der
4 ^ M ^ - -z.
Vorbericht.
V
4 V o r b e r i ch t.
gungen auf das best-möglichste erscheinen
könnten. Nun ist es ein vollständiges Jahr/
seitdem das Buch ausgegeben worden/ und
man nöthiget uns von allen Seiten/ unser
Versprechen endlich zu erfüllen. Wir geben
also in nachfolgenden Blättern / was wir
theils selbst mit vieler Aufmerksamkeit haben
entdecken können / theils dasjenige was uns
von Vaterlandsfreunden zugekommen / die
mit Wohlwollen/ Güte und Nachsicht unst-
rer Bitte haben Gehör geben wollen. M i t
gebührendem und herzlichem Danke erkennen
wir diese Gewogenheit; und solchen brafen/
edlen Patrioten etwas zu verdanken haben /
ist eine süße Empfindung:
v
Anbau und Geschichte der Stadt.
tZu Veite i > 4.)
••>
»oit Hrn. Chorschreib« R- Tschiffeli, sel. heißt es IM«
ter andcrm:
« V e r n hat m seinen drey bis vier ersten Iahrhunder»
ten ein größeres Schicksal als Rom in dem gleichen Zeit»
«»um erlebt : Waren die kleinen Städte Latiums schwe»
per zu besiegen als der hartnäckige / unversöhnliche,
stolze Schwärm der um Vcrn her gelegenen benachbar-
ten Grafen / Fürsten und Herrn, deren Stolz zuerst bey
Laupen gedemüthiget worden/ und die durch alle fol»
gcnde Zeiten an den Bernern unversöhnliche Feinde
und kühne Bezwinger fanden: deren weite Linder nun
seit mehr als 3 Jahrhunderten dem Berner Scepter
gehorchen? Welcher Römer war herzhafter als der
Viderbe von G r e y c r s : wo war ein größerer Heerfüh«
rer als Ulrich v o n Erlach; wo ein redlichererMagistrat
als Fränkli der Seckelmcister; wo ein tugendhafter«
Bürger als Adrian von Nubenberg? Die Mauren
des stolzen Roms können sie sich, wie unsere Wille
rühmen, daß sie niemals erstiegen worden?
Die scheußlichen Abschilderungen die uns die Mönche
von dem Charakter des Erbauers von B e r n , Berchtold
dem V. machen, ist uns Beweis genug, und ein un.
trüglicher Beweis, daß er ein« der würdigsten und
seltensten Mlnner seiner Zeit war, der. uns von den
tückischen und hungrigen Anfällen d « weltlichen und
geistlichen Tyrannen zu verwabren suchte. Er war ein
wahrhaft fürstlicher M a n n , der keine andere Ehre
kannte als die Sicherheit und das Wohl des ihm an«
«5
vertrauten burgundischen Volkes — aus dessen Mitte
wir empor gewachsen. Er war zu groß, zu reich, zu
mächtig/ zu gerecht, als daß er das Vermögen feiner
Untergebenen hätte antasten lassen sollen. — Sollte
es jemand noch in Zweifel ziehen, daß Bern einen fol«
chen Wohlthäter hatte — so steige man hinauf zu dem
Anfang unsrer Geschichte. — Man betrachte die Stif»
tung unsrer Vaterstadt, ihre Aufnahme/ und ihren
heutigen Zustand: _
. An einem säst unmerklich erhabenen Orte, auf drey,
en Seiten durch den schnellfiicsscnden Fluß, und an der
uierten durch Gräben und Mauern befestiget, legte der
weise Herzog die neue Frcystavt an. Diese Zuflucht,
die seine Menschenliebe, seine bescl,ütze«de Gerechtigkeit,
den Bedrängten von allen Ständen öfnct, ist eben so
sicher, eben so heilig, als die Hörner des Israelitischen
Altgrs. Auf dem freyen Boden des römischen Reichs
erbaut, stark durch ihre uorlheilbafte Lage, noch stär«
ker durch den gewaltigen Schutz ihres mächtigen Stif»
ters, wird die Stadt in wenigen Jahren mit Einwoh»
nern, mit Bürgern, angefüllet.
Nicht nur bedrängte Landmänncr, gleick dem Vieh
gehaltene leibeigene Leute aus Dörfer» und Städten,
sondern selbst eine Menge de« in Uechtland sitzenden gc«
druckten Adels, flüchteten sich in ihre Mauren. Durch
die Erfahrung belehret, bringt ein jeder die Empfin»
dunz eines ächten Republikaners, den Abscheu vor Ge»
walt und Tyrannen, in seinem Busen mit. Jeder füh»
set den Schmerz feint« neuen Mitbürgers in dem eige»
ncn vormals erlittenen Unrechte. Jeder segnet die er»
worbene Freyheit/ den Nachdruck der gemeinsamen Ver»
theidigiing / den rettenden Fürsien. Berchtold höret
sie, lichelt ihnen Muth und Beyfall z u , und «rundet
auf diese Stützen unsern noch heute blühenden Freyftaat.
Kaum hatte der großmüthige Stifter seine Augen
geschlossen, und seine verwaiftte Stadt die ersten Lhri«
nen verweint, als sie da« doppelte Glück hatte, von
dem Kayser die Bestätigung ihrer Freyheiten zu erhal»
ten, und ihrem Abgesandten, Herrn W a l t h e r n v o n
Aeschidach, den edelsten Beweis ihrer Dankbarkeit zu
erstatten. I n ihm erwählte man den ersten Schult»
heisscn.. Glückselige Staaten, wo sich die Grösse der
Belohnung nach der Grösse der Verdienste messen darf!
Diese Freyheiten, diese ursprüngliche Rechte der
Stadt, verdienen die gröste Aufmerksamkeit. I n ihnen
liegt der Grund unserer spätern Wohlfahrt. Das Erb»
reckt der Eheleute; das Verbot fremder Richter, i n
Streitigkeiten zwischen Bürgern; die gesetzte Schmach
auf die Verletzung des Ehrenworts und des Gastrechts:
die gesetzliche Verbannung lüderlicher Haushalter " ) ;
die Vüraerspflicht, ein eigenes Haus in der Stadt zu
besitzen, sind Verordnungen, die das Band der Mit»
bürger noch enger und ehrwürdiger, und aus allen Ge»
schlechtem gleichsam eine einzige Familie machen mußten.
Bib-
Bibliothek.
(Zu Seite 19 > aiO
Man siehet beyden nun hierzu dienenden Gebnudeii
sogleich a n , daß sie weder zu gleicher Zeit, noch nach
einem übereinstimmenden Plan find gebaut worden.
I n der Vi-ldcrgallcrie sind weder Reformatoren«
noch Dekanen» noch Professoren » Portraits befindlich:
nur HaUers und Modells Poitraite aus der gelehrten
Welt.
Das Naturatiencabinet füllt ein eigenes kleines
Zimmer an: wird abcr gegenwärtig so vermehret, daß
man bald noch ein anderes Zimmer dazu wird bestim»
inen müßen.
I n einem eigenen Schrank werden viele Merkwürdig»
leiten von den freundschaftlichen und Sandwichs^Inseln,
auch von Nootlasoimd, als Kleidungen, Hausgcrithe,
Wafeli, ü. dergl. aufbewahrt. Ein Geschenk des durch
feine schönen Gemählde zu der lczten Seefischen Reise-
bcschrcibung berühmten w e d e r s , welcher Bürger von
Bern, un« in seiner ersten Jugend ein Schüler von
Äberli war. Er starb, allgemein bedauert, in der Blüthe
seiner Jahre, zu London im Frühjahr 1793.
Zwey andere große Schränke in eben diesem Zimmer
Enthalten eine schon ziemlich schöne Sammlung von
Conchylien, vitlerlcy M'eeresprobukte, und vorzüglich
schöne Mineralien, unter welchen lezternsicheinige ausser»
ordentlich große Quarzkristalle auszeichnen, die am Fußt
des Jinkenberges in der Nachbarschaft der Grimsel sind
I I . Theil. B
gegrabc» worden. Eine anscbnliche Suite von italinni«
schcn,ft«nzösischeu,badenschen ic. Maimortafeleben, von
Gcbürgö'UNd Erzartcn aus dem Vleybergweik in Lauter«
brunncn K. Da schon verschiedene beträchtliche Geschenke
von Naturseitcnheitcn an die Bibliothek gemacht wor>
den, und man zur Vermehrung dieses Kabmetes gut«
Anstalten getroffen hat; so wird dasselbe in einigen Iah,»
rcn besonders an bernischcn Produkten, reich und unter»
richtend werden.
Ein kleines Crocodil, das gewundene Horn des
Naroalls (Monodon Monoceros ), ein ganzer Stirfisch/
der Kopf des WallrosseS (Trichecus Rosrnarus) mit sei°
nen zwey langen hervorstehenden Hauzähnen/ verschie»
dene Waffen, Körbe, Zierrathen, von den Süd.Indischen
Inseln, zieren die Wände dieses Kabinetts.
Die Sammlungen von Münze», Medaillen, An-
tiquitäten ::. werden auch in einem eigenen Zimmer
aufgestellt werden.
...r:**-
:? IlMy'i?iZ grösienthcils abgebrannt/ so tnlschloß sich
die Regierung, und fetzte sozlnch 52 tausend k>,ernkro>°
ncn dafür aus, »ein neues, bequemes Krankenhaus zu
errichten. 1713 den 23 Januar wurde der Grundstein
gelegt. I m May 17:0 stund es fertig da. Aller Haus»
rath, alle Betten wurden neu angefckaft. Den Plan
des Vaues hat ein Baumeister von Brcgcnz, Namens
B ä r entworfen, und Werkmeister DünF hat solchen
ausgeführt. —
I n dieses Krankenhaus werden nickt nur arme
Kranke aus der Bürgerschaft, sondern auch Fremde uud
tandleute^ Dienstboten., Gesellen, verunglückte Reisen«
de aufgenommen. Vorzüglich aber kommen dahin die
tranken Unterthanen aus dem ganzen Kanton B e r n ,
die mit einer schweren, aber heilbaren Krankheit be<
fallen w«rden. Die landsgeme'indcn liefern dahin Eyer,
Hüner, Obst. Auch besitzt dieses Haus große Einkünfte
von Gütern und Zehcndcn.
D i e Zuchthäuser.
COT«» fts)c Seite 3,' > 4 - . der Beschreib. v»n !8mi.)
Bevölkerung.
(Siehe Seite ?» 11. des iten Bandes.)
Vas Resultat der Bürgerschaftszihlung von 1757,
ist etwas richtiger, vollständiger und anschaulicher dar»
««stellt in der Tabelle I . Nur ist zu bemerken, daß nicht
alle Bürzer, die darauf bezeichnet sind, zu Bern woh»
»en, wie man aus dem Buche schließen sollt«, denn diese
liste fasset all« Bürger in ssch, sie migen in der Stadt,
»der auf dem Lande leben, oder in Aemtern auf landvog»
Uyenstehen:und auch ausser dtn als kandsabwesend ange,
zeigten, halten sich sehr viele ausser der Stadt, ab«d»ch
im Kanton «uf.
(Tab. I.) B e v ö l k e r u n g 3s
der Vernischen Bürgerschaft auf den Uen May 1787.
*-^mm
Mannspers. | Weibspersonen
II Regim.
Mannspers.
Ewige
Bürg Einw.
Weibspersonen
Regim. Ewige
Bürg. Einw.
Regim. Ewigel Regim.
Burg. Einw.z Burg^
Verwittw. und Abgcschied. 139
von 1 bis 10 Jahren 22 3S9 15 in der Ene. 739 42 739
von 10 » 20 18 430 28 Lcdige Männsps. von 16- 60. 678 24
von 20 - 30 14 409 '7 Ledige Wcibsps. von 16-50. 61s
von 30 « 40 > 17 3'7 12 Ledige über dieses Alter. 32 4 138
von 40 a CO - 21 340 *2I Kinder unter 16 Jahren. 565 • 35 598
von S° S so 11 3°8 12 NB. Eine Weibsperson unter' 2>53 in 2402
von «0 - 70 s 145 6 «6 Jahren war vcrheura-
von 70 « 80 2 77 3 thet, daher der Unterschied
von 80 * 90 und drüber 1 17 mit der entgegenstehenden
2422 114 Berechnung.
2153
' " !
von 1 bis 16 Jahren. 565 35 j 599 31 Geistliche mit Inbegriff der
von ' 6 - 60 1359 68 1564 74 2 obern Studentcn-Orden. 181
von 60 und drüber. 229 8 i 2)9 9 Ausländl. advouirt. Milit.
2153 in 2402 114 Dienst 161 2
Nicht advouirte — 37 I
Handlung, wissenschaftliche,
polit. Berufe, Künste - '78 '3
Handwerker. 332 40
NB. Die zu Bern verbürgerte Familie der Burggrafen
von Dohna, ist doch, weil deren Verzeichniß zu spät Ausser Lands sind, die bloß
Zufälligen und den advou-
angelangt / hier nicht mitberechnet. irten Milit. Dienst abge-
rechnet I3Î 74
Wittwen und Ehefrauen. 1051
Von diesensindfremde die
sich ins Bürgerrecht gehe«-
rathet. 316 I 33
z6 Tab. It.
Insaßen der Stadt Bern.
Wie die Zahl derselben ünucrhältnißmäßig groß sey, und wiesiesichvermehren, beweißt folgende Tabelle, die bloß
die Familien dieser Insaßcn enthält, ohne daß darunter Kostgänger, Bediente, Handwerksbursche, Dienstmägde lt begriffen
sind.
Insaßm oder Hintersaßen waren '
in d. Stadt, im Stadtbezirk. Summe.
im Iaht 1790 4577 2202 6?7?
1791 4850 228) 7";
1792 5073 2320 ?;98
I79J $182 237Ï 7557
•^— l??4 52)5 25«9 •?744
Tab. HI. 37
Kanton B e r n ; deutscher Theil des Kantons.
A. Zuwachs der Bevölkerung.
*) Die w a a d t im Bern« Kanton enthielt im Jahr 1764 etwas zu 113,000 (Seesen / darunter waren 76,000 k »
wackisene, und 19,000 Ehen; Herr Pfarrer Muret (Memoire fur la Population du Pays de Vaiid.) rechnet
n lebigen Stande verbleibe» auf 9000 Mensche,
die Leute/ die stets im Menschen; »der auf de» «te» Theil aller Erwach"
senen. — I n diesem Lande tauft man jährlich gegen 3500 Kinder.
== 39
Die Insaßen dürfen nicht nur keine« Weilt Vit*
laufen, sondern auch keinen Rleinhandel treibe».
Ueber ihre Stärke und Vermehrung siehe Tabelle IL
Es verlohnt sich der Mühe, die Bevölkerung s listen
des Kantons aus der Schweizer»Bibliothek ( S . a 14 » 216)
hier abdrucken zu lassen. Die Anzeige der Vermehrung
von 1778 » ?i ist von daher genommen. Hingegen ist
die Fortsetzung dieser Liste von einem Ginner uns mit»
getheilt worden; beydes findet sich auf Tabelle III. IV.
5
Müßiggänger und Bettler, sie zogen »«n Kloster z«
Kloster und lebte» von dem Schweis der wenigen Fleißi«
gen. Kühn und öffentlich behaupteten die tatholisclien
Pfarre« im, Kanton die höchste Gewalt in der Republik
siehe den Priestern zu. —
Brafe, religiöse Männer aber hatten das Steuerru?
her in die Hände bekommen. G o t t und Bibel galten
ihnen etwas. Das Gewissen schlugstarkin ihrer Brust,
Sie stimmten für die Reformation. Die einsichtsvoll«
sien Minner damaliger Zeit wurden um Rath gefragt:
man versammelte ein ganzes Konvent in Bern, wo
beyde Partheyen, Katholiken und Protestanten sich
öffentlich hören lasse» sollten. — Ucbereilt gieng man ge?
wiß nicht zu Werke, wohl 8 Jahre giengen über de» Be<
«ahschlaaungen hin, bis man den festen Entschluß aus»
führt«/ das ganze Berner. Gebiet zu reformiren. —
S o zeigte die Regierung Muth. Es waren oft
Partheyen/ aber jeder Hheil nahm sich in Acht. I n
Betreibung der Geschäfte wendete die Regierung bald
Großmuth / bald Kunst, T - beständig aber einen Ernst
«n , der sie nicht hinderte / sich in die Umstände zu
schicken. — i$7i und 1682 nahm man an den refor»
mirten Orten die aus Frankreich vertriebenen Hugenot»
ten in die Regierung auf; Bern aber weigerte sich, die
Obrigkeit gab ihnen Schutz aber kein Herrfcherrecht. Die
nach Reichthum begierigen Nachbarn nahmen diese rei»
chm Fremdlinge zu Mitbürgern an: diese brachte« den
Geist der Neuerung und »eue S M m in die Gchweij. Di«
'
«enter verwarfen alle solche ülnerbietunze», und fin»
dafür auch noch da<, mt sie waren.
Oft wen dieStadt BernBürger annahm/ geschah es zur
Velohnung wichtiger Dienste/ »der lang erprobter Treue.
Ver große Rath bestand theils aui Adelichen/ welche
von de» Stiftern de« Staats herstamme«/ und der«»
Name» durch die Geschichte und mündliche Ueberliefe«
tung verewigt sind; theils au« jenen Bürgern, die,
durch chre Geiliejkraft und Thitigkeit dem Staat wahr»
haft nutzen konnten. Den brauchbaren Bürger«/ die
durch das loos oder durch Nebenurfachen nicht selbst
in die Regierung kommen konnte«/ gab man doch soi*
che Aemter / wo sie fast auf die gleiche Art oder noch
wirksamer der Republik dienen konnten. Man befir«
derte sie zu militärischen, zu geistlichen und weltliche«
Würde» und Bedienungen. —
. Man durfte / um nützlich zu seyn nur wollen und
«an konnte. — Ein jeder hatte eine offene Thür dem
Staat gute Bürger zu erziehen / dem Staat zur Hand
zu seyn; — denn so will e« die Vaterlandsliebe, die
nicht von Eigendünkel und Stolz geleitet, nicht von
Nebenabsichten gestimmt ist. Er stammt aui dem inner»
trieb der Seele, und kann nicht ermatten — auch
wenn er noch so viele Hinderniße findet. Endlich be«
siegt der Patriot alle Müheseligktiten — und da« Vater»
land erndtet die Flüchte bis auf folgende Geschlechter.
ES wird beständig so gehalten, daß aus einem Ge»
flechte nur ei« Senator erwählt werden lan», und nur
E4
das Loos ertheilt dem Einen einträglichere »der angeneh«
nicre Vogteyen / als dem Andern. —
Es ward erlaubt Geschlechtskassen zu habe«/ wo»»n
das Geld bestimmt ist/ der Dürftigkeit der Sobne von
gutem Herkommen, welche in Armuth verfalle«/ wie«
der aufzuhelfen/ oder sie bis zu einer schicklichen Gele»
gcnhcit, wo ihnen sonst geholfen werden konnte/ zu
unterstützen.
Die Aristokratie von B e r n entsprang aus der
Hochachtung welche eine Familie ihren Wohlthätern
schuldig ist. Bey einer solchen Regierung mußte
gesunder Verstand und Redlichkeit herrschen / nicht Älü»
geley; aber Muth und Entschloßenheit; nicht Feigheit/
nicht Mißtrauen — Beharrlichkeit und kindliche
Anhänglichkeit machte unsern Staat groß. Noch hat
Bern viele Patrioten von den edelsten Geschlechter»,
die fast das ganze Jahr auf ihrm Landsitzen wohnen.
Daselbst können sie durch Großmuth und Herablassung
sich beliebt machen/ und sie haben auch Gelegenheit da«
Volk von seinen wahren Vortheilen zu unterrichte».
Diese wahrhaft landsminnisch«/ Schweizerische Denkart/
wenn sie nur jezt noch allgelnein wirkt / sollte noth»
wendig die besten Einwohner und die femigstenPatrio»
ten machen!
Seit der Gründung des Staats war es eine
Hauvtmarime der Regierung allen billigen und mit G<*
lindigkeit gemachten Vorstellungen — Gehör zu geben;
ja man wartete oft nicht bis Bittschriften einkamen,
sondern, so wie sich ein Uebel im Land zeigte, so fairt
mnn ihm mit triftigen Hülstmitteln entgegen. —
Niemals aber bewilligte dir Obrigkeit etwa»,
da« man mit Trotz oder Unverschämtheit erzwin»
gen w o l l t e , - denn das hatte ihr Ansehen beleidiget,
die Ehre der Regierung verletzt. — Oft ftug man selbst
^'Dorfschaften über Krieg und Verträge um R a t h ,
und sie waren immer bereit ihr Gut und B l u t hinzu«
geben. — Die Zeit der wahren Freyheit ist allemal die«
jenige, wo man nicht über Vorzug und Vorrechte strei»
tet, sondern wenn sich alle als Glieder eines Staats
««sehen, da keiner des andern entbehren kann, denn
sie sich alle nothwendig sind.
Wo aber Eifersucht über Macht und Vorrang die Ge»
müther theilt! wo das Privatinteresse — der Eigennutz
die Geele des Obern und des Niedern ist; wenn man
den Rang den man nicht hat, erzwingen w i l l , o, da
gehet alles den Krebsgang, und das Vaterland zehret
sich ab wie ein Schwindsüchtiger. —
So lange der Vernei» Staat wenig einnahm, s»
bemühet« man sich noch weniger auszugeben. Und dies
war der erste Hauptgrundsatz, so wie es die band«
lungsmanier jedes guten Hausvaters ist. Man muß
in den guten Zeiten auf die ungewissen Fälle zurück
legen, die nicht ausbleiben; und die desto empfindlich«
sind, wenn man gar nicht darauf vorbereitet ist. Hat man
diese Regel beobachtet, so kann man den zweyten Haupt»
C;
grundssstz bald hinzu thun, wie e« die yerner iXeaie»
lung bey größerer Einnahme konnte: Keine Ausgabe»
f« sparen, welche das W o h l des Staats schleu»
«ig befördern können: —
,
ist bey jeder Ergänzung des großen Raths die Zabl 76,
nicht ?-. (Verbesserung de» Stelle Seite i l , im iien
Band).
II. Theil. E
Konsumption; Preis der Lebensmittel.
(iterBand, Cette 76.73.)
Die Konsumption der lebcnsmittel und ihr Preis ;
ihre Mengt/Obrigkeit!. T a r , und Seltenheit, hängt
wie überall von den Umständen ab. I n den ruhigen
fruchtbaren Jahren lebt man gewöhnliH um ein Dritt»
theil/ ja um die Hälfte »ohlfeilcr / als in Jahren der
mindern Fruchtbarkeit/ oder bey der Frucktsper«/ oder
ben dem Anwachs der Fremden, die sich in unsre Gegen«
den flüchten. S o haben z. V. die französische Revolution,
der Krieg in Deutschland, und die überall mit großem
Widerwillen angesehene Emigranten uns eine ungewihn»
liche und lang anhaltende Theurung verursacht. Kom»
men unter den Flüchtlingen auÄ) reiche und im Ueber»
fiuß lebende Personen an ' ) , die alle wohl bciablen und
überbieten, so steigt der Preis auf de» Wochenmärlten
*'
machen. 3s ist bah« in V e r n eine eigene Holztaiw»
mer oder Regierungs « Ausschuß, welche unter dem Vor»
si« des regierenden welsch'Seckelmeisters und einigen
Gliedern de« kleinen und großen Rath« diese wichtige
land« « Angelegenheit besorgen , und die besten Schrift««
und Entdeckungen, iie über diesen Gegenstand erscheinen/
prüfen und i» unserm Vortheil benutzen sollen.
T o r f wird noch viel gebrannt, mehr in der Stadt
«l« auf dem Lande. Die Wagcnsub« kostet gemeiniglich
4 Kronen. W i r haben viele Oerter im Kanton Bern,
w o T o r f gefunden wird. Vor den 3boren der Stadt
Bern; — zu Murten ; Buchse« ; auch würde man viel
heben können aus den Morlsten bey Orbe, Iferten und im
Innsmoos; — die Landvogtey Nidau liegt fast ganz auf
Lorfcrde; am meistensindzuOrpund,Madretsch,Säffneren.
Auch Steinkohlen braucht man seit «tlich und
dreyßig Jahren in der Stadt und auf Hammerwerken.
Sie sind in unserm Kanton zuerst gegraben worden, w»
man sie in Menge noch findet, hinter Frienieberg in
einem Walde, eine halbe Stund« westwärts von dem
Kloster an einer kleinen Anhöhe von Sandgestein. Von
diesen Steinkohlen brannte der hollindische Gesandte im
Kam«», als er in Bern war, während seines ganzen
hiesigen Aufenthalts- —
Fast zu gleicher Zeit ficng man an hinter V o l t i g e «
Steinkohlen zu graben. Wäre der Fuhrlohn bis zur
Hauptstadt nicht so hoch, so würde man solche in den
Vchmidten und sonst nochstärkergebrauchen. Der Cent»
»er iavtn wird in Bern von 16 Batzm iü auf «« Btz.
verkauft. Es mögen jährlich gegen 3 bis 4 hundert Cent»
«er nach Bern kommen. —
Hinter V b e r w y l , im Amt WimmiS/ an einem
abgelegenen Play — der Lindckrachen genannt / findet
man sehr viel Steinkohlen, desgleichen im Frutigamt.
Letztere Art ist aber mager, und kann von den Schmid«
ten und Färbern nicht so vortheilhaft gebraunt werden,
wie jene andern, das Feuer ist nicht lebhaft genug.
I n der Gegend von Thun hat man auch wichtige Ent-
deckungen gemacht, und da der Transport von daher zu
Wasser wohlfeil ist, so ist diese Ersparung des Holze«
ausserordentlich wichtig für die Stadt Bern.
Die vornehmsten Orte im Kanton, da Steinkohlen
aefundeu «erden, find also:
Aarwangen. Grüßiibcrg, Süglis«
BachtallN bey Erle- berg, Herdlisberg bey
bach. Thun.
Bochat bey Lütry Langnau.
(Wclschland). OberwylimSitbenthal.
Voltigen. Oron.
Dennwyl bey Büren. Rychenbach bey Erlen-
Dieöbach bey Thun. bach.
Eggywyl. Siegeriöwyl.
Erlach im Iulimout. Spietz. Krattiggrabcn.
Frienisberg. Wattenwyl.
Frutigen.
Berner Haushaltungs« Kosten/
in guten Jahren.
Vor einem Jahre machte der Herausgeber dieses
zweyten Theils der Beschreibung von Bern zu einem
Frauenzimmcrkalender folgende Berechnung des Kosten»
aufwandcs eine: Schweizer »Haushaltung die « v o n der
Stadt Bern abgezogen hatte, wo er lebt» erfindetkeinen
schicklichern Ort als den gegenwärtigen/ diese damals
mit Fleiß berechnete Gegenstände auch für andere Leser
nutzbar zu machen , und da es ein Modell seyn kann, wie
man sich hier einzurichten habe, so will er den Ieitge»
nossen und den Nachkommen davon eine Abschrift aufbe»
halten, die vielleicht auch die Fremde» intereßiren wird.
Zu besserer Verständniß auch für Ausländer, hat
man den Gcldpreiß in Gulden und Kreutzer gesetzt; der
Guide» zu 15 Batzen; der Batzen zu 4 Kreutzer.
Die Handelschaft.
Nicht in allen Gegenden unsers Kantons ist der Han«
del vortheilhaft. Wenn in Gegenden, wo der Ackerbau
blühen tonnte, sich die Handelschaft zu stark vermehrt,
so legen sich reiche Leute, statt das Fcld zu bauen und
fruchtbarer zu machen , auf die Iüdeley , und denken
nur an ihren Privatvortheil, nicht an den Nutzen und
die Bedürfnisse des Vaterlandes. Daher hat man im»
mer noch «ine zweydeutige Meynung von den Fabriken.
Zwar vermehrt sich die Bevölkerung, w» Handel»
fchaft getrieben wird; aber die Fabrikarbeiter sind nach
einer langen Erfahrung der schlechteste Eheil der Nation.
Der Staat hat wenig oder nichts von ihnen zu «war»
ten, und in Zeiten der Nsth fallen sie dem lande zur
last.
Zwar haben wir auch Gegendtn im Kanton, die sonst
wenig belebt waren, die iezt mit Menschen angefüllt
II. Theil. 3
sind. Dies brachte die Handelschaft zuwege. I m Aet»
gäu find Distrikte, die um das Doppelt« an Menschen
zugenommen haben, und auch im Feldbau besser bear»
beitet werden / weil, die Bedürfnisse großer find- —
Hingegen wissen wir auch, daß die Gemeinden nie stär»
ler mit Armen und Waysenkindern überzogen waren,
als feit den lezten 3° Jahren.
D « Handel im Kanton ist nicht unbedeutend. Auch
wird von unsern Kaufleuten so fleißig spckulirt, daß kein
Zweig der Handlung ohne wichtige Entreprenneurs ist,
wie das kürzlich im Verlag der typograpdischen Ge»
sellschaft in V e r n , erschienene Verzeichnis aller
8abrika»ten und Handelshäuser im Ranton, genug«
sam an Tag legt. — Man saust viele rohe Waaren aus»
wlrts / und läßt solche hier im Lande verarbeiten;
Hanf, Flachs, w o l l e wird überall ausgetauft. Vor»
mals kam vieles aus dem Elsaß! und jezt kommt da«
meiste au« Schwaben. Dies ist in der Khat so wichtig,
daß ohne Fabriken viele Familien hungern oder doch aus»
«andern müßten, wie dies auch in Feiten geschiehet,
wenn die Geschäfte ganz stocken. Die Bevölkerung
aber von Fabriklern gedeihet dem Staat schlecht, weil
diese leute ausarten und ihre Kinder vielfältig schon
elende Krüppel sind, die weder zum physischen «och sitt»
lichen Gewinn unseres Landes viel beytragen.
Besser wäre es wenn Hanf und Flachs im Land
mehr angebaut würden, da man so vieles von diesen Ar»
tikeln aus der Fremde muß kommen lassen. Und da die
fracfjt von allen auslandischen Artikeln sehr hoch stehet/
so ist sür unsre Manusakturisten wenig gewonnen;
denn der beste Ertrag wird an Fuhrlohn und an die Aus»
länder zurückbezahlt. — I n den vorigeil Zeiten hatt«
man im Land viel mehr Hanf und Flachs gebaut/ und
die Schaafzucht zur Wollenschul war um wenigsten»
- mal starker, als sie heut zu Gag im Kanton abwirft:
überall siehet man die Schaafheerden vermindert. Auch
war ehemals die Schweizetleinwand / wegen ihrer
Dicke, Dauerhaftigkeit und Festigkeit auf den deutschen
Messen vor allen sehr gesucht, denn die Schwlbische und
Schlesinger thut es ihr an innerer Güte nicht gleich/
wozu unsre herrliche Qucllwasser und schöne Bleichen/
das ihrige beytragen. Aber es fehlt uns an einem gu<
ten Ehlenmaaß — durchaus differirt es von einem Ort
zum andern.
Den landlnann oder Web«/ der für die Fabriken
arbeitet, drückt die Verschiedenheit der Gewichte
und Maasse. Die leute wissen nie woran sie sind. Nicht
nur sind die Gewichte und Maaß« der Aetgäuische»
S t ä d t e / die als Niederlagen von dem Fleiß des dorti«
gen landmanns angeschen werden müssen/ sehr ver>
schieden unter sich selbst, und kommen mit dem de«
Stadt Bern gar nicht überein; sondern auch diese, so
wie die im welschen Antheil/ können ihre Nrüche
nicht berechnen; welches dem Arbeit« feinen loh»
schmälert, und er nie recht weiß/ wie « seine Stech«
nung machen soll. —
i.
Wenn man wahrhaft gemeinnützig seyn will, so
ftllte man in der Schweiz, »der doch im Hanton ein
allgemeines M a a ß festsetze«/ und es so einrichten, daß
man es obne Brüche berechnen könnte, also für jeder»
mann brauchbar wäre»
•• Ich mache mir eine Pflicht daraus, diese grvße An«
gelegenheit nochmals ernstlich in Erinnerung zu brin»
gen, und die Worte des edlen Mannes, des wahren
Patrioten Herrn von Tstharners, verst. Hrn. Gcckel»
Meisters, zu wiederholen, die er schon vor ,; J a h r e n
(i??i) der ökonomischen Gesellschaft von Nern ge»
sagt hat z höchst nachtheilig ist die Verschiedenheit im
Maaß »ind Gewicht der Handlung (und dem gemeinen
Wesen überhaupt) ; sie ist auch beschwerlich, denn die
Berechnung und Vergleichung kann der tandmann nicht
fassen, der seine Tücher dem Kaufmann bringt, « m u ß
sich ihm überlassen. — Wer die Vortheile der Einheit,
der Gleichheit des Verhältnisses, in den Absichten und
in den Wirkungen der Natur kennt und bewundert, und
wer da weiß, daß in dieser Nachahmung auch allein die
Vollkommenheit der Künste bestehet, der wird es bebau»
ren müssen, daß wir über so allgemein wichtige Dinge
so wunderliche Anordnungen haben : Und soll die Hand»
lung wirklich dazu beytragen, unsern Zustand zu verbes»
fern, so müssen wir einfache, simple, klare Begrifft
dabey haben. Gewichte und Maaße sind die Pfänder der
Treue.und Redlichkeit eines Volkes — diese schätzbare»
Mittel dürfen nicht der Willtühr preisgegeben werden,
*
sie müssen in einem richtigen Verhältniß stehen; denn
darauf beruhet die Sicherheit des Eigenthums / das Zu»
trauen ; ja redliches Maaß ist dasstärksteBand der mensch»
lichen Gesellschaft.
Es beklagen sich öfter« die Bewohner in den Städten,
daß die Landleute zu stark Krimerschaft/ Gewerbe und
Handwerker treiben ; und in der That giebt es Gegenden/
wo die Aktivität unter den Baurcn in solchen Gegen»
ständenstärkerist als in den Städten. I n einer Schrift/
so der ökonomischen Gesellschaft zu Bern übergeben wor»
den/ heißt es unter andern : « — Auch auf der Landschaft
ist kaum ein Dorf mehr anzutreffen / wo nicht Krämer
wären / die in offenen Laden und auf Jahrmärkten (en
jros und en détail) verkaufen. Diese Krämerey schadet'
unsern Landstädten. Diese Landleute fangen auch an
sich der Manufakturen zu bemächtigen; bald werden die
Städter auf das Land hinan« wandern müssen, um durch
den Landbau und die Viehzucht und andere Hülfsmittel
sich wieder empor zu arbeiten.
Neberall wird braf in unsern Fabriken gearbeitet.
Leinene und Vaumwollene Tücher, sind nach den
Verzeichnissen der beeydigte» jtuchmesser von 1731 bis
,79° im Durchschnitte 17:000 Stücke jährlich im Lande
favlicilt worden. Von 17»; auf 1786 waren es nahe an
199000 Stuck*. Jedes Stück hält 16 Pariser»Stäbe.
Leinene Lücher wurden in gleichen Zeitraum jähr»
lick im Durchschnitt I3$CO Stücke im Lande verarbeitet.
Die Länge eines Stückes ist von ,04 bis i n Ellen.
53
Diese beyde Manufakturen bringe«/ sehr mÄßig be»
berechnet / dem Lande wenigsten« 3S°/«» Kronen ein.
Schon vor 3" Jahren ist dieses Gewerb start gl«
trieben worden. Als um das Jahr 1762, die im Amt
Lenzburg etablirten luchweber und Manufakwristen
anzeiaen mußten / wie viel Stücke Baumwollen>3ücher
sie jHhrlick verarbeiten; so fand man nur allein in dem
kleinen Umtreiß vom Amt lenzburg, daß es auf 17a
tausend Stücke steige. Als man noch das übrige
Unter »Aergäu dazu rechnete, so kamen zusammen
«00 tausend Stück in Rechnung. — Ein «fahrn« Kauf«
mann, Herr Wydler von Arau, setzte 1764 folgende
Berechnung auf':
Man kann sicher annehmen, daß wenigstens 90 tau»
send Stück von obigen 2mal hunderttausend, aus inn»
lindischem Garn gewoben worden; (denn für mehrere«
muß man Stoff aus der Fremde kommen lassen, wel»
chcs allemal den Landesprofit ganz klein macht, da Sve«
sen und Fracht«!» in unsern Gegenden betrjchtlich sind) :
M o gesetzt
90,000 Stücke, jedes von 4 Pfund Garn.
360,000 Pfund Garn; jedes Pfund über«
, Haupt nur?! Batzen Spinnerlohn, macht
Franken . . . . . «70,000
Weberlohn vom Stück 8 Batzen . 72,000
Dem Fabrikanten, für Provision, Müht«
waltung, Risiko und Nebenkosten, « B t z .
per Stück . . . . . 90,000
Machen Vernfranken . . . 43J,COO
Diese schöne Summe kann durch Leute erworben
werden, die kein eigenes Vermögen haben; Kinder und
Gebrechliche können ihr Brod dabey gewinnen; und
wenn nicht solche Hülfsmittel der Armuth offen stünden,
f» würde es um die BeUeley in unserm Kanton viel er«
dirmlicher aussehen. — Nicht Handelsgttst, der das
Vlut der Armen aussaugt/ und Reichthümer häuft/
wie der Wolf, der auf Raub ausgehet/ ab« ehrlichen
Erwerb und Arbeitsfleiß wünschen wir- unserm lande.
Auch daß mau selbst fabriurte Waaren, allen fremden vor»
ziehen möchte. Da« ist Patriotismus.
Man beklagt sich auch fast allgemein, daß so vrelcrley
Leute/ die die Handlung nie ordentlich gelernt haben,
sich anmassen/ offene Laden zu führen, und vorzüglich
Personen des andern Geschlechts. Aber für einen kleinen
Detail kann man freylich keine schicklichere Personen
finden, als Frauenzimmer; sie können noch nebenzu mit
Stricken, Nähen und dergleichen weiblichen Arbeiten,
das sehr langsame und oft sehr wenig bedeutende <3c»
schift abwarten. S o habe» wir auch viele fremde Schnei»
derinnen die den Modehandel treiben, und wichtige Ge»
schifte machen. Und dies reizt viele andere zur Nach»
ahmung ; ja die Menge von offenen liden in der Haupt«
stadt nimmt so überhand, daß die ganze Stadt «ine an»
«inander hingende Boutike vorstellt. Auch kann man
nicht liugnen, diese Gcschifte der Weibspersonen
greifen fast zu stark in die bürgerlichen Gewerbe und
Geschäfte «in; wodurch manchem Bürger sein Brod ent»
34
loaen wird ' ) . Ich besorge auch ihre Haushaltung und
Kücke leide. Verheoratbete Bürgerftauen / wenn sie
zu dem Erwerb,des Mannes Sorge hätten, würden gar
oft mehr nützen, als durch eine so weit getriebene In«
dustric: denn endlich fällt der Mann unter den Mann,
und das Weib steiqt über den Mann hinauf; und von
den vielen Mägden und Kickinen die jezt so starken
Miethelohn ziehen, würde man einen großen Lheil ab»
schaffen tonnen. Auch die Töchter gewöhnten sich mehr
an die Haushaltung. Das alte Gesetz in der Republik
war: Der M a n » soll erwerben; die Frau aber da«
Erworbene zu Rath ziehen und zu erhalten suchen.
Weil indessen jezt der Handel mit den ftemden Vedürf«
Nissen zunimmt; denn der Luxus steigt allemal mit dem
Handel—so treibt alles in Bern beynahe Handelschaft und
Krimerey, so ist auch der Verbrauch an Waaren stärker
als zu keiner Zeit: man sucht sich allerley Auswege,
aber man bringt dadurch allerley unnöthige Waaren ins
land. Wenn man die Zollbücker in unserm Kaufhaus
siehet, wo alle eingehende und ausgehende Waaren ver«
zeichnet werden, so haben die Geschäfte weit über, die
Hälfte seit den lezten 30 Jahren zugenommen. — Der
Staat ist aber nicht reicher geworden. Das eigentliche
»
Wenn ftenide Waaren im Kaufhaus «in oder «ieh«
»ere Tagt/ lieg« bleiben, so wird 4 Kreuzer v«m
Centn« gefordert. Spetterlohn wird bezahlt für die
Zufuhr der Ballen, Waaren und Effekten in die Hiluser—
vom Kaufhaus bis gegen das Wirthshaus zur Krone —•
x Kreuzer per Centner; weiter hinab 4 Kreuzer. S o
auch die Stadt hinauf zum Ieitglockenthurm a Kr.
und höher hinauf 4 Kreuzer.
Alle Fuhrleute, Boten, Ammermehler MHiumer,
tonnen ohne einen Raufliausschein nicht verreisen;
sie müssen die Zettel am3bor vorweisen.
Auch sollen in den Wirthshäuser» keine Ballen
aufgeladen oder ausgepackt werden, ohne solche im
Kaufhaus angegeben zu haben. Die Lehntutscher
dürfe» nur Koffers, bardes und Mantelsäcke der Rei»
senden frey aufpacken, ohne solche erst dem Kaufhaus
anzugeben; hingegen sollen sie keine Waarenballen an»
Aehme» oder abladen, ohne einen Schein aus dem Kauf»
haus zu lösen.
Die Meßfremden und Ausländer, die hier baar
»der auf Credit verkaufen, zahlen 1 Rreuzer v o m
Gulden, welches man den pfundzoll nennt. Sie
declariren selbst den Werth der Waaren und der
loosung.
Die Frachten haben seit den letzten 1 Jahren sehr
stark ausgeschlafen, können aber nicht so bleiben. Sonst
zahlte man für 1 Centner von Basel auf Bern so Btz.
iezt 3- Batzen; ein Centner von Zürich auf Bern kostete
30 Batzen / Kit 48 Batzen; ein Centner von Schaffhau«
seit 40 Batzen, jc,t 50 auch 5; Batzen. Und so sind im
gleichen Verhältniß auch die Waaren schwerer zu bckom»
men/ je seltener die guten wohlfeilen Gelegenheiten
zur Herbeyschaffung sind. Das Stockacher Kayserl.
Mauthamt (liegt 8 Stunden von Schaffhauscn) nimmt
auch einen starken Zoll auf alle Güter die nach der
Schweiz gehen.
Uebrigcns ist in der S t a d t XSevn selbst der Handel
en gros weit weniger bedeutend, als im Kanton / son«
dcrlich im AcrgaU/ wo wir sehr wichtige Fabriken haben;
wir dürfen nur allein die schine Sndenhandlung des
Herrn Mayers in Arau, und die Leinwand«und Ziz»
Manufaktur des Herrn De £11 je zu Wildeag nennen,
auch die Wafferbrcnnereyen und den Kishandcl auf dem
Lande, um die Ausfuhr beträchtlich genug «nzugcbcn.
Diese auf den Glänzen angelegte Häuser, können um
so uorthcilhaftcr handeln, da sie die theure kostbare
Fracht durch das Innere des Kantons Bern nicht tragen
dürfen. Die Stadt Bern liegt auch zu weit ausser der
geraden Straße nach Frankreich und Italien; und die
Spedition welche nach Genf und Lausanne hinauf ge«
schiebet, geht gewöhnlich über Arberg, oder zu Waffe«
auf dem Vieler» und N<ucnburger»und R u r t e r » S « .
\
I
X
spricht/ je angreifender die Heilmittel sind, je mehr
hält er ihn in Ehren. —
Die allgemeine Volksarmuth könnte vermindert
werden, wenn mehr Gutniüthigkeit unter î>cn Reichen
wäre; wenn die Armen eine bessere Erziehung erhielten
und mehr häuslich wären ; überhaupt aber sollten die Leute
sanftmüthiger, für die Ehre empfindlicher, für die Stell»
gion gefühlvoller gemacht worden. Auch dieser Wunsch
ist von dem edlen Tscharner, verst. Seckelmeister.
t
und 3 Vettel! neben einander stehen:.das unreine ©«»
wand wird am Ofen getrocknet auch in der Mitte der
Stube aufgeheult. S o stecken sie sich auch unter dicke
schwere Federbetten/ und der Dampf der da aufsteigt,
könnte allein schon den Athem unterdrücken, wenn diese
leute nickt zu einem fast unnatürlichen Grad von Un»
tmpsindlichkcit abgestumpft wären. —,,
Nichts aber ist wohlfeiler als der Häuserbau der
deutschen Berner^Bauern ; sie haben fast alle Materialien
umsonst; die Arbeitsleute sind Nachbaueru, die sich
einander helfen; oft kommen 6c> bis «-> solche Wärmer
zusammen, wen» ein »euer Bau errichtet wird, und
arnfei! frisch alle die Arbeit an. Die Reichen bringe»
Wcin und Eßwaarcn mit, und so gehet es wie bey einem
Fest recht munter zu : das Holz wird durch die Gemein»
fuh«n herbeygcschaft: selbst der Halch, so wenig sie auch
bedürfen, wird bey der Stelle gebrannt, und selten in
der Ferne, gekaust. I n kurzer Zeit ist ein solches Haus
fertig. Doch ist bey weitem diese nachbarliche Groß»
muth nicht überall in unserm Kauton zu Hause, man
findet sie uxistcns nur bey den Ackerbauern; diejeni»
gen so in eutfernte» Gegenden wohnen, und vom Neb»
bau lebe», sind darin« ganz verschiedene Menschen. Sie
baue» aucl, mehr steinerne als bilzerne Häuser; sie
stecken enge auf einander; sind unreinlich; und bey aller
Unbequemlichkeit noch theuer. Hingegen werde» solche
Häuser, die bloß «on Holz und mit Schanden zugedeckt
sind/ oft abgebrochen/ von einem Ort zum andernge»
führt/ und frisch aufgerichtet.
Der Bauer überhaupt/ wo e« Geld ausgeben soll/
»affiniri besser als der Städter. Man nehme nur zum
Beyspiel die oben erzahlte Weise ihre Häuser zu bauen.
Und man kann mit Wahrheit sagen / daß die meisten
Bauern ihren Boden wohl kennen.
Brauchen sie Kalksteine / so graben sie solche selbst/
und wenn die Ziegelhütten entfernt sind / so legen sie
auch Kaltiftn an, und brennen den Kalt selbst.
Um den Brienzcrsee her, hinauf nach Meyrlngcn
trift man sonderbare Hütten die keine Achnlichkeit mit
den übrigen Berner »Dörfern haben. Es sind diese Hin»
sei bloß von Holz. Runde Stimme von Tannen oder
Lerchenbiumen legt man ins Gevierte über einander:
schneidet aber an den Ecken die Balken fast zur Hälft«
«in, damit die Zwischenräume, welche beym Creuzwcis«
über einanderlegen, bleibe»/ ausgefüllt werden, und
die Seiten sich zuschließen. Die Dachung ist bloß Bret-
tcrwerk; die man quer übereinander legt, und große
Steine zur Haltung darauf sammelt. Das Lerchcnholz
soll die Lugend haben / daß es nicht springt, sondern
immer zäher w i r d , und durch Luft mid Wasser von Iah«
zu Jahr fester und fast unzerbrennlich wird. I n Wallit
findet'Man bloß solche Holzhäuser.
Es herrscht in unserm Kanton fast überall die Ge<
«ohnheit, taß sich die Bauern der Länge nach auf den
Ofen legen; diese geschwinde Abwechselung von Frost
*
lind üitze wenn sie aus der Kälte komme«/ und der
nicht selten dadurch erregte Durft, wo sie sodann kalt
trinken, verursachen schuierzhafte und langwürigc Krank»
Seiten; viele klagen über den Seiten » nnd Gallcnslich.
Ihre Sorglosigkeit gehet aber doch so weit, daß sie ihre
Kinder im Sommer fast nackend, im Winter auch seh«
leicht gekleidet, gehenlassen; allen Abwechslungen des
Wetters sollen sie trotz bieten; und wenn nicht eine lange
Gewohnheit diese Leute vor dem Untergang schützte, s«
müßten noch weit mehr Siechling und Krüppel seyn.
Von dem Baarfußgehen der Kinder sind die Schäden an
den Beinen sehr gemein.
Die Bauern um Bern haben fast durchgehcnds in
ihren Häusern sehr niedrige Zimmer, und darin« sehr
große sandsteincrne Oefcn, die sehr stark geheitzt werd m,
da sie das Hol; fast überall im Ueberfiuß haben: Nnd
nichts ist dem Landmann angenehmer als eine recht
warme oder vielmehr recht heiße S t u b e . — Viele
setzen sich hinter die Oefcn auf die dazu gemachten Sitze,
dorthin ziehen sie auch ihre Rinder, und es ist nicht
zu verwundern, wenn auch aus diesem unnatürlichen
Leben die Glieder geschwächt und die Anlagen zu den
Brüchen gelegt werden, denen unser Landvolk so allge»
mein ausgesetzt ist» Der Herr von Haller sagt: un»
sere Bauer» haben einen natürlichen und tin<jUirf>
lichen Hang zu dieser Rrankheit. —
(Und eben wegen der Allgemeinheit dieses Uebels,
läßt die Regierung von Bern, in dem Krankenhause
der Hauptstadt den Armc» die Bruchbänder umsonst
austheilen). —
An hitzigen Fiebern und der Wassersucht sterben dit
meisten. Jetzt kommt auch ein vormals wenig bekannte«
Uebel auf:— Engbrüstigkeit; kurzer A t h e m ; Neust«
husten. Junge starke Bauernpurfcht/ werden wie die
Alten davon befallen; ja sogar sind sie unter den jungen
Leuten noch gemeiner.
Ob diese Engbrüstigkeit nickt eine natürliche Folge
»on der immer stark« zunehmenden Raffee» Schwel«
gerey sey/ lasse ich einem jeden anheimgestellt, der
damit behaftet ist; er mache wenigstens die unschädliche
Probe, Kaffee und Wein nur sparsam zu trinken, und
dafür mehr reines Quellwasser und Milch; vielleicht
«erliert sich wohl das Uebel wie es gekommen ist.
Landbau im Kanton.
es wird im iten T h e i l , Seite 13; der Beschrei»
düng von B e r n behauptet, daß die Landwirthschaft in
Helvctien — nach England auf dem besten Fußestehe—
hierauf hat uns ein verdienter landgeistlicher geantwor«
tet: „Aus den neuesten und besten Büä)«n über die
Engländifche tandwirthschaft habe ich gelernt, daß sel»
bige der Helvetischen nachstehe. Erfindungen werden als
neu anaeqeben, welche hier schon vor vielen Jahren be-
kannt waren und »,n jedermann gebraucht worden, un-
ter denen aber viele, schon seit geraumer Zeit, als «n»
nütz verw»rfcn wurden. Die Gedanken des Hrn. V«<
fasserS über die vielen I r r t h ü m e r , selbst bey den
aufgeklärten Landwirthe» im Lande, in Aücksicht
der Lehre der Dungmittel und verbesserungsmit«
tel beweisen, daß selbst der unanfgcklirte Landmann die»
sc Lehre besser verstehet. Jedem ist bekannt, daß, Kalk,
Gyps und Kalkmcr,;cl den nassen und thonichtcn Boden
»u Grund richten würde, dazu braucht er Pftrdbau,
Gandmergcl, S a n d , Grien, ja oft mebr als Faust
große Steine, je nachdem das Land mehr oder weniger
sumpficht ist. Dem trocknen, harten und hitziaen Boden
giebt er Kalkmergcl, Kalk, Gyps, welches nicht den
Boden unfruchtbar macht, und bloß theoretisch ver»
muthct wird: sondern cs ziehet die frnchtbalmachenden
Lheile aus dem Dunstkreis an sich, und verbessert den
Boden, wie daraus erwcißlich ist, daß das Korn, wo
der Klee auf der Branche gegnpstt worden, viel rcichli»
cher ausgiebt, als da kein Gyps hingekommen. Doch
soll« der Landmann wohl wissen, daß er den Klee in
dem ersten Jahr nicht zu mähen hat, denn dadurch wird
das Erdreich ausgesogen, in dem andern aber muß eine
halbe Elle hoch eingepflüget und der Dünger nicht ver»
«essen werden, von dem er genug haben wird, wenn «
das Vieh im Stall futtert , welches durch den K l «
möglich seyn könnte, aber die vielen Alimenten sind noch
immer der griste Fehler in der hiesigen Landwirthschaft."
Diese uns sehr zutscheinende Erklärung über die
Land»
Landwirtschaft de« Bauern leidet doch die nöthige Ein-
schrinkung, daß wenn die Lhitiakeir größer und der
herrschende Eigendünkel unter diesen Leuten weniger all»
gemein wir« — man in der Kenntniß des Bodens in
der That die Englände« und jede andere Ackernation '
übertreffen würde, leider aber wird über die Dungar»
ten in der Schweiz so verschieden gedacht, wie ver»
schieden gehandelt. Die Leute folgen vielfältig ihrer
Bequemlichkeit und dem was ihnen größerer Vortheil
scheint. Wer den herrschenden Charakter der Bauern
kennt/ kann auch wie natürlich von selbst vermuthen/
es gehen hier viele Vernachläßigungcn vor.
Auch beweist schon genug die lang gefühlte und
laut erschollene Klage der besten VaterlaNdskenner / daß
der Bauer das Feld gleichsam nur aus Nothdurft bauet
um auch noch Brod fürsichselbst zu haben. Der berühmte
Herr von Haller schrieb daher, czanz wahr: «Es
entstehet in diestm Lande der große Fehler/ de»
auch England schmerzlich fühlt / daß allzuviel
Land zur Grässerey gelassen wird, und man den
Acker, der zu mühsam ist, fast mit Widerwillen
beibehält. Der Hauptfehler aber ist/ daß anstatt
zehn freyer streitbarer Familien / eine einzige für
den Staat erwachset, die sich durch fremde und
an den Staat nicht verpflichtete Tagelöhner, wie
in England durch die ihm nicht zugethanen I « »
länder hilft. Es ist auch ein Uebel, daß bey s»
großen Gütern die Nestyer au, ihrem Stand« tre«
II, 3heil. 3
tcn, da man bty tltintvn Gütern doch Vauer»
behielte/ die dem S t a a t nöthiger sind/ al« (Gült»
brief'Bauern u»d/ Pächter." (Göttinger gelehrte
Anzeigen 1762. Seite 9613. Und was ich gerne noch
beyfüge: Unsre Obrigkeit würde mehr Zehenden einzie»
he«/ der fremde Fruchteinlauf würde nicht alle Jahr
mit s» großem Verlust von vorn anfangen müssen , und
in den Zeiten der Noth hatte da« Vaterland dadurch
feine Unabhängigkeit sicherer erkauft/ als durch das Geld
einiger reichgewordenen Bauern.
Unsere trockene Wiese» werden gewöhnlich des
Jahrs «mal gcmahct, und dann noch im Herbst von den
meisten tandwirthen abgehütet. Letzteres ist aber ein
großer Schade«/ denn das Vieh zertritt mehr am Boden
als es düngt. DcrglciÄ>en Matten werde» je von 4 zu
4Jahren umbrochen/ -Jahre gedüngt/ und mit Ge«
traide besäet; und dann liegen sie wieder 4 Jahr lang
als Wiesen da. Brafe Ackerwirthe sollten aber bey
diesem Landbau nicht den Getraidebau zu «nterdrücke»
suchen; sich allein zu bereichern und das Vaterland arm
zu machen: denn die Quelle des Wohlstandes aller
Staaten ist — der Getraidebau. I n unserm Kanton
wird aus Gemächlichkeit/ Negliaen«, und weil geizige
Bauern wenige Hände zur Hülfe haben wollen, der
wjes'bau zum Nachtheil des Getraidebaues nur zu
stalk, getrieben; da hingegen, wenn man recht die Sache
Überlegen wollte, man finden würde, haß der Getraidc»
Un oder die Abwechslung des Anbaues/ mit Rlee und
SES l)5 sa
allerley Grasarten auch den vichsiand/ und so mit
den Dünger vermehre» könnten, also ein reichlicher
Rornbau ohne Nachtheil zu erhalten ist. Das Vater«
tand nlürde sodann nicht genithiget sey«, seine drin»
gendsten Bedürfnisse in großer Menge und mit theuren
Frachten uon dem Ausland zu ziehen, welches in allen
Sachen Tbcurung und Mangel an Vaarschaft nach sich
ziehet. J a der Mittelmann, lebt dabey beständig in Sor«
gen der Nahrung und in einer schwer drückenden Gl»
schäftlosigkcit.
Nur wenige reiche Bauern halten Mägde und
Knechte; zurErsparunz des Liedlohns nehmen sie armer
Leute Kinder in Dienst: denen sie bloß Nahrung uns
Kleidung geben. Dieser seltene und geringcDienst macht/
daß viele arme junge Leute von ,8 und mehrern Iahrett
ihr Glück ausser Lands suchen, und ihre Eltern darbem
Die Pursche gehen in Kriegsdienst, oder in die Städtel
verdingen sich als Hausknechte, Metzger, Kutscher; viele
kommen in Fabriken. Auf diese Art verlieren sich dit
besten Einwohner, denn die prägen und Faulen bleiben
lieber zurück und bettten, als daß sie etwas wagen woll»
ten. Aber kommen oft solche Ausgewanderte wieder «ach
Jahr und 3ag in ihre Gemeinden zurück, so müssen sie
um Gnadenbrod bettle«, und verzehren sich in Kummer
und Aergerniß; sie vermehren das einheimische Elend:
haben sie Kinder, so sind es Leute die weder zum Land«
bau noch zur Hauswitthfchaft viel taugen; — viele
kommen fünft als Gebrechliche heim, die von der Noth,
»der »on der Pelizey ihren Gemeinden zugefchickt wo»
den — ' ) .
Her griste Viebbauer braucht nicht mehr als ein
Paar Knechte, ein ebenso grosser «Lauer aber, der den
Feldbau treibt, bedarf wenigstens vier. Ein Wein«
gärtner oder Rebmann beschäftiget sogar bis auf« Per«
fönen; daher find die Ackerländer wenig« mit Armen
angefüllt, als wo nur Viehweiden gehalten werden.
Auch ist nur der Ackerbauer der Bevölkerung und dem
lande etwa« werth, denn sie helfen den Boden durch
viele Hände fruchtbar machen. Das erste Bedürfniß des
Lebens — Brod bringen sie uns zu: auch hat es mehr
Segen was der Bauer durch eigenen Fleiß erwirbt, als
was er durch den Reichthum erzwingt. Und, der Ar»
nrnth Beschäftigung geben, ist besser, als Almosen aus»
theilen, und die Hände der Einwohner braach liegen
lassen. —
Nur ein Beyspiel wie weit die Vernachlässigung des
Kornbauc« im Kanton gehet. Der Kornzebend im
Saanenland betrug vom Jahr 1730 bis 1740 doppelt so
Viel als vom Jahr »770 bis 1780. Es ist kein Pffug mehr
im ganzen Saanenland **). Wiesen sind jetzt die Lieh»
so bleiben . » . . . z?»'BY.
Und da au« der Häsemilch noch Zieger gemacht
wird/ und ungefähr z Theile weniger als ma»
Käs erhalten hat, so muß man noch ??Pfnnd
24
Zieger »'i\ Batzen bat Pfund dazuschlage» n ç i Btz.
Ertrag einer Kuh auf den Bergen in 16
Wochen . . . . i » 685! Btz.
Sind also nahe zu 4; Louisd'or. —
Zu 1«° Pfund Käs sind 2 Pfund Salz nothig.
Will man nun sehen, wie die Nüher die Milch be»
rechnen, wenn sie Butter macheni so stehet es unge»
fähr folgender Massen: Vie sagen:
Zu einem Pfund Butter wird der Rahm von,? Pf.
Milch erfordert; also können von 2688 Pfund Milch
nicht mehr, als 99^ Pfund Butter verfertiget werden.
Diese das Pfund zu 4 Batzen gerechnet, betragen 398 Btz.
Wenn die übriggebliebene abgeräumte Milch zu
mageren Käsen gemacht wird, sosindnoch 2C8?i
Pfund bloße Milch übrig ; —da nun «4 Pfund
solcher abgenommenen Milck 1 Pfund magern
Käs geben ; so komme» noch 107 Pfund davon ,
heraus, die aber nur à 8 Kreutzer das Pfund
gerechnet werden mögen — und betrage«, nach
Abrechnung des Salzes . . . . ,12 Btz.
theurer gebe» können; denn den Kn« können sie alt werde«,'
lassen und in das Ausland hoch genug verkaufen. Und
dic Theurung der Butter nimmt auch darum zu, weil
immer mehr und mehr Zins » Küher aufkommen, die
das Vieh zu ihrer Bergfahrt in Pacht nehmen; die
Mehbesitzer aber stets einen stirkern Zins fordern. —
Man rechnet, daß 8 bis 10 Maas Milch zu einem
Maas Rahm »der Nidlen erfordert werde»» ; und eine
Maas gute Nidlcn giebt nicht einmal recht i Pfund,
Butter (Anken). (HL. die Maas Milch wiegt 4 Pfu»»d).
Auch rechnet man 10 Pfund gute Milch auf 1 Pfund
fetten Kas, und :c> Pfund abgerahmte Milch ju 1 Pf.
magern Kas. Für den Centner Käs braucht man « Pf.
Ealz, um ihn vollkommen zu falzen, welches durch 6
Wochen gefäithet. Das Pfund Butter qilt in den Ber»
gen allezeit weniger als der Käs, daher machen die
Kühcr so wenig Butter als möglich. , ,
Gar zu alte Käse sind nichts nütze. Man findet der»
gleichen die über 150 Jahr alt find. Herr von Bon«-
stetten schreibt in seinen Briefen über das Saancn»
land, es sey ihm ein Käs verehrt worden, der vom
Jahr »643 war: Er fand denselben aber geschmacklos,
ja fade, trocken und ganz ungenießbar.
Scchszigjahrizer Kis stehet aus, wie gelbes Wachs,
ist auch so hart und springt wie Wach«. Diese Käse sind
poch von der guten Art; man braucht sie/als Arzney zur
Verdauung. Solche alte Kise werden aber nicht ver»
tauft, sondern iini.tU Hau« » Erbschafts - Stücke nur
merkwürdig. - Gesalzne Kise halten sich aber nicht s»
lange; auch werden auf den hohen Alpen die beste»
Kise/ ohne Salz gemacht. Man findet Laibe von 10
bis auf 5« Pfund. Sie liegen lange über einander wie
in einer Presse / unter schweren Gewichten, bis fie vol»
lends gar sind / die Feuchtigkeit herausgedrückt ist und
sie ihre rechte Festigkeit erhalten haben. Auch muß man
sie noch in der Kastbütte kühl und lüftig halten, denn
«lle Nässe , Feuchtigkeit und Kälte schaden ihnen.
I m ersten Theil der Beschreibung von Bern, SeiteZi^»
Sicbenthal: Zeile-? stehet: der Saancnkäs werde bloß
aus Rahm und Milch bereitet.— Nach besserer Belehrung
muß man dies so verstehen: «Kein Käs wird bloß aus
dem Nahm der Milch bereitet/ sondern der fette Kl«
aus ganzer Milch, auf welcher der Rahm noch stehet;
der maaere hingegen aus Milch, von welcher der Rahm
abgenommen ist. Nur allein zu dem Fätsiherin, wen»
er recht gut seyn soll, wird ein Dritttheil R a h m , und
zwey Dritttheile abgenommene Milch gebraucht. " —
Die (Beigïafe werden im Siebenthal vorzüglich
gut und in Menge gemacht. Denn in den dortigen ho»
hen Bergen weiden die Geisen ohne Schaden.
Der Mittelprei« eines Centners Saanenkis ist jetzt
im Lande selbst an 2J Louisd'or« : das Pfund 4 bis ?
Vatzen. Und recht guten bezahlt man auch bis 6 und
7 Batzen das lpmnd.
Seit dreißig Jahren hat sich der Preis des Käses
«ehr als ««doppelt, und mit ihm der Preis der Wie«
seit, und vielleicht auch die Einkünfte, die der Staat
und die Partikularen au« dem Lande ziehen : Die Aus»
gaben nehmen aber in gleichem Verhältniß in de»
Staatswirthschaft wie in der Priuatbaushaltung zu.
Und Geldrcichthum ist noch nicht wahr« Reichthum /
wenn alles im Preis steigt.
Ein Küher ist bey uns der Eigenthümer einer Anzahl
Kühen, deren Nahrung er sowohl im Sommer als im
Winter von den Landwirthen pachtet. Der tandwirth
giebt ihm gewöhnlich weiter nichts als das Futter, samt
einer schleckten Wohnung und der nothigen Stallun«
auf dem Gut. Der von dem Vieh des Kübers fallende
Bünacr bleibt dem Herrn des GutS, der aber dazu das '
gehörige Stroh hergiebt.
Das dürre auf dem Gut selbst verätzte Futter bezahlt
sich sehr verschieden, je nachdem es guter Art ist, und
der Küher feine Milch mit Vortheil absetzen kann.
Der Unterscheid ist von 5 bis 7 Thaler (der Thaler zu
30 Batzen) für jedes Klafter. M i t dem grünen Futter
tat es in Ansehung der Verschiedenheit des Preises die
gleiche Vewandiniß. Entweder führt der Küher fein
Vieh auf die Al»en, wo er es zur Weide treibt! biesen
Heisset man Senn. Oder er bleibt, wie im Winter, i n
der Ebene, und graset sein Viehfotter mit der Sense,
auf fremdem Boden ein. Dafür bezahlt er von jedem
Stück täglich ein gewisses, von 12 bis iä kr. des Tags,
je nach den Umständen; diesen heissen wir Sommer»
»der Heimlüher.
Diese Weist/ dem Küher das vorrlthige Futtee
grün oder dürr zu verkaufe«/ und auf dem Gut ätzen zu
lassen, ist fast immerhin, in verschiedenen Absichten/
für alle diejenigen Landwirtbc, die sich nicht persönlich
mit füttern/ melken und mästen abgeben können/ das
vorteilhafteste.
Bey einer solche« Landwirtbschaft kann man sicher
annehmen/ daß wenige Gegenden noch Braachfelder
haben. Bald sind es also Wiesen, bald Kraut »oder
Äckerfeld. Ist es keines von beyden / so dient ei zu«
Viehweide»
• Das frische Gras wird dünn in der Hütte aufge»
schüttet; damit es nicht warm werde; denn sonst verliert
es seine Kraft. Viele« Bauern fehlt zur Streue das
Stroh; aber sie helfen sich mit Tannen » und Fichten»
Reifem / mit Farnkraut und allerhand Laub (nur das
Laub von Buchen auc'gcnonimen).— Diese Streuarte«
geben zwar etwas langsamer, aber dock zuletzt eine»
tüchtigen Dünger. Lttick sammle» sie die Gauche in
Flßern/ und befeuchten damit ihre Wiesen/ ihre Gärten
und ihre Aecker.
Zur Stallfüttetung kommen ihnen die Rleefelder
ausserordentlich gut zu statten. Der Küher nimmt de«
Saamcn von den Kaufleuten in der Stadt/ die guten
Holländer » und Niederländische» Nleesaamen vor»
räthig habe». Diese Futterliäuter sind al« die beste
Sorten erprobt/ und fehlen niemals.
so Ceutner an Heu und Emd (Grxmet) wird auf
eine Milchkuh »on mittler« Gliß«, auf8° Wintertag«
lang gerechnet. Beym Klee braucht man etwas weniger;
und das Vieh giebt noch mehr Milch dabey.
Wie man den Kleesaamen säen soll, lehre man von
dem großen LanditonoM/ dem sel. Herrn Chorsckreiber
Tschiffeli, aus den Briefen über die Stallfütterung.
Sie kosten bey der typograph. Societät 8 Batzen.
Unsre besten Alpen des Berner Kantons liegen im
Emmenthal und in den Gegenden um Thun ; vornehm»
lich aber in dem sogenannten Oberland — in den Land»
vogteyen Unterseen und Interlachen; zu Oberhaßli / im
Frutigthal, im Simmcnthal, im Saanenland/ in den
Gegenden von AeleN/ Mois, Boumont. — Auf den
sogenannten zahmen Alpen bleibt das Vieh vom May«
monat bis spat in Herbst. Auf den wilden Alpen
können die Kühe und Stiere nur 12 bis i$ Wochen blci»
den; und zwar,» der Mitte des Sommers/ wenn er
noch dazu gut ist. vorberge oder Voralpen find fol»
che, wo die Weide bald da, bald dort ist; meist im ebe»
nen Lande: da wartet der Hirt den Sommer ab, und
im Herbst den völligen Winter, wo er die Stallung
sucht. !
Diese Alpen haben auch noch besondere Namen.
Man nennt Nühalpe» wo die Milchkühe weiden; Mast»
«lpen, wo Mastochsen weiden; Stierenalpen oder
Gustiberae, wo das junge Hornvieh hingetrieben wird-
Die Schaafalpen sind die höchsten und stcilftcn; —
diese letztere machen seltsame Wanderungen olne Hirten
' . - «uf den glissen Bergen; sie bleiben beysammen: matt-
siehet oft 3 und 4 Monate nickt nach ihnen; und wenn
man sie findet, so gehen sie allemal dahin, wo eines von
der Heerde hingezogen wird. Geißen begleiten oft diese
Schaafiieerden. Auch geschiehet es, daß alles dieses
Vieh viele Wochen durcheinander auf den Bergen wei»
det ohne Hirten.
Gefährlich aber für das Vieh ist es auf den hohen
Alpen wenn Hagelwetter einfallt; denn da suchen die
Thiere Schutz und finden ihn nicht; sie wollen zu Bau»
mm hin, und oft ist kein Baum nahe noch ferne. Mit
verschlossenen Augen f>>hren sie umher — und eben da
ist schon oft das Unglück geschehen, daß einige in das
Lbal herabstürzen.
Die Hirten des Oberlandes und in den Gaancn»
thilern lassen die Kühe, nicht vor dem dritte» oder vierte»
Jahr zu dem Stier, daher ihre Art die schönste ist. Da.
hingegen in der Wandt wegen Armuth der Pächter und
der Bauern die Kuh im zweyten Jahr bedeckt wird. —
Auch ist die Viehart daselbst klein und elend. Die
Schlachtkühe, die man bey uns groß und beleibt machen
will, bekommen den Stier nicht vor dem vierten Jahr.
Mehr als einmal hat eine «4 bis -8 Centn« gewo-
gen. Ochsen giebt es noch viel schwerer. — Sie werden
vertauft von ,8 bis 36 Louisd'or, der gemeine Schlag
aber ist von 14 bis »6 Centner.
Es ist eine wunderliche Grille, wenn die fremde»
Herrn, die unser Vieh taufen, meynen, sie würden damit
eine
çinc Schweizer«? aufrichte» können. Die Alpen machen
die Kühe, nicht aber die Kühe die Alpen. Daher
lliißliugen alle fremde Versuche mit hinausgezogenem
Schweizervieh.
Vor hundert Jahren hatte die Berner Regierung alle
Ausfuhr des Viehes verboten: zuletzt entschloß sie sich,
den Viehhanüel wieder frey zu lassen, doch so, daß das
Vieh nicht von de» Anzehirigen aus dem Lande geführt
werde. Denn die Verordnung sagt: w e n n die Fremden
unsre Vieh habe», wollen, so mögen sie e» w o h l
selbst holen. Die Bauern sind bey diesem Grundsatz
reicher und der Staat mächtiger geworden. Aber die
Butter hat man auszuführen verboten, damit sie wohl«
feiler werden sollte, und der Kishandel desto betracht»
licher für das Ausland sey.
Man klagt seit einiger Zeit über Mangel an Vutter
in B e r n , aber fast ohne Grund. B u t t « ist immer ge»
nug zu haben, nur ist der Preis wie alles andere fast
um die Hälft« gestiegen. Die Bauern arbeiten für rot»
nigeS Geld auch nicht mehr viel, und sagen — lieber
wollen sie ihre Nidlen selbst trinken als wohlfeile An«
ten oder Butter machen. Gewiß haben die Ursachen,
die man von der zunehmenden Ldeurung der Butter
angegeben hat, auch früher schon eriliirt: als verfchwen«
derischer Gebrauch, Schleichhandel, Kisemachen, Kalb«
fieischessen, Pftrdvermehruug. — Dazu lebten die Berg»
dauern vormals mehr von Milch und Niedlen als heut
zu Tag, wo sie auch die städtische Lebensart vielfiltiß
II. Theil. K
angenommen/ und der weinverbrauch jetzt in den Ber-
gen stärker ist als zu keiner Zeit. Man nehme aber an,
daß ebendarum der Bergbau« mehr Geld braucht/ daß er
indolenter wird / und für weniges Geld auch »nr wenig
Maaren liefert, (denn die Gemächlichkeit scheint da«
UntcrscheidilngeHciche» unsers Jahrhunderts zu
seyn), zu dem hat auch in den Städten alles im Preis
aufgeschlagen, und der Unterschied des Preises der
Butter gegen vormals und jetzt/ stehet noch so ziemlich
in der Proportion mit dem übrigen. Was hat den Preis
des Holzes so enorm steigen machen? Ist es nicht auch
gristcntheils dieser vermehrte Fuhrlobn / da Wald und
Nachwachs noch immer ihre Lieferung reichlich geben.
Die Butter kommt allemal häufiger zum Vorschein,
wenn der Preis hoch ist, als wenn der Preis niedrig
stehet. Man siehet / es ist wie mit allen Sacken: Der
Bauer raffinirt so gut ja noch besser wie der Städter, wie
wir dies schon an einem andern Orte gezeiget haben. Aber
Notabene: es muß ihm wohl gelten. Auch die Städ»
ter kommen hier mit ins Konfiikt: Sie wollen immer
mehr Pachtzins von ihren Gütern ziehen, da sie alle Jahr
die Küher steigern.
Auch das kann noch cine starke und wahre Ursache
der vertheurung der Butter seyn, daß es immer mehr
große OÄ'senhändlcr giebt, die unsere Gcnnercycn und
Alpen in N7astweiden verwandle» ; «eun ein solcher
Mann 5 und 6 der schönsten Alvenweideu mit seinem
aufgekauften Mastvieh besetzt, so wird der Küher arbeits»
les/ und jetter Großhändler hält sich bloß ritten Bau«
ernbuben zur Hütuny.' So fchine Berge, die viele
Küber«Familien ernähren könnten/ sind damit für das
Vaterland gleichsam unfruchtbar. — Weil der Ochsen»
Magnat, (wie ihn ein vaterländischer Ochriftsteller mit
Recht nennt * ) , unsre Berge mit Maftochsen besetzt,
«nd nur in seinen Beutel speculirt, wie er sie ausser
Lands gut verkaufen kann. Dadurch stockt die Milch«
fabulation, derNahrungszweig vieler Familien nimmt
ab, und einige Händler bereichern sich auf Unkosten
einer ganzen Nation, und vieler thätigen Menschen.
'
reit US lieblingsgeschHft fast jedes denkenden Menschen
geworden. k,)w ^ ••.>;:
Di« Schriften der ökonomischen^Gesellsiziaft
»Ott Bern lxstehen aus folgenden l^hlilch.-,.'.< , ^ « ~,
Ansang: die Jahre, inte)1761 17,6» i7<,g/,?64>^jede«
Jahr liefert« 4 Stücke, .•'.•:• 7,: }>«tf»fn§ftcB 'rt'j*'
(Der ,764 Jahrgang hat, ein General«Me»Hber die
5 erste n 2«tUfs>t'«. ; u\\^',(ab\iiiq,6^ sin»
, !,)«s, also frWii;) t.-",:.- i: '!?,Mwii,^Gtückk
I a h r g a n g 1765, 17M hat,ouch jeder4Ol<lü«s«>v!'N';' m:*
mache» • .' ;..•::::"'?. ii v?.:-y; .••? .Js|?ü»:®tRCffc
Jahrgang 1767 17H3 176s 1770 i7?'°,i?7>(.«'? ? 4}
,'> 1773- jeder bestehet- aus 2 ©tutfenj be» tânuòwt
tragen als« von i?67>73!^ %nitH-fa)B 14 Stücke.
Auch ist ein Hauptrcgister über die Iahre!«?65>'.-u5
l"'chw'7?? zu haben, überhaupt also ntf"--4» '@fûtké.
- Fcrn«r sind bisher erschienen 3 Bände, von «inet
neuen Sammlung ökonomischei: iSchriftm^'««v»n
der it«3beil zu Bern ,'der. «te uNKHtozOsütich ge.
druckt worden; jetzt soll die, Fortsetzung davon künftig
wieder in'Bern herauskommen, lind ei« neutl^Band
»irklichunter.der, <ß«ßc,,s«y»c^ ,v.-,,<,', àyà hüt iwH'08
. Obige Werke findetiMM.ganz unk^ückmeise biy:HH
Buckhandlung der,typographischen Societät Ai
Bern: die den größern Meildauon^lbftlyedtucklhati
.auch hat diese Buchhaudlung eine, llebelseynng in srnift
zösischer Sprach« üons Jahrgang! 764 bis 17^3 &**
SÜSS 1,54 *•=»
Kriegsverfassung.
(Man sehe im >iten Theil, Seite 13? bis 144) Seit
dem Druck des iten Bandes dieser Beschreibung, sind
wichtige Veränderungen in Absicht des Militairs in
unserm Kanton vorgegangen; einiges aber ist damals
schon nicht ganz genau richtig gewesen, wie es daselbst
beschrieben worden: als« rücken wir mit Vergnügen die
«„s darüber zugekommnen bessern Berichte hier ein.
A4
Nie Infanterie Regimenter Habens ihre Mme»
von den Distrikten, aus welchen sie «hoben werden,
«Haltcn4 Ihre Einthcilung in BataiNonc und Kom»
pagnien ist zwcyfach: I m Frieden, oder an den ge»
wohnlichen Musterungen in den Distrikten in welchen
die Regimcnicr erhoben werden/ bestchct einRcgiment
au« 16 Füsiliers 4 Grenadier und 4 Mousquctier Kompag«
«icn,, zusammen also aus 14 Kompagnien, welche in 4 Ba»
taillons eingetheilt sind. I m Felde ab« bestehet ein I n .
fantcrit Regiment nur aus den schon genannten 4 Vre»
nadicr < und 4 Mous<zuetier»Kompaani<n, welche alsdann
nur 2 Bataillons formieren, deren Staab au« 1 Oberst,
1 Oberst Lieutenant und > Major, der zugleich Landmajor
ist, besieht! letzterem ist noch 1 Aide-Major de Départe-
ment untergeordnet, der aber niemals ins Feld geht, son»
der« bestimmt ist, in Abwesenheit der Majoren, seinen
Posten bey Hause zu versehen.
Die alljährlichen Musterungen der Militz sind von
«icrfacherArt: Hauptmusterung! z» dieser kommt jedes»
mal i ganzes Bataillon: Vormusterungen und Schieß»
Musterungen, bey diesen erscheint nur; Bataillon ; und
endlich sind die Trüllmusterunge«, wo nur eine ge»
ringe Anzahl Volks zusammen kommt, um desto besser
unterrichtet werden zu können. Haupt » und Vormuste»
rungen; auch cin i^heil der Lrüllmusterung werden im
Frühjahr gehalten; der andere Theil der.Trüllmustc«
rung , auck die Schießmustcrungen geschehen im Herbst.
(Der Soldat erscheint nicht zwanzizmal im Jahr
beym Exerziren/ wie im itin Theil/ Seite 13? geschrie«
Ben ist; sondern die große Musterungen mitgerechnet tn
allem nur 7; mal. Nlmlich 1 Bataillons » Musterung,-
1 Vormustcrung / 1 Schießmusterung, 6 Trüllmusterun»
gen im Frühjahr, und 6 Trüllmufierungcn im Herbst).^
/ Vor« und Schicßmusterungen werden allein von dem
kandmajor ausgeschrieben, und unter ' feiner unmittel»
baren Aussicht gehalten; die Trüllmiisterungen werdelt
durch die Tritt » oder Exerziermeister besorgt, welche von
dem Landmajor ernennt werden/ und unter seiner dires«
ten Aufsicht stehen; die Trüllmeist« bekomme» eine
geringe jährlich« Besoldung, welche »on den Gemeinden
bestritten wird..-Die Hauptmusterungen werden vow
dem Kriegsrath (nach vorher deM^Landmajor abgeforder»
ten Project) bestimmt und ausgeschrieben. Bey diesen'
Musterungen allein sind die Staabsofficiers verbunden zu
erscheinen, wofür sie ab«/ so wie dfe'entlcqenen Haupte
lcute Taggclder beziehen. Erstere bekommen 3 Kronen'
(7; Batzen) letztere 2 Kronen (5° By.) per Tag. Der'
Major/ der zugleich Landmajor ist> hat eine jährliche'
bestimmte Besoldung. • <C '••'
Die Aufsicht üßer die Armatur u«d Möntu'r / ist dem
landmajor aufgetragen. An Ihn gelàngetr die von dem'••
Kriegsrath gemachten Verordnungen undAbinderungen 's
er bestraft die Unfieißigcn und Ungeßorsnmen; und refc^
riert directe an den Kriegsrath, üb« den bifindenden Fn«
stand und Conduite der Regimenter: Ihm »nüßcti MHW
lich von den Pfarrhcrnn, im Bezirk feines Regiments,
K5
genaue Listen der jMgen ,6 Jahr alte» Maonschaft,
der neu verehlichten, aus dem Land gezogenen und beim»
gekommenen, übergeben werden. Die jung« und wieder
aus fremden Dienste» heimgekommene Mannschaft,
wird an denVormusterungen, durch den Landmajor/ in
die Füsilier » Kompagnie » Rodel eingeschrieben ; diese
Füsilier » Kompagnien sind als der Depot anzusehen/ aus
welchen» alle andere Corps rekrulirt werden. Eine jede
Kompagnie hat, ihren besondern Rodel / welche aber alle
bey dem, Landmajor in Verwahrung liegen.
r,;:; Eine äusserst weise Verordnung ist es, daß kein Land,
mann von den Pfarrern kopuliert werden kann, er habe
denn vom Landmajor oder^rüllmeister, ein Certificat,
daß «r Montur und Armatur besitze. Dies zwingt das Volk
sich früher zu montieren als es sonst «geschehen würde.
u rD« Scharfschützen und J ä g e r bestehen gegen»
willig aus 2i Kompagnien. Ihre Uniform ist, ein
dunkelblau tuchner Rock, mit dunkelblauem Futter,
bimmelblaue» Aufschlage« ,• Ueberschlag oder Revers
und Kragen; Westen- und Hosen auch dunkelblau, wie
die übrige sämtliche Infanterie.
,;,• Die Uniform der Artillerie und Infanterie ist
dunkelblau, mit rothem Unterfutt«, rothem Kragen und
«ufschttgen ohne Revers; die Artillerie unterscheidet sich
von der Infanterie durck gelbe Knipse, Ermel und Auf»
schlüge à la Suédoise. Es sind jetzt, -3 Artillerie Komp.
die Komp. von 8Q Mann.
I m Feld erhält der Soldat taglich 4 Batzen an
Geld, ein und ein halb Pfund Brod und ein halb Pfund
Fleisch; ein zipeyt« Unterlieutenant, 13 Btz.üind ein und
«in halb Pf^H«cH! fin erster Untcrlieutenant 14Î Vtz. und
1' Pf. Brod^.ein Oberlicutenänt 16« Vtz. und i\ Pf.
Brod, ein Hauptmann 33 Btz.undL Pf.Brud. 24Pf. Heu
und 1 Mas Haber; ein Majorai Vtz. f\ Pf. Brod/6aPf.
Heu und «! MiS Haber; ein Oberstlieutenant 49 Btz.
?i Pf, Brod, 6c> Pf. Heu und 2! Mäs Haber ; ein Oberst
H\ Btz. 9 Pf. Brod, 72 Pf. Heu und 3 Mis Haber—
Die Jäger haben gleiche Besoldung; die Artillerie
aber hat etwas mehn ••.:: i.'.
l>»x. 13? 3,eile 19 im iten Theilstehetvon 3 über«
zähligen Bataillons; abersie.findnicht überzählici/ son»
dern ungerade Bataillons/ die wegen localumßanden
nicht, änderst konnten eingetheilt «erden. Sie find in
Ansehung, der Musterungen dm benachbarten Regimen»
lern angehängt. • - '"••• ;'vV/tuSC<?
I n , Kriegsrath sitzen 1) .Ihro Gnaden, der Her«
^Schultheiß so nicht am Amte ist/.oder der Alt «Schuld
heiß;,2) v i « Rathsherrn; '3) »cht Glieder de« große»
Raths. Letzte,«« sind gewöhnlich solche, die in 'äuswäl»
tigen Kriegsdieilsten gestanden sind. , .'"
., (Zu.Seite 14° des iteN Bandes). Die im vorig«»
Jahrhundert, von den Gemeinden des Landes zusammeir«
gelegten Reisgeldcr sind letzthin auf das Begehren det
Eigenthümer gegen .ntut Mün^forten von gleichem in«
nerlichen Werth ausgewechselt worden. Diese Sum«
me» sind nun von den Landschaften und Gemeinden ad
Sitte.gelegt/.tmb diese Zinse werden zu gemeinnützigen
meist militärischen Anstalten verwandte dock so, daß
immer ein Quart desselben zur ErspatuM eines neuen
Capitals zurückgelegt wird. Es muß' aifo jährlich i
procent zu Sammlung emes neuen Fondsin die Kriegs»
latbsschreiberey nach Bern gesandt werdem —'
siter Band S . 141.) Das Regiment von U7att«n»
wyl ist deswegen vom Staat im Sold behalten worden,
weil sowohl wegen dem Kriege der benachbarten Mächte,
«ls besonders zu VMütuna der Ausfuhr unsers Viehes
und Getreides, auf allen unseren Gränzen starke Polizey»
Wachten durchaus nöthig sind. Die Regierung hielt
diese Maasreael nicht nur für da« Land nützlicher als
wenn der Landmann feine Arbeiten verlassen und auf
tjese^GrHnzwachen ziehen müßte, sondern es würde auch
wegen den alsdann nothwendig oftern Ablösungen,
Märschen und Contremärschen für das öffentliche Aera»
rium kostbarer geworden, fenn, als wenn dieses schone
.und wohldiscirliniertc,, auch aus Vernein bestehende
Regiment im Solde -des Staats behalten würde.
>'.«Da es aber völlig gegen die Grundsätze der Ber>
Nischen Regierung ist, stehende £nippeit ,u halten, so
wird znvcrläßig, wenn endlich Ruh und Friede bey un«
^ r n Gränznachbarcn hergestellt senn werden, dieses
Regiment entweder in die Dienste irgend einer uns «er»
bündcten Wacht treten/ oder abgedankt werden.
- Da die Unruhen an dm Gränzen der Schweiz in den
Jahren i7yi und 93 stnndlich zunahmen j NN» der stan»
= = i6l 5S5»
zofifche Revolutionilfrieg ganz Europa zu erschüttern dro»
htte j so mußte auch die Wachsamkeit der Schweizer
verdoppelt werden. Unsre weise Regierung von Bern
hat mit eben so vieler Entschlossenheit als Weisheit sich
sehr thitig gezeigt. Eine Probe davon ist auch die im
Wintermonat 1792 im ganzen Danton ansgcschricbcne
Bewachung der Hochfeuer und aller Wackitbäuser zur
Bereitung eines'Landsturms. Diese merkwürdige Zeit»
cpoke verdient auck den spätern Enkeln Zun, Muster zu die«
«en, und da die Fremden davon keinen deutlichen Begriff
haben—was dieser National»Wehrstand bey uns für
eine Einrichtung habe/ so rücken wir die Publikation
die vom kleinen und großen Rath ergangen/ hiermit
wirtlich ein:
«Die Aufmerksamkeit, welche Wir stets auf alles
lichten / was Unsere getreue uud liebe Angehörige er»
leichtern kann, hat uns bewogen, die im Dienst stehen»
den liruprcn so weit zu vermindern, als es die Vor»
ficht und Wachsamkeit für die Ruhe uNd Sicherheit des
Vaterlandes erlauben wollte. Da aber ungcacht Unserer
wiederholten feycrlichstcn Erklärungen, die von der gan»
zen Eydgenoßschaft anerkennte Neutralität, auch Unsrer
Seits auf das genauste und sorgfältigste zu beobachten,
dennoch immer Gefahr vorhanden ist; so haben Wir,
fest entschlossen Unsre alte Verfassung, Unsre Religion,
Lande, Leute und Eigenthum, bis auf die schlechteste
Hütte, Unsrer Deutschen und Welschen Landschaften,
auf das äusserste zu vertheidigen, Unserer Landesräter«
lichen Pflicht zu seyn erachtet / folgende Anstalten durch
Unsern verordneten Kriegs * Rath anordnen zu lasse»/
und sie zum Verhalt Unsrer lieben und getreuen Bur» '
gern und Angehörigen durch den Druck bekannt zu ma»
chen: überzeugt, daß dieselben wie im Vergangenen, so
auch im Zukünftigen, für die Erhaltung des theuren
Vaterlandes, mit Uns Gut und V l u t aufzuopfcrn, im«
mer willig seyn werden.
, lkrstlich, wird alle Mannschaft, so in die M i l i z
«ingeschrieben ist, unter welchem Namen es feye, aus«
gefordert und gemahnt, sich zu einem stündlichen Auf»
bruch fertig zu halten.
Z w e i t e n s , sollen alle Wachtfeuer zugcrüstct und
bewachet werden, damit im Fall eines Angriff« der Land»
stürm alsbald ergchen tinuc.
Die betreffenden Gemeinden werden demnach die
Käuzen der ihnen zum Unterhalt obliegende» Wachtfeuer
ausrüsten, und so laden lassen , daß sie wenigstens eine
Gtillidc brennen tonnen. und die Wachtfeuer bewachen
lassen. Sie werden dafür treue und verständige Leute
wählen, doch nickt aus der ausgezogenen Mannschaft/
undsiewerden für ihre Treue verantwortlich seyn.
Diese Wacht soll, zu mehrerer Erleichterung, nur
aus 3 Mann bestehen, die mit ihrer Armatur versehen,
aber nur in ihrer gewöhnlichen Kleidung sind. Da aber
hie und da in den letzter» Zeiten diese Wachten «ach»
lißig und nicht ordentlich geschehen sind: so werden Un»
sere Amtleute, unter deren Befehl et!» Wachtfeuer steht,
in den nlchstgelcaenen D i l f e l n einen «erständigen und
thitigenVorgesetzten bestelle«/ der die Aufsicht üter diese
Wachtfeuer habe, darauf acht« daß die Wacht ihre
Pflicht tbue, zu den 4 Moldkllpfel! und 4 Steigraqueten
Oorg' traqe, und für letztere verantwortlich seye.
Das Holz, so zum Koclien und Heizung des Wachte
Hauses vonnitben ist, soll aus Unseren Waldungen an»
gewiesen werden; die Gemeindm werden aber die Fuh»
rung thun. • •"
Die Wackt soll fleißig auf die herumliegenden Wacht«
feuer durch die Dünkel schauen / um alsbald zu wissen
wenn sie in Brand stehen.
Sie soll ihr Wachtfeuer nicht anzünden, sie seye
dann vermittelst der Dünkel, und Wahrnehmung de«
übrigen Zeichen, versickert, daß diejenigen auf die da«
ihrige gerichtet ist, nicht unnützer « und unglücklicher
Weise angezündet worden seyen.
Diese Zeichen sind folaende: Bey £age wird ein
Rauchfeuer gemacht, und wenn selbiges bald abgebrannt
ist, di«4 Mordllsvfc nacheinander, v o n ; zw; Minuten,
loSgebrannt. Bey Nackt und Hellem Wetter wird das
Wächtfeuer angezündet, und d a n n , wenn dasselbige
verbrannt ist, die 4 Gteigraauetell ebenfalls von ; zu
; Minuten losgelassen. Bey Nacht und trübem Wet»
ter wird das Wachtfeuer angezündet, und die Mords töpf
v o n ; z u ; Minuten losgcbrannt.
Sobald nun eine Wache ihr Wachtfeuer angezündet
tot, so soll ein Mann v«n der Wacht alsbald dem nächst»
wohnenden Trüllmcister, oder in seiner Abwescuheit l«m
eisten Vorgesetzten davon die Anzeige t h u n , und von d«
weg alsbald zu Unserm Amtsmann des Orts gehen, um
ihm die gleiche Anzeige zu thun.
Die übrigen 2 Mann werden dann die Zeichen geben,
foie es oben angezeigt»und vorgeschrieben ist.
,,, Sobald nun der Trüllmcisier, oder der obbemeldte
Vorgesetzte in seiner Abwesenheit, die Anzeige von An»
zündung des Wachtfeuers hat, so wird er alsbald die
Glocke l ä u t e n , und durch die Tambours den Allarm
schlagen, auch durch die Feuerliuffer die nichstgelegc»
nen Dorfer aufmahnen lassen. Unsere Anitleute wer«
den dann desgleichen in ihrem ganzen Amt die Glocken
lauten und durch die Tambouren, den Lerm schlagen
lassen, und auch die nächstwohnenden Amtleute, in
deren Amt kein Wachtfeuer ist, aufmahnen, damit sie
bas gleiche thun.
D r i t t e n s , wenn nun die Wachtfeuer angezündet
sind, und der Landsturm durch Lautung der Glocken und
cZchlagung des Lermeus ergeht, so wird sich samtlicht
in die Miliz eingeschriebene Mannschaft, mit ihrer Mon»
kur, Armatur, ,-4 scharfen Patronen und dem Haber»
sack versehen, auf ihren Lrüllplatz begeben, daselbst sol»
le» sich auch alle Vorgesetzte einfinde» ; auch alles Fuhr»
wesen, so nach unten stehender Vorschrift gestellt wer»
den soll, soll dort erscheinen. Die so keine Habersacke
Haben, sollen anstatt dessen Sicke mitnehmen, worinn
sie i h n Nothwendigkeiten trag«« tonnen. An Kleidungs»
stücken
stücken werden sie nur das Nöthigste mitnehme«/ binge«
gen für 4 Tage Nahrungsmittel, welche ilMcn auf dem
Fuß von io fr. per Tag werden vergütet werden. Die
Fuhrleute werden auch für 4 Tage Nahrung für ihre
Pferde mitnehmen, die ihnen dann auch zu 1° BY.
per Tag werden vergütet werden.
Vom Trüllplatz soll alles was sich da befinden wird/
unter Anführung de« TrüllmeisterS/ wenn er aber ab«
wcfend ist/ unter Anführung des ältesten sich vorfinden»
den Ober» oder Unter » Officiers, auf den Allarmplatz
ihres Bezirks marschieren, und allda durch ihre Offi»
«iers in ihre Compagnien eingetheilt werden. Hie «
Füsiliers » Compagnien von 2 verbrüderten Bataillons
werden ein Bataillon ausmachen, das feinen besondern
Commandanten haben wird. Jedes Bataillon nimmt
bey seinem Abmarsch 2 Fahnen von seinen» Allarmplatz
mit. Die fernern Befehle über ihren Abmarsch wird
der commandirende Officier von Unserm verordneten
Kriege «Rath/ oder von denen Ober» Commandanten
Unsrer Truppen empfangen. Die ausgezogene Man»»
schaft wird immer zuerst marschieren. Kommt nun
der Befehl für ihren Abmarsch nicht alsbald, so bezie»
hen sie ihre Quartiere, die ihnen nach dem Befehl vom
»,ten September bestellt seyn sollen, und die Füsiliers
lehren in ihre Wohnungen zurück, von da sie ab«/
nach einigen Tagen, durch den Officier, den Uns«
Kriegs«Rath bestellt hat/ um si« zu «mmandiren,
Il< Theil. t :
wieder werden auf ihrem gleichen Allarmplatz versam«
melt werden.
Kommt aber der Befehl/ daß die ausgezogene Mann»
fchaft abmarschieren so««/ so beziehen alsdann die Fü-
siliers die für jene gemachten Quartiere bis aufweitern
Befehl. Damit nun dann auch sie Dienste leisten und
abmarschieren können, so soll durchaus das zur Infan-
terie bestimmte Fuhrwesen verdoppelt werden, da dann
das jetzo wirklich angelegte/ oder die erste HHlfte, für die
Füsiliers dienen wird. Darüber aus soll mit jedem Batail»
l o n , sowohl Auszüger als Füsiliers/ noch ein vierspän«
n i g « Wagen mitgehen / der zur Fuhr von Proviant
und allerhand andern Nothwendigkeiten bestimmt ist:
weil sich auf dem Weg und in der Gegend / wosichals«
dann die hiesigen Truppen zusammen ziehen werden,
wegen ihrer grossen Anzahl/ nicht Fuhrwesen genug zu
ihrem Behelf vorfinden kann.
Geben den 3°ten November 1792.
Kirchenordnung.
(Siehe den »ten Theil/ Seite 144-)
- Die neueste und vollständigste Ausgabe erschien 1745
in 4t». auf 124 Seiten/ unter dem Titel: prädikanten»
Ordnung des samtl. Ministern der deutschen S.an>
de der Stadt ver«. Der Inhalt ist folgender : i)Vom
Beruft der Prediger; ») Von dem Inhalt/ dir Form
und Gestalt der Predigten ; 3) Von den Predigten an
Sonn «und Feyertagen: 4) Von den Predigten an den
Werktagen: hier wird befohlen, daß ein Text au« dem
neuen Testament kurz und gemeinnützig paraphrastisck er»
klärt, und über das Vorgetruqene ein kurzes Eramen an»
gestellt «erde,- bey den leichenpredigten wird erinnert:
„die Leichenpredigten wollen wir vollkommen abgestellt
haben, weilsiein unsrer Hauptstadt selbst"nicht gebrauch»
lich sind, und dabey oft viel menschliches einstießet; "
5) Von den Kirchenlehrern und dem Examen der Alten:
6) Von dem Gebit und dem Kirchengesang; hier ist ins»
besondere der Artickel zu merken: «Es sollen auch die
Psalmen nicht der Ordnung nach abgesungen werden/
sondern das Gesang soll jederzeit nach der zu verhandeln»
den Materie eingerichtet, und der abzusingende Psalm
von dem Prediger von der Kanzel kund gethan werden,"
7) Von der Bedienung der heil. Bundessiegel, insbe»
sondere von der heil, staust! 8) Von dem beil. Abend»
mal ; 9) Von der Einsegnung der Ehe; hier stehet unter
andern: «Neben den Hochzeitscheine» soll der Verlobte
und Hochzeiter, so er unser Angehirige ist, von dem
Lrü llmeister seines Orts ein schriftliches Zeugniß vorwei»
fcn, daß er mit guter Kriegsmontur und Kleidung v«<
sehen sey, welche Scheine von dem Prediger verwahrlich
sollen aufbehalten werden, damit man im Fall dieselben
aufweisen könne : 1°) Von den Pflichten der Predig« bey
den Chorgerichten; 11) Von den Schulbesuchen: n ) V o n
Hauibesuchungen^ ,3) Von Besuchun« d « Krankeni
welcher ArticKl mit diesen Worten beschlossen wird:
«Wann die Prediger von eines Kran?cn Zustand Wissen»
fchaft haben / so sollen sie aud) unberufen hingeben,
und ihre Pflicht abstatten, damit nichts durch ihre Nach»
läßigkeit verwahrloset werde; ,, 14) Sßon Offenbarung
«erborgenir Verbrechen; iç) Vom Verhalten der Pre»
diger gegen die, welche irrige Lehren in der Kirche ans»
streuen; hier wird unter andern den Predigern die Klug»
Heitsregel gegeben: « I m Fall einer in irrigen Gedan»
ten, über unsre christliche Glaubenslehre stehet, diesel»
bigcn bey sich behalt, und sich von unsrer Kirche in allen
öffentlichen gotteSdienstlichen Pflichten nicht absondert:
sollen die Prediger einen solchen mit aller Sanftmutb
und mit überzeugenden Gründen aus Gottes Wort, den
Irrthum widerlegen, und den Irrenden, wo möglich,
wieder auf den rechten Weg führen, aber mit ihm Gc«
duld haben, und der Zeit erwarten, da Gott ihm das
Licht der Wahrheit aufgehen lasse;" 16) Von den Mich»
ten der Prediger bey den Kltchen»und Allmofcnrechnun»
gen; 1?) Von der Pflicht der Prediger, in welchen Fil»
len sie an uns oder an ein Departement der Regierung
schreiben sollen; 18) Wie sich ein Prediger zu verhalten
habe, wenn er sich in seiner Pfarr» Einnahme verkürzt
glaubt; 19) Von Erhaltung der Pfarrhauser : von Fristung
und Anbau der Landgüter. Hier folgen nun einige Spe»
cialvcrordnungcn für die Helfer; von ihrer Wahl und
ihren Amtspflichten; von den Kammern, ihrer ErwHh»
luilg und Nedi«n»»ö * von den Iekanen und ihren be»
sondern Pflichten: von den Kapiteln und dem Konvent;
diesen sind verschiedene Eidec>formulare beygefügt. 3-33.-
Forin des Eide« bey der Handauflegung zum Predigtamt.
Diese schwören, daßsiein der Lehre und in dem ilusser«
lichen Gottesdienst nach der Vorschrift der helvetischen
Koufeßio» sich verhalten, darüber wachen, und leine
dagegen streitende Meynunge» und Neuerunaen einführen
oder begünstigen wollen. Auch allen denjenigen, die sich
heimlich oder öffentlich solches zu thun unterstehen soll«'
ten, nach bestem Vermögen entgegen arbeiten, sie fleißig
und liebreich ermahnen, oder die Widerspinstigen gehi«
«gen Orts anzuzeigen, it.
Die Kirchenuerordnung für den franzosischen Antheil
tes Berner Kantons ist in vielen andern Absichten noch^.
merkwürdiger. Sie hatte, der Hauptsache nach, den be»
rühmten Elias Bertrand zum Vetfaffer. Unter ander«!
toleranten Einschränkungen und Erweiterungen kommt'
im 4ten Article! folgende Stelle «or: „Les Luthériens
qui souhaiteront communier avec nous, seront admis'
tomme frères, fans les engager à aucune déclaration de
leur croyance fur les articles où nous différons d'avec
,ux." . . :J •
Der Rirchenkonvent ist der Ratb für alles was.
dieReligionsverfassung angebet. Von hieraus geschehen
alle Vorträge für Räth und Vürger, wenn etwa« neues
oder besonders sich ereigmt, was die Religion und ihre
Lehrer betrift. Zu diesem Konvent «erden alle Predig«
1% .
der Stadt gezogen; der Präsident dabey ist der jedes»
malige Alt-Schultheiß der Republik.
Ehegerichtsordnung.
Mit der Kirchenordnung hingt auch die Ehegerichts»
Ordnung zusammen. Denn für gute Sitten soll auch
das Ehegericht mit der Geistlichkeit verbunden, gemein»
schaftlich wachen. Wenn die Eheftreitigkeiten überhand
nehmen / so ist das allemal eine Folge des turuS und
der »erinderten Mlllchenerziebung. Der Müssiggang,
die Moden und die zunehmende städtische Pracht unter
den niedern Stünden gehen in gleichem Schritt mit dem
zerstörten Eheglück.
, •„•! Auch vom Lande kommen die Ehescheidungen haust,
ger vor al« in vorigen Zeiten. Ehemals war es eine
Seltenheit/ jetzt gehört es zum ersten Bedürfniß/ »enn
m«ul die Leute nicht lebendig sich einander zu Tode mar»
t « n ' lassen will. ,
v! Von der vermiuderten Eltern » und Kinderliebe/
als» von de« schlechten Zucht entspringt viel Uebel«.
Hart und grausam gegen sein eigenes B l u t zu seyn /
ist vielfältig im Charakter d r Alten gegm die Iun»
get£;.!jtnb diese arten früh aus/ denn sie werden
nicht durch die Liebe an ihre Familie fest gebunden.
Die Ehegerichte bitten überall weniger zu t h u n , wen»
nicht Eigennutz und Lieblosigkeit zwischen Geschwister
und Eltern die jungen Eheleute chikanirten, und
bit Verschwendung nickt ihnen die Mittel raubte, billig
und wohlthätig gegen sie zu seyn.
Nack der neuesten Ebegerichtsordnung von 17W
heißt ti : «Falls die Eltern ihre Binder durch ver»
wcigerung einer billige» Chestener,. oder aus an»
der«Ursache«/ an einer ehrlichenHeyrath hindern
wollten; soll selbige nichts destoweniger ihren Fort»
gang habeil, und in diesem Falle / unserm tägli»
lichen Rath die Vestimmung einer solche» billige»
Ehesteuer überlassen seyn."
Eine Eheversprechung ist im Kanton ungültig/ wenn
von Eltern oder Verwandte» harte Drohungen/Schlige
«der Mißhandlungen angewandt werden; aber vor der
vollzogenen Heyrath muß solches bey de« rechte«
Stelle klagbar angebracht werden. Ist der Peyschlaf
erfolgt/ so hilft keine weitere Klage etwas/ «der es kom»
me eine neue Ursache zur Ehescheidung hinzu» ,:
Eine Eheversprechung ist ungültig, wenn eines der
Verlobten einen Erbschaden hat, eine ansteckende Krank»
hcit oder sonst ein geheimgehaltenes unheilbares Uebel.
Auch wenn während dem Eheversprechen eines, der Vex°<
lobten ein Glied verliert, und zum Erwerb seines B«d«
unfähig/ «der auf langt Zeit untüchtig wird.
Blödsinnige, die, ihres Verstandes nicht «echt Mei»
ster sind, sollen und dürfen nach dem natürlichen und
politischen Recht nicht heyrathen. Es geschehen aber
fteylich «ft Ausnahmen, und diese geben allemal böse
khen. ..„/
24
Di« älteste Ebeversprechung ist allein gültig. Ein
Betrüger der eine zweyte EheversvreÄiung thut/ wird
stark gebüßt. Auch ist die erste Person berechtiget ihr
Verlobniß zurück zu fordern/ wenn ihr die gehörige
Genugthuung vcrschaft worden.
Die Ehe mit katholischen Weibspersonen ist
gänzlich untersagt. Das Gesetz lautet: »Die Ehe mit
römisch » katholischen Weibspersonen bleibt in unsern
landen gänzlich verboten. Sollte aber jemand von un»
fern Bürgern oder Angehörigen sich ausser Unsern lande»
mit einer solchen Person ehelich einsegnen lassen, s»
soll er sein Vaterland samt allen daher inn » und ausser
Landes fiiissenden Genuß verwirkt haben; auch sein
habendes Gut zu Unfern obrigkeitlichen Handen confis»
eirt, er aber ine künftige in Unfern Landen etwas zu
erben unfähig seyn. " —
Eine Eheversprechung ist ungültig, wenn eine Witt»
tot sich vor verfluß eines J a h r s mit einem An»
der« einläßt.
Merkwürdig ist auch die Verordnung des Ebege»
richts./ welche allgemeiner bekannt seyn sollte: daß
«ämlich alle H u r e n , oder schaamlose Weibsbilder,
welche Geld für ihre Buhldienste nehmen, zum Staub-
besen verurtheilt und mit Schallenwerterarbeit bestraft
werden sollen. Und wer Hurengelder entdeckt, die den
Mannspersonen abgenommen worden , dem soll da«
Recht gehalten werden, daß er diese bey der Hure her»
«uSfordern darf. Man heißt es Vrandschatzunge«,
wenn unzüchtige Weib« und Dirnen unter allerley
Drohungen von denen die mit ihnen heimlichen Um»
gang gepflogen haben/Hurengeld er zu erpressen suchen.
Und eben diese Vrandschayungen werden hoch gestraft.
Eine Dirne, die geschwHngert worden, ruft das
ehegericht zur Schützling des Rechts auf die Erhaltung
des Kindes vom Vater an; der Vater übernimmt die
Gtrafe und die Gerichtskosten; 6 Rronett zahlt er an
die Mutter als Ammenlohn, für die ersten 6 Monate
nach der Geburt des Kindes. Hernach sorgt der Vater
fur des Kindes Unterkommen selbst, oder wenn er ar«
ist/ wird auch die Mutter zur Erhaltung mit angehalte».
Auf den Ehebruch war in Hltern Zeiten die Todes»
strafe in Bern gesetzt. Wer heut zu Tag eines Eb>
bruchs überwiesen ist, soll alle Aemter verlieren und zu
langer GcfHlignißiirafe vcrurtheilt seyn. — Wird die
Frau oder der Mann toll, so kann eine Ehescheidung
vor sich gehen. — Auch auf Ehebruch und Unvermögen«
heil zur ehelichen Pflicht kann die Scheidung folge».
Es heißt in der Beschreibung von Bern (Ner Band,
Seite 119): „Rein Gesetz schreibe den Vätern v«r,
ihre Rinder auszusteuern. Nach der neuen obrig«
Zeitlichen Verordnung aber soll ein Vater, seine»
Majorengewordenen Rindern, eine ziemliche Ehe»
steuer geben, wenn sie sich verheyrathe». "
Bey Hochzeiten werden wenig Nmstinde gemacht.
Wenn man wegen der Eheversprechung in Ordnung ist;
so holt man beym Ehegericht einen Chorzettel, ttiftt
ti
«ufs Land, lä<!t sich kopulireN/ zahlt dem PltdigtlSO
bis 60 Batzen für seine Bemühung; hält eine Mittags«
Mahlzeit mit ein paar Freunden, und lehrt sodann in die
Stadt zurück. Das Hauswesen fHngt an; und jede«
geht seinen Gescniften nach. I n Deutschland wird
dieser Schritt etwas ernstlicher behandelt. Man macht
lange Vorbereitungen zur Einrichtung der Haushaltung
und der Ehestcuer. I n der Schweiz denkt man wohl, be»
sonders im Kanton, Bern, über diesen Articlel leichtsin»
Niger, als es zur Zufriedenheit im künftigen ehelichen
Heben gut ist. Viele Ebcstrcitigkcitm, Betrug de»
Schwiegereltern gegen die neu Verehelichten, und
schlechte Harmonie, nehmenBON daher ihren ersten, her» ,
nach fast unauslöschlichen Brennstoff. ,.^
Die Landschulen.
A» den Landschulen fehlts ! Iln btn Landschu«
ICH fehlt« ! Das ist auch die Quelle aller Unordnungen
die nach und nach auf den Dörfern einreißen; die uns
hartherzige, unempfindliche, geizige Bauern verschaffen !
wir fühlen in den Städten den Druck der Bauern: und
wir sehen auch wie ihre Prozcßsuckt, ihre Ungebunden»
seit, ihre rohe Unwissenheit in vielen Gegenden unsers
sonst so gesegneten Landes — Elend und Armuth er«
zeugen.
I n unserm Kanton entstehen so viele Streitigkeiten
und Händel und große Weitlauftigkeiten, weil viele
Bauern nicht schreiben und lesen können l die wichtig«
sten Vertrage machen sie nnr aufs Wort hin aus, und
lassen sie selten in der rechten Ordnung schriftlich ver.
fassen, oder sie werden sonst betrogen ans Unkennt»
niß. Die Obrigkeit thut gewiß alles mögliche um
auch diesen Flecken vom Land zu vertilgen, aber man
weiß nicht wie es kommt, daß bey allen vorgeschlagenen
Verbesserungen doch kein Segen ist, und alle« beym
Alten bleibt. Geld herschießcn, das tbuts nicht allein —
man muß auch kehrer haben, die ein großes Gefühl
für diesen wichtigen Gegenstand haben'. Und daran
fehlts l Eine reiche Quelle vieler Prozesse würde vcr»
stopft/ wenn der Baueljunge besser unterrichtet IÏ.ÎK.
Wenn er Klugheit und einige Wissenschaften von den
nöthigen Kenntnissen des bürgerlichen Lebens Hütte.
Das beste Kapital das die Obrigkeit und die G<»
meinden anlegen tonnen / ist die bessere Erziehung ihrer
Ungehörigen. Nichts sind lie Menschen werth, durch-
aus nichts — wenn sie niclit gut erzogen, gesittet/ ver»
ständig sind. Man braucht eben keine Vielwisser und
Klügler zu machen, aber umgängliche, vernünftig«,
raifonable Menschen sollten sie doch alle seyn; — dabey
wird es Stadt und land/ Obere und Untergebene zu
genießen haben / denn nur bey solchen Menschen wird
man seines Lebens froh und sicher.
Ich weiß viele Fälle, daß wenn ein kandpredig«
feine guten Zwecke mit den Landschulen hat ausführen
wollen, er an der Regierung eine kräftige Aufmunterung
und thätige Unterstützung fand. Oftmals brachte man
in Vorschlag, das Einkommen des Schulmeisters zu
verbessern: die Gemeinden thaten etwas, aber n o c h » «
es nicht hinlänglich, den Arbeitsfluß eines redlichen
Arbeiters würdig zu belohnen. E« ward nach Bern
berichtet; und gleich bewilligte die Obrigkeit aus ihren
Mitteln 60 bis t,o Rronen Zulage! Und dergleichen
Beyspiele sind so viele: Aber was hilftS Geld geben,
wenn der Eifer von selbst bey denen geschwind wieder
erkaltet, die zuerst eine Verbesserung in Vorschlag brach«
t m , und da« geschiehet leider! bey uns tagtäglich.
Es giebt Landschule,, wo oft hundert und hundert
fünfzig Kinder zusammen kommen. Wie ungesund muß
das. seyn, und wie wenig kann ein einziger Schulmeister
bey einem solchen Haufen auslichten! Man nehme
noch die schlechte Wohnung dazu, wie eng die Kinder
sitzen; wie unnatürlich stark im Winter eingeheitzt wird,
«nd dann gehen diese Kinder oft eine halbe Stunde
weit nach Hause. Dies alles zusammen macht die Land»
schulen eher zum Unscgen als zum Segen für die Ge»
• meinden. — Zehn bis fünfzehn Kronen ist der gewöhn«
liche Lax, wofür der arme Schulmeister alle Tage 4,
bis 5 Stunden den ganzen Winter durch lehren soll:
Man denke/ was das für eine Aufmunterung giebt/ ob
der mürrische schwindsüchtige Man» mit gutem ftohen
Herzen einer solchen Gemeinde und ihren Kindern dienen
kann: Welch einen bösen Eindruck macht aber ein miß»
vergnügter Lehrer auf seine Lehrlinge!
Einige wenige Gemeinden, die eine vernünftige
Entschließung genommen haben, geben jedoch bis auf
«0 Kronen an Geld und viele andere Vortheile für
Holz und Speisen. Auch hat die Obrigkeit, wie schon
, «innert worden, auf Vorstellung hin — mit einer reich»
lichen Beysteuer diese Anstalten unterstützt, wenn man
nur siehet, daß es den Leuten Ernst ist. — Aber man
sollte doch auch nicht alles der Regierung zumuthen!
Die Gemeinden könnten und sollten mebr thun; es ist
ja ihr eigener Gewinn wenn sie brafe Leute in ihrem
Dorfe erziehen. Sic haben es am Armengut wieder zu
genießen,
genießen, denn da mir nimmt Betteley zu, no Nnwls»
senheit/ Trägheit/ Bosheit anwächst.
I n Landschulen kann es freylich nicht wohl anders
seyn, es müssen Kleine und Große, Wissende und Unwis»
sende neben einander in das Schulhaue kommen; aber dt«
Abtheilung sollte man doch mit den Stuben machen,
daß die Aeltesten ruhig schreiben und rechnen konnte«/
indessen die Jüngern in einer andern Stube Buchstabiere«
und Lesen. Stille/ Ruht/ Elnqezogenheit/ das müsse«
die Kinder voraus lernen / und ist wichtiger als allis
andere. Auch sollte der Prediger vom Dorf» gewöhn«
lich die Schule der Großem besuchen/ so oft er nur
könnte. Durch solche gemeinschaftliche Bemühung de«
Schulmeisters und Landpredigers, würde gewiß bald ei«
merklicher Nutzen verspürt werden. Aber ja nur nicht
wie es gewöhnlich gehet, daß man im Anfang eifrig/
im Fortgang lau/ «nd zuletzt ganz gleichgültig werde:
Dies ist der Fall schon so oft mit unsern Stadt» «Nd
Landschulen gewesen; daher sollte jedes Kapitel, »dir
jede Synode, allemal sich «in den Fortgang der Schule«
bey jeder Versammlung ernstlich befrage«/ und stets
neue Ermunterungen geben, so wie sich auch die Regit»
rung alljihrig einen Beucht vom Wachsthum und
Fortgang der Schulen sollte abstatten lassen.
Daß sehr viele alte Landschullehrer durch kein Qu
minarium gebessert werden können, ist augenscheinlich.
Die Leute sind gemeiniglich schon zu ««biegsam, und
lassen von ihten Gewohnheiten nicht ad. «la« sollt«
II. Iheil. M
ober auch leine ganz junge Leute dazu wähle»/ sondern
in den Städten wohl erzogene Söhne von den Annen
des Landes, die mit guten Fähigkeiten degabt und guter
gesitteter Aufführung sind: diese konnte man damit »er*
sorgen; und sie lassen sich auch einen mühsamen und
wenig einträglichen Posten lieber gefallen als der Bauer,
der sonst zu lebe» hat. Die Schullchrer sollten gewählt
werde«/ wie die Pfarrern und Ehre und Achtung muß
ihnen gleich nach dem Prediger zukommen, so wie der
Schulmeister auch iu der Abwesenheit des Predigers
durch vorlesen in der Kirche seine Stelle vertreten
könnte. Solche Schullchrer scheinen mir dem Land so
nützlich als der geistliche Stand selbst: denn der letzter«
wird erst durch die Zusammenwirlung der Schulen mit
denKilcheu recht gemeinnützig. Sonst dreschen die Pre«
dige« warlich nur leeres Stroh.
D a aber im Bernkanton nicht wie in Deutschland
die Dörfer zusammengebaut sind, sondern die Häuser
so weit auseinander zerstreut stehen, so macht dies frey»
lich mehr Schwierigkeiten als in keinem andern lande.
Auch dafür müßte man die schicklichsten Einrichtungen
treffen/ daß das Echulhaus an einem bequemen O r t
stehe, wo der Zugang am wenigsten beschwerlich und
der Weg am besten unterhalten sey. I n den ganz rauhen
ldagen kann ja das Schulhaus geschlossen bleiben, und
man fange das Schulgehcn desto früher an. Wie schön
wäre es/ wenn man im Kanton Bern an den Land«
strassen wo jetzt die Kornhäustl so herzerfreulich in die
»ugen fallen, auch nahe dabey kleine niedlich gebaut^
©chulhius« «blickte: 'Wie würde das Vaterland die
Stifter segnen, und einen neuen Bewciß der Wohlthat
«in« guten Regierung dankbar empfinden müssen:
Um diese Anstalten desto feyerlicher zu machen,
könnte man das Haus mit Bäumen umüflanzen; alle
Frühjahr den Kind«n beyn» Examen ein Fest geben, wo»
bey die Eltern und die Gemeindsvorsteh«/ auch d «
'Herr Landvogt Zeuge seyn sollten.
D i e S i t t e » der Bauern sanfter und edler z »
machen/ das muß der Hauptzweck seyn. «Auch der
Vauer ist zu gewissen wohlanständigen-Sitten ss
unaufgelegt nicht/ als man wohl denkt; und es gtteicht
einem Lande sehr zur Empfehlung/ wenn man auch bey
ihm WohlanftHndigkeit findet. Die Schule wlre da«
Mittel dazu. Man dürfte ja nur die Kinder daran ge»
wohn«!! / daß sie ordentlich und anständig redeten; an»
ständig und reinlich, so viel sich es nur immer thun
ließe, sich kleideten; laß sie höflich nach i h r « Art sich
bezeigten gegen jeden, und auch Gefälligkeiten sich u n t «
einander bewiesen, wo sie sinnt««. Besonders sollten
sie sobald sie i n die Schule hineintreten, den Hut odt«
die Kappe abziehen, dun Schullehrer die Hand reichen,
«nd erst wenn ersiegegrüßt hat, könnten sie wieber dat
Haupt bedecken und an ihren Play sich setzen. Eben
so sollten sie wenn sie aus der Schule gehen mit «6g««
zogenem Hut od« Kappe das Adieu sage». I n d «
Kirchen sollen si« » » mit bedeckten, K»»f hineingehen;
nicht reden/ nicht plump mit den Füssen auftreten/
auch wenn sie" unter dem Gebet kommen / sollen sie an
der Thür, stehe» bleiben und warten bis die Gemeinde
sich setzt. — Wäre aber an einem Ort schon eine ganz
verwilderte Jugend, so müßte man strengere Mittel ge»
brauchen; keine Bosheit erlauben/ und lieber alles
wagen als dem Eigensinn nachgeben. WaS man aber
mit Liebe ausrichte» kanu, muß mau nicht mit Affekt
lind Bitterkeit suchen und mit Trotz erzwingen.
: -, Zum Schullehrcr gehört darum ein durchaus sanfter
und guter Mann. Er lehrt mit seinem Erempel mehr als
mit den Worten: dieKinder und die Gemeinden müßen
ihn liebe» können. J a keinen Egoisten/ ja keinenPrah»
1er, ia leinen Zornige», ja keinen Säufer: Ei» mich?
teincr,,bescheidener / nicht viel'wissender / aber ein
simpler/. Hercchter guter Mann ist weitaus der Beste l
., i Man forge für gute Bücher. Hie besten Schulbücher
für diesen Unterricht waren : Seiler« Religion der Un»
mnndigen; Nschows 2Undersreu!ll> : Feddersen« Le«
Ken I e s u : GeUerts Vden und ©edetv Auch Göye
nnylichey Allerley wäre ein gutes Buch zum Vorlesen in
Schulen. Vabe» könnte man e» bewenden lassen : bin»
gegen, sollten die Lehrer nach Bcvero Aatechetik dil
Religio» unterrichten; die Hauptlehren des Christen?
thum« aber sollten aufzwcy großen Tafeln in kurzen Ab»
Men in der Schulstube aufgezeichnet stehen. Man könnte
das Bild Christ: in einer edlen Gestalt gemahlt dahin
stellen; wo er, mit dem Zeigefinger auf folgende Worte
hinweist-' .« i i
Im« Beyspiel: — Christus sagt: Liebe deinen Nach«
- ilen als dich selbst.
Selig sind die Sanftlnüthige!» / denn sie werden
da» Himmelreich empfange».
Selig sind die reines Herzens sind, den» sie wer«
den Gott schauen.
Ich bin-gekommen die Sünder selig zu machen,
durch den Glauben und durch die Liebe.
Folget mir nach.
Ich bin der w e g , die Wahrheit und das Leben,
wer an mich glaubet/ und meinen Worten
getreu bleibet, der wird den Tod nicht sehen
ewiglich. —
Ob du gleich stirbst, so lebt doch dein Geist in
Gott fort,
vergebet — so wird euch auch vergeben,
vergeltet Böses mit Gutem,
wer seinen Nächsten nicht liebet, den er siehet,
wie tan» er Gott lieben den er nicht siehet?
N 3
Einige besondere Anekdoten unsre Stadtschule»
,„. •'..',.: betreffend.
Seit «40 Jahren hat man in Bern die Gchulorb«
nungtn 7mal verändert. Und von einer Verinlerunz
zur andern ist stets .über den schlechten Erfolg der Ver»
»ldnung geklagt worden.
Vo» iKi? bis 1674 herrschte ein« so große Uneinig«
keit zwischen den Schnlherr«, daß si« nicht med« zu»
lammen sitzen wollten, soaar will man sagen sie fegen
einmal gegen einander Handgemein worden.
I m Jahr ,674 setzte die Obrigkeit einen neue»
Schulralh ein; und obgleich noch Jwistigkeiten entsinn»
den / so war man doch jetzt gemäßigt« im Vortrag sei»
«er Meynung.
Unsre lateinische Schulen stammen noch von de»
Katholiken her, oder ans den sogenannten lateinischen
Zeiten der römischen Clerisey: darum finden wir'noch
immer die lateinische Sprache als die Hauptbcftbafti»
<ung der Jugend. Ve, der Airchen.Reformatio»
ließ die Regieruug verkündigen: Wer armen Schola-
ren Gutes thun wolle / sollte seinen Beytrag im Jakobs
Gpital abliefern. — Diese Aufforderung weckte de»
Eifer der Bürger/ und sie steuerten mit pollen Hjllden —.
weil sie selbst ihre Kinder einmal daran Theil nehmen
lassen wollten.
Hierauf machte die Obrigkeit die Anstalt, daß den
«ntictt, aberfleißigenStudierenden eine tuglicke Mahlzeit
gegeben werden sollte. Aus dem Schloß Neuenbürg kaufte
man einen großen Kessel für Bern, darin« locht« man
Mueß / und der Freytisch ward geöffnet. Auch wurde
eigenes Brod gebacken / welches nebe» dem Mueß in
großen Stücken ausgeschnitten und vcithcilt worden.
An gewissen Tagen de« Woche ward ein Riud geschlach»
tet< da gab es auch Fletsch ; das naimtcn sie die
Fleischtacje. '-:' .:;.Sr* . ' ; . ) " ilntoii: Î:">
36 arme Studenten wurden auch '-logltt. Ma«
gab ihnen die Zimmer des vormali<fettrBarfufsevkl«<
sters ein, und so nannt« man dieses H«!W""bas €*U
Icgiuitt. . ... '.ï'.'yi'lry.f'M :;>3$N!!ï!iJi<9 n>:îi!Ï3;(,
Nach dem Beyspiel vieler Gtldte M Deutschland
und der Schweiz, wo ganz ahnliche Stiftungen sind/
findet man auch noch eine damit verbundene Anstalt.
Man gab den guten Aöpfen Stipendia, und auf ge»
meine Unkosten tonnten sie fremde Universitäten be»
suchen: Die Bern« sandten ihre Söhne auf Straß»
lurg/Basel/, Zürich« \n:'.- - ' »«-
»Die von den Stiftungen leben > /ollen gewillt
«erden von den Schulhelln, Priditanten «nd Proses»
sore» ,,on alle« Anschen/ Gunst «der.Vitti,'.".:''
Sfon den Studenten/so auf fremde Universititen
gehen, heißt e s : - . . ) : . • . ., •r,.^ , ,v-::••)•.-,.
„ D a uff diejenige«/ die,man, vovnacher gen
S t r a s b u r g , jeyt gen Zürich schickt.', und A U * uff
die Universitäten, treffentlicher .Resten uff «an«
N «
gen, beb SmK^ze tragen ist, soll man einen jede*
für Rleyder/ Vücher, «nd gehrüng jährlich 90
Gulden bestimmen. " — •'••
Wenn ein Stipendiat: one MGHHerrn wylle«
lvybet/ der soll sein Stipendium verlohren han,
und die auf ihn ergangn« Rosten erstatten. "
Die Landgeistlichen.
W i r haben laut dem Regimentsbüchlcin ohne die
Hauptstadt, 207 Pfarreyen im deutschen Kanton, und
»4? Pfarreyen im welschen Gebiet, überhaupt aber sind
452 geistliche Stellen; ncmlich »4? im deutschen, 203
im welschen Antheil. Dies« anschulich« Klasse von
Mlnnern des heiligen Lehramts müssen und sollen auf
»en Geist des Volks vieles wirken; dasieausdrücklich
',
dafür besoNet und beeydiget sind, Wahrheit, Christen«
thum und Tugend zu vermehren, und sie h»ben dieses f»
hoch wichtige Amt auch darum freywillig angenommen.
Ich kenne manchen brafcn Prediaer,, der ganz für feine
Gemeinde lebt, ihr Vater uud Rathgeber in leiblichen
und geistlichen Dingen ist, auch siehet man es einem
Dorfe sogleich a n , wenn es einen eifrigen Seelsorger
hat. Die Kinder sind bescheiden und sittsam ; die El»
tern halten etwas auf das Kirchengeben und die Schulen :
und wenn der Pfariherr eine Dienstgcfälligkeit »eilangt,
so ist jedes, A l t und Jung, herzlich ftoh, willig und be»
reit dem guten Herrn es zur Freude zu thun. Hingegen
kenne ich auch Dirfer wo es ganz das Gegentheil ist:
wo man erschrickt wenn der Pfarrer kommt; anch kenne
ich Pfarrherrn und Gemeinden die sich einander fast nie»
Mals sehen, als auf der Kanzel; und da ist schon mehr
frostiges Wesen, Gleichgültigkeit für Religion und
Schulen, sichtbar. Wenn nun oft ein solcher schlafen»
der Hirt 30 und 40 Jahre auf einer Pfründe ist, so kann
ja Unkraut genug einwurzeln, das det Vaterlandsliebe
und der Moralität für lange höchst nachteilig ist: und
kommt denn ein neuer besserer Lehrer nach, so findet er
die Leute an Sitten und Geist so verwildert, daß « d i e
griste Mühe hat nur etwas Gutes zu wirken oder gut«
Neuerungen einzuführen. Zu lang sind die religiösen
Gefühle erstorben und' brauch gelegen, sie wiederum zu
necken und für das gemeineVeste in Thätigkeit zu seyen,
ja das kann nicht daß Wert eine« «cmellltn Kopfes seyn.
Es muß ci» Man» »ontMern Herzen und großer Empfin»
düng komme». Aber wie viele giebt es derer<,?
Führt ein Geistlicher auf dein Laude noch einen un»
pennten ^ebenswondel'; hat er Töchter und Söhne,
.Hie, im Modeluxus aufwachsen und die Stadtsitten mit
,wlf das Dorf bringen; so fällt ohnehin das Zutraue»
.weg; denn der Mittelsmann und Bauer entfernt sich
.und hat Scheue, wo er fremde Manieren und hohen
Weltton bemerkt. Herzlichkeit, gute Laune, edle Frey»
müthigkeit, und ei» reiner Wandel — das zieht Herzen
an sich. Kann das der Geistliche nicht, so wäre es bes.
ser es. gebe gar keine Prediger, als solche, woran der
Gemeiuslnn des Publikums sich stoßt, und, die. Religio»
und Aufrichtigkeit dabeu untergraben wird.
Man muß es der wirtlich sparsamen Anzahl von
würdigen Laudgeistliche» zuschreiben,.daß wir auch in
unserm Kanton so uielerlcy Meynungen unter dem Volk
über die Religion herrsche» sehen, und der Bauer cntwe»
der ganz sich vo» alle» Pflichten des Christe» losmacht^
und bloß seine, zeitlichen Vortheile betreibt, und lau,
kalt, tückisch wird., Oder — daß viele sich mit beson<
dcrn Religionsuieynungen abgeben, und in die wun»
derlichsten Einbildungen verfallen, auch von jedem
Schwärmer angesteckt werden können; wie wir der Bey»
spiele i» unserm Ka«to» sckon viele erlebt haben. Ei»
einziger Mann konnte sich einen ganzen großen Strich
Landes — an, Vielersee, unterwürfig machen und zu
einer abscheulichen GMeMsterung eine Menge Anbänger
finden;
finden; ich brauche nur den Namen de,r Rohlerischen
S e t t e zu nennen/ um die Wahrheit recht fühlbar ztt
machen.
Wir haben oben (Seite 109 und folsj) von der in vie«
len Dörfern herrschenden Dcnkungsart Proben gegeben.
Wenn Schwärnterey, Qtïtivevey in den Gemeinden
einreißen, so muß man allemal gewiß glauben / daß der
Zleligionslehrcr seine Pflicht nicht gethan habe, oder daß
er das Talent niän gehabt hat, sich bey fem« Gtmcind«
interessant, beliebt un) geehrt zu' machen; wobey jeder
Sektenglaube freyes Feld erhalt. Denn etwas muß de»
Mensch doch haben. Wer aber ist dabey verantwortlich
wenn die Religion an solche gefährliche Klippen kommt?
Ich frage wer am erste» ? Wir haben gewiß viele acht»
bare würdige Geistliche; aber unter einer so großen Zahl
muß sich auch ein ansehnlicher Theil finden, die es nicht
nach ihrer wahren Vestimmung sind. Da schon oben «in
Beyspiel eines bescheidenen und eifrigen Lanigeistlichen,
an dem Herrn Pfarrer Lauterburg in der lenk gegeben
tvordcU, wie evseine Landschulen verbeffett hat; s» wol»
len wir auch an diesem wahren Seelsorger zeigen, wie
tr beym Autn'tt seines Amtes dii Schwärmer und Sek»
tirer behandelte Er fand gar viele solcher Leute, aber
er gebrauchte nicht heftige Mittel, auch nicht Satyre
«nd Spötterep, um, die Werfübrten und Irregeleiteten
zurückzubringen. Freundlichkeit — die schon im Charak-
ter des liebenswürdigen Mannes ist, wahre Theilnahme
„nd Güte, das gewann ihm bald die Herzen. Und wee
II. Theil. V
z«s Herz gewinnt, hat alles gewonnen. Recktschin
«nd als warnendes Beyspiel spricht e r ' ) : »Man sagt
freylich i» unsrer predikantenordnung: „ Es sey der
»Pfarrer Amt und Pflicht , ja selbst von. der hohen
»Obrigkeit anbefohlen/ alle schädliche scktirischcDücher
,,<n den Gemeinden zu unterdrücken / wo sie dergleichen
»antreffen und erfahren aufzusuchen: und durch Hülfe
«der Herr» Anitmänncr zu trachten, daß dergleichen
»böse Quelle» verstopfet werden. „ — Ich habe auch init
Verwunderung gesehen, daß Einige diesen Auftrag so weit
ausgedehnt haben, daß sie sich berechtiget gehalten, der«
gleiche» Bücher einzustecken uud wegzunehmen, — aber
ich weiß auch, daß durch solche gewaltsame Mittel mehr
verdorben als gutgemacht wird. — „(Man lese die sehr
lehneiche Schrift: Briefe über die Schwärmerey
in der Aeligioft; so zu Vern 1788 gedruckt worden,
und die dem Verfasser (Herrn Pfarrer LautcrdurF in
der Lenk) die griste Ehre machen). Man lernt daraus
den herrschenden Geist in den Thälern kennen.
Noch eine charakteristische Stell« ziehe ich aus dem
«b»n gedachten schönen Buche aus: (Seite 54).
— »Aber das ist gewiß, daß insgemein die Pfarrer
von einem großen Theil ihrer Pfarrgcnossen mit scheelen
Augen angesehen werden: ein Hauptgrund ist dieser und
liegt in der Art wie die Pfarrer ihr Einkommen bezie»
») Die doch zum Lache» rciieit möge», also heilsam für unsre
rdiuliiu melancholische Veisteistinnnuna ff»« tonnte».
**) Acht Monat lau« («om Icnner bis i» Herbst) ist aNei Iaaen
«erboten.
dieses Vergnüge«/ wenn man sich demselben überläßt.
Die HalishaltlMi,sgcschnfte müssen auch nothwendig bey
dergleichen paßiomrten J ä g e r « leide», und in Un«
«ldnung kommen.
Wenn es wahr ist/ daß der Fleiß und dlc^agesar-
bciten de« Einwohner in die Einnahme einer Nation
komme«/ daß sie um so mächtiger und reicher ist/ je
fleißigere Hände sie hat; um so gewisser ist es auch/ daß
.trägheit, Nachlässigkeit, Zeitucrschwcndung in dicAlls»
gaben kommen, die das Land drücken. Dem Fleißige»
wird mehr Arbeit aufgeladen als recht ist, die zuneh«
mende Bequemlichkeit der Kinder, die ein so schädliches
Vevspicl sehen, macht ihr Schicksal noch härter unb
schwerer, als alle Fürsten «Abgaben und Frohndienste.
Zum Beyspiel, ivcnn der Bauer der Bequemlichkeit
frolmt, so miisscn die Sladtlcute ihm alles noch so theuer
bezahlen; seine geringste Muhe wird er doppelt hoch
«»schlagen; alles was er zu Markt bringt, muß ihm mit
Geld aufgewogen werde« ; der saure Schweis des armen
Handwerkers fließt ganz in de» Sack des Vanern. So
braucht man in der Stadt mehr Geld als sonst; nia«
bat mehr Müssiggänger zn ernähren, die mit Cünoc«
ihr Brod essen. Wie riele Mäuler verengen das Mit»
tagsmahl, die es nicht «erdient haben ? deren Arbeiten
«ar niemals,i« die Einnahmen der Nation kommen?
Aber hier, muß,ich einem gemeinen Vorurthcil be<
geguen, da die gemeinen Leute glauben, »nd «orzüglich
der Baue» glaubt es, die Stadtleute thun gar nichts)
-»eil sie nicht mit Pflug u»d Karsch, mit Dreschen und Fut»
t««n sich abgeben. Mancher Mann, der in seiner Stube
ein stilles Geschäft treibt/ strengt seine Leibes - und Oee»
lenkräfte unendlich mehr an als solch ei» Lagwerk«.
Mau lerne doch billig seyn, und einem jeden Stand
seine Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen die ihm ge»
bührt. Fleißig sey», zu dem Gewinnst der Nation —
das kann auf tausenderley Arten geschehen ! und es wir«
kläglich, wenn alle ein oder das nämliche Gewerb und
Geschäft treiben wollten, da würde die bürgerliche Ge
sellschaft bald auseinander gehen müssen.
Man kann zur Ehre der vornehmen Verner sagen,
daß die Liebe zum Landleben täglich bey ihnen zunehme,
und uiele unter ihnen sind sehr geschickte Landwirthe,
dadurch vermehren sich die Landesprodukte, und auch
der V a u « verbessert hie und dort feine Qekonomie nach
dem Beyspiele der benachbarten Herren. Freylich ent»
fernen sich aber auch im Sommer eine große Anzahl
von Regierungsgliedern von der Hauptstadt, daß da«
durch die Arbeit derjenigen, die Pflickthalber zu Bern
bleiben müssen, um vieles erschwert wird.
Das Besuchen der Bäder und Gesundbrunnen,
hat, der Verfasser der Beschreibung von Bern l i t «
Theil, Seite »y) als ein Hauptvergnügeu der Berner
angegeben; es ist aber nur in so fern wahr, daß die Be<
sitzer von Landgütern selten an solche Orte kommen : denn
der begüterte Berner hält sich mehrentheitt auf seinen
Gütern still; ob man gleich gestehe,« muß, daß die Herz»
lichkeit, Zutraulichkeit und wahre landsm^iinische Em«
Verständniß unendlich dabey gewinnen würde», wenn matt
sich allgemeiner im vertrauten Umgang einige Wochen
genießen würde / wie es in einigen Bädern / zum wahre»
Lobe der Berner / wirklich geschiehet; — wo landman»/
Städter/ Fremde/ sich sehr aufgemuntert finde»/ weil
sie sich alle gleich herzlich gnt-sind, und sich einander
alles zu Gefallen thun; auch behält die Bekanntschaft/
die man so im Bade gemacht hat/ stets eine herzlich
frohe Zurückerinnerung. Wie oft dachte ich/ wenn ich
dies so mit ansah/ warlich der Mensch ist nur bist/ weil
er sich verstellen muß / weil er unter dem städtischen
Zwang lebt; wären wir der Natur näher — wir wären
«ns alle wie Brüder:
Die Sitten in der Stadt würden noch besser s«)«/
wenn die weibliche Eitelkeit nicht allmächtig wirksam
wäre. Man fühlt es aber jetzt in allen Ellropäischen
Staaten/ daß die Generationen herunter gekommen sind
durch die weibliche Weichlichkeit, die auch die Männer
angesteckt hat. Daher kann man fast nirgends mehr
reinen achten Rcpudlikancrgeist antreffen. — Alle Natio>
iK» find sich im Charakter gleich geworden. Daher
stehen auch die Schweizer mit allen cultivirten Völkern
m allen Bedürfnissen gleich, und also auch in den Sit»
ten, in ihren Tugenden und Lastern, —
226
S t a d t r e cht e.
Das im Jahr i?39 zusammengetragene Stadt»
r e c h t e n Bern blieb bloß Handscdrlftlich bis I&K, wo,-
es zum erstenmal gedruckt worden. (Eine verbesserte
neue Sammlung ward im Jahr 1762 in Folio, und im,
Jahr 17^8 in Öcfavformat veranstaltet, öi» neuer Ab»
druck dieses Werls mit dem Anhang, welcher die
seitherigen Zusätze und ein Register enchält, kam im
Jahr 1789 in Folio und in Octavo zum Vorschein.
Die Stadtverfassung von Hern heißt nicht Hand»
feste sondern die Urkunde, in welcher dieselbe enthal-
te» ist. Die >?tadnschc Verfassung hatte Bern be»
rcits von Nerchtold V. erhalten. Die durch die Hand»,
feste vcrgöuntcn NeNen Freyheiten bestehen vorzüglich'
in der Unmittelbarkeit (lmmedictas) vom Reich, u«d
in dem!/ der Gt^dt ertheilen Aiment ^Rechten. (Usiia-
giiim).
Verschiedene St>'dte und Landschaften haben be»
sondere Rechte, von denen-aber im deutschen Sands/
>mr die Handfeste von Thun gedruckt ist, nebst dcn»
jenigcn so in w a l t h e r o Geschichte der Berner Stadt»
rechte eingerückt sind. -
fis
Handschriftliche und gedruckte Privatrechte in»
Kantor» giebt es:
gen «rifnen wird, denen der Preiß und bas Accessit zu»
bekennt weiden wird. Bern den «;ten Febr. 1793.
Noch ist das Resultat dieser wichtigen Preis« Aus»
gäbe nicht im Publik» erschienen; man bat aber Hoff«
nung, daß eS nicht lange mehr anstehen dürfte, eines»
dringendwichtige Sache durch eine obrigkcitl. öffentli»
che Entscheidung enthüllet zu finden. Die Wünsche
aller Patrioten-vereinigen sich dahin, wem'ge und gute
Gesetze seyen besser, als weitläufige Codices, die allemal
der bürgerlichen und allgemeinen Freyheit nur Fesseln
anlegen und der Chikane ein weites Feld öffnen. Die
Egyde aller dauerhaften Gesetze muß das Gewisse«
seyn, welches man also ber/den Richtern und bey den
streitenden Partheyen zu bilden und wirksam zu erhalten
suchen muß. Wir widerholen es: Gute Sitten find
die beste Brustwehr der Gesetze: ja die einzige
Garantie der Freyheit und Menschenglückseligteit.
, Weh, dem gedrückten S t a a t :
Der, statt der Tugend, nichts
Als ein Gesetzbuch hat!
(Lcssing.)
Criminalrecht.
(Man sehe im iten Theil, Seite 13;.)
Ein Uebelthitcr wird von dem täglichen Rath ge«
richtet. Dieser setzt eine eigene Criminal^Iommißion,
wozu der jüngste Herr Venner, der jüngsteMatüsherr,
die zwey Herrn Heimliche» gebraucht werden. Dies« un*
tersuchen die That, oder lassen solche von den Unter»
richtcrn untersuchen und darüber Bericht erstattn«. Bey
der Verurtlieilunl, giebt der jüngere Venner zuerst seine
Stimme zum Leben oder Tod. Klein « und Großrath
atcr srrewen das Urtlieil. Das Todcsurthcil «ird von
einem Prediger erst dem Malisi^anttn angezeigt, sodann
tritt der Großweibel vor ihn, und bestätiget solches durch
eine feyerlichc Anrede. Den Tag darauf gehet die Exe»
cutillli vor sich.
Die öffentlichen Anstalten zu mehrerer Fcyerlichkeit
der Hinrichtung, brstchen iu, der Aufrichtung eines Rich»
terstuhls und der dazugehörigen Schranken, an der
Kreuzgaßc. Der iüngste Rarhshcrr und die ztv.-o jrpeirn«
licher sitzen auf de« drey Lchnstühlcn dcs Richtcrstuhls;
Großweibc! >:nd Gldichtschrclber stehen zur Seite. Erste«
« r ließt öffentlich dag Urtheil dem unglücklichen vvr.
Der Rathel'err bricht den Otab, und der Scharfrichter
führt den V^rurthciltcn zur Executions « Stell: aus der
Stadt. ' ,
Die T o r t u r ist im Vcriiischcn durch kein förmli»
a>es Dekret ausgehoben; sie wird aber, zufolge eines
von der Regierung angenommenen Grundsasscs seit vie»
lcn Jahren niemals angewandt als bey wirklich über«
wicstncn Missethätern, die ihre Mitgchülfcn ucrläuguen,
und die man schon zum Theil kennt. —
Alle in den Landvogtcym aufgefangene öder «ingi«
zogen« Veebrecker erhalten ihr Cndurtheil vom kleinen
Stoth — w,von leine Appellation statt findet, wenn
feine Todesstrafe daraufgesetzt ist^Sonft aber «ntschei»
det de» große Roth/ wie oben gemeldet; tandesoer»
lächere» und Frevel gegen die Gesetzgebung gehört aber
stets für den großen Rath. ••''•
Polizeyordmmgen.
Einigt theils erst vor kurzem ergangene obrigteit«
liche Mandate, welche allgemein zu wissen
nöthig und nützlich sind.
- • • • • ' , -: , :.'(?
Rleiderordnung.
laut der Rleiderordnung von 1767, welche her»
«ach durch neuere Mandate ist bestätiget worden, soll
« a n nicht tragen
1. Kleider mit Borden besetzt. Doch sind goldene
und silberne Knopfe erlaubt, werde» aber von nie-
mand gesucht.
». Alle mit Seiden und Spitzen garnirte Kleiber.
3- Alle Kleidungen der Mannspersonen von Sammet
oder Manchester; doch Hosen und Westen maj
man von solchen Stoffen tragen.
Feuerordnung.
Auch diese Anstalt ist merkwürdig, weil sie die ganze
Vtadtuerfassung zeigt. Erstlich soll in den 4 Haupt»
quartieren die ganze Bürgersibaft sich bewafnet stellen»
der kleine Ratl, versammelt sich nebst dem Kriegsrath auf
dem Ratbhaus mit dem Seitengewehr : alle Herrn Kunze«
listen, Beamte, müssen ebenfalls bewafnet zu ihren
Vürcaur eilen, um die Archive und Kassen, auch alles
was unter ihrer Aufsicht stehet, zu bewachen.
Wer bey dies« Versammlung fehlt, wird streng zu«
Verantwortung gezogen. Kein Bürger vom lüten Jahr
an, bis zum 6°ten soll fehlen, bey Straf vom s Pfund
B ü ß , oder -.istündiger Gefangenschaft. Auch wird des»
wegen alle Frühjahr, den ersten Sonntag im Monat
M ä r , , die allgemeine Visitation der Armatur und Muni«
tion der Bürgerschaft achaltcn ; — jeder Bürger muß sich
des Morgens um 8 Uhr auf feiner Gesellschaftstellen,und
zwar gerade so. wie er bey Feuer» und Lermfällen zu
flscheinei, verbunden ist. —
Alle Stadtsoldatcn begeben sich beym Feuerlerm auf
hie Haiiptwache, und werden von dort aus an verschie«
dene Plätze kommandirt.
Vie Hauptdirektion der zum Brand elforderlichev
Hülfspersonen / fuhrt der Bauherr mit Beystand zweyer
Rathsherrn/ die ihm sogleich zugeordnet werden. Auch
muß unverzüglich S r . Gnaden dem regierenden Herr»
Amts »Schultheiß der Rapport abgestattet weiden, um
das Weitere nach Umständen zu verfügen.
Es sind zum Brand eigen verordnete Brandmei»
ster. Diese eilen sogleich dem Brand zu, und nehmen
Küferknechte, Dachdecker/ Steinhauer, Zimmerleute
mit sich.
Die Bach «und Brunnenmeister bemühen sich gleich«
falls die werkthätigste Hülfe zu schaffen; da sie die
Stadtbäche schwellen und die Wasserleitungen besorgen.
Die Stadtthore werden geschlossen und die Fall«
brücken aufgezogen. Wer zur Stadt herein oder hin«
aus m u ß , kann durch die kleine Thörlein gehen.
Die erste Feuerspritze die auf dem Platz ankommt,
erhält zur Belohnung von der Obrigkeit selbst i2£6aler
oder 9 große Thaler Recompenz; die zunächst darauf
ankommt 8 Thaler oder 6 große Thaler — • ; die dritte
aber crlält nur 4 Thaler oder 3 große Thaler.
Des Nachts werden an allen Häusern Lichter in
Laternen ausgchangen, damit die Stadt zur Nothhülfe
desto bequemer erhellet sey.
Jeder Bürger soll seine Knechte und Dienstbothen
zur Hülse senden.
Jährlich werden die Feuerspritzen zwermal probirt
Mld die dazu verordnete Mannschaft excrcirt.
Jedes Bürgerhaus soll einen Feuereymer haben:
R;
«lle Gcscllschaftshäuscr baden sie in Alenge, alle ofrent-
liche und obrigkeitliche Gebäude ebenfalls. Die Müller
und Lehmißler müssen ihre Pferde parat halten um
Feuersaerithe zu führen. Es find auch ausser diese»,
7 ordentlich bestellte obrigkeitliche Brenn » Pferde da.
Wenn es in der Stadt brennt, wird auf der Schanz
«in Zwilfpfünder 4!»al abgefeuert; — brennt es im
Stadtbezirk, soll es nnal geschehen.
Alle Feuerspritzen sollen lederne Schläuche von
wenigstens ico Schuh Länge haben; an denselben sollen
alle meßingue Gewinde gleich seyn, damit sie im Fall der
Noth zum Verlängern auch zu den andern dienen ton»
nen. Es haben unsre Feuerspritzen gewisse Communi«
katious'Schläuche, die das Wasser desto leichter in sich
«ufnehmeu. Die Spritzen selbst sind nach dem Modell
der kleinen S t r a t burgisch en Feuerspritzen gemacht ; sie
sind sehr bequem zu transportiren, und können in das
Innere derHäuler selbst gebracht und demontirt werden.
Zum Austragen der Geiäthschaften soll man in den
Bürgerhäusern Feuersäcke im Vorrath haben, wozn die
Modelle im Zeughaus zu sehen sind. Auch sind eigene
beeydigteMänner beordert, die allesPersonale dirigiren
und selbst Hand anlegen.
Wenn das Feuerhorn vom Tbnrm geblasen wird,
so bedeutet es, daß derVrand nichtin der S t a d t , son«
der« im Umkreis der Stadt und bis ans i Stunden in
der Weite sc». Hingegen ist das Lermzeichen für die
Stadt das Trommeln und käuten. —
Die neueste Feuer<»rd,lung ist vom Jahr 1794*
Straßenordnung.
Als im Jahr 1744 der neue Straßenbau im lande
zu Stnnde gekommen war; (denn Vern war allen Kan»
tonen der Vorganger) so wollte die Obrigkeit/ wie billig,
auch den grosse» Kostenaufwand sicher stellen, damit
nicht nach wenigen Jahren das theure und mühsam
ausgeführte Werk wieder in Verfall und Abgang £»»
«athe ; — also setzte sie durch ein Straßen «Regle»
ment fest: »Essoll ein beständiger w e g . Inspektor
in jedem Dorfe seyn; lks solle» keine Bäume und
Häge zu nahe an die Straße gepflanzt n>er>
den, damit nicht der Schatten die Trockene uerhindere:
aufStraßeil die durch Wälder gehen, soll wenig»
stens 2; Schuh breit von jeder Seite der Straße
lein Gesträuch geduldet werden; auf Landgütern
die an der Straße liege», soll kein Baum näher
als il Schuh vom Zaun entfernt geseçt werde» 5
das Gesträuch, so heranwächst und Schatten auf
den N?eg wirft, soll fleißig abgeschnitten werden:
man soll keine» Schutt auf die Straße werfen;
von den Aeckcrn und Bauten keinen Abwurf dahin füh»
reit, keine Reiser, keine Schorrhaufen, es sey so weni«
ober so viel es wolle, darf gelitten werden; wer die
Straße freventlich beschädiget, soll ;o Pfund Strafe
• zahlen, und nach Umstünden stehet Züchtigung am
leibe und Gefnnguie darauf. Alle Jahre zweynml,
5
^ 5 272 ^
im Frühling und Herbst/ sollen die Barten un>
Fuhrgleise von den wegmachern ausgefüllt/ die
S t r a ß e wieder frisch überworfen und geebenet wer«
de»/ wozu eigene Leute angehalten unö die Gemein»
den und Landuigte zur Aufsicht bestellt seyn sollen. —
Jedes Dorf soll seinen eignen U?egmcister haben;
ihm soll die besondere Aussicht zustehen, und er ist fü«
Olle Verstumuiß und Verwahrlosung verantwortlich.
Vey Bestellung der Landvogtcyen werden die Herrn
Landvögte jeder in seinem Amt besonders instruier, die
General » Aufsicht wohl zu Handhaben; auch die Postil»
lions sind angewiesen so bald sie irgendwo Mängel eut»
decken, sogleich bey der Zollkammer in Bern die An»
zeige zu machen.
Das erste Weg » Reglement ist «schienen i?44/ de»
»?ten April.
Bauernwucher.
Bey der im Jahr 1794 und 179s und jetzt noch stet«
wachsenden Theunmg aller Lebensmittel, welche zum
Theil auch die im Ueberfluß zu Markt gebrachten Vie»
tualien betroffen, und womit die Habsucht der Bauer»
und ihrer Helfershelfer auch solche Artickel beschwerten,
welche gut gerathen, und gar nicht selten waren, als
Erdapfel, Gemüß, Erbsen, Bohnen; war es nöthig
ein Gesetz zu machen. Die Verlaufer wenn sie nicht .
theuer genug «erkaufen konnten, stellten da« Uebergeblie«
lene in die Keller ,md Häuser der Scadt eiN/ bis zu»
nächsten Markttag. Die Polizey hat weislich verordnet,
daß alle diejenigen so ihre Waaren unverkauft behalten,
solche nicht ferner in der Stadt en dépôt lassen dürfen /
sondern mit sich zurücknehmen sollen) bey Straf der
Wegnahme und höherer Ahndung.
Fremder Arztneyverkauf.
Aller fremder Arztneuverkauf ist zu Stadt und Lan»
»erboten. Diejenigen, so ein neuentdecktes brauchbare«
Mittel vorschlagen oder zum Kauf feil bieten, müssen
zuvor beym Sanitätsrath in Bern die Erlaubniß ein»
holen. Alle reisende Operatoren, Augenärzte und Jahn»
lrzte, Bruchschneider, und wie dergleichen Herrn Namen
haben mögen, werden oft gewarnet, nicht ohne vor«
her erhaltene Genehmigung ihre Kunst im Kanton zu
treiben. Noch in diesem Jahr C'795") ward durch eine «f»
fentliche Bekanntmachung folgendes geschärft empfohlen.
«Da noch erst letzthin durch das Auisblatt, sowohl
Arztueyen als medie. undchirurgischeHülfe angeboten
norde», so wird andurch von Seiten Mrhghrn. der Sa»
nitits» Räthe zu jedermanns Verhalt bekannt gemacht,
daß in Zukunft keine Artikel dem Berichthaus überge«
len werden sollen, durch welche man dem Publikum Arzt»
lieyen oder Besorgung in medie. oder chirurgischen Fällen
anbietet, der einzusetzende Artikel seye dann durch den
Herrn Sanitätsrathschreiber unterschriebe»/ welche« auf
erfolgte Genehmigung Mrhgbrn. der Sanititsrithen wn«
entgeltlich geschehen wird. „
Sittcinnandat.
. -' Das obrigkeitliche Mandat über die im Schwang
gehenden Sünden und Laster, welches alle Jahre
und zwar am ersten Sontag nach Ostern in allen
2Urchc»l des Landes abgelesen wird, cuthält die allge»
meine Sittengcfttze; darin« kommt auch folgende Stelle
Vor: «Alle aderZläubische Beschwörungen des
Viehes; aller lUißdrauch des göttlichen Namens
bey sogenannten Zauberkünsten; alle betrügerische
Segnungen! alles was zur Schwarzkunst gehört:
auch alle Schaygrabcreycn und wahrsager.ülend»
werke, sind bey höchster Strafe verboten.»— '
Zinskasst f ü r Dienstbote».
Da in den letzten Jahren viele unglückliche Ban»
terotte im Land ansgebrochen sind,wobcy auck die Dienst»
ioten »um Theil ihre eingelegten Gelder ocrlohrcn haben :
und
«no diese unwissende Personen iure Sparpfenninge ick«
mer solchen Handelsleuten gaben, die am meisten Aufsehen
machten, so war die Errichtung einer Diensten'Zins»'
lasse eine wohlthätige Anstalt der hohen Regierung.
Nur für Dienstboten und arme Leute in der Haurtstadt
ist dieses sehr nützliche und wohlthätige Amt gestiftet.
Da können sie ihre Licdlohne um den jährlichen Zins
von il Procent einsetzen; die abgekündigten Kapital«'»
aber liegen zu jeder Zeit parat; so sind sie vor jedem
Unfall gesichert, und ihre Zinse erhalten sie auf Lag
und Stunden; die mindeste Einlage ist 30 Kronen; die
höchste 60 Kronen; sonst konnte man bis auf 3°° Kronen
steigen. Wenn andere unter den Diensten-Namen Geld
einlegen, die werden zur Verantwortung gezogen.
Lauge.
Der Werkschutz , der zu allen geometrischen
und mechanischen Verrichtungen gebraucht wird,
hüt sein Urmaaö an dem Klafter, von welchem
unten geredet wird. Der Schuh theilt sich in 12
Zölle, der Zoll in 12 Linien, diese in 10 Secun-
den: er ist gleich ic, Zöllen 10 Linien des franz.
königl. Schuhes; Oder wenn dieser in 1440 S c ,
cuud'en eingetheilt wird, so hat der Bcrnschuh
1300 dieser Theile.
Der Stcinbrecherschuh, nach welchem die
Steine aus den Steinbrüchen geliefert werden,
so« halten 1, Zölle des BcrnschuheS.
• Das Klafter von 8 Schuhen hat sein Urmaat
auf dem Rathhause. Es ist auch eines zum Ge>
brauche des Publikums unter dem Gewölbe des
Zeitglockenthurms angeheftet. Es sollen alle Hand-
werkcr ihre Arbeit nach diesem Klafter cinmcsscn.
Das Klafter von sechs Schuhen wird nur zu
Ausniessung der Hcustöcke gebraucht.
Die Ruthe hat io Schuhe, welcher in der
Feldmessung in <o Zölle eingetheilt wird.
Die Elle theilt sich in i, in • ', m: Schul, oder
auch in j , uud in !. Sie verhält sich zum Schuh
wie i n m 72.
Die Elle ist laut Dekret vom 2ten May 177«.
auf22 Zölle 2 Linien, oder 266Linien des Bern-
schuhes gesetzt. Eine eiserne Probe-oder Mutter-
Elle ist zum Gebrauch des Publikums unter dem
Vewölbe des Zeitglockenthurms festgemacht, und
I ,
Gewichte.
Zum Verkauf aller Waaren und Lebensmittel
wird das Bernpfund oder sogenannte Eisengkp
wicht; zum Verkauf des Goldes, Silbers, der
Galonen, Seiden und des Salzes, das Pariser«
markgewicht ; und für die Apotheker und ihr«
Medikamente, das mcdicinisthe Pfund gebrauche
Aller dieser Gewichte Muttergewichte werden
auf dem Rathhause verwahret.
Das Bernpfund theilet sich
in )2 Loth
das Loth in 4 Quintlin oder Quart
das 'Quintlin in 4 Pfenning
Das Pfund hält genau i? Unzen, oder 9792 Gran
Pariser Markgewicht.
Es ziehet also ftwisaota» '
das Pfund Parisergran 9792.
das l Ib. 16 Loth 4896;
das l Ib. 8 Loth 2448.
das 3 Id. 4 Loth 1224.
2 612.
1 ;o6.
i oder 2. Quintlin 155.
- I oder,1. Quintlin 76z.
£ oder 2. Pfenning 38*
* ^oder 1. Pfenning 19I
. . - 17? oder oder Pfenning isi
Loth 32 Gran,979^
ÏOO Pfund machen den Centner.
ioo Pfund Berngewicht sind gleich io6£
Parisermarkgewicht.
Das Parisermarkgewicht theilet sich nach
franzosischem F u ß :
livres
» marcs
16 8 onces
128 64 8 gros
384 192 24 3 den.
9216 4608 576 72 2 4 grain
Flüßige Dinge.
Der Wein und andere Getränke werden nach
der Pinte oder Maas gemessen, welche laut obrigk.
Décret vom 2tcn May 1770 auf 114,^ Ber-
ner-Cubikzölle festgesetzt sind, und deren Mutter«
maas auf dem Rathhaus «erwahrt wird.
Diese 114% Berner - Cubitzölle betragen 84,'
französische Cubikzölle.
GZ
loo Bern, Maas machen einen S a u m , wel,
cher folgende Abtheilungen h a t :
^ Bernzölle. Pariserzille.
Oaum . 1144? 842 s
4 Brmte
100 2s îOlaai «4& 84K
200 2>Maas Ç7-23-I A.2^-$
) £ 100 T * 100
400 1 0 0 4 Viertelt 2 8 ^ *i4g
r
800 2 0 0 f IO-^J
Trockene Früchte.
Das Maas zu dem Gctraide aller Arten,
ausser Reis, so beym Pfund verkauft wird, auch
zu Kartoffeln, grünem und gedörrtem Obst , ist
das M ä s , dessen ciibifcher Halt laut obrigkeitl.
Dekret vom 2,ten Merz 1774 auf 96a Berner»
Cubik^oll gefetzt ist, welche 706-^ franz. Cubil,
zolle mache».
Das doppelte oder grosie M ä s , mit welchem
an verschiedenen Orten des Kantons die obrigkeitl.
Gefälle anZchcndcn, Bodenzinsen und dergleichen
gemessen werden, soll,996) Berner, Cübilzölle
halten, mithin genau 4 Proeent stärker seyn
alu das obgedachte einfache oder ordinäre M ä s ;
10 große oder doppelte Mäs geben demnach 104
einfache.
Seit vielen Jahren befindet sich zum Ge<
brauch des Publikums unter der Halle des
großen Kornmagazins ein Mütt von 12 Bern,
Mäßen in hartem Stein in der Form eines Ci«
llnders, eingehauen.
DaS M ä s wird für das Getreide bestrichen,
hingegen beym Obst, Kartoffeln, gehäuft gemes-
sen und verkauft.
Die Abtheilungen der Fruchtmaaße sind
folgende:
Bern«" Pariser"
MÜtt I l 72,0 8476135
12 M, il • 960 7°6M
24 2 iV äs 480 353iN
48 4 2 In li 240 1
/°10O
I
96 8 4 2 8terli 120
Brenn - Materialien.
Holz, soll laut der Ordnung vom yteu Fcbr. 1787
beym Klafter verkauft werden: das Klafter
soll lang scnn 6 Schuhe, hoch 5 Schuhe; das
Holz oder Scheit ; ; cchul) lang. Hält also
das Klafter 10c hiesige, oder 77^'- franzö,
fische Kubikschuhe.
Turbcn oder T o r f , soll laut Ordnung von 176»
bey dem Wagen verkauft werden: dieser soll
halten an Länge 17 Schuhe: die Breite auf
dem Boden 2 Schuhe, oben ; Schuhe: die
Ncbenwände hoch 2 Schuhe. Also hält der
Wagen 8 , hiesige Cubikschuhe.
Fuhrwerk.
Schlikllbenne auf 2 Rädern, ist im Boden in-
wendig lang 4^7" oben lang 4^9" am »ordern
Theil auf dem Boden breit \%" von hinten
19" oben in der Mitte breit z' z\" tief 15
Zolle: hält also n hiesige Cubikschuhe.
Stoßbemie (Schubkarren) ist im Boden inwendig
l a n g : ; " von vornen her breit «8"hinten breit
16" tief l i " , hält 2' cubische Schuhe; weilen
aber selbiger an der vorder« Seite offen ist,
so kann mehr nicht als ungefehr 2 Cubikfchnh
darein geladen werden.
Hütten (Traghoten), welche zum Obstverkauf ge-
braucht werden, halten 2! hiesige Cubitschuhe,
oder 3 volle Mäse Obst.
Feld * Maaße.
I u c h a r t (Morgen). Diese hat kein bestimmtes
M a a s , wird aber insgemein auf folgende
Weise berechnet: die
Holzjuchart für Schuhe 45000
Ackcriuchart 40000
Matten - oder Wiesenjuchart ; 5 000
kleinere 32000
kleinste 50 Schritte breit
und 100 Schritte lang,
der Schritt 2 2! Schuh 31250
Auch hier wäre zu wünschen, daß durch den
ganzen Kanton durchaus eine gleiche Messungsart,
für Acker, Wiesen, Reben und Waldung ohne
Unterschied, von hohem O r t aus für ein-und alle»-
mal festgesetzt würde. Die schicklichste Messung
scheint das 'Quadrat von 40000 Schuh zu seyn,
dessen Wurzel 200 Schuh ist; auch müßte dab>-y
lein anderes Fuß « oder Schuhmaas gebraucht
werden können, als einzig und allein der Bern,
schuh.
2 CO
Metall - Proben
welche mit dem B. oder dem Stadtwappen als dc»n
Stadtzcichcn gestempelt werden sollen:
Gold in der Goldarbeitctey , 8 karat fein.
6 karat Zusatz.
Silber 15 Loth feines, 9 Loth Zusatz,
oder nach ftanzös. Manier $ den. ,g gr. fein.
2 den, 6 gr. Zusatz,
von Kupfer.
Zi,m, 4 lb- fein,
1 Jb. Zusatz von Bley.
ikhreuc Geschirre, 1 Ccntncr Kupfer, 2«, Pfund
Zinn.
Geld.
Geld - oder Münzfuß der Republik Bern, ist nach
dem Jahr 175; bestimmten Tarif, in welchem
alle Gold-und Silbersortcn nach dem Werthe
der feinen Mark gcwürdigct worden sind.
G o l d , die feine Mark 206 Kronen 10 Batzen/
oder hiesige Franken <n6.
S i l b e r , die feine Mark 14 Kronen 10 Batzen,
oder hiesige Franken 36, Also ist das Verhält-
niß der beyden Metalle» wie 1 zu 14}.
I n der Müi'Zstc.dt in Bern werden folgende
Gcldfortcn fabricirt:
Gold. Dukaten à 235 Karat Gewicht 65 ©ran,-
Seit 1793 werden auch Dublonen ausgemünzt,
von gleichem Korn wie die französischen Scliiid.
louiö'd'ors, und an Gewicht 14; französische Gra«
haltend, ä Kr. 6« 10. Btz.
Silber. 10 Btz. Stück, Gewicht 30,*, zur Mark.
, Blj. Stück, Gewicht 5; zur Marl.
10 Kzcr vtück. Gewicht 110 zur Mark.
Jetzt (1795) sind auch Nene Thaler zu 4° Btz.
ausgemünzt worden.
Scdeidmünzcn. Ganze Batzen 10; zur Mark,
halbe Batzen i;o zur Mark.
Kreuzer 240 zur Mark.
»Kzcr oder Vierer 400 zur Marl.
Unsere wirkliche Gcldsortcnsindnach jetzigem
Münzfuß:
Dukaten zu 7 L. oder 2 Kronen 22 Btz.
Zchcnbatzenstück zu 46 Kreuzer.
Fünfbatzensiück zu 20 Kreuzer.
Zchulrcuzersiück.
Ganze Batzen zu 4 Kreuzer.
Halbe Batzen zu 2 Kreuzer.
Kreuzer.
Vierer oder \ Kreuzer.
I n den Jahren ,755 und ,777sindalle fremde
Espèces chciis verboten/theils abgewürdiget worden.
Da ,nan aber die neuen Louisd'orö und Federthaler
in einem etwas höhern Preise als der Pari gewür«
diget hat, so sind alle fremde Llpece8-aus dem
Lande gewichen, und siehet man in hiesigen Lan,
den wenig andere mehr, als
Französische Louisd'orö oder Schildduvlonen z»
16 L. oder 16° Btz. welche geben 6 Kr. i ° Btz.
Ganze Laub, oder Fcdcrthaler, zu 4 L. oder 40 Btz.
Halbe Fcderthaler, zu i h, oder 20 Btz.
I d e a l e Gelder:
so nur zur Rechnung dienen:
Thaler von 30 Btz.
Cr. Kronen von 25 Btz.
L. Franken von 10 Btz.
W. Pfund von 7'Btz. oder ;o Kreuzer.
si. Schilling ,von 20' auf ein Pfund.
d. Pfennig von 12 auf einen Schilling.
I n dem Acrgän rechnet man anck öfters nach
Gulden, deren jeder 2 Ib. ausmacht.
Die Münzkammcr hat die Aussicht über die
G o l d - S i l b e r - u n d medicinische Gewichte, und
läßt dieselben durch ihren bestellten Fecker prüfen.
Die Ohmgeld-oder weinkamm^r hat die
Aufsicht über die Elfengcwlchtc; die Pinien und
Mäße trockener Früchte und die Milchbcchcr; sie
läßt solche durch den bestellten Maß-und Gewicht-
fecker prüfen.
Das Salzgcwicht, steht unter der Aufsicht der
Salzdirektion, welche stlbi.qcs auch durch den be-
stellten Mas - und Gcwichtfcckcr prüfen läßt.
Die Elle wird an den Märkten von einem
Ausgcschossenen der Kausicutenzunft geprüft.
Nach der bestimmten Beschaffenheit unsrer Ge-
Wichte und Maaße kann man leicht eines durch
das andere berechnen, und auch dag Verhältniß
anderer Lander gegen die unsern finden.
Damit aber ein jeder diejenige Basis wisse,
nach welcher dergleichen Prüfungen können angc,
stellt werden, so wollen wir bemerken, daß einen«
bischer Schuh Bernmaaö vom Soodbrunnenwasser
in temperirtcrWärme » « M a r k / 6Unzen22den.
13
12 Gr. poids de marc Wiegt; —oder 48 Pf«N>
izn, Loth Eisengewicht.
An distillirtem Regenwasser 102 Mark, , Unz.
ly den. i y l Gran.
Nach Herrn Belidors Berechnung wiegt der
ftanzösische eubische Schuh an Soödwasser 69
Pfund 1 4 $ Unzen , oder 65 Pfund 25 t Loth
Eisengewicht, und an Regenwasser 69 Pfund
iijVL Unzen.
Es hat eine halbe Unze^ SoodbrUnenniasser
l 8 i 4 . ^ hiesige, oder rn,^» französische cubische
Linien, und eine halbe Unze distillirtes Regen-
wasser ist gleich i8i6 T i s hiesigen, oder i;;6/H
stanz, kubischen Linien. Hat man nun ein mit
dergleichen Wasser gefülltes Gefäß gewogen, st
tan« man seinen kubischen Innhalt finden.
Eben so leicht kann man aus dem bekannten
tubischen Innhalte das unbeirusite Gewicht finden;
da ein Bernduodecimalzoll an Soodbrunnenwasser
274;; Gran, an distillirtem Rcgcnwasscr 274' Gr.
der franz. Duodccimalcubjc,oll an Soödwasser
?72>'H, und an distillirtem Rcgenwasser3723t Gr.
wägen.
/
vorkommen/ also bleiben noch viele höchst schöybale
Namen ungenannt, die als Gelehrte und Schriftsteller
«inen vorzüglichen Rang behaupten könnten.
von Vonnstetten, (AWLandvogt von Nyon) ausser
verschiedenen interessanten Aufsitzen zu Journalen, sind
von dieser verehrten Hand: Briefe über ein Schweizer»
Hirtenland. «) Briefe über die Erziehung der Patrizier in
Bern. Müller hat Herrn von Bonnstetten seine erst»
Ausgabe der Schweizergcsckichte dedicirt.
D u r a n d (Professor zu Lausanne) als geistlich« Red«
ner haben ihn feine Sermons berühmt gemacht. Kürz«
lich gab er'in Druck: Statistique élémentaire, ou essai
fur l'Etat de la Suisse, à l'Instruction de la Jeunesse, 4
Vol. 8. I79S*
»on Crlach (Alt«Landv»gt von Lauis) code du
bonheur, ou Maximes & règles pour l'Homme 7 Vol»
t. Lausanne 1788-
SeUenbecg (Rathsherr) vielMrig« Präsident der
ikonomischen Gesellschaft von Bern, gab heraus: Iuris-
prudentia antiqua, Legurn. mosaiear. rom. & grsec.
thésaurus. 3 Tomi 4.
Fisch (zweyter Predig« zu Arau). Er Hatsichdurch
eine sehr interessante Reisebeschreibung durch die südli»
chen Provinzen von Frankreich besannt gemacht.
von Haller (Alb.) Kriegsrathschreiber, Sohn des
großen Mannes. Hat botanische Beyträge an verschie»
iene Gelehrte aeliefert.
H a l l « (Hoffchreiber zu Kinigsfelden bey Bruzg).
Ein großer Münzkenner; Münzsammler; Geschicktsfor«
scher. Sein Catal. Numismat. Bibl. Bern, ist geschätzt:
seine kürzlich erschienene Geschichte der Helvetier zu den
Zeiten der Römer, findet jeder Leser judiziös und tief
geforscht. Sein Kabinet von römischen Münzen ist be»
trächtlich. I m Schweizer »Museum stehen von ihm
wichtige Abhandlungen.
von Herrenschwand (Doktor der Arznetjwiss.) d«s
in französisch und deutscher Sprache gedruckte Werk über
die Hausarzneykunde/ oder von den vornehmsten Krank»
heiten/ 4. Bern 1788, ist allgemein geschätzt und bekannt»
Höpfner (Apotheker). Gab heraus: Magazin zur
Naturkunde Helvetiens. 4 Bande. Seine Aufsitze be»
treffen Mineralogie / Chemie «.
I t h (Professor der Philosophie). Gab schon vor
1» Jahren Cornelii Nep. Vitœ mit kritischen Anmer»
lungen heraus. Diese Arbeit zeugt von klaßiscker Gl«
lehrsamkeit. 2) Uebersetzxng des Ezour Vcdam ; von den
Braniinen ; mit vielen Anmerkungen über die Religion
der Indianer und ih« Geschichte. 3) Auswahl einiger
Prediaten. 4) Ein neuer Schulplan ,794, ;) Antvopo»
logie, oder von der physischen und intellectuellen Natur
des Menschen, 2 3bcile >?y;. Auch stehen von ihm in
Höpfners Magazin einige Reden von der Perfcctibi»
litit der Menschheit.
Ruhn (Professor) hat über die Verge im Kanton
eine Abhandlung in Höpfners Magazin geliefert; war
auch
auch Mitarbeiter an der Schweizer.« Bibliothek/ und lie»
fcrte mehrere« in Journale.
LanZhans (Doktor der Arzneywiffenschaft). Auch
in Deutschland ist sein Buch von den Lastern, die sich
an der Gesundheit selbst rächen, sehr bekannt.
Vttay von Romainmotier (landschreibcr zu Lands»
Hut) Verfasser der Histoire militaire de la Suisse, en
« Vol. 1788.
Morell (Apotheker in der Stadt Bern) gab heraus:
Untersuchung der Gesundbrunnen und Bider im Kanton
B e r n , 1783.
von Mülinen von Laupen ( N. Fr. ) des großen
Raths; lieferte in das Schweizer »Museum einige Auf»
sätze über die vaterländische Geschichte. Dieser Herr und
große Kenner der Geschickt«/ vorzüglich des Mittelal»
ters; besitzt auch eine der wohlgcwählteften diplomati»
schen Vibliotheken.
Müßlin (Helfer an der Münfterkirche) gab nicht
nur verschiedene Predigten in Druck, sondern auch seine
kürzlich erschienene neue katechetische Lehrfurm: Reli»
zionsunterricht für Töchter gebildeter Stände,
hat großes Aufsehen gemacht, das Wertchen ist ganz
philosophisch »kantisch. S o eben wird auch von dem»
selben ausgegeben: Rede über die Unentbehrlichkeit
der vcrstandeoauebildung für den Bürgerstand.
Pestalozzi (lebt im untern Aergiu) Verfasser der
schonen landsminnischen Geschichte Lienhardt und
Gertraud; s, im Jahr 1733 neu verändert hcrausgege»
II. Theil. U .
fett worden; auch hat dieser Volksschriftsteller noch meh°
»crc Werke mit Beyfall herausgegeben, und wurde uon
der ökonomischen Gesellschaft von Bern mit einer Prämie
beehrt.
Nengerer (Doktor der Arzncywisscnschaft) zu dem
Hallerischen Kaacbuch, oder Sammlung Hallcrischer
Medicinisckcr Rezensionen aus der Gittinqer gelehrten
Zeitimg/ hat er einen Aufsatz geliefert, der seine gute
Lheorie, die er mit einer glücklichen Praxis verbindet,
beweiset. Auch bat er noch einige andere Aufsatze in
periodischen Schriften geliefert. Eine kleine gedruckte
Rede < zuerst vor der Oltner Gesellschaft 1793 gehalten:
vo» der politischen verteyerungssucht unsrer Cage ;
fand großen Beyfall, und zeigt mehr als ein glückliches
Talent zum anten Schriftsteller.
Ritter (Architekt und Kaufhausvcrwalter in Bern)
gab eine artistische Untersuchung der Antiquitäten zu
Wistisburg i» Druck, und zierte sie mit architektonischen
Zeichnungen der Ueberblcibsel, und einem Plan der ©««
gend des vormaligen Aventicum.
Salchli (Pfarrer zu Stcttlen, eine Stunde von
Bern) ist durch fein philosophisch • moralisches Gedicht
Über das Uebel (Le mil. Poëme philos. Berne 1789),
jedem Denker «in interessanter Schriftsteller geworden;
auch viele vaterländische Gegenden schildert er darin«
mit dem ^cucr der Imagination,
Lchärer (Prof. der Hebräischen Sprache) gab Un»
terredungen über die Himmelskörper/ und einige Schul-
bücher für das Gymnasium heraus.
Schnell ( von Burgdorf ) ein junger feuriger
Kopf! voll Talente, voll Lerneifers, Er besitzt Klaßi»
fche Litcraturkenntniß. Seine kleine Schriften enthal-
ten liebliche Stücke der Mule und des Dichtergeniesi,
Sonderbar im Idyllen»3on ist der Verfasser glücklich.
Sprünglii, (ehemals Pfarrer zu Stettlen, lebt
seit etwa «5 Jahren auf seinem Landgut nahe bey Bern)
Ueber die Ornitolosia helvet. hat cr einen schätzbaren
Catalog im Manuscript ausgearbeitet; auck zu Coores
Ileistn durch die Schweiz Beyträge geliefert- Sein
Kabinct von einheimischen vögeln wird stets die Auf»
merksamkeit der Reisenden verdienen.
S t a p f e r (Prediger an der Nydeckkirche in Bern)
gab heraus eine deutsche Uebersetzung der Briefe des
Ferdinand Kortes/ an Kaiser Karl V. nebst dem Leben
des Kortcs (die vielen beygefügten Anmerkungen martert
diese Ausgabe höchst schätzbar, und dem Gesichtsforscher
nothwendig), »Theile. Neu ausgegeben 1793. Ferner
besorgte er den Abdruck der letzten Bände der Halle«»
scheu Bibliothek der Schweizergeschichte; verfertigte
auch ein Generalregister über das ganze Werk. Vor
»; Jahren lies er einen Plan ausgehen zu einem
neuen Englischen M u s e u m ! diese periodische Schrift
sollte ; uns mit der Englischen Literatur geschwinder be»
sannt machen, und zwar in guten Uebelsetzungen der
besten englischen Journale; dieses unterblieb aus Mangel
U-
<n Subscribenten. Er war auch uielc Jahre Sekretär
ler ökonomischen Gesellschaft.
Stapfer (Professor am politischen Institut) Rede
über die Entwicklungsmethode der Fähigkeiten des Men»
scheu; und von dem ersten Princip bey der Erziehung/
nach Kantischcn Grundsätzen, 1793.
S t r u v e (Professor der Physik und Naturgeschichte
zu Lausanne) schrieb über die Salzquelle» im Kanton.
Er gab ein Itinéraire du pays de Vaud heraus. Er hat
ein wichtiges Manuftiipt über die Schweizer-Minera»
logie zum Druck fertig: eine Nomcnclatur des Stein»
reichs, wie Haller eine über das Pflanzenreich gnb.
Cissot (Professor der Medizin in kansannc) dieser
berühmte Man» ob cr gleich schon sehr alt ist/ hat
doch noch jugendliche Thätigkeit. Seine viele Schriften
sind weltbekannt.
Tralles (Professor der Physik und Mathematik in
Bern) gab ein Lehrbuch der Mathematik heraus;
auch Beyträge zur Geologie der Erde. — Bestimmung
der Höhen einiger Berge im Kanton Bern j mit einer
neuen Karte über das Oberland.
Tribolet (Seitalverwalter und Doktor der Arzney»
«el.) ein Schüler des großen Haller«. Er übersetzte dessen
Primœ lineœ physiologie, und nach dcm Tode desselben
bearbeitete cr aus dcm fast unbrauchbaren Manustript
noch einen Theil der Bibliotheca medico-pract. ; wollte
auch die neue Ausgabe der große» Hallerischen Physi«..
beendigen helfen.
1£sâ><(ttttt (Alt'Landvogt von Nydau) Historie der
Stadt Bern, i Theile. 8. i?6;. Ist ein Auszug aus
alten Chroniken des Vaterlandes; mit eingestreuten
Bemerkungen.
von Wagner (Gnmnasiarclia: Vorsteher des Gvm»
nasiums in Bern) hatte Antheil an der vor 2 Jahren
erschienenen Schweizer » Vibliothek. 3ür die uater»
ländische Literatur besitzt er wichtige Sammlungen ; anch
ein Herbarium viv. helvct.
Walther (Professor der Geschichte). Seine vielen
geschätzten Werke zeugen von tiefer Kenntniß des Mit-
telaltero, der alten Literatur, von Svrachgelehrsam»
leit und scharfer Kritik historischer Probleme.
von w e i ß (Landvogt zu Moudon) Principes phiU-
sophiqnes, moraux & politiques. 3 Volumes 1788. Coup-
cl'œil fur les relations politiques de la Suisse avec la
France. — 1793. Beyde Schriften Haben großes Auf»
sehen gemacht/ und sind allgemein gelesen worden.
w i l d (Direkter der Salzwerke zu Bevieux) ein
großer Kenner der Bergwerkskunde; der Hydrau»
lis; der Maschinenlehre; über folgenden Gegenstand
hat er ein Meisterwerk geliefert: Essai furies monta-
gnes salifères d'Aigle, mit einer genauen Charte — I??I.
Supplemente dazu erschienen 1793 -- 94*
wyttenbach (Pfarrer an der H. Geistkirche) zur
helvetischen Naturgeschichte bat er die wichtigsten Simm»
lungen in Handeu! öffentlich sind aber nur mit Unter-
schuft seines Namens erschienen: Beyträge zur Natur-'
U3
Geschichte des Schweizcrlandes, 3 Stücke: (fit enthal»
ten auch Gruners Mineralgcsch. der Schweiz) Berner»
Maaazin zur Naturkunde HclveticnS, ; Stücke. Zusätze
ZU der deutschen AebcrsetzUNg de« Dictionnaire hist. &
phyf. de la Suisse; wo seine Artikel mit einem XV. bc<
zeichnet sind. Noten zu Bessons Manuel de Mineralo-
gie pour le Voyageur en Suisse. Kürzlich Hat Cï für
die Verlagshandlung der Typographischen Gesellschaft
zum Druck besorgt: A. Halleri Icones plantar. Helvet»
Defcript Alpiurn notis editoris (Wyttenbachii,) Foli»
1795. mit 54 Kupferplatten.
Zeender (Em.) lies in diesem Iaßr 1795 drucken:
Diss. de SccpticiTmo. Diese akademische Preisschrift hat
dem Verfasser bey allen Gelehrten eine große Achtung
erworben. Das neue Rantisihe System wird darin«
mit vielem Scharfsinn angewandt. Dieser junge Gelehrte
besitzt auch eine schöne Bibliothek von klaßischen Wer«
ken, und m der «rientalischett Literatur ist er be<
sonders stark.
») %tti ist ein Ehrentitel fii» alle, tenen man am* dem 8«n*
nicht Herr i'.iatn kann.
Schuln». J a ! es bet aber alles doch Iihl und M a s ;
und me muß doch o denke daß sie z'Gelt i der Stadt
inne nit numme am Bode auflasen.
j a «5 hat aber doch alles Ziel und Maas, und
man muss doch auch denken, dass sie das Geld in der
Stadt drinnen nicht nur vom Boden aufheben.
Rilchm. Da ist mir nadifch nit dra g'lege / n»o f«
z'Gelt Hernäme, wennsiemir« nnmme gä.
Va ist mir warlich nichts daran gelegen , wo sie das
Geld hernehmen ; wenn fle mir es nur geben.
Schulm. Und, mi liebiNachbüri, wenns deNn einist
zum sterbe chunt / weit ihr da z'Gclt 0 mit eck na? —
öder meinet ilit, ihr wellet öppe gar d'Seliakeit drum
chauffe? Wüst ihr 0 daß der Geiz ein Wurzel alles
Uebels, und daß der Wucher eine himmelschreyende
Sund ist?
Und meine liebe Nachbarinn, \venns denn einst
ZUM Sterben kommt, wollt ihr dann das Geld auch
mit euch nehmen? Oder meynet ihr, ihr wollet etwa
gar die Seligkeit darum kaufen ? Wisset ihr auch dass der
Geiz eine Wurzel alles Uebels, und dass der Wucher
eine himmelschreyende Sunde ist?
2tilcbm. J a ihr fco e D'epist, und ig mâches wies
andri Lut me mache, eüri nacKli Nachbaun ist ns
Viel reicher weder ig, sie ist deck geina die lelti auf
M i n t , sie hat lett cinist ein Chorb »oll Ever a« ^ « n
trent, es sy meh weder der balb 3beil fuli drund« gsy/
sie het se qradglich alle wohl verkauft.
II. Theil. 3
3=5 32Ö 555!
X a
Zusätze und Berichtigungen / auch neue
Abänderungen die Posten im Kanton
betreffend.
(Man sehe den iten Band von Seite 261 und folg.)
Wegen jetzt steigender Tbeurung der Fütterung und
allen Nothwendigkeiten beym Fuhrwerk, ließ das hoch»
lobl. psstaint zu Bern den iZtcn April 179; bekannt
machen / daß der Preis der Diligence, laut »brigkeitli»
chem Tarif, von nun an auf 8 Batzen für die Stunde,
also von Nern auf Basel \(> Franken, oder 1 Louisd'or ?
von Bern aufBrugg 16 Franken oder 1 Louisd'or —
von Bern auf Lausanne 16 Franken oder 1 Louisd'or —
von Bern auf Genf 24 Franken oder if Louisd'or —
von Bern auf Neufchatel 8 Franken oder \ Louisd'or
festgesetzt worden.
Gut und brauchbar sind die übrigen Nachrichten
vom Abgang und Ankunft der Posten ; wie auch der Ein«
richtungen in unserm Kanton. Vorzüglich empfehlen
wir, was»»» der Landkutsche «ufZürich (iter Band,
Seite 266) gesagt wird, auch die allgemeinen Anmer«
lungcn zum Besten der Einheimischen und Fremden. —
Briefpost. Reiserouten.
Es bleibe» jährlich viele hundert Briefe auf dem
Post «Bureau liegen, weil man unporsichtiger Weist
solche in das loch wirft, ohne zu fragen ob zu ftanliren
sey; auch fremde Knechte und Migde begehen diese Un»
achtsamkeit/ viele thun es vielleicht erpreß. Damit diese
für das Publikum und das Post »Bureau höcl,ste Unan»
nehmlichkeit seltener werde, so wird es gut seyn, daß
mansichnicht so leicht bey seinen Briefen dem Gesinde
überlasse. Auch zeigen wir hier die Orte an, wohin die
Briefe, ohne zu frankiren, richtig ablauftn. Nach Mey»
land, Piémont, Savoyen, nach Schwaben, Bayer»,
Westphalen; für die Stidte Frankfurt, Nürnbern/
Leipzig, Hamburg; auch nach Straßburg, Lothringen
und ganz Frankreich darf nicht bezahlt werden, wenn
man nicht will. Hingegen müssen jede andere Briefe
frankirt werden. So muß man vorzüglich bemerken,
daß für ganz I t a l i e n , Spanien, England, por«
tugall, Nußland, Schweden, Dänemark, sorgM«
tig frankirt werden muß. —
Für Spanien und Portugall, bis Genf.
Für ganz Italien, bis Milano.
Für England bis Engen.
Für Oesterreich, Sachsen, Schlesien, Preukcn, bis
Nürnberg.
Für Rußland, bis Frankftirt.
Für die Pfalz, für Worms, Speyer, Mannheim,
Heidelberg, und was am Neckar liegt, bis Canstadt.
Bey jedem Zweifel ist es ja besser am Posthause
fragen zu lassen, als einen Brief für den «but ge»
schrieben zu haben.
X3
Will man durch den Kanion reisen / so wird man
folgende Nachrichte» nutzen tonnen.
Muri - . , 4 Wichtrach i «
Münsingen , - > Tbun 2 —
Schasshausm.
Herr Vberpostmeister von Meyenburg in Schaff»
hausen, hat die Gütiakeit gehabt, uns über die An»
kunft und Abgang der dortigen Posten (den i?ten Otto»
ber 1794), folgendes zu berichten; welches wir zum
Dienst der Reisenden von Bern sehr brauchbar finden/
weil bisher bekannt war, daß es schwer halte, von
Schaffhausen tiefer in die Schweiz mit ordinaire« Ge»
legenheilen zu reisen. Er schreibt u n s :
«Wir haben einen deutschen Postwagen welcher
Mittrvoch Morgen« um 7 Uhr von dem Bureau ab«
gehet, man mußsichDienstags bey guter Zeit melden,
lind seine Sachen abgeben. Er ist zu 8 Personen einge»
richtet. Der Passagier hat ;a Pfund frey. Man zahlt
für eine Person, nach Stuttgard, wo man Frcytags an»
kommt, fl. 6.4 kr. und für lao Pfund Uebergewicht fi. 4-
Ankunft i n : Fl. Kr. Pfund Fl. Kr.
Mannheim Sonntags il 8 ioo 6 24
Frankfurt Montags 14 — ioo 6 39
Ulm Frcytags 5 3<-> ioo 3 3o
llugspurg Samstags ? 6 ioo ; 20
IL Theil. s»
Die Gegenden um den Vieler - und '
Ncuenburger - See.
Die kandvogtcy ArberF, etwa 4 Munden lang/
hat einen fruchtbaren Boden; dahin gehören auch die
schönen Dörfer Affolter» und Rappelen, die an wah»
rem landbau und Ackerkultur wenig ihres gleichen in
unserm Hanton haben. Auf der Seite liegt B ü r e n
' und Gottstadt.
Die kandvogtey Vüren hat auch einen angeneh»
'mcn Landesstrich , doch von den nahen Wassern der Aare
'und der Ziel werden die Äecker mit öfter« Ucbcrsckwcm»
mutigen heimgesucht , und müssen oft lange im Sumpf
liegen. Die höher« Gegenden aber sind desto reicher.
Die Dörfer Lengnan, Hüt}', Dießbach sind ganz
' vorzüglich wohlhabend durch den 2lckerbau. Auch
Werden ziemlich viele und gute Pferdein dieser Gegend
gezogen. Die große Landstraße von dem Acrgäu über
' Solothurn und Büren nach dem p a y s « de v a u d und
Frankreich macht diesen Strich Landes noch belebter.
Unterhalb Nidan liegt die Landuogtey Gottstadt;
war auch ein vormaliges Klosteramt; es gehören nur
wenige Dörfer dazu, aber desto reicher sind die Zehen»
*dei: und obrigkeitlich cn Gefälle.
"Die kandvogtcy Niedau macht eine ganz cigeneLan»
deöart aus, sie ist nickt sonderlich gcbnrgig. hat wenig
schweizerliches » das meiste ist ein niedres Gelinde —
theils morastig/ theils Wiesen ! überhaupt aber ist es ein
mooßigter Boden, der von den östcrn Ueberfchwem«
munacn recht viel leidet. Keine Landschaft ist den
Hagelschäden so unterworfen wie diese, da selten ein paar
Jahre vergehen, wo nicht die ganze Erndte verwittert
oder von Wolkcnblüchcn zermalmet wird. I n dem
Wcingcl^nd ist oft rauher stcinigter und nackter Vodcn»
Gute Weiden giebt es überhaupt wenige, daher die
Vichait auch nur geringe ist. Doch enthilt es noch
ziemlich Äckerland, da« fleißig angebaut wird. Auch
Klee und Futtcrkiäuter kommen aut fort. Wo aber
Gemeindweiden gelten, da ist das Land gering und die
Leute find arm. Die Dörfer liegen nahe an einander.
Das Land ist überhaupt nocl,. volkreich, und fast alle
Einwohner leben in gleichen mittelmäßigen Glücksum»
standen.
Die Landvogtey Vrlach ist sehr schön gelegen; reich ist .
diese ganze Gegend nicht; auch hat sie nicht eigentliche
Vorzüge für den Nahrungsstand, hingegen besitzt sie
die schönste malerische Aussicht auf eine heitere und
stille Landschaft. Nicht« aber ist herzerfreulicher als die
Lage des Dorfes I n » (Anet), wo die nahen Seen den
Naturfreund entzücken. Auf dem I o l i m o n t hat die
Natur ihre gristcn Schönheiten ausgelegt; wer ihn
besteigt, hat die Schweiz in ihrer schönsten Lage
gesehen.
Die kandvogtey O t . I o h a n n s t n war sonst eine
Klosterabtey. Und da es Benediktiner waren, so kann
Va
man schon wissen, daß sie fein schlechte« land werden
gewählt haben, denn sie sind bekanntlich Renner guter
uild reicher Landesgegende». — Die Landvogtcy ist
an Umfang klein , aber an beträchtlichen Einkünften
greß.
Das Emmenthal.
Dieser vort'refliche Theil des Bernerkanton« fängt
«n wenige Stunden von der Stadt, und erstreckt sich auf
9 bis lo Stunden in die Länge, und 4 bis 5 Stunden in
die Breite. Unsre Landwirthschaft ist in keiner Gegend,
vielleicht in der ganzen Schweiz nicht blühender, als
»bei, b i « . Die Viehzucht wird mit Kenntniß und Fleiß
betrieben; Gewerbschaften, Fabrikationen aller Art be<
schHftigen die fleißigen Einwohner: Wohlstand ist überall
sichtbar; Ehre und Reichthum gebühret jedem fleißigen
Berne« ; und so theilen wir diesen Ruhm vorzüglich den
Emmenthalern zu.
Hie landvogtey Brandis ist gleichsam der Eingang
»der Vorhof des Enimenthals; so wie auf der andern
Seite die schöne Landvogtey S i g n a » ; sie sind beyde
«oller zerstreuten schönen Bauernhäuser/ Viehweiden und
tandsitze; die nahe Nachbarschaft von der Hauptstadt
giebt dm Bauern einen guten Ausweg ihre Erzeugnisse
gut abzusetzen; so wie die Nachbarschaft des betriebsa-
men T h u « / N u r g d o r f s / Langenthals/ die besten
Ablagen für den Handel ihrer Fabrikwaren sind.
Man findet in diesem reichen Emmenthal kandlcutt/
die die Handelschaft mit Sachkenntniß treiben; die Kauf»
Mannschaft ordentlich erlernen; ihre Sohne gehen auf
Reisen, und sie schreiben und rechnen wie die stidtische
Komptoristcn; sie beschiftiqen viele Dörfer mit schöne»
Webereyen/ mit Band »und Leinwand »Fabrikationen/
sie helfen den Flachsbau starker betreiben; geben Nah»
rung den Dürftigen. — Auf dcr Zurzacher Messe sind
die Artikel dieser Kaufleute sehr gesucht.
Auch die Ackerfelder werden herrlich angebaut. Der
Roßhandel ist sehr beträchtlich / und die Bauern dieser
Gegend wissen nicht nur ihre Pferde groß und stark zu
ziehen; sondern ihnen auch die Eigenschaften zu ««bey/
33
daß sie zu jedem Gebrauch abgerichtet und dauerhaft
sind.
Die besten Schweizerpferde findet man dah<r auf
dem Markt zu Langnau,
Der beste Emmenthaler Ras wird um Tschangnau
gemacht; er kommt in Menge auf die Märkte nach
t a n g n a u / 23m«/ Burgdorf/ Thun.
Die landvogtey Trachselwald liegt im Herzen des
Emmenthals, sie ist eine der gesegnetesten des Landes»
bat einen ungemein reiche» Viehstand/ und bey der
Naturalicnzihlung vor einigen Jahren hatte sie nah«
an 10 tausend Stück/ theils Knhe, Stiere und Kälber;
bey 6 tausend Schaafe und Geißen; 348* Schweine;
1377 Pferde. Nach Proportion der Größe dieses Amts/
das reichste im Lande.
Die Landvoqtcy S u m i s w a l d , auch im grnmett«
that gelegen, verbindet eben die Fruchtbarkeit, auch
die affiche fleißiqe Viebzucht. I m Jahr 1787 zählte
man nur allein über tausend S t i c « und Kühe, ; dun«
dert Halber. — Die Geißen und Bocke; Sckaafe und
Schweine, Pferde und Füllen sind in gleicher reicher
Anzahl da zu Hause.. Uebcrhauot sino aber wenig eigent»
liche Dörfer in diesem Lande — sondern es ist voll zer»
streutet- Wohnungen und Stallen.
Die Gegenden der hohen Alpen.
Das sogenannte Oberland sänat bey Thun an;
dort gehet man in das Allerheiligste der hohe» Alpen
ei«. — Wo sich das Auge hinwendet/ da tritt es auf
«ngeheu« Gebürgt und entsetzlich steile Felswände; ein
Bollwerk ruhet übe« dem andern, die sich bis in die
Wolken thl'ilmen ! das Vieh weidet in der Nachbarschaft
der höhern Elemente/ der menschliche Geist wundert
sich/ wie so schweres Vieh diese Höhen ersteigen kann;
da scheinen die grossen Stiere / wenn man aus der
Liefe hinaufblickt / wie Tupfen auf einem ausgespann»
tcn Tcppich. Wenn man nicht zuweilen das Schellen
der großen Stierglocken hörte, so würde man gar keine
lebendige Kreaturen da vermuthen. — Und was noch
las Merkwürdigste ist/ diese schwere Thiere fühlen sich
dann erst wohlauf und muthig / wenn sie aus der Ebene
in diese höhere Regionen steigen; sie schreyen in ihren
Stillen trübselig bis wieder die Zeit der Alpenweide
kommt.
Wenn man über T h u n hinauf das Land bereiset/
so findet, man zwar fruchtbare, angebaute Erdstriche/
aber das Ganze entspricht doch nicht der Erwartung.
Je tiefer hinein man in die Alpen kommt, je »nfrucht»
barer und steiniger wird der Boden / er giebt bloß noch
Fütterung dem Vieh, das aber oft einen Umkreis von
vielen Stunden bedarf/ um seine 3S:ii>c aufzusuchen.,
34
Vorteilhaft aber ist cs dem LandmanN/ daß er feine
Geißen, Schaafe, Vicfe auf die Felsenspitzen zum Ab.
grasen der Kräuter treiben kann, wo diese Thiere die
schmackhaftesten Gesträuche auszusuchen wissen; und
wo es dem menschlichen Fuß unzugänglich wird, die
zahmen Hausthiere für den Menschen angewiesen sind,
die verlohrnen Reichthümer der Natur zu sammle« :
Wie wunderbar ist doch die Oekonomic Gottes!
Das Amt oder die kandvogtey Thun ist groß, hat
einige schöne Dörfer, worunter vorzüglich Stäfisburg
wegen seiner Schönheit bemerkt zu werden verdient:
nicht leickt wird man in unserm Kanton einen wohl«
Ijubeiidcni Ort finden. Die Herrschaft Spiez ziert auch
diese Landvogtey. Die Viehzucht und der Handel ist sehr
ansehnlich, wozu die Aare auf welcher die Frachten s»
sekr gering sind, und die Nachbarschaft von Nern vieles
beytragen. Alles aus dem Oberland kann in hohem Preis
abgesetzt werden. Die Oberländer wenn sie ftcißig sind,
sönnen sich also noch Reichthümer genug verschaffen.
Thun sol! sonst ins Oberland einen starken Handel
getrieben haben; nun'aber finden sich eine Menge
Krämer und ansehnliche reiche Bauern in den Thälern,
die selbst die deutschen Messen besuchen und mit allen
möglichen Artikeln handeln; sie führen auch National»
Produkte aus, und nehmen dagegen andere Waaren in
ihre Berge zurück, leider kommen auch damit viel«
Waaren des Luxus, der Mode und der Weichlichkeit
in diese Hütten. Auch »erkauft man vielfältig Zucker,
Haff«, Gewürze wohlfeiler in den entfernter» tbälern
als in den Städten.
Die Landvogtey Oberhofen am Thunersee ist auch
nur sehr klein, hat etwas geringen Weinbau ; die ganz«
Gegend ist mager und wenig bewohnt.
Die landvogtey Unterste«/ deren Landuogt den
Litel Schultheiß hat/ ist nur klein; und'unfruchtbare
Berge sind in übergroß« Menge da / darum kann auch
nur ein geringer Verkehr mit den Nachbarn statt haben.
Einige Mühlwerke und Holzmanufakturen beleben
jedoch das Städtchen Unterseen; sonst aber liegen in die»
ser Vogtey die Häuser so zerstreut, daß man kein eigent»
liches Dorf nennen kann. —
Die landvogtey Interlacken hat merkwürdige
Naturgeqenden zum Unterscheidungszeichen; man ist
hier mehr unter den Bergen als unter den Menschen,
mehr unter Steinen, Schnee, Eis und Wassern, als
unter lebenden Wesen; — auch die Thierzucht kann
darum nicht ser/r ansehnlich seyn, und der Ackerbau fehlt
beynahe ganz. Wer lange daselbst leben sollte, würde
«in Heiliger oder ein Melankolikus. Mit Recht siedelte»
sich "vormals Mönche in diese verlassene Gegend, denn
Intcrlacken war ein Kloster. Die Reisende finden hier
was sie suchen; ein sonderbares ungewöhnliches Berg»
land: zum Beschauen interessant, zum Bleiben aber
höchst ennuyant. —
Zu der Landvogtey Interlacken zählt man auch da«
«auttrbrunnenthal, welches; Stunden lang ist; die
35
•-.'
gröste Breite aber beträgt kaum eine Viertelstunde. Auch
lillgesund ist dieses Thal wegen den vielen abwechseln,
den kalten Winden , die oft in der grossen Sommerhitze
durchstreichen. Fast kein Obst kommt dort fort. Die
Ahorn «und Eschenbiume aber wachsen desto ungestörter
und prächtiger empor.
Das G r i n d e l i v a l d t h a l / ist ein anderes zur fand«
vogtey Interlacken gehöriges Alpengebürge. — Tannen»
wälder find der gröste Reichthum neben den hie und da
fetten und wohl benutzten Alpen. Ungeheure Schnee,
berge stehen im Umkreis Das Thal liegt voll von Kalk»
steine«/ Schiefern und Granitblicken. Hie und da siehet
man doch lachend liebliche Gegenden / blühend und
fruchtbar. S o gar die Viehzucht ist noch ansehnlich
genug. Es leben höchstens drcytauscnd Menschen in
diesem langen weiten Thale. EinestarkeMenschenzahl
würde in solchen Gegenden gefährlich seyn , denn sie
riskirtcn auch bey dem sorgfältigsten Landbau — i n Miß»
jähren alle zu verhungern.
Die Landschaft Hasli liegt ganz versteckt hinter 2
Seen; hat 10 Stunden in die Länge/ aber eine kleine
Breite, ja selten ist da« Thal eine halbe Stunde breit.
Den M i n e n hat es von den Haselstauden, die daherum
in Menge wachsen. Der Landvogt von Interlacken hat
die Aufsicht über das Land, und die Hasler geben ihren
eigenen Landammann, der sowohl dem Rath zu Bern al«
der Gemeinde schwört, und alle 6 Jahr neu erwählt
wird. Die Südwinde bestreichen fleißig diese Landschaft/
»«durch die empfindliche Kälte gcmißiqet wird / welcke
von den nahen Eisbergen kommt, und wodurch auch
die Alpen noch fruchtbar werden. Das untere Hasle
ist eigentlich das bessere Gelinde; es ist 3 Stunden
lang und wird von herrlichen Wassern durchflössen. —
Meyringen ist der Hauptort; schön gebaut und reich l
weiter hinaus wird das land immer wilder/ sogar tfcr»
lieren sich alle Waldungen, und man siehet zuletzt bloß
einzelnes wildes Gesträuch, Schnee und Steinmasse«.
Daher kann man auf dieses weite Gebürgsthal nicht über
6 taufend Menschen zihlen. Die Haslithaler wandern
auch stärker als alle Oberländer aus: selbst Mädchen
und Kinder liehe» häufig in Dienste in und ausser dem
Kanton.
Diese Lust zur Wanderschaft kann auch von dem
guten Humor und der lebhaften Denkunasart dieses
Volkes kommen, das zum Ausharren und dürftigen
Leben nickt gemacht ist. Der Feldbau kann fast gar
nicht getrieben werden, denn der grosse Acker ist kaum
über eine halbe Iauchart groß. Hanf und Flachs wird,
noch an den Vcrgcn gebaut. Kartoffeln machen den
Hauptartikel der Nahrung aus, dazu kommt die Schaaf«
und Schweinszucht. Schaafe können die Hasler jähr»
lich noch über 3 tausend Stück verkaufen, und etwa 3
hundert Schweine. Auch die Käse bringen ihnen so
viel ein, daß sie zur Handclschaft noch Mittel genug
haben, und Reichthümer sammle» können. Auch von
den Fremden, die unaufhörlich in diesen Gegenden wall-
fahrten / ziehen sie manche gute Prise; welches ab« lc»
Eitlen des Volks schon sehr geschadet hat; auch haben
sie gar zu starke Bedürfnisse an Wein, Zucker und Kaffee.
Die Armen des Landes werden zwar von reiäicn Armen«
gutem unterhalten, sie fallen aber dem Lande beschwer»
lick, denn es sind keine Arbeitsschulen und keine Ar«
bcitshiuscr da, wo sie etwas verdienen könnten; und
der Landbau bcschnftiaet ohnehin nur wenige Hinde.
Die Kastcllancy Frutigen fingt beym Lhuncrsce
«n, und liuft bis an die hohe Gemmi ins Walliscrthal.
Das Hanptgcwcrb der Einwohner ist die Viehzuckt und
Kästmackcn; auch die Schaafzucht gedeihet wohl. Hier
herum liegen die schönsten Gletscher, Das Ränder»
thal ist 3 Stunden lang und etwa drey Viertelstunden
breit. Das Pfarrdorf Adelboden ist das reichste und
fruchtbarste dieser Landschaft. Auck Frutigcn ist ein
offener schöner Ort mit einigen ansehnlichen Gebiuden;
überall herrscht ein glücklicher Wohlstand; aber der
Einwohner sind wenige. —
II. Theil. A«
Das untere Aergäu.
Die Munizipalstädte im untern Aergäu zeichnen
sich durch Wohlstand und Reinlichkeit aus. Sie habe«
ei» schönes Bezirk; obgleich die Bevölkerung selbst ge»
ring ist/ so macht doch noch die Haudclschaft und der
Durchpaß diese Orte ziemlich lebhaft. Die in hiesi«
gen Gegenden verfertigte Hanfleinwand ist gesucht/
^besonders da die Acrgiuer Elle etwas größer als die zu
Bern ist. —
Arau hat ein artiges Geländ / hüpsche Hiuser/
gute Straße»/ fleißige Einwohner. Es mögen zwischen
3 und 4 hundert Bürger im Städtchen und in der Vor«
siadt wohnen. Einige Reiche zeichnen sich durch ein
ansehnliches Gewerb und Handelschaft aus. Die Stück«
gießerey/ die Messerschmidtarbeiten / die Baumwollen»
und Scidenfabriken sind berühmt. Vormals waren es
auch die Gerbereien / die aber nicht mehr den Absatz
«ach Italien und Spanien haben wie in vorigen Zeiten.
Es ist gewiß, daß ?lrau in den vorigen Jahrhunderten
mehr wohlhabende Bürger zählte als beut zu T a g :
der größere Theil der Einwohner klagt über Mangel
an Verdienst; obgleich wirklich noch in Messer » und
Stahlarbeitcn ,viel gethan wird /, so sollen doch vor i;o
Jahre» übcc soo Messerschmidte in Arau gewohnt
l'llben/ die alle ihr reichliches Brod hatten, jetzt sind
ÎAUM 50 in Thätigkeit/ und ihre Arbeittn bleiben meistens
in der Schweiz, da sie für das Ausland nicht so wobl«
seil arbeiten können, wie es jetzt die überall etablirten
Fabriken thun mögen.
Lenzburg ist ein kleiner offener Ort/ städtisch ge«
baut, und man siehet auch/ daß da eine gute Polizey
herrscht. * Die Handelschaft ist nicht sehr groß, doch
ist in dem nahen U?ildegF ein desto lebhafteres Gewerd.
Fitzdruckereyen / Modelstecher, Bleicher giebt es in vor«
züglicher Menge. Die landvogtey Lenzbürg hat 20
Pfarrdirfer und 6 Herrschaften, und sie alle könnten
nicht blühender seyn. —
Die Landvogtey Lenzburg ist das weitläufigste Amt
im deutschen Gebiet. Wiesen und Ackerfelder wechseln zum
Vergnügen mit einander ab. Der Bauer in dieser Ge«
«end liebt den Feldbau, daher er auch noch in andere
Theile des Kantons sein Korn verkaufen kann, denn er
arbeitet nicht bloß für seinen Hausgebrauch das Feld > <r
bedenkt auch seine Mitbürger mit seinen Früchten.
N r u g g hat gegen 2 hundert Hiuser, und ist nicht
stark bevölkert. Man kann auf jedes Haus 6 Menschen
rechnen. Doch ist der Ort berühmt durch mehrere gute
talentvolle Köpfe, die da gebohren worden und ihre erste
Studien daselbst gemacht, auch unter dem Einfluß der
Hauptstadt Bern ihre weitere Ausbildung erbalten
baden. — S o viele verdiente Prediger im Kanton stam»
men von Brugg.
Das Hofmeisteramt, ober die landvogtey Rönigs»
felden ist nicht groß, bat aber ziemlich Klofterejnlünfte.
«««
Sehr fruchtbar ist der dasige Boden nicht, meist kiesigt
und sandjgt und schwer fruchtbar zu machen. Diese
^niedern vorder« Orte liegen am Eintritt des Kantons
von der deutschen Seit«/ und, zeige» nicht sonderlich
den blühenden Wohlstand/ den man weiterhin im in«
nern des Landes bemerkt.
Die Landvogtcycn Biederstem «nd Schcnkenberg
grinze» an das Bafelgebiet an; mittelmäßiger Wein ist
der ganze Reichthum dieser, Gegend: kein Boden ist so
rauh, so steinigt,- so.,eisenschüßig wie dieser hier. —
Mangel ist überall; auch das Vieh ist dürr, hager, und
die Fütterung schlecht.
Die Landvogtcy Rastelen liegt fast mitten in der
tandvogtey Schenkenberg. Beyde aber können sich
leiner großen Kultur rühmen, weil auch das Erdreich
den Fleiß nur schlecht belohnt. Der Boden ist hart und
von Waldungen deschattet. Die Berghohen bringen
w e m , der noch gut genug ist, aber kaum weiter als
zum eigenen Gebrauch binlangt. Die Leute find recht
gut geartet. Sie sind mit Wenigem zufrieden und be<
gehren keine Reichthümer, die aber auch schwer in dieser
Gegend zu erhalten wären.
SU?
Menschenschlag.
Ueberhaupt hat der Kanton Bern einen kräftigen
«Schlag von Menschen. Robust/ beleibt/ gesund/ und
wenn keine falsche Erziehung und keine fatale Familien»
wandtschaft den Humor verstimmte, so würde auch der
Charakter noch ziemlich aufgeräumt, munter und gesel»
lig seyn. .
Fast durchaus ist das Volk an Bildung schön ; be»
sonders der mittlere Theil, zwischen dem Pays» deVaud
und dem untern Aeraiu. Die Gesichtszüge der Oberlin»
der »der Bewohner des südlichen Theils des Kamons,
sind viel edler / feiner und charakteristischer als die der
Aergiuer und des lange» Strich« am Lebcrberg hinab.—
Die Oberländer stellen ihre Füße wie wohlexercirte Sol«
baten; ihr Blick ist offen und frey; sie sind schlank/
laufen mit Nettigkeit und Anstand, ja sie fühlen sich in
jeder Mußkel, in jeder Bewegung ist Seele.
Auch das weibliche Geschlecht, wenn e« sich nicht
durch Kaffeetrinken und frühe Wollust verderbt/ ist
so lebhaft und reizend/ daß es die Bewunderung aller
Fremden ist.
Das Kiltgehen und die frühe Buhlschaften im plat-
ten lande verderben manche edle blühende Schönheit:
machen sie zum Opfer der Wollust in den Städten: sie
werden gegen das eheliche Leben gleichgültiger/ also zu«
gesunden Kinderzeugung unbrauchbar. Die Bevölke»
rung leidet bey der weiblichen Galanterie.
Auch die Eifersucht der Bürger und Bauer« auf
ihre Vorrechte, machen es unmöglich, daß eine starte
Bevölkerung in unserm Kanton entstehen kann. Jedoch
«n der Menge der Menschen wire so gar viel nicht ge»
legen, wenn nur die Menschenart von vorzüglicher Güte
und Werth bliebe, denn eine starke Bevölkerung von
Gesindel kann keinem Lande nützlich seyn, und es ist
recht gut, daß man mit der Ertheilung des Heimat»
rechts vorsichtig umgehet: aber egoistisch und lieblos
muß es die Leute nicht machen, sonst verliert sich wieder
aller Nutzen. Denn mit Freuden sollte man brafe Leute
gegen die Ausgewanderte und zu Grundgegangenen frey»
willig aufnehmen, sie gleichsam mit Vorrechten an sich
fesseln, damit da« Land blühend bleibe, und Industrie
und Wetteifer stets zunehme und wachse. Diese goldene
M«nme kluger Regenten scheint man an vielen Orte«
nicht kennen zu wollen. — Denn wo ist der beste Obst»
garten, wo man nicht zu Zeiten neue Arten nachpflanzt,
wenn alte Stimme ausgehen; ja wie pflegt man fie
so sorgfältig diese fremden Arten, daß sie sich desto besser
«n den neuen Boden gewöhnen und fremdes Klima er»
tragen mögen:
Der Verstand der Berner zu Gtabt und land ist ge»
«adsinnig, nicht schwärmerisch, nicht enthusiatisch, nicht
leicht von der Frivolität einzunehmen. Was der jungen
Blüthe geschadet h a t , sind in den S t i d t t n die Lese»
lädenlcktüren, der Iournalgeist, der alles zu umfassen
glaubt und nichts unifasset. Daher sind unsere ältern
Köpfe weit brauchbarer zu dem thätigen Leben , sie
haben ein natürliches Talent sich stark und uct auszu»
drücken: sie besitzen eine gesunde bestimmte Urtheils^
kraft; Gewandtheit und Entschlossenheit zur Betreibung
«nstbafter Angelcaenhciten! an richtigem Beobachtungs»
geist fehlt es ihnen gar nicht. Man ist unter Leuten von
Charakter und Würde/ wenn ma» es mit einem rechten
Berner von gutem Schlag und ächter alter Kraft zu»
thun hat. — Auch haben wir Landleute/ die zu den tief»
sinnigsten Wissenschaften/ der Mechanik/ Mathematik
und Physik angebohrne entschiedene Talente zeigen,
und zu kunstreichen mühsamen Entdeckungen und Erfin«
düngen eine ausgezeichnete Ruhe und Gewandtheit des
Geistes mitbringe«.
Die Einbildungskraft des Bauern ist nicht sehr
lebhaft, aber seine Denkkräfte stark und derb. Bedacht»
samkcit/ Sorgfalt, Ueberlegung bemerkt man überall»
Seine Arbeiten sind daher solid / und weniger in die
Augen fallend als nützlich und dauerhaft. Er liebt die
Verstellung nicht, aber auch dicOffenherzigkeit ist nicht
in feinem Wesen. Eigensinnig beharret er auf seiner
uorgcfaßten Meynung! billige Nachgiebigkeit siehet man
selten, er hält sie für Schwäche; daher die unselige
Prozeßsuckt, die tägliche» Brennstoff findet / wodurch
Familien zertrümmert und mit Feindseligkeiten ganze
Dirfer angesteckt werden. Diesen harten Karakter zu er»
weichen und milder zu machen, das sollte die Haupt^
sorge der Landgeistlichen und der Schulanstaltcn seyn.
Herr Mensel beschuldiget die ' Schweizer Berg«
dauern der Rachsucht/ der Trägheit/ der Melan»
tolie. (Man sehe Meusels Lehrbuch der Statistik/ Seite
31;). Eher könnte man sie im platten Lande dessen
beschuldigen, wenn man ihr tvirthshaussiyen, ihre
proceßsucht, ihre wiesenkultur statt der Ackerkultur
für etwas charakteristisches wollte gelten lassen. Viel
friedlicher und heiterer auch gutmüthiger scheinen mir
die Bergbauern zu seyn. Nachsucht ist eine besonders
harte Beschuldigung für eine Nation^ die der christli»
che« Religion in ihrem Glaubensbekenntnis huldiget, daß
ich meyne Herr Hofrath Meusel werde billiger handeln,
wenn er diese Stelle einschränkt und mitAuszeichnung der
<l)rte wo dieses Laster vorzüglich herrschen soll, genauer
angiebt; eine ganze Nation fühlt sich dabey beleidiget.
Melantolie ist selten bey Rachsucht; ein melankolischer
Mensch ist mehr furchtsam, als rasch und thätig. Huck«
mäusler und Mückenfänger giebt es unter allen Natio»
neu, warum nicht auch in unsern Bergen? Aber
daß es hier eine charakteristische Eigenthümlichkeit seyn
soll — dieß glaube ich sey viel zu gewagt und kühn ab»
gesprochen.
Wahr ist tt, daß der Bauer im ebenen Lande kalt
ist, oft niedergeschlagen und finster. Mißvergnügen
sitzt ihm auf der Stirne. Er liebt zwar die Ordnung,
ist aber langsam, zeigt zu viel Ernst und Bedenklichkeit!
« r ist als» selten ein guter Geschäftsmann. Vielfältig
kommt Geiz dazu, der aus z» großer Sparsamkeit im
Hauswesen entstehet. — Andere aber haben gerade das
Gegentheil von diesem Charakter: sie sind nicht geizig/
aber auch nickt ordentlich z und sie lassen es mit dem
gemeinen Sprüchwort zu reden —gehen so lang es ge»
hen mag.
Reiche Vaucrn haben wir ziemlich, aber dann
sind sie herrschsüchtig und eigennützig. , Mittelmäßiger
Wohlstand ist den Leuten besser. — Reichthümer machen
immer stolz/ ja oft widerspenstig und trotzig, der ärmere
Nachbar wird unterdrückt/ ausgekauft und darbet; der
Reiche wird fein Vorgesetzter und so konimt die Vater«
landsliebe in Verfall; viele starkmüthige edle Männer
wandern lieber aus/ als daß sie Unterthänigkeit gegen
ihres gleichen ertragen wollten. -
Eigennutz und Geiz sind zwey jetzt allgemein ge«
wordene Bauernübel. Sie plagen sich selbst und andere
damit. Zum Beweis dessen führen wir nur an, wie
so viele Gemeinden gegen die Obrigkeitlichen Verord»
nungen widerspenstig sind, wodurch man sie zur Scho«
nung der Wälder auffordert. Sie halten diese lande«»
väterliche gute Sorgfalt für eine Schmälcrun« ihrer
Rechte: und denken nicht an ihre Kinder und Nachkom»
men. Also fahren viele fort/ keinen frischen Nachwachs
zu schonen. Wo wären aber die schonen Waldungen
wenn ihre Großväter auch so gedacht hätten? Gewiß
wäre der große Reichthum von schönen alten Eichen
die man «befall an den Straßen anttift, nicht 6«, wenn
sie bloß bey der Pflanjung an sich selbst gedacht Hütten.
Sie thaten aber vieles f ü r die Nachwelt. Eine
solche Denkungsart machte sie auch sonst edel und braf.
Jetzt aber macht die entgegengesetzte egoistische Selbst»
liebe ein fatales Lebe» sowohl zu Hause als im Umgang.
Man ist unzuverlißig, treulos seinen Worten, in der
ehelichen und kindlichen liebe kalt und frostig. O Eigen»
nutz — du bist die Quelle alles Uebels/ die Mörderinn
aller schonen Empfindungen l
Der Landmann im französischen Bernergebiet ist
durchgehend« viel umgänglicher, frölicker und von bieg«
samerm, lebhafterm Charakter. Seine Manieren sind
höflich und dienstgefillig. Durch diese schätzbare Eigen»
schaften bat er auch ganz die Liebe seiner Obrigkeit er»
halten: und beyden letzten Aufrubren im Vax««de
v a u d , war der Bauer stets mit Herz und Mund für
die Berner Regierung gestimmt. Wenn nicht das
Land viele besondere Herrschaften hätte, die noch nach
den alten Verkommnissen regierten, so wäre die
Industrie und der Wohlstand unter diesen Leuten auch
allgemeiner. Aber die Regierung «on Bern kann hie»
nicht so wohlthätig wirken wie in vielen Lheilen des
deutschen Gebiets, weil ihr bester Willen durch Muni»
zipalitäten, Feodalsatzungen und Coutumes — beschränkt
ist.-
Unsere National-Industrie.
Der Nahrungsstand in der Hauptstadt sollte blü<
hend seyn / weil die Gegenwart von s» vielen reichen
Familien und der Regierung des Landes, den Absatz
nichtig und lucratif machen. B e r n , die Hauptstadt
eines in Wohlstand stdjniden ansehnlichen KantonS,
wo jährlich von den Aemtern so viele Personen zurück«
kommen und nun mit ihren Familien in der Stadt leben;
wo auch so viele Gerichtsstcllen, Aemter und Bedienungen
lind! so reich« Gntcrbefiyer leben, die mit ihren Angehi«
«gen so viele Bedürfnisse haben; eine solche Stadt kann
Handwerker / Künstler und Geschäftsleute wohl nähren.
Die lebhafte Circulation des Gelde« im Kanlon
baben wir auch unsrer Freyheit zu danken, da wir
in einer Gegend wohnen / die von keinen stehenden 3rup»
pen/ von keinen Kriegsplagen seit vielen Jahrhunderten
«usgesogen worden : daß auch noch ersparter Reichthum
von häuslichen Altvordern übrig ist; daß ihre Kapitale
noch steigende Interesse trage«/ und man mit baarem
Gelde im Ausland besser kaufen kann, als mit Lausch«
Waaren. — Auch darum ist die Circulation des Geldes in
unserm Kanton noch ziemlich beträchtlich/ weil unser
viehhandel wohl mehr bedeutet, als man ihn gemei»
niglick anschlägt. — Die Reisen der Fremden, ihre Nie»
Verlagen die sie im Lande machen, wegen der Sicher«
heit und der bequemen Lag«, und da wir an die grösten
Otaaten,
Maaten, an Frankreich/ Italien, Deutschland angrin»
zen, daS alles hilft zur Vermehrung des Geldumlaufs/
und der National»Industrie.
Auch haben die reichen Kapitalisten viel bauen las»
sen; andere haben ihr« Fonds in die Handlung gegeben,
und den Geldumlauf dadurch sehr merklich befördert —
sich aber selbst wenig dabey genützt, weil viele groß«
Verluste sie erwarteten, die bey solchen Speculationen
selten ausbleiben. Jetzt bleibt das Geld mehr im Lande
weil man nicht mehr aus Frankreich , England und
Holland so starke und sichere Interessen erhalten kann.
Reicher wären viele Familien, wenn sie niemals in die
auswärtigen Fond« gesetzt hätten. , • •. -,
Man hat sich gewundert, daß man, behauptet hat/
die Einfuhr ausländischer U?aaren sey nach d «
Schweiz ungemein groß, und viel größer als die Aus»
fuhr«: —und man erstaunte, daß doch der Geldmangel
dabey im lande nicht sichtbarer werde; denn obgleich
viele Familien und Städte verlieren, —so ist doch in
andern, die sich mit dem Handel en gras abgeben, desto
mehr ungewohnter vormals nicht gesehener, Reichthum»
Und man brachte bey der Berechnung der Einfuhr
nicht in Anschlag, daß ein großer Theil dieser einge«
führten Artikel nicht für Schweizer — sondern für die
hier im Lande sich aushaltenden Fremden angeschaft
werden müssen, die mit ihren Reichthümern einen un»
gemeinen Aufwand in unsern Städten machen, zum
itbeil auch «n de« herrschenden Lheurun» schuld sind/
«»Theil. B»
«Weich sie auch einen, großen Theil der Einwohner
Nahrung und Beschäftigung geben. Gewiß leben in der
Schweiz über 2 mal hunderttausend Fremde/ theils
reiche Familien: Engländer/ Dänen/ Russen/Fran»
zostn, Deutsche, Holländer. Sollte man diese nicht
in der Handelsbilanz spüren? Sollte man nicht die vic<
len Reisenden spüren / die alle Jahre Gchaarenweise
laher geflogen kommen? — Wie viel haben nicht unsre
Geldwechsler mit allen diesen Fremden zu thun ? Welche
ungeheure Summen laufen nicht in einem Jahr durch
ihre Hände; und diese Summen ziehen sie aus den
vorgedachten Ländern ; ein ansehnlicher Theil dieser
Gelder bleibt bey uns/ und ein anderer ansehnlicher
Lbeil wird wieder durch den Kaufmann für Waaren »er«
wandt, die eben diese Fremde brauchen. Man mache nur
die $rWe und sehe, wohin die meisten Güterfuhren
gehen, wohin auch am mristcn Vieh getrieben wird;
ts O n M ' b e m p a y s » de v a u d und Genf; dahin
bebatf is^iel/'1>cnn der Zusammenfluß der Fremden ist
dort auffallend groß zu aNcN Seiten. — Eben daher sind
«irch Wohmlngcn, Häuser, Mcubels so theuer, obgleich
ble Nn'tionalpöpulation nicht wächst; und alles siehet
in» Verhältniß wie sich die Anzahl solcher Fremden bey
uns vermehrt. Und man siehet auch, daß an den Or»
reir we wenig oder fast gar keine Reisende und Fremde
hinkommen, alles viel wohlfeiler ist; aber auch alles
viel nahrungslofer und geldärmer.'
Man setze auf den Kamen Bern nur jährlich 6 tan«
send Aeismde M Fremde/ wovon jeder nur 10 Louis«
>'or in unserm Lande verbraucht, so kommt schon di<
Summe von 6° tausend Louisd'ors heraus! urld roi«
- haben noch ziemlich von dergleichen Personen, die Jahr
aus Jahr ein bey uns bleiben und richtig jahrlich ihre
300 Louisd'ors gebral7chen. Daher aber auch erwächst
die enorme Thcurung in allen Bingen. —
Kein Statistiker hat noch in seiner Talkulation über
den Kanton dieses in Anschlag gebracht. Kein Reis>
beschreib« spricht davon; kein Géographe thut deffc»
Meldung. — Man bemerke wie sie so oft die Haupt«
sache übersehen, od« zur unbedeutenden Nebensache
machen, und lieb« im hohen £raum von Ideal »Sveku»
lationen schwärmen, als sich an den einfachen simple«
Augenschein halten; wodurch sie so oftsichan der Wahr»
heit schwer versündigen.
Bey allen diesem Reichthum — ist doch der Gew«bs«
stand nirgends in der Blüthe/ nirgends ergiebig/ Nir»
gends sehr ansehnlich. Die Handelschaft verschlingt «Ue
Industrie.
ES werden so viele Eisenwaare« von Eisenhänd^
lern in unserm Kanton aus dem Ausland gezogen/ die
doch wohl von unsern Mitbürgern bearbeitet werden
könnten? Haben wir doch so geschickte Rupferschmide/
Messer ' und Nüchsenschmide inÄrau, warum sollen
diese ehrlichen Lcute'nicht in ihrem Beruf unterstützt, und
ihre Arbeiten allen ftzmten Arbeiten vorgezogen «erden ?
J a , wenn mehr Patriotißmu« wäre, s, würden auch die
Vh 3
Kaufleute vorzüglich darauf denken / wie sie arbeitsame
bürgerliche Familien in Städten mit Arbeiten unter»
stützten, und fremde Krämer und Arbeiter möglichst z»
entfernen suchten: so hätten die vielen Unterhändler und
Untcrhändlcrinnen weniger zu thun, und die Thätigkeit
im Handwerksstand würde wachsen. Aber NB. NB. der
Handwerksmann muß aber auch ganz bey seiner Werk»
statt bleiben; selbst mit Hand anlegen, und nicht, bloß
fremden Gesellen seine Werkstatt überlassen; dann
«erden die Meister auch wohlfeilere Arbeiten liefern
tonnen; und ein fleißiger und billiger Arbeiter erhält
allemal Zutrauen und Arbeit. I n Absicht der Kunst«
gewerkt ist unser Kanton noch gar nicht überflüßig be»
setzt, also können hier noch immer viele gute Wünsche
geschehen. J a es ist oft wirklicher Mangel an Arbeitern,
daß man zu den Fremden seine Zuflucht nehmen, und aus»
ser dem Kanton arbeiten lassen muß. I n Genf, Neuen»
bürg, Vasel, Zürich wird vieles für Bern gearbeitet.
Mit Recht sagen alle Statistiker: — « y e r n ist in
Unschung seiner Lage, seines Gebiets, und feines eigcnt»
lichen Staate «Interesse vorncmlich als ein Ackerb«,»»
tzreibender Staat anzusehen; der in der höchst migli»
che« Kultur seines Bodens, und also in der Vervoll»
kommung der Landwirthschaft, seinen einzigen Reich»
t h u m , seine einzige Vevölkerung, seine festeste
Sicherheit und Unabhängigkeit suchen muß.,, Han»
del und Manufakturen sind uyF bey weitem nickt so
nothwendig; Ne helfen zwar, daß viel Geld circulirt
und fremde Waaren eingetauscht werden/ aber fie machen
das Land nicht reicher. Der Voden, der durch fieißige
Hände fruchtbar gemacht wird / dieser allein kann bey
der Schätzung de« Reichthums einer Nation in Anschlag
komme»! Alles andere ist zussllig/ den Umständen und
den Abänderungen unterworfen; die Bevölkerung von
Fabrikarbeitern und Manufakturisten hilft zur Stärke
und Sicherheit eines Landes nichts: denn sie wandern
ein und aus wie die Zeiten kommen. Nur Ackerbau
und e.in brafer Gewerbsstand/ der alles Fremde ent-
behrlich macht/ ist uns nothwendig,: besonders als Re<
publikaner / die auch daran denken müssen, wie sie ihre
Sitten rein und brauchbar für das Leben erhalten wol»
le«/ daß nicht Luxus und Geldgeiz und Ambition die
Nerfen des Staats schwächen und zittern machen.
Die LandlVirthschaft wird nicht überall im Kan«
ton gleich eifrig und wissenschaftlich getrieben: wer
unser Land durchreist/ bemerkt e« bald, daß in vielen
Distrikten man mit der wahren nutzbaren Pflanzung der
Futterkriuter wenig in Uebung ist; — woran «icht
Mangel an Kenntniß und Einsicht/ sondern Eigensinn
und alter Schlendrian, bey einer natürlichen phlegma«
tischen Trägheit die gemeinsten Ursachen sind. Auch
liest überhaupt der Bauer keine Bücher über de»3eldbau;
« glaubt das alles schon besser zu wissen. Unter tausend
und zehntausenden denken nur einige wenige wie der
Bauer Alcinjogg: « ist doch noch eine» Versuches
werth.
Bb3
Vie Obrigkeit sucht zwar die Vertheilung derGemein«
«tiden immer allgemeiner zu machen; sie kann aber
pickt überall frey genug wirken, «eil sie nicht Zwang»
mittel sondern die ruhige Sprache der Ucberredung ge»
brauchen will. Daher findet man noch ^vicle schone
große Landstrcckcn, lie angebaut weiden tonnten und
sollten—zu Gtoppelwciden und Braachftldern bestimmt:
Auch wollen die Landleutc ihr Zelgcnrccht behaupten;
wodurch sie ihren Nachbar zwingen kinnen, seinen Acker
oder Wiese das 3te Jahr braach liegen zu lassen für die
Gemeinweide. — Das legt dem Feldbau beschwerliche«
Fesseln an, als aller Fürsten »Despotißmus; auch bemmt
«in solches Iwangrecht die Viehzucht/ weil man weniger
Futterkräiiter zur Stallfüttcrung cinthun kann.
Die Wässerung der w i e s t « ist vorzüglich um
zofinge», Lenzburg/ Arau fast allgemein. — Ihre
Schleusenwelke und Einrichtung der Laufgraben verdient
Bewunderung K und zeigt Fleiß und Erfindungskraft.
Die Berner Bauern haben hierin» etwas vor allen ihren
Nachbgrn zum voraus/ denn selbst die Zürcher, die sich
d»ch rühmen es in der Wässerung zur Vollkommenheit
gebracht zu haben / kommen ihnen lange nicht bey.
Oft wird ein so wohl gewässertes Feld von 36 tau«
send Quadratschuhe» , die ein Iauchart betragen/ für
1; hundert Kronen verkauft:, ja diese Wiesen gelten da«
doppelte mehr al« Ackerfeld. Kein Wund«/ wenn
der Kornbau sinkt; ein solche« Feld braucht nur wenige
HHiide un) fast keine Kosten zur Unterhaltung; die
Erndte geschiehet ohne Gefahr: der Hagel kann nicht
ganze Erndten zerschlagen. Diese Vortheile kennen die
Linderbesitzer zu gut/ als daß man sie bereden kinntt/
freywillig dauon abzugehen. Auch nehmen die vielen
Bleichen die grösten und schönsten Felder weg. — Und
wo giebt es weiiliufigere Bleichen als in unserm natül>
lichen Ackerland um Langenthal/ und im Aergau.
Auch der Weinbau erstreckt sich sehr zum allgemeine»
Landesschaden durch alle Gegenden unsers Kantons. Am
Tbunersee und im Aergau wo doch der Wein nicht son»
derlich gut ist/ wird er lieber gepflanzt/ als die noth«
wendigern Lebensbedürfnisse/ die das Brod wohlfeiler
machen konnten. — Zudem kann der w e i n ausser Lan«
des nicht vortheilhaft abgesetzt werde»/ weil wir mit
Weinlandern umgeben sind : Burgund, Elsaß/ Marg-
grafthum. Man sucht also den Wein im Kanton selbst
starker abzusetzen / vermehrt noch die Wirthshäuser und
Vintenschenkcn, und eben die Wohlfeilheit und Gelegen«
heit verdirbt so manchen Hausvater'/ und macht ihn
zum Tagdieb/ Schuldenmacher / Drihler und schlechten
Mann:
Dieser Weinbau wird selbst mit großem Nachtheil
in Gegenden getrieben / wo der Fruchtbau viel besser
uud ergiebiger wäre; man verliert damit den Dang —
und viele Laglohnerarbeit. Würde der Erdboden besser
ausgewählt, so könnte man alleGetraidcarten und Feld»
fruchte im Kanton hinlänglich erziehen; wenn man die
Stellen besser aussuchte und auch nach der Natur des
Bb 4
!
Bodens gehörig bearbeitete, <o würde sich der Weinbau
nicht so stark vermehrt haben, daß man manche schone
ebene Landschaften abgetragen, dem Kornbau entzogen
und mit Reben besetzt hätte. Darüber sollte man un»
scre junge Bauern in der Schxlc unterrichten. Auch
würde Hagel und Mißwachs nicht gleich einen so große»
Manael im land verursachen,, wenn noch andere Ge«
genden wären, wo die Früchte gedeihen tonnten! eben
auck darum sind die Fehljahre für une desto empfindlicher,
weil so viele einzelne Orte und Gegenden keine andere
Früctile ziehen wollen als die, so sie von hundert Jahre«
her gewohnt sind zu pflanzen.
Das P*yo - de v a u d ist darum auch am schied)«
testen bestellt, und bedarf vom deutsche» Kanton stet«
großer Unterstützung an Vieh, Korn und Obstarten»
Wogegen es uns seinen Wein giebt, der aber gewiß nickt
binlänglich entschädigen Wie arm der dortige landbau
sey, kann man auch daraus abnehmen, daß nur allein
«on der Seite von Burgund vor der französischen Revo«
lution gegen das Pays • de Vaud jährlich über 7 bun»
dert taufend Franken Geld aus dem Lande gieng, bloß
für Schweine und Korn. Iitzt müssen die Zufuhren
desto stärker vom deutschen Kanton her geschehen. Man
lenke was die Fracht koste:
Ausser dem ansehnlichen Viehhandel und Räohan»
del bringt auch der Handel mit Rirschengeist jährlich
wohl gegen 2 hundert tausend Franken ins Oberland: da-
mit es Hess« ausgiebt, und die Menge vermehret werde,
vermischt man ti öfters mit Branntewein aus Pflaume»/
wie auch mit andern Gewächsen • SpiriNls. —
Milchzucker kommt auch noch in auswirtiqen Ha«»
del, denn nirgends wird er so gut und in so schon«
Menge verfertiget/ als im Bcrngcbiet. Ein Apotheker
in Bern ist vorzüglich stark damit beschäftiget. Unsre
Alpenbauern wollen aber auch nicht mehr recht an diese
Fabrikation, weil sie ihnen zu viel Mühe macht/ und
der Preiß ihnen zu niedrig ist. — Man bereitet ihn zu
der Zeit, da die Milch nicht zum Kis benutzt wird/
auf frischer Milch durch Abseigen / Einkochen und An<
schiessen im Kühlen. Er dient zum Arzneygcbrauch.
I m Emmenthal und Hasliland haben sie eine gute Ma»
nier ihn auch von rückständigem süssen Schotten «de»
Molken zu verfertigen. Das Pfund gilt 3 und 4 Btz.
I n de» Alpengegenden ist die Alp » oder Senn«
wirthschaft überall eingeführt. Viehzucht ist da mehr
werth als Landbau. Der gröste Theil dieser Alpm ist
Gemeindgut, oder-Allmende. Die reichern Bauern
und Viehhändler ziehen den grossen Nutzen davon; da«
hingegen viele Arme unter ihnen bloß von den Steuer»
der Reichen leben.
Wir haben fast überall herrliche v i e h a r t m , doch
kommen unsre besten Stiere (Ochsen)/ Küh«/ von den
Bergen herab. — I m platten lande findet man oft
ganz ordinäres deutsches Rindvieh; auch selbst in Gc<
genden, wo der Wieswachs nicht schlecht ist, findet ma»
viel kleines und schwache« Vieh, es scheint aus einer
Bb5
z«nz andern Hcltgegend zu kommen. Die Alpen un»
die Alpenhirten, die Ruhe die diese Thiere auf den Vcr<
«eu genießen, das trägt zum bessern Gedeihen bey.
Hingegen der Bauer im ebenen Felde braucht dies«
Gtallthiere zum Feldbau und zum Zug, das zehrt die
3biere ab, die Arbeiten machen es trig, wohingegen
das Bergvieh Ruhe und unausgesetzte Pflege und gute
Nahrung hat, also munter, frisch und kraftvoll wird.
Schaafzucht findet man im Haslithal am häufig«
sten. Honig und w a c h s verkauft man nicht ausserhalb
Landes, denn noch ist die Bienenzucht nur das Vcr«
gnl'igcn reicher Partikularen, und weniger landlcutc.
Sckaaf'UNd Ziegenkäse, auch unsere andere Sorten
Mse werden in alle Gegenden der Welt versandt.
Zug »Reit»und Cavalleriepferde ziehet man in
Menge. Nach der Franche « Comte gehe» die meisten.,
Ueberhaupt ist das Schwer »Vieh bey uns zu Hause,
und wird in Europa wenig seines gleichen finden. Die
besten Pferde kommen aus dem Emmenthal, aus Fruti»
gen, Hasli und Simmcnthal. Die Haupt »Pferd»
markte find zu B e r n , Langenthal und Langn«».
Mit Haber werden die wenigsten Pferde gefüttert; die
fetten gute» Weiden und Kräuter auf de» Alpen ! die
Minderung anf den Bergen, die gesunde kräftige Quell«
Wasser — dieses macht sie stark und dauerhaft.
Hingegen ist der ganze" linke Strich von der Aare
auf der Seite des Iura mit geringen Pferden versehen;
fie haben weder das gute Ansehen noch die Frischheit
mit die Alpen »Pferde.
€c 4
Haupttheile der Berner Geschichte
zur geschwinden Uebersicht.
Jahr:
l i ? i Anfang de« Erbauung der S t a d t / da Bern vor»
he« nur ein Schloß und Mühlenwerk hatte.
i*i8 Stadtzeseye vom Kays« gegeben.
1**4 Der erste Nund geschah mit Freyburg.
i»*8 Bern rufte einen Fürsten von Savoyen zum Schuft-
Herrn an»
1**8 Dieser baute die Neue S t a d t / vom Zeitgloclen«
thurm bis zum Kefichthurm-
i*88 Belagerung der Stadt durch den Kayst«.
1*89 Scklacht in der Schooshalden.
i*91 Bund mit Solothurn.
l*?8 Sieg am Donnerbühl gegen die Kraft« und
Freyburger.
»339 Schlacht bey Laupen, gegen die verbündete»
Grafen und Freyherrn im jetzigen Kanton Bern.
Dieser Sieg war die Grundlage aller folgenden
Erweiterung dcS Kantons und der eingeerndtele»
Vortheile und Eroberungen.
«4« Bau der Epitalgaße und Nebengaßen vom Kefich»
thurm bis zum obern Thor.
t
Jahr:
5553 Aufnahme der Berner in den allgemeinen Vydg«»
nößischeil Vund.
J375 Hrcffcn gegen die sogenannten Engländer, bey
Fraubrunn und Tlrberg.
»4°; Verbrannte die Stadt Bern, bis auf wenige Hlu»
ftr. Auch damals sind alle Urkunden und Ochrif«
ten mit in Flammen aufgegangen.—
'4'5 Besetzung des untern Acrgäu.
,418 Abtrettung des Herzogs von Oesterreich seine»
irgäuischen Länder an Bern.
14:1 Grundlegung des Münsterbaues. (Zu dessen Dol«
lcndung aber 100 Jahre nöthig waren).
1474 Anfang dcr Burgundischen Rriege.
,476 Höchster Sieg! - die Schlacht bey Murten.
»499 Der Schwabenkrieg , alle Evdgenoßen gegen
Oesterreich lind den Kayser.
( I n einem Jahr folgten 7 blutige Schlachte«/
und über 2c» Gefechte ! wobey die Schweizer fast
immer Sieger waren. Kein Krieg ward mit solche«
Erbitterung geführt/ keiner war der Schweiz g«
fihrlicher/ keiner gab aber auch beym Friedemachen
mehr Ehre al« — dieser. Er war der letzte Natio«
«alwehrkrieg der Schweizer gegen die ausser«
Anmassungen, und setzte also damit der Sckwei»
z« Unabhängigkeit die glorreichste Krone auf.)
i«i« Ewiger Bund mit Frankreich.
15,0 Anfang der Riechen. Reformation.
Cc 5
Jahr t
15-; Ward die erste Nibel delannt gemacht und jurn
Druck erlaubt.
îji3 Räumte man in der Stadt Bern alle Bilder und
katholisch« Altäre aus: setzte eine neue Rirchen»
srdnunF fest; zog die Hlostergüter ein / und
versandte die Mönche ausser den Kanton.
1536 Eroberung der Waadt. Nigeli ziehet mit seinem
Heer au« der StadtBern: nimmt die aufaebotene
Völker auf dem Wege in seine Armee auf: und in
14 Tagen sind die Berner Meister vom ganzen
Welschlande und von einem Hhcil Savoyens.
1537 Einführung der Reformation in den eroberten
landen durch die Bern«.
15É4 Endlicher Friedensschluß und Beylcgunz der Hin»
dcl mit Savoyen ; Rückgabe einiger Orte und be»
stätigtes Recht auf die eroberte W<pdt. —
1617 Ein zweyter Friede mit Sauoyen wird gemacht/
und das Wclfchland aufs neue an Bern abgetreten
und zugesichert.
1653 Vauernkrieg ; ihre Niederlage bey Herzogen»
b,,chsce und im Aergäu. — Man war in Bern
ohne Furcht: denn «ic wutden die Stadtthore
geschlossen.
16;; Der erste villmergenkrieg / mit de» Katholischen
bricht aus. Die Berner verlieren.
1712 loggenburgerkrieg: auch wegen der Religion:
der herrliche Siez bey vilmerge,,, durch de«
Geckelmeister Frisching gewönne»/ »sachte diesem
traurigen Gezänk ein Ende.
'?<>« Die Bcrner besetze» Neuenburg/ und stifte»
Frieden. • .
i?8l Zug nach Freyburg, zu« Hemmung de« ausge»
brochcnen Unruhen.
•f7$z General Lentulus besetzt Genf/ in Verbindung
mit Französischen und Vavoyischen Gruppen.
i7'ji Lruppcnmarsch nach demPays»d«Vaud/ beyden
Unruhen an der französischen Grinze, und alS die
Stadt Genf von Franzose» bedrohet worden.
Anhang
Von den öffentlichen Gebäuden.
Das Stift.
(Zu Seite 16.)
I m Jahr 1745 ward das alte Gtiftaeblud« abaerlf«
scn, und das neue,748 von Herrn Gtiftschaffn« I o h .
BernK, Effinger, Herrn von wildegg bejoa.en. Die
Obrigkeit bestimmte zu diesem Ba» 180 tausend Bern»
Pfund. Die Angeblilde, das Chorhau« und die Deca»
ney machen diese Reiht von Gebäuden zu einem der
seheniwürdiqsten und edelsten Quartiere der Stadt, auch
haben sie alle im Rücken die herrlichste Aussicht auf d «
land / über die Aare nack den Schneegebüraen.
Der Stiftsschaffner ist ein Glied derReaierung, und
verwaltet als eine Landvogtey die sehr reichen Güter die»
ser.alten Probstey. S o gehören dahin unter andern
ifin groles Landgut und Weinberge zu Neuenstadt am
Bielersce/ und ein andere» Gut zu <l)derh«fen am
Lhunersce; auch viele Zchende» von Dörfern. 3 »
Äüggioberg hat der Stiftschnfner von Vern die Ge»
richtsborteit und eigene Wohnung: auch Hill er sich
des Jahrs zu verschiedenen Zeiten daselbst auf.
I n diesem Stiftigebnude hält man alle Woche «mal
Ehegericht: Montag und Donnerstog. Alle Eheftreitig»
leiten, alle Hurenhändel, zu Stadt und Land, und von
letztern allein solche welche vor den untern Tdorgeiichten
nicht können beendiget werden, kommen vor dieses Ehe»
gerickt; auch ist ihm die Aufsicht über die Sitten und di«
Kirchcnzucl't aufgetragen. Es bestehet aus dem Prisiden»
te«, der ein Glied des kleinen Raths ist. und welcher alle
Jahre, auf den ersten Donnerstag, im Maymonat, neu
erwihlt wird; ferner aus 2 Predigern am Münster, die
unter sich alle 6 Monate abwechseln, und 6 Assessoren
aus dem großen Rath.
ii
isissi nahm Man aber in dicscs Haus die Französische
und PiemVntesische Réfugiés auf, welche um der rcfor-
mitten Religion harte SSctfolaima erlitte» und bey ihren
Glaubenedrüdern Schul; suchten. Da ward dieses Hautf
ein Aommerzhaus für ©trumpf « und Scidcnfabri»
kanten.
*
die mon d«n Fremden und Ncilgiengen durch <inen Schit'
bcr ftfnet/ wo die Kranken in ihrem ParoxismuS hinge«
streckt liegen, oder auck in wüthender Gebilde an den
Banden rasseln. O / berzzerschneidcnd ist solch ein An«
blick! Man findet hier Leute aus allen Ständen und
Gegenden des KantonS/ vorzüglic« viele aus dem Pays»
de Va:>d und der obere» Schweiz; denn in dieses Un»
glücksbaus werden auch Fremde aufgenommen, wen»
ihre Verwandte eine nicht kostbare aber doch mißige Un»
terhaltung bezahlen können.
-
Großer Viehmartt ist alle 4 Wochen in Bern, an jeden)
Dienstag zu Anfang des Monats.
Zu Seite 6». Spaziergänge: einer der ange°
nehmsten Svalierginge ist auch der Weg nach dem Bad»
Hause, durch den Wald, hart am äussern Krankenhaus
vorbey. Man kommt hier wahrhaft in das freye, land»
liche und Schweizerische. Nimmt man den Weg
über die neue Straße aufZImn — so bat man die beste
Uebersicht der Stadt Und Gegend. — Der Weg gegen das
äussere Krankenhaus durch den Wald über Bolligen
nach der Stadt zurück, ist für eine mäßige Promenade
gerade eben genug. Viele Fremde, die der Beschreibet
dieses geführt bat, waren äusserst dabey vergnügt, —un>
wir nahmen Gelegenheit im Vorübergehen Herrn pfar»
rer S p r ü n g l i in seinem Landhaus unsre Aufwartung
zu machen, der noch immer fortfährt, jedem Fremden
mit Freundschaft und Güte seine Natursämmlung zu
zeigen. Hat man Zeit, so besteigt mau aufdiesem Wege
mich den panthigerhubet, wozu aber ein Führ« aus
dem,nahen Dorfe nöthig ist.
Zu Seite 7°. Man soll nicht Aarziehle>3hor,
Aarziehl« » Bad u. s. w. schreiben, wie seit wenigen Iah«
ren gethan wird. Die Vorstadt wo die Bäder liegen,
und die vordem viel ansehnlicher war, heißt von Alter«
her Marzili.
ZU Seite 7 1 , Zeile 6. îter fectürn at\ne munitum.
Diese Inschrift am neuen Weg auf der Aergäuerftrnfe
finden viele Leser dunkel. Di» Zweydeutigkeit w
»
schwindet, wenn man her durch eine gebahnte Straße
übersetzt, wie Julius E i s « dieses Wort and) »st ver«
standen wissen wollte.
Zu Seite 71. Der neu« Weg gegen die Papiermühle,
vom untern Thor an, hat 284 taufend Kronen gekostet.
Zu Seite?6, Zeile 20. Das Rlafter Holz kostet in
Bern zwar im Durchschnitt, es mag so gering seyn al«
<« will, «abe an 4 Thaler das Klafter. Nun aber kann
man sagen, daß das Buchenholz, wie natürlich zu
vermuthen, auch theurer seyn werde, als Tannenholz.
Der Verkäufer und die Iahrszeit seyen diese Preiße fest.
Zu Seite?«, unten. Statt drey Rlafter Holz,
so die Bürgerlichen beziehen; find es sechs Klafter ode«
mehr, -dufieaus den Stadtwaldungen erhalten.
Zu Seite 82. Den grossen Wohlstand der Bauer»
findet man im obern Aergau; um Langenthal, Wangen:
im Emmenthal, und auch vorzüglich in der Nachbar«
fchaft von der S t a d t Bern herum. —
Zu Seite 8*. Die Erlaubniß zum Tanzen wird
selten bis über 8 Uhr gegeben.
Der Artikel Staatsverfassung von B e r n , von
Seit«?, bis 119, ist von Herrn Alt.Laudvogt A.L. von
w a t t e n w y l , -Verfasser der bekannten vortrefflichen
Histoire de la confédération helvétique. Herr Raths«
Herr Füßlin in Zürich bat die Urschrift zuerst deutsch im
Schweizer « Museum 1783 bekannt gemacht. Gedacht
ter Herr tandvogt hatt« den Aussatz in ftanzisffcher
Dd 3
Gprache geschrieben/ und Herr Nathsberr Füßlin hatte
die deutsche Uebcrsetzung besorgt.
Zu Seite?;. Bis zum Jahr 17°; wurden die er»
lcdigtcn Stellen im kleinen Aath jedesmal erst am
darauf'fölgcrden Oster-Dienstagwieder besetzt. Den
3ten September 1705 aber ward v»r Rath und Bürg«
erkannt / daß diese Besatzung nicht mehr aufgehoben/
sondern sogleich den ersten Tag «ach der Beerdi»
aung eines verstorbenen Rathsgliedes vor sich gehen
soll.
Z» Seite 96. Die ausser Landes angelegten Gel»
der, stehen nicht unter der venncrtammer; sondern
unter dem geheimen Rath.
Zu Seite 98. Die Compctenz der deutschen Appel«
lationskammer ist nickt 1 « Pfund sondern icx» Pfund.
Zu Seite 100, Zeile 1. Bey den Chorgcrichten auf
dem Land verwaltet der jedesmalige Landvogt die Prän»
dentenstelle.
Zu Seite 701. Gegenwärtig sind nicht mehr als
«.56 bürgerliche Familien; sobald 3 aussterben, werden
3 andere gewählt.
Zu Seite 102, unten. Jedes Glied des kleinen
und großen Raths nimmt am £a<j der Promotion/ wenn
dallotirt w i r d , aus einem Sack eine Kugel; hinter
einem Vorhang stehen 2 Trichter/ in einen derselben legt
« die gezogene Kugel ab.
Zu Seite 103, Zeile 17. Zu der Erwählung der CC.
is noch hinzuzufügen; »Wenn ah« niemand sitzen a>
bliebe«/ der ist einstimmig «wählt: dessen Stimmen
werden auch nicht gezählt/ sondern ist wirklich bcfir-
dert. „ -
Zn Seite HO. Von den veunern ist am erste«
Meldung geschehen im Jahr 1333.
Zu Seite ic8. Das Schulchcißenamt bleibt Le«
ienslänglich/ und wird segleich £aaâ nach der Begrib»
«iß des verstorbenen Schultheißen wieder von Räth
und Burger besetzt. Den 29KN November 1746 ist
durch «inen Schluß des großen Raths diese Verordnung
in das Rothe Buch eingetragen worden; da sonst dieses
hohe Ehrenamt bis am darauf folgenden Ostermontag
ledig blieb.
Zu Seite 111. Die Kanzley bestehet aus einem
Staatsschreibcr,, 1 Rathischreiber, 1 Unterschreibcr;
3 RatbSersvcctanten , 1 Registratur / 4 Commißions»
schreibcrn und 3 Kanzluisubstituteu; nebst einer unbc«
stimmten Anzahl von Fteywilligen.
Zu Seite 112 Zeilen'. Der Großweibel ist nickt
nur der Stadt » Ciuil ° und Criminal » Lieutenant, son»
der» auch aller 4 Landgericht«.
Zu Seite a « , Zeile «. Diese Stellen dauern vier
Jahre und werden sehr gesucht.
Zu Seite m . Das Amt des Großweibels / Ge<
richtsschrcibers / Ammanns dauert 4 Jahre.
Zu Seite ,1«. Die Standcsglied« trage«/ wenn
sie in die Rathsversammlung gehe» / Barète / das ist:
runde S<, der alte Kopfzierrath der freyen Schwei»
Dd 4
zer. Dieses Ehrenzeichen kommt von der ersten Ein«
fctzung des Regiments her. Die Herrn des tigliche«
Vlatbs tragen Pemissen, die von den Bareten durch
«ine höhere und zugespitzte Wölbung verschieden sind.
Der große Rath versammeltsichgemeiniglich Montags,
Mittwochs und Freytags; nach den Zeitumständen
aber, besonders während den Unruhen in Frankreich,
noch öfter. Aus diesem großen Rath werden alle Raths»
Herrn des kleinen Raths, und die Landvigte, auch viel«
andere Civilbedienungen besetzt.
Zu Seite m , unten. Gleich nach der Hirchcnre»
formation hat die Regierung von Bern das erste merk»
würdige Sitten » Mandat ergeben lassen; es ist datirt:
vom 27 April 1Ç29 ; dessen 3itel heißt : « O r d n u n g
und Satzung betreffend Schweren, Zutrinken, Spie«
len, und die zcrhawenen Kleyder. ,,—
Zu Seite >i8. Die Loos > Ordnung von 171«,
bey Besetzung der Landuogtey'en und Rathsstellen, ist
im Jahr 1776 verändert, und auf eine andere Weis«
«ingerichtet worden. —
Zu Seite , , 8 , oben. Ein unverheyrathetes Stands«
glied kann auch Sechszehner werden, wenn aufsein«
Zunft kein alter landvogt ist.
Zu Seite »20. Bey Aufzählung de« verfchiedene«
Quellen von Staatseinkünften sind zwey der wich«
tigsten nicht angezeigt: Die Handlung mit dem
S a l z , und die Interessin von den ausse^Lande,
««gelegten Gelder» / vorzüglich in der englischen
Vank. (Man sehe jcdoch die Beschreibung von Bern
iter Band , Seite 100.)
Die Staatseinkünste lassen sich nicht bestimmen:
aber 20 tausend 3haler sind zu wenig für den Neberschuß.
Freylich sind Einnahme und Ausgabe stets im Steige»
und Fall««/ und lassen sich nie genau voraus berechnen.
Wie es in jeder Privathaushaltnng ist/ so ist es auch in der
Staatshaiishaltung: die ausserordentlichen Zeiten, er«
fordern ausserordentliche Anstrengung — aber dock im«
mer müssen auch diese dem Haupt« Kapitalvermögen und
den Hülfsmitteln angemessen seyn. Setze also Seite
120, unten, statt 20 etwa ,<x>,«x> Thaler.
Zu Seite u z . Mit Roche ist kein anderes Amt
verbessert worden. Ausserdem ist in diesem Jahrhundert
ein wichtiger Posten, den' man als eine tandvogtey an»
rechne«, eingegangen : das Commissariat in England,
welches bloß für die in der dortige» Bank angelegten
Gelder Rechnung zu führen h a t t e ; woraus also zu
schließen ist, daß der Kapitalfond daselbst ansehnlich
seyn müsse.
Zu Seite 123. Mit Inbegriff der ; Aemter in der
S t a d t , die für tandvogteyposten, gelten, sind es über«
baupt 59 Landvogteyen. —,
Zu Seite 126. Zu mehrerer Unpartheylichkcit wir»
bey der Wahl eines Landvogts noch vor den Balloten,
die Numeros von der Rangordnung gezogen. Unten
beyzufügen: S i t nehmen auch öfters gern geringe Vog«
Dd?
teyen, damit sie das Wahlrecht für Sechszehner er«
hatten können.
Zu Seite i«8, Zeile ;. Die Frau Schulthcißi»
hat den Titel gnädige F r a u , zum Unterschied der
Frauen Schultheißinnen von Buradorf/ Büren / Thu»
und Unterseen. —
Zu Seite 131. Auch von den Angehirigen müssen
jetzt von Zeit zu Zeit, wenn bürgerliche Faniilien abge»
hen oder aussterben, zu regimentsfihigen Bürgern an-
genommen werden. —
Zu Seite 131, Zeile 2;. Die Juden find schon im
Jahr l«88 aus Bern bannisirt worden. Bloß tolerirt
waren sie in spitcrn Zeiten, auf Durchreisen fürStun»
den und Tage, die sie theuer bezahlen muften. Vor 5
Jahren aber haben sie auch dieses Vorrecht im Kanton
«erlobren, «eil sie öfters auf schelmischen Händeln find
ertappt worden, und einige Berner Landleute um Kapi»
talsummen betrogen wurden, die ihre Associrten nicht
gut machen wollten.
Zu Seite 147. Die Jährlichen Sr»nc»dalversämm<
lungen der Prediger find nicht alle auf Mittwochen nach
Pfingsten festgesetzt; die Synode von Nydau hin ihre
auf Dienstags nach Pfingsten, und deren sind mehrere.
Zu Seite 147. I m Münsterthal find nicht? sondern
nur ; Pfarreyen l die andern 2 sind auf dem Tessenberg,
der aber nicht im Münsterthal liegt.
Zu Seit« 14z. Die Rardinalpfründen darf man
keck von 15 hundert Gulden, auf 2,3, ja bi« mis 4 tau«
send Gülden wenigstens anschlagen : — Die Naturalien
so sie beziehen und verlaufen können/ gelten ja jetzt drey»
mal soviel als vor 100 Jahren.
Zu Seite i ; l / Zeile *6. (Prediger < Wittwen»
!*fii). Der Mann muß aber mit dem Ehrlichen Ben»
trag fortfahren, und nur so kann die neue Frau eintre-
ten. Seit ohngefebr 30 Jahren sind auch solche Stift»»»
gen in Thun und Brugg errichtet worden. I n Thun ist
eine allgemeine/ und eine für die Dürftigern. I n
V r u g g ist eine für die Prediger» Burgerwittwen und
ihre Waysen/ die zu ihrem ehrlichen Unterhalt und
Auferziebung nicht genug Vermögen, oder nicht ander»
wirtige hinlängliche Beyhülfe haben.
Zu Seite 15; »i;*. Herrn Pfarrer wyttenbachs
Arbeitsschule hat ein Ende genommen — weil fast un» ,
überwindliche Hindernisse die Fortsetzung für ihn unmog»
lich machten. — Jetzt «wer wird ein weitlauftigere«
Armcninstitut projectirt.
Zu Seit« 163, Zeile « . Bey dem Getraidekauf
de« Regierung, verdient die von jeher bewiesene landes»
väterliche Sorgfalt unserer gütiggesinnten Obrigkeit auch
noch einen Zusatz. Man sehe die im Bück Seite 161 und
163 gemachte Erinnerung/ was sie für das Land im Iah«
1789 bis ,790 für den Ankauf der Früchte aufgeopfert
$<rt; wie die Summe bis Auf eine Million sieigt ! dtfs
alles ist schoil detaillirt angezeigt. Hier wollen wir
als, noch beyfügen: —daß bey der schwerenTheurung
»w I a h p i??? der hohe S t a n d V e r n , für etliche Ml»
ItanctJ Franken, Flüchte aus Sizilien hat kommen lassen,
mit schwercnFrachtcn und hoher Gefahr die ganze Summe
zu verlieren , weil die Fruchtsperre überall angelegt,
war. Damals/ obgleich die Frucht glücklich ins land
gekommen, hat der Stand 350 tausend Thaler aufge,
opfert, weil er das Getraide viel wohlfeiler erlassen,
als der Ankauf war.
Zu Seite 161, oben. Die Zahl der Geschlechter so
an der Regierung Theil nehmen, dürfen nie weniger
als 76 seyn. Nicht 72, sondern 76 Familien sind fest»
gesetzt worden.
Zu Seite 17;. Was da von dem reinsten Quarze
gesprochen wird, darin» das Blcyerz in Lauterbrunnc»
brechen soll, ist falsch. Man kann «hersagen, daß an
den Nfcrn des Thunersecs, an sehr vielen Stelle»
Quarzsand aenug gefunden werde, welcher zum Glas»
machen vortrefflich wir«.
I n Seite 163, Zeile iz. Den Bernern ist verböte»
in der Stadt mit mehr als 2 «Pferden zu fahren.
Zu Seite 178, unten. Dermalen hat das Valzwerl
im Gouvernement Aelen, Englisch » und Bittersalz,
zu fabriciren angefangen.
Zu Seite ,8», oben. Auch zu O r o « wird l « r f
ißstochen ; hingegen zu Tsihangnau im Emmenthal trist
man keine Steinlohlengrub«n an: man hat nur dann
n»d wann einzelne Stücke gefunden.
Zu Seite 198» Der Oblist Polier ist in Avignon
«mordet worden, und seine schone Sammlunzen waren
lange vorher emigrirt.
Zu Seite ,3«. Jetzt versammelt sich die Helveti»
scke sonst Schinznacher Gesellschaft zu Ärau. Diese
Verlegung ist wegen dem starken Zusammenfluß all«
Arten von Gastfreunden — nothig gewesen; denn Arau
hat mehr bewohnbare Wirihshauser als Ölte».
Zu Seite 23«. Als Mitstifter der ^eluetischen
Gesellschaft muß der sel, verstorbene Herr Seckclmeister
von Tscharner aus Bern vorzüglich genannt werden.
Zu seile 270. Die Aare wirdstarkzur Schiffarth nach
Bern gebraucht. Ordinir gehen Montags, Mittwochs
und Samstags unbedeckte Schiffe von Thun ab, die man
die sogenannte Ralberflotte nennt, weil das Mch aus
dem Oberland und Simmenthal darauf spcdirt wird.
Obgleich die 2lare ein sehr unbequemer Fluß zum
Handel und Spediren ist, weil er große Krümmungen
macht > und man zum Beyspiel um nach Arau zu kom»
men erst von Bern über Arberg fahren muß, welches
3 Stunden von Bern zurück liegt, so ist doch der
Strom staiklaufend, und man macht die Fahrt doch
noch geschwinder als zu Land , in sofern man nicht
selbst Aufenthalt macht. Die Wasserzölle sind «ter
doch auch hoher als die Wegzille.
Zu Seite «73. S a u m ist ein fiüßiges Maas, uni
hHlt in Bern 100 Maas, zu Zürich aber nur 90.
Zu Seite 27;, Zeile 11. Nuadratschuhe nicht
Kubikschuhe. Eine Stunde Wcg« rechnet man »war z»
stausend Schritten, aber es sind nicht geometrische
von ; oder r> Schuhen, sondern bloß gemeine Schritt«
von 2; Schuh. — Falsch werden also von den auelin»
dischen Geo^rap^en i8 tausend Schuhe auf eine Schürn«
zcistündc gerechnet / höchstens sind es 15 tausend
Schuhe. — Fnns Schwcizctstundcn Wegs , darf man
aber immer zu 6 deutschen Stunden Wegs anschlagen.
Zu Seite sgi., von unten. Zu einem Begleiter aus
den Vergreisen kann man den Fremden ausser dem ge»
nannten Herrn w e r r e , noch empfehlen : I a k o d Michel
zu Untersten, der auch noch 2 Brüder hat, Sie spre»
chcn sämtlich deutsch «nd französisch; sind im Prciß
noch gelinder als jeder andere.
polizey.
Zu S. 8> 1393 wurden Stockbrunnen in die Stadt
geleitet, und die Gassen mit Steinen «epfiasttrt. Vor
Nicht viel mehr als 100 Jahren, waren in der Haupt«
gaße Schweinftille, und nach vorhandenen Polizeyver«
«rdnungcn mußten diese Ställe zu gewissen Stunden
zu, und die Schweine eingeschlossen werden.
Neoölterung.
Zu Seite 40. Die Zahl der jährlich Sterbenden au»
de« bürgerlichen Familien in Bern, da auch die Aus»
wirtsdegrabenen dabey gerechnet werden: ist laut hi<<
figera Wochenblatt seit mehr als 30 Jahren immer zwischen
1:5 als die Mittelzahl. — Ein paarmal stieg es über 140,
6 mal aber auch fiel es unter die Zahl ioo. — Rechnet
man nun für unser gutes Clima den z;tcn Menschen auf
dm Tod - so ist, wenn man die Zahl von 12; Todten
mit 3; multiplicirt, die Anzahl der Kopfe von leben»
den bürgerlichen Personen aus allen Ständen und Al»
tern 4375- Welches auck so ziemlich .der Gcneralzih.
lung im Jahr 1737 nahe kommt, da man 45;; Per»
sonen (oder Köpfe) heraus brachte.
I n einem Zeitraum von 26 Jahren, nämlich von
,764 bis i7S9, inclus, find bürgerliche Personen ver»
siorben 3°38- —
, Und in der N7ünsterkiche sind in dem gleichen Zeit»
taum bürgerliche Rinder getauft worden 2279.
Dieser Zuwachs und Abgang wurde bis zum Jahr
178:, allemal am Ende des Iabrs im Wochenblatt an»
gezeigt. Da aber so viele bürgerliche Personen in
Aemtern in dem Kanton und ausserhalb angestellt sind,
deren Tod wohl im hiesigen Wochenblatt allemal be»
merkt wird, abcr deren Kinder, wenn sie nicht in der
Münsterkirche zu Bern getauft waren, nicht zu bew
Zuwachs gezählt wurden , so ist es gut, daß man diese
irreführende Berechnung abgeschaft hat.
Auch wird es überhaupt schwer sey«/ den Stanb
der Bürgerschaft und au« wie viel Köpfen sie bestehe,
eben so genau zu wissen; wie man die Familiennamen
wohl weiß, die man in Register und Wappentafeln—
gebracht bat.
Ein Kalkül darüber wird nie viel bedeuten, wenn
man nicht jeder Familie eine eigene Rechnung von S o l l
und Habe« hilt, allemal — Anwachs und Abgang genau
eintragt/ und die auch auswlrts Lebenden und frühe«
oder später in die Stadt zurückkommenden Bürger mit
in Anschlag bringt; die auch den Stand ihrer Familie
von Jahr zu Jahr einzuberichten verpflichtet seyn soll»
ten. Ueberhaupt aber kann man bemerken, daß in Bern
die Leute sehr alt werden. Personen über 70 I a h « sind
gar nicht selten: im Jahr 1737 waren unter 13« £00«
ten, au« bürgerlichen Familien, 40 Personen die
zwischen 70. «0 bis 9° Jahr alt geworden; so auch 178!
unter ?6 Todten, fanden sich 23 von diesem hohen Alter.
(i?8y/unter 171 waren es 36)? (r?9°, unter „ » w a r m
es 13); O791/ unter 119 sogar 3«); (179*/ unter 116
waren es 26); (1793, unter 13? waren eS , ; ) : (1794,
unter 159 waren es 38) ; (und »79; / unter 141 fanden
sich 35).—
Auch in Lausanne trist man diese glückliche Leibes»
Konstitution an; im Jahr 1737 fanden fich unter « «
Ee 4
Lohten/ 40 ©reiße; im Jahr 1788, waren unter 216
Todten 44 ©«ige ; im Jahr i789, unter 202, 39 ©reiße;
im Jahr 1790 / waren von 216 Todten/ 35 ©reiße; im
Jahr 1791/ unter 210 Todten waren 3, ; und 17?',
unter 257 waren 3 8 — Hingegen ist auch die unver»
bilrnißmäßiae große Zahl der Todgebohrnen Rinder
in dem Lausi^nner Wochenblatt merkwürdig: da sin-
det man zum Exempel vom Jahr 1757, 29; vom Jahr
I78</ i s ; vom Iah« ,789, 3«! vom Jahr 17ÇO, 38;
von 179! / : ? ; vom Jahr 1792, 32 todgebllhrne oder
vor dcr Tauft verstorbene Kinder: und so fährt es fort.
Dies verdiente dock einige Aufmerksamkeit der Regie«
runa. Vielleicht ist es in andern Gegenden des Kanton«
wegen der schlechten Hebammenpflege auch so / das wäre
also der ^ Theil fast aller Gezeugten, die nicht das Tages«
licht erblicken odcr im ©ebohrcnwerden schonsterbenII
Man denke erst noch an die Blattern und Kinderkrankhei-
ten, und wer wirdsichferner wundern dürfen, daß die Po»
pulation im Kanton von Eiugebohrnen im Sinken ist. —
« i m . •. möge» " . ' ^ w niKim wr* i*Mjim-m.<+AM j m « . m i j.mni.Mm
Nach«
Nachricht
von der Entstehung dieses Buches, und
einige Anmerkungen über die
Reistbeschreiber.
^
Unausstehlich ist es, wie die täglich noch sich
vermehrenden Ueistbeschreibungen über die
S c h w e i z , auch den Kanton Bern in einem fal,
schen Lichle vorstellen, oft schöner, oft häßlicher gc-
mahlt haben, als er in der That ist; und wozu
ihnen die bereitwilligen Hände dienstbarer Geister
im Lande selbst den Stoff liefern, den sodann der
Bücherfabritant nach seinen individuellen Ab-
sichten entweder ins Schöne oder ins Häßliche be,
arbeitet; und geradeso, wie er und seine Gehülfen
schon dafür gestimmt sind. Auch scheint die Reise-
beschre^'er Wahrheit mit der poetischen w a h r -
heit synonym zu seyn. — Genug, wenn nur dat
B i l d in allen seinen Theilen gleicht, eine Wahr,
schcinlichkcit davon eristirt; so ist es schon genug
sie für Wirklichkeit und Allgemeinheit auszugeben.
Und so schreibt einer den andern aus, ohne lange
Komplimente zu macheu; denn es ist leichter zu
vergnügen und zu unterhalten, als zu belehren
«nd zu beweisen ; und eben darumschreibensieauch
am liebsten anonym. Zu keiner Zeit war da«
Uebel so allgemein wie es jetzt ist, und die Menge
solcher zudringlichen Reisedcschreibcr gehört ganz
zu dem Charakteristischen unsrer heutigen Schrift-
stellerwelt; sie machen gegen die so gerühmte Auf,
llärung einen seltsamen Kontrast, undsiesindauch
das nächste M i t t e l , sie gänzlich wieder auszulöschen
und alle Preßfreyheit odiös zu machen.
S o sehr ich ein Feind alles Preßzwanges bin, «nfc
die in einigen Fürstenstaaten angelegte Inquisitions,
•\
«»stalten bemitleide; so unwillig werde ich doch,
wenn freye Schriftsteller dieses goldene edelste
Vorrecht muthwillig herabwürdigen und gegen die
Privatsicherhcit mißbrauchen. Denn diese V ö l -
lermahler verursachen nach Proportion ihrer Men»
ge und ihres Anhangs eben se großes Unheil—als
die Libellistcn in der Streitfache der Franzosen.
D a streichen sie, die Reisebeobachter, durch die
Städte und Länder wie die Schcermäuse wenn sie
nach Brod gehen; sie schnüffeln an allen Thüren,
hatten sich aber nirgends lang auf; und wo sie
nichts finden, da schaffensieselbst etwas scheermäu>°
seartigcs, sie wühlen gern den alten Schutt auf,
und bey solchen umgewühlten Haufen lassensieihre
Spuren zurück, daß sie einmal da waren^
Solche Leute wissen auch durch die heillosesten
Kunstgriffe da und dort unter guten Menschen M i ß .
trauen und Feindschaft zu erregen; und sie dienen
vorzüglich gern zu S p i o n e n . Was in jedem Lande
in Absicht auf Religion , Erziehung , S t a a t s
Verfassung u. dergl. geschiehet, wissen sie zu ihren
Absichten zu benutzen. S i e schreiben alles auf,
machen Anmerkungen, Untersuchungen und Be«
schreibungcn von Sachen, die sie nicht verstehen,
die sie nur halb gesehen, oder mit Vorurtheil ge«
sehen, und da entstehen Bücher von so superfizieller
A r t , daß oft in den allbewunderten Schriften,
unter vielen hundert Behauptungen nicht eine ein.
zige wahr ist. (Hierüber klagte ich schon in met»
Ff,
nem Bürger - J o u r n a l / «nd gab Proben in mel-
nem neuen Werke Appel an meine Kation.)
Wie lächerlich die Reiscbcschrciber ihr Lob oder
Tadel austheilen, mag man auch nur aus einem
kleinen Beyspiel sehen: Ich weiß nicht in welcher
Rcisebeschreibung gesagt wird, daß in Bern das
beste Brod gebacken wird. Der Reisebeschreiber
fügt hinzu, daß er in den Hauptstädten Deutsch-
lands kein solches gutes Brod gegessen habe; —ja
selbst in Wien, wo bekanntlich ein recht schmack«
Haftes Kernbrod gegessen wird, sey es nie so gut.
O h ! Herr Reisebeschreiber, die Sache ist ein we<
nig übertrieben. Wir haben auch wie aller Orten
«nsre Zeiten, wo gutes und schlechtes Brod ge.
backen wird : S o wie es auch auf die Meister und
Gesellen ankommt. Aber nach der löblichen Ge«
wohnheit — muß alles übertrieben, alles allge«
mein im Lob wie im Tadel seyn.
Herr Norrmann nennt mich immer als
Verfasser der Beschreibung von Bern. I n dem
ersten Theile ist aber nichts von mir *) als die v e ,
trachtungen über den Ranton, von Seite 347
bis 357. Ich werde mich nie scheuen zu allem was
ich schreibe, meinen Namen zu setzen, daher nannte
Ff,
Orts - und Sachregister.
/
S.B.Grtm.ad.: Mantel A. Ttittaq tsf///f •