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1.

Semantik ​- beschäftigt sich ausschließlich mit der Bedeutung von sprachlichen Einheiten wie Wörtern,
Phrasen, grammatischen Formen und Sätzen, nicht aber mit der Bedeutung von Handlungen und
Phänomenen allgemein.

2. Ausdruck vs. Bedeutung Der ​Ausdruck ​eines sprachlichen Zeichens ist dessen Lautgestalt, ​Baum ​korrekte
Lautsequenz im Deutschen, nicht aber ​*rsgrzig. ​Die Verbindung von Inhalt und Ausdruck ist arbiträr, d. h. es
besteht eine willkürliche, und nicht eine naturgegebene Zuordnung von Inhalt und Ausdruck. Mit sprachlichen
Zeichen nehmen wir Bezug auf Gegenstände der Welt - ​Referenten​. Das Verhältnis zwischen Inhalt,
Ausdruck und Referent ist derart, dass die an die Ausdrücke gekoppelten Inhalte Referenz ermöglichen.

3. Bedeutung vs. ​Referenz:​ Die Wörter Abendstern und Morgenstern haben unterschiedliche Bedeutungen,
beziehen sich aber auf denselben Referenten, den Planeten Venus.

4. Funktionen sprachlicher Zeichen​: Zeichen können ​Symptom​, also Ausdruck der Empfindungen usw. des
Sprechers sein: ​Mir geht es schlecht. ​Sie können ​Signal​, also Appell an den Hörer sein: ​Mach das Fenster
zu, bitte! ​Schließlich können sie ​Symbol​, also Darstellung eines Sachverhalts sein: ​Das Dreieck ist blau.

5. Bedeutung vs Konzept ​Konzepte sind mentale Einheiten; sie basieren auf Erfahrungen, die wir im Umgang
mit der Welt und mit anderen Menschen machen. Von einer Bedeutung sprechen wir dann, wenn einer
konzeptuellen Einheit eine sprachliche Form zugeordnet ist. ​Bedeutungen sind in diesem Sinne
versprachlichte, mit Wortformen belegte Konzepte​. Jede Bedeutung ist damit ein Konzept, aber nicht jedes
Konzept ist auch eine Bedeutung. (nicht-mehr-durstig-sein Konzept hat keinen sprachlichen Ausdruck)

6. Bedeutungsebenen​:
Ausdrucksbedeutung​: die Bedeutung eines einfachen oder zusammengesetzten Ausdrucks für sich
genommen,​ ohne Bezug auf einen Kontext. ​Ich, brauche, dein, Fahrrad, nicht (​Inhaltswörter: Substantive,
Verben, Adjektive, Adverbien und Funktionswörter: Pronomen, Präpositionen, Artikel, Konjunktionen)
Äußerungsbedeutung​: die Bedeutung, die ein einfacher oder zusammengesetzter Ausdruck durch die
Festlegung seiner ​Referenz​ in einem gegebenen ​Äußerungskontext​ ​erhält (Sprecher, Adressaten,
Zeitpunkt, Ort) ​Angelika hat jetzt ihr Auto zurück, braucht Klaus Fahrrad nicht mehr.
Kommunikativer Sinn: ​die Bedeutung einer Äußerung als kommunikative ​Handlung ​in einer gegebenen
sozialen Konstellation. (Absicht: Information, Ablehnung, …)

7. Lexikalische Bedeutungen ​sind gespeicherte Bedeutungen - In unserem Kopf ist ein riesiges Lexikon
angelegt, in dem alle Wörter, die wir kennen, mit ihren Bedeutungen gespeichert sind und uns zur Verfügung
stehen.

8. Den Prozess, durch den die Bedeutung eines Satzes aktiv errechnet wird, nennt man ​Komposition ​und die
durch Komposition zustande kommende Bedeutung ​kompositionale Bedeutung​.

9. Die Form eines Wortes trägt ​grammatische Bedeutung​, wenn in der gegebenen Konstruktion alternative
Formen möglich sind, (andere Zeitform zB) die unterschiedlichen Formen mit einem Bedeutungsunterschied
verbunden sind, die gewählte Form keine neutrale Bedeutung hat.

10. Kompositionalitätsprinzip ​Die Grammatik einer Sprache erlaubt es, gegebene Grundausdrücke mit
lexikalischer Bedeutung zu komplexen Ausdrücken zusammenzusetzen. Die Bedeutung der komplexen
Ausdrücke ergibt sich durch semantische Komposition. Dieser Prozess speist sich aus drei Quellen: die
lexikalische Bedeutung der Grundausdrücke, die grammatische Bedeutung ihrer Form und die syntaktische
Struktur des komplexen Ausdrucks.
11. Wortbildungssemantik​: Bestimmte Konversionen, Derivationen und Zusammensetzungen werden
regelmäßig auf vorhersagbare Weise interpretiert. Das Problem bei der Wortbildung ist aber, dass sich
dieselbe morphologische Bildungsweise oft auf mehrere Weisen interpretieren lässt. (Buchdeckel,
Buchautorin, Bücherregal) Ein weiterer Grund für die Unübersichtlichkeit der Wortbildungssemantik sind die
sehr zahlreichen Fälle, in denen komplexe Wörter eine unvorhersehbare Bedeutung haben. (Meerkatze,
Ohrfeige)

12. Die ​Bedeutung ​eines Inhaltswortes ist ein Konzept, das eine mentale Beschreibung einer bestimmten Art
von Entitäten bereitstellt. Die Bedeutung eines Satzes ist ein Konzept, das eine mentale Beschreibung einer
bestimmten Art von Situation bereitstellt.

13. Deskriptive Bedeutung:​ ​Ein Ausdruck​ hat eine deskriptive Bedeutung, wenn er eine mentale
Repräsentation ausdrückt, die seinen Bezug auf Gegenstände im weitesten Sinne erlaubt. Die deskriptive
Bedeutung eines ​Inhaltswortes ​ist ein Konzept, das seinen Bezug auf Objekte, Ereignisse, Zeiten, Orte etc.
einer bestimmten Art erlaubt. Die deskriptive Bedeutung eines ​Satzes ​ist eine Proposition (ein
Situationskonzept), die seinen Bezug auf Situationen einer bestimmten Art erlaubt. Die deskriptive
Bedeutung eines ​Lexems​, einer ​grammatischen Form​ oder einer ​Phrase ​besteht in dem Beitrag, den sie zur
deskriptiven Bedeutung eines Satzes leisten.

14. Referenz und Referent​: Der Bezug von Ausdrücken auf Situationen, Objekte, Ereignisse, Zeiten, Orte etc.
in einem ÄK wird als Referenz bezeichnet. Das, worauf sich ein Ausdruck bezieht, ist sein Referent.

15. Die ​soziale Bedeutung​ ist eine nicht-deskriptive Komponente der Ausdrucksbedeutung. Ein Ausdruck hat
eine soziale Bedeutung, wenn er auf spezifische Weise der Anzeige sozialer Beziehungen oder dem Vollzug
sozialer Handlungen dient. Zwei Gruppen von Ausdrücken mit sozialer Bedeutung:
1. Ausdrücke, die auch deskriptive Bedeutung haben (du, ihr, Sie, Eigennamen)
2. Ausdrücke ohne deskriptive Bedeutung (hallo, bitte usw. man referiert nicht)

16. Die ​expressive Bedeutung​ (auch nicht-deskriptiv) Ein Ausdruck hat eine ​expressive Bedeutung​, wenn er
dem unmittelbaren Bekunden von persönlichen Gefühlen, Empfindungen, Einstellungen oder Bewertungen
dient. Zwei Gruppen von Ausdrücken mit expressiver Bedeutung:
1. Ausdrücke, die auch eine deskriptive Bedeutung haben (Pejorativa, Kraftausdrücke und Kosewörter)
2. Ausdrücke ohne deskriptive Bedeutung (​Interjektionen​ ​Mmmh​, ​Ausrufe ​deren gewöhnliche deskriptive
Bedeutung irrelevant ist ​mein Gott,​ ​Exklamativsätze ​keine Info ​Welch schöner Morgen​!​ Expressive Adverbien
die Einstellung des Sprechers äußern ​leider

17. Konnotationen ​eines Ausdrucks sind die kulturellen Assoziationen, die die Mitglieder einer
Sprachgemeinschaft typischerweise bei der Verwendung des Ausdrucks haben. Konnotationen sind ein
Grund, warum sich Ausdrücke mit derselben deskriptiven Bedeutung in ihrer Ausdrucksbedeutung
unterscheiden können. ​Boss vs. Chef; Dame vs. Frau; Stadt vs. Metropole; Klo vs. Toilette

18. Lexeme ​sind typischerweise syntaktisch einfache Ausdrücke.


Basislexeme ​- ihre Bedeutungen sind arbiträr, dh den sprachlichen Formen aufgrund von Konventionen
zugeordnet und daher (mehr oder weniger) willkürlich.
Abgeleitete Lexeme​ - nach morphologischen Regeln aus anderen Lexemen gebildet:
Lexeme aufgrund der Derivation: ab+fahren, Fahr+er, un+lös+bar
Lexeme aufgrund der Komposition: grau+blau, Hoch+haus, fremd+gehen
Die Bedeutung ​ergibt sich kompositional aus der Bedeutung der zugrundeliegenden Lexeme und der
Bedeutung ihrer grammatischen Form durch die Anwendung semantischer Regeln. Die semantischen
Regeln müssen gelernt werden und sind Teil des grammatischen Regelwissens von Sprechern.
19. Ambiguität ​- Mehrdeutigkeit - kann sich auf alle Bedeutungsebenen beziehen: Ausdrucksbedeutung,
Äußerungsbedeutung und kommunikativer Sinn. Zwei Hauptarten von Ambiguität: ​lexikalische Ambiguität
und ​strukturelle Ambiguität​. Lexikalische Ambiguität: Homonymie (Gleichnamigkeit) Polysemie
(Vieldeutigkeit)

20. Homonymie​: ​Zwei ​oder mehrere Lexeme sind homonym, wenn sie in mindestens einer Wortform
übereinstimmen, aber verschiedene, nicht miteinander verbundene Bedeutungen haben: ​Bank, Leiter,
Kiefer…​
Entstehung von Homonymie:​ ​zufällig ​z.B. ​Weiche - weich​ oder ​Übertragung​: (z.B. ​Bank:​ früher Bezeichnung
für den Tisch des Geldwechslers)
Arten von Homonymie
totale ​Homonymie: Übereinstimmung in allen Wortformen (​Weiche​)
partielle ​Homonymie: Unterscheidung in mindestens zwei Wortformen (​Bank​)
Homographie​: Homonymie in Bezug auf die Schriftform (​der/das Band vs. die Band​)
Homophonie​: Homonymie in Bezug auf die Lautform (​Seite vs. Saite)​

21. Polysemie​: ​Ein ​Lexem ist polysem, wenn es mehrere Bedeutungsvarianten, d.h. miteinander verbundene
Bedeutungen hat. Beispiele:​ Zug, laufen, grün

22. Vagheit​: Eine lexikalische Bedeutung ist vage, wenn sie eine ​flexible ​Anpassung an den Kontext erlaubt.
(Baby - hat flexible Grenze zu Kleinkind, nicht mehrere Bedeutungen)

23. Strukturelle Ambiguität


Ein syntaktisch komplexer Ausdruck ist strukturell (oder kompositional) ambig, wenn er auf unterschiedliche
Weisen aus den in ihm vorkommenden Lexemen aufgebaut sein kann. Die Bedeutung eines Satzes ergibt
sich durch den Kompositionsprozess und ist dabei durch die Bedeutung seiner Elemente, deren
grammatische Form und durch die syntaktische Struktur bestimmt.
Lexikalische A ​ mbiguität: Sie ging zu der nächstbesten ​Bank​. (klupa ili banka)
Strukturelle A​ mbiguität:
(syntaktisch) Sie beobachtete den Kerl mit dem Fernglas. (wer hat das Fernglas)
(grammatisch)
a. Ich nehme an, sie wird schon schlafen. Vermutung
b. Sie wird erst morgen kommen. Futur

24. Bedeutungsverschiebungen​: Eine Bedeutungsverschiebung wird dann vollzogen, wenn der Kontext die
Verwendung des jeweiligen Ausdrucks in seiner gewöhnlichen, wörtlichen Bedeutung nicht zulässt. Drei
Arten:
Metonymische Bedeutungsverschiebung​ Bei einer Metonymie (griech. ‘Umbenennung’) wird ein Ausdruck
auf Gegenstände bezogen, auf die er ursprünglich nicht anwendbar ist und die zu Gegenständen seiner
ursprünglichen Verwendung in einer Beziehung der Kontiguität, d.h. ​Zusammengehörigkeit ​stehen. ​Im
Zimmer 13 liegt ein Herzinfarkt. ​Verlagerung des Konzepts auf eine seiner Komponenten
Metaphorische Bedeutungsverschiebung​ - ein Ausdruck wird auf Gegenstände bezogen, auf die er
ursprünglich nicht anwendbar ist und die zu Gegenständen seiner ursprünglichen Verwendung in einer
​ erschiebung des Konzepts in einen anderen
Beziehung der ​Ähnlichkeit ​stehen. ​Ich habe viel Zeit investiert. V
Bereich
Differenzierung ​Zu einer Differenzierung kommt es, wenn die konkrete Bedeutung eines Ausdrucks ein
Spezialfall der ursprünglichen Bedeutung dieses Ausdrucks ist. ​John verlor seinen Freund in dem überfüllten
U-Bahnhof / bei einem tragischen Unfall / weil er es sich nicht verkneifen konnte, üble Witze über ihn zu
machen. H​ inzufügung einer Spezifikation zum Konzept.
25. Synonymie​: Zwei Ausdrücke A und B sind synonym (griech. ‘gleichnamig’) genau dann, wenn A und B
dieselbe Bedeutung haben. Es gibt zwei Arten der Synonymie:
totale ​Synonymie: Fremdwörter, Abkürzungen, veränderte Reihenfolge usw. und ​partielle ​Synonymie:
1. Übereinstimmung in der deskriptiven, aber keine Übereinstimmung in der sozialen oder expressiven
Bedeutung ​Gesicht Visage,​
2. Bedeutungübereinstimmung in einzelnen Kontexten ​Karte – Eintrittskarte, Fahrkarte

26. Hyponymie - ​Ein Ausdruck A ist ein Hyponym (griech. ‘Untername’) des Ausdrucks B wenn die Bedeutung
von A die Bedeutung von B echt einschließt​.
Normalfälle​: Nelke Blume
Determinativkomposita​:​ Kleingeld – Geld ​(Nicht jedes Kompositum ist ein DK:​ Seepferdchen ist kein Pferd)
Adjektiv-Nomen-Konstruktionen​ ​schwerer Stein – Stein ​(nicht jeder ​falscher Freund ist ein Freund​)

27. Oppositionen​:
Antonymie ​Zwei Ausdrücke A und B sind antonym (griech. ‘gegennamig’) bzw. Antonyme gdw. A und B auf
​ ntonyme Ausdrücke sind für den Bereich
einer Skala entgegengesetzte Extreme bezeichnen​ arm – reich: A
der hohen, bzw. der niedrigen Werte auf einer entsprechenden Skala (Reichtums-, Temperatur-,
Geschwindigkeitsskala usw.) reserviert.
Direktionale Opposition​: Zwei Ausdrücke A und B befinden sich in direktionaler Opposition gdw. sich A und B
auf einer Achse (Körper, Raum, Zeit) auf entgegengesetzte Richtungen beziehen ​oben - unten, vor - nach
Komplementarität​: Zwei Ausdrücke A und B sind komplementär gdw. die Bedeutungen von A und B in einem
eingegrenzten Bereich eine erschöpfende Alternative bilden. Tante - Onkel, möglich - unmöglich, gerade -
ungerade
Heteronymie: ​Ausdrucke A1, A2, ..., An (n≥3) sind
heteronym (griech. ‘ungleichnamig’) bzw.
Heteronyme gdw die Bedeutungen von A1, A2, ..., An
in einem eingegrenzten Bereich eine erschöpfende
Alternative bilden. Heteronymie involviert mehr als
zwei Lexeme. ​Dienstag und Freitag​ bezeichnen nicht
entgegengesetzte Fälle auf einer Skala von
Möglichkeiten, sondern ​gleichrangige Alternativen.
Inkompatibilität​: ​Zwei Ausdrücke A und B sind
inkompatibel (lat. ‘unverträglich’) gdw die
Bedeutungen von A und B einander ​ausschließen​.
Antonyme, direktional-oppositionale, komplementäre
und heteronyme Ausdrücke sind inkompatibel.
Konversität ​Zwei binäre Relationsausdrücke A und B
sind konvers gdw A und B dieselbe Beziehung mit
vertauschten ​Rollen ausdrücken​ kaufen – verkaufen.
Konvers sind Antonyme, Aktiv - Passiv

28. Ein ​Wortfeld ​ist eine Gruppe von Lexemen, die die folgenden Bedingungen erfüllt:
a. die Lexeme gehören zu derselben grammatischen Kategorie,
b. ihre Bedeutungen haben gemeinsame Bestandteile,
c. zwischen ihnen bestehen klar definierte Bedeutungsbeziehungen,
d. die Gruppe ist bezüglich dieser Beziehungen abgeschlossen.
Zwei Typen von größeren Wortfeldern sind Taxonomien und Mereologien.

29. Taxonomie ​ist eine auf Hyponymie beruhende hierarchische Gliederung von Wörtern in einem
Bedeutungsbereich.
30. Eine ​Mereologie ​ist eine auf ​Meronymie ​beruhende hierarchische Gliederung von Wörtern in einem
Bedeutungsbereich. Ein Ausdruck A ist ein ​Meronym ​(griech. ‘Teilnahme’) des Ausdrucks B und B ist ein
Holonym ​(griech. ‘Name des Ganzen’) von A gdw ein potenzieller Referent von A ein konstitutiver Teil eines
potenziellen Referenten von B ist. ​Kopf i​ st ein Meronym von ​Körper

31. Deixis ​(griech. ,,zeigen”) liegt vor, wenn die Referenz von Ausdrücken durch Verweis auf Aspekte der
unmittelbaren Äußerungssituation bestimmt wird.

32. Personaldeixis ​ist Deixis anhand der grammatischen Kategorie der Person. Bei der Beschreibung der
deskriptiven Bedeutung von Personalpronomen spielen Definitheit, Person, Numerus und oft auch Genus
eine Rolle. Zusätzlich können Personalpronomen soziale Bedeutung tragen so wie ​du, ihr​ und ​Sie​ im
Deutschen.
Definitheit​. Allen Personalpronomen ist gemeinsam, dass sie definit sind: Ihr Referent ist in dem gegebenen
Kontext immer eindeutig bestimmt.
Person​: 3. Person auch definit, aber ihre Eindeutigkeit muss aus dem Kontext erzeugt werden. Im Deutschen
werden sie in der Regel „anaphorisch“ verwendet. Damit ist gemeint, dass sie auf etwas Bestimmtes
referieren, das im gegebenen Kontext bereits erwähnt wurde. Man nennt den anaphorischen Ausdruck (und
auch diese Art der Referenz) ​Anapher​ und den vorangegangenen Ausdruck, auf dessen Referenten sich die
Anapher bezieht, sein ​Antezedens​.
Für das ​Genus ​der Personalpronomen im Deutschen
gilt dasselbe: Es hat keine deskriptive Bedeutung.
Wenn Personalpronomen der 3. Person
anaphorisch verwendet werden, gilt die Regel,
dass das Pronomen dasselbe Genus haben muss
wie sein Antezedens.
Numerus​. Der Plural hat im Fall von WIR eine andere
Bedeutung als bei Nomen.

33. Possessivpronomen ​drücken aus, dass der Referent des Nomens zu der Person oder Sache gehört, die
das Pronomen angibt. Diesen „Besitzer“ nennt man ​Possessor ​(lat. ›Besitzer‹) und seinen „Besitz“ das
Possessum ​(lat. ›Besessenes‹). Bei diesen Nomen ist eine spezifische Relation zu einem Possessor bereits
in das Konzept ihrer deskriptiven Bedeutung eingeschrieben. Man nennt diese Nomen daher ​relational
(Verwandtschaft, Teil) Sie legen nicht nur die Beziehung zwischen Referent und Possessor fest; der Referent
hängt auch von der Wahl des Possessors ab. Es gibt auch Nomen, die keine solche Beziehung beinhalten,
zum Beispiel Bezeichnungen für beliebige Sorten von Dingen, wie ​Schiff, Hund, Fahrrad, Kirsche, Staub,
Stuhl;​ die meisten Nomen sind von dieser Art. Man nennt sie ​sortale ​Nomen. Sie beschreiben ihre
potenziellen Referenten der Art nach.

34. Räumliche Deixis​, oder Raumdeixis, nimmt auf die räumliche Situierung der Äußerung Bezug. Bezugspunkt
ist der Ort, an dem sich S befindet und evtl. auch der Ort von A. Die unmittelbarsten raumdeiktischen
Kategorien sind HIER und DORT. HIER dient der Referenz auf den Ort, wo S ist, DORT auf einen Ort, wo S
nicht ist. proximal - „sprechernah“ im deiktischen Zentrum, distal - sprechernah. Semantisch haben
Demonstrativa drei Dimensionen: deiktischen Bezug, Art der Referenz (pronominal und adnominal) und
Definitheit.

35. Zeitliche Deixis: ​Zeitdeiktische Referenz bezieht sich auf die Zeit, zu der die Äußerung erfolgt, die
„Sprechzeit“. Die Sprechzeit ist für den ÄK die Gegenwart, davor liegt die Vergangenheit, danach die
Zukunft. Es gibt zweierlei zeitdeiktische Erscheinungen: grammatischen Zeitbezug mittels ​Tempus​, sowie
Zeitbezug mittels ​Zeitangaben ​und anderen lexikalischen Mitteln: Zeitadverbien, adnominale zeitdeiktische
Elemente ​nächstes Jahr.
36. Determination​: Numerus, bestimmter und unbestimmter Artikel, Demonstrativ- und Possessivpronomen
oder Elementen wie ​jeder, beide, manche, kein​ usw. Bilden mit dem Nomen eine NP und damit anzeigen, ob
man auf etwas referiert, das vorab gegeben ist oder nicht.

37. Definitheit und Indefinitheit​ ​Mit dem bestimmten Artikel drückt man den Begriff aus, der in dem gegebenen
Kontext vorweg eindeutig bestimmt ist. Auf diesen Kontext verweist der bestimmte Artikel. Er ist
indexikalisch​.

38. Die Bedeutung des ​bestimmten Artikels​: Was der Artikel hinzufügt, ist die Information, dass diese
Beschreibung in dem gegebenen Kontext vorab eindeutig ist: In dem ÄK kommt nur ein Referent in Frage.

39. Semantische vs pragmatische Eindeutigkeit​: Eine NP ist semantisch eindeutig, wenn die Beschreibung
des Referenten, die sie liefert, unabhängig vom gegebenen ÄK eindeutig ist. Eine NP ist pragmatisch
eindeutig, wenn die Beschreibung ihres Referenten nur unter den besonderen Umständen in dem
gegebenen ÄK eindeutig ist.

40. Semantische Eindeutigkeit​: Nomen ​König,​ ​Gesundheitszustand ​und ​Alter s​ ind relational und inhärent
eindeutig (1 König, man hat nur einen Gesundheitszustand und nur ein Alter). Die meisten inhärent
eindeutigen Nomen sind ​relational​. Man nennt sie ​Funktionalbegriffe​. Dagegen sind ​sortale ​Nomen wie
Monarch. Die wichtigsten Untertypen von relationalen Nomen sind
Rollenbegriffe​: Nomen wie ​König, Präsident, Direktor​ etc. Nomen wie ​Mutter ​oder ​Chefin
Eindeutige Teil-von-Begriffe​: Körperteile, die man nur einmal hat: ​Kopf, Nase, Hals, Rücken​ usw. oder
Begriffe für einmalige Teile von Dingen, zum Beispiel ​Henkel, Deckel, Rückseite​ und ​Attributtbegriffe
bezeichnen die unterschiedlichsten Aspekte, unter denen sich der Possessor beschreiben lässt: ​Größe,
Gewicht, Struktur, Form, Farbe, Bedeutung, Preis, Name, Inhalt, Alter, Beruf, Geschlecht​ usw.
Individualbegriffe: ​inhärent eindeutige nicht-relationale Nomen Sonne, Mond, Papst, Wetter, Datum usw.
Bestimmte Zusätze zu nicht inhärent eindeutigen Nomen können einen semantisch eindeutigen Begriff
ergeben:Superlative (das beste
Fahrrad), Ordinalzahlen und
Ähnliches (das dritte/nächste/letzte
Bier) oder Zusätze, die selbst
inhärent eindeutig sind (Gebäude
23.21, meine Tochter Emma).

41. Pragmatische Eindeutigkeit ​Pragmatisch eindeutige definite Kennzeichnungen sind nur aus dem
gegebenen besonderen ÄK heraus eindeutig. ​Ist der Hund von Ihnen?
Test ​für pragmatische vs. semantische Definitheit:​ ​Bei pragmatischer Eindeutigkeit kann man statt des
bestimmten Artikels auch ein adnominales Demonstrativum verwenden. Das liegt daran, dass der Artikel in
diesen Fällen eine demonstrative Funktion hat. „​Ich wusste überhaupt nicht, zu wem dieser Hund gehörte.“
vs „Ich gehe jetzt mit diesem Hund raus.“

42. Indefinite NPs ​Im Deutschen gibt es den unbestimmten Artikel ​ein​, aber nur für zählbare Nomen im
Singular. Einfache indefinite NPs mit Massennomen oder Plural haben gar keinen Determinator. Man drückt
aus, dass der Referent nicht vorab bereits gegeben und eindeutig bestimmt ist; der Referent wird nur
qualitativ gekennzeichnet. Indefinite NPs können dafür benutzt werden, neue Referenten in den Diskurs
einzubringen, auf die später mit
anaphorischen Ausdrücken
wieder referiert werden kann.
43. Definite NP: NP die eingeleitet werden mit
a. bestimmtem Artikel (die Tasse),
b. adnominalem Demonstrativum (diese Tasse), Possessivpronomen (meine Tasse) vorangestelltem Genitiv
(Angelikas Tasse)Eigennamen
c. Pronominale Demonstrativa (dieser, das)
d. Personalpronomen
NPs mit Possessivpronomen oder vorangestelltem Genitiv sind nur definit, wenn sie nicht prädikativ
verwendet werden.

44. Präsuppositionen​ ​eines Satzes sind Bedingungen an den ÄK, die er erfüllen muss, damit eine Äußerung
des Satzes semantisch sinnvoll ist. zB ​ Er ging in sein Zimmer und öffnete die Fenster. Er - männliche
Person, ging in sein Zimmer - er war vorher im Zimmer nicht, öffnete die Fenster - die Fenster waren zu.

45. Präsuppositionsauslöser / Präsuppositionsträger ​sind oft NP und Verben.


NP​ tragen 2 Präsuppositionen:
- dass es überhaupt einen Referenten gibt (​Existenzpräsupposition​),
- dass die gegebene Kennzeichnung eindeutig ist (​Eindeutigkeitspräsupposition​).
Verben​:
- Selektionsbeschränkungen: ​jedes Verb stellt bestimmte Anforderungen an die Referenten seiner
Ergänzungen wie Subjekt und Objekt und in Bezug auf das Subjekt und eventuelle Objekte Bedingungen.
trinken (Subjekt (+belebt); Objekt (+flüssig))
- Veränderungsverben (​die das Erreichen oder Herstellen eines bestimmten Resultats ausdrücken)
präsupponieren, dass der resultierende Zustand zuvor noch nicht bestand: Man kann nicht etwas öffnen,
was schon offen ist, usw. So auch ​verlassen, sich hinlegen, werden, aufhören, nehmen…
- faktive Verben​, die mit einem dass-Satz ergänzt werden, präsupponieren, was in dem dass-Satz gesagt
wird: ​bedauern, bereuen, zugeben, wissen oder beweisen ​(nicht alle dass-Sätze)

46. Klassifizierung der Verben nach semantischen Kriterien


Zustandsverben​ ​haben das Merkmal (+statisch) ab. Sie drücken einen gleichbleibenden Zustand aus,
etwas, was dauert und unverändert bleibt. ​bleiben, leben, schlafen, sein, stehen, wohnen; glauben, kennen,
lieben, hassen, liegen
Tätigkeitsverben ​haben die Merkmale (+dynamisch, +Veränderung) und bezeichnen eine vom Subjekt
intentional ausgeführte Handlung oder Tätigkeit. Das Subjekt ist aktiv, es tut etwas - ​schreibt, fragt, kämpft,
läuft, arbeiten, besteigen, einladen, essen, helfen, gehen, schreiben, sprechen, springen, usw.
Vorgangsverben ​(+dynamisch, +Veränderung) bezeichnen eine vom Subjekt nicht beabsichtigte
Veränderung, einen Vorgang / Prozess, der am Subjekt vollzogen wird.​ ​ Vorgangsverben können keine
Akkusativergänzung regieren: ​Einschlafen, fallen, aufwachen, erfrieren, erkranken, ermüden, erwachen,
hinfallen, sterben, verblühen​, usw.

47. Klassifizierung nach Aktionsart


Imperfektive Verben​ (durative Verben) geben ein Geschehen oder einen Zustand ohne zeitliche
Begrenzung, als andauernd und unvollendet wieder:
-iterative ​(auch: frequentive) Verben, die ein wiederholtes Geschehen ausdrücken: ​flattern, gackern,
streicheln​ u.a.
-diminutive ​und intensive Verben, die eine Abschwächung bzw. eine Verstärkung des Geschehens
ausdrücken: ​hüsteln, köcheln, lächeln, brüllen, saufen​ u.a.
Perfektive Verben​ ​grenzen den Verlauf eines Geschehens ein, indem sie dessen Anfangs- oder Endpunkt
wiedergeben.
-inchoative ​(auch: ingressive) Verben - geben den Beginn eines Geschehens wieder: ​aufwachen,
einschlafen, entflammen, erblicken, erblühen
- egressive ​(auch: terminative, resultative) Verben - bezeichnen das Ende eines Geschehens: ​abschließen,
ausleeren, durchbohren, erkämpfen, verblühen
- punktuelle ​Verben - geben ein auf einen Zeitpunkt beschränktes Geschehen wieder: ​erkennen, explodieren,
platzen
- kausative ​(auch: faktitive) Verben - bezeichnen ein Geschehen, das ein anderes Geschehen / einen Zustand
verursacht: ​beugen, öffnen, schärfen, tränken

48. Modalität
Modale Satzadverbien ​notwendigerweise, möglicherweise, wahrscheinlich, sicher, vielleicht, …
Modale Adjektive ​notwendig, möglich, wahrscheinlich, gewiss, geboten, erlaubt, lösbar, löslich, …
Modalverben ​können, müssen, dürfen, wollen …
● Alethische ​(logische, ontische) ​Modalität ​(griech. aletheia ‚Wahrheit’) ‚notwendig oder möglich aus
Gründen der Logik oder der Mathematik oder auf Grund der Bedeutung der vorkommenden Ausdrücke’
Ein Junggeselle muss unverheiratet sein.
● Epistemische​ Modalität ​(griech. episteme ‚Wissen’) ‚notwendig oder möglich mit Bezug auf die
Erwartungen, die die Sprecherin aufgrund ihres Erfahrungswissens hat’ ​Es klingelt; das ist sicher Gerda.
● Deontische Modalität​ (griech. deon ‚Pflicht’) ‚notwendig (geboten) oder möglich (erlaubt) mit Bezug auf
ein System von juristischen Gesetzen, sozialen Regeln, moralischen Normen, individuellen
Überzeugungen etc. ​Hans darf nach Hause gehen.
● Buletische Modalität​ ​‚notwendig oder möglich mit Bezug auf die Wünsche einer Person’ ​Fritz
will/möchte ein Bier trinken.
● Physische (dispositionale) Modalität​‚ notwendig oder möglich mit Bezug auf die physischen Umstände
oder das Können einer Person’ ​Maria kann Auto fahren.

49. Tempus​: Zeit drücken​ Spezielle Ausdrücke


Positionsadverbialen​ absoluter Lokalisierung wie ​im
​ nd relativer Lokalisierung wie ​jetzt
Jahre x u
Zeitdaueradverbialen ​wie ​zehn Minuten lang​ und
Zeitrahmenadverbialen​ wie ​in zehn Minuten
Frequenzadverbialen ​wie ​immer)​ und
grammatische Mittel​ aus (temporale
Konjunktionen, Tempora) Unter ​Tempus ​wird
gewöhnlich die Lokalisierung der mit dem Satz
beschriebenen Eventualität (oder Situation) vor, zu
oder nach der Äußerungszeit verstanden
die ​Sprechzeit​ S, die ​Ereigniszeit ​E und die ​Referenzzeit ​R.

50. Gebrauch des Präsens​:


● in atemporalen Aussagen
a. in generell gültigen Aussagen
b. Aussagen mit Sprichwortcharakter)
● in Aussagen mit überlappender Sprech- und Ereigniszeit
a. Aussagen mit identifizierendem Charakter,
b. Aussagen mit Gegenwartsbezug,
c. in explizit performativen Äußerungen ​Ich behaupte, dass Schalke Deutscher Meister war.
● Das Präsens in Aussagen über die Zukunft
● Das Präsens in Aussagen über die Vergangenheit
a. Aussagen über geschichtliche Ereignisse,
b. Gebrauch in Zeitungsüberschriften,
c. Gebrauch in Erlebnisberichten (szenisches Präsens)
d. Gebrauch als konstatierendes Präsens
51. Gebrauch des Präteritums: ​hat keinen Bezug auf die Gegenwart, die Referenzzeit liegt vor der Sprechzeit.
a. Vergangenheitsbezug,
b. Quasigegenwart und Quasizukunft,
c. Subjektives Präteritum (​Florenz lag in einem Tal)​ ,
d. Erstaunliche Verwendung des Präteritums (​Wie war doch Ihr Name?)

52. Perfekt ​(Präsens Perfekt) Bedeutung: Das Partizip bestimmt, daß das Intervall der Ereigniszeit ​vollständig
vor dem Intervall der Referenzzeit liegt, und die Relation zwischen der Referenzzeit und einer
Berechnungszeit (in der Regel = Sprechzeit) ergibt sich aufgrund der temporalen Interpretation des Auxiliars,
die durch ein zweites Tempus bestimmt werden kann. Perfekt hat einen​ Bezug auf die Gegenwart​, die
Ereigniszeit liegt in der Vergangenheit aber die Referenzzeit ist bei der Sprechzeit.

53. Plusquamperfekt ​drückt eine Vorvergangenheit, Referenzzeit ist vor der Sprechzeit.

54. Futur I - ​umstritten: ist es Tempus oder Modus, Argumente von Modalisten:
a. werden+Infinitiv wird nicht nur temporal sondern auch modal gebraucht,
b. In den meisten Fällen ist das Präsens mit zukunftsbezogenem werden+Infinitiv austauschbar,
c. In bestimmten Fällen können zukünftige Ereignisse nicht mit werden+Infinitiv bezeichnet werden (Präsens
obligatorisch)
d. In einigen Statistiken wird die Frequenz von zukunftsbezogenem werden+Infinitiv als sehr niedrig
ausgewiesen
e. das Hilfsverb werden verhält sich syntaktisch genauso wie die anderen Modalverben , d.h. dass werden auch
einen reinen Infinitiv verlangt,
f. die Bedeutung hängt von dem Aspekt und der Person ab: 1.Person Versprechen oder Absicht, 2. Person
Befehl, 3. Person Vermutung

55. Futur II​ - man braucht Partizip II des Hauptverbs, dadurch wird die ​Vollendungsstufe ​signalisiert.
Morphologisch und funktional hat deshalb das Futur II eine besondere Nähe zum Perfekt. Die Funktion vom
Futur II hängt oft vom Kontext und von ​Zeitadverbien ​ab (daher umstritten als Tempus). Dann kann sich das
Futur II auf verschiedene Zeitstufen beziehen. Genauso wie beim Futur I kann die grammatische Person
dazu beitragen, den Sprechakt als Voraussage, Vermutung oder Befehl zu verstehen. Im Gegensatz zum
Futur I braucht das Futur II immer einen chronologischen Punkt oder ein anderes Ereignis, im Hinblick
worauf ein Geschehen abgeschlossen ist (relatives Tempus).
Varianten des Futur II​:
1. Futur II, das sich auf ein vergangenes Geschehen bezieht,
2. Futur II, das sich auf ein zukünftiges Geschehen bezieht
Umstritten, ob FII immer mit Perfekt ersetzt werden kann (doch ist es manchmal obligatorisch wie im
Beispiel)
Ich komme jetzt doch zu euch.
- Aber Hans wird schon abgereist sein!
- Aber Hans ist schon abgereist!

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