
Maskuline Nomen mit bestimmten Endungen dekliniert man in der Regel nach
dieser Deklination. Ausnahmen sind möglich.
Beispiel: Wir erklärten dem Touristen den Weg.
Akk den Mann die Männer Akk den Touristen die Touristen
Endungen von Nomen, die man in der Regel nach der
n-Deklination dekliniert:
Maskuline Adlige
z. B. der Fürst, der Graf, der Prinz, der Zar
Außerdem:
der Mensch,
der Rebell, der Barbar, der Held, der Hirt[e],
der Narr, der Bub[e], der Kamerad, der Gymnasiast,
der Lakai, der Gnom, der Vorfahr, der Vagabund,
der Obelisk, der Untertan, der Katholik, der Doktorand
der Bär, der Leopard, der Spatz, der Fink, der Ochs[e]
Beachte: Bei folgenden Substantiven wird nur ein n angehängt.
der Bauer - des Bauern - (Pl.) die Bauern
der Nachbar - des Nachbarn - (Pl.) die Nachbarn
der Ungar - des Ungarn - (Pl.) die Ungarn
Singular Plural
Singular Plural
Singular Plural
N der Gedanke die Gedanken
G des Gedankens der Gedanken
D dem Gedanken den Gedanken
Akk den Gedanken die Gedanken
Beachte:
Nur ein Nomen mit n-Deklination ist neutral:
Singular Plural
VL Morphologie
Wintersemester 2021-2022
Lehrverantwortlicher: Lekt. Dr. Széll Anita
Präpositionen
- Der Ausdruck Präposition bedeutet gemäß seinem lateinischen
Ursprung „das Vorangestellte“ <-- aus dem lateinischen Wort
“praeponere” (bedeutet “voranstellen”).
bezieht sich auf die Wortstellung: die meisten Präpositionen
stehen tatsächlich vor ihrem Bezugswort, nur selten als
sogenennte Postposition danach, sehr selten als Ambiposition
wahlweise davor oder danach und ganz selten sind sie als
Zirkumposition zweiteilig.
Beispiele: Präposition: über den Wolken, vor dem Haus;
Postposition: den Fluss entlang, den Berg hinauf;
Ambiposition: wegen des Geldes ODER des Geldes wegen
Zirkumposition: um der Mutter willen, von der Sprache her.
- Die deutsche Übersetzung des Wortes Präposition ist
„Verhältniswort“ und sie bezieht sich auf die Funktion dieser
Wortart: 2 Wörter zueinander in Bezug zu setzen.
- Das Verhältnis kann dabei lokal, temporal, kausal, modal oder
neutral sein.
Beispiele für neutrale Präpositionen: auf jemanden warten
an etwas denken.
diese Präpositionen sind nicht frei wählbar, sondern fest!
- Über den Weg der Adverbien entstehen auch heute noch Präpositionen:
abseits = Adverb ABER! abseits der Straße = Präposition
links = Adverb ABER! links der Straße = Präposition
- Den Schritt zur einfachen Präpositionen hat gerade anstatt (aus an Statt)
vollgezogen: anstatt des Termins statt des Termins.
1. Lokale Präpositionen
Ab, an, auf, aus, außer(halb), bei, bis, durch, entlang, fern, gegen(über),
hinter, in , innerhalb, jenseits, längs, nach, nahe, neben, östlich, seitlich,
über, um, unter(halb), von, zu, zwischen usw.
Beispiele: Das Buch liegt auf dem Tisch.
Er schläft unter freiem Himmel.
! Wechselpräpositionen
Lagebezeichnung (D) oder Richtungsbezeichnung (A).
z.B. liegen - etwas/jemand wo stellen – etwas wohin
WICHTIG! Die Präposition zu zieht nach sich den Dativ, trotz direktionaler
Bedeutung: Er geht zu ihnen (D).
Die Präposition bei hat in der Standardsprache nur eine lokale Bedeutung,
ABER in dem 19. Jahrhundert gab es auch eine direktionale, die heute nur
in festen Wendungen da ist: z.B. Butter bei die Fische tun.
2. Temporale Präpositionen (Zeitpunkt, Dauer)
ab, an, auf, aus, außerhalb, bei, binnen, bis, für, gegen, in, innerhalb, mit,
nach, seit, über, um, unter, von, während, vor, zu, zwischen.
Beispiele: Sie kommt in drei Tagen.
Sie fährt gegen Abend los.
Kasusgebrauch
Präposition + Nominalgruppe Kasusrektion
Dativ: Sie kommt mit dem Fahrrad.
Akkusativ: Sie kommt ohne das Fahrrad.
Genitiv: Statt des Fahrrads nimmt sie das Auto.
- Einige Präpositionen regieren einen Kasus, andere zwei,
und die Präposition entlang kann sogar alle drei Kasusfomen
regieren.
Besonderheiten im Kasusgebrauch
Das Wort bis ist ein Grenzgänger zwischen Präposition, Konjunktion und
Gradpartikel. Es regiert keinen Kasus, wenn es zwischen 2 Größen steht und
eine Spanne ausdrückt. bis ähnelt hier einer Konjunktion und ist mit und
bzw. oder austauschbar.
Beispiele: Sie rechnet mit drei bis fünf Gästen.
Deutsche Dichter des 10. bis 15. Jahrhunderts.
- Wenn 2 Präpositionen kombiniert werden, bestimmt die letzte Präposition
den Kasus: bis an das Ende der Welt, bis zum Eingang, bis jenseits des Parks.
Akk. D. G.
VL Morphologie
Wintersemester 2021-2022
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Morphologie
I. Wortbildungsmorphologie
II. Flexionsmorphologie
Flexion Wortbildung
Bildung der Wortformen Komposition: Bildung eines Worts aus
eines Worts (aus einer zwei (oder mehr) vorhandenen
Wurzel oder einem Stamm) Stämmen/Wurzeln
Derivation: Bildung eines Worts aus
einem vorhandenen Stamm und einem
oder mehr Derivationsaffixen
Konversion: ‘Implizite Derivation‘ –
z.B. essen das Essen
I. Wortbildungsmorphologie
1. Definition
Die Morphologie ist jene Ebene der Sprache, auf der die kleinsten
bedeutungstragenden Elemente der Sprache vereinigt sind, die sich zu
Wörtern und zu Wortkomplexen verbinden. Die Grundelemente der
Morphologie sind die Morpheme bzw. Morphe. (Der Begriff „Morph“ wird
verwendet, wenn das morphologische Element unklassifiziert ist bzw. wenn
man einen neutralen Oberbegriff verwenden will.)
Die Morphologie als Zweig der Linguistik behandelt die Formen und Regeln
von
· Flexion (Deklination, Konjugation, Komparation) und
· Wortbildung (Derivation, Komposition)
Die morphologische Analyse zielt auf die Beschreibung
(1) der (Morpheme) Bausteine des Sprachsystems einer konkreten Sprache
(2) der Regularitäten der Flexion (sofern vorhanden)
(3) der Regularitäten der Wortbildung innerhalb einer Sprache durch
Feststellung von Basiselementen, der Kombinationsprinzipien und der
Semantik von Wortbildungsprodukten
(4) der Wortklassen einer Sprache
(5) der grammatischen Kategorien wie Tempus, Numerus, Aspekt usw. und
deren sprachlichen Formelemente der Sprache.
2. Morphemdefinition
Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit
einer Sprache, die nicht weiter in kleinere
bedeutungstragende Einheiten zerlegt werden kann, ohne
daß die Bedeutung dieser Einheit zerstört wird.
Hier handelt es sich um den umgekehrten Fall zur Regel 3: Eine FORM kann
mehrere Bedeutungen in sich tragen. Diese MEHRDEUTIGEN FORMEN nennt man
HOMONYME MORPHEME.
Beispiele: Das Konjugationsmorphem des Verbs im Deutschen
(ich) lieb-t-e: {e1} = 1.P.Sg.
(er) lieb-t-e: {e2} = 3.P.Sg.
lieb-e: {e3} = Konjunktiv Sg.
{e1}, {e2} und {e3} haben VERSCHIEDENE BEDEUTUNGEN, aber nur eine FORM.
Sie sind HOMONYME MORPHEME.
(5) REGEL (5): DISKONTINUIERLICHE MORPHEME:
Ein Morphem besteht aus mehreren Teilen, die
UNTERBROCHEN sind und zusammen die Bedeutung
realisieren.
Beide Morphe bilden zusammen ein Morphem, wenn sie
BEIDE ZUSAMMEN die gleiche Bedeutung tragen.
Beispiele: Das Morphem {ge-...-t} zur Bildung des
Partizip II von Verben im Deutschen:
sagen {ge-}sag{-t}, spielen {ge-}spiel{-t}.
(6)REGEL (6): SUBSTITUTIVE bzw. ERSETZENDE
MORPHEME:
Von diesen Affixen sind die Suffixe bei weitem die häufigsten -
die Turksprachen (Türkisch, Asseri usw.) kennen keine
anderen.
Sehr häufig sind auch die Präfixe, recht selten hingegen die
Zirkumfixe. Infixe spielen in vielen südostasiatischen
Sprachen eine wichtige Rolle.
4. Kriterium: Die Analyse von Morphemen nach der GRUNDBEDEUTUNG
des Morphems:
(1) REGEL (1): LEXIKALISCHE VS. GRAMMATISCHE MORPHEME:
Definition:
LEXIKALISCHE MORPHEME sind durch eine klar angebbare Bedeutung
gekennzeichnet, die auf außersprachliche Inhalte verweist. Lexikalische
Morpheme haben 2 Hauptklassen nach der Klassifikation der Lexik:
A: wortfähige Morpheme (bilden ein selbstständiges Wort)
B: nicht wortfähige Morpheme (nur in Kombination mit anderen
Morphemen)
A: Wortfähige Morpheme haben 3 Klassen:
A1: Kernmorpheme (Stammmorpheme) sind wortfähig, können jedoch
mit einem oder mehreren Flexionsmorphemen oder Derivationsmorphemen
verbunden werden: z. B. Holz – brett, holz-ig, ent-holz-en (K-K; K-D; D-K-F).
A2: Pronominalmorpheme: sind wortfähig, flektierbar, aber nicht
derivierbar: z.B. dies-e, sein-er, dein-en, usw.
A3: Partikelmorpheme: sind wortfähig, aber nicht flektierbar: z.B.
Präpositionen, Adverbien, Konjunktionen und Interjektionen (bei, oben, und,
pfui).
Die allermeisten Kernmorpheme bilden eine offene Klasse, d.h.,
es können und werden jederzeit neue lexikalische Morpheme
gebildet.
Beispiele: geh-, steh-, Haus, Häus-, fleiß-, blau, warm usw.
B: Nicht wortfähige Morpheme haben 4 Klassen:
B1: Nicht wortfähige Kernmorpheme: z.B. Les- in Les-er; -stalt- in ver-an-
stalt-en usw.
B2: Unikale Morpheme: haben für sich keine Bedeutung, erscheinen nur in
Verbindung mit einem bestimmten anderen Morphem mit diesem bilden
sie einen neuen Kern und mit diesem sind sie nur derivierbar, flektierbar oder
kompositionsfähig:
z.B. Him- + -beere Himbeere; Schorn- + - stein Schornstein.
B3: Derivationsmorpheme: erscheinen immer nur in Verbindung mit einem
Kernmorphem: z.B.: ent-, ver-, -heit, -schaft, - er, - chen usw.
B4: Flexionsmorpheme: sie treten nur in Verbindung mit einem Kernmorphem
oder Pronominalmorphem auf. Sie sind nur für die grammatischen Funktionen
der flektierbaren Wörter verantwortlich.
Nach der Klassifikation der Grammatik sind die nicht wortfähigen
Morpheme zugleich
GRAMMATISCHE MORPHEME, weil: sie sind durch eine relationale Bedeutung
gekennzeichnet, die erst dann realisiert wird, wenn das Morphem mit
lexikalischen oder anderen grammatischen Morphemen verbunden wird. Sie bilden
eine geschlossene Klasse, die nur sehr eingeschränkt erweiterbar ist. Zu den
grammatischen Morphemen werden gezählt:
a) FLEXIONSMORPHEME: Sie zeigen die grammatischen Kategorien des Substantivs,
Adjektivs, Verbs und der Pronomina an (Genus, Numerus, Kasus, Tempus usw.). Sie
nehmen im Wort, die ÄUßERSTE RECHTE POSITION ein, da sie immer nur NACH
dem Kern stehen.
Beispiele: sag-t-e, den Leute-n, die Masse-n usw.
b) DERIVATIONSMORPHEME: Sie führen sehr oft ein Wort in eine andere Wortklasse
über oder bilden innerhalb einer Wortklasse neue Wörter. Sie können als Präfixe
VOR EINEM KERN oder als SUFFIXE DANACH stehen.
Beispiele: ver-stehen, ab-lichten, heute heut-ig-e, heiter Heiter-keit,
an-geb-bar, usw.
Im Gegensatz zu den Flexionsmorphemen, die eine klar angebbare
grammatische Bedeutung haben, ist die Bedeutung von Derivationsmorpheme
oft sehr vage und schwer zu beschreiben. Es gibt wesentlich mehr
Derivationsmorpheme als Flexionsmorpheme.
Die Stelle der Morphologie
in der Sprachwissenschaft
(Linguistik)
VL Morphologie
Wintersemester 2021-2022
Lehrverantwortlicher: Lekt. Dr. Széll Anita
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Das kleine Kind hat auf der grünen Wiese Äpfel gegessen, weil
er nichts anderes dabei hatte.
3. Semantik
Theorie der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke: beschreibt was Lexeme
bedeuten, was Syntagmen bedeuten.
- Grundbegriffe: Inhalt (worüber wir sprechen), Gestalt (welche Form die
Wörter haben) und Referenz (worauf sich diese Form bezieht)
4. Pragmatik
Theorie des Gebrauchs sprachlicher Ausdrücke: beschreibt die Bedeutung der
Lexeme oder Syntagmen in einer bestimmten Situation, also betont die
Kontextabhängigkeit der Bedeutungen
z.B. Ihr Hund läuft unserer Katze hinterher.
Ihr Köter läuft unserer Katze hinterher.
-- Semantik gegen Pragmatik: Hund und Köter sind Synonyme (Semantik), aber
in der gegebenen Situation bedeutet Köter etwas abwertendes und gefährliches
(Pragmatik).
z.B. Wenn du den Rasen mähst, bekommst du 20 Euro.
Wenn du den Rasen nicht mähst, bekommst du keine 20 Euro.
(die 2 Teilen der Sätze sind semantisch gleichwertig, aber paradigmatisch nicht).
5. Morphologie
A) Theorie der internen Struktur der Wörter
B) Die Lehre von den Formen der Wörter und der
Wortbildung:
- 2 Hauptbereiche:- Wortbildungsmorphologie
- Flexionsmorphologie
C) Regeln einer Sprache zur Bildung von Wörter und
Wortformen
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Lehrverantwortlicher: Lekt. Dr. Széll Anita
Artikelwörter
Der Artikel:
mit einem anderen Begriff Geschlechtswort.
ist Begleiter des Nomens (Substantivs)
stimmt mit ihm in Geschlecht, Zahl und Fall überein.
Beispiele: Hilda biss ein einen grünen Apfel.
Maskulin/Sg./Akk.
Auf der Wiese stand eine große Eiche.
Feminin /Sg./N.
Die Kinder spielten mit den neuen Bällen.
Maskulin/Pl./D.
Er lässt das Boot zu Wasser.
Neutrum/Sg./Akk.
Es gibt 2 Hauptformen von Artikelwörter:
1. Der bestimmte Artikel: der/die/das
- zeigt an, dass das nachfolgende Hauptwort dem
Leser/Gesprächspartner etwas Bekanntes oder bereits vorher
Erwähntes bezeichnet.
Beispiele: Das neue Auto ist sehr schön.
Die Sonne scheint.
Der Hahn kräht.
an + dem : am Wochenende
an + das : ans Ufer schwimmen
auf + das : aufs Gerüst klettern
bei + dem : beim Skifahren
in + dem : im Sitzen schlafen
in + das : ins Schwimmbad gehen
von + dem : vom Vater geerbt
zu + dem : zum Weinen
zu + der : zur Warnung.
- Zwischen Artikelwort und Nomen (Substantiv) können
Attribute (Adjektive, Partizipien usw.) stehen.
Artikel + Attribut + Substantiv = Nominalgruppe
z.B.: eine kleine Nachtmusik
der legendäre kleine Mann
10. Bei Quantitäten kann man mit pro, je oder mit dem bestimten Artikel
formulieren.
Beispiele: Das macht fünf Euro die/je/pro Flasche.
Die Zwiebeln kosten 1 Euro das Kilo.
Bio-Milch kostet mindestens 2 Euro der Liter.
VL Morphologie
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Wortart Adjektiv
Adjektive sind Wörter wie: schnell, staatlich, zweite,
wahrscheinlich.
Flektiert: übernehmen sie Genus, Numerus und Kasus des
Nomens (Substantivs).
Inflektiert: haben manche Adjektive eine Kurz- und eine
Langform zur Wahl: lang, lange, trüb, trübe.
Die Langform zeigt schon Tendenz zur Adverbialisierung.
Viele Adjektive haben Komparationsformen: z.B. die
schöne Frau, die Komparativform: die schönere Frau,
Superlativform: die schönste Frau oder diese Frau ist am
schönsten!
Terminus Adjektiv
Attributive Funktion
z.B. ein bunter Vogel, eine schöne Katze, ein starkes Pferd
Prädikative Funktion
z.B. Sie ist klug. Sie kommt mir depressiv vor.
Adverbiale Funktion
z.B. Sie läuft schnell. Er spricht laut.
Sekundär attributiv
z.B. Sie läuft ungewöhnlich schnell. Er spricht sehr laut.
Sekundär prädikativ
z.B. Paul isst zufrieden seine suppe. Paul isst die Sauce schaumig.
FLEXIONSFORMEN
Adjektive werden je nach syntaktischem Kontext unterschiedlich flektiert:
stark, schwach oder gemischt.
Adjektive vor einem Nomen ohne Artikel werden stark flektiert;
z.B.: Hoher Beamter verurteilt!
Adjektive nach einem bestimmten Artikel, vor einem Nomen werden
schwach flektiert.
z.B.: Der arme Beamte!
Adjektive nach einem unbestimmten Artikel, vor einem Nomen werden
gemischt flektiert.
z.B.: Ein schlimmer Fall!
Im Plural unterscheiden sich die Formen der gemischten und schwachen
Flexion nicht voneinander, sie stehen gemeinsam den Formen der starken
Flexion gegenüber.
Bei den Singularformen ist im Nominativ die kürzere Form die schwache;
im Plural ist die längere Form.
Im Singular dominieren die Flexionsformen -e(n). Die spezifischen
Flexionsformen –er und -em sind verloren.
schwach und stark
Offenbar wird mit der Metapher ¨stark¨ das Vorkommen von solchen
besonderen Formen, mit ¨schwach¨ ihr Fehlen bewertet.
Auch bei den Nomen findet sich die Unterscheidung von starker (Berg,
Kind), schwacher (Mensch) und gemischter (Ende) Flexion.
Nomen sind aber festgelegt auf eines dieser Flexionstyp, während Adjektive
sie je nach Kontext übernehmen. Das passiert wegen einer effizienten
Markierung von Genus, Numerus und Kasus: Wenn schon der Artikel den
Flexionszustand des Nomens zeigt, braucht das Adjektiv es nicht mehr zu
tun und umgekehrt.
HINWEIS: Wenn im Dativ Singular, mehr als ein Adjektiv vor dem
Bezugsnomen steht und das erste von ihnen stark flektiert werden muss,
dann können die nachfolgenden stark oder schwach flektiert werden.
Also wir können sagen: - mit lautem, grellem und unaufhörlichem Geschrei
- mit lautem, grellem und unaufhörlichen Geschrei
- mit lautem, grellen und unaufhörlichen Geschrei
Ohne Artikel kommen im Singular Stoff-Bezeichnungen vor, die
überwiegend Maskulina oder Neutra in starker Nominalflexion sind:
Wasser, Metall, Holz, usw.
Sie haben eine stark markierte Genitiv-Form mit -(e)s, daher kann das
Adjektiv sich diese Genitiv-Markierung sparen.
Artikel kommen mit allen möglichen Nomen vor und erhalten daher ihr
stark markiertes Genitiv-Singular -s; bei anderen Pronomina gibt es beide
Formen
dieses/diesen, dieses/diesen Jahren aber nur dieses Studenten!!
Aussagengliedernde Adverbien:
• Auf die Reihenfolge bezogen: erstens, zweitens
z.B. Erstens glaube ich es dir nicht, zweitens solltest du darüber
nicht mal sprechen!
• Auf die Relevanz bezogen: übrigens
Übrigens bin ich mit dir einverstanden.
SYNTAKTISCHE FUNKTIONEN
DER ADVERBIEN (für die Morpho-Prüfung nicht!!!)
Wir unterscheiden drei syntaktische Funktionen von Adverbien:
Import-Funktion
Konjunktionale Funktion
Korrelat-Funktion
Import-Funktion
Adverbien bringen als Satzglieder zusätzliche Informationen ein:
1. als autonome Adverbien aus eigener lexikalischer Kraft
2. als deiktische bzw. phorische Adverbien unter Bezug auf den
Situationskontext und den Textzusammenhang
3. als interrogativ, exklamativ oder indefinit gebrauchte Adverbien mit der
Markierung einer informationsoffenen Bedeutungseinheit
Konjunktionale Funktion
Bei Verkettungen haben die beiden (Teil-)Sätze einen Satzteil gemeinsam. Das Adverb nimmt mi
folgenden (Teil-)Satz dieses gemeinsame Element aus dem vorhergehenden (Teil-)Satz wieder auf.
z.B.: An der Wand stand ein Stuhl. Darauf setzte sie sich.
An der Wand stand ein Stuhl, worauf ein Kätzchen saß.
- es markiert den Typ von Satzteil, wenn dieses gemeinsame Element nicht ausgeführt wird
z.B.: Wie du das eben gemacht hast, (so) würde ich das auch gerne machen.
Wo du eben gestanden hast, (da) ist jetzt ein großes Loch.
Worüber man nichts sagen kann, darüber soll man besser schweigen.
Bei Einschlüssen nimmt ein (Teil-)Satz auf den kompletten vorausgehenden
TeilSatz Bezug; das Adverb (häufig ein Präpositionaladverb) nimmt diesen
Rückbezug vor, und verdeutlicht dabei die semantische Satzgefüge.
Das Korrelat ist ein Wort, das im Hauptsatz bzw. im übergeordneten Satz steht und bei
Subjekt- oder Objektsätzen den Nebensatz vertritt. Korrelate können obligatorisch
oder fakultativ sein.
Sie haben verschiedene Funktionen:
- die syntaktische Rolle des nachfolgenden Teilsatzes anzukündigen wie:
z.B.: Paula wunderte sich sehr (darüber), dass Paul noch nicht da war.
(=sich wündern über x)
- den voranstehenden Teilsatz noch einmal zusammenzufassen und ihn in die Struktur
des nachfolgenden Teilsatzes zu stellen:
z.B.: Dass Paul noch nicht da war, darüber wunderte sich Paula sehr.
Neben spezifischen Adverbien kann man auch Pronomina als Korrelate verwenden,
wie:
Es/Das ärgerte ihn sehr, dass sie nicht gekommen war.
Paula ahnte (das) schon, dass Paul nicht kommen wurde.