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Pflegestandard

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Ganzkörperwaschung
Ausdruck unterliegt nicht dem Änderungsdienst!
Geltungsbereich: UKL
 Gesundheits- und Krankenpflege
Qualifikation:  Fachkrankenpflege
 Akademisierte Pflege
Auszubildende in der Gesundheits-  Schüler ab dem 1. Semester
und Krankenpflege unter Anleitung
 Schüler ab dem 2. Semester
eigenständig

1. Definition
Unter Ganzkörperwaschung (GKW) versteht man die tägliche Waschung des Patienten im Rahmen
der Körperpflege und der therapeutischen Pflege in Abhängigkeit seiner Pflegebedürftigkeit nach
einem standardisierten Schema.

2. Indikation
Indiziert ist eine GKW zur Reinigung des Körpers von Schmutz und Hautabsonderungen (Talg und
Schweiß).

3. Ziel
 Diese Maßnahme dient der Körperreinigung.
 Sie verschafft dem Betroffenen Wohlbefinden.
 Sie fördert die Durchblutung der Haut.
 Der Patient wird mobilisiert.
 Dem Patienten wird ein angenehmes Körpergefühl vermittelt.
 Die benötigte Zeit dient der Kommunikation und der Beobachtung des Allgemeinzustandes des
Patienten.

4. Zu beachten in der Praxis


 Die GKW bietet die beste Gelegenheit zur intensiven Hautbeobachtung und zur ungestörten
Kommunikation (nonverbal und verbal).
 In die GKW können Maßnahmen zur Kontrakturen-, Thrombose-, Pneumonie- und
Intertrigoprophylaxe genauso wie der Bettwäsche- bzw. Kleidungswechsel mit eingebunden
werden.
 Zur ganzheitlichen Wahrnehmung des eigenen Körpers ist es wichtig, dass der Patient seine Beine
und Füße sieht. Deshalb sollte wenn immer möglich der Oberkörper bei der GKW hochgelagert
werden.
 Freiliegende Körperbereiche werden nach Möglichkeit mit dem Handtuch abgedeckt. Damit wird
ein Auskühlen des Patienten verhindern und sein Schamempfinden respektiert.
 Um das Verlassen des Patientenzimmers zu vermeiden wird auf die Vollständigkeit der benötigten
Utensilien geachtet.
 Hautpflegemittel werden erst nach völliger Abtrocknung der Haut aufgetragen.
 Dem Patienten wird jede Maßnahme angekündigt, auch wenn dieser aufgrund einer Demenz oder
anderer kognitiven Einschränkungen offenkundig den Sinn der Worte nicht versteht. Zusätzlich
werden alle benötigten Materialien so gelagert, dass der Patient diese sehen kann.
 Die Reihenfolge, in der die Körperregionen gewaschen werden, kann individuell abweichen.
Gründe dafür sind etwa die persönlichen Wünsche des Patienten oder medizinische Indikationen.

Prüfer: K. Kannegießer
Ersteller: U. Schmieg Freigeber: K. Kannegießer Revision: 001/12.2016
Qualitätszirkel
Erstellende Organisationseinheit: Stabstelle Qualitäts- und Risikomanagement ID Nummer: 30055
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Ganzkörperwaschung
Ausdruck unterliegt nicht dem Änderungsdienst!
 Die vorhandenen geistigen und motorischen Ressourcen des Patienten werden bei der GKW
einbezogen um die Autonomie zu erhalten, zu fördern oder wieder herzustellen.
 Bei der Wahl der Pflegemittel werden die Wünsche des Patienten wenn möglich berücksichtigt.

Ganzkörperwaschung im Bett
Vorbereitung: Material:  mind. 3 Paar Einmalhandschuhe
 Einmalwaschhandschuhe, Anzahl richtet sich nach dem
Verschmutzungsgrad des Patienten
 3 klinikseigene Handtücher
 1 Waschschüssel
 Waschlotion bzw. Seife
 Utensilien zur Mund- und Zahnpflege (siehe Pflegestandard Mund-
Zahnpflege)
 Hautpflegemittel
 bei Männern Elektro- oder Nassrasierer, Rasierwasser
 Kosmetikprodukte
 frische Kleidungsstücke
 Kamm, Bürste und Handspiegel
 ggf. frische Bettwäsche,
 ggf. Kompressionsstrümpfe etc.
 Abwurfbehälter jeweils für Wäsche und Restmüll
 Händedesinfektionsmittel
 Flächendesinfektionsmittel (z. B. CLEANISEPT WIPES MAXI)
Planung  Benötigte Gegenstände auf einer desinfizierten Arbeitsfläche
vorbereiten und auf Vollständigkeit überprüfen.
 Bei vorhandenen Schmerzen wird vor der Waschung, nach
Absprache mit dem Arzt, ein Medikament zur Schmerzlinderung
verabreicht.
 Die GKW wird normalerweise von einer Pflegeperson durchgeführt
(evtl. Mithilfe einer zweiten Person bei schwerkranken oder sehr
adipösen Patienten beim Drehen und bei der Lagerung).
Durchführung: Organisation  Händedesinfektion nach dem geltendem UKL Hygienestandard.
Bitte beachten: vor jedem Anlegen neuer Einmalhandschuhe
während der Ganzkörperwäsche müssen die Hände desinfiziert
werden.
 Der Patient wird über die GKW informiert und um Zustimmung
gebeten.
 Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine
angenehme Temperatur geheizt.
 Dem Patient wird ein Steckbecken oder Toilettenstuhl angeboten.
 Die Waschschüssel wird mit Wasser gefüllt. Die Wassertemperatur
richtet sich nach den Wünschen des Patienten. Ggf. erhält der
Patient die Möglichkeit, die Temperatur mit der Hand zu prüfen.
 In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut
oder wenn mgl. der Mitpatient für die Zeit nach draußen gebeten.
 Besucher werden während der Pflegemaßnahme gebeten den Raum
zu verlassen.
 Die nächsten Angehörigen können, auf eigenen Wunsch, von der
Pflegeperson in die GKW einbezogen werden.
 Ein Stuhl oder Hocker wird als Ablagefläche ans Bettende gestellt.
Prüfer: K. Kannegießer
Ersteller: U. Schmieg Freigeber: K. Kannegießer Revision: 001/12.2016
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Erstellende Organisationseinheit: Stabstelle Qualitäts- und Risikomanagement ID Nummer: 30055
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 Das Bett wird auf eine rückenschonende Arbeitshöhe gestellt. Ist
der Patient in der Lage, z.B. Gesicht und Oberkörper selbständig zu
waschen, so ist darauf zu achten, dass der Nachtschrank mit der
Waschschüssel bequem vom Patienten erreicht werden kann.
 Die Hilfsmittel (Hörgerät, Brille) werden zur Seite gelegt.
 Ggf. vorhandene Lagerungshilfsmittel werden entfernt, soweit
diese nicht unbedingt notwendig sind.
 Der Oberkörper wird hochgelagert. Der Winkel richtet sich nach
dem Gesundheitszustand und dem Schmerzempfinden des
Patienten.
 Händedesinfektion nach geltendem Hygieneplan.
 Benötigte Gegenstände werden auf einer desinfizierten
Arbeitsfläche in Reichweite vorbereitet und auf Vollständigkeit
geprüft.
 Der Zeitpunkt, wann Einmalhandschuhe anzulegen sind, richtet
sich nach den individuellen Gegebenheiten. Einmalhandschuhe
müssen unbedingt bei etwaigen Infektionen wie Hautpilz oder bei
MRE getragen werden. Spätestens bei der Reinigung der
Intimregion sind die Einmalhandschuhe anzulegen.

Gesicht Je nach Zustand des Patienten sollte nicht unbedingt mit dem Gesicht
(empfindsamste Zone) begonnen werden, sondern ggf. mit dem
Oberkörper oder den Händen, z.B. bei sehr unruhigen Patienten mit
Abwehrverhalten.
 Die Mund-, Zahn- und Zahnprothesenpflege wird (gemäß SOP
Mund- und Zahnpflege) durchgeführt.
 Die Bettdecke wird etwas zurückgerollt. Der Oberkörper wird
entkleidet und mit dem großen Badetuch vor Auskühlung
geschützt.
 Das kleine Handtuch wird leicht um den Hals platziert.
 Das Gesicht wird mit klarem Wasser ohne Seifenzusatz gereinigt,
Ohrenreinigung integrieren.
 Die Augen werden von Ablagerungen befreit. Die Wischbewegung
erfolgt stets von außen nach innen in Richtung des Tränenflusses.
 Alle Hautbereiche werden sorgfältig abgetrocknet.
 Ggf. wird der Patient rasiert, bitte Patientengewohnheiten bzgl. der
Art der Rasur und der Häufigkeit einbeziehen.
Oberkörper  Dem Wasser wird ggf. eine Waschlotion beigemengt.
 Ggf. richtet der Patient sich im Bett auf. Die Pflegeperson bietet
ihm dafür den Patientenaufrichter (Ausnahme: bei bestehender
Kontraindikation wie z. B. bei Patienten mit einem Apoplex) als
Hilfe an.
 Der Hals, die Achselhöhlen, die Arme und die Hände werden
gewaschen.
 Hautfalten (Achselhöhlen und weibliche Brüste, Bauchfalten)
werden auf Intertrigo inspiziert.
 Die Fingernägel werden kontrolliert. Bei Verschmutzung der
Fingernägel sollten diese sofort gereinigt werden. Ansonsten kann
die Nagelpflege zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden.
 Der Brustkorb und der Bauch werden in Richtung Füße gewaschen.
 Den Bauchnabel überprüfen und ggf. Verunreinigungen mit einer

Prüfer: K. Kannegießer
Ersteller: U. Schmieg Freigeber: K. Kannegießer Revision: 001/12.2016
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Ölkompresse entfernen.
 Der vordere Oberkörper wird abgetrocknet.
 Frisches Flügelhemd anziehen bzw. den Patienten beim Anziehen
unterstützen. Sollte der Patient eigenes Nachthemd bzw.
Schlafanzug bevorzugen, so kann dieses erst angezogen werden,
wenn der Rücken gewaschen und abgetrocknet ist.
untere  Die unteren Extremitäten werden entkleidet.
Extremitäten  Ein Handtuch wird als Schutz auf dem Bett platziert.
 Einmalhandschuhe nach vorheriger Händedesinfektion anlegen.
 Die Ober- und Unterschenkel, Knie und Füße werden in
Herzrichtung gewaschen.
 Die unteren Extremitäten werden abgetrocknet, insbesondere die
Hautzwischenräume.
 Die Füße und Zehenzwischenräume werden auf Fußpilz untersucht.
 Die Fersenregion wird auf Anzeichen eines Dekubitus untersucht.
Intimbereich  Das Waschwasser wird gewechselt.

Hinweis: Das Waschwasser muss an dieser Stelle nicht gewechselt werden,


wenn die gebrauchten Einmalwaschhandschuhe nach dem Waschen der
unteren Extremitäten nicht wieder in das Wasser zurückgelegt wurden. Es
ist allerdings darauf zu achten, dass das Wasser nicht zu sehr abgekühlt ist,
ansonsten sollte das Waschwasser trotzdem gewechselt werden.

 Einmalhandschuhe nach Händedesinfektion anziehen und vorderen


Intimbereich reinigen (vom Unterbauch über Leiste und
Oberschenkel zum äußeren Genital waschen).
 Bei der Frau:
 Die Patientin Beine aufstellen lassen und spreizen (soweit
dieses möglich ist).
 Die großen Schamlippen werden gespreizt, Waschrichtung:
von der Symphyse zum Anus
 Der äußere Genitalbereich wird gewaschen und getrocknet.
 Dabei sorgfältig auf Pilzbefall, Ausfluss, Hautrötungen,
Intertrigo etc. achten.
 Beim Mann:
 Der Penis wird gewaschen.
 Die Vorhaut wird zurückgezogen und die Eichel
gewaschen. Insbesondere der Belag (Smegma) hinter der
Eichel muss gründlich entfernt werden, auf
Hautveränderungen achten. Danach wird die Vorhaut
wieder zurückgeschoben.
 Das Skrotum Richtung Anus reinigen. Dazu wird der
Hodensack vorsichtig angehoben.
 Der Bereich wird gründlich getrocknet.
 Dabei sorgfältig auf Pilzbefall, Ausfluss, Hautrötungen,
Intertrigo etc. achten.
 Entsorgen der Einmalhandschuhe.
 Händedesinfektion nach geltendem UKL-Standard
 Der Patient wird zur Seite gedreht.
 Das Handtuch wird an den Rücken gelegt.
 Der Rücken wird gewaschen und abgetrocknet.
Prüfer: K. Kannegießer
Ersteller: U. Schmieg Freigeber: K. Kannegießer Revision: 001/12.2016
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Anlegen der Einmalhandschuhe nach erfolgter Händedesinfektion.
Po und den Anus in Richtung Steißbein waschen, danach sorgfältig
abtrocknen.
 Die Einmalhandschuhe werden entsorgt.
 Patient wieder auf den Rücken drehen.
 Patient wird wieder zugedeckt.
 Die Haare werden gekämmt.
 Der Patient erhält seine Hilfsmittel (Hörgerät, Brille).
 Ggf. Hautpflege mit Hautlotion oder Kosmetika (Wünsche des Patienten wenn
möglich einbeziehen)
 Therapeutische Salben nach ärztl. Anordnung applizieren.
Nachbereitung:  Überprüfen ob sich die Rufanlage und das Telefon in Reichweite des Patienten
befinden.
 Bett wieder auf normale Höhe herunterfahren.
 Die verbrauchten Materialien werden sachgerecht entsorgt.
 Benutzte Oberflächen werden desinfiziert.
 Die Waschschüssel wird gereinigt und desinfiziert nach dem geltenden UKL-
Hygienestandard.
 Die Pflegemittel werden zurückgestellt.
 Händedesinfektion nach dem geltendem UKL Hygienestandard.
 Vor dem Verlassen des Zimmers wird sich nach dem Befinden des Patienten und
seiner Bedürfnisse bzgl. Lagerung, Getränke, Belüftung des Zimmers usw.
erkundigt (wann immer möglich) und seinen Wünschen entsprochen.
 Alle Maßnahme werden im den jeweiligen Leistungsnachweis dokumentiert mit
Datum, Uhrzeit und Handzeichen.
 Die Ganzwaschung im Bett und alle Prophylaxe-Maßnahmen werden im
SAP Leistungsnachweis dokumentiert.
 Die Lagerung wird im Bewegungsplan verzeichnet.
 Beobachtungen, etwa Hautveränderungen oder Schmerzäußerunge n,
werden dokumentiert und ggf. wird die Information an den Arzt
weitergeleitet.
 Applikationen von therapeutischen Salben / Tinkturen etc. im
entsprechenden Dokumentationssystem verzeichnet.
 Das Pflegehandeln wird dem veränderten Zustand des Patienten angepasst.

Dokumente:  SAP Leistungsnachweis im Pflegemaßnahmentool


 Bewegungsplan
 Pflegebericht
 Patientendokumentation
Mitgeltende  Expertenstandard Dekubitus
Dokumente:  Expertenstandard Mobilisation
 Expertenstandard Schmerz
 Hygienestandard UKL
 Standard Dekubitusprophylaxe in der Pflege (Roxtra)
 SOP Dekubitusprophylaxe
 Richtlinie ads 2009
 Handbuch Patientendokumentation

Prüfer: K. Kannegießer
Ersteller: U. Schmieg Freigeber: K. Kannegießer Revision: 001/12.2016
Qualitätszirkel
Erstellende Organisationseinheit: Stabstelle Qualitäts- und Risikomanagement ID Nummer: 30055
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5. Quellenangaben
 Krischnick, O. (2010), Pflegetechniken von A – Z. 4. Auflage.
 http://www.pqsg.de/seiten/premium/artikel/hintergrund-standard-waschung-im-bett.htm
 Kellnhauser, E.; Schewior-Popp, S.; Sitzmann, F.; Geißner, U.; Gümmer, M.; Ullrich, L.
(hrsg.) (2000), Pflege. 9. Auflage.
 Mauelshagen, A.; Huhn, S.; Kreuzpainter, G. (2016), Sofort einsetzbare Pflege- und
Expertenstandards auf CD-ROM. Forum Verlag.
 http://www.pqsg.de/seiten/premium/artikel/hintergrund-standard-waschung-im-bett.htm
 Krischnick, O. (2010), Pflegetechniken von A – Z. 4. Auflage.
 Kellnhauser, E.; Schewior-Popp, S.; Sitzmann, F.; Geißner, U.; Gümmer, M.; Ullrich, L.
(hrsg.) (2000), Pflege. 9. Auflage.
 Mauelshagen, A.; Huhn, S.; Kreuzpainter, G. (2016), Sofort einsetzbare Pflege- und
Expertenstandards auf CD-ROM. Forum Verlag.
 Schewior-Popp, S.; Sitzmann, F.; Ullrich, L. (2012), Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in der
Ausbildung. 12. Auflage.

6. Begriffe, Abkürzungen
GKW Ganzkörperwäsche

Prüfer: K. Kannegießer
Ersteller: U. Schmieg Freigeber: K. Kannegießer Revision: 001/12.2016
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Erstellende Organisationseinheit: Stabstelle Qualitäts- und Risikomanagement ID Nummer: 30055

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