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Review

Author(s): Erik Amburger


Review by: Erik Amburger
Source: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Neue Folge, Bd. 41, H. 4 (1993), pp. 578-580
Published by: Franz Steiner Verlag
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41052888
Accessed: 25-02-2016 00:51 UTC

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BESPRECHUNGEN

Deutsch-russische
Beziehungen.Ihre welthistorischen
Dimensionenvom 18.Jahrhundert
bis 1917.Hrsg. von Ludmila Thomas und Dietmar Wulff. Akademie-Verlag Berlin
1992.250 S. DM 68,-.
Im April 1991fandim InstitutfürAllgemeineGeschichte(BereichOsteuropäische
Geschichte)zu Berlin(Ost) ein Kolloquiumzur Geschichteder deutsch-russischen Be-
ziehungenvom 18.Jahrhundert bis 1914statt,dessen14 Referatehiernachden vorder
Tagungeingereichten Manuskripten abgedruckt sind,somitleiderohneWiderspiegelung
deranknüpfenden Diskussionen.Der Ablaufwirdim Vorwortso umschrieben: Ausge-
hendvon „übergreifenden theoretischen Reflexionenüberdie Notwendigkeit einerGe-
schichtederdeutsch-russischen Beziehungen, ihrenGegenstandund ihreEinbettung in
einenuniversalhistorischen Zusammenhang" wolltemanüberdie Definitiondes Bezie-
hungsbegriffs und seinenInhaltweiterzu empirischen Beiträgenüberverschiedene Pro-
blemederdeutsch-russischen Beziehungengelangen.
Die ersteGruppebildendie Referatevon Ludmila Thomas , Dietmar Wulff und
Michael Schippan, daranschließensich knappeBemerkungen von Klaus Zernack
zur „NegativenPolenpolitik"derbeidenGroßmächtesowiedie Referatevon Rüdiger
Horn überdas russisch-amerikanische Verhältnis1780-1917 und von Rudolf Hart-
mann über das japanisch-russische und die Entstehungder Territorialprobleme zwi-
schendiesenbeidenMächten- diesals Tributan die „universalhistorischen Zusammen-
hänge".
Eine dritteGruppebildendie Beiträgevon Peter Hoffmann überdeutsch-russische
Wirtschaftsbeziehungen im 18.Jahrhundert und von Conrad Grau über Wissen-
schaftsbeziehungen zwischenBerlinund Petersburg, dazu dannnochspeziellFolkwart
Wendlands Quintessenzaus seinergrundlegenden P. S. Pallas als
Pallas-Biographie:
Zentralfigurin den deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen.
In den BereichderpolitischenBeziehungenzwischenDeutschlandund Rußlandfüh-
rendie Referatevon Gert Fesser überBernhardv. Bülows diplomatische Tätigkeitin
St. Petersburg 1884-1888, von Baldur Kaulisch überTirpitzund Rußlandund von
Heinz Lemkeüberden Stopdes deutschenRoggen-und Mehlexports nachRußlandvor
1914.Detlef Brandes untersucht die ProblemederdeutschenKolonisten,speziellder
Schwarzmeerdeutschen, im Verhältniszu anderenethnischenGruppenund zum russi-
schenStaat.Den Abschlußbildetein biographischer Beitragvon Gerd Voigt überden
HistorikerAlexanderBrückner(1834-1896).
Außer Zernackund Brandesgehörenalle Autorenzu dem aus der Schule Eduard
Wintershervorgegangenen Kreis der Osteuropaforscher in der ehemaligenDDR;
P. Hoffmannund C. Grau sind die in Westdeutschland am bestenbekannten,renom-
miertesten Winter-Schüler. Als besonderserfreulich mußmanhervorheben, daß mehre-
re AutorenihrenBeiträgenunveröffentlichtes Archivmaterial zugrundelegen(Hoff-
mann,Fesser,Kaulisch,Lemke,Brandes)- auch Thomasund Wulffbeziehensichgele-
-
gentlichaufeinAktenstück oderdoch kaumbekannteDruckwerkezu Tagegefördert
haben(Schippan).Nicht in allen Fällen scheintdie Kenntnismaßgebender Veröffentli-
chungen von Forschern in der alten Bundesrepublik Deutschland vorhanden zu sein
bzw.auszureichen.

fürGeschichteOsteuropas41 (1993)H. 4 © FranzSteinerVerlagWiesbadenGmbH, Sitz Stuttgart/Germany


Jahrbücher

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Besprechungen 579

L. Thomas behandeltdie VorgabendersowjetischenPolitikhinsichtlich derdeutsch-


russischen Beziehungenund die Äußerungen dervon ihrabhängigen Autorenzum The-
ma und läßtso den Hintergrund sichtbarwerden,vordemsichdie Forscherin derDDR
bewegendurften.Es wirdsodanngezeigt,wie es E. Wintermeisterhaft verstanden hat,
trotzdemalle Möglichkeiten zu nutzen,um gediegeneForschungsarbeit zu Einzelpro-
blemenzu leisten.
D. Wulff befaßtsichin seinemBeitrag„Primatder Innen-/Außenpolitik bzw. Wirt-
schaftoderwechselndePrioritäten" mitFragenund ProblemenpolitischerBeziehungen
zwischenDeutschlandund Rußlandzwischen1878und 1914und hatdabeiGelegenheit,
auf die dazu in Ost-Berlinerschienenen Arbeitenund besondersauf die Forschungen
von H. Lemke hinzuweisen.M. Schippan geht in seinem Beitrag„Geschichteder
deutsch-russischen Beziehungen"auf die Suche nach Themenund neuenQuellen und
sprichtvon einergeplantengemeinschaftlichen Zusammenfassung zu diesemThema;
auch setzter sich mitden Bemühungenvon Lev Kopelev und mitdem „Wuppertaler
Projekt"auseinander.
Da es hiernichtmöglichist,aufalle Beiträgeausführlich einzugehen,sei es dem Re-
zensentengestattet, sich eingehender mit dem Referatvon G. Voigt über Alexander
Brücknerzu befassen,nichtnurwegenseinerverwandtschaftlichen Beziehungen,son-
dern vor allem,weil A. Brücknerden werdendenHistorikerin seinerThemenwahl
nachhaltigbeeinflußt hat.Zu den Ausführungen von G. Voigtisteinigeshinzuzufügen.
Er betontzwar,daß Brücknerderin denBaltischenProvinzenherrschenden deutschbal-
tischenSchichtvölligfernstand,nimmtabervon seinerVor-DorpaterZeit keineKennt-
nis. Brücknerwar von seinerHerkunfther und auch durchden Familienkreisseiner
Frau (geb. Schiele)festim Kreisealteingesessener deutscherFamilienPetersburgs ver-
wurzelt- eineGroßmutter stammteallerdingsaus Reval.SchonwährendseinerDienst-
zeitin derHauptstadtals LehrerderKaiserlichenRechtsschule und Privatdozent unter-
nahmer es, das geistigeLeben seinerengerenLandsleuteanzuregenund zwischendeut-
scherund russischerKultur eine Vermittlerrolle zu übernehmen.Zu diesem Zweck
gründeteer zusammenmit seinemSchwager,dem Kunsthistoriker Eduard Dobbert,
1866die „St. Petersburger Wochenschrift", die jedoch mitseinerÜbersiedlungaufden
Lehrstuhlder allgemeinenGeschichtein Odessa schon nach einemknappenJahrein-
-
ging. Das Ende vonBrückners Wirkenin Dorpat istbei Voigtunrichtig dargestellt:Es
wirdverschwiegen, daß ausgerechnet Brücknerein Opferder Russifizierungspolitik im
Baltikumwurde.Gerade im Amt des Prorektors stehend,erhielter 1891 seine Entlas-
sungmitVersetzung an die UniversitätKazan - als Nicht-Russewar er aufdem Lehr-
stuhl der RussischenGeschichtein dem nunmehrigen „Jufev"nichtmehrdenkbar.
Brücknerhat es abgelehnt, das neue Amt in Kazan anzunehmen,wo er noch bis 1893
geführt wordenist,undzog es vor,Rußlandzu verlassen.
Dem kritischen Lesersindin denBeiträgendes BandesauchnochandereFehlersowie
störendeSchnitzeraufgefallen. Preußenwurde1701 nicht„zum Königreicherhoben",
sondernFriedrichI. kröntesichzum König „in Preußen";erst1740nahmFriedrichII.
den Titel „Königvon Preußen"an (S. 57). G. F. Parrotwar keinElsässerwieJ.D. Schu-
macher,dennseineHeimat Mömpelgard(Montbéliard)hattemitdem Elsaß nichtszu
tun (S. 62). Adam KirillovicLaksman(sie) war nichtGouverneurvon Irkutsk,als er
1792nachJapangeschickt wurde,sondern„ispravnik"von Giziginskam Ochotskischen
Meer (S. 93). Einen „Oberdneprkreis" hat es nie gegeben,gemeintist der KreisVerch-
nedneprovsk, der nach der gleichnamigen Kreisstadtbenanntwar,wie ja generelldie

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580 Besprechungen

KreisstädteihremKreis den Namen gaben,mit AusnahmeEstlands(S. 223). Juliusv.


Eckardtwar keinHistoriker, sondernJurist, Journalist er
und politischerSchriftsteller;
stand1887-1907imdeutschenKonsulardienst (S. 229).
Der BerlinerBotschafterhießnichtZaburov,sondernSaburovund kam aus dem al-
ten, mit den Godunovs stammverwandten Geschlecht(S. 32). Zu beanstandenist die
Schreibung Laksman bzw. Laksmann fürden ebenerwähnten Adam Laxmanund seinen
Vater,den Akademieprofessor Erik Laxman,einenFinnländer(S. 93 und 145). Die Er-
setzungvon ErikdurchKirillwarim Russischendamalsüblich.Der russischeGesandte
in PekinghießBützowund nichtButsov(S. 99). SodannistderRezensentderMeinung,
mansolltesichan die Schreibung fremderNamen halten,wie sie von den betreffenden
Personenselbstgeübtwurde,wennsie eine fremdeSprachebenutzten,also Wittestatt
Vitte,GiersstattGirs(derAußenminister war Protestant !), derschongenannteBützow
undderGeneralgouverneur von FinnlandFranzAlbertv. Seyn(nichtZejn). Fernersind
dem RezensentenDruckfehler wie JanzulstattJanzul(S. 116),Stremauchov stattStre-
mouchov(S. 99) und MojseenkostattMoiseenko(mehrmalsbei Brandes)aufgefallen.
Das Namenregister Butsovsogarausgelassen.
istnachlässigredigiert,
Im ganzengesehenhabendie BerlinerOst-Historiker mitdiesenReferaten sehrwert-
volle Vorarbeitfüreine zusammenfassende Darstellung der Bezie-
deutsch-russischen
hungengeleistet.Doch bestehteineNotwendigkeit fürvielEinzelforschung weiter.
Heuchelheim
ErikAmburger,

Wolfgang Benz (Hrsg.)Dimensiondes Völkermords. Die Zahl derjüdischenOpferdes


Nationalsozialismus.R. OldenbourgVerlagMünchen1991.VI, 584 pp. DM 68,- =
QuellenundDarstellungen zur Zeitgeschichte. Vol. 33.
All generaltreatments of theHolocaust (e.g.Hilberg,Reitlinger)attemptto come to
someconclusionas to itsfinalbalance.Thoughthefigures varyconsiderably, themeth-
od wherebytheyarearrivedat typicallydoes not:it is essentiallyan exercisein subtrac-
tion.The numberof Jewsremainingalive at the end of the war in a givencountryis
subtracted fromtheprewarJewishpopulation:thedifference represents thenumberof
victims.The singularmeritof thepresentbook is thatit attemptsto givefiguresbased
insofaras possibleon addition,calculatingforeach Nazi-controlledand satellitecoun-
trythenumberof known(or estimated)victimsof all documenteddeportations, execu-
tions,deathsby disease and starvation, etc. To be sure,any such country-by-country
approachquicklyrunsinto problemsof duplicationsor omissions,giventhe frequent
and substantialshiftsof territorybeforeand duringWorldWarII, alongwiththemas-
sivemigrations and expulsions that accompaniedNazi rule.Furthermore, theverydefi-
nitionof "Jew"varies,basedat timesand in someplaceson religion, elsewhereon "race"
or evenon mothertongue.
The seventeenauthorsand theeditorarewell awareof theseproblemsand havebeen
scrupulousin theireffort to arriveat reliablefigures.In theprocess,eachauthorin effect
providesa minihistory of the Holocaust (and manycases also a comprehensive
in pre-
history)in each country, from those with thesmallestprewarJewishpopulations(e.g.
Norway,Albania) to thosewiththe largest(e.g. Poland,SovietUnion). While no at-
temptis madeto minimizetheparticipation oftheGermanmilitaryand civilianauthor-

fürGeschichteOsteuropas41 (1993)H. 4 © FranzSteinerVerlagWiesbadenGmbH, Sitz Stuttgart/Germany


Jahrbücher

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