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Steffen Stock

Patricia Schneider
Elisabeth Peper
Eva Molitor Hrsg.

Erfolgreich
wissenschaftlich
arbeiten
Alles, was Studierende wissen sollten
2. Auflage
Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten
Steffen Stock
Patricia Schneider
Elisabeth Peper
Eva Molitor
(Hrsg.)

Erfolgreich
wissenschaftlich
arbeiten
Alles, was Studierende wissen sollten
2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
Herausgeber
Steffen Stock Elisabeth Peper
Europäische Fachhochschule Rhein / Erft GmbH Würzburg, Deutschland
Brühl, Deutschland
Eva Molitor
Patricia Schneider Hanau, Deutschland
Institut für Friedensforschung und Sicherheits­
politik an der Universität Hamburg (IFSH)
Hamburg, Deutschland

ISBN 978-3-662-55000-7   ISBN 978-3-662-55001-4 (eBook)


https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte
bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Ursprünglich erschienen unter dem Titel „Erfolg bei Studienarbeiten, Referaten und Prüfungen“
Springer Gabler
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V

Vorwort der Herausgeber

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht haben Sie schon in der Schule die eine oder andere Hausarbeit geschrieben und
hierbei jedes Mal ein recht gutes Gefühl gehabt, Ihre Aufgabe angemessen bewältigt zu haben.
Sie stehen möglicherweise vor dem Verfassen Ihrer ersten Studienarbeit und fühlen sich unsi-
cher: Das Thema ist sehr spezifisch oder zu wenig umrissen. Sie sind ratlos, wie Sie am besten
an die Bearbeitung herangehen können. Zwar wissen Sie, dass an der Hochschule strengere
Maßstäbe in Bezug auf die Verwendung von Literatur bzw. auf die Einbeziehung von Quellen
gelten, doch wie wird korrekt mit Literatur oder Datenmaterial gearbeitet? Und wie können
Sie sich am besten organisieren, um zügig und innerhalb einer vorgegebenen Zeit mit Ihrer
Studienarbeit zum Ende zu kommen? Welche Hilfestellungen und Anregungen können Sie
nutzen, um mit Ihrem eigenen Ergebnis zufrieden zu sein?

Ziel dieses Ratgebers ist es, Sie bei Ihren wissenschaftlichen Arbeiten im Studium zu unter-
stützen. Diese sollten Sie nicht als ein notwendiges Übel ansehen, sondern als persönliche
Herausforderung. Wir möchten Ihnen in „Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten“ das nötige
Handwerkszeug vermitteln, damit Sie diese Herausforderung angemessen vorbereitet angehen
können. Jede wissenschaftliche Arbeit folgt bestimmten Mustern. Wenn Sie diese kennen und
mit den Erwartungen und ggf. mit den Steckenpferden Ihres Betreuers vertraut sind, werden
Sie Ihre Studienarbeit mit Erfolg erstellen.

Die Fähigkeit zum Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten, d. h. von Seminar-, Haus- und
Abschlussarbeiten, fällt nicht vom Himmel, sondern ist erlernbar. Wenn Sie strukturiert an
diese Aufgabe herangehen, werden Sie schnell Fortschritte in Ihrer eigenen Arbeit und Arbeits-
weise und dem daraus resultierenden Ergebnis erkennen können. Wissenschaftliches Arbeiten
enthält neben allen möglicherweise auf den ersten Blick einengend wirkenden Vorgaben auch
eine kreative Komponente. Nutzen Sie diesen Freiraum und Ihr kreatives Potenzial, dann er-
leben Sie die Vorgaben und Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten als strukturgebend
und damit positiv. Wenn Sie mit den Grundregeln und Prinzipien des wissenschaftlichen Ar-
beitens vertraut sind und dieser Form des Schreibens eine gewisse Sicherheit entgegenbringen,
wird Ihnen diese Arbeitsform sogar Spaß machen und Ihren Ehrgeiz wecken.

Mit jeder wissenschaftlichen Arbeit, gerade wenn es sich um ein längeres Projekt wie eine
Abschlussarbeit handelt, sind Hochs und Tiefs verbunden. Mal geht es gut voran, mal schlech-
ter. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Am Ende siegt doch das gute Gefühl, sich der
Herausforderung gestellt zu haben.

In „Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten“ ist das geballte Wissen von 69 Autoren aus vielen
unterschiedlichen Disziplinen eingeflossen. So wird Ihnen ein fächerübergreifender Blick auf
die Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten gegeben. Für das gesamte Buch gilt, dass wir zwar
keine allgemeingültigen Wahrheiten verkünden können, dennoch ein höchstmögliches Maß
an Aussagekraft und Qualität gewährleisten wollen. Um dies zu erreichen, wurden nahezu alle
Abschnitte von Autorengruppen verfasst und anschließend einem doppeltblinden Begutach-
tungsverfahren (Peer-Review-Verfahren) unterzogen.
VI Vorwort der Herausgeber

Persönliche Erfahrungsberichte von Betreuern und Hochschulabsolventen aus unterschied-


lichen Disziplinen runden den Ratgeber ab.

„Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten“ gibt Ihnen viele konkrete Hilfestellungen. Nicht jeder
kann und will in Bücher hineinschreiben bzw. Checklisten, die zum mehrfachen Gebrauch
bestimmt sind, in einem Buch ausfüllen. Arbeitsblätter und Checklisten, die mit  gekenn-
zeichnet sind, können Sie kostenlos auf der Internetseite www.studierendenratgeber.de he-
runterladen.

Außerdem möchten wir noch einige Hinweise in eigener Sache geben. Teilweise werden Preise
angegeben. Diese sollten im Einzelfall überprüft werden, da sie sich ändern können. Weiter-
hin werden in einigen Abschnitten Internetadressen genannt. Leider veralten diese Adressen
schnell. Wir bitten daher um Verständnis, falls Sie damit nicht immer ans Ziel gelangen. Unter
Eingabe geeigneter Stichwörter in eine Suchmaschine wird es Ihnen hoffentlich möglich sein,
die entsprechenden Internetseiten aufzufinden.

Uns ist nicht entgangen, dass es Studentinnen und Studenten gibt. Aus Gründen der Lesbar-
keit haben wir uns allerdings für die Verwendung der männlichen bzw., sofern möglich, der
geschlechtsneutralen Form – wie z. B. Studierende – entschieden. Selbstverständlich sollen sich
Frauen und Männer von diesem Ratgeber gleichermaßen angesprochen fühlen, insbesondere
im derzeit leider vorwiegend männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb.

Unser größter Dank gilt allen beteiligten Autoren, die diesen Ratgeber mit Leben gefüllt haben
und ohne deren Wissen, Erfahrung und Engagement dieses Buch niemals entstanden wäre.
Besonders hervorzuheben sind diejenigen, die den Schreib- und Überarbeitungsprozess in-
nerhalb ihrer Autorengruppe koordiniert und uns damit unterstützt haben.

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich nach der Lektüre noch etwas Zeit für eine Rückmel-
dung nehmen. Hat Ihnen das Buch gefallen? Vermissen Sie etwas, das genau für Ihre wissen-
schaftlichen Arbeiten von Belang ist? Finden Sie Informationen in diesem Buch zu abstrakt
oder wenig hilfreich? Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge nehmen wir gerne entgegen.
Hierfür haben wir einen Fragebogen vorbereitet, den Sie unter www.studierendenratgeber.de
online ausfüllen können.

Wir wünschen Ihnen nun eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre und ein erfolgreiches
Studium!

Prof. Dr. Steffen Stock


Dr. Patricia Schneider
Dr. Elisabeth Peper
Dr. Eva Molitor
Rheinbach, Hamburg, Würzburg und Hanau, im Januar 2018
VII

Inhaltsverzeichnis

1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Marc Badock, Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Insa Eekhoff, René Merten, Eva Molitor,
Svenja Möller, Stephan Schmucker, Patricia Schneider, Steffen Stock, Cornelia Wichmann
1.1 Wissenschaftsbegriff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Arten wissenschaftlicher Arbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2.1 Seminar- und Hausarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2.2 Abschlussarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.3 Plagiate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.4 Bewertungskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2 Konzeption. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Frank Beneke, Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Christiane Eichenberg,
Dirk Fischbach, Herbert Geisler, Jan-Gero Alexander Hannemann, Claudia Hruska,
Torben Kuhlenkasper, Johanna Friederike May, Eva Molitor, Svenja Möller,
Benjamin Rebenich, Annika Schmidt, Steffen Stock, Marcel Walter, Monika Wolff
2.1 Erkenntnisgewinn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2 Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.3 Themensuche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.4 Themenstrukturierung und Methodik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.5 Gliederung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
2.6 Erstellung von Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

3 Planung und Organisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37


Marc Badock, Markus Beek, Christiane Eichenberg, Uwe Gladitz, Johannes Gräske,
Karlheinz Christian Lang, Johanna Friederike May, Siegrun Mohring,
Eva Molitor, Benjamin Rebenich, Nadine M. Schöneck, Steffen Stock
3.1 Arbeitsplatzorganisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3.2 Datensicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.3 Projektmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.4 Zeitmanagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
3.5 Anbieter von Dienstleistungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

4 Literaturbeschaffung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Markus Beek, Marten Ennen, Johannes Gräske, Carsten Hennig,
Torben Kuhlenkasper, Karlheinz Christian Lang,
Johanna Friederike May, Siegrun Mohring, Benjamin Rebenich,
Katharina Rhode, Patricia Schneider, Steffen Stock, Dagmar Weidmann
4.1 Literaturrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.2 Internet als Informationsquelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
4.3 Literaturverwaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
VIII Inhaltsverzeichnis

5 Literaturerschließung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Markus Beek, Cindy Grzanna-Zschoke, Reingard Jäger,
Torben Kuhlenkasper, Eva Molitor
5.1 Lesemethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
5.2 Markieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
5.3 Exzerpieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
5.4 Sechs-Schritt-Lesemethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

6 Textverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Carsten Hennig, Torben Kuhlenkasper, Siegrun Mohring,
Mike Raschke, Annika Schmidt, Steffen Stock, Maria Winter
6.1 Seitengestaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
6.2 Textverarbeitungsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
6.2.1 Microsoft Office Word . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
6.2.2 OpenOffice.org Writer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
6.2.3 Pages. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
6.3 Textsatzprogramm LaTeX. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
6.4 Vergleich der Programme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

7 Schreibprozess. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
Frank Beneke, Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Herbert Geisler, Claudia Gerhardt,
Claus Kohlhase, Mirko Kraft, Meike Lierse, Eva Molitor, Katharina Rhode,
Annika Schmidt, Stephan Schmucker, Steffen Stock, Monika Wolff
7.1 Kreative Schreibtechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
7.2 Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
7.2.1 Formalien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
7.2.2 Sprache und Stil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
7.2.3 Zitate. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
7.2.4 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
7.2.5 Tabellen und Abbildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
7.2.6 Weitere Bestandteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
7.3 Exposé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
7.4 Textüberarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

8 Krisenbewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Margot Blumenthal, Sandra Bohlinger, Christian Dobnik,
Christiane Eichenberg, Rolf Georg Fiedler, Maike Gattermann-Kasper,
Jan-Gero Alexander Hannemann, Claudia Hruska, Svenja Möller,
Elisabeth Peper, Marcel Walter, Maria Winter, Monika Wolff
8.1 Motivationsschwierigkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
8.2 Schreibhemmungen und -blockaden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
8.3 Gesundheitliche Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
IX
Inhaltsverzeichnis

9 Besondere Situationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127


Margot Blumenthal, Björn Einecke, Heike Fischbach, Maike Gattermann-Kasper,
Peer Giemsch, Jan-Gero Alexander Hannemann, Claudia Hruska,
Dieter Lohmann, Sylvia Meichsner, Svenja Möller, Markus Schott
9.1 Wissenschaftliches Arbeiten mit Kind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
9.2 Wissenschaftliches Arbeiten im fortgeschrittenen Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
9.3 Wissenschaftliches Arbeiten mit Beeinträchtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
9.4 Wissenschaftliches Arbeiten in einer Fremdsprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

10 Erfahrungsberichte von Betreuern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137


Sandra Bohlinger, Peter Chamoni, Michael Fröhlich, Claudia Gerhardt,
Johanna Friederike May, Svenja Möller, Götz Neuneck, Monika Rausch,
Patricia Schneider, Steffen Stock, Angela Weißhaar
10.1 Sprach- und Kulturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
10.1.1 Romanistik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
10.1.2 Psychologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
10.1.3 Erziehungswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
10.2 Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
10.3 Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
10.3.1 Politikwissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
10.3.2 Wirtschaftswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
10.4 Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
10.5 Ingenieurwissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
10.6 Außerhalb der Studienbereichsgliederung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

11 Erfahrungsberichte von Absolventen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157


Marco Backfisch, Stephan Becker, Marten Ennen, Stefan Hecker,
Alexander Kißling, Raoul Könsgen, Fabienne Luethi,
Beram Mahmoud, Angela Müller, Corina Nastoll, Kristin Ritter,
Annika Schmidt, Markus Schott, Annelie Siemsen, Alina Wassink
11.1 Sprach- und Kulturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
11.1.1 Sprach- und Kulturwissenschaften allgemein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
11.1.2 Psychologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
11.1.3 Erziehungswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
11.1.4 Sonderpädagogik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
11.2 Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
11.3 Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
11.3.1 Politikwissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
11.3.2 Rechtswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
11.3.3 Wirtschaftswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
11.4 Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
11.5 Agrar‑, Forst- und Ernährungswissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
11.6 Ingenieurwissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
11.6.1 Maschinenbau, Verfahrenstechnik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
11.6.2 Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt. . . . . . . . . . . . . . . 176
11.7 Kunst, Kunstwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
11.8 Außerhalb der Studienbereichsgliederung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
X Inhaltsverzeichnis

Serviceteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Wichtige Begriffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
Über die Herausgeber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
1 1

Einführung
Marc Badock, Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Insa Eekhoff,
René Merten, Eva Molitor, Svenja Möller, Stephan Schmucker,
Patricia Schneider, Steffen Stock, Cornelia Wichmann

1.1 Wissenschaftsbegriff – 2
1.2 Arten wissenschaftlicher Arbeiten  –  4
1.2.1 Seminar- und Hausarbeit  –  4
1.2.2 Abschlussarbeit – 5

1.3 Plagiate  – 8


1.4 Bewertungskriterien – 10
Literatur – 15

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_1
2 Kapitel 1 • Einführung

» Irgendwie war es in der Schule einfacher – da wusste ich genau, was meine Lehrer von mir erwarte-
1 ten! An der Hochschule ist alles ganz anders! Ständig höre ich von dem höheren Anspruch, ein Text
muss wissenschaftlichen Kriterien genügen.
2 Kann ich nicht einfach einen Aufsatz durchlesen und den dann zusammenfassen? Oder was
bedeutet es, nun eine richtige wissenschaftliche Arbeit zu schreiben? Was muss ich beachten?
Und wie wird meine Arbeit dann bewertet, wenn ich doch eigentlich nur das zusammenschreibe,
3 was andere schon vor mir formuliert haben? Soll das wirklich schon eine gute Leistung sein? Was
mache ich dann eigentlich noch?
4 Dass Kopieren von Texten aus dem Internet nicht erlaubt ist, habe ich bereits in der Schule erfah-
ren, als eine Mitschülerin für einen Aufsatz 0 Punkte bekommen hat, weil sie eine Hausarbeit aus
5 dem Internet als ihre eigene Arbeit ausgegeben hat. Die Lehrerin nannte das ein Plagiat.

Im einführenden Kapitel werden im Abschnitt zum Wissenschaftsbegriff die Begriffe „Wissen-


6 schaft“, „Wissenschaftlichkeit“ und „Forschung“ erklärt. Ziele und Aufgaben der Wissenschaft
werden erläutert und ein Überblick über die verschiedenen Forschungsmethoden zur Erkennt-
7 nisgewinnung gegeben.
In den Abschnitten zur Seminar- und Hausarbeit sowie zur Abschlussarbeit wird gezeigt,
welche Ansprüche von Betreuerseite an die jeweiligen Studienarbeiten gestellt werden. Keines-
8 falls darf es beim Verfassen dieser Arbeiten zu einem Plagiat kommen. Um besser zu verstehen,
warum nicht plagiiert werden darf, wird das Plagiat definiert, werden die Arten beschrieben
9 und die Konsequenzen dargelegt.
Durch die anschließende Darstellung der Bewertungskriterien von Studienarbeiten wird
10 deutlich, was das wissenschaftliche Arbeiten von dem Verfassen von Aufsätzen in der Schule
unterscheidet.

11
1.1 Wissenschaftsbegriff
12
Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Dr. phil. Eva Molitor,
Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock
13
Ihre erste Studienarbeit steht an. Spätestens jetzt lohnt sich die Beschäftigung mit der Frage: Was
14 bedeuten eigentlich „Wissenschaft“, „Wissenschaftlichkeit“ und „Forschung“? Im Folgenden
erfahren Sie, was sich hinter den o. g. Begriffen verbirgt, welche Arten von Wissenschaften es
15 gibt und welche Ziele und Aufgaben damit verbunden sind. Oder mit anderen Worten: Was
unterscheidet eine Studienarbeit von einem Schulaufsatz?
Oft wird darauf verwiesen, dass eine anerkannte Definition von Wissenschaft nicht möglich
16 ist, da es je nach Wissenschaftsgebiet (Disziplin) sehr unterschiedliche Ansichten darüber gibt
(Gruber et al. 2009, 10). Dennoch sei ein Versuch der Begriffsbeschreibung gewagt: Verkürzt
17 gesagt bedeutet wissenschaftliches Arbeiten, zunächst einmal Fragen zu stellen und durch sys-
tematisches Arbeiten Antworten zu generieren. Wissenschaft schafft Wissen durch das Sam-
meln, Auswerten, Diskutieren, Reflektieren, Bewerten, Zusammenfassen und Weitergeben von
18 Informationen zu einem Thema (Balzert et al. 2011, 7; Narr 2013, 22). In weiter gefassten Defi-
nitionen erstreckt sich der Begriff der Wissenschaft auf das Erforschen, Entdecken, Sammeln,
19 Auswerten und Anreichern von Wissen sowie das Weitergeben in Form von Publikationen
und Lehre. Hinzu kommt die Weiterentwicklung und Weitergabe bekannten Wissens durch
20 methodische und systematische Verwendung der Ergebnisse (Balzert et al. 2011, 7).
1.1 • Wissenschaftsbegriff
3 1

Wissenschaft

als Tätigkeit als Institution als Ergebnis

= systematische Gewinnung = aus Menschen und = Gesamtheit an


von Erkenntnissen Objekten bestehendes Erkenntnissen über einen
- beschreiben System, das Erkenntnisse Gegenstandsbereich, die
- erklären gewinnt in einem Begründungs-
- prognostizieren zusammenhang stehen
- gestalten
„Wissenschaft ist ein
systematisch geordnetes
Gefüge von Sätzen.“

.. Abbildung 1.1  Wissenschaftsbegriff. (In Anlehnung an Kornmeier 2007, 5; Raffée 1974, 13 f.)

Die möglichen Unterscheidungen des Wissenschaftsbegriffs sind in . Abbildung 1.1 dar-


gestellt:
Wissenschaft verfolgt diverse Ziele und Aufgaben. Dazu gehören u. a. (Balzert et al. 2011,

--
7; Burchert / Sohr 2008, 18):
Generierung neuer Erkenntnisse;

-- Entdeckung von Neuem;


Erarbeitung neuen Wissens;

- Erschaffen innovativer Problemlösungen;


Erfindung, Erprobung und Darstellung neuer technischer Verfahren und Produkte.

Vom Begriff der Wissenschaft wird der Begriff der Wissenschaftlichkeit abgegrenzt. Wenn es
um den Begriff der Wissenschaftlichkeit geht, gibt es verschiedene Kriterien, die beschreiben,
unter welchen Bedingungen Wissen und (Er‑)Kenntnisse als wissenschaftlich gelten. Folgende
Kriterien sind für wissenschaftliches Arbeiten als allgemeingültig anzusehen (Ebster / Stalzer,

-
2013, 18 f.; Eco 2010, 39 ff.):
adäquate Forschungsmethode, d. h. wissenschaftliche Vorgehensweise, mit der die Erkennt-

-- nisse gewonnen werden;


Allgemeingültigkeit der Erkenntnisse, z. B. durch einen klaren Theoriebezug;

--
Nachvollziehbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse;
klar umrissene Fragestellung und abgegrenztes Thema;

-
ggf. Neuigkeitswert der Erkenntnisse;
Nutzen der Erkenntnisse, z. B. für die Öffentlichkeit oder für die Weiterentwicklung eines
Produkts, Konzeptes bzw. einer Hypothese.

Zentrale Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens sind dabei die Verknüpfung von eigenem
mit fremdem Wissen, eine analytisch-kritische Auseinandersetzung mit dem gewonnenen Ma-
terial und die Entwicklung von Arbeitsergebnissen verknüpft mit einer korrekten Zitierweise
(Balzert et al. 2011, 8).
Zudem können viele Wissenschaftsdisziplinen nach der Art der primär verwendeten For-
schungsmethode, also nach der Vorgehensweise zur Erkenntnisgewinnung, untergliedert
4 Kapitel 1 • Einführung

werden. Auf diese Weise lassen sich folgende Arten von Wissenschaften unterscheiden (Balzert

-
1 et al. 2011, 11; Burchert / Sohr 2008, 18):
Empirische Wissenschaften setzen Experimente, Beobachtungen, Befragungen und Da-
2 tenanalysen ein, um vorher definierte Erkenntnisziele (Hypothesen) zu erreichen. Hierzu

3 - gehören die Kultur‑, Sozial- und Naturwissenschaften.


Theoretische Wissenschaften arbeiten mit logisch-theoretischen Beweisen und nicht mit
empirischen Methoden. Zu den theoretischen Wissenschaften gehören z. B. Mathematik,

4
- theoretische Physik, theoretische Informatik und Philosophie.
In den Ingenieurwissenschaften werden Erkenntnisse über die Konstruktion von materi-

5 - ellen und immateriellen Artefakten gewonnen.


Weiterhin gibt es Disziplinen wie die Sozial- und Geisteswissenschaften, die mehrere
der o. g. Methoden einsetzen und z. B. empirische sowie textbezogene Methoden wie die
Hermeneutik nutzen.
6
7 1.2 Arten wissenschaftlicher Arbeiten

Die Vorstellung, eine Studienarbeit, d. h. Seminar‑, Haus- oder Abschlussarbeit an der Hoch-
8 schule zu verfassen, kann beunruhigend sein. Allerdings folgt jede Studienarbeit bestimmten
Regeln und Mustern. Wenn Sie diese kennen und wissen, was auf Sie zukommt und was von
9 Ihnen erwartet wird, können Sie sich der Studienarbeit ruhigen Gewissens stellen. Nur Mut!
Meistens klingt es schlimmer, als es ist, und die Erstellung kann sogar Spaß machen.
10
1.2.1 Seminar- und Hausarbeit
11
Insa Eekhoff, Dr. rer. pol. iur. René Merten, Dr. rer. pol. Stephan Schmucker, Dr. phil. Patricia
12 Schneider, Cornelia Wichmann

Seminar- bzw. Hausarbeiten stellen eine traditionelle Form der schriftlichen Prüfung an der
13 Hochschule dar und dienen dazu, sich die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens anzueig-
nen bzw. zu vertiefen. Sie sollten als Trainingseinheiten für die spätere Abschlussarbeit verstan-
14 den werden. Mittels der Seminar- und Hausarbeiten haben Sie die Möglichkeit, diese Techniken
zu erlernen und somit ausreichend Erfahrung im Verfassen wissenschaftlicher Texte zu erlangen.
15 Es empfiehlt sich, frühzeitig mit der Bearbeitung des Themas anzufangen und ausreichend
Zeit einzuplanen. Es kann sein, dass Sie an einem Tag nur eine halbe bis eine Seite schreiben.
Denken Sie daran, dass das abschließende Korrekturlesen und die Einarbeitung von Verände-
16 rungen einen häufig unterschätzten Zeitaufwand bedeuten.
Eine große Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Ihrem Betreuer, denn er legt die Zielrich-
17 tung des Themas sowie die Rahmenbedingungen wie Umfang, Tiefe und Zitierweise fest.
Ist die Literatur erst einmal gesichtet und eine grobe Gliederung festgelegt, sollten Sie diese
mit Ihrem Betreuer unbedingt durchsprechen. Damit stellen Sie sicher, dass Sie das Thema nicht
18 verfehlen, und der Betreuer kann Ihnen, falls nötig, noch rechtzeitig weiterführende Literatur
nennen. In einigen Disziplinen ist dies jedoch unüblich. Eine Nachfrage beim Betreuer kann
19 sinnvoll sein.
Die Tiefe, mit der das Thema behandelt wird, sowie der Seitenumfang variieren stark. Den Sei-
20 tenumfang legt die Studien- und Prüfungsordnung, der Prüfungssausschuss bzw. Ihr Betreuer fest.
1.2  •  Arten wissenschaftlicher Arbeiten
5 1

Zu Beginn Ihres Studiums sollen Sie durch das Verfassen einer Seminar- oder Hausarbeit
zunächst Ihre Befähigung nachweisen, sich in eine wissenschaftliche Fragestellung einzuar-
beiten, die vorgegebene Literatur zu sichten und Aspekte daraus eigenständig zu vertiefen.
Weiterhin wird von Ihnen erwartet, die wesentlichen Aspekte auf begrenztem Raum in zusam-
menhängender Weise darzustellen.
Erst in einem zweiten Schritt und zu einem späteren Zeitpunkt in Ihrem Studium wird
von Ihnen verlangt, erarbeitete Erkenntnisse bzw. unterschiedliche Forschungsmeinungen ar-
gumentativ gegeneinander abzuwägen und ggf. anhand einer zuvor selbstständig festgelegten
Hypothese zu diskutieren.
Die Anfertigung von Seminar- und Hausarbeiten stellt eine Herausforderung in Bezug auf
Zeitmanagement und Eigenmotivation dar. Aber nur so erlernen Sie das systematische Erar-
beiten einer Fragestellung und die strukturierte Darstellung Ihrer Ergebnisse. Eine Kompetenz,
die Ihnen später im Beruf viel nützen wird (vgl. ▶ Abschnitt 3.4).
Sollten Sie Schwierigkeiten haben, Studienarbeiten zu verfassen, können Sie die oft vielfäl-
tigen Kursangebote Ihrer Hochschule, wie z. B. Schreibwerkstätten oder Kurse zum Zeitma-
nagement, nutzen. Informationen bezüglich dieser Angebote finden Sie in der Regel auf den
Internetseiten, auf Aushängen oder bei den entsprechenden Beratungsstellen Ihrer Fakultät
bzw. Hochschule.

1.2.2 Abschlussarbeit

Dr. rer. pol. iur. René Merten, Dr. rer. pol. Stephan Schmucker, Dr. phil. Patricia Schneider

Ein Studium endet in der Regel mit der Erstellung einer Abschlussarbeit. Ob Bakkalaureats‑, Ba-
chelor‑, Master‑, Diplom‑, Magister- oder Staatsexamensarbeit, eines haben sie alle gemeinsam:
Die Themenwahl, der passende Argumentationsstil und die richtige Zitierweise sollen zeigen,
dass Sie in der Lage sind, sich einen Überblick über den Forschungsstand zu verschaffen und
einen fachwissenschaftlichen Gegenstand mithilfe wissenschaftlicher Methoden zu erfassen
und überzeugend darzustellen.
Eine Abschlussarbeit muss, unabhängig von der Intensität der Betreuung, als eigenständige
Leistung erbracht werden (Messing 2012, 275 f.). Die Arbeit wird ohne Rücksicht auf Nebenjobs
oder Zeitmangel bei der Erstellung bewertet. Ein Bachelor ist ein akademischer Grad und daher
muss die Bachelorarbeit wissenschaftliche Standards erfüllen (Balzert et al. 2011, 87). Für andere
Abschlussarbeiten, wie Masterarbeiten, gilt dies analog.
Der Bachelor ist auch dann ein akademischer Grad, wenn – wie in Österreich – eine Bache-
lorarbeit rechtlich (nur) eine Teilleistung im Rahmen eines Bachelorseminars ist, d. h. formal
keine „wissenschaftliche Abschlussarbeit“ darstellt.
Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften haben durch die Erstellung von Semi-
nar- bzw. Hausarbeiten während des Studiums (vgl. ▶ Abschnitt 1.2.1) häufig schon Erfahrung
im Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten gesammelt. Für Naturwissenschaftler ist die
Abschlussarbeit nicht selten die erste große Studienarbeit. Unabhängig davon wirkt sich die
Abschlussarbeit auf Ihre Abschlussnote aus und muss deshalb gründlich geplant und vorbereitet
werden. Daher sollten Sie sich folgende grundlegende Fragen so früh wie möglich beantworten,

--
um spätere Schwierigkeiten zu vermeiden:
Wann schreibe ich meine Abschlussarbeit?
Bei welchem Betreuer schreibe ich meine Abschlussarbeit?
6 Kapitel 1 • Einführung

- Welches Thema möchte ich bearbeiten bzw. in welchem Bereich soll mein Thema angesiedelt

-
1 sein?
Wie viel Zeit habe ich effektiv während dieses Zeitraums zum Schreiben, z. B. Einschrän-
2 kungen aufgrund eines Nebenjobs?

Zur Frage nach dem Zeitpunkt der Erstellung gibt es in den meisten Studiengängen durch die
3 Studien- und Prüfungsordnung klare Vorgaben. Da diese sehr unterschiedlich sein können,
sollten Sie sich frühzeitig und ausführlich informieren. Ausschlaggebend ist dabei der Termin
4 der offiziellen Anmeldung des Themas. Es empfiehlt sich aber, bereits in Ihren letzten Semestern
mit der Themensuche und ggf. mit der Literaturrecherche zu beginnen. In vielen Studiengängen
5 ist es Voraussetzung für die Anmeldung Ihrer Abschlussarbeit, dass Sie „scheinfrei“ sind, d. h.
dass Sie alle notwendigen Lehrveranstaltungen belegt und alle Leistungsnachweise erbracht
haben. In den konsekutiven Studiengängen müssen Sie häufig eine bestimmte Anzahl an Modu-
6 len erfolgreich abgeschlossen bzw. eine bestimmte Anzahl an Kreditpunkten (ECTS, European
Credit Transfer System) erreicht haben, um sich für die Abschlussarbeit anmelden zu können.
7 Teilweise gibt es auch die Regelung, dass innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens, z. B. inner-
halb eines Monats nach Bestehen der letzten Prüfung, die Anmeldung eingegangen sein muss.
Auch die Dauer der Bearbeitung Ihrer Aufgabenstellung ist in der Prüfungsordnung gere-
8 gelt. Den Beginn der Bearbeitungsperiode legen Sie durch die Anmeldung des Themas beim
Prüfungsamt fest, danach haben Sie in der Regel zwischen sechs Wochen und sechs Mona-
9 ten Zeit, bei berufsbegleitenden Studiengängen entsprechend länger. Bei einigen Professoren
müssen Sie die Abschlussarbeit direkt nach Absprache des Themas anmelden, wie es von der
10 Prüfungsordnung vorgesehen ist. Andere Professoren achten nicht so streng auf die Einhaltung
dieser Regelung, daher ist es mitunter üblich, die Abschlussarbeit erst anzumelden, wenn sie
bereits fortgeschritten ist.
11 Die Fragen, bei wem und worüber Sie Ihre Abschlussarbeit schreiben möchten, sind eng
miteinander verbunden. Grundsätzlich sollten Sie sich entscheiden, ob Sie Ihre Abschlussarbeit
12 in Kooperation mit Dritten, z. B. mit einem Unternehmen, bei dem Sie ein Praktikum absolviert
haben oder Ihr duales Studium durchführen, oder in einer Forschungseinrichtung oder sogar an
einer ausländischen Hochschule schreiben möchten. Wenn Sie die Abschlussarbeit nicht an der
13 eigenen Hochschule schreiben, sollten Sie sich in der Prüfungsordnung und beim Prüfungsamt
diesbezüglich informieren, um (formale) Fallstricke zu umgehen. Denn die Vorgaben der eige-
14 nen Fakultät können sich zum Teil von den Anforderungen anderer Institutionen unterscheiden.
In den meisten Fällen wird die Abschlussarbeit von einem Mitglied der eigenen Hochschule
15 betreut, zusätzlich kann ein Betreuer des Kooperationspartners hinzukommen. Seltener ist ein
Professor einer anderen Einrichtung der einzige Betreuer. Wer Ihre Arbeit begutachtet, sollten
Sie im Einzelfall bei Ihrem Betreuer oder dem Prüfungsamt erfragen. In dem Fall sollten Sie
16 darauf achten, dass die Abschlussarbeit von Ihrer Hochschule anerkannt wird. Um einen Be-
treuer sollten Sie sich rechtzeitig kümmern. Gibt es an Ihrer Fakultät einen Dozenten, der genau
17 Ihre Interessenschwerpunkte lehrt? Oder haben Sie zu einem Dozenten während des Studiums
einen Kontakt knüpfen können, auf den Sie zurückgreifen möchten? Sind Sie noch unsicher in
Ihrer Wahl, so können Gespräche mit Studierenden hilfreich sein, die bei dem Dozenten bereits
18 eine Abschlussarbeit geschrieben haben. Häufig kursieren unter den Studierenden Gerüchte
über den jeweiligen Betreuer. Erfahrungsberichte von älteren Studierenden sind wertvoll, aber
19 vertrauen Sie auf Ihr eigenes Gefühl. „Persönliche Chemie“ und fachlicher Eindruck sind in-
dividuell ganz unterschiedlich und andere Erfahrungen sind daher nur bedingt aussagekräftig.
20 Sie sollten sich danach erkundigen, wie Ihr Betreuungsverhältnis üblicherweise gestaltet wird.
Manche Betreuer treffen sich häufig mit den Studierenden, deren Abschlussarbeit sie betreuen,
1.2  •  Arten wissenschaftlicher Arbeiten
7 1

lesen einige Abschnitte der Abschlussarbeit und geben Anregungen, andere besprechen lediglich
die Gliederung und lassen die Studierenden dann eigenverantwortlich arbeiten. Um von der Be-
treuung zu profitieren, sollten Sie die Gespräche auf jeden Fall sorgfältig vor- und nachbereiten.
Wenn Ihr Betreuer Kritik oder Änderungsvorschläge äußert, sollten Sie diese nicht als Schikane
betrachten oder versuchen, Ihren Stil zu rechtfertigen. Sie müssen nicht jede Änderung über-
nehmen, aber Sie sollten in Ruhe darüber nachdenken und entscheiden, ob die eine oder andere
Modifikation an Ihrer Abschlussarbeit deren Qualität verbessert.
Die Wahl des Themas Ihrer Abschlussarbeit ist einer der wichtigsten Punkte bei deren Er-
stellung. Die Formulierung benötigt Zeit. Vor allem in Bachelorstudiengängen ist es an einigen
Hochschulen üblich, dass dem Prüfling nach der Anmeldung ein Thema zugewiesen wird, auf
welches er keinen oder nur einen geringen Einfluss hat. Üblicherweise aber wählt der Stu-
dierende sein Thema selbst. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten: Sie können eine Thematik
vorschlagen, die Sie interessiert, oder Sie befragen Ihren potenziellen Betreuer nach möglichen
Themen. Sofern Sie bei einem Unternehmen arbeiten – sei es im Rahmen eines Praktikums oder
eines dualen Studiums –, können Sie auch dort nach möglichen Themen fragen (dazu mehr bei
Schmidt 2013, 44 ff.). Teilweise werden Themenvorschläge sogar direkt auf der Internetseite des
Betreuers angeboten. Es ist sinnvoll, ein Thema aus Ihrem zukünftigen Wunscharbeitsgebiet
zu wählen, um Ihre Chancen bei Bewerbungen zu erhöhen. Wenn Sie sich nach dem Studium
weiter qualifizieren wollen, kann die Abschlussarbeit auch als Grundlage für eine weitere wis-
senschaftliche Arbeit, wie eine Masterarbeit oder eine Promotion, dienen (vgl. ▶ Abschnitt 2.3).
Prinzipiell sind methodisch zwei Arten von Abschlussarbeiten zu unterscheiden: Lite-
raturarbeiten, in welchen Sie eine bestimmte Fragestellung mithilfe der aktuellen Literatur
beantworten, und experimentelle bzw. empirische Arbeiten, in denen Sie Ihr eigenes kleines
Forschungsprojekt planen, durchführen, auswerten und dokumentieren. Gerade in naturwis-
senschaftlichen Studiengängen ist es möglich, dass Sie an einem aktuellen Forschungsprojekt
des Instituts mitarbeiten und darüber Ihre Abschlussarbeit schreiben können. Im Rahmen eines
dualen Studiums und in technischen Fächern kann z. B. das Thema der Abschlussarbeit auch
aus einer (vorangegangenen) Praxisphase folgen.
Wenn Sie geklärt haben, wann, wo und worüber Sie schreiben, sollten Sie die Schreibphase
genauer planen. Gerade wenn Sie vorher noch keine Studienarbeit geschrieben haben, sollten

--
Sie sich folgende Fragen stellen und beantworten:
Kann ich mit einem Textverarbeitungsprogramm umgehen?

- Beherrsche ich alle weiteren notwendigen Computerprogramme?


Habe ich genug Erfahrung in der Literaturrecherche?

Wenn Sie eine dieser Fragen mit „Nein“ beantworten, ist es ratsam, vor der Schreibphase an einem
entsprechenden Kurs teilzunehmen. Textverarbeitungsprogramme können eine große Hilfe bei der
Gestaltung der Texte sein (vgl. ▶ Abschnitte 6.1 und 6.2). Wenn Sie sich aber mit deren Handhabung
nicht auskennen, können sie Sie auch in die Verzweiflung treiben, weil z. B. kurz vor dem Ausdru-
cken der Endversion plötzlich alle Schriftgrößen verändert sind. Außerdem sollten Sie frühzeitig
den Umgang mit anderen Programmen, die Sie zur Auswertung benötigen, erlernen. Kurse zu
verschiedenen Computerprogrammen finden in der Regel am Hochschulrechenzentrum statt.
Wer immer noch Probleme beim Auffinden der richtigen Literatur hat, sollte sich vor Beginn der
Abschlussarbeit genauer mit der Literaturrecherche beschäftigen (vgl. ▶ Kapitel 4). Entsprechende
Kurse werden meist von den Bibliotheken der Hochschulen angeboten. Während Sie schrei­ben,
haben Sie kaum genügend Zeit, sich diese Fähigkeit anzueignen. Ggf. können Sie an einem Kurs
zum wissenschaftlichen Schreiben teilnehmen. Bei einer großen Menge an Literaturstellen kann
sich die Verwendung eines Literaturverwaltungsprogramms lohnen (vgl. ▶ Abschnitt 4.3).
8 Kapitel 1 • Einführung

Die eigentliche Arbeit an Ihrer Abschlussarbeit lässt sich in mehrere Phasen einteilen

--
1 (Brink 2013, 8):
Themenreflexion,
2
--
Literaturrecherche,
Literaturbeschaffung,
3
--
Literaturauswertung,
Erstellung einer Gliederung,

4
--
Erstellung des Manuskriptes,
Überarbeitung und Endkontrolle des Manuskriptes,

5 --
Ausdrucken,
Binden,
Abgeben.

6 Bei empirischen Abschlussarbeiten kommen noch die Datenerhebung und Auswertung hinzu.
Beachten Sie die formalen Anforderungen (vgl. ▶ Abschnitt 7.2). Manchen Betreuern ist es
7 weniger wichtig, wie Sie dies handhaben, andere bestehen darauf, dass ihre Vorgaben einge-
halten werden und legen die Nichteinhaltung zu Ihrem Nachteil aus. Sie sollten sich unbedingt
bei Ihrem Betreuer danach erkundigen! Um ein Gefühl für die Anforderungen zu bekommen,
8 können Sie eine Abschlussarbeit lesen, die an derselben Fakultät oder bei demselben Betreuer
erstellt wurde. Sie haben jedoch nur Zugriff darauf, wenn die Arbeit veröffentlicht wurde oder
9 wenn sie Ihnen ein Kommilitone persönlich zur Verfügung stellt.
Wissenschaftliche Arbeiten erfordern eine Arbeits- und Zeitplanung, die hilft, die zu bewäl-
10 tigende Arbeit adäquat und zeitgerecht durchzuführen (vgl. ▶ Abschnitte 3.3 und 3.4). Bevor
Sie Ihre Abschlussarbeit abgeben, sollte sie von mehreren Personen gelesen und ein passendes
Zeitfenster hierfür eingeplant werden. Gilt dies schon für Seminar- und Hausarbeiten, so gilt
11 dies umso mehr für ein so umfangreiches Projekt wie eine Abschlussarbeit.

12 ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 1.2)


Brink 2013, Schmidt 2013.

13
1.3 Plagiate
14
Marc Badock, Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller,
15 Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock

Plagiate bezeichnen „… die unbefugte Übernahme fremden Geistesguts, den ‚Diebstahl‘ geis-
16 tigen Eigentums …“ (Reichmann 2006, 81), um es als eigenes zu verwenden (BGH, Urteil vom
12. Januar 1960 – I ZR 30/58). Das Plagiieren ist dabei vermutlich genauso alt wie das Erstellen
17 wissenschaftlicher Texte selbst. Es hat aber in den vergangenen Jahren u. a. durch den einfachen
Zugang zu digitalisierten Texten und durch einige spektakuläre Plagiatsfälle, wie z. B. die sog.
Guttenberg-Affäre, in der Öffentlichkeit deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen.
18 Die im Rahmen einer Abschlussarbeit typischerweise übernommenen Textstellen und Ideen
stammen vorwiegend aus Schriftwerken und Reden. Rechtlich sind diese als sog. Sprachwerke
19 durch § 2 I UrhG geschützt. Grundsätzlich hat nur der Urheber, also der Schöpfer des Werkes,
das Recht, dieses zu veröffentlichen, zu verwerten und öffentlich wiederzugeben. Eine Aus-
20 nahme gilt nur für das in § 51 UrhG geregelte Zitatrecht.
1.3 • Plagiate
9 1

Die Folgen einer Verletzung des Urheberrechts sind vielfältig und treten unabhängig davon
ein, ob der Verletzende dies mit Vorsatz oder wenigstens fahrlässig getan hat: Der Urheber kann
die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen und ebenso, dass Werke mit Plagiat aus dem
Verkehr gezogen werden. Wenn die Befürchtung besteht, dass ein Autor wiederholt gegen das
Urheberrecht verstößt, kann der Inhaber des Urheberrechts eine Unterlassungserklärung ver-
langen, die in der Regel eine Geldzahlung für den Fall des Verstoßes vorsieht. Wird diese nicht
abgegeben, kann bei Gericht eine entsprechende Verfügung erwirkt werden. Darüber hinaus
kann Schadensersatz verlangt werden, wenn vorsätzlich oder fahrlässig das Urheberrecht ver-
letzt wurde. Hinzu kommen in der Regel die für den Urheber entstandenen Rechtsverfolgungs-
kosten. Zudem sind bei Plagiaten strafrechtliche Folgen u. a. aus einer falschen eidesstattlichen
Versicherung möglich (vgl. ▶ Abschnitt 3.5).
Lehrreich dürfte für Studierende Folgendes sein: „Die nicht gekennzeichnete Übernahme
kompletter Passagen aus dem Werk eines anderen Autors in einer Dissertation beinhaltet
eine Täuschung über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung. Sofern
sie planmäßig und nicht nur vereinzelt erfolgt, kann sie die Hochschule zur Entziehung des
verliehenen Doktorgrades berechtigen“ (Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, Be-
schluss vom 13. Oktober 2008, Aktenzeichen 9 S 494/08). In der dort zu überprüfenden Arbeit
waren verschiedene Verschleierungstaktiken zum Einsatz gekommen. U. a. wurde statt des
direkten Zitats die Formulierung „so auch“ verwendet. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-
Württemberg hat das dahingehend interpretiert, dass darüber getäuscht werden sollte, dass
es sich nicht nur um eine inhaltliche, sondern sogar um eine wörtliche Übernahme handelt.
Des Weiteren waren kleinere Umstellungen im übernommenen Text durchgeführt worden.
Insgesamt zog das Gericht hieraus den Schluss, dass gerade hierdurch die gezielte Verschlei-
erungsabsicht des Promovierenden belegt werde. Diese Argumentation lässt sich analog auf
Studienarbeiten übertragen.
Streng genommen spielt es bei Plagiaten keine Rolle, ob es sich um ein einzelnes Zitat, ein
Kapitel, eine Idee oder eine ganze Schrift, wie z. B. eine Bachelor- oder Masterarbeit, einen
Buchbeitrag, ein Zeitschriftenkapitel, oder aber um die Wiederveröffentlichung eigener Ideen
oder Texte bzw. Textpassagen handelt: Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie wörtlich oder sinn-
gemäß ohne Kenntlichmachung ihres Ursprungs übernommen werden.

- Folgende Arten von Plagiaten können unterschieden werden (Fröhlich 2006, 81 f.):
Beim Totalplagiat handelt es sich um die Übernahme seitenlanger oder vollständiger Texte

- ohne Quellenangabe.
Das Übersetzungsplagiat ist ein Totalplagiat, bei dem lediglich fremdsprachige Texte über-

- setzt wurden.
Als Teilplagiat wird die Übernahme einzelner Sätze oder einzelner Abschnitte ohne Quel-

- lenangabe bezeichnet.
Bildplagiate und Datenklau meint die „Nutzung“ fremder Daten oder fremden Bildmaterials

- ohne Quellenangabe.
Das Autoplagiat ist der Sonderfall der Wiederveröffentlichung eigener Texte ohne Quellen-
angabe.

Totalplagiate werden meist strikter geahndet als Teilplagiate. Einer besonderen Betrachtung be-
darf der Sonderfall des Autoplagiats. Autoplagiate befinden sich in der Grauzone wissenschaft-
lichen Arbeitens und rufen bei Autoren oft massive Unsicherheiten im Umgang mit eigenen
Arbeiten und Ideen hervor:
10 Kapitel 1 • Einführung

1 Grundsätzlich empfiehlt es sich, von Anfang an fremde und bereits publizierte eigene Texte
und Ideen nur mit eindeutiger Kenntlichmachung zu übernehmen.
2
Aufgrund der Komplexität der Thematik und sich daraus ergebender Unsicherheiten für alle
3 Beteiligten sind bereits 1998 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 16 Empfehlungen zur
„Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ herausgegeben worden (DFG 1998), die u. a. vom
4 Deutschen Fakultätentag und vom Deutschen Hochschulverband 2012 nochmals ergänzt und
erweitert wurden (AFT / DHV 2012). Zu den zentralen Empfehlungen, die Sie selbst anwenden
5
--
und umsetzen können, gehören:
die Kenntnis und Anwendung der Regeln für gutes wissenschaftliches Arbeiten,

6
- die Originalität und Eigenständigkeit jeder wissenschaftlichen Arbeit,
die Dokumentation sämtlicher Resultate und (bei empirischer Forschung) die Aufbewah-

7 -- rung sämtlicher Primärdaten für zehn Jahre,


die korrekte sinngemäße Übersetzung fremdsprachiger Texte,
die deutliche Kenntlichmachung der einzelnen Anteile jedes Autors bei gemeinschaftlichen
8
9
- (Qualifikations‑)Arbeiten,
die Wahrung strikter Ehrlichkeit im Hinblick auf die Herkunft von Beiträgen von For-
schungs- und Kooperationspartnern, Konkurrenten und Vorgängern.

10 Mittlerweile wird an vielen Hochschulen Plagiatssoftware (Köhler / Weber-Wulff 2010)


zur Identifikation von Plagiaten einsetzt. Diese steht teilweise auch den Studierenden zur
Verfügung.
11
12 ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 1.3)
AFT / DHV 2012; Waiblinger 2012.

13
1.4 Bewertungskriterien
14
Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, Dr. phil. Patricia Schneider, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock
15
Die Bewertung von Studienarbeiten obliegt den prüfungsberechtigten Dozenten. Dazu gehören
vorwiegend Professoren, Privatdozenten und Juniorprofessoren. An einigen Hochschulen und
16 in manchen Studiengängen sind zudem alle Dozenten, also u. a. wissenschaftliche Mitarbeiter
und Lehrbeauftragte, zur Leistungsbewertung berechtigt. Für die Leistungsbewertung gibt es
17 keine einheitlichen Maßstäbe oder Regelungen. Dennoch sollte sie so transparent wie möglich
sein, um Studierenden und Lehrenden eine Orientierungsgrundlage zu bieten und um mögliche
Konflikte zu vermeiden.
18 Obwohl die Bewertung nicht nur innerhalb eines Faches, sondern auch bei einzelnen Gut-
achtern verschieden ist, lassen sich einige grundlegende Bewertungskriterien identifizieren, die
19 je nach Studienarbeit und individuellem Fall angepasst werden müssen.
Grundsätzlich lässt sich zwischen inhaltlichen und formalen Bewertungskriterien unter-
20 scheiden. Zudem finden die einzelnen Bewertungskriterien in unterschiedlicher Gewichtung
1.4 • Bewertungskriterien
11 1

Eingang in die Note. Im Folgenden werden zunächst die inhaltlichen Kriterien erläutert, wie

-
sie vor allem bei der Bewertung wissenschaftlicher Texte angewendet werden:
Bei jeder Studienarbeit stellt die Richtigkeit der Ausführungen einen der wichtigsten Aspekte
dar. Das bezieht sich zunächst darauf, dass es sich bei der Studienarbeit weder vollständig
noch in Teilen um Plagiate (vgl. ▶ Abschnitt 1.3) handeln darf, d. h. es ist nicht erlaubt,
fremde Texte in Teilen oder vollständig zu übernehmen, ohne die Literaturquelle zu nen-
nen. Allein ein erheblicher Verstoß gegen dieses Kriterium kann zum Nichtbestehen der
Studienarbeit führen. Diese Vorgehensweise ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern un-
ter Umständen sogar strafbar (vgl. Goeckenjan 2013). Weiterhin werden Studienarbeiten
maßgeblich danach beurteilt, ob die genutzten Literaturquellen richtig verstanden, ange-
wendet und wörtlich oder sinngemäß zitiert wurden (vgl. ▶ Abschnitt 7.2.3). Dementspre-
chend ist es auch möglich, dass eine Studienarbeit verhältnismäßig schlecht bewertet wird,

- obwohl alle anderen Aspekte eher positiv beurteilt wurden.


Bei der Bewertung der Zielsetzung bzw. Forschungsfrage (vgl. ▶ Abschnitt 2.4) geht es nicht
nur um die Frage, wie diese im Detail formuliert wurde, sondern sehr häufig schlicht darum,
ob sie überhaupt formuliert wurde und als solche identifizierbar ist. Die Forschungsfrage
und die daraus abgeleiteten Unterfragen sollten in der Einleitung deutlich genannt werden.
Diese sollten erläutert und das Thema hinreichend präzisiert sein. Wirkt der Ansatz origi-
nell, kann sich das positiv auf die Bewertung auswirken. Bei selbstgewählten Themen kann
zudem die Originalität in der Themenfindung bzw. die Angemessenheit des Themas in die

- Bewertung einfließen.
Anders als die Fragestellung bilden Hypothesen den Ausgangspunkt wissenschaftlichen
Arbeitens, da sie durch die Studienarbeit überprüft werden sollen. Hypothesen werden
als begründete Anfangsannahmen grundsätzlich so formuliert, dass sie mit „richtig“ oder
„falsch“ am Ende der Analyse bewertet werden und zu einer belegten These umformuliert
werden können. Thesen können eine Beziehung zwischen zwei Größen herstellen, z. B.
„je … desto …“ oder „wenn … dann …“. Es sollte mindestens eine Hypothese zusammen
mit der Fragestellung den Ausgangspunkt der Studienarbeit bilden. Häufig und vor allem in
empirischen Arbeiten wird die eingangs gestellte Hypothese durch eine Reihe von Unterhy-
pothesen im Kontext des Methodendesigns detaillierter ausgeführt. In manchen Disziplinen

- ist die Formulierung von Hypothesen unüblich.


Bewertet wird zunächst danach, ob ein struktureller Aufbau und eine Gliederung (vgl. ▶ Ab-
schnitt 2.5) vorhanden sind, die über die Unterteilung in Einleitung – Hauptteil – Fazit hin-
ausreichen. Weiterhin ist ausschlaggebend, ob Vorgehensweise, Systematik der Gliederung,
Anlage und Aufbau der Studienarbeit nachvollziehbar, logisch und ausgewogen sind. Dazu
gehört auch der Aspekt der Kapitelaufteilung. Wenn die gesamte Studienarbeit z. B. zehn
Seiten umfasst und fünf davon auf die Einleitung entfallen, ist klar, dass es sich nicht um
eine ausgewogene Kapitelaufteilung handelt. Weit häufiger ist allerdings das Problem anzu-
treffen, dass eine z. B. zehnseitige Studienarbeit eine viel zu ausdifferenzierte Aufteilung mit
vier oder mehr Ebenen aufweist und pro Abschnitt weniger als eine halbe Seite geschrieben
wird, was in manchen Disziplinen als Minimum gilt. Im Zweifel ist es hier sinnvoll, weniger

- statt mehr Gliederungspunkte zu kreieren.


Die wissenschaftliche Argumentationsweise betrifft die gesamte Studienarbeit. Dieser Aspekt
bezieht sich darauf, ob Sie Ihre Gedanken nachvollziehbar ordnen und Ihre Behauptungen
belegen können. Weiterhin kann damit nachgewiesen werden, dass Sie das Prinzip des
wissenschaftlichen Schreibens und Argumentierens verstanden haben.
12 Kapitel 1 • Einführung

1 - Bewertungsmaßstab ist auch die Verständlichkeit der Darstellung, u. a. der sichere Ausdruck
und die korrekte Verwendung der wissenschaftlichen Sprache. Dazu gehören auch der kor-
rekte Umgang mit Fachbegriffen oder Übersichten und die Visualisierung durch Tabellen
2
3
- oder Abbildungen.
Im Fokus der Aufmerksamkeit steht weiterhin, ob wissenschaftliche Methoden und ein ent-
sprechendes Methodendesign vorzufinden sind und ob die Methoden korrekt angewendet
wurden (zu den häufigsten Forschungsmethoden siehe Balzert et al. 2011, 267 ff.). Gerade
bei stark theoretisch ausgerichteten Arbeiten kann immer wieder festgestellt werden, dass
4 die Methodenfrage gar nicht beantwortet wird. Auch wenn dieses Thema in einigen Fächern
eher nachlässig behandelt wird, kann es ein wesentliches Bewertungskriterium sein, häufiger
5 im Master- als im Bachelorstudium. Es lohnt sich daher, sich frühzeitig nicht nur mit em-
pirischen, sondern auch mit z. B. hermeneutischen Methoden vertraut zu machen, um die
angemessene Methode für die eigene Studienarbeit auswählen zu können. Auch ein Über-
6 blick über klassische Wissenschaftstheorie, die den Ausgangspunkt aller wissenschaftlichen
Methoden bildet, kann dabei hilfreich sein (vgl. ▶ Abschnitt 2.1). Es wird jedoch nicht nur
7 bewertet, ob die verwendeten Methoden korrekt angewendet wurden, sondern auch, ob Sie

8 - formale Arbeitstechniken wie das Zitieren beherrschen.


Bei der Vollständigkeit der bearbeiteten Thematik ist der Nachweis wichtig, dass Sie die wich-
tigsten Theorien und Methoden beherrschen und den aktuellen Forschungsstand sowie die
einschlägige Literatur kennen. Dazu gehört auch die Fähigkeit zur begründeten, deutlichen
9 Eingrenzung des gewählten Themas bzw. eine entsprechende Schwerpunktsetzung bei einem
gestellten Thema. Zu den häufigsten Fehlerquellen zählen die ausschließliche Verwendung
10 von Literaturquellen, die online zur Verfügung stehen, sowie die Verwendung von zu we-
nigen Literaturquellen bzw. das Fehlen von zusätzlichen relevanten Literaturquellen (vgl.
▶ Abschnitt 4.1) und Methoden. Bei Studienanfängern mag dies nachvollziehbar sein; bei

-
11 Abschlussarbeiten sind diese Vorgehensweisen grundsätzlich inakzeptabel.
Mit der Themenabgrenzung sind die Aspekte Aktualität, Relevanz und Einschlägigkeit eng
12 verbunden: Durch die Konzentration auf neuere, relevante und einschlägige Literaturquellen
werden das Thema eingegrenzt und die Fragestellung fokussiert. Gerade zu Studienbeginn
ist es besonders schwierig, die Relevanz und Einschlägigkeit zu beurteilen. Während es in
13 manchen Fällen möglich ist, im Internet den wissenschaftlichen Hintergrund einer Person,
eines Projekts oder eines scheinbar passenden Themenaspekts ausfindig zu machen, nützt
14 in manchen Fällen nur das direkte Gespräch mit dem Betreuer. Auch wenn die von dem
Betreuer angegebene Literatur nicht immer hilfreich oder ausreichend erscheint, bietet sie
15
- meist einen besseren Einstieg in eine Thematik als eine eigene Suche im Internet.
Ein weiteres wesentliches Bewertungskriterium ist der Erkenntnisfortschritt. Hierbei wird be-
wertet, ob in der Studienarbeit neue Erkenntnisse gewonnen wurden (vgl. ▶ Abschnitt 2.1).

-
16 Dies ist insbesondere bei Abschlussarbeiten relevant.
Neben der Wiedergabe und Anwendung von Fachwissen und Theorien spielt die eigene kri-
17 tische Stellungnahme eine besondere Rolle. Sie erscheint vielen Studierenden deshalb schwer,
weil sie oft eine Gratwanderung zwischen eher trivialen Mutmaßungen und der Wiedergabe
von fremden Texten ist. Das gilt vor allem für die meist im letzten Kapitel beschriebenen
18 Schlussfolgerungen, die aus der Studienarbeit abgeleitet werden. Bei der Bewertung von wis-
senschaftlichen Texten geht es nicht um die Frage, ob der Text der Meinung des Betreuers
19 entspricht, sondern darum, dass die kritische Stellungnahme wissenschaftlich korrekt erar-
beitet, nachvollziehbar dargelegt und anhand der zugrunde gelegten Argumente und Lite-
20 raturquellenlage ableitbar ist. Gern wird eine kritische Reflexion gegenüber anderen Stand-
punkten gesehen. Außerdem spielt es eine Rolle, ob der Autor zu relevanten Ergebnissen
1.4 • Bewertungskriterien
13 1

kommt und diese in den Erkenntnisstand der Disziplin einordnet (Theoriebezug) oder die
Ergebnisse unter den Aspekten der Umsetzbarkeit und der Problemlösungsfähigkeit (Praxis­
bezug) diskutiert.

Erfahrungsgemäß bereiten die inhaltlichen Aspekte mehr Probleme als die formalen Aspekte.
Das bedeutet nicht, dass diese banal sind, sondern dass sie mit Ausnahme des Stils und der
Zitierweise einfacher zu realisieren sind. Im Folgenden werden daher die gängigen formalen

-
Bewertungskriterien dargestellt.
Zunächst bewertet der Gutachter die Vollständigkeit des Titelblatts bzw. der formalen Angaben
(vgl. ▶ Abschnitt 7.2.1). Auch wenn es unvorstellbar klingt, werden manchmal Studienarbei-
ten ohne Titel, ohne oder mit falsch geschriebenem Namen des Betreuers oder ohne Namen
des Verfassers abgegeben. Hintergrund dieser formalen Defizite ist oftmals ein schlechtes
Zeitmanagement (vgl. ▶ Abschnitt 3.4), da bis zum Abgabetag am Inhalt gearbeitet wird und

- für die ebenfalls wichtigen formalen Dinge keine Zeit mehr bleibt.
Anhand der Zitierweise und der Literaturarbeit wird bewertet, ob und in welchem Umfang
wissenschaftliche Literaturquellen verarbeitet wurden. Hier wird vor allem darauf geachtet,
ob die Zitierweise einheitlich und vollständig ist (vgl. ▶ Abschnitt 7.2.3), d. h. bei wörtlichen
Zitaten wird z. B. stichprobenartig überprüft, ob die Seitenangaben vorhanden und korrekt

- sind.
Die gesamten Verzeichnisse der Studienarbeit wie z. B. Tabellen‑, Abbildungs- und Ab-
kürzungsverzeichnis und vor allem das Literaturverzeichnis werden betrachtet (vgl. ▶ Ab-
schnitte 7.2.4 bis 7.2.6). Bewertet werden hier ebenfalls Richtigkeit, Vollständigkeit, Ein-
heitlichkeit und Übersichtlichkeit. Problematisch ist oft, dass Verzeichnisse erstellt werden,
ohne dass der Text selbst Seitenzahlen hat. Mitunter werden Verzeichnisse manuell erstellt,
ohne dass die Überschriften im Wortlaut abgeglichen bzw. die Seiten vor der Abgabe ak-
tualisiert werden. Bei automatisch erstellten Verzeichnissen muss vor dem Ausdruck eine

- Aktualisierung durchgeführt werden.


Ähnliches gilt für die Gestaltung von Tabellen und Abbildungen sowie deren Nummerie-
rung und Beschriftung. Unvollständige, fehlerhaft übernommene, kaum lesbare oder riesige
Abbildungen und Tabellen fallen ebenso negativ ins Gewicht wie unnötig bunte oder über-
frachtete Tabellen ohne inhaltlichen Mehrwert. Auch hier sollte immer die Literaturquelle
benannt sein, sofern diese nicht selbst erstellt wurde. Häufig gibt es sowohl eigene als auch
fremde Tabellen und Abbildungen. Dies sollte klar unterscheidbar sein. Ist kein Quellen-
verweis am Text vorhanden, wird von einer Darstellung des Autors ausgegangen. Auch in

- einem solchen Fall sollte ein evtl. Hinweis auf die Datenbasis nicht fehlen.
Erfahrungsgemäß wird immer wieder unterschätzt, dass Rechtschreibung, Zeichensetzung und
Grammatik nach wie vor ebenfalls bewertet werden. Das Argument, in einigen Fächern sei das
wichtiger als in anderen, ist grundsätzlich unzulässig. Wer ein Studium erfolgreich absolvieren
will, sollte nicht nur Fachkenntnisse haben, sondern diese auch klar, deutlich und vor allem
sprachlich korrekt darstellen können. Bedenken Sie, dass Sie den Gutachter mit Ihrer Arbeit
überzeugen wollen. Sprachliche Fehler lenken vom (guten) Inhalt ab.

Diese Aspekte können allerdings nur Hinweise für die individuelle Bewertung von Studien-
leistungen sein. Gutachter können sehr unterschiedliche und subjektive Vorstellungen davon
haben, was qualitativ „gute“ wissenschaftliche Leistungen sind. Möglicherweise gewichten sie
einige der hier genannten Aspekte nicht, völlig anders oder haben weitere Kriterien, die hier
nicht aufgeführt sind. Obgleich Gutachter sich prinzipiell an Prüfungs- und Studienordnungen
halten müssen, besteht zumindest in Deutschland ein prüfungsrechtlicher Bewertungsspielraum,
14 Kapitel 1 • Einführung

der gerichtlicher Kontrolle entzogen ist: Während das Gericht kontrollieren kann, ob fachliche
1 Fragen, die Gegenstand der Aufgabe sind, bearbeitet oder beantwortet wurden, bezieht sich
dies nicht auf prüfungsspezifische Wertungen. Wann dieser Bewertungsspielraum überschritten
2 wurde, ist eine höchst komplizierte Frage, die sehr stark von der jeweiligen Aufgabe abhängt.
Fehler im Prüfungsverfahren, Rechtsfehler, die Bewertung auf der Grundlage eines unrichtigen
Sachverhalts, die Verletzung allgemeingültiger Bewertungsmaßstäbe, sachfremde Erwägungen
3 oder die Bewertung einer vertretbaren Lösung als falsch können zur Aufhebung der Bewertung
oder Prüfungsentscheidung führen. Wenn Sie den begründeten Verdacht haben, dass Ihre Leis-
4 tung nicht korrekt bewertet wurde, sollten Sie um Erläuterung der Bewertung bitten und im
Zweifel eine Neubewertung beantragen. Wenn Sie schriftlich darlegen können, dass die Bewer-
5 tung fehlerhaft ist, können Sie dies zunächst in einem formlosen Schreiben an den jeweiligen
Gutachter geltend machen. Falls Sie hierdurch keine Neubewertung erreichen, sollte gegen die
Bewertung beim zuständigen Prüfungsausschuss innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der
6 Prüfungsentscheidung schriftlich Widerspruch eingelegt werden. Der Prüfungsausschuss kann
dann von (externen) Gutachtern ein weiteres Gutachten über die Prüfungsleistung erstellen
7 lassen. Falls Sie keinen positiven Widerspruchsbescheid erhalten sollten, steht Ihnen die Klage
beim Verwaltungsgericht offen. Widerspruchsschreiben und Klage sollten eine ausführliche
Begründung enthalten, aus welchen Gründen die Bewertung Ihrer Leistung nicht haltbar ist.
8 Bei einer Klage sollten Sie sich anwaltlich vertreten lassen, am besten von einem Fachanwalt
für Verwaltungsrecht, der über einschlägige Erfahrungen im Prüfungsrecht verfügt. Bedenken
9 Sie, dass bei mehrfachem Nichtbestehen bestimmter Studienarbeiten weitere negative Konse-
quenzen drohen können, wie z. B. der Verlust des Prüfungsanspruchs im Studiengang und die
10 damit verbundene Zwangsexmatrikulation.
Bevor es allerdings so weit kommt, kann es hilfreich sein, zunächst Ihre Noten mit denen
anderer Studierender zu vergleichen, um einen Eindruck von der Bewertungsweise des Gutach-
11 ters zu bekommen. Vielleicht entspricht Ihr Selbstbild von der Studienarbeit auch nicht der ob-
jektiven Bewertung. Darüber könnte ein Gespräch mit dem Gutachter Auskunft geben. Es kann
12 generell hilfreich sein, beim Gutachter in einem persönlichen Gespräch nachzufragen, anhand
welcher Kriterien Arbeiten bewertet werden und auch bei Studienarbeiten zu einem nicht im-
mer üblichen (schriftlichen) Feedback zu ermuntern, um daraus zu lernen. Das grundsätzliche
13 Dilemma, nämlich dass jede Bewertung eine unbewusste subjektive Komponente enthält, kann
durch keine Strategie vollständig aufgelöst werden: Gutachter sind auch nur Menschen. Aus
14 diesem Grund werden Abschlussarbeiten von mehreren Gutachtern beurteilt, um ein Korrektiv
zu dieser Subjektivität sicherzustellen.
15 In der Literatur lassen sich immer wieder Beispiele für unterschiedliche Bewertungssche-
mas finden, die die verschiedenen formalen und inhaltlichen Kriterien mit Punkten gewichten
und daraus prozentuale Anteile für die Note einer Studienarbeit ableiten. Sinnvoller erscheint
16 jedoch, die Stärken und Schwächen möglichst transparent auszuformulieren, um den Lerneffekt
der Studierenden zu steigern. Die Gutachter gewichten individuell unterschiedlich abhängig
17 von der disziplinären Praxis, eigenen Überzeugungen oder der Anlage der Arbeit. Auch der
Vergleich mit anderen Studienarbeiten kann im Kontext zur Einschätzung des zu erwartenden
Niveaus eine Rolle spielen. Gilt dies für Abschlussarbeiten nur bedingt, kann dies bei anderen
18 Studienarbeiten durchaus ins Gewicht fallen.
Nehmen Sie Einsicht in die bewerteten Studienarbeiten. Die Beschäftigung mit den eigenen
19 Schwächen kann emotional belastend sein. Sie sollten jedoch die Chance, aus eigenen Fehlern zu
lernen, nicht verschenken. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie perfekt sind. Mit zunehmen-
20 dem Studienfortschritt werden typische Anfängerfehler jedoch zu Recht gravierender bewertet.
Erfreulicherweise geben sich viele Gutachter große Mühe bei der Korrektur und wollen Ihnen
Literatur
15 1

gerade hierdurch bei Ihren weiteren Prüfungen helfen. Honorieren Sie diese Mühe, indem Sie
Ihre Studienarbeit selbstkritisch prüfen und Ratschläge annehmen. Sie werden großen Nutzen
daraus ziehen.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 1.4)


Heesen 2014, 15 ff.; Karmasin / Ribing 2014, 42 ff.; Niehues / Fischer 2010; Sti-
ckel‑Wolf / Wolf 2016, 268 ff.; Theisen 2013, 266 ff.; Zimmerling / Brehm 2007.

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München: Oldenbourg.
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3. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer Gabler.
Karmasin, M. & Ribing, R. (2014). Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein Leitfaden für Seminararbeiten, Bachelor-,
Master- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen. 8. Aufl. Wien: facultas.wuv.
Köhler, K. & Weber-Wulff, D. (2010). Plagiatserkennungstest 2010. Http://plagiat.htw-berlin.de/wp-content/uploads/
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Stickel-Wolf, C. & Wolf, J. (2016). Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Erfolgreich studieren - gewusst wie!
8. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
Theisen, M. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. 16. Aufl. München: Vahlen.
Waiblinger, J. (2012). „Plagiat“ in der Wissenschaft. Zum Schutz wissenschaftlicher Schriftwerke im Urheber- und Wissen-
schaftsrecht. Diss. Baden-Baden: Nomos.
Zimmerling, W. & Brehm, R. (2007). Prüfungsrecht. 3. Aufl. Köln et al.: Carl Heymanns.
17 2

Konzeption
Frank Beneke, Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Christiane Eichenberg,
Dirk Fischbach, Herbert Geisler, Jan-Gero Alexander Hannemann,
Claudia Hruska, Torben Kuhlenkasper, Johanna Friederike May,
Eva Molitor, Svenja Möller, Benjamin Rebenich, Annika Schmidt,
Steffen Stock, Marcel Walter, Monika Wolff

2.1 Erkenntnisgewinn – 18
2.2 Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens  –  22
2.3 Themensuche – 24
2.4 Themenstrukturierung und Methodik  –  27
2.5 Gliederung – 30
2.6 Erstellung von Definitionen  –  32
Literatur – 34

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_2
18 Kapitel 2 • Konzeption

» Bin ich froh! Meine „Wunschbetreuerin“ hat mir, nachdem ich ihr meine Ideen für meine Bachelor-
1 arbeit geschildert habe und wir ein paar mögliche Aspekte und Schwerpunkte diskutiert haben,
ihre Betreuung zugesichert! Bei der Verabschiedung bat sie um die Formulierung einer Zielsetzung
2 und einen Gliederungsentwurf; beide sollen bis Ende des Monats vorliegen. Aber ich weiß noch
gar nicht, was ich dazu brauche, bin mir bei der Formulierung des Themas noch absolut unsicher
und komme mir vor wie ein Bergsteiger, der den Berg vor sich sieht und keine Idee hat, wie er ihn
3 bezwingen soll …

4 In den folgenden Abschnitten finden Sie Hinweise und Anregungen, wie die ersten Schritte bei
der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit aussehen und was dabei zu bedenken ist.
5 Im Abschnitt „Erkenntnisgewinn“ erfahren Sie etwas über den Prozess des Erkenntnisge-
winns und dessen Regeln, über erkenntnistheoretische Traditionen sowie den Umgang mit
Theorien und Hypothesen.
6 Anschließend werden Sie in Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt. Hier
können Sie etwas über Merkmale von wissenschaftlichen Texten und deren Qualitätskriterien
7 lesen.
Im Abschnitt Themensuche erhalten Sie Anregungen, wie Sie zu „Ihrem“ Thema kommen,
das Sie gern bearbeiten und im besten Fall sogar begeistert verfolgen.
8 Wenn Sie Ihr Forschungsthema gefunden haben, gilt es, die gesammelten Ideen und Aus-
sagen zu strukturieren und in eine Forschungsfrage zu überführen. Im Abschnitt Gliederung
9 werden die Funktionen von Gliederungen erläutert und Sie erfahren, was bei der Erstellung
einer Gliederung zu beachten ist.
10 Abschließend werden Sie in die Formulierung und konsequente Verwendung von Defini-
tionen in wissenschaftlichen Texten eingeführt.

11
2.1 Erkenntnisgewinn
12
Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller, Annika Schmidt,
Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock, Dr. phil. Marcel Walter
13
Ihr Studium lässt sich grob in zwei sich immer wieder abwechselnde Phasen von Wissenser-
14 werb und Wissensdokumentation einteilen. Der Wissenserwerb erfolgt dabei im Rahmen von
Vorlesungen, Seminaren, Übungen, eigenständigem Literaturstudium, durch den Austausch
15 mit Kommilitonen etc. Die Wissensdokumentation, z. B. über Prüfungsleistungen, dient der
Bewertung Ihrer Fortschritte in Ihrem Studienfach. Je nachdem, an welcher Art von Hochschule
und in welcher Disziplin Sie studieren, unterscheidet sich die Gewichtung von Wissenserwerb
16 und Wissensdokumentation. An Studienarbeiten kommen Sie dabei nicht vorbei.
Auch Wissenschaftler, die ihr Studium längst abgeschlossen haben, lernen durch Vorträge
17 und Veröffentlichungen ständig dazu. Das Ziel Ihrer Arbeit besteht jedoch darin, die Wissen-
schaft selbst voranzutreiben. Sie als Studierender reichen Ihre Ausarbeitungen dagegen in aller
Regel bei den Gutachtern ein, die für das von Ihnen bearbeitete Thema Experten sind und Sie
18 mit der Arbeit prüfen. Für Sie selbst sind die zu bearbeitenden Themen weitestgehend neu,
der vorliegende Wissensstand ist Ihnen zu Beginn der Arbeit überwiegend unbekannt und Sie
19 müssen ihn sich systematisch erarbeiten.
Wenn von Erkenntnis gesprochen wird, dann ist begründetes Wissen gemeint. Erkenntnis
20 bezieht sich dabei sowohl auf das Ergebnis eines Erkenntnisprozesses als auch auf den Erkenntnis-
prozess selbst. Wissen und Erkenntnis unterscheiden sich vom Glauben, von Meinungen, bloßen
2.1 • Erkenntnisgewinn
19 2

Vermutungen und der Intuition darin, dass Aussagen zu begründen sind (Sandberg 2013, 4). Für
wissenschaftliche Aussagen bedeutet dies, dass sie entweder durch konkrete Daten überprüft wer-
den können bzw. von diesen Daten abgesichert sind oder dass sie sich durch logische Argumente
plausibel stützen lassen (Karmasin / Ribing 2014, 83). Die Wissenschaft kann demnach als ein
Prozess verstanden werden, in dem systematisch Erkenntnisse gewonnen werden, um den Be-
stand an Wissen zu erweitern. Dabei lassen sich drei verschiedene Formen von Erkenntnisgewinn
unterscheiden. Es kann zwischen phänomenalem, kausalem und aktionalem Erkenntnisinteresse
unterschieden werden (Messing / Huber 2007, 31 f.). Beim phänomenalen Interesse geht es um
das Verständnis davon, was konkret geschieht und beobachtet werden kann: Hier stellt sich z. B.
die Frage, wie viele angehende Köche ihre Ausbildung erfolgreich beenden. Das kausale Erkennt-
nisinteresse sucht nach Gründen für beobachtete Phänomene. Hier könnte z. B. die Frage gestellt
werden, weshalb jede zweite Berufsausbildung zum Koch abgebrochen wird. Das aktionale Er-
kenntnisinteresse sucht nach Lösungen und somit auch nach Veränderungen. Hier ist z. B. zu un-
tersuchen, was getan werden kann, um die Zahl der Ausbildungsabbrecher künftig zu reduzieren.
Ist der Erkenntnisgewinn zweckfrei, dient er zunächst keiner konkreten Anwendung, son-
dern es handelt sich um Grundlagenforschung. Hiervon zu unterscheiden ist die anwendungsori-
entierte Forschung. Sie dient der Formulierung, Bearbeitung und Lösung konkreter Probleme.
Sie ist somit auf die Verwertung ihrer Ergebnisse auf einen praktischen Nutzen oder auf die
Beantwortung einer konkreten Frage hin ausgerichtet (Sandberg 2013, 8).
Wissenschaft ist nicht objektiv und zweckfrei. Dasselbe Quellenmaterial lässt sich je nach
subjektiven Wertvorstellungen zu sehr unterschiedlichen Analysen verwenden, sodass bei der
Interpretation und Wiedergabe von wissenschaftlichen Erkenntnissen Vorsicht und ein kriti-
scher Blick auf die zugrunde gelegte Fragestellung angebracht sind. Aussagen, selbst wenn sie
mit Daten und Fakten belegt sind, sind häufig nur aus einer sehr bestimmten Perspektive gültig.
Absolute Wahrheiten oder gar allgemeingültige Beweise sind damit auch durch wissenschaftli-
che Methoden kaum zu erzielen. Am ehesten werden Erkenntnisse gewonnen, die als vorläufig
gesichert bzw. als „höchstwahrscheinlich wahr“ gelten können (Balzert et al. 2011, 57 f.). Eine
Ausnahme bildet hier die Mathematik mit ihrem streng logischen und überprüfbaren Ansatz.
Wissenschaftliche Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass der Erkenntnisgewinn nach
ganz bestimmten Regeln erfolgt. Die Wissenschaftstheorie als ein Teilgebiet der Philosophie ist
die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit diesen Regeln beschäftigt.
Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn erfolgt über die Sammlung und Systematisierung
von Informationen über Ereignisse, über das Erkennen von Zusammenhängen und über das
Erklären dieser Zusammenhänge. Folglich sind Aussagen darüber zentrale Elemente einer wis-
senschaftlichen Arbeit (Kornmeier 2007, 45). Es existieren sehr unterschiedliche Formen von
Aussagen, an die jedoch gemeinsame Anforderungen gestellt werden. So sollten Autoren die
von fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Aussagen kritisch prüfen und hin-
terfragen können. Darüber hinaus müssen eigene Aussagen ebenfalls überprüfbar sein, was sich
zumeist durch eine korrekte Angabe der Quellen sicherstellen lässt. Weiterhin müssen Aussagen
möglichst präzise sein, dürfen also nicht grundlos verallgemeinert werden. Bei Aussagen, die
einen Zusammenhang zwischen mehreren Phänomenen herstellen, ist Vorsicht geboten: Führt
ein hohes Fußgängeraufkommen zu mehr Verkehrsunfällen oder ziehen Verkehrsunfälle nicht
vielleicht doch eher Schaulustige an? Solche Kausalitätsprobleme sind zu vermeiden.
Neben Aussagen sind für jede wissenschaftliche Ausarbeitung Definitionen (vgl. ▶ Ab-
schnitt 2.6) erforderlich.
Eine Theorie ist ein System von Hypothesen und dient dazu, einen Ausschnitt der Realität
modellhaft zu beschreiben. Da sie auf Hypothesen basieren, müssen auch Theorien grundsätz-
lich überprüfbar sein.
20 Kapitel 2 • Konzeption

Schließlich sind Hypothesen und Theorien zentrale Bestandteile einer wissenschaftlichen


1 Arbeit. In der Wissenschaft sind Hypothesen Vermutungen über die Wirklichkeit. Sie müssen

2 --
dabei drei Bedingungen erfüllen (Karmasin / Ribing, 2014, 87 ff.):
Sie müssen über Einzelfälle hinausgehen.

3 - Sie müssen als Konditionalsätze formuliert sein.


Sie müssen mit empirischen Daten überprüfbar oder widerlegbar sein.

Auch wenn für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn klare Regeln vorliegen, existiert
4 eine Vielzahl gültiger und anerkannter Verfahren, um Aussagen, Hypothesen und Theorien zu
formulieren und zu prüfen. Es gibt sehr verschiedene Forschungsströmungen, die eine ganz
5 spezifische Sicht auf die menschliche Wahrnehmung der Welt und, eng damit verbunden, auf
zulässige Formen des Erkenntnisgewinns verfolgen. Hierbei handelt es sich um erkenntnisthe-
oretische Positionen (Sandberg 2013, 28 f.). So gehen z. B. Forscher, die sich dem Konstrukti-
6 vismus verschrieben haben, davon aus, dass es eine objektive Realität nicht gibt und Menschen
sich ihre Realität vielmehr selbst konstruieren. Eine solche Position wirkt sich direkt auf Ziel
7 und Methode des Erkenntnisgewinns aus: Wer davon ausgeht, dass Individuen ihre Welt selbst
konstruieren, kann nicht den Anspruch erheben, aus eigener Überlegung heraus objektive Er-
kenntnisse zu gewinnen. Auf der anderen Seite geht der Realismus davon aus, dass die Realität
8 von Individuen unabhängig und durch Wahrnehmung und Analyse hinreichend gut erfasst
werden kann. Realisten können Theorien, soweit sie nicht widerlegt sind, daher zusprechen,
9 dass sie die „echte“ Realität annähernd gut beschreiben. Beim Empirismus wird die sinnliche
Wahrnehmung der Welt zur zentralen Quelle menschlicher Erkenntnis erklärt. Gemäß dem
10 Rationalismus hingegen ist nicht die Erfahrung, sondern in erster Linie der Verstand Grundlage
zur Bestimmung von Wahrheit. Eine solche Position bevorzugt logisches Denken und Argu-
mentation gegenüber der Erhebung von empirischen Daten.
11 Je nach erkenntnistheoretischer Tradition drängen sich in einer wissenschaftlichen Arbeit
folglich unterschiedliche Forschungsmethoden auf. Hierbei lässt sich grundsätzlich zwischen
12 allgemeinen und spezifischen Methoden unterscheiden. Eine erste allgemeine methodische
Entscheidung, die Erkenntnislogik, fragt nach dem Verhältnis von beobachteten Einzelfällen
und Verallgemeinerungen. Bei der Induktion werden aus Einzelfällen allgemeine Schlussfolge-
13 rungen abgeleitet. Sie dienen damit der Theoriebildung und -erweiterung. Das Problem hier-
bei besteht darin, dass der beobachtete Einzelfall eine Ausnahme und die Verallgemeinerung
14 damit ungerechtfertigt sein könnte. Die Deduktion dagegen schließt vom Allgemeinen auf den
besonderen Fall, leitet aus einer Theorie folglich eine Prognose ab. Dieses Vorgehen hilft dabei
15 zu prüfen, ob eine bestimmte allgemeine Theorie für eine besondere Fragestellung für gültig
befunden werden kann.
Eine weitere allgemeine methodische Entscheidungsebene bezieht sich auf die Überprü-
16 fung von Hypothesen. Bei der Verifizierung wird versucht, eine bestehende Hypothese durch
geeignete Nachweise zu bestätigen. Hieran lässt sich kritisieren, dass es genügt, einen einzigen
17 Gegenfall zu finden, um eine Hypothese zu verwerfen, da unmöglich sämtliche potenzielle
Fälle überprüft werden können. Der Gegenentwurf lautet daher Falsifizierung und fordert, Hy-
pothesen nicht auf ihre Gültigkeit, sondern in erster Linie auf ihre Ungültigkeit hin zu prüfen.
18 Weiterhin ist zu entscheiden, ob die Argumentation der wissenschaftlichen Arbeit auf einer
empirischen Datengrundlage basiert. Werden Aussagen allein auf der Basis von Theorien und
19 eigenen bzw. auf Literatur gestützten Überlegungen getätigt, so wird von Hermeneutik gespro-
chen. Hermeneutik betreiben bedeutet, Zusammenhänge durch das Verstehen von Phänomenen
20 in ihrem Kontext zu erklären (Sesink 2012, 11 f.). Demgegenüber werden bei empirischen Ar-
beiten Zusammenhänge aus gesammelten Daten erschlossen, wobei wiederum zwischen einer
2.1 • Erkenntnisgewinn
21 2

primären und sekundären Methode unterschieden werden kann (Balzert et al. 2011, 271). Bei
primärer Empirie werden Forschungsdaten selbstständig für den konkreten Forschungszweck
erhoben. Bei sekundärer Empirie wird auf bereits vorhandene Daten und deren Auswertung
von anderen Forschern zurückgegriffen. Innerhalb der empirischen Forschung lässt sich weiter
zwischen der qualitativen und der quantitativen Forschungsrichtung unterscheiden (Sandberg
2013, 45 f.). Quantitative Forschung dient der Prüfung von Hypothesen „in der Realität“ und
greift hierzu in der Regel auf große Fallzahlen und statistische Auswertungsmethoden zurück,
um die gefundenen Ergebnisse möglichst zu verallgemeinern. Qualitative Forschung hat dem-
gegenüber eher entdeckenden Charakter und verzichtet auf große Fallzahlen zugunsten von
mehr Bearbeitungstiefe. Qualitative Designs erfassen die interessierenden Variablen daher meist
differenzierter, lassen sich aber weniger gut für Aussagen nutzen, die über die befragte Gruppe
hinausreichen.
Dies hat Implikationen auf den Anspruch und den Erkenntnisgewinn von Studienarbeiten.
Ein wesentliches Kriterium für wissenschaftliche Arbeiten ist die Eigenständigkeit der Leistung.
Die Eigenständigkeit einer wissenschaftlichen Arbeit ergibt sich daraus, dass sie entweder neues
Wissen schafft oder aber vorhandenes Wissen durch einen neuen Ansatz aufbereitet und verknüpft.
Setzen Sie sich inhaltliche Ziele, die Sie mit Ihrem begrenzten Ausgangswissen, Ihrer begrenzten

-
Zeit und dem für die Studienarbeit begrenzten Platz erreichen können. Das bedeutet im Einzelnen:
Reflektieren Sie die von anderen getätigten Aussagen; denn wissenschaftliches Arbeiten im
Studium bedeutet, sich auf der Grundlage der Fachdiskussion mit einer Fragestellung ausei-
nanderzusetzen, sich dazu seine eigenen Gedanken zu machen und diese in verständlicher
und nachvollziehbarer Form zu präsentieren (Sesink 2012, 12). Originalität erzeugen Sie
z. B., indem Sie ein bekanntes Problem auf der Basis von Literatur eigenständig bearbeiten,
vorhandene Argumente mit eigenen Darstellungen stützen, wie z. B. eigene Berechnungen,
Tabellen oder Abbildungen, und bereits gesichertes Wissen in eigenen Worten wiedergeben

- und kritisch diskutieren.


Eine Arbeit, die Sie nicht selbst erstellt haben, genügt nicht wissenschaftlichen Kriterien.
Solche Fremdleistungen widersprechen auch dem Zweck Ihres Studiums, Sie auf Ihren
späteren Beruf vorzubereiten. Greifen Sie daher niemals auf die Angebote von Ghostwritern

-- zurück (vgl. ▶ Abschnitt 3.5).


Belegen Sie Ihre Aussagen und Hypothesen mit für Ihre Disziplin einschlägiger Literatur.
Unbegründete Aussagen, Behauptungen und politische Statements gehören nicht in eine
wissenschaftliche Ausarbeitung. Ihre eigene Meinung ist zwar gerne gesehen, aber nur so-

- lange Ihre Aussagen auch nachvollziehbar sind.


Versuchen Sie nicht krampfhaft originell zu sein. Halten Sie sich vielmehr an die etablierten
Vorgehensweisen Ihrer Disziplin. Bezüglich der allgemeinen und speziellen forschungsme-
thodischen Entscheidungen haben Sie grundsätzlich viele Freiheiten. Diese Freiheiten sind
durch die Wahl Ihres Betreuers, die Ihnen verfügbare Zeit und Ihre Vorkenntnisse jedoch
deutlich eingeschränkt. Klären Sie den Zugang zum Forschungsthema und Ihre konkrete
Methodenwahl daher unbedingt vorab mit Ihrem Betreuer!

Empirische Arbeiten mit Primärdaten sind während des Studiums eher selten. Eine Ausnahme
können Arbeiten sein, in denen Ihr Betreuer Sie ganz gezielt an empirisches Arbeiten heran-
führen will und die damit unvermeidlich einhergehenden Qualitätsmängel akzeptiert. Schon
kleine Befragungen oder Beobachtungsstudien können sehr zeitaufwendig und fehleranfällig
sein. Liegen die Daten einmal vor, sollten Sie geeignete Analyseverfahren anwenden und die
hierfür notwendige Software bedienen können. Sind alle Auswertungen durchgeführt, haben Sie
noch keine Zeile Text geschrieben. In der Regel basieren Studienarbeiten auf Literaturanalysen
22 Kapitel 2 • Konzeption

und sind somit eine Mischung aus Hermeneutik und Interpretation von Sekundärdaten, die
1 Sie selbst nicht mehr erheben müssen.
Gerade in Abschlussarbeiten sollten Sie den Anspruch haben, in kleinere Forschungslücken
2 vorzustoßen und diese zu füllen. Wesentliche Grundlage für das Auffinden solcher Lücken ist,
dass Sie während Ihres Studiums Literatur lesen und die Augen für ungelöste Aspekte des Sie
interessierenden Themas offenhalten. Je mehr Sie sich für ein Thema interessieren, je tiefer Sie
3 in dieses Thema einsteigen und je kritischer Sie sich mit der Literatur auseinandersetzen, desto
leichter stoßen Sie auf solche Lücken und desto leichter fällt es Ihnen, sich hier einzubringen
4 und Erkenntnisse zu gewinnen (vgl. ▶ Abschnitt 2.3).

5 ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 2.1)


Kornmeier 2007.

6
2.2 Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens
7
Prof. Dr.-Ing. Frank Beneke, Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, Karoline de Gier,
Dr. phil. Eva Molitor, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock, Dr. rer. nat. Monika Wolff
8
Wissenschaftliche Texte unterscheiden sich inhaltlich und stilistisch von anderen Texten (Mes-
9 sing / Huber 2007, 126 f.). Hypothesen, Daten, Theorien und Ergebnisse müssen belegt, be-
wiesen oder zumindest plausibel begründet werden. Dabei hat jedes Fachgebiet seine eigene
10 Terminologie, seine sprachlichen Besonderheiten und Konventionen, an die Sie sich so weit
wie möglich halten sollten.

11
-- Die Unterschiede betreffen u. a.:
Umfang und Aufbau der Studienarbeiten,

12
13
- Zitierweise,
formale Richtlinien.

Vielfach stellen Betreuer explizite Anforderungen an Aufbau und Gestaltung der wissenschaft-
lichen Arbeit. Halten Sie hierzu vor Beginn der Bearbeitung Rücksprache, um sich unnötige
Fehler bzw. Mehrarbeit zu ersparen (vgl. ▶ Abschnitt 1.2).
14 Bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, haben Sie in der Regel schon viel gelesen, haben
sich mit der wissenschaftlichen Literatur auseinandergesetzt und Elemente übernommen, aus
15 denen sich langsam Ihr eigener Stil bilden wird. Möchten Sie diesen gezielt weiterentwickeln,
dann lesen Sie Zeitschriftenartikel und andere Literatur unter folgenden formalen und stilisti-

16
--
schen Gesichtspunkten:
Welche Stilmittel benutzen die Autoren?

17
18
-- Wie verständlich ist der Text?
Wie wird argumentiert?
Wie nehmen die Autoren Bezug auf die Literaturquellen?

Achten Sie auf die Formalien sowie auf besonders gelungene Formulierungen. Üben Sie sich
darin, Ihre eigene Sichtweise in Ihrem eigenen Stil zu Papier zu bringen. So lernen Sie Schritt
19 für Schritt, selbst wissenschaftlich zu schreiben.
Als Rohfassung kann schon die erste, lückenhafte, aber grob strukturierte Ansammlung von
20 Ideen gelten. Halten Sie Fragen, Stichwörter und erste Ideen fest, damit sie Ihnen nicht verloren
gehen. Chaos ist noch erlaubt! Es kommt weder auf Schönheit noch auf Feinschliff an. Beginnen
2.2  •  Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens
23 2

Sie mit den Aspekten, die Ihnen leicht fallen, oder schreiben Sie Ihre erste Rohfassung an einem
Stück. Anschließend überarbeiten Sie den Text und füllen nach und nach die Lücken. Sobald
Sie eine Gliederung (vgl. ▶ Abschnitt 2.5) haben, können Sie die einzelnen Teile der Rohfassung
darin einordnen.
Sie sollten auf Grundlage Ihrer Forschungsfrage und der Unterfragen (vgl. ▶ Abschnitt 2.4)
eine Gliederung erstellen. In technischen oder naturwissenschaftlichen Fächern, in denen Dia-
gramme und Grafiken eine wichtige Rolle spielen, kann es sinnvoll sein, die Argumentation
bereits sehr früh mit den zentralen Abbildungen in Ihrer Rohfassung zu unterlegen. Unabhän-
gig von Ihrem Vorgehen sind ausgefeilte Formulierungen oder das Layout zu diesem frühen
Zeitpunkt unwichtig.
In einer späteren Fassung sollten Sie dann die Perspektive des Lesers einbeziehen und Ihre
Arbeit so aufbauen, dass Sie einerseits bei der Argumentation nicht gleich in die Tiefe gehen,
und andererseits darauf achten, dass der Text einen roten Faden hat. Das bedeutet ebenfalls,
dass in das Thema eingeführt werden bzw. eine Studienarbeit in das Seminarthema eingeordnet
werden sollte. Dazu gehen Sie vom Allgemeinen zum Speziellen vor (deduktive Methode). Zu-
nächst erklären Sie das Thema und stellen es in einen fachlichen Kontext. Dabei grenzen Sie ei-
nerseits ab, was dazugehört, aber andererseits ebenso, welche Aspekte Sie nicht bearbeiten. Ihre
Argumentation muss stets schlüssig und nachvollziehbar sein. Um das zu erreichen, brauchen
Sie eine klare Gliederung, die sich in einigen Punkten im Schreibprozess noch ändern kann.
Exzerpte sind insbesondere bei längeren wissenschaftlichen Arbeiten wie der Masterarbeit
für den Literaturüberblick hilfreich. Mithilfe von Exzerpten können Sie jederzeit rekonstruieren,
welche Idee Sie welcher Publikation entnommen haben und damit in Ihrer Arbeit präzise zwi-
schen Fremd- und Eigenleistung trennen (Gleitsman / Suthaus 2013, 16 f.; vgl. ▶ Abschnitt 5.3).
Rohfassung, Gliederung und Exzerpte sind Hilfsmittel. Die endgültige Form wissenschaft-
licher Werke beruht u. a. auf den folgenden wissenschaftlichen Qualitätskriterien (Balzert et al.

-
2011, 13 ff.):
Objektivität: Ein Text bzw. eine Bewertung ist objektiv, wenn unterschiedliche Leser zum

- gleichen Ergebnis gelangen.


Ehrlichkeit: Ein Text muss auf wahren Aussagen basieren. Verwendete Texte anderer Au-
toren müssen korrekt zitiert werden. Achten Sie darauf, dass Sie kein Plagiat erstellen (vgl.
▶ Abschnitt 1.3). Des Weiteren müssen Daten korrekt erhoben und ausgewertet werden,

- d. h., diese dürfen nicht manipuliert werden.


Überprüfbarkeit: Ein Text bzw. die darin getätigten Aussagen müssen inhaltlich, d. h. anhand
von Quellen, nachvollziehbar sein. Die Aussagen müssen anhand weiterer Forschungen

- verifizierbar oder falsifizierbar sein.


Reliabilität (Zuverlässigkeit): Bei Experimenten müssten andere Forscher unter gleichen

- Rahmenbedingungen zu gleichen bzw. ähnlichen Ergebnissen kommen.


Validität (Gültigkeit): Mithilfe der ausgewählten Verfahren muss so genau wie möglich das

- gemessen werden, was im Rahmen der Studie untersucht werden soll.


Verständlichkeit: Wissenschaftliche Texte sollten strukturell, inhaltlich und sprachlich ver-
ständlich sein. Dazu gehört auch, dass eine Orientierung in längeren Texten anhand von

- Verzeichnissen wie dem Inhaltsverzeichnis mühelos möglich ist.


Relevanz: Relevant sind in der Wissenschaft Inhalte von hohem Informationswert oder
auch Aussagen, die wissenschaftlichen Fortschritt bewirken. Textintern ist eine Aussage
dann relevant, wenn ohne sie der Text keinen Sinn ergibt bzw. die Aussage nicht ersatzlos

- weggelassen werden kann.


Logische Argumentation: Argumente werden nachvollziehbar begründet und daraus werden
korrekte Schlussfolgerungen gezogen.
24 Kapitel 2 • Konzeption

1 - Originalität: Ein Text sollte eine eigene, noch nicht erbrachte Forschungsleistung oder einen
neuartigen Gedankengang enthalten. Ein hinreichender Neuigkeitsgrad anstelle von reiner

2 - Wissenswiedergabe ist notwendig (vgl. ▶ Abschnitt 2.3).


Nachvollziehbarkeit: Ein Text sollte in seinen Aussagen nachvollziehbar sein. In diesem
Kriterium fließen die anderen Qualitätskriterien wie Verständlichkeit und logische Argu-
3
4
- mentation zusammen.
Fairness: Untersuchungen müssen unter fairen Bedingungen für alle Teilnehmenden durch-
geführt werden. So wäre z. B. ein zweistündiger Test für Grundschüler bezüglich der Dauer
unzumutbar, für Studierende wäre er dagegen durchaus angemessen. Zur Fairness gehört
des Weiteren ein angemessener Umgang mit den zitierten Texten und verwendeten (Zwi-
5
6
- schen‑)Ergebnissen anderer Wissenschaftler.
Verantwortung: Die Verantwortung des Wissenschaftlers bezieht sich zum einen als Selbst-
verantwortung auf das eigene, ehrliche Arbeiten, zum anderen als soziale Verantwortung
auf mögliche Auswirkungen von Forschungsergebnissen auf andere Menschen oder die
Umwelt.
7
Diese Qualitätskriterien haben Auswirkungen auf Form und Inhalt wissenschaftlicher Arbeiten.
Sie haben in jeder Disziplin eine lange, teils explizite, teils implizite Tradition hervorgebracht,
8 wie Zitate und Bezüge in einen Text einzubauen und kenntlich zu machen sind. In der Wis-
senschaft müssen Argumentationen und Gedanken so dargestellt werden, dass nachvollzogen
9 werden kann, wie die gewonnenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zustande gekommen
sind. Die Einhaltung der genannten Kriterien fließt in die Bewertung Ihrer Studienarbeit ein
10 (vgl. ▶ Abschnitt 1.4).

11 2.3 Themensuche

12 Prof. Dr.-Ing. Frank Beneke, Prof. Dr. phil. habil. Christiane Eichenberg,


Prof. Dr. oec. Dirk Fischbach, Jan-Gero Alexander Hannemann, Dr. phil. Eva Molitor,
Benjamin Rebenich
13
Wenn Sie eine Studienarbeit zu einem vorgegebenen und bereits ausformulierten Thema schrei-
14 ben, können Sie diesen Abschnitt getrost überspringen. Trotzdem sollten Sie in Zukunft span-
nende Forschungsthemen festhalten, die Ihnen bspw. in Seminaren oder auf Tagungen begegnen.
15 Dies kann z. B. in einem Notizheft, in einem wissenschaftlichen Journal bzw. Ideenheft oder
digital mit Programmen für das Verwalten und Umsetzen von Ideen wie Evernote oder Microsoft
OneNote erfolgen. Es wird Ihnen die Themensuche für künftige Studienarbeiten erleichtern.
16 Sofern der Titel Ihrer Studienarbeit nicht vorgegeben ist, wird die Suche nach einem Thema
und dessen Abstimmung mit dem Betreuer Ihre erste wichtige Aufgabe sein. Sie sind dabei nicht
17 völlig frei: Die Arbeit muss inhaltlich zu Studienfach, übergeordnetem Seminarthema, den
Wünschen und Anforderungen eines evtl. Kooperationsunternehmens oder den Forschungs-
schwerpunkten Ihres Betreuers passen. Manchmal gibt der Betreuer Ihnen auch einen verbind-
18 lichen Themenbereich vor.
Bevor Sie Ihr Thema konkretisieren und formulieren, sollten Sie das genaue Ziel der Arbeit
19 klären. Ziel wissenschaftlicher Arbeiten ist grundsätzlich der Erkenntnisgewinn oder auch
die Lösung eines Problems. Es reicht dafür nicht, einen Gegenstand oder eine Situation zu
20 beschreiben. Sie suchen eine konkrete Antwort auf eine sog. Forschungsfrage: Was wollen Sie
herausfinden oder welches Problem möchten Sie mit Ihrer Arbeit lösen? Diese Forschungsfrage
2.3 • Themensuche
25 2

ist der „rote Faden“ Ihrer Arbeit (vgl. ▶ Abschnitt 2.4). Gute Forschungsfragen sind offen, kön-
nen also nicht mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden. Sie sind operationalisierbar, erlauben
es Ihnen also, Erkenntnisse umzusetzen oder Ergebnisse zu messen. Gute Forschungsfragen
sind präzise formuliert und relevant, d. h. sie greifen möglichst eine offene Fragestellung oder
ein ungelöstes Problem auf.
Studienarbeiten sind in erster Linie Übungen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Zentraler
Lerninhalt ist hier das Aneignen der wissenschaftlichen Methoden und Zitierweise, der erlangte
Erkenntnisfortschritt ist dementsprechend meist gering. Abschlussarbeiten hingegen erfordern
einen hinreichenden Neuigkeitsgrad. Sie sollten idealerweise nicht nur Wissen wiedergeben,
sondern Forschungsfragen weiterentwickeln oder Lösungen für wissenschaftliche Fragen liefern.
Sie selbst haben vermutlich noch weitere Ziele für Ihre Studienarbeit: Sie wollen eine gute
Note und die Arbeit vielleicht auch zur Selbstvermarktung nutzen, also das Interesse von mög-
lichen Betreuern weiterer Arbeiten oder künftigen Arbeitgebern wecken, die Arbeit vielleicht
auch als Grundlage für weiterführende wissenschaftliche Forschung wie eine Dissertation nut-
zen. All diese Ziele lassen sich durch eine geschickte Themenwahl deutlich leichter erreichen.
Bei der Themenwahl haben Sie die Möglichkeit, Ihre persönlichen Interessen einzubringen.
Nutzen Sie diese! Ein spannendes Thema wird Sie motivieren und Ihren Betreuer interessieren.
Bei der Auswahl Ihres Themas sollten Sie zudem Ihre sprachlichen und fachlichen Vorlieben
und Fähigkeiten berücksichtigen.
Generell sollten Sie Ihr Thema sinnvoll eingrenzen: Bspw. klingt „Glück“ nach einer Le-
bensaufgabe, nicht nach dem Titel einer zehnseitigen Studienarbeit und lässt vielfältige Erwar-
tungshaltungen an den Inhalt zu, die eine Arbeit vermutlich nicht alle erfüllen kann. Ein zu
weit gefasstes Thema sollten Sie in Absprache mit dem Betreuer durch eine Änderung Ihrer
Fragestellung und des Arbeitstitels eingrenzen (vgl. ▶ Abschnitt 2.1).
Zu weit gefasste Themen erkennen Sie schnell daran, dass bereits eine kurze Literatursuche
zehntausende Quellen ergibt (vgl. ▶ Abschnitt 4.1). Dies deutet an, dass das Thema sehr um-
fangreich ist. Es birgt die Gefahr, dass Sie sich verzetteln und lediglich vorhandene Literatur
wiedergeben. Nur ein eingegrenztes Thema können Sie unter Berücksichtigung der hierfür
relevanten Literatur in hinreichender Tiefe behandeln. Falls Ihre erste Literatursuche hingegen
sehr wenige Treffer ergibt, ist Ihr Thema vermutlich zu speziell. Solche Themen erfordern sehr
viel Eigenleistung. Sie könnten zudem Mühe haben, ein passendes theoretisches Grundgerüst,
eine geeignete und bewährte Methodik oder genügend Literaturquellen zu finden.
Ein erfahrener Betreuer wird Sie vor zu allgemeinen oder zu speziellen Themen schützen
und auch die Machbarkeit im Blick haben: Ist Ihre Arbeit innerhalb des vorgegebenen Zeitrah-
mens und Umfangs zu bewältigen? Wichtig für diese Einschätzung sind auch die eingesetzten
Erkenntnisquellen: Literaturarbeiten fassen oft den Stand der Forschung zusammen, Sie benö-
tigen somit vor allem Zugang zu den Quellen sowie die zur Erschließung nötigen Sprachkennt-
nisse. Empirische Arbeiten hingegen generieren Daten, um vorhandene Theorien zu überprüfen
oder zur Theorieentwicklung beizutragen. Je nach Thema erfordern sie also Ressourcen wie
einen Laborarbeitsplatz mit den nötigen Proben und Materialien sowie methodisches Wissen
zum Erheben, Analysieren und Interpretieren der Daten.
Wie finden Sie ein Thema, das diesen Anforderungen genügt? Halten Sie hierzu Rück-
sprache mit Ihrem Betreuer. Nicht selten kann dieser mit Ideen zur Themenwahl und mit
konkreten Vorschlägen helfen. Dozenten freuen sich, wenn Studierende Interesse an ihren
Forschungsthemen zeigen. Sie sollten jedoch vorab prüfen, mit welchen Themen Sie sich über
Wochen (Bachelorarbeit) oder Monate (Masterarbeit) beschäftigen wollen. Es hilft auch, wenn
Sie mit Dritten wie Familienmitgliedern, Freunden, Kommilitonen oder anderen Dozenten
über mögliche Themen diskutieren.
26 Kapitel 2 • Konzeption

Eine Garantie, dass Sie stets ein Sie begeisterndes Thema finden und bearbeiten können,
1 gibt es nicht. Dennoch sollten Sie sich nicht scheuen, schon vor dem ersten Treffen eigene The-
menvorschläge zu entwickeln und mit dem Betreuer Ihrer Arbeit zu besprechen. Solche eigenen
2 Themen finden Sie, indem Sie konsequent Ihr Wissen in dem gewählten Fachgebiet vertiefen
und sich intensiv mit der entsprechenden Fachliteratur beschäftigen. Sichten Sie besonders den
Schlussteil von Artikeln aus Fachzeitschriften, Tagungsbänden oder Forschungsprojekten. Oft
3 werden dort offene Fragen oder ungelöste Probleme des Forschungsgebietes mit dem Hinweis
auf weiteren Forschungsbedarf ausgewiesen.
4 Um ein einmal gefundenes Thema einzugrenzen, zu strukturieren und sich einen For-
schungsüberblick zu verschaffen, sollten Sie Ihren Ideen freien Lauf lassen. Lesen Sie viel,
5 machen Sie sich Notizen und hinterfragen Sie das, was Ihnen dabei auffällt. Nutzen Sie Krea-
tivitätstechniken, um ein Thema zu finden und weiterzuentwickeln. Hierbei bieten sich z. B.
Mindmaps oder ein Brainstorming an (vgl. ▶ Abschnitt 7.1).
6 Insbesondere bei Abschlussarbeiten können sich Fragestellung, Ideen und Herangehensweise
im Laufe der Bearbeitung ändern. Oft werden Sie daher zunächst nur ein grob formuliertes
7 Thema mit Ihrem Betreuer vereinbaren. Sie können es später konkretisieren oder anpassen,
wenn Sie sich umfassend eingelesen, eine Forschungsfrage und evtl. Hypothesen formuliert
oder vielleicht schon erste Ergebnisse vorliegen haben (vgl. ▶ Abschnitt 2.4). Bis zur offiziellen
8 Prüfungsanmeldung ist das Thema nur ein Arbeitstitel. Sie werden es womöglich mehrfach mo-
difizieren oder spezifizieren. Dabei kann es hilfreich sein, bereits am Anfang eine Zusammenfas-
9 sung der noch anzufertigenden Arbeit zu erstellen, die den geplanten „roten Faden“ verdeutlicht
(vgl. ▶ Abschnitt 7.3). Bevor Sie den konkreten Titel der Studienarbeit finalisieren, variieren Sie
10 Ihren Titel, um die treffendste Formulierung zu finden. Jedes Wort zählt, daher sollten Sie Ihre
Wortwahl gründlich durchdenken. Der Titel sollte möglichst kurz, klar und interessant sein,
für die Arbeit zentrale Schlüsselwörter enthalten und deren Beziehung zueinander aufzeigen.
11 Abkürzungen sollten Sie vermeiden, in Ausnahmefällen können sie in Klammern hinter der
entsprechenden Langform des Ausdrucks stehen. Explizite Fragen sind ebenso die Ausnahme.
12 Der Titel beschreibt stattdessen meist das Thema oder gar das Ergebnis Ihrer Untersuchung. Die

13 -
meisten wissenschaftlichen Arbeiten basieren auf einer der nachfolgenden Methoden:
Deduktiv aufgebaute Arbeiten verengen vom Allgemeinen zum Speziellen, z. B. von der
Epoche des Sturm und Drang zu Schillers „Räubern“ oder vom übergeordneten Rechts-
gebiet des öffentlichen Rechts zum Sozialrecht. Dieses Vorgehen ist der Regelfall in den

-
14 meisten Wissenschaften.
Induktiv aufgebaute Arbeiten leiten eine allgemeine Theorie aus empirischen Ergebnissen
15
- ab, z. B. Newtons Ableitung der Gravitation aus dem berühmten fallenden Apfel.
Kausal aufgebaute Arbeiten verknüpfen Ursache und Wirkung, z. B. Robert Kochs „Untersu-
chung über die Aetiologie [Ursache] der Wundinfectionskrankheiten“ (1878), die Bakterien

-
16 als deren Verursacher nachweist.
Vergleichend aufgebaute Arbeiten setzen Sachverhalte zueinander in Beziehung, z. B. Men-
17
18
- delejews durch Analogien und Vergleiche gefundenes „Periodensystem der Elemente“.
Dialektisch aufgebaute Arbeiten führen These und Antithese zur Synthese zusammen. Licht
ist bspw. zugleich Welle (so Huygens in 1678) und Teilchen (so Einstein in 1905) – ein Wi-
derspruch, der in der Quantenmechanik zum Welle-Teilchen-Dualismus vereint wurde.

19 Letztlich ist das Thema einer Studienarbeit weit weniger entscheidend, als Sie denken. Sie
werden im Rahmen einer Studienarbeit keine bahnbrechenden Erkenntnisse gewinnen oder
20 revolutionäre Theorien formulieren. Weitaus wichtiger als das Thema Ihrer Studienarbeit und
der dadurch möglicherweise entstehende kleine Erkenntniszuwachs ist die Erfahrung, die der
2.4  •  Themenstrukturierung und Methodik
27 2

Schreibprozess mit sich bringt, nämlich die Anwendung wissenschaftlicher Methoden, vor
allem durch gründliches Recherchieren und korrektes Zitieren. Auf diese Weise bereiten Sie
sich auf Ihre Abschlussarbeit vor, indem Sie den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens ken-
nenlernen und einüben.

2.4 Themenstrukturierung und Methodik

Dr. phil. Herbert Geisler, Prof. Dr. rer. nat. Claudia Hruska,
Prof. Dr.-Ing. Johanna Friederike May, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller,
Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock

Vielleicht haben Sie bereits zum jetzigen Zeitpunkt Ideen zum Thema Ihrer Studienarbeit ent-
wickelt. In jeder Phase Ihrer wissenschaftlichen Arbeit stellt sich die Frage, wie Sie diese vielen
Ideen, Zwischenergebnisse und Literaturaussagen so strukturieren, dass Sie diese in ein über-
zeugendes Ergebnis überführen können.
Unabdingbar hierfür ist die Formulierung einer Forschungsfrage. Diese erarbeiten Sie sich,

--
indem Sie bspw. folgende Fragen beantworten:
Welches ist das zu untersuchende Problem?
Welchen Beitrag leistet Ihre Arbeit für den Stand der Wissenschaft bzw. die Umsetzung in

- die Praxis?
Welche Aspekte werden mit Ihrer Arbeit zum ersten Mal oder unter einem anderen Blick-

-- winkel betrachtet?
Welche Fragen haben andere Forscher aufgeworfen, die Sie beantworten wollen?
Wie und wodurch könnte das zu untersuchende Problem gelöst bzw. wie könnten die aufge-

- worfenen Fragen beantwortet werden, welche Herangehensweise wollen Sie folglich wählen?
Welchen Nutzen bringt Ihre Arbeit? Wem nutzt sie?

Die Beantwortung dieser Fragen sollte Sie zu Ihrer eigenen Forschungsfrage leiten. Entschei-
dend ist, dass Sie Ihre Forschungsfrage vor Beginn der schriftlichen Ausarbeitung präzise for-

--
mulieren. Kennzeichen einer guten Forschungsfrage sind:
Sie verdeutlicht, dass sich Ihr Thema von vorhandenen Arbeiten thematisch unterscheidet.

- Sie ist als W-Frage formuliert: Was? Wer? Warum? etc.


Sie ist erforschbar, d. h., sie lässt erkennen, dass sich mithilfe des von Ihnen gewählten me-
thodischen Vorgehens und in dem vorgegebenen Umfang eine Antwort darauf geben lässt
(Samac et al. 2014, 48).

Eine Forschungsfrage dient dazu, das Ziel der eigenen Arbeit im Blick zu behalten. Konkre-
tisieren Sie Ihre Forschungsfrage z. B. mithilfe einer Mindmap zum anvisierten Thema (vgl.
▶ Abschnitt 7.1), welche Sie anschließend strukturieren und in eine erste (Arbeits‑)Gliederung
umwandeln. Ihre Forschungsfrage können Sie im Fortgang Ihrer Arbeit als sich wiederholenden
Prozess – adäquat zu Ihrem wachsenden Erkenntnisstand – modifizieren. Eine gut durchdachte,
präzise formulierte Forschungsfrage führt zu belegbaren und nachvollziehbaren Erkenntnissen,
weil sie ermöglicht, Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden.
Die aus der Forschungsfrage abgeleiteten Unterfragen dienen der Orientierung während
des Schreibens: Sind sie alle beantwortet, muss auch die Forschungsfrage beantwortet sein. Zur
Formulierung von Forschungsfrage und Unterfragen bietet es sich an, die relevante Literatur zu
sichten (vgl. ▶ Abschnitt 4.1). Sie werden besonders zu Beginn Ihrer Studienarbeit feststellen,
28 Kapitel 2 • Konzeption

dass so manche interessant erscheinende Frage entweder schon beantwortet ist oder zu sein
1 scheint. Es lohnt sich dann, genauer hinzusehen, denn oft haben die „Vorgänger“ andere As-
pekte des Hauptthemas in den Fokus genommen oder aus anderer Perspektive den Schwerpunkt
2 ihrer Arbeit gesetzt, beispielweise das Phänomen in einem anderen Bereich untersucht oder
eine andere Altersgruppe beobachtet. In Fällen wie diesen müssten Sie Ihre Forschungsfrage
also entsprechend anpassen. Aus Reflexionen zu folgenden Kategorien können Sie Hinweise

--
3 dafür gewinnen (Karmasin / Ribing 2014, 25):
Beschreibend: Wie sieht die Realität aus? Sieht die Realität wirklich so aus?
4
- Erklärend: Warum ist etwas der Fall?
Prognostizierend: Wie wird etwas in Zukunft sein? Welche Veränderungen sind wahrschein-
5
6
-- lich?
Gestaltend: Welche Maßnahmen eignen sich, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?
Bewertend: Wie ist ein bestimmter Zustand anhand explizit genannter Kriterien zu bewer-
ten?

7 Wenn Sie Ihre Forschungsfrage und Unterfragen konkretisiert haben, legen Sie die geeignete
Methodik fest. Ihre Forschungsfrage verweist auf das Ziel, das über die von Ihnen ausgewählte
Methode konkret untersucht wird. Überlegen Sie im Vorfeld, welche Methoden am besten
8 geeignet dafür sein können, um sich mit ihrer Hilfe die Antwort auf Ihre Forschungsfrage zu
beantworten. Je nach Fachgebiet wird Ihnen Ihr Betreuer dazu Vorschläge machen, weil bspw.
9 bereits hinreichend Erfahrungen vorliegen oder weil eine geeignete Messapparatur oder eine
Software zur Auswertung bestimmter Ergebnisse bereitsteht.
10 Einige Ideen werden Sie bereits aus der Literatur kennen. Es gibt grundsätzlich die theore-
tische Herleitung und den empirischen Nachweis.
Bei der theoretischen Herleitung wird ausgehend vom aktuellen Stand der Wissenschaft
11 durch logisches Schließen ein Wissenszuwachs begründet. Theorien, Modelle oder auch An-
sätze, Interventionen etc. können in einer Gegenüberstellung nach spezifizierten Kriterien ver-
12 glichen werden und so Entscheidungskriterien für die Wahl einer Theorie, Methode etc. bieten.
In Wissenschaften, in denen Experimente möglich sind, werden darüber hinaus diese häufig als
Validierung der Thesenbildung in der theoretischen Herleitung gefordert (Gleitsmann / Suthaus
13 2013, 92 ff.; Heister / Weßler-Poßberg 2011, 76).
Bei einem empirischen Nachweis existieren eine Reihe von methodischen Zugängen, um
14 eine theoretische Annahme zu prüfen. Diese sind je nach Fachgebiet und den verfügbaren me-
thodischen Möglichkeiten sehr unterschiedlich. Im Folgenden werden einige genannt (Gleits-
15
-
mann / Suthaus 2013, 92 ff.; Heister / Weßler-Poßberg 2011, 76):
Experiment: In den Natur- und Ingenieurwissenschaften ermitteln Sie gewisse Eigenschaften
mithilfe von Messapparaturen oder Interventionen. Dabei kontrollieren Sie relevante Rand-

-
16 bedingungen bzw. zeichnen diese auf, woraus Sie Rückschlüsse ziehen können.
Simulation: Meist handelt es sich um eine mathematische Beschreibung eines Systems,
17 die in einer Software implementiert ist. Damit ist es möglich, im Geltungsbereich des im-
plementierten Modells Rückschlüsse auf das reale Verhalten zu ziehen. Auch hier werden
Randbedingungen kontrolliert und die Sensitivität des Modells auf Änderungen der Rand-
18 bedingungen kann untersucht werden, um die Validität des Modells für die Simulation

19
20
- sicher zu stellen.
In Disziplinen wie den Sozialwissenschaften, der Psychologie oder den Erziehungswissen-
schaften, in denen empirisch gearbeitet wird, entscheiden Sie anhand des gewählten For-
schungsparadigmas, welchem Ansatz Sie folgen. Wenn Sie explorativ neue Erkenntnisse über
Ihr Forschungsfeld erlangen wollen, arbeiten Sie mit qualitativen Forschungsmethoden, bspw.
2.4  •  Themenstrukturierung und Methodik
29 2

der Beobachtung, der Gruppendiskussion, dem biografischen Interview oder auch dem Leitfa-
deninterview. Zudem können Workshop-Methoden und Expertenbefragung verwendet wer-
den: Beide Methoden sind geeignet, von Experten oder Repräsentanten spezifischer Gruppen
auf systematische Weise Informationen über ihre Sichtweisen und ihr Verhalten zu bekommen.
Ungeachtet der Offenheit ihrer Gestaltung und Auswertung unterliegen auch diese qualitativen
Methoden den Qualitätskriterien z. B. bezüglich Systematik und intersubjektiver Überprüfbar-
keit, welche auch für quantitative Methoden gelten. Qualitative Methoden eignen sich beson-
ders bei kleinen Stichproben und bei einem Forschungsfeld, welches noch wenige theoretische
Informationen bereithält. Bei einer quantitativ orientierten Forschungsarbeit könnten Sie bspw.
eine schriftliche Befragung, eine Online-Befragung oder auch ein standardisiertes Interview
als Methode wählen. Quantitative Zugänge eignen sich, um repräsentative, verallgemeinerbare
Aussagen und ggf. Gruppenvergleiche z. B. im Hinblick auf Geschlechterunterschiede treffen
zu können.

Entscheiden Sie bezüglich Ihres methodischen Vorgehens, ob Sie induktiv oder deduktiv vor-
gehen wollen, um Ihre Erkenntnisse zu gewinnen (vgl. ▶ Abschnitt 2.1). Mithilfe der Induktion
(theoriebildend) streben Sie an, aus einer möglichst großen Zahl an Einzelerkenntnissen ein
Muster zu erkennen, um Ihre daraus abgeleitete Vermutung als vorläufige Hypothese zu for-
mulieren. In größeren Arbeiten kann diese zu einer Theorie ausgebaut werden.
Beim deduktiven (schlussfolgernden, beweisenden) Vorgehen hingegen ist eine Theorie Ihr
gedanklicher Ansatzpunkt, von dem aus Sie Ihre Hypothese – eine logische Annahme – ableiten
und auf Gültigkeit überprüfen. Aus dieser Annahme wiederum leiten Sie Voraussagen ab, die Sie
an Einzelbeobachtungen überprüfen. Solange diese die Gültigkeit Ihrer Hypothese bestätigen, kann
sie aufrechterhalten werden. Hat die Hypothese sogar viele Widerlegungsversuche überstanden,
gilt sie als bewährt. Stellt das Ergebnis der Überprüfung an einer Einzelbeobachtung einen Wi-
derspruch dar, muss die Hypothese verworfen bzw. modifiziert werden (Balzert et al. 2011, 268 f.).
Die Auswahl der Methoden sollte zu Ihrer Forschungsfrage und den Unterfragen passen.
Grundsätzlich muss die Methodenwahl nachvollziehbar begründet werden. Weil jedoch für die
meisten wissenschaftlichen Arbeiten Umfang und Bearbeitungszeit vorgeschrieben werden,
ergibt sich daraus eine Einschränkung bezüglich der Wahl Ihrer Methoden. Wählen können Sie
nur die Methoden, zu denen Sie einen Zugang haben, die Sie im Rahmen Ihrer Bearbeitungszeit
anwenden können und für die Sie auch die Kompetenz haben oder im Prozess des wissenschaft-
lichen Arbeitens erwerben können, um die Ergebnisse auszuwerten und entsprechend Ihrer
Vorannahmen zu diskutieren.
Je nach Art der Arbeit bzw. Fachrichtung, in der Sie schreiben, kann es sich empfehlen, mehr
als eine Methode einzusetzen, da eine Methode durch eine weitere Methode ergänzt werden kann.
Bspw. können Sie Experimente durchführen und für die Gewinnung von Messwerten, die andern-
falls nur mit besonders großem Aufwand zu bekommen wären, Simulationen durchführen. Oder
Sie verwenden verschiedene Messmethoden, um mit deren Hilfe die Ergebnisse Ihrer Arbeit zu
bestätigen. Arbeiten Sie mit Interviews, kann eine Gegenüberstellung von unterschiedlichen Arten
von Interviews Aufschluss über die Validität der zuvor gewonnenen Ergebnisse geben.
Auch die Erforschung von Methoden selbst kann Gegenstand der Untersuchung sein, d. h.,
Sie könnten bspw. erforschen, ob sich Interviews oder Workshops besser für eine Beschreibung
von Kundenwünschen in einem speziellen Produktfeld eignen.
Grundsätzlich gilt, dass die eingesetzte Methode niemals Selbstzweck ist. Sie ist ein Werk-
zeug zur Untersuchung des Forschungsproblems. Ist sie dafür geeignet, lassen sich mit ho-
her Wahrscheinlichkeit Antworten auf die Forschungsfrage finden. Andernfalls ist die ent-
sprechende Methode nicht verwendbar. Der methodische Teil muss in der Beschreibung von
30 Kapitel 2 • Konzeption

Auswahl, Stichprobe und Auswertungsmethoden einer Art Kochrezept entsprechen, mit dessen
1 Hilfe gut „nachgekocht“ werden kann. Orientieren Sie sich hierbei an den Gepflogenheiten in
Ihrem Fachgebiet. Andere gut bewertete und veröffentlichte Arbeiten sowie Fachartikel aus
2 renommierten Zeitschriften können Ihnen hierfür als Muster dienen.
Insbesondere in der Endphase einer wissenschaftlichen Arbeit scheint die gewählte Methode
immer mehr Schwächen zu offenbaren. Dies hängt damit zusammen, dass Sie nur über eine
3 begrenzte Zeit und begrenzte methodische Möglichkeiten verfügen, um Antworten auf Ihre
Forschungsfrage zu finden und sich daher auch mit ungelösten Fragen zufriedengeben müssen.
4 Eine kritische Diskussion von Auswahl und Anwendung der Methode sowie der konkreten
Vorgehensweise und ggf. sich daraus ergebender neuer Fragestellungen ist immer Bestandteil
5 guter Wissenschaftspraxis. Achten Sie auf eine klare Linie zwischen Ihren theoretischen Vorbe-
trachtungen und dem Methodenteil, die immer auch einen sinnhaften Bezug zueinander und
zur zentralen Fragestellung Ihrer Arbeit bilden müssen.
6 Im letzten Kapitel Ihrer Studienarbeit stellen Sie u. a. Ihre Schlussfolgerungen und die aus
Ihrer Sicht sinnvollen nächsten Schritte dar; es ist auch der geeignete Ort, weitergehende Fra-
7 gen zu formulieren und den Mehrwert Ihrer Arbeit klar hervorzuheben (vgl. ▶ Abschnitt 2.5).

Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 2.4)


8 ii
Plümper 2012; Spoun 2011.

9
2.5 Gliederung
10 Prof. Dr.-Ing. Frank Beneke, Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, Karoline de Gier,
Dr. phil. Eva Molitor, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock, Dr. rer. nat. Monika Wolff
11
Die Gliederung ist der Wegweiser durch Ihre Studienarbeit: Sie gibt Einblick in deren Ordnung
12 und Struktur. Deshalb kann bereits anhand Ihrer Gliederung zumindest teilweise eingeschätzt
werden, inwieweit Sie das Thema adäquat erfasst haben (Ebster / Stalzer 2013, 77 ff.). Für Sie als
Schreibenden ist die Gliederung das Gerüst, an dem Sie Ihren Text von der ersten Rohfassung
13 an ausrichten.
Auf der obersten Gliederungsebene ist eine Dreiteilung in Einleitung, Hauptteil und Schluss
14 einzuhalten.
Die Einleitung beschreibt die Ausgangssituation (Forschungsstand) bzw. ordnet Ihre Studi-
15 enarbeit z. B. in das Seminarthema ein. Sie nennt die Problemstellung und die Zielsetzung, d. h.
die Forschungsfrage und Unterfragen (vgl. ▶ Abschnitt 2.4). Weiterhin skizziert sie Methode
bzw. Forschungsdesign und Aufbau der wissenschaftlichen Arbeit. In vielen Abschlussarbeiten
16 finden sich in der Einleitung zusätzlich die Hypothesen, die im Verlauf der Arbeit verifiziert
oder falsifiziert werden. Sie sollten in der Einleitung nur die Hypothesen aufstellen bzw. die
17 Fragen anbringen, die Sie in Ihrer Arbeit bearbeiten bzw. beantworten werden. Daher muss
ggf. die Einleitung überarbeitet werden, sobald Sie Haupt- und Schlussteil fertig geschrieben
haben. Eine möglichst anschaulich geschriebene Einleitung weckt zugleich das Interesse des
18 Lesers (Ebster / Stalzer 2013, 75). Wenn Sie die Einleitung früh schreiben und dort Ihr Vorgehen
darlegen, werden Sie sich über manche Fehler bereits im Ansatz klar. Mit vertretbarem Aufwand
19 können Sie die Einleitung zwecks weiterer Absprache mit Ihrem Betreuer oder für eine Bewer-
bung um ein Stipendium zu einem Exposé (vgl. ▶ Abschnitt 7.3) umarbeiten.
20 Der Hauptteil bearbeitet die Forschungsfrage, stellt die Methodik sowie die auf diese Weise
erzielten Ergebnisse dar und setzt damit themenspezifische Schwerpunkte. Wenn nicht schon
2.5 • Gliederung
31 2

in der Einleitung geschehen, grenzen Sie in diesem Teil das Thema deutlich von benachbarten
Themen ab. Arbeiten Sie stringent an Ihrer Zielsetzung bzw. an den Hypothesen entlang. Geben
Sie dazu im Theorieteil den Forschungsstand mit einer Fokussierung darauf wieder, was für Ihre
Fragestellung relevant ist. Ihre eigenen Erkenntnisse und Ergebnisse sollten in angemessener
Gewichtung zu dem von Ihnen referierten Forschungsstand stehen: Bei Arbeiten mit Praxis-
anteil sollte mindestens ein Drittel, in manchen Disziplinen besser die Hälfte der Textmenge
auf den Theorieteil fallen. Geben Sie Ihrem Hauptteil und den darin enthaltenen Kapiteln bzw.
Abschnitten aussagekräftige Überschriften. Verbinden Sie im Sinne des roten Fadens und zu-
gunsten der Lesbarkeit die Kapitel durch Übergänge. Der Hauptteil sollte ca. 90 % Ihrer Arbeit
ausmachen (Sandberg 2013, 86).
Der Schlussteil stellt eine kurze Zusammenfassung Ihrer Arbeit sowie eine kritische Refle-
xion der Ergebnisse dar und überprüft, inwieweit die Ziele erreicht wurden. Zusätzlich kann
ein Ausblick sinnvoll sein, der Hinweise auf offen gebliebene Problemfelder enthält oder wei-
terführende Fragen aufwirft.
Inhaltlich müssen Einleitung, Hauptteil und Schluss eine in sich geschlossene Darstellung
bilden. Prüfen Sie also kritisch, ob Sie die in der Einleitung beschriebene Problemstellung bzw.
die aufgestellten Hypothesen bearbeitet haben, ob Sie die in der Einleitung formulierten Ziele,
also die Forschungs- und Unterfragen, erreicht oder auch – mit Begründung! – nicht erreicht
und ob Sie die angekündigte Vorgehensweise eingehalten haben.
Die Gliederung zeigt den roten Faden Ihrer Arbeit: Was wollen Sie sagen, was genau ist
wichtig und wie ist die logische Reihenfolge, in der Sie Ihre Gedanken aufbauen? Welche Zu-
sammenhänge sind hierbei wichtig? Mit solchen Fragen können Sie bereits einige Lücken in
Ihrer Argumentation aufspüren und schließen. Erstellen Sie daher eine erste grobe Gliederung,
bevor Sie mit dem Schreiben – jenseits der ersten Ideen – beginnen. Ihre Gliederung können
und sollten Sie im Laufe des Schreibprozesses modifizieren. Sie können mithilfe Ihrer Gliede-
rung auch den Umfang der einzelnen Abschnitte planen. Stehen die Abschnitte in der richtigen
Gewichtung zueinander? Dies gilt insbesondere, wenn Ihnen nur eine begrenzte Seitenzahl
zur Verfügung steht. Das Gliederungsverfahren ist meist entweder die dekadische (z. B. 2.2.1)
oder die alphanumerische (z. B. B II 1) Klassifikation. Hinter der jeweils letzten Ziffer eines
Gliederungspunktes folgt kein Punkt.
Bei der Darstellung der Gliederung bietet sich das Abstufungsprinzip oder das Linienprinzip
an. Beim Abstufungsprinzip werden die Überschriften der nächstniedrigeren Gliederungsebene
eingerückt, beim Linienprinzip beginnen alle Überschriften ungeachtet ihres Ranges am linken
Rand. Die Hervorhebung der ersten Gliederungsebene durch Schriftgröße oder -stärke verdeut-
licht beim Linienprinzip die Grobstruktur Ihrer Gliederung.

- Folgende Gliederungsregeln sind zu beachten (Karmasin / Ribing 2014, 57 ff.):


Eine Überschriftenebene muss mindestens zwei Unterpunkte enthalten. Wenn ein Glie-
derungspunkt aufgeteilt wird, dann entstehen daraus mindestens zwei Teile. Im folgenden
Beispiel wäre darauf zu achten gewesen, dass dem Abschnitt 3.1 ein Abschnitt 3.2 folgt.
So sollte es nicht aussehen:
3 Wertediskussion in den Sozialwissenschaften
3.1 Kritischer Rationalismus
4 Rezipientenorientierung in Massenmedien
So sollte es aussehen:
3 Wertediskussion in den Sozialwissenschaften
3.1 Kritischer Rationalismus
3.2 Frankfurter Schule
4 Rezipientenorientierung in Massenmedien
32 Kapitel 2 • Konzeption

1 - Abschnittstitel sollen Kapitel- bzw. Abschnittsüberschriften nicht wörtlich wiederholen.


So sollte es nicht aussehen:
3 Kritischer Rationalismus und Frankfurter Schule
2 3.1 Kritischer Rationalismus
3.2 Frankfurter Schule
So sollte es aussehen:
3 3 Wertediskussion in den Sozialwissenschaften
3.1 Kritischer Rationalismus
4
5 - 3.2 Frankfurter Schule
Verwenden Sie Bindewörter wie „und“, „bzw.“, „sowie“ mit Bedacht in Überschriften, da dies
dazu führen kann, dass Sie unterschiedliche Dinge miteinander verbinden, die inhaltlich in

6 - unterschiedliche Abschnitte gehören. Gleiches gilt für Schrägstriche und Kommata.


In Überschriften sind Trennungen zu vermeiden. Überschriften müssen selbsterklärend
sein. Abkürzungen sind daher nur erlaubt, wenn ihre Bedeutung aus der Überschrift her-
vorgeht, also nicht: „3.2 OLAP-Komponenten“, sondern „3.2 Komponenten des On-Line
7 Analytical Processing (OLAP)“ bzw. „3.2 On-Line-Analytical-Processing-Komponenten

8 - (OLAP-Komponenten)“.
Der Textumfang pro Abschnitt, d. h. pro Gliederungspunkt, sollte mindestens eine halbe
DIN-A4-Seite betragen.

9 Ausführungen, die nicht unmittelbar zum Thema gehören, aber erwähnenswert sind, müs-
sen gesondert ausgewiesen werden. Streng genommen gehören diese Ausführungen nicht zur
10 Arbeit, wenn sie im Sinne der Zielsetzung nicht notwendig sind. Sollten Sie sich dennoch
entscheiden, diese anzuführen, dann kann dies entweder über eine längere Fußnote oder einen
Exkurs erfolgen. In jedem Fall sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Betreuer halten. Ein Exkurs
11 ist auf derselben Gliederungsebene wie die anderen Kapitel auszuweisen.
Für die Anzahl der Überschriftenebenen gilt: So wenige wie möglich, so viele wie nötig. Als
12 grobe Richtschnur gilt, dass die Gliederungstiefe nicht mehr als fünf Ebenen umfassen sollte.
Zum einen riskieren Sie sonst, dass Ihrer Gliederung nicht mehr gefolgt werden kann, und
zum anderen besteht die Gefahr, dass Sie zu einer Überschrift nur sehr wenige Sätze schreiben
13 können. Beachten Sie hierbei fachspezifische Besonderheiten. So ist z. B. im juristischen Bereich
eine deutlich feinere Untergliederung nach dem alphanumerischen System gefordert.
14
ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 2.5)
15 Stickel-Wolf / Wolf 2016, 182 ff.; Theisen 2013, 117 ff. und 147 ff.; Weber 2014, 151 ff.

16 2.6 Erstellung von Definitionen

17 Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller,
Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock

18 Die Erstellung von Definitionen wird Sie während Ihres gesamten Studiums begleiten. Das erste
Mal werden Sie vermutlich im Rahmen einer Vorlesung eine Definition Ihrer Wissenschafts-
19 disziplin gehört haben. Sie werden im Laufe des Studiums erfahren (haben), dass es weder end-
gültige noch von allen Vertretern einer Disziplin akzeptierte Definitionen gibt. Dies macht die
20 Formulierung einer Definition für Sie sowohl leicht als auch schwer. Dies gestaltet sich deshalb
leicht, weil Sie wissen, dass sich Ihre Definition im Laufe der Bearbeitung noch ändern kann,
2.6  •  Erstellung von Definitionen
33 2

weshalb oft von einer Arbeitsdefinition gesprochen wird. Und schwer, weil sie während Ihres
Forschungsprozesses offen bleiben muss, um etwaige Veränderungen Ihrer Arbeitsdefinition
vorzunehmen und zu dokumentieren.
Bei einer Definition wird die Bedeutung eines Begriffs durch andere oder ähnliche Begriffe
festgelegt. Definitionen sind Festsetzungen, welche als Terminus der Wissenschaft Rahmen für
Begriffe bilden, um Grenzen zu ziehen (lat. definieren, abgrenzen) und der fachlichen Kommu-
nikation zwischen Wissenschaftlern dienen.
Eine Definition hat folgende Eigenschaften (Kornmeier 2016, 116 ff.):
1. (fehlende) Wahrheitsfähigkeit,
2. Vollständigkeit / Umfang,
3. Eindeutigkeit,
4. Zweckmäßigkeit,
5. Sprachgebrauch,
6. Konsistenz.

Definitionen sind nicht wahrheitsfähig, d. h. sie können nicht wahr oder falsch sein und müssen
nicht bewiesen werden. Eine Definition stellt lediglich eine sprachliche Festlegung dar.
Weiterhin sind die Vollständigkeit und der Umfang einer Definition zu berücksichtigen.
Definitionen können unterschiedlich eng oder weit gefasst sein. Definitionen sind meistens
unvollständig, um dem Problem des infiniten Regresses, d. h. des nicht endenden Rückgriffs, zu
entgehen. Es ist ratsam, möglichst einfache Definitionen zu verwenden, um die Komplexität zu
reduzieren. Dabei können Inhalt und Umfang wie folgt unterschieden werden. Die intensionale
Bedeutung (= Intension, Inhalt des Begriffs) umfasst alle Merkmale, die gegeben sein müssen,
damit Subjekte bzw. Objekte mit diesem Begriff bezeichnet werden können. Die extensionale
Bedeutung (= Extension, Umfang des Begriffs) beschreibt den Anwendungsbereich des Begriffs
und umfasst demnach alle Subjekte bzw. Objekte, welche die Intension erfüllen.
Es ist wichtig, eine eindeutige Sprachregelung in Form einer Definition zu finden. Damit
wird dem Problem der Homonyme (Mehrdeutigkeiten) vorgebeugt. Durch sog. operationale
Definitionen lassen sich Begriffe eindeutig abgrenzen. Dabei werden die qualitativ-semanti-
schen Bestandteile teilweise oder weitgehend durch die Art und Weise, wie diese Elemente
gemessen werden können, ersetzt, z. B. die Länge durch die Maßeinheit Meter.
Definitionen müssen zweckmäßig sein. Eine Definition ist eine zweckmäßige Sprachrege-
lung, d. h. sie ist von der aktuellen Problemstellung abhängig. Sie sollte vor allem verdeutlichen,
welcher Sachverhalt betrachtet werden soll und wie dieser von anderen Tatbeständen abzugren-
zen ist. Die Zweckmäßigkeit einer Abgrenzung kann nur durch Kenntnis des Kontextes des
aktuellen Problems beurteilt werden.
Die gewählte Definition sollte mit dem Sprachgebrauch der Wissenschaftsdisziplin über-
einstimmen, um Missverständnissen und Fehlinterpretationen vorzubeugen. Dies bedeutet,
dass fachspezifische Termini genutzt werden. Diese sind für gewöhnlich nicht in populär-
wissenschaftlichen Werken, sondern sind eher in fachspezifischen Lexika und Handwörter-
büchern zu finden.
Definitionen sollten den betrachteten Gegenstand für die gesamte Arbeit konsistent abgren-
zen. Sobald eine Definition vorgenommen wurde, sollte diese im Verlauf der Arbeit beachtet
und konsistent, also durchgängig, verwendet werden. Es wird häufig der Fehler gemacht, dass
eine Definition gewählt wird, jedoch auf diese in der Arbeit nicht durchgehend Bezug genom-
men wird. Zu beachten ist, dass auch die Autoren, deren Aussagen aufgegriffen und „verarbeitet“
werden, dieselben Definitionen verwenden, d. h. mit der Definition denselben Sachverhalt
bezeichnen oder die Aussagen adaptiert wurden.
34 Kapitel 2 • Konzeption

Bei der Erstellung einer Definition wird der Erkenntnisweg unterschieden in eine deduktive
1 und eine induktive Vorgehensweise (vgl. ▶ Abschnitt 2.3). Dabei wird bei einer deduktiven He-
rangehensweise die erarbeitete Definition von bestehenden Theorien und Modellen abgeleitet,
2 also vom Allgemeinen zum Speziellen heruntergebrochen. Bei der induktiven Vorgehensweise
verhält es sich genau andersherum. Die Definition wird vom Einzelfall her betrachtet und dann
verallgemeinert. Beide Wege sind zielführend und in den Wissenschaften als Herangehensweise
3 akzeptiert. Wichtig ist es, den Weg zur Definition transparent zu machen. Ziel ist es grundsätz-
lich, dass Sie sich an einer bereits vorhandenen Theorie orientieren. Erst durch eigene Forschung
4 entstehen neue Definitionen, die sich theoretisch bzw. empirisch begründen lassen. Solange es
keine neuen empirischen oder theoretischen Erkenntnisse gibt, wird zur Erstellung von De-
5 finitionen auf vorhandene Forschungsergebnisse zurückgegriffen. Dazu werden existierende
Definitionen vorgestellt und diskutiert. Eine Definition sollte vorsichtig formuliert werden und
kann zunächst auch etwas umfangreicher sein. Eine Weiterentwicklung dieser Definition erfolgt
6 meist im Rahmen der Arbeit. Wichtig ist immer, dass die Definition begründet und nicht frei
erfunden ist, und dass der Weg dorthin nachvollziehbar ist. Es ist ratsam, sich bei einer Defi-
7 nition auf andere Definitionen zu beziehen und Abweichungen zu belegen und zu begründen.
Grundsätzlich ist die enge Abstimmung mit dem Betreuer Ihrer Arbeit zu empfehlen, wenn
Sie Zweifel bekommen, ob Sie mit Ihrer Definition richtigliegen. Es geht darum, einen Erkennt-
8 nisfortschritt auch durch das Erstellen von Definitionen zu ermöglichen.

9
Definitionen dienen der Klärung der verwendeten Begriffe.

10
11 Literatur

12 Balzert, H. & Schröder, M. & Schäfer, C. (2011). Wissenschaftliches Arbeiten. Ethik, Inhalt & Form wiss. Arbeiten, Hand-
werkszeug, Quellen, Projektmanagement, Präsentation. 2. Aufl. Herdecke, Witten: W3L.
Ebster, C. & Stalzer, L. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. 4. Aufl. Wien:
13 facultas.wuv.
Gleitsmann, B. & Suthaus, C. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium. Konstanz, München: UVK.
Heister, W. & Weßler-Poßberg, D. (2011). Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler.
14 2. Aufl. Stuttgart: Schäffer Poeschel.
Karmasin, M. & Ribing, R. (2014). Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein Leitfaden für Seminararbeiten, Bachelor-,
Master- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen. 8. Aufl. Wien: facultas.wuv.
15 Kornmeier, M. (2007). Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissen-
schaftler. Berlin: Springer.
Kornmeier, M. (2016). Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht für Bachelor, Master und Dissertation. 7. Aufl. Bern:
16 Haupt.
Messing, B. & Huber, K.-P. (2007). Die Doktorarbeit. Vom Start zum Ziel. Lei(d)tfaden für Promotionswillige. 4. Aufl. Berlin
et al.: Springer.
17 Plümper, T. (2012). Effizient schreiben. Leitfaden zum Verfassen von Qualifizierungsarbeiten und wissenschaftlichen
Texten. 3. Aufl. München: Oldenbourg.

18 Samac, K. & Prenner M. & Schwetz, H. (2014). Die Bachelorarbeit an Universität und Fachhochschule. 3. Aufl. Wien:
facultas.wuv.
Sandberg, B. (2013). Wissenschaftlich Arbeiten von Abbildung bis Zitat. Lehr- und Übungsbuch für Bachelor, Master und

19 Promotion. 2. Aufl. München: De Gruyter Oldenbourg.


Sesink, W. (2012). Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Inklusive E-Learning, Web-Recherche, digitale Präsenta-
tion u. a. 9. Aufl. München & Wien: De Gruyter Oldenbourg.
20 Spoun, S. (2011). Erfolgreich studieren. 2. Aufl. München: Pearson Studium.
Literatur
35 2
Stickel-Wolf, C. & Wolf, J. (2016). Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Erfolgreich studieren - gewusst wie!
8. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
Theisen, M. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. 16. Aufl. München: Vahlen.
Weber, D. (2014). Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies. 2. Aufl. Weinheim: Wiley-VCH.
37 3

Planung und Organisation


Marc Badock, Markus Beek, Christiane Eichenberg, Uwe Gladitz,
Johannes Gräske, Karlheinz Christian Lang, Johanna Friederike May,
Siegrun Mohring, Eva Molitor, Benjamin Rebenich, Nadine M. Schöneck,
Steffen Stock

3.1 Arbeitsplatzorganisation – 38
3.2 Datensicherung – 42
3.3 Projektmanagement – 44
3.4 Zeitmanagement – 47
3.5 Anbieter von Dienstleistungen  –  54
Literatur – 55

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_3
38 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

» Noch ein Tag bis zur Abgabe der Studienarbeit. Nach der letzten durchgearbeiteten Nacht stelle ich
1 eine weitere benutzte Kaffeetasse auf meinen durch unsortierte Papierstapel, herumschwirrende
Stifte und Notizzettel völlig überfrachteten Schreibtisch. Aber wo ist jetzt der Artikel, den ich unbe-
2 dingt noch einarbeiten sollte?
Zum Glück konnte mir eine befreundete Informatikstudentin vor drei Tagen über ein Backup mein Do-
kument noch retten, sonst wäre der Computerabsturz auch mein persönlicher Absturz geworden …
3
Möglicherweise kommt Ihnen dieses Szenario – zumindest teilweise – bekannt vor. Jedes Mal
4 nehmen Sie sich vor, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber wie?
In diesem Kapitel erfahren Sie zunächst im Abschnitt zur Arbeitsplatzorganisation, wie
5 Sie Ihren Arbeitsplatz bestmöglich strukturieren, welche Arbeitsmaterialien Sie an welchen
Stellen benötigen, wie Sie Literatur in digitaler oder in Papierform so archivieren können, dass
Sie sie auch zu gegebener Zeit wiederfinden. Anschließend erhalten Sie wertvolle Tipps, wie
6 Sie Ihre Daten z. B. vor einem Datenverlust durch einen Computerabsturz schützen können.
Im Abschnitt zum Projektmanagement erfahren Sie, welche Gemeinsamkeiten es zwischen der
7 Durchführung eines Projekts und Ihrer Studienarbeit gibt und an welchen „Stellschrauben“ Sie
bei Ihrem Projekt auf welche Weise drehen können. Wie Ihnen u. a. Tages- und Wochenpläne,
die 60-40-Regel, das SMART-Prinzip und die ABC-Regel helfen können, wissenschaftliches
8 Arbeiten stressfreier und zugleich befriedigender zu gestalten, lesen Sie im Abschnitt zum Zeit-
management. Welche Dienstleistungen Sie bei der Erstellung Ihrer Studienarbeit in Anspruch
9 nehmen dürfen und wann Sie sich im illegalen Bereich bewegen, wird im Abschnitt „Anbieter
von Dienstleistungen“ beschrieben.
10
3.1 Arbeitsplatzorganisation
11
Dr. phil. Markus Beek, Prof. Dr. phil. habil. Christiane Eichenberg, Uwe Gladitz,
12 Prof. Dr.-Ing. Johanna Friederike May, Dr. phil. Eva Molitor

Arbeitsplatzorganisation bedeutet eine gute Planung und Strukturierung Ihrer kommenden


13 Arbeitsabläufe. Das beginnt mit der Auswahl Ihres Arbeitsplatzes, dessen Gestaltung bis hin
zum richtigen Ordnen der notwendigen Materialien und Ihrer Ausarbeitungen. Mit einer guten
14 Strukturierung Ihres Arbeitsplatzes werden Sie viel Zeit einsparen und mit geeigneten Aufbe-
wahrungs- und Ordnungssystemen für einen ungestörten Arbeitsfluss sorgen.
15 Als Studierender benötigen Sie einen für Ihre Bedürfnisse angepassten Arbeitsplatz. Dieser
kann sich zu Hause oder in einer Bibliothek befinden. Außerdem können Sie mobile Arbeits-
geräte benutzen und ergänzend unterwegs arbeiten, so z. B. im Café oder im Park. Der ideal
16 eingerichtete Arbeitsplatz ist abhängig von Ihrem Arbeitstyp und den jeweils vorherrschenden
Rahmenbedingungen wie bspw. den technischen Möglichkeiten und den Öffnungszeiten öf-
17 fentlicher Einrichtungen. Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Vor- und Nachteile die für
Sie zur Verfügung stehenden Arbeitsorte haben, welche Hin- und Rückwegzeiten anfallen und
welche konkreten Arbeitsaufgaben Sie an welchem Ort am besten erledigen können. Überlegen
18 Sie sich weiterhin eine sinnvolle Tagesstruktur und nutzen Sie – sofern Ihnen möglich – Ar-
beitszeiten, in denen Sie besonders produktiv sind (vgl. ▶ Abschnitt 3.4).
19 In Ihrem Lieblingscafé ist die Ablenkungsgefahr durch vorbeikommende Freunde und in-
teressante Gespräche besonders hoch. In einem Park reichen bei hellem Sonnenschein mögli-
20 cherweise die Displayhelligkeit Ihres Gerätes und die Akkukapazität nicht aus, um weiter zu ar-
beiten. Überlegen Sie sich Arbeitsorte, an denen Sie sich ungestört mit Ihrer wissenschaftlichen
3.1 • Arbeitsplatzorganisation
39 3

Arbeit beschäftigen können. Eine einwöchige Schreibphase bei Ihrer Tante im Wintergarten
kann z. B. nicht nur abwechslungsreich, sondern auch produktiv sein. Probieren Sie also neue
Szenarien aus! Beachten Sie in solchen Fällen die Internetverfügbarkeit. Allerdings können sich
auch Offline-Zeiten durchaus als Vorteil erweisen, um sich auf das Wesentliche zu konzent-
rieren. Denken Sie jedoch daran, sich vorab alle relevanten Dateien herunterzuladen und alle
notwendigen Informationen zu besorgen.
Eine Bibliothek als Arbeitsplatz hat den Vorteil, dass bereits eine gewisse Infrastruktur vor-
handen ist, wie z. B. Computerarbeitsplätze mit Internetzugang, WLAN, umfangreiche Lesema-
terialien, Kopierer und Schreibtische. Zudem können Sie dort mithilfe von Bibliothekspersonal
Recherchen mit speziellen Softwareprogrammen und Datenbanken vor Ort betreiben sowie die
Literatur bestellen bzw. gleich auf die Verwertbarkeit ihres Inhalts hin prüfen. Beim Korrektur-
lesen der Arbeit können Sie im Falle von Unsicherheiten, ob Sie korrekt zitiert haben, die Zitate
direkt in den Quellen überprüfen (vgl. ▶ Abschnitt 7.2).
Zwar haben Sie dort unter optimalen Bedingungen die gleiche Ruhe wie in den eigenen vier
Wänden, sind aber ggf. den eingeschränkten Öffnungszeiten unterworfen und laufen Gefahr,
viel Zeit durch Gespräche mit anderen Personen, die Sie in der Bibliothek treffen, zu verlieren.
Die Wohnung als Arbeitsplatz mit einem eigenen Raum oder zumindest einem Schreibtisch
für das wissenschaftliche Arbeiten bietet Ihnen zahlreiche Vorteile. So haben Sie die Möglich-
keit, den Arbeitsplatz dauerhaft ergonomisch und auf Ihre persönlichen Bedürfnisse hin einzu-
richten. Einschränkungen können sich jedoch in der Wohnung als Arbeitsplatz ergeben, wenn
Sie in einer Wohngemeinschaft leben oder Kinder haben, die Sie von der Arbeit ablenken. Wenn
Sie zu Hause arbeiten, dann sollten Sie in Zeiten intensiven Lesens oder Schreibens Telefon,
Smartphone und Fernseher ausschalten sowie ggf. das E-Mail-Programm schließen. Arbeiten
Sie von unterwegs, sollten Sie sich nach Ruhezonen umschauen oder sich welche schaffen.
Stellen Sie also eine bestmögliche Arbeitsatmosphäre her. Diese beginnt mit einem ruhigen,
aufgeräumten und sauberen Zimmer und einem übersichtlichen Schreibtisch. Des Weiteren
können Sie die Arbeitsatmosphäre durch wohlriechende Aromen, entspannende Musik und
regelmäßiges Durchlüften fördern. Stellen Sie Ihren Schreibtisch am besten ans Fenster, damit
Sie im Tageslicht arbeiten können. Bei der Arbeit am Abend benötigen Sie eine verstellbare und
starke Lichtquelle. Am Arbeitsplatz wird eine Lichtstärke von ca. 500 Lux empfohlen (www.
buerobeleuchtung.de/Grundlagen/DIN5035.htm).
Zum Arbeitsplatz sollte ein gepolsterter Schreibtischstuhl mit einem Fünfsternfuß, der
mehrfach einstellbar und somit Ihren Maßen anzupassen ist, gehören. Ihr Schreibtisch sollte
groß, idealerweise höhenverstellbar und so eingerichtet sein, dass Sie alle Arbeitsgeräte gut
erreichen. Ergonomen empfehlen eine Schreibtischgröße von 160 x 80 cm. Achten Sie auf eine
glatte, pflegeleichte Oberfläche, die nicht spiegelt. Ein Stehpult oder ein höhenverstellbarer
Schreibtisch sind eine sinnvolle Anschaffung, um wechselweise im Stehen arbeiten zu können.
Wenn möglich, können Sie auch eine sich in geeigneter Höhe befindliche, leere horizontale Flä-
che (Fensterbrett, Regalfläche o. Ä.) dafür nutzen, zeitweise im Stehen zu arbeiten. So wechseln
Sie Ihre Haltung immer wieder, was Ihnen Ihr Rücken danken wird.
Für Arbeitsmaterialien wie Locher, Klebezettel, Textmarker, Umschläge etc. bietet sich ein
Schubladenelement unter dem Schreibtisch an. Ihr Monitor sollte so stehen, dass einfallendes
Licht nicht auf den Bildschirm trifft. Stellen Sie den Bildschirm nicht so weit weg, dass Sie
Probleme haben, die Darstellung zu erkennen. Der optimale Abstand hängt von der Größe
des Monitors ab. Empfohlen wird je nach Bildschirmgröße ein Abstand zwischen Augen und
Monitor von ca. 50 bis 80 cm. Auch kann beim zeitgleichen Arbeiten an mehreren Dokumen-
ten die Benutzung eines zweiten Monitors eine Erleichterung darstellen. Alternativ können bei
der Nutzung nur eines Monitors Fenster in gleicher Größe unter voller Bildschirmausnutzung
40 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

nebeneinander angeordnet werden. In einem Windows-Betriebssystem kann dies bei jeweils


1 markiertem Fenster über die Tastenkombination „Windowstaste“ mit „Pfeiltaste links“ bzw.
„Pfeiltaste rechts“ erreicht werden.
2 Für einen geraden Rücken sollte sich die Tastatur mittig vor Ihnen befinden. Eine Entlas-
tung für die Arme und den Rücken bietet eine Tastaturpolsterung. Zur Entspannung der Hand
empfiehlt sich eine ergonomisch geformte Maus bzw. ein Mauspad mit integriertem Stützkissen.
3 Für ein entspanntes Arbeiten sorgt außerdem eine gute Sortierung der Arbeitsmaterialien.
Es hat sich bewährt, Materialien danach zu sortieren, wie oft sie gebraucht werden. Auf dem
4 Schreibtisch, also in direkter Griffnähe, befinden sich nur Arbeitsmaterialien und Unterlagen,
die Sie täglich benötigen. In diesem Bereich sollte sich auch ein Übersichtssystem befinden,
5 welches Sie über den aktuellen Stand Ihres Fortkommens informiert. Zusätzlich sollte dieses
die Möglichkeit bieten, Gedanken und Strukturen, die Ihnen plötzlich in den Kopf kommen,
jederzeit festzuhalten. Für kurze Notizen eignen sich Klebezettel, eine Pinnwand, eine Wand-
6 tafel oder auch eine große Papierunterlage. Tauschen Sie diese Übersicht in Phasen intensiver
häuslicher Arbeit einmal pro Woche aus. In der Nähe des Schreibtischs sollten Sie Unterla-
7 gen unterbringen, auf die Sie häufig zurückgreifen. Hier sollten Sie Ordner mit Kopien und
Exzerpten (vgl. ▶ Abschnitt 5.3) sowie in dieser Arbeitsphase benötigte Fachbücher, aktuelle
Zeitschriften etc. aufbewahren. Für alle Unterlagen, die Sie selten benötigen, reicht ein weniger
8 leicht zugänglicher Platz aus.
An Arbeitsmaterialien benötigen Sie neben den fachspezifischen Materialien auf jeden Fall
9 gängige Bürohilfsmittel. Dazu gehören auch Klebezettel, die Sie griffbereit haben sollten, sei
es, um spontane Gedanken festzuhalten und dort festzumachen, wohin sie gehören, oder um
10 Fundstellen in Büchern auf einfache und gut sichtbare Weise zu kennzeichnen. Spezialgeräte
wie z. B. eine Bindemaschine brauchen Sie nicht selbst zu besitzen; hier hilft der Kopierladen
weiter. Kaufen Sie am besten Verbrauchsmaterialien wie Papier, Druckerpatronen bzw. Toner-
11 kartuschen rechtzeitig nach. Wenn Sie Reserven haben, kommen Sie nie in die Verlegenheit,
dass Ihnen im entscheidenden Moment etwas fehlt oder Sie durch eine leere Druckerpatrone
12 in zeitliche Bedrängnis kommen.
Im Laufe Ihrer Studienarbeit werden Sie einiges zu Ihrem Thema lesen, kopieren und ggf.
exzerpieren. Damit Sie die relevante Literatur bzw. die entsprechenden Textstellen während der
13 Arbeit am jeweiligen Kapitel Ihrer Studienarbeit ohne langes Suchen zur Hand haben, sollten Sie
über ein übersichtliches und einfaches Ablagesystem verfügen. Dieses können Sie in Papierform
14 oder auch ausschließlich elektronisch führen. Beides hat Vor- und Nachteile, bestimmend sind
jedoch Ihre persönlichen Präferenzen.
15 Bei einem Ablagesystem für Papier bieten sich ganz unterschiedliche Verfahrensweisen an.
Damit Sie nicht jeden Tag Ordner oder Mappen zur Hand nehmen müssen, um Unterlagen wie
Kopien und Exzerpte dauerhaft einzusortieren, empfiehlt sich als erster Sortierschritt die Nut-
16 zung von Ablagekörben. Diese können Sie nach verschiedenen Kategorien beschriften, z. B. nach
den einzelnen geplanten Kapiteln Ihrer Studienarbeit oder nach Kategorien wie „dringend zu
17 erledigen“ oder „wichtig“. Die Ablagekörbe haben den Vorteil, dass Sie Material schnell abgelegt
haben und Sie später Korb für Korb das Material neu ordnen oder dauerhaft archivieren können.
Für das Archivieren bieten sich Ordner und Hängemappen an. Ordner sind preisgünstig,
18 fassen bei normaler Füllung ca. 500 Blätter in einer vom Benutzer zu bestimmenden Reihenfolge,
können durch Register oder Trennblätter in verschiedene Segmente unterteilt werden und lassen
19 sich gut in Regalen oder Schränken aufbewahren. Mit einer übersichtlichen Beschriftung der Ord-
nerrücken und einer sinnvollen Binnenunterteilung können Sie Ihr Material hier problemlos wie-
20 derfinden. Ordner haben aber auch Nachteile: Sie sind in gefülltem Zustand schwer und sperrig.
Um etwas aus einem Ordner herauszunehmen, brauchen Sie Platz für einen aufgeklappten Ordner.
3.1 • Arbeitsplatzorganisation
41 3

Beim Einfügen der gesammelten Literatur in Ihre Ordner empfiehlt sich eine Unterteilung
in gesichtete und noch zu sichtende Literatur. Diese bietet sich insbesondere bei Abschlussar-
beiten an, weil Sie hier in der Regel eine große Menge an Material sichten müssen. Fügen Sie
die gesichtete und für Ihre Fragestellung brauchbare Literatur in die passende thematische
Kategorie Ihres Ordners ein. Die noch zu sichtende Literatur bearbeiten Sie in regelmäßigen
Abständen und sortieren dabei unbrauchbare Quellen aus. Als Kriterien bei der Auswahl sind
zu empfehlen: „geeignet“, „vielleicht geeignet“ und „ungeeignet“. Auch Hängeregistraturen und
Stehsammler sind für die Ablage von Kopien geeignet.
Egal für welche Kombinationen von Ablage- und Archivierungssystemen Sie sich ent-
scheiden, denken Sie an eine sorgfältige Beschriftung. Für die elektronische Archivierung
von Unterlagen, die nur auf Papier vorhanden sind, gibt es Scanner, die wie viele moderne
Kopierer auch Stapel von Papier verarbeiten und daraus eine PDF-Datei erzeugen können.
Speichern Sie eine PDF-Datei am besten unter dem ersten Autorennamen mit Angabe des
Erscheinungsjahres ab.
Neben der sorgfältigen Archivierung von (Papier‑)Unterlagen sollte auch Ihr elektro-
nisches Ablagesystem in Ihrem Computer, Notebook oder Tablet nicht zu kurz kommen.
Es beginnt schon damit, dass Sie über die für das wissenschaftliche Arbeiten notwendigen
Programme verfügen sollten. Welche Programme Sie brauchen, hängt von Ihrem Fach und
den daraus erwachsenden Anforderungen der Umsetzung in Wort und Bild ab. Ein gängiges
Textverarbeitungsprogramm (vgl. ▶ Abschnitt 6.2), ein Tabellenkalkulationsprogramm, ein
Programm für Präsentationen und ein Programm zum Verarbeiten von Bildmaterialien soll-
ten unabhängig von Ihrer fachlichen Ausrichtung Standard sein. Möglicherweise möchten
Sie bei umfangreichen Texten wie der Abschlussarbeit auch mit einem Literaturverwaltungs-
programm arbeiten (vgl. ▶ Abschnitt 4.3), um in diesem Bereich jederzeit den Überblick
behalten zu können. Unabhängig davon, mit welchen Geräten Sie Textbausteine und Dateien
Ihrer Studienarbeit erstellen und sammeln, sollte alles auf einem Gerät zusammengefügt
werden. Dies kann ein Notebook oder ein stationärer PC sein. Innerhalb Ihres Datenablage-
systems auf der Festplatte gehört ein Ordner für Ihre Studienarbeit zur Selbstverständlichkeit.
Dieser Ordner sollte Unterordner mit den jeweiligen Versionen inkl. der jeweiligen Erstel-
lungsdaten enthalten. Falls Ihr Computer abstürzt, können Sie zumindest auf die Version
des letzten Arbeitstages zurückgreifen. Es bietet sich an, innerhalb dieses Ordners die gleiche
Einteilung in Unterordner vorzunehmen, die Sie auch in Ihrer Papierablage vorgenommen
haben. Gehen Sie dabei mit einem einheitlichen System vor, denn dies erleichtert die spätere
Auffindbarkeit erheblich.
Wikis bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihre Dateien und Notizen elektronisch zu systemati-
sieren. Sobald Sie Wikis auf Ihrem Computer installiert haben, können Sie einzelne Themen
und Begriffe miteinander verlinken (www.wikimatrix.org).
Weitere Möglichkeiten bieten Notizprogramme mit Linkmöglichkeit zu Programmen wie
Microsoft Office, Microsoft OneNote oder Evernote. Zur Erstellung von Mindmaps können Sie
Programme wie das kostenfreie Freemind oder den kostenpflichtigen Mindmanager nutzen
(vgl. ▶ Abschnitt 7.1).
Es ist zweifelsohne mühsam und kostet Überwindung, seinen Schreibtisch aufzuräumen
und die kopierten und digital vorliegenden Materialien so zu ordnen und zu sichern, dass sie
problemlos wiederaufzufinden bzw. zu rekonstruieren sind. Sie werden jedoch beim (wissen-
schaftlichen) Arbeiten feststellen, dass diese Zeit sinnvoll investiert ist.

ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 3.1)


Theisen 2013, 45 ff.
42 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

3.2 Datensicherung
1
Dr. rer. cur. Johannes Gräske, Karlheinz Christian Lang, Dr. rer. nat. Siegrun Mohring,
2 Benjamin Rebenich, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock

Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihren Computer einschalten und „nichts“ tut sich. Die bald ein-
3 zureichende Studienarbeit ist plötzlich nicht mehr verfügbar. Eine regelmäßige Datensicherung
kann ein solches Szenario entschärfen, indem sich die Daten schnell wieder herstellen lassen.
4 Gerade bei der Arbeit mit Literaturverwaltungsprogrammen (vgl. ▶ Abschnitt 4.3) und Text-
verarbeitungsprogrammen (vgl. ▶ Abschnitt 6.2) für die Erstellung von Studienarbeiten ist es
5 wichtig, dass die Daten in regelmäßigen Abständen gesichert werden. Nichts ist ärgerlicher, als
wenn die erfassten Literaturquellen oder Ihr mühsam geschriebener Text aufgrund eines Ab-
sturzes, Virenbefalls oder gar Diebstahls Ihres Computers unwiederbringlich verloren gegangen
6 sind. Aus diesem Grund sollten Sie sich ausreichend mit der vorsorgenden Datensicherung
beschäftigen (Messing 2012).
7 Hinsichtlich Art und Umfang der Datensicherung gibt es verschiedene Strategien. Es wer-
den die vollständige, differentielle und inkrementelle Datensicherung (BSI o. J.) unterschieden.
Während bei der vollständigen Datensicherung immer alle Dateien komplett neu abgespeichert
8 werden, kommt es bei der differentiellen und inkrementellen Datensicherung nur zur Speiche-
rung der geänderten Dateien. Die beiden letztgenannten Varianten unterscheiden sich aber
9 hinsichtlich ihres Referenzsystems. Bei der differentiellen Sicherung ist dies die letzte vollstän-
dige Datensicherung, während es bei der inkrementellen Datensicherung immer die letzte Si-
10 cherungskopie ist. Insbesondere die inkrementelle Datensicherung lässt sich durch die Nutzung
kommerzieller Backup-Software erleichtern, weil diese die seit der letzten Sicherung erfolgten
Änderungen automatisch erkennt. Hierdurch benötigt die Datensicherung weniger Zeit und
11 belegt weniger Speicherplatz. Die Daten der inkrementellen Datensicherung können Sie nach
der nächsten vollständigen Datensicherung löschen. Die Daten der vollständigen Datensiche-
12 rung sollten Sie hingegen erst löschen, wenn Sie sicher sein können, dass Sie nicht mehr darauf
zurückgreifen müssen, in der Regel nach der Fertigstellung Ihrer Studienarbeit.
Die zu sichernden Daten hängen maßgeblich von Ihren Nutzungsgewohnheiten ab. Manche
13 Daten ändern sich täglich, z. B. ein Textdokument während der Schreibphase; andere ändern sich
mehr oder weniger nie, wie z. B. Rohdaten oder Fotos. So müssen Sie nicht täglich das gesamte
14 System sichern. Generell sollten Sie jedoch diejenigen Daten sichern, die sich seit der letzten
Sicherung geändert haben. Dazu gehören auch die Formatvorlagen im Textverarbeitungspro-
15 gramm (vgl. ▶ Abschnitt 6.2). Denken Sie außerdem an evtl. verknüpfte Dateien. Wenn Sie mit
Literaturverwaltungsprogrammen arbeiten, sollten Sie auch die zugehörigen Dateien sichern.
Gerade in der Schlussphase Ihrer Studienarbeit sollten Sie die Zeit für die Datensicherung nicht
16 einsparen. Denn gerade für die – ohne Sicherung oftmals fehlschlagenden – Datenwiederherstel-
lungsversuche haben Sie insbesondere dann keine Zeit. Daher sollten Sie unbedingt auf Nummer
17 sicher gehen! Zur Sicherung Ihrer Studienarbeit bietet sich z. B. die folgende Sicherungsstrategie an:
Hierzu benötigen Sie CD- oder DVD-Rohlinge und sechs wiederbeschreibbare Speichermedien,
wie z. B. USB-Sticks, die Sie üblicherweise mit 1 (Montag) bis 6 (Samstag) durchnummerieren. Sie
18 führen zunächst z. B. an einem Sonntag eine vollständige Datensicherung auf einer CD bzw. DVD
durch. Weiterhin führen Sie am Ende eines jeden Tages eine inkrementelle Datensicherung auf
19 dem mit dem entsprechenden Wochentag beschrifteten wiederbeschreibbaren Speichermedium
durch. Am nachfolgenden Sonntag wird eine vollständige Datensicherung auf einer neuen CD bzw.
20 DVD vorgenommen. So fahren Sie entsprechend fort. Selbstverständlich können Sie statt der CD
bzw. DVD auch USB-Sticks verwenden, welche Sie aber nicht überschreiben sollten.
3.2 • Datensicherung
43 3

.. Tabelle 3.1  Vor- und Nachteile der verschiedenen Speichermedien

Speichermedium Kapazität Vorteile Nachteile

CD-ROM / CD-RW 700 MB – sehr günstige Rohlinge – empfindlich gegenüber mecha-


nischen Schäden
– relativ geringe Speicherkapazität
– CD-Brenner notwendig

DVD-ROM / 8,5 GB – günstige Rohlinge – empfindlich gegenüber mecha-


DVD-RW nischen Schäden
– DVD-Brenner notwendig

USB-Stick bis 128 – hohe Speicherkapazität – kann aufgrund der geringen


GB – unempfindlich gegenüber physischen Größe leicht verlo-
mechanischen Einwirkungen ren gehen

Externe Fest- bis 4 TB – sehr große Speicherkapazität – empfindlich gegenüber Mag-
platte netismus und Erschütterungen

Cloud unbe- – einfache Speicherung – meist kostenpflichtig


grenzt – schnelle, ortsunabhängige – offene Datenschutzfragen
Verfügbarkeit – (leistungsstarke) Onlineverbin-
– hoher Schutz auf professio- dung notwendig
nellen Servern

Kopien auf einer externen Festplatte anzulegen reicht nicht aus, da diese und auch Ihr Com-
puter beschädigt werden könnten. Sie können aber alternativ abhängig von der Datenmenge auch
vollständige Sicherungen auf unterschiedliche USB-Sticks machen. Daher sollten Sie die Daten auf
unterschiedlichen und mehreren Speichermedien parallel speichern, da auch diese ausfallen könn-
ten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Sie die verschiedenen Kopien an unterschiedlichen Orten
aufbewahren. Es klingt möglicherweise übertrieben, aber es passiert hin und wieder, dass aufgrund
eines Brandes oder eines Einbruchs die Daten im Arbeitszimmer unbrauchbar bzw. unzugänglich
werden. In . Tabelle 3.1 finden Sie eine Auflistung der zurzeit verbreitetsten Speichermedien.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, auf die entsprechende Lagerung der Speichermedien zu
achten: So sind viele Speichermedien gegenüber Kälte, Hitze und teilweise gegenüber Magnetis-
mus empfindlich. Grundsätzlich sollten Speichermedien trocken und bei CD oder DVD sauber
in einer Hülle im Schrank bei Zimmertemperatur aufbewahrt und keinem direkten Sonnenlicht
ausgesetzt werden (BSI o. J.).
Deponieren Sie – insbesondere bei Abschlussarbeiten – monatliche Kopien Ihrer vollstän-
digen Datensicherung bei Verwandten, Freunden oder Bekannten. Alternativ können Sie unter
Berücksichtigung der Datenmenge auch eine E-Mail mit den entsprechenden Dateien im An-
hang an sich selbst senden und die E-Mails auf dem Server liegen lassen.
Es empfiehlt sich, in regelmäßigen Abständen auch eine Komplettsicherung des ganzen
Computersystems auf einer externen Festplatte vorzunehmen, wobei dieses wegen der großen
Datenmenge über einen schnelleren Firewire- oder USB-3.0-Anschluss verfügen sollte. Diese
Komplettsicherung ermöglicht, dass Sie bspw. bei einem Festplattencrash binnen weniger Stun-
den Ihr komplettes bisheriges System inkl. der Programme und Daten auf einer neuen Festplatte
wiederherstellen können, ohne erst aufwendige Programm-Neuinstallationen vornehmen zu
müssen. Diese würden bei einem umfangreichen Computersystem einschließlich der notwen-
digen Konfigurationen mehrere Tage in Anspruch nehmen.
Um zu verhindern, dass Sie einmal die manuelle Datensicherung vergessen, sollten Sie
darüber nachdenken, ob eine automatische Sicherung über Ihr eigenes Heimnetzwerk für Sie
44 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

infrage kommen kann. Über NAS-Systeme (Network-Attached-Storage-Systeme) kann eine


1 Festplatte in ein lokales Netzwerk, z. B. zu Hause, eingebunden werden und hierüber können
Datensicherungen vorgenommen werden. Microsoft Windows 10 Backup und die Apple Time
2 Machine sind zwei ohne zusätzliche Kosten mit dem Betriebssystem mitgelieferte Backup-
Programme, die automatisch Backups auf externen Festplatten durchführen können.
Neben der Datensicherung auf eigenen Datenträgern kann auch die Infrastruktur der Hoch-
3 schule verwendet werden. Sofern dies von Ihrer Hochschule angeboten wird, ist es wohl am
sichersten, die Ordner zu benutzen, die Sie auf einer Netzwerkfestplatte des Hochschulrechen-
4 zentrums zugewiesen bekommen, da diese regelmäßig gesichert wird. Darüber hinaus bieten
Cloud-Lösungen von kommerziellen Anbietern eine weitere bzw. zusätzliche Sicherungsmög-
5 lichkeit. Ein wesentlicher Vorteil des Online-Backups in Rechenzentren gegenüber der lokalen
Speicherung auf DVD oder Festplatte zu Hause ist der wesentlich höhere Schutz vor Brand- und
Wasserschäden sowie Diebstahl. Eine Vielzahl von meist gebührenpflichtigen Angeboten steht
6 zur Verfügung. Dropbox bietet gebührenfrei einen sehr begrenzten Speicherplatz an, der ggf.
für manuelle Backups einzelner Dateien oder Inhalte genutzt werden kann. Der Speicherplatz
7 kann gegen Gebühr erweitert werden. Allerdings sollten die einzelnen Anbieter und Angebote
kritisch geprüft werden. Neben der Schwierigkeit, große Datenmengen in den Online-Speicher
hochzuladen, ist die datenschutzrechtliche Bewertung der Dienste nicht trivial oder gar abge-
8 schlossen (Budszus et al. 2014). Dabei sollten Sie vor allem bei sensiblen Daten nach einem
seriösen Anbieter mit deutscher Serverstruktur und Datenverschlüsselung suchen.
9 Klären Sie, wo Sie Ihre Daten speichern dürfen. Denken Sie daran, dass Ihre Daten perso-
nenbezogene Informationen oder bei Kooperationsprojekten mit Firmen auch produktspezi-
10 fische Eigenschaften enthalten können und dass diese in besonderer Weise geschützt werden
müssen. Auch wenn Sie keine besonders schützenswerten Daten verarbeiten, ist es trotzdem
Ihre wertvolle Arbeitszeit, die verloren geht, wenn Ihr Rechner z. B. gestohlen wird, einen De-
11 fekt hat oder verloren geht und Sie vorab keine Datensicherung durchgeführt haben.
Oft gibt es Möglichkeiten, defekte oder verbrannte Datenträger wieder lesbar zu machen.
12 Dies wird durch entsprechende Dienstleister angeboten und hat seinen Preis. Eine Garantie da-
für, dass Ihre Daten wiederhergestellt werden können, gibt es allerdings trotz der Kosten nicht.
Erstellen Sie sich einen eigenen Plan, in welcher Art und Weise Sie Ihre Daten regelmäßig und
13 bestmöglich gegen Verlust schützen können.

14
Überprüfen Sie unabhängig davon, wo Sie Ihre Daten sichern, nach jeder Sicherung stets,
15 ob die Daten vom jeweiligen Datenträger gelesen und wiederhergestellt werden können.

16
3.3 Projektmanagement
17
Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock

18 Die Erstellung einer Studienarbeit ist ein besonderes Projekt. Einige Rahmenbedingungen und
Aufgabenstellungen unterscheiden sich deutlich vom klassischen Projektmanagement, jedoch
19 lassen sich viele Gemeinsamkeiten finden. Auch hier steht die Zielerreichung innerhalb eines
begrenzten Zeitraumes im Vordergrund, also die erfolgreiche Fertigstellung der Studienarbeit.
20 Ohne die Bereitschaft, alle verfügbare Energie für dieses Ziel einzusetzen, sollten Sie damit gar
nicht erst beginnen.
3.3 • Projektmanagement
45 3

Dauer
Aufwand

Qualität

.. Abbildung 3.1  Magisches Dreieck des Projektmanagements. (Kupper 2001, 76.)

Ein Projekt ist ein „Vorhaben, das im Wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen

--
in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z. B.
Zielvorgabe,

-- zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen,


Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben,
projektspezifische Organisation“ (DIN 1987, 1).

Aufgrund der Tatsache, dass Studierende ihre Studienarbeit selbstständig erstellen und eine
eidesstattliche Versicherung unterschreiben müssen, gibt es bei der Studienarbeit keine pro-
jektspezifische Organisationsform. Dennoch lässt sich die Studienarbeit als Projekt auffassen,
da alle anderen Kriterien erfüllt sind.
Das Projektmanagement stellt sicher, dass ein Vorhaben im Rahmen der geplanten Zielvor-
gaben – wie Aufwand, Dauer und Qualität – erfolgreich abgeschlossen werden kann. Das ma-
gische Dreieck stellt die gegenseitige Abhängigkeit dieser drei Ziele dar (vgl. . Abbildung 3.1).
Der Aufwand für Ihre Studienarbeit ist abhängig von Ihren Vorkenntnissen in dem von
Ihnen bearbeiteten Themenbereich. Je mehr Sie sich in einem Themenbereich bereits aus-
kennen, desto zielgerichteter können Sie bei der Strukturierung Ihres Themas vorgehen (vgl.
▶ Abschnitt 2.4). Auch ist der durch die gewählte Forschungsmethode entstehende Aufwand
zu berücksichtigen. Zudem ist mit der Erstellung von Studienarbeiten auch ein finanzieller
Aufwand durch Kosten für Literatur, Software und ggf. Reisen verbunden. Unterschätzen Sie
nicht den zeitlichen Aufwand, den Sie in eine Studienarbeit investieren müssen.
Meist ist nur die Dauer für die Erstellung der Abschlussarbeiten in den Studien- und Prü-
fungsordnungen festgelegt. Sie sollten den Zeitpunkt der Anmeldung Ihrer Abschlussarbeit
genau planen. Gelegentlich können Sie bereits vor der Anmeldung Ihrer Abschlussarbeit an
Ihrem Themenbereich arbeiten, solange das konkrete Thema noch nicht final formuliert und
eingereicht ist.
Die Qualität Ihrer Studienarbeit, also die Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der Sie Ihr Thema
bearbeiten, sollte zumindest dem Qualitätsanspruch Ihres Betreuers genügen, sodass die Arbeit
mit mindestens ausreichend bewertet wird. Nach oben sind dabei Ihrem persönlichen Qualitäts-
anspruch keine Grenzen gesetzt. Oftmals erleichtern sehr gute Abschlussarbeiten den Eintritt
in die Berufs- bzw. Wissenschaftswelt.

Sie müssen rechtzeitig festlegen, welche beiden der drei Parameter (Aufwand, Dauer und
Qualität) des magischen Dreieckes frei gewählt werden können und welcher sich dadurch
automatisch ergibt.

So können Sie z. B. die Qualität Ihrer Studienarbeit und den Abgabetermin, d. h. die Dauer für
die Erstellung Ihrer Studienarbeit, festlegen. Der notwendige Aufwand ergibt sich dann automa-
tisch. Wenn der sich ergebende Aufwand nicht zu leisten ist, müssen Sie entweder die Qualität
46 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

reduzieren oder – sofern möglich – den Abgabetermin verschieben. An einigen Hochschulen


1 besteht die Möglichkeit, bei empirischen Arbeiten die zur Verfügung stehende Zeit zu verlän-
gern. Besprechen Sie dies mit Ihrem Betreuer.
2 Damit Sie die zuvor bestimmten Zielvorgaben erreichen, können Sie auf die bewährten
Vorgehensweisen und Instrumente des Projektmanagements zurückgreifen. Den idealtypischen
Ablauf der Erstellung Ihrer Studienarbeit sollten Sie in Anlehnung an die Gliederung der Pro-
3 jektphasen wie folgt vornehmen (Lennertz 2002, 311):
1. Definition,
4 2. Planung,
3. Durchführung,
5 4. Kontrolle.

Auch ohne eine Definitionsphase steht das Ziel Ihres Bemühens bereits am Anfang fest: Ihre
6 erfolgreiche Studienarbeit.
Bevor Sie mit dem Schreiben der Studienarbeit beginnen können, müssen Sie zunächst ein
7 Thema (vgl. ▶ Abschnitt 2.3) finden. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Themenfindung
Ihrer Studienarbeit. Je begeisterter Sie von dem Thema sind, desto motivierter werden Sie in
der Schreibphase sein und desto leichter wird Ihnen das Schreiben fallen. Weiterhin benötigen
8 Sie einen Betreuer für Ihre Studienarbeit.
Bereits in dieser frühen Phase sollten Sie sich grob Gedanken über die Parameter Aufwand,
9 Dauer und Qualität machen und die beiden frei wählbaren festlegen.
Hinsichtlich des Aufwandes sollten Sie bei dem jeweiligen Betreuer nach dessen Einschät-
10 zung fragen, und bei der Qualität sollten Sie, wie bereits erwähnt, mindestens den Ansprüchen
Ihres Betreuers genügen.
Ohne sorgfältige und gewissenhafte Projektplanung vor Beginn der Durchführungsphase
11 ist der Projekterfolg nicht sicherzustellen (Lennertz 2002, 329). Die Planungsphase ist deshalb
der Schlüssel zum Erfolg.
12 Grundlage aller Planungsaktivitäten sind zeitliche Angaben. Idealerweise sollten Sie zu-
nächst größere Phasen planen und diese dann untergliedern. Am Ende einer jeden Phase steht
ein Meilenstein, bei dessen Erreichen inhaltlich und zeitlich überprüft wird, ob die Ziele der
13 Phase erreicht worden sind und mit der nächsten Phase begonnen werden kann oder ob ggf.
noch Nacharbeiten notwendig sind (Kraus / Westermann 2014, 50).
14
15 Eine Planung für die Erstellung Ihrer Studienarbeit ist unbedingt notwendig, um Ihr Ziel zu
erreichen. Die Planung ist nie ganz abgeschlossen, sondern ein fortlaufender Prozess (siehe
„Kontrolle“).
16
17 Zur Visualisierung Ihrer Planungen bietet sich ein Balkendiagramm an. Die einzelnen Tätig-
keiten einer Studienarbeit sind im Balkendiagramm horizontal angeordnet. In der horizontalen
Ansicht wird eine Terminleiste auf Tages- oder Wochenbasis dargestellt. Alle zu absolvierenden
18 Tätigkeiten befinden sich in vertikaler Ausrichtung links daneben. In horizontaler Ausrichtung
können (parallel zur Terminleiste) einzelne Balken dargestellt werden. So sind auf einen Blick
19 die Dauer der jeweiligen Tätigkeiten zu erkennen sowie deren Beginn und Ende (vgl. . Abbil-
dung 3.2).
20 Bei der Durchführung eines jeden Projektes gibt es temporäre Krisen und Konflikte (vgl.
▶ Kapitel 8), möglicherweise auch in Ihrem Schreibprozess. Gerade das Verhältnis zum Betreuer
3.4 • Zeitmanagement
47 3

.. Abbildung 3.2  Beispiel für ein Balkendiagramm einer Studienarbeit

Ihrer Arbeit kann durch Auseinandersetzungen gekennzeichnet sein – von privaten bzw. per-
sönlichen Krisensituationen ganz zu schweigen.
Die Erstellung Ihrer Studienarbeit erfordert neben Fleiß und Disziplin auch eine gewisse
Portion Ehrgeiz und Biss. „Während in der Definitionsphase und in der Planungsphase vor
allem Kreativität und Effektivität (‚die richtigen Dinge tun‘) gefordert sind, stehen in der Durch-
führungsphase bei der Umsetzung der Pläne insbesondere Effizienz (‚die Dinge richtig tun‘)
und Entschlossenheit im Vordergrund …“ (Lennertz 2002, 337).
Sie sollten stets versuchen, Ruhe zu bewahren. Denn mangelnde Gelassenheit in schwierigen
Zeiten kann zum Scheitern eines Projektes führen.
Die Kontrolle stellt die letzte und entscheidende Phase dar, doch sie darf nicht als Schluss-
phase unterschätzt werden. Vielmehr sollte die Kontrolle auch während der gesamten Durch-
führung des Projektes Studienarbeit begleitend erfolgen.
Ohne regelmäßige Kontrollen und, wenn nötig, entsprechende Korrekturen, wird die beste
Planung und ambitionierteste Durchführung schnell zur Makulatur. Erst die Bereitschaft, sich
mit einem ernsthaften Soll-Ist-Vergleich auseinanderzusetzen, ermöglicht es, Änderungen
durchzuführen und damit signifikante Fortschritte zu erzielen. Eine wissenschaftliche Arbeit
lebt von diesen Fortschritten!
Die Strukturen und Werkzeuge des Projektmanagements können und sollen nur als An-
regungen dienen. Denn letztendlich ist eine Studienarbeit nicht nur einmalig, sondern auch
ganz individuell. Seien Sie vor allem sich selbst gegenüber großzügig mit Lob, und feiern Sie
das Ende Ihres besonderen Projektes Studienarbeit, damit es einen würdigen Abschluss findet.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 3.3)


Balzert et al. 2011, 315 ff.; Litke et al. 2015.

3.4 Zeitmanagement

Dr. phil. Eva Molitor, Prof. Dr. rer. soc. Nadine M. Schöneck

„Zeitmanagement bedeutet, die eigene Zeit und Arbeit zu beherrschen, statt sich von ihnen
beherrschen zu lassen“ (Seiwert 2014, 4). Häufig werden die eigenen Zeit- und Energieressour-
cen überschätzt und auf der Aufgabenliste steht mehr, als geschafft werden kann. Durch einen
systematischen und disziplinierten Umgang mit der knappen und daher kostbaren Ressource
„Zeit“ lässt sich erstaunlich viel von derselben gewinnen, die Sie gezielt in die Anfertigung
48 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

Ihrer Studienarbeit investieren können. Im Folgenden erhalten Sie Ratschläge, wie Sie Ihre Zeit
1 während des Studiums und insbesondere während der Erstellung von Studienarbeiten effektiv
und effizient nutzen können.
2
3 .. Tabelle 3.2  Checkliste: Zeitfresseranalyse.  http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/Material_3.pdf

Zeitfresser zutreffend kann kann kann


4 beseitigt
werden
begrenzt
werden
bleiben

5 selbst verursachte Zeitfresser: unzureichendes Selbst- und Zeitmanagement

unklare Zielsetzung    

6 mangelnde Priorisierung    

schlechte Tagesplanung    

7 Versuch, zu viel auf einmal zu tun    

persönliche Desorganisation    
8 mangelnde Motivation    

Fernsehen    
9 private E-Mails lesen und schreiben    

Surfen im Internet bzw. in sozialen Netz­


10
   
werken, Spielen auf dem Smartphone

Unfähigkeit, nein zu sagen    


11 unzureichende Selbstdisziplin    

Kaffee- bzw. Teepausen / Zigarettenpausen    


12 „Aufschieberitis“ (Prokrastination)    

13 alle Fakten wissen wollen / Perfektionismus    

Hast, Ungeduld    

14 selbst verursachte Zeitfresser: unzureichende Arbeits(platz)organisation

überhäufter Schreibtisch    

15 zu viel Papierkram / zu viele Notizzettel    

schlechtes Ablage- und Ordnungssystem    


16 zeitraubende Suche nach Notizen, Adressen    
und Telefonnummern

17 Trial-and-Error-Methode    

Aufgaben nicht zu Ende führen    


18 mangelnde Vorbereitung auf Gespräche    

fehlende Übersicht über bevorstehende    


19 Aufgaben und Aktivitäten

unzureichende Delegation von Aufgaben    


20 mangelnde Kontrolle delegierter Arbeiten    
3.4 • Zeitmanagement
49 3

.. Tabelle 3.2 (Fortsetzung)

Zeitfresser zutreffend kann kann kann


beseitigt begrenzt bleiben
werden werden

fremd verursachte Zeitfresser

unangekündigte Telefonanrufe    
(Unterbrechungen)

unangemeldete Besucher    

unvollständige, verspätete Informationen    

Ablenkung (Lärm)    

zu viele Anfragen (E-Mail, Chat, Telefon)    

Wartezeiten (z. B. bei Terminen)    

selbst und fremd verursachte Zeitfresser (Schnittstellenproblematik)

private Gespräche    

mangelnde Koordination mit anderen    

langwierige und unergiebige Besprechungen    

unpräzise oder fehlende Kommunikation    

In der Literatur zum Zeitmanagement findet sich häufig die Anregung, ein Zeitprotokoll
( http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/Material_3.pdf) zu führen und auf diese Weise
herauszufinden, bei welchen Gelegenheiten und zu welchen Tageszeiten Zeit (in-)effizient genutzt
wird. Hierfür gibt es zwei Arten von Zeitprotokollen: Sie können stündlich Ihre Aktivitäten über
einen Zeitraum von einer Woche protokollieren, wobei Sie im Protokoll ggf. zwischen Haupt- und
parallel vollzogener Nebenaktivität differenzieren. Alternativ können Sie sich dafür entscheiden,
nur an ein oder zwei möglichst typischen Arbeitstagen ein Zeitprotokoll zu führen. Dann sollten
Sie Ihre Tätigkeiten allerdings in detaillierteren 15-Minuten-Schritten dokumentieren.
Finden Sie heraus, wie viel Zeit Sie für jede Handlung benötigen – vom morgendlichen Gang
ins Badezimmer über das Frühstück, den Weg zur Hochschule bzw. Arbeit, Pausen, Telefonate,
Freizeitaktivitäten bis zu den Vorbereitungen für die Nachtruhe. In dieses Protokoll sollten Sie
auch unbedingt aufnehmen, wie häufig Ihre Arbeit durch Störungen unterbrochen wird und von
welcher Art und Dauer diese sind. Es ist überaus aufschlussreich, im Anschluss an diese Proto-
kollierung zu erkennen, wie viel Zeit nach Abzug von Pausen und Störungen wirklich für effek-
tives Arbeiten übrig bleibt: Leider ist dies in der Tendenz weniger, als gern angenommen wird.
Sie sollten Ihr Zeitprotokoll analysieren und die Gründe für die Unterbrechungen sowie
die sog. Zeitfresser unter die Lupe nehmen (vgl. . Tabelle 3.2). Zeitfresser sind Tätigkeiten,
die von der eigentlichen Aufgabe ablenken. Dazu zählen z. B. Tagträume, Surfen im Internet,
Abrufen von E-Mails, Aktivitäten in sozialen Medien, Computerspiele, aber auch Fernsehen,
private Telefonate, Kaffee- oder Zigarettenpausen.
Führen Sie mit mehreren Leuten in ähnlicher Lebenslage, z. B. Kommilitonen, solche Zeit-
protokolle, können Sie sich anschließend darüber austauschen. Ob allein oder in der Gruppe
durchgeführt, sollten Sie aus Ihrem Zeitprotokoll auf jeden Fall Konsequenzen ziehen: Welche
Faktoren lenken mich ganz besonders von meiner Arbeit ab? Im ersten Schritt sollten Sie sich
den drei größten Zeitfressern widmen (Voss 2016, 50). Da „Zeitverschwendung“ durchaus
50 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

subjektiv ist und – angemessen dosiert – auch der Erholung dienen kann, sollten Sie sich bei
1 Ihrer Zeitfresseranalyse fragen: Welche Zeitfresser stören mich wirklich und halten mich von
meiner wichtigen Aufgabe, dem wissenschaftlichen Arbeiten, ab? Mit welchen Zeitfressern kann
2 und will ich leben? Daraus ergibt sich, ob bestimmte Zeitfallen beseitigt, zeitlich zumindest
begrenzt werden sollten oder vielleicht sogar feste Bestandteile des Tagesablaufs bleiben dürfen.
Pausen sollten Sie auf keinen Fall aus Ihrem Plan streichen, schließlich brauchen Sie gerade
3 beim konzentrierten geistigen Arbeiten ausreichend Regenerationszeit.
Mithilfe der Checkliste zur Zeitfresseranalyse (vgl. . Tabelle 3.2) können Sie potenzielle
4 Zeitfallen ermitteln. Die Analyse der eigenen Zeitver(sch)wendung ist der Ausgangspunkt für
die folgende Zeitplanung.
5 Zeitplanung sollte nicht nur schriftlich erfolgen, sondern auch realistisch sein. Es wird Sie
kaum ans Ziel bringen, wenn Sie Zeit sparen wollen, indem Sie den Zeitbedarf für bestimmte
Aufgaben permanent unrealistisch knapp kalkulieren. Im Gegenteil: Bemessen Sie den Zeit-
6 bedarf für die einzelnen Arbeitsschritte bewusst etwas großzügiger und bauen Sie auch hin-
reichend große Zeitpuffer in Ihre Planung ein. Schließlich kann Sie eine heftige Erkältung für
7 ein paar Tage außer Gefecht setzen, oder Ereignisse in Ihrer Familie erfordern kurzfristig Ihre
Anwesenheit. Für die realistische Einschätzung der Bearbeitungsdauer einer Aufgabe gibt es
eine griffige Faustregel: Addieren Sie die optimistische und pessimistische Bearbeitungsdauer
8 und teilen Sie das Ergebnis durch zwei.
Zur realistischen Planung gehört auch, dass mögliche Schwierigkeiten vorhergesehen und
9 Ansätze zu deren Lösung entwickelt werden. Möglicherweise möchten Sie einen Abschnitt
verfassen, aber die dafür nötige Literatur ist ausgeliehen oder vor Ort nicht verfügbar und muss
10 erst per Fernleihe bestellt werden. Hier hilft nur eine vorausschauende, großzügige Planung,
die sicherstellt, dass Ihnen alle zum Verfassen eines Abschnitts benötigten Texte rechtzeitig
vorliegen bzw. Sie sie bereits gelesen haben.
11 Generell sollte jede Form der Zeitplanung – also kurz-, mittel- oder langfristig – immer

12
--
schriftlich erfolgen. Die Vorteile schriftlicher Planung liegen auf der Hand:
Sie entlasten Ihr Gedächtnis und stellen sicher, dass Sie nichts vergessen.
Sie können die erreichten Schritte mit angemessenem Stolz abhaken, wodurch gerade bei
langfristigen Projekten wie Ihrer Abschlussarbeit auch die Zwischenergebnisse und Erfolge

-
13 sichtbar werden. Dies motiviert für die weitere Arbeit.
Sie wahren den Überblick und haben fortlaufend Kontrolle über die Tages‑, Wochen- und

-
14 Monatsergebnisse, welche in den Plänen dokumentiert werden.
Sie werden durch die Pläne immer wieder daran erinnert, was Sie bis wann erledigt haben
15 wollen oder müssen. Auf diese Weise erhöht schriftliche Planung die Verbindlichkeit.

Vertrauen Sie darauf, dass Sie die Zeit, die Sie in Ihre Planung investieren, durch das ziel-
16 gerichtete Arbeiten um ein Vielfaches wieder einsparen. Somit gewinnen Sie auch Zeit für
private Aktivitäten wie z. B. Fitnesstraining und Gospelchor, die ebenfalls, möglichst als
17 feste Bestandteile, in Ihre Tages- und Wochenpläne Eingang finden sollten. Der Mensch ist
schließlich keine Maschine. Das Schlagwort der Work-Life-Balance dürfte Ihnen bekannt
sein: Beherzigen Sie es, insbesondere wenn Sie neben dem Studium auch noch Geld für Ihren
18 Lebensunterhalt verdienen müssen. Schließlich ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen
Arbeit und Privatleben das beste Mittel gegen ein drohendes Ausbrennen (Burn-out) und
19 für mehr Lebenszufriedenheit.
Da Zeitplanung immer auch Zielplanung ist, bietet sich hier eine Lösung des Projekt-
20 managements an. SMART steht für spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminiert.
Klug gesetzte Ziele sind also klar definiert, in ihrer Erfüllbarkeit messbar, entsprechen Ihren
3.4 • Zeitmanagement
51 3

Lebensvorstellungen und werden daher von Ihnen akzeptiert. Zudem sind sie in ihrer Erreich-
barkeit realistisch formuliert und mit klarer Terminvorgabe versehen. Der Vollständigkeit hal-
ber sei darauf hingewiesen, dass bisweilen anstelle „akzeptierter“ auch von „anspruchsvollen“
Zielen die Rede ist (wie z. B. bei Voss 2016, 52). Damit ist gemeint, dass allzu leicht erreichbare
Ziele nicht als Motivatoren taugen.

- Die Zielplanung nach dem SMART-Prinzip findet innerhalb verschiedener Zeithorizonte statt:
Kurzfristige Planung: Wo will ich in Bezug auf meine Studienarbeit Ende der Woche stehen?

-- Welche Aufgaben müssen bis dahin erledigt sein?


Mittelfristige Planung: Wo will ich in drei Monaten stehen?
Langfristige Planung: Wo will ich nach dem Abschluss des Studiums stehen? Wie sieht mein
Lebenswunschbild – beruflich und privat – aus?

Für die verschiedenen Ebenen der Planung – Tages‑, Wochen‑, Monats- und Jahrespläne – gibt
es unterschiedliche Systeme. Hier sollten Sie sich von einem der zahlreichen Ratgeber zum
Zeitmanagement (z. B. Seiwert 2014) inspirieren lassen. Alternativ zu gängigen papierbasierten
Zeitplanbüchern können Sie auch mit entsprechender Software, bspw. auf Smartphones, arbei-
ten. Probieren Sie aus, welches Medium, welche Systematik und welche Pläne bzw. Checklisten
Ihnen persönlich am meisten liegen.
Für Ihre Tagesplanung sollten Sie am besten jeden Tag fünf bis zehn Minuten einkalkulieren.
Dabei sollten Sie in Erwägung ziehen, die Planung des folgenden Tages bereits am Vorabend
vorzunehmen und für den nächsten Morgen auf den aufgeräumten Schreibtisch zu legen. Auf
diese Weise reduzieren Sie evtl. Startschwierigkeiten am Morgen, da Sie bereits festgelegt haben,
was in den ersten Arbeitsstunden und im Laufe des Tages zu erledigen ist.
Nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Weit verbreitet ist die Neigung, zu viele Aufgaben in einen
Tag hineinpacken zu wollen. Befolgen Sie daher die sog. 60‑40‑Regel, nach der lediglich 60 %
der Zeit eines Tages verplant werden und 40 % der Arbeitszeit als Puffer unverplant bleiben
sollten. So bleiben Sie für kurzfristige, dringende und unvorhergesehene Aufgaben flexibel.

-
Beherzigen Sie außerdem die folgenden Tipps für die Erstellung eines Zeitplans:
Benennen Sie Aufgaben nach dem SMART-Prinzip und schreiben Sie stets den realistisch
eingeschätzten Zeitbedarf sowie ihre jeweilige Deadline dazu. Nutzen Sie dabei ggf. die

- Erinnerungsfunktion Ihres elektronischen Zeitplaners.


Strukturieren Sie Aufgaben, wie im Folgenden beschrieben, nach Wichtigkeit und Dring-

- lichkeit.
Übernehmen Sie Aufgaben, die unerledigt geblieben sind, in den Plan des nächsten Tages.
Das sollte allerdings nicht allzu oft passieren.

Wenn Sie am Ende eines anstrengenden Tages oder einer Woche erfolgreicher Arbeit fest-
stellen, dass Sie Ihren Zeitplan (weitestgehend) eingehalten und alle wichtigen Aufgaben er-
ledigt haben, sollten Sie sich dafür entsprechend belohnen. Es motiviert sehr, das geplante
Arbeitspensum tatsächlich in der veranschlagten Zeit bewältigt zu haben. Es hängt von Ihren
Zielen und von Ihrer Mentalität ab, ob Sie sich nach einzelnen Aufgaben kleinere Belohnun-
gen gönnen oder ob Sie sich nach Etappenzielen, z. B. gegen Ende einer harten Arbeitswoche,
belohnen. Belohnungen sollten je nach Art der Aufgabe unterschiedlich groß sein und können
von einer Kaffeepause über einen Restaurant- oder Kinobesuch bis hin zu einem Kurzurlaub
reichen. Im Idealfall integrieren Sie auch diesen Lohn Ihres Fleißes in die Tages‑, Wochen-
oder Monatsplanung.
Nachdem Sie also – schriftlich – festgehalten haben, was Sie am kommenden Tag oder in der
laufenden Woche erledigen möchten, weisen Sie den einzelnen Aufgaben Prioritäten zu. Hierfür
52 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

bietet sich die sog. ABC-Regel an. Bei dieser Regel, die auch als Eisenhower-Prinzip bezeichnet

-
1 wird, werden Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit unterschieden:
A-Aufgaben: Wichtige und zugleich dringende Aufgaben, die keinen Aufschub dulden und
2 so schnell wie möglich erledigt werden müssen. A-Aufgaben machen ca. 20 % der gesamten

3 - zu erledigenden Aufgaben aus, tragen aber zu ca. 65 % zu den Zielsetzungen bei.
B-Aufgaben: Wichtige, jedoch nicht dringende Aufgaben, die, wenn alle Stricke reißen, auch
noch am nächsten Tag erledigt werden können. B-Aufgaben machen ca. 20 % der gesamten

4
5
- zu erledigenden Aufgaben aus und erfüllen ca. 25 % der Zielsetzungen.
C-Aufgaben: Aufgaben, die weniger wichtig und auch nicht dringend sind. C-Aufgaben
machen ca. 60 % der gesamten zu erledigenden Aufgaben aus, sind aber nur zu 10 % ziel-
führend.

Eine wichtige und zugleich dringende Aufgabe kann z. B. die Erstellung einer vorläufigen Glie-
6 derung sein, wenn ein diesbezügliches Gespräch mit dem Betreuer Ihrer Arbeit unmittelbar
bevorsteht. Wichtig, jedoch (noch) nicht dringend ist z. B. das Exzerpieren relevanter Literatur
7 für Ihre Arbeit. Gleichwohl sollte diese Tätigkeit erledigt werden, bevor sie dringlich wird, d. h.,
bevor die Leihfrist abläuft. Eine dringende Aufgabe, die aber als persönlich nicht allzu wichtig
eingestuft wird, ist z. B. das Schreiben einer Karte an eine Bekannte, die am übernächsten Tag
8 Geburtstag hat. Zur Not reicht ja vielleicht auch ein Telefonanruf am Geburtstag? Und zu guter
Letzt: Weder dringend noch wichtig sind in der Regel Routineaufgaben wie das Reorganisieren
9 von Studienunterlagen. Auf deren Erledigung sollten Sie insbesondere dann verzichten, wenn
diese Sie von den eigentlichen Aufgaben ablenken.
10 Generell zeichnet sich souveränes Zeitmanagement dadurch aus, dass Sie versuchen, durch
vorausschauende Planung und Handlung Ihre zu erledigenden Aufgaben gar nicht erst zu wich-
tigen und zugleich dringenden Aufgaben werden zu lassen, denn genau das verursacht rasch
11 unbekömmlichen Stress.
Vermutlich wissen Sie nach Ihren Erfahrungen der letzten Jahre aus der Schule und dem
12 Studium, ob Sie „Lerche“ (Frühaufsteher) oder „Eule“ (Nachtmensch) sind und zu welchen
Zeiten Sie am produktivsten bzw. kreativsten arbeiten können.
13
In welchen Zeiträumen arbeiten Sie am besten?

14 Von ………… bis ………… Uhr und von ………… bis ………… Uhr.

15
Diese Zeiträume stellen Ihre produktivsten Arbeitszeiten dar. In diesen Stunden, den sog.
„‚Igelstunden‘, weil der Rest der Welt in dieser Zeit von Ihnen nur abwehrende Stacheln sieht“
16 (Messing 2012, 127), sollten Sie daher auch die Aufgaben in Angriff nehmen, die die höchste
Konzentration und Präzision erfordern. Oft sind das die o. g. A-Aufgaben. Routinetätig-
17 keiten dagegen, wie z. B. das Kopieren oder Herunterladen von Fachzeitschriftenartikeln,
erfordern weder sonderlich viel Konzentration noch Präzision und sollten daher in Ihre
individuell leistungsschwächeren Phasen wie z. B. das Mittagstief oder bei Morgenmuffeln
18 in den Morgen bzw. Vormittag gelegt werden. Übrigens: Die Erfahrung zeigt, dass mehr als
sechs „Igelstunden“ pro Tag unrealistisch sind – allerdings sollten Sie diese Arbeitszeit dann
19 auch tatsächlich intensiv nutzen.
Setzen Sie sich des Weiteren nicht das Ziel, alle Aufgaben selbst erledigen zu wollen. In
20 besonders stressigen Zeiten sollten Sie den Mut haben, Aufgaben an andere abzugeben, d. h. zu
3.4 • Zeitmanagement
53 3

delegieren. Sie können kleinere Dinge des täglichen Bedarfs, die besorgt oder erledigt werden
müssen, an den Partner, an Freunde oder die Familie delegieren. Sie können z. B. befreundete
Studierende, die ohnehin regelmäßig Bibliotheken aufsuchen, bitten, Ihnen ein Buch mitzu-
bringen. In Phasen, in denen Sie sehr unter Zeitdruck arbeiten, können vermutlich auch Ihre
Eltern ein Geburtstagsgeschenk für ein Familienmitglied besorgen.
Beim Delegieren sollten Sie klare Terminabsprachen treffen, bis wann die Aufgabe erle-
digt werden soll. Das erhöht die Verbindlichkeit einer Abmachung. Sofern Sie viel delegieren
(können), notieren Sie sich, was an wen und bis wann delegiert wurde, um den Überblick zu
behalten und doppelte Arbeiten zu vermeiden. Verfolgen Sie also die Erledigung der delegierten
Aufgaben und haken Sie Erledigtes ab. Damit Ihre Sozialkontakte auch nach längeren Projekten
wie der Abschlussarbeit fortbestehen, beachten Sie bitte, dass Delegieren „Nehmen und Geben“
bedeutet.
Verschiebe nicht auf morgen, was Du bereits von gestern auf heute verschoben hast. Dieses
Szenario dürfte Ihnen bekannt sein: Unangenehme Aufgaben werden immer wieder aufge-
schoben. Doch das weit verbreitete Aufschieben unangenehmer Aufgaben („Aufschieberi-
tis“) ist nicht zielführend und belastet auf Dauer vor allem Ihr Gewissen. Im ungünstigsten
Fall werden Sie durch die Fülle noch zu erledigender Aufgaben für die wirklich wichtigen
Aufgaben so blockiert, dass Sie überhaupt nicht mehr vorankommen und sich in (weitere)
Ausweichhandlungen flüchten. Jedoch lässt sich der überwiegende Teil der Routineaufgaben
in vergleichsweise kurzer Zeit erledigen. Daher sollten Sie sich bemühen, es gar nicht erst
zu einer Anhäufung vieler kleiner unerledigter Aufgaben kommen zu lassen, sondern diese
möglichst umgehend – im Fall von Routineaufgaben zu weniger leistungsfähigen Zeiten –
anzupacken. Überfüllte Ablagekörbe und das Umräumen noch zu bearbeitender Zettel von
einem Stapel auf den nächsten führen Sie nicht an Ihr Ziel. Bei manchen schon längere Zeit
liegen gebliebenen Aufgaben sollten Sie sich fragen, ob sie wirklich nötig sind, und sie ggf.
von Ihrer Liste streichen.
Sie werden laufend mit Wünschen, Anfragen oder Erwartungen Ihrer Mitmenschen kon-
frontiert. Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, „nein“ zu sagen. Das beherzte Nein kommt
Ihnen aus verschiedenen Gründen schwer über die Lippen. Sie möchten niemanden ent-
täuschen oder vor den Kopf stoßen und freuen sich zugleich, wenn Ihnen signalisiert wird,
dass Sie geschätzt sind. Sicherlich ist es nicht immer möglich, „nein“ zu sagen. Aber als
Faustregel gilt: Sie können es nicht allen zu allen Zeiten recht machen und sollten diesen
Anspruch auch nicht haben. Oftmals gilt: Wer „nein“ sagt, sagt „ja“ zu sich selbst. Es geht
mit anderen Worten beim Neinsagen um das richtige Maß. Von Zeit zu Zeit sagen Sie von
ganzem Herzen „ja“ und geben damit ein Stück der Unterstützung, die Sie erfahren, an Ihre
Mitmenschen zurück.
Reservieren Sie sich, wenn „Igelstunden“ nicht möglich sind, jeden Tag wenigstens eine
stille Stunde (Sperrstunde) für hochintensives und konzeptionell ganz besonders zielführendes
Arbeiten. Diese stille Stunde sollten Sie in Ihre individuell produktivste Arbeitszeit legen. Stellen
Sie Telefon und Smartphone auf lautlos und Anrufbeantworter bzw. Mailbox ein. Hängen Sie
ggf. ein Bitte-nicht-stören-Schild an die Tür. Verwirklichen Sie dies regelmäßig, wird es für den
Fortgang Ihrer Arbeit Wunder wirken!

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 3.4)


Knoblauch et al. 2012; Riedenauer / Tschirf 2012; Seiwert 2014; Wymann 2015.
54 Kapitel 3  •  Planung und Organisation

3.5 Anbieter von Dienstleistungen


1
Marc Badock, Dr. phil. Eva Molitor, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock
2
Eine Studienarbeit ist das Ergebnis eigenen wissenschaftlichen Arbeitens und muss daher von Ih-
nen selbst erstellt werden. Trotzdem gibt es zahlreiche Anbieter verschiedener Dienstleistungen
3 zur Erstellung von Bachelor- und Masterarbeiten. Die Palette der Angebote reicht dabei von Rat-
geberliteratur, die im Selbstverlag herausgegeben wird, über die Hilfe bei der Literaturrecherche
4 und -auswertung, Lektorats- und Layoutarbeiten bis hin zum „Komplettangebot“ für mehrere
tausend Euro, bei dem die Zahlung des Geldes die einzige Leistung des „Studierenden“ darstellt.
5 Bedenken Sie, dass Sie in der Regel nach der für Sie geltenden Prüfungsordnung am Ende
der Arbeit in einer eidesstattlichen Versicherung bestätigen müssen, dass Sie keine anderen als
die aufgeführten Hilfsmittel verwendet haben. Und wer schreibt dort schon einen Dienstleister
6 hinein? Sollten Sie eine falsche Versicherung an Eides statt abgeben, droht Ihnen nach § 156
Strafgesetzbuch (StGB) eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren, sofern die eidesstattli-
7 che Versicherung in Studienarbeiten im Landeshochschulgesetz festgeschrieben ist. Außerdem
kann dies straf- und zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Das Strafgesetzbuch kennt
einen Tatbestand, der für das unberechtigte Führen von akademischen Graden oder Titeln eine
8 Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr androht (§ 132a StGB).
Zudem ist eine Verurteilung wegen Betruges denkbar, wenn durch das unberechtigte Füh-
9 ren eines Bachelor- oder Mastertitels ein Vermögensvorteil erlangt wird. Hinzu kommen evtl.
noch Schadensersatz- oder sonstige Klagen, die bis zur Bedrohung der wirtschaftlichen Exis-
10 tenz reichen können. Entdeckt ein Arbeitgeber, für den der Studienabschluss einer der Einstel-
lungsgründe war, den Betrug, kann er Ihnen u. a. mit der Begründung der unwiederbringlich
zerstörten Vertrauensbasis fristlos kündigen.
11 Ungeachtet dessen bedienen sich einige Studierende des Ghostwriting. Hierbei werden die
Literaturrecherche und das Verfassen der Studienarbeit gegen Bezahlung von einer dritten Per-
12 son durchgeführt (Gaede 2011). Das Ghostwriting ist illegal und kann straf- und zivilrechtlich
relevant werden, da der Studierende eine fremde Arbeit unter eigenem Namen einreicht. Fliegt
das Ghostwriting auf, ist mit einer Anzeige wegen Täuschung oder Betruges sowie Urkundenfäl-
13 schung zu rechnen. Ebenso können die bereits beschriebenen zivilrechtlichen Folgen eintreten.
Weiterhin kann von der Hochschule der Abschluss aberkannt werden.
14 Bedenken sollten Sie auch, dass Ghostwriting Ihnen im späteren Leben selbst dann Prob-
leme bereiten kann, wenn dies nicht von der Hochschule entdeckt wird. So werden sich in aller
15 Regel spätere Arbeitgeber, Kollegen und manchmal Freunde für den Inhalt der Abschlussarbeit,
die Zusammenarbeit mit Ihrem Betreuer, die Schwierigkeiten, Probleme und Erfolgserlebnisse
während des Schreibens etc. interessieren. Schnell kann auffallen, dass Sie im Gespräch hierzu
16 inhaltlich wenig beitragen können und möglicherweise nicht authentisch wirken.
Was Sie als Dienstleistung in Anspruch nehmen dürfen, sind bestimmte professionelle Re-
17 cherchedienste für Literatur (Brink 2013, 74 ff.). Auch erlaubt ist ein Lektorat, das Ihre Arbeit
auf korrekte Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik überprüft sowie teilweise Vor-
schläge für sprachlich-stilistische Verbesserungen macht. In diesem Fall wird am eigentlichen
18 Inhalt der Studienarbeit nichts verändert und somit haben Sie die wissenschaftliche Leistung,
die von Ihrem Betreuer bewertet wird, selbst erbracht (o. V. 2010). Gleiches gilt für ein profes-
19 sionelles Layout Ihrer Studienarbeit durch einen entsprechenden Dienstleister.
Begreifen Sie die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Thema als persönliche Her-
20 ausforderung. Sie können hinterher mit Stolz auf Ihre Studienarbeit als Ihr persönliches Werk
blicken und zufrieden feststellen, dass sich die Arbeit gelohnt hat!
Literatur
55 3

Grundsätzlich können Sie eine Studienarbeit ohne die Zuhilfenahme eines Dienstleisters er-
stellen. Wir raten Ihnen dringend, Ihre Studienarbeiten selbst anzufertigen und auf keinen
Fall illegale Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Literatur

Balzert, H. & Schröder, M. & Schäfer, C. (2011). Wissenschaftliches Arbeiten. Ethik, Inhalt & Form wiss. Arbeiten, Hand-
werkszeug, Quellen, Projektmanagement, Präsentation. 2. Aufl. Herdecke, Witten: W3L.
Brink, A. (2013). Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein prozessorientierter Leitfaden zur Erstellung von Bachelor-,
Master- und Diplomarbeiten. 5. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
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html. Zugegriffen: 17. September 2017.
Budszus, J. & Berthold, O. & Filip, A. & Polenz, S. & Probst, T. & Thiermann, M. (2014). Orientierungshilfe – Cloud
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und der Länder sowie der Arbeitsgruppe Internationaler Datenverkehr des Düsseldorfer Kreises. Http://www.
datenschutz.rlp.de/downloads/oh/ak_oh_cloudcomputing.pdf. Zugegriffen: 17. September 2017.
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ghostwriter. Zugegriffen: 17. September 2017.
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im Breisgau: Haufe.
Kraus, G. & Westermann, R. (2014). Projektmanagement mit System. Organisation, Methoden, Steuerung. 5. Aufl. Wies-
baden: Springer Gabler.
Kupper, H. (2001). Die Kunst der Projektsteuerung. Qualifikationen und Aufgaben eines Projektes. München, Wien: Ol-
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Lennertz, D. (2002). Projekt-Management. In Thommen, J.-P. (Hrsg.). Management und Organisation. Konzepte, Inst-
rumente, Umsetzung (S. 307 - 347). Zürich: Versus.
Litke, H.-D. & Kunow, I. & Schulz-Wimmer, H. (2015). Projektmanagement. 3. Aufl. München: Hanser.
Messing, B. (2012). Das Studium. Vom Start zum Ziel. Lei(d)tfaden für Studierende. 2. Aufl. Berlin & Heidelberg: Springer.
O.  V. (2010). Ist das Lektorat einer Bachelorarbeit legal? Http://www.studium-studieren.de/ratgeber/lektorat-­
bachelorarbeit-legal. Zugegriffen: 17. September 2017.
Riedenauer, M. & Tschirf, A. (2012). Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Wissenschaft. Ein selbstbestimmtes
Leben in Balance. Wien: facultas.wuv.
Seiwert, L. (2014). Das 1 x 1 des Zeitmanagement. 2. Aufl. München: Gräfe und Unzer.
Theisen, M. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. 16. Aufl. München: Vahlen.
Voss, R. (2016). Wissenschaftlich Arbeiten … leicht verständlich! 4. Aufl. Konstanz & München: UVK.
Wymann, C. (2015). Der Schreibzeitplan. Zeitmanagement für Schreibende. Opladen & Toronto: Budrich.
57 4

Literaturbeschaffung
Markus Beek, Marten Ennen, Johannes Gräske, Carsten Hennig,
Torben Kuhlenkasper, Karlheinz Christian Lang,
Johanna Friederike May, Siegrun Mohring, Benjamin Rebenich,
Katharina Rhode, Patricia Schneider, Steffen Stock, Dagmar Weidmann

4.1 Literaturrecherche – 58
4.2 Internet als Informationsquelle  –  62
4.3 Literaturverwaltung – 63
Literatur – 68

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_4
58 Kapitel 4 • Literaturbeschaffung

» Ich habe mir fest vorgenommen, in den nächsten zwei Tagen erste Literatur zu sammeln, denn
1 ich weiß: Länger davor drücken kann ich mich nicht! Also raffe ich mich auf, gehe zögerlich in die
Bibliothek und suche über den Online-Katalog nach passenden Büchern. Ich bin erstaunt und
2 glücklich darüber, dass es einige Bücher zu meinem Thema gibt! Das war gar nicht so schwer und
der erste Schritt ist gemacht! Nachdem ich mit zehn Büchern unter dem Arm aus der Bibliothek
gestürmt bin, habe ich einen riesigen Motivationsschub. Als ich nach zwei Tagen intensiven Lesens
3 ernüchtert feststellen muss, dass nur zwei der zehn Bücher wirklich mein Thema behandeln, sieht
das schon wieder ganz anders aus.
4 Bei meiner anderen Hausarbeit ist es das genaue Gegenteil. Ich bin von den vielen Ergebnissen in
den Datenbanken völlig erschlagen und weiß nicht, wie ich beginnen soll. Zudem bin ich unsicher:
5 Wie sorge ich dafür, dass die Quellen in der Arbeit fehlerfrei und einheitlich zitiert sind und am
Ende nur die Literatur im Verzeichnis steht, die ich auch verwendet habe – selbst nach häufigem
Umstellen, Kürzen und Ergänzen des Textes?
6
Möglicherweise kommen Ihnen diese Szenarien bekannt vor. In diesem Kapitel erfahren Sie
7 zunächst, wie Sie Ihre Literaturrecherche angehen können, nach welchen Kriterien auch Quellen
aus dem Internet auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft werden können, ohne dass Sie in einer
Flut von Informationen untergehen. Eine systematische Literaturverwaltung hilft Ihnen, die
8 Übersicht zu bewahren. Dafür werden gängige Literaturverwaltungsprogramme vorgestellt.
Diese können Sie in Ihrer Arbeit durch das automatisierte Darstellen von Zitaten in einem
9 einheitlichen Zitationsstil und durch die automatische Erstellung eines Literaturverzeichnisses
unterstützen.
10
4.1 Literaturrecherche
11
Dr. phil. Markus Beek, Dr. rer. nat. Carsten Hennig, Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper,
12 Karlheinz Christian Lang, Katharina Rhode, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock,
Dr. iur. Dagmar Weidmann

13 Am Anfang einer jeden Arbeit stehen die Auswahl und systematische Erfassung der vor-
handenen Literatur (Bibliografieren). Ziel ist es dabei, nach und nach eine spezielle Litera-
14 tursammlung (Bibliografie) zu erstellen, die auf die Fragestellung Ihrer Arbeit zugeschnitten
ist. Voraussetzung für eine erfolgreiche Literaturrecherche ist, dass Sie Ihr Thema in treffende
15 Stich- und Schlagwörter unterteilen und für die Suche nach Aufsätzen, Monografien, speziellen
Zeitschriften etc. unterschiedliche Recherchequellen verwenden (Kalina et al. 2003, 74 ff.). Eine
erste wichtige Recherchequelle sind lokale Bibliothekskataloge und Datenbanken.
16 In vielen Bibliotheken finden Sie thematisch zusammengestellte Bibliografien. Häufig ste-
hen diese Bücher über Bücher in einer gesonderten Abteilung Ihrer Bibliothek und sind nach
17 Fachgebieten geordnet. Mithilfe dieser Bibliografien sollten Sie keine langen Titellisten erstellen,
die Ihren Prüfer beeindrucken sollen. Zeigen Sie stattdessen, dass Sie eine gekonnte Auswahl
der Literatur für Ihre Arbeit treffen können.
18 Nach dieser ersten Recherche beginnen Sie mit der gezielten Suche nach Literatur. Fangen
Sie dabei mit der sog. Tertiärliteratur (zur Erklärung: Burchert / Sohr 2008, 42 ff.) an. Dazu
19 gehören insbesondere Nachschlagewerke, die zur ersten Orientierung andere Literaturquellen
zusammenfassen. Schlagen Sie z. B. in fachspezifischen Lexika, Handwörterbüchern oder Kom-
20 mentaren zu Ihrem Thema nach. Dabei ist es wichtig, zahlreiche Suchbegriffe und Schlagwörter
4.1 • Literaturrecherche
59 4

zu sammeln und Suchmaschinen wie Google oder Meta-Suchmaschinen wie MetaGer als Ein-
stieg für die Recherche zu nutzen (Eh / Schütte 2013, 36 ff.). Zum Auffinden von Literatur bietet
sich auch der virtuelle Katalog der örtlichen Hochschulbibliothek (OPAC, Online Public Access
Catalogue) an, der meist über das Internet verfügbar ist. Viele Hochschulen verfügen über ei-
nen eigenen OPAC und sind somit ein guter Ausgangspunkt für die Literaturrecherche. Die
Bibliotheken sind in einem gemeinsamen Verbundkatalog zusammengeschlossen, wodurch Sie
mehrere Bestände auf einmal abfragen können. Dadurch können Sie im gesamten Bestand der
wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland recherchieren. Einführungskurse der Hoch-
schulbibliotheken in die Literaturrecherche im Internet erleichtern das Arbeiten zu Beginn sehr
(vgl. ▶ Abschnitt 4.2).
Eine alphabetische Aufstellung der wichtigsten Bibliotheksverbünde finden Sie in . Tabelle 4.1.
In . Tabelle 4.2 finden Sie über die Bibliotheksverbünde hinaus weitere Möglichkeiten, um
die für Ihr Thema geeignete Literatur zu identifizieren.
Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB; vgl. . Tabelle 4.2) ist die zentrale Archivbibliothek
Deutschlands. Die DNB sammelt sämtliche deutsche und deutschsprachige Veröffentlichungen,
die seit 1913 erschienen sind. Im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) finden Sie heraus, ob
ein gesuchtes Buch noch im Handel ist oder ob es inzwischen eine Neuauflage gibt. Mit dem
Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) können Sie nationale und internationale Bibliotheken
sowie Online-Buchhandlungen und Online-Antiquariate abfragen.
Für die Zeitschriftensuche können Sie auf die Zeitschriftendatenbank (ZDB) zurückgrei-
fen, die weltweit größte Datenbank für Titel- und Besitznachweise fortlaufender Sammel-
werke, d. h. Zeitschriften. Häufig ist es möglich, Artikel im Internetauftritt der jeweiligen
Zeitschrift aufzurufen; allerdings wird in vielen Fällen eine Lizenzgebühr für diesen Service
verlangt. Aus hochschulinternen Netzen kann der Zugriff kostenlos sein. Zusammenfassun-
gen von Artikeln sind meist frei verfügbar. Diese liefern bereits wichtige Hinweise, ob es sich
lohnt, den gesamten Artikel herunterzuladen. Welche Zeitschriften zugänglich sind, lässt
sich über die lokalen Kataloge der Hochschulbibliotheken, die Bibliotheksverbünde oder
über die Elektronische Zeitschriftenbibliothek der Universitätsbibliothek Regensburg ermitteln.
Auch zahlreiche Fachorganisationen bieten gegen eine Gebühr einen elektronischen Zugriff
auf Fachzeitschriften an.

.. Tabelle 4.1  Wichtige Bibliotheksverbünde

Name Internetadresse

BVB Bibliotheksverbund Bayern www.gateway-bayern.de

GBV Gemeinsamer Bibliotheksverbund der Bundesländer Bre- gso.gbv.de


men, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersach-
sen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

HBZ Verbundkatalog der Hochschulbibliotheken Nordrhein- www.hbz-nrw.de


Westfalen und Rheinland-Pfalz

HEBIS Hessisches Bibliotheksinformationssystem www.hebis.de

KOBV Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg search.kobv.de

SWB Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (Bibliotheken der swb.bsz-bw.de


Bundesländer Baden-Württemberg, Sachsen und Saarland)
60 Kapitel 4 • Literaturbeschaffung

1 .. Tabelle 4.2  Ausgewählte Recherchemöglichkeiten für Literatur

Name Internetadresse
2 Deutsche Nationalbibliothek (DNB), Leipzig, Frankfurt am Main www.dnb.de

Elektronische Zeitschriftenbibliothek der Universitätsbibliothek rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit


3 Regensburg

Google-Suchmaschine für wissenschaftliche Artikel scholar.google.de


4 Informationsdienst Wissenschaft (IDW) idw-online.de

Karlsruher Virtueller Katalog (KVK) kvk.bibliothek.kit.edu


5 subito (Dokumentenlieferdienst) www.subito-doc.de

6 Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) www.buchhandel.de

Web of Science login.webofknowledge.com

7 Zeitschriftendatenbank (ZDB) www.zdb-opac.de

Aktuelle Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften geben einen guten Überblick über


8 den aktuellen Stand der Diskussion sowie aktuelle Forschungsergebnisse. Allerdings ist die
Suche nach solchen Artikeln aufwendiger. Viele Bibliotheken bieten spezielle Datenbanken
9 auf CD-ROM oder als Online-Version an, um die systematische Recherche nach Fachaufsät-
zen oder Sonderausgaben von Zeitschriften zu erleichtern. Wenn Sie einen Artikel gefunden
10 haben, der für Ihr Thema wichtige Anregungen liefert, können Sie für die weitere Recherche
das sog. Schneeballsystem verwenden. Sichten Sie dafür die verwendeten Literaturangaben des
Autors und suchen Sie die relevanten Literaturquellen im Original. Für eine gezielte Suche nach
11 wissenschaftlicher Literatur im Internet, wie z. B. Artikel, Fachzeitschriften, veröffentlichte
Beiträge von Fachtagungen oder Forschungseinrichtungen, gibt es eine spezielle Version der
12 Google-Suchmaschine: Google Scholar. Für viele Disziplinen stehen daneben die Bibliotheken
und Onlinedatenbanken der verschiedenen Max-Planck-Institute oder diverser Stiftungen zur
Verfügung. Diese bieten in der Regel eine entgeltliche, aber für Studierende vergünstigte Profi-
13 Recherche an. Schließlich können Sie auch mit dem Informationsdienst Wissenschaft (IDW)
effektiv recherchieren.
14 Die Zitationsdatenbank Science Citation Index oder Google Scholar liefern Ihnen die In-
formation, von welchen anderen Artikeln der Ursprungsartikel zitiert wird. Wenn der Artikel
15 häufig zitiert wird, könnte dies darauf hinweisen, dass er wesentliche Thesen zu Ihrem Thema
beinhaltet oder dass es sich um einen gelungenen Übersichtsartikel handelt. Zudem finden Sie
unter „zitiert von“ Verweise auf Artikel, die neuer sind als das Ursprungsdokument. Zugang
16 zum Science Citation Index erhalten Sie über das Web of Science aus hochschulinternen Netzen.
Falls Sie ein aktuelles Thema bearbeiten, lohnt sich evtl. auch die Recherche in Pressearchi-
17 ven. Fast jede überregionale Tageszeitung bietet inzwischen im Internet einen Zugriff auf das
Archiv an, der allerdings häufig kostenpflichtig ist. Eine mögliche Alternative ist der Gang in ein
Pressearchiv. Dort werden Zeitungsausschnitte aus verschiedenen Blättern in Themenmappen
18 zusammengestellt. Beachten Sie, dass Tageszeitungen keine wissenschaftliche Literatur sind.
Wenn ein gesuchtes Werk in Ihrer Hochschulbibliothek nicht vorhanden ist, kann es meist
19 über eine, in der Regel kostenpflichtige, Fernleihe bestellt werden. Darüber hinaus lassen sich
Fachbücher und Zeitschriftenaufsätze z. B. auch direkt beim Dokumentenlieferdienst subito
20 bestellen. Die bei subito anfallende Gebühr ist zwar höher als für die Fernleihe, dafür erfolgt der
Service meist schneller. Sind die Distanzen zu den Bibliotheken, in denen das gesuchte Buch
4.1 • Literaturrecherche
61 4

im Bestand ist, nicht weit, kann es manchmal sinnvoller sein, selbst dorthin zu fahren und sich
das Buch auszuleihen oder es vor Ort zu lesen. In der Regel können Sie mit einer systemati-
schen Literaturrecherche anhand der Kataloge und Datenbanken Ihrer Bibliothek eine solide
Literaturauswahl für eine Studienarbeit zusammenstellen.
Nicht publizierte Arbeiten wie z. B. Arbeitspapiere, Abschlussarbeiten oder Vortragsmanu-
skripte, sog. graue Literatur, können für die Einarbeitung in das gewählte Thema hilfreich sein,
denn die häufig knappe Darstellung in den veröffentlichten Quellen greift oft aktuelle Themen
auf, zu denen wenig Literatur existiert. Eine Suche im Internet kann Ihnen hier ebenfalls helfen.
Beachten Sie jedoch, dass in einigen Fakultäten diese graue Literatur nicht gerne als zitierte
Literaturquelle in Ihrer Arbeit gesehen wird bzw. nicht erlaubt ist.
Um bei der Literatursuche das Suchergebnis überschaubar zu halten, sollte z. B. nach
mehreren Schlüsselwörtern gleichzeitig gesucht werden (siehe hierzu Eh / Schütte 2013). Mit
sinnvollen Und- bzw. Oder-Verknüpfungen (z. B. „Brandt“ und „Ostpolitik“) grenzen Sie die
Trefferquote für Ihr Thema ein (Sesink 2012, 143 ff.). Zum gezielten Suchen und zum Umgang
mit Literaturquellen bieten Bibliotheken Einführungskurse an. Die Kurse sind meist speziell auf
die Anforderungen der jeweiligen Fachbibliothek und der Fakultäten ausgerichtet.
Schließlich muss bei jeder Studienarbeit ein umfassendes Literaturverzeichnis (vgl. ▶ Ab-
schnitt 7.2.4) der von Ihnen zitierten Texte und Literaturquellen erstellt werden. Die Angaben
in Ihrem Literaturverzeichnis müssen immer vollständig und exakt sein. Sie müssen alle ver-
wendeten Literaturquellen und Zitate in Ihrer Studienarbeit im Literaturverzeichnis angeben.

Im Literaturverzeichnis dürfen nur die zuvor im Text angegebenen Literaturquellen aufge-


listet werden: nicht mehr und nicht weniger! Für das Layout Ihres Literaturverzeichnisses
gibt es häufig Empfehlungen oder Vorgaben der jeweiligen Fakultät der Hochschulen.
Diese sollten Sie einhalten. Am besten schreiben Sie das Literaturverzeichnis nicht erst am
Ende Ihrer Arbeit, sondern entwickeln es von Anfang an durch kontinuierliches Bibliogra-
fieren. Dadurch stellen Sie auch sicher, dass Ihr Literaturverzeichnis keine unstrukturierte
Ansammlung wird (Brandt 2013, 94 f.).

Sie sollten bei der Anfertigung von Kopien immer auch die Titelei, d. h. die ersten Seiten eines
Buches mit den bibliografischen Angaben wie Erscheinungsort, Verlag und Jahr, kopieren. So
können Sie verhindern, dass Sie Kopien später nicht mehr zuordnen können. Sie ersparen sich
damit später eine evtl. aufwendige Recherche, wenn Sie aus den Kopien zitieren möchten und
Sie die genauen Angaben für das Zitat benötigen.
Viele Textverarbeitungssysteme unterstützen Sie beim Einbinden von Literaturangaben in
den Text und erstellen das Literaturverzeichnis automatisch (vgl. ▶ Abschnitte 4.3, 6.2 und 6.3).
Bei der Literaturrecherche sollten Sie darauf achten, ob Ihnen die Literaturquelle für Ihre
eigene Arbeit fundierte Informationen liefern kann. Die folgenden Fragen können Ihnen als

--
Anhaltspunkt dienen:
Sind die Informationen und Thesen des Autors logisch verknüpft und plausibel?

- Welche Fragestellung wird diskutiert und wie wird diese beantwortet?


Ist die Darstellung wissenschaftlich fundiert oder steht sie im Zusammenhang mit einer
speziellen Weltanschauung bzw. „Schule“?

Falls Sie nach einer intensiven Suche nur wenig Literatur zusammentragen konnten oder sogar
gar nicht fündig geworden sind, sollten Sie darüber nachdenken, ob sich Ihr Thema aus einer
62 Kapitel 4 • Literaturbeschaffung

anderen Perspektive besser bearbeiten lässt, und ggf. den Schwerpunkt Ihrer Arbeit ändern.
1 Eine Rücksprache mit Ihrem Betreuer ist hier empfehlenswert.

2 ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 4.1)


Burchert / Sohr 2008; Eh / Schütte 2013; Griesbaum et al. 2009.

3
4.2 Internet als Informationsquelle
4
Benjamin Rebenich, Dr. phil. Patricia Schneider
5
Wenn vom Internet gesprochen wird, so werden damit meist zwei unterschiedliche Dinge be-
zeichnet: Zum einen die Nutzung des Internet als direkte Informationsquelle, zum anderen
6 das Internet als zentrales Recherchemedium für klassische Printmedien wie Fachbücher und
‑zeitschriften (vgl. ▶ Abschnitt 4.1).
7 Neben der Eigenschaft als Recherchemedium ist das Internet zunehmend ein eigenständiges
Informationsmedium, das sich vor allem durch seine Aktualität, unbegrenzte Themenviel-
falt und unmittelbare Verfügbarkeit auszeichnet. Auch Videos, Webinare oder Online-Kurse
8 (MOOC, Massive Open Online Course), teilweise von renommierten Institutionen und Hoch-
schulen angeboten, können einen sehr guten Themeneinstieg ermöglichen oder neue Sicht-
9 weisen auf einem hohen Qualitätsniveau vermitteln. Manche Information ist mittlerweile nur
schwer oder gar nicht mehr außerhalb des Internet zu finden. Besonders ist, dass Sie für empi-
10 rische Arbeiten im Bereich der Sozialwissenschaften hier Primärtexte und ‑quellen zuverlässig

-
recherchieren können. Hierzu zählen u. a.:
Online-Ausgaben überregionaler und internationaler Zeitungen sowie Nachrichtensuch-

--
11 maschinen wie Google News (news.google.de) oder Paperball (paperball.de);
reine Online-Zeitschriften wissenschaftlicher oder anderweitiger Institutionen;
12 amtliche Veröffentlichungen wie Gesetzestexte, Rechtsprechungen, Wahlergebnisse und

13 - statistische Daten, z. B. vom Statistischen Bundesamt;


Lexika und Online-Enzyklopädien wie das Politiklexikon der Bundeszentrale für politische
Bildung.

14
Wikipedia ist als zitierfähige, wissenschaftliche Quelle nur bedingt geeignet. Die Qualität
15 leicht überprüfbarer Inhalte ist zuweilen gut. Problematischer sind hingegen komplexe The-
men, die einer subjektiven Interpretation unterliegen. Hierbei kann es zu verkürzten oder
einseitigen Darstellungen kommen (Sesink 2012, 141). Problematisch sind insbesondere die
16 Nachprüfbarkeit der Richtigkeit der Angaben und unspezifische Urheberschaft der Artikel
aufgrund einer Vielzahl von Autoren. Darüber hinaus kann ein Wikipedia-Zitat den Verdacht
17 erwecken, dass anstelle einer umfassenden Recherche lediglich eine schnell gefundene
Quelle herangezogen wurde (Messing 2012, 156).
Wikipedia sollten Sie nur in Ausnahmefällen und sparsam als Quelle einsetzen. Eine Rück-
18 sprache mit Ihrem Betreuer ist hier zu empfehlen. Allerdings können Sie die Quellen, auf
die sich die Artikel stützen, als Ausgangspunkt für Ihre weiteren Recherchen nutzen.
19
20 Bei allen im Internet gefundenen Informationen sollten Sie stets deren Aktualität und Relevanz
überprüfen, da die Reihenfolge der Suchergebnisse kein Qualitätskriterium ist. Printmedien
4.3 • Literaturverwaltung
63 4

werden in aller Regel außer vom Autor auch von einem Herausgeber und einem Verlag verant-
wortet, sodass dadurch eine gewisse Qualität eingehalten wird. Folgende Kriterien sollten Sie

--
bei der Quellenkritik im Internet beachten:
Sind Aktualität und Relevanz der Internetseite bzw. des Beitrags gegeben?

-- Sind die Autoren der Quelle namentlich bekannt?


Ist die institutionelle Anbindung der Autoren eindeutig?
Auf wessen Internetseiten werden die Informationen zur Verfügung gestellt, z. B. auf einer

-- universitären oder behördlichen Internetseite?


Wird die Thematik sachlich, argumentativ und ausgewogen behandelt?
Sind die Inhalte überprüfbar, d. h., sind insbesondere nachvollziehbare Quellen für Daten

- und Informationen angegeben?


Sind Verweise auf Quellen wie Studien, Datenquellen und Dokumente im Original recher-
chierbar und können stattdessen diese angegeben werden?

Die Menge an Ergebnissen kann schnell zu einer Informationsüberflutung führen. Zwar dient
die Internetrecherche oft als Erstzugang zum Thema und ist gut für Faktenüberblicke. Wird
diese jedoch zum Zeitfresser bzw. „Zeitvernichter“ (vgl. ▶ Abschnitt 3.4), sollten Sie Ihre Suche
durch geeignete Stich- und Schlagwörter aus Lehr- und Fachbüchern eingrenzen (Samac et al.
2014, 36).
Darüber hinaus sollten Sie berücksichtigen, dass nach wie vor viele Literaturquellen nicht
digital verfügbar bzw. nicht über Suchmaschinen auffindbar sind. Es kann also nicht von einer
Weltbibliothek oder einem Weltarchiv gesprochen werden (Sesink 2012, 133). Schmälern Sie
den Wert Ihrer Arbeit nicht, indem Sie nicht öffentliche bzw. nicht digital verfügbare Quellen
von vornherein unberücksichtigt lassen. Nutzen Sie daher unbedingt die von Ihrer Hochschule
angebotenen Bibliothekskataloge und Fachdatenbanken.
Da Internetquellen teilweise nur für kurze Zeit verfügbar und oft schnell veraltet sind,
empfiehlt es sich grundsätzlich, diese zur weiteren Bearbeitung und zum späteren Nachweis
gedruckt oder als PDF-Datei, mit vollständiger Internetadresse und dem Abrufdatum, zu ar-
chivieren. Grundsätzlich müssen Sie Internetquellen so zitieren, dass sich der Text im Internet
wiederfinden lässt (vgl. ▶ Abschnitte 1.3, 7.2.3 und 7.2.4).

4.3 Literaturverwaltung

Marten Ennen, Dr. rer. cur. Johannes Gräske, Karlheinz Christian Lang,


Prof. Dr.-Ing. Johanna Friederike May, Dr. rer. nat. Siegrun Mohring

Die Auseinandersetzung mit Fachliteratur macht in allen wissenschaftlichen Disziplinen einen


Großteil der täglichen Arbeit aus. Jedoch kann eine Sammlung von Literaturquellen schnell
unübersichtlich werden. Zu Beginn reichen zur Literaturverwaltung einfache Mittel wie Kartei-
karten, Listen in Microsoft Office Word oder Microsoft Office Excel sowie selbst programmierte
Microsoft-Office-Access-Datenbanken aus. Es empfiehlt sich jedoch, so früh wie möglich ein
durchdachtes Management des wachsenden Literaturbestandes mittels elektronischer Litera-
turverwaltungsprogramme zu beginnen. Hierzu kann z. B. das Sortieren nach Themengebieten,
Textarten oder späteren Kapiteln gehören. Je nach Thema kann auch schon für eine Bachelor-
arbeit die Verwendung eines dieser Programme hilfreich sein. Außerdem bieten eine Bachelor-
arbeit oder auch sonstige Studienarbeiten die Möglichkeit, sich für eine spätere Master- oder
Doktorarbeit in ein Programm einzuarbeiten.
64 Kapitel 4 • Literaturbeschaffung

1 .. Tabelle 4.3  Auswahl von Literaturverwaltungsprogrammen.  http://www.studierendenratgeber.de/


srb/docs/Material_4.pdf

2 Programm Internetquelle Betriebssystem

Bibliographix 10.8 bibliographix.de Linux, Mac OS, Windows


3 Citavi 5.2 www.citavi.com Windows

EndNote X7 www.endnote.com Mac OS, Windows


4 JabRef 3.3 www.jabref.org Linux, Mac OS, Windows

5 Microsoft Office Word Litera-


turverwaltung
products.office.com/de-de/word Mac OS, Windows

(ab Office 2007)

6
Das Angebot von Programmen zur Unterstützung dieser Arbeitsphase reicht von einfachen
7 elektronischen Zettelkästen bis zu sog. Content-Managern, welche den gesamten Prozess der
wissenschaftlichen Arbeit begleiten. Auch wenn das Einarbeiten in ein Literaturverwaltungs-
programm Zeit kostet, werden Sie bald davon profitieren.
8 Ein elektronisches Literaturverwaltungsprogramm, das mit Ihrer Textverarbeitung kompa-
tibel ist, kann zur automatischen Erstellung von Literaturverweisen genutzt werden. Sie müssen
9 dann nicht mehr von Hand kontrollieren, ob jeder Literaturhinweis eindeutig ist und ob num-
merierte Verweise in der richtigen Reihenfolge für ein alphabetisches Verzeichnis angelegt sind,
10 sondern können dies der Automatisierung überlassen.
In . Tabelle  4.3 finden Sie eine Liste der gängigen Literaturverwaltungsprogramme.
Die meisten dieser Programme bieten mehr als nur die Verwaltung der Literatur und setzen
11 vorwiegend das Betriebssystem Microsoft Windows voraus. Allerdings werden immer mehr
Programme auch für das Betriebssystem Mac OS angeboten und auch für Linux finden sich
12 Programme.
Bibliographix ist ein Programm, das Sie in allen Phasen des wissenschaftlichen Schrei-
bens unterstützt und mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen zusammenarbeitet. Es
13 ist als kostenlose Basic-Version erhältlich. Die unkomplizierte Arbeit mit dem eigenen Lite-
raturbestand erfordert jedoch die Pro-Version, die ca. 100 € kostet, für Hochschulangehörige
14 (Studierende, Promovierende und Professoren) ca. 50 €. Bei der Basisversion sind im Ge-
gensatz zur Pro-Version einige Funktionen, u. a. im Bereich der Datensatzanzahl sowie der
15 Ausgabe von Literaturverzeichnissen, eingeschränkt. In das Programm ist ein umfangreiches
Handbuch integriert, welches Sie Schritt für Schritt durch die einzelnen Funktionen führt.
Kern des Programms ist das Literaturmodul. Hier können Sie Literatur in Datenbanken ein-
16 geben, verwalten, zwischen Datenbanken austauschen und in eigene Texte einarbeiten. Darüber
hinaus haben Sie die Möglichkeit, eine Schlagwortsuche durchzuführen, Ein‑Klick‑Literaturan-
17 hänge zu erstellen und eine Vorschau auf ausgewählte Zitierstile zu erhalten. Für Naturwissen-
schaftler ist sicherlich auch der integrierte LaTeX-Editor interessant.
Der Ideenmanager bietet die Möglichkeit, Ideen schnell festzuhalten, zu gliedern und zu
18 vernetzen. Analog zur Querverweisfunktion in der Literaturdatenbank kann Bibliographix auch
aus dem Ideenmanager heraus nach Ideen und Quellen suchen, die mit den ausgewählten Ideen
19 inhaltlich verbunden sind.
Das Recherche-Modul erleichtert die direkte Suche in ca. 70 deutschen und internationa-
20 len OPAC von Hochschulen sowie in Verbundkatalogen (vgl. ▶ Abschnitt 4.1). Sie können die
Daten aus den Suchergebnissen direkt in die Literaturverwaltung einbinden. Darüber hinaus
4.3 • Literaturverwaltung
65 4

enthält das Programm ein Werkzeugmodul, das die Programmeinstellungen verwaltet, die Da-
tensicherung und den Datenaustausch innerhalb von Bibliographix organisiert und den Import
bzw. Export strukturierter Literaturbestände unterstützt.
Bibliographix bietet eine besonders umfassende und schnelle Unterstützung per E-Mail
durch einen Kundendienst. Dies gilt insbesondere bei Problemen mit dem Import von Daten
aus anderen, meist älteren Literaturverwaltungen.

Fazit
In der Praxis haben sich verschiedene Versionen von Bibliographix bewährt. Insbesondere überzeugt
das Konzept, Recherche, Literaturverwaltung und Ideenmanagement unter einer Oberfläche zu
integrieren. Das große Plus von Bibliographix ist der vergleichsweise niedrige Preis, wenn Sie ihn in
Relation zu den umfangreichen Funktionen setzen. Wer also nicht über das eigene Institut Zugang
zu umfangreicheren, aber erheblich teureren Programmen wie z. B. EndNote hat, für den ist Biblio-
graphix eine interessante Alternative.

Citavi deckt den gesamten Prozess der Literaturarbeit von der Recherche über die Aufgaben-
planung und das Exzerpieren bis hin zum Publizieren ab. Besonders die inhaltliche Arbeit an
und mit Texten wird unterstützt. Import und Export sind in alle bekannten bibliografischen
Formate möglich. Hinsichtlich des Publizierens werden von Citavi neben Microsoft Office
Word auch Open Office und mehrere LaTeX-Editoren unterstützt. Beim Zitieren kann aus bis
zu 1.700 Zitierweisen, sog. Zitationsstilen, gewählt bzw. ein eigener Stil im Zitationsbrowser
erstellt werden. Darüber hinaus können Sie mit dem Citavi Picker per Klick aktuelle Dokumente
aus Mozilla Firefox oder dem Microsoft Internet Explorer als neue Titel in Ihr Projekt impor-
tieren. Ebenso funktioniert der Citavi Picker auch mit Zitaten, Schlagwörtern, Abbildungen
und anderen wichtigen Informationen aus einer Quelle. Möglich ist darüber hinaus sowohl
die Recherche von Literatur in Datenbanken als auch die Verknüpfung von PDF-Dateien mit
Literaturangaben. Hier können Sie die Dokumente in Citavi lesen und Zitate per Mausklick in
Ihr Citavi-Projekt oder direkt in Ihr Textdokument übernehmen.
Hervorzuheben ist die kompetente, schnelle und freundliche Unterstützung bezüglich der
Funktionen und bei technischen Problemen über Helpdesk und E-Mail durch den Kunden-
dienst.

Fazit
Citavi besticht durch seine zahlreichen Funktionen und seine einfache Bedienbarkeit. Zur Anferti-
gung von Seminar‑, Haus- und Bachelorarbeiten kann die Basisversion ausreichend sein. Bei Mas-
terarbeiten ist aufgrund der Beschränkungen der Basisversion auf nicht mehr als 100 Quellen pro
Projekt die kostenpflichtige Citavi-Pro-Version zu empfehlen, die für Studierende ca. 119 € kostet.
Diese wird in manchen Fällen auch als Mini-Stipendium vom Hersteller gewährt. Zahlreiche Hoch-
schulen haben mittlerweile eine Campus-Lizenz von Citavi, sodass Studierende dieser Hochschulen
auf Citavi Pro kostenlosen Zugriff haben.

Die Literaturverwaltung EndNote bietet alle gängigen Funktionen der Datenspeicherung und
der automatischen Erstellung von Fußnoten und Literaturverzeichnissen. Darüber hinaus ist
im Netzwerk ein gleichzeitiger Zugriff aller Nutzer auf eine schreibgeschützte Datenbank mög-
lich. Für die reine Dateneingabe und das systematische Wiederauffinden von Literaturquellen
ist EndNote intuitiv und sehr leicht zu bedienen. Für die meisten speziellen Bedürfnisse der
unterschiedlichen Disziplinen sind Standards bereits festgelegt. So können Sie aus über 30 Ein-
tragsvarianten wählen, z. B. Zeitschriftenartikel, Konferenzpapier, elektronische Literaturquelle,
66 Kapitel 4 • Literaturbeschaffung

Gesetz, mathematische Formel. Auch eigene Varianten sind definierbar. Über die bibliografischen
1 Merkmale hinaus lassen sich Notizen, Zusammenfassungen und Informationen wie Signatur,
Ausleihfrist oder Standort speichern. Stichwort- und Sortierfunktionen sind so leistungsfähig,
2 dass Sie selbst bei vielen Literaturquellen den Überblick behalten. Zahlreiche Exportformate
gewährleisten aufgrund ihrer standardisierten Struktur die softwareunabhängige Speicherung
der Daten und erleichtern damit deren zukünftige Verwendung. Zudem ist es möglich, PDF-
3 Dateien direkt einzufügen, sodass deren Inhalt für eine Volltextsuche zur Verfügung steht. Die
gesamte Datenbank kann inkl. aller PDF-Dateien als eine einzige komprimierte Datei gesichert
4 werden. Die Referenzen können in verschiedene, selbst erstellte Gruppen eingeteilt werden.
Durch die Möglichkeit, Artikel auch mehreren Gruppen zuzuordnen, wird das Arbeiten mit
5 der erstellten Datenbank vereinfacht. Auch ist es möglich, mehrere Literaturverzeichnisse in
ein Word-Dokument zu integrieren, sodass für einzelne Kapitel separate Verzeichnisse angelegt
werden können.
6 Sie wollen aber nicht nur Literatur sammeln und verwalten, sondern sie vor allem beim Sch-
reiben nutzen. Dies erleichtert EndNotes Cite-while-you-write-Funktion. Beim Formulieren fü-
7 gen Sie mit einem Klick Literaturquellen aus der Datenbank in das Textverarbeitungsprogramm
ein, sei es im Fließtext oder als Fußnote. Im Text fügt EndNote die Kurzzitierweise gemäß
gewählter Formatierung ein. Gleichzeitig und fortwährend erstellt EndNote das Literaturver-
8 zeichnis mit allen Literaturquellen am festgelegten Platz im Dokument. Die Kurzzitierweisen
im Text können mittels einer einfachen Editiermaske angepasst werden, z. B. um konkrete
9 Seitenzahlen oder Hinweise zur Literaturquelle anzugeben oder um eine Autorennennung ohne
Jahreszahl anzeigen zu lassen. So werden generell nur die zitierten Literaturquellen erfasst.
10 Zitate, die unterschiedliche Literaturquellen nutzen, aber dieselben Autoren desselben Jahres
haben, werden von EndNote automatisch erkannt und entsprechend dargestellt, z. B. Müller
2016a und Müller 2016b. Fortgeschrittene Nutzer können von EndNote auch Abbildungen
11 verwalten und im Text an geeigneten Stellen automatisch einfügen lassen. Mit Endnote X7 ist
die Cite-while-you-write-Funktion auch für Openoffice.org Writer und Apple Pages verfügbar.
12 Die Verwendung von EndNote in Kombination mit LaTeX ist zwar grundsätzlich möglich, aber
etwas komplizierter und nicht sehr komfortabel.
Für die Darstellung des Literaturverzeichnisses in Ihrem Text stehen mehr als 1.000 Zitati-
13 onsstile („styles“), die sich u. a. an gängigen Standards orientieren, zur Verfügung.
EndNote steht zudem in einer (kostenlosen) Online-Version (EndNote basic) und in einer
14 Version für das iPad zur Verfügung. Wenn alle drei Versionen (Online, iPad und Vollversion
auf dem Rechner) vorhanden sind, können diese untereinander synchronisiert werden.
15
Fazit
Der Vorteil von EndNote ist die äußerst bequeme Nutzung, da über die Cite-while-you-write-Funk-
16 tion alle Einträge automatisch erzeugt und gesteuert werden. Wenn in Ihrer Disziplin sehr umfang-
reiche Literaturverzeichnisse üblich sind und Sie auch nach Abschluss des Studiums wissenschaftlich
17 arbeiten wollen, lohnt sich die Anschaffung trotz des Preises von 210 bis 230 € für die Einzelplatzli-
zenz. Studierende erhalten einen Rabatt von ca. 50 % (www.endnote.bilaney.de). Ein Upgrade von

18 einer früheren auf die aktuelle Version ist für ca. 100 € möglich. Möglicherweise ist auch durch Ihre
Hochschule eine weitaus günstigere oder kostenfreie Lizenz zu erwerben.

19 JabRef ist ein Java-basiertes Literaturverwaltungsprogramm, das die Betriebssysteme Li-


nux, Mac OS und Microsoft Windows unterstützt und auch im Internet als Web-Applikation
20 („Webstart“) verfügbar ist. JabRef legt die eingegebenen Daten im BibTeX-Format ab, das im
LaTeX-Textsatzprogramm verwendet wird, um Literaturverzeichnisse samt Querverweisen
4.3 • Literaturverwaltung
67 4

zu erzeugen. Um das Format der Zitierweise und des Literaturverzeichnisses auszuwählen,


genügt es, beim Aufruf in LaTeX den gewünschten Stil anzugeben. Zusätzlich muss an den
entsprechenden Textstellen ein entsprechender Befehl eingefügt werden. Mehr Informationen
hierzu gibt es bei LaTeX-Einführungen und auf der BibTeX-Homepage. JabRef erleichtert die
Arbeit mit BibTeX, da es eine grafische Benutzeroberfläche bietet. Damit wird Literatur in der
Datenbank von JabRef suchbar, es können über wenige Klicks Quellen von Datenbanken im
Internet hinzugefügt werden, aber auch manuell z. B. Stichwörter editiert werden. Praktisch ist
ebenfalls die Funktion, einen Datensatz mit einem Dokument auf der Festplatte oder mit dessen
URL zu verlinken. JabRef ist kostenfrei unter dem Lizenzmodell GNU (GNU’s Not Unix), einer
sehr gängigen Open-Source-Lizenz, erhältlich.

Fazit
JabRef ist ein quelloffenes Programm und insbesondere für diejenigen geeignet, die mit LaTeX ar-
beiten. Interessant ist JabRef nicht nur wegen seiner Benutzerfreundlichkeit, sondern auch wegen
seiner zahlreichen Import- und Exportmöglichkeiten. Nicht zuletzt ist das Programm kostenfrei.

Microsoft Office Word bietet seit der Version 2007 eine rudimentäre Literaturverwaltung an,
mit der Sie Titel aufnehmen, Kurzitierweisen festlegen und anschließend ein Literaturverzeich-
nis erstellen lassen können. In der aktuellen Version von 2016 können Sie 17 verschiedene
Dokumenttypen durch zwölf verschiedene Zitationsstile anzeigen lassen. Die Dokumenttypen
reichen von Büchern über Zeitschriftenartikel bis zu Filmen.
Die aufzunehmenden Titel müssen Sie manuell eintragen. Das Eintragen von Literaturangaben
erfolgt ebenfalls manuell in eine Masterliste; aus dieser kann wiederum über eine Maske eine aktu-
elle Liste für das gewünschte Dokument erstellt werden. Hierbei beschränkt sich die Maske auf die
notwendigsten Angaben. Das Eintragen von DOI-Nummern (Digital-Object-Identifier-Nummer;
eine Kombination aus Link zur elektronischen Zeitschrift und ISBN-ähnlicher Identifikationsnum-
mer), Institutionen oder Herausgebern ist erst durch die Wahl einer zusätzlichen Option möglich.
Die Zitationsstile wiederum umfassen eine kleine Auswahl international gängiger Stile aus
verschiedenen Fachrichtungen und Ländern wie APA (American Psychological Association),
Harvard oder MLA (Modern Language Association). Hervorzuheben ist, dass die Ausgabe der
Zitationsstile grundsätzlich als Kurzzitierweise erfolgt. Sollten Sie die Zitierweise in den Fußnoten
wünschen, müssen Sie erst eine Fußnote und dann im zweiten Schritt die Zitierweise einfügen.
Nach dem Erstellen der Kurzzitierweise im Text können Sie per Doppelklick ein Menü
öffnen, um Seitenzahlen einzufügen oder das Zitat anzupassen. Im Gegensatz zu anderen Pro-
grammen wird das Literaturverzeichnis erst im letzten Bearbeitungsschritt erstellt.

Fazit
Die Literaturverwaltung von Microsoft Office Word ist für kurze Texte mit wenig Literaturquellen
brauchbar, gestaltet sich jedoch wenig intuitiv. Da das Verwalten von Zitaten als Textbausteine und
Texte nicht möglich ist und die Literaturliste recht unübersichtlich gestaltet ist, sollte beim wissen-
schaftlichen Arbeiten und Verfassen längerer Texte auf anderweitige Software, die mehr als nur die
Grundfunktionen bietet, zurückgegriffen werden.

Abschließend kann festgehalten werden, dass eine große Bandbreite an elektronischen Litera-
turverwaltungsprogrammen existiert. Die meisten Programme stellen die Grundfunktionen
bereit, die Sie für das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit benötigen. Dazu gehört das
automatisierte Darstellen von Zitaten in einem definierten Zitationsstil. Unterschiede bestehen
im Wesentlichen bezüglich der Zusatzfunktionen wie bspw. der automatischen Importfunktion
68 Kapitel 4 • Literaturbeschaffung

oder der Vielfalt an nutzbaren Zitationsstilen. Da für fast alle Programme kostenlose Demover-
1 sionen zur Verfügung gestellt werden, lohnt sich ein individueller Test vor dem Softwarekauf.
Zudem empfiehlt es sich, die Studierenden in der eigenen Fakultät oder am eigenen Institut
2 zu fragen, ob für das verwendete Literaturverwaltungsprogramm angepasste Vorlagen vorhan-
den sind, die auf die jeweiligen Anforderungen der Betreuer abgestimmt sind.
3
Erkundigen Sie sich auf jeden Fall, für welche Programme Ihre Hochschule kostenfreie
4 Lizenzen und Schulungen für Sie bereithält.

5
ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 4.3)
Eberhardt 2006; Teichert et al. 2009.
6
7 Literatur

Brandt, E. (2013). Rationeller schreiben lernen: Hilfestellung zur Anfertigung wissenschaftlicher (Abschluss-)Arbeiten.
8 4. Aufl. Baden-Baden: Nomos.
Burchert, H. & Sohr, S. (2008). Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens. Eine anwendungsorientierte Einführung. 2. Aufl.
München: Oldenbourg.
9 Eberhardt, J. (2006). Über Literaturverwaltungsprogramme, Dokumentenmanager und andere elektronische Helfer.
Http://iasl.uni-muenchen.de/discuss/lisforen/Eberhardt_Softwaretest.html. Zugegriffen: 17. September 2017.

10 Eh, D. & Schütte, S. (2013). Literatur finden. In Franck, N. & Stary, J. (Hrsg.). Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens
(S. 33 - 69). 17. Aufl. Paderborn: Schöningh.
Griesbaum, J.; Bekavac, B.; Rittberger, M. (2009). Typologie der Suchdienste im Internet. In Lewandowski, D. (Hrsg).

11 Handbuch Internet-Suchmaschinen (S. 18 - 52). Heidelberg: AKA.


Kalina O. & Köppl, S. & Kranenpohl, U. & Lang, R. & Stern, J. & Straßner, A. (Hrsg.). (2003). Grundkurs Politikwissenschaft.
Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
12 Messing, B. (2012). Das Studium. Vom Start zum Ziel. Lei(d)tfaden für Studierende. 2. Aufl. Berlin & Heidelberg: Springer.
Samac, K. & Prenner M. & Schwetz, H. (2014). Die Bachelorarbeit an Universität und Fachhochschule. 3. Aufl. Wien:
facultas.wuv.
13 Sesink, W. (2012). Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Inklusive E-Learning, Web-Recherche, digitale Präsenta-
tion u. a. 9. Aufl. München & Wien: De Gruyter Oldenbourg.
Teichert, A. & Stöber, T. & Böhner, D. (2009). Vergleich Literaturverwaltungsprogramme. Http://www.bibliothek.uni-
14 augsburg.de/service/literaturverwaltung/downloads/vergleich.pdf. Zugegriffen: 17. September 2017.

15
16
17
18
19
20
69 5

Literaturerschließung
Markus Beek, Cindy Grzanna-Zschoke, Reingard Jäger,
Torben Kuhlenkasper, Eva Molitor

5.1 Lesemethoden – 70
5.2 Markieren – 72
5.3 Exzerpieren – 74
5.4 Sechs-Schritt-Lesemethode – 76
Literatur – 77

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_5
70 Kapitel 5 • Literaturerschließung

» Nun habe ich zu meinem Thema reichlich Material gefunden. In Form von Büchern und Kopien
1 liegen ca. 3.000 Seiten Literatur auf meinem Schreibtisch. Eigentlich erst einmal ein gutes Gefühl.
Wenn ich das alles lese, ist allerdings mein Abgabetermin verstrichen, ohne dass ich eine einzige
2 Seite meiner Hausarbeit geschrieben habe. Außerdem geht es mir beim Lesen wissenschaftlicher
Texte wie bei langweiligen Büchern: Nach wenigen Seiten weiß ich nicht mehr, was auf den vorigen
Seiten eigentlich stand und was nun wirklich wichtig ist.
3
Möglicherweise erkennen Sie sich in dieser Situation wieder. Vielleicht sind Sie aber auch bereits
4 ein geübter Leser und können mithilfe dieses Kapitels Ihre Techniken, Texte zu lesen und diesen
gezielt Informationen für Ihr Thema zu entnehmen, noch etwas verfeinern.
5 Im Abschnitt „Lesemethoden“ erfahren Sie, wie Sie sich einen Überblick über die ausge-
wählte Literatur verschaffen, eine sinnvolle Lesereihenfolge festlegen und welche Techniken Sie
anwenden können, um sich die Inhalte zu erschließen. Wie Sie das Gelesene weiterverarbeiten
6 können, können Sie im Abschnitt zum „Markieren“ nachlesen. Hier erfahren Sie, dass Sie neben
den Techniken des Markierens und zusätzlich zum Notieren von Randbemerkungen Ihre Texte
7 auch durch das Einfügen von Buchstreifen oder Klebezetteln so aufbereiten können, dass Sie
relevante Textstellen später mühelos wiederfinden.
Im Abschnitt „Exzerpieren“ erfahren Sie, wie Sie Exzerpte erstellen und zur besseren Wie-
8 derauffindbarkeit und Verwendbarkeit mit geeigneten Schlagwörtern versehen können, auf
Papier oder am Computer.
9 Schließlich wird im Abschnitt zur „Sechs-Schritt-Lesemethode“ ein Verfahren vorgestellt,
das viele der beschriebenen Techniken zum Lesen, Markieren und Exzerpieren in einer Me-
10 thode zusammenfasst.

11 5.1 Lesemethoden

12 Dr. phil. Markus Beek, Dr. rer. pol. Cindy Grzanna-Zschoke, Dr. rer. pol. Reingard Jäger,
Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper

13 Suchen Sie sich für Ihre Arbeit eine ruhige Leseumgebung aus, damit Sie in einer entspannten
und angenehmen Atmosphäre konzentriert und effektiv arbeiten können (Heister / Weßler-
14 Poßberg 2011,  114). Achten Sie auf einen gut beleuchteten Arbeitsplatz und darauf, dass Sie
nicht durch Ihr Smartphone, den Fernseher, andere Personen oder Unordnung am Arbeitsplatz
15 abgelenkt werden (vgl. ▶ Abschnitt 3.1).
Zu Beginn gilt es, Ihre Leseabsicht möglichst genau festzulegen. Wollen Sie erst Grundsätz-
liches über das Thema herausfinden oder sind Sie bereits auf der Suche nach präzisen Informa-
16 tionen und können bereits konkrete Fragen an den Text stellen? (Burchart 2006, 87; Heister /
Weßler-Poßberg 2011, 116; Pospiech 2012, 98)
17 Verschaffen Sie sich einen Überblick über verschiedene Textsorten (vgl. ▶ Abschnitt 4.1),

18 --
um die passenden für Ihren jeweiligen Bedarf auszuwählen (Rost 2012, 208):
didaktisch: Einführungswerke wie Lehrbücher, Nachschlagewerke, Vortragsskripte;
fachspezifisch: Monografien (von einer oder mehreren Personen gemeinsam verfasstes
Buch), Sammelwerke (Buch mit Abschnitten von unterschiedlichen Autoren), Aufsätze in

-
19 wissenschaftlichen Fachzeitschriften;
journalistisch: Artikel, Interviews, Kommentare und Leserbriefe aus Zeitungen und Zeit-
20 schriften.
5.1 • Lesemethoden
71 5

Liegen Ihnen die zu lesenden Texte vor, gilt es, diese vorzusortieren. Im Sinne des strategischen
Lesens beurteilen Sie individuell die richtige Lesereihenfolge (Pospiech 2012, 95 f.). Dazu kann

-
Ihnen Folgendes als Orientierung dienen:
Einfach vor komplex: Bearbeiten Sie die Texte zuerst, die sich für Sie auf einfachere Weise
erschließen lassen und deren Argumentation Ihnen eingängig erscheint. Widmen Sie sich

- darauf aufbauend den komplexeren Texten.


Allgemein vor spezifisch: Lesen Sie zuerst allgemeine Literatur zu einem Thema, wie z. B.
einen Lexikonartikel. Arbeiten Sie sich auf diesem Wege vom Allgemeinen zum Speziellen,
d. h., dass Sie sich zunächst einen Überblick zu Ihrem Thema verschaffen, um danach immer

- tiefer einzusteigen.
Neu vor alt: Lesen Sie zu Beginn Ihres Leseprozesses einen möglichst neuen Artikel oder
auch ein neues Fachbuch zu Ihrem Thema. Erarbeiten Sie sich dadurch einen aktuellen
Kenntnisstand. Wenn Sie den aktuellen Forschungsstand einordnen können, dann können

- Sie sich auch der älteren Forschungsliteratur kritisch nähern und diese einordnen.
Kurz vor lang: Lesen Sie am Anfang lieber kürzere Texte. Hier finden Sie zumeist die wichtigs-
ten Thesen, die Sie voraussichtlich für Ihre Arbeit brauchen, in komprimierter Form wieder.
Zum einen behandeln lange, ausführliche Texte evtl. viele für Ihre Fragestellung unnötige
Aspekte und Details. Zum anderen finden Sie nach der Lektüre kürzerer Texte auch leichter
zentrale Aussagen in ausführlichen Werken wieder und können diese dann schneller erfassen.

Beim Lesen einzelner Texte geht es zunächst darum, die Relevanz des Textes für die eigene Arbeit
einzuschätzen (Burchart 2006, 86; Heister / Weßler-Poßberg 2011, 116 f.; Pospiech 2012, 97). Dazu
können Kriterien wie der Titel, das Erscheinungsjahr, die Bekanntheit des Autors bzw. Herausge-
bers oder die Reputation des Verlages herangezogen werden. Danach können Sie bei einem Buch
den Klappentext und das Inhaltsverzeichnis lesen. Im nächsten Schritt ist es sinnvoll, das Vorwort
und die Einleitung zu lesen. Hier werden meistens die Problemstellung und die Herangehensweise
sowie aktuelle Herausforderungen erläutert. Manchmal sind nur wenige Abschnitte oder Seiten von
Bedeutung oder Sie stellen beim Lesen fest, dass der Text sogar gänzlich ungeeignet ist.
Wenn Sie sich entschieden haben, mit der gefundenen Literatur zu arbeiten, ist es sinnvoll,
verschiedene Lesetechniken zu kennen und anzuwenden. Die gewählte Technik sollte zu Ihrer
Fragestellung an den Text passen. Je nach Anlass und Arbeitssituation sind unterschiedliche
Lesegeschwindigkeiten sinnvoll. Im Groben werden drei Lesetechniken unterschieden (z. B. Po-

-
spiech 2012, 94 f., Stickel-Wolf / Wolf 2016, 19 ff.):
Kursorisches (flüchtiges) Lesen – auch Speedreading bzw. Diagonal- oder Querlesen genannt –
ist eine besonders effiziente Technik in der Vorauswahlphase. Es geht darum, zügig über
den Text zu gehen, dessen formalen Aufbau in Gliederung und Struktur zu erfassen sowie
wesentliche Begriffe und Schlüsselwörter zu erkennen. Durch häufigeres Lesen, spezielles
Training mit Übungen in Schnelllesebüchern oder entsprechenden Seminaren lässt sich
die – auf den Schwierigkeitsgrad des zu Lesenden angepasste – Geschwindigkeit schnell
steigern. Sie werden lernen, nicht mehr Wort für Wort zu lesen, sondern Ihre Blickspanne
zu erweitern, um ganze Wortgruppen zu erfassen. Ziel der Schnelllesemethoden ist es, die
Lesegeschwindigkeit erheblich zu steigern, ohne den Grad der Aufnahmefähigkeit zu ver-
mindern. Zum schnelleren Textverständnis ist es wichtig relevante Fachbegriffe gebündelt
nachzuschlagen, um den Lesefluss nicht zu oft zu unterbrechen. Nach dem Überfliegen des
Textes können Sie entscheiden, ob und wie weit Ihre Leseabsicht befriedigt wurde: Passt der
Text zu Ihrer Frage? Genügen Ihnen die Informationen? Besitzt das Gelesene eine größere
Bedeutung für Sie? Wollen Sie sich eingehender damit befassen?
72 Kapitel 5 • Literaturerschließung

1 - Studierendes (gründliches) Lesen bedeutet, dass Sie sich intensiv mit einem Text beschäftigen.
Sie erkennen die wesentlichen Elemente eines Textes und verstehen die zentralen Aussagen.
Weiterhin verstehen und erkennen Sie die Zusammenhänge und den Kontext einer wissen-
2
3
- schaftlichen Diskussion und können den gelesenen Text in diesen einordnen und bewerten.
Selektives (suchendes) Lesen ist die Suche nach bestimmten Begriffen oder Ergänzungen zum
Verständnis Ihres Themas.

Ungünstige Lesegewohnheiten, welche Sie sich evtl. im Laufe der Zeit angewöhnt haben, können
4 sich sehr hinderlich auf das Lesen großer Textmengen auswirken (Burchart 2006, 85; Stickel-
Wolf / Wolf 2016, 21 f.). Z. B. kann sich zu langsames Lesen (Wort für Wort) oder häufiges Zu-
5 rückspringen auf bereits Gelesenes (Regression) negativ auf die Konzentration auswirken. Es
kann passieren, dass Sie das Gelesene wieder vergessen, weil Sie gedanklich abschweifen oder
sich zu sehr mit dem aufhalten, was Sie noch nicht verstehen. Deshalb ist es wichtig, sich auf den
6 Gesamtzusammenhang zu konzentrieren, Lesebremsen zu vermeiden und zügig weiterzulesen, in
dem Vertrauen, dass sich der unbekannte Begriff oder Sachverhalt später besser erschließen wird.
7
ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 5.1)

8 Heister / Weßler-Poßberg 2011, 113 ff.; Rost 2012, 195 ff.; Stickel-Wolf / Wolf 2016, 31 ff.

9 5.2 Markieren

10 Dr. phil. Eva Molitor

Ein Unterschied zwischen dem Lesen von Zeitschriften, Zeitungstexten oder Belletristik und
11 wissenschaftlichen Texten liegt in der Regel darin, dass Sie in wissenschaftlichen Texten für Sie
wichtige Informationen markieren.
12 Allerdings dürfen Sie nur in Texten markieren, wenn Sie die Bücher selbst besitzen, Ihnen
z. B. Aufsätze in kopierter Form vorliegen oder Sie über die digitalen Fassungen der Texte
verfügen. Steht Ihnen die Vollversion von Adobe Acrobat zur Verfügung oder haben Sie einen
13 E-Book-Reader, können Sie auch in digitalen Dokumenten markieren und diese kommentieren.
Dies ist auch mit anderen Programmen, wie z. B. GoodNotes für iPad-Nutzer, möglich.
14 In geliehenen Büchern dürfen Sie nichts mit einem Textmarker hervorheben. Auch zarte
Unterstreichungen sowie Randnotizen mit dem Bleistift sind keine gute Lösung, da sich die
15 Unterstreichungen oftmals nicht restlos wieder entfernen lassen. Nachfolgende Nutzer haben
schließlich einen Anspruch auf ein gut lesbares und unversehrtes Buch. Im Falle geliehener
Bücher können Sie allerdings Klebezettel oder die schon seit Jahrzehnten gebräuchlichen Buch-
16 streifen verwenden, um wichtige Stellen schnell wiederauffindbar zu machen. Sowohl Klebezettel
als auch Buchstreifen, die nur eingelegt werden, lassen sich rückstandslos wieder entfernen und
17 bieten zudem Platz für Schlagwörter bzw. Schlüsselbegriffe, Querverweise oder offene Fragen.
Ein Buchstreifen besteht aus Papier oder dünnem Karton, ist in Abhängigkeit von Ihrer
Handschriftgröße ca. 7 bis 11 cm breit und wird in der Länge so zugeschnitten, dass er als
18 Einlage in einem Buch etwas über den Buchblock nach oben hinausragt (Rost 2012, 212). Un-
ten auf dem Buchstreifen sollte auf jeden Fall die Seitenzahl stehen, auf die sich die Notizen
19 beziehen. Fällt der Buchstreifen einmal aus dem Buch, kann er schnell wieder an der richtigen
Stelle platziert werden. Auf dem Buchstreifen (vgl. . Abbildung 5.1) können Sie Ihre Notizen
20 in Form von Schlagwörtern, Bemerkungen oder Fragen so positionieren, dass sie auf der Höhe
des Bezugstextes stehen (Rost 2012, 212).
5.2 • Markieren
73 5

.. Abbildung 5.1  Muster eines Buchstreifens. (Theisen 2009, 122.)

In einem zweiten Schritt sollten Sie die von Ihnen mit Klebezetteln oder Buchstreifen ver-
sehenen Seiten entweder kopieren oder exzerpieren (vgl. ▶ Abschnitt 5.3).
Das Markieren bietet verschiedene Vorteile. Wenn Sie bereits beim Lesen diejenigen Text-
stellen markieren, die für die Fragestellung Ihrer Studienarbeit wichtig sind, ersparen Sie sich zu
einem späteren Zeitpunkt ein erneutes Lesen des gesamten Textes und greifen im weiteren Bear-
beitungsverlauf nur noch auf Ihre Markierungen zurück. Durch das Markieren haben Sie somit
für Ihre Studienarbeit wichtige von unwichtigen Informationen getrennt. Die markierten Inhalte
können z. B. Definitionen von Begriffen, Thesen, Ergebnisse oder auch strittige Fragen sein.
Markierungen können sprachlicher oder nichtsprachlicher Natur sein (Stickel-Wolf / Wolf
2016, 27). Bei sprachlichen Markierungen notieren Sie z. B. wesentliche Begriffe oder Schlüssel-
wörter direkt neben den relevanten Textzeilen, was Ihnen später die Zuordnung der markierten
Textstellen erleichtert. Nichtsprachliche Markierungen sind z. B. Pfeile, einfache und doppelte
Unterstreichungen in ggf. verschiedenen Farben, Kreise, Fragezeichen. Diese können sowohl
im Text selbst als auch neben dem Text erfolgen (Stickel-Wolf / Wolf 2016, 27).
Generell ist wichtig, dass Sie sparsam und nach einem einheitlichen Farb- und Beschrif-
tungssystem markieren. Es bringt keinen zeitlichen Vorteil und zeigt nicht, was für Ihre Stu-
dienarbeit wichtig ist, wenn der halbe Text bunt markiert ist. Um ein Zuviel an Markierungen
zu vermeiden, ist es hilfreich, den Text zunächst z. B. im Sinne der Sechs-Schritt-Lesemethode
(vgl. ▶ Abschnitt 5.4) zu überfliegen und erst im Zuge des gründlichen Lesens zu markieren.
. Tabelle 5.1 gibt einen Überblick über mögliche, vielfach genutzte Markierungssymbole.

ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 5.2)


Stickel-Wolf / Wolf 2016, 26 ff.
74 Kapitel 5 • Literaturerschließung

1 .. Tabelle 5.1  Markierungssymbole. (Stickel-Wolf / Wolf 2016, leicht modifiziert; 29.)


mit Genehmigung von Springer Nature

2 Symbol Bedeutung Symbol Bedeutung

 siehe oben
3 ! wichtig
 siehe unten

!! Bsp.
4 sehr wichtig Beispiel

verstehe ich nicht bzw.


? Def. wichtige Definition
5 schwer verständlich
unverständlich, aber Bei Gliederungen und
1.2.3./
?! wichtig, um Klärung Aufzählungen (auch A,B,C,...
6 bemühen a.b.c. und I,II,III...)

:// Wiederholung Zsf. Zusammenfassung


7
wichtiger Gedanke bzw.
<=> Wechselwirkung
8 Begriff
fraglich, nicht
unumstritten / O.K. in Ordnung
9
Ø im Durchschnitt  Widerspruch

10
 siehe auch bei ∑ Summe

11
=> daraus folgt ☺ humorvolle Stelle

12 damit bin ich nicht


 einverstanden

13
5.3 Exzerpieren
14
Dr. phil. Eva Molitor
15
Mitunter reichen aufgrund der Komplexität der kopierten oder digitalen Texte die Techniken
des Markierens nicht für die darauffolgende Umsetzung der Inhalte in eine Studienarbeit aus.
16 Es kann auch vorkommen, dass Sie für Ihre Fragestellung ergiebige fremde Bücher zurückge­
ben müssen. Für diese Fälle ist das Anfertigen von Exzerpten eine sinnvolle Lösung. Das vom
17 lateinischen Verb „excipere“ (herausnehmen) abgeleitete Nomen Exzerpt bedeutet, dass die
wesentlichen Aussagen einer Quelle in knapper, zusammengefasster Form notiert oder auch
einzelne Textstellen wörtlich wiedergegeben werden.
18 In der Regel werden Sie nur diejenigen Textstellen herausschreiben, die z. B. für die Defini­
tion von für Ihren Forschungsgegenstand wichtigen Begriffen, die Darstellung des Forschungs­
19 standes oder den Gang der Argumentation wichtig sind. Bei zentralen Texten ist es sinnvoll, die
gesamte Quelle in Form eines Exzerpts auf ihren Kern zu reduzieren. In diesem Fall sollte das
20 Exzerpt „Thesen und Ergebnisse des Textes, wesentliche Argumentationsschritte und Begrün­
dungen, ggf. Daten, Tabellen oder Schaubilder“ (Beek et al. 2009, 9) enthalten.
5.3 • Exzerpieren
75 5

Exzerpt Datum:
Quelle: Standort: (Bibliothek / zu Hause etc.)

Signatur:

Schlagwörter Inhalt / Zusammenfassung Seite Kommentar

.. Abbildung 5.2  Muster eines Exzerptformblatts. (Stickel-Wolf / Wolf 2016, 41.) mit Genehmigung von Springer
Nature

Auch wenn die Anfertigung eines Exzerpts deutlich mehr Arbeit macht und Zeit kostet als
das Kopieren und Markieren, lohnt sich dieser Aufwand doch, da Sie im Zuge des Exzerpierens
Texte deutlich kritischer lesen und oftmals in ihrer inhaltlichen Tiefe erst richtig durchdringen.
Da es sich bei einem Exzerpt in jedem Fall um die Wiedergabe fremden Gedankenguts
handelt, erleichtern Sie sich die spätere Arbeit mit den exzerpierten Textstellen, indem Sie unter
jeden Textauszug die Quelle in Kurzzitierweise und mit Angabe der genauen Seitenzahl schrei­
ben. Ihr Exzerpt sollte so eindeutig gestaltet und formuliert sein, dass Sie die Originalquelle
im Weiteren nicht mehr benötigen, sondern lediglich auf der Grundlage Ihrer Exzerpte und
markierten Texte die Studienarbeit verfassen können.
Wenn Sie aus der Quelle wortwörtlich Text übernehmen, muss dieser Text auch als wört­
liches Zitat (vgl. ▶ Abschnitt 7.2.3.2) kenntlich gemacht werden. Wörtliche Zitate bieten sich

--
an, „wenn
besonders treffende Formulierungen verwendet werden,

- sich Aussagen nicht knapper darstellen lassen oder


etwas nicht verändert werden soll (z. B. Statistiken, Definitionen oder Formeln)“ (Beek et al.
2009, 9).

Ein Beispiel für ein Exzerptformblatt zeigt . Abbildung 5.2.


Auf jeden Fall sollten Sie auf der ersten Seite des Exzerpts die vollständigen bibliografischen
Angaben notieren, damit Sie die Quelle später korrekt zitieren können. Sollte es sich um ein
geliehenes Buch handeln, ist es sinnvoll, auf der ersten Seite des Exzerpts auch den (Biblio­
theks‑)Standort zu notieren, damit Sie im Falle einer späteren Überprüfung wissen, wo Sie das
Buch wieder bekommen können (Stickel-Wolf / Wolf 2016, 40). Bei Aufsätzen, die Sie selbst
besitzen, ist eine spätere Überprüfung der Zitate deutlich einfacher und schneller möglich.
76 Kapitel 5 • Literaturerschließung

Wichtig ist, dass im Exzerpt wie auch in der Studienarbeit eigene Gedanken deutlich er-
1 kennbar von fremden Gedanken getrennt werden. Daher sollten Sie im Exzerptformblatt unter
„Inhalt / Zusammenfassung“ nur Aussagen und Gedankengänge des gelesenen Autors notieren.
2 Ihre eigene Sichtweise und Ihre Gedanken zu dessen Sichtweise und Argumentation finden
in der Spalte „Kommentar“ Platz. Dadurch vermeiden Sie eine Vermischung Ihrer mit der
Sichtweise des Autors.
3 Sie können Ihre Exzerpte auch komfortabel in Literaturverwaltungsprogrammen (vgl. ▶ Ab-
schnitt 4.3) organisieren.
4 Die Angabe von Schlagwörtern kann Ihnen helfen, Exzerpte bei umfangreicheren Studien-
arbeiten bestimmten Kapiteln besser zuordnen zu können. Auf diese Weise nehmen Sie sich bei
5 der Arbeit an einzelnen Kapiteln nur die Exzerpte zur Hand, die Sie unmittelbar dafür benötigen
und behalten den Überblick.
Probieren Sie die Arbeitsmethode des Exzerpierens einmal aus. Insbesondere bei Litera-
6 turarbeiten, bei deren Erstellung Sie große Mengen an Quellen zu verarbeiten haben, kann das
Exzerpt das für Sie geeignete Mittel sein, um sich in der Fülle des Materials zurechtzufinden
7 und dies auf geeignete Weise zu strukturieren.

Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 5.3)


8 ii
Stickel-Wolf / Wolf 2016, 38 ff.

9
5.4 Sechs-Schritt-Lesemethode
10 Dr. phil. Markus Beek, Dr. rer. pol. Cindy Grzanna-Zschoke, Dr. rer. pol. Reingard Jäger,
Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper
11
Neben den dargestellten einzelnen Möglichkeiten zur Er- bzw. Bearbeitung von Texten können
12 Sie sich auch das Vorgehen der Sechs-Schritt-Lesemethode PQ4R: Preview, Questions, Read,
Reflect, Recite, Review zu Nutze machen (Rost 2012, 204 f.). Diese Methode verbindet sowohl
die Lesemethoden (vgl. ▶ Abschnitt 5.1), die Möglichkeiten der Lesebegleitung durch Markieren

-
13 (vgl. ▶ Abschnitt 5.2) als auch den Schritt des Exzerpierens (vgl. ▶ Abschnitt 5.3).
Preview: Mithilfe kursorischen Lesens einen Überblick über den Abschnitt erhalten. Durch
14 dieses Überfliegen gewinnen Sie einen ersten Eindruck. Sie sammeln Informationen, wo-
rum es in dem Text geht und machen sich mit der Struktur des Textes und seinen einzelnen
15 Teilen – wie Einleitung, Kapitel des Hauptteils, Fazit – vertraut. Falls der Text keine Zwi-

16 - schenüberschriften enthält, sollten Sie diese selbst verfassen.


Questions: Fragen an den Text formulieren und notieren. Sie können dafür die sog. W-Fragen
verwenden: Was? Warum? Wozu? Wie? Wer? Wo? und Wann? Dadurch kann bei Ihnen

17
18
- zusätzliches Interesse am Text geweckt werden.
Read: Jeden Abschnitt genau lesen und versuchen, die Fragen zu beantworten. Der Vorteil,
wenn Sie den Text mit einer bestimmten Fragestellung lesen, liegt darin, dass Sie ihn ziel-
gerichteter lesen und er sich besser ins Gedächtnis einprägt. In Ihren eigenen Büchern
oder Kopien können Sie zusätzlich relevante Textstellen beschriften, unterstreichen oder

19
20
- markieren.
Reflect: Nach der Lektüre eines Textes über den gelesenen Inhalt nachdenken. So können Sie
die Inhalte besser verstehen und sich leichter einprägen. In der lebhaften Auseinander-
setzung mit den Aussagen und Argumenten ist es angebracht, an dieser Stelle kritisch zu
hinterfragen, ob die dargestellten Sachverhalte logisch und nachvollziehbar sind.
Literatur
77 5

- Recite: Das Gelesene aus dem Gedächtnis notieren (vgl. ▶ Abschnitt 5.3). Schreiben Sie das
Gelesene kurz und prägnant mit Ihren eigenen Worten auf. Falls Sie die vorher formulier-
ten Fragen nicht beantworten können, sollten Sie die entsprechenden Passagen nochmals
lesen. Die Zusammenfassung hat den Vorteil, dass Sie sich die Inhalte besser merken, wenn
Sie im Laufe Ihrer Arbeit wieder darauf zurückgreifen möchten. Dieser Schritt wird Ihnen
besonders dann helfen, wenn Sie den Text zur Prüfungsvorbereitung lesen. Durch dieses
Vorgehen haben Sie die Inhalte nicht nur verstanden, sondern auch schon ein Stück weit

- gelernt.
Review: Zurückblicken und Aufzeichnungen anhand des Textes überprüfen. Sie kontrollieren
an dieser Stelle, dass Sie nichts Wesentliches übersehen haben. Evtl. visualisieren Sie das
Gelesene in einer Abbildung oder Tabelle, um das Erlernte später schnell rekapitulieren und
mit neuem Wissen verknüpfen zu können.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 5.4)


Pospiech 2012, 94 ff.; Rost 2012, 213 ff.

Literatur

Beek, M. & Kasten, T. & Kuhlenkasper, T. & Lang, K. & Schmidt, M. (2009). Exzerpieren. In Stock, S. & Schneider, P. &
Peper, E. & Molitor, E. (Hrsg.). Erfolg bei Studienarbeiten, Referaten und Prüfungen. Alles, was Studierende wissen
sollten. Berlin & Heidelberg: Springer.
Burchardt, M. (2006). Leichter studieren. Wegweiser für effektives wissenschaftliches Arbeiten. 4. Aufl. Berlin: Berliner
Wissenschafts-Verlag.
Heister, W. & Weßler-Poßberg, D. (2011). Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissen-
schaftler. 2. Aufl. Stuttgart: Schäffer Poeschel.
Pospiech, U. (2012). Wie schreibt man wissenschaftliche Arbeiten? Alles Wichtige von der Planung bis zum fertigen Text.
Mannheim & Zürich: Dudenverlag.
Rost, F. (2012). Lern- und Arbeitstechniken für das Studium. 7. Aufl. Wiesbaden: Springer VS.
Stickel-Wolf, C. & Wolf, J. (2016). Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Erfolgreich studieren - gewusst wie!
8. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
Theisen, M. (2009). Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form. Limitierte Jubiläumsausgabe. München:
Vahlen.
79 6

Textverarbeitung
Carsten Hennig, Torben Kuhlenkasper, Siegrun Mohring,
Mike Raschke, Annika Schmidt, Steffen Stock, Maria Winter

6.1 Seitengestaltung – 80
6.2 Textverarbeitungsprogramme – 82
6.2.1 Microsoft Office Word – 83
6.2.2 OpenOffice.org Writer – 83
6.2.3 Pages – 84

6.3 Textsatzprogramm LaTeX – 85


6.4 Vergleich der Programme  –  86
Literatur – 87

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_6
80 Kapitel 6 • Textverarbeitung

» Meine erste Studienarbeit steht an. Neulich schwärmte mir eine Kommilitonin von ihrem Apple-
1 Notebook vor. Sie hat ihre erste Studienarbeit mit Pages geschrieben. Nun bin ich ganz verunsi-
chert. Soll ich überhaupt Geld für die Anschaffung eines Textverarbeitungsprogramms ausgeben
2 oder mir ein kostenfreies Programm wie OpenOffice oder das für mich als Naturwissenschaftlerin
nützliche LaTeX herunterladen? Welchen Mehrwert würde mir die Nutzung eines kostenpflichtigen
Programms wie Word oder Pages denn bieten?
3 Nun hat mir diese Kommilitonin ganz stolz ihre Arbeit gezeigt – und das Layout sah super profes-
sionell aus! Wie bekomme ich das auch so schön gleichmäßig und übersichtlich hin und woher
4 weiß ich, wie meine Studienarbeit aussehen soll? Gibt es dafür Vorgaben? Auf meine Nachfragen
hin fielen Begriffe wie „Satzspiegel“ und „Formatvorlage“. Was soll das sein?
5
In diesem Kapitel erfahren Sie, was bei der Seitengestaltung Ihrer Studienarbeiten zu beachten
ist, z. B. welche Schriftart, Schriftgröße, welchen Zeilenabstand und welche Seitenränder Sie
6 einstellen sollten.
Bei der Auswahl und Nutzung einer für Sie geeigneten Software zur Textverarbeitung hilft
7 Ihnen ein Überblick und Vergleich der vier am weitesten verbreiteten Programme. Dies sind im
Einzelnen Microsoft Office Word, OpenOffice.org Writer, Apple Pages und LaTeX.
Es wird beispielsweise dargestellt, wie Sie in den einzelnen Programmen Texte einheitlich
8 gestalten, Verzeichnisse automatisch erstellen und wie Sie mit umfangreichen Dokumenten
arbeiten können.
9
6.1 Seitengestaltung
10
Dr. rer. nat. Siegrun Mohring, Annika Schmidt
11
Neben dem Inhalt einer Studienarbeit ist auch das Layout von Bedeutung, da dieses einen
12 ersten formalen Eindruck vermittelt. Hierzu bieten Textverarbeitungsprogramme (vgl. ▶ Ab-
schnitt 6.2) vielfältige Möglichkeiten. Mit diesen Möglichkeiten steigen allerdings auch die An-
forderungen, Studienarbeiten in einem professionellen Design abzugeben. Zudem kann die
13 Gestaltung Ihrer Studienarbeit ein Bewertungskriterium sein (vgl. ▶ Abschnitt 1.4). Ein gutes
Layout macht auf jeden Fall den Inhalt zugänglicher.
14 Je nach Disziplin, Vorgabe der Hochschule bzw. Betreuer müssen Sie individuelle Formalien
beim Layout und der Seitengestaltung Ihrer Studienarbeit beachten. Falls Ihnen solche Vor-
15 gaben nicht bekannt sind, sollten Sie vor der Erstellung Ihrer Studienarbeit mit Ihrem Be-
treuer darüber sprechen. Einige Betreuer stellen auch vorherige von ihnen betreute Arbeiten
zur Einsicht zur Verfügung. Im Folgenden finden Sie einige allgemeine Hinweise, die Sie mit
16 individuellen Richtlinien abgleichen sollten, bevor Sie diese übernehmen.
Außer in den USA hat sich weltweit das DIN-A4-Format als Standardformat zur Erstellung
17 wissenschaftlicher Arbeiten durchgesetzt. Generell empfiehlt sich die Verwendung von weißem
80-Gramm-Papier, das für Tintenstrahl- oder Laserdrucker geeignet ist.
Unter dem Satzspiegel wird die vom gewöhnlichen Text und meist auch von den Ab-
18 bildungen bzw. Tabellen eingenommene Fläche einer bedruckten Seite verstanden. Sonstige
Angaben und Textzusätze wie z. B. eine Kopf- oder Fußzeile und die Seitenzahlen (Pagina)
19 gehören nicht zum Satzspiegel und laufen außerhalb dieses Raumes (Kremer 2014, 184). Die
Nummerierung wird bei einseitigem Druck üblicherweise rechts in einer einzeiligen Kopf-
20 zeile vorgenommen. Titelseite bzw. Deckblatt werden bei der Seitennummerierung nicht
6.1 • Seitengestaltung
81 6

mitgezählt und folglich auch nicht paginiert (Kremer 2014, 185). Häufig beginnt der alpha-
numerisch gegliederte Text mit dem Kapitel Einleitung (Seite 1); bei Bedarf oder Vorgabe
wird für die vorderen Seiten und die im Anschluss vorhandenen Verzeichnisse eine römische
Nummerierung verwendet.
Bleiben Sie nach Möglichkeit bei einer Schriftart und verzichten Sie auf den übermäßigen
Einsatz von Stilmitteln wie Fettdruck, Unterstreichung oder Kapitälchen. Als Grundschriftart
werden in der Regel Times New Roman oder Arial eingesetzt. Für eine bessere Lesbarkeit ist
eine Schriftart mit Serifen wie Times New Roman zu bevorzugen, die sich durch häkchenartige
Enden an den Buchstaben auszeichnet. Arial ist gut geeignet für Überschriften. Als Schriftgröße
wird meistens 12 Punkt bei Times New Roman und 11 Punkt bei Arial gewählt.
In Studienarbeiten wird häufig ein Zeilenabstand von 1,5 verwendet, aber auch andere Ab-
stände sind möglich. Der Standardtext wird im Blocksatz ausgerichtet. Selten wird die links-
bündige Ausrichtung mit „flatternden“ Rändern eingesetzt. Vor Überschriften empfiehlt sich ein
Abstand, der eineinhalb bis zweimal so groß ist wie der Abstand von der Überschrift zum darauf
folgenden Text. Mathematische Formeln und Reaktionsgleichungen werden üblicherweise zen-
triert oder linksbündig eingerückt und nummeriert (Kremer 2014, 197).
Abbildungen und Tabellen können manche Aussagen viel besser darstellen, als es Texte
können. Aber bei deren Layout sind einige Aspekte zu beachten. Abbildungen und Tabellen
sollten zentriert angeordnet werden und nicht breiter als der Textbereich sein. Jede Legende
sollte aussagekräftig sein, sodass die Abbildung oder Tabelle auch ohne Text verständlich ist. Bei
Tabellen sollten nicht alle Zellen mit Linien umgeben werden. Eine solche Vielzahl an Linien
verwirrt eher, als dass sie der Übersichtlichkeit dient. In manchen Disziplinen werden senk-
rechte Linien vermieden (vgl. Ebel / Bliefert 2009, 131).
Jedes Kapitel sollte auf einer neuen Seite beginnen. Um ungewollte Zeilenumbrüche in
zusammengehörenden Ausdrücken, wie z. B. 5 mm, zu verhindern, bieten Textverarbeitungs-
programme (vgl. ▶ Abschnitt 6.2) die Möglichkeit geschützter Leerzeichen. Manuelle Silben-
trennung sollte mithilfe sog. bedingter Trennungen erfolgen. Diese werden nur angewandt,
wenn das betreffende Wort tatsächlich getrennt werden muss. So werden unschöne Trenn-
striche im Text vermieden wie z. B. „Tele-fon“ (Balzert et al. 2011, 105). Alternativ kann eine
automatische Silbentrennung gewählt und bedingte Trennungen können z. B. bei falscher oder
sinnentstellender Trennung ergänzt werden.
Textverarbeitungsprogramme bieten zudem zahlreiche Möglichkeiten der Seitengestaltung.
So können viele Elemente, wie z. B. das Inhaltsverzeichnis, bei Verwendung von Formatvorlagen
automatisch erstellt werden.

Erfahrungsgemäß dauert das Layouten viel länger als zunächst angenommen. Deshalb
sollten Sie Layout und Seitengestaltung frühzeitig, am besten vor Beginn der Schreibphase,
definieren. So ersparen Sie sich vor dem Abgabetermin unnötigen Stress.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 6.1)


Ebel / Bliefert 2009, 21 ff.; Kremer 2014, 181 ff.; Stickel-Wolf / Wolf 2016, 242 ff.; Theisen 2013,
189 ff.
82 Kapitel 6 • Textverarbeitung

6.2 Textverarbeitungsprogramme
1
Dr. rer. nat. Carsten Hennig, Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper, Mike Raschke,
2 Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock, Dr. Maria Winter

Die Wahl eines Textverarbeitungsprogramms stellt den Nutzer vor einige Fragen: Mit welchem
3 Programm lässt sich die eigene wissenschaftliche Arbeit am besten und effektivsten ausgestal-
ten? Was ist dabei zu beachten? Dabei sollten Sie auch prüfen, welche Programme und ggf. da-
4 zugehörige Fortbildungen über die Hochschule für Sie kostenlos bzw. kostengünstig verfügbar
sind. Im Folgenden werden Ihnen die gängigsten Programme vorgestellt sowie deren Vor- und
5 Nachteile aufgezeigt.
Auch wenn der Inhalt Ihrer wissenschaftlichen Arbeit am wichtigsten ist, muss die Form
dennoch gewissen Vorgaben folgen. Sie können sich dies mit Textverarbeitungsprogrammen
6 sehr erleichtern, indem Sie Textdokumente in zwei getrennten Schritten erstellen, um nach der
Texterstellung nicht unnötig viel Zeit für die Formatierung des Textes zu verlieren.
7 Legen Sie im ersten Schritt die Formatierungen für das Dokument vor dem Schreiben fest.
Dies geschieht durch die Auswahl, Erstellung oder Anpassung einer Formatvorlage. Vermeiden
Sie das manuelle Formatieren einzelner Textpassagen, da dies später zu zeitraubenden Nach-
8 bearbeitungen und oft auch zu wenig ansehnlichen Ergebnissen führt. Vorlagen für Dokumente
in den Programmen legen Standards für das gesamte Dokument, wie z. B. das Seitenformat,
9 fest, die darin enthaltenen Formatvorlagen dagegen die Formatierung einzelner Textabschnitte.
Für manche Fakultäten an einzelnen Hochschulen gibt es bereits Dokumentvorlagen, die zur
10 Erstellung von Texten verwendet werden können und die Formatierung erleichtern. Es hat sich
bewährt, dass Sie von existierenden Vorlagen ausgehen und Sie diese Ihren Bedürfnissen sowie
den Vorgaben der Fakultät anpassen. Prüfen Sie zunächst das Papierformat und legen Sie Seiten-
11 ränder fest, wobei der bedruckbare Rand abhängig vom Druckertyp ist. Gestalten Sie weiterhin
Kopf- und Fußzeile nach den Anforderungen Ihrer Fakultät (vgl. ▶ Abschnitt 6.1). Dann können
12 Sie einzelne Formatvorlagen definieren. Textverarbeitungsprogramme unterscheiden zwischen
Formatvorlagen für einzelne Zeichen (Zeichenvorlagen) und ganze Absätze (Absatzvorlagen).
Zeichenvorlagen werden bspw. bei Hervorhebungen einzelner Wörter verwendet, ansonsten
13 sollten Sie Absatzvorlagen verwenden. Über diese definieren Sie Bereiche des Dokuments als
Überschriften, Fließtext, Zitate, Aufzählungen etc. und weisen ihnen die damit verbundene
14 Formatierung zu. Wollen Sie später bspw. den Zeilenabstand oder die Schriftgröße ändern, so
tun Sie dies in der verwendeten Formatvorlage und alle entsprechend definierten Abschnitte
15 werden automatisch angepasst. Die Formatvorlage „Standard“ dient üblicherweise als Basis für
alle Fließtext-Formate. Ändern Sie hier die verwendete Schrift, so ändert sie sich in allen darauf
basierenden Formatvorlagen ebenfalls.
16 Achten Sie auch darauf, dass Sie Überschriften über die entsprechenden Formatvorlagen
als solche definieren und ihnen auch die richtige Überschriftenebene zuweisen, da es nur so
17 möglich ist, automatisch das Inhaltsverzeichnis vom Textverarbeitungsprogramm erstellen oder
Querverweise auf Kapitel bzw. Abschnitte aktualisieren zu lassen.
Speichern Sie Ihre erstellte oder bearbeitete Dokumentvorlage im Dokumentvorlagenformat
18 Ihres Textverarbeitungsprogramms und erstellen Sie dann ein neues Dokument mit dieser Vorlage.
Insbesondere bei langen, komplex formatierten Texten können Probleme mit Textver-
19 arbeitungsprogrammen auftreten. Sie sollten daher die Dateigröße möglichst klein halten und
Objekte und Abbildungen nicht direkt einbetten, sondern mit dem Dokument verknüpfen.
20 Überlegen Sie sich bereits vorab eine sinnvolle Ablagestruktur der Dateien, da Sie sonst bei
späteren Änderungen des Speicherorts jede Verknüpfung manuell nachbearbeiten müssen.
6.2 • Textverarbeitungsprogramme
83 6

Mit Zentral- und Filialdokumenten (Microsoft Office Word) bzw. Global- und Teildoku-
menten (OpenOffice.org Writer) können Sie ebenfalls die Dateigröße klein halten. Legen Sie
keine Dateien für einzelne Kapitel an, da sonst die Seitennummerierung und die Verzeichnisse
manuell erstellt und zwischen den einzelnen Dokumenten angepasst werden müssen.
Viele wissenschaftliche Arbeiten werden parallel auch in elektronischer Form eingereicht.
Hierbei hat sich PDF als Standard etabliert; es kann mit allen gängigen Textverarbeitungen
erstellt werden.

ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 6.2)


Sesink 2012, 275 ff.

6.2.1 Microsoft Office Word

Microsoft Office Word ist das am weitesten verbreitete Textverarbeitungsprogramm. Das er-
möglicht z. B. bei Gruppenarbeiten einen Dateiaustausch ohne Formatierungsverluste. Alternativ
kann auch Microsoft Office Word in der Cloud (z. B. Office 365) genutzt werden. Es ist nicht nur
für das Betriebssystem Microsoft Windows, sondern auch für Mac OS X kostenpflichtig erhältlich.
Zur Arbeit mit Zentral- und Filialdokumenten sind folgende Schritte notwendig: Zunächst
legen Sie eine Gliederung in der Gliederungsansicht an. Danach können Sie die Überschriften
in der Gliederung als Filialdokumente anlegen. Wichtig dabei ist, dass Sie Ihre wissenschaftliche
Arbeit ausschließlich über das Zentraldokument öffnen und schließen.
Microsoft Office Word verwendet je nach Version unterschiedliche Dateiformate. Diese Micro-
soft-Formate sind so weit verbreitet, dass auch Nutzer anderer Programme meist problemlos mit
ihnen arbeiten können. Zum Öffnen und Bearbeiten neuerer Dateiformate in älteren Microsoft-
Office-Word-Versionen ist von Microsoft ein kostenloses Compatibility-Pack erhältlich. Alternativ
kann Microsoft Office Word auch das Open-Document-Format von OpenOffice verwenden. Die
Rechtschreibprüfung für Deutsch, Englisch und Französisch wird standardmäßig mitgeliefert, für
andere Sprachen muss sie ggf. kostenpflichtig erworben werden. Weiterhin ist zu beachten, dass
das Programm für das Betriebssystem Mac OS X nicht gänzlich identisch gegenüber der Microsoft-
Windows-Version ist. Bei der Zusammenarbeit mit mehreren Autoren, z. B. bei Gruppenarbeiten,
kann es gelegentlich zu Problemen kommen, vor allem bei größeren Dokumenten. Durch die große
Verbreitung des Programms finden sich aber zu fast allen Problemen Lösungsansätze im Internet.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 6.2.1)


Franz 2013; Seimert 2013; Tuhls 2015; Weiß 2012.

6.2.2 OpenOffice.org Writer

Eine kostenlose Alternative zu Microsoft Office ist OpenOffice.org (www.openoffice.org), das


für alle gängigen Betriebssysteme erhältlich ist: So werden Versionen für Microsoft Windows,
Linux, Solaris und Mac OS X angeboten, die über die Internetseite heruntergeladen werden
können. Benutzer von Mac OS X können alternativ zur OpenOffice.org Standardversion auch
NeoOffice (www.neooffice.org/neojava/de) einsetzen. Dies ist eine speziell für Mac OS X an-
gepasste Version von OpenOffice.org. Die Bedienung von OpenOffice.org Writer erfolgt zum
großen Teil über Standard-Menüleisten, die sich so auch in vergleichbaren Programmen wieder-
finden lassen, jedoch vereinzelt ein wenig Eingewöhnung verlangen.
84 Kapitel 6 • Textverarbeitung

Für das Arbeiten mit Global- und Teildokumenten gehen Sie wie folgt vor: Zuerst erstellen
1 Sie das Globaldokument. Danach legen Sie sich in diesem Globaldokument Ihre Formatvor-
lagen an und fügen im Anschluss die Teildokumente ein. OpenOffice bietet eine vergleichsweise
2 geringe Anzahl an bereits konfigurierten Formatvorlagen, sodass häufig die eigenen Vorgaben
manuell eingegeben werden müssen.
OpenOffice.org nutzt in der Standardkonfiguration das ISO-standardisierte Open-Docu-
3 ment-XML-Format (*.odt), lässt aber auch das Arbeiten mit dem Microsoft-Word-Format zu,
sodass Sie nicht auf das Format eines Anbieters beschränkt sind und problemlos plattform-
4 übergreifend Dokumente austauschen können. Zur Vermeidung von Konvertierungsproble-
men sollten Sie in der Regel jedoch nur ein Format verwenden. OpenOffice hat eine weltweit
5 große Anhängergemeinde, die das Programm durchgehend aktualisiert und verbessert sowie in
zahlreichen Foren nützliche Hilfestellungen bietet. Von Vorteil ist, dass über www.openoffice.
org kostenlos fremdsprachliche Rechtschreibkorrekturen eingebunden werden können. Diese
6 lassen jedoch insbesondere bei zusammengesetzten Wörtern oft zu wünschen übrig.

7 ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 6.2.2)


Krumbein 2013; Rieske 2014.

8
6.2.3 Pages
9
Auf allen neueren Apple-Produkten ist das Textverarbeitungsprogramm Pages vorinstalliert.
10 Besonderes Merkmal dieses Programms ist eine auf das Wesentliche beschränkte Oberfläche,
die den Fokus schnell auf den eigentlichen Schreibprozess lenkt. Verschiedene Funktionen
wie Dokumenteneigenschaften, Layout- und Umbrucheinstellungen, aber auch Text- und
11 Grafikformate sowie Tabellen und Diagramme sind über das Symbol „Informationen“ in der
Symbolleiste zugänglich. Bei Formatvorlagen, die bei Pages „Stile“ genannt werden, wird nach
12 Absatzstilen, Zeichenstilen und Listenstilen unterschieden, die angewandt oder auch verändert
werden können. Vor allem grafische Darstellungen, wie Tabellen, Grafiken und Diagramme,
haben ein ansprechendes Layout und sind einfach zu erstellen. Das Programm kann mit einer
13 hohen Zahl an grafischen Darstellungen arbeiten und Abstürze kommen in der Regel nicht vor.
Des Weiteren bietet das Programm eine vollständig integrierte Speicherfunktion in der iCloud,
14 mit der Textdateien automatisch online gespeichert werden und auf die plattform- und orts-
unabhängig zugegriffen werden kann.
15 Auch andere Dokumente wie z. B. Formate der Microsoft-Office-Familie kann Pages öffnen.
Lediglich sehr aufwendige Formatierungen z. B. von Microsoft Office Word werden nicht im-
mer genau erkannt und beim Öffnen geändert. Insgesamt werden aber nur wenige Dateiformate
16 unterstützt, so fehlt z. B. die Unterstützung des Open-Document-Standards.
Der Nachteil der einfachen Bedienbarkeit von Pages ist, dass bestimmte Funktionen nicht
17 oder nur in begrenztem Umfang vorgesehen sind. Dies gilt auch, wenn in mehreren Software-
Aktualisierungen wichtige Funktionen nachgereicht wurden, wie bspw. die Möglichkeit,
automatische Inhaltsverzeichnisse zu erstellen. Gerade für komplexere wissenschaftliche
18 Texte sind die Funktionen von Pages im Vergleich zu OpenOffice.org und Microsoft Office
Word eingeschränkt, z. B. bei der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Programm zur Ta-
19 bellenkalkulation. Des Weiteren bietet Pages nicht die Möglichkeit, Zeilen zu nummerieren,
was vor allem beim Transkribieren von Gesprächsprotokollen ein großer Nachteil ist. Zudem
20 ist die Rechtschreib- und Grammatikprüfung von Pages nicht so gut wie die von vergleich-
baren Programmen (z. B. von Microsoft Office Word). Die Zusammenarbeit mit anderen
6.3  •  Textsatzprogramm LaTeX
85 6

Apple-Produkten, wie z. B. Numbers (vergleichbar mit Microsoft Office Excel) sowie Keynote
(vergleichbar mit Microsoft Office PowerPoint), funktioniert hingegen reibungslos und sehr
intuitiv.

ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 6.2.3)


Brede / Radke 2014.

6.3 Textsatzprogramm LaTeX

Dr. rer. nat. Carsten Hennig, Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock

Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ist LaTeX an vielen Hochschulen die


Standardsoftware zum Erstellen optisch ansprechender Dokumente, wie z. B. für Studien-
arbeiten. Im Unterschied zu den vorgestellten Textverarbeitungsprogrammen (vgl. ▶ Ab-
schnitt 6.2), bei denen Sie Ihren Text am Bildschirm direkt formatieren, schreiben Sie bei
der Nutzung von LaTeX zunächst nur die Befehle zur Formatierung und zum Layout direkt
in eine Textdatei. Diese Befehle werden in einem zweiten Schritt von LaTeX zur Erstellung
eines formatierten Textes verwendet. Daher sehen Sie beim Schreiben den Text nicht im
Druckformat.
Die zunächst ungewohnte Funktionsweise bringt im Wesentlichen drei Vorteile. Zum
einen können Sie Dokumente unabhängig vom verwendeten Betriebssystem bearbeiten und
mit anderen Bearbeitern austauschen. Zum anderen lassen sich Änderungen im Format sehr
detailliert und nach den eigenen Wünschen umsetzen. Schließlich können auch im Layout
komplexere Dokumentenbestandteile wie mathematische Sonderzeichen und Ausdrücke,
Matrizen und mehrzeilige Formeln professionell und optisch ansprechend eingebaut werden.
Daher wird LaTeX insbesondere in den Naturwissenschaften und der Mathematik häufig
verwendet.
Zu Beginn erscheint LaTeX etwas kompliziert, da viele verschiedene Befehle für Texterstel-
lung und -formatierung existieren. Nach einer Einarbeitung in das Textsatzprogramm sprechen
jedoch das Erscheinungsbild der erstellten Dokumente und die Flexibilität bei der Bearbeitung
für sich. Darüber hinaus gibt es für die frei verfügbare Software LaTeX im Internet unzählige
Hilfeseiten von erfahrenen Benutzern. Auf diesen Seiten finden Sie zahlreiche Beispiele für die
Nutzung der Befehle, die Sie in der Regel durch Kopieren direkt für Ihr Dokument verwerten
können. Hilfreich ist ein Editor, der die Erstellung des Ausgangstextes mit Hilfsmitteln unter-
stützt. Dazu gehört z. B. die farbige Hervorhebung von Befehlen (Syntax-Highlighting), das
Einfügen von Befehlen auf Knopfdruck oder die Möglichkeit, das mit einem Layout versehene
Dokument aus dem Editor heraus aufzurufen. Die meisten Editoren sind, wie auch LaTeX
selbst, kostenlos im Internet erhältlich (Mittelbach / Goossens 2010; www.matthiaspospiech.
de/latex/programme).
LaTeX bietet viele Möglichkeiten, um umfangreiche Dokumente in professionellem
Layout zu erstellen, erfordert aber eine erhebliche Einarbeitungszeit. Beim Übersetzen des
Quelltextes in das fertige Dokument treten besonders bei Anfängern häufig Fehlermeldungen
auf. Aber auch hierfür gibt es aufgrund des breiten Benutzerkreises im Internet schnell Unter-
stützung.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 6.3)


Jürgens / Feuerstack 2013; Mittelbach / Goossens 2010; Niedermair / Niedermair 2006; Stein o. J.
86 Kapitel 6 • Textverarbeitung

6.4 Vergleich der Programme


1
Dr. rer. nat. Carsten Hennig, Prof. Dr. rer. pol. Torben Kuhlenkasper, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock,
2 Dr. Maria Winter

. Tabelle 6.1 zeigt einen Vergleich der einzelnen vorgestellten Textverarbeitungsprogramme,


3 wobei einige Kriterien analog zu Engel 2001, 194 ff. ausgewählt wurden. Mithilfe dieses Ver-
gleiches können Sie feststellen, welche der vier vorgestellten Textverarbeitungen für Ihre Anfor-
4 derungen am besten geeignet ist.

5 .. Tabelle 6.1  Auswahl der Textverarbeitung

Kriterium Word Writer Pages LaTeX


6 Sonderzeichen 0 0 0 ++
Darstellung von mathematischen Formeln − 0 − ++
7 automatische Inhaltsverzeichniserstellung 0 0 0 0
automatische Indexerstellung ++ ++ + 0
8 automatische Nummerierung 0 0 0 0
Gliederungsfunktion + − 0 0
9 Grafikintegration + + 0 0
Rechtschreibprüfung ++ + + 0

10 Grammatikprüfung ++ + + −−
Silbentrennung 0 0 0 0

11 Synonyme ++ ++ + −−
Drucken 0 0 0 0

12 Satz 0 0 0 ++
automatische Querverweise 0 0 0 +

13 automatische Seitennummerierung
unterschiedliche Kopf- und Fußzeilen
0
0
0
0
0
0
0
0
Tabellenfunktionen ++ ++ + 0
14 geschützte Leerzeichen 0 0 0 0
Zurücknehmen von Änderungen 0 0 0 ++
15 Kommentare 0 0 0 0
Überarbeitungsmodus ++ ++ ++ −−
16 Buchformat 0 0 − ++
Anschaffungskosten − ++ − ++
17 Einarbeitung + + + −
naturwissenschaftliche Dokumente 0 0 0 ++
18 geisteswissenschaftliche Dokumente 0 0 0 −
große Dokumente 0 0 − ++

19 Die Bewertung der einzelnen Programme wurde wie folgt vorgenommen: „großer Vorteil“ (++),
„geringer Vorteil“ (+), „kein Vorteil“ (0), „geringer Nachteil“ (−), „großer Nachteil“ (−−). Wenn bezogen auf
ein Kriterium kein relevanter Unterschied zwischen den einzelnen Programmen besteht, wurden alle
20 mit „kein Vorteil“ (0) bewertet.
Literatur
87 6
Literatur

Balzert, H. & Schröder, M. & Schäfer, C. (2011). Wissenschaftliches Arbeiten. Ethik, Inhalt & Form wiss. Arbeiten, Hand-
werkszeug, Quellen, Projektmanagement, Präsentation. 2. Aufl. Herdecke & Witten: W3L.
Brede, G. & Radke, H.-D. (2014). Pages, Keynote und Numbers: Die iWork-Apps im Büro und unterwegs nutzen – Office-
Apps für Mac, iPhone, iPad & iCloud. Heidelberg: SmartBooks.
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nischen Nachwuchs. 4. Aufl. Weinheim: Wiley-VCH.
Engel, S. (2001): Computernutzung während der Promotion. In Preißner, A. & Engel, S. (Hrsg.). Promotionsratgeber
(S. 182 - 201). 4. Aufl. München & Wien: Oldenbourg.
Franz, S. (2013). Wissenschaftliche Arbeiten mit Word 2013. Bonn: Vierfarben.
Jürgens, M. & Feuerstack, T. (2013). LaTeX. Eine Einführung und ein bisschen mehr ... Https://www.fernuni-hagen.de/
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Kremer, B. (2014). Vom Referat bis zur Examensarbeit. Naturwissenschaftliche Texte perfekt verfassen und gestalten.
4. Aufl. Berlin: Springer Spektrum.
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Mittelbach, F. & Goossens, M. (2010). Der LaTeX-Begleiter. 2. Aufl. München et al.: Pearson Studium.
Niedermair, E. & Niedermair, M. (2006). LaTeX. Praxisbuch. 3. Aufl. Poing: Franzis.
Rieske, T. (2014). Die besten Tipps und Tricks zu OpenOffice. Http://www.tecchannel.de/software/office/2059002/
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Stein, S. (o. J.). LaTeX Tutorial & Einführung an Beispielen. Http://latex.hpfsc.de. Zugegriffen: 17. September 2017.
Stickel-Wolf, C. & Wolf, J. (2016). Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Erfolgreich studieren – gewusst wie!
8. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
Theisen, M. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. 16. Aufl. München: Vahlen.
Tuhls, B. (2015). Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit Microsoft Office Word 2016, 2013, 2010, 2007: Das umfassende
Praxis-Handbuch. 3. Aufl. Frechen: mitp.
Weiß, T. (2012). Word 2010 für Studenten und Schüler. Osnabrück: Quadratur.
89 7

Schreibprozess
Frank Beneke, Sandra Bohlinger, Karoline de Gier, Herbert Geisler,
Claudia Gerhardt, Claus Kohlhase, Mirko Kraft, Meike Lierse,
Eva Molitor, Katharina Rhode, Annika Schmidt, Stephan Schmucker,
Steffen Stock, Monika Wolff

7.1 Kreative Schreibtechniken – 90


7.2 Wissenschaftliches Schreiben – 95
7.2.1 Formalien – 95
7.2.2 Sprache und Stil  –  95
7.2.3 Zitate – 98
7.2.4 Literaturverzeichnis – 102
7.2.5 Tabellen und Abbildungen  –  107
7.2.6 Weitere Bestandteile – 108

7.3 Exposé – 109
7.4 Textüberarbeitung – 112
Literatur – 115

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_7
90 Kapitel 7 • Schreibprozess

» Letztens erzählte mir ein Freund, der gerade seine Bachelorarbeit schreibt, dass es etwas
1 gedauert habe, bis er in den „Schreibprozess“ gekommen sei. Diesen Ausdruck hatte ich noch
nie gehört. Aber nachdem er mir erklärte, was er damit meint und was er beim Schreiben
2 seiner Arbeit so alles berücksichtigen muss – und das ist ja ganz schön viel! –, hat er mir noch
ein paar interessante Tipps zum kreativen Schreiben gegeben. Falls ich mal vor einem leerem

3 Bildschirm sitzen sollte oder nicht mehr weiter weiß, werde ich das auf jeden Fall ausprobieren.

Ein Sprichwort sagt, dass der längste Weg mit dem ersten Schritt beginnt. So ist es auch mit dem
4 Schreiben. Wenn der Schreibprozess nicht ins Laufen kommt oder ins Stocken gerät, können
kreative Schreibtechniken helfen, sich dem ausgewählten Thema schriftlich zu nähern oder
5 temporäre Blockaden zu überwinden.
Zudem gilt es, einige formale Dinge beim Schreiben zu beachten, dazu gehören u. a. der
korrekte Umgang mit wörtlichen Zitaten und sinngemäßen Wiedergaben. Zu jeder Abschluss-
6 arbeit gehören Verzeichnisse für Literatur, Tabellen und Abbildungen, ggf. auch für Formeln
und Symbole sowie evtl. weitere Bestandteile.
7 Möglicherweise verlangt Ihr Betreuer ein Exposé für Ihre Studienarbeit. Welche Länge ein
Exposé haben sollte, wie es aufgebaut und was inhaltlich behandelt werden sollte, erfahren Sie
in einem weiteren Abschnitt.
8 In diesem Kapitel finden Sie darüber hinaus auch Checklisten, damit Sie am Ende des
Schreibprozesses Ihre Studienarbeit im Hinblick auf ihre sprachliche und formale Korrektheit
9 sowie Vollständigkeit überprüfen können.

10 7.1 Kreative Schreibtechniken

11 Dr. phil. Herbert Geisler, Prof. Dr. rer. nat. Claudia Gerhardt, Prof. Dr. rer. pol. Mirko Kraft

12 Kreative Schreibtechniken helfen Ihnen dabei, Ideen zu Papier zu bringen, neue Lösungen
zu finden, Themen einzugrenzen und Hürden zu überwinden. Die vorgestellten Techniken
regen Sie an, kreatives und rationales Denken zu kombinieren. Denn auch wissenschaftliches
13 Schreiben verläuft nicht streng systematisch und logisch. Ihre Kreativität brauchen Sie, um
Ideen zu finden, Ihre Forschungsfrage zu formulieren und um Ihre Texte zu schreiben: Freie,
14 ungeordnete und fantasievolle Arbeit ist Teil dieser Entwicklung.
Der Prozess, in dem Sie das Thema eingrenzen und bearbeiten, lässt sich als Vorgehen in
15 vier Stufen beschreiben:
1. Inspiration: Sie machen sich mit zum Thema gehörenden Ideen vertraut, werten die Fachli-
teratur aus, lassen sich durch die Lektüre anregen und fangen an, die Informationen „spiele-
16 risch“ zu ordnen. Womöglich fallen Ihnen bei der Lektüre Forschungsdefizite auf, bei denen
Sie ansetzen können. Das Ziel dieser Stufe ist ein grobes Schreibkonzept.
17 2. Inkubation: Oft entfernen Sie sich in dieser Phase zeitweilig vom Thema und beschäftigen
sich mit etwas anderem. Ein unbewusster Reifeprozess steht im Vordergrund. So können
kreative Impulse entstehen. Noch sind Sie in der Phase des Sammelns: Verwerfen Sie keine
18 Ideen – Selbstkritik ist normaler Bestandteil dieser Stufe.
3. Illumination: Sie finden Ihre individuelle Schreibmethode. Dabei können „Aha-Erlebnisse“
19 auftreten. D. h., Lösungsansätze tauchen blitzartig im Bewusstsein auf. Sie entwickeln Ihre
eigenen Routinen und Ihren persönlichen Arbeitsstil.
20 4. Verifikation: Sie erstellen eine Rohfassung und überarbeiten diese. Emotionale Zugänge
ergänzen Ihre rationale Textkritik. Ideen werden ausgefeilt, verfeinert, verbessert.
7.1 • Kreative Schreibtechniken
91 7

Diese Stufen greifen oft so ineinander, dass sie dieser Systematik nicht linear folgen. Sie können
aus dem Bild dieser Stufen jedoch Orientierung gewinnen, um Ihre Arbeitsweise zu reflektieren.
Die Angst vor dem leeren Blatt kennen wissenschaftlich Schreibende ebenso wie Journa-
listen und Poeten. Warten Sie nicht auf den berühmten „Kuss der Muse“, schreiben Sie einfach
los: Schreiben Sie sich gleich zu Anfang frei! Ihr Einstieg: Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit
und schreiben Sie ohne Unterbrechung. Dieses freie assoziative Schreiben heißt Freewriting
oder Ecriture automatique (vgl. Esselborn-Krumbiegel 2015, 108 ff.). Bringen Sie das, was Ihnen
gerade durch den Kopf geht, spontan, ohne Zensur und ohne Nachsinnen über orthografische
und grammatische Regeln oder wissenschaftliche Konventionen zu Papier. Wenn Ihnen nicht
sofort etwas einfällt, schreiben Sie über das, was Sie gerade vor sich sehen oder über das Wetter.
Freewriting hat verschiedene Funktionen: Sie können mit dem Schreiben beginnen, auch
wenn Sie keinen Drang zum Schreiben verspüren. Sie ordnen Ihre Gedanken und können über
assoziative Gedanken zum Thema in intensiven, aber spielerischen Kontakt mit diesem treten.
Darüber hinaus stärkt es Ihr Schreibvermögen und bringt Sie „in Schwung“. Diese Technik führt
Sie auch zu einem Grobkonzept für Ihr Thema (Elbow 1998, 61 ff.). Thematisch und formal gibt

-
es für diese Technik verschiedene Ansätze, z. B.:
Erste Gedanken: Schreiben Sie fünf Minuten lang alle Gefühle, Ideen oder Einfälle nieder, die
das Thema bei Ihnen auslöst (Goldberg 2004, 8). Die ersten Einfälle können der Schlüssel

- zu Ihrer zentralen Idee sein.


Adressatenwechsel: Schreiben Sie einen Brief über das Thema an Ihren besten Freund oder
an Ihre kleine neugierige Nichte. So nähern Sie sich dem Thema, ohne an wissenschaftliche

- Stilmittel gebunden zu sein, und werden sicherer in der Darstellung Ihrer Ausführungen.
Dialoge: Löst Ihr Thema widersprüchliche Gefühle bei Ihnen aus, entwickeln Sie einen
Dialog: Geben Sie jedem Gefühl eine Stimme und schreiben Sie die Diskussion zwischen

- Protagonist und Antagonist nieder.


Schreiben in Bewegung (Esselborn-Krumbiegel 2015, 117 ff.): Forschung zum Thema
„Embodied Cognition“ weist auf enge Verbindungen von Denken und Bewegung hin
(Strack / Förster 2009). Bewegen Sie sich, um Ihre Gedanken zu zentrieren; sprechen Sie
sie laut aus und veranschaulichen Sie sich selbst das Gesagte mittels Gesten – so werden
Ihnen Ihre Ideen selbst klarer.

Auch Schreibspiele können helfen, in den Schreibfluss zu kommen, wie z. B. Märchen erfin-
den oder Schreiben nach Musik (Pyerin 2014, 45 ff.). Zudem können Sie sich von 200 Kurz-
Übungen anregen lassen (Goldberg 2004). Es empfiehlt sich, die eigene Arbeit nicht mit der
Einleitung zu beginnen, da diese besonders hohe Anforderungen an die Textdichte und Ihren
logischen Argumentationsfluss stellt. Betrachten Sie Ihre Arbeit als eine Art Puzzle, fangen Sie
ruhig mittendrin an. Geht es einmal nicht weiter, kann ein Wechsel der Textform, des Schreib-
werkzeugs oder des Mediums und des Ortes helfen. Schreiben Sie doch mal wieder mit der
Hand oder zeichnen Sie.
Techniken wie Brainstorming, Mindmapping und Clustering erleichtern es Ihnen, Ihre As-
soziationen zu visualisieren. Der Überblick, der entsteht, hilft Ihnen, Ihr Thema einzugrenzen.
Brainstorming ist eine weit verbreitete Kreativitätstechnik, mit der Sie neue, ungewöhn-
liche Ideen zu einem vorgegebenen Thema finden können. Die Technik beruht vor allem auf
Gruppenarbeit und freier Assoziation, kann aber auch von Einzelpersonen angewendet werden.

--
Brainstorming funktioniert wie folgt:
Formulieren Sie Ihre Fragestellung in Stichwörtern.
Stellen Sie einen Wecker auf zehn Minuten.
92 Kapitel 7 • Schreibprozess

1 - Schreiben Sie alle Ideen, die Ihnen zu Ihrer Fragestellung einfallen, auf ein großes Blatt
Papier. Streichen Sie keine davon, sondern lassen Sie alle stehen, damit diese Sie zum Wei-

2
3
- terdenken inspirieren.
Nach Ablauf der Zeit strukturieren und bewerten Sie Ihre Ideen. Streichen Sie erst jetzt das,
was nicht passt. Überlegen Sie dabei, ob Ihre Ideen umsetzbar sind (Senftleben o. J.).

Die Anzahl der Ideen ist zunächst wichtiger als die Qualität. Während des Schreibens üben Sie
keine Kritik – weder an Ihren Ideen noch an denen anderer Teilnehmer. Machen Sie mindes-
4 tens weiter bis zum Ende der zehn Minuten. Fällt Ihnen nichts mehr ein, lesen Sie die schon
vorhandenen Ideen und suchen dazu Assoziationen.
5 Mindmapping als Methode ermöglicht es, komplexe Gedanken zu organisieren (Buzan
1993, 124 ff.). Eine Mindmap ist eine „geistige Landkarte“, mit der Sie Ihre Ideen visualisieren
und damit zugänglicher machen. Die Schwerpunkte des Themas ordnen Sie vom Mittelpunkt
6 der Mindmap (vgl. . Abbildung 7.1) als Hauptäste im Uhrzeigersinn um das Thema herum an.
Zweige an den Hauptästen nehmen die untergeordneten Aspekte auf. Mit Symbolen, Farben
7 und Emoticons („Smilies“) stellen Sie in der Mindmap Zuordnungen, Bewertungen und Ge-
fühle dar. Jede Liste zwingt unserem Auge eine Reihenfolge auf; eine kreisförmige Anordnung
der Information hingegen ermöglicht einen neutralen Überblick.
8 Sie können Mindmaps auch am Computer erstellen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie die Mind-
map jederzeit einfach ändern und umstrukturieren können. Dafür gibt es spezielle Software
9 (vgl. ▶ Abschnitt 3.1). Ein Blatt Papier an der Wand hat emotional oft mehr Bestand und Wir-
kung als eine Datei im Computer. Probieren Sie selbst aus, ob Sie Ihre Ideenlandschaften lieber
10 am Computer oder auf Papier entstehen lassen.
Sie können Ihre Gedanken auch in Clustern visualisieren. Clustering beinhaltet gelenktes
freies Assoziieren (Rico 2004, 35 ff.). Bilden Sie aus Ihrem Thema ein Kernwort und schreiben
11 Sie es in die Mitte eines Blattes. Kreisen Sie das Wort ein. Schreiben Sie alle Einfälle als Stich-
wörter auf und verbinden Sie diese je nach Assoziationskette mit dem Kernwort (zentriertes
12 Cluster). Bedienen Sie sich der Worte dieses Clusters, um die ersten Sätze zu schreiben.
Wenn das Thema einen Widerspruch, einen Vergleich oder eine Kontroverse enthält,
können Sie auch Doppelcluster erstellen. Wählen Sie zwei Kernwörter, z. B. „Studienarbeit“
13 und „Freizeit“, und arbeiten Sie ansonsten wie mit dem zentrierten Cluster: Auf der linken
Seite schreiben Sie die Assoziationen zur Studienarbeit nieder und auf der rechten die zur
14 Freizeit.

15 Freewriting
Dialoge
Zweig

16 Zweig Hauptast Mindmapping

Kreative
17
Zweig
Schreibtechniken
Schreibprozess

18
19
20 .. Abbildung 7.1  Darstellung einer Mindmap
7.1 • Kreative Schreibtechniken
93 7

Die drei beschriebenen Techniken können Sie gut kombinieren. Im ersten, divergenten
Schritt erstellen Sie eine Mindmap, ein Brainstorming oder ein zentriertes Cluster. Schreiben
Sie jeden separaten Einfall und jedes Stichwort groß und deutlich auf eine eigene Karteikarte. In
der Mitte liegt dann das Kärtchen mit dem zentralen Begriff, umrahmt von den Assoziationen,
Einfällen und Stichwörtern.
Im zweiten, konvergenten Schritt strukturieren Sie Ihre Assoziationen und bilden kleinere
Cluster: Sie legen zusammen, was zusammengehört. Geben Sie jedem kleinen Cluster einen
Namen auf einem neuen Kärtchen. Sie können jetzt mit diesen neuen Kärtchen auch eine
übergeordnete Übersicht erstellen. Sie bewerten die Cluster und bestimmen die Reihenfolge
und die Gewichtung. Was gar nicht passt, legen Sie zur Seite. Die fertige Übersicht können Sie
an die Wand hängen oder auf ein großes Blatt kleben und aufbewahren.
Wollen Sie sich eingehend mit einem Thema beschäftigen und nach neuen Lösungen su-
chen, können Sie die Synectics-Technik heranziehen (Linneweh 1999, 100 f.). Diese Technik
beruht auf dem Denken in Analogien. „Synektik“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet
das Zusammenfügen verschiedener Elemente. Suchen Sie zu Ihrem eigenen Thema Analogien.

--
Gleicht Ihr Thema
einer Person,

-- einem Symbol,
einer Fantasie,
einem technischen oder natürlichen Phänomen?

Schreiben Sie zu einer dieser Fragen einen Text. Die Ansatzpunkte, die Sie hierbei finden, wer-
den auf Ihr Thema zurückübertragen. Der Wechsel der Perspektive regt Ihr Denken an und
führt zu neuen Einfällen!
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich auf ein Thema einzulassen, können Ihnen folgende

-
Schreibstimuli helfen (von Werder 2000, 54 ff.):
Informationen sammeln: Legen Sie eine Kartei mit alphabetischen Stichwörtern zu Ihrem
Thema an. In einer zweiten Kartei sammeln Sie bibliografische Angaben. Sammeln Sie the-
matisch passende Texte. Achten Sie auf Artikel in Zeitungen, im Internet¸ wie z. B. Blogs
und Tweets, und in Programmen im Radio und Fernsehen. Benutzen Sie den Schlagwort-
katalog in Bibliotheken bzw. die Möglichkeiten digitaler Datenbanken. Lassen Sie sich dort
z. B. vom Thesaurus anregen oder ziehen Sie ein Synonyme-Lexikon zu Rate. Sammeln
Sie die Namen der wichtigsten Autoren zu Ihrem Thema und besorgen Sie sich Biografien
oder Autobiografien; daraus lassen sich z. B. illustrierende Zitate für bestimmte Aspekte

- gewinnen.
Die Aristotelischen Fragen: Der Philosoph Aristoteles hat erkannt, dass fünf Aspekte ein
Thema sehr gut beleuchten: die Definition, der Vergleich, die Beziehung, die Umstände
und die herrschende Meinung. Weiterführende Fragen hierzu finden sich in . Tabelle 7.1.
Beantworten Sie die Fragen für das Kernwort aus dem Titel Ihrer Arbeit. Notieren Sie Ihre

- Antworten und fassen Sie die Ergebnisse zu einem kurzen Text zusammen.
Spielen Sie Kamera: Viele Forschungsgegenstände der Sozial- und Geisteswissenschaften
kommen auch im Alltagsleben vor. Identifizieren Sie die sozialen Orte Ihres Themas. Ent-
werfen Sie einen Beobachtungs- oder Fragebogen, mit dem Sie den Ort aufsuchen. Schreiben
Sie dort wie ein Ethnologe Ihre Erfahrungen auf. Erweitern Sie Ihr Thema, indem Sie sich in

- die Personen, die mit Ihrer Untersuchungsfrage zu tun haben, hineinversetzen.


Journal führen I: Legen Sie zu Ihrem Thema ein Journal an, eine Mischung aus Notiz- und
Tagebuch. Hier protokollieren Sie von Anfang an Ihre Arbeitsschritte und tragen alles ein,
94 Kapitel 7 • Schreibprozess

was Sie zu Ihrer Fragestellung finden: Einfälle, Lesefrüchte, Erkenntnisse und Ideen. Das
1 Journal hilft Ihnen, die Übersicht zu behalten und auch nach einer Pause wieder einzu-
steigen. Suchen Sie darin nach Schlüsselideen. Markieren Sie die Inhalte, die Sie bereits
2
3
- verarbeitet haben.
Journal führen II: Legen Sie ein zweites Journal an, wiederum als Mischung aus Notiz- und
Tagebuch. Hier tragen Sie alles ein, was Sie interessiert oder bewegt, was aber nicht direkt
zu Ihrem Thema passt. In diesem Journal ist auch Platz für Ihre Gefühle: Was motiviert
Sie? Was lenkt Sie ab? Fühlen Sie sich gerade wohl? Was beschäftigt Sie, auch abseits Ihrer
4 Arbeit?

5 Kreative Techniken helfen Ihnen, Ihre Erfahrungen zu reflektieren sowie Ihre Kompeten-
zen zu erweitern und zu schärfen. Was liegt Ihnen mehr: die schnelle Rohfassung, die freie
Assoziation, die langsame Niederschrift? Oder sind Sie ein „Praxisschreiber“, der gern Er-
6 innerungen notiert und Feldberichte erstellt? Aus dem Experimentieren mit verschiedenen
Textsorten, wie z. B. Kriminalroman oder Gedicht, erarbeiten Sie sich Ihre eigene Schreibart.
7 Ihre Schreibfähigkeiten verbessern Sie durch konsequentes Üben, was ebenfalls Zeit braucht
(Pyerin 2014, 36 ff.).
Seien Sie geduldig mit sich, muntern Sie sich auf und erwarten Sie keine Wunder. Probieren
8 Sie sich immer wieder aus, bleiben Sie experimentierfreudig und genießen Sie die Lust am Spiel!
Es soll Spaß machen! Denn auch davon lebt das wissenschaftliche Arbeiten: kindliche Neugier
9 und Freude am Kreativen. Das erkannte schon Albert Einstein, der einmal von sich sagte: „Ich
habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“
10
11 .. Tabelle 7.1  Aristotelische Fragen. (In Anlehnung an Neeld / Kiefer 1990, 325 ff.)

Definition Wie definiert das Fachlexikon …?

12 Welche ähnlichen Begriffe gibt es?

Welche Beispiele gibt es für …?

13 Vergleich Was gleicht …?

Wem ist … übergeordnet?


14 Wem ist … gänzlich fremd?

Beziehung Was verursacht …?


15 Was bewirkt …?

Was kommt vor / nach …?


16 Umstände Welche Umstände machen … möglich oder unmöglich?

17 Was passiert bei …?

Wo beginnt … und wo endet es?

18 Herrschende Meinung Was haben andere bislang über … gesagt?

Kann ich Forschungen oder Statistiken über … finden?

19 Habe ich schon mit jemandem über … gesprochen?

20
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
95 7
7.2 Wissenschaftliches Schreiben

Prof. Dr.-Ing. Frank Beneke, Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, Karoline de Gier,


Dr. phil. Eva Molitor, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock, Dr. rer. nat. Monika Wolff

Ihre Studienarbeit dient dazu, dass Sie sich mit einem Thema vertiefend auseinandersetzen. In
der Regel sollen Sie anhand einer abgegrenzten Fragestellung unter Beweis stellen, dass Sie in
der Lage sind, korrekt wissenschaftlich zu arbeiten. Dazu sollte die Arbeit objektiv, präzise sowie
verständlich sein und zeigen, dass Sie den aktuellen Stand des Wissens kennen. Dies können
Sie zeigen, indem Sie u. a. die entsprechende Literatur verarbeiten und zur Problemlösung
geeignete Methoden verwenden.
Im Folgenden werden Aspekte der Wissenschaftlichkeit mit praktischen Techniken ver-
bunden. Zu diesen Techniken gehören der Umgang mit der Rohfassung Ihrer Arbeit, der Glie-
derung sowie mit Zitaten und Quellen. Daneben wird die Frage der Verständlichkeit wissen-
schaftlicher Arbeiten erörtert.

7.2.1 Formalien

Die formal korrekte Ausgestaltung einer Studienarbeit kann viel Zeit in Anspruch nehmen, was
viele Studierende unterschätzen. Der Gutachter Ihrer Arbeit gewinnt den ersten Eindruck von
Ihrer Arbeit auf formaler Ebene. Planen Sie daher von Beginn an entsprechende Zeiträume ein und
informieren Sie sich am besten bereits vor Beginn des Bearbeitungszeitraums über die Formalien in
Ihrer Disziplin. Dies erleichtert Ihnen den Umgang mit den Regelungen, sodass Sie Ihre Studien-
arbeit von Anfang an auf formaler Ebene richtig anfertigen können (vgl. ▶ Abschnitte 2.5 und 6.1).
Zur Anfertigung einer Studienarbeit sind fachübergreifende Normen einzuhalten. Beachten
Sie grundsätzlich die Vorgaben des Dudens (Scholze-Stubenrecht et al. 2013) und der DIN 5008
(DIN 2011) sowie evtl. weitergehende Vorgaben Ihres Betreuers.
Alle Kalenderdaten werden gemäß DIN EN 28601  /  DIN  5008:2005 (basiert auf
ISO  8601:1989) in der Form Jahr-Monat-Tag (JJJJ-MM-TT, z. B. 2016-09-17) angegeben
(DIN 2011, 17). Alternativ ist die im deutschsprachigen Raum geläufigere Form Tag-Monat-
Jahr möglich (z. B. 17. September 2016). Hier gilt ebenso, dass Sie im Zweifelsfall Rücksprache
mit Ihrem Betreuer halten sollten.
Sämtliche Abkürzungen führen Sie ein, indem Sie den vollständigen Begriff bei der ersten
Verwendung ausschreiben und die Abkürzung in Klammern anfügen, z. B. „Deutsches Institut
für Normung (DIN)“. Nach dieser Einführung sollten Sie mit der Abkürzung konsequent weiter-
arbeiten. Zu vermeiden sind Abkürzungen aus Bequemlichkeit, wie „Volksw.“, „i. d. R.“, „bzgl.“
oder „stellv.“, die gemäß Duden (Scholze-Stubenrecht et al. 2013) nicht existieren. In einigen
Disziplinen werden Abkürzungen in ein Abkürzungsverzeichnis aufgenommen. Ebenso wird
für die verwendeten Symbole ein eigenes Symbolverzeichnis erstellt (vgl. ▶ Abschnitt 7.2.6).

7.2.2 Sprache und Stil

Ein fester Bestandteil der wissenschaftlichen Tradition ist ein spezifischer Sprachgebrauch. Ein
wissenschaftlicher Text soll informieren, nicht im journalistischen oder belletristischen Sinne
unterhalten. Dies führt manchmal zu umständlichen und unübersichtlichen Texten voller
Schachtelsätze, Passivkonstruktionen, Substantivierungen und (unnötiger) Fremdwörter. Das
96 Kapitel 7 • Schreibprozess

muss aber nicht sein. Wissenschaftlichkeit und guter Stil können – und sollten – in einem Text
1 zusammenkommen. Entwickeln Sie einen eigenen Stil, der objektiv, präzise und verständlich ist.
Formulieren Sie Ihren Text so, dass Sie gut verstanden werden können. Verwirren Sie Ihre Leser
2 nicht. Ihnen selbst mögen nach langer Auseinandersetzung mit Ihrem Thema viele Sachverhalte
trivial erscheinen, nicht unbedingt Ihren Lesern. Mithilfe der folgenden vier Kriterien können
3
--
Sie die Verständlichkeit eines Textes messen (Messing / Huber 2007, 129):
Einfachheit: Verwenden Sie kurze und übersichtliche Sätze.

4
- Prägnanz: Bleiben Sie beim Wesentlichen und bei den Fakten.
Struktur: Erstellen Sie eine klare Gliederung Ihrer Arbeit. Investieren Sie ausreichend Zeit
dafür. Springen Sie nicht von einem Thema zum nächsten. Ein Abschnitt sollte immer mit
5
6
- einer Einleitung beginnen.
Leseanreize: Interessante Texte verleiten zum Weiterlesen. Beginnen Sie ein Kapitel z. B.
mit einem (gut verständlichen) Beispiel, bevor Sie die dazugehörige komplizierte Theorie
erläutern.

7 Während (hohe) Literatur Synonyme liebt und Wiederholungen bestimmter Begriffe meidet, sind
Wiederholungen in der Wissenschaft keineswegs verpönt. Ein Sachverhalt oder eine Sache erhält
einen genau definierten Namen und sollte immer so genannt werden, selbst wenn der Begriff
8 mehrmals in einem einzigen Absatz vorkommt. Dadurch soll eine bessere Verständlichkeit des
Inhalts erreicht werden. Seien Sie also vorsichtig, zugunsten eines besseren Stils mit vermeint-
9 lichen Synonymen eines Fachbegriffs zu arbeiten – dies geht zuweilen auf Kosten der Präzision.
Weiterhin stellt sich die Frage: Wie beschreiben Sie eine Handlung? Dürfen Sie sich selbst als
10 handelnde Person, als „ich“, nennen? Und wie drücken Sie Ihre eigene Meinung aus? Prinzipiell

11 -
stehen Ihnen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
Wir-Formulierung: „Wir haben die Theorie aus diesen Annahmen hergeleitet.“ Das stimmt
allerdings nur, wenn daran mehrere Personen, z. B. im Rahmen einer Arbeitsgruppe, be-
teiligt waren. Wenn Sie Ihre Arbeit allein verfassen, sollten Sie auf die Verwendung der
12 Wir-Formulierung verzichten. Oftmals wird die Verwendung der Wir-Formulierung nicht
gerne gesehen. In manchen Disziplinen, wie z. B. in der Mathematik, ist die Verwendung
13
14
- der Wir-Formulierung aber immer noch gängig.
Ich-Formulierung: „Ich habe in den Interviews auf Fragen zur familiären Situation verzichtet.“
Haben Sie die Interviews wirklich selbst geführt und das Konzept dazu entwickelt? Dann
dürfen Sie insbesondere in der Einleitung und im Schluss Ihren Anteil an der Forschung
nennen. In wirtschaftswissenschaftlichen, juristischen und technischen Arbeiten ist eine
15 Ich-Formulierung jedoch zu vermeiden, in den Sozialwissenschaften ist sie dann zulässig,

16 - wenn klar formuliert wird, dass ein wissenschaftlicher Standpunkt hinter dem „Ich“ steht.
Auf Formulierungen mit „man“ sollten Sie verzichten, da diese dazu dienen, im Alltagsge-
spräch über allgemeine Erfahrungen zu berichten. In wissenschaftlichen Arbeiten ist die

17
- damit verbundene Unschärfe fehl am Platz.
Dritte Person: „Der Verfasser ist der Auffassung …“ Dieser Schreibstil war früher in der
deutschsprachigen Wissenschaft üblich, heute ist er strittig, da er in vielen Ohren altmodisch
18
- klingt. Grundsätzlich sollten Sie diese Formulierung vermeiden.
Passivformulierung: „Eine Herleitung der Theorie ist aufgrund dieser Annahmen vorge-
nommen worden.“ Damit sagen Sie zwar nicht, wer es gemacht hat, allerdings ergibt sich

-
19 das oft aus dem Kontext. Die Frage lautet aber bei jedem Satz: Liest sich das Passiv gut?
Unpersönliches Schreiben unter Verwendung aktiver Formen: „Die Versuche ergaben,
20 dass …“ Dies liest sich besser als die Formulierung im Passiv: „In den Versuchen konnte
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
97 7

gezeigt werden, dass …“. Dieses Stilmittel lässt die Dinge dort für sich selbst sprechen,
wo Sie als Handelnder gut im Hintergrund bleiben können. Gleichzeitig umschiffen Sie
damit elegant die Klippen umständlicher Passiv- und Hilfsverbkonstruktionen.

Richten Sie sich bei der Auswahl der Formulierungen nach den Gepflogenheiten Ihrer Disziplin.
Scheuen Sie sich nicht davor, Fragen zu diesem Thema mit Ihrem Betreuer abzuklären.
Des Weiteren sollten Sie möglichst auf geschlechtsneutrale Formulierungen zurückgreifen
wie Studierende statt Studenten. Manche Betreuer wünschen die Verwendung einer gender-
gerechten Sprache. Eine Schreibung mit der Binnenmajuskel wie in „WissenschaftlerInnen“
ist allerdings ein Verstoß gegen die deutsche Rechtschreibung. Eine platzsparende, aber nicht
in allen Disziplinen akzeptierte Lösung ist ein Hinweis darauf, dass eine Geschlechtsform die
andere mit einschließt. Der Hinweis erfolgt an der Stelle, an der eine entsprechende Formulie-
rung zum ersten Mal verwendet wird. So wird es auch in diesem Ratgeber gehandhabt, wie im
Vorwort der Herausgeber geschehen.
Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet nicht nur, präzise, strukturiert und nachvollziehbar
zu schreiben, sondern auch, die deutsche Sprache korrekt anzuwenden. Wenn Sie Fremdwörter
griechischen oder lateinischen Ursprungs verwenden, stellen Sie sicher, dass Sie die richtigen
Singular- oder Pluralformen benutzen: In der vorlesungsfreien Zeit absolvieren Studierende
Praktika, keine „Praktikas“; unbekannte Begriffe schlagen Sie in Lexika, nicht in „Lexikas“
oder gar „Lexikons“ nach. Und der Plural von Status ist nun einmal Status und nicht „Stati“.
Wörter wie „einziges“ und „optimal“ sind nicht steigerbar und Übertreibungen mit Adjektiven
wie „unglaublich“, „grandios“, „extrem“ oder „immens“ stehen oftmals im Widerspruch zum
wissenschaftlichen Anspruch, Sachverhalte objektiv darzustellen.
Vermeiden Sie überflüssige Anglizismen und Fremdwörter. Wenn es ein treffendes deut-
sches Wort gibt und aus fachlicher Sicht kein fremdsprachiger Begriff nötig ist, schreiben Sie in
einer deutschsprachigen Studienarbeit deutsch. Zu vermeiden sind in wissenschaftlichen Texten
zudem Füllwörter wie „bekanntlich“, „natürlich“, „selbstverständlich“, „nun“, „jetzt“. Seien Sie
sich bewusst, dass Formulierungen wie „bekanntlich“ oder „selbstverständlich“ überheblich
wirken können. Wenn die Inhalte bereits bekannt sind, bleibt es dem Leser selbst überlassen,
die entsprechende Passage zu überspringen. Kann ein Sachverhalt als allgemein bekannt vor-
ausgesetzt werden, dann verzichten Sie auf einen expliziten Hinweis.
Beim Korrigieren gilt: Nutzen Sie die Rechtschreibprüfung Ihres Textverarbeitungspro-
gramms (vgl. ▶ Abschnitt 6.2). In der Regel ist es erforderlich, dass Sie deren Benutzerwörterbü-
chern das Fachvokabular hinzufügen. Die Rechtschreibprüfung findet zwar nicht jeden Fehler,
aber oft solche, die Sie selbst trotz großer Rechtschreibsicherheit übersehen hätten. Gehäufte
Tipp‑, Rechtschreib- und Grammatikfehler erzeugen den Eindruck, Sie hätten Ihrer Studien-
arbeit nicht genügend Sorgfalt gewidmet, und können negativ in die Bewertung eingehen (vgl.
▶ Abschnitt 1.4). Ebenso wichtig ist eine korrekte Zeichensetzung. Auf den vorderen Seiten
des Dudens (Scholze-Stubenrecht et al. 2013, 67 ff.) finden Sie die gängigen Kommaregeln. Da
kaum eine Rechtschreibprüfung die Kommasetzung vollständig überprüft, müssen Sie selbst
darauf achten. Vermeiden Sie überflüssige Apostrophe, die sich häufig beim Genitiv einschlei-
chen: Wenn die Werbung fälschlicherweise mit „Oma’s guter Küche“ wirbt, sollten Sie es der
Werbung nicht gleichtun.
Eine sichere Rechtschreibung, eine korrekte Zeichensetzung, die richtige Wortwahl und ein
klarer Satzbau lassen Sie schon auf den ersten Blick als kompetenten Autor erscheinen. Lesen
Sie daher Ihren Text bei der Textüberarbeitung (vgl. ▶ Abschnitt 7.4) genau durch und lassen
Sie Ihren Text zusätzlich durch sprachkompetente Dritte prüfen.
98 Kapitel 7 • Schreibprozess

7.2.3 Zitate
1
Zitate und Fußnoten stellen zentrale Punkte des wissenschaftlichen Arbeitens dar, die im Fol-
2 genden erläutert werden.

7.2.3.1 Grundregeln des Zitierens


3 Zitieren bedeutet, Textstellen, Aussagen oder Messergebnisse wortwörtlich (direktes Zitat) oder
sinngemäß (indirektes Zitat) wiederzugeben. Zu den Grundprinzipien wissenschaftlichen Ar-
4 beitens gehört die Herkunftsangabe (Beleg) der verwendeten Quellen im Sinne von § 63 des
Urheberrechtsgesetzes (UrhG), damit das Original eingesehen und Ihre Aussagen überprüft
5 werden können. Wissenschaftliches Arbeiten gebietet es, über die Herkunft aller Tatsachen und
nicht selbstständig entwickelter Gedanken – sofern sie nicht wissenschaftliches Allgemeingut
darstellen – sowie sonstiger Anregungen exakt Auskunft zu geben.
6 Zitate sind kein notwendiges Übel, sondern sie gehören, richtig dosiert, zu einer wissen-
schaftlichen Abhandlung. Sie ermöglichen es, Ihre Leistung sauber von der Leistung anderer zu
7 trennen. Zitate stützen Ihre Argumentation und stellen Ihre Gedanken und Ergebnisse in den
größeren Zusammenhang Ihrer Disziplin und mitunter benachbarter Disziplinen.
Fußnoten sollten nur erstellt werden, wenn sie unbedingt nötig sind. Allseits bekannte
8 Tatsachen bedürfen keines Belegs. Ebenfalls sind Fußnoten keine Abladestelle für Texte, die Sie
sonst nicht unterbringen konnten oder die ggf. parallele Gedankenstränge entwickeln.
9 Im Folgenden werden die gängigsten Zitierregeln vorgestellt. Literaturquellen können auf
unterschiedliche Weise angegeben werden. Beim System Zitat‑Fußnote oder Fußnotenzitierung
10 verweist eine hochgestellte Zahl auf eine Fuß‑ oder Endnote. Dort steht die Literaturquellen-
angabe. In der Fußnote steht zuerst die Angabe, unter der die Literaturquelle im Literaturver-
zeichnis zu finden ist. In die kürzeste Variante, die Kurzzitierweise, gehören der Nachname des
11 Autors sowie die Jahres- und Seitenzahl. Selten wird noch der Vollbeleg, d. h. die Nennung aller
Angaben, in der Fußnotenzitierung verwendet (Theisen 2013, 161).1
12 Bsp.: Kurzzitierweise: 1 Schwanitz 1996, 33.
Bsp.: Vollbeleg: 1 Schwanitz, Dietrich: Der Campus. Frankfurt am Main 1996, 33.
13 Bei dem System Autor-Jahr oder Textzitierung, der sog. Harvard-Notation, wird die zitierte
Literaturquelle mit Verfasserangabe, Jahresangabe und üblicherweise der Seitenzahl direkt in
14 Klammern im Text genannt. Der Vorteil dieses Systems liegt darin, dass auf diese Weise die
Anzahl der Fußnoten erheblich reduziert wird.
15 Bsp.: wörtliches bzw. direktes Zitat
„Zitierfähig ist grundsätzlich nur das, was vom Leser nachvollzogen und geprüft werden
kann …“ (Lück / Henke 2009, 67).
16 Bsp.: sinngemäßes bzw. indirektes Zitat
Für den Leser sollten Zitate nachvollziehbar und überprüfbar sein. Nur dann ist ein Zitat
17 sinnvoll (vgl. Lück / Henke 2009, 67).

Manche Autoren geben dabei die Jahreszahl in runden Klammern an, z. B. „Lück / Henke
18 (2009), 67“. Der Seitenzahl wird häufig die Bezeichnung „S.“ vorangestellt. Generell ist zu

19 1 Bei „Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten“ handelt es sich um ein Sachbuch und keinen wissenschaftlichen Text.
Deshalb kann es Abweichungen zwischen der hier für Studienarbeiten vorgeschlagenen und der tatsächlich
20 umgesetzten Zitierweise geben. Bspw. wird hier kein „vgl.“ vor indirekte Zitate gesetzt.
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
99 7

beachten, dass die Angaben eine eindeutige Zuordnung des Zitates über Autor und Jahr im Lite-
raturverzeichnis ermöglichen und einheitlich in der gesamten Studienarbeit verwendet werden.
Legen Sie zu Beginn des Schreibens die Form Ihrer Zitate und Literaturquellenangaben fest.
Vergleichen Sie zu diesem Zweck Zitierstil und Literaturverzeichnisse in Standardwerken Ihrer
Disziplin und verwenden Sie die am häufigsten gewählte Variante. Den einmal gewählten Stil
müssen Sie im gesamten Text konsequent durchhalten. Halten Sie unbedingt die Fachkonven-
tionen ein und wenden Sie sich bei Unsicherheiten an Ihren Betreuer.

7.2.3.2 Wörtliche Zitate und sinngemäße Wiedergaben


Wörtliche Zitate stellen originalgetreu wiedergegebene Textstellen einer Literaturquelle dar und
werden in Anführungszeichen gesetzt. Jegliche Abweichungen vom Original sind zu kennzeich-
nen! Es gibt verschiedene Formen der Abweichungen:
Auslassungen innerhalb eines Zitats werden durch drei fortlaufende Punkte „…“ oder drei
fortlaufende Punkte in runden „(…)“ oder eckigen „[…]“ Klammern gekennzeichnet – auch
wenn ganze Sätze weggelassen werden. Beispiel: „Als Data Warehouse wird … ein unterneh-
mensweites Konzept der Datenhaltung verstanden, in dem logisch zentrale, semantisch verein-
heitlichte und konsistente entscheidungsrelevante Informationen gespeichert … werden. … Die
besondere Herausforderung beim Aufbau von Management Support Systemen besteht in der
zeitgerechten und fachspezifischen Extraktion relevanter Daten aus unternehmensinternen und
unternehmensexternen Literaturquellen …“ (Müller 2016, 12).
Eigene Hinzufügungen innerhalb eines Zitats und zur Verständlichkeit ergänzte Verben oder
andere Satzglieder werden in eckige Klammern gesetzt. Beispiel: „Die Mindmappingmethode
stützt sich auf die gedächtnispsychologischen Erkenntnisse …, dass [Informationen] im Lang-
zeitgedächtnis … in Form von Netzwerken …“ (Metzig / Schuster 2016, 110) gespeichert werden.
Hinweise auf Fehler im Original werden durch den Zusatz „sic!“ = „so!“ in eckigen Klam-
mern in das Zitat eingefügt. Beispiel: „… Rohstoff-Recylcing [sic!], was …“.
Werden Sperrungen oder sonstige Hervorhebungen weggelassen, hinzugefügt oder in verän-
derter Form dargestellt, so ist darauf hinzuweisen. Beispiel: „Bei der Tupel-Zeitstemplung wird
jedes Tupel um Attribute erweitert …“ (Müller 2016, 12; ohne Hervorhebung im Original).
Weiterhin werden Zitate in einem Zitat in einfache Anführungszeichen gesetzt. Beispiel:
„… werden als ‚temporale Datenbanken‘ bezeichnet.“
Soweit möglich wird nach der Originalquelle, der sog. Primärquelle, zitiert. Nur wenn die
Primärquelle nicht zugänglich ist, darf nach der Sekundärquelle zitiert werden. Als unzugäng-
lich gilt die Literaturquelle aber nur, wenn z. B. das Original zerstört wurde, der Öffentlichkeit
überhaupt nicht oder nur unter erheblichem Aufwand zugänglich bzw. nur im Ausland erhält-
lich ist. Die bloße Tatsache, dass Ihnen die Literaturquelle nicht vorliegt oder in keiner Biblio-
thek Ihrer Hochschule erhältlich ist, zählt also nicht als Unzugänglichkeit, sondern bedeutet,
dass Sie die Originalquelle – notfalls per Fernleihe – beschaffen müssen. Sollte die Primärquelle
trotz Ihrer Bemühungen nicht zu beschaffen sein, wird bei Zitaten zunächst die Primärquelle
angegeben, darauf folgt der Nachsatz „zitiert nach“ und den Abschluss bildet die Sekundär-
quelle. Beispiel: Jang / Johnson 1992, 33 zitiert nach Lorentzos 1993, 35.
Im Literaturverzeichnis müssen die nicht vorliegende Originalquelle sowie die Sekundär-
quelle angeführt werden.
Wörtliche Zitate in englischer Sprache werden unverändert übernommen, wobei Sie eine
sinngemäße Wiedergabe auf Deutsch vornehmen und damit zeigen können, dass Sie den Sinn
verstanden haben. Wörtliche Zitate in anderen Fremdsprachen fließen in der Regel in den fort-
laufenden Text nur in übersetzter Form ein. Das Original ist in einer Fußnote wiederzugeben.
100 Kapitel 7 • Schreibprozess

In einigen Fächern, besonders in den Philologien, kann es erwünscht sein, anstatt sie zu über-
1 setzen, Zitate in anderen Fremdsprachen als Englisch im Fließtext zu belassen.
Mischen Sie in einem Satz nicht unterschiedliche Sprachen. So darf z. B. nicht ein Teil eines
2 Satzes in Deutsch, ein anderer in einer Fremdsprache formuliert sein. Zitieren Sie in diesen
Fällen ganze fremdsprachliche Sätze. Wenn Sie fremdsprachliche Fachbegriffe in deutsche Sätze
einfügen, kennzeichnen Sie diese Begriffe entsprechend, z. B. durch „Anführungszeichen“, Kur-
3 sivdruck oder Kapitälchen.
Wörtliche Zitate sind in den meisten Disziplinen sparsam zu verwenden! In erster Linie
4 dienen wörtliche Zitate zur Wiedergabe von Definitionen. Darüber hinaus sollen sie nur für
prägnante, wichtige Aussagen oder Sachverhalte benutzt werden. Ein Zitat soll üblicherweise
5 maximal zwei bis drei Sätze umfassen.
Sinngemäße Wiedergaben sind ein gutes Stilmittel, um längere Passagen fremder Gedan-
kengänge in den eigenen Text einzufügen. Selbstverständlich ist hier ebenfalls der Literatur-
6 quellennachweis erforderlich, schließlich handelt es sich um fremdes Gedankengut. Um den
Unterschied zu einem Zitat deutlich zu machen, wird in vielen Disziplinen vor die Kurzform
7 „vgl.“ = „vergleiche“ gesetzt. Hierbei werden die entsprechenden Textstellen nicht in Anfüh-
rungsstriche gesetzt (vgl. ▶ Abschnitt 7.2.3.1).
8 7.2.3.3 Kurzzitierweise
Für Ihre Studienarbeit sollten Sie – sofern dies in Ihrer Disziplin üblich ist – die Kurzzitierweise
9 anwenden. Hierbei werden die verwendeten Veröffentlichungen in Kurzform zitiert. Die voll-
ständigen Angaben (Langform) der Veröffentlichung finden sich dann unter dem „Stichwort“
10 der Kurzform im Literaturverzeichnis der Studienarbeit.
Die Kurzform besteht aus dem Nachnamen des Autors bzw. den Nachnamen der Autoren
und der vierstelligen Jahreszahl des Erscheinungsjahres. Zwei Autorennamen werden durch
11 Schrägstrich oder Semikolon getrennt. Bei mehr als zwei Autoren wird der erste Verfasser mit
dem Zusatz „et al.“ (lat. et alii; und andere) verwendet. Zur Unterscheidung mehrerer gleicher
12 Kurzbezeichnungen, wenn bspw. in einem Jahr mehrere Texte eines Verfassers erschienen sind,
muss ein Kleinbuchstabe angehängt werden (Bsp.: Müller 2015, Müller 2016a, Müller 2016b,
Müller / Meier 2016, Müller et al. 2016).
13 Literaturquellenangaben sollen präzise sein und das Wiederauffinden erleichtern. Es sind
daher die Seitenzahlen des zitierten Gedankens oder Faktums anzugeben!
14 Hat die Quelle keine Seitenzahl (unpaginiert), ist an ihrer Stelle „o. S.“ (ohne Seite) einzu-
fügen. Die Angabe „o. S.“ stellt allerdings eine Ausnahme dar. Sie ist möglichst zu vermeiden
15 (Bsp.: Müller 2016, o. S.). Bei Literaturquellen aus dem Internet, bei denen mit Ausnahme von
PDF-Dokumenten üblicherweise keine Seitenangaben vorhanden sind, kann auf die Angabe
von „o. S.“ verzichtet werden.
16 Bezieht sich eine Literaturquellenangabe auf einen Sachverhalt innerhalb einer Seite, so ist
diese Seite anzugeben (Bsp.: Müller 2016, 12). Erstreckt sich der Literaturquellentext über zwei
17 aufeinanderfolgende Seiten, so wird an die erste Seite ein „f.“ (folgende (Seite)) angehängt (Bsp.:
Müller 2016, 12 f.). Ein „ff.“ (folgende (Seiten)) hängen Sie an, wenn Sie sich auf mehr als zwei
aufeinanderfolgende Seiten beziehen (Bsp.: Müller 2016, 12 ff.). Bei auseinanderliegenden Re-
18 ferenzen werden entsprechend der obigen Vorgehensweise die Seitenangaben durch Kommata
oder durch „und“ verbunden (Bsp.: Müller 2016, 12, 58 ff. und 110 f.).
19 Falls derselbe Autor mehrfach nacheinander zitiert wird, findet in manchen Disziplinen
bei Verwendung der Langzitierweise „ebenda“ bzw. „ebd.“ Verwendung. Bei der ersten Nen-
20 nung eines Zitates wird die Langform angegeben. Wird im nachfolgenden Text auf denselben
Autor verwiesen, nur auf eine andere Stelle im Text, lautet die entsprechende Zitierung „vgl.
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
101 7

ebenda, 53“ bzw. „vgl. ebd., 53“ Es empfiehlt sich, das Ersetzen durch „ebenda“ bzw. „ebd.“ erst
im letzten Überarbeitungsschritt vorzunehmen. Sollten zwischendurch andere Literaturquellen
zitiert werden, stimmt die verkürzte Zitierweise nicht mehr. Auch darf „ebenda“ nur verwendet
werden, wenn die Referenz auf der selben Seite unmittelbar davor zu finden ist.
Wird ein Werk mehrfach, aber nicht in unmittelbarer Folge zitiert, wird in manchen Diszi-
plinen bei der Langzitierweise mit der Abkürzung „a. a. O.“ (am angegebenen Ort) gearbeitet.
Dieses Vorgehen birgt den Nachteil, dass mitunter einige Seiten zurückgeblättert werden muss,
um sich die genaue Literaturquellenangabe zu erschließen. Besser ist es deshalb, alle bibliografi-
schen Angaben zusammen mit der Jahreszahl erneut zu nennen. Werden mehrere Literaturquel-
len zitiert, so werden diese durch Semikola oder Bindewörter (z. B. „und“, „sowie“) getrennt.
Die Reihenfolge der Literaturquellen ist abhängig von der Bedeutung der Literaturquelle für
die entsprechende Zitatstelle (Bsp.: Müller 2016, 12; Maier 2016, 24 sowie Schulze 2016, 45).
In manchen Disziplinen ist aber auch die alphabetische Nennung der Literaturquellen üblich,
unabhängig von ihrer Bedeutung für die Argumentation. Teilweise ist eine Sortierung nach
Erscheinungsjahr vorzufinden.

7.2.3.4 Fußnoten
Fußnoten enthalten Zusatzinformationen zu einzelnen Begriffen, Aussagen, Sätzen oder Absät-
zen im Text. Eine Ausnahme bildet die in ▶ Abschnitt 7.2.3.1 besprochene Fußnotenzitierung.
Fußnoten werden im Text durch hochgestellte arabische Ziffern bezeichnet und für den ge-
samten Text fortlaufend nummeriert. Aus der Stellung der Ziffer vor oder hinter einem Satzzei-
chen ist ersichtlich, ob sich die Fußnote nur auf ein Wort oder eine Wortgruppe, einen Satzteil,
den ganzen Satz oder sogar auf einen ganzen Absatz bezieht. Bezieht sich die Fußnote auf ein
Wort oder eine Wortgruppe, wird die hochgestellte Ziffer direkt dahinter gesetzt (Bsp. „… Ana-
lytische Informationssysteme82 …“), womit sie am Satzende direkt vor dem Satzschlusszeichen
steht („… Analytische Informationssysteme83.“). Bezieht sich die Fußnote hingegen auf einen
ganzen Satz oder einen Teil davon, setzen Sie die zugehörige Ziffer hinter das abschließende
Satzzeichen („… Analytische Informationssysteme.84“ bzw. „… Analytische Informationssys-
teme,85 die …“).

Die Fußnote steht weder am Anfang eines Satzes noch an einer Überschrift. Zwei Fußnoten
sollten nicht direkt hintereinander folgen, auch sollten diese nicht durch Kommata oder
Leerzeichen getrennt werden.

Fußnotentexte sind vom Textkörper deutlich abgegrenzt, häufig durch einen waagerechten,
kurzen Strich. Fußnotentexte sollten zwei Schriftgrößen kleiner als die Hauptschrift sowie in
einzeiligem Abstand geschrieben werden, die zugehörige Ziffer wird vorangestellt. Erstrecken
sich Fußnotentexte über mehr als eine Zeile, so sind die weiteren Zeilen einzurücken.
Orthografisch werden Fußnoten als eigenständige Sätze behandelt, d. h., sie werden in
Großschreibung begonnen und mit einem Punkt, Ausrufe- oder Fragezeichen beendet. Endet
eine Fußnote mit dem Zusatz „f.“ oder „ff.“, gilt der Punkt als Satzabschluss. Darüber hinaus
ist die Stellung von Fußnoten bei Aufzählungen zu beachten. Hier wird die hochgestellte Ziffer
entweder nach dem Doppelpunkt oder an das Ende des letzten Aufzählungspunkts gestellt.
Je nach Disziplin werden Fußnoten unterschiedlich genutzt, teilweise dienen sie als zweite
Textebene z. B. mit Anmerkungen über abweichende Meinungen oder enthalten die vollständige
Zitierweise. In manchen Disziplinen sind diese generell nicht gerne gesehen.
102 Kapitel 7 • Schreibprozess

7.2.4 Literaturverzeichnis
1
Wenn Sie eine Studienarbeit schreiben, haben Sie im Vorfeld und während der Bearbeitung
2 viel dafür gelesen (vgl. ▶ Kapitel 5). Das Literaturverzeichnis umfasst jedoch nur die von Ihnen
im Text zitierte Literatur, d. h. sowohl die wörtlichen als auch die sinngemäßen Wiedergaben.
Literaturquellen, die Sie zwar gelesen und die Ihnen bei der Bearbeitung des Themas wesentlich
3 geholfen haben, die Sie aber dennoch nicht zitiert haben, gehören explizit nicht in das Litera-
turverzeichnis. Das Einbringen solcher „Luftliteratur“ kann als Täuschungsversuch gewertet
4 werden. Nehmen Sie nur die Textquellen auf, die erforderlich sind. Es geht nicht darum, dass
Sie alle Literatur, die zum Thema verfügbar ist, verwenden, sondern diejenige, die notwendig ist.
5 Das Literaturverzeichnis muss nicht nur die wörtlichen, sondern ebenfalls die sinngemäß
zitierten Literaturquellen enthalten sowie die Quellen, aus denen Sie Tabellen oder Abbildungen
entnommen haben. Zweck des Literaturverzeichnisses ist es, die Literaturquellen vollständig,
6 korrekt und alphabetisch nach Autorennamen aufzulisten, um diese Quellen schnell und ein-
deutig wieder auffinden zu können.
7 Geben Sie jede zitierte Literaturquelle bereits während der Bearbeitung in ein Literatur-
verwaltungsprogramm ein (vgl. ▶ Abschnitt 4.3). Damit vermeiden Sie nicht nur zusätzlichen
Aufwand am Ende der Schreibphase, sondern ebenso Fehler im Literaturverzeichnis.
8 Eine Literaturquellenangabe enthält mindestens die folgenden Elemente:

9
Name, Vorname: Titel der Literaturquelle. Untertitel. Erscheinungsort Erscheinungsjahr.

10
Diese Informationen gewährleisten die Überprüfbarkeit der Literaturquelle. Neben den publi-
11 zierten Texten müssen Sie auch unveröffentlichte Quellen anführen. Dazu schreiben Sie nach
der jeweiligen Langform einen Hinweis, dass sich die Literaturquelle im Druck befindet oder
12 unveröffentlicht ist.

13 In das Literaturverzeichnis gehören grundsätzlich alle in der Studienarbeit angeführten


Literaturquellen – und nur diese!
14
15 In der Studienarbeit muss die aktuelle Auflage zitiert werden, sofern nicht in einer alten Auflage
Informationen stehen, die Sie dringend brauchen, aber in einer neueren Auflage nicht mehr
enthalten sind. Sie sollten aber hinterfragen, warum diese Inhalte nicht mehr enthalten sind
16 und ggf. Ihre inhaltlichen Ausführungen an die aktuelle Literatur anpassen.

17
- Bei den Literaturquellen ist generell zwischen folgenden Arten zu unterscheiden:
Monografien sind nichtperiodisch erscheinende, von einem einzelnen Verfasser oder ge-

18 - meinschaftlich angefertigte Veröffentlichungen.


Sammelbände sind nichtperiodisch erscheinende, von einer oder mehreren Personen heraus-
gegebene Veröffentlichungen. Sie bestehen meist aus Aufsätzen verschiedener Verfasser zu
einem bestimmten Thema. Wird ein Artikel aus einem Sammelband zitiert, ist somit auch
19 der Sammelband als eigenständige Quelle in das Literaturverzeichnis aufzunehmen. Er gilt

20 - dann als zitiert, selbst wenn er nicht explizit an anderer Stelle erwähnt worden ist.
Zeitschriften werden periodisch, z. B. monatlich, veröffentlicht und enthalten (Fach‑)Auf-
sätze verschiedener Verfasser.
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
103 7

- Zeitungen sind wie Zeitschriften periodisch (täglich, wöchentlich etc.) erscheinende Veröf-
fentlichungen. Der Unterschied liegt darin, dass Zeitungen vielfältige Themen eher global
abdecken, während Zeitschriften fachspezifisch angelegt sind. Zeitungsartikel sollten als
Quellen in der Regel sehr sparsam verwendet werden, weil sie im engeren Sinne keine

- wissenschaftlichen Literaturquellen darstellen.


Internetquellen sind Dokumente, die in elektronischer Form im Internet verfügbar sind.

- Dies trifft mittlerweile auf viele wissenschaftliche Texte zu.


Statistische Quellen werden z. B. vom Statistischen Bundesamt (www.destatis.de) oder vom
Statistischen Amt der Europäischen Union (ec.europa.eu/eurostat) zur Verfügung gestellt.
Hier wird die Quelle, sofern sie nicht in Jahrbüchern veröffentlicht wurde, anhand der

- jeweiligen Beschreibung der Datenquelle zitiert.


Sonderformen stellen z. B. Jahrbücher oder in manchen Disziplinen Gesetze dar. Hier sind
analog zu den folgenden Ausführungen einheitliche, adäquate Quellenangaben zu nennen.

Für die Gestaltung des Literaturverzeichnisses sollten Sie sich unbedingt Beispiele aus Ihrer Dis-
ziplin ansehen. Teilweise bestehen alle Literaturquellenangaben aus einer Kurz- und einer Lang-
form. Dabei wird die (hervorgehobene) Kurzform der (vollständigen) Langform vorangestellt,
die eingerückt wird. Diese Vorgehensweise ermöglicht das schnelle Auffinden anhand der im Text
in Kurzform zitierten Literaturquellenangaben. Teilweise finden sich im Literaturverzeichnis nur
die Langformen der Literaturquellenangaben, wobei die Jahreszahl entweder in Klammern nach
dem bzw. den Autorennamen oder am Ende der Literaturangabe steht. Richten Sie sich nach den
Konventionen Ihres Fachs und verwenden Sie auf jeden Fall ein einheitliches Schema.

Jede Literaturquellenangabe wird durch einen Punkt abgeschlossen.

Die bibliografischen Angaben können auf verschiedene Art und Weise erfasst werden. Bei
ausländischen Titeln werden Angaben wie „Hrsg.“ oder „S.“ trotzdem in der deutschen Form
verwendet, obwohl sich in der deutschsprachigen Literatur teilweise die internationale Zitier-
weise „ed.“ und „eds.“ bzw. „edd.“ (für Herausgeber in der Ein- und Mehrzahl) und „p.“ bzw.
„pp.“ (für Seite bzw. Seiten) wiederfindet. Nachfolgend finden Sie einen Vorschlag für den
Aufbau der bibliografischen Angaben.2
Folgende Angaben der Langform sind erforderlich, wobei Satzzeichen in eckigen Klammern

-
und optionale Elemente in geschweiften Klammern aufgeführt sind:
Autor(en): Nachname1 [Komma] Vorname1 [Semikolon] Nachname2 [Komma] Vorname2
[Doppelpunkt].
Die Vornamen sollen ausgeschrieben werden. Hierbei genügt die Angabe des ersten Vorna-
mens eines Autors. Es entfallen grundsätzlich Titel (z. B. Dr., Freiherr, Hofrat) und Dienst-
grade (z. B. Professor, General). Fehlende Autoren werden mit „o. V.“ (ohne Verfasser)
angegeben.

Beispiel
Molitor, Eva; Stock, Steffen:

2 In diesem Ratgeber wird aufgrund einer vom Verlag vorgegebenen Zitierweise von diesem Vorschlag abgewi-
chen. Ein beispielhaftes Literaturverzeichnis mit den vorgeschlagenen Zitierweisen befindet sich unter http://
www.studierendenratgeber.de/srb/docs/Literaturverzeichnis.pdf.
104 Kapitel 7 • Schreibprozess

1 - Überschrift: Ungekürzter Titel der Literaturquelle [Punkt oder Doppelpunkt] Untertitel


[Punkt].

2 Beispiel

-
Erfolgreich promovieren. Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende.

3 Bei Büchern: {Auflagennummer [Punkt] „Aufl.“} {Verlag [Komma]} Ort1 {[Komma]


Ort2 bzw. „et al.“} [kein Komma] Jahreszahl [Punkt].
4 Die Auflage wird erst ab der zweiten („2. Aufl.“) angegeben, wobei Zusätze wie „erweitert“
oder „verbessert“ nicht aufgeführt werden. Die Angabe des Verlages ist in manchen Diszip-
5 linen üblich, kann aber in der Regel entfallen. Bei mehr als zwei Verlagsorten wird der erste
Verlagsort mit dem Zusatz „et al.“ verwendet. Fehlende Angaben sind mit „o. O.“ (ohne
Ort) bzw. „o. J.“ (ohne Jahr) anzugeben.
6
Beispiel
7 Wöhe, Günter; Döring, Ulrich; Brösel, Gerrit: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschafts-

-
lehre. 26. Aufl. München 2016.

8 Herausgeber: Wie Autoren, nur mit dem Zusatz „(Hrsg.)“ vor dem Doppelpunkt.

9 Beispiel
Stock, Steffen; Schneider, Patricia; Peper, Elisabeth; Molitor, Eva (Hrsg.): Erfolgreich promovieren.
10
-
Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende. 3. Aufl. Berlin, Heidelberg 2014.

Bei mehreren Bänden von Büchern: Nach den Angaben zum Titel folgt: „Bd.“ [Leerzei-
11 chen] Bandnummer [Doppelpunkt] spezieller Bandtitel, soweit er existiert [Punkt]. An-
gaben wie „Tagungsband 2“ o. Ä. sind analog zu obiger Vorgehensweise zu übernehmen.
12
Beispiel

13 Meister, Herbert: Europäische Rechtslehre: Vorstudien zu einem positiven Realismus. Bd. 1. Berlin

-
2015.

14 Bei Aufsätzen in Sammelbänden ist zusätzlich zu den Autoren- und Titelangaben


Folgendes zu nennen: „In“ [Doppelpunkt] Kurzform des Sammelbandes [Komma] {„S.“
15 [Leerzeichen]} Anfangsseitenzahl [Leerzeichen] „-“ [Leerzeichen] Endseitenzahl [Punkt].
Die Anfangsseitenzahl mit dem Zusatz „ff.“ reicht nicht aus.

16 Beispiel
Blumenthal, Margot; Hruska, Claudia; May, Johanna; Stock, Steffen; Völker, Harald: Veröffentli-
17

-
chung. Möglichkeiten der Veröffentlichung. In: Stock et al. 2014, 224 - 229.

Bei Aufsätzen in Zeitschriften ist zusätzlich zu den Autoren- und Titelangaben Folgendes
18 aufzuführen: „In“ [Doppelpunkt] Name der Zeitschrift [Leerzeichen] {Jahrgangsnummer
[Leerzeichen]} [Klammer auf] Jahreszahl [Klammer zu] {[Leerzeichen] Heftnummer}
19 [Komma] {„S.“ [Leerzeichen]} Anfangsseitenzahl [Leerzeichen] „-“ [Leerzeichen] Endsei-
tenzahl [Punkt].
20 Ist der Jahrgang bzw. die Heftnummer nicht in Erfahrung zu bringen, sind diese Angaben
ersatzlos zu streichen.
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
105 7

Beispiel
Stock, Steffen; Schneider, Patricia; Peper, Elisabeth; Molitor, Eva: Wie aus einem Guss! Zur Durch-
führung eines Buchprojekts mit sehr vielen Autoren. In: Forschung und Lehre 16  (2009)  9,

-
678 - 679.

Bei Zeitungen ist zusätzlich zu den Autoren- und Titelangaben Folgendes zu nennen:
„In“ [Doppelpunkt] Name der Zeitung [Komma] {„Nr.“ [Leerzeichen] Ausgabennummer
[Komma]} Erscheinungsdatum [Komma] {„S.“ [Leerzeichen]} Anfangsseitenzahl {[Leer-
zeichen] „-“ [Leerzeichen] Endseitenzahl} [Punkt].

Beispiel
Fromm, Thomas: Angst vor dem Modellwechsel. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 227, 2. - 4. Okto-

-
ber 2015, 1.

Bei Internetquellen ist zusätzlich zu den Autoren- und Titelangaben Folgendes zu


nennen: Internetadresse [Komma] Erscheinungsjahr [Komma] „Abruf am“ [Leerzei-
chen] Abrufdatum [Punkt] {[Klammer auf] Besondere Hinweise [Punkt] [Klammer
zu]}.
Die Internetadresse muss vollständig inkl. der Angabe des Übertragungsprotokolls (meist
„Http://“) ohne einleitendes „URL:“, „in:“ oder „Adresse:“ o. Ä. angegeben werden. Bei Ar-
beiten, die elektronisch eingereicht werden, wird mitunter verlangt, dass die Internetquellen
um den Hyperlink ergänzt und damit direkt überprüfbar werden.
Falls erforderlich oder bekannt, sollten besondere Hinweise zum Abruf gegeben werden,
z. B.: „(Nur für geschlossene Benutzergruppe zugänglich.)“, „(Server nicht mehr exis-
tent.)“, „(Dokument auf dem Server nicht mehr verfügbar.)“, „(Abruf kostenpflichtig.)“.
Internetadressen werden nicht in Silbentrennung und Blocksatz einbezogen. Insbesondere
sollen keine Trennstriche verwendet werden, sofern diese nicht Bestandteil der Adresse sind.
Falls erforderlich, kann ein Zeilenumbruch (ohne Trennstrich) hinter den Adressbestandtei-
len Punkt, Binde‑, Unter- oder Schrägstrich erfolgen. Es muss die explizite Adresse angege-
ben werden, unter der das Dokument wiederzufinden ist, d. h. die Angabe der Einstiegsseite
reicht nicht aus. Achten Sie darauf, nur solche Internetseiten zu zitieren, die von eindeutig
identifizierbaren Urhebern stammen und mit hoher Wahrscheinlichkeit verlässlich sind.
Dokumente im Internet oder Internetseiten sollten Sie sich herunterladen und archivieren.
Nur so können Sie diese als Nachweis für Ihr Zitat verwenden.

Beispiel
Teichert, Astrid; Stöber, Thomas: Vergleich Literaturverwaltungsprogramme. Http://www.­
bibliothek.uni-augsburg.de/service/literaturverwaltung/downloads/vergleich.pdf, 2008, Abruf

-
am 17. September 2017.

Bei Dissertationen erfolgt die Nennung nach dem Muster: Nachname [Komma] Vor-
name [Doppelpunkt] Titel der Dissertation [Punkt] „Diss.“ {Verlag [Komma]} Ort [kein
Komma] Jahreszahl [Punkt].

Beispiel
Stock, Steffen: Modellierung zeitbezogener Daten im Data Warehouse. Diss. Wiesbaden 2001.
106 Kapitel 7 • Schreibprozess

1 - Bei Datenblättern von statistischen Ämtern sind folgende Angaben notwendig: Name
der Institution [Leerzeichen] „(Hrsg.)“ [Doppelpunkt] Name des Datenblatts [Punkt]
Name der Erhebung mit ggf. der Nummerierung [Punkt] Ort [Leerzeichen] Jahr.
2 Hierbei bezieht sich der Ort grundsätzlich auf den Sitz der veröffentlichenden Institution
und nicht auf den Ort der Erhebung.
3 Beispiel
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur. Studierende an Hochschulen – Vorbericht.
4

-
Fachserie 11, Reihe 4.1. Wintersemester 2014/2015. Wiesbaden 2015.

5 Bei Telefonaten, Briefverkehr, E-Mail-Kommunikation, Interviews, Befragungen, Ex-


pertengesprächen o. Ä.: Nach der Angabe des Interviewpartners folgt: Inhalt der Kom-
munikation [Punkt] Hinweis auf die Form der Kommunikation [Punkt] für die Auswahl
6 des Kommunikationspartners entscheidende Funktion [Punkt] Ort der Kommunikation
[Komma] Datum bzw. Zeitraum der Kommunikation [Punkt].
7
Beispiel

8 Mai, Max: Experteninterview. Lebensform von Studierenden. Telefoninterview. Professor der

-
Beispiel­universität. Beispielort, 2. Dezember 2015.

9 Bei unternehmensinternen Unterlagen (Prospekte, Präsentationen etc.): Autorennamen


oder Herausgebernamen [Doppelpunkt] Titel der Unterlage {[runde Klammer auf] Art
10 des Materials [runde Klammer zu]} [Punkt] Ort [kein Komma] Jahr {[Punkt] Zusatzin-
formationen} [Punkt].

11 Beispiel
Wunderlich, Peter: Die Kenntnisnahme der Bolognareform in der Öffentlichkeit (Whitepaper).
12

-
Beispielort 2015.

Bei Radio- oder Fernsehbeiträgen: Urheber der Aussage [Doppelpunkt] Titel der Sen-
13 dung [Punkt] Sender [Komma] Ausstrahlungsdatum [Punkt].

14 Beispiel

-
Wunderlich, Peter: Überlastete Studierende. Radio Schleswig-Holstein, 1. September 2015.
15
Bei CD-ROM, DVD, Video- oder Audio-Kassetten: Urheber [Doppelpunkt] Titel der
Quelle [Punkt] {Untertitel [Punkt]}{„Vers.“ Version [Punkt]} {Art des Mediums [Punkt]}
16 {Angabe des Mediums [Punkt]} [Punkt] Filmgesellschaft [kein Komma] Jahr [Punkt].

17 Beispiel
Wagenhofer, Erwin: We feed the World. Essen global. Dokumentation. DVD, UFA 2005.

18
Allen Satzzeichen folgt stets ein Leerzeichen!
19 Klammern sind keine Satzzeichen, deshalb wird im Deutschen nach öffnenden und vor
schließenden Klammern kein Leerzeichen gesetzt.
20
7.2  •  Wissenschaftliches Schreiben
107 7

Die im Literaturverzeichnis aufgeführten Literaturquellen sind nach folgenden Kriterien zu


ordnen, wobei sich die nachstehenden Ausführungen auf die Kurzzitierweise (vgl. ▶ Ab-

--
schnitt 7.2.3.3) beziehen:
Es wird alphabetisch nach den Verfassern sortiert.
Bei mehr als einer Veröffentlichung eines Verfassers wird nach folgenden Kategorien in

--
dieser Reihenfolge geordnet:
Verfasser (allein);

--
Verfasser1 / Verfasser2;
Verfasser et al.
Hierbei werden alle o. g. Veröffentlichungsformen wie Monografien, Aufsätze etc. gleich

- behandelt.
Innerhalb jeder der drei Kategorien wird üblicherweise aufsteigend nach dem Erscheinungs-

- jahr der Veröffentlichung sortiert.


Bei demselben Erscheinungsjahr innerhalb einer Kategorie wird alphabetisch in Bezug auf
die Langzitierweise sortiert. Dabei werden die Buchstaben a, b, c … an das Jahr der Veröf-
fentlichung angehängt und entsprechend geordnet.

7.2.5 Tabellen und Abbildungen

Tabellen und Abbildungen sollen neben dem Text weitere Inhalte, Daten und Zusammenhänge
vermitteln. Für den schnellen Überblick wird eine grafische Darstellung vorgezogen, während
eine sehr detaillierte Vermittlung von Informationen besser über Tabellen zu realisieren ist
(Krämer 2009, 73 ff.).
Sowohl die Tabellen als auch die Abbildungen werden jeweils durchgehend nummeriert
und erhalten eine aussagekräftige Über- bzw. Unterschrift. Sofern eine Tabelle oder Abbildung
originalgetreu, d. h. eingescannt oder als Screenshot, verwendet wird, erfolgt die Quellenan-
gabe analog zu wörtlichen Zitaten (vgl. ▶ Abschnitt 7.2.3.2). Wenn eine Tabelle oder Abbil-
dung leicht verändert wurde, wird hinter die Kurzzitierweise „(leicht modifiziert)“ ergänzt.
Sind jedoch wesentliche Inhalte weggelassen oder ergänzt worden oder wurde die Tabelle
oder Abbildung aufgrund eines Textes neu erstellt, so wird der Kurzzitierweise „in Anleh-
nung an“ vorangestellt. Nur in den Fällen, in denen die Tabelle oder Abbildung Ihr eigenes
Gedankengut darstellt, kann auf eine Quellenangabe verzichtet werden. Eine Fußnote mit
dem Text „eigene Darstellung“ ist damit in der Regel nicht erforderlich und in den meisten
Disziplinen unüblich.
Tabellen enthalten in strukturierter Form eine Sammlung von Daten. Hier sind nur die für
die Argumentation erforderlichen Inhalte aufzuführen. Verzichten Sie zugunsten der Nachvoll-
ziehbarkeit auf überflüssiges Datenmaterial.
Jede Tabelle erhält eine eigene, fortlaufende Nummer und einen Tabellentitel. Alle Tabellen
werden zusätzlich im Tabellenverzeichnis aufgeführt. Im Text muss auf die Tabelle hingewiesen
werden, z. B.: „Tabelle 1 zeigt …“. Sollten Sie „Tabelle“ durch „Tab.“ abkürzen, vergessen Sie
nicht, diese Abkürzung in Ihr Abkürzungsverzeichnis aufzunehmen, da sie nicht im Duden
steht.
Tabellen sollten, sofern Sie keine anderen Vorgaben von Ihrem Betreuer erhalten, so schlicht
wie möglich gehalten werden. Neben dem weitgehenden Verzicht auf Schattierungen, Farbe,
unterschiedliche Schriftarten etc. bedeutet das, eine Tabelle einschließlich des Tabellentitels auf
eine Seite zu beschränken (vgl. zum Layout ▶ Abschnitt 6.1).
108 Kapitel 7 • Schreibprozess

Abbildungen illustrieren einen Zusammenhang. Eine grafische Darstellung oder ein Bild
1 wird bereits im Text zuvor angesprochen bzw. angekündigt (Bsp.: „vgl. Abb. 3“) und greift den
dort erläuterten Zusammenhang auf. Komplexe Zusammenhänge lassen sich oft in bildhafter
2 Form deutlich besser und eindeutiger darstellen. Allerdings ist es nicht leicht, eine aussagekräf-
tige Abbildung zu erstellen. Hier wird es Ihnen oft genauso ergehen wie bei der Erstellung des
Textes: Ausgehend von einem Grundentwurf ist die Abbildung immer weiter zu verfeinern.
3 Viele Zusammenhänge wie bspw. mathematische Funktionen sind oft ohne eine Abbildung
kaum zu verstehen. Für die Auswertung umfangreicher Daten und das Erkennen von Struktu-
4 ren und Zusammenhängen in der Fülle dieser Daten ist eine Abbildung ebenfalls unerlässlich
(Krämer 2009, 77 ff.).
5 Eine gute Darstellung haben Sie gefunden, wenn der zu illustrierende Zusammenhang klar
und deutlich dargestellt und die Abbildung nicht überladen ist. Bei Bedarf ziehen Sie Literatur
zurate, die sich speziell mit der grafischen Darstellung wissenschaftlicher Daten beschäftigt
6 (z. B. Tufte 2007). Für die Verarbeitung umfangreicher Datensätze sind spezielle Programme
verfügbar. Da die in einem Abbildungstitel verwendete Kurzform „Abb.“ im Duden steht, ist es
7 nicht notwendig, diese Abkürzung in das Abkürzungsverzeichnis aufzunehmen.
Abbildungen und Tabellen können das Verständnis komplizierter Sachverhalte erleichtern.
Überladen Sie diese jedoch nicht.
8
9 7.2.6 Weitere Bestandteile

10 Der Vorspann der Studienarbeit besteht aus Titelseite, ggf. Abstract, Inhaltsverzeichnis, Abbil-
dungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis und Abkürzungsverzeichnis, wobei diese Reihenfolge in
den meisten Disziplinen einzuhalten ist.
11 Auf der Titelseite sind alle Informationen anzugeben, die zur eindeutigen Zuordnung der
Studienarbeit nötig sind.
12
Für die Gestaltung der Titelseiten von Studienarbeiten kann es in den einzelnen Fakultäten
13 explizite Anforderungen geben. Richten Sie sich nach den dort festgelegten Formalien.

14
Das Abstract ist eine maximal eine Seite umfassende Kurzform der Studienarbeit, sozusagen
15 ein Destillat. Das Abstract gibt das Ziel und die Methodik der Arbeit sowie ihre grundlegenden
Ergebnisse wieder. Es enthält weder Zitate oder Fußnoten noch Abbildungen oder Tabellen. Ein
Abstract darf nicht mit der Zusammenfassung verwechselt werden, die in der Regel am Ende
16 der Studienarbeit gegeben wird und zumeist eine kritische Bewertung mit einem Ausblick
beinhaltet.
17 Eine Danksagung oder Widmung wird nicht gefordert. Es liegt in Ihrem Ermessen, ob Sie
diese Ihrer Abschlussarbeit voranstellen möchten. Bei anderen Studienarbeiten ist dies unüblich.
Verzeichnisse sowie ein möglicher Anhang werden als eigenständige Hauptpunkte behan-
18 delt und ohne einen Gliederungspunkt in das Inhaltsverzeichnis aufgenommen. Für die Er-
stellung des Inhalts‑, Abbildungs- und Tabellenverzeichnisses können Sie die entsprechende
19 Funktion Ihrer Textverarbeitung verwenden (vgl. ▶ Abschnitt 6.2).
Das Titelblatt, ggf. die Danksagung oder Widmung, das Inhaltsverzeichnis sowie die eides-
20 stattliche Versicherung, die Arbeit selbstständig und ohne unerlaubte Hilfsmittel verfasst zu
haben, werden nicht als Punkte ins Inhaltsverzeichnis aufgenommen.
7.3 • Exposé
109 7

Achten Sie darauf, dass alle Angaben im Inhaltsverzeichnis mit den entsprechenden Über-
schriften im Vorspann, Textteil und Nachspann völlig übereinstimmen. Völlige Übereinstim-
mung bedeutet Buchstabe für Buchstabe.

Ein Abbildungsverzeichnis sollte bereits dann angelegt werden, wenn Ihre Studienarbeit eine
einzige Abbildung enthält. Hierzu zählen auch die Abbildungen des Anhangs. In manchen
Disziplinen ist dies erst ab zwei Abbildungen notwendig. Das Abbildungsverzeichnis bekommt
stets eine eigene Seite sowie eine eigene Überschrift im Inhaltsverzeichnis. Es hat den Zweck,
über die Anzahl und die Titel der vorhandenen Abbildungen zu informieren sowie deren Auf-
finden durch die Angabe der entsprechenden Seitenzahl zu erleichtern. Die Überschriften der
Abbildungen müssen mit denen im Abbildungsverzeichnis völlig übereinstimmen. Für ein
Tabellenverzeichnis gelten analog die Ausführungen zum Abbildungsverzeichnis.
Im Abkürzungsverzeichnis führen Sie alle verwendeten Abkürzungen auf, sofern diese nicht
zum allgemeinen Sprachgebrauch zählen. Zum allgemeinen Sprachgebrauch zählen diejenigen
Abkürzungen, die im Duden aufgeführt sind. Das Abkürzungsverzeichnis ist im Inhaltsverzeichnis
aufzuführen und schließt die Abkürzungen Ihres eigenen Literaturverzeichnisses und Ihres An-
hangs ein. Bei Abkürzungen von Institutionen, Verbänden, Vereinen etc., die ebenfalls im Abkür-
zungsverzeichnis aufzunehmen sind, ist zusätzlich der Sitz mit anzugeben (Bsp. „VDI: Verein Deut-
scher Ingenieure e. V., Düsseldorf “). Die verzeichneten Abkürzungen sind alphabetisch zu ordnen.
Weiterhin werden üblicherweise in einem Symbolverzeichnis die verwendeten Symbole aufgeführt.
In den Anhang können zusätzliche Beispiele gestellt werden. Hierhin gehören ebenfalls
Computerquellcodes, Rohdaten oder detaillierte statistische Auswertungen sowie ggf. Land-
karten. Sofern notwendig, bildet der Anhang den Abschluss der Studienarbeit und wird nach
dem Literaturverzeichnis angeführt.
Eine eidesstattliche Versicherung ist jeder Studienarbeit beizufügen.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 7.2)


Bänsch / Alewell 2013, 2 ff.; Bünting et al. 2006, 50 ff.; Ebster / Stalzer 2013, 99 ff.; Krämer 2009,
141 ff., 171 ff.; Sandberg 2013, 85 ff.; Standop / Meyer 2008, 10 ff.; Theisen 2013, 154 ff.

7.3 Exposé

Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, Dr. P. H. Meike Lierse, Dr. phil. Eva Molitor,


Dr. rer. pol. Stephan Schmucker

Bevor Sie in Ihrem Studium einen umfangreicheren Text wie eine Bachelor- oder Masterarbeit
angehen, ist es sinnvoll oder sogar erforderlich, zunächst ein Exposé für diese Studienarbeit
zu erstellen. Mit Exposé (frz.) wird allgemein eine zusammenfassende Übersicht, ein Entwurf
oder eine Handlungsskizze bezeichnet. Bei einer Studienarbeit umfasst das Exposé die Zusam-
menfassung des Forschungsvorhabens und berücksichtigt inhaltliche, methodische, strukturelle
und organisatorische Aspekte zur Planung der Arbeit. Es skizziert die Leitidee der Studienarbeit
und stellt Ihr „Plädoyer“ für Ihre Arbeit dar (Weber 2014, 187).
Wozu wird ein Exposé für eine Studienarbeit benötigt? Lohnt sich die Mühe der Erstellung
wirklich? Sie werden überrascht sein, welch vielfältigen Nutzen Sie aus ihm ziehen werden und
wie viele Einsatzgebiete es für das Exposé Ihrer Arbeit geben kann.
110 Kapitel 7 • Schreibprozess

In erster Linie hilft das Exposé Ihnen selbst. Es soll zeigen, was Sie zur Erreichung welches
1 Ziels, in welcher Zeit sowie mit welchen Methoden und aufbauend auf welcher Theorie unter-
suchen möchten (Heister / Weßler-Poßberg 2011, 28). Fertigen Sie deshalb vor dem Beginn
2 der eigentlichen Schreibphase, d. h. in der Phase der Vorarbeiten und der Themenfindung, ein
Exposé an, um selbst einen Überblick über das Forschungsvorhaben zu erhalten und zugleich zu
einem frühen Zeitpunkt bereits in den Schreibprozess einzusteigen. Das Exposé ermöglicht dem
3 Verfasser, das geplante Vorgehen zu ordnen und in einen thematischen Zusammenhang zu stel-
len. Mit der Erstellung einer ersten Gliederung und eines Zeitplans begrenzen Sie das Vorhaben
4 auf wesentliche Punkte. Dies hilft Ihnen und Ihrem Betreuer, die Realisierbarkeit einzuschätzen.
Bei der Anfertigung eines Exposés zeigen sich mögliche Schwächen, Lücken und Widersprü-
5 che in der Regel sehr schnell. Ein gutes und schlüssiges Exposé unterstützt zudem während der
Erarbeitung der Studienarbeit Ihr planvolles und zielorientiertes Handeln – selbst in Phasen,
in denen die Leitidee verloren scheint. Sie sollten ein Exposé also vorwiegend für sich selbst
6 schreiben und es auch während der Schreibphase stets überarbeiten und aktualisieren. So kön-
nen Sie das Exposé immer wieder zu Ihrer eigenen Orientierung heranziehen. Viele der darin
7 verarbeiteten grundlegenden Ausführungen können und sollten Sie somit als eine Art Wegweiser
durch Ihre Arbeit verstehen und daher in die Einleitung Ihrer Studienarbeit einfließen lassen.
8
-- Es kann u. a. eingesetzt werden:
bei der Suche nach einem geeigneten Betreuer;

9
- für die Präsentation des Forschungsvorhabens, z. B. in einem Seminar;
bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für das Forschungsvorhaben z. B. durch

10 - ein Stipendium oder


im Falle von Abschlussarbeiten bei Bewerbungen um eine wissenschaftliche Stelle.

Es gibt viele gute Gründe, Zeit und Mühe in ein schlüssiges Exposé zu investieren.
11 In ihrem Aufbau unterscheiden sich wissenschaftliche Exposés nur wenig voneinander.
Werfen Sie einen Blick in verschiedene Exposés Ihrer Fachdisziplin. Auf diese Weise erkennen
12 Sie die fachspezifischen Besonderheiten und können diese berücksichtigen.

13 - Ein Exposé enthält im Allgemeinen folgende Aspekte:


Problemstellung: Zu Beginn des Exposés müssen Sie die Ausgangslage für Ihr Vorhaben
darstellen. Umreißen Sie das Problem in seinem Kontext. Welche theoretischen, prakti-
schen, technischen, juristischen oder sozialen Gegebenheiten erfordern die Erforschung
14 eines bestimmten Sachverhalts? Warum sollte das Problem erforscht werden und wie kann

15 - es von anderen Problemstellungen abgegrenzt werden?


Forschungsstand: Hier wird der aktuelle Erkenntnisstand zu dem geschilderten Problem
dargestellt. Dabei sollte herausgearbeitet werden, welche Aspekte des Themenfeldes bislang
nicht ausreichend erforscht wurden bzw. bei welchen Aspekten widersprüchliche Ergebnisse
16 vorliegen. Der Forschungsstand kann ggf. mit der Problemstellung oder dem Theoriebezug

17
18
- zusammengefasst werden.
Theoriebezug: Die Forschungsfrage wird auf eine theoretische Basis gestellt, d. h., es werden
Erklärungsansätze und Theorien herangezogen und erläutert, auf die sich die Studienarbeit
bezieht. Diese theoretische Basis bildet auch den Ausgangspunkt für die Ableitung von
Hypothesen. Abhängig von der jeweiligen Fachdisziplin kann der Theoriebezug entweder

19
20
- separat dargestellt oder unter dem Forschungsstand abgehandelt werden.
Fragestellung bzw. Zielsetzung der Studienarbeit: Auf Grundlage des Forschungsstandes und
der Problemstellung werden eine Forschungsfrage und Unterfragen (vgl. ▶ Abschnitt 2.4)
formuliert, auf die in der Studienarbeit Antworten gegeben werden sollen. In dieser For-
schungsfrage sollte die eigentliche Zielsetzung der Arbeit deutlich werden. Sofern es die
7.3 • Exposé
111 7

Vorarbeiten zulassen, können konkrete Hypothesen oder Thesen angefügt werden, die
durch das Forschungsvorhaben bestätigt oder widerlegt werden sollen. Im Verlauf des For-
schungsprozesses können diese Hypothesen modifiziert und an den aktuellen Erkenntnis-

- stand angepasst werden.


Methodisches Vorgehen: Hierbei werden alle geplanten Forschungsschritte und Methoden
übersichtsartig – aber dennoch ausreichend detailliert – erläutert und begründet. Ebenso
sollte hier aufgezeigt werden, welches Material, z. B. Daten oder Quellen, bereits vorliegt
und welches noch beschafft werden muss bzw. welche Experimente oder Studien noch
durchgeführt werden müssen. Dieser Teil des Exposés ist sehr bedeutsam für die Bewer-
tung der Realisierbarkeit sowie für das spätere planvolle Vorgehen und bedarf daher einer

- besonders sorgfältigen Erarbeitung.


Gliederung: Die Gliederung hat einen vorläufigen Charakter, dient jedoch dazu darzustellen,
welche Aspekte in welcher Reihenfolge in der Studienarbeit behandelt werden sollen. Um
spätere Strukturierungsprobleme zu reduzieren, sollte bei der Erstellung der Gliederung
auch eine eingehende Auseinandersetzung mit dem problemadäquaten Gliederungstypus,

- z. B. chronologisch, empirisch, deduktiv, erfolgen.


Zeitplan: Überlegen Sie bereits im Vorfeld der Studienarbeit, wie viel Zeit Sie für welchen
Arbeitsschritt einplanen. Für die Beendigung der einzelnen Arbeitsschritte sollten Sie Ter-
mine festlegen und diese dem Abgabetermin der Arbeit anpassen. Ein durchdachter Zeitplan
versetzt Sie in die Lage, Ihr Forschungsvorhaben nicht zu breit anzusetzen, um es in der zur
Verfügung stehenden Zeit realisieren zu können. Außerdem unterstützt er Sie darin, Ihr
Ziel – den Abgabetermin – nicht aus den Augen zu verlieren. Dass Sie Ihren Zeitplan trotz
berücksichtigter Pufferzeiten im Laufe des Schreibprozesses wiederholt modifizieren werden,

- sollte Sie nicht davon abhalten, ihn zu erstellen (vgl. ▶ Abschnitt 3.4).


Finanzierungs- bzw. Ressourcenplan: Gerade bei empirischen Arbeiten kann die Erstellung
eines Plans hilfreich sein, in dem alle benötigten Ressourcen inkl. der entstehenden Kosten
aufgeführt werden. Dieser Plan dient zugleich der eigenen Übersicht und Organisation der
Studienarbeit und kann ggf. bei der Gewinnung externer Finanzierungsquellen bedeutsam

- sein.
Literatur: Die Literaturliste sollte die verwendete Literatur sowie ggf. noch zu konsultierende
Literatur zur Thematik enthalten. Es geht nicht darum, dass Sie an dieser Stelle schon die
gesamte Bibliografie Ihrer späteren Studienarbeit auflisten. Beschränken Sie sich auf wich-
tige Titel.

Insgesamt sollte ein Exposé für Abschlussarbeiten auch ohne konkrete externe Vorgaben einen
Umfang von zehn bis fünfzehn Seiten nicht wesentlich überschreiten.
Bevor Sie das Exposé zum ersten Mal einsetzen, lohnt es sich, es von mehreren Personen aus Ih-
rem Bekanntenkreis in Bezug auf Schlüssigkeit und Verständlichkeit gegenlesen zu lassen. Denken
Sie auch daran, es auf seine sprachliche und grammatische Korrektheit hin prüfen zu lassen, um nie-
manden bereits aufgrund formaler Mängel abzuschrecken. Zumeist enthalten die Rückmeldungen
wertvolle inhaltliche und strukturelle Tipps, um Ihr Exposé und Forschungsvorhaben zu verbessern.
Ganz gleich, ob Sie das Exposé zur eigenen Orientierung oder für eine Bewerbung um eine
Betreuung Ihrer Studienarbeit verfassen: Gönnen Sie sich nach Fertigstellung Ihrer Studienarbeit
das Vergnügen und werfen Sie einen Blick in die erste Fassung Ihres Exposés. Sie werden positiv
überrascht sein über die (Eigen‑)Dynamik, die Ihre Arbeit entfaltet hat.

ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 7.3)


Schindler 2011, 129 ff.
112 Kapitel 7 • Schreibprozess

7.4 Textüberarbeitung
1
Prof. Dr.-Ing. Frank Beneke, Dr. phil. Herbert Geisler, Dr. med. Claus Kohlhase,
2 Katharina Rhode, Annika Schmidt

Wie wird aus Ihrer Rohfassung ein druckreifer Text? Die Textüberarbeitung ist eine entschei-
3 dende Phase Ihres Gestaltungsprozesses. Planen Sie dafür ausreichend Zeit ein, ca. ein Drittel
der Zeit, die Sie für Ihre „Texterstellung“ insgesamt vorgesehen haben. Bevor Sie mit der Überar-
4 beitung Ihrer Rohfassung beginnen, sollten Sie ausprobieren, ob Sie besser am Bildschirm oder
auf Papier korrigieren können. Insbesondere bei komplexen Sachverhalten kann es hilfreich
5 sein, einzelne Seiten oder den kompletten Text auszudrucken. Dann können Sie z. B. einzelne
Absätze ausschneiden und dort einfügen, wo sie argumentativ besser passen.
Ziel Ihrer Überarbeitung ist eine vollständige und fehlerfreie Arbeit, inhaltlich wie formal.
6 Die Gewichtung der einzelnen Abschnitte muss stimmen und Ihre Argumentation schlüs-
sig sein. Formulieren Sie noch unfertige Abschnitte weiter aus und verbinden Sie diese durch
7 Übergänge (Esselborn-Krumbiegel 2016, 142 f.). Achten Sie auch auf Nummerierungen und
Querverweise.
Lassen Sie Ihren so überarbeiteten Entwurf von anderen gegenlesen. Kommilitonen kön-
8 nen prüfen, ob Zusammenhänge korrekt und verständlich dargelegt wurden. Können Sie
zusätzliche Personen für das Korrekturlesen gewinnen, ist das eine große Hilfe. Sie können
9 Hinweise auf Unstimmigkeiten geben, auf die sonst der Gutachter stoßen würde. Fachfremde
erkennen logische Brüche oft schneller. Das Gegenlesen kann auch kapitelweise erfolgen. Um
10 den Arbeitsaufwand für Ihre Korrekturleser gering zu halten, können Sie sie bitten, sich je-
weils nur auf Aufbau, Stil, Grammatik, Abbildungen o. Ä. zu konzentrieren. Bitten Sie sie um
offenes, ehrliches Feedback. Häufig hilft es, sich selbst oder anderen den Text laut vorzulesen.
11 Das ist vor allem dann zu empfehlen, wenn Sie niemanden haben, der Ihren Text Korrektur
lesen kann.
12 Damit Sie die Korrekturen schnell einarbeiten können, sollten Sie sich auf einheitliche Kor-
rekturzeichen verständigen. Am besten wählen Sie die Korrekturzeichen des Dudens (Scholze-
Stubenrecht et al. 2013, 126 ff.). Bei Studienarbeiten, die gemeinsam von mehreren Autoren
13 erstellt werden, können Sie den Überarbeitungsmodus Ihres Textverarbeitungsprogramms
nutzen. So lassen sich Änderungsvorschläge und Kommentare nachvollziehen und können
14 leicht angenommen oder abgelehnt werden.
Bevor Sie an die Endredaktion Ihres Textes gehen, sollten Sie einige Tage Abstand zu ihm
15 gewinnen. Planen Sie das zeitlich ein! Wenn Sie sich sehr lange mit einem Text befassen, fällt
es Ihnen zunehmend schwer, eigene Fehler zu erkennen. Die meisten Leser werden vermutlich
nicht mehr als die Titelseite, die Einleitung, das Abstract und das Fazit lesen sowie die Abbil-
16 dungen betrachten. Deshalb sollten gerade hier keine Fehler vorkommen! Prüfen Sie besonders
die Titelseite gründlich, am besten mehrfach und Buchstabe für Buchstabe. Machen Sie auch
17 Ihre Korrekturleser besonders darauf aufmerksam. Der erste und der letzte Satz der Arbeit sind
besonders wichtige Sätze. Achten Sie vor allem hier auf gelungene Formulierungen.
Selbst wenn Sie und Ihre Korrekturleser die Arbeit mehrfach kontrolliert haben, ist es rat-
18 sam, auch die fertig gedruckte Arbeit gründlich durchzugehen. In manchen Disziplinen ist es
bei Abschlussarbeiten üblich, jetzt noch entdeckte Fehler auf einem Zettelchen zu korrigieren,
19 das in jedes Exemplar eingelegt wird. Die Überschrift lautet bei einem Fehler „Erratum“, ab zwei
Fehlern „Errata“, bei einer notwendigen Ergänzung „Addendum“ (Singular) bzw. „Addenda“
20 (Plural). Allerdings können Errata und Addenda auch so aufgefasst werden, dass Sie vor Druck-
legung nicht ordentlich gearbeitet haben – richten Sie sich nach den Vorgaben Ihrer Fakultät.
7.4 • Textüberarbeitung
113 7

Um Ihren Text hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte zu überarbeiten, finden Sie eine kleine
Stilkunde für wissenschaftliches Arbeiten sowie Checklisten für die verschiedenen Korrektur-

-
phasen (vgl. . Tabellen 7.2 bis 7.6).
Einhaltung der erwarteten Gliederung: Einleitung bzw. Fragestellung, Stand der Forschung,
Methode, Ergebnisse bzw. Herleitungen, Diskussion, ggf. Ausblick, Schlussteil bzw. Zusam-

- menfassung.
Verständlichkeit: Nachvollziehbarer, verständlicher Aufbau und verständliche Schreibweise;
die Arbeit muss sich gut lesen lassen. Angemessener Umgang mit Fachvokabular: korrek-
tes Einführen und Definieren, auch der Abkürzungen, sowie die richtige Verwendung der

- erforderlichen Fachbegriffe.
Präzise Ausdrucksweise: So kurz wie möglich, so genau wie nötig. Verwenden Sie Fachbe-
griffe konsequent und nicht aus stilistischen Gründen Synonyme. Verwenden Sie keine

- Schachtelsätze und keine umständlichen Schilderungen (vgl. ▶ Abschnitt 7.2).


Korrekter Umgang mit Zitaten: Direkte und indirekte Zitate müssen eindeutig gekennzeich-
net werden. Ideen und Ansätze anderer müssen als solche kenntlich gemacht werden (vgl.

- ▶ Abschnitt 1.3).
Korrekter Umgang mit Abbildungen und Tabellen: Klar und aussagekräftig sollten sie sein
und die Argumentation sinnvoll unterstützen. Jede Tabelle und jede Abbildung muss im
Text angesprochen und erklärt werden (vgl. ▶ Abschnitt 7.2).

.. Tabelle 7.2  Checkliste für Textkorrekturen.  http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/Material_7.pdf

 Rechtschreibung

 Grammatik

 Zeichensetzung

 Sind Zeiten und Zeitenfolge korrekt?

 Stimmen verwendete Metaphern?

 Stimmt die Satzlogik?

 Beziehen sich die Pronomina der Relativsätze auf die richtigen Glieder ihres jeweiligen Hauptsatzes?

 Liest sich der Text flüssig und gut?

 Sind die Sätze kurz und präzise?

 Haben alle Kapitel und Abschnitte gut formulierte Anfangs- und Schlusssätze?

 Füllwörter streichen!

 Formulierungen mit „man“ und andere Passivkonstruktionen durch eine aktive Formulierung
ersetzen.
114 Kapitel 7 • Schreibprozess

1 .. Tabelle 7.3  Checkliste für den Textaufbau.  http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/Material_7.pdf

 Gibt es einen erkennbaren „roten Faden“?

2  Ist Ihre Argumentation logisch und vollständig?

 Sind die einzelnen Schritte verständlich und nachvollziehbar?


3  Sind die Abschnitte sauber gegliedert?

 Sind die Abschnitts- und Kapitelübergänge logisch? Innerhalb eines Gedankenganges sollte kein
4 neuer Abschnitt beginnen.

 Überflüssiges streichen, Marginales ggf. in Fußnoten nehmen!


5
.. Tabelle 7.4  Checkliste für das Layout.  http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/Material_7.pdf
6
 Halten Sie die formalen Vorgaben Ihres Betreuers und der Prüfungsordnung ein? Stimmt die
Formatierung?
7  Stimmen die Kopf- und die Fußzeilen für gerade und ungerade Seiten?
(Auf der ersten Seite eines Kapitels ist meist keine Kopfzeile vorhanden.)
8  Stimmt das Inhaltsverzeichnis mit den Überschriften im Text überein?

 Ist das Literaturverzeichnis vollständig?


9  Stimmen die Literaturangaben?

10  Werden alle Referenzen des Textes im Literaturverzeichnis genannt und umgekehrt?

 Sind die wörtlichen Zitate korrekt wiedergegeben?

11  Werden alle Abbildungen und Tabellen im Text genannt und stehen sie an der richtigen Stelle?

 Ist die Nummerierung der Abbildungen und Tabellen korrekt?

12  Stimmen die Unterschriften der Abbildungen und Tabellen?

 Sind alle Formeln nummeriert?


13  Sind alle verwendeten Symbole im Symbolverzeichnis aufgelistet?

 Sind die Abbildungen richtig beschriftet (Maßstab, Achsenbeschriftung)?


14  Sind die Tabellen einheitlich (formatiert)?

15
.. Tabelle 7.5  Checkliste: Vor dem (letzten) Ausdruck.  http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/
Material_7.pdf
16
 Stimmt die Silbentrennung?

17  Sind die Seitenumbrüche korrekt?

 Sind die Fußnoten korrekt und auf der richtigen Seite?

18 (Bei Seitenumbruch innerhalb der Fußnote: Lässt er sich vermeiden?)

 Stimmen die Seitenzahlen?

19  Stimmen die Verweise (auch bei Abbildungen und Tabellen)?

 Vermeiden Sie einzelne Zeilen eines Kapitels oder Abschnitts oben bzw. unten auf einer Seite (im

20 Setzerjargon „Hurenkind“ bzw. „Schusterjunge“).


Literatur
115 7

.. Tabelle 7.6  Checkliste: Sind alle Teile vorhanden?  http://www.studierendenratgeber.de/srb/docs/


Material_7.pdf

 Titelseite

 ggf. Sperrvermerk (z. B. bei Studienarbeiten mit unternehmensbezogenen Daten)

 ggf. Abstract

 Inhaltsverzeichnis

 Abbildungsverzeichnis

 Tabellenverzeichnis

 Abkürzungsverzeichnis

 ggf. Symbolverzeichnis

 Einleitung

 Hauptteil

 Fazit (ggf. mit Ausblick)

 Literaturverzeichnis

 ggf. Lebenslauf

 Eidesstattliche Versicherung mit Datum und Unterschrift

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 7.4)


Bünting et al. 2006; Brink 2013; Esselborn-Krumbiegel 2015, Rossig 2011; Schneider 2011.

Literatur

Bänsch, A. & Alewell, D. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten. 11. Aufl. München: Oldenbourg.


Brink, A. (2013). Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein prozessorientierter Leitfaden zur Erstellung von Bachelor-,
Master- und Diplomarbeiten. 5. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
Bünting, K.-D. & Bitterlich, A. & Pospiech, U. (2006). Schreiben im Studium: mit Erfolg. Ein Leitfaden. 5. Aufl. Berlin:
Cornelsen Scriptor.
Buzan, T. (1993). Kopftraining. Anleitung zum kreativen Denken. Tests und Übungen. München: Goldmann.
DIN (Hrsg.). (2011). DIN 5008. Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung. Sonderdruck von DIN 5008:2011.
5. Aufl. Berlin et al. 2011.
Ebster, C. & Stalzer, L. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. 4. Aufl. Wien:
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Elbow, P. (1998). Writing with Power. Techniques for mastering the writing process. 2. Aufl. New York: Oxford University
Press.
Esselborn-Krumbiegel, H. (2015). Tipps und Tricks bei Schreibblockaden. Paderborn: Schöningh.
Esselborn-Krumbiegel, H. (2016). Richtig wissenschaftlich schreiben. 4. Aufl. Stuttgart: Schöningh.
Goldberg, B. (2004). Raum zum Schreiben. Creative Writing in 200 genialen Lektionen. Berlin: Autorenhaus.
Heister, W. & Weßler-Poßberg, D. (2011). Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissen-
schaftler. 2. Aufl. Stuttgart: Schäffer Poeschel.
Krämer, W. (2009). Wie schreibe ich eine Seminar- und Examensarbeit? 3. Aufl. Frankfurt am Main, New York: Campus.
Linneweh, K. (1999). Kreatives Denken. Techniken und Organisation produktiver Kreativität. 7. Aufl. Rheinzabern: Gitzel.
Lück, W. & Henke, M. (2009). Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Seminararbeit, Diplomarbeit, Dissertation.
10. Aufl. München & Wien: Oldenbourg.
116 Kapitel 7 • Schreibprozess

Messing, B. & Huber, K.-P. (2007). Die Doktorarbeit. Vom Start zum Ziel. Lei(d)tfaden für Promotionswillige. 4. Aufl. Berlin
1 et al.: Springer.
Metzig, W. & Schuster, M. (2016). Lernen zu lernen. Lernstrategien wirkungsvoll einsetzen. 9. Aufl. Berlin, Heidelberg:
Springer.
2 Neeld, E. & Kiefer, K. (1990): Writing. 3. Aufl. Glenview: Scott Foresman.
Pyerin, B. (2014). Kreatives wissenschaftliches Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden. 4. Aufl. Weinheim:
Beltz Juventa.
3 Rico, G. (2004). Garantiert schreiben lernen. 3. Aufl. Reinbek: Rowohlt.
Rossig, W. (2011). Wissenschaftliche Arbeiten. Leitfaden für Haus- und Seminararbeiten, Bachelor- und Masterthesis,
Diplom- und Magisterarbeiten, Dissertationen. 9. Aufl., Achim: Beste Zeiten Verlagsgesellschaft.
4 Sandberg, B. (2013). Wissenschaftlich Arbeiten von Abbildung bis Zitat. Lehr- und Übungsbuch für Bachelor, Master und
Promotion. 2. Aufl. München: De Gruyter Oldenbourg.
Schindler, K. (2011). Klausur, Protokoll, Essay. Stuttgart: Schöningh.
5 Schneider, W. (2011). Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt. Reinbek: Rowohlt.
Scholze-Stubenrecht, W. & Haller-Wolf, A. & Kraif, & Osterwinter, R. & Tauchmann, C. (Bearb.) (2013). Duden Band 1:

6 Die deutsche Rechtschreibung. 26. Aufl. Berlin: Bibliographisches Institut.


Senftleben, R. (o. J.). Kreativitätstechnik: Brainstorming. Http://www.zeitzuleben.de/inhalte/ge/kreativitaet/­
brainstorming_1.html. Zugegriffen: 17. September 2017.

7 Standop, E. & Meyer, M. (2008). Die Form der wissenschaftlichen Arbeit. 18. Aufl. Wiebelsheim: Quelle & Meyer.
Strack, F. & Förster, J. (Hrsg.) (2009). Social Cognition: The basis of human interaction. New York: Psychology Press
Theisen, M. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. 16. Aufl. München: Vahlen.
8 Tufte, E. (2007). Visual Explanations. Images and Quantities, Evidence and Narrative. Cheshire: Graphics Press.
Von Werder, L. (2000). Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten. 3. Aufl. Berlin et al.: Schibri.
Weber, D. (2014). Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies. 2. Aufl. Weinheim: Wiley-VCH.
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
117 8

Krisenbewältigung
Margot Blumenthal, Sandra Bohlinger, Christian Dobnik,
Christiane Eichenberg, Rolf Georg Fiedler, Maike Gattermann-Kasper,
Jan-Gero Alexander Hannemann, Claudia Hruska, Svenja Möller,
Elisabeth Peper, Marcel Walter, Maria Winter, Monika Wolff

8.1 Motivationsschwierigkeiten – 118
8.2 Schreibhemmungen und -blockaden  –  120
8.3 Gesundheitliche Probleme – 123
Literatur – 126

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_8
118 Kapitel 8 • Krisenbewältigung

» Ich sitze vor einem der vielen Bibliothekscomputer und der Albtraum eines jeden Studierenden
1 befindet sich mir direkt gegenüber: eine leere, weiße Seite. Während alle um mich herum eifrig
tippen, bekomme ich nicht mal den ersten Satz auf die Reihe. Okay, ich habe verstanden, dass ihr
2 toll seid und es drauf habt!
Mir dröhnt der Kopf, der Nacken schmerzt und die Augen brennen. Zudem fehlt mir eine zündende
Idee, denn der erste Satz soll ja möglichst kreativ und spannend sein. Und wie soll es danach weiter
3 gehen? Das Klackern der Tasten um mich herum wird immer lauter und nerviger. Heute ist wieder
so ein Tag, an dem ich alles hinschmeißen könnte!
4
Möglicherweise kommt Ihnen diese Schilderung bekannt vor. In diesem Kapitel erfahren Sie
5 etwas über verschiedene Möglichkeiten der Krisenbewältigung, seien es Motivationsschwierig-
keiten, Schreibhemmungen und -blockaden oder gesundheitliche Probleme. Geben Sie nicht
auf und profitieren Sie von den zahlreichen Hinweisen, wie Sie aus diesen Tiefs wieder heraus-
6 finden können.
Im Abschnitt zu Motivationsschwierigkeiten wird ein Modell vorgestellt, das Sie dazu nut-
7 zen können, Motivationsprobleme zu analysieren und zu bewältigen. Probieren Sie im Falle von
Schreibblockaden verschiedene Techniken aus, die Ihnen z. B. den Einstieg in das Schreiben
erleichtern. Insbesondere für den Bereich Gesundheit erhalten Sie viele Ratschläge, wie Sie
8 gesundheitlichen Problemen vorbeugend begegnen können, damit Sie Ihre Studienarbeiten
ohne unnötige Beeinträchtigungen anfertigen können.
9
8.1 Motivationsschwierigkeiten
10
Prof. Dr. phil. habil Sandra Bohlinger, Christian Dobnik, Dr. rer. med. Rolf Georg Fiedler,
11 Prof. Dr. rer. nat. Claudia Hruska, Dr. rer. nat. Elisabeth Peper, Dr. phil. Marcel Walter

12 Es ist besonders erfreulich, wenn sich das Studieren leicht anfühlt. Jedoch können die kom-
plexen Anforderungen beim Erstellen einer Studienarbeit dazu führen, dass es schwerfällt, die
relevanten Aufgaben konzentriert zu verfolgen und fertigzustellen. Motivationsschwierigkeiten
13 belasten. Wer Motivationsschwierigkeiten hat, verliert oft Zeit.
Welche Motivationsschwierigkeiten lassen sich unterscheiden und wie lässt sich die Mo-
14 tivation fördern? Motivation entsteht aus dem Wechselspiel zwischen persönlichen Motiven
und situativen Einflussfaktoren und bestimmt so die Richtung, die Intensität und die Ausdauer
15 unseres Verhaltens (Kleinbeck 1996, 53). Mit anderen Worten: Motivationale Prozesse sind
dafür verantwortlich, welche Handlungen zu einem gegebenen Zeitpunkt aus der Vielfalt un-
serer Handlungsmöglichkeiten priorisiert und tatsächlich ausgeführt werden und mit wie viel
16 Engagement dies geschieht.
Wichtig im Zusammenhang mit Motivation sind Ziele, denn motiviertes Handeln ist immer
17 auf ein Ziel ausgerichtet. Unterscheiden lassen sich „extrinsische“ und „intrinsische“ Ziele. Ex­
trinsische Ziele folgen einer Handlung, wie z. B. das Erlangen einer gut bezahlten Tätigkeit oder
eines sicheren Arbeitsplatzes im Anschluss an das Studium. Intrinsische Ziele dagegen lassen
18 sich bereits während der Handlung selbst verwirklichen, wie z. B. die Freude an Schreibfort-
schritten. Tätigkeiten, bei denen schon allein der Handlungsvollzug stark motiviert, können
19 zum sog. Flow-Erleben führen, d. h. dem völligen Vertiefen und Versinken in eine Tätigkeit,
verbunden mit dem Gefühl von Mühelosigkeit (Csikszentmihalyi 2010). Es ist ein Erleben von
20 Hochmotivation, bei dem konzentriertes Schreiben in Phasen von Selbst- und Zeitvergessenheit
mühelos von der Hand geht.
8.1 • Motivationsschwierigkeiten
119 8
Motivation über persönliche Ziele, die ...

... sich durch Handlungsergebnisse


... sich direkt auf die Handlung beziehen. verwirklichen lassen.

Geld,
Erfolgserwartung(en) Sicherheit,
Handlung Ergebnis(se) Macht,
(z. B. Klausurvorbereitung) (z. B. Top-Leistung)
Selbstbestätigung,
...

(Lern-)Freude, Anerkennung, Leute kennenlernen, ...

.. Abbildung 8.1  Wert-Erwartungsmodell der Motivation. (In Anlehnung an Esser 1999, 247 f.)

Neben den persönlichen Zielen sind die subjektiven Erfolgserwartungen eine wesentliche
Motivationskomponente. Ein persönlich hochrelevantes Ziel kann nicht motivieren, wenn sein
Erreichen unmöglich erscheint. Auf der anderen Seite werden leicht erreichbare Ziele nicht
angestrebt, solange sie unwichtig sind.
Die . Abbildung 8.1 zeigt die zugrundeliegende Theorie, das Wert-Erwartungsmodell der
Motivation (Beckmann / Heckhausen 2006; Esser 1999, 247 f.).
Hinter dem Wert-Erwartungsmodell steht die Idee, dass unter allen verfügbaren Alternati-
ven jene Handlung ausgewählt wird, deren Ergebnisse unter Berücksichtigung ihrer Erreichbar-
keit am attraktivsten sind. Ist die Handlung einmal begonnen, beeinflusst die sog. Volition, das
sind Fähigkeiten zur Selbststeuerung und Selbstregulation, ob die Handlung auch durchgehalten
und ihre Ergebnisse ernsthaft verfolgt werden.
Das vereinfacht vorgestellte Motivationsmodell lässt sich dazu nutzen, Motivationsprobleme
zu bewältigen. Zunächst muss die Ursache des Motivationsproblems analysiert werden. Macht
die Tätigkeit von sich aus keine Freude und können Sie dies vielleicht z. B. über die Fokussie-
rung auf ein ansprechenderes Thema, das Einbeziehen einer anderen Literaturquelle oder die
Wahl einer anderen Methode ändern? Haben sich Ihre ursprünglichen Ziele hinsichtlich Ihrer
Studienarbeit geändert oder gibt es Zielkonflikte? In diesem Fall wäre zu prüfen, inwiefern
Sie die Studienarbeit wieder mehr in Übereinstimmung mit Ihren persönlichen Wünschen
bringen können. Vorsätze bzw. Ziele sind schnell gefasst, wenn sie aber momentan nicht mit
den persönlichen Motiven übereinstimmen, dann meldet sich der sog. innere Schweinehund.
Er hält Sie davon ab, wichtige Entscheidungen zu treffen, Veränderungen anzugehen oder Ihre
Unlust zu überwinden. Dementsprechend sollten Sie Ihre „Strategien der Selbstüberlistung“
(Kehr 2002, 79) entwickeln und erproben, um entsprechend gegenlenken zu können. Klare
Zielvorstellungen helfen Ihnen ebenso wie die Unterteilung unangenehmer Tätigkeiten – wie
das Schreiben von Studienarbeiten – in kleinere Etappenziele, nach deren Erreichen Sie sich
gerne belohnen können. Planen Sie feste Arbeitszeiten ein und halten Sie sich daran. Machen
Sie sich bewusst, dass Durststrecken und Motivationslöcher dazugehören. Geben Sie sich dann
nicht Ihren Selbstzweifeln hin, sondern überprüfen Sie sich und Ihre Arbeitsweise. Ggf. sollten
Sie sich Hilfe suchen, wie z. B. Familienmitglieder, Freunde, Kommilitonen oder den Betreuer
Ihrer Arbeit, wenn so eine Phase zu lange dauert. Genauso wichtig ist es, sich dann nicht abzu-
lenken, z. B. durch zielloses Surfen im Internet. Erstellen Sie besser einen realistischen Tagesplan
und fokussieren Sie sich auf die Punkte.
Fürchten Sie, Ihre Studienziele nicht erreichen zu können, oder haben Sie eine geringe Er-
folgserwartung? Mögliche Lösungen liegen dann bspw. im Verbessern Ihres Zeitmanagements
(vgl. ▶ Abschnitt 3.4) oder Ihrer Arbeitsweise, in der Erhöhung Ihrer Anstrengungen oder
umgekehrt im Zurückschrauben Ihres eigenen Leistungsanspruchs. Nehmen Sie sich nicht von
vorneherein mehr vor, als Sie schaffen können. Teilen Sie die anstehende Aufgabe in möglichst
120 Kapitel 8 • Krisenbewältigung

kleine und konkrete Schritte ein und definieren Sie feste Zeiträume für jeden Tag, an dem dieser
1 nächste Schritt getan werden soll.
Volitionsprobleme zeigen sich, wenn es Ihnen nicht gelingt, sich selbst bei der Sache zu hal-
2 ten. Falls Sie zum Hinausschieben – der Prokrastination – neigen, sich anstatt mit anstehenden
Prüfungen oder einer Studienarbeit eher mit Dingen wie Putzen, Fernsehen und stundenlangem
Internetsurfen beschäftigen, sollten Sie diese Gewohnheiten erkennen und ganz klare Zeiten ohne
3 Störquellen einlegen, um sich auf Ihr Thema zu konzentrieren und Ihr Schreibvorhaben auch tat-
sächlich zu erreichen. Sie werden sehen, dass eine Umgebung und eine Zeitspanne ohne Ablenkun-
4 gen Flow-Erleben begünstigen und Sie dadurch auch länger und konzentrierter arbeiten können.
Studieren bedeutet Zeit und Kraft zu investieren. Dabei sind Ihre Aktivitäten in nahezu
5 jedem Studiengang zu großen Teilen fremdbestimmt, sodass die Selbstverwirklichung oft zu
kurz kommt und immer auch das Müssen neben das Wollen und Können tritt.
Bei zu hohem inneren Druck können Sie leicht in eine unangenehme Stressreaktion geraten. Es
6 hilft, wenn Sie Techniken der Entspannung und Fokussierung auf das Wesentliche wie Meditation,
autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation erlernen oder Sport treiben. Auch ein Po-
7 wernap („Kurzschlaf “) kann Wunder wirken und Sie vor Demotivation retten. Finden Sie heraus,
womit Sie sich belohnen können. Malen Sie sich lebendig aus, wie schön es ist, wenn Sie mit dem
Schreiben fertig sind und was Sie dann alles ohne die Last der Aufgaben unternehmen können.
8
ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 8.1)
9 Csikszentmihalyi 2010; Gerberich 2012; Martens / Kuhl 2013; Mayer / Hermann 2015.

10 8.2 Schreibhemmungen und -blockaden

11 Dr. phil. Margot Blumenthal, Prof. Dr. phil. habil Sandra Bohlinger, Prof. Dr. phil. habil.
Christiane Eichenberg, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller, Dr. rer. nat. Monika Wolff
12
Wer kennt es nicht? Der Termin für die Abgabe einer Studienarbeit rückt immer näher. Doch
mit dem Schreiben geht es einfach nicht voran. Die Gründe dafür sind vielfältig – aber auch
13 die Möglichkeiten, eine sog. Schreibhemmung zu überwinden. Wissen Sie, wann Ihnen das
Schreiben am besten gefällt? Notieren Sie kurz, mit welchen positiven Gefühlen dies verbunden
14 ist. Haben Sie auch schlechte Erfahrungen mit dem Schreiben gemacht? Damit sind Sie nicht
allein. Ängste, Vorurteile und äußere Bedingungen können Sie vom Schreiben abhalten. Zum
15 Schreiben gehört nicht nur Ihr fachliches Wissen, sondern auch die wiederholte Auseinander-
setzung mit Ihren Zielen und Ansprüchen. Im Folgenden werden Sie dabei unterstützt, Ihre
persönliche Liste von Tipps und Tricks anzufertigen – damit Sie trotz Schreibhemmungen
16 weiterarbeiten können bzw. Schreibblockaden erst gar nicht entstehen.

17
- Es gibt mehrere typische Schreibhemmungen (Kruse 2007, 27 ff.). Diese suggerieren:
„Das klingt blöd.“ Sie unterziehen sich und Ihr Geschriebenes einer Selbstkritik, die sich
aus diffusen Idealen ableitet. Sie können Ihre Anforderungen nicht ohne Weiteres erfüllen,
18
- und Ihre Texte klingen in Ihren Ohren „blöd“.
„Das leere Blatt macht mir Angst.“ Das leere Blatt fordert Sie dazu auf, es zu füllen, Sie
bekommen aber kaum ein Wort zu Papier. Oder Sie kennen alle Details Ihres Bildschirm-

-
19 schoners, aber haben die Tastatur noch nicht berührt. Sie wollen zu viel auf einmal.
„Ich bin faul, undiszipliniert und vermeide Anstrengungen.“ Sie machen sich selber Vorwürfe,
20 sich vor der Arbeit zu drücken. Sie schreiben nicht, sondern Sie putzen – durchaus eifrig –
Ihre ganze Wohnung.
8.2  •  Schreibhemmungen und -blockaden
121 8

- „Was ich schreibe oder sage, ist bestimmt falsch.“ In der Schule wurde Ihnen beigebracht, dass
es einen Unterschied gibt zwischen richtig (Ihr Lehrer) und falsch (Sie). Aber jetzt schrei-
ben Sie eine Studienarbeit und es kommt auf logisch nachvollziehbare und durch Quellen
belegte Argumentationen an.

„Schreiben … [ist] nicht nur eine Sache des Verstandes. Schreiben ist vielfach mit starken
Gefühlen verbunden. … Ohne emotionale Beteiligung lässt sich kein Text verfassen. Es wäre
irrig anzunehmen, Gefühle seien allein Sache des poetischen Schreibens oder gehörten in Lie-
besbriefe“ (Kruse 2007, 58). Gefühle beflügeln Sie beim Schreiben oder stehen Ihnen im Weg.
Beim Verfassen Ihrer Studienarbeit sind verschiedene Gefühle beteiligt (Kruse 2007, 58 f.).

-
Haben Sie sich das Folgende schon einmal überlegt?
Welche Erfahrungen haben Sie bislang beim Schreiben gemacht? Schätzen Sie sich selbst als

- produktiv und kreativ ein? Oder kommen Sie beim Schreiben nur schwer voran?
Welche stilistischen Ansprüche stellen Sie an Ihre Texte? Macht Sie ein sprachlich und sti-
listisch gelungener Satz stolz? Welche Ideale beziehen Sie aus der belletristischen und der

- wissenschaftlichen Literatur?
Wie sieht es mit Ihren Arbeitsbedingungen beim Schreiben aus? Ist Ihr Arbeitsplatz hell und
leise? Ist Ihnen warm oder pfeift der kalte Wind durch alle Ritzen? Haben Sie Hunger? Stört

- Sie der Papierberg auf Ihrem Schreibtisch (vgl. ▶ Abschnitt 3.1)?


Was hat Ihr Thema mit Ihnen zu tun? Fanden Sie das Thema immer schon spannend?

- Kommt Ihnen das Thema manchmal emotional zu nahe?


Welchen Stellenwert hat die wissenschaftliche Arbeit in Ihrem Leben? Welchen Beitrag wollen

- Sie mit Ihrer Arbeit leisten?


Für wen schreiben Sie die Arbeit? Wer wird die Arbeit lesen? Fühlen Sie sich von Ihrem
Betreuer und Ihrer Umgebung unterstützt? Befürchten Sie vernichtende Kritik oder un-

- qualifizierte Kommentare?
Welche Gefühle verbinden Sie mit einzelnen Begriffen oder Ideen? Bevorzugen Sie bestimmte
Theorien? Finden Sie manche wissenschaftlichen Ideen langweilig, obwohl sie für Ihre Ar-
beit relevant sind?

Nehmen Sie sich immer wieder eine dieser Fragen vor. Beantworten Sie die Frage in einem
kurzen Text. Wenn Ihnen viel einfällt, ordnen Sie Ihre Gedanken zuerst in einer Mindmap
(vgl. ▶ Abschnitt 7.1). Vielleicht finden Sie neue Fragen, über die Sie weiter nachdenken wollen.
Führen Sie ein persönliches Journal (vgl. ▶ Abschnitt 7.1). Schreiben Sie auf, was Sie vom
Schreiben abhält, bspw. über wen oder was Sie sich geärgert haben. Kümmern Sie sich dabei
nicht um Grammatik oder Stil. Hierdurch bauen Sie Stress ab. Möglicherweise finden Sie dabei
auch Lösungen für anstehende Probleme. Auch wenn Sie viel zu tun haben, können Sie sich
jeden Tag eine Viertelstunde Zeit nehmen, um sich den Eintrag vom Vortag anzusehen und
Ihre Notizen zu machen. Kehren Sie nach der Viertelstunde wieder zu Ihrer Arbeit zurück.
Eine weitere Methode ist das Freewriting (vgl. ▶ Abschnitt 7.1), welches Ihnen über Schreib-
hemmungen hinweghelfen kann. Übungen zur Überwindung von Schreibhemmungen können

-
wie folgt aussehen (Knigge-Illner 2015, 214 ff.):
Schreibbarrieren überlisten: Das, was Sie gerade geschrieben haben, gefällt Ihnen nicht.
Schreiben Sie jetzt gezielt eine noch schlechtere Fassung. Schalten Sie dabei Ihre hohen

- Qualitätsansprüche ab.
Verschiedene Textversionen schreiben: Haben Sie Probleme, den richtigen Sprachstil zu fin-
den? Schreiben Sie zu einem einfachen Thema z. B. einen übertrieben wissenschaftlich
klingenden Text und einen humoristischen Text.
122 Kapitel 8 • Krisenbewältigung

1 - Aus unterschiedlichen Gefühlslagen schreiben: Schreiben Sie leidenschaftlich engagiert, zu


Tode gelangweilt oder unernst karikierend. Dadurch erforschen Sie implizite Bewertungen

2
3
- und finden klarere Argumente.
Ergebnisse kreativ vorwegnehmen: Welchen Titel soll Ihre Arbeit tragen? Schreiben Sie einen
Klappentext, der den Leser fesselt. Fassen Sie auch einmal einen lästigen, noch unfertigen
Abschnitt so zusammen, als ob er schon fertig wäre.

Schreiben kostet viel Zeit und Geduld. Wenn es heute nicht klappt, klappt es morgen oder
4 nächste Woche. Aber bleiben Sie dran! Probieren Sie aus, wie, wann und wo Sie am liebsten
schreiben und am produktivsten sind. Die folgenden Tipps zum Abwechseln und Ausprobieren
5 können Ihnen dabei helfen (von Werder 2000, 91 ff.; Knigge-Illner 2015, 203 ff.).

- Markieren Sie den Anfang und das Ende Ihrer Arbeit:


Beginnen Sie Ihre Schreibphase mit einem Ritual, z. B. einer Tasse Tee, einem bestimmten

-
6 Musikstück, dem Spitzen der Bleistifte oder einer Yoga-Übung.
Beenden Sie Ihre Schreibphase mit einem Ritual. Damit schließen Sie Ihr Tageswerk ab und
7 haben den Kopf wieder frei für den Feierabend.

8
--
Schreiben Sie
jeden Tag wenigstens eine Zeile;

9
--
auch unfertige Ideen auf;
die leichtesten Teile zuerst;
zuerst in Ihrer normalen inneren Sprache; bringen Sie anschließend fachsprachliche Merk-
10
- male und Konventionen ein;
nach Abschluss eines Kapitels oder Abschnitts bereits Stichwörter zum nächsten.

-
11 Bleiben Sie am Ball:
Vergegenwärtigen Sie sich Ihren Perfektionismus, Ihre (Versagens‑)Angst und Ihren
12 „Größenwahn“. Lassen Sie danach diese Probleme wie dunkle Wolken am Horizont vor-
beiziehen und widmen Sie sich der nächsten Zeile. Merken Sie sich Ihre Einfälle mittels
13
- digitaler oder analoger Medien z. B. Notizblock, Klebezettel, Smartphone oder Tablet.
Merken Sie sich, was Sie über Ihr Thema im Gespräch mit anderen sagen. Ein lebendiges

14
15
- Gegenüber kann Sie auf neue Ideen und Formulierungen bringen.
Verkürzen Sie für einige Tage Ihre Schreibzeit. Rein rechnerisch kommen Sie dann zwar
langsamer voran, allerdings ist der tägliche Zeitrahmen überschaubarer − Sie können ent-
spannter ans Schreiben gehen und arbeiten evtl. dadurch produktiver. Beachten Sie dabei
aber die Abgabefrist Ihrer Studienarbeit.

16 Bringen Sie Abwechslung hinein! Das kann Ihnen das Arbeiten erleichtern und helfen, Hürden

17
-
zu überwinden:
Verwenden Sie wieder einmal Papier, anstatt am Computer zu arbeiten. Wählen Sie eine
andere Papierfarbe oder einen anderen Hintergrund für den Text am Bildschirm. Schreiben
18
-- Sie mit Füller oder Bleistift statt mit Kugelschreiber.
Diktieren Sie Ihren Text. Reden fällt meist leichter als Schreiben.
Durchbrechen Sie Ihre Angewohnheiten: Verlegen Sie Ihre gewohnte Schreibzeit z. B. von

-
19 nachmittags auf morgens. Gewohnheiten können manchmal auch störend wirken.
Verlassen Sie Ihren Schreibtisch. Schreiben Sie in einem Café, in der Straßenbahn oder wo
20 immer Sie sich wohlfühlen.
8.3 • Gesundheitliche Probleme
123 8

- Stoppen Sie das Schreiben in der Mitte des Satzes. Dadurch fällt Ihnen später der Neuein-

- stieg leichter.
Malen Sie einen Gedanken zwischendurch auf, z. B. in Form einer Mindmap (vgl. ▶ Ab-

- schnitt 7.1).
Verschaffen Sie sich etwas Bewegung, um Ihr Gehirn wieder anzukurbeln.

Zwingen Sie sich nicht zum Schreiben, wenn es einmal absolut nicht klappt. Machen Sie einfach
gar nichts und genießen Sie die Stille.

Probieren Sie die verschiedenen Methoden aus, und stellen Sie eine persönliche Liste von
Maßnahmen und Übungen gegen Schreibhemmungen auf. So sind Sie vorbereitet, können
Hemmungen überwinden und einer Schreibblockade zuvorkommen.

Schreiben kann auch lustvoll schön sein: „Ich selbst … erlebe in den besten Zeiten Schreiben …
als eine aus dem Zeitablauf herausgelöste Form höchster Konzentration, in der ich zu einem
Punkt extremer Energie werde und außerhalb meiner auch nichts mehr wahrnehme. Allerdings
ist es paradoxerweise alles andere als unwichtig, wo ich mich dann gerade befinde: am liebsten
im Freien, in einer Landschaft, die mir gefällt, also ‚an der Biegung des Flusses‘, oder aber in
einer anregenden Kneipe …, den Lärm um mich herum nehme ich nicht wahr. Wenn ich dann
aus der Konzentration auftauche, entdecke ich augentastend erstaunt die Natur um mich herum,
oder ich trinke genussvoll ein Glas Wein. Glück des Schreibens!“ (Stitzel 1999, 147).
Wenn Sie das Gefühl haben, dass keiner der vielen Tipps und Tricks hilft oder Ihnen die
Arbeit mehr abverlangt, als Sie zu geben fähig und bereit sind, reden Sie darüber mit Kommi-
litonen und Freunden. Viele Hochschulen bieten mittlerweile Schreibseminare oder Schreib-
werkstätten sowie Beratung an. Auch spezielle Berater, bspw. der psychologischen Beratung der
Hochschule, Coaches oder Selbsthilfegruppen können Ihnen langfristig Unterstützung geben
(Edelstein 1999). Gerade in der deutschen Forschungslandschaft ist Selbstständigkeit hoch
angesehen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie alles alleine machen müssen, sondern dass Sie
lernen oder gelernt haben, Unterstützung einzuholen, wenn Sie sie brauchen.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 8.2)


Knigge-Illner 2015; Kruse 2007, 239 ff.; Pyerin 2014; von Werder 2000.

8.3 Gesundheitliche Probleme

Dr. phil. Margot Blumenthal, Dr. rer. pol. Maike Gattermann-Kasper,


Jan-Gero Alexander Hannemann, Prof. Dr. rer. nat. Claudia Hruska,
Dr. rer. nat. Elisabeth Peper, Dr. Maria Winter

Sowohl akute als auch länger andauernde oder dauerhafte gesundheitliche Probleme sehr un-
terschiedlicher Art und Weise können das Studium erheblich erschweren. Nachfolgend erhalten
Sie Informationen, wie Sie manchen gesundheitlichen Problemen vorbeugen, Nachteile bei
Erkrankung oder Behinderung ausgleichen und trotzdem erfolgreich studieren können.
Manche gesundheitliche Probleme lassen sich mit einfachen Mitteln vermeiden oder rela-
tiv leicht in den Griff bekommen. Gesundheitliche Probleme treten oftmals durch einseitige
124 Kapitel 8 • Krisenbewältigung

Belastung, Bewegungsmangel sowie zu geringe Entspannungs- und Frischluftphasen ein. Ins-


1 besondere langfristige Krankheiten sowie Behinderungen bedürfen jedoch häufig nicht nur
der Behandlung, sondern können das Gelingen des Studiums erheblich erschweren oder dieses
2 sogar gefährden.
Im Folgenden werden gesundheitliche Probleme beschrieben, die bei wissenschaftlich Ar-
beitenden häufiger auftreten, und es gibt Tipps zur Vorbeugung oder Linderung.
3 Für viele Studierende stellen Rückenschmerzen ein Problem dar. Ursache sind häufig Hal-
tungsschäden, denen durch eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes, insbesondere
4 des Sitzmöbels, vorgebeugt werden kann. Sie sollten daher in einen hochwertigen, individuell
anpassbaren Stuhl investieren. Für das kleinere Budget sind Sitzbälle oder Balancekissen eine
5 gute Alternative. Ergänzend sollten Sie auf eine rückenschonende Sitzhaltung achten. Die Füße
berühren dabei den Boden, Gesäß und Oberschenkel bilden einen rechten Winkel. Ideal ist es,
wenn die Sitzfläche leicht abfällt, damit die Wirbelsäule ihre natürliche S-Form beibehält und
6 die einzelnen Bandscheiben gleichmäßig belastet werden. Die Stuhllehne sollte den Rücken in
Höhe der Gürtellinie am Beckenrand abstützen und in der richtigen Position halten. Außerdem
7 empfiehlt es sich, die Sitzhaltung häufig zu variieren. Bei regelmäßig auftretenden Rücken-
schmerzen oder Haltungsproblemen sollten Sie einen Orthopäden zu Rate ziehen.
Regelmäßige Bewegung ist notwendig, um Stress abzubauen und körperlich fit zu bleiben.
8 Die WHO empfiehlt 10.000 Schritte pro Tag zu gehen, viele Treppen zu steigen und auch min-
destens 150 kreislaufintensive Minuten pro Woche zu laufen, um das Herz- und Kreislaufsystem
9 und die Muskulatur aktiv zu halten. Nicht zuletzt als Ausgleich empfiehlt sich zusätzlich die
Ausübung einer Sportart. Finden Sie für sich einen Sport, der Ihnen Spaß macht, denn nur
10 dann werden Sie auch regelmäßig und gerne trainieren. Bei körperlichen Beeinträchtigungen
empfiehlt es sich, den individuellen Fähigkeiten angepassten Sportarten nachzugehen, z. B.
Wassersport oder speziellem Gerätetraining. Wenn Sie wie die meisten viel sitzen, wollen Sie
11 sich vielleicht auspowern, bspw. mit Squash oder Fitnesskursen. Wenn Sie dauernd unter Strom
stehen, benötigen Sie etwas Entspannendes wie Yoga oder Tai-Chi. Zum Abschalten sind für
12 viele Joggen oder Schwimmen hilfreich. Wer oft alleine über seinen Büchern sitzt, findet viel-
leicht an einer Mannschaftssportart wie Fußball oder Volleyball Gefallen. Einige Anregungen
finden Sie im Angebot Ihres örtlichen Zentrums für Hochschulsport, der Volkshochschulen
13 und der Vereine am Studienort. Weitere Anregungen finden Sie bei Reinwarth 2012.
Nicht selten kommt es vor, dass Studierende im Zuge intensiver wissenschaftlicher Arbeit
14 gar nicht mehr an die frische Luft kommen. Versuchen Sie, täglich wenigstens zehn Minuten
Sonnenlicht zu tanken, um auch einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Durch Mangel an
15 Vitamin D kann die Leistungsfähigkeit drastisch absinken, ein Müdigkeitsgefühl auftreten und
die Infektanfälligkeit steigen.
Wichtig ist darüber hinaus eine gesunde Ernährung, um nicht nur lebenswichtige Kalorien,
16 sondern auch wichtige Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente aufzunehmen. Achten
Sie zudem auf Ihren Flüssigkeitshaushalt. Wasser, Tee oder eine Fruchtsaftschorle sollte stets
17 griffbereit sein; denn eine ungenügende Flüssigkeitszufuhr kann zu Müdigkeit, Konzentrati-
onsstörungen und Kopfschmerzen führen. Vermeiden Sie zu viel Kaffee, insbesondere in den
Nachmittags- und Abendstunden, da Koffein aufputschend wirken kann.
18 Vielleicht leiden Sie unter Schlafstörungen? Dann können Sie sich nicht richtig auf Ihr Stu-
dium konzentrieren. Generell sind ein ausgewogener Tagesablauf und eine gute Schlafumgebung
19 für einen gesunden Schlaf förderlich. Zusätzlich können Sie Ihre Schlafgewohnheiten verbessern.
Langfristig sollten Sie in Erwägung ziehen, Entspannungsmöglichkeiten zu trainieren, um gut ein-
20 zuschlafen. Sorgen Sie auch für einen ausgewogenen Rhythmus von An- und Entspannungspha-
sen im Tagesverlauf. Hier sind Methoden wie Meditation oder autogenes Training zu empfehlen.
8.3 • Gesundheitliche Probleme
125 8

Empfehlenswert ist, grundsätzlich zwei Stunden vor dem Zubettgehen emotional aufreibende
Tätigkeiten zu vermeiden. Auch das Arbeiten am Computer oder Lesen auf dem Smartphone
kann bei empfindlichen Menschen zu einer Unterdrückung der Bildung von Schlafhormonen füh-
ren. Hier können Programme wie Blaulichtfilter helfen, die einige Stunden vor dem Zubettgehen
bestimmte Farbanteile aus dem Bildschirmlicht herausfiltern. Wer besonders sensibel auf Licht
reagiert, kann mit einer Schlafmaske oder einem Tuch über den Augen während des Schlafens
Lichtreize ausschalten. Die Schlafumgebung sollte abgedunkelt, kühl und ausreichend belüftet sein.
Bei bereits vorliegenden leichten oder vorübergehenden Einschlaf- oder Durchschlafpro-
blemen mögen natürliche Mittel wie Baldrianpräparate helfen. Sind jedoch Überlastung und
Ängste Ursache für Ihre Schlafstörungen oder halten diese länger als vier Wochen an, sollten Sie
sich an die psychologische Beratungsstelle Ihrer Hochschule bzw. an die psychotherapeutische
oder psychosoziale Beratungsstelle des Studentenwerkes wenden. Alternativ können Sie auch
einen niedergelassenen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen.
Falls Sie aufgrund akuter gesundheitlicher Beeinträchtigungen nicht in der Lage sind, eine
Studienarbeit zu beenden, können Sie in der Regel von dieser Prüfung zurücktreten. Das darf
nicht als Fehlversuch gewertet werden. Der Nachweis der sog. „Prüfungsunfähigkeit“ muss
meistens durch ein fach- oder zum Teil sogar durch ein amtsärztliches Attest mit Aussagen zu
Diagnose und prüfungsbezogenen Auswirkungen erfolgen.
Die Regelungen zum Rücktritt von Prüfungen können sich je nach Hochschule und
Studiengang unterscheiden. Sie sollten sich daher vorsorglich bei der für Sie zuständigen Prü-
fungsstelle informieren. Falls sich jedoch abzeichnet, dass Sie über einen längeren Zeitraum
nicht oder nur sehr eingeschränkt studieren können, z. B. wegen eines längeren Klinikauf-
enthalts, sollten Sie prüfen, ob eine Beurlaubung vom Studium für ein oder mehrere Semes-
ter sinnvoll ist. Ein Antrag darauf muss üblicherweise vor Beginn eines Semesters gestellt
werden; zum Teil ist eine Beurlaubung auch während eines bereits laufenden Semesters oder
sogar danach möglich. Urlaubssemester zählen nicht als Fach-, aber als Hochschulsemester,
der Studierendenstatus bleibt bestehen. Nähere Informationen über die Voraussetzungen
für eine Beurlaubung erhalten Sie an Ihrer Hochschule. Ein Urlaubssemester kann finanzi-
elle oder prüfungsrechtliche Auswirkungen haben, zu denen Sie sich vorab beraten lassen
sollten. In einem Urlaubssemester können Sie z. B. kein BAföG beziehen und in der Regel
keine Studienarbeiten schreiben.
Falls Sie aufgrund einer Krankheit oder Behinderung bei grundsätzlich vorhandener Prü-
fungsfähigkeit langfristig oder dauerhaft beeinträchtigt sind, kann sich das erheblich auf die
Erstellung von Studienarbeiten auswirken. Sie sollten je nach Art und Schwere die Möglichkeit
des Nachteilsausgleichs (DSW 2013) nutzen, mit dem auf Antrag z. B. die Bearbeitungszeit von
Studienarbeiten verlängert werden kann.
Für Studierende mit langfristigen oder dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen
(vgl. ▶ Abschnitt 9.3) stellt häufig auch ein evtl. vorübergehendes Teilzeitstudium eine sinnvolle
Option dar. Viele Hochschulen bieten diese Möglichkeit eines geregelten langsameren Studie-
rens mit einer entsprechenden Verlängerung der Regelstudienzeit an. Dies führt z. B. dazu, dass
Sie pro Semester weniger Studienarbeiten erstellen müssen. Auch dies kann finanzielle und
prüfungsrechtliche Auswirkungen haben, zu denen Sie sich beraten lassen sollten.
Das Angebot und die Ausgestaltung dieser Maßnahmen können sich allerdings von Hoch-
schule zu Hochschule erheblich unterscheiden. Daher sollten Sie auf jeden Fall so früh wie

--
möglich die Angebote an Ihrer Hochschule in Anspruch nehmen, z. B.:
allgemeine Studienberatung,

- psychologische Beratung,
Beauftragte für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten,
126 Kapitel 8 • Krisenbewältigung

- Beratungsangebote Ihres Studentenwerkes, z. B. Sozialberatungs- oder psychotherapeuti-

--
1 sche Beratungsstellen,
Beratungsangebot von studentischen Vertretungen,
2 Selbsthilfegruppen.

Anhand der dargestellten Möglichkeiten wird deutlich, dass trotz gesundheitlicher Probleme ein
3 erfolgreiches Studium möglich sein kann. Lassen Sie sich also nicht entmutigen! Informieren Sie
sich über die Möglichkeiten, die Ihnen die Hochschule bietet, und nutzen Sie diese bestmöglich.
4
ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 8.3)
5 DSW 2013; Froböse 2011; Münzing-Ruef 2010; Reinwarth 2012; Trökes 2012; Voelpel / Fischer
2015.

6
Literatur
7 Beckmann, J. & Heckhausen, H. (2006). Motivation durch Erwartung und Anreiz. In Heckhausen, J. & Heckhausen, H.
(Hrsg.). Motivation und Handeln (S. 105 - 142). 3. Aufl. Berlin et al.: Springer.
8 Csikszentmihalyi, M. (2010). Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen. 11. Aufl., Stuttgart:
Klett-Cotta.
DSW (2013). Handbuch Studium und Behinderung. Handbuch für Studieninteressierte und Studierende mit Behin-
9 derungen und chronischen Krankheiten. Http://www.studentenwerke.de/de/handbuch-studium-behinderung.
Zugegriffen: 17. September 2017.
Edelstein, S. (1999). 100 things every writer needs to know. New York: The Berkeley Publishing Group.
10 Esser, H. (1999). Soziologie – Spezielle Grundlagen. Bd. 1: Situationslogik und Handeln. Frankfurt a. M. et al.: Campus.
Froböse, I. (2011). Das neue Rückentraining: Mit 5-Minuten-Programm. 2. Aufl. München: Gräfe und Unzer.

11
Gerberich, T. (2012). Ein bisschen Motivation. Short time pain for long-time gain. In Peters, S. (Hrsg). Gut beraten durch
die Promotion. Best Practice für Promovierende (S. 77 - 86). Wiesbaden: Springer Gabler.
Kehr, H. (2002). Souveränes Selbstmanagement. Ein wirksames Konzept zur Förderung von Motivation und Willensstärke.

12 Weinheim & Basel: Beltz.


Kleinbeck, U. (1996). Arbeitsmotivation. Entstehung, Wirkung und Förderung. Weinheim & München: Juventa.
Knigge-Illner, H. (2015). Der Weg zum Doktortitel. Strategien für die erfolgreiche Promotion. 3. Aufl. Frankfurt am Main,

13 New York: Campus.


Kruse, O. (2007). Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 12. Aufl. Frankfurt am Main,
New York: Campus.
14 Martens, J. & Kuhl, J. (2013). Die Kunst der Selbstmotivierung. Neue Erkenntnisse der Motivationsforschung praktisch
nutzen. 5. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer.
Mayer, J. & Hermann, H.-D. (2015). Mentales Training. Grundlagen und Anwendung in Sport, Rehabilitation, Arbeit und
15 Wirtschaft. 3. Aufl., Berlin & Heidelberg: Springer.
Münzing-Ruef, I. (2010). Kursbuch gesunde Ernährung. Die Küche als Apotheke der Natur. 13. Aufl., München: Heyne.
Pyerin, B. (2014). Kreatives wissenschaftliches Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden. 4. Aufl. Weinheim
16 & München: Beltz Juventa.
Reinwarth, A (2012). Das Fitnessprojekt: Wie ich (fast) jeden Scheiß ausprobierte, um in Form zu kommen. München: mvg.
Stitzel, M. (1999). Zur Kunst des wissenschaftlichen Schreibens – bitte mehr Leben und eine Prise Belletristik! In Narr,
17 W.-D. & Stary, J. (Hrsg.). Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer
geben Studierenden Tips (S. 140 - 147). Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Trökes, A. (2012). Yoga für Rücken, Schulter und Nacken. München: Gräfe und Unzer.
18 Voelpel, S. & Fischer, A. (2015). Mentale, emotionale und körperliche Fitness: Wie man dauerhaft leistungsfähig bleibt.
Erlangen: Publicis Publishing.

19
Von Werder, L. (2000). Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten. 3. Aufl. Berlin et al.: Schibri.

20
127 9

Besondere Situationen
Margot Blumenthal, Björn Einecke, Heike Fischbach,
Maike Gattermann-Kasper, Peer Giemsch,
Jan-Gero Alexander Hannemann, Claudia Hruska,
Dieter Lohmann, Sylvia Meichsner, Svenja Möller, Markus Schott

9.1 Wissenschaftliches Arbeiten mit Kind  –  128


9.2 Wissenschaftliches Arbeiten im
fortgeschrittenen Alter – 130
9.3 Wissenschaftliches Arbeiten mit Beeinträchtigungen  –  131
9.4 Wissenschaftliches Arbeiten in einer Fremdsprache  –  133
Literatur – 135

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_9
128 Kapitel 9 • Besondere Situationen

» Jung, kinderlos, ohne körperliche Einschränkungen und in einem ihnen vertrauten sprachli-
1 chen Umfeld lebend – vor diesem Hintergrund verfassen viele Studierende ihre wissenschaft-
lichen Arbeiten. Dies ist aber keinesfalls selbstverständlich und manche Studierende sehen
2 sich spezifischen Herausforderungen gegenüber.

Dieses Kapitel widmet sich vier besonderen Situationen und zeigt auf, welche Möglichkeiten
3 Studierende in diesen Fällen nutzen können, um erfolgreich ihre Studienarbeiten zu verfassen.
Der Abschnitt zum wissenschaftlichen Arbeiten mit Kind informiert über geltende gesetzli-
4 che Regelungen wie z. B. den Elterngeld- und Elternzeitanspruch, mit welchem Entgegenkom-
men vonseiten der Hochschule junge Eltern rechnen können und wie diese ihr Studium bspw.
5 durch Urlaubssemester bzw. ein Teilzeitstudium familienfreundlich gestalten können.
Im Abschnitt zum wissenschaftlichen Arbeiten im fortgeschrittenen Alter wird dargestellt,
welche Herausforderungen ältere Studierende zu bewältigen haben, z. B. familiäre Verpflichtun-
6 gen und gesundheitliche Einschränkungen. Es wird auch gezeigt, wie altersbedingte Vorteile, die
sich bspw. durch den beruflichen Kontext ergeben, für wissenschaftliches Arbeiten produktiv
7 genutzt werden können.
Abschließend wird beschrieben, welche Formen der körperlichen und psychischen Beein-
trächtigungen unter Studierenden häufig sind, welche Unterstützungsangebote in Anspruch
8 genommen werden können und worauf in ihrem Studienumfeld zu achten ist.
Mit einer anderen Sprache und Kultur sind oftmals andere wissenschaftliche Konventionen
9 verbunden, die Studierende kennen sollten. Im letzten Abschnitt wird beschrieben, wie und
wo sich Studierende helfen lassen können, damit das Verfassen einer Studienarbeit in einer
10 Fremdsprache eine gewinnbringende Erfahrung wird.

11 9.1 Wissenschaftliches Arbeiten mit Kind

12 Peer Giemsch, Prof. Dr. rer. nat. Claudia Hruska

Studierende stellen sich häufig die Frage, ob sich ihr Studium mit einem Kinderwunsch ver-
13 einbaren lässt. Der klassische Ausbildungsweg – erst Studium und Karriere, Familiengründung
später – entspricht nicht mehr der heutigen Realität. Viele Hochschulen haben Anlaufstellen
14 und Servicebüros eingerichtet, wo sich Studierende gezielt über Kinderbetreuungs- und Un-
terstützungsmöglichkeiten informieren können. Diese sind bei Gleichstellungsbüros, bei der
15 Frauenbeauftragten der jeweiligen Hochschule und bei studentischen Vertretungen angesiedelt.
Zudem lassen sich viele Hochschulen mit dem Zertifikat „Familienfreundliche Hochschule“
(www.beruf-und-familie.de) auszeichnen und achten bei der Planung der Veranstaltungen auf
16 familienkompatible Zeiten. Weitere Möglichkeiten wie Still- oder auch Kinderbetreuungszim-
mer oder sogar Hochschul- oder Campus-Kindertagesstätten werden zunehmend eingerichtet,
17 um auch Studierende mit Kindern oder Kinderwunsch an den Hochschulen zu halten.
So versuchen die Hochschulen, den Bedürfnissen junger Eltern gerecht zu werden. Zur
besseren Vereinbarkeit von Studium und Familie ermöglichen einige Studien- und Prüfungs-
18 ordnungen ein Teilzeitstudium. Um ein familienfreundlicheres Klima zu erzielen, bemühen sich
viele Hochschulen, die Rahmenbedingungen anzupassen. Das betrifft u. a. die Möglichkeiten
19 und Verbesserung der Kinderbetreuung sowie die Verschiebung von Prüfungs- und Abgabe-
terminen bzw. die Verlängerung der Regelstudienzeit für Eltern.
20 Eltern im Studium können sich für die Dauer der Elternzeit beurlauben lassen. Hierzu muss
in der Regel innerhalb der Rückmeldefrist ein Antrag auf Beurlaubung im Prüfungsamt gestellt
9.1  •  Wissenschaftliches Arbeiten mit Kind
129 9

werden, wobei die Geburtsurkunde oder der Mutterpass als Antragsgrund vorgelegt werden
sollte. Während eines Urlaubssemesters ruhen allerdings die Ansprüche auf BAföG-Zahlungen,
nicht aber der Kindergeldanspruch. Zu beachten ist, dass die Anzahl der möglichen Urlaubsse-
mester je nach Hochschulvorgaben variiert. Nahezu alle Studiengänge bieten die Möglichkeit
eines Teilzeitstudiums an, wie u. a. im Studienkontenmodell des Bundeslandes Rheinland-Pfalz
rechtlich verankert. Gleichwohl sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Teilzeitstudierende
je nach Studienanteil eher als Studierende gelten (über 50 %) bzw. bei einem erhöhten Arbeits-
oder Kinderbetreuungsanteil eher typischerweise als Arbeitnehmer gelten, deshalb voll versi-
cherungspflichtig sind (§ 5 SGB V) und damit nicht in der studentischen Krankenversicherung
versichert sein können. Sofern im betreffenden Bundesland Studiengebühren gezahlt werden
müssen, bewirkt das Studienguthabengesetz (StuGuG), dass die Studiengebührenpflicht bei
Betreuung eines Kindes bis zu drei Jahren erlassen werden kann. Eltern werden vom Staat mit
dem (Basis‑)Elterngeld und zusätzlich mit dem sog. ElterngeldPlus (BMFSFJ 2015) unterstützt.
Dabei erhalten Eltern, die weniger als 30 Stunden pro Woche arbeiten oder studieren, für zwölf
Monate anteiliges Elterngeld, welches in Bezug auf die Höhe anderer Einkommen berechnet
wird (www.kind-und-studium.de). Teilen Sie sich als Eltern die Betreuung des Kindes, erhalten
Sie das Elterngeld um zwei Monate länger. Hier ist zu beachten, dass beide Elternteile, auch
wenn beide in Teilzeit studieren, parallel Elternzeit nehmen können. Auf die Leistungen nach
dem BAföG werden das Elterngeld und ElterngeldPlus nicht angerechnet, wenn es sich um das
einzige Einkommen handelt.
Wichtig in Bezug auf Studienarbeiten sind die Abgabefristen. Hierbei sollten Sie unbedingt
einplanen, dass Sie nicht wie Ihre kinderlosen Kommilitonen Ihre Zeit frei einteilen können,
da Kinder Zeit der Versorgung und Zuwendung benötigen. Zudem stehen nicht an allen Or-
ten gute Betreuungsmöglichkeiten für Kindergarten- und Schulkinder zur Verfügung, die ein
stringentes Studieren und Anfertigen von Studienarbeiten ermöglichen. Durch die Initiative
des Bundesfamilienministeriums wurden in den letzten Jahren die Betreuungskapazitäten für
Kinder unter drei Jahren ausgebaut. Insbesondere in den östlichen Bundesländern sind die
Möglichkeiten der Unterbringung von Kleinstkindern in Krippen und Kindertagespflegestellen
sehr gut möglich. Kosten und Betreuungszeiten werden für die Familientagespflege und die
Kindertageseinrichtungen vertraglich geregelt. Unter bestimmten Voraussetzungen trägt das
Jugendamt einen Großteil der Betreuungskosten (www.familienwegweiser.de).
Da meist nicht die gesamte benötigte Zeit durch außerhäusliche Betreuungsmöglichkeiten
abgedeckt werden kann, ist es unerlässlich, ein gutes Netzwerk aus Verwandten und Freunden
zu aktivieren, die sich auch in Zeiten hoher Studienbelastung um die Kinder kümmern können.
Aufgrund des noch labilen Gesundheitszustandes kleinerer Kinder müssen unbedingt auch
Krankheitsphasen der Kinder eingeplant werden, um sich nicht unnötig unter Druck zu setzen.
Manche Kinder benötigen in diesen Phasen die Eltern und lassen u. a. aufgrund der engen
Bindung zu ihnen keine anderen Betreuungspersonen zu.
Durch eigene Kinder werden Sie die Phase der Erstellung Ihrer Studienarbeit zweifelsohne an-
ders strukturieren. Deshalb sollten Sie Pufferzeiten einkalkulieren, insbesondere wenn der Termin
zur Abgabe einer Studienarbeit näher rückt. Gerade für diese Zeiten ist es wichtig, dass Sie auch
mit Ihren eigenen Ressourcen sorgsam umgehen, damit Sie sich nicht überfordern und Ihre Studi-
enarbeit mit Kind erfolgreich erstellen können. Rechnen Sie nicht damit, Ihre Arbeit erledigen zu
können, wenn Ihr Kind schläft, denn die Schlafdauer von Kindern wird allgemeinhin überschätzt.
Dadurch kommen nicht wenige in zeitliche Bedrängnis. Auch der natürliche Wunsch, Zeit mit
seinem eigenen Kind zu verbringen, kann die Einhaltung Ihres Zeitplans gefährden.
Organisieren Sie deshalb rechtzeitig verlässliche Betreuungsmöglichkeiten für Ihre Kin-
der und planen Sie die Schreibphasen Ihrer Studienarbeit mit reichlich Pufferzeiten (vgl.
130 Kapitel 9 • Besondere Situationen

▶ Abschnitt 3.4). Wegen des Zeitmangels junger Eltern aufgrund der natürlichen und erforder-
1 lichen Beschäftigung mit dem Nachwuchs und wegen des Schlafmangels ist die Konzentrations-
fähigkeit geringer. Somit sind verlässliche Personen wichtig, die Sie während der Schlussphase
2 Ihrer Studienarbeit unterstützen. Wenn Sie die Freude am Aufwachsen Ihrer Kinder mit einem
gut organisierten Zeitmanagement verbinden, dann wird die Herausforderung der Erstellung
einer Studienarbeit mit Kindern gelingen.
3
4 9.2 Wissenschaftliches Arbeiten im fortgeschrittenen Alter

5 Dr. phil. Margot Blumenthal, Prof. Dr. rer. nat. Claudia Hruska, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller

Die Motive für ein Studium im fortgeschrittenen Alter sind vielfältig. So existieren verschiedene
6 Modelle beim lebenslangen Lernen, ein Fern- oder Präsenzstudium zu absolvieren. Denn zum
einen möchten sich Menschen im fortgeschrittenen Alter beruflich neuorientieren und fangen
7 deswegen gemeinsam mit jüngeren ein Studium in grundständigen Bachelor- bzw. aufbauenden
Masterstudiengängen in Vollzeit an; zum anderen wählen sie das Modell der berufsbegleitenden
Teilzeitstudiengänge, in denen Studierende im Beruf bleiben und in diesen Ihr Studium integ-
8 rieren. In diesem Fall sind die Studierenden meist einer Mehrfachbelastung ausgesetzt, die sich
aus Beruf, aus Studium sowie − aufgrund des Alters oft auch − aus einer Familie mit Kindern
9 oder zu pflegenden Angehörigen zusammensetzt und sie vor besondere Herausforderungen
stellt. Ebenso können gesundheitliche Probleme (vgl. ▶ Abschnitt 8.3) gerade im fortgeschritte-
10 nen Alter eine erstzunehmende Thematik darstellen, die die Erstellung einer wissenschaftlichen
Arbeit erschweren.
Studierende im fortgeschrittenen Alter sind mit der Situation konfrontiert, dass Wissensauf-
11 nahme und -verarbeitungsprozesse anders ablaufen als bei jüngeren Studierenden (Chang et al.
2014). Der Grad der Lernfähigkeit ist dabei stark von den Erfahrungen und der persönlichen
12 Lernbiografie abhängig. Erfolgsfördernd für Studierende im fortgeschrittenen Alter sind daher
altersgerechte Lernstrategien. Sie sollten das Lerntempo selbst bestimmen und den Lernpro-
zess selbst steuern können. Dabei ist es bedeutsam, hemmenden Lernerfahrungen bewusst zu
13 begegnen und ein positives Lernumfeld zu schaffen.
Studierende im fortgeschrittenen Alter haben sich in der heutigen Zeit mit einer starken
14 Technisierung des Studiums, insbesondere im Rahmen von Studienarbeiten, zu arrangieren.
Für Studierende im fortgeschrittenen Alter ohne entsprechende Erfahrungen und mit gerin-
15 ger Medienkompetenz stellt dies eine Herausforderung dar. Darüber hinaus können veraltete
Kenntnisse oder fehlende Techniken des Schreibens wissenschaftlicher Texte eine Hürde sein.
Aus diesem Grund sollten besonders die Studienarbeiten gut geplant und vorbereitet werden.
16 Hierbei stehen in erster Linie die Auseinandersetzung mit den medientechnischen Vorausset-
zungen sowie der Erwerb wissenschaftlicher Arbeits- und Schreibtechniken im Vordergrund.
17 Ein gutes Zeitmanagement spielt zudem eine maßgebliche Rolle, sodass die Schreibpro-
zesse trotz Mehrfachbelastung in der vorgegebenen Zeit absolviert werden können. Daher ist
es empfehlenswert, den Schreibprozess gut zu planen und sich im Prüfungsamt der Hochschule
18 über Möglichkeiten der Verlängerung von Abgabefristen rechtzeitig zu informieren und diese
im Krankheitsfall fristgerecht per Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder anderer Nachweise
19 zu beantragen (vgl. ▶ Abschnitt 8.3).
Den großen und nicht zu unterschätzenden Mehrwert des fortgeschrittenen Alters stellt die
20 allgemeine Lernmotivation und die individuelle Lebens- und Berufserfahrung dar: Oft haben
Sie als Studierender im fortgeschrittenen Alter bereits ausgeprägte Reflexionskompetenzen
9.3  •  Wissenschaftliches Arbeiten mit Beeinträchtigungen
131 9

aufgebaut, sodass diese Erfahrungen und Kompetenzen den Wert Ihrer Arbeit und damit auch
die Tiefe der Auseinandersetzung mit einem Thema steigern. Vor allem in berufsbegleitenden
Studiengängen können sich daraus intensive Synergieeffekte ergeben, indem Themen in und
für die Berufspraxis aufgearbeitet werden. Damit kann ein direkter Transfer der im Studium
gewonnenen Erkenntnisse und Kompetenzen erfolgen, der im besten Fall Veränderungen oder
eine Weiterentwicklung in der Praxis auslöst.
Sollten Sie sich für ein Studium im fortgeschrittenen Alter entscheiden, können Sie schnell viel
erreichen; denn idealerweise verbinden Sie neue Kenntnisse mit vorhandenem Wissen und erzie-
len so zügig Lernerfolge. Betrachten Sie das Studium dabei wie eine Bergwanderung: Nach einem
abenteuerlichen Aufstieg mit Höhen und Tiefen können Sie in absehbarer Zeit den Gipfel erreichen.

ii Tipps zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 9.2)


Böhme 2001; Heinen / Horndasch 2007, 49 f.; Krisam 2002.

9.3 Wissenschaftliches Arbeiten mit Beeinträchtigungen

Dr. phil. Björn Einecke, Dr. rer. pol. Maike Gattermann-Kasper, Dieter Lohmann

Für ein Gelingen des Studiums gilt es vor allem für Studierende mit Beeinträchtigungen, so früh
wie möglich potenzielle Hindernisse zu erkennen und Möglichkeiten zu finden, diese zu beseitigen.
Nach der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (BMBF 2013, 450 ff.) bezeich-
nen sich 14 % der Studierenden als „gesundheitlich beeinträchtigt“. Von diesen Studierenden
gibt die Hälfte (7 % aller Studierenden) an, dass die gesundheitliche Beeinträchtigung das Stu-
dieren erschwert.
Mehr als 75 % der Studierenden mit studienerschwerenden Beeinträchtigungen sind psy-
chisch oder chronisch-somatisch erkrankt. Nur ein kleinerer Teil hat „klassische Behinderun-
gen“, z. B. Blindheit, bzw. eine amtlich festgestellte Behinderung (DSW 2012, 20 ff.). Fast neun
Zehntel der Studierenden mit Beeinträchtigungen geben beeinträchtigungsbedingte Schwie-
rigkeiten bei der Durchführung des Studiums an, die insbesondere mit den zeitlichen oder
formalen Vorgaben für die Durchführung des Studiums zusammenhängen (DSW 2012, 145 ff.).
Für Studierende mit Beeinträchtigungen des Sehens, Hörens oder Bewegens, die ca. ein Ach-
tel der Studierenden ausmachen, spielt darüber hinaus in Lehr- und Prüfungssituationen das
Vorhandensein barrierefreier Strukturen eine besondere Rolle. Solche Strukturen sind häufig
notwendig, um überhaupt unter einigermaßen vergleichbaren Bedingungen wissenschaftlich

-
arbeiten zu können. Dazu zählen insbesondere folgende Bereiche:
Zugänglichkeit, Nutzbarkeit und Auffindbarkeit von Gebäuden und Räumen, z. B. Biblio-

-- theken;
Zugänglichkeit von wissenschaftlicher Literatur sowie der Bibliothekskataloge;
kommunikative Zugänglichkeit, z. B. Dolmetscherdienste, um die Sprechstunden von Leh-
renden zu nutzen.

Für die große Gruppe der Studierenden mit psychischen Erkrankungen sind häufig Begleit- bzw.
Unterstützungsangebote, z. B. für den Wiedereinstieg nach akuten Krankheitsphasen, sehr wichtig,
um herausfordernde Situationen, wie z. B. das Erstellen einer Studienarbeit, meistern zu können.
Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass Sie die Bedingungen für ein erfolgreiches wissen-
schaftliches Arbeiten bereits vor oder zu Beginn des Studiums im Blick haben sollten, indem
Sie sich folgende Fragen beantworten (lassen):
132 Kapitel 9 • Besondere Situationen

1 - Gibt es in meinem Studiengang Bedingungen, die aufgrund meiner Beeinträchtigung be-


sonders wichtig für den Erfolg meines Studiums sind? Sind z. B. die für mich relevanten
Einrichtungen zugänglich oder sind die Anteile an für mich besonders geeigneten Prüfungs-
2
- formen, z. B. viele Studienarbeiten und wenig Klausuren, hoch?
Kann mein individueller Anpassungsbedarf in Bezug auf Studien- und Prüfungsleistungen,
z. B. eine deutliche Verlängerung der Bearbeitungszeit von Studienarbeiten, verlässlich ge-

-
3 deckt werden?
Welche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Studierende mit Beeinträchtigungen
4 gibt es an meiner Hochschule? Gibt es Möglichkeiten, z. B. um Literatur in größerer Schrift

5 - oder in Blindenschrift zugänglich zu machen?


Gibt es andere Studierende mit Beeinträchtigungen in meinem Studiengang? Welche Er-
fahrungen haben diese Studierenden gemacht? Unterstützen mich die Lehrenden bei be-
einträchtigungsbezogenen Anliegen?
6
Falls sich nach Klärung dieser Fragen an der von Ihnen präferierten Hochschule bereits vor
7 dem Studium zeigt, dass z. B. für Ihren Studiengang relevante Bibliotheken nicht barrierefrei
zugänglich sind, sollten Sie überlegen, ob Sie sich für eine andere Hochschule entscheiden.
Umgekehrt können angemessen ausgestattete, zielgruppenspezifische Beratungs- und Unter-
8 stützungsangebote ein Indiz dafür darstellen, dass Sie gute Bedingungen für ein gelingendes
Studium haben werden.
9 Unabhängig von diesen Bedingungen sollten Sie auch überlegen, ob Ihr bisheriger Um-
gang mit Ihrer Beeinträchtigung mit den Anforderungen kompatibel ist, die wissenschaft-
10 liches Arbeiten an Sie stellt, z. B. Verbergen oder Offenlegen der Beeinträchtigung, (Nicht‑)
Nutzen von Maßnahmen des Nachteilsausgleichs oder (Nicht‑)Einsatz bestimmter personel-
ler oder technischer Unterstützung. Anders als in der Schule oder ggf. im Beruf sind Sie beim
11 wissenschaftlichen Arbeiten weitgehend auf sich gestellt und müssen eine komplexe Aufgabe
in begrenzter Zeit allein bewältigen. Ihre persönlichen Entscheidungen werden respektiert,
12 allerdings müssen Sie bspw. für die Folgen eines Verzichts auf Nutzung von Nachteilsaus-
gleichen oder Unterstützung einstehen, z. B. wenn es Ihnen nicht gelingt, Abgabefristen
einzuhalten. Da Ihre Gutachter wechseln können, besteht für Sie je nach Beeinträchtigung
13 z. B. die Notwendigkeit, sich immer wieder aufs Neue „bekannt zu machen“ und Ihre Bedarfe
mitzuteilen. Nutzen Sie daher so früh wie möglich die Beratungsangebote für Studierende
14 mit Beeinträchtigungen. Informieren Sie sich darüber hinaus über die für Sie relevanten
Personen und Angebote, die bei Schwierigkeiten bei der Erstellung von Studienarbeiten
15 weiterhelfen können, z. B. Schreibwerkstätten.
Sie sollten insbesondere die vorhandenen Gestaltungs- und Anpassungsmöglichkeiten
(„Nachteilsausgleiche“) in Bezug auf Studien- und Prüfungsleistungen sowie zeitliche Vorgaben
16 für den Studienverlauf nutzen, damit Sie Studienarbeiten unter möglichst chancengleichen Be-
dingungen erstellen können. Nachfolgend sind Maßnahmen des Nachteilsausgleichs aufgelistet,
17
-
die Ihnen beispielhaft zeigen sollen, was möglich ist:
Die häufigste Maßnahme stellt die Verlängerung der Bearbeitungszeit von Studienarbeiten
18
- dar.
Sind zeitlich parallel mehrere Studienarbeiten zu erstellen, können Sie ggf. einen indivi-
duellen Bearbeitungsplan vereinbaren, der ein sukzessives Erstellen der Studienarbeiten

-
19 ermöglicht und damit einer Überlastung entgegenwirkt.
Können durch die Verlängerung von Bearbeitungszeiten andere Vorgaben für die Durch-
20 führung des Studiums, z. B. Zulassung zu einem Modul, nicht eingehalten werden, sollten
Sie klären, ob diese Vorgaben ebenfalls angepasst werden können.
9.4  •  Wissenschaftliches Arbeiten in einer Fremdsprache
133 9

- Wenn Sie in der Vergangenheit in einer Lehrveranstaltung bereits Teilleistungen erbracht


haben und dann vor oder während der Erstellung der Studienarbeit krankheitsbedingt
abgebrochen haben, sollten Sie klären, ob es ausnahmsweise eine Möglichkeit gibt, die Lehr-
veranstaltung noch nachträglich erfolgreich abzuschließen.

Obwohl Nachteilsausgleiche (DSW 2013) ein seit Langem etabliertes Instrument darstellen, un-
terscheiden sich die Regelungen und die Umsetzung zum Teil erheblich. Klären Sie rechtzeitig,
wie Sie Nachteilsausgleiche erhalten und wo Sie sich dazu beraten lassen können. Unabhängig
davon, ob Sie einen formalen Antrag auf Nachteilsausgleich stellen oder sich direkt an Ihre Do-
zenten wenden, müssen Sie darlegen können, welche Nachteile Sie konkret haben. Dafür sollten
Sie die Wechselwirkungen zwischen Ihrer individuellen Beeinträchtigung und den konkreten
Bedingungen für Studienarbeiten belegen. Dies gelingt am besten, indem Sie aufzeigen, welche
Aktivitäten, z. B. Lesen, Schreiben, Sitzen, Konzentrieren, in Bezug auf welche Studienarbeit
oder ggf. grundsätzlich für alle Studienarbeiten, wie lange und warum nicht oder nicht in der
allgemein üblichen Weise oder Zeit durchgeführt werden können.
Neben dem Nachteilsausgleich gibt es häufig die Möglichkeit, das Pensum durch einen
Wechsel vom Vollzeit- in den Teilzeitstatus anzupassen. Bei einer längeren akuten Krankheits-
phase, z. B. einem Schub bei Multipler Sklerose oder einem Klinikaufenthalt bei psychischen
Erkrankungen, sollten Sie sich ggf. beurlauben lassen.
Zusätzlich zu den Maßnahmen, die die Hochschulen gewähren, haben insbesondere blinde,
gehörlose, hochgradig seh- oder hörbeeinträchtigte oder in der Bewegungsfähigkeit und Mo-
bilität stark beeinträchtigte Studierende Anspruch auf personelle oder technische Unterstüt-
zung bei der Durchführung des Studiums. Notwendige Aktivitäten für Studienarbeiten, z. B.
Recherchieren, Lesen oder Interviews führen, sind häufig nur mit Assistenzen oder Gebärden-
sprachdolmetschenden möglich. Dies gilt auch für ausschließlich für das Studium notwendige
technische Hilfsmittel. Bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen werden solche Leistungen
vom Träger der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen zum Besuch einer Hochschule
nach dem SGB XII (sog. Hochschulhilfen) übernommen (DSW 2013, 153 ff.).
Die dargestellten Handlungsmöglichkeiten zeigen, dass Sie den Auswirkungen von Beein-
trächtigungen beim wissenschaftlichen Arbeiten erfolgreich begegnen können. Werden Sie
rechtzeitig aktiv und nutzen Sie die Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten!

ii Tipp zum Weiterlesen (für ▶ Abschnitt 9.3)


DSW 2013.

9.4 Wissenschaftliches Arbeiten in einer Fremdsprache

Heike Fischbach, Jan-Gero Alexander Hannemann, Sylvia Meichsner, Markus Schott

Eine Studienarbeit kann von vornherein in einer Fremdsprache verfasst oder erst in einem
späteren Stadium in eine Fremdsprache übertragen werden. Das kann – je nach Sprachniveau,
Zugang zu Materialien, Fach- und Themengebiet – einfacher oder schwieriger sein als in der
eigenen Sprache.
Sobald eine Studienarbeit in einer Fremdsprache für Sie in Betracht kommt, sollten Sie sich
in jeden Fall einen Überblick über Rahmen, Anforderungen und Kontext verschaffen. Ggf. ist
es sinnvoll oder erforderlich, zuvor einen Sprachnachweis zu erbringen. Viele Sprachenzentren
an Hochschulen bieten Einstufungstests an. Weltweit anerkannt sind offizielle Sprachzertifikate
134 Kapitel 9 • Besondere Situationen

wie z. B. der TestDAF (Test Deutsch als Fremdsprache) für Deutsch; TOEFL (Test of English as
1 a Foreign Language), IELTS (International English Language Testing System) und Cambridge
Certificate für Englisch; DELF (diplôme d’études en langue française) und DALF (diplôme ap-
2 profondi de langue française) für Französisch; DELE (Diploma de Español como Lengua Ext-
ranjera) für Spanisch. Alle Sprachnachweise richten sich nach dem Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmen für Sprachen (www.europaeischer-referenzrahmen.de; www.sprachzertifikat.
3 org). Ist das allgemeine Sprachniveau niedriger als B2 (selbstständige Sprachverwendung), wird
das Verfassen einer Studienarbeit zu einem schwierigen Unterfangen. Wer sich von seinen eige-
4 nen Fertigkeiten ein Bild machen möchte, kann dafür bspw. den ERASMUS+ Online Linguistic
Support nutzen (erasmusplusols.eu).
5 Parallel gilt es, die der jeweiligen Fakultät und der zielsprachlichen Kultur angemessenen
unterschiedlichen Normen und Konventionen zu beachten. Dies betrifft sowohl Unterschiede
in der inhaltlichen Erarbeitung der Thematik als auch Aufbau und Form der Abhandlung. Be-
6 sondere Aufmerksamkeit sollten Sie Zitiersystemen und vorherrschenden Stilidealen widmen.
Verschaffen Sie sich Klarheit darüber, welche wissenschaftliche Zitierrichtlinie anzuwenden ist.
7 Gleichzeitig ist es unabdingbar, dass Sie sich vor dem Schreibbeginn intensiv mit der Li-
teratur auseinandersetzen, auf die Sie die Studienarbeit beziehen möchten. Auf diese Weise
erkennen Sie schnell sprachtypische Eigenheiten sowie fachspezifische Text- und Formulie-
8 rungsmuster. Sie sollten wissenschaftliche Arbeiten unter formalen wie stilistischen Gesichts-
punkten lesen. Welcher Struktur folgt der Artikel? Welche Wörter oder Textelemente werden
9 in welcher Form verwendet, insbesondere in der Einleitung und im Schlussteil? Wie werden
neue Ideen oder Konzepte eingeführt? Notieren Sie gelungene Formulierungen und entwickeln
10 Sie auf deren Basis im Laufe der Zeit Ihren eigenen Stil.
Der Schreibprozess in einer Fremdsprache kann sich frustrierend gestalten, solange der Wort-
schatz (noch) begrenzt ist. Diese Phase werden Sie schrittweise überwinden und mit ihr die Dis-
11 krepanz zwischen Ihrem Fachwissen und seiner Dokumentation in der wissenschaftlichen Arbeit.
An vielen Hochschulen gibt es Studienzentren, die internationale Studierende beim Verfas-
12 sen von Studienarbeiten unterstützen. Auf diese Weise lernen Sie die speziellen Anforderungen
an Aufbau, Format und Inhalt kennen. Oft besteht die Möglichkeit, sich von Tutoren beim
Schreibprozess einer ersten Arbeit begleiten zu lassen. Die Tutoren weisen auf häufige sprach-
13 liche Fehler hin, zeigen Alternativen für eine gelungenere Wortwahl auf und geben Tipps zu
stilistischen Feinheiten, greifen jedoch nicht inhaltlich ein. Neben sprachlichen Besonderheiten
14 werden Sie sicher mit weiteren Vorgehensweisen konfrontiert: So ist bei einer Literaturrecherche
zu Themen mit besonderer Relevanz ggf. auf ausländische Datenbanken zurückzugreifen. Um
15 solche Datenbanken zu identifizieren, empfiehlt es sich, Rat von kompetenten Ansprechpart-
nern, z. B. Betreuern oder Mitarbeitern der Fachbibliothek, einzuholen.
Auch für nichtmuttersprachliche Verfasser gilt es, Rechtschreib- bzw. Grammatikfehler zu
16 vermeiden. Lassen Sie daher den Text vor der Abgabe am besten durch einen Muttersprach-
ler Korrektur lesen. Sollten Sie keine dafür geeignete Person in Ihrem Bekanntenkreis haben,
17 können Sie im Spracheninstitut Ihrer Hochschule nachfragen oder versuchen, jemanden per
Aushang oder Mailingliste zu finden. Darüber hinaus gibt es Agenturen, die darauf spezialisiert
sind, (wissenschaftliche) Texte Korrektur zu lesen (vgl. ▶ Abschnitt 3.5). Es ist von Vorteil, wenn
18 der Korrekturleser fachspezifische Kenntnisse hat. Die Korrekturen des Textes dürfen jedoch
aus urheberrechtlichen Gründen nicht inhaltlicher Natur sein, da dies von Ihrem Gutachter
19 als Täuschungsversuch gewertet werden könnte (vgl. ▶ Abschnitt 1.3). Alternativ können Sie
spezielle Korrekturprogramme nutzen (z. B. www.languagetool.org, www.spellex.com). Diese
20 sind in der Lage, Rechtschreibfehler auf einem höheren Niveau als die üblichen Textverarbei-
tungsprogramme zu identifizieren.
Literatur
135 9

Das Verfassen von Texten in einer Fremdsprache hat große Vorteile: Sie setzen sich inten-
siv mit einer Fremdsprache auseinander und profilieren sich so sprachlich, thematisch und
methodisch. Sie schärfen Ihren Blick für Details und erweitern den gedanklichen Horizont,
da Sie Ihr Werk in zwei verschiedenen Sprachen und damit in zwei verschiedenen Kontexten
durchdenken. Eine in der Fremdsprache verfasste wissenschaftliche Arbeit sagt etwas über Ihre
Sprachkompetenz sowie Ihr Kulturverständnis aus und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre
Abhandlung in Diskussionen der internationalen Scientific Community Ihres Faches Beachtung
findet, sofern diese veröffentlicht wird.

Literatur

BMBF (2013). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. 20. Sozialerhebung
des Deutschen Studentenwerks, durchgeführt durch das HIS-Institut für Hochschulforschung. Http://www.­
sozialerhebung.de/download/20/soz20_hauptbericht_gesamt.pdf. Zugegriffen: 17. September 2017.
BMFSFJ (2015). Elterngeld, ElterngeldPlus und Elternzeit. Das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz. Https://www.
bmfsfj.de/blob/93614/384df498f46806a16d1845e0d4a07e76/elterngeld-elterngeldplus-und-elternzeit-data.
pdf. Zugegriffen: 17. September 2017.
Böhme, G. (2001). Studium im Alter. Handbuch Bildung im 3. Lebensalter. Frankfurt a. M.: Societäts-Verlag.
Chang, L.-H. & Shibata, K. & Andersen, G. & Sasaki, Y. & Watanabe, T. (2014). Age-Related Declines of Stability in Visual
Perceptual Learning. Current Biology. Https://doi.org/10.1016/j.cub.2014.10.041.
DSW (2012). beeinträchtigt studieren. Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer
Krankheit 2011. Http://www.best-umfrage.de/PDF/beeintraechtigt_studieren_2011.pdf. Zugegriffen: 17. Sep-
tember 2017.
DSW (2013). Handbuch Studium und Behinderung. Handbuch für Studieninteressierte und Studierende mit Behin-
derungen und chronischen Krankheiten. Http://www.studentenwerke.de/de/handbuch-studium-behinderung.
Zugegriffen: 17. September 2017.
Heinen, N. & Horndasch, S. (2007). Master nach Plan. Strategien für Auswahl, Bewerbung und Finanzierung des Master-
studiums. Bielefeld: Bertelsmann.
Krisam, I. (2002). Zum Studieren ist es nie zu spät. Statistische Daten, soziokulturelle Basis, Motivationen, Inhalte und
Gestaltung eines ordentlichen Studiums im dritten Lebensabschnitt. Münster et al.: Waxmann.
137 10

Erfahrungsberichte
von Betreuern
Sandra Bohlinger, Peter Chamoni, Michael Fröhlich, Claudia Gerhardt,
Johanna Friederike May, Svenja Möller, Götz Neuneck, Monika Rausch,
Patricia Schneider, Steffen Stock, Angela Weißhaar

10.1 Sprach- und Kulturwissenschaften  –  138


10.1.1 Romanistik – 138
10.1.2 Psychologie – 140
10.1.3 Erziehungswissenschaften – 141

10.2 Sport – 145
10.3 Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften  –  146
10.3.1 Politikwissenschaften – 146
10.3.2 Wirtschaftswissenschaften – 148

10.4 Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften  –  151


10.5 Ingenieurwissenschaften – 153
10.6 Außerhalb der Studienbereichsgliederung  –  155

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_10
138 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

» Jetzt lese ich schon die 100. Abschlussarbeit und immer wieder sehe ich die gleichen Fehler.
1 Es beginnt schon mit Fehlern auf dem Deckblatt: Der Titel ist falsch geschrieben, mein Name
auch schon wieder oder – kaum zu glauben – die Studierenden vergessen ihren eigenen
2 Namen auf dem Deckblatt.
Dann blättere ich zum Inhaltsverzeichnis und finde dort Fehler in der Gliederungssystematik.

3 Wenn ich anschließend die Einleitung lese, erwarte ich eine Zielsetzung. Diese fehlt oftmals
oder ist nicht präzise formuliert.
Und wenn ich dann noch wörtliche Zitate ohne Quellenangabe finde, bin ich entsetzt darü-
4 ber, dass der Studierende nicht gelernt hat, richtig wissenschaftlich zu arbeiten.

5 Damit Sie Ihren Betreuer nicht durch Fehler, die sich bereits auf den ersten Blick offenbaren
und bei gründlicher Lektüre fortsetzen, negativ einstimmen, finden Sie im Folgenden elf Erfah-
rungsberichte. Darin schildern Betreuer, die seit Jahren Studienarbeiten betreuen und bewerten,
6 ihre persönlichen Erfahrungen.

7
„Daß alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel“ (Imma-
nuel Kant: Critik der reinen Vernunft. 2. Aufl. Riga: Insel 1787, 45).
8
9 Lesen Sie aus Betreuersicht, welche Fehler häufig in Studienarbeiten auftreten. Bevor Sie mit
Ihrer Studienarbeit einen Reinfall erleben, können Sie von den Erfahrungen der Betreuer
10 lernen.
Die Berichte sind nach den Fächergruppen gemäß der Systematik der amtlichen Statistik
des Statistischen Bundesamtes unterteilt und sortiert (http://www.destatis.de/DE/Methoden/
11 Klassifikationen/BildungKultur/StudentenPruefungsstatistik.pdf?__blob=publicationFile). Da
fast in allen Erfahrungsberichten Tipps gegeben werden, die auch für andere Fächer gelten,
12 lohnt es sich, Erfahrungsberichte zu lesen, die keinerlei Bezug zum eigenen Fach aufweisen.
Unter www.studierendenratgeber.de finden Sie mehrere Indizes, mithilfe derer auf die Er-
fahrungsberichte nach den Kriterien Hochschule, Fakultät und Fach zugegriffen werden kann.
13
14 10.1 Sprach- und Kulturwissenschaften

10.1.1 Romanistik
15
Dr. phil. Angela Weißhaar
16
Ich bin an der Universität Göttingen tätig und unterrichte französische und italienische Sprach-
17 wissenschaft. Bisher habe ich – in Göttingen und an einigen anderen deutschen Universitäten
– Bachelor- und Masterarbeiten, früher Examens- und Diplomarbeiten im Bereich der franzö-
sischen und italienischen Sprachwissenschaft, Didaktik und Kulturwissenschaft bzw. Landes-
18 kunde betreut. Am häufigsten habe ich derzeit mit Bachelorarbeiten zu tun.
Wichtig ist in jedem Falle ein Thema, für das Sie sich begeistern, ein gewisser „Forscher-
19 drang“. Am besten gelingen die Arbeiten, bei denen sich die Studierenden viele eigene Ge-
danken machen. Wenn die Studierenden zu mir kommen, diskutieren wir ihre Überlegungen
20 und ich gebe mein Wissen (zum Forschungsstand oder zu möglichen Quellen, wo weiter nach
Literatur recherchiert werden kann) sowie Anregungen hinzu. Am besten also erst nach den
10.1  •  Sprach- und Kulturwissenschaften
139 10

eigenen Interessen schauen, und dann überlegen wir gemeinsam, was wir daraus „machen“
können. Es wird in der Regel ein gemeinsamer Ansatz bzw. Start, denn mir fällt an sich immer
etwas dazu ein, welche Richtung das Thema nehmen könnte – aber natürlich nicht muss. Das
Thema wächst dann im gemeinsamen Gespräch. Es sollte eines sein, das auch etwas Originelles
aufweist oder neue Facetten von bereits Behandeltem beinhaltet und noch nicht von anderen
intensiv bearbeitet worden ist.
Nicht nur rein auf Literaturrecherche basierende, sondern auch empirische Arbeiten werden
häufig gut, da ein sehr großer persönlicher Eigenanteil in der Auswahl der Materialien oder
auch Fragenkataloge steckt. So hat z. B. eine meiner Studierenden die einzelnen Mitglieder
einer ihr bekannten vierköpfigen französisch-deutschen Familie zu ihren Sprachbiografien und
-einstellungen befragt. Eine andere Studierende hat im Rahmen des Themas der nonverbalen
Kommunikation anhand von selbst gewählten stummgeschalteten Nachrichten- und Filmaus-
schnitten Probanden erraten – und begründen – lassen, welcher Nationalität, romanisch oder
deutsch, die zu sehenden Personen waren.
Was sich bei den romanischen Sprachen anbietet, ist natürlich auch, für ein Thema ins
entsprechende Land zu reisen, wenn die eigenen Finanzen es denn zulassen, um Muttersprach-
ler danach zu fragen, wie sie mit der eigenen Sprache umgehen, wann sie z. B. einen Dialekt
sprechen.
Mut, auch mal ein Thema anzupacken, das noch nicht häufig in der Literatur bearbeitet
wurde, kann dabei sehr hilfreich sein.
Wichtig ist eine gute Gliederung im Vorfeld, sozusagen ein Gerüst für die Orientierung.
Dabei ist es kein Problem, wenn sich später Variationen bezüglich des einen oder anderen
Punktes durch die spezielle Richtung, die die Arbeit dann nimmt, ergeben. Doch sollten diese
Variationen mit mir als Betreuerin abgesprochen werden.
Und auch der formale Aufbau muss stimmen. Hierzu gehören – wie in Hausarbeiten – eine
Titelseite, ein Inhaltsverzeichnis, dann ein Text, bestehend aus einer Einleitung, einem Hauptteil
und einem Schluss, einer Bibliografie und ggf. noch ein Anhang mit für den Text notwendigen
Zusatzmaterialien. Dies könnten bei einer Arbeit über Werbeanzeigen z. B. die konkreten, im
Text behandelten Anzeigetexte sein. Die verwendeten Quellen müssen detailliert im Text und
in der Bibliografie am Ende dokumentiert sein. Dieser Punkt ist mir sehr wichtig. Hier geht es
um korrektes wissenschaftliches Arbeiten.
Studierende sagen oft, sie seien verunsichert, da viele Dozenten die Bibliografie auf spezielle
Art und Weise aufgeführt haben wollen, wobei jeder eigene Vorstellungen habe. Einige Fach-
bereiche geben Formate vor, andere nicht. Hier existiert allgemein an den Hochschulen und
Fachbereichen keine einheitliche Linie. Ich empfehle meinen Studierenden immer, die Dozen-
ten jeweils direkt darauf anzusprechen und konkret zu erfragen, welche Präferenzen sie haben.
Am Ende muss eine wissenschaftliche Arbeit auf jeden Fall Korrektur gelesen werden, am
besten auch noch einmal von einer zweiten Person. Denn sehr wichtig sind ein guter Schreibstil
– verständlich und nicht allzu salopp – als auch die Einhaltung von Rechtschreib- und Inter-
punktionsregeln. Mir fällt auf, dass einige Studierende – vielleicht als Folge von simplifizierter
Chat- und Facebook-Praxis – mit den beiden Letztgenannten „hadern“.
Ganz zum Schluss landet die Arbeit nun bei mir als Leserin und Gutachterin. Und ich
wünsche mir selbst ein Lesevergnügen. Ein guter Text nimmt den Leser mit, indem er ihm
auch eine nachvollziehbare Struktur bietet. Dazu hilft z. B. eine richtig eingesetzte Interpunk-
tion. Fehlen die Kommas an den richtigen Stellen, lese ich zunächst darüber hinweg, merke es
dann, „bremse“, gehe zurück an die Stelle, wohin eines gehört, setze es und lese weiter. Steht
ein Komma an der falschen Stelle, wirkt es wie eine Leseblockade, die gelöst werden muss.
Geschieht dieses zu oft in einem Text, wirkt er wenig zum Lesen einladend.
140 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

Ich wünsche mir, dass sich die Studierenden, die womöglich das ein oder andere Problem
1 mit Orthografie und Kommasetzung haben, die Mühe machen, ihre Informationslücken auf-
zuarbeiten, um im eigenen Interesse einen, im wahrsten Sinne des Wortes, „schönen“ Text zu
2 produzieren. Ich traue allen zu, dass sie dieses auch schaffen.
Mit Spaß am Thema und Engagement in der Bearbeitung geht es in jedem Falle am besten
vorwärts. Und wenn Fragen auftauchen sollten, stellen Sie sie. Viel Erfolg bei Ihren Abschluss-
3 arbeiten!

4
10.1.2 Psychologie

5 Prof. Dr. rer. nat. Claudia Gerhardt

6 Mein Arbeitsumfeld ist die Hochschule Fresenius, eine private Fachhochschule, an der Stu-
dierende den Bachelor- und Masterabschluss in Wirtschaftspsychologie und (Angewandter)
7 Psychologie machen können. Ich betreue hier als Professorin der Psychology School in Ham-
burg regelmäßig Bachelor- und Masterarbeiten. Der Fokus liegt aber auf den Bachelorarbeiten,
da ich den Bachelorstudiengang der Wirtschaftspsychologie als Studiendekanin leite. Die Ab-
8 schlussarbeiten sind bei uns psychologisch-empirisch ausgerichtet, um dem entsprechenden
Charakter des Fachs Psychologie Rechnung zu tragen und die methodische Ausbildung der
9 Studierenden abzurunden. D. h., ich betreue in aller Regel Themen der Wirtschaftspsychologie
wie z. B. zum Bereich Führungstheorien oder Mitarbeiterverhalten, die eine quantitative oder
10 eine qualitative Studie vorsehen. Für mich gehört diese Aufgabe meines Berufs zu den schöns-
ten, denn fast alle Studierenden bemühen sich sehr, eine gute Leistung zu erbringen, und es ist
bereichernd zu sehen, wie sich aus Studienanfängern Examensanwärter entwickelt haben. Da
11 unsere Studierenden für die Bachelorarbeiten nur acht Wochen Zeit haben – bei Masterarbeiten
sind es zwölf Wochen – ist eine gute Vorbereitung essentiell. Gerade, wenn empirisch gearbeitet
12 werden soll, ist diese Zeitspanne ambitioniert bemessen. Das bedeutet zum einen, dass es von
Hochschulseite Informationen und Leitfäden zur Erstellung der Abschlussarbeit gibt. Dazu ge-
hört z. B., dass die Studierenden informiert werden, wie ein Exposé aufgebaut sein soll, welches
13 ebenfalls für die Betreuung erwartet wird, oder wie eine empirische Arbeit aufgebaut sein soll.
Zum anderen bedeutet das aber auch für jeden einzelnen Studierenden, sich rechtzeitig und aktiv
14 um ein Thema und eine Betreuung zu bemühen. Sonst ist eine qualitativ hochwertige Arbeit
nicht sicherzustellen. Denken Sie also nicht erst zwei Wochen vor der geplanten Anmeldung
15 über ein Thema nach, sondern nutzen Sie die Semester zuvor, sich Notizen zu machen, wenn
Sie auf ein spannendes Thema stoßen. Es wirkt nicht überzeugend, wenn Sie einen Termin mit
einem potenziellen Prüfer vereinbaren und hoffen, der Prüfer gibt Ihnen ein Thema vor. Es ist
16 ein wichtiger Schritt in der akademischen Ausbildung, sich selbst Themen zu erschließen. Hier
werden einige Hilfestellungen angeboten, u. a. habe ich Forschungsthemen und zum Teil auch
17 Abschlussarbeitsthemen ausgeschrieben, aber zu diesen sollten Sie sich selbst Gedanken machen.
Ihr Betreuer kann und wird dann helfen, diese Ideen im Gespräch mit Ihnen zu reflektieren.
Generell betrachte ich meine Rolle als Betreuerin so, dass es um ein unterstützendes Be-
18 gleiten geht, vor allem fachlicher und methodischer Natur, manchmal natürlich auch zur Mo-
tivation. Ich stelle zwar auch Ideen zur Verfügung, in aller Regel jedoch als Angebot. So kann
19 ich beobachten, was die Studierenden aus den Anregungen machen. Ich interveniere allerdings
immer dann, wenn z. B. falsche methodische Entscheidungen getroffen werden. Da Eigen-
20 ständigkeit in der Arbeitsweise ein Bewertungskriterium ist, das bei uns mit einem Anteil an
der Note von bis zu zehn Prozent einfließt, erläutere ich immer, was das für mich bedeutet:
10.1  •  Sprach- und Kulturwissenschaften
141 10

dass vorhandene Informationen wie Leitfäden unaufgefordert gelesen werden, dass Termine
gut vorbereitet werden, indem ich z. B. das zu lesende Material bereits einige Tage vor einem
Termin bekomme, dass der Studierende sich bei Problemen selbst Gedanken macht, wie die
Lösungen aussehen können, und dass eigenständige, kritische und reflektierende Gedanken in
die Arbeit einfließen. Ich sehe mir diese dann gern an. Ich zähle z. B. nicht, wie oft mich jemand
konsultiert, sondern mit welcher Haltung. Mir ist es lieber, ein Kandidat hält mich regelmäßig
auf dem Laufenden, als dass jemand aus falsch verstandener Angst auf Rücksprache verzichtet.
Neben Eigenständigkeit und formalen Kriterien geht vor allem ein hochwertiger Theorie- und
Empirieteil mit einer adäquaten Aufbereitung des Forschungsstands und der Datenerhebung
und -auswertung in die Benotung der Arbeit ein. Dabei zeichnet sehr gute Arbeiten aus, dass
sich ein roter Faden von der Fragestellung über den theoretischen Background zu den Hy-
pothesen, Untersuchungsinstrumenten und Ergebnissen zieht. Darüber hinaus ist gerade der
letzte Teil der Arbeit, die Diskussion, kritische Analyse und Aufbereitung von Implikationen,
das i-Tüpfelchen Ihrer Arbeit. Nehmen Sie sich dafür genug Zeit!
Beim methodischen Vorgehen beobachte ich häufig, dass Studierende aus Angst vor quan-
titativen Daten und deren statistischer Auswertung dazu neigen, lieber qualitativ schreiben zu
wollen. Das ist nicht immer eine weise Entscheidung, zumal bei einer sehr guten Arbeit das
methodische Vorgehen immer auf die Fragestellung zugeschnitten wird und nicht umgekehrt.
Vor allem aber sind qualitative Arbeiten, z. B. mit Interviews, mit einem sehr hohen Aufwand
verbunden, da sie z. B. transkribiert werden müssen. Die inhaltsanalytische Arbeit ist anspruchs-
voll, und es ist eine große Herausforderung, die Ergebnisse transparent abzuleiten und darzu-
stellen. Die Betreuung qualitativer Arbeiten ist schwieriger, da auch erfahrene Professoren das
Datenmaterial schlechter überblicken können. Also: Nur Mut, sich an Zahlen zu wagen! Die
meisten Studierenden haben einen solchen Entdeckergeist, dass die Angst von allein verblasst.
Häufiger betreue ich auch kooperative Arbeiten, die Studierende in Zusammenarbeit mit
einem Unternehmen schreiben. Diese Arbeiten sind für die Studierenden von hohem Wert, da
sie als Aushängeschild für Bewerbungen dienen können. Dennoch beobachte ich zwei Gefahren,
die sich mit Praxisarbeiten verbinden: Zum einen sind diese Arbeiten inhaltlich oft weniger
autonom, da die Unternehmen quasi einen Auftrag vergeben, der in engen Bahnen bearbeitet
werden soll. Das stellt eine Einschränkung der Studierenden in ihrer Kreativität dar, was ihre
Entfaltung, sich als Forschende zu entdecken, behindern kann. Zum anderen besteht die Gefahr,
nicht den nötigen kritischen Blick zu haben bzw. sich nicht zu trauen, auch Ergebnisse klar zu
benennen, die das Unternehmen nicht gern hört.
Summa summarum kann ich nur empfehlen, dass Sie sich ein Thema suchen, das Ihnen liegt
und Spaß macht. Stellen Sie strategische Gedanken eher hintenan. Menschen sind vor allem in
dem brillant, womit sie sich gern beschäftigen. In der Psychologie ist meines Erachtens zudem
das Schöne, dass sich bei allen Themen ein Praxisbezug herstellen lässt. Konsultieren Sie Ihren
Betreuer, denn fundierte Gespräche können es Ihnen erleichtern, eine sehr gute Leistung zu
erbringen. Und Ihren Betreuer freut es auch, an Ihren Fortschritten teilzuhaben.

10.1.3 Erziehungswissenschaften

Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger, PD Dr. phil. habil. Svenja Möller

Erfahrungsbericht von Prof. Dr. phil. habil. Sandra Bohlinger


Das Verfassen wissenschaftlicher Texte gehört zu Ihren zentralen Aufgaben im Rahmen einer
akademischen Ausbildung. Hierbei geht es weniger darum, die eigene Meinung darzustellen als
142 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

vielmehr eine Thematik unter einer bestimmten Perspektive – meist anhand von bestimmten
1 Thesen oder Hypothesen – strukturiert, begründet und nachvollziehbar, d. h. mittels unter-
schiedlicher (Daten‑)Quellen, zu erläutern und zu be- bzw. widerlegen.
2 Nach meinen Erfahrungen als Betreuerin wissenschaftlicher Arbeiten in den Fächern Er-
wachsenenbildung und Weiterbildung und als Mitglied mehrerer Prüfungsausschüsse, derzeit
an der Fakultät Erziehungswissenschaften der Technischen Universität Dresden, können dabei
3 mehrere Aspekte Schwierigkeiten bereiten, die sich aber mit einer gründlichen Auseinander-
setzung schon im Vorfeld einer wissenschaftlichen Arbeit gut überwinden lassen.
4 Diese Schwierigkeiten fangen zunächst mit der Wahl eines Themas an, sofern dieses nicht

5 -
vorgegeben wird. Das Thema sollte
erkennbar an Ihre Interessen und Kenntnisse, aber auch an jene des Betreuers anschlussfä-

6 -- hig sein,
innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens realistisch bearbeitbar sein,
hinreichend Daten- bzw. Materialquellen bieten, sofern Sie keine eigenen Datenerhebungen

7 - durchführen möchten,
noch nicht so häufig bearbeitet worden sein, dass Ihre Arbeit eine reine Wiedergabe exis-

8 - tierender Arbeiten darstellen würde,


hinreichend Distanz zu Ihren und zu den persönlichen Erfahrungen Ihres Betreuers auf-
weisen.

9 Weitere Unsicherheiten ergeben sich oft im Hinblick auf die Formalia, wie z. B. Umfang, Zi-
tierweise, Layout und Fristen. Hierfür hilft nur eine frühzeitige Information über die jeweils
10 geltenden Regelungen. Oft bieten Fakultäten bzw. Dozenten auch Hilfestellungen in Form von
Ratgebern und Richtlinien für die von ihnen betreuten Studierenden an.
Zu den wenigen einheitlichen Grundregeln bezüglich der Formalia gilt, dass Sie alles, was
11 Sie in Ihrer Arbeit aussagen, auch belegen müssen. Genau in diesem Aspekt unterscheidet sich
eine wissenschaftliche von einer nichtwissenschaftlichen Arbeit. Eine andere Grundregel lautet,
12 dass das jeweilige Hochschullogo grundsätzlich nicht auf Qualifikationsarbeiten erscheinen
sollte, weil Sie die Arbeit nicht als Angestellter der Hochschule verfassen, sondern als Studieren-
der und damit als Privatperson. Eindeutig ist zudem, dass wissenschaftliche Arbeiten inhaltlich,
13 stilistisch, formal, orthografisch und grammatisch korrekt sein sollten.
Wichtig ist die Frage nach den Quellen bzw. dem Datenmaterial. Statt planlos im Internet
14 zu suchen, können Sie sich für einen thematischen Einstieg gezielt anhand des Materials ori-
entieren, das Ihr Betreuer zu der Thematik in seiner Lehrveranstaltung bereitstellt oder selbst
15 verfasst hat. Mit einem Blick auf dessen Homepage werden Sie auch feststellen, dass er mit hoher
Wahrscheinlichkeit dort ein vollständiges Veröffentlichungsverzeichnis – oft sogar mitsamt den
entsprechenden Links – zur Verfügung stellt.
16 Eine Hürde kann die methodische Vorgehensweise sein, die umso wichtiger wird, je weiter
Sie im Studium fortgeschritten sind. Während in den ersten Semestern eine erkennbar syste-
17 matische Vorgehensweise meist noch genügt, werden später explizite hermeneutische oder
qualitative bzw. quantitative empirische Vorgehensweisen erwartet. Hier gibt es keine einfache
Hilfestellung, allerdings wird die Bedeutung von Wissenschaftstheorie und Forschungsme-
18 thoden erfahrungsgemäß eher unter- als überschätzt. Sofern diese Themenkomplexe nicht
ein verpflichtender Bestandteil Ihres Studiums sind, empfiehlt sich eine frühzeitige freiwillige
19 Teilnahme an entsprechenden Lehrveranstaltungen, die sich im Übrigen auch jenseits einer
wissenschaftlichen Karriere bezahlt machen wird.
20 Bleibt noch die Frage nach dem Betreuungsprozess selbst und der Sympathie zwischen
Ihnen und Ihrem Betreuer. Hier gilt: Suchen Sie sich einen Betreuer, der hinreichend Zeit und
10.1  •  Sprach- und Kulturwissenschaften
143 10

Expertise mitbringt, Sie professionell zu betreuen, und bei dem das Betreuungsverhältnis eine
respektvolle Kooperation darstellt, bei der die Rollen klar verteilt sind – nicht mehr, aber auch
nicht weniger.
Wie viel Betreuung Sie für das Verfassen Ihrer Studienarbeit benötigen, sollten Sie ebenfalls
vorab deutlich zur Sprache bringen, um die beiderseitigen Möglichkeiten und Erwartungen zu
klären. Hilfreich ist zudem eine Klärung des Anspruchsniveaus, das durchaus von Dozent zu
Dozent variieren kann sowie eine klare Zeitplanung, an die sich beide Seiten halten sollten.
Wichtig ist zudem die Klärung der Vorerfahrung bzw. Vorkenntnisse. Nach meiner Erfah-
rung fällt es Studierenden, die direkt nach der Hochschulreife in die Hochschule einmünden,
deutlich leichter, die Logik wissenschaftlichen Arbeitens zu verstehen und anzuwenden als be-
rufserfahrenen Studierenden oder Studierenden, die über den zweiten Bildungsweg ein Studium
aufnehmen: Ihnen erscheint die akademische Denkweise oft wenig an ihre eigene (Berufs‑)
Logik anschlussfähig, wobei die größte Herausforderung im systemischen, modellhaften und
abstrakten Denken liegt, das meist eben nicht der Lösung eines unmittelbaren Problems aus
dem (beruflichen) Alltag dient. Hier helfen nur ein umfassender Beratungsprozess und – von-
seiten der Studierenden – ein Einlassen auf das „Neue“ und „Andere“, das einen unabdingbaren
Bestandteil eines Studiums bildet.
Ob und wie Ihre Arbeit gelingt, hängt von vielen Faktoren ab; zu den entscheidenden gehö-
ren meiner Erfahrung nach in erster Linie die Kenntnis der Thematik sowie die Beherrschung
der Methoden wissenschaftlichen Arbeitens einschließlich eines guten Zeit- und Projektma-
nagements. Insofern ist der Spaß an einem Thema m. E. auch nicht unbedingt eine Vorausset-
zung, sondern kann sich auch erst im Laufe der Zeit mit zunehmendem Verständnis für die The-
matik entwickeln. Wichtiger erscheint mir, sich klarzumachen, dass eine gute und erfolgreiche
Arbeit weder Ergebnis von Hexenwerk noch Erguss eines Genies ist, sondern auf gründlicher
und systematischer Arbeit, Beharrlichkeit, Hingabe und dem Willen basiert, das Beste zu geben.

Erfahrungsbericht von PD Dr. phil. habil. Svenja Möller


Von einem Studium der Erziehungswissenschaften wird manchmal landläufig angenommen,
dass es sich dabei um ein angestrebtes Lehramt handelt. Doch wie Sie wissen, gibt es viele Stu-
diengänge und -abschlüsse, um sich mit pädagogischen Fragestellungen wissenschaftlich zu
beschäftigen. Die Ausbildung in den Erziehungswissenschaften kann auf die Arbeit sowohl in der
Schule als auch in anderen Institutionen bzw. auf ein außerschulisches Tätigkeitsfeld vorbereiten.
Bereits von Anfang an sind Studierende der Pädagogik vor viele Entscheidungen gestellt, die den
Studierenden anderer Fächer durch stärker regulierende Studienordnungen bereits abgenommen
werden. Diese Offenheit erfordert von Ihnen bereits im Studium eine große Selbstständigkeit.
In den Erziehungs- und Bildungswissenschaften werden die Studierenden oftmals von Anfang
an in die Themenfindung eingebunden. Dies beginnt bei der inhaltlichen Gestaltung von Lehr-
veranstaltungen, geht über die Referatsthemen und deren Ausarbeitung bis hin zu Haus- und
Abschlussarbeiten. Anfangs ist das für die Studierenden meist befremdlich, da sie bei Kommi-
litonen anderer Fächer häufig eine stärkere Verschulung erleben. Dort sind Themen und Frage-
stellungen für Studienarbeiten vielfach vorgegeben. In der Erziehungswissenschaft ist diese Form
der Selbstfindung und Selbsterfahrung bereits Teil des Studiums; anfangs mag das schwierig sein.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen den Rat geben, früh den Kontakt zu Ihren Dozenten
zu suchen, mutig zu sein und Fragen zu stellen. Viele Studierende trauen sich oft nicht und
scheuen sich vor dem Kontakt mit den Lehrenden. Sie denken, sie müssten das alles können.
Doch das Studium ist genau dazu da, Sie dürfen lernen. Bilden Sie auch früh Arbeitsgruppen
mit Kommilitonen. Der Kontakt zu Dozenten und die Arbeitsgruppen können Ihnen helfen,
diese (ersten) Unsicherheiten zu überwinden.
144 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

Als Betreuerin verschiedener Studien- und Abschlussarbeiten an verschiedenen Univer-


1 sitäten werde ich oft gefragt, welche Formalien ich wünsche. Die Studierenden wollen dann
Angaben zur Zitierweise, zu Schriftgröße und Zeilenabstand. Eigentlich wundere ich mich
2 dann, weil ich meine, dass sich dies mit gesundem Menschenverstand von alleine erklärt. Meine
Studierenden sagen mir dann, dass es die Dozenten unterschiedlich handhaben. Selbstver-
ständlich wissen die Betreuer, dass Studierende tricksen können mit Screenshots und großer
3 bzw. kleinerer Schrift, um Platz zu sparen bzw. mehr Text unterzubringen. Manche Studierende
tendieren zu kurzen, manche zu langen Texten. Mir persönlich ist dann wichtiger, wenn mich
4 Studierende fragen, ob sie den Rahmen der Arbeit überschreiten dürfen bzw. ob ich auch mit
weniger Text zufrieden bin und sich dies noch mit der Prüfungsordnung verträgt.
5 Eine weitere Erfahrung mache ich oft bei der Betreuung von Arbeiten und der Wahl der
Erst- bzw. Zweitgutachter. Es gibt sog. Dreamteams, deren Mitglieder sehr gut miteinander
kooperieren. An manchen Hochschulen verständigen sich die Dozenten über die Note, in
6 manchen werden diese unabhängig gegeben, da erfährt nicht einmal der Gutachter von der
Notenvergabe des anderen. Wenn Sie sich Prüfer suchen, empfehle ich die Frage nach den
7 Wünschen des Erstgutachters. Es wäre schade, wenn Grabenkämpfe auf Ihrem Rücken ausge-
tragen würden.
Ich erlebe es manchmal, dass Studierende nicht wissen, ob und wie viel sie von mir verfasste
8 Literatur zitieren sollen. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie die Arbeiten Ihrer Betreuer nicht
übermäßig, aber wo sinnvoll, sachlich richtig und korrekt zitieren, wenn Sie diese verwenden.
9 Manche Studierende gehen zudem davon aus, dass die Betreuer ihre Arbeit vorkorrigieren
und dann an die Studierenden zurückgeben, damit diese die Arbeit nach einer Überarbeitung
10 offiziell einreichen können. Ich selbst praktiziere dies nicht, da ich es für unfair halte.
Wenn es um die konkrete Bearbeitung von Fragestellungen geht, werden Sie – wie in vie-
len anderen Fächern auch – gefordert sein, sich gemäß Ihrer Motivation und persönlichen
11 Forschungsinteressen um ein Thema zu kümmern, sich dann einen Erstgutachter zu suchen
und danach den Zweitgutachter. Eine andere Reihenfolge halte ich aus meiner Erfahrung für
12 ungünstig. Während der Erstellung der Arbeit empfehle ich einen möglichst engen Kontakt zum
Betreuenden. Häufig werden Themen über Praktikumsstellen, Betriebe und soziale Einrichtun-
gen vermittelt. Die Studierenden kommen dann oft während der Bearbeitung in die Klemme,
13 weil sie es den beiden Gutachtern in der Hochschule und gleichzeitig dem Praktikumsbetreuer
im Betrieb recht machen wollen. Bei empirischen Erhebungen in den Betrieben kommt ggf.
14 noch der Betriebs- oder Personalrat oder die Mitarbeitervertretung (MAV) hinzu, welche die
Zustimmung zur Untersuchung, zum Beispiel zur Befragung von Mitarbeitern, bzw. zur Veröf-
15 fentlichung der Ergebnisse verweigern können. Für viele Examenskandidaten ist dieser Spagat
zwischen den verschiedenen Interessen während der Schreibphase eine große Belastung. Dies
zu wissen, halte ich für sinnvoll, da ich nicht selten erlebt habe, dass die Abschlussarbeit unter
16 Verschluss gehalten werden musste, um nicht mit den betrieblichen Vereinbarungen zu kolli-
dieren. Für Studierende ist dieser Umstand meist weniger erfreulich, aber notwendig.
17 In manchen Hochschulen ist es möglich, eine Gruppenarbeit zu schreiben. Dabei ist es
wichtig, dass Sie Ihre Anteile kennzeichnen. Nur so können die Autoren einzeln bewertet wer-
den und ggf. unterschiedliche Noten erhalten.
18 Wenn Sie schließlich Ihre Arbeit im Prüfungsamt – und nicht beim Dozenten – eingereicht
haben, werden Sie sich vermutlich in Geduld üben müssen. Wenn Sie in sehr gutem Kontakt
19 mit Ihrem Betreuer stehen, wird er Ihnen mitteilen, wenn er das Gutachten geschrieben hat.
Üblicherweise geht die Kommunikation der Note über das Prüfungsamt. Von dort erhalten Sie
20 Nachricht, wenn die Gutachten eingetroffen sind, und dürfen diese dann auch dort einsehen.
Wenn Sie Interesse an einer Fortsetzung Ihrer Forschungsarbeit signalisieren, kann es sein, dass
10.2 • Sport
145 10

Sie schon im Vorfeld von Ihrem Erstgutachter darauf angesprochen werden. Vielleicht werden
Sie gefragt, ob Sie sich mit einer Doktorarbeit promovieren lassen wollen. Manche Studierende
wollen auch wissen, was Sie verbessern können, und kommen in die Sprechstunde. Ich finde
das sehr gut, denn mir fällt der Abschied nach einer intensiven Betreuungs- und Prüfungsphase
manchmal schwer.

10.2 Sport

Prof. Dr. phil. Michael Fröhlich

Sportwissenschaft
Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Laufbahn darf ich nunmehr seit 15 Jahren in verschie-
denen Funktionen und Tätigkeiten an verschiedenen privaten und staatlichen Hochschulen
sowie Universitäten, u. a. an der TU Kaiserslautern, Abschluss- und Qualifikationsarbeiten
begleiten und betreuen. So unterschiedlich und vielschichtig die Ziele und somit die Themen
und Fragestellungen der Wissenschaft vom Sport sind, so unterschiedlich und facettenreich
waren auch die Erfahrungen und Erlebnisse bei der Betreuung von Abschlussarbeiten. Gerade
die Zeit der Umstellung im Rahmen der Bologna-Reform von Staatsexamens‑, Magister- und
Diplomarbeiten auf Bachelor- und Masterarbeiten war eine ereignis- und lehrreiche Phase für
mich. Waren die erstgenannten Abschlussarbeiten oftmals noch durch eine relative Freiheit
in Art und Umfang gekennzeichnet, so wurden die formalen Rahmenbedingungen bei den
Bachelor- und Masterarbeiten doch deutlich strikter eingeschränkt. So sind durch die zeitliche
Vorgabe, wann und in welchem Zeitraum die Arbeit anzumelden, das Thema zu vergeben, die
Arbeit zu erstellen, zu bewerten ist – bis hin, welche Aspekte wie zu bewerten sind – sowie
durch die in zahlreichen Prüfungsordnungen festgelegten Seiten- und Formalrichtlinien vor-
gegebenen Hinweise deutlich bindender. So konnte ich an einigen Einrichtungen die Erfahrung
machen, dass neben den Richtlinien für gutes wissenschaftliches Arbeiten und der Vermittlung
standesethischer Vorgaben zunehmend formale Leitlinien wie Zitationsstandard, Schriftgröße
und -art, Seitenumfang, Gliederung etc. vorgegeben und einzuhalten sind, sollen keine formalen
Bewertungsabzüge resultieren. Inwieweit dies eher als eine Hilfe oder zusätzliche Einschrän-
kung empfunden wird, mag sich je nach Betrachtung und wissenschaftlichem Standpunkt un-
terscheiden. Faktum bleibt, dass für viele Studierende die Erstellung einer Abschlussarbeit eine
herausfordernde Aufgabe – sowohl auf inhaltlicher als auch auf formaler Ebene – ist und bleibt.
Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Bachelorarbeit aufgrund ihres zeitlichen und
ressourcenbedingten Aufwands, z. B. fünf Wochen Bearbeitungszeit und maximal 40 Seiten
Umfang, manchmal den Umfang einer größeren Hausarbeit erreicht hat und eine tiefgründige
Bearbeitung eines zumeist empirischen Gegenstandes nur noch bedingt zulässt.
Greife ich diesen nunmehr faktischen Aspekt auf, so kann ich mehrere Lösungsstrategien
für die Erstellung einer Bachelorarbeit seitens der Studierenden feststellen: Studierende wählen
sich ganz bewusst ein Thema aus, sei es aufgrund eigenen Interesses oder aber weil der Betreuer
dieses so ausgegeben hat, das im Rahmen der zeitlichen Vorgaben zu leisten ist, d. h., die indivi-
duelle Aufwand-Nutzen-Relation erscheint kongruent. Zu diesem Personenkreis gehören auch
Studierende, die an den Bachelorstudiengang einen Masterstudiengang anschließen wollen und
die Bachelorarbeit als Vorarbeit für die eigentliche wissenschaftliche Masterarbeit ansehen, z. B.
Literaturarbeit, Übersichtsarbeit, empirische explorative Studie. Eine andere Strategie besteht
darin, ein intrinsisch motiviertes Thema so zu bearbeiten, dass der Zeitraum für die eigentliche
Erstellung insoweit ausgedehnt wird, indem vor der offiziellen Anmeldung der Bachelorarbeit
146 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

schon bestimmte Arbeitsschritte erledigt wurden, z. B. Literaturrecherche, Datenaufnahme,


1 Auswertung der Ergebnisse. Dies trifft in Teilen auch auf Masterarbeiten zu.
Auf der Ebene der Betreuung kann ich sowohl bei mir als auch bei meinen Kollegen fest-
2 stellen, dass Themen oftmals so vergeben werden, dass mehrere Studierende an einzelnen Fa-
cetten eines Themenstranges arbeiten und mosaikartig zum Gelingen der Bearbeitung eines
größeren Themenkomplexes beitragen. Einen zentralen Unterschied, sowohl inhaltlicher als
3 auch formaler Art, zwischen Staatsexamens‑, Magister- und Diplomarbeit einerseits sowie der
Masterarbeit andererseits konnte ich bisher weder in der Themenvergabe, der Durchdringung
4 des Themas, der Bearbeitung der Inhalte noch in der Betreuungsleistung im Hinblick auf Qua-
lität und Quantität feststellen. An der einen oder anderen Stelle haben, eventuell aufgrund
5 der deutlich zugenommenen Verengung des Studiums auf studienrelevante Kompetenzen, die
Eigenverantwortlichkeit im Umgang sowie die Identifikation mit der Abschlussarbeit abge-
nommen. Die Masterarbeit wird als ein Modul neben vielen anderen wahrgenommen – die
6 Noten können studienbegleitend berechnet werden – und somit wird sie nicht als Abschluss
des Studiums interpretiert.
7 Als generelle Beobachtung konnte ich bei allen Abschlussarbeiten die Erfahrung machen,
dass den Studierenden die Verknüpfung der im Studium erworbenen Kompetenzen, Wissens-
bestände und Fähigkeiten einerseits sowie der im Sportstudium vermittelten sozial- und natur-
8 wissenschaftlichen Forschungsmethoden und statistischen Inhalte andererseits mit dem Thema
bzw. dem Forschungsvorhaben der Abschlussarbeit mehr oder minder schwerfällt. So ist u. a.
9 die Einsicht, warum Forschungsmethoden, wissenschaftliches Arbeiten, forschendes Lernen
und Statistik im Sportstudium eine hohe Relevanz besitzen, zu Beginn des Studiums bei den
10 Studierenden nicht sonderlich ausgeprägt. Je weiter die Studierenden im Studium fortschreiten
und je näher die Abschlussarbeit kommt, desto dringlicher wird die erneute Beschäftigung mit
diesen Inhalten und Aspekten.
11 Als überaus hilfreich hat sich in diesem Kontext die Etablierung eines Seminars zur Un-
terstützung der Bachelor- bzw. Masterarbeit, idealtypisch im zeitlichen Prozess der Erstellung
12 selbiger, herausgestellt. In dieser begleitenden Seminarstruktur kann auf die einzelnen Ablauf-
schritte wie Themenfindung, Konzeptspezifikation bzw. Operationalisierung, Bestimmung
der Untersuchungsform, Auswahl der Untersuchungseinheit, Datenerhebung, Datenanalyse,
13 Bewertung der Befunde und Verfassen der Arbeit dezidiert eingegangen werden. Da das Se-
minar idealerweise von einem Betreuer mit thematischem Bezug, z. B. zu sozialwissenschaft-
14 lichen Themen, naturwissenschaftlichen Themen, Sportmedizin, geleitet und in Kleingruppen
durchgeführt wird, findet im Allgemeinen ein intensiver Austausch zwischen den Studierenden
15 sowie eine inhaltliche Diskussion innerhalb der verschiedenen Phasen der Erstellung der Ab-
schlussarbeit statt.

16
10.3 Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
17
10.3.1 Politikwissenschaften

18 Dr. phil. Patricia Schneider

19 Seit über zehn Jahren koordiniere und lehre ich in dem Masterstudiengang „Peace and Security
Studies“ an der Universität Hamburg. Außerdem hatte ich Lehraufträge an der Fakultät für
20 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr Hamburg im Bereich
Internationale Politik.
10.3  •  Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
147 10

Studierende haben bei mir Hausarbeiten verfasst und ich habe Masterarbeiten als Erst- oder
Zweitgutachterin übernommen und mit Gewinn gelesen. Es handelt sich für mich um eine
Unterstützung bei der Weiterqualifikation der Studierenden.
Als problematisch stellt sich das Vorgehen mancher Studierender dar, die zu den Bespre-
chungen schlecht vorbereitet kommen. Gern bin ich bereit, Ideen zum Titel der Arbeit, zur
Fragestellung und zu den Hypothesen zu diskutieren und gemeinsam weiterzuentwickeln.
Dann kann ich beraten, ob die Frage relevant und das Vorhaben im vorgegebenen Zeitrahmen
bearbeitbar ist. Ein reines „Interesse am Thema“ ohne spezifisches Erkenntnisinteresse reicht
dazu nicht aus.
Die andere Variante problematischen Studierendenverhaltens ist jenes, immer wieder das
Thema zu wechseln und sich gegenüber meiner Beratung resistent zu zeigen. Das ist meinerseits
frustrierend, da ein Fortschritt immer weniger zu erwarten ist. Manche Studierenden treiben
dies so weit, dass ich aufgrund ständiger Planänderungen vor der Abgabe keinerlei Verschrift-
lichung zu Gesicht bekomme. Falls aufgrund dessen überhaupt keine Arbeit abgegeben wurde,
empfehle ich, für den Zweitversuch den Betreuer zu wechseln. Zudem rate ich dann zur In-
anspruchnahme der psychologischen Studienberatung. Diese kann bspw. helfen, wenn sich
die Studierenden mit einem übersteigerten Perfektionsanspruch selbst im Wege stehen oder
Schreibblockaden haben.
Nachdem im Beratungsgespräch der grobe Rahmen der Arbeit vereinbart wurde, erwarte
ich von den Studierenden die Verschriftlichung des einleitenden Kapitels. Manche wundern sich
über das Vorgehen, weil sie bevorzugen, dieses erst am Ende der Arbeit zu schreiben, um den
Inhalt später an die wiederholt geänderte Gliederung und die Ergebnisse anzupassen. Mir geht
es jedoch darum, dass sich die Studierenden möglichst früh über den Kern und den Aufbau der
Arbeit klar werden, um gut orientiert mit den weiteren Recherchen, Datenerhebungen und dem
Schreiben beginnen zu können. Diese frühe Weichenstellung erlaubt eine intensive Diskussion
des Forschungsdesigns. Zu den Elementen des ersten Kapitels gehören für mich: 1. Problem-
diagnose, 2. Politische sowie wissenschaftliche Relevanz der Arbeit, 3. Fragestellung und For-
schungshypothesen, 4. Aufbau der Arbeit, 5. Theorien und Methoden, 6. Stand der Forschung.
Das Design kann im Laufe der Forschungsarbeit angepasst werden, bspw. wenn sich durch die
schlechte Datenlage Änderungen ergeben. Ein weiterer Vorteil ist, dass Forschungshypothesen
tatsächlich als begründete Annahmen in einem Stadium formuliert werden sollten, in dem das
Ergebnis noch nicht bekannt ist. Dass einige Hypothesen verworfen, andere vielleicht (teil-)
bestätigt werden, ist dabei normal und es kann spannend sein, den Ursachen auf den Grund zu
gehen. Die Annahme ist irrig, die spätere Formulierung vermittle den Eindruck einer besseren
Arbeit, da die dann im Nachhinein formulierten Hypothesen ggf. alle richtig erscheinen. Das
weckt jedoch den Verdacht, dass das Forschungsdesign als Selbstbestätigung angelegt ist und
daher kaum wissenschaftlichen Fortschritt bringen kann.
Ich empfehle, den Zweitgutachter nach ergänzenden Kompetenzfeldern auszusuchen. Ist der
Betreuer für das Thema kompetent, könnte etwa der Zweitgutachter Experte für die Methode
oder Theorie sein oder wichtige Regionalkenntnisse haben. Nutzen Sie die Expertise dann
auch! Allzu oft habe ich selbst als Zweitgutachterin erlebt, kaum oder gar nicht eingebunden
worden zu sein, sodass ich auch leicht auszubügelnde Fehlansätze nicht verhindern konnte. Den
Studierenden von Masterarbeiten lasse ich später mein Gutachten zukommen, Studierenden
von Hausarbeiten lasse ich „Mini-Gutachten“ nach denselben Kriterien zukommen, um eine
Lernprogression zu erreichen.
Planen Sie mögliche Fehlzeiten durch Krankheit, den Zeitaufwand für externe Korrek-
turleser, für potenzielle Schwierigkeiten bei der Datenerhebung und ggf. beim Gewinn von
Gesprächspartnern für Experteninterviews mit ein. Schicken Sie den Interviewpartnern im
148 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

Anschluss eine Zusammenfassung zur Prüfung zu. Nutzen Sie von Beginn an ein Literaturver-
1 waltungsprogramm, um Fehler bei den Quellenachweisen zu vermeiden und verwenden Sie die
Funktionen Ihrer Textverarbeitung, um alle Verzeichnisse automatisch zu erstellen, um auch
2 hier die Übereinstimmung von genauer Bezeichnung und korrekter Seitenzahl zu garantieren.
Halten Sie unbedingt den vorgeschriebenen Umfang ein. Auch wenn Ihr Herzblut an den Tex-
ten hängt: Nehmen Sie Kritik nicht persönlich, sondern handeln frei nach dem Motto: „Was
3 gestrichen ist, kann nicht durchfallen!“ Zeit für eine intensive Überarbeitung sollten Sie sich
nicht für unbedeutende Teilaspekte und Exkurse nehmen, die auf Rat Ihres Betreuers schadlos
4 entfallen können, sondern nur für elementare Bestandteile der Arbeit.
Um die Studierenden zu unterstützen, sind in dem Studiengang „Peace and Security Stu-
5 dies“ Übungen zum wissenschaftlichen Arbeiten vorgesehen. Außerdem organisiere ich in der
konzeptionellen Phase ein gegenseitiges Vorstellen der Masterarbeitskonzepte. Dies dauert
einen ganzen Tag, für den jeder Studierende zu seinem Vorhaben ein wissenschaftliches Poster
6 erstellt, das allen gezeigt und in Kleingruppen diskutiert wird. Die Kleingruppen werden von
einem Dozenten begleitet, der explizit keinen der Studierenden der Gruppe betreut, damit
7 diese sich ein zusätzliches Feedback einholen können. Außerdem klären schriftliche Richt-
linien zur Erstellung der Masterarbeiten Fragen zu Aufbau und Formalien und greifen die
Plagiatsproblematik auf. Standardmäßig werden alle abgegebenen Studienarbeiten mit Software
8 auf das Vorhandensein von Plagiaten geprüft. Beim Lesen von Kapitelentwürfen lege ich u. a.
besonders Wert auf die Zitierweise, um Unsicherheiten und Unklarheiten entgegenzuwirken.
9 Im Fazit sollten Sie möglichst wenig zitieren, sondern Ihre eigene kritische Analyse darbieten.
Dazu gehört die Ergebnisse zusammenzufassen, Hypothesen zu prüfen und auf dieser Basis
10 die Forschungsfrage zu beantworteten. Über das Feststellen von (politischen) Missständen
hinaus sollten Sie Mut zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen für verschiedene Akteure
beweisen und auf weiteren Forschungsbedarf verweisen. Viel Erfolg!
11
12 10.3.2 Wirtschaftswissenschaften

Prof. Dr. rer. oec. Peter Chamoni, Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock
13
Erfahrungsbericht von Prof. Dr. rer. oec. Peter Chamoni
14 Die Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten – insbesondere von Bachelor- und Masterar-
beiten – gehört zu den wichtigsten Qualifikationen von Akademikern. Nicht zuletzt steht diese
15 Leistung am Ende eines Studiums und krönt gewissermaßen dessen Abschluss. Für einen Hoch-
schullehrer ist die Betreuung solcher Arbeiten eine besondere Herausforderung, denn er muss
den Entstehungsprozess begleiten, aber dennoch das Ergebnis neutral und objektiv beurteilen.
16 Die Anforderungen an Abschlussarbeiten sind so vielfältig, wie es wissenschaftliche Disziplinen,
Fakultäten und Lehrstühle gibt. Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse und identische Rah-
17 menbedingungen zu schaffen, wird üblicherweise fakultätsintern eine Richtlinie verabschiedet,
nach der wissenschaftliche Arbeiten anzufertigen sind. Zumeist erstrecken sich solche Richtlinien
lediglich auf formale Hinweise, sodass eine fachliche Auseinandersetzung zwischen Studierenden
18 und Betreuern notwendig bleibt. Hier wird meist die wissenschaftliche Ausrichtung der Lehrein-
heit prägend sein, sodass ein potenzieller Examenskandidat schon im Vorfeld informiert sein
19 sollte, auf welche Themenfelder er sich einstellen muss. Es gibt zwei Wege, zu einer gut betreuten
wissenschaftlichen Abschlussarbeit zu gelangen. Entweder interessieren Sie sich besonders für ein
20 bestimmtes Thema oder Themenfeld und sprechen einen Dozenten an, der dieses Themenfeld an
Ihrer Hochschule vertritt. Manchmal ist es aber auch so, dass Sie bei einem bestimmten Dozenten
10.3  •  Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
149 10

viele Veranstaltungen besucht haben und glauben, dass Sie mit diesem gut zusammenarbeiten
können, dass „die Chemie stimmt“. Dann müssten Sie Ihre Themenvorstellungen ggf. an das
Arbeitsgebiet Ihres Wunschbetreuers anpassen. Häufig werden die Betreuungsverhältnisse zwi-
schen wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden bestehen, sodass Sie sich speziell auf
die Forschungsfelder der wissenschaftlichen Mitarbeiter fokussieren sollten.
Eine gute Vorbereitung zur Anfertigung von Abschlussarbeiten sind Seminar- und Hausar-
beiten, in denen die wissenschaftliche Arbeitsweise trainiert werden kann. Meist wird dies auch
als Voraussetzung zur Anmeldung von Abschlussarbeiten gemacht. Eine generelle Aussage zum
Anspruch von „Wissenschaftlichkeit“ zu machen fällt schwer, denn hier setzt die Wissenschafts-
theorie an, die empirisch-induktive Vorgehensweisen von Konstruktivismus oder deduktiven
Ableitungen abgrenzt. Da nicht jede Abschlussarbeit gleich eine Promotion sein soll, greifen
auch einfachere Konstrukte wie die Prämisse eines systematischen, methodischen Vorgehens
oder der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit. Unverzichtbar ist, dass eine wissenschaftliche
Arbeit systematisch Rückgriff auf vorhandenes Wissen nimmt, dadurch fundiert wird und den
kollektiven Prozess der Wissensakkumulation stützt. Der Weg in die Bibliothek Ihrer Hoch-
schule bleibt also nicht aus. Auch wenn Internetquellen schneller und bequemer erreichbar sind,
so bleiben die Gefahr der späteren Nachvollziehbarkeit von Aussagen und die Versuchung des
Plagiats. Widerstehen Sie diesen Versuchungen!
Eine gute Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten sieht die Begleitung des gesamten
Prozesses vor. Hierzu gehören die Phasen der Themenfindung, der Themenstrukturierung der
inhaltlichen Ausgestaltung und der Anfertigung der Arbeit. Generell finden sich zwei Vorge-
hensweisen. In Studiengängen mit vielen Studierenden werden häufig Themen ausgelost und
lediglich zwei oder drei Beratungstermine gewährt, sodass der Kandidat aus eigenem Antrieb
und mit nur wenig Rückkopplung durch den Betreuer, gewissermaßen also im Alleingang, die
Arbeit anfertigen muss. Für diese Version spricht, dass die Selbstständigkeit des Studierenden
im Vordergrund steht und dessen originäre Leistungen bewertet werden und kein „betreutes“
und bis ins kleinste Detail mit einem Betreuer abgestimmtes Schreiben der Abschlussarbeit
stattfindet. Der Nachteil dieser höheren Selbstständigkeit, die vorwiegend darin besteht, dass
eben nicht jede Entscheidung und jeder Arbeitsschritt mit dem Betreuer abgestimmt sind,
liegt in der damit verbundenen Gefahr, in die falsche Richtung zu laufen. Wer Motivationspro-
bleme hat und für ein kontinuierliches Arbeiten häufige Rückkopplung oder „Druck“ durch
den Betreuer braucht, zieht vermutlich aus einem engen Betreuungsverhältnis einen größeren
Nutzen und kann auf diese Weise einem möglichen Scheitern besser entgegenwirken. Eine
prozessbegleitende Betreuung ist somit zielorientierter, führt in engere Bahnen und ist für
den Kandidaten komfortabler. Bei der anschließenden Bewertung entsteht dann allerdings
das Problem, die eigenständige Leistung zu erkennen und zu benoten. Sicherlich ist hier die
jeweilige Form der wissenschaftlichen Arbeit zu betrachten. Theoriegeleitete Arbeiten unter-
scheiden sich deutlich von praxisorientierten Arbeiten. Dennoch zählen im Ergebnis für die
Bewertung immer die gute Strukturierung des Themas, die inhaltliche Verankerung in der
Literatur, die Verarbeitung und das Verständnis des Faktenwissens, die eigene Ableitung und
die kritische Analyse.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten sind
aus meiner im Fachbereich Betriebswirtschaft der Universität Duisburg-Essen und hier insbe-
sondere im Fach Wirtschaftsinformatik gewonnenen Erfahrung das Interesse am Themenge-
biet (Spaßfaktor), die Professionalität bei der Durchführung (Projektmanagement), die enge
Kommunikation mit den Betreuern (Vereinbarung und Überprüfung von sog. „Milestones“
nach dem Meilensteinkonzept) und die Zielorientierung (wissenschaftliche Laufbahn oder
Karriere in der Wirtschaft). Für den betreuenden Hochschullehrer ist es wichtig, die individuelle
150 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

Interessens- und Bedingungslage der Kandidaten zu erkennen, um gemeinsam passende The-


1 men und Umfeldfaktoren festzulegen. Hierzu sind frühzeitige und intensive Gespräche notwen-
dig, die auch von den Studierenden eingefordert werden müssen. Nur so kann ein Betreuungs-
2 verhältnis entstehen, das für beide Seiten vorteilhaft wird. Im Sinne des lebenslangen Lernens
profitiert von jeder guten Abschlussarbeit auch der Betreuer!
3 Erfahrungsbericht von Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock
Wissenschaftliche Arbeiten spielen in jedem Studium ein zentrale Rolle. Ziel ist es hierbei, eine
4 spezifische Fragestellung in begrenzter Zeit und begrenztem Umfang mit wissenschaftlichen
Methoden zu bearbeiten und bei Arbeiten mit Praxisbezug eine Übertragung der Theorie auf
5 die Praxis vorzunehmen.
An der Europäischen Fachhochschule Rhein/Erft GmbH (EUFH), an der ich lehre, betreue
ich im Fachbereich Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen Abschlussarbeiten
6 sowohl im dualen Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik als auch im berufsbegleitenden
Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik.
7 Spezifisch an dem dualen Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik ist, dass alle Stu-
dierenden in einem Unternehmen angestellt sind und sich die Theorie- und Praxisphasen im
Quartalsrhythmus abwechseln. Bedingt durch die Einbindung der Studierenden in die Unter-
8 nehmen, haben fast alle Studienarbeiten und insbesondere Bachelorarbeiten einen Praxisbezug.
Großer Unterstützungsbedarf der Studierenden ist bei der Themenfindung notwendig. Es gibt
9 häufig aus Unternehmenssicht Themen, die bearbeitet werden können und an denen die Studie-
renden Interesse haben – beides wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Studienarbeit. Allerdings
10 muss ein Erkenntnisinteresse aufseiten des Unternehmens bestehen und ein Nutzen am Ergebnis
der Arbeit gegeben sein. Bei der Betreuung der Arbeit muss darauf geachtet werden, dass eine
theoretische Fundierung, die sich in dem theoretischen Teil der Arbeit ausdrückt, vorhanden
11 ist. Auch ist darauf zu achten, dass die Zielsetzung in der vorgegebenen Bearbeitungszeit und in
dem festgelegten Umfang bearbeitet werden kann. So kann es vorkommen, dass Fragestellungen
12 formuliert werden, für die eine umfangreiche Vorarbeit notwendig ist oder deren Komplexität
so hoch ist, dass diese nicht in dem bestehenden Rahmen bearbeitet werden können. Hier gilt
es, gemeinsam mit dem Studierenden die Zielsetzung der Arbeit entsprechend zu fokussieren.
13 Häufig ist es hilfreich, ein gemeinsames Gespräch mit Studierendem und Unternehmensvertreter
zu führen, gerade wenn die Aufgabenstellung aus der Praxis des Unternehmens kommt. So haben
14 diese Gespräche fast immer zu einer Fokussierung auf eine Zielsetzung für die Arbeit geführt, die
wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, die Interessen des Studierenden berücksichtigt und auch
15 einen Mehrwert im Sinne eines Erkenntnisfortschrittes für das Unternehmen liefert.
Bei praktischen Arbeiten stellen Interviews mit Unternehmensvertretern häufig eine Her-
ausforderung dar, da über die Auswahl der Interviewmethode, die Konzeption, Durchführung
16 und Auswertung hinaus oft die Verfügbarkeit der Interviewten schwierig ist, insbesondere ge-
nau zu dem Zeitpunkt, zu dem es in den Arbeitsplan des Studierenden passt. Hier ist es wichtig,
17 dass Sie Termine, bei denen Sie andere Personen benötigen, frühzeitig planen und abstimmen.
Oft fällt es den Studierenden schwer, sich auf die Gespräche mit dem Betreuer vorzuberei-
ten. Aus diesem Grund wird an der EUFH bei jeder wissenschaftlichen Arbeit ein Formular
18 verwendet, welches die wesentlichen Punkte für dieses Gespräch beinhaltet. Dies sind insbe-
sondere der Arbeitstitel, die Forschungsfrage und die Unterfragen, die Definition der zentralen
19 Begriffe, die verwendeten Methoden bzw. Verfahren, die Basisliteratur, die geplanten neuen
Erkenntnisse, der erwartete Nutzen für das Unternehmen und die Gliederung der Arbeit.
20 Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Verwendung dieses Formulars dazu führt, dass die Stu-
dierenden sich zielgerichteter auf die einzelnen Gesprächstermine vorbereiten. Auch bei den
10.4  •  Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften
151 10

Abstimmungsgesprächen mit den Unternehmen erweist sich dieses Formular als hilfreich, um
den praktischen Aspekt in der Arbeit festzulegen.
Die Studierenden müssen sich erst daran gewöhnen, dass ein Betreuungsgespräch bei mir
keine inhaltlichen Vorgaben enthält und ich auch nicht festlege, welcher Weg in der Arbeit zu
gehen ist. Dies zu entscheiden ist Aufgabe der Studierenden. Meine Aufgabe sehe ich vielmehr
darin, die Studierenden zu beraten und auf mögliche Schwachstellen und Herausforderungen
hinzuweisen. Beratungsgespräche sind umso produktiver, je besser sich die Studierenden darauf
vorbereitet haben.
Auf die Betreuung von Masterarbeiten im berufsbegleitenden Studiengang Wirtschaftsin-
formatik können die Ausführungen analog übertragen werden. Bei Masterarbeiten ist die Be-
arbeitungszeit grundsätzlich länger und der Umfang größer als bei Bachelorarbeiten. Aufgrund
des berufsbegleitenden Studienmodells verlängert sich die Bearbeitungszeit nochmals, sodass
dem Zeitmanagement hierbei eine besondere Beachtung zukommen muss. Die Masterarbeit
wird neben der Berufstätigkeit geschrieben, sodass außer den Urlaubstagen nur die Abende
und Wochenenden zur Verfügung stehen.
Des Weiteren muss bei einer Masterarbeit auch das höhere akademische Niveau beachtet
werden. Sie ist eben keine längere Bachelorarbeit, sondern verlangt von den Studierenden, dass
sie sich sowohl tiefer als auch breiter mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen. Dies gilt
sowohl in fachlicher als auch methodischer Hinsicht.
Ich empfehle Ihnen für Ihre Abschlussarbeit, sich frühzeitig mit einem möglichen Thema
zu beschäftigen. Es kann nur zu Ihrem Vorteil sein, wenn Sie sich schon vor dem ersten Bera-
tungsgespräch in die wissenschaftliche Literatur eingelesen haben.
Bei der Wahl Ihres Betreuers sollten Sie nicht darauf hören, was Ihre Kommilitonen über
ihn erzählen, sondern sich ein eigenes Bild verschaffen. Hierzu empfiehlt es sich, bereits eine
Studienarbeit bei dem Wunschbetreuer Ihrer Abschlussarbeit zu schreiben. Hierbei sollten Sie
darauf achten, inwieweit die Durchführung der Beratungsgespräche zu Ihrer Vorstellung passt,
ob er sich genügend Zeit für einen fachlichen Austausch mit Ihnen nimmt und inwieweit seine
Bewertungen für Sie nachvollziehbar sind.
Sehen Sie bei der Erstellung Ihrer Abschlussarbeit Ihren Betreuer als Berater an, der Sie
dann am besten unterstützen kann, wenn Sie die jeweiligen Punkte vorbereitet haben und diese
zielgerichtet besprochen werden können. Beratungsgespräche sind ein Angebot Ihres Betreuers,
welche Sie annehmen können, aber nicht müssen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Abschlussarbeit!

10.4 Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften

Prof. Dr. paed. Monika Rausch

Gesundheitswissenschaften allgemein
Als Diplom-Logopädin bin ich am Fachbereich Angewandte Gesundheitswissenschaften der Eu-
ropäischen Fachhochschule Rhein/Erft GmbH (EUFH) als Professorin in Bachelor- und Master-
studiengängen der Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie tätig und betreue Bachelor- und
Masterarbeiten sowie Studienprojekte. Die genannten Gesundheitsfachberufe sind ursprünglich
als Ausbildungsberufe mit einer fachschulischen Qualifikation entstanden. Studiengänge zu Ge-
sundheitsfachberufen gibt es in Deutschland erst seit den 1990er Jahren. Es handelt sich also um
sehr junge Studienfächer, in denen ein bestimmter Ausschnitt der Gesundheitsversorgung wis-
senschaftlich untersucht und unterfüttert wird. Vereinfacht ausgedrückt geht es in den genannten
152 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

Studienfächern darum, gesundheitliche Störungen und Fähigkeiten der Bewegung (Physiothe-


1 rapie), der Betätigung (Ergotherapie) und der sprachlichen Kommunikation (Logopädie) auf
wissenschaftlicher Grundlage zu diagnostizieren und zu behandeln, Störungen vorzubeugen, die
2 Betroffenen zu beraten und die Grundlagen und Auswirkungen der Interventionen zu erforschen.
Die historische Entwicklung der Fachgebiete hat große Auswirkungen auf die Abschluss-
arbeiten in den Studiengängen, weil das fachspezifische Wissenschaftsverständnis noch in der
3 Entwicklung begriffen ist. Theorien, die für die Bearbeitung fachspezifischer Fragestellungen
angewendet werden, müssen noch aus Bezugswissenschaften importiert werden. Das verlangt
4 von den Studierenden besondere Reflexionsfähigkeiten, wenn sie recherchieren und Literatur
auswerten. Denn Inhalte aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen wie etwa Psychologie,
5 Medizin, Sport‑, Sprach- oder Sozialwissenschaften sind oft nicht einfach in eine fachspezifische
Argumentation zu integrieren. Studierende lernen also Fachbegriffe für das eigene Fachgebiet,
bringen sie mit Theorien und Modellen aus benachbarten Wissenschaftsdisziplinen in Verbin-
6 dung und müssen dabei fortlaufend die Kompatibilität mitdenken und reflektieren.
Bachelorstudiengänge im Fachbereich Angewandte Gesundheitswissenschaften zielen auf
7 den wissenschaftlich reflektierenden Praktiker. Für die Abschlussarbeiten folgt daraus, dass
die Orientierung an der Gesundheitsversorgung die Ideenfindung und die Ausarbeitung leiten
muss. Inwiefern ist eine Fragestellung relevant für die Physiotherapie, die Ergotherapie oder
8 die Logopädie? Welche Theorien oder Modelle werden angewendet, um ein Praxisproblem zu
lösen? Umgangssprachlich werden die Begriffe „Theorie“ und „Praxis“ manchmal als Gegensatz
9 verstanden. Im hier betrachteten Kontext sind Theorie und Praxis aber zwei Ausprägungen von
professionellem Handeln. In der klinischen Praxis geht es um wissenschaftlich begründbare,
10 routinierte Handlungen, durch die die jeweiligen gesundheitlichen Probleme professionell an-
gegangen werden. Für die Interventionsplanung und -evaluation muss der Handlungsmodus
gewechselt werden. Dann kommen Theorien und Modelle zur Anwendung, die Lösungsmög-
11 lichkeiten anbieten und die mit geeigneten Methoden überprüft werden müssen. Das geschieht
außerhalb der Face-to-Face-Interaktion mit Patienten oder Klienten und ist ausgesprochen
12 wichtig im Falle von besonders gelagerten Gesundheitsproblemen. Die Bachelorarbeiten sind
dieser Seite professionellen Handelns zuzuordnen.
Schwierigkeiten entstehen für die Studierenden nicht selten daraus, dass die beiden Ausprä-
13 gungen professionellen Handelns nicht sicher unterschieden werden. Dann ist es meine Aufgabe
als Betreuerin, die Unterschiede bewusst zu machen. Die Begleitung bei der Auswahl geeigneter
14 Theorien und Modelle und die Herstellung des Bezugs zur Wissenschaftsdisziplin, in der die
Theorien entstanden sind, gehören zu den Aufgaben der Betreuung von Abschlussarbeiten
15 ebenso wie die Aufgabe, gemeinsam mit den Studierenden einen geeigneten Zuschnitt für eine
Fragestellung zu finden. Letzteres gelingt umso leichter, je besser die Methodenkenntnisse, je
umfassender das Wissen zu relevanten Theorien und je präziser Argumentationen und Formu-
16 lierungen der Studierenden sind.
Als schwierig empfinde ich den Betreuungsprozess insbesondere dann, wenn Studierende
17 ein sehr enges, eher schulisches Verständnis des Bearbeitungsprozesses haben. Damit meine ich
ein Verständnis, das den Blick vor allem auf den Zweck und die formalen Bedingungen einer
Abschlussarbeit richtet. Ich habe Studierende erlebt, denen es wichtiger war, die formalen Vor-
18 gaben genauestens einzuhalten, als die eigenen Gedanken klar und verständlich zu formulieren.
Ganz sicher sind korrekte Zitationen, ein den Vorgaben entsprechendes Literaturverzeichnis
19 und regelgerechte Rechtschreibung wichtig. Sie sind eine notwendige, aber keine hinreichende
Bedingung für eine gute Abschlussarbeit. Ich freue mich deshalb mehr über Studierende, die
20 den Gewinn der Bearbeitung für das eigene Denken und Wissen entdecken und die eigene
10.5 • Ingenieurwissenschaften
153 10

Ideen schöpferisch entwickeln und ausgestalten. Deshalb ist mir Selbstständigkeit in der Bear-
beitung wichtiger als der letzte Punkt hinter einer Literaturangabe. Selbstständigkeit beginnt
bei der Terminvereinbarung, erstreckt sich über begründete Vorschläge anstelle von Fragen bis
hin zu einer unabhängigen Diskussion von Ergebnissen. Dabei unterscheiden sich Studierende
erheblich in Persönlichkeit, Temperament und Reife. In der Regel schreiben sie zum ersten Mal
die jeweilige Abschlussarbeit. Deshalb ist Betreuung auch wichtig. Aber selbst denken, mutig
einen eigenen Vorschlag vorlegen und dann mit einer Rückmeldung angemessen umgehen
zu können, diese Fähigkeiten stehen auf meiner Wunschliste an die Studierenden ganz oben.
Studierende heute finden ein wissenschaftlich-akademisches Umfeld vor, in dem Zeit ein
besonders knappes Gut ist. Umso wichtiger scheint es mir, sich immer wieder Zeit zu nehmen
für einen gesunden Ausgleich zu Schreibtischarbeit, Lesen und Lernen, vor allem aber für
eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem Thema von besonderem Interesse. Gerade eine
Abschlussarbeit bietet nach meiner Einschätzung eine besonders gute Gelegenheit, zu selek-
tieren, den gewählten Ausschnitt intensiv und mit dem nötigen Zeit- und Arbeitsaufwand zu
bearbeiten, dabei im besten Fall Lust am Denken und Problemlösen zu entwickeln und mit Stolz
auf das eigene „Werk“ aus dem anstrengenden Arbeitsprozess aufzutauchen.

10.5 Ingenieurwissenschaften

Prof. Dr.-Ing. Johanna Friederike May

Ingenieurwesen allgemein
Insgesamt 13 studentische Arbeiten, darunter acht Bachelor‑, Diplom- und Masterarbeiten,
habe ich in der industriellen Forschung betreut. Die Fachgebiete waren die Mikrosystemtechnik
und die Photovoltaiksystemtechnik. Bei mir gearbeitet haben also Maschinenbauer, Elektro-
ingenieure und Physikingenieure aus acht unterschiedlichen Hochschulen: Duale Hochschule
Baden-Württemberg Stuttgart, Fernuniversität Hagen, Hochschule Biberach, Hochschule für
Angewandte Wissenschaft und Kunst Göttingen, Hochschule Trier, Hochschule Ulm, Karls-
ruher Institut für Technologie, Westsächsische Hochschule Zwickau. Meine Funktion war die
Betreuung vonseiten des Unternehmens, d. h., ich hatte jeweils konkretes Interesse an den
Ergebnissen der Arbeit und habe diese begleitet. Dafür habe ich wöchentliche Rücksprachen
eingerichtet und die Studierenden ermutigt, auch dazwischen für dringende Fragen zu mir zu
kommen. Fragen, die nicht unabdingbar für das Weiterarbeiten waren, sollten sich die Studie-
renden aufschreiben und in unsere Rücksprache mitbringen. Ich empfand es immer als sehr
hilfreich, wenn die Studierenden mitgedacht und nachgefragt haben, was sie nicht verstanden
haben. Häufig habe ich so selbst noch Lücken entdeckt, die in unserem Wissensaufbau vorhan-
den waren, oder ich habe nach den Diskussionen so manches selbst besser verstanden.
Vertreter aus der Praxis, hier aus der Industrieforschung, haben keine Lehrfunktion in der
akademischen Lehre. Die Industrie ist also nicht wie eine Hochschule dazu verpflichtet, die
Durchführung einer Abschlussarbeit zu ermöglichen. Hat sie daran Interesse und geeignetes
Betreuungspersonal, kann sie sich die Kandidaten aussuchen. Daher habe ich Stellen ausge-
schrieben und mit den Bewerbern Vorstellungsgespräche, teilweise auch telefonisch, durchge-
führt und dabei auf die fachliche und persönliche Eignung geachtet. Was war das Wichtigste
dabei? Die Motivation der Studierenden für das zu erforschende Thema! Jemand, den brennend
interessiert, was er erforscht, stellt mehr Fragen und kommt dadurch auf mehr Antworten. Und
wenn es einmal schwierig wird, dann gibt sich so jemand nicht mit einer einfachen Antwort
154 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

zufrieden, sondern sucht weiter. Diese Studierenden suchen dann das Gespräch mit Kollegen
1 aus der Fachabteilung, mit dem betreuenden Professor, recherchieren weitergehende Informa-
tionen, hinterfragen Ergebnisse immer wieder kritisch und erzeugen so qualitativ hochwertige
2 Forschungsergebnisse, die auch die Projekte weitergebracht haben, an denen ich gearbeitet habe.
Des Weiteren war mir wichtig, dass wir eine gute Kommunikationsebene finden konnten.
Dadurch war es zum einen möglich, über Ergebnisse und Fragen zu diskutieren und dadurch
3 das Thema voranzubringen. Zum anderen wurden meine Anregungen auch verstanden und
konnten dadurch sinnvoll umgesetzt werden. Dies bezieht sich auf die Sorgfalt im Umgang mit
4 teilweise in langwieriger Arbeit entstandenen Proben oder Simulationsprogrammen. Meine
Studierenden sind verantwortungsvoll vorgegangen und haben beherzigt, dass es manchmal
5 besser ist, doch noch einmal nachzufragen, bevor sie mit einer vorschnellen Messung eine
wertvolle Probe zerstören oder sich und andere in Gefahr bringen. Die gute Kommunikati-
onsbasis führte auch dazu, dass meine Anregungen bezüglich der Darstellung der Ergebnisse
6 und der Datenorganisation aufgenommen wurden. Denn ich habe später mit den Ergebnissen
weiterarbeiten wollen und dafür eine passende Struktur gebraucht.
7 Ich empfand es als hilfreich, wenn Studierende selbstständig mit Technikern im Labor Ab-
sprachen getroffen haben, z. B. wann Versuche möglich waren. Ich habe ihnen aber auch immer
gesagt, dass sie bitte mit mir sprechen sollen, wenn sie nicht weiterkommen. Mein Name war
8 bekannt, ich als Mensch war bekannt und daher habe ich sicherlich so manches einfacher be-
kommen als ein unbekannter Studierender. Nicht zuletzt aufgrund der kurzen Zeit, die für so
9 eine Abschlussarbeit zur Verfügung steht, habe ich mich als Betreuerin dafür verantwortlich
gefühlt, dass der Studierende arbeitsfähig war. Ich habe dann bspw. noch mit den zuständigen
10 Kollegen gesprochen und ihnen erklärt, um was es geht. Danach waren die meisten bereit, zu
helfen. Wenn es doch nicht möglich war, habe ich Alternativen gesucht, zum Beispiel ein Mess-
gerät in einem anderen Labor. Nicht zu lange warten, habe ich immer gesagt. Lieber habe ich
11 noch etwas mehr Zeit, um bspw. mit den Kollegen zu sprechen, als dass es dann zu spät und so
dringlich ist, dass wir keinen Puffer mehr haben.
12 Wichtig war mir auch, dass der Studierende mit seinem Professor dessen Erwartungen
klärt. Wenn die Professoren nach ein bis zwei Monaten zu Besuch kamen, habe ich diese
Gelegenheit mit den Studierenden dafür genutzt, bereits eine Vorversion einer Statusprä-
13 sentation zu verfassen. War es dann gegen Ende der Arbeit absehbar, dass manches nicht
durchführbar sein würde, dann habe ich frühzeitig mit den Professoren gesprochen, meist
14 telefonisch, um zu klären, ob eine Verringerung des Umfangs oder eine Veränderung des
Schwerpunkts der Arbeit akzeptabel wäre. Die von mir betreuten Studierenden haben sich
15 immer verantwortungsvoll darum gekümmert, dass sie alle Deadlines für Anmeldung und
Abgabe eingehalten haben. Als Unternehmen haben wir eine Vertraulichkeitsvereinbarung
gefordert, die bereits vor Arbeitsbeginn vorzuliegen hatte. Und es ist mir immer gelungen, die
16 Arbeiten so zu gestalten, dass die Studierenden diese hochschulöffentlich vorstellen konnten.
Eine Zweitversion mit geschwärzten Stellen und ohne einen Teil der interessanten Ergebnisse
17 war nicht notwendig.
Den Abschlussvortrag haben manche Studierende bei uns im Unternehmen gehalten. Dazu
habe ich auch ein paar Kollegen eingeladen, die an den Ergebnissen interessiert waren. Nach
18 einer kurzen Runde mit Fragen für alle haben wir es so gehalten, dass die Kollegen gegangen
sind, sodass der Professor noch die Gelegenheit hatte, weitere Fragen zu stellen. Anschließend
19 war ich meist bei der Beratung über die Note mit dem Professor beteiligt und habe das, was
mir gut gefallen hat, auch dem Professor übermittelt. Am Schluss habe ich jedoch auch mit
20 jedem Studierenden noch ein separates Feedbackgespräch geführt, in dem ich offen gesagt
10.6  •  Außerhalb der Studienbereichsgliederung
155 10

habe, was ich unabhängig von der Note – die zumeist sehr gut bis gut war – als positiv und
hilfreich und was ich als verbesserungswürdig empfunden habe. Ich habe auch von meinen
Studierenden gelernt und jederzeit würde ich wieder Studierende betreuen, weil das eine so
schöne Aufgabe ist.

10.6 Außerhalb der Studienbereichsgliederung

Prof. Dr. rer. nat. Götz Neuneck

Naturwissenschaften und Friedensforschung


Friedens- und Konfliktforschung (FKF) ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das verschie-
dene wissenschaftliche Disziplinen aus verschiedenen Fakultäten umfasst. Einerseits sollen
in diesem Forschungsfeld mit fachwissenschaftlichen Methoden sowohl vergangene als auch
aktuelle sowie künftige bewaffnete Konflikte, die Möglichkeiten und Wirkungen von Gewalt-
anwendung und potenzielle Friedensstrategien analysiert, eingeschätzt bzw. bewertet werden.
Zudem hat das Forschungsgebiet einen prozessualen und evolutionären Charakter, denn eine
eindeutige Ad-hoc-Lösung zur Überwindung von Krieg und Gewalt gibt es bis heute nicht.
Stattdessen sind multikomplexe Konfliktlagen zu analysieren, die Effizienz und Reichweite
unterschiedlicher Einhegungsstrategien, wie z. B. Prävention, Mediation, Konfliktbewältigung,
Rüstungskontrolle, abzuschätzen und aktuelle oder historische Ansätze und Lösungsversuche
zu bewerten. Das umfassende Spektrum der anwendbaren Disziplinen, die von den Naturwis-
senschaften, den Sozial- und Geisteswissenschaften bis hin zu den Rechts- oder Wirtschafts-
wissenschaften reichen, impliziert eine Methodenvielfalt und Anwendbarkeit, die im Studium
nicht leicht zu erlernen und anzuwenden ist. Am besten geschieht dies durch die Konfliktanalyse
von konkreten Einzelfällen. Da die Friedens- und Konfliktforschung auf die Anwendung dis-
ziplinärer Methoden angewiesen ist, sind im Grundstudium klassischer Studiengänge erlernte,
wissenschaftliche Methoden von großem Nutzen. Ich habe diverse Bachelor‑, Master- und
Doktorarbeiten sowohl aus den Naturwissenschaften, nämlich Physik, Biologie und Informatik,
als auch im Bereich Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Hamburg sowohl in
der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften als auch in der Fakultät für
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften betreut.
Bei Abschlussarbeiten ist zwischen der Vorbereitungsphase, der Forschungs- und der ab-
schließenden Schreibphase zu unterscheiden. Oft haben Fakultäten Richtlinien erarbeitet, die
dem Studierenden bei der Abfassung der Arbeit helfen können. Eine gute Betreuung erfolgt
sinnvollerweise am besten über den gesamten Zyklus der Arbeit. Eine thematisch und metho-
disch enge und stetige Betreuung ist von großer Bedeutung für den Erfolg der Arbeit. Probleme,
die dabei häufig auftreten, sind die unterschiedlichen Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten
des Studierenden auf dem Sektor des wissenschaftlichen Planens und Schreibens. Hilfreich ist
hier eine frühe Kontaktaufnahme mit dem Betreuer oder erste Erfahrungen beim Anfertigen
von Haus- und Seminararbeiten. Bereits hier können die Formulierung einer zu beantworten-
den Ausgangsfrage sowie die logische Strukturierung und methodische Bearbeitung ebenso
eingeübt werden wie das korrekte wissenschaftliche Zitieren oder die Anlage eines Literatur-
verzeichnisses, das die Grundlage für das Material und somit für die eigene wissenschaftliche
Forschung bildet. Von ebenfalls großer Bedeutung sind die Themenfindung, die Formulierung
des Titels der Abschlussarbeit und die Präzisierung der zu behandelnden Forschungsfrage in
Form von Forschungsthesen.
156 Kapitel 10  •  Erfahrungsberichte von Betreuern

Hierbei müssen sowohl die Interessen und Fähigkeiten des Studierenden als auch die For-
1 schungsbelange des Hochschullehrers bzw. der jeweiligen Institution berücksichtigt werden.
Auch verlangen gerade multikomplexe Probleme unterschiedliche Vorgehensweisen. Intensive,
2 vertiefende Gespräche und vorbereitende Studien sind für die Themenfindung und -strukturie-
rung gerade am Anfang wichtig. Zwar stehen heute viele Quellen im Internet zur Verfügung,
allerdings bleiben Bibliotheksbesuche und die Vertiefung in Fachbücher unumgänglich. Bezüg-
3 lich der nötigen Theorieanbindung sollten die verwendbaren, üblichen Theorien in Form von
zentralen Aufsätzen oder Lehrbuchartikeln vorliegen und auf den Stand der Forschung Bezug
4 genommen werden bzw. in die eigene Arbeit einfließen.
Am Ende dieser vorbereitenden Phase sollte die Erstellung und Diskussion eines mehrsei-
5 tigen Exposés durch den Studierenden stehen, das die o. g. Elemente beinhaltet. Auch ist es oft
zielführend, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt das Inhaltsverzeichnis der Arbeit zu erstel-
len oder mögliche Ergebnisse vorzuformulieren. Dies kann im Laufe der Bearbeitungsphase
6 durchaus revidiert werden, wenn sich neue methodische oder inhaltliche Erkenntnisse ergeben.
Zudem ist die frühzeitige Erstellung von Tabellen, Abbildungen und Diagrammen gerade bei
7 empirischen Befunden von zentraler Bedeutung und sehr arbeitsintensiv.
Die üblichen Probleme, die sich bei Abschlussarbeiten ergeben, sind z. B. eine zu ambitio-
nierte Themenwahl, eine unübersichtliche oder methodisch nicht zu bewältigende Quellenlage,
8 die Wahl interessanter, aber schwer zu beantwortender Fragen, unrealistisches Zeitmanagement,
eine abschweifende Bearbeitung oder die Unfähigkeit, zu klaren Ergebnissen zu kommen. Hier
9 muss der Betreuer einschreiten, der als Hochschullehrer weitaus mehr methodische und theo-
riegeleitete Erfahrung aufweist als der Studierende. Dies setzt aber aufseiten des Studierenden
10 Transparenz seiner Vorgehensweise, Selbstkritik und Offenheit für konstruktive Kritik und
während der gesamten Arbeitsphase auf beiden Seiten Diskussionsbereitschaft voraus.
Während einerseits eine große inhaltliche Selbstständigkeit erwünscht ist, müssen doch
11 wesentliche Arbeitsschritte mit dem Betreuer diskutiert oder zumindest abgesprochen werden,
damit nicht erst sehr spät in der Schreibphase Probleme erkennbar werden, die nicht mehr be-
12 hoben werden können. Oft ist die Interaktion zwischen Betreuer und Bearbeiter eine Frage der
jeweiligen Erfahrung und der Persönlichkeit. Gerade in der Schreibphase kann es sinnvoll sein,
die Forschungsthesen schriftlich zu verfassen und frühzeitig zu diskutieren. Die frühzeitige Ab-
13 gabe einzelner Kapitel bzw. des Eingangs- bzw. Schlussteils kann helfen, Fehlargumentationen
frühzeitig zu erkennen. Auch sollte das Zeitmanagement abgesprochen sein. Ein Problem ist
14 die Doppelrolle des Betreuers als Ratgeber und als späterer Gutachter. Letztlich muss auch dem
Studierenden klar sein, dass der Hochschullehrer gut anleiten und viele Tipps geben kann, aber
15 am Ende zu einer begründeten Beurteilung bzw. Note kommen muss, die die Abschlussarbeit
in den Kontext der Qualifikationsarbeiten anderer Absolventen stellt.

16
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18
19
20
157 11

Erfahrungsberichte
von Absolventen
Marco Backfisch, Stephan Becker, Marten Ennen, Stefan Hecker,
Alexander Kißling, Raoul Könsgen, Fabienne Luethi,
Beram Mahmoud, Angela Müller, Corina Nastoll, Kristin Ritter,
Annika Schmidt, Markus Schott, Annelie Siemsen, Alina Wassink

11.1 Sprach- und Kulturwissenschaften  –  158


11.1.1 Sprach- und Kulturwissenschaften allgemein  –  158
11.1.2 Psychologie – 160
11.1.3 Erziehungswissenschaften – 162
11.1.4 Sonderpädagogik – 163

11.2 Sport – 165
11.3 Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften  –  167
11.3.1 Politikwissenschaften – 167
11.3.2 Rechtswissenschaften – 168
11.3.3 Wirtschaftswissenschaften – 170

11.4 Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften  –  172


11.5 Agrar‑, Forst- und Ernährungswissenschaften  –  173
11.6 Ingenieurwissenschaften – 175
11.6.1 Maschinenbau, Verfahrenstechnik – 175
11.6.2 Wirtschaftsingenieurwesen mit
ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt – 176

11.7 Kunst, Kunstwissenschaft – 178


11.8 Außerhalb der Studienbereichsgliederung  –  180

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4_11
158 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

» Gerade habe ich das Ergebnis meiner ersten Studienarbeit bekommen und bin maßlos enttäuscht.
1 Ich habe so viel gelesen, sogar 20 Seiten geschrieben und mir drei Nächte mit dieser schwierigen
Fragestellung um die Ohren geschlagen – und nun das! Nur eine 4,0! Das kann doch nicht wahr
2 sein! Der Betreuer mag mich nicht, hat mich noch nie gemocht.
Wenige Tage später …. Na ja, vielleicht war meine Arbeit doch nicht so gut. Vielleicht hätte ich sie
doch jemandem zeigen sollen, aber dafür hätte ich nicht erst auf den letzten Drücker fertig sein
3 dürfen. Meine Freundin meinte, dass es wohl nicht so günstig war, ausschließlich Internetquellen
zu nutzen. Jetzt bin ich auch schlauer, hätte ich das bloß früher gewusst. Warum hat mir das
4 vorher keiner gesagt?

5 „Erfahrung ist etwas, das man immer bekommt, kurz nachdem man es gebraucht hätte.“
(Deutsches Sprichwort, http://www.aphorismen.de/zitat/8474)
6
7 Hoffentlich kommt Ihnen diese Situation nicht bekannt vor. In diesem Kapitel berichten 14 Stu-
dierende von ihren Erfahrungen, die sie bei der Erstellung von Studienarbeiten z. B. mit Zeit-
management, Betreuungssituation und Finanzierung gesammelt haben. Vielleicht helfen Ihnen
8 die geschilderten Strategien für Ihre Studienarbeiten.
Diese Berichte sind analog zu ▶ Kap. 10 nach den Fächergruppen gemäß der Systema-
9 tik der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes unterteilt und sortiert (http://www.­
destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/BildungKultur/StudentenPruefungsstatistik.pdf?__
10 blob=publicationFile). Da fast in allen Erfahrungsberichten Tipps gegeben werden, die auch
für andere Fächer gelten, lohnt es sich, auch Erfahrungsberichte zu lesen, die keinerlei Bezug
zum eigenen Fach aufweisen.
11 Unter www.studierendenratgeber.de finden Sie mehrere Indizes, mithilfe derer auf die Er-
fahrungsberichte nach den Kriterien Hochschule, Fakultät, Studienfach, Studienabschluss, Fi-
12 nanzierungsform und besondere Situation zugegriffen werden kann.

13 11.1 Sprach- und Kulturwissenschaften

14 11.1.1 Sprach- und Kulturwissenschaften allgemein

15 Angela Müller, Master of Arts

Bei der Erstellung meiner Masterarbeit hatte ich großes Glück, ein Thema behandeln zu dür-
16 fen, das mich persönlich sehr interessiert hat. Meine Masterarbeit schrieb ich während meines
Studiums, welches von meinen Eltern finanziert wurde, an der Universität Heidelberg, im Stu-
17 dienfach Übersetzungswissenschaften an der Neuphilologischen Fakultät mit dem Schwerpunkt
„Kulturelles Übersetzen“. Sie entstand in Zusammenarbeit mit sechs meiner Kommilitonen
und unter Anleitung eines Professors, der uns bereits einige Semester zuvor auf dieses Pro-
18 jekt vorbereitet hatte. Bei dem Projekt handelte es sich um einen Briefwechsel zwischen zwei
Eheleuten, die sich während des Zweiten Weltkriegs, in der Zeit von 1938 bis 1944, schrieben
19 und deren Briefe von unserer Projektgruppe in die englische Sprache übersetzt und in den je-
weiligen geschichtlichen Kontext eingebettet werden sollten. Darüber hinaus wurden wir dazu
20 angehalten, Themen, die wir mit diesem Briefwechsel aus jener Zeit assoziierten, aufzugreifen
und in Form eines Essays näher zu behandeln. Der gesamte Briefbestand wurde unter den
11.1  •  Sprach- und Kulturwissenschaften
159 11

sieben Projektteilnehmern aufgeteilt. Meine Arbeit umfasste 102 Briefe und Postkarten aus
den Jahren 1941 und 1942.
Die Zusammenarbeit mit meinen Kommilitonen und die Betreuung seitens meines Pro-
fessors habe ich als sehr angenehm empfunden. Da wir, um die Briefe ins Englische überset-
zen zu können, diese in einem ersten Schritt von der Sütterlinschrift in die lateinische Schrift
transkribieren mussten, gab es schon vor dem eigentlichen Schreiben der Masterarbeit einen
regen Austausch bezüglich der Herangehensweise. Ein Studiensemester lang trafen wir uns in
regelmäßigen Abständen, um Wörter, die wir alleine nicht entziffern konnten, gemeinsam zu
entziffern und ggf. Wissenslücken auszumerzen, die während des Rezipierens der Briefe zutage
traten. Der Austausch innerhalb der Gruppe geschah auch in Form eines Onlineportals, über
das sich die Teilnehmer zeitnah erreichen konnten. Des Weiteren suchten wir nicht selten den
Rat unserer Großeltern, die teilweise selbst noch die Sütterlinschrift erlernt hatten und uns beim
Entziffern der einzelnen Wörter behilflich sein konnten.
Für die Entstehung meiner Arbeit war es besonders wichtig, mir mithilfe von geeigneter
Fachliteratur und durch Gespräche mit Zeitzeugen ein umfassendes Bild über die Ereignisse
des Zweiten Weltkriegs zu verschaffen. Dementsprechend verbrachte ich viel Zeit damit, Sach-
bücher, Geschichtsbücher und Zeitzeugenberichte zu lesen bzw. auf Inhalte zu scannen, die
für meine spätere Arbeit relevant sein konnten. Durch das Lesen entstand schließlich auch ein
zusammenhängendes Inhaltsverzeichnis, welches sowohl kulturwissenschaftliche Aspekte als
auch übersetzungstheoretische Inhalte sowie einen persönlichen Fokus, in meinem Fall die
Rolle der Frau während des Zweiten Weltkriegs, berücksichtigte.
Grundsätzlich glaube ich, dass eine große Schwierigkeit des wissenschaftlichen Schreibens
darin besteht, das erworbene theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen und zusammenhän-
gend darzustellen. Das Schöne an meiner Arbeit war es daher, dass ich mich bei der Praxis, also
dem Übersetzen, beobachten konnte, um dann meine eigene Vorgehensweise zu beschreiben
und somit die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Jedoch mussten hierbei auch einige wichtige
Faktoren beachtet werden:
Aus kulturwissenschaftlicher Sicht war das Projekt als besonders wertvoll anzusehen, denn
es umfasste nicht nur nahezu alle Kriegsjahre, sondern spiegelte auch die verschiedenen Seiten
dieses Weltkriegs in einer sehr individuellen privaten Form wider. Somit stellte der Briefwechsel
eine besondere übersetzerische Herausforderung dar, da dessen Texte auf dem Hintergrund eines
kulturellen Kontextes, welcher sich aus bestimmten Werten, Traditionen und weiteren Faktoren
zusammensetzt, entstanden. Nachdem die Briefe gründlich gelesen und sowohl durch eine Brief­
analyse kontextualisiert als auch durch eine Wissensrecherche in ihrem Textganzen ergründet
wurden, konnte auf der Basis verschiedener Übersetzungstheorien die eigentliche Anfertigung
der Übersetzung beginnen. Dabei wurden die Brieftexte unter Berücksichtigung des historischen
Rahmens übersetzt und die Realien, d. h. die kulturspezifischen Termini, sowie der Briefstil
zum Teil in die Zielsprache übertragen, zum Teil aber auch in ihrer Ausgangssprache gelassen.
Besonders schwierig war es, bei der Übersetzung Äquivalente zum Ausgangstext zu finden, die
sprachlich in die entsprechende Zeit des Zweiten Weltkriegs passten. Um sicherzugehen, dass die
verwendeten Wörter des Zieltextes den Besonderheiten des historischen Kontextes entsprachen
und in dieser Zeit auch tatsächlich verwendet wurden, benutzte ich Google Ngram Viewer, ein
Programm, welches mittels Data-Mining-Methoden ermitteln kann, wie oft bestimmte Wortfol-
gen und Wortkombinationen in gedruckten Publikationen der letzten fünf Jahrhunderte verwen-
det wurden. Neben dieser Hilfestellung durften auch andere sprachliche Hilfsmittel wie Duden,
Wörterbücher oder Kollokationsbücher, sowohl in Englisch als auch in Deutsch, nicht fehlen.
Im Gegensatz zu anderen Studienarbeiten, die darauf abzielten, theoretische Grundlagen prä-
gnant und fachbezogen umzusetzen, empfand ich es bei der Erstellung der Masterarbeit besonders
160 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

schwierig und herausfordernd, einzelne Erkenntnisse, die sowohl während des Studiums in schrift-
1 lichen Ausarbeitungen als auch in vorbereitenden Seminaren behandelt wurden, miteinander zu
verknüpfen, zusammenfassend darzustellen und auf individuelle Art und Weise zu betrachten.
2 Zusammenfassend scheint die Vollendung einer wissenschaftlichen Arbeit während des
eigentlichen Erstellungsprozesses manchmal unerreichbar und nicht selten verzweifelte ich
beim Schreiben. Daher ist es wichtig, dass Sie als Autor immer Ihren roten Faden vor Augen
3 haben und schließlich bei der Erstellung der Einleitung und der Schlussbetrachtung erkennen
müssen, dass die entsprechende Anforderung, die der Arbeit zugrunde liegt, durch die Struktur
4 und den Inhalt der Arbeit erfüllt und durch die eigene Stellungnahme und Herausstellung von
subjektiv wichtig empfundenen Theorien oder Erkenntnissen personalisiert wurde. Nur so kann
5 eine Arbeit entstehen, die fundamentale Theorien zusammenhängend darstellt, erarbeitetes
Wissen kritisch hinterfragt und eigene Erkenntnisse herausstellt.

6
11.1.2 Psychologie
7
Markus Schott, Master of Science

8 Meinen Master of Science in Psychologie habe ich an der Sigmund Freud Universität (SFU)
in Wien gemacht. Finanzielle Unterstützung habe ich dabei von meinen Eltern erhalten,
9 zusätzlich aber auch als Tutor für Statistik gearbeitet. Für alle Studierenden in dem Master-
studiengang Klinische Psychologie an der SFU steht im dritten Fachsemester das Verfassen
10 der Masterarbeit an.
Dabei ist meiner Meinung nach der erste, wichtige Schritt die Wahl eines Themas bzw.
zumindest eines ungefähren Themenfeldes. Da Sie sich mindestens sechs Monate eingehend
11 mit dem Thema beschäftigen werden, ist das eigene Interesse an der Fragestellung die beste
Motivation. Für mich selbst lag die Entscheidung für ein Thema nahe. Aus Erfahrungen in
12 den vorangegangenen Semestern im Rahmen einiger Praktika wusste ich genau, was mich
interessierte, aber auch in welchen Bereichen ich auf keinen Fall meine Masterarbeit schrei-
ben wollte. Das Thema meiner Arbeit sollte etwas mit Abhängigkeitserkrankungen, am bes-
13 ten etwas mit Tabak oder Alkohol, zu tun haben und es sollte eine quantitative, statistische
Arbeit werden.
14 Als nächster Schritt stand die Wahl eines Betreuers an. Einen Großteil der möglichen
Dozenten kannte ich durch viele Veranstaltungen, die ich besucht hatte, allerdings bot
15 unsere Universität einen eigenen Infoabend an, an dem sich alle Betreuer mit ihrem For-
schungsgebiet und Vorschlägen für mögliche Masterthemen vorstellten. Hierbei ergab sich
die Gelegenheit, mich mit den Betreuern der Themenfelder, für die ich mich interessierte,
16 zu unterhalten und abzustimmen, ob wir zusammenarbeiten können. Nachdem ich mich
für einen Betreuer entschieden hatte, wurde schnell das endgültige Masterthema geklärt,
17 was leider gar nichts mehr mit Tabak oder Alkohol zu tun hatte, dafür aber auf Wunsch
des Dozenten mit Koffeinabhängigkeit. Ich denke, dass – außer Sie haben schon eine sehr
gründliche Literaturrecherche hinter sich, eine genaue Forschungsfrage im Kopf und wissen,
18 welche Forschungslücken vorliegen – meistens der Betreuer einen großen Einfluss auf das
endgültige Masterarbeitsthema haben wird, da er einen besseren Einblick in das aktuelle
19 Forschungsgeschehen hat.
Nach der Themenfindung und Besprechung des weiteren Prozedere traf ich mich nur noch
20 alle paar Monate persönlich mit meinem Betreuer; die meiste Kommunikation fand über E-Mail
11.1  •  Sprach- und Kulturwissenschaften
161 11

statt. Insgesamt fanden während des gesamten Prozesses lediglich drei oder vier Beratungs-
termine statt, um den aktuellen Stand zu besprechen und mögliche Probleme zu diskutieren.
Selbstständig organisierte ich einen Termin bei der Statistikprofessorin, um etwas Unterstüt-
zung bei der Auswertung der Daten zu bekommen. Dadurch, dass ich nicht jede Entscheidung
und jedes Detail mit dem Betreuer abstimmen musste, konnte ich die Arbeit größtenteils selbst
gestalten. Ich empfand diese Betreuungsform als sehr angenehm und motivierend, für manche
Studierenden mag aber eine engere, prozessbegleitende Betreuung eher das Richtige sein. Ein
engeres Betreuungsverhältnis kann dabei helfen, zielorientierter zu arbeiten, kontinuierlich die
Motivation zu finden, am Ball zu bleiben, und es wird der Gefahr entgegengewirkt, das Thema
zu verfehlen. Dementsprechend sollten Sie sich im Vorhinein im Klaren sein, welche Arbeits-
bzw. Betreuungsform Sie bevorzugen.
Für den quantitativen Teil meiner Arbeit war besonders wichtig, dass ich eine möglichst große
Anzahl an Probanden zusammenbekam. Dieses Problem stellt sich einem Gros der Absolventen.
Zwar bietet sich das Internet als einfache und schnelle Quelle für Studienteilnehmer an, doch sind
Facebook und andere Anlaufstellen mittlerweile so überfüllt von Studienanfragen, dass es hierüber
immer schwerer wird, eine ausreichend große Anzahl an Studienteilnehmern zu generieren. Be-
sonders schwierig zu rekrutieren sind Teilnehmer für klinische Stichproben, bei denen bestimmte
Einschlusskriterien für eine Studienteilnahme erfüllt sein müssen. Da Sie als Studierender nur
selten finanzielle Kompensationen anbieten können, gestalten sich experimentelle Studiendesigns,
bei denen ein größerer Aufwand für die Probanden entsteht, ähnlich problematisch. Obwohl es
für Teilnehmer meiner Studie keine bestimmten Voraussetzungen gab, dauerte die Rekrutierungs-
phase immerhin fast vier Monate. Die Probandenrekrutierung stellt generell bei empirischen Ar-
beiten ein großes Problem dar. Um diesem zu begegnen, fragen Sie Ihren Betreuer, ob dieser evtl.
Zugriff auf mögliche Probanden hat. Des Weiteren können Sie sich an der Hochschule erkundigen
und sich direkt an Kliniken wenden. Berücksichtigen Sie dies in der Zeitplanung.
Für den eigentlichen Schreibprozess der Masterarbeit spielte für mich eine gute Vorbe-
reitung die größte Rolle. Die meiste Zeit brauchte ich, um mich in das Themengebiet ein-
zuarbeiten und das weitere Vorgehen zu strukturieren, das Schreiben an sich war weniger
aufwendig. Für die Masterarbeit empfiehlt es sich, so früh wie möglich mit einer Basisrecher-
che und Klärung der wichtigsten Begriffe anzufangen. Wikipedia und Google sind eine gute,
erste Möglichkeit, um eine anfängliche Übersicht zu bekommen. Vertiefend führt natürlich
kein Weg an einer ausführlichen Literaturrecherche vorbei. Nachdem ich mir recht früh
einen Überblick verschafft hatte, konnte ich schnell alle Hypothesen formulieren und schon
die grobe Struktur der Masterarbeit festlegen. Welche Themen kommen in die Einleitung?
Was muss ich definieren? Welche Argumente werde ich anführen? Was werde ich in der
Diskussion schreiben? So wusste ich, welche weitere Literatur ich noch benötigte, welche
statistischen Berechnungen ich anzustellen hatte und wo Probleme aufkommen könnten. Ich
denke, es ist entscheidend, sich auf eine präzise Fragestellung festzulegen und sich daran zu
orientieren. Das hat mir sehr viel Zeit gespart.
Da ich unbedingt wollte, dass die Masterarbeit über die rein universitäre Pflicht noch einen
weiteren Sinn hatte, war von vornherein mit dem Betreuer abgesprochen, dass wir versuchen
werden, die Arbeit zu publizieren. Also habe ich nach dem Studium die Masterarbeit stark
zusammengekürzt und bei dem „International Journal of Mental Health and Addiction“ einge-
reicht. Tatsächlich wurde die Studie akzeptiert und veröffentlicht.
Zusammenfassend sind für mich die Knackpunkte einer erfolgreichen Masterarbeit in der
Psychologie ein interessantes Thema, ein Betreuer, mit dem Sie gut klarkommen, eine gute
Möglichkeit, Probanden zu rekrutieren, und schließlich eine klare Gliederung der Arbeit.
162 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

11.1.3 Erziehungswissenschaften
1
Fabienne Lüthi, Master of Science
2
Der Zeitraum, in dem ich meine Masterarbeit geschrieben habe, ist mir überwiegend positiv
in Erinnerung geblieben. Ich habe die Arbeit mit Freude in Angriff genommen und war stolz,
3 nach Jahren des Studierens an diesen Punkt gelangt zu sein. Endlich durfte ich mich an ein
Projekt heranwagen, das die Kür zur Vereinigung meiner erworbenen Kompetenzen bedeuten
4 würde. Im Vorfeld habe ich in meinem Studium zum Master of Science in Erziehungswissen-
schaften / Psychologie an der philosophischen Fakultät in zahlreichen Seminararbeiten das
5 wissenschaftliche Arbeiten geübt. Parallel zum Masterstudium habe ich das Lehrdiplom für
Maturitätsschulen (LDM) für die Fächer Pädagogik, Psychologie und Philosophie erworben
und in Teilzeit am Gymnasium unterrichtet. Dies hat mir ermöglicht, meinen Lebensunterhalt,
6 neben der Unterstützung durch meine Eltern, mitzufinanzieren.
Die Masterarbeit zur frühkindlichen Förderung im Bildungsort Familie habe ich am De-
7 partement für Erziehungswissenschaften der Universität Fribourg (CH) verfasst. Für die Arbeit
standen mir Daten aus einem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungs-
projekt zur Verfügung. Für den empirischen Teil meiner Arbeit habe ich 90 problemzentrierte
8 Interviews sowie Fragebogendaten aus drei Erhebungswellen analysiert. Das Projekt und insbe-
sondere die Masterarbeit lagen mir am Herzen, einerseits weil mich der Forschungsgegenstand
9 besonders interessiert, andererseits, weil mich das wissenschaftliche Arbeiten schon immer
begeistert hat. Seit Beginn meines Studiums war für mich klar, dass ich nach dem Abschluss
10 gerne wissenschaftlich arbeiten würde.
Das Erstellen der Arbeit von der Projektskizze hin bis zum letzten Wort der Diskussion
hat sich über ein Jahr erstreckt, wobei ich die tatsächliche Arbeit in den letzten zwei Monaten
11 verfasst habe. Das Research Design wurde von meiner ersten Betreuungsperson abgesegnet. Al-
lerdings wurde Letztere kurze Zeit später emeritiert, woraufhin sich die Vertretungsprofessorin
12 der Betreuung meiner Masterarbeit annahm. Der Betreuungswechsel hat mich nicht sonderlich
verunsichert, zumal ich selbstständig gearbeitet habe. Insgesamt habe ich im Laufe jenes Jahres
die Betreuungspersonen vier Mal getroffen, ein fünftes Mal bei der Disputation. Beide Profes-
13 sorinnen, genauso wie die Leiterin des Forschungsprojekts, waren wohlwollend und hilfreich
kritisch. Sie haben mein Denken geschult und mich insbesondere im empirischen Teil beraten.
14 Die größte Herausforderung lag in eben diesem empirischen Teil. Da ich keine eigenen Daten
erhoben habe, wurden mir eine größere – schier unermessliche qualitative – Datenmenge zur Ver-
15 fügung gestellt und komplexere Analyseverfahren nahegelegt. Zum ersten Mal habe ich über einen
längeren Zeitraum an einer übergeordneten Fragestellung gearbeitet. In meinem Fall stimmt die
Aussage: „Der Weg ist das Ziel.“ Der bedeutende persönliche Zugewinn durch das Erstellen einer
16 Masterarbeit ist nicht, sie zu Ende zu bringen, sondern der Weg und der Lernprozess, die dorthin
führen. Wichtig und herausfordernd in diesem Lernprozess waren für mich die folgenden Punkte:
17 1. Die Recherche geeigneter Literatur war die Basis für jeden weiteren Schritt. Dabei wollte
ich die neueste Literatur und solche, die über den deutschen Sprachraum hinausgeht, kon-
sultieren und studieren.
18 2. Aus der Literatur wurden die wichtigsten Forschungsparadigmen herausgefiltert und die
unterschiedlichen theoretischen Konstrukte erarbeitet, einander gegenübergestellt und in
19 einer Synthese zusammengeführt.
3. Aus dem eingehenden Studium der verschiedenen Ansätze und der erkannten Forschungs-
20 lücken ergaben sich Fragestellungen und Hypothesen. Hier war die Schwierigkeit, die The-
orie folgerichtig mit der Empirie zu verknüpfen.
11.1  •  Sprach- und Kulturwissenschaften
163 11

4. Wertvoll für den weiteren Prozess erschien mir, genügend Zeit einzuplanen, um eine geeignete
Analysemethode zu finden. Hier dürfen auch Umwege gemacht werden. Ich habe verschie-
dene alternative Analysemethoden getestet, bevor ich mich für eine entschieden habe.
5. Nach der Datenanalyse mussten die Ergebnisse durchdacht und im Einklang mit der The-
orie interpretiert werden. Die Interpretation und Diskussion der Ergebnisse waren eine
Knochenarbeit und gleichzeitig, zusammen mit dem Transfer der Erkenntnisse auf die
erziehungswissenschaftliche Praxis, das Herzstück des gesamten Forschungsprozesses.
6. Im gesamten Arbeitsprozess habe ich die Gliederung immer wieder angepasst. Es hat sich
dennoch gelohnt, von Anfang an die Konzeption sinnvoller Kapitel zu bedenken. Für die
Erstellung einer Gliederung hat es mir geholfen, andere am Lehrstuhl verfasste Masterar-
beiten einzusehen.

Ich wurde in meiner Hartnäckigkeit erprobt. Manchmal habe ich die Weitsicht verloren – es
gab Tage, an denen ich keinen Schritt vorwärts kam. In solchen Fällen hat es mir geholfen,
mich von Raum und Zeit abzukapseln und ganz Teil des Forschungsgegenstandes zu werden.
Tagsüber ging ich unweigerlich in die Bibliothek. Ich habe mich dort mit meinen Freundinnen
verabredet, die alle an der Masterarbeit – alle in einer anderen Disziplin – gearbeitet haben.
Ihre reine Anwesenheit hat mich motiviert, die Pausengespräche haben mich inspiriert und
manchmal getröstet. Abends habe ich die Arbeit zuhause fortgesetzt. Die besten Ideen hatte
ich, wenn ich bis in die frühen Morgenstunden weiterarbeiten konnte. Ich wurde in diesen
Stunden in eine andere Sphäre transportiert, in der meine ganze Aufmerksamkeit der Arbeit
galt. Im letzten Monat habe ich jeden Tag der Arbeit gewidmet. Das intensive, allgegenwärtige
Weiterführen der Analysen und das konstante Weiterdenken – auch in der Freizeit – waren für
mich Kernelemente für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit.
Nach dem Studienabschluss erhielt ich die Möglichkeit, die Ergebnisse meiner Masterarbeit
zusammen mit der Projektleiterin im Rahmen eines Artikels in einer Fachzeitschrift zu publi-
zieren. Dies hat mich in zweifacher Hinsicht beflügelt: Die Masterarbeit erfüllte einen doppelten
Zweck und ich wurde in meinem Entschluss bekräftigt, auch zukünftig wissenschaftlich tätig zu
sein. Nach Abschluss des Masterstudiums und des LDM habe ich zwei Jahre lang unterrichtet.
Seitdem bin ich als wissenschaftliche Assistentin tätig und bereite meine Dissertation vor.

11.1.4 Sonderpädagogik

Kristin Ritter, Erstes Staatsexamen

„Wissenschaftliches Arbeiten“ – der Terminus selbst brachte mich regelmäßig während meiner
Studienzeit zum Schwitzen, wenn er von meinen Dozenten gebraucht wurde. Wie sollte ich in
der Lage dazu sein, einen wissenschaftlichen Text zu verfassen, Zitate geschickt auszuwählen,
Literaturangaben korrekt zu gestalten und aus einer Fülle von Inhalten die relevanten Infor-
mationen für mich zu filtern? In meinem Studienfach – Lehramt Sonderpädagogik mit dem
Förderschwerpunkt Pädagogik bei Verhaltensstörungen – an der Fakultät für Humanwissen-
schaften der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, liegt ein großer Schwerpunkt auf den
eigenen Sichtweisen, Einstellungen und gesammelten Erfahrungen der zukünftigen Lehrkräfte.
Viele Studierende, u. a. auch ich, sehen sich erst bei der Zulassungs- bzw. Bachelorarbeit mit
der subjektiv empfundenen, großen Hürde des wissenschaftlichen Arbeitens konfrontiert. Diese
lässt sich jedoch mit sorgfältiger Arbeit und etwas Interesse für den ausgewählten Themenkom-
plex gut überwinden.
164 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

Zu Beginn der Zulassungsarbeit habe ich zwei Termine für mich festgesetzt, an die ich mich
1 gehalten habe: ein Datum, an dem ich bewusst mit dem Schreiben anfangen wollte, unabhängig
davon, ob meine Literaturrecherche abgeschlossen war, sowie einen Tag, ca. eine Woche vor
2 der offiziellen Abgabe, an dem ich mit meinem Text fertig sein wollte, um danach genügend
Zeit für die Korrektur und bis zur Abgabe äußeren Druck zu haben. Alles Weitere überließ
ich letztendlich meinem persönlichen Empfinden und meiner individuellen Tagesform – ich
3 schrieb an einem Tag vormittags, am anderen bis in die Nacht hinein, einen Tag gönnte ich
mir als bewusste Pause, während ich mich am darauffolgenden absichtlich unter Druck setzte.
4 Meinen Betreuer durfte ich am Lehrstuhl eigenständig kontaktieren: Somit erhielt ich glück-
licherweise einen Platz bei einem zuverlässigen, zwischenmenschlich sehr aufgeschlossenen
5 Dozenten, der mir vor allem bei der Themenfindung unterstützend zur Seite stand. Gerade zu
Beginn der Zulassungsarbeit war ich etwas orientierungslos, wusste nicht, welche Schwerpunkte
ich in meiner Arbeit setzen wollte, und tat mich mit der Literaturrecherche sehr schwer – Phäno-
6 mene und Gefühle, mit denen die meisten meiner Kommilitonen ebenfalls konfrontiert waren.
Ich versuchte mich Schritt für Schritt an verschiedene Suchprogramme heranzutasten, passende
7 Schlagwörter zu finden und setzte mich zum ersten Mal in meinem Studium bewusst mit dem
Katalog der Universitätsbibliothek auseinander. Mit der Zeit durfte ich feststellen, dass alle diese
Programme einem logischen Aufbau folgten und deren Handhabung nicht so kompliziert und
8 erschreckend war, wie anfangs angenommen. Stattdessen stand ich vor neuen Herausforderun-
gen: Welche Inhalte sind für meine Arbeit relevant, mit welchen Werken sollte ich mich aus­
9 einandersetzen und wie tief soll meine Recherche gehen? Auch hier holte ich mir von meinem
Betreuer eine kurze Rückmeldung, besprach meine Überlegungen mit ihm und fand in der akti-
10 ven Auseinandersetzung, dem Dialog, einen persönlichen roten Faden, den es zu verfolgen galt.
Neben meinem universitären Ansprechpartner half es mir ungemein, mich mit meiner
Familie, Freunden und Kommilitonen auszutauschen. Fachfremde Personen lockerten festge-
11 fahrene Gedankenstrukturen auf, regten neue Inhalte an und gaben mir selbst eine neue Sicht
auf das zu behandelnde Thema. Mein Betreuer war jederzeit ansprechbar, wenn ich mich in
12 einer inhaltlichen Sackgasse verrannt hatte. Sobald ich jedoch mein thematisches Grundgerüst
erstellt hatte, war ich eher auf mich alleine gestellt. Der komplette Arbeitsprozess lag in meiner
Hand – ich hatte die alleinige Entscheidungsgewalt und nur den endgültigen Abgabetermin,
13 an den ich mich halten musste.
Wenn von außen keine Struktur vorgegeben ist, bringt dies gewisse Vor- und Nachteile mit
14 sich. Ein äußerer Rahmen zwingt mich dazu, mich mit der bevorstehenden Aufgabe auseinan-
derzusetzen – ob dies unter Zeit- oder Notendruck geschieht, ist zunächst zweitrangig, denn ich
15 muss rechtzeitig fertig werden. Diese extrinsische Motivation birgt für mich leider die Gefahr,
dass ich die Lust und das Interesse am Thema verliere. Wenn ich allerdings keine vorgegebenen
Strukturen habe und die anzufertigende Arbeit selbst gestalten darf, kann ich meine eigenen
16 Interessen und individuellen Vorstellungen einbringen – ich gestalte intrinsisch motiviert mein
eigenes Werk, welches von Schreibhemmungen und -blockaden und Phasen am Rande der
17 Verzweiflung begleitet wird, mich am Ende aber umso stolzer macht.
Das wissenschaftliche Arbeiten bedarf einer gewissen Routine und Übung, die ich mit der Zeit
gewonnen habe. Der Einstieg gestaltete sich als etwas kompliziert und brauchte Überwindung. Als
18 ich mich an das Schreiben und Zusammentragen von Informationen gewöhnt hatte, konnte ich
mich voll und ganz der Themenstellung widmen und mich mit dem Inhalt vertieft auseinanderset-
19 zen. Diese Phase war für mich die spannendste und ertragreichste während des Schreibprozesses.
Wo die einen Studierenden lediglich regelmäßige Arbeitszeiten benötigen, brauchen die
20 anderen Arbeitspartner, die sie mitziehen und begleiten. Einige Studierende fangen sehr früh
mit ihrer Abschlussarbeit an, die anderen erst unter Zeitdruck. Es ist von Vorteil, dass sich jeder
11.2 • Sport
165 11

seine Zeit und Arbeitsweise beim wissenschaftlichen Arbeiten selbst einteilen kann, solange
die formalen Vorgaben eingehalten werden. Es fällt vermutlich schwer, dauerhaft selbstständig
die Initiative zu ergreifen, und am Ende wird es höchstwahrscheinlich zeitlich immer knapp
und stressig, aber auch das ist ein Teil des gesamten Arbeitsprozesses. Ich musste meinen Blick
bewusst auf die Zulassungsarbeit richten und mein privates Leben und die Freizeitgestaltung
phasenweise ausblenden – meinem Minijob zur Finanzierung meines Studiums, neben der
Unterstützung durch meine Eltern, konnte ich währenddessen weiterhin ohne zeitlichen Druck
nachgehen. Eine Kombination aus Schreiben und dem Vergnüglichen hat mir genügend Elan
und Motivation gegeben, die Arbeit fertigzustellen. Letztendlich war es nur ein begrenzter
Zeit­raum von drei Monaten, bei Hilfebedarf konnte ich mich selbstständig an Außenstehende
wenden und es saßen noch einige andere Kommilitonen im selben Boot. Und das fertige End-
ergebnis in den Händen zu halten, den Text als Produkt in den Händen zu halten, erfüllte mich
mit Stolz für die eigenständig erbrachte Leistung.

11.2 Sport

Marco Backfisch, Master of Science


Stephan Becker, Master of Science

Sportwissenschaft
Nachdem an der Philosophischen Fakultät III – Empirische Humanwissenschaften der Uni-
versität des Saarlandes das Studium der Sportwissenschaft vom Diplom auf modularisierte
Studiengänge umgestellt worden war, gehörten wir zum zweiten Bachelor- und Masterjahrgang.
Demzufolge wurden wir im Rahmen der beiden Abschlüsse mit der Aufgabe konfrontiert, zwei
Qualifikationsarbeiten anfertigen zu müssen.
Zu Beginn des Bachelorstudiums wurde ausführlich in das wissenschaftliche Arbeiten ein-
geführt und auch die Erstellung von Haus- bzw. Seminararbeiten zählte zu den Aufgaben und
Inhalten einiger Seminare. Dennoch erschien die Erstellung der Bachelorarbeit, aus unserer
Sicht, zunächst einmal als ein unüberwindbares Hindernis. Von der Auswahl der Thematik
über die Herangehensweise bis hin zur statistischen Auswertung stellten wir uns anfänglich eine
schier grenzenlose Anzahl von Fragen und versuchten, potenzielle Fehlerquellen abzuschätzen.
Die Themenauswahl sollte dabei wohl bedacht sein, da die Konzeption der Bachelorarbeit eine
so intensive und tiefgründige Auseinandersetzung mit einem Themengebiet erforderte, wie
sie bis zu diesem Zeitpunkt im Studium noch nicht vorkam. Deshalb sollte eine ausreichende
Identifikation mit der Thematik die Auswahl der Abschlussarbeit maßgeblich beeinflussen.
Nach ersten Recherchen und Gesprächen mit Dozenten des Fachbereichs stand uns eine Liste
an möglichen Bachelorarbeitsthemen zur Verfügung, aus denen wir frei wählen konnten. Dabei
gab es sowohl konkrete Vorschläge seitens der Dozenten als auch Forschungsideen unsererseits,
die in Zusammenarbeit mit den Dozenten zu spruchreifen Abschlussthemen ausgearbeitet werden
konnten. Einer kritischen Reflexion folgte dann die Entscheidung für ein Thema sowie die ersten
Gespräche mit den zuständigen Betreuern. Erfahrungsgemäß können diese im ersten Moment
schnell sehr erschreckend und überfordernd erscheinen, da grundlegend eine Vielzahl an Er-
wartungen, verbunden mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit, vorausgesetzt werden. Rück-
blickend lässt sich ebenfalls konstatieren, dass vielen Studierenden erst zu diesem Zeitpunkt die
wahre Bedeutsamkeit der Seminare zu Statistik und wissenschaftlichem Arbeiten bewusst wird.
Um die Vielzahl an Aufgaben zu ordnen, war es am Anfang von großer Wichtigkeit, sich
zunächst einen Überblick über die zu absolvierenden Aufgabenfelder zu verschaffen und die
166 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

einzelnen Arbeitsschritte zu strukturieren. Hierbei hat sich, aus unserer Sicht, die Festlegung
1 von Etappenzielen bewährt, um stetige Erfolgserlebnisse zu generieren und auf diese Weise
die Motivation aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus empfanden wir es beide als sehr hilfreich,
2 Abschlussarbeiten erfolgreicher Absolventen zu lesen und strukturelle Punkte auf die eigene
Arbeit zu projizieren. So ergab sich als logischer erster Schritt und grundlegende Voraussetzung
für die erfolgreiche Erstellung der Bachelorarbeit die Durchführung einer ausführlichen und
3 fundierten Literaturrecherche, um Kenntnisse über den aktuellen Forschungsstand zu gewinnen
und sich eine Expertise im Themenfeld anzueignen. Ein weiterer entscheidender Schritt bei der
4 Erstellung der Arbeit war unseres Erachtens das Verfassen einer detaillierten Gliederung, die als
Leitfaden für die folgenden Arbeitsschritte genutzt werden konnte. Wir hatten das Glück, dass
5 uns unsere Betreuer bei Fragen und Problemen stets unterstützend zur Seite standen und sich
auf diese Weise eine sehr positive und konstruktive Kooperation ergeben hat, die nach Berichten
anderer Studierender nicht selbstverständlich ist. Natürlich ergaben sich im Erstellungsprozess
6 der Bachelorarbeit auch Probleme, die nur schwer in den Griff zu bekommen waren. Gerade bei
empirischen Arbeiten sollte bedacht werden, dass die Bearbeitungszeit sowohl für die Bachelor-
7 als auch für die Masterarbeit schnell erschöpft sein kann. Probleme bei der Datenaufnahme
sowie technische Umsetzungsschwierigkeiten sollten bei der Planung unbedingt berücksichtigt
werden. Die Finanzierung unseres Studiums erfolgte, neben der Unterstützung durch unsere
8 Eltern, durch nichtwissenschaftliche Nebentätigkeiten, durch die es, besonders in dieser Phase,
zu weiteren zeitlichen Engpässen kam.
9 Insgesamt lässt sich aber festhalten, dass der Erstellung der Bachelorarbeit in vielerlei Hin-
sicht eine tragende Rolle zukommt. Bei der Bearbeitung können die schon im Studium ver-
10 mittelten Inhalte des wissenschaftlichen Arbeitens praktisch angewendet und gefestigt werden.
Einige unserer Kommilitonen nutzten nach Beendigung der Bachelorarbeit die Möglichkeit,
sich umzuorientieren, den Standort zu wechseln oder bereits ins Berufsleben einzusteigen. Für
11 uns aber ebnete der erste Studienabschluss Bachelor of Arts den Übergang ins Masterstudium.
Die Themen der Bachelorarbeit wurden in der Masterarbeit wieder aufgegriffen und weiter-
12 führend sowie vertiefend behandelt. Aber unabhängig von unserer thematischen Fortsetzung
stellte die Bachelorarbeit eine grundlegende Erfahrung und Basis zur Anfertigung der konse-
kutiv darauf folgenden Masterarbeit dar. Wir konnten nun auf die Erfahrungen mit Herange-
13 hensweisen an ein wissenschaftliches Thema, Arbeitstechniken, Problemlösungen und vielem
mehr zurückgreifen.
14 Das Masterstudium war bei uns, im Gegensatz zum Bachelorstudium, bei dem die Ab-
schlussarbeit noch sehr unabhängig und gesondert vom Studium erschien, sehr stark auf die
15 Masterarbeit fokussiert. Die Erstellung und Organisation gestaltete sich im Großen und Gan-
zen ähnlich wie bei der Bachelorarbeit, allerdings in sehr viel größerem Umfang und deutlich
detaillierter. Demnach empfehlen wir, nach der Notengebung ein abschließendes Gespräch mit
16 den Gutachtern der Bachelorarbeit zu führen, um Wiederholungsfehler in der Masterarbeit mi-
nimieren bzw. vermeiden zu können. Im Gegensatz zur Bachelorarbeit, die für den Großteil der
17 Studierenden eher einen Zwischenschritt im Verlauf des Studiums bildet, kann die Beendigung
und Abgabe der Masterarbeit, in der Regel, als „echter“ Studienabschluss angesehen werden.
Da wir durch die Erstellung unserer Qualifikationsarbeiten sowie durch das Studium im
18 Allgemeinen feststellen konnten, dass wir großes Interesse an der Bearbeitung empirischer
Fragestellungen und Themen haben, war in unserem Fall auch der Abschluss des Master
19 of Science nur ein weiterer Schritt auf dem Weg eines akademischen Werdegangs. Nach
Beendigung unseres Masterstudiums haben wir beide eine Stelle im Fachbereich Sportwis-
20 senschaft der TU Kaiserslautern angetreten mit dem Ziel, neben der Forschung und Lehre
zu promovieren.
11.3  •  Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
167 11
11.3 Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

11.3.1 Politikwissenschaften

Marten Ennen, Master of Arts

Ich habe mich einmal mit den Worten, ich wolle wissen, was die Welt im Innersten zusammen-
hält, für ein Praktikum beworben. Diese Worte aus Goethes Faust, so anmaßend sie auch sein
mögen, haben mich mein ganzes Studium hindurch geprägt und begleitet und fassen mein In-
teresse an der Politikwissenschaft zusammen. Diese oder ähnlich starke Interessen sind meiner
Meinung nach essentiell für das erfolgreiche Studieren und Verfassen von Abschlussarbeiten.
Denn ohne einen gewissen Antrieb würde die Abschlussphase zur Tortur ausarten, falls denn das
Studium nicht vorher abgebrochen wurde. Wer aber ein intrinsisches Interesse an seinem Fach
hat und sich im Verlauf des Studiums die grundlegenden Werkzeuge wissenschaftlichen Arbei-
tens angeeignet hat, hat damit bereits eine wichtige Basis für seine Abschlussarbeit geschaffen.
Das Verfassen meiner Abschlussarbeit war für mich sowohl das Spannendste als auch Schwie-
rigste an meinem Master of Arts. Es ist wohl der einzige Zeitraum, in dem sich ein Studierender
über Monate mit nur einem Thema befasst. Ich habe untersucht, inwiefern die Afrikanische Union
als Sicherheitsgemeinschaft das Ausbleiben von zwischenstaatlichen Kriegen in Afrika erklärt.
Als ich mein Masterstudium der Politikwissenschaft an der Fakultät für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften der Universität Hamburg im Jahr 2013 aufnahm, wusste ich, dass ich das
Studium mit einer 70 bis 100 Seiten langen Arbeit abschließen würde, aber noch nicht, wie dies
genau ablaufen würde.
Mein Studium finanzierte ich mir durch eine Kombination aus Ausbildungsunterhalt durch
meine Mutter, BAföG und studienbegleitenden wissenschaftlichen wie nichtwissenschaftlichen
Nebentätigkeiten; den größten Teil der Kosten stemmte ich während meines Masterstudiums
über meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft. Bereits während des Studiums war ich auf
effektives Zeitmanagement angewiesen, da ich zwei Tage pro Woche für das Geldverdienen
aufbringen musste. Vollzeitpraktika waren dadurch nahezu unmöglich, da ich auf das Geld
angewiesen war. Diese Problemstellung bleibt selbstverständlich auch während des Verfassens
einer Abschlussarbeit präsent. So sind in der Regel die fachspezifischen Bestimmungen und Stu-
dienordnungen so ausgelegt, dass die Abschlussarbeiten offiziell in Vollzeit geschrieben werden
– Rücksicht auf etwaige zeitverschlingende Faktoren wird dort nicht genommen. Wer es sich
leisten kann, sollte in Erwägung ziehen, mit seiner Erwerbsarbeit zu pausieren oder zumindest
in der intensivsten Phase des Schreibprozesses Urlaub zu nehmen. Während solche Faktoren in
der Regel gut planbar sind – so habe ich etwa in der finalen Schreibphase meiner Masterarbeit
zwei Wochen Urlaub genommen –, gibt es noch weitere Faktoren, die den Schreibprozess ver-
zögern können. Diese können so trivial sein wie eine Erkältung, die einem im falschen Moment
größere Sorgen bereiten kann, oder größere Lebensumstellungen wie die Geburt eines Kindes.
Als Mann ist das Elternwerden ein nicht ganz so umwälzender Prozess wie für die werdende
Mutter. Doch auch ein werdender bzw. frischgebackener Vater wird sich mit einer Umstruktu-
rierung und -orientierung auseinandersetzen müssen. Dass ich Vater werde, habe ich erfahren,
nachdem ich bereits das Exposé für meine Masterarbeit eingereicht hatte und eines meiner letz-
ten Seminare besuchte. Doch wie beeinflusste dies nun die Abschlussphase meines Studiums?
Als Mann konnte ich meine Partnerin während der Schwangerschaft nur unterstützen, etwa
indem ich sie zu Untersuchungen begleitete, Lasten abnahm und generell stärker zur Seite stand.
Hinzu setzte ein kognitiver Prozess bei mir ein. Ich dachte um, setzte meine Prioritäten anders.
Meine Tochter wurde 28 Tage nach dem offiziellen Bearbeitungsbeginn meiner Masterarbeit
168 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

geboren. Drei Wochen ging erst einmal gar nichts. Die Woche vor der Geburt und die zwei
1 Wochen danach haben sich nur um meine Tochter gedreht. Nach rund zwei Wochen war mein
Urlaub vorbei, ich musste wieder arbeiten und natürlich auch an meiner Masterarbeit weiter-
2 schreiben. Was mir vorher nicht so bewusst war, waren zum einen der Schlafmangel und zum
anderen, wie hoch die Belastung durch ein Kind, das die ersten Wochen immer auf dem Arm
sein wollte, sein würde. Durch die begrenzten Räumlichkeiten, die uns zur Verfügung standen,
3 musste ich die ersten drei Stunden meines Arbeitstages in einem abgedunkelten Raum verbrin-
gen – bloß nicht das Kind wecken! Da der Mensch jedoch anpassungsfähig ist, verlangsamte,
4 aber verhinderte dies nicht den Schreibprozess.
Die Schwangerschaft meiner Freundin, die damit verbundenen Zeitfresser wie ein Umzug,
5 Arzttermine und die anschließende Geburt und Familienfindungsphase haben mich dazu ver-
anlasst, mein Studium um ein Semester zu verlängern. Studierende, die von BAföG abhängig
sind, bzw. solche, die planen, ihr Studium damit zu finanzieren, sollten wissen, dass Abweichun-
6 gen von der Regelstudienzeit in der Regel zum Verlust der Förderung führen. Sonderregelun-
gen gelten insbesondere für Mütter, für Männer eingeschränkt für Erziehungszeiten nach der
7 Geburt. Ich musste daher einen KfW-Kredit für mein letztes Semester aufnehmen.
In der Abschlussphase meines Studiums hat es sich für mich gelohnt, weitestgehend feste
Strukturen zu haben; soll heißen, die Tage, an denen nicht dem Nebenjob nachgegangen wird,
8 gleichfalls als „Bürotage“ zu strukturieren. Wer besser nachts arbeiten kann, kann natürlich auch
die Nacht zum Tag machen. Einzig das Leben in den Tag hinein ohne Struktur kann schnell zur
9 Prokrastination und anschließendem Stress führen.
Geholfen hat mir auch das Verwenden von geeigneter Literaturverwaltungssoftware zum
10 Organisieren von Texten, Zitaten und Zusammenfassungen. Hierbei habe ich außerordentlich
gute Erfahrung mit Citavi gemacht, Studierende meiner Universität haben dazu kostenlosen
Zugang. Gerade an Arbeitstagen, die ab und an durch zärtliches Gequake eines Neugeborenen
11 unterbrochen werden, hilft es ungemein, sich Tages- oder Wochenziele zu setzen. Dann zeigt
sich bereits nach der ersten Woche, ob es wirklich realistisch ist, ca. 100 Aufsätze in zwei Mo-
12 naten zu lesen oder nicht.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen Folgendes mitgeben: Das Verfassen einer Abschlussarbeit
macht Spaß! Auch wenn sich während des Studiums die Geburt eines Kindes einstellt, bedeutet
13 das nicht das Ende der Welt. Lassen Sie sich nicht von Ihren Zielen und Träumen abhalten: Viel
Erfolg mit Ihrer Abschlussarbeit!
14
11.3.2 Rechtswissenschaften
15
Annelie Siemsen, Bachelor of Law, Erstes Juristisches Staatsexamen
16
Beim Studium der Rechtswissenschaften sind Hausarbeiten im Zivil‑, Straf- und Öffentlichen
17 Recht unumgänglich. Zusätzlich dazu ist eine Arbeit in dem jeweiligen Schwerpunktbereich
zu verfassen. Diese zwei Arbeiten unterscheiden sich erheblich. Insbesondere die Hausarbei-
ten ähneln mehr einer ausführlichen Klausurlösung als einer wissenschaftlichen Arbeit. Vor
18 allem die sehr begrenzte Seitenzahl lässt für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung kaum
Raum. Trotz allem kommt es auch bei den Hausarbeiten darauf an, sich mit den maßgeblichen
19 Meinungen auseinanderzusetzen, diese kurz darzustellen und eine eigene Bewertung vorzu-
nehmen. Da die Hausarbeiten für mich die erste Berührung mit wissenschaftlichem Arbeiten
20 waren, empfand ich gerade diese Kürze als herausfordernd. Von dem Wurf ins kalte Wasser
sollten Sie sich meiner Erfahrung nach allerdings nicht allzu sehr verschrecken lassen. Gerade,
11.3  •  Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
169 11

weil kaum Raum für ausführliche eigene Gedanken besteht, reicht es, sich auf die knappe,
präzise Auswertung der großen Namen und ihrer Standpunkte zu beschränken. Hüten Sie
sich davor, im Detail verloren zu gehen. So werden Sie mehr oder weniger gut auf die zweite
Art von Arbeit, die Schwerpunktarbeit, vorbereitet. Allein das – hoffentlich – vorhandene In-
teresse für das eigene Schwerpunktfach, welches doch in den meisten Fällen größer ist als das
Interesse für die allgemeinen Hausarbeitenfächer, macht es leichter, diese Arbeit zu verfassen.
Hinzu kommt, dass eigene Schwerpunkte gesetzt werden dürfen und sollen, wodurch jedenfalls
meine Motivation im Vergleich zu den Hausarbeiten erheblich gestiegen ist, mich mit all den
vorhandenen Meinungen zu einem Thema auseinanderzusetzen. „Alle Meinungen“ muss ich
allerdings einschränken: In der Rechtswissenschaft haben sich bereits eine derart große Anzahl
von Autoren bemüßigt gefühlt, sich zu äußern, dass es absolut unmöglich ist, umfassend alle
Meinungen zu einem Thema aufzugreifen – schon gar nicht in den Arbeiten, die während des
Studiums zu verfassen sind. Deshalb ist es essentiell, sich auch hier auf die bekannten Namen
und Kommentare zu beschränken. Äußerst hilfreich für das eigene Verständnis des Themas und
damit auch für die Struktur der Arbeit ist das Heranziehen der Grundsätze und Prinzipien. Als
mir das bewusst wurde, vereinfachte sich auch der Schreibprozess.
Für mich war die Gelegenheit, mich mit dem Betreuer meiner Arbeit an der Bucerius Law
School zu besprechen, sehr hilfreich. Das Gespräch war zwar nicht besonders lang oder tiefge-
hend. Mein Betreuer stellte weniger konkrete Anforderungen an die Arbeit, als dass er Stich-
wörter in den Raum warf, die es schnell zu notieren galt, um sie anschließend nachzuvollziehen
und einzubauen. Doch hatte mein Betreuer durch seine langjährige Erfahrung einen geübten
Blick darauf, ob ich mich auf dem richtigen Weg befand. Meiner Erfahrung nach nimmt diese
Gewissheit, sich nicht auf dem Holzweg zu befinden, einen erheblichen Teil des Drucks und des
Stresses, der während dieser Arbeiten entsteht. Hilfreich war es auch, mich mit fortgeschrittenen
Studierenden bzw. Absolventen auszutauschen. Um einen Eindruck von den Anforderungen zu
erhalten, kann es auch helfen, eine gute Schwerpunktarbeit von jemand anderem zu lesen – ganz
unabhängig davon, ob das eigene Thema dem dieser Arbeit ähnelt.
Die Zeiten, in welcher die Haus- und Schwerpunktarbeiten geschrieben werden, sind nicht
die angenehmsten und stressfreisten des Studiums. Ich selber brauche allerdings auch immer
eine gesunde Portion Stress und Druck, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Darüber hin-
aus lohnen sich die vielen Sorgen aber nicht. Mir hat es immer sehr geholfen, auch in dieser Zeit
weiterhin meinen sportlichen Aktivitäten und in gemäßigtem Rahmen auch sozialen Kontakten
nachzukommen. Ich habe einige Kommilitonen beobachtet, die sich komplett eingeigelt haben.
Das Resultat der Arbeit war in den meisten Fällen nicht besser und die Regenerationszeit in
jedem Fall um ein Vielfaches länger. Es ist wichtig, den Kopf wieder frei zu bekommen, um
neue Gedanken fassen zu können und den Blick aufs Ganze nicht zu verlieren. Auf diese Weise
können Sie eine runde und gute Arbeit abliefern. Wichtiger als die Auswertung der hundertsten
Meinung sind die Schwerpunktsetzung, die präzise Erfassung und Darstellung des Relevanten.
Wenn die Situation kommt, in der Sie nicht weiterkommen und langsam Blockaden und
Motivationsschwierigkeiten aufsteigen, dann halten Sie erst mal inne, anstatt hektisch noch
mehr zu lesen oder irgendetwas zu verfassen, nur „um schon mal was zu haben“. Mir hat es
bisher immer geholfen, einen Schritt zurückzugehen, und die ganze Angelegenheit mit Abstand
zu betrachten. Denn erstens hängt nicht das Lebensglück von dieser Arbeit ab – auch wenn die
Kommilitonen um einen herum manchmal diesen Eindruck zu vermitteln versuchen. Und zum
anderen funktioniert das Gehirn einfach besser, wenn Sie entspannt an die Sache herangehen,
es Zeit hat, Gedanken zu verarbeiten und neue Zusammenhänge zu erkennen. Sehr hilfreich
ist es, das Problem einem anderen zu erklären – oft merkte ich allein beim Erklären schon, dass
es gar kein so relevantes Problem war, wie ich dachte, oder es entstand aus dem Gespräch eine
170 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

Lösungsmöglichkeit. Mir persönlich helfen auch Mindmaps weiter, in denen ich das Problem,
1 meist eine Frage, aufwerfe und aus verschiedenen Perspektiven betrachte. Ich denke, jeder hat
da so seine „Tricks“ – wichtig ist es, sich dieser Methoden dann auch zu bedienen.
2 Ehrlichkeit sich selber und der Arbeit gegenüber ist für mich ein Schlüssel gewesen. Sich
daran zu messen, wie viele Stunden Sie an einem Tag in der Bibliothek verbracht haben, bringt
die Arbeit nicht weiter. Sich daran zu messen, ein Problem aufgearbeitet zu haben, dagegen
3 schon – selbst wenn das nun den halben Tag gedauert hat. Sich daran zu messen, wie viele
Seiten Sie in der ersten Woche geschrieben haben, kann Sie ebenso aufs Glatteis führen. Leich-
4 tere Bereiche abzuarbeiten, bevor Sie die großen Probleme angehen, kann Sie später in große
Zeitnot bringen. Deshalb ist es sehr wichtig, an den schwierigen Teilen vorrangig zu arbeiten.
5 Auch wenn das bedeuten kann, dass Sie erst zwei Tage später als der Kollege neben Ihnen mit
dem Schreiben beginnen. Den eigenen Arbeitstyp zu berücksichtigen, war für mich ein sehr
wichtiger Faktor. Ebenso, dass ich meine Arbeitsschritte in „Aufgabentypen“ – solche, bei denen
6 mehr, und solche, bei denen weniger Konzentration erforderlich ist – unterteilt habe, um je nach
Tagesverfassung produktiv sein zu können.
7
11.3.3 Wirtschaftswissenschaften
8
Raoul Könsgen, Master of Science
9
Nach meinem Abitur und einem Jahr Praktikum in der IT-Abteilung eines Unternehmens habe ich
10 mich für ein duales Bachelorstudium der Wirtschaftsinformatik an der Europäischen Fachhoch-
schule in Brühl entschieden. Das Studium erstreckte sich über sechs Semester. Im dreimonatigen
Rhythmus erfolgte der Wechsel zwischen einer 40-Stunden-Woche im Ausbildungsunternehmen
11 und der Fachhochschule. Es handelte sich um eine private Hochschule, die Gebühren wurden von
meinem Unternehmen übernommen. Zudem erhielt ich ein monatliches Gehalt von knapp 200 €.
12 Schon zu Beginn war mir klar, dass für einen Nebenjob oder Urlaub in den Semesterferien keine
Zeit bleiben würde. Ich sah das duale Studium als Investition für die Zukunft an.
Während meines Bachelorstudiums habe ich mehrere Studienarbeiten verfasst. Ausgestattet
13 mit Schulwissen über Aufsätze und einem 300-seitigen Skript über wissenschaftliches Arbeiten
stand ich vor der Herausforderung, meine erste Studienarbeit im Fach „Grundlagen der Wirt-
14 schaftsinformatik“ zu verfassen. In meiner ersten Studienarbeit habe ich damals größtenteils
Internetquellen und Grundlagenliteratur zitiert. Renommierte Journals oder Konferenzbände
15 mit hohem wissenschaftlichen Anspruch habe ich kaum verstanden und ich empfand sie als
frustrierend zu lesen. Mein Betreuer hatte Verständnis dafür, da es sich um meine erste Studi-
enarbeit handelte. In persönlichen Gesprächen wurden mir Fehler im Aufbau der Arbeit auf-
16 gezeigt und die korrekte Zitierweise erläutert. Rückblickend finde ich es besonders wichtig, ein
Verständnis dafür zu entwickeln, dass der Anspruch an eine wissenschaftliche Arbeit zu Beginn
17 des Studiums geringer ist als bei einer Abschlussarbeit. Im Vordergrund sollte die Weiterent-
wicklung der Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten stehen. Im ersten Semester sollten
die Grundlagen des wissenschaftlichen Ausdrucks und formale Richtlinien im Vordergrund
18 stehen. Als besonders hilfreich habe ich den hochschulinternen Leitfaden zum wissenschaft-
lichen Arbeiten empfunden. Es handelt sich um eine Mustervorlage zum wissenschaftlichen
19 Arbeiten. Die meisten Hochschulen stellen ein solches Dokument für Studierende bereit. Im
weiteren Verlauf des Studiums habe ich weniger mit Internetquellen gearbeitet und zunehmend
20 die Bibliothek einer anderen Fachhochschule in St. Augustin besucht, da diese deutlich besser
ausgestattet war. Im Studium gab es durch den dualen Charakter kaum vorlesungsfreie Zeiten,
11.3  •  Rechts‑, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
171 11

sodass ich, insbesondere zu Beginn, häufig nach der Arbeit am Abend die Studienarbeit schrei-
ben musste. Auf diese Weise hatte ich an den Wochenenden frei. Die Motivation, am Abend an
einer Studienarbeit zu schreiben, wurde maßgeblich vom Verlauf des Arbeitstages bestimmt.
Ein stressiger Arbeitstag führte zu einem unproduktiven Schreibabend. Später habe ich gemerkt,
dass es für mich angenehmer ist, Studienarbeiten am Wochenende zu schreiben.
Als ich gegen Ende des Bachelorstudiums meine ersten Studienarbeiten gelesen habe, war
ich manchmal erstaunt, dass ich diese Arbeiten geschrieben hatte. Dies waren Momente, in
denen ich gemerkt habe, dass meine wissenschaftlichen Arbeiten besser wurden. Im Bachelor-
studium habe ich sieben Studienarbeiten zu verschiedenen Themengebieten geschrieben und
festgestellt, dass meine Interessengebiete eher technischer Natur sind. Im September 2012 habe
ich mein Bachelorstudium abgeschlossen.
Anschließend entschied ich mich für ein berufsbegleitendes Masterstudium an der Euro-
päischen Fachhochschule. Hierbei fanden die Vorlesungen montags und donnerstags abends
sowie jeden zweiten Samstag statt. An eine Studienarbeit kann ich mich besonders gut erinnern:
Es handelte sich um Studienarbeit aus dem Modul Allgemeines Management. Mein Betreuer
und ich haben uns mehrfach über die Gliederung per Telefon und E-Mail ausgetauscht. Ich
hatte das Gefühl, dass seine geforderten Studieninhalte deutlich von der Beschreibung des
Modulhandbuchs zu diesem Fach abwichen. Zudem teilte ich nicht sein Verständnis von einer
schlüssigen Gliederung und wollte ungerne über ein Online-Programm eines Unternehmens,
bei dem er zufällig als Berater arbeitete, schreiben. In der Bibliothek hatte ich kaum Literatur
zu seinen Punkten gefunden. Als ungefähr die Hälfte meiner Schreibphase vorbei war, habe
ich mich dazu entschlossen, die Arbeit nicht weiter zu schreiben, und habe meinen Betreuer
darüber informiert. Zu diesem Zeitpunkt war ich frustriert und hatte das Gefühl, meine Zeit
verschwendet zu haben. Leider war ein Betreuerwechsel keine Option und ich musste erneut
über ein für mich nicht greifbares Thema schreiben. Zusätzlich zur Studienarbeit sollte ich beim
zweiten Versuch eine Web-Applikation erstellen. Unabhängig von den geforderten Inhalten
war dies meines Erachtens zu viel verlangt für zwei Credit Points. Ich habe mich an meinen
Studiengangsleiter gewandt und wir teilten dieselbe Meinung bezüglich dieser Studienarbeit.
Am Ende konnte ich meinen Betreuer davon überzeugen, keine Web-Applikation erstellen zu
müssen, und habe eine mittelprächtige Note erhalten.
An dieser Stelle empfehle ich jedem in dieser Situation, soweit es möglich ist, bereits nach
dem ersten Fehlversuch den Betreuer zu wechseln. Sollte dies keine Option darstellen, hilft
eine frühzeitige Absicherung durch den Dekan oder Studiengangsleiter. Des Weiteren sollte
der Betreuer über eine Nichtabgabe möglichst früh informiert werden, da er vielleicht mit den
Ergebnissen Ihrer Arbeit plant. Im letzten Semester habe ich meine Masterarbeit über Data-
Mining geschrieben. Während dieser Phase habe ich, insbesondere zu Beginn der Arbeit, eine
sehr intensive Betreuung gehabt. Mein damaliger Chef hatte mir angeboten, die Masterarbeit im
Unternehmen zu schreiben. Dies hätte bedeutet, dass ich 20 Stunden meiner regulären Arbeit
nachgehe und 20 Stunden an meinem Arbeitsplatz die Masterarbeit schreibe. Mir war bewusst,
dass dies niemals funktionieren würde, da für mich das Schreiben von Studienarbeiten Ruhe
und eine andere Arbeitsumgebung erfordert. Aus diesem Grund habe ich mich gegen dieses
Angebot entschieden und meine Masterarbeit zu Hause geschrieben.
Es gibt zahlreiche Vorgaben für wissenschaftliche Arbeiten, jedoch kann ich aus Erfahrung
sagen, dass immer ein Teil Subjektivität in der Beurteilung von wissenschaftlichen Arbeiten
enthalten ist. Aus diesem Grund empfehle ich, einen aus der Vergangenheit bereits bekannten
Betreuer auszuwählen, dessen Vorstellung von guten wissenschaftlichen Arbeiten Sie teilen.
Mein Masterstudium habe ich im November 2015 erfolgreich beendet. Seit Dezember 2015
promoviere ich an der Universität Koblenz-Landau.
172 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

11.4 Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften


1
Annika Schmidt, Master of Science
2
Gesundheitswissenschaften allgemein
In insgesamt fünf Jahren absolvierte ich zunächst den Bachelorstudiengang „Gesundheits- und
3 Pflegemanagement“ und anschließend den Masterstudiengang „Qualitätsentwicklung und Ma-
nagement im Gesundheitswesen“ an der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Mein Studium
4 schloss mit der Erstellung der Masterarbeit ab.
Während meines Studiums konnte ich als studentische Mitarbeiterin in verschiedenen Pro-
5 jekten der pflegewissenschaftlichen Versorgungsforschung, die an meiner Hochschule angesie-
delt waren, mitarbeiten. Aufgrund dieser Mitarbeit profitierte ich in verschiedener Hinsicht:
Ich konnte neben dem Studium sehr angewandt und praxisorientiert arbeiten, gewann einen
6 Einblick in die Forschung und konnte hierin erste Erfahrungen sammeln, entwickelte darüber
hinaus den Wunsch, in diesem Feld nach Ende des Studiums zu arbeiten, und konnte nicht
7 zuletzt mein BAföG aufbessern.
Als großes Glück empfand ich, dass ich zum Ende des Studiums das Angebot erhielt, ange-
lehnt an eines der Projekte, in denen ich mitwirkte, meine Abschlussarbeit schreiben zu können.
8 Eine große, zumeist vor allem zeitliche, Herausforderung ist die Vorbereitungsphase von
Studienarbeiten. Hier gilt es zunächst, ein geeignetes Thema und eine interessante und relevante
9 Fragestellung zu finden sowie ein methodisches Konzept zu entwickeln. Diese erste Phase kann
lange dauern. Ich habe von Studierenden gehört, die bereits in dieser Phase schier verzweifeln.
10 Wenn allerdings gerade diese gut gelingt und ein durchgeplantes Vorgehen daraus hervorgeht,
kann dies von Vorteil für den kompletten Verlauf der Arbeit sein. Mein Vorteil war vor allem,
dass ich durch die studentische Mitarbeit in den Forschungsprojekten bereits Bezug zur wissen-
11 schaftlichen Arbeit hatte, Anknüpfungspunkte sah und damit die Themenwahl und die Wahl
der Methodik für meine Abschlussarbeit für mich rasch klar waren.
12 Mein Rat an Sie ist, bereits während des Studiums die Augen und Ohren nach Kooperati-
onen offen zu halten. Es kann außerdem hilfreich sein, aus verschiedenen Studienarbeiten, die
Sie im Laufe des Studiums anfertigen, spannende Themen für die Abschlussarbeit weiterzu-
13 entwickeln, zu vertiefen oder aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dies lohnt sicher
vor allem dann, wenn Sie gute Erinnerungen an zurückliegende Arbeiten haben, zum Beispiel,
14 weil Sie eine gute Note bekommen oder einen Dozenten kennengelernt haben, den Sie sich als
Gutachter Ihrer Arbeit gut vorstellen können.
15 Nachdem ich das Thema meiner Abschlussarbeit eingereicht hatte und zugelassen wurde,
konnte die Bearbeitungszeit losgehen. Meine beiden Betreuer habe ich von Beginn an als sehr
positiv und konstruktiv erlebt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass sie nur ihrer Ver-
16 pflichtung zur Betreuung nachkommen. Auch haben sie mir keine Vorgaben gemacht, sondern
haben mich in meinen Ideen unterstützt und beraten. Das war eine tolle Erfahrung für mich.
17 Bedingt durch die Forschungsfragen meiner Studienarbeit und der sich daraus ergebenden
Vorgehensweise und Methodenwahl, war es notwendig, schnell Kontakt zu potenziellen Teil-
nehmern meiner Befragung aufzunehmen und um Beteiligung zu werben. In kürzester Zeit
18 entwarf ich einen Fragebogen für eine quantitative Erhebung sowie einen Interviewleitfaden
für eine qualitative Erhebung. Nachdem ich die Arbeiten an den Befragungsinstrumenten ab-
19 geschlossen, die Fragebögen verschickt und die ersten Interviews geführt hatte, blieb mir Zeit,
mich in die Literatur einzulesen. Durch die vertiefte Lektüre wurden mir einige Schwächen
20 meiner Befragungsstrategie deutlich. Ich war dadurch sehr verunsichert, weil ich befürchtete,
11.5  •  Agrar‑, Forst- und Ernährungswissenschaften
173 11

wesentliche Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Rückblickend ist dies eine sehr
lehrreiche Erfahrung. Mein Tipp an Sie ist, auch akzeptieren zu können, dass begrenzte Mittel
und Möglichkeiten mitunter nur begrenzte Ergebnisse bringen können.
Durch den Methodenmix, den ich für meine Befragungen wählte, wollte ich möglichst alle
relevanten Gruppen in meiner Befragung berücksichtigen. Aber ich wollte auch beweisen, dass
ich in der Lage bin, wissenschaftlich zu arbeiten, und habe damit den Schwierigkeitsgrad meiner
Abschlussarbeit, ohne reelle Rücksicht auf meine Ressourcen, erhöht. Neben der begrenzten
Bearbeitungszeit einer jeden Studienarbeit war es für mich eine große Herausforderung, dass
ich nicht nur studiert und neben dem Studium gearbeitet habe, sondern dass ich auch Mutter
bin. Während viele meiner Kommilitonen in der sehr aufwendigen Zeit der Bearbeitungsphase
der Abschlussarbeit zwischen Studium, Nebenjob und sozialen Bedürfnissen jonglierten, hatte
ich zudem mein Kind. Ein sehr straffer Zeitplan, den ich mir erstellt hatte, sollte mich sicher
durch diese anspruchsvolle Zeit bringen – die Realität war jedoch eine andere: durchwachte
Nächte, äußerste Anspannung und die eine oder andere Panikattacke, durch die ich zeitweise
alles hinschmeißen wollte. Mein Tipp an Sie ist, zu ambitionierte Ansprüche herunterzuschrau-
ben und realistisch die eigenen Ressourcen einzuplanen – backen Sie lieber kleinere Brötchen!
Eine zusätzliche Herausforderung stellte sich ungefähr zur Hälfte der Bearbeitungszeit mei-
ner Abschlussarbeit ein. Mir wurde eine in verschiedener Hinsicht sehr verlockende Stelle als
wissenschaftliche Mitarbeiterin in Aussicht gestellt. Da ich das Angebot unbedingt annehmen
wollte, musste ich meine Arbeit einige Wochen vor der eigentlichen Abgabefrist fertigstellen,
um den Einstellungstermin einhalten zu können. Für mich hat sich der Aufwand unter hohem
Zeitdruck gelohnt: Ich habe die Stelle bekommen. Denken Sie also gerade bei Abschlussarbeiten
an einen Zeitplan, der Optionen für Unerwartetes bereithält.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Erstellung meiner Masterarbeit anstrengend, nerven-
aufreibend und in vielerlei Hinsicht intensiv für mich war. Aber es war auch eine Zeit, die mich
persönlich und fachlich vorangebracht hat. Die sehr gute Bewertung hat mich stolz gemacht
und ist Ansporn für meine nächste Qualifizierungsarbeit.

11.5 Agrar‑, Forst- und Ernährungswissenschaften

Alina Wassink, Master of Science

Forstwirtschaft, Holzwirtschaft
Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Chemisch-technischen Assistentin wollte ich etwas
Naturwissenschaftliches studieren und dies gerne mit wirtschaftlichen Themen kombinieren.
Das Studium der Holzwirtschaft an der Universität Hamburg bot genau das. Von dem Rohstoff
Holz ausgehend werden alle Naturwissenschaften sowie Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und
Arbeitswissenschaften abgedeckt.
Im Herbst 2007 habe ich mein Studium der Holzwirtschaft aufgenommen, finanziert durch
meine Eltern und Jobs als studentische Hilfskraft am Zentrum Holzwirtschaft. Ich gehörte zu
den ersten Jahrgängen, die auf Bachelor und Master in diesem Fach in Hamburg studierten.
Die Strukturierung der Bachelor- und Masterstudiengänge war nicht abgeschlossen, was immer
wieder Probleme aufwarf. Es wurde jedoch regelmäßig mit allen Beteiligten wie Studierenden,
Professoren und Koordinatoren daran gearbeitet, das Studium für nachfolgende Studierende
zu verbessern. So wurden zum Beispiel einige Klausuren durch Hausarbeiten ersetzt, um die
Anzahl der Klausuren zu reduzieren. Studienarbeiten wurden in diesem Zuge auch eingeführt.
174 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

Gleichzeitig wurden Module geschaffen, in denen das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten


1 gelehrt und geübt wird. Es hatte sich gezeigt, dass Studierende, die während des Studiums keine
Studienarbeiten schreiben, auch keine guten Abschlussarbeiten schreiben. Diese Änderungen
2 galten nur teilweise schon während meines Studiums, eine Studienarbeit konnte ich nur im
Masterstudium schreiben, im Bachelorstudium wurde dies erst später eingeführt.
Erste Erfahrungen mit Hausarbeiten habe ich im Masterstudium während meines Auslands-
3 semesters an der Universität Ljubljana in Slowenien gemacht. Bei den Vorbereitungen meines
Aufenthaltes in Slowenien wurde mir zugesagt, dass die Vorlesungen in Englisch gehalten würden.
4 Vor Ort musste ich leider feststellen, dass dies nicht der Fall war und meine Slowenischkenntnisse
bei weitem nicht ausreichten, um den Vorlesungen folgen zu können. In Absprache mit den
5 dortigen Dozenten habe ich dann Studienarbeiten verfasst. Damals kannte ich weder Strategien
zur Literaturrecherche noch Techniken zum Lesen oder Anfertigen von Notizen, weswegen diese
ersten Hausarbeiten relativ unstrukturiert waren und wenig zufriedenstellend verliefen.
6 Die Erfahrungen mit den Studienarbeiten in Slowenien haben mich zumindest auf die Idee
gebracht, im Masterstudium ein Wahlpflichtmodul durch eine Studienarbeit zu ersetzen und
7 eine Literaturarbeit zu schreiben. Dabei habe ich mich erstmals intensiv mit Literaturrecherche
und dem Lesen wissenschaftlicher Artikel beschäftigt. Meine Erkenntnis daraus war zunächst,
dass Literaturrecherche ein Graus ist; geeignete Literatur zu finden, sie zu lesen und die Infor-
8 mationen zu ordnen und in einen Zusammenhang zu bringen, war sehr mühsam.
Mit etwas Abstand wurde mir klar, dass nicht die Literaturrecherche an sich das Problem
9 war, sondern dass mir die Werkzeuge dafür fehlten. Seitdem versuche ich mich selber in diesem
Bereich weiterzuentwickeln und probiere immer wieder neue Möglichkeiten aus. Verschiedene
10 Bücher und andere Materialien mit Anleitungen, wie Hausarbeiten geschrieben werden, habe
ich nach interessanten Informationen und hilfreichen Tipps durchsucht.
Während meiner Masterarbeit zur Identifizierung tropischer Holzarten im Papier habe ich
11 dann erstmals versucht, Strategien zur Literaturrecherche anzuwenden. Ich habe unter anderem
Techniken zum Lesen und Erarbeiten von Texten, zum strukturierten Anfertigen von Notizen
12 sowie Techniken zum schnellen Lesen ausprobiert. Viele Methoden waren mir zu kompliziert,
zu restriktiv oder erforderten zu viel Zeit, um sie während der Masterarbeit zu erlernen. Aber
ich konnte Erfahrungen sammeln und habe angefangen meine eigene Methodik zu entwickeln.
13 Fünf Aspekte haben sich für mich als wichtig herausgestellt. Ich beginne jede Literaturrecherche
mit einer konkreten Fragestellung, dies hilft die wichtigen Informationen schneller zu finden. Die re-
14 levanten Texte lese ich aktiv und mache mir Notizen an den Rand. Diese Markierungen oder eigenen
Kommentare erleichtern mir das Wiederfinden wichtiger Informationen beim erneuten Durchge-
15 hen des Textes. Viele Texte lese ich mehrfach, da mir beim wiederholten Lesen Informationen und
Zusammenhänge auffallen, die mir zuvor entgangen waren. Zu jedem Text, den ich lese, mache ich
abschließend Notizen, die zentral gesammelt werden. Hierfür nutze ich einen digitalen Zettelkasten.
16 Dort kann ich Informationen aus den verschiedensten Quellen sortieren, verknüpfen und weiter
verarbeiten. Das Wichtigste aber ist, sich überhaupt aktiv mit der Literatur auseinanderzusetzen.
17 Niemand kann mir diese Arbeit abnehmen, so mühsam und zeitaufwendig es auch manchmal ist.
Über meinem Schreibtisch hängt daher auch die Mahnung: „Collect notes, not articles“.
Die Erfahrungen mit Studienarbeiten während des Studiums haben mich nicht davon ab-
18 gehalten, vorerst in der Wissenschaft zu bleiben und eine Promotion zu beginnen. Immer noch
mit der Identifizierung von Tropenholz beschäftigt, muss ich mich wiederum in neue Methoden
19 einarbeiten und geeignete Lösungen für die untersuchten Probleme finden. Dazu nutze ich
gerne den Erfahrungsschatz der wissenschaftlichen Community. Ich kann auf den Erfahrungen
20 anderer aufbauen und muss bei meinen Versuchen nicht jedes Mal bei null beginnen.
11.6 • Ingenieurwissenschaften
175 11

Heute weiß ich, dass die Literaturrecherche, das Lesen und das Verstehen der Texte wich-
tige Arbeitsschritte beim wissenschaftlichen Arbeiten sind und dass sie Zeit benötigen. Mit
Methoden und Werkzeugen, die zu einem selber passen, können die Literaturrecherche und
wissenschaftliches Arbeiten Spaß machen.

11.6 Ingenieurwissenschaften

11.6.1 Maschinenbau, Verfahrenstechnik

Alexander Kißling, Master of Engineering

„Nur noch diese letzte Hürde nehmen“ oder „der Tag X rückt näher“, so oder so ähnlich könnten
meine Worte gelautet haben, als ich mich nach Bestehen meiner letzten Klausuren mit dem
Thema „Masterarbeit schreiben“ intensiv auseinandersetzen musste. Der Abschluss meines
Maschinenbaustudiums, der Master of Engineering an der Hochschule Schmalkalden, rückte
damit nach 4,5 Jahren endlich in greifbare Nähe. In Bezug auf die prinzipielle Ausgestaltung
meiner Arbeit war es schon zu Beginn des zweiten Mastersemesters erforderlich, mich mit den
damit verbundenen Rahmenbedingungen seitens der Hochschule zu befassen.
An unserer Fakultät war und ist es möglich, die Bachelor- wie auch Masterarbeit in Ko-
operation mit einem Unternehmen anzufertigen. Allerdings akzeptieren Unternehmen in der
Regel keine Abschlussarbeiten, die auf einen Bearbeitungszeitraum von weniger als fünf Mo-
naten angelegt sind. Da ich meine Bachelorarbeit aufgrund der im Curriculum festgesetzten
sehr kurzen Bearbeitungszeit schon an unserer Fakultät verfasst habe, war für mich klar, dass
ich die Masterarbeit in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen schreiben möchte, um auch
komplexe praktische Erfahrungen aus dem Berufsleben eines Ingenieurs sammeln zu können,
was mir für die spätere Berufswahl als sehr vorteilhaft erschien.
Mit diesem gefassten Entschluss schrieb ich etliche Bewerbungen, was im Übrigen nicht
immer angenehm, aber für die später noch zwangsläufig folgenden Bewerbungen eine hilf-
reiche Vorbereitung war. Wer keinerlei Kontakt zu einem Wunschunternehmen pflegt, muss
sich jedoch dementsprechend früh auf eine konkrete Stellenausschreibung oder aber in initia-
tiver Form bewerben, wenn der gewünschte Einstellungstermin gehalten werden soll. Oftmals
wird von vielen, überwiegend von großen Unternehmen, ein Vorlauf von fünf Monaten als
wünschenswert erachtet. Dementsprechend begann ich ein halbes Jahr vor dem gewünschten
Einstellungstermin nach fachlich passenden Ausschreibungen bei favorisierten Unternehmen
zu suchen. Jeder Studierende muss sich in dem Moment natürlich bewusst darüber werden, in
welchem Themenbereich die Arbeit angesiedelt sein soll bzw. wo die eigenen fachlichen Stärken
liegen. Da in den meisten Fällen bei positiver Bewertung der Bewerbung ein Vorstellungsge-
spräch folgen wird, ist es spätestens zu diesem Zeitpunkt wichtig, die eigenen thematischen
Vorlieben und Fähigkeiten genau zu kennen. Aber auch im Hinblick auf die Abschlussarbeit
an sich versteht es sich von selbst, nur Themen zu wählen, die einem auch liegen, getreu dem
Motto: „Ein halbes Jahr Bearbeitungszeit ist schneller vorbei, als einem lieb ist.“
Mit der Bestätigung des Unternehmens, dass ich dort meine Masterarbeit auf Honorarbasis
schreiben durfte, habe ich mich anschließend aufgemacht, die von unserer Prüfungsordnung
geforderten Professoren für die hochschulseitige Betreuung entsprechend meines Themengebie-
tes zu suchen. Natürlich kann es abhängig von der Hochschule oder Fakultät in diesem Fall zu
Abweichungen kommen, indem z. B. die Lehrstühle bzw. Professoren oder andere Institutionen
176 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

der Hochschule eigene Themen vergeben wollen und dadurch von vornherein eine Industrie-
1 kooperation ausgeschlossen wird.
Angekommen im Unternehmen wurde mir am ersten Arbeitstag meine Aufgabenstellung
2 durch meinen Vorgesetzten und meinen betrieblichen Betreuer genauestens erläutert. Thema-
tisch ging es um die rechnerische Bewertung der Dauerfestigkeitseigenschaften von Leichtbau-
strukturen im Automobil mittels geeigneter Computersimulationen. In Grundzügen wurde dies
3 auch an unserer Hochschule gelehrt, jedoch bedurfte es für dieses spezielle Thema zusätzlich
einer gewissen Einarbeitungszeit. Sehr hilfreich waren in diesem Zusammenhang erste Ein-
4 leitungsbeispiele, die mir von dem Unternehmen bereitgestellt wurden, um ein Gefühl für die
Problemstellung und die damit verbundenen Simulationsprogramme zu erhalten.
5 Wie bei allen wissenschaftlichen Arbeiten waren die ersten Wochen davon geprägt, den
Stand der Technik zu recherchieren und das dafür notwendige Wissen zu generieren, was in
Ruhe und mit Sorgfalt durchgeführt werden muss, da dieser Schritt die Basis der ganzen Arbeit
6 darstellt. Unklarheiten und andere Fragestellungen, die stets auftauchten, konnten zu jeder Zeit
mit dem betrieblichen Betreuer besprochen werden, was für das Vorankommen im Themen-
7 gebiet wichtig war. Nachdem feststand, welche Unterfragen im Zusammenhang mit der zu
beantwortenden Fragestellung der Abschlussarbeit geklärt werden mussten, konnte ich auch
meine betreuenden Professoren darüber unterrichten und weitere Impulse für die Bearbeitung
8 des Themas mitnehmen. Besonders wichtig für mich waren hierbei die Festlegung des Zeitplans
sowie wichtige Hinweise für das Schreiben der Masterarbeit an sich.
9 Grundsätzlich habe ich die zeitliche Aufarbeitung des Themas in drei große Blöcke einge-
teilt, die sich im Groben aus der vierwöchigen Einarbeitungsphase, der viermonatigen Bear-
10 beitungsphase und der vierwöchigen Schreibphase zusammensetzten. Im Nachhinein erwies
sich diese Einteilung in meinem Fall als sehr realistisch, was verschiedene Gründe hatte. Ein
wesentlicher Grund dafür war die wöchentliche Ergebnis- bzw. Fortschrittspräsentation bei
11 meinem Vorgesetzten und meinem betrieblichen Betreuer, die mir immer sehr viel Wissen
und Know-How vermittelten und zusätzlich im Hinblick auf das zu erreichende Ziel der Arbeit
12 immer nützliche Verbesserungsvorschläge gaben. Ohne das Wissen dieser in dem Fachgebiet
promovierten Betreuer hätte ich ein solch komplexes Thema in nur sechs Monaten alleine wohl
nicht bewältigen können. Ein sehr prägendes Ereignis war in dem Zusammenhang am Ende
13 der Schreibphase die wöchentlich anstehende Durchsicht meiner geschriebenen Kapitel durch
meinen Vorgesetzten im Unternehmen sowie durch meinen Betreuer, bei der mir ein komplet-
14 tes Kapitel gestrichen wurde, mit der Begründung der Irrelevanz. Dadurch, dass ich mich über
vier Tage mit der Niederschrift dieses komplexen und komplizierten Themas befasste, empfand
15 ich diesen Umstand natürlich im ersten Moment als sehr niederschmetternd. Im Nachhinein
betrachtet konnte ich einen wirklichen Lerneffekt aber nur dadurch erzielen, dass mir in diesem
Fall Fehler oder irrelevante Dinge klar aufgezeigt wurden und ich erkannt habe, wie wichtig es
16 ist, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Dafür bin ich sehr dankbar.

17
11.6.2 Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem
Schwerpunkt
18
Stefan Hecker, Master of Science
19
Bereits während des Abiturs mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt entschloss ich mich dazu,
20 einen Studiengang zu wählen, der auf diesem Schwerpunkt aufbaute und zudem eine technische
Komponente enthält. Da fiel die Wahl auf den Studiengang des Wirtschaftsingenieurwesens mit
11.6 • Ingenieurwissenschaften
177 11

dem Schwerpunkt Maschinenbau an der Universität in Paderborn. In Paderborn absolvierte ich


das Bachelor- und darauf aufbauend das Masterstudium.
Während des Bachelorstudiums kam ich das erste Mal bei der bevorstehenden Bachelorar-
beit mit dem wissenschaftlichen Arbeiten in Kontakt. Die Bearbeitungszeit für die Bachelorar-
beit, die den Leichtbau im Automobil behandelte, betrug drei Monate. Im Masterstudium galt
es dann, eine Studien- und eine Masterarbeit zu bewältigen, die jeweils eine Bearbeitungsdauer
von sechs Monaten hatten. Während ich bei der Bachelorarbeit die Konstruktion einer Vor-
richtung am Rechner entwarf, entschied ich mich bei der Studienarbeit für eine experimentelle
Arbeit im Bereich der Kunststofftechnik und bei der Masterarbeit für ein Thema im Bereich
der Werkstoff- und Fügetechnik. Obwohl es sich um drei unterschiedliche wissenschaftliche
Arbeiten handelte, waren die von mir gemachten Erfahrungen stets identisch.
Die Themenfindung gestaltete sich bei allen Arbeiten sehr einfach, denn in den Aushängen
der Lehrstühle wurden immer reichlich Themenvorschläge für studentische Abschlussarbeiten
beworben. Hierbei handelte es sich um aktuelle Projekte der Lehrstühle, die folglich von den
wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut wurden. Nach einem ersten Kennenlernen des Betreu-
ers und einer detaillierten Themenbesprechung sichtete ich erste Literatur, um zu schauen, ob
ich mich mit dem Thema identifizieren konnte.
Auch die Beziehung zum Betreuer sollte meines Erachtens nach stimmen, denn wie sich
auch schon bald herausstellte, wurde ich bei allen schriftlichen Arbeiten in das Team des Lehr-
stuhls integriert und dabei ist eine harmonische Zusammenarbeit sehr angenehm. Die For-
derungen seitens des Betreuers waren anfangs nie überdimensioniert. Ich hatte immer den
Eindruck, dass die Betreuer mich anfangs nicht mit zu hohen Anforderungen abschrecken
wollten und wenn sie im Verlauf der Bearbeitungszeit bemerkten, dass es gut lief, erhöhten sie
diese. Meine Intention war es immer, dass ich mich stetig mit meinem Betreuer austausche,
um Feedback zu bekommen oder um meinerseits einfach nur Rückmeldung über den aktuel-
len Bearbeitungsstand zu geben. Feste Besprechungstermine wurden diesbezüglich also nicht
vorgegeben, sondern erfolgten auf Eigeninitiative. Zu Beginn gab es immer den wissenschaft-
lichen Leitfaden des Lehrstuhls und Tipps für die Literaturrecherche. Darüber hinaus machte
ich die Erfahrung, dass eine ordentliche Gliederung und das Verständnis, welche Rolle die
zu bearbeitende Thematik im Gesamtkontext des Projekts am Lehrstuhl einnimmt, essentiell
wichtig für den Ablauf der Arbeit und für die Motivation bei der Bearbeitung sind. Die „freie
Hand“ bei der Bearbeitung der Bachelorarbeit ließ mich allerdings beim Zeitmanagement in
Probleme geraten. Die Einschätzung vom Aufwand für noch zu erledigende Punkte in der
Gliederung fiel mir äußerst schwer. Durch einige ungewollte Nachtschichten ließ sich meine
fehlerhafte Planung allerdings wieder „geradebiegen“. Besprechen Sie die Gliederung zu Beginn
der Arbeit, denn eine ordentliche Gliederung führt Sie wie eine gut ausgebaute Autobahnstrecke
ohne Probleme zum Ziel.
Rückblickend hätte ich mir hier mehr Kontrolle vom Betreuer gewünscht. Gleichzeitig lernte
ich aber auch aus dieser Tatsache, sodass Studien- und Masterarbeit geregelter und damit stress-
freier abliefen. Zu dem organisatorischen Problem bei der Bachelorarbeit kam bei allen Arbeiten
die zeitliche Lage im Studienverlaufsplan erschwerend hinzu: Die Abschlussarbeiten wurden
parallel zum Vorlesungs- oder Prüfungsbetrieb geschrieben. Der Spagat hierbei fiel mir anfangs
nicht leicht, ließ sich aber mit Zeitmanagement und Priorisierung der anstehenden Tätigkeiten
meistern. Während der Schreibphase empfand ich die Strukturierung der Masse an recherchier-
ten Informationen als größtes Problem. Was aber hilft, ist das Anlegen von themenbezogenen
Ordnern auf dem PC und das farblich unterschiedliche Markieren von ausgedruckten Texten
oder Mitschriften. Jede Farbe ist dabei einem anderen Thema zugeordnet. Irgendwann habe
ich angefangen zu schreiben, um überhaupt in den Schreibfluss zu kommen und zu sehen,
178 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

dass sich die Mühen in Seitenzahlen widerspiegeln. Fortschritte machten sich bemerkbar, was
1 die Motivation ungemein förderte. Schriftliche Ausarbeitungen müssen schließlich nicht von
Anfang an perfekt sein, sondern lassen sich auch nachträglich noch ändern. Bei allen Arbeiten
2 gab es keine Seitenzahlbeschränkung, sodass ich mich nicht einschränken musste, allerdings
auch keine klare „Grenze“ hatte.
Aus meinen Erfahrungen sind regelmäßige Rücksprachen zunächst wichtig, damit beide
3 Parteien wissen, wie der aktuelle Stand ist und ob Hilfestellung benötigt wird. Der Betreuer ist
schließlich nicht der Aufpasser, sondern der Coach, der Ihnen bei der Bearbeitung zur Seite
4 steht, wenn Sie Probleme haben oder nicht weiter wissen. Sie sollten im Vornherein abklären,
welche Leistungen zu erbringen sind, um so einen Zeitplan anfertigen zu können und am Ende
5 der Bearbeitungszeit nicht in Probleme zu geraten. Falls Ihr Betreuer dennoch die Anforde-
rungen während der Bearbeitung immens aufstockt, sollten Sie mit ihm darüber sprechen und
ggf. darauf hinweisen, dass das nicht mehr zur ursprünglichen Aufgabe gehört. Überlegen Sie
6 sich diesen Schritt aber sehr genau. Ist Ihr Einwand wirklich berechtigt? Schließlich lernen Sie
erheblich in dieser Zeit. Fertigen Sie sich evtl. auch eine To-Do-Liste mit realistischen Zielen für
7 jeden Tag an. So sehen Sie, dass Sie Fortschritte machen. Das ist wichtig, um Ihre Motivation
aufrechtzuerhalten. Wenn Sie für die Bearbeitungspunkte länger brauchen, dann hängen Sie
das am Abend des Tages dran. Wenn Sie früher fertig sind, gönnen Sie sich Freizeit. So halten
8 Sie den Zeitplan ein, haben hoffentlich eine zufriedenstellende Work-Life-Balance und die
verfasste Arbeit wird ordentlich.
9 Mein Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten und die Weitergabe von Wissen sind auch
nach dem Studium geblieben, sodass ich nun an einer Hochschule arbeite, in der Lehre tätig
10 bin und Studierende bei ihren Abschlussarbeiten betreue.
In dem Sinne wünsche ich allen Studierenden viel Erfolg!

11
11.7 Kunst, Kunstwissenschaft
12
Corina Nastoll, Master of Music

13 Musik, Musikwissenschaft
Eine intensive und inspirierende Reise – so würde ich rückblickend den Sommer 2014 bezeich-
14 nen, in dem ich meine Masterarbeit angefertigt habe. Die Gründe für diese positiven Erinne-
rungen sind vielfältig und reichen von der hohen Identifikation mit dem „Reiseziel“, über eine
15 gute Organisation der „Reiseroute“ bis hin zur hilfreichen „Reisebegleitung“.
Alles begann im Wintersemester 2013/2014 mit der Wahl des Reiseziels, der Themenfin-
dung. Ich war Studentin an der Hochschule für Musik Detmold im berufsbegleitenden Mas-
16 terstudiengang Musikvermittlung und Musikmanagement, der mit dem Master of Music ab-
schließt, und ging parallel dazu einer hauptberuflichen Beschäftigung als Querflötenlehrerin
17 an mehreren Musikschulen nach. Da ich diesen Beruf leidenschaftlich gern ausübe, lag mir
die inhaltliche Verknüpfung der Masterarbeit mit meinem bereits vorhandenen beruflichen
Tätigkeitsfeld besonders am Herzen. Mit dem Hauch einer Idee im Kopf suchte ich zunächst
18 den Austausch mit Kollegen und Freunden. Deren offene Ohren halfen mir, meine Gedanken
beim Reden zu sortieren und herauszufinden, was mich bewegte und interessierte. Daraufhin
19 nahm ich Kontakt zur damaligen Leiterin des Studiengangs auf, bei der ich meine Masterarbeit
schreiben wollte. Sie willigte schnell ein und half mir in mehreren Gesprächen, meine Fragestel-
20 lung weiter zu präzisieren. In dieser Phase war der Austausch mit meiner Betreuerin am inten-
sivsten. Sie ermutigte mich mehrfach, meine Leitfrage so genau wie möglich zu formulieren, die
11.7 • Kunst, Kunstwissenschaft
179 11

Wortwahl meines Themas zu prüfen und eine gut durchdachte Arbeitsgliederung anzufertigen.
Diese Arbeitsschritte waren zwar äußerst mühsam, halfen mir aber während der Schreibphase,
inhaltlich stringent zu arbeiten. Für ihre Hartnäckigkeit in dieser Zeit bin ich meiner Reisebe-
gleitung heute sehr dankbar.
Die weitere Reiseplanung ergab sich mit Blick auf meine hauptberufliche Beschäftigung wie
von selbst. Neben den Wochenenden blieben mir glücklicherweise die Schulferien, in denen
ich blockweise in meine Masterarbeit abtauchen konnte. Für die Recherche und Auswertung
der Literatur nutzte ich somit die je zweiwöchigen Oster- und Pfingstferien. Der Schreibprozess
erstreckte sich dann vor allem über die sechswöchigen Sommerferien, in denen ich förmlich
in meine Masterarbeit versank. Für mein persönliches Umfeld war ich in diesen sechs Wochen
nur schwer erreichbar. Von meinem Arbeitsplatz verbannte ich alles, was nichts mit meiner
Masterarbeit zu tun hatte. Die Wände meines Zimmers waren mit großen Plakaten beklebt, auf
denen ich all meine Gedanken und Ideen wörtlich und grafisch festhielt.
Auch wenn der Druck in dem halben Jahr aufgrund des Zeitmangels hoch war, muss ich
rückblickend zugeben, dass mir die zeitliche Einschränkung und räumliche Veränderung sehr
dabei halfen, mit der zur Verfügung stehenden Zeit von Anfang an diszipliniert umzugehen,
meine Arbeitsschritte sorgfältig zu planen und die Energie gebündelt einzusetzen. Dies gelang
mir sicherlich auch, weil das wissenschaftliche Arbeiten für mich persönlich eine angenehme
Abwechslung zu meinem Berufsalltag darstellte. Gleichzeitig war es mir aufgrund der Themen-
wahl möglich, meine praktischen Erfahrungen aus meiner Unterrichtstätigkeit wissenschaftlich
aufzuarbeiten. Die Fächer Instrumentalpädagogik und Musikvermittlung gingen eine span-
nende Symbiose ein.
Den Kontakt zu meiner Betreuerin suchte ich dann im Laufe des halben Jahres immer
seltener. Ich genoss es, meine Reise in Eigenregie fortzusetzen – stets von dem Gefühl beglei-
tet, dass meine Betreuerin jederzeit ein offenes Ohr für mich haben würde. Der Wunsch nach
Selbstständigkeit gründete sich sicher auch in der Tatsache, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt
schon viele Erfahrungen in der Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten sammeln konnte.
So arbeitete ich während meines Instrumentalpädagogik-Studiums für die Diplomarbeit sehr
eng mit meiner damaligen Betreuerin zusammen. Wertvolle Übung gewann ich anschließend
im Rahmen meines Musikwissenschaftsstudiums an der Universität. Außerdem begleitete und
evaluierte ich wissenschaftlich ein musikbezogenes Grundschulprojekt, an dessen Ende die
Anfertigung eines Abschlussberichts stand. Dabei konnte ich meine Fähigkeiten im wissen-
schaftlichen Arbeiten weiter ausbauen.
Zwei andere wichtige Wegbegleiter wurden während der Schreibphase meiner Masterarbeit
jedoch immer bedeutender: meine Schwester, die fachfremd ist, und eine Kollegin. Sie lasen
meine Masterarbeit sukzessive Korrektur. Dieser interdisziplinäre Austausch half mir sehr,
meine Formulierungen nachvollziehbar zu Papier zu bringen.
Menschen, die eine ähnliche Reise vor sich haben, rate ich, bereits die Wahl des Betreuers
ernst zu nehmen. Bedeutend sind sowohl der kommunikative Wohlfühlfaktor als auch die hohe
Kongruenz zwischen dem gewählten Themengebiet und der Expertise des Betreuers. So früh
wie möglich sollten Sie mit dem potenziellen Betreuer ins Gespräch kommen, denn bereits in
der Phase der Themenfindung kann er eine große Stütze sein. Das Thema sollten Sie so wählen,
dass Sie es in hohem Maße intrinsisch motiviert bearbeiten. Der rege Gedankenaustausch mit
Freunden und Kommilitonen kann die Themensuche ebenfalls unterstützen. Die Formulierung
des Themas ist mit besonderer Sorgfalt zu prüfen, damit die gewählten Worte auch dem ange-
strebten Inhalt entsprechen. Sehr nützlich war es für mich, anschließend aus der Leitfrage mehrere
Teilfragen abzuleiten, die ich in meiner Arbeit beantworten wollte. Auf diese Weise gelang es mir,
meine Arbeit sinnvoll zu gliedern. Um eine Zeit und Nerven kostende Quellensuche am Ende des
180 Kapitel 11  •  Erfahrungsberichte von Absolventen

Schreibprozesses zu vermeiden, sollten die gesichtete Fachliteratur sowie die ausgewählten Zitate
1 von Beginn an ordentlich verwaltet werden. Hilfreich ist es außerdem, für die einzelnen Arbeits-
schritte einen realistischen Zeitplan mit mehreren Teilzielen zu erstellen. Denn die Bewältigung
2 kleiner Etappen motiviert viel mehr als das Gefühl, ständig im Wettlauf mit dem Kalender zu sein.
Neben meiner Tätigkeit als Querflötenlehrerin arbeite ich heute an der Hochschule für
Musik Würzburg. Dort leite ich sowohl instrumental- als auch konzertpädagogische Unter-
3 richtsangebote. Darüber hinaus leite ich Fortbildungen für Musikschullehrkräfte, in denen ich
meine Expertise als Instrumentalpädagogin und Musikvermittlerin vereint einsetzen kann.
4
11.8 Außerhalb der Studienbereichsgliederung
5
Beram Mahmoud, Diplom-Ingenieur (FH), Master of Arts
6
Friedens- und Sicherheitsstudien
7 2009 schloss ich mein Schiffbaustudium an der Fachhochschule Kiel als Diplom-Ingenieur (FH)
ab und war fünf Jahre danach im Bereich der Energiewende tätig, indem ich Offshore-Plattformen
betreut habe, die nicht zur Ölindustrie gehören. Danach entschloss ich mich zum postgradualen
8 Masterstudium der „Peace and Security Studies“ an der Universität Hamburg. Mein Erststudium
haben meine Eltern finanziert, die Kosten für mein zweites Studium konnte ich selbst tragen.
9 Für die meisten ist klar, dass jeder Wissenschaftsbereich seine eigenen Theorien und Me-
thoden der Forschung entwickelt hat. Die Sozial- und Politikwissenschaft, von der die Frie-
10 dens- und Konfliktforschung dominiert wird, hat im Vergleich zur Ingenieurswissenschaft eine
deutlich unterschiedliche Herangehensweise. Ingenieure nutzen vor allem lösungsorientierte
Ansätze und Methoden für ingenieurstechnische Probleme. Dabei wird die Komplexität der
11 Realität durch Modelle vereinfacht und Randbedingungen werden angenommen und festgelegt.
Neben einer analytischen Berechnung können numerische Simulationen und Modellversuche
12 zur Verifizierung der Lösung herangezogen werden.
Da es in der Politik- und Sozialwissenschaft um das Beschreiben gesellschaftlicher Phäno-
mene geht, können problem- bzw. lösungsorientierte Techniken nicht zum Tragen kommen.
13 Es stehen vielmehr das theoriebasierte Beschreiben eines Phänomens, dessen methodische Un-
tersuchung sowie das Erarbeiten möglicher Handlungsempfehlungen im Fokus. Des Weiteren
14 wird untersucht, welche Theorie oder Methode sich am besten zum Beschreiben und Annähern
an ein gesellschaftliches Ereignis nutzen lässt. Dabei empfand ich die durch unterschiedliche
15 und jeweils legitime Sichtweisen entstehenden Ambivalenzen sehr spannend. Das heißt, dass
je nach zugrunde liegender Theorie das gleiche Phänomen bei einer äquivalenten Fragestellung
unterschiedliche Schlussfolgerungen zulässt.
16 In meiner empirisch angelegten Masterarbeit habe ich eine qualitative Untersuchung bezüg-
lich der Proliferation von Drohnen bei nichtstaatlichen Akteuren durchgeführt. Dabei stellte
17 ich während des Verfassens meiner Masterarbeit fest, dass die Proliferation von Waffensyste-
men im Bereich der Politikwissenschaft eher ein Nischenthema ist. Über mein Thema war zu
Beginn meiner Masterarbeit so gut wie keine Literatur vorhanden. Aufgrund der Aktualität
18 des Themas haben einige Institutionen in meiner Schreibphase Studien hierzu veröffentlicht.
Dieses gestaltete sich als Literaturbasis einerseits sehr hilfreich, andererseits musste ich dadurch
19 einige Bereiche der Arbeit wiederholt überarbeiten. Die vorhandenen Proliferationstheorien
ließen sich nicht optimal für das spezielle Thema meiner Masterarbeit anwenden. Jedem, der
20 sich als Quereinsteiger in eine neue Disziplin begibt und eine Abschlussarbeit angeht, würde
ich folgende Tipps mitgeben:
11.8  •  Außerhalb der Studienbereichsgliederung
181 11

Fangen Sie frühzeitig im Studium an, sich mit einem Thema für eine Abschlussarbeit zu
beschäftigen. Professoren haben häufig sehr gute Ideen für Masterarbeitsthemen.
Suchen Sie sich ein Thema aus, das Sie persönlich anspricht: Jeder hat in der Schreibphase
der Abschlussarbeit Zeiten, in denen das Schreiben nervt und ein anderes Thema vielleicht viel
interessanter scheint. Ist das originäre Thema aber so interessant, dass Sie sich alleine dadurch
motivieren können weiterzumachen, haben Sie einen großen Vorteil!
Vorsicht bei aktuellen Themen: Gerade aktuelle Geschehnisse laden zur Bearbeitung ein.
Doch so spannend es ist, es gibt häufig noch nicht allzu viel verwendbare Literatur zum Thema
und die Quellen sind nicht immer neutral bzw. seriös. Somit haben Sie ggf. einen sehr aktuellen
Titel für Ihre Arbeit, aber kaum Daten, um diese zu bearbeiten.
Das gewählte Thema sollte kein Nischenthema darstellen, denn dadurch verringert sich die
Menge des zugänglichen Materials.
Gehen Sie strukturiert vor: Machen Sie sich einen Zeitplan mit realistischen Etappen. Gehen
Sie nicht davon aus, dass sich alles nach Ihnen richten wird, wie z. B. Urlaubs- und Krank-
heitsphasen von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren oder Öffnungszeiten von
Bibliotheken und Druckereien.
Strukturieren Sie Ihren Arbeitstag und die -woche: Ich habe gute Erfahrungen damit ge-
macht, jeden Wochentag in vier Blöcken à zwei Stunden intensiv an der Arbeit zu schreiben
und dazwischen eine kurze Pause einzulegen. An den Wochenenden ruhte die Arbeit.
Wenn möglich, suchen Sie sich einige Abschlussarbeiten oder Fachartikel bzw. Studien, die
als Arbeitspapiere erschienen sind, die die Methode und die Theorie, die Sie einsetzen wollen
bzw. die für Sie relevant sind, behandeln. Fragen Sie Ihren Betreuer und andere Professoren
oder Kommilitonen nach entsprechenden Arbeiten und Artikeln bzw. Studien.
Fragen Sie Google (scholar) bzw. nutzen Sie ruhig auch das Internet, doch denken Sie daran,
alle Quellen korrekt zu zitieren.
Für Fragen zur formalen Ausgestaltung der Arbeit oder bei Durchhängern empfehle ich
den Rat von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder Professoren.
Neben all den heutzutage meistens digital erstellten Arbeiten: Treffen Sie sich mit einigen
Ihrer Kommilitonen persönlich! Stellen Sie sich gegenseitig Ihre Ideen und Probleme vor, um
Feedback zu erhalten und zu geben.
Lassen Sie Ihre Arbeiten von Freunden gegenlesen und räumen Sie genügend Zeit dafür
ein – eher eine Woche denn ein bis zwei Tage, da gerade Aspekte wie Verständlichkeit, Formu-
lierungen und Rechtschreibung nicht zu unterschätzen sind.
Denken Sie daran: Es ist nur eine Abschlussarbeit. Falls Ihnen mal alles über den Kopf zu
wachsen scheint, nehmen Sie sich die Zeit, mal auszuspannen. Machen Sie einen Spaziergang,
da dadurch Denkblockaden gelöst werden und Ihnen gute Ideen einfallen können, die Schreib-
blockaden überwinden helfen.
Ich wünsche allen viel Erfolg!
183

Serviceteil
Serviceteil

Wichtige Begriffe – 184

Abkürzungsverzeichnis – 186

Über die Herausgeber  –  187

Stichwortverzeichnis – 188

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018


S. Stock, P. Schneider, E. Peper, E. Molitor (Hrsg.), Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55001-4
184

Wichtige Begriffe

Im Folgenden finden Sie Erklärungen zu grundlegenden Begriffen rund um das wissenschaftliche Arbeiten
und – soweit möglich – Verweise auf die entsprechenden Abschnitte. Sofern Sie verwendete Abkürzungen
nicht direkt wiederfinden, ermitteln Sie bitte mithilfe des Abkürzungsverzeichnisses die Langform und
schauen unter dieser nach. Darüber hinaus können Sie weitere Begriffe über das Stichwortverzeichnis
nachschlagen.

Abschlussarbeit  Eine Abschlussarbeit stellt eine ▶  Studi- Fernleihe  Ist ein Buch oder ein Artikel aus einer Zeitschrift
enarbeit dar, die zur Erlangung eines akademischen Grades in der örtlichen ▶ Bibliothek nicht vorhanden, kann eine kos-
verfasst werden muss. ▶ Studienarbeiten sind als ▶ Bachelor-, tenpflichtige Bestellung über die Fernleihe aus einer anderen
▶ Master-, Diplom-, Magister- oder Staatsexamensarbeiten ▶ Bibliothek erfolgen (vgl. Abschnitt 4.1).
vorzufinden. ▶ Bachelor- und ▶ Masterarbeiten werden auch
als ▶ Thesis bezeichnet (vgl. Abschnitt 1.2.2). Graue Literatur  Als graue Literatur werden Publikationen wie
Tagungsberichte, Forschungspapiere und ▶ Studienarbeiten
Arbeit, wissenschaftliche  ▶ Studienarbeit bezeichnet, die üblicherweise nicht über den Buchhandel zu
beziehen sind (vgl. Abschnitt 4.1).
Bachelor  Der Bachelor ist der erste berufsqualifizierende
akademische Abschluss, der nach sechs bis acht Semestern Gutachter  Alle Personen, welche die ▶ Studienarbeit lesen
Regelstudienzeit erworben werden kann. und bewerten, werden als Gutachter bezeichnet. Es gibt bei
Abschlussarbeiten meist einen Erst- und einen Zweitgutachter.
Bibliografie  ▶ Literaturverzeichnis
Hausarbeit  ▶ Studienarbeit
Bibliothek  Der Bestand einer Bibliothek an einer ▶  Hoch-
schule umfasst im Unterschied zu den Fachbibliotheken der Hochschule  Hochschule ist die umfassende Bezeichnung
einzelnen ▶ Fakultäten Bücher und Zeitschriften zu allen an für eine Bildungseinrichtung des tertiären Bildungsbereichs.
der ▶ Hochschule vertretenen Fachgebieten. Nach Vorlage
des Studierendenausweises erhalten ▶ Studierende eine Leih- Institut  Ein Institut ist eine Lehr- oder Forschungseinrich-
berechtigung, mit der sie kostenlos Bücher entleihen können. tung, die einer ▶ Hochschule angegliedert sein kann, aber
nicht muss.
Campus-Lizenz  Verschiedene Softwareprogramme können
von einer ▶  Hochschule im Rahmen einer Campus-Lizenz Literaturverzeichnis  In einem Literaturverzeichnis werden
beschafft werden. Diese Software darf dann von allen Hoch- alle relevanten Literaturnachweise zu einem Thema aufge-
schulangehörigen – und somit auch von den ▶ Studierenden führt. Im Rahmen einer ▶ Studienarbeit dient das Literaturver-
im Rahmen Ihres ▶ Studiums – kostenlos benutzt werden. zeichnis am Ende des Textes als Nachweis für die verwendete
Literatur und wird deshalb auch Bibliografie genannt (vgl.
Dozent  Ein Dozent (lat. docere; lehren) kann ein Wissen- Abschnitte 4.1 und 7.2.4).
schaftler oder ein externer Experte sein, der eine Lehrveran-
staltung durchführt oder eine ▶ Studienarbeit betreut. Ein Master  Der Master ist ein akademischer Abschluss, der nach
Dozent ist ein ▶ Professor, ▶ Privatdozent, Juniorprofessor, zwei bis vier Semestern Regelstudienzeit erworben werden
Lehrbeauftragter oder ▶ wissenschaftlicher Mitarbeiter. kann. Die Mindestvoraussetzung für einen Masterstudien-
gang ist ein ▶ Bachelorabschluss.
Exposé  Ein Exposé ist eine kurze Zusammenfassung eines
Textes mit einer Gliederung und relevanter Literatur (vgl. Ab- OPAC  Der OPAC (Online Public Access Catalogue) ist ein öf-
schnitt 7.3). fentlich zugänglicher digitaler Katalog einer ▶ Bibliothek (vgl.
Abschnitt 4.1).
Fachbereich  ▶ Fakultät
Plagiat  Ein Plagiat ist die Ausgabe fremden geistigen Eigen-
Fakultät  Die Fakultät ist eine Organisationseinheit innerhalb tums als eigenes, indem der Urheber der Gedanken nicht
der ▶  Hochschule. Die Fakultäten organisieren Forschung, durch ein wörtliches oder sinngemäßes Zitat kenntlich ge-
Lehre und ▶ Studium. An manchen ▶ Hochschulen gibt es macht wird. Ein Plagiat kann sowohl eine exakte Kopie eines
statt Fakultäten Fachbereiche. Teilweise sind die Fakultäten Textes oder einzelner Sätze als auch eine z. B. durch Umstel-
in Fachbereiche untergliedert. Teilweise werden Fakultäten lung von Wörtern oder Sätzen bearbeitete Übernahme frem-
in Departments oder Institute untergliedert. den Gedankenguts sein (vgl. Abschnitt 1.3).
185
Wichtige Begriffe

Privatdozent  Ein Privatdozent (PD) ist ein zur Lehre verpflich- Thesis  Unter der Thesis wird die ▶ Abschlussarbeit verstan-
teter, habilitierter Wissenschaftler, der keine ▶ Professur in- den, die sowohl in den Bachelor- als auch den Masterstudien-
nehat. gängen vorgeschrieben ist (vgl. Abschnitt 1.2).

Professor Professor (Prof.) ist die Berufsbezeichnung des Wissenschaftliche Arbeit  ▶ Studienarbeit


Inhabers einer ▶ Professur. Seine Dienstaufgabe besteht in
der eigenverantwortlichen Durchführung von Forschung und Wissenschaftlicher Mitarbeiter  Ein wissenschaftlicher Mit-
Lehre sowie der Selbstverwaltung. Er ist berechtigt, Prüfungen arbeiter ist ein Angestellter oder Beamter, der nach einem
abzunehmen. absolvierten Hochschulstudium an einer ▶ Hochschule oder
an einem Forschungsinstitut arbeitet.
Professur  Eine Professur bezeichnet primär eine Funktion
(▶ Professor) unter den Lehrenden einer ▶ Hochschule.

Prüfer  Ein Prüfer ist eine Person, die Prüfungen von ▶ Studie-
renden abnimmt. Im Rahmen von ▶ Studienarbeiten werden
Prüfer auch als ▶ Gutachter bezeichnet.

Prüfungsamt  Das Prüfungsamt ist die Abteilung der Hoch-


schul- oder Fakultätsverwaltung, die für Prüfungsangelegen-
heiten der ▶ Hochschule bzw. der jeweiligen ▶ Fakultät zu-
ständig ist. In Einzelfällen ist für einzelne Studiengänge auch
das Dekanat zuständig.

Prüfungsordnung  Die Prüfungsordnung (PO) regelt den Ver-


lauf des Studiums und der Prüfungen. Sie wird ggf. durch die
▶ Studienordnung ergänzt.

Seminararbeit  ▶ Studienarbeit

Student  ▶ Studierender

Studienabschluss  Der Studienabschluss ist der akademische


Grad, der nach dem erfolgreichen Abschluss eines Studien-
ganges verliehen wird.

Studienarbeit  Eine Studienarbeit ist jede schriftliche wis-


senschaftliche Arbeit an einer Hochschule während des Stu-
diums. Je nach Umfang, wissenschaftlichem Anspruch und
Verwendungszweck wird eine Studienarbeit als Seminar- bzw.
Hausarbeit oder als ▶ Abschlussarbeit bezeichnet (vgl. Ab-
schnitt 1.2).

Studienordnung  Die Studienordnung regelt detailliert den


Inhalt und den Aufbau des Studiums und ergänzt die ▶ Prü-
fungsordnung, sofern diese nicht in die Prüfungsordnung
integriert ist.

Studierender  Ein Studierender ist eine Person, die für ein


▶ Studium eingeschrieben ist. Studierende werden auch als
Studenten bezeichnet.

Studium  Ein Studium (lat. studere; sich bemühen, streben)


ist die wissenschaftliche Ausbildung an einer ▶ Hochschule.
Das Studium besteht aus Lernen und Forschen auf wissen-
schaftlichem Niveau.
186

Abkürzungsverzeichnis

APA American Psychological Association


BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
BVB Bibliotheksverbund Bayern
DALF diplôme approfondi de langue française
DELE Diploma de Español como Lengua Extranjera
DELF diplôme d’études en langue française
DNB Deutsche Nationalbibliothek, Berlin
DOI Digital Object Identifier
ECTS European Credit Transfer System
GBV Gemeinsamer Bibliotheksverbund der Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
GNU GNU’s Not Unix
HBZ Verbundkatalog der Hochschulbibliotheken Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
HEBIS Hessisches Bibliotheksinformationssystem
IDW Informationsdienst Wissenschaft
IELTS International English Language Testing System
KOBV Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg
KVK Karlsruher Virtueller Katalog
MLA Modern Language Association
MOOC Massive Open Online Course
NAS Network Attached Storage
OPAC Online Public Access Catalogue
PQ4R Preview, Questions, Read, Reflect, Recite, Review
SMART spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminiert
StuGuG Studienguthabengesetz
SWB Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (Bibliotheken der Bundesländer Baden-Württemberg, Sachsen und
Saarland)
TestDAF Test Deutsch als Fremdsprache
TOEFL Test of English as a Foreign Language
VLB Verzeichnis Lieferbarer Bücher
ZDB Zeitschriftendatenbank
187

Über die Herausgeber

Prof. Dr. rer. oec. Steffen Stock


Studium der Wirtschaftswissenschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Promotion
über Data-Warehouse-Systeme in Duisburg 2000. Derzeit Professor für Wirtschaftsinformatik,
insbesondere Datenbanken und Data-Warehouse-Systeme, an der Europäischen Fachhoch-
schule (EUFH) in Brühl und Neuss.

Dr. phil. Patricia Schneider


Studium der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Bamberg, Galway (Irland) und
Hamburg. Interdisziplinäre Promotion im Schnittfeld von Internationalen Beziehungen und
Völkerrecht in Hamburg 2003. Derzeit wissenschaftliche Referentin am Institut für Friedensfor-
schung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) und Dozentin des Studien-
gangs „Peace and Security Studies“.

Dr. rer. nat. Elisabeth Peper


Studium der Gesundheitswissenschaften und Germanistik mit den Abschlüssen erstes
Staatsexamen für das Lehramt an berufsbildenden Schulen (Fachrichtung Gesundheit) und
Diplom-Gesundheitslehrerin. Interdisziplinäre Promotion in Gesundheitswissenschaften und
Psychologie in Osnabrück 1999. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der xit GmbH
forschen. planen. beraten in Nürnberg (Foto: www.xit-online.de).

Dr. phil. Eva Molitor


Studium der Romanistik (Französisch, Italienisch) und Germanistik. Promotion in französischer
Sprachwissenschaft über die französischsprachige Internet-Terminologie in Göttingen 2003.
Zweites Staatsexamen für das Lehramt für Sekundarstufe I und II in Offenbach. Derzeit Oberstu-
dienrätin mit Zuständigkeit für die Öffentlichkeitsarbeit an der Hohen Landesschule in Hanau.
188 A–O

Stichwortverzeichnis

A G
Abbildungsverzeichnis  108, 109, 115 Grammatik  13, 54, 84, 86, 97, 112, 113, 121, 134
Abgabetermin  45, 70, 81, 111, 128
Abkürzung  26, 32, 95, 101, 107, 108, 109, 113
Abkürzungsverzeichnis  13, 95, 107, 108, 109, 115
Abstract  108, 112, 115
H
Abstufungsprinzip  31 Harvard-Notation  98
Anhang  43, 108, 109 Hypothese  3, 4, 5, 11, 18, 19, 20, 21, 22, 26, 29, 30, 31, 110,
Arbeitsmaterial  38, 39, 40 111
Auslassung im Zitat  99

I
B Induktion  20, 29
Bewertungskriterium  2, 10, 12, 13, 80 Inhaltsverzeichnis  23, 71, 81, 82, 108, 109, 114, 115
Bibliografie  58, 111, 184 Internetquelle  63, 103, 105
Bibliothekskatalog  58, 63, 131
Brainstorming  26, 91, 93
K
C Korrektur  14
Korrekturlesen  4, 39, 112, 134
Campus-Lizenz  65, 184 Korrekturzeichen  112
Kurzzitierweise  66, 67, 75, 98, 100, 107

D L
Danksagung  108
Datensicherung  42, 43, 44, 65 Layout  23, 54, 61, 80, 81, 84, 85, 107, 114
Deduktion  20, 23, 26, 29, 34, 111 Lesemethode  70, 73, 76
Linienprinzip  31
Literaturrecherche  6, 7, 8, 54, 58, 59, 61, 134
E Literaturverzeichnis  13, 58, 61, 64, 65, 66, 67, 98, 99, 100,
102, 103, 107, 109, 114, 115, 184
Eidesstattliche Versicherung  9, 45, 54, 108, 109, 115
Einleitung  11, 30, 31, 71, 76, 81, 91, 96, 110, 112, 113, 115,
134
Endredaktion  112
M
Entspannung  40, 120 Markieren  70, 73, 75, 76, 94, 122
Erkenntnisgewinn  2, 3, 18, 19, 20, 21, 24 Mindmap  26, 27, 41, 91, 92, 93, 99, 121, 123
Exposé  30, 90, 109, 110, 111, 184 Monografie  58, 70, 102, 107
Exzerpt  23, 40, 70, 74, 75, 76

N
F Nachteilsausgleich  125, 132, 133
Fernleihe  50, 60, 99, 184
Formalie  22, 80, 95, 108
Forschungslücke  22 O
Forschungsmethode  2, 3, 12, 20, 28, 45
Freewriting  91, 121 OPAC  59, 64, 184
Fremdsprache  99, 100, 128, 133, 134, 135
189 Stichwortverzeichnis

P Z
Plagiat  2, 9, 10, 23, 184 Zeitplan  8, 50, 51, 110, 111, 129
Primärquelle  99
Prüfungsordnung  4, 6, 45, 54, 114, 128, 185

Q
Qualitätskriterium  18, 23, 24, 29, 62

R
Rechtschreibprüfung  83, 86, 97
Rohfassung  22, 23, 30, 90, 94, 95, 112

S
Satzspiegel  80
Schreibblockade  118, 120, 123
Schreibhemmung  118, 120, 121, 123
Schreibkonzept  90
Schreibstil  96
Schreibtechnik  90, 130
Schriftart  80, 81
Seitengestaltung  80, 81
Sekundärquelle  99
Studienordnung  13, 185
Suchmaschine  59, 60, 63
Symbolverzeichnis  95, 109, 114, 115

T
Tabellenverzeichnis  107, 108, 109, 115
Teilzeitstudium  125, 128, 129
Themenfindung  11, 46, 110
Themensuche  6, 18, 24
These  11, 26
Titelseite  80, 108, 112, 115

U
Urlaubssemester  125, 128, 129

V
Veröffentlichung  18, 59, 62, 100, 102, 103, 104, 107

W
Wissenschaftlichkeit  2, 3, 95, 96
Wissenschaftstheorie  12, 19

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