BEAT.

DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ-ING

05-2022

#196 | 05-2022
DEEP & BASS HOUSE 6 TRACK-TEMPLATES FÜR IHRE DAW

18 GB MIT 10 GB SOUNDS

SOFTWARE
DOWNLOAD DEEP & BASS
HOUSE
VOLLVERSION:
PLAYBEAT LITE*
MEHR FUN, MEHR GROOVE
& SCHNELLER FERTIGE BEATS
LIVEN XFM
8
INKLM. 8KITS
DRU
GROOVEBOX
FÜR UNTERWEGS
VON DER IDEE ZUM ARRANGEMENT
6 TRACK-TEMPLATES FÜR IHRE DAW
TESTS SEQUENTIAL TAKE5 SONICWARE LIVEN XFM ARTURIA EFX FRAGMENTS

S YNTH MASTER
PLAYER*
2.000 PRESETS FÜR AMBIENT & EDM DECONSTRUCTED
*Online-Registrierung erforderlich

Z AMPLER & MPC

TRAVELLER* THE MOTTO VON
95 ETHNISCHE & HYPNOTISCHE SOUNDS
FÜR TRAP & CHILLOUT AVA MAX & TIËSTO
Vollgas:
3,6 GB Loops & Drums für
Disco, Funk & Urban

SEQUENTIAL TAKE5
STUDIO ONE ANALOG UND CINEASTISCH
MASTERING TEST: MACBOOK M1 PRO
CRASHKURS
D  6,99 € AT  7,90 € CH  12,90 CHF LUX  8,20 €

WIE GUT KLINGT DAS INTERNE MIKRO?

TESTS ARTURIA EFX FRAGMENTS | AUSTRIAN AUDIO OC818 | RUPERT NEVE DESIGNS 5254 | OVERLOUD GEM

JETZT STARTEN
Drei Top-Vollversionen!
Mehr Fun, mehr Groove & schneller fertige Beats!
Playbeat Lite + 88 XXL Drum Kits
Playbeat Lite ist die kleine Version der smartesten Groove-Maschine der
Welt: Ein Plug-in mit riesigem Spaßpotenzial, mit dem Sie im Nu mitrei-
ßende und originelle Beats für jegliche Spielart der elektronischen Musik
zaubern können. Doch damit nicht genug, Playbeat erlaubt es zudem, in
Echtzeit unendlich viele spannende Groove-Variationen zu erzeugen. Mit
dabei: 88 Kits mit frischen und druckvollen Drum-Sounds.
Download: siehe Seite 9 | Infos: www.audiomodern.com win | mac
Alle Seriennummern sicher im Zugriff:
Das Beat Serial-Center
Damit künftig keine Ihrer Seriennummern (z. B. bei einer
­Neuinstalla­tion, Outlook-Absturz oder Platten-Crash) verloren geht, kön-
nen Sie diese nun bequem online verwalten. Die Vorteile liegen auf der
Hand: Die Redaktion kann Ihnen gezielt Software-Updates zusenden, Sie
haben alle Serials jederzeit und von überall im Zugriff und alles wird an
zentraler Stelle verwaltet und ­gespeichert. Das Serial-Center wird so zu
Ihrem persönlichen P ­ asswort-Archiv im Web.
www.serialcenter.de
BEATSOFTWARE
Über 18 GB Daten für Musiker!
2000 Sounds à la Avicii, Zedd & van Dyk
SynthMaster 2 Player
Zedd, Martin Garrix, Avicii, Tiësto, Armin Van Buren, Axwell, Knife P­ arty,
­Laidback Luke, Paul van Dyk, Robin Schulz … die Liste der User von
­SynthMaster liest sich wie das Who‘s Who der Club-Szene. Unser Soft-
ware-Highlight SynthMaster 2 Player bietet gleich 2000 der packenden
Sounds des kultigen Plug-ins, spielfertig aufbereitet, um Ihre Tracks zu
­veredeln und die Clubs zu rocken!
Download: siehe Seite 9 | Infos: www.kv331audio.com win | mac
Artwork Background: freepik.com
95 ethnische & hypnotische Sounds für Trap & Chillout
Traveller für Zampler & MPCs
Asiatische Zupfinstrumente, kombiniert mit rumpelnden Bässen und
düsteren atmosphärischen Klängen … diese sind einerseits ein aktuelles
Erfolgsrezept, aus dem nicht nur Subgenres wie Japanese Trap oder Sa-
murai Beats entstanden sind. Andererseits kann diese Kombination auch
in Chillout, Trip-Hop, Trance und Hypnotic Techno für Atmosphäre sorgen.
Wer Tiefgang für die nächsten Tracks sucht, wird hier fündig. Viel Spaß auf
der wahrhaftigen Reise durch den Sound!
Download: siehe Seite 9 | Mehr Packs: zamplersounds.com win | mac
Beat 05 | 2022  •  3
BEATSOFTWARE
Über 18 GB Daten für Musiker!

Beat-Heft-Software #196
18 GB wertvolle Plug-ins und Samples zum Download
M
it unserem Software-Highlight Playbeat Lite können Sie im Nu
­mitreißende und originelle Beats für jegliche Spielart der elektronischen
Musik zaubern. Die Zufallsfunktionen der Groove-Maschine liefern in
Echtzeit unendlich viele Beat-Variationen. Mit dabei: 88 druckvolle Drum-Kits.
Ebenso inspirierend ist der KV331 Audio SynthMaster 2 Player mit 2000 packen-

3,6 GB:
den Sounds im Stil von Zedd, Avicii, Armin Van Buren und Paul van Dyk.
In unserem neuen Soundset Traveller für Zampler & MPCs erwarten Sie 95
ethnische & hypnotische Sounds für Trap & Chillout. Dabei treffen asiatische
Loops & Drums Zupfinstrumente auf rumpelnde Bässe sowie düstere atmosphärische Klänge.
für Disco,
Funk & Urban Richtig facettenreich wird es schließlich in unserer Sample-Rubrik: Hier finden
Sie nicht nur charismatische Loops akustischer und elektrischer Instrumente
wie Gitarre, Bass und Schlagzeug, sondern auch moderne Synth- und Drum-
Sounds sowie packende Vocal-Shouts und -Phrasen.
Alle Sounds sind zur Verwendung in eigenen Produktionen freigegeben.
Bitte beachten Sie die ­beiliegenden Lizenzbestimmungen.
Inhalte zusammengestellt von der Beat-Redaktion

MS & VOCALS HALLEFFEKT

SOUNDS, DRU
3,8 GB LOOPS, UNIVERSELLER

Waves CR8 Sample Pack von ZamplerSounds Cymatics Space Lite

Mit 3,8 GB an Loops, Drums sowie Sounds wie 808-Bässen, ethnischen Instru-
menten sowie Synth-Bässen und -Stabs ist bei diesem Pack Inspiration garan-
tiert! Es lässt sich in Waves‘ neuem Sampler CR8 nutzen, aber auch anderen
gängigen Samplern wie MPC, Maschine, Kontakt, Falcon und Ableton Simpler.
Download: siehe Seite 9 | Infos: www.zamplersounds.com  win | mac
Das Plug-in Space Lite integriert drei leistungsfähige Reverb-Modi und ist
eine echte Geheimwaffe für Synthesizerklänge und Instrumente, Vocals und
Drums. Mit den Effekten Pitch, Chorus, Flanger und Phaser, die auf das Hall-
signal wirken, ist es auch für ungewöhnliche Klangwünsche gewappnet.
Download: siehe Seite 9 | Infos: www.cymatics.fm win | mac


Exklusiv zum Download: 2,6 GB:

Das Beat-Studio Traveller für
Zampler &
Akai MPCs

Vember Audio SurgeXT Acon Dynamics BE Thorn Solo Zampler//RX Areena Reverb
Flexibler Hybrid-Synth, ideal Alleskönner mit Kompressor, Brachialer Monosynth mit REX- und SFZ-Player mit Mod- Universeller Halleffekt mit
für animierte Klangtexturen Expander und Gate allen Finessen Matrix & Parameter-Sequenzer natürlichem Klang

4 • Beat 05 | 2022
 BEATSOFTWARE
Über 18 GB Daten für Musiker!

LE-SYNTH
G DES E-MU SP-1200 GE FÜR DEN WAVETAB
NACHBILDUN FRISCHE KLÄN

Low Hiss Systems eSPi Sound Factory Serum Collection

Mit eSpi hat sich Low Hiss Systems an einen Nachbau des E-MU SP-1200
von 1987 gewagt, eine Drum-Maschine mit Sampling-Option, die Musik-
geschichte geschrieben hat. Dabei wird auch der durchsetzungsfähige
12-Bit-Klangcharakter des Kultgeräts nachgebildet. Zur Klangbearbeitung
stehen gut klingende Effekte bereit.
Download: siehe Seite 9 | Infos: www.low-hiss.com win | mac | linux
Keine Frage, Xfer Records Serum ist einer der beliebtesten Software-Syn-
ths schlechthin. Diese Preset-Kollektion von Sound Factory versorgt Sie
mit einer großen Auswahl ebenso zeitgemäßer wie mitreißender Sounds
für den Wavetable-Giganten – perfekt für EDM, House, Trap und viele
andere Genres.
Download: siehe Seite 9 | www.soundfactorystore.com win | mac

S
FFEKT FÜR MEHR BIS FÜRS REASON
RACK
DISTORTION-E E-MU-SOUNDS

Fanan Team Ymer Reason RE-12 Combinator

So einfach das Effekt-Plug-in zunächst wirken mag, so effektiv ist Ymer
als Klangfärber: Schmale Frequenzbänder des Eingangssignals lassen
sich ­massiv verstärken und der Analog-Modus sorgt für eine musikalische
Färbung. Ein super Tool, um Drums, Synth-Sounds Instrumenten oder auch
Vocals zu mehr Biss oder Wärme zu verhelfen!
Download: siehe Seite 9 | Infos: www.fananteampro.com win
Dieses Modul für das Reason Rack bildet den legendären LoFi-Sound
von E-Mus Kult-Samplern SP-12 und SP-1200 originalgetreu nach.
Damit stellt es eine echte Empfehlung für Reason-User dar, die
­Instrumenten, ­Synth-Klängen oder Drums einen markanten und sehr
­durchsetzungsfähigen Retro-Sound spendieren möchten.
Download: siehe Seite 9 win | mac

uasar
uasar

Binaural
3D Audio
für Eurorack.

Beat 05 | 2022  •  5
INBEAT
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
DEEP & BASS HOUSE
Deep & Bass House sowie die verwandten Stile wie Future, Vocal und Ibiza House haben in den letzten
Jahren nicht nur die Dancefloors, sondern auch Radio, Youtube, Spotify & Co. im Sturm erobert. Doch was
macht einen ­erfolgreichen House-Track aus und was ist bei der Produktion zu beachten? All das erfahren
Sie in unserem großen Spezial. Darüber hinaus lüften wir das Hit-Geheimnis von Tiësto & Ava Max sowie
von Acraze feat. Cherish. Damit Sie direkt durchstarten können, haben wir zudem sechs Track-Templates
für verschiedene House-Stile für Sie erstellt. Ab Seite 18

Standards 040 Digitale Kultur: Musik und Politik

003 Beat-Heft-Software #196
Vollgas! Audiomodern Playbeat Lite, KV331
Audio SynthMaster 2 Player, Traveller für
Zampler & MPCs, ZamplerZounds Waves
CR8 Sample Pack, Cymatics Space Lite, Low
Hiss Systems eSPi, Sound Factory Serum
Collection, Reason RE-12 Combinator, Fanan
Team Ymer & Yumbu 3 Drum Sampler,
Polyphone 2.3 SoundFont Editor sowie
3,6 GB Samples für Disco, Funk & Urban.
006 Inhalt
008 Navigator: Best of Beat #196
014 Check: plugins-samples.com
038 Das Studio Starter eBook auf DVD
096 Filesharing – Musiktipps aus dem Netz
Nach zwei Jahrzehnten, in denen eher
Privates und Intimes verhandelt wurde,
kehren die großen politischen Themen
wieder in die Songs zurück. Oder, wie bei Top-Mitmach-Workshops
Charlotte Adigéry & Bolis Pupul, auf den
Dancefloor. Gratis: Audiomodern Playbeat Lite
Mehr Fun, mehr Groove und
052 Studio Insights: Wrangler schneller fertige Beats!
Die Electro-Supergroup hat für ihr Seite 42
brillantes neues Album „A Situation“
wieder zusammengefunden. Hamish
Mackintosh erkundete die unzähligen
Synthiefreuden, die im Headquarter von Zampler & MPC Expansion: Traveller
Keyboarder Benge zu finden sind. Asian Trap Constructor
Seite 74
090 DJ-Interview: Johannes Albert
Auf seinem formidablem Album “Moon
I” gelang Johannes Albert der Spagat
zwischen futuristischer Electronica und Power Producer: Bitwig
sehnsüchtigem Deep House. Als DJ wagt Punchy Pluck-Lead à la Guetta
er sogar noch extravagantere Kombina- Seite 46
tionen – jeder Takt ein unvergesslicher
Augenblick, jedes Set eine Reise.

097 ExtraBeat – Händlerverzeichnis

Kompetenz vor Ort
Foto: Sofie Narregaard

098 Impressum & Vorschau Porträt: Trentemøller

Beat 06 | 2022 erscheint am 04.05.2022
Musik & Technik
010 Magazin – Fakten, Interviews, Produkte
036 Entdeckt: Cluster Lizard
Noise, Krautrock, IDM und Stille –
aus diesen Zutaten destillieren Cluster
Lizard einen sinnlich-spacigen Sound
mit Anklängen an die 70er und Visionen
einer faszinierenden Zukunft.
Auf seinem neuen Longplayer „Memoria“ lotet
Anders Trentemøller die Welten von Shoega-
ze und Dream-Pop aus und lädt seine Hörer
zu einer ätherischen Traumreise ein, auf der
elek­tronische und akustische Instrumente eine
kaum mehr zu differenzierende Einheit ergeben.
Wir sprachen mit dem dänischen Producer u.
a. über das Produzieren unter Zeitnot als frisch
gebackener Vater, seine maßlose Liebe zu Gitar-
ren-Pedalen und die Live-Umsetzung der Kom-
positionen mit seiner neuen Band. ­Seite 32

6 • Beat 05 | 2022
 INBEAT
Inhaltsverzeichnis

Freunde werden? Die Heft-Daten als Download Die neusten News auf
www.facebook.de/beat.magazin Den Link finden Sie auf Seite 9 www.beat.de

Test: Sequential Take 5

Ist der 5-stimmige Analoge eine
bezahlbare Alternative zum
­Prophet-5? Seite 82

WorkBeat
042 Fokus: Audiomodern Playbeat Lite

044 Power Producer: Logic

045 Power Producer: Akai MPC

Test: Sonicware Liven XFM
046 Power Producer: Bitwig Auch wenn sie ein wenig im Schatten der analogen Synthesizer stehen, sind in den
­letzten Jahren doch auch einige kompakte Synthesizer mit FM-Klangerzeugung auf den
047 Power Producer: Ableton Live Markt ­gekommen. Wir haben uns die neue Liven XFM Groovebox genauer angeschaut
und mit den anderen FM-Alternativen verglichen. Seite 85
048 Power Producer: Cubase

049 Power Producer: Studio One

050 Mix-Tricks: So kommt Power ins Drumkit

074 Zampler Constructor: Asian Trap

SoftBeat
062 Aktuelle Freeware
064 Neue Synth-Plug-ins
067 Test: UVI Vintage Vault 4
068 Test: Overloud GEM Studio
070 Neue Effekt-Plug-ins
071 Test: Arturia Efx Fragments
HardBeat On Stage
076 Desktop-Audio 39 Producer Podcasts: Attic People
078  as MacBook M1 Mikrofon
D 90 DJ Interview: Johannes Albert
im Vergleichstest
92 Power Producer: Twitch-Streams
082 Test: Sonicware Liven XFM
94  est: Vier aktuelle Plattenspieler
T
085 Test: Sequential Take 5 im Vergleich

072 Neue Sounds & Samples 088 Modular-Kurztests 95 Power Producer: Push-DJing

Beat 05 | 2022  •  7
INBEAT
Navigator

Navigator: Best of Beat # 196

Der rote Faden: Heft 05/2022
Seit vielen Jahren begeistert Beat seine Leser nicht nur durch praxisnahe, musikalische Themen, sondern vor allem durch die
enge Verzahnung redaktioneller Inhalte. Von Beginn an geht es bei Beat um das Machen, um das strukturierte Aufbauen von
Ideen und den roten Faden – im Heft wie in den Tracks. Dieser Navigator zeigt ihnen die Highlights dieser Ausgabe und erlaubt
den Blick aufs große Ganze.

Studio Insights: Wrangler

Die Electro-Supergroup Wrangler hat für ihr brillantes neues Album „A Situation“ wieder
­zusammengefunden. Hamish Mackintosh erkundete die unzähligen Synthiefreuden, die im
Headquarter von Keyboarder Benge in Cornwall zu finden sind.  Seite 52

Test: Sonicware Liven XFM

Auch wenn sie ein wenig im Schatten der analogen Synthesizer stehen, sind in den l­ etzten
Jahren doch auch einige kompakte Synthesizer mit FM-Klangerzeugung auf den Markt
­gekommen. Wir haben uns die neue Liven XFM Groovebox genauer angeschaut und mit den
anderen FM-Alternativen verglichen.   Seite 82

Gratis: Audiomodern Playbeat Lite

Hinter Playbeat Lite verbirgt sich eine kleine Version der smartesten Groove-Maschine der
Welt: Ein Plug-in mit riesigem Spaßpotenzial, mit dem Sie im Nu mitreißende und originelle
Beats für jegliche Spielart der elektronischen Musik zaubern können. Doch damit nicht genug,
Playbeat erlaubt es zudem, in Echtzeit unendlich viele spannende Groove-Variationen zu
erzeugen. Damit Sie mit dem Beat-Zauberer direkt losglegen können, haben wir 88 Kits mit
frischen und druckvollen Drum-Sounds zusammengestellt.  Seite 42

Interview: Johannes Albert

Auf seinem formidablem Album “Moon I” gelang Johannes Albert der Spagat zwischen
­futuristischer Electronica und sehnsüchtigem Deep House. Als DJ wagt er sogar noch
­extravagantere Kombinationen – jeder Takt ein unvergesslicher Augenblick, jedes Set eine Reise.
Tobias Fischer sprach mit Johannes darüber, wie er sich auf seine Gigs vorbereitet, die Vorzüge
des Chaos und warum er sogar Fans der Spice Girls zum Tanzen brachte.   Seite 90

Digitale Kultur: Musik und Politik

Wird Musik wieder politischer? Nach zwei Jahrzehnten, in denen eher Privates und Intimes
­verhandelt wurde, kehren die großen Themen wieder in die Songs zurück. Oder, wie bei C ­ harlotte
Adigéry & Bolis Pupul, auf den Dancefloor. Ihr Album “Topical Dancer” ist prall gefüllt mit
­unwiderstehlichen Club-Hymnen. Aber es lässt die Hörerin zugleich nachdenken. 60 Jahre nach
“Blowin in the Wind” - was kann Musik zur gesellschaftlichen Debatte beitragen?   Seite 40

8 • Beat 05 | 2022
HEFT-SOFTWARE
ALS DOWNLOAD

bit.ly/BeatDL196rb
IM BROWSER AUFRUFEN UND DOWNLOADEN. OHNE ANMELDUNG!
Magazin
Fakten | Meinung | News | Produkte

von Philipp Sterczewski

Einfach super – Jetzt Tickets
ordern für SUPERBOOTH22
Unter dem Motto „BE SOOPER - elec-
tric get to gathering“ läutet die SUPER-
BOOTH den Vorverkauf der Tickets als
internationale Fachmesse für elektroni-
sche Musikinstrumente ein. Die Mes-
se findet zwischen dem 12. bis 14. Mai
2022 im FEZ-Gebäude in Berlin statt.
An diesen Tagen gibt es auch auf dem Gelände rund um das FEZ Ausstel-
lungszelte, Bungalows, Konzert- und Präsentationsbühnen. Im Hauptgebäu-
de und drumherum präsentieren sich bislang 150 Ausstellende mit elektro-
nischen Musikinstrumenten. Die Jubiläumsveranstaltung SUPERBOOTH22
wird erstmals um die SOOPERgrail erweitert, eine Fachmesse für Gitarren-
freunde. Techno und elektronische Musik sind die Basis der SUPERBOOTH,
doch durch die Symbiose mit dem Handwerk anderer Bereiche öffnen sich
viele neue Türen.
Für ein Tagesticket können für jeden Tag einzeln für jeweils 35 Euro (ermä-
ßigt 25 Euro) erworben werden. Ein Drei-Tagesticket kostet 90
Euro (ermäßigt 70 Euro). Für die SOOPERgrail werden für ein
Tagesticket 18 Euro (ermäßigt 15 Euro) fällig. Das Zwei-Tage-
sticket kostet 30 Euro (ermäßigt 25 Euro). Die Tickets können
im Vorverkauf oder online bestellt werden.
besooper.com Mehr zum Thema
Studio-Knaller: 33 Plug-ins gratis von Audio Damage
Audio Damage stellt sämtliche Plug-ins des Legacy Katalogs kostenlos zur Ver-
fügung. Aufgrund der begrenzten Ressourcen hat sich der Entwickler dazu
entschieden, die aus 33 Plug-ins bestehende Sammlung allen ohne Regist-
rierungspflicht zugänglich zu machen. Des Weiteren will sich der Herstel-
ler „gecrackten“ Versionen, die im Internet im Umlauf sind, entgegen stellen.
Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass es keinen Support und keine Updates für
die Freeware-Tools mehr geben wird. Unter den Plug-ins sind unter anderem
die Drum Maschine Tattoo, der additive Synthesizer Phosphor und der sub-
traktive Klangerzeuger Basic mit drei Oszillatoren. Die meisten der Tools sind
jedoch Effekte, wie beispielsweise der Pitch-Shifter Discord (Version 1-3), als
auch das rhythmische Gate BigSeq oder auch das Multi-Tap-Delay Ricochet.
Auch die Suite Effekt-Mayhem von 2002 ist mit von der Partie. Die Plug-ins
sind alle im VST 2.4-Format, in den meisten Fällen gibt es für macOS-Anwen-
der auch AU-Versionen. Viel Spaß beim Stöbern und Ausprobieren!
Die Legacy-Kollektion kann ab sofort gratis heruntergeladen werden.
audiodamage.com
Mehr zum Thema

Achtspur Sequencing mit Devicemeister

Einen umfangreichen polyphonen Step-Sequencer der die Komponenten Modu-
lation und Sequencing vereint, hat Devicemeister mit StepicVST hervorgebracht.
Zu dem Step-Sequencer gibt es acht Spuren, die der Modulation dienen. So kann
beispielsweise die Filter Cutoff, Wavetable Position oder Effektintensität modu-
liert werden. Durch Zuweisung verschiedener Tempi und Sequenzlängen sollen
sich tiefe, polyrhythmische Parameterverläufe für mehr Klangbewegungen erzeu-
gen lassen. Eine weitere Besonderheit ist das Pattern System, mit dem sich bis zu
16 Pattern und bis zu 4096 Steps einprogrammieren lassen. Unterstützend kann
bei der Programmierung von Harmonien auf verschiedene Skalen zurückgegrif-
fen werden. Dank Stepic for Live ist auch ein direkter Support zur DAW Ableton
Live gegeben. Pro Step lassen sich unterschiedliche Akkorde via Chord Play be-
stimmen. Zu noch mehr Abwechslung dürften die mehr als 200
Zufallsfunktionen beitragen. Zur Erleichterung des Arbeitsflusses
lassen sich die Sequenzen via Clipboard kopieren und einfügen.
StepicVST wird für 39 Euro verkauft. Das Plug-in wird im VST-
und AU-Format offeriert.
devicemeister.com Mehr zum Thema

10  • Beat 05 | 2022


Retro-Delay ganz modern
mit SSL
Inspiriert von ikonischen Hardware-Delay-
effekten der 80er hat Solid State Logic (SSL)
das neue Plug-in X-Delay veröffentlicht. Als
Ergänzung des analogen X-Echo soll sich
X-Delay durch innovative, moderne Klang-
kombinationen auszeichnen. Die Technolo-
gie gründet auf vier unabhängig voneinan-
der synchronisierbaren Taps. Diese sollen zu
Slapback-Vocal-Delays, dunkle, schmutzige
Stereo-Soundscapes und voluminösen Syn-
th-Pads einladen. Über die (auf Wunsch auch
temposynchronen) Taps können kreative Ping-
Pong-Delays fabriziert werden. Die Delay-Zeit
und Diffusion der Wiederholungen ist eben-
falls steuerbar. Ungewohnt für ein Delay, aber
sinnvoll ist der DeEsser. Darüber hinaus lässt
sich das Delay via Freezing-Funktion „einfrie-
ren“. Die Stereobreite kann nicht nur zur Be-
arbeitung des Mitte-Seitensignal verändert
werden, vielmehr lassen sich bei Bedarf auch
Monosignale erzeugen. Zur Frequenzselekti-
on gibt es noch ein Hoch- und Tiefpassfilter.
Die Intensität des Effektanteil wird über den
Mix-Regler bestimmt.
X-Delay kann ab sofort in
den Formaten VST, AU und AAX
für 159 Euro erworben werden.
Ein iLok Account wird benötigt.
solidstatelogic.com Mehr zum Thema
MPE-Sequencer mit 128 Pads von Squarp Instruments
Als neuen Standalone-Sequencer Hapax will Squarp Instruments die Studios
erobern. Das MPE-fähige Standalone-Gerät will dabei durch einen intuitiven
Workflow überzeugen. Hauptaugenmerk ist die 16x8 große Matrix mit beleuch-
teten RGB-Pads. Diese sind umrahmt von zwei OLED-Displays, sowie neun
Endlos-Drehreglern und 52 Funktionstasten. Gleichzeitig ist eine Bearbeitung
und Wiedergabe an zwei Pro-
jekten möglich. Pro Projekt
können bis zu 16 Spuren und
bis zu acht Pattern pro Spur
und bis zu einer Million No-
ten verwaltet werden. Dem
Sequencer stehen vier
Modi zur Auswahl (Live,
Chord, Step und Pattern).
In Echtzeit können bis
zu acht MIDI-Effekte
Mehr Soundvariation mit Update:
Synapse Audio Obsession 1.2
Synapse Audio verkündet ein Update für das
Synthesizer-Plug-in Obsession. In Version 1.2
wurde ein Patch Browser hinzugefügt. Außer-
dem wurde aus Dune 3.5 die Genetics-Funk-
tion adaptiert. Damit lassen sich neue Pre-
sets aus bereits bestehenden abwandeln, um
neue Soundvariationen zu erschaffen. Durch
die Installation werden alle Werksklänge in
den Unterordner „Obsession Factory“ ver-
schoben. Hinzu kommen der Single, Dual
und Split-Modus. Als Emulation an den legen-
dären Oberheim-Synthesizer, wurden in das
Vintage-Plug-in zwei Oszillatoren, ein um-
schaltbarer Zwei-/Vierpol-Tiefpassfilter, zwei
ADSR-Hüllkurvengeneratoren und zwei LFOs
integriert. Ferner gibt es eine gut ausgestattete
Modulationsmatrix, als auch zwei Step-Regler
für die Erstellung von Sequenzen. Mehr Räum-
lichkeit in den Sound bringen der Shimme-
reffekt, das Reverb, das Stereo-Delay und der
Chorus. Als klangliche Grundausstattung sind
420 Presets inklusive.
Die Updateversion 1.2 von Obsession kann
für registrierte Nutzer kosten-
frei heruntergeladen werden.
Obsession kostet für Neukun-
den 89 Euro und unterstützt die
Formate VST, AU und AAX.
synapse-audio.com Mehr zum Thema
pro Spur angewendet werden. Die Geschwindigkeit der jeweiligen Spur ist indi-
viduell bestimmbar. Weitere Eigenschaften sind der Arpeggiator, ein Zufallsmo-
dus und eine Modulationsmatrix. Als Anschlüsse sind zwei MIDI-Eingänge, vier
MIDI-Ausgänge, zwei CV-Eingänge, vier CV-Ausgänge und vier Gate-Ausgänge.
Darüber hinaus gibt es einen USB-Anschluss und ein SD-Card-Laufwerk zur di-
BEATMAGAZIN
Fakten | Meinung | News | Produkte
Portabler
­VA-Synthesizer von
Modal Electronics
Als neuestes Mitglied der be-
liebten COBALT-Serie hat Mo-
dal Electronics den portab-
len VA-Synthesizer COBALT5S
in kompaktem Gehäuse vor-
gestellt. Seine Klangerzeugung
macht sich 40 Algorithmen zu-
nutze. Diese soll zu satten Bass-
lines, sphärischen Klangteppi-
chen, verspielten Sequenzen und
knackigen Analogsounds einla-
den. Das MPE-unterstützende
37-Tasten-Keyboard ist fünfstim-
mig spielbar. Weitere Bedienele-
mente sind ein X/Y/Z-Touchpad
und 16 Endlosreglern. Die Filter-
einheit ist ein vierpolig morph-
bares Ladder-Filter. Dazu gibt es
acht zuweisbare Modulationss-
lots und vier feste Modulations-
routings. Rhythmische Variation
soll der Echtzeit/Step-Sequen-
zer vollführen, der zusammen
mit der Effekt-Engine mehr Kre-
ativität in den Workflow bringt.
Zur Fernsteuerung der Para-
meter gibt es die MODALapp, die am
Rechner als VST- oder AU-Plug-in oder mobil
unter iOS verbunden werden kann. Zum sofor-
tigen Einstieg sind 200 Werks-Programme und
100 Sequenzer-Presets enthalten. Die Energie-
versorgung kann wahlweise über USB oder über
ein optionales Netzteil erfolgen.
Der COBALT5S ist ab sofort
für 459 Euro im Fachhandel
erhältlich.
modalelectronics.com
tomeso.de Mehr zum Thema
rekten Archivierung der Projekte.
Hapax kann ab sofort für 864
Euro zzgl. MwSt. bestellt werden.
squarp.net
Mehr zum Thema
Beat 05 | 2022 •  11
BEATMAGAZIN
Fakten | Meinung | News | Produkte
Klingen wie Daft Punk
und The Weeknd
Der Vocoder wurde vom Militär während des 2.
Weltkriegs entwickelt, um Sprachbotschaften zu
verschlüsseln. Mittlerweile ist er als Software-
Plug-in ein probates Sounddesigner-Werkzeug,
wie auch der neue Vocoder von Softube. Die
Technologie basiert auf einem sechstimmigen
Carrier-Synth, der vier Wellenformen besitzt
und mit MIDI kompatibel ist. Es kann zwischen
fünf Bändern gewählt werden, die in geraden
und ungeraden Bändern in der Stereobreite
veränderbar sind. Hinzu kommt eine Hüllkur-
ve. Der Chord-Modus bietet die Option, einen
Akkord mit der Bildschirmtastatur zu erstellen
und ihn dann über MIDI-Noten zu transponie-
ren. Die Unvoiced-Sektion kontrolliert hochfre-
quente Konsonanten. Das kreativ, rhythmische
Halten von bestimmten Formanten wird über
die Freeze-Tasten ermöglicht. Die spektrale Ge-
wichtung des Vocoder-Ausgangs übernimmt
der Spectral Tilt-Parameter. Spannende Wobb-
le-und Modulationseffekte können anhand der
Pitch Modulation Sektion durchgeführt werden.
Vocoder kann bis zum 8. April zum Vor-
zugspreis von 79 Euro statt
99 Euro in den Formaten
VST, AAX und AU erworben
werden.
softube.com Mehr zum Thema
Jetzt abtanzen mit Expansionpack von Toontrack
Fokussiert auf die elektronische Tanzmusik ist das neue Expansionpack Dance
EZX von Toontrack für den hauseigenen EZ Drummer-Sampler. Zu den auser-
wählten Stilistiken zählen Afro House, Bass House, Progressive House, Trance,
Tech House, Tropical und weite-
re Subgenres. In dem Pack sind 15
mixfertige Kits, die von Producer
Timofey Reznikov kreiert wurden,
der schon mit Artisten wie David
Guetta, Regi und Dimitri Vegas
zusammengearbeitet hat. Der
Soundpool gibt 400 individuell
bearbeitete Sounds her, zu denen
chromatisch gestimmte Klangins-
trumente 909-Drums, FM-Bässe,
E-Pianos, Supersaw-Leads und
neue Soundeffekte gehören. Von
12  • Beat 05 | 2022
Druckvoll komprimieren
mit PSP Audioware
Mehr Funktionen und in optisch neuem Glanz
präsentiert sich der Impressor von PSP Audio-
ware, der das bisherige Kompressor-Plug-in
Mixpressor ersetzt. Die Kompressions-Tech-
nologie fußt auf einer Quad-Sampling-Engi-
ne, die enorm hohe Auflösungen von bis zu 400
kHz verarbeitet. Sowohl Busse als auch Einzel-
spuren (z.B. Gesang, Schlagzeug und Akustik-
gitarren) können diese Vorteile für sich nutzen.
Das Plug-in kann sowohl die Schaltungen mo-
derner Kompressoren nachbilden, als auch die
von Röhren- und opto-elektronischen Geräten.
Dem Mixing-Werkzeug stehen jeweils vier Au-
to-Attack-, und Release-Modi gegenüber, so-
wie Soft-Knee-Charakteristiken. Hinzu kommt
ein konfigurierbares Sidechain-Filter, der nicht
nur zu kreativen Pump-Effekten, sondern auch
zu De-Essing-Aufgaben einlädt. Neu sind au-
ßerdem der Ausgangs-Limiter und der Feed-
backward-Modus, der den bisher vorhandenen
Feedforward-Modus ergänzt. Die Kompressions-
formen wurden auch verfeinert.
Impressor steht ab sofort für 99 US-Dollar
zum Kauf bereit. Das mit einer
skalierbaren Bedienoberfläche
konzipierte Plug-in unterstützt
die Formate AU, VST, VST3
und AAX.
pspaudioware.com Mehr zum Thema
verzerrt über druckvoll bis clean. Die aufeinander abgestimmten Layer setzen
sich aus organisch klassischer Percussion und Textureffekten zusammen. Aus
der Beat-Maschine wird somit auch eine melodische Ebene geschaffen. Hin-
Massive Modulation
mit Synthesizer von Behringer
Modernisiert und aufgefrischt lüftet Behrin-
ger das Geheimnis um den neuen, halbmo-
dularen Synthesizer Proton, der die Nachfol-
ge von Neutron einnimmt. Seine Stärke ist nur
der pur analoge Signalfluss mit seinem Patch-
feld, vielmehr ist er auf Modulation spezifiziert.
Die Klangerzeugung beruht auf zwei Oszillato-
ren mit je fünf Wellenformen, zwischen denen
sich morphen lässt. Unterstützend kann noch
ein Suboszillator eingreifen. Die parallel oder
seriell schaltbaren Filtermöglichkeiten wurden
auf zwei Multimode-Filter ausgeweitet. Diese
stehen auch für externe Quellen zur Verfügung.
Zur Verzerrung dient ein Wavefolder. Das rech-
te Drittel des Synthesizer gehört dem Patch-
feld mit 64 Buchsen. Die 68 Drehregler auf der
Bedienoberfläche können daran Einfluss neh-
men. Für die Modulation gibt es je zwei ASR-
und ADSR-Hüllkurvengeneratoren, zuzüglich
zweier LFOs, die sich mit MIDI synchronisieren
lassen. Der kompakte Desktop-Synthesizer mit
eingebautem USB-Interface fügt sich bei Bedarf
auch in ein Eurorack ein.
Ab wann Proton erhältlich
ist, steht noch aus. Er soll wie
sein Vorgänger 299 US-Dollar
kosten.
behringer.com Mehr zum Thema
zu kommt ein MIDI-Pool, der auf
den Stil des jeweiligen Kits abge-
stimmt ist.
Dance EZX steht ab sofort für
75 Euro zum Verkauf. Eine Voll-
version von EZ Drummer 2.2
oder Superior Drummer 3.2 wird
vorausgesetzt.
Unterstützt wird
dies von den
Plug-in-Formaten
VST, AU und AAX.
toontrack.com Mehr zum Thema

Leistungsstarkes
Dante Audio
Interface von
ESI Audio
In sehr kompaktem Format und dennoch ohne qualitative Klangeinbußen
will ESI Audio mit dem Dante Audio Interface planet22c beeindrucken. Als
Audio- über-Ethernet-Standard hat sich Dante vor allem bei der Übertra-
gung von vielen Kanälen in unkomprimiertem Format durchgesetzt, sei es
bei Konzerten, Sendeanstalten oder auch im Installationsbereich. Bei lan-
gen Kabelwegen ist zudem kein Klangverlust zu befürchten. Im Vergleich
zum Premium-Modell planet 22x dürfte sich planet 22c auch für mobile
Einsätze empfehlen, inklusive der Verwendung in Form eines Audio-Dan-
te-Adapters. Das Interface besitzt zwei symmetrische Ein- und Ausgänge,
an die sich Mischpulte, Synthesizer und Instrumente anschließen lassen.
Der lineare Frequenzgang und der große Dynamikbereich mit bis zu 120
dB (A) ist den Burr-Brown 24-bit Digitalwandlern zu verdanken, um das ei-
gene Dante Netzwerk zu erweitern. Auch der Rauschabstand wird mit 120
dB (A) angegeben. Das zu übertragende Frequenzspektrum
erstreckt sich von 20 Hz bis 20 kHz. Die Ausgangsimpedanz
beträgt 110 Ohm.
Das planet 22c kann im Fachhandel unverzüglich für 279
Euro erworben werden.
esi-audio.de | hyperactive.de Mehr zum Thema
BEATMAGAZIN
Fakten | Meinung | News | Produkte
Das ultimative Effekt-Bundle von Eventide?
Qualität und Erfahrung aus 50 Jahren, gebündelt in einer Plug-in-Sammlung
bringt Eventide mit dem Effektebundle Anthology XII auf den Markt. Von
Klangräumen mit dem kultigen Blackhole und SP2016 Reverb über authen-
tische Emulationen des Harmonizers, bis zu Delay-Multi-Effekten wie Ultra-
Tap, Undulator und dem H3000 Band Delays, wird hier reichlich geboten. Von
den insgesamt 33 Plug-ins sind zehn neu hinzugekommen. Zu den Neuheiten
zählt unter anderem der Split EQ, ein Equalizer, der sich durch seine Transien-
ten-/Tonal-Splitting-Technologie hervorheben will. Ebenfalls neu ist Crystals
– ein Reverse Pitch Shift/Delay. Zum Ausprobieren stehen schon über 4500
Presets abrufbereit. Abwechslungsreiche Übergangseffekte werden mit dem
RIBBON-Schieberegler der H9-Plug-ins ebenfalls versprochen. Des Weiteren
soll es die Möglichkeit geben, Klänge zu morphen, zu verfremden, in der Ton-
höhe zu verschieben, umzugestalten und neu zu definieren.
Das Eventide Anthology XII Bundle kann bis zum 30.
April 2022 zum Einführungspreis von nur 799, Euro statt für
1999 Euro erworben werden. Es ist mit den Plug-in Forma-
ten VST-, AAX- und AU kompatibel.
eventide.com | sound-service.eu Mehr zum Thema
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DER VOLLANALOGE, MONOPHONE
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Beat 05 | 2022 •  13
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Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Bis auf eine Sache: Auf plugins-samples.com stehen jederzeit alle
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it unserem Online-Service plugins-samples.com haben wir einen digita-
len Aboservice auf die Beine gestellt, über das Sie die BEAT in digitaler
Form beziehen können. Und zwar mit allen monatlichen Software-Inhal-
ten als Downloads und dem digitalen Heft in deutscher und englischer Sprache.
Die beiden Jahresabos beinhalten außerdem den Zugriff auf das komplette
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Die Software-Inhalte umfassen etliche Gigabyte an VST/AU-Plug-ins,
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üblicherweise mit zwei Plug-in-Highlights, bei denen es sich entweder um
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onen kommerzieller Software sind dabei.
Die drei verfügbaren Abomodelle unterscheiden sich in Dauer und Preis,
los geht‘s ab 4,99 Euro monatlich. Die Modelle geben Ihnen Zugriff auf drei
bis zwölf Ausgaben, wobei die Jahresmodelle auch einen Zugang zum Archiv
beinhalten, bis zurück zu Ausgabe #87. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das
Kontingent an Lizenzen der Highlights teilweise begrenzt ist. Andererseits
verfallen bereits erhaltene Lizenzen nie, sodass sie auch nach Ende des Abos
ihre Gültigkeit behalten.
„Der Wunsch nach einem digitalen Abo wurde von unseren Lesern immer
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ferung per Post zu warten, können sie jetzt bequem ein Abo abschließen und die
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Print-Ausgabe haben automatisch vollen Zugriff auf das komplette Archiv und
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14 •  Beat 05 | 2022

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SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

MIT 10 GB SOUNDS

DEEP & BASS HOUSE

VON DER IDEE ZUM ARRANGEMENT
6 TRACK-TEMPLATES FÜR IHRE DAW

18 •  Beat 05 | 2022

 SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

Deep & Bass House sowie die verwandten Stile wie Future, Vocal und Ibiza House haben in den letzten Jahren
nicht nur die Dancefloors, sondern auch Radio, Youtube, Spotify & Co. im Sturm erobert. Doch was macht einen
­erfolgreichen House-Track aus und was ist bei der Produktion zu beachten? All das erfahren Sie in unserem großen
Spezial. Darüber hinaus lüften wir das Hit-Geheimnis von Tiësto & Ava Max sowie von Acraze feat. Cherish. Damit
Sie direkt durchstarten können, haben wir zudem sechs Track-Templates für verschiedene House-Stile für Sie erstellt.
von Marco Scherer und Mario Schumacher

M
it so unterschiedlichen Subgenres wie Deep,
Minimal, Tech, Tropical, Tribal, Disco, Bass
und Future House ist House eine enorm
vielseitige Musikrichtung. Allerdings haben alle
Unterstile etwas gemeinsam: den pumpenden
Four-to-the-floor-Rhythmus, der bereits Mitte der
Achtziger den Puls der ersten House-Produktionen
aus den USA bestimmte. Beeinflusst von Disco,
Hip-Hop, Electro-Funk und Electro-Pop entstand
durch die kreative Nutzung von Drum-Maschinen
und Synthesizern eine rhythmusbetonte und
enorm tanzbare Musikrichtung. Dabei war House
bereits früh kommerziell erfolgreich und hinterließ
in puncto Klangästhetik und Produktionsmethoden
auch im Mainstream deutliche Spuren. Und das
bis heute: So ist der Sound unzähliger Hits von der
kommerziellen, radiotauglichen Variante des Deep
House beeinflusst.

Zwischen Dancefloor und Charts

Ohne Frage war kein anderes Subgenre in den
letzten Jahren so beliebt wie Deep House. Seitdem
in den späten 1980er Jahren die ursprüngliche
jazzige Form des Stils entstand, haben zahlreiche
musikalische Einflüsse Einzug in die Stilrichtung
gehalten, wodurch sich schließlich Subgenres wie
Future House und Tropical House gebildet haben.
Je nach Spielart weisen moderne Deep-House-Pro-
duktionen eine Songstruktur mit einem Fokus auf
den Gesang oder einen typischen Club-Spannungs-
aufbau auf, bei dem der Flow im Vordergrund steht.
Die moderne Variante des Deep House ist
stark europäisch geprägt, wobei durch Künstler
wie Âme und Solomun auch Inspirationen aus
Techno und Tech-House eingeflossen sind. Auch
wenn die meisten Produktionen, die heute als
Deep House bezeichnet werden, einen deutlich
moderneren und auf Hochglanz polierten Sound
besitzen, haben sie einige Gemeinsamkeiten mit
der ursprünglichen Spielart: Noch immer kommen
gerne soulige Vocals, gesamplete Jazz-Akkorde
und organische Klangfarben zum Einsatz (z. B.
E-Pianos wie Fender Rhodes und Wurlitzer oder
Marimbas). Für die gewünschte „Deepness“ sorgen
dabei oftmals abgrundtiefen und häufig eher softe
Basslines. Die bekannteste Ausprägung des Deep
House erfreut sich seit Anfang der 2010er einer
immensen Popularität. Die Rede ist natürlich von
der kommerziellen, radiotauglichen Variante von
Artists wie Robin Schulz, Felix Jaehn, Alle Farben,
Ofenbach, Sam Feldt und Bakermat. So ist es kein
Wunder, dass selbst Club-Giganten wie David
Guetta und Tiësto sich derzeit auf Songs in diesem
Stil konzentrieren.
In den aktuellen House-Charts auf Spotify tummeln sich nicht nur allseits bekannte Namen, sondern auch viele Überraschungen.
Von jazziger Stimmung
bis zum Dance-Pop
Während viele frühe Deep-House-Tracks
aufgrund der Nutzung komplexer Jazz-Akkord-
folgen eher melancholisch klingen, vermitteln
zahlreiche moderne Produktionen eine weitaus
fröhlichere, wohlig entspannte Stimmung. Ein
wichtiger Grund dafür ist, dass mittlerweile
viel mehr einfache Pop-Harmonien verwendet
werden. Auch die undergroundigen, Club-taug-
lichen Tracks fallen inzwischen häufig ebenso
melodisch wie die kommerzielle Variante aus,
Freuen Sie sich auf zwei volle Tracks als Template für Ihre
DAW, sowie vier Sketches als Kickstart für neue Projekte.
wobei meist weniger Gesang zum Einsatz kommt
und auf eine klassische Songstruktur verzichtet
wird. In den letzten Jahren haben sich Subgrenes
entwickelt, wie z. B. Future House (oder auch UK
Deep House), der Deep-House- und UK-Gara-
ge-Einflüsse vermischt. Typische Interpreten sind
EDX, Don Diablo und Oliver Heldens. Ebenfalls
äußerst populär ist Tropical House, ein Stil, der
mit entspannten, tanzbaren Beats, eingängigen
Akkorden und Melodien und Instrumenten wie
Marimba, Steel Pan und Saxofonen eine sommer-
liche Stimmung transportiert.
Durchstarten!
Welches House-Subgenre auch immer Ihr Favorit
ist, auf den nächsten Seiten kommen Sie voll auf
Ihre Kosten! Denn hier nehmen wir genau unter
die Lupe, was die Hits „The Motto“ von Tiësto & Ava
Max sowie „Do It To It“ von Acraze feat. Cherish so
besonders macht. Darüber hinaus gibt Hit-Garant
Jonas Blue Einblicke in die Produktion seiner
Dance-Pop- und Tropical-House-Hymnen. Und es
erwarten Sie sechs Templates für Deep, EDM und
Tropical House, UK Bass sowie Dance und Trance
House, die packende Ideen und Sounds sowie
bewährte Arrangements für Ihre Tracks liefern.

Beat 05 | 2022  •  19
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

Sound like: Tiësto & Ava Max – The Motto

Unwiderstehlicher Beat
& Deep-House-Bass
Für ihren aktuellen Hit „The Motto“ haben DJ-Ikone Tiësto und Pop-Queen Ava Max ihre musikalischen
Talente vereint. Das Ergebnis ist eine mitreißende Partyhymne, in der knackige Club-Beats und eine groovende
­Deep-House-Bassline auf den gewohnt fesselnden Gesang der US-Sängerin treffen. Lässt sich der unwiderstehliche
Groove des Songs mit einer Handvoll Samples sowie einem Synth nachprogrammieren? Challenge akzeptiert!

1 2
Straighter Beat
Der 118 BPM schnelle Beat des Hits setzt
auf stiltypische Drumsounds. Gut, dass sich
mit unserem Software-Highlight Playbeat Lite
unzählige Samples in den Downloads [1] finden.
Der Beat ist einfach gehalten, mit der Bassdrum
auf allen Viertelzählzeiten und der Clap-Sound auf
jeder zweiten. Im Refrain kommen Open Hi-Hats
auf den geraden Achtelzählzeiten dazu. 1
Bass: Oszillatoren
Das prägnanteste musikalische Element
von „The Motto“ ist die Bassline. Auch der
Bass-Sound ist Deep-House-typisch, mit Xfer
Records Serum [2] kriegen wir das sicher hin!
Aktivieren Sie zuerst den Voicing-Modus Mono.
Wir wählen für beide Oszillatoren die Wavetable
Digital > Gritty und stimmen den ersten eine
Oktave und den zweiten zwei Oktaven tiefer. 1
3
Wavetable-Position
Für mehr Klangfülle sorgt der Unison-­
Modus bei Oszillator 1 (Detune: 0.04). Der
Suboszillator verstärkt mit Wellenform 3 [Octave:
-1] das Bassfundament. Doch wie bekommen
wir es hin, dass der Bass so lebendig wie in „The
Motto“ klingt? Dazu modulieren wir die Wavetab-
le-Positionen. Klicken Sie auf Env 1 und ziehen Sie
das Kreuz auf WT Pos von Oszillator 1. 1

4 5
Modulationen
Klicken und ziehen Sie auf das blaue
Symbol links über dem Regler und stellen
Sie die Modulationsintensität auf 36. Ebenso
verfahren wir für Oszillator 2 mit einer Intensi-
tät von 70. Passen Sie Hüllkurve 1, die auch die
Lautstärke steuert, wie dargestellt an. Nehmen
Sie danach die Zuweisung in Zeile 4 der Matrix
vor und justieren Sie LFO 1 wie abgebildet. 1
Attack betonen
Im Hüllkurvenmodus betont dieser den
Attack unseres Bass-Sounds durch eine
schnelle Tonhöhenmodulation. Die Filterparame-
ter von Serum stellen wir anschließend für den
gewünschten Klangverlauf wie gezeigt ein. Wir
weisen Env 2 wie eben beschrieben der Filterfre-
quenz (Cutoff) als Modulationsquelle zu. Stellen
Sie hier eine Intensität von 27 ein. 1
6
Packende Bassline
Justieren Sie die Filterhüllkurve wie gezeigt.
So richtig fett wird der Bass durch die
Serum-Effekte Chorus, Compressor, EQ und
Distortion (siehe Bild). Der Bass spielt in „The
Motto“ eine einfache, aber effektive Linie, die
gemeinsam mit dem geradlinigen Beat für einen
unverschämt mitreißenden Groove sorgt. Klingt
cool? Tiësto und Ava Max wären stolz auf uns! r

20 •  Beat 05 | 2022 [1] Siehe Heft-Downloads auf Seite 9; [2] www.xferrecords.com; [3] www.tal-software.com
 SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

Sound like: Acraze – Do it to it

Knochentrockene Drums
und eingängige Vocals
An dieser Nummer kommt aktuell wohl keiner vorbei, denn in Streams und Sendungen läuft der minimal gehaltene
House-Track permanent rauf und runter. Das Geheimnis: schnurgerader Beat, knochentrockene Drums vor allem:
unwiderstehliche Vocals, entliehen von der Girlband Cherish. Im folgenden Workshop kopieren wir aber nicht einfach
den Song, sondern geben Ihnen eine Blaupause des Rezepts, damit Sie schneller eigenen Tracks bauen können.

1 2
Es braucht Vocals!
Das Kernstück eines Songs wie diesem sind
die Vocals, also brauchen wir die zuerst. Aber
keine Glitch-Vocals oder halblegale Acapellas,
sondern ganze Strophen oder Passagen. Dank-
bare Quellen hierfür sind Splice [1] und Tracklib
[2], sowie unser Waves CR8 Samplepack, das Sie
in den Heft-Downloads finden (siehe Seite 9). Wir
sind bei Splice fündig geworden. 1
Chopping
Aus dem Vocal-Pack von Myah Marie laden
wir uns das Sample Look At Me 124C.
wav in die DAW. Um das Vocal etwas cooler zu
gestalten, transponieren wir es zwei Halbtöne
runter auf A#1. Außerdem schneiden wir „I
Like“ weg, sodass nur noch ein „The way you
look at me when we are in the club“ und “...
when you show me love“ übrig bleibt. 1
3
Etwas Mystik
So weit schon nicht schlecht, aber das geht
noch cooler, indem wir „The way you look
at me“ nochmals zwei Halbtöne nach unten
transponieren, um die höheren Tonlagen an die-
ser Stelle auszugleichen. Außerdem macht sich
die Stelle „we are“ einen Halbton höher (also
auf -1) super für einen melodischen Bogen, der
dank Halbtonsprung gar etwas Mystisches hat. 1

4 5
Bassline
Ganz ähnlich gehen wir bei der Bassline vor,
denn auch diese soll mit Halbtonsprüngen
einfach cool klingen. Einen passenden 808-arti-
gen Sound mit viel „Boum“ finden wir in unserer
Analog Pressure Soundbank für Zampler und
MPCs (siehe Heft #194) mit dem Preset 029: BS
Square Root FX. Die Sounds stammen allesamt
vom Studio Electronics SE-3X. 1
Pseudo-Sidechain
Alternativ können Sie aber auch einen ori-
ginalen 808-Sound verwenden. Bei der Se-
quenz fokussieren wir uns auf ein simples Pattern
auf der Tonlage A#1, das wir parallel zum „we
are“-Part auf B1 transponieren. Alle zwei Takte
bauen wir außerdem einen Wechsel von D#2 zu
D2 am Taktanfang ein. Dem Bass spendieren wir
einen Pseudo-Sidechain mit dem TAL-Filter-2. 1
6
Drums dazu und fertig
Anschießend laden wir einen Pluck-Sound
und kopieren die Bass-Sequenz. Damit lässt
sich eine gute Steigerung im Track erzeugen.
Was die Drums angeht, laden wir ein 909-Kit, das
wir per Kompressor mit Threshold -33 dB und
Ratio 4:1 recht knackig zusammendrücken. Alle
acht Takte kommt ein Snarewirbel dazu und alle
Spuren versehen wir mit einem Shuffle. r

[1] www.splice.com; [2] www.tracklib.com Beat 05 | 2022  •  21

 Hands-on: Ein kompletter Song für Ihre DAW
22 •  Beat 05 | 2022
Track-Template für Deep House
Deep House hat viele Facetten und dient für viele aufstrebende Artists gerade deswegen als Sprungbrett. Denn der Sound ist mit seinem sanfteren
Charakter unaufdringlich, aber tanzbar und meist gibt‘s noch Vocals zum Mitsingen. Dennoch darf es auch mal nach vorne gehen, die Bassline
­wummern und experimentelle Sounds sind ebenfalls erlaubt. Also schließen wir den Kreis mit einem Template für einen kompletten Track.
Intro
Wie die meisten Club-tauglichen Tracks starten wir
1 auch unseren Remix direkt mit Kick und Bass, in
diesem Falle aber direkt begleitet von den BACKGROUND
CHORDS, damit der Mix nicht so flach klingt. Alternativ
können Sie durchaus aber auch 16 Takte nur mit Kick und
Bass füllen, geschmückt mit vereinzelten Effekten.
Nach acht Takten faden wir die VOCAL CHOPS Spur aus
dem Original über vier Takte ein und danach wieder über
vier Takte aus, denn wir benötigen Platz für einen kurzen
Abschnitt aus der Vocal-Spur als Überleitung (Spur 4).
Nach insgesamt 16 Takten setzt das gemütliche HOOK-
PAD zum ersten Mal ein, nach acht weiteren Takten
begleitet vom VOX-PAD. In den letzten vier Takten des
Abschnitts fadet die HOOKLINE ein, um einerseits sich
selbst und andererseits den ersten Break anzukündigen.
Break 1
Den ersten Break halt wir mit acht Takten extrem
2 kurz. Gefüllt wird die Zeit ausschließlich mit der
HOOKLINE, unterstützt von einigen Noise-Effekten.
Gegen Ende der acht Takte geht es mit reduziertem BEAT
(nur Kick und Clap), BASS und HOOKLINE weiter. Nach
weiteren acht Takten setzen auch die BACKGROUND
CHORDS wieder ein und der BEAT wird intensiver (Hi-hat
kommt wieder dazu).
Hook (A)
Im zweiten Abschnitt des Hook-Parts springt die
3 HOOKLINE auf die Variante eine Oktave höher um
und nach acht Takten faden auch die VOCAL CHOPS
wieder ein, die dann bis zum Ende des Abschnitts
laufen, aber in den letzten Takten wieder ausfaden. Per
Riser-Effekt wird ein Wechsel angekündigt.
Intermediate
Nach dem Abschnitt mit der Hookline
4 kommen die Vocals ins Spiel, doch ein
unmittelbarer Wechsel wäre unpassend. Mit der
INTERMEDIATE Sektion geben wir dem Hörer
acht Takte nur mit reduziertem BEAT und BASS
Zeit, die HOOKLINE zu „verdauen“ und sich für
den weiteren Verlauf zu sammeln.
Vocals
Im Abschnitt VOCALS nimmt der BEAT wie-
5 der an Fahrt auf und die Solo-Vocals setzen
ein. Nach 16 Takten folgen die BACKGROUND
CHORDS und nach weiteren acht Takten die
VOCAL CHOPS, gefolgt vom Fade-in der HOOK-
LINE, die den zweiten Break ankündigt.
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House
Hook (B)
Auch im zweiten Break spielt die HOOKLINE wieder
6 ganz alleine, nur von einigen Effekten unterstützt.
Doch statt wie zuvor nach acht Takten wieder mit dem
Beat einzusetzen, bringen wir eine Überraschung in Form
eine HOOK-PAD Variante als Schmankerl. Erst danach
setzt der BEAT wieder ein, diesmal in voller Montur.
Break 2
Da die HOOKLINE dieses Mal dank verlängertem
7 Break länger läuft, setzt die Version eine Oktave
höher schon nach acht Takten ein, zusammen mit den
BACKGROUND CHORDS. Als weitere Überraschung
folgt acht Takte später eine ebenfalls eine Oktave hö-
her transponierte Variante des ­„Schmankerls“, bevor
der Track zum Outro wechselt.
Outro
Das OUTRO gestalten wir zunächst minimal
8 mit BEAT, BASS und BACKGROUND CHORDS,
lassen aber nochmals die VOCAL CHOPS einfaden,
um das HOOK PAD aus dem INTRO anzukündigen.
Dieses spielt dann bei ausklingendem BEAT 16
Takte bis zum Ende des Tracks.
 Einfach laden und loslegen
Den Song finden Sie in den Heft-Downloads als Template für Cubase, Live, FL Studio, Logic
und Studio One, sowie als Stems, die Sie in jede beliebige DAW laden können.

Beat 05 | 2022  •  23
Spezial: Deep & Bass House
SPEZIALBEAT

Cubase 11 FL Studio 20 Live 11 Logic X Studio One 5 Stems im

WAV-Format
 Hands-on: Ein Komplette Song für Ihre DAW
24 •  Beat 05 | 2022
Track-Template für EDM / Electro House
Nicht nur im Radio ist EDM & Electro House ein gern gesehener Gast, auch in Clubs weltweit tobt die Menge zu melodischen Vierviertel-Beats. Und
um dort mitzumischen muss man nicht mal Avicii, Guetta oder Aoki heißen. Mit unserem Template geben wir Ihnen einen kompletten House-Track
an die Hand, voll kompatibel zu EDM und Electro House. Alle Sounds zum Template sind übrigens ebenfalls in den Heft-Downloads enthalten.
Intro (A)
Schon in den ersten acht Takten geben wir direkt die
1 Fahrtrichtung an: nach vorne! Daher startet der Track
sofort mit Kick und aggressiver Hookline. Allerdings
nutzen wir hier zwei Filter: einerseits einen Hochpass für
die Kick, andererseits einen Tiefpass für die Hookline. Für
letztere bietet sich übrigens die Freeware TAL-Filter 2 an,
denn damit lassen sich sowohl Filter-Automationen als
auch Sidechain realisieren. Das Tiefpassfilter lassen wir
langsam öffnen, allerdings nur bis etwa zur Hälfte.
Intro (B)
Den restlichen Weg bis zu ganz geöffneten Filter ge-
2 hen wir im zweiten Part des Intro. Ab hier setzt auch
die volle Wucht der Kick ein, indem wir deren Hochpass-
filter wir ausschalten.
Hook Part (A)
Wie die meisten Tracks der Marke Electro House und
3 EDM besteht auch hier die Hookline aus etlichen
Layern, die für Wucht auf allen Ebenen sorgen. Bestand
die Hook bislang nur aus einem basslastigen, aggressi-
ven Sägezahn-Sound, gesellt sich nun ein hochfrequent
quiekender Rave-Sound dazu, der alle zwei Takte per Pit-
chbend abwechselnd nach oben und unten gepitcht wird.
Nach acht Takten verstärken wir die Drums um ein Ride,
welches das Muster der Kick spielt.
Hook Part (B) Climax
Hier ergänzen wir die Hookline abermals um zwei eher dün-
4 ne Layer, die dafür komplett nach links bzw. rechts gepannt
sind und der Sound somit ultimativ in die Breite ziehen. Deren
Sequenz ist identisch mit jener des ersten Rave-Sounds. Seitens
der Drums gibt’s nochmal extra „auf die Zwölf“, indem wir Clap
zum Ride gesellen. Nach acht Takten setzt eine Sirene als Rise
ein und kündigt den Break an.
Break
Nach permanenter Steigerung seit Beginn des
5 Tracks gestehen wir dem Hörer im Break die erste
Ruhepause zu. Hier fadet langsam eine gänzlich neue
Arpeggio-Melodie ein, die mit ihrer gefühlvollen Melodie
einen krassen Gegensatz zur bisherigen, eher brutalen
Hookline darstellt. Nach acht Takten startet ein basslas-
tiges Pad, das die ersten Harmoniewechsel in den Track
bringt. Weitere acht Takte später folgt ein zweiter Layer
für das Arpeggio, diesmal mit hohen, glitzernden Sounds.
Riser
Nochmals acht Takte später kündigt sich per Riser
6 der Drop an. Über die Länge von sieben Takten
werden die Arpeggios und das Basspad per Pitch-­
Automation konstant hoch gepitcht. Im achten Takt
herrscht Stille bei allen Sounds und ein Vocal ist als
Überraschungseffekt eingesetzt.
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House
Hook Part (A)
Hier wiederholt sich klassischerweise eins zu
7 eins der Abschnitt der Takte 33-49. Allerdings
ließen sich durchaus noch Finessen einbauen, etwa
kleine Variationen an der Hookline, beispielsweise
Rolls oder Stotter-Effekte. Plug-ins wie Glitch 2 von
Illformed, Stutter Edit von iZotope and Kilohearts
Tape Stop leisten hier beste Dienste.
Hook Part (B) Climax
Dieser Part gleicht dem Abschnitt der
8 Takte 49-65 beinah komplett, wir platzie-
ren lediglich einen zusätzlichen Noise-Effekt
nach acht Takten und setzen den letzten Takt
aus, um wieder Platz für ein Vocal zu schaffen.
Auch hier wäre Platz für Variationen, etwa
in Form von neuen Drum-Elementen, einer
kurzzeitig rückwärts gespielten Hookline oder
vielleicht sogar einem Trommelwirbel.
Outro
Das Outro gestaltet sich sehr nüch-
9 tern und ist ein Spiegelbild der bei-
den Intro-Parts. Soll heißen, das Filter der
Hookline schließt sich langsam über 16
Takte wieder und nach acht Takten wird
das Hochpassfilter der Kick wieder aktiv.
 Einfach laden und loslegen
Den Song finden Sie in den Heft-Downloads als Template für Cubase, Live, FL Studio, Logic
und Studio One, sowie als Stems, die Sie in jede beliebige DAW laden können.

Beat 05 | 2022  •  25
Spezial: Deep & Bass House
SPEZIALBEAT

Cubase 11 FL Studio 20 Live 11 Logic X Studio One 5 Stems im

WAV-Format
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

Hands-on: House-Templates
4 Skizzen für den Schnellstart
House ist nicht nur Deep und EDM. Daher liefern wir Ihnen neben den zwei vollen Track-Templates noch vier
weitere Beats bzw. Sketches für Tropical, Dance, Trance und UK Bass House. Nutzen Sie die Sketches als Startpunkt
und Ideengeber für Ihre eigenen Tracks. MIDI-Dateien und Samples finden Sie in den Heft-Downloads zum Spezial.

1
Tropical House
Während es bei House und Tech House auch mal
ruppiger zugehen kann, ist bei Tropical House meist
reinstes Urlaubsfeeling das erklärte Ziel. Jedoch weit entfernt von
Chillout oder Downbeat. Hier zählt vor allem luftiger Klang, Groove und
manchmal sogar eine gewisse Portion Trance. Wie auch beim klassi-
schen House kommen neben Synthesizern und Drummachines viele
Instrumente wie Pianos, Orgeln und Streicher zum Einsatz. Positiv den-
ken: Beim Tropical House sind Melodien jeder Art erlaubt. Hauptsache,
das transportierte Feeling fällt positiv aus. Wenn Sie Keyboard-Virtuose
sind, lassen Sie sich hier freien Lauf. Alle anderen können auf Nummer
sicher gehen und nur weiße Tasten bedienen. Damit das Pattern länger
interessant und unvorhersehbarer ausfällt, legen wir es auf sieben
Takte an. Um die Melodik im Verlauf des Tracks zu steigern, spielen wir
einen weiteren Take mit dem Piano ein, der in Grundausführung nur die
Tonlagen von D1 bis G1 bedient. Allerdings nicht in dieser Reihenfolge,
sonst wäre das Ergebnis zu vorhersehbar. Also variieren wir von D zu
F, runter zu E und hoch zu G. Die Sequenz kopieren wir auf die Tonlage

2
A (sieben Halbtöne höher), um einen Akkord zu erhalten. Nach acht
Takten verstärken wir die Drums um ein Ride, welches das Muster der UK Bass
Kick spielt. UK Bass House ist schwer angesagt. Kein Wunder,
denn der Sound ist an aktuelle Stile wie Dubstep,
House, Electro und EDM angelehnt und funktioniert
sowohl im Underground als auch in Clubs oder im Stream. Auch dem
Subwoofer im Auto macht er Freude, denn wie der Name schon verrät:
Bässe werden hier groß geschrieben.

Bass und Hookline werden hier meist von einer einzigen Sequenz
übernommen, die mehrere Layer an Sounds anspielt. Erlaubt ist alles,
was dreckig klingt. Sind die Melodien meist einfach gehalten, geht’s
beim Sounddesign in die Tiefe. Knarzende Bässe, maßlose (aber
gezielt platzierte) Verzerrung, viele „wobwob“-Sounds und alles, was
FM-Synthesizer so hergeben, steht hier im Fokus.

Gute Anlaufstellen sind natürlich die Klassiker Serum, Dune und

Massive, aber auch unser hauseigener Zampler bietet zahlreiche
Expansions, mit denen sich UK Bass zaubern lässt (Tipps: Peaktime,
Toraiz AS-1 und Prophet-12 auf www.zamplersounds.com). Ein simp-
ler Ansatz zum Finden von Hooklines ist eine Sequenz mit Achtel-
muster, gespielt von einem Bass Ihrer Wahl. Duplizieren Sie die Spur
anschließend mehrfach und verteilen Häppchen der Sequenz auf
die verschiedenen Spuren. So entstehen Stück für Stück groovende
Patterns. Garnieren Sie das mit einem Shuffle bzw. Swing von 60 %,
eben so wie bei den Drums.

26 •  Beat 05 | 2022

 SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

3
Dance House
Lockere, eingängige Melodien in Kombina-
tion mit Vocals sind ein sehr verlässliches
Rezept für Dance House. Bei diesem Sketch gehen
wir davon aus, dass eine Vocal-Spur vorhanden
ist, auf deren Basis weitere Melodien und das
Arrangement entstehen sollen. Als Grundlage
nutzen wir das Vocal Siren_DBbCD_128bpm_Verse.
wav aus dem Siren DEMO Pack von Black Octopus
(siehe Heft-Downloads), das wir von der DAW in
MIDI umwandeln lassen. Alternativ empfiehlt sich
die Nutzung von Melodyne. Aus den MIDI Noten
erzeugen wir zunächst eine Art Skala, indem wir
den Clip kopieren und alle Noten an den linken
Rand schieben. Diesen Clip heben wir auf, die ent-
haltenen Noten können Sie bei Bedarf jederzeit als
Grundlage in andere Clips kopieren. Hier erzeugen
wir Akkorde im Vierteltakt, indem wir die drei
nächstliegenden Noten des jeweiligen Viertel-
taktes zu einem Akkord kombinieren. Um daraus
beispielsweise ein typisches Deadmau5 Muster
zu formen, bringen wir alle Noten auf 1/8 Länge
und kopieren die Akkorde, um die entstehenden
Lücken zu füllen. Geben Sie den Akkorden auf den
Vierteln weniger Anschlagstärke, um mehr Groove Die Sketches liegen als
zu erzeugen. Besonders markant bei der Vocal-Aufnahme ist der letzte Takt mit dem Fall der Tonlage von F zu Stems im WAV-Format
mit MIDI-Clips und
E zu D. Um diese Betonung in die Akkorde zu übertragen, belassen wir die Länge der Noten hier einfach bei 1/4
Synth-Patches vor.
statt 1/8 und geben maximale Anschlagstärke. Eben jener Part lässt sich übrigens prima als melodische Kompo-
nente für Basslines nutzen.

4
Trance House
Zweifellos zeichnet sich Trance House durch hin- und mit-
reißenden Melodien aus, die aus einem Guss zu kommen
scheinen, aber doch vielschichtig sind. Wie aber entstehen
interessante Konstrukte und mit welchen Synths lassen sie
sich am einfachsten erzeugen? Eine gute Anlaufstelle zum Finden
von schönen Hooklines sind Arpeggios. Idealerweise jene, die mehr
als nur 16tel-Patterns wiedergeben können. Eine gute Anlaufstelle ist
unser Thorn Solo, der nicht nur klassische Arpeggios kann, sondern
auch einen Glitch-Sequenzer beherbergt. Für die Hookline haben wir
einen typischen Dreiklang mit den Noten G#1, D#2 und G#2 verwen-
det. Die mittlere Note liegt sieben Halbtöne über der Grundtonart,
ein populärer Intervall für positive Grundstimmung. Diesen Intervall
halten wir, variieren aber das obere G# alle halbe oder ganze Takte.
Was die Bassline angeht, ist ein Moog-Sound nahezu unverzichtbar.
Das Muster der Bassline halten wir mit einem Wechsel von G# auf F#
alle vier Takte sehr simpel, lediglich im zweiten Durchlauf bauen wir in
den letzten beiden Takten ein C#2 ein. Als Ergänzung zu einer Hookline
machen sich zwei Elemente immer besonders gut: Ein Pad und ein
Synth, der sparsam verteilt immer mal wieder Passagen kurz betont.
Die Sequenz des Synths wird eine Art Frage-Antwort-Spiel: Zum Beginn
jedes ungeraden Takts spielt einfach ein G#2 auf dem vierten 16tel. Am
Ende jedes vierten Taktes platzieren wir eine super-kurze Sequenz von
drei 16teln, die lediglich bisher verwendete Noten schnell hintereinan-
der spielen, allerdings mit unterschiedlicher Anschlagstärke.

Beat 05 | 2022  •  27
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House
Im Talk mit Jonas Blue
Spagat zwischen
House und Pop
Club-Grooves, Pop-Melodien und eingängiger Gesang sind die
Eckpfeiler der Musik des britischen Musikproduzenten und DJs Jonas
Blue. Ein absolutes Erfolgsrezept, was die über 60 Millionen Verkäufe
und der über 120-fache Platinstatus seiner Singles eindrucksvoll
belegen. Auch die aktuelle Single „Something Stupid“, die von den
melodischen Vocals von AWA veredelt wird, lebt von der stilsicheren
Mischung aus tanzbarem House und einprägsamem Pop. Im Interview gibt der
Dance-Pop- und Tropical-House-Spezialist Einblicke in seine Arbeitsweise.
Beat / Was sind für dich die wichtigsten Zutaten hinzuzufügen, die den Groove interessant halten.
für einen mitreißenden House-/EDM-Track? Generell spielt die Melodie bei mir die wichtigste
Jonas / Die Hauptzutaten sind für mich ein packen- Rolle. Ich tüftle so lange, bis ich etwas Cooles und
der Groove, aber vor allem ein großartiger Song, der Originelles finde, das noch nicht gemacht wurde.
auf diesem Groove aufbaut. Bei der Art von DJ-Sets, Die Inspiration kommt von überall her (so kitschig
die ich spiele, bin ich immer auf der Suche nach und vorhersehbar das auch klingt). Ich könnte
einem kraftvollen Drop für ein Festival oder einen in einem Taxi auf dem Weg zu einer Session sit-
Club, also sollte dieses Element für mich auch in zen oder in den frühen Morgenstunden bei einem
einem Track enthalten sein. Freund sein, und schon kommt mir eine Idee. Denk
also immer daran, diese Ideen sofort aufzuschrei-
Beat / Wie beginnst du mit der Arbeit an neuen ben oder aufzunehmen, denn am nächsten Tag hast
Tracks? Wie findest du Ideen und Inspiration? du sie immer schon vergessen (lacht).
Jonas / Ich fange einfach an ... Oft ist es eine gute
Idee, mit den Drums und dem Bass zu beginnen Beat / Welche sind deine Lieblings-Synthesizer und
und anschließend einige melodische Elemente Plug-ins?
Tipps aus der Redaktion: Start the groove!
von Beat-Autor Mario Schumacher
Für stilechte House-Grooves fange ich gerne mit Bassdrum
und Clap an. Die Bassdrum platziere ich auf jeder Viertel-
zählzeit und die Clap auf jeder zweiten. Ganz essenziell für
den richtigen Groove sind die Open-Hi-Hats auf den geraden
Achtelzählzeiten. Für etwas mehr Drive sorge ich oft mit einer Closed
Hi-Hat oder einem Shaker, die einen durchgängigen Sechzehntelrhyth-
mus spielen. Durch eine 1/16-Quantisierung mit einem Swing-Faktor
von etwa 25% gebe ich diesem leise beigemischten Element einen
leichten Shuffle-Rhythmus, wodurch der Beat etwas relaxter klingt.
Fehlt nur noch ein Bass, der den Groove komplettiert. Ich spiele gerne
synkopierte Basslines ein, die im Zusammenspiel mit dem 4-on-the-
floor-Beats einen mitreißenden Groove erzeugen. Falls sich Bassdrum
und Bass zu sehr in die Quere kommen, lade ich auf der Bass-Spur ein
Sidechain-Plug-in wie Cableguys Kickstart. Dieses senkt den Pegel der
Basstöne auf den Zählzeiten ab, auf denen die Kick spielt.
28 •  Beat 05 | 2022
Jonas / An Software-Synthesizern verwende ich
gerne Xfer Records Serum, LennarDigital Sylenth
und u-he DIVA. Hardware-seitig schwöre ich auf
Sequential Circuits Prophet 5 Rev 2, Yamaha CS-80,
Moog One sowie Dave Smith Prophet 6. Was Effekte
angeht, nutze ich häufig Plug-ins von Waves, FabFil-
ter und Valhalla DSP. Die mitgelieferten Plug-ins in
Logic sind ebenfalls großartig, also setze ich auch
diese gern ein.
Beat / Kannst du uns einen kleinen Einblick in
deinen Kompositions- und Produktionsprozess
geben?
Jonas / Ich fange immer ganz frisch an, ohne vorher
etwas vorzubereiten. Ein paar befreundete Song-
writer kommen dazu und wir machen uns an die
Arbeit, um die ursprüngliche Idee mit Klavier und
Gesang zu entwickeln. Anschließend füge ich rhyth-
mische Elemente hinzu. An diesem Punkt gehen
meine Kollegen wahrscheinlich nach Hause und ich
mache bis in die frühen Morgenstunden weiter, um
so viel wie möglich von der Stimmung des Songs
zu erhalten. Wenn nicht, lege ich ihn beiseite und
komme später darauf zurück und verbringe Tage bis
Wochen mit der Produktion.
Beat / Kannst du uns einige deiner Lieblingstricks
für Mix und Arrangement von EDM-/House-Mu-
sik verraten?
Jonas / Um ehrlich zu sein, gibt es nicht wirklich
viele „Tricks“. Es geht nur darum, die richtigen
Sounds zu verwenden und dann eine gute Aussteu-
erung und Balance zu finden, um sicherzustellen,
dass alles seinen Platz hat. Danach sind keine Tricks
mehr nötig.
www.jonasblue.com

5 Produktionstipps von Jonas Blue
1 // „Wenn du es nicht hören
kannst, lösche es!“
Dies ist ein Tipp, den ich vor ein paar Jahren in einem Interview mit Max Martin
gelernt habe. Im Grunde kann das menschliche Ohr nur drei Klänge auf einmal
verarbeiten, also solltest du deine Tracks nicht mit unnötigen Sounds überla-
den. Meistens werden die Leute sie ohnehin nicht hören.
2 // Mehr Fülle dank
Parallelkompression
Parallelkompression ist ein großartiges Werkzeug, um Sounds voller zu machen
und sie in den Vordergrund zu stellen. Wenn nötig, schicke ich das Signal mei-
nes Schlagzeug-Busses an einen Aux-Bus und verwende etwas wie den Logic
CLARITY ON DEMAND
SMOOTH OPERATOR – INTELLIGENT SIGNAL BALANCER.
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House
Compressor oder das Freeware-Plug-in Xfer Records OTT, um die Kompres-
sion auf diesem Bus so stark wie möglich zu machen. Manchmal verwende ich
sogar ein Distortion-Plug-in hinter den Kompressor und drehe den Pegel des
Aux-Bus ganz herunter. Dann erhöhe ich langsam die Lautstärke des Busses.
Man kann dann gut wahrnehmen, wie er dem gesamten Schlagzeugsound eine
gewisse Fülle verleiht. Das funktioniert bei so ziemlich allen Signalen ... Auch
bei Gesang liefert diese Technik großartige Ergebnisse!
3 // Leben und Realismus durch
Atmo-Sounds
Ein weiterer Trick, den ich immer wieder gerne einsetze, ist die Musik mit
atmosphärischen Elementen zu unterlegen. Das können Strand-/Dschungel-
geräusche sein oder eine Unterhaltung in einer Menschenmenge oder sogar
Vinyl-Knistern. Das sind alles großartige Dinge, die deinen Produktionen Leben
und Realismus verleihen können. Ich setze diese Technik regelmäßig ein und
Beat 05 | 2022  •  29
SPEZIALBEAT
Spezial: Deep & Bass House

4 // Grooves mit
Rauschen aufpeppen
Eine großartige Methode, um unerwartete Pattern zu erzeugen, ist mit einem
Arpeggiator weißes Rauschen anzusteuern. Ich verwende diese Technik gerne,
um Grooves aufzupeppen. Dazu lade ich zum Beispiel ein Plug-in und wähle
einfach die Option für weißes Rauschen, wobei die Filter vollständig geöffnet
sind. Dann füge ich den Arpeggiator hinzu und probiere verschiedene Presets
aus, bis ich einen Groove finde, der zu dem Track passt, an dem ich gerade
arbeite. Dabei lohnt es sich auch mit der tollen Swing-Funktion des Plug-ins
zu experimentieren.

5 // Wuchtigere Bassdrums
Kickdrum-Samples sind heutzutage normalerweise so gut, dass man eigent-
lich nur einen Sound braucht. Aber je nach dem Track, an dem man arbeitet,
kann es sinnvoll sein, die Bassdrum in drei Elemente aufzuteilen, für die tiefen,
mittleren und hohen Frequenzen. Mit einem Equalizer hast du die volle Kon-
trolle über das Frequenzspektrum der einzelnen Elemente. Dies ist eine sehr
gute Technik, um der Bassdrum in deinem Track mehr Wucht zu spendieren.

Heutzutage werden Rauschen oder Field-Recordings v. a. in elektronischer Musik gerne

eingesetzt, um Klängen mehr Charakter und Lebendigkeit oder ein Live-Feeling zu verleihen.
Der adaptive Noise-Generator Noize 2 vereinfacht diesen oft aufwendigen Prozess.

habe bestimmte Sounds bereits in meiner Vorlage gespeichert, um mir die

Zeit zu sparen, nach neuen Sounds zu suchen. Schließlich weiß ich, dass
diese funktionieren und dass sie im Mix so leise sind, dass es keine Rolle
spielt, dass es dieselben wie in einem anderen Track sind.
Mit der d16 Punchbox [1] können Sie um aus bis zu vier Samples und Sounds Ihre
Traum-Bassdrum erstellen. Mit an Bord: zahlreiche Presets für alle House-Spielarten.

Anspieltipps: House 2022 in drei Facetten

Oliver Heldens & Joel Corry, Lost Frequencies
Anabel Englund: Jax Jones, Charli XCX feat. Calum Scott:
Deja Vu & Saweetie: Where Are You Now
Out Out
(Future House) (Vocal / Deep House) (Ibiza House)

„Deja Vu“ bringt alle musikalischen Elemente mit,
die einen Vocal-/Deep-House-Hit ausmachen:
einen coolen, tanzbaren Groove, eine packende
Bassline und den gleichermaßen entspannten
und eingängigen Gesang von Anabel Englund.
Der Sommer-Hit des niederländischen DJs und
Produzenten zeigt dabei eindrucksvoll, dass auch
ein Track ohne gigantischen Drop ganz lässig den
Dancefloor füllen kann.
Na, erinnern Sie sich noch an Stromaes Dance-­
Klassiker „Alors on danse“ von 2009? Die
britischen Star-Producer Joel Corry und Jax Jones
haben auf dem pumpenden Groove und dem
kultigen gesampleten Saxofon-Riff des Hits einen
modernen Floor-Killer aufgebaut. Für weiteres
Hitpotenzial sorgen die nicht minder einpräg-
samen Vocals von Pop-Queen Charli XCX und
Rapperin Saweetie.
Ebenso gechillt wie tanzbar tönt der Hit „Where
Are You Now“ von Lost Frequencies aus den
Boxen. Der belgische Producer und DJ Felix Safran
De Laet setzt dabei auf seine Signature-Sounds
wie einen relaxten Groove mit einer organischen
Bassline, schimmernden Gitarren-Licks und
hypnotischen Synth-Arpeggios. Nicht zuletzt
der Gesang von Calum Scott verleiht dem
Song Ohrwurmqualitäten.

30 •  Beat 05 | 2022 [1] d16 Punchbox ist aktuell als Beat-Aboprämie erhältlich: https://beat.de/abo
BEATPERSONALITY
Portrait

 Ich wollte meine ­Inspirationen

zeigen, aber sie in den
­Trentemøller-Kosmos einbetten. «

32 • Beat 05 | 2022
 BEATPERSONALITY
Portrait

Portrait: Trentemøller

Die Geister von Kopenhagen

Der dänische Producer Anders Trentemøller gilt schon lange als Experte, wenn es um die Verquickung von
elektronischen Soundscapes und Einflüssen aus Post-Punk, Indietronica, Dark Wave und Ambient geht.
Auf seinem neuen Longplayer „Memoria“ lotet er verstärkt die Welten von Shoegaze und Dream-Pop aus und lädt
seine Hörer zu einer ätherischen Traumreise ein, auf der elektronische und akustische Instrumente eine kaum
mehr zu differenzierende Einheit ergeben. Im Interview sprachen wir mit dem sympathischen Dänen u. a. über das
Produzieren unter Zeitnot als frisch gebackener Vater, seine maßlose Liebe zu Gitarren-Pedalen, die
Live-Umsetzung der im Alleingang entstandenen Kompositionen mit seiner neuen Band und Trentemøllers
musikalische Entwicklung über die Jahre. Interview: Sascha Blach

Beat / Laut dem Labelinfo besteht dein neues
Album „Memoria“ aus dem Zusammenwirken von
Inspiration, Zufall und vielleicht sogar ein wenig
dem Übernatürlichem. Wie ist dein Verhältnis zum
Übernatürlichen?
Anders / Für mich ist es eher eine Metapher für all
die Dinge, die tolle Musik ausmachen. Ich mag es,
wenn meine Musik verschiedene Ebenen hat und
aufgrund der Düsternis ist es auch schön, wenn eine
Art von Spukelementen in den Sounds vorkommt.
Das gilt z. B. für die Vocals, die etwas Geisterhaf-
tes an sich haben. Im Kontrast dazu gibt es aber
auch sehr helle, erhebende Momente. Ich schätze,
genau diese Gegensätze machen meine Musik aus
und faszinieren mich seither.
Beat / Aber ist das Songwriting nicht auch ein
Versuch, eine Verbindung zum Übernatürlichen
aufzubauen und Inspiration aus dem Äther zu
ziehen?
Anders / Nein, das nicht unbedingt. [lacht] Ich
denke aber durchaus, dass etwas Magisches pas-
siert, wenn man inspiriert ist. Die meiste Zeit
über fällt es mir schwer, diesen speziellen Zustand
zu erreichen, wo die Musik einfach fließt. Dann
kämpfe ich eher damit, etwas zu komponieren, das
mir selbst eine Gänsehaut verursacht. Schließlich
will ich mich nicht wiederholen. Aber wenn ich die-
sen Zustand dann mal erreiche, fällt es mir extrem
leicht, Melodienlinien oder Akkordfolgen zu ersin-
nen. Mein Hauptinstrument ist ja das Keyboard.
Das Problem ist, dass man dabei sehr schnell in
seine Standardmuster verfällt und dieselben Muster
spielt wie schon so oft zuvor. Da ist Langeweile vor-
programmiert. Doch die inspirierenden Momente
lassen sich nicht planen. Manchmal passieren sie
abends, kurz bevor ich einschlafe, in diesem Zwi-
schenzustand zwischen Wachsein und Traum.
Vermutlich, weil man dann loslässt. In dieser Zeit
fallen mir oft kleine Melodien oder Atmosphären
ein, an die ich mich hoffentlich am nächsten Mor-
gen noch erinnere.
Beat / „Memoria“ klingt wie ein Nachtalbum. Hast
du bestimmte Zeiten, an denen du am liebsten an
Musik arbeitest?
Anders / Es ist interessant, dass du das sagst, denn
das Album ist immer genau in der Zeit zwischen
8.30 Uhr am Morgen bis 15 Uhr entstanden, denn
ich habe seit zweieinhalb Jahren einen Sohn, der in
dieser Zeit in der Kita ist, was bedeutete, dass ich
meine Arbeitsroutine ändern musste. Ich war es
in der Tat gewöhnt, die ganze Nacht hindurch an
Arrangements, Mixen und Mastering zu arbeiten,
aber das geht nun nicht mehr. Ich habe mir Sorgen
gemacht, ob das funktionieren würde und ich in
einer solch komprimierten Zeit kreativ sein kann,
denn das war das erste Album, bei dem es so lief.
Früher war es mir wichtig, in der richtigen Stim-
mung zu sein, aber irgendwie war es diesmal sogar
einfacher, denn nun war ich gezwungen, die Zeit zu
einhundert Prozent zu nutzen und dadurch war ich
fokussierter. Das hat mich selbst überrascht.
Beat / Hast du die Ideen dadurch spontaner
belassen?
Anders / Nein, ich denke, ich habe im Grunde die-
selbe Zeit investiert. Aber früher habe ich öfter
mal zwischendurch Facebook gecheckt, habe mit
Leuten gequatscht oder bin zwischendurch mit
Freunden Mittagessen gegangen. Ich mag es schon,
ins Detail zu gehen. Das war diesmal nicht anders.
Ich habe die Zeit nur effektiver genutzt. Dabei kam
mir entgegen, dass einige der Mitglieder meiner
neuen Live-Band auch Kinder haben. Daher konn-
ten wir uns grundsätzlich darauf einigen, dass
unsere kreative Zeit am Morgen ist.
Beat / Gab es neue musikalische Einflüsse?
Anders / Nicht wirklich neue, denn generell ist
meine Musik von dem beeinflusst, was ich seit
meinen Teenagerjahren höre. Diese Musik bleibt
einem irgendwie erhalten. Das waren bei mir
viele Sachen wie The Cure oder Joy Division sowie
andere Post-Punk-Bands. Ich finde, diesmal hört
man einen stärkeren Einfluss von Shoegaze- und
Indie-Sounds der 90er, vor allem aus England.
Aber ich habe natürlich versucht, der Musik mei-
nen eigenen Stempel aufzudrücken, damit es nicht
wie eine Slowdive-Coverband klingt. Ich wollte
meine Inspirationen zeigen, aber sie in den Tren-
temøller-Kosmos einbetten. Es gibt aber auch eher
punkige oder elektronische Songs wie „Dead Or
Alive“ oder „Swaying Pine Trees“, die davon abwei-
chen. Ich mag eine breite Palette an Atmosphären
und Songs, die hoffentlich als Album funktionieren,
denn ich bin nach wie vor ein Fan des Albumfor-
mats. Die Scheibe ist als eine Reise angelegt und hat
eine natürliche Entwicklung vom ersten zum letzten
Song. Interessant ist, dass die ersten beiden Songs
auf der Platte, „Veil Of White“ und „No More Kissing
In The Rain“, auch die ersten beiden waren, die ich
geschrieben hatte. Das zieht sich ein bisschen wie
ein roter Faden durch das Album und ist ein Grund
dafür, dass wir es auch live in dieser Reihenfolge
und in voller Länge spielen wollen.
Beat / Wie würdest du deine musikalische Ent-
wicklung beschreiben? Hast du auch das Gefühl,
dass es ein langer Weg von den frühen Down-
tempo/Techno/Electronica-Sounds hin zu den
düsteren jüngeren Releases war?
Anders / Für mich war es gar kein so langer Weg.
Ich habe erst kürzlich mal wieder mein Debütal-
bum „The Last Resort“ (2006) gehört und war
überrascht, wie viele Songs den heutigen Vibes
doch recht ähnlich sind, z. B. der Opener „Take Me
Into Your Skin“, der auch E-Bow-Gitarren und echte
Drums enthält und recht melancholisch ist. Ich
hätte selbst gedacht, dass der Unterschied größer
wäre. Aber natürlich gab es damals mehr traditi-
onelle elektronische Songs und generell hast du
Recht, dass mein Sound düsterer geworden ist. Ich
weiß noch, dass ich viele wütende Nachrichten auf
MySpace bekommen habe, als mein zweites Album
erschien, da sich viele Menschen beschwerten, dass
es auf einmal so viele Gitarren gab. Sie meinten, ich

Beat 05 | 2022 • 33
BEATPERSONALITY
Portrait

hätte mich verkauft. Ich dachte nur: „Oh scheiße,
das war mir gar nicht klar!“ [lacht] Aber das liegt
sicher auch daran, dass ich vor meinem ersten
Album eher clubbige, technoide Musik gemacht
hatte. Nichtsdestotrotz fühlt sich die Entwicklung
für mich natürlich an, aber das liegt vielleicht auch
daran, dass ich schon immer sehr verschiedene
Musik gehört und nie in Schubladen gedacht habe.
sind. Ich vergrabe mich gerne in meiner Welt und
versuche die Stücke so gut wie möglich zu machen.
Erst auf der Bühne trete ich aus meiner Komfort-
zone heraus und verwandle meine Musik in etwas
Soziales – in dem Sinne, dass ich zusammen mit
anderen Musikern für Menschen spiele. Wir haben
schon Touren auf diversen Kontinenten gespielt
und es ist schön zu sehen, dass die Reaktionen
überall recht ähnlich und euphorisch sind. Diese
Erlebnisse hätte ich nicht, wenn ich nur Musik im
stillen Kämmerlein machen würde und das wert-
schätze ich sehr. Aber ich mag beide Welten.
Beat / Auf dem Album singt ausschließlich Lisbet
Fritze, wohingegen früher mehrere verschiedene Sän-
ger und Sängerinnen zu hören waren. Woran lag es?

Beat / Hat sich dein Publikum verändert?

Anders / Oh ja. Anfangs kamen vor allem Raver zu
meinen Shows, die erwarteten, dass ich als DJ auf
der Bühne stehe. Sie waren regelrecht enttäuscht,
dass ich mit einer kompletten Band auftrete. [lacht]
Aber ich denke, die Leute haben nach dem ersten
Album schon kapiert, dass es nicht mein Ding ist,
mich alleine mit einem Laptop auf die Bühne zu
stellen. Im Studio mache ich alleine Musik, aber
es war mir immer wichtig, dass es live eine kom-
plette Band gibt, die meine Songs auch wirklich
spielt. Dafür proben wir viel und stecken Mühe in
das Umarrangieren der Studioversionen für die
Bühne. Es ist auch spannend, dass sich Songs wäh-
rend einer Tour komplett verändern können, da wir
immer mal spontan Details verändern und Unfälle
passieren, die sich als cool erweisen. Und gerade
das macht es doch aus, Künstler live zu sehen.
Wenn man eine reine Playback-Show möchte, kann
man sich auch zuhause die CD auflegen.

Beat / Weshalb ist deine Band nicht in die Studi-

oarbeit involviert?
Anders / Da habe ich gerne die volle Kontrolle,
denn ich bin ein Kontrollfreak [lacht]. Ich bin da
recht schüchtern. Nicht mal meine Freundin oder
Freunde dürfen die Songs hören, bevor sie fertig

Wenn man eine

reine Playback-­
Show möchte, kann
man sich auch
zuhause die CD
auflegen. «
34 • Beat 05 | 2022

Ich nutze Softsynths, aber
auch Hardware, da ich damit
Sachen machen kann, die mit
Plug-ins nicht möglich sind. «
Anders / Ja, auf den vorigen Alben hatte ich teils
vier, fünf Gastsänger. Wir haben die Parts oft zusam-
men geschrieben oder sie haben es alleine gemacht.
Ich hatte jedoch den Eindruck, dass bei so vielen
Sängern der natürliche Fluss eines Albums leidet.
Dieses Mal war es etwas anders, da ich zum ersten
Mal wirklich alles selbst geschrieben habe, inklu-
sive der Texte und Gesangslinien. Lisbet ist meine
Freundin, was natürlich viel einfacher war, zumal sie
während der Lockdowns im Homeoffice arbeitete.
Wir haben dann immer die ein, zwei Stunden mit-
tags genutzt, wenn unser Sohn schlief. [lacht] Durch
das enge Zeitfenster war es immer sehr intensiv. Wir
haben ihre Stimme meist zehnfach übereinander
aufgenommen, da es geisterhaft und nicht wie von
dieser Welt klingen sollte. Auch das kostete natürlich
Zeit. Ich glaube, anfangs war sie etwas enttäuscht,
dass ich ihr alles vorgegeben hatte, da wir früher
auch Sachen gemeinsam geschrieben hatten, aber
ich hatte dieses Mal das Gefühl, dass ich lieber alles
selbst schreiben sollte, da ich viele Ideen hatte und
sich die Parts wie von selbst entwickelt haben.
Beat / Und wie löst ihr das live?
Anders / Anfangs hatten wir überlegt, dass sie und
mein Sohn mitkommen und wir eine Nanny enga-
gieren, aber uns wurde schnell klar, dass das zu
anstrengend für ein kleines Kind wäre. Er hat ein-
fach zu viel Energie. Ich habe diese fantastische
Sängerin aus Island namens Dísa entdeckt und es
hat sich angeboten, sie mit uns Live-Line-up zu
nehmen, da ich aufgrund der längeren Pause eh
eine komplett neue Band zusammengestellt habe.
Es sind supertolle Musiker aus Kopenhagen, die
auch alle ihre eigene Musik produzieren und die ich
jeweils sehr bewundere. Sie schlugen mir Dísa vor,
da ihre Stimme etwas an Elizabeth Frazer erinnert.
Sie kam schon einmal für eine Probe her und es
klang perfekt. Nun drücke ich die Daumen, dass die
geplanten Shows auch wirklich stattfinden können.
Beat / Welche Instrumente kamen auf „Memoria“
zum Einsatz?
Anders / Wenn man das Album hört, könnte man
denken, dass es viele Gitarren sind, aber tatsäch-
lich sind das meiste Synthesizer-Sounds, die ich
durch Gitarren-Pedale und Amps gejagt habe. Ich
bin leider ein ziemlich schlechter Gitarrist, des-
wegen habe ich versucht, Sounds zu erzeugen, die
nach Gitarren klingen, aber nicht unbedingt immer
welche sind. Mir gefiel der Gedanke, dass man die
Instrumente inmitten dieses geisterhaften und ver-
träumten Sounds nicht immer klar zuordnen kann.
Ich bin ganz verrückt nach Gitarren-Pedalen und
schätze, ich habe etwa 200 Stück.
Beat / Wow! Dafür brauchst du ein extra Zimmer.
Anders / Ja, ich weiß, es ist definitiv zu viel. Meine
Freundin sagt auch schon, ich soll endlich damit
aufhören [lacht]. Du solltest mal mein Studio sehen.
Es ist wirklich vollgepackt. Aber ich nutze viele
davon auch tatsächlich. Nun ja, zwanzig Prozent
vielleicht. [lacht] Häufig zum Einsatz kam z. B. das
Holy-Grail-Reverb-Pedal, das auch auf Drums und
Vocals toll klingt. Außerdem liebe ich das Red Panta
Particle 2, das eine Granular-Synthese-Engine hat.
Man kann einen Akkord spielen und es fügt dann
verrückte Dinge hinzu. Vor allem in „A Summer’s
Empty Room“ kommt es viel zum Einsatz. Es klingt
zunächst nach einem Reverb, aber wenn man mit
Kopfhörern genauer hinhört, merkt man, dass es
eher ein zufälliger Delay ist. Für den Albumsound
prägend war auch das Space Station Pedal von
Digitech aus den 80ern, das u. a. im Opener „Veil
Of White“ zum Einsatz kommt. Ich liebe Pedale, die
den Sound manipulieren, setze sie aber auf subtile
Weise ein. Man soll beim Hören das Gefühl haben,
dass es viele Schichten gibt, die einen aber nicht
sofort anspringen. Stattdessen geht da etwas Myste-
riöses vor sich, das man nicht wirklich deuten kann.
Beat / Und welche Synths hast du verwendet?
Anders / Ich benutze Softsynths, aber auch Hard-
ware-Synthesizer, da ich damit Sachen machen
kann, die mit Plug-ins nicht möglich sind. Ich mag
BEATPERSONALITY
Portrait
es, wenn ich Knöpfe drehen kann und liebe es,
wenn der Faktor Zufall ins Spiel kommt. Plug-ins
dagegen klingen immer gleich, wenn man sie öffnet.
Ein Softsynth, der viel zum Einsatz kam, aber oft
kaum zu hören ist, ist M-Tron, eine Melotron-Emu-
lation. Ich mag die Strings, Flöten und Voices, die
sehr spooky klingen können. Sie liefen durch eine
Pedale und Effekt-Plug-ins. Hier sollte ich vor allem
die Plug-ins von Valhalla nennen, die wirklich rie-
sig klingen können. Wenn man die Chöre aus dem
M-Tron durch Distortions und Reverbs und dann
noch mal durch Overdrive und Chorus schickt, klin-
gen sie komplett anders als der Ursprungssound. So
mag ich es generell, recht flache Sounds mächtig
aufzumöbeln, sodass sie nicht mehr wie von die-
ser Welt klingen.
Beat / Und das Mixing machst du auch alleine?
Anders / Ja, es gab früher ein paar Versuche, mit
anderen Engineers zusammen zu arbeiten, aber am
Ende haben wir doch immer meine eigenen Versi-
onen genommen. Teilweise haben mich die fetten
Studios auch etwas geblendet, denn auf den teu-
ren Boxen dort klang es immer beeindruckend und
ich habe mich drauf verlassen, wenn dieser Typ,
der seit 30 Jahren in der Musikindustrie arbeitet,
meinte, jetzt klingt es cool. Aber zuhause war das
oft nicht mehr der Fall. Es hatte einfach nicht mehr
den Spirit, den ich ursprünglich erzielen wollte.
Und mittlerweile weiß ich einfach selbst am bes-
ten, was ich will und der Sound ist ein großer Teil
des Songwritings. Früher wollte ich einfach zu viel,
heute weiß ich, dass weniger mehr ist. r
trentemoller.com
Beat 05 | 2022 • 35
BEATPERSONALITY
Portrait

Entdeckt: Cluster Lizard

Kosmische Hydraulik
Noise, Krautrock, IDM und Stille – aus diesen Zutaten destillieren Cluster Lizard einen sinnlich-spacigen Sound mit
Anklängen an die 70er und Visionen einer faszinierenden Zukunft. Für Dmytro Fedorenko und Kateryna Zavoloka
geht es bei dem Projekt aber nicht nur um neue Sounds. Für sie ist Musik ein Mittel zum Erlangen von Freiheit – und
ihr erstes Album “Star Corsar” der erste Schritt in ein neues Leben. von Tobias Fischer

Faszination Freiheit: Mit “Star Corsair” legen Cluster

Lizard den Soundtrack zu einem einst verbotenen
ukrainischen Science-Fiction-Klassiker vor.

M
an kann, so behaupten es die Philoso-
phen, nicht zwei Mal in denselben Fluss
eintauchen. Versuchen aber kann man es
natürlich trotzdem. Mit seinem neuen Projekt
„Variat“ kehrt Dmytro Fedorenko zu den brutalen
Noise-Welten seiner frühen Jahre zurück, doch
die Musik wirkt geradezu hymnisch, die Wirkung
euphorisierend, die Strukturen wie verzerrte,
finstere Kathedralen, die sich episch in einen
blutroten Himmel winden. In gewisser Weise war
eine Kindheitserinnerung für diese faszinierende
Vision verantwortlich:
“Als ich sieben war, sind meine Eltern mit mir in
einen neuen Außenbezirk von Kiev gezogen. Dort
standen nur wenige fertige Häuser mitten in einer
riesigen, endlosen Baustelle”, erinnert er sich.
“Ich habe stundenlang dabei zugesehen, wie die
Arbeiter mit gewaltigen hydraulischen Hammern
Betonstrukturen in den Boden geschlagen haben.
Es waren immer drei bis vier gleichzeitig aktiv,
die dynamisch fließende Rythmen erzeugt haben.
Manchmal denke ich, das war das erste Klanger-
lebnis, das meine Aufmerksamkeit erregt hat – und
dass es bis heute meine Interessen und Einstellun-
gen geprägt hat.”
Die 90er waren für elektronische Klänge welt-
weit eine faszinierende Zeit. In der Ukraine
waren sie sogar noch weitaus mehr. Musiker
betonen gerne, wie wichtig ihnen “Freiheit” ist.
Fedorenko und seine langjährige Kreativpartne-
rin Kateryna Zavoloka aber wissen, was dieses
Wort wirklich bedeutet. Beide lernten die neu
gewonnenen Rechte auszukosten, waren sich
dabei aber stets bewusst, wie leicht sie ihnen
wieder genommen werden konnten. Die Elekt-
ronik war ein Garten voller Möglichkeiten, eine
gelebte Utopie von Leben als Kunst. Andrey
Kiritchenko veröffentlichte auf Nexsound radi-
kale Elektronik-Experimente, Oleksandr Hladun
alias Dunaewsky69 lotete klangliche Extreme
aus und Fedorenko veröffentlichte zunächst
Industrial und Noise auf Piratenlabels. Dank
der aufblühenden Internetkultur und Netla-
belszene entstanden schon bald fruchtbare
Kollaborationen mit Künstlern aus dem Westen,
dokumentiert in einer wahren Flut an digita-
len Veröffentlichungen. Nur wenige Jahre später
waren Zavoloka und Fedorenko der Dreh- und
Angelpunkt der Szene, organisierten namhafte
Festivals. Inzwischen sind die beiden nach

36  • Beat 05 | 2022


Bei Cluster Lizard dreht sich alles
um Konzepte. Bevor das Konzept nicht
steht, schalten wir die Maschinen
­überhaupt nicht an. «
Berlin gezogen und haben ein neues Kapitel
ausgeschlagen. Cluster Lizard ist ein besonders
wichtiger Teil davon.
Zunächst aber mussten sie sich von Kvitnu
trennen, ihrem eigenen Label, das so maßgeb-
lich für ihren Erfolg verantwortlich war - eine
Entscheidung, die ihnen nicht leicht gefallen
sein kann. Denn die Plattenfirma war viele Jahre
lang das wichtigste Aushängeschild der ukraini-
schen Elektronik-Szene, machte mit kristallklar
produzierten Alben und betont kunstvollen Ver-
packungen auf sich aufmerksam. Kompromisslos
setzte man das Erbe der IDM-Szene fort, zu einem
Zeitpunkt, als diese Musik in den Medien ihren
Höhepunkt bereits überschritten hatte. So blieb
Kvitnu der ganz große Durchbruch stets versagt.
Die kritische Anerkennung aber nicht. Auf den
namhaften Pariser Quarz Awards heimste man
gleich mehrere Trophäen ein, und einige nam-
hafte Kollegen bekannten sich als Fan: “Aphex
Twin hat mir geschrieben, dass er meine Musik
wirklich schätzt. Seitdem sind wir in Kontakt
geblieben und tauschen uns über Musik und das
Leben im Allgemeinen aus”, erzählt Zavoloka, “Er
ist immer der erste, der mein neues Album kauft.”
[1] Mit einem leicht melancholischen Kunstwerk
nahm man 2020 Abschied von Kvitnu: Einer wei-
ßen Vinylplatte, in deren Mitte eine einzige, in
sich geschlossene Leerrille enthalten war: Die
Nadel läuft ewig weiter, aber alles, was man hört,
ist – Stille. Zavolokas Solo-Projekt “Ornament”
tendierte in eine ähnliche Richtung: Stücke wie
das siebenminütige “Vzir” waren geradezu feder-
leicht, schienen abzuheben, zu rotieren und zu
entschweben, in ferne Welten.
Science-Fiction-Soundtrack
Genau dorthin geht nun auch die Reise auf dem
ersten Album des Duo-Projekts Cluster Lizard.
Passend zum neugewonnenen Spielraum nach
dem Ende von Kvitnu dreht sich das erste Album
“Star Corsair” ganz um das Thema Freiheit. Denn
pw-magazine.com/2017/talking-elements-zavoloka/
BEATPERSONALITY
Portrait
das Album ist eine Art Soundtrack zum Klassiker
“Star Corsair” des ukrainischen Science-Ficti-
on-Autors und Dissidenten Oles Berdnyk – einem
Buch, das mit seiner autokratischen Dystopie die
Grenzen der Freiheit in der Ukraine der frühen
70er weit überschritt und somit verboten wurde.
So wurde der Klassiker zu mehr als einer litera-
rischen Vorlage, der Autor zu mehr als einem
Ideengeber, wie die beiden in den Liner Notes
schreiben: “Ab den ersten Seiten haben wir eine
tiefe Verbindung gefühlt. Du musst auf innerer
Ebene weiterkommen, dann kannst du Freiheit
auch in deinem eigenen Leben umsetzen.”
Musikalisch hat das Ganze etwas Retrofutu-
ristisches, wurde aber mit Equipment eingespielt,
das so rein gar nichts mit Vintage-Träumen zu tun
hat und vor allem intuitiv und einfach sein sollte.
Letzten Endes nämlich zähle ohnehin das beste
Equipment ohne die passenden Ideen nichts:
“Bei Cluster Lizard dreht sich alles um Konzepte.
Bevor das Konzept nicht steht, schalten wir die
Maschinen überhaupt nicht an. Wir wählen sogar
die Instrumente anhand der Idee aus. Auf “Star
Corsair” zum Beispiel haben wir viele E-Gitar-
ren-Sounds verwendet. Das haben wir noch nie
vorher gemacht – diesmal aber musste es sein.” In
seinen besten Momenten klingt das wahlweise
wie Aphex Twin auf Sternenreise oder wie eine
Steampunk-Version von Tangerine Dream und
verbindet sich vor allem auf ganzer Albumlänge
zu einem intensiven, stimmigen Abenteuer.
Das ist vielleicht das Beste an einem Album,
das Lust auf mehr macht: Wie ein Fluss schlängelt
sich die Musik durch wahrhaft neue, nie da gewe-
sene Welten, die selbst nach mehrfachem Hören
ihren Zauber nicht verlieren – und in die man,
trotz aller philosophischer Bedenken, immer wie-
der gewinnbringend eintauchen kann. r
clusterlizard.com
dmytrofedorenko.com
zavoloka.com
Beat 05 | 2022  •  37
BEATCHECK
Check: Studio Starter E-Book

Endlich loslegen:
Das Studio Starter eBook auf DVD

Der Weg zur ersten Produktion

Noch nie war der Aufbau des eigenen Desktop-Studios einfacher, der erfolgreiche Start als Komponist, Musiker
oder Produzent leichter und preiswerter als heute. Doch gleichzeitig stellen sich viele Fragen, angefangen von der
­Installation des Rechners bis zur Auswahl des Equipments, Aufstellung der Boxen und vieles mehr. Mit unserem
Studio Starter eBook auf DVD geben wir Ihnen einen Guide an die Hand, der alle Fragen beantwortet und n ­ ützliche
Tipps zum Schmökern enthält. Auch für Fortgeschrittene. von Marco Scherer

I
mmer wieder erreichen uns Ihre Leser-Mails mit
dem Wunsch nach mehr Einstiegslektüre für an-
gehende Musiker und Produzenten im Homestu-
dio. Mit unserem kostenlosen Studio Starter geht
dieser Wunsch nun endlich in Erfüllung und das
gleich als Dauerlösung, denn den Guide werden
Sie künftig auf jeder Beat-DVD finden.
Das eBook startet seicht mit der Erklärung von
Plug-ins und deren Bestandteilen, veranschaulicht
grundlegende Infos zu Mikrofonen, Audio-Inter-
faces sowie Mixern und beantwortet Fragen wie
„Was ist eine DAW“ oder „Wohin werden Plug-
ins installiert“, bevor es dann in dezentem Tempo
weitergeht, etwa mit einer Doppelseite zum The-
ma Synths & Synthesen, auf der erklärt wird, wie
ein Sound entsteht.
Doch auch Fortgeschrittene werden hier nützliche
Tipps dazu finden, wie sich der Studiobetrieb rei- DAS E-BOOK
bungsloser gestalten lässt, etwa in Form von bei-
spielhaften Recording-Setups oder dem Ratgeber Übrigens: Techniken ändern sich per-
„Das perfekte Setup – ohne Brummschleifen“, in manent. Daher haben wir beschlossen,
dem das Thema Boxenaufstellung und die Verle- den Studio Starter zu einem laufenden
gung von Kabeln im Detail beschrieben sind. Ab- Projekt zu machen, das in loser Folge
aktualisiert wird. Sollten darüber hin-
gerundet wird der Guide mit einer Sammlung von
aus noch Fragen offen bleiben, die im
99 Antworten auf die brennendsten Fragen von Le- Guide Gehör finden sollten, schreiben
sern und Machern. Sie uns doch Ihre Anregungen an ­
Den Studio Starter können Sie am Stück lesen ms@beat.de
oder nach Belieben als „Schlaues Buch“ für zwi-
schendurch nutzen. Aber auch in den 99 Tipps
werden Sie immer wieder Anregungen finden. Bei
der Lektüre wünschen wir Ihnen Spaß und viele
neue Erkenntnisse!

38 •  Beat 05 | 2022


Skills für Macher, Musik & Produktion
Producer-Tipps im Beat-Podcast
Auf unserem YouTube Kanal bittet Rüdiger Keller mit seinem 3Tracks-Podcast Künstler wie Dich und mich zum
Interview und gemütlichen Plausch, stellt drei ihrer Tracks vor und liefert ­Antworten zu den gefragtesten Themen
rund um die Musikproduktion. Ganz getreu dem Motto „Kreativ sein, lernen, besser werden“. Also gleich einschalten!
W
elche Hardware oder Plug-ins nutzen andere gerne, worauf achten sie
beim Produzieren ihrer Musik, wie ist ihr Studio aufgebaut? Bei der
Zusammenarbeit mit Labels, der Produktion von Remixen oder bei
Live-Events stand für unseren Host Rüdiger Keller eine Sache schnell fest: Jeder
hat nicht nur musikalisch, sondern auch beim Machen seinen eigenen Stil. Das
führte zur Idee ... hey... machen wir einen Podcast daraus!
Im Talk mit ­Musikern auf Augenhöhe
Das Konzept ist einfach: Jede Show stellt einen Producer und drei seiner Tracks
vor, wir sprechen über seine Herangehensweise beim Produzieren, Tools und
Techniken und vor allem: den Spaß an der S ­ ache. Dabei spielt es keine Rolle, wie
erfolgreich die Gäste sind. Vielmehr zählt, was sie zu sagen haben. Wir sprechen
über Technik, Produk­tionsweisen, Ansichten und auch der eine oder andere
heiße Tipp fürs Studio ist dabei.
BEATKULTUR
Producer Podcasts
DIESEN MONAT ZU GAST: ATTIC PEOPLE
Attic People ist ein Projekt des Mainzer Produzenten Se-
verin Faust, der seit vielen Jahren ein fester Bestandteil
der deutschen Dance-Szene ist.
Alles begann in den frühen 90ern mit Breakbeats und
House auf eigenem Vinyl-Label und wuchs dann schnell
durch diverse Remixes und Kompositionen für so unter- Jetzt reinhören
schiedliche Acts wie Army of Lovers, Andreas Dorau, B.G. The Prince of
Rap, Markus und viele weitere Künstler. Im Jahr 2000 kam der kommer-
zielle Durchbruch mit Maschinenmensch und dem Titel „Domo O ­ rigato“,
bei dem Severin maßgeblich beteiligt war. Nicht zuletzt aufgrund der spä-
teren massiven Umbrüche in der Musikindustrie konzentrierte sich Se-
verin anschliessend vermehrt auf Progressive House. Er produzierte hier
unter seinem Pseudonym Gary Blesko drei Longplayer sowie diverse
Unternehmensjingles.
Seit 2019 gibt es nun das neue Projekt Attic People, das mit eingängi-
gen Hooklines und und groovigen Beats die musikalische Reise in Rich-
tung Disco Pop und Vocal House fortsetzt. Und das überaus erfolgreich:
Attic People Titel und Remixes sind regelmäßig in den diversen deutschen
Dance Charts vertreten.
Im Podcast sprechen wir mit Severin über die 90er Jahre, den Start der
elektronischen Musikszene, was Frequenzen in Vocals ausmachen, wor-
auf es beim Mixing ankommt und warum die Dynamik in einem Track so
wichtig ist. Und natürlich sprechen wir über sein Equipment. Reinhören!
youtube.com/beatmagazin
Beat 05 | 2022  •  39
BEATKULTUR
Digitale Kultur

Digitale Kultur: Musik und Politik

 Vielleicht sollte unsere

Musik dich ein wenig
­unangenehm berühren! «
Wird Musik wieder politischer? Nach zwei Jahrzehnten, in denen eher Privates und Intimes verhandelt wurde,
kehren die großen Themen wieder in die Songs zurück. Oder, wie bei Charlotte Adigéry & Bolis Pupul, auf den
Dancefloor. Ihr Album “Topical Dancer” ist prall gefüllt mit unwiderstehlichen Club-Hymnen. Aber es lässt die
Hörerin zugleich nachdenken. 60 Jahre nach “Blowin in the Wind” - was kann Musik zur gesellschaftlichen Debatte
beitragen? von Tobias Fischer
Beat / Die großen Themen kehren in die Musik
zurück. Warum hat sich bis jetzt noch keine glo-
bale Jugendbewegung darum herum aufgebaut?
Charlotte / Vielleicht müssen die Dinge noch
ein wenig reifen. Ich bin mir nicht sicher, ob
ich selbst noch vor ein paar Jahren über diese
Themen hätte schreiben können. Es braucht
ein wenig, bis du dich als Person nicht mehr
zu wichtig nimmst. Ich hoffe wirklich, dass die
nächste Generation auch diesen Punkt erreicht.
Die sozialen Medien spielen dabei ebenfalls eine
Rolle. Sie nähren Ego und Eitelkeit. Eitelkeit und
Humor sind keine guten Bettgenossen.
Beat / Wenn man nicht so genau hinhört, funkti-
oniert “Topical Dancer” ganz hervorragend als
Pop-Platte. Sie reißt einen mit und macht Spaß.
Warum habt ihr ausgerechnet diesen Sound für
diese Themen gewählt?
Bolis / Wir lieben einfach elektronische Musik. Und
dann reden wir auch noch eine Menge, bevor wir
mit dem Musikmachen loslegen. Unsere Gespräche
gehören zur Musik, sie tragen entscheidend zum
Prozess bei. Wir müssen miteinander reden, um
miteinander zu arbeiten. Es macht unsere Köpfe frei.
Beat / Und diese Gespräche tragen dann zu den
Texten bei?
Charlotte / Wir diskutieren auf jeden Fall eine
Menge über die Texte. Nimm den Song „Ceci n’est
pas un cliché“. Während wir einmal mit dem Auto
zu einer Show gefahren sind, lief im Radio ein total
klischeebehaftetes Lied. Wir haben dann gewit-
zelt, dass wir einen Track aufnehmen sollten, der
nur aus Klischees aufgebaut ist.
Beat / Was eure Texte so besonders macht, ist,
dass sie persönlich sind, aber man sich darin wie-
dererkennt. Es ist keine reine Nabelschau.
Charlotte / Es ist ein sehr ehrliches Album. Wir
geben niemals vor, andere zu sein als die, die wir
sind. Wenn du dich darin wiedererkennst, ist das
tollste Kompliment. Das bedeutet dann, dass wir
nicht allein sind. [lacht]
Beat / Es ist auf jeden Fall etwas, was es von der
politischen Musik der 60er und 70er unterschei-
det. Bei euch wird nicht gepredigt.
Charlotte / Wir haben uns ganz bewusst gegen
das Predigen entschieden, das passt einfach
nicht zu uns. Ich liebe Ehrlichkeit und Authen-
tizität in der Musik und bin froh, dass genau das
rübergekommen ist.
Beat / Was meint ihr, wie euer kultureller Hinter-
grund in eurer Kreativität zum Abdruck kommt?
Bolis / Ich bin sicher, dass dieser Hintergrund der
Schlüssel dazu ist, wer ich bin, sowohl als Künst-
ler als auch als Mensch. Ich habe mich niemals
irgendwo zugehörig gefühlt. Schon als Teenager
war ich in keiner Gruppe wirklich zu Hause. Ich habe
mich für meine chinesische Herkunft geschämt und
bin oftmals dafür gehänselt worden. Erst in meinen
späten Teenagerjahren ist mir klar geworden, dass
diese Scham fehl am Platz ist und dass ich zu mei-
nen beiden Wurzeln gleichermaßen stehen kann.
Das Gleiche gilt für die Musik: Ich möchte nicht in
eine einzige Genre-Schublade gesteckt werden, weil
ich mich dadurch missverstanden fühle.
Charlotte / Auch ich habe Rassismus oftmals am
eigenen Leib erlebt. Aber die Musik hat mir sehr
dabei geholfen, mich so zu mögen, wie ich bin. Sie
hat mir gesagt, dass es in Ordnung ist, eine “Hyb-
ride” zu sein. Ich bin weder komplett Karibisch,
noch Flämisch oder Belgisch oder Französisch.
Ich stecke irgendwo dazwischen. Für manche
erzeugt das Verwirrung.
Beat / Wie steht ihr zu Themen wie Diversität, Ek-
lektizismus und Originalität in der Musik?
Charlotte / Musik ist ein Instrument, mit dem ich
mein eigenes Land erschaffen kann. Einen Ort, an
dem ich als ganzer Mensch willkommen bin. Ich
sehe mich als eine Art Schwamm. Ich liebe die un-
terschiedlichsten Arten von Musik und sauge al-
les auf. Wenn wir dann zusammen aufnehmen,
entsteht daraus eine persönliche Mischung. Die
großen Künstler sind die, die sich nicht verstellen
und verstehen, dass jede Geschichte es verdient,
erzählt zu werden. Aus dieser Einsicht entspringt
letztendlich Originalität.
Schlüssel zum Studio
Beat / Wie habt ihr euch eigentlich gefunden?
Bolis / Als wir mit dem gemeinsamen Musikma-
chen angefangen haben, kannten wir uns kaum.
Stephen und David Dewaele von Soulwax hatten
das Gefühl, dass wir im Studio gut zusammen-
passen würden und als sie dann einmal für einen
Auftritt nach Japan verreist sind, haben sie und
die Schlüssel zum Studio gegeben. Wir haben eine
Woche lang darin aufgenommen und konnten ihr
gesamtes Equipment verwenden.
Beat / Was für ein Konzept hattet ihr damals?
Bolis / Gar keines. Wir sind ohne jegliche Absich-
ten oder Ideen hineingegangen. Wir haben einfach

40  •  Beat 05 | 2022


Die Songs von
Charlotte Adigéry
und Bolis Pupul
sind politisch
und zugleich
humorvoll – kann
das funktionieren?
einen Synth eingestöpselt und die Sounds aufge-
nommen, die dabei herausgekommen sind. Die
haben Charlotte dann zu ein paar Melodien und
Basstönen inspiriert. Sie hat mir damals eine Auf-
nahme eines Typen aus Brüssel vorgespielt, der
sie auf eine total klischeehafte Weise angemacht
hat. Wir fanden das witzig und haben das dann
als eine Strophe in dem Song “Senegal Seduction”
verwendet. 5 Tage später hatten wir dann genug
Material für unsere erste EP.
Beat / Schon beim nächsten Projekt habt ihr
dann aber mehr Zeit investiert und die Dinge
mehr durchdacht.
Charlotte / Genau, bei “Zandoli” haben wir ein
wenig mehr reflektiert, worüber wir eigentlich
reden wollen und wer wir zu dem Augenblick als
Künstler sind. Wir haben auch zwei Jahre lang
überall auf der Welt Shows gespielt. Es war eine
groaßrtige Erfahrung – erwartet aber haben wir
nichts davon.
Beat / Ihr habt schon auf die Bedeutung von
Humor für eure Musik hingewiesen. Reibt sich
der Humor nicht in gewisser Weise mit den teil-
weise sehr ernsten Themen, die ihr behandelt?
Bolis / Jeder hat da eine andere Toleranz-
schwelle. Für Charlotte und mich würden einige
der Themen ohne Humor zu schwer. Es würde
so aussehen, als hätten wir Antworten oder
Lösungen. Der Humor sorgt für Sauerstoff in
einer Diskussion, die allzu oft in einem Vakuum
geführt wird.
Charlotte / Ich zitiere da mal Mary Poppins:
“Wenn ein Löffelchen voll Zucker bittre Medizin
versüßt, rutscht sie gleich noch mal so gut.” Du
hast schon recht, die Themen sind ernst: Woke-
und cancel-culture, political correctness und all
das. Verstehe ich, respektiere ich … Endlich fühle
ich mich repräsentiert und verstanden. Ich mache
mich also nicht darüber lustig, ich will nichts
herunterspielen. Wir bieten nur einen anderen
Blickwinkel an.
BEATKULTUR
Digitale Kultur
Beat / Aber hat der Rassismus, den du erlebt hast,
nicht wehgetan?
Charlotte / Ich war ein Opfer, aber so fühle ich
mich nicht mehr. Wut ist ein guter Ausgangs-
punkt, um deine Meinung kundzutun, damit
Wunden verheilen. Aber wenn du dich als Mensch
verändern willst, musst du über die Wut hinaus
wachsen. Humor kann dabei helfen.
Beat / Ihr bezieht euch auf “Why I’m No Lon-
ger Talking to White People about Race” von
Reni Eddo-Lodge. Sie argumentiert, dass Weiße
so defensiv werden, wenn man sie mit konkre-
ten Rassismuserlebnissen konfrontiert, dass kein
Austausch und keine Veränderungen mehr statt-
finden können. Bietet die Musik vielleicht einen
Raum, in dem diese Themen doch wieder zur
Sprache gebracht werden können?
Charlotte / Musik spricht andere Gehirnareale an
– und andere Stellen in unserem Körper als Jour-
nalismus oder Literatur. Wenn du tanzt oder Musik
hörst, dann öffnen sich die Poren deiner Seele und
du wirst empfänglicher für diese Themen. Einer-
seits sind unsere Absichten mit dem Album sehr
bescheiden. Wir wollen dir nicht deine Meinung
nehmen. Wir können dich nur freundlich dazu
einladen … aber hier ist eine kleine Anekdote zu
unserem Song “Blenda”. Es gibt darin die Textstelle
“geh doch zurück in das Land, wo du hingehörst”.
Eine Journalistin hat mir erzählt, dass sie sehr
unsicher war, ob sie dazu tanzen und diese Stelle
mitsingen dürfe. Ich hatte nie darüber nachge-
dacht. Aber ich habe ihr schließlich gesagt, dass
sie sich vielleicht wirklich ein wenig unangenehm
berührt fühlen sollte. Denn dabei versetzt sie sich
tatsächlich in meine Lage.
Düster und bissig
Beat / Ihr habt “Topical Dancer” als einen
Schnappschuss eurer Sicht auf Popmusik im Jahr
2020 bezeichnet. Wie sieht denn dieser Schnapp-
schuss genau aus?
Charlotte / Ich würde sagen, Popmusik ist ein
wenig düsterer geworden, bissiger. Du musst
sofort auf den Punkt kommen, sonst hört dir sehr
schnell keiner mehr zu … Bei unserer Musik weißt
du innerhalb eines Wimpernschlags, worum es
uns geht. Und die Songs haben einen breiten
Appeal. Aber gleichzeitig sind die Produktionen
vielschichtig, bleiben nicht an der Oberfläche.
Beat / Wenn die Leute sich “Topical Dancer”
anhören, aber am Ende nur sagen: “Tolle Platte”,
ohne auch nur ein Wort über die Texte zu verlie-
ren – wäre das okay für euch?
Bolis / Auf jeden Fall geht das klar. Vielleicht ent-
deckt dieselbe Person ja beim nächsten Mal, dass
es noch etwas mehr zu entdecken gibt. Aber es ist
so oder so ein Kompliment. Denn es bedeutet,
dass man die Texte nicht braucht, um die Musik
zu genießen. r
Beat 05 | 2022  •  41
WORKBEAT
Workshop: Audiomodern Playbeat Lite
HEFT-VOLLVERSION
IM FOKUS
Weitere Infos:
Infos unter: www.audiomodern.com

Plug-in-Highlight: Audiomodern Playbeat Lite Lizenz & Passwort: www.serialcenter.de

Mehr Fun & fertige Beats!

Hinter Playbeat Lite verbirgt sich eine kleine Version der smartesten Groove-Maschine der Welt:
Ein Plug-in mit riesigem Spaßpotenzial, mit dem Sie im Nu mitreißende und originelle Beats für jegliche
Spielart der ­elektronischen Musik zaubern können. Doch damit nicht genug, Playbeat erlaubt es zudem,
in Echtzeit unendlich viele spannende Groove-Variationen zu erzeugen. Damit Sie mit dem Beat-Zauberer
direkt losglegen können, haben wir 88 Kits mit frischen und druckvollen Drum-Sounds zusammengestellt.
von Mario Schumacher

Sounds laden Die Würfel sind gefallen!

Auf der linken Seite der Bedienoberfläche von Playbeat Lite können Sie vier der mitgelie- Eine der Funktionen, die Playbeat Lite so besonders macht, ist der pfiffige
ferten Drum-Samples laden oder auch eigene Samples importieren. Es müssen übrigens Zufallsgenerator. Durch Anklicken des großen roten Knopfs werden die aktiven
nicht immer Drum- und Percussionklänge sein: Laden Sie auch einmal andere kurze Sounds Steps sowie die Parameter Density, Pitch, Volume und Pan neu ausgewürfelt. Mit
wie Synth-Bässe, Effektklänge oder Found-Sounds, um abgefahrene Grooves zu erzeugen. den Würfeln können Sie aber auch nur einzelne Parameter auf Zufallswerte setzen.

Sample-Einstellungen
Wenn Sie auf eine der Wellenformen neben
den Slots klicken, lässt sich auf der rechten
Seite Sample-Start und -Ende anpassen. Der
Slider darunter bestimmt die Lautstärke des
gewählten Sounds. Über die Schalter rechts
oben auf der Bedienoberfläche erreichen Sie
Einstellungoptionen für die Presets und die
MIDI-Zuweisungen.

Zufall auf Autopilot

Ein Alleinstellungsmerkmal von Playbeat
Lite ist der geniale Infinity-Modus, der nach
jedem Pattern-Durchlauf ein neues Muster
generiert. Mit der Ziffer daneben definieren
Sie, nach wie vielen Durchläufen ein neues
Pattern erzeugt wird. Praktisch: Mit den
Drag-Schaltern über dem Infinity-Button
können Sie das aktuelle Pattern als Audio-
oder MIDI-Datei exportieren.

Spielerisch Beats programmieren

Im Mittelpunkt der GUI befindet sich
der Step-Sequenzer mit vier Spuren,
welche die geladenen Samples
triggern. Mit den Pfeiltasten über
dem Sequenzer verschieben Sie das
Pattern des angewählten Sounds
nach links oder nach rechts und
mit dem rosafarbenen Balken
bestimmen Sie die Länge der
Sequenz. Tipp: Sie können Playbeat
Lite auch nutzen, um Hard- oder
Software anzusteuern.
Sequenz umschalten
Wäre es nicht cool,
Sequenzen bei
laufender Wiedergabe
umzuschalten? Dank
der Quick-Load-Slots ist
dies eine leichte Übung.
Durch Klicken auf eine
Preset-Nummer wechseln
Sie zu einer gespeicherten
Sequenz und durch Halten
der Maustaste speichern
Sie das aktuelle Pattern.
PLAYBEAT DRUMS
Playbeat Lite bringt bereits einige coole Drum- und
Percussion-­Sounds mit. Für noch mehr Vielfalt sorgen
die 88 Kits, die wir für Sie zusammengestellt haben:
Hier erwarten Sie mittels Kompression, Sättigung und Verzerrung gepimpte
Drums der analogen Kult-Maschinen Roland TR-808 und -909, aber auch
digitale Drums mit Lo-Fi-Touch aus den 80ern und 90ern. Sie mögen es
moderner? Dann werden Sie unsere Drums von exquisiten Hard- und Soft-
ware-Synths von ­Dreadbox, Novation, Nord, Synapse Audio & Co. lieben!

42  •  Beat 05 | 2022


1 2
Ever-changing beats!
Stellen Sie sich vor, Sie möchten einen Groo-
ve erstellen, der sich stetig verändert, wobei
der Grund-Beat aus Bassdrum und Snare immer
gleich bleiben soll. Genau das ist eine Stärke von
Playbeat Lite! Bestücken Sie zunächst die vier
Sample-Slots mit Sounds. Klicken Sie dazu ein-
fach auf einen der vier Slots auf der linken Seite
und dann auf Load Sample. 1
4 5
Variationen auswürfeln
Die bereits eingangs beschriebenen
Zufallsfunktionen von Playbeat Lite eignen
sich hervorragend, um frische Patterns auszu-
würfeln, auf die man so vielleicht nicht kommen
würde. Oder setzen Sie die Parameter Density,
Pitch, Volume und Pan auf Zufallswerte, um
spannende Variationen einer existierenden
Sequenz zu erstellen. 1
7 8
Kontrolliertes Chaos!
Die Bassdrum und Snare spielen dabei wie
gewünscht im gewohnten Rhythmus weiter.
Damit die Ergebnisse musikalisch klingen, lässt
sich auch anpassen, innerhalb welches Bereichs
die Zufallsfunktionen arbeiten. Klicken Sie
zuerst auf Slot 3 und dann auf Steps. Mit den
Parametern Min und Max bestimmen Sie die
Anzahl an Steps, die ausgewürfelt werden. 1
Playbeat füttern
Laden Sie in Slot 1 eine Bassdrum und in
Slot 2 eine Snare sowie eine Hi-Hat und
einen Percussion-Sound in die anderen beiden
Slots. Um die Parameter eines Samples bzw. der
entsprechenden Spur zu verändern, müssen
Sie einfach auf eine der Wellenformen neben
den Slots klicken. Ist All angewählt, werden alle
Samples/Spuren gleichzeitig editiert. 1
Editierung im Detail
Der Step-Sequenzer hat eigene Grid-An-
sichten für alle fünf Parameter, auf
denen Sie auch ausgewürfelte Sequenzen und
Parameterwerte im Detail anpassen können.
Es lohnt sich, mit dem Density-Wert zu expe-
rimentieren, der die Anzahl der Wiederholun-
gen des Samples pro Step (Density) bestimmt.
Damit gelingen im Handumdrehen Fills oder
schnelle Glitches. 1
Bereich begrenzen
Ebenso lassen sich die Bereiche ein-
stellen, in welchen sich die Anzahl der
Wiederholungen pro Step, die Tonhöhe, die
Lautstärke und die Panoramaposition für das
Pattern bewegen sollen. Gerade bei hochfre-
quenten Sounds wie Hi-Hats ist es sinnvoll, den
Pitch-Bereich einzugrenzen. Wie wäre es nun,
die Sequenzlänge dynamisch zu verändern? 1
WORKBEAT
Workshop: Audiomodern Playbeat Lite
3
Beat programmieren
Programmieren Sie für die vier Spuren
einen geradlinigen und nicht zu komple-
xen Rhythmus, beispielsweise wie auf dem
Bild. ­Passen Sie Sample-Start und -Ende nach
­Belieben an. Ist z. B. bei einer Bassdrum oder
einer Snare ein softerer Attack gewünscht,
müssen Sie nur den Sample-Start der ent­
sprechenen Spur leicht nach rechts schieben. 1
6
Unendliche Variationen
Sie haben sich verklickt und die schöne
Sequenz ist dahin? Kein Problem, denn
mit der praktischen Undo-Funktion können Sie
Änderungen schnell rückgängig machen. Klicken
Sie auf die Wellenform von Slot 3 und aktivieren
Sie den Infinity-Modus und für Slot 4 ebenfalls.
Nach Durchlaufen der Sequenz wird für diese
Spuren ein zufälliges neues Pattern erzeugt. 1
9
Polyrhythmen
Dies geht dank der MIDI-Funktionen
auch in Echtzeit. Auf der Settings-Seite
bestimmen Sie, welcher MIDI-Controllernummer
welche Parameter beeinflusst. Mit MIDI-CC27
setzen Sie z. B. den letzten Step der Sequenz für
alle Spuren. Auch Polyrhythmen sind mit dem
Plug-in möglich, indem Sie unterschiedliche
Sequenzlängen für die vier Spuren einstellen. r
Beat 05 | 2022  •  43
WORKBEAT
Power Producer

Power Producer: Logic Pro X

Riser selbst gebaut
Es gibt viele Möglichkeiten die eignen Songs interessanter zu gestalten. Projektinfos
Ein gängiger Weg ist es, besonders wichtige Teile des Songs mit Transitions Material: Logic Pro X (Version 10.7.2)
beziehungsweise Risern einzuläuten. Wir zeigen Ihnen in dieser Folge des Zeitaufwand: 20 Minuten
Inhalt: White Noise Sweeps erstellen.
Logic Power Producers, wie Sie perfekte Sweeps für die Übergänge Ihrer Schwierigkeit: Einsteiger
Songs selbst erstellen können. von Stefan Hofmann

1 2
Vorbereitung ist alles
Erstellen Sie zuerst eine neue Spur für
Software-Instrumente. Laden Sie unter dem
Reiter Utility den sogenannten Test Oscillator
in Mono. In der Grundeinstellung wird eine
einfache Sine Wave geladen. Klicken Sie nun auf
den Button White Noise. Über den Level-Regler
können Sie die Lautstärke des weißen Rauschens
regeln. 1
Der große Raum
Zeit den „White Noise“-Klang etwas
hörbarer zu machen. Zuerst laden wir einen
Reverb in Stereo auf die White-Noise-Spur. Sie
können dafür jedes Revere-Plug-in nutzen. In
unserem Beispiel laden wir den Logic Vorzeige-
hall Space Designer. Stellen Sie Wet auf 0.0 dB
und Dry auf Mute, um nur das effektierte Signal
zu hören. 1
3
Volle Kontrolle
Als nächstes möchten wir das Level der
White Noise automatisieren und den
Hall-Effekt steuern. Um uns diesen Schritt zu
erleichtern, laden wir zwischen Test Oscillator
und Reverb das Plug-in Gain. Dieses finden sie
ebenfalls im Ordner Utility. Stellen Sie nun den
Level-Wert im Plug-in Test Oscillator auf -22
dB und schließen Sie das Plug-in. 1

4 5
Automation
Markieren Sie die Spur und drücken Sie A,
für den Automationsmodu. Wählen Sie im
ersten Drop-Down-Menü Read und im zweiten
den Gain-Parameter des Gain-Plug-ins. Nun
können Sie Automationskurven einzeichnen. Wir
lassen den Wert über zwei Takte von unten zu 0
dB und dann innerhalb eines Taktes wieder auf
die unterste Position gleiten. 1
Zu langweilig?
Unser Sweep klingt schon ganz gut, jedoch
gibt es ein Werkzeug, das Ihnen Hilft, noch
spannendere Ergebnisse zu erzielen. Mit dem
sogenannten Automationskurven-­Werkzeug
können Sie über spezielle Kurvenmuster
den Spannungsaufbau Ihrer Sweeps perfekt
beeinflussen und so für noch mehr Spannung
sorgen. 1
6
Aufnahme
Haben Sie Ihren Sweep soweit bearbeitet,
dass er zu Ihrem Song passt, können Sie
diesem als Audiofile in Real-Time aufnehmen.
Erstellen Sie einen AudioTrack und wählen
Sie Bus 1 als Output Ihres MIDI-Tracks und den
selben Bus als Input der Audiospur. Drücken Sie
R auf der Tastatur. Nun können Sie den Sweep
mit EQs und weiteren Filtern weiterarbeiten! r

44 • Beat 05 | 2022
 WORKBEAT
Power Producer

Projekt & Audiodemo

in den Heft-Downloads:
siehe Seite 9

Power Producer: Akai MPC

Drum Replacement 2022
Sample-Futter gibt es nahezu wie Sand am Meer, doch nicht immer passt das Projektinfos:
Material perfekt zum aktuellen Beat. Manchmal müsste man einfach nur die Material: MPC Live, Live II, X, One, Touch, Studio,
Kick im Drumloop austauschen können ... Aber warum nicht? Ist schließlich Renaissance, MPC Software 2, MPC Beats
Zeitaufwand: 30 Minuten
nur eine Kleinigkeit! Außerdem kann es unglaublich ­inspirierend sein, wenn Inhalt: Loop slicen; Slices mit alter Kick mit Pad
mal die Luft aus ist. Wie das geht, zeigen wir Ihnen jetzt. von Marco Scherer neuer Kick verbinden; Hochpassfilter anwenden.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Sidechain?
Die naheliegendste Lösung zum Wegdrücken
der Kick eines Loops oder Drum-­Recordings
ist spontan natürlich Sidechain über den
­Motherducker. Damit werden aber alle Sounds
beeinflusst, also auch Hi-Hats und andere
Sounds, die eigentlich beibehalten werden sol-
len. Auch könnte es sein, dass die originale Kick
abseits von geraden Rastern eingespielt wurde. 1
Nein, slicen!
So müsste die neue Kick mit viel Feinarbeit
an die exakt gleichen Positionen gerückt
werden. All das braucht uns aber nicht weiter
kümmern, denn unsere Lösung umgeht beide
Probleme. Im ersten Schritt gilt es, den Origi-
nal-Loop per SAMPLE EDIT zu slicen. Wechseln
Sie von TRIM zu CHOP und wählen je nach Loop
THRESHOLD oder REGIONS als Grundlage. 1
3
Konvertieren
Sind alle Slices korrekt erkannt, drücken
Sie SHIFT + CONVERT, wählen New drum
­ rogram using slices, aktivieren Create events
p
und stellen bei BARS die richtige Taktlänge des
Loops ein. Im anschließend erzeugten DRUM
PROGRAM laden wir die gewünschte neue Kick
auf ein freies Pad. Wechseln Sie dann zur MAS-
TER-Sektion unter PROGRAM EDIT. 1

4 5
Pads verbinden
Hier verbinden wir alle Slices, die eine Kick
enthalten, per SIMULTANEOUS PLAY mit
dem Pad der neuen Kick (in unserem Falle C01).
Wenn Sie SHIFT-Taste gedrückt halten und die
gewünschten Pads nacheinander anwählen, müs-
sen Sie nur einmalig das Zielpad mit der neuen
Kick bei SIMULTANEOUS PLAY einstellen. Die
gleichen Pads erhalten noch ein Filter. 1
Hochpassfilter
Also wechseln wir zu ENV:FILTER, wählen
High 4 als Filtertyp und stellen CUTOFF auf
etwa 45. Damit werden die Bässe der alten Kick
abgeschnitten und es entsteht Platz für die neue.
Damit sind wir schon am Ziel, Sie können den
Loop jetzt mit jeder beliebigen Kick ausstatten.
Auf die gleiche Weise lassen sich auch Hi-Hats
und andere Sounds auswechseln. 1
6
Auswahl resetten
Anstatt Hochpässen müssten hier eher Tief-
passfilter verwendet werden. Übrigens: Um
die getroffene Auswahl an Pads wieder zurück-
zusetzen, können Sie entweder die gleichen Pads
nochmals mit gehaltener SHIFT-Taste drücken
oder auf das Locator-Symbol in der roten Leiste
oben drücken und dann die Auswahl wieder auf
CURRENT (Pads) stellen. r

Beat 05 | 2022  • 45

WORKBEAT
Power Producer

Projekt & Audiodemo

in den Heft-Downloads:
siehe Seite 9

Power Producer: Bitwig

Punchy Pluck-Lead à la Guetta
Seine Tracks bezeichnet David Guetta gern als Future Rave, letztlich eine Projektinfos
Eigenmarke für die sehr Dance- und Trance-orientieren Songs, die einen Material: Bitwig Studio 4.1
Hang zur Popmusik haben, sehr clubbig ausfallen und vor allem immer Zeitaufwand: ca. 30 Minuten
Inhalt: Pluck-Lead à la David Guetta mit Polysynth
Vocals enthalten. Mit dem Remix von „Titanium“ zeigt er einmal mehr, wie bauen. Verfeinern mit Transient Control, Reverb und
knackige Leads in einem Hit klingen sollten. von Marco Scherer Dynamics für Sidechain.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Titanium Remix
Gekocht wird überall mit heißem Wasser... das
trifft auch auf Pop-Größen wie David Guetta
zu. Denn blickt man hinter die Kulissen, sind
seine Hits sind meist so erfolgreich wie simpel, im
positiven Sinne. Für seinen Hit „Titanium“ hat er
mit seinem Kollegen Morten einen Dance-Remix
veröffentlicht, der vor allem mit einem knackigen
Lead-Sound glänzt. 1
Wir nutzen Polysynth
Wie sich ein vergleichbarer Sound ebenso
knackig und durchsetzungsfähig nur mit
Bitwig-Tools bauen lässt, schauen wir uns jetzt
an. Startpunkt ist der Polysynth mit Standard
Sägezahn-Wellenform, die Guetta für seine als
„Future Rave“ betitelten Tracks am liebsten
verwendet. Um den nötigen Punch zu erzeugen,
fahren wir AEG ATTACK auf null. 1
3
Es braucht mehr Punch
Außerdem laden wir den ADSR-Modulator
in einen freien Slot und verbinden ihn volle
Pulle mit dem Pitch-Parameter von Oszillator
1. Der Effekt soll allerdings kaum hörbar ausfal-
len, daher ist extrem wenig Decay gefragt, 5%
dürften genügen. Attack, Sustain und Release
stellen wir auf null. Den Sägezahn reichern wir
mit 8% Noise noch etwas an. 1

4 5
Transienten betonen
Ganz wichtig: die RESONANCE des Filters
drehen wir zu 50% auf, was den Sound an-
genehm grell gestaltet. Das ist so weit schon mal
nicht schlecht, aber noch mehr Punch wäre auch
nicht verkehrt. Also laden wir eine Instanz von
TRANSIENT CONTROL hinter den Synth, drehen
GAIN bei ATTACK voll auf und stellen TIME auf
den Minimalwert von 31.5 ms. 1
Noch Reverb dazu
Um Peaks zu vermeiden, laden wir den PEAK
LIMITER. Mit dem Sound sind wir zufrieden,
nun fehlt nur noch Reverb. Auch hier mit einem
typischen Mittel von Guetta: Wechseln zu einem
EFFECT TRACK, laden dort das REVERB mit 7
Sekunden Hall und dahinter einen DYNAMICS-Ef-
fekt. Dessen Sidechain-Eingang füttern wir mit
dem Synth-Track. 1
6
Sidechain
Mit Hi- und Lo-Threshold bei je -40 dB und
Ratio 1:1.5 wird das Reverb weggedrückt,
sobald wir den Send-Regler für den Polysynth
auf etwa -9 dB hochfahren. Dank dem Sidechain
bleibt der Lead-Sound stets klar und das Reverb
füllt nur die Lücken aus. Für den ganz saube-
ren Mix laden wir abschließend einen EQ-2 als
­Lowcut bei 300 Hz auf den EFFECT TRACK. r

46 • Beat 05 | 2022
 WORKBEAT
Power Producer

Power Producer: Ableton Live

Vocals richtig komprimieren
Gesangsaufnahmen sind besonders dynamisch und benötigen etwas Projektinfos
Nachbearbeitung, damit sie sich präsent im Mix behaupten. Für den Einsatz Material: Ableton Live 11
von Kompressoren bedarf es ein wenig Fingerspitzengefühl. Sie können so die Zeitaufwand: 30 Minuten
Inhalt: Bearbeitung von Vocals mit Kompressoren zur
Dynamik kontrollieren, Ihrem Mix mehr Biss geben oder aber auch Abstand dynamischen und tonalen Kontrolle; Einsatzmöglich-
zu anderen im gleichen Frequenzbereich der Vocals liegenden Instrumente keiten und Grenzen der Verwendung von Kompresso-
schaffen. Welche Parameter-Einstellungen sich dazu eignen und noch mehr, ren; mehr Durchsetzungskraft über Vocal-Sidechaining
Schwierigkeit: Fortgeschrittene
erfahren Sie in dem folgenden Workshop. von Maya C. Sternel

1 2
Dynamik kontrollieren
Sind die Unterschiede in den Lautstärken
besonders stark, gehen manche Gesangs-
passagen im Mix unter, während andere
wiederum zu stark in den Vordergrund rücken.
Mithilfe des Kompressors erreichen Sie mehr
Konsistenz. Laden Sie daher einen Compressor
in die betreffende Gesangsspur und setzen den
Threshold auf -24 dB. 1
Parameter einstellen
Wählen Sie als Ratio 3:1, dazu je nach
Charakteristik der Vocals eine schnelle
bis mittlere Attackzeit von ca. 5 ms und einen
mittleren Release von ca. 20 ms. Für eine
Hard-Knee Charakteristik stellen Sie Knee auf 0
dB. Erhöhen Sie jetzt noch den Output, sodass
das Volume bei eingeschaltetem, als auch
ausgeschaltetem Kompresser gleich bleibt. 1
3
Plosive eindämmen
Übermäßig ausgeprägte Popp-Laute, die in
Verbindung mit den Buchstaben p, b, d und
t entstehen, bekommen Sie ebenfalls mit dem
Kompressor in den Griff. Wählen Sie eine Ratio
von 1,5:1, eine auf die steileren Transienten
abzielende schnelle Attackzeit von 10 ms und
eine mittlere Releasezeit von 40 ms. Belassen
Sie den Threshold bei ca. -24 dB. 1

4 5
Mehr Schärfe
Wählen Sie eine Soft-Knee Charakteristik.
Sollen Ihre Vocals mehr Biss benötigen,
behalten Sie die zuvor gemachten Einstellungen
bei und erhöhen Sie nur die Attackzeit auf 30
ms. Wenn Sie Vocals sehr stark komprimieren,
z. B. mit einer Ratio von 6:1, klingen zwei
Kompressoren nacheinander mit je einer Ratio
von 3:1 oftmals musikalischer als einer. 1
Automation
Insbesondere, wenn nur wenige Vocal-Parts
einer Bearbeitung mit einem Kompressor
bedürfen, nutzen Sie anstelle dessen Automa-
tionskurven, um den Kompressor punktuell
zu aktivieren. Manchmal führt aber auch eine
Volume-Automation der „zu dynamischen“
Stellen zu klanglich besseren Ergebnissen, als die
Spur durchgängig zu komprimieren. 1
6
Platz für Vocals schaffen
Sollten Sie Instrumente im Mix haben, die
Ihre Vocals überlagern, schaffen Sie Platz,
indem Sie einen Kompressor auf das Instrument
legen. Aktivieren Sie Sidechain und wählen zur
Steuerung des Kompressors unter Audio From
die Vocalspur aus. Stellen Sie eine mittlere
Ratio sowie Threshold ein, wählen Sie einen
kurzen Attack und stellen Release auf Auto. r

Beat 05 | 2022  • 47

WORKBEAT
Power Producer
Schauen Sie diesen Workshop im
Videotutorial: meinhomestudio.de/
multitap-ohne-delay
Weitere Workshops und Videokurse
finden Sie auf MeinHomestudio.de.
Power Producer: Cubase
Breiter Bass im Handumdrehen
Mit diesem Workshop finden Sie einen einfachen Einstieg in das Gestalten Projektinfos
erster eigener Sounds mit Retrologue 2. Kreieren Sie einen modernen, Material: Cubase Artist oder Pro
breiten Synth-Bass und lernen Sie dabei die Oszillatoren, Filter und Matrix Zeitaufwand: ca. 10 Minuten
Inhalt: Gestalten eines einfachen
kennen. Im begleitenden Video verwenden Sie darüber hinaus einen Synth Basssounds mit Retrologue 2.
Envelope, um für zusätzliche Modulation beim Tastenanschlag zu sorgen. Schwierigkeit: Anfänger
von Paul Marx
zum Workshop-Video

1 2
Multi Saw
Fügen Sie in Ihrem Projekt eine neue Instru-
mentenspur hinzu und laden Sie Retrologue
2. In der Oszillator-Sektion ist der erste Oszillator
bereits aktiv und erzeugt eine Sägezahnschwin-
gung. Stellen Sie Type auf Multi und erhöhen
Sie No auf 3.0, um drei Instanzen des Signals zu
erzeugen. Verstimmen Sie diese mit Detune um
16 Cent zueinander. 1
Im Bassbereich
Um den Sound zwei Oktaven tiefer an-
zulegen, stellen Sie im Oszillator 1 den
Octave-Parameter auf 32‘. Schalten Sie links
unten den Sub-Oszillator an und wählen Sie die
Sägezahnschwingung aus. In der Spalte Oscillator
Mix lässt sich das Level der Oszillatoren regeln.
Reduzieren Sie die Lautstärke des Sub-Oszillators
an dieser Stelle auf 50 %. 1
3
Filter
Die Filtersektion ermöglicht das Beschrän-
ken des Frequenzspektrums. Aktuell ist
dafür das steile Tiefpassfilter LP24 ausgewählt.
Reduzieren Sie Cutoff auf 200 Hz, um den
Sound auf seine Bassanteile zu beschränken.
Betonen Sie diese Frequenz mit einer Resonan-
ce von 20 % und fügen Sie als Röhrensättigung
eine Tube Distortion von 20 % hinzu. 1

4 5
Monofon
Oben im Voicebereich lässt sich die Spiel-
weise des Sounds verändern. Synthbässe
werden meist monofon angelegt. Schalten Sie
dafür folgende Parameter ein: Mono, Retrigger,
Glide, Fingered und stellen Sie die Glide Time
auf 160 ms, um beim Legatospiel sanfte tonale
Übergänge zwischen Tönen zu erhalten. Stellen
Sie Trigger Mode auf Legato. 1
Mod Wheel
Um den Anteil der hohen Frequenzen beim
Spielen selbst steuern zu können, soll das
Modulationsrad des Keyboards mit dem Filter
verknüpft werden. Wählen Sie in der Matrix
hierfür in der ersten Spalte Mod Wheel als Source
(Quelle) und Cutoff als Destination (Ziel). Stellen
Sie anschließend den Einfluss der Modulation mit
Depth auf 50 % ein. 1
6
Das Bass-Preset
Bei aufgedrehtem Modulationsrad klingt
der Bass nun im Verhältnis lauter. Wirken
Sie dem entgegen, indem Sie in der zweiten
Spalte der Matrix Mod Wheel als Source und
Level als Destination auswählen. Reduzieren Sie
Depth auf -6 %. Speichern Sie Ihren Basssound
anschließend als Preset ab mit einem Klick auf
das Speichern-Symbol im oberen Bereich. r

48 • Beat 05 | 2022
 WORKBEAT
Power Producer

Power Producer: Studio One

Mastering-Crashkurs – Teil 2
Willkommen im zweiten Teil des Masteringkurses. Wir mastern gemeinsam Projektinfos
die Flugbegleiter-EP „Triebwerk“ mit vier Tracks. Ging es im ersten Teil noch Material: Studio One 5
um sehr rudimentäre Funktionen wie Trackimport, Clip-Arrangement, Zeitaufwand: ca. 1 Stunde
Inhalt: Mastern im Projektfenster, Teil 2
Pausen und Fades, gehen wir nun bereits etwas mehr in die Tiefe und wenden Schwierigkeit: Fortgeschrittene
uns den Funktionen „Clip Gain“ und „Gain Envelope“ sowie der neuen
Lautstärkeautomation zu. von Alexander Rothenberg

1 2
Clip Gain
Beim Import unserer vier Tracks stellen wir
fest, dass diese unterschiedlich laut sind.
Gleich zu Beginn bietet es sich daher an, die Ab-
weichungen mithilfe der Clip Gain- Anfasser zu-
mindest grob auszugleichen. Einer der Tracks ist
zu leise und benötigt mindestens 10 dB. Achten
Sie dabei jedoch darauf, dass Pegelspitzen unter 0
dBFS bleiben. 1
Gain Envelope
Mit Gain Envelope (Rechtsklick auf Clip)
lassen sich Störungen samplegenau loka-
lisieren und absenken. Der zweite Track der EP
enthält eine Transiente, die sehr harsch klingt.
Genau hier setzen wir die neue Gain-Hüllkurve
an und senken die Transiente um ca. 6 dB ab,
bis die Transiente zwar noch genug Attack hat,
aber nicht mehr stört. 1
3
Kanalzüge (Busse)
Unser Projekt hat mehrere Kanalzüge, die
vier Clip-Busse, einen für jeden unserer
vier Tracks, den Master-Bus, und einen eigenen
Abhör-Kanalzug namens Listen-Bus. Alle Busse
können Plug-ins aufnehmen. Die Clip-Busse und
der Master-Bus lassen sich darüber hinaus wie
die Spuren im Songfenster unabhängig vonein-
ander automatisieren. 1

4 5
Lautstärke-Automation
Ergänzend zu den Clip Gain-Anfassern und
der Hüllkurve Gain Envelope verfügt das
Projektfenster sowohl in den Clip-Bussen als
auch im Master-Bus über eine Lautstärke- Auto-
mation. Track Nummer drei könnte etwas mehr
Schub beim Einsetzen des vollen Beats vertra-
gen. Daher senken wir das Intro kurz vorher um
ca. 2 bis 3 dB ab. 1
Kompression, Limiting
Später werden unsere Tracks noch mit
einem Multibandkompressor komprimiert
und einem Brickwall-Limiter limitiert. Derartige
Dynamikbearbeitungen können die Auswirkungen
der Clip-Hüllkurve und der Lautstärkeautomation
beeinflussen. Daher kann es nötig werden, am
Ende der Bearbeitungskette nochmal Feineinstel-
lungen vorzunehmen. 1
6
Ausblick auf Teil3
Wie im Songfenster lassen sich auch die
Plug-in-Parameter von EQs, Dynamics und
Effekten automatisieren. Bisher haben wir noch
keine Plug-ins ins Projektfenster geladen. Wie
wir diese in die unterschiedlichen Busse insertie-
ren und schließlich verwenden, erklärt Teil 3 des
Workshops. Bis dahin frohes Schaffen mit dem
neuen Wissen. r

Beat 05 | 2022  • 49

WORKBEAT
Mix-Tricks

Mix-Tricks: Tipps für die Drumset-Stereosumme

So kommt Power ins Drumkit
Egal, wie viele Mikrofone Sie zum Aufnehmen Ihres Schlagzeugs ­verwenden, Projektinfos:
am Ende landet alles auf der Stereosumme. Hier gibt es zahlreiche Material: FabFilter Pro-Q3, Saturn 2, Pro-C2, Timeless 3
­Möglichkeiten zur Formung des fertigen Drumsounds, manche Producer Zeitaufwand: 20 Minuten
Inhalt: Die Stereosumme eines Drumkits mit diversen
beginnen ihren Mix sogar hier. Welche Plug-ins eine klangliche Aufwertung Effekten aufpumpen.
garantieren, haben wir hier zusammengestellt. von Max Gebhardt Schwierigkeit: Fortgeschrittene

1 2
Mix aufräumen
Bevor Sie sich auf die Stereosumme kon-
zentrieren, sollten Sie Ihren Schlagzeug-Mix
so weit vorbereiten, dass die grundlegende
Balance aller Elemente gegeben ist. Dazu zählen
die Anordnung der Spuren im Stereobild, das
Behandeln von eventuellen Phasenproblemen
sowie die Lautstärkeverhältnisse. Die Stereo-
summe sollte kein Reparaturbetrieb sein. 1
Matsch raus
In nahezu allen Aufnahmeräumen, die nicht
umfassend akustisch optimiert wurden, gibt
es Frequenzbereiche, die man als matschig und
rumpelig bezeichnen würde. Beim Drumset sind
dies oft Mittenfrequenzen bei etwa 300 Hz. Laden
Sie einen parametrischen EQ, wie den FabFilter
Pro-Q3, und senken Sie den entsprechenden
Bereich leicht, aber breitbandig ab. 1
3
Braucht es Subs?
Ultratiefe Bässe können viel Spaß machen,
Sie sollten sich jedoch die Frage stellen, ob
man die in Ihrem Schlagzeugmix wirklich braucht.
Wenn nicht, empfiehlt sich ein Hochpassfilter
mit hoher Flankensteilheit ab etwa 30-50 Hz.
Auch hier funktioniert der FabFilter Pro Q-3
hervorragend, um der Mischung Straffheit und
Transparenz im Bass zu bescheren. 1

4 5
Kleben
Ein Klassiker auf der Schlagzeugsumme
ist natürlich der Kompressor. Er zügelt
Transienten und bringt gleichzeitig die Raumin-
formationen stärker in den Vordergrund. Somit
agiert er als eine Art „Klebstoff“ zwischen allen
Elementen. Laden Sie den FabFilter Pro-C2 in
den Kanalzug und aktivieren ein Drumbus-Preset.
Empfehlenswert ist das Groovy Glue 01. 1
Sättigung & Röhren
Ihr akustischer Drumset-Mix sollte jetzt
schon ziemlich gut klingen, je nach
Einsatzgebiet könnte ein Sättigungs-Plug-in wie
Saturn 2 die Krönung sein. Durch die Simulation
einer Bandmaschine oder einer Röhre unter
Last werden harmonische Obertöne addiert,
die dem Mix Wärme und Dimension verleihen.
Experimentieren Sie mit den Presets! 1
6
Hall geht auch!
In den 90ern war er verpönt, nun ist er
wieder da. Gerade am Schlagzeug kann
dosierter, künstlicher Raum Wunder bewirken.
Trotzdem gilt fast immer: Weniger ist mehr,
sonst „ertrinkt“ der Mix und verliert Druck.
Die Reverb Presets des FabFilter Timeless 3
sind ein guter Startpunkt, das Spiel mit den
Parametern lohnt sich trotzdem. Fertig! r

50 • Beat 05 | 2022
 Studio Insights: Wrangler
Ausflug ins Traumstudio
Die Electro-Supergroup Wrangler hat für ihr brillantes neues Album „A Situation“ wieder zusammengefunden.
Hamish Mackintosh erkundete die unzähligen Synthiefreuden, die im Headquarter von Keyboarder Benge in
Cornwall zu finden sind. Übersetzung: Sascha Blach

52 •  Beat 05 | 2022


I
n Anbetracht des täglichen Abgleitens der realen
Welt in etwas kaum mehr Wiedererkennbares
gibt es keinen besseren Zeitpunkt für ein kleines
Stück elektronischen Eskapismus, indem man
nach Cornwall düst, wo der ehemalige Cabaret-
Voltaire-Star Steven „Mal“ Mallinder und Ben
„Benge“ Edwards (von John Foxx und The Maths
und ehemals Besitzer der Memetune Studios im
Londoner East End) freudig darauf warten, über
ihr großartiges neues Album „A Situation“ zu
sprechen, während sie sich zurücklehnen inmitten
von Benges beeindruckender Sammlung von
Vintage-Modular-Kram sowie anderen begehrten
Synthesizern und Outboard-Equipment.
Da das dritte Mitglied von Wrangler, Phill
Winter (von der exzellenten Folktronica-Band
Tuung) leider abwesend ist, setzen wir uns mit Mal
und Benge zusammen, um über Modulartechnik,
Vocal-Bearbeitung und die fast schon sich selbst
erfüllende apokalyptische Botschaft ihres dritten
Albums zu sprechen. Was Kollaborationen angeht,
so sind Wrangler ein Musterbeispiel dafür, wie man
es besonders gut machen kann. Trotzdem haben
wir es geschafft, nicht Ausdrücke wie „elektronische
Schatzkammer“ in Bezug auf das Synthesizer-übersäte
Studio zu verwenden – obwohl wir das während des
Interviews natürlich ständig gedacht haben. „A Situa-
tion“ ist wirklich ein beeindruckendes Album. Warum
also nicht mehr über seine Entstehung erfahren ...
Ben „Benge“ Edwards
Beat / Weshalb hast du beschlossen, dein Meme-
Tune Studio von London nach Cornwall zu
verlagern?
Benge / Ich wollte eigentlich nur selbst aus London
wegziehen. Mein Mietvertrag für das Londoner
Studio lief allerdings auch aus und ich konnte ihn
aus verschiedenen Gründen nicht verlängern. Also
beschloss ich, dass ich lieber ganz raus wollte und
eine wirkliche Veränderung brauchte, als wieder
nach einem Ort in London zu suchen. Ich habe
etwa anderthalb Jahre damit verbracht, den neuen
Studioraum für das Equipment zu bauen, weil es
vorher ein normales Haus war. Während dieser Zeit
hatte ich noch das Studio in London und pendelte
viel, bevor ich mit dem Einzug beginnen konnte.
Beat / War der neue Raum eine Gelegenheit, noch
mehr erlesene Geräte hinzuzufügen?
Benge / Das mache ich normalerweise sowieso. Ich
habe immer ein Auge auf die Dinge, die ich brauche
und ergänze das Equipment ständig. Es gibt hier
ungefähr die gleiche Grundfläche wie in meinem
Londoner Studio, es ist sogar etwas größer. Es ist ein
anderes Gefühl, da es von viel Grün umgeben ist. Wir
sind hier ziemlich isoliert und haben niemanden in
der Nähe, sodass man sich keine Sorgen um den
Sound machen muss, der reinkommt oder raus geht.
BEATPERSONALITY
Portrait
Beat / Angesichts des großartigen Vintage-Equip-
ments hier, arbeitest du mit Tape oder mit dem
Computer?
Benge / Im Moment benutze ich nur den Com-
puter, obwohl ich auch Bandmaschinen habe. Ich
benutze die Bandmaschinen aber nicht wirklich,
da ich ziemlich viel Pech mit ihnen hatte. Ich bin
technisch nicht so versiert und es erscheint mir für
das, was ich tue, zu viel Aufwand für wenig Gewinn.
Ich habe eine wirklich schöne 2-Zoll-16-Spur-Ma-
schine. Aber nur ein paar der Kanäle funktionieren
und sie erscheint mir zu umständlich.
Beat / Vielleicht ist es auch einfach ein Rückschritt,
wieder Tape zu verwenden?
Benge / Nun, ja. Ich bin nicht grundsätzlich dage-
gen, denn vieles von dem, was ich hier habe, ist
uralt. Es geht eher um die Tatsache, dass es nicht
zu meinem Arbeitsablauf passt. Ich liebe es, mit
alten Hardware-Sequenzern zu arbeiten. Für alles,
was nach den 60er-Jahren aufgenommen wurde,
gilt wahrscheinlich, dass Tape der elektronischen
Musik nicht unbedingt zugutekam. Es war immer
ein schwieriger Weg, elektronische Musik zu
machen. Tape war besser für echte Bands geeignet
... wenn man Gitarren und ein richtiges Schlagzeug
hat, klingt das auf Tape fantastisch. Elektronische
Musik dagegen klingt toll, wenn sie pur ist. Für
mich ist einer der Vorteile, in der heutigen Zeit zu
Beat 05 | 2022  •  53
BEATPERSONALITY
Portrait
leben, dass man all diese alten Geräte verwenden
kann, sie sich aber auch in perfekter digitaler Form
aufnehmen lassen. Damals, als all diese alten
Modulargeräte gebaut wurden, musste man sie auf
Tape aufnehmen, und das klang nicht so gut. Wenn
man jetzt die Modulargeräte und die frühen digita-
len Geräte wie Fairlights und andere hört, kann man
sie mit der reinen Klarheit der Digitaltechnik hören,
und das klingt wirklich besser.
Beat / Es schien dir immer wichtig zu sein, die
Essenz der Maschinen zu erhalten, wenn du sie
aufnimmst, oder?
Benge / Ja, das ist es. Es geht darum, ihr Innenleben
und ihre Tiefe zu erforschen. Das macht für mich
einen Teil ihres Charmes aus. Mit Plug-ins und
virtuellen Synthesizern kann man diese Tiefe nicht
wirklich erreichen, glaube ich.
Beat / Ist diese Einsicht ein Ergebnis des Eintau-
chens in die Welt der Vintage-Synths?
Benge / Ja, und die andere interessante Sache ist, dass
sie alle ihren eigenen Charakter haben, den man wirk-
lich hören kann, wenn man sie sehr pur aufnimmt.
Beat / Mit welcher Software nimmst du alles auf?
Benge / Ich benutze Digital Performer. Ich bin
wahrscheinlich einer der Wenigen, die bis zum
Schluss dabei geblieben sind! Ich mag den Work-
flow und das Sequenzer-Paket sehr, und ich habe
mich einfach so daran gewöhnt, dass ich dabei
geblieben bin.
54 •  Beat 05 | 2022
Beat / Warum sollte man ein gut laufendes System
auch ändern.
Benge / Ursprünglich habe ich Notator auf einem
Atari benutzt, dann bin ich auf Mac umgestiegen
und bin zu Opcodes Studio Vision gewechselt, bis
sie den Support dafür einstellten, sodass ich mich
für einen anderen Sequenzer entscheiden musste.
Digital Performer kam Studio Vision damals am
nächsten. Seitdem bin ich einfach dabei geblieben.
Beat / Es ist bestimmt fast ein 24/7-Job, alles im
Studio am Laufen zu halten, wenn man das Alter
mancher Geräte bedenkt, oder?
Benge / Ja, das ist es. Es gibt immer Dinge, die
kaputtgehen und es gibt hier so viele Teile, dass ich
immer etwas zu tun finde. Der Betrieb des Studios
ist die Hälfte meiner Arbeit. Ich kümmere mich um
das Equipment und erforsche es. Ich baue Synthe-
sizer auf und verbringe Zeit damit, herauszufinden,
wie man sie richtig einsetzt.
Beat / Was war für das neue Wrangler-Album dein
wichtigstes Equipment?
Benge / Auf dem Album gab es viele Ideen, um die
Vocals für die Tracks zu manipulieren, also haben
wir Mals Vocals genommen und sie in Pitchshifter
geschickt oder gesampelt. Die Samples haben
wir dann wieder abgespielt und zerschnitten.
Wir haben einen Akai S612 benutzt, der wirklich
einfach gehalten ist, aber wir alle lieben ihn. Er ist
überall auf dem Album zu hören. Wir haben auch
viel mit dem alten Eventide H3000 Harmonizer für
das Pitch-Shifting gearbeitet. Im Studio ist alles in
die Patchbay gepatcht, sodass man einfach einen
Eingang nehmen und ihn in einen anderen Aus-
gang stecken und alles kreuz und quer verschalten
kann. So haben wir oft den Überblick verloren,
was auf einer Gesangsspur oder sogar auf einer
Schlagzeugspur war.
Beat / Versuch mal, jemandem, der mit Cubase
aufgewachsen ist, die Patchbays zu erklären!
Benge / [lacht] Nun, es ist schwierig, das zu
verstehen, denn man verliert selbst leicht den
Überblick darüber, was rein und raus geht. Als ich
mein Studio zum ersten Mal einrichtete, hatte ich
keine Patchbays, also musste ich mit einem Kabel
um die Geräte herumgehen und sie physisch dort
anschließen, wo ich sie haben wollte. Es ist ein
bisschen wie in Reason, wo man die Patch Bay
hat, wenn man die Ansicht umdreht. Nur, dass sie
hier echt ist.
Beat / Ist der Signalfluss wichtig für deinen
Arbeitsprozess?
Benge / Ja, obwohl ich nicht so pingelig bin, wenn
etwas verrauscht ist. Das ist nicht das Wichtigste. Es
geht mehr darum, ob der Part oder der Groove mit
allem anderen zusammen funktioniert. Manchmal
kreieren diese kleinen Geräusche interessante
Effekte. Es fügt sich alles nach und nach zusammen,
und oft hat man am Ende mehr, als man braucht,
und fängt an, im Computer daran herumzuhacken,
wie ein Bildhauer an einem Stück Felsen.

Beat / Diese kleinen klanglichen „Unfälle“ oder
Anomalien, die du erwähnst, kommen bei Soft-
ware viel seltener vor als bei Hardware, oder?
Benge / Das stimmt auf jeden Fall. Man kann eine
Reihe von Dingen in Gang setzen, die passieren
sollen und plötzlich denkt man: „Das ist es, was
ich beabsichtigt habe“, aber es kann einen auch in
eine interessante neue Richtung führen. Das gilt
besonders für modulare Synthesizer, da alles an
jedem beliebigen Punkt rein- und rausgeht. Bei
modularen Geräten gibt es nicht einmal dieses
Preset-Konzept. Im Hauptregieraum hier haben wir
ungefähr 14 modulare Systeme eingerichtet, sodass
man am Ende bei etwas landen kann, an das man
im Voraus nie gedacht hätte.
Beat / Hast du irgendwelche Vorlieben oder Favo-
riten unter deinen vielen modularen Systemen?
Benge / Ich habe nicht viel Eurorack-Zeug und
was wir verwenden, hängt immer davon ab, was
wir machen. Bei den Wrangler-Sachen haben
wir viel mit dem Roland System 100 gearbeitet,
BEATPERSONALITY
Portrait
das offenbar ganz gut zu dem passt, was wir
machen. Dann gibt es da auch noch einen Menge
Serge Modular.
Beat / Nun hast du uns noch neidischer gemacht,
indem du das Wort Serge benutzt hast!
Benge / [lacht] Ja, die Sachen von Serge sind
fantastisch und immer interessant. Aber nicht
gerade billig. Es ist eine wirklich gute Zeit, um im
Modularbereich tätig zu sein, denn die Klone, die
jetzt herauskommen, sind toll. Die Serge-Sachen
wurden alle neu aufgelegt, sodass die frühen Ser-
ge-Module wieder erhältlich sind; und sie sind alle
offiziell von Serge abgesegnet. Wenn man vor fünf
Jahren einen Serge haben wollte, musste man sich
einen alten kaufen, was Tausende gekostet hätte.
Dasselbe gilt für den Buchla. Alles, was aus den
70er-Jahren stammt, wird jetzt neu aufgelegt und
es ist fantastisch.
Beat / Ärgerst du dich über die vielen Leute, die
heute hinter modularem Equipment her sind,
verglichen mit der Zeit, als du begonnen hast, dein
Setup zusammenzustellen?
Benge / Keine Ahnung. Das Buchla-Zeug war
schon immer schwierig, weil es eine in sich
geschlossene Welt war. Bevor die Klone aufkamen,
musste man wirklich wissen, wer in der Buch-
la-Szene wer ist, um etwas kaufen zu können. Jetzt
habe ich zwei Panels der 200er-Serie, aber die sind
alle neu. Keines davon ist Vintage, also habe ich ja
auch davon profitiert. Ich habe einen originalen
Buchla der 100er-Serie aus den 60er-Jahren, aber
ich habe etwa zwölf Jahre gebraucht, um das
System zusammenzustellen.
Beat / Kannst du den Unterschied zwischen
der Vintage-Version und den modernen Klonen
erkennen?
Benge / Ich hatte nie ein Original der 200er-Serie
zum Vergleich und ich habe auch die geklonten
100er nicht ausprobiert, da ich nur das Original
habe. Sie klingen definitiv anders als die 200er. Es
liegen Welten dazwischen. Die tatsächliche Rohheit
der originalen 100er-Serie ist fantastisch. Es gibt
nichts Vergleichbares. Es ist, als würde man die
Elektrizität hören, die direkt aus der Wandsteckdose
kommt! Es ist roh und unvorhersehbar.
Beat / Kannst du den Lesern ein oder zwei der eher
esoterischen Geräte vorstellen, die du in deinem
Studio hast?
Benge / Nun, ich denke, das esoterischste Gerät,
das ich habe, ist der EMS Polysynthi, ein verrückter
Poly-Synth, den EMS in den späten 70er-Jahren
hergestellt haben. Es wurden nur etwa 30 Stück
gebaut und er ist total verrückt. Es ist einer dieser
Poly-Synths, auf dem man jede Note spielen kann,
wie die Korg PS-Serie. Aber er hat nur einen Filter
und eine Hüllkurve, also ist er wirklich parapho-
nisch. Zudem hat er eine verrückte Delay-Einheit,
die man auch über die Spannung steuern kann, was
ihm einen seltsamen Klang verleiht. Außerdem lässt
Beat 05 | 2022  •  55
BEATPERSONALITY
Portrait
sich so ziemlich alles mit allem anderen verbinden,
sodass man verrückte, EMS-artige Space-Sounds
erzeugen kann.
Beat / Traurig, wenn man sich klarmacht, dass
Anfang der 80er-Jahre eine große Anzahl von
EMS-Synthesizern im Lager zerstört wurde, oder?
Benge / Ich habe davon gehört, als sie eingelagert
wurden, und das Lager wurde überflutet. Ich
habe aber das Gefühl, dass ein Großteil von Peter
Zivonieffs Computerkram sowieso nicht wirklich
gut funktionierte, als er eingelagert wurde, denn es
war die erste Generation dieser PDP-Computer, die
recht unzuverlässig war.
Beat / Gibt es irgendwelche Geräte, die auf deiner
„heiligen Gralsliste“ stehen?
Benge / Ähm, das ist schwierig, denn ich habe
so viel Zeug hier, dass ich immer das Gefühl
habe, dass alles, was ich neu kaufe, mir Zeit
56 •  Beat 05 | 2022
für etwas wegnimmt, das ich schon habe. Ich
liebe einfach jeden Synthesizer und es ist eine
lebenslange Leidenschaft. Ich könnte mich vor
eine Bontempi-Orgel setzen und versuchen, ihr
einen interessanten Sound zu entlocken, wenn ich
müsste! Und ich habe keinen Voyetra 8. Den würde
ich gerne noch haben.
Beat / Vielleicht ist es seltsam, das zu fragen, aber
bei all den modularen Schätzen, die hier ausge-
stellt sind, kamen wir nicht umhin, zu bemerken,
dass du auch einen Quantec Room Simulator hast.
Benge / Das Ding ist unglaublich. Der Kerl, der ihn
entworfen hat, war ein totales Genie und er wollte
nicht nur einfach einen Hall erzeugen, sondern
wirklich einen Raum schaffen. Damit kann man den
Raum so groß machen, wie man will, indem man
die Parameter auf wirklich lange Zeiten einstellt. Es
hört sich immer an, als befände man sich in einem
echten Raum. Es hat etwas mit diesen digitalen
Chips zu tun, die er von Hand programmiert hat,
und ich glaube, er hat sie so gebaut, dass man sie
nicht öffnen kann, um herauszufinden, was er in
sie hinein programmiert hat, oder um sie zurück-
zuentwickeln. Niemand weiß also wirklich, welche
Algorithmen er verwendet hat. Es ist ein so cleverer
Algorithmus, dass er sich nicht wie irgendetwas
anderes anhört. Er hat auch diese Freeze-Funktion,
sodass man etwas durch ihn spielen kann, dann
Freeze drückt und der Hall einfach in seiner Ste-
reoposition verbleibt. Das ganze Ding ist einfach
wunderschön gemacht. Alleine schon diese Knöpfe
auf der Frontplatte.
Stephen „Mal“ Mallinder
Beat / Wie lange hat es gedauert, bis „A Situation“
vollständig fertig war?
Mal / Es ist witzig, denn es hat eine Zeit lang vor
sich hin geköchelt, da wir ursprünglich mal damit

begonnen hatten, um es als reine Vinyl-Veröf-
fentlichung auf Minimal Wave in den Staaten
rauszubringen. Die Sessions hatten ein fokussiertes
Feeling. Als die Tracks schließlich doch nicht auf
diese Weise veröffentlicht wurden, haben wir sie mit
einigen neuen Stücken verschönert. Seltsamerweise
behandelten wir das Projekt so, als ob wir gebeten
worden wären, ein Album zu machen. Es war also
fast wie ein Auftrag. Das hat uns dabei geholfen, auf
ein bestimmtes Projekt hinzuarbeiten. Wir hatten
gute Vibes und sind alle sehr zufrieden damit. Am
Ende hat also alles gut funktioniert.
Beat / Wie läuft eure Zusammenarbeit logistisch ab?
Mal / Phil ist in London, Benge lebt hier unten und
ich in Brighton. Um ehrlich zu sein, haben wir von
Anfang an auf diese Art und Weise gearbeitet, und
wir haben auch immer andere Dinge gemacht,
sodass es immer diese Art von Projekt war. Anderen
Leuten mag es so vorkommen, als seien wir ziemlich
zerstreut, aber wir arbeiten sehr viel zusammen,
sodass es uns nicht wirklich beeinträchtigt. Wir
lieben es, wenn wir zusammenkommen, und
bekommen immer einen Schwall kreativer Energie
ab. Wir haben schon das „Creep Show“-Album hier
unten aufgenommen sowie ich mein Solo-Album
mit Benge. Die Zeit zwischen den Treffen ist nie
sehr lang.
Beat / Habt ihr feste Rollen bei Wrangler?
Mal / Nein, überhaupt nicht. Wir bemühen uns
sehr, bei allem zusammenzuarbeiten. Natürlich
bin ich für den Gesang zuständig, aber es ist sehr
selten, dass die Wranglerettes in etwas nicht zu
hören sind. Auf diesem Album übernehmen sie
die Backing Vocals bei „Machines“. Wir tauschen
Ideen aus und fragen uns gegenseitig, was wir
von dem halten, was der andere gerade versucht.
Oftmals gibt Benge mit einer Sequenz oder einem
Rhythmus den Anstoß oder Phil oder ich schlagen
etwas als Ausgangspunkt vor. Für drei Leute, die in
verschiedenen Teilen des Landes leben, ist es ein
sehr gemeinschaftliches Projekt.
Beat / Das erspart jedem von euch die Isolation vor
dem Computerbildschirm, oder?
Mal / Deshalb ist das Studio ja so großartig. Es ist
wirklich ein großes Spielzimmer. Wir brauchen
das Haptische der Geräte, um arbeiten zu können.
Seit ich Benge kennengelernt habe, habe ich mich
stets extrem privilegiert und unglaublich glücklich
gefühlt, mit ihm arbeiten zu können, während er
diesen fantastischen Ort aufgebaut hat.
Beat / Hättest du, nachdem ihr den „Niedergang“
der Hardware und den Aufstieg der Software
miterlebt habt, jemals gedacht, dass Modular- und
Hardware-Synthesizer ein so durchschlagendes
Comeback feiern würden?
Mal / Auf eine komische Art und Weise, ja. Wir
waren uns immer der Tatsache bewusst, dass die
Technologie, auf lange Sicht gesehen, nie wirklich
ersetzt oder verdrängt, sondern nur erweitert wird.
Wir arbeiten immer mit verschiedenen Technolo-
gien, seien es Bandmaschinen, Synthesizer oder
Computer. Wir geben das Alte nie ganz auf, denn
ich habe Technologie immer als etwas unglaublich
Hybrides gesehen. Ich hatte immer die Vision, dass
die Vergangenheit sehr eng mit der Gegenwart und
der Zukunft zusammenarbeitet [lacht]. Auch wenn
mir die Vorstellung gefällt, dass wir in der Zukunft
alle glänzende Star-Trek-Anzüge aus Lycra tragen,
hatte ich immer das Gefühl, dass wir sie wahr-
scheinlich mit Dr. Martens tragen würden! Es ist
diese Mark-Fisher-Idee, dass die Vorstellungen von
der Zukunft weitgehend von unseren vergangenen
Vorstellungen darüber geprägt sind, wie die Zukunft
aussehen würde.
BEATPERSONALITY
Portrait
Beat / Ist es schwer zu entscheiden, womit man
anfängt, wenn man in Benges Studio arbeitet?
Mal / Eigentlich nicht. Das modulare Zeug ist
wirklich Benges Welt, während es für mich einfa-
cher ist, eine Taste auf einem Keyboard oder einer
Drum-Machine zu drücken [lacht]. Ich bin mir
durchaus bewusst, dass ich in diesem Raum meine
Grenzen habe. Also lasse ich es lieber, mit Sachen
zu spielen, von denen ich keine Ahnung habe.
Beat / Auf dem neuen Album sind einige großartige
Drum-Sounds zu hören! Sind diese das Ergebnis
von modularen Experimenten?
Mal / Das Schöne daran ist, dass es eine Mischung
aus historischen Drum-Machines ist [lacht]. Wir
benutzen immer noch Throbbing Gristles Musicaid
Clap-Trap, das Chris Carter so gut gefällt. Benge und
ich haben vor kurzem an einigen Tracks mit Julie
Campbell gearbeitet und haben Michael Jacksons
Linn Drum dafür verwendet. Die Drum-Machines
sind also da, aber viele der Drum-Sounds auf dem
Album sind auch maßgeschneidert. Viele der Kicks
und Snares wurden mit dem Moog Modular aus
Sinuswellen erzeugt und dann gefiltert. Das ist
sowieso alles, was eine Drum-Machine ausmacht:
weißes Rauschen, Sinuswellen und Filter.
Beat / Ist es nicht schön, etwas zu haben, das nicht
einfach nur eine 808-Kick oder dergleichen ist?
Mal / Ja, und man bekommt den vollen Frequenz-
bereich, wenn man sie von Grund auf selbst kreiert.
Beat / Hast du ein eigenes Studio in Brighton?
Mal / Nein. Ich schreibe Sachen und bringe diese
mit zu Benge. Wie jeder Teenager im Schlafzimmer
arbeite ich jetzt mit Ableton sowie ein paar Key-
boards und Effekten. Aber das war’s.
Beat / Sehr praktisch, dass du für deinen Songwri-
tingprozess Zugang zu beiden Welten hast, denn
es spricht doch für die Disziplin, im Computer zu
arbeiten, oder?
Mal / Nun, ja. Ich denke, tatsächlich ist das ein
großes Glück, dass wir hier bei Benge arbeiten kön-
nen, aber es hält einen auch nicht davon ab, Dinge
zu schreiben, wenn man eingeschränkter ist. Mit
Cabaret Voltaire waren wir ziemlich eingeschränkt
und hatten nicht viele Geräte, aber wenn man wirk-
lich Musik machen will, dann arbeitet man eben mit
dem, was man hat. Wenn die Musik irgendwo da
drin ist, wird man einen Weg finden, sie zu kreieren
und zu tun, was man will. Und das ist doch schön.
Aber selbst bei allem, was hier vorhanden ist,
arbeiten wir mit massiven Einschränkungen. Wie
Benge schon sagt, die „20 Systems“-CD und die
neuen Sachen, die er auf seiner Bandcamp-Seite
anbietet, das ist buchstäblich jeweils nur eine
Maschine, aus der er alles herausholt, was er kann.
Das ist in gewisser Weise das Äquivalent dazu, wie
ich mit dem Laptop und Ableton eingeschränkt bin.
Man verkleinert die Palette, um zu sehen, was man
herausholen kann.
Beat 05 | 2022  •  57
BEATPERSONALITY
Portrait

Beat / „Anthropocene“ ist einer von mehreren

herausragenden Tracks. Könntest du uns etwas
über die Entwicklung im Studio erzählen?
Mal / Das war ein Stück, bei dem Benge mit den
Beats angefangen hat. Er hat die Rhythmus-Parts
kreiert und die echten Gletschersounds dazu
gepackt, dann kamen Phil und ich dazu und
haben zwei Basslines komponiert und ich habe
am Gesangssound dafür gearbeitet. Es hört sich
pompös an und hat eine große Wirkung. Daher
hatte ich das Gefühl, dass ich eine Stimme brauchte,
die zu der Schwere passt. Das Thema und das, was
ich zu sagen versuchte, bedeuteten, dass es eine
gewisse Autorität haben musste. Der Track selbst
ist ziemlich stark und dynamisch, aber nicht frivol,
denn es ist ein verdammt ernstes Stück. Gleichzeitig
gibt es ein echtes elektronisches Gefühl und eine
Portion Funk dazu. Die Dinge, die wir machen, sind
grundsätzlich rhythmisch, und das gefällt uns. Es
ist nur eine Frage der Betonung und wie man das
macht. Wir lieben Basslines und Drums, also ist es
unvermeidlich, dass diese unser Standard sind. Wir
verwenden auch Melodien und dergleichen, aber
unsere größte Stärke ist die Arbeit an den Rhythmen
und Bässen, diesen Frequenzen. r

Beat / Ist es ein komplexes Unterfangen, mit facebook.com/mallinderbengewinter

Wrangler live zu spielen?
Mal / Wir reduzieren es stark. Um ehrlich zu sein,
wird für die visuelle Seite der Show mehr Equip-
ment benötigt, da es eine Menge an Projektoren
Bei der Stimme versuchen wir immer, einen
und andere Dinge gibt. Wir nehmen einige der
Synthesizer mit, denn Phil hat immer gerne etwas bestimmten Sound für eine Platte zu finden,
Schönes dabei, aber wir sind uns der Tatsache
bewusst, dass wir nicht alles mitnehmen können,
also sind wir wählerisch. Die älteren Synthesizer
und das ist eben der Sound dieses Albums. «
mögen es nicht besonders, wenn man sie live (Stephen „Mal“ Mallinder)
einsetzt, denn die Oszillatoren funktionieren bei
heißem Wetter beispielsweise nicht so gut.

Beat / Benutzt ihr Ableton auch für die Live-Shows?

Mal / Wir verwenden MIDI und lassen alles darüber
laufen, wobei die Software Signale triggert. Ich
nehme Ableton nicht mit, sondern benutze nur mei-
nen Laptop mit einem kleinen Controller und feuere
Samples und solche Sachen ab. Ich konzentriere
mich live eher auf den Gesang und Gesangseffekte.

Beat / War es eine bewusste Entscheidung, auf die-

sem Album mehr mit Vocal-Effekten zu arbeiten?
Mal / Ich habe schon immer mit Stimmeffekten
gearbeitet, aber es war ganz nett, das auf einem
Album ganz speziell zu tun. Bei der Stimme versu-
chen wir immer, einen bestimmten Sound für eine
Platte zu finden, und das ist eben der Sound dieses
Albums. Auf den meisten Tracks gibt es Pitch-Ver-
schiebungen in unterschiedlichem Ausmaß. Ich
denke, in einer Welt, in der man alles machen kann,
was man will, ist es gut, eine Idee im Kopf zu haben
und zu versuchen, daran festzuhalten. Manchmal
muss man seinen Fokus verkleinern, weil es sonst
zu viele Variablen gibt.

58 •  Beat 05 | 2022

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Neue Freeware-Plug-ins
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Orchestools
Piano S
Piano S ist ein VST-Instrument, das als Basis die
1 Gigabyte große Sample-Library „Salamander
Piano“ von Alexander Holm nutzt. Aufgenommen
wurde ein Yamaha C5 Grand Piano in hervorra-
gender Qualität, die durchaus mit kommerziellen
Plug-ins vergleichbar ist. Einen ersten Klang-
eindruck können Sie sich durch das Video
verschaffen, das wir per QR-Code in den Test ein-
gebunden haben.
Piano S ermöglicht die umfangreiche
Anpassung dieses ohnehin schon sehr guten Aus-
gangsmaterials. Eigene Kreationen lassen sich
speichern, oder Sie greifen auf die vorgefertigten
Presets zurück. Mit Equalizer, Kompressor und Fal-
tungshall bringen Sie das Klavier in den passenden
Raum und finden die passende Dynamik und den
Frequenzbereich, um es optimal in Ihren Mix zu
integrieren. Sie haben auch Zugriff auf bis zu drei
verschiedene Layer, um beispielsweise Grundklang,
Resonanzen und Nebengeräusche getrennt in Laut-
stärke, Anschlagdynamik oder Filter zu bearbeiten.
So sorgen Sie für noch mehr Realismus oder aber
für schrägere atmosphärische Ambientsounds und
passen das Klavier perfekt an Ihre eigene Spielweise
und Soundvorstellungen an.
Fazit
Piano S ist ein hervorragend klingendes Klavier
auf Sample-Basis, das sich dank umfangreicher
Nachbearbeitungsmöglichkeiten
flexibel anpassen lässt – sowohl
klanglich als auch in Bezug auf
das eigene Spielverhalten. Ein
echtes Freeware-Juwel!
Mehr zum Thema
Entwickler: Orchestools
Web: musictop69.wixsite.com/orchestools
Preis: Freeware
Format: VST3, Standalone
Bewertung:
62 • Beat 05 | 2022
Sampleson
SUB
SUB ist ein virtuell-analoges Drummodul mit
übersichtlicher und passend zur Auflösung ska-
lierbarer Bedienoberfläche. Die Klangerzeugung
ist komplett sample-frei, was man schon an der
Größe des Plug-ins erkennt – nur schmale 35
Megabyte verbraucht der Drumcomputer auf der
Festplatte. Angelehnt an analoge Drumklassiker
wie die Roland TR-808 wird jeder Sound per Syn-
these erzeugt, was Anpassungen und dynamische
Klangveränderungen ermöglicht. 18 Drumsounds
stehen zur Verfügung, das ist eine üppige Auswahl
auch im Vergleich zum legendären Vorbild. Wie
bei der TR-808 beschränken sich Einstellungsmög-
lichkeiten dabei auf das Wesentliche: Panorama
und Lautstärke für jedes Instrument und zusätz-
lich Pitch für Toms und Congas.
Die Kick kommt mit einem zumischbaren
Klick und regelbarem Decay. Die Snare besitzt
Tone- und Snap-Regler, die Cymbal nur Tone und
die Hi-Hat lässt sich in der Abklingzeit anpas-
sen. Damit sind die klassischen Drumsounds
schnell eingestellt. Einen Sequenzer hat SUB nicht
eingebaut, dies darf dann die DAW oder ein Hard-
ware-Sequenzer übernehmen.
Fazit
SUB ist ein an die Roland TR-808 angelehn-
ter Drumsynthesizer mit virtuell-analoger
Klangerzeugung, der wenig Speicher und Res-
s ou rc e n ve r b rau c ht, m i t
einfacher Bedienung punktet und
18 gut klingende Instrumente zur
Verfügung stellt. Eine solide Aus-
stattung für HipHop, Trap, R&B,
Electro oder auch Pop. Mehr zum Thema
Entwickler: Sampleson
Web: sampleson.com
Preis: Freeware
Format: VST, AU, Standalone
Bewertung:
von Jan Wilking
Audiomodern
Filterstep
Filterstep ist quasi der Bruder vom bereits geteste-
ten Gatelab. Während Gatelab für die Modulation
der Lautstärke per Stepsequenzer zuständig ist,
widmet sich Filterstep der Filterfrequenz. Für
jeden der bis zu 64 Steps können Sie durch Ein-
zeichnen eines Balkens einen individuellen Wert
einstellen, der die Filterfrequenz steuert. Zur
Auswahl stehen Tiefpass-, Hochpass- oder Band-
passfilter. Die Übergänge zwischen den einzelnen
Steps können stufenlos zwischen abrupt und flie-
ßend eingestellt werden. Direkte Übergänge sind
für Basslinien interessant, bei denen einzelne
Noten betont werden sollen.
Bei weichen Modulationen von Pads emp-
fiehlt sich dagegen ein höherer Smoother-Wert.
Die Resonanz zur Betonung des gefilterten
Bereichs ist ebenso einstellbar wie die Stärke, mit
der moduliert werden soll. Wie Gatelab bietet auch
Filterstep sehr umfangreiche Zufallsfunktionen. So
ist ebenfalls ein automatischer Wechsel des Pat-
tern nach einer anpassbaren Taktanzahl möglich,
wobei sich praktischerweise einzelne Steps des
Sequenzers von der Zufallsbearbeitung ausschlie-
ßen lassen.
Fazit
Filterstep ist eine schlanke Filterbox kombiniert
mit einem Modulationssequenzer und empfiehlt
sich für jegliche Art von rhythmischer Filterung,
sei es von Drumloops, Basslinien,
Arpeggios oder Vocal-Effekten.
Die Bedienung ist gut durchdacht
und schnell durchschaut, Zufall-
soptionen sorgen für ständige
Veränderung. Mehr zum Thema
Entwickler: Audiomodern
Web: audiomodern.com
Preis: Freeware
Format: VST, VST3, AU, AAX
Bewertung:

1 2
Filter/Steps
Laden Sie Filterstep als Inserteffekt auf eine
Audiospur und spielen Sie einen statischen
und obertonreichen Sound ab, z. B. ein simples
Sägezahn-Pad. Stellen Sie das Filter mit den
Tastern auf der linken Seite auf Tiefpass und
drücken Sie auf den Würfel, um eine zufallsba-
sierte Stepsequenz zu erzeugen. Die Modulati-
onssequenz läuft synchron zum Songtempo. 1
3 4
Hin/Zurück
Links neben dem Würfel finden Sie drei
Taster zum Einstellen der Abspielrich-
tung. Zur Auswahl stehen vorwärts, rückwärts
oder beides abwechselnd. Mit dem Taster
rechts neben dem Würfel setzen Sie die
Sequenz zurück, die kompletten Filtereinstel-
lungen setzen Sie mit dem RESET-Taster links
oben zurück und einzelne Bearbeitungsschrit-
te machen Sie mit UNDO rückgängig. 1
5 6
Lock/Down
Mit dem Schlüsselsymbol recht daneben
schließen Sie einzelne Steps von der
Zufallsbearbeitung aus. Ziehen Sie die Balken
der Steps 1, 5, 9 und 13 ganz hoch, um eine
4-on-the-floor-Betonung zu erhalten. Klicken
Sie auf den Schlüssel und dann auf diese
Steps Drücken Sie auf den Würfel für eine
zufällige Sequenz. Die vier gesperrten Steps
bleiben dabei unverändert. 1
SOFTBEAT
Neue Freeware-Plug-ins
Hart/Soft
Wenn Sie den Smoother-Fader aufziehen,
werden die Übergänge zwischen den Steps
weicher. Schieben Sie den Fader nach links, er-
halten Sie eine abgehackte Modulation. Mit dem
Resonance-Fader betonen Sie die Filterung. Mit
dem mittleren Fader FilterRange erweitern oder
begrenzen Sie den Maximalwert der Modulati-
on, um zu extreme Effekte zu vermeiden. 1
QR-Code
scannen
und liken!
Tempo/Länge
Oberhalb des Sequenzers stellen Sie den
Tempo-Teiler ein. 1/16 bedeutet, dass
jeder Step bzw. Balken einer 16tel-Note ent-
spricht. 1/32 sorgt entsprechend für schnelle-
re und 1/8 für langsamere Modulation, jeweils
abhängig vom gewählten Songtempo. Mit
dem Schalter daneben wählen Sie die Anzahl
der Sequenzersteps, auch ungerade Längen
von z. B. 22 Steps sind möglich. 1
Folgen Sie der
Beat-Community!
Zufall/Sequenz
Filterstep kann automatisch mehrtak-
www.facebook.com/beat.magazin
tige Variationen erzeugen. Hierfür akti-
vieren Sie das Schleifensymbol rechts oben.
Wählen Sie rechts daneben als Taktanzahl 2.
Filterstep erzeugt jetzt alle zwei Takte eine
neue zufällige Sequenz. Wenn Sie den Dry/
33 680
Wet-Regler weiter nach links ziehen, erzeu-
gen Sie fortlaufende leichte Veränderungen
Täglich Dutzende neue Fans,
im Klangverlauf für mehr Lebendigkeit. r
wann kommen Sie?
Beat 05 | 2022  •  63
SOFTBEAT
Neue Synths & Software
Neue Synths & Software
Audiothing
Noises
Wenn der Noise-Oszillator wieder einmal langwei-
len und die Premium-Library zu überdimensioniert
erscheinen sollte, liefert „Noises“ von Audiothing
einen super Start ins Design individueller Soundsca-
pes und Phrasen – das Geräusch als Instrument?
Das Konzept von Noises stammt von Hainbach,
einem Composer, der bekanntlich experimentell
arbeitet und gern rare Labormaschinen erforscht.
Sein Texture-Instrument, das zusammen mit Audi-
oThing entwickelt wurde, ist schon auf den ersten
Blick angenehm einfach strukturiert. Es bietet 22
Bänke mit 1,24 GB an Geräuschen, die überwie-
gend aus ungewöhnlichen elektronischen Quellen
stammen. Ansonsten gibt es ein Multimode-Fil-
ter, eine zweistufige Hüllkurve, einen Bitcrusher
und einen 8-Step-Sequenzer mit acht Steps. Frei-
lich wird man zunächst die 118 Presets von Noises
durchforsten und sogar auf einige rhythmische und
melodische Muster treffen. Noch effektiver geht
es auf eigene Faust: per Random-Funktion belie-
bige Sounds generieren lassen, im Channel-Strip
unbedingt noch wenigstens ein Delay- oder
Reverb-Plug-in einfügen und sich zu ungewöhn-
lichen geräuschhaften Phrasen hinreißen lassen.
Das Sample-Instrument möchte erobert werden,
was erstaunlich leicht fällt.
Fazit
Noises ist ein Spezialist, der durch simple Bedie-
nung und Klänge gefällt, die sich gerade in der
elektronischen Musik gewinnbringend einsetzen
lassen. Für das Kreieren experimenteller Sounds
und Texturen ist das Instrument definitiv ein Tipp.
Am besten installiert man die Demo-Version, hört
in das Sample-Material rein und probiert die Ran-
dom-Funktion aus. Es lohnt sich, den fairen Preis
zu zahlen und Noises dauerhaft zu nutzen.
Entwickler: AudioThing
Web: www.audiothing.net
Preis: 69 Euro
Format: VST2, VST3, AU, AAX
Bewertung:
64 • Beat 05 | 2022
Xhun Audio
ZeroBox
Auf den Spuren des legendären Bassline-Synthesizers
Roland TB-303 wandelt der klanglich authentische
Nachbau ZeroBox von Xhun Audio. Nach der etwas
umständlichen Zuordnung des Pfades zum Keyfile
und den Presets kann der Spielspaß schon losgehen.
Die Grundlage des Sounds ist das Physical Modeling.
Dem Sägezahn-/Rechteck-Oszillator wurde zusätz-
lich zum Original eine Shape-Funktion eingebaut.
Außerdem ist ein LFO und Hochpassfilter neu dabei.
Sogar der Alterungsprozesses wird detailgetreu
simuliert. Herzstück ist der Step-Sequenzer mit sei-
nen unverzichtbaren Funktionen Accent und Slide.
Die 16 Schritte lassen sich unter anderem gaten, in
der Tonhöhe verändern oder im Tempo teilen. Für
den Effekteinsatz gibt es zwei Slots mit den Effekten
Chorus, Flanger, Tube Dist, Solid Dist, Foldback und
Bitcrusher sowie Delay und Reverb.
Retro-Feeling steht bei den 130 Werksklängen
im Vordergrund, mit knarzenden und zwitschernden
Acid-Sequenzen mit bissig scharfer Resonanz, die
einfach zeitlos sind und auch bestens zu modernen
Produktionen passen. Die fetten Bässe sind unver-
wüstlich und die Sequenzen fallen nicht zuletzt dank
der Triplet- und Shuffle-Rhythmen abwechslungs-
reich aus. Zudem gibt es chillig ambiente Klänge und
angenehm klare Leads.
Fazit
ZeroBox ist ein überaus würdiger Nachbau des
TB-303 Klassikers und für Acid-Basslines unver-
zichtbar. Die Bedienung geht einfach von der Hand
und die CPU-Last fällt gering aus. Toll sind auch
die erweiterten Einstellmöglichkeiten. Erstklas-
sig umgesetzt sind ferner die Techno-orientierten
Presets des Plug-ins. Auch die Effekte klingen toll
und wissen den Sound bei Bedarf Vintage-like per
Röhre zu verzerren.
Entwickler: Xhun Audio
Web: www.xhun-audio.com
Preis: 89 Euro
Format: VST3, VST, AU
Bewertung:
[1] siehe Beat-Ausgabe 2021|04, nachzubestellen im falkemedia-shop.de
von M. Sauer, M. Schumacher,
P. Sterczewski, J. Wilking
GForce
OB-E V2
Die virtuelle Emulation des legendären Oberheim
8-Voice konnte uns schon in der ersten Version
überzeugen [1]. Allerdings war OB-E zunächst nur
für MacOS verfügbar. In Version 2 kommen jetzt
endlich auch die Windows-Nutzer in den Genuss
des klassischen Oberheim-Sounds, und dank
tatkräftiger Unterstützung von Tom Oberheim per-
sönlich gibt es auch einige weitere Verbesserungen.
Unter der Haube wurde an der virtuellen Ver-
schaltung geschraubt, sodass der Klang in Version
2 noch einen Tick näher an der Original-Hard-
ware ist. Ein optimierter Detune-Parameter
sowie ein Vintage-Regler für ein leicht abwei-
chendes Verhalten der 8 SEM-Module sorgen
für einen noch lebendigeren Klang und nutzen
dabei die Besonderheit aus, dass der OB-E wie
sein Hardware-Vorbild aus 8 individuellen Syn-
thesizer-Modulen besteht. Darauf baut auch der
großartige neue Drum-Modus auf: Hiermit las-
sen sich die 8 Module mit unterschiedlichen
Drumsounds belegen und über nebeneinan-
derliegende Tasten auf dem Keyboard triggern.
Natürlich sind Sie dabei nicht auf Drum-Klänge
beschränkt, sondern können alle Möglichkeiten
der SEM-Module ausreizen und z. B. auch acht
verschiedene Bass-Sounds über die Tastatur ver-
teilen. Verbesserte Zoom-Funktionen sowie ein
neuer Reverb-Effekt runden die neue Version ab.
Fazit
Mit seinem warmen, kraftvollen und lebendigen
Sound rückt OB-E klanglich in Version 2 noch etwas
dichter an die Hardware heran und nimmt damit
eine Spitzenstellung unter den Oberheim-Emula-
tionen ein. Und der neue Drum-Modus erweitert
die kreativen Möglichkeiten des Plug-ins, das jetzt
endlich auch für Windows zur Verfügung steht.
Entwickler: Gforce
Web: www.gforcesoftware.com
Preis: 139 Euro
Format: VST2, VST3, AU, AAX, Standalone
Bewertung:
 SOFTBEAT
Neue Synths & Software

MUST-HAVE
05/2022
Heavyocity
Symphonic Destruction
Mit seinem neuen Produkt überträgt Heavyocity das Konzept der belieb-
ten Percussion-Librarys Damage 1 und 2 auf ein ganzes Orchester: Streicher,
Blech-, Holzbläser und andere Orchesterinstrumente wurden mit viel Liebe
zum Detail gesamplet, gruppiert, mit Synthesizer-Sounds kombiniert und auf
jede nur erdenkliche Weise bearbeitet. In dem Ordner „I Designers“ finden Sie
drei verschiedene Kontakt-Instrumente, die das Sounddesign in die Hand des
Benutzers legen und weitgehend dieselben Einstellmöglichkeiten besitzen. Bei
dem SD Designer können Sie aus 400 Klangquellen orchestrale Sounds, Tex-
turen, Gitarren-Riffs, Braams und Motive eigene Klänge mit bis zu drei Layern
kreieren. Die äußerst inspirierenden Presets im Snapshot-Format stellen eine
exzellente Basis für moderne epische Musik dar. Wie man es von Heavyocity
gewohnt ist, lassen sich die Klänge auf vielfältige Weise bearbeiten, modulie- Klasse: Symphonic Destruction macht es einfach, Kompositionen mit
ren und mit Effekten versehen. ­dynamischen rhythmischen Phrasen zu versehen. So gibt es drei Kontakt-­Patches
Seit einigen Jahren sind Braam-Sounds (auch Megahorns genannt) vor mit je 24 solcher Sequenzen, hier auch in den Varianten Traditional, Hybrid und
allem aus Trailer-Musik nicht mehr wegzudenken. In dem Braam Designer Damaged. Die verzerrten Gitarren-Riffs des Patches „Damaged Guitars“ bieten
der Library können Sie aus Klängen in drei Frequenzbereichen eigene Braam- sich vor allem für härtere Rock-Spielarten und Metal an. Von den Loops gibt es
Sounds erstellen. Nicht minder spannend ist der Loop Designer, in dem Sie wie bei den Pedal-Sounds auch triolische Varianten. Alle Performers-Patches ver-
aus einer großen Auswahl an Loops und Motiven vielschichtige Riffs, Arpeg- fügen über umfangreiche Sounddesign-Optionen inklusive e­ ines Multimode-­
gios und Sequenzen erzeugen können. Da jede Taste mit einem anderen Loop Filters, hochwertiger Effekte sowie Gate-Effekt und Arpeggiator.
belegt ist, gelingen im Handumdrehen atemberaubende Phrasen, die zu gan-
zen epischen Arrangements inspirieren können. So gibt es z. B. Phrasen mit Fazit
Streicher-Staccatos, verzerrten Gitarren und wuchtigen Braams oder pulsie- Ein weiterer großer Wurf von Heavyocity: Mit ihrem Hybrid-Sound ist die Library
rende Texturen aus Synthesizer-Klängen, Pianoakkorden und schimmernden perfekt für moderne Trailer-, Film- und Game-Musik geeignet, kann aber auch
Streichern oder spannungsvolle Drones. Generell eignet sich Symphonic in elektronischer Musik stimmungs- und spannungsvolle Akzente in exzellenter
Destruction hervorragend dafür, Spannung zu erzeugen, sei es in Trailer-Mu- Klangqualität setzen. Auch wenn viele Sounds episch, aggressiv und bedrohlich
sik, der Hintergrundmusik einer Quiz-Show oder eines Horrorfilms oder in klingen, eignet sich Symphonic Destruction auch bestens für sanftere Töne. Mit
Industrial-Rock. seinem ergiebigen Fundus an spielbaren Instrumente, Klangtexturen, Braams,
Die Patches des Ordners „II Performers“ nutzen alle dieselbe Engine: Hybrid-Sounds und Loops ist die Sample-Bibliothek ein äußerst ergiebiges
Hier erwarten Sie ausdrucksstarke Kombinationen aus Orchesterinstrumen- ­Scoring-Werkzeug, das über Jahre hinweg für Inspiration sorgen wird.
ten, wobei verschiedene Spielweisen wie Shorts, Ostinato, Sustains und Swells
berücksichtigt werden. Bei diesen Instrumenten können Sie mit Key-Switches Entwickler: Heavyocity
zwischen acht Slots umschalten, die sich mit Multi-Samples Ihrer Wahl bestü- Web: www.heavyocity.com
Preis: 449 US-Dollar
cken lassen. Neben diesen traditionellen Kontakt-Instrumenten gibt es noch
Format: Kontakt Player und Kontakt ab 6.6.1
die Patches Hybrid, Damaged und Soundscapes mit eindrucksvoll design-
ten Klängen. Bewertung:

Beat 05 | 2022  •  65
SOFTBEAT
Neue Synths & Software
Sugar Bytes
Nest
Ein DIY-Sequenzer in Software-Form: Nerdiger
geht’s kaum! Inspiriert von ihrem selbst gebauten
Hardware-Sequenzer haben Sugar Bytes eine mo-
dulare Workstation erdacht. Mehr als 20 Modu-
le lassen sich frei kombinieren, darunter Clock-,
Clock-Divider-, Trigger-, Counter- und Logikmo-
dule, Arpeggiator, Step-Sequenzer und vieles mehr.
Nest kann MIDI-fähige Hard- und Software ansteu-
ern, aber auch selbst vier VST2-Plug-ins hosten. Ein
ideales Tool, um Drum-Module triggern oder melo-
dische oder Modulationssequenzen zu generieren.
Die Scale-Module helfen, aus den Signalen Noten
und Akkorde zu generieren.
Die Verschaltung der Module erfolgt auf der Wi-
re-Seite. Patches können dabei auch auf MIDI-Gate,
-Pitch und Velocity sowie MIDI-CCs reagieren. Es las-
sen sich 12 Szenen mit allen Kabeln und Parametern
speichern und über MIDI abrufen, um Variationen
oder komplette Arrangements zu erstellen. Wie die
acht Stimmen auf vier Ziel-Engines verteilt werden,
bestimmten Sie auf der Sound-Seite. Insgesamt kön-
nen acht MIDI-Voices ausgegeben und vier Plug-ins
oder externe oder interne Klangerzeuger angesteuert
werden. Cool: Der kleine, aber feine integrierte Syn-
th eignet sich bestens für klassische analoge Sounds
und das Drum-Modul steuert knackige Drum- und
Percussion-Sounds bei.
Fazit
Nest kann die Schaltzentrale eines Hardware-ba-
sierten Setups sein oder modularen Workflow in
Ihre DAW bringen. Bereits mit den integrierten
Klangerzeugern lassen sich dem Kreativkraft-
werk pulsierende Basslines, fließende Arpeggios
und sich entwickelnden Sequenzen entlocken.
Oder wie wäre es mit abstrakten Beats, genera-
tiven Texturen oder gar kompletten Tracks? Das
Kreativpotenzial steigt exponentiell, wenn man
MIDI-Klangerzeuger oder Plug-ins ansteuert. Bei
komplexen Verschaltungen ist es allerdings nicht
immer leicht, den Überblick zu bewahren.
Entwickler: Sugar Bytes
Web: www.sugar-bytes.de
Preis: 99 Euro
Format: VST2, VST3, AAX, AU, Standalone
Bewertung:
66 • Beat 05 | 2022
Nachgefragt:
Rico Baade, Mitgründer von Sugar
Bytes und geistiger Vater von Nest.
Beat / Wie entstand die Idee zu euerem
­DIY-Sequenzer Nest?
Rico / Nach dem Eigenbau eines Eurorack-Se-
quenzers mit allerhand lustigen Features, wie z.
B. Pattern Generation und Read Position per CV
oder einem Extraausgang für die abgeschalteten
Gates sind mir viele Dinge aufgefallen, die aktu-
elle Step-Sequenzer übersehen. Vielleicht, weil
sie zu tief im Inneren passieren, um sie dem Nut-
zer bereit zu stellen. Da mein Sequenzer komplett
handverlötet war und schon 13 ICs beinhalte-
te (so enstand der Name „Tüte Chips“) und doch
noch so viele Features möglich waren, für die
mir auch einfach die elektrotechnische Expertise
fehlt, habe ich das Ganze mal in Software ver-
sucht, zunächst um abzuschätzen, wie groß das
alles werden kann. Und so entstand Nest.
Beat / Kannst du das Konzept des Plug-ins kurz
erläutern?
Rico / Wir haben ein modulares System aus
Emulationen klassischer Standard-ICs und mo-
dernen Software-Helfern. Es sind fest installier-
te, frei verdrahtbare Module, was zum einen ein
konsistentes Design ermöglicht, zum anderen
dem User ein lernbares System bietet, bei dem
auch Limitierungen eine wichtige Rolle spie-
len. Man arbeitet hier mit zwei Elementen: Bits
(Gate) und Zahlen (CV). Wir schicken Trigger
hin und her, machen etwas Mathematik und Lo-
gik, und haben dann quasi 8 Voice-Slots, die wir
beschicken können. Diese acht Voices können
wir dann frei routen, auf MIDI-Out-Channels, 4
Plug-ins, oder ein Ensemble aus internen Syn-
ths und Drums. Das kann dann noch über Ein-
zel-Outs in den Host-Mixer, und für die internen
Synths gibts auch noch 'nen Send-Reverb.
Beat / Was sind für dich die spannendsten Fea-
tures von Nest?
Rico / Es ist einfach das spielerische Musizie-
ren mit Elektronik. Zum einen steht der Diskurs
zwischen Mensch und Maschine hier im Mittel-
punkt, denn wie es in der modularen Welt ist,
man geht Milch einkaufen und kommt mit nem
Blumenstrauß nach Hause (lacht). Zum anderen
lässt sich hier frei diagonal komponieren. Eine
bestimmte Note kann viel mehr auslösen als ei-
nen Ton, vielleicht sampelt sie irgendwo anders
einen Wert oder versetzt eine Sequenz. So ein
Patch wird zu einem organischen Wesen, und
dass man dies abseits des Klangs, sondern schon
in der Komposition machen kann, dafür musste
Nest in die Welt. Der ganze Sound-Part, mit den
Synths und den Plug-ins - hätte man weglassen
können, doch dann wäre mir die Nummer zu
spröde geworden, dann schon lieber eine richti-
ge kleine Welt, in der man sich gern verliert.
Beat / Kannst du uns ein paar Anwendungsbei-
spiele für das Plug-in nennen?
Rico / Für mich ist natürlich immer die Quest,
möglichst komplexe Musik mit Nest zu bas-
teln. Die Klippen zu umschiffen und auf der gu-
ten Seite der Macht zu bleiben. Das heißt, Nest
kann mit Casual-Music-Gaming anfangen, aber
am Ende hat man eine neue Hook am Start. Oft
fehlen auch gewisse Elemente in einem Track
und da kann Nest mit seiner Andersweltlichkeit
trumpfen. Dadurch dass Nest auch MIDI emp-
fängt, können auch bereits vorhandene Noten
noch mal ganz anders ausgewertet werden.
Beat / Erzähl uns doch ein bisschen mehr über
die internen Synthesizer von Nest.
Rico / Die Synths waren eine Reise für sich. Die
ursprünglichen Sounds der frühen Prototypen
waren nämlich rein natürlicher Art. Ich hatte
dort auf einen T-Bridge-Resonator gesetzt, ein
oszillierendes Filter, wie man es z. B. für die 808-
Kick einsetzt. Damit habe ich dann Drums und
Synths gebaut. Das hat eine besondere Anmu-
tung, wenn so künstliche Musik von naturna-
hen Sounds gespielt wird. Im weiteren Verlauf
musste jedoch ein echter Synth her, hier stand
der Juno-6 Pate. Der Resonator Synth bekam
noch einen Delay-basierten Resonator mit dazu.
Beat / Kannst du unseren Lesern ein paar Tipps
geben, wie sie das Beste aus Nest herausholen?
Rico / Unsere Videoserie mit von Quinn Zen-
ders ist sehr zu empfehlen. Ansonsten zählt
das Experimentieren. Jedes Modul hat sein be-
sonderes Feature-Set und mit der Zeit kann
man richtig Pläne entwickeln, was man mal
probieren möchte. Aber was immer gut geht:
Verschiedene Clocks in den Multiplexer ge-
ben für trickige Beats. Oder das Shift-Regis-
ter z. B. mit ner 1/16-Clock betreiben und
den Data Input mit nem Pulse-Oszillator füt-
tern, der unsynchron läuft, für verträumte-
re Random-Beats. Was viele nicht über AD/
DA-Wandler und die anderen klassischen ICs
wissen, die Dinger sind richtige kleine Musiker!
www.sugar-bytes.de

Test: UVI Vintage Vault 4
Vintage Vault 4 ist eine Sammlung von Vintage-Synthesizern und Drumcomputern auf Sample-Basis mit durchaus
beeindruckendem Umfang. Das Bundle umfasst 36 UVI-Produkte, über 800.000 Samples und 14.000 handgefertigte
Presets, die mit 255 originalen Klangerzeugern erstellt wurden. von Jan Wilking
D Features
ie Bandbreite der für die Sample-Li-
brarys genutzten Synthesizer reicht
von analogen Klassikern wie Mini-
moog, Prophet-5 oder Jupiter-8 bis hin zu
seltenen Raritäten wie der LAMM-Modi-
fikation des Moog Memorymoog oder des
nur zweimal gebauten Prototypen Apollo.
Auch digitale und hybride Legenden wie
Yamaha DX7 oder PPG Wave und weniger
bekannte Exemplare wie Ensoniq Fizmo
oder DK Synergy finden sich im Portfolio.
An Sampler wie Fairlight oder Emulator
wurde ebenfalls gedacht. Abgerundet
wird das Ganze durch eine umfangreiche
Mischung an Drumsamples, deren Quel-
len von Minipops über TR-808 und 909 bis
hin zu Drumulator und dem modernen
Klassiker Alesis SR reichen.
36 Soundbänke für UVI
Workstation und Falcon
Bei der Installation unterstützt Sie die
Software UVI-Portal. Hier können Sie
wählen, welche der 36 Soundbänke Sie
installieren wollen. Sie müssen also nicht
das komplette Bundle auf Ihrer Festplatte
verewigen, sondern können sich Ihre
persönlichen Schmankerl heraussuchen.
Das ist auch gut so, denn das komplette
Paket verbraucht fast 300 Gigabyte und
sollte wenn möglich auf einer internen
schnellen SSD gespeichert werden, um die
Ladezeiten der größtenteils sehr aufwendig
multigesampelten Presets zu verringern.
Einheitliche Editierung
Die grafischen Benutzeroberflächen der
einzelnen Instrumente sind an die Origi-
nale angelehnt. Der technische Unterbau
und die Parameterauswahl sind aber stets
identisch, sodass Sie sich schnell zurecht-
finden werden, wenn Sie sich einmal in
das UVI-Konzept eingearbeitet haben.
UVI hat den Nachbauten sinnvolle Extras
wie zusätzliche Oszillatoren, Effekte und
eingebaute Sequenzer spendiert. Sie
haben die Wahl, ob Sie mit den zahlrei-
chen vorgefertigten Presets arbeiten und
nur kleinere Anpassungen vornehmen
wollen oder einen Sound von Grund auf
erstellen. Denn bei jedem Instrument
wurden auch die Grundwellenformen in
SOFTBEAT
Test
Vintage-Synth-Collection
Sample-basiert
36 UVI-Instrumente
Für UVI Workstation (free)
oder UVI Falcon
Standalone
AU, VST2, AAX
ab Windows 8, MacOS 10.9,
64 Bit
Die Basis der Instrumente bildet die Software UVI Workstation, die neben einer virtuell-analogen
Nachbearbeitung auch Arpeggiator und Sequenzer bietet.
verschiedenen Varianten aufgenommen, Spannend fanden wir vorgefertigte
die sich dann mit Filter, Modulation und Kombinationen, die teilweise sehr
Effekten bearbeiten lassen. inspirierend sind. So enthält die Emu-
Da Filter & Co. bei jedem Instru- lator-Soundbank zahlreiche an Hits der
ment gleich sind, kann man in diesem 80er und 90er erinnernde Zusammenstel-
Bereich natürlich keine große Authenti- lungen von Drumgrooves, Basslinien und
zität mit den Originalen erwarten. Denn Leadsequenzen, die sich umfangreich Fakten
die virtuell-analoge Nachbearbeitung er- anpassen und eine gute Basis für den
Hersteller: UVI
folgt durch die eingebaute Klangerzeu- nächsten Synthwave-Hit oder klassischen Web: www.uvi.net
gung der UVI-Synthesizer, deren Grund- Techno-Track liefern können. Auch Bezug: Webseite
sound man durchaus heraushört. Daher Super-7, angelehnt an Rolands MKS-7, Preis: 599 Euro
klingt zum Beispiel das Filter auch nicht kann mit Kombi-Pattern aufwarten. J riesige Sample-Library
wirklich wie beim Original, diesbezüglich J Klassiker und Exoten
bieten beispielsweise die VST-Instrumen- Fazit J inkl. Rhythmen/
te aus den Legacy-Collections von Roland Eine Beschreibung aller Synthesizer, Sequenzen
oder Korg mehr Realismus. Sampler und Drumcomputer würde den J einheitliche Bedienung
Rahmen dieses Testberichts sprengen. Klang:
Rohe Sounds und Sequenzen Naturgemäß gibt es dabei Licht und Bedienung:
Es lohnt sich daher, mit einem simplen Schatten, grundsätzlich sind Auswahl Preis/Leistung:
Init-Sound zu starten, nur einen Oszillator und Qualität der Aufnahmen aber Gesamt:
zu aktivieren und die verschiedenen überzeugend. Zu bedenken ist allerdings,
Multisamples durchzugehen. dass keine naturgetreue Nachbildung der
Oftmals wurden die Filter- und sons- legendären Instrumente erwartet werden
tigen Klangverläufe der Hardware bereits darf. Zu deutlich hört man die UVI-Engine
mit aufgenommen und es bleibt der Cha- heraus, die für die Nachbearbeitung der
rakter erhalten, wenn man das Sample tro- Samples verantwortlich ist. Die beeindru-
cken nutzt. Dagegen sind die meisten vor- ckende Sample-Library bietet dennoch
gefertigten Presets bereits mit Effekten eine Spielwiese für Sounddesigner, und
versehen. Zwar klingen Hall, Delay und auch Preset-Nutzer werden stets ein Alternativen
Chorus der Workstation nicht schlecht, passendes Instrument finden. r IKM Syntronik 2
verwässern aber den Charakter des Orgi- 339 Euro
nalinstruments ein wenig. Und viele Pre- www.ikmultimedia.com
sets haben auch den doch eher nach di- Tracktion RetroMod
gitaler Verzerrung als nach analoger ab 49 Euro
Sättigung klingenden Drive-Effekt akti- www.tracktion.com
viert, ein Abschalten und eine Nachbear- Arturia V-Collection
beitung mit guten externen Effekten kann 499 Euro
hier Wunder wirken. Mehr zum Thema www.arturia.com
Beat 05 | 2022  •  67
SOFTBEAT
Test

Test: Overloud GEM Studio

Overloud hat sich mit sehr gelungenem Amp-Modeling für Gitarre und Bass einen Namen gemacht, das ­Unternehmen
bietet mit GEM Studio aber auch virtuelle Nachbildungen legendärer Studiohardware an. von Jan Wilking

Features Ergänzung, die auch im Comp G (Nach-

bau des Bus-Kompressors aus der SSL
Plug-in Suite
G-Serie) vorhanden ist.
Vintage Studio-Equipment
Zusätzliche Funktionen Gemischtes Doppel
EQ, Kompressor
Die Stärken und Schwächen aller vier
Modelle dürften den meisten bekannt
Delay, Modulation
sein, zumal es bereits einige Emulationen
Channelstrip, Saturation als Plug-ins gibt. Und die Konkurrenz von
Format: VST/VST3/AU/AAX Softube, IK Multimedia oder UAD hat uns
klanglich zumindest beim LA-2A und 670
ab MacOS X 10.9, Windows 7
doch etwas mehr überzeugt. Overlouds
Versionen punkten dagegen mit modera-
ter CPU-Belastung. Comp76 und Comp
G sind dagegen mindestens ebenbür-
tig mit der zugegebenermaßen starken
Konkurrenz, wenn nicht sogar einen Tick
Fakten praxisnaher in der Bedienung und dyna-
mischer im Klang.
Hersteller: Overloud
Web: overloud.com
Bezug: Webseite Echo und Delay
Preis: je 109 Euro; Voice/ Bei den Verzögerungseffekten wird es
Tapedesk: je 159 Euro; wieder außergewöhnlicher. Echoson bil-

D
Bundle 929 Euro ie Palette reicht von Equalizer
J durchdachte Auswahl und Kompressor über Tapedeck
J Klassiker und Exoten und Delay bis hin zu einem für
J sinnvolle Gesangsspuren optimierten Channel-
­Zusatzfunktionen
strip. Dabei orientiert sich Overloud zwar
J teilweise sehr guter
Klang an bekannten und weniger bekannten
J moderate Hardware-Vorbildern, ergänzt diese aber
­CPU-Belastung um einige sinnvolle Zusatzfunktionen.
J schickes Design So ist der EQ550 mit seinen vier Bändern
n recht hoher Paketpreis augenscheinlich an den API550B ange-
Klang: lehnt, hat aber auch die umschaltbaren
Bedienung: Filter des API550A.
Preis/Leistung: Dem EQ84, der einen Neve 1084
Gesamt: nachstellt, wurde ein zusätzliches Mitten-
band sowie eine stufenlose Einstellung
der Frequenzen spendiert. Der EQ495
ist eine Emulation des weniger populä-
ren Neumann 495. Neu hinzugekommen
sind hier Hoch- und Tiefpassfilter sowie
Alternativen Pegelregler für Ein- und Ausgang, um die
Waves: Diverse Sättigung gezielter zu kontrollieren.
ab 29,99 US-Dollar
waves.com Durchdachte Auswahl
Universal Audio Diverse Overloud hat eine gute Auswahl getrof-
ab 149 Euro fen, da jeder der drei Equalizer wie schon
uaudio.com die Hardware ein anderes Klangverhalten
IKM T-RackS 5 Max zeigt. EQ550 ist das gutmütige Arbeitstier
569 Euro und klingt in nahezu jeder Einstellung
ikmultimedia.com natürlich. EQ84 packt härter zu, vor allem
bei höherem Input, kann andererseits
aber auch schönen Glanz für Vocals oder
HiHats hinzufügen. EQ495 sorgt dagegen
für mehr Durchsetzungsvermögen und
kann Sounds durch den Mix schneiden
lassen, passend für populäre elektroni-
sche Musikstile wie EDM & Co.
Vier Kompressoren
Vier Kompressoren stehen zur Aus-
wahl, und hier orientiert sich Overloud
an den wohl beliebtesten Klassikern in
diesem Bereich. Comp LA ist eine Emu-
lation des Röhrenkompressors Teletronix
LA‑2A, kann aber auch auf das Klang-
verhalten des Transistormodells LA-3A
umgeschaltet werden. Weitere sinnvolle
Ergänzungen sind der Mixregler für Par-
allel-Komprimierung ohne aufwändiges
Routing, Mid/Side-Option, regelbare Sät-
tigung und Anpassung der Reaktion auf
tiefe Frequenzen. Der Comp76 kommt
ebenfalls in den Genuss dieser Zusatz-
funktionen, zudem lassen sich alle drei
Versionen des Vorbilds Urei1176 auswäh-
len. Comp 670 ist ähnlich ausgestattet,
drei Varianten des Fairchild 670 stehen
zur Verfügung. Das Hochpassfilter im
Sidechain-Kanal ist eine weitere sinnvolle
det mit wunderschöner Oberfläche das
Binson Magnetic Drum Echo nach, eine
italienische Alternative zu den damals
vorherrschenden Band-Echos. Tem-
po-Synchronisation, Stereobetrieb und
parametrischer Equalizer sind willkom-
mene Ergänzungen der Neuzeit. Das
klangliche Ergebnis ist allerdings etwas
weniger spektakulär als erwartet und
grenzt sich nicht unbedingt entscheidend
von den zahlreichen Tape-Echos ab, die
der Markt bereits zu bieten hat.
Besser gefallen hat uns in der
praktischen Anwendung OTD-1, ein
BBD-Delay basierend auf dem A/DA
STD‑1, das sowohl bei längeren als auch
ganz kurzen Verzögerungen jede Menge
Vintage-Vibes versprüht.
Dualer Chorus
Modula greift dann wieder auf Klassiker
zurück: Zur Auswahl stehen der legen-
däre Dimension-D von Roland für eher
subtile Verbreiterung und Verstimmung,
Ensemble für den unüberhörbaren Effekt
alter Solina-Stringmachines und die digi-
tale Variante Symphony in Anlehnung
an den Chorus aus dem Yamaha SPX-90.
Diese Auswahl an Modulationseffekten ist

68 • Beat 05 | 2022
 SOFTBEAT
Test

Das Auge hört mit:

Die Plug-ins bieten
liebevoll designte
und detailverliebte
Oberflächen!

Sinnvolle Zusatzfunkti-
onen wie eine getrennte
Mitte-Seite-Bearbeitung
bei den Kompressoren
erweitern die Möglich-
keiten gegenüber
der Hardware.
Für ungewöhnliche
Stereo-Effekte lassen
sich bei Modula der
linke und rechte
Kanal getrennt
bearbeiten.

Alle Plug-ins verfügen

über eine Scribb-
le-Funktion, mit der sich
virtuelle Notizen und
Hinweise an die Regler
heften lassen – ganz wie
im echten Leben!

Der Channelstrip ist

Wirkt schlicht, ist aber außergewöhnlich effektiv: Dopamin hebt mit dem
Dolby-A-Trick die Decke von Ihren Aufnahmen und sorgt für strahlende Höhen.
praxisnah und überzeugt auch klanglich. Zusatz-
funktionen wie Sync, Dual-Modus und zusätzliche
Modulationsmöglichkeiten per LFO und Hüllkurve
erweitern das Klangspektrum.
Tape mit Konsole
Auch einige rein klangfärbende Plug-ins sind im
GEM Studio-Bundle vorhanden. Tapedesk kom-
biniert eine Bandmaschinen-Emulation mit einer
Mischkonsole, was sich im Test klanglich als sehr
ergiebig erwies. Das Tapedeck ermöglicht die
typischen Sättigungen und Verzerrungen, Fre-
quenzeinschränkung sowie technikbedingte
Schwankungen in der Tonhöhe werden ebenfalls
überzeugend simuliert. Während einige Konkurren-
ten eher auf subtile Färbung setzen, kann Tapedesk
vorrangig für Gesangs-
aufnahmen konzipiert,
die neun Module
lassen sich aber auch
auf anderen Spuren
gewinnbringend
einsetzen.
gewitzte Audioprodu-
zenten einen Teilaspekt
dieses Rauschunterdrü-
ckungssystems ausgenutzt, um De-Esser und Equalizer. Der EQ kann wahlweise
Gesang oder Instrumente mit einem angeneh- auch vor dem Enhancer platziert werden, ansons-
men, unaufdringlichen Höhen-Boost zu versehen. ten ist der Signalweg fest vorgegeben. Kompressor,
Dolby A fügt dem Signal nämlich vor der Aufnahme Limiter, Stereo-Verbreiter/Hall und Delay sind eben-
Höhen hinzu bzw. komprimiert die vorhandenen falls integriert. Insbesondere für stärkere Korrekturen
hohen Frequenzen und senkt diese hinter der suboptimaler Gesangsaufnahmen oder extremere
Bandaufnahme wieder ab (wodurch dann auch Vocaleffekte ist GEM Voice gut geeignet, für subtile
das Bandrauschen unterdrückt wird). Lässt man Nachbearbeitung bietet der Channelstrip schon fast
aber den zweiten Schritt weg, erhält man allein zu viel des Guten und verleitet dadurch zu übertrie-
die gewünschte Auffrischung des Audiomaterials benem Effekteinsatz.
in den hohen Frequenzen, und das klingt oftmals

auch unüberhörbar in den Sound eingreifen und für
kräftige Klangveränderung sorgen. Mit drei Konso-
len-Typen inklusive Mic-Preamp-Emulation lässt
sich der Sound weiter anpassen, für zusätzliche
oder alternative Sättigung und Abrundung.
Röhrenkultur
Sculptube bilden den röhrenbasierten Thermionic
Culture Vulture nach und will damit für mehr Wärme
und Organik sorgen. Von leichtem Anfetten bis hin
zu kräftiger Verzerrung ist alles möglich. Auch hier
gilt klanglich Ähnliches wie beim Comp LA und 670,
die Konkurrenz vor allem von UAD klingt etwas run-
der und organischer, dafür punktet Overloud mit
geringer CPU-Belastung und günstigerem Preis.
Dopamin für die Höhen
Nahezu konkurrenzlos und ein Highlight der Stu-
dio-Serie ist Dopamin, eine Nachbildung des
sogenannten Dolby A Tricks. Hierbei haben
FAZIT
natürlicher als bei einer Anhebung per EQ oder
künstlichem Hinzufügen mit einem Exciter.
Channelstrip für Gesang
GEM Voice fällt ein wenig aus der Rolle, denn hierbei
handelt es sich um einen speziell für die Gesangsbear-
beitung optimierten Channelstrip mit neun Modulen.
Am Anfang der Signalkette stehen mit dem Mic Pre-
amp und Tape-Simulator die vom Plug-in Tapedesk
bekannten Effekte, allerdings mit eingeschränkten
Preset-basierten Anpassungsmöglichkeiten. Es fol-
gen Enhancer und Multiband-Prozessor inklusive
Mehr zum Thema
Die GEM Studio-Serie bietet eine umfassende
Ausstattung an Nachbildungen legendärer Stu-
dio-Hardware, aber auch einige interessante
exotischere Emulationen. Positiv zu bewerten
sind die moderate CPU-Belastung, das schicke
Design sowie die sinnvollen Zusatzfunktio-
nen. Klanglich können aber nicht alle Plug-ins
mit der starken Konkurrenz mithalten, zudem
kommt man bei Erwerb der gesamten Kollekti-
on auf einen recht hohen Preis. Sinnvoller dürf-
te es sein, sich mit den Demo-Versionen ei-
nen klanglichen Eindruck zu verschaffen und
dann die Perlen herauszusuchen, und davon
hat GEM Studio durchaus einige zu bieten. Un-
sere persönlichen Favoriten wären Dopamin,
­Tapedesk, EQ550 und Comp-G. r

Beat 05 | 2022  •  69
SOFTBEAT
Neue Effekt-Plug-ins
Neue Effekt-Plug-ins
Rob Papen NICE PRICE
DelSane 05/2022
Mit originellen Ideen möchte DelSane frischen
Wind in die Welt der Tape-Delay-Effekte bringen.
Die Verzögerungszeiten lassen sich wahlweise
manuell oder synchron zum Hosttempo einstellen.
Ein praktisches Feature ist dabei die Funktion Equal
Feedback, welche die Dauer der Delay-Fahnen für
beide Stereokanäle angleicht.
Das Delay-Signal lässt sich auf vielfältige Weise
bearbeiten: Zunächst gibt es ein Duo aus Hoch- und
Tiefpassfilter mit Vocal-Betriebsart für Formant-
klänge. Darüber hinaus sind ein Distortion-Effekt
und ein Frequency Shifter für metallische Sounds
an Bord. Eine weitere Spezialität von DelSane ist der
„Disrupt-Sphere-Slider“, mit dem Sie verschiedene
Delay- und Effektparameter gleichzeitig beeinflussen
können. Dieser lässt sich natürlich in der DAW auto-
matisieren, kann aber auch von einem LFO moduliert
werden. So gelingen im Nu sich dynamisch entwi-
ckelnde Delays sowie wunderbar abgefahrene und
futuristische Texturen und sogar Flanger- und Choru-
seffekte. Dank des Envelope Follower können diverse
Parameter auch durch die Lautstärke des Eingangssi-
gnals oder eines externen Sidechain-Signals gesteuert
werden. Des Weiteren können MIDI-Controller für
Modulationen genutzt werden.
Fazit
DelSane beherrscht nicht nur klassische Delay-Ef-
fekte mit Bravour: Durch die zusätzlichen Effekte im
Signalweg sowie die Modulationsoptionen hat das
Plug-in aber noch weitaus mehr drauf: Körnige LoFi-
Echos, rhythmisch gefilterte Verzögerungen, dichte
Delay-Cluster und futuristische Klangtexturen sind
nur ein paar Beispiele. Wer das volle Potenzial von
DelSane ausreizen möchte, sollte aber etwas Zeit zur
Erforschung des Plug-ins mitbringen.
Entwickler: Rob Papen
Web: www.robpapen.com
Preis: 35 Euro
Format: VST2, VST3, AU, AAX
Bewertung:
70 • Beat 05 | 2022
von Mario Schumacher
HoRNet Plugins NICE PRICE
Chorus60 05/2022
Na, haben Sie es erraten? Hinter dem Plug-in
Chorus60 verbirgt sich eine Emulation der
Chorus-Schaltung des polyphonen analogen Syn-
thesizers Roland Juno-60 von 1982, die sowohl in
Hard- als auch in Software-Form oft kopiert wurde.
Doch benötigt man noch eine weitere
Software-Nachbildung des berühmten Modulati-
onseffekts, wenn es bereits mit TAL-Chorus-LX eine
hervorragende Freeware-Emulation gibt? Beide
Plug-ins bilden die beide Modi des Juno-60-Chorus
nach und bieten eine regelbare Stereobreite. Im
Gegensatz zu dem TAL-Plug-in besitzt Chorus60
zuschaltbare Simulationen der Sättigung und des
Rauschens des Vorbilds sowie ein zweifaches Over-
sampling. Im Vergleich klingt das HoRNet-Plug-in
nicht ganz so füllig, aber dafür etwas transparen-
ter und weniger dumpf. Durch die Möglichkeit,
die LFO-Raten für beide Chorusmodi individuell
einzustellen, ist es etwas vielseitiger als sein Mitbe-
werber von TAL Software. Hin und wieder wünscht
man sich intensivere Einstellmöglichkeiten wie
schnellere LFO-Raten oder eine ausgeprägtere
Effektintensität, aber dadurch würden sich die
Resultate natürlich weiter von dem stets angenehm
klingenden Vintage-Vorbild entfernen.
Fazit
Wie sein Hardware-Vorbild aus den frühen 80er-Jah-
ren ist Chorus60 echte Waffe, um Synthesizer- und
Keyboardklängen, Instrumenten wie Gitarre oder
Bass, aber auch Gesang zu mehr Lebendigkeit zu ver-
helfen. Aktiviert man beide Modi gleichzeitig, sind
mit dem Plug-in außerdem markante Tremoloeffekte
möglich. So erhalten Sie zu einem sehr attraktiven
Preis einen sehr musikalischen Choruseffekt, der
nicht nur Vintage-Fans ansprechen sollte.
Entwickler: HoRNet Plugins
Web: www.hornetplugins.com
Preis: 11 Euro
Format: VST2, VST3, AU, AAX
Bewertung:
Audified
Linda IronVerb
Statt den Benutzer mit ausufernden Einstelloptio-
nen zu überfordern, konzentriert IronVerb sich auf
das Wesentliche. Doch kann sich das Plug-in auch
klanglich von dem großen Angebot an Halleffek-
ten absetzen? Es wartet mit sechs verschiedenen
Betriebsarten auf: Flutter ist auf scheppernde Hall-
fahnen spezialisiert, während Plate klassischen
Plattenhall bietet. Auch Modelle für Slapback-Echos
und besonders dichten Hall sind an Bord. Außer-
dem gibt es zwei Typen, die den Sound von zwei
verschiedenen Stahlfässern nachbilden.
Generell zeigt sich der Halleffekt stark klang-
färbend statt transparent, wobei der Ironize-Regler
den metallischen Klangcharakter verstärkt. Mit
Predelay, Size, Damping Amount, Damping, Fre-
quency, regelbarer Stereobreite, Hochpassfilter und
globalem Effektanteil besitzt IronVerb klassische
Einstelloptionen. Statt eines Decay-Reglers gibt es
einen Feedback-Parameter, der die Anzahl und Ver-
zögerung der Reflexionen bestimmt. Dadurch sind
kurze, echoartige Reflexionen ebenso möglich wie
lange Hallfahnen. Auch große Räume wie Hallen
oder Kathedralen lassen sich simulieren. Für einen
besonders lebendigen Klang können Sie das Hallsi-
gnal mit einem Chorus- oder Vibratoeffekt versehen.
Fazit
IronVerb punktet als dicht und lebendig klingen-
der Halleffekt, der sehr universell einsetzbar ist. Mit
seinem ausgeprägten metallischen Sound bietet
das einfach bedienbare Plug-in einen eigenständi-
gen Klangcharakter, der sowohl auf Instrumenten
wie Gitarre, Bass, Piano und Drums eine gute Figur
macht, aber auch Keyboard- und Synthesizersounds
sowie Drums gut zu Gesicht steht. Auch für atmo-
sphärische Ambient-Effekte eignet es sich bestens.
Entwickler: Audified
Web: www.audified.com
Preis: 99 US-Dollar
Format: VST3, AU, AAX
Bewertung:

Test: Arturia Efx Fragments
Audiomaterial in seine atomaren Bestandteile zerlegen und damit experimentieren - das neue Effekt-Plug-in von
Arturia verspricht, Klänge mit spielerischer Leichtigkeit zu ­transformieren und unmittelbar zu inspirieren.
von Mario Schumacher
W Features
ährend die meisten Granular-­Plug-
ins als Synthesizer konzipiert sind,
in die Sie beliebige Samples laden
können, wird Efx Fragments als Effekt
geladen und bearbeitet das eingehende
Audiomaterial in Echtzeit. Das Plug-in
wartet mit drei Granular-Modi mit indi-
viduellen Einstelloptionen auf: Classic,
Rhythmic und Texture. Die Classic-Be-
triebsart ist dabei am vielseitigsten und
erlaubt die Erzeugung tonaler und atona-
ler Sounds, während der Rhythmic-Modus
auf temposynchrone Klangstrukturen und
Stottereffekte spezialisiert ist. Texture ist
die erste Wahl, um das Eingangssignal
durch Harmonien anzureichern.
Audio-Schredder
Bei einem Granulareffekt können schon
minimale Reglerveränderungen drasti-
sche klangliche Auswirkungen bewirken.
Umso praktischer ist es, dass Efx
Fragments Undo-/Redo- und Histo-
ry-Funktionen bietet. Das „Einfrieren“
des Eingangssignals, eine der klassische
Anwendungen von Granulareffekten, ist
in allen drei Betriebsarten möglich. Die
beiden Makroregler bestimmen standard-
mäßig die Intensität des Granulareffekts
sowie den globalen Effektanteil. Indem
Sie den Feedback-Regler automatisieren
oder modulieren, gelingen im Hand-
umdrehen eindrucksvolle Swell-Effekte,
die vor allem in Kombination mit dem
integrierten Reverb toll klingen.
Wie erwartet lässt sich sehr
umfangreich einstellen, in welcher
Geschwindigkeit, Richtung und Tonhöhe
die Grains abgespielt werden und das
auch synchron zum Songtempo. Eine
Quantisierung der Grains mit Transien-
tenerkennung sowie der Tonhöhe sorgt
für musikalische Ergebnisse bei Melodien
oder rhythmischen Texturen. Darüber
hinaus können Sie die „Audiopartikel“
durch einen integrierten Bitcrusher mit
verschiedenen Modi jagen und mit dem
Width-Parameter durch einen Versatz
verschiedener Granularparameter
Stereoeffekte erzielen. Ein Auto-Panner
sorgt bei Bedarf für zusätzliche Bewegung
im Stereospektrum.
SOFTBEAT
Test
Efx Fragments
ist ein
leistungsfähiger leistungsfähiger
Granulareffekt,
­Granulareffekt
mit dem Sie das
Eingangssignal drei Granular-Modi
nach allen
(Classic, Rhythmic, Texture)
Regeln der
Kunst durch die umfangreiche
Mangel drehen
können.
­Modulationsoptionen
Autopanner
2 Slots mit 9 Effekten
Tutorial-Modus
MUST-HAVE
60 Presets
05/2022
Format: VST2, VST3,
AU, AAX
Modulationen und Bestandteil bei der Soundforschung. So Windows und macOS: 64 Bit
Happy Accidents sind mit Efx Fragments verschiedene
Richtig lebendig wird es, wenn man die Effekte möglich, die man nicht sofort
Modulationswerkzeuge nutzt, die sich mit einem Granular-Plug-in assoziiert,
offenbaren, wenn man auf „Advanced“ wie Shimmer-Delays, Pitch-Shifting oder
Fakten
klickt. Hier können Sie den beiden Mak- dynamisch modulierte Hallfahnen. Die Hersteller: Arturia
roreglern, drei Funktionsgeneratoren, Presets zeigen nicht nur, was der äußerst Web: www.arturia.com
Vertrieb: Tomeso
einem Envelope Follower und einem flexible Signalprozessor alles drauf hat,
Preis: 99 Euro,
Step-Sequenzer beliebige Parameter des sondern sind auch eine gute Ausgangs-
­Ein­führungspreis: 49 Euro
Plug-ins zuweisen. So lassen sich selbst basis für eigene Kreationen.
J sehr gute Soundqualität
aus statischen Synthesizersounds leben-
J enormes Kreativpo-
dige, atmende Klanggebilde erschaffen. Fazit tenzial
Tipp: Modulieren Sie den Layers- und Mit Efx Fragments ist Arturia ein enorm J flexible ­­
den Pitch-Wert im Texture-Modus mit inspirierendes Werkzeug für die Klang- Modulationsoptionen
einem Step-Sequenzer, um Drumloops forschung auf atomarer Ebene gelungen. J hochwertige Effekte
in Vocoder-artige tonale Sequenzen zu Drumloops lassen sich in stotternde J inspirierende Presets
verwandeln. Mit den Funktionsgenera- Glitch-Texturen oder tonale Texturen J intuitive Bedienung
J gutes ­
toren, einer sehr flexiblen Kombination verwandeln, Vocals werden zu gläsernen Preisleistungsverhältnis
aus Multisegmenthüllkurven und LFOs, Flächen und einzelne Pianonoten zu n GUI könnte
gelingen auch temposynchrone futuristischen Arpeggios. Die integrierten ­kontrastreicher sein
Modulationen. Ausgewählte Granular- Effekte sind dabei eine echte Bereiche- Klang:
parameter bieten zudem eine feinfühlig rung. Mit etwas Mut zum Experiment Bedienung:
dosierbare Zufallsfunktion – perfekt für lassen sich aus nahezu jedem Audiosignal Preis/Leistung:
organische Klangvariationen. packende, frische Klänge entlocken.
Gesamt:
Dank der intuitiven und durchdachten
Weit mehr als Bedienoberfläche des Plug-ins haben
Klangveredelung auch Sounddesign-Padawane schnell
Das hochwertige Effektarsenal von Efx klangliche Erfolgserlebnisse. Top! r Alternativen
Fragments rekrutiert sich aus Multi Output Portal
Filter, Distortion, Compressor, Delay, 149 Euro
Pitch-Shift Delay, Tape Echo, Chorus, www.output.com
Flanger und Reverb. Die beiden Effekt- Melda MGranularMB
Slots lassen sich auch unabhängig von 49 Euro
der Granular-Engine nutzen. Da ihre meldaproduction.com
Parameter auch moduliert werden Audiority Grainspace
können, sind diese weit mehr als nur 45 Euro
Klangveredler, sondern ein integraler Mehr zum Thema www.audiority.com
Beat 05 | 2022  •  71
SOFTBEAT
Soundware

Neue Sounds & Samples von Phillipp Sterczewski

Audiotent Boom Library

MUST-HAVE
Artist Kicks Brute Force 05/2022

Kick Drums bilden das rhythmische
Fundament eines jeden Songs der
elektronischen Musik und kann über
Erfolg oder Misserfolg eines Songs
entscheiden. Deshalb sollte bei der
Produktion die Wahl gut bedacht sein. Audiotent hat mit Artist Kicks von 44
etablierten Künstlern, je zehn signifikante Kickdrums zusammengestellt. Zu den
Artists zählen unter anderem Robert Babicz, Stereo Express, John Tejada, Joyhau-
ser, Affkt, GHEIST, Alex Stein, Bry Ortega und Cosmic Boys. Viele der Samples
sind stark auf Techno fokussiert, wie beispielsweise die brettharten Kicks von
Joyhauser. Manche Bassdrums sind stark gesättigt, andere clean und weich oder
auch transienten- und höhenreich wie die Kicks von Blueprint.
Fazit
Artist Kicks ist ein Querschnitt an Bassdrums von erfahrenen Profis, die sich für
unterschiedliche Genres der elektronischen Musik anbieten. Auch wenn der
Preis von Artist Kicks ambitioniert ist, so ist doch die Qualität eine Bereicherung
für jedes Samplearchiv.
Eine klangliche Basis für ein Erdbeben und
sich massiv entladende Energien im eige-
nen Studio sind in der Brute Force-Kollekti-
on von Boom Library vorzufinden. Markan-
tes Merkmal der rund 2,5 GB umfassenden
Sammlung an Soundeffekten ist vor allem
die Zerstörung. Attackierend, kriegerisch,
explosiv, teils unbarmherzig brutal, gepaart mit verstörenden Schreien und
rauen, kratzenden Texturen sind als weitere Attribute festzustellen. Die krei-
schenden Impacts und Maschinensounds, die sich anhören als würden sie von
Kreissägen stammen, sowie die berstenden Donnerstürme geben den Rest. Po-
sitiv anzumerken ist, dass auf Effekte wie Reverb verzichtet wurde und man nur
die pure Aggression aus der Box zu spüren bekommt.
Fazit
Zwar sind die 1171 Sounds Brute Force kein Schnäppchen, doch sie sind eine
ideale Quelle zur Nachvertonung von Spielen, Filmen und Videos. Eine absolut
empfehlenswerte Sammlung für explosive, markerschütternde und überkom-
primierte Soundeffekte.

Entwickler: Audiotent Web: audiotent.com Entwickler: Boom Library Web: boomlibrary.com

Preis: 57 Britische Pfund Format: WAV Preis: 99 Euro Format: WAV
Bewertung: Bewertung:

Ueberschall
Lounge Bundle
Speicherhungrige 21 GB fasst das
riesige Lounge Bundle von Ue-
berschall mit 6450 Loops und
Einzelsounds, dass sich aus den
Kollektionen Jazz Colors, Nights-
hift, Chillout Lounge, Jazz Lounge und Acoustic Lounge speist. In dem
Kraftpaket warten 80 Construction Kits mit verschiedenen Songabschnit-
ten (Main, Intro, Outro etc.) auf den Einsatz. Von Nightshift begeistern die
entspannenden Akustik- und E-Gitarren am meisten. Die Streicher und
akustischen und E-Pianos zählen zu den Highlights von Jazz-Lounge. Jazz
Colors kann durch erstklassige Hammond B3-Loops und mehrere Jazz Bässe
glänzen. Ambiente Chillout- und Downtempoklänge mit schönen Trompe-
ten, Synth Licks und Pianos wurden in Chillout Lounge konserviert. Ähnlich
beruhigend geht es bei den Samples von Acoustic Lounge zu.
Fazit
Werden Produktionsvorlagen für gedämpfte Hintergrundmusik benötigt, leis-
tet das Lounge Bundle eine gute Starthilfe. Besonders die Loops der akustischen
Instrumente sind gelungen.
Loopmasters
Dj Trax – Deeper
Drum & Bass
Mit Deeper Drum & Bass rappeln
die Beats mächtig im Karton, de-
ren Loops um die 170 BPM schnell
sind. Die Loops hat Produzent DJ Trax geschraubt und wie folgt kategorisiert:
Drums (201), Bässe (20), Pads (12), Keys (10), Synthesizer (5), Percussions
(3), Drumrolls (2), Horns (2) und FX (1). Diverse Einzelsamples (überwie-
gend Drums) und etliche Multi-Samplepatches für Kontakt, EXS24, NNXT
und SFZ runden das Paket ab. Die live eingespielten akustischen Beats, inklu-
sive der Rolls und Fills, entfalten eine interessante Dynamik. Sie lassen sich
gut mit den (angezerrten) gut spürbaren Subbässen verschmelzen. Die Rho-
des- und Piano-Pads sind für dieses Genre erstaunlich sanft, wenn auch oft
düster. Von den One-Shots hinterlassen die Vintage Synthklänge den besten
Eindruck. Die Effektklänge sind hingegen ausbaufähig.
Fazit
Fans des gepflegten Drum & Bass und Jungle bekommen hier 760 MB an fri-
schen, gebrochenen, akustischen Beats auf die Ohren.

Entwickler: Ueberschall Web: ueberschall.com Entwickler: Loopmasters Web: loopmasters.com

Preis: 199 Euro Format: Elastik 3 Player Preis: 35,75 Euro Format: WAV, Kontakt, EXS24, NNXT, SFZ
Bewertung: Bewertung:

72 • Beat 05 | 2022
WORKBEAT Zampler-Plug-in, ­Soundset,
Zampler Constructor: Asian-Trap
Audiodemo und MIDI-Daten:
Download siehe Seite 9

Zampler & MPC Expansion: Traveller

Hands-on: Asian Trap Constructor
Mit asiatischen Zupfinstrumenten und Flötenklängen, abgrundtiefen Bässen, stimmungsvollen Leads und
­düsteren atmosphärischen Klängen ist unsere neue Soundbank Traveller für Zampler und MPCs genau das
richtige Werkzeug für Chillout, Trip-Hop oder Trance mit exotischen Akzenten und natürlich für den derzeit so
angesagten Asian Trap. Grund genug, mit der Soundbank einen Track in diesem Stil zu produzieren!
von Mario Schumacher

Fakten
TRAVELLER für Zampler:
J 2,84 GB Soundbank
J 95 Patches
J 15 Bässe
J 15 Drum-Sounds
J 35 Leads & Synths
J 20 Pads und 10 Pluck-Klänge
J 1.235 Samples

TRAVELLER für Akai MPCs:

J 1,41 GB Samples (optimiert für MPCs)

95 HYPNOTISCHE SOUNDS FÜR TRAP & CHILLOUT J 116 Keygroup Programs

J 15 Bässe
J 15 Drum-Sounds
Asiatische Zupfinstrumente, kombiniert mit rumpelnden Bässen und düsteren atmosphärischen Klängen J 35 Leads & Synths
… diese sind einerseits ein aktuelles Erfolgsrezept, aus dem nicht nur Subgenres wie Japanese Trap oder J 20 Pads und 10 Pluck-Klänge
Samurai Beats entstanden sind. Andererseits kann diese Kombination auch in Chillout, Trip-Hop, Trance und J 475 Samples
J Audiodemos pro Keygroup
Hypnotic Techno für Atmosphäre sorgen. Wer Tiefgang für die nächsten Tracks sucht, wird hier fündig. Viel
J Kompatibel mit Akai MPC One, X, Live,
Spaß auf der wahrhaftigen Reise durch den Sound! www.zamplersounds.com m Live mkII, Force, Studio, Touch, Software,
MPC Beats und Renaissance

74 • Beat 05 | 2022

1 2
Asian Trap mit Traveller
Zunächst einmal gilt es, ein rhythmisches
Fundament für unseren Asian-Trap-Track zu
schaffen. Beim Stöbern in der Loopcloud [1] sind
wir bei dem Sample-Pack Industrial Strength ISR
– Soul Trap fündig geworden. Wir aktivieren das
Time-Stretching für den 62 / 124 BPM schnellen
Loop, sodass das Tempo auf Trap-typische 150
BPM angepasst wird. 1
4 5
Japanische Tonleiter
Passen Sie die Lautstärkehüllkurve für ei-
nen sanfteren Attack wie abgebildet an und
deaktivieren Sie das Delay. Die Nutzung einer
entsprechenden Tonleiter ist sehr hilfreich, um
den gewünschten asiatischen Vibe zu erzielen.
So aktivieren wir für die MIDI-Spur des Basses
(und auch bei den folgenden Sounds) den MI-
DI-Insert-Effekt MIDI Modifiers von Cubase. 1
7 8
Musikalische Akzente
Am besten kommt der Lauf zur Geltung,
wenn unser Koto-Klang kurz aussetzt oder
begleitend lang anhaltende Töne spielt. Traveller
wartet mit zahlreichen weiteren Sounds auf, die
einem Asian Trap- Track die gewünschte Würze
verleihen können, wie das Patch 036: LD Flutey
Loop. Dieses besteht aus einem Flötenklang und
einem ausgeprägten Attack-Sound. 1
[1] www.loopcloud.com; [2] www.eventide.com
Groove-Fundament
Mit ein paar Loops und einer Handvoll Drum-
und Percussion-Sounds erstellen wir ein
abwechslungsreiches Groove-Fundament. Ganz
wichtig ist auch bei dieser exotischen Trap-Va-
riante ein abgrundtiefer Bass, der oft aus einem
Kick-Sample von Rolands TR-808 erzeugt wird.
Praktischerweise hat unsere neue Zampler-Ex-
pansion Traveller gleich einige davon an Bord. 1
Bassline
Wir wählen die Skala Japanisch 1. Dadurch
werden die gespielten Noten automatisch
passend zur gewählten Tonart transponiert. Ableton
Live, Apple Logic Pro und andere gängige DAWs bie-
ten ähnliche Funktionen. Der Bass spielt die gezeigte
einfache Linie, die wir nun durch das Preset 080: PL
Zitha ergänzen, das an das japanische Saiteninstru-
ment Koto erinnert. 1
Flöte
Um diesen herauszufiltern, stellen wir die
Lautstärkehüllkurve wie gezeigt an, damit
es mehr nach einer Flöte klingt. Reduzieren Sie
außerdem Glide auf 29%. Für einen möglichst
authentischen Sound ist es wichtig, die Noten
gebunden zu spielen. Durch einen üppigen Hal-
leffekt wie Eventide Blackhole [2] klingen unsere
Flötenakzente noch atmosphärischer. 1
WORKBEAT
Zampler Constructor: Asian-Trap
3
Trap-Bass
Laden Sie Zampler//RX in Ihrer DAW und
klicken Sie auf Load Bank. Wählen Sie dann
„Zampler Traveller.fxb“ und wechseln Sie zu dem
Preset 011: BS Mother Of Bass. Mit ein paar
Handgriffen verwandeln wir den Sound in einem
typischen Trap-Bass. Deaktivieren Sie zuerst den
Mono-Wiedergabemodus und reduzieren Sie
Glide auf 39%. Cutoff drehen wir voll auf. 1
6
Koto-Riff
Bei der aktivierten Skala stellt sich durch
das einfache Ausprobieren schnell ein
kleines Riff ein, das die angestrebte Stimmung
vermittelt. Einfache Läufe auf der gewählten
Tonleiter sind ein effektives Mittel, um stim-
mungsvolle musikalische Akzente zu setzen. Das
Patch 039: LD Half Synth Half Arp aus Traveller
eignet sich super für diesen Zweck. 1
9
Pad und Lead
Apropos Atmosphäre: Probieren Sie unbe-
dingt einmal die Pad-Sounds von Traveller
aus, wie z. B. 070: PD We Come In Peace. Einfache
Notenfolgen aus gehaltenen Tönen können z. B.
im Break eines Tracks für viel Tiefe sorgen, ebenso
wie das Patch 050: LD Uniquator, mit dem wir die
Basstöne doppeln. Wir wünschen Ihnen noch viel
Spaß mit Traveller und gute Ideen! r
Beat 05 | 2022 •  75
HARDBEAT
DesktopAudio

Test: Austrian Audio OC818

Das Großmembranmikrofon will die Tradition legendärer AKG-Mikrofone wie 414 oder C12 fortsetzen. Diese
mittlerweile sehr raren und teuren Vintage-Mikrofone sind auch heutzutage noch sehr begehrt, denn sie sorgen bei
Aufnahmen für ein schwer beschreibbares Glitzern in den Höhen. von Jan Wilking

Features wertig an. Per Schieberegler lässt sich Flexible Nachbearbeitung

die Richtcharakteristik auswählen. Es Das OC818 ist nicht nur ein empfehlens-
Kondensator-­
stehen Acht, Superniere, Niere und werter Allrounder für konventionelle
Großmembranmikrofon
Kugel zur Verfügung. Bei Auswahl der Gesangs- und Instrumentenaufnahmen,
CKR12 Keramikkapsel
Nieren-Charakteristik wird zusätzlich sondern mit der OpenSource-Software
umschaltbare Richtcha- der bereits angesprochene PolarDesigner eröffnen sich in Verbin-
rakteristik rückseitige Ausgang akti- dung mit den beiden Ausgängen des
Dual-Ausgang viert. Zudem gibt es eine Mikrofons auch ungewöhnliche kreative
anpassbare Absenkung der Möglichkeiten. PolarDesigner wird als
Bluetooth-Fernsteuerung
tiefen Frequenzen sowie Plug-in in die DAW eingebunden und er-
Abmessungen:
eine flexible Pad-Schaltung, möglicht eine nachträgliche Bearbeitung
157 x 63 x 35 mm
um sowohl sehr laute der Stereoaufnahmen, die Sie mithilfe der
Gewicht: 0,36 kg Eingangssignale als auch beiden Ausgänge des Mikrofons erstellt
besonders empfindliche haben. Sie können z. B. verschiedene
Mikrofon-Preamps ausgleichen zu können. Frequenzbereiche mit unterschiedlichen
Das auch in schwarz erhält- Richtcharakteristiken versehen. So lassen
liche Mikrofon verfügt
über einen abgedeckten
Nachbau der CK12-Kapsel sich bei gemeinsamen Aufnahmen von
zweiten Anschluss für Wie bereits in der Überschrift angedeutet, mehreren Musikern bestimmte Instru-
Bluetooth-Dongle oder besitzen Aufnahmen von Gesang und mente betonen oder ausblenden oder
duale Audioaufnahmen.
Instrumenten mit den AKG-Klassikern bei Schlagzeugaufnahmen die Mischung

A
Fakten ustrian Audio ist ein relativ junges
Unternehmen, trotzdem wirken die
Hersteller: Austrian Audio
Web: austrian.audio
Produkte sehr reif und professionell.
Vertrieb: Sonic Sales Das liegt daran, dass Austrian Audio von
Preis: 999 Euro ehemaligen AKG-Mitarbeitern gegründet
wurde, nachdem die AKG-Zentrale in
J hervorragender Klang
J Dual-Ausgang Wien vom amerikanischen Mutterkon-
J Richtcharakteristiken zern Harman geschlossen wurde. Es steht
J Nachbearbeitungsop- daher geballtes Know-how zur Verfügung,
tionen und dies merkt man dem derzeitigen
J hochwertige Hardware Flaggschiff der Mikrofonreihe namens
Klang: OC818 auch an.
Verarbeitung:
Preis/Leistung: Bluetooth und Dual-Ausgang
Gesamt: Schon der Lieferumfang gibt Hinweise auf
die besondere Ausstattung. Spinne, Mik-
rofonklemme und Poppschutz sind nicht
ungewöhnlich, wohl aber die Aussparung
für einen Bluetooth-Dongle und das
Adapterkabel Mini-XLR auf XLR. Letzteres
dient dazu, die rückseitig gelagerte Kapsel
getrennt aufzunehmen. Und mithilfe des
Alternativen optional erhältlichen Dongles können Sie
Warm Audio WA-14 das Mikrofon im Aufnahmeraum oder auf
479 Euro der Bühne auch am Mischpult sitzend fern-
warmaudio.com steuern, um die klanglichen Auswirkungen
AKG C414 XLII von Änderungen an der Richtcharakteristik
799 Euro direkt abhören zu können. Bei der Spinne
akg.com gibt es entsprechend Aussparungen für
Neumann TLM 103 Dongle und Adapterkabel, da wurde gut
945 Euro mitgedacht. Das Mikrofon selbst sieht
neumann.com schick aus und fühlt sich auch sehr hoch-
eine außergewöhnliche Höhenabbildung,
was dem Hörer eine besonders hohe
Auflösung und Detailreichtum mit Gän-
sehautfaktor und ohne unangenehme
Schärfe vermittelt. Diese Qualität ist in
erster Linie der verwendeten CK12-Mes-
singkapsel geschuldet. Austrian Audio hat
daher versucht, diese Kapsel bestmöglich
mit heute verfügbaren Mitteln nachzu-
bauen und dabei den Klang zu erhalten,
aber die Nachteile auszumerzen.
Klang mit brillanten Höhen
Klanglich überzeugt das Mikrofon im
Praxistest auf ganzer Linie und hat
ohne Frage die gleichen Stärken wie die
legendären Vorbilder. Die Höhen werden
brillant und transparent abgebildet, doch
trotz dieser Betonung werden s-Laute und
andere störende Audiosignale in diesem
Frequenzbereich nicht hervorgehoben.
Spitze, unangenehme und anstrengende
Aufnahmen sind mit dem OC818 kaum
zu bewerkstelligen, weshalb es sich als
gutmütiges Gesangsmikrofon auch für
hochwertige Aufnahmen im Desktop-Stu-
dio empfiehlt. Ein guter Mikrofon-Preamp
bzw. ein professionelles Audiointerface
sollten dann aber mit eingeplant werden,
damit die seidig-schimmernden Höhen
des Mikrofons nicht im weiteren Verlauf
der Signalkette verloren gehen.
der einzelnen Instrumente anpassen.
Dank „Terminator Control“ kann dies
auch automatisch erfolgen, die Software
analysiert dafür die Aufnahme und hebt
bestimmte Bereiche des Audiomaterials
durch entsprechende Anpassung der
Richtcharakteristik automatisch an oder
senkt sie ab. Auch interessante Stereo-
und M/S-Effekte lassen sich durch die
parallele Aufnahme erzeugen. Anpassba-
rer Nahbesprechungseffekt und Equalizer
runden die Ausstattung ab.
Fazit
Das OC818 ist ein hervorragend klingen-
des Allrounder-Mikrofon, das angelehnt
an Klassiker wie AKG C12 und 414 für
das gewisse Etwas bei den Aufnahmen
sorgt. Vor allem die glitzernden Höhen
ohne Schärfe und unangenehme Spitzen
wissen zu gefallen. Hinzu kommt eine
überzeugende Ausstattung mit verschie-
denen Richtcharakteristiken sowie zwei
parallel nutzbaren Ausgängen, die kreati-
ve Nachbearbeitung ermöglichen. r
Mehr zum Thema

76 • Beat 05 | 2022

Rupert Neve Designs
5254
Ein professionelles Mikrofon wie das paral-
lel getestete OC818 kann Aufnahmen in ei-
nem Desktop-Studio auf ein neues Level
hieven. Gleiches gilt für die Investition in ei-
nen hochwertigen und universell einsetz-
baren Hardware-Effekt wie den 5254 Dual
Diodenbrücken-Kompressor, eine moder-
nisierte Version des von Rupert Neve ent-
wickelten Kompressors 2254 aus dem Jah-
re 1969. Die Neuauflage will den charakteristischen Klang des Vorbilds in das
moderne Studio bringen, wovon vor allem digitale Klangerzeuger und Plug-ins
profitieren. Auch die klassischen Anwendungsgebiete wie Schlagzeug, Gitarre,
Bass und Gesang oder das Mastering sind für das als zweifachen Mono- oder als
Stereo-Kompressor nutzbare Dynamikeffektgerät prädestiniert. Passend zum
durchaus gehobenen (im Vergleich zu den Preisen für Vintage-Hardware aller-
dings günstigen) Preis ist die Verarbeitung hervorragend. Das 19Zoll-Gerät prä-
sentiert sich robust, die Bedienelemente bieten eine sehr gute Haptik und sind
angenehm schwergängig. Speicher für Presets gibt es bei dem analogen Ge-
rät nicht. Vergessen Sie auch die üblichen Richtwerte für die Einstellung eines
Kompressors für bestimmte Spuren, denn beim Neve-Kompressor interagie-
ren die einzelnen Parameter in besonderer Weise. Man wird quasi gezwungen,
mit den Ohren zu arbeiten, und das empfanden wir im Test eher als ein Vorteil
als ein Nachteil. Zumal der 5254 die passenden Einstellungen mit einem sehr
HARDBEAT
DesktopAudio
guten Klang belohnt und sich ohnehin recht
gutmütig zeigt, so wirklich etwas Falschma-
chen im Sinne von einem kompletten „Ver-
sauen“ der Audiospur ist mit dem Kompres-
sor nur schwer möglich.
Fazit
Die Stärken des in Dual-Mono oder Stereo
nutzbaren Analog-Kompressors liegen bei
klassischen Anwendungen und eher subtiler Sättigung - eben diesen Kleinig-
keiten, die nicht vordergründig bewusst zu hören sind und erst beim direkten
A/B-Vergleich auffallen, aber den Unterschied ausmachen können zwischen
einem durchschnittlich und außergewöhnlich klingenden Track. Dabei zeigt sich
der Neve 5254 flexibel und kann auf Einzel-, Bus- oder Masterspur für das gewisse
Etwas sorgen, das rein digitalen Produktionen oftmals fehlt. Für eher moderne
„In-The-Face“-Bearbeitung wie punchige elektronische Kicks oder pumpende
Sidechain-Bässe für EDM&Co. gibt es aber bessere und günstigere Lösungen.
Hersteller: Rupert Neve Designs
Web: rupertneve.com
Vertrieb: Mega Audio
Preis: 3.590 Euro
Bewertung:
NT1
Das schwarze NT1: ein Kondensatormikrofon mit
schnurgeradem Frequenzgang, betont neutralem
Klang, sattem Pegel und einem Eigenrauschen
von nur 4,5 dBA.
Gehäuse und Einsprechkorb sind mit einem edlen
Keramiküberzug versehen, dadurch extrem kratzfest
und komplett unempfindlich gegenüber hässlichen
Fingerabdrücken.
Das Beste zum Schluss: Die schwarze SM6 Spinne
mit Popschutz und ein 6 m XLR-Kabel sind im
Lieferumfang enthalten. Außerdem erhalten
registrierte Anwender 10 Jahre Garantie auf das
Mikrofon – ohne Wenn und Aber!
rode.com
Beat hyperactive.de
05 | 2022  •  77
SOFTBEAT
Test

Test: Apple MacBook M1 Pro

Die neuen M1 MacBooks glänzen nicht nur mit mehr Power, sondern auch guten Audio-Wandlern. Ob diese auch
alleine für Recording-Sessions taugen? Wie sich das M1 Mikrofon im Vergleich zu einem PC-Laptop und einem
Mikrofon von Beyerdyamic schlägt, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. von Stefan Hofmann

D
erzeit kursieren Videos im Netz, die die neuen
MacBook Pros mit M1-Pro- und Max-Prozesso-
ren nicht nur wegen der Prozessorleistung in den
Himmel loben, sondern auch wegen der integrierten
Mikrofone. In diesem Artikel haben wir uns das Mikro-
fon der neuen Apple-Gerätschaften genauer angehört
und mit den Mics eines MacBook Pros von 2014, eines
Windows-Laptops und einem „echten“ Profi-Schall-
wandler verglichen – Klangbeispiele inklusive.
Apple ist gleichzeitig einer der meist geliebten und
gehassten Hersteller von Hard- und Software. Be-
sonders professionelle Anwender von Produkten
des angebissenen Apfels wurden in den letzten
Jahren oft enttäuscht. So sorgte Apple beispielswei-
se für immer weniger Schnittstellen an seinen Ge-
rätschaften und verzichtete auf beliebte Entwick-
lungen wie MagSave bei den hauseigenen Laptops.
Zudem wurden teure und unpraktische Adapterlö-
sungen zum Must-Have für Profis, die eben nicht
nur im Internet surfen, sondern verschiedene An-
schlussmöglichkeiten wie HDMI, USB-A und ande-
re für ein effizientes Arbeiten mit der notwendigen
Peripherie benötigten.
Mit den neuen MacBook Pros, die über die neu
entwickelten Prozessoren M1 Pro und M1 Max so-
wie diverse Schnittstellen und MagSave ausgelie-
fert werden, konnte Apple das schon fast verges-
sene Haben-Will-Gefühl bei kreativen Profis aus

DIE NEUEN M1 MACBOOKS den Bereichen Film, Foto und Musikproduktion

zurückbringen.
Wie eingangs erwähnt, sorgte neben den be-
Pünktlich zum Ende des Jahres 2020 stellte der wohl bekannteste Hard- und Softwareentwickler Apple reits genannten Features besonders das integrierte
seine neuen selbstentwickelten Prozessor-Chips vor und sagte so den bisher verbauten Intel-Prozes- Mikrofon der neuen Laptops für gehörig Gesprächs-
soren für die Zukunft Goodbye. Es handelt sich hierbei um ein extrem leistungsfähiges ARM-basier- stoff. So sollen diese durchaus brauchbare Aufnah-
tes System-on-a-Chip. Der sogenannte M1-Prozessor kam zuerst in einem 13-Zoll MacBook Pro, ei- men von Instrumenten und Gesang ermöglichen,
nem MacBook Air und einem Mac Mini zum Einsatz. Mittlerweile sind mit dem M1 Pro und Max noch ohne Equipment wie Interfaces oder externe Mik-
leistungsfähigere Varianten erschienen, die in einem 14- und 16-Zoll Macbook Pro verbaut wurden. ros zu benötigen. Dieser Umstand ist besonders für
mobile Anwendungen interessant. Ob die verbau-
Innovation & Altbewährtes ten Mikrofone wirklich so gute Ergebnisse liefern,
Die hohe Leistung der Prozessor-Chips, eine tolle Energie-Effizienz und ein grandioses Display sind erfahren Sie auf den folgenden Seiten.
nur die Spitze des Eisbergs der Features, die die neuen MacBooks mitbringen. Zudem nahm
sich der Hersteller die Wünsche seiner Kundschaft zu Herzen und verbaute in seine neuen Lap-
tops die viel gelobte MagSafe-Technologie mit magnetischem Connector am Ladekabel, einen
Card-Reader und einen HDMI-Port.

Mehr Power für Logic

Besonders interessant ist die Leistungsfähigkeit von Logic Pro X auf den neuen M1 MacBooks,
da die DAW speziell auf die neuen Prozessoren angepasst wurde und mit einer hohen Leistungs-
fähigkeit daherkommt. Einzig Plug-ins von Drittanbietern laufen häufig noch nicht nativ auf den
neuen M1-Prozessoren, sondern benötigen Rosetta 2, ein Framework von Apple zur transparen-
ten Emulation von Programmen, die für Intel-Prozessoren entwickelt wurden. Im Laufe der Zeit
werden die meisten Hersteller ihre Produkte jedoch auf die neue Prozessorarchitektur anpassen.

78 • Beat 05 | 2022
 SOFTBEAT
Test

Hands-on: Die Aufnahme

Wie gut klingt das
MacBook M1-Mikrofon?
Besonders für mobile Anwender dürfte die Qualität des integrierten Mikrofons der neuen Apple-M1-Serie interessant
sein. Wie schön wäre es, platzraubendes Equipment wie das Interface und ein externes Mikro zuhause zu lassen und
das nächste Album ausschließlich On-The-Road zu produzieren. Doch wie gut klingt das M1-Mikro?

1 2
Die Ausgangslage
Da sich mein MacBook Pro entschloss vom
Schreibtisch zu fallen, musste ich mir einen
neuen Studiorechner zulegen. Da ich viel unter-
wegs bin, sollte es wieder ein Laptop sein. Zu
dieser Zeit wurden gerade die neuen MacBook
Pros mir M1 Pro und M1 Max veröffentlicht. Für
diesen Test stand die 14 Zoll Version mit M1 Pro
und 16GB RAM bereit. Das Mikrofon ist übrigens
in der linken Speaker-Sektion verbaut. 1
Unser Aufbau
Als Eingangsgerät fungiert das „MacBook Pro
Mikrofon“ und als Ausgangsgerät „Externe
Kopfhörer“. Abhörseitig kamen die beyerdynamic
DT 700 PRO X zum Einsatz. Hierbei handelt es sich
um geschlossene Kopfhörer, die aufgrund ihrer
Bauweise dafür sorgen, dass der abgehörte Klang
nicht auf der Aufnahme landet. Das Signal lässt
sich direkt in Logic Pro X mit einem Regler über
dem jeweiligen Channel einpegeln. 1
3
Die Positionierung
Als resultierende Latenz gibt Logic Pro X 7,7
ms Roundtrip (4,5 ms Ausgang) bei einer
I/O Puffergröße von 64 Samples an. Das ist ein
guter Wert für Aufnahmen. Vorsicht ist bei der
Positionierung geboten. Beim Probieren, um die
richtige Position zu finden, besteht die Gefahr,
den Laptop aus Versehen irgendwo herunterzu-
werfen. Ich empfehle Ihnen das MacBook Pro so
auszurichten, dass das Mikrofon oben ist. 1

4 5
Die Aufnahme
Für diesen Artikel wurden eine Akus-
tikgitarre und ein Sänger nacheinander
aufgenommen. Je näher sich das aufzunehmende
Objekt am Mikrofon befindet, je klarer klingt
die Aufnahme. Menschen mit einer zu feuchten
Aussprache sollten jedenfalls überlegen, ob sie
nicht doch ein externes Mikrofon benutzen. Für
die Gitarrenaufnahme platzierte ich das Mikrofon
so, dass es leicht schräg auf den 12. Bund zeigte. 1
Der Klang
Bis auf den Bereich der tieferen Frequen-
zen, der etwas mumpfig daherkommt,
zeigten sich die Aufnahmen durchaus brauchbar.
Per Low-Cut lässt sich auch dieser „negative“
Aspekt herausfiltern. Besonders die Klarheit
des Audiomaterials ist wirklich sehr gut. Ein so
gutes Laptop-Mikrofon habe ich jedenfalls noch
nie gehört. Die Soundbeispiele zu diesem Artikel
sind übrigens komplett unbearbeitet. 1
6
Die Speaker
Das integrierte Speaker-System mit 6
Lautsprechern besteht aus 2 Paaren mit je
2 Force-Canceling-Tieftönern und 2 Hochtönern.
Im Test beeindruckte die Wiedergabe durch
eine sehr gute Abbildung des Audiomaterials.
Der Bassbereich lässt zu wünschen übrig. Als
zusätzliche Referenzabhöre für das Abmischen
von Vocal oder Gitarrenaufnahmen funktionie-
ren die Speaker aber allemal. r

Beat 05 | 2022  •  79
SOFTBEAT
Test
Braucht man noch externe Mikros?
Das MacBook Pro M1
Mikrofon im Vergleichstest
Die Aufnahmequalität des MacBook Pros mit M1 Pro Prozessor kann sich hören lassen. Zum Vergleich haben wir
den gleichen Song mit drei weiteren Setups aufgenommen – zu finden in den Audiobeispielen zu diesem Beitrag.
In unserer Bewertung gehen wir von fünf Sternen für das MacBook Pro M1 aus.
Aufnahme mit
dem Lenovo
Ultrabook
Vergleichskandidat Num-
mer 1 ist ein 14 Zoll Leno-
vo Ultrabook. Als DAW kam
Studio One zum Einsatz. Mit
einem Straßenpreis von gerade einmal 350 Euro
bewegt sich der Laptop preislich weit unter dem
MacBook Pro M1. Jedoch lassen die Office-Tauglich-
keit in Kombination mit der Full-HD-Webcam auf
ein gutes verbautes Mikrofon hoffen, da Videokon-
ferenzen bei den meisten Anwendern zu den alltäg-
lichen Aufgaben zählen. Das Mikrofon des Lenovo
Ultrabook befindet sich oben am Bildschirm ne-
ben der Webcam. So lässt sich der Laptop deutlich
einfacher für Audioaufnahmen ausrichten als das
Apple MacBook. Nach dem Starten von Studio One
und der Einstellung der Spuren ging es an die Auf-
nahme. Die Ausrichtung des Mikrofons orientierte
sich bei allen Testkandidaten am MacBook Pro M1.
Fazit
Die Qualität dieses Mikrofons reicht gerade so,
um einigermaßen verständliche Videokonferen-
zen umsetzen zu können. Wie Sie in der Aufnahme
hören, klingt das Mic ziemlich dumpf, phasig und
überrascht zudem durch den ein oder anderen To-
naussetzer. Das integrierte Mikrofon meines iPhone
SE liefert hier weitaus bessere Aufnahmen. Dieses
Mikrofon eignet sich nicht für Aufnahmen jeglicher
Art – auch wenn es nur Demos sind.
Aufnahme mit einem
MacBook Pro 2014
Mein gutes altes MacBook Pro aus dem Jahr 2014 mit
16GB RAM verfügt zwar über ein ziemlich kaputtes
Display, das integrierte Mikrofon funktioniert jedoch
auch nach dem Sturz von meinem Studiotisch noch
einwandfrei. Als DAW kam GarageBand zum Einsatz
und auch das Mikro dieses Testkandidaten wurde
80 • Beat 05 | 2022
genauso ausgerichtet wie Aufnahme von Sprache entwickelt
bei der Aufnahmeses- wurde und über eine tolle
sion mit dem aktuellen Klangqualität verfügt. Auch als
MacBook. Instrumentenmikrofonistesbestens
geeignet. Als dynamischer
Fazit Vertreter ist es ein guter Ver-
Das Mikrofon des MacBook gleichskandidat für das Mikrofon
Pro 2014 ist zwar weit entfernt von der Qua- des M1-MacBooks, da es ein ähnliches
lität des Schallwandlers im MacBook Pro M1, ein Klangverhalten besitzt.
Fall für den Müll ist es deswegen aber nicht. Klang-
technisch ist es vergleichbar mit dem integrierten Fazit
Mikrofon meines iPhone SE der 2. Generation. Die Der Vergleich mit dem beyerdynamic M 70 PRO X
Aufnahmen zeigen sich recht hell, aber weitaus we- zeigt, dass das Mic des MacBook Pros gegenüber
niger klar als die der neuen MacBook-Pro-Serie. Die anderen Laptops zwar ziemlich gut abschneidet,
unteren Frequenzbereiche existieren nicht, weswe- mit einem Studiomikrofon jedoch nicht mithal-
gen die Aufnahmenqualität gerade so reicht, um ten kann. Das M 70 PRO X löst besser auf, klingt
schnell musikalische Ideen festzuhalten. Für Ge- klarer und bildet den Klang natürlicher ab. Ein
sangsaufnahmen funktioniert das Mikro besser als weiterer Aspekt, der für das Mikrofon spricht, ist,
für Instrumente wie Gitarren. dass es sich auf ein Stativ schrauben und so auch
besser ausrichten lässt. Trotzdem: Die verbau-
­beyerdynamic M 70 PRO X ten Mikrofone der MacBook Pros aus der Apple
Das beyerdynamic M 70 PRO X ist die Profilö- M1-Serie eignen sich sehr gut, um musikalische
sung in unserem Test und soll zeigen, ob das Ideen festzuhalten, gut klingende Demo-Tracks
MacBook-Mikro mit „richtigen“ Studioschall- zu produzieren oder vielleicht sogar den ein oder
wandlern mithalten kann. Hierbei handelt es sich anderen fertigen Song mal schnell um ein paar Ba-
um ein recht preiswertes Mikrofon, das für die cking-Vocals zu erweitern. r
DAS BEYERDYNAMIC M 70 PRO X
Das beyerdynamic M 70 PRO X wurde für Broadcasting, Streaming und Podcasting entwickelt und
besitzt einen Übertragungsbereich von 50 Hz bis 18 kHz. Klanglich wurde das dynamische Mikrofon
speziell auf die Aufnahme von Sprache optimiert. Der Schallwandler verfügt über rauscharme Ope-
rationsverstärker und präzise Spannungsregler. Nervender Köperschall, Handgeräusche oder ande-
re störende (Bedien-)Geräusche werden dank der tollen Zusammenarbeit der mitgelieferten Spinne
mit der internen Kapselaufhängung sehr gut reduziert. Zudem sorgt die Spinne noch für einen siche-
ren Halt. Das hochwertige Aluminiumgehäuse in Kombination mit einem robusten und festen Stahl-
gewebe ist bruchsicher, schützt die Mikrofonkapsel vor Gewalteinwirkungen und sorgt für das leichte
Gewicht. Die Einsprechrichtung des Schallwandlers befindet sich oben und nicht vorne. Daraus ergibt
sich, dass das Mikro Umgebungsgeräusche wie Raumhall und Tastaturgeklacker sehr gut ausblendet.
 SOFTBEAT
Test

M1 Pro oder doch gleich M1 Max?

Fast unendlich viel Power!
Apple hat in den vergangenen fünf Jahren vieles versucht, um das MacBook Pro neu zu erfinden.
Nur: War das überhaupt nötig? Für viele Profis, also die eigentliche Zielgruppe, hätte seit jeher ein M
­ acBook Pro von
2016 mit mehr Power, einem besseren Bildschirm und gesteigerter Effizienz gereicht. Das hat Apple nun geliefert.
von Sebastian Schack

M
öglich machen die zahlreichen Verbesserun-
gen an den neuen MacBook Pro-Modellen
nicht zuletzt auch die beiden nun zur Auswahl
stehenden Chips aus Apples eigener Werkstatt. Wie
die Namen „M1 Pro“ und „M1 Max“ schon vermuten
lassen, basieren sie auf dem M1-Chip, den Apple im
vergangenen Jahr zusammen mit dem immer noch
aktuellen MacBook Air und Mac Mini sowie dem nun
eigentlich veralteten, jedoch immer noch im Verkauf
befindlichen 13-Zoll-MacBook Pro vorstellte.
Dass Apple das Portfolio an M-Chips würde er-
weitern müssen, war klar. Dass gleich zwei neue
Chips vorgestellt wurden, dürfte die meisten über-
rascht haben. Genauso wie die Namensgebung.
Während in Gerüchteküchen „M1X“ oder gar gleich
„M2“ hoch im Kurs standen, hatten wohl die We-
nigsten auf eine Anlehnung an das Namensschema
der iPhones getippt.
Während bis vor Kurzem noch im Wesentlich ein
Apple-Chip, nämlich der M1 mit 8 CPU-Kernen und
zwei verschieden bestückten Grafikeinheiten (7 oder
8 GPUs) zur Wahl stand, ist die Liste der Apple-eige-
nen Chips nun sprunghaft auf sieben angewachsen.
Neben dem bereits erwähnten M1 in zwei Aus-
führungen gibt es nun den M1 Pro und M1 Max in
folgenden Konfigurationen (CPUs/GPUs): M1 Pro
8/14, 10/14 und 10/16, sowie M1 Max 10/24 und
10/32. Dabei ist zu beachten, dass die ersten beiden
Varianten des Pro-Chips nur in den Einstiegsmodel-
len des 14-Zoll-MacBook Pro zur Auswahl stehen.
Mit Blick auf das übliche Vorgehen in der Chip-In-
dustrie gehen wir davon aus, dass diese Varianten ei-
gentlich ebenfalls Chips in der 10/16-Konfiguration
Dass sich die Leistungstests mit diesem MacBook
Pro schwierig gestalten würden, war uns schon an
dem Abend klar, als Apple die neuen Modelle vor-
stellte. Nichts, was zu unserer täglichen Arbeit ge-
hört, würde diese Maschine auslasten können.
Schon das MacBook Air mit dem – im Vergleich zu
den neuen Chips M1 Pro und M1 Max – schwach-
brüstigen M1-Chip langweilt sich den Großteil des
Arbeitstages zu Tode.
In Final Cut Pro verarbeitet unser MacBook Pro
parallel sieben 8K-HDR-Videostreams in Echtzeit
– zwei mehr als der aktuelle Mac Pro mit Afterbur-
ner zu bewältigen imstande ist. In Cinema 4D lädt
es blitzschnell eine Szene mit deutlich über 30 Giga-
byte. Das fanden wir gar nicht so imposant, bis uns
klar wurde, dass vorherige MacBooks diese Datei
aufgrund von zu wenig Grafikspeicher gar nicht hät-
ten öffnen können. Und auch über den Mac-Teller-
rand hinausblickend scheint es keinen Laptop zu ge-
ben, der damit zurechtkäme. Zumindest nicht ohne
extern angebundene Grafikeinheit (eGPU), was die
neuen Pro-MacBooks im Übrigen nicht unterstützen.
Fazit
Selbstverständlich sind die neuen MacBook
Pro-Modelle die besten Mobil-Macs, die Apple je
im Angebot hatte. Aber auch gemessen an ihrer je-
weiligen Zeit erscheinen uns diese Maschinen weit
Benchmarks – wie groß ist das Leistungsplus?
MacBook Pro 1.745
vorne mit dabei zu sein. Apple hat Gutes verbessert
und war sich nicht zu schade, einige der von vie-
len so empfundenen „Verschlimmbesserungen“ der
vergangenen Jahre zurückzunehmen. Außerdem
steckt in den neuen Pro-MacBooks ein Leistungs-
vermögen, das bislang nur von Desktop-Compu-
tern zu erwarten war und diese in Teilen sogar über-
trumpft. So stellen die neuen Profi-Laptops selbst
den Mac Pro in manchen Belangen in den Schatten
– und lassen sich dabei noch handlich zusammen-
klappen und im Rucksack verstauen.
Bei Preisen zwischen 2.249 Euro und 6.839 Euro
ist das MacBook Pro dabei sicherlich nicht für alle er-
schwinglich. Das muss es aber auch nicht sein. Wir
sind überzeugt davon, dass das MacBook Air mit
M1-Chip weiterhin das ideale Notebook für die al-
lermeisten Menschen ist. Außerdem können wir uns
gut vorstellen, dass einige der neuesten MacBook
Pro-Annehmlichkeiten schon im nächsten Jahr ih-
ren Weg in die Air-Modellreihe finden werden.
Für Menschen allerdings, die etwa im Video-
oder Animationsbereich ihr Geld verdienen, könn-
te sich ein neues MacBook Pro schnell als Schnäpp-
chen herausstellen. Schließlich ist das MacBook Pro
seit Jahren relativ preisstabil und es gab schon lange
nicht mehr so viel fürs Geld. Wir sehen nicht, dass
irgendein Laptop da draußen diesem MacBook Pro
die Stirn bieten kann. r

mit fehlerhaften Rechen- und Grafikeinheiten sind, M1 Max (2021) 12.422

die dann kurzerhand abgeschaltet werden. MacBook Pro 1.757

M1 Pro (2021) 12.129

Wie groß ist das Leistungsplus? MacBook Pro 1.706

Apple hat uns für unseren Test ein MacBook Pro M1 (2020) 7.386
zur Verfügung gestellt, das praktisch dem besten
MacBook Air 1.704
verfügbaren Modell entspricht: Ein MacBook Pro
M1 (20xx) 7.403
mit 16-Zoll-Bildschirm, einem M1-Max-Chip mit
10 CPU- und 32-GPU-Kernen sowie 64 Gigabyte iMac 1.713

„Shared Memory“, also Arbeitsspeicher, der sowohl M1 (2021) 7.447

dem Prozessor als auch der Grafikeinheit zur Verfü- Mac mini 1.712 Single-Core
gung steht. Lediglich beim Speicherplatz verzichte- M1 (2020) 7.422 Multi-Core
te Apple auf die höchste Ausbaustufe von 8 Terabyte
Mac Pro 1.146
und befand, dass wir auch mit „nur“ 2 Terabyte zu- (2019) 19.743
rechtkommen würden.

Beat 05 | 2022  •  81
HARDBEAT
Test

Test: Sonicware Liven XFM

In den letzten Jahren sind einige kompakte Synthesizer mit FM-Klangerzeugung auf den Markt gekommen. Wir
haben uns die neue Liven XFM Groovebox angeschaut und mit den FM-Alternativen verglichen. von Jan Wilking

Features MIDI-Eingang und -Ausgang (in voller

27 Mini-Tasten DIN-Größe), Audio-Eingang und -Ausgang
(leider nur Miniklinke) sowie einen zusätz-
4 FM SynthEngines
lichen Kopfhörerausgang. Batteriebetrieb
6-stimmig polyphon ist möglich, und über die eingebauten
4-Track Looper Mini-Speaker lässt sich die kleine Groo-
vebox unterwegs auch ohne Kopfhörer
64-Step Sequenzer
abhören. Auf USB-Anschluss zur Verbin-
128 Patterns dung mit einem Computer und/oder zur
MIDI In/Out Stromversorgung wurde leider verzichtet.
eingebauter Lautsprecher
Netzteil oder Batterie
FM mit 4 Operatoren
Die Klangerzeugung basiert auf vier Ope-
ratoren, ist also abgespeckt gegenüber
dem Klassiker DX7 mit 6 Operatoren oder
der FM-X-Engine in Montage und MODX
16 Regler laden zum direkten Schrauben ein, sie sind aufgrund der Komplexität der FM-Klangerzeugung
von Yamaha mit satten 8 Operatoren.
aber teilweise mehrfach belegt.
Fakten Allerdings sind auch mit vier OP durch-

D
ie kleine japanische Firma Sonicware vorrangig als Mini-Keyboard dienen und aus überzeugende Sounds machbar,
Hersteller: Sonicware
Web: sonicware.jp hat erstmals mit dem ELZ-1 für Auf- daher auch entsprechend angeordnet wie schon der TX81Z mit dem Klassiker
Bezug: Fachhandel sehen gesorgt. Diese ultrakompakte sind, sind doch recht klapprig ausgefallen. Lately Bass oder der Yamaha Reface DX
Preis: 249 Euro Groovebox, inspiriert vor allem vom Auch die 16 Plastikregler sind von eher mit seinen brillanten druckvollen Klän-
J FM-Morphing mittlerweile zum Kultobjekt aufgestiege- schlichter Natur, erfüllten im Test aber gen bewiesen haben.
J Multitrack-Sequenzer nen Teenage Engineering OP-1, enthält ihren Zweck. Positiv ist die große Anzahl Zwar lassen sich mit vier Operatoren
J mit Parameteraufnahme unter anderem auch eine FM-Synthese. an Bedienelementen, denn zu den vorge- nicht ganz so komplexe Sounds erstellen,
J kompakt Liven XFM konzentriert sich, wie der nannten Reglern und Tastern gibt es noch dafür ist diese eingeschränkte FM-Klan-
J Batteriebetrieb Name schon andeutet, allein auf die Fre- eine weitere Tastenreihe mit 16 Steptas- gerzeugung aber übersichtlicher zu
J analoge quenzmodulation. Das X steht dabei für tern zur Programmierung des Sequenzers, bedienen und das Schrauben eigener
­Sync-Anschlüsse die Option des Soundmorphing, was man deren LEDs auch als Lauflicht dienen. Und Klänge fällt deutlich leichter als beispiels-
J günstiger Preis
in Bezug auf FM vor allem von Yamahas weitere 16 hintergrundbeleuchtete Taster weise bei einem DX-7. Zudem gibt es bei
n Haptik
Synthesizern wie Montage, MODX oder lassen sich als Transportsteuerung und Liven FM für mehr Flexibilität keine fest-
Klang: DX-200 kennt. Dies kann Sie in völlig zum Stummschalten einzelner Tracks des gelegten Algorithmen, sondern die vier
Verarbeitung: neue Soundwelten entführen – weitab Sequenzers nutzen. Operatoren sind frei untereinander ver-
Preis/Leistung: von klassischen Klängen konventioneller knüpfbar. Und die vier verschiedenen
Gesamt: Synthesizer. Die 6-stimmige Klanger- Batteriebetrieb, kein USB FM-SynthEngines sorgen ebenfalls für
zeugung basiert auf vier verschiedenen Sämtliche Anschlüsse befinden sich zusätzliche Möglichkeiten.
FM SynthEngines, ergänzt um 4-Track ebenfalls auf der Oberseite und nicht
Looper, 64-Step Sequenzer, Multimode- rückseitig, dies kennt man so auch von Bedienung mit Licht
filter und Effekte. den Korg Volcas. Von links nach recht gibt und Schatten
es einen Anschluss für ein 9Volt-Netzgerät Aber selbst das abgespeckte 4OP-FM ist
Kompakte, aber (nicht im Lieferumfang!), Sync-IN/OUT noch deutlich komplexer zu bedienen
Alternativen ­billige Hardware zur analogen Temposynchronisation, und bietet viel mehr Parameter als ein
Korg Volca FM/OPsix Das klingt schon ziemlich beeindruckend
ab 139 Euro für einen Preis von nur knapp 250 Euro.
korg.de
Elektron Model:Cycles
Dass aber auch Sonicware nicht zaubern
kann, merkt man direkt beim Auspacken.
Liven XFM ist sehr kompakt
319 Euro
elektron.se
Liven XFM ist mit Abmessungen von 297
x 176 x 48 mm und einem Gewicht von und transportabel ausgefallen,
Twisted Electrons
MegaFM
gerade mal 800 Gramm zwar sehr kom-
pakt und transportabel ausgefallen, Haptik Haptik und Design machen aber keinen
555 Euro
twistedelectrons.com
und Design machen aber keinen sonder-
lich wertigen Eindruck. Die 27 Taster, die sonderlich wertigen Eindruck. «
82 • Beat 05 | 2022

einfacher subtraktiver Analogsynthesizer. Deshalb
besitzen nahezu alle Bedienelemente des Liven
XFM zusätzliche Funktionen, sobald man in den
Edit-Modus. So dienen die Schalter zum Stumm-
schalten der vier Tracks jetzt der Auswahl eines
der vier Operatoren, was man sich noch recht
gut merken kann. Die Regler allerdings sind zum
Teil dreifach belegt, da wird es im Blindflug schon
schwieriger. Deshalb liefert Sonicware ein Over-
lay für den Edit-Modus mit, dass Sie dann auflegen
und die Parameter ablesen können. Nicht unbe-
dingt die eleganteste Lösung, aber zumindest im
Studio ein recht guter Kompromiss. Die Auswahl
und Anordnung der zu editierenden Parameter
ist gut durchdacht und ermöglicht sowohl eine
schnelle Anpassung der Presets als auch tiefer
gehendes Schrauben eigener Sounds. Weniger
gut gefallen hat uns die fehlende Verknüpfung
mit dem Sequenzer. So konnten wir beim Wechsel
in den Edit-Modus den Sequenzer nicht einfach
laufen lassen, und auch der Sound des aktuellen
Sequenzer-Tracks wurde nicht automatisch über-
nommen. Dies lässt sich aber hoffentlich noch per
Firmware-Update optimieren.
Eher LoFi als edel
Ein Großteil der 512 verfügbaren Speicherplätze
ist bereits mit überschreibbaren Presets vorbe-
legt, sodass wir schnell einen ersten Eindruck der
Klangmöglichkeiten erlangen konnten. Die Presets
widmen sich größtenteils klassischen FM-Sounds
wie drahtigen Bässen, perligen E-Pianos, glockigen
Klängen oder schneidenden Leads und Strings.
Dabei klingt Liven XFM lange nicht so edel, transpa-
rent und teuer wie ein Reface DX oder Montage und
kann vom Grundklang her auch nicht immer mit
Korg OPSix, Elektron Model:Cycles, VolcaFM oder
PreenFM oder Kodamo EssenceFM mithalten. Der
raue FM-Klang mit gewissen LoFi/Chipsound-An-
leihen und nur begrenztem Bassfundament
Modular
Tools
A-126-2
2022
doepfer.de
Es gibt mittlerweile einige
günstige kompakte und bezahlbare
FM-Synthesizer auf dem Markt, z. B. den
Reface DX mit optionalem Dtronics-Controller DT-RDX.
erinnert teilweise eher an MegaFM von Twisted
Electrons. Wirklich spannend fanden wir vor allem
die etwas schrägeren Sounds abseits der ausgetrete-
nen FM-Pfade. Auch Perkussives lässt sich dank der
vier Tracks zu kleinen, außergewöhnlichen Drum-
sets zusammenstellen.
Vier FM-Maschinen
Beim Morphing kommen dann auch die verschie-
denen FM-Engines ins Spiel, denn jede dieser
Engines bietet ein etwas anderes Morphverhal-
ten. Bei Auswahl von X-LAB Engine können Sie
zwei FM-Sounds zu einem neuen Sound morphen
und dabei per Regler den Einfluss des jeweiligen
Grundklanges anpassen. Bei XFORM geschieht
dies automatisch über einen einstellbaren Zeit-
raum, während bei X-LFO ein anpassbarer LFO
das Morphing übernimmt. Hinzu kommt noch
ein Color-Regler, der ja nach gewählter Engine auf
diverse Parameter Einfluss nimmt.
Grundsätzlich ist die Morph-Funktion schon
ein Segen, erspart man sich so doch das kompli-
zierte Erstellen eigener FM-Sounds von Grund
auf. Je nach gewählten Ausgangsklängen reichen
die Ergebnisse allerdings auch von subtil bis hin
Analog Frequency Shifter
Quad Random CV Source
A-149-4
A-179-2
See you at SUPERBOOTH 22! 12/05 - 14/05 / FEZ-Berlin
Beat 05 | 2022  •  83
HARDBEAT
Test
zu brachial und musikalisch unbrauchbar. Auch
hier kann Liven XFM nicht mit dem intelligenten
Morphing von Montage oder MODX mithalten,
dennoch dürfte das Morphing beim XFM zumin-
dest für experimentellere Musiker durchaus ein
Highlight darstellen.
Flexibler Multitrack-Sequenzer
Für gezieltere Eingriffe in den Klangverlauf sorgen
Sie mit dem Sequenzer. Denn auf den vier Tracks
lassen sich nicht nur Noten aufzeichnen, sondern
auch Parameteränderungen sowohl der Klanger-
zeugung als auch der Effekte. Dies geht auch per
Step und es lässt sich sogar das Morphing einbe-
ziehen! Für jeden der bis zu 64 Steps langen Track
lassen sich individuelle Längen einstellen, modu-
lierende Polyrhythmen mit verschiedenen Sounds
sind auf diese Weise schnell erstellt. Aber auch ein
knackiges Kombipattern aus Kick, Snare, Bass und
Lead ist kein Problem, solange man die maximale
Polyphonie von 6 Stimmen im Auge behält. Ran-
dom und Stutter sorgen für Auflockerung bei der
Live-Performance.
Dual Rotary 4-Position Switch
Light Controlled CV/Gate
Dual 3-way crossfader
A-182-4
A-138f
HARDBEAT
Test
Anschlüsse für analogen Sync ermöglichen den Gleichlauf mit anderer Hardware.
Multieffekt
Der globale digitale Multieffekt bietet eine bunte
Mischung, wobei die fehlende Trennung zwi-
schen Insert- und Sendeffekten ein wenig irritiert.
Gut gefallen haben uns die Modulationseffekte
Chorus und Flanger sowie die als Send- oder Inser-
teffekt verfügbaren Delays. Die anderen Effekte
wie Bitcrusher, Reverb, Distortion, Tiefpassfilter,
Hochpassfilter, Isolator und Tremolo versprühen
dagegen eher LoFi-Charme.
FM-Alternativen: Edel und teuer
Es gibt mittlerweile eine durchaus stattliche Anzahl
an FM-Synthesizern in nahezu jeder Preisklasse.
Die umfangreichste und am Edelsten klingende
FM-Klangerzeugung bietet ohne Frage der Yamaha
Montage und dessen kleiner Bruder MODX, aller-
dings zu einem deutlich höheren Preis und auf
Kosten der Portabilität. Ebenfalls sehr leistungsstark
und bedienfreundlich, aber auch kein Schnäpp-
chen ist Kodamo Essence FM.
Günstiger Volca für FM-Klassiker
Für klassische DX7-Klänge gibt es am anderen
Ende der Preis- und Größenskala den Volca FM,
der mit sechs Operatoren kompatibel zur rie-
sigen DX7-Bibliothek ist. Volca FM bietet zwar
ebenso wie der Liven XFM einen Sequenzer, Bat-
teriebetrieb und eingebaute Lautprecher. Neben
der doppelten Stimmenanzahl punktet XFM
im direkten Vergleich aber mit einem flexible-
ren Sequenzer und mehr Direktzugriff aufgrund
zusätzlicher Bedienelemente.
84 • Beat 05 | 2022
Alternativen mit
­eigenem Charakter
Auch wenn der Elektron Model:Cycles eher auf Per-
kussion ausgerichtet ist, lassen sich hiermit auch
Synthesizersounds auf mehreren Tracks melodisch
spielen – allerdings nur monophon bzw. mit vor-
gegebenen Akkorden. Dafür bietet Cycles wie XFM
einen ausgefuchsten Sequenzer mit Parameterlocks
per Step und lässt sich per optionalen Powerpack
auch mobil betreiben.
Für Selbstbastler könnte auch PreenFM noch
interessant sein, dessen Bauteile um die 200 Euro
kosten und der Sie für die Mühen des Zusam-
menbaus ebenfalls mit einem überzeugenden
FM-Sound belohnt.
FM im Direktzugriff
Wem es auf direkten Zugriff auf die Klangerzeu-
gung ohne viel Doppelbelegungen ankommt, der
kann auf Reface DX in Verbindung mit dem Dtro-
nics RDX-Controller oder auf Twisted Electrons
MegaFM zurückgreifen. Reface DX bietet einen
mit Montage/MODX vergleichbaren sehr edlen,
Mehr zum Thema
Die 16 Taster dienen zur Programmierung und als Lauflicht
für den eingebauten Sequenzer, übernehmen aber auch
weitere Edit-Funktionen.
druckvollen und transparenten Grundklang, wäh-
rend MegaFM mit rauem Chipsound-Charme
klanglich eher mit Liven XFM vergleichbar ist. Korg
OPSix ist mit seinen verschiedenen Engines und fle-
xiblem Sequenzer im halbwegs portablen Format
auch als Alternative zu berücksichtigen, ebenso wie
Elektron Digitone.
Die vorgenannten Synthesizer kosten allerdings
auch alle mindestens das Doppelte vom LivenXFM
und bieten keinen Batteriebetrieb für unterwegs.
FAZIT
Liven XFM ist eine kompakte und portable
Groovebox mit einer durchaus potenten und
recht gut bedienbaren FM-Klangerzeugung
sowie einem sehr flexiblen Multitrack-Sequen-
zer. Klanglich ist XFM eher auf raue digitale
Klänge und „billige“ Chipsounds ausgelegt,
auch Experimentelles mit eigenem Charakter
gelingt aufgrund der umfangreichen Morph-
funktion überzeugend. Gewicht, Abmessun-
gen und Batteriebetrieb ermöglichen ein Jam-
men unterwegs, die Hardware ist allerdings
nur bedingt bühnentauglich. Auf jeden Fall
ein interessanter Zuwachs zur oftmals unter-
schätzten FM-Familie. r
 HARDBEAT
Test

Test: Sequential Take 5

Der analoge 5-stimmige Synthesizer ist mit einem Straßenpreis von knapp unter 1.300 Euro derzeit der
­preisgünstigste Synthesizer von Sequential. Eine bezahlbare Alternative zum Prophet-5? von Jan Wilking

Features
Polyphoner Synthesizer
5 analoge Stimmen
44 Tasten mit Aftertouch
3-stimmig paraphon
spielbar
2 VCOs
Tiefpassfilter
Dual-Digital-Effekt
je 256 Factory/User-Presets

Fakten
Hersteller: Sequential
Web: sequential.com
Vertrieb: ADAM Audio

T
rotz des für Sequential-Verhältnisse
relativ günstigen Preises zeigt
sich der kompakte Synthesizer im
Design des Pro 3 üppig ausgestattet und
klanglich sehr flexibel. Während analoge
Oszillatoren und das Filter des Prophet-5
für Vintage-Sounds sorgen, ermöglicht
die umfangreiche Modulationsmatrix
in Verbindung mit zwei Digitaleffekten
und polyphonem Stepsequenzer auch
komplexe und moderne Klänge.
Modernes Design
Äußerlich wirkt der Take 5 nicht
unbedingt wie ein klassischer Ana-
logsynthesizer, sondern eher wie ein
moderner virtuell-analoger oder digitaler
Synthesizer. Die griffigen Plastik-Potis
sind unauffällig designt und zunächst
sehr schwergängig. Das kennt man von
anderen Sequential-Synthesizern, nach
einigen Schraubsessions ändert sich dies
in einen angenehmen Drehwiderstand.
Nach durchwachsenen früheren Ver-
suchen mit Endlosreglern setzt Dave Smith
beim Take 5 überwiegend auf klassische
Potis mit deutlich sichtbarer Markierung.
Mit 45 Reglern und 48 größtenteils
beleuchteten Tastern ist der direkte Zugriff
auf die Klangerzeugung gesichert, Zugriff
auf tiefer gehende Funktionen gibt es über
ein gut lesbares OLED-Display mit zuge-
hörigen Endlosreglern. Etwas verwundert
hat uns nur, dass der Parameter beim
Drehen eines Reglers nicht automatisch
auf dem Display angezeigt wird. Vielleicht
lässt sich dies noch per Update nachrei-
chen, und insbesondere beim Anpassen
von Presets wäre auch eine Anzeige des
ursprünglichen Wertes hilfreich.
Kompakt trotz 44 Tasten
Obwohl der Take 5 mit Abmessungen von
63,5 x 32,4 x 11,2 cm sogar noch einen Tick
kompakter und schmaler als der Pro 3
ausgefallen ist, wurde die Tastatur um eine
halbe Oktave ergänzt und bietet 44 Tasten.
Zusätzlich gibt es eine Split-Funktion,
um nur die untere Hälfte des Keyboards
um ein oder zwei Oktaven nach unten zu
transponieren und damit tiefe Bässe spie-
len zu können, während die oberen Tasten
weiterhin für Leads in höheren Tonlagen
zur Verfügung stehen. So lässt sich auch
mit einem 3,5-Oktaven-Keyboard der
gesamte Tonumfang ausnutzen, gute Idee!
Wer sich angesichts der beiden Split-Taster
aber Hoffnung macht, dass Take 5 dabei
zwei verschiedene Sounds ansteuern
kann, den müssen wir leider enttäuschen:
Der Synthesizer ist monotimbral, kann also Preis: 1.299 Euro
nur einen Sound gleichzeitig spielen. Ob
J 2 VCO mit FM
wie beim Prophet-5 eine Voice Expansion
J Prophet-5 Filter
folgen wird, die Split und Layer-Sounds
J Modulationsmatrix
ermöglicht, ist wohl eher unwahrscheinlich.
J sehr gute Tastatur
J kompaktes Design
Sehr gutes Spielgefühl J eingebaute Effekte
Für die zusätzlichen Tasten des Key- J flexibler Klang
boards mussten Modulationsrad und n rudimentärer Sequenzer
Pitchbender oberhalb der Tastatur plat-
Klang:
ziert werden, was bei einem polyphonen
Bedienung:
Synthesizer aber verschmerzbar ist. Die Preis/Leistung:
beiden schmalen Plastikräder bieten
Gesamt:
ohnehin nicht die beste Haptik. Das ist
aber auch der einzige Kritikpunkt an
der Hardware, ansonsten fühlt sich der
Synthesizer sehr wertig und teuer an,
wie ein richtiges Instrument. Da wackelt
und klappert nichts, und mit knapp 8
Kilogramm steht er auch fest auf dem Alternativen
Keyboardständer oder Desktop. Die Behringer Deepmind6
halbgewichtete Fatar-Tastatur ist hervor- 535 Euro
ragend spielbar, Anschlagdynamik und behringer.com
Aftertouch werden sehr gut umgesetzt. Korg Minilogue XD
539 Euro
Zwei LFO korg.de
Die Bedienoberfläche ist klar strukturiert ASM Hydrasynth
und folgt dem typischen Aufbau alter Keyboard
Analogklassiker. Links befindet sich der 1.255 Euro
Modulationsbereich mit Glide, Unisono ashunsoundmachines.com

Beat 05 | 2022  •  85
HARDBEAT
Test
Die 16 beleuchteten Taster dienen allein dem Umschalten von Presets und können leider nicht für den eingebauten Stepsequenzer
genutzt werden.
sowie zwei identisch aufgebauten LFO. Die LFO
bieten die Standard-Wellenformen inklusive
Sample&Hold für zufällige Wertänderungen, sind
zum tempo synchronisierbar und können ver-
schiedene Parameter modulieren. Die Zuordnung
ist kinderleicht: Destination-Button drücken, den
Zielparameter durch Drehen am Regler (z. B. am
angenehm großen Cutoff-Regler) auswählen und mit
dem Amount-Regler die Stärke der Modulation aus-
wählen. LFO1 ist global, wirkt also auf alle Stimmen
gleichzeitig und ist deshalb für synchrones Tremolo,
Vibrato oder die Modulation von Effektparametern
interessant. LFO2 moduliert dagegen jede der 5 Stim-
men individuell, was für komplexere Modulationen
bei mehrstimmigem Spiel sorgen kann.
Vintage-Regler
Der beim Prophet 5 Rev4 und Prophet-6 so beliebte
Vintage-Regler ist auch an Bord. Er sorgt für subtile
bis deutlich hörbare Änderungen des Sounds der
einzelnen Stimmen, und diese Schwankungen
in Tonhöhe, Filterfrequenz etc. sorgen für einen
lebendigeren Sound, den man oftmals als „organi-
scher“ und „analog“ empfindet.
Viele Modulationsmöglichkeiten
Eine Modulationsmatrix mit 16 Slots
ermöglicht weitere Zuordnungen, wobei
Aufgrund des modulierbaren Pannings und der Effekte besitzt der Take 5 Stereoausgänge. Auf einen Audioeingang wurde leider verzichtet.
86 • Beat 05 | 2022
aktuell 19 Modulationsquellen (Velocity, After-
touch, Modwheel, Hüllkurve 1,2 etc.) und über 50
Modulationsziele zur Verfügung stehen. Das kommt
zwar nicht ganz an das Modulationsmonster Pro 3
heran, für einen polyphonen analogen Synthesizer
sind die Modulationsmöglichkeiten aber außerge-
wöhnlich umfangreich ausgefallen. Interessant ist
dabei Voicespread als Modulationsquelle, wodurch
sich bei jeder gespielten Stimme der Klang ändern
kann. Eine simple Anwendung wäre die Verknüp-
fung mit Panning, um die einzelnen Stimmen im
Stereopanorama zu verteilen und so für sehr weite
Sounds zu sorgen. Im Unisono-Modus erhalten
Sie damit ultrabreite Leads und Bässe. Sie können
aber beispielsweise auch die stufenlos einstellbare
Wellenform des Oszillators modulieren, sodass
jede Stimme subtil oder drastisch anders klingt.
Da kommt man dann schon in den Bereich eines
Modularsystems, zumal auch Oszillator 2 als Quelle
zur Verfügung steht und entsprechend Modulatio-
nen im Audiobereich wie Filter-FM möglich sind.
Die Zuordnung der Matrix-Slots ist intuitiv
gelöst, Quelle und Ziel können durch Druck auf
Source oder Destination-Taster und Drehen des
gewünschten Reglers (z. B. von LFO1-Frequency
und Cutoff) direkt angewählt werden, die Intensität
der Modulation stellen Sie mit dem Value-Regler
unterhalb des Displays ein.
2 analoge Oszillatoren (VCO)
Die weiteren Sektionen sind entsprechend des
Signalflusses von links nach rechts angeordnet. Als
Klangerzeuger dienen zwei spannungsgesteuerte
analoge Oszillatoren (VCO), im Gegensatz zu den
digital gesteuerten analogen Oszillatoren des REV2
(DCO) von Sequential. Die beiden VCO bieten
stufenlos zwischen Sinus, Sägezahn und Rechteck
(mit variabler Pulsweite) überblendbare Wellenfor-
men. Wie beim Prophet REV2 oder Pro 3 lässt sich
dabei nicht nur die Pulsweite der Rechteckwelle
modulieren, sondern es gibt auch eine Art PWM
für die anderen beiden Wellenformen und deren
Mischformen. Für beide Oszillatoren lässt sich
getrennt Hardsync aktivieren.
Sinus und FM
Sinus als Startpunkt ist eher selten, bei anderen
Synthesizern geht es üblicherweise bei Dreieck los.
Deshalb sind glasklare, glockige Sounds mit dem
Take 5 leicht erstellt, vor allem in Kombination mit
FM. Diese Frequenzmodulation von VCO1 durch
VCO2 lässt sich per Taster aktivieren, mit dem
Lautstärkeregler von VCO2 regeln Sie die FM-Stärke.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei allerdings,
dass VCO2 bei aktivierter FM nicht mehr zu hören
ist, sondern nur noch als Modulator dient. Ebenfalls
irritierend fanden wir, dass der Suboszillator mit
seiner eine Oktave tieferen Rechteckwelle an VCO1
und nicht 2 gekoppelt ist und entsprechend bei Audi-
omodulation wie Oszillatorsynchronisation ebenfalls
moduliert wird, was in der Praxis eher selten zu
musikalisch interessanten Ergebnissen führt.
Rauschgenerator
Im Mixer-Modul mischen Sie VCO1, VCO2 und
Suboszillator mit einem Noisegenerator, der sowohl
weißes als auch rosa Rauschen erzeugen kann. In
Verbindung mit den knackigen Hüllkurven sind
also auch perkussive Sounds kein Problem für den
Take 5. Ein externes Audiosignal kann leider nicht
hinzugemischt werden, was angesichts des sehr
gut klingenden Analogfilters und der eingebauten
modulierbaren Effekte ein wenig schade ist.
Filter des Prophet-5
Das analoge Vierpol-Tiefpassfilter basiert auf dem
Design des Flaggschiffs Prophet-5 Rev4 und klingt
entsprechend gut. Das macht dann auch einen
hörbaren klanglichen Unterschied zu den anderen
aktuellen bezahlbaren Sequential-Synthesizern

Die halbgewichtete
Fatar-Tastatur ist hervorragend
spielbar, Anschlagdynamik
und Aftertouch werden
sehr gut umgesetzt. «
wie REV2 oder Pro 3 aus. Mit dem Drive-Parameter
lässt sich das Filter heißer anfahren, was für einen
etwas satteren Sound sorgt. Bei höherer Resonanz
wird der Klang erfreulicherweise nicht so stark im
Bassbereich ausgedünnt, wie man es von anderen
Sequential-Synthesizern kennt. Es sind daher auch
schön schmatzende resonante Synthesizerbässe
möglich. Bei hoher Resonanz gerät das Filter in
Eigenschwingung, was zu einem sauber spielbaren
Sinuston führt und auch für Filter-FM durch VCO2
interessant ist. Schade fanden wir nur, dass für
Keyboard-Trackings kein Regler spendiert wurde.
Dies ist nur über das Menü einstellbar.
2 schnelle Hüllkurven
Zwei ADSR-Hüllkurven stehen zur Modulation
beliebiger Parameter zur Verfügung. Hüllkurve 1 ist
direkt mit der Filterfrequenz verschaltet, kann aber
auch als AUX-Envelope beispielsweise die Tonhöhe
modulieren. Hüllkurve 2 dagegen ist in erster Linie
für die Lautstärke gedacht, kann aber auch das
Filter modulieren, sodass Envelope 1 unabhängig für
andere Zwecke zur Verfügung steht. Die Zuordnung
lässt sich per Taster direkt über die Oberfläche ändern.
Die Hüllkurven zeigen sich sehr flexibel, von
knackigen perkussiven Zaps bis hin zu langsam
entwickelnden Pads und Drones ist alles mach-
bar. Interessant ist die per Menü einstellbare
Delay-Funktion, die den Einsatz der Hüllkurve
verzögert und so für noch mehr Abwechslung im
Klangverlauf sorgen kann.
Dual-Effekt
Take 5 hat auch zwei Effekte integriert, die trotz
digitaler Erzeugung sehr harmonisch mit der
Klangerzeugung interagieren und analogen Flair
verbreiten. Neben einem gut klingenden Pla-
te-Halleffekt mit direktem Zugriff auf Abklingzeit,
Dämpfung, Ton und Erstreflexion ist vor allem der
Multieffekt interessant. BBD- und Tape-Delay sor-
gen für Bewegung bei Arpeggios und Leads. Chorus,
Phaser und Flanger verbreitern Pads, Distortion
sowie Ringmodulation und Rotary bringen mehr
Schmutz in den Klang. Da die Effektparameter
als Ziel in der Modulationsmatrix zur Verfügung
stehen, sind umfang-
reiche Modulationen
möglich. Das ist insbesondere
bei dem ebenfalls als Effekt aus-
wählbaren Hochpassfilter interessant,
dessen Frequenz sich auf diese Weise z.
B. per Anschlagdynamik, Hüllkurve und/oder
LFO modulieren lässt.
Zusätzlich gibt es noch einen regelbaren Over-
drive für den Masterausgang, dessen Regler sich direkt
unter dem Lautstärkeregler links oben befindet.
Rudimentärer Sequenzer
Im Vergleich zu der gut ausgestatteten Klangerzeu-
gung zeigt sich der Sequenzerbereich leider sehr
rudimentär. Es gibt zwar einen polyphonen Sequen-
zer mit bis zu 64 Steps, der allerdings nur über
die zwei Tasten Record und Play verfügt. Record
startet die Step-Eingabe, wobei auch Akkorde
sowie Pausen und gebundene Noten eingegeben
werden können. Ein Einspielen von Sequenzen
in Echtzeit ist aber ebenso wenig vorgesehen wie
eine Nachbearbeitung der Sequenz. Das hatten
wir anders erwartet, insbesondere angesichts der
16 beleuchteten Tasten im unteren Bereich, die
ja nahezu danach schreien, sie wie beim Pro 3 als
Lauflicht und zum An-und Ausschalten von Steps
zu nutzen. Tatsächlich dienen diese Taster aber nur
zum Umschalten von Presets! Wir hoffen inständig,
dass hier im Rahmen eines Firmware-Updates noch
nachgebessert werden kann. Auch eine Aufzeich-
nung von Parameteränderungen würden wir gerne
noch sehen, da hat der Pro3, aber auch der REV2
weit die Nase vorn.
Mehr zum Thema
HARDBEAT
Test
Das kom-
pakte Format
und die robuste
Verarbeitung
­empfehlen Take 5 auch
als Synthesizer
für die Bühne.
Der Arpeggiator bietet nichts
Außergewöhnliches, sendet aber
zumindest wie der Sequenzer die Noten
auch per MIDI raus, um sie in der DAW aufzuzeich-
nen oder externe Klangerzeuger anzusteuern.
MIDI/USB
Wo wir gerade beim Thema MIDI sind, lohnt sich
natürlich auch ein Blick auf die Rückseite. Neben
USB-MIDI gibt es auch das klassische MIDI-Trio im
DIN-Format. CV/Gate-Ansteuerung ist nicht vor-
gesehen, bei einem polyphonen Synthesizer aber
auch schwer umsetzbar. Audioeingang gibt es leider
nicht, dafür aber einen Stereoausgang sowie einen
Kopfhörerausgang und Anschlüsse für Fußschalter
(z. B. zum Halten einer Taste oder Arpeggios oder
für Sustain) und Fußpedal (z. B. zum Steuern der
Filterfrequenz bei beidhändigem Spiel). Erfreulich
ist das eingebaute Netzteil mit Power-Schalter, das
per Standard-Kaltgerätekabel mit der Steckdose
verbunden wird.
FAZIT
Im Test zeigt sich der Take 5 als sehr gut durch-
dachter Synthesizer, der einfach Spaß macht. Er
kann eine große Palette an klassischen Analogs-
ounds erzeugen, aber auch moderner klingende
durchsetzungsfähige Leads, cinematische Pads,
perkussive Sounds oder schräge Effekten. Die
Bedienung ist intuitiv, VCOs und Prophet5-Filter
sorgen für runden analogen Klang (wenn auch
ein wenig, der Gänsehautfaktor eines Prophet-5
fehlt) und die Hardware mit der sehr guten
­Tastatur fühlt sich sehr wertig an. Ein kompak-
ter Allrounder für Bühne und Studio! r
Beat 05 | 2022  •  87
HARDBEAT
Tests
POWERED BY
DOEPFER
Modular-Kurztests
Endorphin.es
Two of Cups
Umfangreiche Multisampler
sind in der modularen Welt
bislang nicht zu finden, viel-
mehr konzentriert man sich
auf kürzere Phrasen, Drums,
Effekte oder Granulares. Two
of Cups geht einen hybriden
Weg und bietet einerseits
Playback ohne jegliche
Beschränkung der Länge,
als Stream direkt von der
SD-Karte, andererseits limi-
tiert auf zwei Samples.
In acht Ordnern werden
WAV-Samples gespeichert, die jeweils ersten zehn
können per Drehregler ausgewählt werden. Das
Auswechseln von Samples bedarf leider dem Aus-
bau des Moduls. Sind die Samples organisiert, ist
die Nutzung simpel: Knopf drücken oder Triggersi-
gnal senden, schon wird der gewählte Sound in 12
bit abgefeuert. Wird der Triggerknopf bei eingehen-
der Clock gehalten, spielt das Moduls Rolls. Dank
CV-Eingang lassen sich die Samples chromatisch
spielen, Melodien sind also machbar.
Zum Modulieren steht lediglich ein Regler zur
Verfügung, über den entweder Decay oder Pitch
beeinflusst wird. Bei maximalem Decay werden
Samples im Loop wiedergegeben. Der Fokus liegt
also auf dem schnellen Einsatz von Samples statt
auf Sounddesign. Auch möglich ist das Durchfah-
ren der Samples der gewählten Bank (bzw. des
Ordners), sowohl manuell als auch per CV. Das ist
vor allem spannend für Glitch- und Vocal-Phrasen,
aber auch permanent wechselnde Drums.
Fazit
Beim ersten Antesten wirkt der Minisampler extrem
eingeschränkt. Auf den zweiten Blick bringt vor allem
das chromatische Spielen von Samples zwei kom-
plette Instrumente oder auch Vocals ins Rack. Mit der
Limitierung auf zwei Voices ist das Modul eher nicht
als Drumsampler zu gebrauchen und fokussiert sich
somit eher auf Instrumente, lange Sounds, Drones
und Texturen sowie die erwähnten Glitch-Phrasen.
Hersteller: Endorphin.es
Web: endorphin.es
Bezug: Schneidersladen
Preis: 188 Euro
Bewertung: Mehr zum Thema
88 • Beat 05 | 2022
Endorphin.es
MUST-HAVE
Milky Way 05/2022
Milky Way beinhaltet die Effektsektion der gro-
ßen Module Grand Terminal und dem Drumsynth
Blck_Noir. Geboten werden insgesamt 16 Effekte,
die zu je acht in den Bänken namens „Airways“
und „Darkwaves“ untergebracht sind. Mit dabei
sind acht Reverbs von Plate bis Spring, zwei Delays
(Ping-Pong und Tape), je ein Chorus und Flanger,
sowie Ring Modulator, Overdrive, Compressor und
Freezer. Neben dem Dry/Wet-Regler bietet jeder
Effekt Zugriff auf zwei individuelle Parameter zum
Finetunen. Die Regler lassen sich dank CV-Ein-
gang modulieren.
Wie auch bei anderen der kleinen Module
von Endorphin.es gilt es zunächst Mehrfach-
belegungen der Knöpfe, Regler und LEDs zu
verinnerlichen, um zielstrebig zwischen den
Effekten hin- und herschalten zu können. Ist
das erledigt, kann Milky Way entweder in mono
oder stereo gefüttert werden, der Output erfolgt
ebenso wahlweise in mono oder stereo. Sprich,
auch Mono-Signale lassen sich mit Stereo-Effek-
ten versehen.
Apropos stereo: Das Modul lässt sich in
einen Spatial-Modus versetzen, über den sich per
Crossfader stufenlos zwischen beiden Eingängen
überblenden lässt, Selbiges bei den Ausgängen.
Ein relatives simples Feature, das aber noch mal
mehr kreativen Spielraum öffnet.
Zwar bilden die acht Reverbs schon die Hälfte
aller verfügbaren Effekte, jedoch hat jedes seinen
eigenen Schwerpunkt und individuellen Sound.
Vom kleinen Raum über Stereo-Reverb bis utopisch
großem Hall mit Endlosfahne ist alles dabei, was
man sich wünschen kann. Auch ein Gated Reverb
und zwei Varianten eines Spring Reverbs, einmal
gedacht für Drums, einmal für Pads und Texturen.
Vor allem das Plate Reverb hat es uns angetan, denn
bei bestimmten Reglerstellungen von Dry/Wet und
Länge des Halls (abhängig vom zugeführten Sound)
erzeugt der Effekt zufällige, beinah melodische
Artefakte. Vor allem Techno-Producer werden sich
freuen, denn allein mit einer Kick und einem Clap
lassen sich so schon unglaublich wuchtige Wände
aus Sound zaubern. In den Heft-Downloads finden
Sie ein Audiodemo dazu.
Auch die anderen Reverbs überzeugen
durchweg mit vollem Klang, der sich vor keinen
Highend-Reverbs verstecken muss. Der Ring Modu-
lator spielt vor allem bei Vocals, Drums und Bässen
seine Stärken aus. Wer harsche Klänge sucht, wird
bei Overdrive und dem Freezer fündig. Vor allem
letzterer bietet wahres Live-Pontenzial, da sich
kurze Phrasen bzw. Grains vom Audioeingang
sampeln, loopen und bis zu fünfmal schneller oder
langsamer wiedergeben lassen, sowohl vorwärts
als auch rückwärts. Mal eben einen Tapestop-Ef-
fekt einbauen? Kein Problem also.
Um vollends experimentell durchzudrehen,
bietet Milky Way eine sogenannte Meta-Funk-
tion. Damit lassen sich alle acht Effekte einer Bank
per CV-Modulation live durchfahren. Das klingt
spannend, allerdings bedarf es für verwertbare
Ergebnisse exakter Vorbereitung, da die Effekte
nicht stufenlos, sondern abrupt überblenden. Ein
spontaner Wechsel von Reverb und Overdrive kann
dann schon auch mal daneben gehen. Für sehr
langsame Modulationen dennoch eine gute Idee.
Richtig gut fanden wir wiederum die VCA-Sek-
tion, deren Lautstärke sich einerseits modulieren
lässt. Andererseits bietet das letzte Viertel des Reg-
lerwegs einen sehr angenehmen Overdrive-Effekt,
mit dem sich extrem angenehme Übersteuerun-
gen erzeugen lassen. Vor allem tiefe Drums und
Bässe werden dadurch so richtig schön bratzelig.
Fazit
So klein das Modul mit seinen 3 HE auch sein
mag, die gebotene Funktionalität ist ein Hammer,
sowohl quantitativ als auch qualitativ. Alleine
die Reverbs sind eine Anschaffung wert, die
obendrein im Budget-Bereich liegt. Zugegeben,
die Bedienung ist komplex, aber erlernbar und
letztlich nur ein Mini-Wermutstropfen. Davon
abgesehen ist das Milky Way für alle zu empfeh-
len, die sich Effekte ins Rack holen wollen.
Hersteller: Endorphin.es
Web: endorphin.es
Bezug: Schneidersladen
Preise: 190 Euro
Bewertung: Mehr zum Thema
 HARDBEAT
Tests

Beat 05 | 2022  •  89
ONSTAGE
DJ-Interview

DJ-Interview:
Johannes Albert
“” Höhen und Tiefen,
ganz so wie im Leben. «
Auf seinem formidablem Album “Moon I” gelang Johannes Albert der Spagat zwischen
futuristischer Electronica und sehnsüchtigem Deep House. Als DJ wagt er sogar noch
extravagantere Kombinationen – jeder Takt ein unvergesslicher Augenblick, jedes Set eine
Reise. Tobias Fischer sprach mit Johannes darüber, wie er sich auf seine Gigs vorbereitet,
die Vorzüge des Chaos und warum er sogar Fans der Spice Girls zum Tanzen brachte.
Fotos: Gordon Schirmer

90 • Beat 05 | 2022

Beat / Wie kann man als DJ eigentlich so viele
Tracks im Kopf behalten?
Johannes Albert / Es ist schon seltsam. In der Schu-
le habe ich den Lateinunterricht gehasst. Ich konnte
mir die Vokabeln einfach nicht merken. Aber wenn
es um Musik geht, funktioniert mein Gehirn meis-
tens ziemlich gut. Früher habe ich mich an jedes
Platten-Cover erinnert. “Das blaue mit der großar-
tigen B-Seite” oder “Der Acid-Track mit dem grü-
nen Stempel, bei der die Nadel immer nach dem
Break verspringt”. Mit CDJs und Playlists muss man
sich andere Erinnerungsstützen einfallen lassen.
Ich glaube, ein Track ist für mich vor allem mit ei-
ner bestimmten Stilrichtung und einer Phase der
Nacht verbunden. Wie ein Energie-Level, wenn du
verstehst, was ich meine. Eine Art Gefühl.
Beat / Wie zum Beispiel?
Johannes Albert / Ich denke gerade an einen Track
von Eden Burns.
Beat / Der neuseeländische Songwriter? Er ist
unglaublich vielseitig, produziert alles zwischen
Deep House und fremdartigem Ambient.
Johannes Albert / Genau der. Das Stück, das mir
im Kopf herumgeht, ist groovy und passt sehr gut in
die erste Hälfte meines Sets. Das habe ich dann in
meinem imaginären “Warmup”-Ordner abgespei-
chert. Andererseits habe ich Sachen wie “Get It Up
for Love” in der Version von Tata Vega. Das ist Pe-
ak-Disco, ohne Kompromisse. Den finde ich dann
unter “Disco”. Aber es gibt viele Formen von Disco.
Beat / Das heißt, deine Kategorien sind letzten En-
des recht unscharf.
Johannes Albert / Ja, und einige Tracks sind eher
wie Portale, die dich von einem Ort an einen an-
deren bringen können. Drum-Tools zum Beispiel.
Jeder Song ist für mich mit einem Augenblick ver-
knüpft und diesen Augenblick versuche ich mir be-
wusst zu machen, wenn ich ihn benötige.
Beat / Wenn man ununterbrochen Musik hört,
wird einem das nicht manchmal zu viel?
Johannes Albert / Wenn ich viel auflege, führt das
auf jeden Fall dazu, dass ich manchmal gar keine
Musik mehr außerhalb des Clubs hören mag. Mei-
ne Ohren brauchen gelegentlich auch mal Ruhe.
Leider bewegen sich auch meine Hörgewohnhei-
ten zunehmend in eine andere Richtung. Will ich
mich vor einem Auftritt am Wochenende wirklich
durch alle diese Tracks hören? Um so mehr Dan-
ce-Musik ich produziere, um so weniger spiele ich
sie zu Hause. Da tendiere ich eher in die Richtung
von Soul, Ambient oder Folk. Ich möchte auch wie-
der Alben von Anfang bis Ende genießen.
Beat / Wie gehst du das “diggen” dann konkret an?
Johannes Albert / Es ist auf jeden Fall immer noch
das Wichtigste überhaupt. Du diggst und du diggst
und du diggst. Und dann diggst du noch ein biss-
chen mehr! Ich fange üblicherweise mit meinem
Email-Promo-Ordner an. Davon spiele ich aber
höchstens 2-5%. Ganz ehrlich, das Meiste davon
ist einfach nur totaler Durchschnitt. Anschließend
durchsuche ich digitale Shops wie bandcamp, juno-
download, hardwax, beatport, decks, phonica, oye
und andere. Für älteres Material nutze ich Discogs
oder Youtube oder natürlich auch Plattenläden. Sie
helfen mir, Sachen zu entdecken – oder wieder zu
entdecken - die ich sonst übersehen würde.
Beat / Man könnte auch sagen: Du nutzt alles, was
dir zur Verfügung steht.
Johannes Albert / Ja, so ziemlich. Sollte ich die Lust
am Entdecken verlieren, höre ich mit dem DJing auf.
Beat / Können DJ-Mixe von KollegInnen eine Ins-
piration sein?
Johannes Albert / Nein, ich muss frische Tracks
selbst finden. Leider hat mein Tag nur 24 Stun-
den, also muss ich effizient vorgehen. Üblicherwei-
se brauche ich nicht mehr als 5-10 Sekunden, um
den Vibe eines Tracks einzuschätzen. Und ein Nein,
bleibt ein Nein.
Beat / Sehr diszipliniert.
Johannes Albert / Es ist wie ein Sportwettbewerb.
Ein Ausscheidungsturnier. Wenn ich am Freitag ei-
nen Gig habe, höre ich mir am Donnerstag bis zu
fünf Stunden lang Musik an. Es ist ein gewichtiger
Teil meines Jobs.
Beat / Sobald du die Suchphase abgeschlossen
hast – wie geht es weiter?
Johannes Albert / Ich öffne rekordbox. Zuerst lege
ich eine neue Playlist an und benenne sie nach
dem Gig und Datum. Ich erzeuge für jeden Auftritt
eine eigene Playlist. Üblicherweise scrolle ich mich
durch meine letzten Playlists, um aktuellen Favori-
ten herauszuziehen. Seit fast einem Jahrzehnt füh-
re ich monatliche Ordner auf meiner Festplatte und
aus denen hole ich weitere Stücke, die ich mag. Die
Musik, die darin liegt, muss nicht unbedingt neu
sein – enthalten sind einfach die Tracks, die mir in
diesem Augenblick gefallen. Zum Schluss füge ich
noch Eigenproduktionen hinzu. Danach bringe ich
die Musik in eine Ordnung, die für mich Sinn ergibt.
Beat / Das klingt nach einer Menge Musik!
Johannes Albert / Während ich alles noch einmal
durchgehe, lösche ich Vieles wieder. Es bleiben zum
ONSTAGE
DJ-Interview
Schluss nicht mehr als 100 Tracks. 80 oder sogar 60
sind noch besser. Wenn mein Slot länger ist, kann
ich auch mehr Musik mitnehmen und fällt die Aus-
wahl vielseitiger aus. Mir sagt das mehr zu. Zu viel
Organisation kann die Stimmung verderben. Ein
wenig Chaos hat noch keinem geschadet, oder?
Beat / Wo speicherst du die Musik?
Johannes Albert / Ich schicke die fertige Playlist an
meine USB-Drives. Ich verwende immer zwei, für
den Fall, dass die CDJ-Verbindung nicht funktio-
niert. Und wenn ich Vinyl auflege – hätte ich gerne
noch drei Stunden mehr Zeit!
Beat / Was passiert, sobald du vor Ort bist?
Johannes Albert / Wenn ich einmal im Club an-
gekommen bin, sauge ich die Stimmung auf. Ger-
ne eine Stunde vor Beginn meines Sets. Sobald
ich dran bin, spiele ich meist als erstes einen der
besten Tracks, die ich dabei habe. Keine Experi-
mente am Anfang – erstmal etwas Selbstvertrau-
en aufbauen. Die ersten 2-3 Stücke lege ich mir
vorher zurecht und ich habe auch eine ungefäh-
re Ahnung, wie es weitergeht. Aber danach ist al-
les im Wesentlichen improvisiert. Interessant ist
dabei: Um so besser ich vorbereitet bin, um so
mehr weiche ich meistens von meinem Plan ab.
Beat / Was meinst du, warum das so ist?
Johannes Albert / Wahrscheinlich, weil die Sicher-
heit einer guten Vorbereitung bedeutet, dass du
letzten Endes alles spielen kannst.
Beat / Auch etwas, was die Gäste verwirren
könnte?
Johannes Albert / Zunächst einmal besteht un-
sere Aufgabe als DJ darin, in einem Club Musik
für die Leute aufzulegen. Aber um auf deine Fra-
ge zurückzukommen, hier eine Anekdote aus mei-
ner Frühphase: Als ich mit ungefähr 15 Jahren mit
dem Auflegen angefangen habe, habe ich auf vielen
Geburtstagsfeiern für meine Freunde gespielt. Die
Platrenspieler und den Mixer habe ich selbst mit-
gebracht. Es war etwas seltsam, ich stand total auf
Blaze und DJ Sneak und meine Freunde auf Prodigy
und die Spice Girls.
Beat / Wie fanden deine Freunde das?
Johannes Albert / Es war nicht immer ganz einfach …
Beat / Trotzdem wurdest du immer wieder einge-
laden. So schlecht scheint es sogar den Spice-Gir-
ls-Fans nicht gefallen zu haben.
Johannes Albert / Eine-Club-Nacht ist ein sozia-
les Event. Es geht dabei nie ausschließlich um die
Musik und ums Tanzen. Es kann richtig drama-
tisch sein, du findest dort „Joy and Pain - Sunshine
& Rain“, wie MAZE es auf den Punkt gebracht hat.
Höhen und Tiefen, ganz so wie im Leben. Musik ist
ein großartiger Teil dieses Erlebnisses. Aber es gibt
noch eine Menge mehr. r
soundcloud.com/johannesalbert
Beat 05 | 2022 •  91
ONSTAGE
Power Producer

Power Performer: Twitch-Streams Teil 1

Das DJ-Set als Twitch-Stream
Immer mehr DJs entscheiden sich dafür, eine zusätzliche DJ-Karriere als Projektinfos
Online-Stream auf Twitch [1] aufzubauen. Neben Geduld und Ausdauer Material: Streamlabs, DJ-Controller, Kamera
Zeitaufwand: ca. 60 Minuten
erfordert eine professionelle Umsetzung auch eine Menge technisches Inhalt: Einrichtung eines DJ-Streams mit Streamlabs.
Know-How. Hier erfahren Sie was man für den Aufbau eines DJ-Streams Schwierigkeit: Einsteiger / Fortgeschrittene
auf Twitch benötigt. von Philipp Sterczewski

1 2
Streamlabs
Die Zentrale des Twitch-Livestreams bildet
die Gratis-Software Streamlab [2]. Hier kann
aus verschiedenen Vorlagen ein Design gewählt
werden. Professioneller wird der eigene Kanal
mit Streamlabs Prime [3], um i­ ndividuelle
Overlays anlegen zu können, dem Wechsel
verschiedener Szenen oder zwecks simultanen
Streamings auf mehreren Portalen. 1
Internet-Bandbreite
Sorgen Sie für eine ruckelfreie Übertragung
und schnelle Internet-Bandbreite. Für den
Upload ist eine Geschwindigkeit von mindestens
zehn Mbit/s anzuraten. Beachten Sie dass pro
Stunde ein Verbrauch eines Datenvolumens von
acht Gigabyte und mehr anfallen können. Eine
Bandbreite von 100 Mbit/s ist ­Minimum, 250
Mbit/s sind jedoch zu empfehlen. 1
3
Kamera
Ein scharfes Bild ist das A und O um Zu-
schauer zu fesseln. Kameras ab 500 Euro,
wie die Spiegelreflexkamera Canon EOS M50
[4] sind für das Streaming von Vorteil. Um Kom-
patibilitätsprobleme zu vermeiden, empfiehlt
sich ein Cam Link [5], der zwischen Kamera und
Laptop verbunden wird, um Ihre Kamera in der
Streaming-Software als Webcam zu erkennen. 1

4 5
Auflösung
Die richtige Auflösung zu finden, ist
abhängig von der Bandbreite und Rech-
nerleistung. Eine Videoauflösung in Full HD mit
1920x1080 Pixel und 60 FPS ist scharf genug,
während 4K nur noch mehr Bandbreite erfor-
dert. Für einen DJ-Stream ist zum Bild auch die
Audioqualität von Bedeutung. Wählen Sie als
Audio-Bitrate 320 kBit/s in den Einstellungen. 1
Rechner
Ein leistungsstarker Rechner wie z. B. ein
AMD Ryzen 5 5600X [6] ist essentiell für das
Streaming. Als Arbeitsspeicher sind 16 GB zu ver-
anschlagen. Für ein großes, abwechslungsreiches
Musikarchiv ist eine Festplatte von mindestens
1 TB angebracht. Als hochauflösende, flüssig
arbeitende Grafikkarte empfiehlt sich eine Nvidia
RTX 3060 Ti. 1
6
DJ-Equipment
Für den Stream ist ein professionelles
DJ-Setup, wie z. B. der DJ-Controller Pioneer
XDJ-RX3 oder der Denon Prime 2 mit je zwei
Kanälen ein guter Start. Controller und Mixer mit
vier Kanälen sind auch gern gesehen. Technische
DJ-Skills müssen bereits vorhanden sein. Zudem
werden Kopfhörer, Mikrofon und eine DJ-Soft-
ware wie rekordbox [7] benötigt. r

[1] twitch.tv; [2] streamlabs.com; [3] streamlabs.com, kostenpflichtig für monatlich 19 US-Dollar; [4] canon.de/cameras/eos-m50
92 • Beat 05 | 2022 [5] elgato.com/en/cam-link-4k; [6] mifcom.de/gaming-pc-ryzen-5-5600x-rtx-3060-ti-id14655; [7] rekordbox.com
ONSTAGE
4
Turntable-Battle
Nicht nur für Nostalgiker
Vier aktuelle 1
Plattenspieler im Vergleich
Konstant steigende Absatzzahlen von Vinyl in den letzten Jahren hat auch die Beliebtheit von
Turntables ansteigen lassen. Dabei sind Plattenspieler nicht nur bei DJs in Clubs gefragt, auch
zur Digitalisierung von Schallplatten werden Turntables verwendet. Vier aktuelle Modelle
stellen wir Ihnen hier vor. von Phillipp Sterczewski
Technics
1 SL-1210G
Unter DJs zählt der 1210-Plattenspieler von Technics seit 50 Jahren zur
Club-Legende. Als manueller Plattenspieler mit Direktantrieb übernimmt er
alle bewährten und ausgereiften technischen Spezifikationen des SL-1200G.
Ein ruckelfreier Antrieb mit einem konstanten Drehmoment zählt auch dazu.
Die Hybrid-Steuerung zur Drehzahlregelung mit Hall-Sensor steuert die
Rotor-Position. Der im inneren gedämpfte Tonarm ist einerseits robust und doch
auch empfindlich. Die Tonarmlager bieten eine feine Beweglichkeit, um eine
detaillierte und verzerrungsfreie Abtastung der Schallplatte zu gewährleisten. Die
dreischichtige Plattenteller-Konstruktion sorgt für eine effektive Dämpfung von
Vibrationen. Zudem gibt es drei Drehzahlstufen (33 1/3, 45, 78 RPM).
Fazit
Der schwarze SL-1210G ist zwar ein hochpreisiger, aber akkurat arbeitender,
stabiler Plattenspieler, der eine präzise Klangwiedergabe sicherstellt. Für die pro-
fessionelle DJ-Kultur unverzichtbar, wenn auch ohne USB-Anschluss.
Entwickler: Technics | Web: technics.com | Preis: 3.999 Euro
Reloop
2 RP-8000 Mk2
Mit der Eigenschaft einer MIDI-Controller-Integration und einem USB-An-
schluss kann der direkt angetriebene Turntable RP-8000 Mk2 von Reloop
glänzen. Die Motorsteuerung bietet drei Drehgeschwindigkeiten. Sein reso-
nanzarmer Tonarm ist universell, statisch ausbalanciert, s-förmig und hat
einen Anti-Skating-Mechanismus. Der Plattenteller ist aus stabilem Druck-
guss-Aluminium erstellt. DJs die mit der DJ-Software Serato DJ Pro spielen,
können zudem von den sieben farbigen Performance-Modi (Cue, Sampler,
Saved Loops, Pitch Play, Loop, Loop Roll und Slicer) profitieren. Ein Phono-
und Lineausgang ist vorhanden. Wer keine MIDI-Controller-Integration
benötigt, kann sich das kleinere Modell RP-7000 Mk2 anschauen.
Fazit
Dank der Performance Pads beweist der RP-8000 Mk2 seine Vielseitigkeit. Für
Vinyl-Puristen mögen die digitalen Features eventuell überdimensioniert sein,
doch für Club-DJs die mit DVS-Systemen, insbesondere Serato DJ Pro auflegen,
ist der Turntable empfehlenswert.
Entwickler: Reloop | Web: reloop.com | Preis: : 749 Euro
3
Audio-Technica
3 AT-LP120XUSB SV
Per Direktantrieb und mit einem DC-Servomotor ausgestattet, bietet Audio-
Technica den in Schwarz und Silber erhältlichen Turntable AT-LP120XUSB
SV an. Das USB-kompatible Modell im Technics-Design, kann dynamisches
Anti-Skating und einen s-förmigen Tonarm mit hydraulisch gedämpftem
Tonarmlift vorweisen. Umrahmt ist er von einem schwingungsgedämpften
Chassis. Als Dual-Magnet Tonabnehmer wird auf den hauseigenen AT-VM95E,
sowie den AT-HS6 als Headshell vertraut. Unter dem resonanzarmen Alumi-
niumdruckguss-Plattenteller ist ein zuschaltbarer Phono-Vorverstärker für
Phono- und Lineausgang verbaut. Je nach Bedarf kann zwischen den Drehzahl-
stufen 33,45 und 78 RPM bei variabler Pitch-Steuerung umgeschaltet werden.
Fazit
Als preiswerter Plattenspieler für Einsteiger ist der AT-LP120XUSB SV eine vernünf-
tige Wahl. Neben der Konvertierung von Schallplatten via USB in digitale Dateien
kann er auch als Hi-Fi-Plattenspieler oder DJ-Turntable eingesetzt werden.
Entwickler: Reloop | Web: audio-technica.com | Preis: 259 Euro
Glorious
4 VNL-500 USB
Einen quarzgesteuerten Plattenspieler mit Direktantrieb stellt Glorious
mit dem VNL-500 USB zur Verfügung. Der Motorantrieb schafft 5,5 kg/cm
­Torque. Die Gleichlaufschwankungen sind zudem gering. Er ist sowohl für
den DJ- als auch Studioeinsatz gewappnet. Für Digitalisierungszwecke gibt
es zur Rechner-Anbindung eine USB-Schnittstelle. Als Geschwindigkeit kann
zwischen 33 1/3 und 45 gewählt werden. Die Spielfläche ist ein resonanzar-
mer, druckgegossener Aluminium-Plattenteller. Der s-förmige Tonarm
agiert mit einem hydraulischem Lift und ist statisch ausbalanciert. Zur Iso-
lation von Vibrationen, gibt es schock-absorbierende Füße. Positiv ist zudem
der universelle Anschluss für SME-Tonabnehmersysteme. Neben der Pho-
no-Ausgabe kann das Signal via Line abgegriffen werden.
Fazit
Der mattschwarze VNL-500 USB ist für Vinyl-Einsteiger ein preiswerter
Plattenspieler, der nicht nur die DJs begeistern dürfte. Ein OM-Black-Tonabneh-
mersystem von Ortofon ist inklusive.
Entwickler: Glorious | Web: glorious.de | Preis: 329 Euro
 ONSTAGE
Power Producer

Power Producer: Ableton Push

Vom Sample zum Instrument
Zum Spielen von Melodien und Harmonien muss es nicht immer ein Projektinfos
­Preset-Sound sein. Denn Sie können im Handumdrehen aus jedem Material: Ableton Live 11 Suite
Zeitaufwand: 30 Minuten
Sample ein über alle Push-Pads spielbares Instrument erstellen. Als Inhalt: Erstellen eines Instruments aus einem Audio-
Klang-Basis kann dafür beispielsweise ein lang gezogener Pfeifton dienen, Sample; Sample in Simpler konvertieren und editieren;
ein Sound aus ihrem Analog-Modul oder ein Umweltgeräusch, das Sie Sound Design mittels weiterer Effekte.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene
gerade aufgenommen haben. Alles ist möglich. Wie, das erfahren Sie in
dem folgenden Workshop. von Maya C. Sternel

1 2
Sample vorbereiten
Wählen Sie ein ca. 4-taktiges Audio-Sample
oder nehmen Sie alternativ einen Sound
auf: Legen Sie dazu über Add Track eine neue
Audio-Spur an. Wählen Sie den Mix-Mode und
stellen Sie dort unter Input & Output im Menü
INPUT TYPE und INPUT CHANNEL das ge-
wünschte Routing für die Aufnahme ein. Schalten
Sie die Spur scharf und starten die Aufnahme. 1
Sample konvertieren
Nehmen Sie einen Sound auf, der mindes-
tens über 4 Takte geht. Nach der Aufnahme
wählen Sie den Clip aus und betätigen dann
den Convert-Taster von Push. Selektieren Sie
unter Convert Recording to: Simpler. Jetzt wird
automatisch eine neue Spur erstellt, die einen
Simpler mit ihrer Aufnahme enthält. Löschen
Sie die Audio-Spur mit dem Sample. 1
3
Sound-Parameter
Überprüfen Sie im Menü Warp, ob WARP
auf Off gesetzt ist. Wählen Sie das Menü En-
velopes aus. Für einen längeren Ausklang setzen
Sie VE RELEASE auf 5.65 s. Gehen Sie ins Menü
Global. Erhöhen Sie VOICES auf 12 und stellen
Retrigger auf Off. Geben Sie dem Sound etwas
mehr Stereo-Basisbreite, in dem Sie im Menü
Pan den Parameter SPREAD auf 25% stellen. 1

4 5
Klang filtern
Um die Panoramaverteilung zu variieren,
setzen Sie PAN<RND auf 20%. Gehen Sie
ins Filter Menü und geben dem Sound mehr Cha-
rakter, indem Sie als FILTER CIRCUIT MS2 wäh-
len und für FILTER DRIVE 0.84 dB einstellen.
Zur Steuerung des Filter mittels Velocity wählen
Sie für FLT<VEL 22 % und stellen die FILTER
FREQ auf 9.4 kHz und FILTER RES auf 45 %. 1
Delay mit Pitch-Effekt
Um den Sound dezent zu modulieren, stellen
Sie optional noch FILT<LFO auf 3.84. Damit
der Sound mehr Tiefe erhält, legen Sie ein Delay
mit einem leichten Pitch-Effekt in die Spur. Wäh-
len Sie das Preset-Delay-Spray aus dem Device
Spectral Time. Stellen Sie die folgenden Parame-
ter passend zu Ihrem Sound ein, z. B. Dry/Wet auf
21 % und Feedback auf 17 %. 1
6
Raum definieren
Zuletzt kommt noch ein ordentlicher Hall
auf den Sound. Wählen Sie z. B. das Preset
Spatial Room des Hybrid Reverbs. Stellen Sie
Dry/Wet auf 42%. Wählen Sie für Predelay 12
ms. Für etwas mehr Farbe im Sound wählen Sie
im Untermenü GLOBAL für VINTAGE die Option
Old. Aktivieren Sie noch Bass Mono und stellen
Sie im Untermenü Convolution SIZE auf 67 %. r

Beat 05 | 2022  • 95

ONSTAGE
Musiktipps aus dem Netz
Musiktipps aus dem Netz
Carpenter Brut: Leather Terror
Carpenter Brut ist das künstlerische Alter Ego des Franzosen Franck Hueso,
der im Synthwave zu einem der erfolgreichsten Acts zählt. Die Ästhetik
des Projekts basiert auf B-Movie-Horror, Metal und den 80s. Moment,
Metal? Ja, Metal, denn Bret Halford, der fiktive Charakter der Carpenter
Brut-Texte ist Metal-Fan, Möchtegern-Rockstar und dummerweise auch ein Mörder. Für
Unterhaltung auf lyrischer Ebene ist mit dem zweiten Teil des Konzepts also gesorgt. Die
Musik steht dem in nichts nach, denn im Gegensatz zum Vorgänger „Leather Teeth“ ist hier
alles etwas extremer. Die Musik ist teils aggressiver und Metal-Einflüsse sind nicht von der
Hand zu weisen. Die cineastischen Arrangements sind üppiger und aufwendiger – man
möchte gar nicht wissen, wie viele Spuren in manchen Tracks zum Einsatz kamen. Und
auch die musikalische Weite ist immens, von Synth-Pop über Soundtrack bis Metal ist alles
dabei. Eine interessante Gästeriege mit Musikern von Bands wie The Dillinger Escape Plan,
Converge, Sylvaine, Ulver, Persha und Gunship rundet den kurzweiligen Longplayer ab.
Genre: Synthwave | Label: Virgin Music/Universal
I Start Counting: Re-Fused & Ejected
Dieses britische Duo kennt man womöglich auch unter ihren späteren
Namen Fortran 5 oder Komputer. Mitte der 80er veröffentlichten sie
als I Start Counting ein paar Singles und Alben über das Kultlabel
Mute (Depeche Mode, Erasure u. a.) und aus dieser Zusammenarbeit
war offenbar noch einiges an Material übrig, denn mit „Re-Fused“ und „Ejected“
erscheinen dieser Tage gleich zwei Alben mit weitgehend unveröffentlichten Tracks
aus dieser Zeit. Diese bieten Synth-Pop, der derart anachronistisch klingt, dass man
ihn heute wohl nicht mehr so authentisch simulieren könnte. Geprägt vom Korg
PolySix und dem Greengate DS3 Sampler, sind die 19 Tracks mal supereingängige,
einfache Pop-Songs, dann wieder eher experimentelles Futter. Dabei klingt alles
ungeschliffen und hat im positiven Sinne Demo-Charme. Eine schöne Zeitreise für
alle, die sich gerne mit Haut und Haaren in den 80s suhlen.
Genre: Synth-Pop | Label: Mute
Metronomy: Small World
Die Briten von Metronomy lassen sich dem Bereich (Electro-)Pop
oder Indietronics zuordnen. Sänger und Mastermind Joseph Mount
und seine Truppe kredenzen mit „Small World“ ihren siebten Long-
player in ca. 23 Jahren. Die Musik der Platte klingt wie aus einem
parallelen Universum, in dem die Welt noch in Ordnung ist. Der Sound der Briten
hat dabei wieder etwas Unbeschwertes, bisweilen gar Naives, das in der heutigen Zeit,
in der vieles so düster erscheint, eine wahre Wohltat ist und das an die frühen Werke
der Formation erinnert. Die neun Indie-Pop-Songs pendeln irgendwo zwischen
handgemachtem Gute-Laune-Pop und dezenten Electronica-Farbupfern. Sie sind
simpel und dabei mal funky, tanzbar oder luftig-leicht oder alles zusammen. Passend
dazu ist auch Mounts Gesang sanft und verträumt und es ist weit und breit einfach
keine Wolke zu sehen, sodass man Metronomy dieser Tage nur zu gerne in ihre „Small
World“ folgt.
Genre: Pop | Label: Because/Virgin Music
Tempers: New Meaning
Jasmine Golestaneh und Eddie Cooper sind ein Duo aus New York, das es
gerne düster und synthetisch mag. Der Synth-Pop der beiden lehnt sich
an die 80er an, enthält aber auch Einflüsse aus Cold Wave, New Wave oder
Dream Pop. Die Musik ist introvertiert, mit viel Reverb getränkt und sehr
nachdenklich. Die sphärischen Kompositionen verhallen jedoch nicht in Langeweile,
wofür der eine oder andere treibende Beat und das interessante Sounddesign sorgen.
Madame Golestaneh schafft zudem einen interessanten Spagat zwischen sexy Unterkühlt-
heit und Emotionalität, z. B. durch höhere Parts. So steht unterm Strich ein Album, das
einerseits eine gewisse Faszination ausstrahlt, andererseits jedoch auch etwas Unnahbares
hat. Kommt bei einer Nachtfahrt durch New York bestimmt auch ganz gut.
Genre: Synth-Pop | Label: DAIS
96 • Beat 05 | 2022
Die Andere Seite: Epithymia
zusammengetragen
von Sascha Blach
Bis vor Kurzem trat diese Formation noch als Tom Schilling & The
Jazz Kids auf. Die Andere Seite ist die direkte Fortführung, zumal
auch der renommierte Produzent Moses Schneider wieder mit
dabei ist. Der Grund ist, dass der Schauspieler und Sänger Tom
Schilling seinen Namen – trotz sehr persönlicher – Songs nicht mehr auf den
Plakaten und Covern lesen wollte. Fair enough. Wer Schneider kennt, weiß, dass er
Bands immer live im Studio aufnimmt. So wundert es nicht, dass auch „Epithymia“
ein lebendiges, organisches Album ist, das durch und durch live klingt. Stilistisch
ist es schwer zu fassen, denn durch Tom Schillings Gesang hat es einen Deutsch-
Pop-Charakter à Tocotronic, Die Sterne oder Tomte, jedoch ist die Stimmung
trauriger, um nicht zu sagen tragischer. Grob zusammengefasst ist „Epithymia“ ein
düster-poetisches Album, das 70s Folk und Rock ebenso zitiert wie Singer/Songwriter
und Pop. Doch Genre hin und her: Diese Musik geht ans Herz und das zählt, oder?
Genre: Pop | Label: Virgin Music/Universal
Laibach: Wir sind das Volk
Im Untertitel heißt dieses Album „Ein Musical aus Deutschland (nach
Texten von Heiner Müller)“ – sprich kein reguläres Werk der sloweni-
schen Avantgardisten, sondern ein Doppelalbum, das Stücke enthält,
die den musikalischen Rahmen der Theaterproduktion „Wir sind das
Volk“ bilden – teils als Studioversionen, teils live. Diese wurde am 8. Februar 2020 im
Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin uraufgeführt und soll künftig noch in weiteren Städten
laufen. Musikalisch pendeln die 16 Tracks zwischen typischem Laibach-Material –
samt urtiefem Sprechgesang, orchestraler Note und beklemmender Instrumentierung
– sowie eher klassisch geprägten Stücken, Musical-Anleihen, Ambient oder noisigen
Collagen. Der Extrabreit-Klassiker „Flieger, grüß mir die Sonne“ klingt sogar wie ein
Patriotenlied aus den 1920ern und beendet wird das Album von der Abschlussrede
von Peter Mlakar. Keine leichte Kost für Kunstliebhaber aber eine auditive Reise wert.
Genre: Avantgarde | Label: Mute
Plastikman & Chilly Gonzales: Consumed In Key
Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an das Album
„Consumed“ von Plastikman aus dem Jahr 1998, das heute vielen als
Klassiker des Ambient Techno gilt. „Consumed In Key“ lässt sich als
Rework betrachten, denn es enthält dieselben Songs, jedoch in neu
arrangierten Versionen. Chilly Gonzales war 20 Jahre nach dem ursprünglichen
Release derart begeistert von den minimalistischen, düsteren Stücken, dass er
begann, diese zu erweitern und zu dekonstruieren. Über Umwege gelang es ihm
schließlich, den Originalkünstler Richie Hawtin mit ins Boot zu holen, der den Mix
übernahm. Der Charakter von „Consumed“ bleibt erhalten, denn auch nun sind es
meditative Repetition, die bedrohliche Atmosphäre und die große Tiefe, die die Musik
auszeichnen. Gonzales schaffte es, „Consumed“ auf gelungene Weise zu erweitern,
ohne das magische Flair zu zerstören.
Genre: Ambient Techno | Label: Turbo Recordings
V.A.: Meganesian Tapes
Haben wir Fans des australischen Hardstyle, die unser Magazin lesen?
Vermutlich ist die Chance eher gering, denn die meisten Artists aus Down-
under dieses Genres fristen ihr Dasein vornehmlich im Underground.
Doch das sagt nichts über die Qualität aus, denn die hier vorliegende
Compilation von Spiderdog, einem DJ, der irgendwo zwischen Sydney und Melbourne
lebt, hat es in sich. 14 Tracks von bekannteren wie unbekannten Producern hat er auf dieser
Compilation vereint, denen gemein ist, dass sie voll auf die Zwölf gehen. Geboten werden
satt produzierte, knallharte Techno-Kracher, die jeden Tanzflur in Schutt und Asche legen.
Darunter sind Namen wie WakeUpNeo, Cobber, DJ Big Guns, Eastern Distributor oder
Crime Stoppers. Erschienen als Digital-Release und 4fach-Vinyl.
Genre: Techno | Label: Meganesia
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97    Beat 04 | 2017 Beat 04 | 2017    97

 Beat 06  |  2022
erscheint am 04.05.2022
Spezial: Synthesizer 2022
Budget-Kauf oder Luxusgut, Synthesizer sind 'ne geile Sache! Deswegen widmen wir ihnen auch
die ganze nächste Beat-Ausgabe. Doch stellen wir nicht einfach nur die aktuellen Neuerschei-
nungen vom Desktop-Synth bis zur ausgewachsenen Workstation vor, sondern zeigen auch
deren Besonderheiten und Stärken für den täglichen Einsatz in Ihrem Studio. Außerdem erläu-
tern wir alle wichtigen Syntheseformen von Granular bis Wavetables, für alle verständlich mit
Quickstart-Patches zum schnellen Einsatz in Ihrem nächsten Track.
Interview: Carpenter Brut
Die Grenzen des Synthwave sprengt
Franck Hueso auf dem neuen Carpenter
Brut-Album „Leather Terror“, das
irgendwo zwischen B-Movie-Horror,
80s-Ästhetik, Soundtrack, Electro-Pop
und sogar Metal eine ganz eigene Welt
eröffnet. Wir werden dem Werk und seiner
Produktion zusammen mit dem Künstler
auf den Grund gehen.
BE
SOOPER
ELECTRIC GET TO GATHERING
for VOLTAGE ´N´STRINGS
SUPERBOOTH 22
SOOPER Grail
Ill. Nik Neves
Inserentenverzeichnis 05 | 2022
Alex4 .................... 005, 083
Ample Sound ................ 073
Applied Acoustics ........ 100
BabyAudio ..................... 029
FabFilter ........................ 059
98 • Beat 05 | 2022
Herausgeber (V.i.S.d.P.):
Kassian Alexander Goukassian (kg@falkemedia.de)
Chefredakteur: Marco Scherer (m.scherer@beat.de)
Chef vom Dienst: Mario Schumacher (ms@beat.de)
Redaktion: 
Tobias Fischer, Sascha Blach, Jan Wilking und Philipp
Sterczewski.
Redaktionelle Mitarbeiter:
Matthias Basedow, Max Gebhardt, Stefan Hofmann, Matthew
Mann, Paul Marx, Simon Neumann, ­Florian Pilz, Alexan-
der Rothenberg, Matthias Sauer, Sebastian Schack, Vera
­Schumacher, Kristian Sell, Maya C. Sternel.
Redaktionelle Anfragen/Leserbriefe: redaktion@beat.de
Cover-Design: Ricarda Becker, naujoks-design.de
Layout: Ricarda Becker
Verlag: 
falkemedia GmbH & Co. KG
Test: Nanobox Fireball & Lemondrop An der Halle400 # 1
D-24143 Kiel
Tel. +49 (431) 200 766-0 info@falkemedia.de
Obwohl sie in eine Handfläche passen, versprechen die super Fax +49 (431) 200 766-50 www.falkemedia.de
kompakten Nanoboxen von 1010music geballte Synthese-Power. ISSN 1860-9988
HRA 8785 Amtsgericht Kiel
Lemondrop ist ein vierstimmiger Granular-Synthesizer. Per PhG: falkemedia lifestyle GmbH (HRB 12311 AG Kiel)
Geschäftsführer: Kassian Alexander Goukassian
Micro-SD-Karte können WAV-Dateien geladen werden, die  
sich dann mit der Granular-Engine bearbeiten lassen. F­ ireball Redaktion: 
siehe Verlagsadresse • Tel. +49 (431) 200 766-766
setzt dagegen auf 8-stimmige Wavetable-Synthese. Zur
Datenschutzbeauftragter: Jürgen Koch
­Nachbearbeitung gibt es jeweils Multimodefilter, LFOs, s. Verlagsadresse • Mail: datenschutzanfrage@falkemedia.de
Modulationssequenzer sowie zwei Multieffekte.  
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FEZ – BERLIN
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Es darf wiederSOverrückt
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