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Proteine, 

Eiweiße, ausschließlich oder überwiegend aus Aminosäuren aufgebaute


makromolekulare Verbindungen, die entscheidender Bestandteil der lebenden
Materie sind. So sind z.B. in einer Escherichia-coli-Zelle 3000 verschiedene P.
enthalten und im menschlichen Organismus finden sich mehr als 100000
unterschiedliche P. Sie bestimmten Struktur und Funktion jeder Zelle.

Aufbau und Struktur. Am Aufbau der P. sind 20 unterschiedliche Aminosäuren


(proteinogene Aminosäuren) beteiligt. Sie sind durch Peptidbindungenmiteinander
verknüpft, wobei die Reihenfolge der Bausteine (Aminosäuresequenz
= Primärstruktur) genetisch festgelegt ist. Sie kann durch Sequenzanalyse (Edman-
Abbau) ermittelt werden. P. enthalten i.d.R. mehr als 100 Aminosäuren in einer
Polypeptidkette. ( vgl. Abb. )

Unter Sekundärstruktur versteht man die Art und Weise der Kettenfaltung, wie sie
durch Ausbildung von Wasserstoffbrücken (H-Brücken) zwischen dem Sauerstoff der
Carbonylgruppe und dem Wasserstoff der Amidgruppe einander gegenüber liegender
Peptidbindungen zustande kommen. Bilden sich die H-Brücken innerhalb einer
Peptidkette aus, kommt es zu einer schraubigen Auffaltung, der Helix (wobei die α-
Helix mit 3,6 Aminosäureresten je Windung die häufgste Form ist). Liegen
intermolekulare Brücken vor, so entsteht die Faltblattstruktur (β-Struktur; Abb. bei
Faltblattstruktur).

Die Tertiärstruktur ist die räumliche Anordnung der als α-, β- oder Zufallsknäuel-


Struktur vorliegenden Abschnitte einer Polypeptidkette ( vgl. Abb. ). Die
Tertiärstruktur liefert nicht nur Angaben über die Molekülstruktur, sondern auch
detaillierte Informationen über die räumliche Anordnung reaktiver Aminosäurereste,
z.B. im aktiven Zentrum von Enzymen oder im Antigenbindungsort von Antikörpern
(Immunglobulinen). Durch Aufklärung der Tertiärstruktur (mit Hilfe der
Röntgenstrukturanalyse) konnten seinerzeit erstmals Enzym-Substrat- und Enzym-
Inhibitor-Komplexe sowie die dabei stattfindenden Gestaltveränderungen des
Enzymmoleküls sichtbar gemacht und verstanden werden. Am Zustandekommen und
an der Stabilisierung der dreidimensionalen Proteinstruktur sind außer den von der
Sekundärstruktur her bekannten H-Brücken und den Disulfidbrücken
(Disulfidbindung), denen vor allem eine stabilisierende Wirkung zugeschrieben wird,
auch folgende schwache Wechselwirkungen beteiligt: Van-der-Waals-Kräfte,
Anziehungskräfte zwischen den nicht kovalent verbundenen ungeladenen (–CH3, –
CH2OH) oder hydrophoben (z.B. Phenyl-, Leucyl-) Resten sowie elektrostatische
Wechselwirkungen zwischen polaren Seitengruppen (z.B. –COO-), die eine
Solvatation des Moleküls ermöglichen und Wechselwirkungen zwischen P. und
Lösungsmittel. Letztere sind für die natürliche Konformation der P. von Bedeutung.
Sie bestehen vorwiegend in der Ausbildung hydrophober Bindungen, insbesondere im
unpolaren Molekülinneren, aber auch zum umgebenden Lösungsmittel.

Sekundärstruktur und Tertiärstruktur werden gemeinsam auch


alsKettenkonformation bezeichnet. Diese kann sich innerhalb bestimmter Grenzen
verändern, sodass die durch Röntgenstrukturanalyse ermittelte Konformation einen
von mehreren möglichen Zuständen darstellt, der durch Kristallisation sozusagen
„eingefroren“ ist.

Durch Ausbildung intermolekularer Wechselwirkungen (nicht kovalenter Natur)


zwischen zwei oder mehreren identischen oder verschiedenen Polypeptidketten
können diese zu stabilen oligomeren P. aggregieren oder assoziieren. Diese
geordneten Assoziate werden als Quartärstruktur und ihre Polypeptidketten als
dieUntereinheiten eines P. bezeichnet. In seltenen Fällen sind auch Disulfidbindungen
an der Aufrechterhaltung der Quartärstruktur beteiligt. P. mit Quartärstruktur sind
weit verbreitet, wobei der größte Teil aus nicht kovalent verbundenen Untereinheiten
aufgebaut ist, und P. aus zwei oder vier Untereinheiten deutlich überwiegen.
Offensichtlich sind die P. mit Quartärstruktur hinsichtlich der Flexibilität ihrer Gestalt
und Aktivität physiologischen Erfordernissen am besten angepasst. Ihre monomeren
Formen sind meist inaktiv. Der Nachweis der Quartärstruktur erfolgt entweder nach
vorhergehender Dissoziation in die Untereinheiten durch Ultrazentrifugation,
Elektrophorese, Ionenaustauschchromatographie u.a., oder am intakten
Molekülaggregat durch Elektronenmikroskopie oder durch Röntgen bzw.
Neutronenstrukturanalyse.

Eigenschaften der P. Alle P. haben eine hohe relative Molekülmasse Mr, die von
10 kDa (Dalton) bei kleinen Einketten-P. bis zu mehreren Mio. kDa bei P. mit
mehreren Untereinheiten betragen kann. Entsprechend ihrer Molekülgröße und -
gestalt gehören die P. zu den Kolloiden. Sie dialysieren nicht (Dialyse), bilden keine
echten Lösungen, zeigen den Tyndall-Effekt und haben eine relativ hoheViskosität.
Infolge der großen Anzahl ionisierter Gruppen im Molekül haben P. hohe
Dipolmomente. Besonders charakteristisch ist die Ampholytnatur der P., die auf der
gleichzeitigen Anwesenheit freier saurer und basischer Gruppen im Proteinmolekül
beruht. Die Ampholytnatur ist von entscheidender Bedeutung für ihre Pufferwirkung
in biologischen Systemen. Aufgrund der Hydratation sind die globulären P. in der
Lage, hydrophobe Substanzen einzuschließen und vor Ausflockung zu schützen.
Diese Schutzkolloidfunktion ist für die Stabilisierung von Körperflüssigkeiten wichtig.

Werden P. auf über 60 °C erhitzt, so kommt es zu tiefgreifenden strukturellen


Veränderungen, die gleichzeitig zum Verlust oder zur Beeinträchtigung der
biologischen Aktivität der betreffenden P. führen. Diese Denaturierung beruht auf der
Zerstörung der Tertiär- und Quartärstruktur, die auch durch UV- und
Röntgenbestrahlung, Behandlung mit starken Säuren oder Basen u.a. hervorgerufen
werden kann. Ist die Denaturierung reversibel, kann der native Zustand des P.
wiederhergestellt werden (Renaturierung). Bei irreversibler Denaturierung, wie z.B.
der Hitzedenaturierung des Ovalbumins beim Kochen des Hühnereies, kommt es zur
Ausbildung ungeordneter Gerüstkonformationen, die auch als statistische Knäuel
(random coil) bezeichnet werden.

Vorkommen der P. Als Enzyme und Peptidhormone sind P. für den geregelten Ablauf


der chemischen Reaktionen des Stoffwechsel verantwortlich, ebenso für die
Regulation der Aktivität sowie der Enzyme. Als Struktur-P. (Gerüst-P., Sklero-P.),
wie z.B. Kollagen, Elastin, Keratine, sind P. wesentlicher Bestandteil von
Stützgewebe, Bindegewebe und Biomembranen. Als kontraktile P.
wie Actin undMyosin ermöglichen sie die Kontraktion der Muskeln.
Als Immunglobuline oderInterferone bilden sie spezifische körpereigene
Abwehrproteine. Als Trägerproteine, wie z.B. Hämoglobin, Serumalbumin
oder Transferrin sind P. am Transport von Sauerstoff, Fettsäuren, Hormonen,
Medikamenten, Stoffwechselprodukten und Metallionen sowie an
Elektronenübertragungsprozessen z.B. der Atmungskette und
der Fotosynthese beteiligt. Als Speicherproteine, wie z.B. Eialbumine, Casein der
Milch, Gliadin (Weizensamen) oder Zein (Maissamen) sichern sie die
Aminosäurereserve des Organismus. Als Rezeptorproteine vermitteln sie die
spezifische Wirkung von Wirkstoffmolekülen am Wirkort. Als Zellerkennungsproteine
werden sie auf Zelloberflächen präsentiert und ermöglichen so die Erkennung eines
Zelltyps durch einen anderen und spielen deshalb eine Rolle bei der Morphogenese
und der Erkennung fremden Gewebes (z.B. bei der Transplantatabstoßung). Darüber
hinaus sind P. bei derBlutgerinnung, der Spezifizierung der Blutgruppen, der
Steuerung der Genaktivitäten und bei der Regulation vieler anderer biochemischer
Prozesse von entscheidender Bedeutung. (Translation)
Proteine: Ein Polypeptid oder Protein besitzt ein sich wiederholendes Rückgrat aus
Aminosäuren, die durch Peptidbindung miteinander verbunden sind. Dieses Rückgrat
bildet die Primärstruktur eines Proteins

Proteine: Strukturebenen von Proteinen (von links nach rechts).


DiePrimärstruktur entspricht der Sequenz der durch Peptidbindungen miteinander
verbundenen Aminosäuren. Die entstehenden Polypeptide können, wie in
vorliegendem Beispiel, zu einer α-Helix gewunden sind, die eine der
möglichenSekundärstrukturen darstellt. Die Helix ist Teil der Tertiärstruktur des
gefalteten Polypeptids. Dieses wiederum stellt eine der Untereinheiten dar, welche
dieQuartärstruktur des multimeren Proteins, im vorliegenden Beispiel des
Hämoglobins, bilden

Werden P. auf über 60 °C erhitzt, so kommt es zu tiefgreifenden strukturellen


Veränderungen, die gleichzeitig zum Verlust oder zur Beeinträchtigung der
biologischen Aktivität der betreffenden P. führen. Diese Denaturierung beruht auf der
Zerstörung der Tertiär- und Quartärstruktur, die auch durch UV- und
Röntgenbestrahlung, Behandlung mit starken Säuren oder Basen u.a. hervorgerufen
werden kann. Ist die Denaturierung reversibel, kann der native Zustand des P.
wiederhergestellt werden (Renaturierung). Bei irreversibler Denaturierung, wie z.B.
der Hitzedenaturierung des Ovalbumins beim Kochen des Hühnereies, kommt es zur
Ausbildung ungeordneter Gerüstkonformationen, die auch als statistische Knäuel
(random coil) bezeichnet werden.

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