Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.

FA I Kartoffelerntemaschinen Landmaschinen

Hackfruchterntetechnik
Kapitel 2.F I In diesem Kapitel werden als Hackfruchterntemaschinen auf Grund ihrer besonderen
Bedeutung in der hiesigen Landwirtschaft Kartoffel- und Zuckerrübenerntemaschinen beschrieben.
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.

Quelle: Grimme

Kartoffel- 15

erntemaschinen cm Knollennest
(Knollenstock)
10
Kapitel 2.FA I Jährlich werden in
Deutschland auf etwa 250 000 5
Hektar Kartoffeln mit Schwer- Rodetiefe
ursprüngliche
Ackeroberfläche
punktgebieten in Niedersachsen 0
und Bayern angebaut.
-5

Die Kartoffelfrucht Scharschnitt-Linie

-10
W Geschichtliches zur Kartoffel
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts lernten als
Quelle: Grimme

erste Europäer die Spanier von den Inkas
die Kartoffel kennen und schätzen.
Um 1650 begann in Pilgramsreuth im ober-
fränkischen Landkreis Hof der erste sys-
tematische Feldanbau der Kartoffel in
Deutschland.
In Preußen sorgte Friedrich der Große mit
Nachdruck für die Verbreitung der Kartof-
fel, so zum Beispiel 1756 mit einer Verord-
nung zum Anbau von Kartoffeln, die mit
zum Siegeszug der Kartoffel in den Spei-
seplänen vieler Haushalte beitrug.
-15
Reihenweite, z. B. 75 cm
Bild 1: Kartoffeln im Damm
W Einzelheiten zur Kartoffel
Die Kartoffel ist eine Frucht, die umso bes-
ser gedeiht, je mehr sie in der sie umge-
benden Erde erwärmt wird.
In unseren Breiten wächst sie deshalb
meistens in einem angelegten Kartoffel-
damm (Bild 1).
Kartoffeln bestehen zu mehr als 70 Prozent
aus Wasser und haben nur eine dünne
Schale, weshalb sie bei der Ernte leicht
beschädigt werden können. Beschädigun-
gen sind auf ein unvermeidbares Minimum
zu verringern, weil sonst erhebliche Folge-
schäden unausweichlich sind. Es treten

ATL AGRARTECHNIK Ausbildung 2.FA-1

 Landmaschinen Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen

Knollenschäden bei der Ernte in unvertret-
barem Umfang auf, wenn die Knollentempe-
ratur unter 10 ° C liegt. Steigen die Ernte-
temperaturen über 25 ° C, ist das Infektions-
risiko durch Fäuleerreger sehr hoch, so dass
Das Wissen um diese Empfindlichkeit der
Kartoffel führt bei den Erntemaschinen zu
technischen Lösungen, die ein schonendes
Ernten weitestgehend ermöglichen, denn
durch zu starke mechanische Beanspru-

die anzustrebenden Erntetemperaturen
zwischen 10° C und 25° C liegen.
Einzelheiten zur Kartoffelknolle:
Sie besteht aus:
V einer dünnen Schale,
V einer dickeren Rindenschicht und
V überwiegend aus Mark.
Die Ausbildung der schützenden Schale
ist vor allem abhängig von:
V der Sorte,
V dem Reifegrad sowie
V den Standort- und Witterungsbedingungen.
Ferner ist zu berücksichtigen (Bild 2a), dass
die Kartoffel etwa gleich starken mechani-
schen Belastungen ausgesetzt wird bei ei-
nem Fall aus einer Höhe von:
Quelle Bild 2a: Grimme, 2c-2d: aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
chungen werden die Zellen der Kartoffeln
zusammengedrückt, zerquetscht und zer-
rissen. Welche Beschädigungsarten auftre-
ten, sehen Sie in den Bildern 2b bis 2d. Bild 2b: Risswunden
Vergleichbare Stoßbelastung
einer Kartoffel beim Auftreffen
auf verschiedene Oberflächen
(nach Peters, R. 1999)
100 cm
25 cm Bild 2c: Schwere Kartoffelmarkwunden
durch Siebbandstab
10 cm
5 cm

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.

V 5 cm auf einen Siebstab mit einem auf einen auf auf
Durchmesser von 10 mm, Stab des Beton- Holz- auf
Siebbandes boden boden Kartoffeln
V 10 cm auf Betonboden,
V 25 cm auf Holzboden oder Bild 2a: Vergleichbare Stoßbelastungen einer Bild 2d: Innere Schäden durch Druckbelastung
V 100 cm auf Kartoffeln. Kartoffel

PROZESSKETTE

Maschinenbeschaffung Feldvorbereitung Legen Pflegen

Legen von
Damm-
vorgekeimten
aufbau durch
Früh-
Reihenfräse
kartoffeln
oder
Legen
Anhäufeln
Einsatz des Dammes
einer in mehreren
Legen inkl. V Bewässerung
Vollfeld- Arbeits-
fräse Unterfuß-
düngung oder gängen V Spritzen
Dyker
Beizeinrichtung gegen
zur
Krautfäule
Optimierung
Verkaufs- V Pflügen des
Legen inklusive Dammformen V Kali und
beratung zur Wasser-
Stickstoff-
optimalen V Boden- haushaltes
düngung
Produkt- krümelung einschließl.
zur Ver-
auswahl Bodenlockerung, Bodenkrümelung, Erosions-
ringerung
V Düngen Reihendüngung, Legen und Enddammaufbau schutz
von
Kartoffel-
beschädi-
gungen
Legemaschine für
Beet-
Quelle Bilder 3a+b, 4-26: Grimme

separierte Beete
former
Separieren inkl. Dammformer
Beetsystem

(Entkluten,
Entsteinen,
Beet- Beet- Legen inkl.
former formen) Dammformung und
inkl. Unterfußdüngung
Fräse oder Beizen

Bild 3a: Prozesskette Kartoffel

2.FA-2 www.landbautechnik-akademie.de
 Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen Landmaschinen

W Prozesskette Kartoffel
Damit die Kartoffel-Erntetechnik in einem
grobes
größeren Zusammenhang gesehen werden
Kraut
kann, liefern die Bilder 3a und 3b eine kur-
Resterde
ze Darstellung der „Prozesskette Kartoffel“. feines
Steine, Kluten
Kraut
Kartoffeln
Kartoffelernte mit
Kartoffelvollerntemaschinen
Innerhalb der „Prozesskette Kartoffel“ sind
unterschiedliche Maschinen aufgeführt, die
für die Kartoffelernte geeignet sind. Nach-
stehend wird wegen ihrer großen Verbrei-
tung eine zweireihige gezogene Kartoffel-
vollerntemaschine angesprochen.
Kraut,
Zentrale Arbeitsschritte dieser Maschine Resterde,
sind das Roden, Sieben, Trennen, Fördern, Steine, Erde
Sammeln und Bunkerentleeren. Kluten,
Kraut, Erde,
Kartoffeln
Steine, Kluten, Kraut
Bild 4 zeigt den Gutfluss in einer verein- Kartoffeln
facht dargestellten Kartoffelvollerntema-
schine, um so die prinzipielle Arbeitsweise Abtrennung Gutfluss
einer Kartoffelvollerntemaschine zu ver-
deutlichen.
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.

Bild 4: Gutfluss in einer Kartoffelvollerntemaschine, vereinfacht

KARTOFFEL

Ernten Lagern

Größtenteils mechanische Reinigung der Kartoffeln

Bunkerroder mit
Verlesepersonal und V Klima-
mechanischer Trennung Verladung tisierte
auf Lkw Ein-
lagerung
oder
V Direkte
Bunkerroder mit Krautschläger Überladen Zusätzliche
Kisten- Weiter-
und mechanischer Trennung auf Reinigung sowie
befüllung ver-
Anhänger Fraktionierung
arbeitung
oder in der
Fabrik
Bunker-
Hallenlagerung
roder mit V Klima-
Schwad- tisierte
Kraut- aufnahme Ein-
minderung lagerung
Reihen- als Saat-
mit Hilfe
leger kartoffeln
von Kraut- Überlade-
schlägern roder mit
Schwad-
und/oder aufnahme

Chemische/
thermische
Behandlung Überladeroder,
zur Kraut- meistens ohne Verlesepersonal
minderung
Nach: J. Willenborg

Bild 3b: Prozesskette Kartoffel, Fortsetzung von Bild 3a

ATL AGRARTECHNIK Ausbildung 2.FA-3

 Landmaschinen Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen

8 11
10
9

11
4
5

12

1
3

Bild 5: Seitenansicht einer gezogenen zweireihigen Kartoffelvollerntemaschine, Legende: siehe Bild 6 unten

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.

12
1

8 9 10 11

4 4 3
5 5

1 Anhängung 5 Grobkrautband 9 Walzenvorsortierung

2 Aufnahme 6 1. Doppelwalzenabstreifer (1. Trenngerät) 10 Verleseband
3 1. kurzes Siebband 7 2. Doppelwalzenabstreifer (2. Trenngerät) 11 abknickbares Vorsatzband
4 2. Siebband 8 3. Trenngerät 12 Rollbodenbunker

Bild 6: Draufsicht einer gezogenen zweireihigen Kartoffelvollerntemaschine

Ausgehend von den Bildern 5 und 6 wird

Dammtrommel
beschrieben, wie eine zweireihige gezoge-
Krauteinzugsrolle
ne Kartoffelvollerntemaschine aufgebaut ist
Sechsscheibe
und arbeitet.
Die gezogene zweireihige Kartoffelvoll-
erntemaschine ist so anzuhängen, dass
sich der Maschinenrahmen in der Waage
befindet; mit der hydraulischen Deichsel-
Spatenschare
lenkung, (1) in Bild 7, wird die Aufnahme bei
Rodebeginn mittig zum Kartoffeldamm aus- 1

gerichtet.
Die gezogene Dammaufnahme mit großen,
gefederten Sechscheiben und zwei Kraut-
einzugsrollen pro Kartoffelreihe ermöglicht
ein störungsfreies Roden, denn der Aufla-
gedruck der Dammtrommel auf den Damm
ist einstellbar und verhindert unnötige Ver-
dichtungen der Erde zu Kluten bei schwe-
ren und nassen Böden. Auch Kartoffelbe-
schädigungen bei Steinbesatz werden ver-
mieden und gleichzeitig erhält ein richtiger
Bild 7: Hydraulische Deichsellenkung
Auflagedruck bei leichten Böden die
Dammstruktur. Über die Spatenschare wer-
den die Kartoffeldämme auf das 1. Sieb-
band geleitet, wobei die Tiefenführung der
Schare über die Dammtrommel erfolgt. Die
Sechscheiben schneiden das Kraut ab, das
1. Siebband
Bild 8: Dammtrommel, Sechscheibe, Spatenschare,
Krauteinzugsrolle und 1. Siebband
sich seitlich des Kartoffeldammes befindet
und entlasten damit das 1. Siebband.
Sind hinter der Kartoffelvollerntemaschine
noch Kartoffeln in dem Boden, dann ist die
Rodetiefe durch Verstellen der Dammtrom-
melhöhe über die Stellspindeln anzupassen

2.FA-4 www.landbautechnik-akademie.de
 Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen
1
Bild 9: Die Verstellung der Rodetiefe erfolgt hydrau-
lisch. Zusätzlich kann der Auflagedruck der Damm-
trommel elektrohydraulisch angepasst werden.
richtig
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.
falsch
Bild 12: Es kommt zu weniger Beschädigungen, wenn die Kartoffeln
soweit wie möglich von einem Erdpolster umgeben sind.
(Bild 9), was auch erfolgen muss, wenn
durch zu flaches Roden Kartoffeln ange-
schnitten werden. Ferner ist die Position
der Spatenschare zu kontrollieren, denn sie
sind so einzustellen, dass die Dämme in
einem geraden Fluss aufgenommen wer-
den und auf das Siebband gelangen.
Stehen die Spatenschare wie in Bild 10, so
wird der Scharträger wenig belastet und die
Kartoffeln werden nicht beschädigt, weil
keine Stufe im Übergang vom Rodeschar
zum 1. Siebband gegeben ist.
Damit das Kartoffelkraut ausreichend ein-
gezogen wird und sich nicht anhäuft, sind
die Krauteinzugsrollen gegebenenfalls ein-
zustellen. Eine erhöhte Anpresskraft der
Krauteinzugsrolle an das Siebband und ei-
ne Schrägstellung der Krauteinzugsrolle im
Siebbandkanal verbessern den Krauteinzug
(Bild 11).
Wichtig ist ebenfalls der Sechscheibenab-
stand zum Schar und zum Siebband, denn
es sollte so wenig seitlich abgeschnittenes
Kraut wie möglich in die Maschine gelan-
gen. Bei zähem Kraut kann der Abstand
zwischen Sechscheibe und Sieband ver-
größert werden, weil dadurch der Einzug
erleichtert wird und Verstopfungen vermie-
den werden. Eine Sechscheibentiefe von 5
bis 8 cm ist dabei einzuhalten.
Von den Spatenscharen werden die aufge-
nommenen Kartoffeldämme auf das 1. Sieb-
ATL AGRARTECHNIK Ausbildung
Landmaschinen
1. Siebband
Rode-
schar
Scharträger
Bild 10: Das Rodeschar ist so einzustellen, dass Bild 11: Die Schrägstellung der Krauteinzugs-
keine Stufe im Übergang zum 1. Siebband rolle verbessert den Krauteinzug.
gegeben ist.
Siebbandstab Hochnocken
Siebbandstab
Hochnocken
Bild 13: Aufbau eines Siebbandes
band geleitetet und sollen dort möglichst
lange von einem Erdpolster umgeben sein
(Bild 12). Damit das Erdpolster möglichst
lange erhalten bleibt, ist die Siebbandge-
4 1
schwindigkeit an die Fahrgeschwindigkeit
anzupassen, wobei grundsätzlich die Sieb- 2
bandgeschwindigkeit gleich der Fahrge- 3
schwindigkeit sein sollte. Nur wenn der
Kartoffeldamm zum Schieben neigt, muss
die Siebbandgeschwindigkeit erhöht wer-
den, um den Einzug zu verbessern.
Bild 13 ist der Aufbau eines Siebbandes zu
entnehmen. Durch die Teilung wird Einfluss 1 1. Kurzes Siebband
auf die Absiebung der Erde und den Verlust 2 2. Siebband
kleiner Kartoffeln genommen; die Hoch- 3 Grobkrautband
4 Abstreiferkämme
nockenriemen fördern die Kartoffeln scho-
nend, da sie die Kartoffel vor den scharf- Bild 14: Übergang vom 1. auf das 2. Siebband
kantigen Enden der Siebbandstäbe schüt-
zen. Auch werden Kartoffelbeschädigungen
vermieden, wenn regelmäßig beschädigte
Siebbandstäbe ausgewechselt und lose
Verschraubungen nachgezogen werden.
Da die Fallstufe von dem 1. auf das 2. Sieb-
band nicht hoch ist, erfolgt die Übergabe
sehr schonend (Bild 14).
Eine weitere Maßnahme, um die Kartoffeln 1
vor Beschädigungen zu schützen, sind die
mitlaufenden Seitenstäbe des 2. Sieb-
bands. Sie verhindern, dass die Kartoffeln
gegen die Seitenbleche stoßen und dass Bild 15: Auch die mitlaufenden Seitenstäbe (1)
sich Verstopfungen bilden (Bilder 15 und des zweiten Siebbands verhindern Kartoffel-
16). beschädigungen.
2.FA-5
 Landmaschinen Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen

Zu den Bildern 16 und 17: Das 2. Siebband

arbeitet in Verbindung mit dem dicht über
ihm mitlaufenden Grobkrautband, welches
das Grobkraut aufnimmt und auf dem Feld
ablegt. Kartoffeln, Feinkraut, Steine und
1
Resterde fallen durch die Maschen des
2 Grobkrautbandes auf das 2. Siebband. Ern-
tegutschonende Fächertaschen entstehen
1 in Kombination aus 2. Siebband und Grob-
krautband (siehe auch Bild 5). Diese Fächer-
taschen fördern die Kartoffeln in „Portionen“
auf das 1. Trenngerät und beruhigen so den
Bild 16: Grobkrautband (1) und 2. Siebband (2) Bild 20: Sortierwalzen (1) Erntestrom. Das wiederum reduziert förder-
bedingte Knollenbeschädigungen. Sollten
am Kartoffelkraut noch Kartoffeln anhaften,
1
so trennen einstellbare Abstreiferkämme
diese vom Kraut.
2 Am Ende des 2. Siebbandes gelangen die
Kartoffeln und deren Beimengungen auf das
1. Trenngerät (Bild 18). Es besteht aus dem
quer zur Fahrtrichtung laufenden Igelband
2 (1) in Verbindung mit dem Doppelwalzenab-
streifer (2). Die Geschwindigkeitsverstellung
des Igelbandes und der Abstreiferwalzen

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.

ermöglichen eine Anpassung an verschie-
Bild 17: Maschen des Grobkrautbands (1) Bild 21: Verleseband, stufenlos hydraulisch dene Erntebedingungen. Zusätzlich lassen
und Abstreiferkämme (2) verstellbar sich die Neigung und der Abstand vom
Doppelwalzenabstreifer zum Igelband ver-
ändern. Dies ist eine weitere Möglichkeit,
die Trenneigenschaften zu optimieren. Zwi-
schen Igelband und Doppelwalzenabstreifer
beträgt der Standardabstand parallel über
4
3 Abknickbares Vorsatzband
die gesamte Länge ca. 5 mm. Je größer der
Abstand der Doppelabstreiferwalzen zum
Igelband eingestellt wird, desto besser ist
2
die Beimengentrennung. Treten allerdings
1 Rollbodenbunker Kartoffelverluste auf, dann ist der Abstand
zu reduzieren.
Auch das 2. Trenngerät (Bild 18) besteht aus
einem Igelband (3) in Verbindung mit dem
Doppelwalzenabstreifer (4), nur, dass – an-
Bild 18: Erstes Trenngerät mit Igelband (1) und Bild 22: Das abknickbare Vorsatzband fördert ders als beim 1. Trenngerät – das Igelband
Doppelabstreiferwalze (2) und zweites Trenngerät die Kartoffeln in den Rollbodenbunker. in Fahrtrichtung läuft.
mit Igelband (3) und Doppelabstreiferwalze (4) Bei manchen Trenngeräten ist die Neigung
einstellbar, je kleiner die Neigung, desto
sanfter die Beimengentrennung. Bei zuneh-
Standard Lastabhängige elektronische Regelung mender Rodeleistung kann die Neigung zur
Steigerung der Trennleistung vergrößert
= werden. Aber: Für alle Einstellungen gilt,
dass bei größerer Trennleistung auch die
Situation

Gefahr von Verlusten steigt. Neben Trennge-

Menge Ernteprodukt und Beimengen auf dem Trenngerät
Drehzahl des Trenngerätes, konstant hoch
Effekte
Menge Ernteprodukt und Beimengen auf dem Trenngerät
Drehzahl des Trenngerätes, lastabhängig variabel
räten für den Einsatz in Böden mit Kluten
und geringem Steinbesatz gibt es für ande-
re Böden spezielle Trenngeräte.
Hinweis: Oftmals werden Trenngeräte mit
einer zu hohen Drehzahl eingestellt. Es be-
steht die falsche Annahme, dass nur bei
maximaler Drehzahl die erforderliche Trenn-
leistung gegeben ist. Mit dieser Einstellung

Verstopfungsrisiko Verstopfungsrisiko
ist ein vermeidbares Beschädigungsrisiko
mechanische Belastung des Ernteproduktes mechanische Belastung des Ernteproduktes
verbunden. Zur Abhilfe bieten einzelne Her-
steller eine lastabhängige elektronische
Drehzahlregulierung für die Trenngeräte an
Bild 19: Effekte einer elektronischen Drehzahlregelung des Trenngeräts (links ohne, rechts mit (Bild 19). Mit zunehmender Menge des Ern-
Drehzahlregelung) teproduktes wird die Drehzahl gesteigert.

2.FA-6 www.landbautechnik-akademie.de
Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen
Bei abnehmender Menge des Ernteproduk-
tes wird die Drehzahl reduziert.
Vom 3. Trenngerät aus kommen die Kartof-
feln und übrig gebliebene Beimengen zuerst
auf hydraulisch angetriebene Sortierwalzen,
deren Abstände von 0 bis 40 mm zentral und
stufenlos einstellbar sind, so dass Kartoffel-
Untergrößen nicht auf das sich anschließen-
de Verleseband gelangen (Bild 20). Am Ver-
leseband haben bis zu sechs Personen
Platz, um kranke oder beschädigte Kartof-
feln auszusortieren (Bild 21). Haben die Kar-
toffeln das Verleseband passiert, fördert das
Vorsatzband sie in den Rollbodenbunker.
Opto- oder Ultraschallsensoren stellen dabei
eine geringe Fallhöhe vom Vorsatzband bis
zum Schüttkegel im Bunker sicher und mini-
mieren damit Kartoffelbeschädigungen (Bild
22).
Zu Bild 22: Das abknickbare Vorsatzband
fördert die Kartoffeln in den Rollbodenbun-
ker. Wird der Rollbodenbunker entleert, kann
Übungsaufgaben
7
8 5
Bild 23 : Weg der Kartoffel durch eine 2-reihige Kartoffelvollerntemaschine mit drei Trenngeräten
1. Nennen Sie die drei Hautbestandteile
der Kartoffel.
2. Fällt eine Kartoffel auf eine andere
aus 1 m Höhe, dann entsteht dieselbe
Beschädigung wie bei einem Fall der
Kartoffel aus einer Höhe von
auf einen Siebstab mit einem Durch-
messer von 10 mm.
ATL AGRARTECHNIK Ausbildung
der Bunkerauslauf als Kistenfüller eingesetzt
werden, der die Fallstufen beim Entladen des
Rollbodenbunkers auf eine Miete oder in ein
Transportfahrzeug reduziert. Als alternatives
Entleerungssystem gibt es die Bunker-
kopfabsenkung, die hydraulisch schwenkbar
ist und das schonende Befüllen von Trans-
portfahrzeugen erleichtert. Mit dem abge-
senkten Bunkerkopf lässt sich die Fallstufe
reduzieren. Um Beschädigungen beim Ent-
laden zu vermeiden, ist in beiden Fällen stets
eine möglichst niedrige Fallstufe einzuhalten.
W Checkliste zur Einstellung von
Kartoffelvollerntemaschinen
V Fahrgeschwindigkeit: Bei gleicher Motor-
drehzahl erhöhen, das verringert die Be-
schädigungsgefahr.
V Rodetiefe: So flach wie möglich einstellen,
ohne dass Kartoffeln vom Schar ange-
schnitten werden.
V Übergang Schar zu Siebband: Ein stu-
fenloser Übergang reduziert die Gefahr
6 D
4 A
3. Ergänzen Sie den Text mit Hilfe des Bildes 23:
Die Kartoffeln werden von der
dem
zugeführt
und gelangen dann auf das
. Von dem
(4) und dem
(5) geht der
Weg der Kartoffeln über das
(6), welches
mit einem Bürstenband ausgestattet ist.
Nach dem Passieren des
(7) ist der
(8) erreicht.
Landmaschinen
von Knollenbeschädigungen durch das
Siebband.
V Umlaufgeschwindigkeit der Sieb- und
Transportbänder: Möglichst niedrig hal-
ten, um ein Springen oder Rollen der Kar-
toffeln zu verhindern.
V Erdpolster im Siebkanal: Erdpolster bis
zum Ende des Siebkanals anstreben,
denn es verhindert Eigenbewegungen der
Knollen und polstert den Übergabebe-
reich.
V Trenneinrichtungen: Mittlere Geschwin-
digkeiten von Gummifingerbändern und
anderen Trennwerkzeugen sind ein guter
Kompromiss zwischen Leistung und Qua-
lität.
V Befüllen des Bunkers: Höhenverstellung
des Verlesebandes und Polsterung des
Rollbodens ausnutzen.
V Fallhöhe: Bei allen Übergängen möglichst
gering halten, auch beim Beladen der
Transportfahrzeuge. (Quelle: Landwirt-
schaftskammer Hannover) (jft)
B
C
Bild 24: Teilansicht einer
Kartoffelvollerntemaschine
4. Welche Kriterien sollte die korrekte Rode-
tiefeneinstellung erfüllen?
a) beschädigte Kartoffeln roden
b) keine Kartoffeln im Boden hinterlassen,
c) keine unnötige Erde aufnehmen
d) möglichst viel Erdreich mit der Maschine
aufnehmen.
5. Welche Drehzahl der Trenngeräte und der
Siebbänder sind möglichst zu bevorzugen?
a) relativ niedrige Drehzahl
b) möglichst hohe Drehzahl
c) maximale Drehzahl.
6. Ordnen Sie den Buchstaben aus Bild 24
die richtigen Begriffe zu:
A=
B=
C=
D=
2.FA-7
 www.landbautechnik-akademie.de 2.FA-8
1. Die Kartoffel besteht hauptsächlich aus
einer dünnen Schale, einer dickeren
Gummifingerband
Rindenschicht und überwiegend aus Mark. Verleseband mit Kartoffeln
2. 5 cm Abstreiferwalzen
3. Aufnahme, 1. Siebband, 2. Siebband,
1. Trenngerät (4), 2. Trenngerät (5), 3.Trenn- Beimengenband
gerät (6), Verleseband (7), Rollbodenbun- Igelband
ker (8)
4. b)
5. a)
6. A = 2. Siebband
B = Förderrichtung des Igelbandes
C = Igelband
D = Mitnehmer des Grobkrautbandes
(zwei Ablaufgummis bilden eine
Fächertasche)
7. siehe Bild 26
8. V = a ∙ b ∙ h 1 h =
v 70 000 000 cm3
= = 0,7 cm
a∙b 10 000 cm ∙ 10 000 cm
= 7 mm Bild 26: Lösung zu Aufgabe 7, Teile eines Trenngeräts
Lösungen
Bild 25: Teile eines Trenngeräts

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.

Hektar daraus ergibt.
1 sich bei gleichmäßiger Verteilung auf einem
5 Berechnen Sie, welche Höhe in Millimeter
pro Hektar unnötigerweise aufzunehmen.
als erforderlich, so sind rund 70 m3 Boden
2
vollerntemaschine einen Zentimeter tiefer
4 8. Arbeiten die Spatenschare einer Kartoffel-
3
die richtigen Begriffe.
7. Ersetzen Sie die Zahlen des Bildes 25 durch
Übungsaufgaben
Hackfruchterntetechnik I Kapitel 2.FA I Kartoffelerntemaschinen Landmaschinen