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Einführung
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Der Wein der Sufis
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Sufismus
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er Sufismus unterscheidet sich nicht wirklich
von der Mystik aller anderen Religionen. Alle
Mystik geht zurück auf Adam (Gottes Friede
sei mit ihm). Im Laufe vieler Jahrhunderte nahm sie
verschiedene Gestalten und Formen an, beispielsweise
in der Mystik von Jesus (Gottes Friede sei mit ihm), der
Mönche, der Einsiedler und Muhammads (Gottes
Friede und Segen sei mit ihm). Ein Fluß durchquert
viele Länder und jedes beansprucht ihn als seinen eige-
nen. Doch in Wirklichkeit ist der Fluß nur einer.
Die Wahrheit ändert sich nicht. Die Menschen
ändern sich. Die Menschen versuchen, die Wahrheit zu
besitzen, für sich zu behalten und sie den anderen vorzu-
enthalten. Doch die Wahrheit läßt sich nicht besitzen.
Der Pfad des Sufitums ist die Ausschaltung von Zwi-
schenhändlern zwischen dem Individuum und Gott.
Das Ziel ist, als Erweiterung Gottes zu dienen, nicht
eine Barriere zu sein.
Ein Derwisch zu sein bedeutet, zu dienen und ande-
ren zu helfen, nicht nur dazusitzen und zu beten. Ein
echter Derwisch zu sein heißt, Gestürzte aufzuheben,
Leidtragenden die Tränen abzuwischen, Freundlose
und Verwaiste zu umarmen.
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Man sagt, daß ein Sheikh nie bei einem Sultan zu Gast
sein sollte, und selbst wenn der Sheikh einen Sultan
besucht, sollte der Sultan sein Gast sein. Das bedeutet,
daß der Sheikh kommt, den Sultan zu lehren und ihm
Gewinn zu bringen, nicht um etwas von ihm zu erhal-
ten. Auch ein Sheikh muß sich vor den Verlockungen
von Geld, Ruhm und Macht in acht nehmen.
Vor einiger Zeit begann der Sultan des Osmani-
schen Reiches, die Zusammenkünfte unseres Ordens
zu besuchen. Der Sultan war von der Weisheit des
Jerrahi-Sheikhs sehr beeindruckt und liebte auch die
Zikr-Zeremonie der Derwische.
Nach einigen Monaten sagte der Sultan zum Sheikh:
»Ich bin wahrhaft beeindruckt und inspiriert durch
meine Besuche hier, von dir und deinen Derwischen.
Ich möchte dich unterstützen, auf welche Art ich es
auch immer vermag. Du kannst mich bitten, um was
immer du möchtest.«
Das war ein enormes Angebot, Carte blanche vom
Herrscher eines der größten Weltreiche.
Der Sheikh antwortete: »Ja, mein Sultan, du kannst
eines für mich tun. Bitte komme nicht mehr zu uns.«
Der entsetzte Sultan fragte: »Habe ich etwas falsch
gemacht? Ich kenne nicht alle Sufi-Regeln des guten
Benehmens, und es tut mir leid, wenn ich dich belei-
digt habe.«
»Nein, nein«, gab der Sheikh zurück. »Du hast
mich keineswegs beleidigt. Das Problem liegt nicht bei
dir, sondern bei meinen Derwischen. Bevor du her-
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