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sen“, „Diagonalen“ oder „Clustern“ erlauben eine wollten wir unsererseits die Gewerke gleich von
einfache „Migration“ von Nutzungen. „Auf diese Beginn an in unsere Überlegungen miteinbezie-
Weise können wir Altgewohntes bedienen – aber hen.“ Mehr noch als die überzeugenden Erstent-
zugleich sind eben auch ganz ungewöhnliche würfe begründete diese Initiative die klare Zu-
Lösungen darin verborgen“, erklärt sie. stimmung für das Projekt.
Der Haken an der ganzen Sache ist nur, dass Gute Rahmenbedingungen also für eine Um-
3,6 m
eine solche Konzeption in der Umsetzung boy- setzung ihres Raster-Konzeptes. Sophie Delhay
kottiert werden kann. Den Zuschlag erhielt das sieht darin unter anderem ein Mittel zugunsten
Büro aufgrund des eingereichten Positionspa- von „Neutralität“. „Es ist ein sehr wirksames
3,6 m
Werkzeug“, wie sie bestätigt, „solch eine Geo- sind untereinander nicht verbunden, seitliche Er-
metrie fordert eine Reaktion von den Bewoh- schließungen gibt es nicht. Alles wurde so aus-
nern.“ Das Grundmaß von 3,60 auf 3,60 Meter ist gerichtet, dass der Kernbereich jeder Wohnein-
das Ergebnis simpler Mathematik. Aus dem Zu- heit, über ein „Loggia-Modul“ mit reichlich Tages-
sammenspannen fünf solcher Einheiten ergibt lichteinfall versorgt wird und jeweils die Funktion
sich eine Dreizimmerwohnung mit 65 Quadrat- eines Verteiler-Hubs übernimmt.
metern, womit zugleich der Rahmen konventio- Um dieses System weiter zu perfektionieren,
neller Wohngrundrisse eingehalten ist. Was dachte sich Delhay darüber hinaus eine „be-
wiederum bedeutet: Die Anforderungen des all- wohnbare Fassade“ aus. Anlass für dieses Kon-
mächtigen Excel-Universums in puncto Finanz- zept war die Schlafzimmerfrage. Die Gestaltung
fragen sind geklärt. Mit einfacher Addition der eines solchen Rückzugsraums zieht meist Über-
Grundmodule ist es allerdings nicht getan. Die legungen nach geeigneten Stau- und Unter-
Architektin besteht darauf, „freiheitliche Nut- bringungsmöglichkeiten nach sich. Wenn nun al-
zungsformen“ anbieten zu können, und jeder lerdings niemand wissen kann, wo das Schlaf-
Raum soll ebenso gut Wohn-, Schlaf- oder Ess- zimmer sein wird, gilt es, für alle Räume den an-
zimmer wie Arbeitsraum sein können. In der Kon- gemessenen und ästhetisch ansprechenden
Der 5,40 Meter hohe Haupt- chen: einen Garten, einen
sequenz weist daher jede „Einheit“ dieselben Schrankplatz mitzudenken. „Normalerweise ste-
raum führt zur Verzahnung 100 m² großen Gemein-
Charakteristika auf: dieselbe Anordnung der An- hen Schränke an der Rückwand der Zimmer. der Grundrisse. Es gibt schaftsraum und die Dach-
schlüsse in jedem Raum, dieselbe maximale Dies hätte eine Barriere bedeutet an genau jener diverse Gemeinschaftsflä- terrasse. Lageplan 1:10.000
Architekten
Der Bebauungsplan gab
vor, dass pro Grundstück Eines haben alle Typolo- plexen Verzahnung der Wohneinheiten zugrunde
liegt. Der rohe Beton, das Glas der doppelge-
Sophie Delhay Architecte,
Paris
eine zukünftige Verdichtung
um bis 20 Prozent möglich
gien gemeinsam: den schosshohen Fenster und die privaten Außen-
Tragwerksplanung
sein muss. Das dreieckige
Grundstück erlaubt es nicht
„Salon cathédrale“ mit ei- räume in Form von vorgehängten Balkonen oder
EVP, Paris hierfür eine Fläche zu re- ner Höhe von 5,40 Meter Terrassen kennzeichnen dieses Ensemble.
Von Entwurf zu Entwurf erbringt Sophie Delhay
servieren. Sophie Delhay in-
Adresse terpretierte diese Regel den Nachweis, dass − mit Beistand durch en-
unerwartet, indem sie die vorhabens mit 32 Wohneinheiten für die soziale gagierte Fachplaner und Gewerke – andere For-
Rue Ernest Champeaux, gewünschte Verdichtung
Ecocité Jardin des Ma- innerhalb der Wohnungen
Wohnungsbaugesellschaft Habellis, welches im men von Wohnungsbau denk- und umsetzbar
raîchers, 21000 Dijon, einplant. Januar diesen Jahres an die Bewohner überge- sind. „Ich liebe Überraschungen. Man muss die
Frankreich Grundrisse und Schnitt im ben wurde: „32 Logements-Cathédrale“ in der Bewohner überraschen, die Bauträger und auch
Maßstab 1:500, Typologien
Rue Ernest Champeaux im neuen Quartier „Eco- die eigenen Gewohnheiten überrumpeln. Ich
im Maßstab 1:250
cité Jardin des Maraîchers“. Hier ergibt sich eine als Entwerferin habe nicht alles in der Hand, aber
breitere Variation, das Ensemble setzt sich aus ich habe die Möglichkeit, neue Narrative anzu-
fünf individuellen Wohnungen im Kopfbau, einer stoßen“, fasst Delhay zusammen. Jahr um Jahr,
Reihenhausspange mit fünf Wohneinheiten und Entwurf für Entwurf und mit jedem Raum wird
einem hohen Riegel mit 22 Wohneinheiten zu- sie eben dies immer wieder neu tun können.
sammen. Eines haben alle Typologien gemein-
sam, den „Salon cathédrale“, den doppelge- Aus dem Französischen von Agnes Kloocke
schossigen Hauptraum mit einer Höhe von 5,40
Meter. Die Architektin unterstreicht, es seien
„insbesondere diese Verbindungsräume, die
größtmögliche Freiheiten für eine individuelle An-
eignung zulassen“.
Solch ein Leerraum ist ein großes Plus, macht
dieser die Wohnungen im Wortsinn nicht nur
„luftig“, sondern es ergibt sich hierüber außerdem
ein unerschöpfliches Reservoir an räumlichen
Optionen. „Dank der doppelten Raumhöhe sind
zusätzliche Flächen durch ein eingezogenes
Galeriegeschoss möglich“, kommentiert Delhay.
Ganz konkret ging es darum, den Bewohnern je
nach individuellem Bedarf und Geschmack die
Option einer zusätzlichen Nachverdichtung zu
eröffnen, ohne dabei aufwendige bauliche Maß-
nahmen stemmen zu müssen. Damit die Woh-
nungen nicht allzu teuer angeboten werden müs-
sen, ist die Materialität der Innenräume einheit-
lich einfach: Beton. Auch dieses Projekt basiert
auf einem rigorosen Grundraster, das einer kom-