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Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).
TRAFFIC ist das gemeinsame Programm von WWF und IUCN zur Kontrolle des Handels mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.
Hintergrundinformation
November 2007 · Blauwal
ihren Namen gaben. Im Allgemeinen haben Blau- Gebieten mit einem großen Nahrungsangebot sind
wale 55 bis 88 solcher Falten, die am Kinn begin- häufig auch Gruppen von über 60 Blauwalen zu
nen und am Nabel oder kurz dahinter enden beobachten. Zur Kommunikation senden Blauwale
(Zwergblauwale haben zwischen 76 bis 94 Kehl- eine Serie von Knacklauten mit niedriger Fre-
falten). Die Kehlfalten dienen beim Fressen der quenz aus. Es wird vermutet, dass Blauwale ein
Vergrößerung des Mauls. Saugen die Wale Was- ausgezeichnetes Gehör haben – besonders in nied-
ser ein, blähen sich die Kehlfalten auf, so dass das rigen Frequenzbereichen. Ihre Rufe erreichen 188
Wasservolumen im Maul erheblich vergrößert Dezibel, was die Lautstärke eines Düsenjet (140
wird. Dezibel) weit übertrifft. Allerdings sind die Rufe
Anstelle von Zähnen besitzt der Blauwal so ge- der Wale nur unter Wasser zu hören. Dort sind
nannte Barten. Das sind lamellenartig angeordne- ihre niederfrequenten Laute über Hunderte von
te, fransige Hornplatten im Oberkiefer des Blau- Kilometer zu vernehmen. Allein wandernde
wals. Die 270 bis 395 Barten filtern das aufge- Blauwale stehen damit offenbar in ständigem
nommene Wasser beim Herauspressen aus dem Kontakt zu weit entfernten Artgenossen.
Walmaul nach Nahrung. Zur Fortpflanzung und zum Gebären wandert der
Blauwale bewegen sich mit etwa 20 Kilometern Blauwal aus den nahrungsreichen kalten Gewäs-
pro Stunde fort. Fühlen sie sich bedroht, können sern in die gemäßigten und tropischen Meere.
sie aber auch Geschwindigkeiten bis zu 50 Stun- Blauwale sind im Alter von fünf bis zehn Jahren
denkilometer erreichen. Gewöhnlich tauchen geschlechtsreif. Die Weibchen können alle zwei
Blauwale bis zu einer Tiefe von etwa 150 Meter. bis drei Jahre trächtig werden. Die Tragzeit be-
Flüchtende, harpunierte Tiere können bis zu 500 trägt elf bis zwölf Monate. Danach bringt die Kuh
Meter tief tauchen. meist ein einzelnes Kalb zur Welt. Es misst bei
An der Wasseroberfläche versprüht der Blauwal der Geburt etwa sieben Meter und wiegt über zwei
beim Ausatmen eine Fontäne aus Wasser und Luft Tonnen. Dank der sehr fett- und proteinreichen
oder Wasserdampf – den so genannten Blas. Die Muttermilch kann das Junge täglich bis zu 90 Ki-
Bartenwale haben – im Gegensatz zu den Zahnwa- logramm zunehmen. Im Alter von sieben bis acht
len – zwei Blaslöcher. Der Blas kann dabei eine Monaten ist das Blauwalkalb bereits über 15 Me-
Höhe von neun Metern erreichen. ter lang. Die Blauwale wandern in dieser Zeit aus
Blauwale sind die einzige Art ihrer Gattung, die den wärmeren in die kälteren, nahrungsreicheren
beim Abtauchen kurz ihre Schwanzfluken aus dem Gewässer. Dort wird das Kalb entwöhnt und kann
Wasser heben. Die Tauchgänge des Blauwals kön- bald für sich selbst sorgen.
nen bis zu 20 Minuten dauern. Vor allem jüngere
Blauwale schnellen gelegentlich mit ihrem Körper Geografische Verbreitung und Lebens-
in einem Winkel über 45 Grad weit aus dem Was- raum
ser heraus und schlagen mit ihrem Bauch oder der
Seite wieder auf der Wasseroberfläche auf. Er- Die Blauwale sind nach ihrem Verbreitungsgebiet
wachsene Blauwale zeigen dieses spielerische in verschiedene Unterarten aufgeteilt. Die Unterart
Verhalten sehr selten. des Nördlichen Blauwals lebt im Nordatlantik und
Nordpazifik. Die Unterart der Antarktischen Blau-
Sozialverhalten und Fortpflanzung wale lebt auf der Südhalbkugel vorwiegend in den
Meeren um die Antarktis. Die Unterart des Zwerg-
Blauwale werden meist allein oder in kleinen blauwals lebt ebenfalls in der südlichen Hemi-
Gruppen von zwei bis drei Tieren gesichtet. In
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Hintergrundinformation
November 2007 · Blauwal
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Hintergrundinformation
November 2007 · Blauwal
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Hintergrundinformation
November 2007 · Blauwal
nach einer großen Kampagne des WWF und ande- Blauwals auf der Südhalbkugel. Dort haben Wis-
rer Nichtregierungsorganisationen ein 50 Millio- senschaftler ein neues Verbreitungsgebiet der
nen Quadratkilometer großes Gebiet in der Ant- Blauwale entdeckt. Durch zunehmendes Wirt-
arktis zum Walschutzgebiet erklärt. schaftswachstum wird aber das noch relativ intak-
Die Blauwalbestände der nördlichen Hemisphäre te Ökosystem der Region durch Umweltver-
haben sich mittlerweile etwas von der übermäßi- schmutzung, Einbringen gebietsfremder Arten,
gen Bejagung im 20. Jahrhundert erholt. Bei der Fischereibeifang sowie steigenden Schiffsverkehr
Blauwalpopulation des Nordpazifiks gibt es sogar und der damit verbundenen Lärmbelastung be-
vor der Küste Kaliforniens Anzeichen eines Be- droht. Im Jahre 2004 haben daher der WWF und
standsanstiegs. Die Blauwalbestände der Südhalb- lokale Nichtregierungsorganisationen eine Initiati-
kugel weisen dagegen immer noch sehr niedrige ve gestartet, um dort ein Meeres- und Küsten-
Individuenzahlen auf. schutzgebiet für die Blauwale und andere Arten
Blauwale bedürfen auch für die absehbare Zukunft einzurichten.
weiter des kontinuierlichen Schutzes und der Zudem arbeitet der WWF an nationalen und inter-
Überwachung ihrer Populationsentwicklung. Ne- nationalen Konventionen und Vereinbarungen
ben der Jagd gibt es weitere Gefahren, die das zum besseren Schutz der Wale mit. Außerdem
Überleben der Blauwalpopulationen gefährden. setzt sich die Umweltstiftung dafür ein, dass die
Dazu zählen Meeresverschmutzung, zunehmender Gefährdung der kleineren Wale durch Beifang der
Schiffsverkehr und damit steigende Kollisionsge- modernen Fischereiindustrie reduziert wird.
fahr sowie die Veränderung und Schädigung der Wichtigste Themenfelder sind:
Ozeane durch den Klimawandel. Veränderte Um- • Reduzierung des Beifangs und des Verfangens
weltbedingungen wie beispielsweise eine anstei- von Walen in Fischernetzen;
gende Meerestemperatur oder veränderte Meeres- • Vermeidung von Kollisionen mit Schiffen;
strömungen könnten auch zur Veränderung der • Klimaveränderungen und die Auswirkungen
Krillbestände, der Hauptnahrung des Blauwals, auf Wale;
führen – mit nicht absehbaren Folgen für die Mee- • Unterstützung von Walbeobachtung;
resriesen. Auch die anwachsende Geräuschbelas- • Walfang unter einer strengen Kontrolle der
tung in den Ozeanen, verursacht durch den Abbau Internationalen Walfangkommission (IWC);
von Erdöl, Erdgas oder Edelmetallen sowie den • Förderung von Walschutzgebieten sowie
Schiffsverkehr, wird stärker. Eine Beeinträchti- • Projekte zum Schutz bedrohter Arten und Po-
gung ihrer Ortungs- und Kommunikationsfähigkeit pulationen.
kann die Folge sein.
Weitere Informationen
WWF- und TRAFFIC-Projekte WWF Fachbereich Biodiversität, Artenschutz
und TRAFFIC; Tel: 069 79144 -180, -183, -
212; Fax: 069 617221
Der WWF fördert weltweit Projekte zum Schutz
von Walen, Delfinen und Tümmlern. Die Projekte www.wwf.de oder www.traffic.org
beinhalten Feldforschung an Walen sowie Studien Über eine Spende würden wir uns freuen!
über den Einfluss von Meeresverschmutzung. Der Frankfurter Sparkasse
Blauwal ist eine der Leit-Arten des WWF. Im Jahr Konto: 222 000
2003 unterstützte die Umweltstiftung daher auch BLZ: 500 502 01
Stichwort: ARTENSCHUTZ
ein Forschungsprojekt in Südchile zur Untersu-
chung der Nahrungs- und Aufzuchtsgründe des