„Vernetzte Mobilarbeit“:
Rechtsfragen und Handlungsempfehlungen
Dr. Christian Schlottfeldt, Berlin*
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Aufsätze
gen in vollem Umfang auch für Arbeitsleistungen im Rahmen ver- der Dienste zu beschaffen hat, so einzurichten und zu unterhal-
netzter Mobilarbeit anwendbar sind.6 ten und Dienstleistungen, die unter seiner Anordnung oder seiner
Ausgenommen von den Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes Leitung vorzunehmen sind, so zu regeln, dass der Verpflichtete
sind u. a. leitende Angestellte im Sinne des § 5 Abs. 3 BetrVG und gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt ist, als
Leiter öffentlicher Dienststellen sowie Chefärzte. Soweit also kei- die Natur der Dienstleistung es gestattet. Dabei wird man grund-
ne entsprechende „herausgehobene“ Stellung des Arbeitnehmers sätzlich davon ausgehen können, dass der Arbeitgeber seiner in
vorliegt, die ihn arbeitszeitschutzrechtlich zum Repräsentanten § 618 BGB geregelten Fürsorgepflicht nachkommt, wenn er die
des Arbeitgebers macht, der im Zweifel den Arbeitnehmerschutz Pflichten des öffentlich-rechtlichen Arbeits(zeit)schutzes beach-
sicherzustellen hat, unterliegen Arbeitnehmer und Auszubildende tet. § 618 BGB verleiht den Schutzpflichten des Arbeitgebers aber
den Bestimmungen des gesetzlichen Arbeitszeitschutzes. auch eine besondere individualarbeitsrechtliche Dimension.12
Auch die Möglichkeit eigenverantwortlicher Arbeitszeiteintei- Eine Ausnahme für die Anwendbarkeit der Bestimmungen des
lung führt dabei nicht zu einem Ausschluss der Anwendbarkeit Arbeitszeitgesetzes stellen Auslandsdienstreisen des Arbeitneh-
des Arbeitszeitgesetzes. Der deutsche Gesetzgeber hat insoweit mers dar. Die Erbringung von Arbeitsleistungen außerhalb der
von einer in der EU-Arbeitszeitrichtlinie7 vorgesehenen Option deutschen Territorialgrenzen unterliegt nach wohl herrschen-
der Einschränkung des Anwendungsbereichs des Arbeitszeit- der Meinung in öffentlich-rechtlicher Hinsicht nicht den Bestim-
schutzes keinen Gebrauch gemacht. Das Arbeitszeitgesetz gilt mungen des Arbeitszeitgesetzes, sondern des jeweiligen Auf-
also auch dann, wenn Arbeitnehmer beispielsweise im Rahmen enthaltsstaates.13
von Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit frei über Beginn und Davon zu trennen ist die (individual- und ggf. kollektivarbeits-
Ende ihrer Arbeitszeit entscheiden können. rechtliche) Frage, ob der ins Ausland auf Reisen entsandte Arbeit-
Das Arbeitszeitgesetz knüpft dabei die Verantwortlichkeit für nehmer abweichend von den Bestimmungen des Arbeitszeitge-
die Einhaltung des Arbeitszeitschutzes an die Arbeitgeberstel- setzes eingesetzt werden darf. Soweit man davon ausgeht, dass
lung an. Die Bußgeld- und Strafvorschriften des Arbeitszeitge- das deutsche Arbeitszeitgesetz auf Arbeitsleistungen im Ausland
setzes8 sowie die verwaltungsrechtlichen Gefahrerforschungs- nicht anwendbar ist, sind dem Direktionsrecht des Arbeitgebers14
und Gefahrenabwehrbefugnisse der Aufsichtsbehörden9 sehen insoweit zunächst keine Grenzen des Arbeitszeitgesetzes gesetzt.
ausschließlich den „Arbeitgeber“ als Adressaten entsprechender Allerdings unterliegt die Beschäftigung von Arbeitnehmern auf
Maßnahmen und Sanktionen vor. Der Arbeitnehmer darf nur be- Dienstreisen weiterhin der Mitbestimmung von Personal- und Be-
schäftigt werden, wenn die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes ein- triebsräten, solange der Arbeitnehmer Teil der Dienststelle bzw.
gehalten sind.10 Mit Blick auf die durch flexible Arbeitszeiten und des Betriebes ist. Insoweit könnten im Rahmen von Dienst- und
insbesondere auch vernetzte Mobilarbeit geschaffenen Potenzia- Betriebsvereinbarungen konkretisierende Regelungen getroffen
le der Erbringung von Arbeitsleistungen außerhalb des betriebli- werden, soweit die ausländischen Bestimmungen dies erlauben.
chen „Herrschaftsbereichs“ des Arbeitgebers wirft dies die Frage Des Weiteren bleiben auch bei einer Auslandsdienstreise die
nach den insoweit zu treffenden Vorkehrungen auf.11 Verpflichtungen des Arbeitgebers gemäß §§ 3, 5 ArbSchG und
Unabhängig von den Bestimmungen des Arbeitszeitschutz- § 618 BGB unberührt. Der Arbeitgeber muss also unabhängig von
rechts trifft den Arbeitgeber die Verantwortlichkeit im Rahmen den im Ausland geltenden Arbeitszeitschutznormen sicherstellen,
des (allgemeinen) Arbeitsschutzrechts zur Durchführung einer dass Sicherheit und Gesundheit des Arbeitnehmers nicht gefähr-
Gefährdungsbeurteilung (§ 5 ArbSchG) und – soweit erforderlich det werden. Als pragmatische Lösung empfiehlt sich insoweit, den
– Festlegung von Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicher- Arbeitnehmer insbesondere zur Einhaltung der Kernbestimmun-
heit und Gesundheit der Arbeitnehmer (§ 3 ArbSchG). Gemäß § 5 gen der EU-Arbeitszeitrichtlinie zu Ruhezeiten anzuhalten.15
Abs. 3 Nr. 4 ArbSchG kann sich eine Gefährdung insbesondere er-
geben durch die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfah- 2. Vernetzte Mobilarbeit als „Arbeit“ im Sinne des Arbeitszeit-
ren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren Zusammenwirken, gesetzes
gemäß § 5 Abs. 3 Nr. 6 ArbSchG durch psychische Belastungen. Gemäß § 2 Abs. 2 ArbZG ist Arbeitszeit die Zeit vom Beginn bis
Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung muss der Arbeitgeber zum Ende der Arbeit ohne Ruhepausen. Damit wird der Begriff
mit Blick auf den Einsatz vernetzter mobiler Arbeitsmittel auch der „Arbeit“ zum zentralen Anknüpfungspunkt des gesetzlichen
bewerten, inwieweit sich aus der damit ermöglichten ständigen Arbeitszeitschutzes, der auch für Arbeitsleistungen im Rahmen
Erreichbarkeit des Arbeitnehmers Belastungen oder Gefährdun- vernetzter Mobilarbeit ausschlaggebend ist.
gen ergeben und ob bzw. wie diesen durch Gesundheitsschutz- Das Arbeitszeitgesetz enthält keine eigenständige Definition
maßnahmen begegnet werden kann. des Begriffs der „Arbeit“. Mit Blick auf Geltungsbereich (Arbeit-
Gemäß § 618 BGB hat der Arbeitgeber als Dienstberechtigter nehmer und Auszubildende) und Schutzzweck (Gewährleistung
Räume, Vorrichtungen oder Gerätschaften, die er zur Verrichtung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer, § 1
6 Zu den einzelnen Schutzbestimmungen und den insoweit typischen Fragestellun- 12 Zum Anspruch des Arbeitnehmers auf Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung
gen vgl. nachstehend III. 3. BAG v. 12. 8. 2008 – 9 AZR 1117/06.
7 Vgl. Art. 17 Abs. 1 Buchst. a) RL 2003/88 EG des Europäischen Parlaments und des 13 Instruktiv dazu Kappelhoff, ArbRB 2009, 342 (345) unter Hinweis auf Art. 6 Abs. 2
Rates vom 4. 11. 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung (EU- der Verordnung (EG) Nr. 593/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom
Arbeitszeitrichtlinie). 17. 6. 2008 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht („Rom
8 Vgl. §§ 22, 23 ArbZG. I-Verordnung“).
9 Vgl. § 17 Abs. 2, 4 u. 5 ArbZG. 14 § 106 GewO; vgl. nachstehend III. 2.
10 BAG v. 11. 12. 2001 – 9 AZR 464/00. 15 Vgl. Art. 3 und 5 der Richtlinie 2003/88 EG des Europäischen Parlaments und des
11 Vgl. hierzu insbesondere unter III. 4. Rates vom 4. 11. 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung.
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Nr. 1, 1. Teil ArbZG) des Gesetzes ist unter „Arbeit“ im Sinne des – Soweit sich vernetzte mobile Arbeitsleistungen innerhalb
§ 2 Abs. 2 ArbZG die Heranziehung des Arbeitnehmers zur arbeits- der durch eine betriebliche Arbeitszeitregelung gezogenen
vertraglich geschuldeten Arbeitsleistung durch den Arbeitgeber Grenzen bewegen, sind sie grundsätzlich als Arbeitszeit im
zu verstehen. Da der Arbeitgeber nach § 106 GewO ein Bestim- Sinne des § 2 Abs. 1 ArbZG anzusehen. Dies wäre etwa der
mungsrecht über Ort und Zeit der Arbeitsleistung hat16, wirkt das Fall, wenn eine Dienst- oder Betriebsvereinbarung lediglich
Arbeitszeitgesetz insoweit als schützendes Korrektiv gegenüber einen bestimmten Arbeitszeitrahmen (z. B. Werktage Montag
einer übermäßigen Ausübung des Direktionsrechts. Mit anderen bis Freitag 07:00–19:00 Uhr) festlegt und im Übrigen dem Ar-
Worten: Der Arbeitsbegriff des Arbeitszeitgesetzes setzt eine He- beitnehmer grundsätzlich überlässt, in welchen Zeitspannen
ranziehung durch den Arbeitgeber voraus. Beanspruchungen, die und an welchen Orten er oder sie die Arbeitsleistung erbringt.
der Arbeitgeber nicht veranlasst hat oder die sich der Arbeitneh- Unter diesen Voraussetzungen sind die innerhalb dieser Zeit-
mer – gegebenenfalls auch im Rahmen dienstlicher Befassung – spanne erbrachten Arbeitsleistungen Teil der regelmäßigen
selber auferlegt, sind deshalb nicht als Arbeitszeit im Sinne des Arbeitszeit.
Arbeitszeitgesetzes anzusehen. – Wird die Nutzung vernetzter mobiler Arbeitsmittel vom Ar-
So gehören etwa Lenkzeiten auf Dienstreisen nicht zur Ar- beitgeber im Einzelfall durch entsprechende Kontaktaufnah-
beitszeit im Sinne des Arbeitszeitgesetzes, wenn dem Arbeit- me veranlasst, so kommt es auf die Frage der Abweichung
nehmer freigestellt wird, wie er das Reiseziel erreicht und er sich von den ansonsten geltenden dienstlichen bzw. betrieblichen
ohne Anordnung des Arbeitgebers für die Fahrt mit dem PKW Arbeitszeitvorgaben nicht an. Die auf eine solche Kontaktauf-
entscheidet. Denn in diesem Fall liegt keine Beanspruchung des nahme hin geleisteten Arbeitszeiten sind Arbeitszeit im Sin-
Arbeitnehmers vor, die dem Arbeitgeber auf der Grundlage einer ne des Arbeitszeitgesetzes.18 Dies könnte etwa der Fall sein,
Ausübung des Direktionsrechts zuzurechnen wäre.17 wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer fernmündlich oder
Die Frage der arbeitgeberseitigen Veranlassung einer Arbeits- per E-Mail mit der Bitte um unverzügliche Zuarbeit kontak-
leistung ist im Kontext der vernetzten Mobilarbeit deshalb bedeut- tiert. Je nach den Umständen wird dabei zu klären sein, ob
sam, weil die entsprechenden Arbeitsmittel (Smartphone, Black- das Ansinnen des Arbeitgebers „zeitkritisch“ ist oder ledig-
berry, Laptop, Tablet PC) häufig dem Arbeitnehmer auch außerhalb lich eine Zuweisung von Arbeitsaufgaben für den nächsten
der betrieblich festgelegten Arbeitszeiten zur Verfügung stehen. Arbeitstag beinhaltet.
An einer expliziten Heranziehung des Arbeitnehmers fehlt es etwa, – Soweit der Arbeitnehmer Rufbereitschaft zu leisten hat,
wenn der Arbeitnehmer das ihm überlassene Gerät nutzt, um sich liegt bei Nutzung mobiler Arbeitsmittel im Rahmen von In-
über Arbeitsprozesse auf dem Laufenden zu halten (E-Mails che- anspruchnahmen zweifellos eine Veranlassung der Tätigkeit
cken etc.) oder auch aktiv Arbeitsleistungen zu erbringen (Beant- durch den Arbeitgeber vor. Allerdings dürfte fraglich sein, ob
worten von E-Mails, Koordination von Terminabsprachen etc.). die bloße Zurverfügungstellung vernetzter mobiler Arbeits-
Dabei wäre es allerdings vor dem Hintergrund der Schutzzwe- mittel schon die Anordnung von Rufbereitschaft beinhaltet.
cke des Arbeitszeitgesetzes kaum vertretbar, stets eine explizi- Im Fall einer angeordneten Erreichbarkeit ist dies zu beja-
te Anordnung zur Nutzung vernetzter mobiler Arbeitsmittel zur hen.19
Voraussetzung der Bewertung als „Arbeit“ zu machen. Denn in- – Umgekehrt bedeutet das, dass die dienstliche Nutzung ver-
soweit ist zu berücksichtigen, dass in der Zurverfügungstellung netzter mobiler Arbeitsmittel außerhalb der dienstlich oder
mobiler Arbeitsmittel auch die (konkludente) Aufforderung an betrieblich geregelten Zeitspannen nicht zwangsläufig stets
den Arbeitnehmer liegen kann, diese Arbeitsmittel entsprechend eine Leistung arbeitsvertraglich geschuldeter „Arbeit“ dar-
ihrem Bestimmungszweck zu nutzen. Eine solche Aufforderung stellt, für die die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes gelten.
mag auch darin liegen können, dass der Arbeitgeber die vom Ar- Denn der Arbeitgeber konkretisiert mit den Vorgaben zu Ort
beitnehmer nach Gutdünken vorgenommene Nutzung solcher und Zeit der Arbeitsleistung die Arbeitspflicht des Arbeitneh-
Arbeitsmittel billigt oder zumindest duldet. mers. Leistungen außerhalb dieser Vorgaben werden arbeits-
Die Frage, wann vernetzte mobile Arbeitsleistungen dem Ar- vertraglich nicht geschuldet. So kann etwa der Arbeitnehmer,
beitgeber arbeitszeitschutzrechtlich zugerechnet werden kön- der aus privatem Interesse an dienstlichen Themen „nach Fei-
nen, dürfte am ehesten unter Rückgriff auf die Grundsätze der erabend“ mit dem ihm überlassenen Laptop im Internet surft
vergütungsrechtlichen Anerkennung von Arbeitsleistungen zu und beispielsweise Fachbeiträge liest, für diesen zeitlichen
beantworten sein. Ausgangspunkt der Zurechnung ist dabei stets Aufwand weder vergütungsrechtlich noch arbeitszeitgesetz-
das Direktionsrecht des Arbeitgebers, mit dem der Arbeitgeber lich die Bewertung als Arbeitszeit reklamieren.20 Allein in der
die Arbeitspflicht des Arbeitnehmers – unter Beachtung der so- Aushändigung mobiler Arbeitsmittel liegt dabei weder eine
zialen Mitbestimmungsrechte des Personal- oder Betriebsrats Erklärung des Arbeitgebers, dass die ansonsten geltenden
– durch allgemeine Richtlinien (Arbeitszeitordnung, Dienstver- Arbeitszeitbestimmungen (z. B. täglicher und wöchentlicher
einbarung) oder Weisungen im Einzelfall (Einsatzpläne, Anord- Arbeitszeitrahmen) für die Nutzung dieser Arbeitsmittel nicht
nung außerplanmäßiger Arbeitszeit) konkretisiert. Danach las-
sen sich folgende Maßstäbe der Zurechnung vernetzter mobiler
Arbeitsleistungen erkennen: 18 So wohl auch Vogt, StBW 2012, 765, 766.
19 BAG v. 29. 6. 2000 – 6 AZR 900/98; a. A. Bissels/Domke/Wisskirchen, DB 2010, 2052,
2053. Eventuelle Wegezeiten innerhalb der Rufbereitschaft sind dabei zwar regel-
mäßig zu vergüten, sind aber keine Arbeitszeiten im Sinne des § 2 Abs. 1 ArbZG,
16 Zur Reichweite des arbeitgeberseitigen Direktionsrechts über Arbeitszeit instruktiv so BAG v. 20. 8. 2014 – 10 AZR 937/13. Zu den Voraussetzungen der Anordnung von
BAG v. 15. 9. 2009 – 9 AZR 757/08. Rufbereitschaft Buddenbrock/Manhart, SPA 2014, 93, 94.
17 BAG v. 11. 7. 2006 – 9 AZR 519/05; zur arbeitszeitrechtlichen Bewertung von Reise- 20 So auch Vogt, StWB 2012, 765, 767; v. Steinau-Steinrück, NJW-Spezial 2012, 178; v.
zeiten vgl. auch Schlegel, NZA-Beilage 2014, 16. Buddenbrock/Manhart, SPA 2014, 93, 94
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gelten, noch, dass jegliche dienstliche Befassung „1:1“ als platzes bzw. der dienst- oder betriebsüblichen Arbeitszeiten.
Arbeitszeit anzusehen ist; insoweit müssen weitere Umstän- Dabei werden nachstehend nur die Aspekte der Einhaltung der
de hinzutreten. gesetzlichen Arbeitszeitgrenzen dargestellt, die im Kontext ver-
– Dies gilt auch für die eigenverantwortliche Erbringung von Ar- netzter Mobilarbeit besondere Relevanz haben.
beitsleistungen. Entsprechende Vorgaben für die Leistung der
Arbeitszeit vorausgesetzt (z. B. täglicher/wöchentlicher be- 3.1 Werktägliche Höchstarbeitszeit
trieblicher Arbeitszeitrahmen), ist der Arbeitnehmer nicht be- Die werktägliche Arbeitszeit darf gemäß § 3 Satz 2 ArbZG zehn
rechtigt, die vertraglich geschuldete Arbeit außerhalb der fest- Stunden (zuzüglich der Pausen) nicht überschreiten; im Durch-
gelegten Arbeitszeiten zu leisten. Ausgenommen sind Fälle, in schnitt eines Ausgleichs von 24 Wochen oder sechs Kalendermo-
denen der Arbeitnehmer die Erbringung solcher Arbeitsleis- naten ist eine Arbeitszeit von höchstens acht Stunden (bzw. 48
tungen für erforderlich halten durfte (etwa wegen besonderer Stunde/Woche)23 einzuhalten.
Dringlichkeit der Aufgaben). Die Zehn-Stunden-Grenze wird dabei auf den individuellen
– Unabhängig von der grundsätzlichen Verpflichtung des Arbeit- Werktag bezogen, der nicht mit dem Kalendertag (00:00-24:00
nehmers, die betrieblichen Arbeitszeitregelungen auch bei der Uhr) identisch ist. Der individuelle Werktag beginnt (nach einer
Nutzung mobiler Arbeitsmittel zu beachten, trifft den Arbeit- gesetzlichen Ruhezeit) mit der individuellen Arbeitsaufnahme
geber aber eine Aufsichtspflicht hinsichtlich der Einhaltung ge- des Arbeitnehmers und dauert grundsätzlich 24 Stunden ab
setzlichen Arbeitszeitschutzbestimmungen. Insoweit kommen Arbeitsaufnahme.24 In diesem Zeitraum dürfen zehn Stunden Ar-
etwa durch stichprobenartige Kontrollen der zeitlichen Nut- beitszeit geleistet werden; dabei ist eine Aufteilung auf mehrere
zung mobiler Arbeitsmittel in Betracht (Log-In-Daten, E-Mail- Abschnitte zulässig (z. B. Verteilung auf sieben Stunden Arbeit in
Protokolldaten etc.).21 Die fehlende Wahrnehmung einer sol- der Dienststelle bzw. im Betrieb und drei Stunden mit mobilen
chen Aufsichtspflicht im Sinne eines „Wegschauens“ bezüglich Arbeitsmitteln im häuslichen Bereich oder unterwegs).
der Lage und Dauer der Nutzung vernetzter mobiler Arbeits- Nach Erreichung der Zehn-Stunden-Grenze muss eine Ruhe-
mittel wird sich dabei häufig aus Sicht der betroffenen Arbeit- zeit von grundsätzlich elf Stunden eingehalten werden. Dies
nehmer als Billigung der uneingeschränkten Nutzung verste- kann zur Folge haben, dass der folgende Werktag erst mehr als
hen lassen. 24 Stunden nach (erster) Arbeitsaufnahme beginnen darf.
– Dies gilt entsprechend, wenn der Arbeitnehmer davon ausge- – Beispiel: Arbeit in der Dienststelle 07:30–17:00 Uhr (9,0 Stun-
hen konnte, dass der Arbeitgeber eine von den dienstlichen/ den Arbeitszeit; 0,5 Stunden Pause); Zuhausearbeit (E-Mail-
betrieblichen Arbeitszeitvorgaben abweichende Arbeitszeit- Bearbeitung) von 21:30–22:30 Uhr (1,0 Stunden). Die Ar-
verteilung billigt. Das dürfte etwa dann der Fall sein, wenn beitsphase von 21:30–22:30 Uhr ist noch dem um 07:30 Uhr
der Arbeitnehmer erkennbar außerhalb der betriebsüblichen begonnenen Werktag zuzurechnen. Im Anschluss an die
Arbeitszeit die Arbeit aufgenommen und der Arbeitgeber die Beendigung der Zuhausearbeit ist eine elfstündige Ruhezeit
entsprechenden Arbeiten zumindest stillschweigend „aner- einzuhalten, so dass der folgende Werktag frühestens um
kannt“ hat und kein Hinweis des Arbeitgebers auf die nicht 09:30 Uhr beginnen darf.
vertragsgemäße Arbeitsleistung erfolgte. Entsprechend darf ein neuer Werktag stets dann beginnen,
– Dabei wird man in der singulären Beantwortung einer E-Mail wenn seit Ende des letzten Arbeitsabschnitts eine gesetzli-
außerhalb betriebsüblicher Arbeitszeiten nicht schon eine che Ruhezeit eingehalten wurde. Dies gilt auch dann, wenn seit
generelle Außerkraftsetzung der betrieblichen Arbeitszeitre- der letzten Arbeitsaufnahme noch keine 24 Stunden vergangen
gelungen erblicken können. Je häufiger dies passiert, desto sind.25
eher muss sich der Arbeitgeber aber entsprechende Arbeits- – Beispiel: Arbeit in der Dienststelle 07:00-12:00 Uhr; anschlie-
leistungen zurechnen lassen. Als Abgrenzungsmaßstab mö- ßend Ruhezeit (Freizeit) bis 23:00 Uhr; von 23:00-24:00 Uhr
gen dabei die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes zu „au- Zuhausearbeit mit Laptop. Da seit Ende des ersten Abschnitts
ßergewöhnlichen Fällen“ (§ 14 ArbZG) einen Anhaltspunkt elf Stunden Ruhezeit eingehalten wurden, beginnt um 23:00
bieten: Soweit die Nutzung vernetzter mobiler Arbeitsmittel Uhr arbeitszeitrechtlich ein neuer individueller Werktag. The-
außerhalb der betrieblichen Arbeitszeiten auf außergewöhn- oretisch könnte die Arbeit also „die Nacht durch“ bis zur Errei-
liche Fälle beschränkt bleibt, liegt in der Entgegennahme chung der Zehn-Stunden-Grenze fortgesetzt werden.
solcher Arbeitsleistungen durch den Arbeitgeber noch keine Bei der Verteilung der Arbeitszeit auf mehrere Abschnitte in-
stillschweigende Relativierung der betriebsüblichen Arbeits- nerhalb eines (Werk-)Tages ist zu beachten, dass unabhängig von
zeiten. Dabei wird man aber ein klares Regel-Ausnahme-Ver- der Erreichung der Zehn-Stunden-Grenze spätestens 24 Stunden
hältnis unterstellen müssen.22 nach Beginn des individuellen Werktages eine Ruhezeit von elf
Stunden einzuhalten ist.
3. Arbeitszeitschutzrechtliche Grenzen
Soweit Arbeitsleistungen im Rahmen vernetzter Mobilarbeit un- 23 Art. 6 Abs. 2 der Richtlinie 2003/88 EG des Europäischen Parlaments und des Rates
ter das Arbeitszeitgesetz fallen, gelten die Bestimmungen des vom 4. 11. 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung.
gesetzlichen Arbeitszeitschutzes grundsätzlich uneingeschränkt 24 Allerdings kann nach Auffassung der Arbeitsschutzbehörden nach Einhaltung einer
elfstündigen Ruhezeit (§ 5 Abs. 1 ArbZG) ein neuer Werktag beginnen, wodurch
auch für Arbeitsleistungen außerhalb des betrieblichen Arbeits- innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden nach Arbeitsaufnahme auch mehr als zehn
Stunden Arbeitszeit zulässig sein können, vgl. etwa Veröffentlichung des Länderaus-
schusses für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI), LV 30, 06/2012, Ziff. 4. 4.
21 Zur Reichweite und möglichen betrieblichen Handhabung solcher Aufsichtspflich- 25 Auf die potenziellen Konsequenzen außerhalb der Betriebsstätte erbrachter
ten vgl. auch III. 4. Arbeitsleistungen für den „individuellen Werktag“ weisen auch Göpfert/Wilke, NZA
22 VG Augsburg v. 18. 4. 2013 – Au 5 K 11. 783. 2012, 765, 768, hin.
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– Beispiel: Arbeit in der Dienststelle am Freitag von 09:00–15:00 Vor dem Hintergrund eines solchen – nicht untypischen – Sze-
Uhr, Zuhausearbeit von 21:00–22:00 Uhr und nochmals am Sams- narios stellt sich die Frage, ob die gegenwärtigen Ruhezeitrege-
tagmorgen von 07:00–09:00 Uhr. Da innerhalb der 24 Stunden lungen des Arbeitszeitgesetzes noch zeitgemäß sind. Zwar kennt
nach erster Arbeitsaufnahme (Freitag 09:00 Uhr) keine gesetz- auch das Arbeitszeitgesetz Möglichkeiten der Verkürzung der
liche Ruhezeit eingehalten wurde, muss diese spätestens ab Ruhezeit. So kann etwa gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 3 ArbZG in einem
Samstag 09:00 Uhr erfolgen. Eine Zusammenrechnung der Ru- Tarifvertrag oder auf Grund eines Tarifvertrags in einer Betriebs-
hezeitabschnitte 15:00–21:00 Uhr und 22:00–07:00 Uhr ist nicht oder Dienstvereinbarung zugelassen werden, abweichend von
zulässig, da die Ruhezeit ununterbrochen zu gewähren ist.26 § 5 Abs. 1 ArbZG die Ruhezeit um bis zu zwei Stunden zu kür-
Überschreitungen der Zehn-Stunden-Grenze sind nur im Rah- zen, wenn die „Art der Arbeit“ dies erfordert und die Kürzung der
men von Notfällen und außergewöhnlichen Fällen (§ 14 Abs. 1 u. Ruhezeit innerhalb eines festzulegenden Ausgleichszeitraums
2 ArbZG) zulässig; die entsprechenden Abweichungsbestimmun- ausgeglichen wird. Mit Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und
gen des Arbeitszeitgesetzes sind restriktiv auszulegen.27 Familie wäre rechtspolitisch zu überlegen, ob eine derartige
Öffnungsklausel nicht nur aus arbeitsbezogenen Gründen, son-
3.2 Ruhepausen dern auch mit widerruflicher schriftlicher Zustimmung des Ar-
Eine Ruhepause ist eine im Voraus fest stehende Zeitspanne, in beitnehmers zulässig sein sollte.30
der der Arbeitnehmer weder Arbeit zu leisten, noch sich dafür be- Der Einsatz mobiler Arbeitsmittel wirft dabei unabhängig von
reit zu halten hat.28 Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie die Frage auf, ob
Im Kontext der vernetzten Mobilarbeit stellt sich dabei insbe- die Ruhezeit tatsächlich frei von jeder „dienstlichen Befassung“
sondere die Frage, inwieweit eine (verpflichtende) Erreichbarkeit des Arbeitnehmers sein muss. So wird in der Kommentarliteratur
innerhalb der Ruhepause mit der Pausengewährung vereinbar ist. teilweise vertreten, dass kleinere Unterbrechungen (zum Beispiel
Soweit der Arbeitnehmer während der Ruhepause seinen Aufent- kurzes Telefonat mit Arbeitgeber oder Kollegen) nicht zwingend
haltsort frei wählen kann, liegt bei verpflichtender Erreichbarkeit zu einer Unterbrechung der Ruhezeit im Sinne des § 5 Abs. 1
mittels mobiler Arbeits- bzw. Kommunikationsmittel Rufbereit- ArbZG führen müssen.31
schaft vor, die nicht als Arbeitszeit im Sinne des § 2 Abs. 2 ArbZG, Mit Blick auf den klaren Wortlaut des § 5 Abs. 1 ArbZG, der eine
sondern als Ruhezeit im Sinne des § 5 Abs. 1 ArbZG zu bewerten „ununterbrochene“ Ruhezeit fordert und den Zweck der Ruhe-
ist. Die bloße Erreichbarkeit hindert daher aus arbeitszeitgesetz- zeit, die körperliche und geistige Erholung sowie Zeit für soziale
licher Sicht die Gewährung der Ruhepause nicht; allerdings ist Kontakte zu gewährleisten32, erscheint eine solche Relativierung
in derartigen Fällen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu der durchgängigen Freiheit von Arbeitsleistungen während der
prüfen, ob der Erholungswert der Ruhepause durch die Erreich- Ruhezeit nur unter engen Voraussetzungen vertretbar; die Fra-
barkeit in nennenswertem Umfang beeinträchtigt wird und wie ge der Vertretbarkeit wäre im Rahmen der arbeitsschutzrechtli-
der Erholungszweck trotz Erreichbarkeit gesichert werden kann. chen Gefährdungsbeurteilung (§ 5 ArbSchG) zu bewerten, insbe-
Dies dürfte insbesondere von der Häufigkeit der Abrufe abhän- sondere auch unter Berücksichtigung der psychischen Belastung
gen.29 Im Fall eines solchen Abrufs zur Arbeit ist die Pause gege- durch derartige Unterbrechungen (§ 5 Abs. 3 Nr. 6 ArbSchG). Fol-
benenfalls nachzugewähren. gende Prüfungskriterien könnten dafür grundsätzlich in Betracht
kommen:
3.3 Werktägliche Ruhezeit – Es handelt sich um wenige und kurze Aktivitäten, die „neben-
Die gemäß § 5 Abs. 1 ArbZG nach Ende der werktäglichen Ar- bei“ erledigt werden können und kein Verlassen des Aufent-
beitszeit einzuhaltende Ruhezeit ist ununterbrochen zu gewäh- haltsorts erfordern (z. B. Abhören einer Mailbox-Nachricht).
ren. Eine Arbeitsaufnahme vor Ablauf der (vollen) Ruhezeit führt – Eine Inbetriebnahme stationärer Arbeitsmittel (z. B. einge-
dazu, dass die bis dahin gewährte Ruhezeit „verfällt“; die Ruhe- richteter Telearbeitsplatz) ist nicht erforderlich.
zeit ist dann im Anschluss an aus der Ruhezeit heraus erfolgten – Unterbrechungen der Nachtruhe (23:00-06:00 Uhr; bei Schicht-
Arbeitseinsatz erneut in voller Länge zu gewähren. arbeit wäre ggf. ein abweichender anderer Zeitraum festzule-
– Beispiel: Arbeit in der Dienststelle von 08:30–16:30 Uhr; E- gen) sind ausgeschlossen.
Mail-Bearbeitung zu Hause nach Kinderbetreuung („Kinder
ins Bett gebracht“) von 21:30–22:30 Uhr. Die zwischen 16:30 3.4 Sonn- und Feiertagsbeschäftigung
und 21:30 gewährte Ruhezeit unterschreitet elf Stunden, so Das grundsätzliche Sonn- und Feiertagsbeschäftigungsverbot
dass die werktägliche Arbeitszeit des um 08:30 Uhr begon- des § 9 Abs. 1 ArbZG gilt grundsätzlich auch für vernetzte Mobil-
nenen individuellen Werktages erst um 22:30 Uhr endet und arbeit, also auch für Arbeiten im häuslichen Bereich, die nicht die
im Anschluss eine volle Ruhezeit von elf Stunden einzuhal- (öffentliche) Sonn- oder Feiertagsruhe stören.33 Der Arbeitneh-
ten ist. Die Arbeit darf am Folgetag also frühestens um 09:30 mer soll diese Tage uneingeschränkt für Erholungszwecke nutzen
Uhr aufgenommen werden. können.
26 Vgl. auch nachfolgend Ziff. 3. 3. 30 Vgl. auch die weiteren rechtspolitischen Empfehlungen unter V.
27 Vgl. etwa VG Augsburg v. 18. 4. 2013 – Au 5 K 11.783 („… zwingend auf Einzelfälle 31 Vgl. etwa Baeck/Deutsch, Arbeitszeitgesetz, 3. Aufl. 2014, § 5 Rn. 14; Bissels/ Domke/
beschränkt zu bleiben …“). Wisskirchen, DB 2010, 2052, 2053, 2054; von Steinau-Steinrück, NZA 2012, 178, 179;
28 BAG v. 16. 12. 2009 – 5 AZR 157/09. auch Wirth, BB 2014, 1397, 1401, der hier sogar eine 15minütige Unterbrechung als
29 So hielt das BAG eine Bereitschaft während der Ruhepause für möglich, wenn die unschädlich ansieht; kritisch dagegen Kock, in: Rolfs/Giesen/Kreikebohm/Udsching,
Pause „im Regelfall“ ungestört verlaufe; Urt. v. 5. 6. 2003 – 6 AZR 114/02, Rn. 39. BeckOK ArbZG, § 5 Rn. 7; Wank, RdA 2014, 285, 290.
Auch der NRW-Erlass v. 30. 12. 2013 zur Durchführung des Arbeitszeitgesetzes (III 32 EuGH v. 9. 9. 2003 – C 151/02 (Jaeger), BB 2003, 2063-2070.
2 – 8312) hält die Gewährung der Ruhepause innerhalb inaktiver Zeiten des Bereit- 33 Auf das insoweit umfassende Beschäftigungsverbot an Sonn- und Feiertagen weist
schaftsdienstes für nicht ausgeschlossen. auch Falder, NZA 2010, 1150, 1154, hin.
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Untersagt ist jegliche Form der „Beschäftigung“, was nach können vom Arbeitgeber die Auskünfte verlangen, die für die
zutreffender Auffassung auch Arbeits- bzw. Dienstformen ein- Kontrolle der Einhaltung gesetzlicher, tarifvertraglicher und be-
schließt, die zwar nicht als Arbeitszeit im Sinne des § 2 Abs. 2 trieblicher Regelungen erforderlich sind.38
ArbZG anzusehen sind, jedoch den Charakter des Sonn- oder
Feiertages als Tag der ungestörten Arbeitsruhe in Frage stellen, 3.6 Urlaub
insbesondere Rufbereitschaft. Allerdings ist Rufbereitschaft im Der Urlaub bedeutet eine vollständige Befreiung des Beschäf-
Bereich der Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit von Daten- tigten von jeglicher Arbeitspflicht, eine Zuweisung von Arbeits-
netzen und Rechnersystemen von den generellen Ausnahmetat- aufgaben ist innerhalb des Erholungsurlaubs ist nicht zulässig.39
beständen des § 10 ArbZG gedeckt.34 Entgegenstehende Vereinbarungen sind zumindest für die Dau-
Bei Arbeit an Sonn- oder Feiertagen ist innerhalb von zwei er des gesetzlichen Mindesturlaubs unwirksam. Für den darü-
Wochen vor oder nach dem Sonntag bzw. acht Wochen vor oder ber hinausgehenden Urlaub sind entsprechende Vereinbarungen
nach dem Feiertag ein Ersatzruhetag zu gewähren. Die Gewäh- zumindest nicht gesetzlich ausgeschlossen. Insoweit dürften je-
rung dieses Ersatzruhetages kann dabei auch an ohnehin ar- doch für Arbeitnehmer im Geltungsbereich eines Tarifvertrages
beitsfreien Tagen erfolgen. So würde bei regelmäßiger Fünf-Tage- die tarifvertraglichen Bestimmungen entgegenstehen.40
Arbeitswoche von Montag bis Freitag der ohnehin arbeitsfreie
Samstag als Ersatzruhetag zur Verfügung stehen.35 4. Verantwortlichkeit und Haftung des Arbeitgebers für Über-
schreitungen des Arbeitszeitgesetzes
3.5 Aufzeichnungspflichten Wie eingangs skizziert, ist der Arbeitgeber für die Einhaltung des
Gemäß § 16 Abs. 2 ArbZG hat der Arbeitgeber die über die werk- Arbeitszeitschutzes verantwortlich. Der Arbeitgeber muss das
tägliche Arbeitszeit des § 3 Satz 1 ArbZG (acht Stunden an Werk- ihm zustehende Direktionsrecht hinsichtlich Lage und Verteilung
tagen Montag bis Samstag) hinausgehende Arbeitszeit der Ar- der Arbeitszeit (zum Beispiel im Rahmen einer betrieblichen Ar-
beitnehmer aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnungspflicht gilt beitszeitordnung oder Dienst-/Betriebsvereinbarung) so aus-
uneingeschränkt auch für Arbeitszeiten im Rahmen vernetzter üben, dass die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes jederzeit ein-
Mobilarbeit, soweit sich diese aufgrund entsprechender betrieb- gehalten werden. Diese Verpflichtung erstreckt sich auch auf
licher Veranlassung als eine Heranziehung des Arbeitnehmers Arbeitszeiten außerhalb des Betriebes. Der Arbeitgeber muss
durch den Arbeitgeber darstellen.36 Dabei ist nur die Dauer der dabei alle ihm zumutbaren organisatorischen Vorkehrungen tref-
geleisteten Arbeitszeit aufzeichnungspflichtig, nicht aber die fen, um eigenmächtige Überschreitungen des Arbeitszeitgeset-
Lage der Arbeitszeit. zes durch den Arbeitnehmer zu verhindern.
Mit Blick auf die umfassende Verantwortlichkeit des Arbeit- Das Einvernehmen des Arbeitnehmers, das bei Überschreitun-
gebers für die Einhaltung aller Arbeitszeitschutzbestimmungen gen des Arbeitszeitgesetzes im Rahmen vernetzter Mobilarbeit
empfiehlt sich auch eine zumindest stichprobenartige Erfassung häufig vorliegen dürfte, kommt als Rechtfertigungsgrund bei der
der Lage der Arbeitszeit. Diese ist aber nicht (!) Bestandteil der Abweichung von arbeitszeitgesetzlichen Bestimmungen nicht
gesetzlichen Arbeitszeitnachweispflichten und gehört nicht zu in Frage; die bußgeld-41 und strafrechtliche42 Verantwortung des
den Unterlagen, deren Einsichtnahme die Aufsichtsbehörde ge- Arbeitgebers für eventuelle Überschreitungen des Arbeitszeit-
mäß § 17 Abs. 4 ArbZG gegenüber dem Arbeitgeber verlangen gesetzes bzw. die Wahrnehmung der diesbezüglichen Aufsichts-
kann. Allerdings kann die Aufsichtsbehörde gemäß § 17 Abs. 2 pflichten43 bleibt insoweit unberührt.
ArbZG eine über die Aufzeichnungen des § 16 Abs. 2 ArbZG hin- Der Arbeitgeber ist deshalb befugt (und ggf. auch verpflich-
ausgehende Aufzeichnung der Arbeitszeit anordnen. tet), zur Sicherstellung der gesetzlichen Arbeitszeitschutzbe-
Die Aufzeichnung der gemäß § 16 Abs. 2 ArbZG zu erfassen- stimmungen entsprechende Vorgaben auch für Arbeitszeiten
den Arbeitszeiten kann der Arbeitgeber auf den Arbeitnehmer im häuslichen Bereich zu machen. Der Arbeitnehmer muss
delegieren. Bei der eigenverantwortlichen Nutzung mobiler Ar- solchen Weisungen Folge leisten. Der Arbeitgeber kann dabei
beitsmittel wird ohnehin praktisch kaum eine andere Möglich- grundsätzlich darauf vertrauen, dass der Arbeitnehmer den
keit der Arbeitszeiterfassung bestehen. Allerdings trägt gemäß zum Zwecke des Arbeitszeitschutzes getroffenen Weisungen
§ 22 Abs. 1 Nr. 9 ArbZG der Arbeitgeber die (bußgeldrechtliche) Folge leistet (sog. Vertrauensgrundsatz). Der Arbeitgeber ist
Verantwortlichkeit für die Anfertigung und Aufbewahrung ge- deshalb grundsätzlich nicht verpflichtet, von sich aus zu ver-
setzeskonformer Arbeitszeitnachweise; diese Verantwortlichkeit hindern, dass Arbeitsleistungen des Arbeitnehmers außerhalb
kann nicht auf den Arbeitnehmer delegiert werden, da der ein- der betrieblich geregelten oder gesetzlich zulässigen Arbeits-
zelne Arbeitnehmer als „Schutzobjekt“ des Arbeitszeitgesetzes zeiten objektiv unmöglich sind. Eine Verpflichtung zur Einrich-
nicht für die Verletzung der seinen Schutz betreffenden Bestim- tung technischer Blockaden (z. B. Abschalten von E-Mail-Servern
mungen verantwortlich gemacht werden kann. an Sonn- und Feiertagen) gegenüber der eigenverantwortlichen
Die personalvertretungs- und betriebsverfassungsrechtlichen Arbeitsaufnahme des Arbeitnehmers dürfte deshalb nicht anzu-
Auskunftsansprüche von Personal- und Betriebsrat37 bestehen nehmen sein.
unabhängig von den gesetzlich normierten Erfassungspflichten
und gehen über diese hinaus. Denn Personal- und Betriebsräte
38 Vgl. für das BetrVG insb. BAG v. 6. 5. 2003 – 1 ABR 13/02; LAG Köln v. 6. 9. 2010 – 5 TaBV 14/10.
39 Vgl. auch § 8 BUrlG.
34 Vgl. § 10 Abs. 1 Nr. 14, letzte Alt. ArbZG. 40 BAG v. 20. 6. 2000 – 9 AZR 405/99, Rn. 30.
35 BAG v. 12. 12. 2001 – 5 AZR 294/00; BAG v. 13. 7.2006 – 6 AZR 55/06. 41 § 22 ArbZG.
36 Vgl. zur Abgrenzung oben Ziff. III. 2. 42 § 23 ArbZG.
37 Vgl. insb. § 80 Abs. 2 BetrVG, § 68 Abs. 2 BPersVG. 43 § 130 OWiG.
ZfPR 3/2015 93
Aufsätze
Kann der Arbeitnehmer aufgrund der Zurverfügungstellung Gegenüber nicht mitbestimmten Arbeitszeiten im Rahmen
mobiler Arbeitsmittel aber außerhalb der betriebsüblichen Ar- vernetzter Mobilarbeit stehen die personal- und betriebsverfas-
beitszeiten die Arbeit aufnehmen, so wird der Arbeitgeber je- sungsrechtlichen Rechtsbehelfe zur Verfügung.46 Ist eine mitbe-
doch – gegebenenfalls zusätzlich zur gesetzlichen Arbeits- stimmungspflichtige Maßnahme ohne Beteiligung des Personal-
zeiterfassung – die Nutzung solcher „7 x 24-Arbeitsmittel“ und die oder Betriebsrats durchgeführt worden, so kann die nachträgliche
Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes zumindest in gewissen Zeit- Einleitung des Mitbestimmungsverfahrens und eine vollständi-
abständen überprüfen müssen. Dem Arbeitnehmer kommt inso- ge Unterrichtung verlangt werden.47 Auskunftsansprüche des
weit eine (gegenüber dem ausschließlich „stationären“ Arbeiten Personal- und Betriebsrats hinsichtlich der Überwachung ge-
im Betrieb) gesteigerte Aufsichtspflicht zu. In der betrieblichen setzlicher, tarifvertraglicher und dienstlicher bzw. betrieblicher
Praxis bedeutet das, dass der Arbeitgeber die Arbeitszeiten der Arbeitszeitregelungen beziehen sich auch auf Arbeitszeiten au-
Arbeitnehmer zumindest stichprobenartig überwachen und auf ßerhalb der Dienststelle bzw. Betriebsstätte.
festgestellte Verstöße gegen Arbeitszeitschutzbestimmungen Wie eingangs ausgeführt, ist es nicht Ziel dieses Beitrags, zur
unverzüglich reagieren und die Kontrolle der Einhaltung des Ar- Frage Stellung zu nehmen, ob vernetzte Mobilarbeit Drohung
beitszeitgesetzes ggf. verstärken muss. („Entgrenzung“) oder Verheißung („Vereinbarkeit“) ist. Eine sol-
Als geeignete Aufsichts- und Kontrollmaßnahmen kommen che Bewertung mag auch nicht zuletzt von den betrieblichen
(unter Beachtung der Mitbestimmungsrechte des Personal- bzw. Rahmenbedingungen abhängen, unter denen vernetzte Mobil-
Betriebsrats) insbesondere (ggf. vorübergehende) Arbeitszeit- arbeit geleistet wird. Die nachfolgende Checkliste versucht, die
aufzeichnungen des Arbeitnehmers oder die Auswertung be- Punkte zu skizzieren, die aus arbeitszeitrechtlicher und betriebs-
trieblicher Kommunikationsverbindungsdaten (z. B. Log-In-Daten, praktischer Sicht bei der „Regulierung“ vernetzter Mobilarbeit
E-Mail-Daten) als sog. Wirksamkeitskontrolle betrieblicher Rege- berücksichtigt werden sollten:
lungen zur Einhaltung des Arbeitszeitschutzes in Betracht. – Welche Auswirkungen hat vernetzte Mobilarbeit auf die „Ba-
Bei fortgesetzter Missachtung von Arbeitszeitschutzbestim- lance“ des betrieblichen Arbeitszeitsystems zwischen kollek-
mungen ist der Arbeitgeber gehalten, alle ihm zur Verfügung stehen- tiver Vorgabe von Arbeitszeiten und eigenverantwortlicher
den arbeitsrechtlichen Mittel auszuschöpfen, um den Arbeitneh- Arbeitszeitgestaltung? Wenn die technische Entwicklung kol-
mer zur Befolgung entsprechender Weisungen anzuhalten. Als lektive Präsenzzeiten in der Dienststelle bzw. im Betrieb in
entsprechende Maßnahmen kommen beispielsweise in Betracht: Frage stellt, so steht am Ende (oder auch Anfang) der Dis-
– Eingehende Unterweisung über die Bestimmungen des Ar- kussion um Regulierung vernetzter Mobilarbeit die Frage, wie
beitszeitschutzes, viel betriebliche Regulierung der Arbeitszeit überhaupt erfor-
– Anordnung dauerhafter Aufzeichnungen der zeitlichen Nut- derlich ist. Insoweit sollten „Präsenzrituale“ (z. B. Kernzeiten
zung mobiler Arbeitsmittel, im Rahmen von Gleitzeitmodellen oder feste Meetingzeiten
– Anweisung fester Arbeitszeiten oder eines (engeren) Arbeits- mit – formeller oder informeller – Präsenzerwartung am Ar-
zeitrahmens, in dem gearbeitet werden darf) und ausdrück- beitsplatz) in Frage gestellt werden. An ihre Stelle könnten
liche Untersagung der Nutzung mobiler Arbeitsmittel außer- funktionale Vorgaben (Servicezeit, Teilnahme an Meetings
halb dieser Zeiten, per Videokonferenz) und ergebnisbezogene Verbindlichkei-
– Entziehung der mobilen Arbeitsmittel, ten (Terminvereinbarungen) treten.
– Ermahnung, – Wie kann die wechselseitige Durchdringung von Arbeitszeit
– Förmliche Abmahnung. und Freizeit zum gegenseitigen Vorteil für Arbeitgeber und
Beschäftigte von Vorteil sein? Der Erreichbarkeit des Beschäf-
tigten jenseits von „Nine to Five“ für den Arbeitgeber steht
IV. Empfehlungen für die mitbestimmungsrechtliche die Erreichbarkeit des Beschäftigten für sein privates Umfeld
Praxis – Versuch einer Checkliste gegenüber. Wo diese noch nicht akzeptiert ist („keine priva-
ten Telefonate am Arbeitsplatz“) sollte dies (im Rahmen der
Die Festlegung von Beginn und Ende der Arbeitszeit sowie die dienstlichen bzw. betrieblichen Belange) in Frage gestellt
Verteilung der Arbeitszeit auf die Wochentage unterliegt sowohl werden.
im Rahmen des Personalvertretungsrechts als auch des Betriebs- – Wie kann die geleistete Arbeitszeit unter den Voraussetzun-
verfassungsrechts der Mitbestimmung von Personal- und Be- gen vernetzter Mobilarbeit einerseits und „vernetzter Privat-
triebsräten.44 Dies gilt unabhängig vom Ort der Arbeitsleistung, zeit“ (E-Mail, SMS, Twitter etc.) am Arbeitsplatz andererseits
so dass vernetzte Mobilarbeit die Mitbestimmungsrechte von noch erfasst werden? Zeiterfassungssysteme, die auf der
Personal- und Betriebsräten berührt. Dies gilt jedenfalls für die Messung der Anwesenheit des Beschäftigten im Betrieb ba-
systematische (regelmäßige) Nutzung vernetzter Mobilarbeit.45 sieren (insbesondere elektronische Kommen-/Gehen-Erfas-
sung) erscheinen als Relikt des „Präsenzzeitalters“ überholt.
An ihre Stelle könnte die grundsätzlich vertrauensbasierte
44 § 75 Abs. 3 Nr. 1 BPersVG; § 87 Abs. 1 Nr. 2 BetrVG.
45 Soweit vernetzte Mobilarbeit lediglich im Rahmen einzelfallbezogener Überstun-
Selbsterfassung der Arbeitszeit durch den Beschäftigten tre-
den ohne kollektiven Bezug genutzt wird, wäre eine Mitbestimmung des Personal- ten.
rats nicht ohne Weiteres gegeben. Allerdings kann ein kollektiver Tatbestand auch – Wie kann (in Konsequenz des vorstehenden Aspekts der Zei-
dann gegeben sein, wenn nur wenige Beschäftigte betroffen sind, vgl. BVerwG v.
12. 9. 2005 – 6 P 1.05, ZfPR online 11/2005, S. 4 (zum LPVG NW); vgl. im Übrigen zur terfassung) beim Verzicht auf eine betriebliche Zeiterfassung
Reichweite des Mitbestimmungsrechts auch BVerwG v. 30. 6. 2005 – 6 P 9.04, ZfPR
2006, 6. Im Geltungsbereich des BetrVG dürfte insoweit regelmäßig der Mitbestim-
mungstatbestand des § 87 Abs. 1 Nr. 3 BetrVG (vorübergehende Verlängerung der 46 Für das BetrVG: § 23 Abs. 3 BetrVG.
betriebsüblichen Arbeitszeit) erfüllt sein. 47 BVerwG v. 15. 3. 1995 – 6 P 31.93, BVerwGE 98, 77 = ZfPR 1996, 5.
94 ZfPR 3/2015
Aufsätze
(Vertrauensarbeitszeit) die gesetzliche Arbeitszeitnachweis- Bestimmungen hinsichtlich Höchstarbeitszeit und Ruhezeit ste-
pflicht erfüllt werden?48 hen innovativen Arbeitszeitmodellen unter Nutzung mobiler Ar-
– Wie kann der Personal- oder Betriebsrat seinen Überwa- beitsmittel teilweise im Wege. An dieser Stelle ist der Gesetzge-
chungsaufgaben hinsichtlich der Einhaltung von Ruhezeiten ber gefordert, die arbeitszeitgesetzlichen Schutzbestimmungen
(oder anderen zeitlichen „Tabuzonen“, wie etwa dem Urlaub) mit Augenmaß so zu flexibilisieren, dass leichte Abweichungen
nachkommen? Insoweit kommen verbindliche zeitliche Gren- von den bislang sehr starren Grundnormen des werktäglichen Ar-
zen für vernetzte Mobilarbeit auch im häuslichen Bereich beitszeitschutzes möglich sind.
in Frage.49 Dabei sollten auch regelmäßige oder zumindest So wäre etwa vorstellbar, dass die in den §§ 7, 12 ArbZG enthal-
stichprobenartige Auswertungen von Arbeitszeitdaten kein tenen tarifvertraglichen Abweichungsoptionen auch für betriebli-
Tabu sein. Diese könnten im ersten Schritt anonym (zum Bei- che und gegebenenfalls individualrechtliche Vereinbarungen ge-
spiel abteilungsbezogen) erfolgen, um Problemlagen und öffnet werden. Dabei könnte beispielsweise die Aufteilung der
Wahrung datenschutzrechtlicher Belange erkennen und ein- werktäglichen Ruhezeit auf zwei Abschnitte (unter Sicherstellung
grenzen zu können.50 Im äußersten Fall kommen auch techni- eines ausreichend langen Ruhezeitabschnitts) entsprechend dem
sche Blockaden der Erreichbarkeit in Betracht. Vorbild der Regelungen für Fahrpersonal und unter der Voraus-
– Wie können Führungskräfte und Beschäftigte beim verant- setzung einer Gefährdungsbeurteilung (§ 5 ArbSchG) in Betracht
wortlichen Umgang mit vernetzter Mobilarbeit unterstützt kommen.51 In Anlehnung an die Bestimmungen zur individuel-
werden? Die Erfahrungen mit anderen Formen der Arbeits- len widerruflichen Zustimmung zur Verlängerung der Arbeitszeit
zeitflexibilisierung zeigen, dass Verhaltensänderungen der durch Arbeitsbereitschaft oder Bereitschaftsdienst ohne Zeitaus-
Betroffenen oft schwerer zu erreichen sind als die Vereinba- gleich52 wären auch individuelle Einwilligungsvorbehalte sowie
rung „richtiger“ Regeln in Dienst- und Betriebsvereinbarun- erweiterte Aufzeichnungspflichten53 denkbar.
gen. Dies gilt sowohl für Führungskräfte (etwa beim „Los- Auch die Grenze der werktäglichen Höchstarbeitszeit von ma-
lassen“ von Präsenzritualen) als auch für Beschäftigte (zum ximal zehn Stunden erscheint angesichts der Entkoppelung von
Beispiel bei der Entwicklung von Strategien der Selbstab- Arbeitszeit und (betrieblichem) Arbeitsort und nicht zuletzt vor
grenzung). Schulungen von Führungskräften und Beschäf- dem Hintergrund der Spielräume der EU-Arbeitszeitrichtlinie54
tigten zu rechtlichen Rahmenbedingungen und „betriebliche fragwürdig.
Sensoren“ für Konflikte im Kontext von „Entgrenzung“ und Einstweilen liegt es an Tarifpartnern und insbesondere auch
„Vereinbarkeit“ (zum Beispiel eine vermittelnde paritätisch Betriebsparteien, die im Rahmen der bestehenden gesetzlichen
besetzte Arbeitszeitkommission) sowie die Vereinbarung von Möglichkeiten eröffneten Chancen durch vernetzte Mobilarbeit
Evaluationsgesprächen könnten als begleitende Maßnahme zu nutzen und Risiken durch differenzierte Regulierungsansätze
eine wichtige Rolle spielen. zu begegnen. Die darin liegende Herausforderung, die richtige
Linie zwischen der Gewährleistung ausreichender Entlastungs-
möglichkeiten der Beschäftigten und Ausweitung der Spielräu-
V. Zusammenfassung und Ausblick me eigenverantwortlicher Gestaltungsmöglichkeiten bei der
Festlegung von Arbeitszeit und Arbeitsort zu ziehen, lässt sich
Die zunehmende Durchmischung von Arbeitszeit und Freizeit treffend mit dem sarkastischen Bonmot des Telearbeits-Experten
wird angesichts der technischen Entwicklungen nicht aufzuhal- Gil Gordon umreißen:
ten sein; dies gilt im Übrigen nicht nur für Beschäftigte in wis- „Die gute Nachricht ist: Dank der neuen Technologien können
sensintensiven Dienstleistungsbereichen. Diese Entwicklungen wir immer und überall arbeiten – die schlechte Nachricht ist: Wir
stellen in der Konsequenz die – zumindest seit Beginn des In- machen es auch tatsächlich.“ 55
dustriezeitalters – tradierten Abgrenzungen der Sphären „Arbei-
ten“ und „Wohnen“ grundsätzlich in Frage. Es ist deshalb sinn-
voll, im Kontext der vernetzten Mobilarbeit alle betrieblichen
Arbeitszeitregelungen auf den Prüfstand zu stellen. Ein bloßes
„Dranflanschen“ von Regeln der vernetzten Mobilarbeit etwa an
überkommene Gleitzeitmodelle birgt tendenziell die Gefahr, die
Potenziale für die Verbesserung der Vereinbarkeit von privaten
und beruflichen Belangen, die vernetzte Mobilarbeit beinhalten, 51 Gemäß Art. 8 Abs. 2 der Verordnung (EG) Nr. 561/2006 des Europäischen Parlaments
nicht voll auszuschöpfen. und des Rates vom 15. 3. 2006 zur Harmonisierung bestimmter Sozialvorschriften
im Straßenverkehr kann die tägliche Ruhezeit auf neun Stunden verkürzt werden;
Dabei sind der Gestaltungsmacht der Betriebsparteien aller- dabei ist die Zahl der Verkürzungen begrenzt (vgl. Art. 8 Abs. 4 VO EG 561/2006).
dings auch Grenzen gesetzt: denn die arbeitszeitgesetzlichen 52 § 7 Abs. 2a) u. 7 ArbZG.
53 Gemäß § 16 Abs. 2 ArbZG ist nur die Dauer der oberhalb der werktäglichen Arbeits-
zeit von acht Stunden Mo-Sa geleisteten Arbeitszeit dokumentationspflichtig.
48 Excel-Tools zur Umsetzung der gesetzlichen Aufzeichnungspflicht sind unter www. 54 Die Richtlinie 2003/88 EG enthält keine Bestimmungen der werktäglichen Höchstar-
arbeitszeitberatung.de kostenlos abrufbar. beitszeit; diese ergibt sich mit ca. zwölf Stunden nur mittelbar aus dem Gebot einer
49 So schlägt Hoff (www.arbeitszeitsysteme.de) vor, einen individuellen 13-stündigen elfstündigen täglichen Ruhezeit (Art. 5 der Richtlinie 2003/88 EG des Europäischen
Arbeitszeitrahmen für Arbeitszeiten im Betrieb und vernetzte Mobilarbeit festzu- Parlaments und des Rates vom 4. 11. 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeit-
legen, durch den die gesetzliche Ruhezeit automatisch gesichert wäre. Allerdings gestaltung) sowie dem Gebot angemessener Ruhepausen innerhalb der Arbeitszeit
würde dies bei einem regelmäßigen Arbeitsbeginn in den Morgenstunden (zum (Art. 4 a.a.O.)
Beispiel 08:00 Uhr) der Nutzung vernetzter Mobilarbeit in den Abendstunden enge 55 Gil E. Gordon, Employer Scheduling, Staffing and Work Location Issues, presented at
und wohl häufig realitätsfremde Grenzen setzen). U.S. Department of Labor Telework and the New Workplace of the 21st Century Con-
50 Zur Zulässigkeit der Transparenz von Arbeitszeitdaten vgl. insoweit BVerwG ference; October 16, 2000, New Orleans, LA (“The good news is that the technology
19. 3. 2014 – 6 P 1.13, ZfPR 2014, 67. lets us work just about anytime, anywhere – and the bad news is that we do.”)
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Aufsätze
Dienstherrn vorliegen. Zunächst ist festzuhalten, dass auch die fellos über den Kreis unbedeutender Änderungen des Arbeits-
Ermöglichung einer eigenverantwortlichen Festlegung der Ar- platzes hinaus, und löst das Mitbestimmungsrecht des Perso-
beitszeit eine (verbindliche) Festlegung im Sinne des § 75 Abs. 3 nalrats aus.7
Nr. 1 BPersVG ist, die das Mitbestimmungsrecht des Personalrats
auslöst. Im Übrigen ist der mit dem Mitbestimmungsrecht über
Arbeitszeit unter anderem bezweckte Schutz des Beschäftigten III. Grundzüge des Verfahrens zur Wahrnehmung von
nicht von der subjektiven Entscheidung des Beschäftigten ab- Mitbestimmungsrechten
hängig, so dass ein Mitbestimmungsrecht schon aus diesem
Grund bestehen muss: Würde die Zulassung freiwillig nutzbarer Liegt, wie bei der Einführung vernetzter Mobilarbeit, ein mitbe-
Optionen für die Beschäftigten zur Abweichung von bestehen- stimmungsplichtiger Tatbestand vor, kann die Maßnahme gem.
den Dienstvereinbarungen das Mitbestimmungsrecht des Perso- § 69 Abs. 1 BPersVG nur mit der Zustimmung des Personalrats ge-
nalrats ausschließen, so könnten Mitbestimmungsrechte weiten- troffen werden. Dies kann entweder abstrakt-generell durch den
teils ausgehöhlt werden. Insoweit fehlt es auch nicht am schriftlichen Abschluss einer Dienstvereinbarung zwischen Perso-
kollektiven Bezug dienstlicher Regelungen. Ein kollektiver Bezug nalrat und Dienststelle (vgl. § 73 Abs. 1 i. V. m. § 75 Abs. 3 BPersVG)
entfällt nicht etwa dadurch, dass der betroffene Beschäftigte mit oder in Bezug auf eine konkrete Einzelmaßnahme geschehen.
der Leistung der Mehrarbeit bzw. der abgeänderten Arbeitszeit- Das Mitbestimmungsverfahren bei Einzelmaßahmen beginnt
regelung einverstanden ist.4 damit, dass der Dienststellenleiter den Personalrat von der beab-
sichtigten Maßnahme unterrichtet und dessen Zustimmung be-
2. Gestaltung von Arbeitsplätzen (§ 75 Abs. 3 Nr. 16 BPersVG) antragt (§ 69 Abs. 2 Satz 1 BPersVG). Der Personalrat hat das
Wie oben ausgeführt, werden bei der Einführung mobiler Arbeits- Recht, eine Begründung, außer in den Fällen personeller Einzel-
formen praktisch zwingend Mitbestimmungsrechte im Bereich angelegenheiten sogar eine schriftliche Begründung zu verlan-
der Arbeitszeitgestaltung berührt. Unterstellt man, dass mobile gen (§ 69 Abs. 2 Satz 2 BPersVG). Aus Gründen der Rechtssicher-
Arbeit sich ausschließlich innerhalb der geregelten Arbeitszeiten heit sollte die Begründung im beiderseitigen Interesse jedoch
(Arbeitstage, Arbeitszeitrahmen) der Dienststelle bewegt, so grundsätzlich schriftlich abgefasst sein.8 Nach erfolgter Begrün-
müssten zumindest die Regelungen über Arbeitsunterbrechun- dung ist der Personalrat gem. § 69 Abs. 2 Satz 3 BPersVG gehal-
gen angepasst werden. ten, dem Dienststellenleiter seine Zustimmung innerhalb von
Blendet man arbeitszeitbezogene Mitbestimmungsfragen zehn Arbeitstagen mitzuteilen.9 Eine dem Dienststellenleiter in
idealiter gleichwohl aus, so berührt die Einführung mobiler Arbeit § 69 Abs. 2 Satz 4 BPersVG ermöglichte Verkürzung dieser Frist
aber zumindest das Mitbestimmungsrecht des Personalrats bei auf drei Tage setzt voraus, dass die Maßnahme aufgrund außer-
der Gestaltung von Arbeitsplätzen. gewöhnlicher Umstände keinen längeren Aufschub duldet.10 Ge-
Gemäß § 75 Abs. 3 Nr. 16 BPersVG hat der Personalrat, soweit nügt selbst dies nicht, kann der Dienststellenleiter gem. § 69
eine gesetzliche oder tariliche Regelung nicht besteht, gegebe- Abs. 5 Satz 1 BPersVG bis zur endgültigen Entscheidung vorläui-
nenfalls durch Abschluss von Dienstvereinbarungen mitzube- ge Maßnahmen treffen.
stimmen bei der „Gestaltung der Arbeitsplätze“. Damit sich der Personalrat ein Bild von den zur besonderen
Unter Arbeitsplatz ist der räumliche Bereich zu verstehen, in Dringlichkeit führenden Umständen machen kann, muss der
dem der Beschäftigte tätig ist, sowie seine unmittelbare Umge- Dienststellenleiter derartige Maßnahmen stets begründen. Sol-
bung. Der Begriff Arbeitsplatz ist dabei nicht funktional im Sinne che Umstände dürften im Zusammenhang mit der Einführung
von Dienstposten, sondern als der Bereich zu verstehen, in dem mobiler Arbeit allerdings nur in den seltensten Fällen anzutreffen
der Beschäftigte seine Arbeitsleistung erbringt. Es gehören dazu sein. Zu beachten ist, dass die Maßnahme gem. § 69 Abs. 2 Satz 5
der engere räumliche Bereich, in welchem der Beschäftigte tätig BPersVG als gebilligt gilt, wenn nicht der Personalrat innerhalb
ist – sei es sitzend, stehend oder in Bewegung –, aber auch die der maßgeblichen Frist die Zustimmung unter Angabe der Grün-
unmittelbare Arbeitsumgebung wie Raum und Gebäude (ggf. de schriftlich verweigert. Eine bloße Untätigkeit des Personalrats
auch Fahrzeug).5 kann die Maßnahme also nicht verhindern. Die Verweigerung der
Zum Arbeitsplatz in diesem Sinne gehören schließlich auch Zustimmung steht dabei in seinem plichtgemäßen Ermessen
die damit verbundenen Arbeitsmittel (z. B. Schreibtisch, Geräte, und ist, da die Einführung vernetzter Mobilarbeit nicht unter den
Maschinen u. ä.), und zwar auch Anlagen, die von einer Mehrzahl Katalog des § 75 Abs. 1 oder § 76 Abs. 1 BPersVG fällt, nicht auf
von Beschäftigten benutzt werden, z. B. elektronische Rechenein- die in § 77 Abs. 2 BPersVG genannten Gesichtspunkte be-
richtungen und dazu gehörende Gegenstände, auch die Ausstat- schränkt.11
tung der Mitarbeiter mit mobilen Endgeräten.6 Dies wird insbe-
sondere für Geräte gelten müssen, die sich mit den dienstlichen 7 Zum Ausschluss des Mitbestimmungsrechts bei nur geringfügigen Änderungen vgl.
Informationssystemen vernetzen lassen. Denn diese stellen sich BVerwG v. 25. 8. 1986 – 6 P 16.84, PersV 1987, 287, und BVerwG v. 16. 12. 1992 – 6 P
29.91, ZfPR 1993, 113.
gleichsam als „virtuell erweiterter Arbeitsplatz“ dar. Die Ausstat- 8 Vgl. Wolf, Personalvertretungsrecht des Bundes, 5. Aul. 2016, S. 109.
tung des Arbeitsplatzes mit derartigen Arbeitsmitteln geht zwei- 9 Wie viele Kalendertage sich daraus ergeben, richtet sich dabei nach den individuel-
len Gegebenheiten der Dienststelle. Wird beispielsweise regelmäßig an fünf Tagen
pro Woche gearbeitet, beträgt die Frist zwei Wochen, vgl. Schaub, Arbeitsrechts-
4 Vgl. BVerwG v. 30. 6. 2005 – 6 P 9.04, ZfPR 2006, 6; Rehak, in: Lorenzen/Etzel/Gerhold Handbuch, 16. Aul. 2015, § 268 Rn. 24.
u. a., BPersVG, 58. EL, Stand: 8/2016, § 75, Buchst. b). 10 Vgl. BVerwG v. 25. 11. 1995, PersV 1996, 326, 330. Die Fristen können sich verdoppeln,
5 BVerwG v. 30. 8. 1985, BVerwGE 72, 94; BVerwG v. 17. 2. 1986, BVerwGE 74, 28; wenn die jeweilige Maßnahme zur Mobilarbeit in den Zuständigkeitsbereich einer
17. 7. 1987, PersR 1987, 220. übergeordneten Dienststelle gehört und deshalb die dortige Stufenvertretung zu
6 Vgl. Rehak, in: Lorenzen/Etzel/Gerhold u. a., BPersVG, 58. EL Stand: 8/2016, § 75, beteiligen ist, vgl. §§ 82 Abs. 1, Abs. 2 Satz 2, 53 Abs. 1 BPersVG.
Buchst. q). 11 Vgl. Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 69 Rn. 12 f., 48.
Sofern keine Einigung zwischen Personalrat und Dienststelle Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine Sollvorschrift, de-
zustande kommt, kann der Dienststellenleiter von der Maßnah- ren Verletzung keine Auswirkungen auf die Fortsetzung des Ver-
me absehen oder diese gem. § 69 Abs. 3 Satz 1 BPersVG innerhalb fahrens hat.
von sechs Arbeitstagen der übergeordneten Dienststelle, bei der Gegen bindende Beschlüsse der Einigungsstelle besteht ver-
eine Stufenvertretung besteht, vorlegen. Ein solches Recht steht waltungsgerichtlicher Rechtsschutz im Beschlussverfahren. § 83
auch dem Personalrat zu. Das Stufenverfahren beginnt dann da- Abs. 1 Nr. 3 BPersVG gilt hier entsprechend. Antragsberechtigt
mit, dass die übergeordnete Dienststelle die Angelegenheit der sind die oberste Dienstbehörde und die am Einigungsstellenver-
bei ihr gebildeten Stufenvertretung – d. h. bei mehrstuigen Ver- fahren beteiligte Personalvertretung. Eine besondere Antrags-
waltungen dem Bezirks- oder Hauptpersonalrat (§ 53 Abs. 1 frist besteht nicht.15 Da die Einigungsstelle ebenso wie die ur-
BPersVG) mit dem Antrag auf Zustimmung zu der beabsichtigten sprüngliche Personalvertretung über die Einführung vernetzter
Maßnahme vorlegt.12 Es besteht allerdings keine Vorlageplicht Mobilarbeit nach plichtgemäßem Ermessen entscheidet, ist das
der übergeordneten Behörde. Bei Nichtvorlage gilt die Zustim- Gericht bei seiner Rechtmäßigkeitskontrolle auf die Überprüfung
mungsverweigerung des Personalrats fort, so dass die Maßnah- von Ermessensfehlern beschränkt.
me nicht durchgeführt werden darf. Erteilt die Stufenvertretung
ihre Zustimmung, darf die Maßnahme vorgenommen werden, da
die Entscheidungsbefugnis insoweit auf die Stufenvertretung IV. Das Initiativrecht des Personalrats zur Einführung
übergegangen ist. Verweigert auch diese hingegen die Zustim- mobiler Arbeit
mung indet das Verfahren, sofern noch eine weitere übergeord-
nete Dienststelle vorhanden ist, erneut statt. Der Personalrat hat nicht nur das Recht, im Rahmen der Mitbe-
Scheitert das Stufenverfahren oder kommt es von vornherein stimmung reaktiv tätig zu werden, indem er seine Zustimmung
nicht zur Anwendung, weil es sich bei der betreffenden Dienst- zu einer Maßnahme der Dienststelle erteilt oder verweigert. Im
stelle um eine oberste Bundesbehörde handelt, kommt die Anru- Rahmen seiner allgemeinen Beteiligungsrechte kommt ihm dar-
fung der Einigungsstelle zur Regelung der Einführung mobiler Ar- über hinaus ein Initiativrecht zu.16 Gem. § 70 Abs. 1 Satz 1 BPers-
beitsformen in Betracht (§ 69 Abs. 4 Satz 1 BPersVG). Diese wird VG kann er eine Maßnahme, die nach § 75 Abs. 3 Nr. 1 bis 6 und 11
bei der obersten Dienstbehörde gebildet (§ 71 Abs. 1 Satz 1 bis 17 seiner Mitbestimmung unterliegt, dem Leiter der Dienst-
BPersVG). Sie besteht aus je drei Beisitzern, die von der obersten stelle schriftlich vorschlagen. Dies trifft auch hinsichtlich der Ein-
Dienstbehörde und der bei ihr bestehenden zuständigen Perso- führung mobiler Arbeit zu, die den Regelungen des § 75 Abs. 3
nalvertretung bestellt werden, und einem unparteiischen Vorsit- Nr. 1 und 16 BPersVG unterfällt.17
zenden, auf dessen Person sich beide Seiten einigen (§ 71 Abs. 1 Hinsichtlich des Antrags besteht zwar keine gesetzliche Be-
Satz 2 BPersVG). Unter den Beisitzern der Personalvertretung gründungsplicht; aus eigenem Interesse und vor dem Hinter-
muss sich je ein Beamter und ein Angestellter beinden, es sei grund des Grundsatzes der vertrauensvollen Zusammenarbeit
denn die Maßnahme ist nur für eine der Gruppen vorgesehen gem. § 2 Abs. 1 BPersVG sollte jedoch eine Begründung erfol-
(§ 71 Abs. 1 Satz 3 BPersVG). Es ist möglich, die Einigungsstelle gen.18 Eine Frist oder Form zur Entscheidung des Dienststellenlei-
nach Bedarf oder auf Dauer einzurichten, im letzteren Fall jedoch ters über den Antrag ist ebenfalls nicht normiert. Aus dem Grund-
nicht über die Amtszeit des an der Einrichtung beteiligten Perso- satz der vertrauensvollen Zusammenarbeit folgt allerdings eine
nalrats hinaus. je nach Sachverhaltsgestaltung im konkreten Einzelfall angemes-
Das nicht fristgebundene Antragsrecht für die Anrufung der sene Frist. Als Richtwert kann dabei in Anlehnung an § 69 Abs. 2
Einigungsstelle steht dabei stets dem Leiter der obersten Dienst- Satz 3 BPersVG eine Frist von zehn Arbeitstagen zugrunde gelegt
behörde zu. Da bezüglich der Einführung vernetzter Mobilarbeit werden.19 Hinsichtlich der Form sollte die Entscheidung schon
ein Initiativrecht des Personalrats gem. § 70 Abs. 1 BPersVG be- aus Gründen der Rechtssicherheit schriftlich abgefasst sein.
steht (dazu siehe unten Punkt IV.), kann auch dieser einen sol- Entspricht der Dienststellenleiter dem Antrag des Personal-
chen Antrag stellen.13 Der mit Stimmenmehrheit gefasste Be- rats nicht, so bestimmt sich das weitere Verfahren gem. § 70
schluss der Einigungsstelle ersetzt dann grundsätzlich bindend Abs. 1 Satz 2 BPersVG nach § 69 Abs. 3 und 4 BPersVG. Wie bereits
die Einigung zwischen oberster Dienstbehörde und der dortigen unter Punkt 2 dargestellt, kommt es danach zunächst zum Stu-
Personalvertretung (§ 69 Abs. 4 Satz 1 i. V. m. § 71 Abs. 3 Satz 1, 3, fenverfahren und gegebenenfalls zur Entscheidung der Eini-
Abs. 4 Satz 2 BPersVG.14 Die Einigungsstelle ist gesetzlich ange- gungsstelle, welche entsprechend § 83 Abs. 1 Nr. 3 BPersVG
halten, ihre Entscheidung binnen zwei Monaten nach der Erklä- gerichtlich überprüfbar ist. Fällt die Entscheidung der Einigungs-
rung eines der Beteiligten, die Entscheidung der Einigungsstelle stelle zugunsten der Maßnahme aus, ist der Dienststellenleiter –
herbeiführen zu wollen, zu treffen(§ 69 Abs. 4 Satz 2 BPersVG). anders als in den Fällen, in denen die Initiative nicht vom Perso-
nalrat ausging – verplichtet, diese durchzuführen.20
Abzugrenzen ist das Initiativrecht nach § 70 Abs. 1 Satz 1
12 Vgl. Schaub, Arbeitsrechts-Handbuch, 16. Aul. 2015, § 268 Rn. 41. BPersVG vom allgemeinen Antragsrecht gem. § 68 Abs. 1 Nr. 1
13 Vgl. Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 69 Rn. 93. Dies
ergibt sich aus der Systematik des § 70 BPersVG, der in Absatz 2 Satz 2 nicht auch
auf § 69 Abs. 4 BPersVG verweist.
14 Die Entscheidungskompetenz der Einigungsstelle ist zum einen gesetzlich und zum 15 Vgl. Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 71 Rn. 48.
anderen durch die Rechtsprechung zum Teil erheblich eingeschränkt. Da es sich bei 16 Siehe auch Wolf, Personalvertretungsrecht des Bundes, 5. Aul. 2016, S. 137 ff.
der Einführung vernetzter Mobilarbeit um Fälle des § 75 Abs. 3 Nr. 1 und 16 BPersVG
17 Vgl. oben Ziff. 2. 3.
handelt (vgl. oben Ziff. 2), die darüber hinaus auch in obersten Bundesbehörden
nicht den Kern der Regierungsverantwortung berühren, sind diese Einschränkun- 18 Vgl. Knolle, PersR 2015, 13, 16.
gen vorliegend jedoch nicht einschlägig, vgl. hierzu ausführlich Richardi/Dörner/ 19 Knolle, PersR 2015, 13, 16.
Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 69 Rn. 98 ff., § 71 Rn. 40 ff. 20 Vgl. Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 74 Rn. 4.
BPersVG, wonach die Personalvertretung die Aufgabe hat, Maß- fektiv wahrnehmen, wenn er zunächst nur die anonymisierten
nahmen, die der Dienststelle und ihren Angehörigen dienen, zu Arbeitszeitlisten der Dienststelle erhalte. Nur soweit die Überprü-
beantragen. Danach kann zwar ohne Einhaltung besonderer Ver- fung der Listen Unstimmigkeiten zu erkennen gebe, habe der An-
fahrensvorschriften ein Antrag zur Einführung mobiler Arbeit sei- tragsteller auf einer zweiten Stufe Anspruch auf Erläuterungen,
tens des Personalrats gestellt werden, im Gegensatz zum Initia- welche auch zur Aufdeckung der Identität des betroffenen Be-
tivrecht besteht für die Personalvertretung jedoch nicht die schäftigten führen können, wenn anders eine Klärung der Ange-
Möglichkeit, die Maßnahme bei Ablehnung durch den Dienststel- legenheit nicht möglich sei. Begründet wird dies damit, dass ein
lenleiter mittels Stufen- und Einigungsstellenverfahren zu er- Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung
zwingen. Es besteht lediglich ein aus dem Grundsatz der vertrau- der Beschäftigten selbst bei nicht sensiblen Daten (Dienstreisen,
ensvollen Zusammenarbeit gem. § 2 Abs. 1 BPersVG folgender Urlaub, Gleittage) nur dann verhältnismäßig sei, wenn die Infor-
Anspruch, dass sich der Dienststellenleiter mit dem Antrag be- mationsübermittlung an den Personalrat das erforderliche Maß
fasst und vor einer Ablehnung mit der Personalvertretung gem. nicht überschreite. Ferner seien aus den Arbeitszeitlisten auch
§ 66 Abs. 1 Satz 3 BPersVG darüber verhandelt.21 Ein auf die Ein- Fehlzeiten wegen Erkrankungen ersichtlich. Diese Angaben seien
führung mobiler Arbeit gerichteter Antrag des Personalrats wird in besonderer Weise schützenswert.
daher regelmäßig als Antrag bzw. Initiative gem. § 70 Abs. 1 Satz 1 Darüber hinaus steht dem Personalrat kein Anspruch auf ei-
BPersVG zu werten sein. nen lesenden Zugriff auf Arbeitszeitkonten zu.25 Bei einem Vollzu-
griff inklusive namentlicher Individualisierung gilt dies schon auf-
grund der bereits dargestellten Grundsätze.26 Zudem kommt der
V. Der Auskunftsanspruch des Personalrats zur Dienststelle nach dem Wortlaut des § 68 Abs. 2 BPersVG lediglich
Sicherstellung der Einhaltung arbeitszeitrechtlicher die Verplichtung zur Vorlage der erforderlichen Informationen
Vorschriften zu. Eine Verplichtung, den Personalrat in die Lage zu versetzten,
sich die erforderlichen Informationen mittels eines Zugriffsrechts
Bei vernetzter Mobilarbeit besteht aufgrund der örtlichen Abwe- jederzeit selbst zu verschaffen, ginge deutlich darüber hinaus.
senheit von der Dienststelle und dem normalen Arbeitsablauf Dennoch bleibt es der Dienststelle bei Gewährleistung der Ano-
eine gesteigerte Gefahr, dass insbesondere arbeitszeitrechtliche nymisierungsgrundsätze unbenommen, dem Personalrat ein Zu-
Schutzvorschriften, wie beispielsweise Höchstarbeitszeit und Ru- griffsrecht einzuräumen und ihre Vorlageplicht in dieser Weise
hepausen, nicht eingehalten werden. Damit sich der Personalrat zu erfüllen.27 Dies kann nach der Rechtsprechung jedoch nicht
ein Bild davon machen kann, wer wann und wie lange gearbeitet mittels einer Dienstvereinbarung erfolgen, da eine gem. § 73
hat, hat ihm der Gesetzgeber einen Auskunftsanspruch gegen- Abs. 1 Satz 1 BPersVG notwendige Rechtsgrundlage fehlt.28
über der Dienststelle zur Seite gestellt. Sofern die Erfassung der geleisteten Arbeitszeit bei mobiler
Gem. § 68 Abs. 2 Satz 1 BPersVG ist die Personalvertretung zur Arbeit nicht elektronisch erfolgt, hat der Personalrat einen An-
Durchführung ihrer Aufgaben rechtzeitig und umfassend zu un- spruch auf Vorlage der anderweitig geführten Arbeitszeitnach-
terrichten. Ihr sind die hierfür erforderlichen Unterlagen vorzule- weise. Bei fehlender oder unzureichender Unterrichtung durch
gen (Satz 2). Gem. § 68 Abs. 1 Nr. 2 BPersVG hat der Personalrat den Dienststellenleiter besteht die Möglichkeit verwaltungsge-
die Aufgabe, darüber zu wachen, dass die zugunsten der Beschäf- richtlichen Rechtsschutzes (§ 83 Abs. 1 Nr. 3 BPersVG). Hier kann
tigten geltenden Gesetze, Verordnungen, Tarifverträge, Dienstver- der Personalrat die Informationsübermittlung im Rahmen eines
einbarungen und Verwaltungsanordnungen durchgeführt wer- Leistungsantrags begehren oder die Rechtswidrigkeit des Verhal-
den. Hierzu zählen auch die einschlägigen arbeitszeitrechtlichen tens der Dienststelle nach Erledigung des konkreten Streitfalls
Vorschriften, beispielsweise im Arbeitszeitgesetz, Jugendarbeits- feststellen lassen, sofern mit einiger Wahrscheinlichkeit davon
schutzgesetz, in Tarifverträgen und in der Verordnung über die auszugehen ist, dass es künftig erneut zu Streitigkeit hinsichtlich
Arbeitszeit der Beamtinnen und Beamten des Bundes.22 Ausge- des Informationsanspruchs kommen wird.29 Bei dringenden An-
hend hiervon ist zu klären, welche Informationen für die Überwa- gelegenheiten ist die Rechtsverfolgung auch im Wege des einst-
chungsaufgabe des Personalrats hinsichtlich der Einhaltung ar- weiligen Rechtsschutzverfahrens möglich.30
beitszeitrechtlicher Vorschriften bei mobiler Arbeit erforderlich
sind, d. h., welche Informationen ihm unaufgefordert rechtzeitig
und umfassend vorgelegt werden müssen23 bzw. die Übermitt- VI. Checkliste für Dienstvereinbarungen zur
lung welcher Informationen er bei versäumter Vorlage verlangen vernetzten Mobilarbeit
kann.
Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts24 Wie im ersten Teil des Beitrags ausgeführt, sollte im Vorfeld be-
hat der Personalrat keinen Anspruch darauf, dass ihm die in der trieblicher Regelungen zur Mobilarbeit geprüft werden, ob sich
elektronischen Arbeitszeiterfassung gespeicherten Daten unter
Namensnennung der Beschäftigten zur Verfügung gestellt wer-
den. Vielmehr könne er seine Überwachungsaufgabe bereits ef- 25 Vgl. VG Frankfurt a. M. v. 31. 5. 2010, ZfPR online 7/2010, S. 9 = BeckRS 2010, 49937.
26 Vgl. BVerwG v. 19. 3. 2014, ZfPR 2014, 67 = NZA-RR 2014, 387, Rn. 37.
27 BVerwG v. 19. 3. 2014, ZfPR 2014, 67 = NZA-RR 2014, S. 387, Rn. 36.
21 Vgl. Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 68 Rn. 12. 28 Vgl. VG Arnsberg v. 24. 5. 2012, PersV 2012, 431 = LS ZfPR 2013, 10 = BeckRS 2012,
22 Vgl. Weinbrenner, öAT 2014, S. 197; Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungs- 59581; VG Frankfurt a. M. v. 31. 5. 2010, ZfPR online 7/2010, S. 9 = BeckRS 2010,
recht, 4. Aul. 2012, § 68 Rn. 14 ff. 49937; kritisch Weinbrenner, öAT 2014, S. 197, 200.
23 Vgl. Richardi/Dörner/Weber, Personalvertretungsrecht, 4. Aul. 2012, § 68 Rn. 73. 29 Vgl. BVerwG v. 26. 1. 1994, ZfPR 1994, 76 = NVwZ 1995, 91.
24 Vgl. BVerwG v. 19. 3. 2014, ZfPR 2014, 67 =, NZA-RR 2014, 387, Leitsatz und Rn. 31 ff.; 30 Vgl. BVerwG v. 15. 3. 1995, ZfPR 1996, 5 = NVwZ 1997, 80; OVG Nordrhein-Westfalen
kritisch dazu Weinbrenner, öAT 2014, S. 197, 198. v. 17. 2. 2003, PersV 2003, 236.
bei verstärkter Nutzung mobiler Arbeit nicht auch Anpassungs- – Modell „Mobilarbeit als Selbstverständlichkeit“: Die Nutzung
bedarf für die bestehenden Arbeitszeitregelungen ergibt. Dies mobiler Arbeitsmittel soll – ähnlich der Nutzung lexibler Ar-
gilt insbesondere dann, wenn die betrieblichen Arbeitszeitrege- beitszeitformen – für alle Beschäftigten unabhängig von ihrer
lungen stark „präsenzorientiert“ sind, wie dies insbesondere bei persönlichen Situation oder eventueller individueller „Härten“
klassischen Gleitzeit/Kernzeit-Modellen mit elektronischer Erfas- möglich sein, soweit dienstliche Erfordernisse nicht entgegen-
sung der Anwesenheitszeiten der Fall ist. Denn ähnlich der struk- stehen, ohne, dass ein förmlicher Anspruch auf Mobilarbeit
turellen „Entkoppelung“ von wöchentlicher (Soll-)Arbeitszeit und besteht.
tatsächlich geleisteter Arbeitszeit beim Abschied von der starren Der Ansatz „Mobilarbeit als Sozialleistung“ mag aus Sicht der
Arbeitszeit und der Einführung von Zeitkonten im Rahmen lexi- Personalvertretung interessant erscheinen, weil er den Aspekt
bler Arbeitszeit, hat vernetzte Mobilarbeit die Dimension der Ent- sozialer Schutzwürdigkeit betont und bei Erfüllung der zu nor-
koppelung von Dienststelle bzw. betrieblichem Arbeitsplatz und mierenden Voraussetzungen einen grundsätzlichen Anspruch
dem individuellen Ort der Erbringung von Arbeitsleistungen. Da- verbrieft. Ein Vorteil mag auch darin gesehen werden, dass dann
mit werden zugleich alle tradierten (Arbeitszeit-)Regelungen in „Klarheit herrscht“ und Führungskräfte die getroffenen Regelun-
Frage gestellt, die implizit auf eine enge Verknüpfung von Ar- gen nur anwenden müssen, anstatt eigene Entscheidungen zu
beitszeit und Arbeitsort (wie z. B. Kernzeiten) setzen. treffen, die möglicherweise im Geruch des „Nasenfaktors“ stehen.
Abgesehen von der Schwierigkeit der „punktgenauen“ Nor-
1. Geltungsbereich mierung sozialer Schutzwürdigkeit durch entsprechende „Sozial-
Auf den ersten Blick mag viel dafür sprechen, bestimmte Be- kataloge“ im Rahmen von Dienstvereinbarungen führt dieser An-
schäftigtengruppen von Regeln der vernetzten Mobilarbeit aus- satz wiederum zu einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ der (primär)
zunehmen – insbesondere die Beschäftigten, die für die Erbrin- Nutzungsberechtigten von Mobilarbeit und dem Rest der Beleg-
gung ihrer Arbeitsleistung zwingend auf eine betriebliche schaft. Zugleich birgt er die Gefahr der Stigmatisierung der Be-
Arbeitsstätte angewiesen sind (z. B. Arbeit in einem Lagezentrum rechtigten als nicht „voll einsatzbereit.
oder einer Verkehrszentrale oder im Justizvollzug) oder bei denen Vorzugswürdig ist deshalb der Ansatz „Mobilarbeit als Selbst-
der reibungslose Betrieb der Dienststelle gleichsam Zweck des verständlichkeit“, der insbesondere auch die Rolle der beteiligten
Dienst- oder Beschäftigungsverhältnisses ist (z. B. Facility Ma- Führungskräfte stärkt, die mit diesem Ansatz zu differenzierten
nagement, Empfang, Sicherheitsdienst). Entscheidungen ermächtigt – aber auch aufgefordert – werden.
Allerdings fallen auch in diesen Diensten nicht selten „Regie- Dies kann ein Beitrag zu einem ergebnisorientierte(re)n Füh-
arbeiten“ (z. B. Dokumentationen, Informationen über Arbeitsab- rungsverhalten werden, zu dem es unter den Bedingungen lexi-
läufe) an, die sich potenziell für die Erbringung im Rahmen mobiler bler Arbeitszeiten und Arbeitsorte keine Alternative gibt.
Arbeit eignen. Auch wenn dies nur geringe Teile der Tätigkeit aus-
machen mag, sollte es nicht von vornherein eine „Zwei-Klassen- 3. Verfahren der Festlegung von Arbeitsinhalten und
Gesellschaft“ der „Mobilarbeiter“ und der „stationären Beschäftig- Arbeitsumfang im Rahmen vernetzter Mobilarbeit
ten“ geben. Die richtige Verortung einer Differenzierung zwischen Die „Einrahmung“ mobiler Arbeitsformen in Dienstvereinbarun-
„mobilfähigen“ und „stationären“ Aufgaben liegt im Rahmen der gen beschränkt sich regelmäßig nicht auf das „Ob“, das ange-
Prüfung der Eignung von Dienstaufgaben für die mobile Erledi- sichts der Verbreitung digitaler mobiler Arbeitsmittel nur selten
gung.31 Denn auch bei „klassischer“ Büroarbeit im Sinne der Vor- in Frage stehen dürfte. Entscheidende Bedeutung hat das „Wie“,
gangsbearbeitung gibt es Aufgabenteile, die nicht für eine mobile insbesondere das Verfahren zur näheren Ausgestaltung entspre-
Erledigung in Frage kommen (Teilnahme an Besprechungen, Abde- chender Arbeitsformen.
ckung von Servicezeiten) oder andere Aspekte, die gegen eine völ- Da die gewillkürte (also nicht aufgrund von Dienstreisen oder
lige „Virtualisierung“ der Arbeit sprechen (z. B. gewünschter per- Außendiensttätigkeit zwingende) Erbringung von Arbeitsleistun-
sönlicher Kontakt mit anderen Beschäftigten und Kunden). gen außerhalb der Dienststelle bzw. des betrieblichen Arbeits-
platzes von verschiedenen Faktoren beeinlusst wird, sollte die
2. „Sozialleistung“ oder Selbstverständlichkeit? Grundsätze der Zulassung mobiler Arbeit im Rahmen der Zusammenarbeit zwi-
Erbringung von Arbeitsleistung im Wege mobiler Arbeit schen Beschäftigtem und Führungskraft erörtert und festgelegt
Der wohl zentrale Punkt betrieblicher Regelungen zur mobilen werden, um differenzierte Lösungen zu ermöglichen. Dabei sind
Arbeit ist die Festlegung von Grundsätzen, nach denen Beschäf- insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:
tigte ihre Arbeitsleistung im Rahmen vernetzter Mobilarbeit er- – Welche Aufgaben kommen ihrer Natur nach für die mobile Er-
bringen. Hier stehen sich häuig zwei Modellansätze gegenüber: ledigung in Betracht? In der Praxis wird von Beschäftigten
– Modell „Mobilarbeit als Sozialleistung“: Mobile Arbeit soll vor häuig der Wunsch geäußert, konzentrationsintensive Arbei-
allem den Beschäftigten zu Gute kommen, die aufgrund ihrer ten (Berichte, Entwürfe, Präsentationen etc.) zu Hause erledi-
persönlichen Situation besonders schutzwürdig erscheinen gen zu können – was nicht zuletzt Fragen der Gestaltung des
(z. B. aufgrund einer Betreuungssituation im häuslichen Be- Arbeitsplatzes in der Dienststelle aufwirft: Auch dort muss
reich) und die deshalb von den sich aus der betrieblichen Ar- schließlich konzentriert und möglichst störungsfrei gearbeitet
beitszeitregelung ergebenden Präsenzplichten „befreit“ wer- werden können! Derartige Arbeiten eignen sich auch deshalb
den sollen. Bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen gut als „Einstieg“ für mobile Arbeit, weil sich mit ihnen ein
sollen diese Beschäftigten auch einen grundsätzlichen An- konkretes Ergebnis (fertiger Entwurf etc.) verbinden lässt, das
spruch auf Mobilarbeit haben. die Arbeitsleistung nachvollziehbar macht.
– In welchem Umfang ist die Erbringung der Arbeitsleistung am
31 Vgl. hierzu auch Ziff. 6. 3. Arbeitsplatz in der Dienststelle – ganz unabhängig von der