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„When you are designing for an area, you

must speak the language of the place.


Or you will never be able to tell a new story.“

(CAMLIN 2008, 16)


ii
Aktuelle landschaftsarchitektonische Ansätze für den Umgang
mit der Geschichte des Ortes am Beispiel des Donauparks.

Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Ingenieurin

Verfasserin: Bakk.techn. Daniela Lehner

Betreuung: Univ. Prof. Dipl.-Ing. Lilli Lička

Insitut für Landschatsarchitektur (ILA)


Department für Raum, Landschat und Infrastruktur
Universität für Bodenkultur, Wien

Wien, April 2014

iii
iv
Danke

Danke an meine Geschwister, Familie und Freunde, für deren konstrukive und moralische Unterstützung. Besonders
möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mir das Studium ermöglicht haben und mit Geduld und Verständnis
hinter jeder meiner Entscheidungen standen. Agradezco a mi pololo por todas esas inspiradoras y moivadoras
conversaciones, su apoyo constante y su gran paciencia.

Danke an Frau Prof. Lička für ihre engagierte und inspirierende Betreuung. Ich möchte mich an dieser Stelle außerdem
bei den Mitarbeiter/innen der MA 42 – Wiener Stadtgärten (Dezernat 5) und den Planungsbüros für die freundliche
Bereitstellung der Wetbewerbsunterlagen und die Teilnahme an den Befragungen bedanken.

Danke an alle, die mich während und bei der Anferigung dieser Arbeit unterstützt haben.

v
Kurzfassung
Bei der Setzung gestalterischer Intervenionen, stellt sich Zusätzlich werden die erarbeiteten theoreischen Posiio-
für Planende die Frage nach dem Umgang mit Geschich- nen am Beispiel überprüt. In der Entwurfsanalyse werden
ten und Erinnerungen, die in der gebauten oder natürli- die eingereichten Beiträge mithilfe graischer Plananaly-
chen Umgebung exisieren (vgl. TREIB 2009 a, 14). Orte sen untersucht. Befragungen der Planungsbüros geben
können für deren Nutzer/innen wesentliche kulturelle und Einblicke in die jeweiligen Planungsüberlegungen und Ent-
geschichtliche Aspekte übermiteln. Neben der kulturellen wurfsprozesse. Die Auswertung der Plananalysen und Be-
und gesellschatlichen Bedeutung besteht, durch die per- fragungen erfolgt mithilfe der qualitaiven Inhaltsanalyse
sönlichen, mit dem Ort verknüpten Erinnerungen, auch nach Mayring. Die in Kategorien gegliederten Ergebnisse
ein individueller Wert. In der vorliegenden Masterarbeit werden anschließend miteinander verglichen.
werden Möglichkeiten des planerischen Umgangs mit dem
Ort und seiner (Vor-) Geschichte in der aktuellen Theorie Die theoreischen Posiionen lassen sich, in unterschiedli-
der Landschatsarchitektur und anhand eines konkreten cher Umsetzung und Ausprägung, zum Teil in den einzel-
Ortes behandelt. Historische Orte müssen nicht zwingend nen Wetbewerbsbeiträgen wiederinden. Die Umsetzun-
unter Denkmalschutz stehen oder Gedenkstäten sein, um gen, in Form gestalterischer Intervenionen, erstrecken
Vergangenes zum Vorschein bringen zu können. Auf die- sich – je nach Posiion – von räumlich-strukturellen Maß-
sen, nicht unter Schutz stehenden, öfentlichen Freiräu- nahmen, programmaischen Eingrifen, über Enfernen
men liegt das Hauptaugenmerk der Masterarbeit. und Freilegen neuerer Schichten, bis zu prozessorienier-
ten Gestaltungen. Anhand des untersuchten Beispiels des
Theoreische Posiionen der aktuellen Landschatsarchi- Donauparks lassen sich keine Schlüsse auf den generellen
tektur, welche auf die Frage nach dem Umgang mit den Umgang mit der Geschichte eines Ortes bei Umgestaltun-
Gegebenheiten und Geschichten eines umzugestaltenden gen ziehen, da projektspeziisch auf die Gegebenheiten
Ortes eingehen, werden im Zuge der Literaturauswertung geachtet und eingegangen werden kann und muss.
herausgearbeitet, zusammengefasst und strukturiert. Eine
Annäherung über die Gartendenkmalplege beleuchtet
das Thema zusätzlich aus der Sicht des Denkmalschutzes.

Bearbeitet wird der Donaupark Wien, welcher aus der Schlagwörter: Landschatsarchitektur, Geschichte, Ort,
Wiener Internaionalen Gartenschau im Jahr 1964 hervor- Erinnerung, Denkmalplege, Entwurfsanalyse, Donaupark
ging und noch heute den Charme der damaligen Zeit trägt. Wien
Im Jahr 2008 fand der Realisierungswetbewerb Sanierung
und Adapierung Donaupark Wien stat. Die Einreichungen
zu diesem Wetbewerb werden dahingehend analysiert,
inwieweit die Entwicklung und Geschichte des Donau-
parks Einluss auf die geplanten Umgestaltungen nahmen.

vi
Abstract
In design process, the quesion of how to respond to his- The theoreical posiions can partly be found, though ex-
tories and memories associated to the exising site arises pressed and implemented diferently, in the compeiion
(cf. TREIB 2009 a, 14). Sites are able to communicate cul- entries. The diverse design intervenions range from spa-
tural, as well as historical aspects. Further, sites have indi- ial-structural acions, programmaic intervenions, pro-
vidual value to users with personal memories to the place. cess oriented designs, to a removing and revealing new
This master thesis explores the diferent design opportuni- layers approach. In considering the invesigated Viennese
ies of a site and its (pre-) history in current landscape ar- Donaupark, conclusions cannot be made in the general
chitecture. The approach towards this topic is a thorough handling of the historic component in its redesign process.
review of the theoreical posiions found in literature and Each site demands project and site speciic consideraions.
invesigaion of an exising, concrete built example. In un- However, the thesis makes a contribuion to the necessary
covering the past, sites do not necessarily need to be listed current debate.
as a memorial or historic place. This thesis focuses rather
on these unprotected, public open spaces.

Theoreical posiions in literature exploring the condiions keywords: landscape architecture, history, site, memory,
and histories of site are reviewed, summarised, and struc- cultural heritage preservaion, design analysis, Donaupark
tured. The posiions are composed of current landscape Vienna
architectural approach and methods used in site heritage
preservaion. Further, the Viennese Donaupark is used as
an example to explore the developed posiions. In 2008, a
design compeiion was held for the redevelopment and
adaptaion of the park. The submited entries are analysed
with help of graphic plan analyses. The aim is to invesi-
gate the impact of the site‘s history and development on
the various redesign submissions and the strategies used
to deal with them. Interviews of planning consultants are
conducted to gain insight into the design processes and
planning consideraions. The results of the plan analyses
and interviews are evaluated using a qualitaive content
analysis by Mayring. Finally, the results are categorised
and compared with each other.

vii
Abkürzungen
Abb. Abbildung i.d. F. v. in der Fassung vom

Abs. Absatz o.J. ohne Jahr

Art. Arikel o.O. ohne Ort

bzw. beziehungsweise sic so (redakionelle Ergänzung im Zitat)

d.h. das heißt Tab. Tabelle

ebd. ebenda usw. und so weiter

et al. et alii (und andere) vgl. vergleiche

etc. et cetera z.B. zum Beispiel

f. folgende Seite

f. folgende Seiten

Hrsg. Herausgeber

viii
Begriffsdefinitionen
„Die Aussagen der Wissenschat hängen entscheidend von (vgl. KÜHNE 2008, 42; PROMINSKI 2004, 52). In dieser Ar-
der Art und Weise der Begrifsbildung ab“ (ATTESLANDER beit wird Landschat allerdings im Sinne des von John Brin-
2010, 40). Es wird daher festgelegt, was unter den in der ckerhof Jackson entwickelten Begrifes der Landschat
vorliegenden Masterarbeit verwendeten Begrifen, ver- Drei verstanden. Landschat ist nach der Deiniion von
standen wird. Mithilfe einer Literaturauswertung werden Jackson, ein „dynamisches Gefüge menschgemachter Räu-
bestehende Deiniionen unterschiedlicher Professionen me“ (PROMINSKI 2004, 59). Landschat hat sowohl eine
zusammengefasst und anschließend entschieden, welche räumliche, als auch zeitliche Dimension, wobei diese ofen
Bedeutungen für die Beantwortung der Forschungsfrage sind. Sie verändert sich ständig und ist nicht zwingend ein
relevant sind. anzustrebendes Ideal (vgl. PROMINSKI 2004, 58f).

Raum: In dieser Arbeit wird unter Raum der physische


Raum verstanden. Dem Ethnologen und Anthropolo-
Denkmal: In der vorliegenden Arbeit wird der Begrif des gen AUGÉ (vgl. 2012, 83) zufolge besitzt Raum weder
Denkmals im Sinne eines erhaltenen Objektes, welches Idenität, noch lässt er sich als relaional oder historisch
für eine frühere Kultur Zeugnis ablegt und aufgrund seiner bezeichnen.
künstlerischen oder kulturellen Bedeutsamkeit von öfent-
lichem Interesse ist, verwendet. Die Benutzung des Be- Ort: Ein Ort wird als Raum, der einem bekannt und ver-
grifs Denkmal im Sinne eines Monuments, welches zum traut ist, gesehen. Er ist durch drei Merkmale geprägt:
Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtet wird, Idenität, Relaion und Geschichte (vgl. AUGÉ 2012, 58f).
indet in dieser Arbeit nicht stat (vgl. DUDEN 2013). Der Begrif des Ortes wird in dieser Arbeit mit jenem der
site gleichgesetzt.
Landschat: Der Begrif Landschat ist komplex. In ihm
mischen sich neben planerischen, auch ästheische, ter- site: Der englische Begrif site wird hier im Sinne eines, mit
ritoriale, soziale, poliische, ökonomische, geograische, individuellen und kollekiven Geschichten gefüllten, Ortes
ethnologische und philosophische Bezüge, weshalb – je verwendet. Die site wird als bereits beschriebenes Blat
nach Disziplin – unterschiedliche Aufassungen bestehen gesehen (vgl. SIMSCHITZ 2013, 51f).
(vgl. KÜHNE 2008, 13f). Im allgemeinen Sprachgebrauch
sind zwei Bedeutungsstränge relevant. Einerseits besteht
der geograische Landschatsbegrif, welcher Landschat
im Sinne von Regio, als poliisch-räumlich bezeichnet. An- Die Deiniion von Raum, Ort und site ist wichig, da der
dererseits bezeichnet Landschat die kulturell geprägte planerische Umgang mit der Geschichte des Ortes behan-
und subjekive Wahrnehmung einer Gegend als ästhei- delt wird. Ausführliche Erklärungen der Begrifsdeiniio-
sche Ganzheit. Landschat wird als starres Bild eines ideali- nen sind im Kapitel 3.3 angeführt.
sierten Mensch-Natur-Verhältnisses, als Szenerie gesehen

ix
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemaufriss 14

1.2 Forschungsfrage 15

1.3 Zielsetzung 17

2 Forschungsweise

2.1 Forschungsablauf 20

2.2 Forschungsmethoden 20

2.2.1 Literaturauswertung 20

2.2.2 Entwurfsanalyse 21

2.2.3 Auswertung historischer Fotograien und Pläne 25

2.2.4 Befragung von Expert/innen 26

3 Geschichte im landschaftsarchitektonischen Entwurf

3.1 Entwurfstheorie 30

3.2 Geschichte erinnern 31

3.3 Raum, Ort, site 31

3.4 Geschichte im Entwurf 36

3.4.1 theoreische Posiionen 36

3.5 Gartendenkmalplege: Ideologien und Entwicklung 43

3.5.1 Was ist Gartendenkmalplege? 44

3.5.2 Persönliche Bedeutung, öfentliches Interesse 47

3.5.3 Denkmalschutz in Österreich 49

x
4 Der Donaupark
4.1 Lage 56

4.2 Naturräumliche Gegebenheiten 56

4.3 Geschichte des Ortes 57

4.4 Entwicklung der Erscheinungsform 67

5 Wettbewerb 'Sanierung und Adaptierung des Donauparks'

5.1 Hintergrund des Wetbewerbes 76

6 Entwurfsanalyse der Wettbewerbsbeiträge

6.1 Graische Analyse 82

6.1.1 Beschreibung der eingereichten Projekte 82

6.2 historische Bezüge 94

6.2.1 Herstellung historischer Bezüge 96

6.3 Kategorisierung 118

6.3.1 Kategorienbildung 118

6.3.2 Anwendung des Kategoriensystems 131

6.4 Typologie-Analyse 142

7 Schlussfolgerung

7.1 Diskussion und Schlussfolgerung 146

Verzeichnisse 148

Anhang 162

xi
1 Einleitung
1.1 Problemaufriss
Im Zuge gesellschatlicher Entwicklungen ändern sich die zu ergründen, die im bedeutenden Verweis auf
Bedürfnisse und Ansprüche an den Freiraum. Besonders in besimmte Ereignisse Vergangenes zum Vorschein
Städten, wo unbebaute Flächen Mangelware sind, herrscht bringen.“
ein enormer Nutzungsdruck, welcher nach veränderbaren
und mulifunkionalen Freiräumen verlangt. Gleichzeiig CORDES (vgl. 2010, 8) merkt an, dass jeder Entwurfsar-
ist aber auch auf bedeutende Elemente und Gestaltungen beit die Geschichte des Ortes bewusst oder unbewusst
zu achten. Diese sind gegebenenfalls zu erhalten. eingeschrieben ist, da diese Geschichte ot auch Inspira-
ion für die Arbeit der Landschatsarchitekten und Land-
Jeder Ort besitzt eine Geschichte und besteht aus meh- schatsarchitekinnen ist. Die speziischen Qualitäten und
reren Schichten unterschiedlicher Epochen. Architektur Gegebenheiten eines Ortes können Ausgangspunkt für
und Landschat dienen als Gedächtnisstütze, die wesent- neue Projekte sein. Aussehen und Charakter der nachfol-
liche kulturelle und geschichtliche Aspekte erfassen und genden Planung entstehen sowohl durch die verwendeten
übermiteln können (vgl. TREIB 2009 a, 12). Im Gegensatz Materialien, als auch durch die ererbten Eigenschaten
zu den denkmalgeschützten Parkanlagen, welche durch des Ortes und seiner Umgebung (vgl. MAROT 1999, 49).
ihre Denkmal-Ausweisung als erhaltenswert gelten, stellt Auch DESCOMBES (vgl. 1999, 79 - 81) schätzt die vielen
sich bei jenen, die nicht geschützt sind die Frage, ob und möglichen Entwicklungen, die alle schon im Ort schlum-
wie bei nöigen Veränderungen mit der historischen Sub- mern. Landschat ist für ihn niemals ferig oder vollendet,
stanz umgegangen werden soll. Der Handlungsspielraum sondern eine Ansammlung von Ereignissen, Geschich-
ist hier – verglichen mit den otmals einschränkenden Be- ten, Einlüssen, Akivitäten, Akteuren und Akteurinnen.
simmungen des Denkmalschutzes – sehr groß, dadurch Die Vergangenheit kann auch als eine Quelle des Lernens
ergibt sich jedoch auch die Möglichkeit, Anlagen komplet gesehen werden, wodurch sie ihre Relevanz für die Ge-
zu schleifen und somit deren Geschichte für Nutzer und genwart behält. TREIB (vgl. 2001, 138) zufolge muss sich
Nutzerinnen unlesbar zu machen. Es stellt sich, bei der Landschat in der Gegenwart – mit all den herrschenden
Setzung gestalterischer Intervenionen, die Frage nach sozialen, ästheischen und funkionalen Anforderungen –
dem Umgang mit Erinnerungen, die in gebauter oder na- bewähren und sollte dabei die Spuren der Vergangenheit
türlicher Umgebung exisieren (vgl. TREIB 2009 a, 14). mit den Simmen der Gegenwart vereinen. Er strebt nach
einer Landschatsarchitektur, die die Aspekte der mensch-
Dieses wichige Thema spricht CORDES (2010, 181) in sei- lichen und natürlichen Gegenwart, genauso wie deren
nem Buch Landschat - Erinnern: Über das Gedächtnis im Geschichte berücksichigt und sogar poeisch interpreiert
Erinnern von Orten an: und erhöht.

„Jenseits herkömmlicher Denkmalplege und ab- Die Beziehung zwischen Erinnerung, Ort und Landschat
seits von Ausschreibungen und Wetbewerben zu stellt für die Theorie der aktuellen Landschatsarchitektur
abgeschlossenen Museumskonzepionen oder ar- ein relevantes Themengebiet dar. MEYER (vgl. 2005, 119)
chitektonisch gefassten Gedenkstätengestaltun- merkt an, dass mehr Darstellungen, Beschreibungen und
gen sollten Verfahren und Strategien entwickelt Analysen von Gestaltungen und Entwurfsprozessen des
werden, die den Erinnerungsaspekt des Ortes 20. Jahrhunderts notwendig sind, um die unterschiedli-
innerhalb von räumlichen Planungen und Projek- chen Möglichkeiten und Strategien für den Umgang mit
ten frühzeiig mit einbeziehen. So gilt es, entlang einem Ort hervorzuheben und zu verstehen. Das Wissen
bestehender Strukturen Formen des Gestaltens darüber, wie mit der Geschichte von Orten umgegangen

14 EINLEITUNG
werden kann und soll, ist zudem ein mögliches Feld sich sich bei dem Realisierungswetbewerb, um einen der we-
als Landschatsarchitekt/in gegenüber anderen planenden nigen größeren, rein landschatsarchitektonischen Wiener
Professionen zu behaupten. Wetbewerbe der letzten Jahre. Da bei einem Wetbe-
werb die Anforderungen an einen Ort in unterschiedliche
Gestaltungsvorschläge resulieren, die Voraussetzungen
und Gegebenheiten für die Planungsteams jedoch diesel-
1.2 Forschungsfrage ben sind, wird ein Vergleich der verschiedenen Ansätze
möglich. Eine Anforderung des Wetbewerbes war unter
Die vorliegende Masterarbeit beschätigt sich mit der Fra- anderem die Parkanlage in eine zeitgemäße Form zu brin-
ge, welchen Einluss die (Vor-) Geschichte eines urbanen gen, wobei historische Bezüge erkennbar bleiben sollten
öfentlichen Freiraumes auf seine Umgestaltung hat und (vgl. MA 42 – STADTGARTENAMT 2008, 11).
in welcher Form die Verweise auf seine Vergangenheit
Ausdruck inden. Bearbeitet wird der Donaupark Wien, für In verschiedenen Literaturquellen wird die Meinung ver-
den im Jahr 2008 der geladene, einstuige Realisierungs- treten, dass alle möglichen Entwicklungen eines Ortes
wetbewerb Sanierung und Adapierung Donaupark Wien bereits in ihm liegen. Es sind Spuren der verschiedenen
stafand. Ausgewählt wird dieses Beispiel, da der Donau- Zeitschichten vorhanden, die noch im Verborgenen liegen
park eine interessante Entwicklungsgeschichte aufweist, oder von den Planer/innen bewusst als Inspiraionsquelle
aufgrund seiner relaiv jungen Entstehung in den 1960er genutzt werden. Somit sei jeder Entwurfsarbeit die Ge-
Jahren aber noch nicht denselben Stellenwert in der Ge- schichte bereits bewusst oder unbewusst eingeschrieben
sellschat in Bezug auf seine Erhaltenswürdigkeit hat wie (vgl. CORDES 2010, 10; DESCOMBES 1999, 79 - 80). Diese
beispielsweise eine barocke Parkanlage. Zudem handelt es Hypothese soll geprüt werden.

Forschungsfragen

Wie wird bei aktuellen, landschatsarchitektonischen Umgestaltungen mit dem bestehenden Ort und seiner
Vorgeschichte umgegangen?

Welche theoreischen Ansätze für den Umgang mit der Geschichte eines Ortes wurden in den Wetbewerbs-
beiträgen zur Adapion des Donauparks angewandt und wie wurden diese projektspeziisch umgesetzt?

FORSCHUNGSFRAGE 15
Unterfragen

• Warum soll auf die Geschichte eines Ortes eingegangen werden?

• Wie kommt die Geschichte eines Ortes in den Entwurf? Welche aktuellen Posiionen gibt es dazu in der
Theorie der Landschatsarchitektur?

• Wie können Planende das Verständnis für den Ort und seine geschichtlichen Layer erlangen, um angemessen
und sachkundig zu planen (vgl. GIROT 1999, 60)?

• Welchen Beitrag leisten Denkmäler? Worum handelt es sich bei dem sogenannten öfentlichen Interesse?
Kann sich die Bewertung darüber, was als kulturell und gesellschatlich wertvoll sowie erhaltenswert
angesehen wird, ändern?

• Wie wurde in den einzelnen Wetbewerbsbeiträgen die Geschichte des Donauparks für seine Nutzer/innen
lesbar gemacht?

• In welcher (gestalterischen) Form drückt sich die Berücksichigung der Zeitschichten in den jeweiligen
Entwürfen aus? Gibt die Entwicklung eines Ortes die Gestaltung bereits vor und sind demnach bei den
eingereichten Wetbewerbsbeiträgen ähnliche Entwurfsentscheidungen getrofen worden?

• Welchen Stellenwert nimmt die Gestaltung der Wiener Internaionalen Gartenschau im Jahr 1964 und die
dadurch geschafene Idenität des Ortes bei den einzelnen Wetbewerbsbeiträgen zur Adapierung des
Donauparks ein?

• Wurde bei einzelnen Beiträgen auch auf andere Zeitschichten als auf jene der 1960er Jahre verwiesen?

16 EINLEITUNG
1.3 Zielsetzung
Im Zuge dieser Masterarbeit wird untersucht, auf welche
Art und Weise bei Umgestaltungen mit den Schichten der
Vergangenheit umgegangen werden kann. Konkret werden
theoreische Planungsansätze am Beispiel des Donau-
parks überprüt. Die Einreichungen zum Wetbewerb für
eine Adapierung und Sanierung des Donauparks werden
dahingehend analysiert, inwieweit und in welcher Form die
Entwicklung des Ortes und seine Bedeutung Einluss auf
die (Um-) Gestaltung nahmen. Da in der Wetbewerbsaus-
schreibung auf die Bedeutung des Donauparks als Zeugnis
landschatsarchitektonischer Gestaltung der 1960er Jahre
hingewiesen wurde und demnach die teilnehmenden
Büros hauptsächlich historische Bezüge zur Parkanlage
der Wiener Internaionalen Gartenschau 1964 (WIG 64)
herstellten, steht diese Zeitschicht ebenfalls im Vorder-
grund dieser Arbeit.

Ziel der Masterarbeit ist es nicht, eine allgemein gülige


Lösung dafür zu erarbeiten, wie mit der Geschichte eines
Ortes bei Umgestaltungen umgegangen werden soll. Der
Meinung der Autorin nach, verlangt jeder Ort nach einer
speziell auf ihn, seine Geschichte, baulichen Gegebenhei-
ten und urbanen Kontext sowie auf die, an ihn gestellten
Ansprüche, zugeschnitenen Lösung. Diese Masterarbeit
soll eines von vielen Beispielen analysieren und somit
einen Beitrag zur aktuellen Diskussion in der Disziplin der
Landschatsarchitektur leisten.

ZIELSETZUNG 17
2 Forschungsweise
2.1 Forschungsablauf 2.2 Forschungsmethoden
Unter Forschungsablauf wird die Umsetzung wissenschat- Je nach Forschungsinteresse werden unterschiedliche Ge-
lichen Denkens „[…] in einzelne systemaisch ausgerichtete genstandsbereiche behandelt und demnach auch unter-
und nachvollziehbare Forschungsschrite [verstanden]“ schiedliche Methoden in Betracht gezogen (vgl. ATTESLAN-
(ATTESLANDER 2010, 25). Der Forschungsablauf dieser DER 2010, 54). Die Benennung des Gegenstandsbereiches
Arbeit kann in fünf Phasen unterteilt werden: der vorliegenden Arbeit indet in Kapitel 1.2 durch die For-
mulierung der Forschungsfrage stat. Um diese beantwor-
• Problembenennung: In dieser Phase inden die Abgren- ten zu können, werden folgende Methoden angewandt:
zung eines Problems und der Nachweis seines Unter-
suchungsbedarfs stat. Dieser Schrit erfolgt in Kapitel • Literaturauswertung
1.1. Um den Stand der Forschung aufzuarbeiten und
Wissenslücken zu erkennen, ist theoreische Vorarbeit • Entwurfsanalyse
anhand von Literaturrecherche notwendig.
• Auswertung historischer Fotograien und Pläne
• Gegenstandsbenennung: Der Forschungsgegenstand
wird benannt. Dies erfolgt durch die Formulierung der • Befragung von Expert/innen
Forschungsfrage und Unterfragen (siehe Kapitel 1.2).
Diese werden auf den folgenden Seiten beschrieben.
• Durchführung und Anwendung von Forschungsmetho-
den: Im nachfolgenden Kapitel (2.2) werden Forschungs-
methoden beschrieben, welche der Beantwortung der
Forschungsfragen dienen. Deren Durchführung indet in 2.2.1 Literaturauswertung
der Entwurfsanalyse (Kapitel 6) stat. Die Methode der
Literaturauswertung erfolgt allerdings in der gesamten GROAT und WANG (vgl. 2002, 46) deinieren Literatur als
Arbeit. Informaionskörper, gespeichert in einer Vielzahl verschie-
dener Formate. Literatur hat konzepionelle Bedeutung für
• Analysen und Auswertungsverfahren: In Kapitel 6.4 ein besimmtes Untersuchungsthema. Die Methodik der
werden anhand der Typologie-Analyse Vergleiche Literaturauswertung dient dazu, die Fülle an Informaion
zwischen den bearbeiteten Beispielen gezogen und auf solche Art zu organisieren und zu verwenden, sodass
interpreiert. das zu behandelnde Thema eingegrenzt und wissenschat-
lich bearbeitet werden kann.
• Verwendung von Ergebnissen: Aus den Ergebnissen
der Analyse werden Schlüsse gezogen, welche die For- Die Literaturauswertung gliedert sich in Literaturrecher-
schungsfrage beantworten. Diese Phase indet in der che, Literatursichtung und Literaturerfassung mithilfe
Schlussfolgerung (Kapitel 7) stat. eines Bibliograiersystems. Die Texte werden mit der For-
schungsfrage bzw. den Unterfragen im Hinterkopf gelesen,
(vgl. ATTESLANDER 2010, 52f; GLÄSER und LAUDEL 2010, relevante Aussagen und eigene Gedanken werden in Ex-
74f) zerpten festgehalten. Danach folgt die Verwendung der
Literatur, um Hypothesen abzuleiten und unterstützende
Textpassagen zu ziieren.

20 FORSCHUNGSWEISE
2.2.2 Entwurfsanalyse
Landschatsarchitektonische Entwürfe sind naturgemäß an Interakion mit der Landschat spielen, nennt Steenbergen
ihre Umgebung gebunden. Es sind aber immer verschiede- acive composiion elements (kompositorische Elemente).
ne Gestaltungen, die in diesem gegebenen Kontext funki- Form, Materialität und Aussehen dieser Elemente variie-
onieren können, möglich. Auch im Zuge des Wetbewerbes ren. Sie können jedoch zu einer Sammlung formaler Abs-
für den Donaupark wurden fünf unterschiedliche Gestal- trakionen (z.B. Garten, Tor, Brunnen,...) reduziert werden.
tungsvorschläge erarbeitet. Um die Frage nach dem Um- Diese Sammlung kann adapiert und erweitert werden;
gang mit der Geschichte zu beantworten, werden die ein- abstrakt gesehen soll sie jedoch gleich bleiben. Das Beibe-
gereichten Entwürfe untersucht. Da jedoch jeder Entwurf halten ihrer typische Bedeutung dient dazu, ein Vokabular
einzigarig ist, können sie nicht im klassischen empirischen zu schafen. Durch Ideniizierung dieser Elemente können
Sinne miteinander verglichen werden. STEENBERGEN (vgl. sie benannt und in ihrer Art, Anzahl sowie Unterschiedlich-
2008, 19f) analysiert konkrete Orte, exisierende Gestal- keit miteinander verglichen werden. Vergleiche innerhalb
tungen, indem er Strukturen aus Plänen isoliert. Er nennt eines Entwurfes, aber auch zwischen verschiedenen Ge-
diese Forschungsmethode, welche Plananalysen und Ana- staltungen, sind dadurch möglich (vgl. ebd. 2008, 267f).
lysen der Typologie beinhaltet, design research. Die Plan- Die acive composiion elements in ihrer schemaischen
analyse inkludiert Analysen aller Aspekte, Bestandteile Form und ihren Beziehungen zueinander, ergeben ein
und Schichten der Gestaltung. Dazu wird die Gestaltung Komposiionsschema – die Redukion eines individuellen
konzeptuell in vier Bestandteile aufgelöst: Grundform, architektonischen Systems. Jeder Entwurf hat sein eigenes
räumliche Strukturen, metaphorische und programmai- Komposiionsschema. Das Zeichnen eines solchen Sche-
sche Form (vgl. ebd. 2008, 37). Unter Grundform wird die mas einer Gestaltung macht einen abstrakten Vergleich
Darstellung der Topograie und des Entwurfes im Grund- mit anderen möglich. Die Entstehung (besonders die si-
riss verstanden. Die metaphorische Form beinhaltet die lisische) des Entwurfs kann dadurch einfacher verstanden
verschiedenen Referenzen zu Ursprüngen, Geschichte und werden (vgl. ebd. 2008, 281).
anderen mythologischen Welten, welche in jeder Gestal-
tung vorhanden sind. Sie ist Gegenstand von Interpretai- STEENBERGEN (vgl. 2008, 410f) zählt sechs Techniken
onen. Die programmaische Form verdeutlicht die funki- auf, um eine Gestaltung als Komposiion analysieren zu
onale Zonierung und Organisaion eines Planes. Sie dient können:
dazu, menschliche Akivitäten und räumliche Organisaion
eines Entwurfs zu verstehen (vgl. ebd. 2008, 235–243). • Redukion: Durch Abstrakion, aus dem Kontext neh-
Der Vergleich verschiedener landschatsarchitektonischer men, Weglassen der Materialeigenschaten, Raionali-
Gestaltungen, das Herstellen von Beziehungen unterein- sierung, Schemaisierung oder Konzentraion auf kom-
ander und das Unterscheiden von Gestalidee, Gestaltele- positorische Elemente (acive composiion elements)
menten und Gesamtplan sind Teil der Typologie-Analyse. wird die Komplexität der grundlegenden, morphologi-
Das Speziische und Besondere eines Entwurfes bezieht schen und typologischen Struktur eines Planes verrin-
sich auf das Generelle der Typologie. Entwürfe können – gert. Die otmals irreführenden Plangraiken werden
durch Vereinfachen der Vielfalt an speziischen Formen – durch die Redukion ausgeblendet. Redukion soll die
als ikives Schema mit Blickpunkt auf materielle Elemente Vielzahl an Aspekten einer Gestaltung sinnvoll verrin-
und formelle Prinzipien, welche die Beziehungen zwischen gern und so ein Konzentrieren auf, für die Analyse we-
den einzelnen Elementen regulieren (wie z.B. Rhythmus, sentliche, Strukturen und Elemente erleichtern.
Zonierung, Axialität), analysiert werden. Elemente, wel-
che eine wichige Rolle im Entwurf und in der formalen

FORSCHUNGSMETHODEN 21
• Ergänzung: Dabei handelt es sich um ein Hinzufügen Es gibt demnach eine Vielzahl an unterschiedlichen Ana-
von Informaion, welche nicht Teil der sichtbaren Land- lysemethoden um Orte zu untersuchen. Neben textli-
schat ist, um Beziehungen oder unsichtbare Informai- chen Beschreibungen, illustrieren Graiken die Analysen.
onen hervorzuheben. Dieses Hinzufügen kann erreicht Vor allem raumstrukturelle Besonderheiten werden da-
werden durch Betonung und Intensivierung wichiger durch veranschaulicht (vgl. KREBS 2002, 118). Analyische
Elemente, Vergleiche von unterschiedlichen Maßstäben Zeichnungen helfen außerdem komplexe Gestaltungen zu
und Dimensionen, Herausheben oder Hinzufügen eines reduzieren und den Fokus auf unterschiedliche Elemen-
geometrischen Musters, Verbindung von Richtungen te und Qualitäten zu legen. Diese freigelegten Elemente
und Linien innerhalb des Planungsgebietes bzw. deren lassen sich anschließend untersuchen und miteinander
Forführung nach außerhalb, Rekonstrukion, Akzentu- vergleichen.
ierung der materiellen Beschafenheit, etc. Mit dieser
Technik können z.B. Blickbeziehungen und Sichtachsen
deutlich gemacht werden.
Entwickung einer Entwurfsanalyse
• Unterteilung: Sie umfasst die Gliederung in Kategorien
und Gruppierungen. Gestaltelemente werden auf ihre Eine Entwurfsanalyse ist kein Standardinstrument, welches
unterschiedlichen oder gemeinsamen Charakterisika immer gleich abläut. Es muss jeweils an die konkrete Fra-
untersucht, ideniiziert und in verschiedene Gruppen gestellung sowie an das vorhandene Material angepasst
unterteilt. Elemente können gegenübergestellt oder werden. Um eine Nachvollziehbarkeit der, in vorliegender
vollkommen isoliert betrachtet werden. Eine Zonierung Arbeit angewandten, Methode der Entwurfsanalyse zu ge-
teilt die Gestaltung in verschiedene Streifen oder Flä- währleisten, wird diese beschrieben. Die für diese Arbeit
chen ein. Eine weitere Einteilung ist jene in Phasen. Die- entwickelte Entwurfsanalyse orieniert sich – neben den
se Einordnung betrachtet die zeitliche Ebene. oben angeführten Techniken der Plananalyse von Steen-
bergen – zudem an Mayrings Grundlagen und Techniken
• Demontage: Diese Technik ermöglicht eine Entschich- qualitaiver Inhaltsanalysen, welche teilweise abgewan-
tung der Elemente vom programmaischen und theo- delt werden. Normalerweise beschätigen sich Inhaltsana-
reischen Kontext, durch Auteilung in unterschiedliche lysen zwar mit Sprache in Form von Text, da sie aber im
Layer. Dadurch sollen die Beziehungen zwischen den Großen und Ganzen Kommunikaion analysieren, können
einzelnen Elementen verdeutlicht werden. Das Trennen auch Musik, Bilder, Graiken, usw. Gegenstand der Inhalts-
des gestalteten Gebietes in unterschiedliche Planebe- analyse werden (vgl. MAYRING 2010, 12). Der Inhalt – bei
nen zählt zu den wichigsten Instrumenten. Die Ebenen Mayring Text – sind im Fall dieser Arbeit demnach Pläne.
werden in Graiken übereinander dargestellt. Zuerst wird ein Ablaufmodell erarbeitet, welches die ein-
zelnen Analyseschrite deiniert und deren Reihenfolge
• Montage: Eine Ansammlung und Gegenüberstellung festlegt (siehe Abb. 1). Zudem werden besimmte Regeln
von unähnlichen Teilen, beispielsweise durch Überlage- festgelegt, damit jeder Analyseschrit für andere nachvoll-
rung von Planfragmenten, erfolgt in dieser Technik. ziehbar wird. Diese intersubjekive Nachprübarkeit macht
die Analyse zu einer wissenschatliche Methode (vgl. MA-
• Transformaion: Der gestalterische Charakter wird ver- YRING 2010, 49).
ändert, z.B. durch Spiegelung oder Drehung, um eine
neue Sichtweise zu erlangen. Digitalisierung, Duplikai-
on, Vergrößerung oder Verkleinerung zählen ebenfalls
zu dieser Technik.

22 FORSCHUNGSWEISE
Analyseschritte Formulierung Kategoriensystem: Im Zentrum der konkre-
ten Analysetechnik steht die Entwicklung eines Kategori-
Im folgenden Abschnit werden die Vorgehensweise der ensystems, da von diesem qualitaiven Anfangsschrit der
Entwurfsanalyse sowie die dabei angewandten Instru- Kategorienbildung die weiteren Ergebnisse der Analyse
mente erläutert. Eine schemaische Darstellung der Analy- abhängen (vgl. MAYRING 2010, 20). Die Deiniion der Ka-
seschrite ist in Abb. 1 (nächste Seite) abgebildet. tegorien gestalterischer Ausdrucksformen im Umgang mit
Geschichte erfolgt dedukiv. Das bedeutet, dass die Kate-
Transformaion: Zuerst werden die einzelnen Pläne trans- gorien aus Voruntersuchungen und dem bisherigen, im
formiert. Da für die Wetbewerbsbeiträge unterschiedlich Zuge der Literaturauswertung erarbeiteten, Forschungs-
große Ausschnite des Areals gewählt wurden, werden die stand entwickelt und an das konkrete Material (Grundriss-
Pläne durch Vergrößerung oder Verkleinerung in densel- pläne der Wetbewerbsentwürfe) angepasst werden (vgl.
ben Maßstab gebracht. MAYRING 2010, 83f). Es wird demnach erörtert, welche
konzepionellen und gestalterischen Ausdrucksformen aus
Redukion: Die einzelnen Pläne werden in eine auf den den – in Kapitel 3.4 zusammengefassten – theoreischen
Inhalt beschränkte Form reduziert. Das Planmaterial wird Posiionen zum Umgang mit der Geschichte resulieren
so reduziert, dass die wesentlichen Inhalte erhalten blei- können (vgl. KREBS 2002, 108f). Danach werden Struk-
ben und durch Abstrakion eine überschaubare Sammlung turierungsdimensionen besimmt und theoreisch be-
geschafen wird, welche gleichzeiig aber noch ein Abbild gründet. Sie deinieren, welche Bestandteile der graisch
des Grundmaterials ist. Ausschmückende Planinhalte wer- analysierten Grundrisse in welche Kategorie passen. Diese
den dabei weggelassen (vgl. STEENBERGEN 2008, 410). Dimensionen werden in weiterer Folge in einzelne Aus-
Da mehrere Pläne unterschiedlicher Verfasser/innen un- prägungen aufgespaltet. Dimensionen und Ausprägungen
tersucht werden, ist eine einheitliche und vergleichbare bilden gemeinsam das Kategoriensystem. Dort wo Abgren-
Plansprache notwendig. Der Grad der Abstrakion wird zungsprobleme zwischen Kategorien bestehen, werden
daher zuerst festgelegt und darauhin auf alle zu analysie- zusätzlich Kodierregeln formuliert, um eine eindeuige
renden Pläne angewandt. Am Ende der Redukionspha- Zuordnung zu ermöglichen. Zusammengefasst werden die
se wird nochmals überprüt, ob diese neu gewonnenen Kategorien demnach abwechselnd aus der Fragestellung
Aussagen das Ausgangsmaterial noch repräsenieren (vgl. und dem konkreten Material erarbeitet, durch Regeln dei-
MAYRING 2010, 69). Die Redukion dient dazu, die jeweils niert und während der Analyse am Material erprobt sowie
relevanten Planinhalte einheitlich darzustellen und ein gegebenenfalls überarbeitet (vgl. MAYRING 2010, 92).
Konzentrieren auf wesentliche Strukturen und Elemente
zu ermöglichen. Anwendung Kategoriensystem: Alle Bestandteile des
im Zuge der Montage neu entstandenen Planes, welche
Demontage: In der anschließenden Demonatge werden in die zuvor deinierten Kategorien passen, werden sys-
die Bestandteile der jeweiligen Gestaltung in verschiedene temaisch extrahiert. Die Klassiizierung dient somit der
Ebenen entschichtet dargestellt. Dieser Schrit entspricht Strukturierung der Planelemente nach besimmten Ord-
der Besimmung der Auswertungseinheit nach MAYRING nungsgesichtspunkten (vgl. MAYRING 2010, 92). STEEN-
(vgl. 2010, 59). Sie legt fest, welche Planteile nacheinander BERGEN (vgl. 2008, 410) nennt diese Technik subdivision
ausgewertet werden. (Unterteilung).

Montage: Dieser Schrit dient dazu, durch Überlagerun- Typologie-Analyse: Die einzelnen, extrahierten Kategori-
gen schemaischer historischer Pläne mit den reduzierten en jedes Grundrisses werden beschrieben und im Sinne
Grundrissen der Wetbewerbsprojekte, historische Bezüge der Typologie-Analyse nach Steenbergen miteinander ver-
zu veranschaulichen (siehe Kapitel 2.2.3). glichen werden.

Ergänzung: Die Techniken der Ergänzung werden in die- Abschließend werden aus den Ergebnissen der Entwurf-
ser Arbeit lediglich angewandt, um Sichtbeziehungen sanalysen des konkreten Beispiels Schlüsse gezogen, in-
darzustellen. wieweit die theoreischen Ansätzen aktueller Landschats-
architektur in der Gestaltung der Wetbewerbsbeiträge
wiederzuinden sind (vgl. KREBS 2002, 108f).

FORSCHUNGSMETHODEN 23
Schritt 1
TRANSFORMATION der Pläne

Schrit 2
REDUKTION der Pläne

Schrit 3
DEMONTAGE: Darstellung der Elemente in Ebenen
(entspricht den Auswertungseinheiten)

Schrit 4
Besimmung der Analyseeinheiten
(Kodier- und Kontexteinheit)

Schrit 5
MONTAGE: Überlagerungen historischer Pläne mit reduzierten
Grundrissen der Wetbewerbsprojekte
F o r m u l i e r u n g K a t e g o r i e n -

Schrit 6
UNTERTEILUNG/KATEGORISIERUNG: Festlegung der Struktu-
rierungs- und Typisierungsdimensionen (theoriebezogen)

Schrit 7
Besimmung der Ausprägungen (theoriebezogen)
s y s t e m

Zusammenstellung des Kategoriensystems

Schrit 10 Schrit 8
Überarbeitung, gegebenenfalls Revision von Formulierung von Definiionen, Ankerbeispielen und Kodierre-
Kategoriensystem und Kategoriendefiniion geln zu den einzelnen Kategorien

Schrit 9
Anwendung des Kategoriensystems auf die einzelnen Pläne

Schrit 11
Abb. 1 Ablaufmodell der Entwurfsanalyse TYPOLOGIE�ANALYSE: Vergleich gleichweriger Ebenen jedes
Grundrisses miteinander
eigene Erstellung nach MAYRING (2010, 93)
und STEENBERGEN (2008, 410f)

24 FORSCHUNGSWEISE
2.2.3 Auswertung historischer ne und Lutbilder werden transformiert, reduziert und in
Fotografien und Pläne der Demontage in Ebenen unterteilt. Dabei handelt es sich
um jene Unterteilung, welche auf die Wetbewerbsbeiträ-
Für die Plananalysen werden, neben den Grundrisse der ge angewandt wird. Anschließend werden im Schrit der
Wetbewerbsbeiträge, auch Pläne und Lutbilder vom Montage die historischen Pläne mit den einzelnen Wet-
Areal vor und nach dem Jahr 1964 verwendet. Das Heran- bewerbsbeiträgen überlagert (siehe Kapitel 2.2.2). Dabei
ziehen historischer Fotograien und Pläne liefert Informa- wird nach den entschichteten Ebenen vorgegangen, d.h.
ionen zum früheren Zustand des Gebietes. Zudem lässt Ebene A des Wetbewerbsbeitrages 1 wird mit den Ebenen
sich ein Vergleich zwischen dem damaligen und heuigen A aller historischer Pläne überlagert, Ebene B des Wetbe-
Aussehen ziehen. werbsbeitrages 1 mit den Ebenen B der historischen Plä-
ne, etc. Die nachfolgende Abbildung (Abb. 2) zeigt das Zu-
Dazu wird das Material der in Kapitel 2.2.2 beschriebenen sammenführen der Entwürfe mit den historischen Plänen
graischen Plananalyse nach Steenbergen unterzogen. Plä- in der graischen Plananalyse und deren Auswertung.

Wettbewer bsbei trä ge hi stori sche Pl äne/ Luft bi l der

Ausgangsmaterial
Abb. 2 Prinzip der
graischen Plananalyse
eigene Erstellung auf
Grundlage der Wetbe-
werbsbeiträge und his-
TRANSFORMATION torischer Pläne (Quellen:
und REDUKTION MA 42, 2013; WIENER
STADT- UND LANDESAR-
CHIV)

DEMONTAGE
in die Ebenen
Raumeinheiten,
Wege und Bereiche

MONTAGE
Überlagerung gleicher Layer +
unterschiedlicher Jahre
KATEGORISIERUNG

?
erstellte, TYPOLOGIE�
historische Bezüge
? ANALYSE
INTERPRETATION

FORSCHUNGSMETHODEN 25
2.2.4 Befragung von Expert/ sind geschlossen formuliert; es sind vorgegebene Ant-
innen wortmöglichkeiten auszuwählen. Die Fragestellungen
orienieren sich am Leifaden des Interviews. Zusätzlich
Da die Analyse der Pläne lediglich Interpretaionen zu zu den einheitlich an jedes Planungsteam gerichteten
den Entwurfsüberlegungen und -prozessen der Wetbe- Fragen, dienen projektbezogen gestellte Fragen dazu,
werbsteilnehmer/innen zulässt, werden Befragungen ofene Punkte, welche nicht durch die graische Analyse
der Planenden durchgeführt. „Die Gefahr kurzsichiger geklärt werden konnten, zu beantwortet.
Schlussfolgerungen allein aus der Gestalt des Freiraums
soll [dadurch] vermieden werden“ (KREBS 2002, 149). Die Auswertung
Erhebungen erfolgen in Form nichtstandardisierter Inter-
views und schritlicher Befragungen mithilfe teilstandardi- Die Befragungen der Expert/innen werden ebenfalls mit-
sierter Fragebögen. hilfe der qualitaiven Inhaltsanalyse ausgewertet. Dabei
handelt es sich, wie bereits erwähnt, um ein regelgeleite-
• Expert/inneninterview: Die Expert/inneninterviews tes und systemaisches Verfahren, wodurch die einzelnen
werden als nichtstandardisierte Interviews durchge- Schrite der Methode nachvollziehbar werden. Aus den
führt. Ein Leifaden hilt dabei, ein strukturiertes In- entstandenen Texten – den transkribierten Interviews und
terview zu führen. Der Interviewleifaden besteht aus ausgefüllten Fragebögen – werden relevante Informaio-
vorformulierten Fragen, die der Erkenntnisgewinnung nen mithilfe eines Suchrasters aufgespürt und entnom-
– der Beantwortung der Forschungsfrage und der Un- men (siehe Abb. 3). Der Suchraster wird ausgehend von
terfragen – dienen und im Laufe des Interviews gestellt dem zuvor deinierten Kategoriensystem konstruiert (sie-
werden sollen. Allerdings obliegt die Abfolge und Form he Kapitel 2.2.2). Durch diese Extrakion können, für die
der Fragestellung der oder dem Interviewenden. Wäh- Beantwortung der Forschungsfrage relevante, Informai-
rend des Interviews werden somit die vorbereiteten onen relaiv unabhängig vom Ursprungstext weiterverar-
Leifragen in, an den Gesprächsverlauf und den oder die beitet, umgewandelt, mit anderen Informaionen zusam-
Interviewpartner/in angepasste, Interviewfragen über- mengeschlossen, verworfen, etc. werden. Die Auswahl
setz (vgl. GLÄSER und LAUDEL 2010, 142f). Die Fragen der relevanten Textpassagen und die Zuordnung in eine
sind ofen gehalten, sodass den Befragten ein breiter Kategorie beruhen auf Interpretaion des Textes und sind
Spielraum für die Beantwortung bleibt (vgl. GLÄSER und somit individuell (von der Autorin) geprägt. Auf die Extrak-
LAUDEL 2010, 112). Die Fragen können so formuliert ion folgt die Aubereitung der Rohdaten. Sie werden zu-
sein, dass sie längere Beschreibungen oder Erklärungen sammengefasst, auf Widersprüche geprüt und soriert. In
auslösen und erzählanregend wirken. Präzise Detailfra- der anschließenden Auswertung wird diese strukturierte
gen sollen hingegen zu kurzen Antworten führen (vgl. Informaionsbasis genutzt, um Kausalzusammenhänge,
GLÄSER und LAUDEL 2010, 125). Die Interviews werden Typisierungen, etc. zu suchen (vgl. GLÄSER und LAUDEL
mithilfe eines Dikiergerätes aufgezeichnet, transkri- 2010, 199f).
biert und anschließend ausgewertet.
text bla baslekqwlhe slkjdaklj
text bla baslekqwlh
text bla baslekqwlhe asdk ljwklej YSDKJASKLEJslkjer

• Transkripion: Die aufgezeichneten Interviews werden


text bla baslekqwlh asdkljwklej YSDKJASK
text bla baslekqwlhe slkjd asdkljwklej YSDKJASK skjasklrj weklrj
text bla baslekqwlh asdk ljwklej YSDKJASK skjasklrj weklrj
asdkljwklej YSDKJASKLEJslkjer skjasklrj weklrj wrkwwklr srkljwealkjra

Text asdkljwklej YSDKJ


skjasklrj weklrj
wrkwwklr srkljw
skjasklrj weklrj
skjasklrj weklrj
wrkwwklr srkljwealkjr
wrkwwklr srkljwealkjr
wrkwwklr srkljwealkjr
elarja wklej skelrj Alkwrjw
elarja wklej skelrj Alkwrjw
elarja wklej skelrj Alkwrjw
sdkjry Hn krw iz
elarja wklej skelrj Alkwrjw

möglichst vollständig transkribiert. Für die Transkripion


wrkwwklr srkljwealkjra sdkjry

(Befragungen)
elarja wklej skelrj Alkwrjw sdkjry Hn krw iz sdkjry Aklejr we U e
elarja wklej skelrj Alkwrjw Kwkej Iwlkeja oJA aelkjA sarj xdrkjskl kserlj syd,fy
sdkjry
sdkjry Aklejr we U er xdrkjskl kserlj syd,fy
xdrkjskl kserlj syd,fy xdrkjskl kserlj syd,f
wjkerhewa skerha kwejkawn
xdrkjskl kserlj syd
xdrkjskl kserlj syd,fy wjkerhewa skerha kw sklersa ksjr sykehr lyskjrlk

gibt es nach GLÄSER und LAUDEL (vgl. 2010, 193) bisher


wjkerhewa skerha kw wjkerhewa skerha kw
sklersa ksjr sykehr ly yskldhkh sekrljkl
wjkerhewa skerha kw sklersa ksjr sykehr ly sklersa ksjr sykehr ly
wjkerhewa skerha kw yskldhkh sekrljkl
sklersa ksjr sykehr ly yskldhkh sekrljkl yskldhkh sekrljkl
sklersa ksjr sykehr lyskjrlk syrklhah w3lk4j
yskldhkh sekrljkl
syrklhah w3lk4j One
syrklhah w3lk4j

keine allgemein akzepierten Regeln. Daher werden ei- Suchraster ? ? ?


gene Regeln formuliert (angelehnt an GLÄSER und LAU-
DEL 2010, 194; MAYRING 2010, 55). Diese werden im
Anhang angeführt. KATEGORISIERUNG bla baslekqwlhe slkjdaklj as
klej YSDKJASKLEJslkjer
skjasklrj weklrj baslekq wlhe slkjdak klej baslekq wlhe slkjdak klej

zusammengefasste und
YSDK JASKLEJslkjer skjasklrj YSDK JASKLEJslkjer skjasklrj
weklrj weja sdlrk fs weklrj
elarja wklej skelrj Alkwrjw
sdkjry Aklejr we U er

sorierte Extrakions-
elarja wklej skelrj Alkwrjw elarja wklej skelrj Alkwrjw

• Fragebogen: Aus zeitlichen Gründen werden ebenfalls


sdkjry Aklejr we U er sdkjry Aklejr we U er
Ajowp4u wio34uqw srj Ajowp4u wio34uqw srj
wjkerhewa skerha kwejkawn Jlwe oiuwer ops< s<jd<öl sjd
sklersa ksjr sykehr lyskjrlk ksdj klj J wkej asdj ruae.

ergebnisse yskldhkh sekrljkl

Befragungen der Expert/innen in Form eines digitalen,


teilstandardisierten Fragebogens durchgeführt. Das be-
deutet, die Fragen sind einheitlich formuliert und ange- ANALYSE
ordnet; die Befragten können jedoch auf die großteils
ofen gestellten Fragen frei antworten. Einige der Fragen INTERPRETATION

26 FORSCHUNGSWEISE
Der Leifaden der Expert/inneninterviews, Transkripions- Literaturauswertung
regeln sowie der schritliche Fragebogen sind im Anhang
zu inden.
Literaturrecherche
Die folgende Graik veranschaulicht abschließend die an-
gewandten Forschungsmethoden.
Literatursichtung

Literaturerfassung

Abb. 4 Übersicht der angewandten


<

Methoden (eigene Erstellung) Verwendung Literatur

grafische Plananalyse qualitative Inhaltsanalyse Befragungen

Fragebogen Expert/inneninterview
Festlegung Strukturierungsdi-
Transformaion
mensionen

Redukion Besimmung Ausprägungen Erstellung Fragebogen Erstellung Leifaden

Demontage Ankerbeispiele Aussendung Durchführung Interview

Montage Rücksendung Transkripion

Anwendung
Plangrafiken Text
Kategoriensystem

extrahierte
Informaionen

Typologie-Analyse

< Abb. 3 Prinzip der quali-


taiven Inhaltsanalyse Schlussfolgerungen
(nach GLÄSER und LAUDEL
2010, 200)

FORSCHUNGSMETHODEN 27
3 Geschichte im landschafts-
architektonischen Entwurf
3.1 Entwurfstheorie
Was bedeutet Entwerfen? Im folgenden Absatz wird ein Das ist in naturwissenschatlichen Gebieten wie Mathe-
kurzer Abriss zur Geschichte und Entwicklung des Entwer- maik der Fall, Entwurfsprobleme erfüllen diese Vorausset-
fens gegeben. zung jedoch sehr selten. Ritel und Webber sprechen bei
Entwurfsproblemen daher von sogenannten verzwickten
„Entwerfen im Sinne des Konzipierens von Gegenständen Problemen (wicked problems), während sie naturwissen-
für besimmte Zwecke ist eine grundlegend menschliche schatliche Probleme als gutarige Probleme (benign pro-
Täigkeit“ (PROMINSKI 2004, 83). Zu Beginn stand das blems) bezeichnen. Ihre Kriik am systemaischen Entwer-
handwerkliche Entwerfen. Wissen und Tradiionen wurden fen bezieht sich darauf, dass verzwickte Entwurfsprobleme
meist mündlich weitergegeben. Gegenstände entstanden, wie gutarige Probleme behandelt wurden. Sie verlangen
indem dieses Wissen mit neuen Anforderungen kombi- ein Entwurfsverständnis, welches sich wieder an Gesell-
niert und nach unzähligen Versuchen sowie Fehlschlägen schat, Geschichte und Werten orieniert (vgl. PROMINS-
die beste Lösung gefunden wurde. Trial-and-Error Prozes- KI 2004, 95). Weitere Entwurfstheorien wurden auf Basis
se spielten somit eine große Rolle. Zu Beginn der Neuzeit dieses Verständnisses – Entwerfen indet im individuellen
kamen maßstäbliche Zeichnungen auf. Sie erlaubten das bzw. gesellschatlichen Reich der Werte stat – entwickelt.
Durchspielen möglicher Veränderungen und auch Fehler Zu nennen ist hier die Relexive Praxis von Donald Schön,
auf dem Papier. Prominski legt hier den Beginn des zeich- welche von PROMINSKI (vgl. 2004, 102) als eine der über-
nerischen Entwerfens fest. Die Entwurfsmethode dabei ist zeugendsten Formulierungsversuche einer Erkenntnisleh-
das Zeichnen und Neuzeichnen sukzessiver Änderungen. re des Entwerfens bezeichnet wird. Intuiion und Analyse
Der Entwurfsprozess, welcher durch das zeichnerische sind hier untrennbar miteinander verbunden.
Entwerfen beschleunigt wurde, stellt eine sehr individu-
elle Methode des Entwerfens dar. Er besteht aus einer Prominski fasst die aktuell herrschende Meinung zusam-
meist sehr ausgiebigen Informaionsaufnahme. Diesen men: Entwerfen ist komplex. Da das Bearbeitungsgebiet
aufgenommen Informaionen wird Zeit gegeben sich zu – die Landschat – ein dynamisches Gefüge menschge-
setzen, um dann eine plötzliche Erleuchtung zu erfahren. machter Räume ist und somit objekive sowie subjekive
Diese indet meist in Form einzelner Lösungen im Kopf des Elemente beinhält, reicht ein einseiiger Ansatz nicht aus,
Entwerfers oder der Entwerferin stat. Diese Arbeitsme- um Landschat zu erfassen. Ein Entwerfen, das erfahrungs-
thode ist demnach abhängig von der Kreaivität des oder wissenschatliche und künstlerische Elemente integriert,
der Entwerfenden. In den 1950er Jahren kam eine zuneh- ist daher eine entsprechende und umfassende Handlungs-
mende Unzufriedenheit mit dieser als unwissenschatlich weise (vgl. PROMINSKI 2004, 148).
angesehenen Methode auf. Das systemaische Entwerfen,
mit dem Ziel den Entwurfsprozess zu raionalisieren und in
besimmte Abschnite zu strukturieren, wurde entwickelt.
Stat subjekive Intuiion und Erfahrungen des oder der
Entwerfenden, sollten Wissen und messbare Methoden
den Entwurfsprozess objekivieren (vgl. PROMINSKI 2004,
83 - 86). Bald darauf folgte jedoch die erste Kriik an die-
sem linearen systemaischen Entwerfen: Horst Ritel und
Melvin Webber bemängelten an dieser analyisch-natur-
wissenschatlichen Orienierung der Entwurfsmethoden,
dass diese nur dann möglich sind, wenn das Problem ein-
deuig zu formulieren und das Ziel – die Lösung – klar ist.

30 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


3.2 Geschichte erinnern
Für Bernard Lassus ist die Überlagerung unterschiedlicher Umgelegt auf die Gestaltung eines Ortes bedeutet diese
Zeitschichten die Geschichte des Ortes und gleichzeiig Aussage, dass dessen Geschichte und Werte wiederent-
sein Potenial (vgl. LASSUS 1991, 135). Warum soll man deckt, gedeutet und in einer zeitgemäßen Sprache in ei-
aber auf der Suche nach gestalterischen Lösungen auf den nem Projekt zum Ausdruck gebracht werden.
Ort und seine Schichten zurückgreifen? Welchen Beitrag
leisten Erinnerungsorte bzw. die Geschichte eines Ortes
und für wen? Diesen Fragen soll im folgenden Absatz
nachgegangen werden. 3.3 Raum, Ort, site
KREBS (vgl. 2002, 82 - 85) beschreibt den Grund für ein Raum bzw. Ort und Zeit sind in der Landschatsarchitek-
Besinnen auf die vorhandenen Poteniale des Ortes damit, tur – wie im vorherigen Absatz erwähnt – eng miteinan-
dass die Zeit der Eroberungen und Erforschung der Wildnis der verbunden. Wenn von der Geschichte eines Ortes die
vorbei sei. Es gibt auf der Erde keine unerforschten Orte Rede ist, stellt sich die Frage, was unter Ort verstanden
mehr, nichts ist mehr wirklich neu. Auch im Gegensatz zur wird. Geht es hier um einen Standort, ein Grundstück
Moderne, wo ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit oder einen Bauplatz? Beschreiben Ort und Raum dassel-
stafand und großarige Utopien für die Zukunt entwor- be? Sie sind vertraute Bezeichnungen und Grundbestand-
fen wurden, ist die Menschheit heute auf ihren eigenen teile des täglichen Lebens. Ot geht deren Bedeutung
Standpunkt der Gegenwart zurückgeworfen. Für viele ineinander über, dennoch können diese zwei Worte bei
Landschatsarchitekt/innen der Postmoderne bedeutet genauerer Betrachtung unerwartete Inhalte annehmen.
Gegenwart oder Wirklichkeit ein Gelecht aus Raum und Die Konzepte Raum und Ort benöigen einander, um sich
Zeit. Lassus sieht den gegenwärigen Raum als „[...] viel- zu deinieren (vgl. TUAN 1977, 3 – 6). Es soll hier auf das
leicht gleichzeiig und untrennbar vorhanden [...] neben diferenzierte Verständnis von Ort und Raum in den ver-
der Vergangenheit, von der es keine Spur mehr gibt, oder schiedenen planenden Disziplinen eingegangen werden.
neben einem fernen Anderswo, sei es von gestern, heu- Landschatsarchitektur arbeitet mit den Vorstellungen von
te oder morgen“ (LASSUS 1991, 138). Wie ein Bläterteig Raum und Ort. Prozesse, die im Laufe der Zeit entstehen
setze sich der Ort aus aufeinandergeschichteten Zeiträu- (wie Erlebnisse, Erinnerungen und Geschichten), geben
men seiner Geschichte zusammen (vgl. ebd. 1991, 138). dem Ort Idenität und Charakter. Das Hervorrufen solcher
Der zu gestaltende Ort oder Raum ist, manchen aktuellen Prozesse an einem Ort ist das eigentliche Betäigungsfeld
Fachmeinungen zufolge, demnach eng mit seinen zeitli- landschatsarchitektonischer Eingrife (vgl. SIMSCHITZ
chen Schichten – seiner Vergangenheit oder Geschichte – 2013, 41). In diesem Kontext soll auch der Begrif der site
verbunden. Diese zeitlichen Schichten sind jeweils durch erörtert werden.
Wissen, Ansicht und Interpretaion des oder der Einzelnen
sowie der jeweiligen Generaion geprägt. Die Vergangen-
heit wird durch neue Erfahrungen und Fragestellungen
verändert. Das Jetzt ist beeinlusst durch das Frühere, es
beeinlusst aber gleichzeiig auch die Sicht auf Vergange-
nes. Es ist daher Aufgabe, „[...] Kenntnisse, alte wie neue,
neu zu organisieren, neue Aufgliederungen und Gewichts-
verteilungen vorzunehmen, neuen Autoren zu einer alten
Geschichte das Wort zu geben“ (ROHDE und SCHOMANN
2003, 14).

RAUM, ORT, SITE 31


Raum (space)

Der Begrif des Raumes ist undiferenzierter und abstrak- Raumverständnis durch Verhältnisse angegeben. Aus der
ter als der des Ortes. Grundsätzlich kann zwischen vielen Struktur der relaiven Lage der Körper – dem Prozess der
verschiedenen Raumverständnissen unterschiedlicher gegenseiigen Posiionierung – ergibt sich der Raum. Kör-
Disziplinen diferenziert werden, wobei nur kurz auf den perliche Objekte und Raum bilden einen unaulösbaren
Unterschied zwischen physischem und sozialem Raum Zusammenhang. Innerhalb des Raumes sind Orte jeweils
eingegangen wird. Der physische oder geograische Raum durch die relaionale Lage körperlicher Objekte gegeben.
wird durch die wechselseiige Äußerlichkeit der Teile be- Die Vorstellung eines leeren Raumes ist in diesem Raum-
simmt. Der soziale Raum hingegen entsteht durch Aneig- verständnis daher nicht möglich. Albert Einstein betont
nung und spiegelt die soziale Posiionierung der Akteur/ den theoreischen Kontext dieser zwei Raumbegrife. Es
innen, Gruppen und Insituionen wieder. Das Konzept des handle sich dabei um schemaische, aus der menschlichen
sozialen Raums stammt aus der Soziologie und wurde un- Phantasie geschafene Betrachtungen, welche den Raum
ter anderem von den Soziologen Henri Lefebvre und Pierre von einem geometrischen oder kinemaischen Standpunkt
Bourdieu zur Charakterisierung sozialer Beziehungen ver- aus betrachten. Unter Einluss der Relaivitätstheorie hat
wendet. Die soziale Welt wird als konstruierter Raum, ent- die aktuellere Physik vom Konzept des Behälter-Raums der
stehend aus sozialen Posiionen, welche sich gegenseiig klassischen Physik jedoch bereits Abstand genommen. Der
durch Nähe und Enfernung voneinander besimmen, dar- phänomenale Raum wird von Henri Poincaré deiniert. Er
gestellt. Der soziale Raum indet allerdings im physischen kriisiert damit die Theorie des absoluten Raums und das
Raum stat und prägt ihn. Physischer Raum ist laut Bourdi- Messen in absoluten Abständen. Vielmehr würde das Ver-
eu sozial konstruiert und nur anhand einer Abstrakion hältnis zwischen Objekt und Messinstrument – der eigene
denkbar. Mit Abstrakion ist das Weglassen des Wissens menschliche Körper – beim Messen der Dinge im Raum
darüber, dass es sich um einen angeeigneten, genutzten von Bedeutung sein (vgl. LÄPPLE 1991, 38f).
und bewohnten Raum handelt gemeint (vgl. BOURDIEU
1991, 26f). In dieser Arbeit wird unter Raum jedoch der Dem Ethnologen und Anthropologen AUGÉ (vgl. 2012, 83)
rein physische Raum verstanden, welcher folgend näher zufolge besitzt Raum weder Idenität, noch lässt er sich als
beleuchtet wird. Der von Bourdieu als sozial oder ange- relaional oder historisch bezeichnen. Ofenheit, Freiheit,
eignet bezeichnete Raum fällt in der Begrilichkeit dieser Bewegung aber auch Bedrohung prägen laut TUAN (vgl.
Arbeit eher in das Verständnis von Ort. 1977, 6) das Verständnis von Raum. Dieser Raumbegrif
wird in der vorliegenden Arbeit verwendet.
Physischer Raum kann, drei neuzeitlichen Raumtheorien
zufolge, unterschiedlich deiniert werden. Die Theorie
des absoluten Raums wurde unter anderem von Isaac
Newton, Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei oder René Ort (place)
Descartes geprägt. Sie besagt, dass der absolute Raum ein
unsichtbarer, homogener und unendlich ausgedehnter Ort ist – im Gegensatz zu Raum – etwas Konkretes. Ort re-
dreidimensionaler Behälter ist, in dem jeder Raumpunkt präseniert Sicherheit und Stabilität. Aus Raum entwickelt
durch ein Koordinatensystem verortet werden kann. Abso- sich ein Ort, sobald man sich mit ihm näher beschätigt,
luter Raum und absolute Zeit stellen Rahmen dar, in denen ihn wertschätzt und eine Bindung zu ihm aubaut (vgl.
Dinge koordiniert sind. Diese kartesische Raumdeiniion TUAN 1977, 6). Ort kann als Raum, der einem bekannt und
beschreibt das gängige Verständnis des landschatsarchi- vertraut ist, gesehen werden. Drei Merkmale haben Orte
tektonischen Raumes (vgl. BERNARD und LOIDL 2003, 49). gemein: sie sind durch Idenität, Relaion und Geschichte
Der Raum ist lediglich eine Randbedingung des Inhaltes gekennzeichnet (vgl. AUGÉ 2012, 58f). Der Soziologe und
und exisiert unabhängig von materiellen Körpern. Raum Ethnologe Marcel Mauss verbindet den soziologischen
wird als Behälter aller körperlichen Objekte gesehen. Die Begrif des Ortes mit einer in Zeit und Raum lokalisierten
Vorstellung eines leeren Raumes ist dadurch möglich. Kultur (vgl. AUGÉ 2012, 42). Die Organisaion des Raumes
Gofried Wilhelm Leibniz und Chrisiaan Huygens hinge- und die Bildung von Orten gehört zu der kollekiven und
gen beschreiben den Raum als etwas rein Relaives – als individuellen Praxis innerhalb einer sozialen Gruppe (vgl.
eine mögliche Ordnung jener Dinge, die gleichzeiig exis- AUGÉ 2012, 58). Erinnerungen und Assoziaionen, welche
ieren. Die Lage von Objekten wird in diesem relaionalen den Orten des täglichen Lebens innewohnen, exisieren

32 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


sowohl auf persönlicher als auch auf kollekiver Ebene. und Relaionen geschafen, sondern Ähnlichkeit und Ein-
Diese persönliche Bindung, von einem Individuum oder samkeit. Die Individuen leben in der Gegenwart. Aktu-
einer Gruppe zu einem besimmten Ort aufgebaut, formt alität und Erfordernisse der Gegenwart sind wichig, der
den Charakter dieses Ortes und wird in der Literatur als Geschichte wird kein Raum gegeben. Nicht-Orte werden
sense of place bezeichnet. Das Wissen über die Vergan- durchquert, daher werden sie in Zeiteinheiten bemessen,
genheit des Ortes spielt eine wichige Rolle im Prozess des welche in Fahrplänen oder Anzeigetafeln für Abfahrt und
Bindungsaubaus. Gleichzeiig kann ein Ort als Behälter Ankunt angekündigt werden (vgl. AUGÉ 2012, 104). Nicht-
kollekiver Erinnerungen und Erfahrungen dazu beitragen, Orte und Orte exisieren in der Realität niemals in reiner
eine gemeinsame Vergangenheit zu deinieren. Das Kon- Gestalt. Sie überschneiden und durchdringen sich gegen-
zept des spirit of place ähnelt jenem des sense of place. Es seiig. Der Nicht-Ort stellt sich niemals vollständig her,
unterscheidet sich von diesem aber insofern, da hier von der Ort verschwindet aber auch niemals ganz (vgl. AUGÉ
der Idenität des Ortes ausgegangen wird, welche die per- 2012, 83f). Auch ist deren Wahrnehmung von Mensch zu
sönliche Idenität prägt (vgl. SIMSCHITZ 2013, 38f). In die- Mensch unterschiedlich. Manche Leute sehen einen Ort,
sem Verständnis der Idenität des Ortes spielt die anike wo andere weiterhin nur einen Nicht-Ort erkennen (vgl.
Vorstellung des genius loci eine Rolle. Für den Architektur- AUGÉ 2012, 124).
historiker Chrisian Norberg-Schulz ist der genius loci (der
Geist, der an einem Ort herrscht) jener Aspekt, mit dem In der Literatur der Planungs- und Entwurfsdisziplinen wird
sich der Mensch in seiner alltäglichen Lebenswelt einigen häuig der Begrif Ort als Synonym für site verwendete. Bei
muss. Kann sich ein Individuum in seiner oder ihrer Umge- genauerer Betrachtung diferenzieren sich Ort und site je-
bung orienieren und sich mit ihr ideniizieren, entsteht doch wesentlich voneinander (vgl. SIMSCHITZ 2013, 45).
existenieller Halt (vgl. NORBERG-SCHULZ 2003, 549; vgl.
NORBERG-SCHULZ 1982, 5). Der genius loci kann, selbst
bei einer Veränderung des Ortes, gleich bleiben.
site
Bei dem Umgang mit der Geschichte des Ortes unterschei-
det Marc Augé zwischen anthropologischen Orten und Es wird hier der englische Begrif verwendet, da sich site
Orten der Erinnerung. Der anthropologische Ort ist „[…] nicht eins zu eins übersetzen lässt. Carol J. Burns und An-
die pariell materialisierte Vorstellung, die seine Bewohner drea Kahn stellen im Vorwort ihres Sammelbandes „Site
sich von ihrem Verhältnis zum Territorium, zu ihren Ange- maters“ fest, dass auch im englischsprachigen Diskurs
hörigen und zu den anderen machen. Diese Vorstellung über site die Menge an Begrifen, welche auf den ersten
kann fragmentarisch oder mythiiziert sein. Sie variiert je Blick synonym für den Term site verwendet werden kön-
nach der Stellung oder dem Standort, die der Einzelne ein- nen, tatsächlich keine Synonyme sind oder noch nicht
nimmt“ (AUGÉ 2012, 62). Sobald Individuen zusammen- ausreichend geprüt wurden (vgl. BURNS und KAHN 2005,
kommen und einen Raum durch soziale Beziehungen (wie xix). Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht sich site auf
z.B. Verhaltensregeln) oder durch eine gemeinsame Ge- die geographische Lage eines Grundes, auf dem sich eine
schichte prägen, erzeugen sie Orte. Der anthropologische Reihe von Täigkeiten abspielen. Je nach planender Fach-
Ort wird demnach von Ahnen geschafen und von ihnen richtung gelten jedoch unterschiedliche Deiniionen und
mit Zeichen und Bedeutung gefüllt. Seine Bewohner/in- Verständnisse sowie unterschiedliche Werthaltungen ge-
nen leben in der Geschichte, sie erzeugen sie jedoch nicht. genüber der site. Landschatsarchitektur behandelt site
Orte der Erinnerung zeigen hingegen ein Bild von etwas, als Grundstück mit baulichen Ausprägungen, während sich
das sie nicht mehr sind (vgl. AUGÉ 2012, 61). Architektur auf die bebaubare Parzelle oder den Bauplatz
als Planungsgebiet fokussiert. Der Städtebau geht über
Marc Augé deiniert einen Gegensatz zu den Orten: die das rein Bauliche hinaus und bezieht soziale, ökonomische
Nicht-Orte der Übermoderne. Sie weisen Ähnlichkeiten und poliische Anliegen in seinen Begrif von site mit ein.
zu der Deiniion des Raumes auf. Er versteht unter Nicht- Die relaiv neue Planungsdisziplin Urban Planning stellt
Orte Einrichtungen des beschleunigten Personen- und sich ihr Verständnis von site aus den Ansichten der ande-
Güterverkehrs (Flughafen, Autobahn, Raststaion, etc.), ren Disziplinen zusammen (vgl. BURNS und KAHN 2005,
die Verkehrsmitel selbst, Einkaufszentren, Hotelketen, viii).
Freizeitparks oder Flüchtlingslager (vgl. AUGÉ 2012, 42).
In Nicht-Orten werden keine besonderen Idenitäten

RAUM, ORT, SITE 33


Allen planenden Disziplinen gemein ist, dass site ot als • Der Begrif Kontext wurde im vorigen Absatz kurz ange-
überschaubare, geschlossene und von ihrer Umgebung ab- sprochen. Die Annäherung an site über Kontext stellt ein
gegrenzte Einheit angesehen wird. Diese stark vereinfach- weiteres site-Verständnis dar und ist besonders im Feld
te Sicht klammert eine Reihe von Faktoren aus, die eben- der Stadtplanung und Architektur zu inden. Hier kann
falls ein Projekt formen und strukturieren können, wie ein wiederum zwischen zwei unterschiedlichen Konzepten
konzeptuelles Programm oder die Finanzierung. Sites sind von Kontext unterschieden werden. Einerseits kann Kon-
jedoch komplex. Sie besitzen laut Burns und Kahn drei un- text als Umfeld gesehen werden. Dabei ist alles Kontext,
terschiedliche Bereiche, welche als area of control (Kont- was nicht site (in diesem Verständnis Baugrund) ist. Es
rollbereich), area of inluence (Einlussbereich) und area geht hier vor allem um vorhandene bauliche Elemente
of efect (Wirkungsbereich) bezeichnet werden. Diese drei und Strukturen. Auf der anderen Seite kann Kontext als
Gebiete überlappen sich trotz ihrer geographischen und eine Haltung gegenüber der Geschichte gesehen wer-
zeitlichen Unterschiede. Der sogenannte Kontrollbereich den. Der briische Architekt, Autor und Hochschullehrer
ist räumlich und zeitlich limiiert. Außerhalb der direkten Colin Rowe prägte in den 1960er Jahren die Bezeichnung
Kontrolle liegen die beiden anderen Bereiche: Einlussbe- contextualism (Kontextualismus). Hier beschränkt sich
reich und Wirkungsbereich. Sie stellen Beziehungen zwi- Kontext nicht nur auf visuelle Beziehungen von Masse
schen den gestalterischen Eingrifen im Kontrollbereich und Raum, er nimmt auch auf historische und kulturelle
und umfassenderen, weitreichenderen Prozessen dar. Aspekte Bezug. Für Rowe erzeugt Kontext neue Konigu-
Der Einluss einer Gestaltung geht daher weit über die raionen älterer, exisierender Formen (vgl. ISENSTADT
Grundstücksgrenzen hinaus. Das komplexe Konzept von 2005, 158 - 163). In diesem architektonischen Verständ-
site bezieht sich auf zwei scheinbar gegensätzliche Ideen: nis bedeutet Kontext eine größere Aufmerksamkeit für
auf einen physikalisch konkreten Ort sowie eine räumlich die Vergangenheit (durch Aufmerksamkeit für das be-
und zeitlich dehnbare Umgebung (vgl. BURNS und KAHN stehende Umfeld), als dies durch die hier herrschende
2005, x–xiii). Aufassung von site geschieht (vgl. ISENSTADT 2005,
178).
In den folgenden Absätzen wird genauer auf die un-
terschiedlichen Verständnisse und Konzepte von site • Wie bereits in der Beschreibung von Ort angedeutet,
eingegangen. wird site häuig mit Ort gleichgesetzt – in diesem Fall mit
den anthropologischen Orten von Marc Augé. Der so-
• Ot wird site nur im Sinne des zuvor beschriebenen Kon- wohl als Stadtplaner und Urbanist täige als auch in der
trollbereiches verwendet. Site stellt in dieser Aufas- Disziplin Urban Planning lehrende Robert A. Beauregard
sung demnach einen geograisch begrenzten, rechtlich geht davon aus, dass sites zuerst als Orte exisieren, wo-
deinierten Eigentums-Bereich dar und dient Planenden bei diese Orte niemals leer sind. Sie sind mit individuel-
bzw. Gestaltenden als Grundstück für Intervenionen len und kollekiven Erinnerungen besetzt, dabei werden
(vgl. MARCUSE 2005, 249). Auch laut der Architekin selbst unbekannte Orte mit Geschichten gefüllt (vgl. BE-
Robin Dripps stellt site etwas Konkretes dar. Ränder und AUREGARD 2005, 39). Beauregard versteht unter site ein
Zentrum sind bekannt oder können besimmt werden. soziales, gesellschatliches und ökonomisches Produkt.
Meist wird site auf ihre poliischen oder ökonomischen „A site is a place that has been denatured, formalized,
Grenzen reduziert. Da site besessen werden kann, sind and colonized, its meanings made compaible with the
die Verbindungen zur Umwelt limiiert. Sie werden kon- relaions of producion, state imperaives, and the order
trolliert. Das überschaubare Grundstück ist ot von sei- that both imply“ (BEAUREGARD 2005, 40). Site wird erst
ner Umgebung, seinem Kontext, losgelöst (vgl. DRIPPS im Prozess des Planens aus einem Ort geschafen, in-
2005, 61). Sowohl Marcuse als auch Dripps setzen der dem der Ort von all den mit ihm verbundenen, teilweise
rechtlich und geograisch begrenzten Vorstellung von auch widersprüchlichen Geschichten und Erinnerungen
site jedoch ofene Konzepte entgegen, die helfen sollen gereinigt wird. Diesen Zustand des entleerten Ortes
sich von Eingrenzungen loszulösen. Im Falle von Marcu- bezeichnet Beauregard als muted ground. So werden,
se ist das die area of concern (Interessensbereich), in je- mit unterschiedlichen Geschichten aufgeladene, Orte
nem von Dripps ist es ground (Grund) (vgl. DRIPPS 2005, zu standardisierten sites umgewandelt. Die Vielfäligkeit
61; MARCUSE 2005, 254). und Fülle eines Ortes wird über den Weg des Entleer-
ens durch vereinfachte, schlüssige und nachvollziehbare
Repräsentaionen ersetzt. Den Schrit des Filterns und

34 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


Entleerens der Erinnerungen und Geschichten sowie Um site verstehen zu können, bedarf es sowohl der objek-
das Setzen der gestalterischen Intervenionen wird von iven Realität wie auch einer subjekiven Wahrnehmung.
Planenden und Entwerfenden übernommen. So besim- Vom dezentrierten Standpunkt eines Theoreikers aus,
men deren Werte und Anschauungen ihre Vorstellung, wird site eher ein Standort oder eine Zusammenstellung
wie eine site sein sollte, wodurch wiederum großer gewöhnlicher Erzählungen und verliert dadurch viel von
Einluss darauf ausgeübt wird, wie die Geschichten des seiner Bedeutung für menschliches Handeln. Vom zent-
Ortes geiltert und welche Erzählungen weiterverwen- rierten Standpunkt aus, wird site mit Bedeutung – in Bezug
det werden. Dies unterstreicht die Kontrolle und Macht, auf eine individuelle oder kollekive Weltsicht und soziale
welche Planende über eine site haben. Sites bleiben Situaion – aufgeladen (vgl. BURNS und KAHN 2005, xxiii).
jedoch selten bis nie starr. Sie entwickeln sich, wodurch Der unter anderem als Soziologe und Planungstheoreiker
neue Geschichten und Erzählungen entstehen. Eine site täige Lucius BURCKHARDT (1986, 173) beschreibt den
stellt somit einen Zwischenschrit auf dem Weg von Ort Zusammenhang zwischen Ort, also der gebauten Wirk-
zu Ort dar. Site ist in diesem Zusammenhang eher ein lichkeit, und dessen Bedeutung folgendermaßen: „Jedes
Schrit im Entwurfsprozess, welcher bei der Abstrakion Nachdenken über die Landschat ist also gleichzeiig ein
und Redukion angewandt wird. Beauregard merkt jedo- Nachdenken über uns selbst, über unser Wahrnehmungs-
ch an, dass sich gute Planende und Entwerfende gegen vermögen und unsere kulturellen Voraussetzungen. Die
diese reduzierende Planungs- und Entwurfsstrategie Landschat hat eine 'Aussage', aber diese Aussage liegt
stellen und sich statdessen mit dem Hinzufügen von nicht in der Außenwelt, sondern in unseren Köpfen.” Da-
Bedeutung und weniger professionalisierten Geschich- mit wird ein wichiger Punkt angesprochen. Die Bedeu-
ten beschätigen (vgl. BEAUREGARD 2005, 41 - 47). tung einer zeitlichen Schicht oder eines Ortes kann indivi-
duell verschieden sein. Ein und dieselbe Landschat kann
• In der Disziplin der Landschatsarchitektur wird site von unterschiedlichen Nutzer/innen – selbst wenn sie aus
meist als Landschat im Sinne eines dynamischen und derselben Zeit stammen – auf sehr unterschiedliche Art
ließenden Systems verstanden. Sie ist Teil eines größer- verstanden und bewertet werden. Auf diese persönliche
en Mosaiks aus Vegetaion und Topographie, welches Bedeutung und das öfentliche Interesse wird in Kapitel
sich mit der Zeit verändert und wandelt (vgl. HILL 2005, 3.5.2 genauer eingegangen.
143). In das – von der im Bereich Landschatsarchitektur
und Umweltplanung lehrenden Krisina Hill beschrie- Zusammenfassend exisiert für den Begrif site keine ein-
bene – Verständnis von site ließen Wissen und Ansich- deuige Deiniion. Sie hängt stark von den an Planung
ten der Ökologie über den Ablauf natürlicher Prozesse oder Entwurf beteiligten Personen ab. Im Planungs- und
hinein. Jene Landschatsarchitekt/innen, die auf die Entwurfsprozess kann grundsätzlich zwischen zwei Haupt-
neuen Paradigmen der Ökologie zurückgreifen, müssen haltungen diferenziert werden. Einerseits wird site ver-
sich mit dem Verschwinden ixer und starrer Grenzen standen als komplexes Konstrukt, gefüllt mit individuellen
sowie mit den entscheidenden Prozessen, welche die und kollekiven Erlebnissen, Ereignissen und Geschichten.
Grundstruktur der zu gestaltenden Landschat bee- Dieses Verständnis wird durch die Konzepte von Ort, Kon-
inlussen, auseinandersetzen. Sie müssen außerdem text und Landschat geprägt. Die site wird als bereits be-
verstärkt auf die Verwendung temporärer räumlicher schriebenes Blat gesehen. Die zweite Haltung sieht site
Merkmale setzen. Sites ermögliche Einblicke und Erken- hingegen als leeres, unbeschriebenes Blat. Sie ist frei von
ntnisse darüber, wie sich sowohl die Realität als auch un- baulichen Konstrukionen und symbolischen Inhalten.
sere eigenen Theorien ändern (vgl. HILL 2005, 144f). Hier spielen die Vorstellungen von site als umgrenztes phy-
sisches Eigentum, losgelöst von Umgebung und Kontext,
eine Rolle (vgl. SIMSCHITZ 2013, 51f).

In dieser Arbeit wird der Umgang mit der Geschichte des


Ortes behandelt. Unter Ort wird hier site im Sinne eines
bereits beschriebenen Blates verstanden.

RAUM, ORT, SITE 35


3.4 Geschichte im Entwurf
Um das Ergebnis – den ferigen Entwurf – verstehen und Alle hier nachfolgenden Ansätze verfolgen das Ziel dem
analysieren zu können, ist es wichig die unterschiedli- Ort eine neue Lesart hinzuzufügen.
chen Theorien hinter den Herangehensweisen und Ent-
wurfsprozessen zu beleuchten. Wie kann die Geschichte Das Vorhandene analysieren
des Ortes im Entwurf berücksichigt werden und welche
theoreischen Posiionen gibt es dazu aktuell in der Land- Für viele zeitgenössische Landschatsarchitekt/innen sind
schatsarchitektur? Dazu werden die wichigsten Entwurfs- die materiellen und fühlbaren Eigenschaten und Merkma-
theorien und Ansätze, welche sich mit dem Begreifen des le eines Ortes nicht nur Gegebenheiten, die in der Gestal-
Ortes und seiner Geschichte befassen, zusammengefasst tung untergebracht oder gar entschärt werden müssen.
und strukturiert. Aufgrund der Vielzahl an bestehenden Sie sind Inspiraion und Quelle für den Entwurf. Laut der
Theorien, handelt es sich dabei nicht um eine vollständi- Landschatsarchitekin und Theoreikerin Elizabeth MEYER
ge Übersicht aller Ansätze, sondern um eine Relexion der (vgl. 2005, 93) beeinlussen die Gegebenheiten des Ortes
Fachliteratur. besonders den Analyseschrit, durchdringen jedoch den
gesamten Entwurfsprozess. Dieses neu posiionierte Inter-
esse am Ort stellt die gegenwärige Klut zwischen raiona-
ler Analyse vor Ort und intuiiver kreaiver Konzepion in
3.4.1 theoretische Positionen Frage. Gestaltung entsteht aus der Interpretaion des Or-
tes. Dieser ist daher nicht bloß Oberläche für den Entwurf
Dem Ort eine neue Lesart hinzufügen sondern stellt selbst das Entwurfsprogramm dar. Drei Ver-
treter dieses Ansatzes – Bernard Lassus, Christophe Girot
Landschatsarchitektur kann Zugang zu der Kulturgeschich- und Clemens Steenbergen – werden hier vorgestellt.
te eines Ortes schafen. Das Gestalten eines Gebietes kann
somit zu einer anderen Wahrnehmung der Umgebung füh- Der Landschatsarchitekt Bernard Lassus vertrit die Mei-
ren (vgl. CONAN 2010, 34). Die Intenion, neue Lesarten nung, dass kein Ort ein weißes Blat ist, sondern schon
der Landschat durch kleine Eingrife aufzuzeigen, ist den exisiert, bevor er mit einer Funkion belegt wird. Für ihn
meisten heuigen Landschatsarchitekt/innen wie Georges hat der speziische Ort eine große Bedeutung. Lassus legt
Descombes, Bernard Lassus oder Dieter Kienast gemein- bei seinen Entwürfen das Hauptaugenmerkt auf die Ana-
sam. Es stellt sich nun aber die Frage, wie die Geschich- lyse des Ortes, da für ihn das Erkennen der vorhandenen
te und Bedeutung eines Ortes vermitelt werden kann, Probleme und das Stellen der richigen Fragen der schwie-
ohne dabei auf Rekonstrukion oder gartendenkmalple- rigste Teil eines jeden Projektes ist. Daher geht auch die
gerische Wiederherstellung von Teilen eines nicht mehr sogenannte erinderische Analyse dem gestalterischen
exisierenden Gartens zu verfallen (vgl. BÜRGI 2003, 71). Part – dem minimalen Eingrif – voraus. Die erste Unwis-
Die Aufmerksamkeit und Phantasie der Nutzer/innen soll senheit über den zu bearbeitenden Standort wird mit der
sensibilisiert und simuliert werden. Dadurch können neue erinderischen Analyse überwunden, indem man sich dem
Assoziaionen und Wahrnehmungen entstehen. Diese Si- Ort und seiner Einzigarigkeit, seiner Geschichte und sei-
mulaion kann mithilfe unterschiedlichster Gestaltungs- nen Potenialen nähert (vgl. LASSUS 2010 b, 251). Sie hilt
mitel, wie z.B. der Störung der von den Besucher/innen außerdem, den Prozess vom Werden und Wandel der Orte
erwarteten Ordnung des Ortes, durch Darstellen, hörbar wiederzuentdecken. Das Nicht-Sichtbare des Ortes – der
machen, beschreiben oder verschieben des Maßstabs, etc. imaginäre Raum, welcher aus unseren Vorstellungen, aus
erzeugt werden (vgl. LASSUS 2010 a, 215). der Geschichte, etc. entsteht – wird freigelegt.

36 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


Eine erinderische Analyse läut folgendermaßen ab: zuerst wenn Vorstellung und wahrgenommene Realität aufeinan-
muss die oder der Entwerfende eine umherschweifende der trefen. Dabei ist eine subjekive und interpreierende
Aufmerksamkeit annehmen, indem sie oder er sich im Wahrnehmung wichig. Diese ersten Eindrücke eines Ortes
Verlauf längerer Besuche, zu unterschiedlichen Tageszei- beeinlussen den gesamten Gestaltungsprozess und beu-
ten und Witerungen, das Gelände und seine Umgebung gen eine rein konzepionelle Planung aus der Ferne vor.
einprägt. „[…] man saugt es in sich hinein, von der Erde Weitere Begehungen, um den Ort und seine Umgebung
bis zum Himmel, 'wie ein Schwamm', fast bis zur Lange- zu verstehen und um Orienierung zu erlangen, bezeich-
weile“ (LASSUS 2010 a, 216). Das Vorhandene zu analy- net Girot als grounding. Sichtbare und unsichtbare Aspek-
sieren bedeutet auch in der Benutzung des Ortes das zu te sollen in diesem Schrit erfasst werden. Das Drite der
entdecken, was durch die tägliche Abnutzung verborgen Konzepte (inding) umfasst alle Ergebnisse, die durch Ana-
wird und gerade dabei ist zu verschwinden. Im Zuge der lysen oder andere methodologischen Untersuchungen,
Besuche trit die oder der Gestaltende auf Nutzer/innen aber auch durch zufällige Entdeckungen erlangt werden.
oder auch auf Spezialist/innen, welche den Ort untersu- Diese gefundenen Ergebnisse haben die Eigenschat, die
chen und hilfreiche Informaionen zum Ort wissen. Weite- Besonderheit des Ortes zu vermiteln. Der letzte Schrit
re Annäherungen erfordern Studien und Forschungen, die (founding) beschreibt den Einluss der vorhergehenden
neue Hypothesen ausarbeiten sollen (vgl. LASSUS 2010 a, Schrite in einen gestalterischen Eingrif (vgl. GIROT 1999,
216f). KREBS (vgl. 2002, 82) spricht vom Paradoxon der er- 60f). Der beschriebene Entwurfsablauf garaniert, dass
inderischen Analyse. Eine Analyse beziehe sich auf Beste- die Gestaltung auf bereits Vorhandenes reagiert. Laut
hendes, die Erindung wiederum sei die Erschafung von GIROT (vgl. 1999, 63) ist dabei das Immaterielle, wie z.B.
etwas Neuem. Dieses Neue – die Erindung – entsteht je- historische Ereignisse, für die Gestaltung ot bedeutender
doch bei Lassus durch die Verknüpfung von vorhandenem als sichtbare Strukturen.
Sichtbarem und Nicht-Sichtbarem (etwas, das nur in der
jeweiligen Vorstellung exisiert) des Ortes. Daraus ergibt Auch für Clemens Steenbergen ist die Analyse einer Land-
sich der Schluss, dass sich das Neue im Vorhandenen ent- schat einer der wichigsten Schrite im Entwurfsprozess.
decken lässt und mit ihm eng verbunden ist. Ähnlich wie Bernard Lassus sieht er die verschiedenen,
sich mit der Zeit ändernden Interpretaionsmöglichkeiten
Ähnlich wie Lassus, geht der Landschatsarchitekt Chri- der Landschat als wichigen und zu verstehenden Part des
stophe Girot bei der Annäherung an und Gestaltung von Entwerfens. Mithilfe von Analysen des konkreten Ortes in
einem Ort vor. Intuiion und subjekive Wahrnehmung, Form graischer Abstrakionsschrite werden strukturie-
welche bei der Besichigung des Ortes entstehen, werden, rende Elemente einer bestehenden Landschat herauskri-
neben wissenschatlichen Kenntnissen, in den Entwurfs- stallisiert, bevor diese wiederum in neue Komposiionen
prozess miteinbezogen (vgl. GIROT 1999, 65). Nur durch integriert werden können. Dem Entwurfsprozess gehen
das Einbringen dieser kreaiven Komponente kann Land- Plananalysen und typologische Forschung voraus. Die-
schat vollkommen entdeckt werden. Der Ort und seine se zwei Forschungsmethoden Steenbergens – er nennt
Poteniale stehen im Mitelpunkt der gestalterischen In- sie design research (Analyse exisierender Gestaltungen)
tervenionen, nicht das übergeordnete Programm. Girot und research by design (Formulierung neuer Gestaltun-
folgt bei seinen Entwürfen vier sogenannten trace con- gen) – stehen in engem Verhältnis zueinander und können
cepts, um bedeutende Landschatselemente aufzuspüren: daher nicht getrennt voneinander gesehen werden. Den
landing, grounding, inding, founding. Der erste Schrit Entwurfsprozess selbst gliedert Steenbergen in design ex-
(landing) indet bei der ersten Begehung des Ortes stat, periments und experimental designs. Design experiments

GESCHICHTE IM ENTWURF 37
sind Experimente, die besimmte Planelemente oder -pro- Elementen verbunden werden. Geschichte und Zukunt
gramme isolieren und in einen neuen räumlichen Kontext sind in dieser Komposiion vertreten und dadurch verei-
stellen. Dies wird gemacht, um entweder den bestehenden nigt (vgl. ebd. 2008, 235).
Ort und seine Zusammenhänge zu untersuchen oder um
bestehende Elemente bzw. das Entwurfskonzept selbst zu Das Bestehende durch minimale
verändern (vgl. STEENBERGEN 2008, 19f). Zuerst wird ein Eingriffe wahren
Ort gewählt, danach werden Elemente bzw. das Programm
eines ausgewählten Entwurfs entnommen und an dem Auf die erinderische Analyse folgt für Lassus, wie bereits
ausgewählten Ort angewendet. Die Regeln dieser Kom- erwähnt, der minimale Eingrif. Bestehendes kann in Zu-
posiion werden analysiert und als Grundlage für kriische kunt nützlich sein, daher sollte durch gestalterische Ein-
Überlegungen zu bestehenden Problemen verwendet. grife nicht mehr zerstört werden, als neu eingebracht
Unausgesprochene oder verdeckte Annahmen können so wird. Um das Vorhandene wiederentdecken zu können,
freigelegt werden. Als nächsten Schrit wird das Entwurf- müssen die Eingrife so weit wie möglich begrenzt an-
sproblem iefergehend behandelt, indem es mit einem stat überfrachtet werden (vgl. LASSUS 2010 a, 215). Be-
besimmten Thema wie Kontextualität, Gesamtheit, Na- dacht werden muss auch, dass planerische Eingrife in die
turdarstellung, etc. belegt wird. Dieses Thema wird dann sichtbare Umwelt gleichzeiig das Unsichtbare verändern.
mit einem bestehenden Beispiel konfroniert. Abschlie- Die dem Ort innewohnenden Möglichkeiten sollen laut
ßend werden Analysen und Experimente miteinander ver- Lassus jedoch bewahrt und erweitert werden. Unter mi-
bunden (vgl. ebd. 2008, 327). Durch experimental designs nimalem Eingrif versteht er: Hinzufügen, Enfernen, Frei-
sollen neue Komposiionsmodelle gefunden werden. Sie legen. Die Eingrife dürfen sich jedoch nicht nur auf eine
bauen auf die Ergebnisse der Plananalyse, der typologi- Schicht beziehen. Sie müssen auf die verschiedenen Ebe-
schen Untersuchungen und der design experiments auf. nen des Ortes eingehen (vgl. KREBS 2002, 81f). Um eine
Experimental designs sind auf die Erkundung einer mögli- Landschat entstehen zu lassen, ist es aber nicht immer
chen Zukunt und die methodische Entdeckung der richi- notwendig in ihr Relief einzugreifen. Darstellen, hörbar
gen Gestaltung ausgerichtet. Das bedeutet ein Aubrechen machen, beschreiben, nahebringen: Das bedeutet ande-
der Black Box des Entwerfens durch die Erforschung der re Lesarten der Umgebung vorzuschlagen, ohne dass di-
unbekannten möglichen Lösungen und durch ein Testen rekt in den konkreten Raum eingegrifen werden muss.
neuer Beziehungen mithilfe der design experiments. Das Beispielsweise kann anstat einer neuen Gestaltung, eine
Ziel ist die Entwicklung einer Entwurfsmethodik, die auf neue Nutzung vorgeschlagen oder angedeutet werden. In
Basis bewährter Modelle neue Lösungsansätze generiert Plandarstellungen sind minimale Eingrife kaum ersicht-
(vgl. ebd. 2008, 387). lich. Häuig wird dieser Gestaltungsansatz daher nicht
als Gestaltung im konvenionellen Sinne verstanden und
Soweit zu Steenbergens Vorgehensweise im Analyse- und anerkannt. Dieser Ansicht kann entgegengesetzt werden,
Entwurfsprozess, welche sich zu jener von Lassus und Girot dass die Herangehensweise des minimalen Eingrifes das
insofern unterscheidet, als sich Steenbergen auf die grai- Ziel verfolgt eine große Wirkung auf die Nutzung und die
sche Plananalyse aus der Ferne konzentriert und nicht vor Bedürfnisse zu erlangen. „Less should, of course, be more,
Ort untersucht. Wie geht Steenbergen mit der Geschichte and not less“ (DEE 2012, 114). Diese Bemühung zu füh-
des analysierten Ortes um? Vergangenheit und Zukunt len und zu begreifen, welchen Einluss Personen auf die
spielen in seinen Gestaltungen eine wichige Rolle (vgl. sie umgebenden Strukturen und auf deren Verbindungen
STEENBERGEN 2008, 235). Im Prozess der Neuinterpretai- haben, bedeutet aber nicht, dass alles Vorhandene akzep-
on und des Erneuern eines Ortes nimmt für ihn Landschat iert werden muss. Minimaler Eingrif heißt nicht, dass die
die Rolle eines Übungsplatzes ein, auf dem ideenreiche bauliche Intervenion gering sein muss, sondern, dass das
räumliche Experimente gemacht werden können. Einge- Ergebnis so wirkt als handle es sich um einen minimalen
brachte räumliche Elemente erhalten die Erinnerungen Eingrif (vgl. LASSUS 2013). Umgekehrt kann ein minimaler
an die Geschichte des Ortes wie z.B. die Erfahrung des Eingrif bewirken, dass Landschatskriik Eingang indet in
Horizonts (vgl. ebd. 2008, 127). Ikonographische und my- das Sichtbare. Die Möglichkeit, die verschiedenen Gege-
thologische Bilder sowie architektonische Formen werden benheiten eines Ortes zu erhalten, ist an das Messbare
miteinander und mit Elementen der Natur verbunden. Na- – die vorhergehende Analyse des Terrains – gebunden.
türliche Elemente (Boden, Wasser, Planzen, Tiere) können Daraus folgt die Notwendigkeit zunächst das Gegenwär-
eine Rolle als Referenz spielen, wenn sie mit mysischen ige, dann das Frühere zu erforschen und schließlich das

38 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


Denkbare zu erkennen (vgl. LASSUS 2010 a, 215f). Schaten, Nebel oder hinter Felsvorsprüngen Verborgenes.
Die sichtbare und messbare Weite wird so aufgerissen und
Landschat ist eine sich entwickelnde Gesamtheit, welche rut Vorstellungen darüber hervor, was sich hinter dieser
die Gegenwart mit der Vergangenheit und Zukunt verbind- geschlossenen Landschat verbergen könnte (vgl. LASSUS
et. Minimaler Eingrif heißt nicht Konservierung des Ortes. 1991, 127f). Lassus arbeitet mit den „[…] ließende[n]
Er wiederholt nicht einfach nur die wahrnehmbaren, be- Grenzen eines Spiels zwischen 'Gesehenem' und 'Verbor-
reits bestehenden kulturellen Formen, sondern erlaubt genem', zwischen Vorgestelltem und Erinnertem, Grenzen,
deren Entwicklung (vgl. CONAN 2010, 32). Der minimale die davon abhängen, wie vertraut oder fremd mir dieser
Eingrif dient somit als Mitel, um dem Bestehenden neue Ort ist“ (LASSUS 1991, 132). Düte, Töne und Bilder verbin-
Dimensionen hinzuzufügen (vgl. ANTRAS 2010, 70). den sich in der persönlichen Erinnerung und dem momen-
tanen Zustand und begründen Landschat. Gezeigtes und
Die Kultivierung der Bruchstellen Verborgenes, Nähe und Ferne werden subil miteinander
und Risse verlochten. Auch für den Landschatsarchitekten Paolo L.
Bürgi entstehen Erinnerungen an die Vergangenheit durch
Bernard Lassus möchte mit seinen Gestaltungen eine die Wiederentdeckung von Überraschungen, durch wek-
„[…] Neubewertung der Grundstrukturen des klassischen ken von Neugier und Anregungen zum Träumen. Gestal-
Schemas der Garten- und Landschatskunst […]“ (LASSUS tungen sind für ihn Geschichtserzählungen, die eine Reise
1991, 131) ermöglichen. Um diese neue Lesbarkeit zu er- in die Fantasie anregen können. Verborgene Geschichten
reichen, arbeitet er mit den Begrifen Messbarkeit und werden eventuell hinter dem entdeckt, was man bewun-
Unermesslichkeit. Lassus merkt an, dass die Welt mithilfe dert (vgl. BÜRGI 2003, 66f). „Die Landschat die verführt,
von Maschinen und Apparaten erfassbar und messbar ge- beindet sich zwischen Realität und Imaginaion“ (BÜRGI
worden ist. Eine wichige Rolle spielen dabei Transportmit- 2003, 70).
tel wie das Flugzeug, weil durch sie die Weite schrumpt.
„Die Oberläche ist geschrumpt: der Ozean, das Ge- Dieter Kienast erwähnt in einem Interview, er habe von
birge, der Wald sind wie alles andere auch schritweise Bernard Lassus gelernt, „[...] dass sehr verschiedene
zu meßbaren [sic] Objekten geworden“ (LASSUS 1991, Ebenen exisieren, die man lesen muss” (WEILACHER
128). Die verschiedenen, an einem Ort vorhandenen Teil- 1999, 148). Er knüpt an Lassus' Theorie der Risse an,
stücke, müssen aufgrund dieser Messbarkeit nicht mehr indem er sich bei seinen Gestaltungen auf Bruchstellen
aneinander angeglichen werden, um ihre Gemeinsam- konzentriert. Die Realität besteht laut Kienast aus vie-
keit gegenüber einem früheren, nicht mehr vorhandenen len unterschiedlichen – heterogenen – Teilstücken. Die
horizontalen Unermesslichen zu betonen. Eine Gestalt- Brüche zwischen diesen Teilstücken sind für ihn das Inter-
ungsstrategie Lassus' ist daher Kontraste hervorzuheben. essante. In den Rissen oder Brüchen können vergangene
Dadurch werten sich die unterschiedlichen Teilstücke ge- und zuküntige sowie konkrete und imaginäre Schichten
genseiig auf, wodurch eine größere Heterogenität und wahrgenommen werden (vgl. KREBS 2002, 89). Er setzt
eine Abtrennung dieser Einzelteile voneinander erzielt mit seinen Gestaltungen genau an diesen Bruchstellen
werden. Die Einzelteile werden von Rissen umgeben (vgl. an. Sie werden bewahrt oder durch gezielte Eingrife her-
LASSUS 1991, 141f). vorgehoben. Durch Hinzufügen von etwas Neuem werden
beispielsweise neue Brüche – zwischen Altem und Neuem
In der klassichen Garten- und Landschatskunst werden – erzeugt. Brüche sorgen für Spannung, sie ermöglichen
Beziehungen zwischen jeweils messbaren Gegenständen neue Erfahrungen. „Ohne den Bruch würden wir Gefahr
hergestellt. Da die Horizontale (im Sinne von Oberlächen) laufen, ins Banale abzurutschen”(WEILACHER 1999, 152).
sowie die Verikale mehr oder weniger erforscht und kaum Dabei geht es allerdings nicht darum, eine Ansammlung an
noch unbekannte Gebiete zu entdecken sind, liegt für Las- Brüchen zu schafen. Der Ort muss im Blick behalten wer-
sus die Spannung im Erzeugen von Unvorhersehbarem. den. Er soll zu einem neuen, heterogenen Ganzen werden
Eine erweiterte Wahrnehmung erfolgt daher, wenn et- (vgl. HAGER 1997, 108). In seinen Entwürfen folgt Kien-
was Erwartetes nicht eintrit oder, wenn sich etwas von ast dem Prinzip der Redukion und Klarheit, um die Les-
der Umgebung abhebt. Nicht Sichtbares macht neugierig. barkeit der verschiedenen Ebenen des Ortes zu erhöhen.
In diesem Kontext werden nicht immaterielle Aspekte Sein Ziel dabei ist es, die Wahrnehmung der Nutzer/innen
oder der imaginäre Raum (vgl. Descombes oder Lassus' durch meist punktuelle, narraive Interpretaionshilfen zu
Beschreibung des Nicht-Sichtbaren) gemeint, sondern im sensibilisieren (vgl. KREBS 2002, 91f).

GESCHICHTE IM ENTWURF 39
Die Zeit als Entwurfsstrategie

Zeit ist eine bedeutende Dimension von Landschat, da Veg- einzubinden. Das Nicht-Sichtbare drängt sich nicht in den
etaion Zeit benöigt um sich zu entwickeln, zu blühen und Vordergrund des Entwurfes. Trotzdem sind diese imma-
Früchte zu tragen. In 20 oder 30 Jahren können Landschaf- teriellen Aspekte des Ortes spürbar und beeinlussen ihn
ten durchaus ein anderes Erscheinungsbild annehmen. stark. Landschat muss sich laut TREIB (vgl. 2001, 138) in
Diese Sicht von Zeit verläut linear, von der Gegenwart in der Gegenwart bewähren, indem die Vergangenheit mit
die Zukunt. Die zweite Dimension von Zeit erfolgt zyklisch. all den sozialen, ökologischen, ökonomischen und ästhe-
Einerseits gibt es hier die Abfolge von Tag und Nacht, an- ischen Anforderungen der Gegenwart zusammengelegt
dererseits die jährlichen Rhythmen, welche – besonders wird.
in Klimazonen, in denen die vier Jahreszeiten verschieden
sind – stärker bemerkbar sind, als die täglichen. Gärten Für den Theoreiker Marc Treib spielt der Faktor Zeit eine
und Landschaten ermöglichen ein anderes Wahrnehmen wichige Rolle für die Bedeutung eines Ortes. Es genügt
und ein anderes Gefühl für das persönliche Verhältnis zu nicht, lediglich Bedeutungsträger oder bedeutungsvolle
Zeit und Ort, als die staische Architektur. Zeit, die sich in Elemente zu platzieren. Dadurch alleine entsteht keine
Veränderung wiederspiegelt und Veränderung, die mit der Wichigkeit. Die Ideen des oder der Entwerfenden alleine
Zeit entsteht, können zu einem besseren Verständnis der reichen nicht aus. Die Gestaltung ist ein Filter, der die Ver-
Natur und dem individuellen Platz in ihr beitragen (vgl. schiedenheiten zwischen dem, was Planende beabsichi-
TREIB 1999, 37-40). Auch Steenbergen erwähnt, dass ge- gen und dem, was die Nutzer/innen erfahren, zum Vor-
stalterische Prozesse die Verbindung zwischen Zeit und schein bringt. Bedeutung verdichtet sich am Schnitpunkt
Raum veranschaulichen können. Durch Manipulaion von von Personen und Ort. Landschatsarchitekt/innen können
natürlichen Vorgängen (Erosion, Sedimentaion, Ebbe und dazu beitragen, einen bedeutenden Ort zu schafen. Die
Flut, Wachstum, etc.) und durch Beeinlussung von Lut- Bedeutung selbst entsteht – wenn die Bedingungen sim-
feuchigkeit, Licht, Wind oder Temperatur kann die Dyna- men – jedoch mit der Zeit (vgl. TREIB 2005, 130).
mik der Natur mit ihren sich über die Zeit verändernden
Farben, Mustern und Strukturen repräseniert werden Die Zeit als Entwurfsstrategie stellt eine besondere und
(vgl. STEENBERGEN 2008, 235). weitgehend unerwähnte Herausforderung dar, Interpre-
taionen zu entwickeln und zu gestalten. Landschat ist
Der Landschatsarchitekt Georges Descombes nutzt in ei- nicht staisch, mit jeder neuen Darstellung entstehen neue
ner poeischen Art und Weise den Faktor Zeit als Entwurfs- Schichten, die automaisch die Palete der Interpretaio-
strategie, um den Nutzer/innen unterschiedliche Interpre- nen bereichern und viele Möglichkeiten eröfnen, mit dem
taionen zu ermöglichen. Er verdeutlicht und verbindet Erbe und der Geschichte des Ortes umzugehen (vgl. COR-
vergangene natürliche Akivitäten mit kulturellen mensch- NER 1999, 5).
gemachten Veränderungen des Standortes. Gleichzeiig
verweist er auf heuige Nutzungen und Akivitäten. Zeit Die Ökologie als Entwurfstheorie
(Vergangenheit und Gegenwart) wird als Element verwen-
det, um Nicht-Sichtbares – jene Akivitäten, die den Ort Ebenfalls mit der Veränderung eines Ortes im Laufe der
über die Jahre transformiert haben – spürbar zu machen. Zeit beschätigt sich Krisina Hill. Sie setzt ihr Verständnis
Der Lauf der Zeit wird durch kleine Eingrife sichtbar ge- von Ort und den gestalterischen Umgang damit allerdings
macht (vgl. HODDINOTT 2005). Das Haupinteresse De- in einen ökologischen Kontext. Hill unterrichtet Land-
scombes‘ bewegt sich demnach weg vom geschichtlichen schatsarchitektur und Umweltplanung. Sie verwendet
Moment (dem Denkmal), hin zu einer Anerkennung und den Begrif der site (Begrifserklärungen in Kapitel 3.3) und
Sichtbarmachung zeitlicher Veränderungen und zukünti- sieht diese als Teil eines größeren Mosaiks aus Vegetaion
ger Poteniale. Um einen Ort, eine Geschichte oder eine und Topographie, welches sich mit der Zeit wandelt (vgl.
Idee wiederherzustellen, bedarf es laut Descombes einer HILL 2005, 143). Aus dem Bereich der Ökologie stammt
anderen, neuen Sichtweise. Die Landschat muss als Teil auch das Konzept der Widerstandsfähigkeit. „Resilience
eines lebenden Prozesses gesehen werden (DESCOMBES is the ability of a system to adapt and adjust to changing
1999, 80). TREIB (vgl. 2001, 134) zufolge liegt die Stärke internal or external processes. […] The emphasis is not on
Descombes‘ Entwürfe in seiner Gabe, Geschichte und reaching or maintaining a certain end point or terminal
Betrachtungs- sowie Handlungsweisen in seine Arbeiten condiion, but on staying 'in the game'“ (HILL 2005, 143).

40 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


In lebenden Systemen gibt es keinen stabilen Zustand. Das Freilegen von Erinnerungen
Statdessen erscheinen und verschwinden stets eine Reihe
an meta-stabilen Voraussetzungen und Zustände. Diese Ein weiterer, von Treib beschriebener Ansatz ist das Frei-
Aufassung ungleichgewichiger Dynamiken stammt aus legen von Erinnerungen. Das Wissen oder die Erinnerung
dem Nonequilibrium-Paradigma der Ökologie, welches zu daran, was da war, ist wichig. Erst dann kann vollständig
einem Umdenken über den Ablauf natürlicher Prozesse in begrifen werden, was gegenwärig ist. Jede vorgenom-
den Naturwissenschaten – und später auch teilweise in mene Gestaltung führt zu einem Zuschüten des jeweils
der Landschatsarchitektur – führte (vgl. HILL 2005, 143). Vorhandenen. Jede Ergänzung überdeckt Bestehendes
Aus diesem Verständnis ergibt sich Hills Ansicht, dass und gibt ihm eine neue Form. Abbruch kann daher zu ein-
Landschat nicht konserviert werden könne. In der Ver- er Ofenbarung von etwas Verborgenem führen (vgl. TREIB
gangenheit wollten viele Entwerfende und Planende die 2005, 84).
biologischen Ressourcen eines Ortes konservieren, indem
sie diese vor äußeren Einlüssen zu schützen versuchten. Der Stadtplaner BEAUREGARD (vgl. 2005, 41–54) spricht
Jedoch impliziert das Nonequilibrium-Paradigma der Ökol- von einem Entleeren des Ortes. Da Orte nie frei von Erzäh-
ogie, dass diese Orte (oder sites) behandelt werden sollen, lungen sind, stellt sich für Beauregard die Frage nach dem
als wären sie erwünschte Sandbänke in einem ließenden, Umgang mit diesen. Die sich überschneidenden, zum Teil
sich verschiebenden Fluss. Die Bewahrung der Sandbank auch widersprüchlichen Geschichten und Erinnerungen,
würde von der oder dem Gestaltenden erfordern, den welche mit einem Ort verbunden sind, müssen enfernt
Fluss weiterhin ließen zu lassen. Andererseits möchte werden. Sie können eventuell durch vereinfachte, schlüs-
der oder die Entwerfende möglicherweise das Wassere- sige und nachvollziehbare Repräsentaionen ersetzt wer-
inzugsgebiet verändern, um Hochwasserstände oder die den. Es geschieht eine Form der diskursiven Verschiebung.
Häuigkeit von Überschwemmungen zu beeinlussen. Mit Planer/innen ersetzen eine Vielzahl an gemeinsamen Ge-
diesem Bild der Sandbank möchte Hill verdeutlichen, dass schichte, gemeinsamen Erinnerungen und persönlichen
größerer Wert auf die Verwendung temporärer räumlicher Erfahrungen durch eine professionelle Erzählung. Sper-
Eigenschaten gelegt werden muss (vgl. ebd. 2005, 143f). rige Geschichten über den Ort werden unterdrückt und
durch besser verwert- und umsetzbare Verständnisse er-
Ein weiterer wichiger Punkt ist der Umgang mit Abgren- setzt. Geräumt und geleert werden, heißt vorbereitet und
zung. Grenzen sollen als kulturell bedeutende Merkmale empfänglich sein für eine besimmte Intervenion. Dabei
angesehen, dabei jedoch nicht als reale biophysikalische setzen sich Planende mit Erzählungen auseinander, die an-
Erscheinungen behandelt werden. Sie sollen gestreckt, ge- dere eventuell verwerfen würden.
schrumpt und über mehrere Maßstäbe in Betracht gezo-
gen werden. Die Randbereiche müssen als dynamisch an- LASSUS (vgl. 2010a, 225f) fasst diesen Ansatz folgender-
gesehen und behandelt werden. Nur weil sie irgendwann maßen zusammen: Die einen gestalten, indem sie wegne-
in einer besimmten Ausprägung exisierten, müssen sie hmen; die anderen fügen hinzu und schüten zu. Dieser
nicht dauerhat in Erinnerung gehalten werden (vgl. HILL zweite Eingrif geschieht gegenwärig häuiger und ist am
2005, 145). Das Wissen über und Verständnis für die tech- deutlichsten erkennbar. Aber auch in der Vorgehensweise
nische Komplexität des Überlagern der gebauten über der des Wegnehmens kann ein Eingrif erkannt werden. Ge-
natürlichen Landschat und somit auch für die Notwendig- nerell sollte jedoch bei jeder Intervenion beachtet wer-
keit miteinander verlochtener Prozesse, stellt für heuige den, dass sie nicht im zerstörerischen Gegensatz zum Rest
Gestaltende wie Peter Latz oder James Corner einen wich- steht, sondern eine gegenseiige Aufwertung entsteht. Der
igen Faktor dar. Für sie geht es um das Schafen vielfäli- Gestaltungsansatz wird einer abstrakten Idee untergeord-
ger und wechselnder Landschaten anstat einzigariger net. Diese abstrakte Idee soll die bzw. eine Geschichte des
Komposiionen. Ortes hervorbringen.

Für das Entwerfen und Planen kann laut HILL (vgl. 2005,
152) eine genaue Kenntnis über die wichigsten Verschie-
bungen und Neuerungen der ökologischen Theorie helfen,
um die eigene theoreische Sicht auf Vergangenheit und
Zukunt ofen zu lassen.

GESCHICHTE IM ENTWURF 41
Der Zukunft mehr Bedeutung geben

Es bestehen außerdem Posiionen, wie jene der Land-


schatsarchitekten Henri Bava und Marc Pouzol während
einer Debate zu der Verwendung von Geschichte bei
Gestaltungen städischer öfentlicher Freiräume, die eine
Beachtung der Geschichte des Ortes als eher unwichig
erachten. Für sie ist Geschichte das Ergebnis unserer In-
terpretaion der Vergangenheit. Es sei daher ein Missver-
ständnis, Geschichte als Paradigma im Entwurfsprozess zu
verwenden. Wichiger als das, was an dem Ort einmal war,
ist für sie das, was der Ort in Zukunt sein kann. Die heu-
igen Nutzer/innen sind wichiger, als die Erarbeitung der
Geschichte (vgl. CAMLIN 2008).

Zusammenfassung der theoretischen


Positionen

Die planerischen und gestalterischen Ansätze im Umgang


mit dem Ort fallen, je nach Posiion, unterschiedlich aus.
Grundsätzlich kann zwischen sichtbaren und nicht sichtba-
ren Intervenionen diferenziert werden. Die Gestaltungs-
ansätze erstrecken sich von räumlich-strukturellen Maß-
nahmen, programmaischen Eingrifen, über Enfernen
und Freilegen, bis zu prozessorienierten Gestaltungen, in
denen die zeitliche Komponente eine wichige Rolle spielt.
Auch ein Ignorieren des Vorhandenen ist möglich. Eine ei-
gene Form des Umgangs mit dem Ort nimmt die Posiion
Das Vorhandene analysieren ein. Sie bezieht sich auf den
Umgang mit dem Ort im Entwurfsprozess, nicht auf die Art
der Umsetzung in der neuen Gestaltung.

Die unterschiedlichen Ausprägungsformen der theorei-


schen Posiionen werden im Zuge der Kategorisierung ge-
nauer ausgeführt (siehe Kapitel 6.3).

42 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


3.5 Gartendenkmalpflege:
Ideologien und
Entwicklung
Der Donaupark zählt laut KRIPPNER und LIČKA (2007, Ziel dieser Arbeit ist es jedoch nicht, herauszuarbeiten,
381) „[...] zu den bedeutendsten landschatsarchitekto- warum der Donaupark kein Gartendenkmal ist. Vielmehr
nischen Projekten Wiens in der zweiten Hälte des 20. geht es um den Umgang mit denkmalgeschützten und
Jahrhunderts“. Obwohl sowohl der Donauturm, als auch nicht geschützten Objekten und den Respekt, der ihnen
die bauliche Anlage und Kleindenkmäler nach § 2a Denk- und ihrer Geschichte jeweils entgegengebracht wird.
malschutzgesetz (DMSG) unter Denkmalschutz stehen, gilt Durch den Umgang mit historischen Anlagen kann Ach-
der Donaupark als Gesamtanlage nicht als Gartendenkmal tung vor dem Bestand erfahren werden (vgl. ROHDE und
(vgl. BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH 2013, 127). Ob SCHOMANN 2003, 58). Auch aktuelle Gestaltungen sind
ein von Menschen geschafener unbeweglicher oder be- kreaive, geisige Leistungen mit Anspruch auf zukünti-
weglicher Gegenstand erhaltenswert im Sinne des Denk- gen Schutz, Erhalt und Würdigung. Unabhängig davon, ob
malschutzes ist, entscheidet in Österreich das Bundes- schützenswert oder nicht, jeder Ort hat eine Entwicklung
denkmalamt. Generell wählt es jene Objekte aus, deren durchgemacht und besteht aus mehreren Schichten. Die
geschichtliche, künstlerische oder kulturelle Bedeutung Behandlung und Vorgehensweise bei Gestaltungen sieht
derart ist, dass ihre Erhaltung im öfentlichen Interesse allerdings ot über die Geschichte hinweg, sobald geklärt
liegt, wobei hier Erhaltung die Bewahrung vor Zerstörung, wurde, dass der Ort nicht unter Denkmalschutz steht. Die
Veränderung oder Verbringung ins Ausland bedeutet (vgl. (Garten-) Denkmalplege beschätigt sich hingegen immer
§ 1 Abs. 1 DMSG). Garten- und Parkanagen stellen aller- mit der Bedeutung und Geschichte von Objekten oder
dings – aufgrund ihrer vegetaiven, sich verändernden Orten. Daher soll in diesem Kapitel ein kurzer Abriss über
Bestandteile – eine Besonderheit im Denkmalschutz dar. das Thema der Gartendenkmalplege gegeben werden. Im
In der Charta von Florenz wird der historische Garten als Zuge dessen wird auch das sogenannte öfentliche Interes-
„[…] ein mit baulichen und planzlichen Miteln geschaf- se behandelt. Kann sich die Bewertung darüber, was kul-
fenes Werk, an dem aus historischen oder künstlerischen turell und gesellschatlich wertvoll und erhaltenswert ist,
Gründen öfentliches Interesse besteht“ bezeichnet. „Als ändern? Zu diesem Zweck sollen die Ideologien und Verän-
solches steht er im Rang eines Denkmals“ (BUNDESDENK- derungen der Gartendenkmalplege beschrieben werden.
MALAMT ÖSTERREICH 1991a, 122). In Österreich wurde Abschließend folgt ein kurzer Überblick über die aktuelle
diesem, Anfang der 1980er Jahre formulierten, Autrag rechtliche Situaion in Österreich.
zum Schutz historischer Gärten erst mit der Denkmal-
schutznovelle 1999 Rechnung getragen. Seither sind 56
historische Garten- und Parkanlagen angeführt, die als
erhaltenswürdig befunden wurden und unter Denkmal-
schutz gestellt werden können (vgl. REICHELT 2000, III).
Diese Zahl wurde seither nicht geändert. Zurzeit (Stand
2012) stehen 28 dieser Anlagen unter Schutz (vgl. STATIS-
TIK AUSTRIA 2013).

GARTENDENKMALPFLEGE: IDEOLOGIEN UND ENTWICKLUNG 43


3.5.1 Was ist Gartendenkmal-
pflege?
„Die Denkmalplege hat historisch, städtebaulich und der Mensch natürliche Phänomene und Prozesse inden
künstlerisch, aber auch wissenschatlich oder technisch und beobachten kann. Neben Grundriss und Bodenrelief
bedeutsame Bauwerke wie Gärten und Gebäude als Zeug- prägen Planzungen, bauliche Elemente und Wasser die
nisse und Quellen menschlicher Geschichte und Entwick- Gestalt einer solchen Anlage. Der Garten stellt die enge
lung zu erforschen, zu schützen und zu erhalten“ (ROHDE Beziehung zwischen Natur und einer besimmten Kultur
und SCHOMANN 2003, 246). Die staatliche Denkmalple- im Sil der jeweiligen Epoche dar. In diesem Sinne kann ein
ge schützt Dinge, die ohne Schutzstatus verloren gehen historischer Garten nicht isoliert von seiner Umgebung be-
würden. Anthropozentrische Schutzgründe stehen im trachtet und behandelt werden. Nöig für den Schutz his-
Vordergrund, d.h. Quellen und Zeugnisse menschlicher torischer Gärten ist deren Erfassung und Inventarisierung.
Geschichte werden geschützt. Das Internaional Council of Danach bestehen verschiedene Möglichkeiten der Erhal-
Monuments and Sites (ICOMOS) führt einige Gründe an, tung, welche im nächsten Absatz beschrieben werden. Zur
warum die Erhaltung denkmalgeschützter Elemente wich- Benutzung historischer Gärten wird in der Charta von Flo-
ig ist: Denkmale erzählen, wie sich Lebensweisen und renz angemerkt, dass „[...] der Zugang nach Maßgabe von
Landschaten im Laufe der Zeit geformt und entwickelt ha- Ausdehnung und Belastbarkeit des Gartens in Grenzen
ben und sind somit wesentlicher Teil des kulturellen Erbes. gehalten werden [muss], um seine Substanz und seine kul-
Orte kultureller Bedeutung bereichern insofern, da ot erst turelle Aussagekrat zu bewahren” (BUNDESDENKMALAMT
durch sie eine iefe und inspirierende Verbindung zwis- ÖSTERREICH 1991 a, 122). Feste und Events dürfen in
chen Landschat und Menschheit hergestellt wird. Diese diesen Anlagen nur abgehalten werden, solange diese die
Orte und Elemente haben somit auch eine idenitätssif- Wirkung des Gartens steigern. Um die Atmosphäre eines
tende Funkion. Sie sind historische Dokumente, unerset- historischen Gartens zu wahren, müssen Verhaltensregeln
zlich und wertvoll, und sollen sowohl für heuige, als auch für die alltägliche Nutzung formuliert werden. Auch zum
zuküntige Generaionen erhalten werden (vgl. AUSTRALIA rechtlichen und administraiven Schutz gibt es Empfe-
ICOMOS 1999, 1). hlungen. Rechtliche und verwaltungsmäßige Grundlagen
für Inventarisierung und Schutz sollen von Träger/innen
Grundsätzlich gilt, je älter und je ursprünglicher der Zu- poliischer Verantwortung und von Fachleuten entwickelt
stand des zu Schützenden, desto bedeutender, weil Origi- werden. Zusätzlich sollen sie die inanziellen Vorausset-
nalität ein Maximum an Informaionen enthält. Daher zungen für erhaltende Maßnahmen schafen. Der Schutz
wird in der Denkmalplege ot die Konservierung bzw. re- historischer Gärten ist in Flächenwidmungsplänen, Gebi-
generaive Plege angewandt, da sie das Original nicht ver- etsentwicklungsplänen und -programmen zu berücksichi-
fälschen. Bei der Abhandlung der theoreischen Posiion- gen. Die Ausbildung qualiizierter Fachleute für die Plege
en zum Umgang mit der Geschichte des Ortes im Entwurf historischer Gärten muss gesichert werden, um den Fort-
(siehe Kapitel 3.4) wurde jedoch bereits deutlich, dass bestand dieser zu gewährleisten. Abschließend wird er-
Landschaten, Parks und Gärten einem ständigen Wandel wähnt, dass das Interesse an historischen Gärten und an
unterworfen sind. Wichig ist daher die Unterscheidung deren kulturellem Erbe, unter anderem mithilfe wissen-
zwischen staischen, architektonischen Denkmälernen schatlicher Forschung und Veröfentlichungen, geweckt
und lebenden, vegetaiven Denkmälern. In der Charta von werden soll.
Florenz, welche als weltweite Empfehlung für historische
Gärten formuliert wurde, wird ebenfalls festgehalten,
dass der historische Garten hauptsächlich aus lebendem
Material bestehe und daher vergänglich und erneuerbar
sei. Die Erhaltung eines Gartendenkmals erfordere daher
eigene Grundsätze, welche 1981 in der Charta von Flo-
renz in 25 Arikeln niedergeschrieben wurden und folgend
zusammengefasst werden (vgl. BUNDESDENKMALAMT
ÖSTERREICH 1991 a, 122f): Die Klassiizierung als histo-
rischer Garten reicht von kleinen Gärten bis hin zu großen
Parks. Der historische Garten ist ein ruhiger Ort, an dem

44 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


In der Denkmalplege werden, je nach Grundeinstellung denkmalplegerischen Prinzip der Material- und Werkstof-
der Planenden, folgende Ansätze prakiziert: treue, dass alle Materialien, Konstrukionen und Werkst-
ofe aller Austauschteile mit dem ursprünglichen Element
übereinsimmen müssen. Grundsätzlich gilt dabei auch,
dass diese Reparaturen oder Austausche auf ein Minimum
Instandhaltung/Konservierung zu beschränken sind und rückgängig machbar sein müs-
sen. Die Wiederinstandsetzung verzichtet – außer im Fall
Laut der Gartenhistorikerin Erika Schmidt, ist das In- von Schäden – auf Ergänzungen oder Beseiigungen (vgl.
standhalten von historischer Substanz Hauptaufgabe der SCHMIDT 1985, 67). „Bei 'Sanierung' und 'Renovierung',
Gartendenkmalplege. Das Denkmal kann allerdings nur zwei jeweils das ganze Objekt erfassende Formen von Wie-
dann konserviert werden, wenn Plege- und Unterhal- derinstandsetzung, ist die Gefahr, daß [sic] die historische
tungsmaßnahmen stafanden und weiterhin fortgeführt Aussagekrat der Denkmäler gemindert wird, besonders
werden können. Die gartendenkmalplegerische Arbeit groß. Die Sanierung zielt auf langfrisige konstrukive
besteht hier in der Recherche der Geschichte des Gartens Sicherung und soll in der Regel auch eine heuigen Ans-
und in der Dokumentaion der gärtnerischen Plege. Die prüchen genügende Nutzung des Kulturdenkmals ermögli-
Konservierung geht über ein bloßes Instandhalten und Er- chen” (SCHMIDT 1985, 67). Eine Renovierung hingegen,
halten hinaus. Konservieren kann auch Freilegungen des ist eine Rückverwandlung, welche besonders ästheische
Denkmals oder das Beseiigen von Schäden und Maßnah- Eigenschaten wiederherstellen soll. Dabei wird allerdings
men gegen deren Wiederautreten beinhalten. Korrek- das Historische des Denkmals überspielt, teilweise auch
turen, Ergänzungen und Nachbildungen sind hingegen nur zerstört, und sollte deshalb nur angewandt werden, wenn
in Ausnahmefällen anzuwenden (vgl. SCHMIDT 1985, 64f; die historische Substanz zu sehr durch Paina gefährdet ist
HAGER 1997, 107). „Nur in dem Maße, wie man sie selb- (vgl. SCHMIDT 1985, 67).
stverleugnerisch konserviert, können Kulturdenkmäler
als Quellen der Geschichtsforschung dienen, können sie Rückverwandlung
uns in kriischer Distanz zu unserer Zeit versetzen, folglich
zur Selbsterkenntnis beitragen [...]” (SCHMIDT 1985, 64). Sie ist nicht Ziel, sondern Arbeitsmitel der Denkmalplege
Eine Konservierung des Planzenbestandes in seinen ur- und kommt zum Einsatz, wenn historische Komponenten
sprünglichen Arten bedeutet rechtzeiige Ersatzplanzun- bedeutende Elemente der Originalsubstanz verdecken.
gen und zyklische Erneuerungen. Dabei ist auch auf die Nur wenn diese Originalsubstanz unter und zwischen
historischen Plegemaßnahmen zu achten. Das Umfeld jüngeren historischen Schichten noch als Ganzes erleb-
des historischen Gartens muss ebenfalls erhalten bleiben, bar sein kann, dürfen die Schichten reduziert werden.
um das ökologische Gleichgewicht nicht zu gefährden (vgl. So können beispielsweise verstellte Sichtachsen wieder
BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH 1991 a, 123). In Den- freigelegt oder Wege in ihren ursprünglichen Verlauf ge-
kmalschutzkreisen wird Konservierung als die aufrichigste bracht werden. „'Vollständigkeit' der historischen Anlage
Art, historische Dokumente zu bewahren und darzubieten, kann ebensowenig wie 'Silreinheit' ein gartendenkmalp-
angesehen (vgl. SCHMIDT 1985, 66). legerisches Ziel sein“ (SCHMIDT 1985, 70). Verbesserun-
gen, von dem/der Denkmalplegenden „[…] im Geiste der
Wiederinstandsetzung/Revitalisierung Entstehungszeit […]“ (SCHMIDT 1985, 69) sind daher im
Gegensatz zu früher, heute nicht mehr erlaubt. Unvollkom-
Kann historische Substanz nicht mehr instand gehalten menheiten und formale Schwächen einer Anlage werden,
werden, weil die Plege zu sehr vernachlässigt wurde da sie zu den Geschichts- und Altersspuren des Ortes
oder weil Materialien und Planzen schon zu veraltet sind, zählen, beibehalten. Ergänzungen hingegen sind, solange
kann eine Wiederinstandsetzung durchgeführt werden. sie die historische Substanz zur Geltung bringen ohne
Dabei wird versucht, wenn möglich, zu reparieren. Erst diese zu zerstören und auch wieder rückgängig machbar
wenn eine Reparatur nicht mehr durchführbar ist, können sind, zugelassen. Dem Alten kann Neues zugefügt oder
brüchige Bauteile herausgenommen und durch gleichar- entgegengesetzt werden. Diese Ergänzungen sollten dabei
ige ersetzt werden. Gleicharig bedeutet, gemäß dem in der Formensprache der Gegenwart gehalten werden,

GARTENDENKMALPFLEGE: IDEOLOGIEN UND ENTWICKLUNG 45


wodurch natürliche Brüche zwischen dem Alten und dem Dokumente künstlerischer Vollkommenheit und Sileinheit
Neuen entstehen. Zu achten ist jedoch darauf, dass die sind, sondern sich mit der Zeit wandeln, wird eine zeitgen-
Anlage dadurch nicht zusammengestückelt wirkt, sondern össische Interpretaion dadurch gerechferigt, dass die
einen geschlossenen Eindruck ergibt. Dieser Ansatz ähnelt Beiträge vergangener Epochen respekiert werden sowie
in diesem Punkt jenem der Kulivierung der Bruchstellen ein neuer hinzugefügt wird (vgl. JONG, SCHMIDT, und SI-
(siehe Kapitel 3.4). Zusammengefasst geht es bei der Rück- GEL 2006, 7).
verwandlung um Maßnahmen an etwas Vorhandenem,
jedoch auch um eine Weiterentwicklung der historischen
Anlage und um einen schöpferisch-gestalterischen Akt
(vgl. SCHMIDT 1985, 68f; HAGER 1997, 108). „Im Zweifelsfall sollte sowohl bei der Entscheidung über
das Ganze als auch über Details einer Anlage auf Bereini-
Rekonstruktion gung, Korrekturen oder Ergänzungen verzichtet und alles
Bemühen auf Konservierung des Vorhandenen gerichtet
In Fällen, wo noch bestehende Teile der Originalsubstanz werden [...]” (SCHMIDT 1985, 71). Sind also nur Vermutun-
eine Rekonstrukion rechferigen, kann es sinnvoll sein, gen möglich darüber, wie der Ort ursprünglich ausgesehen
Zerstörtes und nicht mehr Vorhandenes wiederherzustel- haben könnte, sollten im Zitat genannte Eingrife unter-
len. Mithilfe von Plänen, Ansichten und Beschreibungen lassen werden. Fehlerhate Rückverwandlungen haben
wird so versucht, Verlorengegangenes nachzubilden. Dabei schon einige Denkmäler zerstört (vgl. SCHMIDT 1985, 71).
sollte die letzte Erscheinungsform nachgebildet werden Eine Anlage kann nicht als historischer Garten eingestut
(vgl. SCHMIDT 1985, 70f). „Zerstörung und Wiederaubau werden, wenn diese verschwunden ist und sich nur Ver-
müssen Zeitgenossen sein, um den zerrissenen Faden der mutungen über Aussehen und Beschafenheit in unter-
Zeit im erneuerten Denkmal wieder verknüpfen zu kön- schiedlichen Zeitschichten anstellen lassen. Von solchen
nen” (SCHMIDT 1985, 71). Die Sehnsucht nach einer ge- Annahmen und Überlieferungen inspirierte Anlagen sind
schönten Geschichte führt teilweise, auch heute noch, zu als historisierende Schöpfung oder Neuschöpfung zu be-
Rekonstrukionen. HAGER (vgl. 1997, 107) merkt an, dass zeichnen (vgl. BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH 1991a,
Rekonstrukion auch deshalb ot angewendet werde, da 123). Zu beachten ist ebenfalls, dass nicht nur Standort,
sie die einfachste gestalterische Methode sei. Viele Gärten materielle Beschafenheit und Gestaltungskonzept den
erscheinen heute zwar geschichtlich, sie sind tatsächlich Charakter einer historischen Anlage ausmachen, sondern
aber von Annahmen und schöpferischen Ergänzungen du- auch die Art der Benutzung die Atmosphäre wesentlich
rchwoben (vgl. STOFFLER 2003, 73). Gegen diese Art von prägt. Um ein Denkmal zu erhalten müsste idealerweise
Umgang mit der Geschichte richtet sich unter anderem auch die ursprüngliche Nutzungsform erhalten und fort-
der Schweizer Landschatsarchitekt Guido Hager. Für ihn geführt werden. Da dies ot nicht gewünscht wird oder du-
stellt Rekonstrukion immer etwas Falsches dar, weil die rchführbar ist, stößt die Denkmalplege hier an ihre Gren-
historischen Quellen meistens nicht ausreichend vorhan- zen. Es sollten dennoch neue, zeitgemäße Formen der
den sind, um eine Anlage ohne Unsicherheiten wiederher- Nutzung gefunden werden, welche eine möglichst ähnlich
stellen zu können (vgl. HAJÓS 2000, 95). Er merkt an, dass zur historischen Atmosphäre erzeugen oder zumindest
historische Elemente zwar besimmt und erhalten werden ein Nachempinden ermöglichen (vgl. LIESKE 2006, 86).
können, historische Elemente jedoch nicht durch Rekon- Auch die tradiionell vielmehr erhaltende Insituion ICO-
strukion geschafen werden können. Eine Anlage würde MOS fordert in ihren aktuellen Empfehlungen von 2011
wie eine Kulisse wirken und ihre Glaubwürdigkeit verlieren, ein neues Management der Veränderung, geprägt durch
wenn das scheinbar Alte nicht alt ist. Eine historisierende einen dynamischen Prozess, welcher genauso historisch
Gestaltung führt dazu, dass Alt und Neu nicht mehr zu un- authenisch ist, wie die Bausubstanz selbst. Dieser Wandel
terscheiden sind, wodurch das Gewachsene des Gartend- soll nachhalig sein, in dem Sinne, dass auch die nächsten
enkmals verloren geht (vgl. HAGER 1997, 104f). Generaionen historische Bausubstanz nutzen können (vgl.
RUGGLES 2012, 12).
Interpretation

Dieser Umgang ist nicht zur klassischen Denkmalplege


zu zählen, wird aber dennoch immer wieder angewandt.
Ausgehend von der Überlegung, dass Denkmäler keine

46 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


3.5.2 Persönliche Bedeutung, persönliche Bedeutung
öffentliches Interesse
Menschen bauen zu besimmten Objekten oder Orten –
Welche Eigenschaten muss eine Garten- oder Parkanlage etwa zu ihrem Geburtsort, zum Schulgebäude, zu einem
haben, um als Denkmal verstanden und ankannt zu wer- Park, in dem sie als Kind viel Zeit verbracht haben – eine
den? „Der speziische Wert des Denkmals besteht darin, persönliche Bindung auf. Erinnerungen bilden die Grund-
dass es die aktuellen Funkionen auf 'unzeitgemässe' [sic] lage der eigenen Idenität. Für deren Aubau brauchen wir
Art erfüllt und auch sonst Vergangenheit vergegenwärigt“ Erfahrungen, „[…] die uns als Individuen in den Zusam-
(SCHMIDT 2006, 51). Historische Anlagen sind – im Gegen- menhang einer kollekiv wirkenden Welt setzen“ (CORDES
satz zu vielen anderen Kunstwerken – Gebrauchsgegen- 2010, 13). Für diese Erfahrungen werden Orte benöigt, in
stände, über die Zeit ihrer Entstehung hinaus geblieben denen das Erlebnis mit dem Erlebten zusammenfällt. Viele
und sind ohne Anleitung von jeder und jedem benutzbar Orte sind wichig für uns, da sie erzählen wer wir sind und
(vgl. HENNEBO 1985, 39). Wird ein Ort über einen kürze- wie uns unsere Vergangenheit geformt hat. Aber auch das
ren oder längeren Zeitraum durch Benutzung, Akteur/in- Wissen über die Vergangenheit des Ortes stellt eine wich-
nen und andere Faktoren geprägt, wird Geschichte erfahr- ige Komponente für eine persönliche Bindung dar. Wir
bar. Diese Eigenschat des Hervorrufens von Erinnerung an sind, an was wir uns erinnern und was wir wissen (vgl. PAL-
Vergangenes, macht ein Denkmal aus (vgl. SCHMIDT 2006, LASMAA 2009, 18). Erinnerungen sind laut CORDES (vgl.
51). In der allgemeinen Denkmalplege spielt das Bestehen 2010, 167) zusammenhanglose Ausschnite, welche erst
öfentlichen Interesses an einer Erhaltung eine wichige in der Erzählung eine zusammenhängende Form erhalten.
Rolle bei der Argumentaion für eine Unterschutzstellung. Sie sind lüchig und labil. Werigkeiten und Bedeutungen
ändern sich, Erinnerungen an besimmte Ereignisse ver-
Historische Freiräume können demnach authenisch über blassen, werden verzerrt oder verschwinden. Erinnerun-
die Vergangenheit berichten und zu einer Ideniizierung gen entstehen nicht isoliert, sondern sind immer mit wei-
der Nutzenden mit dem Ort beitragen. Sie sind von kul- teren Erinnerungen vernetzt. Für das Gestalten bedeutet
tureller und gesellschatlicher, aber auch persönlicher Be- das vor allem Konstellaionen zu denken, in denen sich der
deutung. Die Bewertung dessen, was schön ist und was Mensch als erindendes Subjekt die Dinge am Ort aneig-
Heimat oder auch Idenität schat, ist von der Wahrneh- nen kann. Ortsaneignung wirkt sinn- und idenitätssitend
mung und Aufassung der jeweiligen Nutzer/innen abhän- und rut Gedächtnisstrukturen hervor (vgl. CORDES 2010,
gig. Die Bedeutung eines Ortes kann somit individuell sein 94, 181).
und sich grundlegend wandeln (vgl. SCHOMANN, 284).
Nicht nur an Denkmälern, auch an Orten des alltäglichen gesellschaftliche Bedeutung
Lebens, haten Erinnerungen, Erlebnisse und Assoziai-
onen. Durch sie werden Orte erfahrbar. Diese Ereignis- Die persönlichen Erfahrungen und Bindungen mehrerer
se exisieren sowohl auf kollekiver Ebene wie auch auf Individuen, mit oder an einem Ort, überlagern sich mög-
persönlicher Ebene, wobei das Kollekive die Summe der licherweise. Diese gemeinsame Vergangenheit kann als
einzelnen Erinnerungen repräseniert (vgl. TREIB 2009 b, kollekive Erinnerung zusammengefasst werden. Das kol-
13). Daher soll hier kurz auf vier Begrife – persönliche, ge- lekive Gedächtnis besteht aus Texten, Bildern, Riten und
sellschatliche und kulturelle Bedeutung und öfentliches kollekiv geteiltem Wissen über die Vergangenheit einer
Interesse – eingegangen werden. Gesellschat oder Epoche. Auf dieses stützt eine Gruppe
ihr Bewusstsein von Einheit und Eigenart (vgl. CORDES
2010, 168). Denkmäler ermöglichen eine Dokumentai-
on und Bewahrung dieser kollekiven Gedächtnisse. Die
Nutzer/innen eines öfentlichen Ortes geben ihm jene Be-
deutung, die deren jeweiliger Aufassung, wie er gedeutet
wird, entspricht. Die Reakion der Öfentlichkeit auf einen
gestalteten Ort oder ein Denkmal, lässt ihm neue gesell-
schatliche Bedeutung zukommen (vgl. CONAN 2003, 49;
HAYDEN 1995, 46).

GARTENDENKMALPFLEGE: IDEOLOGIEN UND ENTWICKLUNG 47


Die „[…] sinngebende Deutung des Gegenstandes durch öffentliches Interesse
Menschen, die ihn zu verschiedenen Zeiten und aus spe-
ziischen Blickwinkeln betrachten“ (SCHMIDT 2006, 51) Der Begrif des öfentlichen Interesses wird vor allem im
wandelt sich ständig. Diese symbolische Ebene der Be- Verwatungsrecht und auch im Strafrecht verwendet. Er
deutung eines Ortes verlangt nach ergänzenden Sichtwei- kennzeichnet die Belange der Allgemeinheit gegenüber
sen, welche immer wieder aktualisiert und neu entworfen Individualinteressen. Im österreichischen Denkmalschutz
werden müssen (vgl. REUSZ 2010, 113). Wahrnehmung besimmt das Bestehen eines öfentlichen Interesses an
und Gestaltung sind daher eng verbunden mit der Reprä- der Erhaltung eines beweglichen oder unbeweglichen Ge-
sentaion von Ereignissen und der Konstrukion von Ge- genstandes, ob dieser unter Denkmalschutz gestellt wer-
schichte. Mit dem Medium Ort lässt sich ein Kontext zwi- den kann:
schen vergangenen Ereignissen und historischen Bezügen
sichtbar machen sowie ein Gegenwartsbezug formulieren „Die Erhaltung liegt dann im öfentlichen Interes-
(vgl. CORDES 2010, 41). Das Einbeziehen von gegenwärig se, wenn es sich bei dem Denkmal aus überregi-
relevanten Dingen ist wichig, da nur anhand dieser, jene onaler oder vorerst auch nur regionaler (lokaler)
Landschat entsteht, die ein Bedeuten vergangener Ereig- Sicht um Kulturgut handelt, dessen Verlust eine
nisse ermöglicht. Erst durch diese Dinge sitet die Erinne- Beeinträchigung des österreichichen [sic] Kultur-
rung – kollekiv oder individuell – Idenität (vgl. ebd. 2010, gutbestandes in seiner Gesamtsicht hinsichtlich
178). Qualität sowie ausreichender Vielzahl, Vielfalt und
Verteilung bedeuten würde. Wesentlich ist auch,
kulturelle Bedeutung ob und in welchem Umfang durch die Erhaltung
des Denkmals eine geschichtliche Dokumentaion
Die Klärung dieses Begrifs ist notwendig, da im österreichi- erreicht werden kann“ (§1 Abs. 2 DMSG).
schen Denkmalschutzgesetz (DMSG) Denkmale deiniert
werden als „[...] von Menschen geschafene unbewegliche Kein öfentliches Interesse an einer Erhaltung besteht,
und bewegliche Gegenstände (einschließlich Überresten wenn der Zustand des Denkmals so schlecht ist, dass eine
und Spuren gestaltender menschlicher Bearbeitung sowie Instandsetzung nicht mehr möglich ist oder mit so großen
künstlich errichteter oder gestalteter Bodenformaionen) Veränderungen verbunden wäre, dass der Dokumentai-
von geschichtlicher, künstlerischer oder sonsiger kulturel- onswert und damit die Bedeutung als Denkmal nicht mehr
ler Bedeutung“ (§ 1 Abs. 1 DMSG). Kulturelle Bedeutung auseichend vorhanden sind. Ausgenommen sind Denkma-
besteht dann, wenn Elemente einen ästheischen, histori- le, denen auch als Ruinen Bedeutung zukommt (vgl. §1
schen, wissenschatlichen, sozialen oder spirituellen Wert Abs. 10 DMSG). Ob ein öfentliches Interesse besteht, ist
für frühere, heuige oder zuküntige Generaionen haben. vom Bundesdenkmalamt zu entscheiden.
Sie wird im Ort selbst und in dessen Beschafenheit, Nut-
zung, Assoziaionen, Bedeutungen, Umgebung und dazu-
gehörigen Objekten verkörpert. Kulturelle Bedeutung hilt
dabei, den Wert eines Ortes einzuschätzen (vgl. AUSTRA- Persönliches und öfentliches Interesse beeinlussen ein-
LIA ICOMOS 1999, 2). ander. Öfentliches Interesse ist die Summe vieler individu-
eller aber gemeinsamer Interessen. Öfentliche Interessen
können auf der anderen Seite auch die persönliche Wert-
schätzung beeinlussen.

48 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


3.5.3 Denkmalschutz in welches besonders das Ausfuhrverbot von Kulturgütern
Österreich behandelte, erlassen. Besonders von Alois Riegel wurde
gefordert, historische Gartenanlagen in der Denkmal-
Im folgenden Absatz wird die österreichische rechtliche plege zu berücksichigen. Auch wenn das 1923 in Krat
Situaion in Bezug auf öfentliche und private Freiräu- getretene Denkmalschutzgesetz keine Besimmungen zu
me behandelt. Dabei wird ebenfalls auf die historische Natur, Park- oder Gartenanlagen enthielt, wurden in der
Entwicklung ab Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute Zwischenkriegszeit einige historische Gärten – darunter
eingegangen. Belvedere und Schönbrunn – unter Denkmalschutz ge-
stellt. Danach wurden jedoch verstärkt Naturschutz sowie
In Österreich sind seit 1999 jene Park- und Gartenanlagen, Landschatsplege verfolgt, welche Naturdenkmale in den
die in Anhang 2 des Denkmalschutzgesetzes aufgezählt Vordergrund stellen (vgl. HAJÓS 1991, 201f; vgl. HELF-
werden, auch hinsichtlich jener Teile, die aus gestalteter GOTT 2000, 119f). Historische Gärten gerieten aufgrund
Natur bestehen, Denkmale und somit Angelegenheiten ihrer vorrangig kulturellen Bedeutung somit „[...] in eine
des Denkmalschutzes gemäß Art. 10 Abs. 1 Z 13 B-VG (vgl. Grauzone der Schutzlosigkeit“ (HAJÓS 1991, 202). Daraus
§1 Abs. 12 DMSG). Das bedeutet, sie sind als Anlagen – folgend wurden in den 1960er Jahren Parkanlagen und
einschließlich deren Vegetaion – Bundessache in Gesetz- andere Erscheinungsformen gestalteter Natur gänzlich
gebung und Vollziehung. „Das Bundesdenkmalamt ist aus dem Denkmalschutz ausgeklammert. Sie seien „[...]
die Fachinstanz, die im öfentlichen Interesse und im ge- keine ausschließlich 'künstlichen Menschenwerke' […]“
setzlichen Autrag das kulturelle Erbe Österreichs erhält, (ebd. 1991, 198). 1964, im Zuge einer kompetenzrechtli-
schützt, plegt und erforscht“ (BUNDESDENKMALAMT chen Entscheidung zwischen Bund (Denkmalschutz) und
ÖSTERREICH 2012, 3). Allerdings kann das Bundesdenk- Ländern (Naturschutz), wurden Parkanlagen als Nicht-
malamt (BDA) nur maximal diese 56 Anlagen unter Schutz Denkmale deiniert (vgl. ebd. 1991, 196). Zu den wichigs-
stellen. Bei allen andern, nicht in Anhang 2 erwähnten his- ten Neuerungen der Wiener Bauordnungsnovelle im Jahr
torischen Grünanlagen Österreichs kann das BDA nur den 1972 gehörte die Einführung des Begrifs der Schutzzone,
nichtvegetaiven Bestand (Terrassen, Treppen, Teichanla- in der ein grundsätzliches Abtragungs- und Veränderungs-
gen und Kanäle, Skulpturen, Wege sowie künstliche Ge- verbot besteht. Von da an werden bis heute nicht nur Ge-
ländemodellierungen) erfassen und unter Denkmalschutz bäude, die sich in der Schutzzone beinden, sondern auch
stellen. Der Schutz der planzlichen Elemente dieser üb- deren typische Umgebung wie Straßenraum und Hofraum
rigen Anlagen fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer, miteinbezogen. „Der bis dahin auf (Monumental-) Bauten
in welchen der Naturschutz verfassungsmäßig zugeordnet beschränkte, in einem Bundesgesetz geregelte Denkmal-
ist. Die Möglichkeiten des Schutzes dieser historischen An- schutz wurde so in Wien auf Gebäudeensembles ausge-
lagen sind daher Länderabhängig. Allerdings ist eine Ein- dehnt“ (FEUERSTEIN und FITZ 2009, 26). Das bedeutet,
schränkung des Naturschutzes in Bezug auf Gartenanlagen dass das Bundesdenkmalamt Denkmalgruppen pauschal
anzumerken, da diese hauptsächlich „[...] Schöpfungen unter Schutz stellen kann. Solche Sammlungen oder En-
des Menschen und keine frei wachsenden Produkte der sembles können sowohl Objekte umfassen, welche kei-
Natur [sind]“ (BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH 1991b, ne Denkmaleigenschaten aufweisen als auch aus völlig
125). HAJÓS (vgl. 1991, 202) hinterfragt ebenfalls die Ef- verschiedenarigen Denkmalen bestehen. Voraussetzung
fekivität der Naturschutzgesetze hinsichtlich historischer für die Unterschutzstellung ist jedoch ein geschichtlicher,
Garten- und Parkanlagen, da deren gartenkünstlerische künstlerischer oder sonsiger kultureller Zusammenhang
Aussage immer eine kulturelle sei und sie daher vorrangig (vgl. BLAUENSTEINER 2006, 76). Da Ensembles und Samm-
einen Denkmalschutz verlangen würden. lungen denselben Schutz wie Einzeldenkmale genießen,
ist jede Veränderung, „[…] die den Bestand - d.h. die Subs-
Wie zuvor erwähnt, erfordern historische Gärten und tanz -, die überlieferte Erscheinung oder die künstlerische
Parkanlagen besondere Grundregeln. Die Entwicklung ei- Wirkung desselben beeinlussen könnte [...]“ (ebd. 2006,
ner Gartendenkmalplege verlief in Österreich langsam 84) ohne Genehmigung verboten. Somit besteht seit 1972
und über Umwege. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ver- die Möglichkeit, im Zuge der Unterschutzstellung eines
folgte die K.K. Zentralkommission für Denkmalplege ledig- Ensembles, auch Außenbereiche wie beispielsweise Ein-
lich eine beratende und forschende Funkion. Es gab aller- gangssituaionen oder Höfe, welche oben genannten Vo-
dings erste Bestrebungen, den Denkmalschutz gesetzlich raussetzungen erfüllen, miteinzubeziehen. Bei der Novel-
zu regeln. 1918 wurde das erste Denkmalschutzgesetz, lierung des österreichischen Denkmalschutzgesetzes im

GARTENDENKMALPFLEGE: IDEOLOGIEN UND ENTWICKLUNG 49


Jahr 1978 konnten historische Gärten jedoch weiterhin ge- Die methodische Vorgehensweise zur Erstellung eines
setzlich nicht verankert werden. Eine weitere Novellierung Parkplegewerkes wurde im Jahr 1990 vom Bundesdenk-
im Jahr 1991 fügte den Schutz künstlich errichteter oder malamt herausgegeben und lässt sich folgendermaßen zu-
gestalteter Bodenformaionen hinzu. Diese Ergänzung im sammenfassen (vgl. BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH
Gesetzestext traf unter anderem auf historische Park- und 1991 b, 125f; vgl. HAJÓS 2000, 100f):
Gartenanlagen zu und ermöglichte zum Teil deren Unter-
schutzstellung. So konnten dadurch etwa Bauparzellierun- • Erfassung und Analyse der historischen Grundlagen:
gen verhindert werden. Einen Schutz der Gesamtanlage Dieser Schrit umfasst die systemaische Sammlung und
ermöglichte aber auch diese Neuerung nicht (vgl. HAJÓS kriische Auswertung alter Pläne, Ansichten, alter und
1991, 197). Seit der Denkmalschutznovelle von 1999 be- neuer Literatur zur konkreten Anlage sowie eine Nach-
steht, wie erwähnt, in Anhang 2 des Denkmalschutzgeset- prüfung dieses Materials durch archäologische Ausgra-
zes ein Verzeichnis der Park- und Gartenanlagen gemäß § bungen. Die Dokumentaion der Geschichte ist von der
1 Abs. 12, in welchem 56 Park- und Gartenanlagen aufge- Entstehungszeit bis zur jüngsten Vergangenheit durch-
zählt werden. Diese 56 Anlagen wurden von der bisherigen zuführen. Dadurch sind Veränderungen und ihre jewei-
Kompetenz der Länder in die Denkmalschutzkompetenz ligen Bedeutungen feststellbar.
des Bundes transferiert und können seitdem unter Schutz
gestellt werden. Erst die Unterschutzstellung bedeutet • Bestandserhebung: Der Bestand wird in Plänen – einem
den efekiven Schutz der Anlage. Laut STATISTIK AUSTRIA Übersichtsplan und Detailkarten auf Grundlage eines
(vgl. 2013) wurden bis zum Jahr 2012 österreichweit 28 Vermessungsplanes – festgehalten. Heuige Funkionen
dieser 56 Park- und Gartenanlagen unter Denkmalschutz sowie Besitzverhältnisse werden ausindig gemacht.
gestellt. Die restlichen in Anhang 2 angeführten Anlagen
wurden entweder noch nicht behandelt oder aber deren • Bestandsbewertung: Sie beinhaltet eine Zustandsbe-
Unterschutzstellung wurde von den Eigentümer/innen ab- urteilung baulicher und planzlicher Elemente in Form
gelehnt. Handelt es sich um Anlagen, die nicht mehrheit- eines Schadenkatalogs, die Darstellung struktureller
lich im Eigentum von Gebietskörperschaten stehen, ist die Besonderheiten dieser Elemente, die Aufnahme von
Unterschutzstellung an die Zusimmung der Eigentümer/ Sichtachsen, Abständen usw. oder besondere Hinweise
innen gebunden (vgl. § 3 Abs. 5 DMSG). Da diese im Falle für Plege oder Ersatzplanzungen bei planzlichen Ele-
einer solchen Zusimmung in die Erhaltung ihrer Anlage in- menten. Angeführt werden eine Auseinandersetzung
volviert sind, ist es besonders wichig, das Bewusstsein für mit ökologischen Aspekten innerhalb der historischen
den kulturellen Wert historischer Anlagen zu stärken (vgl. Gartenanlage und eine Darstellung von Zielkonlik-
REICHELT 2000, 6). Park- und Gartenanlagen verändern ten zwischen ökologischen und denkmalplegerischen
sich aufgrund ihrer Natürlichkeit ständig. Daher wird im Anliegen.
Rahmen der Unterschutzstellung ein Konzept erarbeitet,
in dem ein Ist- und Soll-Zustand der Anlagen festgeschrie- • Denkmalplegerische Ziel- und Nutzungskonzepte: Im
ben wird. Diese Parkplegewerke enthalten kurz-, mitel- Parkplegewerk werden unter Berücksichigung der vor-
und langfrisige Konzepte zur Erhaltung, Wiederherstel- herigen Schrite gartendenkmalplegerische Ziel- und
lung und Plege (vgl. BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH Nutzungskonzepte erarbeitet, welche die wirtschat-
1991b, 124). Im Falle der im oben erwähnten Anhang 2 liche und kulturelle Weiterexistenz der Anlage sichern
erfassten Park- und Gartenanlagen werden die durch Ve- soll. Aussagen zum Denkmalwert der Anlage werden
getaion bedingten Veränderungen somit bedacht. mithilfe von Vergleichsbeispielen gemacht. Eine Diskus-
sion des historischen Leitzustandes und zu der methodi-
schen Vorgehensweise sowie eine Untersuchung mögli-
cher denkmalverträglicher Nutzungen gehören ebenso
zu diesem Schrit.

• Kostenschätzung: Eine Grobkostenschätzung für die


vorgeschlagenen Maßnahmen und der Plege wird
erstellt.

50 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


Die tatsächliche Realisierung der Entwicklungsziele ist
durch Parkbegehungen und Beratungen zu überprüfen,
umgesetzte Maßnahmen sind zu dokumenieren. Etwa alle
zehn Jahre sollten Parkplegewerke überarbeitet werden.
Die Arbeitsbedingungen und -anforderungen und somit
auch der Zeitaufwand zur Erstellung eines Parkplegewer-
kes sind von Anlage zu Anlage verschieden.

Die Unterschutzstellung privater Gärten ist an die Zusim-


mung der Eigentümer/innen gebunden. Deren Einbindung
in die Erhaltung ist notwendig und auch gesetzlich veran-
kert. Allerdings müssen sie ihre Park- oder Gartenanlage
nicht akiv nach den Plänen des Konzeptes verändern.
Will der Eigentümer oder die Eigentümerin jedoch das
Ziel- oder Nutzungskonzept verändern, muss eine Geneh-
migung eingeholt werden (vgl. BLAUENSTEINER 2006, 85).
Ziel ist der Schutz vor willkürlicher Veränderung und nicht
Zwang zur Plege und Veränderung. Der oder die Eigen-
tümer/in kann jedoch von sich aus bemüht sein, den im
Konzept angestrebten Zustand herzustellen. Wichig für
den Erfolg des Denkmalschutzgesetzes ist daher auch eine
Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für die Bedeu-
tung kulturellen Erbes (vgl. GEUDER 2001, 79f; REICHELT
2000, 6).

GARTENDENKMALPFLEGE: IDEOLOGIEN UND ENTWICKLUNG 51


Zusammenfassend sollte Denkmalplege eine sinnvolle Für eine Umgestaltung eines historisch wertvollen Ortes
und realitätsnahe Nutzung des Denkmals erlauben, dabei sind laut dem Landschatsarchitekten Johannes Stoler
aber auch dessen Erhaltung auf Dauer gewährleisten. Die klare Rahmenbedingungen notwendig. Er formuliert und
Erhaltung von Planzenbeständen ist, wie bereits erwähnt, fordert für den Schweizer Raum folgende Bedingungen
besonders schwierig: eine Ersatzplanzung kann den Wert (vgl. STOFFLER 2003, 74):
des Denkmals nur dann erhalten, wenn sowohl Planzen-
art und Planzort als auch Plege dem Original entspre- • Ein denkmalplegerisches Gutachten zu der Anlagen-Ge-
chen. Die Gartendenkmalplege muss laut STOFFLER (vgl. schichte und aktuellem Bestand muss erstellt werden.
2003, 73) daher akzepieren, dass ein großer Teil der Ori-
ginalsubstanzen verloren gehen und ein originalgetreuer • Das Konzept wird im Rahmen eines Wetbewerbes
Ersatz nicht mehr möglich ist. Ot wird vergessen, dass entwickelt.
auch ein gealterter, nur zum Teil erhaltener Garten ein au-
thenisches Geschichtszeugnis ist und für Besucher/innen • Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Geschichte
ein ästheisches Erlebnis und ein Ort mit Geschichte sein des Ortes muss Haupthema des Entwurfes sein. Die
kann. Diese Einsicht erfordere daher Mut zum Fragment Gestaltung ist dabei keine historisierende Nachbildung,
und die Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen. Aber sondern ergänzendes Werk, welches im gleichberech-
auch die Konservierung der Fragmente hat ihre Grenzen. igten Dialog mit dem Denkmal steht. Eingrife in histo-
Bei nur noch bruchstückhat vorhandenen Anlagen und rische Substanzen müssen dokumeniert werden.
unterschiedlichen öfentlichen Interessen kann eine Un-
terschutzstellung als Gartendenkmal nur durchgesetzt • Die Geschichte der Anlage soll durch die Verwendung
werden, wenn die Bedeutung des noch Vorhandenen ei- alterungsfähiger Materialien und durch die Achtung des
ner breiten Öfentlichkeit dient, dies auch nachgewiesen Plegeaufwands weitergeschrieben werden.
und als gesellschatlich wertvoll verkaut werden kann.
Ot geschieht dieses Verkaufen mithilfe von Vorschlägen Ein solches, von Stoler für die Schweiz formuliertes, Vor-
für zuküntige Nutzungen, die mit einer Umgestaltung ver- gehen ist auch in Österreich wünschenswert. Der erste
bunden sind. Ein zeitgenössischer Entwurf muss in diesen Punkt – die Erstellung eines denkmalplegerischen Gut-
Fällen die Ziele der Gartendenkmalplege unterstützen achtens – deckt sich mit manchen Forderungen des öster-
und vorhandene historische Substanzen in die Gestal- reichischen Parkplegewerks (Erfassung und Analyse der
tung integrieren. Eine Umgestaltung kann die Geschichte historischen Grundlagen, Bestandserhebung und -bewer-
des Ortes mit heuigen Ausdrucksmiteln weitererzählen, tung). Die Umsetzung der weiteren drei Punkte von Stof-
ohne die Besucher/innen mit einer historischen Fikion zu lers Rahmenbedingungen sind in Österreich stark abhän-
täuschen. gig von dem oder der Autraggeber/in.

52 GESCHICHTE IM LANDSCHAFTSARCHITEKTONISCHEN ENTWURF


Im Falle des in dieser Arbeit behandelten Donauparks wur-
de für die Sanierung und Adapierung der Parkanlage kein
denkmalplegerisches Gutachten erstellt, da es sich um
kein Gartendenkmal handelt. Allerdings stehen die bau-
liche Gartenanlage inklusive Bodenmodellierung sowie
die Kleindenkmäler nach § 2a Denkmalschutzgesetz unter
Denkmalschutz. Hierfür wurde im Vorfeld des Wetbewer-
bes eine Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes einge-
holt (vgl. LOHRER HOCHREIN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN
BDLA 2008, 26). Mit dem, von Stoler geforderten, denk-
malplegerischen Gutachten kann diese Stellungnahme
aber nicht gleichgesetzt werden. Die Gestaltungskonzepte
wurden im Rahmen eines Realisierungswetbewerbes er-
stellt, womit der zweite Punkt der Bedingungen wiederum
erfüllt wird. In der Wetbewerbsausschreibung wird auf
eine Auseinandersetzung mit der Geschichte und Achtung
der historischen Bezüge hingewiesen. Inwieweit die Wet-
bewerbsbeiträge diese Hinweise und den letzten Punkt
der Rahmenbedingungen von Stoler erfüllt haben, wird
in Kapitel 6 analysiert und erläutert.

Mit dieser ersten Einschätzung der Vorgehensweise bei


der Umgestaltung des Donauparks, gelangt die Arbeit
zum Schrit der Untersuchung theoreischer Ansätze am
konkreten Ort. Vorerst werden im folgenden Kapitel der
Donaupark und dessen Geschichte beschrieben.

GARTENDENKMALPFLEGE: IDEOLOGIEN UND ENTWICKLUNG 53


4 Der Donaupark
Im folgenden Kapitel wird der geschichtliche Hintergrund
des Donauparks beleuchtet. Es wird einerseits herausge-
arbeitet, welche Nutzungen an diesem Ort stafanden
und andererseits, welche Eingrife und Veränderungen zur
heuigen Erscheinungsform beitrugen. Besonders einge-
gangen wird dabei auf die Wiener Internaionale Garten-
schau 1964 (WIG 64).

4.2 Naturräumliche
4.1 Lage Gegebenheiten
Der Donaupark liegt am linken Donauufer im 22. Bezirk Das Gelände des Donauparks beindet sich im ehemaligen
(Donaustadt) zwischen der Wagramer Straße, der Sied- natürlichen Stromgebiet der unregulierten Donau und ge-
lung Bruckhaufen, der Arbeiterstrandbadstraße und dem hört naturräumlich zur Wiener Aulandschat. Aufgrund der
Hubertusdamm. Unmitelbar an den Donaupark schließen Donauregulierung im 19. Jahrhundert (siehe Kapitel 4.3),
die UNO-City mit dem Vienna Internaional Centre und kam es zu einem Absenken des Grundwasserspiegels und
dem Austria Center Vienna an, südlich davon beindet sich dadurch zu einer Veränderung der Planzenwelt (vgl. HEISS
die Donau City und daran mit der Donauinsel zur Neuen 1964, 116). Geologisch betrachtet liegt der Donaupark in
Donau hin abschließend die Copa Cagrana. Im Norden der Zone rezenter Mäander, dadurch beinden sich hier
wird der Donaupark durch die Strandbäder entlang der nacheiszeitliche Schoter auf schluigen bzw. feinsandigen
Alten Donau begrenzt. jungteriären Sedimenten. Die Grundwassermächigkeit
beträgt durchschnitlich etwa sieben Meter (vgl. LADINIG
und URBAN 1996, 33).

In manchen Teilen des heuigen Donauparks sind noch Au-


bestände (Weiß- und Schwarzpappeln) zu inden.

Abb. 5 Lage des Donauparks in Wien


<

(eigene Erstellung)

<
Abb. 6 Donaupark: Bestand 2007
(eigene Erstellung auf Grundlage 0 50 100 200 300 400 500
(Quelle: MA 42 2008))

56 DER DONAUPARK
4.3 Geschichte des Ortes
Donauregulierung
1954, nach starken Regenfällen und Überschwemmungen
Aufgrund immer wiederkehrender Hochwässer wurde in in Teilen des zweiten und 20. Bezirkes, kam die Verbesse-
den Jahren 1869 bis 1875 für den Hauptstrom der Donau rung des Hochwasserschutzes wieder ins Gespräch. Von
ein neues Bet gegraben. Die meisten vorhandenen Was- Bundesseite wurde als sicherste und zugleich kostengüns-
serläufe wurden trockengelegt, die verbleibenden, vor al- igste Maßnahme vorgeschlagen, die Uferkanten zu erhö-
lem der Donaukanal und die Alte Donau, wurden reguliert. hen. Wiens Stadtplaner/innen verfolgten aber die Idee, im
Zum Schutz vor Hochwasser wurde die rechte Uferkante Überschwemmungsgebiet ein Entlastungsgerinne zu bau-
sehr hoch angelegt. Das linke Ufer wurde als ausgedehntes en. 1969 wurde der Bau des Entlastungsgerinnes (später in
Überschwemmungsgebiet geschafen. Dieses war jedoch Neue Donau umbenannt) beschlossen. Zwischen diesem
aus strömungstechnischen Gründen weder bebaubar, noch Gerinne und dem Hauptstrom sollte ein Damm verlaufen.
beplanzbar. Das Aushubmaterial diente zur Fesigung des Im Lauf der internen Diskussionen nahm dieser Damm den
angrenzenden Inundaionsgebietes und für den Bau des Charakter einer künstlichen Insel (heuige Donauinsel) an.
abschließenden Hubertusdamms, der auf Höhe des heui- 1972 wurde, während die Bauarbeiten bereits in Gang wa-
gen Donauparks liegt. Die Regulierung brachte jedoch aus ren, ein interdisziplinärer zweiphasiger Planungswetbe-
städtebaulicher Sicht eine noch stärkere Trennung der bei- werb ausgeschrieben, um das Entlastungsgerinne ästhei-
den Donauufer voneinander (vgl. PIRHOFER und STIMMER scher und nutzbarer zu gestalten und zu ökologisieren (vgl.
2007, 16). Durch die Donauregulierung entstand zwischen PIRHOFER und STIMMER 2007, 63 - 66).
dem neuen Strombet und dem alten Lauf der Donau eine
Insel, die zur Zeit des Durchsiches größtenteils aus Brach-
lächen und Ödland bestand. Seit Beginn des 20. Jahrhun-
derts wurde das Areal als Mülldeponie und Schießplatz, Schießplatz und Hinrichtungsstätte
aber auch zur Erholung genutzt. Außerdem entstanden
kleine Siedlungsstrukturen, wie die Kolonie Kaisermüh- Zwischen 1871 und 1945 bestand auf dem Gebiet des
len und das Breteldorf. Diese Nutzungen werden auf den heuigen Donauparks der Militärschießplatz Kagran – auch
folgenden Seiten beschrieben und graisch auf dem Areal Elementarschießplatz oder k. und k. Garnisonsschieß-
verortet (siehe nächste Seite, Abb. 7). platz genannt – für Schießübungen des Militärs. Während
der NS-Zeit wurde er auch für zahlreiche Hinrichtungen
Bei erneuten Hochwassern in den Jahren 1897 und 1899 benutzt.
war der neue Hochwasserschutz bis an seine Grenze belas-
tet. Es wurde gefordert, den Hochwasserschutz auszubau- 1871 wurde die Militärschießstäte auf dem, von der Sits-
en. Darauhin gab es immer wieder neue Vorschläge. Eine herrschat Klosterneuburg gepachteten, Grund Am großen
wiederkehrende Idee darunter war die Schafung eines Säulenhaufen erbaut. Das 18,24 ha große Grundstück be-
Entlastungsgerinnes. In der ersten Hälte des 20. Jahrhun- fand sich entlang der heuigen Arbeiterstrandbadstraße
derts gab es keine Hochwasserereignisse, daher sank das zwischen Wagramer Straße und Donauturmstraße. Um
Interesse der Öfentlichkeit sowie der zuständigen Polii- das Gelände mit 51 Schusslinien auszustaten, mussten
ker/innen und Behörden wieder. Vor allem standen aber auch einige Bäume geschlägert werden. Dieses Holz wur-
große andere Probleme, wie die zwei Weltkriege und der de der Sitsherrschat überlassen. Außerdem entstanden
daraufolgende Wiederaubau, im Vordergrund. Wurfanlagen des Wurtaubenvereins Hubertusrunde und

GESCHICHTE DES ORTES 57


des Österreichischen und Wiener Schießsportklubs. Nach liegt heute der östliche Teil des Donauparks (der Eingangs-
dem Ersten Weltkrieg wurde auf einem Teil des Grundes bereich an der Arbeiterstrandbadstraße, das Rosarium und
ein Sportplatz für Heeressportler errichtet. Außerdem be- der Kinderspielplatz). Lange Zeit erinnerte nur der Name
fand sich auf dem Gelände, an der Wagramer Straße, die der Kugelfanggasse an den Militärschießplatz Kagran. Erst
1917 von russischen und italienischen Kriegsgefangenen im November 1984 wurde im Donaupark ein Gedenkstein
gebaute sogenannte Russenkirche. 1922 wurde diese als errichtet (vgl. EXENBERGER und RIEDEL 2003, 7).
Kirche Zum götlichen Heiland geweiht.

Zwischen 1940 und 1945 fanden auf dem Schießplatz zu-


mindest 129 nachweisbare Erschießungen stat. Hinge- Illegale Siedlung - 'Bretteldorf'
richtet wurden hauptsächlich Angehörige der deutschen
Wehrmacht, die der Selbstverstümmelung, Fahnenlucht Das Breteldorf bestand anfangs nur aus wenigen einfa-
oder des Diebstahls beschuldigt wurden (vgl. EXENBERGER chen Breterhüten, erreichte über die Jahre aber eine
und RIEDEL 2003, 7 - 16). Anscheinend fanden zu Ende des Größe von etwa 1,2 km² und lag zwischen Wagramer Stra-
Zweiten Weltkrieges auf einem Teil des Geländes inoizi- ße, Schießstatstraße, Warhanekgasse und dem Hochwas-
elle Notbeerdigungen stat (vgl. EXENBERGER und RIEDEL serschutzdamm (siehe Abb. 7). Eigentümer des Grundes
2003, 60f). war auch hier das Sit Klosterneuburg. Da das Brachland
teilweise zur Sandgewinnung genutzt wurde, lag die Flä-
Auf einem Teil der ehemaligen Schießstäte errichte- che stellenweise acht Meter unter dem umgebenden
ten die Österreichischen Bundesbahnen 1949 eine Be- Terrain und war bei Hochwasser besonders gefährdet, da
triebssportstäte, der restliche Bereich wurde in die Wie- bereits der Grundwasseransieg zu Überschwemmungen
ner Internaionale Gartenschau miteinbezogen (siehe führte. LADINIG (vgl. o.J., 79) zufolge wurde die wilde Sied-
Abb. 7). Auf dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes lung 1898 gegründet, anfangs illegal. Erst nach dem ersten

< Abb. 7 Vorgeschichte des Areals,


Um
Bruckhaufen ris eigene Erstellung auf Grundlage von
sG
elä Strandbäder
n de Ausstellungsplänen (Quelle: ILA, 2014)
W
IG
6 4

Zannet Haufen

Deponie (Stand 1958) Ehemalige Schießstä e

Hubertus Damm
Bre eldorf <
Pyrotechnische
Fabrik „Sirius“ Abb. 8 Flugbild Breteldorf, Wagramer
Straße im August 1959 (Quelle: WIENER
Russenkirche
STADT- UND LANDESARCHIV)

Überschwemmungsgebiet Clemens Krauss Park


(ab 1951)
Wagramer Straße <
Abb. 9 Flugaufnahme der Mülldepo-
nie im Juli 1959 (Quelle: WIENER STADT-
Donau
UND LANDESARCHIV)

58 DER DONAUPARK
Weltkrieg wurde die Fläche parzelliert und die Einzellächen Parzellen freizumachen. Den Bewohner/innen wurde Geld
vom Sit verpachtet. Um die Hüten legten die Bewohner/ oder eine Wohnung angeboten, um sie vom Absiedeln zu
innen Gemüsegärten an, nach 1918 wurden die Flächen überzeugen. Die freien Flächen wurden sukzessive für die
auch landwirtschatlich genutzt. Die Siedlung wurde von Müllablagerung verwendet. Allerdings dauerte es bis 1963
der Stadt Wien weder mit befesigten Straßen, noch mit bis die letzten Breteldorf- Siedler/innen das Gebiet verlie-
Beleuchtung, Wasserleitung oder Kanalisaion erschlossen. ßen (vgl. LADINIG o.J., 79f).
Das Wasser der Hausbrunnen konnte nicht als Trinkwasser
genutzt werden, da fehlende Kanalisaion und die nahege-
legene Mülldeponie das Grundwasser verschmutzten. Die
Stadtverwaltung wollte daher aus hygienischen Gründen Mülldeponie - 'Floridsdorfer
und aufgrund der häuigen Überschwemmungen die Be- Mistgstätt'n'
wohner/innen absiedeln. Dazu kam, dass die Mülldeponie
erweitert werden musste und dieses ieferliegende Areal Durch die Errichtung des Donaudurchsiches 1875, ent-
aus damaliger Sicht ideal schien, um Abfall abzulagern. stand auf dem Gebiet des heuigen Donauparks, der UNO-
Die Bewohner/innen wehrten sich jedoch lange Zeit ge- City und der Siedlung Bruckhaufen ein Brachland, von Al-
gen eine Absiedlung. Sie sahen die Möglichkeit, in dieser tarmen und Tümpeln durchsetzt. Die etwa 1,5 km² große
wirtschatlich schweren Zeit, hier einen Garten besitzen Fläche wurde von der Stadt Wien genutzt, um Müll abzu-
zu können, als unbezahlbar an. Über die Jahre entstanden lagern. Die vorhandenen Geländemulden der ehemaligen
so trotz Bauverbot aus den Breterhüten richige kleine Aulandschat und durch Kiesabbau entstandene Gruben
Häuser (siehe Abb. 11). Anfang der 1930er Jahre bestand schienen bestens geeignet, um sie mit Müll zu verfüllen.
das Breteldorf aus 374 Hüten und Häusern mit über 1000 Anfangs brachten die sogenannten Mistbauern den Ab-
Bewohner/innen. 1935 ging die Fläche ins Eigentum der fall aus allen Teilen Wiens mithilfe von Pferdewagen zur
Gemeinde Wien über. Kurz darauf wurde begonnen, die Mistgstät‘n. Neben Haushaltsmüll ielen auch Asche,

GESCHICHTE DES ORTES 59


Schlacke und Abfälle von Betrieben an. Ab 1923 über- her eine Anlage zur Absaugung dieser Gase installiert. Ei-
nahmen dann eigene Müllautos den Transport. Zu dieser nige Brunnen des Parks mussten aufgrund der schlechten
Zeit begannen auch Straßenwalzen, nach Enfernung alles Wasserqualität sillgelegt werden. 1986 wurde im Zuge
Brauchbaren, den Müll zu verdichten. Diese verdichteten der systemaischen Erfassung aller Altlastenverdachtslä-
Schichten erreichten teilweise eine Höhe von acht Metern. chen der Stadt Wien eine erste Gefährdungsabschätzung
Durch diese meterhohen Anschütungen wurde das Ge- gemacht. Die Altlast umfasste ein Gesamtschütvolumen
biet gleichzeiig hochwassersicher gemacht. Seit Bestehen von ca. fünf Millionen m³ und reichte bis in den Grundwas-
der Mülldeponie suchten Arbeitslose nach noch verwert- serschwankungsbereich, wodurch eine großlächige Belas-
baren Abfällen, Lebensmiteln und Brennmaterialien zum tung des Grundwassers bestand. 1993 musste diese restli-
Weiterverkauf. Sie wurden Branlsierer, Koksbegerer oder che Altlast mit fünf Sperrbrunnen abgesichert werden, um
Mistsierer genannt (siehe Abb. 12). In der Zwischenkriegs- eine Verschmutzung von Grundwasser und Alter Donau zu
zeit entstand eine richige Müllverwertungsindustrie, wel- verhindern (vgl. LADINIG und URBAN 1996, 33).
che auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch weitergeführt
wurde. 70 angestellte Personen suchten nach verwertba- <
ren Rohstofen, die an Fabriken weiterverkaut wurden. Abb. 10 Der Bruckhaufen um
Gefundene Lebensmitel durten von den Beschätigten 1920 (Quelle: LADINIG, o.J., 76)
behalten werden. 90 Jahre lang wurde in diesem Gebiet
Müll abgeladen. Dann drohten jedoch Umweltverschmut-
zungen und die Mistgstät‘n wurde zur Altlast.

1961 entschied sich der Wiener Gemeinderat, die ehema-


lige Müllablagerungsstäte zu sanieren und das Gebiet als
Grünland und Erholungsgebiet zu widmen. Zusätzlich wur-
de beschlossen, einen ca. 100 ha großen Park - den Donau-
park - zu errichten. Die Idee hinter dieser Entscheidung be-
stand darin, mithilfe der Errichtung des Parks das Gelände
zu sanieren und die, durch seine geschichtliche Nutzung
unter anderem als Hinrichtungsort verrufene, Gegend auf-
zuwerten. Teilweise inanziert werden sollte die Errichtung
des Parks durch die Abhaltung einer internaionalen Gar-
tenschau und der dadurch eingenommenen Eintritsgel-
der (vgl. LADINIG o.J., 75f). <
Abb. 11 Breteldorf um 1930
Als einige Jahrzehnte später die UNO-City und später die (Quelle: ÖNB)
Donau-City errichtet wurden, wurde der Müll enfernt und
in gesicherten Deponien gelagert. Der Donaupark jedoch <
wurde auf die verdichteten Müllschichten und einer Abde- Abb. 12 Branlsierer und Koks-
ckung aus Erdaushub gesetzt. Bereits kurz nach Ferigstel- begerer auf der Mülldeponie um
lung des Parks kam es zu Problemen durch Austreten von 1930 (Quelle: LADINIG, o.J., 76)
Deponiegasen. Im Bereich der Donauparkhalle wurde da-

60 DER DONAUPARK
GESCHICHTE DES ORTES 61
WIG 64

Im Februar 1961 beschloss der Wiener Gemeinderat im Entwurfskonzept


Jahr 1964 die erste Wiener Internaionale Gartenschau
(WIG 64) zu veranstalten. Im Juni 1961 wurde diese Schau Die gärtnerische Gestaltung umfasste zwei große Arbeits-
von der Associaion Internaionale des Producteurs de gebiete: erstens musste ein landschatlicher Rahmen mit
l‘Horiculture (AIPH) anerkannt. Im November 1963 wur- einer raumwirksamen Beplanzung für die Gartenschau
de die WIG 64 vom Bureau Internaional des Exposiions geschafen werden, wobei dieser auch nach der WIG 64
(BIE) in Paris als internaionale Ausstellung anerkannt. (vgl. als Park nutzbar sein sollte, zweitens ging es um die Erstel-
AUER 1964, 92). lung zahlreicher, großteils temporärer Sonderschauen. Der
Rahmen wurde als ofene, naturnahe Parklandschat mit
Für die Gestaltung des Ausstellungsgeländes wurde ein ös- zwei in organischer Formensprache gehaltenen Hauptele-
terreichweiter Wetbewerb ausgeschrieben. Die Ausgabe menten, einer 18 ha großen Wiese und einem 30 ha gro-
der Wetbewerbsunterlagen durch das Wiener Stadtgar- ßen, künstlich angelegten Teich konzipiert. Sonderschau-
tenamt erfolgte am siebten März, wobei bereits der 24. en und Gebäude wurden im Gegensatz dazu geometrisch,
April als Abgabetermin festgelegt wurde. Dieser kurze Be- modern und kleinteiliger gehalten. Auf der Fläche der ehe-
arbeitungszeitraum war wahrscheinlich der Grund dafür, maligen Mülldeponie gab es jedoch weder Baum-, noch
dass nur 17 Projekte eingereicht wurden. Kriterien für die Strauchbestand. Das restliche Gebiet wies Weißpappeln
Bewertung der Projekte waren unter anderem, die Wege- (Populus alba) und kleinere Gruppen von Schwarzpappeln
führung, Anordnung der Gebäude und Sonderschauen, (Populus nigra) auf. Es mussten auf den vegetaionslosen
Erhaltung der Aubestände und Schafung großer Rasen- Flächen demnach eine große Anzahl an Großvegetaion
lächen. Die Qualität der Wetbewerbsbeiträge entsprach geplanzt werden, um von Beginn an Räume für die Gar-
jedoch nicht den Erwartungen der Auslober und so ent- tenschau zu schafen (vgl. GRUBER 1964, 95). Diese gärt-
schied die Jury, dass keines der Projekte zur unmitelba- nerische Herausforderung wurde gelöst, indem im Winter
ren Realisierung geeignet sei. Anstat eines ersten Preises 1963/64 mitels Frostballenverplanzung gefährdete Groß-
wurden zwei Zweite an Gofried Hansjakob und Karl-Paul bäume Wiener Baustellen auf das WIG 64 Gelände ge-
Filipsky vergeben. Der drite Preis ging an Hans Grubbau- bracht wurden (vgl. KRIPPNER et.al. 2013, 24). Im Zuge der
er. Letztendlich wurde die generelle Planung des Donau- Errichtung der Gartenausstellung wurden insgesamt sie-
parks und der Gartenschau an den damaligen Stadtgar- ben Millionen Bäume, Sträucher und Stauden sowie zwei
tendirektor der Stadt Wien, Alfred Auer, übertragen (vgl. Millionen Sommerblumen ausgeplanzt, 900.000 m³ Erd-
KRIPPNER et.al. 2013, 6f). Diese Entscheidung wird von material transporiert und 52 km Küneten ausgehoben.
Sepp Kratochwill in Wiener Stadtlandschaten kriisiert, da Sowohl die Parklandschat, eine Mischung aus Auwaldbe-
der Kommentar der Jury zum Entwurf von Gofried Hans- ständen und neuen – ot standorfremden – Gehölzen, als
jakob relaiv posiiv ausgefallen war (vgl. KRATOCHWILL auch der künstlich angelegte Irissee sind Musterbeispiele
1999, 34f). Die Ausstellungsbeiträge und Sonderschau- für die Landschatsgestaltung der 1960er Jahre (vgl. KRA-
en gestalteten österreichische Gartenarchitekten wie TOCHWILL 1999, 35). Vor dem Hintergrund der damaligen
Karl-Paul Filipsky, Viktor Mödlhammer, Karl Hauser, Karl Zeit ist auch der Umgang mit dem Bestand und der Ge-
Schmidhammer, Josef Oskar Wladar oder Friedrich Woess. schichte des Geländes zu sehen. Mit den Aufräum- und
Die Gartenschau sollte damals einen Überblick über den Aubauarbeiten der Nachkriegsmoderne sollten auch die
Stand und die Leistungen des österreichischen und inter- Erinnerungen an den Krieg und die naionalsozialisische
naionalen Gartenbaus geben (vgl. KRIPPNER und LIČKA Vergangenheit verschwinden. So wurde von den Verant-
2007, 386). wortlichen der WIG 64 die Meinung vertreten, dass es sich
um ein bestandsfreies und vollkommen ungebundenes
Finanziert wurde die WIG 64 von der Stadt Wien. Die Neuland handle (vgl. KRIPPNER et.al. 2013, 30).
baulichen Maßnahmen erfolgten unter der Führung des
Stadtgartenamtes Wien. Die Wiener Stadthalle-Stadion In gewisser Weise musste dennoch eine – wenn auch für
Betriebs- und Produkions GmbH war für Organisaion und die Besucher/innen nicht sichtbare – Auseinandersetzung
Abhaltung der Veranstaltungen der WIG zuständig. Für die mit der Vergangenheit des Geländes stafinden: Eine
großen Hallenschauen waren vorrangig private Gärtner/ Planungsherausforderung stellten die schlechten Unter-
innen verantwortlich (vgl. AUER 1974, 115). grundverhältnisse dar, da ca. zwei Dritel der Fläche aus

62 DER DONAUPARK
der bereits erwähnten Mülllagerungsstäte bestand und (vgl. KRATOCHWILL 1999, 35). Von seiner Aussichtsplat-
die Anschütungen acht bis zwölf Meter unter das heu- form bzw. dem sich drehenden Restaurant, kann „[...] ganz
ige Gelände reichten. Tieliegende Gründungen, meist Wien mitsamt dem Wald- und Wiesengürtel, die Voralpen,
Pfahlfundierungen, mussten durchgeführt werden (vgl. bei gutem Weter die Karpaten, das Wein- und Waldvier-
KOLLER 1964, 88). Der künstlich angelegte Irissee muss- tel [...]“ (FISCHLEIN o.J., 101) überblickt werden. Weite-
te aufgrund des durchlässigen Untergrundes abgedichtet re Hochbauten sind die große Ausstellungshalle und vier
werden. Trotz dieser Künstlichkeit ging FISCHLEIN (o.J., Pavillons in Stahl-Glaskonstrukion, ein Verwaltungsge-
103) davon aus, dass die Besucher/innen „[...] jedenfalls bäude in Massivbauweise, Seerestaurant, Seebühne und
überzeugt sein [werden], eine natürliche Seelandschat die Brücke über den See, vier Warmwasserbecken, eine
vor sich zu haben. Und das wird ja auch in einem gewissen Eternifontäne, ein Kindergarten, die Eingangsgruppen mit
Sinne simmen - nicht zuletzt wegen des Auwalds mit sei- Kassenhäuschen, ein Turmgewächshaus und leichtere Zelt-
nen einmalig schönen Weiß- und Schwarzpappeln, die den bauten für die Industrieschau (vgl. ZÖLLNER 1964, 100).
'Irissee' im Nordosten und Südwesten umrahmen.“
Die Besucher/innen der WIG konnten das Gelände mitels
An der Gestaltung gab es, neben posiiver auch negaive eines 2,2 km langen Sessellites, welcher drei Staionen
Kriik, die hier kurz angemerkt werden soll. Der Architekt besaß und den Park in Dreiecksform überspannte, erkun-
Günther Feuerstein merkte 1964 in der Tageszeitung Neu- den. Die 3,5 km lange Strecke der Ausstellungsbahn (Klein-
es Österreich an, dass kein Gestaltungskonzept ablesbar bahn, Liliputbahn) ist heute noch erhalten und verfügt
sei. Anordnung der Gebäude und Planzen seien wahllos ebenfalls über drei Staionen. Zusätzlich gab es während
und zufällig, wodurch keine Räume entstehen würden. Die der Gartenschau 25 zweisitzige Rikschas, mit denen indivi-
Beziehung zwischen Gebäuden und Freiraum sei ebenfalls duell das Ausstellungsgebiet erkundet werden konnte (vgl.
nicht erkennbar (vgl. KRATOCHWILL 1999, 36). GRUBER 1964, 96f).

Sonderschauen Eröfnet wurde die Gartenausstellung am 16. April 1964.


Insgesamt besuchten rund 2.500.000 Menschen die WIG
Zwölf verschiedene Naionen (Bulgarien, Deutschland, 64. Nach ihrem Ende, am 11. Oktober 1964, wurde das
Frankreich, Österreich, Schweden, Schweiz, Ungarn, die Areal zum Donaupark umgebaut und frei zugänglich ge-
ehemalige CSSR, Indonesien, Japan, Brasilien und die macht. Die Ausstellungshallen wurden teilweise als Sport-
USA) zeigten in den Gärten der Naionen ihren Umgang hallen weiter genutzt, der Großteil der Gebäude und
mit Planzen. In drei Naionengärten wurde in der Gestal- Sonderschauen wurde jedoch rückgebaut. Heute noch er-
tung Bezug zur Moderne genommen. Der Brasilianische, halten sind: die Kleinbahn, die Kleingartenmustersiedlung,
Schweizer und Deutsche Garten wiesen Nüchternheit, der Sparefroh-Kinderspielplatz, die Lesehügel sowie der
Funkionalismus, Architekturbezug und gestalterische Donauturm. Manche Elemente der Naionengärten wur-
Klarheit auf (vgl. KRIPPNER und LIČKA 2007, 391) den erhalten und umfunkioniert. Der deutsche Pavillon
wurde einige Zeit als Vogelkäig genutzt, die halbrunde
Daneben gab es eine Rosenschau, Iris- und Lilienschau, Sitzbank des Brasilianischen Gartens dient als Einfassung
Azaleen- und Rhododendronschau, Dahlienschau, Stau- eines Lagerplatzes. Der Donaupark sollte 1974 unter Mit-
denschau, Frühlings- und Sommerblumenschau, einen Pa- einbeziehung des Kaiserwassers der Alten Donau erwei-
racelsusgarten, einen Heidegarten sowie einen Lesegarten tert werden. Statdessen entstand in den 1970er Jahren
(vgl. GRUBER 1964, 96f). Die Sonderschauen dienten in auf einem Teil des Ausstellungsgeländes die UNO-City (vgl.
erster Linie als Leistungsschau mit üppigen und plegein- AUER 1974, 116; KRIPPNER und LIČKA 2007, 391). Der Do-
tensiven Stauden- und Sommerblumenplanzungen. naupark stellt heute einen wichigen Freiraum für die Be-
zirke Floridsdorf und Donaustadt dar, durch seine gute An-
Gebäude bindung an den öfentlichen Verkehr ist er aber auch von
regionaler Bedeutung. Der Park hat seit seiner Errichtung
Der insgesamt 252 Meter hohe Donauturm, ein Ingeni- maßgeblich zur Aufwertung des linken Donauufers und zur
eurbauwerk von Hannes Lintl, wurde Mitelpunkt der Entstehung eines neuen, urbanen Stadtquariers an der
WIG 64 und mitlerweile eines der Wiener Wahrzeichen Donau beigetragen (vgl. KRIPPNER und LIČKA 2011, 40).

GESCHICHTE DES ORTES 63


< Abb. 13 WIG 64: Kafeehausberg
(Quelle: LOHRER.HOCHREIN, 2008, 26)

< Abb. 14 WIG 64: Sommerblumenschau mit


Sessellit, Hollywoodschaukel und Kleinbahn im
Hintergrund (Quelle: GARTENBAUMUSEUM)

Abb. 15 Ansichtskartenporello zur WIG 64

<
(Quelle: WIEN MUSEUM)

64 DER DONAUPARK
Abb. 16 Blick vom Rosarium zu Irissee und Abb. 18 Sparefrohspielplatz, 1979
<

<
Donaupark um 1970 (Quelle: AUER, 1974) (Quelle: MA 42 - GARTENBEZIRK 7)

Abb. 17 Rosarium und Wasserkanal um 1970 Abb. 19 WIG 64: Achter-Schleife und Sessellit
<

<
(Quelle: AUER, 1974) (Quelle: LOHRER.HOCHREIN, 2008, 21)

GESCHICHTE DES ORTES 65


Abb. 20 Lutbild der WIG 64: zu sehen sind der Irissee mit Bühne und
<

Brücke zum Kafeehausberg, der Spielplatz, sowie die Alte Donau im


Hintergrund (Quelle: LOHRER.HOCHREIN, 2008, 10)

66 DER DONAUPARK
4.4 Entwicklung der
Erscheinungsform
Etwa 50 Jahre nach der Eröfnung des Donauparks hat
sich neben seiner Erscheinungsform und Nutzung, auch
die Umgebung grundlegend geändert. Durch den Bau der
Uno-City und der Donauuferautobahn wurden neue städ-
tebauliche Schwerpunkte gesetzt, Flächen beschniten,
Wege- und Sichtbeziehungen verändert. Innerhalb des
Parks entstanden auf teilrückgebauten Flächen Sportan-
lagen und Spielbereiche. Einige Bestandteile der Garten-
schau wurden – wie bereits erwähnt – zwar enfernt, ein
parkübergreifender Rückbau fand jedoch nicht stat. Nach
wie vor sind Relikte von Ausstellungsgärten oder -hallen
zu inden, allerdings ot bezugs- und funkionslos. Der Iris-
see wurde als Schönungsbecken für die Deponiewasser
der ehemaligen Müllablagerungsstäte ökologisch umge-
baut. Durch die starke Röhrichtbeplanzung verlor er aller-
dings seine Funkion als lesbare ofene Mite (siehe Abb.
21). Ebenfalls räumliche Auswirkungen haben die, durch
Sturmschäden und natürliche Alterung entstandene, Lü-
cken des Vegetaionsbestandes (vgl. LOHRER HOCHREIN
LANDSCHAFTSARCHITEKTEN BDLA 2008, 5f).

In der folgenden Tabelle (Tab. 1) wird herausgearbeitet,


wie sich die formale Gestalt des heuigen Donauparks
entwickelt hat. Dazu werden oben genannte geschichtliche
Ereignisse und Nutzungen, die im Laufe der Zeit am
Gelände stafanden und die daraus folgenden, formalen
Auswirkungen dargestellt. Die anschließenden Abbildungen
Abb. 21 Blick vom Donauturm,
<

veranschaulichen die Entwicklung der Umgebung und des


Donauparks selbst. Gegenübergestellt werden jeweils 2010: zu sehen ist derselbe
Pläne aus den Jahren 1964 und 2014. Parkausschnit wie in Abb. 20.
(Quelle: GOROSHINA, 2010)

<
Tab. 1. Entwicklung der formalen
Gestalt des heutigen Donauparks
(eigene Erstellung)

ENTWICKLUNG DER ERSCHEINUNGSFORM 67


NATURRäUMLIchE GEGEBENhEIT

Wiener Aulandschat

FUNKTIONEN/NUTZUNGEN UNMITTELBARE AUSWIRKUNGEN

Donauregulierung Absenkung Grundwasserspiegel

Überschwemmungsgebiet (linkes Ufer) unbebaubares Brachland -> Sandgewinnung und Kiesabbau

Schießplatz

Breteldorf

Mülldeponie Anschütung der Geländemulden und Gruben mit Müll


schlechte Untergrundverhältnisse
Austrit von Deponiegasen
schlechte Wasserqualität

WIG 64 naturnahe Parklandschat

Ausstellungslächen und Sonderschauen

Gebäude

Materialien und Möbel

Donaupark Rückbau vieler Gebäude und Sonderschauen


neue Nutzungsansprüche

UNO-city, VIc , Donaucity, Dc Tower

68 DER DONAUPARK
AUSWIRKUNGEN AUF hEUTIGE ERSchEINUNGSFORM

Vegetaion (Weißpappeln, Schwarzpappeln)


Geländemulden der ehemaligen Aulandschat

AUSWIRKUNGEN AUF hEUTIGE ERSchEINUNGSFORM

Veränderung der Vegetaion

ieferliegendes Areal, teilweise 8 m iefe Gruben

Schlägerung einiger Bäume


Gedenkstein seit 1984

keine Auswirkung auf Erscheinungsform

ebenes Terrain, hochwassersicher


Errichtung der Gebäude der WIG 64 auf Pfahlfundierungen
Errichtung einer Absauganlage
Silllegung einiger Brunnen
Errichtung von 5 Sperrbrunnen

Schafung künstlicher 'Irissee'


Planzung großer Anzahl an Großvegetaion (Erzeugung des Bildes einer natürliche Seelandschat)

geometrisch angelegte Flächen in Randbereichen:


Kleingartenmustersiedlung
Minigolf-Anlage
Sparefroh-Kinderspielplatz mit originalen Spielelementen
Lesehügel
Dahlienberg
Heidegarten
Wasserkaskaden
Kleinbahn

Donauturm
Seerestaurant
Tragkonstrukion des ehemaligen Cafés
Minigolf-Pavillon

durchgängig einheitlich
Rundweg (Achter-Schleife) aus Asphalt, mind. 10 m breit
Sitzplätze meist mit Platen befesigt
eigens entworfene WIG-Sitzbank (andere Sitzmöbel nach Typ und Farbe gruppiert)
eigens entworfene Beleuchtung

Naionengärten: einzelne Elemente erhalten und umfunkioniert


Umnutzungen (Haupthalle als Eislauhalle, Deutscher Pavillon als Vogelhaus, Sportanlagen, Spielbereiche)

Verkleinerung des Donauparks um ein Viertel


Veränderung der Sichtbeziehungen und Raumbezüge

ENTWICKLUNG DER ERSCHEINUNGSFORM 69


<
Abb. 23 Entwicklung des Donauparks
(eigene Erstellung auf Grundlage von
Ausstellungsplänen (Quelle: ILA, 2014)

Abb. 22 Entwicklung der Umgebung

<
des Donauparks
(eigene Erstellung auf Grundlage von
Ausstellungsplänen (Quelle: ILA, 2014))

1964 2014
Arbeiterstrandbadstraße Arbeiterstrandbadstraße

Siedlung Bruckhaufen Alte Donau Siedlung Bruckhaufen Alte Donau

Donauturm
Do

Donauturm
Brigi enauer
na
uu

Brücke
fer
Au
Hu

to
be

ba
rtu

hn

ÖBB Sportanlagen
sD

ÖBB Sportanlagen
am

Radweg
m

Erweiterungsgebiet
UNO City
Donaupark VIC

e ße
Str tra
er rS
me
ram Neue Donau
Donaucity und ag
ra
Überschwemmungs- ag W
W DC Tower U1
gebiet
Donau
Kaiserwasser Kaiserwasser
Donauinsel
Schü austraße Schü austraße

Donau
Kaisermühlen
Kaisermühlen

Reichsbrücke Reichsbrücke

70 DER DONAUPARK
10

LEGENDE INNERE ENTWICKLUNG 5

Gebäude und Einrichtungen der WIG 64, die 9 6


nach 1964 en ernt wurden: 7

1 Haupthalle 11
8
2 Sonderpavillons 4 7
5 Um
3 Milchbar 6 3
riss
D on
4 Bibliothek 2 a up
12 a rk
5 Kino 8 19
6 4
6 Eternit-Fontäne 1
13 14 9
16
7 Ladenstraße
5 15
8 Turmglashaus 3 12 10
9 Erfrischungszelt 11
10 Tankstellen 4
11 Deutscher Garten
13
12 Seebühne
13 Tribüne
14
15 Rosenschau
16 Sesselli
17 Industrieschau
17
LEGENDE INNERE ENTWICKLUNG 10

Gebäude und Einrichtungen der WIG 64,


die bis heute erhalten sind:
1
1 Kleinbahn
2
2 Donauturm
3 Kleingartenmusterschau (heute Kleingartensiedlung)
4 Dahlienberg
5 Parkplätze
6 Minigolf
0 50 100
genbogenbrücke 500
7 Platz der Na onen 12 Gartenbezirk
egarten
8 Kaskaden
5
9 Au Restaurant (heute Chinarestaurant)
3
10 See Restaurant (heute Korea Kulturhaus) 6
11 Kinderspielplatz
12 Regenbogenbrücke
2
13 Lesegarten 4
7
LEGENDE INNERE ENTWICKLUNG 5
12 3 Um
Gebäude und Einrichtungen, die nach ris
2 sD
der WIG 64 neu entstanden sind: on
au
4 5 8 pa
rk
1 Papstkreuz 11 1 6
9
2 Pétanque 10

3 Tennisanlagen 1
12 10
4 Schilfgürtel Irissee 8 11
7
5 Bühne
6 Rosarium
7 Schme erlingswiese 13

8 Salvador Allende Weg 9

9 Radweg und Grünbrücke


10 Skateanlage
11 Blumenschüssel
12 Gartenbezirk 0 50 100 500

ENTWICKLUNG DER ERSCHEINUNGSFORM 71


72 DER DONAUPARK
< Abb. 24 (linke Seite, oben)
Papstwiese mit Papstkreuz und
Donauturm

< Abb. 25 (linke Seite, unten links)


Achter-Schleife

< Abb. 26 (linke Seite, unten rechts)


Kleinbahn

< Abb. 27 (diese Seite, oben)


Irissee mit Koreahaus (ehemaliges
Seerestaurant)

< Abb. 28 (diese Seite, miig)


neu gestaltetes Rosarium mit
Wasserkanal

< Abb. 29 (diese Seite, unten)


Lesehügel mit erhaltener Pergola

(eigene Aufnahmen, April 2013)

ENTWICKLUNG DER ERSCHEINUNGSFORM 73


5 Wettbewerb 'Sanierung und
Adaptierung des Donauparks'
5.1 Hintergrund des
Wettbewerbes
Wie in Kapitel 4.4 erwähnt, wurde das Ausstellungsgelän- Da sowohl die bauliche Gartenanlage inklusive Bodenmo-
de der WIG 64 in eine öfentliche Parkanlage umgewan- dellierung, als auch die Kleindenkmäler gemäß § 2a Denk-
delt. Mit den Jahren haben sich nicht nur das städtebau- malschutzgesetz unter Denkmalschutz stehen, wurde im
liche Umfeld, sondern auch die Freiraumansprüche der Vorfeld des Wetbewerbs eine Stellungnahme des Bun-
Bevölkerung verändert und der Gebrauch der Anlage in- desdenkmalamtes eingeholt. Als schützenswert wurden
tensiviert. Diese Faktoren haben, zusammen mit der na- folgende charakterisische Elemente gekennzeichnet (vgl.
türlichen Alterung des Parks, eine Sanierung notwendig BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH 2007, 3f; vgl. LOHRER
gemacht. HOCHREIN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN BDLA 2008, 26):

Ein Planungsprozess mit dem Ziel einer angemessenen • jene Skulpturen, die Teil der Originalausstatung der
Sanierung und zeitgemäßen Adapierung des Donauparks WIG 64 waren, unter anderem auch der Gedenkstein
wurde daher iniiiert. Im Zuge dessen wurden Resonanz- für die Errichtung des Parks
workshops und Expert/innengespräche durchgeführt, auf
deren Basis Anfang des Jahres 2008 ein geladener Realisie- • Haupterschließungsweg in Form einer Achter-Schleife
rungswetbewerb ausgelobt wurde. • Irissee und Regenbogenbrücke

„Ziel des Wetbewerbes war es, den Donaupark gestalte- • Seerestaurant (dessen Entwicklung war Gegenstand
risch und funkionell unter Berücksichigung der Kriterien eines gesonderten Verfahrens)
nachhaliger Entwicklung in das 21. Jahrhundert zu trans- • drei erhaltene Lesehügel, einer davon inklusive
ferieren, wobei die historischen Bezüge erkennbar blei- ursprünglicher Pergola
ben, das Erscheinungsbild und die Funkionalität der Park-
anlage aber in [eine] zeitgemäße Form gebracht werden • originale Beleuchtungskörper und Gartenbänke
sollen“ (LOHRER HOCHREIN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN
• Heidegarten mit Mauern und Sitzlächen sowie
BDLA 2008, 9).
Wegführung
• Tragkonstrukion des ehemaligen Cafés inklusive
Leherb-Mosaiken (am Kafeehausberg)
• Wasserkaskaden und zugehörige Kanäle
• Kleinbahn-Anlage mit den Kassenhäuschen
• historisches Eingangsgebäude (beim Sparefroh-
Spielplatz)
• Minigolf-Anlage inklusive Pavillon
• Dahlienberg mit Wegen und Mauern

In Abbildung 30 sind diese Elemente im Plan verortet.

76 WETTBEWERB 'SANIERUNG UND ADAPTIERUNG DES DONAUPARKS


LEGENDE
Bearbeitungsgebiet
Kleinbahnanlage mit Kassenhäuschen
Haupterschließungsweg in Form einer 8er Schleife
Denkmäler Gebäude
Denkmäler Parkelemente
Minigolf-Anlage
mit Pavillon

Dahlienberg

Irissee

Kaskaden und Kanäle

Leherb Mosaik
Eingangsgebäude
Regenbogen- ehemaliges
brücke Café
Kleinbahn-Anlage
mit Kassenhäuschen Sta on

Seerestaurant

Heidegarten

Lesehügel

Haupterschließungsweg

Bearbeitungsg
Kleinbahnanlag
Haupterschließ
Denkmäler Gebäude
Abb. 30 unter Denkmalschutz stehende
<

Elemente des Donauparks; BestandDenkmäler


2007 P
(eigene Erstellung auf Plangrundlage
(Quelle: LOHRER.HOCHREIN 2008, 26))

HINTERGRUND DES WETTBEWERBES 77


Im Mai 2008 wurde der erste Preis an das Projekt des Bü-
ros lohrer.hochrein München vergeben, welches darauhin
mit der Erstellung eines Masterplanes für den Donaupark
beautragt wurde. Der Wetbewerbsbeitrag sowie Emp-
fehlungen aus dem Wetbewerbsverfahren bildeten die
Basis dieses Masterplanes (vgl. LOHRER HOCHREIN LAND-
SCHAFTSARCHITEKTEN BDLA 2008, 4 - 10).

In dieser Arbeit liegt der Fokus allerdings nicht auf dem


erwähnten Masterplan. Statdessen werden die Beiträge
des Realisierungswetbewerbes behandelt. Im nächsten
Kapitel werden diese analysiert.

78 WETTBEWERB 'SANIERUNG UND ADAPTIERUNG DES DONAUPARKS


Zu der Teilnahme am Wetbewerb wurden die folgenden
Büros geladen:

• Atelier Landschat | DI Ute Greimel-Rom | Technisches


Büro für Landschatsplanung | Wien

• DI Jakob Fina | Ingenieurkonsulent für Landschats-


planung | Wien

• Hager | Landschatsarchitektur AG | Zürich

• lohrer.hochrein landschatsarchitekten bdla | München

• Topotek 1 | Gesellschat von Landschatsarchitekten


mbH | Berlin

HINTERGRUND DES WETTBEWERBES 79


6 Entwurfsanalyse der
Wettbewerbsbeiträge
Dem, für die Entwurfsanalyse erstellten, Ablaufmodell
(siehe Kapitel 2.2.2) folgend werden in diesem Kapitel die
einzelnen Wetbewerbsbeiträge für die Adapierung und
Sanierung des Donauparks sowie der Grundriss der WIG
64 und Pläne vom Gebiet aus der Zeit vor der Gartenschau
analysiert. Ziel der Entwurfsanalyse ist es, herauszuinden,
ob und in welcher Form Verweise auf die Geschichte des
Donauparks in den Wetbewerbsbeiträgen zu inden sind.

6.1 Grafische Analyse


Analysiert werden Grundrisspläne. Die erstellten Graiken Zusätzlich werden special features genannt. Hier werden
zeigen raumstrukturelle Besonderheiten auf. Die Ablauf- herausstechende Eigenheiten der jeweiligen Projektbei-
schrite der graischen Analyse sehen folgendermaßen träge angeführt, welche entweder aus den Plandarstellun-
aus: gen oder den textlichen Beschreibungen der Ausstellungs-
plakate ablesbar sind. Auf diese werden in Kapitel 6.3.1
Transformation ebenfalls die Kategorien der qualitaiven Inhaltsanalyse
Die Pläne werden auf denselben Maßstab gebracht. angewandt. Jedoch lässt sich dieser Punkt nicht in der, in
Kapitel 6.4 durchgeführten, Typologie-Analyse vergleichen,
Reduktion da jedes Projekt andere spezielle Eigenschaten aufweist.
Die komplexen Pläne werden vereinfacht und graisch ein-
heitlich dargestellt.

Demontage 6.1.1 Beschreibung der einge-


Der graischen Analyse von KREBS (vgl. 2002, 118) fol- reichten Projekte
gend, werden die reduzierten Pläne in drei Planebenen
entschichtet und jeweils dargestellt: Die bearbeiteten Entwurfspläne werden in Plan und Text
dargestellt. Die Beschreibung indet anhand der reduzier-
• Wege: Die Achter-Schleife ist charakterisisches, struk- ten und in Ebenen unterteilten Pläne stat. Die folgende
turgebendes Element der WIG 64. Wege können eine Abbildung gibt einen Überblick über die eingereichten
Hierarchie aufweisen oder gleichwerig sein; die We- Entwürfe.
geführung kann klar oder verzweigt und labyrintharig
sein.

• Raumeinheiten: Sie entstehen aus raumbildenden (bau-


lichen und planzlichen) Elementen. Raumeinheiten ver-
deutlichen Ofenheit oder Geschlossenheit der Räume
sowie die Abtrennung in unterschiedliche Räume.

• Bereiche: Unter diesem Begrif werden Flächen und


Räume zusammengefasst, die in ihrer Funkion unter-
schiedlich sind. Teilstücke können kontrastreich (hetero-
gen) oder gleichwerig (homogen) sein. Nutzungen und
<
Funkionen können aktuell sein oder jenen aus früheren Abb. 31 Übersicht der reduzierten und
Zeitschichten entsprechen. einheitlich dargestellten Wetbewerbs-
beiträge (eigene Erstellung auf Grund-
lage der Wetbewerbsposter (Quelle:
MA 42 – STADTGARTENAMT 2013))

82 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


200 300 400 500 0 50 100 200 300 400 500


0 50 100

50 100 200 300 400 500 0 50 100 200 300 400 500
0

oben
Atelier Landschat I DI Jakob Fina

miig 

Hager I lohrer.hochrein

unten
Topotek 1
0 50 100 200 300 400 500
0 50 100 200 300 400 500

GRAFISCHE ANALYSE 83
Abb. 32 Atelier Landschat: Wege
(eigene Erstellung auf Wetbewerbs-
0 50 grundlage
100 200 (Quelle:
300 MA40042,500
2013))
Atelier Landschaft

Wege

Die Hauptwege beschreiben eine Achter-Schleife. Neben- Eine Finstrecke überlagert zusätzlich das Wegenetz. Die
wege durchziehen das Bearbeitungsgebiet in unterschied- geschwungene Streckenführung folgt nur teilweise dem
licher Formensprache. Das nördliche Eck wird bis auf Hauptwegesystem.
den Parkplatz von Versiegelung relaiv frei gehalten. Der
nord-östliche Teil erscheint kleinteiliger und von unter- Raumeinheiten
schiedlich breiten Nebenwegen durchzogen. Ein Weg folgt
dem nördlichen Ufer des Irissees und ist damit einer der Einigermaßen homogene Baumgruppen überziehen das
wenigen geschwungenen Nebenwege. Die untere Achter- Bearbeitungsgebiet und bilden viele kleine Raumeinhei-
Schleife wird nur von wenigen Nebenwegen durchquert. ten, die teilweise durch Korridore miteinander verbunden
Im südlichen Randgebiet fällt eine sich schlängelnde We- sind. Größere Haupträume sind kaum zu erkennen. Die
geführung auf. Teilweise ergeben sich die Nebenwege aus Baumgruppen haben ausgefranste Grenzen, dazwischen
den Forführungen der Hauptwege. So folgen die zwei inden sich entlang des Randes zum Zentrum gerichtete
Brücken über den Irissee den Achsen der Eingänge. Ins- Baumreihen.
gesamt ist der nord-östliche Teil stärker versiegelt, als der
süd-westliche. Bereiche

Fünf Haupteingänge entstehen durch das Andocken der Große, ofene Rasenlächen konzentrieren sich im Zent-
Eingangsbereiche an die Achter-Schleife. Jeweils zwei rum und südlich davon. Nutzungsdeinierte Bereiche sind
Wege ziehen zum Hauptwegenetz eine Art Rahmen auf. an den Rand gerückt. Sportliche Akivitäten im nördlichen
Weitere Nebeneingänge ergänzen die Erschließung. Eck stehen dem Spielplatz im Osten gegenüber. Im südli-
chen Teil ist ein Tiergehege angelegt. Vier Parkplätze bein-
Die Gleise der Liliputbahn folgen der Hauptwegeführung. den sich an der nördlichen Grenze. Die gärtnerisch intensi-
Sechs Staionen beinden sich entlang der Strecke. Die ven Bereiche sind miiger angelegt. Die Eingangsbereiche
Bahn wird im nord-östlichen Eingangsbereich auch außer- sind großzügig bemessen und ziehen sich trichterförmig in
halb des Geländes fortgesetzt. Richtung Parkmite. Das Angebot der Nutzungen und de-
ren Anordnung wirkt heterogen.

84 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


LEGENDE LEGENDE
WEGE BEREICHE

Bearbeitungsgebiet Bearbeitungsgebiet
Hauptwege Eingangsbereiche
Nebenwege Sport
Bahn Spiel
Bahnsta on gärtnerische Intensivbereiche
Finstrecke nutzungso ene Rasenächen
Wasser
LEGENDE
RAUMEINHEITEN Bühne
Tiergehege
Bearbeitungsgebiet
Parkplatz
Vegeta on 
Imkereihof
Einzelbäume
Lager
Gebäude
See

0 50 100 200 300 400 500 0 50 100 200 300 400 500

Abb. 33 Atelier Landschat: Raumeinheiten


(eigene Erstellung auf Wetbewerbs-
special features grundlage (Quelle: MA 42 , 2013))

Die Haupteingänge werden durch ihre großzügige Gestal-


tung besonders hervorgehoben. Die Sichtbeziehungen von
den Eingangsbereichen aus, sind in die Parkmite und zum
Donauturm gerichtet. Die Flächen vor den Haupteingän-
gen sind als Rasenwellen ausgestaltet und verweisen auf
die Lage des Parks nahe der Donau (Donauwellen).

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 35 Atelier Landschat: special features: Abb. 34 Atelier Landschat: Bereiche


Sichtbeziehungen (eigene Erstellung auf Wetbe- (eigene Erstellung auf Wetbewerbs-
werbsgrundlage (Quelle: MA 42, 2013 )) grundlage (Quelle: MA 42, 2013 ))

GRAFISCHE ANALYSE 85
Abb. 36 DI Jakob Fina: Wege (eigene
Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage
0 50
(Quelle:
100
MA 42,
200 300
2013))
400 500

DI Jakob Fina

Wege

Die Hauptwege beschreiben eine Achter-Schleife, wobei davon entstehen zwei größere Räume, umrahmt von dich-
die Wegebreite variiert. Nebenwege durchziehen das Be- ten Baumplanzungen. Der Irissee stellt die drite größere
arbeitungsgebiet in unterschiedlicher Formensprache. Das Raumeinheit dar. Die Baumgruppen wirken durch ihre aus-
nördliche Eck wird von einem relaiv rechtwinkeligen Netz gefransten Ränder und unterschiedlichen Formen hetero-
überzogen. Innerhalb der oberen Schleife werden kreisför- gen und einer natürlichen Formensprache folgend.
mige Inseln miteinander verbunden und ergeben ein geo-
metrisches Bild. Der östliche Teil erscheint kleinteilig und Bereiche
von vielen unterschiedlich breiten Nebenwegen durch-
zogen. Die untere Achter-Schleife wird nur von wenigen Die größten Bereiche stellen die ofenen Rasenlächen
Nebenwegen durchquert. Im südlichen Randgebiet fällt dar. Sie beinden sich besonders im Zentrum, auch in
eine sich schlängelnde Wegeführung auf. Insgesamt ist der den Randbereichen gibt es kleinere ofene Flächen. Nut-
nördliche Teil stärker versiegelt, als der südliche. zungsdeinierte Bereiche sind hauptsächlich entlang der
Gebietsgrenze zu inden: Flächen für sportliche Akivitä-
Drei Haupteingänge entstehen durch das Ausziehen der ten ordnen sich im nördlichen und westlichen Eck an. Ein
Achter-Schleife bis zur Bearbeitungsgebietsgrenze. Dort großer Spielplatz liegt am ost-südlichen Rand. Kleinere
entstehen platzarige Situaionen. Weitere Nebeneingän- Spielplätze beinden sich in der Nähe des nördlichen Ein-
ge ergänzen die Erschließung. ganges sowie im Süden. Zwei Parkplätze sind ebenfalls an
der nördlichen Grenze angeordnet. Ein großes Tiergehege
Die Gleise der Liliputbahn folgen der Hauptwegeführung. beindet sich südlich des Irissees. Gärtnerische Intensivbe-
Drei Staionen beinden sich entlang der Strecke. reiche sind im gesamten Park verteilt. Zwei dieser Bänder
umgrenzen die zentralen ofenen Rasenlächen. Die Ab-
Raumeinheiten grenzungen der einzelnen Bereiche verlaufen, bis auf jene
der ofenen Rasenlächen, geradlinig.
Die Vegetaion ist, in Form unterschiedlich großer Baum-
gruppen und Einzelbäume, beinahe gleichmäßig über das
gesamte Gebiet verteilt. In der Mite und etwas südlich

86 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


LEGENDE LEGENDE
WEGE BEREICHE

Bearbeitungsgebiet Bearbeitungsgebiet
Hauptwege Eingangsbereiche
Nebenwege Sport
Bahn Spiel
Bahnsta on gärtnerische Intensivbereiche
Finstrecke nutzungso ene Rasenächen
Wasser
LEGENDE
RAUMEINHEITEN Bühne
Tiergehege
Bearbeitungsgebiet
Parkplatz
Vegeta on 
Imkereihof
Einzelbäume
Lager
Gebäude
See

0 50 100 200 300 400 500


0 50 100 200 300 400 500

Abb. 37 DI Jakob Fina: Raumeinheiten


(eigene Erstellung auf Wetbewerbs-
special features grundlage (Quelle: MA 42, 2013))

Im Süden des Parks ist als Abgrenzung zur Autobahn eine


gläserne Lärmschutzwand installiert. Davor beindet sich
eine Hügelreihe - die sogenannten Schneeberge. Auf dem
Wetbewerbsplakat durch 
Fotos besonders hervorgehoben
werden die bestehenden Mosaike und Kleindenkmäler.

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 38 DI Jakob Fina: Bereiche (eigene


Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage
(Quelle: MA 42, 2013))

GRAFISCHE ANALYSE 87
Abb. 39 Hager: Wege (eigene Erstellung
auf Wetbewerbsgrundlage (Quelle:
0 50
MA
100
42, 200
2013))300 400 500

Hager Landschaftsarchitektur

Wege Bereiche

Die Wegeführung der Hauptwege folgt größtenteils einer Innerhalb der dicht beplanzten und bespielten Randge-
sternförmigen Formsprache. Ein Netz aus Nebenwegen biete entsteht eine sternförmige ofene Rasenläche. Der
spannt sich hauptsächlich außerhalb der Hauptwege auf. Irissee beindet sich in diesem Bereich. Diese große ofene
Innerhalb des Sternes werden, bis auf wenige Ausnahmen Fläche stellt das Zentrum dar; kleinere Bereiche liegen au-
im Osten und Süd-Osten, keine Nebenwege geführt. Da- ßerhalb des Zentrums (besonders im nördlichen Teil) an-
durch wird die Mite freigehalten. Die Wegeführung ist einandergereiht, wo diverse Akivitäten wie Parken, Sport
geometrisch, nur im süd-östlichen Teil fallen geschwunge- oder Spiel stafinden.
ne Nebenwege auf.
special features
Die Sternspitzen des Hauptweges reichen an die Gebiets-
grenzen heran und bilden sechs Haupteingänge. Weitere Sichtbeziehungen, welche freie Blicke auf charakterisische
13 Nebeneingänge ergänzen die Erschließung. Elemente des Donauparks und seine Umgebung erlauben,
resulieren in einem neuen Baumkörper. In einem zeitlich
Die Gleisführung der Kleinbahn folgt einer Achter- unabhängigen Umsetzungszeitraum, wird der Vegetaions-
Schleife. bestand in die neue Form des Baumhains überführt. „Hier-
bei wird der komplete Bestand als solcher übernommen
Raumeinheiten und dort wo nöig ergänzt. [...] Das Auslichten oder Ent-
fernen einzelner Waldparien kann entweder als Rodung
Dichte Baumplanzungen – im Nord-Westen durch lichtere durchgeführt werden oder im Rahmen eines Parkplege-
Bereiche unterbrochen – stellen den Rahmen dar. Sie bil- werks erfolgen: dort wo Gehölze aus baumplegerischen
den eine scharf abgetrennte Grenze zum ofenen Bereich, Gründen enfernt werden, indet kein Ersatz stat“ (MA 42
der sich von der Mite aus sternförmig entwickelt. – STADTGARTENAMT 2013).

Die neuen Baumarten sollen durch ihre aufällige Herbst-


färbung die Eingrife in der Vegetaionsstruktur aufzeigen
(vgl. MA 42 – STADTGARTENAMT 2013).

88 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


LEGENDE LEGENDE
WEGE BEREICHE

Bearbeitungsgebiet Bearbeitungsgebiet
Hauptwege Eingangsbereiche
Nebenwege Sport
Bahn Spiel
Bahnsta on gärtnerische Intensivbereiche
Finstrecke nutzungso ene Rasenächen
Wasser
LEGENDE
RAUMEINHEITEN Bühne
Tiergehege
Bearbeitungsgebiet
Parkplatz
Vegeta on 
Imkereihof
Einzelbäume
Lager
Gebäude
See

0 50 100 200 300 400 500 0 50 100 200 300 400 500

Abb. 40 Hager: Raumeinheiten (eigene


Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage
(Quelle: MA 42, 2013))

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 42 Hager: special features: Sichtbeziehun- Abb. 41 Hager: Bereiche (eigene Erstel-
gen (eigene Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage lung auf Wetbewerbsgrundlage (Quelle:
(Quelle: MA 42, 2013 )) MA 42, 2013))

GRAFISCHE ANALYSE 89
Abb. 43 lohrer.hochrein: Wege (eigene
Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage
0
(Quelle:
50 100
MA200
42, 2013))
300 400 500

lohrer.hochrein landschafts-
architekten bdla München

Wege Raumeinheiten

Die Wegeführung der Hauptwege ergibt eine Achter- Das freie Zentrum wird von Baumgruppen und Einzelbäu-
Schleife. Die Wegebreite variiert. In der nördlichen Hälte men umschlossen. Beinahe das gesamte obere Dritel
sind größere Terrassen an die Hauptwege angekoppelt. des Geländes ist mit Baumplanzungen ausgestatet. Die
Das Nebenwegenetz besteht hauptsächlich aus geraden Abgrenzung der beplanzten Flächen ist scharkanig, teil-
geometrisch angeordneten Verbindungen. Auch hier vari- weise werden diese Kanten durch Einzelbaumplanzungen
ieren die Wegebreiten. Eine Hierarchie ist erkennbar. An leicht aufgelöst. Im Zentrum und Westen fallen runde Bau-
der süd-westlichen Gebietsgrenze fällt ein geschwungener minseln auf.
Weg auf. Das Wegenetz wirkt bis auf einen kleinteiligen
Bereich in der Nähe des östlichen Eingangs aufgeräumt Bereiche
und übersichtlich. Der untere Teil der Achter-Schleife ist
kaum mit Wegen durchzogen. Den größten Bereich stellen ofene Rasenlächen dar. Sie
beinden sich besonders im Zentrum, zusätzlich gibt es in
Vier Haupteingänge erschließen das Gebiet. Drei Eingän- den Randbereichen kleinere ofene Bereiche. Nutzungs-
ge entstehen durch das Ausziehen der Achter-Schleife bis deinierte Bereiche sind hauptsächlich entlang der Ge-
zur Bearbeitungsgebietsgrenze. Dort entstehen platzarige bietsgrenze zu inden: Flächen für sportliche Akivitäten
Situaionen. Weitere Nebeneingänge, besonders im nord- ordnen sich im nördlichen und westlichen Eck, aber auch
westlichen Teil, ergänzen die Erschließung. an der östlichen Grenze an. Der große Spielplatz liegt am
ost-südlichen Rand. Ein Parkplatz ist entlang der nördli-
Die Gleise der Bahn folgen der Achter-Schleife des Haupt- chen Grenze angeordnet. Gärtnerische Intensivbereiche
wegesystems. Drei Staionen beinden sich entlang der sind im gesamten Park verteilt. Der Irissee wird von Bän-
Strecke. dern solcher Intensivbereiche teilweise umrandet. Zwei
große Eingangsbereiche beinden sich im Norden. Man-
chen der Nebeneingänge sind kleinere Eingangsbere-
iche vorgelagert. Die Abgrenzungen der einzelnen Be-
reiche verlaufen, bis auf jene der ofenen Rasenlächen,

90 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


LEGENDE LEGENDE
WEGE BEREICHE

Bearbeitungsgebiet Bearbeitungsgebiet
Hauptwege Eingangsbereiche
Nebenwege Sport
Bahn Spiel
Bahnsta on gärtnerische Intensivbereiche
Finstrecke nutzungso ene Rasenächen
Wasser
LEGENDE
RAUMEINHEITEN Bühne
Tiergehege
Bearbeitungsgebiet
Parkplatz
Vegeta on 
Imkereihof
Einzelbäume
Lager
Gebäude
See

0 50 100 200 300 400 500


0 50 100 200 300 400 500

Abb. 44 lohrer.hochrein: Raumeinhei-


ten (eigene Erstellung auf Wetbewerbs-
grundlage (Quelle: MA 42, 2013))

rechtwinkelig. Das Angebot an Nutzungen wird als vielseit-


ig eingestut. Die in räumlicher Nähe angeordneten Bere-
iche ähnlicher Funkionen,

ergibt jedoch ein homogenes
Bild.

Special features

In diesem Projekt stechen keine zusätzlichen charakterisi-


schen Elemente hervor.

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 45 lohrer.hochrein: Bereiche (eige-


ne Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage
(Quelle: MA 42, 2013))

GRAFISCHE ANALYSE 91
Abb. 46 Topotek 1: Wege (eigene
0 50
Erstellung
100 200
auf300 Wetbewerbsgrundlage
400 500
(Quelle: MA 42, 2013))
Topotek 1

Wege Raumeinheiten

Die Hauptwege beschreiben eine Achter-Schleife. Die Im Zentrum wird eine freie Fläche durch das Angrenzen
Wegebreite variiert. Nebenwege durchziehen das Bear- größere Baumgruppen deiniert. An der süd-östlichen
beitungsgebiet in unterschiedlicher Formensprache. Das Gebietsgrenze beindet sich eine zweite ofene Fläche.
nördliche Eck wird durch den Parkplatz und breite Neben- Im nördlichen Bereich sind die Vegetaionslächen klein-
wegen dominiert. Der östliche Teil erscheint kleinteilig und teiliger und deren Abgrenzung weniger scharkanig. Die
von vielen unterschiedlich breiten Nebenwegen durchzo- Baumgruppen verteilen sich homogen über diesen Teil des
gen, wobei hier eine Hierarchie zwischen geradlinigen Ver- Parks. Es entstehen zwei unterschiedliche Parkhälten: ein
bindungswegen und schmäleren Wegen innerhalb eines nördlicher, kleinteiliger und lichter Teil sowie ein südlicher,
Bereiches zu bemerken ist. Zwei dieser Verbindungswege sowohl in den Vegetaionskörpern als auch in den ofenen
schafen eine Querung des Irissees. Der nördliche Teil des Flächen großzügiger Teil.
Wegesystems wirkt stark verzweigt. Die untere Achter-
Schleife wird nur von wenigen Nebenwegen durchquert. Bereiche
Insgesamt ist der nord-östliche Teil stärker versiegelt, als
der süd-westliche. Den größten Bereich stellen ofene Rasenlächen dar. Sie
beinden sich besonders im Zentrum und südlichen Rand-
Vier Haupteingänge entstehen durch das Andocken der bereich, aber auch oberhalb des Irissees gibt es kleinere
Eingangsbereiche an die Achter-Schleife. Weitere Neben- ofene Flächen. Nutzungsdeinierte Bereiche sind haupt-
eingänge ergänzen die Erschließung. sächlich entlang der Gebietsgrenze zu inden: Flächen
für sportliche Akivitäten ordnen sich im nördlichen und
Die Gleise der Liliputbahn folgen der Hauptwegeführung. westlichen Eck und im Osten, nahe der großen Freiläche,
Drei Staionen beinden sich entlang der Strecke. an. Sie dominieren neben den ofenen Rasenlächen das
Bild. Ein großer Spielplatz liegt am ost-südlichen Rand. Ein
kleinerer Spielplatz beindet sich in der Nähe des westli-
chen Ecks. Ein Parkplatz ist im nördlichen Eck, ein weite-
rer entlang der nördlichen Grenze angeordnet. Gärtneri-
sche Intensivbereiche sind im gesamten Park verteilt. Im

92 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


LEGENDE LEGENDE
WEGE BEREICHE

Bearbeitungsgebiet Bearbeitungsgebiet
Hauptwege Eingangsbereiche
Nebenwege Sport
Bahn Spiel
Bahnsta on gärtnerische Intensivbereiche
Finstrecke nutzungso ene Rasenächen
Wasser
LEGENDE
RAUMEINHEITEN Bühne
Tiergehege
Bearbeitungsgebiet
Parkplatz
Vegeta on 
Imkereihof
Einzelbäume
Lager
Gebäude
See

0 50 100 200 300 400 500


0 50 100 200 300 400 500

Abb. 47 Topotek 1: Raumeinheiten


(eigene Erstellung auf Wetbewerbs-
grundlage (Quelle: MA 42, 2013))

nördlichen Randbereich liegt ein Tiergehege. Drei


große Eingangsbereiche beinden sich im Norden.
Die Abgrenzungen der einzelnen Bereiche verlaufen
geradlinig und scharkanig.

Die Nutzungen selbst
sowie deren Anordnung im Planungsgebiet wirkt
heterogen.

special features

Die Hauptwege erhalten einen farbigen Anstrich, wel-


cher zum Zwecke der Orienierung in verschiedenen
Farben gehalten ist. Im Bereich der Haupteingänge
kommt eine jeweils unterschiedliche Musterung des
Belages hinzu. Der Platz um den Donauturm wird
durch ähnliche Farbgestaltung mit den Haupteingän-
gen auf eine Ebene gestellt. Bestehende und neue
Möblierungen erhalten, je nach Verortung, densel-
ben Farbanstrich, wie der Belag des Hauptweges
(vgl. MA 42 – STADTGARTENAMT 2013).

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 48 Topotek 1: Bereiche (eigene


Erstellung auf Wetbewerbsgrundlage
(Quelle: MA 42, 2013))

GRAFISCHE ANALYSE 93
0 50 100 200 300

Bearbe
Militärs
o ene R
Wasser
Übersc
Fabrik
Plan un

6.2 historische Bezüge


Um Vergleiche und Bezüge zu den vergangenen Schichten
des Ortes herstellen zu können, werden ebenfalls einzel-
ne Etappen der Entwicklung des Ortes graisch reduziert
und in die Ebenen Wege, Raumeinheiten und Bereiche
entschichtet.

Untersucht werden die jeweiligen Bestandspläne oder 

Lutbilder aus den folgenden Jahren:

• 1906: zeigt besonders die Militärschießstäte

• 1928: zeigt das Breteldorf und den Müllablagerungs 1906


platz

• 1939: zeigt das wachsende Breteldorf und den Müllab


lagerungsplatz

• 1964: zeigt die WIG 64

• 1975: zeigt die Entwicklung des Donauparks etwa zehn


Jahre nach der WIG 64

• 1991: zeigt die weitere Entwicklung des Donauparks


eigene Erstellungen auf Grundlage (siehe Quelle)
• 2007: zeigt den Bestand vor dem Wetbewerb im Jahr
2008 Abb. 49 reduzierter historischer Plan (1906)
<

(Quelle: WIENER STADT- UND LANDESARCHIV)

Montage
<
Abb. 50 reduzierter historischer Plan (1928)
Anschließend werden die jeweiligen Layer aus allen Etap- (Quelle: WIENER STADT- UND LANDESARCHIV)
pen übereinandergelegt. Dadurch wird dargestellt, welche
Strukturen aus welchem Zeitraum übernommen bzw. ent- Abb. 51 reduzierter historischer Plan (1939)
fernt wurden. Da die historischen Karten in Bezug auf die (Quelle: WIENER STADT- UND LANDESARCHIV)
damalige Vegetaion nicht aussagekrätig sind, indet eine
Überlagerung der Ebenen Raumeinheiten erst ab dem Abb. 52 reduzierter Plan (1964)
Jahr 1964 stat. Der Vergleich der Ebene Bereiche erfolgt (Quelle: LOHRER.HOCHREIN, 2008, 6)
aufgrund der großen Anzahl an unterschiedlichen Flächen
nicht durch Überlagerung, sondern durch Gegenüberstel- Abb. 53 reduzierter Plan (1975)
lung. Weiße Flächen in der Darstellung ergeben sich durch (Quelle: MA 42, 2008)
Wege und Vegetaion.
Abb. 54 reduzierter Plan (1991)
(Quelle: BEV, 1991)

Abb. 55 reduzierter Plan (2007)


(Quelle: MA 42, 2008)

94 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


1928 1939

1964 1975

 

1991 50 100 200 300 400 500


2007
0

HISTORISCHE BEZÜGE 95
6.2.1 Herstellung
historischer Bezüge
Die durch Überlagerungen der Bestandspläne und Wetbe-
werbsbeitrag erstellten Plangraiken werden projektweise
abgebildet. Im Folgenden wird beschrieben, was mithilfe
der Graiken dargestellt wird.

Wege Raumeinheiten

• historische Entwicklung des Wegesystems: • historische Entwicklung der Vegetaion:

Die Graik zeigt, aus welchen Jahren sich das Wegesys- Die Plangraik zeigt, aus welchen Jahren die Vegetaion
tem und die Gleisführung des Entwurfes ableiten. Über- des Entwurfes besteht. Je älter der Vegetaionsbestand ist,
lagerungen der Wege der Gestaltung mit bestehenden desto dunkler die Fläche. Neu geplanzte Bäume werden
Wegen, werden in der jeweiligen Farbe des zutrefenden in gelb dargestellt.
Jahres dargestellt. Neu geplante Wege werden in gelb
dargestellt.

• Abbruch und Erhaltung des Wegesystems: • Rodung und Erhaltung der Vegetaion:

Diese Plangraik veranschaulicht, welche Wegstrukturen Die Abbildung zeigt in rot welche Bäume des Bestandes
des Bestandes 2007 im Entwurf enfernt und erhalten 2007 für den Entwurf gerodet werden. Vegetaion, die in
werden. der Gestaltung beibehalten wird, ist in grün dargestellt.

96 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Bereiche

Die Ebene Bereiche der Jahre 1964, 1975, 1991 und 2007,
werden dem Entwurf gegenübergestellt. Strukturelle und
funkionale Änderungen oder Übereinsimmungen wer-
den so sichtbar. Frühere historische Etappen werden in
der Darstellung nicht miteinbezogen, da keine der damali-
gen Nutzungen autreten.

HISTORISCHE BEZÜGE 97
LEGENDE
ENTWICKLUNG WEGESYSTEM
Wegesystem We bewerbs-
beitrag, das sich aus früheren
Beständen zusammensetzt
Atelier Landschaft - historische
Bezüge Bearbeitungsgebiet
1906 Wege
1928 Wege
1964 Wege
Wege 1964 Bahn
1964 Bahnsta on
Das Hauptwegenetz in Form der Achter-Schleife wird im
1975 Wege
Entwurf erhalten. Besonders im nördlichen Bereich wer-
1975 Bahn
den Nebenwege abgebrochen. In den Eingangsbereichen
werden neue Wege hinzugefügt. 1991 Wege
2007 Wege
Entwurf Wege
Entwurf Bahn
Raumeinheiten Entwurf Bahnsta on

Der Großteil der bestehenden Vegetaion wird erhalten


und nur stellenweise ausgelichtet. Neuplanzungen wer-
den kaum vorgenommen. LEGENDE
ABBRUCH UND ERHALTUNG
Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag abgebrochen
oder erhalten wird
Bereiche Bearbeitungsgebiet
Abbruch Wege
Das Thema der großen ofenen Mite wird im Wetbe-
werbsbeitrag aufgegrifen. Nutzungsdeinierte Bereiche Abbruch Bahn

unterschiedlicher Größen sind die Jahre hindurch vor al- Erhaltung Wege
lem in den Randbereichen der Anlage zu inden. In der Erhaltung Bahn
Gestaltung von DI Jakob Fina bleiben einige Bereiche in
Größe und Verortung bestehen, andere ändern sich, das
Gesamtbild ähnelt jedoch jenem aus vergangenen Jahren. 0 50 100 200 300 400 500

98 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Abb. 56 Atelier Landschat: Wegesystem,
historische Entwicklung (eigene Erstellung)

Abb. 57 Atelier Landschat: Wegesystem,


Abbruch und Erhaltung (eigene Erstellung)

HISTORISCHE BEZÜGE 99
LEGENDE
ENTWICKLUNG VEGETATION
Vegeta on We bewerbs-
beitrag, die sich aus früheren
Beständen zusammensetzt

Bearbeitungsgebiet
1964 Vegeta on
1975 Vegeta on
1991 Vegeta on
2007 Vegeta on
Entwurf Vegeta on

LEGENDE
BEREICHE

Bearbeitungsgebiet
WIG 64 Gebiet
Eingangsbereiche
Sport
Spiel
gärtnerische Intensivbereichen Sonder
nutzungso ene Rasenächen
Wasser
Bühne
Tiergehege
Tankstelle
Parkplatz
Imkereihof
Lager
Kleingarten
WC-Anlagen

LEGENDE
RODUNG UND ERHALTUNG
Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag gerodet oder
erhalten wird

Bearbeitungsgebiet
Rodung Vegeta on
Erhaltung Vegeta on

0 50 100 200 300 400 500

100 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


< Abb. 58 Atelier Landschat:
Vegetaion, historische Ent-
wicklung (eigene Erstellung)

< Abb. 59 Atelier Landschat:


Vegetaion, Rodung und Er-
haltung (eigene Erstellung)


0 50 100 200 300 400 500

Abb. 60 Atelier Landschat: Bereiche


<

(eigene Erstellung auf Grundlage


(Quelle: MA 42, 2008; MA 42, 2013;
WIENER STADT- UND LANDESARCHIV))

HISTORISCHE BEZÜGE 101


LEGENDE
ENTWICKLUNG WEGESYSTEM
Wegesystem We bewerbs-
beitrag, das sich aus früheren
Beständen zusammensetzt
DI Jakob Fina - hstorische Bezüge
Bearbeitungsgebiet
1906 Wege
1928 Wege
Wege 1964 Wege
1964 Bahn
Das Hautwegenetz in Form der Achter-Schleife gleicht
1964 Bahnsta on
vollständig jenem aus dem Jahr 1964. Einige Nebenwege
1975 Wege
werden im Entwurf ebenfalls übernommen. Es werden
1975 Bahn
jedoch auch einige Nebenwege abgebrochen und neu
hinzugefügt. 1991 Wege
2007 Wege
Raumeinheiten Entwurf Wege
Entwurf Bahn
Der Großteil der Vegetaion des Entwurfes wird aus dem Entwurf Bahnsta on
Bestand übernommen, wenige Neuplanzungen inden
stat (siehe Abb. 63 und 64).

Bereiche LEGENDE
ABBRUCH UND ERHALTUNG

Das Thema der großen ofenen Mite wird im Wetbe- Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag abgebrochen
werbsbeitrag aufgegrifen. Nutzungsdeinierte Bereiche oder erhalten wird
unterschiedlicher Größen sind die Jahre hindurch vor al- Bearbeitungsgebiet
lem in den Randbereichen der Anlage zu inden. In der
Abbruch Wege
Gestaltung von DI Jakob Fina bleiben einige Bereiche in
Größe und Verortung bestehen, andere ändern sich, das Abbruch Bahn

Gesamtbild ähnelt jedoch jenem aus vergangenen Jahren. Erhaltung Wege


Erhaltung Bahn

0 50 100 200 300 400 500

102 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Abb. 61 DI Jakob Fina: Wegesystem,
historische Entwicklung (eigene Erstellung)

Abb. 62 DI Jakob Fina: Wegesystem,


Abbruch und Erhaltung (eigene Erstellung)

HISTORISCHE BEZÜGE 103


LEGENDE
ENTWICKLUNG VEGETATION
Vegeta on We bewerbs-
beitrag, die sich aus früheren
Beständen zusammensetzt

Bearbeitungsgebiet
1964 Vegeta on
1975 Vegeta on
1991 Vegeta on
2007 Vegeta on
Entwurf Vegeta on

LEGENDE
BEREICHE

Bearbeitungsgebiet
WIG 64 Gebiet
Eingangsbereiche
Sport
Spiel
gärtnerische Intensivbereichen Sonder
Erhaltung Vegeta on
nutzungso ene Rasenächen
Wasser
Bühne
Tiergehege
Tankstelle
Parkplatz
Imkereihof
Lager
Kleingarten
WC-Anlagen

LEGENDE
RODUNG UND ERHALTUNG
Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag gerodet oder
erhalten wird

Bearbeitungsgebiet
Rodung Vegeta on
Erhaltung Vegeta on

0 50 100 200 300 400 500

104 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


< Abb. 63 DI Jakob Fina:
Vegetaion, historische Ent-
wicklung (eigene Erstellung)

< Abb. 64 DI Jakob Fina:


Vegetaion, Rodung und Er-
haltung (eigene Erstellung)


0 50 100 200 300 400 500

Abb. 65 DI Jakob Fina: Bereiche


<

(eigene Erstellung auf Grundlage


(Quelle: MA 42, 2008; MA 42, 2013;
WIENER STADT- UND LANDESARCHIV))

HISTORISCHE BEZÜGE 105


LEGENDE
ENTWICKLUNG WEGESYSTEM
Wegesystem We bewerbs-
beitrag, das sich aus früheren
Beständen zusammensetzt
Hager - historische Bezüge
Bearbeitungsgebiet
1906 Wege
1928 Wege
Wege 1964 Wege
1964 Bahn
Das neue Wegesystem weißt nicht mehr die, für den Do-
1964 Bahnsta on
naupark seit 1964 charakterisische, Achter-Schleife auf.
1975 Wege
Die Darstellung von Abbruch und Erhalt (siehe Abb. 67)
verdeutlicht noch einmal, dass das bestehende Wegenetz 1975 Bahn

(inklusive Teile der Hauptwege) größtenteils enfernt wird. 1991 Wege


Dennoch gibt es einige Überschneidungen der geplanten 2007 Wege
und bestehenden Wege - besonders mit jenen, die seit der Entwurf Wege
WIG 64 vorhanden sind. Entwurf Bahn
Entwurf Bahnsta on
Raumeinheiten

Die geplanten Vegetaionslächen bestehen zum Teil (be-


sonders im nördlichen und süd-westlichen Teil) aus älteren LEGENDE
Beständen. Eine Entwicklung der Vegetaionslächen aus ABBRUCH UND ERHALTUNG

der früheren Form ist – außer an der westlichen Fläche – Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag abgebrochen
nicht erkennbar. Besonders in den Randbereichen inden oder erhalten wird
viele Neuplanzungen stat. Bearbeitungsgebiet
Abbruch Wege
Bereiche
Abbruch Bahn

Der Vergleich der Bereiche aus den unterschiedlichen Jah- Erhaltung Wege
ren zeigt die strukturelle und räumliche Veränderung des Erhaltung Bahn
Entwurfes. Die Bereiche sind verhältnismäßig größer und
geordneter als in den Jahren zuvor. Eine große, freie Mite
wird aber auch hier umgesetzt. 0 50 100 200 300 400 500

106 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Abb. 66 Hager: Wegesystem, historische
Entwicklung (eigene Erstellung)

Abb. 67 Hager: Wegesystem, Abbruch und


Erhaltung (eigene Erstellung)

HISTORISCHE BEZÜGE 107


LEGENDE
ENTWICKLUNG VEGETATION
Vegeta on We bewerbs-
beitrag, die sich aus früheren
Beständen zusammensetzt

Bearbeitungsgebiet
1964 Vegeta on
1975 Vegeta on
1991 Vegeta on
2007 Vegeta on
Entwurf Vegeta on

LEGENDE
BEREICHE

Bearbeitungsgebiet
WIG 64 Gebiet
Eingangsbereiche
Sport
Spiel
gärtnerische Intensivbereichen Sonder
nutzungso ene Rasenächen
Wasser
Bühne
Tiergehege
Tankstelle
Parkplatz
Imkereihof
Lager
Kleingarten
WC-Anlagen

LEGENDE
RODUNG UND ERHALTUNG
Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag gerodet oder
erhalten wird

Bearbeitungsgebiet
Rodung Vegeta on
Erhaltung Vegeta on

0 50 100 200 300 400 500

108 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


< Abb. 68 Hager: Vegetai-
on, historische Entwicklung
(eigene Erstellung)

< Abb. 69 Hager: Vegetaion,


Rodung und Erhaltung (eigene
Erstellung)

 

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 70 Hager: Bereiche (eigene Er-


<

stellung auf Grundlage (Quelle: MA 42,


2008; MA 42, 2013; WIENER STADT-
UND LANDESARCHIV))

HISTORISCHE BEZÜGE 109


LEGENDE
ENTWICKLUNG WEGESYSTEM
Wegesystem We bewerbs-
beitrag, das sich aus früheren
Beständen zusammensetzt
lohrer.hochrein - historische Bezüge
Bearbeitungsgebiet
1906 Wege
1928 Wege
Wege 1964 Wege
1964 Bahn
Überlagerungen mit früheren Beständen bestehen beson-
1964 Bahnsta on
ders mit dem Wegenetz aus dem Jahr 1964. Einige neue
1975 Wege
Nebenwege werden angelegt. Es werden aber auch Ne-
benwege abgebrochen – besonders im nördlichen Teil des 1975 Bahn

Planungsgebietes. 1991 Wege


2007 Wege
Raumeinheiten Entwurf Wege
Entwurf Bahn
Die großen Vegetaionsinseln bestanden schon im Jahr Entwurf Bahnsta on
1964 und wuchsen über die Jahre an. Einzelbäume und
einige wenige Inseln werden durch den Entwurf hinzuge-
fügt. Gerodet werden besonders jene Bäume, welche die
Grenzen der Vegetaionsinseln ausfransen. LEGENDE
ABBRUCH UND ERHALTUNG

Bereiche Bestand 2007, der im We -


bewerbsbeitrag abgebrochen
oder erhalten wird
Bei der Gegenüberstellung der Pläne wird ersichtlich, dass Bearbeitungsgebiet
das Thema der großen ofenen Mite über alle Jahre er-
Abbruch Wege
halten wurde und auch im Wetbewerbsbeitrag aufgegrif-
fen wird. Direkt anschließend an diese werden gärtnerisch Abbruch Bahn

intensivere Flächen platziert. Auch das ist in allen Plänen Erhaltung Wege
zu beobachten. Kleinere Bereiche unterschiedlicher Nut- Erhaltung Bahn
zungen und Größen sind die Jahre hindurch vor allem in
den Randbereichen der Anlage zu inden. Einige Bereiche
bleiben in Größe und Verortung bestehen, andere ändern 0 50 100 200 300 400 500
sich. Die Gestaltung von lohrer.hochrein räumt etwas auf;
Anordnung und Größe der Bereiche wirkt homogener.

110 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Abb. 71 lohrer.hochrein: Wegesystem,
historische Entwicklung (eigene Erstellung)

Abb. 72 lohrer.hochrein: Wegesystem,


Abbruch und Erhaltung (eigene Erstellung)

HISTORISCHE BEZÜGE 111


LEGENDE
ENTWICKLUNG VEGETATION
Vegeta on We bewerbs-
beitrag, die sich aus früheren
Beständen zusammensetzt

Bearbeitungsgebiet
1964 Vegeta on
1975 Vegeta on
1991 Vegeta on
2007 Vegeta on
Entwurf Vegeta on

LEGENDE
BEREICHE

Bearbeitungsgebiet
WIG 64 Gebiet
Eingangsbereiche
Sport
Spiel
gärtnerische Intensivbereichen Sonder
nutzungso ene Rasenächen
Wasser
Bühne
Tiergehege
Tankstelle
Parkplatz
Imkereihof
Lager
Kleingarten
WC-Anlagen

LEGENDE
RODUNG UND ERHALTUNG
Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag gerodet oder
erhalten wird

Bearbeitungsgebiet
Rodung Vegeta on
Erhaltung Vegeta on

0 50 100 200 300 400 500

112 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


< Abb. 73 lohrer.hochrein:
Vegetaion, historische Ent-
wicklung (eigene Erstellung)

< Abb. 74 lohrer.hochrein:


Vegetaion, Rodung und Er-
haltung (eigene Erstellung)

0 50 100 200 300 400 500

Abb. 75 lohrer.hochrein:
<

Bereiche
(eigene Erstellung auf Grundlage
(Quelle: MA 42, 2008; MA 42, 2013;
WIENER STADT- UND LANDESARCHIV))

HISTORISCHE BEZÜGE 113


LEGENDE
ENTWICKLUNG WEGESYSTEM
Wegesystem We bewerbs-
beitrag, das sich aus früheren
Beständen zusammensetzt
Topotek 1 - historische Bezüge
Bearbeitungsgebiet
1906 Wege
1928 Wege
Wege 1964 Wege
1964 Bahn
Überlagerungen mit früheren Beständen bestehen beson-
1964 Bahnsta on
ders mit dem Wegenetz aus dem Jahr 1964. Wenige Ne-
1975 Wege
benwege werden neu angelegt. Der Großteil des Wegesys-
1975 Bahn
tems bleibt erhalten. Im nord-westlichen Bereich werden
einige verd´siegelte Flächen abgebrochen. 1991 Wege
2007 Wege
Raumeinheiten Entwurf Wege
Entwurf Bahn
Die bestehende Vegetaion wird im Großen und Ganzen Entwurf Bahnsta on
erhalten. Viele der Vegetaionsinseln bestanden bereits im
Jahr 1964. Großlächige Rodungen werden lediglich in der
Parkmite vorgenommen. Neuplanzungen inden verein-
zelt stat. LEGENDE
ABBRUCH UND ERHALTUNG

Bereiche Bestand 2007, der im We -


bewerbsbeitrag abgebrochen
oder erhalten wird
Anordnung und Größe der Bereiche in der Gestaltung von Bearbeitungsgebiet
Topotek 1 ähneln jenen aus früheren Jahren. Aufallend
Abbruch Wege
ist, dass die Eingangsbereiche vergrößert werden sowie
die Nutzung Sport vermehrt autrit. Das Thema der gro- Abbruch Bahn

ßen ofenen Mite, welches sich durch die Bestände aus Erhaltung Wege
früheren Jahren zieht, wird beibehalten. Erhaltung Bahn

0 50 100 200 300 400 500

114 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Abb. 76 Topotek 1: Wegesystem,
historische Entwicklung (eigene Erstellung)

Abb. 77 Topotek 1: Wegesystem, Abbruch


und Erhaltung (eigene Erstellung)

HISTORISCHE BEZÜGE 115


LEGENDE
ENTWICKLUNG VEGETATION
Vegeta on We bewerbs-
beitrag, die sich aus früheren
Beständen zusammensetzt

Bearbeitungsgebiet
1964 Vegeta on
1975 Vegeta on
1991 Vegeta on
2007 Vegeta on
Entwurf Vegeta on

LEGENDE
BEREICHE

Bearbeitungsgebiet
WIG 64 Gebiet
Eingangsbereiche
Sport
Spiel
gärtnerische Intensivbereichen Sonder
nutzungso ene Rasenächen
Erhaltung Vegeta on
Wasser
Bühne
Tiergehege
Tankstelle
Parkplatz
Imkereihof
Lager
Kleingarten
WC-Anlagen

LEGENDE
RODUNG UND ERHALTUNG
Bestand 2007, der im We -
bewerbsbeitrag gerodet oder
erhalten wird

Bearbeitungsgebiet
Rodung Vegeta on
Erhaltung Vegeta on

0 50 100 200 300 400 500

116 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


< Abb. 78 Topotek 1: Vegeta-
ion, historische Entwicklung
(eigene Erstellung)

< Abb. 79 Topotek 1: Vegeta-


ion, Rodung und Erhaltung
(eigene Erstellung)


0 50 100 200 300 400 500

Abb. 80 Topotek 1: Bereiche


<

(eigene Erstellung auf Grundlage


(Quelle: MA 42, 2008; MA 42, 2013;
WIENER STADT- UND LANDESARCHIV))

HISTORISCHE BEZÜGE 117


6.3 Kategorisierung
Das Arbeiten mit einem Kategoriensystem ermöglicht ein
Vergleichen der Ergebnisse (vgl. MAYRING 2010, 50). Die Ausprägungen
grundsätzlichen Strukturierungsdimensionen werden in
der Abhandlung theoreischer Posiionen besimmt: Lite- • inhaltliche Ausdrucksformen:
ratur wird in Bezug auf aktuelle landschatsarchitektoni-
sche und gartendenkmalplegerische Ansätze zum Umgang Konzept
mit der Geschichte eines Ortes bei seiner Umgestaltung
ausgewertet. Die unterschiedlichen Aussagen werden an- Nutzung
schließend zusammengefasst und strukturiert (Kapitel 3.4
und 3.5). Aus diesen unterschiedlichen Ansätzen werden • sichtbare gestalterische Ausdrucksformen:
in diesem Kapitel die Kategorien abgeleitet.
Gestaltungselemente
6.3.1 Kategorienbildung
Formensprache
Im ersten Schrit werden die Ausprägungen der Struktu-
rierungsdimensionen besimmt. Sie legen fest, welche räumliche Strukturen
Ausdrucksformen resulieren können. Gestaltungsele-
mente, Formensprache und räumliche Strukturen zählen
zu den sichtbaren gestalterischen Ausdrucksformen, da
sie im Planmaterial veranschaulicht werden können. Auch
Nutzungen und Bereiche (die programmaische Form der In der nachfolgenden Aulistung werden Deiniionen der
Gestaltung) können aus dem Planmaterial herausgelesen aus den theoreischen Posiionen (vgl. Kapitel 3.4.1) abge-
werden, sie werden hier jedoch als inhaltliche Ausdrucks- leiteten Kategorien festgelegt. Ankerbeispiele werden, wo
formen geführt, da Nutzung generell inhaltlicher Natur möglich, angeführt.
ist. Ebenfalls zu den inhaltlichen Ausprägungen zählt die
konzepionelle Idee der Planenden, welche im textlichen
Material der Befragungen gefunden werden kann. Wie
bereits erwähnt, können nicht alle Kategorien und deren
Ausdrucksformen mithilfe der graischen Analyse unter-
sucht werden. Einige Aspekte müssen durch Befragungen
von Expert/innen (die Planenden der teilnehmenden Bü-
ros) überprüt werden. Da auf beide Ausgangsmaterialien
(Pläne und Befragungen) dasselbe Kategoriensystem an-
gewandt wird, erfolgt in der Aulistung und Deiniion der
Kategorien lediglich im Punkt Ausdrucksform ein Hinweis
darauf, ob die jeweilige Kategorie in Plan oder Text Ver-
wendung indet.

118 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Kategorie 1: Umgang mit dem Bestand
(entspricht der theoreische Posiion erinderische Analyse und design experiments)

Mithilfe der Analyse werden strukturierende Elemente des Bestandes herauskristallisiert und im Entwurf neu
integriert.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion erinderische Analyse und
design experiments, wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet Konzept Gestaltungselemente räumliche Strukturen

... dem speziischen ... im Entwurfsprozess das ... eingebrachte Elemente ... strukturierende Ele-
Ort besondere Bedeu- Hauptaugenmerk auf der die Erinnerungen an die mente des Bestandes in
tung beigemessen wird. Analyse liegt. Geschichte des Ortes der neuen Gestaltung
erhalten. wiederzuinden sind.
... Sichtbares und Nicht- ... mithilfe der Analyse das
Sichtbares miteinander Nicht-Sichtbare des Or-
verbunden werden. tes (der imaginäre Raum)
freigelegt und der
Ort interpreiert wird.

wird durch Befragungen wird anhand der special wird anhand der Ebenen
geprüt features sowie durch Be- Wege und Raumeinheiten
fragungen geprüt geprüt

KATEGORISIERUNG 119
Kategorie 2: Umgang mit Planungseingriffen
(entspricht der theoreische Posiion minimaler Eingrif)

Der minimale Eingrif folgt dem Prinzip mit möglichst wenigen gestalterischen Eingrifen dem Bestehenden eine neue
Dimension und Lesart hinzuzufügen.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion minimaler Eingrif,
wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet Konzept Nutzung gestalterisch

... Bestehendes in Zukunt ... dem Bestehenden neue ... neue Nutzungen In Plandarstellungen sind
wiederentdeckt werden Dimensionen hinzuge- vorgeschlagen werden minimale Eingrife kaum
kann. fügt und die Eingrife ohne direkt gestalterisch ersichtlich.
dabei so weit wie mög- einzugreifen.
... die Gestaltung den lich begrenzt werden.
bereits bestehenden
Elementen eine Entwick-
lung erlaubt, ohne sie
zu konservieren oder
kopieren.

die Punkte werden anhand


aller Ebenen und durch
Befragungen geprüt

120 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Kategorie 3: Umgang mit Rissen und Bruchstellen
(entspricht der theoreische Posiion Theorie der Risse und Kulivierung der Bruchstellen)

Die sichtbare und messbare Welt wird aufgerissen.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion Theorie der Risse und
Kulivierung der Bruchstellen, wenn ...

A u s d r u c k s f o r m e n
räumliche Strukturen,
theoriegeleitet Konzept Formensprache
Nutzungen

... Unvorhersehbarkeit ... Unvorhersehbares oder ... Kontraste und Wider- ... heterogene Strukturen
erzeugt wird. das nicht Eintreten von sprüche belassen oder bewahrt, hervorgehoben
etwas Erwarteten dazu hergestellt werden. oder hergestellt werden.
... Kontraste hervorgeho- führt, dass Vorstellungen Ankerbeispiel: Formale Ankerbeispiel: Die
ben werden. hervorgerufen werden. Abweichungen; Aufein- Durchmischung an Nut-
anderprallen, Durchdrin- zungen und Funkionen
gen, Ineinandergreifen der unterschiedlichen
und Überlagern unter- Bereiche wird beibehal-
schiedlicher Strukturen, ten oder fortgeführt.
Wege, Materialien,
Räume, etc.

wird durch Befragungen wird anhand der Ebenen wird anhand der Ebenen
geprüt Wege und Bereiche geprüt Wege, Raumeinheiten und
Bereiche geprüt

KATEGORISIERUNG 121
Kategorie 4: Umgang mit Zeit
(entspricht der theoreische Posiion Zeit als Entwurfsstrategie)

Zeit spiegelt sich in Veränderungen wieder und diese entstehen wiederum mit der Zeit.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion Zeit als Entwurfsstrategie,
wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet Konzept Gestaltungselemente

... Zeit als Element verwen- ... vergangene, natürliche Akivitäten mit ... Bestand und Neues kombiniert werden.
det wird, um jene kulturellen, menschgemachten Verän-
Nutzungen, die den Ort derungen des Standortes und heuigen ... gestalterische Prozesse eine Ver-
über die Jahre verändert Nutzungen verbunden werden. bindung zwischen Zeit und Raum
und geformt haben, veranschaulichen.
spür- und lesbar zu Ankerbeispiel: Durch Manipulaion von
machen. natürlichen Vorgängen wie Erosion, Se-
dimentaion, Wachstum, etc. und durch
Beeinlussung von Lutfeuchigkeit,
Licht, Wind oder Temperatur kann die
Dynamik der Natur mit ihren sich mit
der Zeit ändernden Farben, Mustern
und Strukturen repräseniert werden.

wird anhand der Ebene wird anhand der Ebenen


Bereiche und durch Befra- Wege, Bereiche, Raum-
gungen geprüt einheiten und der special
features geprüt

122 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Kategorie 5: Umgang mit Ökologie
(entspricht der theoreischen Posiion Ökologie als Entwurfstheorie)

Das Verständnis von Ort und der gestalterische Umgang damit werden in einen ökologischen Kontext gesetzt.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion Ökologie als Entwurfs-
theorie, wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n
theoriegeleitet KonzeptKonzept Gestaltungselemente, Nutzungen

... der Ort als Mosaik aus ... es keinen stabilen Zustand gibt (da die ... temporäre, räumliche Eigenschaten im
Vegetaion und Topo- Landschat nicht konserviert werden Vordergrund stehen.
graphie gesehen wird, kann).
welcher sich mit der Zeit
wandelt. ... die Randbereiche als dynamisch behan-
delt werden.

wird durch Befragungen wird anhand der Ebenen


geprüt Bereiche und der special
features geprüt

KATEGORISIERUNG 123
Kategorie 6: Umgang mit Abbruch und Freilegen
(entspricht der theoreischen Posiion Freilegen von Erinnerungen)

Abbruch kann zu einer Ofenbarung von etwas Verborgenem führen.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion Freilegen von
Erinnerungen, wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n
theoriegeleitet KonzeptKonzept räumliche Strukturen

... der Gestaltungsansatz ... durch Abbruch, Weglassen, Wegneh- ... z.B. verstellte Sichtbeziehungen wieder-
einer abstrakten Idee men oder Entleeren die vorhandene hergestellt werden.
untergeordnet wird, wel- Gestaltung aufgewertet wird.
che die Geschichte des
Ortes hervorbringt.

wird anhand der Ebenen wird anhand der Ebene


Wege und Raumeinheiten Raumeinheiten geprüt
geprüt

124 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Kategorie 7: Negierung der Geschichte
(entspricht der theoreischen Posiion der Zukunt mehr Bedeutung schenken)

Wichiger als das was an dem Ort einmal war, ist das was er in Zukunt sein kann.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der theoreischen Posiion der Zukunt mehr
Bedeutung schenken, wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n
theoriegeleitet KonzeptKonzept gestalterisch

... ein Eingehen auf den Ort ... eine neue Schicht ohne Bezugnahme ... bestehende Strukturen und Elemente
und seine Geschichte auf die vorherigen hinzugefügt wird. abgerissen oder negiert werden.
nicht erkennbar ist.
... das charakterisische Bild des Vorhan- ... neue Strukturen oder Elemente ohne
denen nicht mehr erkennbar ist. Bezug zum Bestand hinzugefügt werden.

wird anhand aller Ebenen


geprüt

KATEGORISIERUNG 125
Kategorie 8: Konservierung
(entspricht dem gartendenkmalplegerischen Ansatz Konservierung)

Durch Konservierung können Kulturdenkmäler als Quelle der Geschichtsforschung dienen und bewahrt werden.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der denkmalplegerischenn Posiion Konservierung,
wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet gestalterisch

... historische Substanz instandgehalten ... keine gestalterischen Maßnahmen gesetzt werden (außer Freilegun-
wird. gen oder Beseiigung von Schäden).

... die ursprünglichen Plege- und Unterhaltungsmaßnahmen fortgeführt


werden.

wird anhand aller Ebenen


geprüt

126 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Kategorie 9: Revitalisierung
(entspricht dem gartendenkmalplegerischen Ansatz Revitalisierung

Nicht mehr konservierbare, historische Substanz wird repariert oder ersetzt.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der denkmalplegerischen Posiion Revitalisierung,
wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet Gestaltungselemente

... das Wiederinstandsetzen möglichst ... beschädigte Bauteile repariert werden oder aus der Gesamtgestaltung
durch Reparatur geschieht. herausgenommen und durch gleicharige ersetzt werden.
Gleicharig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass alle Materialien,
Konstrukionen und Werkstofe mit den ursprünglichen Elementen
übereinsimmen müssen.

wird anhand der special


features und durch Befra-
gungen geprüt

KATEGORISIERUNG 127
Kategorie 10: Rückverwandlung
(entspricht dem gartendenkmalplegerischen Ansatz Rückverwandlung)

Neben Maßnahmen am Vorhandenen, werden auch ergänzende schöpferisch-gestalterische Maßnahmen gesetzt.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der denkmalplegerischen Posiion Rückverwand-
lung, wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet räumliche Strukturen

... neben der Erhaltung eine gestalterische ... jüngere Schichten reduziert werden, um Originalsubstanz erlebbar zu
Weiterentwicklung der historischen machen.
Anlage forciert wird. Ankerbeispiel: wenn verstellte Sichtachsen wieder geöfnet werden
oder Wege ihren ursprünglichen Verlauf zurückbekommen.

... Ergänzungen in der gegenwärigen Formensprache gehalten werden.

wird anhand der Ebenen


Raumeinheiten und Wege
sowie der special features
geprüt

128 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Kategorie 11: Rekonstruktion
(entspricht dem gartendenkmalplegerischen Ansatz Rekonstrukion)

Rückführung des Bestandes in frühere Zeitschichten.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der denkmalplegerischen Posiion Rekonstrukion,
wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n
theoriegeleitet KonzeptKonzept gestalterisch

... eine frühere, verloren- ... mithilfe von Plänen, Ansichten und ... Teile der Originalsubstanz sich mit
gegangene Schicht Beschreibungen Verlorengegangenes in wiederhergestellten Nachgebilden ver-
nachgebildet wird. seiner letzten Erscheinungsform nach- mischen und kein Unterschied zwischen
gebildet wird. Altem und Neuem erkennbar ist.

wird anhand aller Ebenen wird anhand der special


und durch Befragungen features geprüt
geprüt

KATEGORISIERUNG 129
Kategorie 12: Interpretation
(entspricht dem gartendenkmalplegerischen Ansatz Interpretaion)

Denkmäler werden nicht als Dokumente künstlerischer Vollkommenheit und Sileinheit gesehen. Veränderungen wer-
den akzepiert.

Es besteht dann eine Verbindung zwischen dem Entwurf und der denkmalplegerischen Posiion Interpretaion,
wenn ...

T h e s e n A u s d r u c k s f o r m e n

theoriegeleitet Konzept

... zeitgenössische Interpretaionen da- ... Beiträge vergangener Epochen respekiert und neue hinzugefügt
durch gerechferigt werden, dass sich werden.
Denkmäler mit der Zeit verändern.

wird anhand der special


features und durch
Befragungen geprüt

130 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


6.3.2 Anwendung des
Kategoriensystems
Befragungen: In diesem Schrit indet die Zusammenführung der Er-
gebnisse aus der Literaturauswertung (die theoreischen
Atelier Landschat: Posiionen) sowie aus dem Material des konkreten Ortes
Expert/inneninterview mit Herr Prof. Ing. Kratochwill stat. Das Ausgangsmaterial für die Analyse kann in zwei
(am 06.03.2014) Bereiche unterteilt werden. Es handelt sich zum einen um
die einzelnen, mit historischen Plänen überlagerten Wet-
DI Jakob Fina: bewerbsbeiträge in Form von reduzierten Plangraiken im
Expert/inneninterview mit Herr DI Fina und Frau DI Lo Grundriss und zum anderen um die jeweils dazugehörigen
(am 24.02.2014) Befragungen in Form von niedergeschriebenem Text.

hager: Die Planeinheiten werden in der Demontage in drei Ebe-


Fragebogen ausgefüllt von Herr DI Posset nen entschichtet (siehe Kapitel 6.1): Wege, Raumeinhei-
(am 06.02.2104) ten und Bereiche. Das entspricht den Auswertungsein-
heiten nach MAYRING (vgl. 2010, 59). Zudem wird eine
lohrer.hochrein: zusätzliche Ebene eingeführt, die special features, welche
Expert/inneninterview mit Herr DI Lohrer projektspeziische Eigenheiten aufnimmt. Auf diese Ebene
(am 05.12.2013) können ebenfalls die Kategorien angewandt werden; eine
vergleichende Analyse zwischen den Projekten ist, wie in
Topotek 1: Kapitel 6.1 erwähnt, jedoch nicht möglich.
keine Befragung
Die Ergebnisse der Plananalysen und Befragungen wer-
den im Sinne der qualitaiven Inhaltsanalyse nach Mayring
anhand der Kategorienausprägungen interpreiert, struk-
turiert und den jeweiligen Kategorien zugeordnet. Die
Ergebnisse werden im folgenden Abschnit projektweise
zusammengefasst.

KATEGORISIERUNG 131
Atelier Landschaft

Umgang mit dem Bestand

Herr Kratochwill kennt den Donaupark seit seiner Entstehung im Jahr 1964. Das Planungsteam war für den
Wetbewerbsbeitrag einige Male zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten vor Ort. Dabei lag der Fokus
darauf, zu erfahren, von wem und wie der Park genutzt wird. Der Park wird grundsätzlich als funkionierend
angesehen. Daher wollte das Planungsteam des Atelier Landschat auch keine iefgreifenden Änderungen vor-
nehmen und Eigenheiten erhalten (vgl. KRATOCHWILL 2014, 2f). Ausgewählte Elemente der WIG 64, wie der
Dahlienhügel, sollen wieder als solche bewirtschatet werden. An den Ebenen der Wege und Raumeinheiten
wird sichtbar, dass der Großteil der Wegestruktur sowie der Vegetaion erhalten bleiben. Kleinigkeiten werden
verändert und ergänzt, die historischen Strukturen werden jedoch bewahrt. Das neue Gestaltungselement Do-
nauwellen bei den Haupteingängen könnte in Bezug zur Vergangenheit des Geländes als Überschwemmungs-
gebiet stehen. Deren Intenion könnte aber auch lediglich eine Bezugsherstellung zur nahen Donau sein. Es
kann nicht sicher gesagt werden, dass neu eingebrachte Elemente die Erinnerung an die Geschichte des Ortes
erhalten. Die Bestandsanalyse stellte dennoch einen wichigen Schrit des Entwurfsprozesses dar.

Umgang mit Planungseingrifen

Es inden keine großen strukturellen Veränderungen stat, dennoch sind Eingrife in allen drei Ebenen der Plan-
analyse sichtbar. Herr Kratochwill schätzt die meisten der Planungseingrife als gering ein (vgl. KRATOCHWILL
2014, 4). Ob durch die gestalterischen Eingrife in den Nutzer/innen neue Lesarten der Anlage hervorgerufen
werden, kann nicht beurteilt werden. Eine sichere Zuordnung zu der Posiion minimaler Eingrif ist daher nicht
möglich.

Umgang mit Rissen und Bruchstellen

Das Herstellen von Kontrasten ist im Wetbewerbsbeitrag des Atelier Landschat kein bedeutender Ansatz des
Planungsteams (vgl. KRATOCHWILL 2014, 5). Auch anhand der graischen Analyse wird ersichtlich, dass die
räumlichen Strukturen ein relaiv homogenes Bild ergeben. Heterogenität besteht lediglich in der Unterschied-
lichkeit der Nutzungen.

Umgang mit Zeit

Bestand und Neues werden kombiniert, größtenteils wird jedoch Bestehendes erhalten. Gestalterische Prozes-
se, um eine Verbindung zwischen Zeit und Raum zu veranschaulichen, werden nicht genutzt. Prozesshatigkeit
spielt keine große Rolle.

Umgang mit Ökologie

Stabile und erhaltende Zustände stehen im Vordergrund der Gestaltung. Die theoreische Posiion Ökologie als
Entwurfstheorie indet in diesem Projekt keine Anwendung.

Umgang mit Abbruch und Freilegen

Es werden neue Sichtbeziehungen geschafen, die es in früheren Zeitschichten nicht gab. Die neuen Durchblicke
reagieren auf das veränderte Umfeld des Donauparks und orienieren sich nicht an früheren Sichtachsen. Es
erfolgt daher kein Abbruch, um Geschichte hervorzubringen.

132 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Negierung der Geschichte

Das charakterisische Bild des Vorhandenen ist erkennbar. Neue Strukturen wie die zweite Brücke über den Iris-
see, beziehen sich auf Bestehendes, wie z.B. auf bestehende Weganbindungen. Die Geschichte und Gestaltung
des Ortes wird in diesem Projekt nicht negiert.

Konservierung

Da gestalterische Maßnahmen gesetzt werden, trit diese Posiion nicht zu.

Revitalisierung

Bedeutende historische Substanz soll zwar erhalten, aber als Zitat hervorgehoben und verstärkt werden. Dieses
Verstärken widerspricht der Posiion des Revitalisierens, wo lediglich repariert oder ersetzt wird.

Rückverwandlung

Besondere, die Eigenheit der Anlage prägende Elemente werden erhalten und als Zitat verstärkt. Dazu zählen
der Heidegarten, der Dahlienhügel und das Mosaik des Kafeehausberges (vgl. KRATOCHWILL 2014, 6). Struk-
turell wird die Gesamtanlage wenig verändert. Es werden keine jüngeren Schichten reduziert, um Originalsub-
stanz wieder erlebbar zu machen. Hingegen werden funkionale Veränderungen, z.B. Anpassung der Wegever-
bindungen, vorgenommen. Ergänzungen, wie die Neugestaltung der Haupteingänge inklusive Donauwellen,
werden in heuiger Formensprache gehalten. Rückverwandlung indet demnach an ausgewählten Elementen
stat, jedoch nicht an der Gesamtanlage.

Rekonstrukion

Nur der Dahlienberg wird in den Zustand von 1964 zurückgeführt. Hier sollen auch wieder Dahlien gesetzt
werden. Die Gesamidee der Gestaltung zielt aber nicht auf eine Rekonstrukion ab, da Neues von Altem gut
unterscheidbar ist.

Interpretaion

Es wird besonders auf die Erhaltung und Aufwertung besimmter Elemente und Details Wert gelegt. In Be-
zug auf die gesamte Anlage werden aber Veränderungen akzepiert und in Form kleiner Intervenionen selbst
eingebracht. Ein Beispiel dafür ist die Neugestaltung der Haupteingänge. Beiträge früherer Epochen werden
respekiert und mit neuen ergänzt.

KATEGORISIERUNG 133
DI Jakob Fina

Umgang mit dem Bestand

Die Auseinandersetzung mit dem Donaupark beruht in diesem Wetbewerbsbeitrag von DI Jakob Fina sehr
stark auf eigener Recherche. Herr Fina hat beinahe 25 Jahre lang in der Nähe des Donauparks gelebt und war
selbst über viele Jahre Besucher und Nutzer der Anlage (vgl. FINA und LO 2014, 2). Eigene Erlebnisse, aber
auch Erzählungen von Bekannten und Anrainer/innen über Entwicklung, Vorzüge und Verschlechterungen des
Parks lossen in die Analyse des Parkerlebnisses und des Charmes der Anlage mit ein. Die Auseinandersetzung
mit dem Ort und seiner Geschichte erfolgte weniger analyisch dokumentarisierend sondern größtenteils nach
Gefühl. Die Herangehensweise ist daher eine sehr private (vgl. FINA und LO 2014, 4). Zusätzlich ist das Pla-
nungsteam einige Male mit dem Fahrrad durch den Park gefahren, um ihn auf sich wirken zu lassen (vgl. FINA
und LO 2014, 1). Dieser Schrit des Entwurfsprozesses entspricht der erinderischen Analyse nach Lassus (siehe
Kapitel 3.4). Das Kennen des Ortes über viele Jahre ist auch im Entwurf, in der Verwendung und Erhaltung vieler
Details, zu bemerken. Auch neu eingebrachte Elemente stehen in starkem Bezug zu vorhandenen oder früheren
Gestaltungselementen.

Umgang mit Planungseingrifen

Es inden keine großen strukturellen Veränderungen stat; dennoch sind Eingrife in allen drei Ebenen der Plan-
analyse sichtbar. Ziel der vielen kleinen Intervenionen ist laut den Gestaltenden auch, dass diese für die Nut-
zer/innen sichtbar sind (vgl. FINA und LO 2014, 4).

Umgang mit Rissen und Bruchstellen

Nach Meinung der Planenden sind bereits ausreichend Kontraste im Bestand vorhanden. Heterogenität besteht
in Bezug auf die unterschiedlichen Nutzungen. Diese Eigenschaten werden im Entwurf beibehalten. Zusätzlich
werden im kleinen Maßstab Formkontraste gesetzt. So wird durch die Neuplanzung von Trauerweiden beim
Irissee ein Kontrast zu der schlichten Beton-Brücke hergestellt. Ebenso soll ein Torbogen beim neu gestalteten
nord-westlichen Eingang einen Kontrast zu der anschließenden, langen Wegeachse des Hauptweges erzeugen
(vgl. FINA und LO 2014, 6). Diese Formkontraste erzeugen jedoch nichts Unvorhersehbares. Das in der Befra-
gung von Carla Lo und Jakob Fina angesprochene Herausarbeiten des Kontrastes zwischen ofener Mite und
Vegetaionslächen durch Schärfung der Ränder (vgl. FINA und LO 2014, 6), ist in der graischen Analyse nicht
erkennbar. Die Kanten sind unscharf.

Der Ansatz der Kulivierung der Bruchstellen ist in diesem Wetbewerbsbeitrag daher nur schwach ausgeprägt.

Umgang mit Zeit

Die bestehende Kleingartenanlage wird mit neuen Architektenentwürfen für Kleingärten ergänzt. Dadurch soll
der Sprung aus den 1960er Jahren in die Gegenwart gemacht werden (vgl. FINA und LO 2014, 4), wodurch
Bestand und Neues kombiniert werden und möglicherweise ein Verweis auf zeitliche Veränderung stafindet.
Prozesshatigkeit spielt in der Gestaltung keine große Rolle. Der geplante Zustand soll zwar nicht eingefroren
werden (vgl. FINA und LO 2014, 5); explizite Maßnahmen, die eine Verbindung zwischen Zeit und Raum oder
die Dynamik der Natur veranschaulichen, werden aber nicht gesetzt.

134 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Umgang mit Ökologie

Der Planungsansatz verfolgt das Ziel einer Sanierung und geht besonders auf der Detailebene in Richtung Wie-
derherstellung (vgl. FINA und LO 2014, 1), was grundsätzlich der Herstellung eines stabilen Zustandes ent-
spricht und der theoreischen Posiion Ökologie als Entwurfstheorie widerspricht. Zudem soll die Gestaltung
einen geringeren Plegeaufwand ermöglichen. Dies lässt jedoch darauf schließen, dass durch Plegemaßnah-
men die bestehende und geplante Beplanzung erhalten werden soll (vgl. FINA und LO 2014, 3). Ein Wandel der
Vegetaion ist daher nicht Ziel der Gestaltung.

Umgang mit Abbruch und Freilegen

Anhand der graischen Analysen ist zu sehen, dass Vegetaion gerodet und Nebenwege abgebrochen werden.
Die Vereinfachung der intensiven Beplanzung dient aber laut Befragung der Redukion des Arbeitsaufwandes
(vgl. FINA und LO 2014, 5) und weniger dazu, Verborgenes ofenzulegen.

Negierung der Geschichte

Ohne erkennbaren Bezug wird ein neues Wegenetz oberhalb des Irissees eingefügt. Insgesamt ist das vorhan-
dene charakterisische Bild aber noch sehr gut erkennbar. Räumlich-strukturell inden kaum Veränderungen
stat.

Konservierung

Da gestalterische Maßnahmen gesetzt werden, trit diese Posiion nicht zu.

Revitalisierung

Revitalisierung indet in sehr kleinem Ausmaß stat. Hierzu zählt beispielsweise die Sanierung eines Freskos am
Kafeehausberg (vgl. FINA und LO 2014, 5). Es ist nicht Ziel der Gestaltung alle Elemente zu erhalten. Besonders
der Anspruch auf Gleicharigkeit, welcher für die Revitalisierung esseniell ist, wird im Wetbewerbsbeitrag
nicht gestellt.

Rückverwandlung

Besondere, den Charme der Anlage prägende Elemente werden erhalten und aufgewertet. Die Planenden neh-
men sich den Charme der 60er Jahre anhand vieler Details vor, an denen sie „[…] herumpolieren, wie an einem
alten Auto, wo man die schönen Sachen noch herrichten kann und die schon durchgerosteten [muss man] ein-
fach abmonieren […]“ (FINA und LO 2014, 1). Zusätzlich werden neue, kleine Intervenionen hinzugefügt.

Rekonstrukion

Der Sparefroh-Spielplatz wird teilweise in den Zustand der WIG 64 zurückversetzt (vgl. FINA und LO 2014, 4).
Dennoch wird insgesamt keine der früheren Erscheinungsformen nachgebildet, da auch neue Strukturen und
Intervenionen, wie z.B. ein neuer Wegeverlauf oder ein großes Eingangsportal, in die Gestaltung einließen.

KATEGORISIERUNG 135
Interpretaion

Im Wetbewerbsbeitrag von DI Jakob Fina wird besonders auf die Erhaltung besimmter Elemente und Details
Wert gelegt. In Bezug auf die gesamte Anlage werden jedoch Veränderungen akzepiert und in Form kleiner
Intervenionen selbst eingebracht. Ein Beispiel dafür ist die Veränderung oder Umlegung einiger Nutzungen.
Manche der bestehenden oder früheren Elemente werden neu interpreiert. So werden beispielsweise die
Lesehügel als Vulkane und in Anlehnung an die dort bestehende Sichtbeziehung auch als Schneeberge inter-
preiert (vgl. FINA und LO 2014, 2).

Hager

Umgang mit dem Bestand

Die Planer/innen des Büros Hager waren im Zuge des Wetbewerbes vor Ort, um den Park zu begehen. Die
Grundanalyse beschränkte sich auf wenige wichige Elemente wie Vegetaion, Nutzung, Erschließung, städ-
tebauliche Umgebung (vgl. HAGER und POSSET 2014, 4). Es ging in der Bestandsanalyse demnach eher um
sichtbare, strukturell-räumliche Eigenschaten, als um Nicht-Sichtbares. Das Hauptaugenmerk des Entwurfs-
prozesses lag nicht auf der Analyse.

Aus der Plananalyse ist herauszulesen, dass der Bestand zwar in die neue Planung einließt, strukturierende
Elemente jedoch kaum wiederzuinden sind. Besonders die Graik Abbruch und Erhaltung (Abb. 35) zeigt, dass
der Großteil des seit 1964 bestehenden Wegesystems enfernt wird. Die charakterisische Achter-Schleife in-
det sich nicht mehr in der neuen Gestaltung. Auch die Vegetaionsstruktur ändert sich im Entwurf. Allerdings
bleibt hier das Konzept der großen, ofenen Mite erhalten und erkennbar.

Umgang mit Planungseingrifen

In der Befragung schätzen die Planenden ihre Gestaltungseingrife als sichtbar ein (vgl. HAGER und POSSET
2014, 4). Auch in der Analyse aller drei Planebenen sind Eingrife sichtbar. Die theoreische Posiion des mini-
malen Eingrifs trit hier nicht zu.

Umgang mit Rissen und Bruchstellen

Der Kontrast zwischen der großen, ofenen Weite und den Vegetaionslächen wird verstärkt, indem die Ab-
grenzung scharkanig erfolgt. Der Hauptweg führt entlang der Baumkörperkante, wodurch ein Erleben der
verschiedenen Räume und Übergangszonen zwischen Vegetaion und Lichtung ermöglicht wird. Das Spiel mit
diesen Kontrasten ist ein wesentliches Element des Entwurfes.

Umgang mit Zeit

Bestehende und neue Parkatrakionen und Nutzungen werden gemischt. Als gestalterischer Prozess, welcher
eine Verbindung zwischen Zeit und Raum veranschaulicht, kann der Umgang mit dem Baumbestand gesehen
werden: Um die große, miig gelegene Lichtung in der geplanten Form zu erhalten, kann entweder der Baum-
bestand gerodet werden, oder aber es indet bei Ausfall kein Ersatz stat. In diesem Fall transformiert sich die
bestehende räumliche Struktur über Jahre, bis schließlich die gewünschte Weite entsteht. Welche dieser Maß-
nahmen durchgeführt werden soll, stellen die Planenden frei. Es hängt demnach von den Ausführenden ab, ob
eine Verbindung zur theoreischen Posiion Zeit als Entwurfsstrategie hergestellt werden kann.

136 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Umgang mit Ökologie

Das Konzept, dass es keinen stabilen Zustand gibt, trit auf den Vegetaionsbestand pariell zu, wenn oben ge-
nannte Maßnahme des nicht Ersetzens von Bäumen bei Ausfall angewandt wird. Pariell deswegen, weil dieser
Ansatz nur innerhalb der deinierten freien Fläche stafindet. Zudem dient dieser Vorgang dazu, einen End-
zustand (die ofene, weite Lichtung) zu erlangen. Die Vegetaion wandelt sich zwar mit der Zeit, allerdings nur
bis zu einem gewünschten Zustand. Die Anwendung der Posiion Ökologie als Entwurfstheorie kann in diesem
Wetbewerbsbeitrag daher ausgeschlossen werden.

Umgang mit Abbruch und Freilegen

Ein Großteil der bestehenden Wege wird enfernt; Vegetaion wird gerodet. Dieser Abbruch dient jedoch nicht
dem Freilegen früherer Schichten. Ein neues Wegenetz und neue Raumeinheiten durch Vegetaion werden
geschafen. Diese Eingrife verfolgen nicht die Idee des Hervorbringens von Geschichte.

Negierung der Geschichte

Obwohl die graische Analyse zeigt, dass das charakterisische Bild der früheren Jahre nicht mehr vorhanden ist,
beziehen sich dem Planungsteam von Büro Hager zufolge alle konzepionellen und gestalterischen Aussagen
auf den Ort bzw. leiten sich aus diesem ab (vgl. HAGER und POSSET 2014, 4). Die vorhandene ofene Mite wird
im Entwurf aufgegrifen und ausgedehnt.

Die Posiion Negierung der Geschichte trit nicht zu, da neue Strukturen oder Elemente in Bezug zu dem Be-
stand hinzugefügt werden.

Konservierung

Da gestalterische Maßnahmen gesetzt werden, trit diese Posiion nicht zu.

Revitalisierung

Es ist nicht Ziel der Gestaltung die Anlage wieder Instand zu setzen.

Rückverwandlung

Der Bestand wird reduziert. Dies geschieht jedoch nicht, um ursprüngliche Strukturen erlebbar zu machen,
sondern vor allem, um eine neue räumliche Struktur und Sichtbeziehungen zu schafen. Die Posiion der Rück-
verwandlung trit nicht zu.

Rekonstrukion

Es werden keine früheren Schichten nachgebildet. Die Anordnung der Wege und Neuplanzungen decken sich
nur minimal mit früheren Beständen und sind als neue Intervenionen erkennbar.

Interpretaion

Aus den bestehenden Elementen eine gestalterische Neuinterpretaion der Anlage zu erarbeiten war für die
Gestaltenden wichig (vgl. HAGER und POSSET 2014, 3). Im Sinne der denkmalplegerischen Posiion der Inter-
pretaion ist dieses Projekt dennoch nicht zu sehen, da das Verhältnis zwischen dem Erhalten des Bestandes
und dem Hinzufügen von Neuem, stark in Richtung Veränderung und Ergänzung geht.

KATEGORISIERUNG 137
lohrer.hochrein

Umgang mit dem Bestand

Die Analyse des Bestandes war bei lohrer.hochrein wichiger Bestandteil des Entwurfsprozesses. Das Pla-
nungsteam war zwei Tage vor Ort und ist zu unterschiedlichen Tageszeiten (morgens und nachmitags) durch
den Donaupark spaziert, um zu erfahren, welche Strukturen zurzeit vorhanden sind und wie die Anlage in den
letzten Jahrzehnten gewachsen ist. Wichig für den Entwurf war, was zum Zeitpunkt der Begehung vorhanden
war, woran die vorgefundene Anlage im Wesentlichen leidet und wie sich der Park grundsätzlich posiionieren
kann (vgl. LOHRER 2013, 1 - 4). Auch die stadträumliche Analyse war in Bezug auf Eingangssituaionen und
Sichtbeziehungen wichig (ebd. 2013, 16).

Ziel der Begehung des Donauparks war es unter anderem den Reiz und Charme des Parks zu erkunden und
den Geist der früheren Anlage zu entdecken (ebd. 2013, 1,3). Dabei ging es um eine Interpretaion dessen,
was damals das Wesentliche dieses Geistes war und inwieweit diese Elemente heute noch erhalten werden
können oder sollen (ebd. 2013, 5). Die Relikte der Gartenschau und die später hinzugefügten Elemente prägen
den Charme des Donauparks mit. Sie ermöglichen emoionale Bindungen der Benutzer/innen mit der Anlage
(vgl. ebd. 2013, 20).

Es wurde vom Planungsteam geprüt, ob diese als den Geist prägend eingestuten Elemente ein Symbol der Er-
innerung darstellen oder nur vorhanden sind, weil es keine Regulierung wie beispielsweise durch ein Parkple-
gewerk gab (vgl. ebd. 2013, 5). Danach wurde entschieden, ob diese Elemente auch in der neuen Gestaltung
Platz inden oder enfernt werden.

Anhand der räumlichen Strukturen wird in der graischen Plananalyse untersucht, ob die Gestaltung auf struk-
turierende Elemente früherer Zeitschichten zurückgreit. Der Grundcharakter des Wetbewerbsbeitrages kann
folgendermaßen beschrieben werden: Es gibt eine große, grüne, leere Mite und den anschließenden Irissee.
Weitere strukturierende Elemente sind der Waldbestand mit Waldbosket und der Hauptweg als Achterschleife
(vgl. ebd. 2013, 6). Der Grundcharakter des Bestandes wird im Entwurf herausgearbeitet (vgl. ebd. 2013, 9):
Die Führung des Hauptweges sowie der Irissee als ofene Wasserläche stammen aus dem Jahr 1964. Die Ve-
getaionslächen sind im Wetbewerbsbeitrag ausgedehnter als 1964; die Lage der Flächen simmt aber bereits
größtenteils überein. Es sind demnach strukturierende Elemente, die bereits 1964 exisierten, in der neuen
Gestaltung wiederzuinden.

Umgang mit Planungseingrifen

Gestalterische Eingrife sind in allen drei Ebenen der Plananalyse erkennbar. Eine Verbindung zur Posiion des
minimalen Eingrifes besteht daher nicht.

Umgang mit Rissen und Bruchstellen

Ein räumlicher Kontrast besteht zwischen der großen leeren Mite und dem Waldbestand im nördlichen Teil.
Dieser wird durch die geradlinige und scharfe Abgrenzung der Vegetaionslächen im Wetbewerbsbeitrag ver-
stärkt. In Bezug auf die Wegeführung wirkt die Gestaltung von lohrer.hochrein aber homogener als die Be-
stände aus den Jahren davor. Die Wege verlaufen geradlinig. Nur ein geschwungener Weg am südlichen Rand
sowie der Verlauf der Lilliputbahn brechen diese Geradlinigkeit auf. Aus der Plananalyse wird ersichtlich, dass
die Grundanordnung und Durchmischung der Bereiche – im Vergleich zu früheren Beständen – zwar etwas
reduziert, aber im Großen und Ganzen beibehalten wurde. Durch die Vielfalt an Raumkonstellaionen entsteht
Heterogenität.

138 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Umgang mit Zeit

Bestand und Neues werden besonders auf der Ebene der Bereiche und Nutzungen kombiniert. Einige der frü-
heren Nutzungen bleiben auch in der neuen Gestaltung erhalten wie zum Beispiel die Minigolf-Anlage aus dem
Jahr 1964; andere wiederum wie das zur WIG 64 erstellte Café am Kafeehausberg werden wiederhergestellt.
Sie werden mit neuen Nutzungen – insbesondere Sport – ergänzt.

Umgang mit Ökologie

Das Erhalten der Vegetaionsstruktur ist in dieser Gestaltung wichig (vgl. ebd. 2013, 10) und widerspricht somit
der in dieser Posiion geforderten Flexibilität und Wandelbarkeit.

Umgang mit Abbruch und Freilegen

Vegetaion wird gerodet und Nebenwege abgebrochen, um den Ort zu entleeren. Dies wird als notwendig er-
achtet, da die Elemente der WIG 64 nie rückgebaut wurden. Häte Rückbau richig statgefunden, dann häte
der Donaupark „[...] vielleicht eine Struktur, die tragfähiger wäre als heute“ (LOHRER 2013, 2). Die vorhandene
Gestaltung soll dadurch aufgewertet werden. Es werden jedoch keine früheren Schichten freigelegt.

Auch werden vorhandene Sichtbeziehungen enfernt. Allerdings handelt es sich dabei um Sichtachsen, die heu-
te aufgrund einer veränderten städtebaulichen Umgebung nicht mehr sinnvoll erscheinen. Neue Sichtachsen
(z.B. in der Fortsetzung der Schnitstelle zur Donaustadt) werden ermöglicht (ebd. 2013, 17). Dieser Ansatz
widerspricht demnach jenem der Posiion Freilegen von Erinnerungen, in dem verstellte Sichtachsen wieder-
hergestellt werden sollen.

Negierung der Geschichte

Die charakterisische Grundstruktur des Entwurfes, sowohl der Hauptwege und Vegetaion als auch der Berei-
che, leitet sich aus dem Bestand 2007 und der WIG 64 ab. Daher trit diese Posiion auf den Gestaltungsansatz
von lohrer.hochrein nicht zu.

Konservierung

Da gestalterische Maßnahmen gesetzt werden, trit diese Posiion nicht zu.

Revitalisierung

Revitalisierung indet nicht stat, da keine beschädigten Bauteile repariert oder durch gleicharige ersetzt wer-
den, sondern Neues eingebracht wird.

Rückverwandlung

Es wird zwar der Bestand aus 2007 reduziert, jedoch nicht mit dem Ziel die Gestaltung der WIG 64 oder anderer
Zeitschichten wieder erlebbar zu machen. Die Posiion der Rückverwandlung trit nicht zu.

KATEGORISIERUNG 139
Rekonstrukion

Verlorengegangene frühere Gestaltungselemente oder Strukturen werden nicht nachgebildet. Neues ist als
solches zu erkennen. Die Posiion der Rekonstrukion wird daher nicht angewandt.

Interpretaion

Es handelt sich beim Donaupark um kein Denkmal, jedoch werden Teile der Anlage im Wetbewerbsbeitrag neu
interpreiert. Beispielsweise verlangt das veränderte städische Umfeld eine Umgestaltung der Eingangspor-
tale. „[…] diese Frage des Eingangs [musste] noch einmal ganz anders interpreiert [werden]“ (LOHRER 2013,
15).

Topotek 1

Da mit dem Planungsteam von Topotek 1 keine Befragung durchgeführt werden konnte, können die folgenden Punkte
nur zum Teil beantwortet werden.

Umgang mit dem Bestand

Der Vorgang des Entwurfsprozesses kann aufgrund fehlender mündlicher Informaion nicht überprüt werden.
Daher kann nicht festgestellt werden, ob die Analyse des Ortes eine wichige Rolle spielte und wie diese durch-
geführt wurde.

Anhand der räumlichen Strukturen wird in der graischen Plananalyse untersucht, ob die Gestaltung auf struk-
turierende Elemente früherer Zeitschichten zurückgreit. Sowohl das Wegenetz als auch die Vegetaionsstruk-
tur wird größtenteils aus dem Bestand des Jahres 2007 erarbeitet, wobei sich dieser wiederum hauptsächlich
aus der WIG 64 entwickelte. Es sind demnach strukturierende Elemente, die bereits 1964 exisierten, in der
neuen Gestaltung wiederzuinden.

Umgang mit Planungseingrifen

Gestalterische Eingrife sind in allen drei Ebenen der Plananalyse erkennbar. Eine Verbindung zur Posiion des
minimalen Eingrifes besteht daher nicht.

Umgang mit Rissen und Bruchstellen

Ein räumlicher Kontrast besteht zwischen der großen leeren Mite und den Vegetaionsinseln. Unterschiede
bestehen zudem in Maßstab und Gestaltung der beiden Parkteile nördlich und südlich des Irissees. Im Norden
wird ein kleiner, gärtnerischer Maßstab und im Süden ein großer, monumentaler Maßstab herausgearbeitet
und ausformuliert. Durch die Vielfalt an Nutzungen entsteht ebenfalls Heterogenität.

140 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Umgang mit Zeit

Bestand und Neues werden auf mehreren Ebenen kombiniert. Die großteils seit den 1960er Jahren bestehen-
den Wege und Vegetaionslächen werden beibehalten und mit neuen Nutzungen (insbesondere Sport- und
Funpark) ergänzt. Des Weiteren werden, noch aus der Zeit der Anlage des Parks exisierende, Bänke und Lam-
pen erhalten. Sie bekommen einen Farbanstrich. Zusätzlich werden, in Anlehnung an die Formen- und Farb-
sprache der 1960er Jahre, neue Möblierung aus Beton platziert.

Umgang mit Ökologie

Aus den Plandarstellungen ist keine vorgesehene freie und prozesshate Entwicklung der Vegetaion ablesbar.
Die Posiion der Ökologie als Entwurfstheorie wird in dieser Gestaltung daher nicht angewandt.

Umgang mit Abbruch und Freilegen

Abbruch und Rodung indet lediglich in geringem Ausmaß stat. Im südlichen Parkteil wird die wegbegleitende
Baumreihe, welche seit den 1990er Jahren besteht, gerodet. Dadurch wird das Erscheinungsbild der ofenen
Wiese an jenes aus dem Jahr 1964 angeglichen. Ein Freilegen der früheren Gestaltung trit hier zu.

Negierung der Geschichte

Die charakterisische Grundstruktur des Entwurfes, sowohl der Hauptwege und Vegetaion als auch der Berei-
che, leitet sich aus dem Bestand 2007 und der WIG 64 ab. Daher trit diese Posiion nicht zu.

Konservierung

Da gestalterische Maßnahmen gesetzt werden, trit diese Posiion nicht zu.

Revitalisierung

Revitalisierung indet nicht stat, da keine beschädigten Bauteile repariert oder durch gleicharige ersetzt wer-
den, sondern Neues eingebracht wird.

Rückverwandlung

Der Bestand aus dem Jahr 2007 wird etwas reduziert, jedoch nicht mit dem Ziel die Gestaltung der WIG 64 oder
anderer Zeitschichten wieder erlebbar zu machen. Die Posiion der Rückverwandlung trit nicht zu.

Rekonstrukion

Verlorengegangene frühere Gestaltungselemente oder Strukturen werden nicht nachgebildet. Neues ist als
solches zu erkennen. Die Posiion der Rekonstrukion wird daher nicht angewandt.

Interpretaion

Die Posiion der Interpretaion trit insofern zu, da das Büro Topotek 1 in der Gestaltung die 1960er Jahre
mithilfe von farbigen und gemusterten Bodenbelegen interpreiert. So indet ein sichtbarer Verweis auf die
Entstehungszeit des Donauparks stat.

KATEGORISIERUNG 141
6.4 Typologie-Analyse
In folgender Tabelle wird eingestut, inwieweit die Ge-
staltungsansätze der Wetbewerbsbeiträge auf die ein-
zelnen Kategorien zutrefen. Dadurch wird ein Vergleich
zwischen den Projekten möglich. Die Einstufung erfolgt
interpretaiv.

Der Beitrag von Topotek 1 kann nicht eindeuig zugeordnet Tab. 2. Einstufung und Vergleich der

<
werden, da keine Befragung durchgeführt wurde. Wettbewerbsbeiträge (eigene Erstellung)

Atelier DI Jakob Fina hager lohrer.hochrein Topotek 1


Landschat

Umgang mit dem Bestand     

Umgang mit Planungseingriffen 

   
Positionen

Umgang mit Rissen und Bruchstellen

Umgang mit Zeit    

Umgang mit Ökologie

Umgang mit Abbruch und Freilegen 

Negierung der Geschichte


Ansätze des Denk-

Konservierung
malschutzes

Revitalisierung 

Rückverwandlung  

Rekonstrukion

Interpretaion     

LEGENDE: ... nicht zutreffend  ... leicht zutreffend  ... zutreffend  ... stark zutreffend

 ...nicht eindeuig einstubar

142 ENTWURFSANALYSE DER WETTBEWERBSBEITRÄGE


Zusammenfassung und Interpretation
der Ergebnisse

Keines der untersuchten Projekte setzt eine Gestaltung beitet besonders mit der Kombinaion aus Bestehendem
um, ohne Bezug auf den Bestand zu nehmen sowie ohne und Neuem. Durch Form- und Farbgebung besimmter
Analyse dessen. Daraus folgt, dass keines der Projekte den Elemente wird in deren Entwurf auf die Zeit der 1960er
Planungsansatz Negierung der Geschichte anwendet. Die verwiesen.
zwei Wiener Planungsteams (Atelier Landschat und DI Ja-
kob Fina) kennen den Donaupark persönlich aus früheren Die Gestaltungsansätze der Posiion Ökologie als Ent-
Jahren und haten während des Planungsprozesses die wurfstheorie inden keine Anwendung in den Wetbe-
Möglichkeit den Ort mehrmals aufzusuchen. Die Analyse werbsbeiträgen. Es wird in jedem Projekt ein Endzustand
– im Sinne Lassus' erinderischer Analyse – spielte in deren für die Vegetaionsentwicklung festgelegt. Eine prozess-
Entwurfsprozess eine bedeutende Rolle. Die Verbindung hate und ofene Entwicklung wird nicht gewünscht.
des Entwurfes zu der theoreischen Posiion erinderi-
sche Analyse und design experiments wird daher in den In jedem der Projekte werden bestehende Wege, Elemen-
Beiträgen von DI Jakob Fina und Atelier Landschat höher te oder Bäume enfernt. Dieser Abbruch dient jedoch in
eingestut, als bei den Projekten aus Deutschland und der keinem der Wetbewerbsbeiträge dazu, verborgene Ge-
Schweiz. schichte hervorzuholen. Die Posiion Freilegen von Erin-
nerungen wird nicht umgesetzt. Der Beitrag von Topotek 1
Da jeweils sichtbare Gestaltungseingrife vorgenommen wird in der Tabelle zwar dennoch als leicht zutrefend ein-
werden, trit die Posiion des minimalen Eingrifs nicht – gestut, allerdings kann aufgrund der ausstehenden Befra-
bzw. im Fall des Beitrags von Atelier Landschat kaum – zu. gung keine vollständige Kategorisierung dieses Projektes
Jedoch lässt sich sowohl anhand der Plananalysen als auch durchgeführt werden.
durch die Befragungen nicht feststellen, ob die Eingrife im
Falle einer Umsetzung für die einzelnen Parknutzer/innen Es ist des Weiteren zu beobachten, dass die Ansätze der
neue Lesarten des Ortes erschließen würden. Denkmalplege in den meisten Wetbewerbsbeiträgen
kaum bzw. in geringer Ausprägung Anwendung inden. Zu
In den Entwürfen von lohrer.hochrein und Hager Land- erklären ist dieser Umstand möglicherweise damit, dass
schatsarchitektur trit besonders die Schafung einer of- der Donaupark kein Gartendenkmal ist und in der Aus-
fenen Mite in den Vordergrund. Der Kontrast zwischen schreibung bereits auf eine Adapierung und nicht auf eine
Vegetaionslächen und großer, freier Fläche erfolgt zwar Erhaltung hingewiesen wird. Aufallend hierbei ist, dass die
durch unterschiedliche Formgebungen, der Efekt – die Gestaltungen, welche mit strukturell und räumlich wirken-
Herstellung von Kontrast – wird jedoch in beiden Projek- den Maßnahmen arbeiten in diesem großlächigen Maß-
ten erzielt. Die Wegeführung unterstreicht diesen Ansatz stab verbleiben, während die Entwürfe der beiden Wiener
der Kulivierung der Bruchstellen, indem dicht beplanzte Büros sich besonders auf Einzelelemente konzentrieren
Bereiche plötzlich in eine ofene Wiese übergehen. und dabei denkmalplegerische Ansätze anwenden.

Der Umgang mit Zeit lässt sich anhand der Wetbe- Aus dem Vergleich der Wetbewerbsbeiträge miteinander
werbsentwürfe relaiv schwer feststellen. Die Gestaltung wird ersichtlich, dass trotz einer von allen Planungsteams
von Hager arbeitet mit der vegetaiven Veränderung im vorgenommenen Analyse, aus deren jeweiligen Interpre-
Laufe der Zeit. Ein linearer Verlauf wird durch die langfri- taionen unterschiedliche Entwürfe resulieren. Themen,
sitge Entwicklung der Vegetaionslächen veranschaulicht, Aspekte oder Elemente, welche in einem Projekt hervor-
ein zyklischer Verlauf durch die saisonalen Veränderungen gehoben und herausgearbeitet werden, sind in einem an-
des Laubes der neu gesetzten Baumarten. Topotek 1 ar- deren Projekt nebensächlich.

TYPOLOGIE-ANALYSE 143
7 Schlussfolgerung
7.1 Diskussion und
Schlussfolgerung
Das Miteinbeziehen der örtlichen Gegebenheiten und ge- Zu diesem Zweck wurde Literatur in Bezug auf aktuelle
schichtlichen Hintergründe bei einer Umgestaltung kann landschatsarchitektonische Ansätze zum Umgang mit
es Nutzer/innen ermöglichen, Erinnerungen und Geschich- der Geschichte eines Ortes ausgewertet. Die vorgefun-
ten mit dem Ort zu verbinden. Dies führt zu einer Idenii- denen Aussagen wurden zusammengefasst und in unter-
kaion mit diesem und ist in weiterer Folge wichig für die schiedliche theoreische Posiionen strukturiert (Kapitel
Bildung eines kollektiven Gedächtnisses 3.4). Da sich die Gartendenkmalplege immer mit der
einer Gesellschat. Kulturelle und gesellschatliche Werte Bedeutung und Geschichte eines Ortes auseinandersetzt,
können mithilfe einer sensiblen Gestaltung lesbar gemacht wurden ebenfalls die in der Denkmalplege prakizier-
und erhalten werden. Wie eine solche Gestaltung von den ten Ansätze miteinbezogen (Kapitel 3.5). Im Zuge dieser
Nutzer/innen gelesen wird, ist allerdings individuell un- Literaturauswertung stellte sich heraus, dass durchaus
terschiedlich. Eine Person kann in einem Ort Bedeutung sehr unterschiedliche Umgänge verfolgt werden kön-
sehen (kann den Ort lesen), während eine andere Person nen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die
nichts wahrnimmt. Von dem jeweiligen Vorwissen und den landschaftsarchitektonischen Posi-
persönlichen Erfahrungen hängt ab, ob die Vorgeschichte tionen neue Assoziaionen und Wahrnehmungen der
des Ortes für Benutzer/innen in Relief, Form, Materiali- Nutzerinnen und Nutzer hervorrufen möchten. Dem Ort
tät, etc. sichtbar ist. Der Aspekt der persönlichen soll, mithilfe jeweils unterschiedlicher gestalterischer In-
Bedeutung (siehe Kapitel 3.5.2) spielt demnach eine tervenionen, eine neue Lesart hinzugefügt werden. Die
wesentliche Rolle dabei, wie Orte, deren Gestaltung sowie gartendenkmalpflegerischen Ansätze
die Intenion der oder des Planenden dahinter von Nut- hingegen haben zum Ziel, den Zustand eines Ortes und sei-
zenden gelesen, verstanden und interpreiert werden. Pla- ne Bedeutung zu erhalten bzw. allenfalls zu interpreieren.
nende können jedoch zu einer besseren oder anderen Les- Allen (landschatsarchitektonischen sowie denkmalple-
barkeit des Ortes beitragen. Die Kenntnis darüber, mithilfe gerischen) Ansätzen gemein ist jedoch, dass ein Kennen
welcher Mitel die Geschichten eines Ortes erzählt werden des Ortes Ausgangspunkt jeder Planung sein sollte. Um als
können, ist demnach wichiger Bestandteil des Wissens- Planende/r gestalterische Eingrife vornehmen zu können,
Repertoires Gestaltender. ist die Fähigkeit Landschat zu lesen notwendig. Dafür sind
Aufenthalte vor Ort unerlässlich. Die Möglichkeiten einen
Standort zu erkunden, reichen von wissenschatlichen
Analysen bis zu Spaziergängen, in welchen die vorhande-
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, aktuelle theoreische nen und poteniellen Eigenschaten und Atmosphären auf-
Ansätze für einen Umgang mit dem bestehenden Ort und genommen werden.
seiner Vorgeschichte bei landschatsarchitektonischen
Umgestaltungen zu erfassen und diese anhand der Beiträ- Die zuvor erwähnten Intervenionen der landschatsarchi-
ge für den im Jahr 2008 statgefundenen Wetbewerb Sa- tektonischen Ansätze fallen, je nach Posiion, unterschied-
nierung und Adapierung Donaupark Wien zu überprüfen. lich aus. Sie erstrecken sich von räumlich-strukturell wir-
kenden Maßnahmen, programmaischen Eingrifen, über
Enfernen und Freilegen neuerer Schichten bis zu prozes-
sorienierten Gestaltungen, in denen die zeitliche Kompo-
nente eine wichige Rolle spielt. Innerhalb einer Posiion
bestehen meist mehrere Möglichkeiten der konkreten ge-
stalterischen Umsetzung dieser.

146 SCHLUSSFOLGERUNG
Für die Überprüfung der theoreischen Ansätze am Bei- Ansätze. Außerdem gestaltete sich die Überprüfung man-
spiel des Donauparks, wurden die Wetbewerbsbeiträ- cher Punkte der theoreischen Posiionen am konkreten
ge mitels einer Entwurfsanalyse untersucht (Kapitel 6). Ort als schwierig, sobald diese nicht durch sichtbare Form-
Dabei wurden die Entwürfe einer graischen Plananalyse gebung, strukturelle oder programmaische Ansätze um-
unterzogen. Zusätzlich wurden Befragungen der Planungs- gesetzt wurden. Dazu zählt beispielsweise die Feststellung
büros zu deren Entwurfsprozessen und Gestaltungsan- darüber, wie mit dem Nicht-Sichtbaren des Ortes oder mit
sätzen durchgeführt. Die erlangten Informaionen, in dem Faktor Zeit umgegangen wurde. Die Untersuchung
Plan- und Texform, wurden mithilfe einer qualitaiven dieser unsichtbaren Ebenen, welche für die Qualität ei-
Inhaltsanalyse strukturiert und den theoreischen Posi- ner Gestaltung eine wichige Rolle spielen, wäre eine zu
ionen zugeordnet (Kapitel 6.3). Dafür wurde zuvor ein veriefende Aufgabe. Als wichige Erkenntnis konnte aus
Kategoriensystem erstellt, welches die unterschiedlichen dieser Arbeit mitgenommen werden, dass mündliche bzw.
Ausprägungsformen der einzelnen Posiionen deiniert. schritliche Befragungen unerlässlich sind, wenn es darum
Die Frage nach den – in den Wetbewerbsbeiträgen ange- geht Informaionen über den Entwurfsprozess zu erhalten.
wandten – theoreischen Ansätzen betrefend, kann zu- Alleine durch die graische Plananalyse konnte die Zuord-
sammenfassend gesagt werden, dass eine Zuordnung zu nung zu einem oder mehreren Planungsansätzen nicht
nur einem Ansatz in keinem der Projekte möglich war. In vorgenommen werden.
einem Wetbewerbsbeitrag mischen sich mehrere theore-
ische Posiionen in unterschiedlich starker Ausprägung. Anhand des untersuchten Beispiels des Donauparks las-
Die untersuchten Entwürfe zeigten, dass je nach Detaile- sen sich keinesfalls Schlüsse auf einen generellen Umgang
bene ähnliche Ansätze zum Umgang mit der Geschichte mit der Geschichte eines Ortes bei landschatsarchitek-
angewandt wurden. Große, strukturell und raumbildend tonischen Umgestaltungen ziehen; dies war jedoch auch
wirkende Elemente wie Wegenetze oder Vegetaion wur- nicht die Intenion der Arbeit. Die Untersuchung liefert
den vor allem mit einem Ansatz, welcher Heterogenität allerdings einen Beitrag zu der nöigen Beschätigung – in
und Kontraste fördert sowie der zeitlichen Komponente Form von Literatur, Texten und Analysen – mit aktuellen
behandelt. Der Umgang mit kleinen, einzelnen Gestal- Ansätzen und Strategien, welche die Gegebenheiten eines
tungselementen folgte tendenziell denkmalplegerischen Ortes in seiner Gestaltung einbeziehen und mithilfe gestal-
Ansätzen wie Interpretaion, Rückverwandlung oder terischer Eingrife Geschichte(n) erzählen.
Revitalisierung. Insgesamt konnte festgestellt werden,
dass jedes der Projekte auf den Donaupark und dessen
Vorgeschichte einging, wobei der geschichtliche Verweis
hauptsächlich auf die Wiener Internaionale Gartenschau
im Jahr 1964 (WIG 64) gemacht wurde. Diese Zeitschicht
wurde von den Planenden bewusst als Inspiraionsquelle
genutzt. Die Annahme, dass die Entwicklung des Ortes die
Gestaltung bereits vorgibt und daher in den eingereichten
Wetbewerbsbeiträgen ähnliche Entwurfsentscheidungen
getrofen wurden, konnte nicht bestäigt werden. Einer-
seits gibt es Übereinsimmungen in den angewandten
Posiionen, andererseits bestehen Unterschiede in der
konkreten gestalterischen Umsetzung der theoreischen

DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNG 147


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WIENER STADT- UND LANDESARCHIV: Fotosammlung, media wien: Flugbilder, FL 543: Südöstlicher Rand der Müllde-
ponie im Jahr 1959.

WIENER STADT- UND LANDESARCHIV: Fotosammlung, media wien: Flugbilder, FL 561: Flugbild Breteldorf und Wagra-
mer Straße im August 1959.

WIENER STADT- UND LANDESARCHIV: Pläne und Karten: Sammelbestand, P2 - Feuerwehrplan, Wien: Zone III/Kol 6 und
Kol 7, Zone IV/Kol 6 und Kol 7 (1928).

WIENER STADT- UND LANDESARCHIV: Pläne und Karten: Sammelbestand, P2 - Generalstadtplan, Stadtkarte und abge-
leitete Pläne: Zone III/Blat 7 (1905).

156
Quellen - Online
BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH (2007): Verordnung des Bundesdenkmalamtes betrefend den 22. Wiener Gemein-
debezirk - Donaustadt.
Online: htp://www.bda.at/documents/771653355.pdf (letzter Zugrif am 23.03.2014).

BUNDESDENKMALAMT ÖSTERREICH (2013): Wien: unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz
(rechtlich nicht verbindlich).
Online: htp://www.bda.at/documents/189037054.pdf (letzter Zugrif am 11.03.2014).

DUDEN (2013): Denkmal. Online: htp://www.duden.de/rechtschreibung/Denkmal (letzter Zugrif am 12.03.2014).

GOROSHINA, E. (2010): Blick vom Donauturm, Foto. Online: htps://www.lickr.com (letzter Zugrif am 25.03.2014).

HODDINOTT, W. (2005): Passing Time: A Phenomenological Approach to Heritage Design. Dipl.-Arbeit, Lincoln University.
Online: htp://journals.lincoln.ac.nz/index.php/lr/aricle/view/244 (letzter Zugrif am 18.04.2013).

KRIPPNER, U.; LIČKA, L. (2011): 50 Jahre Donaupark: Stadt-planerische Vision und Dimension. Studie zu den stadt-pla-
nerischen Visionen und Strategien, die zur Realisierung der Wiener Internaionalen Gartenschau WIG 64 und
zur Errichtung des Donauparks führten.
Online: htps://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008227.pdf (letzter Zugrif am 31.07.2013).

STATISTIK AUSTRIA (2013): Bestand unter Denkmalschutz stehender unbeweglicher Objekte im Jahr 2012 nach
Bundesländern. Staisiken der Bundesanstalt Staisik Österreich. Staisiken Baukulturelles Erbe.
Online: htp://www.staisik.at/web_de/staisiken/bildung_und_kultur/kultur/baukulturelles_erbe/020659.
html (letzter Zugrif am 30.01.2014).

TREIB, M. (2001): The Content of Landscape Form: The Limits of Formalism. In: DEPARTMENT OF LANDSCAPE ARCHITEC-
TURE, UNIVERSITY OF MINNESOTA (Hrsg.): Design, Planning and Management of the Land. Landscape Journal.
o.O.: The University of Wisconsin Press, 119 - 140.
Online: htp://lj.uwpress.org/content/20/2/119.full.pdf (letzter Zugrif am 27.03.2014).

157
Abbildungen
Abb. 1 Ablaufmodell der Entwurfsanalyse 24

Abb. 2 Prinzip der graischen Plananalyse 25

Abb. 3 Prinzip der qualitaiven Inhaltsanalyse 26

Abb. 4 Übersicht der angewandten Methoden 27

Abb. 5 Lage des Donauparks in Wien 56

Abb. 6 Donaupark Bestand 2007 56

Abb. 7 Vorgeschichte des Areals 58

Abb. 8 Flugbild Breteldorf, Wagramer Straße im August 1959 59

Abb. 9 Flugaufnahme der Mülldeponie im Juli 1959 59

Abb. 10 Der Bruckhaufen um 1920 61

Abb. 11 Breteldorf um 1930 61

Abb. 12 Branlsierer und Koksbegerer um 1930 61

Abb. 13 WIG 64: Kafeehausberg 64

Abb. 14 WIG 64: Sommerblumenschau 64

Abb. 15 Ansichtskartenporello zur WIG 64 64

Abb. 16 Blick vom Rosarium zu Irissee und Donaupark um 1970 65

Abb. 17 Rosarium und Wasserkanal um 1970 65

Abb. 18 Sparefrohspielplatz, 1979 65

Abb. 19 WIG 64: Achter-Schleife und Sessellit 65

Abb. 20 Lutbild der WIG 64 66

Abb. 21 Blick vom Donauturm, 2010 67

Abb. 23 Entwicklung des Donauparks 70

Abb. 22 Entwicklung der Umgebung des Donauparks 71

158
Abb. 24 Papstwiese mit Papstkreuz und Donauturm 72

Abb. 25 Achter-Schleife 72

Abb. 26 Kleinbahn 72

Abb. 27 Irissee mit Koreahaus (ehemaliges Seerestaurant) 73

Abb. 28 neu gestaltetes Rosarium mit Wasserkanal 73

Abb. 29 Lesehügel mit erhaltener Pergola 73

Abb. 30 unter Denkmalschutz stehende Elemente des Donauparks 77

Abb. 31 Übersicht der reduzierten Wetbewerbsbeiträge 83

Abb. 32 Atelier Landschat: Wege 84

Abb. 35 Atelier Landschat: special features Sichtbeziehungen 85

Abb. 33 Atelier Landschat: Raumeinheiten 85

Abb. 34 Atelier Landschat: Bereiche 85

Abb. 36 DI Jakob Fina: Wege 86

Abb. 37 DI Jakob Fina: Raumeinheiten 87

Abb. 38 DI Jakob Fina: Bereiche 87

Abb. 39 Hager: Wege 88

Abb. 42 Hager: special features Sichtbeziehungen 89

Abb. 40 Hager: Raumeinheiten 89

Abb. 41 Hager: Bereiche 89

Abb. 43 lohrer.hochrein: Wege 90

Abb. 44 lohrer.hochrein: Raumeinheiten 91

Abb. 45 lohrer.hochrein: Bereiche 91

Abb. 46 Topotek 1: Wege 92

159
Abb. 47 Topotek 1: Raumeinheiten 93

Abb. 48 Topotek 1: Bereiche 93

Abb. 49 reduzierter historischer Plan (1906) 94

Abb. 50 reduzierter historischer Plan (1928) 95

Abb. 51 reduzierter historischer Plan (1939) 95

Abb. 52 reduzierter Plan (1964) 95

Abb. 53 reduzierter Plan (1975) 95

Abb. 54 reduzierter Plan (1991) 95

Abb. 55 reduzierter Plan (2007) 95

Abb. 56 Atelier Landschat: Wegesystem, historische Entwicklung 99

Abb. 57 Atelier Landschat: Wegesystem, Abbruch und Erhaltung 99

Abb. 58 Atelier Landschat: Vegetaion, historische Entwicklung 100

Abb. 59 Atelier Landschat: Vegetaion, Rodung und Erhaltung 100

Abb. 60 Atelier Landschat: Bereiche 101

Abb. 61 DI Jakob Fina: Wegesystem, historische Entwicklung 103

Abb. 62 DI Jakob Fina: Wegesystem, Abbruch und Erhaltung 103

Abb. 63 DI Jakob Fina: Vegetaion, historische Entwicklung 104

Abb. 64 DI Jakob Fina: Vegetaion, Rodung und Erhaltung 104

Abb. 65 DI Jakob Fina: Bereiche 105

Abb. 66 Hager: Wegesystem, historische Entwicklung 107

Abb. 67 Hager: Wegesystem, Abbruch und Erhaltung 107

Abb. 68 Hager: Vegetaion, historische Entwicklung 108

Abb. 69 Hager: Vegetaion, Rodung und Erhaltung 108

160
Abb. 70 Hager: Bereiche 109

Abb. 71 lohrer.hochrein: Wegesystem, historische Entwicklung 111

Abb. 72 lohrer.hochrein: Wegesystem, Abbruch und Erhaltung 111

Abb. 73 lohrer.hochrein: Vegetaion, historische Entwicklung 112

Abb. 74 lohrer.hochrein: Vegetaion, Rodung und Erhaltung 112

Abb. 75 lohrer.hochrein: Bereiche 113

Abb. 76 Topotek 1: Wegesystem, historische Entwicklung 115

Abb. 77 Topotek 1: Wegesystem, Abbruch und Erhaltung 115

Abb. 78 Topotek 1: Vegetaion, historische Entwicklung 116

Abb. 79 Topotek 1: Vegetaion, Rodung und Erhaltung 116

Abb. 80 Topotek 1: Bereiche 117

Abb. 81 Atelier Landschat: Wetbewerbsposter 164

Abb. 82 DI Jakob Fina: Wetbewerbsposter 165

Abb. 83 Hager: Wetbewerbsposter 166

Abb. 84 lohrer.hochrein: Wetbewerbsposter 167

Abb. 85 Topotek 1: Wetbewerbsposter 168

Tabellen
Tab. 1 Entwicklung der formalen Gestalt des heuigen Donauparks 68

Tab. 2 Einstufung und Vergleich der Wetbewerbsbeiträge 142

161
Anhang
Wettbewerbsposter
(Quelle: MA 42 - STADTGARTENAMT, 2013)

Abb. 81 Atelier Landschat: Wetbewerbsposter

164
Abb. 82 DI Jakob Fina: Wetbewerbsposter

165
Abb. 83 Hager: Wetbewerbsposter

166
Abb. 84 lohrer.hochrein: Wetbewerbsposter

167
Abb. 85 Topotek 1: Wetbewerbsposter

168
Leitfaden Expert/inneninterviews
(eigene Erstellung)

1 Auseinandersetzung der Planenden mit dem Ort und seiner Geschichte


• Auf welche Grundlagen hat sich Ihre Auseinandersetzung mit dem Donaupark und seiner Geschichte
gestützt?
• Wurden auch andere zeitlichen Layer, als jener der WIG 64, im Planungsprozess herangezogen, berücksichigt
oder ev. wieder verworfen (Bestand 2008, Ort vor Donauregulierung, Nutzung als Müllplatz, …)?

2 Welchen Stellenwert messen Sie dem Park bei?


• Welchen Eindruck hat der Park auf Sie gemacht, als Sie begonnen haben, zu planen?
• Haten Sie den Eindruck, es mit einer historisch bedeutsamen Anlage zu tun zu haben?
• Welche Bedeutung messen Sie seiner gestalterischen Konzepion und Erscheinung bei?

3 Wie wurde die Aufgabe gelöst?


• Welche Aufgabe wurde im Autrag vorgegeben?
• Wie wurde die Aufgabe aufgefasst, welches Ziel stand bei der Planung im Donaupark für Sie im Vordergrund?
• Wie gingen Sie an die Aufgabe heran? (Wie war der Entwurfsprozess?)
• Welche Bedeutung spielte im Entwurfsprozess der speziische, vorhandene Ort? Wie wichig war die Analyse?
• Waren Sie auch vor Ort, um das Wesen oder den Charme des Parks zu erkunden?
• Was machte damals für Sie den Charakter oder Charme der Anlage aus?
• Wie haben Sie ihn für die Nutzerinnen und Nutzer lesbar gemacht?
• Durch welche Maßnahmen haben Sie den Donaupark gestalterisch und funkionell in eine zeitgemäße Form
gebracht?
• Wie schätzen Sie die von Ihnen geplanten Eingrife ein (sichtbar oder nicht sichtbar)
• Wird Bestehendes abstrahiert oder reduziert?
• Erlaubt Ihre Gestaltung Veränderungen und zuküntige Anpassungen?
• Haben Sie bei der Gestaltung auf Heterogenität und Kontraste geachtet?
• Was sind für die gelungene Lösung wichige Parameter?

4 allgemeine Einstellungen
• Soll Ihrer Meinung nach auf einen Ort und seine Geschichte eingegangen werden? Warum / warum nicht?
• Wie bewerten Sie folgende Annahme: Jedem Entwurf ist die Geschichte unbewusst oder bewusst eingeschrie-
ben. Die Entwicklung eines Ortes gibt seine Gestaltung bereits vor.
• Welche Kriterien sind für Sie ausschlaggebend, um eine Anlage (oder Elemente davon) als erhaltenswert zu
sehen? (unabhängig von Denkmalschutz)

169
Transkriptionsregeln
(eigene Erstellung nach GLÄSER und LAUDEL (2010, 194)
und MAYRING (2010, 55))

• Es wird wörtlich transkribiert, also nicht lautsprachlich oder zusammenfassend. Auch wiederholte Wörter, abgebro-
chene Wörter und Sätze werden noiert. Allerdings steht der Inhalt im Vordergrund, 'äh' und Ähnliches kann wegge-
lassen werden.

• Dialekfärbungen werden möglichst ins Schritdeutsche übersetzt, wobei der gesprochene Satz beibehalten wird, z.B.
'ist' stat 'is'

• Aussagekrätige Dialektausdrücke werden aber mit aufgenommen und nach Gehör geschrieben.

• Sprache und Interpunkion werden leicht geglätet, das heißt dem Schritdeutsch angenähert. So wird z.B. aus „Er
hate nochso‘n Buch genannt“ -> „Er hate noch so ein Buch genannt“.

• Werden Simmveränderungen wahrgenommen, z.B. beim Simulieren und Nachspielen fremder Posiionen oder eige-
ner Gedanken, werden diese in Anführungszeichen gesetzt, z.B. „Du musst das tun.“

• Deutliche, längere Pausen werden durch Auslassungspunkte (...) markiert. Die Anzahl der Punkte spiegelt die Länge
der Pause wieder.

• Besonders betonte Begrife werden durch Unterstreichung gekennzeichnet, z.B. „was damals gesagt wurde“

• Zusimmende oder bestäigende Lautäußerungen der Interviewer (z.B. mhm, aha etc.) werden nicht mit transkribiert,
sofern sie den Redeluss der befragten Person nicht unterbrechen.

• Einwürfe einer anderen Person werden in Klammern gesetzt.

• Lautäußerungen der befragten Person, die die Aussage unterstützen oder verdeutlichen (etwa lachen oder seufzen),
werden in Klammern noiert.

• Die Kommasetzung folgt weitestgehend nach rhetorischen Gesichtspunkten zur Markierung von beim Sprechen ent-
stehenden Pausen, der grammaische Verwendungszweck ist dem untergeordnet.

• Nicht Verstandenes oder schwer verständliche Äußerungen werden mit drei Fragezeichen (???) versehen.

170
Fragebogen
(eigene Erstellung)

1 Auseinandersetzung der Planenden mit dem Ort und seiner Geschichte

• Auf welche Grundlagen hat sich Ihre Auseinandersetzung mit dem Donaupark und seiner Geschichte
gestützt?

• War diese Information ausreichend?


Ja Nein

• Wurden auch andere zeitlichen Layer, als jener der WIG 64, im Planungsprozess herangezogen,
berücksichtigt oder ev. wieder verworfen (Bestand 2008, Ort vor Donauregulierung, Nutzung als
Müllplatz, …)?
Ja und zwar: Nein

• Warum / warum nicht?

2 Welchen Stellenwert messen Sie dem Park bei?

• Welchen Eindruck hat der Park auf Sie gemacht, als Sie begonnen haben, zu planen?

171

Fragebogen zum Realisierungswettbewerb "Sanierungskonzept Donaupark Wien“ 2


• Hatten Sie den Eindruck, es mit einer historisch bedeutsamen Anlage zu tun zu haben?
Ja Nein

• Warum / warum nicht?

• Welche Bedeutung messen Sie seiner gestalterischen Konzeption und Erscheinung bei?

3 Wie wurde die Aufgabe gelöst?

• Welche Aufgabe wurde im Auftrag vorgegeben?

• Wie wurde die Aufgabe aufgefasst, welches Ziel stand bei der Planung im Donaupark für Sie im
Vordergrund?

• Wie gingen Sie an die Aufgabe heran? (Wie war der Entwurfsprozess?)

Fragebogen zum Realisierungswettbewerb "Sanierungskonzept Donaupark Wien“ 3

172
• Welche Bedeutung spielte im Entwurfsprozess der spezifische, vorhandene Ort? Wie wichtig war die
Analyse?

• Waren Sie auch vor Ort, um das Wesen oder den Charme des Parks zu erkunden?
Ja Nein

• Was machte damals für Sie den Charakter oder Charme der Anlage aus?

• Wie haben Sie ihn für die Nutzerinnen und Nutzer lesbar gemacht?

• Durch welche Maßnahmen haben Sie den Donaupark gestalterisch und funktionell in eine zeitgemäße
Form gebracht?

• Wie schätzen Sie die von Ihnen geplanten Eingriffe ein?


sehr auffallend sichtbar kaum sichtbar nicht sichtbar

Anmerkungen (optional)

Fragebogen zum Realisierungswettbewerb "Sanierungskonzept Donaupark Wien“ 4

173
• Wie gehen Sie mit vergangenen (vor 2008 stattgefundenen) Veränderungen im Park um? Werden diese
beibehalten, sichtbarer gemacht oder wird in einen vorherigen Zustand rückverwandelt?

• Wird Bestehendes abstrahiert oder reduziert?


Ja Nein

Anmerkungen (optional)

• Erlaubt Ihre Gestaltung Veränderungen und zukünftige Anpassungen?


Ja Nein

Anmerkungen (optional)

• Haben Sie bei der Gestaltung auf Heterogenität und Kontraste geachtet?
Ja Nein

Anmerkungen (optional)

• Was sind für die gelungene Lösung wichtige Parameter?

• In Ihrem Entwurf werden ehemalige Sichtachsen durch Veränderung der Vegetation wiederhergestellt. Auf
welchen Zeitraum beziehen Sie sich?

Fragebogen zum Realisierungswettbewerb "Sanierungskonzept Donaupark Wien“ 5

174
4 allgemeine Einstellungen

•   



   
            
   
  

•           


     

  

       
       
n

•   !   " 


   #
      $oder Elemente davon) als erhaltenswert zu
sehen? (unabhängig von Denkmalschutz)

5 weitere Anmerkungen

pa 6

175

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