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Artikel
Humor - Leitartikel von Judith Gor 7
Nicht nur lustig. Der tiefsinnige Terry Pratchett - von Rupert
Schwarz 30
Humor in Mangas: süß, absurd und herrlich übertrieben - von Katja
Bürk 35
Sprotniggen Spaß. Eine lockere Analyse der Comic-Serie 2000 AD -
von Kai Bosse 39
5 humoristische Fragen an 5 Autoren
Markus Heitz 51
Thomas Elbel 55
Kathleen Weise 58
Volker Ludewig 61
Boris Koch 64
Interview mit Jens Lossau und Jens Schumacher 69
Rezensionen
Hitchhikers Guide to the Galaxy (Comic) 11
Der Schädelschmied (Jens Lossau & Jens Schumacher) 13
Die Nacht der lebenden Trekkies (Kevin Anderson & Sam Stall) 15
Fledermausland (Oliver Dierssen) 17
SKy Doll (Barbucci & Canepa) 20
Die Köche - Biss zum Mittagessen 22
Tiefschwarz und bitterböse: Die Bücher ohne Namen, ohne Staben
und ohne Gnade 26
Alles ist gut (Thomas Ziegler) 32
Firefly - Aufbruch der Serenity 48
Die Reise zum Mars - Humor zum abgewöhnen (Eric Idle) 66
Kurzgeschichten
DRACONTOCOPROS von Christian von Aster 77
Kampf dem Bampf von Tommy Krappweis 85
Impressum 89
2
FeedBack
Phantastikhasen, als auch interes- sagen: Alle Achtung, was den In-
sierte junge LeserInnen anspricht halt und die Aufmachung/Gestal-
und beiden Gruppen durch inter- tung des Buches angeht. Ich freue
essante Inhalte gerecht wird. mich jedenfalls sehr, dass hier als
zusätzliches “Schmankerl” unter
Phantast Nr. 4 – Das Heft für die anderem auch eine Kurzgeschich-
ganze Phantastik Familie! te von Sean und mir zu finden ist.
Der Storytitel ist Programm, denn
Neben traumhaften Artikeln gibt es scheint beinahe “Eine notwen-
es ein Interview, mit dem Nerd- dige Sache” zu sein, dieses phan-
pol Verlag und den Autorinnen tastische Jahrbuch 2011 zu erste-
Mechthild Gläser und Tanja Heit- hen, wenn man sich anschaut,
...die neue Ausgabe ist traum- mann, Rezensionen und Buch- was hierin alles enthalten ist. Das
haft....optisch wie inhaltlich ein- empfehlungen, sowie eine Kurzge- Cover an sich ist schon ein “Hin-
fach gelungen...ein kleines Ju- schichte von Stephanie Mühlstep, gucker”, wie ich finde
wel.... in dem aktuellen Magazin u.v.m.
(„marcus“ auf literatopia.de) zu entdecken. (Susanne O´Connell auf ihrem
Blog schreiblaune.wordpress.
Ich habe gerade den Phantasten Reinschauen lohnt in jedem Fall, com)
durchstöbert! Hammer! denn den Machern von Phantast
Ich werde noch ein Weilchen gelingt es auch in Nr. 4 ein sehr Der PHANTAST ist sicherlich
brauchen, bis ich ihn ganz gelesen ehrgeiziges Projekt zu verwirkli- DER Fanzine-Newcomer des
habe. Aber ich bin seeeeeeeeeeeeehr chen und trotzdem vom inhaltli- vergangenen Jahres.
angetan! Tolle Arbeit chen Anspruch auf ein breites Le-
(„mina“ auf literatopia.de) serspektrum zu zielen. (Fandom Observer)
3
Habe ich schon mal gesagt, dass ich ter dem Titel „Wege zur Raum-
Fanzines liebe? Nein? Gut, dann schiffahrt“ veröffentlicht. Wäh-
tue ich es hiermit. Doch Dank mo- rend der Drucklegung des Buchs
derner DTP- und Drucktechnik ist war Oberth in Babelsberg bei der
die Grenze zwischen “Fan”-zine UFA als technischer Berater für
und “Maga”-zine ohnehin längst den Film „Frau im Mond“ tätig.
verwischt und vielleicht sollte ich Das Mondraumschiff im Film
eigentlich nur noch von Magazi- entspricht dem schon 1923 von
nen sprechen. So ist das auch beim Oberth vorgeschlagenen und in
PHANTAST-Jahrbuch, das neben „Wege zur Raumschiffahrt“ aus-
seinen bisherigen .pdf-Ausgaben führlich beschriebenen „Modell
nun auch eine sehr hochwertige E“. Das (auch als Roman erschie-
Printausgabe erhalten hat (quasi Ich habe auch schon darin gelesen nene) Drehbuch für den Film hat
als Zusammenfassung der bishe- und möchte als „Beweis“ einen allerdings Fritz Langs damalige
rigen Ausgaben und einigen Er- kleinen Hinweis zu S. 35 geben: Ehefrau Thea von Harbou ver-
gänzungen). Das Buch „Die Rakete zu den fasst.
Planetenräumen“ von Hermann Dieter von Reeken
(Sean O´Connell auf seinem Oberth (ich konnte ihn seit 1967
Blog wortwellen.wordpress. mehrfach treffen bzw. besuchen) Meine Bücher sind echt klasse!
com) aus dem Jahr 1923 war kein Ro- Keine Knicke, keine Ecken einge-
man, sondern ein wissenschaft- drückt. Das Cover streichele ich
Sehr geehrter Herr Eglseer, liches Sachbuch, vorgesehen als schon seit gut 10 Minuten, weil
herzlichen Dank für das schöne Dissertation, als solche allerdings es sich so hübsch anfühlt. Und die
Belegexemplar (zu „Jan Mayen“) aus formalen Gründen (keiner Bilder sind echt klasse! Nicht nur
des Phantast-Jahrbuchs 2011. Der Fakultät zuzuordnen) nicht zu- auf dem Cover, sondern auch im
Band ist wirklich sehr anspre- gelassen. Das Buch hat Oberth Büchlein.
chend geworden. 1929 erheblich erweitert und un- (Leser auf facebook)
4
5
DER FACHVERLAG FÜR PULP-THRILLER,
HORROR & SCIENCE FICTION präsentiert ...
www.evolver-books.at
6
Humor
Nachdem wir uns im letzten schicken, sich selbst für Vize- kriterium herausgegriffen und
Jahr eher unkonventionellen, Gott halten oder auch ein Fai- trägt maßgeblich zum soge-
düsteren, klassischen sowie ble für spontane Mutationen nannten Lesespaß bei. Auch in
verträumten Themen gewid- durch verseuchtes Grundwas- todernsten Geschichten braucht
met haben, wollen wir uns und ser pflegen. Um Bücher, in es Momente der Auflockerung,
unseren Lesern nun ein humor- denen GEZ-Zwerge und Fle- kleine Dummheiten und fetzi-
volles Intermezzo gönnen. dermäuse dem Protagonisten ge Dialoge, die die emotionale
Denn wer liebt sie nicht, die das Leben zur Hölle machen Spannung zwischen den Cha-
bissigen Dialoge, die jedes Fan- oder in denen die Höllenkre- rakteren darstellen und gleich-
tasyepos charmant auflockern? aturen selbst so lange durch zeitig lösen, sodass man die
Ob Persiflage, Sarkasmus oder den Dreck geschleift werden, Protagonisten gleich viel sym-
Slapstick – auch die Lachmus- bis man schließlich einen alko- pathischer finden kann. Meist
keln der Phantastik-Fans wol- holabhängigen Serienkiller für tritt Humor innerhalb phan-
len gereizt werden. Die Redak- den Guten hält. Wir selbst wid- tastischer Geschichten „nur“
tion selbst amüsiert sich auf men uns dabei den humorvol- als Stilmittel auf, manchmal
dem jährlichen Zusammentref- len Werken, während sich Jens etwas gezwungen, manchmal
fen in Frankfurt prächtig, was Lossau und Jens Schumacher locker-flockig aus der Hüfte.
zumeist an hier unangebracht an Fachsimpelei über die De- Auch Bernd-das-Brot-Erfinder
erscheinenden Insiderblödelei- finition von Humor versuchen Tommy Krappweis hat sich an
en liegt, aber ab und an auch an und andere nach einem Ehe- Fantasyromanen versucht und
grotesken Neuerscheinungen, frauenupgrade rufen. Ja – wir letztlich jugendliche Comedy
die kein Verlag ohne zuckende haben uns an humorvollen In- mit germanischem Götterhin-
Mundwinkel vorstellen kann. terviews versucht, gleich fünf tergrund kreiert. Oliver Diers-
In der fünften Phantast- (sechs) Mal! sen setzt dagegen auf skurrile
Ausgabe soll es um Autoren Humor wird in Rezensionen Ideen und die daraus resultie-
gehen, die Elben auf den Strich eigentlich immer als Positiv- rende Situationskomik, inklu-
7
sive überfordertem Protago- erotische Spannung, und auch servieren auch mal Armaged-
nisten, und zieht das scherzbe- wenn es inzwischen geradezu don mit Fritten wie in Diner des
ladene Konzept ganze Romane klischeehaft ist, dass Gestalt- Grauens von A. Lee Martinez
lang durch. International gilt wandler und Vampire sich in oder zelebrieren einen triefend
sicherlich Terry Pratchett als punkto Sarkasmus gegenseitig schwarzen und makabren Hu-
humorvollster Autor. Mit sei- übertreffen, so darf gerade der mor wie in Das Buch ohne Na-
nem intelligenten Witz hat er schwarze Humor für viele Le- men von Anonymus.
bereits Millionen Leser begeis- serinnen nicht fehlen. Zu den In der Science Fiction ist der
tert. Dark-Fantasy-Romane hin- amüsanten Leckerbissen der Humor oftmals und gerne derb,
gegen bringen Humor meist in Dark Fantasy zählen unter an- insbesondere im Cyberpunk,
Form spritziger Dialoge ein, in derem die Ghostwalker-Reihe in dem die Protagonisten meist
denen die weiblichen Heldin- von Michelle Raven, Stadt der abgewrackte Hacker sind, die
nen kräftig gegen ihren Traum- Finsternis von Ilona Andrews mit bissigen Kommentaren für
prinzen sticheln. Aus anfängli- und Katie MacAlisters Dragon einige Lacher sorgen. Beispiele
cher Ablehnung wird schnell Love. Horror-Romane hingegen wären hier William Gibson mit
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seiner Neuromancer- und Bridge- bei einem Astrowaschanlagen- Ob Fantasy, Science Fic-
Trilogie, aber auch diverse betreiber namens „Gott“. tion oder andere Spielarten
Shadowrun-Romane, die eben- Auch andere bekannte Sci- der Phantastik: Meist geht es
so eine harte Sprache pflegen. ence-Fiction-Serien wie Star um das Ende der Welt, um
Auch die derzeit populären Ju- Trek, Stargate, Andromeda und große Kämpfe oder fiese Ver-
genddystopien trumpfen mit Co. bieten unterschwelligen schwörungen. Die Charaktere
humorvollen Einschüben auf, Humor und spaßige Dialoge, springen dem Tod oftmals nur
wobei diese ähnlich wie in der die die Charaktere erst richtig knapp von der Schippe – da ist
Dark Fantasy auf hitzigen Kab- lebendig machen. Der Klassi- ein bisschen Humor zwischen
beleien zwischen Mann und ker Per Anhalter durch die Gala- zwei Schlachten oder Maschi-
Frau beruhen. Science-Fiction- xis von Douglas Adams stürzt nenschäden einfach Pflicht. Bei
Serien wie Firefly überzeugen sich dagegen offensiv auf die uns darf es in dieser Ausgabe
hingegen mit viel Situations- Lachmuskeln – und das gleich auch gerne etwas mehr sein!
komik, humorvoll verpackter als satirischer Buchgenuss und
Gesellschaftskritik und derben abgedrehte Filmversion, die Insofern wünschen wir allen
Wortwechseln. Ebenso arbei- ihr Bestes gab und dennoch Lesern viel Spaß und sind ge-
ten Comics wie Sky Doll, wo den einzigartigen Humor von spannt, ob wir nach dieser
Religionskritik mit viel Humor Douglas Adams nicht gänzlich Ausgabe noch etwas zu lachen
verpackt wird – angefangen einfangen konnte. haben.
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The Hitchhiker‘s Guide to the Galaxy
Eine Rezension von Jürgen Eglseer
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der Präsident der Galaxis — Die einzelnen Charaktere sind
Zaphod Beeblebrox — das neu gut gelungen, Zaphod wird
entwickelte Raumschiff „Herz vielleicht etwas zu jungenhaft
aus Gold“ gestohlen, welches dargestellt, aber man kann
von einem sogenannten Un- das durchaus so durchgehen
wahrscheinlichkeitsdrive ange- lassen. Die Zeichungen sind
trieben wird. Und so gelangen nicht so schlimm, wie befürch-
Arthur und Ford, zusammen tet. Was mir hier allerdings
mit Zaphod, dem extrem de- auffällt, ist die schwankende
pressiven Roboter Marvin und Qualität der Zeichnungen von
der schönen Tricia McMillan Panel zu Panel. Hier hat sich
zum sagenumwobenen Plane- das Team Leialoha vielleicht
ten Magrathea, auf dem Arthur zu oft abgelöst? Ganz nett sind
den Grund seiner Existenz er- die einzelnen Erklärungen aus
fahren wird ... dem Anhalter gelöst — sie wer-
den in einem leicht zu grellen
Die Umsetzung ist, im Ge- 60er-Jahre-Farbstil dargestellt.
gensatz zur gleichnamigen Leider sind hier die Texte nicht
TV-Serie, ganz gut gelungen. immer gut zu lesen, da grund-
Manche Handlungsstränge sätzlich weiße Schrift auf Farbe
lich unwahrscheinlich ist, ohne werden etwas zu sehr gekürzt, verwendet wird.
Raumanzug frei schwebend, so fehlt beispielsweise die ge-
rechtzeitig gerettet zu werden. niale Episode um eine gute Unterm Strich eine durchaus
Ziemlich sehr unwahrschein- Tasse Tee, die Arthur Dent auf zufriedenstellende Version des
lich ... Glücklicherweise hat der „Herz aus Gold“ verlangt. Anhalters.
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Der Schädelschmied
Eine Rezension von Angelika Mandryk
13
durch eine dicke Schlamm- fest steht, dass wieder einmal teriöse Umstände zu machen
schicht zu brüllen. << nichts ist wie es scheint. Denn und geraten dabei gern ins
Thaumaturgie wurde ange- Kreuzfeuer der Gegenpartei.
Jorge und Hippolit ermitteln wandt und nur Meister Hippo- Sie zanken, ermitteln, begeis-
wieder – einmal mehr und nun lit scheint die Sache durch viel tern, wett streiten und punk-
schon zum dritten Mal. Beson- Erfahrung und Fleiß aufklären ten hierbei zum Großteil durch
ders schön: nachdem Jens Los- zu können. Sein Mann der Tat bitter notwendige Kleinigkei-
sau und Jens Schumacher ihre ist wie immer Jorge. Mit viel ten. Denn lässt man sich die
beiden Helden im ersten Band Witz und Situationskomik Schwerpunkte der bisher ge-
einmal quer durch die Haupt- bringt vor allem er, wie aus lesenen Bände auf der Zunge
stadt Sdooms geschickt und den zwei Vorgängen bereits ge- zergehen, so zeigt sich unwei-
dann sprichwörtlich durch die wohnt, den Leser kräftig zum gerlich ein immer ähnliches
Wüste gejagt haben, geht es in Lachen. Jens Lossau und Jens Muster. Eines, das natürlich
„Der Schädelschmied“ im wahrs- Schumacher bleiben hierbei viele Kriminalromane vereint.
ten Sinne des Wortes unter die nicht immer jugendfreundlich, Fans, die sich mit dieser Tatsa-
Erde. Denn mit Barlyn, einer stützen sich (in diesem Punkt) che arrangieren können, sowie
kleineren Minenstadt, haben sehr gerne auf das Wörtchen humor liebende Neueinsteiger
die zwei unterschiedlichen Au- „Thriller“ und bestechen mit werden auch mit „Der Schä-
toren einmal mehr einen Ort Selbstvertrauen sowie einem delschmied“ zufrieden sein, ob-
erschaffen, den es erneut und wunderbar flüssig zu lesenden wohl das Wörtchen „Thriller“
gerne zu bereisen gilt. Dunkle Stil. erneut zu hoch gepokert ist. In
Schächte, verzweigte Mienen, phantastischen Einfällen und
grimmige Zwerge und tief ver- Ihre Charaktere werden ebenso schrulligen Ideen sind und
wurzelte, diplomatische Ver- gekonnt und sattelfest in Szene bleiben Jens Lossau und Jens
schwörungen warten hierbei gesetzt, wie sie stets unver- Schumacher dennoch derzeit
auf die beiden Spezialisten vom wechselbar sind. Ein weiser kaum zu überbieten. Kreativ-
IAIT (Institut für angewandte in- Lichtadept der neunten Stufe, linge pur, die trotz mancher
vestigative Thaumaturgie), deren gefangen in einem viel zu ju- Makel einfach zu begeistern
Aufgabe darin besteht, den gendlichen Körper, und ein wissen, erneut ein doch wie-
Mord oder vielleicht auch Su- Troll, der nur allzu gern ver- der aktionsreiches Ende bieten
izid eines hochrangigen Politi- schiedenen Sprichwörtern und und sich geradezu fabelhaft auf
kers zu untersuchen. Auch ein jeder Form von Liebe frönt. erfrischende Unterhaltungs-
Monster scheint in den Stollen Beide geben ihr Bestes, versu- romane verstehen. Gerne und
sein Unwesen zu treiben und chen sich einen Reim auf mys- immer wieder mehr davon!
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„Sag, was genau hast du eigent- Die Nacht der
lich gegen diese Selbstmordthe-
orie, M.H.? Ich will dir nicht zu lebenden Trekkies
nahe treten, aber wir Trolle haben
ein altes Sprichwort, und das geht
Eine Rezension von Jürgen
so: Wenn einer kaputt aufgefun-
den wird, in einem von innen ver- Eglseer
schlossenen Raum, einen selbst
geschriebenen Abschiedsbrief vor Jim Pike ist ein Veteran des
der Nase, dann sprechen gewisse Afghanistan-Krieges und hat
Andeutungen zart dafür, dass er sich aufgrund seiner dort er-
sich durchaus selbst das Licht aus- worbenen Erfahrungen nur
geblasen haben könnte. Ist natür- noch gewünscht, einen Job
lich nur ein Sprichwort ...“ anzunehmen, in dem er kei-
(Seite 123) nerlei Verantwortung über-
nehmen muss. Als Page im
Fazit Botany-Bay-Hotel in Houston,
Florida, kann er diese Vorstel-
Raffinierter als Holmes & Wat- lungen endlich umsetzen. Für
son, schlagkräftiger als Spencer dieses Wochenende ist jedoch
& Hill und abgedrehter als Clever viel Arbeit angesagt: Es findet
& Smart sind Jorge der Troll der alljährliche GulfCon der
und Meister Hippolit auch im Star-Trek-Fans statt. Jim, dem
dritten Band nicht, was keine Star Trek auch irgendwann
Schande ist. Denn Jens Lossau mal gefallen hat, der sich aber
und Jens Schumacher haben mit Originaltitel: Night of the Living Trekkies nun aus dem Fan-Sein heraus-
ihren Ermittlern ein Gespann Autoren: Kevin David Anderson & Sam gewachsen fühlt, weiß nicht so
Stall recht, ob er sich darauf freuen
erschaffen, das – genauso wie Übersetzer: Robert M. Hahn
es ist – jede Menge Spannung, soll oder nicht. Während die
Buch/Verlagsdaten: Heyne Verlag,
Abenteuer und unterhaltsame Juli 2011, 304 Seiten, ISBN-13: 978- ersten hundert von erwarteten
Stunden mit sich bringt. 3453528550 dreitausend Fans in das Ho-
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tel strömen, herrscht bei ihm Zombies urplötzlich mit einer weisen, Insidergags und witzi-
eher die Vorfreude auf seine Eingreiftruppe, bestehend aus gen Bemerkungen finden, die
Schwester vor, die ebenfalls ihr Orionern, Klingonen, Sternen- ein Nicht-Eingeweihter wohl
Erscheinen, samt ihrem neuen flottenpersonal und einer Prin- kaum bemerken und würdi-
Freund, angekündigt hat. zessin Leia, konfrontiert ... gen wird. Auch die Rivalität
zwischen Star-Trek-Fans und
Gleichzeitig öffnen sich in einer Sicherlich war es von den Au- Star-Wars-Anhängern wird
unterirdischen und natürlich toren gewollt, sämtliche Kli- ausgiebig thematisiert, selbst
streng geheimen Forschungs- schees und Funktionsweisen Babylon 5 bekommt sein Fett
anlage am Rande Houstons einer Zombie-Geschichte zu weg. Besonders in Erinnerung
die Sicherheitstüren und meh- verwenden. Dafür spricht, dass geblieben ist mir die Fangrup-
rere mit einem außerirdischen sie manche dieser immer wie- pe «Rothemden aus West Te-
Virus infizierte Tiere flüchten derkehrenden Eigenheiten sehr xas», welche ihrem Namen
ins Freie. Eine Notfallspren- ausbreiten und buchstäblich alle Ehre machten und kaum
gung des Bunkers hat nicht darauf herumtrampeln, bis der einen Zombie brauchten, um
den erhofften Effekt — schon letzte flache Witz verbraucht sich selbst komplett auszura-
schleichen um das Botany- ist. Von Letzteren gibt es eini- dieren. Grundsätzlich sind die
Bay-Hotel die ersten Zombies ge, die vielleicht im englischen geschilderten Splatter-Szenen
herum. Jim Pike und einige Original witziger wirken — so so überdreht gezeichnet, dass
andere Star-Trek-Fans rüsten liest man zumindest in angel- auch etwas zart gestrickte Fans
sich mit dem aus, was auf einer sächsischen Reviews —, hier mit dieser Horror-Komödie zu-
Trekkie-Convention zu finden aber leider nur fade. Besser rechtkommen werden.
ist (Bat›leths, D›k tahgs usw.) gelungen sind die ständigen
und stellen sich den Horden Gags aus dem Star-Trek- und «Die Nacht der lebenden Trek-
Untoter, die durch die Zimmer auch Star-Wars-Universum. kies» ist eine kurzweilige und
und Gänge des Hotels schlur- Trekkies werden im Laufe des amüsante Star-Trek-Parodie
fen. Und so sehen sich die Buches eine Vielzahl von Hin- für alle Fans dieser Serie!
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Fledermausland
Eine Rezension von Judith Gor
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passendsten Momenten mel- zu bieten. Immer, wenn man Dark-Fantasy-Fan zu viel des
det. Sebastian ist als Protago- denkt, durchgeknallter geht’s Guten sein. Ernsthafte Gemü-
nist einfach supersympathisch, nicht mehr, zaubert der Autor ter könnten sich über die ver-
auch wenn man sich das ein die nächste kranke Idee aus drehte, aberwitzige Darstel-
oder andere Mal an den Kopf seinem Strohhut. Dabei bietet lung ihrer Lieblingskreaturen
fassen mag und denkt: Das darf Hannover, insbesondere der mokieren – alle anderen, die
doch nicht wahr sein, was tut Stadtteil Kleefeld, das Setting es gern satirisch und ein wenig
er denn da?! Schon zu Beginn zu einer verrückten Geschichte, psychotisch mögen, werden
erlebt man seine hysterische in der man nicht weiß, ob alles diesen Roman lieben! Einzi-
Reaktion auf eine Fledermaus, wirklich passiert oder Sebas- ges Manko bleibt das Ende,
die sich in sein Schlafzimmer tian einfach nur den Verstand das zwar die wichtigsten De-
verirrt hat, und kann erahnen, verloren hat. Und genau hier tails überzeugend auflöst, aber
dass mehrere Begegnungen eine Warnung: Fledermausland nicht alles zufrieden stellend
mit paranormalen Kreaturen, ist unheimlich komisch, könnte aufklärt. Es bleibt zwar Raum,
die ihn zudem noch wegen ei- aber für manch eingefleischten sich seinen Teil zu denken, aber
nes nicht angemeldeten Fern- wenn man Charaktere so lieb
sehgeräts dumm anmachen, zu gewinnt, möchte man auch am
kleinen und großen Ausrastern Schluss noch etwas mehr über
führen. Endlich ein Held, der sie erfahren.
zu seinen psychopathischen
Neigungen steht und es sich „Schätz, dachte ich, jetzt ist es so
erlaubt, auch einmal die Ner- weit. Du kauerst nachts in Halte-
ven zu verlieren. Und auch Se- stellenhäuschen und unterhältst
bastians Freunde und Feinde dich mit Werbepostern. Du musst
können überzeugen – wie der raus aus der Pfütze, schleunigst
Roman selbst sind sie grotesk unter ganz normale Menschen,
und liebenswert. sonst drehst du völlig durch.“ (S.
Sebastians Leben steht 275)
schnell Kopf und eine Skurri-
lität jagt die nächste. Dennoch Die Ich-Perspektive ermög-
gelingt es Oliver Dierssen, licht es Oliver Dierssen zu-
den Roman in sich logisch zu dem, auch einmal sehr direkte
gestalten und bis zum Ende Worte fallen zu lassen. Hier
überraschende Wendungen wird nichts beschönigt und
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man kauft Sebastian einfach toren ihren Klammergriff um Fazit
jeden Gedankengang ab. Die handwirkliche Richtlinien lö- Fledermausland ist hochgradig
Geschichte ist durchweg amü- sen und etwas Eigenes versu- absurd – im positivsten Sinne.
sant geschrieben und hebt sich chen würden. Denn wie man Oliver Dierssens Debüt bietet
stilistisch nicht nur in punkto hier sieht, kann das wunderbar eine Fülle von skurrilen Ideen,
Humor von anderen Fantasy- funktionieren. die er gnadenlos umsetzt und
romanen ab. Oliver Dierssen damit die Lachmuskeln sei-
schreibt einfach herrlich locker Bleibt zu hoffen, dass der Au- ner Leser strapaziert. Mit ganz
und dabei dennoch durchdacht tor weiterhin fleißig schreibt viel Situationskomik und erfri-
und glaubwürdig. Da wünscht und Fledermausland nicht das schend originell geschrieben!
man sich gleich, dass mehr Au- einzige Lachfeuerwerk bleibt! 4,5 von 5 Sternen.
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Sky Doll
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zu ernst nehmen. Der Comic die da wären: Die gelbe Stadt, sind die meisten Beiträge die-
ist schlichtweg eine gelungene Aqua und Die weiße Stadt. Wo- ser Comicanthologien auf ho-
Satire, die Gags über Staat und mit wir beim Knackpunkt der hem Niveau und für jeden Sky
Kirche charmant verpackt und Reihe wären. Es gibt bisher nur Doll-Fan ein absolutes Muss.
vor allem die bluten lässt, die diese drei Bände und auf einen
den Glauben für eigene Zwe- Viel Kritik gibt es dabei nicht
cke ausnutzen. zu üben. Hier und da geht es
etwas zu chaotisch zu, was
Die Welt von Sky Doll ist eben- wunderbar zum Konzept der
so farbenfroh wie bizarr und Reihe passt, aber für den Le-
lässt sich als hochtechnisierte ser auch anstrengend werden
Traumwelt mit Cyberpunkflair kann. Die Charaktere sind al-
beschreiben. Das schrille Kon- lesamt liebevoll gestaltet und
zept funktioniert dabei in allen wachsen dem Leser schnell
drei bisher erschienen Bänden, ans Herz, wobei man die Ant-
agonisten richtig schön hassen
kann. Die Päpstin Ludowika
wirkt mit ihrer unfassbaren
Arroganz geradezu abstoßend
auf den Leser. Das Genie der
Wunder fasziniert mit seiner
mystischen Ausstrahlung und
Noa ist mit ihrer quirligen Art
einfach nur herzig. Und unsere
vierten wird man noch lange beiden Helden Jahu und Roy
warten müssen, wenn denn sind absolute Sympathieträger
einer kommt. Zum Trost gibt – leider wirken manche Ne-
es inzwischen auch zwei Sky bencharaktere daneben etwas
Doll-Collections auf Deutsch, platt.
in denen sich andere Zeichner
im Sky Doll-Universum austo- Fazit
ben und Geschichten aus Noas
Leben vor der eigentlichen Co- Sky Doll überzeugt mit seinem
micreihe erzählen. Insgesamt auffällig bunten und plasti-
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schen Zeichenstil auf ganzer Die Köche - Biss zum Mittagessen
Linie. Barbucci und Canepa
bieten supersympathische Cha-
raktere und ein hochtechnisier- Eine Rezension von Judith Gor
tes Science-Fiction-Setting mit
Cyberpunkflair und einem an-
sprechenden Quäntchen Ero-
tik. Eine wunderbar skurrile
Story mit viel Humor, Kritik Fantasy mal ganz anders – Fan-
und Tiefgang. tasy mal kulinarisch. Kann das
funktionieren? Zunächst wird
4,5 von 5 Sternen! man schmunzeln, wenn man
vom Konzept dieser Antholo-
gie hört, doch kaum hat man
sich in die ersten Seiten vertieft,
ahnt man schon: Die Köche –
Biss zum Mittagessenbietet gute
Unterhaltung und obendrauf
leckere Rezeptideen, die ebenso
grotesk wie normal sind. Ob
ganz einfache Gerichte wie Wi-
kingerbrot, sündige Nachtische
und Gebäckideen oder auch
mehrgängige Menüs – die Au-
toren haben sich mächtig ins
Zeug gelegt, nicht nur für den
Kopf, sondern auch für den
Magen anständige Nahrung
zu bieten. Feenküsse klingen
dabei noch recht schmackhaft
Verlag: Ulrich Burger, Taschenbuch, 150 und sind es mit Sicherheit auch,
Seiten, 10,90 EUR bei Trollfäden mit Goblinrotz
ISBN: 978-3-9812846-4-5 wird man erst mal heftig schlu-
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cken und sich dann mühsam noch zu zähmen? Auch Tanya Thomas Plaschka bietet eine
an die Übersetzung machen. Carpenter präsentiert sich die- „Pizza Suino Lungo per Ri-
Denn so eklig, wie es klingt, ist ses Mal von der humorvollen picca“, welche allerdings nicht
das Mahl von Stephan R. Bel- Seite und zeigt, dass auch eine zum Verzehr empfohlen wird.
lem. Das Nachkochen dürfte Hexe nicht jeden Mann haben Dafür gibt esvon ihm jedoch
allerdings zur Herausforde- kann und, vor , dass sie nie- ein recht einfaches Gericht mit
rung werden, da die Zuberei- mals ein Zauberrezept einfach dem klangvollen „Trollhirn“,
tung zwar sehr kreativ, aber abändern sollte. Auch Chris- das auch unerfahrene Köche
auch kryptisch beschrieben ist. toph Hardebuschs Sturmwel- hinbekommen dürften. Die Ge-
ten-Curry hat gewissermaßen schichte dazu ist zunächst recht
Umrahmt wird die Geschich- magische Kräfte. Zumindest alltäglich, offenbart jedoch sehr
ten- und Rezeptesammlung vermag es einen Schiffskapi- bald ihr Grauen, das diedas
von der Reise des Laferus, der tän vor einem schrecklichen Buch mit einem Kloß im Hals
ausgezogen ist, um neue köst- Geist zu retten. Und wusstet ausklingen lässt. Leider gibt es
liche Gerichte zu entdecken. ihr schon, dass es die Tomof- nicht von allen Autoren eine
Und Laferus ist nicht die ein- fel doch noch zum Grund- passende Geschichte zu lesen,
zige Anspielung, die an den nahrungsmittel schafft, wenn wo doch sicherlich noch Platz
Mundwinkeln der Leserschaft auch erst im 27. Jahrhundert? gewesen wäre. Sonderlich dick
zupft. In vielen Geschichten ist das Büchlein nämlich nicht,
geht es humorvoll zu, wobei Einige der vorgestellten haben dafür aber liebevoll gestaltet.
das Vorzeigeexemplar hier engen Bezug zu den Roma-
„Kampf dem Bampf“ von nen der Autoren. So präsen- Die Illustrationen lockern den
Tommy Krappweis ist. Dass tiert Gesa Schwartz dem Leser Text wunderbar auf und pas-
seine Protagonistin Mara sich unter anderem den „Tee der sen oftmals hervorragend zur
herablässt, für ihre Mutter Kobolde“ und Ju Honisch ent- jeweiligen Geschichte. Die
und ihren Freund Professor hüllt die Zutaten ihres Dîners Rezepte werden übersicht-
Weissinger zu kochen, ist zwar aus Salzträume– samt Vorsuppe, lich präsentiert, auch wenn
höchst unrealistisch, doch wie Hauptgängen (man beachte die Zubereitung stellenweise
das arme Mädchen vor dem den Plural!) und Dessert. nicht ausführlich genug be-
Herd scheitert, ist grandios schrieben wird. Für erfahrene
erzählt. Ob es Mara wohl ge- Von Thomas Finn gibt es unter Köche dürften die meisten Re-
lingt, ihr gezüchtetes Soßen- anderem „Astarische Mond- zepte kein Problem sein, doch
monster vor dem Abendessen pasta mit Sternenbovisten“ und für Neulinge am Herd mangelt
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es an zusätzlichen praktischen diesem Buch ein kleines, per- Fazit
Tipps. Dabei muss man aller- fektes Fantasydinner bestreiten
dings beachten, dass es sich bei könnte. Ein großer Pluspunkt Die Köche – Biss zum Mittages-
Die Köche – Biss zum Mittages- dieses Buches ist vor allem die sen einfache und auch etwas
senum kein richtiges Kochbuch Vielfalt der Rezepte und Texte, anspruchsvollere Rezeptideen
handelt, auch wenn man sich die von gefühl- und humorvoll deutscher Fantasyautoren, die
hier durchaus tolle Ideen für über bis hin zu abenteuerlich obendrein noch kulinarisch an-
das Essen mit Freunden holen reichen. Nicht alle können in gehauchte Unterhaltung bie-
kann. Die meisten Gerichte sind der Kürze glänzen, doch ins- ten. Vielseitigkeit ist hier die
für circa vier Personen geeig- gesamt unterhalten die Texte entscheidende Zutat, die den
net, sodass man mit Ideen aus bestens. Inhalt schmecken lässt!
25
Tiefschwarz und bitterböse: Die Bücher ohne
Namen, ohne Staben und ohne Gnade
Eine Rezension von Judith Gor
„Nicht alle werden es schaffen. ihn unablässig nach der Wahrheit verfasst von einem anonymen
Die zahlreichen unterschied- suchen lassen.“ (Das Buch ohne Autor, das angeblich jeden tö-
lichen Handlungsstränge und Namen, Seite 5) tet, der es liest. Für jeden, der
Stilrichtungen mögen manch ei- es irgendwie geschafft hat, das
nen verwirren und blenden, und Im Sommer 2009 erschien ein Buch zu überleben, kam ein
obwohl sie gleich vor ihm liegt, mysteriöses Buch ohne Namen, Jahr später ein Buch ohne Sta-
26
ben. Der Verlag machte sich schwerer damit, Menschen in chen Kerl mit hohem Aggressi-
einen Spaß aus dem Titel und schallendes Gelächter ausbre- onspotential, der jedoch einer
verschickte tatsächlich Bücher chen zu lassen, aber bei den der wenigen Charaktere mit
mit leeren Seiten an Rezensen- Büchern ohne Namen, ohne aufrichtigem Herzen ist. Und
ten, die darauf hingewiesen Staben und ohne Gnade be- nicht zu vergessen: der Auf-
wurden, dass sie bei Lektüre kommt man tatsächlich Bauch- tragskiller Elvis, der sein Idol in
des Buches sterben können. schmerzen. Voraussetzung ist jedem Atemzug zelebriert, und
Die Neugier war geweckt und ein tiefschwarzer Humor. der Kopfgeldjäger Rodeo Rex,
man griff beherzt zu – wer die Das Buch ohne Namen beginnt dessen Hand vom Bourbon
zahlreichen Lachanfälle aber- mit einem Massaker, ausgelöst Kid einfach zerquetscht wur-
mals überlebt hatte, konnte durch ein unscheinbares Glas de und der in Santa Mondega
sich im vergangenen Jahr mit Bourbon und einen Idioten, auf Vampirjagd geht. Denn ei-
dem Buch ohne Gnade amüsie- der so dumm war, dem Frem- gentlich handelt es sich bei Das
ren. Und nun war es endgültig den mit der Kapuze eben diese Buch ohne Namen wie auch bei
vorbei mit dem Zwerchfell … herunterzureißen. Der Bour- seinen Nachfolgern um einen
bon Kid fackelt nicht lange Vampirroman, der allerdings
Aber worum geht es in diesen und schlachtet kurzerhand die die Blutsauger gnadenlos
Büchern, um die ein so großes gesamte Kundschaft der Bar durch den Dreck schleift.
Geheimnis gemacht wurde, ei- ab. Danach ist er verschwun- Die Rolle des Bourbon Kid
gentlich? Simpel ausgedrückt den und wird zu einem grau- bleibt lange Zeit so geheim-
handelt es sich um so etwas envollen Mythos, der die Be- nisvoll wie das Buch ohne Na-
wie Quentin Tarantino in Buch- wohner von Santa Mondega men, das im gleichnamigen
form, wobei es sich beim ano- auch nach fünf Jahren noch in Roman tatsächlich Leute tötet.
nymen Autor wohl nicht um nackte Panik versetzt. Der Bar- Wie es das tut, ist wiederum
den berühmten Regisseur han- keeper Sanchez ist der Einzige, so originell, dass man einfach
delt. Seine Romane enthalten der den Bourbon Kid gesehen nicht still weiterlesen kann.
jedoch alles, was einen guten und es überlebt hat. Am ehes- Der Kid selbst ist unheimlich
Tarantino-Film ausmacht: bit- ten könnte man ihn als linke cool und meist der einzig Ver-
terböser Humor, reichlich Blut- und feige Ratte beschreiben, nünftige in den Romanen. Man
vergießen und ein extrem ori- die neuen Gästen grundsätz- kann es selbst nicht glauben,
gineller Plot, der Klischees auf lich ein Glas Pisse ausschenkt wie schnell man ein gewalti-
den Kopf stellt und den Leser – das kann man ruhig wörtlich ges Sympathiegefühl für die-
atemlos lachend zusammen- nehmen. Dann gäbe es da noch sen Psychopathen entwickelt.
brechen lässt. Bücher haben es Dante Vittori, einen dümmli- Was die Handlung betrifft, be-
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dient sich der anonyme Autor nem Glas Bourbon durchdreht man das Buch am Ende fas-
reichlich an Klischees und fügt und Blutbäder anrichtet – und sungslos zuklappt.
sie zu einer ganz eigenen, voll- ja, er hat einen verdammt gu- Der bösartige Humor ent-
kommen absurden und kran- ten Grund dafür. steht nicht nur in blutsprit-
ken Geschichte zusammen, die Wo Das Buch ohne Staben die zenden Massakern, sondern
Gewalt regelrecht überinstru- Geschichte quasi fortführt, be- vor allem in den Dialogen, die
mentalisiert, um die Lachmus- kommt man in Das Buch ohne vor Gossensprache und unter-
keln des Lesers zu strapazie- Gnade eine Art Vorgeschichte schwelliger Aggression nur so
ren. präsentiert, was den Auftritt strotzen. Kaum einen der Cha-
Zahlreiche Anspielungen von geliebten Charakteren er- raktere kann man als Sympa-
auf bekannte Filme runden das möglicht, die dem Buch ohne thieträger bezeichnen, da fast
kreative Gesamtbild ab, und Namen oder auch dem Bour- alle miese Betrüger, Serienkiller
wer denkt, es kann nicht mehr bon Kid zum Opfer gefallen oder Schlimmeres sind. Doch
schlimmer kommen, der wird sind. Hier landen nicht nur in ihrer Interaktion bereiten
in Das Buch ohne Staben eines Vampire, sondern auch Cas- sie dem Leser einen ungeheu-
Besseren belehrt. Der englische tingshowteilnehmer im Dreck, erlichen Lesespaß, der einen
Titel The Eye oft the Moon ist we- während der anonyme Autor an der eigenen Moral zweifeln
sentlich aussagekräftiger, denn beweist, dass er es auch ein lässt. Was dieser anonyme Au-
es geht um einen mysteriösen drittes Mal kann: eine herrliche tor schreibt, ist einfach schreck-
blauen Stein, der mit dem Buch absurde, wahnsinnige Story lich böse und unheimlich gut –
ohne Namen in Verbindung voll raffinierter Wendungen wer es bitter, böse, tiefschwarz
steht. Gleichzeitig erfährt man, schreiben, die trotz zahlreicher und originell mag, sollte hier
warum der Bourbon Kid bei ei- Klischees so originell ist, dass unbedingt zugreifen!
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Nicht nur lustig
Der tiefsinnige Terry Pratchett
Wer an Terry Pratchett und hen Scheibenwelt-Geschichten sagen wie „Die Bücher sind
die Scheibenwelt denkt, dem waren dominiert von dieser nicht mehr so lustig wie frü-
kommt als Erstes der unfä- Art des Humors, und damit her“ keineswegs. Dabei liegt es
hige Zauberer Rincewind in gewann der Brite auch seine nicht am Autor selbst, sondern
den Sinn, der tollpatschig, ja Leserschaft. Im Laufe der Jah- vielmehr am Leser und viel-
fast slapstickartig durch die re verfeinerte der Autor sei- leicht auch an den Anspruch,
Geschichten stolpert. Die frü- nen Humor. Die Scheibenwelt den Terry Pratchett an diesen
wurde mehr und mehr zu ei- stellt. Romane wie „Monstrous
nem Spiegelbild unserer Welt Regiment“ (Deutsch: Weiber-
und gerade die Geschichten in regiment), „Thud“ (Deutsch:
Ankh Morpork beschäftigten Klonk) oder insbesondere
sich verstärkt mit den Proble- „Nation“ (Deutsch: Die Insel)
men unserer Zeit. So lebten die sind gute Beispiele für die-
Bewohner der Stadt parallel se neue Art des Autors, seine
unsere eigene Geschichte auf Geschichten zu erzählen. Es
ihre Weise nach. Die jüngsten werden ernsthafte Themen wie
Werke des Autors schließlich Rassismus, Krieg und Tod auf-
erreichen eine ganz neue Qua- gegriffen und von Terry Prat-
lität des Humors. Die Seiten- chett meisterhaft in einer iro-
hiebe auf unsere Gesellschaft nisch-sarkastischen und dabei
wurden tiefsinniger und sar- leichten Weise aufgearbeitet.
kastischer. Tatsächlich sind Die Geschichten kann man am
die Metaphern teilweise so besten als Farcen beschreiben
verzwickt geworden, dass der und es sind oft die kleinen An-
arglose Leser sie nicht versteht, merkungen und Nebensätze,
und dann überraschen Aus- die von der großen Klasse des
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Schriftstellers Terry Pratchett übers Ohr hauen kann, aber im denn auf das, was diese wirk-
zeugen. Oft wird er nun mit Zuge seiner Läuterung muss lich wollen, hört sie nicht. Das
Charles Dickens verglichen er erkennen, dass eben auch ist in etwa so wie die Leute, die
und diese Gegenüberstellung Unschuldige Opfer seiner Ta- bei antisemitischen Aussagen
ist durchaus gerechtfertigt. ten geworden sind. Das Schö- aufschreien, aber sich nicht da-
Pratchetts Romane zeugen von ne an dem Buch ist, dass Moist für interessieren, ob die Juden
einem tiefen Humanismus, der sein Wissen einsetzt, um Men- solche Proteste überhaupt wol-
Autor prangert Missstände an, schen, wie er selbst einmal ei- len. Oder das Personal im Post-
ohne aber polemisch anzukla- ner war, zu schlagen. Das Buch amt: ein alter Postbeamter, bei
gen. Er schreibt von der Welt, ist ein modernes Märchen und dem jeder sagen würde: Hey,
wie sie ist, zeigt aber auch, wie funktioniert als Roman ganz der gehört sofort „frühverren-
es besser gehen könnte. Dass hervorragend, vor allem weil tet“. Pratchett aber gewinnt
Pratchett inzwischen auf einer nichts als unwahrscheinlich er- dem Thema viele Facetten ab
Ebene mit Dickens steht, wird scheint. Mit der alten verstaub- und zeigt die Heuchelei auf,
nicht mehr bezweifelt, und die ten Post tritt Moist gegen die mit der Diskussionen zu Per-
Tatsache, dass der Autor wegen übermächtige Telegrafenge- sonaldebatten geführt werden.
seiner Alzheimer-Erkrankung sellschaft an, die versucht, mit Der angelsächsische Begriff
nicht mehr so viele Romane ihrer Monopolstellung alles zu Human Resources hat sich
schreiben wird, ist bedauerlich. bestimmen. Natürlich gefällt inzwischen auch in unserem
Aber vielleicht sind aus diesem dem Leser, wie David gegen Sprachraum etabliert, weil die-
Grunde seine späten Werke so Goliath gewinnt, denn wer ser Ausdruck sehr schön von
bestechend. hat die Machtlosigkeit nicht der menschlichen Komponente
Nehmen wir mal den Roman schon am eigenen Leibe ge- ablenkt. Es ist genau diese Art
„Going Postal“ (Ab die Post). spürt. Der wirklich tiefsinnige von Zynismus in unserer heu-
Hier drängt sich der Vergleich Humor spielt sich aber in der tigen Zeit, die Terry Pratchett
zu Scrooge förmlich auf. Moist Nebenhandlung ab. Da ist zum wie kaum ein anderer zu kriti-
von Lipwig ist der Inbegriff des Beispiel der Seitenhieb auf die sieren vermag, und genau das
Betrügers, aber er ist — wenn Personalagenturen: Eine feu- macht ihn zu einem der wich-
man sich seine Taten genau an- rige Kämpferin für die Rechte tigsten Autoren unserer Zeit.
sieht — eher der Inbegriff des von Golems vermittelt Lip- Wünschenswert wäre, dass
modernen Spekulanten, der wig Arbeitskräfte, aber bald die Menschen mehr über den
über Leichen geht. Seine Taten zeigt sich, dass ihr vehementes tiefsinnigen Humor und die
rechtfertigt er damit, dass man Eintreten für die Rechte der verborgene Kritik an unserer
einen ehrlichen Menschen nicht Golems eher Selbstzweck ist, Gesellschaft nachdenken. Der
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Autor hat sich offensichtlich Alles ist gut
sehr viele Gedanken gemacht
und diese in seinen Romanen
Eine Rezension von Jürgen Eglseer
verarbeitet. So sei also jedem
gesagt, der die Meinung ver-
tritt, Pratchett sei nicht mehr so
witzig wir früher, dass er sich
mehr mit dem Werk des Brit-
Deutschland im Chaos: Bürger-
krieg herrscht auf den Straßen,
marodierende Kinderbanden
ziehen durch die Großstädte
und die vielen Schuldner wer-
den von gepanzerten Fahr-
zeugen verfolgt, aus denen
Geldeintreiber auf sie feuern.
Überlebt man dies alles, muss
man nur noch darauf achten,
nicht in die Hände einer der
Metzgereien zu fallen, die gute
Verwertungsmöglichkeiten für
deine Organe wissen: Neurei-
che zahlen sehr gut für eine fri-
sche Lebensverlängerung!
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auf den ominösen Bogatzky, die Gelegenheit, etwas Macht an kölschem Lokalkolorit, eine
den sie für ihre zweifelhaften auszuüben, wahr und verän- gute Prise Koks und eine reich-
Ziele vereinnahmt. Dieser hin- dert die Menschen derart, dass haltige Dosis Amphetamine hi-
gegen, als Einziger der Fähig- alle ihre Wünsche sich sogleich neingibt, das Ganze mit bunten
keit zur Teleportation mächtig, erfüllen. Während Kanzler Blumen untermischt und mit
hält sich am liebsten aus allem Schwammstein die Gunst der viel Realsatire würzt, erhält
raus und nährt nur seine Kon- Stunde nutzt und eine Religion man einen kleinen Eindruck
ten. In dieses quietschbunte gründet, findet Bogatzky das davon, was Rainer Zubeil uns
und zugleich düstere Durchei- Ganze gar nicht so besonders mit diesem Roman überreicht.
nander platzen die Ergebnisse gut und versucht die Hinter-
der ersten deutschen Venus- gründe aufzudecken. Die verquere, aber nichtsdes-
expedition. Die eigentlich als Den Roman als Parodie oder totrotz geniale Handlung er-
verschollen geltende Mission als Gesellschaftskritik zu be- fordert gleichzeitiges Lachen
ist auf ein Wesen gestoßen, zeichnen wird beiden Begrif- und hintergründiges Denken,
das sich als Gott zu erkennen fen nicht gerecht. Wenn man in sodass man nach der Lektüre
gibt. Die Auswirkungen sind den Roman-Topf neben beiden erschöpft, aber zufrieden zu
radikal: Das Wesen nimmt erwähnten Genres noch einiges Boden fällt.
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Humor in Mangas:
süß, absurd und herrlich übertrieben
Jeder Mensch lacht gerne und panisch – extrem übertrieben, letzt, was den Ernst aus der
es wäre schrecklich langweilig, unmöglich und absurd. ganzen Situation nimmt. Es
wenn wir immer nur ernste, Ein hervorragendes Beispiel handelt sich um eine der üb-
romantische oder spannende ist Slayers von Hajime Kanza- lichen Übertreibungen, die in
Geschichten lesen würden. Ab ka und Shoko Yoshinaka, die Mangas häufig Anwendung
und an muss man sich auch ihre Leserschaft zum Grölen finden und diese umso lustiger
ganz dem Humor hingeben, bringen. Es geht um eine klei- machen. Die Hexe setzt nicht
der in Mangas auf besonde- ne Hexe, die von allen unter- nur einen kleinen Feuerball
re Weise zum Tragen kommt. schätzt wird, es aber ordent- ein, sondern gleich ein ganzes
Für Mangakenner sind die ein- lich krachen lassen kann. Ihre Flammenmeer, um einen ge-
schlägigen Serien leicht zu er- Kräfte hat sie nicht immer wöhnlichen Dieb aufzuhalten.
kennen: Entweder geht es um unter Kontrolle und zerstört Die unverhältnismäßige Über-
tollpatschige Charaktere, die auch mal versehentlich eine treibung lässt oftmals auch
von einem Wahnsinn in den ganze Stadt. Das klingt erst ernste Themen albern wirken
nächsten stolpern, oder die einmal gar nicht komisch, aber und sorgt für humorvolle Un-
Handlungen sind – typisch ja- hier wird natürlich keiner ver- terhaltung. Eine andere Art
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von Humor findet sich in der Schüler, der wie jeder andere sie uns wegen der Begrenztheit
Story von Tomo Takabayashi Japaner schwarze Augen und unseres Denkens von vornher-
und Matsumoto Temari: Ab so- Haare hat und noch dazu eine ein als undurchführbar erschie-
fort Dämonenkönig. Hier geht es schwarze Schuluniform trägt, ne. Die Charaktere können die-
um den fünfzehnjährigen Yuri, wird gerade wegen der vor- se Grenzen überwinden und
der durch eine Toilette gespült herrschenden Farbe Schwarz somit Geschichten schaffen,
wird und so in einer fremden von den Dämonen eindeu- die so absurd sind, dass sie uns
Welt landet. Dort wird er kur- tig als König identifiziert. Die - wenigstens für den Moment
zerhand zum König der Dämo- Missverständnisse sind es, die - wieder möglich erscheinen
nen ernannt. Die absurde Idee, den Leser zum Schmunzeln und uns mit ihrem besonderen
dass der Protagonist durch bringen und für weitere Lacher Humor verzaubern.
eine Toilette in eine andere sorgen, weil der Protagonist Für Japaner ist es auch ein-
Welt wechselt, ist allein schon sie einfach nicht aufgeklärt be- fach nur witzig, den Charak-
komisch, aber auch die darauf kommt, ganz egal, was er un- teren dabei zuzusehen, wie sie
folgende Story ist durchweg ternimmt. genau die Dinge tun, die für sie
unterhaltsam. Ein einfacher Auch Angel Sanctuary von selbst vollkommen unmöglich
Kaori Yuki ist ein gutes Beispiel sind. Deutsche finden es gar
für Humor, der durch absurde nicht so ungewöhnlich, wenn
Situationen übertragen wird. ein Schüler dem Lehrer Paro-
Hier geht es um den Schüler le bietet und seinem eigenen
Setsuna, der die Wiedergeburt Zeitvertreib nachgeht, in Ja-
des weiblichen Engels Alexiel pan aber ist es undenkbar aus
ist. Um seine Schwester von der Masse hervorzustechen.
den Toten zurückzuholen, Aus diesem Grund werden
folgt er ihr spontan in den Ha- auch Serien wie School Rumble
des und verspricht einfach, er von Jin Kobayashi gezeichnet,
werde es schon schaffen zu- bei denen die verliebte Schü-
rückzukommen. Immerhin lerin Tenma die absurdesten
kann keiner wissen, dass etwas Versuche unternimmt, ihren
nicht klappt, bevor er es ver- Schwarm auf sich aufmerksam
sucht hat. Die Charaktere han- zu machen. Oder auch Ouran
deln auf eine Art, die einem High School Host Club von Bis-
selbst nie einfallen würde, weil co Hatori, wo auf einer Schule
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voller reicher Kinder ein paar für einen Japaner peinlich wä- wechseln, in der seine Angebe-
gelangweilte, hübsche Jungs ren, ihn in Bedrängnis bringen tete ist. Auf diese Art kann der
einen Host Club eröffnen, um würden, aber ein Mangacha- Leser über die Geschichte, die
die Damenwelt bei einer guten rakter kann sich all das leis- er liest, alles ausleben, was für
Tasse Tee zu unterhalten. Hier ten, was dem Leser verwehrt ihn vollkommen unmöglich
geht es hauptsächlich darum, bleibt. Zum Beispiel kann er ist, und über die Strafen, die
dass es in Japan beispielswei- ohne Probleme einfach mit für das Handeln verhängt wer-
se undenkbar wäre, sich ein- Pfeil und Bogen einen Liebes- den, lachen.
fach als Krankenschwester zu brief verschicken, ohne darü- Kazushi Hagiwara zeigt mit
verkleiden, um so ein paar In- ber nachdenken zu müssen, Bastard, dass sich ein Manga
formationen über den Jungen, welche Folgen es hat, auf offe- auch durch seine Zeichnun-
den man liebt, zu erfahren. Sol- ner Straße mit einer Waffe he- gen als humorvoll auszeich-
che Situationen sind es, die den rumzulaufen. Es kommt auch nen kann. Hier geht es um den
Manga zu einer witzigen Lek- ab und an vor, dass ein Schlä- Magier Dark Schneider, der in
türe machen. Teilweise geht es gertyp seine Lehrer bedroht, dem Körper des fünfzehnjähri-
sogar um Gegebenheiten, die um in eine höhere Klasse zu gen Luzie gefangen ist. Durch
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den Kuss einer Jungfrau kann gegen Humor mit einer tragi- baut: Edward, der ältere Bru-
er befreit werden, dieser sperrt schen und ernsten Geschichte. der, der immer sofort austickt,
ihn aber auch immer wieder Es geht um die beiden Brüder wenn es jemand wagt, auf seine
ein. So ist er gezwungen, auf Edward und Alphonse, die un- geringe Körpergröße anzuspie-
die vierzehnjährige Yoko zu bedingt ihre tote Mutter wieder len. Ein Militärmitglied, das
hören, da diese Macht über ihn zum Leben erwecken möchten. ständig sein Oberteil sprengt,
hat. Da die Körper eines Fün- Für das Überschreiten dieses um mit seinen Muskeln anzu-
zehnjährigen und eines 400 Tabus müssen sie aber einen geben. Oder einfach nur das
Jahre alten Mannes sehr un- hohen Preis bezahlen. Klingt tollpatschige Mädchen, das
terschiedlich sind, führt Dark dramatisch und ist es auch. Die seit Kindertagen mit den bei-
Schneiders Erweckung immer Geschichte reißt den Leser im- den Brüdern befreundet und
wieder dazu, dass er dasteht, mer wieder mit und übermit- leicht auf die Palme zu bringen
wie Gott ihn schuf, vollkom- telt gekonnt den Schmerz, den ist, um dann sofort auf die Brü-
men ohne Kleider. Da es auf die Brüder verspüren. der einzuprügeln. Dieser Ein-
so ziemlich jeder fünften Seite satz von Humor zerstört dabei
passiert, wird die Situation so Da die Story mit weit über 27 keinesfalls die grundsätzlich
verrückt, dass sie einfach nur Bänden sehr lang ist, wäre es ernste Atmosphäre des Man-
noch lächerlich und dadurch erdrückend, wenn es die gan- gas. Die humorvollen Einlagen
lustig wirkt. ze Zeit über nur düster und lockern die traurige Stimmung
Fullmetal Alchemist von Hi- depressiv zuginge. So wurden gekonnt auf, sodass das Lesen
romu Arakawa verbindet da- diverse lustige Elemente einge- nicht zu deprimierend wird.
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Sprotniggen Spaß!
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die aktuelle Verfilmung der Nur der Sieger darf überleben; Schließlich gilt es, die Dystopie
neusten Aufkoche einer alten im Film geht's halt kalt und möglichst oft als übermächtig
Geschichte – des tödlichen Tur- ernst zu. SF-Ehrensache! (Wie darzustellen.
niers einer festen Anzahl sport- sie jedenfalls von SF-Laien,
licher Heldinnen und Helden, also praktisch allen Filmema- Dass zumindest SF gleichzeitig
die dem Tode geweiht sind. chern, wahrgenommen wird.) aber auch schmunzelnd daher-
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kommen kann, wenn auch mit 2000 AD. Diese begann gegen ner, Cooper, Roberts, um nur
etwas geschwärzten Lippen, Ende der europäischen „Neuen einige zu nennen –, und ver-
zeigt beispielhaft die in den Welle“ der SF, die einige her- suchte, die sich immer wieder-
70ern gestartete und bis heute vorragende, subversiv-schlaue holenden Storys der beliebten
durchhaltende, wöchentlich er- britische Stars hervorgebracht britischen Kriegs-Comics der
scheinende Comic-Anthologie hatte – Aldiss, Ballard, Brun- Vorjahre auf weniger ausgelei-
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erte Szenarien zu verpflanzen. alt wie das geschriebene Wort. Neben Dares Abenteuern
Vor allem: Wiederbelebung Und langweilte in den 70ern bot aber 2000 AD schon immer
für Dan Dare ... den mutigen, wie heuer leider die halbe Storys und Serien mit weniger
innovativen Commander einer Kundschaft, schätzungsweise. Tunnelblick – oder zumindest
treuen Raumschiff-Crew, die Blieb jedoch trotzdem bis vor mit neuen Konzepten und
sich – auf Papier schon seit den wenigen Jahren ein Feature ei- Sichtweisen. Bald gehörte auch
Fünfzigern – immer wieder in niger 2000AD-Reihen, z. B. der „Judge Dredd“ dazu: Dredd ist
den Weiten des Alls Venusia- „Strontium Dogs“. einer der mächtigen Richter-
nern und anderen bösen Aliens
stellten und, mit der gleichen
Bravura wie ihre bewaffneten
Kumpels-im-Geiste aus den
frühen Vierzigern, sich immer
für den Esprit de Corps in die
Bresche warfen oder sogar op-
ferten. Bei den Geschichten
um Dare und seine Mannen
(noch keine Frau in Sicht!) gab
es nur den soldatentypischen
„banter“, die Umkehridiome,
die sich Helden zuriefen auf
dem Wege ins Schlachtgetüm-
mel. Hals- und Beinbruch eben,
wenn man einander natür-
lich das Gegenteil wünschte.
Mann malte sich aus, was ihn
Schlimmes erwarten konnte
in den Fängen der hässlichen
Aliens, und wetteiferte dann
mit seinen Waffenbrüdern
darum, wer wohl das miese-
re Los ziehen würde. Dieser
ehrenmännliche „Humor“ ist
wahrscheinlich ungefähr so
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Polizisten in einer postapo- einsetzen musste, um Verhaf- Dredd – der NIE seinen Helm
kalyptischen Welt, in der die tung und Bestrafung entspre- abnimmt und oft sofortige
von Atomwaffen dezimierte chend schnell durchzusetzen. Vollstreckung anordnet, voll-
und mehrheitlich verstrahlte Der langsame Gang des Geset- zogen mit seiner Blasterpistole
Menschheit in nur noch weni- zes, inklusive Unschuldsver- oder von seinem hochrüstigen
gen riesigen Städten weltweit mutung, musste eben kurzer- K. I.-Bike, dem „Lawmaster“ –
versammelt ist, den Mega- hand zur Seite gelegt werden, trifft daher zum Ausgleich oft
Cities. Dort herrschen immer bis bessere Zeiten anbrechen auf absurde Figuren. Da ist z.
wieder derart katastrophale würden ... B. seine Haushälterin Maria,
Umstände oder eine derart Nicht gerade eine Fantasie- die sehr loyal ist, aber nicht
hohe Kriminalität, dass die welt, in der es viel zu lachen perfekt Englisch spricht und oft
Stadtverwaltung diese Judges gibt. Der ständig miesgelaunte nicht-sprachliche Fehler macht,
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die Dredd geradebügeln muss. Briefe junger Leserinnen und
Und sein eifriger Hausroboter Leser – und deren Darstellun-
Walter, mit dem „W“-Sprach- gen seiner Person und anderer
fehler („Judge Dwedd“) und 2000 AD-Figuren – autoritär
seiner etwas kindlichen Sicht und selbstverliebt zu kommen-
der Dinge. Da sind die eher lin- tieren. Dabei benutzt er gerne
ken & gewaltlosen – und ins- emotionale Standardphrasen
besonders NAIVEN – Stadtpo- seiner Heimatsprache wie z.
litiker, die der unmoralischen B. „Borag thungg!“ oder fast
Realität oft erst zu spät ins überall anwendbare Adjektive
Auge sehen und Dredd ent- wie „sprotnig“, die die Fans
sprechend das Leben schwer natürlich bald in ihren Briefen
machen. Und letztendlich gibt brav übernehmen. Außerdem
es noch Dredds gesetzesbre- warnt Tharg anfangs öfter vor
chende Widersacher, wie ei- möglichen „Zukunftsschocks“
nen genialen Fettsack, der aus in entsprechend frechen und
Müll ekelhafte, aber nahrhafte überzogenen ein- oder zwei- kaum noch etwas zu sehen – es
Lebensmittel macht, die durch seitigen Kurzerzählungen, wie gibt zwar noch den pelzigen
effektive Vermarktung in der das Erdenleben sich entwi- Gronk bei der Mutantentruppe
hungernden Stadt ein Hit wer- ckeln oder – gerne auch – en- von Glühaugen-Johnny (aus
den, oder einen graffiti-sprü- den könnte. der „Strontium Dogs“-Reihe),
henden Roboter-Teenager. Das überzogen Absurde, der tritt aber eher bemitlei-
Auch durchzieht ein gewisser extremes Aussehen oder Ver- denswert auf und bedarf meist
lustiger Grundtenor die Hefte halten (später gerne auch recht der Rettung durch die huma-
der 2000 AD-Gründerzeit, ge- blutig) bilden fast von An- noideren Mutanten. Dafür gibt
tragen von der jede Ausgabe fang an eine schwarzhumo- es eine Menge durchgedrehte
einführenden editorialen Seite rige Grundlage der 2000 AD- Gegner, wie Mean Machine An-
aus der Feder des Außerirdi- „experience“. Was die Dredd- gel, der im Kopf eine metallene
schen Tharg, angeblicher 2000 Serie einführt, wird, angesichts „Uhr“ mit 4 Einstellungen hat,
AD-Chefredakteur, der, gran- ihres großen Erfolgs bei den die er selber einstellt auf den
dios und weise, wie er nun jugendlichen Fans, in späteren jeweiligen Wutzustand (bei 4
mal ist, den Menschenkindern Jahren Standard für 2000 AD. sucht jeder das Weite!), und
berichtet aus den 2000 AD- Nach ca. der 1000. Nummer ist Helden wie Slaine (gesprochen
Welten und ansonsten beliebt, von komischen Begleitfiguren Slohnjah), der sich im Kampf
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in einen Berserkerzustand - ten, körperlich oft verzerrten, chen zu schlagen. Hier gibt es
den „warp spasm“ - versetzen fanatisch-faschistoiden Men- zwar auch komische mecha-
kann, in dem sein Oberkörper schen zu bezwingen – mit Ma- nische Kumpel, die gegen die
sich monsterhaft verformt,und gie, Monster-Alliierten und, Menschen eintreten – wie z.
er, inklusive Riesen-Säbel oder tja, Menschlichkeit. Sein ins B. Mek-Quake aus dem Team
-Keule, zur wilden Tötungsma- Extreme verzerrter menschli- der ABC-Krieger, der leider
schine wird. cher Gegner ist Torquemada, etwas tumb daherkommt und
Dieses Absurde findet seinen Herrscher über das ständig meist nur, nachdem er ver-
gescripteten - und grafischen! - wachsende irdische Imperium standen hat, welche Aufgabe
Höhepunkt in den Geschichten Termight, paranoider Massen- für seinen Riesenmetallkörper
um Nemesis, einen pferdear- mörder und religiöser Tyrann, vorgesehen ist, diese mit dem
tigen dämonischen Alien, der der es leider immer wieder Spruch „Big Jobs!“ bestätigt.
auszieht, die technikverlieb- schafft, dem Tod ein Schnipp- Aber es kommt auch eine bi-
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zarrere, endzeitige Ironie zu- für Tharg! – extremisieren hier
stande, wenn Aliens detailge- also einfach erzkonservative
treu die menschlichen Vikto- Haltungen und unzweifeln-
rianer nachahmen (als Vorbild de Technophilie, geben sie als
einer besseren, urzeitlichen selbstverständliche Einsichten
Menschheit) oder wenn der im Judge-Universum aus und
Bruder Torquemadas ansetzt, persiflieren damit gekonnt
des Letzteren verstoßene – und subversiv die Echtzusände zur
daher vorübergehend suizida- Zeit der Veröffentlichung der
le – Ehefrau zu küssen, obwohl entsprechenden Heftausgabe.
er weiß, dass sein paranoider
Bruder intelligente Minibom- Leider ist dieser subversiv-
ben in ihrem Kopf implantiert freche Ton aus neueren Ausga-
hat, die bei Berührung explo- ben ein wenig verschwunden.
dieren ... Was bleibt, ist der jungenhafte
Was aber meisterhaft an- Spaß an komisch-aussehenden
kommt, zumindest im Sin- natürlich zu einem Genie und Kumpeln in irgendeinem Hel-
ne politisch schwarzen Hu- entscheidet sich im Teenage- denteam und insbesondere die
mors und zumindest in den Alter, König der Riesenstadt britische Vorliebe fürs Herzie-
2000 AD-Ausgaben vor der zu werden. Die Eltern finden hen über lustige Aussprache.
1000. Nummer, wird durch das wunderbar, denn endlich Middenface McNulty, der im
eine Judge-Dredd-Erzählung lohnt sich ihre Investition. wahrsten Sinne knubbelige,
aus den frühen Achtzigern Der Junge zwingt die Judges, ewig schottisch brabbelnde
vorgeführt: Ein Junge armer, sich da herauszuhalten. Durch „Hunde“-Freund von Johnny
dummer Eltern soll es einmal den wagemutigen Einsatz Alpha, war in seiner urigen
besser haben. Dass sie dumm von Dredd und anderen wird knorrigen Art so beliebt, dass
sind, merkt man angeblich an das aber doch verhindert. Am er z. B. eine Zeit lang eine eige-
ihrem Pidgin-Englisch. Da sie Ende ist Dredds Lösung, den ne Comic-Heft-Reihe bekam.
dumm sind, sind sie bereit, Jungen in die Judge-Akademie Wenn also auch Frechheit und
alles zu probieren, auch die für angehende Judges zu ste- Innovation in punkto Wesens-
neusten Computer-Lernappa- cken – alles, was dem Jungen schaffung der Protagonisten
rate, die dem Kind von klein gefehlt habe, sei eine strenge als komisch gilt, setzt 2000 AD
an Wissen tonnenweise einlöf- Erziehung. Die Autorenrobo- bis heute die alt-ehrwürdige
feln. Das Kind wird dadurch ter – denn nur solche arbeiten Theatertradition fort: Es wird
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vieles geboten, zum Weinen - Novels der Reihe Liga der au- semifinale Geschichte - D.R. &
und zum Lachen! Mindestens ßergewöhnlichen Gentlemen. Der Quinch schaffen es im galakti-
zum erfreuten Staunen. Schockeffekt der Story rührte schen Äquivalent von Holly-
daher, dass die Erde am Ende wood - war die erfolgreichste:
Addendum: der Geschichte perdu war; die Sie macht sich fröhlich und
beiden Teenage-Aliens Dobbs frei über Hollywood-Rituale,
Bekanntestes Beispiel eines („D.R.“) und Quinch hatten schlechte Drehbücher, hitch-
„Zukunftsschocks” - D.R. & es hingekriegt, dass beim ers- cockähnliche Regisseure und
Quinch ten Kontakt von Terranern mit insbesonders den dauernu-
den herrschenden Überirdi- schelnden Marlon Brando lus-
1983 erschien in der Ausgabe schen Letztere derart grund- tig.
317 ein Zeitreise-Beispiel der legend beleidigt wurden, dass Die kurze Serie über das au-
„Schocks“ mit dem Titel „D.R. die Erde ausgelöscht werden ßerirdische Max-&-Moritz-Duo
& Quinch have fun on Earth“ musste. Alles in einem lockeren betonte mal wieder vor allem
ungefähr: „haben eine Gaudi Ton in den „totally awesome“ die subversive Basis der abso-
auf Erden“). Die Story und alle Worten aus Dobbs‘ Tagebuch luten Nichteinhaltung jeglicher
Texte sind von Alan Moore, der geschildert. Dies kam so gut Regeln, vor allem solcher des
damals noch relativ unbekannt beim 2000 AD-Publikum an, guten Geschmacks, und nahm
war, aber später meisterhaf- dass weitere Erzählungen folg- damit eine ganze Generation
te Kollaborationen mit jeweils ten, meist länger angelegt - mit von Teenage-Lesern - heutigen
anderen Zeichnern zustande weiteren irren Ausflügen der Mittvierzigern - und vielen
bringen sollte - Watchmen, V jungen männlichen Aliens,u. späteren Fans - einer schreibt
for Vendetta und die Graphic a. nach ihrer Musterung. Die dies - für sich ein.
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Firefly –
Der Aufbruch der Serenity
Science Fiction trifft auf den sagt: Firefly punktet nicht nur
wilden Westen – kann das mit mysteriösen Verschwö-
funktionieren? Firefly – Der Auf- rungstheorien, sondern vor
bruch der Serenity ist für viele allem mit einem unkonventio-
eingefleischte Science-Fiction- nellen und amüsanten Inhalt.
Fans eine der besten TV-Seri- Firefly spielt zu Beginn des 26.
en, wenn nicht sogar die beste. Jahrhunderts: Die Menschheit
Amazonkunden übertrumpfen hat die Ressourcen der Erde bis
sich gegenseitig mit lobenden aufs Letzte ausgebeutet und ist
Worten und die Fangemein- zu einem neuen Planetensys-
de klagt auch zehn Jahre nach tem aufgebrochen, das dutzen-
dem Start von Firefly über die de von potentiell bewohnba-
plötzliche Absetzung. Hohe ren Planeten und Monden bie-
Verkaufszahlen der DVDs be- tet. Durch Terraforming wird
scherten Fans immerhin noch neuer Lebensraum geschaffen,
einen Kinofilm mit dem Titel und wo die zuerst kolonisier-
Serenity – Flucht in neue Welten, ten Welten bereits hochtechni-
der die Handlung der ersten siert sind, befinden sich viele
Originaltitel: Firefly und gleichzeitig letzten Staffel Randplaneten in einem Zu-
14 Episoden a 42 Minuten
Produktionsjahr: 2002 weitgehend abschließt. Allein stand wie Amerika zur Zeit der
Idee und Regie: Joss Whedon die ominösen Umstände rund westlichen Kolonisierung. Be-
Darsteller: Nathan Fillion, Gina Torres, um das Absetzen von Firefly herrscht wird das Planetensys-
Alan Tudyk, Adam Baldwin, Jewel Staite,
Morena Baccarin, Sean Maher, Summer dürften einige Zuschauer neu- tem von der sogenannten Alli-
Glau, Ron Glass gierig machen, aber es sei ge- anz, die im Vereinigungskrieg
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die Macht über alle Welten tituierte, allerdings mit umfas- in gefährlichen Situationen
erlangt hat. Die Randwelten sender Ausbildung und ho- füreinander einstehen. In ihrer
sind jedoch schwer zu kontrol- hem gesellschaftlichen Rang. Interaktion sorgen vor allem
lieren und somit Zufluchtsort Ein christlicher Geistlicher, Malcolm und Jayne für reich-
für Kriminelle und all jene, die den alle nur Shepherd nennen, lich Humor: Ersterer durch iro-
mit der Herrschaft der Alli- spielt die undurchsichtigste nische Sprüche, Letzterer durch
anz nicht einverstanden sind. Rolle an Bord, denn in manch eine unfassbare Abgebrühtheit
Captain Malcolm Reynolds hat brenzliger Situation offenbart und oftmals auch Begriffsstut-
im Vereinigungskrieg auf der er Talente, die so gar nicht zu zigkeit. Doch auch die anderen
Seite der Verlierer gekämpft einem Priester passen. Zu guter Charaktere bescheren dem Zu-
und schlägt sich nun mit sei- Letzt wären da der Arzt Simon schauer amüsante Momente,
ner kleinen Crew und einem und seine Schwester River, die wobei jeder einem recht schnell
kleinen Transportschiff der von der Allianz als Versuchs- ans Herz wächst. Es gibt selten
Firefly-Klasse namens Sereni- objekt missbraucht wurde und Serien, bei denen man nahezu
ty mit Gaunereien durch. Zoe dadurch übernatürliche Fähig- allen Protagonisten etwas ab-
hat an Malcolms Seite im Krieg keiten besitzt. River leidet je- gewinnen kann, doch bei Fire-
gekämpft und dient quasi als doch durch ihre traumatischen fly ist dies definitiv der Fall.
erster Offizier, ihr Mann Wash Erfahrungen an einer Psycho- Dabei gibt es Stimmen, die be-
ist Pilot der Serenity. Dann se, bei der sich ruhige Phasen haupten, der Sender wäre mit
gäbe es noch Jayne Cobb, einen mit schizophren anmutenden dem Konzept von Firefly un-
hartgesottenen und simpel ge- Episoden abwechseln. Rivers ter anderem wegen der hohen
strickten Söldner, und Kaylee, Schicksal wird in der Serie Stellung der Companion Inara
die Schiffsmechanikerin, die ir- meist nur angeschnitten, im nicht einverstanden gewesen.
gendwie so gar nicht nach ihrer Film Serenity – Aufbruch zu neu- Auch gibt es eine Folge, in der
Vorliebe für Raumschiffgetrie- en Welten wird ihre Geschichte sich Malcolm und seine Crew
be aussieht. Als Dauergast lebt weitergeführt. Die Crew der auf die Seite von Prostituier-
die Companion Inara an Bord, Serenity ist ein bunt zusam- ten schlagen, die letztlich die
die Malcolm gerne der Hurerei mengewürfelter Haufen un- „Guten“ sind. In der Tat sind
bezichtigt. Tatsächlich ist eine terschiedlichster Charaktere, es in Firefly oftmals die Rand-
Companion eine Art Edelpros- die sich oftmals zanken, aber gruppen, die moralisch gese-
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hen richtig handeln. Auch die ten, die die Beziehungen inner- überhaupt eine Serie kaufen,
Besatzung der Firefly ist der halb der Crew erklären und die abgebrochen wurde? Trotz
Allianz in punkto Anstand festigen. Die spärlichen Hin- zwangsweise viel ungenutzten
und zwischenmenschlichem tergrundinformationen zeich- Potentials ist Firefly eine der
Respekt überlegen. Natürlich nen eine spannende Welt, in besten Science-Fiction-Serien
gibt es auch reichlich Krimi- der viele Geheimnisse darauf unserer Zeit, die Humor und
nelle, meist Handelspartner warten, enthüllt zu werden. Wild-West-Elemente mit einer
von Malcolm, die menschlich Insbesondere die Reaver, eine glaubwürdigen Zukunftsvisi-
betrachtet unter aller Würde angeblich kannibalisch lebende on verbindet. Was in der Be-
sind und die oftmals mit reich- Menschenrasse, die sich durch schreibung wie ein wilder und
lich schwarzem Humor über Selbstverstümmelung und eine übertriebener Genremix klingt,
den Tisch gezogen werden. unvorstellbare Brutalität aus- funktioniert in der Umsetzung
Die Hintergründe der Welt zeichnet, wecken das Interesse wunderbar. Untermalt wird
werden in der ersten Firefly- des Zuschauers. Über sie er- die Serie von einem gelunge-
Staffel meist nur angeschnit- fährt man immerhin im Kino- nen Soundtrack, der vor allem
ten. Nur wer genau aufpasst, film Serenity mehr. Andere An- den Wild-West-Anteil spiegelt
kommt überhaupt zu dem satzpunkte konnten leider nicht und viel Atmosphäre schafft.
Schluss, dass alle Folgen in ei- weiterverfolgt werden und in- Im Gesamtkonzept ist Firefly
nem einzigen Planetensystem zwischen ist die Hoffnung auf durch und durch gelungen
spielen. Die einzelnen Folgen eine Fortsetzung der Serie so und ein echter Geheimtipp für
erzählen eher kleine Geschich- gut wie gestorben. Warum also alle Science-Fiction-Fans!
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5 humoristische Fragen an 5 Autoren
Zugegeben: In den letzten Ausgaben des Phantast haben wir Ernst gemacht. Ob Science Fantasy,
Dunkle Zeiten, verschiedene Quests oder aber auch Träume als Aufhänger – Literatur ist eben (doch)
kein Pappenstiel! Auch diese Ausgabe, immerhin schon Nummer fünf, sollte den Ansprüchen un-
serer Leser, der mitwirkenden Autoren sowie unseren eigenen (hoffentlich hohen) gerecht werden.
Trotzdem oder gerade deswegen ist es nun Zeit für einen Out-tick. Das fanden auch die folgenden
Schriftsteller. Kreativ, manchmal ohne Feingefühl und vielleicht auch mit einem genießerischen
Grinsen haben sie sich an das Beantworten äußerst merkwürdiger Fragen gemacht.
Vorhang auf für Markus Heitz, Thomas Elbel, Kathleen Weise, Volker Ludewig und Boris Koch!
Markus Heitz
Markus Heitz, geboren 1971, Auch seine Romane »Die Le- Angelika: Wenn Du ein Fan-
gehört seit den sensationellen genden der Albae. Gerechter tasy-Wesen in die Politik schi-
Romanen um die »Zwerge« Zorn«, und »Drachenkaiser« cken könntest, für welches
und seinem »Ulldart-Zyklus« sind große Erfolge. Wenn Mar- würdest Du Dich entscheiden?
zu den erfolgreichsten deut- kus Heitz nicht schreibt, erfin- Feinsinniger Elb, prügelnder
schen Fantasy-Autoren. Er ge- det er köstliche Backrezepte. Ork, oder würdest Du allein
wann bereits achtmal den Deut- für diesen Zweck eine eigene
schen Phantastik-Preis, drei- Kreatur erfinden? Wie würde
fach allein im Jahr 2007, u.a. sie aussehen und was würde
für »Die Mächte des Feuers«. Quelle: Piper Verlag sie tun?
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Markus Heitz: Am liebsten Chef ruhte. Wie hättest Du die mer Du willst – wie heißt Dein
hätte ich geschrieben: „Einen Welt verändert im Großen und neuer Roman? Welches Genre
einfachen weisen Menschen, Kleinen? Welche Jahreszeit kann man sich erwarten und
der sich mit seinen wundervol- würde ewig dauern? Was wäre auf was dürfen sich Deine Le-
len Ideen durchsetzt und der aus der Welt geschafft? ser freuen?
zusammen mit anderen weit-
sichtigen Männern und Frauen Markus Heitz: Oh, DAS ist mal Markus Heitz: Hahahaha
die Geschicke in eine gute Bahn eine lustige Frage! - folgte ich einem Klischee,
lenkt“. Tja. würde ich jetzt wohl als Mann
Mal scharf nachdenken. Ich „erotischer Roman“ schreiben
Da die Realität aber anders würde sagen, dass am siebten müssen. Der wahr gewordene
aussieht, würde ich einen Alb Tag alle Krankheiten sowie Traum, sich jeden erdenkli-
ins Rennen schicken, dem ich Verletzungen spontan heilen. chen Wunsch selbst zu gönnen
eine Gehirnwäsche verpasst Damit wäre schon mal der Kopf - wow! Natürlich mit Niveau.
hätte, damit er denkt, dass alle frei für die wichtigen Dinge im Was für ein Angebot! :o)
Menschen auch Albae sind. Leben, mal abgesehen von Un- Nein, tatsächlich würde ich
fällen und akuten Verletzun- mich auf die Suche nach einem
Ein Alb könnte unter Politikern gen, die sofort behandelt wer- höheren Wesen begeben.
durchaus bestehen und sich den müssten. Das würde der Nicht dem christlichen Gott
durchsetzen. Feinsinn, Rück- Welt schon enorm helfen. Der oder dem einer anderen Reli-
sichtslosigkeit, ein Ziel fest vor Rest ergibt sich dann. Eine der gion, sondern nach einem hö-
Augen, dennoch schlau und größten Sorgen der Menschheit heren Wesen. Um herauszufin-
notfalls mit der Fähigkeit aus- sind nun einmal die Krankhei- den, ob wirklich im Universum
gestattet, über die Diplomatie ten. alles reiner Zufall ist oder wer
hinauszugehen. Ich finde die Vorstellung tatsächlich die ganzen Kugeln
Schlimm, oder? sehr beruhigend und würde auf den Billardtisch gelegt und
Dass man eine solche Krea- mich als Vize-Gott durchaus den ersten Stoß gemacht hat.
tur fürs Allgemeinwohl einset- deswegen vom Chef loben las- Es wäre ein heiter-abenteuerli-
zen muss ... sen. Meinetwegen kann er auch cher Roman, nicht zu kopflas-
den Ruhm dafür einsacken. tig. Eher in der Art von DOG-
Angelika: Lass Deiner Phanta- MA, und Sex kann von mir aus
sie freien Lauf und stell Dir vor, Angelika: In Deiner nächsten auch dabei sein. Erfahrungs-
Du wärest Vize-Gott gewesen (abenteuerlichen) Geschichte gemäß freuen sich die Lese-
und hättest am siebten Tag freie wirst Du der Protagonist sein rinnen eher über solche kleine
Hand bekommen, während der und hautnah erleben, was im- Einlagen als die Leser. Schaden
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würde es dem Roman jeden- Supermarkt (Erster!) bis zur king for Freedom" Deutsch-
falls nicht. Schießerei, wo mir als Letzter land – die Mauer fällt: Bananen
die Munition ausgeht. Etwas für alle! Was singst Du wo, um
Angelika: Nehmen wir an, in der Art, wo der Held noch was zu bewirken?
Du hättest Superkräfte (außer überlegen muss. Hey, die Idee
natürlich der Begabung, die ist gar nicht so schlecht! Sollte Markus Heitz: BITTE???? Ich
Menschen mit Worten zu ver- ich ein Buch draus machen ... sehe schon die Fraktion der
zaubern) – welche wären das? An alle anderen Kolleginnen singenden Superhelden. Ein
Würdest Du den klassischen und Kollegen, die das lesen: Song, um etwas zu bewirken ...
Spinnenbiss bevorzugen oder FINGER WEG! Mein Thema! „If I had a hammer”?
zu einem grünen Riesen wer- :o) „Searching, seek and dest-
den wollen? Keines von bei- roy“?
den? Was denn sonst? Wärst Meine Fähigkeiten würde ich „Ausgebombt“?- klingt alles
Du der Bad Boy oder der Ritter einsetzen, um Menschen zu reichlich destruktiv.
in Weiß? Und in welchem Kos- helfen, ohne dabei meinen
tüm? Lohn zu vergessen. Ich wäre „Ein bisschen Frieden“ - na,
kein uneigennütziger Held, das wäre doch mal ein Vorsatz!
Markus Heitz: Da denke ich und das sind die glaubwür- Der singende Friedensbarde,
sehr gerne an den tollen Film digsten. ;o) jetzt auch in Nordkorea, China,
MYSTERY MEN, weil ich ihn Russland und den USA!
unglaublich lustig fand. Un- Mein Kostüm ... ein schön ge-
geschlagen sind beim Nach- schnittener schwarzer Anzug „Whiskey in the Yar“, um stän-
wuchshelden-Casting Balleri- mit Gehrock und schwarzer dig Freirunden zu bewirken? ...
na-Mann und Radiergummi- Nelke am Revers, weil alle zu viel Auswahl. HA! Ich weiß
Mann. Superkräfte ... ich hätte denken, ich wäre der Baron es: „König von Deutschland“.
gerne etwas Ambivalentes. aus TIMM THALER. Dann hät- Die Wirkung dürfte klar sein.
Sagen wir, ich hätte die Be- ten alle Respekt vor mir. Ganz Und dann würde ich endlich
gabung, auf eigenen Wunsch ohne etwas tun zu müssen. wahre Demokratie einführen,
etwas zuerst oder zuletzt zu Clever, was?! abdanken und mir jährlich
bekommen. Entweder oder. 199.000 Euro plus Auto plus
Das Phänomen kann überall Angelika: David Hasselhoff Büro plus Sekretärin gönnen.
eintreten, von der Kasse am vereinte mit seinem Hit "Loo- Klingt komisch, ist aber so.
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Thomas Elbel
Thomas Elbel, aufgewachsen Angelika: Wenn Du ein Fan- zurückliegen, dass allenfalls
hinter den beschaulichen Ku- tasy-Wesen in die Politik schi- die Archonten von Dentor sie
lissen Hildesheims, studierte cken könntest, für welches noch erläutern könnten (je-
Rechtswissenschaften, die be- würdest Du Dich entscheiden? denfalls wenn man ihnen ihre
kanntlich dunkelste aller dunk- Feinsinniger Elb, prügelnder Zungen gelassen hätte), ausse-
len Künste. Anschließend erlitt Ork, oder würdest Du allein hen wie Angestellte irgendei-
er einen jahrelangen Anfall für diesen Zweck eine eigene nes norddeutschen Hauptzoll-
beruflicher Gestaltwandelei. Kreatur erfinden? Wie würde amtes. Das heißt, sie sind klein,
Nachdem sein Plan, die Welt sie aussehen und was würde meist dicklich und unrasiert,
an den Rand des Abgrunds zu sie tun? von grauer oder violetter Ge-
bringen, vorerst gescheitert ist, sichtsfarbe, glatzköpfig, wulst-
zerstört er sie jetzt von seinem Thomas Elbel: Das wäre dann lippig und tragen im Sommer
Wohnort Berlin aus zumindest wohl ein theradonischer Grau- gern kurzärmelige Hemden,
literarisch. »Asylon« ist sein elb. Theradonische Grauelben sodass man ihre stark behaar-
Romandebüt, mit dem er 2011 kommen, was jetzt keine große ten Unterarme sehen kann.
den LB-Lesepreis in der Kate- Überraschung sein sollte, aus Damals, vor den Erzdrachen-
gorie Fantasie / Science Fiction Theradon, dem Regierungs- kriegen, gab es einmal hier und
gewann. distrikt von Mittelelbien. Das da böse Zungen, die behaupte-
Link: www.asylon.de wirklich Erstaunliche an thera- ten, die theradonischen Grau-
donischen Grauelben ist, dass elben seien eigentlich gar keine
Quelle: Piper Verlag sie aus Gründen, die so weit Elben, sondern eine Mischung
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aus Zwergen und Orks, aber eine siluvinische Goldbirke, pulver zu entwickeln, würde
die theradonischen Grauelben attraktiver als ein ferratischer immer und ausnahmslos Ma-
sind diesen höchst despektier- Seidenhirsch, ja berückender terien zum Ergebnis haben,
lichen Gerüchten mit ihren be- gar als Zorkan, der verlorene die implodieren. Nichts auf
sonderen Talenten erfolgreich Erbprinz von Rangar, sei. der Welt würde sich so gut,
entgegengetreten. Denn die Wenn ich also ein Fantasy- gesund und erholsam anfüh-
theradonischen Grauelben be- Wesen in die Politik schicken len wie ein tüchtiger Alkohol-
herrschen von alters her die ge- würde, dann auf jeden Fall ei- kater. Katzen hätten Daumen.
fährliche Kunst des Süßschwa- nen theradonischen Grauelb. Deutsche Sprache und die Be-
felns in höchster Perfektion. gabung zum Sambatanzen gin-
Der Süßschwafler redet seinem Angelika: Lass Deiner Phanta- gen Hand in Hand. Überbreite
nichts Böses ahnenden Opfer sie freien Lauf und stell Dir vor, Rollkoffer müssten mit einem
so lange und gekonnt nach Du wärest Vize-Gott gewesen rotierenden, orangenen Warn-
dem Mund, bis dessen geis- und hättest am siebten Tag freie licht ausgestattet sein. Die se-
tiger Widerstand zum Erlah- Hand bekommen, während xuelle Orientierung jedes Indi-
men kommt wie eine zu Tode der Chef ruhte. Wie hättest Du viduums würde sich alle fünf
gehetzte Antilope, so dass das die Welt verändert im Großen Jahre ändern, das Geschlecht
Opfer schließlich bereit ist, jede und Kleinen? Welche Jahres- alle zwölf Jahre und die abso-
noch so absurde These, die ihm zeit würde ewig dauern? Was lut schwerste aller Todsünden
der Grauelb einschwafelt, als wäre aus der Welt geschafft? wäre die religiöse Betätigung.
seine eigene zu übernehmen.
Dies ist übrigens auch der Thomas Elbel: Als Vizegott Angelika: In Deiner nächsten
Grund, warum die Grauelben hätte ich jedem Menschen et- (abenteuerlichen) Geschichte
heutzutage allgemein als die was oberhalb des Hüftkno- wirst Du der Protagonist sein
attraktivste Rasse von Rand- chens einen kleinen Tastregler und hautnah erleben, was im-
erde gelten. Jeder von ihnen eingebaut, mit dem sich sein mer Du willst – wie heißt Dein
ist mit mindestens einem Dut- Körperfettanteil nach Bedarf neuer Roman? Welches Genre
zend der schönsten pyriani- dimmen ließe. Alle erwachse- kann man sich erwarten und
schen Kristallnymphen ver- nen Menschen würden jeweils auf was dürfen sich Deine Le-
ehelicht, deren jede einzelne am 30. August für genau vier- ser freuen?
alle Eide schwören würde, undzwanzig Stunden wieder
dass ihr Mann ihr nicht nur in zu Sechsjährigen. Jeder Ver- Thomas Elbel: Meine nächs-
monogamer Hingabe verbun- such der Menschheit, so etwas te abenteuerliche Geschichte
den, sondern auch schöner als wie Sprengstoff oder Schieß- würde in das Werwulffgen-
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re fallen. Ich wäre darin ein markt erworbenen Nuklear- haltsamsten Superkräfte han-
Mann, der sich bei Vollmond spielzeugfabrik zu verklappen, delt, die man sich überhaupt
oder leichtem Nieselregen in und ihm dafür VIP-Karten für denken kann, und ich damit
einen Politiker verwandelt eine Bunga-Bunga-Sause in mächtig Schindluder treiben
(keinen theradonischen Grau- Berlusconis Privatvilla anbie- könnte und würde. Stellt Euch
elben), der grundsätzlich kein tet. Noch bleibt er standhaft, den Gunfight am O. K. Corral
Geschenk ausschlagen kann. aber eine Schlechtwetterfront vor. Ich als Wyatt Earp gegen
Transformersfigur als Drein- nähert sich unaufhaltsam Nea- fünf Teletubbies. Oder ich als
gabe beim McDonalds Happy pels Stadtgrenzen ... (t.b.c.) Muhammad Ali gegen George
Meal ... Ich sage: Ja! Tinky-Winky Foreman. Oder
Angelika: Nehmen wir an, ich als Leonidas von Sparta mit
Beim Erreichen von zehn Du hättest Superkräfte (außer meinen 300 Tapferen gegen
Wählerstimmen gibt es die elf- natürlich der Begabung, die Xerxes Unsterbliche ... Dipsys
te gratis dazu ... Yes, please! Menschen mit Worten zu ver- und Laa-Laas.
Ein Ehefrauenupgrade ... Hier zaubern) – welche wären das?
bitte. Würdest Du den klassischen Angelika: David Hasselhoff
Im unverwandelten Zustand Spinnenbiss bevorzugen oder vereinte mit seinem Hit "Loo-
würde der Mann hingegen zu einem grünen Riesen wer- king for Freedom" Deutsch-
nicht einmal einen Hände- den wollen? Keines von beiden? land – die Mauer fällt: Bananen
druck annehmen, ohne vorher Was denn sonst? Wärst Du der für alle! Was singst Du wo, um
eine Vorteilsmeldung in drei- Bad Boy oder der Ritter in Weiß? was zu bewirken?
facher Ausfertigung beim Per- Und in welchem Kostüm?
sonalreferat einzureichen. Thomas Elbel: Seht mich in der
Thomas Elbel: Meine Super- Giudecca, dem neunten Höl-
Dieser Politiker wird im Rah- kraft bestünde einzig und al- lenkreis aus Dantes Göttlicher
men eines europäischen Be- lein darin, dass Menschen, die Komödie. Vor mir riesenhaft
amtentauschs vorübergehend mir aggressiv oder kampfes- aufragend der gestürzte Luzi-
zum Leiter einer neapolita- lustig gegenübertreten, sich für fer, eingefroren in einem See
nischen Sondermülldeponie die Dauer unserer Begegnung aus Eis, in seinen drei Mäulern
ernannt. Die Situation eska- ohne weiteres Zutun von mei- die Erzverräter Judas, Brutus
liert, als die Camorra mit dem ner Seite in Teletubbies verwan- und Cassius zermalmend. Ich
Wunsch an ihn herantritt, il- deln. Unnötig zu erwähnen, gebe meiner gegelten Tolle den
legalen Abraum aus einer auf dass es sich hierbei um eine letzten Schliff, zücke mein Um-
dem ukrainischen Schwarz- der mächtigsten und unter- hängekeyboard und stimme
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die ersten Klänge einer süßen
Melodei an: Kathleen
Cheri, Cheri Lady
Going through a motion Weise
Love is where you find it
Listen to your heart
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Merkel oder Herr Schmidt aus- mer Du willst – wie heißt Dein Du hättest Superkräfte (außer
sieht. Rauchen darf’s von mir neuer Roman? Welches Genre natürlich der Begabung, die
aus gerne auch. kann man erwarten und auf Menschen mit Worten zu ver-
was dürfen sich Deine Leser zaubern) – welche wären das?
freuen? Würdest Du den klassischen
Angelika: Lass Deiner Phan- Spinnenbiss bevorzugen oder
tasie freien Lauf und stell Dir Kathleen Weise: Der Titel lau- zu einem grünen Riesen wer-
vor, Du wärst Vize-Gott gewe- tet Tunnelgewummel und es den wollen? Keines von bei-
sen und hättest am siebten Tag handelt sich um einen Zeitrei- den? Was denn sonst? Wärst
freie Hand bekommen, wäh- seroman, in dem die Protago- Du der Bad Boy oder der Ritter
rend der Chef ruhte. Wie hät- nistin (also ich) durch Wurmlö- in Weiß? Und in welchem Kos-
test Du die Welt verändert im cher zu den ungelösten Rätseln tüm?
Großen und Kleinen? Welche der Menschheit zurückreist.
Jahreszeit würde ewig dauern? Hat sich Kleopatra wirklich Kathleen Weise: Ich bevorzu-
Was wäre aus der Welt ge- mit einer Schlange vergiftet? ge spontane Mutation durch
schafft? Wer war Jack the Ripper? Wer verseuchtes Grundwasser. Auf
hat JFK erschossen? Wann hat- jeden Fall irgendetwas ohne
Kathleen Weise: Ich finde, ten Marie Antoinette und Graf Spinnen, Echsen oder ande-
der Chef hat recht gute Ar- von Fersen wirklich das erste res Getier. Zugunsten meines
beit geleistet, selbst das mit Mal Sex etc. ? Aber möglicher- Kleiderschranks verzichte ich
den Jahreszeiten, schließlich weise heißt das Buch auch Die ebenfalls auf die spontane Ver-
ist nichts langweiliger als Glaskugel und handelt von … dopplung meiner Körperfülle
ewiger Sommer. Nur, weil er einer Glaskugel, in der ich all (vielleicht ist das aber auch so
eben so gute Arbeit geleistet jene Dinge auch sehen kann. ein Frauending). Meine Aus-
hat, würde ich kurzerhand Dann würde ich mir das end- wahl fällt ganz klar auf Unsicht-
den schlafenden Chef selbst lose Herumreisen sparen, barkeit, weil sie vielfältig ein-
abschaffen, dann fühlte sich denn, mal ehrlich, wer will sich setzbar ist (voyeuristisch, zum
wenigstens niemand mehr be- schon nachts in Whitechapel Einschleichen, zum Abhauen,
müßigt, über ihn zu streiten. die Beine krummstehen, nur in der Geldbeschaffungsmaß-
um irgend so einem beklopp- nahme etc.), außerdem habe
Angelika: In Deiner nächsten ten Serienkiller bei der Arbeit ich Höhenangst, was soll ich
(abenteuerlichen) Geschichte zuzusehen? also mit der Superkraft des
wirst Du der Protagonist sein Fliegens? Und wenn ich noch
und hautnah erleben, was im- Angelika: Nehmen wir an, mal wählen könnte, nähme ich
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noch Hypnose dazu, denn ich Geld, für den war das nie ein dauergewelltem Haar) auf der
denke, man kommt oft in Si- Problem. Und was das Kostüm Straße wahlweise vor einem
tuationen, in denen man gern betrifft: Irgendwas mit flachen Monster oder UFO flüchten …
sein Gegenüber beeinflussen Absätzen wäre schön, wegen Hat das Bild jeder im Kopf? So
möchte. Zum Beispiel auf dem der Bequemlichkeit. In Latex ungefähr würde es zugehen,
Finanzamt, auf der Bank, im schwitzt man auf die Dauer, wenn ich irgendwo singen wür-
Gerichtssaal, beim Schwarz- Baumwolle wäre also prima, de. Der Menschheit ist damit
fahren … War da nicht noch von mir aus auch gern mit wirklich nicht geholfen. Kann
die Frage, ob ich lieber Held Ausschnitt. ich nicht stattdessen lieber Fi-
oder Badgirl wäre? Na ja … ich guren in Bücher oder Filme
würde schon helfen. Das heißt Angelika: David Hasselhoff rein- oder rausschreiben? Zum
ja nicht, dass ich meine Kräfte vereinte mit seinem Hit “I’ll be Beispiel Guttenberg in The Clo-
nicht dazu verwenden kann, looking for freedom” Deutsch- ne Wars und Wulff in Fegefeuer
mir ein angenehmes Leben land – die Mauer fällt: Bananen der Eitelkeiten? Und holen wür-
zu machen. Es hilft sich doch für alle! Was singst Du wo, um de ich vielleicht Superman, der
gleich viel besser, wenn man was zu bewirken? ist zwar langweilig, kann aber
als Held ausgeglichen ist, weil Kathleen Weise: Man stelle mal ein bisschen aufräumen.
man früh schnell noch eine sich einen 60er-Jahre-Horror- Und dann vielleicht noch Wol-
Runde im eigenen Pool ge- oder-SF-Film vor, in dem die verine aus den X-Men, also …
schwommen ist, nicht wahr? Menschen (vorzugsweise Blon- nicht für die Menschheit, nur
Batman hatte schließlich auch dinen mit engen Blusen und so für mich …
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Volker Ludewig
V. K. Ludewig betätigte sich machen wie Judith Holofernes Welt korrigieren könnte, dann
nach seinem Anglistikstudium und einen „rigorosen Engel“ wäre mehr Platz für Magie und
u.a. als Manager eines Indie- schicken, „der richtig böse weniger für Korruption und
Labels, Ghostwriter, Überset- wär´“. Hass. Hm. Aber vielleicht hätte
zer, Redakteur, Fernseh- und ich den siebten Tag zur Palast-
Buchautor. 2000 erschien sein Angelika: Lass Deiner Phanta- revolution genutzt und das Pa-
Ratgeber ›Nur nicht aus Liebe sie freien Lauf und stell Dir vor, radies auf Erden geschaffen, in
weinen?‹, der zu einem Klassi- Du wärest Vize-Gott gewesen der Hoffnung, dass das nicht
ker der schwulen Selbsthilfeli- und hättest am siebten Tag freie nach ein, zwei Tagen schreck-
teratur wurde. ›Ashby House‹ Hand bekommen, während lich langweilig wird.
ist sein Debüt als Romanautor. der Chef ruhte. Wie hättest Du
Quelle: DTV die Welt verändert im Großen Angelika: In Deiner nächsten
und Kleinen? Welche Jahres- (abenteuerlichen) Geschichte
Angelika: Wenn Du ein Fanta- zeit würde ewig dauern? Was wirst Du der Protagonist sein
sy-Wesen in die Politik schicken wäre aus der Welt geschafft? und hautnah erleben, was im-
könntest, für welches würdest mer Du willst – wie heißt Dein
Du Dich entscheiden? Fein- Ludewig: Das ist ja das, was neuer Roman? Welches Genre
sinniger Elb, prügelnder Ork, man als Autor tut - insbeson- kann man sich erwarten und
oder würdest Du allein für die- dere in diesem Genre. Die auf was dürfen sich Deine Le-
sen Zweck eine eigene Kreatur Welt ein bisschen nach rechts ser freuen?
erfinden? Wie würde sie aus- und links und oben und unten Ludewig: Eine weise Frau hat
sehen und was würde sie tun? korrigieren, manchmal auch mir einmal gesagt, dass alle Fi-
Volker Ludewig: Ich würde es malträtieren. Wenn ich also die guren, die in unseren Träumen
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auftauchen, wir selbst sind. zu einem grünen Riesen wer- Ludewig: Das würde eine Rie-
Dasselbe gilt für Romane. Da den wollen? Keines von bei- sen-Playlist werden, ich habe
bekommen Protagonisten und den? Was denn sonst? Wärst ein Lied für jedwede Nuance
Antagonisten gleichermaßen Du der Bad Boy oder der Ritter einer Gefühlsstimmung. Mein
Züge verliehen und Erlebnisse in Weiß? Und in welchem Kos- Leben müssen Sie sich wie ein
zugeordnet, die auf Erlebtem tüm? Broadway-Musical vorstellen.
und Gefühltem basieren. Der Es gibt zwei Lieder, die, laut
Arbeitstitel meines neuen Ro- Ludewig: Ich wäre FixMan und vorgetragen mit Freunden,
mans ist ODP - was sich dahin- könnte eigenhändig kaputte große Freude machen: das
ter verbirgt, ist noch geheim. Elektrogeräte, Autos, und alles „Elephant Love Medley“ aus
Es handelt sich um die Fort- Kaputtbare reparieren. Was na- dem Film „Moulin Rouge“, in
setzung von „Ashby House“, türlich auch für kaputte Körper dem Ewan MacGregor Nicole
spielt allerdings sieben Jahre gilt. Hand auflegen und zack! Kidman anschmachtet und
später, so dass sich die persön- Niemand im Freundeskreis sie sich schließlich geschlagen
lichen Beziehungen der Prota- müsste mehr Do-it-Yourself- gibt vor so viel Überzeugungs-
gonisten verändert haben und Videos auf Youtube studieren, kraft und Charme, und Flo-
man auf neue Konstellationen nur um das Scheinwerferlicht rence and the Machines „Dog
und Konflikte gespannt sein an seinem Auto auszuwech- Days are over“. Die meisten
darf. Außerdem ist ODP nicht seln. Outfit wäre so ein Crosso- Lieder mit Tieren sind gut. Au-
in einem verlassenen Haus auf ver aus Blaumann und Disney- ßer vielleicht „How much is
dem Land angesiedelt, son- Hexe. Also mitternachtblaue that Doggie in the window?“
dern in einer Großstadt. Wie Pailletten, schmaler Schnitt und Aber dann wieder „Hounds
wohl auch alles etwas größer zickige Schulterpolster. Und so of Love“. Tierlieder. Mein
ausfallen wird, (insbesondere ein Hut wie Malefiz, die mir je- großes Faible. Also, ich wür-
das betroffene Gebäude) als im den Tag von einem Plakat links de das Love-Medley singen,
Vorgänger. hinter mir beim Schreiben über so als Liebeszauber und weil
die Schulter schaut. Elefanten immer gehen, und
Angelika: Nehmen wir an, „Dog Days“, um die Zuhörer
Du hättest Superkräfte (außer Angelika: David Hasselhoff für einen gewaltigen Flashmob
natürlich der Begabung, die vereinte mit seinem Hit "Loo- zu flashmobilisieren. Die, die
Menschen mit Worten zu ver- king for Freedom"*** Deutsch- dann verschreckt wegrennen,
zaubern) – welche wären das? land – die Mauer fällt: Bananen können die „Hounds of Love“
Würdest Du den klassischen für alle! Was singst Du wo, um von Kate Bush singen: „It´s in
Spinnenbiss bevorzugen oder was zu bewirken? the trees! It´s COMING!!!“
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Boris Koch
Boris Koch wuchs auf dem Angelika: Wenn Du ein Fan- ment sitzt und eine Art von
Land südlich von Augsburg tasy-Wesen in die Politik schi- Gewissens-Wellen ausstrahlt.
auf, studierte Alte Geschich- cken könntest, für welches Alle, die von diesen erfasst
te und Neuere Deutsche Li- würdest Du Dich entscheiden? werden – und damit jeder im
teratur in München und lebt Feinsinniger Elb, prügelnder Parlament -, müssen sich an
heute als freier Autor in Ber- Ork, oder würdest Du allein geleistete Eide halten und füh-
lin. Er ist Mitveranstalter der für diesen Zweck eine eigene len sich ihren Aufgaben ver-
phantastischen Lesereihe “Das Kreatur erfinden? Wie würde pflichtet, ihnen wird bewusst,
StirnhirnhinterZimmer” und sie aussehen und was würde dass sie „Volksvertreter“ sind
Redakteur des Magazins “Me- sie tun? und nicht „Lobbyvertreter“.
phisto”. Zu seinen Buchveröf- Sie handeln fortan nach bestem
fentlichungen gehören „Der Boris Koch: Die grobe Vari- Wissen und Gewissen, mehr
Drachenflüsterer“, die Fanta- ante wäre der gute alte Onkel kann man nicht verlangen.
sy-Parodie “Die Anderen” und Cthulhu, dann wäre schnell Eine Kreatur, die allein und
der mit dem Hansjörg-Martin- Ruhe in der Politik. Allerdings selbst alle Probleme löst, ist mit
Preis ausgezeichnete Jugend- wäre dann überall Ruhe, und meiner Vorstellung von Demo-
krimi “Feuer im Blut” sowie das wäre dann doch zu viel, kratie nicht so gut vereinbar.
der Shadowrun-Roman “Der und überhaupt liegen mir die
Schattenlehrling”. groben Varianten nicht so. Angelika: Lass Deiner Phanta-
Links: www.boriskoch.de Ich würde also eine Kreatur sie freien Lauf und stell Dir vor,
erfinden, die als unscheinba- Du wärst Vize-Gott gewesen
Quelle: Random House rer Hinterbänkler im Parla- und hättest am siebten Tag freie
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Hand bekommen, während bewegen können, die Insassen den? Was denn sonst? Wärst
der Chef ruhte. Wie hättest Du wollten ja die ewige Kälte. Du der Bad Boy oder der Ritter
die Welt verändert im Großen in Weiß? Und in welchem Kos-
und Kleinen? Welche Jahres- Angelika: In Deiner nächsten tüm?
zeit würde ewig dauern? Was (abenteuerlichen) Geschichte
wäre aus der Welt geschafft? wirst Du der Protagonist sein Boris Koch: Ich nehme alle er-
und hautnah erleben, was im- denklichen Superkräfte, und
Boris Koch: Ich hätte als Erstes mer Du willst – wie heißt Dein zwar alle 24 Stunden eine ande-
die siebte Nacht abgeschafft, neuer Roman? Welches Genre re, durch den Zufall ausgewähl-
dann wäre jetzt noch immer kann man sich erwarten und te. Die ersten sechs Stunden übe
der siebte Tag und ich hätte auf was dürfen sich Deine Le- ich dann, damit zurechtzukom-
noch immer freie Hand ... Der ser freuen? men, und dann wird genossen:
Chef ruhte noch immer und Fliegen, Rennen, Röntgenblick,
hätte niemanden aus dem Pa- Boris Koch: Da ich ja immer Magnetismus, gigantische Kör-
radies vertrieben, es hätte kei- noch Vize-Gott bin und völlig perkräfte, was auch immer.
ne Sintflut gegeben und all das, freie Hand habe, brauch ich Großartige Abwechslung und
da müsste ich nicht viel verän- keinen Roman, um alles zu erle- immer überraschend. Hinflug
dern. ben, was ich will. Von dem her in den Urlaub gebucht, Geld-
wird es eine Autobiographie, verschwendung, weil zufällig
Auch nicht die Jahreszeiten, in der ich aber die peinlichen mit der Fähigkeit zu fliegen
Abwechslung ist prima, und Szenen weglasse, schließlich aufgewacht. Rückflug gebucht,
wem das nicht passt, der kann bin ich nur Vize, und da klappt dummerweise grüner Riese
ja den Jahreszeiten hinterher- dann bestimmt nicht alles, z. B. und passt nicht auf den Platz.
reisen. Vielleicht könnte man die Mount-Everest-Besteigung Aber immer Spaß dabei.
dafür spezielle Züge einrich- in der Badehose.
ten: Frühlingsexpress und Kostüme nur, wenn ich gerade
Herbstexpress stürmen quer Angelika: Nehmen wir an, Lust darauf hab oder wenn nö-
durch die Kontinente, die Som- Du hättest Superkräfte (außer tig. Wird man in Jeans und T-
merbahn umkreist die Erde auf natürlich der Begabung, die Shirt zur menschlichen Fackel,
dem Äquator, und der weiße Menschen mit Worten zu ver- steht man schnell nackt da,
Winterzug EIS ist am Südpol zaubern) – welche wären das? weil diese nicht feuerfest sind.
festgefroren, das kann schon Würdest Du den klassischen Da also besser Spezialanzug.
mal passieren, wenn man an Spinnenbiss bevorzugen oder Und Masken sind wichtig, um
die Börse will. Aber macht zu einem grünen Riesen wer- nicht erkannt und belästigt zu
nichts, er muss sich ja nicht den wollen? Keines von bei- werden.
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Eher Ritter, aber nicht in Weiß. Die Reise zum Mars
Und vielleicht auch mal Bad
Ritter, weil ich einen schlech- - Humor zum abge-
ten Tag habe oder mich irre,
wer in einer Situation der Böse
wöhnen
ist, ist ja nicht immer so leicht
festzustellen. Oder fauler Rit- Ein Beitrag von Jürgen
ter, weil ich doch ins Kino will. Eglseer
Oder verhinderter Ritter, weil
ich gerade über die falsche,
völlig unpassende Fähigkeit
verfüge: „Lasst die Frau los, ihr Immer wieder fallen Menschen,
sieben Gangster, ich hab den die nicht ganz so sind, wie du
Röntgenblick, ich guck euch und ich - also Schauspieler,
nackig bis auf die Knochen!“ Astronauten oder Showmas-
Klappt nicht … ter - in die selbst gestellte Falle,
neben ihrem mehr oder weni-
Angelika: David Hasselhoff ger erfolgreichen Broterwerb
vereinte mit seinem Hit "I've auch noch ein Buch schreiben
been looking for freedom" zu müssen.
Deutschland – die Mauer fällt:
Bananen für alle! Was singst Natürlich - Biografien von
Du wo, um was zu bewirken? knapp der Pubertät entkomme-
nen Popstars oder Tennisprofis
Boris Koch: Ich bin noch im- gibt es zuhauf, jedoch findet
mer Vize-Gott und habe jeden man Belletristik aus der Feder
Tag eine andere Superkraft, dieser A- bis C-Prominenz eher
ich muss nicht singen, um et- seltener. Ich wage es schon hier
was zu bewirken. Ich fahr ein- zu sagen: Gott sei dank!
fach nur nach Leipzig und sag
den Leuten dort, sie hätten gar
Nun, Eric Idle ist kein Unbe-
nicht demonstrieren müssen,
kannter. Die meisten werden
David Hasselhof hätte das mit Autor: Eric Idle
den britischen Schauspieler
den Bananen auch allein ge- Originaltitel: The Road to Mars
Verlag: Ullstein List, 2001 durch seine Tätigkeit bei der
schafft.
legendären Comedytruppe
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Monthy Phython kennen ge- schreiben, ist eines der schwie- er sich wissenschaftlich betä-
lernt haben. Dort war er neben rigsten Dinge, die sich ein Au- tigt. Heimlich studiert er via
der Schauspielerei auch für das tor vornehmen kann. Internetlink auf einer irdischen
Verfassen diverser Sketche zu- Universität und beschließt
ständig, im Gegensatz zu sei- Nun, Eric Idle hat schon etliche schlussendlich, eine Doktorar-
nen Kollegen schrieb er seine lustige Werke geschrieben, da beit über Humor zu schreiben.
Gags meist allein. Komplexe kann es ja mit einem vollstän- Eben diese Doktorarbeit ist der
Monologe oder, als Gegensatz digen Roman nicht so schwer Dreh- und Angelpunkt des Ro-
dazu, eingängige Einzeiler wa- sein. Und so ließ er ein Come- manes, denn Eric Idle versucht
ren sein Markenzeichen. dyduo auf dem gigantischen durch die Person des Androi-
Doch irgendwann muss dem Raumschiff „Princess Diana“ den, seine eigene Analyse des
Phython-Mitglied Douglas durch das All schippern. Alex Begriffes „Humor“ dem Leser
Adams Per Anhalter durch die und Lewis sind vom Jupiter nahezubringen und ist ständig
Galaxis auf dem Schreibtisch zum Mars unterwegs, da die- auf der Suche nach einer Mög-
gelandet sein. Mit Sicherheit se Reise einige Monate dauert, lichkeit darzustellen, wie Hu-
hat Idle der Humor des ebenso haben sie Gelegenheit, auf dem mor funktioniert und was die
legendären SF-Autors gefallen Luxusliner einige Auftritte zu Grundlage guten Humors ist.
- offenbar so gut, dass er be- absolvieren. Bestimmt wird
schloss, auch einen Science Fic- das Wesen der beiden von Cha- Und so doziert Carlton seiten-
tion Roman zu schreiben. os und Streit, die katastrophale weise über Plattheiten, Ab-
Beziehung zwischen den bei- surditäten und Gemeinheiten.
Nun ist es nicht einfach, aus den kumuliert in absurde Vor- Stellt waghalsige Thesen auf,
dem Nichts einen guten und stellungen, die das Publikum analysiert verschiedene Sei-
in sich stimmigen Roman zu allerdings zu lieben scheint. tenhiebe auf Gesellschaft, real
schaffen, den das Publikum Hauptfigur des Romans sind existierende Personen oder In-
zudem auch noch interessiert. allerdings nicht die beiden er- stitutionen, die Idle durch das
Noch schwieriger ist es, neben wähnten, sondern der Android Duo Alex und Lewis austeilt.
einer guten Handlung und ein- Carlton. Doch erwartet man von ei-
gängigen Protagonisten eine nem Roman, auf dessen Buch-
witzige Atmosphäre aufzu- Wie der Leser anfangs mit rücken fettgedruckt und mit
bauen, diese zu halten und kei- leichtem Erstaunen feststellt, deutlichen Buchstaben das
nesfalls lächerlich wirken zu hat Carlton depressive Züge Wort „urkomisch“ zu finden ist,
lassen. Ich persönlich bin der und versucht dieses Problem nicht mehr, als eine analytische
Meinung - Humoristisches zu damit zu bewältigen, indem und teils staubtrockene Be-
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schreibung eines Androiden, Affen Eric Idle gebissen hat, recht witzige Reise auf einem
der herauszufinden versucht, mehr oder weniger schamlos ebenfalls gigantischen Raumer
was Humor ist? Ebenfalls auf den „Anhalter durch die Ga- durch das Sonnensystem un-
dem Buchrücken findet sich ein laxis“ zu kopieren und allerlei ternehmen. Herr Idle - ich er-
Zitat von Kirkus Reviews: „Ein Elemente aus eben dieser Rom- innere sie an die Aussage ihres
hochamüsanter und intelligenter anreihe nochmals zu verwen- Haupthandlungsträgers in die-
Science-Fiction-Comedy-Thriller, den, weiß wohl nur der Autor sem Roman: „Ein Witz kann nur
der jeden begeistern sollte, der selber. Bedankende Fahrstühle, einmal witzig sein“. Das hätten
auch nur einen Funken Humor im sprechende Waschmaschinen sie grundsätzlich berücksichti-
Leib hat“. und ein intellektuell skurriler gen sollen. Es wäre angesichts
Ja schön, liebe Kollegen von Roboter, das hatten wir schon der uninteressanten und un-
Kirkus Reviews: Offenbar seid mal. Zudem erinnert die Rah- motivierten Handlung besser
ihr der Meinung, das Betrach- menhandlung der Reise doch gewesen, sie hätten den Tag in
ten weißer Wände ist ebenso sehr an die ebenfalls britische der Sauna verbracht oder sich
lustig, wie das einnässen bei SF-Ikone „Red Dwarf“, in der ein Gummihuhn um den Schä-
Gewitter. Kann lustig sein, ist ebenfalls ein Roboter, ein Tech- del schlagen lassen. Das wäre
es aber meistens nicht. Welchen niker und ein Hologramm eine lustig gewesen.
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Jens Lossau und Jens Schumacher im Interview
mit Angelika Mandryk
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ein Stilmittel, eine bestimmte Angelika: Sarkastische Wort- auf einer Bananenschale aus-
Erzählhaltung … wechsel, Situationskomik und rutscht. Das ist nicht meine Art
schrullige Einfälle – mit euren von Humor. Interessanterweise
Jens Schumacher: Fein beob- Ermittlern Jorge und Hippolit haben Schumacher und ich
achtet, Lossau. In Deutschland, habt ihr euch bereits als amü- uns, was unsere Fantasystoffe
besonders auf dem Literatur- santes Gespann mit Garantie angeht, vorher gar nicht vorge-
markt, scheint man gewisse auf Unterhaltungswert bewie- nommen, etwas besonders Hu-
Probleme damit zu haben, die sen. Was aber verbindet ihr per- morvolles zu machen …
Begriffe „Genre“ und „Stilis- sönlich mit dem Wort Humor?
tik“ voneinander zu trennen. Geht es einfach nicht ohne? Jens Schumacher: Das wäre
Genau wie „Steampunk“ ist auch echt gefährlich gewesen!
„Humor“ eben kein literari- Jens Lossau: Humor ist zu Ich persönlich bin der Ansicht,
sches Genre, d.h. diese Begriffe einem großen Teil eine Sache dass Humor nicht planbar
determinieren nicht per se In- der individuellen Definition. ist. Entweder du verfügst als
halte, Handlungen oder Figu- Ich kenne z.B. nicht viele Men-
rentypen. Vielmehr handelt es schen, die mein persönliches
sich um bestimmte Arten, eine Humorverständnis teilen, zu-
Geschichte zu erzählen bzw. mindest nicht in Deutschland.
sie auszustaffieren. Einfacher Vielleicht liegt das daran, dass
ausgedrückt: Außer dass man der Deutsche „nicht ironisier-
im einen Fall ein paar witzige bar“ ist, wie der Anglist und
Dialoge, im anderen ein paar Schriftsteller Timothy McNeal
dampfgetriebene Vehikel er- einmal sinngemäß postuliert
warten darf, sagen beide La- hat.
bels zunächst mal gar nichts
über den Inhalt eines Buches Nach meinem persönlichen
aus – anders als eine echte lite- Verständnis fußt Humor oft
rarische Genrebezeichnungen. auf Sprache z.B. dem absicht-
Aber vielleicht kann die Hu- lich falschen/ironisierten Ein-
mor-Ausgabe des „Phantast“ satz bestimmter Idiome oder
diesbezüglich ein wenig Klar- Stilistiken. Leider findet es die
heit in die Nebel der Endkon- Mehrzahl der Deutschen ja be-
sumentenverwirrung tragen. reits komisch, wenn jemand
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Mensch über einen gewissen der einem von Pro7, RTL2 und stimmte Zielgruppe zu Papier
Witz, weshalb dir bestimmte wie sie alle heißen anlässlich bringen möchte, wie fließend
Passagen – oder auch mal ein sogenannter „Fun-Freitage“ gelingt einem das? Hinterfragt
längerer Text – amüsant gera- oder „Gag-Marathons“ immer man immer wieder die eigenen
ten, oder das wird in deinen wieder unverfroren vorgesetzt Gags? Belustigt man sich auch
Werken niemals passieren, egal wird. selbst dabei, oder wird der hu-
wie sehr du es drauf anlegst. So- mororientierte Schreibprozess
bald sich jemand hinsetzt und Jens Lossau: Du sagst es. Uns sehr schnell zum (ab und an
explizit sagt: „Ich mache jetzt ging es bei den IAIT-Romanen auch ungeliebten) Muss, bzw.
mal was Witziges!“, kommt tatsächlich nicht so sehr darum, Handwerksalltag?
mit 99%iger Wahrscheinlich- etwas Lustiges zu machen.
keit ganz übler Murks dabei Vielmehr standen für uns die Schumacher: Wie gesagt, unser
heraus. Man betrachte nur die- Personen und ihre Interaktion Ansatz ist nicht vorrangig,
sen ganzen infantilen Dreck, miteinander im Mittelpunkt. etwas Witziges zu erschaffen.
Mehr durch Zufall erschienen Entweder es passiert im Ver-
mit Jorge und Hippolit dann lauf des kreativen Prozesses,
zwei eher schräge Typen auf oder es passiert eben nicht.
der Bildfläche, deren Umgang
miteinander – und mit ande- Lossau: Jeder Roman, egal ob
ren – für manchen Lacher gut IAIT-Krimi, Thriller oder Ju-
war. gendbuch, muss zunächst mal
Schumacher: Wir haben die ganz sachlich und ernst konzi-
Serie damals ausdrücklich piert werden. Wir kommen, was
nicht als „Funny Fantasy“ an die literarische Sozialisation an-
LYX verkauft – was der Verlag geht, eher vom Krimi bzw. vom
auch gar nicht wollte, da sich Thriller, was zur Folge hat, dass
so was in Deutschland nur unsere Geschichten pointiert
schlecht verlaufen lässt, wenn auf ein bestimmtes Finale bzw.
man nicht zufällig Pratchett eine Auflösung zustreben. Erst
heißt. in der Ausarbeitungsphase,
wenn wir uns daran machen,
Angelika: Hand aufs Herz: dieses strukturelle Skelett mit
wenn man Lustiges für eine be- Fleisch zu versehen, kommt
71
Humor zum Einsatz. Dann beinahe vierhundert Seiten und den Troll mit dieser unnach-
haben wir zugegebenermaßen unterschiedliche Meinungen. ahmlich trantütigen Benjamin
Spaß daran, mit der Sprache Nennt uns doch die witzigste Blümchen-Stimme zum Besten
zu spielen. Häufig sind diese Momentaufnahme aus eurem gibt.
Sequenzen in Wahrheit aber letzten Jorge und Hippolit-
eher tragisch, werden durch Roman „Der Schädelschmied“. Lossau: Ja, das kann ich ganz
Wortwahl oder einen absurden Ob ihr euch wohl einig seid? gut. Wobei die verbale Dar-
Dialog dann aber humoristisch stellung von Jorge immer ein
eingefärbt. Lossau: Meinst du jetzt eine bisschen abhängig vom Alko-
Schumacher: In vielen Fäl- einzelne Szene? Uff, das muss holpegel vor Ort ist …
len bedienen wir uns grotes- Schumacher beantworten, ich
ker Stilmittel, um benachbarte habe das fertige Buch nie ge- Angelika: Wie deutet ihr den
spannende oder unheimliche lesen. Aber warte mal, für Le- phantastisch humoristischen
Sequenzen zu intensivieren – sungsveranstaltungen suchen Fantasy-Markt? Fühlt ihr euch
ein stilistischer Trick, der nicht wir oft ein paar der klamau- derzeit konkurrenzlos in die-
nur in der Literatur, sondern kigsten Szenen zusammen … sen Gefilden? Wenn nicht, wer
auch in der Musik Gang und Schumacher, was haben wir schreibt eurer Meinung nach
Gäbe ist. letztens an der Buchhändler- richtig amüsant? Beobachtet ihr
schule in Frankfurt vorgelesen? das Genre überhaupt? Und was
Lossau: Und im Film! Nimm Ich war zum Schluss so betrun- bringt euch im Alltag immer
nur Tobe Hoopers „Polter- ken, dass ich keine Erinnerun- wieder zum Lachen?
geist“ – wie da durch das Ne- gen mehr daran habe … aber Schumacher: Gibt es so etwas
beneinander von Groteske und witzig war’s schon, oder? wie einen humoristischen
Grauen der Schrecken maxi- Fantasy-Markt? Laut verschie-
miert wird! Bezeichnender- Schumacher: Beschwert hat denen Verlagslektoren, mit
weise wurde der Film übrigens sich jedenfalls niemand. Hmm, denen ich in den letzten Jahren
damals von irgendwelchen wir haben unter anderem die gesprochen habe, ist reinras-
Sesselfurzern, die das Prinzip Szene vorgetragen, in der Jorge sige „Funny Fantasy“ jenseits
nicht verstanden hatten, als der Troll versucht, seine sauer von Pratchett in Deutschland
„Horrorkomödie“ vermarktet erarbeiteten Penunzen in einem so gut wie unverkäuflich. Falls
… traurig. Nobelbordell in Nophelet zu es da allerdings irgendwo eine
verjucken … und scheitert. Die streng geheime, der Öffentlich-
Angelika: Zwei Autoren, viele Szene ist schon ziemlich gro- keit nicht zugängliche Subkul-
witzige Aneinanderreihungen, tesk – vor allem, wenn Lossau tur geben sollte, die sich der
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superoberkracherwitzigen Fan- Eugen Egner zu nennen, dessen Schumacher: Interessanter-
tasy verschrieben hat, bin ich Texte, wiewohl dezidiert der weise wird die Pratchett-Par-
eigentlich ganz froh, sie nicht phantastischen Literatur zuzu- allele in Rezensionen unserer
zu kennen; alles, was sich aus- ordnen, wohl den wenigsten IAIT-Romane recht häufig ge-
drücklich „humorvoll“ geriert, deutschen Fantasy-Lesern ein zogen, obwohl wir mit unse-
zieht wie gesagt mein Miss- Begriff sind. Aber mit ihm ist es ren Geschichten um Jorge und
trauen auf sich. vielleicht ein bisschen wie mit Hippolit sowohl stilistisch als
Walter Moers, der ja innerhalb auch storytechnisch auf einer
Lossau: Sag, Schumacher – gibt der deutschen Fantasy-Szene komplett anderen Schiene
es in Deutschland ü b e r h a u p auch bei weitem nicht den gott- unterwegs sind. Aber das ist
t eine Fantasy-Szene? gleichen Status innehat, der ihm in meinen Augen eines der
gebührt. Sobald jemand mal w Hauptprobleme der Humor-
Schumacher: Vielleicht ist ein i r k l i c h witzige Phantastik Rezeption, ganz besonders in
Interview in einem phantas- schreibt, ist er den Nerds gleich der Fantasy-Szene: Die Leute
tischen Szene-Magazin nicht irgendwie unheimlich. sind literarisch oft viel zu unbe-
ganz der passende Ort für diese wandert, um unterschiedliche
Frage … Angelika: Terry Pratchett ist Facetten einer Strömung wahr-
beinahe jedem Fan in diesem nehmen und benennen zu kön-
Lossau: Ich wollte damit nur Genre ein Begriff. Er hat das nen. Ich verlange ja echt nicht
sagen, dass ich schon den „nor- Fantasy-Genre sehr vielfach von jedem, der eine Rezension
malen“ Fantasy-Markt nicht geprägt. Wie schätzt ihr seinen über uns schreiben will, dass er
wirklich verfolge. Von seinen Einfluss auf die humoristische ein literaturwissenschaftliches
etwaigen humoristischen Aus- Entwicklung ein? Habt ihr Studium absolviert hat. Aber
wüchsen habe ich infolgedes- selbst jemals einen Pratchett der Rückschluss „der neue Los-
sen keine Ahnung. Wer mich gelesen? Dabei gelacht? Oder sau/Schumacher ist voll wit-
allerdings außerhalb dieses verfehlt er euren Geschmack? zig, die beiden haben bestimmt
Genres in Deutschland zum ganz viel Pratchett gelesen“ ist
Lachen bringt, ist der Berliner Lossau: Auch wenn ich mich mir einfach zu platt. Um auf
Comiczeichner FIL. Und der jetzt endgültig ins kulturelle deine Frage zurückzukommen:
leider kürzlich verstorbene Lo- Abseits schieße: Ich habe in Ich habe vor etwa zwanzig
riot. meinem gesamten Leben noch Jahren, als die ersten Pratchett-
nie einen Roman von TP gele- Romane auf den deutschen
Schumacher: Von meiner Warte sen. Macht mich das jetzt zu Markt kamen, zwei oder drei
wäre noch der unvergleichliche einem schlechteren Menschen? gelesen und fand sie nett, ohne
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dass mir allzu viel davon im Lossau: Das ist immer eine gendbücher und Spiele auf den
Gedächtnis hängengeblieben Frage der Perspektive, Schuma- Markt bringen wird.
wäre. Persönlich schätze ich cher: Für dich ist es vielleicht
Pratchetts Einfluss ähnlich ein nichts besonderes mehr, Milli- Schumacher: Vermutlich.
wie den von Douglas Adams onen Bücher zu verkaufen und
oder den der witzigeren Titel in einem Haus aus purem Gold Angelika: Zum Abschluss viel-
von Matt Ruff: Wenn man zu leben. Für mich dagegen ist leicht, ganz im Sinn unseres Ti-
diese Bücher in einem passen- all das noch neu, ich schätze es telaufhängers, einen Witz, oder
den Lebensabschnitt liest, der infolgedessen sehr! Aber mal eine nette Erzählung? Wir wür-
Studienzeit etwa, kann man sie im Ernst: Wir haben mit Jorge den uns freuen!
leicht für das Größte und Bahn- und Hippolit noch einiges vor,
brechendste halten, was einem mehrere neue Romane liegen Lossau: Ich kann keine Witze
je begegnet ist – u.U. für größer fertig konzipiert in der Schub- erzählen. Die einzigen, die ich
und bahnbrechender, als sie es lade. mir merken kann, sind die ganz
in der objektiven Draufsicht Wann und in welcher Form perversen. Apropos, da fällt
vielleicht sind. Und wie auf es mit der Reihe weitergeht, mir zufällig just einer ein ...
allem, was man während des ist im Moment allerdings noch
Studiums so treibt, kann man nicht ganz spruchreif. Fest steht Schumacher: Bitte erzähl ihn
natürlich auch darauf vorzüg- lediglich, dass sich Jorge in ab- nicht!
lich hängenbleiben … sehbarer Zeit einer Psychothe- Lossau: Okay. Hast du denn
Angelika: Unser letztes Ge- rapie unterziehen wird. was auf Lager?
spräch ist lange her, was gibt Schumacher: Genau wie ich,
es seither zu berichten? Inzwi- wenn ich weiter mit dir zusam- Schumacher: Na ja, die witzigs-
schen sind drei Romane über menarbeiten muss … ten Geschichten schreibt doch
Jorge und Hippolit erschienen. irgendwie immer das reale
Wie viele sind noch geplant? Lossau: Darüber hinaus liegt Leben … Lossau und ich waren
Warum, denkt ihr, hat diese mein literarischer Fokus ja beispielsweise vor ein paar Mo-
Reihe Erfolg und wie wird es nach wie vor eher außerhalb naten auf eine Lesung in Hessen
zukünftig – auch in anderen der Fantasy. So warten u.a. gebucht, das Publikum bestand
Genres – weiter gehen? noch einige sehr, sehr düstere aus rund drei Dutzend Mana-
Thriller darauf, geschrieben zu gern der Buchhandelskette
Schumacher (lacht): Die Reihe werden, während Schumacher HDS Deutschland. Wir stellten
hat Erfolg? Wisst ihr mehr als in den nächsten zwei Jahren „Der Orksammler“ vor, und
wir? vermutlich etwa 261 neue Ju- wie es unsere Art ist, machten
75
wir uns eine knappe Stunde Person, die uns gebucht und Lossau: Und wir lachten noch,
mit Verve zum Affen, lasen die unsere horrende Abendgage als uns der Limousinenservice
absurdesten Szenen des Buches bewilligt hatte. Die Gute kam Stunden später zu Hause ab-
mit albernen Stimmen, wil- offenbar nicht recht darüber setzte. Ja, das war schon witzig,
der Mimik, tierhaftem Gebrüll hinweg, was wir im Verlauf Schumacher …
und allem, was dazugehört. unseres Vortrags von uns ge-
Anschließend unterhielten wir geben hatten, und wollte rech- Sag, wann schreiben wir
uns mit den durchaus amüsier- terdings konsterniert wissen: noch mal den nächsten
ten Entscheidungsträgern über „Und von SO WAS kann man Jorge&Hippolit-Roman?
den aktuellen Literaturmarkt. leben?“ Da haben wir ziemlich
Irgendwann meldete sich die laut gelacht, fürchte ich …
PR-Dame der Firma – dieselbe
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DRACONTOCOPROS
Ein phantastisches Klagelied
Meine Verehrung, die Herr- die bedauernswerter sind als Eine Stecknadel könnte man
schaften. Ich hoffe, ich falle ich. Und ihre Schalen sind es, fallen hören, und alles um
Ihnen nicht zur Last. Zugleich in die Münzen klimpern. mich wartet nur darauf, dass
möchte ich , dass ich, auch Vom Morgen bis zum Abend. ich fortfahre, ich mehr erzähle
wenn der Aufzug es vermu- Stets, einzig und allein die vom ehrwürdigen Jadekaiser
ten lässt, keinesfalls ein Bett- Schalen der anderen. Sei’s, weil des Ostens.
ler hin. Obwohl, ärtig bin ich, einer Hund oder ein Kind mit- Und dann denke ich bei mir:
genau genommen, womöglich schleift, seiner Beine verlustig Ha, was brauch ich die Pocken!
vielleicht doch eine Art Bettler. ging, einen treuen Blick oder Wenn dann das Schweigen
Aber nur im Sinne, ungerecht- die hat. Zig Gründe hat es, wie und die Spannung unerträglich
fertigterweise, der Wirrungen es scheint, jenen zu geben, der- werden, beginne ich.
des Schicksals und des grausa- weil ich, unbehundet, und voll Den Anfang meiner Erzäh-
men Kaisers Deng wegen! bebeint, daneben stehe und mir lung bilden der Einzug des
Ich will ehrlich mit euch sein, denke: Hätt’ste wenigstens die stolzen Kaisers auf der Burg
da ihr mir Menschen eines an- Pocken. des Königs von Bernegast und
ständigen Schlages scheint: Aber wenn ich dann das eine prächtige Flotte fremd-
Stundenlang könnte ich jam- Maul auftue und den Kaiser artiger Schiffe mit papierenen
mern, mein Elend in Worte klei- von Deng erwähne, dann hor- Segeln.
den und ein Klagelied ächzen, chen sie alle ! Von diesen Dingen erzähle
wie es ärger keines gibt. Kaum ich in der Gewissheit, dass
einen hier wird es scheren. Von einem Moment auf den nicht Kinder noch Hunde und
Denn das Elend ist ein lohnen- nächsten klappert nichts mehr, dass kein dieser Welt mir jetzt
des Geschäft . Da sind zahllose, in keiner Schale. noch das Wasser reichen kann!
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Ich beschreibe den Hofstaat des chen und mir, da das Erzählen Menge an Dichtern, die auf
Kaisers, Männer und Frauen, mich öpft und mir die Lippen dem Weg zur Burg in Versen
die über goldene Planken aus trocken macht, ein wenig Wein die öte, die Abendröte und al-
den äuchen der Papiersegel- und Speise reichen zu lassen. lerlei dazwischen preisen.
schiffe an Land schreiten. So Und ich dann fortfahre, deute Meist aber wird zu diesem
huldvoll, so majestätisch und ich an, dass dort noch immer Zeitpunkt die Unruhe so groß,
Ehrfurcht , als trüge jeder Papiersegelschiffe im Hafen , dass es einfach nicht mehr
von ihnen kaiserliches Blut in dass der Fluss der Würdevol- geht.
sich. Doch es ist lediglich sein len lange noch nicht abreißt. Also kommt der Kaiser.
Hofstaat. Ich ähle von ihrem Ich beschreibe kleine gelbe Und während sie alle an jene
Schmuck, von kunstvollen Hunde mit blauen Zungen, kleinen Papiersegelschiffe den-
Diademen, schimmernden junge Frauen, die ihren Lieb- ken, lasse ich den Kaiser un-
Schwertern und Bannern, die reiz hinter ächern aus lackier- verwandt dem Himmel auf sie
in einem prachtvollen Zug aus tem Papier verbergen. Urnen herabrauschen!
Samt und Seide zur Königs- folgen Musikanten, die derart So viel prächtiger und wun-
burg . fremdartige tragen, dass keiner derbarer ist der Kaiser als sein
Selbst wenn man nur von von uns sie auch nur richtig ohnehin schon sehr prächtiger
ihr hört, scheint diese Pracht zu halten verstünde. Rasseln, und Hofstaat. All die pracht-
noch den Staub der Straßen zu Pauken, öten, mit kunstvollen vollen Schnitzereien auf den
vergolden. teile sie mit meinen Schnitzereien versehen, so dass Instrumenten scheinen nichts,
Zuhörern und spüre während- schon ihr Anblick den Betrach- verglichen mit dem, was da
dessen bereits die Aufregung ter lässt. auf seinen langen, wallenden
der unter den Wissbegierigen: Ich gehe ins Detail. All das Seidenmantel gestickt ist! Und
Wann kommt er, der Kaiser? Schnitzwerk will beschrieben das ist nichts, verglichen mit
Wo verbirgt er sich? : sein. Fabeltiere, Einhörner, Dra- der Kaiserkrone, die er trägt,
Wird sein Glanz all das noch chen, speiende Schmetterlinge die innerhalb seiner Familie
überstrahlen? und fliegende Fische winden seit Generationen vom Vater
Ich spüre diese Gedanken, sich um jene Instrumente, die weiter an den Sohn gereicht
die aufkeimende Unruhe, mit dem aus Seide hinauf zur Kö- wird und die sein Haupt ziert
jedem Amulett, jedem Ohrring nigsburg folgen. wie die das Firmament. Und
und Zopfband, das ich schil- Und hier ist besonderes diese Krone zuletzt ist nichts,
dere. Feingefühl gefragt. In der Hin- verglichen mit dem Geschöpf,
An dieser Stelle pflege ich terhand habe ich zwanzig kai- auf dem Kaiser sich aus den
gewöhnlich eine Pause zu ma- serliche und eine erkleckliche Lüften herabschwingt:
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Ein Drache ist es, ein Ge- nicht das Rückgrat hatten, sich alten Legenden werfen. Der
schöpf von grenzenloser auf anständige Art eine warme Mensch reitet von alters her auf
Anmut, dessen schillernde zu erbetteln, und stattdessen allem, was größer ist er. Wale,
Schuppen Himmel Meer wi- Drachenzähne und -schuppen Elefanten, Kamele. Was soll’s,
derspiegeln, dessen Federn im verkauften und von irgendZeit verdammt? Jeder Bauer kann
Wind rauschen und der den erzählten, als Drachen die Welt mit Zügel und Sporen !
Himmel durchmisst wie König beherrschten und alles noch Derlei sagt man jedoch bes-
sein Reich. gut war. ser nicht, wenn man den Leu-
Mit donnerndem Schlag ver- Alles Mumpitz, Schwach- ten derlei Geschichten erzählt.
dunkeln seine Flügel die Sonne, sinn, Bardengewäsch! Schließlich besagter Kaiser so
seine sieben Hörner sind mit Und dann dieser alberne außerordentlich ehrbar, wie
Goldblech verziert und sein Umstand, dass es unter den sein Drache anmutig ist.
Anblick lässt König und Volk Drachen solche geben soll,die Beides sind sie, das steht
von Bernegast . der Sprache ächtig seien. Was völlig außer Frage, in außeror-
Wieder wird gestaunt und zum Teufel ist daran beson- dentlichem Maße.
geschwiegen, genug, dass ich ders, frage ich? Ich selbst bei- Und so kann ich nun mit
es wagen kann, ein neuerliches spielsweise besaß einst zahme ausschweifend formuliertem
Glas Wein einen weiteren Tel- Dohle, der ich, bevor die Katze Schuppenschillern, Flügelrau-
ler einzufordern. sie schlussendlich holte, vier schen und kurzen, aber im-
Während ich nun weiter veritable Sätze beibringen ! Ein posanten Beschreibung eines
speise, wird es nicht selten un- Drache ist natürlich größer. Das Blickes jenes Drachen eine
ruhig. Man raunt und üstert. Es aber bedeutet doch kaum mehr, weitere Schale Suppe vielleicht
ist der Drache. Wen kümmert als dass er öglich zehn Sätze noch einen Becher Wein raus-
noch der Kaiser. So sind die erlernen kann, seine Stimme schlagen.
Leute eben. etwas tiefer ist und die Katze Bis zu diesem Zeitpunkt
Ein sehr kluger Mann hat es wohl gar nicht versucht. haben die Leute eine Ge-
einmal gesagt, dass Drachen Zuletzt noch, landauf, schichte, die sie gerne hören,
einen reich machen können, landab, bücher- und legenden- und ich drei warme Mahlzeiten
wenn man sie den Köpfen der weise, dieses pathetische Dra- zu verbuchen.
Menschen zu züchten versteht: chenreitergeseier. Ich persönlich weiß aller-
prachtvolle, strahlende Kreatu- Ja, natürlich, auch der Kai- dings, dass der von den Leu-
ren und so weiter. ser von Deng ritt auf einem ten gern gehörte Teil nicht
So, wie die Leute sie lieben. Drachen. Aber was soll’s! Man mehr allzu lang . Zugleichweiß
Ich habe zahllose gesehen, die muss nur einen Blick in die aber auch, ich nicht werde an
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mich halten können, dass diese Burghofes vor den önig treten. voll von Wundern, Zaubern und
ganze ohne den Rest meiner Ge- Das Geraune und Gemur- Schätzen unermesslicher Art,
schichte einfach nicht vollstän- mel im Burghof schwillt an. belieben an diesem Tag, den die
dig wäre und dass ich werde Wer hat hier je einen Kaiser, Götter ausersahen, dass er uns an
innehalten können, bevor die geschweige einen Drachen diesem Ort zusammenführen und
Geschichte ganz erzählt ist. gesehen? Mit einer einzigen unsere Herzen öffnen solle für eine
Noch bleibt mir aber, bevor Handbewegung bringt der neue und fremde Welt, dem hoch-
ich den Unmut meiner Zuhörer Kaiser alle zum , während der ehrwürdigen König Borngroll von
auf mich ziehe, etwas Zeit. Drache in seinem Rücken –der Bernegast, dessen Ahnen und
Mit schimmernden Sporen be- freilich noch immer ganz au- Nachfahren die Götter mit aberzig-
wegt also der Kaiser den Dra- ßerordentlich ächtig ist –unru- faltigem Segen und Glückseligkeit
chen zur Landung im Inneren hig umherblickt. bedenken mögen, diesen prachtvol-
der , wo sein Gefolge bereits Dann beginnt der Kaiser len Flügelschuppler, eine Feuer-
Aufstellung genommen hat seine Rede. echse aus den flammenden Bergen
und den hohen Herren mit al- Natürlich wollen die Leute von Ning, einen Drachenschama-
lerlei ärä, Dengelleng und dem wissen, was er sagt. Und das nen der unbezwingbaren Ahnen-
üblichen Zeremoniell begrüßt. ist dementsprechend meine linie des hohen Hauses Chi-Mei,
Besagtes Zeremoniell wäre letzte Chance, noch ein letztes unter dessen Flügeln West- und
für sich genommen zwar ein- Becherchen Wein zu sichern. Ostwind sich vereinen und der
drucksvoll, die Leute aber wol- Schon das wird mir mit einem einem Geschlecht angehört, das alt
len – man es ihnen an – bloß gewissen Unmut , da man un- ist wie die Steine am Grunde der
noch den Drachen. Mit glän- geduldig ist und hören will, See, prächtiger als Gold, Perlmutt
zenden Augen hängen sie an was der hohe Herr, der doch und Edelsteine und weiser als
meinen Lippen, ahnend, dass edel genug ist, einen zu reiten, alle Menschen, die meinen, weise
es mit ihren albernen Flug- dem König und seinem Volke zu sein auf Erden, als Zeichen
echsenträumen gleich vorbei zu sagen hat. der aufrichtigen Verbundenheit,
sein wird. Ich schütte also meinen Wein treuen Freundschaft und unse-
Ich lasse den Kaiser abstei- hinab, lasse den Kaiser eine res Willens, Handel zu treiben,
gen. Schriftrolle aus seinem bestick- Bündnisse einzugehen und, ob
Seine Absteigprozedur ver- ten Ärmel ziehen, sie umständ- auch ganze Kontinente zwischen
kürze ich, trotz Schilderung lich entrollen und öffne seinen unseren Reichen liegen mögen, die
einer goldenen Leiter, siebener kaiserlichen Mund: großen Lieder und Gedichte unse-
und zwanzig Leibleiterträger, “Wir, der Kaiser von Deng, rer Kulturen auszutauschen, als
stark und lasse ihn inmitten des was ein herrliches Reich ist und Geschenk darzubringen.”
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Das ist der einzige Satz, den Borngrolls in ihrem vollen zu, der mir für gewöhnlich ein
der Kaiser von Deng in jenem Wortlaut wiederzugeben. blaues Auge beschert.
Burghof spricht. Und die Nichtsdestotrotz lasse ich ihm Dabei geht es um den Dra-
meisten Leute sind froh darü- eine anreichen, die er alsgleich chen, der inzwischen noch un-
ber, dass es bei diesem einen umständlich entrollt und von ruhiger geworden ist.
bleibt. der er im Anschluss an ein Keine Minute später, der
Ebenso wie alle anderen An- überaus majestätisches Räus- Kaiser ist noch immer huldvoll
wesenden ist inzwischen auch pern seine Dankesrede abzule- im Nicken und alle Anwesen-
der Drache unruhiger gewor- sen beginnt: den sind im ächeln begriffen,
den. Inzwischen ist er aller- “Danke.” wird deutlich, worauf diese
dings, da er doch gerade in den Zwischen den Zeilen lasse ich Unruhe zurückzuführen ist:
Besitz des Königs überging und dabei natürlich heraushören, Die Kreaturbäumt sich auf,
dieser Wert darauf legt, ihn dass der König, allein schon lässt ohrenbetäubendes Brül-
auch weiterhin seinen Besitz der Seide wegen, seit vielen len hören, und dann, mit einem
nennen zu können, in schwere Jahren auf bessere Handels- gewaltigen Rattern, so laut und
Ketten gelegt worden, just von beziehungen mit dem Kaiser- ässlich, als ließe man die Zug-
einem Schmied mit Hilfe riesi- reich Deng hoffte, dass ein. ein brücke der Hölle herab, entlädt
ger glühender Nieten und eines Drache unter den Herrschern sich der gigantische Darm des
mächtigen Hammers werden. sowohl dieses als auch jenes in den Burghof.
Der Drache fühlt sich dabei, Kontinents als Symbol änkter Und da bei jenen Geschöp-
wie ich zu berichten weiß, alles Macht galt und dass Borngroll fen, wie bei den meisten an-
andere als wohl und tritt von sich durch dieses Geschenk deren auch, das eine mit dem
einer Tatze auf die andere, mächtig fühlte. anderen ist, entleert sich auch
was aber nicht allein an den er- Sobald all das klar geworden die Blase. Und zwar mit einem
wähnten Ketten liegt ... König ist, lasse ich den Kaiser huld- Strahl, dass eine nicht geringe
bedankt sich unterdessen artig voll nicken. Stützbalken birst und ein gutes
bei dem fremden Kaiser. Danach lasse ich, da es unter Fünftel des Bernegaster Adels
Da die ganze Sache inzwi- den weltlichen Herrschern von der Galerie fällt, um im
schen an Geschwindigkeit jener Tage verpönt war, direk- günstigsten Fall einen Arm zu
und Spannung eingebüßt hat, ten örperkontakt zu pflegen, brechen.
scheint es mir an dieser Stelle die sie repräsentierenden herr- Pracht, Pomp, Prunk und
meist nicht ratsam, einen wei- schaftlichen Händeschüttler Stolz sind vergessen im Herr-
teren Wein zu erbitten. Ebenso ihrem nachgehen und wende schaftssitz des Borngroll von
wenig, die Dankesrede önig mich dem Teil der Geschichte Bernegast.
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Stattdessen beherrscht etwas und Ostwind sich vereinen, ist Sie , einer nach dem anderen,
anderes den Burghof: Drachen- bloß noch ein dreckiger Schei- in ihre Papiersegelschiffe und
dreck. ßer. Vorbei ist es mit Mythos, , verschwinden. Fertig. Und
Auch wenn ich mich der Pracht und Zauber. während ich mich unter alten
Wahrheit verpflichtet fühle, Als Erstes empören sich Tomaten und fauligem Kohl
sehe ich an dieser Stelle doch jene, die im Laufe ihres Lebens hinwegducke, weise ich darauf
davon ab, ins zu gehen. Um die ein oder andere Drachen- hin, man das Ganze zunächst
die Zahl der unmittelbaren schuppe haben. Dann folgen auch am Hofe des Königs
Todesopfer, Beschreibung der jene, die sich an den Lagerfeu- Borngroll von Bernegast für
größten Schäden Feststellung ern vor der Stadt von mittel- eine Laune der Natur hielt und
der Tatsache, dass sich zum mäßigen ählern Dinge haben den Drachen, dem Vorfall zum
fraglichen Zeitpunkt nicht eine aufschwatzen lassen. Trotz, hegte und pflegte.
einzige Person des Hofstaates Ich deute an, dass er drei
von Deng hinter Untier befun- Keiner von ihnen will wahrha- Mahlzeiten pro Tag bekam,
den hatte, komme ich freilich ben, dass die Ausscheidungen jeweils vier Kälber und drei
nicht . eines Geschöpfes von altersher Schweine und all das entspre-
Auch muss, der besseren Vor- in bestimmten Verhältnis zu chend den Weisungen des Kai-
stellung halber, zuletzt noch seiner Größe stehen. Und Dra- sers von Deng gewürzt werden
das Ausmaß des drachischen chen, nein, Drachen scheißen . Unter anderem mit einem hal-
Auswurfes werden: allenAllen nicht! Ebenso wenig wie Elfen, ben Fass olwodischen Grins-
Anwesenden reicht er bis zu Feen oder Kobolde! In der ein- wurzes, dessen Unzenpreis in
den Knöcheln hinauf, und ihn fachen Vorstellungswelt dieser etwa des Goldes entsprach.
leidlich von Wänden und Dä- scheint ein solcher Vorgang Jetzt werden auch die übri-
chern zu entfernen, wird ohne ungeschriebenen, aber unum- gen Zuhörer laut. Den Wert
Frage einige Wochen in An- stößlichen Gesetzen zu . dieser Wunderwesen in Gold
spruch nehmen. Ich kann hundertmal beteu- aufwiegen , wie ketzerisch,
Jetzt ist die Freude bei den ern, selbst dabei gewesen zu wie seelenlos, das wäre doch
Zuhörern freilich dahin. sein. unmöglich! Ich pflichte ihnen
Der prachtvolle Flügel- Gewöhnlich fliegt in diesem bei.
schuppler, die Feuerechse aus Moment das erste faule Ge- Vollkommen unmöglich!
den flammenden Bergen von müse. Dann verberge ich mich,
Ning, der der unbezwingba- Den Abzug des Kaisers und während die ersten Humpen
ren Ahnenlinie des Hauses seines gesamten Gefolges hake auf seiner Platte , halb unter
Chi-Mei, unter dessen Flügeln ich dementsprechend zügig ab. dem Tisch.
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Von hier aus teile ich mit, Jetzt wird das Geschrei be- zeiten auch schon mal ügeln.
dass sich die Entladung des sonders groß. Ich sehe die Leute (des zuge-
Drachen bedauerlicherweise Lebend gebärende Drachen! schwollenen Auges wegen
nicht als erwies und dass man Unfähig, Feuer zu speien! manchmal etwas unscharf)
sie fortan mit exakter Regelmä- Man ruft mich Lügner, Schar- wieder in der änke verschwin-
ßigkeit einmal pro Monat beob- latan und Schweinehund und den und brülle ihnen, Blut
achten . zerrt mich unter meinem Tisch hustend, den bitteren Schluss
Zugleich mache ich klar, dass hervor. meiner Geschichte .
die Etikette es dem König von Am wütendsten sind dabei Natürlich halten sie mich für
Bernegast unmöglich machte, jene, die, in der dringenden einen Geck, der sie veralbert
das zurückzugeben. Dass er Gewissheit, Teil irgendeiner und für ein wenig Brot und
seinen Herrschaftssitz der Ver- Bestimmung sein, irgendwann Wein ihre böswillig entzau-
unreinigungen wegen einige einmal für teures Geld ein Dra- bert.
später aufgab und zuletzt ver- chenei erworben haben.
zweifelt versuchte, den Dra- Dieses Ei aber ist –wenn auch Doch wenn ich euch, werte
chen verhungern zu lassen. der Drache seit Jahren schon Herrschaften, dies hier erzähle,
Spätestens jetzt kommt der nicht schlüpft –ganz ohne dann tue ich das, da ihr mir
Rest der Humpen geflogen. Zweifel echt also ich der Lüg- ändiger scheint als der ech-
ner. Ohne Zweifel. sen- und lurchverliebte Pöbel,
Obwohl, wie ich eilends nach- Ich möchte, wie man wohl der vor Ehrfurcht zittert, wenn
schiebe, das Aushungern versteht, auch das Ende meiner einer geschupptem Geflügel
nicht von Erfolg gekrönt war. Geschichte noch zum Besten spricht. Ich weiß, ihr werdet
Zwar fraß der einen Monat geben, jedoch nunmehr grund- weiser urteilen und meine un-
lang nichts, wurde aber den- sätzlich die ein oder andere verdiente am Ende etwas lin-
noch fetter. Dann verschlang Faust ins Gesicht, die mich als- dern, denn gebildet seid ihr
er seine Wärter, sich los, flog gleich Schweigen bringt. und dem Aberglauben abge-
davon und setzte sich auf den Ich pflege erst in dem Mo- kehrt.
nächsten Berg. Dort brachte er ment zu mir zu kommen, wenn Nicht wie jene, die mich
zwei gesunde Junge Welt, die man mich hinaus auf die Straße einen Schurken meinen!
er während der kommenden wirft ich auf das nasse Pflaster Das nämlich bin ich nicht, oh
Monate mit königlichen Un- kullere. nein! Gewiss nicht. Denn ich
tertanen fütterte, derweil nicht Aber es spielt keine Rolle, so- bin kein Geringerer als König
Gefressenen froh waren, dass lange nichts gebrochen ist. Borngroll von Bernegast! das,
die Tiere zumindest kein Feuer Ich habe gutes Heilfleisch und was noch von ihm geblieben
spien. lmich für ein paar gute Mahl- ist.
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Bis zu den Knien habe ich im
Dreck des Drachen gestanden,
der die Hälfte meiner Steuern
fraß, ein meiner Untertanen
seine Brut! Wer, wenn nicht
ich, darf diese Geschichte er-
zählen, ich, dender Kaiser von
Deng mitsamt meinem Reich
ruinierte, da er mir diesen
verschissenen trächtigen ügel-
schuppler, Feuerechse aus den
flammenden Bergen von Ning,
Drachenschamane der Ah-
nenlinie des Hauses Chi-Mei,
schenkte, unter dessen Flügeln
West- und sich vereinen ...
ENDE
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Kampf dem Bampf
Vor Mara blubberte es und der Mitte war doch schon seit Nichts passierte. Wasser und
das machte ihr Angst. Okay, mindestens drei Minuten nicht Bampf blieben weiterhin ge-
sie hatte inzwischen Übung geplatzt. trennt. Sie konnte nun durch
im Angsthaben. Die Geschich- „Das war ganz sicher das das Wasser auf die Oberfläche
te mit dem Lindwurm aus der allerletzte Mal in meinem Le- des seltsamen Schlicks blicken,
Nibelungensage war schon ben, dass ich versuche was ko- als wäre es der Grund eines kla-
ziemlich haarig gewesen, und chen“, brummelte Mara und ren Sees. Mit gerümpfter Nase
wenn Siegfried sie da nicht stach mit dem Stiel des Koch- stach Mara den Kochlöffel in
alle rausgehauen hätte, dann löffels in die verdächtig langle- den Bampf und sah zu, wie das
wäre sie jetzt nicht hier. Und bige Blase. Sie gab nach. Aber Wasser in die Delle lief.
doch war es irgendwie nicht sie platzte nicht. Mara schüt- Als sie den Löffel jedoch wie-
vergleichbar. Die Panik beim telte sich angewidert, als sich der herausziehen wollte, spür-
Anblick des wütenden Lind- vor ihrem geistigen Auge ein te sie deutliche Gegenwehr.
wurms war etwas völlig an- Mund in der hässlichen Blase Die Soße wollte den Kochlöffel
deres gewesen als der seltsam formte: „Töte miiiich ...“ Sie assimilieren!
schleichende Terror vor dieser schlug mit dem Kochlöffel zu, „So, jetzt reicht‘s“, rief Mara
amorphen Masse. Bei Drachen um das Bild zu vertreiben. laut durch die Küche, zog sich
wusste man in etwa, was auf Die Blase platzte, aber es spritz- einen Handschuh über, griff to-
einen zukam. Ein wütender te nicht. Die Soße in dem Topf desmutig nach dem Topf und
ICE mit Feuer vorn. Bei diesem war dafür wohl nicht mehr begann mit aller Kraft zu rüh-
Zeugs wusste man es nicht, flüssig genug. ren. Der Topf entglitt ihr, als er
denn das konnte alles werden. „Vielleicht kipp ich lieber sich auf der Herdplatte drehte.
Nur unter anderem auch ein noch ein bisschen Wasser nach Na gut! Der Bampf hatte dieses
Drachen. ...“ Mara füllte eines der vie- erste Kräftemessen also für sich
Kam es Mara nur so vor oder len angepatzten Gefäße auf entschieden. Ratlos trat Mara
nahmen die Blasen auch an der Anrichte mit Wasser und einen Schritt zurück und starr-
Stabilität zu? Diese eine da in kippte es in den Topf. te auf den Kochlöffel, der nun
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aufrecht in dem Topf stand, als Soße. Dazu hatte sie ein paar sten tiefschwarzen Kraterland-
wäre er dort spontan heraus- Flaschen Honig-Met besorgt schaft mutierte.
gewachsen. Zudem hatte Mara und gehofft, dass die Tischde-
den Eindruck, dass der Koch- ko den Rest besorgen würde. „Wieder mal eine von den Si-
löffel gar nicht bis zum Boden Dummerweise hatte sie jetzt tuationen, wo es so überhaupt
des Topfes vorgestoßen war. aber für die elende Soße so lan- nix bringt, dass ich angeb-
Aber sie war doch auf etwas ge gebraucht, dass die Tischde- lich die letzte Seherin bin ...“,
Hartes gestoßen? Die einzig ko darunter stark gelitten hat- grummelte sie und schaltete
mögliche Erklärung war kein te. Bis jetzt stand auf dem Tisch die Herdplatte ab. Sie fasste mit
Argument für eine Karriere nämlich gar nichts außer einer ihren behandschuhten Händen
als Sterneköchin: Anscheinend Tüte mit Teelichtern. Die hatte an die Griffe des Topfes und
war die Masse in den untersten sie eigentlich in die gebastelten wusste dann im Moment nicht
Schichten bereits eine dau- Wikingerhelme aus schwar- weiter. Ob es in München einen
erhafte Verbindung mit dem zer Pappe stellen wollen, wo Bringdienst für Wikingersoßen
Topf eingegangen. das Licht so effektvoll durch gab? Ob Mama den Topf ver-
Mara überlegte kurz, ob sie die kleinen Löcher schien. Das missen würde, wenn sie ihn zu-
den anderen Kochlöffel holen Problem war nur, dass die sammen mit dem Zeug einfach
sollte, um damit den ersten ir- schwarze Pappe auf Maras wegwarf? Oder würde es dann
gendwie auszugraben. Oder Schreibtisch bis jetzt noch gar zusammen mit der Mülldepo-
ein Messer, falls es Gegenwehr nichts davon wusste, dass sie nie zu einer neuen Lebensform
gab ... Sie entschied sich dage- eigentlich schon längst in Form verschmelzen?
gen. Falls das Zeug tatsächlich von Wikingerhelm-Lampions „Kopfkino stopp!“, rief Mara
demnächst eine rudimentäre auf dem Esstisch hätte stehen wütend gegen die Decke und
Intelligenz entwickelte, wollte sollen. kniff dabei entschlossen die
sie das Ding nicht noch mit ei- Mara traute sich auch nicht, Augen zusammen. Dann öff-
ner Waffe ausrüsten. der Pappe davon zu erzählen nete sie die Augen wieder und
„Ich fass es nicht ...“ Mara – wer will schon ausgelacht fixierte den schwarzen Beton-
patschte mit der Hand gegen werden von einem Stapel Ba- brei. „Und Du! Du bist jetzt
die Stirn und drehte die Augen stelpapier. Stattdessen sah sie sofort eine Wikingersoße oder
zur Decke. Da hatte sie sich ohnmächtig zu, wie der rote ich verfüttere Dich mitsamt
nun wirklich das einfachste Plastikkochlöffel langsam in deinem verdammten Topf an
Gericht ausgesucht, das sie auf dem schwarzen Grind versank die Midgardschlange! Und, bei
„www.Wikinger-Kochbuch. und schließlich zu einem blo- Mimirs Haupt und Odins Ra-
de“ gefunden hatte: Brot mit ßen Farbtupfer in einer anson- ben, das meine ich ERNST!“
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Maras Mutter und ihrem Gast hitzen hätte bewerkstelligen Zum Buch:
Professor Weissinger mundete können. Aber manchmal war
das Essen ganz außerordent- der Gedanke an ein peinlich- Diese und weitere Kurzge-
lich und auch die Tischdeko verpatztes Abendessen schlim- schichten, die mit Rezepten
war ein Hit gewesen. Nach- mer als das drohende Ende der gespickt sind, finden Sie in der
dem Mara festgestellt hatte, Welt. Und Ersteres hatte sie im- Fantasy-Kochbuch-Anthologie
dass die wahrhaftige Drohung merhin heute abgewendet. Ab „DIE KÖCHE - BISS ZUM
einer Seherin mehr Effekt auf morgen würde sie sich wieder MITTAGESSEN“ (ISBN: 978-3-
den Topfinhalt hatte als alle Zweiterem widmen. Na Hurra, 9812846-4-5; Preis: 10,90 €)
herkömmlichen Bemühungen, darauf ein Gläschen Met. Erschienen im UlrichBurger-
war sie zwar erst ein wenig Verlag (www.ulrichburgerver-
übermütig geworden und hat- lag.de)
te auch dem Bastelpapier ein
ähnlich dramatisches Schicksal Klappentext:
in Aussicht gestellt, wenn es
sich nicht sofort zu vier Wikin- Man nehme die einzigartigen
gerhelm-Lampions verform- Rezepte der besten Fantasy-
te. Aber vermutlich hatte die „Mara Lorbeer ist die vier- Autoren Deutschlands, verfei-
Pappe noch keine rudimentäre zehnjährige Hauptfigur aus nere sie mit unvergleichlichen
Form von Intelligenz entwic- der Fantasy-Trilogie MARA Illustrationen und gebe alles in
kelt wie die Wikingersoße und UND DER FEUERBRINGER ein Buch. Heraus kommt eine
war darum nicht in der Lage, von Tommy Krappweis. Sie ist außergewöhnliche Fantasy-
so etwas wie Angst zu empfin- die letzte germanische Seherin Anthologie, die Sie so bestimmt
den. So war Mara gezwungen und soll die drohende Götter- noch nie gesehen haben. Die-
gewesen, die Lampions selbst dämmerung verhindern. Lei- ses Buch ist gespickt mit Re-
zu basteln, aber das hatte jetzt der fühlt sich Mara ebenso we- zepten - aber auch der ein oder
sogar richtig Spaß gemacht. nig zur Weltretterin geboren anderen Kurzgeschichte - Ihrer
Zufrieden lehnte sie sich zu- wie in obiger Kurzgeschichte Lieblingsautoren.
rück und verdrängte den Ge- zum Kochen. Vielleicht sogar
danken daran, dass sie gerade noch weniger. Ob sie es mit Lassen Sie sich diese Kreation
wieder eine ganze Ladung Göt- Hilfe von Professor Weissinger auf der Zunge zergehen, tau-
terkraft für etwas verschwen- trotzdem schafft, erfährt der chen Sie ein die fantasievolle
det hatte, das man eigentlich Leser in Band III, der im Sep- Welt der Küche und zaubern
auch durch Rühren und Er- tember 2011 erschienen ist.“ Sie Ihr eigenes Festmahl. Denn
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Fantasie gehört nicht nur in ein
Buch sondern auch in Ihren
Kochtopf!
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Impressum & Quellen / Bildnachweis
Phantast, Ausgabe 5: Humor, Titelbild: Quellen und Bildnachweis
Mai 2012 Andre Breinbauer mit Angabe der Seitenzahlen:
Das gemeinsame Magazin der
phantastischen Seiten literato- Illustrationen: Stock.XCHNG (http://www.
pia und fictionfantasy sxc.hu): 51, 55, 58
Andre Breinbauer Heyne: 8, 15, 17, 18
Chefredakteur dieser Ausga- Automixis Comic Illustration Piper: 8
be: Jürgen Eglseer www.automixis.com Egmont Lyx: 8, 13, 69, 70, 71
DC Comics: 11, 12
Mitarbeiter: Angelika Mand- Seiten: 10, 19, 29, 34, 61, 64 Carlsen Verlag: 20, 21
ryk, Rupert Schwarz, Katja Ulrich Burger Verlag: 22
Bürk, Kai Bosse Helge C. Balzer Blitz: 32
Lektorat: Rainer Skupsch www.ars-atra.com Ullstein / List: 66
Satz und Layout: Jürgen Illustrationen im Beitrag über
Eglseer Seiten: 5, 23, 52, 73, 76, 84, 88 die Comicreihe 2000 AD:
Seiten 39 bis einschliesslich 46
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sie sich bitte an Jürgen Eglseer
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