Aus welchen Gründen kommt es dazu, dass auch der nicht gewerkschaftliche organisierte
Teil der AN eines tarifgebundenen Arbeitgebers tarifvertragliche Leistungen beanspruchen
kann. Erläutern Sie bitte die in Betracht kommenden Möglichkeiten!
● Für Tarifverträge gilt die Tarifautonomie → Gestaltungsrecht liegt hier bei den
Gewerkschaften und ArbG-Verbänden → Grundsatz der Unabhängigkeit der
Tarifvertragsparteien vor staatlicher Einflussnahme
● AGB-Kontrolle würde diese Tarifautonomie durch staatliche Einflussnahme
(Richterrecht) brechen und somit den Kerngedanken verwerfen
● nach § 310 IV 1 BGB besteht kein Recht zur Inhaltskontrolle für Tarifverträge und
Betriebsvereinbarungen
Erklären sie die Bedeutung des Tarifvertrages im Arbeitsrecht!
● es kann zu einem nicht von der Gewerkschaft ausgelöster sowie geführter Streik
kommen, welcher als wilder Streik benannt ist
● dieser ist bei rechtswidrig, falls die Gewerkschaft sich nicht nachträglich dazu bereit
erklärt, den Streik zu nachträglich übernehmen
● zudem muss der Streik einen Abschluss eines Tarifvertrages (Herbeiführung einer
künftig tarifvertraglichen Regelung) verfolgen
○ AN fordern Leistung, auf die sie bisher noch keinen Anspruch hatten
○ Regelungsstreit mit einzelnen Regelungsgegenständen
○ nicht gegen geltendes Recht verstoßen
● die Ausübung eines politischen Streiks widerspricht dem Ziel der Herbeiführung einer
tarifvertraglichen Einigung beispielsweise
● Ablauf der tarifvertraglichen Friedenspflicht muss beachtet werden
● zudem muss die Verhältnismäßigkeit des Streiks eingehalten werden, und dieser als
letztmögliches Mittel eingesetzt werden
○ Ultimo-ratio Prinzip (erfolglose Verhandlungen reichen, Scheitern muss nicht
erfolgt sein)
○ Art und Weise der Kampfführung muss eingehalten werden (Bummelstreiks,
massenhafte Krankmeldungen)
Was sind die Voraussetzungen dafür, dass der ArbG den arbeitswilligen AN bei einem
rechtmäßigen Streik keinen Lohn zahlen muss und wie rechtfertigt das Arbeitsrecht dies?
● ArbG steht in einer übergeordneten Rolle zum AN, aufgrund des Weisungsrecht,
einer wirtschaftlichen Vormachtstellung, sowie der Bestimmung organisatorischer
Bedinungen im Betrieb
● die Risikoverteilung ist i.A. eher unüblich bei schuldrechtlichen
Austauschverhältnissen, weshalb das Arbeitsrecht besonderes im Recht der
Leistungstörungen dem ArbG zusätzliche Belastungen auferlegt wurden
○ Betriebsrisiko: unabh. von dem betrieblichen Zustand (techn. Störungen e.g.)
ist der ArbG zur Fortzahlung der Lohnansprüche der AN verpflichtet
○ Wirtschaftsrisiko: Gewährung der vereinbarten Entlohnung unabh. der
wirtschaftlichen Lage
○ Haftungsrisiko: ArbG hat Haftungsbeteiligung iSd. innerbetrieblichen
Schadenausgleichs nach § 254 BGB (Art d. Betriebsrisikos)
○ Entgeltrisiko: ArbG muss AN Lohn zahlen auch bei andauernder
Minderleistung oder Nicht-Leistung (Krankheitsfall) → Haftung iFv.
Schlechtleistung, kein Anspruch auf SchaE
○ allg. Kündigunsschutz nach § 1 KSchG und weitere rechtliche Regularien für
den AN
In welchen Fällen spricht man vom Betriebsrisiko des ArbG? Erläutern Sie bitte die dafür
jeweils maßgebenden Gesichtspunkte.
● im Falle einer betrieblichen Störung (techn. Störung e.g.) und eines damit
verbundenen Produktionsausfalls ist der ArbG dennoch zur Loohnfortzahlung ggü.
dem AN verpflichtet → man spricht von der Annahmeunmöglichkeit des ArbG, da
Arbeitsleistung für AN unmöglich
● ArbG besitzt mit der Ausübung von Leitungsmacht, diese ist mit der
(verschuldungsunabhängige) Verantwortung des ArbG für Schadensrisiken
verbunden und rechtlich verankert
● Nicht zum Betriebsrisiko gehört das Wegerisiko
Erläutern Sie die verschiedenen Gesichtspunkte, die die wirtschaftliche Unterlegenheit des
AN gegenüber seinem ArbG begründen.
● kein als für den ArbG rechtliches Merkmal, jedoch besitzt der ArbG eine
wirtschaftliche Vormachtstellung, welcher der AN unterworfen ist
● die wirtschaftliche Unterlegenheit zeigt sich anhand der folgenden Gesichtspunkte
○ Angewiesenheit auf Bereitschaft des ArbG
○ Risiko der Verlustes des Arbeitsplatzes
○ Risiko Geschäftsbedingungen individuell aushandeln zu müssen
Wodurch sind Art und Inhalt der vom AN zu erbringenden Arbeitsleistung bestimmt und ein
welches Maß an Intensität und Güte an der Arbeitsleistung kann der ArbG von einem AN
verlangen?
● in den meisten Fällen ist die qualitative und quantitative Ausgestaltung der zu
erbringenden Arbeitsleistung des AN im Arbeitsvertrag nicht näher spezifiziert,
sodass → besondere Bedeutung der Weisung des ArbG
● der AN unterliegt dem Weisungsrecht des ArbG, welcher Inhalt, Ort, Durchführung
und Zeit der Arbeitsleistung bestimmen kann
● die Intensität und Güte der Arbeitsleistung eines jeden AN bestimmt sich individuell
→ ArbG hat kein Recht eine vom AN unabhängige Normleistung zu erwarten
● hieraus leitet sich der subjektive Leistungsbegriff ab, welcher besagt, dass jeder AN
seine Arbeit entsprechend seinem Leistungsvermögen verrichtet bei angemessener
Ausschöpfung seiner persönlichen Leistungsfähigkeit
● Grundsätzlich unterscheidet man zwischen leistungsstarken, -schwachen (und
normalen) AN
○ hieraus ergibt sich eine unterschiedliche Anforderung an die entsprechend zu
erbringende Leistung
○ fällt die Leistung eines AN bezogen auf seine Wertschaffenheit unter ⅓ der
durchschnittlichen Leistung, kann von einer signifikanten und unzureichenden
Minderleistung/ Schlechtleistung ausgegangen werden
● AN ist aufgrund des Vertrages nach § 611a BGB keinen Erfolg geschuldet so wie
beim Werkvertrag nach § 631 BGB, sondern nur ein ergebnisorientiertes
Tätigwerden
● AN ist verpflichtet die Nebenpflichten ebenfalls zu berücksichtigen
Wie stehen Sie zur folgenden Aussage? „Der Richter ist der Herr des Arbeitsrechts.“
● nach dem Günstigkeitsprinzip setzt sich eine für den AN günstigere Arbeitsnorm
gegenüber einer ungünstigeren Arbeitsnorm durch
○ dies kann ebenfalls in einer niederrangigen und höherrangigen Norm
vollzogen werden
○ es kann von den Normen des eines Tarifvertrages lediglich zugunsten des AN
durch Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen entschieden werden, es sei
denn, eine Tariföffnungsklausel lässt ausdrücklich negative Abweichungen zu
Was ist unter "betrieblich veranlasster Tätigkeit" zu verstehen und warum ist es geboten, die
Haftung des AN für Schäden, die er hierbei infolge seiner Unaufmerksamkeit anrichtet, zu
begrenzen?
● der Freiwilligkeitsvorbehalt gilt für den ArbG und ist eine auf die Leistung bezogene
einseitige Erklärung oder vertragliche Regelung des ArbG ggü. dem AN, der zufolge
auf eine bindende Wirkung keinen Anspruch besitzt
● verwendet der ArbG idR. um das Entstehen einer betrieblichen Übung in Ansehung
einer monatlich gezahlten Leistungszulage zu verhindern bzw. einzustellen
○ sind Teilleistungen erst einmal Bestand des Arbeitsvertrages (bedarf keiner
Schriftform) können diese im Nachhinein nicht mehr entfernt werden
○ teilweise Kündigung des Vertrages ohne Absprache mit AN nicht möglich →
es bedarf einem Änderungsvertrag
● sie verhindert nicht die Rechtswirksamkeit der betrieblichen Übung, jedoch dessen
Entstehung aufgrund der Erklärung eines fehlenden Verpflichtungswillens
○ ArbG besitzt Freiheit sich immer wieder neu für Gewährung zu entscheiden
○ Voraussetzung ist eine unmissverständliche Formulierung
● ein bereits im Arbeitsvertrag verankerter Freiwilligkeitsvorbehalt ist rechtlich
bedenklich
Was ist das Wirtschaftsrisiko und warum wird es dem Arbeitgeber auferlegt?
● das Wirtschaftsrisiko nimmt den ArbG in die Verpflichtung, unabhängig von der
wirtschaftlichen Situation (evtl. wirtsch. Sinnlosigkeit) des Betriebs die Fortzahlung
der Lohnansprüche ggü. den AN zu gewährleisten
● dieses Risiko wird dem ArbG auferlegt, aufgrund der Leitungsmacht und die damit
verbundene Verantwortung ggü. dem AN, aufgrund dessen persönliche Abhängigkeit
sowie soziale Schutzbedürftigkeit
● im Gegenzug hat ArbG das Weisungsrecht, was ihm die Ausgestaltung der
auszuübenden Tätigkeiten des AN in Ort, Inhalt, Zeit und Durchführung ermöglicht
○ dadurch kann der ArbG auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren
● Allgemeine Geschäftsbedingungen sind nach § 305 BGB in der Regel für eine
Vielzahl von AN, vorformulierte Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei ggü.
der anderen vor Abschluss des Vertrages stellt
● durch die Interesse der betriebs-einheitlichen Ausgestaltung der Verträge, entsteht
Grund zur eigennützigen Auslegung
● Arbeitssuchenden bleibt idR. nichts anderes übrig als Vertrag anzunehmen oder
abzulehnen, da ein vorgefertigter Vertrag besteht → dieser Sachverhalt erfüllt die
Bedingung des Phänomens des ABGs nach § 305 BGB
● Folge: Möglichkeit zur richterlichen Inhaltskontrolle im Arbeitsvertrag enthaltener
Bestimmungen auf Transparenz und Angemessenheit aufgrund der Gefahr, dass
Interessen der AN nicht ausreichend berücksichtigt werden
● Aufgrund erhöhter sozialer Schutzbedürftigkeit ist Möglichkeit des ArbG
eingeschränkt, Vertrag nur nach seinen Vorstellungen zu gestalten
● AGB dient unter anderem dazu nicht jeden punkt einzeln aushandeln zu müssen
● Spielräume wird durch Verbotsgesetze und gesetzesvertretendes Richterrecht
eingeschränkt
Wie entsteht eine betriebliche Übung und wie kann der Arbeitgeber das Entstehen
verhindern?
● eine betriebliche Übung entsteht, wenn der ArbG eine zusätzliche Zuwendung
(Gratifikation, Weihnachtsgeld, etc.) dem AN über einen konstanten Zeitraum
wiederholt gewährt, sodass dieser die erhaltene Leistung als gegeben ansehen kann
● Rechtsfolge: AN hat Anspruch auf Fortführung der zusätzlichen Leistung
● möglich wird dies durch den Umstand, dass der Arbeitsvertrag für Änderungen bis
auf wenige Ausnahmen nicht der Schriftform bedarf
● der ArbG kann dies verhindern, indem er
○ einen Freiwilligkeitsvorbehalt stellt und damit dem Entstehen einer
betrieblichen Übung entgegenwirkt → fehlender Verpflichtungswille für
Zukunft, die Leistung zu gewähren
■ dies muss er jedoch immer wieder machen
■ dadurch ergibt sich der Entscheidungsfreiraum eine Leistung zu
gewähren oder nicht
○ weiterhin kann er nachträglich eine betriebliche Übung durch eine
Widerrufsvorbehalt für ungültig erklären
○ zudem kann eine betriebl. Übung mit einer doppelten Schriftformklausel
umgangen werden
■ besagt, dass Änderungen der Schriftform ebenfalls der Schriftform
bedarf
● weder im Falle schuldloser noch vorwerfbarer Minderleistung hat der ArbG das Recht
auf Lohnkürzung, hierzu fehlt schlichtweg die Rechtsgrundlage
● denn die Lohnkürzung widerspräche der Zeitbezogenheit der Arbeitsleistung, welche
mit einem Arbeitsvertrag einhergeht, anders als beim Werkvertrag
○ AN wird im Regelfall nach der Zeit bezahlt und hat daher seinen Lohn auch
verdient wenn er unzureichende Arbeitsleistung erbringt
○ hierdurch leitet sich das Entgeltrisiko ab
● AN ist aufgrund des Vertrages nach § 611 BGB keinen Erfolg geschuldet so wie beim
Werkvertrag nach § 631 BGB, sondern nur ein ergebnisorientiertes Tätigwerden
● Zudem wäre die Bestimmung des Minderungsbetrags ein Akt der Willkür
Welche Maßnahmen kann ein AG ergreifen, wenn der AN eine Krankheit vorgetäuscht hat
und infolgedessen 14 Tage gefehlt hat?
● der ArbG hat ohnehin keinen Anspruch auf SchaE im Falle der nicht-vorwerfbaren
Minderleistung
● ArbG kann keine ersatzfähige Vermögeneinbuße erlitten haben, da er aufgrund des
Entgeltrisikos ohnehin verpflichtet ist, Entgelt zu zahlen
● Entgeltrisiko darf nicht über Umwege auf AN umgelegt werden iF eines
Schadensersatzes
● ArbG muss aufgrund der Leitungsmacht auch die Verantwortung für Schäden des AN
tragen, die bei betrieblich vereinbarten Tätigkeiten entstanden sind
● ausschließlich bei schuldhaften Handeln des AN iF einer Verletzung des
Integritätsinteresses bestünde ein Anspruch auf Schadensersatz
● der entstandene Schaden lässt sich jedoch nur mit sehr großem Aufwand feststellen
und stellt einen Akt der Willkür dar
Was versteht man unter dem subjektiven Leistungsbegriff? Wie leitet sich hieraus die
Schlechtleistung des AN ab?
● bei anhaltender Minderleistung eines AN, ist zuerst einmal der Hintergrund zu
bestimmen
● jedoch können allgemein die folgenden Konsequenzen gezogen werden
○ personenbedingte Kündigung wegen nicht verschuldeter Minderleistung
■ aufgrund der Minderleistung besteht eine schwere dauerhafte Störung
der Geschäftsgrundlage nach 313 BGB
■ zuerst nach Abwägung der Verhältnismäßigkeit oder Versetzung,
Änderungskündigung
■ Interessenabwägung ( → kleinere Übel der Störung)
○ verhaltensbedingte Kündigung wegen nicht vorwerfbarer Minderleistung
■ Darlegungs- & Beweislast für ArbG
■ nicht hinnehmbares Ungleichgewicht bei mehr als einem Drittel
Leistungsdefizit
■ evtl. milderes Mittel: klärendes Gespräch, Abmahnung, Beanstandung
Pflichtverletzung, Warnung
○ Kürzung von leistungs- bzw. erfolgsbezogenen Sonderleistungen
○ keine Lohnkürzung möglich da Rechtsgrundlage fehlt → nicht
erfolgsgeschuldet
○ kein SchaE möglich aufgrund Entgeltrisiko
IV) Kündigung
Was bedeutet die Erforderlichkeit bei einer Kündigung durch den ArbG? Welche
Maßnahmen des ArbG können dazu führen, dass eine Kündigung des AN nicht mehr
erforderlich ist?
● Kündigung darf nur als letztes Mittel (Ultimo-ratio Prinzip) angewendet werden
● Grundsätzlich bedarf eine wirksame Kündigung einer Prüfung der
Verhältnismäßigkeit, also der Angemessenheit und Erforderlichkeit der Kündigung
sowie dem Verstoß gegen sozialwidrige Regelungen
● die Maßnahmen sind abhängig von dem Hintergrund der Kündigung
○ personenbedingte Kündigung
■ Versetzung
■ Umschulung, Fortbildung
■ Änderungsvertrag
■ klärendes Gespräch
■ Entziehungskur
○ verhaltensbedingte Kündigung
■ Beanstandung der Pflichtverletzung, Abmahnung, Warnung
■ Weiterbeschäftigung
○ betriebsbedingte Kündigung
■ Abbau von Überstunden und Leiharbeit
■ Kurzarbeit
A sagt, dass die Vertragsstrafe nach § 309 Nr.6 unwirksam sei und beruft sich außerdem
darauf, dass das Arbeitsverhältnis erst am 01.08. beginnt und der Vertrag somit erst an
diesem Tag zustande kommt. Hat B Anspruch auf die Vertragsstrafe von einem
Monatsbruttogehalt?
● war nicht zur fristlosen Kündigung berechtigt oder hat fristgemäß gekündigt und ist
ferngeblieben → hierdurch verletzt er vertragliche Arbeitspflicht
● Arbeitsverhältnis besteht fort, da AN fälschlicherweise angenommen hat, dass er die
Arbeit nicht antreten muss
● AN ist Arbeit pflichtwidrig ferngeblieben (schuldhafter Nichterfüllung)
● AN verliert Lohnanspruch nach §§ 275, 326 BGB, es könnte ihn evtl.
Schadenersatzpflicht statt der Leistung nach §§ 280, 283 BGB drohen und
Vertragsstrafe nach §§ 339, 340 BGB treffen
● Inserats- und Vorstellungskosten nicht ersatzfähig
● Vertragsstrafe ist unangemessen falls A benachteiligt wird nach § 307 BGB
● unangemessen wenn Vertragsstrafe höher ist als Arbeitsvergütung die für die Zeit
zwischen vorzeitiger Beendigung und rechtlich zulässigem Beendigungszeitpunkt zu
zahlen wäre
● da Kündigungsfrist 2 Wochen und damit Arbeitsvergütung die angefallen wäre
kleiner ist als Vertragsstrafe hat B keinen Anspruch auf Vertragsstrafe
● es hat sich Besonderheit durchgesetzt dem ArbG einen pauschalisierten
Mindestschaden zu ersetzen, dieser muss jedoch vertraglich festgelegt sein
Unternehmen mit mehr als 30 MA.; AN (10 Jahre beschäftigt) kommt eine Woche
unentschuldigt nicht zur Arbeit. In der nächste Woche sagt er, dass er "Probleme" hatte. In
der Zeit der Abwesenheit sollte AN einen Auftrag ausführen - stattdessen musste der
Arbeitgeber einen anderen Fahrer beauftragen. Welche Rechte hat der Arbeitgeber
gegenüber dem AN? Unter welchen Voraussetzungen kann der Arbeitgeber aufgrund von
Krankheit eine Kündigung aussprechen?
● zuerst einmal ist wichtig, ein klärendes Gespräch mit dem ArbG zu finden
● Vorwerfbare, verhaltensbedingte Nichtleistung des AN (willensgesteuert, Sphäre des
AN) → Pflichtverletzung des AN im objektiven und subjektiven Sinne
● Prüfung ob neg. Prognose erfüllt und der Tatbestand auch nach der Kündigungsfrist
noch vorliegen würde
● da UN mit 30 Voll-Angestellten besteht allgemeiner Kündigungsschutz nach § 1
KSchG und länger als 6 Monate Betriebszugehörigkeit
● Falls verhaltensbedingte Nichtleistung: Maßnahmen, die der ArbG ergreifen kann:
○ Grund für Kündigung vorhanden, jedoch besteht die Pflicht der Abwägung
einer milderen, vorrangigen Maßnahme: Beanstandung einer
Pflichtverletzung beim AN, Abmahnung dann Warnung; Versetzung
● Falls Krankheit, besitzt ArbG das Recht eine Kündigung auszusprechen, jedoch
bedarf es hier einer Untersuchung der neg. Prognose sowie der Verhältnismäßigkeit
(Angemessenheit, Erforderlichkeit) der Kündigung und einer eventuell milderen
Lösung (Versetzung, Teilzeit, Umschulung, etc.)
● Kündigungsfrist: 4 Monate bei einschließlich 10 Jahren Betriebszugehörigkeit nach §
622 BGB (10-15 Jahre Intervall)
● Weiterhin hat der ArbG Recht auf:
○ Verweigerung der Entgeltzahlung nach §§ 275, 326 BGB
○ Kürzung von Sonderleistungen
○ Klage auf SchaE nach §§ 280, 283 I BGB statt der Leistung
○ Anspruch auf Entschädigung für normativen Schaden
○ Klage Erfüllung der Arbeitspflicht
○ Vertragsstrafe nach §§ 339, 340 BGB
III) Schadensausgleich ArbG und AN
Was ist die grundsätzliche arbeitsgerichtliche Rechtfertigung dafür, dass der ArbG bei
Schäden, die ein AN bei einer betrieblich veranlassten Tätigkeit erzeugt unter
Berücksichtigung der Sachlage am Schaden beteiligt wird?
Inwieweit hat ein Arbeitnehmer bei betrieblich veranlasster Tätigkeit durch einen Schaden
bei einem Dritten dem Arbeitgeber einen Vermögensschaden zugefügt?
In was für einer Situation kann ein AN von seinem AG die Freistellung von
Schadensersatzansprüchen verlangen und mit welcher Begründung kann dieser Anspruch
auf § 670 BGB gestützt werden?
1.1. Sachschaden ggü. ArbG: Arbeitskollege könnte nach §§ 280 I, 278 BGB oder § 831
BGB (unter Berücksichtigung des Mitverschuldens nach § 254 BGB) haben → ArbG
kann jedoch durch Regress nach §§ 280 I, 241 BGB den AN an der Verpflichtung
beteiligen in Höhe der Summe, welche nicht durch den innerbetrieblichen
Schadensausgleich abgedeckt wird
1.2. Sachschaden ggü. AN: der Arbeitskollege könnte nach § 823 I BGB Anspruch auf
Schadensersatz haben, jedoch kann der AN Anspruch auf Freistellung nach § 670
BGB einlegen
1.3. Personenschaden ggü. AN: der Arbeitskollege könnte nach § 105 SGB VII durch eine
Unfallversicherung Schmerzensgeld verlangen, dies ist jedoch keine
Anspruchsgrundlage, sondern eine Vorschrift, d. ausschließlich der Unfallversicherer
für Ausgleichung d. Schadenseintritt aufkommt; Besondere Art d.
Haftpflichtversicherung, weil Unfallversicherung für ArbG und dessen AN haftet;
Unfallversicherer zahlt nicht Schmerzensgeld
A ist im Betrieb des B als Auslieferungsfahrer beschäftigt. Sein Verdienst beträgt monatlich
2100 €brutto. Nach Dienstschluss soll er noch eine Sendung zu einem Kunden bringen.
Trotz eines anstrengenden Arbeitstages führt er die Fahrt aus, um seinen Arbeitsplatz nicht
zu gefährden. Sein Kollege K begleitet ihn und soll beim Ausladen helfen. Es kommt zu
einem Unfall, bei dem A ein anderes Fahrzeug nicht sieht – aber ohne grobe Fahrlässigkeit.
Der Schaden am Fahrzeug des B beträgt 9000 €.