Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
an Dichtverbindungen
Korrosionsvorgänge an statischen und dynamischen Dicht einer metallischen Dichtfläche eine chemische Reaktion mit
verbindungen in Rohrleitungen, Pumpen, Armaturen und derselben hervorrufen. Oft tritt diese Korrosionsform in
Behältern verursachen hohe Kosten und können die Betriebs Verbindung mit Spaltkorrosion auf.
sicherheit und Betriebsdauer von Anlagen gefährden.
Der wohl am häufigsten vorkommende Schadensfall – sowohl
Durch die Auswahl geeigneter Dichtwerkstoffe sowie durch an Armaturenspindeln als auch an Flanschen – tritt bei Flach
konstruktive Maßnahmen kann Korrosion in Dichtverbindungen dichtungen oder Stopfbuchspackungen auf, die durch einen
deutlich reduziert werden. hohen Halogen-Anteil (Chlorid, Fluorid, Bromid, Iodid) Loch
Bei der Montage von Dichtungen ist einerseits auf ausreichende korrosion an Cr/Ni-Stählen verursachen. Durch Umstellung
und gleichmäßig verteilte Flächenpressung zu achten, anderer des Dichtungswerkstoffs auf halogenarmen flexiblen Graphit
seits ist bei der Auswahl geeigneter Hilfsstoffe, wie z. B. Klebern, können diese Effekte deutlich reduziert werden. Der Halogen
Trenn- oder Schmiermitteln, sorgfältig darauf zu achten, dass gehalt der meisten Dichtungsmaterialien aus flexiblem Graphit
unter Betriebsbedingungen keine korrosionsfördernden liegt je nach Reinheitsstufe oft zwischen 25 und 250 ppm.
Nebenreaktionen auftreten. Bei hochreinen SIGRAFLEX-Typen sind auch typische Werte
von kleiner 10 ppm verfügbar.
Wenn auch das Erscheinungsbild von einzelnen Korrosions-
fällen auf den ersten Blick oft ähnlich ist, muss zwischen Dem Schwefelgehalt eines Dichtungsmaterials muss ebenfalls
verschiedenen Korrosionsmechanismen, die durch unter Beachtung geschenkt werden. Es muss jedoch unterschieden
schiedliche Ursachen ausgelöst werden, unterschieden werden, in welcher Form der Schwefel vorliegt, insbesondere in
werden. welcher chemischen Wertigkeitsstufe. Als kritisch werden die
Wertigkeiten – 2 und + 4 (Sulfid und Sulfit), auch als aktiver
Die wichtigsten im Zusammenhang mit Dichtungswerkstof- Schwefel bezeichnet, gesehen. Bei der Wertigkeit + 6 muss
fen auftretenden Korrosionstypen sind: unterschieden werden zwischen der ebenfalls als kritisch
●● Kontaktkorrosion einzustufenden freien Schwefelsäure und dem Schwefel, der
●● Spaltkorrosion als Sulfat (z. B. Kalziumsulfat) vorliegt, und als weniger kritisch
●● Elektrochemische Korrosion angesehen wird. Ebenso ist der z. B. in Gummi gebundene
organische Schwefel nicht relevant.
Da in der Praxis selten nur einer dieser Mechanismen isoliert
auftritt, ist es oft schwierig eine eindeutige Schadensanalyse Bei Verwendung von flexiblem Graphit sollte als absolute
durchzuführen. Mindestanforderung darauf geachtet werden, dass ein
Gesamtschwefelgehalt von unter 500 ppm, respektive ein
Es werden im Folgenden Korrosionserscheinungen an metalli Gehalt an „aktivem Schwefel“ von kleiner 200 ppm, eingehalten
schen Dichtflächen (Flansche, Armaturenspindeln, usw.), die wird. Nahezu 100 % der SIGRAFLEX Produktpalette weist einen
in Wechselwirkung mit Dichtungswerkstoffen bzw. mit der Gesamtschwefelgehalt von kleiner 300 ppm auf, aber selbst
Dichtverbindung auftreten können, behandelt. deutlich niedrigere Maximalgehalte sind auf Anfrage erhältlich.
Um die ungünstigen Eigenschaften des Schwefels zu begrenzen,
Kontaktkorrosion ist es gerade im Kraftwerksbereich teilweise üblich, nur noch
Diese Form der Korrosion entsteht bevorzugt dann, wenn ein bestimmte Typen mit einem Gehalt an Gesamtschwefel von
Dichtungswerkstoff Bestandteile enthält, die im Kontakt mit unter 200 ppm zu verwenden.
2
Eine weitere Korrosionsquelle kann in bestimmten Beschich Durch Anreicherung von Korrosionsprodukten tritt dann ein
tungen oder Imprägnierungen von Dichtungsmaterialien Selbstverstärkungseffekt auf, wodurch letztlich beträchtliche
liegen, die bei höheren Temperaturen korrosive Zersetzungs Metallmengen aufgelöst werden können.
produkte freisetzen. Bei chlorhaltigen, organischen Verbin
dungen ist dies in der Regel Salzsäure (HCl). Bei PTFE werden Diese Effekte treten besonders deutlich in Stopfbuchspackun
hochkorrosive Fluorverbindungen freigesetzt. Dieser Zerset gen auf, wo konstruktionsbedingt immer ein mehr oder weniger
zungsprozess beginnt bereits bei Temperaturen ab etwa ausgeprägter Dichtspalt vorliegt. Der Betriebsdruck wird über
300 °C, d. h. auch wenn die Kurzzeitbeständigkeit von PTFE die gesamte Packungslänge abgebaut, wobei sich von der
bei ca. 400 °C liegt, sollte die Dauereinsatztemperatur von unter Betriebsdruck stehenden Seite zur Atmosphärenseite
PTFE-haltigen Dichtungsmaterialien nicht über 300 °C liegen. eine Verarmung an Betriebsstoff in der Packung selbst sowie
entlang der Dichtflächen einstellt. Weil eine Stopfbuchs
Spaltkorrosion abdichtung in der Regel immer eine gewisse Leckage aufweist,
Diese Art der Korrosion dürfte im Zusammenhang mit Dich kommt es hier zusätzlich zu Anreicherungen von im Betriebs
tungsmaterialien in elektrolytischen Medien wohl die am medium gelösten Stoffen, bevorzugt im Bereich des äußersten
häufigsten anzutreffende sein. Selbst mit hochreinen, Packungsringes. Durch sachgemäßen Einbau der Packungs
elektrochemisch inaktiven, chemisch und thermisch hochsta ringe können diese Effekte zumindest verringert werden.
bilen Werkstoffen, wie z. B. PTFE, können unter ungünstigen So wird z. B. bei Packungen aus SIGRAFLEX flexiblem Graphit
Einbaubedingungen starke Korrosionseffekte beobachtet empfohlen, die Packungsringe grundsätzlich einzeln im
werden. Packungsraum mit Hilfe einer zweigeteilten Presshülse
vorzupressen.
Der Korrosionsmechanismus wird hier auf Konzentrations
unterschiede (z. B. von Sauerstoff) in engen Spalten, wie sie bei Dadurch wird bereits vor Aufgabe der Brillenkraft eine gleich
Dichtungen häufig anzutreffen sind, und daraus resultierenden mäßige radiale Vorspannung jedes einzelnen Packungsrings
elektrochemischen Potentialdifferenzen zurückgeführt. Durch erreicht. Somit trägt schon der unterste Ring nennenswert zur
die Potentialunterschiede können elektrochemische Korrosi Abdichtung bei und die Ausbildung eines ausgedehnten
onsströme fließen, wobei durch Redox-Vorgänge Metallatome Dichtspalts wird reduziert.
in Form von Ionen in Lösung gehen.
Schraube
Metall Elektrolyt
Brille
e⁻
O₂ Spindel
O₂ O₂
e⁻ O₂
O₂
OH⁻ O₂ O₂ Gehäuse
OH⁻ OH⁻ O₂
Me⁺ Me⁺ O₂ O₂ O₂
O₂
O₂ O₂ O₂ Me⁺ O₂ O₂ Packung
O₂ O₂
Me⁺ OH⁻ O₂ O₂ O₂
O₂ O₂ O₂
e⁻ OH⁻ O₂
OH⁻ O₂
e⁻
Spalt
Dichtspalt
Elektrolyt
↑ Spaltkorrosion ↑ Stopfbuchspackung
3
Flansch- Flansch
Dichtfläche
Elektrolyt
↑ Flansch-Dichtsystem
4
Durch Bildung von galvanischen Elementen, d. h. durch Da Graphit in der elektrochemischen Spannungsreihe als
bestimmte Anordnungen von unedlen mit edleren Elementen, relativ edles Element eingestuft ist, das jedoch nicht in der
insbesondere Metallen, bei gleichzeitiger Anwesenheit eines Lage ist, Ionen zu bilden und somit auch keine Elektronen
Elektrolyten (durch gelöste Ionen leitfähige wässrige Lösung) aufnehmen kann, kommt diesem Werkstoff eine Sonderstel
wird das unedlere Element durch einen Redox-Vorgang lung zu. Redox-Vorgänge sind hier nicht direkt mit dem
(Elektronenabgabe des unedleren Elementes bzw. Elektronen Kohlenstoff möglich, sondern laufen nur bei Anwesenheit von
aufnahme des edleren Elementes) aufgelöst. anderen reduzierbaren Elementen, wie z. B. Sauerstoff, ab.
In Dichtverbindungen werden durch das Zusammenwirken Bei Armaturen ist die Werkstoffkombination Cr/Ni-Stahl-Spindel
von unterschiedlichen Werkstoffen bzw. Metallen und deren und Grauguss-Gehäuse weit verbreitet, es finden sich aber
Legierungen oft galvanische Elemente erzeugt. auch andere unterschiedliche Werkstoffe für beide Komponen
ten. Bei Einsatz von elektrochemisch edleren Werkstoffen, wie
Dies kann bedingt sein durch: z. B. Graphit, werden hier je nach Werkstoffpaarung verschie
●● unterschiedliche Flanschwerkstoffe dene elektrochemische Potentiale überlagert, so dass eine
(z. B. Anschluss von Rohrleitungen an Apparate) eindeutige Ursachenfindung in einem Schadensfall oft nicht
●● unterschiedliche Werkstoffe innerhalb eines Bauteiles möglich ist.
(z. B. Armaturenspindel und Gehäusewerkstoff)
●● das Dichtungsmaterial selbst Es kann mit Graphitpackungen wie auch mit PTFE-Packungen
in bestimmten Einzelfällen zu Korrosion an Ventilspindeln
Im letzteren Fall können dies z. B. eine metallische Dichtung kommen.
aus einem für den Einsatzfall ungünstigen Werkstoff oder
metallische Einlagen im Weichstoff sein. Als letzter Fall kann Unterschiedliche Korrosionsursachen sind beispielsweise:
auch der Weichstoff selbst elektrochemisch wirksam werden. ●● Spaltkorrosion
Auf jeden Fall muss ein Elektrolyt anwesend sein, damit produkten aus dem Rohrsystem
sowohl Transportvorgänge als auch die entsprechenden ●● Unreine Graphite mit zu hohen Gehalten an z. B. Chlorid,
lytisch wirksamen Ionen in der Regel die Gefahr dieser Korro ●● Halogenhaltige Medien
e⁻
Anode Kathode
Elektrolyt
Elektrolyt
Me⁺ 2 H⁺ + 2e⁻ → H₂
e⁻
Anode Kathode
Me⁺ 2 H⁺ + 2e⁻ → H₂
Diese Ursachen können bei den komplexen Vorgängen in einem In Flanschen und Rohrleitungen aus Kohlenstoffstahl ist
Packungsdichtspalt nicht immer eindeutig geklärt werden. aufgrund der geometrischen Oberflächenverhältnisse (elektro
Wenn ein Korrosionsprozess allerdings – aus welchen Gründen chemisch kleine wirksame Kathodenfläche der Dichtung
auch immer – einmal im Gange ist, so besteht die Vermutung, (Innenumfang x Dichtungsdicke) gegenüber der gesamten
dass der Graphit dann eine gewisse unterstützende Wirkung anodisch wirksamen Innenoberfläche des Rohrleitungs
hat. systems) und der damit verbundenen sehr geringen Korro
sionsstromdichte ein durch die Dichtung verursachter
Falls in solchen Einsatzfällen die in der Regel als Lochkorrosion Korrosionsprozess vernachlässigbar.
auftretenden Schäden an den Spindeln nicht toleriert werden
können, sollten Graphitpackungen aus Barium-Molybdatin Bei Flanschen aus austenitischen Stählen sind elektrochemi
hibierter Graphitfolie (SIGRAFLEX ZX) eingesetzt werden. sche Korrosionsvorgänge ausschließlich mit wässrigen
Mit dieser speziellen „Antikorrosionstype“ bestehen nunmehr elektrolytischen Medien möglich.
seit über 30 Jahren überaus positive Erfahrungen in der
Kraftwerkstechnik, insbesondere ist in vielen Kernkraftwerken Um das Auftreten von Korrosion in Dichtverbindungen zu
(z. B. bei EDF) diese Type vorgeschrieben. vermeiden, werden folgende Empfehlungen gegeben:
●● Vermeiden von ungünstigen Metallpaarungen
Die Anwesenheit von Molybdat-Ionen (MoO₄⁻²) verbessert die ●● Verwenden von höherwertigen Cr/Ni-Stählen
Widerstandsfähigkeit von passivierenden Cr/Ni-Stählen gegen mit besserer Beständigkeit gegen Lochkorrosion
Lochkorrosion dadurch, dass das Repassivierungspotential zu (höherer Molybdän-Gehalt)
höheren Werten hin verschoben wird. ●● Verwenden von Dichtungsmaterialien mit niedrigen Gehalten
führen kann. Generell kommt es bei dieser Art der Inhibierung und gleichmäßigen Flächenpressung über die gesamte
zu Reibungsproblemen zwischen Packung und Spindel. Dichtfläche
●● Wahl eines Dichtungsmaterials mit einer ausreichenden
personals