Semantik - beschäftigt sich ausschließlich mit der Bedeutung von sprachlichen Einheiten wie Wörtern,
Phrasen, grammatischen Formen und Sätzen, nicht aber mit der Bedeutung von Handlungen und
Phänomenen allgemein.
2. Ausdruck vs. Bedeutung Der Ausdruck eines sprachlichen Zeichens ist dessen Lautgestalt, Baum korrekte
Lautsequenz im Deutschen, nicht aber *rsgrzig. Die Verbindung von Inhalt und Ausdruck ist arbiträr, d. h. es
besteht eine willkürliche, und nicht eine naturgegebene Zuordnung von Inhalt und Ausdruck. Mit sprachlichen
Zeichen nehmen wir Bezug auf Gegenstände der Welt - Referenten. Das Verhältnis zwischen Inhalt,
Ausdruck und Referent ist derart, dass die an die Ausdrücke gekoppelten Inhalte Referenz ermöglichen.
3. Bedeutung vs. Referenz: Die Wörter Abendstern und Morgenstern haben unterschiedliche Bedeutungen,
beziehen sich aber auf denselben Referenten, den Planeten Venus.
4. Funktionen sprachlicher Zeichen: Zeichen können Symptom, also Ausdruck der Empfindungen usw. des
Sprechers sein: Mir geht es schlecht. Sie können Signal, also Appell an den Hörer sein: Mach das Fenster
zu, bitte! Schließlich können sie Symbol, also Darstellung eines Sachverhalts sein: Das Dreieck ist blau.
5. Bedeutung vs Konzept Konzepte sind mentale Einheiten; sie basieren auf Erfahrungen, die wir im Umgang
mit der Welt und mit anderen Menschen machen. Von einer Bedeutung sprechen wir dann, wenn einer
konzeptuellen Einheit eine sprachliche Form zugeordnet ist. Bedeutungen sind in diesem Sinne
versprachlichte, mit Wortformen belegte Konzepte. Jede Bedeutung ist damit ein Konzept, aber nicht jedes
Konzept ist auch eine Bedeutung. (nicht-mehr-durstig-sein Konzept hat keinen sprachlichen Ausdruck)
6. Bedeutungsebenen:
Ausdrucksbedeutung: die Bedeutung eines einfachen oder zusammengesetzten Ausdrucks für sich
genommen, ohne Bezug auf einen Kontext. Ich, brauche, dein, Fahrrad, nicht (Inhaltswörter: Substantive,
Verben, Adjektive, Adverbien und Funktionswörter: Pronomen, Präpositionen, Artikel, Konjunktionen)
Äußerungsbedeutung: die Bedeutung, die ein einfacher oder zusammengesetzter Ausdruck durch die
Festlegung seiner Referenz in einem gegebenen Äußerungskontext erhält (Sprecher, Adressaten,
Zeitpunkt, Ort) Angelika hat jetzt ihr Auto zurück, braucht Klaus Fahrrad nicht mehr.
Kommunikativer Sinn: die Bedeutung einer Äußerung als kommunikative Handlung in einer gegebenen
sozialen Konstellation. (Absicht: Information, Ablehnung, …)
7. Lexikalische Bedeutungen sind gespeicherte Bedeutungen - In unserem Kopf ist ein riesiges Lexikon
angelegt, in dem alle Wörter, die wir kennen, mit ihren Bedeutungen gespeichert sind und uns zur Verfügung
stehen.
8. Den Prozess, durch den die Bedeutung eines Satzes aktiv errechnet wird, nennt man Komposition und die
durch Komposition zustande kommende Bedeutung kompositionale Bedeutung.
9. Die Form eines Wortes trägt grammatische Bedeutung, wenn in der gegebenen Konstruktion alternative
Formen möglich sind, (andere Zeitform zB) die unterschiedlichen Formen mit einem Bedeutungsunterschied
verbunden sind, die gewählte Form keine neutrale Bedeutung hat.
10. Kompositionalitätsprinzip Die Grammatik einer Sprache erlaubt es, gegebene Grundausdrücke mit
lexikalischer Bedeutung zu komplexen Ausdrücken zusammenzusetzen. Die Bedeutung der komplexen
Ausdrücke ergibt sich durch semantische Komposition. Dieser Prozess speist sich aus drei Quellen: die
lexikalische Bedeutung der Grundausdrücke, die grammatische Bedeutung ihrer Form und die syntaktische
Struktur des komplexen Ausdrucks.
11. Wortbildungssemantik: Bestimmte Konversionen, Derivationen und Zusammensetzungen werden
regelmäßig auf vorhersagbare Weise interpretiert. Das Problem bei der Wortbildung ist aber, dass sich
dieselbe morphologische Bildungsweise oft auf mehrere Weisen interpretieren lässt. (Buchdeckel,
Buchautorin, Bücherregal) Ein weiterer Grund für die Unübersichtlichkeit der Wortbildungssemantik sind die
sehr zahlreichen Fälle, in denen komplexe Wörter eine unvorhersehbare Bedeutung haben. (Meerkatze,
Ohrfeige)
12. Die Bedeutung eines Inhaltswortes ist ein Konzept, das eine mentale Beschreibung einer bestimmten Art
von Entitäten bereitstellt. Die Bedeutung eines Satzes ist ein Konzept, das eine mentale Beschreibung einer
bestimmten Art von Situation bereitstellt.
13. Deskriptive Bedeutung: Ein Ausdruck hat eine deskriptive Bedeutung, wenn er eine mentale
Repräsentation ausdrückt, die seinen Bezug auf Gegenstände im weitesten Sinne erlaubt. Die deskriptive
Bedeutung eines Inhaltswortes ist ein Konzept, das seinen Bezug auf Objekte, Ereignisse, Zeiten, Orte etc.
einer bestimmten Art erlaubt. Die deskriptive Bedeutung eines Satzes ist eine Proposition (ein
Situationskonzept), die seinen Bezug auf Situationen einer bestimmten Art erlaubt. Die deskriptive
Bedeutung eines Lexems, einer grammatischen Form oder einer Phrase besteht in dem Beitrag, den sie zur
deskriptiven Bedeutung eines Satzes leisten.
14. Referenz und Referent: Der Bezug von Ausdrücken auf Situationen, Objekte, Ereignisse, Zeiten, Orte etc.
in einem ÄK wird als Referenz bezeichnet. Das, worauf sich ein Ausdruck bezieht, ist sein Referent.
15. Die soziale Bedeutung ist eine nicht-deskriptive Komponente der Ausdrucksbedeutung. Ein Ausdruck hat
eine soziale Bedeutung, wenn er auf spezifische Weise der Anzeige sozialer Beziehungen oder dem Vollzug
sozialer Handlungen dient. Zwei Gruppen von Ausdrücken mit sozialer Bedeutung:
1. Ausdrücke, die auch deskriptive Bedeutung haben (du, ihr, Sie, Eigennamen)
2. Ausdrücke ohne deskriptive Bedeutung (hallo, bitte usw. man referiert nicht)
16. Die expressive Bedeutung (auch nicht-deskriptiv) Ein Ausdruck hat eine expressive Bedeutung, wenn er
dem unmittelbaren Bekunden von persönlichen Gefühlen, Empfindungen, Einstellungen oder Bewertungen
dient. Zwei Gruppen von Ausdrücken mit expressiver Bedeutung:
1. Ausdrücke, die auch eine deskriptive Bedeutung haben (Pejorativa, Kraftausdrücke und Kosewörter)
2. Ausdrücke ohne deskriptive Bedeutung (Interjektionen Mmmh, Ausrufe deren gewöhnliche deskriptive
Bedeutung irrelevant ist mein Gott, Exklamativsätze keine Info Welch schöner Morgen! Expressive Adverbien
die Einstellung des Sprechers äußern leider
17. Konnotationen eines Ausdrucks sind die kulturellen Assoziationen, die die Mitglieder einer
Sprachgemeinschaft typischerweise bei der Verwendung des Ausdrucks haben. Konnotationen sind ein
Grund, warum sich Ausdrücke mit derselben deskriptiven Bedeutung in ihrer Ausdrucksbedeutung
unterscheiden können. Boss vs. Chef; Dame vs. Frau; Stadt vs. Metropole; Klo vs. Toilette
20. Homonymie: Zwei oder mehrere Lexeme sind homonym, wenn sie in mindestens einer Wortform
übereinstimmen, aber verschiedene, nicht miteinander verbundene Bedeutungen haben: Bank, Leiter,
Kiefer…
Entstehung von Homonymie: zufällig z.B. Weiche - weich oder Übertragung: (z.B. Bank: früher Bezeichnung
für den Tisch des Geldwechslers)
Arten von Homonymie
totale Homonymie: Übereinstimmung in allen Wortformen (Weiche)
partielle Homonymie: Unterscheidung in mindestens zwei Wortformen (Bank)
Homographie: Homonymie in Bezug auf die Schriftform (der/das Band vs. die Band)
Homophonie: Homonymie in Bezug auf die Lautform (Seite vs. Saite)
21. Polysemie: Ein Lexem ist polysem, wenn es mehrere Bedeutungsvarianten, d.h. miteinander verbundene
Bedeutungen hat. Beispiele: Zug, laufen, grün
22. Vagheit: Eine lexikalische Bedeutung ist vage, wenn sie eine flexible Anpassung an den Kontext erlaubt.
(Baby - hat flexible Grenze zu Kleinkind, nicht mehrere Bedeutungen)
24. Bedeutungsverschiebungen: Eine Bedeutungsverschiebung wird dann vollzogen, wenn der Kontext die
Verwendung des jeweiligen Ausdrucks in seiner gewöhnlichen, wörtlichen Bedeutung nicht zulässt. Drei
Arten:
Metonymische Bedeutungsverschiebung Bei einer Metonymie (griech. ‘Umbenennung’) wird ein Ausdruck
auf Gegenstände bezogen, auf die er ursprünglich nicht anwendbar ist und die zu Gegenständen seiner
ursprünglichen Verwendung in einer Beziehung der Kontiguität, d.h. Zusammengehörigkeit stehen. Im
Zimmer 13 liegt ein Herzinfarkt. Verlagerung des Konzepts auf eine seiner Komponenten
Metaphorische Bedeutungsverschiebung - ein Ausdruck wird auf Gegenstände bezogen, auf die er
ursprünglich nicht anwendbar ist und die zu Gegenständen seiner ursprünglichen Verwendung in einer
erschiebung des Konzepts in einen anderen
Beziehung der Ähnlichkeit stehen. Ich habe viel Zeit investiert. V
Bereich
Differenzierung Zu einer Differenzierung kommt es, wenn die konkrete Bedeutung eines Ausdrucks ein
Spezialfall der ursprünglichen Bedeutung dieses Ausdrucks ist. John verlor seinen Freund in dem überfüllten
U-Bahnhof / bei einem tragischen Unfall / weil er es sich nicht verkneifen konnte, üble Witze über ihn zu
machen. H inzufügung einer Spezifikation zum Konzept.
25. Synonymie: Zwei Ausdrücke A und B sind synonym (griech. ‘gleichnamig’) genau dann, wenn A und B
dieselbe Bedeutung haben. Es gibt zwei Arten der Synonymie:
totale Synonymie: Fremdwörter, Abkürzungen, veränderte Reihenfolge usw. und partielle Synonymie:
1. Übereinstimmung in der deskriptiven, aber keine Übereinstimmung in der sozialen oder expressiven
Bedeutung Gesicht Visage,
2. Bedeutungübereinstimmung in einzelnen Kontexten Karte – Eintrittskarte, Fahrkarte
26. Hyponymie - Ein Ausdruck A ist ein Hyponym (griech. ‘Untername’) des Ausdrucks B wenn die Bedeutung
von A die Bedeutung von B echt einschließt.
Normalfälle: Nelke Blume
Determinativkomposita: Kleingeld – Geld (Nicht jedes Kompositum ist ein DK: Seepferdchen ist kein Pferd)
Adjektiv-Nomen-Konstruktionen schwerer Stein – Stein (nicht jeder falscher Freund ist ein Freund)
27. Oppositionen:
Antonymie Zwei Ausdrücke A und B sind antonym (griech. ‘gegennamig’) bzw. Antonyme gdw. A und B auf
ntonyme Ausdrücke sind für den Bereich
einer Skala entgegengesetzte Extreme bezeichnen arm – reich: A
der hohen, bzw. der niedrigen Werte auf einer entsprechenden Skala (Reichtums-, Temperatur-,
Geschwindigkeitsskala usw.) reserviert.
Direktionale Opposition: Zwei Ausdrücke A und B befinden sich in direktionaler Opposition gdw. sich A und B
auf einer Achse (Körper, Raum, Zeit) auf entgegengesetzte Richtungen beziehen oben - unten, vor - nach
Komplementarität: Zwei Ausdrücke A und B sind komplementär gdw. die Bedeutungen von A und B in einem
eingegrenzten Bereich eine erschöpfende Alternative bilden. Tante - Onkel, möglich - unmöglich, gerade -
ungerade
Heteronymie: Ausdrucke A1, A2, ..., An (n≥3) sind
heteronym (griech. ‘ungleichnamig’) bzw.
Heteronyme gdw die Bedeutungen von A1, A2, ..., An
in einem eingegrenzten Bereich eine erschöpfende
Alternative bilden. Heteronymie involviert mehr als
zwei Lexeme. Dienstag und Freitag bezeichnen nicht
entgegengesetzte Fälle auf einer Skala von
Möglichkeiten, sondern gleichrangige Alternativen.
Inkompatibilität: Zwei Ausdrücke A und B sind
inkompatibel (lat. ‘unverträglich’) gdw die
Bedeutungen von A und B einander ausschließen.
Antonyme, direktional-oppositionale, komplementäre
und heteronyme Ausdrücke sind inkompatibel.
Konversität Zwei binäre Relationsausdrücke A und B
sind konvers gdw A und B dieselbe Beziehung mit
vertauschten Rollen ausdrücken kaufen – verkaufen.
Konvers sind Antonyme, Aktiv - Passiv
28. Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Lexemen, die die folgenden Bedingungen erfüllt:
a. die Lexeme gehören zu derselben grammatischen Kategorie,
b. ihre Bedeutungen haben gemeinsame Bestandteile,
c. zwischen ihnen bestehen klar definierte Bedeutungsbeziehungen,
d. die Gruppe ist bezüglich dieser Beziehungen abgeschlossen.
Zwei Typen von größeren Wortfeldern sind Taxonomien und Mereologien.
29. Taxonomie ist eine auf Hyponymie beruhende hierarchische Gliederung von Wörtern in einem
Bedeutungsbereich.
30. Eine Mereologie ist eine auf Meronymie beruhende hierarchische Gliederung von Wörtern in einem
Bedeutungsbereich. Ein Ausdruck A ist ein Meronym (griech. ‘Teilnahme’) des Ausdrucks B und B ist ein
Holonym (griech. ‘Name des Ganzen’) von A gdw ein potenzieller Referent von A ein konstitutiver Teil eines
potenziellen Referenten von B ist. Kopf i st ein Meronym von Körper
31. Deixis (griech. ,,zeigen”) liegt vor, wenn die Referenz von Ausdrücken durch Verweis auf Aspekte der
unmittelbaren Äußerungssituation bestimmt wird.
32. Personaldeixis ist Deixis anhand der grammatischen Kategorie der Person. Bei der Beschreibung der
deskriptiven Bedeutung von Personalpronomen spielen Definitheit, Person, Numerus und oft auch Genus
eine Rolle. Zusätzlich können Personalpronomen soziale Bedeutung tragen so wie du, ihr und Sie im
Deutschen.
Definitheit. Allen Personalpronomen ist gemeinsam, dass sie definit sind: Ihr Referent ist in dem gegebenen
Kontext immer eindeutig bestimmt.
Person: 3. Person auch definit, aber ihre Eindeutigkeit muss aus dem Kontext erzeugt werden. Im Deutschen
werden sie in der Regel „anaphorisch“ verwendet. Damit ist gemeint, dass sie auf etwas Bestimmtes
referieren, das im gegebenen Kontext bereits erwähnt wurde. Man nennt den anaphorischen Ausdruck (und
auch diese Art der Referenz) Anapher und den vorangegangenen Ausdruck, auf dessen Referenten sich die
Anapher bezieht, sein Antezedens.
Für das Genus der Personalpronomen im Deutschen
gilt dasselbe: Es hat keine deskriptive Bedeutung.
Wenn Personalpronomen der 3. Person
anaphorisch verwendet werden, gilt die Regel,
dass das Pronomen dasselbe Genus haben muss
wie sein Antezedens.
Numerus. Der Plural hat im Fall von WIR eine andere
Bedeutung als bei Nomen.
33. Possessivpronomen drücken aus, dass der Referent des Nomens zu der Person oder Sache gehört, die
das Pronomen angibt. Diesen „Besitzer“ nennt man Possessor (lat. ›Besitzer‹) und seinen „Besitz“ das
Possessum (lat. ›Besessenes‹). Bei diesen Nomen ist eine spezifische Relation zu einem Possessor bereits
in das Konzept ihrer deskriptiven Bedeutung eingeschrieben. Man nennt diese Nomen daher relational
(Verwandtschaft, Teil) Sie legen nicht nur die Beziehung zwischen Referent und Possessor fest; der Referent
hängt auch von der Wahl des Possessors ab. Es gibt auch Nomen, die keine solche Beziehung beinhalten,
zum Beispiel Bezeichnungen für beliebige Sorten von Dingen, wie Schiff, Hund, Fahrrad, Kirsche, Staub,
Stuhl; die meisten Nomen sind von dieser Art. Man nennt sie sortale Nomen. Sie beschreiben ihre
potenziellen Referenten der Art nach.
34. Räumliche Deixis, oder Raumdeixis, nimmt auf die räumliche Situierung der Äußerung Bezug. Bezugspunkt
ist der Ort, an dem sich S befindet und evtl. auch der Ort von A. Die unmittelbarsten raumdeiktischen
Kategorien sind HIER und DORT. HIER dient der Referenz auf den Ort, wo S ist, DORT auf einen Ort, wo S
nicht ist. proximal - „sprechernah“ im deiktischen Zentrum, distal - sprechernah. Semantisch haben
Demonstrativa drei Dimensionen: deiktischen Bezug, Art der Referenz (pronominal und adnominal) und
Definitheit.
35. Zeitliche Deixis: Zeitdeiktische Referenz bezieht sich auf die Zeit, zu der die Äußerung erfolgt, die
„Sprechzeit“. Die Sprechzeit ist für den ÄK die Gegenwart, davor liegt die Vergangenheit, danach die
Zukunft. Es gibt zweierlei zeitdeiktische Erscheinungen: grammatischen Zeitbezug mittels Tempus, sowie
Zeitbezug mittels Zeitangaben und anderen lexikalischen Mitteln: Zeitadverbien, adnominale zeitdeiktische
Elemente nächstes Jahr.
36. Determination: Numerus, bestimmter und unbestimmter Artikel, Demonstrativ- und Possessivpronomen
oder Elementen wie jeder, beide, manche, kein usw. Bilden mit dem Nomen eine NP und damit anzeigen, ob
man auf etwas referiert, das vorab gegeben ist oder nicht.
37. Definitheit und Indefinitheit Mit dem bestimmten Artikel drückt man den Begriff aus, der in dem gegebenen
Kontext vorweg eindeutig bestimmt ist. Auf diesen Kontext verweist der bestimmte Artikel. Er ist
indexikalisch.
38. Die Bedeutung des bestimmten Artikels: Was der Artikel hinzufügt, ist die Information, dass diese
Beschreibung in dem gegebenen Kontext vorab eindeutig ist: In dem ÄK kommt nur ein Referent in Frage.
39. Semantische vs pragmatische Eindeutigkeit: Eine NP ist semantisch eindeutig, wenn die Beschreibung
des Referenten, die sie liefert, unabhängig vom gegebenen ÄK eindeutig ist. Eine NP ist pragmatisch
eindeutig, wenn die Beschreibung ihres Referenten nur unter den besonderen Umständen in dem
gegebenen ÄK eindeutig ist.
40. Semantische Eindeutigkeit: Nomen König, Gesundheitszustand und Alter s ind relational und inhärent
eindeutig (1 König, man hat nur einen Gesundheitszustand und nur ein Alter). Die meisten inhärent
eindeutigen Nomen sind relational. Man nennt sie Funktionalbegriffe. Dagegen sind sortale Nomen wie
Monarch. Die wichtigsten Untertypen von relationalen Nomen sind
Rollenbegriffe: Nomen wie König, Präsident, Direktor etc. Nomen wie Mutter oder Chefin
Eindeutige Teil-von-Begriffe: Körperteile, die man nur einmal hat: Kopf, Nase, Hals, Rücken usw. oder
Begriffe für einmalige Teile von Dingen, zum Beispiel Henkel, Deckel, Rückseite und Attributtbegriffe
bezeichnen die unterschiedlichsten Aspekte, unter denen sich der Possessor beschreiben lässt: Größe,
Gewicht, Struktur, Form, Farbe, Bedeutung, Preis, Name, Inhalt, Alter, Beruf, Geschlecht usw.
Individualbegriffe: inhärent eindeutige nicht-relationale Nomen Sonne, Mond, Papst, Wetter, Datum usw.
Bestimmte Zusätze zu nicht inhärent eindeutigen Nomen können einen semantisch eindeutigen Begriff
ergeben:Superlative (das beste
Fahrrad), Ordinalzahlen und
Ähnliches (das dritte/nächste/letzte
Bier) oder Zusätze, die selbst
inhärent eindeutig sind (Gebäude
23.21, meine Tochter Emma).
41. Pragmatische Eindeutigkeit Pragmatisch eindeutige definite Kennzeichnungen sind nur aus dem
gegebenen besonderen ÄK heraus eindeutig. Ist der Hund von Ihnen?
Test für pragmatische vs. semantische Definitheit: Bei pragmatischer Eindeutigkeit kann man statt des
bestimmten Artikels auch ein adnominales Demonstrativum verwenden. Das liegt daran, dass der Artikel in
diesen Fällen eine demonstrative Funktion hat. „Ich wusste überhaupt nicht, zu wem dieser Hund gehörte.“
vs „Ich gehe jetzt mit diesem Hund raus.“
42. Indefinite NPs Im Deutschen gibt es den unbestimmten Artikel ein, aber nur für zählbare Nomen im
Singular. Einfache indefinite NPs mit Massennomen oder Plural haben gar keinen Determinator. Man drückt
aus, dass der Referent nicht vorab bereits gegeben und eindeutig bestimmt ist; der Referent wird nur
qualitativ gekennzeichnet. Indefinite NPs können dafür benutzt werden, neue Referenten in den Diskurs
einzubringen, auf die später mit
anaphorischen Ausdrücken
wieder referiert werden kann.
43. Definite NP: NP die eingeleitet werden mit
a. bestimmtem Artikel (die Tasse),
b. adnominalem Demonstrativum (diese Tasse), Possessivpronomen (meine Tasse) vorangestelltem Genitiv
(Angelikas Tasse)Eigennamen
c. Pronominale Demonstrativa (dieser, das)
d. Personalpronomen
NPs mit Possessivpronomen oder vorangestelltem Genitiv sind nur definit, wenn sie nicht prädikativ
verwendet werden.
44. Präsuppositionen eines Satzes sind Bedingungen an den ÄK, die er erfüllen muss, damit eine Äußerung
des Satzes semantisch sinnvoll ist. zB Er ging in sein Zimmer und öffnete die Fenster. Er - männliche
Person, ging in sein Zimmer - er war vorher im Zimmer nicht, öffnete die Fenster - die Fenster waren zu.
48. Modalität
Modale Satzadverbien notwendigerweise, möglicherweise, wahrscheinlich, sicher, vielleicht, …
Modale Adjektive notwendig, möglich, wahrscheinlich, gewiss, geboten, erlaubt, lösbar, löslich, …
Modalverben können, müssen, dürfen, wollen …
● Alethische (logische, ontische) Modalität (griech. aletheia ‚Wahrheit’) ‚notwendig oder möglich aus
Gründen der Logik oder der Mathematik oder auf Grund der Bedeutung der vorkommenden Ausdrücke’
Ein Junggeselle muss unverheiratet sein.
● Epistemische Modalität (griech. episteme ‚Wissen’) ‚notwendig oder möglich mit Bezug auf die
Erwartungen, die die Sprecherin aufgrund ihres Erfahrungswissens hat’ Es klingelt; das ist sicher Gerda.
● Deontische Modalität (griech. deon ‚Pflicht’) ‚notwendig (geboten) oder möglich (erlaubt) mit Bezug auf
ein System von juristischen Gesetzen, sozialen Regeln, moralischen Normen, individuellen
Überzeugungen etc. Hans darf nach Hause gehen.
● Buletische Modalität ‚notwendig oder möglich mit Bezug auf die Wünsche einer Person’ Fritz
will/möchte ein Bier trinken.
● Physische (dispositionale) Modalität‚ notwendig oder möglich mit Bezug auf die physischen Umstände
oder das Können einer Person’ Maria kann Auto fahren.
52. Perfekt (Präsens Perfekt) Bedeutung: Das Partizip bestimmt, daß das Intervall der Ereigniszeit vollständig
vor dem Intervall der Referenzzeit liegt, und die Relation zwischen der Referenzzeit und einer
Berechnungszeit (in der Regel = Sprechzeit) ergibt sich aufgrund der temporalen Interpretation des Auxiliars,
die durch ein zweites Tempus bestimmt werden kann. Perfekt hat einen Bezug auf die Gegenwart, die
Ereigniszeit liegt in der Vergangenheit aber die Referenzzeit ist bei der Sprechzeit.
53. Plusquamperfekt drückt eine Vorvergangenheit, Referenzzeit ist vor der Sprechzeit.
54. Futur I - umstritten: ist es Tempus oder Modus, Argumente von Modalisten:
a. werden+Infinitiv wird nicht nur temporal sondern auch modal gebraucht,
b. In den meisten Fällen ist das Präsens mit zukunftsbezogenem werden+Infinitiv austauschbar,
c. In bestimmten Fällen können zukünftige Ereignisse nicht mit werden+Infinitiv bezeichnet werden (Präsens
obligatorisch)
d. In einigen Statistiken wird die Frequenz von zukunftsbezogenem werden+Infinitiv als sehr niedrig
ausgewiesen
e. das Hilfsverb werden verhält sich syntaktisch genauso wie die anderen Modalverben , d.h. dass werden auch
einen reinen Infinitiv verlangt,
f. die Bedeutung hängt von dem Aspekt und der Person ab: 1.Person Versprechen oder Absicht, 2. Person
Befehl, 3. Person Vermutung
55. Futur II - man braucht Partizip II des Hauptverbs, dadurch wird die Vollendungsstufe signalisiert.
Morphologisch und funktional hat deshalb das Futur II eine besondere Nähe zum Perfekt. Die Funktion vom
Futur II hängt oft vom Kontext und von Zeitadverbien ab (daher umstritten als Tempus). Dann kann sich das
Futur II auf verschiedene Zeitstufen beziehen. Genauso wie beim Futur I kann die grammatische Person
dazu beitragen, den Sprechakt als Voraussage, Vermutung oder Befehl zu verstehen. Im Gegensatz zum
Futur I braucht das Futur II immer einen chronologischen Punkt oder ein anderes Ereignis, im Hinblick
worauf ein Geschehen abgeschlossen ist (relatives Tempus).
Varianten des Futur II:
1. Futur II, das sich auf ein vergangenes Geschehen bezieht,
2. Futur II, das sich auf ein zukünftiges Geschehen bezieht
Umstritten, ob FII immer mit Perfekt ersetzt werden kann (doch ist es manchmal obligatorisch wie im
Beispiel)
Ich komme jetzt doch zu euch.
- Aber Hans wird schon abgereist sein!
- Aber Hans ist schon abgereist!