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I.

Abhandlungen

LOGIK DER SITUATIONSDEFINITION UND LOGIK


DER HANDLUNGSSELEKTION

Der Fall des wertrationalen Handelns

Mateusz Stachura

Zusammenfassung: Im Beitrag wird die „Theorie der Frame-Selektion“ von Hartmut Esser unter
Bezugnahme auf Max Webers Handlungstheorie einer Revision unterzogen. Das wesentliche Defi-
zit der Theorie von Esser, das im fehlenden Geltungsbezug der Frames besteht, wird in seiner Kon-
zeptualisierung des wertrationalen Handelns besonders deutlich. Es betrifft aber das Gesamtmo-
dell. Um die utilitaristische Verengung der TdFS zu überwinden, wird der Vorschlag gemacht, die
Logik der Situationsdefinition von der Logik der Handlungsselektion stärker zu trennen. Die Defi-
nition der Situation folgt demnach nicht der Logik der Nutzenmaximierung, sondern der Logik
der Wertbeziehung und der Wertgeltung. Beide ebenenspezifischen Selektionsprozesse bleiben auf-
einander bezogen. Aber jede Ebene verfügt über eine Eigenlogik, deren Verletzung zu Rationalitäts-
verlusten des Handelns führt.*

I. Das Problem

Hartmut Essers Theorie der Frame-Selektion (TdFS) ist ein Versuch der Integration
zweier sozialwissenschaftlicher Paradigmata: der utilitaristischen Werterwartungstheorie
(SEU) und des interpretativen Theorems der Definition der Situation. Beide Paradigma-
ta haben ihre Stärken, und beide erweisen sich letztlich als unzulänglich für die Erklä-
rung sozialer Handlungen. Der interpretative Ansatz rekonstruiert den je spezifischen
kulturellen Kontext des Handelns, ohne damit aber den Erklärungsanspruch einzulö-
sen. In spiegelbildlicher Umkehrung bietet die SEU-Theorie präzise Erklärungsregeln
sozialen Handelns an, die den kulturellen Kontext jedoch außer Acht lassen. Die Ent-
wicklung einer allgemeinen Handlungstheorie, die soziales Handeln „deutend verstehen
und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will“ (Weber
1976: 1), setzt aber die Aufhebung jener Einseitigkeiten voraus. Genau dieses Ziel ver-
folgt Esser mit der TdFS. Dabei wird das Entwerfen des Handelns auf zwei Ebenen
oder in zwei „Schritten“ modelliert: Auf der Ebene der Definition der Situation selek-
tiert der Akteur zwischen gedanklichen „Situationsmodellen“. Auf der Grundlage des

* Für kritische Hinweise und Anregung möchte ich mich bei Wolfgang Schluchter, Hartmut
Esser, Gert Albert und den Herausgebern bedanken.

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58, Heft 3, 2006, S. 433–452.
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als gültig angenommenen „Modells“ oder „Frame“ der Situation wird dann im zweiten
Schritt die passende Handlungsalternative ausgewählt.
Es bleibt freilich offen, ob sich solche unterschiedlichen Theorietraditionen in ein
Modell integrieren lassen. Es stellt sich die Frage, ob das Zusammenspiel von „Verste-
hen“ und „Erklären“ bei Esser nicht durch die Dominanz der utilitaristischen Kompo-
nente gefährdet würde (vgl. dazu Srubar 1992; Prendergast 1993). Als ultimativen Test
für das Gelingen des Integrationsvorhabens kann die Konzeptualisierung der wertratio-
nalen Handlungsorientierung von Max Weber im Rahmen der TdFS angesehen wer-
den. Denn die Motivation wertrationalen Handelns liegt nicht in Nützlichkeitsüberle-
gungen, sondern im Wertglauben oder in Wertbindungen. Wertrationales Handeln im-
pliziert aber zugleich eine bewusste, rationale Anerkennung eines Wertes. Gelingt es der
TdFS, eine bewusste Wertorientierung jenseits der Nützlichkeitsüberlegungen zu mo-
dellieren, dann ist sie über jeden Verdacht einer utilitaristischen Voreingenommenheit
erhaben. Und sie bringt zugleich das Kunststück fertig, eine deutende und erklärende
Handlungstheorie zu entwickeln.
Zur Beantwortung dieser Frage wird in der vorliegenden Untersuchung auf Essers
Konzeptualisierung der wertrationalen Handlungsorientierung (Esser 2003) eingegan-
gen. Dabei wird die These vertreten, dass die speziell für die Erfassung der Wertratio-
nalität entwickelte Konstruktion der „Fixierung des Matches“ zwischen dem „Frame“
und der Situation nicht korrekt ist, zudem inkompatibel mit seiner Theorie der Selek-
tion des Modus der Informationsverarbeitung. Der Grund dafür wird in einem un-
deutlich gebliebenen Geltungsbezug der TdFS gesehen, was die Vermutung einer utili-
taristischen Grundausrichtung der Gesamtkonzeption bestätigt. Des weiteren wird eine
Lösung des konstatierten Problems vorgeschlagen, die zwischen Geltungs- und Pas-
sungsgrad sowie zwischen Eigenwert und instrumentellem Wert des Frame unterschei-
det.
Der Sinn der hier vorgelegten Analyse liegt jedoch nicht darin, bestimmte formale
Schwierigkeiten bei der Konzeptualisierung eines Handlungstypus zu verfolgen. Am Fall
der Wertrationalität sollen vielmehr allgemeine Erkenntnisse über den Mechanismus
der Selektion der Situationsdefinition und vor allem über deren Verhältnis zur Selekti-
on der Handlung gewonnen werden.
Vor dem Hintergrund der Unterscheidung zwischen dem Eigenwert und dem in-
strumentellen Wert der Rahmungen/Frames1 wird vorgeschlagen, die Logik der Defini-
tion der Situation stärker von der Logik der Handlungsselektion zu trennen. Die Logik
der Auslegung der Handlungssituation folgt nicht primär dem Prinzip der Nutzenma-
ximierung, sondern dem Prinzip der Wertbegründung. Die beiden ebenenspezifischen
Selektionsprozesse bleiben natürlich aufeinander bezogen. Aber jede Ebene verfügt über
eine Eigenlogik, deren Verletzung zu Rationalitätsverlusten des Handelns führt. Der ra-
tionale Akteur sucht auf der Ebene der Definition der Situation nicht nach dem Nut-
zen, sondern nach dem richtigen Wertmaßstab oder der richtigen Perspektive, aus der
die situativen Wertbeziehungen sichtbar werden. Er fragt sich nicht, mit welcher Deu-
tung seinem vorab bestimmten Zweck am besten gedient wird, mit welcher Deutung
seine feststehenden Pläne am geschicktesten zu legitimieren wären, sondern er fragt

1 Die Begriffe Frame und Rahmung werden synonym verwendet.


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sich, was ihm an der gegebenen Lage im Lichte seiner Werte „wirklich wichtig“ ist.
Auf der Ebene der Handlungsselektion versucht der rational Handelnde hingegen, die
wertbegründeten Ziele unter Einsatz des gesicherten Norm- und Zweckwissens im
größtmöglichen Umfang zu erreichen. Mit dieser auf Max Weber2 zurückgehenden In-
terpretation soll die Entwicklung einer verstehenden und erklärenden Handlungstheo-
rie ein Stück weiter vorangetrieben werden.
Nach der Darstellung der Konzeptualisierung der vier Typen sozialer Handlungs-
orientierungen im Rahmen der TdFS (II.) und der Diskussion der sich daraus ergeben-
den Probleme (III.) wird eine Reformulierung der Konzeption der Wertrationalität von
Esser vorgeschlagen (IV.). Die dabei gewonnene Erkenntnis, dass die wertrationale Be-
stimmung der Situation kein Gegentypus, sondern vielmehr ein Spezialfall des allge-
meinen Modells der Definition der Situation ist, wird zum Anlass genommen, die
Grundannahmen der TdFS zu überdenken. Dazu wird die Konzeptualisierung des Se-
lektionsmechanismus der Situationsmodelle im Ansatz von Max Weber untersucht (V.).
Als Ergebnis der Analyse wird ein alternatives Konzept der Definition der Situation
präsentiert (VI.).

II. Die wertrationale Handlungsorientierung


und die Theorie der Frame-Selektion (TdFS)

1. Grundzüge der TdFS

Bevor auf das Problem der Wertrationalität eingegangen wird, sollen die Grundzüge
der TdFS knapp erläutert werden.3 Ihre zentrale Annahme ist, dass jedem Handeln
eine Definition der Situation vorangeht. Die Handlungsentscheidung ist durch die Se-
lektion der Situationsdefinition vorstrukturiert. Die Definition eines Ehebruchs in den
Kategorien „Ehrenverletzung“ oder „moralische Sünde“ anstatt in den Kategorien „Lie-
besaffäre“, „Bestätigungsbedürfnis“ oder „Abenteuer“ schließt bestimmte Handlungsal-
ternativen (z.B. „Neuanfang“) aus. Die Selektion der Situationsdefinition determiniert
aber die Handlungsentscheidung nicht. Der Akteur hat immer noch mehrere Alternati-
ven, auf die „Tatsache“ der verletzten Ehre zu reagieren. Die TdFS modelliert das Han-
deln also als Abfolge von zwei Selektionsschritten: Im ersten Schritt wird eine spezifi-
sche Definition der Situation (ein „Frame“) ausgewählt, im zweiten Schritt eine kon-
krete Vorgehensweise (ein „Skript“ des Handelns).
Wie entscheidet sich der Akteur für einen bestimmten Frame oder ein Skript? Zwei
Faktoren bestimmen die Selektion eines Frame: zum einen die Passung des gedankli-
chen Modells auf den konkreten Ausschnitt der Wirklichkeit, zum anderen die Bewer-
tung der Folgen, die sich aus der Anwendung des Frame für die Interessen des Akteurs
ergeben. Ein Frame passt auf die Wirklichkeit, wenn die im Gedächtnis des Akteurs

2 Zu Webers Kultur- und Handlungstheorie vgl. Schluchter (1998, 2000, 2005a), Albert et al.
(2003), Bienfait und Wagner (1998). Zur Debatte über das Verhältnis von Max Weber und der
Rational-Choice-Theorie vgl. Norkus (2001), Voss (1998), Schluchter (2005b), Greve (2003).
3 Zur Theorie der Frame-Selektion von Hartmut Esser vgl. Esser (2001: 261–284, 2003, 1991,
1996, 2000).
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gespeicherten Typisierungen in der realen Situation tatsächlich erkennbar sind. Die


TdFS bezeichnet den Passungsgrad eines Frame mit dem Begriff „Match“ (m). Dabei
wird ein (kompletter) Mismatch als m = 0 und ein perfekter Match als m = 1 formali-
siert. Der Bewertungsfaktor bezieht sich hingegen auf den Nutzen (U), den sich der
Akteur von der Anerkennung eines Frame verspricht. Die Selektion eines Frame i er-
folgt also durch die Zuweisung eines Erwartungswertes (EU), der sich multiplikativ aus
dem Match und der Nutzenerwartung ergibt:
EU(i) = Uim
Die TdFS geht aber nicht davon aus, dass jede Handlung und jede Situation reflexiv,
rational oder kalkulierend ausgelegt und bewältigt wird. Vielmehr erfolgen die meisten
Handlungen „spontan“ oder „automatisch“. Erst wenn die „spontanen“ Erwartungen
über typische Handlungsabläufe und typische Situationen enttäuscht werden, wenn es
also zu einem schwerwiegenden Mismatch kommt, und/oder wenn die Routine nicht
mehr nützlich erscheint, stellt sich die Reflexion ein. Die TdFS spricht dann von ei-
nem „reflektierend-kalkulierenden Modus der Informationsverarbeitung“ (rc-Modus).
Als zusätzliche Bedingung für das Umschalten von der „automatisch-spontanen“ (as-
Modus) Betrachtung und Handlungsweise in den rc-Modus führt Esser zwei Variablen
ein: die Wahrscheinlichkeit p, eine bessere Rahmung zu finden, und die (intellektuellen
und sonstigen) Kosten C der Reflexion.
Der Begriff der Frame-Selektion muss also vorsichtig verwendet werden. Im as-Mo-
dus werden keine Entscheidungen im engeren Sinne des Wortes getroffen. Der Akteur
wählt nicht zwischen mehreren Frames, sondern akzeptiert die Rahmung, die ihm
spontan in den Sinn kommt. Anders im rc-Modus: Hier gibt es zwei Frames (i, j), die
nach der TdFS mit komplementären Wahrscheinlichkeiten (m, (1 – m)) für die Situa-
tion gelten. Zu einem Reframing, also zur Selektion des Frames j, kommt es, wenn sein
Erwartungswert größer ist als der Erwartungswert des Frame i. Formal:
EU(j) > EU(i), also:
(1 – m) Uj > mUi
Die Skript-Selektion erfolgt nach dem gleichen Muster. Im Rahmen des als gültig aner-
kannten Frame i gibt es im as-Modus ein und im rc-Modus mehrere mögliche Skripts
(k, l). Im rc-Modus werden die Skripts nach der Regel der Werterwartungstheorie se-
lektiert. Dabei sind wiederum der Nutzenaspekt (mUi) und der Passungsaspekt (mki)
des Skripts k relevant. Liegt der EU-Wert des alternativen Skripts l über dem EU(k),
kommt es zu einem Skriptwechsel.
Die Skript- und die Frame-Selektion können sowohl im rc- als auch im as-Modus
erfolgen. Die Unterscheidung zwischen spontanen und rationalen Bestimmungen der
Situation und der Handlung eröffnet den Weg zu einer differenzierten Typologie sozia-
ler Handlungen. An dieser Stelle schließt Esser an Max Webers vier Typen der Hand-
lungsorientierungen an. Er unternimmt den Versuch, die affektuelle, die traditionale,
die zweck- und wertrationale Handlungsorientierung in der Sprache der TdFS zu mo-
dellieren.
Im Mittelpunkt der folgenden Überlegungen steht die wertrationale Orientierung.
Ehe ihre Rekonstruktion im Rahmen der TdFS einer Kritik unterzogen wird, soll aber
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im ersten Schritt die Eigenart der Wertrationalität in Abgrenzung zu affektuellen, tra-


ditionalen und zweckrationalen Handlungsorientierungen herausgestellt werden.

2. Affektuelle, traditionale und zweckrationale Handlungsorientierungen


im Rahmen der TdFS

Webers Handlungstypologie umfasst bekanntlich vier Handlungsorientierungen: die af-


fektuelle, die traditionale,4 die wert- und die zweckrationale Orientierung. Die ersten
beiden Formen lassen sich als „arational“ bezeichnen, da sie spontan-automatisch ab-
laufen und keine bewusste Orientierung an rationalen Wertprinzipien, Zwecken, Nut-
zenkalkülen oder Folgenabschätzung kennen. Dies unterscheidet sie von rationalen,
zweck- oder wertrationalen Handlungsformen.
Esser konzeptualisiert die „arationalen“ Handlungsorientierungen von Weber als
Fälle der perfekten Übereinstimmung von Rahmung und Situation. „Das traditionale
Handeln wäre dann, ... jener Spezialfall des Modells der Frame-Selektion, bei dem der
Match bei der Modell-Selektion perfekt ist“ (Esser 2003: 163). Die perfekte Überein-
stimmung ist dabei kein Resultat einer bewussten Überlegung oder einer Entscheidung
für die optimale Rahmung, sondern es verhält sich umgekehrt: Weil die Rahmung per-
fekt ist, bleibt die Reflexion, das Abwägen und Entscheiden aus. Die Definition der Si-
tuation ist „auferlegt“.
Das affektuelle Handeln modelliert Esser ähnlich wie einen „Spezialfall der perfek-
ten Aktivierung eines Frame: Es werden bei bestimmten ,signifikanten‘ Ereignissen
nicht (nur) kalte kognitive Strukturierungen und Prozesse der Skript-Aktivierung aus-
gelöst, sondern auch heiße Emotionen, und das, wenn der Match perfekt ist, ganz und
gar ,unbedingt‘“ (Esser 2003: 164). In beiden Fällen schaltet der Akteur nicht in den
reflexiven Modus um, sondern „erkennt“ den sozialen Sinn der Situation spontan-auto-
matisch. Der Unterschied zwischen dem traditionalen und dem affektuellen Handeln
liegt in der Art der Motivation, welche die Aktivierung der Rahmung steuert: kühle
und pragmatische Motive der Alltagsroutine oder außeralltägliche Emotionen im Falle
des affektuellen Handelns.
Rationale Handlungen hingegen beruhen auf solchen Framing-Prozessen, die durch
eine bewusste Auswahl einer Rahmung gekennzeichnet sind. Der Akteur entscheidet
sich für die Rahmung, die ihm – aus welchem Grund auch immer – als besser, geeig-
neter, nützlicher oder rationaler erscheint. Die zweckrationale Handlungsorientierung
setzt voraus, dass alle bedeutsamen Handlungselemente einer rationalen Prüfung unter-
zogen werden. Dabei werden „sowohl die Mittel gegen die Zwecke, wie die Zwecke ge-
gen die Nebenfolgen, wie endlich auch die verschiedenen möglichen Zwecke gegenein-
ander rational“ abgewogen (Weber 1976: 13). „Die Bedingungen dafür sind in den

4 Auf die Doppeldeutigkeit des Begriffs der traditionalen Handlungsorientierung hat Schluchter
hingewiesen (Schluchter 1988: 142; Döbert 1989). Diese kann entweder eine Orientierung an
Werten und Normen einer traditionalen Ordnung oder eine gewohnheitsmäßige Handlungs-
orientierung bedeuten. Da die erste Lesart nicht im handlungstheoretischen, sondern im ent-
wicklungsgeschichtlichen Kontext steht, schlägt Schluchter vor, konsequent von der gewohn-
heitsmäßigen Handlungsorientierung zu sprechen (Schluchter 2005a: 29).
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Konstrukten des Modells der Frame-Selektion leicht identifizierbar: Es muss ein hohes
Reflexionsmotiv vorhanden sein, das es aber nur geben kann, wenn der Match gestört
ist und wenn die Opportunitäten für die rationale Reflexion gegeben/oder die Kosten
dafür nicht zu hoch sind“ (Esser 2003: 163). Der Akteur nimmt den hohen Aufwand
der reflexiven Definition der Situation und des Abwägens zwischen alternativen Hand-
lungsentwürfen nur dann auf sich, wenn ihm die routinemäßige Deutung zweifelhaft
erscheint und Alternativlösungen verfügbar sind.

3. Wertrationale Handlungsorientierung im Rahmen der TdFS

Die größte Herausforderung stellt freilich die Konzeptualisierung des wertrationalen


Handelns dar. Die TdFS steht hier vor einem Dilemma: Auf der einen Seite scheint
sich das wertrationale Handeln durch die „Auferlegtheit“ einer Rahmung dem affektu-
ellen oder traditionalen Handeln anzunähern. „Rein wertrational handelt, wer ohne
Rücksicht auf die vorauszusehenden Folgen handelt im Dienst seiner Überzeugung von
dem, was Pflicht, Würde, Schönheit, religiöse Weisung, Pietät oder die Wichtigkeit ei-
ner ,Sache‘ gleichviel welcher Art ihm zu gebieten scheinen“ (Weber 1976: 12). Eine
religiöse Weisung ist im wertrationalen Handlungsmodus genauso „auferlegt“ wie die
Werte traditionalen Handelns. Die Geltung einer wertrationalen Rahmung resultiert je-
doch aus einem bewussten Glauben des Akteurs, die sich durch ihren reflexiven Cha-
rakter radikal von der Routine des traditionalen oder der Spontaneität des affektuellen
Handelns unterscheidet. Die Auferlegtheit einer Rahmung bedeutet hier kein passives
Sich-Einfügen in das vertraute Alltagsgeschäft, sondern eine bewusste Hingabe an ei-
nen bedingungslos geltenden Wert.
Die wertrationalen Frames sind offenbar sowohl durch eine unverrückbare Aufer-
legtheit als auch durch einen reflexiven Geltungsmodus gekennzeichnet. Dies stellt je-
doch für die Theorie der Frame-Selektion ein ernsthaftes Konzeptualisierungsproblem
dar. Denn sie definiert die Auferlegtheit einer Rahmung als eine vollkommene Über-
einstimmung von kognitivem „Modell“ und Situation. Diese Übereinstimmung dürfte
es jedoch beim wertrationalen Handeln nicht geben. Der Widerstand oder die Unvoll-
kommenheit der Welt regt die Unnachgiebigkeit des wertrationalen Akteurs eher an,
als dass sie ihn zur Anpassung bewegt.
Um diesen Doppelcharakter des Typus angemessen zu konzeptualisieren, definiert
Esser die Unbedingtheit nicht als „Folge eines situational gegebenen ,perfekten‘ Matches
von situationalen Ereignissen und gespeicherten mentalen Modellen“, sondern als „die
Folge einer unverrückten Fixierung der Geltung des Wertes durch den Akteur selbst“
(Esser 2003: 167). Die Rahmung ist in diesem Fall kein „Modell der Wirklichkeit“,
sondern ein „Modell für die Wirklichkeit“ (Schluchter 2000: 98). Dies erklärt nicht
nur, weshalb der Akteur an einer Rahmung trotz fehlender Entsprechung in der „rea-
len“ Wirklichkeit festhält, sondern auch, warum die Auferlegtheit der Rahmung mit ei-
nem reflexiven Modus der Informationsverarbeitung einhergeht. Der Frame gilt als
„fraglos“ nicht deshalb, weil es keinen Grund gab, ihn zu hinterfragen, sondern weil er
das Ergebnis einer rationalen Wertanalyse, einer „bewußten Herausarbeitung der letz-
ten Richtpunkte des Handelns“ ist (Weber 1976: 12).
Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion 439

III. Kritik

Drei Probleme sind hier identifizierbar, die sich um die Konzeption der „Fixierung des
Matches“ zentrieren.
1. Esser zufolge kann der Match zwischen der Rahmung und der Wirklichkeit entweder
„gegeben“ sein oder vom Akteur „fixiert“ werden. Der Frame stellt entweder ein „Mo-
dell der Wirklichkeit“ oder ein „Modell für die Wirklichkeit“ dar. Diese Alternative ist
jedoch nicht plausibel. Die Anerkennung der absoluten Geltung der Menschenrechte
z.B., also in der Terminologie von Esser: die Fixierung des Matches des entsprechenden
Frame auf eins, befreit den Akteur nicht davon, über den Geltungsanspruch der Men-
schenrechte in einer konkreten Situation zu entscheiden. Sicherlich rahmen die men-
schenrechtlichen Ideen auch kontrafaktisch Handlungssituationen, wo es faktisch gra-
vierende Menschenrechtsverletzungen (also einen faktischen Mismatch) gibt. Der abso-
lute Wertglaube zwingt den Akteur, Kriegsverbrechen immer und bedingungslos als
Menschenrechtsverletzung anzuerkennen. Zwingt ihn der Glaube aber auch, einen An-
spruch auf Sterbehilfe, auf Asylrecht oder Recht auf Arbeit als menschenrechtliches
Problem anzusehen? Hat die Anerkennung der absoluten Geltung eines Wertes für den
Akteur die Konsequenz, dass er alle Objekte auf diesen Wert bezieht oder dass er alle
Situationen ausschließlich unter diesem Wertgesichtspunkt definiert? Offensichtlich
nicht.
Die Anerkennung einer absoluten Wertgeltung reicht nicht dafür aus, die Hand-
lung in einer konkreten Situation an diesem Wert auszurichten. Er muss nicht nur gel-
ten, sondern auf den gegebenen Wirklichkeitsausschnitt auch passen. Eine Wertidee
muss sich auf ein Objekt beziehen5 lassen, um als Grundlage des Werturteils zu fungie-
ren. Ein Objekt muss erst die Kriterien erfüllen, die in der Wertidee enthalten sind,
damit der Wert zur Geltung kommt.
2. Eine damit zusammenhängende Schwierigkeit ergibt sich bei der Frage, wann Men-
schen wertrational handeln, d.h. sich reflexiv und bewusst an bestimmten Werten
orientieren. Die Theorie der „Fixierung“ legt die Annahme nahe, dass rationale Werte
konstant und kontextunabhängig geltend. Damit geht das Erklärungspotential des Mo-
dells der Frame-Selektion weitgehend verloren, das in der präzisen Benennung der Be-
dingungen liegt, unter denen es zum Rahmenwechsel oder zum Wechsel des Modus
der Informationsverarbeitung kommt. Solange unklar bleibt, wann Menschen bestimm-
te Rahmungen fixieren, bleibt die Erklärung tautologisch.

5 Der Begriff der Wertbeziehung wird an dieser Stelle nicht im Sinne der „theoretischen Wertbe-
ziehung“ von Heinrich Rickert verwendet. Rickert hat im methodologischen Kontext die
„theoretische Wertbeziehung“ von der „praktischen Bewertung“ unterschieden, um den Objek-
tivitätsanspruch der Kulturwissenschaften abzusichern (Rickert 1902: 275ff., 1928). Diese
Konstruktion wurde kritisiert (Oakes 1990, 1988). In dem hier wichtigen Kontext geht es aber
nicht um eine theoretische, sondern um eine „praktische“ Wertbeziehung (Schluchter 1996:
249). Dabei wird nicht gefragt, welche Werte einen Forschungsgegenstand konstituieren, son-
dern welche Werte eine Handlungssituation bestimmen. Die praktische Wertbeziehung ist auf
der anderen Seite von der praktischen Wertung zu unterscheiden, die eine subjektive Einstel-
lung mit einschließt.
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3. Es besteht ein Widerspruch zwischen der Annahme der Folgenunabhängigkeit und


der Reflexivität der wertrationalen Definition der Situation. Wertrationales Handeln er-
folgt „ohne Rücksicht auf die vorauszusehenden Folgen“ (Weber 1976: 12). Essers ex-
plizites Ziel besteht darin, die Unabhängigkeit der Wertrationalität von „extrinsischen
und intrinsischen Konsequenzen“ im Rahmen der TdFS zu modellieren (Esser 2003:
168).6 Ein anderes konstitutives Moment der Wertrationalität besteht aber in dem re-
flexiv-rationalen Modus (rc) der Informationsverarbeitung. Um über eine Handlungssi-
tuation reflexiv nachzudenken, muss der Akteur ein Motiv haben. Die TdFS geht von
der Annahme aus, dass das Umschalten in den rc-Modus genau dann erfolgt, wenn der
Erwartungswert EU(rc) höher ist als der Erwartungswert EU(as). Der EU(as) bestimmt
sich aus der Salienz des automatisch „geltenden“ Frame i und der erwarteten Auszah-
lung im Falle einer dem i adäquaten Handlung: sU(i). „Das EU-Gewicht für die Selek-
tion einer reflektierenden Heuristik bestimmt sich aus drei Größen: der Bewertung der
nach dem jeweiligen Match zu erwartenden alternativen Definition der Situation, ge-
wichtet mit der eingeschätzten Wahrscheinlichkeit p, die ,richtige‘ Definition der Si-
tuation auch tatsächlich herauszufinden (zusammen also: pU[j]); der (mit der zu p
komplementären Erwartung gewichteten) Bewertung des ,Status quo‘ für den Fall, dass
der Frame i doch gilt oder die Suche fehlschlägt, also (1 – p) sU(i); und den sicheren
Kosten C der Reflexion“ (Esser 2003: 160). Formal lässt sich also festhalten:
EU(as) = sU(i)
EU(rc) = pU(j) + (1 – p) sU(i) – C
Der Wechsel in den rc-Modus erfolgt, wenn: EU(as) < EU(rc), nach Umwandlung also:
U(j) – sU(i) > C/p, oder:
2U(j) – (m/[1 – m]) U(i) > C/p
Man kann nun zeigen, dass das Modell keinen Wechsel in den rc-Modus erlaubt, wenn
der alternative Frame (j) einen wertrationalen Charakter hat. Der Grund dafür besteht
darin, dass j mit keinerlei Folgenüberlegungen verbunden werden kann. Man entschei-
det sich für eine wertrationalen Rahmung der Situation nicht, um ein bestimmtes Ziel
zu erreichen, sondern weil man überzeugt ist „von dem, was Pflicht, Würde, Schön-
heit, religiöse Weisung, Pietät“ ist. Die instrumentelle Nützlichkeit7 des wertrationalen
Frame U(j) ist also per definitionem gleich Null.8 Unter diesen Umständen weist das

6 „Die Frage ist die nach der Entstehung von festen Überzeugungen, dass es für die Geltung des
betreffenden Wertes eine Reihe unhintergehbarer ,guter Gründe‘ gibt, die jedoch mit irgend-
welchen ,Konsequenzen‘ oder gar einem ,Erfolg‘ nichts zu tun haben dürfen – denn sonst wäre
es ja wieder nur irgendeine Variante der Zweckrationalität“ (Esser 2003: 170).
7 Die Anerkennung von Pflichten, Idealen oder Ideen lässt sich nicht sinnvoller Weise als „Nut-
zen“ explizieren. Zwar kann der Eigenwert einer Handlung als ein spezifischer, unmittelbarer
Nutzen (z.B. „persönliches Wohlsein“) verstanden werden (Esser 1997: 319). Der Eigenwert
einer Rahmung entzieht sich aber diesem Terminus. Bedeutungen oder Pflichten können per se
wahr oder falsch, richtig oder verwerflich sein. Nützlich können sie erst in einem Handlungs-
kontext werden. Bei der Definition der Situation stehen sie jedoch nicht in einem praktischen,
sondern in einem „theoretischen“ Kontext. Es geht dem Handelnden dabei vor allem um die
Erkenntnis, welche Geltungsansprüche in der gegebenen Situation anerkannt werden sollen.
8 Dies bedeutet natürlich nicht, dass ein wertrationaler Frame keinen „Wert“ für den Handeln-
Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion 441

Reflexionsmotiv 2U(j) – (m/[1 – m]) U(i) immer, d.h. unabhängig von der Ausprä-
gung des Matches mi, einen negativen Wert auf. Da das Verhältnis der Reflexionskos-
ten C zur Wahrscheinlichkeit p hingegen einen positiven Wert aufweist, gilt 2U(j) –
(m/[1 – m]) U(i) < C/p, also: EU(as) > EU(rc). Das Umschalten in den rc-Modus fin-
det nicht statt.
Am Grenzfall der Wertrationalität wird ein Engpass der gesamten TdFS sichtbar. Es
zeigt sich, dass der Wechsel in den rc-Modus der Informationsverarbeitung bestimmte
Nutzenerwartungen voraussetzt (vgl. dazu auch Rohwer 2003: 345). Da „Pflicht, Wür-
de, Schönheit und religiöse Weisung“ keinen instrumentellen Nutzen haben, scheiden
sie als Motive der Reflexion aus.

IV. Reformulierung

1. Geltungsgrad und Passungsgrad

Zentral für weitere Ausführungen ist die logische Unterscheidung zwischen dem Gel-
tungsgrad einer Rahmung, die zur Auslegung der Situation herangezogen wird, und
der Übereinstimmung oder Passung dieser Rahmung auf den gegebenen Wirklichkeits-
ausschnitt – kurz: zwischen Geltungsgrad und Passungsgrad. Die Rahmungspassung lässt
sich ganz im Sinne der TdFS auf die kognitive Verankerung des Modells im Gedächt-
nis des Akteurs und das Auftreten entsprechender Situationsmerkmale zurückführen.
Der Geltungsgrad eines Rahmungswertes hängt hingegen von der Art relevanter Werte
ab. Bei abstrakten, bewusst herausgearbeiteten „letzten Richtpunkten“ des Handelns
handelt es sich um Werte, die für den Akteur einen sehr hohen bis „absoluten“ Gel-
tungsgrad haben. Werte, die niedriger in der Werthierarchie rangieren, erheben diesen
absoluten Geltungsanspruch nicht. Sie lassen sich gegen andere Werte abwägen und
ohne fundamentale Konflikte zurücksetzen. Der Geltungsgrad eines Wertes hängt also
ab von seiner Position in der Hierarchie der Wertsphäre9 und von seinem Verhältnis zu
anderen kulturellen Werten.
Erst durch die Differenzierung zwischen dem Geltungsgrad und dem Passungsgrad
einer Rahmung findet die TdFS Anschluss an die Ebene gesellschaftlich geteilter, kul-
turkreisspezifischer Werte. Denn der Geltungsrang eines Wertes wird nicht privat von
dem Handelnden, sondern kulturell festgelegt (Etzrodt 2000: 770). Dieser gesellschaft-
lich festgelegte Rang eines Wertes spiegelt sich in der individuellen Definition der Si-
tuation wider. Die Einbettung der TdFS in ein Mehr-Ebenen-Modell, das zwischen
Handlung, Kultur und Ordnung unterscheidet, setzt also eine differenzierte Analyse
der Faktoren der Bestimmung der Situation voraus.
Die Rahmungspassung und die Rahmungsgeltung sind nicht nur logisch differente,
den aufweist. Ganz im Gegenteil. Der Wert, um den sich hier handelt, ist aber kein instrumen-
teller Wert, kein „Nutzen“, der sich aus der Relation zu anderen Zielen ergibt, sondern der Ei-
genwert einer Rahmung.
9 Webers Theorie des absoluten Polyteismus der Werte führt zu einer Theorie der Wertsphären.
Diese wird durch zwei Annahmen strukturiert. Zum einen sind Werte unterschiedlicher Sphä-
ren nicht aufeinander reduzierbar oder gegeneinander austauschbar. Sphärenintern sind aber
Werte nach ihrem Generalisierungsgrad hierarchisch geordnet und systematisiert.
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sondern beide konstitutive Momente der Definition der Situation. Die Begriffe vom
„Modell der Wirklichkeit“ und „Modell für die Wirklichkeit“ beziehen sich nicht auf
unterschiedliche Sachverhalte, sondern auf unterschiedliche Aspekte der Kultur. Es wäre
unzulässig, diese auseinander zu reißen oder aufeinander zu reduzieren (Schluchter
2000: 98ff.).
Dies legt Korrekturen für die Modellierung des wertrationalen Handelns im Rah-
men der TdFS nahe. Das Besondere an einer wertrationalen Definition der Situation
besteht nicht in der Fixierung des Matches einer Rahmung (m), sondern in der Fixie-
rung der Geltung des Wertes, der die Rahmung trägt. Der Passungsgrad zwischen der
Situation und dem wertrationalen Deutungsmuster kann zwischen 0 und 1 beliebig va-
riieren. Diese Konzeptualisierung ist im Rahmen des Esserschen Ansatzes möglich. Sie
ist im Begriff des Matches angedeutet, aber nicht durchgeführt. Der Match wird nach
Esser durch drei Faktoren bestimmt: durch die Verankerung des Frame im Bewusstsein
des Akteurs (a), durch das Vorhandensein der für das Frame relevanten Objekte (e)
und durch „die Abwesenheit von ,Störungen‘ u bei der Beobachtung der Objekte“ (Es-
ser 2001: 270). Insofern gilt: m = a × e × u. Die a-Variable lässt sich nun im Sinne
des Geltungsgrades eines Rahmungswertes interpretieren, während die e- und u-Kom-
ponenten den Passungsgrad bezeichnen (vgl. Kroneberg 2005: 351). Eine wertrationale
Bestimmung der Situation unterscheidet sich von sonstigen Auslegungsarten demnach
allein durch die Fixierung der a-Variablen auf eins. Es gibt hierbei aber keine weiteren
Besonderheiten.
Diese Interpretation der TdFS setzt freilich voraus, dass die „Zugänglichkeit“ oder
„Verankerung“ des Frame im Bewusstsein (a) nicht kognitivistisch und mentalistisch
verkürzt wird. Denn nicht alle kognitive Rahmungen, die im Bewusstsein gespeichert
sind, binden den Akteur im normativen Sinne. Es geht ja beim Geltungsgrad nicht
darum, wie deutlich ein Frame im Bewusstsein erscheint, sondern welchen Wert er für
den Handelnden hat.
Eine weitere wichtige Konsequenz ergibt sich hieraus für die Annahme, jede proble-
matische Situation werde durch zwei komplementäre Frames mi und mj strukturiert,
dass also mj = 1 – mi gilt. Tatsächlich können mehrere Frames gleich gut auf die Situa-
tion passen. Die Interpretation der Massenentlassungen bei florierenden Unternehmen
im Sinne der „Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit“ passt auf die Problemlage gleich
gut wie die Interpretation im Sinne „sozialer Verantwortungslosigkeit der Manager“.
Wenn unterschiedliche Personen zu unterschiedlichen Auslegungen gelangen, dann nur
aufgrund der unterschiedlichen subjektiven Aneignung der Werte, die beide Frames
tragen.

2. Der instrumentelle Wert und der Eigenwert der Rahmung

Im Begriff der Rahmungsgeltung zeichnet sich zugleich schon auch die Lösung des
dritten hier angesprochenen Problems ab. Die Schwierigkeit besteht dabei darin, die
motivationale Grundlage für die Reflexion und die Übernahme einer wertrationalen
Rahmung jenseits konsequentialistischer Überlegungen herauszuarbeiten.
Der Akteur betrachtet die möglichen Interpretationen der Problemsituation nicht
Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion 443

aus der Perspektive eines unbeteiligten Teilnehmers, sondern von der Warte seiner
mehr oder weniger konkreten Interessen. Jede Interpretation bekommt auf diese Weise
für ihn einen spezifischen Wert, der sich aus der funktionalen Beziehung auf das Inte-
resse ergibt. Man kann diesen Wert als „funktional“ oder „instrumentell“ bezeichnen.
Auf diesen Wert (Ui) richtet sich auch die TdFS, wenn sie von den „Bewertungen“ ei-
nes Frame i spricht. Ihr entgeht aber ein anderer Wert, der bei der Definition der Si-
tuation eine Rolle spielt, nämlich der Eigenwert der Rahmung.10 Dieser ist nicht mit
der Präferenz gleichzusetzen, die sich aus der funktionalen Beziehung der Rahmung
auf das Interesse ergibt.11 Der instrumentelle Wert einer „demokratischen“ Definition
der Situation z.B. ergibt sich für eine oppositionelle Gruppierung aus der Zweckdien-
lichkeit der Demokratisierungsforderung für die politische Machtergreifung. Wenn die-
se Gruppierung es jedoch mit der Demokratie „ernst meint“, kann sie es nicht bei dem
instrumentellen Verständnis belassen, sondern muss an der demokratischen Idee auch
dann festhalten, wenn sie keinen instrumentellen Wert aufweist oder gar Kosten verur-
sacht.
Die Unterscheidung zwischen dem instrumentellen Wert und dem Eigenwert einer
Rahmung ist zentral für die weitere Argumentation. Sie soll daher gegen mögliche Ein-
wände verteidigt und dadurch besser erklärt werden. Der gewichtigste Einwand könnte
hier lauten, dass Werte nicht abstrakt, sondern nur in Bezug auf Objekte handlungsrele-
vant seien. Die Wertorientierungen (z.B. der Demokratieglaube) wirken praktisch nur
in Form von Zweckvorstellungen (Demokratisierung eines konkreten Regimes), die
Weil-Motive nur in Form von Um-zu-Motiven. Daher könne es keinen Eigenwert ge-
ben, der nicht zugleich einen instrumentellen Wert darstellen würde. Diese Argumen-
tation übersieht jedoch, dass:
– die Werte auch dann als geltend geglaubt werden können, wenn ihre Verwirklichung
in realistischer Zeitperspektive unwahrscheinlich erscheint, wenn sich also Wertvor-
stellungen nicht in Zweckvorstellungen übersetzen lassen. Auf diese Weise kann eine
antiautokratische Opposition an der Demokratieidee auch dann festhalten, wenn sie
alle Hoffnungen aufgegeben hat, die Demokratie selbst noch zu erleben. Ihre Moti-
vation entspringt in diesem Fall offensichtlich nicht der Vorstellung eines bestimm-
ten Wirklichkeitszustandes, sondern der Überzeugung über die Richtigkeit eines
Sinnzusammenhangs.12

10 Zur Unterscheidung zwischen erfolgs- und eigenwertorientiertem Handeln vgl. Schluchter


(1988: 75ff.), Voss (1998), Döbert (1989).
11 Hartmut Esser hat zwar selbst eine ähnliche Lösung vorgeschlagen: „Man könnte erstens in die
EU-Gleichung einer einfachen Modellierung für das betreffende ,wertrationale‘ Handeln A,
neben irgendeiner auch noch bestehenden Nutzenerwartung pU, einen eigenen Nutzenterm
U(A) einfügen, der mit dem Handeln ,um seiner selbst willen‘ unmittelbar auch sofort realisiert
wird“ (Esser 2001: 314). Esser verwirft die Lösung mit dem Argument, die zusätzliche Nutzen-
erwartung garantiere noch keine „Unbedingtheit“ wertrationalen Handelns. Die Vermutung
liegt jedoch nahe, dass sich „Unbedingtheit“ in der utilitaristischen Sprache der Nutzenerwar-
tungen überhaupt nicht definieren lässt. Für Weber liegt die Unbedingtheit des eigenwert-
orientierten Handelns jedenfalls nicht in einer Nützlichkeit, sondern in der Befolgung einer
Norm-Maxime.
12 Der Demokratieglaube kann zwar eine „diffuse“ Zweckvorstellung hervorrufen, die zeitlich
und inhaltlich unbestimmt bleibt, wenn sie z.B. auf „zukünftige Generationen“ bezogen wird.
444 Mateusz Stachura

– Die Wertorientierungen können zwar in die Zielvorstellungen transformiert werden,


aber diese werden nicht allein durch die Wertorientierungen bestimmt. Erstens kön-
nen Ziele auch durch emotionale, affektuelle oder physiologische (viscerale) Zustände
beeinflusst werden.13 Zweitens spielen bei der Zielbestimmung auch räumliche und
zeitliche Faktoren, die Ressourcenverfügbarkeit, das Verhalten von anderen Akteuren
und die Nebenfolgen ihres Verhaltens, kurz: kontingente Wirklichkeitszustände eine
Rolle, die sich nicht aus Wertideen ableiten lassen. Dadurch wird es möglich, dass
der instrumentelle Wert einer Rahmung für die Befriedigung von Interessen relativ
niedrig ausfällt, wenngleich der Eigenwert dieser Rahmung hoch bleibt. Das Um-zu-
und das Weil-Motiv können auseinander fallen.14
– Driften die als geltend geglaubten Werte und die Zweckvorstellungen, der Eigenwert
und der instrumentelle Wert so weit auseinander, dass sich die Zweckverwirklichung
nicht mehr in der Sprache geltender Werte rechtfertigen lässt, kann sich der Akteur
in „nicht-logisches“ Handeln im Sinne von Vilfredo Pareto flüchten. Da der Eigen-
wert der Rahmung hoch ist, wird daran äußerlich festgehalten. Aber: „Die angeführ-
ten Gründe sind Scheingründe“ (Albert 2005: 143, 2002). Denn die wirkliche Defi-
nition der Situation wird von anderen Rahmungen bestimmt, und zwar von Rah-
mungen, die einen hohen instrumentellen Wert haben. Das (Lippen-)Bekenntnis zu
der eigenwertigen Rahmung lässt sich nur durch die Unterscheidung zwischen dem
Eigenwert und dem instrumentellen Wert einer Deutung erklären. Die eigenwertige
Deutung erfüllt die Funktion der Rechtfertigung der Handlung, die aus einem ande-
ren, nicht-legitimitätsfähigen Grund15 erfolgt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Ziel- und die Wertvorstellungen müssen hin-
sichtlich ihres logischen Status unterschieden werden. Der Begriff Ziel bezeichnet eine
Vorstellung eines erstrebten Wirklichkeitszustands, der Wertbegriff hingegen einen spe-
zifischen Sinnzusammenhang: einen Maßstab oder Standard zur Bewertung der Wirk-
lichkeit. Ein Wertmaßstab ist per se noch kein Wirklichkeitszustand. Die Idee der De-
mokratie ist noch kein Demokratisierungsziel.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen lässt sich der Widerspruch zwischen der
Reflexivität und Unbedingtheit der wertrationalen Definition der Situation problemlos
auflösen. Es ist nicht der instrumentelle Wert Uj der Rahmung j, sondern ihr Eigen-
wert aj, der die Reflexion und das wertrationale Reframing der Situation auslöst. Da
die TdFS den Eigenwert der Rahmung im Begriff des Matches versteckt – wie oben ge-

Doch es ist klar, dass nicht diese offene Möglichkeit, sondern die Richtigkeitsüberzeugung das
Festhalten an der gegebenen Situationsdefinition motiviert. Das Entwerfen von Handlungen
unterscheidet sich vom unverbindlichen „Phantasieren“ durch die Motivation, „den Entwurf
zu verwirklichen“. „Die Ausführbarkeit des Entwurfs ist eine Bedingung jedes Entwerfens“
(Schütz 1971: 84). Da sich die Ausführbarkeit in unserem Beispiel nicht auf die diffuse
Zweckverwirklichung beziehen kann, sind es keine Um-zu-Motive, sondern Weil-Motive, die
das Handlungsentwerfen bewegen.
13 Zur Differenzierung des Begriffs der Emotion vgl. Elster (1999: 246ff.).
14 Der Eigenwert und der instrumentelle Wert fallen zusammen nur im Grenzfall des rein wertra-
tionalen Handelns.
15 Die Derivate müssen keine Werte sein. Auch instrumentelle oder technische Argumente taugen
als Scheinlegitimationen von Handlungen. Kulturelle Werte stellen aber besonders plausible
und legitimitätsfähige Derivate dar.
Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion 445

zeigt wurde –, kann sie diese wahre Motivationsquelle der Wertrationalität nicht sau-
ber herausarbeiten. Es zeigt sich also, dass alle hier identifizierten Konzeptualisierungs-
probleme eine gemeinsame Wurzel haben: den unscharf gebliebenen Geltungs- oder
Wertaspekt der Definition der Situation.
Mit der hier vorgelegten Interpretation lassen sich die oben angesprochenen Defizite
der TdFS ausgleichen. Zwei Probleme werden davon jedoch nicht berührt:
– Esser untersucht nur die Ebene der wertrationalen Selektion der Definition der Si-
tuation. Die Ebene der Selektion der Handlung ist hingegen nicht Gegenstand seiner
Analyse. Dabei bleibt das Zusammenspiel zwischen den beiden Ebenen unklar, was
bereits im letztgenannten Problemkreis deutlich wurde. Muss der alternative Frame j
mit Nützlichkeitserwartungen verbunden sein, um den Rahmungswechsel auszulö-
sen? Muss die Passung des bestehenden Frame (mi) fraglich werden, damit der Ak-
teur in den rc-Modus der Informationsverarbeitung umschaltet? Ließe sich nicht die
Annahme verteidigen, dass der Handelnde gerade dann seine Lage reflektiert, wenn
ihm das Ziel seines Tuns, das Interesse oder der „Nutzen“ gar nicht mehr klar sind?
Sucht er nach einem zweckdienlichen Frame, um die bestehenden Interessen zu be-
dienen, oder sucht er nach einer Deutung, welche der „aus den Fugen geratenen
Wirklichkeit“ neuen Sinn verleiht?
– Wenn die Begriffe „Modell der Wirklichkeit“ und „Modell für die Wirklichkeit“
zwei analytisch unterscheidbare, aber real untrennbare Aspekte der Kultur darstellen,
wenn die Identifizierung der wertrationalen Definition der Situation mit dem „Mo-
dell für die Wirklichkeit“ unhaltbar ist, dann gilt im Umkehrschluss, dass jede Defi-
nition der Situation durch beide Aspekte bestimmt wird. Hier stellt sich die Frage,
ob der Geltungs- und Wertbezug nicht als konstitutives Moment jeder Definition
der Situation anerkannt werden müsste.
Zur Beantwortung dieser Fragen wird in den folgenden Abschnitten (erneut) Bezug auf
Max Weber genommen. Dabei wird sich zeigen, dass in seinem Ansatz eine Konzepti-
on der Definition der Situation angelegt ist, die den utilitaristischen Engpass der TdFS
vermeidet.16

V. Die „Definition der Situation“ im Ansatz von Max Weber

Auch Weber geht von der unreflektierten Routine des gewohnheitsmäßigen Handelns
aus. Zeichnet sich durch die Veränderung der ontologischen Situation oder der Bedürf-
nisse des Akteurs eine alternative Handlungsmöglichkeit ab, kann dieser in den ratio-
nalen Handlungsmodus umschalten. Dies geschieht, indem der Akteur die beiden Al-
ternativen mit Hilfe spezifischer Regeln des Handelns, die Weber als „Zweck-Maxi-
men“ bezeichnet, auf ein allgemeineres Ziel bezieht.17 Die Zweckrationalität bedeutet
hier, dass sich der Akteur für diejenige Alternative entscheidet, die, gemäß der Zweck-

16 Zur Handlungsrationalität bei Max Weber allgemein vgl. Brubaker (1984), Eisen (1978), Ha-
bermas (1981), Kalberg (1980), Spinner (1994), Sprondel and Seyfarth (1981), Vogel (1973),
Prewo (1979).
17 Die Zweck-Maximen basieren auf „,Erfahrungssätzen‘ des Typus: auf x folgt y“ (Weber 1988b:
330).
446 Mateusz Stachura

Maximen, die Verwirklichung des Ziels im größtmöglichen Umfang verspricht. Die


Lage kompliziert sich, wenn der Akteur die subjektive Gewissheit über das Ziel oder
die Zielrangordnung verliert. Er hat nun drei Möglichkeiten:
– Er kann „die konkurrierenden und kollidierenden Zwecke ohne wertrationale Orien-
tierungen an ,Geboten‘ oder ,Forderungen‘ einfach als gegebene subjektive Bedürf-
nisregungen in eine Skala ihrer von ihm bewußt abgewogenen Dringlichkeiten brin-
gen und danach sein Handeln orientieren ... Prinzip des ,Grenznutzens‘“ (Weber
1976: 13). Diese Entscheidung entbehrt aber einer rationalen Begründung.18
– Er kann versuchen, die kollidierenden Ziele in eine Planhierarchie unter Bezugnah-
me auf die Zweck-Maximen zu bringen. Dies setzt aber ein zusammenhängendes
System der Ziele und perfektes teleologisches Wissen voraus (vgl. Schütz und Luck-
mann 2003: 501ff.).
– Will der Handelnde jedoch zwischen qualitativ unterschiedlichen Zielvorstellungen
oder zwischen Zielen und Normen rational entscheiden, braucht er eine allgemeinere
Entscheidungsgrundlage als die, welche ihm der Zielbegriff und die Zweck-Maxime
geben. Diese Grundlage bilden nach Weber Werte. „Die Entscheidung zwischen kon-
kurrierenden und kollidierenden Zwecken und Folgen kann dabei ihrerseits wert-
rational orientiert sein: dann ist das Handeln nur in seinen Mitteln zweckrational“
(Weber 1976: 13). Der Selektion der Handlung muss in diesem Fall eine (rationale)
Definition der Situation vorausgehen.
Damit ist freilich nicht gemeint, dass die kognitive Analyse der Situation erst auf der
Reflexionsebene der Werte hergestellt wird. Schon die Mittel- und Zweckanalyse erfor-
derte die kognitive Analyse der objektiven Handlungslage. Aber die Kognition hat dort
keinen prinzipiellen, sondern einen technischen Charakter. Sie beschränkt sich auf die
Frage, ob die Anfangsbedingungen für die Anwendung der Zweck-Maximen gegeben
sind. Bei der Auslegung des Sinns der Situation agiert der Akteur aber nicht in einer
technischen, sondern in einer „prinzipiellen“ Einstellung. Er fragt weder nach der
Zweckmäßigkeit der Mittelwahl noch nach der Anwendungsmöglichkeit der Zweck-
Maximen, sondern nach der Sinnhaftigkeit der Zwecke. Dies bedeutet wiederum nicht,
dass die Mittelanalyse und Mittelwahl keinen Wert- oder Sinnbezug aufweisen würden.
Jede Handlung beruht auf einer Sinngrundlage. Aber auf der Reflexionsebene der Mit-
telwahl bleibt der Wert- oder Sinnbezug unthematisiert. Seine fraglose Geltung wird
erst dann erschüttert, wenn der Konflikt zwischen Zweck, Mittel, Folge und Norm des
Handelns ins Bewusstsein kommt.19

18 Webers Begriff der Handlungsrationalität fällt also nicht mit der „Rationalität“ zusammen, von
der die klassische RC-Theorie spricht. Auf diesen Unterschied hat bereits Raymond Boudon
(1998) hingewiesen.
19 Die hier entwickelten Beziehungen zwischen Mitteln, Zielen und Werten entsprechen im We-
sentlichen dem Interpretationsvorschlag von Schluchter. Der Handelnde kann demnach unter-
schiedliche Handlungsaspekte reflexiv erfassen und dadurch gegeneinander abwägen. „Denn
im Übergang [der Handlungsreflexion – M.S.] vom Mittel zum Zweck werden die Mittel, im
Übergang vom Zweck zum Wert die Zwecke, im Übergang vom Wert zur Folge aber die Werte
selber zur Disposition gestellt“ (Schluchter 1998: 261). Eine Abweichung ergibt sich bei der
Einschätzung der Handlungsfolgen. Auf der einen Seite können die Folgen bereits auf der Ebe-
ne der Handlungsselektion relevant werden. Auf der anderen Seite sind es nicht Folgenüberle-
gungen allein, welche die Wertselektion auslösen und steuern, sondern auch andere Werte und
Wertprinzipien.
Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion 447

Nach welchem Mechanismus werden nun die Situationswerte ausgewählt, die als
Zwecke des Handelns dessen Verlauf bestimmen? Die Konzeptualisierung der Defini-
tion der Situation über die Nützlichkeitserwartungen erscheint unplausibel, da doch
gerade die Unsicherheit über die Zweckrangordnung den Akteur dazu bewegt, über den
Sinn der Situation nachzudenken. Bei klaren Präferenzen erübrigt sich die Reflexion.
Es wäre also unlogisch, die Unsicherheit auf der Ebene der Handlungsselektion in eine
Sicherheit auf der Ebene der Definition der Situation umzudeuten.20 Damit wird kei-
neswegs behauptet, dass die Definition der Situation in der „Luft der Interessenlosig-
keit“ hängt, sondern nur, dass der Akteur die bestehenden Interessen in keine Planhie-
rarchie einordnen kann. Die zentrale Bedeutung des Übergangs von der Zweck- zur
Wertanalyse besteht darin, dass die Zwecke zur Disposition gestellt werden (Schluchter
1998: 261). Da der Akteur nun wissen will, welche Wertbezüge die Situation bestim-
men, ist er auch bereit, die bestehenden Interessen und Bedürfnisse neutral zu betrach-
ten. Die Nützlichkeitsüberlegungen können also die Definition der Situation nicht er-
klären, da sie darin erst konstituiert oder ausgelesen werden.21
Der hier entwickelte Ansatz konzipiert die rationale Definition der Situation nicht
als einen nutzenmaximierenden Wahl-, sondern als einen Anerkennungsakt. Der Akteur
anerkennt die Gültigkeit eines Wertes für eine bestimmte Situation. In sozialen Hand-
lungssituationen spielen dabei nicht nur subjektive Wertbindungen eine Rolle, sondern
auch Wertgeltungsansprüche, die von anderen Akteuren in der Situation real erhoben
werden. Als erster Faktor der Definition der Situation kann der Passungsgrad einer
Wertidee auf die Wirklichkeit ausgemacht werden. Als zweiter Faktor muss der Gel-
tungsgrad eines Wertes als Faktor der Definition der Situation berücksichtigt werden.
Der Geltungsgrad hängt zum einen von der Stellung des Wertes in einem übergreifen-
den Sinnzusammenhang oder „Weltbild“, zum anderen von dem Rationalisierungsgrad
dieses Weltbildes ab.22 Die Geltungsgrade der Werte auf der Makro-Ebene der kultu-
rellen Sinnzusammenhänge finden ihre Entsprechung auf die Mikro-Ebene individuel-
ler Lebensführung. Damit ist die Ausrichtung des individuellen Handelns an „bestimm-
ten letzten ,Werten‘ und Lebens-,Bedeutungen‘“ gemeint (Weber 1988b: 132). Die ra-
tionale Lebensführung bedeutet nicht, dass vereinzelte Handlungen unter ein Wertprin-
zip gestellt werden, sondern dass ihre Gesamtheit wertkonsistent bleibt. Die Stellung
eines Wertes in dem Lebensführungsentwurf des Akteurs bestimmt somit seinen Wert-
geltungsgrad.
Die Bedeutung der Nutzenerwartung bei der rationalen Definition der Situation
besteht nicht in der Gewichtung der möglichen Rahmung, sondern nur in der Bestim-
mung der Richtung der Situationsdeutung. Bedingung dafür ist, dass der Akteur keine
unverrückbaren Zielvorstellungen hat, sondern lediglich Präferenzen, die gegebenenfalls

20 „In Essers Modell der ,Definition der Situation‘ ist der zukünftige erwartete Nutzen der Modelle
und der Modi die zentrale erklärende Variable. Dabei verkennt Esser, dass die Evaluation zu-
künftiger Nutzenterme nur innerhalb einer Situationsdefinition möglich ist“ (Etzrodt 2000:
774).
21 Dies schließt freilich die Möglichkeit einer Rechtfertigung von nicht legitimitätsfähigen Hand-
lungen oder Interessen nicht aus. Solch eine „nicht-rationale“ Definition der Situation muss
aber von ihrer rationalen Variante sauber unterschieden werden.
22 Zur theoretischen und empirischen Analyse der Wertmuster im Sinne des weberianischen For-
schungsprogramms (vgl. Stachura 2005, 2005a).
448 Mateusz Stachura

zurückgenommen oder modifiziert werden können. Geht der Handelnde hingegen von
nichtmodifizierbaren Zielvorstellungen aus, verkommt die „Definition der Situation“
zu einer nichtrationalen Legitimationsbeschaffungsmaßnahme, von der keine selektive
Wirkung zu erwarten ist. Die Nützlichkeitsüberlegungen dürfen die Rationalität der
Analyse der Situationswerte also nicht außer Kraft setzen, sondern lediglich initiieren.
Diese Interpretation trägt der (berechtigten) Kritik an der TdFS von Christian Lüde-
mann und Heinz Rothgang Rechnung. Demnach ist es äußerst unwahrscheinlich, dass
eine Rahmung mit einer hohen Nutzenerwartung, aber einer geringeren Geltungswahr-
scheinlichkeit ausgewählt wird (Lüdemann und Rothgang 1996: 284).23
Schwieriger gestaltet sich die Lage, wenn mehrere generalisierte Wertbezüge fest-
stellbar sind.24 In diesem Fall kann der Akteur in der Tat eine Strategie der „Wertmaxi-
mierung“ verfolgen. Dies bedeutet, dass die Rahmung als gültig anerkannt wird, wel-
che die Verwirklichung unterschiedlicher, aufeinander nicht reduzierbarer Werte im
größtmöglichen Umfang verspricht.
Der rationale Akteur im Sinne von Weber sucht primär nach der richtigen Perspek-
tive, aus der die Situationswerte sichtbar werden. Bei mehreren Wertbezügen versucht
er ein rationales Wertsystem oder eine Wertrangordnung aufzubauen, um die wider-
streitenden Werte, welche „Geltung erheischend“ an ihn herantreten, zu versöhnen
oder zu verwerfen.
Nicht nur die Logik der Definition der Situation, sondern auch die Motive der Si-
tuationsreflexion müssen abweichend von Esser konzeptualisiert werden. Nicht nur
eine Zielkollision, sondern auch eine Wertkollision kann die Reflexion über den Sinn
der Situation auslösen. Die Werte müssen nicht mit konkreten Zielvorstellungen ver-
bunden sein, um die Geltung eines Frame in Frage zu stellen. Wenn z.B. das Demo-
kratisierungsziel den Einsatz der Gewalt verlangt, die vom Akteur aus wertprinzipiellen
Gründen abgelehnt wird, dann ist diese Ablehnung kein „Ziel“, das vom Akteur mit
irgendwelchem „Nützlichkeitswert“ verbunden wird. Die Erschütterung der Geltung
der Rahmung und des daraus folgenden Ziels ergibt sich hier vielmehr aus einem Ziel-
Wert-Konflikt. Das Beispiel des „Gewaltverbots“ lässt sich um beliebige religiöse, wirt-
schaftliche oder kulturell-ästhetische Wertprinzipien und Pflichten erweitern, die alle-
samt keine Ziele, d.h. keine erstrebten Wirklichkeitszustände, sondern Sinnzusammen-
hänge darstellen, die aber das Potential haben, das „Recht“ bestimmter Zielsetzungen
herauszufordern. Bei bestimmten – nämlich rein wertrationalen – Handlungen können
die Konsequenzen einer prinzipiellen Wertorientierung vom Akteur sogar subjektiv ab-
gelehnt werden. Und dennoch müssen diese Orientierungen als Faktoren des Umschal-
tens in den reflexiven Modus der Informationsverarbeitung und der Rahmungsselek-

23 Vgl. auch den Lösungsvorschlag von Clemens Kroneberg, der freilich genau in die umgekehrte
Richtung geht und nicht die U-, sondern die m-Variable im rc-Modus der Frame-Selektion
„streicht“ (Kroneberg 2005: 350ff.).
24 Webers Theorie des „absoluten Wertpluralismus“ schließt die Möglichkeit aus, dass alle gesell-
schaftlichen Werte in ein zusammenhängendes System gebracht werden können (Schluchter
1988: 284ff.). Eine geschlossene Rangordnung der Werte ist also nicht möglich. Gleichwohl
lassen sich die Werte in ihren Sphären rationalisieren, d.h. in logisch geschlossene und wider-
spruchsfreie Systeme bringen. Zur Rationalisierung der Wertsphären vgl. Oakes (2003), Har-
rington (2000).
Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion 449

tion berücksichtigt werden. Der Akteur schaltet „in die Reflexivität“ bei jeder absehba-
ren Verletzung eines mit hoher Geltung ausgestatteten Wertes.

VI. Anstatt Zusammenfassung: Der Sinn der Definition der Situation

Die Interpretation der Wertrationalität in Kategorien der Eigenwertorientierung ist in-


des nicht neu. Bereits Rainer Döbert hat im Anschluss an die Schützsche Unterschei-
dung von Um-zu- und Weil-Motiven darauf hingewiesen (Döbert 1989: 211ff.). Neu
an der vorliegenden Lesart ist aber die Verknüpfung der Idee der Eigenwertorientie-
rung mit der in der TdFS klar herausgearbeiteten Unterscheidung zwischen Definition
der Situation und Handlungsselektion. Drei Sachverhalte werden vor diesem Hinter-
grund klar:
Erstens muss die wertrationale Definition der Situation von der wertrationalen
Handlungswahl unterschieden werden. Auf einen Typus der Handlungswahl wurde in
dem vorausgehenden Abschnitt bereits aufmerksam gemacht. Die zweckrationale Wahl
zwischen Handlungsalternativen erfolgt durch Rückgriff auf die Zweck-Maximen. Der
Webersche Ansatz kennt aber einen weiteren Regeltypus: die „Norm-Maxime“. Diese
beinhaltet die „Vorstellung einer um ihrer selbst willen gesollten ,Norm‘“ (Weber
1988b: 330, 334). Der wichtigste Unterschied zwischen der zweck- und der wertratio-
nalen Handlungsselektion besteht darin, dass Letztere bei der Übersetzung der gelten-
den Situationsdefinition in die Handlung von den Folgen des gegebenen Tuns, die sich
nach den Zweck-Maximen berechnen lassen, abstrahiert. Eine Definition der Situation
kann nun sowohl zu einer Selektion der Handlung aufgrund der Norm-Maximen (Ty-
pus „reiner Wertrationalität“) als auch der Zweck-Maximen (Typus „Wertrationalität
der Ziele bei Zweckrationalität der Handlungsmittel“) oder Zweck- und Wertmaximen
(Typus der Integration von Wert- und Zweckrationalität) führen (vgl. Baurmann 1996:
296ff.). „Die wertrationale Orientierung des Handelns kann also zur zweckrationalen
in verschiedenartigen Beziehungen stehen“ (Weber 1976: 13). Wenn von „Eigenwert-
orientierung“ gesprochen wird, muss zugleich immer klar gemacht werden, worauf sich
diese bezieht: auf die Situationsdefinition oder auf die Selektion der Handlung.
Als weiterer zentraler Befund der vorliegenden Untersuchung lässt sich zweitens die
Präzisierung des Begriffs der Definition der Situation festhalten. Nicht jede kognitive
Handlungsreflexion verdient es, als „Definition der Situation“ bezeichnet zu werden;
die Prüfung der Realisierbarkeit einer Handlungsstrategie genauso wenig wie die Analy-
se der Bedingungen des Handelns. Denn in solchen Fällen bewegt sich das Denken in-
nerhalb eines bestimmten Handlungsprogramms, ohne die Ziele, die Zwecke oder die
Werte des Handelns in Zweifel zu ziehen. Es ist ein technisches und kein prinzipielles
Denken. Der Terminus „Definition der Situation“ soll hingegen für Reflexionsakte re-
serviert werden, die nicht die Realisierbarkeit, sondern die Sinnhaftigkeit des Handelns
hinterfragen.
Die Sinnreflexion des Handelns setzt drittens einen Wert- und Geltungsbezug zwin-
gend voraus. Bei der reflexiven Situationsauslegung will der Akteur wissen, welche
sinnhafte Struktur die diversen Ziele, Wünsche, Forderungen, Normen, Pläne, Postula-
te und Bedeutungen zusammenspannt. Das ideelle Interesse nach einer Sinnordnung
450 Mateusz Stachura

der Welt lässt sich nach Weber – anders als beim Utilitarismus – nicht auf das mate-
rielle Interesse reduzieren oder instrumentalistisch in seine Dienste stellen. Nicht nur
der Fall der wertrationalen Definition der Situation, wie von der TdFS behauptet, son-
dern jede rationale Situationsdefinition wird also durch den Bezug auf geltende Werte
mitbestimmt.
Da Menschen aber nicht in einer Ideenwelt, sondern in der kontingenten Wirklich-
keit handeln, orientieren sie sich nicht nur an Werten, sondern auch an konkreten
Zielvorstellungen und versuchen, diese unter dem Einsatz des gesicherten Zweckwis-
sens zu verwirklichen. Wie das Zweckwissen nicht durch Ideenwissen ersetzbar ist, so
lässt sich umgekehrt das gesicherte Wertwissen nicht durch Nützlichkeitsüberlegungen
substituieren. Webers Handlungstheorie hält an beiden Wissensarten unter der Prämis-
se fest, dass es die „Weltbilder“ sind, welche „als Weichensteller die Bahnen“ bestim-
men, „in denen die Dynamik der Interessen das Handeln fortbewegt“ (Weber 1988a:
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Korrespondenzanschrift. Dr. Mateusz Stachura, Univeristät Heidelberg, Institut für Soziologie,


Sandgasse 9, 69117 Heidelberg
E-Mail: mateusz.stachura@soziologie.uni-heidelberg.de

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