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M.

Günnewig
PULMONALARTERIENKATHETER

Zur Beurteilung der Pumpleistung des linken


Ventrikels ist es notwendig, das Fördervolumen
und den Füllungszustand des Herzens zu
erfassen. Um die genannten wie auch noch
weitere hämodynamische Parameter ermitteln
zu können, ist die Anlage eines Pulmonal-
arterienkatheters erforderlich.
PULMONALARTERIENKATHETER

Vier- oder fünflumiger Herzkatheter (Länge


110 cm) aus Polyurethan, PVC oder PVC mit
Latex aus Naturgummi.
 Distales Lumen (endet an der Katheterspitze und dient
zur Messung des Pulmonalarteriendrucks sowie der
Entnahme von gemischtvenösen Blut-proben)
 Proximales Lumen (endet 30 cm unterhalb der
Katheterspitze, Messung des ZVD sowie Bolusinjektion
zur HZV-Messung)
 Mediales Lumen (Mittlerer Schenkel zur Applikation von
Medikamenten bzw. Volumen-zufuhr)
 Ballonlumen (zum Füllen und Entleeren eines 1,5 ml
großen Ballons an der Katheterspitze, PCWP-Messung)
 Thermistorlumen (endet in einem Thermistor unterhalb
der Katheterspitze und dient als elektrischer Anschluss
für das HZV-Modul, Berechnung des Herzzeitvolumens
sowie der Bluttemperatur)
Produktbeschreibung
BD CritiCath Thermodilutionskatheter
ALLGEMEINE BESCHREIBUNG

Die CritiCath Pulmonalarterienkatheter haben


ein knickresistentes, zylindrisches Lumen mit
Ballon-Spitze aus Latex zur sicheren,
atraumatischen Platzierung. Das
Kathetermaterial ist aus Polyvinylchlorid (PVC).

LATEX
BEACHTE: LATEX-ALLERGIE
TECHNISCHE BESCHREIBUNG

Die PA-Katheter sind als Vier- oder Fünflumen-Katheter


erhältlich. Auf den Intensivstationen u. im
Operationsbereich kommt in der Regel der 7,5 French
und 110 cm lange Fünflumen-Katheter zur Anwendung.
Thermodilutionskatheter werden steril verpackt geliefert
und haben eine Haltbar-keit von zwei Jahren (nach
Herstelldatum).
 Distales Lumen (endet an der Katheterspitze)
 Proximales Lumen (endet 29 cm vor dem
Katheterende)
 Ballonlumen (endet mit einem 1,5 ccm Ballon)
 Thermistorlumen (endet an einem Thermistor
ca. 3,5 cm proximal vor dem Katheterende)
 Medikationslumen (31 cm vor Katheterende)
alternativ
 Ventrikellumen (19 cm vor Katheterende)
Indikationen zur Anlage eines PA-Katheters

Schock
Gasaustauschstörungen (z.B. ARDS)
MOF (Multiples Organversagen)
Sepsis
Polytrauma, schwere Verbrennung
Schwere Herzinsuffizienz (z.B. nach akutem
Myokardinfarkt
Vor operativen Eingriffen (z.B. Herz-OP)
Vorgehen bei der Anlage eines PA-Katheters

Katheteranlage
Vorbereitung Aufgaben Arzt
Patient Aufgaben Pflege

Vorbereitung Vorbereitung
Material Personal
Durchführung

 Vorbereitung Geräte
 Vorbereitung Patient
 Vorbereitung Personal
 Vorbereitung Material
 Katheteranlage
Vorbereitung Geräte

 Monitoreinrichtung (kompaktes oder


modulares Monitoring)
 Vorbereitung der Druckwandler
(Transducer) zur ZVD/PAP Messung
 Zubehör Druckmessung
 Defibrillator bereitstellen
Vorbereitung Patient
 Lagerung des Patienten (z.B. nach
Trendelenburg)
 EKG-Monitoring
 Invasive Druckmessung
 Hautdesinfektion
 Sterile Patientenabdeckung
 Evtl. Medikation (Art und Applikation nach
ärztlicher Anordnung)
Vorbereitung Personal
 Körperhygiene
 Chirurgische Händedesinfektion (Arzt)
 Hygienische Händedesinfektion
(Assistenzpersonal)
 Anlegen der Bereichs- bzw. sterilen
Kleidung
Chirurgische Händedesinfektion
Vorbereitung Material
 Sterile Handschuhe
 Gesichtsmasken (Mundschutz)
 Kopfbedeckung (OP- Hauben)
 Steriler Kittel (Einwegkittel)
 Sterile Abdecktücher, Lochtuch
 Mullkompressen, Katheterverband
 Hautdesinfektionsmittel
 Einwegspritzen (10 ml / 5 ml)
 Einwegkanülen
 Lokalanästhetikum (Scandicain 1%®)
 Sterile NaCl-Lösung 0,9%
 Notfallmedikamente (CPR)
 Mehrwegehähne (blau, rot evtl. gelb)
 Pulmonaliskatheter, Einführset
 Steriles Instrumentarium:

Stichskalpell (11er Skalpell)


Anatomische Pinzette
Spitze Schere
Nadelhalter
Nahtmaterial
 Vorbereitung Pulmonaliskatheter:
Anschluss des Katheters an das HZV-Modul bzw. den
Monitor
Überprüfen des Ballons auf Dichtigkeit (bleibt bis zum
Einführen des Katheters mit Luft „geblockt“)
Montage eines Inline-Injektat-Temperatursensors an das
proximale Katheterlumen
Anbringen der Dreiwegehähne an das distale, mediale
und proximale Katheterlumen sowie Anschluss der
Monitoringsysteme zur Druckmessung (z.B. PAP, ZVD)
Füllen der Lumina mit steriler isotoner Kochsalzlösung
Nullabgleich am Monitor (Hydrostatischer Nullpunkt)
 Vorbereitung Spülvorrichtung:
Nur Einweg-Kompaktset (Druckmesssystem mit
integrierter Dauerspülvorrichtung) benutzen
Sterile und pyrogenfreie Ringer- oder Ringer-
Lactat-Lösung (500 ml Beutel) verwenden
Zugabe von 2500 bis maximal 5000 I.E. Heparin
(z.B. Liquemin®) pro 500 ml Spüllösung
BEACHTE:
Die Zugabe von Liquemin® ist aufgrund der
Gefahr einer heparininduzierten Thrombozyto-
penie (<150000/mm³) nicht unumstritten.
Katheteranlage
Nach Lokalanästhesie erfolgt in Seldinger-Technik die Punktion der
rechten V. jugularis interna (häufigster Zugangsweg).
Anlage der Schleuse.
Einführen des Pulmonalarterienkatheters über die Schleuse (EKG-
Kontrolle!) in die V. cava superior, dabei erscheint am Monitor eine
typische ZVD-Kurve.
In dieser Position wird der distale Ballon mit 1 ml Luft gefüllt und
der Katheter zügig über den rechten Vorhof in die rechte Kammer
und von dort bis in die Pulmonalarterie eingeschwemmt. In der A.
pulmonalis wird der Swan-Ganz-Katheter langsamer
vorgeschoben, bis er einen Ast der Pulmonalarterie verschließt
(Wedge-Position).
Anschließend Ballon entblocken.
Material entsorgen.
Praxis-Tipp
 Hygienisch einwandfreier Umgang mit dem liegenden
Katheter.
 Nur geschlossene Spüleinrichtungen und Systeme für
die Thermodilution nutzen.
 Wechsel des kompletten Monitoringsystems nach 72
bis 96 Stunden bzw. nach Verbrauch der Spüllösung.
 Manipulationen die eine Lageveränderung des
Katheters provozieren oder Zug auf den Katheter
ausüben vermeiden.
 Das Füllvolumen des Ballons darf 1,5 ml nicht
überschreiten.
 Der Vorgang der Verschlussdruckmessung
(PCWP) sollte nicht länger als 30 Sekunden in
Anspruch nehmen.
 Pulmonalarteriendruckkurve immer am Monitor
darstellen, Alarmgrenzen (z.B. PAPsyst.) immer
aktivieren.
 Regelmäßige Inspektion der Punktionsstelle.
 Verbandwechsel unter sterilen Kautelen (Häufigkeit und
Technik sind Abhängig vom Zustand der Punktionsstelle
sowie internen Pflegestandards).
 Der Pulmonalarterienkatheter sollte grundsätzlich vom
zuständigen Arzt entfernt werden (Beachte: Bei
Delegation und Übernahme der Tätigkeit durch
Fachpflegekräfte gilt die Durchführungsverantwortung).
Komplikationen
Bei Katheteranlage: Bei liegendem Katheter:

Herzrhythmusstörungen Katheterassoziierte Sepsis

Schenkelblock Lungenarterienruptur

Schädigungen der Klappen Lungeninfarkt

Verletzungen der Herzklappen Thrombose

Knotenbildung Thrombozytopenie

Endokardläsionen

Ballonruptur
Komplikationen
(bei Katheteranlage)
Herzrhythmusstörungen

 Supraventrikuläre Extrasystolen
(Häufigkeit wird mit 30-60% angegeben)
 Ventrikuläre Extrasystolen
 Kammerflimmern
Die beiden gefährlichsten Arrhythmien
werden in bis zu 7% der Fälle beobachtet.
Schenkelblock

 Rechtsschenkelblock
 Linksschenkelblock
 Totaler
Leitungsblock (insbesondere bei
Patienten mit bestehendem Linksblock,
Anlage eines PA-Katheters nur unter
Schrittmacherbereitschaft)
Schädigungen bzw. Verletzungen der
Herzklappen

 Treten relativ häufig sowohl primär (bei


Katheteranlage) wie auch sekundär (nach
wenigen Stunden) auf.
Knotenbildung

 Wird der PA-Katheter zu weit in den re. Ventrikel


vorgeschoben (nicht Beachtung der
Zentimeterangabe) ohne in die Pulmonalarterie
zu gelangen, tritt die Ge-fahr der Knoten- oder
Schlingenbildung auf.
Komplikationen
(bei liegendem Katheter)
Katheterassoziierte Sepsis

 Das Risiko einer Septikämie steigt mit der


Verweildauer des Katheters. Häufig werden
bereits bei der Katheteranlage hygienische
Versäumnisse beobachtet.
Lungenarterienruptur

 Seltene Komplikation (Häufigkeit 0,2%), in der


Regel verursacht durch fehlerhaftes Handling
(Füllvolumen des Wedge-Ballons wird nicht
beachtet), bei bestehenden Noxen (Alter,
pulmonaler Hypertonus, Antikoagulation). Die
Gefäßruptur ist immer lebensbedrohlich.
Lungeninfarkt

 Kann durch eine Thromboembolie, einen zu weit


distal liegenden Katheter oder eine verlängerte
Ballonokklusion verursacht werden.
Thrombose, Thrombozytopenie

 Eine Thrombenbildung am Katheter und im


Katheter(innen)lumen ist häufig zu beobachten.
Ursächlich hierfür ist das Kathetermaterial, die
Liegedauer und eine zu geringe Flussrate der
Spüllösung.
 Bei kritisch kranken Patienten kann bei
liegendem PA-Katheter ein Abfall der
Thrombozytenzahl beobachtet werden.
Ballonruptur
 Eine extreme Ballondilatation durch zu
starke Blockung, ist in der Regel die Ur-
sache für eine Ballonruptur. Seltener ein
bereits bestehender Materialdefekt. Sofern
kein Rechts-Links-Shunt besteht, ist das
Ausströmen von Luft in die Blutbahn eher
als harmlos anzusehen.
Komplikations-Prävention
Sterile atraumatische Ganzheitliche Pflege
Punktion Evaluation der Pflege
Beachtung von Invasive
Hygienevorschriften Überwachung
Liegedauer beachten Krankenbeobachtung
(maximal 3-5 Tage) Pflegedokumentation
Fachkompetenz Datenerfassung
Sachkompetenz
Sozialkompetenz

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