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Deutsch LK Q1 Name:

Öz

Materialgestütztes Erörtern

Ausgangssituation:
An deiner Schule findet eine Projektwoche zu dem Thema „Digitalisierung und
Sprachwandel“ statt. Die Leistungskurse Deutsch haben entschieden, gemeinsam eine
Zeitung zu dem Thema zu erstellen.

Aufgabe:
Verfasse auf Grundlage der Materialien 1-6 einen Artikel für diese Zeitung und erörtere,
inwiefern die durch neue Medien entstandenen Anglizismen die deutsche Sprache
beeinflussen. Beziehe auch dein Vorwissen aus dem Unterricht ein!

Zur Verfügung stehende Materialien:

Material 1: Karikatur von Friedrich Retkowski (Quelle: Verein der deutschen Sprache,
letzter Zugriff 16.11.2018)

Material 2: Statisitk: Voll nice! Anglizismen des Jahres. FU Berin. Quelle: Statista.com

Material 3: Auszug aus: Wolf Schneider: Speak German! Warum Deutsch manchmal besser
ist. Rowolth Verlag 2014.
Info: Wolf Schneider ist Journalist und Sprachkritiker.

Material 4: Auszug aus: Daniel Kehlmann: Ruhm. (2009)

Material 5: Thomas Steinfeld: Das bessere Deutsch. (2014)


Info: Thomas Steinfeld ist Journalist bei der Süddeutschen Zeitung und Sprachkritiker.

Material 6: Annika von Taube: Geht das nicht auch auf Deutsch? (2014)
(Quelle: https://www.zeit.de/community/2014-11/anglizismus-digitalisierung, letzter
Zugriff 18.11.2018)
Info: Annika von Taube ist Community-Redakteurin auf Zeit Online.

Bearbeitungszeit: 135 Minuten

Hilfsmittel: Nachschlagewerk zur Rechtschreibung der deutschen Sprache

Viel Erfolg ☺

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Deutsch LK Q1 Name:
Öz
Material 1

Material 2

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Deutsch LK Q1 Name:
Öz
Material 3

Wolf Schneider: Speak German! Warum Deutsch manchmal besser ist.

Worterklärungen:
Bowdenzug, der (Z.6): Kabel aus Draht zur Übertragung von Zugkräften (z.B. Bremskabel)
Jargon, der (Z.14): Sondersprache, die in bestimmten Kreisen verwendet wird (z.B. in Werbeberufen)
Weltkulturerbe, das (Z.22): aufgrund ihrer Einzigartigkeit weltbedeutende Orte oder Denkmäler
Ahne, die (Z.30): Vorfahre
marode (Z.40): heruntergekommen, ruiniert

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Deutsch LK Q1 Name:
Öz
Material 4

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Deutsch LK Q1 Name:
Öz
Material 5

Worterklärungen:
Errungenschaft, die (Z.4): etwas, das durch große Anstrengung erreicht wurde
Heilsgemeinschaft, die (Z.11): aus dem Christentum; Gemeinschaft, die besondere Werte (z.B. Nächstenliebe)
verbinden
Kulturpessimismus, der (Z.20): Auffassung, dass Fortschritt die bestehende Kultur zerstört

Material 6

Annika von Taube: Geht das nicht auch auf Deutsch?

Anglizismen sind etwas für faule Ignoranten, sie vergewaltigen die deutsche Sprache und
treiben sie in den Tod. Unsinn. Im Gegenteil, Anglizismen verdienen einen Preis.

Neulich hatten wir wieder so einen Fall. Da haben wir einen Kommentar depublisht. Und
unsere Leser aus Transparenzgründen im Kommentarbereich darüber informiert, wir hätten
einen Kommentar "unveröffentlicht".
Unveröffentlicht? Was ist das denn bitte für ein Wort, empörten sich Kommentatoren
daraufhin. Unveröffentlichen, das meint das Zurückziehen eines bereits veröffentlichten
Inhalts (zur Sicherheit sei darauf hingewiesen, dass wir äußerst selten Kommentare
unveröffentlichen, nämlich nur dann, wenn es sich um Serien-Spam oder bedenkliche
Nutzernamen handelt). Im Englischen gibt es ein klar verständliches Wort dafür: to
depublish.

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Deutsch LK Q1 Name:
Öz
Das deutsche Wort klingt etwas unbeholfen. Aber würden wir das englische verwenden,
wäre die Empörung noch viel größer. Wer auf eine andere Sprache als die eigene
zurückgreifen muss, um sich auszudrücken, ist schlampig, faul oder beschränkt. So lautet
zumindest die gängige Leserkritik. Es gibt nichts, was sich in der deutschen Sprache nicht
ausdrücken ließe, das mag stimmen. Aber englische Begriffe sind oft so schön catchy, so on
point. Und sie werden gerade in digitalen Umfeldern gern genutzt, wie
die User unserer Community natürlich wissen. [...]

Selfies, Scoops und Social Freezing


Seit 2010 bemüht sich Anatol Stefanowitsch, Professor für englische Sprachwissenschaft an
der Freien Universität Berlin, um die Förderung eines positiven Blicks auf Anglizismen, indem
er zur Wahl des "Anglizismus des Jahres" aufruft. Diese Auszeichnung begreift Lehnwörter
nicht als sprachliche Mängel, sondern im Gegenteil als Bereicherung unserer Sprache.
Gewählt wird jeweils ein Lehnwort, das "im laufenden Jahr ins Bewusstsein und den
Sprachgebrauch einer breiten Öffentlichkeit gelangt ist und eine interessante Lücke im
deutschen Wortschatz füllt."
Vorschläge einreichen kann jeder, die Auswahl erfolgt durch eine Fachjury von
Sprachwissenschaftlern. Über die laufenden Einreichungen (die aktuelle Nominierungsrunde
endet am 15. Dezember 2014) informiert ein Blog. Ganz vorn dabei ist momentan das Selfie,
überhaupt sind Begriffe aus der Welt der sozialen Medien überproportional vertreten,
ähnlich sieht es im Bereich neuer Technologien aus. Bedeuten also mediale Digitalisierung
und technologische Evolution gewissermaßen als Lehnwort-Schleusen eine Bedrohung der
deutschen Sprache? Professor Stefanowitsch kann beruhigen: "Lehnwörter finden wir immer
dort, wo es Veränderungen gibt – neue Technologien und neue gesellschaftliche Praktiken
müssen benannt werden, und wenn eine wichtige Bezugskultur schon Wörter hat, werden
die einfach übernommen. Durch Entlehnung sind Sprachen in der Lage, sich aktuellen
Entwicklungen anzupassen und für die Sprachgemeinschaft nützlich zu bleiben. Und nur
wenn eine Sprache nicht mehr nützlich ist, läuft sie Gefahr, zu verschwinden."
Keine Gefahr also. Und für Gegner der Anglizismenflut in den "neuen" Medien gäbe es
folgenden Lösungsvorschlag: Sie müssten nur dafür sorgen, dass Neuentwicklungen statt aus
dem englischsprachigen aus dem deutschen Raum kommen. [...]

Quelle: https://www.zeit.de/community/2014-11/anglizismus-digitalisierung

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