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Die Spandau-West–Hennigsdorfer Kleinbahn war eine straßenbahnähnliche Kleinbahn,

die von 1923 bis 1945 existierte und Bestandteil des Berliner Straßenbahnnetzes
war. Die von der Linie 120 bediente Verbindung führte vom Bahnhof Spandau-West
durch die Spandauer Neustadt über Johannesstift und Nieder Neuendorf nach
Hennigsdorf. Konzessionär des Unternehmens war die AEG, auf deren Betreiben die
Bahn auch eingerichtet wurde. Die Betriebsführung oblag der Berliner Straßenbahn
und deren Nachfolgern. Auf einem rund fünfeinhalb Kilometer langen Abschnitt befuhr
die Linie die Bötzowbahn der Osthavelländischen Kreisbahnen (OHKB, ab 1943
Osthavelländische Eisenbahn).
Inhaltsverzeichnis

1 Geschichte
2 Betrieb
2.1 Streckenbeschreibung
2.2 Fahrzeuge
2.3 Fahrplan und Tarif
3 Literatur
4 Weblinks
5 Einzelnachweise

Geschichte

Die AEG nahm im Jahr 1911 eine Fabrik zur Fertigung von Porzellanisolatoren in
Hennigsdorf in Betrieb. 1913 begann der Bau von Elektrolokomotiven.[1] Der Ort war
seit 1893 über die Kremmener Bahn an Berlin angeschlossen. Die in Spandau
wohnhaften Teile der Belegschaft mussten für ihren Arbeitsweg eine umständliche
Fahrt mit Umstieg am Bahnhof Berlin Gesundbrunnen in Kauf nehmen. Bereits 1911
plante die AEG die Verlängerung der Spandauer Straßenbahn nach Hennigsdorf. Das
Unternehmen wollte seinen Mitarbeitern dadurch die Möglichkeit bieten, in Spandau
zu wohnen oder ihre Kinder auf die dort ansässigen höheren Schulen zu schicken. Um
dem Vorhaben zusätzlich Auftrieb zu verleihen, wollte die AEG eine Grundauslastung
der Bahn garantieren. Durch den Ersten Weltkrieg ließ man das Vorhaben zunächst
fallen.[2]

Im Jahr 1921 nahm die AEG in ihrer Lokomotivfabrik den Bau von Dampflokomotiven
auf. Im Folgejahr betrug die Belegschaft 7200 Personen, von denen ein Teil in
Spandau wohnte. Im Juni 1922 stellte das Unternehmen daher beim
Regierungspräsidenten in Potsdam, Franz Schleusener, den Antrag zur Inbetriebnahme
einer Kleinbahn vom Bahnhof Spandau-West (in der Lage des heutigen Bahnhofs Berlin-
Spandau) nach Hennigsdorf. Die Bahn sollte in Teilen die Gleise der
Osthavelländischen Kreisbahnen nutzen.[3]

Die Strecke gliederte sich in vier Abschnitte:[3][4]

4,3 Kilometer auf den Gleisen der Berliner Straßenbahn von Bahnhof Spandau-West
zum Bahnhof Johannesstift
5,5 Kilometer auf den Gleisen der Osthavelländischen Kreisbahnen vom Bahnhof
Johannesstift zum Bahnhof Nieder Neuendorf
1,5 Kilometer Anschlussgleis der AEG zur früheren Munitionsfabrik Hennigsdorf
1,0 Kilometer neu zu errichtendes Gleis bis zum Eingang der Lokomotivfabrik

Die Berliner Straßenbahn erteilte 1922 der AEG die Genehmigung zur Benutzung ihrer
Gleisanlagen, der Magistrat von Spandau stimmte dem Vorhaben im September 1922 zu.
Mit der OHKB handelte die AEG einen Vertrag über Mitnutzung ihrer Gleisanlagen
sowie der Herstellung einer Gleisverbindung im Bahnhof Johannesstift aus.
Gleichzeitig veranlasste sie die Sanierung des Anschlussgleises.[5] Ende 1922 lag
die vorläufige Genehmigung zum Betrieb der Bahn vor. Die endgültige
Genehmigungsurkunde lag am 28. Juli 1925 vor. Darin wird die Bahn als Spandau-West–
Hennigsdorfer Kleinbahn bezeichnet. Genehmigungsinhaberin war die AEG-
Bahnabteilung, Betriebsführerin war die Berliner Straßenbahn-Betriebsgesellschaft.
Die Genehmigung wurde bis zum 31. März 1945 erteilt.[3][6]

Da die AEG zunächst nur während der Schichtwechselzeiten von einem größeren
Fahrgastaufkommen ausging, erfolgte die Bedienung durch Benzol- anstelle von
elektrischen Triebwagen, wodurch die Kosten für den Unterhalt der Oberleitungen und
anderer Einrichtungen entfielen. Die AEG stellte zunächst zwei Triebwagen, die
Berliner Straßenbahn vier Beiwagen. Die Wagen waren im Straßenbahnbetriebshof
Spandau beheimatet. In Hennigsdorf existierte an der Rathenaustraße eine beheizbare
Wagenhalle mit zwei Ständen, die zum Warten und Betanken der Benzolwagen diente.[1]
[4]

Am 1. Januar 1923 nahm die Berliner Straßenbahn den Betrieb auf Grundlage der
vorläufigen Genehmigung auf.[4] Die offizielle Abnahmefahrt fand eine Woche später
am 8. Januar 1923 statt. Sie verlief anstandslos.[5] Gleichzeitig gingen die
Haltestellen Wichernstraße (zur Anbindung der ab 1914 entstandenen Waldsiedlung
Hakenfelde) und Kraftwerk in Betrieb.[3] Die gewählte Liniennummer 120 war an die
Linie 20 angelehnt, die von Spandau Hauptbahnhof (heute: Stresow) bis Johannesstift
fuhr und deren Fahrweg zwischen der Spandauer Altstadt und Johannesstift mit dem
der Linie 120 identisch war.[1][6] Die Berliner Straßenbahn stellte die Linie 20 im
September 1923 ein. Den Streckenast nach Johannesstift bedienten in den Folgejahren
unter anderem die Linien 54, 154 und 58.[7]

Die Linie soll in den 1920er-Jahren zweigeteilt betrieben worden sein. Zwischen
Spandau-West und Johannesstift verkehrten elektrische Triebwagen, während die
Benzoltriebwagen auf dem Abschnitt von Johannesstift bis Hennigsdorf fuhren.[8] Vom
25. April 1926 bis 16. Januar 1928 führte die Berliner Straßenbahn die Wagen des
elektrischen Pendelbetriebs als Linie 120E.[7] Bereits 1924 soll eine Linie 120E
zwischen Spandau, Seegefelder Straße Ecke Nauener Straße und Spandau, Markt
bestanden haben.[9]

Die Bahn stellte sich als Erfolg heraus, sodass die Anzahl der Fahrten schrittweise
erhöht wurden. Auf der parallel verlaufenden Strecke der OHKB zwischen Spandau-West
und Johannesstift nahm der Verkehr hingegen rapide ab, sodass sich die Kreisbahnen
zur Reduzierung des Angebots auf täglich zwei Zugpaare ent

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