Sie sind auf Seite 1von 2

3. Advent 2021 12.12.

2021
Pfr. Maximilian Schmid-Lorch

Von der Hierarchie in Gottes Haushalt - Kurzpredigt zum 3. Advent über 1 Korinther 4,1-5

Wenn die Katze aus dem Haus ist…


Ein Sprichwort sagt: „Wenn die Katze aus dem Haus ist, dann spielen die Mäuse verrückt.“ Ich
muss da immer an eine Geschichte aus meiner Jugend denken, in der sich dieses Sprichwort
bewahrheitet hat. Da hatte ein Kumpel aus dem Dorf sturmfrei. Die Alten waren aus dem Haus
und was macht er da als junger Kerl? Er lädt zur Party ein. Die Einladung macht die Runde, per
SMS und über soziale Medien. Am Abend quillt das Haus von geladenen und ungeladenen
Gästen beinahe über. Am nächsten Morgen herrscht entsprechendes Chaos, sogar das
Schlafzimmer der Eltern wurde verwüstet.
Nur für einen Abend
Du kannst dir sicher vorstellen, was los war, als seine Eltern an diesem Morgen nach Hause
gekommen sind. Es gab natürlich Konsequenzen, die er dann allein tragen musste, während die
Partygäste sich fröhlich verkrümelt haben, um ihren Rausch auszuschlafen. Ich verstehe, warum
seine Eltern so sauer waren: Nur für einen Abend hatten sie das Haus seiner Fürsorge anvertraut,
hatten ihm die Verantwortung übertragen, damit er sich sorgsam drum kümmert. Sie hatten ihn
zum Hüter des Hauses und zum Haushälter gemacht, aber er hat sich aufgespielt wie der Herr
des Hauses.
Diener und Haushälter, nicht Hausherr
Vor dieser Verwechslung warnen uns die Worte aus der Bibel, auf die wir heute hören: „Dafür
halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse“. Das müssen
natürlich zuallererst diejenigen hören, die besonders in der Gefahr stehen, dass sie sich im Haus
Gottes so aufführen und benehmen, als wären sie der Hausherr und nicht bloß Haushälter.
Eine zweifache Mahnung
Es ist eine zweifache Mahnung zuerst einmal an meine Zunft: Ich als Pfarrer bin nur ein Diener
und ein Haushälter, ich bin nicht der Herr des Hauses. Der Herr der Kirche das ist nur Jesus
Christus – ihm allein gehört die Kirche, er ist das Oberhaupt der Gemeinde und ihm gegenüber
bin ich für meinen Dienst verantwortlich. Zweifach ist diese Mahnung, weil es zum einen
bedeutet, dass ich mich nicht selber wichtigmachen und Chef spielen soll – denn mein Herr ist
Jesus. Zum andern bedeutet es aber auch, dass ich nicht versuchen soll, es den Leuten recht zu
machen und immer gut dazustehen – denn mein Herr ist Jesus.
Die Hierarchie in Gottes Haushalt
Soweit also zunächst mal eine Mahnung an die Pfaffen. „Aber“, fragst du vielleicht, „was hat
das mir zu sagen?“ Nun, es mag eben dies für dich bedeuten: Dass du dich nicht zum Herrscher
über andere machst. Versuche nicht andere herum zu kommandieren. Maße dir nicht an das
letzte Urteil über einen anderen Menschen zu sprechen – denn Christus allein ist Herr über alle!
Andersherum gilt: Keiner darf dich beherrschen. Niemand darf dich versklaven. Kein Mensch
darf sich anmaßen, das letzte Urteil über dich zu sprechen – denn Christus allein ist dein Herr!
Im Haushalt Gottes herrscht eine strenge Hierarchie: „Einer ist Herr und Meister, Christus, ihr
aber seid alle Brüder und Schwestern!“ (vgl. Mt 23,8-10)
Die Fürsorge des Hausherrn
Einer ist der Herr des Hauses – Jesus Christus! Keiner von uns herrscht über den anderen. Uns
ist aber von dem Hausherrn die vorläufige Aufgabe übertragen, dass wir aufeinander Acht
geben sollen, füreinander sorgen und aufeinander aufpassen sollen – jede und jeder an dem je
eigenen Ort: In der Familie, am Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in unserer Welt, in Kirche und
Gemeinde. Das ist es, was der Hausherr Jesus für uns tut: Er sorgt für uns, befreit uns von
Schuld und Tod, gibt uns Zukunft und Hoffnung. Wenn wir also in unserem Teil Fürsorge
übernehmen und füreinander Verantwortung tragen, dann folgen wir seinem Beispiel.
1
3. Advent 2021 12.12.2021
Pfr. Maximilian Schmid-Lorch

Hintergründe zum 3. Advent

Name: Dritter Sonntag im Advent

Thema: Der Vorläufer des Herrn (d. i. Johannes der Täufer)

Wochenspruch:
„Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig.“ (Jesaja 40,3.10)

Wochenlieder:
Mit Ernst, o Menschenkinder (EG 10) oder Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16)

Wochenpsalm:
Psalm 85 (Neue Lieder 909.1)
oder Canticum Benedictus (mit Noten: EG 779.6; nur Text: Neue Lieder 923)

Predigttext:
Reihe IV – 1 Korinther 4,1-5

Arbeitsübersetzung des Predigttextes:


1 Auf diese Weise soll man von uns denken, dass wir Untergebene1 Christi sind und Haushälter2
der Geheimnisse Gottes.3 2 Nun wird von den Haushältern ja nichts weiter verlangt, als dass
einer für treu befunden werde.4 3 Mir aber macht es nichts aus, dass ich von euch beurteilt
werde oder von irgendeinem menschlichen Gericht; auch urteile ich nicht über mich selbst. 4
Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber dadurch werde ich nicht für gerecht befunden;
der mich aber richten wird, ist der Herr. 5 Urteilt darum nichts vor der Zeit, wenn der Herr
kommen wird, der auch das im Finstern Verborgene ans Licht bringen und das Trachten der
Herzen offenbaren wird – und dann wird einem jeden das entsprechende Lob5 zuteilwerden von
Gott.
1
Luther übersetzt mit „Diener“. Das griechische Wort an dieser Stelle ist ὑπηρέτης/hypéretés und setzt sich aus
der Präposition ὑπό/hypo = „unter“ und dem Verb ἐρέσσω/ēressō = „rudern“ zusammen. Buchstäblich meint der
Begriff also in der antiken Welt jene, die unter Deck sind, zur Mannschaft gehören und am Ruder sitzen – im
Unterschied zu jenen, die oben auf Deck sind, den Kurs vorgeben und der Mannschaft die Richtung weisen. Im
übertragenen Sinne meint das Wort die Untergebenen, die Anweisungen von höherer Stelle ausführen bzw. auf
Befehl eines Vorgesetzten hin agieren.
2
Oἰκονόμος/oikonomos bedeutet „Haushälter/Hausverwalter“. Das Wort bezeichnet einen Diener oder Aufseher,
dem vom Oberhaupt des Haushaltes die Verwaltung der alltäglichen Geschäfte und Güter anvertraut wurde. Dem
Hausverwalter oblag auch die Aufgabe, einem jeden Angestellten im Haushalt und den Kindern die ihnen
zustehende Versorgung zukommen zu lassen. In der Regel bekleideten Knechte oder freigekaufte Knechte dieses
Amt. Der Hausverwalter handelt mit einer vom Hausherrn abgeleiteten Autorität und bleibt dem Herrn des Hauses
Rechenschaft schuldig.
3
Die „Geheimnisse Gottes“ (wörtlich: μυστήρια/mystéria) meinen jene „Weisheit Gottes, die im Geheimnis
verborgen ist“ (1 Kor 2,7), dass nämlich „der Herr der Herrlichkeit“ (1 Kor 2,8) selbst in der Welt erschienen ist.
Dabei handelt es sich um ein Mysterium, weil es dem Menschen nicht von sich aus zugänglich ist (vgl. 1 Kor 2,9).
Dieses Geheimnis erschließt sich nur durch Mitteilung, indem nämlich Gott den Menschen durch seinen eigenen
Geist daran Anteil gibt (vgl. 1 Kor 2,10-16).
4
Damit ist gemeint, dass der Haushälter nichts verderben lässt oder veruntreut, sondern treu ist, sein Handeln
also von redlicher Sorgfalt und Achtung vor dem Gut seines Herrn geprägt ist.
5
ἔπαινος/epainos bedeutet „Lob“, auch im Sinne von Billigung und Bestätigung. Das Präfix ἐπί/epi verstärkt das
Wort und impliziert das, was angemessen und recht ist. Lob wird ausgesprochen entsprechend dem Maßstab des
göttlichen Auftrages. Das versuche ich wiederzugeben, indem ich mit „das entsprechende Lob“ übersetze.

Das könnte Ihnen auch gefallen