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Daniel Barenboim wurde am 15.

November 1942 in Buenos Aires als Sohn von russisch-


aschkenasischen Eltern geboren. Ab seinem fünften Lebensjahr erhielt er privaten
Klavierunterricht von seinen Eltern – sein Vater blieb sein einziger
Klavierlehrer[1] – und am 19. August 1950 gab er im Alter von sieben Jahren sein
erstes Konzert in Buenos Aires.

1952 verließ die Familie Argentinien; in Europa begann er ein Dirigierstudium bei
Igor Markevitch, und begegnete auch Wilhelm Furtwängler, der den elfjährigen Jungen
als „Phänomen“ bezeichnete.[1] Die Familie übersiedelte danach nach Israel[2], wo
Barenboim unter anderem das Neue Gymnasium in Tel Aviv besuchte.[3] 1955–56
studierte er mit einem Stipendium bei Nadia Boulanger in Paris Harmonielehre und
Kontrapunkt.[1] Seine erste Karriere machte Daniel Barenboim als Pianist, u. a.
1955 mit einem umjubelten Debüt des Dreizehnjährigen in der Wigmore Hall in London
sowie in Paris, und später mit Auftritten mit erstrangigen Orchestern weltweit, z.
B. 1957 mit den New Yorker Philharmonikern unter Leopold Stokowski.[1]

Während er international als Pianist und Kammermusiker (u. a. mit Jacqueline du


Pré, Itzhak Perlman, Pinchas Zukerman, Dame Janet Baker, Dietrich Fischer-Dieskau)
Erfolge feierte, perfektionierte er in den 1960er-Jahren seine Fähigkeiten als
Dirigent.[1] Nach eigenen Aussagen profitierte er diesbezüglich besonders von der
Möglichkeit, Sir John Barbirolli in seiner Arbeit mit dem Hallé Orchestra
beobachten zu können.[1]

Seine Arbeit mit dem London Symphony Orchestra 1968 bei Konzerten in New York, die
Tätigkeit als Gastdirigent mit den Berliner Philharmonikern, dem London
Philharmonic Orchestra und dem Chicago Symphony Orchestra sowie seine Mozart-Reihe
beim Edinburgh International Festival, die 1973 mit Don Giovanni begann, festigten
seinen Ruf als Dirigent von Weltrang.[1]

1975 wurde er als Nachfolger von Sir Georg Solti Chefdirigent des Orchestre de
Paris. Von 1981 bis 1999 wirkte Barenboim als Dirigent der Bayreuther Festspiele,
wo er Tristan und Isolde, Die Meistersinger von Nürnberg, Parsifal und die
Tetralogie Der Ring des Nibelungen dirigierte.

Von 1991 bis 2006 war er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra, seit 1992 ist
er auf Lebenszeit Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper
Unter den Linden in Berlin.[4] Im Herbst 2000 wurde er vom Orchester der
Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt.[5] Im Juli 2011
teilte die Berliner Senatskanzlei mit, dass Barenboim seinen Vertrag für weitere
zehn Jahre bis Ende Juli 2022 verlängert habe.[6]

Von 2006 bis 2011 war Barenboim Hauptgastdirigent der Mailänder Scala und wurde
anschließend zum Musikdirektor des Opernhauses ernannt.[7]

Nach Angaben von Georg Diez im Jahr 2017 hat Barenboim die spanische,
argentinische, israelische und palästinensische Staatsangehörigkeit.[4]
Familie

Von Juni 1967 bis zu ihrem Tod 1987 war Barenboim mit der Cellistin Jacqueline du
Pré verheiratet. Er ist in zweiter Ehe seit 1988 mit der Pianistin Jelena
Baschkirowa verheiratet. Sie haben zwei gemeinsame Söhne: den Produzenten und
Songwriter David Barenboim (* 1983), bekannt unter dem Künstlernamen KD-Supier, und
den klassischen Geiger Michael Barenboim (* 1985).
Musik und Politik
Daniel Barenboim bei einer Probe mit dem West-Eastern Divan Orchestra in Sevilla,
2005
Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[8]
Neujahrskonzert 2022 – New Year’s Concert 2022 (mit der Wiener Philharmoniker)
DE 8 21.01.2022 (4 Wo.)
AT 1 25.01.2022 (9 Wo.)
CH 3 23.01.2022 (4 Wo.)

Im Jahr 1990, nach dem Tod Herbert von Karajans,[9] dirigierte Barenboim die
Berliner Philharmoniker bei ihrer weltweit beachteten erstmaligen Israel-Tournee,
die von ihrem langjährigen ersten Geiger und Orchestervorstand Hellmut Stern[10]
initiiert und organisiert worden war. 2001 erhielt Barenboim jedoch in Israel
heftige Kritik von Publikum, Kunst- und Kulturschaffenden sowie Politikern, als er
bei einem Gastspiel der Staatskapelle Berlin einen Orchesterauszug aus Wagners
Tristan und Isolde als Zugabe zur Aufführung brachte. Musik von Richard Wagner wird
laut ungeschriebenem Gesetz – wegen der antisemitischen Haltung des Komponisten und
der Verwendung seiner Musik im Nationalsozialismus – in Israel nicht öffentlich
aufgeführt. Einige Mitglieder des Erziehungskomitees der Knesset wollten Barenboim
deshalb zur kulturellen Persona non grata erklären lassen, was letztlich jedoch
keine Mehrheit fand.

Zusammen mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said und dem


deutschen Kulturmanager Bernd Kauffmann gründete er 1999 das Orchester des West-
östlichen Divans. Barenboim engagiert sich für eine Annäherung der verfeindeten
Volksgruppen im Nahostkonflikt. Das Orchester setzt sich jeweils zur Hälfte aus
jungen Musikern aus Israel sowie den palästinensischen Autonomiegebieten, Libanon,
Ägypten, Syrien, Jordanien und Spanien zusammen. Im August 2005 gab das Orchester
ein vielbeachtetes Konzert in Ramallah, das in vielen Ländern live im Fernsehen
übertragen wurde.

Am 10. Mai 2004 wurde Daniel Barenboim in der Knesset, dem israelischen Parlament,
der Wolf-Preis für freundschaftliche Beziehungen unter den Völkern verliehen. In
seiner Dankesrede zitierte Barenboim aus der israelischen Unabhängigkeitserklärung
u. a. folgende Passage. „Der Staat Israel ... wird all seinen Bürgern ohne
Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht soziale und politische
Gleichberechtigung verbürgen.“ Anschließend sagte er: „In tiefer Sorge frage ich
heute, ob die Besetzung und Kontrolle eines anderen Volkes mit Israels
Unabhängigkeitserklärung in Einklang gebracht werden kann. Wie steht es um die
Unabhängigkeit eines Volkes, wenn der Preis dafür ein Schlag gegen die
fundamentalen Rechte eines anderen Volkes ist?“ Daraufhin kam es zu einem Eklat,
als die israelische Erziehungsministerin Limor Livnat Barenboim in ihrer Erwiderung
vorwarf, das Parlament als Bühne zu missbrauchen, um Israel zu attackieren.
Barenboim stiftete das Preisgeld von 50.000 Dollar für die musikalische Erziehung
von israelischen und palästinensischen Kindern.[11]

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